Folge deinem Traum von Bluttraene ================================================================================ Kapitel 4: Dienstag ------------------- Er geht einen dunklen Gang entlang, es gibt nur eine Tür am anderen Ende. Darauf läuft er zu. Wie von Geisterhand öffnet sich die Tür und helles Licht blendet ihn. Er steht in einer Kirche, alles ist geschmückt mit roten und weißen Rosen, wie für eine Hochzeit. In den Bankreihen rechts und links sitzen Menschen. Es sind viele dabei die er kennt: Debbie, seine Mutter, Vic, Ben, Emmett, Ted, Linds, Mel, Gus, Joan, Craig, Molly. Sie alle sehen nach hinter zur Tür und „Ahhhhh“s und „Ohhhhh“s erklingen von allen Seiten. Es ist als käme eine Braut herein. Justin sieht an sich herunter. Er trägt einen weißen Anzug und einen Strauß roter Rosen in der Hand. Und er begreift: ER ist die Braut. Es ist seine Hochzeit. Er läuft den Gang nach vorne, vorbei an seinen Freunden. Jetzt entdeckt er auch Brians Schwester mit ihrer Familie, irgendwo am anderen Ende einer Bank. Und als er vorne ankommt, stehen Daphne und Michael rechts und links an der vordersten Bankreihe und zwischen ihnen direkt vor dem Altar steht Brian in einem schwarzen Anzug. Er streckt ihm die Hand entgegen und zieht ihn an sich. Er küsst ihn leidenschaftlich. Sie drehen sich zum Pfarrer um und der Gottesdienst beginnt. Endlich stehen die beiden zum Eheversprechen auf. Der Pfarrer wendet sich als erstes zu Justin: „Mister Justin Taylor wollen Sie den hier anwesenden Brian Kinney, zu Ihrem rechtmäßigen Ehemann nehmen, ihn lieben und ehren, bis der Tod euch scheidet? So antworten sie mit ‚Ja, so wahr mir Gott helfe!’“ Justin lächelt: „Ja, so wahr mir Gott helfe!“ Nun wendet sich der Pfarrer an Brian: „Mister Brian Kinney, wollen Sie den hier anwesenden Justin Taylor, zu ihrem rechtmäßigen Ehemann nehmen, ihn lieben und ehren, bis dass der Tod euch scheidet? So antworten auch sie mit ‚Ja, so wahr mir Gott helfe!’“ Justins Blick liegt zufrieden auf Brian. Jetzt ist also der Tag gekommen. Nachdem Justin jetzt schon ja gesagt hat, konnte Brian ja unmöglich nein sagen. Sag es! Sag es, Brian! , feuert er ihn gedanklich an. Brian öffnet den Mund: „Aufstehen Kleiner! Ich muss jetzt gleich los. Linds und Gus sind schon da“ Justin gab ein paar knurrende Laute von sich. Musste es immer an dieser Stelle sein? Warum konnte es nicht nur EINMAL länger sein. Wenn er es schon nicht in Wirklichkeit bekommen konnte dann wenigstens im Traum. Aber es half nichts. „Justin, darf ich dir wenigstens noch Tschüß sagen?“ Justin gab nach. Es hatte keinen Zweck. Er war wach. Er sah Brian an. Brian ging auf ihn zu. Es sah aus als wollte er was sagen. Dann stutze er. „Was ist denn? Warum schaust du so enttäuscht?“ Justin: „Ach es ist nichts.“ Brian: „So siehst du aber nicht aus.“ Linds: „Was ist denn Brian, du musst los.“ Brian: „Jaja, ich geh ja schon! Wollte meinen zwei Süßen nur noch Tschüß sagen.“ Erst jetzt merkte Justin, dass neben im Gus lag. Brian gab beiden noch ein Küsschen und dann verließ er wieder das Loft. Justin dachte nach. Warum träumte er das ständig? Ok, das war sein sehnlichster Wunsch, schon seit er die erste Nacht bei Brian verbracht hatte. Aber das würde doch niemals Wirklichkeit werden… Brian wollte sich doch niemals aufführen wie die Heteros und eine Hochzeit war ein bescheuertes heterosexuelles Ritual. So was Blödes könnten doch nur die Heten machen. Das waren seine Worte… Er würde sich niemals auf so was einlassen. Nicht einmal für Justin und das wusste dieser auch. Aber trotzdem war es sein größter Wunsch. Er wollte nichts auf der Welt so sehr wie Brian. Ihm war es egal, wenn er alles verlieren würde, wenn nur Brian bei ihm war. Und dieser Traum… Ihm wurde schmerzlich bewusst, dass er das noch so oft träumen konnte, aber es würde sich nichts ändern. Ihm kamen langsam die Tränen. „Was hast du denn?“ Erst jetzt fiel ihm wieder ein, dass Linds noch da war. Schnell wischte er sich über die Augen. „Nichts, nichts, ich bin nur noch etwas müde“ Linds: „Das ist es nicht. Ich merk doch, dass dich was bedrückt. Du warst gestern Vormittag schon so komisch. Irgendwas verheimlichst du Brian doch. Was ist es? Mit mir kannst du doch über alles reden.“ Justin: „Darüber zu reden würde auch nichts ändern.“ Linds: „Aber was ist es denn? Vielleicht kann ich dir helfen! Hat Brian dir was getan? Hat er dich geärgert?“ Justin: „Nein, es ist nur… Ach… ist schon ok…“ Linds: „Nein, das ist es nicht. Du leidest! Justin: „ABER ES IST MEIN PROBLEM!“ Justin schrie Linds an, zog die Decke über seinen Kopf und drehte sich weg. Linds sah ihn mitleidig an: „Es tut mir leid! Ich dachte nur… wollen wir frühstücken?“ Justin rührte sich nicht. „Ich werd auch nicht mehr fragen.“ Unter der Decke regte sich immer noch nichts. Dann kam es ganz leise: „Versprochen?“ „Bis du mit mir darüber reden willst!“ „Ok!“, Justin kroch aus dem Bett und nahm auch gleich Gus auf den Arm. „Komm Süßer, Mami hat uns was Leckeres zum Essen gemacht.“ Mit Gus auf dem Arm und nur mit Shorts bekleidet lief Justin zum Tisch. Dann nahm er ein Brötchen und schnitt es auf. Er bestrich beide Hälften mit Nutella. Eine hielt er Gus hin, der begierig danach schnappte, und eine aß er selbst. Linds sah ihnen lachend zu und dann meinte sie: „Justin, weißt du eigentlich, dass du auch einen prima Ehemann und Vater abgegeben hättest.“ Vor lauter Schreck ließ er seine Brötchenhälfte fallen. Sie hatte „Ehemann“ gesagt. Ob sie was wusste? „Was ist denn? Hab ich Falsches gesagt?“ „Nein, nein… das kam nur so unvermittelt“ Linds sah ihn prüfend an. Natürlich sah sie, dass seine fröhliche Miene nur aufgesetzt war. Was hatte ihn so verunsichert. Der Ehemann? Aber warum? Ihm konnte doch in der Hinsicht erstmal nicht passieren, da er und Brian ja niemals heiraten würden. Und der Vater… Justin würde doch nicht etwas Vater werden? Aber mit wem? Nein… irgendwas stimmte nicht. Und sie beschloss, dass sie das herausfinden musste. „Ich hab nur so gemeint, weil du mit Gus so gut umgehen kannst und auch sonst, den Haushalt hier so gut schmeißt.“ „Naja wir haben ja ne Putzfrau und essen tun wir doch so oft im Diner…“ „Schon, aber sag nicht dass du nicht auch ganz schön viel machen könntest, wenn Brian dich lassen würde.“ Justin stand auf, setzte den etwas verwirrten Gus auf den Stuhl und rannte in Richtung Bad. „Ich geh duschen!“ War Brian der wunde Punkte? Linds sah Justin besorgt nach. Sie musste ihm helfen… Aber wie? Justin stand derweilen unter der Dusche. Wie hatte er nur so reagieren können? Linds hatte das doch nur einfach so gesagt… sie konnte sich dabei doch nichts gedacht haben. Sie wusste doch nichts von seinem Traum. Er nahm sich vor heute Nachmittag möglichst nicht zu schlafen um sich nicht zu verraten. Nach ungefähr einer halben Stunde stellte er die Dusche wieder ab. Er nahm sich ein Handtuch und schlang es um seine Hüfte. Dann trat er vor den Spiegel. Rasieren könnte er sich auch mal wieder. Er sah ja aus… Schon der 3. Tag nur im Bett… Das musste sich ändern. Er würde erstmal mit Linds heute zum einkaufen gehen und dann noch etwas mit Gus durch den Park, vielleicht auch zum Spielplatz. Und ab morgen würde er wieder in die Schule gehen. Ein bisschen zeichnen würde ihn von dem Traum ablenken. Aber jetzt erstmal rasieren. Nach 5 Minuten war er fertig. Er lief zurück in den Wohnbereich des Lofts und suchte sich Klamotten zum Anziehen. „Linds, gehen wir dann zusammen einkaufen?“ „Willst du nicht lieber noch etwas im Bett bleiben?“ „Nö, das Bett nervt mich mittlerweile so was von an. Ich muss mal wieder raus hier. Ab morgen geh ich auch wieder in die Schule.“ „Glaubst du, dass du das schaffst? Bleib lieber noch etwas zuhause. Du bist doch eh die ganze Woche krank geschrieben. Zeichen kannst du doch auch hier.“ Es stimmte schon… Aber er musste hier raus… „Das sehen wir ja dann. Gehen wir jetzt einkaufen? Und dann können wir noch im Diner Mittagessen und mit Gus etwas auf den Spielplatz gehen.“ „Ok, aber wenn du zu schwach wirst, gehen wir sofort zurück.“ Damit erklärte sich Justin einverstanden. Also gingen sie alle los. Sie beschlossen erst zum Spielplatz, dann zum Diner und erst dann einkaufen zu gehen, damit sie die Tüten nicht so lange schleppen mussten. Auf dem Spielplatz war viel los. Justin hatte hier so viel Ablenkung, dass er nicht mehr an den Traum denken musste. Er hatte nämlich seinen Skizzenblock mitgenommen. Als die Mütter merkten, dass da jemand ihre Kinder zeichnete, konnten sie gar nicht genug bekommen und zeigten Justin ständig neue Situationen, die er zeichnen konnte. Ein paar der Zeichnungen schenkte er den stolzen Müttern, andere behielt er selbst. So verbrachten sie mehrere Stunden. Sie merkten erst, dass es auf Mittag zuging, als mehrere Mütter schon gegangen waren und der Spielplatz sich merklich leerte. Also brachen sie auch auf zum Diner. Sie hatten kaum die Tür wieder hinter sich geschlossen, da hörten sie auch schon eine mehr als laute Stimme. „Warum bist du nicht im Bett, Sonnenschein?“, Debbie stand dort wie eine Rachegöttin. Justin schaute nur ungerührt und schob Gus’ Buggy zum Tisch an dem schon, wie jeden Mittag, Brian, Michael, Ted und Emmett saßen. Er gab Brian einen Begrüßungskuss, setzte sich dann neben ihn und sah erst dann zu Debbie. „Weil mir im Bett langweilig war und ich dachte, dass mir etwas frische Luft gut tun würde, also waren wir beim Spielplatz mit Gus und dort saß ich nur auf der Bank.“ Dagegen konnte selbst Debbie nichts einwenden. Also bestellten sie und ließen es sich dann gut schmecken. Danach verabschiedeten sie sich von allen und gingen dann, natürlich ohne Debbie was davon zu sagen, einkaufen. Sie kamen erst kurz vor Brian und Mel nach Hause, weil sie unbedingt noch an den Schaufenstern vorbei schauen mussten und dann noch ein paar Sachen anprobieren mussten. Letztendlich hatte sich Justin einen Pulli für sich gekauft und genau denselben nur in viel kleiner für Gus. Sie beide sahen so lustig aus. Es war ein orangenes Sweatshirt, auf dem vorne bei beiden „Daddys Liebling“ stand. Es war zwar etwas bizzar, wenn man wusste, dass es die Schuld von Justins Vater war, dass er nicht mehr zuhause wohnte, aber man konnte es auch zweideutig sehen, wenn man die beiden nebeneinander sah. So sah es zumindest Brian als er heimkam. Zuerst bemerkte Brian die Aufschrift auf den Pullovern nicht und machte Witze darüber, dass er jetzt Zwillinge hätte. Erst als Justin und Lindsay loslachten, bemerkte er was auf den Shirts stand. Justin dachte, dass jetzt ein lustiger Kommentar kommen würde oder dass er Justin küssen würde oder irgendwas dergleichen, aber Brian fragte lediglich: „Na, hat das Shoppen Spaß gemacht?“ Justin war verwirrt… Was war nur jetzt schon wieder los? Linds erzählte wo sie überall waren und was für süße Klamotten es für Gus gegeben hat, so dass sie sich gar nicht entscheiden konnte, was sie kaufen sollte. Während Linds redete, setzten sie ich zum Abendessen. Kurz darauf kam auch noch Mel und es wurde eine ganz lustige Runde. Nur war Justin immer noch etwas durcheinander und wusste nicht so recht, was er von Brians Verhalten halten sollte. Als die 3 anderen gegangen waren, begab sich Justin wieder ins Bett „um sich etwas auszuruhen“, aber eigentlich wollte er nur in Ruhe seine Gedanken ordnen. Was war nur los? Er träumte die ganze Zeit diesen einen Traum, aber er wusste doch selber, dass das niemals wahr werden würde. Und dann war da das Verhalten von Brian gegenüber ihm, der gerade zu schwach wäre um sich zu wehren, wenn Brian versuchen würde mit ihm zu schlafen. Was war das nur? Eigentlich war er total zärtlich, aber war Brian nicht der Mann der keine Chance auslässt, jemanden zu ficken? Und dann war Brian doch auch immer bei Justin oder auf der Arbeit, wo sollte er sich denn seinen täglichen Fick sonst holen? Was war das also? Warum nahm sich Brian nicht einfach seinen Spaß? Justin würde sich schon nicht wehren… Aber es geschah nichts... Brian kuschelte sich von hinten an Justin: „Die Shirts sind voll süß! Extra für mich?“ Er hatte es also doch bemerkt. Aber warum hatte er vorhin nichts gesagt? „Aber ohne das Shirt siehst du noch besser aus!“ Ohne auf eine Reaktion zu warten, zog er Justin das Shirt über den Kopf. Also doch, schoss es Justin durch den Kopf. Jetzt will er mich doch ficken. Warum hab ich mir so viele Gedanken darüber gemacht? Aber Brian kuschelte sich einfach nur an Justin und nur Sekunden später hörte Justin Brian gleichmäßig atmen. Was war denn jetzt los? Brian schlief einfach so ein? Und das so früh am Abend? Was war mit dem Mitternachtsaktiven Brian los? Dem Partymensch, der niemals genug bekommen konnte? Warum schlief er jetzt schon? Normalerweise würde er jetzt noch 5-6 Stunden im Babylon abtanzen… DAS BABYLON! Natürlich! Brian wollte viel lieber in den Club feiern gehen, als hier bei ihm zu versauern. Und da er schon hier bleiben musste, war ihm langweilig und er war eingeschlafen. Ich würde ja mit ihm ins Babylon gehen, dachte Justin, aber er würde mich niemals gehen lassen, auch wenn’s mir grad hundertmal so gut gehen würde. Da gab es keine Chance… Aber wenn ich ihm sage er soll allein gehen? Was wäre damit? Ach das würde er auch nicht machen, weil er dann nicht die Kontrolle hat, ob ich auch wirklich genug schlafe… Dann könnte ich ja alles Mögliche machen. Aber wenn ich ihm verspreche gleich zu schlafen? Dann hätte ich hier genug Ruhe und könnte mich auch gut erholen und vielleicht in 2 Tagen schon abends weggehen… Und Brian hätte wieder Spaß und dann wird er auch wieder normal. Wenn er sieht dass es mir besser geht… Ja genau. Also noch 2 Tage. Lust auf Sex hätte Justin nämlich schon mal wieder. Also drehte sich Justin zu Brian und weckte ihn mit einem Kuss. Brian schreckte hoch: „Bin ich eingeschlafen?“ „Ja, einfach so hat nicht lange gedauert“ „Oh sorry, bin einfach etwas müde!“, gähnte Brian, „aber ich weiß nicht woran es liegt.“ „Aber ich weiß es! Du würdest jetzt normalerweise ins Babylon gehen und nicht hier so, ohne was zu tun, im Bett rum sitzen.“ „Ja und? Dir geht’s nicht gut und ich bleibe bei dir, damit nicht noch was passiert!“ „Aber das brauchst du doch gar nicht… Du könntest doch einfach jetzt ins Babylon gehen und ich bleib allein hier.“ „Ja aber ich muss doch ein Auge auf die haben, damit so was nicht noch mal passiert.“ Justin grinst: „Aber du willst doch ins Babylon, außerdem kann ich ganz gut allein auf mich aufpassen. Und gegessen hab ich doch jetzt schon und sollte ich Hunger haben ist noch etwas Pasta von Sonntag im Kühlschrank und ich versprech dir auch dass ich nur noch ne Stunde aufbleib und dann schlafen geh.“ Brian schien zu überlegen. Man sah ihm an, dass er am liebsten zusagen würde, sich aber noch nicht sicher war. Er versuchte es mit der letzten Ausrede die ihm noch einfiel: „Aber Debbie killt mich, wenn sie erfährt, dass ich dich allein gelassen hab.“ „Sie muss es ja nicht erfahren. Mir geschieht bestimmt nichts!“ Da ließ Brian sich umstimmen. „Gut aber ich bin spätestens eins wieder da.“ Er zog sich um und rief Michael an, um sich mit ihm zu verabreden. Kurz darauf hauchte er Justin einen Kuss auf die Wangen und war verschwunden. Wenigstens einen richtigen Kuss hätte er mir geben können. Aber ist ja egal… Jetzt ist Brian wenigstens endlich wieder glücklich. Justin drehte sich um und schlief auch gleich ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)