Der Schreiber... von Monsterseifenblase (...legt seine Seele ins Tintenfass) ================================================================================ Kapitel 8: 008 Freundschaft --------------------------- Thema 008 Freundschaft Genervt kramte Emilia in der Holzkiste herum, die normalerweise unter ihrem Bett zu Hause war. Als sie die alte Lektüre immer noch nicht fand, kippte sie den Behälter kurzerhand um, so dass sich der Inhalt auf dem Boden verteilte. Ein alter Kalender, Postkarten, zwei, drei alte Schulbücher, irgendwelche Zettel, Zeitschriften, Kuscheltiere, Staub… Emilia seufzte, als sie den Haufen betrachtete. Sie würde nachher alles wieder einräumen und wahrscheinlich auch noch Staubsaugen müssen. Super. Und das alles nur, weil eine Freundin eine alte Lektüre von ihr haben wollte um sie nicht selber kaufen zu müssen. Was tat man nicht alles für Freunde? Man durchwühlte sogar irgendwelche zu gestaubten Kisten, von denen man gar nicht wissen wollte, was darin alles schon zu leben begonnen hatte. Ihre schlanken Finger zogen ein Buch aus dem Haufen von teils undefinierbaren Dingen, nur um festzustellen, dass es nicht das richtige war. Sie hatte keine Lust mehr, aber sie überwand sich und suchte weiter. Eine Viertelstunde später kippte sie eine weitere Kiste aus. Das Aufräumen würde sich jetzt wohl unter keinen Umständen mehr vermeiden lassen. Der Haufen wurde immer größer und mit einem Mal fiel Emilia – völlig unerwartet – ein altes Foto in die Hand. Es musste vor ein paar Jahren auf einer Jugendreise nach Italien aufgenommen worden sein, denn es zeigte sie selbst, wie sie einem blonden Mädchen einen Kuss auf die Wange drückte. Im Hintergrund war die traumhafte Kulisse des Mittelmeeres zu erahnen. Nina. Bis vor ein paar Jahren waren sie die engsten Freunde gewesen. Fünf, fast schon sechs Jahre lang hatte niemand ihnen etwas anhaben können. Niemand. Egal wie viele Gerüchte es zwischendurch gegeben hatte, auch wenn sie sich manchmal zwei, im Extremfall sogar drei Wochen am Stück nicht gesehen hatten. Irgendwie hatten sie es immer gemeistert, waren einander so vertraut gewesen wie sich selbst, hatten sich gestritten und wieder vertragen. Der Sommer in Italien war der Höhepunkt schlechthin gewesen, die Feten am Abend, die Nachmittage am Strand, die Nächte, die sie im Sand gesessen und sich stundenlang unterhalten hatten. Und dann war es auf einmal vorbei gewesen, ohne Vorwarnung war der Kontakt seltener geworden, die Gespräche oberflächlicher. Es tat Emilia weh daran zurück zudenken, es tat weh sich an den ganzen Kummer in dieser Zeit zu erinnern. Sie hatte alles versucht um diese Freundschaft, diese ganz besondere Freundschaft, zu retten. Unendlich viele Tränen hatte sie geweint, aber es hatte nicht geholfen, nichts war in der Lage gewesen diese ehemals tiefe Verbindung wieder zu dem zu machen, was es einmal gewesen war. Oder war es doch nur irgendetwas Oberflächliches gewesen? Irgendjemand hatte doch einmal gesagt, dass jede Art von menschlichen Beziehungen, die scheitern, nicht wirklich tiefgründig, nicht erst gemeint waren. Einen Moment lang dachte Emilia darüber nach, dann schüttelte sie ärgerlich den Kopf. Nein, sie wusste es besser. Es war eine richtige, ernste Freundschaft gewesen. Gewesen. Aber trotz des Kummers und der Tränen, die sie schließlich gekostet hatte, Emilia bereute nichts. Sie hatte keinen Grund dazu, denn sie wusste mit Sicherheit, dass die Jahre mit Nina ihr viel Glück und Freude gebracht hatten. Warum sollte sie das leugnen? Und Dinge, die einem Spaß gemacht hatten, die sollte man auch nicht bereuen. Heute sah sie Nina immer noch regelmäßig, vor allem in der Schule, auch wenn sie in verschiedenen Jahrgangstufen, waren. Meistens ignorierten sie sich gegenseitig, nur selten kam es vor, dass sie miteinander sprachen. Nicht weil sie sich nicht mehr mochten, sondern einfach, weil sie kein Thema mehr hatten über das sie sich unterhalten konnten. Sie waren einander auf seltsame Art und Weise fremd geworden. Emilia betrachtete noch ein paar Sekunden das Foto, dann legten sie es zur Seite, während sie sich dann daran erinnerte, wie ihre Mutter sie getröstet und gesagt hatte: „So ist das mein Schatz. Manche Freundschaften halten ewig, andere zerbrechen an irgendwas.“ Aber die Freundschaft zwischen ihr und Nina war nicht zerbrochen. Sie war verwelkt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)