Von singenden Weihnachtsbäumen und anderen Katastrophen von AnubisVincent (Sephiroth vers. Christbaumkugel Reno (Sephiroth x Reno)) ================================================================================ Kapitel 6: Alle irre -------------------- Bevor es nun weiter geht, möchte ich mich bei all meinen Stammlesern bedanken. Bei jenen, die sie zu ihren Favoriten aufgenommen haben. Es ehrt und freut mich unheimlich. Vielen Dank an: A-m-l, AngelofAme, Black-chan, Ice_Angel_Kara, Ixana, Jadestern, Kefi, kill-me, little-crazy-girl, MistressSherina, Sem, Shadowthief_Lupa, Shadow_von_Ishtar, Shizuka_N7, sniper2931, Teufelchn_Nilana, yuki15 Und bei jenen, die mir so schöne Kommentare geschrieben haben. Ich freue mich immer wahnsinnig über Feedback. Vielen Dank an: Sniper2931, A-m-l, Sem, Jadestern, Lidsi, Shizuka_N7, Kefi Das alles macht einem immer wieder Mut und Freude weiter zu schreiben. Ich danke euch. Alle irre Ich hörte nur einen kurzen Aufschrei, dann etwas durch die Luft flattern. „Sie Irrer! Was fällt Ihnen ein?!“ und sah direkt in den Lauf einer Neunmillimeter. Zielsicher und tödlich war die Waffe auf mich gerichtet. Genau zwischen die Augen. Nicht ein Zittern war zu sehen, als ich hörte, wie sie entsichert wurde. Mein erster Gedanke war, ob ich mich möglicherweise im Büro vertan hatte. Eines wusste ich allerdings, dass der Waffenträger weiblich war. Das hatte ich an der Stimme erkannt. „Madame?“ fragte ich mit ruhiger Stimme, aber ich machte mich vorsichtshalber sprungbereit. „Bitte entschuldigen Sie...“ „Sie sind ja noch katastrophaler als Ihr Ruf!“ nun erkannte ich die Stimme und stellte mich aufrecht hin und entspannte mich. „Mrs. Singer, wie ich sehe, haben Sie schon auf mich gewartet.“ Ich hatte mich doch nicht im Fenster vertan. „Sie haben mich fast zu Tode erschreckt!“ ermahnte sie mich auch sogleich, sicherte ihre Pistole, steckte sie wieder weg und fing an ihre Kleidung und Haare wieder zu richten. „Jetzt sehen Sie sich mal dieses ganze Chaos hier an!“, meckerte sie und sah auf den Teppich, auf dem etliche Papiere verstreut lagen. Dann verzog sie die Miene. „Sie stinken! Machen Sie, dass Sie unter die Dusche kommen, bevor ihr Büro auch noch anfängt wie Kneipe zu müffeln, so wie ihre Klamotten.“ Gleichzeitig fing sie mit ihren Armen an zu fuchteln, um mich ins Bad zu scheuchen. „Sie stehen mir sowieso nur im Weg rum!“ Ihre Gesten wurden immer energischer und ich kam der Aufforderung dann doch widerwillig nach. Ich ging zu meinem Schrank, holte meine Uniform heraus und verschwand im Badezimmer. Als ich meinen Pullover auszog merkte ich, dass Mrs. Singer Recht hatte. Er roch in der Tat sehr stark und unangenehm nach kaltem Rauch. Da mir ja noch Zeit blieb, brauchte ich mich unter der Dusche nicht zu beeilen und genoss das warme Wasser, wie es mir den Rücken herunter lief. Sofort musste ich wieder an Reno denken, der vermutlich das gleiche in diesem Augenblick tat. Allein der Gedanke daran und das, was dieser in mir wieder auslöste, drohte mich schon wieder aus der Realität zu entrücken. Alles woran ich denken konnte war, dass ich jetzt lieber mit ihm zusammen duschen wollte, wie er wohl mit nassen Haaren aussah oder, wie sich seine Haut anfühlen würde. Dieser Rotschopf machte mich offensichtlich wirklich irre. Um der Wärme, die sich langsam in meiner Körpermitte sammelte, entgegen zu wirken, wechselte ich die Temperatur des Wassers, um mich wieder abzukühlen und sah nun doch zu, dass ich fertig wurde mit meiner Körperpflege. Wenige Minuten später, da meine Haare entgegen aller Annahme sehr pflegeleicht sind, hatte ich meine Uniform an und betrat erneut mein Büro. Das Chaos dort war gewichen. Was blieb waren ein fein säuberlich gestapelter Berg von Akten, zwei akkurat zu Recht gelegte Schriftstücke und eine Tasse frischer Kaffee auf meinem Schreibtisch. Ich machte es mir auf meinem Bürosessel bequem, legte meine Handschuhe beiseite und studierte die besagten Papiere. Es waren die von mir angeforderte Abmahnung von Miller und die Bekanntmachung für das „Schwarze Brett“, dass denjenigen, die die Aufnahmeprüfungen nicht bestanden hatten, gestattet wird, diese zu wiederholen. Zufrieden kramte ich einen Stift hervor. Während ich die Abmahnung unterzeichnete wurde meine Bürotür lautstark aufgerissen und fiel kurz danach wieder krachend ins Schloss. „Mein Freund, fliegst du hinfort? Einer Welt entgegen, die uns verabscheut? Ein unerbitterlicher Morgen allein wird dich erwarten.“ „GENESIS! STOP! KEIN LOVELESS! NICHT JETZT!“ Im Hintergrund konnte ich ausmachen, dass es an meiner Tür geklopft hatte, doch Genesis setzte unbeirrt seine Ansprache fort. „Egal, aus welcher Richtung der Wind weht. Mein Freund, deine Sehnsucht ist der Quell allen Lebens, das Geschenk der Göttin.“ „Rhapsodos, hör auf mit diesem Stuss!“ murrte ich und sah, dass sich ein Strich quer durch meine Unterschrift zog, weil mir der Stift entglitten war. Der Soldier allerdings grinste nur, rümpfte kurz gekünstelt die Nase, wegen meines Kommentars und zitierte munter weiter. „Und ist der Morgen auch ohne Hoffnung, nichts wird meine Rückkehr aufhalten.“ „Da wär ich mir aber nich so sicher an deiner Stelle. Wohl zu viel Mako-Flakes zum Frühstück gefuttert, hmm?“ hörte ich nun jemand anderes hinter ihm sagen. Genesis entgleisten augenblicklich sämtliche Gesichtszüge und er drehte sich erbost zu der Person um. Diese war davon aber nicht sonderlich beeindruckt und wich nicht vor ihm zurück. Ich reckte mich, um ausmachen zu können, wer da hinter Genesis stand. Blauer Anzug und rote Haare sagten mir alles. Reno! „Es gibt einen, der dich aufhalten kann, du Poet. Demjenigen küss ich gern den Arsch. Und mal ganz beiläufig… du stehst grad vor ihm und gehst ihm mächtig auf den Sack mit deinem Gesülze!“ „Was in Gaias Namen, bildest du dir eigentlich ein?“ fauchte der 1st Class den Turk an und in seinem Blick lag ein zorniges Funkeln. Auch dem hielt Reno stand. Er zuckte nur gleichgültig mit den Schultern und schmunzelte hämisch. Ich musste den Kopf schütteln, um das Bild von einem Genesis, der schreiend auf einer Palme sitzt und mit Kokosnüssen schmeißt, wieder los zu werden. Die beiden waren beschäftigt dachte ich bei mir und nutzte die Zeit, um Mrs. Singer darum zu bitten, die Abmahnung noch einmal auszudrucken. Ungeachtet des Konfliktes, den die beiden hatten und dass sie in einem erhitzten Wortgefecht lagen, sprach ich Genesis an. „Was kann ich für dich tun, Genesis? Grundlos suchst du mich höchst selten auf“, mit einer einladenden Geste, bedeutete ich Reno still, dass er es sich auf meinem Sofa bequem machen sollte. „Wie? Was? Der bleibt?“ zeterte der Soldier, dem ich den Stuhl mir gegenüber zuwies. „“DER“ heißt Reno und er tut nur das, worum ich ihn gebeten habe. Mich abzuholen und mich auf eine Spezialmission zu begleiten. Und ja, er bleibt! Da uns die Zeit drängt und wir gleich los müssen.“ „WAS? Du fliegst mit DEM?“ „Du bist also nur da, um deine Neugierde zu stillen?“ seufzte ich nur, leierte darauf hin unser Vorhaben herunter und um weiteren Fragen vorzubeugen, die Gründe gleich hinterher. „Ja, das mit dem Weihnachtsbaum versteh ich, aber nicht, warum ausgerechnet mit DEM? Der bekommt es ja nicht mal hin, sich einmal anständig zu kleiden. Der rennt immer rum wie ein Penner. Völlig unpassend.“ „Besser unpassend gekleidet, als affige Kopfbedeckung!“ meinte der Turk nur gleichgültig, verschränkte seine Arme hinter dem Kopf und streckte sich ganz auf dem Sofa aus. „Das ist ja unglaublich!“ Genesis sprang empört auf. „In der Tat!“ nur sehr knapp konnte ich mir verkneifen laut los zu lachen. Wie schon so oft an diesem Abend, rang ich um Fassung, denn jetzt konnte ich sehen, WAS Reno mit „affiger Kopfbedeckung“ meinte. Genesis hatte von seinen Geschenkverpackungskünsten noch eine Schleife im Haar. Wie jedes Jahr! Nur dieses Jahr war es Angeal, der ihn aus dem heimtückischen Würgegriff des Geschenkpapiers befreit haben musste und der hatte das kleine selbstklebende Etwas wohl übersehen. An der Reaktion von Genesis merkte man, dass er völlig ahnungslos war und wie aus dem Nichts kam mir ein bestimmtes Wort wieder in den Sinn. RAPUNZEL. Das veranlasste mich ihm nichts zu sagen. Vielmehr! Jetzt hatte ich auch noch ein passendes Weihnachtsgeschenk für ihn. „Genesis, es tut mir leid, aber wir müssen los. Ich hab noch eine letzte Bitte an dich. Häng doch bitte diese Bekanntmachung an das „Schwarze Brett“ vor dem großen Aufenthaltsraum bei uns auf.“ „Kann ich machen. Das ist mir tausendmal lieber, als noch eine weitere Minute mit diesem Turk in einem Raum verbringen zu müssen.“ Nun stand auch ich auf, schritt um den Tisch und nahm ihn kurz freundschaftlich zum Abschied in den Arm „Wie du meinst. Ich wünsche dir ein frohes Fest.“ Und übergab ihm das von mir schnell unterzeichnete Schriftstück. „Wünsch ich dir auch.“ erwiderte er und wandte sich um zum gehen. Reno würdigte er dabei nicht eines Blickes. „Grausam ist das Schicksal, mein Freund Längst verloren sind Träume und Ehre.“, waren seine letzten Worte und er verschwand. Er hinterließ einen ziemlich verwirrten Angeal, der gerade an die Tür klopfen wollte, als sie von Genesis geöffnet wurde. Irritiert sah er ihm nach und fragte dann, ob er eben rein kommen könne. „Kommt drauf an, wie lange du mein Büro gedenkst belagern zu wollen. Ich muss nämlich so langsam los…!“ Angeal winkte aber gleich ab. „Ich wollte dich eigentlich nur kurz etwas fragen.“ „Nur zu. Ich höre.“ ich steckte meine Handschuhe ein und hob mein Schwert von der Halterung an der Wand. Renos Blicke, die mir bei jeder Bewegung folgten, konnte ich förmlich spüren. „Meine Mutter hat wieder Apfelkuchen gebacken und ich wollte dich zum Kaffee zu uns einladen.“ „Ihren berühmten Banora-Apfelkuchen?“ „Ja, und es wäre uns eine Ehre…“, ich unterbrach ihn aber sofort und bat ihn zu schweigen. „Du bist mein Freund, Angeal. Ich komme gern. Darf ich denn auch mit Begleitung kommen?“ „Be ... Was?“ Es war nicht nur, dass Angeal mich sehr seltsam ansah, ich konnte auch hören, dass Reno sehr plötzlich von dem Sofa gerutscht und am husten war. „Begleitung!“ „Du hast…bist…äh…Be….“ „Ja, sag mal! Du weißt doch wohl, was das bedeutet. Ja, ich hab, oder ist er etwa nicht bei euch Willkommen?“ Noch immer ließ der Hustenreiz nicht ab von dem Turk. Er verstärkte sich eher und Reno rang immer mehr mit sich, bis er sich endlich wieder unter Kontrolle hatte. „ER? Öhm ... nee, ich mein, ja natürlich.“ „Wie jetzt? Angeal du verwirrst mich.“ „Sehr witzig! Natürlich ist ER Willkommen.“ Er fing an zu lächeln „Ich freu mich doch für dich, dass du jemanden hast.“ Und so plötzlich wie er gekommen war, verschwand er dann auch. „Na fein, dann können wir ja endlich los. Ich kann mir echt was Sinnvolleres vorstellen, als so einen Baum durch die Gegend zu fliegen….“, meinte Reno nur und trat neben mich. In seiner Stimme lag ein dezenter schnippischer Unterton. „Sicher kannst du das.“, und ich hielt ihm die Tür auf. „Wie zum Beispiel, mich zum „Banora-Apfelkuchenessen“ zu begleiten. Ich weiß.“, ich musste augenblicklich lächeln, als ich das fassungslose Gesicht des Rotschopfs sah. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er mich an: „Ich?? Ich bin … öhm … soll dich …begleiten? Is das dein Ernst?“ „Ja, ist es! Und jetzt komm, der Himmel wartet schon auf uns.“ Mit den Worten griff ich nach seinen Arm und zog ihn hinter mir aus dem Büro, da es fast den Anschein hatte, dass er nicht mehr wusste wie man geht, so verwurzelt und ungläubig dreinschauend, wie er da stand. Das änderte sich auch nicht, als wir vor Mrs. Singers Schreibtisch standen, die den jungen Turk verwundert beäugte und ihre Brille dabei zurechtrückte, als ob sie nicht ganz glauben könne, was sie da sah. „Bitteschön, Sie brauchen nur noch unterzeichnen.“ dann legte sie mir Millers Abmahnung und einen Stift hin. „Ich danke Ihnen vielmals. Das wäre für heute alles. Ich wünsche Ihnen schöne Feiertage, Mrs. Singer.“, ich schüttelte ihr zum Abschied die Hand. „Wünsche ich Ihnen ebenso, General Crescent.“ „Da bin ich zuversichtlich, dass ich die haben werde.“ grinste ich nur, nahm das Schriftstück und bat Reno mir dann zu folgen. Aus den Augenwinkeln sah ich noch, dass uns das verwirrte Augenpaar meiner Sekretärin folgte, bis wir auf dem Flur und somit außer Sicht waren. Reno schwieg die ganze Zeit bis wir den Fahrstuhl betraten und ich die Soldier-Abteilung ein paar Stockwerke unter uns anwählte. „Was wird denn das, wenn´s fertig wird? Zu den Helis geht’s nach oben!“ und steckte dann seine Zigarettenschachtel wieder weg. „Ja, ich weiß, aber ich habe noch ein ganz besonderes Weihnachtsgeschenk, das ich jetzt noch gerne überbringen möchte.“ „Weihnachtsbaum, Mini-Weihnachtsbäume, die schief singen, Weihnachtskekse und jetzt noch ein Weihnachtsgeschenk. … Alle irre von dem Gedöns.“ Der Turk schüttelte nur verständnislos mit dem Kopf. „Wenn du jetzt noch auf den Trichter kommst und dir deine Uniform in Weihnachtsmann-Rot färbst, spring ich vom nächsten Dach. Das schwör ich dir!“ „Wie, es war dir keine Ehre, mir meine Lieblingsplätzchen zu holen? Und ich dachte, du wolltest mir eine Freude machen?“ neckte ich ihn und musste grinsen, als er schluckte. „Sooo war das doch nich gemeint.“ „Wie denn?“ „Öhm … na halt nich sooo … Ich mein, das mit den Plätzchen holen … das hab ich gern gemacht.“ „Na, wenn das so ist …“ „Jo“, grinste er. „Nun sag schon, was is das für ein Geschenk? Muss ja wer ganz Besonderes sein, wenn du persönlich in die Soldier-Abteilung dackelst und es eigenhändig überreichst.“ „ICH DACKEL NICHT!“ „Ach ja, ich vergaß. Bitte verzeiht, oh großer General, Ihr schreitet.“ „RENO!“ „Jo, anwesend!“ und er grinste über beide Ohren amüsiert. Er zog mich nur ein wenig auf und das genoss er sichtlich. Man musste ihn schon ein wenig kennen, um zu verstehen, dass er das nicht respektlos meinte. Es war mehr ein Test für mich. Nur sehr wenigen gestattete ich, so mit mir zu reden und so wie es aussah, gehörte der Turk jetzt dazu, sonst hätte ich schon längst das Bedürfnis gehabt ihn in kleine Teile zu zerlegen. Er hatte so eine ähnliche Marotte wie Zack. Wenn der Turk jemanden mochte, musste derjenige so manchen, nicht wirklich ernst gemeinten, Spott über sich ergehen lassen. Dumme Sprüche und Anspielungen waren normal, aber es war ein Unterschied, wenn man mit ihm unter vier Augen war. So irre und abgebrüht er auch sein mochte, wer ihn gut beobachtete, konnte da ein System erkennen und so was wie „Anstand“, das der Turk niemals als solchen betiteln würde, denn das wäre ja ganz entgegen seines Rufs. Reno hätte meinen Namen niemals in der Öffentlichkeit in einem Satz mit etwas Dackelartigem genannt. Das aber auch nur, weil er wohl Respekt vor mir hatte. Lazard hatte er immerhin schon einmal bei einer Besprechung als „Kreuzung zwischen einem Warzenschwein und einer weißen Federboa“ betitelt und ich fragte mich, wieso er das damals getan hatte. „Warum eigentlich?“ „Hö?“ Reno sah mich ganz verwirrt an. „Wieso ich hier bin? Das weißt du doch!“ „Das meinte ich jetzt nicht … ich wollte immer schon mal wissen, warum du ... “ Ich wurde von der Fahrstuhlklingel unterbrochen. Wir waren im Soldier-Stockwerk angekommen. „Sieht so aus, als ob wir das noch etwas verschieben müssen. Du entschuldigst mich.“ Im gleichen Moment hatte ich mich auch schon umgedreht und ging zügigen Schrittes voran und zog mir meine Handschuhe dabei an. Reno trottete hinter mir her. Nach ein paar Schritten wurde sein Gang leiser und ich konnte spüren, dass er achtsamer wurde. Natürlich war ihm mein Stimmungswandel nicht verborgen geblieben. Er war ein Turk. Ich blieb stehen und sah mich um. Millers Büro, vor dem ich angekommen war, war leer. Die Tür stand weit offen, aber kein Hauptmann war zu sehen. Der konnte sonst wo sein. Reno legte den Kopf schief und deutete auf das Papier in meiner Hand: „Wenn mich mein Instinkt jetzt nicht täuscht, is DAS alles andere als ein Geschenk.“ „Ja, deine Ahnung trifft zu. Es ist eher das Gegenteil und ich würde mal vermuten, dass Hauptmann Miller schon amüsantere Post bekommen hat.“ „Miller? Ach du Scheiße. Die Flachzange. Würdest du den artgerecht entsorgen, wäre das schon ein Geschenk. Und zwar für halb ShinRa.“, stieß Reno nur verächtlich aus und meine Laune sank erneut. Eine peinliche Situation, dass dieser Miller sogar den Turks ein Begriff war. Umso wichtiger und vor allem richtiger war es, dass ich gegen ihn vorging. Miller war noch immer nicht in Sicht, aber dafür kam ein junger Soldat um die Ecke. „Soldat! Herkommen!“ befahl ich ihm. Der stockte auch sogleich im Schritt und drehte sich zu mir um. Dann ging alles sehr schnell. Der junge Mann zuckte derart zusammen, als er mich erkannte und ließ sein Gewehr fallen. Dabei löste sich ein Schuss. Im letzten Augenblick konnten Reno und ich uns noch ducken. Kaum kehrte wieder Ruhe ein, zeterte der Rotschopf auch schon los: „Was is´n das für ein Irrer?“ Gelassen richtete ich mich wieder auf. Der Soldat stand vor Entsetzen wie angewurzelt da. Langsam trat ich vor ihn. Er stotterte mir nur ein „IIIII….ch ..bbbiiiittee ….uuuum…Entschuuuuuuldiguuuung, SSSSir!“ „Identifizieren Sie sich Soldat! Name! Rang!“ seine Stimme kam mir seltsam bekannt vor. Als dieser seinen Helm abnahm und seine blonde stachelige Frisur hervorkam, wusste ich auch wieso. Der Junge aus der Kantine. „Strife, Sir! ...“ „Ja, ja, ich bin schon im Bilde. Rühren. Ist ja nichts passiert.“ „Pah!! Von wegen, nichts passiert. Der flügellose Chocobo hätte mir fast meinen Hintern perforiert!“ meckerte Reno aus Millers Büro, der anfing dort nach der Patrone zu suchen. Nach einer Weile hörte man nur ein „Oooops!“ von ihm. „Was ist denn passiert?“ fragte ich verwundert. „Och, nichts Besonderes. Nur, dass unser junger Chocoboy des Hauptmann´s Auszeichnung zum „Meister-Pfadfinder“ von der Wand geschossen hat.“ feixte Reno. „MEISTER-PFADFINDER? Sehe ich aus wie jemand, der ein Pfadfindercamp leitet? Strife, oder sind Sie vielleicht ein Pfadfinder?“ „Nein, Sir!“ der Blonde schüttelte energisch seinen Kopf. „Sehr gut, Strife! Dann schaffen Sie mir mal diesen MEISTER herbei. SOFORT! Damit ich ihn über seine Kompetenzen, Aufgaben und Pflichten hier bei Soldier unterrichten kann. Sagen Sie ihm, dass ich ihn in seinem Büro erwarte.“ Kaum hatte ich ausgesprochen, salutierte Cloud nur und machte sich schon im Laufschritt auf den Weg. Ich machte es mir in der Zwischenzeit in Millers Büro bequem, während Reno auf dem Flur stand und Wache hielt. Wir schlussfolgerten wohl das gleiche, dass Cloud hier als Wache eingeteilt war, da er bewaffnet war. Außerdem war es mir ganz Recht, er war ein Turk und mein Anliegen war eine interne Soldier-Angelegenheit. Bald packte mich allerdings die Unruhe und ich fing an, auf und ab zu gehen. Die Tür zum Büro stand offen und so trafen sich Renos und meine Blicke des Öfteren. Wenn das geschah, hatte ich jedes Mal das Gefühl, dass mein Magen dann in die entgegengesetzte Richtung wanderte, als ich ging. Erst recht, als er sich dann noch lässig an die Wand lehnte. Mir fiel es immer schwerer mich zu konzentrieren. Miller war nicht zu überhören, so wie er brüllte. Das brachte bei mir das Fass zum überlaufen und ich eilte wieder auf den Flur. „Hauptmann Miller! Hören Sie auf der Stelle auf, wie ein Geisteskranker hier herumzubrüllen, sonst vergesse ich mich!“ fuhr ich ihn an. „Wenn einer das Recht dazu hat, dann ICH und jetzt ab in Ihr Büro. JETZT! Ich muss mit Ihnen reden!“ Der Hauptmann wurde nur bleich, aber führte den Befehl aus. Ich folgte ihm und schlug hinter uns die Tür zu, so dass es laut knallte. Mit einer stummen, aber nicht weniger befehlenden Geste, bedeutete ich ihm sich zu setzten und das Dokument zu studieren, das ich ihm vor die Nase hielt. Auch diesem Befehl kam er nach. Während er die Abmahnung las und immer blasser wurde, schritt ich wieder auf und ab. „Ich denke, dass die Abmahnung deutlich genug formuliert wurde und Sie jetzt im Bilde sind. Ich sage Ihnen auch gleich, dass ich mich nicht auf eine Diskussion einlassen werde.“ Ich blieb vor dem Schreibtisch stehen und sah ihm von oben direkt in die Augen. Nagelte ihn förmlich damit fest. „Ich lege Ihnen Nahe, sich die Lektüre, die Ihnen bei der Beförderung zum Hauptmann ausgehändigt wurde, noch einmal vorzunehmen und sie sehr genau zu verinnerlichen. Vor allem die Rechte, Pflichten und die Aufgaben. Des Weiteren empfehle ich Ihnen Ihren Umgang mit den Rekruten schleunigst zu ändern. Wir sind hier nicht auf einer Chocoboweide, auf der Sie das wilde Vieh anbrüllen können. Damit ernten Sie höchsten Hass, Unzufriedenheit und eine völlig eingeschüchterte Truppe. Aber auf keinen Fall Respekt und Vertrauen. Im Erstfall würde eine verängstigte Truppe versagen, da sie ihrem Anführer nicht folgen würde, aufgrund mangelnden Vertrauens. Sie würden in Panik ausbrechen und das Schlimmste ist, dass sie dann sogar noch andere Einheiten gefährden würden. “, ich pausierte, um sicher zu gehen, dass er mir folgen konnte. „Etwas, das auch völlig inakzeptabel ist, ist dass Sie die Zivilbevölkerung durch ihre Aufmärsche vorm Hauteingang in Angst und Schrecken versetzen. Wir sind für deren Schutz da und nicht dafür, dass die armen Menschen an Herzversagen sterben.“ wieder hielt ich kurz inne. Miller schien jetzt auch noch in seinem Stuhl zu schrumpfen. „Zu der Auszeichnung, die jetzt am Boden liegt, zum „Meister-Pfadfinder“, sage ich nur eins, DIE gehört NICHT in das Büro eines Hauptmanns von SOLDAT. Falls Sie es noch nicht mitbekommen haben, wir sind hier nicht bei den Pfadfindern und ich bin nicht das Oberwiesel! Habe ich mich klar genug ausgedrückt?“ Miller nickte nur leicht zur Bestätigung. „Ich höre Sie nicht!“ fuhr ich ihn erneut an. „Ja, Sir!“ „Gut, dann werden Sie jetzt die Schicht von Strife übernehmen, weil Sie ihn grundlos zusammengeschissen haben. Er hat nur seine Pflicht getan als guter Soldat und das „Ding“ von der Wand entfernt.“ mit diesen Worten drehte ich mich um und ging zur Tür. „Ich wünsche Ihnen noch angenehme Feiertage.“ und verließ den Raum. Auf dem Flur wartete schon ein breit grinsender Reno auf mich. Kommentarlos ging ich zurück zum Fahrstuhl, ich hörte aber noch, dass Reno mir schon auf den Fersen war und dass Miller mit Cloud sprach. Er löste ihn in der Tat ab, wie ich ihm befohlen hatte. Sichtlich zufrieden drückte ich dann auf den Knopf und wartete auf den Fahrstuhl. Auch als wir einstiegen grinste der Turk noch immer vor sich hin. „Dem Weichei hast du´s aber gegeben.“, lachte der Rotschopf los, als die Türen wieder geschlossen waren. „Weichei?“ „Jo, sonst ne riesen Fresse vor allen, die im Rang unter ihm stehen, um sie immer nach Strich und Faden fertig zu machen, aus persönlicher Rache und Spaß, aber jetzt die Kauleiste nich auseinander kriegen. So´n Heini is in meinen Augen ein Weichei.“ Reno verzog nur angewidert die Miene. „Achso, so meintest du das.“ Dann trat erst einmal Stille ein. Irgendwie hatte ich schon im Gefühl, dass das Thema Miller irgendwann wieder auftauchen würde. Solche Leute waren für gewöhnlich sehr lästig. Ich hörte noch, wie Reno in seinen Taschen nach seinen Zigaretten wühlte. Kaum waren wir angekommen und draußen auf dem Hangar, hatte er auch schon eine im Mund und zündete sie an. „Wir haben auch so Vollpfosten. Das is nich nur bei euch so. Aber das bleibt unter uns.“ zwinkerte der Rotschopf mir noch zu. „Ja, die ewige Konkurrenz unter den Departments.“ „Jo!“ grinste er breit. Diesmal ging ich ihm nach. Er wusste hier am besten Bescheid, wo man welchen Helikopter herbekam und kannte die ganzen Formalitäten. Ich brauchte dann nur noch zu bestätigen und schon waren wir auf dem Weg zu dem gewünschten Objekt. Es dauerte eine Weile bis wir endlich da waren und Reno nutzte die Zeit, die ganzen Formulare und Papiere zu studieren. Mit all den technischen Daten konnte ich sowieso nicht viel anfangen. „Laut meinen Informationen, muss bei einer Osprey immer ein Pilot mit Ingenieurkenntnissen an Board sein?“ „Jo, das stimmt.“ Reno sah mich verwirrt an, bis er lachen musste „Jo, seit der Zeit, wo ich Autos knacken gelernt hatte, hab ich mich für alles, was einen Motor hat interessiert und dran rumgeschraubt.“ „Ich vermute mal mit Erfolg.“ „Jo, mir wurde nicht nur einmal versichert, dass meine Kenntnisse „kriminell“ wären“, er schnippte die Zigarette weg und trat sie aus. „Verstehe.“ Es gab auch noch andere Dinge, die an ihm kriminell waren, zum Beispiel sein entwaffnendes Grinsen. Von dem treuen Dackelblick ganz zu schweigen. „Na, dann ist ja gut!“ damit öffnete er mir die Tür und bat mich einzusteigen. „Wenn du brav bist, darfst du auch vorne sitzen.“, neckte er mich kurz bevor ich im Frachtraum auf einem der Sitze dort Platz nehmen wollte. „Und was, wenn ich nicht brav sein will?“ konterte ich nur. „Dann darfst du erst recht nach vorn kommen!“ „Wenn du schon so darauf bestehst …“ und so kletterte ich zu ihm. „Unbedingt.“ Dann widmete er seine Aufmerksamkeit ganz dem Hubschrauber. Er zeigte mir noch kurz, wie und wo ich mich anzuschnallen hatte. Per Funk ging er mit dem Tower die nötige Checkliste durch und hob ab, nachdem er die Starterlaubnis bekommen hatte. Ich beobachtete den Turk in seinem Tun. Man konnte meinen, dass ihm das Fliegen in die Wiege gelegt war und er nie etwas anderes gemacht hätte. Ich konnte förmlich spüren, dass er die Freiheit des Himmels brauchte. Mir war sofort klar, dass Reno ohne sie eingehen würde, würde man ihn in Ketten legen. Egal welcher Natur diese Ketten wären. „Sag mal …“ Reno raschelte in seiner Tasche rum bis er eine Packung Kaugummis in der Hand hatte und mir einen anbot. „Was wolltest du schon immer wissen?“ „Nein danke.“, meinte ich nur höflich. „Was ich wissen wollte?“ „Jo, im Fahrstuhl meintest du das, aber dann kam uns ja Miller dazwischen.“ er schob sich einen in den Mund und steckte sie wieder weg. „Ach das! Ja, genau. Ich wollte schon immer mal wissen, warum du Lazard mal als eine „Kreuzung von einem Warzenschwein und einer weißen Federboa“ bezeichnet hattest.“ „Jo, zu recht!“ Reno musste laut lachen: „Der Schwerenöter hat mir voll am Hintern rumgegrabscht!“ „Was hat der? Ich glaube, dass ich mit ihm mal ein ernstes Wort reden muss.“ antwortete ich nur leicht entrüstet. „Tu das. Kannst ihm auch gleich einen schönen Gruß mit einem Arschtritt geben und ihm bestellen, dass mir nur einer am Hintern rumgrabbeln darf. Jawohl.“ „Ich?“ „Öhm… ja.“ Renos Gesichtsfarbe änderte sich wieder etwas und passte sich seinen Haaren an. Ich musste nur lächeln. „Wo wolltest du denn hin, um einen Baum zu holen, fällen… weißt schon…? Ich muss mich jetzt langsam für eine genauere Flugrichtung entscheiden.“ Damit lenkte er gleich vom Thema ab und ich gab ihm die Koordinaten. Dann herrschte wieder Stille bis wir landeten. Wir verloren keine Zeit und stiegen schnell aus. Ich schritt voran und Reno schlotterte, mit einer Taschenlampe in der Hand, hinter mir her. Das mit dem passenden „Baumaussuchen“ war dann aber doch nicht so leicht. Wir suchten bestimmt länger als eine halbe Stunde herum. Sein Zähneklappern wurde immer lauter, wenn er den Kopf schüttelte. Der Zehnte war es dann endlich, der uns beiden zusagte. Er beleuchte den Baum und ich brachte mich mit meinem Schwert in Position, visierte ihn kurz an und fuhr sicher und präzise mit Klinge durch den Stamm. Auf einmal hörte ich Reno laut aufschreien. „Bist du irre geworden?“ er wurde leichenblass und fing an zu taumeln. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)