Scherbenwind von Arethelya (die Splitter in deiner Seele) ================================================================================ Kapitel 1: "To Consult" ----------------------- Musik: - Subway to Sally – Album: „Nord Nord Ost!“ - Maria Mena – Album: „Apparently Unaffected“ - Soundtrack – „Der König der Löwen (Broadway Musical)“ Kapitel eins: „To Consult“ Am I the only one who finds no peace? [Cinema Bizarre – Escape to the stars] Irgendwann hatte sie ein Gefühl des inneren Zerrissenseins erfasst, weshalb sie fluchtartig ihr Zimmer verließ, um ihre Gedanken von der frischen Luft und den Geräuschen des alltäglichen Lebens umspülen zu lassen. Auch wenn sie sich unter Massen von Menschen unendlich klein und bedeutungslos vorkam, so war ihr das im Moment noch lieber, als in ihrem kleinen, sterilen und spartanischen Raum zu ersticken. Wenn die Wände sich zusammenzogen. Wenn die Luft knapp wurde. Wenn die Gedanken Überhand nahmen. Wenn man sich bewusst wurde, dass man allein war. Also ging sie durch das Tor, das zum Anwesen ihrer Eltern führte, und wandte sich dann Richtung Markt, wo ihr Gerüche, Rufe, Lachen und Klänge entgegenschlugen. Sie war immer wieder erstaunt, wie rege dieses Dorf doch war, obwohl es vor nicht allzu langer Zeit eine beinahe Todeserfahrung machen musste. Doch die Bewohner schien das nicht abzuschrecken, sondern es hatte sie wohl noch lebenswilliger und glücklicher über das wenige gemacht, das sie besaßen. Sie ließ ihre Augen über die Szenerie gleiten, erfassten aber nicht wirklich irgendetwas oder -jemanden. Viel mehr wirkte es, als ob sie den unmöglichen Versuch machte, alle Eindrücke mit einem Schlag in sich aufzusaugen und festzuhalten. Sich alles zu merken, das sie sah, roch, fühlte, hörte und schmeckte. Aber diese Reizüberflutung bereitete ihr Kopfschmerzen. Ihre kühlen Finger berührten ihre pochende Stirn, als sie sich abwandte. Sie seufzte und wusste nichts mit sich anzufangen. Sie wollte irgendwo hingehen, sich fallen lassen und nachdenken, sich wieder frei und leicht fühlen, sich wieder lebendig und glücklich wissen. Wieder die Hinata sein, die sie beim Kampf mit Neji war. Und so setzte sie einen Fuß vor den anderen. Bewegte sich wie in Trance, während ihre Gedanken wie Wasser in einem Fluss dahinglitten, ohne Ziel. Ohne bemerkt zu haben, wie es dazu gekommen war, stand sie nun vor Ichiraku Ramen, Narutos zweitem Zuhause. Ein Lächeln schlich sich auf ihre Lippen und mal schien sie fröhlich und mal zog sich ein Schleier der Traurigkeit über ihre feinen Züge. Sie bemerkte nicht, dass sie mehrere Minuten so stand und beobachtet wurde. Viel mehr war sie zu sehr in sich selbst verloren, als dass sie irgendetwas in diesem Moment registriert hätte. Need you so much somehow. I can't forget you. Been going crazy from the moment I met you!¹ Als er sie an der Schulter berührte, zuckte sie heftig zusammen und fuhr herum. Er hatte seine Brille hinunter gezogen, weshalb sie in tiefe, dunkle Augen blickte, in denen sich ihr erbärmliches Gesicht widerspiegelte und ihr ihren jämmerlichen Zustand klar machte. Sie hielt ihren Atem an. „Hinata“, ertönte Shinos tiefe Stimme und sie fand zurück in die Realität. „Shino-kun“, antwortete sie belegt, nicht genau wissend, was sie überhaupt entgegnen sollte. Sie war schon lange mit ihm in einem Team, dennoch wusste sie immer noch nicht irgendwelche Gesprächsthemen mit ihm anzuschneiden. Wenn sie sprachen, dann über wichtige Dinge. Missionen, Kampfstrategien, Trainingsmöglichkeiten. Es war nicht viel, aber irgendwie war das auch gut so. Sie mochte Shino, keine Frage, aber er war eher die Sorte Mensch deren Schweigen man genoss, weil man sich so fallen lassen konnte. Nicht verpflichtet war zu sprechen und sich entspannen konnte, weil man wusste, dass jemand da war, der dies mit einem teilen wollte, ohne irgendwelche Ansprüche zu stellen. Aber manchmal, wie in solchen Situationen, wusste sie einfach nicht, ob es angebracht war, nach seinem Gemütszustand zu fragen. Sie war sich nicht einmal sicher, ob er überhaupt auf so eine profane Frage antworten würde. Er gab ihr keine Zeit, verlegen etwas zu stammeln, um eine banale Konversation mit ihm zu beginnen. „Gut, dass ich dich treffe. Ich wollte ein paar Zielübungen machen und ich würde mich freuen, wenn du mich dabei beurteilst.“ Sie blinzelte und nickte zögerlich. „Selbstverständlich, Shino-kun.“ Sie war zwar etwas verwundert, dass der Aburame-Junge Sondertraining außerhalb der Übungszeit mit Kurenai-sensei machte und sie dann noch um Hilfe bat, aber sie nahm es schweigend hin. Zudem kämpfte sie gerade mit einem anderen Problem. Wieder in der Gegenwart eines Menschen, versuchte sie krampfhaft es zu vermeiden, ihre Hände zu kneten oder an ihrer Kleidung zu zupfen. Bis Naruto wieder da war, wollte sie ein wenig sicherer wirken. Sie brauchten nicht lange bis zum Trainingsplatz. Selbst spazierend bedurfte es vielleicht zehn Minuten das Ziel zu erreichen. Schon von weitem erkannte Hinata ihren Cousin, der sich dort mit seinem Team versammelt hatte. Aber sie trainierten nicht, sondern saßen sich nur gegenüber. Lee schien zu sprechen, auch wenn sie sein Gesicht nicht sehen konnte, weil er ihr den Rücken zuwandte. Aber er gestikulierte wild. Eigentlich wollte sie die Konversation nicht stören. Zwar hatte sich das Verhältnis zwischen ihr und Neji wesentlich gebessert, aber sie wollte das nicht aufs Spiel setzen, indem sie ihm auf die Nerven fiel. Sie wollte gerade die Richtung wechseln, als ihr Shino auf die Schulter griff und sie zum Stehenbleiben zwang. Irritiert sah sie zu ihm, doch er hielt seinen Blick weiterhin nach vorn gerichtet auf das Team 17. „Lee wirkt niedergeschlagen“, sprach er plötzlich, „und Neji sowie TenTen sehen auch nicht besser aus. Lass uns einmal herübergehen, wenn es dir nicht zu viel ausmacht.“ Wirklich ihre Meinung konnte sie nicht kund tun, da Shino einfach voran ging und ihre Antwort nicht abwartete. Sie blinzelte erstaunt, da es nicht seine Art war, sich in Gespräche anderer einzumischen oder sie einfach stehen zu lassen. Außerdem war es ihr neu, dass er eine neugierige Ader zu haben schien und so… forsch sein konnte. Nach mehreren Sekunden der Unentschlossenheit ging sie einfach voran und folgte ihm, versuchte aber niemand Speziellen aus dem Team von Gai-sensei anzusehen. Sie hörte ein paar Wortfetzen, die ihre Lippen kurz beben ließen: „… für Naruto stärker werden…“ „Ohayo“, begrüßte ihr Teamkamerad die anderen drei. Neji sah auf, während TenTen und Lee ihnen nur einen Seitenblick zuwarfen, der eine minimale Überraschung beinhaltete. Anscheinend waren sie so vertieft gewesen, dass sie das Ankommen der anderen beiden kaum registriert hatten, aber wenn dem so war, versuchten sie das zu überspielen, weil das an ihrer Professionalität als Ninja hätte zweifeln lassen. Das Mädchen aus der Gruppe stand auf und blickte zu ihnen. „Ohayo. Was führt euch denn zu uns?“ Hinata sah deutlich, dass TenTen aufgesetzt lächelte, denn das Grinsen erreichte ihre Augen nicht. Sie kannte das brünette Mädchen zwar nicht wirklich – sie sahen sich sehr selten, meist zufällig auf der Straße oder wenn Besprechungen des Teams bei den Hyuuga stattfanden –, aber sie wusste, dass sie kein Mensch der Traurigkeit war, sondern viel mehr impulsiv, eine Frau, die einer Herausforderung ins Gesicht lachte, aufbrausend sein konnte, aber größtenteils fröhlich war. Es verwirrte sie ein wenig, sie so zu sehen. „Shino-kun… wollte Zielübungen machen, aber – aber als er euch hier sitzen sah, d-da wollte er euch ‚hallo‘ sagen“, kam es leise von Hinata, als sich ihr Kamerad nicht bequemte zu antworten. Sie biss sich kurz frustriert auf die Lippen, weil ihre Stimme wieder einmal so unsicher klang, aber sie schaffte es, ihre Hände nicht in ihren Yukata zu krallen. TenTen schien etwas sagen zu wollen, aber der sonst schweigsame Shino fuhr plötzlich dazwischen: „Ihr habt über Naruto gesprochen und dass ihr für ihn stärker werden wollt. Egal, wie ihr das anstellen wollt, ich bin dabei.“ Sie alle wussten, wie Shino an diese ‚Informationen‘ gekommen war, kannten sie doch das Geheimnis um seinen Clan, deswegen war keiner von ihnen sonderlich überrascht. Sie nickten sich gegenseitig zu und schienen eine wortlose Übereinkunft zu treffen. Niemand achtete derweil auf Hinata, die immer perplexere Blicke zu Shino warf. Sein Benehmen war sowohl ungewohnt, als auch gleichzeitig seltsam vertraut. „Wisst ihr…“, begann die Kunoichi aus Team 17, „wir haben darüber gesprochen, dass wir Naruto alle etwas schuldig sind… auf unterschiedliche Art und Weisen. Wir möchten es gern gut machen, aber wir sind noch nicht dazu in der Lage. Dazu müssten wir stärker sein. Deswegen haben wir überlegt, ob wir unser Trainingsprogramm nicht komplett umstellen lassen. Naruto hat inzwischen seinen Sensei gewechselt und wird daher auch anders trainieren, vielleicht ist es sogar innovativer für ihn. Aber wir anderen bleiben alle bei unserem ursprünglichen Trainer und werden weiter so lernen wie bisher. Auf Dauer werden wir zu sehr an Gai-senseis“ – hier musste sie kurz Lee von sich schieben, der gerade eine leidenschaftliche Verteidigungsrede für Maito Gai halten wollte – „Methoden gewöhnt sein und vielleicht nicht weiterkommen…“ Sie wollte noch weitersprechen, wurde aber von Shino unterbrochen, der an einem anderen Punkt ihrer Aussage hängen blieb als an der Trainingsweise. Er schob die Hände in die Taschen. Man erkannte durch die Sonnenbrille nicht, wohin er sah, aber alle fühlten sich intensiv von ihm beobachtet. „Inwiefern seit ihr Naruto etwas schuldig?“ Diese Frage war wie ein schwerer Stein, den man in dunkles Wasser warf. Er wühlte auf, was man an den Gesichtern von Lee und TenTen sah und blieb auf dem Grund liegen, verharrte im Hinterkopf, während sich die Wogen glätteten. Schweigen folgte. Dröhnend und bleiern legte es sich auf Hinatas Schultern, die sich zwang, nicht zu zittern. Es war eine greifbare Anspannung, die sie wie ein Metallmantel einhüllte und kaum Luft zum Atmen ließ und als sie fürchtete zu ersticken in einer düsteren Welle, da sie die Augen geschlossen gehalten hatte, ertönte die Stimme von Neji. „Ich habe bei der Mission Sasuke zurückzubringen… versagt. Deswegen bin ich ihm etwas schuldig. Es hätte mir gelingen müssen, schließlich hatte er auch ermöglicht, dass mein Onkel mir die Wahrheit sagte. Und ich habe es ihm nicht danken können.“ Er sah leicht nach unten und ein paar lose Haarsträhnen fielen ihm ins Gesicht. Er wirkte plötzlich älter, gebeugt, aber auch gewissermaßen weise. Man schien für wenige Augenblicke, in denen er so dasaß, seine künftige körperliche Reife erahnen zu können. Als er den Kopf wieder anhob, war dieser Zukunftsblick wie verschwunden, aber es blieb in den Tiefen seiner Augen. Neji hatte sich entwickelt und der Prozess war noch nicht abgeschlossen. Das Ebenbild Maito Gais verzog schmerzvoll das Gesicht und ballte die Fäuste. „Er ist mein Freund. Mein Vorbild. Und mein Rivale. Ich wollte ihm auch so gern helfen, aber ich konnte es nicht.“ Er sah auf seine Hände, die mit Bandagen umwunden waren. Seine Finger zitterten, aber er schien gedanklich gerade weit weg zu sein, in einem Strom aus Erinnerungen. „Wenn ich stärker gewesen wäre… wenn mein Wille größer gewesen wäre… ich habe ihn enttäuscht.“ „Lee, sag das nicht“, fuhr TenTen dazwischen, die sich zwischen die beiden begab und für Hinata sah sie wie der symbolische Ring aus, der die einzelnen Kettengliedern Neji und Lee zusammenhielt. Das Mädchen war ein Anker und vielleicht die größte Stärke der beiden Jungen, die viel zu verschieden waren, um sich je eins zu sein und die momentan viel zu selbstkritisch waren, als dass sie zu etwas zu gebrauchen wären. Und sie, TenTen, sammelte immer wieder ihre Kraft, um sie zu bewegen. Vielleicht war sie physisch nicht die stärkste, aber ihr Geist war der einer großartigen Kunoichi. Bewundernd sah Hinata zu dem Mädchen, von der sie nie wusste, was sie wirklich dachte. Sie war auch die einzige, die nicht preisgeben wollte, weshalb sie sich Naruto verpflichtet fühlte, obwohl es sie brennend interessierte. Stattdessen erklärte nun Shino, dass er ähnlich fühlte – er hatte gar nicht erst dazu beitragen können zu helfen und als man Hinata ansah, schob sie denselben Grund vor. Dabei nickte TenTen, als wollte sie das ebenfalls bestätigen. Aber die Erbin des Hyuuga-Clans war sich sicher, dass das weibliche Mitglied aus Team 17 noch andere Gründe hatte, die nicht jeder wissen sollte. Hinata wurde sich in diesem Moment bewusst, wie ähnlich sie und TenTen sich doch waren und dass sie gleichzeitig das genaue Gegenteil des anderen bildeten. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass sie beide schon lange sehr gute Freundinnen hätten sein können, wenn sie sich nur getraut hätten… und wenn der Zwist der Hyuuga-Familie keine Abgründe zwischen Neji und ihr aufgetan hätten, denn TenTen hätte sich bestimmt aus Verantwortung und Pflichtgefühl auf Seiten ihres Cousins gestellt. Und das hätte sie ihr bestimmt nicht verübelt. Aber sie merkte noch etwas Anderes. Nicht nur dem Mädchen, das für ihre präzisen Waffenkünste bekannt war, fühlte sie sich in diesem Augenblick verbunden. Sondern auch den drei Männern. Denn sie teilten in diesem Moment alle ihre Gefühle für Naruto, so unterschiedlich sie auch waren. Für einen Augenblick wandte sie ihre Augen ab von diesen vier Menschen und sah in den Himmel hinauf. Ein Vogel verdeckte für den Bruchteil einer Sekunde die Sonne. Sonne. Hyuuga. [fünf Seelen im Gleichklang zur Melodie der Trauer] *:. .:*:. .:*:. .:*:. .:* „Weshalb bist du hier?“, fragte das Mädchen mit den hellen rosafarbenen Haaren ihr zugewandt. Sie ertrug es nicht in diese Augen zu sehen, die wie zweifach verglast wirkten, damit man nicht in die abgrundtiefe Dunkelheit hineinsehen konnte, die dort lauerte. Diese junge Kunoichi war zerfressen von Schmerz und Einsamkeit, doch man sah, dass sie daran erwuchs und erblühte, um die innere Schwärze zu überstrahlen. Sie bekämpfte ihre Trauer, indem sie versuchte stärker zu sein als ihre eigene Furcht und Einsamkeit. Ihre Aura sprach eine eigene Sprache und überspülte in kleinen Wellen die Umgebung. Die Suna-nin zollte selten anderen Leuten Respekt oder Ehrfurcht. Aber bei Haruno Sakura war es etwas Anderes. Trotz all ihrer Schwächen war dieses Mädchen stark. Sie konnte vielleicht nichts gegen Temari und ihren tödlichen Windattacken ausrichten – noch nicht –, aber sie spürte, dass dort eine würdige Rivalin heranwuchs. Sie musste das Mädchen im Auge behalten. Temari fuhr sich durch das blonde, etwas strohige Haar und seufzte. Ärgerlich zog sie ihre Brauen zusammen. Sie hasste es, ihre Beweggründe anderen mitteilen zu müssen. Sie warf dem etwas kleineren Mädchen einen Seitenblick zu und sagte: „Ich wollte mich eigentlich bei Naruto bedanken. Gaara hat sich verändert. Das haben wir ihm zu verdanken. Inzwischen sind wir… auf eine verschrobene Art und Weise doch eine Familie. Auch wenn er sich mit gewissen familiären Dingen noch schwer tut.“ Eigentlich schaute sie Menschen immer beim Reden ins Gesicht, aber sie wurde durch den Nara-Jungen abgelenkt, der unverhohlen beim Gehen gähnte. Es irritierte sie und sie fand es auch mehr als unhöflich. Seine Art nervte sie. Noch mehr allerdings ärgerte es sie, dass es dieser Mensch, der mit nichts anderem im Leben als Schlafen beschäftigt war, geschafft hatte, sie zu überlisten. Irgendwie fühlte sie sich in ihrem Stolz verletzt. Nicht einmal die Tatsache, dass sie ihn gerettet hatte, wog das auf. Sie schwor sich, ihn bei nächster Möglichkeit herauszufordern und in Grund und Boden zu treten. Sie bekam nur am Rande mit, dass Sakura zu lachen begonnen hatte und mit einer leisen Sehnsucht in der Stimme gesagt hatte: „Ja… das ist unser Naruto. Er versucht in alles und jedem das Gute zu sehen.“ «Entweder sehr naiv… oder ein sehr friedliebender Mensch, der noch Hoffnung auf eine ruhige Zukunft hat.» Temari zog eine helle Augenbraue in die Höhe. Die Kunoichi aus Suna sah in den Himmel. Die Sonne blendete ihre Augen und ließ sie blinzeln. Weiße Wolkenfetzen zogen über das Azurblau hinweg, durchbrachen ihn wie Wunden, und sie schauderte, als ein kühler Wind Sturmbö artig aufstob. Kurz glaubte sie zu sehen, wie das blau zu einem dunklen Rot zerfloss. Rise above the storm, you could find what you've been looking for. Climb above the clouds, you could be the one to shout it out loud!² Sie biss sich auf die Lippen und versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, sondern ruhig das Gespräch mit Tsunades Schülerin fortzuführen. Normalerweise glaubte sie nicht an Vorhersehungen, aber immer öfter beschlich sie dieses Gefühl, dass da doch etwas dran war, seit sie hier angekommen war und es ebbte nicht ab. Vielleicht war doch irgendetwas daran, dass man einen gewissen Sinn für Dinge, die noch nicht geschehen waren, haben konnte. „Und wie lange möchtest du nun bleiben, da du Naruto nicht angetroffen hast?“ Sie verzog ein wenig das Gesicht. Darüber hatte sie noch gar nicht nachgedacht. Sie war die ganze Zeit viel zu sehr damit beschäftigt gewesen, dass sie diese Unruhe in sich spürte, als dass sie sich darum Gedanken gemacht hätte. Diese verheißungsvolle Atmosphäre in Konoha-Ga-Kure sorgte nicht unbedingt dafür, dass sie bestrebt war, lange hier zu bleiben. „Ich schätze ein bis zwei Tage. Es lohnt nicht, unnötig lange hier zu bleiben.“ Sie hatte das so ruppig gesagt, dass Sakura sie nur erschrocken anblickte und verstummte. Sogar Shikamaru warf jetzt der Suna-nin einen fragenden Blick zu. Diese aber kümmerte sich nicht darum, da sie nun vollkommen gefesselt war von etwas, das sie innerlich erzittern ließ. Rechts von ihnen lag in einiger Entfernung der Trainingsplatz, zumindest glaubte sie das. Bei ihrem letzten Besuch war sie nur einmal da gewesen. Aber das war nicht der Grund, weshalb sie stehen blieb. Wie erstarrt hielt sie inne und spürte die erschreckende Gänsehaut ihren Körper entlanglaufen. Es war der Ton von heute Morgen, dieser entsetzliche klagende Schrei in der Stimme des Windes, der das Ersterben eines Dorfes erzählte. Eiskalt zerrte er an ihrer Kleidung, fühlte sich messerscharf an, abstoßend und doch wirkte das Reißen wie eine Geste der Hilfesuche, die Bitte um Beistand eines Menschen, der sich nicht mehr aufrecht halten kann und sich nur an deiner Kleidung festhalten kann, um nicht zu stürzen. Es stank nach Tod und Verderben, der süßliche und eklige Duft der Verwesung, und gleichzeitig war jetzt eine Note der Hoffnung mit bei, eine schwache Brise, die lieblich roch. Zum Schrei, der ihr die Nackenhärchen aufrichten ließ und den kalten Schweiß ausbrechen ließ, gesellte sich ein Lachen. Herausfordernd und selbstsicher. Es war wie eine belustigte Kampfansage, das sich gegen das Klagen richtete. Sie glaubte, Stunden nur dazustehen und sich den unsichtbaren Händen dieser Stimmen aussetzen lassen zu müssen. Temari dachte ein Spielball zweier höherer Mächte zu sein, denen sie nichts entgegen zu bringen hatte. Sie fühlte sich verloren. Klein. Hilflos. Und wahnsinnig. Am liebsten hätte sie geschrien, aber sie glaubte nicht lauter als Lachen und Schreien zu sein. Sie war unbedeutend. Es waren vielleicht dreißig Sekunden vergangen, aber es war für sie so unendlich lange. Ihr Kopf drehte sich. Die Stimmen ebbten ab, aber es war, als hätte der Wind sich gedreht und würde sie nun in eine Richtung ziehen wollen, obwohl sie genau spürte, dass er immer noch denselben Verlauf nahm wie zuvor. Wie eine Puppe ließ sie sich ziehen, ohne auf die anderen zu achten, die sie wie betäubt anstarrten. Sie ging dorthin, wo das Geräusch noch lauter zu vernehmen war. Sie wollte zum Epizentrum dieses Klagens und Lachens, um es ein für alle Mal auszuschalten. Temari atmete schwer, aber sie versuchte sich zu beherrschen und nicht zu keuchen. Sie wollte zittern und sich hinsetzen, zwang sich aber, weiterzugehen. Sie fühlte sich aller Kraft beraubt. Ihr Kopf war schwer und schmerzte inzwischen, aber sie war entschlossen. Sie verstand nicht viel von Schicksal, Bestimmung oder Göttern. Aber sie wusste um Aufgaben. Und etwas sagte ihr, dass man ihr eine gegeben hatte. Als ob man es ihr zugeflüstert hätte, dass sie es tun soll, begann sie ihren Schritt zu beschleunigen und rannte. Sie ließ ihre geschockten Begleiter weit hinter sich zurück, bevor diese sich rühren konnten. „Was war mit ihr?“, fragte Tsunades Schülerin irritiert und leicht panisch. Ihr ehemaliger Mitschüler, der die Arme im Nacken verschränkt hatte, löste diese nun und ließ sie locker an seinem Körper herabhängen. Sein Gesichtsausdruck hatte sich verändert; war von gelangweilt zu nachdenklich gewechselt. Er hatte seine Augen leicht zusammengekniffen. „Ich habe keine Ahnung, aber ich glaube, Tsunade-sama würde es nicht gutheißen, wenn wir eine Suna-nin in diesem Zustand frei in Konoha herumlaufen lassen würden.“ Sakura stand der Mund leicht offen und sie hatte eine Faust an ihre Brust gedrückt. Sie wirkte erst unsicher, aber dann nickte sie und ihre Augen blitzten. „Folgen wir ihr.“ Wobei das gar nicht so einfach zu bewerkstelligen war. Temari mochte gerade verwirrt sein, aber ihre Ninja-Ausbildung hatte sie dabei nicht vergessen. [der Wahnsinn der göttlichen Weisung] *:. .:*:. .:*:. .:*:. .:* Sakura und Shikamaru hätten Temari beinahe aus den Augen verloren. Diese Frau war so schnell wie der Wind und schien sich auch so wie er zu bewegen. Mal stürmisch, dann sanft wiegend, treibend und dann ruckartig wie eine Böe. Es war schwer ihr zu folgen, aber sie hatten sie eingeholt. Schwer atmend erkannten sie, dass sie bei einer Gruppe ihnen bekannter Konoha-nin stand und anscheinend bissig auf sie einredete. Sie hörten, wie sie zischte: „Dann beantragt doch wie Naruto eine Trainingsreise!“ „Was?“, entfuhr es Sakura entsetzt, woraufhin sich die gesamte Truppe zu ihr zuwandte. Sie erkannte Shino und Hinata aus ihrer Klasse und das Team von Lee, welcher bei ihrem Anblick einen freudigen Gesichtsausdruck bekam und auch leicht rot wurde. „Sakura-chan“, rief er begeistert, als ob er in diesem Moment vergessen hätte, über welches ernste Thema sie sprachen. „Wie geht es dir denn?“ Die Kunoichi ging nicht darauf ein – woraufhin Lee geknickt zu Boden sah -, sondern machte einen Schritt auf Neji zu, den sie irgendwie verantwortlich machte. Er war ihr immer noch nicht sonderlich sympathisch, hatte er doch sowohl Hinata als auch Naruto unfair behandelt und beleidigt. Sie glaubte noch nicht daran, dass er sich ändern würde oder es bereits getan hatte. „Ihr wollt eine Trainingsreise machen? Ihr alle? Ihr wisst doch sehr gut, dass Tsunade es nie gestatten würde, dass so eine große Gruppe – vor allem Genin! – Konoha verlässt. Es ist zu gefährlich. Wir können nicht so viele Ninja entbehren und erst Recht nicht so viele Jounin mitschicken, um auf euch aufzupassen!“ Aber kurz durchzuckte etwas ihre Gedanken, das ihr sagen wollte, dass sie nicht so vorschnell über Tsunades Reaktion urteilen sollte. Neji hob nur eine Augenbraue und sagte nichts. Innerlich zuckte sie zusammen, erinnerte sie sein Gesichtsausdruck doch momentan schmerzlich an Sasuke. Sie schloss kurz ihre Augen und sagte sich, dass es genügend Unterschiede zwischen den beiden gab, sodass sie den Hyuuga-Jungen nicht mit ihrem… ehemaligen… Teamkameraden zu vergleichen brauchte. „A-aber, Sakura-chan“, ertönte auf einmal die dünne und zarte Stimme Hinatas. Sie wandte sich ihr zu, überrascht. „Wir wollen… wir wollen Naruto so gerne helfen. Aber das k-können wir nur, wenn wir… genauso stark werden wie er.“ Sakura sah, dass ihre ehemaligen Mitschülerin darum kämpfte, nicht ihre Hände nervös zu kneten. Sie musste lächeln. Sie hatte als eine der ersten durchschaut, was Hinata empfand und für wen sie so hart arbeitete. Mit ihren Worten hatte sie es nur noch einmal unterstrichen. „Das könnt ihr auch hier“, gähnte Shikamaru gelangweilt dazwischen. Niemand bemerkte, wie er einen unauffälligen Blick zu Neji warf, um zu kontrollieren, wie gut er wieder in Form war. Der Nara-Spross hatte es niemanden gesagt, nur sein Vater, die Hokage und unglücklicherweise auch Temari wussten um die Tatsache, dass er sich erhebliche Sorgen um sein Team gemacht hatte. Besonders um Chouji, Neji und Kiba, die die schlimmsten Verletzungen davon getragen hatten. Überraschenderweise fuhr Temari dazwischen: „Ach Quatsch! Wer richtig stark werden will, darf nicht nur immer gegen ein und dieselben Leute kämpfen, sondern muss überall mal gewesen sein und die verschiedensten Kampftechniken lernen, um auf alles vorbereitet zu sein!“ Ein allgemein verwundertes Blinzeln folgte. Jeder bemerkte wohl, dass mit Sabaku-no-Temari irgendetwas nicht stimmte. Es war nicht nur ihr etwas gehetzter Blick und ihre angespannte Körperhaltung, sondern auch ihr vehementer Einsatz, dass man sie auf Trainingsreise schicken sollte. Bissig sagte sie: „Starrt mich nicht so an.“ Danach blickte sie empört zur Seite, aber jeder bemerkte, den leichten Rotschleier auf ihren Wangen. Anscheinend war ihr es peinlich, so impulsiv gewesen zu sein. „Aber ich habe doch gerade gesagt“, meinte Sakura, „dass das Tsunade-sama nicht gestatten würde.“ „Dann müssen wir eben einfach so gehen“, kam es von Shino, der sich locker die Hände in die Taschen seiner Jacke steckte. „Das kannst du nicht machen! Dann wärt ihr Nuke-nin! Konoha würde euch verfolgen und umbringen. Ich hätte dir echt mehr Verstand zugetraut, Shino!“ Der Angesprochene zuckte nur die Achseln. Er ignorierte auch die Einwürfe der anderen, dass dies wohl wirklich nicht gerade eine sonderlich gute Idee war. Hinata gab sogar zu bedenken, dass die Hyuuga-Familie wohl noch am ehesten bereit wären, die Verfolgung aufzunehmen, um zwei abspenstige Mitglieder zu erledigen. TenTen nickte. „Nuke-nin kommt nicht in Frage.“ Shikamaru hatte derweil geschwiegen, denn irgendetwas an der Sache erregte seine Aufmerksamkeit. Er überlegte, während die Diskussion seitens der Konoha-nin weiterhin lief – zumeist noch von Temari angestachelt, die nun zu erkennen gab, dass sie die Truppe bei einer eventuellen Trainingsreise sogar begleiten würde, was keiner so wirklich begreifen wollte. Aber der Schüler Asumas blendete ihre Worte aus und konzentrierte sich komplett auf die Idee, die sich in seinem Kopf zu formen begann. Er kombinierte Puzzlestücke zusammen, die er sich mit der Zeit illegal erworben hatte. Er hatte mehr als einmal in der Zwischenzeit, als Naruto verkündete für drei Jahre fortzugehen, heimlich private Dokumente der Hokage durchgelesen. Er wusste um Narutos Geheimnis, das er niemand Weiterem erzählen würde. Er wusste auch, weshalb Sasuke gegangen war, dass er seinen Bruder suchte, weshalb Naruto verfolgt wurde und in welchem Zusammenhang das alles mit Sasukes Bruder Itachi in Verbindung stand. Itachi war ein Nuke-nin und gehörte zu Akatsuki. Er öffnete die Augen und sagte dann leise, aber deutlich: „Nuke-nin ist die Antwort auf alles!“ Sieben Augenpaare wandten sich ihm zu. [Missachtete Verbote werden zu Geboten] *:. .:*:. .:*:. .:*:. .:* Es herrschte tödliches Schweigen und ihnen allen wäre es lieber gewesen, wenn sie Wut entbrannt aufgeschrien hätte. Doch sie faltete nur ihre Hände vor ihrem Gesicht und ihre hellen Augen blitzten gefährlich auf. Sie schien jeden einzelnen zu fixieren und gleichzeitig ins Nichts zu starren. Ihre stoische Ruhe, die sonst gar nicht ihre Art war, war beängstigender als alle ihre Wutausbrüche. Wahrscheinlich waren es nur Minuten, in denen sie still jeden musterte. Es kam ihnen wie ewig lange Stunden vor. Irgendwann schloss sie die Augen und seufzte. „Wie gut, dass ich Shizune hinausgeschickt habe“, murmelte die blonde Hokage. Sie sah träge zur Seite, schien etwas Unbestimmtes in Augenschein zu nehmen und ließ sich damit Zeit. Aber dann traf ihr stechend scharfer Blick Shikamaru. „Das kann nicht dein Ernst sein!“ Er war nicht auf ihr plötzliches Fauchen gefasst gewesen, deswegen zuckte der Nara-Junge erschrocken zusammen, nicht ohne dabei leise in seinen nicht vorhandenen Bart zu murmeln, wie anstrengend das doch wäre. Er kam aber nicht dazu, sich zu rechtfertigen. Tsunade war nämlich jetzt dabei, aufzubrausen und ihrer Wut freien Lauf zu lassen. „Erst schleichst du dich in den Abteil der Bibliothek, der nur der Hokage zusteht. Dann filterst du Informationen heraus, die einem Chuunin wie dir gar nicht zustehen. Und jetzt erzählst du mir auch noch unverblümt davon? Hast du eigentlich eine Ahnung, wie vieler Vergehen du dich schon schuldig gemacht hast? So was hätte ich eher Naruto zugetraut! Ich sollte dich eigentlich sofort deines Amtes entheben, denn auf dich scheint ja doch kein Verlass zu sein! Und als absolute Spitze dieser Sache unterbreitest du mir tatsächlich so einen Vorschlag?“ Hart donnerte ihre Hand auf den Tisch, welcher schwerfällig ächzte, aber noch war er nicht zerstört. Ein gutes Zeichen, irgendwie, denn noch hatte sie eine gewisse Kontrolle über sich. „Hokage-sama“, wisperte Sakura, aber ihr wurde scharf das Wort abgeschnitten: „Schweig still, Sakura! Du hast auch was mit der Sache zu tun!“ Godaime atmete laut und hörbar. Mehrmals rieb sie sich über die müden Augen und strich sich durch die Haare. Ihre Aufgabe als Pfeiler des Dorfes war schon schwer genug, besonders jetzt, da Orochimaru sich den Uchiha-Bengel geschnappt und Akatsuki angefangen hatten, Jagd auf Naruto zu machen. Und da mussten diese dahergelaufenen Genin kommen und es ihr noch schwerer machen, als es schon war. Sie hätte niemals annehmen sollen. Sie hätte in eine andere Stadt gehen, weiterhin Geld von diversen Leuten prellen und andauernd beim Glücksspiel verlieren sollen. Und natürlich in regelmäßigen Abständen ihren Sake trinken dürfen. Dank Shizune kam sie während der Arbeitszeit nicht mehr dazu. Sie sah zu den einzelnen Ninja, die sich hier versammelt hatten. Eine bunte Mischung, die alle irgendwie etwas mit Naruto zu tun hatten. Da war Lee, dieser Sturkopf, den sie eigentlich für seinen Mut bewundert hatte, als er die Operation auf sich nahm, die ihn den Kopf hätte kosten können. Jetzt sah er sie mit feurig brennenden Augen kann, fest entschlossen, sie umzustimmen. Sie sah TenTen, das Mädchen, von dem kaum jemand etwas wusste, aber jeder kannte sie. Die Schlichterin, wenn sich Teamkollegen auf Mission in die Haare kamen. Jetzt stand sie dort, mit verschränkten Armen und blickte stur nach vorn. Auch wenn ihre Unterlippe bebte. Sie erblickte Neji, der schweigende Fels in der Brandung, der seine Aufgaben zu ihrer Zufriedenheit erfüllte. Sie hatte gehört, dass er begann, sich zu verändern, nachdem ihm Naruto wohl den Kopf gewaschen haben sollte. Er lehnte an der Wand, das pure Selbstvertrauen, aber auch sein Gesicht wollte keinen Widerspruch zulassen. Neben ihm entdeckte sie Shino, der in sich gekehrte einsame Wolf, mit der Fähigkeit Insekten zu kontrollieren. Sie konnte nicht in seinen Zügen oder Gesten lesen. Er stand da vor ihr, wie immer. Die Hände in die Taschen seiner Jacke geschoben, die Sonnenbrille seine Augen bedeckend. Verblüffenderweise war dort auch Temari, die stürmische Wüstenblume, die keinerlei offenkundigen Bezug zu Naruto oder Konoha aufweisen konnte. Tsunade war ihr erst einmal begegnet – nachdem die Mission Sasuke zu retten gescheitert war und sie selbst das Team aus Suna um Hilfe gebeten hatte, damit ihre Shinobi lebend zurückkehrten. Irgendetwas Aggressives lag in ihren Zügen. Shikamaru und Sakura standen beieinander, die Anstifter dieser Sache. Die beiden hatten den Vorschlag unterbreitet, wollten aber selbst keinen aktiven Part daran teilnehmen, aufgrund anderer Pflichten, auch wenn Tsunade in Sakuras Augen erkannt hatte, dass sie ebenfalls Lust verspürte auf diese absurde Art Naruto zu helfen. Sie waren lediglich die Vermittler und schon allein deswegen hätte die Hokage ihnen am liebsten Strafarbeiten auferlegt. Und schlussendlich Hinata... Tsunade faltete wieder ihre Hände zusammen und betrachtete das Hyuuga-Mädchen interessiert. Sie hatte davon gehört, was Naruto Hinata und Neji versprochen hatte. Als Hokage Frieden im Hyuuga-Clan zu stiften. Aber nicht nur das. Zuvor hatte er ihr allein versprochen, für sie zu kämpfen, für sie zu gewinnen, wenn er gegen ihren Cousin antrat. Das war das erste Mal, dass man sich für das Mädchen einsetzte, ihren Wert anerkannte. Sie wusste, dass Hinata nicht als sonderlich würdig erachtet wurde, die Stammhalterin des Clans zu sein, auch wenn sich das Verhältnis zu ihrer Familie gebessert haben sollte. Tsunade erkannte die Beweggründe der jungen Kunoichi. Sie wollten sich bedanken. Für das, was er getan und gesagt hatte. Dafür, dass er sie beachtet und wahrgenommen hatte. Dass er sie als Mensch und nicht als Repräsentantin einer Familie angesehen hatte. Aber da lag noch so viel mehr in ihren Augen... Tsunade sah etwas, das sie das letzte Mal in Dans Blick gesehen hatte, kurz bevor er starb, bevor er den tödlichen Stoß abfing, der sie selbst erreichen sollte: Angst um einen geliebten Menschen. Irgendwie machte sie diese Tatsache unruhig und stimmte sie zugleich zufrieden. Hinata war einer der wenigen Menschen, ebenso wie die anderen Anwesenden, die zu dem geworden waren, was sich Minato für den damals noch kleinen Naruto gewünscht hatte. Freunde. Sie sahen ihn als Mensch, nicht als Monster. Sie sahen ihn als Helden, nicht als Mörder. Was viele Menschen aus Konoha nicht konnten, da sie zu sehr in der Vergangenheit lebten, vermochten diese jungen Leute. Vielleicht war dieser Tatbestand Grund dafür, dass Tsunade noch einmal mit sich reden lassen wollte. Schließlich wollte sie dem Chaos-Ninja auch so gut wie möglich helfen, um ihm den Weg zum Hokagen zu ebnen. Vielleicht war es wirklich eine Möglichkeit... „Gut“, sagte sie gedehnt, „noch einmal von vorne. Was habt ihr vor?“ Die anwesenden Shinobi wechselten einen schnellen Blick, nicht wissend, wie sie diesen Sinneswandel werten sollten. Aber sie entschieden sich dazu, es zu nutzen. Temari schubste Shikamaru herrisch ein Stück nach vorne, damit er erneut mit seinen Erklärungen beginnen konnte. Ihr leises Zischen sagte ihm nur allzu deutlich, dass er sich Mühe geben sollte, um es ja nicht zu vermasseln. Der Junge schluckte. „Hokage-sama, wie wir wissen besteht eine Dreierkonstellation zwischen Naruto, Sasuke und der Akatsuki. Und das können wir uns zum Vorteil machen! Naruto ist das Zielobjekt der Akatsuki, der auch Uchiha Itachi angehört. Itachi, Bruder von Sasuke und der Mörder seines Clans, wird selbstredend von Sasuke gesucht, damit er seine Rache vollziehen kann. Gleichzeitig möchte aber auch Naruto seinen Freund wiederfinden. Jede der drei Personen ist ein Dreh- und Angelpunkt in dieser Situation. Wir müssten uns einfach nur einen der drei erwählen, ihn begleiten und rein theoretisch müssten dann die anderen Parteien automatisch zu uns finden.“ Shikamaru machte eine kurze Pause und sah sich um. Er nickte Sakura zu, die ihm aufmunternd zulächelte. „Naruto ist schon ausgeschlossen, denn er und Jiraiya-sama haben einen viel zu großen Vorsprung und zu Narutos Schutz soll ihr Aufenthaltsort nicht einmal uns in Konoha-Ga-Kure vermittelt werden. Sasuke schließt sich auch aus, da wir als treue Mitglieder Konohas und gute Freunde Narutos wohl nicht überzeugend genug sind. Vielleicht könnten wir Orochimaru und Kabuto täuschen, aber Sasuke wohl nicht. Er würde wohl keinem von uns trauen und zudem hätte er wohl die Befürchtung, dass wir ihn in seiner Entwicklung stören könnten. Entweder, weil wir es verhindern wollten oder weil wir selbst Orochimaru zu sehr für ein Training in Anspruch nehmen wollten. Also bliebe uns nur noch Itachi.“ Eigentlich wollte Shikamaru sogleich weiter machen, aber Tsunade unterbrach ihn mit einem lauten Seufzen. Sie schlug sich die Hand gegen die Stirn und begann sich die Schläfen zu massieren. Es dauerte eine Weile, bis die Hokage begriff, dass man auf sie wartete. Ihr Kopf schmerzte zu sehr, als dass es ihr vorher aufgefallen wäre. Sie knurrte und winkte mit der Hand, damit der Bengel fortfahren sollte. Der Junge nahm sich noch einmal zusammen, da er das Gefühl hatte, den Faden verloren zu haben. „Nun denn… es dürfte schwierig werden, sie zu finden, immerhin ist das der ANBU selbst nicht gelungen. Aber wenn wir Gerüchte in die Welt setzen, dass es ein paar Nukenin aus Konoha-Ga-Kure gibt, die Interesse hätten, sich der Akatsuki anzuschließen, kämen sie wohl schon von selbst auf uns zu. Es ist eine Frage der Inszenierung. Wenn wir unseren Weggang gut planen und eine Verfolgung seitens der ANBU mit geplanter Liquidierung vortäuschen, könnte man uns Glauben schenken. Wir-“ „Ihr setzt euch der Gefahr aus, dass man entdeckt, dass ihr nur Spione seid“, sagte Tsunade erstaunlich ruhig. Sie versuchte zu verbergen, dass sie sich am liebsten hart auf die Lippen gebissen hätte. Vielleicht war dies hier alles nur einer ihrer merkwürdigen Träume, die sie immer hatte, wenn sie zu viel arbeiten musste. Wenn es dann blutete und nach nichts schmeckte, würde sie es schließlich wissen. Aber eine kalte Gewissheit in ihrem Kopf sagte ihr, dass sie sich wirklich in der Realität befand. „Die Gefahr besteht für einen Shinobi immer“, widersprach er und warf ihr einen eindringlichen Blick zu. „Wir sind uns der Gefahr bewusst. Deswegen wollen wir ja Neji und Hinata mitnehmen, damit die mit ihren Byakugan vorher die Lage auskundschaften können.“ Die Godaime schüttelte nur den Kopf und sagte leise: „Akatsuki sind keine gewöhnlichen Nukenin. Viele von ihnen sollen aus ihrem Dorf verbannt worden sein, aufgrund ihrer ungewöhnlichen Fähigkeiten, die sie so gefährlich machen. Was versichert euch, dass sie keine Techniken besitzen, die euch sofort entlarven? Jutsus, wie der Yamanaka-Clan sie benutzt? Da helfen euch die beiden Hyuuga-Kinder“ – sie sah scharf zu den beiden, wobei das Mädchen zusammenzuckte und Neji bloß herausfordernd zurückstierte – „auch nicht mehr viel. Sie sind nicht umsonst so gefürchtet. Ihr seid allesamt Genin, außer dir Shikamaru. Sie würden euch innerhalb eines Wimpernschlags töten.“ Ein paar von ihnen wurden wenige Nuancen bleicher im Gesicht, doch ihre Haltung, ihre Augen, ihre Aura änderten sich nicht. „Wie gesagt, diese Gefahr besteht immer.“ Als sie erneut jeden eingehend betrachtete, wurde ihr klar, was dies alles zu bedeuten hatte. Sie sah Narutos Werk in jedem von ihnen. Die Saat des Mutes und Selbstsicherheit begann allmählich in diesen Kindern zu gedeihen und würde bald Früchte tragen. Er hatte ihnen ein wenig von sich mitgegeben, seinen Überzeugungen, seiner Lebensphilosophie und insbesondere seines Ninja-Weges. Sie würden sich wohl nicht davon abbringen lassen. Anstatt ein ‚Nein‘ zu akzeptieren, würden sie sich wohl selbst auf den Weg machen. Ja, Naruto hatte wirklich wahre Freunde gefunden, genauso, wie es sich Yondaime immer gewünscht hatte. Sie lächelte leicht. Letzten Endes war es doch noch so gekommen. Es war gut gewesen, der jungen Generation die letzten Geheimnisse vorzuenthalten. Nur so konnte es geschehen, dass Naruto für sie alle zu dem Helden wurde, zu dem ihn Minato hatte machen wollen. Sie schwieg eine Weile und sie wusste, was man von ihr nun erwarten würde. Sie dachte kurz nach, wie sie das den Dorfbewohnern und den einzelnen Familien erklären sollte. Den Teams und Suna. Aber es würde irgendwie gehen. Auch wenn ihr die Sache trotzdem nicht gefiel. Doch sie musste daran glauben, dass die Kinder von selbst erkennen würden, wenn ihre Mission zum Scheitern verurteilt war. Es wäre ein Schritt in die Richtung des Erwachsenwerdens. Und erst dann wären sie wahre Shinobi. Ihre Lippen verzogen sich nun zu einem breiten Grinsen. Neckisch sagte sie: „Ich gebe euch genau 24 Stunden Vorsprung; die Mission startet in genau fünf Tagen, früh um Punkt drei Uhr nachts. Das müsste als Zeit für euer Verschwinden gut wirken. Ich schicke euch ANBU hinterher mit einer falschen Information über euren möglichen Verbleib. Die Gerüchte werde ich persönlich säen und das werdet ihr auf eurem Weg auch tun. Ich gebe euch ein halbes Jahr, in denen ihr die Akatsuki sucht. Wenn ihr sie bis dahin nicht findet, kommt ihr unverzüglich zurück. Wie wir euch ‚begnaden‘, überlege ich mir noch.“ Die Gesichter hellten sich auf und Unglauben stand in manchen. Sie wischte mögliche Dankessprüche von vornherein weg. „Ich will nicht, dass ihr unnötige Risiken eingeht. Sobald ihr merkt, dass Akatsuki euch irgendwie durchschaut hat, haut ab! Ich kann es mir nicht leisten, so vielversprechende Genin zu verlieren. Lasst euch ja nicht umbringen. Wenn alles klappt – sammelt so viele Informationen und allgemeines Wissen wie möglich. Ihr… wir alle werden es im entscheidenden Kampf gut brauchen können. Nun geht, bevor ich es mir anders überlege!“ Es ertönte ein lautes „Hai!“ und eine Verbeugung folgte, danach verschwanden die Shinobi allesamt mit einem triumphierenden Ausdruck in ihren Zügen. Nur eine blieb. „Tsunade-sama“, sagte Sakura leise, „vielen Dank.“ „Ich habe doch eh keine andere Wahl gehabt, als zuzustimmen und das weißt du genauso gut wie ich“, kam es nur von ihr und die Hokage lehnte sich entspannt in ihrem Stuhl zurück. Das junge Mädchen mit den rosafarbenen Haaren lächelte wissend. „Wir wollen alle dem Querkopf helfen…“ Sakura sah lange zu ihrer Meisterin, die friedlich die Augen schloss. Sie wusste, dass Tsunade die Bitte ihrer Freunde nicht abgelehnt hätte oder jetzt kurzfristig noch ihre Meinung ändern würde. Sie besaß zwar eine harte Schale, aber innerlich befand sich ein guter und weicher Kern, der besonders für Menschen schlug, die für die eigenen und für die Träume anderer kämpften. Und besonders für solche Menschen, die ihre Kameraden unterstützten. Selbst wenn sie sich am Anfang dagegen gewehrt hatte – das war nur aus Sorge gewesen. Nicht, weil sie ihr Vorhaben als falsch ansah. Sakura ballte die Fäuste und betete umso mehr dafür, alles von Tsunade zu lernen. Sie konnte nicht mit den anderen mitgehen, weil sie andere Verpflichtungen hatte. Aber gerade jene sollten ihr dienlich sein, um Naruto beizustehen, wenn dieser zurückkehrte, um mit ihr zusammen Sasuke zu retten. Sie würde ihre ganz eigene und wichtige Rolle spielen, das war ihr klar. I remember you´re the reason I have to stay.³ Langsam drehte sie sich um, um Tsunade allein zu lassen. Sie selbst würde die Bücher studieren, die ihr helfen würden, ihrem eigenen Ziel näher zu kommen. Sie wollte so schnell wie möglich, alles lernen, was es als künftige Iryōnin zu lernen gab. Sie hörte nicht mehr, dass Tsunade anfing leise zu kichern. [der Eintritt der beeinflussbaren, unausweichbaren Zukunft] *:. .:*:. .:*:. .:*:. .:* ¹ The Veronicas – „Untouched“ ² Beyblade Soundtrack – „Rise above the Storm“ *lol* Ich besitze den Song nicht, hab den bei einem Youtube-Video gehört und fand den cool. ^^ ³ Within Temptation – „Pale“ Hui, mit diesem Kapitel hatte ich meinen regen Ärger. Eigentlich war das ursprünglich mal alles anders, aber man hatte sich ja schon mal bei mir geäußert, dass ich immer zu viel einleite, bevor die eigentliche Action kommt. Deswegen ist das jetzt schon alles abgehandelt, obwohl ich das noch anders ausschlachten wollte. Nun wird es schon im nächsten Kapitel der Fall sein, dass unsere Kandidaten abhauen. Na ja… was soll’s. Tut mir leid, dass es wirklich sehr lange gedauert hat, aber schneller wird’s leider auch nicht mehr gehen. Ich hab wirklich sehr viel zu tun und… na ja… ich hab ehrlich gesagt Schiss, dass ihr meine Kapitel nicht mehr gut findet, weshalb ich die fünfzigmal oder so bearbeite ^^“ *drop* Ich hab irgendwie das Gefühl nach „Sieh mich…“ mir keine schreibtechnischen Patzer mehr erlauben zu dürfen >____<°° Nun denn. Ich hätte da eine Frage – wie gefällt euch denn Temaris Rolle als halbe Prophetin? (Ich weiß selber nicht so genau, was ich da eigentlich aus ihr gemacht habe XD) Aber irgendwie… ja, weiß nicht, ich find, dass Temari da am besten in die Rolle passt. <___< Hinata wäre mir irgendwie zu klischeehaft gewesen und ein passender Kerl war nicht dabei (obwohl Neji… na ja, ginge auch irgendwie). Ich weiß aber selbst nicht, ob ihre Ahnungen noch irgendwie weiter von großer Bedeutung sein werden XD Mal sehen. Nun gut, ich hoffe, es hat euch wenigstens halbwegs gefallen, dafür, dass ihr so lange darauf warten musstet. Und ich hoffe, ihr freut euch auf das nächste Kapitel, wenn es denn nun wirklich mal los geht mit der eigentlichen Story (ein bisschen Einleitung ist nun mal notwendig!) Bis denne de are Hab euch alle lieb ♥ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)