Deadly Eyes von MarySae (- Wenn du nicht der bist, der du sein solltest - [ItaSakuSasu, NaruHina]) ================================================================================ Kapitel 4: Another Me --------------------- Chapter 4 – Another Me Still starrte Itachi auf das Feuer. Es hatte ihn ziemlich überrascht, dass sie so einfach, und vor allem so schnell, zurückgekommen war. Und anscheinend schien sie ihm auch noch zu glauben. Vielleicht hatten zu viele Dinge dafür gesprochen, sodass sie es nicht leugnen konnte. „Setz dich.“, meinte der Uchiha nur, und das schwarzhaarige Mädchen setzte sich zu ihm. Leicht zitternd saß sie ihm gegenüber und wartete darauf, dass Itachi zu reden begann. Sie wusste, dass noch eine lange Nacht vor ihr lag… ++++++ Zwei dunkle Gestalten drängten sich durch das Dickicht des Waldes. Fast lautlos sprangen sie von Baum zu Baum, wie zwei Schatten. Ihre schwarzen Mäntel wehten hinter ihnen im Wind. Die Mittagssonne warf ihre hellen Strahlen auf die Erde und ließ Pflanzen in einem saftigen grün erstrahlen. Nichts erweckte den Anschein, dass etwas anders war, als noch am Tag zuvor. Doch für ein Mädchen hatte sich über Nacht die ganze Welt verändert. „Du bist die Tochter zweier Mitglieder des Uchiha-Klans. Da das Siegel nun gebrochen ist, hast du auch alle Eigenschaften des Klans.“ Immer wieder spukten Itachis Worte vom Vorabend durch ihren Klopf. Ständig dachte Sakura über jeden einzelnen Buchstaben nach. Noch immer konnte sie nicht jede Einzelheit glauben, so plausibel es auch klang. Itachi konnte sehr überzeugend sein, wenn er denn mal redete. „Jedoch musst du diese Fähigkeiten erst erlernen. Wie alle Kinder des Klans es tun mussten.“ „Ich muss komplett von Vorne beginnen?“ „Ja.“ Wie die Kinder. Na super. Sakura zweifelte immer noch an sich selbst und jetzt musste sie die Ausbildung der jungen Uchihas innerhalb weniger Wochen durchziehen. Denn eines war den beiden klar. Wenn Madara noch etwas recherchieren würde und hinter das Geheimnis kommen würde, hätte Sakura nur noch wenige Tage zu leben. Ja, Madara würde Jagd auf sie machen. Noch ein unerwünschter Überlebender des Uchiha- Klans. „Wir sollten uns mit deiner Ausbildung beeilen. Nur musst noch lernen deine Fähigkeiten einzusetzen, da sie im Gegensatz zu deinen anderen Kräften stehen.“ Wie konnte man die Stärke der Haruno-Sakura und die Schnelligkeit der Uchiha-Sakura verbinden? Diese Frage schwebte schon lange in dem Kopf der jetzt Schwarzhaarigen. Und Itachis Worte hatten diese Frage in den Vordergrund gerückt. Denn eines wusste sie sicher. Auch wenn sie ein Mitglied der Uchiha Familie war, war sie dennoch die alte Sakura Haruno, die ihr Leben in Konoha verbracht hatte und im Team 7 gelernt hat, was Freundschaft bedeutet. „So lange wir zusammen durch das Land ziehen, darfst du keinen Kontakt mit deinen alten Freunden aufnehmen. Das könnte nicht nur für uns gefährlich werden.“ „Nicht mal Naruto?“ „Nein, schon gar nicht der Kyuubi.“ „Warum?“ „Weil Madara auch hinter ihm her ist. Und nicht nur er. Außerdem dürfte er nicht sonderlich erfreut über deine Herkunft sein.“ Ja, Itachi hatte Recht. Das wusste Sakura nur zu gut. Immer noch war diese Vision in ihrem Hinterkopf. Die Bilder von dem leblosen Naruto, welcher blutend vor ihr lag. Ein Schaudern ließ sie kurz zusammenzucken und fast wäre sie neben einen Ast gesprungen und zu Boden gestürzt. Der schwarzhaarige Uchiha lief ruhig neben ihr her. Sakura war ihm dankbar dafür, dass er nichts sagte. Still konnte sie sich so ihren Gedanken widmen. Den ganzen Tag liefen sie schon nach Süd-Westen, sodass der Tag viel schneller verging als sie es gedacht hatte. Erst als der Körper der jungen Frau zitterte, als sie das Nachtlager aufschlugen, bemerkte sie, wie ausgelaugt sie doch eigentlich war. Schwer atmend starrte sie eine Weile auf das Feuer, welches sie vor einiger Zeit entzündet hatten. So viele Fragen schwirrten ihr durch den Kopf. Immer wieder überlegte sie, ob sie den Uchiha fragen sollte. Seufzend entschied sie sich dazu, es zu tun. „Itachi?“, fragte das Mädchen vorsichtig. Es kam keine Reaktion. Still saß er ihr gegenüber. „Darf ich dich mal was fragen?“, versuchte sie es nochmal und dann zuckte er kaum merklich mit den Schultern. „Wird Madara herausfinden, dass ich ebenfalls eine Uchiha bin?“ „Vielleicht.“ Kurze Stille. „ Woher weißt du so viel über mich?“ Nun endlich blickte er auf und sah dem Mädchen in die Augen. Wie immer konnte man keine Gefühle und keine Regungen erkennen. Sakura war gefangen von seinen geheimnisvollen Augen und schaffte es nicht ihren Blick von ihm abzuwenden. „Das willst du nicht wissen.“, kam es nach einer Weile von ihm. „Was?“, fragte das Mädchen leise. „Warum nicht?“ „Das würdest du sowieso nicht verstehen.“ Geschockt und auch wütend sah sie ihn an. Doch gerade, als die junge Frau was sagen und ihn wütend anmachen wollte, stand Itachi plötzlich auf. Ohne eine Regung zu zeigen wandte er sich von ihr ab und ging langsam in den Wald. Überrascht sah sie ihm nach. Was hatte er auf einmal? War sie zu weit gegangen? Aber es war doch eine berechtigte Frage. Und immerhin ging es hier um sie selbst. Wütend starrte sie ihm hinterher. Innerlich fragte sie sich, ob sie ihm folgen sollte. Doch wenn er sie einfach dort sitzen ließ, ohne eine Andeutung? Vielleicht hatte sie ihn beleidigt oder wütend gemacht. Einige Sekunden zögerte sie, als wartete sie auf ein Zeichen von ihm. Dieses ließ auch nicht lange auf sich warten. „Komm“, meinte Itachi leise, kurz bevor er in der Dunkelheit des Waldes verschwunden war und Sakura sprang sofort auf und lief ihm nach. Ihre Wut war innerhalb von Sekunden abgeflaut und der Neugier gewichen. Wo wollte er um diese Uhrzeit noch hin? Warum sagte er ihr nicht die ganze Wahrheit? War da etwa noch mehr, als sie vermutete? Einige Meter folgte sie dem Uchiha schweigend, bis sie eine große Lichtung erreichten. Ohne Vorwarnung blieb Itachi plötzlich stehen und wenn Sakura nicht aufgepasst hätte, wäre sie in ihn hinein gerannt. Vorsichtig starrte sie an dem Jungen vorbei. Die Lichtung, die fast ganz im Dunkeln lag, war umrundet von Tannen, welche als spitze schwarze Zacken in den Himmel ragten. Sanftes kniehohes Gras wiegte sich in der leichten kalten Briese, die auch mit Sakuras schwarzem Haar und ihrem Kleid spielte. Trotz der Situation, die ihr Leben in letzter Zeit so verändert hatte- und das nicht unbedingt im Positiven- fühlte sie sich in diesem Moment ziemlich wohl. Doch innerlich konnte das Mädchen sich selber keinen Reim auf ihre Gefühlte machen. Während Sakuras Blick noch über die Wiese huschte, blieben ihre Augen an dem Uchiha vor ihr hängen. Er hatte sich zu ihr umgedreht und starrte sie nun mit seinen üblichen kalten Augen an. Innerlich zuckte sie unter seinem finstern Blick und dem ausdrucklosen Gesicht, welches nicht sehr menschlich wirkte, zusammen. Doch anmerken ließ sie sich nichts. Ungerührt sah sie ihm in die Augen. Eine Weile sagte niemand etwas, bis Sakura leise und genervt seufzte. „So. Ich bin dir gefolgt. Und was jetzt?“ Nur weil sie innerlich noch Angst vor dem unheimlichen Jungen hatte, wollte sie noch lange nicht das schwache Mädchen sein. Das würde sie sich nicht verzeihen. Ihr Gegenüber zeigte keinerlei Regung, und als Sakura ihn erneut ansprechen wollte, schnitt er ihr das Wort ab. „Du wolltest doch mehr über deine Kräfte erfahren…“ Sie sah ihn verständnislos an. „Training.“, fügte er nur hinzu. Er sah aus, als hätte er am liebsten geseufzt, wenn er sich diesen Luxus einer Gefühlsregung leisten würde. „Training?“, wiederholte Sakura leise und sah ihn mit einer Mischung aus Verwunderung und leichter Panik an. Jetzt würde sie also das erste Mal bewusst die Kräfte des Uchiha-Klans benutzen. Zu dem sie gehörte. Ein immer noch seltsamer Gedanke… Ruhig nickte Itachi. „Wir müssen auf alles vorbereitet sein.“ Langsam nickte Sakura ebenfalls. Sie hatte seine Andeutung verstanden. Unwillkürlich lief ihr bei dem Gedanken an diesen Tobi, oder Madara, wie er eigentlich hieß, ein kalter Schauer den Rücken hinab. „Zuerst musst du lernen das Sharingan zu aktivieren.“, sprach der Schwarzhaarige ungerührt weiter. Ihn schien das drohende Zusammentreffen mit dem anderen Uchiha gar nicht weiter zu stören. Und das trotz seiner Sehbehinderung. All das beunruhigte Sakura sehr. Ein Mädchen, welches erst seit kurzer Zeit weiß, dass sie ein Mitglied des Uchiha-Klans war und einen fast blinden, emotionslosen Uchiha. Keine besonders rosigen Aussichten. „Konzentriere dich auf dein Chakra und versuche es in die Augen zu leiten.“ Sakura nickte. Es war schwerer als sie dachte. Normalerweise hatte sie keine Probleme ihr Chakra in die gewünschten Gliedmaßen zu leiten. Doch dieses Mal war es anders. Es war so ungewohnt die Augen als eigenständiges Körperteil zu sehen. Die Augen waren nicht wie eine Hand oder ein Fuß, denn man mal eben so bewegen konnte. Nein, die Augen saßen fest in ihrem Kopf. Ein Teil des Körpers, den man nicht als solchen wahrnimmt. Dazu kam noch, dass sie ihre Versuche ganz schön auslaugten. Zu viel Chakra verbrauchte sie unbenutzt, sodass ihr schon nach relativ kurzer Zeit die Puste ausging. Innerlich schimpfte Sakura. Bisher hatte sie nicht Probleme bei so was und es nervte sie gewaltig, dass sie jetzt welche hatte. Itachi stand währenddessen nur still neben ihr und beobachtete die Schwarzhaarige. Keine Regung war auszumachen, weshalb Sakura nicht wusste, ob sie sich zu blöd anstellte und er langsam böse wurde oder nicht. Nach ungefähr zwei Stunden setzte Itachi sich plötzlich in Bewegung und verschwand in Richtung Wald. Sakura sah ihm nach. Vor Anstrengung waren ihre Knie gebeugt auf denen sie sich mit beiden Händen abstütze. Ihr Atem ging unregelmäßig und zu flach. Wütend starrte sie dem Uchiha hinterher. Hatte er schon aufgegeben? War es so offensichtlich, dass sie es nicht schaffte? Ärgerte er sich, dass ein Mädchen wie sie zum Uchiha-Klan gehörte? Schnell schüttelte sie den Kopf um diese Gedanken zu vertreiben. Es machte sie nur noch wütender- auf sich selbst. Langsam verschwamm ihre Sicht und ohne zu zögern ließ sie sich ins hohe Gras fallen. Jetzt war Sakura doch froh, alleine zu sein. Vor Itachi wollte sie keine Schwäche zeigen. Und dennoch… Ein tiefes Seufzen entfuhr ihrer Kehle und sie schloss die Augen. Innerlich konzentrierte Sakura sich voll und ganz auf ihren Chakrafluss. Sie versuchte das mittlerweile schwache Chakra durch ihren ganzen Körper zu jagen. Sämtliche Chakrapunkte zu spüren. In ihrem Körper gelang es ihr auch. Jedoch spürte sie nichts in ihrem Gesicht. Ihr Gesicht fühlte sich kalt an, während der Rest von ihr durch das Chakra erwärmt wurde. Erneut seufzte sie. Bis ihr ein schlimmer Gedanke kam: Was, wenn sie gar nicht in der Lage wäre das Sharingan zu benutzen? OK, sie war eine geborene Uchiha, auch wenn sie noch nicht wusste, wer ihre Eltern waren. Aber hieß das auch, dass ihr Körper ein Uchiha war? Oder dass das Siegel nicht schon ihr Sharingan zerstört hatte? Aber es gab ja etwas, was gegen diese Tatsache sprach. Immerhin hatte Sakura das Sharingan schon mehrmals eingesetzt. Damals bei Narutos Kampf gegen Sasuke oder als Madara Itachi angegriffen hatte. Wieso konnte sie es also nicht bewusst benutzen? Was war jetzt anders als die letzten beiden Male? Gedankenverloren öffnete das Mädchen ihre Augen und beobachtete die zahllosen Sterne am Himmel. Sie wusste nicht, wie lange sie so dalag, als ein Geräusch die Stille durchbrach. Sie zuckte vor Schreck zusammen und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen als ihr auffiel, dass es bloß ihr Magen war. Stöhnend stand das Mädchen auf und ging langsam zurück zu ihrem Lager. Dabei probierte sie erneut das Chakra in ihre Augen zu leiten. Sie beobachtete ihre Umgebung ganz genau und versuchte Dinge, die weit vor ihr lagen, schon früh zu sehen. Jedoch hatte sie nicht viel Erfolg. Immer wenn sie eine größere Menge an Chakra in die Richtung ihrer Augen leitete, brannten diese so sehr, dass es ihr die Tränen in die Augen trieb. Verschämt wischte sie sie weg und betrat ihren Lagerplatz. Gegenüber von ihr saß Itachi still am Feuer und starrte auf zwei aufgespießte Fische, die langsam im Feuer brutzelten. Sie verströmten einen angenehmen Duft, der Sakura sofort das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ. Darum war Itachi also gegangen. Jedenfalls hoffe das Mädchen, dass es nur daran lag. Leise setzte sie sich ihm gegenüber, sagte aber kein Wort. Itachi schien sie gar nicht zu bemerken, denn er sah nicht mal auf, als sie sich hinsetzte. Auch wenn Sakura es hasste ignoriert zu werden, war sie in diesem Moment froh, dass ihr Gegenüber nicht viel von Reden hielt. Sie war immer noch sauer auf sich selbst. Nach einer Weile reichte der Uchiha ihr wortlos und ohne sie anzusehen einen der beiden Fische und ein paar Beeren, die er besorgt hatte. Mit einem leisen „Danke“ nahm sie das Essen entgegen und aß in Gedanken versunken das Abendbrot. Nach dem Essen, bei dem sie schon darauf achten musste, nicht einzuschlafen, legte sie sich gähnend neben das Feuer. Aus dem Augenwinkel beobachtete sie den Schwarzhaarigen, welcher immer noch am Lagerfeuer saß. Seit sie aus dem Wald zurück gekommen war hatte er sich fast gar nicht bewegt, geschweige denn gezeigt, dass er müde war. Im Gegensatz zu Sakura. Sie schaffte es gerade noch sich hinzulegen, ehe ihr die Augen zufielen. ++++++ „Sakura- Chaaaaan!“ Naruto! Wo ist er? Ich seh ihn nicht! Wieso ist es hier so dunkel? “Sakuraaaa!“ „Naruto! Wo bist du?“ „Komm schon, Sakura! Das Training beginnt gleich!“ Training? Was für ein Training? „Sakura.“ Sasuke? Das ist doch seine Stimme! Aber wieso…? „Sakura! Hier!“ Ich höre Naruto, aber kann ihn nicht sehen! Warum nicht? Wo genau bin ich hier? Was soll das alles? Wo…? Ah, dahinten! Aber da stimmt doch was nicht! Mein blonder Freund trägt auf einmal ganz seltsame Kleider. So kenne ich ihn gar nicht! Er trägt eine weiße Hose, an welcher seine übliche Shuriken und Kunai- Tasche befestigt ist. Außerdem trägt er einen schwarzen Pullover und einen orangefarbenen Mantel mit schwarzen Flammen darauf. Er sieht aus wie… Wie der 4. Hokage! Die Ähnlichkeit ist verblüffend! Und Sasuke… Er sieht aus als ob… Er wieder zu uns gehören würde. Er trägt eine schwarze Hose und ein blauen kurzärmligen Pullover. Und vor allem: Er… lächelt! Sasuke und lächeln? Das kann doch nur ein Traum sein! Ich laufe auf sie zu; mit einem Lächeln im Gesicht. Dort sind die beiden Menschen, die ich am meisten liebe. „Sakura…“ Diese Stimme! Ich merke, wie meine Füße von alleine stehen bleiben. Langsam drehe ich mich um und… Itachi! “Itachi…“ Ich höre wie diese Worte zwischen meinen Lippen hervor kommen. Gepresst und verwundert. „Itachi! Was machst du hier?“ Itachi ist hier und… Sasuke auch! Panisch drehe ich mich um, um zu sehen, ob er bereits angreift, aber was ich dann sehe, lässt mir das Herz gefrieren. Dort, wo die beiden eben noch lachend gestanden haben, liegen jetzt zwei reglose Körper auf dem Boden! Überall ist der Boden von einer roten Flüssigkeit bedeckt. Blut. Ein Schrei dringt durch den schwarzen Raum. Mein eigener. Ich laufe auf sie zu, bis sich mir jemand in den Weg stellt. Langsam sehe ich an der schwarzen Gestalt hoch, bis ich sein Gesicht erreiche. Durch eine orangefarbene Maske starrt mich ein rotes Auge an. Ein weiterer Schrei durchbricht die Stille… ++++++ Sofort saß Sakura aufrecht auf dem kalten Fußboden. Schweiß rann ihr über den Rücken und das Gesicht. Schwer atmend versuchte sie ihre Tränen zurück zu halten. Nach wenigen Minuten hatte sie sich etwas gefangen und sah verstohlen zu Itachi rüber. Hatte sie laut geschrieen oder nur in ihrem Kopf? Der Uchiha lag ihr gegenüber auf dem Boden, den Rücken zu ihr gerichtet. Nichts schien darauf zu deuten, dass er aufgewacht war. Sakura ließ ein leises, erleichtertes Seufzen hören. Langsam stand sie mit wackeligen Beinen auf und verschwand in den Wald. In der Nähe ihres Lagers floss ein Fluss, den sie schon von weitem Rauschen hörte. Und nach wenigen Schritten erreichte sie diesen auch. Langsam kniete sich das Mädchen an den Rand des Flusses und starrte in das schwarze Wasser. Nur der Mond, der an einigen Stellen durch das Blätterdach der Bäume schien, zauberte silberne Lichtpunkte in die Schwärze. Sakura formte ihre Hände zu einer Schale und tauchte sie ins Wasser. Kurz betrachtete sie das kühle Wasser in ihren Händen, dann schöpfte sie es sich ins Gesicht. Ein freudiges Stöhnen war zu hören, als die kalte Flüssigkeit ihre Haut berührte. Die Schwarzhaarige beugte sich über den Fluss und betrachtete ihr, durch die Wellen verzerrtes, Spiegelbild. Die Wellen waren jedoch nicht besonders groß, weshalb die Wasseroberfläche wie ein schwarzer Spiegel wirkte. Sie sah ein junges Mädchen, deren schwarze, schulterlange Haare ihr im Mondschein weißes Gesicht umrahmten. Dunkle, schwarze Augen blickten ihr entgegen. Es waren die schwarzen Augen des Uchiha- Klans und nicht mehr die smaragdgrünen Augen der Haruno. Sie war nun ein anderes Mädchen, als noch vor wenigen Tagen. Und ihr Traum hatte ihr gezeigt, dass sie ihre Freunde und das Dorf hinter sich lassen musste… Durchsichtige Tränen zerstörten durch kleine Kreise das Bild auf der Wasseroberfläche. In diesem Moment ließ sie den Tränen freien lauf. Es war eine Art Abschied. Von jetzt an würde sie die zu schwache Sakura Haruno hinter sich lassen und voll und ganz zu Sakura Uchiha werden. Sie war nun mal eine Uchiha. Ein Ninja des starken Uchiha- Klans von dem es jetzt nur noch vier lebende Mitglieder gab: Itachi, Sasuke, Madara und… sie selbst. Die einzige Frau, die überlebt hat… Schwungvoll stand sie auf. Sakura Harunos Tränen waren getrocknet. Nun gab es nur noch eine Sakura. Die entschlossene Kämpferin eines fast ausgestorbenen Klans. ++++++ Am nächsten Morgen stand sie ungewohnt munter auf. Sogar noch bevor Itachi sich rührte. Sofort nutze das Mädchen die Chance. Sie rannte zurück zu der Stelle, an der sie in der Nacht trainiert hatte und versuchte es erneut. Die Haruno war nicht mehr da. Sie war jetzt ausschließlich ein Mitglied des Uchiha- Klans. Und deshalb musste sie unbedingt das Sharingan beherrschen. Erneut konzentrierte sie sich auf den Chakrafluss in ihrem Körper. Sie blendete alles andere aus. Diesmal hob sie ihre Augen stärker hervor als einen anderen Körperteil. Der Körperteil, ihre Augen, war der einzige, zu dem das Chakra gelangen sollte. So gut es ging schickte sie das Chakra gleichmäßig in ihren Kopf. Es fühlte sich merkwürdig an. Die sonst selten verwendeten Chakrabahnen ihres Gesichtes kribbelten, während die Energie durch sie hindurch floss. Und dann erreichten sie ihre Augen. Sakura verspürte das Verlangen ihre Augen zu öffnen und starrte in den Wald. Es war unglaublich. Sie sah alles! Die kleinsten Bewegungen der Tiere, die sie vorher nie bemerkt hatte, waren jetzt klar und deutlich. Und nicht nur das. Sakura wusste schon bevor das Tier selbst wusste, wohin es als nächsten wollte, welche Richtung es einschlagen würde. Staunend, und dabei hoch konzentriert, um den Chakrafluss nicht zum Erliegen zu bringen, sah sie sich auf der Lichtung um. Bis sie an einer Stelle hängen blieb. Etwas hatte ihre Aufmerksamkeit erregt, was sie vorher noch nicht einmal bemerkt hatte. Jemand stand im Schatten der Bäume, die durch den grauen Schein dieses trüben, wolkenverhangenen Tages nicht erreicht wurde. Eine rot leuchtende Gestalt war dort zu erkennen und Sakura wusste sofort, wer es war. In diesem Moment trat Itachi aus den Schatten, blieb jedoch am Rand des Waldes stehen. Einige Zeit sahen sie sich einfach nur an und das Mädchen testete ihre neue Fähigkeit. „Du solltest erstmal aufhören, sonst kannst du heute nicht mehr laufen.“, kam es dann von dem Schwarzhaarigen und Sakura gehorchte sofort. Er wusste immerhin wovon er redete. Sie schloss ihre Augen und stoppte die Energie. Gleich darauf bemerkte sie, wie sehr ihr Körper ausgelaugt war. Sie hatte wohl doch etwas übertrieben. Dennoch konnte sie nicht verhindern, dass sich ein kleines Lächeln auf ihrem Gesicht zeigte. Sie hatte es geschafft! Sie hatte bewusst das Sharingan aktiviert! Das wäre ja auch gelacht…. „Komm, wir müssen weiter.“, kam es von dem Uchiha und als Sakura die Augen öffnete hatte er ihr bereits den Rücken zugewandt und ging wieder zurück in die Schatten. Es war ja klar. Kein „Gut gemacht“ oder wenigstens ein anerkennendes Nicken. Das war wohl zuviel verlangt. Doch trotzdem verschwand das Lächeln nicht. Und das war gut so. Dieses Lächeln gehörte jetzt zu der neuen Sakura Uchiha. ++++++ Sie liefen weiter durch Wälder, überquerten Flüsse und schlichen an Dörfern vorbei. Wie gerne hätte Sakura kurz eine Pause gemacht. Wie gerne wäre sie in eines der Dörfer gegangen; hätte sich gewaschen und was Vernünftiges gegessen. Doch sie wollte ihre Wünsche partout nicht Itachi beichten. Er hätte sie nur für ein verwöhntes Mädchen gehalten. OK, vielleicht war sie verwöhnt, aber deshalb wollte sie noch lange nicht so sein. In jedem Dorf versuchte sie ihr Sharingan zu aktivieren und auch wenn sie es nicht immer schaffte, es wurde jedes Mal einfacher. Sie betrachtete die verschiedenen Chakrafarben der Menschen. Rot, blau, gelb… Ein bunter Haufen. Und dann sah sie jemanden, mit dem sie nie gerechnet hätte. Besser gesagt waren es mehrere. Sakura wusste nicht, in welchem Teil des Landes sie und Itachi waren. Sie war ihm nur gefolgt. Und als sie diese Menschen erkannte, blieb sie wie festgenagelt stehen. „Das kann doch nicht…“, flüsterte sie, während sie immer noch das Sharingan aufrecht hielt. „Naruto…“, quiekte das Mädchen schwach. Er, Shikamaru, Hinata und Sai standen inmitten eines Dorfes und redeten auf verschiedene Leute ein. Man konnte ein kleines Stück Papier in ihren Händen erkennen. Fotos. Fotos von ihr. Tränen wallten ihr Sakura hoch. Er hatte sie nicht aufgegeben. Suchte sie im ganzen Land. Sogar einige ihrer Freunde waren dabei. Waren die anderen vielleicht in anderen Städten unterwegs? Schnell schluckte sie die Tränen herunter, als sie eine Person neben sich sah, die sich auf dem Ast neben ihr niedergelassen hatte. „Sie suchen nach dir.“, flüsterte Itachi ohne jeden Unterton in der Stimme. Die Schwarzhaarige nickte bloß. Sie wusste nicht, ob ihre Stimme so fest klang, wie sie eigentlich sollte. „Sie dürfen uns nicht sehen.“ Ja, das war ihr auch klar. Es tat nur so furchtbar weh, ihnen allen solchen Schmerz zu bereiten. Sakura sah, wie Naruto von einer Person zu anderen lief, das Foto zeigte und jedes Mal traurig seufzte, wenn er eine Abfuhr bekam. Nein, sie konnte sich nicht zeigen. So gerne sie es auch getan hätte. Ihre Träume schwebten lebhaft vor ihren Augen. Narutos Leiche, als sie ihn selbst getötet hatte; Narutos und Sasukes Leichen, als Madara sie umgebracht hatte. Es deutete alles darauf hin, dass Naruto nur in Frieden leben konnte, wenn er sich von ihr fern hielt. „Tut mir Leid, Naruto.“, ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. Sie wusste nicht einmal ob Itachi ihre Worte gehört hatte. Schnell kniff sie die Augen zusammen; das Bild des suchenden, unglücklichen Narutos immer noch vor Augen. Schnell löste das Mädchen das Sharingan und öffnete ihre schwarzen Augen erneut. „Weiter.“, presste sie mit relativ fester Stimme zwischen ihren Zähnen hindurch. Itachi ließ sich das nicht zweimal sagen und sprang zum nächsten Baum. Dicht gefolgt von einem Mädchen, dessen Herz ein weiteres Mal zerbrochen war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)