Scars von abgemeldet (- Zutara -) ================================================================================ Kapitel 3: Hello? Can you hear me? ---------------------------------- Hello? Can you hear me? Als die Kapuze entgültig wieder auf dem Rücken lag und sie sein Gesicht erkennen konnte, erschrak Katara. Sie kannte ihren Helfer. „...was machst du denn hier, Zuko?“, unbemerkt rückte sie ein kleines Stück von ihm weg. Noch immer hatte sie ihre Augen weit geöffnet und blickte ihn entsetzt an. Er hatte sich verändert, das war klar. Viel Größer, kräftiger war er geworden. Die Haare noch wie damals und die Narbe würde ihn wohl sein Leben noch begleiten. „Ja...ich freue mich auch dich wieder zu sehen, Katara“. Seufzend drehte er sein Gesicht weg und war bereit aufzustehen, doch die Bändigerin hielt ihn an seiner Jacke fest und senkte ihren Blick. „Nein...lass mich jetzt bitte nicht allein...Ich habe Angst, dass er wieder aufsteht und mich verfolgt...wenn du gehst, gelingt es ihm diesmal vielleicht...nein, bitte, geh nicht!“. Sie klammerte sich an seine Jacke und begann laut zu weinen. Zuko blickte auf sie herunter. Sein scharfer Blick, den er öfters drauf hat, verwandelte sich in einen mitfühlenden Blick und er setzte sich wieder zu sie. Inzwischen hatten sich die dicken Wolken verzogen, die Sterne funkelten und man konnte hinter den Bäumen den Sichelmond erkennen. Nachdem sie sich wieder beruhigt hatte, registrierte sie ihr Getue und löste sich von seinem Ärmel. „Ähm...tut mir Leid...aber na ja...heute Nacht werde ich wohl nie wieder vergessen und es tut alles noch so verdammt weh..“. Sie schaute auf ihre Handgelenke, die noch rote Striemen hatten von der Fesselung und auf ihre Beine, die einen Haufen von Kratzspuren vom Fall hatten. Sie begann wie in Trance die Szene in ihrem Kopf Revue zu passieren, als sie aus ihrem „Tagtraum“ geholt wurde. „Komm...ich bring dich nach Hause...das heißt...wo wohnst du?“ riss sie Zuko aus dem Traum. Vor der Wohnungstür angekommen blickte Katara noch einmal gen Himmel. Das Himmelszelt begann sich langsam aber sicher in Ostrichtung heller zu verfärben. Zuko wollte sich gerade auf dem Weg machen, als er ein weiteres mal von der Frau aufgehalten wurde. „Ähm...sehen wir uns wieder? Ich muss dir schließlich deinen Mantel zurückgeben und ... na ja, ich habe Angst allein zu sein...“. Schämend wich sie seinem Blick aus und schlang ihre Arme um ihren Körper. „Ich werde mich bei dir melden.“ Kühl winkte er ab und ging die Straße hinauf. Noch lange blickte sie ihrem Retter hinterher, als sie schließlich die Tür ins Schloss fallen lies und die restlichen Treppen hinter sich brachte. Vorsichtig zog sie den Übergroßen Mantel aus, hing ihn an die Garderobe und machte sich auf den Weg in Richtung Badezimmer. Nach so einem Erlebnis musste sie erst ein Mal duschen. Sie fühlte sich so dreckig, keiner konnte so etwas nachvollziehen. Hätte sie in einem Schlammbad mit Schweinen gebadet hätte sie sich noch lange nicht so dreckig gefühlt wie jetzt. Die ganze restliche Nacht begann sie damit sich zu duschen und kräftig einzuschäumen, bis sie schließlich Sonnenstrahlen durch das kleine Badezimmerfenster blinzeln sah und sich in Richtung Bett begab. Sie zog sich frische Nachtwäsche an, stieg ins Bett und versuchte einzuschlafen, jedoch fiel es ihr das erste Mal in ihrem Leben schwer. Immer wieder traten die Bilder von der Nacht auf eine imaginäre Leinwand vor ihrem Auge und spielten sich immer und immer wieder ab. Der Hüne, die Fesselung, das Messer, die eiskalten Hände auf ihren Schenkeln, ihr Retter im letzten Moment und die Szene auf der Parkbank. Bei dem Gedanken an ihren Peiniger rollte sie sich ungewollt ein, um sich so zu schützen, doch die Bilder wollten nicht aus ihrem Kopf verschwinden. Sie waren festgebrannt wie Zuko’s Narbe. ~ Traum ~ Sie rannte ... rannte durch die nassen Straßen ...bloß weg von ihm ... doch er kam immer Näher ... ihr Peiniger kam schneller als sie rennen konnte ... sie hatte das Gefühl sich nicht vom Fleck bewegen zu können ... sie spürte seinen feuchten, warmen Atem auf der Haut ... „Ich kriege dich noch, ich verspreche es dir“ ... seine Hände kamen in ihre Richtung ... Plötzlich wurde alles weiß ... ~ Traum Ende ~ Schweißgebadet schrak Katara aus ihrem Alptraum auf und fasste sich an die Stirn. Seit Tagen hat sie nur noch diesen einen Traum und konnte ihn nicht loswerden. Langsam setzte sie sich aufrecht auf die Bettkante, jedoch merkte sie sofort Schwindelgefühle und wagte es nicht, den letzten Schritt zu wagen und auf eigenen Beinen zu stehen. Als dann allerdings der Schwindel vorüber war, stand die Geschwächte auf, ging aus der Tür in Richtung Küche und setzte sich an den Küchentisch, abgestützt auf einer Hand und der anderen auf den Tisch knallend. Kacey begutachtete ihre Mitbewohnerin, die seit dem einen Abend alles andere als gesprächig und wohlgesinnt war, aber wer mochte ihr das verübeln? Sie stellte ihr eine Tasse Tee auf den Tisch und ein Toast mit Scheibenkäse, jedoch trank die Brünette nur einen Schluck Tee während sie das Toast links liegen ließ. Besorgt legte Kacey einen Arm um sie. Sie wusste was vorgefallen ist und hat auch schon Anzeige gegen Unbekannt gemacht; auch die Chancen waren nicht schlecht, schließlich hat Zuko dem Hünen eine tiefe Brandwunde ins Gesicht angetan, an der sie ihn identifizieren können, doch bisher kam von der Polizei keine erlösende Nachricht. Katara wimmelte den Arm ihrer Freundin ab, stand auf und machte sich wieder auf in Richtung Schlafzimmer. Seit Tagen war das der einzige Raum, in dem sie sich sicher fühlte. Nur ungern ging sie, zusammen mit Kacey, die sie inzwischen eingeweiht hatte, zum Arzt um sich eine ärztliche Bescheinigung zu besorgen. Auch auf dem Klo, in der Küche oder in anderen Räumen der großen Wohnung fand sie sich nicht so sicher wie in ihrem Zimmer. Hier hatte sie ihr Bett mit einem großen Koalaschafsfell (oder wie hießen die Dinger noch o_O), dem Bild ihrer Mutter, sie und Sokka als sie noch jünger waren und der ihrer Halskette, die sie liebevoll um den Hals einer Nashorngiraffe (so was müsste man mal zeichnen xD) gewickelt hat. Die Jalousien blieben seit dem Tag an stets verschlossen, gerade mal kleine Spalten blieben offen, damit es nicht zu düster im Raum wurde und wenigstens ein bisschen frische Luft hinein kam. Doch noch immer hatte sie Angst und das lag hauptsächlich am Traum. Sie konnte nicht mehr von Traum und Realität unterscheiden, hatte Angst, dass sein Versprechen im Traum nicht doch in Wirklichkeit passiert ist und er sie suchen und finden wird, noch bevor die Polizei erwischen konnte. Sie hatte Todesangst. Vorsichtig blickte Kacey durch die Tür und brachte ihr ein Tablett mit Orangensaft und einem Teller Nudeln in Sauce. Ohne etwas zu sagen stellte sie es auf einen kleinen Beistelltisch ab und ging wieder hinaus, jedoch immer noch mit traurigen Augen. Auch sie hatte Angst. Angst davor, ihre inzwischen in ihr Herz gewachsene Freundin und Mitbewohnerin entgültig aus der Realität zu verlieren. Sie wusste sich nicht zu helfen. Immer, wenn sie versuchte mit ihr zu reden, blockte sie ab und ging stillschweigend in ihr Zimmer und blieb dort den ganzen Tag und die ganze Nacht über. Auch als sie ihre Freundin auf ein Konzert einladen wollte um sie abzulenken, wurde dieses nur mit leeren Augen abgelehnt. Noch nie hatte Kacey einen solchen leblosen Blick gesehen, wie in den Augen Kataras. Sie hatte auch schon öfters mit Therapeuten versucht, die sich zu sich in die WG bestellt hatte, doch auch die konnten sie aus ihren Träumen nicht raus reißen. Lediglich ein paar Tabletten hatten sie ihr verschrieben, die ihre Stimmung für kurze Zeit wieder auf touren brachte und sie wenigstens ab und zu gemeinsame Abende vor dem Fernseher verbringen konnte, wie sie es früher öfters gemacht haben. Katara starrte den ganzen Tag das Bild ihrer Mutter aus vergangenen Zeiten an und in ihrem Kopf spielten sich verschiedene Szenen aus ihrer Kindheit ab. Damals war sie so glücklich, zusammen mit ihrem Bruder und ihrem Vater. Wie sehr wünschte sie sich in diese Zeiten zurück, in der sie ungestört spielen konnte und keine Angst haben musste, doch leider kann man die Zeit nicht zurückdrehen und muss die Vergangenheit ruhen lassen. Ab und zu bekam sie Briefe von ihrem Vater um über das Leben nach dem Krieg am Südpol immer informiert zu sein. Ab und zu kamen auch ganze Pakete an, in denen dann auch kleine Geschenke von Gran-Gran drin waren, die sie immer zum lächeln und zum weinen brachte. Von Sokka bekam sie ab und zu anrufe, doch da er oft auf Tour ist mit seinem Comedy-Programm, sind diese Anrufe auch seltener geworden als zu seiner Anfangszeit. Sie vermisste ihn sehr, vermisste seine Sprüche, die sie immer aufheiterten, egal in welcher Situation sie sich befanden. Auch Aang und Toph vermisste sie. Beide sind sie nun zusammen und leben in Omashu, haben sich ein niedliches kleines Häuschen gebaut und inzwischen ist auch schon das erste Kind unterwegs. Damals hatte sich Katara von Aang getrennt, nur wenige Monate nach dem Kometen aufgrund Differenzen in ihrer Sichtweise. Es hatte einfach zu viel Streit zum Schluss gegeben, dass es das beste war, getrennte Wege zu gehen. Das war auch mit der Grund, weshalb Katara nach Ba Sing Sé ging um dort ihrer Leidenschaft, dem Betreuen von Kindern, nachging. Tränen liefern über ihr Gesicht beim Gedanken an ihre Freunde, mit denen sie damals so viel erlebt hatte. Es hatte sich so viel verändert. Plötzlich traten die Bilder von der einen Nacht wieder auf und sie rollte sich in ihre Bettdecke. Auch wenn dies inzwischen 1 ½ Wochen her ist, konnte es Katara noch immer nicht gut verarbeiten. „Ja, sie ist in ihrem Zimmer, aber...sie kommt schon seit Tagen kaum noch heraus...den Flur runter und die hinterste Tür links..“, hörte Katara ihre Mitbewohnerin sagen. Scheinbar ist sie doch noch eingeschlafen und wurde unsanft vom Klingeln der Tür geweckt. Vorsichtig rieb sie sich die Augen, richtete sich auf und schaltete ihre kleine Nachttischlampe an. Von draußen drangen feine rötliche Sonnenstrahlen durch die Jalousien hinein, die die bevorstehende Nacht ankündigten. Die Dielen knarrten und Katara hörte wie sich die Schritte in Richtung ihrer Tür bewegten. Langsam wurde ihre Tür geöffnet und weiteres Licht aus dem Flur gelang in ihr dunkles Zimmer. Vor Schmerzen kniff die Bändigerin die Augen zusammen und hielt sich schützend die Hand vor das Gesicht. Eine schwarze Gestalt trat hinein und schloss die Tür hinter sich. Katara öffnete wieder ihre Augen und nahm die Hand runter. Sie betrachtete die Gestalt genau, die direkt an der Tür stand. Langsam trat die Gestalt näher zu ihr rüber und Katara erkannte das Gesicht, in das sie nun blicken konnte; es waren die selben goldenen Augen, in die sie letztens schon geguckt hat und die sie vor einem schlimmen Geschehnis bewahrt hatten. „Kacey hat mir alles erzählt, Katara, aber du darfst dich jetzt nicht einfach so verkriechen! Das passt überhaupt nicht zu dir, wo ist die Katara von damals? Sie sich nicht hat unterdrücken lassen, egal wie schlecht es ihr ging und wie aussichtslos die Situation auch schien. Ich weiß, du bist eine starke Bändigerin, das konnte dir keiner nachmachen, doch was ist nun? Du verkriechst dich hier in dem Zimmer, lässt deine Schützlinge im Kindergarten im Stich und lässt deine Mitbewohnerin vor Sorge umkommen. Ich kann mir vorstellen, dass es schwer ist so ein Erlebnis zu verarbeiten, aber glaube mir...als ich damals meine Narbe bekam..“, Zuko unterbrach sein Gespräch und fasste sich an seine Narbe in seinem Gesicht. „...damals hat es auch sehr weh getan, sowohl körperlich als auch seelisch und ich dachte auch, ich könnte nie wieder glücklich werden. Damals habe ich jemanden vermisst, mit dem ich reden konnte...meine Mutter war urplötzlich verschwunden eines Nachts, Azula...na ja, du kennst die Geschichte und meinem Vater konnte ich nie wieder richtig in die Augen sehen.“ Erstaunt über seine Worte blickte Katara ihren Gegenüber an. Noch nie hatte er sich so ihr gegenüber geöffnet, man konnte es ihm ansehen, dass einiges schwer über seine Lippen gingen, welcher Schmerz noch in seinem Inneren brodelt, welche seelische Narben in ihm noch nicht vollkommen verheilt sind. Sie krabbelte aus ihrer Bettdecke, bat den Platz neben ihr Zuko an und begann ihm von ihren nächtlichen Träumen zu erzählen. Immer wieder versuchte sie ihre Tränen zu verdrängen, was ihr ab und zu auch gut gelang, doch hin und wieder fanden die salzigen Tropfen doch den Weg aus ihren Augen über ihr Gesicht und fielen auf die Decke. Erschrocken über ihren emotionalen Ausbruch weiteren sich Zuko’s Augen. So hatte er Katara noch nie gesehen. Er konnte förmlich spüren, wie sehr sie der Traum verfolgte und wie sehr Angst sie davor hat wieder in so eine Situation zu geraten. Einige Minuten schwiegen sich beide förmlich an bis Zuko das Schweigen und die Stille im Raum störte. „Na ja...ich muss mich dann auch mal wieder auf den Weg machen, bevor es dunkel wird. Eigentlich wollte ich nur mal kurz vorbei schauen wegen meinem Mantel. Die ganze letzte Woche bin ich nicht dazu gekommen mir den rauszuholen.“ Langsam erhob sich der Bändiger und auch Katara versuchte aufzustehen, doch wieder bekam ihr der Schwindel. Noch bevor sie vorne rüber auf den Boden knallen konnte, wurde sie von Zuko aufgefangen. Nur kurze Zeit später befreite sich Katara aus seinen Armen und sie merkte, wie ihr eine feine röte ins Gesicht wehte, was man Gott sei Dank aufgrund der Dunkelheit in ihrem Zimmer weniger erkennen konnte. Zuko öffnete vorsichtig die Tür und wieder stachen die Lichter in Kataras Augen, die sofort zu tränen begannen. Mit langsamen Schritten ging sie aus dem Raum hinaus, um ihren Jugendfreund zur Tür zu begleiten. Sie merkte Kaceys Blicke an ihrem Rücken klebte, drehte sich zu ihr um und warf ihr ein zaghaftes Lächeln rüber, auf das sie sofort, ebenfalls mit einem Lächeln, Antwort bekam. Ohne ein Wort zu sagen verabschiedeten sich beide von einander und Katara lies die Tür leise ins Schloss fallen. Im selben Moment kam Kacey auf sie zu und umarmte ihre Mitbewohnerin. Verduzt schaute Katara sie an und wusste nicht ganz, wie sie darauf reagieren sollte, doch nachdem sie sich wieder gefangen hatte, legte sie behutsam ihre Arme um sie. Man konnte förmlich spüren, wie erleichtert Kacey war ihre Freundin außerhalb ihrer Zone zu erblicken. Man spürte zudem auch noch einen kleinen Hauch von Hoffnung, dass alles wieder zum alten wird, doch Kacey versprach sich eines: sie versuchte Katara nie wieder zu seiner Party zu überreden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)