Eiskunst der Liebe von Warliss (Das Laufen macht frei, solange dein herz dabei ist.) ================================================================================ Kapitel 1: Die erste Begegnung ------------------------------ Es war wieder einmal ein stürmischer, kalter Herbstabend. Doch anders als sonst verbrachte Haruki diesen nicht in seinem schönen, warmen Wohnzimmer. Im Gegenteil. Er stand vor dem großen Einkaufszentrum und wartete dort auf seine gute Freundin Nanami. Sie hatte ihn gebeten sie dort abzuholen, da sie ihm unbedingt etwas zeigen wollte. Und nun stand er schon eine halbe Stunde vor dem Zentrum und wartete, doch von ihr war keine Spur. Immer wieder sah er auf seine Uhr und da ihm langsam kalt wurde fing er an ungeduldig herum zu laufen. Gerade sah er sich in einem der vielen Schaufenster ein paar kleinere Schlüsselanhänger an, als er hinter sich die aufgeregte Stimme von Nanami vernahm. „Hey mein kleiner.“, sagte sie, woraufhin sie einen empörten Blick von ihm erntete. Haruki mochte es nicht, wenn sie ihn so nannte, denn auch wenn er gerade mal 1.68m war, so war er doch noch größer als sie. „Tut mir Leid, dass es so lange gedauert hat, aber ich habe noch eine alte Freundin von mir getroffen und…“, wollte sie sich rechtfertigen, als er sie auch schon unterbrach: „Und da hast du mich ganz vergessen und ich konnte mir hier in der Kälte den Arsch abfrieren.“ Der junge Mann hasste es zu warten und umso mehr, wenn es kalt und windig war und das ließ er sie jetzt auch spüren. Sie kannte das schon von ihm und nahm ihn entschuldigend in den Arm. „Dafür wird dir die Überraschung ganz besonders gefallen.“, beruhigte sie ihn. An der Hand zog sie ihn durch die hell erleuchtete Stadt, direkt zum Marktplatz, wo ein reges Treiben herrschte. Überall waren kleine Stände aufgebaut und der Geruch von frischen Lebkuchen hing in der Luft. Doch auf all dies achtete Nanami gar nicht, sondern zog ihn weiter, bis sie genau in der Mitte bei einer großen Eislaufbahn ankamen. Doch gerade als Nanami ihn direkt zu der Eisfläche ziehen wollte, blieb er stehen und sah sie zornig an. „Was soll das? Ich habe dir gesagt, dass ich nie wieder eislaufen werde. Also warum sind wir hier?“, fragte er ebenso zornig und sie konnte nichts anderes tun, als ein paar Schritte zurück zu weichen. „Jetzt beruhige dich doch erst einmal. Ich wollte doch nur ein bisschen Spaß mit dir haben. Und der Unfall ist nun 8 Jahre her, also kannst du doch wenigstens zum Spaß wieder laufen. Außerdem liebst du es zu laufen. Schließlich warst du früher der Beste in deiner Altersgruppe. Und wäre da der Unfall nicht gewesen, dann…“, sagte sie beschwichtigend, doch er ließ sie wieder einmal nicht ausreden. „ Was dann? Meinst du ich würde dann heute noch laufen? Bestimmt nicht. Ich habe es gehasst, ständig dieses Üben und dann die Wettbewerbe, wo man sich abrackert, nur um zu sehen, dass man alles falsch macht.“, er zischte diese Worte schon fast, doch in seinen Augen schimmerte leicht eine Träne, welche er schnell zu verbergen versuchte. Doch Nanami kannte ihn gut genug um zu wissen, was in ihm vorgeht. „Du hast es nicht gehasst, dass weißt du genauso wie ich. Früher warst du es, welcher nicht genug üben konnte und der immer gesagt hat: 'Auch eine Kritik ist eine Übung, denn so kann man nur lernen.' Du hast mich damals gezwungen zu üben, damit wir im Paarlauf immer besser wurden. Ich hätte es ohne dich nie soweit geschafft, doch du? Du hast Talent. Wenn du gelaufen bist, dann konnte man nur noch zusehen und man hat gemerkt, wie glücklich du warst. Und jetzt? Seit dem du nicht mehr läufst habe ich dich schon nicht mehr so glücklich gesehen. Dein Strahlen in de Augen ist verschwunden und ich vermisse es.“, sie war leicht sauer, doch je mehr sie sprach, desto trauriger wurde sie, wenn sie daran dachte, dass er nicht mehr laufen wollte. „Bitte. Tu es für mich. Nur so Privat und ganz ohne Zwang.“, fügte sie nun flehend an und in ihrem Blick konnte er sehen, wie ernst es ihr war. Er sah zu der doch leicht überfüllten Fläche und seufzte. Auf der einen Seite wollte er Laufen, dass Eis unter seinen Füßen spüren, fühlen wie er über dieses glitt und springen, als könnte er fliegen, doch Etwas tief in seinem Inneren hielt ihn davon ab. Er wollte ihr gerade sagen, dass er nicht laufen würde, als er mitten auf der Eisfläche einen großen, schlanken, jungen und sehr gut Aussehenden Mann sah. Ohne es zu wollen fing sein Herz an zu klopfen und er konnte den Blick nicht von ihm abwenden. Seine Nackenhaare stellten sich auf und wie gebannt sah er zu ihm. Wer war das? Und vor allen, wie kam es, dass sein Herz so schnell schlug und sein Puls so raste? Sein Körper war erfüllt mit starken Gefühlen, welche er nicht kannte. Wie konnte er aufeinmal so fühlen? Und das für einen Mann? Er war nicht schwul, auch wenn er nicht sonderlich viel für Frauen empfand. Doch dieser Mann zog ihn förmlich in den Bann und er hatte das Gefühl, dass auch dieser ihn ansah, wenn nicht sogar beobachtete. Erst Nanami’s Stimme direkt neben seinem Ohr ließ ihn langsam wieder zu sich kommen. Da er nicht mitbekam, was sie gesagt hatte, bat er sie es zu wiederholen. Sie warf ihm einen leicht verwunderten Blik zu, fing dann aber an es zu wiederholen: „Ich habe gesagt, dass dieser Typ und seine Partnerin anscheinend Ärger machen.“ Haruki zog die Stirn in Falten und sah wieder zu der Eisfläche. Diesmal aber darauf bedacht den Mann, welcher ihn gerade so faszinierte, nicht zu beobachten. Nun bemerkte auch Haruki die lange blonde Gestallt zur Rechten des Mannes. Beide standen direkt in der Mitte der Bahn und die Frau finge an eine Rede zu halten. Haruki verstand nicht sehr viel, nur dass nicht jeder das Recht habe zu laufen, sondern nur die die es können. Und das es echt lächerlich ist, wie alle im Kreisliefen, ohne auch nur ansatzweise gut zu sein. Als er das hörte stieg die Wut in ihm. Wie konnte sie es wagen das Können über den Spaß zu stellen? Seine Muskeln spannten sich an und ohne nach zu denken rief er: „Wer gibt euch das Recht, Anderen das Laufen zu verbieten? Nur weil ihr euch ein bisschen drehen könnt heißt das noch lange nicht, dass ihr gut seid. Und außerdem ist der Spaß doch das wichtigste am Eislaufen und nicht das man besser ist als alle Anderen.“ Er war so wütend, dass er garnicht mitbekam, wie sich eine kleine Gasse bildete, sodass er und das Paar auf der Eisbahn sich genau ansehen konnten. Alle um ihn herum sahen ihn erstaunt an, nur Nanami lächelte und sah zu dem Pärchen. Die Blonde sah ihm mit hochrotem Kopf an, während der Mann ihn nur interessiert beobachtete. Gerade als sie mit einer Schimpftirade loslegen wollte stoppte er sie mit einer Handbewegung und fing ruhig an zu sprechen: „So, du meinst also das der Spaß über alles geht?! Wie kannst du soetwas behaupten,wenn du nicht weißt, wie es ist wenn man als Profi seinen Spaß haben will, aber dann lauter solche Anfänger sieht, welche einen nicht den Spaß lassen sich selbst zu beweisen?“ Die tiefe, sanfte Stimme schien in Harukis Kopf nach zu hallen und ließ ihn fast in seine Traumwelt abschweifen. Gerade so schaffte er es in der Wirklichkeit zu bleiben und sah ihn an. „Wenn es euch nur darum geht euch zu beweisen, dann habt ihr Eiskunstlauf aus den falschen Gründen gewählt.“, sagte er immer noch zornig und seine Augen funkelten den Kerl auf der Eisfläche an. Unbeeindruckt fing dieser an sich zu bewegen und geradezu schwebend auf Haruki zu zukommen. Der Zorn Harukis mischte sich nun mit Anspannung und Angst, denn er wusste nicht, was ihn erwartete. Die Sekunden schienen nur so dahin zu schleichen, bis der Mann vor ihm stand und sich zu ihm hinab beugte. Er war einen Kopf größer als Haruki und so blieb ihm nichts anderes übrigen, wenn er mit Haruki sprechen wollte. Langsam und vorsichtig sah er ihm in die Augen. Eine kleine Weile, für Haruki allerdings eine Ewigkeit, verharrte er in diesem Zustand und bot Haruki smit eine Gelegenheit die schönen, grünen Augen seines Gegenübers gut erforschen und sich in diesen zu verlieren. Bevor sich der Kleinere ganz in den Augen von Taiki verlor, fing dieser langsam an zu sprechen und schien seine Worte direkt auf die Lippen Harukis zu hauchen. Haruki lief ein wohliger Schauer über dem Rücken und sein Körper fing leicht an zu beben. Der plötzliche Wunsch Taiki zu küssen wuchs in ihm wie eine Pflanze und nur mit Mühe konnte er sich zusammen reißen. Er lauschte so gut es ging den Worten Taikis: „Jemand der so leidenschaftlich über das Eiskunstlaufen spricht, der scheint mehr als nur ein harmloser Anfänger zu sein. Ich bin Taiki Manado und das dort drüben ist meine Partnerin Soura Jansa. Wir sind die Regionalen Meister und Landes Meister, sowohl im Paar laufen, als auch im Einzellaufen. Und wer bist du, wenn ich fragen darf?“ Der Kleinere hatte nicht vor sich von diesem Kerl einschüchtern zu lassen und hob eine Augenbraue: „Na klar darfst du fragen. Nur ob ich dir antworten werde steht noch in den Sternen.“ Er funkelte ihn zornig an, doch sein Gegenüber lachte nur und meinte: „Tja, wenn du dich nicht mal vorstellen kannst, dann wüsste ich nicht, was wir uns noch weiter unterhalten sollten.“ Leise, sodass nur Haruki es hören konnte fügte er hinzu:“Schade eigentlich.“ Haruki sah ihn verwirrt an und seine Gesichtsfarbe wurde nun leicht rot. Er wusste nicht warum, doch plötzlich öffneten sich seine Lippen und wie aus der Ferne hörte er sich sagen: „Ich bin Haruki Irato und laufe gern aus Spaß. Und das ist Nanami Natzuja, sie tritt dieses Jahr bei den nationalen Meisterschaften mit an.“ Kaum hatte er zu Ende gesprochen kam Taiki auch schon wieder auf ihn zu und nahm ihn am Handgelenk. So zog er ihn zu der Eisfläche und ließ ihn erst dort wieder los. Taiki sah dem völlig schockierten Haruki in die Augen und fing langsam wieder an zu sprechen: „Gut, du meinst also, dass man mit Spaß besser dran ist, als wenn man es einfach nur macht um sich zu beweisen. Dann zeig es uns. Zeig es uns allen.“ Bei diesem Satz machte er eine weitreichende Handbewegung in Richtung der Zuschauer. Haruki wollte nicht. Er war seid acht Jahren schon nicht mehr gelaufen und nun? Nun sollte er hier vor allen Anderen laufen und etwas beweisen. „I-ich habe keine Schlittschuhe.“, versuchte er sich heraus zu reden, doch das Problem war schnell beseitigt. Nanami hatte es inzwischen geschafft sich bis nach vorne durchzuboxen und ging nun zu Haruki. „Hab keine Angst. Du kannst es immer noch.“, hauchte sie ihm Mut zu. Leicht zweifelnd zog er sich seine Schuhe aus und die Schlittschuhe an. Sie empfingen ihn, wie einen zweiten Fuß und sofort fühlte er sich wieder wohl. Als er aufstehen wollte hielt ihm Taiki eine Hand hin, welche er aus Trotz nicht annahm. Er wackelte kurz, ehe er sich wieder an das glatte Material unter seinen Füßen gewöhnt hatte. Soura stand mittlerweile am Rand und sah ihn gehässig lächelnd zu. Es störte ihn nicht weiter, doch als sie dann zu Taiki sagte: „Komm da weg. Er schafft es doch eh nicht.“, stieg sein Zorn. Er wollte es ihr und vor allem wollte er es ihm Beweisen. Dem Kerl, welcher es schaffte ihn so aus dem Gleichgewicht zu bringen. Langsam fing Haruki an sich einzulaufen, indem er ein paar Runden drehte. In dieser Zeit verließen sowohl Taiki, als auch Soura die Eisfläche und stellten sich an die Bande. Doch anders als Soura war Taiki nicht gespannt, weil er hoffte, dass sich Haruki zum Affen machen würde, sondern unerklärlicherweise wünschte er ihm, dass er es schaffte. Aus den Lautsprechern erklang der Anfang eines neuen Liedes und Haruki fing an zu laufen. Er ließ das Eis unter sich hindurch gleiten und genoss jeden Zentimeter dieser glatten Fläche. Er lief weiter und wurde immer schneller. Er fing an sich im Takt zur Musik zu bewegen und sein Herz schien vollkommen in dem Lauf aufzugehen. Er lächelte und alles in ihm strahlte. Seine Zufriedenheit und seine Spaß wurde auch für die Zuschauer sichtbar, welche gebannt zur Fläche starrten. Je mehr er lief, desto mehr fiel ihm auf, wie sehr er es doch vermisst hatte. Langsam wagte Haruki sich wieder an die Sprünge und Drehungen. Sein ganzer Lauf wurde ein Spiel, welches Schönheit, Anmut und Freiheit verkörperte. Er lief immer weiter und steigerte sich. Er lief sich langsam in Ektase und hörte erst auf, als ihm vollkommen die Luft ausging. Schwer atmend stand er in der Mitte der Eisfläche und wurde ringsherum von Jubelrufen empfangen. Er bekam sie nur durch einen Dunstschleier mit, während er versuchte sich wieder zu beruhigen. Er war noch nicht einmal etwas zu Atem gekommen, als Nanami ihm glücklich um den Hals fiel und flüsterte: „Siehst du, dass meinte ich vorhin. Du warst glücklich.“ Er umarmte sie nun seiner Seit und sah dann zu Taiki und Soura. Taiki sah ernst und nachdenklich zu den Beiden herüber, obwohl Haruki hätte schwören können, dass er bis vor der Umarmung noch gelächelt hatte. Soura dagegen schien ihn mit ihren Blicken förmlich töten zu wollen. Wie eine Furie kam sie auf ihn zu und fing an ihn anzubrüllen. Was genau sie sagte bekam er nicht mit, denn sie schrie in einer Tonlage, welche wahrscheinlich nur Hunde verstehen konnten. Wenn nicht sogar nur Fledermäuse. Er hörte ihr gar nicht zu, sondern überlegte angestrengt, ob er sich dieses Lächeln nur eingebildet habe. ‚Na klar habe ich es mir eingebildet. Warum sollte er denn Lächeln? Und wenn er gelächelt hat, warum sollte er es denn jetzt nicht mehr tun? ‘, grübelte er. Doch er kam auf kein vernünftiges Ergebnis. Er sah Taiki weiter an und spürte, wie dieser seinen Blick erwiderte. Sofort fing sein Puls wieder an zu rasen und er bakm Schwierigkeiten damit, einen vernünftigen Gedanken zu bilden. Verdammt. Wie konnte ihn dieser Kerl so aus dem Gleichgewicht bringen, obwohl er nur da stand? In das Geschimpfe von Soura mischte sich nun auch noch Nanami’s Stimme. Doch auch diese interessierte ihn nicht. Er schaffte es einfach nicht sich von diesem Mann abzuwenden. Langsam kam Taiki nun wieder auf ihn zu, sodass sich der Puls von Haruki noch etwas mehr zu beschleunigen schien. Doch anstatt zu Haruki zu gehen und dort stehen zu bleiben lief er einfach an ihm vorbei. Der Kleinere war leicht enttäuscht, denn außer das Parfüm dieses Mannes konnte Haruki nichts von ihm festhalten. Doch dann hörte er auch schon wieder seine angenehm tiefe Stimme und er musste sich anstrengen nicht von ihm zu träumen. Was war nur mit ihm los? Er verstand es nicht. „Soura, jetzt halt mal die Luft an. Er hat gewonnen, also gib es auf.“, sagte Taiki ruhig, aber bestimmt und sah erst zu Soura und dann zu dem ihm unerklärbar attraktiven jungen Mann. Soura sah ihn schockiert an und schon brüllte sie los: „Aber dieser Kerl hat uns belogen….“, fing sie an, doch Haruki mischte sich ein und unterbrach sie. „Ich muss dich enttäuschen, ich habe euch keines Wegs belogen. Ich habe gesagt ich laufe zum Spaß und das tue ich auch. Aber es wurde nicht gefragt, ob ich laufen kann oder nicht.“, dies sagte er ganz gelassen und sah Soura dabei kalt an. Zu seiner eigenen Überraschung blieb er ruhig und auch Nanami schien das zu wundern, denn sie sah ihn leicht erstaunt, aber stolz an. Der Blick von Soura sprach Bände und er wusste, dass sie ihm so eben Rache geschworen hatte, doch der Blick von Taiki ließ ihm einen Schauer über den Rücken laufen. Er sah ihn erstaunt, aber auch ruhig und sanft an, ja schon fast lächelnd. Es schien ihm, als wollte Taiki ihn mit diesem Blick streicheln und Harukis Herz drohte auszusetzten. Das flaue Gefühl in seiner Magengegend verstärkte sich, doch bevor darüber nachdenken konnte, zog Nanami ihn über das Eis und Haruki war so gezwungen kurz den Blick von Taiki abzuwenden. Als er sich wieder nach ihm umsah war dieser verschwunden. Unbewusst ließ er seinen Blick über die Menge schweifen und fing an ihn zu suchen. Als er ihn nicht entdecken konnte war er enttäuscht und bemerkte auf einmal wieder die Kälte um sich herum. Das rege Treiben um sie herum hatte wieder eingesetzt und die Eisfläche war wieder voll mit lachenden Menschen, welche ihm alle irgendwie dankten. Er lächelte zwar, aber wollte einfach nur noch weg. Kapitel 2: Der erste Kuss ------------------------- So bald er eine Möglichkeit sah zu verschwinden, verließ er die Eisfläche und ging langsam wieder nach Hause. Er konnte an nichts anderes mehr denken, als an diesen Mann und so lief er wie blind durch die Straßen. Seine Gedanken schweiften um die schönen Augen und die samt Stimmte, des Mannes. Die Menschen, welche an ihm vorbei gingen, nahm er nur Schemenhaft war und so kam es, dass er eine halbe Stunde später vor seiner Haustür stand und überlegte, wie er dort hin gekommen sei. Er nahm den Schlüssel aus seiner Tasche und öffnete langsam die Tür. Sein einziger Wunsch bestand darin, den heutigen Tag und vor allen diesen Mann zu vergessen. Kaum hatte er sich vollkommen angezogen auf sein Bett geworfen, als er auch schon wieder das Gesicht des schönen Mannes vor sich hatte. Das Gesicht mit den Augen, welche ihn streichelten. Mit dem Mund, welcher in ihm den Wunsch herauf beschwor, diesen zu küssen... Sein Herz begann zu rasen und er drückte sich ein Kissen aufs Gesicht. Wieso raste sein Herz nur so? Er war doch nicht schwul. Die halbe Nacht lag Haruki wach und wälzte sich in seinem Bett hin und her. Er schaffte es nicht diesen Mann aus seinen Gedanken zu verbannen. Und auch als er eingeschlafen war, handelte der Traum von Taiki. Am nächsten Morgen überhörte er seinen Wecker einfach und blieb liegen. Er hatte keine Lust aufzustehen, auch wenn er genau wusste, dass Nanami jeden Moment anrufen würde. Kaum hatte er diesen Gedanken zu Ende gedacht, als genau dies geschah. Er sah auf sein Handy und ließ es liegen. Er wartete ab, in der stillen Hoffnung, dass sie es irgendwann aufgeben würde. Doch als sie nach ungefähr einer halben Stunde immer noch nicht aufgegeben hatte, sondern sein Handy immer weiter klingelte ging er wütend ran. „Ja?“, fragte er genervt und hörte dann auch schon Nanami’s fröhliche Stimme. Diese sagte, in ihrer typisch fröhlich Art: „Guten Morgen, mein Eisprinz. Raus aus den Federn und her gekommen. Ich habe eine ehrenvolle Aufgabe für dich.“ Kurz dachte Haruki über diese Worte nach und sah dabei still schweigend zu Decke. Als er zu keinem vernünftigen Ergebnis kam, wartete er kurz und fragte dann: „Sag mal wovon redest du eigentlich? Und wohin soll ich kommen?“ „Du sollst zum Eisstadion kommen. Wenn du mir gestern zugehört hättest, dann wüsstest du das.“, erwiderte diese nun ihrer Seits leicht genervt. Ehe Haruki etwas dagegen sagen konnte legte sie auf und es war nur noch ein Tuten in der Leitung zu hören. Vollkommen entgeistert schmiss er sein Handy neben sich auf das Kissen und stand langsam auf. Er wusste, dass Nanami alle fünf Minuten anrufen würde und er so, sowieso nicht zum schlafen kommen würde. Außerdem hoffte er, dass er sich so etwas ablenken konnte, von dem flauen Gefühl in seiner Magengegend. Er ging ins Bad und machte sich fertig. Als er in den Spiegel sah erschrak er. Die letzte Nacht hatte eindeutige Spuren hinterlassen. Sein Gesicht schückte ein kleiner drei Tage Bart und unter seinen Augen zeichneten sich deutlich dunkle Ringe ab. Seine Harre standen wild zu allen Seiten und auf unerklärlicher Weise sah sein Gesicht vollkommen zerknittert aus. Er rasierte sich die kleinen Bartstummel ab und versuchte seine Haare zu bändigen. Als er damit fertig war befand er, dass er momentan nicht mehr für sein Aussehen tun konnte. Er nahm sein Handy und wie erwartet waren schon zehn unbeantwortete Anrufe darauf. Er rief Nanami an und sagte ihr bescheid, dass er jetzt zu ihr fuhr und sie somit nicht mehr anrufen musste. Langsam machte sich Haruki auf den Weg und kurze Zeit später stand er auch schon vor dem Eisstadion und sah zu dem großen Eingang. Er grummelte vor sich hin und überlegte wieder einmal, wie sie es immer wieder schaffte ihn aus dem Bett zu locken. Er stand unentschlossen vor dem Eingang und überlegte, ob er eintreten sollte, oder einfach bleiben sollte, wo er war. Denn wenn er einfach stehen blieb, dann konnte er passieren, dass sie drinnen wartete und er unbemerkt wieder verschwinden könnte. Doch es bestand die Gefahr, dass Nanami ihn dann umbringen, oder etwas noch viel schlimmeres mit ihm anstellen könnte. Wenn er jedoch blieb, musste er sich auf eine dieser verrückten Ideen von Nanami einlassen und einen ganzen Tag lang würde er nicht weg kommen. Noch bevor er sich für eine der Varianten entscheiden konnte, wurde er schon von hinten umarmt und ein paar Haarsträhnen kitzelten ihn am Nacken. Er drehte sich um und obwohl er gerade total zickig reagieren wollte fing er laut an plötzlich los zuprusten. Laut lachend sagte er: „Du solltest dir mal wieder die Haareschneiden lassen.“ Mit dieser Feststellung handelte er sich einen verwunderten, aber auch leicht beleidigten Blick von Nanami ein. Sie verzog leicht den Mund und fragte: „Was ist mit meinen Haaren?“ Haruki hielt sich mittlerweile vor lachen den Bauch und zeigte auf ein Fenster, wo drin sich sowohl Haruki, als auch Nanami spiegelten. Skeptisch ging Nanami zu dem Fenster und sah hinein. Unweigerlich musste auch sie grinsen, denn eine Haarsträhne stand störrisch zu Berge und ließ sie so aussehen, wie Karlson vom Dach mit seinem Propella auf dem Hut. Nanami versuchte sich die störrische Strähne mitten auf ihrem Kopf zu richten, als sich auch Haruki langsam beruhigte. Er stand nun schwer atmend neben ihr. Sie achtete jedoch nicht weiter auf ihn, denn ihr Blick fiel auf etwas hinter Haruki. Lächelnd fing sie an zu winken und mit einer Handbewegung an zu deuten, dass sich die Person hinter Haruki zu ihnen gesellen sollte. Haruki drehte sich verwirrt und neugierig um,als ihm auch schon der Atem stockte. Denn sobald er sich umgedreht hatte blickte er direkt in die wunderschönen grünen Augen Taikis und sah dessen zarten Mund, welcher ihn anlächelte. Ohne genau zu wissen warum, wurde er rot und sah zur Seite. Sein Puls beschleunigte sich und sein Herz klopfte so hart gegen seine Brust, dass er das Gefühl hatte, es würde jeden Moment heraus springen, nur um in Taikis Hand zu landen. Er sah zu Nanami, welche breit grinste und wusste sofort, dass diese dafür verantwortlich war, dass er sich gerade wie der letzte Trottel vorkam. „Hallo ihr zwei.“, hörte er die angenehme Stimme Taikis, welche nun wieder von hinter ihm kam und seiner Meinung nach viel zu nah an seinem Ohr war. Vorsichtig drehte er sich wieder um und versuchte nicht allzu sehr die Beherrschung zu verlieren. Er öffnete die Lippen, doch bevor er etwas sagen konnte, hörte er schon Nanamis Stimme. „Hallo Taiki. Schön dich zu sehen.“, sagte sie freundlich und wand sich dann zu Haruki und sprach weiter: „Wenn ihr mögt, dann können wir jetzt hinein gehen.“ Haruki hatte sich wieder zu Nanami gewandt und sah so nur aus dem Augenwinkel, wie Taiki lächelnd nickte. Wie mechanisch fing er an seine Beine zu bewegen und ging neben Nanami in das Eisstadion. Obwohl Taiki zuerst eingewilligt hatte blieb dieser etwas hinter den Beiden und Haruki wurde das Gefühl nicht los, dass dieser ihn von hinten musterte. Kaum waren sie drinnen angekommen, als Nanami ihn auch schon ein paar Sachen in die Hand drückte. Er nahm diese entgegen und sah sie dann fragend an. Diese sah jedoch nicht zu ihm, sondern nickte Taiki zu, welcher Haruki auf einmal am Arm packte und hinter sich herzog. Er kam sich vor wie ein kleines Kind, als er Nanami noch einmal verwirrt ansah. Doch diese winkte nur und lächelte dabei. Er wollte sich gerade darüber aufregen, als er auch schon zusammen mit Taiki mitten in der Umkleide stand. Dieser lächelte und fing an sich selbst aus zu ziehen. Harukis Herz raste noch etwas mehr. Taiki offenbarte seinen muskolösen Oberköper, welcher trotz der Muskeln unglaublich geschmeidig wirkte. Trotzdem war er erstaunt, denn unter seinen Pullover konnte man die Muskeln fast gar nicht sehen und wenn, dann nur erahnen. Doch so halb nackt musste sich Haruki beherrschen nicht über diese zu streicheln. Leicht zitternd musterte Haruki den Mann vor ihm und wand nur vor Scham über seine eigenen Gefühle den Kopf ab. Plötzlich spürte er einen heißen Atem an seinem Ohr und er erschauderte noch etwas mehr. „Willst du dich nicht auch umziehen? Warte ich helf dir.“, hörte er die tiefe Stimme Taikis und seine Nackenhaare stellten sich automatisch auf. Plötzlich fühlte er die starken sanften Hände des Mannes, welcher hinter ihm stand und spürte wie dieser ihm sanft den Pullover hochschob. Erschrocken drehte er sich schnell um und ging einen Schritt rückwärts. Sein Herz raste und seine Gedanken überschlugen sich. Er sah ihn mit hochrotem Kopf an und anders als erwartet grinste Taiki breit. So als ob er gerade etwas heraus gefunden hätte. Haruki hatte vor Schreck die Sachen in seiner Hand fallen gelassen und hob sie nun erst einmal auf. Er legte sie vorsichtig auf eine Bank und fing an sich nun selbst seiner Oberbekleidung zu endledigen. Was er nicht wusste war, dass Taiki ihn die ganze Zeit beobachtete und den Anblick sehr genoss. Seit dem ersten Treffen gestern, ging ihm dieser junge Mann nicht mehr aus dem Kopf. Er hatte noch nie einen Mann gesehen, welcher so zart, anmutig, aber auch stark wirkte. Seine braunen Haare, von welchem ihm Strähnen bis zum Kinn reichten und sein Gesicht leicht umrahmten. Die roten Lippen, welche auf der blassen Haut regelrecht hervorstachen. Und dann diese braunen Augen, welche vor leidenschaft glühten, wenn er sich für etwas einsetzte. Als er anfing zu laufen konnte Taiki nicht anders und musste hinsehen. Jede seine Bewegungen wirkte geschmeidig und perfekt. Am liebsten wäre er zu ihm gefahren um mit ihm zu laufen. Doch am größten war der Wunsch, diesen Mann in den Arm zu nehmen und seine Lippen auf denen von Haruki zu legen. Immer wieder musste er sich zusammenreißen den jungen Mann nicht sanft zu berühren und sei es auch nur mit einer flüchtigen Berührung. Umso eifersüchtiger war er, als er sah, wie diese Frau ihn plötzlich umarmte. Ihm schossen tausend Gedanken durch den Kopf, doch der erste war:"Ist sie seine Freundin?" Von daher hatte er nicht sofort zugesagt, als ihn die Begleiterin von Haruki fragte, ob er ihr half. Erst nachdem sie ihm erklärt hatte, worum es ging und ganz nebenbei erwähnte, dass auch Haruki kommen würde. Er war sehr enttäuscht gewesen, als er wieder zur Eisfläche kam und der Jüngere schon verschwunden gewesen war. Hätte er doch nur nicht Soura nach Hause bringen müssen. Doch zum Glück war Nanami noch da gewesen. Und jetzt sah er gerade diesem unglaublichen Mann zu, wie dieser sich vor seinen Augen entkleidete. Alles an ihm gefiel Taiki und er schaffte es kaum die Augen von ihm abzuwenden. Doch gerade als sich dieser die Hose über seinen knackigen Hintern schob, besann sich Taiki und fing an, sich selber weiter an zu ziehen. Haruki wurde fertig und legte dann seine Kleidung in einen der Schränke, anders als jedoch Taiki, welcher diese vorher ordentlich faltete, lag seine wirr im Schrank. Aus dem Augenwinkel musterte er Taiki und fand, dass dieser selbst in Jogginghosen unwahrscheinlich gut aus sah. Er schüttelte schnell den Kopf, um diese Gedanken zu vertreiben, als Taiki ihn auch schon aus der Umkleide schob. Seine Hände lagen dabei fest auf Harukis Taille und ein unbekanntes Prickeln durch fuhr seinen Körper. Bevor sie bei Nanami ankamen, hörte er, wie Taiki leise sagte: „Die Sachen stehen dir gut.“ War er vorher verwirrt gewesen, so war er jetzt vollkommen perplex. Er schaffte es nicht mehr einen klaren Gedanken zu fassen. Erst als er mit Taiki bei Nanami ankam, gelang es ihm sich einigermaßen zu fassen. Die junge Frau hatte die beiden Männer schon erwartet und neben ihr stand noch ein weiterer junger Mann. Nanami lächelte fröhlich und sah den immer noch sehr verwirrten Haruki an. Dieser schaffte es langsam zu sich zu kommen und ging nun direkt auf Nanami zu. Er nahm sie bei Seite und warf den anderen Beiden kurz einen entschuldigenden Blick zu. „Was wird das, wenn es fertig ist?“, fragte er sie mit flüsternder Stimme und sah ihr direkt in die Augen. Sie lächelte und sagte dann jedoch etwas lauter als er: „Keine Angst. Ich möchte wirklich nur, dass du mir hilfst. Das dort drüben ist Akio Zurase. Er ist mein Eiskunstlaufpartner, beim Paarlauf. Und Taiki kennst du ja schon.“ Sie blickte kurz zu den beiden Männern hinüber, ehe sie fortfuhr: „Ich habe Taiki gefragt, ob er uns helfen würde und bis nach den Meisterschaften unser Trainer sein möchte. Er läuft dies Jahr nicht mit, da Soura ihn wohl gestern die Partnerschaft gekündigt hat.“ Er ließ sie in Ruhe erklären, ehe er sie dann fragte: „Und warum bin ich hier?“ Er sah ihr tief in die Augen und wartete ab. Sie ließ sich etwas Zeit mit der Antwort und war froh, dass er keine Gedanken lesen konnte. Sie dachte nämlich: ‚Nun ja, weil Taiki wahrscheinlich nicht zugesagt hätte, wenn du nicht dabei wärst. Außerdem seid ihr ein richtig süßes Paar und ich weiß, dass er dir gefällt.‘ Doch anstatt dies zu sagen, sagte sie: „Weil ich möchte, dass auch du uns hilfst und uns trainierst. Wenn zwei aufpassen, dann ist es besser, als wenn nur einer hinsieht.“ Er hörte ihr aufmerksam zu. Doch gerade, als er etwas erwidern wollte, rief Akio: „Hey, wir sollten langsam mit dem Training beginnen, sonst können wir es vergessen.“ Nanami nickte und ging dann auch schon wieder zu den Anderen. Haruki ließ sich etwas Zeit und folgte ihr, eher widerwillig. Er zog die Schlittschuhe an, welche Nanami schon zu Recht gelegt hatte und betrat dann als Letzter das Eis. Zuerst stellte er sich nur an die Bande und sah dann dem Trio zu, dieses schien einiges zu besprechen. Immer wieder wanderte sein Blick zu Taiki. Der Typ hatte doch eben wirklich zu ihm gesagt, dass er gut aussehen würde. Ihm schossen mit einem Mal tausend Fragen durch den Kopf und er versuchte sie irgendwie zu beantworten oder erst einmal zu ordnen. Er fragte sich, ob Taiki ihn wirklich gut aussehend fand, oder dies nur sagte, um ihn zu ärgern. Dann fragte er sich, ob Taiki vielleicht schwul sei und er sich vielleicht sogar trauen konnte sich so sehr für ihn zu interessieren. Doch er wusste, dass er es Taiki nicht fragen konnte, denn wenn dieser nicht schwul sei, dann wäre das ziemlich peinlich für ihn. Ohne es zu merken, starrte er den Mann an, welcher ihn so sehr verwirrte. Er bekam auch nicht mit, wie dieser sich ihm näherte und nun direkt vor ihm stand. Er sah ihn offen, aber auch mit einem verschmitzeten Lächeln auf den Lippen an. „Starrst du die Menschen immer so an, oder bin ich nur eine Ausnahme?“, fragte dieser nun mit einem leicht hämischen Grinsen auf dem Gesicht. Vollkommen erschrocken, durch die Tatsache, dass er so eben unsanft aus seinen Gedanken gerissen wurde stotterte er verlegen: „Nein, also ja. Ich mein…“ Weiter kam er nicht, denn ganz plötzlich spürte er die weichen, warmen und erstaunlich zarten Lippen auf seinen. Sein gerade noch verwirrtes Gehirn schien nun langsam in einen Nebel eingehüllt zu werden. Er konnte und er wollte nichts gegen diese sanfte Geste seines Gegenübers tun. Er ließ sich vollkommen in den Kuss fallen. Jedoch so schnell der Kuss begonnen hatte, endete dieser auch. Er sah Taiki an und sein Gehirn schien endlich den Schleier um sich herum zu verlieren. Der junge Mann sah Taiki erschrocken an und wurde rot. Dieser lächelte ihn an, auch wenn er das Gefühl hatte, dass es auch diesem leicht peinlich war. Seine Gefühle fuhren Achterbahn. Mit jeder einzelnen Zelle in seinem Körper wünschte er sich diesen Mann noch einmal zu küssen. Unbewusst und vorsichtig wanderten seine Finger zu seinem Mund. Vorsichtig zog er mit seinen Fingerspitzen seine Lippen nach. Er begriff nicht so recht, was da gerade nun wirklich gelaufen war und ob er nicht vielleicht nur geträumt hatte. Langsam sah er zu Taiki, welcher schon wieder bei den Anderen war. Als er sich wieder seiner Umgebung klar wurde und auch seine Gedanken sich langsam wieder normal verhielten wurde ihm klar, was er gerade getan hatte. Er hatte einen Mann geküsst. Einen Mann! Und das vor allen Anderen. Geschockt und heftig zitternd warf er einen Blick zu Nanami und er wusste, dass diese nichts mitbekommen hatte, doch allein der Gedanke, sie hätte etwas mitbekommen können, ließ ihn noch mehr erröten. Er verließ die Eisfläche und rannte so schnell es ging mit Schlittschuhen aus der Halle. Kapitel 3: Sag mir, wo dein herz wohnt... ----------------------------------------- Er rannte mit den Schlittschuhen bis zur Umkleidekabine. Kaum hatte er diese betreten schloss er die Tür und ließ sich auf eine der kleinen Holzbänke fallen. Er vergrub den Kopf in die Hände und wusste nicht mehr, was er tun sollte. Wieder berührte vorsichtig seine Lippen welche gerade noch die unglaublichen zarten Lippen von Taiki berührt hatten. Sein Puls raste, doch ihm war klar, dass dies nicht vom rennen kam. Wie konnte er einem Mann küssen? 'Nein, ich habe ihn ja gar nicht geküsst. Taiki hat mich geküsst!', versuchte er sich selbst einzureden und sich so zu beruhigen. Aber warum hatte er den Kuss nicht einfach unterbrochen? Warum hat er ihn einfach machen lassen und ihn nicht von sich gestoßen? Wollte er ihn vielleicht auch...? Nein, dass kann nicht sein. Das würde ja bedeuten, dass er etwas für Taiki empfand. Nein, das kann nun wirklich nicht sein. Dann wäre er schwul und er war noch nie schwul. "Ach verdammt. Es ist doch zum ausrasten!", sagte Haruki nun laut. Doch egal, wie lange er auch darüber nachdachte, er musste zugeben, dass Taiki etwas in ihm auslöste, was er bisher noch nicht erlebt hatte. Doch genau das wollte Haruki nicht wahr haben. Somit beschloss er so schnell wie möglich zu verschwinden und Taiki aus dem Weg zu gehen. Taiki stand unterdessen bei Nanami und Akio und erklärte ihnen genau, was sie zu machen hatten. Doch seine Gedanken kreisten die ganze Zeit nur um den Kuss. Er hatte es getan, er hatte es wirklich getan. Er konnte es selber nicht fassen. Seit er ihn gestern, nur durch Zufall, in der Menschenmenge gesehen hatte, konnte er an nichts Anderes mehr denken, als an ihn. Als Haruki dann auch noch angefangen hatte zu sprechen und mit ihm zu reden, konnte er sein Glück gar nicht fassen. Diese Augen, dieser Mund, dieser Körper. Alles an ihm schien einfach nur perfekt zu sein. Seine Performance auf dem Eis, wie er wie ein Engel dahin geglitten ist und sich so wundervoll gedreht hatte. Sein Gesicht mit den Lippen, welche die ganze Zeit zu einem Lächeln geformt waren. Er hatte sich vorgestellt, wie es wohl sein würde diese sinnlichen Lippen zu küssen, welche zu so einem atemberaubenden Mann gehörte. Er konnte die halbe Nacht nicht schlafen, denn immer wieder hatte er sich vorgestellt, wie Haruki unter seinen Sachen aussah und was er sagen würde, wenn er Haruki sagt, dass er ihn liebt. In seinen Gedanken jedoch hatte Haruki immer sofort gelächelt und ihm überglücklich seine tiefe Liebe geschworen. Auch wenn er im tiefsten Inneren immer gewusst hatte, dass es nicht so einfach war. Und nun? Nun hatte er ihn geküsst. Er war total überrascht von sich selbst, denn er hätte nie gedacht, dass er ihn einfach küssen würde. Aber als Haruki so vor ihm stand und Taiki dessen Blicke genau auf seiner Haut spüren konnte, ging es nicht anders. Sein Herz hatte angefangen heftig zu schlagen, noch schneller als es das ohnehin schon tat, wenn er Haruki sah. Und ohne zu denken hatte er sich hinab gebeugt und seine Lippen sanft auf die von Haruki gelegt. Sie fühlten sich schöner an, als er es sich ausgemalt hatte und in seinem Magen schien ein Feuerwerk zu explodieren. Dieses schien auch nicht aufzuhören, als er den Kuss schon beendet hatte. Er wartete auf eine Reaktion von Haruki und war dann sehr erstaunt. Denn bei all den Reaktionen, welche sich Taiki ausgemalt hatte, welche überwiegend von positiver Natur waren, hatte er nicht damit gerechnet, dass er gar nichts sagen würde. "Er muss es erst verarbeiten.", sagte er sich selber und wollte Haruki die nötige Zeit geben. Er fuhr zu dem Pärchen auf dem Eis, welches nicht mitbekommen hatte, wie er den zarten Kleinen geküsst hatte. Doch über diese Tatsache freute er sich, denn ansonsten hätte er jetzt ein Problem. Nicht weil es etwas schlimmes war, was er getan hatte, sondern weil er sich genau denken konnte, wie Haruki reagieren würde. Somit wäre auch seine letzte Chance Haruki jemals wieder zu berühren dahin. Er war ganz in seinen Gedanken vertieft, als Nanami plötzlich die Stirn in Falten legte und fragte:"Wo ist denn Haruki hin?" So aus seinen Gedanken gerissen drehte er sich schnell um und sah, dass Haruki weg war. Diese Reaktion enttäuschte ihn etwas. Nein, es enttäuschte ihn nicht nur etwas, sondern es schmerzte ihn sehr. Er hatte so gehofft, dass dieser Mann genauso fühlte, wie er. Doch anscheind hatte er sich da nur etwas vorgemacht. Und sich zu sehr in seiner Traumwelt verloren. Aber dann erinnerte er sich an etwas, eigentlich an ziemlich viel. An Harukis Reaktionen, seine Blicke und dass er den Kuss nicht unterbrochen hatte. Er wusste, dass er sich vielleicht was vor machte und die Chance wirklich sehr gering war, doch das musste bedeuten, dass Haruki etwas für ihn empfand und wenn es auch nur ein kleines Gefühl war. Aber es war ein Gefühl. Von diesem Gedanken angespornt verließ er das Eis und rannte zur Umkleidekabine. Er sah die verschlossene Tür und öffnete sie mit einem Ruck. Erwartungsvoll sah er in die Kabine und musste feststellen, dass Haruki schon fort war. Enttäuscht ließ er sich auf eine Bank fallen und sah zu dem Spint, wo Haruki vorhin seine Sachen herein gepackt hatte. Er hatte noch gegrinst darüber, wie unordentlich er alles hineingestopft hatte, doch jetzt war er glücklich darüber. Denn ihm fiel etwas Silbernes auf, was noch im Sprint lag. Langsam stand er auf und ging dort hin. Er nahm das silberne Etwas und stellte fest, dass es Harukis Handy war. Augenblicklich musste er grinsen. "Das Kampf um die Liebe beginnt. Lieber Haruki, jetzt wirst du mir sagen, wo dein herz wohnt.", sagte er triumphierend und zog sich dann an. Er ging zu Nanami und entschuldigte sich mit den Worten, dass er etwas Dringendes zu erledigen hätte, aber morgen wieder mit ihnen trainieren würde. Nanami wusste zwar nicht, worum es ging, doch sie war sich klar, dass es etwas mit Haruki zu tun hatte. Also nickte sie nur und sah ihm nach. Er rannte förmlich durch die Stadt direkt zu seiner Wohnung. Er betrat sie und packte langsam seine Tasche aus, auf der Suche nach seinem Handy. Er durchwühlte alle seine Hosentasche und nocheinmal seinen Rucksack, doch das Handy war nicht zu finden. Innerlich verfluchte er sich für seine Unordnung, doch das war juetzt nicht das Problem. Er musste herausfinden, wo es sein könnte. Also vor dem Eisstadion hatte er es noch, oder hatte er es davor schon verloren? Er hatte kurz nach dem er die Wohnung verlassen hatte mit Nanami telefoniert und es danach eingepackt. Also gab es zwei Möglichkeiten. Erstens es war ihm aus der Tasche gefallen, als er seine Sachen unordentlich in den Spint gestopft hatte und danach ist ihm sein Handy nur nicht aufgefallen, weil er es so eilig hatte zu verschwinden. Oder zweitens er hatte es vielleicht unterwegs irgendwo verloren. Aber wenn er es verloren hat, dann hatte es bestimmt jemand gefunden. Er beschloss es einfach anzurufen und zu sehen, ob jemand heran ging. Inständig hoffte er, dass sich wirklich jemand melden würde, denn so konnte er sicher sein, dass es nicht im Spint lag und Taiki es finden würde. Er ging zum Telefon im Wohnzimmer und wählte seine Nummer und wartete. Schon nach dem zweiten Mal klingeln hörte er, wie jemand "Hallo.", sagte. Er wollte schon aufatmen, als er die Stimme erkannte. "Hallo? Haruki bist du das?", fragte Taiki nun etwas lauter. "Jah.", sagte Haruki mit leicht zitternder Stimme und sprach dann weiter:"Ich habe mein Handy verloren und dachte, dass ich es so finden würde." "Das habe ich mir schon gedacht. Ich habe dein Handy im Spint gefunden und dachte mir, dass ich es besser mitnehme. Wenn du mir sagst, wo du wohnst, dann bringe ich es dir vorbei.", sagte er fröhlich. Haruki schluckte und sagte ihn dann seine Adresse, gerade als er zu Ende gesprochen hatte, fiel ihm auf, dass er sich mit Taiki auch woanders hätte treffen können. Irgendwo, wo viele Leute sind, doch nun war es zu spät. Er hatte Taiki, dem Menschen, welchen er jetzt eigentlich am wenigsten sehen wollte gesagt, wo er wohnt. Und dieser kam nun vorbei. Haruki lief rot an und legte den Hörer auf, ehe er sich von Taiki verabschiedet hatte. Jetzt musste Haruki erst mal einen Schluck trinken. Auf dem Weg zur Küche bemerkte er, dass seine Wohnung wie unter aller Sau aussah. So konnte Taiki die Wohnung doch nicht sehen. Erschrocken fing der junge Mann an alles aufzuräumen, so schnell er konnte. Er hatte gerade die letzte Socke in die Waschmachine geschmissen, als es an der Haustür klingelte. Er ging zur Tür und drückte den Summer, damit Taiki das Haus betreten konnte. Er fragte erst gar nicht nach, wer da ist, denn er konnte es sich denken. Er meinte, dass er noch genügend Zeit hätte sich umzuziehen und so rannte er ins Schlafzimmer und zog sich das Shirt und die Jeans aus, welche er sich vorhin in der Umkleide wieder angezogen hatte. Er hatte sich gerade die Jeans übergestreift, diese aber noch nicht zu gemacht und auch noch kein neues Shirt angezogen, als es schon wieder klingelte. Diesmal jedoch an der Wohnungstür.Er ging so wie er war zur Tür und öffnete sie nur widerwillig. Er war so nervös, dass er vergass wie er aussah. Dies brachte ihn einen erstaunten Blick und einen Komentar, von Taiki ein, auf welches er beides gut hätte verzichten können. Er besann sich und wurde rot. Er versuchte so schnell es ging die Hose wieder zu schließen. Er stand vor dem Mehrfamilienhaus und suchte den Namen von Haruki am Klingelbrett. Kaum hatte er diesen gefunden drückte er ihn auch schon. Ein paar Sekunden verstrichen, als er den Summer hörte, noch bevor er auch nur "Hallo", sagen konnte. Haruki schien gar nicht erst wissen zu wollen, dass er da ist. Er fuhr mit dem Aufzug in den 5. Stock, wo Haruki wohnte und konnte sich dabei ein Grinsen nicht verkneifen. Er freute sich jetzt schon auf den schüchternen Blick von Haruki, wenn er ihn ansah. Im 5. Stock angekommen steuerte er sofort die Wohnungstür von Haruki an und betätigte den Knopf. Nun begann sein Herz doch an zu klopfen. Als sich die Tür öffnete, sah er sofort hinein und der Blick, welcher ihn geboten wurde, raubte ihm den Atem. Haruki stand mit freiem Oberkörper und offener Hose vor ihm. Er musste sich zusammenreißen, dass er nicht sofort auf ihn losging. Stattdessen fragte er, so gelassen es ging:"Hast du schon auf mich gewartet?" Er grinste dabei und er wusste, dass er diesen Anblick nicht vergessen würde. Haruki sah einfach nur heiß aus. Und dabei noch so niedlich. Er musste grinsen, als er sah, wie Haruki vergeblich versuchte seine Hose zu zubekommen´. "Soll ich ihm jetzt meine Hilfe anbieten? Aber ich würde ihm doch lieber helfen sich auszuziehen und nicht, sich anzuziehen.", dachte er sich. "Oh verdammt.", fluchte er laut und wurde daraufhin noch einen Ton dunkler im Gesicht. Er würde seine Gesichtsfarbe nun auf dunkles Bordeaux schätzen. Hektisch fummelte er weiter und schaffte es gerade so sie zu schließen. Er ging einen Schritt zur Seite und ließ Taiki hinein. Dieser musterte seinen Gegenüber und folgte dann der Aufforderung. Haruki hatte sich zur Seite gestellt, doch trotzdem berührte Taikis Arm seinen freien Oberkörper. Er bekam sofort eine Gänsehaut und hoffte, dass Taiki diese nicht bemerken würde. Kaum war Taiki mitten im Flur, schloß Haruki die Tür und deutete auf ein Zimmer, welches Taiki betreten sollte. Er achtete dabei darauf, dass er ihn nicht berührte. Während taiki langsam das Wohnzimmer betrat ging Haruki ins Schlafzimmer, wo er sich ein Shirt nahm und es überzog. Kaum war er fertig ging er auch schon wieder zu Taiki. Zu seiner Überraschung hatte es sich dieser schon auf der Couch bequem gemacht und sah zum Türrahmen. Haruki ging durch das Wohnzimmer in die Küche und fragte, ob der Ältere vielleicht etwas trinken mochte. Taiki bejate diese Frage und das nur, damit er so lange wie möglich bei Haruki bleiben konnte. Alles in dieser Wohnung roch nach ihm und das gefiel ihm sehr. Haruki betrat wieder das Wohnzimmer und erklärte, dass nur noch das Wasser kochen müsste. Als Haruki sah, wie Taiki zur Seite rutschte, damit er sich dort hinsetzten konnte, staunte er. Doch er zog es vor sich auf den Sessel gegenüber von Taiki zu setzten.Taiki grinste ihn an und Haruki begann wieder von diesem unglaublichen Kuss zu träumen. Er riss sich gerade noch zusammen und sah dann zu Taiki. "Ich hätte gern mein Handy wieder.", sagte er so ruhig wie möglich. Sein Gegenüber grinste ihn an und sagte:"Du bekommst es." Doch er bewegte sich nicht. Haruki wollte gerade etwas sagen, als der Wasserkocher ein Bing hören ließ, welches verriet, dass das Wasser fertig war. Er stand auf und war froh, über die plötzliche Distance zwischen ihnen. In der Küche angekommen, atmete er erst einmal durch und fing dann an sich um sein Wasser zu kümmern. Als er sich umdrehte, um aus dem Schrank hinter sich ein paar Tassen zu entnehmen, sah er plötzlich Taiki, welcher sich direkt hinter ihn gestellt hatte und ihn aufmerksam musterte. Er erschrack und stieß versehentlich gegen die Arbeitsplatte, wodurch das Wasser in der Teekanne leicht überschwappte. Doch das interessierte ihn nicht, denn er sah direkt in die grünen Augen Taikis. Die Luft zwischen ihnen schien zu brennen und augenblicklich wurde Haruki heiß. Er versuchte den Kopf zu drehen, doch er konnte nicht. Stattdessen starrte er Taiki einfach weiter an. Die Hand von Taiki kam auf ihn zu und seine Anspannung wuchs. Doch gerade, als er dachte, dass diese ihn nun berühren würde, kam nichts. Im Gegenteil, der Körper von Taiki berührte ihn und als er nun zur Seite sah, wusste er warum. Taiki hatte angefangen das heiße Wasser aufzuwischen. "Du sollst dich schließlich nicht verletzten.", sagte Taiki leise und entfernte sich wieder leicht von Haruki. Kapitel 4: Liebe?! ------------------ Sein Herz hämmerte wie wild in seiner Brust. Der Geruch des herben Männerdeos, vermischt mit einer kleinen süßen Note, lag ihm noch immer in der Nase. Er versuchte seinen Atem wieder zu beruhigen und seinen aufgebrachten Puls wieder in den normalen Zustand zu bringen. Er wand sich von dem Mann vor sich ab, welcher vollkommen ruhig da stand. Er schien Taiki nicht so aus dem Gleichgewicht zu bringen, wie dieser es offensichtlich bei ihm schaffte. Er wand seinen roten Kopf ab und sah wieder zu den Tassen. Mit viel Eifer machte sich Haruki dran die einzelnen Tassen mit dem heißen Wasser zu füllen. Dieses Mal jedoch achtete er genau darauf nicht auch nur einen Tropfen zu verschütten. Langsam schaffte er es, dass sich die Tassen bis kurz unter dem Rand füllten. Er stellte den Teekocher wieder bei Seite und öffnete eine kleine Schranktür unter seiner Spüle. Er nahm ein kleines, schon etwas älteres Tablett heraus und legte es vorsichtig vor sich ab. Kaum hatte es einen festen Halt stellte er die beiden Tassen darauf und wand sich zu Taiki. Mit zwei Schritten ging er auf ihn zu und er spürte wie die Spannung zwischen ihnen wuchs. Er war keinen Zentimeter mehr von ihm entfernt, als sich Haruki lang machte und den Arm aus streckte. Er öffnete den Hängeschrank gleich neben Taikis Kopf und nahm dort eine kleine Weise Zuckerdose hervor. Kleine weiße Verzierungen zierten die Dose und zwei kleine Henkel schienen dazu da zu sein, um den Halt zu erleichtern. Bei genauerer Betrachtung fielen kleine Unebenheiten auf und auch, dass der Boden leicht schief angesetzt war. Doch genau dafür liebte Haruki diese Dose. Sie war nicht perfekt, besaß aber einen einzigartigen Charme. Er stellte sie vorsichtig auf das Tablett und legte drei Teelöffel daneben. Die Teelöffel waren seine Angewohnheit. Er mochte es nicht, wenn alle mit einem Löffel in den Tee, dann in den Zucker und wieder in den Tee gehen, bevor sie den Löffel allmählich wieder in den Zucker gleiten ließen. Langsam und mit Bedacht hob er das Tablett an und trug es an Taiki vorbei in das Wohnzimmer. Dort stellte er es auf den Tisch ab und verteilte alles so, dass Taiki seine Tasse direkt vor dem Sofa und seine Tasse direkt vor dem Sessel stand. Die Zuckerdose platzierte er in die Mitte des Tisches und legte die Löffel daneben. Ohne dass er Taiki auffordern musste, nahm dieser schon Platz und sah erwartungsvoll zu Haruki. Das Tablett stellte er neben den Tisch auf dem Boden und ließ sich dann langsam in den Sessel sinken. Er ließ nun seiner Seits den Blick durch seine Wohnung schleifen, in der Hoffnung, dass Taiki etwas sagen würde. Er sah seine Kommode, welche einen großen Platz für seinen Fernseher beherbergte. Seine Glasvitrine, in der er viele Bilder und auch einige alte Pokale zu stehen hatte. Die meisten Pokale aus seiner Eislaufzeit lagen im Keller in einem großen Karton, doch diese drei Pokale hatte er nicht wegstellen können. Sein erster Meisterschaftspokal, den er als kleiner Junge mit sieben Jahren gewann, dann der erste, welchen er als Teenager von 13 Jahren bekam und zu guter letzt der Meisterschaftspokal, den er als letztes bekam. Vor acht Jahren. Damals war er vierzehn Jahre alt. Er hatte diesen Pokal stehen gelassen, um ihn immer wieder daran zu erinnern, warum er das Eislaufen hassen sollte. Heute mit einem Alter von 22 Jahren, kann er es immer noch nicht glauben. Es war nur ein Abend, welcher ihn die liebsten Dinge in seiner Welt nahm. Seine Familie und das Eislaufen. Mit einem Schlag war sein Leben zerstört und bis gestern hatte er nicht geglaubt, dass irgendwer es je wieder reparieren könnte. Er hatte sich an seinen Vorsatz gehalten und hatte angefangen das Eis zu hassen. Seit jenem Tag hat er es nie wieder betreten, doch gestern war alles anders. Er dachte er könnte auch ohne Eis vollständig sein, doch als er es gestern betrat, war es, als würde er nach vielen Jahren aus seinem Winterschlaf erwachen. Er hatte das vermisste Leben in seinen müden Knochen gespürt und er hatte es genossen. Er war sich nun mehr als jemals zuvor bewusst, dass er nur mit dem Eislaufen vollständig sein konnte. Ohne das Eis fehlte ihm etwas, nämlich sein Herz. Langsam wand er den Kopf wieder zu Taiki und sah, wie dieser ihn schweigend musterte. Er wusste, dass nicht Taiki das erste Wort erheben würde, also seufzte er kurz, bevor er sprach. "Bekomme ich jetzt mein Handy?", fragte er ihn. Er erwartete kein 'Ja', als Antwort. Warum genau wusste er nicht, doch er war sich sehr sicher, dass er diese Antwort nicht bekam. Und er sollte Recht behalten. Taiki lächelte sanft und nahm einen Schluck des warmen Tees, ehe er langsam antwortete. Er schien jedes Wort mit Bedacht auszuwählen, doch Haruki war es egal, Hauptsache er bekam eine Antwort. "Nein, erst möchte ich wissen, warum du vorhin so schnell abgehauen bist.", sagte Taiki ruhig und sah Haruki dabei die ganze Zeit genau an. Dieser riss erstaunt die Augen auf und schluckte kurz. "Ähm, das fragst du noch?", brachte er nur hervor, doch er erntete nur ein stummes Nicken von Taiki. "Vielleicht deshalb, weil wir uns auf dem Eis geküsst haben, also du und ich. Und.. naja, wir sind beide Männer.", stammelte er nervös. Er wollte nicht zugeben, dass er sich zu diesem Mann unwahrscheinlich stark hingezogen fühlte. Auf diese Worte hin folgte eine Stille, welche schon fast erdrückend wirkte. Taiki sah weiter zu Haruki. Er freute sich riesig über Harukis Worte. Denn dieser hatte nicht gesagt: ‘Weil du mich geküsst hast.' Nein Haruki sagte: 'Weil wir uns geküsst haben.' Für Taiki bedeutete das sehr viel, nämlich dass auch Haruki diesen Kuss erwidert hatte. Er sagte auch nicht, dass er ihm nicht gefallen hatte, sondern er sprach nur davon, dass es nicht richtig wäre. Schließlich seien sie ja beide Männer. Taikis Herz schien Luftsprünge zu machen. Er hatte also eine Chance, bei diesem attraktiven jungen Mann. Und auch wenn sie nur gering war, doch er würde sie nutzen, dass stand fest. Langsam ließ er seine Hand zur Tasche gleiten und holte dort das kleine silberne Handy hervor und legte es auf den Tisch. Er sah nun sanft lächelnd zu Haruki und erhob sich. "Gut. Ich werde dann gehen und dich nicht länger stören.", sagte er sanft und blickte Haruki unverwandt an. Dann ging er zum Flur. An dem leisen Klopfen auf dem Boden, erkannte er, dass ihm Haruki folgte. Er ging langsam zur Tür und sog den berauschenden Duft ein, welcher in der ganzen Wohnung war. Es roch nach ihm, diesem junge Mann. Alles hatte mit ihm zu tun in dieser Wohnung und wenn es nach Taiki ging, dann würde er die Wohnung nicht mehr verlassen. Doch es ging leider nicht nach ihm. Im Gegenteil. Doch das würde sich bald ändern. Er zog sich die Schuhe und seine Jacke an. Als er wieder aufblickte stand Haruki an der Wand im Flur gelehnt und sah ihn an. 'Diese Augen', dachte er. Taiki verspürte den starken Drang danach auf Haruki zuzugehen und seine weichen Lippen mit seinen zu verschließen, doch er riss sich zusammen. Er sah ihm stattdessen in die Augen und nickte kurz zum Abschied, dann öffnete er die Tür und warf einen Blick über die Schulter. Haruki stand immer noch so da und wieder raubte es Taiki den Verstand. Er atmete kurz durch, ehe er ein verschmitztes Lächeln um seine Lippen tanzen ließ. Dann sagte er, so dass Haruki es gerade noch verstand:"Bis später. Ach und sag deiner Freundin, dass du ein unglaublicher Küsser bist." Kaum hatte er ausgesprochen wand er sich um. In seinen Gedanken sah er das Gesicht Harukis, wie es diese unglaublich süße rote Färbung bekam, wenn ihm etwas peinlich wurde. Er stieg in den Fahrstuhl und sah, dass Harukis Tür noch immer offen stand. Er grinste immer noch, als sich die Fahrstuhltür langsam schloss. Seine Wangen hatten die Farbe von zwei reifen Tomaten angenommen und sein Herz war nun wirklich fast dabei seine Rippen zu durchbrechen. Er atmete in schnellen Zügen und starrte zu der immer noch offenen Tür. Taiki war mittlerweile verschwunden, doch sein Duft stand immer noch in der Wohnung. Langsam schloss Haruki die geweiteten Augen und zwang sich wieder ruhiger zu atmen. Was wollte dieser Kerl? Wollte er, dass Haruki an Herzversagen starb? Langsam und leicht zitternd öffnete er die Augen und seine Füße begannen sich wie von allein zu bewegen. Er ging zu der Tür und ohne noch einmal hinaus zusehen schloss er sie, so schnell es ging. Mit weichen Knien ging er wieder in sein Wohnzimmer und fing dort an die Tassen wegzuräumen. Er nahm vorsichtig sein Handy und öffnete es. Es gab keine unbeantworteten Anrufe und Haruki war froh darüber. Langsam begab er sich in sein Schafzimmer und ließ sich nur auf das Bett fallen. Er wollte nicht mehr denken, er wollte nur noch schlafen. Immer wieder hatte er denselben Gedanken im Kopf: 'Mich verwirrt ein Mann.' Er legte sich einen Arm über die Augen. Er wusste, wenn es Liebe gab, dann musste sie sich so anfühlen. Doch das konnte nicht.., nein das durfte nicht sein. Aber was wäre, wenn er es zuließe? Würde Taiki ihn dafür missachten? Oder fühlte er womöglich sogar genauso wie Haruki? "Ach verdammt, es ist doch zum verrückt werden.", schrei Haruki und warf sich nun auf den Bauch. Sein Gesicht vergrub er in eins seiner Kissen. Haruki war noch nie verliebt, und mit solchen Albernheiten wollte er gar nicht erst anfangen. Vor allen nicht, wenn es ein Mann war. er schloss die Augen und wartete darauf, dass der Schlaf sich über seinen müden, aber gerade viel zu aufgekratzten Körper hermachte. Doch wie immer, wollte sein Leben nicht so wie er. Er hörte das leise Klingeln seines Handys und spürte die Vibration auf seinem Bett. Langsam nahm er es und hob ab. Kaum war das Telefon offen, hörte sie Nanami am anderen Ende aufgeregt auf ihn einreden, doch er hörte nicht zu. Erst als sie in das Telefon schrie schenkte er ihr etwas Aufmerksamkeit. "Du Nanami, sei mir nicht böse, aber ich bin gerade total neben der Spur. Ruf mich einfach morgen nochmal an.", sagte er und legte dann auch schon auf. Ihm war es egal, ob Nanami noch dreißigmal anrufen würde, er wusste, dass er nicht rangehen würde. Wieder schloss er die Augen ganz und schon nach ein paar Minuten schlief er ein. Sein Traum war sehr lebendig und durchtränkt mit Erinnerungen an den vergangenen Tag. Als er aufwachte spürte er immer noch den heißen Kuss auf seinen Lippen, welchen er in seinem Traum ungefähr zwanzigmal erlebt hatte. Kapitel 5: ----------- Das schrille Weckerlklingeln konnte ihm an diesem Morgen nichts anhaben. Haruki hatte so wenig und so schlecht geschlafen, dass er schon eine halbe Stunde vorher das warme und weiche Bett verlassen hatte, um duschen zu gehen. Nun saß er schon vollkommen bekleidet in seinem kleinen Wohnzimmer und sah sich um. Er kannte diesen kleinen Raum auswendig und wusste genau wo was stand, doch heute früh schien ihm, als sei alles neu. Lag es an der Übermüdung? Oder eher daran, dass alles noch immer nach Taiki roch? Einen Geruch, welchen er heute früh so gar nicht benötigte. Den Kuss ständig in seinen Träumen wiederholend hatte er sich die ganze Nacht herumgewälzt um letztendlich schweißgebadet aufzuwachen. Und er musste feststellen, dass egal wie sehr er es auch versuchte, er konnte diesen Mann einfach nicht vergessen. Seine weichen Lippen, dieses aufregende Gefühl in seiner Nähe. Diese undurchdringlichen Augen, einfach alles hatte sich in sein Gedächtnis eingebrannt und schien dort für die Ewigkeit erhalten. Langsam erhob er sich und ging in den Flur. Es war Zeit, dass er sich endlich ablenkte und zur Uni ging. Es war Montag, also würde er heute nur ein paar Stunden in der Uni überstehen müssen, um dann seine Schicht in dem kleinen Imbiss an der Ecke anzutreten. Haruki wusste genau, dass er mehr als einmal kurz vor dem Einschlafen sein würde, aber er wusste auch, dass er unbedingt abgelenkt werden musste. Und da kamen ihm seine paar Kurse an der Uni gerade recht. Und auch seine Arbeit würde heute wieder so stressig werden, dass er Taiki vergessen konnte. Kaum hatte er sich seine Stiefel und auch seine Dicke Jacke und den Schal angezogen, da fiel ihm auf, dass sein Handy die Nacht recht ruhig gewesen war. Dies erstaunte ihn nun doch sehr, schließlich rief Nanami ihn doch sonst immer mehr als dreimal pro Stunde an. Jedenfalls immer, wenn sie nicht genau wusste, was mit ihm war. Kurz überlegte Haruki wo er sein Handy hingelegt haben könnte, als ihm einfiel, dass dieses noch im Schlafzimmer lag. Langsam lief der junge Mann in den angrenzenden Raum und sah es dann auch schon. Gleich am Rande seines Bettes lag das kleine silberne Handy und Haruki hob es seufzend an. Schon ein Blick auf das Display genügte und Haruki wusste nicht mehr wo ihm der Kopf stand. Direkt auf seinem Handy, oder besser gesagt als Handyhintergrund, blitzte ihn Taikis freches Grinsen an. War das denn möglich? Aber das ging doch nicht, schließlich hätte er es doch dann schon längst gesehen, oder? Na gut, wenn er ehrlich war, so musste er sich eingestehen, dass er gestern nicht mehr wirklich auf sein Handy geachtet hatte. Im Gegenteil. Als Nanami angerufen hatte, da hatte er es schon an dem Klingelton erkannt und war, ohne hin zu sehen, heran gegangen. Aber war Taiki wirklich so dreist und würde ein Foto von sich, einfach bei Haruki auf dem Handy speichern? Nein… Oder? Aber wenn nicht, wie kam dieses Bild denn da hin? Haruki hatte sich das Gesicht Taikis mehrmals vorgestellt, aber als er in seiner Nähe gewesen war, hatte er ihn nicht fotografiert. Aber was bezweckte Taiki damit? Wollte er ihn ärgern? Oder einfach nur… Ach verdammt, egal was er wollte, damit hatte er Harukis Gedanken wieder auf seiner Seite und das gefiel dem jungen Mann ganz und gar nicht. Seufzend schloss er kurz die Augen und sah danach noch einmal auf seinem Handy. Das Foto blieb auch dieses Mal nicht ganz unbeachtet, allerdings konzentrierte sich Haruki nun, so gut es ging, auf die angezeigten Symbole. Und seufzend nahm er zur Kenntnis, dass Nanami ihn dieses Mal nicht angerufen hatte. Hatte es ihr gereicht, dass er gestern einfach weggerannt war, damit sie verstand, dass er ruhe brauchte? Oder hatte auch hier wieder Taiki seine Finger im Spiel? „Ach was… Was sollte denn Taiki damit zu tun haben?“, rügte Haruki sich selber für seine Gedanken und schüttelte dann leicht den Kopf. Er würde Nanami später anrufen und ihr alles erklären, sofern er eine gute Ausrede gefunden hatte. Sanft ließ er sein Handy in die Jackentasche gleiten, ehe er sich auf den Weg nach draußen machte. Er dachte gar nicht erst daran das Foto Taikis zu löschen, dafür fand er es einfach viel zu schön. Und was machte es schon, wenn er es auf seinem Display hatte? Es würde ja eh nie ein Anderer sehen, außer ihm selber. Kaum hatte er die Haustür hinter sich gelassen, spürte er die Eises Kälte, welche ihm ins Gesicht schlug und sofort begann, ihm die Tränen in die Augen zu treiben. Der Wind peitschte heftig und Haruki hatte nun einiges zu tun um überhaupt vorwärts zu kommen. Gott wie er dieses Wetter hasste. Achtung es geht in diesem Kapitel noch weiter… ;) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)