Der Schreiber... von Monsterseifenblase (...legt seine Seele ins Tintenfass) ================================================================================ Kapitel 5: 005 Waffe -------------------- 005 Waffe "Ich an deiner Stelle würde es nicht übertreiben!", warnte Markus, aber die schwarzhaarige Frau, die ihm gegenüber stand, schien das nicht im Mindesten zu interessieren. "Ich habe dir gesagt, du sollst dich verpissen! Was ist daran so schwer zu verstehen?", schrie sie ihn an und warf eine Vase in seine Richtung. Markus duckte sich und hörte kurz darauf, wie das Stück an der Wand hinter ihm zerbrach. "Und ich habe gesagt, dass du es nicht übertreiben sollst!", entgegnete er wütend und fuhr dann fort: "Du bekommst Geld, du weißt, dass ich es mir leisten kann, also mach nicht so ein Theater." "O ja, ich werde Geld kriegen und zwar nicht zu knapp, aber glaubst du alles Ernstes, das ist alles, was ich will?" Melanie stand nun ruhig da, die Hände auf die Hüften gestützt und fixierte Markus mit ihren dunklen, stechenden Augen. "Was solltest du sonst wollen?", fragte er leicht irritiert und ging einen Schritt zurück. "Du hast mich betrogen, seit drei Jahren, du hast unsere Ehe in den Dreck gezogen und mit Füßen getreten. Ich will mehr, als nur den mir zustehenden Unterhalt, ich will dich am Boden liegen sehen, ganz alleine, ganz ohne Hilfe." Ihre Stimme war leise, dennoch sprach Melanie klar und deutlich. "Drohst du mir?", fragte Markus. "Nein", antwortete seine Nochehefrau und funkelte ihn an. "Wenn ich dir drohen würde, dann würde ich dir noch die Chance geben irgendwie aus der Sache raus zukommen. Aber dafür ist es schon zu spät. Ich warne dich nur und rate dir in nächster Zeit gut auf dich aufzupassen und dir genau zu überlegen was du tust." "Du wirst mich nicht umbringen", stellte Markus klar um sich selbst zu beruhigen und Melanie lächelte. "Nein, an dir mach ich mir da nicht die Finger schmutzig, das ist unter meinem Niveau. Außerdem wäre das nicht ansatzweise befriedigend genug. Wie gesagt, ich will dich um Hilfe winselnd am Boden sehen, nicht tot. Und jetzt geh." Markus starrte sie noch einen Moment lang an, dann drehte er sich um und verließ die Wohnung. Innerlich lachte er bereits über die ganze Sache, es war klar gewesen, dass seine Affäre früher oder später auffliegen würde und jetzt, da es so weit war, machte es ihm nichts aus. Er empfand schone lange nicht mehr das für Melanie, was er am Anfang ihrer Ehe gefühlt hatte und inzwischen war seine Firma und sein Ruf groß und gut genug, um sich die monatlichen Unterhaltszahlungen ohne weiteres leisten zu können. Während er zu seinem teuren Auto ging, schmunzelte er und musste lachen, als er daran zurückdachte, wie Melanie ihm quasi gedroht hatte. Sie konnte ihm nichts anhaben, sie war nur eine mittelmäßig erfolgreiche Schriftstellerin und Journalistin, die ihre Artikel hin und wieder in irgendwelchen kostenlosen Zeitschriften veröffentlichte. Das einzige, was sie vielleicht zu tun im Stande war, war ihn mit ihren spitzen Bleistiften, mit denen sie ihre Artikel zu schreiben pflegte, aufzuspießen. Er musste lachen, die Vorstellung, dass sie ihm etwas antun wollte, war einfach zu lächerlich. Er steckte den Schlüssel ins Zündschloss und fuhr los. Es dauerte ein paar Minuten, bis Melanie sich wieder so weit im Griff hatte, dass sie einen Besen holte und sich daran machte die Scherben der kaputten Vase zu beseitigen. Ihre Ehe mit Markus war schon lange nicht mehr das gewesen, was sie mal war, aber dass es so kommen würde hatte sie nicht erwartet. Sie schniefte und wischte sich eine Träne von der Wange. In den letzten Jahren war die Firma ihres Mannes immer reicher und sein Egoismus und seine Selbstverliebtheit waren immer unerträglicher geworden. Nein, sie würde ihn nicht vermissen, im Gegenteil, wahrscheinlich war es sogar mehr als gut, dass er jetzt endlich weg war. Aber das genügte ihr nicht, sie wollte Rache. Dass er wirklich so primitiv war und geglaubt hatte, dass sie ihn umbringen wollte, amüsierte sie. Das war nicht ihr Stil. Sie hatte eine viel bessere Waffe, eine Waffe, die ihr ach so lieber Ehegatte seit Jahren spöttisch belächelt hatte, aber diese Waffe würde ihm nun das Genick brechen. Melanie warf die Scherben in den Mülleimer, goss sich einen Tee auf und setzte sich dann an ihren Schreibtisch. Eine Weile starrte sie gedankenverloren aus dem Fenster, dann griff sie nach dem Telefon. Sie war vielleicht nicht die beste Schreiberin und sie war sich dieser Tatsache durchaus bewusst, aber sie hatte Freunde in der Branche. Kontakte, die ihr nun ohne weiteres dabei helfen würden, ihren Mann zu Fall zu bringen. Zwei Stunden später lagen drei Briefumschläge auf ihrem Schreibtisch. Sie enthielten Bilder, Notizen und Kopien und würden noch heute ihre Reise antreten. Als Melanie die Briefumschläge in ihrer Handtasche versaute, lächelte sie. Er hatte sie schon immer unterschätzt und war sich bis heute nicht bewusst, wie wichtig sein Image für den Erfolg der Firma war - und er hatte keine Ahnung, wie schnell es sich mit ein paar gestreuten Gerüchten zerstören ließ. Melanie kannte sie alle, seine schmutzigen Geheimnisse, seine illegalen Bestechungsgeld, die Leute, die in den konkurrierenden Firmen sabotierten. Er hätte seine Unterlagen in der Wohnung vielleicht nicht allzu oft herumliegen lassen sollen. "Das Ganze ist eingeschlagen wie eine Bombe!", kicherte Katja und schlürfte ihren Kaffee, während sie Melanie dabei beobachtete, wie sie durch die Tratschzeitung blätterte und schließlich auf der Seite hängen blieb, von der ihr Exmann sie anstarrte. Direkt unter der Überschrift 'Skandal!' war er abgebildet worden. Melanie wirkte zufrieden. "Danke", sagte sie schließlich und schenkte Katja ein Lächeln. Die erfolgreiche Journalistin, die sich in den letzten Jahren einen großen Namen gemacht hatte und bei einem der größten Skandalblätter Deutschlands arbeitete, winkte ab. "Ich hab zu danken! Ohne dich wäre ich doch gar nicht an so eine von Skandalen nur so triefende Geschichte rangekommen!" Katja strahlte, während Melanie wieder den Artikel betrachtete. Anderthalb Wochen war es jetzt her, dass sie die Briefe abgeschickt hatte und nun nahm endlich alles seinen Lauf. Zwar war die Story ihrer Freundin an vielen Stellen maßlos übertrieben, aber es würde den gewünschten Effekt haben. Sein Ruf war vorerst ruiniert und da noch zwei weitere große Artikel in großen Zeitungen bevorstanden, würden die kleineren Blätter bald nachziehen und es würde Jahre dauern, bis seine Firma wieder das war, was sie bis heute gewesen war. "Steckst du hinter dem ganzen?", Markus Stimme war erschöpft und die Ringe unter den Augen zeigten, dass er seit Tagen bis zum Hals in Arbeit steckte und die ganzen Gerüchte bekämpfen musste. So weit Melanie wusste, was inzwischen sogar die Staatsanwaltschaft auf ihn aufmerksam geworden und ermittelte nun gegen ihn. "Wohinter?", fragte die schwarzhaarige Frau, verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich an den Türrahmen. Herein bitten würde sie ihn nicht. "Hinter den Zeitungsartikeln. Hinter all dem, was jetzt auf mich einstürmt." "Steht unter irgendeinem dieser Artikel mein Name?" "Nein, aber-" "Dann werde ich wohl auch nichts damit zu tun haben", entgegnete Melanie unwirsch, trat einen Schritt zurück und wollte die Tür schließen, aber kurz bevor das Schloss einrastete, hörte sie, wie er leise fragte: "Warum?" Die Frau verharrte, dann öffnete sie die Tür wieder ein Stück weit und musterte den sich zusammengesunken Mann einen Moment lang. "Du hast in deinem Leben drei große Fehler gemacht, Markus. Erstens, du hast deine Firma mit illegalen Mitteln nach oben gebracht, hast Bestechungsgelder gezahlt, betrogen und die Konkurrenz sabotiert. Zweitens, du hast deine Ehefrau betrogen und drittens, du hast das geschriebene Wort unterschätzt." Dann schloss sie die Tür. Endgültig. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)