Blütentanz von Alma (Die Stille nach dem Sturm) ================================================================================ Prolog: Sturm ------------- Der Himmel war dunkel und ein unheilvoller Wind streifte durch die Straßen. Er riss die Blätter von ihren Zweigen und wehte sie genau vor ihre Füße. Doch Sakura blieb nicht stehen, sie verharrte nicht um ihnen dabei zuzusehen wie sie in die ungewisse Nacht flüchteten – sie zertrat die welken Blätter einfach unter ihren harten Sohlen. Sie hatte es gar nicht bemerkt. Sie nahm nicht mehr wahr, wie die kleinen Fetzen hinter ihr vom nahenden Sturm aufgewirbelt wurden, wie der Wind sich kalt und erbarmungslos durch ihr Haar fraß, wie die Straßenlaternen unheimlich aufflackerten. Schon lange war sie in diesem Zustand gefangen – Apathie, Lethargie, Schweigen. Es war als ob ihr Kopf sich leerte, wenn sie alleine war, als ob ihre Sinneszellen aufhörten zu funktionieren, als ob ein paralysierendes Gift sich ihres Körpers bemächtigte. Die Leere. Man hatte ihm des öfteren gesagt, dass Sakura auf dem Weg zu ihm wie ein Geist durch die Straßen wandelte. Dass sie kaum ansprechbar war, auf beinahe nichts reagierte, keine Emotion in ihrem Gesicht zu sehen war. Er lehnte sich an sein Fenster und sah hinaus in die Nacht, wartend. Auch er hatte diesen Zustand bei ihr bemerkt, sie verhielt sich meistens so wenn sie alleine war. In seinem dunklen, blauen Auge schimmerte ein Fetzen Unruhe auf, als er den kommenden Sturm draußen bemerkte. Sie hatte sich sehr verändert, seit diesem Vorfall. Seine Miene wurde ernst. Manchmal war sie kaum noch wiederzuerkennen. Es war als ob sie ein vollkommen anderer Mensch geworden wäre. Er versuchte sich zu beruhigen und lehnte sich zurück. Doch er würde auf sie warten, wie jedes Mal, wie schon so oft, wie immer seit diesem Tag. In seinem Herz regte sich etwas, er würde warten. Sakura konnte nicht denken, wenn sie allein mit sich selbst war. Sie hatte keine Macht über das, was ihr Körper tat. Und wie so oft, plagten sie auch nun wieder diese Bilder. Verbrennungen, Schnittwunden, Fleischwunden, Vergiftungen, herausgerissene Organe, verstümmelte Körper, weinende Menschen, Tote, Blut, Vermisste, Verletzte, Tote, Blut, Leichenberge und Tote... und Blut... - ihre Freunde. Die Bilder begleitete stummes Leid, keine Tränen, keine Reue, kein Mitleid, nicht einmal Furcht. Sie zogen vor ihren Augen vorbei wie ein Film, den sie schon tausende Male gesehen hatte. Die Erinnerungen wurden nicht mehr lebendig, obwohl noch jede Einzelheit in ihr gespeichert war. Der Geruch der Medizin, des verbrannten Fleisches, die verzweifelten Schreie von Kindern, die traurigen, leeren Augen eines ihrer Freunde, als er auf ihrem Krankenbett starb, der Anblick des Schlachtfeldes. Sie erinnerte sich, dass sie sich damals übergeben hatte. Sie erinnerte sich genau an die Leichen ihrer beiden Freunde, kurz nachdem sie sich bis zum bitteren Ende bekämpft hatten. Narutos Rasengan hatte Sasukes Brust durchbohrt und seine Knochen zerschmettert. Sasukes Chidori Narutos Körper verkohlt. Seine Augen waren etwas hervorgetreten und aus seinen Ohren war Blut geronnen. Sakura schaute nach vorne und bemerkte nur nebenbei, dass sie fast angekommen war. Ja, alles was an diesem Tag geschah, war fest verankert in ihrem Gedächtnis. Sie hatte mit ansehen müssen, wie Lee auf ihrem Bett gestorben war. Sein linkes Bein war weggerissen worden, er litt unter akutem Blutverlust, doch er wurde zu spät ins Krankenhaus gebracht. Sie hatte Hinata gesehen, wie sie Neji fortgetragen hatte, versucht hatte seine Blutungen in den Augen zu stillen. Sie hatte gesehen wie Shikamaru weinend über Choujis Körper gekniet hatte, flehend, betend, fluchend. Doch keine Gänsehaut lief ihr bei diesen Gedanken über den Rücken. Die Bilder waren längst viel zu trüb geworden, die Stimmen längst zu leise, die Geschehnisse längst zu lang her. Es konnte ihr nichts mehr anhaben. Sie war darüber hinweg gekommen. Nur flüchtig bemerkte Sakura, dass ihr der Beutel, den sie in der linken Hand trug, fast herunterfiel. Stumm verstärkte sie ihren Griff wieder und blickte ein weiteres Mal nach vorn. Sie war fast da, es stillte die Leere in ihrem Kopf etwas. Ein Gesicht erschien hinter ihrer Stirn und ohne, dass sie es bemerkte wurde sie ruhiger. Er war der Einzige, der ihr noch geblieben war. Der Einzige, dem sie vertraute, ihr Zufluchtsort, ihr Zuhause. Sie bemerkte nicht, dass er am Fenster auf sie herab schaute und sie musterte. Stumm betrachtete er das junge Mädchen, dass draußen durch den Sturm lief. Ihre Augen waren geisterhaft auf die Straße geheftet und ihre Miene war leer. Das Schmerzen in seinem Herz veranlasste ihn dazu, seine Augen zu schließen und sich abzuwenden. Es tat ihm weh, sie so zu sehen. Doch er wusste nicht, wie er ihr helfen konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)