Ich kann nicht lieben ... von Armaterasu (... nicht nachdem, was passiert ist.) ================================================================================ Kapitel 5: .:5:. ---------------- „Liebst du Miyavi?“, fragte Reita und alle Augenpaare sind auf mich gerichtet. Was soll ich denn jetzt antworten? Lieber schweige ich, denn ich weiß nicht, ob ich so was wie Liebe empfinden kann. „Sagen wir mal so, ich mag ihn ... genauso wie ich euch mag.“ Uruha war zu diesem Thema anders eingestellt, hatte auch schon kurz nach dem Vorfall im Heim wieder diverse Freundinnen und auch Freunde, was mich zweifeln ließ und lässt. Wieso schaffte er es sich so schnell wieder anderen Menschen hinzugeben und ich habe es bis heute noch nicht ganz geschafft? „Wollt ihr weiterhören?“, fragte ich und erhalte ein zustimmendes Nicken von meinen Freunden. „Wollen wir noch etwas in den Garten gehen?“, fragte Miyazaki mich, doch ich hatte nicht wirklich Lust und schüttelte den Kopf, wollte ich doch im Moment einfach nur liegen bleiben, beziehungsweise die restliche Zeit ebenfalls im Bett verbringen. „Wie spät ist es?“, fragte ich leise, denn ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren. „Kurz vor fünf.“, antwortete er mir und ich bat ihn mir etwas auf seiner Gitarre vorzuspielen, was er auch tat. Seine ruhige Musik stimmte mich erneut nachdenklich. Mir erschien das Bild von Kouyou vor meinen Augen, vor allem sein schmerzverzerrtes Gesicht bei der Vergewaltigung. Es hatte mir selbst das Herz zerrissen ihn so zu sehen. Ich meinte, unser Arbeiten in der Bar war auch nicht gerade schmerzfrei, doch zum einen hatten wir uns vor der Show etwas geweitet und zum anderen waren die meisten Kunden auch verhältnismäßig nett gewesen, sodass es halbwegs erträglich war, im Gegensatz zum Heim. Ich möchte nicht wissen, was Frau Shimizu mit den anderen Kindern alles angestellt hatte, die zum Teil bedeutend jünger waren als Kouyou und ich. Am meisten hatte sich ihr eiskalter Blick in meiner Seele eingebrannt, den ich wohl so schnell nicht vergessen würde. Wie konnte ein Mensch nur so herzlos und grausam sein? Wäre Frau Shimizu eine sanfte Frau gewesen, dann wäre der Aufenthalt im Heim nur halb so schlimm gewesen, als er so schon war, denn es ist schrecklich ohne seine Eltern aufzuwachsen. „An was denkst du?“, fragte er mich leise, unterbrach aber nicht sein sanftes Spiel. „An verschiedene Dinge.“, antwortete ich ebenso leise. „Willst du es mir sagen?“ „Hmm ... ich hab an Kouyou gedacht, an das Arbeiten, an Frau Shimizu und an das Heim generell.“ „Kouyou ist ganz anders als du.“ „Ich weiß ... und ich glaube, dass er das anders und auch schneller verarbeiten wird als ich oder er zeigt seinen Schmerz nicht.“ „Er hat für mich so eine Jetzt – erst – recht – Ausstrahlung und ich glaube, dass es auch nicht lange dauert bis er das nächste Mal Sex haben wird.“ „Meinst du?“ Ich sah ihn mit großen Augen und einen leicht verwirrten Blick an, konnte ich es mir doch nicht vorstellen, wie man sich so schnell wieder anderen Menschen hingeben kann. „Ja, da bin ich mir sogar ziemlich sicher.“ „Kann man ... kann man Spaß am Sex haben? Ist es wirklich die schönste Nebensache der Welt, so wie man immer sagt?“, fragte ich leise, doch die Antwort interessierte mich. „Wenn es so ist, wie man sich ihn wünscht, also entweder sanft und gefühlvoll oder eben auf die härtere Tour, dann ist es schon die schönste Nebensache der Welt. Glaub mir, Yutaka, auch du wirst irgendwann jemanden lieben und dann das Bedürfnis haben, sich mit ihr oder ihm zu vereinen. Das wird nicht heute oder morgen sein, aber wer weiß, was in fünf oder zehn Jahren ist?“ „Keiner.“ „Na siehste. Lass es einfach auf dich zukommen.“ Ich seufzte, war es wirklich so wie er sagte? Miyazakis Mutter rief uns zum Abendessen und die kleine, zierliche Frau hat sich sehr viel Mühe gegeben. Es gab mehrere Teelichter auf dem Tisch, die einen zarten Duft hatten und mich somit entspannen ließen. Das Essen war bereits auf die Teller aufgeteilt und die Hayakawas begrüßten mich nun offiziell als neues „Familienmitglied“. Jeder umarmte mich und ich empfand es sogar als relativ angenehm, wirkten sie doch auf mich nicht bedrohlich. Das Essen schmeckte wirklich hervorragend und ich nahm mir vor ihr ein paar Handgriffe abzuschauen, denn wenn es mit der Musikerkarriere nicht klappte, wollte ich Koch werden. „Ich würde das nächste Mal gerne mit ihnen zusammen kochen.“, sagte ich und richtete meinen Blick auf Miyazakis Mutter. „Sehr gern und du kannst mich ruhig duzen und Noriko nennen.“, strahlte mich die sympathische Frau an. Der Rest des Essens verlief schweigend, aber keineswegs unangenehm, denn ich fühlte mich wohl, hatte nicht das Bedürfnis Sprechen zu müssen, um der Stille zu entkommen. Nachdem Essen half ich beim Abwasch, war es doch das Mindeste was ich tun konnte, bevor ich wieder mit Miyazaki in dessen Zimmer verschwand. „Stört es dich, wenn ich ein bisschen am PC sitze?“, fragte er mich, doch ich schüttelte den Kopf, war ich doch ganz froh meine Ruhe zu haben und einfach nur im Bett zu liegen. „Yutaka, du musst nicht die ganze Zeit im Bett liegen. Fühl dich wie zu Hause und mach das, worauf du Lust hast. Du kannst auch gerne an den Rechner, wenn du magst.“ „Ist schon okay, Miya. Ich möchte einfach nur liegen.“, sagte ich leise und entlockte ihm damit ein Seufzen. Ich lag mit den Rücken zu Miyazaki, die Decke über meinen Körper gezogen und starrte fast schon regelrecht meine Tüte mit den Klamotten an. Ich werde mir wohl einen Job suchen müssen um mir dann erstmal neue Sachen kaufen zu können, denn ich konnte unmöglich immer das Gleiche tragen. Ich seufzte und drehte mich auf die andere Seite, schloss vorerst meine Augen bis ich Miyazakis Einschläge auf der Tastatur wahrnahm und ich mir somit sicher war, dass er mich nicht anschaute. Als ich die Augen öffnete, blickte ich direkt auf den Bildschirm und bekam so ein MSN – Gespräch zwischen ihm und einem gewissen Giftzwerg mit, wahrscheinlich ein Freund oder eine Freundin von ihm. Zu meiner Überraschung handelte das Gespräch von mir. Miyavilicious sagt: Ich kann nicht mehr... Giftzwerg sagt: immer noch wegen diesem Jungen aus dem Krankenhaus? o.O Miyavilicious sagt: ja Giftzwerg sagt: Was ist denn passiert? Miyavilicious sagt: Eigentlich nichts, aber mir tut es weh, was ihm angetan wurde. Ich will ihm helfen und zeigen, dass nicht alle Menschen böse sind bzw. dass er sich sehr wohl auch in einen anderen Menschen verlieben kann. Giftzwerg sagt: Hör zu, ich habe das zwar nicht erlebt wie er und ich weiß auch nur einen kleinen Teil davon, aber ich kann es mir schon denken, was in ihm vorgeht. Sei einfach für ihn da und nimm ihn in den Arm, wenn er weint. Miyavilicious sagt: Das mach ich doch schon. o.O Giftzwerg sagt: Dann mach das weiterhin. Gib ihm Zeit bis er sich an dich gewöhnt und bedräng ihn nicht gleich mit deinen Knuddelattacken. Miyavilicious sagt: Mach ich nicht... und was kann ich dafür, dass ich so gern knuddle?! o.O Giftzwerg sagt: Dann knuddle mit jemand anderes. xD Wir quatschen ein anderes Mal weiter, ich muss los. Akira kommt *freu* Miyavilicious sagt: Grüß ihn lieb von mir. Weiß er von deinen Gefühlen? Giftzwerg sagt: mach ich *lach* nein, weiß er nicht... ich trau mich nicht >.< aber hey, er ist mein bester Freund, was will ich mehr?! ^^ Okay, bis bald. Baibai Giftzwerg ist offline Schnell schloss ich meine Augen wieder, dachte über das Gespräch zwischen Miyazaki und diesem Giftzwerg nach. Anscheinend wollte Miyazaki mir wirklich helfen und er schien süchtig nach Umarmungen zu sein. Na wunderbar, mal sehen wie ich auf Dauer damit klar kommen würde. Er machte seinen Rechner wieder aus und begann wahrscheinlich mit seinen Hausaufgaben. „So ein Scheiß!!! Wer soll das denn kapieren?!“, fluchte er leise, was mich schmunzeln ließ. Wütend schmiss er seinen Block und sein Buch auf den Schreibtisch. Ich schrak zusammen und sah ihn mit großen Augen an. „Gomen, ich wollte dich nicht erschrecken.“, sagte er schnell und setzte sich auf das Bett, begann durch meine Haare zu streicheln um mich zu beruhigen. „Ist schon gut. Ich hab nicht fest geschlafen.“, meinte ich leise, schloss erneut meine Augen, dachte eher über den Giftzwerg nach und was das für ein Mensch sein könnte. Oder war es eine sie? Auf jeden Fall schien Giftzwerg Gefühle für einen Akira zu haben. „Wie warst du eigentlich in der Schule? Also, ich meine deine Leistungen?“, holte Miyazaki mich, mit seiner sanften Stimme, aus meinen Gedanken zurück in die Realität. „Ich ... ich war Klassenbester.“, nuschelte ich peinlich berührt. „Kannst ... kannst du mir in Mathe helfen? Ich kapier den Mist da nicht.“ Unsicher sah er mich an, doch ich lächelte leicht. „Zeig mal her, damit ich es mir mal anschauen kann.“ Er gab mir sein Mathebuch und tippte auf die Aufgaben, die er zu lösen hatte. „Miya, das ist doch einfach.“, sagte ich ihm und begann ihm den Sachverhalt zu erklären, während er aufmerksam zuhörte. Ab und an nickte er und ich ging davon aus, dass er es verstanden hatte, ich meinte so schwer war eine Kurvendiskussion ja nun auch nicht. „Okay, dann machen wir jetzt die Aufgaben und danach vergleichen wir.“, sagte ich zu ihm und er sah mich fragend an. „Miya, jeder macht die Aufgaben für sich und danach schauen wir, ob wir die gleichen Ergebnisse raus haben.“ „Achso, okay.“ Enthusiastisch, wie Miyazaki nun einmal war, begann er mit seiner ersten Kurvendiskussion. Ich tat es ihm nach ein paar Minuten gleich und so saßen wir beide auf dem Bett und rechneten stumm vor uns hin, bis er nach knapp einer halben Stunde „Fertig!“ sagte und mich mit einem breiten Grinsen ansah. „Ich auch, also lass uns unsere Ergebnisse vergleichen.“ Er gab mir sein Blatt und ich schaute abwechselnd zwischen seinen und meinen Lösungen hin und her. „Zwei Fehler,“ sagte ich am Ende „aber die sind nicht weiter schlimm.“ „Nur zwei Fehler? Hurra, ich habe es verstanden!“, schrie er und sprang vom Bett auf damit er in seinem Zimmer rumtanzen konnte, sich sein Blatt schnappte und die Treppe runter flitzte. „Mama! Yutaka hat mir Mathe erklärt und ich habe es sogar verstanden!“ „Erdrücke mich nicht, mein Junge!“, röchelte sie schon fast und ich grinste, denn wahrscheinlich war Noriko Opfer von Miyazakis Knuddelattacken geworden. Ich legte mich wieder in sein Bett und hörte wie er wieder die Treppe hochkam. „Ich danke dir, Yutaka. Du hast mir echt sehr geholfen.“ „Kein Problem, denn du versuchst mir ja auch zu helfen.“, sagte ich leise und schloss meine Augen. „Hey. Na klar versuche ich dir zu helfen und ich werde es auch weiterhin tun, wenn du mich lässt.“, meinte er und streichelte meinen Kopf, eine Geste von ihm, die ich irgendwie mochte. „Ich werde mir mal mein Bett auf der Couch herrichten.“, sagte er leise und stand auf, doch ich fragte ihn, ob er nicht ein Futon hatte, auf dem er im Zimmer schlafen könne beziehungsweise, dass ich auf dem Futon schlief und er in seinem Bett. „Stimmt. Ich glaube so was haben wir und vergiss es, Yutaka! Du schläfst im Bett und ich auf dem Futon.“ Er flitzte die Treppe wieder nach unten, fragte seine Eltern und kam mit einer Rolle wieder zurück, die er im Zimmer ausbreitete. „Ich hab schon lange nicht mehr darauf geschlafen.“, sagte er grinsend, doch ich wusste nicht, ob er es ehrlich meinte oder ob er nur mein schlechtes Gewissen vertreiben wollte. „Ich geh dann mal ins Bad.“, sagte ich leise und stand auf um das angrenzende Badezimmer zu betreten, nahm mein Krankenhausgewand mit und zog mich um. Einen Blick in den Spiegel riskierte ich lieber nicht, denn ich wollte gar nicht wissen, wie schrecklich ich eigentlich aussah. Also putzte ich mir nur meine Zähne und ging auf die Toilette. Auch Miyazaki hatte sich bereits entkleidet, denn er schlief nur mit Boxershorts wie ich sah, als er noch aus dem Fenster schaute. „Wollen wir dann schlafen?“, fragte er mich und ich nickte, war ich doch ziemlich müde. Ich legte mich in sein Bett und schlief auch relativ schnell ein, träumte allerdings wieder von meinen Vergewaltigungen. Am nächsten Morgen wachte ich in seinen Armen auf, wahrscheinlich weil ich so schlecht geträumt hatte und er mir Schutz geben wollte. Miyazaki schlief allerdings noch und ich überlegte, ob ich liegen bleiben oder lieber duschen gehen sollte. Ich entschied mich für Letzteres, befreite mich vorsichtig aus seinen Armen und tapste leise ins Badezimmer, um mir erst einmal die Zähne zu putzen und die restlichen Verbände abzumachen. Ich sah die Badewanne und entschied mich gegen die Dusche und für ein Bad. Das Wasser stellte ich auf eine gefühlte Temperatur von 37°C und goss noch etwas von dem Lotusschaumbad hinein. Gerade als ich mich meiner Sachen entledigt hatte, wurde die Tür aufgerissen und Miyazaki trat mit einem lautem „Yutaka!“ ein und starrte fast schon auf meinen Körper, der noch immer mit blauen Flecken übersäht war und außerdem hatte sich mein morgendliches Problem noch nicht verflüchtigt – der Nachteil eines jeden Mannes. Beschämt senkte ich meinen Kopf zur Seite als er auf mein Glied sah. „Hast du ... hast du genug gesehen?“, fragte ich ihn leise und er erwachte aus seiner Starre. Doch statt die Tür von außen zu schließen, kam er auf mich zu und umarmte mich. „Yutaka – kun ...“, nuschelte er an meinen Hals und strich mir über meinen nackten Rücken. „Ich werd dir zeigen, dass körperliche Nähe auch sehr schön sein kann, wenn du es möchtest.“, sagte er und spielte wahrscheinlich auf mein Zusammenzucken an, als er mich umarmte. „Ich kann ja verstehen, dass du Angst hast, aber ich bin der Letzte, der dir wehtun will.“ Ich schwieg, wusste ich nicht ob ich ihm glauben sollte oder nicht. „Ich lass dich dann mal baden und ich mach dann in der Zeit Frühstück. Möchtest du Kaffee oder Tee? Im Schrank ist noch eine Salbe gegen Prellungen, die kannst du nehmen, wenn du möchtest.“ „Pfefferminztee, wenn du ihn hast.“, sagte ich wieder einmal sehr leise und er nickte, bevor er das Badezimmer verließ und ich in das heiße Nass stieg, welches meinen Körper entspannte und die Schmerzen weniger werden ließ, doch meine Gedanken drifteten zu Kouyou ab. Wie er wohl mit der Situation umgehen wird? Er ist schließlich ein ganz anderer Charaktertyp als ich und wird das alles auch ganz anders verarbeiten können. Ich glaubte, dass ich es einfach vergessen konnte, was passiert war, konnte ich doch an der Tatsache nichts ändern oder sie sogar ungeschehen machen. Sie wird zu meinem Leben dazu gehören, ein eigenes, wenn auch dunkles Kapitel bilden und ich werde daraus das Positive ziehen müssen, auch wenn ich jetzt noch nicht wusste, was das Positive war, es wahrscheinlich sogar niemals wissen würde, weil es daran einfach nicht Gutes gibt. Doch trotzdem dachte ich darüber nach, was für einen Sinn das hatte, denn ich war der Meinung, dass nichts ohne Grund passierte und es auch irgendwie vorher bestimmt war, welche Dinge im Leben passieren und welche Menschen man trifft. Ich shampoonierte meine Haare ein und wusch den Rest meines Körpers, blieb an meinem Glied hängen. Konnte man wirklich Freude daran haben, wenn man mit jemanden schläft? Ist es wirklich stressabbauend, wenn man es sich selbst ab und zu macht? Ich streichelte mein Glied auf und ab, versuchte mich in der Wanne selbst zu befriedigen, doch ich empfand nichts anderes als Scham und Ekel, Ekel vor mir Selbst. Vielleicht war es wirklich noch zu früh um so etwas wie Lust zu empfinden, denn vorher hab ich mich nie vor mir selbst geekelt oder mich für meinen Körper geschämt. Ich ließ meine Hand zur Seite sinken und seufzte lautstark. „Ich muss das schaffen.“, sagte ich zu mir selbst und beschloss einfach mehr auf Menschen zuzugehen, nicht auf alle Menschen, aber zum Beispiel bei Miyazakis Freunden, denn die konnten ja nichts Schlimmes mit mir vorhaben, davon ging ich jedenfalls stark aus. Ich wusch mir das Shampoo aus den Haaren und trocknete mich ab, bekam ich doch langsam Hunger und wollte in die Küche gehen, wo Miyazaki das Frühstück schon vorbereitet hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)