Warum hört dich keiner... von Giluli (außer mir? »Neues in Gilulis Laberecke *hust*<<) ================================================================================ Kapitel 8: Der böse, böse Alkohol --------------------------------- Kapitel 8: Der böse, böse Alkohol Meine Beine bewegten sich so schnell, dass ich beinahe das Gefühl hatte zu schweben. Die Häuser zogen an mir vorüber, als wären sie geisterhafte Schemen, die mich allesamt mit ihren großen dunklen Augen fragend ansahen. Gerade noch rechtzeitig erreichte ich mein Auto und ließ mich mit wackligen Beinen in den Vordersitz fallen. Die Augen geschlossen, legte ich meinen Kopf auf die Rücklehne und atmete tief durch. Mein Herz hämmerte ununterbrochen. Ich befürchtete meine Brust würde jeden Moment zerplatzen. Ein heftiges Kribbeln durchfuhr meine Arme und Beine. Immer noch fühlte ich den warmen zierlichen Körper Fynns wie ich ihn fest gegen meinen drückte. Seinen kühlen stockenden Atem nahm ich ebenfalls noch entfernt wahr. Sein weiches Haar. Sein angespanntes Zittern. Und immer noch erfüllte mich diese unbeschreibliche Angst, der Schwarzhaarige würde für das, was ich fühlte, nichts weiter als Ablehnung empfinden. Wieso konnte ich mich nicht beherrschen, wenn er bei mir war? Das konnte doch nicht so schwer sein. Er war nur ein dummer kleiner Junge. So dumm und klein. Nichts besonderes. Und doch bereitete er in mir immer wieder, wenn ich ihn sah, ein solches Gefühlschaos, dass ich absolut die Kontrolle über mich verlor. Schlimmer noch: Es verleitete mich dazu ihm immer noch näher und näher sein zu wollen. Ganz klar! Das war eine Krankheit! Ein Fluch! Irgendein böser Zauber hatte Besitz von mir ergriffen und verlangte nun von mir diesen absoluten Schwachsinn abzuziehen. Konnte mir denn niemand helfen? War da nicht irgendwo eine gute Fee, die einfach einen heilenden Zauber beschwören und mich retten konnte? Bei Aschenputtel hatte es funktioniert! Warum denn bitteschön nicht bei mir? Ich musste bei dem Gedanken lachen. Als ob man meine Geschichte mit einem Märchen vergleichen konnte. Eher mit einem Drama! Was für ein Märchen wäre das auch, in dem ein Junge einen anderen Jungen liebte? Völlig absurd! Wer würde es denn dann noch lesen wollen? Richtig! Keiner! Und warum? Weil es abartig war! Schluss! Aus! Punkt! Da konnte mir Flo erzählen, was er wollte. Die Gebrüder Grimm hatten sich schon etwas dabei gedacht, als sie davon geschrieben hatten wie sich Prinzessinnen in Prinzen verliebten und nicht Prinzen in Prinzen! Mein persönliches kleines Märchen würde also gar nicht wahr werden können! Und ehrlich gesagt war das auch besser so! Hatte ich denn wirklich allen Ernstes geglaubt, ich könnte mit Fynn...ja was eigentlich? Eine Beziehung führen? Allein diesen Gedanken zu denken empfand ich schon mehr als peinlich. Wenn ich mir überlegte mit ihm händchenhaltend durch die Stadt zu gehen, verfolgt von den Blicken der anderen Menschen...das war doch schrecklich! Das konnte es doch unmöglich sein, was ich wollte. Oder? Genervt trat ich die Kupplung und zündete den Motor. Wie von selbst fuhr ich los und verließ die Straße; bloß weg von hier! Ich wollte mit jemandem reden und zwar so schnell wie möglich. Ich fühlte mich mehr als beschissen und dabei hatte ich heute morgen doch noch vor Glücksgefühlen nur so gestrotzt. Mein Herz begann erneut heftig zu klopfen, als ich daran dachte wie nah Fynn mir doch gewesen war. In meinem Kopf wiederholte sich jeder einzelne Moment ab dem Zeitpunkt als ich aufgewacht war, bis hin zu diesem Fast-Kuss und der plötzlichen Unterbrechung durch Melli. Ich überlegte, ob ich nun froh darüber sein sollte, dass das kleine Mädchen in das Zimmer geplatzt war oder nicht. Letztendlich kam ich zu dem Schluss, dass ich ihr dafür eigentlich noch eine Danksagungs-Karte schicken sollte! Sie hatte mich gerettet! Und zwar vor mir selbst! Was hatte ich mir eigentlich dabei gedacht ihn einfach küssen zu wollen! Gar nichts! Schon klar! Aber ich konnte ihn doch nicht einfach küssen! Ahhhhh! Warum ich? Warum nicht Chris oder Flo? Der hatte doch sowieso kein Problem mit diesem ganzen Scheiß! Aber Nein! ICH musste diesen Alptraum durchleben! ICH musste morgens in irgendeinem fremden Bad stehen und versuchen irgendwie meine Morgenlatte zu beseitigen! ICH musste mich in diesen verdammten Kerl verlieben! ... Wahh! Verdammt! Ich dachte schon wieder dieses blöde Wort mit >Lgeliebten< verhassten Mathelehrers an mein Ohr. Wie von der Tarantel gestochen zuckte ich zusammen und starrte ihn mit erschrockenen Augen an. »Hä?« »Falsch! Wurzel sieben wäre die richtige Antwort gewesen!« Ein bösartiges Lächeln umspielte seine schmalen Lippen. »Sie scheinen mit ihren Gedanken wohl schon auf der Bühne zu sein.« Ich hob etwas verdattert die Augenbrauen, als würde ich nicht so wirklich verstehen, was genau er eigentlich von mir wollte. Das Gegenteil traf allerdings zu! Dieses verdammte Arschloch schien genauso wie alle anderen in dieser Schule mitbekommen zu haben, dass ich heute Abend bei dem Stadtfest auftreten würde. Anscheinend kam ihm das auch gerade recht! So wurde seine Art mich fertig zu machen wenigstens etwas abwechslungsreicher. »Ich glaube ich werde kommen und mir ihren Auftritt ansehen,« meinte er schließlich, nachdem er merkte, dass er von mir keine Antwort mehr zu erwarten hatte. Ich kniff kurz die Augen zusammen und antwortete in zuckersüßer Stimme. »Oh wie freundlich. Damit hätte ich ja nie gerechnet.« »Aus gutem Grund,« säuselte er weiter. »Ich hoffe für sie ihre Fähigkeiten auf der Bühne sind wenigstens im Ansatz besser, als die in meinem Unterricht. Ich befürchte, sonst dürfte das eine kleine Blamage werden.« »Oh keine Sorge!« Ich lächelte liebreizend. »Ich bin in so ziemlich allem besser, als in ihrem Unterricht.« »Freut mich zu hören. Und da das ja nun geklärt ist, können sie ja wenigstens versuchen die Aufgabe 4 richtig zu lösen.« Mit diesem Satz begann eine der schrecklichsten Mathestunden meines Lebens (in der Tat! Es ging noch schrecklicher, als vorher! -.-). Herr Richter schien an dem Wochenende etwas schlimmes widerfahren zu sein, sodass er all seinen Frust wohl nun an mir abbauen musste. Ich armer, armer Mensch. Nachdem es dann endlich geklingelt und Flo es geschafft hatte mich während der Stunde davon abzuhalten dem dauerschikanierenden Lehrer an die Gurgel zu springen, machten wir beide uns auf den Weg zur Aula. Der Unterricht war wegen des Stadtfestes heute früher zu Ende und den Rest der Woche würde er uns auch weiterhin erspart bleiben. Stadtfeste waren was tolles! ^.^ Chris und die anderen hatten uns nach Mathe sofort verlassen. Ich hatte das dumpfe Gefühl der Blonde versuchte trotz Xius und Flos Drohungen so wenig wie möglich mit mir zu tun zu haben und eigentlich war ich dafür sogar dankbar. Selbst wenn der er mal das Wort an mich richtete, so war es zu meist wahnsinnig unterkühlt und ich merkte sofort, dass er stinksauer auf mich war. Mein Gott war das alles beschissen! Ich hasste mein Leben! Ich wusste nicht wie oft ich diesen Satz heute schon in Gedanke hinaus geschrieen hatte, aber.....ICH HASSTE MEIN LEBEN! -.- »Und überhaupt: Was denkt sich dieser arrogante Affe eigentlich so mit mir zu reden?« maulte ich übellaunig vor mich hin, während Flo und ich durch den Aulaeingang stapften. »Wenn er mich fertig machen will, dann bitte richtig, aber er soll diese verdammte Süßholzraspelei lassen! Da krieg ich einen zu viel!« Der Schwarzhaarige seufzte ermüdet von meinen ununterbrochenen Beschimpfungen, die er sich nun auch schon immerhin eine geschlagene halbe Stunde anhören durfte und klopfte mir dann zur Beruhigung auf die Schulter. »Ist doch nicht so schlimm. Freu dich! Du musst ihn mindestens eine Woche lang nicht mehr sehen!« »Das ich nicht lache,« empörte ich mich lauthals und setzte eine säuselnde Stimme auf wie sie Herr Richter immer zu nutzen pflegte, wenn er mit mir sprach. »Er kommt ja heute und sieht mir bei meinem Auftritt zu. ARRRRRSCHLOCH!« Wütend schmiss ich meine Tasche auf einen der Stühle und missachtete dabei konsequent die irritierten Blicke von Alex, Seiji und Fynn, den ich bis dato fast völlig vergessen hatte. Gut so! »Alles in Ordnung?« fragte Alex kleinlaut und sah dabei Flo an, da er es im Moment anscheinend nicht wagte das Wort an mich zu wenden. »Ach er hatte nur Stress mit Herr Richter!« lachte Flo in seiner üblichen überschwänglichen Art und hängte nebenbei noch ein fröhliches »Hallo übrigens!« an seinen Satz. »Oh,« antwortete Alex mitfühlend. »Kenn ich.« »Ich bezweifle, dass du das kennst!« antwortete ich schnippisch. Nein. Ich hatte nicht vor meine Laune so schnell wieder zu bessern. »Scheiße ist der schlecht drauf,« murmelte Seiji an Flo gewandt, der daraufhin nur ein gequältes Lachen von sich gab. »Das durfte ich mir die letzten beiden Stunden antun! Der kann manchmal so zickig sein!« »Stimmt! Hab ich auch schon gemerkt,« gab Alex schmunzelnd zu und wollte noch etwas hinzufügen. Ich wusste das allerdings schleunigst zu verhindern. »Hallo-o! Ich sitze hier! Ich kann alles mit anhören!« »Stimmt ja! Hab ich total vergessen!« sagte Flo gespielt erschrocken und winkte mir zu. »Ach! Leck mich! Kommt lasst uns proben! Dem Kerl zeig ichs heute Abend!« Ich sprang schwungvoll auf die Beine und machte mich mit den Händen in der Hosentasche auf den Weg auf die kleine Bühne. »Wenigstens wurde sein Ehrgeiz angeregt,« konnte ich Seiji hinter mir noch leise sagen hören. Die anderen lachten kleinlaut. Boah und wie der angeregt war! -.- Als ich jedoch auf der Bühne ankam musste ich feststellen, dass der einzige, der meinem vorbildlichen Verhalten, nämlich jetzt zu proben, gefolgt war, Fynn darstellte, der einige Meter entfernt von mir stand und sich fragend zu den anderen umblickte. Am liebsten hätte ich jetzt meine, leider nicht mitgeführte, Kalaschnikow ausgepackt und Flo damit abgeschossen; und zwar mehrmals. Konnte es sein, dass sich dieser Vollidiot nach höchstens zwei Minuten besser mit >meiner< Band verstand, als ich nach ganzen drei Wochen? Ich beobachtete sie eine Weile lang schweigend. Amüsiert lauschten Seiji und Alex wie Flo wieder mal einige Anekdoten aus >meinem< Leben zum besten gab und die drei daraufhin lauthals vor sich hinlachten. Er würde sterben! Ich war mir sicher. Heute würde es geschehen! Jetzt lenkte er sie auch noch ab! >Ganz ruhig, Leo! Alles wird gut!< Ich ließ meinen Blick genervt über diese drei Vollpfosten schweifen und richtete ihn dann plötzlich auf Fynn, der mir immer noch den Rücken zuwandte. Ein heftiges Klopfen begann mit einem Mal die Innenseite meiner ohnehin schon angeschlagen Brust zu malträtieren, als ich an mein eigentlich größtes Problem zurückdachte. Dennoch schaffte ich es nicht wegzuschauen. OMG. Der Kerl sah heute ja mal wieder so unbeschreiblich gut aus! Ungewollt begannen meine Lippen sich zu einem Lächeln zu formen. Soviel zu meinem Vorsatz, ich würde Fynn einfach vergessen. Das war unmöglich! Der Typ war ein Gott! Er trug heute zur Abwechslung mal etwas farbiges. Ein dunkles lila T-Shirt betonte seine schmale zierliche Figur und an seinen Handgelenken hingen einige Bänder und Kettchen mit bunten Perlen. Jaja. Bei jedem anderen hätte das jetzt wahrscheinlich wieder schwul ausgesehen (ich hasste es dieses Wort zu verwenden! Selbst, wenn ich es nur dachte! -.-), aber zu Fynn passte es einfach. Man sah ihm an, dass er eben einfach so war wie er aussah. Ich stellte fest, dass die Art meiner Gedankengänge schon wieder ins Unlogische abschweiften. Lieber Himmel ich fing schon wieder an zu schwärmen! >Aufhören, Leo! >.< Aufhören!< Ich schüttelte einmal ruckartig den Kopf und stellte dann fest, dass sich der Gott...ähm Fynn zu mir umgedreht hatte. Sein Blick war skeptisch und ich versuchte einen normalen Satz hinzubekommen. »Sorry, dass ich ihn mitgebracht hab.« Ich zeigte auf Flo und lächelte entschuldigend, doch er zuckte nur die Achseln und kam einige Schritte näher, um nicht so laut reden zu müssen. »Kein Problem. Ich hab so das Gefühl, dass er nicht ganz...,« Er schaute kurz zu Flo, der sich nun amüsiert lachend um Seijis Hals warf. »...einfach ist.« Er lächelte leicht und auch ich zwang meine Mundwinkel dazu sich ein klein wenig nach oben zu heben, hin und hergerissen zwischen Freude darüber, dass sich Fynn mir gegenüber allen Anschein nach völlig normal verhielt, und meinen Aggressionen, die nun wirklich kurz davor waren sich an Flo zu entladen. »Tut mir Leid, dass ich gestern, bevor du gegangen bist, so schlecht drauf war,« sagte der Schwarzhaarige dann plötzlich und ich starrte ihn verwirrt an. Nie im Leben hätte ich jetzt erwartet, dass er mich darauf anspricht. Oh Gott war das peinlich! Ich spürte schon wieder wie mir das Blut in den Kopf schoss. »Öhm...Ist schon okay,« antwortete ich nervös und wusste nicht so wirklich was ich sagen sollte. »War ja wohl klar!« Er hob verwundert die Augenbrauen, sah dann aber zu Boden. >Jep! Dieses Thema ist mehr als peinlich! Hättest du es nur nicht angesprochen!< »Es war wegen meinem Vater,« sagte er schließlich und nun war ich es der verwundert die Augenbrauen hob. Das war doch unglaublich! Der Kerl lenkte schon wieder ab! »Wegen deinem Vater?« wiederholte ich etwas perplex. »Ja. Ich war sauer, dass Lisa ihn zum Frühstück geholt hat. Nachdem, was am Samstag passiert ist wollte ich ihn eigentlich nicht mehr sehen!« Der Typ war ja noch feiger, als ich! Ich nickte anerkennend und wollte eigentlich noch irgendeinen mehr oder weniger schlauen Satz dazu sagen, als ich jedoch durch die >liebliche< Stimme meines bald toten besten Freundes unterbrochen wurde. »Hey Romeo! Ich packs dann. Wir sehen uns heute Abend auf dem Fest! Tschüssi!« Mit diesem Satz tänzelte er wie ein Abbild der Glückseeligkeit aus der Aula, verfolgt von Seijis und Alex´ amüsierten, Fynns verwirrten und meinen einfach nur fassungslosen Blicken. War der irgendwie lebensmüde oder so? Ich war froh, als keiner von den dreien auf Flos Andeutung reagierte (besonders Fynn nicht!) und Alex und Seiji sich nun endlich auch dazu hinreißen ließen mit uns zu proben. Wie nett! Eineinhalb Stunden später dann fühlten wir uns gut genug vorbereitet für den heutigen Abend. Gut. Die Aufregung schien mit jeder Sekunde mehr an mir zu nagen, doch alles in allem freute ich mich irgendwie auf den Auftritt. Wer hätte das gedacht? Punkt sieben Uhr. Ich stand in mitten einer gewaltigen Menschenmasse und schaute mich suchend um. Eine große Bühne ragte vor mir empor. Hinter ihr, nur wenige Meter entfernt stand das alte Rathaus, das, wie eigentlich alle Häuser auf dem Platz, seinen Eingang mit bunten Girlanden, Luftballons und Fähnchen dekoriert hatte. In den Fenstern konnte man Leute erspähen, die sich das Spektakel von oben ansehen wollten. Etwa zehn Meter entfernt vor der Bühne waren gerade noch so die Bierbänke erkennbar, die allen Anschein nach bis auf den letzten Platz besetzt waren. Es roch stark nach Bier, Zigarettenrauch und Bratfett, das aus den unzähligen Fritten- und Dönerständen kommend, den gesamten Platz erfüllte. Ich sah mir die Gesichter der Leute genauer an. Die meisten waren sehr jung. In meinem Alter vielleicht. Viele kannte ich aus der Schule. Lag wohl daran, dass dieser Bereich für die eher jüngere Generation der Stadt vorgesehen war. Dennoch konnte ich auch genug ältere Herren und Damen erkennen, die wild tratschend auf den Bierbänken Platz nahmen oder sich um einen Standtisch reihten. Der Contest schien alt und jung gleichermaßen zu interessieren. Meine Aufregung bescherte mir bei dem Anblick einen heftigen Adrenalinschub und ich begann unruhig von einem Bein auf das andere zu treten, während ich weiterhin nach den restlichen Bandmitglieder Ausschau hielt. Punkt sieben hatte Alex gesagt. Gut. Ich hatte nicht angenommen, dass der dunkelblonde verpeilte Junge pünktlich kommen würde, doch wenigstens von Seiji und Fynn hatte ich etwas mehr Disziplin erwartet. Vor allem, da ich mittlerweile kurz vor einem Nervenzusammenbruch stand. Ich war verdammt noch mal aufgeregt! Dann, nach ungefähr zehn Minuten, erkannte ich Seiji und Fynn in der Menschenmenge auf mich zukommen und auch Alex traf wenig später ein. Der Ältere strahlte wie so ein Honigkuchenpferd und konnte seine Aufregung entweder sehr gut verbergen oder er war wie ich stark befürchtete komplett von ihr verschont geblieben. »Na? Bereit?« lachte er fröhlich und ich starrte ihn nervös an. »Bist du nicht aufgeregt?« »Nö. Wieso?« Er zog die Augenbrauen zusammen. »Sind dir die vielen Menschen nicht aufgefallen?« jammerte ich und das Grinsen des Blonden wurde breiter. »Doch schon. Geil, oder?« Ich konnte bereits den Wahnsinn in seinen Augen erkennen. Ehrlich! »Sag bloß du hast Schiss!« »Quatsch!« versuchte ich mit ruhiger Stimme zu sagen, musste aber zu meinem Leidwesen feststellen, dass sich diese dabei nicht nur einmal überschlug. Alex lachte amüsiert und Seiji klopfte mir auf den Rücken. »Keine Sorge! Das wird schon!« sprach der Japaner beruhigend. Ich sah ihn nur gequält an. »Habt ihr schon mal vor Publikum gespielt?« »Klar!« Er streckte zufrieden die Nase in die Höhe. »Also in Klubs und so.« »Ich will gar nicht wissen, was das für Absteigen gewesen sind,« murrte ich und stellte fest, dass mit der Aufregung auch meine alte überhebliche Art, die ich mittlerweile versucht hatte in Gegenwart der Band zu unterdrücken, zurückkehrte. Seiji und Alex lachten aber nur. Sie schienen sich mittlerweile an meine Launen gewöhnt zu haben. »Kannst ja nachher noch mitkommen...in so eine Absteige,« sagte Alex grinsend und ich starrte ihn empört an. »Du denkst JETZT schon an danach? Ich bekomm das Vorher gar nicht aus dem Kopf!« Ich sah mich wieder unruhig um und erkannte wie eine kleine Gruppe aus Schülern meines Englischkurses an uns vorüberging und mir lachend zunickte. Es war ja nicht so, dass ich in ihnen allen nur das Böse erwartete, aber ich war mir sicher, dass sie allesamt nur hier waren, um mir zuzusehen wie ich mich blamierte. Böse verabscheuungswürdige Menschheit! Oh. War da schon wieder ein Hauch von Melodramatik? Noch ein paar Monate in dieser Band und ich würde zum perfekten Schauspieler werden. »Also dann. Lasst uns mal gucken, wo wir hinmüssen,« schlug Alex fröhlich vor und ging voraus. Wir folgten ihm schweigend und er ging hinter die Bühne, wo er sich mit einem etwas älteren Herr mit braun-grauem Haar und unserem Schuldirektor unterhielt. Ich versuchte mich derweil so gut es ging hinter Seiji und Fynn zu verstecken, in der Hoffung keiner der vielen Menschen würde mich erkennen. Ich hatte Pech. Als ich mich vorsichtig umdrehte erkannte ich hinter mir eine kleine Gruppe von Mädchen, die uns tuschelnd beobachteten. Sie hatten dunkle vom Kajal geschminkte Augen und hochtoupierte Haare, mit bunten Strähnchen und gescheiteltem Pony. Ihre Kleidung war recht auffällig, sah aber bei jeder so ziemlich gleich aus. Kurze schwarze Röcke, mit knallig bunten oder ebenfalls schwarzen Leggins darunter, oder Röhrenjeans. Dazu bei jeder ein Nietengürtel und Chucks in sämtlichen Farbvariationen. Eine Weile lang warf ich ihnen immer mal wieder einen unauffälligen Blick zu und überlegte, ob sie mir nun gefielen oder nicht. Ich kam zu dem Schluss, dass ich sie wegen ihres Styles nicht mehr verurteilen wollte, da Fynn ja genau den selben hatte, und ich sie deshalb hübsch fand. Irgendwie zumindest. .__. »Uhhhhh. Du hast schon Fans,« kicherte Seiji neben mir. Ich boxte ihm hart in die Rippen. Ich war im Moment für Späßchen aus der Kategorie Flo absolut gar nicht zu haben. Doch der Japaner gab nicht Ruhe und zeigte dann wieder unauffällig in Richtung der Mädchen. Ich folgte mit den Augen seinem Zeigefinger und erkannte erschrocken wie sich zwei der Mädchen aus der Gruppe lösten und auf uns zukamen. »Hi! Spielt ihr nachher bei dem Contest?« wollte das größere von ihnen wissen. Sie hatte schwarzes langes Haar, das ihr halbes Gesicht verdeckte und hier und da von kleinen Schleifchen durchsetzt war. Sie war nicht älter, als 15 oder 16. »Jup! Schaut ihr zu?« fragte Seiji und ging einen Schritt nach vorne. Das Mädchen nickte und grinste breit. »Wir feuern euch an, damit ihr weiter kommt.« Seiji lachte erfreut und wandte sich kurz an mich. »Siehst du? Doch Fans!« Ich zuckte die Achseln und er sprach weiter. »Habt ihr nach dem Contest schon etwas vor?« »Kommt drauf an,« antwortete sie locker. »Worauf?« »Naja. Darauf, was ihr macht?« Ohlala . Die Kleine ging aber ran! Ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. »Wir gehen nachher noch ins >Shiver Flowmein Fynn< genannt? Toll! Jetzt vereinnahmte ich ihn schon. Gut! Das wars! Morgen würde ich mich einweisen lassen. Die Männer und Frauen in den weißen Kitteln würden mir sicherlich helfen können. »Ich bin Seiji!« plauderte der Japaner weiter und zeigte dann auf Fynn und mich. »Das sind Leo und Fynn. Und der, der da gerade kommt heißt Alex.« Ich wandte mich um und erkannte den Dunkelblonden, der breit vor sich hingrinsend zu uns zurückkehrte. »Also,« begann er enthusiastisch. »Es haben sich insgesamt fünf Bands angemeldet. Wir spielen als zweites!« »Können wir nicht vielleicht doch noch absagen?« murmelte ich leise in seine Richtung, doch er begann sofort wieder lauthals zu lachen. »Jetzt sei mal nicht so ein rießen Weichei! Sonst bist du doch auch nicht so!« »Genau! Wir haben sogar Fans!« sprach Seiji weiter an das Mädchen gewandt, das sich Anja genannt hatte. »Tooooooll,« murrte ich genervt, befürchtete aber, dass ich sie nicht mehr umstimmen konnte. Eine halbe Stunde später begann der Contest dann. Es war bereits dunkel und bunte Lichter blitzten überall an den Ständen und auf der Bühne. Der Platz war gerammelt voll. An den Ständen standen riesige Schlangen von Menschen, die sich allesamt mit Alkohol oder etwas zu essen eindecken wollten. Direkt vor der Bühne tummelten sich unzählige Leute, die vom Alkohol und der Stimmung angeregt laut lachten und rumhüpften. Die Band, die vor uns spielte bestand aus drei Jungs und einem Mädchen, das die Leadsängerin darstellte. Ich konnte es nicht leugnen. Sie waren gut. Das Mädchen hatte eine zwar noch jugendliche, aber sehr charismatische Stimme. Sie waren aus einer Realschule der Stadt. Ich kannte sie nicht und es interessierte mich eigentlich auch nicht, da ich die halbe Stunde, die sie spielten ohnehin viel mehr mit mir selbst beschäftigt war, als mit sonst irgendwas. Panik! Oh mein Gott! Ich hatte so Schiss! Klar. Vor Alex hätte ich das natürlich nicht zugegeben, aber er hatte ja doch Recht! Ich wollte sterben. Jetzt sofort! Wo war denn nur dieser verdammte Blitzschlag, wenn man ihn mal brauchte? »Ganz ruhig. Wird schon nicht so schlimm werden,« hörte ich neben mir plötzlich die liebliche Stimme von Fynn. Ich zuckte erschrocken zusammen und musterte ihn kritisch. »Sag mal! Seid ihr kein bisschen aufgeregt?« fragte ich verständnislos, doch der Schwarzhaarige zuckte nur die Achseln. »Es geht. Kann ja nichts schlimmes passieren, oder?« »Naja, bis auf die Tatsache, dass man sich bis auf die Knochen blamiert,« antwortete ich bitter. Fynn überlegte und kaute kurz auf seinem rechten Lippenpiercing. »Für dich vielleicht.« »Hä?« »Also den Leuten ist es größtenteils sowieso egal, was mit mir ist. Die Art wie sie mich behandeln würde sich nicht ändern, wenn ich mich blamiere...oder so.« »Versteh ich nicht!« murmelte ich kopfschüttelnd und er lächelte matt. »Ist auch egal! Für dich wäre es ja schlimm! Du bist beliebt!« »Danke. Jetzt fühl ich mich besser!« sagte ich zynisch. »Schau die Leute einfach nicht an! So mach ichs immer!« Ich musterte ihn verwundert. »Ich dachte du hast keine Angst!« »Da siehst du mal wie gut das hilft.« Ich grinste und, oh Wunder, er tat es auch! »Dann mach ich halt die ganze Zeit die Augen zu,« meinte ich schließlich. »Oder du siehst mich an!« Ich hob eine Augenbraue und spürte schon wieder wie mein Herz heftig zu wummern begann (und diesmal lag es weder an der Aufregung, noch an der lauten Trommelei des Schlagzeugers). »Dich?« »Klar!« sagte er überzeugt. »Vor mir brauch dir ja nichts peinlich sein!« Ich sah ihn eine Weile lang schweigend an. Mein Gott der Kerl war so erschreckend naiv... Wie niedlich! ^.^ »Kommt ihr zwei?« erklang plötzlich hinter uns Seijis Stimme. »Wir sind gleich dran!« Autsch! Mein Magen musste sich wohl gerade auf höchstens ein Zehntel seiner normalen Größe verkleinert haben, so sehr verkrampfte er sich bei diesem Satz. Ich folgte Fynn hinter die Bühne, wo unsere Vorgänger gerade die Treppen zu uns hinab kletterten. Ich musterte kurz ihre Frontfrau. Das Gesicht des brünetten Mädchens war von der Hitze stark gerötet und einige ihrer Haarsträhnen klebten ihr nass auf der Haut. Sie grinste breit. Ich konnte Alex´ Stimme hören, wie er ihr zu einem guten Auftritt gratulierte, dieser elende Schleimer! Ich wusste nicht warum, aber aus irgendeinem Grund heftete ich mich an Fynns Fersen, der sich gelassen seine Gitarre umband. Plötzlich ging alles sehr, sehr schnell und auf einmal standen wir vier direkt vor der alten Holztür, die zur Bühne führte. Im Hintergrund hörte ich bereits wie die Bühnenleitung durch das Mikro unsere Namen ansagte. Entfernt konnte ich sogar vernehmen, dass die Stimme meine Wenigkeit extra erwähnte und das Stimmengewirr in der Menschenmenge noch lauter wurde. Sterben! Ich würde sterben. Warum war ich noch mal hier? »Alles in Ordnung?« fragte Fynn ruhig und drehte sich nochmals zu mir um. »Nein! Gar nicht!« jammerte ich und verzog gequält das Gesicht. Ich wusste ganz genau, dass ich diese offenkundige Heulerei früher oder später ganz sicher bereuen würde, aber das war mir im Moment ja mal so was von am Arsch egal! Fynn klopfte mir zur Beruhigung auf die Schulter. »Das wird schon!« »Nein! Eben nicht! Ich krieg keinen Ton raus!« Er zog die Augenbrauen zusammen. Hinter ihm konnte ich bereits sehen wie die Tür von Alex geöffnet wurde und der Dunkelblonde und Seiji hinausgingen. Fynn sah ihnen kurz nach und wandte sich dann schnell noch mal an mich. »Ich sing mit dir mit, okay? Dann ist es einfacher.« Ich starrte ihn etwas perplex an. Herrje der war so süüüüüß! Ich nickte zaghaft und er schenkte mir eines seiner schönsten Lächeln. Dann nahm er entschieden meine Hand und zog mich hinter sich mit auf die Bühne. Meine Augen mussten sich erst mal an das grelle flackernde Licht gewöhnen, als ich den ersten Schritt auf die Plattform tat. Erst nach einigen Augenblicken war es mir möglich mich richtig zu orientieren. Die Bühne wirkte, wenn man erst mal auf ihr stand, gar nicht mehr so arg groß. Seiji und Alex hatten bereits Stellung genommen und Alex plapperte in seiner fröhlich begeisterten Art noch irgendwas ins Mikro rein, um die Leute auf uns vorzubereiten. Fynn hielt meine Hand immer noch in seiner und führte mich bis hin zu meinem eigenen persönlichen Mikro (<--Angst!). Meine Aufregung unterdrücke sogar den kurzen schwachen Gedanken daran, dass uns gerade wirklich jeder händchenhaltend herumspazieren sehen konnte. Als wir ankamen ließ er mich los und ging ein paar Schritte hinter mich. Erst jetzt, da ich allein ganz vorne stand fiel mir die Menschenmenge so richtig auf, die sich wie ein Meer vor mir auftat. Ich hätte nie gedacht, dass so viele Leute in dieser Stadt lebten. Wenn ich ehrlich war, hätte ich nicht einmal gedacht, dass so viele Leute überhaupt auf der Welt Platz hatten. Eine weitere Welle der Angst flutete meinen ganzen Körper und ließ mich für einen Moment erzittern. Ein merkwürdiges Gefühl der Schutzlosigkeit überkam mich und ich atmete einmal tief ein und aus. Dumpf nahm ich im Hintergrund wahr wie Alex´ Gitarrenspiel bereits begann. Ich schloss kurz die Augen und blickte mich dann um zu Fynn. Der Schwarzhaarige sah mich ebenfalls an und nickte mir zuversichtlich zu. Ich spürte wie mir bei seinem Lächeln einen Moment das Herz aufging und ich mich wieder ganz frei fühlte. Dann öffnete ich meinen Mund und begann zaghaft zu singen. Ich spürte selbst wie meine Stimme im ersten Moment noch etwas kratzig und brüchig klang. Meine Augen ließ ich starr auf einen Punkt auf dem Boden gerichtet. Meine Hände hatte ich seit Minuten schon in der Hosentasche vergraben. Ich versuchte den Song auf mich wirken zu lassen, um die Gefühle, die er in sich barg, auch richtig zum Ausdruck bringen zu können. Es war derselbe, den ich das erste Mal mit Fynn gemeinsam in der Aula gesungen hatte. Ein trauriger Song mit einem verbitterten anklagenden Text. Ich wusste, dass er von Fynn stammte und dieser ihn über seine verstorbene Mutter geschrieben hatte. Das hatte er mir erzählt. Ich konnte die Stimme des Schwarzhaarigen etwas leiser durch meine eigene hindurch erkennen und mir fiel abermals dieses unglaubliche Gefühl auf, das er in den Song legte. Ich hatte mich schon beim ersten mal, als ich ihn gehört hatte, gefragt wie er es schaffte seine Stimme als perfektes Abbild seiner Gefühle zu gebrauchen. Viele Sänger hörte man einfach nur. Doch bei Fynn war das etwas anderes. Wenn er sang, dann fühlte man ihn. Ein wohliger Schauer lief mir über den Rücken und für einen Moment vergas ich sogar, dass ich gerade von Hunderten von Menschen angestarrt wurde. Langsam hob ich meinen Blick und schaute in die Menge vor mir. Meine Hände nahm ich endlich aus der Hosentasche und legte sie um den Mikrophonständer. Meine Stimme klang nun fester und auch lauter. Nach der zweiten Strophe dann, als ich mich endlich sicher fühlte, entklemmte ich das Mikro und ging damit einige weitere Schritte nach vorne. Ich bemerkte wie sich einige Scheinwerfer auf mich richteten. In der Menschenmenge unter mir versuchte ich einige bekannte Gesichter auszumachen. Das erste, das ich sah, war das von Flo, der mich breit grinsend ansah. Ich grinste zurück, ließ mich jedoch nicht beirren und sang weiter. Wenige Schritte neben ihm erkannte ich Xiu und auch alle anderen aus meiner Clique. Sogar Chris stand etwas abseits der Gruppe und beobachtete mich kritisch. Zum ersten Mal fühlte ich mich für das, was ich tat, anerkannt und hatte nicht mehr das Gefühl etwas falsches zu tun. Kurz vor Ende des Songs sangen Fynn und ich abwechselnd. Ich versuchte durch all die Kraft, die meine Stimme hergab, den Refrain ein letztes Mal regelrecht in das Mikrophon hineinbrüllen, als würde ich all den Frust, all den Kummer und Hass, den Fynn in sich trug, für ihn in die Welt hinausschreien wollen. »Wo bist du nur hin?« »(jeden Tag denk ich nur an dich)« »Ich kann dich nicht sehn!« »(doch überall seh ich allein nur dich)« »Was ist nur geschehen?« »(Mein Herz ruft so laut hinaus nach dir)« »Ich kann nicht leben ohne dich Dennoch bleib ich noch hier stehn... Und ich weiß ich werd dich nie mehr sehn... Also bitte lass mich gehn.« Als ich verstummte und somit den Song beendete, brach augenblicklich ein applaudierender Sturm der Begeisterung über uns herein. Ich blickte mich lächelnd zu Fynn um, der zufrieden zurückgrinste. Glücklich hauchte ich ein zaghaftes »Danke!« in das Mikro, wendete dabei jedoch nicht den Blick von dem Schwarzhaarigen ab. Mit seinen Lippen formte er ebenfalls ein leises Dankeschön, das jedoch, wie ich annahm, nicht an das Publikum, sondern an mich gerichtet war. Es schien ihm ohne Zweifel verdammt viel zu bedeuten auf der Bühne zu stehen. Und irgendwie konnte ich das jetzt auch nachvollziehen. Es war ein unbeschreibliches Gefühl hier zu sein. All die Eindrücke die auf einen einrasselten, das ständige Flackern des Lichtes, der laute Applaus des Publikums, die Musik. Scheiße! Das war so geil! Und aus irgendeinem dummen Grund musste ich jetzt plötzlich an meinen geliebten Mathelehrer denken, der jetzt bestimmt irgendwo da unten in dieser riesigen Menschenmasse stand und sich heimlich totärgerte für meinen überraschenden Erfolg. So gerne hätte er doch gesehen wie ich mich in aller Öffentlichkeit zum Deppen machte. Schade! Ich musste ihn wohl enttäuschen. ^-^ Die nächste halbe Stunde spielten wir noch vier weitere Songs. Gottseidank keine traurigen Lieder mehr, da ich immer wenn ich einen von Fynns Songs spielte irgendwie so eine Depri-Stimmung bekam. Doch er hatte ja auch tatsächlich einige >normale< Sachen geschrieben. Meine Aufregung war völlig verflogen. Kein Wunder! Das Publikum tobte. Ohne Scheiß jetzt! Die mochten uns! Als wir dann leider Gottes die Bühne verlassen mussten und es zu meiner Überraschung sogar vereinzelte Zugaberufe gab, sprang mir Alex mit Einsatz seines gesamten Körpers um den Hals und brach mir dabei fast alle Knochen. »Gott! Ich liebe dich, Junge! Hättest du nicht ein klein wenig früher zu uns kommen können?« Ich grinste und versuchte mich ein klein wenig aus seinem Griff zu befreien. »Alex, du erwürgst mich!« Der Blonde löste seine Umarmung und hörte gar nicht mehr auf mich anzustrahlen. »Sorry! Aber das war einfach so geil!« Kurz nachdem er mich losgelassen hatte spürte ich wie bereist der nächste auf meinen Rücken sprang und mir laut ins Ohr schrie. »Ahhh! Du bist so toooooll!« kreischte Seiji laut und umklammerte mich von hinten. Ich hielt mich lachend an seinem Arm fest, da ich Mühe hatte mich unter seiner Last auf den Beinen zu halten. »Am liebsten würde ich gleich noch mal da raus!« Seine Stimme überschlug sich fast und er ließ mich los. »Na war doch gar nicht so schlimm, oder?« sagte Alex an mich gerichtet. Ich schüttelte beschämt den Kopf. »Nee! War wirklich geil!« antwortete ich grinsend. »Sag ich doch!« plapperte er weiter und legte abermals seinen Arm um mich. Gleichzeitig schnappte er sich diesmal auch Fynn und knuddelte uns beide erst mal durch. Der Kerl war so ein Spielkind. »Sags noch mal Fynn! Ich bin gut, dass ich ihn geholt hab! Sag schon! Sag schon!« »Jaja! Du bist der beste!« gab Fynn besonnen zu und der Ältere drückte uns beiden jeweils einen begeisterten Kuss auf die Wange, ehe er uns frei gab und zu seinem nächsten Opfer Seiji hüpfte und auch diesen mit einem dicken Schmatzer beglückte. Fynn und ich lachten und schauten ihm kurz hinterher. »Glückwunsch!« bemerkte Fynn schmunzelnd. »Du hast dir soeben die unendliche Liebe von Alex gesichert!« Ich lachte auf. »Endlich! Das hab ich mir schon immer gewünscht!« »Dacht ich mir!« »Neidisch?« »Unheimlich!« Er tat so, als wäre er wahnsinnig frustriert darüber. Ich lachte. »Oh nicht traurig sein! Du hast ja noch Seiji!« »Gottseidank!« Er seufzte erleichtert und wollte noch etwas sagen, doch plötzlich schallte in lautes »Leooooooooo!< durch den ganzen Bereich und wir drehten uns erschrocken um. Wie nicht anders erwartet kam ein über beide Ohren strahlender Flo und eine mindestens genauso breit grinsende Xiu auf uns zu. Ich sah schon von weitem wie sie Fynn von oben bis unten mit einem zuckersüßen Lächeln auf den Lippen musterte und mir dann zuzwinkerte. Ich wandte schnell meinen Blick ab, da ich befürchtete, dass ich schon wieder rot wurde. »Du warst geil!« plapperte Flo ohne zu zögern los, als er bei uns ankam. »Das, was ich am Freitag in der Aula gehört hab war ja schon gut, aber das....Wow! Ich bin echt beeindruckt, mein Lieber!« Ich rieb mir verlegen die Hinterkopf und grinste ihn an. »Danke!« »Sogar Chris hat es...,« begann Xiu und zögerte kurz. »..ein bisschen gefallen!« »Wie habt ihr denn das geschafft, dass der mitkommt?« fragte ich verwundert. Im Hintergrund hörte ich bereits wie die nächste Band anstimmte. »Xiu hat ein bisschen geschleimt!« meinte Flo belustigt und sprach nun etwas lauter. »Laber nicht! Wir haben gesagt, dass wir nicht mit ins >Blacklight< gehen, wenn er hierher nicht mitkommt!« Sie lachte, betrachtete aber weiterhin Fynn, der uns schweigend zuhörte. »Ihr geht nachher noch ins Blacklight?« fragte ich überrascht. »Jup! Kommst auch mit?« sagte Flo gelassen. Ich nickte. »Denk schon.« »Oder hast du schon etwas besseres vor?« Er hob grinsend die Augenbrauen und schaute kurz zu Fynn, der uns beide verwirrt musterte. Ich trat ihm kurzerhand gegen den Fuß und antwortete in giftigem Ton. »Nein ich hab noch nichts besseres vor!« Er lachte laut! Wahhhhh! Der Kerl regte mich so auf! Die nächsten eineinhalb Stunden blieben Flo und Xiu bei uns, während wir darauf warteten, dass die anderen Bands fertig spielten. Xiu kommentierte immer wieder wie gut die anderen doch waren, aber dass sie gegen uns ja sowieso keine Chance hatten. Ich musste lachen, wenn sie so sprach. Manchmal ließ sie selbst in Situationen wie dieser den Streber raushängen. Wir holten uns jeweils eine Flasche Bier und setzten uns damit auf eine Bank hinter der Bühne. Fynn schwieg die meiste Zeit, doch musste ich feststellen, dass meine lieben Freunde ihn immer mal wieder unauffällig über mich ausfragten, was ich, wenn ich ehrlich war, mehr als peinlich fand. Kurz vor der Entscheidung dann kamen Seiji und Alex wieder auf uns zugetänzelt, die bis dato völlig verschwunden gewesen waren. Im Schlepptau hatten sie die Gruppe Mädchen von vorhin. Alex grinste breit und hielt eine von ihnen im Arm. »Hey Leo! Kommst du jetzt nachher noch mit?« Ich musterte ihn verwirrt. »Wohin mit?« »Na ins Shiver Flow! Wir wollen noch ein bisschen feiern!« »Was ist das?« wollte ich stutzend wissen. »Ein Club. Etwas außerhalb der Stadt. Ich fahr hin!« Ich überlegte einen Moment. »Ich weiß nicht so genau. Ich wollte eigentlich mit Xiu und Flo mit,« meinte ich schließlich, doch Flo unterbrach mich sofort. »Geht ihr da alle drei hin?« Er schenkte mir ein schräges Grinsen und ich wusste sofort worauf er hinaus wollte. »Ja schon! Oder Fynn?« sagte Alex an den Schwarzhaarigen gewandt. Dieser zuckte nur kurz die Achseln. »Mir egal.« »Jap! Wir gehen alle drei!« sagte er, indem er Fynns Antwort einfach mal als ein >ja< wertete. Ich wollte etwas sagen, doch Flo kam mir abermals zuvor. »Also wisst ihr? Meinetwegen kann Leo heute mit euch mit. Bei uns wird es eh langweilig.« »Kann ich vielleicht mal für mich selbst sprechen?« murrte ich genervt in seine Richtung, doch meinen Freund schien das nicht sonderlich zu interessieren. »Super! Wir warten noch die Entscheidung ab, dann gehen wir!« Und ohne auch nur noch einmal nach Meiner werten Meinung zu fragen, standen Xiu und Flo auf und verabschiedeten sich. »Also…Tschüssi dann! Viel Spaß dir noch!« rief der Schwarzhaarige mir zu und klimperte mit den Augen. »Glaub ja nicht, dass du jetzt einfach so verschwinden kannst, du Mistkerl!« maulte ich ihm ins Ohr, als er mich umarmte, erhielt jedoch als Antwort nur ein amüsiertes Lachen! »Jaja! Ich hab dich auch lieb!« Er zwinkerte und wandte sich um zum Gehen. Arschloch! Warum lebte der eigentlich noch? Ich hatte ihn doch schon viel zu oft umbringen wollen. Hmm...Hatte es wohl vergessen. Kann ja auch gut mal passieren, wenn man nebenbei immer wieder von diesem liebreizenden, umwerfenden, strahlenden, einfach bezaubernden Lächeln eines gewissen schwarzhaarigen Jungens abgelenkt wurde. Schwärmte ich gerade schon wieder? Ach was! Das waren Tatsachen! Apropos Tatsachen: Wie um alles in der Welt kam ich eigentlich plötzlich in dieses Auto? Ich sah mich irritiert um und bemerkte, dass ich einen gewaltigen Zeitabschnitt einfach nur in Träumereinen verbracht hatte und wir uns bereits auf dem Weg zum Shiver Flow befanden. Selbst die Entscheidung des Contests hatte ich irgendwie verschlafen. Mann! Wie ich das immer wieder schaffte! Ein Psychiater würde sich an mir wohl dumm und dämlich verdienen! Wie erbärmlich! Langsam wandte ich mich um und erkannte, durch meinen heute wieder mal über die Maßen blitzgescheiten Verstand, dass ich auf dem Rücksitz von Alex´ rotem Golf saß; zusammen mit fünf anderen Personen, die sich teilweise übereinander stapelten, um überhaupt in dem kleinen Wagen Platz zu finden. In meiner Hand hielt ich eine leere Flasche Bier, deren einstigen Inhalt ich schon wieder ganz deutlich in meinem Kopf spürte. Verdammt! Ich wusste doch, dass ich keinen Alkohol vertrug! Neben mir, wie war es anders zu erwarten , saß der Grund für meine zeitweiligen neurologischen Aussetzer; Fynn! An seiner Seite, beziehungsweise halb auf ihm, klebte eine dieser billigen kleinen Schlampen, die sich gerade aufs Heftigste an ihn (MEINEN Fynn) ranschmiss. Ich hasste sie! Ich hasste sie! Ich hasste sie! Etwas verwirrt versuchte ich an ihr vorbei zugucken und erkannte Seiji, der mit gleich zwei von diesen Weibern auf dem Schoss, in eine wilde Knutschrei mit, wie hieß sie noch gleich(?), Anja verstrickt war. Auch in seiner Hand und unter ihm auf dem Boden befanden sich einige, teilweise leere, Bierflaschen. Okay. All diese Eindrücke waren ein bisschen zu viel für mein kleines schwaches Gehirn. Ich war mir sicher ich hatte gerade auch wieder einen Blick wie so ein erschrecktes Eichhörnchen. »Ja. Er hat eine Freundin!« drang plötzlich Fynns Stimme an mein Ohr. Ich sah ihn etwas perplex an und er drehte sich mir zu. Hinter ihm konnte ich sehen wie das blonde Mädchen ihm einen enttäuschten Blick zuwarf. Ich versuchte mir ein triumphierendes Lächeln zu verkneifen. »Gut,« antwortete ich stutzend. »Ähm...Das...sieht man!« Er grinste belustigt und ich konnte seine Zähne blitzen sehen. »Seine Freundin ist nicht viel besser. Die leben irgendwie in einer offenen Beziehung, oder so!« erklärte er schulterzuckend. »Ist doch was tolles,« antwortete ich überzeugt. »Man ist an nichts gebunden. Ein Traum!« »Jaja. Schon klar.« Er nickte zustimmend und wir beobachteten eine Weile Seiji, der zwischenzeitlich seine Partnerin gewechselt hatte. »Sag mal!« begann ich unsicher. »Wir sind vorhin schon weitergekommen bei dem Contest...oder?« Hach. Dieser irritierte Ausdruck in seinem Gesicht war doch echt zu süß. »Ähm...Ja...Klar....Du...Du warst doch dabei!« Ich lachte übertrieben und winkte ab. »Natürlich...Egal...Haha...Nur so!« »Aha,« machte der Schwarzhaarige und musterte mich mit besorgtem Blick. Ich wandte meinen Kopf schnell wieder dem Fenster zu, um ihm nicht länger in die Augen sehen zu müssen. Als wir im Shiver Flow ankamen spürte ich in meinen Beinen schon ganz eindeutig wie der Alkohol mir zusetzte. Ich stellte jedoch fest, dass es mir im Gegensatz zu Seiji noch einigermaßen gut ging. Wie viel hatte der Japaner bitte intus? Und woher hatte der bitte jetzt dieses dritte Mädchen? Wir tranken noch die letzten Flaschen unseres Sixpacks und gingen dann hinein. Die Stimmung in dem Laden war grandios. Anders, als in den Schuppen, in denen ich bis jetzt immer gewesen war, doch die Leute waren allesamt in bester Laune. Es wirkte alles in allem etwas dunkler und düsterer. Die Leute sahen teilweise auch etwas verquert aus. Hie und da kamen mir einige Punks entgegen und in manchen Ecken konnte ich auch Jugendliche des Emo-Styles erkennen. Es war voll. Und es war verdammt laut. Die Musik, die gespielt wurde war größtenteils Rock und weitere Spielarten von diesem. Ich musste feststellen, dass ich es irgendwie cool fand. Nachdem wir uns durch die Menschenmenge, die sich gerade angeregt zu einem Song von Fall out Boy bewegte, gekämpft hatten, setzten wir uns an einen der Tresen und bestellten uns erneut etwas zu trinken. Okay. Seiji schien es allen Ernstes darauf anzulegen sich heute die Birne wegzukippen. Dummerweise war ich mittlerweile so weit vom Alkohol beeinflusst, dass mir das egal war und ich gleichfalls fleißig mittrank. »Hier Fynn! Drink du au was mit mir!« lallte Seiji nach einer Weile und wedelte mit einem kleinen Becherchen Schnaps vor Fynns Nase rum. Neben ihm sammelte sich bereits ein ganzer Haufen von leeren, die er und ich im Laufe der letzten halben Stunde allesamt geleert hatten. Mann! So viele waren das schon? »Ganz ehrlich! Ich will nichts mehr,« lehnte Fynn ab, der bis jetzt tatsächlich noch nicht so viel getrunken hatte. Dennoch bemerkte ich, dass er schon leicht wankte. »Red keine Scheis!« plapperte der Japaner und gab dem Mädchen in seinem Arm einen Kuss, ehe er sich von ihr löste und sich stattdessen an Fynn klammerte. »Wir sssssin doch Kumpel! Komm! Einen susammen!« Er grinste blöde und Fynn schüttelte dankend den Kopf. »Ich sags dir, ich vertrag nichts!« »Egaaaaal!« Seiji drückte ihm lachend das Becherchen in die Hand und Fynn hörte auf sich zu wehren. »Aber wirklich nur eins!« »Jaja! Oder swei...oder drei....oder vier...« Sie kippten sich kurzerhand das Becherchen runter und Fynn verzog angewidert das Gesicht. »Was ist das für ein Zeug?« »Keine Ahnung!« lachte Seiji. »Hat mir der Barkeeper gegeben! Irgendein Mischi-Maschi!« Er begann laut zu glucksen bei seinem tollen erfundenen Wort und ich stellte fest, dass ich es ihm in meiner Dummheit gleichtat. Hocherfreut darüber, dass wenigstens ich seinen Spaß verstand, sprang er plötzlich mir an den Hals und drückte mir einen stürmischen Kuss auf die Wange. »Leo, mein Freund! Du bis der einsige, ders hier so richdig drauf hat! Alle beide Loser!« Er zeigte mit einem tadelnden Gesichtsaudruck auf Alex und Fynn. »Hey! Ich muss nachher noch fahren! Beschwer dich nicht!« empörte sich Alex, doch Seiji winkte sofort ab. »Ach so ein bischen macht doch nix!« Ich nickte zustimmend. Vernunft war etwas, dass ich ab einem bestimmten Alkoholpegel nicht mehr so ganz beherrschte. Trotzdem sah ich irgendwie immer noch ganz klar. Mischi-Maschi war wirklich ein merkwürdiges Zeug! Beim Gedanken, an dieses Wort musste ich erneut loslachen, obwohl ich eigentlich wusste, dass es nicht witzig war, aber...Es war so witzig! Scheiße! Die Logik war auch hinüber. »So Jungs! Und jezz noch einen auf unseren schenialen Auftritt heute Abend!« rief Seiji begeistert von seinem eigenen Vorschlag und löste sich von mir. Ich konnte sehen wie Fynn ihm skeptisch hinterher sah, als er erneut eine Runde Mischi-Maschi-Schnaps zu bestellen versuchte. Mit zittrigen Händen drückte er uns allen vier ein weiteres Becherchen in die Hand und trank kurzerhand das von Alex, als ihm wieder einfiel, dass dieser ja nichts trinken durfte. »Auf uns!« Er lachte und schüttete sein eigenes gleich hinterher. Ich tat es ihm gleich und sogar Fynn trank seines artig leer. Nachdem wir vier weitere Becherchen geleert hatten und das letzte bisschen Verstand in meinem Kopf lauthals an meine erschreckend kleine Vernunft appellierte, wandte sich Seiji wieder seinen drei kleinen Freundinnen zu, mit denen er irgendwo auf die Tanzfläche verschwand. Alex sah ihm kopfschüttelnd hinterher, lächelte aber. »Der Kerl ist unglaublich.« »Renn ihm hinterher und rette ihn!« schlug ich ihm mit einer lieblichen Stimme vor. »Bin ich seine Mama?« Er lachte und trank einen Schluck seiner Cola. »Weiß ich nicht. Bist du?« schwafelte ich ihn zu und fand meinen Witz wirklich mehr als komisch. Er fasste mir kurz an die Stirn und schmunzelte belustigt. »Du bist auch nicht unbedingt besser!« »Sorry! Kommt manchmal so über mich. Der böse, böse Alkohol! Du weißt schon!« Er nickte wissend, doch irgendwie hatte ich gerade das Gefühl von ihm verarscht zu werden. »Wenigstens hast du noch Fynn auf deiner Seite!« sagte ich dann nickend, doch Alex schüttelte nur lachend den Kopf und zeigte hinter mich an die Tresen. »Da bin ich mir auch nicht mehr so sicher!« Ich folgte verwirrt seinem Blick und wäre vor Entsetzen fast vom Stuhl gefallen. Mein Herz schien sich für einen winzig kurzen Moment zu einer kleinen Erbse zusammenzuziehen und selbst mein Gehirn schaltete sich wieder komplett ein. Da saß Fynn. Und auf ihm dieses kleine blonde Flittchen, das ihm, in einem heftigen Kuss verstrickt, die Zunge in den Hals steckte. Ihre Arme waren um seinen Hals gelegt und ihre Beine hatte sie um seinen ganzen Körper geschlungen, um ihn damit näher an sich zu drücken. Ich glaubte ich müsste mich übergeben, so sehr knallte dieser kalte massige Stein in meinen Magen. Als ich jedoch genauer hinsah, fiel mir auf, dass Fynn sich mittlerweile versuchte wieder von ihr zu befreien. Sie musterte ihn enttäuscht und strich mit ihrer Hand über sein makelloses Gesicht. Er schüttelte jedoch nur den Kopf und drehte sich weg von ihr. >Ja! Zeigs ihr! Du bist so toll!< Neben mir konnte ich hören wie Alex laut lachte. »Du bist so gemein, Fynn!« Der Schwarzhaarige wankte auf uns zu und sah mit einem verdutztem Gesichtsausdruck erst zu Alex, dann zu mir. »Woah. Ich hasse diese kleinen Emo-Schlampen!« nuschelte er genervt und mir wurde klar, dass der Alkohol bei ihm noch mehr Wirkung zeigte, als bei mir. »Die flirtet schon den ganzen Abend mit dir und du weist sie einfach ab! Armes, armes Mädchen!« Alex setzte einen tadelnden Blick auf. »Mir kommen gleich die Tränen!« murrte Fynn jedoch nur und ich begann leise vor mich hinzukichern. »Die sah doch süß aus! Dumm, aber für einmal immer gut!« Der Dunkelblonde lachte amüsiert. »Nein Danke! So nötig hab ichs auch nicht! Geh und schnapp du sie dir doch!« Alex schüttelte empört den Kopf. »Also bitte! Ich nehm doch nicht das, was du übrig lässt.« »Ach! Mach doch, was du willst!« maulte Fynn zerknirscht. »Och ist das süß! Fynni wird aggressiv, wenn er betrunken ist!« Er legte einen Arm um den Kleineren, der ihm einen finsteren Blick zuwarf! »Ich bin gar nicht aggressiv!« Wieder lachte Alex und ich stimmte einfach mal so aus Spaß an der Freude mit ein. »Jaja. Ist gut Kleiner! Hier! Trink lieber noch was! Da kommst du so schön ins Plaudern!« »Nerv mich nicht!« Herrje! Der war doch echt zu niedlich, wenn er betrunken war. Am liebsten hätte ich ihm jetzt ununterbrochen dabei zugesehen wie er sich mit Alex zankte, doch dieser entdeckte nach einer weiteren Flasche Cola irgendwo einen Freund und ließ mich mit Fynn allein. Ganz allein! Ich wusste nicht wirklich, was ich mit der Situation anfangen sollte und quatschte Fynn einfach weiter mit irgendeinem Scheiß zu. Zu meinem Glück musste ich feststellen, dass er durch den Alkohol mittlerweile genauso verblödet zu sein schien wie ich, sodass er sogar über den Scheiß lachte, den ich da erzählte. In der Tat hatte ich ihn noch nie so viel lachen gesehen wie jetzt, also dass er so richtig aus vollstem Herzen lachte. Irgendwie machte mich das glücklich. Und da erzählte mir noch mal einer Alkohol wäre Teufelszeug. Schwachsinn! »Ohlala! Mein Kopf is nur noch schwammig!« jammerte Fynn nach einer Weile und lehnte sich voll gegen die Tresen. »Du verträgst echt nix, oder?« lachte ich belustigt. »Was denks du denn? Ich hab das doch nich nur so gesagt...Das wird Seiji büßen!« Er rieb sich mühsam den Kopf. »Normalerweise trink ich gar nix! Und dann auf einmal ...wumm! So ganz viel un so un ich bins gar nichts gewöhnt un deswegen...Oh Gott! Überall Blicklichter!« Ich musste lachen. So viel wie in diesem Satz hatte er noch nie auf einmal gesprochen. »Komm! Wir gehen irgendwo hin. Hier ist es langweilig!« sagte ich und nahm seinen Arm. Er protestierte kurz, ließ sich dann aber von mir mitziehen. Als wir uns gerade durch die Tanzfläche drängen wollten, wurden wir erneut von irgendwelchen Weibern angequatscht. Wie die mich doch alle nervten! Konnten die uns nicht in Ruhe lassen? »Hi! Wie heißt ihr?« quietschte die Blonde von ihnen. »Nervt mich nicht alle!« maulte Fynn genervt, lachte im nächsten Moment aber aus irgendeinem Grund los und klammerte sich an meinem Arm fest, um nicht umzukippen. Ich sah ihn einen Augenblick verdutzt an und antwortete ihnen dann ruhig. »Sorry! Er ist schon etwas...angetrunken.« Was für eine höfliche Umschreibung dafür, dass er eigentlich hackevoll war. »Ach was! Mir geht’s gut!« nuschelte Fynn und versuchte wieder von allein zu stehen. »Komm! Wir gehen weg! Ich hab kein Bock auf die!« Ohne sie auch nur noch einmal anzusehen nahm er meine Hand und zog mich weg. Ich rief den beiden schnell noch ein ernst gemeintes »Entschuldigung« zu und folgte ihm dann. Wir torkelten bis zum Rand der Tanzfläche, wo ich ihn dann schier umrannte und wir beide laut loslachten. »Hast du...Hast du die Gesichter von denen gesehen?« Er schrie mir fast ins Ohr und stand ganz nah bei mir, da es, wegen der vielen Leute, so eng war. Ich prustete erneut los. »Alex hat Recht! Du bist total scheiße zu den armen Dingern!« »Die sollen mich nur in Ruhe lassen, dann bin ich ganz lieb.« »Du bist halt doch beliebter, als du denkst!« sagte ich grinsend. »Na danke,« winkte er ab. »Wenn ich nichts besseres krieg, als die, dann kann ichs ja gleich lassen!« »Hier drin gibt’s genug besseres, dass dich gerne nehmen würde!« antwortete ich verheißungsvoll. »Wen denn? Dich?« Ich erschrak und wusste im ersten Moment nicht, was ich darauf antworten sollte. Er lachte jedoch gleich wieder los und wechselte das Thema. »Woah! Kennst du das Lied?« Lied? Der konnte jetzt noch auf die Musik achten? Alle Achtung! »Simple Plan, oder?« fragte ich unsicher und er nickte begeistert. »Mein Lieblingslied von denen,« antwortete er und sang ein wenig mit. »In the night, there´s a fire in my eyes and this paradise has become a place we’ve come to cry! When I open your Letter the Words make it better! It takes it all away!« »Ich kenn das!« schrie ich entzückt darüber auch mal ein Lied zu kennen, dass er auch kannte. »Das heißt >Holding On