Folge deinem Traum von Bluttraene ================================================================================ Kapitel 23: Was ist mit Justin? ------------------------------- Am Montag früh war Brian total müde und nicht wirklich ausgeschlafen. Trotzdem quälte er sich aus dem Bett. Er musste ins Büro. Arbeit würde ihm gut tun. Das Loft war so leer ohne Justin. Er musste hier raus. Er musste etwas zu tun haben. Vielleicht konnte er, wenn er alles so macht wie immer, vergessen, dass Justin nicht da war. Ja, so musste es gehen. Er ging ins Dinner frühstücken, doch da war kein Justin, der ihm wie jeden Montag seinen Kaffee schon bereitgestellt hat. Keiner hatte in der Küche schon sein Essen vorbestellt. Brian blieb kurz stehen und atmete tief durch. Es war nicht Montag, es war Dienstag. Immer wieder sagte er es sich leise vor. Und schon war es einfacher. Justin ist dienstags nicht hier. „Brian!“ Er drehte sich zur Theke um, hinter der Debbie stand. „Willst du dein Frühstück? Es ist bestimmt gleich fertig. Setz dich doch schon mal an den Tisch, den Kaffee bring ich dir gleich.“ Ja, für Debbie schien auch Dienstag zu sein. Denn montags saß Brian bei Justin und Debbie am Tresen, Dienstag bis Freitag am Tisch. Doch Brian schüttelte den Kopf, auch wenn heute hier im Dinner Dienstag war, so konnte er doch trotzdem bei Debbie sitzen. Er brauchte jetzt ihre Nähe. Nicht nur er hatte jemanden verloren. In Debbies Augen sah Brian die Sorge um ihren „Sonnenschein“. Sie sahen sich in die Augen und wussten es Beide. Sie mussten Justin unbedingt finden. Beide hatten aber auch die Angst in ihren Augen. Wo sollten sie ihn suchen? Wann würden sie ihn finden? War er noch am Leben? Sie gaben sich für die kurze Zeit eines Frühstücks den Halt und die Kraft, die sie brauchten. Denn Debbie hatte eine Schwäche, dass sie sich zu sehr an einen Menschen hängen konnte und Justin war nun mal Teil ihrer Familie. Nach dem Frühstück machte sich Brian sofort an die Arbeit. Seine Mitarbeiter hatten heute viel zu tun, weil sich Brian keine freie Minute mehr gönnte. Selbst zur Mittagspause musste ihn seine Sekretärin zwingen. Erst am Abend, als auch der letzte Mitarbeiter gegangen war, verließ auch er das Büro. Doch er führ keineswegs nach Hause. Er suchte wieder alle Plätze ab, wo Justin sein könnte. Erst spät kam er nach Hause. Vor der Wohnungstür saß Michael und wartete auf ihn. „Was machst du hier?“ „Meine Mutter versucht seit zwei Stunden dich zu erreichen. Du hast dein Handy nicht an.“ „Hatte keine Lust zu reden…“ „Sie hat sich aber Sorgen um dich gemacht! Außerdem hat sie was von Justin erfahren!“ Sofort wurde Brian hellhörig: „Wo ist er?“ „Das weiß ich nicht… Mum hat Jen angerufen und die hat ihr erzählt, dass sie Justin in der Schule entschuldigen wollte, er aber am Morgen selbst schon dort war und sich entschuldigt hat. Er sagte als Begründung, dass er Beziehungsstress hat und noch Probleme wegen seinem Zusammenbruch und deswegen die Woche nicht mehr kommt. Aber Jen meint, dass es ihm wohl gut geht, da er ja selbst in der Schule war.“ „Aber er ist nicht hier!“ „Aber er ist frei!“ „Und wenn das nur ein Trick war?“ Darauf wusste Michael keine Antwort. Brian ging an ihm vorbei und ließ sich auf sein Bett fallen. Michael schloss leise die Tür und ging. Er konnte ihm eh nicht helfen. Brian starrte an die Decke. Justin ging es also gut. Aber wo war er? Warum kam er nicht heim? Er wurde bestimmt irgendwo festgehalten. Aber wo? Und warum? In der Nacht träumte er von einem Keller, in dem Justin mit Ketten an der Wand gefesselt war. Er sah grausam aus: dreckig, ängstlich und unterernährt. Schweißgebadet wachte Brian am nächsten Morgen auf. Er musste Justin finden. Er musste einfach. So verging die Woche. Jeder Tag war gleich. Brian wachte früh auf, war sehr müde, ging bei Debbie frühstücken, arbeitete den ganzen Tag, suchte abends nach Justin, kam spät heim, träumte von Justin… Und es kamen keine Neuigkeiten von Justin. Nichts… keine Spur. Erst am Donnerstagabend, als Brian seine Kontoauszüge holte, gab es wieder eine Überraschung. Schnell rief er Michael an. Dieser traf sich mit ihm sofort im Loft. Er brachte Debbie mit: „Was ist denn passiert? Du sagtest, da sei was Komisches über Justin.“ „Naja, ich weiß noch immer nicht wo er ist, aber ich habe meine Kontoauszüge geholt.“ Debbie: „Hatte Justin deine Kreditkarte bei sich?“ Michael: „Jetzt lass ihn doch mal erzählen!“ Brian: „Nein, aber ich zahl doch sein Schulgeld und meine Sekretärin hat das Geld letzten Freitag wie immer pünktlich überwiesen. Doch jetzt kam es zurück. Es ist wieder rückgebucht worden. Aber das ist noch nicht alles. Irgendjemand hat das Geld, das ich bis jetzt für Justin bezahlt habe, bar auf mein Konto eingezahlt.“ Debbie: „Das versteh ich jetzt nicht. Justin hätte nie das Geld das alles zurückzuzahlen. Aber er hat doch auch, soweit ich wir wissen keine Freunde, die so viel Geld haben.“ Michael: „Und was ist mit seinem Vater?“ Brian: „Der will nichts von ihm und seinem, wie er es so schön sagt, Gekritzel wissen.“ Michael: „Aber wer sollte sonst so viel Geld für ihn bezahlen? Das macht doch keinen Sinn!“ Debbie: „Und wenn er entführt worden wäre, dann würde doch auch keiner sein Schulgeld zahlen.“ Brian: „Und wenn es nun reiner Hohn ist? Wenn mich jemand fertig machen will? Wenn mich jemand in die Knie zwingen will?“ Michael: „Und wenn… Nur mal so angenommen… Wenn Justin den Entschuldigungsgrund ‚Beziehungsproblem’ am Montag Ernst gemeint hat? Wenn er einen neuen Freund hat, der jetzt für ihn zahlt…“ Debbie: „Das ist doch Quatsch… Oder hast du irgendwas gemacht, was ihn geärgert hat?“ Brian wurde heiß und kalt. Er hatte gegen die Abmachung verstoßen. Er hatte mit Tim… Aber Justin wusste davon nichts. Justin war ja zuhause gewesen. Justin konnte davon nichts gewusst haben. Woher auch? Debbie: „Du hast doch nicht…“ Brian: „Natürlich nicht! Zumindest nichts, was ihn gestört hat. Es war alles okay!“ Michael: „Bist du dir da sicher?“ Brian nickte. Michael: „Aber was ist dann los?“ Debbie: „Am Besten du geht’s morgen zu Justins Schule und fragst nach.“ Brian stimmte dem zu und Debbie und Michael gingen nach einer Weile nach Hause. Brian schaute noch eine Weile fern und ging dann ins Bett. Er steht in einem dunklen Gang, vor ihm eine Tür, hinter der ein leises Schluchzen zu hören ist. Neben der Tür an der Wand hängt der Schlüssel. Brian hört im Gang kein Geräusch. Er muss dem Menschen hinter der Tür helfen. Schnell greift er nach dem Schlüssel. Vorsichtig öffnet er die Tür. Er schreckt zurück, als er sieht, wer dort sitzt und weint. Es ist Justin. Er läuft auf ihn zu und nimmt ihn in den Arm. Justin flüstert nur leise Brians Namen und wirft sich in seine Arme. Vorsichtig hebt Brian ihn hoch und trägt ihn zur Tür. Keiner begegnet Brian auf dem Gang. Niemand hält ihn auf. Da vorne ist schon die Tür und er tritt ins Freie. Er läuft einfach los, Justin fest an sich gepresst. Hinter sich hört er eine Alarmglocke. Brian drehte sich genervt im Bett um. Es war so ein schöner Traum gewesen. Brian schlug mit der Hand auf den Wecker. Widerwillig stand er auf. Er hatte heute etwas länger geschlafen, weil er gemerkt hatte, dass er ein bisschen Schlaf aufzuholen hatte. Deswegen kam er erst kurz vor der Pause in der Schule an. Den Weg zum Sekretariat war er das letzte Mal mit Justin gegangen. Er fragte nach dem Grund der Rückbuchung des Schulgelds. „Mr. Taylor war mit einer jungen Frau hier, die das Schulgeld bis zum Ende des Schuljahres im Voraus bezahlt hat. Er teilte mit, dass das Schulgeld danach auch weiterhin von ihr kommen soll.“ „Wer war die Frau?“ „Darüber darf ich Ihnen keine Auskünfte geben.“ „Hören Sie… Justin… Mr. Taylor wohnt bei mir. Er ist in der Nacht von Samstag auf Sonntag aus meiner Wohnung spurlos verschwunden. Einziger möglicher Grund scheint zurzeit eine Entführung zu sein. Also… Wer ist die Frau?“ „Eine Entführung? Also ich darf Ihnen wirklich nichts sagen, aber Mr. Taylor war hie rund hat gesagt, dass er wegen dem Problem letzte Woche und weil er eine Beziehungstrennung hinter sich hat, erst nächste Woche wiederkommt. Und ich kann Ihnen versichern, die Frau, die bei ihm war, ist hoch seriös und hat es gar nicht nötig jemanden zu entführen.“ „Sind Sie sich da sicher?“ „Auf jeden Fall!“ Dann ging es Justin also gut! Er war frei! Er war bei einer Frau und hatte keine neue Beziehung. Alles war gut! --- Zögernd betrat Justin das Sekretariat. Fast erwartete er dort auf Brian zu treffen. Aber das war unmöglich. Brian war ja gerade erst weggefahren. Nur die Sekretärin war da. Justin sah sie fragend an. „Hall Mr. Taylor. Vielleicht wissen Sie es schon… Mr. Kinney, der bisher für Sie bezahlt hat, war hier.“ „Was wollte er?“ „Er wollte wissen, warum das Schulgeld zurückgebucht wurde.“ „Was haben Sie ihm gesagt?“ „Dass Sie bis zum Ende der Woche krankgeschrieben sind und dass für sie das Schulgeld bis zum Ende des Schuljahrs schon überwiesen worden ist.“ „Weiß er, dass ich hier bin?“ „Er hat nicht gefragt.“ Justin wollte schon erleichtert gehen, aber die Sekretärin hielt ihn zurück: „Es war aber noch etwas komisch… Deswegen habe ich Sie auch rufen lassen… Mr. Kinney war davon überzeugt, dass Sie entführt worden sind.“ „Wie kommt er denn darauf?“ „Ich weiß es nicht. Er hat nur gesagt, dass Sie am Wochenende spurlos aus seiner Wohnung verschwunden sind.“ „Das bin ich auch…“ „Sie sagten, dass Sie sich von ihm getrennt hätten. Ich meine, es geht mich ja nichts an, aber warum denkt er, dass Sie entführt worden sind?“ „Ich weiß es nicht. Ich habe ihm nicht gesagt, dass ich mich von ihm getrennt habe. Ich habe ihn gesehen, wie er mich betrogen hat und bin weggelaufen. Ich verspreche, dass ich ihm sagen werde, dass ich ihn verlassen habe. Er wird nicht mehr herkommen.“ Sie redeten noch kurz miteinander und Justin erfuhr noch, dass am Montag kein Unterricht sein würde, dann ging er zurück in die Klasse. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)