Erwachende Liebe von Black-Kai ================================================================================ Kapitel 6: Vertrauen aufbauen ist schwer ---------------------------------------- Es war noch sehr früh am morgen, als Harry erwachte. Verschlafen setzte er sich auf und schaute sich verwirrt um. Als er den schlafenden Draco sah, fiel ihm alles wieder ein. "Na Super Harry. Besser hättest du es nicht treffen können. Landest bei zwei Todessern" dachte er betrübt und stand leise auf. Vorsichtig schlich er sich aus dem Zimmer und lief nachdenklich nach unten. "Was mach ich denn jetzt? Ich muss hier raus, aber wohin soll ich gehen" überlegte er angestrengt. "Guten Morgen Potter, so früh schon wach? Vielleicht sollten sie einfach hier bleiben und keine Fluchtpläne schmieden, dass könnte ungesund enden" sagte eine schnarrende Stimme und riss Harry aus seinen Gedanken. "Sie sind schon wieder in meine Gedanken eingedrungen. Wie oft soll ich ihnen noch sagen, dass sie das unterlassen sollen!" fauchte der erschrockene Harry zurück. "Potter, Potter. Sie sind Gast in meinem Hause, hier kann ich tun was ich möchte" antwortete Snape höhnisch. "Ich will ja aber gar nicht hier sein! Denken sie es macht mir Spaß bei zwei Todessern zu wohnen.? Jede Sekunde mit Ihnen könnte meine letzte sein!" rief Harry nun aufgebracht. Im selben Augenblick kam Draco die Treppe hinunter, blieb aber stehen, bemüht kein Laut von sich zu geben und lauschte angespannt. "Denken sie wirklich ich vertraue Ihnen, nur weil sie mir Zuflucht gewähren? Sie können Tausendmal sagen, dass sie nur so tun als wären sie Todesser. Ich glaube ihnen nämlich kein Wort! Und Malfoy ist auch nicht besser. Ich wette sogar, dass dies alles ein abgekartetes Spiel ist! Ist es Dracos Aufgabe mich zu fassen und zu Voldemort zu bringen? Oder soll er mich gleich umlegen?" schrie Harry weiter denn Tränkelehrer an. Severus setzte gerade zu einer Antwort an, als Draco heruntergestürmt kam. Er atmete schwer und schrie seinerseits Harry an: "Potter! Sieh mich an, wenn ich mit dir rede". Er zog Potter zu sich herum und schaute ihn wütend ins Gesicht. Er riss sich mit einem Ruck sein Hemd herunter und starrte den Jungen vor sich an. Harry schluckte schwer und wich erschrocken ein paar Schritte zurück. "Denkst du wirklich Potter, ich lasse mich wegen so einen Auftrag foltern und halb umbringen? Sieh mich an!!!! Denkst du wirklich, dass ich so weit gehen würde? Und, verdammt noch mal, wo siehst du das Todesser Zeichen?" brüllte er ihn weiter an. Dracos Augen funkelten gefährlich und sein ganzer Körper bebte vor Wut. Severus mischte sich ein: "Draco, beruhige dich. Er ist es nicht wert". Draco schaute Severus flüchtig an und zeigte ihm mit einer Armbewegung an ruhig zu sein. "Bitte, Potter, geh. Die Tür ist offen. Aber beantworte mir noch eine Frage: Wo waren deine ach so guten Freunde und dein Mentor, als du wirklich Hilfe gebraucht hast? Und denkst du wirklich, sie wissen von nichts, was dir angetan wurde? Aber bitte, geh und träum ruhig weiter" fauchte er ein letztes Mal und verschwand wieder auf der Treppe. Harry schaute ihm hinterher. Stumme Tränen liefen über sein Gesicht. Wie oft hatte er sich das schon gefragt, aber immer wieder verdrängt. Nun, da er es von Malfoy ebenfalls gehört hatte, gestand er es sich ein. Er war nur eine verdammt Schachfigur. Mehr nicht. Alle taten so, als wären sie für ihn da, aber so war es nicht. Am Ende seiner Kräfte sackte er zu Boden und lies seinen stummen Tränen laufen. Severus starrte entsetzt auf den Jungen vor sich. Er hasste diesen Jungen aus tiefsten Herzen, aber er musste sich eingestehen, dass er ihm gerade eben sehr leid tat. Er seufzte und hockte sich hin. "Potter, beruhigen sie sich. Sie sind hier bei mir willkommen, solange sie es selbst wollen. Und ich schwöre bei meiner Ehre, dass ich auch sie beschützen werde, solange sie in meinem Haus sind" sagte er leise. Harry sah auf. "Das meinen sie nicht ernst Professor. So viele Leute haben mir das schon versprochen, aber entweder sie sind gestorben oder haben mich verraten. Also lassen sie diese leeren Versprechungen" flüsterte er und stand langsam auf. Unsicher lief er zum Fenster und starrte in den Regen. Selbst der Himmel schien seine Trauer zu teilen. Severus sah den Jungen hinterher. Das war nicht mehr der Potter wie am ersten Schultag. Dieser Junge vor ihm war ein gebrochener Mensch. Aber wie sollte man es ihm verdenken, nachdem was er alles durchmachen musste. Severus schüttelte den Kopf und ging in sein Arbeitszimmer. Er konnte sich nicht helfen, aber sein Beschützerinstinkt war erwacht und irgendwie entwickelte er sachte Zuneigung für den Jungen. **** Draco saß auf dem Fensterbrett und starrte in den Regen hinaus. Er war wütend und traurig zugleich. Er verstand nicht, warum es ihm einen Stich versetzte, dass Harry so von ihm dachte. Und Severus machte alles nur noch schlimmer, statt er Harry in Ruhe lies, ging er auch noch auf ihn los. So hatte er es sich nicht vorgestellt, als er Harry herbrachte. Er fühlte sich müde und leer. Selbst der Regen konnte ihn, wie sonst immer, nicht besänftigen und beruhigen. Auch er hatte alles verloren. Seine Eltern, seine Freunde und sein bisheriges Leben. Er war nun ein Verräter, der gesucht wurde. Er wusste was ihm bevorstand, wen man ihn fand. Qualen, Flüche, Folter und schließlich der Tod. Er fühlte sich einsam, wie noch nie in seinem Leben. Und er hatte Angst, etwas, was er bisher noch nicht kannte. Sachte legte er den Kopf an die Fensterscheibe und schloss die Augen. Einfach alles aussperren, wenigstens für eine kurze Weile. Genau so fand Harry den Slytherin vor, als er langsam die Tür öffnete, nachdem er keine Antwort auf sein Klopfen bekommen hatte. Erst schaute er sich suchend im Zimmer um, ehe er ihn am Fensterbrett in dieser Haltung vorfand. Im ersten Augenblick dachte Harry, er wäre tot, bis er sah, dass er noch atmete. Erleichtert atmete er aus und ging langsam zu dem Jungen. Dieser schien nichts zu bemerken. Vorsichtig strich Harry eine Haarsträhne aus dessen Gesicht und schaute den schlafenden Jungen an. So friedlich sah er aus, wenn er schlief. Ganz anders, wie Harry ihn bisher kannte. Wenn er näher darüber nachdachte, war Malfoy sowieso anders, als wie er dachte. Eher ruhig und zurückgezogen. Besorgt, ängstlich und... ja ... auch einsam, wie Harry fand. Er dachte gerade darüber nach, wie es sein konnte, dass jemand sich so verstellen konnte, als eine Stimme ihn fragte: "Gefällt dir was du siehst?". Harry schaute den noch eben schlafenden Jungen an und sah so in wunderschöne Sturmgraue Augen. Ihm kam es vor als würde er versinken. Auch Draco verfiel in den Augen des anderen. Sie starrten sich an und ihre Gesichter kamen sich gerade wieder näher, als Severus hereinplatzte: "Draco, weißt du wo Potter abgeblieben ist? Er hat Post bekomm..." sagte er und verstummte erschrocken, als er die Situation erfasste. Die beiden Jungen fuhren erschrocken auseinander. Harry senkte peinlich berührt den Kopf. Draco fasste sich und antwortete: "Ähm... Ich würde denken, du hast ihn gefunden!". Severus sah die beiden noch immer erschrocken an und fasste sich schließlich wieder. "Hier ist Post für euch. Von Hogwarts. Sind bestimmt die Bücherlisten fürs neue Jahr" sagte er und legte die Briefe auf den Schreibtisch. "Gut, ähm, ich bin im Arbeitszimmer, falls ihr mich braucht" sagte er zögernd und verließ das Zimmer. Zurück blieb eine merkwürdige Stille. Harry war derjenige, der diese Stille als erster nicht mehr ertragen konnte und ging zum Schreibtisch um die Briefe zu holen. Er reichte Draco seinen Brief und lies sich mit seinem auf Bett fallen. Schwungvoll öffnete er den Brief und begann zu lesen. Es war tatsächlich die Liste fürs neue Schuljahr, mit Büchern, Zaubertrankzutaten und ähnlichem. Nichts weiter. Harry seufzte und faltete den Brief wieder zusammen. Auch Draco hatte den Brief flüchtig angeschaut, hatte aber dann lieber wieder Harry beobachtet. Er konnte sich denken, dass Harry mehr erwartet hatte. Einen Brief von Dumbledore oder seinen Freunden. Aber es war nichts dergleichen dabei. Er schaute immer noch Harry an, als dieser den Blick entgegnete. "Was?" fragte Harry stirnrunzelnd. "Du hast mir meine Frage nicht beantwortet" gab Draco zurück. Abwartend saß er da. "Welche Frage?" sagte Harry verwirrt. Draco seufzte und antwortete: "Ich wollte wissen, ob dir gefällt, was du siehst". Harry schluckte schwer und zögerte, ehe er antwortete: "Du hast mir schon einmal klar gemacht, dass du abgeneigt mir gegenüber bist. Also hör auf mit den Spielen". Harry flüchtete aus den Raum. Draco hätte sich in den Hintern beißen können, dass er dass letztes Mal zu Harry gesagt hatte. Damit hatte er sich fürs erste Alles verbaut. "Draco, du bist so ein Idiot" sagte er zu sich selbst und versenkte seinen Kopf in seinen Händen. **** Severus saß im Büro und versuchte zu arbeiten. Dies gelang ihm aber sehr schwer, da sich immer wieder die Bilder von eben in seine Gedanken schlichen. Frustriert legte er seine Dokumente bei Seite, als er ein Poltern hörte. Alarmiert griff er zu seinem Zauberstab und ging ins Wohnzimmer. Dort fand er einen stöhnenden Harry, der sich seinen Rechten Fuß hielt. Als er Severus mit dem Zauberstab sah, bekam er große, ängstliche Augen. Geschockt sah er seinem Professor an. Dieser steckte den Zauberstab ein und antwortete: "Mein Gott, Potter. Ich dachte sie wären ein Einbrecher! Poltern sie doch nicht so herum. Haben sie sich verletzt?". Harry schüttelte den Kopf und gab zurück: "Einbrecher oder wohl eher Todesser? Mir gehts gut, zumindest so gut wie es mir zur Zeit gehen kann". Er erstarrte, als er bemerkte, dass er gerade mehr verraten hat, als er wollte. Severus tat, als hätte er es nicht gehört und fragte: "Tee, Potter?". Harry überlegte kurz und nickte schließlich. Severus zauberte zwei Tassen hervor und wies Harry an sich zu setzten. Dieser setzte sich, starrte auf die Tasse vor sich und wartete ab. Severus setzte sich und nahm einen großen Schluck und schwieg ebenfalls. Nach einer Weile räusperte er sich und fragte: "Wissen sie schon, wann sie ihre Schulsachen kaufen gehen?" Harry schüttelte denn Kopf. Wieder herrschte schweigen. "Brauchen sie irgendetwas wegen ihren Wunden, Mr. Potter?" fragte Severus weiter. Harry schüttelte wieder den Kopf. Es wurde wieder still. Severus setzte gerade erneut an, als Harry sprach: "Was hat Draco getan, dass er so sehr verletzt wurde und nun verfolgt wird?". Severus schaute den Jungen an. Mit dieser Frage hatte er nicht gerechnet. "Ich denke, Mr. Potter, dass sollten sie Draco selber fragen. Ich bin nicht berechtigt darüber zu reden. Tut mir leid" antwortete Severus. Harry glaubte seinen Ohren nicht. Hatte sich Snape gerade bei ihm entschuldigt? Verwirrt hob er den Kopf und sah den Mann vor sich an. Wenn er genauer hin schaute, sah auch er müde und geschafft aus. Der Tränkemeister entgegnete den Blick. "Ja, Harry. Auch ich komme langsam an meine Grenzen. Ich muss meine Todesserfassade aufrechterhalten und nebenbei meinen Patensohn beschützen, ohne das es jemand bemerkt." sagte er leise. "Haben sie..." begann Harry aufgebracht. Snape hob abwertend die Hände: "Nein ich bin nicht in ihre Gedanken eingedrungen. Aber ich weiß wie ich aussehe und ihr Blick müsste das erfasst haben. Um das zu erkennen, brauche ich keine Magie" erklärte er, bevor Harry erneut ausrastete. "Warum tun sie das?" fragte Harry flüsternd. Snape runzelte die Stirn. "Warum tu ich was?" fragte er nach, da er nicht wusste worauf Harry hinaus wollte. Harry schaute ihn an und sagte: "Mich hier wohnen zu lassen". Severus hob eine Augenbraue und beantwortete die Frage: "Sie sind in Gefahr und verletzt. Ich bin kein Unmensch, Potter. Auch wenn viele das denken". Harry erhob sich und bedankte sich für den Tee. Langsam lief er in Richtung Treppe. "Ich habe das ernst gemeint, Potter. Ich biete ihnen meinen Schutz an, solange sie ihn brauchen" sagte Severus als Abschluss des Gespräches. Harry drehte sich um und sah den Tränkemeister forschend an. Schließlich nickte er ihm zu und verschwand. Severus hatte einen hoffnungsvollen Schimmer in den Augen des Jungen erkannt. Ja, er würde diesen Jungen beschützen, so wie er auch Draco mit seinem Leben beschützen würde. Seine Last wurde immer schwerer, aber er musste es durchstehen, denn endlich gab es jemanden in seinem Leben, der ihn wirklich brauchte. **** Harry war vollkommen durcheinander. Hilflos stand er vor Dracos Tür und überlegte wie er es anfangen soll. Schließlich klopfte er an und lauschte. "Herein" rief Dracos Stimme und Harry öffnete die Tür. Als er im Zimmer stand, wurde er von Draco, der auf dem Bett lag, überrascht angeschaut. "Darf ich dich was fragen Malfoy?" fing Harry unsicher an. Dieser verengte seine Augen und sagte: "Nein. Das darfst du erst, wenn du mich endlich Draco nennst". Harry hatte eine Abfuhr erwartet, aber nicht damit. Er zögerte und wiederholte seine Frage: "Darf ich dich etwas Fragen, Draco?". Draco nickte, unfähig etwas zu sagen. "Warum wurdest du gefoltert und wirst nun von den Todessern gejagt? Was hast du getan?" sprach Harry aus, was ihn so brennend interessierte. Draco schloss gequält die Augen. Schließlich antwortete er: "Ich habe meine Familie verraten. Ich habe mich geweigert das Zeichen zu empfangen, nun bin ich in ihren Augen ein Verräter. Mein Vater hat mich zu Voldemort gebracht. Meine Familie hat mich verstoßen und mich den Todessern überlassen". Geschockt sah Harry den zusammengesunkenen Jungen vor sich an. Erst jetzt wurde ihm bewusst, wie sehr er Draco mit seinem Ausbruch verletzt haben musste. Er ging zu Draco und umarmte ihn sacht. Draco durchströmte eine wunderbare Wärme, als er die Nähe von Harry spürte. Er genoss es, ohne es verdrängen zu wollen. So saßen sie beide schweigend eine Weile da und genossen den gegenseitigen Halt. Nach ein paar Minuten bemerkte Harry, dass Draco eingeschlafen war. Mit einem zaghaften Lächeln schaute er den blonden Jungen an. Schließlich beugte Harry sich zu ihm herunter und flüsterte ihm ins Ohr: "Mir gefällt was ich sehe. Und das schon länger". Dann stand er auf und verließ das Zimmer um es sich im Gästezimmer gemütlich zu machen. **** Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)