Distance von Myobie (Tränen der Vernunft ItaxSaku) ================================================================================ Tsukuyomi --------- „Was willst du hier?“, zischte sie ihm entgegen und wischte sich schnellstmöglich die letzten Tränen aus dem Gesicht. Durch die Zeit, die sie in den Bäumen verbracht hatte, waren die meisten getrocknet und mit ihrer zarten Haut verschmolzen. So unauffällig wie möglich bewegte sie den kompletten Arm von einer Wange zur anderen, doch sie war sich sicher, dass er ihre Schwäche gesehen hatte. Ihm entging normalerweise nichts. Ein wenig Blut blieb auf ihrem Antlitz hängen, als sie die Bewegung beendete und ihn einfach nur ansah. Ihr Herz klopfte schneller als zuvor, doch das ignorierte sie gekonnt. Schnell huschte ihr Blick auf seine Seite, Blut hatte sein Shirt an der Stelle vollkommen durchtränkt, an der Itachi ihn verwundet hatte. „Immer noch nicht ganz fit?“, fragte sie ihn etwas amüsiert, wissend, das ihr Schicksal besiegelt war, doch nach der Erniedrigung, die sie gerade vor seinem Bruder vollbracht hatte, aus eigener Kraft kommend, wollte sie sowieso nicht weiter leben, wollte endlich sterben. Hätte es im Wald tun sollen, als sie kurz davor gewesen war, es zu tun, den kalten Stahl ihres Kunais auf der aschfahlen Haut zu spüren. Nun war es zu spät. Ein dumpfer Schmerz durchzog ihre linke Hand, ein leichtes Vibrieren kitzelte ihre Beine. Mit einem gequälten Seufzen versuchte sie, die trägen Augen zu öffnen, schloss sie jedoch schnell wieder und wollte aus Reflex die Hände vor ihr Gesicht schlagen, was allerdings nur mit einer Hand gelang. Ein leiser Schmerzenslaut entfloh ihren untypisch rauen Lippen und das nicht abklingende Stechen zauberte aus ihrem glatten Gesicht eine missgestaltete Fratze. Mit der Frage auf den Lippen, weshalb es so unendlich weh tat, öffnete sie ein weiteres Mal die Augen. Tränen drangen aus den Winkeln, als das starke, weiße Licht ihre Iris traf, doch unterdrückte sie den Drang, die Lider wieder aufeinander zu pressen, so lange, bis sie sich einigermaßen an die Flutung gewöhnt hatten. Realisierend, das sie fast liegend auf eiskaltem Stahl gestützt war, die Gänsehaut, die ihre Beine übersäte, übersehend, wandte sich ihr Kopf nach oben. Etwas Rotes bahnte sich in ihr Blickfeld, umgeben von blassem grau. Erst, als sie die Augen etwas zusammenkniff, setzte sich das verschwommene Bild nach und nach zusammen und sie bereute es auf der Stelle, dort hin gesehen zu haben. „Wo bin ich?“, fragte ihre müde Stimme, ohne wirklich auf eine Antwort gefasst zu sein. Sich in dem riesigen Raum umblickend, erkannte sie, dass auch die Wände aus diesem miserablen Stahl bestanden. Einmal im Kreis bewegte sie sich, die Beine so stützend, das die Schmerzen in ihrem linken Arm nicht Übermacht gewannen. „Grau, grau, grau, grau, schwarz, grau, grau. Nein warte, schwarz?“ Ihre Gedanken überschlugen sich und ihre Seelenspiegel wanderten zu dem schwarzen Fleck inmitten des ewigen, schmutzigen Silbers zurück. Dabei ihre linke Hand unbeabsichtigt etwas drehend, bereute sie sofort ihre Neugierde und verzog das Gesicht. Auf den Knien einen Schritt nach vorne gehend, dieses Mal darauf achtend, das die linke Hand, die in die Höhe gestreckt und von einer eisernen Schelle gehalten wurde, Blutüberströmt, sich nicht bewegte, fokussierte sie den langen schwarzen Punkt in der Ferne. In ihren Augen schwammen immer noch wässrige Tränen, die auf Freilassung warteten. „Was?“ Ihre Stimme zitterte. „Itachi?“ Ihr ganzer Körper bebte, als sie seinen Namen, undeutlich, aus ihrem Mund entließ. „Was ist mit Sasuke?“ Sie klang gehetzt, die Worte überschlugen sich fast, als sie daran zurückdachte, dass er auf sie gewartet hatte, am Feuer, das sie vergessen hatte zu löschen, unvorsichtig gewesen war. „Nicht echt.“, ertönte seine ruhige Stimme, leise, ein Wispern nur, das hätte nicht zu ihr durchdringen dürfen, aufgrund ihrer Entfernung zueinander, tat es jedoch schon. Unverständnis machte sich auf ihrem Gesicht breit. „Nicht echt?“, fragte sie sich in Gedanken. „Was meint er damit?“ „Tsukuyomi.“ Ein Wort, ein einzelnes Wort, doch sie verstand. Plötzlich wurde ihr alles klar. Sie war gefangen, gefangen in einem Gefängnis, das sie selbst nicht zu verlassen wusste. Es war nicht Sasuke, der am Lagerfeuer auf sie gewartet hatte, es war sein Bruder gewesen, der sie hatte eine Illusion sehen lassen. Übung hatte sie, ebenso das Talent, ein Gen-Jutzu aufzulösen, doch ihr Gehirn sagte ihr im Moment etwas ganz anderes. Ihre innere Stimme saß einfach nur da und schüttelte vielsagend mit dem Kopf. Nun ermunterte sie sich selbst schon dazu, auf seine Worte zu warten, wie lächerlich! Gefühle konnten schrecklich sein, das musste Sakura sich schon wieder selbst eingestehen. Unbewusst rümpfte sie die Nase über sich selbst, bevor ihr nun scharfer Blick wieder Itachi bannte. „Ich wollte deine Reaktion auf meinen Bruder testen.“ Eiskalt klang seine Stimme. Mit den Armen vor der Brust verschränkt, stützte er sich emotionslos wie immer an die Wand, blickte einfach nur in ihre Augen. Er bemerkte nur nebenbei, dass diese einmal mehr gefunkelt hatten. Jetzt wirkten sie stumpf, fast so wie seine. Mit einer unhörbaren Geste verdrängte er den Gedanken und schritt auf sie zu, nicht, ohne die Wand, die in seinem Rücken stand und die anderen drei Wände, die den Raum schlossen, mit sich zu nehmen, sie enger zu ziehen. Nur die Decke, die viel zu hoch zu hängen schien, blieb an ihrem angestammten Platz. Sakuras Herz raste. Er hatte es ihr gesagt, er hatte ihr gesagt, das sie in einer Illusion gefangen war, doch war alles so… so echt. Der Schmerz an ihrem Handgelenk, das Kribbeln, das die Strecke zwischen Herz und Fessel überbrückte, die Beine, fast brennend vor Kälte. Langsam schloss sie die Augen, drückte die Lider fest aufeinander, sodass sich Falten bildeten, doch mit jeder vergehenden Sekunde spannte sie ihren Körper noch weiter an, bis es schmerzte. Ein leises Schluchzen ertönte, bevor sie ihre Seelenspiegel wieder öffnete und entschlossen in seine Richtung blickte. Die Anspannung war fort. „Sei stark.“, sprach sie sich selbst mit wispernden, doch leicht zitternden Worten zu und starrte förmlich auf sein Gesicht. Bei jeder Wiederholung, die sie sich selbst zuflüsterte, wurde ihre Stimme fester, ihr Blick ernster. Hatte sie sich nicht einst geschworen, in seiner Nähe niemals Schwäche zu zeigen? Und was war aus diesem Vorsatz geworden? Erinnerungen kamen in ihr hoch, an die Nacht im Akatsuki Hauptquartier, als sie weinend im Bett gelegen hatte oder an gerade eben, als sie heulend vor ihm auf dem Waldboden gekniet hatte. Schnell zerplatzten die beiden Seifenblasen, in denen sie die Umrisse dieser Situationen sah und eine andere, viel bedeutendere kam hervor. Der Kampf mit Sasuke. Sie hatte nicht viel getan, doch dieser Gedanke war mit Mut verbunden, Mut, den sie hatte, der tief in ihrem Inneren darauf wartete, herausgelassen zu werden. Wärme zog in ihre Herzgegend ein, als sie immer noch auf die sich nähernde Gestalt Itachis blickte und seinem eiskalten Blick standhielt. Hätte sie Angst vor kleinen Räumen, wäre sie verloren gewesen, doch so machte es ihr nichts aus, als er plötzlich genau vor ihr stand, in die Knie ging, sich vor sie hockte. Der vorher so große Raum zeigte nur noch einen Bruchteil seines vorherigen Raums, doch ihre Sinne nahmen das nur am Rande wahr. Fokussieren tat sie immer noch den Schwarzhaarigen, der sich nun mit ihr auf gleicher Höhe befand. „Schrei das nächste Mal nicht so, du lockst nur Gegner an.“ Seine Stimme klang ernst, als er mit seinen Augen ihr Gesicht erforschte. Noch immer war es von Blut beschmiert, das von ihrer Hand stammte. „Dann gib du mir nächstes Mal eine Antwort, wenn ich dich was frage.“, zischte sie ihm zwischen zusammengepressten Zähnen zu. Ihre Augen funkelten, wanderten über sein fast trauriges Gesicht. „Mach mich los, meine Hand tut weh.“ „Nein.“ „Warum?“ „Das scheint deine Lieblingsfrage geworden zu sein.“ Ausdruckslos legte er seinen Kopf schief, wobei ihm eine seiner losen schwarzen Strähnen ins Gesicht fiel. Wie gerne hätte sie ihm diese hinters Ohr gestrichen, ihn angelächelt und dann geküsst, doch solch romantische Fantasien existierten nur im Märchen. „Ja und?“, stellte sie jedoch mit einem bissigen und beleidigten Unterton fest. Es stimmte, was er von sich gab, doch wollte sie das nicht zugeben, nicht vor Itachi. „Mh.“ „Arsch.“ Bei diesem Wort versuchte sie ihm in die Nase zu beißen, was natürlich nicht funktionierte und entfernte sich so gut es eben möglich war aus seiner Nähe. Den erneuten Schmerz ihres Armes ignorierte sie. Ein Ninja musste jede Gelegenheit nutzen, seinen Gegner zu verletzen, selbst wenn es so unbedeutend war wie diese Aktion. Für ihn war das Gespräch beendet. „Ich bin stark.“, sprach die Rosahaarige in ihren Gedanken, bewegte dazu wortlos den Mund und ergatterte einen Blick auf die tolle graue Wand, die noch vor einigen Minuten viel weiter entfernt gewesen war. Wie sie darauf kam? Keine Ahnung. „Du bist stark?“ Ein amüsiertes Lächeln schlich sich auf seine Züge, während er sich wieder genau vor ihre Nase setzte. „Lass mich in Ruhe.“ Eine verräterische Röte umspielte ihr Gesicht, als sie den Kopf senkte. „Warum hältst du mich hier gefangen?“, versuchte sie dann mit gespielt trauriger Stimme das Thema zu wechseln, welches er zur großen Überraschung ihrer annahm. ** Naruto tapste hinter seinem Lehrmeister her, genervt, hundemüde. Kakashi lenkte seine Schritte mit einem ernsten Gesichtsausdruck in Richtung Hokageturm und der blonde Chaosninja fragte sich, was nun auf ihn zukommen würde. Es war tiefste Nacht, erhellt von einer immer kleiner werdenden Sichel am Himmel. Stundenlang hatte er in seinem Bett gelegen und sich von einer Seite auf die andere gerollt, seine Gedanken abschweifend, immer ganz weit fort. Bei ihr und bei ihm. Seinen beiden Kameraden, die nicht mehr an seiner Seite kämpften. Erst vor einer Stunde, als die Zeiger etwa drei Uhr versprachen, war sein Blick das letzte Mal zur Uhr gewandert. Irgendwann zwischen dann und vor fünf Minuten musste er eingeschlafen sein. Tiefe Augenringe umrundeten sein braun gebranntes Gesicht, die gesunde Haut wirkte gespenstisch. Untypisch, mehr wollte ihm nicht zu dieser Situation einfallen. Auch Kakashi war schlecht gelaunt, nicht zurechnungsfähig. Shizune hatte vor seiner Haustür Sturm geklingelt, nachdem er sein Telefon geflissentlich überhört hatte. Mit einer Hand kratzte er sich eine juckende Stelle am Hinterkopf, bevor er seine Gedanken zu dem hellwachen Gesicht der Schwarzhaarigen wandte, die neben ihm marschierte. Sie schritt mit einem ernsten Gesichtsausdruck und schnell gesetzten Schritten auf den Turm zu, den ihre Augen förmlich eingefangen hatten. „Schlafen etwa alle, die hier arbeiten, tagsüber?“, fragte sich der Grauhaarige, als die drei an ihrem Ziel angekommen waren und nur noch die endlos erscheinenden Korridore zu dem Zimmer abmarschieren mussten, zu dem sie beordert waren. Alle Gestalten, die ihren Weg kreuzten, begrüßten sie freundlich, jedes Gesicht von einem Lächeln gesäumt, hellwach. ** „Wo sind die verdammt?“ Suchend blickte er sich um, darauf bedacht, feindlichen Ninja kein offenes Ziel zu sein, nicht noch einmal. Das sowohl Naruto, Kakashi, als auch Sakura und Itachi ihn beobachten konnten, ohne das er seine Aufmerksamkeit im ersten Moment auf sie gelenkt hatte, war tödlich. Er hatte es überlebt, ja, doch hätte sein Bruder gewollt, er hätte ihn umbringen können. Er hätte ihm seine schöne Rache versauen können. Hatte Itachi ihm je etwas Gutes gewollt? In seinen Erinnerungen fand er ziemlich viele dieser Situationen, doch wurde es von dem Massaker überschattet, das er zu späterer Stunde veranstaltet hatte. Die Augen Itachis, als er plötzlich in der Tür gestanden und ihn mit seinen unschuldigen Kinderaugen entgegengeblickt hatte, gingen ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf. Es war grausam. Diese Momente waren es auch, in denen er seine Haken, die in dem Wort Rache verankert waren, noch fester zuschnappen ließ. Seine Hand presste sich auf seine Seite, die immer noch schmerzte. Sie hatten es bemerkt. Nein, s i e hatte es bemerkt. Er hätte nicht erwartet, dass das kleine Mädchen so etwas drauf haben könnte. Sakura war schwach, zu schwach, doch ihr Blick war dafür umso schärfer. Was tat sie eigentlich bei seinem verhassten Bruder? Lange würde es nicht mehr halten, das wusste er. ** „Ach, jetzt is se nüchtern.“, nörgelte Naruto in seinen Gedanken herum und verschränkte seine Arme vor der Brust. Tsunade, die gerade einige Unterlagen sortierte, blickte ein paar Mal auf, bevor sie einen Stapel Papier kurz auf den Tisch klopfte und ihn dann zur Seite legte. Seufzend verschränkte sie ihre Finger ineinander und legte den Kopf darauf. Ihre braunen, ernsten Augen fixierten die beiden Ninja, die sie vor zwanzig Minuten aus dem Bett hatte schmeißen lassen. Lange genug hatte sie es hinausgezögert, das wusste sie. Ein Blick auf den blonden Chaosninja werfend, bestätigte ihre Vermutung. Noch etwas länger und er würde ihr Büro auseinandernehmen. Er stand zwar noch nicht lange da, doch sein Schlaf war ihm heilig. Die Nachricht war schon vor Stunden eingetroffen, doch bisher hatte ihr Innerstes einen Konflikt geführt, ob sie es ihnen wirklich sagen sollte. Wollte sie riskieren, beide schon wieder auf Sasuke anzusetzen? „Wir haben Neuigkeiten.“ Mehr brauchte sie nicht zu sagen, um Naruto´s gerade noch abweichende Aufmerksamkeit zu fesseln. Sein Gehör hing plötzlich förmlich an ihren Lippen, weg die Gedanken, welches der wenigen Möbelstücke er zuerst zu Kleinholz verarbeiten wollte. Kakashis Mine hingegen hatte sich nicht geändert, äußerlich. „Orochimaru wurde in einem seiner Verstecke tot aufgefunden.“ Laut schluckend, beobachtete sie die Mimik des Blonden, ein ablaufender Kinofilm. Die Augen wurden groß, der Mund öffnete sich, die Pupillen schienen fast aus den Augenhöhlen zu fallen, das Kinn lag sprichwörtlich auf dem Boden, die Finger verkrampften sich abstrakt, umfassten Luft, der Körper beugte sich etwas nach vorne, ein fragender Schrei durchdrang das Zimmer. Wie in Zeitlupe spielte sich die Reaktion ab, Kakashi blieb ruhig. Auch ihm merkte man die Überraschung an, doch nur seine verzogene Maske sprach von dem ungläubigen Lächeln, das seine Lippen formten. „Orochimaru ist tot?“, stotterte Naruto vor sich her, während sein Blick die Hokage nicht mehr loslassen wollte. Ein Nicken ihrerseits löste seine Starre und er rannte auf den überdimensionalen Schreibtisch zu, der vollbeladen mit Blättern und anderen Utensilien ein lautes Knarzen von sich gab, als sich zusätzlich ein paar Hände darauf platzierten. „Was ist mit Sasuke?“ Seine Stimme überschlug sich fast, als er diese kleine, dennoch für ihn ein Leben bedeutende Frage stellte. „Nicht gefunden worden.“ Ihre Stimme klang fest. Mit ernstem Ausdruck blickte sie ihn aus ihren rehbraunen Augen an und forderte ihn ohne Worte auf, sofort auf seinen Platz zurückzukehren. Dass er dies verstand und diesen stummen Befehl befolgte, war neu. Tsunade nickte kurz zur Bestätigung und musste zugeben, dass der Junge sich verändert hatte. Zumindest für diesen einen Moment. „Wir gehen davon aus, dass er es war, der Orochimaru und einige seiner Gefolgsleute ermordet hat. Kabuto war übrigens auch unter ihnen.“, sprach sie wie nebensächlich und rückte die Blätter wieder gerade, die durch Narutos Aktion etwas an ihrer Form verloren hatten. „Und dafür weckst du uns um diese Uhrzeit?“, wollte der Grauhaarige mit verdutzter Stimme wissen und zog die Hände aus der angenehm warmen Hosentasche. Die Blonde lächelte, grinste fast, bevor sie einen dick befüllten Umschlag auf die Tischplatte zauberte. ** Ein sanftes Lächeln umschlich seine Mundwinkel, klein, kaum wahrnehmbar, doch ihrem Blick entging es nicht. „Schwäche ist etwas.“, fing er mit leiser Stimme an zu erklären: „Das du niemals öffentlich zeigen solltest.“ „Warum?“ Mehr aus Reflex stellte sie diese Frage, denn die Antwort kannte sie bereits. Er war schließlich nicht der Erste, der ihr dies sagte, versuchte beizubringen, einzuhämmern, doch was sollte sie tun? „Ich bin verzweifelt Itachi. Was soll ich denn machen?“ Sie spürte die kitzelnde Feuchtigkeit in ihren Augen, Tränen versuchten schon wieder aus ihrem stählernen Gefängnis zu entkommen, zu flüchten. Doch dieses Mal kniff sie ihre Augen zusammen, stellte ein Schutzschild auf. Nur mit Mühe schaffte sie es, die Tränen zurückzuhalten, doch es gelang. „Zu… Zuerst rettest du mich, sagst mir nicht warum, dann entscheidest du dich doch um und dann küsst du mich einfach so. Was soll ich da denken? Was soll ich hoffen?“ Tausend Schmetterlinge schlüpften wie auf ein Stichwort in ihrem Magen, als sie wieder an den flüchtigen Lippenkontakt dachte, den sie nicht einmal erwidert hatte. Sie war unruhig, wollte wieder ihre rauen Lippen als Kaugummi missbrauchen, doch zwang sie sich selbst zur Ruhe. Die stärkste Kunoichi war sie nicht, das war auch ihr bewusst, doch als schwach wollte sie nie wieder bezeichnet werden. Vor allem nicht von ihm!! Oder seinem Bruder. „Gefühle sind etwas für Anfänger.“ Erschrocken blickte sie in sein Gesicht, in die schwarzen Onixe, die anders als sonst, zu funkeln schienen. Ihr ganzer Körper kribbelte vor Aufregung, als er ihr schon wieder so nahe kam, dieses Mal schwor sie sich, würde sie seine sanfte Berührung erwidern, schloss schon halb die Augen, erwartend, doch als plötzlich einer seiner Finger über ihre linke Wange strich, blickte sie auf. Sanft wich er ihr die Blutschmieren vom Gesicht, bevor er sich erhob und sie aus dieser beängstigenden Illusion entließ. Ihr wurde schlecht, hatte er sie nicht einfach küssen können? Ohne ein weiteres Wort löschte er das Feuer mit etwas Asche, sammelte einige verstreute Gegenstände ein und schulterte sich seine dunkelblaue Tasche. Fragend blickte er in ihre Augen, sah ihren unbändigen Durst, ungestillten Durst nach seiner Nähe. „Keine Gefühle.“, forderte er sie in Gedanken auf, obwohl er wusste, dass sie das nicht hören konnte. Ihm schien es wieder, als wäre es längst zu spät dafür. Doch was sollte man an einem Mörder, einem Ausgestoßenen wie ihm, toll finden? Sie nickte bloß, bevor sie sich erhob, ihren Rucksack nahm und drei Sekunden nach ihm die Lichtung verließ. Es beschäftigte sie, dieses Ereignis, selbst als sie längst wieder die kleine Hütte erreicht hatten, in der die Treppe mit Schnitzereien verziert und die Wand in ihrem Zimmer immer noch diese hässlichen Flecken aufwies. Peinlich berührt erinnerte sie sich wieder an die Suppenschüssel, die dieses Muster an die Tapete gebannt hatte. Selbst, als sie sich längst von ihren schmutzigen Klamotten befreit und heißes Wasser, gemischt mit einigen frischen Blüten, in die Wanne gelassen hatte. Das Wasserfallähnliche Geräusch, das an ihre Ohren drang, sobald sie den Hahn wieder aufdrehte, ließ sie nur weiter in ihre gedankliche Welt abdriften. Seufzend ließ sie sich noch ein Stück weiter in die dampfende Flüssigkeit hinab gleiten, sodass ihre Nase nur knapp hinausragte und schloss genießend die Augen. Seit er sie gerettet hatte, seitdem sie diese kleine Hütte kannte, war die Badewanne unbenutzt geblieben. Zeit war etwas, von dem sie genug besaß, doch irgendetwas hatte sie bisher immer davon abgehalten, sich zu entspannen. Der Duft der Blüten stieg in ihre Nase, als sie sich wieder etwas aufrichtete und den Wasserhahn zudrehte. „Stille Wasser sind tief.“, murmelte sie plötzlich vor sich hin, als das Gesicht des älteren der Uchiha Brüder vor ihrem geistigen Auge erschien, doch waren ihre Gedanken so weit weg, das sie nicht einmal bemerkte, dass das Gesicht vor ihr keine Einbildung war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)