Only time... von abgemeldet (When you keep bleeding love and your love grows) ================================================================================ Kapitel 27: Dunharg ------------------- Abgehetzt und völlig ausser Atem kam Aragorn in die Halle gestürzt. Alle Köpfe ruckten zu ihm. „Die Leuchtfeuer brennen! Gondor ruft um Hilfe!“ Seine Stimme durchdrang jeden Winkel der Halle, seine Augen waren aufgerissen. Aller Augen lagen auf Theoden. Was würde der König jetzt tun? Dieser hatte sich zu dem Waldläufer gewandt. „Und Rohan wird antworten.“ Er wandte sich zu Eomer. „Versammelt das Heer in Dunharg. In drei Tagen reiten wir.“ Nienna und Eowyn blickten sich leicht besorgt an. Was würde jetzt werden? Nienna sattelte Schneestern. Unter dem Sattel verbarg sie Aeglos. Nicht jeder sollte gleich wissen, was sie vorhatte. Sie würde mit dem Heer reiten, egal was die Männer sagten. Legolas tauchte hinter ihr auf. „Warum reitest du mit uns?“, fragte er. Sie drehte sich zu ihm um. „Eowyn reitet auch. Ich bleibe an ihrer Seite und will ihr helfen.“ Sein Blick fiel auf den Sattel. Tiefe Sorgenfalten erschienen auf seiner Stirn und er hob die Satteldecke an. „Nienna…du wirst nicht kämpfen.“, sagte er und ließ die Decke wieder fallen. „Warum nicht? Bitte, lass mich nicht zurück. Du stehst auch an Aragorns Seite. Und er bittet dich nicht darum. Du tust es einfach, weil du nicht getrennt sein willst von ihm…, weil du ihn… liebst.“ Mit großen flehenden Augen schaute sie ihn an. Er streckte die Hand aus und strich ihr über die Wange. „Du bleibst in Dunharg, keine Widerrede.“, sagte er. Dann drehte er sich um und führte Arod aus dem Stall. Nienna blickte ihm nach und seufzte. Fünf Tage waren vergangen, seit Gandalf, Pippin und Haldir fort geritten waren. Nichts war geschehen. Beide hatten sich voneinander abgewandt. Nienna fragte sich inzwischen, ob er noch der Mann war, in den sie sich verliebt hatte. Er war ernst geworden. Und schweigsam, sehr schweigsam. Sie sah sein Lächeln, was sie so liebte, nicht mehr in seinem Gesicht. Allmählich begann sie zu verstehen, dass ihre Liebe gescheitert war… Und noch etwas beunruhigte sie. Ihre Monatsblutung war schon mindestens vier Tage überfällig. Konnte es sein, dass die Nacht nach der Feier der Toten Folgen hatte? Sie hoffte, dass es nicht so war. Es wäre schlecht für sie, schlecht für Legolas und ganz besonders schlecht für das Kind, wenn es denn eines gab. Denn eigentlich dürften sie ja gar nicht miteinander schlafen. Es duldeten nur alle, weil sie sie für verantwortungsbewusst und vorsichtig hielten. Ein uneheliches Kind würde niemand akzeptieren. Für Legolas würde es wohl noch am wenigsten Konsequenzen haben. Aber Nienna würde bestimmt von ihrer Familie für unehrenhaft erklärt werden und verbannt werden… ~ ° ~ ~ ° ~ Auf halbem Wege nach Dunharg kam von Norden eine Gruppe Reiter auf sie zu. Der Zug der Reiter stoppte. Schnell waren die Reiter heran. Ihre ausnahmslos weißen Pferde galoppierten über die Ebene und verlangsamten ihren Lauf vor dem König. „Wer seid Ihr?“, fragte Eomer. „Ich bin Halbarad Dunadan. Dies hier sind Elladan und Elrohir, die Söhne Lord Elronds. Wir suchen Aragorn.“ „Ihr habt ihn gefunden!“, rief Gesuchter und ritt ein paar Schritte auf die Drei zu, „Halbarad, mein Freund! Ich freue mich dich wiederzusehen. Was führt euch her?“ Beide tauschten eine kurze Umarmung über die Pferderücken hinaus aus. „Ich bringe Nachrichten aus Bruchtal für dich. Arwen sendet dir dieses Geschenk.“ Er gab ihm eine Stange um die eine Stoffbahn gehüllt war. Aragorn nickte und betrachtete sie eingehend. „Ich weiß, was es ist. Trage es noch eine Weile für mich.“, sagte er dann und gab sie ihm zurück. Der Zug setzte sich wieder in Bewegung. Elladan und Elrohir ritten neben Nienna. „Nun, Cousinchen. Hast du mir nicht etwas zu sagen?“, fragte Elladan. In der Stimme des Mannes schwang ein leicht vorwürfig klingender Unterton mit. Nienna senkte den Blick und lächelte in sich hinein. „Es tut mir leid, Elladan, aber es ging nicht anders.“, meinte sie dann. „Weißt du eigentlich was für Vorwürfe ich mir anhören musste? Und was für Vorwürfe ich mir gemacht habe? Mein Bruder hier“ Er zeigte auf entsprechende Person. „War kurz davor mich umzubringen.“ Nienna musste kichern. „Ich hatte Männer um mich herum, die sehr gut auf mich aufgepasst haben bis jetzt.“ Sie warf Legolas, der neben ihr ritt, einen Blick zu. Ihre Blicke trafen sich und sie lächelten sich an. Elrohir folgte ihrem Blick. „Ah ja…ich verstehe.“, sagte er. Der schwarzhaarige Elb ließ sich ein Stück zurückfallen und lenkte sein Pferd dann neben das von Legolas. Er buffte den Prinzen gegen die Schulter. „Nun, wie hast du das denn angestellt?“, fragte er interessiert. Legolas zuckte mit den Schultern. „Es lag vielleicht daran, dass ihr nicht da wart, um ihn davon abzuhalten.“, meldete sich Gimli zu Wort. Der Zwerg war gar nicht bemerkt worden von den Zwillingen. „Aber jetzt sind war ja da.“, grinste Elladan und warf Gimli einen abschätzenden Blick zu, „Und wir werden ihn abhalten. Mit Sicherheit.“ Legolas nickte nur. Es war ihm relativ egal, was die Zwillinge vor hatten. „Und? Hat er dich bis jetzt glücklich gemacht?“, fragte Elrohir forsch. Nienna seufzte. Sollte sie es sagen? Nein, das konnte sie nicht. Ihre Cousins wären außer sich. „Ja, hat er. Und er wird es auch immer tun, also macht euch keine Hoffnungen. Außerdem vergesst ihr, dass er Prinz ist.“ Für einen Moment schloss sie die Augen. Blinzelte die Tränen weg, die drohten ihr zu entwischen. „Das sind wir auch. Es würde also keine Konsequenzen nach sich ziehen, wenn wir ihn uns in einem stillen Stündchen mal vorknöpfen würden.“, meinte Elladan mit einem breiten Grinsen. Legolas blickte Nienna an. Sie hätte die Wahrheit sagen können, hätte sagen können, dass er sich von ihr fernhielt. Und hätte ihn damit den beiden Brüdern ausgeliefert. Er wollte gar nicht so genau wissen, was sie mit ihm anstellen würden… Ein tiefer Seufzer entfuhr ihm. ~ ° ~ ~ ° ~ Es war mitten in der Nacht. Nienna konnte einfach nicht schlafen. Unruhig wälzte sie sich von einer Seite auf die andere. Schließlich stand sie auf und ging hinaus. Ihr entgegen kam eine in einen schwarzen langen Umhang gehüllte Gestalt. Sie blieb vor ihr stehen. „Nienna, meine Nichte.“, sagte die Stimme Elronds und er umarmte sie, „Wir haben uns Sorgen gemacht.“ „Das weiß ich, aber Legolas hat gut auf mich Acht gegeben.“ „Ah, das freut mich zu hören.“ „Wie geht es Arwen?“, fragte sie neugierig. Elladan und Elrohir hatten ihr keine Antwort auf diese Frage geben wollen. Auch Elrond zögerte und seufzte. „Arwen…liegt im Sterben. Jetzt, da Sauron an Macht gewinnt und sie das Leben der Eldar langsam verlässt, ist ihr Leben an das Schicksal des Ringes gebunden.“ Das traf sie hart. Tiefe Sorgenfalten gruben sich in ihre Stirn. „Ja, ich habe es auch gespürt. In Edoras, ich denke, hätte Mithrandir mich nicht gerettet, dann wäre ich gestorben.“, berichtete sie. Elronds Gesichtsausdruck veränderte sich nicht. Wenn er besorgt war oder nachdachte, dann zeigte er es nicht. „Kannst du mir sagen, wo das Zelt des Königs ist?“, fragte er. Nienna deutete nach rechts. „Dort entlang und dann das größte. Du kannst es nicht verfehlen.“ „Danke…“, sagte er und ging dann in entsprechende Richtung. Nienna streifte durch das Lager auf der Suche nach Legolas. Sie wollte ihn endlich zur Rede stellen. Die Nachricht, dass Arwen im Sterben lag, hatte ihr den nötigen Schubser gegeben. ~ ° ~ ~ ° ~ „Wo geht ihr hin?“, fragte Nienna Legolas. Sie hatte ihn bei den Pferden gefunden. Er sattelte gerade Arod. „Auf die Pfade der Toten.“, antwortete er kurz angebunden. „Was?“, fragte die Elbe ungläubig, „Ihr wollt zu den Geistern dieser Verräter? Niemand ist jemals von diesem Weg zurückgekehrt!“ Er zurrte den Sattelgurt fest. „Das weiß ich. Und ich weiß auch, dass ich vielleicht nicht wiederkehren werde.“ „Warum gehst du dann?“, hauchte sie. Er drehte sich zu ihr und trat etwas näher an sie heran. „Wie du gesagt hast. Ich will nicht von Aragorn getrennt sein.“ Aber das war nicht der wahre Grund. Natürlich war es ein Grund, aber nur der zweit wichtigste Grund. Er ging, um sie zu schützen. Aber er konnte es ihr nicht sagen. Er selbst wollte es nicht wahr haben. Tränen glitzerten in ihren Augen im Mondschein. „Das ist nicht dein Ernst.“, hauchte sie. „Doch das ist es.“ Er kam ihr noch etwas näher. Wieder vergaß er, dass er sie nicht mehr lieben wollte. Zärtlich berührte er ihre Wange. „Bitte, komm wieder zurück, ja?“, bat sie ihn. „Ich werde sehen, was ich tun kann.“ Er streichelte ihren Wangenknochen. „Bleib du hier. Hier bist du in Sicherheit, selbst wenn Minas Tirith fallen sollte.“ Nienna umfasste seine Hand. „Ich werde sehen, was ich tun kann.“ Er zog einen Mundwinkel nach oben und legte den Kopf leicht schief. Nienna schlang die Arme um ihn und presste den Kopf an seine Brust. Legolas strich über ihr Haar. Er lächelte. Nach einer Weile schob er sie von sich. „Wir werden uns wiedersehen.“, meinte er. Dann hauchte er ihr einen Kuss auf die Stirn. Nienna schloss die Augen. Legolas ergriff Arods Zügel und führte den Hengst davon, zwischen die Zelte. Nienna blickte ihm nach und ging dann zum Eingang der Schlucht. Hier würde sie vielleicht noch einen Blick auf ihn erhaschen können. Ihr Wunsch wurde erfüllt. Nur wenige Minuten später ritt ein kleiner Tross Reiter durch das Lager. An ihrer Spitze Aragorn, gefolgt von Legolas, der Gimli hinten drauf hatte, und dann die beiden Zwillinge mit Halbarad. Traurig blickte sie ihn an. Er würde sauer sein, wenn er herausfand, dass sie nicht hier bleiben würde. Ihre Blicke begegneten sich ein letztes Mal. Sie hob die Hand zum Abschied. Dann verschwand die Gruppe in der Dunkelheit. ~ ° ~ ~ ° ~ Nienna saß auf Schneestern. Sie steckte in einer Rüstung der Rohirrim. Das Heer war bereit auszurücken und es herrschte hektisches Treiben im Lager. Sie galoppierte mit Tausenden Männern zusammen Richtung Gondor. Sie hatte ein rastloses Gefühl, ein Gefühl der Erwartung und der Nervosität. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)