Wüstensand von trinithy (Dust to Dust) ================================================================================ Kapitel 32: Flucht ------------------ Das Kapitel ging ausnahmsweise mal wieder schnell! Viel Spaß! + + + + + + + + Kapitel 32- Flucht Es war dunkel. Fast so schwarz, wie Mahado es nie zuvor gesehen hatte, doch jedes Mal, wenn er durch ein kleines, vergittertes Loch in der Wand nach draußen schaute, erinnerte ihn der schwache Schein der Sterne und der sich langsam wieder in dunkelstes Blau färbende Himmel daran, dass diese Nacht weder schwärzer war als andere noch ewig währen konnte. Er bewegte seine Beine und machte ein paar Schritte, dann stand er auch schon vor einer Wand, er drehte sich um, ging wieder wenige Schritte und stand erneut vor einer Wand. Diese Prozedur wiederholte sich unzählige Male, als er versuchte, in der engen Zelle umherzulaufen, um seinen unruhigen Nerven etwas zu geben, an dem sie sich beruhigen konnten, doch es schien ihm nicht zu gelingen. Er sah Seth nicht, nicht einmal seine Silhouette, doch er wusste, dass der Priester hier war und auf einer Pritsche saß. Da kein Stoff raschelte, er nicht einmal hastigen Atem vernahm, musste Seth die Ruhe in Person sein. „Warum hast du das gemacht?“ Die Frage brannte ihm auf der Seele, seit Seth sein eigenes Todesurteil verbal unterzeichnet hatte und obwohl er die Antwort wusste, sie sich denken konnte, wollte er es aus dem Mund des Hohepriesters hören. „Was hätte es mir gebracht?“ Ohne ein Zittern, ja sogar ohne jegliche Tonschwankung erklang die Stimme des Priesters dunkel, aber klar wie eine Quelle. „Ich wäre allein durch die Wüste geirrt. Ein Mann ohne Ziel, ohne Träume … ohne dich.“ Der Priester wusste nicht ganz, was ihn dazu verleitet hatte, die letzten zwei Worte geflüstert hinten anzuhängen, doch er hatte es getan. Auch seine Sicht war nicht besser als die seines Gegenübers, oder wo auch immer er sich jetzt befand – doch ihm war, als könnte er das kleine, unsichtbare Strahlen auf den Lippen sehen, das seine Worte ausgelöst hatten. Es war die denkbar schlechteste Situation zum Lächeln, doch ein Anflug von verzweifelter Heiterkeit, der den Geist daran hinderte, noch vor der Hinrichtung wahnsinnig zu werden, machte sich in ihnen breit. Wenigstens hatte man sie zusammen in eine Zelle gesteckt, offenbar auf Nachdruck des Pharaos, denn dass Atemu nicht nur Mitleid mit ihnen gehabt hatte, sondern sich wünschte, ihnen zu helfen, hatte Seth zu deutlich in seinen Augen ablesen können, immerhin kannte er den Herrscher seit Kindesbeinen an. „Wie lange ist es noch bis zum Morgen?“, fragte Mahado plötzlich ruhig und nachdenklich. Er hatte sich gesetzt und tastete im Dunkeln nach Seths Körper, um ihn nur noch einmal zu berühren, ihn vielleicht noch ein letztes Mal zu küssen, wer wusste schon, ob nicht im nächsten Moment eine Wache hereinplatzte und sie bereits zum Schafott zerrte. „Nicht mehr allzu lange. Und doch noch viel zu viel zum Nachdenken“, lautete die aussagekräftige und doch im Grunde nichts sagende Antwort des Priesters, dem eine Gänsehaut über den Rücken lief, als er die kühlen Finger des anderen an seinem Arm spürte. Er hatte keine Angst vor dem Tod und auch nicht vor dem Totengericht. Mochte es vielen falsch erscheinen, was er getan hatte, so war doch sein Herz so leicht, dass er sich keine Schuld vorstellen konnte, die ihm angelastet werden konnte. Es waren keine unedlen Motive gewesen, die ihn zu dem getrieben hatten, wessen er angeklagt und verurteilt worden war, egal wie viele Menschen es so sahen. Die Götter würden es erkennen und verstehen und wenn sie es nicht täten, so waren es keine Götter und er hatte keinen Grund zur Beunruhigung. Gerade da der Hohepriester sich nach vorne geneigt hatte, in der Hoffnung, so die warmen, vielleicht feuchten Lippen Mahados auf seinen eigenen zu spüren, da flog die Tür zu ihrer Zelle nach innen auf und zischte nur um die Breite eines Haares an seinem Bein vorbei und die beiden Männer schreckten überrascht auf, als der Schein einer Fackel den wenigen Platz zwischen den Wänden beleuchtete. Erst nachdem sich ihre Augen wieder an das Licht gewöhnt hatten, konnten sie hinter dem tänzelnden Feuer das schattige Gesicht Shadas erkennen. „Ihr müsst Euch beeilen, die Sonne geht bald auf.“ Ohne zu einer Erklärung anzusetzen, scheuchte er die Gefangenen auf und bedeutete ihnen, leise zu sein, als er, zur Eile treibend, hinter ihnen durch einen Gang lief. Erst als sie durch eine kleine Tür an der hinteren Palastmauer ins Freie gelangten, reichte er Seth und Mahado je ein Stoffbündel, das sich als einfacher, unauffälliger Umhang herausstellte. „Geht weiter, bis zum Ende der letzten königlichen Tempelanlage, dort warten zwei Pferde auf Euch. Sie haben Taschen umhängen, in denen Ihr alles finden werdet, was Ihr benötigt!“ Der Priester wollte sich bereits wieder zum Gehen wenden, da wurde er von Seth aufgehalten, der ihn mit einem festen Griff um den Arm festhielt. „Warum tut Ihr das, Shada?“ „Nicht um Euch zu helfen! Ich tue es, weil ich es nicht verantworten kann, nichts zu tun und Euch wegen diesem einen Grund sterben zu sehen und weil ich weiß, dass Atemu unter seinem Urteil leidet. Er wäre nie wieder derselbe, wenn Ihr durch seine Macht hingerichtet würdet. Das will ich verhindern.“ Shada hielt inne und zog seine Hand aus der Umklammerung frei. „Es mag sein, dass ich Euch diesen Tod vielleicht sogar wünsche, immerhin seid Ihr nicht anders als Karim, über den Ihr gerichtet habt. Doch ich bin grausam genug, um meinen Wunsch wahr werden zu lassen. Flieht jetzt, und kommt niemals wieder zurück!“ Trotz dieser nicht gerade netten Worte konnte Seth nicht anders, als tief in seinem Innersten unendliche Dankbarkeit für Shada zu empfinden und so rief er dem davon eilenden Priester hinterher: „Mögen Eure Freunde und Diener alle blind sein, dass Euch ein längeres Leben beschert ist.“ Seine Stimme wurde vom Wüstenwind davon getragen in die restliche Nacht, die noch am Boden klebte, zu träge, um schon zu weichen. Im Stillen fügte er ungesagt hinzu: „Möge Atemu glücklich sein und von Blinden umgeben. Blind für ein Verbrechen, das keines ist.“ Dann löste er sich aus seiner Starre und folgte Mahado, der bereits leise und so schnell wie möglich in die Richtung lief, die Shada ihnen gewiesen hatte. Wenn dort wirklich wie versprochen ihre Fluchtmöglichkeit wartete, hatte sich ihre Strafe von Tod in Verbannung gewandelt. Genau das, was der Hohepriester abgelehnt hatte, doch jetzt musste er diese Strafe nicht alleine tragen. Außerdem brach in ihnen die Menschlichkeit durch. Die Natur des Menschen, nach dem Erhalt seines eigenen Lebens zu streben, egal welche Strapazen es bedeutete, solange er nicht mit der Gewissheit leben musste, Mahado im Stich gelassen zu haben, würde Seth den Tücken der alles vernichtenden Wüste trotzen. Sie saßen nicht einmal richtig auf ihren Pferden und trieben sie zu ungeahnten Geschwindigkeiten an, da fand der erste, rot-orangene Strahl Ras zur Erde und schlängelte sich über eine Düne, ihnen den Weg zu leuchten, wie ein Schimmer der Hoffnung. Ein blutrot gefärbter Schimmer. + + + + + + + Das war es schon wieder für dieses Kapitel, ich hoffe es hat euch gefallen. Und um den Disclaimer zu wahren, Seths Gedanken an der Stelle mit den Göttern, sind angelehnt an eine Stelle aus "Königreich der Himmel", die im Original lautet "Gott wird es verstehen, und wenn nicht, dann ist es nicht Gott, und wir haben keinen Grund zur Sorge" (frei nach meinem Gedächtnis^^) bis zum nächsten Kapi eure trinithy Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)