Der Schreiber... von Monsterseifenblase (...legt seine Seele ins Tintenfass) ================================================================================ Kapitel 20: 020 Wichtig ----------------------- Thema 020 Wichtig Wieder durfte sie nicht hinaus, sondern musste den ganzen Nachmittag an ihrem kleinen Schreibtisch sitzen. Draußen war es heiß und die Schwüle in ihrem Zimmer war kaum auszuhalten, aber sie wusste genau, dass sie ohnehin nicht zu den anderen ins Freibad durfte. In zwei Tagen schrieb sie ihre letzte Mathearbeit von der es abhing, ob sie vielleicht die Chance hatte, ohne Nachprüfung in das nächste Schuljahr versetzt zu werden. Und eine Nachprüfung war ihr persönlicher Alptraum. Ihre Eltern würden es niemals zulassen, dass sie die Klasse einfach wiederholte, sie würde den ganzen Sommer über lernen müssen, wenn sie die Arbeit in zwei Tagen nicht wenigstens drei schrieb. Aber sie konnte sich nicht konzentrieren, es war so heiß, so schwül und sie durfte nicht raus. Denn Schule ist Bildung und Bildung ist wichtig – wichtiger als alles andere im Leben. * „Du wusstest doch, dass du die Sachen mitbringen solltest. Wie sollen wir denn jetzt weitermachen?“ Wütend schaute die junge Frau ihre Freundin an. Die zuckte nur mit den Achseln. „Dann machen wir halt morgen weiter. Wie müssen uns doch nicht immer so hetzten. Wir machen seit Tagen nichts anderes an deinem ollen Projekt zu arbeiten.“ „Mein olles Projekt? Spinnst du? Du weißt genau, dass es ein Erfolg sein muss, damit ich befördert werde! Du hast mir versprochen, dass du mir hilfst!“ „Das mach ich doch auch, aber es ist doch nicht schlimm, wenn wir einfach mal eine Pizza essen gehen, dann die Teile holen und weiter machen. Zwei Stunden Pause werden uns doch nicht umbringen, wir liegen doch super in der Zeit!“ „Zwei Stunden Pause?! Zwei Stunden? Ich dachte du wüsstest, was das ganze für mich bedeutet, wie wichtig es für meine Zukunft ist!“ * „Papa? Gehen wir Pommes essen? Bitte Papa, wir waren schon sooooo lange nicht mehr Pommes essen!“, flehte der kleine blonde Junge an der Hand seines Vaters. Der war Mitte dreißig und lächelte nur, während er zu der Pommesbude hinüber blickte. „Nein, mein Kleiner. Du weißt doch wie ungesund Pommes sind….davon wirst du kugelrund.“ „Bitte Papa! Mit Oma bin ich auch schon einmal Pommes essen gewesen. Sie hat gesagt, wenn man sie nur manchmal isst, dann wäre das gar nicht schlimm. BittePapa!“ „So was hat die Oma gesagt? Dann muss Papa wohl mal mit Oma reden. Von Pommes wird man immer dick und kugelrund. Willst du irgendwann mal kugelrund sein?“, fragte der Mann und blickte hinunter zu seinem vierjährigen Sohn, der ihn aus großen Augen anschaute und schließlich mit dem Kopf schüttelte, weil er wusste, dass sein Vater genau das von ihm erwartete. Und er hatte Recht, sein Papa lächelte zufrieden und zog ihn weiter. „Siehst du. Du musst immer an deine Zukunft denken, dass ist wichtiger als Pommes essen zu gehen.“ * „Krankenschwester! Wo ist meine Mutter?“ Die in weiß gekleidete Frau mittleren Alters drehte sich um und erblickte eine Frau in ihrem Alter, die in ein enges Kostüms gezwängt war. „Entschuldigen Sie“, sie lächelte freundlich „Wie kann ich Ihnen helfen?“ „Ich will wissen wo meine Mutter ist! Sie sollte dort drüben in Zimmer 245 liegen, aber ihr Bett ist leer und auf der Toilette ist sie auch nicht!“ „Meinen Sie Frau Meinzer?“, fragte die Krankenschwester – noch immer freundlich – nach. „Natürlich, wenn denn sonst“, fauchte die Fremde. „Frau Meinzer hat darum gebeten nach draußen zu gehen, sie meinte sie sehne sich nach ein bisschen Sonne, nachdem sie jetzt schon seit zwei Monaten hier ist. Unser neuer Praktikant war so freundlich und hat sie in einen Rollstuhl gesetzt und ist mir ihr ein bisschen nach draußen gegangen.“ „Was?! Meine Mutter ist 83 Jahre alt und hat eine stark angegriffene Gesundheit, wissen Sie eigentlich, was sie sich da draußen für Krankheiten holen kann? Wofür bringe ich sie denn in ein Krankenhaus? Ich dachte, man wäre hier in der Lage auf sie aufzupassen!“ „Sie können unbesorgt sein, es wird ihr nicht schaden ein bisschen an die frische Luft zu kommen, ganz im Gegenteil. Wie können Sie nicht einfach wochenlang hier drin gefangen halten. Aus gesundheitlicher Sicht, besteht wegen diesem kleinen Ausflug keiner Gefahren-“ „Frische Luft“, zischte die Businessfrau verächtlich. „Ihr Leben ist wichtiger als frische Luft und ein bisschen Sonne.“ Damit stürmte sie davon. * Zärtlich strich er ihr mit dem Finger über die Wange. „Das ehrt dich natürlich.“ Sie schaute stirnrunzelnd zu ihm auf. Die zehn Zentimeter Größenunterschied gaben ihr immer das Gefühl noch kleiner zu sein, als sie ohnehin schon war. „Hä? Wieso ehrt mich das?“ „Na ja, hast du schon einmal drüber nachgedacht, dass sich das alles vielleicht ändern könnte.“ „Was könnte sich ändern?“ „All das hier. Vielleicht magst du mich in einem Jahr gar nicht mehr.“ Ihre Augen wurden zu schlitzen. „Wenn du mich nicht willst, dann sag es einfach und komm mir nicht mit so einem Mist.“ „Quatsch. Das einzige was ich mich frage ist, warum du mich willst. Was wenn sich alles in ein paar Monaten schon wieder geändert hat und du mich nicht mehr magst?“ Sie schüttelte fasziniert und etwas ungläubig den Kopf. „Ich glaube, dass ist der größte Schwachsinn denn ich bis jetzt gehört habe. Was interessiert mich in ein paar Monaten? Ich kann mir doch nicht immer den Kopf über das zerbrechen, was irgendwann einmal sein wird. Ich mag dich jetzt, du bist mir jetzt wichtig.“ Dann stellte sie sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)