Mosaik von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 4: Bi ------------- Guten Morgen^^! So, das wird vorerst das letzte Mal sein, dass ich ein Kapitel hochlade, da ich jetzt erstmal für ein paar Tage zu Freunden nach Bayern fahre. Wenn ich zurück bin, hoffe ich, dass ich bald wieder zum Schreiben komme. Ich hoffe, dass Kapitel gefällt Euch und Ihr leidet ordentlich mit dem armen David :-)! Wünsche Euch alles Gute! Liebe Grüße, BlueMoon ______________________________________________________________________ Es war halb sechs und David stand unter der Dusche. Heiß und duftend umhüllte ihn weiches Wasser und weißer Schaum, wusch den Vogeldreck von seinen Händen, den Schweiß von seinem Rücken und das angestrengte Runzeln von seiner Stirn. Was für ein Tag! Er glaubte nicht, dass je ein Arbeitstag härter und länger gewesen war. Siebeneinhalb Stunden lang war Mr. Nervtöter hinter ihm her gelaufen und hatte dumm gegrinst. Wie konnte ein einzelner Mensch nur so lange grinsen ohne einen Gesichtskrampf zu kriegen? Und ständig diese Scheißsprüche, der er alle Nase lang abgelassen hatte: „Oh David, ich könnte den ganzen Tag hinter dir hergehen und deinen süßen Arsch anstarren!“ und „David, du siehst hinreißend aus, wenn du kurz vorm Ausrasten bist!“ Natürlich war er bei solchen Aussagen fast ausgerastet! Wie hätte er auch nicht?! Dieser Mistkerl hatte ihn die ganze Zeit versucht zu provozieren und David hatte Kopfweh bekommen vom endlosen Zähnezusammenbeißen. Und außerdem...hatte er immer wieder daran denken müssen, was Linda gesagt hatte. David hatte trotz allem versucht Dings alles zu erklären, hatte wirklich versucht, nett und höflich zu bleiben, doch das war alles Andere als leicht gewesen. „Das Außengelände besteht aus mehreren Gebieten,“ hatte er erläutert und sich alle Mühe gegeben, sich nicht von Saschas dämlichem Schmunzeln beirren zu lassen, das er – kaum hatte er den Kükenschock überwunden – wieder aufgesetzt hatte, „Und zwar aus den beiden Rundflugvolieren auf der Wiese, den vier Storchengehegen, den Freilandterrarien, der Ost, der West und der Nord. Warum grinst du schon wieder so scheiße?“ „Ach nichts, ich find’s nur niedlich, wie du dich um mich bemühst!“, hatte Dings geträllert. Wer bitte würde da nicht beinahe die Geduld verlieren? Nur mit übermenschlicher Anstrengung hatte es David geschafft, nicht seine Beherrschung einzubüßen und Mr. Ich-Mag-Deinen-Arsch mit Besen und Harke zu attackieren. Doch zum Glück war der Tag jetzt vorbei, die heiße Dusche vertrieb die Erinnerungen an diese nervenaufreibenden Stunden und für den Fall der Fälle hatte David die Badezimmertür viermal abgeschlossen. Er hatte auf Nummer Sicher gehen wollen, falls Dings wieder auf schräge Gedanken kam. Nach zehn erholsamen Minuten stieg er schließlich aus der Dusche, schnappte sich sein Handtuch, das griffbereit auf dem Klodeckel gelegen hatte und trocknete sich ab. Anschließend schlang er sich das Handtuch um die Hüften und öffnete das Fenster einen Spalt, um die frische, kühle Abendluft herein zu lassen – allerdings nicht, ohne vorher sorgsam die blauen Vorhänge zu zuziehen. Man konnte ja nie wissen... Dann blickte er in den noch leicht beschlagenen Spiegel. Aus seinen Tiefen schaute ein junger Mann zurück, leicht vernebelt vom Wasserdampf, den seine kleine, sanft gebogene Nase jünger erscheinen ließ, als er tatsächlich war. Seine Haut war leicht gebräunt von der Herbstsonne, seine Augen blaugrün unter den dunklen Brauen. Um sein schmales, aber weich geformtes Gesicht ringelte sich ein Kranz wilder, blonder Locken, die still auf seine nackten Schultern tropften. David wandte sich vom Spiegel ab und stieg in frische Klamotten. Anschließend verließ er das Badezimmer. Jedoch kam er nicht weit. Kaum hatte er den Schlüssel viermal gedreht und sich aus dem schützenden Raum heraus gewagt, da stand er schon vor ihm. „Hey...,“ sagte Dings und grinste mal wieder breit wie ein Honigkuchenpferd. Augenblicklich kehrte Davids Stirnrunzeln zurück. Er stöhnte laut und schob Mr. Ich-Steh-Blöd-Vorm-Badezimmer-Rum zur Seite. „Was willst du?!“, pampte er unfreundlich und machte sich auf den Weg zu seinem Zimmer. Sascha folgte ihm. „Ach, ich wollte nur nachsehen, ob es dir auch gut geht. Du warst so lange da drin.“ David schleppte sich die Treppe hoch. Seine Stirn glich einem frisch gepflügten Acker. „Ich habe versucht, mich zu ertränken. Zufrieden?“ Sie waren am Treppenabsatz angekommen. „Ertränken? Warum das denn?“ Oh, er hielt es nicht mehr aus. David wirbelte herum. „WEIL DU MICH NERVST!“, brüllte er. Schweigen trat ein. Einen Moment sah Sascha überrumpelt aus. Dann begann er wieder zu strahlen. „Tatsächlich? Das tut mir sehr Leid.“ David starrte ihn an. Heißer Zorn pulsierte durch seine Adern. Er konnte es nicht glauben! Leid tun? Leid tun? Sehr witzig! Dieses Lächeln sagte doch ganz klar, dass er das nicht erst meinte! Dieser verdammte Scheißkerl! Noch ein Wort und er würde ihn kopfüber von der Treppe stoßen! David wollte gerade Luft holen, um eine gigantische Schimpfkanonade auf Mr. Das-Tut-Mir-Sehr-Leid abzufeuern, da sagte dieser: „Ich wollte dich eigentlich nur fragen, ob ich für dich kochen darf.“ David stockte und dann verschwand der Wind aus seinen Segeln. Hatte er richtig gehört? „Wie bitte?“, fragte er verwundert. Dings lächelte breit. „Ja, ich wollte fragen, ob ich für dich kochen darf. Ich weiß, dass ich heute... etwas anstrengend war und damit wollte ich es wieder gut machen. Ich dachte, du hättest vielleicht Lust auf ein richtiges warmes Essen. Magst du Steak mit Ofenkartoffeln, Salat und selbstgemachter Sour Cream?“ David blinzelte „Äh... Ja, mag ich...,“ antworte er noch immer völlig verdutzt. „Und wie magst du dein Steak? Blutig, medium oder durch?“ „Medium.“ „Gut!“, strahlte Sascha und machte sich daran, die Treppe wieder hinab zu steigen, „Dann ruf ich dich, sobald das Essen fertig ist.“ „O...Okay...,“ Langsam drehte David sich nach rechts und fand nach einigem Kopfschütteln auch sein Zimmer. Hatte er sich das gerade nur eingebildet? Oder hatte Dings ihm gerade wirklich gesagt, er würde für ihn kochen? Nein, das hatte er nicht geträumt. Er meinte, weil er den Tag über so anstrengend gewesen war, wolle er zur Wiedergutmachung für ihn kochen. Was war denn plötzlich in den gefahren? Ob es da einen Trick gab? Vielleicht, aber vielleicht auch nicht. Vielleicht meinte er es ja ehrlich. Aber wie auch immer, Steak mit Kartoffeln, Salat und Sour Cream hörte sich viel besser an als Instandnudeln. Er betrat sein neues Zimmer, öffnete das Fenster und blickte sich um. Es sah noch genauso aus, wie er es am Morgen verlassen hatte: Die Möbel standen kreuz und quer im Raum herum und berührten vorsichtshalber die Wände nicht. Doch inzwischen war die Farbe getrocknet und die Abendsonne, die durch das Fenster herein fiel, brachte das Zimmer zum Leuchten. David seufzte, griff sich sein Cello und den Bogen aus dem Koffer und setzte sich auf seinen Stuhl. Er schloss die Augen und begann eine Melodie zu spielen, die durch jahrelanges Üben in sein Herz übergegangen war. Die Finger seiner linken Hand huschten über die Saiten am Hals des Instruments, seine rechte Hand schwang den Bogen als hätte sie in ihrem Leben niemals etwas anderes getan, sein Körper bewegte sich automatisch im Takt der Melodie. Seine Gedanken ließ er treiben, bemühte sich nur, sie nicht zu sehr in die Nähe von Mr. Ich-Koche-Für-Dich oder seiner Sexualität kommen zu lassen. Er ließ sich voll und ganz von der Musik einfangen, hörte und fühlte nichts anderes mehr als die Musik, die durch das offene Fenster auf das Gelände wehte und Ben auf dem Waschplatz den Kopf heben ließ. Fünfundvierzig Minuten später öffnete er das erste Mal die Augen und fuhr sofort zusammen. Dings stand im offenen Türrahmen und schaute ihn an. Ausnahmsweise grinste er nicht. „Du spielst wunderschön,“ sagte er schlicht. „Äh, danke...,“ erwiderte David verlegen und sah zurück, „Was gibt’s denn?“ „Essen ist fertig,“ antwortete Sascha, „Möchtest du mit in die Küche kommen?“ „Ja, ich komme.“ Er stand auf, verfrachtete sein Cello und den Bogen in den Koffer zurück und folgte Dings die Treppe runter und in die Zivi-Küche. Der Tisch war bereits gedeckt und es duftete wunderbar nach gebratenem Fleisch und gewürzten Kartoffeln. „Das riecht aber gut...,“ sagte er und setzte sich an den Tisch. „Ich hoffe, es schmeckt dir auch“, entgegnete Mr. Du-Spielst-Wunderschön und stellte die Steakpfanne – da ihm die Untersetzer fehlten – auf ein Frühstücksbrettchen. Dabei grinste er schon wieder auf diese bestimmte Art und Weise, die David Gefahr hätte wittern lassen. Doch der sah es nicht, er war viel zu sehr damit beschäftigt, die Steaks zu bewundern. „So, bitte, bedien dich!“, forderte Sascha ihn auf, sobald auch der Salat auf dem Tisch stand, „Nimm dir von allem, soviel du willst.“ „Danke schön!“, lächelte David und tat wie geheißen. Erst jetzt merkte er, wie hungrig der Stress des Tages ihn gemacht hatte. Er füllte seinen Teller mit Steak, Salat und Kartoffeln mit Sour Cream und begann zu essen. Tatsächlich schmeckte es köstlich. „Mhm...,“ machte er und kaute den Bissen, „Das ist ja echt klasse. Ich hätte nie gedacht, dass du so gut kochen kannst.“ „Danke,“ Dings’ Lächeln wuchs immer mehr in die Breite, „Freut mich, dass du es magst.“ Und dann kam es. David hatte sich gerade die fünfte Gabel in den Mund schieben wollen. „Ach ja...,“ begann Sascha und lehnte sich in seinem Stuhl (Heikos Privatstuhl) zurück, „Hatte ich dir eigentlich die Bedingungen erklärt?“ David erfror sofort in seiner Bewegung und sah langsam zu seinem Koch hinüber. „Was...für Bedingungen?“ Jetzt sah auch er das Grinsen, das sich breit und bedrohlich über Dings’ Mund spannte. Ihm wurde mulmig. Sehr, sehr mulmig. „Na ja...,“ fuhr Sascha fort, beugte sich vor und blickte David tief in die Augen, „Du darfst essen soviel du willst und danach bläst du mir einen.“ Eisige Stille erfüllte die Zivi-Küche. Fassungslos starrte David sein Gegenüber an. Ganz langsam tröpfelten die Worte in sein Bewusstsein. Blasen? Hatte er das wirklich gesagt? Er, David, sollte ihm nach dem Essen einen blasen? „W...Wie bitte?“, flüsterte er tonlos. „Ich koche für dich, du bläst mir einen. Ich hätte natürlich auch nichts dagegen, dich zu ficken, aber ich wollte nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen.“ Blasen? Ficken? Mit der Tür ins Haus fallen? David schluckte. Er war so geschockt, dass er ganz vergaß, vor Wut den Tisch umzuwerfen. Dann schaltete sich sein Hirn allmählich wieder ein und ihm wurde schlecht. Kotzübel geradezu. Sein Herz sprang ihm in die Kehle. „Ich denke, ich...habe keinen Hunger mehr,“ sagte er kalt und heiser, legte sein Besteck auf seinen noch vollen Teller und stand auf. Das Blut kochte in seinen Venen. „Hey, wo willst du denn hin?“, wollte Sascha wissen und stand ebenfalls auf. Er schmunzelte noch immer. „In mein Zimmer!“, antwortete David laut. Langsam, aber sicher kroch der Zorn in seinen Körper, löste seinen Schock und das Entsetzen und füllte ihn mit Kraft. „Was ist denn dein Problem? Das ist doch ein fairer Handel!“ „Ich gehe!“, fauchte David und stapfte auf den Flur zu, Richtung Treppe. In seinen Ohren rauschte es. Blas mir einen! Der war doch komplett...! GOTT! „Na gut, na gut!“, beeilte Mr. Blas-Mir-Einen zu sagen und hastete ihm nach, „Wir machen es anders. Du isst soviel du willst und danach darf ich dir einen blasen!“ Davids Lunge verkrampfte sich. „Du bist absolut wahnsinnig!“, stieß er hervor, drehte sich um und funkelte Sascha an, „Ich will dir weder einen blasen, noch von dir einen geblasen bekommen!“ Sein Herz klopfte heftig und seine Wangen waren gerötet. Jetzt war es eindeutig: Linda hatte Recht gehabt! Scheiße! „Wieso? Das ist doch ein einzigartiges Angebot! Und ich bin echt gut darin!“, erwiderte Sascha und lächelte strahlend dabei. „DU BIST DOCH ECHT TOTAL SCHWUL!“, brüllte David. Dings fing laut an zu lachen. David starrte ihn an. „Oh, nein... Ich bin doch nicht schwul!“, feixte Sascha, „Ich bin bi!“ David versteinerte. Oh, na ja, das war natürlich etwas vollkommen anderes... „Ich verstehe...,“ meinte er kühl, „Du vögelst nicht nur Männer, du vögelst auch Frauen, halt alles, was du kriegen kannst...,“ „Nun, doppelte Sexualität heißt eben doppelter Spaß!“, gab Dings unumwunden zu und grinste fröhlich weiter. David schüttelte den Kopf. Seine Hände zitterten. „Mach, was du willst...,“ grollte er leise, „Aber lass mich damit in Frieden.“ Er wirbelte herum, hastete die Treppe hoch und in sein Zimmer. Hinter ihm fiel die Tür ins Schloss. Erleichtert atmete David aus, schloss das Fenster und ließ sich auf seine Matratzen fallen. Seine Beine fühlten sich wie Wackelpudding an. Boah, was für ein Schock... Dieser Typ hatte sie wirklich nicht mehr alle beisammen. Ihn aufzufordern, ihm einen zu blasen! Einfach so! Als wäre es um...keine Ahnung, ums Einkaufen gegangen. Er hatte doch nicht ehrlich erwartet, dass er ja sagen würde? Gott... Was sollte er jetzt nur tun? Gab es eine Möglichkeit, diesem Scheißkerl irgendwie aus dem Weg zu gehen? Er wollte damit absolut nichts zu tun haben. Nichts. Niemals wieder. Aber was sollte er nur machen? Sein Magen knurrte und er verdrehte die Augen. Das war doch alles Absicht gewesen. Erst hatte er ihn mit diesem Essen geködert und seinen Hunger angestachelt und dann seinen Hammer ausgepackt. Doch egal wie hungrig er jetzt war, er konnte nicht in die Küche zurück. Da würde er sowieso niemals wieder hingehen. Jedenfalls nicht, solange Mr. Ich-Bin-Bi da noch irgendwo rumhing und von einem Blow-Job träumte. David schaute sich in seinem Zimmer um und seufzte schwer. Langsam beruhigte sich sein Puls wieder. Trotzdem... Immer wieder zuckten Bilder vor sein inneres Auge. Bilder von einem Gesicht, an das er nie wieder hatte denken wollen. Hastig stand David auf und stürzte sich auf die erste Arbeit, die ihm in den Sinn kam. Mit einiger Anstrengung schob er seine Matratzen senkrecht in eine Ecke und stellte den Celloständer direkt daneben. Der Kleiderschrank vielleicht neben das Fenster? Und wo sollte der Tisch hin? Da klopfte es. David fuhr zusammen. Wie schreckhaft er geworden war... „Was?“, schnauzte er. Die Tür öffnete sich und Sascha steckte den Kopf herein. Davids Herz begann auf der Stelle zu flattern und sein Magen zog sich angstvoll zusammen. „Was willst du?“, blaffte er. „Mich entschuldigen...,“ kam die Antwort. David hob die Augenbrauen. „Tatsächlich?“, erkundigte er sich kühl. „Ja...,“ Dings wirkte wirklich etwas zerknirscht. Oder? Zögerlich betrat er das Zimmer. „Es tut mir Leid, dass ich dich so blöd angemacht habe. Das war falsch. Möchtest du nicht wieder runter kommen und mit mir weiter essen?“ „Woher weiß ich, dass du nicht wieder damit anfängst?“ „Ich verspreche es dir.“ Sascha knabberte an seinen Fingernägeln und sah ihn an. Zu seinem Widerwillen spürte David, wie sich sein Ärger und sein Misstrauen langsam verflüchtigten. Vielleicht war Dings ja schizophren? Dennoch... „Danke, aber ich habe keinen Hunger mehr,“ log David kalt und wandte den Blick ab, „Außerdem muss ich heute Abend noch meine Möbel verrücken.“ „Ich helfe dir dabei!“, sagte Sascha sofort und legte seine Hände bereitwillig auf Davids Kleiderschrank, „Dieser Schrank ist doch für Einen viel zu schwer.“ David fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Das stimmte zwar, aber trotzdem...konnte er ihm trauen? Woher nahm er die Gewissheit, dass Mr. Ich-Helfe-Dir sich nicht sofort auf ihn stürzte, sobald er ihm den Rücken zu kehrte? Andererseits sah er wirklich so aus, als täte es ihm Leid und als wolle er helfen. Und was sollte schon passieren? Im Notfall würde er ihn schon in die Flucht schlagen können. „Also gut...,“ murmelte David und fasste nun ebenfalls nach dem Holz des Schrankes, „Der soll da neben das Fenster. Auf drei!“ Es dauerte etwas über eine Viertelstunde und ein wenig Schweiß, dann standen alle Möbel da, wo sie hingehörten. Die zwei Ärzteposter hingen über dem Bett. David war sehr zufrieden mit dem Endergebnis. Jetzt sah sein Zimmer richtig gemütlich aus. „Cool...,“ sagte er und sah sich lächelnd in dem Raum um, „Das haben wir gut hingekriegt, danke für deine Hilfe... Dings.“ Verdutzt schaute Sascha ihn einen Moment angesichts des Spitznamen an, dann lächelte er ebenfalls. „War mir ein Vergnügen...,“ Schmunzelnd wandte David sich ab und streichelte die freundlichen, gelben Wände. „Was hörst du überhaupt für Musik?“, fragte er Sascha, im Bestreben ein normales Gespräch mit ihm auszuprobieren. Möglicherweise schafften sie es ja, Frieden zu schließen. „House und...Cello...,” David wirbelte herum, die Stimme hatte sich plötzlich so nah angehört. Dings stand direkt vor ihm, auf seinem Gesicht das übliche Grinsen. „Wenn du mich Dings nennst...,“ flüsterte er heiser, noch bevor David ihn anschreien konnte, „...darf ich dich dann Bums nennen?“ Davids Herz setzte aus. Und dann, gerade als er zu einer lauten und wutentbrannten Erwiderung ansetzen wollte, küsste Sascha ihn heftig auf den Mund und verschluckte so jeden Fluch, der ihm auf der Zunge gelegen hatte. Er presste David mit seinem eigenen Körper an die Wand hinter ihm, pinnte dessen Hände, die wahllos nach einer Angriffsfläche zum Schlagen gesucht hatten, mit einer einzigen außerordentlich starken Hand über seinen Kopf, sodass David sich kaum mehr bewegen konnte. Seine Lippen ließen die Davids nicht los, nahmen ihm jede Luft zum Atmen und saugten ihm jegliche Kraft aus den Beinen. Ein Schaudern lief durch Davids Körper, sein Herz hämmerte und dann...begann sein Widerstand zu erlahmen. Betäubt erlaubte er, dass Sascha ihm mit den Knien die Oberschenkel auseinander drückte. Dann griff Sascha ihm fest und fordernd in den Schritt. David stöhnte in den wilden Kuss hinein, sein Verstand schien sich für einen Augenblick zu verabschieden, doch gleichzeitig erfüllte ihn das Geräusch aus seiner eigenen Kehle mit neuer Kraft. Plötzlich konnte er wieder denken und er riss seine Hände aus der fremden Umklammerung und stieß Sascha fauchend von sich fort. Sein Atem ging schwer, sein Herz raste, als ob er einige Kilometer gerannt war. Sein ganzer Körper zitterte und seine Augen sprühten Funken. „WAS SOLLTE DAS DENN?!“, brüllte er so laut, dass es sich anfühlte, als würden ihm gleich die Stimmbänder reißen, „BIST DU JETZT VÖLLIG VERRÜCKT GEWORDEN?!“ Er ließ Sascha gar nicht zu Wort kommen, stemmte die Hände in seinen Rücken und katapultierte ihn regelrecht aus seinem Zimmer. Er knallte die Tür zu, fingerte bebend nach dem Schlüssel und drehte ihn im Schloss um. Einmal, zweimal, dreimal. Dann verharrte er. In seinem Kopf drehte sich noch alles. Seine Beine fühlten sich so weich an, dass er sich an seinem Tisch festhalten musste. Er hatte mit allem Möglichen gerechnet, aber nicht damit. Wie konnte dieses Arschloch es wagen?! Ihn so dermaßen anzugraben? Er musste wirklich vollkommen irre sein. Das war das letzte Mal gewesen, dass er auf Dings reingefallen war. Garantiert! Noch einmal würde er sich das nicht zulassen. Wie hatte er ihm nur trauen können, auch nur für diese Viertelstunde? Frieden schließen? Gott, wie naiv er war! Er hatte doch inzwischen wirklich genug Erfahrungen mit Dings gesammelt. Wieso war er immer noch so vertrauensselig?! Er wollte sich gar nicht vorstellen, was hätte passieren können, hätte er schließlich nicht zu sich gefunden. Allein der Gedanke... Er schluckte krampfhaft und vergrub sein Gesicht einen Moment in den Händen. Allmählich beruhigte sich sein Körper wieder. Sein Puls verlangsamte und seine Beine fühlten sich wieder halbwegs normal an. Allerdings...spürte er da noch etwas anderes. David sah an sich herunter und wäre fast wieder zusammen gesackt. Er hatte eine Latte. Und zwar nicht zu knapp. Das war nicht gut. Das war überhaupt nicht gut. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)