Rainy Eyes von Ash_Lynx (Kyû no Ai) ================================================================================ Kapitel 1: Ein ganz normaler Tag -------------------------------- Kalt glitten die Hände über sein Antlitz. Er starrte sein blasses Gesicht in dem verzierten Spiegel an und versuchte aus seinen leeren Augen etwas herauszulesen. War das wirklich er? Die langen Fingernägel strichen über seine fahle, eingefallene Wange. Wie lange stand er schon hier, in diesem kalten, dunklen Raum? Es war bedeutungslos, denn er war hier und konnte nichts an seiner Situation ändern. Er wollte es ja so. Hinter ihm ertönte ein Räuspern und die Bettpfosten quietschten, als sich ein Gewicht darauf bewegte. Seine Brust schnürte es zu und er versteifte sich, in der Erwartung, die Person würde nun aufwachen, doch nichts dergleichen geschah. Stille ertönte wieder durch das große Zimmer. Er ließ seine Hand sinken und drehte sich um, betrachtete den Mann auf dem Bett und schlich dann lautlos zur Tür, schloss sie leise hinter sich und atmete einmal tief aus, bevor er Richtung Badezimmer ging. Als er sich unter das heiße Wasser stellte, brannten die frischen Wunden auf seinem Körper und er musste die Zähne zusammenbeißen um dem Drang, heraus zuspringen zu widerstehen. Nur langsam gewöhnte er sich daran und er konnte anfangen sich zu waschen. Seine Hände griffen zittrig nach dem Duschgel und er verschüttete einen Großteil der Utensilien auf dem Boden, bevor er das fand was er suchte. Gedankenlos fing er an zu schrubben und bemerkte dabei gar nicht, wie er den älteren Schorf auf kratzte, so dass Blut in den Abfluss ran. In seinen Augen stiegen Tränen auf und er neigte den Kopf an die kalten Fließen vor sich, ließ das Wasser über sich prasseln und kniff gequält die Augen zu. Nein~ er durfte jetzt nicht weinen. Doch alles in ihm brannte und er spürte seinen Körper erzittern. Um sich ein Schluchzen zu unterdrücken, biss er sich auf die Unterlippe, bis die Haut fast aufplatzte und versuchte seinen schnellen Atem zu beruhigen. Warum tat er sich das immer wieder an? Warum gab er sich ihm hin, wohl wissend, dass es nichts brachte und alles danach so war wie früher? Er hielt die Luft an und lauschte dem Rauschen seines Pulses. Allmählich beruhigte er sich und er atmete tief ein, hob seinen Kopf von den Fließen und starrte mit zusammengezogenen Augenbrauen darauf. Ich habe mich im Griff Er durfte seine Gedanken nicht wieder wandern lassen und so wusch er sich weiter. Kurz bevor er fertig war, hörte er die Tür aufgehen und ein verschlafenes Gähnen ertönte. “Morgen Brüderchen~”, wurde er begrüßt und das Wasser im Waschbecken fing an zu laufen. “Morgen Onii-chan”, entgegnete er seinem großen Bruder und kam aus der Duschkabine, schlang sich ein Handtuch um die Hüften und schnappte sich eins für seine Haare. “Machschu Fuschtuck?”, nuschelte er mit der Zahnbürste zwischen den Zähnen und sah ihn fragend durch den Spiegel an. Nickend verließ er das Badezimmer und ging, sich die Haare rubbelnd, in die große Küche. Er kannte sich hier bereits aus und griff zielsicher nach den erforderlichen Küchengeräten, machte Kaffee und briet Eier auf Toast. Seine Hände waren schwach und er konnte alles nur sehr langsam machen, weshalb sein Bruder bereits fertig geduscht und angezogen zurück kam, als er gerade erst alles auf den Tisch stellte. Genüsslich murrend griff dieser nach dem Essen und füllte seinen Teller. “Fährst du morgen wieder?”, fragte er Kaffeeschlürfend und biss von seinem Toast ab. “Habe ich vor. Der Zug kommt dreimal am Tag, der letzte um 22:10 Uhr”, sagte er und schob sich einen Stuhl heran um ebenfalls, leicht gequälten Gesichtsausdruckes, Platz zu nehmen. “Nimm den letzten”, grinste sein Gegenüber ihn an, “dann können wir noch zusammen spielen”, zwinkerte er und kaute knuspernd weiter. “Uhm~”, entgegnete er mit geneigtem Kopf und geröteten Wangen. Spielen, so nannte sein Bruder immer die nächtlichen Quälereien die er an ihm und seinem Körper vollbrachte. Im Hintergrund ertönte ein Wecker, der kurz darauf wieder verstummte, als er gegen eine Tür geworfen wurde. Grinsend sahen sich die Brüder an. Das war einer von Tatsuros Mitbewohnern, der fast jeden Morgen so reagierte. Er pustete seinen heißen Kaffee, den er wärmend zwischen beiden Handflächen hielt und sah zur Tür, als sich diese öffnete und Seji mit verstrubbelten Haaren und gähnend herauskam. “Warst du wieder Feiern?”, grinste sein Bruder und lehnte sich mit einem Arm über der Stuhllehne zurück, um ihn ansehen zu können. Dieser grummelte nur missgelaunt und verzog sich Richtung Badezimmer, wo kurz darauf bereits das Prasseln des Wassers ertönte. Schulterzuckend wendete sich Tatsuro wieder seinem Toast zu und plauderte weiter. “Wir müssen nachher noch zum Studio”, meinte er, “die Aufnahmen gestern gefallen mir nicht, da muss noch etwas mehr ‘Pepp’ rein”. “Nimmst du mich nachher mit? Ich müsste nämlich noch in die Stadt, da könnte ich auch vom Studio aus loslaufen”, sah er auf. “Sicher.” Im Hintergrund ertönten zwei weitere Wecker, die kurz darauf, jedoch ohne große Geräuschkulisse, ausgestellt wurden und drei weitere Mitbewohner sich blicken ließen. Midori und Ayane, die zusammen raus kamen, begrüßten sie kurz und verzogen sich dann in Richtung Badezimmer um Seji herauszuklopfen. Nur Yasuo kam direkt zu ihnen an den Tisch und schnappte nach der Kaffeekanne darauf. “Ohayou~”, nuschelte er und ließ dann nichts mehr von sich hören. Er war ein ziemlicher Morgenmuffel, das wusste Soushi, weshalb man ihn am besten in Ruhe ließ. Er erhob sich und ging erneut zum Herd, um den anderen ebenfalls Frühstück zu machen. “Weiber~”, ertönte hinter seinem Rücken die murrende Stimme Sejis, der von den beiden Mädchen aus dem Bad geschmissen wurde. Ein Stuhl quietschte und Kaffee wurde eingegossen. “Langsam müsstest du dich daran gewöhnt haben”, entgegnete Tatsuro gelassen. “Daran gewöhnen? Ich kann mich nicht daran gewöhnen, genauso wenig wie an das nächtliche Gestöhne, dass immer aus deinem Zimmer ertönt, Sukebe!”, keifte Seji zurück, woraufhin nur ein amüsiertes Lachen seitens Tatsuro erklang. Errötend briet er weiter und versuchte dem Gespräch so wenig wie möglich zu folgen. Warum immer schon so früh am Morgen? Er zog die Augenbrauen zusammen und beobachtete das Brutzeln in der Pfanne. “Usse! Wegen dir kann ich schon seit zwei Nächten nicht mehr durchschlafen!”, schimpfte er weiter und stellte seine Tasse geräuschvoll ab.”Leg ihm das nächste mal wenigstens einen Knebel um!”. “Morgen fährt Brüderchen und dann widme ich mich wieder ganz dir~”, raunte Tatsuro hinter ihm und Stille füllte für einen Moment den Raum. Oh nein~ warum immer er? Peinlich berührt schwieg er und versuchte seinen Puls zu beruhigen. Mit vollen Tellern drehte er sich dann wieder zum Tisch, als die beiden sich gerade wieder von einander lösten und stellte alles ab. Seji schien beruhigt und fing an in den Magazinen, die seitlich auf dem Tisch lagen zu blättern. Yasuo schien das alles nicht zu stören, denn er döste weiter vor sich hin und ließ seinen Kaffee kalt werden. Leicht mitleidig sah er seinen Bruder an und hielt sich mit den Händen an der Kante fest. Er war es gewohnt verschmäht zu werden, das war ihm nichts neues, doch gerade von seinem Bruder, bei dem er Liebe und Bestätigung suchte, konnte er derartiges nur schwer wegstecken. “Habt ihr Kou und Tamaki schon Bescheid gesagt wegen der Probe?”, erkundigte er sich, um das Gespräch wieder aufzunehmen. Die beiden waren ebenfalls in der Band, wohnten aber zusammen. Ihrer Meinung nach waren sie einfach nur gute Freunde, die sich eben schon seit der Schule kannten und nun zusammen lebten, aber alle wussten um ihre heimliche Beziehung. “Was für eine Probe?”, mischte sich nun Seji ins Gespräch. “Du willst doch nicht wieder alles umändern, oder?!”, nörgelte er weiter und sah Tatsuro skeptisch an. “Wenn ihr euch alle mehr anstrengen würdet, dann müssten wir nicht alles immer wieder umspielen.”, bekam er nur kalt zurück. “Du bist doch nie zufrieden~”, murrte dieser einfach nur weiter und ließ seine schlechte Stimmung an diesem Morgen verlauten. Tatsuro war der Bassist der Band, Seji der Drummer, Yasuo und Tamaki die beiden Gitarristen und Kou der Sänger. Die Rollen waren klar verteilt, jedoch hielt sein großer Bruder die Zügel in der Hand, egal um was es ging. Soushi drehte sich um und fing an alles zu säubern, um sich ein wenig nützlich zu machen, wenn er schon sowieso nichts zu tun hatte. Er würde gerne an der Probe teilnehmen, jedoch wollte er nicht womöglich die schlechte Stimmung seines Bruders, falls es erneut nicht nach seinen Wünschen ablief, abbekommen. Dazu war er heute Nacht schon genug geschändet worden, fand er. Nein, er würde ein wenig in der Stadt rumlaufen und vielleicht etwas Geld ausgeben. “Welche Songs willst du denn überarbeiten?”, meldete sich nun auch der bisher stille Yasuo zu Wort. “Auf jeden Fall ‘Kuzu’, ‘Dattara ikiteiru kara’ und ‘Kyû no Ai’. Den Rest besprechen wir dann zusammen”. “Oke~ ich rufe sie jetzt mal an”, entgegnete er und erhob sich um zum Telefon zu gehen, mit dem er sich auf dem Sofa gemütlich machte. Soushi nahm auch Yasuos Tasse um sie zu säubern, als die beiden Mädchen kichernd und jede in einen flauschigen rosa Bademantel geschlungen, nun auch endlich aus der Dusche kamen. “Ohayou!” ertönte es von beiden und sie nahmen Platz. “Ohayou”, lächelte Soushi und nickte auch Ayane zu. “Lange nicht mehr gesehen. Wie geht es dir?”. “Wunderbar! Bist du schon lange hier?”, fragte sie ihn fröhlich und griff nach dem Toast. Ayane wohnte nicht hier, sondern kam nur ab und zu vorbei. Heute anscheinend erst Nachts mit Midori zusammen, die ausgegangen war. “Vorgestern. Aber ich fahre morgen Abend wieder”. “Schade, aber du kommst ja bald wieder, denke ich”, gab sie von sich und biss in ihren warmen Toast, woraufhin Soushi nur lächelnd nickte. “Hey Tatsuro!”, rief Yasuo vom Sofa aus und dieser erhob sich um zu ihm zu gehen. Sie besprachen die Zeit und er verzog sich dann auf sein Zimmer um sich fertig zu machen, während der Gitarrist ins Badezimmer ging, das nun endlich auch frei war. Auch Seji erhob sich und Soushi entschied, dass es nun ebenfalls an der Zeit war, die Küche zu verlassen. Gerade als er herausgehen wollte, unterbrach Midori ihr Gespräch mit Ayane, dass sich um ihre nächtliche Party handelte und schnappte Soushi am Ärmel. “Wenn du etwas nicht willst, dann sag es ihm~”, lächelte sie mütterlich, woraufhin er nur noch mehr errötete und sich sanft losriss. Schwer schluckend sah er die beiden Mädchen an, die ihm anscheinend wirklich nur helfen wollten und ging dann einfach raus. Mussten sie sich denn immer einmischen? Es ging sie doch nichts an, was Tatsuro mit ihm machte. Wieso konnten sie nicht einfach so tun, als ob sie nichts davon wussten? Am liebsten würde er seinen Bruder erwürgen. Ein kurzer Blick auf die Uhr, sagte ihm, dass es bald leer werden würde in der WG, da Tatsuro zu seinem Modeljob und Yasuo und Seji in die Akademie aufbrechen mussten. Was Midori trieb, wusste er nicht, denn sie hatte fast jedes mal, wenn er zu Besuch kam einen anderen Job. Er ging in Tatsuros Zimmer, um seine Klamotten aus der Tasche zu holen, denn er quartierte sich immer bei ihm ein wenn er kam. Dieser stand gerade, von einer Wolke aus Haarspray umgeben und einen Mundschutz um, vor dem Spiegel. Soushi versuchte das nächtliche Getümmel, dass immer noch auf dem Bett zu sehen war zu ignorieren, schnappte sich seine Sachen und wollte gerade ins Bad gehen, als ihm einfiel dass Yasuo noch drin war. Doch vor seinem Bruder wollte er das Handtuch nicht fallen lassen, deshalb ging er einfach nur aus dem Zimmer und stellte sich, an die Wand gelehnt, vor die Badezimmertür. Dieser brauchte auch nicht allzu lange und so konnte er schon nach kurzer Wartezeit hineingehen und sich ebenfalls fertig machen. Als er wieder herauskam hörte er gerade die Tür zugehen, da sich Tatsuro auf den Weg zur Arbeit machte und auch die beiden anderen Männer folgten ihm einen Augenblick später. Als er an der Küche vorbei ins Wohnzimmer ging, war alles aufgeräumt und er bemerkte die Musik, die aus Midoris Zimmer drang. Nun war er alleine. Sollte er zu den Mädchen gehen? Nein, sie würden ihn nur wieder wegen seinem Bruder ansprechen und darauf hatte er momentan keine Lust, also schnappte er sich seinen MP3-Player und ließ sich auf das breite Sofa nieder. Die Musik ertönte lautstark aus seinen Kopfhörern und Soushi schloss die Augen um sich davon treiben zu lassen. Er mochte die Musik seines Bruders, weswegen er sie auch privat gerne anhörte. Das Tatsuro der Leader wurde war schon von vorne herein klar, als er in die Band kam. Durch ihn wurde die Band überhaupt populär und sie arbeiten gerade an der Aufnahme in ein Indie-Label. Doch allzu lange würde es nicht mehr dauern, das wusste Soushi bereits. Sobald sie einige weitere Songs aufgenommen hatten, würde das klappen. Er war stolz auf seinen Bruder, der nicht nur in seiner Band, “Platinum liquid”, sondern auch in seiner Modelagentur, “L´acelier d´homme” und eigenhändig als Partyplaner tätig war. Er hatte außerdem einen erstklassigen Collegeabschluss und war auch sonst überall beliebt und erfolgreich. Soushi beneidete und verehrte ihn. Er war bereits zweimal sitzen geblieben und versuchte gerade seinen High School Abschluss mit Biegen und Brechen zu bestehen. Einen richtigen Job hatte er auch nicht. Er arbeitete nur ab und an zu einem Hungerlohn bei seinem Onkel auf dem Bau, schleppte für ihn Steine und erledigte Einkäufe. Seufzend dachte er an den morgigen Tag seiner Abreise. Er wollte nicht wieder zurück. Zurück zu seinen Eltern, die ihn tyrannisierten und ihn wie ein Stück Dreck behandelten. Sie verglichen ihn zwar nur selten mit Tatsuro, aber kritisierten ihn einfach durchgehend. Egal was er tat, er war immer das schwarze Schaf in der Familie und würde es wahrscheinlich auch immer bleiben. War etwas kaputt oder hatte etwas nicht so geklappt wie es sollte, wurde sogleich er gerufen, auch wenn er nichts oder nur teilweise mit der Sache zu tun hatte. Früher versuchte er noch sich zu verteidigen, doch da das immer nur alles schlimmer an der Situation machte, entschloss er sich zu schweigen. Nur noch selten brauste sein Temperament auf und er würde sich am liebten innerlich zerreißen. Warum klappte nur alles nicht? Warum musste alles was er anfasste, zu trockenem, toten Staub zerfallen? Sein Kopf schmerzte und in seinem Magen wütete das vertraute Gefühl der Schuld und des Selbsthasses. Er wollte doch alles besser machen. Er wollte, dass jemand stolz auf ihn war. Vor allem seine Eltern. Er bezweifelte nicht, dass sie ihn liebten, zumindest auf eine gewisse Art und Weise, jedoch schien davon nur selten und dann auch nur sparsam etwas ans Licht zu kommen. Schmerzlich dachte er an seine Rückreise, die er fürchtete, denn er war ohne Erlaubnis zu Tatsuro gekommen. Nach einem erneuten Streit, packte er seine Sachen und ließ einen Zettel für seine Eltern, die gerade auf der Arbeit waren, liegen auf dem stand wo er das Wochenende über verbrachte. Am Dienstag, wenn er dann wieder in die Schule gehen würde, würde es auch da Ärger geben, da er den ersten Tag fehlte und das würde sich selbstverständlich erneut auf sein Familienleben ausweiten. Er wollte das alles nicht. Deshalb flüchtete er zu seinem Bruder, der natürlich nichts davon wusste, da er ihn sonst mit Schlägen wieder nach Hause geschickt hätte. Seine Eltern anzulügen war eine Sache, aber seinen Bruder zu täuschen, den er liebte und der der einzige war der ihm so etwas wie Geborgenheit und Verständnis entgegengebrachte, bereitete ihm Magenschmerzen. Sein Bruder hatte verdient die Wahrheit zu wissen, doch er würde ihm nichts erzählen. Er wollte nicht, dass der einzige Mensch in seinem Leben, der ihm wichtig war, ihn womöglich auch noch fallen ließ. Lange lag er da, seinen Gedanken nachschweifend und nach und nach döste er schließlich ein, denn er hatte heute Nacht, im Gegensatz zu seinem großen Bruder, kein Auge zugetan. Midori und Ayane, die einige Zeit später gestylt ins Wohnzimmer kamen, sahen das und nahmen ihn sanft den lautstarken MP3-Player ab, deckten ihn zu und schoben ihm ein Kissen unter den Kopf, bevor sie sich auf den Weg machten, Midori zu ihrer neuen Arbeitsstelle und Ayane ebenfalls in die Akademie. Ein Schmerz durchzuckte seine Stirn, als er unsanft vom Sofa geschubst wurde und mit dem Kopf auf den Boden knallte. “Itai~”, murmelte er, sich die Stirn reibend und sah auf, um den Übeltäter dieser unsanften Weckmethode auszumachen. Vor ihm stand Tatsuro und sah auf ihn herab. “Ausgeschlafen?”, fragte dieser ihn tonlos. “Komm jetzt~ wir müssen los.” Murrend wand Soushi sich aus der Decke und rappelte sich auf. “Bist du bescheuert? Das hätte auch sanfter gehen können!”, schimpfte er und ging seinem Bruder hinterher, der bereits auf dem Weg Richtung Haustüre war. “Oh~ du willst es sanfter?”, entgegnete dieser und drehte sich zu ihm um. “So etwa?”, raunte er und zog ihn an seinen warmen Körper, nahm ihn in den Arm und strich mit warmen Händen unter seinen weißen Pulli um ihn zu streicheln. Soushis Körper versteifte sich augenblicklich und er musste schlucken, als eine feuchte Zunge seinen Hals entlangstrich. “Iie~”, murmelte er nicht sehr überzeugend und versuchte sich aus seinen Armen zu winden, die ihn jedoch starken Griffes zurückhielten. “Onii-chan, bitte...”, hauchte er und drehte den Kopf weg. Kurz darauf, war Tatsuros Körper verschwunden und er sah ihn, wie als wäre nichts passiert zur Türe gehen. Sich räuspernd, um das trockene Gefühl in seinem Hals zu vertreiben, ging er ins Zimmer, holte seine schwarze Schultertasche und schnappte sich seine Musik, die auf der kleinen Kommode im Flur lag, bevor er zu ihm in den Aufzug stieg, der bereits wartete. “Hast du dein Handy dabei? Damit ich dich erreichen kann, wenn wir wieder zurückfahren”. “Hab ich”, entgegnete Soushi etwas kleinlaut und starrte die Spiegelwand vor sich an. Er wirkte mickrig neben seinem Bruder. Obwohl dieser größer war, bemerkte man doch die Ausstrahlung, die eine komplett andere war. Tatsuro war groß und schlank. Seine braunen Haare glänzten im Licht und seine Gesichtszüge waren zwar feminin, aber dennoch männlich ausdrucksstark. Er stand lässig da, kaute einen Kaugummi und musterte Soushi mit seinen leicht kajalumrandeten, blauen Augen. Leicht schluckend wendete er den Blick nun auf sich. Er war deutlich kleiner, hatte schwarzes, mattes Haar und ein rundliches Gesicht. Er war bei weitem nicht so gut gebaut wie sein Bruder, der einer der begehrtesten Models in der Agentur war. Kränklich blass und sich merklich unwohl in seiner Haut fühlend, stand er versteift da und erwartete, mit gesenktem Blick, dass sich die Aufzugtür öffnete. Schnellen Schrittes ging Tatsuro in Richtung Garage. Er schien es wirklich eilig zu haben und ein Blick auf seine Armbanduhr bestätige seine Vermutung. Es war bereits früher Nachmittag. Soushi schien anscheinend einige Stunden geschlafen zu haben. Er stieg ein und schloss die Autotür sanft hinter sich, da er wusste, dass sein Bruder es über alles hasste, wenn jemand sein Auto respektlos behandelte. Es war sein Baby, dass er behandelte als wäre es aus Zuckerguss. Soushi schnallte sich an und sie fuhren mit lautem Aufheulen des Motors aus der Einfahrt. Der Bassist liebte es anzugeben und zu imponieren. Das konnte er sich aber immerhin erlauben, im Gegensatz zu Soushi, der dann nur ausgelacht werden würde. Tatsuro schien nicht erpicht auf ein Gespräch, denn er drehte die Anlage voll auf, sodass einem der Bass den Rücken massierte und ließ somit keine Möglichkeit zu reden zu. Doch ihm kam das gerade recht, denn er war noch zu Müde um irgendetwas zu diskutieren. Als sie beim Studio ankamen, warteten bereits die anderen Bandmitglieder rauchend auf Tatsuro, der immer den Schlüssel hatte, weil er die Miete regelte. “Oi Leader-sama”, wurde er von Tamaki begrüßt. Er holte seinen Gitarrenkoffer von der Rückbank, schloss sein Auto mit einem leisen Piep und trat zu seinen Freunden, wobei Soushi ihm folgte. Er hatte die anderen lange nicht gesehen, aber Kou schien immer noch nicht gewachsen zu sein, denn er war gerade einmal einige Zentimeter kleiner als er selbst, bemerkte er. Doch das heißblütige Temperament des launischen Sängers erlaubte es nur wenigen, sich darüber lustig zu machen, denn er hatte sehr wohl eine sadistische Ader in sich, die so einige fürchteten. Freundlich begrüßte er alle und half dann Seji mit seinen Drumkoffer, da dieser ja am meisten zu schleppen hatte. “Bleibst du heute zur Aufnahme?”, fragte Kou mit einem Seitenhieb seines Mikrofons und sah leicht zu Soushi auf. “Nein, ich wollte in die Stadt gehen, aber vielleicht komme ich etwas früher zurück”, entgegnete er und rieb sich die schmerzende Stelle. Der Sänger nickte und fing an sein Mikro zu testen, während die Anderen ihre Geräte aufbauten. Kurz betrachtete er das organisierte Durcheinander und ging dann aus dem kleinen Studio um sich auf den Weg zu machen. Er ging in die U-Bahn und nahm sich dort ein Ticket nach Harajuku. Er liebte es einfach diese, manchmal seltsamen, Gestalten zu sehen die sich dort rumtrieben. Vor allem die Gothic Lolitas hatten es ihm angetan, obwohl er einmal eine unangenehme Begegnung mit einer hatte. Warum mussten auch manche Jungs wie Mädchen aussehen? Sich daran zurück erinnernd und wieder mit Musik vollgedröhnt, blickte er sich um und stieg dann in die Bahn, die zwar wieder ziemlich voll, aber noch leer genug zum freien Atmen war. Er liebte Tokyo. Er kam gern hier her, denn es gab immer so viel zu entdecken, im Gegensatz zu der Kleinstadt in der er am Rande von Tokyo lebte. Er wusste schon warum sich Tatsuro gerade für diese Metropole entschlossen hatte. Hier gab es so viele Möglichkeiten und so viel zu entdecken. Selbst er als Japaner hatte Tokyo noch nicht aus all seinen Winkeln betrachten können. Rauchend und durch die Stadt schlendernd sah er sich die Leute in seiner Umgebung an. Er traf auf einige Lolitas, mehrere Visuals, ein paar Gals und auch eine kleine Gruppe Cosplayer. Ja, er liebte es. Diese farbenfrohe, ungezwungene Welt faszinierte ihn und erhoffte, das auch irgendwann einmal ausleben zu können. Bisher zog er sich weitesgehend “normal” an, nur ab und zu zu Konzerten, stylte er sich auffälliger. Dann meistens im Visual Kei. Nachdem er ein paar Läden durchforstet hatte und mit mickriger Ausbeute wieder herauskam, ging er wieder Richtung Bahnhof. Mittlerweile müssten die größten Aufnahmen fertig sein, sodass Tatsuro nicht allzu missgelaunt sein durfte. Er war jedoch zu früh und so durfte noch eine ganze Weile warten, bis seine Bahn kam. Vor ihm stand ein groß gebauter junger Mann, der ihn durchgehend musterte. Soushi fühlte sich unwohl in seiner Haut, ignorierte es aber vorläufig. Doch als dieser sich von seinem Kumpel löste und auf ihn zukam, blickte er doch auf. Skeptisch sah er ihn an und versuchte aus seinem Gesicht zu lesen, was dieser wollte. “Ganz alleine hier?”, grinste sein Gegenüber und stützte sich mit dem Ellbogen über Soushis Kopf an der Wand ab, an der dieser lehnte. Finsteren Blickes sah er zu ihm hoch. “Doke!”, entgegnete er nur, denn er hatte nicht vor sich unterkriegen zu lassen. Was wollte der Kerl? “Ach, so unfreundlich, Chibi?”, grinste der Große mit den wasserstoffblonden Haaren, “Ich möchte mich ja nur mit dir unterhalten. Du gefällst mir”. “Wie kommst du darauf, dass ich schwul wäre?!”, entgegnete er, nun mit Zornesröte im Gesicht. “Ach, das sieht man doch, so breitbeinig wie du rumläufst”, meinte sein Gegenüber und legte ihm Daumen und Zeigefinger unter das Kinn um seinen Blick einzufangen. “Wie wäre es denn mit uns beiden?”. “Doke, kono yarou!”, zischte Soushi genervt und riss sein Kinn los, bevor er den Blonden weg schubste und weiter das Gleis entlang ging. Was fiel ihm ein? Er sah doch wirklich nicht wie ein Schwuler aus, oder? Schmollend und mit vor der Brust verschränkten Armen lehnte er sich erneut an eine Stützwand, diesmal jedoch auf der hintersten Stelle des Gleises. Er stand doch nicht auf Männer, wie kamen sie bloß immer alle darauf? Nein, er war ein normaler Junge, wäre ja noch schöner, wenn seine Eltern ihn auch noch deswegen verachten würden. Vor allem sein Vater hätte ihn dann schon längst raus geschmissen. Aber was ist mit Tatsuro? Sein Magen zog sich zusammen. Das ist etwas anderes~, er ist mein Bruder und er kümmert sich halt besonders um mich, versuchte er sich einzureden, doch sein Bauch protestierte nur mit einem heftigen Ziehen. Augenblicklich fühlte er sich erneut schuldig und mies. Was dachten eigentlich die anderen darüber? Jeder wusste, was Tatsuro mit seinem kleinen Bruder anstellte. Soushi wollte es eigentlich verheimlichen, aber durch die dauernden Bemerkungen und das ohnehin ertönende Stöhnen in der Nacht, war es bereits nach kurzer Zeit rausgekommen. Zog er damit nicht Tatsuros Ehre hinunter? Immerhin war es verboten was sie taten. Wie konnten die anderen eigentlich nichts dagegen haben? Soushi wusste schon wie. Sie respektierten ihn viel zu sehr, außerdem war Tatsuro eine Schlampe, der es mit alles und jedem trieb, der in seiner Nähe war. Durch seine enorme Ausstrahlung, konnte er sich jede Nacht jemand neues holen und das tat er auch. So ein Leben hätte er auch gerne, aber da er es nicht bekommen konnte, begnügte er sich mit dieser Welt, wenn er bei seinem großen Bruder war. Als er das Studio betrat, sah er Seji und Tatsuro heftig streiten, wobei es anscheinend um Sejis Fähigkeiten als Drummer ging. Die anderen hatten sich in den Nebenraum verzogen und saßen rauchend an dem kleinen runden Tisch, alle sichtlich angenervt. “Oi minna”, begrüßte er sie und zog sich einen Stuhl heran “Was ist denn mit Onii-san?”. “Der ist schon den ganzen Tag so drauf, seitdem er mit dir ankam”, sagte Kou missgelaunt und stupste seine Asche in dem überquellenden Aschenbecher ab. “Habt ihr die Aufnahmen wenigstens fertig?”, fragte er weiter zögerlich in die Runde, worauf er ein nicht allzu begeistertes Nicken bekam. Sie hatten zwar das erreicht, was sie geplant hatten, aber das war anscheinend kein Zuckerschlecken gewesen. Stumm saßen alle da und starrten in die Leere, dem Streit im Studio lauschend. Einige Wortgefechte später riss Tatsuro, mit zornesrotem Gesicht, die Türe auf und befahl alle zu der geplanten Probe dazu zu kommen. Keiner schien mehr wirklich Lust darauf zu haben, aber Seji saß bereits mit finsterem Blick an seinen Drums und klopfte die Stöcke ungeduldig gegeneinander. Soushi folgte den anderen und setzte sich auf das kleine Sofa, das ebenfalls im Raum stand, um die anderen zu beobachten. Wie es schien, war es Seji gerade wichtig, sich durch das Spielen abzureagieren und er wollte dem Leader beweisen, dass er sehr wohl gut genug spielen konnte. Ohne zu zögern, griff sein Bruder, der eine gefährliche “Komm mir nicht zu nahe!”-Aura ausstrahlte, nach seinem Bass, verkündete, dass “Tenkan” folgte und zählte bis 2. Der Metal bombardierte augenblicklich seine Ohren und Soushi kniff überrascht ein Auge zu. Die Musik drang in seine Brust und vibrierte dort im schnellen Rhythmus, das den Song ausmachte. Kou schrie aus Leibeskräften und auch Tamaki und Tatsuro stimmten mit ein. Danach kam eine sanfte Melodie, in der Kou die hohen Töne seines Gesangstalentes preisgab, um kurz darauf in einem noch schnelleren und härteren Rhythmus unter zu gehen. Nach einigen Minuten verstummte der Song augenblicklich und Kou richtete sich nach seinem letzten, langezogenen Schrei, schwer atmend wieder auf, räusperte sich und sah zu Tatsuro. Dieser schien zufrieden und halbwegs wieder abreagiert zu sein. “Sei jedes mal so gut”, lobte er Seji nickend und fing dann an seinen Bass neu zu stimmen. Seji konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen und tippte erwartungsvoll mit dem Fuß auf die Trommel. Kou dagegen schien fertig, denn er räusperte sich durchgehend und trank immer wieder aus seiner Flasche um seine Stimme wieder zu bekommen. “Das war echt cool~”, strahlte Soushi die Band begeistert an. “Von wem stammt der Song?”, erkundigte er sich weiter. “Danke. Von mir”, lächelte ihn Yasuo an und stimmte ebenfalls seine Gitarre. Soushi war etwas überrascht, so etwas von ihm zu hören, denn Yasuo war sonst immer sehr ruhig und zurückhaltend, wogegen alles in dem Song sprach. “Könntet ihr mir einen Gefallen tun?”, sagte er etwas schüchtern und vergrub sich tiefer in dem weichen Polster des Sofas. Tatsuro und Kou sahen ihn fragend an, der Rest schien es nicht wirklich gehört zu haben, denn von deren Seite kam keine Reaktion. “Würdet ihr für mich ‘Kyû no Ai’ spielen? Ich mag den Song sehr”, lächelte er nun unschuldig. “Gern, wenn du es nötig hast”, grinste Kou daraufhin und schwang sein Mikrofon. “Uh~”, gab Soushi nur unhörbar von sich und senkte den Blick auf seine Schnürsenkel. Eigentlich dachte er, würden die Sticheleien für heute beendet sein, aber man soll den Tag ja bekanntermaßen nicht vor dem Abend loben. Kou zog die Aufmerksamkeit auf sich, indem er den Song einfach ins Mikrofon sagte und die anderen aufblickten. “Der Kleine wünscht es sich”, nickte er grinsend in Soushis Richtung, der inzwischen dachte, dass das keine so gute Idee war diese Bitte zu unterbreiten. “Klar, haben wir heute ja auch bloß geschätztermaßen 20 mal gespielt...”, grummelte Tamaki. “Also mir macht es nichts aus!”, trällerte Seji fröhlich hinter den Drums hervor, sichtlich berauscht von dem seltenen Lob, dass er von Tatsuro bekommen hatte. “Außerdem habt ihr den Song doch überarbeitet”, versuchte er sich nun doch irgendwie herauszureden, “und ich würde gerne hören, wie der Sound nun klingt”. “Meinetwegen, also ‘Kyû no Ai’“, beschloss sein Bruder endgültig, bevor eine Diskussion entstehen konnte und zählte an. Die sanften Melodien ertönten durch den Raum und ließen eine bedrückende Atmosphäre entstehen. Überraschenderweise hatte Seji eine Triangel in der Hand, was bei den ersten Aufnahmen nicht der Fall war. So klang der Song aber noch melancholischer, fand Soushi und hörte weiter aufmerksam zu, ließ sich von dem Song einnehmen, der nach dem harten Metal, ungewohnt ruhig und gedankenvoll war. Der Text brannte sich wieder in sein Herz und er musste kurz ein paar heraufkommende Tränen weg blinzeln. Es berührte ihn zutiefst und spiegelte genau das wieder, was er tief im Inneren fühlte. Die letzten Gitarrenklänge verstummten und der Song war zu Ende. Soushi schluckte und nickte ihnen zu “Arigatou gozaimasu~”, nuschelte er und erhob sich, um raus in die kühle Abendluft zu gehen. Tief einatmend blinzelte er die letzten Tränen weg und betrachtete die untergehende Sonne. Dringende Liebe, ja die brauchte er und der Song ging genau darum. Immerhin hatte er ihn damals mit Kou gemeinsam geschrieben. Einige Momente später kam auch Tamaki raus, legte ihm einen schweren Arm um die Schultern und beugte sich zu ihm herab. “Wir haben keine Lust mehr auf Proben, willst du mitkommen zum trinken?”, fragte er grinsend. “Nein, ich denke nicht...”. “Komm schon, wir haben was zu feiern! Tatsuro ist endlich einmal zufrieden mit uns”, überredete er ihn weiter. “Hmm~”, kam von dem Kleineren als einzige Antwort. “Na gut. Was ist, wenn ich sage, dass das die Idee deines Bruders war?”, versuchte er ihn weiter zu locken aber Soushi wehrte nur seinen Arm ab und sah ihn stur an. “Was hat das denn damit zu tun? Denkst du ich würde mitkommen, nur weil er die Idee dazu hatte?”, schmollte er gereizt. “Er hat mir nichts zu befehlen!” “Das klang heute Nacht aber noch ganz anders, Brüderchen”, ertönte die vertraute, hochmütige Stimme Tatsuros im Türrahmen. Sich eine Zigarette anzündend trat er an Tamakis Seite, der überlegen grinste und zog tief den Rauch in seine Lungen. Soushi lief rot an und drehte sich beschämt und bockig um. “Du kommst mit.” ertönte es endgültig hinter ihm. Er wollte nicht. Gerade jetzt, wenn er so dermaßen bloßgestellt wurde, wollte er nicht. Er war doch kein Sklave den man herumkommandieren konnte! Doch da die anderen wahrscheinlich alle mitgehen würden, denn gegen eine Trinktour hatte niemand etwas, und Tatsuro ihn nicht alleine in der Wohnung lassen würde, wusste Soushi bereits, dass es nichts brachte, sich hier aufzulehnen. “Oke, ich komme mit”, murmelte er schwer seufzend und höre wie ein Lachen seitens Tamaki ertönte, der seinem Bruder lobend auf die Schulter klopfte. “Hast ihn gut abgerichtet”, zwinkerte dieser und ging wieder in das Gebäude, woraufhin ihm Tatsuro grinsend folgte. Schon wieder. Da war wieder dieses bleischwere Gefühl in seiner Brust, das ihm zusetzte. Aber er war es gewohnt. Es war ja doch immer das selbe, egal wo er war. Soushi setzte sich auf die Bordsteinkante und wartete auf die anderen, während er den Sonnenuntergang betrachtete. Er konnte sich noch gut an die letzte Sauforgie erinnern, als er zu Besuch war. Tatsuro und Kou meinten unbedingt den Fanservice planen zu müssen und darauf stiegen Seji und Tamaki schnell mit ein. Auch Midori stimmte als Groupie mit ein und so gab es ein heikles Durcheinander. Das Ergebnis des Abends war, nicht nur dass sie aus dem Lokal geworfen wurden und alle lebenslang Hausverbot bekamen, sondern auch ein halb zu Schrott gefahrenes Auto, da Seji Yasuo unbedingt einen “freundschaftlichen Gefallen” tun musste, als sie gerade mitten auf der Autobahn waren und der Gitarrist sich natürlich gewehrt hatte. Das konnte also nur “Spaß” machen. Soushi ließ den Kopf hängen und verfluchte sich, dass er überhaupt hergekommen war. Aber vielleicht würde der Übermaß an Alkohol ihn ja davon ablenken. Er würde sich einfach in die Bewusstlosigkeit trinken, beschloss er. Aber war das wirklich eine gute Idee? Nachher würde er noch als Versuchskaninchen für die perversen Spielchen der Band missbraucht und darauf war er ganz und gar nicht erpicht. Doch insgeheim liebte er diese Abende mit den Freunden seines Bruders. Dort ging alles sehr locker und vertraut zu und alle gingen, auf ihre Art und Weise, freundlich miteinander um. Solche Freunde hätte er auch gerne. Nicht diese konservativen Spießer, mit denen er sonst zu tun hatte. Obwohl er diese Männer weniger gut kannte, fühlte er sich bei ihnen wohler als in seinem eigenen kleinen Freundeskreis. Konnte so etwas möglich sein? Ja, denn hier konnte er sich geben wie er wollte, jeder akzeptierte ihn, so wie er war, mit seinen Fehlern und Schwächen. Gerade lächelte Soushi in die Dunkelheit, die sich langsam um ihn gelegt hatte, als ihm von hinten zwei starke Arme sanft umschlossen. “Du musst doch frieren Brüderchen”, erklang die Stimme von Tatsuro neben seinem Ohr, “Ich will nicht, dass du krank wirst. Sonst mache ich mir noch Sorgen.” Soushi spürte die Wärme, die von seiner Haut ausstrahlte und bemerkte, wie frisch es eigentlich geworden war. “Ja, gomen Onii-san”, nickte er und errötete leicht. Einerseits fühlte er sich unbehaglich, aber andererseits gefiel ihm diese sanfte Berührung, die er so selten zu spüren bekam. “Wir wollen dann aufbrechen”, meinte er weiterhin gelassen und erhob sich vom Boden, stemmte die Daumen lässig in seine Hosentaschen und sah über die Schulter zu den anderen, die gerade herauskamen. Auch Soushi erhob sich und klopfte sich den Hintern etwas ab. Gerade hatte er sich richtig aufgerichtet, da bekam er auch schon einen schweren Drumkoffer entgegen gedrückt. “Hier, pack mal mit an”, meinte Kou im vorbeigehen und ging vollbeladen zu Yasuos Van, in dem er alles verstaute. Soushi diskutierte nicht mit Kou, denn von ihm war er solche rauen Gesten bereits gewohnt und außerdem hätte er sowieso geholfen. Kurze Zeit später saßen bereits alle in den Autos und fuhren in das erste Lokal dieses Abends. Meist hielt es nicht lange, da sie aus diesem raus geschmissen wurden oder freiwillig flüchteten um nicht abermals Hausverbot zu bekommen. Mittlerweile müsste “Platinum Liquid” im halben Bezirk nicht mehr willkommen sein, dachte sich Soushi und sah im Rückspiegel zu Tamaki und Kou, die knutschend auf der hinteren Bank saßen. Yasuo und Seji fuhren gemeinsam in einem Wagen, da die gesamten Instrumente den hinteren Platz des Vans benötigten. “Wir holen noch Midori und Ayane ab. Sie müssten wieder zu Hause sein”, meinte sein Bruder und bog scharf in eine Kurve. “Uhm~, aber wir passen doch dann niemals in einen Wagen rein, Tatsuro”, erwiderte Soushi und sah ihn fragend von der Seite an. Innerlich hoffend, dass er nun doch nicht musste, erwartete er eine -für ihn günstige- Antwort von seinem Bruder, doch da dieser nur schmunzelte, wusste er bereits, dass es nichts brachte, sich herauszureden. “Wir laden die Sachen bei uns ab und fahren mit Yasuos Van weiter. Du wirst nicht entkommen können, Kleiner.” Soushi seufzte nur, stützte sein Kinn auf einer Handfläche und sah aus dem Fenster, von dem die bunten Lichter, der Großstadt Tokyo reflektiert wurden. “Habt ihr zwei euch da hinten eigentlich schon aufgegessen, oder warum hört man nichts mehr?”, grinste Soushi nach kurzem Schweigen dann doch und lehnte sich nach hinten, um besser zu den beiden sehen zu können. Tamaki löste den Kuss und sah ebenfalls breit grinsend zu Soushi, “Was denn? Eifersüchtig?”, lachte er. “Willst du mitmachen? Dann komm nach hinten!”, lockte nun auch Kou und rieb seinem Freund provozierend über den Schritt. “Uh? Nein danke, ich möchte doch nicht in euer Paarungsritual eindringen”, neckte Soushi zurück und zog eine Augenbraue hoch. “Wer weiß, vielleicht schafft ihr es diesmal sogar ein Kind zu zeugen!”, lachte er dann noch und lehnte sich dann schnell nach vorne, da Kou nach seinem Hals griff. “Kleiner Giftzwerg! Dich werde ich heute noch dran kriegen, glaub mir!”, fauchte Kou bestialisch grinsend, doch Soushi, behütet durch die Distanz die er zwischen sich geschafft hatte, lachte nur amüsiert. ”Na~ das will ich sehen, wenn du sabbernd unter dem Tisch liegen wirst, weil ich dich nieder getrunken habe”, konterte er zurück, zog ein Auge lang und zeigte dem kleinen Screamer die Zunge. Kou konnte Soushi locker im Trinken schlagen, immerhin befand er sich viel öfter in dieser Gesellschaft und war schon im gewissen Sinne abgehärtet, doch Soushi machte es einfach Spaß ihn herauszufordern, da es einfach mega süß aussah, wenn Kou sich so furchtbar aufregte, fand er. “Oh Baby, du weißt gar nicht, was dich noch erwartet~”, raunte Kou und leckte sich über die blanken Zähne, bevor er sich wieder Tamaki zuwendete und ihm etwas ins Ohr flüsterte. Der Gitarrist grinste von Sekunde zu Sekunde breiter und starrte Soushi dabei hinterhältig an. Soushi schluckte und setzte sich wieder gerade in den Sitz. Vielleicht hatte er ja ein wenig übertrieben, da alle heute eh schon so schlecht gelaunt waren, dass ihnen alles mögliche zuzutrauen war. Er linste in Tatsuros Gesicht und seufzte langgezogen. “Hast du dir selbst zuzuschreiben, Brüderchen”, lachte dieser nur und zwinkerte seinem Beifahrer zu. “Da wäre ich mir nicht so sicher~”, murmelte Soushi schmollend vor sich hin und verschränkte die Arme vor der Brust. Das nächste mal würde er einfach die Klappe halten, beschloss er. ________________________________ Das wars mit dem ersten Kapitel ^^ Ich würde mich über Kritik sehr freuen x3 hier noch die begriffe: ^^ Unterhaltung: onii: Bruder chan: verniedlichungsform san: höflichkeitsform ohayou: Morgen minna: Leute gomen: Sorry chibi: Kleiner Schimpfwörter: doke: Hau ab usse: Halt die Fresse kono yarou: Du Mistkerl sukebe: Lustmolch Songs: kyû no ai: dringende Liebe tenkan: Epilepsie kuzu: Abschaum dattara ikiteiru kara: deswegen lebe ich Kapitel 2: Wies in den Wald schallt... -------------------------------------- Als sie ankamen, stieg Soushi mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend aus und blickte sich nach den näher kommenden Scheinwerfern um, den der Van auf sie richtete. Gerade wollte er auf diesen zugehen, um Yasuo und Seji mit den Instrumenten zu helfen, als Kou in dem Moment ebenfalls aus dem Wagen stieg und es sich nicht nehmen ließ, ihn flüchtig aber fest im Intimbereich zu packen. Überrascht keuchte Soushi auf und krümmte sich etwas vor, als ihm ein kalter Schauer durch die Leibesmitte kroch. „Kou~!“, brachte er bissig hervor, doch der Kleinere ging wortlos grinsend an ihm vorbei, um ebenfalls beim Tragen zu helfen. Er unterdrückte das Bedürfnis sich in den Schritt zu greifen und sah ihm errötend hinterher, bevor er sich nach kurzem Zögern ebenfalls in Bewegung setzte. Er hatte ihn provoziert und wusste, dass das gerade erst der Anfang war. Einen Moment später, stolperte Seji lachend aus dem Van und hielt sich den Bauch um sich nicht zu krümmen. „...und dann, hat er es doch tatsächlich im Kaufhaus auf der Rolltreppe getan!“, brachte er lachend hervor und klopfte sich auf den Schenkel. Ratlos zog Soushi eine Augenbraue hoch und sah zu Yasuo, der nur den Kopf schüttelte und unbeeindruckt anfing, die Instrumente herauszuholen. „Um was geht es denn, Seji-kun?“, fragte er nun doch neugierig nach und hob sich eine Gitarre auf den Rücken. „Ich habe Ya-chan gerade nur erzählt, was dein Bruder einmal bei einer Wette gebracht hatte“, lachte der Drummer weiter und grinste Soushi breit an. „Wir wurden zwar rausgeschmissen, aber das war es wert“. Soushi lächelte amüsiert und ging ins Gebäude. Das war ja zu erwarten gewesen, dachte er sich. Der quirlige Drummer hatte so einige Späße auf Lager, die nicht nur in dieser Clique berühmt berüchtigt waren. Zum Glück hatte er es immer geschafft, seinen Wetten zu entgehen, um nicht noch womöglich wegen ‚Erregung öffentlichen Ärgernisses‘ gesiebte Luft atmen zu müssen. Als die sechs es endlich nach langem Hin- und Her geschafft hatten, ihre gesamten Instrumente in die Garage zu stellen, kamen auch schon die beiden Mädchen, durch den Lärm aufmerksam geworden, aus der Tür. Soushi hievte einen letzten Drum-Koffer auf den bereits gestapelten Haufen und seufzte erleichtert auf. „Sag mal, Ya-san“, wand er sich, die Hände abklopfend, an den Gitarristen, „warum lasst ihr eigentlich die ganzen Instrumente nicht einfach im Proberaum stehen? Ihr seid doch sowieso so gut wie jeden Tag dort“. „Nun ja, in den Augen des Vermieters sind wir noch kleine Würmer, ohne die Unterstützung eines Labels, weshalb er „unseren Schund“ nicht bei sich haben will, wie er sagte“, beteuerte dieser nur schulterzuckend und legte ihm kurz eine schwere Hand auf die Schulter. „Stell dich nicht so an, Soushi. So baut man zumindest Muskeln auf“, sagte er und klopfte ihn kurz, bevor er an den Mädchen vorbei in die Wohnung ging. „Nya, darauf könnte ich gern verzichten...“, murrte Soushi dagegen leidig und rieb sich seine Leisten, die vom vielen Schleppen und Bücken langsam anfingen zu schmerzen. „Na, ihr Süßen?“, ertönte es von Midori, die am Türrahmen gelehnt stand, „Wie verlief die Probe?“. „Alles bestens! Wir sind doch Profis, ne!“, lachte Seji, anscheinend immer noch glücklich über Tatsuros Zufriedenheit ihm gegenüber und reckte eine Faust in die Höhe. „Halt mal die Luft an, Spinner“. Der Bassist ging unbeeindruckt an diesem vorbei und schnippte ihm gegen die Stirn. „Mach das noch weitere 50 Mal so wie heute und ich erhebe dich vom Status einer Schnecke, zu dem eines Tausendfüßlers“, keifte er ihn an. Diesem klappte die Kinnlade runter und er zog entrüstet eine Schnute, „Woa, Tatsuro!“, schimpfte er beleidigt und sprang dem Leader auf den Rücken, um ihm mit der Faust auf der so schön gestylten Frisur zu reiben. Soushi besah sich das Szenario und zog nur eine Augenbraue in die Höhe. Na, zumindest artet es meist nur in einer Kabelei bei ihnen aus. Eigentlich hatte er noch nie erlebt, dass irgendjemand aus der Gruppe sich ernsthaft mit einem gestritten, geschweige denn geprügelt hatte, von daher musste er sich keine Sorgen machen. „Midori? Ayane? Seid ihr fertig? Können wir gehen?“, hörte er nebenbei Yasuo fragen und blickte sich nach diesem um. Die Beiden nickten nur lächelnd und beteuerten, nur einen Moment zu brauchen, um ihre Sachen zu holen. Wie es schien, wurden sie also schon von der Fahrt aus angerufen, dachte sich Soushi unterdessen, sonst wären sie bei weitem nicht so schnell fertig gewesen. Ein Kichern ertönte und er drehte sich erneut um, um das Geräusch auszumachen. Kou und Tamaki standen etwas abseits und sahen zu ihm, beide mörderisch breit grinsend. Der Kleinere der Beiden steckte gerade sein Handy weg und zwinkerte ihm zu, was Soushi erneut ein bedrückendes Gefühl in der Brust aufsteigen ließ. Was hatten die beiden nur vor? Wenn schon der Sänger sich so zu freuen schien, konnte es allerdings nichts Gutes verheißen. Soushi beschloss, zum Van zu gehen und auf die Anderen zu warten. So würde er sich zumindest diese unheilverheißenden Blicke ersparen. Das er sich besser nicht nach hinten gesetzt hätte, kam ihm erst in den Sinn, als er von Kou und Tamaki beiderseits eingeklemmt wurde und diese ihm auch gleich ganz unverblümt auf die Pelle rückten. „Ehm~ Yasuo“, maulte er gequält und lehnte sich etwas vor zum Fahrersitz, auf dem dieser gerade Platz genommen hatte. „Darf ich bitte den Platz wechseln?“, fragte er hoffnungsvoll nach, da dieser bereits den Gang einlegte und sich bereit zum losfahren machte. „Vergiss es“, ertönte es knurrend neben ihm und er spürte auch schon kurz darauf die Hand Kous an seinem Schritt. „Yasuo-san! Bitte!“, flehte er nun. „Reiß dich zusammen. Außerdem fahre ich schon los“, meinte dieser nur kühl und legte Musik ein. Na super. Nicht mal sein sonstiger Retter wollte ihm diesmal Hilfe leisten. Womöglich steckten sie auch noch unter einer Decke... Nein. Quatsch. Bilde dir nicht immer ein, dass alles gegen dich läuft, ermahnte er sich innerlich und versuchte Kous hartnäckige Grabschversuche abzuwehren. „Komm, lass ihn!“, tönte es dann, einen Sitz weiter hinten von Ayane, die das Ganze beobachtet hatte. Sie gab Kou eine sanfte Kopfnuss und umarmte Soushi von hinten, was diesen schamhaft erröten ließ. Warum musste er sich eigentlich immer von Mädchen verteidigen lassen? Konnte er denn nicht einmal seine Meinung sagen? Oh doch, konnte er. Leider allerdings nur, wenn er sich in Sicherheit wiegte, was im Moment ganz und gar nicht der Fall war. So versuchte er sich also, die Fahrt über unsichtbar zu machen und ließ alle hämischen Kommentare des Vocalisten so gut es ging an sich vorbeisausen. Sie fuhren diesmal etwas länger als üblich, was Soushi bestätigte, dass sie wohl in der letzten Zeit wieder zu viel Aufsehen erregt hatten und ihre Sauftouren auf ein größeres Gebiet ausweiten mussten. Seufzend stieg er aus dem Van und ließ seinen Blick auf das Tanzlokal vor sich schweifen. ‚Dirty Innocent‘, konnte er lesen. Na super, das klang ja echt viel versprechend. Nur einen Moment, nachdem er die vollen Ausmaße des Clubs erfasst hatte, nahm ihn auch schon sein Bruder an die Hand und zog ihn, gefolgt von den Anderen, ins Innere. Dort erwartete ihn erst einmal eine Überraschung: Es war ein Szene-Club. Überall wimmelte es von, in Lack und Leder gekleideten Menschen, die sich innig an die Körper ihrer Tanzpartner schmiegten. Soushi klappte die Kinnlade herunter. Durfte er hier überhaupt rein? Immerhin sah das nicht gerade jugendfrei aus und er war ja gerade mal sechzehn. Doch nachfragen konnte er nicht, denn nicht nur der ohrenbetäubende Rock, der aus allen Winkeln ertönte, sondern auch Tatsuro, der ihn mit sich zog, verboten es ihm quasi. Er folgte ihm etwas unbeholfen zu einem der Türsteher, den dieser anscheinend kannte und beobachtete, wie dieser mit ihm einige Worte wechselte. Die beiden schienen sich zu kennen, denn der muskulöse Typ glotzte Soushi nur etwas herablassend an und nickte dann mit dem Kopf, bevor er Tatsuro auf die Schulter klopfte und ihm ein Kärtchen in die Hand drückte. „Los kommt“, meinte dieser breit grinsend und ging auch schon voraus, Soushi immer noch hinter sich herziehend. Sie gingen in einen separaten Raum, der eine große, moderne Sitzgelegenheit bot und selbst einen kleinen Steg mit eingebauter Stripstange beinhaltete. Doch der Knaller schlechthin, war ein großes Panoramafenster, durch das sie auf die tanzende Menge blicken konnten. „Wow“, kam es schwer beeindruckt über seine Lippen. In solch einer Atmosphäre hatte er noch nie feiern dürfen. „Sag mal, Onii-san“, wendete er sich an seinen Bruder, der bereits die Getränkekarte an sich nahm, „Was geht denn nun ab?“, fasste er das Ganze einfach mal zusammen. „Das ist der VIP-Raum“, erklärte dieser voller Gelassenheit, als sei es das Normalste der Welt, für Leute wie sie, sich in solch einem Ambiente zu amüsieren. „Tat-chan hat die Party organisiert“, kam es von Seji, der Soushi kurz auf den Rücken pattete und sich dann neben den Bassisten fallen ließ, um mit ihm gemeinsam die Karte zu studieren. „Sei froh, dann geht nämlich alles aufs Haus“, grinste er breit und zwinkerte dem immer noch verblüfften Soushi zu. Dieser nickte nur verstehend und wendete sich dem großen Panoramafenster zu. Die Musik in diesem Raum war zwar immer noch laut, aber man konnte sich mühelos unterhalten. Er legte eine Hand auf die Scheibe. „Können... die uns sehen?“, fragte er zögernd und erhielt die Antwort, nicht unbedingt auf eine Weise, die ihm gefallen hätte. Kou drückte ihn, auf Zehenspitzen stehend da Soushi ja doch ein wenig größer war, an die kalte Scheibe und rieb seinen Unterleib gegen sein Gesäß. „Das ist Spiegelglas. Niemand sieht, was wir hier treiben“, raunte er ihm ins Ohr und strich mit den Fingern fordernd seine Seiten entlang, „Und niemand... kann dir helfen...“ Soushi schluckte und spürte wieder die unangenehme Hitze in sich aufsteigen. „Kou! Verpiss dich!“, versuchte er sich zu wehren und drückte sich mit den Händen an der kalten Oberfläche vor sich ab. Er hatte keinesfalls vor, sich kampflos vor dem kleinen Giftzwerg zu ergeben. „Kou~ komm wieder runter. Trink erst was, dann kannst du ihn meinetwegen rapen so viel du willst“, erklang es vom Sofa aus. Soushi wusste genau wessen Stimme es war. So redete immerhin nur er von ihm. Schließlich sah er ihn als seinen Besitz an, was die Anderen auch nicht bestritten. Verdammt... schon wieder eine Blamage. Doch zumindest ließ der Vocal von ihm ab und Soushi konnte erleichtert durchatmen. Er raffte die Schultern und drehte sich zum Rest um. Ayane sah gemeinsam mit Tamaki in die Getränkekarte, genauso wie Tatsuro und Midori. Einzig Yasuo saß still in einer Ecke und rauchte vor sich hin, was ihm Kou gleich tat, als er sich neben ihn setzte. Alkohol schien jetzt wirklich eine gute Idee zu sein. So gesellte sich Soushi ebenfalls zu ihnen aufs Sofa und schnappte sich die dritte und letzte Karte. Er wusste genau was er wollte: Zombie. Es war zwar mörderisch, sich solch einen starken Cocktail gleich zu Anfang zu bestellen, aber er wollte seine Sinne so schnell wie möglich betäuben und mit diesem Getränk klappte es ausgezeichnet. Einige Zeit später, nachdem bereits so manche Sorten Alkohol ausprobiert wurden, neigte sich die Stimmung dem Höhepunkt zu. Soushi hatte sich weitgehend im Hintergrund gehalten. Hatte den Gesprächen gelauscht, an seinem Getränk genippt oder einfach die sexuell anreizenden Tänze der Clubbesucher und der Tabledancer betrachtet. Er versuchte so gut es ging, die Aufmerksamkeit möglichst nicht auf sich zu lenken, um weitere Peinlichkeiten zu vermeiden. Doch so langsam, stieg auch ihm der Rausch in den Kopf und er konnte sich nach und nach immer mehr lösen. Schließlich ließ er sich sogar dazu erweichen, in ein Ständchen von Midori und Seji einzustimmen, als Ayanes Lieblingslied lief. Diese spendete auch glückselig lächelnd Applaus und umarmte ihre persönlichen Sänger stürmisch. So langsam gefiel Soushi die Party, schien doch Kou sich von seinem Racheplan abgewendet zu haben. Doch falsch gedacht. Denn schon kurz darauf, kam dieser zu ihm und band ihm ein Tuch vor die Augen. „So Kleiner. Now it’s play-time“, grinste er. Was war denn nun los? Hatte er etwas nicht mitgekriegt? „Spielen wir jetzt ‚Blinde Kuh‘ oder wie?“, fragte er mit genervter Stimme und versuchte sich die Augenbinde wieder herunterzureißen, doch wurde er von Tamaki aufgehalten, der ihm die Hände hinter dem Rücken festhielt und ihm kurzerhand Handschellen anlegte. „HEY!“, rief er protestierend und wand sich darunter, „Seid ihr übergeschnappt? Bindet mich sofort frei!“ Die hatten sie doch nicht mehr alle. Was sollte das denn jetzt? Sollte er jetzt doch, gegen seinen Willen als Versuchskaninchen dienen? Nein, das wollte er nicht. Das würde er sich nicht gefallen lassen. Gerade wollte er wieder los schimpfen, als er auch schon zwei kräftige Arme an seiner Hüfte spürte, die ihn vom Sofa hoben und durch den Raum führten. „Was soll das? Wo wollt ihr hin?“. „Chill out“, erklang Tamakis belustigte Stimme neben ihm, „Wir wollen nur Spaß haben. Das wird dir auch gefallen, glaub mir.“ Hörte sich ja mal so gar nicht danach an. Er konnte den Unterton ganz genau deuten und er verhieß nichts Gutes. „Ihr seid doch bekloppt!“, maulte er und plumste auch schon mit dem Hintern auf einen Stuhl, der hinter ihm stand und an den er herangeführt worden war. „Nun stell dich nicht so an, als wärst du so abgeneigt von Fesselspielchen“, hörte er Tatsuro amüsiert sagen, woraufhin Gelächter seitens Seji, Tamaki und Kou ertönte. Das selbst Ayane und Midori, seine sonstigen Hilfs-Engel grinsten, konnte er momentan nicht sehen. Zu seinem Glück, sonst wäre er wohl vollkommen ausgerastet. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, wusste er ja so gar nicht, was ihn erwartete. Aber er war still. Immerhin stimmte es. Er ließ sich fesseln und sonstwas mit sich machen. Ob es ihm gefiel, war eine andere Frage, aber hier so hilflos vor allen bloßgestellt zu werden, bereitete ihm doch Unbehagen. Er hörte die Tür aufgehen und jemanden den Raum betreten, der anscheinend Absätze trug. Die Kellnerin? Nein, das konnte nicht sein, denn ihre leeren Getränke waren erst vor Kurzem abgeräumt worden und die neuen Bestellungen gebracht. Oh Gott... hatte Kou... ? Zuzutrauen wäre es ihm ja. „Let the show begin!“, hörte er Kou sagen und schluckte. Stille herrschte um ihn herum, mit Ausnahme der leicht gedämpften Rockmusik, die immer noch durch den Raum dröhnte. Soushi schluckte, mit gesenktem Kopf und rutschte nervös auf seinem Stuhl herum. Plötzlich fühlte er, wie eine Hand ihm durch die Haare fuhr und schreckte augenblicklich auf. Eine weitere Hand schmiegte sich an seinen Hals und fuhr die Konturen seines Schlüsselbeines nach. Er blinzelte in die herrschende Dunkelheit, unfähig etwas zu erkennen, nur auf seinen Tastsinn verlassend. Wer zur Hölle war das? Die fremde Hand schien sich allerdings nicht zurückhalten zu wollen, denn schon glitt sie tiefer und strich ihm unter sein Shirt. Soushi zog überrascht den Bauch ein, versuchte sich so etwas der Hand zu entziehen. Doch die Person kannte anscheinend kein Erbarmen, so wurde sein Kopf, auf dem noch immer die andere ruhte, auch schon mit sanfter Gewalt, an den Haaren in den Nacken gezogen. Zeitgleich glitten kalte Hände in seine Jeans, rieben ihm schamlos über den Schritt. „Lass das!“, versuchte Soushi sich zu wehren. Gegen solche Berührungen hatte er im eigentlichen Sinne nichts gehabt, allerdings störte ihn die Tatsache, dass er nicht wusste, wessen Hände dies taten und auch, dass ihm gerade die Freunde seines Bruders dabei zusahen, lockerten ihn nicht. Er fühlte sich scheiße. Wie ein Ausstellungsstück, das man vor Publikum vorführte. Eine Zunge schlängelte sich in sein Ohr und er fühlte, wie ihm die Gürtelschnalle geöffnet wurde. Verdammt. Wenn das so weiterging, würde er hier tatsächlich noch vor aller Augen entblößt. „Haha. Ist wirklich sehr lustig, muss ich schon sagen“, versuchte er, mit ironischer Stimme und möglichst ruhig von sich zu geben, „Aber jetzt bindet mich wieder los. Ich habe keine Lust auf eure Spielchen.“ Als einzige Antwort erhielt er nur ein spöttisches Auflachen von Kou. Diese Mistratte, dachte er sich grimmig. Doch allzu lange konnte er ihn nicht innerlich verfluchen, denn die fremden Hände rissen ihm sein Shirt vom Leib und er saß mit nacktem Oberkörper da. Schamvoll biss er sich auf die Unterlippe. Er wusste genau, wie sein Körper aussah und so kurz nach Tatsuros ‚Spielereien‘, war dieser nicht gerade in Bestform. Er hörte ein Pfeifen, begleitet von Sejis beeindruckter Stimme, „Wow, Tat-chan. Ich wusste ja, dass du auf Blut stehst, aber SO?“, giggelte er. „Ach, sag bloß. Was dachtest du denn warum ich immer die Binden von Midori klaue?“, erwiderte dieser lachend und ein ‚Poff‘ ertönte, als diese ihm anscheinend etwas Weiches an den Kopf schlug. Soushi sah irritiert in die Dunkelheit und lauschte beschämt den Stimmen. Er musste hart schlucken. Klar wusste er, dass sich die Anderen gerne über dessen Liebesleben unterhielten, allerdings mochte er es nicht, wenn es über ihn war. Schon gar nicht, wenn er in solch einer misslichen Lage, dabei sein musste. Doch lange Zeit sich innerlich zu verkriechen hatte Soushi nicht, denn die fremde Person glitt, feuchte Küsse verteilend, über seinen Oberkörper. Er spürte, wie die Hand sich inzwischen um seinen Schaft gelegt hatte und ihn langsam, aber fest zu pumpen begann. Er unterdrückte sich ein Keuchen, indem er sich fest auf die Unterlippe biss und kniff die Augenbrauen konzentriert zusammen. Hätte ja noch gefehlt, dass er hier einen Steifen bekam. Nur leider, schien das gerade so ziemlich der Fall zu werden, so sehr er sich auch dagegen wehrte. Sein Körper unterlag den Berührungen. Unerwartet, spürte er plötzlich zwei Zungen, die seinen Hals verwöhnten. Es waren also tatsächlich zwei Personen reingekommen? Das hätte er doch mitbekommen müssen, oder nicht? Sich von einer Seite zur anderen windend, versuchte er den fremden Körpern zu entgehen, doch diese hatten ihn im Griff. Wortwörtlich. „Ihr seid solche Schweine, echt!“, maulte er gequält und keuchte dann doch auf, als er in den Hals gebissen wurde. Der Biss war nicht stark, kam aber unerwartet. Zeitgleich konnte er Seji johlen und in die Hände klatschen hören. Na super. Dem zu urteilen, hatte er also alle Chancen verspielt, doch noch errettet zu werden. Doch halt, was ist mit Yasuo? Dieser würde sich doch sicher erbarmen, ihm zu helfen? „Yasuo-san! Mach was, bitte!“, flehte er, schamhaft den Kopf gesenkt, um die Küsse die seinen Hals überschütteten, bloß nicht zu nah an seine Lippen zu lassen. „Yasuo?“, fragte er zögerlich nach, als keine Antwort kam. „Tut mir leid“, kam es leise von ihm und er hörte Kou auflachen. „So schnell kommst du hier nicht weg, Soushi. Ya-chan schuldet uns noch was, der Spielverderber. Also brauchst du von ihm keine Hilfe erwarten“. Fassungslos wendete er sich an seine letzte Hoffnung: „Midori! Ayane!“. Doch diese kicherten nur, sichtlich vom Alkohol betört, dass es ja nur ein Spiel sei. Hatte sich eigentlich die ganze Gemeinschaft gegen ihn geschlossen? Er konnte es nicht fassen. Das war ja noch nicht mal sexuelle Belästigung mehr, sondern grenzte an Vergewaltigung, was hier vor sich ging. Denn just in dem Moment, spürte er auch schon weiche Lippen an seiner Spitze nuckeln und kurz darauf, wurde er schon von einer feucht-warmen Höhle umgeben. Er keuchte auf, als er das Saugen spürte und legte den Kopf in den Nacken. Scheiße, was tat er hier? Er sollte sich doch verteidigen und nicht klein beigeben! Aber diese Zunge! Er rollte die Augen, was man unter der Binde ja nicht sah und biss sich, stöhnend auf die Unterlippe. Die andere fremde Person hatte sich von hinten über ihn gelehnt und verwöhnte seine Brustwarzen, indem sie sie leckte und knabberte. Soushi konnte überall an seinem Körper Hände spüren, die ihn streichelten und verwöhnten. Seine Erregung stieg von Moment zu Moment, obwohl er sich innerlich dagegen wehrte. Doch immer mehr, verlor er sich in diesen Gesichtslosen Berührungen und seine Gedanken wurden leicht, sodass er schon fast nicht mehr mitbekam, was um ihn herum geschah. „5 Minuten – dann spritzt er ab“, hörte er plötzlich Seji trällern, womit er ihn aus der vorzeitigen Trance riss. Die schlossen ja schon Wetten auf ihn ab. Nein, so leicht wollte er nicht aufgeben. Immerhin hatte er auch seinen Stolz, den er verteidigen wollte. „Ich halte dagegen!“, sagte dann auch schon Kou und Soushi konnte sich das breite Grinsen auf seinem Gesicht dabei sehr gut vorstellen. Solche miesen Schweine! „Lasst mich sofort los! Ich hab genug, hört ihr?“, fing er wieder an zu protestieren und wand sich unter den beiden Unbekannten. „Halts Maul, Soushi“, kam es nur spöttisch von Kou, „Ich halte hier die Fäden in der Hand, klar? Also spielt das auch nach meinen Regeln ab.“ Soushi konnte es nicht glauben. Wie weit würden seine Spielchen denn noch gehen? „Weißt du, wie viele Jahre es auf Nötigung gibt?“, gab er sarkastisch, zwischen zusammengebissenen Zähnen, von sich. „Nein. Sags mir“, erwiderte dieser spöttisch grinsend und betrachtete die Szenerie vor sich. „Ich denke sowieso nicht, dass du momentan in der richtigen Lage bist, als das du mir drohen könntest.“ Soushi knurrte leise und wand sich noch stärker, doch die Hände hielten ihn fest. Eine Hand zog ihn erneut an den Haaren, sodass sein Kopf in den Nacken fiel und schon spürte er eine Zunge in ihn eindringen, die er versuchte abzuwehren. Fingernägel kratzten über seinen, sowieso schon geschundenen, Oberkörper, was es schmerzhafter machte, als normalerweise. Seine Haut war noch ziemlich malträtiert und deshalb empfindlicher. Doch vor allem machte ihm gerade die geschickte Zunge an seinem Intimbereich zu schaffen. Er stöhnte in den aufgezwungenen Kuss, den er inzwischen etwas weniger abwehrte, als er fühlte, wie Zähne, sanft an seinem Schaft entlang schabten und an seiner Spitze knabberten. Heiße Schauer schossen in ihm hoch und ließen sein Herz schneller schlagen. Wen hatten sie hier auf ihn angesetzt? Egal wer es war, die beiden schienen genau zu wissen, wie sie ihren Job erledigen mussten. Trotz seiner körperlichen und mentalen Gegenwehr, war er inzwischen höchst erregt. Er schämte sich, vor allen so die Beherrschung zu verlieren, aber was sollte er machen? Er konnte seinen Körper unter solchen Umständen einfach nicht beherrschen. Schwer atmend, zuckend und stöhnend, gab er sich also geschlagen und ließ es mit sich geschehen. Vielleicht war das ja auch nur ein ganz schön bescheuerter Traum. Womöglich hatte er doch übertrieben mit dem Trinken und lag gerade bewusstlos in irgendeiner Ecke. Da waren solche Träume schon mal möglich. Oh bitte~ lass es nur einen Traum sein, flehte er innerlich. Sein hoch aufgerichtetes Glied, wurde wieder komplett in die fremde Mundhöhle gesogen und der schnelle darauf folgende Rhythmus, ließ seine Augenlider flattern. Unweigerlich fing er an, den aufgezwungenen Kuss gierig zu erwidern und bewegte sein Becken, dem fremdem Rhythmus angepasst. Im Hintergrund, hatte diese Show ebenfalls nicht wenige kalt gelassen, denn Kou saß, die Finger in Tamakis Haarschopf vergraben, der widerrum mit dessen Schritt beschäftigt war und Midori und Ayane knutschten unbehelligt, quer auf dem Sofa liegend. Einzig Seji hatte einzustecken, da Yasuo sich strickt weiterte, auch nur eine Haarsträhne von ihm anzufassen. Das alles bekam Soushi jedoch nicht mit und selbst wenn er etwas sehen würde, brachten ihn die Liebkosungen gerade viel zu sehr um den Verstand. Er stöhnte immer wieder leicht auf und reckte seinen Körper den Händen entgegen. Für Außenstehende müsste diese Szenerie völlig befremdlich und abstrakt wirken, doch für die ‚Chaos WG‘, wie Soushi sie manchmal insgeheim nannte, war das normaler Alltag. Wobei ‚normal‘ so gut wie nichts bei ihnen war. Fingerspitzen streichelten und kratzten über seine Oberkörper, hinunter zu seinem Bauch und seinem Glied. Sie umfassten es gleichermaßen und unterstützen die Bewegungen des Mundes, mit der begabten Zunge darin. Lange würde er es nicht mehr aushalten, kribbelte doch sein gesamter Körper, wie unter Strom gesetzt und sein Herzschlag dröhnte ihm bis in die Ohren. Die fremden Hände der Person hinter ihm, glitten über seine Haut, mal liebevoll, mal schmerzend. Der Kuss wurde gelöst und eine feuchte Zunge leckte über seinen Adamsapfel. Finger streichelten sanft seinen Hals. „Hah~“, gab er befreiend stöhnend von sich. Der Kuss war gut – atemberaubend gut. Doch so konnte er einfach nicht stöhnen, ein Bedürfnis, dem er gerade nur allzu gerne nachkommen wollte und es nun endlich konnte. Er fühlte, wie die fremden Finger sich in seinem Haarschopf vergruben und Küsse auf seinem Hals und seinem Ohr verteilt wurden. Ein weiches, nasses Etwas schlängelte sich in seine Ohrmuschel und ein warmer, ja fast schon heißer Körper schmiegte sich an ihn, wobei er deutlich die harte Erhebung an seinem Bauch fühlen konnte. Aha, zumindest wusste er nun, das eine der Personen männlich war. Doch das interessierte ihn nun in dem Moment doch weniger, denn die geschickte Zunge an seinem Glied ließ ihn vor Lust erzittern, als sie ihn schnell und fordernd verwöhnte. „Kami~~ On-„ stöhnte er gequält zitternd auf, konnte sich jedoch gerade noch so beherrschen, das er nicht seinen Bruder dabei erwähnte. Er fühlte, dass der Orgasmus jeden Augenblick durch seinen Körper schießen würde und keuchte deshalb schwer. Als sich dessen Wogen langsam ausweiteten, wurden die Hände, die zuvor so liebevoll seinen Kopf und Nacken gestreichelt hatten, um seinen Hals gelegt und drückten zu. Soushi riss überrascht die Augen auf und schnappte nach Luft wie ein Fisch an Land, doch kein Lüftchen wehte in seine Lungen. Der Orgasmus, der sich in sanften Wellen ankündigte, donnerte plötzlich wie ein Sturm auf ihn ein. Soushi zitterte heftig auf und stöhnte innerlich, ward es ihm in real ja nicht möglich. Die Augen verdreht, fühlte er diese schier endlosen Sekunden, in denen ihn förmlich ein Blitz durchfuhr und in jede Faser seines Körpers eindrang, an sich vorüberziehen. Es klang nach und nach aus und die Hände wurden wieder so sanft wie zu Anfang, liebkosten und streichelten seinen geschundenen Hals. Sanfte Küsse wurden auf ihm verteilt, während die vor ihm kniende Person langsam die die letzten Tropfen heraus saugte und ihn noch leicht massierte. Soushi keuchte erschöpft und ließ den Kopf sinken. „Onii-chan…“, flüsterte er dann leise und ihm wurde die Augenbinde abgenommen. Doch die Augen auf zu machen traute er sich nicht. Viel zu sehr hatte er sich in den letzten Minuten fallen lassen, als das es ihm nicht hätte peinlich sein können. Schamesröte breitete sich auf seinem Gesicht aus und er spürte, wie ihm heiße Tränen hochstiegen. Lange hatte er nicht Zeit, sich unsichtbar zu stellen, denn er fühlte, wie ihm zwei Finger unter das Kinn gelegt wurden und ihn zwangen aufzusehen. Er blickte in das liebevoll lächelnde Gesicht Tatsuros. Das fremde Mädchen das vor ihm kniete, erhob sich und trat hinter ihn, um Soushi die Handschellen abzunehmen. Doch das bemerkte dieser gar nicht. Das einzige was er gerade sah, waren die Augen seines Bruders, die ihn so voller Sanftmut ansahen. Er streichelte stumm seine Wange und kniete sich dann neben ihn, um ihn in seine Arme zu schließen. Soushi, nun ebenfalls in der Lage, sich eigenwillig zu bewegen, schlang seine augenblicklich um ihn und erwiderte den liebevollen Kuss, den sein Bruder ihm schenkte. Die Zuschauer hatten inzwischen ebenfalls das Ende bemerkt und sahen auf, betrachteten die beiden Brüder. Midori und Ayane seufzten, wie süß das doch war und lagen sich in den Armen, während sie die beiden beobachteten. Seji saß breit grinsend da und winkte das blonde, in Lack gekleidete Mädchen zu sich, während Yasou den Unsichtbaren mimte und abwesend an seinem Drink nippte. Kou saß, immer noch Tamakis Kopf im Schritt, zufrieden lächelnd da und besah sich die beiden. Er streichelte mit den Fingerspitzen die Haare seines Freundes, der ihn verwöhnte und ging seinen eigenen Gedanken zu dieser Sache nach. Soushi hatte schon während des Kusses eine gewisse Vermutung gehabt, dass es Tatsuro sein könnte. Immerhin hatte er ihn oft genug geküsst und kannte seine Techniken schon auswendig, doch war er zu sehr abgelenkt von der ganzen Situation und der damit verbundenen Peinlichkeit, als das er sich sicher sein konnte. Doch als dieser anfing, ihm die Luft abzuschnüren, war es für ihn klar und er konnte sich fallen lassen. Niemand würde so etwas machen, nicht weil es nicht dem gesellschaftlichen Geschmack entsprang, denn er kannte bereits einige Storys über Kou, der genauso drauf war, wie Tatsuro, doch war es zu sehr eine Sache des Vertrauens, die ihm die Gewissheit brachte. Immerhin grenzte es an einen Tötungsdelilkt. Selbst in der BDSM-Szene, in der sich nicht nur Tatsuro herumtrieb, wurde dies nicht überall toleriert. Vor allem, wenn es mit bloßer Hand geschah. Deswegen war ihm klar gewesen, dass es nur sein Bruder sein konnte. Er, dem er sein Leben anvertraute. Tatsuro löste den Kuss langsam und strich ihm sanft durch dir Haare, sah ihm noch einen Moment tief in die Augen. Soushi genoss den Augenblick. Er genoss ihn jedes Mal aufs Neue. Genau dies war es, wonach er sich sehnte. Das war der Grund, warum er –zumindest bei ihm- alles mit sich machen ließ, nur um danach diesen Blick zu sehen. Diesen Blick, der so selten war und doch so voll von Liebe. Er schluckte seine Tränen hinunter und zwang sich zu einem Lächeln, woraufhin Tatsuro nickte und sich langsam erhob. Er zog seinen Bruder wieder an und gab ihm seine leichte Weste, die er über seinem Shirt trug, immerhin war Soushis Oberteil in Stücke gerissen worden. „Arigatou“, nuschelte er und zog es sich an. Seinen Blick aufrichtend, bemerkte er Kou, der einen zufriedenen Ausdruck in den Augen hatte, als er ihn musterte. „Hmpf~“, gab Soushi stur von sich und sah zur Seite. Wegen diesem Giftzwerg hatte er das schließlich erdulden müssen. So schnell würde er ihm nicht verzeihen. Sich die Handgelenke reibend, setzte er sich zurück auf das Sofa, darauf bedacht genug Abstand zu dem Vocal zu halten. Tatsuro gesellte sich wenig später ebenfalls zu ihm und schlang den Arm um seine Schultern, drückte ihn an sich und hauchte ihm einen Kuss auf den Kopf. Soushi errötete augenblicklich und blickte gen Boden. Was er dabei bemerkte, war Tatsuros Erregung, die sich prall von seiner engen Lederhose abzeichnete. Stimmt ja... das hatte er ja schon vorhin gefühlt. „Sumimasen“, nuschelte er bedropt und sah beschämt zur Seite. Seinem Bruder schien es allerdings nichts auszumachen, denn dieser lachte nur kurz auf und schnappte sich sein Glas, um es auf Ex zu kippen. Soushi beobachtete ihn leicht skeptisch. War es denn nicht anstrengend für ihn, wenn er so aufgegeilt und unbefriedigt umherlief? Immerhin lieferten nicht nur Kou und Tamaki, sondern nun auch Seji und die Blonde Unbekannte eine Show, die ebenfalls anregte. Doch seine Frage hatte sich schnell geklärt, als Tatsuro das nun leer getrunkene Glas an seinen Schritt neigte und das Crushed Ice kurzerhand ins Innere seiner Hose beförderte. Soushi riss verblüfft die Augen auf und sah in sein Gesicht hoch, das zwar gequält, aber immer noch lächelnd war. Na gut, wenn er sich unbedingt Frostbeulen holen wollte. War nicht sein Problem. Soushi hätte auch keine großen Probleme gehabt, seinem Bruder behilflich zu sein, doch definitiv nicht in dieser Atmosphäre. Dazu hatte er einfach nicht den Mumm, zumal er sowieso kaum an sein bestes Stück durfte. „Ich habs gewusst“, meinte plötzlich Kou neben ihm, mit leicht säuselnder Stimme, da ihn die Zunge seines Freundes nicht gerade bei vollem Verstand ließ. „Eh?“, gab Soushi daraufhin irritiert zurück. „Ich hab gewusst, dass du dich fallen lässt, wenn Tatsu kommt“, meinte dieser schelmisch lächelnd, „Selbst dein Unterbewusstsein hat sich bereits auf ihn eingestellt“. Soushi sah ihn mit großen Augen an. Das hatte also alles einen Zweck gehabt? Er war doch als Versuchskaninchen missbraucht worden. Grimmig sah er den kleinen Vocal an. Das konnte doch wohl nicht wahr sein! Es gab tatsächlich einen ‚Sinn‘ hinter seiner Aktion? Aha. Prima. Soushi verschränkte die Arme vor der Brust und schmollte. Er hatte keine Lust mehr, sich herumschubsen zu lassen, so angenehm das zum Schluss auch gewesen sein mag. Den relativ kurzen Rest des Abends, trank er einfach noch ein wenig, um sein Gehirn von der Peinlichkeit von vorhin abzulenken und hörte einfach der Musik zu. Was die anderen taten, interessierte ihn weniger. Vielmehr genoss er einfach die Tatsache, dass Tatsuro ihn den ganzen Abend lang nicht aus seinen Armen ließ. Er kuschelte sich einfach an den warmen Körper neben sich und ließ seine Sorgen, Sorgen sein. Die Müdigkeit überfiel ihn nach einer Weile, aber wer konnte es ihm auch verübeln? Alkohol, Sex und die Wärme von Tatsuros Körper schläferten ihn langsam ein. So bekam er gar nicht mehr mit, wie der Abend für beendet erklärt wurde und sie sich auf den Weg nach Hause machten. Soushi öffnete erst die Augen, als er eine weiche Decke übergeworfen bekam. Verschlafen blinzelte er in die Dunkelheit und erkannte nur die Silhouette seines Bruders über sich. „Hm~?“, fragte er leicht murrend, doch dieser lächelte nur und hauchte nur ein ‚Oyasumi‘, bevor er auch schon aus dem Zimmer ging. Soushi war zwar hundemüde, doch der Alkohol drückte ihm einfach viel zu sehr auf die Blase, weshalb er sich nach einigen Sekunden seufzend aus dem Bett erhob. Sich die Augen reibend, begab er sich in Richtung des Badezimmers, das direkt neben dem Zimmer lag, als er Stimmen im Wohnzimmer hörte. Waren die etwa immer noch am saufen? Gerade fragte er sich das, fast belustigt, als schon die ersten Gesprächsfetzen sein müdes Gehirn erreichten. Sie redeten über IHN! Er bekam Herzklopfen und versteckte sich etwas, um nicht gesehen zu werden. Würden sie sich über ihn lustig machen? Wie er sich heute benommen hatte? Würden sie ihn nun verachten, wo sie gesehen hatten, auf welche perversen Reize er reagierte? Er schämte sich und neigte den Blick erneut zu Boden, betrachtete seine Füße. „Bist du dir sicher, dass du so weitermachen willst?“, hörte er Yasuo mit ernster Stimme fragen. Stille, dann ein Seufzen seinerseits. „Das war mir klar“, fuhr dieser fort. „Weißt du, was du Soushi damit antust?“. „Ja, weiß ich“, ertönte nun die Stimme seines Bruders. Dieser schien leicht angenervt zu sein. Anscheinend hatten sie schon einmal solch ein Gespräch geführt. Soushi schluckte. Er spürte sein Herz in seiner Brust heftig schlagen. Die ganze Situation war so peinlich. „Immerhin bin ich sein Bruder“. „Genau. Sein Bruder und nicht sein Liebhaber“. „Was geht dich das denn an? Ich hab das im Griff, oke?“, maulte Tatsuro und ein Feuerzeuggeräusch erklang, gefolgt von tiefen Ausatmen. „Mag sein, dass du es im Griff hast, aber bei Soushi wäre ich mir nicht sicher. Ich habe heute gesehen, wie er auf dich reagiert“. Stille. „Du hast ja recht, aber das ist nur, weil er die Berührungen kennt“, kam es leise. „Nein. Es ist, weil er dich spürt. Man kann mit ihm sonstwas machen, solange er im Glauben ist, das du es bist, lässt er es sich fallen. Vollkommen.“ Soushi schluckte. Hatte er doch etwas falsch gemacht? Hatte er Tatsuro womöglich Ärger eingebrockt? Aber das war doch gar nicht seine Schuld... immerhin hatte Kou die ganze Sache geplant. Er griff sich an die schmerzende Brust und ließ seine Finger zu seinem Hals gleiten, an dem die Würgemale zu sehen waren. Er hatte etwas falsch gemacht... er hatte alles falsch gemacht! „Stimmt“, ertönte es wieder im Wohnzimmer, „Aber ich weiß, wie ich mit ihm umgehen muss, oke? Ich habe keine Lust mehr auf diese Diskussion. Das haben wir schon so oft durchgekaut“. Soushi hörte Schritte und erschrak. Was wenn sie ihn nun hier lauschend vorfinden würden? Es ging zwar um ihn, aber dennoch war es ein privates Gespräch. Schnell schlich er auf Zehenspitzen ins Bad, bekam nur noch mit, wie Yasuo Tatsuro erneut ansprach, traute sich aber nicht, weiter zu lauschen. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, wäre er ja fast ertappt worden. Noch eine Peinlichkeit mehr an diesem Abend und er könnte sich die Kugel geben. Er blieb einige Augenblicke reglos an der Tür stehen und versuchte seinen schnellen Atem zu beruhigen, als er kurze Zeit später auch zweimal die Haustüre auf- und zugehen hörte. Er öffnete zögerlich die Badezimmertür einen Spalt breit und linste hindurch. Es herrschte Ruhe in der großen WG-Wohnung. Anscheinend verabschiedete Tatsuro gerade den Gitarristen. Seufzend schloss er sie wieder und verrichtete schnell sein Geschäft, wollte er doch, noch bevor sein Bruder wieder reinkam, unschuldig im Bette liegen. Als dieser dann auch schon wenige Augenblicke, nachdem Soushi unter die Decke geschlüpft war, reinkam, tat er so, als schliefe er friedlich. Nach einigen Sekunden wurde die Tür geschlossen und er hörte ihn zu sich kommen. Das Bett senkte sich auf einer Seite und er fühlte seinen warmen Körper neben sich. Tatsuro legte die Arme um ihn, hauchte ihm sanft einen Kuss auf die Stirn und spielte gedankenverloren mit Soushis Haarsträhnen. Dieser fragte sich gerade was das sollte, immerhin war sein Bruder so gut wie nie zum Kuscheln anzuregen, nur unmittelbar nach einer Session. Doch er genoss die geschenkte Zärtlichkeit und lächelte leicht in die Dunkelheit. Nach einiger Zeit Stille, bei der er schon dachte, dass sein großer Bruder eingeschlafen war, hörte er ihn leise hauchen: „Ich liebe dich.“ ______________ So, lang hats gedauert, mit dem neuen Kapitel, aber hier ist es endlich ^^° Ich hoffe, es hat auch gefallen und euch dazu angeregt, Kommentare zu hinterlassen x3 Begriffe chan: Verniedlichungsform san: höfliche Anredeform onii: Bruder kami: Gott sumimasen: entschuldigung oyasumi: gute Nacht Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)