Süße Versuchung von abgemeldet (Eine ungewöhnliche Beziehung) ================================================================================ Kapitel 9: Blauäugigkeit ------------------------ Die Reaktion von Hiashi war anders als erwartet. Nachdem Neji die sprichwörtliche Bombe von ihrer geplanten Hochzeit platzen ließ, blieb es anfänglich still in Hiashi Hyuugas Arbeitszimmer. Tenten rechnete damit, dass er jede Sekunde vor Wut auf den Tisch schlug, vielleicht sogar sie schlug, doch nichts, er blieb ruhig sitzen und nahm seine Lesebrille ab. Die Unterlagen, über die er gerade noch gebrütet hatte, waren vergessen. Die schweren Regale in seinem Arbeitszimmer waren vollgestellt mit Fachbüchern und das Mädchen bezweifelte nicht, dass er sie alle gelesen hatte. Er strahlte so eine Autorität aus, dass schon allein der Gedanke gegen eins seiner Gesetze zu verstoßen tödlich war. Sie wollte ihn nicht verärgern, doch sie wusste, dass sie es soeben getan hatte, immerhin hatte sie Hausverbot und stand nun hier in seinem privaten Zimmer, neben Neji, der immer noch einen Arm um sie gelegt hatte. Die Anspannung nagte an ihr und am liebsten hätte sie ihn angeschrienen, dass er nun endlich seinen Kommentar dazu abgeben sollte oder wenigstens sich überhaupt zu bewegen. In aller Selenruhe klappte Hiashi die Brille zusammen, legte sie ordentlich auf den Tisch und faltete wieder seine Hände um sein Kinn darauf zu stützen. Wieder ein Zeichen dafür, wie viel Macht er doch in Wahrheit hatte. „Wollt ihr euch nicht setzen?“, fragte er, aber es war mehr eine Aufforderung. Neji nickte nur und beide setzten sich gegenüber von Hiashi auf zwei passende Eichenstuhle mit eleganten hellbraunen Bezügen. Die Anspannung wuchs nicht ihr, sie mochte diese Ruhe vor dem Sturm nicht, obwohl es noch nicht sicher war, ob es überhaupt einen Sturm geben würde. Nach einer Ewigkeit des Schweigens seufzte Hiashi kurz und wirkte müde, wahrscheinlich lagen seine Nerven blank. Sie machten ihm das Leben auch unnötig schwerer, dass musste sie sich eingestehen. „Ihr wollt also heiraten“, wiederholte er den Sacherhalt nochmal. „Wisst ihr eigentlich, was das für ein großer Schritt ist?“ „Natürlich“, sagte Neji nur. „Wenn ich die Lage nun richtig versteh, meint ihr das ernst miteinander?“ Er wandte sich an Tenten, doch Neji antworte für sie. „Ja, wir meinen es ernst.“ Hiashi überhörte die Antwort von seinem Neffen und sah Tenten weiter an. „Was meinst du dazu?“ Sie war überrascht, dass er so erpicht darauf war, ihre Meinung zuhören. „Natürlich meinen wir es ernst“, sagte sie nur scheu. Mit ihm zusprechen war ihr immer noch nicht geheuer. Wieder seufzte er und rieb sich die Schläfe. „Ihr müsst nicht heiraten, nur um zusammen zu sein.“ Diese Worte hallten ihn ihrem Kopf wieder, sie kamen so überraschend und unerwartet, dass es schon ein Verbrechen war sie auszusprechen. Sie wollte etwas erwidern, war aber zu erstaunt, dass sie nur ein „Bitte was?“ rausbrachte. Neji schien es ähnlich zu gehen, denn er schwieg und war perplex. „Ja, mir ist es egal, wirklich. Ich kann es doch nicht verhindern, wenn ihr tiefe Gefühle für einander habt.“ „Also, haben Sie nichts dagegen?“, fragte Tenten, denn sie hörte seine Worte, verstand sie aber nicht. „Nein, gegen eine Beziehung nicht, aber gegen eine Hochzeit momentan schon.“ „Ich verstehe nicht ganz“, sagte Neji kaum hörbar. „Denkt ihr, dass ihr nur miteinander zusammen sein dürft, wenn ihr heiratet? In was für einer Zeit lebt ihr?“ Er hatte Recht. Nur um miteinander zusammen zu sein und auch miteinander zu schlafen muss man nicht unbedingt heiraten, zumindest in dem jetzigen Jahrhundert. „Ich war auch mal jung“, erzählte er und seine Stimme bekam einen verträumten, fröhlichen Klang, der nicht zu ihm passte. „Ich habe auch viel Dummes und Verbotenes getan, aber nur eine Frau zu heiraten um mit ihr zu schlafen kam mir nie in den Sinn.“ „Es geht nicht einzig und allein um Sex“, sagte Neji und wirkte trotzig. „Um was denn?“ Neji schwieg und auch Tenten wirkte bedrückt. Wollten sie wirklich nur deswegen heiraten. „Wenn ihr zusammen sein wollt, braucht ihr keinen Trauschein.“ „Ist in Ordnung“, murmelte Neji betrübt. „Ihr seit echt blauäugig“, seufzte Hiashi. Neji stand auf und blieb einen Moment regungslos stehen. Doch dann, zu Tenten Erstaunen, verbeugte er sich. „Danke, Onkel“, sagte er fast zu leise um er überhaupt zu hören. Das Mädchen sah zu Hiashi und bemerkte, dass er erst verblüfft, aber dann blitzartig und unerwartet ein kurzes und ehrliches Lächeln zustande brachte. „Schließt nächste Mal die Tür ab, wenn ihr wieder so etwas vorhabt, versprochen?“ Tenten musste ebenfalls lächeln und war im Stillen dankbar, dass er die Sache so locker sah. „Ach und Tenten?“ „Ja?“, fragte sie und ihre Stimme war erstickter als sie dachte. „Dein Hausverbot ist ebenfalls aufgehoben. Willkommen im Hyuuga-Clan.“ Nun stand sie ebenfalls auf, fast zu stürmisch, dass sie den Stuhl umwarf, doch er blieb stehen. „Danke“, sagte sie und verbeugte sich tief. „Danke, Hiashi.“ Sie erhob sich wieder und Neji nahm ihre Hand und zog sie sanft zur Tür. „Ich wünsche euch viel Erfolg“, murmelte Hiashi förmlich und setzte sich seine Lesebrille wieder auf. Für ihn war diese Angelegenheit nun erledigt und wurde zu den Akten gelegt. Sie hatten es geschafft. --- Sie verließen das Büro schneller als gemusst, wahrscheinlich aus Furcht, dass Hiashi es sich nochmal anders überlegte, doch er sagte nichts mehr. Es war nun amtlich, sie waren ein Paar und er hatte ihnen ernsthaft seinen Segen gegeben. „Das mit der Hochzeit wird dann vorläufig nichts“, sagte Neji. „Nicht schlimm.“ Sie wusste, dass es in Ordnung war, immerhin hatte sein Onkel Recht und sie brauchten keinen Trauschein um ihre Sehnsüchte ausleben zu können. Immerhin lebten sie nicht im Mittelalter. „Ich hoffe, er wird bei Hinata genauso entspannt reagieren“, murmelte Tenten eher zu sich selbst. „Hinata hat einen Freund?“ Neji war anscheinend verblüfft. „Nicht so wichtig, ja?“ Sie lächelte und damit war das Thema für sie vergessen. Sie wollte ihrer Freundin nicht in den Rücken fallen und im Stillen hoffte sie, dass Hinata irgendwann auch den Mut aufbrachte zu ihrem Vater zu gehen und dies zu beichten. Denn eins hatte sie vergessen. Eine Sache die so wichtig war, dass sie eigentlich immer in ihrem Kopf sein musste, doch sie hatte es verdrängt, da es einfacher war: Hiashi Hyuuga war auch nur ein Mensch… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)