Wüstensand von trinithy (Dust to Dust) ================================================================================ Kapitel 31: Wut --------------- Anmerkung: Said wird Sa-id gesprochen... Kapitel 31- Wut Atemu rannte fast durch die Gänge seines Palastes, ziellos und orientierungslos, bis er schließlich doch vor seinem Schlafgemach zum Stehen kam und verzweifelt Luft in seine Lungen sog. Als hätte er das Atmen vor Zorn und Schmerz auf seinem ganzen Weg komplett vergessen. Erst jetzt, da er den ersten Schock der Nacht überwunden hatte, wurden Fragen in seinem Kopf laut. Fragen, die nach der Antwort suchten. Warum hatte man Seth und Mahado erwischt? Was hatten seine Wachen in den Räumlichkeiten des Hohepriesters gesucht? Und wieso wurde er erst gerufen, als die Tatsachen schon vollendet festgestellt worden waren? Energisch stieß er die Tür auf und blickte in das verdatterte Gesicht Shadas, der anscheinend wieder zurückgekehrt war – mit gerichteter Kleidung – und ihn hier erwartete. „Schaff mir Said ran, ich muss ihn sprechen!“ Ohne eine weitere Erklärung stieß der Pharao eine weitere Tür auf, die sein Schlafgemach direkt mit dem Thronsaal verband. Mit einer Grobheit, die seine Aggressionen durchschimmern ließ, zog er sich seinen Schmuck an und setzte sich im Halbdunkel auf den edel geschmückten Herrscherstuhl. Er strahlte eine unheimliche Macht aus, seine Amethyste schimmerten unheilvoll und egal was auch vorgefallen war, Shada ahnte, dass derjenige, auf wen auch immer sich der Zorn des Pharao konzentrierte, leiden musste. „Atemu, was ist denn…?“ „Sei still und schaff mir endlich Said heran!“, unterbrach Atemu ihn. Die Tatsache, dass Shada nicht sein Laufbursche war und dass er Said vor wenigen Augenblicken noch gesehen hatte, ignorierend. Jetzt war nicht die Zeit für Nettigkeiten. So voller Verbitterung wartete er, bis einige Diener angelaufen kamen und Fackeln entzündeten, offenbar auf Befehl von Shada hin, denn den Pharao störte die Dunkelheit nicht, sie war ihm sogar willkommen, spiegelte sie doch sein Innerstes wieder. Macht war ein Fluch, ein schlimmer Fluch, der es schaffte, ein jeden zur Verzweiflung zu bringen. In dieser Sichtweise sah er sich einmal mehr bestätigt. „Mein Pharao, Ihr habt nach mir verlangt?“ Die Stimme seines Befehlshabers riss ihn aus seinen düsteren Gedanken und er erblickte den kräftigen, sich verbeugenden Mann, der langsam näher kam und es erst wieder wagte sein Rückgrad aufzurichten, da ihm Atemu ein Zeichen dazu gab. In einigen Metern Entfernung, in einer noch dunklen Ecke des Saales, hatte sich Shada neugierig an eine Wand gelehnt. Der Grund, weshalb sein Pharao so aufgebracht war, interessierte ihn doch zu sehr. „Was hattest du mit deinen Männern, meinen Wachen, im Tempel des Seth zu suchen?“, keifte er ungehalten. Es war ihm egal, wie er sich benahm. Er war der Pharao, er hatte die Macht. Die Macht, Freunde zum Tode zu verurteilen, warum sollte er also nicht auch die Macht haben, seinen Zorn an möglicherweise Unschuldigen auszulassen? „Einer von seinen Sklaven hat uns gerufen, er hat behauptet, Räuber würden den Tempel plündern und sie bräuchten Hilfe, doch als wir ankamen, waren keine Diebe zu sehen. Stattdessen haben wir den Priester Seth bei seinem Verbrechen erwischt, mein Herr!“ „Wie ist der Name dieses Sklaven?“ „Mein Pharao, sein Name ist Marik.“ Said wirkte verstört angesichts der Miene, die ihm entgegenblickte, als hätte er irgendetwas falsch gemacht, nur dass er sich dessen nicht bewusst war. „Schafft ihn mir her!“ Atemu richtete sich auf, und stand jetzt aufrecht. Selbst in seinem, nicht gerade schlicht gehaltenen, Nachtgewand wirkte er ob des ganzen Schmuckes und seiner Respekt einflößenden Aura königlicher, als es manch ein König zu seinen besten Zeiten war. „Er steht draußen vor der Tür, ich unterhielt mich gerade mit ihm, als Shada mich zu Euch rief, mein Pharao, daher wartet er jetzt.“ „Holt ihn rein!“ Noch während ein Diener die Tür öffnete, stieg der Pharao die zwei Treppen herab, die seinen Thron vom Rest des Bodens abhoben, und seine Augen fokussierten den hellhaarigen Sklaven, der mit arrogant gehobenem Blick hereinstolzierte und den Kopf erst senkte, als er schon fast vor dem Herrscher stand. „Auf die Knie!“ Der donnernde Tonfall in Atemus Stimme verhärtete sich noch. „Du hast eine Wahl, Sklave …“, er spie das Wort „Sklave“ förmlich aus, als hätte er eine ansteckende Krankheit vor sich kniend. Nie war er ein jähzorniger Herrscher gewesen, nie hatte er seine Untergebenen wie Dreck behandelt, auch seine Leibeigenen nicht. Das Gesindel der Gesellschaft hatte er behandelt, wie es sich gehörte, wie Menschen. Menschen zwar, deren eigene Aufgabe es war, ihm zu dienen, aber wie Menschen, doch jetzt war jegliche Milde aus all seinen Gesichtszügen verschwunden und sowohl Said als auch Shada zeigten sich verwundert. „…willst du im Angesicht des Ra sterben, mit seinen Strahlen im Nacken, bevor dir das Schwert das Leben nimmt, oder soll es hier und jetzt geschehen, ungesehen von den schlafenden Göttern, auf dass niemand dein Herz vor Ammit retten kann?“ Mariks Augen, in die er blickte, weiteten sich vor Schreck, doch er wagte es plötzlich nicht mehr, auch nur einen einzigen Ton zu sagen. Dafür meldete sich eine andere, viel vertrautere Stimme zu Wort. „Mit welcher Begründung wollt Ihr ihm das Leben nehmen?“ Shada hatte sich von der Wand gelöst und kam nun mit der gebührenden Distanz auf seinen heimlichen Geliebten zu. „Verrat! Ein Sklave verrät seinen Herrn nicht, und wenn er es doch tut, so kann dieser Herr ihn bestrafen nach eigenem Ermessen.“ Der Pharao erklärte sich und wandte sich dann wieder an Marik, der vor ihm lag, verzweifelt nach Fassung ringend. „Seth kann nicht mehr über Euch richten, aber alle Sklaven in den Tempeln gehören mir, mir als Pharao. Du wirst zusammen mit deinem Herrn hingerichtet werden, vor ihm, dass er dich noch sterben sieht!“, entsann er sich das Urteil festzulegen, da er eh nicht damit rechnete, dass Marik sich für eine Variante entschieden hätte. „Und nun schafft ihn mir aus den Augen! Geht! Alle, und lasst mich alleine.“ Ein verachtender Blick wurde gen Boden geschleudert wie ein lautloser Speer. Mit einem Seufzer, der seiner Traurigkeit Luft gewährte, ließ er sich auf seinen Thron sinken und hörte Fußgetrampel, ehe sich die großen Türen schlossen und er sich alleine wähnte. Doch da spürte er eine sanfte und starke Hand zugleich, die ihm über den Arm strich. Nur ein kurzes Heben seiner Lider verriet ihm, dass es sich bei dem Besitzer dieser Hand um Shada handelte und insgeheim war er ganz froh, dass dieser seinen Befehl, allein sein zu wollen, ignoriert hatte. „Seth wird hingerichtet werden?“, fragte der Priester zögerlich nach, ob er all das Gehörte in den richtigen Zusammenhang gebracht hatte. Ein stummes Nicken war seine einzige Antwort, dann fielen die bisher gestrafften Schultern des Pharao in sich zusammen und er hing wie ein Kind in dem Haufen Stoff auf seinem Thron. Alles war aus dem Ruder gelaufen in nur einer Nacht. Er hatte nicht nur zwangsweise Todesurteile sprechen müssen, sondern zum ersten Mal in seinem Leben hatte er aus persönlicher Rache, Wut und Zorn jemanden verurteilt. Es war ein schreckliches Gefühl, seine Position missbraucht zu haben und doch kam es ihm richtig vor, denn ein Teil von ihm wünschte sich, dass Mariks Seele auf ewig verloren ging auf dem Weg ins Totenreich, während der andere Teil hoffte, dass ihm die Götter eine Eingebung gewährten, wie er Seth vor der nach Blut lechzenden Klinge schützen konnte. + + + + + + + wortlos... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)