Erdbeereis von abgemeldet ================================================================================ Cars, Cats and Strawberries --------------------------- Kats Stimme war heiter, als Shaye am nächsten Morgen die Treppe runter stieg – er hatte darauf geachtet, dass sein Shirt heute ganz gewöhnlich, vielleicht etwas männlich, wirkte. Seine Tante hielt einen Besen in der Hand, stand im Wohnzimmer vor der Couch und sprach mit ihrem Sohn „Vielleicht hatte deine Katze ja Lust auf Eis und hat es aus dem Kühlschrank genommen und vergessen, es wieder zurück zu stellen. Und wo sie gerade dabei war, hat sie auch gleich Wendi und Ashley rein gelassen und nicht mehr gehen lassen!“ Shaye beugte sich vor und erblickte Ashley und das schwazhaarige Mädchen, sie standen etwas eingeschüchtert dicht beisammen in der Ecke. Sam nahm das ganze genauso gelassen auf, wie Kat klang. „Wir wissen ja gar nicht, wozu Thomas in der Lage ist, wenn niemand guckt!“ erklärte er und lächelte breit. Sam war dunkelblond, genauso groß wie seine Mutter, etwas größer also als Shaye selbst, und sehr schmal. „Ja. Sicher. Nur in die Stadt fahren kann er noch nicht. Deshalb machst du das jetzt!“ Kat kramte etwas Geld aus ihrer Gesäßtasche, sah nach, wie viel sie gegriffen hatte und drückte ihrem Sohn dann alles in die Hand „und die Mädchen bringst du auch nach Hause!“ „Tz“ Kat drehte sich von Sam weg und erblickte Shaye, wie er geduckt im Türrahmen stand und das Szenario beobachtet hatte. „Hey, guten Morgen, Shaye!“ Jetzt wandten sich die anderen auch zu ihm um und er fühlte sich wie bei einer Theateraufführung. Mit ihm als Hauptdarsteller, der seinen Text vergessen hatte. „Ähm... äh...“ stotterte er, als Sam das Wort ergriff und Shaye von der Anspannung erlöste „Shaye Chéri!“ Er trat vor zu ihm, klopfte ihm auf die Schulter und machte wieder kurz, dass Shaye sich wie versunken fühlte in den braunen Augen. „Shaye möchte bestimmt mit kommen. Die Stadt ansehen.“ Sam sah Shaye an und drehte sich erst zu seiner Mutter um, als er fertig war mit sprechen. „Aber er ist doch gerade erst aufgestanden. Willst du nicht vielleicht frühstücken?“ protestierte Kat, Sam jedoch schüttelte den Kopf: „Mom, da drüben essen die morgens kein Speck und Würstchen. Shaye isst einen Apfel!“ Sam hatte sich wieder zu Shaye gedreht und sah ihn sanft an. Dieser starrte verwundert zurück. Shaye war sehr lange nicht mehr hier gewesen, das brauchte niemand abstreiten, und wahrscheinlich war er auch den größten Teil seiner und Sams Entwicklungsphase von dem, was sie damals waren und dem, was sie jetzt waren, nicht hier gewesen. Trotzdem wusste sein Cousin noch, wie er das Leben bei seinen amerikanischen Verwandten pflegte. „Nicht wahr?“ fragte der noch einmal zur Bestätigung nach. Shaye war immer noch tief in Sams Augen versunken, nickte geistesabwesend, bevor er sich besann und seine Tante ansah. Die lächelte, nickte und scheuchte die beiden Mädchen zur den Jungen: „Okay. Dann viel Spaß, Shaye. Lass dich nicht ärgern.“ Sam legte seinen Arm auf Shayes Schultern und dirigierte ihn in die Richtung der Haustür „Gut geschlafen, Shaye Chéri?“ fragte er, um ein Gespräch anzufachen, erinnerte sich aber auch, dass Shaye in Smalltalk, oder generell überhaupt im Reden, nie besonders gut gewesen war und erwartete daher keine Antwort. Shaye räusperte sich. Die vier Jugendlichen steuerten einen sportlichen Wagen an, welcher an der Straße vor ihrem Haus stand. Als Sam Schlüssel zückte und das Schloss des Autos entriegelte, konnte Shaye kein ungläubiges „Alter!“ zurückhalten „Das ist dein Auto?“ Sam zuckte die Schultern „Grandpa hat's mir geschenkt. Von mir aus hätte ich auch 'n Ford gefahren!“ „Einen Ford? Wenn du das bekommen kannst?“ Über die Begeisterung über Sams Auto hinaus vergaß Shaye, dass er eigentlich zu schüchtern war, um vor fremden Menschen so viel zu reden und zu verwirrt wegen dem, was gestern Abend passiert war, um nicht darauf zu achten, was er vor Sam tat und was er vor Sam nicht tat. „Interessierst du dich für Autos?“ Fragte Sam, als die beiden Mädchen einstiegen. „Wie kann man nicht? Besonders für GM. Chevrolet. Alter. Wenn ich so einen Wagen hätte...“ „Kannst dich ja ein bisschen bei Grandpa einschleimen, vielleicht schenkt er dir eins zum nächsten Geburtstag!“ Sam lächelte, als er seinem Cousin bedeutete, auch einzusteigen. Shaye tat, was Sam wollte, voller Begeisterung. „Weißt du“, Sam setzt sich neben ihn auf den Fahrersitz „hier hat fast jeder so ein Auto. Ein Celta wäre was viel Außergewöhnlicheres!“ Der Motor startete und Shaye konnte seine Freude kaum zurück halten. Er strahlte über das ganze Gesicht. Das hatte er in der Tat schon seit Wochen, vielleicht Monaten nicht mehr. „Ja“, er nickte und betrachtete das Armaturenbrett. Dann sah er zu Sam, traf seinen Blick und fand wieder diese sanfte Tiefe in den Augen. „Celta ist bei uns ein stinknormales Auto. Hat da jeder!“ Sam löste den Blick und sah zur Straße. Shaye fühlte sich, als würde er aus dem Himmel fallen, sein ganzer Körper entspannte sich. Er lächelte zufrieden und blickte nach vorn, raus, auf die Straße. Nachdem Wendi sich bei Shaye mit einem genauso sanften Blick wie Sams und Ashley sich bei Sam mit einem Kuss auf die Lippen, welchen Sam auch erwiderte, verabschiedeten, fühlte Shaye sich wohler und leichter und sie fuhren in die kleinen Innenstadt von Coldwater zum Kwik-E-Mart. „Das ist dein Kater?“ durchbrach Shaye die angenehme Stille im Wagen. „Hm? Thomas?“ „Der in meinem Bett schläft!“ „Tut er das?“ Sam lachte „der schläft überall gerne. Na ja. Der macht ja auch nichts anderes!“ „Mh Mh“, Shaye nickte, drehte sich dann zu seinem Cousin um „ich will auch eine Katze. Darf aber keiner eigene, deshalb red' ich ab und zu mit dem Tier eines Nachbarn. Martin. Eine Maine Coon! Genau wie dein Kater!“ „Du interessiert dich für Autos und Katzen!“ zählte Sam auf, sah seinen Cousin aus dem Augenwinkel an und seufzte zufrieden auf. Er war froh, Shaye nach so langer Zeit wieder zu sehen, hatte er ihn doch nicht vergessen und es war kein Tag vergangen, an dem er nicht an Shaye gedacht hatte. Viel zu schnell und abrupt war der letzte Abschied gekommen, doch Sam hatte nicht ahnen können, dass die beiden Jungen bei ihrem nächsten Wiedersehen schon fasterwachsene Männer sein würden. „Shaye Chéri“, er lächelte, wagte es dann, seinem Cousin durch sein adrettes, schwarzes Haar zu wuseln, welches vorn ins Gesicht hing und hinten bis auf das Unterhaar kurz geschnitten war. Im kleinen, örtlichen Supermarkt beuget sich Sam über die Kühltruhe und begutachtete das beträchtliche Angebot an Eiskremsorten, die der kleine Laden zu bieten hatte und suchte die, die seine Mutter am liebsten aß. „Immer diese Extrawürste. Schokoeis ist Schokoeis!“ stöhnte er genervt auf, als er nach dem fünften Mal überfliegen immer noch nicht das gefunden hatte, was er finden sollte. „Willst du vielleicht irgendwas?“ wand er sich dann an seinen Cousin, der durch die Gänge schlich und sich die amerikanischen Produkte ansah. „Hm“, antwortete er, drehte sich zu Sam um und sah ihn an. Shayes Gesicht war glatt und blass und zeigte überhaupt keine Regungen irgendwelcher Gefühle; er schien seine Mimik perfekt unter Kontrolle zu haben. Sams Herz hüpfte angenehm, als er Shayes Blick fand und in den grünen Augen zu versinken schien. „Hm“, machte Shaye erneut, zuckte die Schultern und beugte sich über die Kühltruhe, um die unendliche Auswahl an Schokoladeneis begutachten zu können. „Schokoladeneis, huh?“ „Mom liebt dieses Zeug und scheinbar hat irgendein Vollidiot vergessen, das Letzte zurück in den Kühlschrank zu stellen!“ Sam zuckte die Schultern und hatte nun endlich die Marke entdeckt, welche seine Mutter am Liebsten hatte, öffnete die Kühltruhe und griff nach einer 5000ml Packung. Shaye sah ihn argwöhnisch an. Er verschenkte die Arme für der Brust und beobachtete, wie Sam an ihn vorbei zur Kasse ging. „Du willst wirklich nichts, ja?“ Rief er über seine Schulter, wartete aber nicht auf eine Antwort von seinem Cousin. Essen war nun nicht unbedingt Shayes Lieblingsbeschäftigung und wenn man ihn nicht regelmäßig daran erinnerte, dass er es zu tun hatte, vergaß er es womöglich ganz. „Komm schon“, rief er seinem kleinen Begleiter zu, als er das Eis bezahlt hatte und den Ausgang ansteuerte. „Du erinnert dich nicht?“ fragte Shayes leiste Stimme, der stand plötzlich direkt hinter ihm. „Woran?“ „An gestern?“ Sam blieb stehen, überlegte kurz, sah dann zu Shaye und zuckte die Schultern „absolut keine Ahnung. Weiß nicht mal, wie ich nach Hause gekommen bin. Aber“, er schloss sein Auto auf „ich erinnere mich an dich. Nur an den Moment, als du im Türrahmen standst.“ Sam lächelte verträumt, als er in das Auto einstieg und Shaye das Eis auf den Schoß legte „Ich weiß gar nicht mehr, wieso. Oder welcher Türrahmen. Ist auch nicht wichtig. Denk ich.“ Er drehte den Schlüssel im Zündschloss um, der Motor brummte auf und Sam schnallte sich an. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)