Second Chance for Love von abgemeldet (Seiya-Bunny) ================================================================================ Kapitel 4: „Schätzchen!“ ------------------------ Sie blickte ihn immer noch an. So richtig konnte sie die Situation gar nicht erkennen und beurteilen. Ihre Augen waren noch ein wenig verschwommen von den vielen Tränen, die sie eben über Mamoru gelassen hatte, aber sie sah ihn ganz deutlich vor sich. Es war wirklich Seiya. Bunny Tsukino wischte sich die restlichen Tränen aus ihrem Gesicht, aber man sah ihr dennoch an, dass sie geweint hatte, ihre Augen waren leicht geschwollen und ihre Wangen waren rötlich gefärbt. Er sah es ihr eh an, dass sie geweint hatte. Warum war sie so traurig? In ihm war ein Gefühl, ein Drang, der ihn dazu bringen wollte, zu ihr zu gehen und sie zu umarmen. Aber ihre traurigen Augen hinderten ihn daran. Es waren nicht mehr die traurigen Augen eines kleinen Mädchens, nein, das waren die traurigen Augen einer jungen Frau, die enttäuscht wurde. Schließlich setzte sich ein Lächeln auf ihre Lippen. „Oh Seiya…“ Mehr brachte sie nicht über die Lippen und rannte auf ihn zu. Er hatte sich erhofft, dass sie zu ihm herüber kam. Er wusste nicht, ob er den ersten Schritt hätte wagen dürfen. Aber nun war er gekommen, der wundervollste Moment, in dem er ihr wieder gegenüber stand, in dem er der Liebe seines Lebens wieder gegenüberstand. Sie warf sich in seine Arme. Es war ihr egal, dass sie vor ihrem Elternhaus waren, es war ihr egal, dass sie einen Freund hatte, es war ihr alles so egal. Als sie ihn sah, sein Blick, seine Augen, sein Lächeln, da konnte sie diese Sehnsucht nach ihm, die sie so lange versucht hatte zu vergessen, nicht mehr verdrängen. Nun waren all ihre Gefühle wieder da. All die schönen Erinnerungen. All das war wieder da. In diesem einem Augenblick. Sie drückte sich an ihm und konnte noch gar nicht glauben, dass er da war. Wieder rannen Tränen über ihre Wange, stumme, zum Teil Glückliche Tränen, zum Teil traurige, über die Erinnerungen, die sie verdrängen wollte. „Schätzchen…“ Da war es wieder. Dieses eine Wort, das er damals so oft zu ihr gesagt hatte. Dieses eine Wort, bei dem sie jetzt erst merkte, wie sehr sie es vermisst hatte. Weitere Tränen rollten. Er drückte sie an sich, drückte sie einfach nur an sich. Konnte und wollte nichts mehr sagen, wollte sie einfach nur an sich drücken. „Seiya…“ Langsam löste sie sich wieder von ihm, blickte ihn seine Augen, blau wie eh und je, tief wie eh und je, sanft wie eh und je. Er sah noch genauso aus wie früher, er hatte sich nicht geändert, er war noch immer der Seiya, den sie so vermisst hatte. „Was…“ Sie wollte ihn so viel fragen, wusste aber nicht, mit welcher Frage sie anfangen sollte. Er lächelte. Ja, es war genau dieses Lächeln, dass sie vermisst hatte, dass sie bei so vielen Männern, vor allem bei Mamoru vergeblich gesucht hatte, nur Seiya hatte es. „Was möchtest du wissen? Frag mich so viel du magst.“ Bunny nickte. „Ich weiß aber nicht, wo ich anfangen soll.“ Es war die Wahrheit. In ihr waren so viele Fragen. Seiya nickte, er wusste, was sie meinte. Er wollte sie ebenso vieles fragen, konnte aber keine Frage raus bringen, weil er nicht wusste, ob sie in diesem Moment wirklich angebracht oder wichtig war. Sie waren alle wichtig. „Warum bist du wieder hier?“, war ihre erste Frage. Vielleicht war es generell die Wichtigste. Würden wieder Kämpfe kommen? Mussten sie wieder kämpfen. Seiya lächelte. Konnte er ihr die Wahrheit sagen? Konnte er ihr sagen, dass er wegen ihr wieder hergekommen war? Sie hatte geweint. Bestimmt wegen Mamoru. Er griff nach ihren Händen, lächelte sie an. „Schätzchen, ich bin wegen dir zurück gekommen.“ Sie spürte, wie ihr Herz einen Sprung machte. Wie oft hatte sie sich vorgestellt, dass er nicht endlich wieder zurückkommen würde? Wie oft hatte sie sich sogar die Kämpfe und all ihre Gegner wieder herbei gewünscht, solange Seiya wieder an ihrer Seite sein würde? „Schätzchen, warum hast du geweint?“ Er strich ihr sanft die letzten Tränen weg. Sie lächelte. „Wegen nichts, weswegen du dir Sorgen machen sollst.“ „Ist es wegen Mamoru? Hat er dir weh getan?“ Sie lächelte. Wie wahr doch das war. Aber das konnte sie nicht sagen. Sie wollte momentan gar nicht daran zurück denken. Es war geschehen, er hatte sie enttäuscht, in seinem ganzen Verhalten hatte er sie enttäuscht. Nein, darüber wollte sie jetzt nicht reden. Nein, sie wollte jetzt nicht an Mamoru denken, sie wusste nicht, was mit ihm los war, warum er sich so benahm. Sie wollte mit Seiya reden. „Lass uns über was anderes reden, bitte“, bat sie ihn. „Wollen wir draußen weiter stehen bleiben oder wollen wir wohin gehen?“ „Wollen wir uns auf eine Bank setzten?“, schlug sie ihm vor. „In dem Park hier in der Nähe, vielleicht?“ Seiya nickte, lächelnd. Er merkte, dass sie seine Hände nicht abwimmelte, er hielt sie immer noch an der Hand und so ging er mit ihr auch in Richtung Park. Irgendwie tat ihr seine Wärme gut. Sie fühlte sich wohl und geborgen, so hatte sie sich schon lange nicht mehr bei Mamoru gefühlt. Er schlürfte ins Badezimmer, schaute in den Spiegel und lachte. Wenn er nicht wüsste, wen er da vor sich sah, würde er nicht denken, dass es Mamoru Chiba war. Er sah schrecklich aus. Hatte Augenringe, hatte sich nicht rasiert und auch seine Haare standen wie wild vom Kopf ab. Was war nur in ihm gefahren? Er drehte den Wasserhahn des Waschbeckens auf und schüttete sich ein wenig Wasser ins Gesicht, versuchte wieder ein wenig annehmbar auszusehen. Er schaute wieder in den Spiegel, drehte den Hahn zu und griff nach dem Handtuch, das am Halter hing. Er wusste, dass er sich nun überlegen sollte, wie er es wieder gut machen sollte. Bunny hatte ihn noch nie so angeschaut gehabt. In ihren Augen war mehr als Enttäuschung gewesen. Hatte er Ekel in ihren Augen gesehen? War sie ihm in dem Moment so peinlich gewesen, dass er sie angeekelt hatte? Er seufzte. Ja, er würde es sogar verstehen. Aber in ihm musste etwas so handeln. Er spürte jeden Tag mehr, dass sie sich von ihm abwendete. Als der Kampf gegen Galaxia beendet war, sie gewonnen hatte und sie sich endlich wieder in den Armen nehmen konnte, war alles wundervoll gewesen. Sie waren sich näher gekommen als nie zuvor. Sie verbrachten Tage und Nächte zusammen, ja sie schliefen miteinander. Aber als Bunny wieder in die Schule ging, veränderte sie sich. Ihre Gesichtspunkte im Leben änderten sich. Er spürte ihre Veränderung. Sie war nicht mehr das kleine naive Mädchen. Durch den Kampf, den sie alle bestehen mussten, war sie verdammt stark geworden. Sie war eine sehr starke Frau geworden. Aber vielleicht hatte es ihr auch ein wenig geschadet, dass sie alleine war. Vielleicht war es doch gar nicht so schlimm gewesen. Vielleicht hatte sie gemerkt, dass sie alleine auch sehr stark war. Natürlich musste sie stark sein, sonst wäre alles verloren gewesen. Aber vielleicht hatte dieser Gedanke, dass sie auch alleine stark war, sie verändert. Für sie waren nun andere Dinge wichtiger. Sie lernte mehr, sie unternahm öfters was mit ihrer Familie, war jeden Tag mit den Mädchen zusammen. Mamoru sah seine Freundin meist nur an den Wochenenden und auch nur dann, wenn es gerade in ihrem Terminkalender passte. Sie entfernte sich von ihm, so hatte er zumindest das Gefühl. Sie hatte eine Veränderung ohne ihn durchgemacht. Vielleicht verzieh sie ihm auch nur nicht, dass sie alleine kämpfen musste gegen Galaxia, dass er nicht da war, als all ihre Freundinnen starben. Vielleicht hatte sie ihm das nie verziehen? Vielleicht war das der Grund, dass sie sich von ihm abwendete? Mamoru Chiba ging durch seine Wohnung ins Wohnzimmer, schnappte sich die Flasche Tequila und ging mit der in die Küche, dort leerte er den Rest der Flasche in den Ausguss. Er sollte sich zusammenreißen und kämpfen! „Deine Prinzessin hat dich also wieder hierher geschickt?“, fasste Bunny nach der Geschichte von Seiya zusammen. „Ja, sie hat mich gebeten dort hinzugehen, wo mein Herz geblieben ist.“ Er blickte sie an. Doch ihr Blick war abweisend, sie blickte in die Ferne. Vermutlich hatte sie den Satz gar nicht richtig vernommen. Er spürte und sah ihr an, dass sie etwas bedrückte, ihr etwas Kummer bereitete. „Was ist los, Schätzchen? Was ist passiert? Wie geht’s dir wirklich?“ Sie blickte ihn überrascht an. Sie lächelte. Wann hatte Mamoru sie gefragt, wie es ihr ging? Wann hatte er sich für sie interessiert? Sie wusste es nicht mehr. Wie schön war es, einfach nur mit Seiya zu reden. „Mir geht’s gut. Ich möchte nicht darüber reden, was geschehen ist.“ „Aber ich sehe dir doch an, dass du traurig und verletzt bist. Mit mir kannst du doch reden, Schätzchen.“ Sie nickte. „Das ist lieb von dir. Aber das muss ich selber regeln.“ „Ich hab mir schon gedacht, dass du nicht mehr das Mädchen von früher bist.“ „Wie?“, fragte sie überrascht. „Du bist stärker und reifer geworden.“ „Du irrst dich.“ Sie lächelte ihn an. „Ich bin immer noch Bunny Tsukino, die gerne Eis isst und sich lieber mit ihren Freundinnen trifft als zu lernen.“ Seiya lächelte. „Ja, das mag alles stimmen, aber du blickst ernster. Dein Blick sagt schon alles. Du heulst dich auch nicht bei mir aus, was du vielleicht früher getan hättest.“ Er griff nach ihrer Hand. „Ich bin wegen dir zurückgekommen. Nur wegen dir Bunny Tsukino. Mein Herz gehört dir. Es hatte schon damals dir gehört, Schätzchen.“ Bunny blickte auf seine Hand, die ihre umfasste. Sie konnte nichts sagen. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Ihr Herz war schwer. Wie schön waren seine Worte doch, doch durfte sie sie eigentlich hören? Durfte er ihr so etwas sagen? Durfte sie ihm überhaupt zuhören? Sie stand auf. „Seiya…“ Sie blickte ihn an. „Es ist wirklich schön, dass du wieder hier bist. Es freut mich sehr.“ Ihre Stimme klang nun sachlich und fremd. Sie musste das hier ein wenig beenden. Sie konnte nicht weiter darüber reden. Sie hatte einen Freund, Mamoru. Auch wenn es momentan nicht so lief, wie sie es sich gedacht hatte. Er war immer noch ihr Freund. Sie blickte Seiya an und er blickte sie genauso an. Er war überrascht, dass sie aufgestanden war. Er war überrascht, dass sie das Gespräch beenden wollte. War er doch zu weit gegangen? Verlor er sie gerade wieder? „Seiya, ich muss noch was für die Schule machen. Melde dich doch morgen bei mir. Die Reise war bestimmt anstrengend.“ Sie lächelte ihn nett an. So lächelte man jemand an, wenn man sich bei der Verkäuferin bedankte oder ähnliches. Irgendwas geriet gerade völlig aus dem Ruder. Innerlich seufzte er. „Melde dich morgen bei mir.“ Seiya nickte. Damit hatte sie sich auch schon umgedreht und war gegangen und ließ einen verdutzten Seiya zurück. „Ich wohne im Inn, das Hotel“, rief er ihr nach. Er seufzte und stützte seinen Kopf in die Hände. Sie war weg. Vielleicht hatte sie es gar nicht mehr gehört. Bunny Tsukino rannte schnurstracks die Treppe nach oben und schloss sich in ihrem Zimmer ein. Sie lehnte sich gegen die Tür und fing an zu weinen. Die Tränen kamen einfach, sie wollten nicht einfach nicht enden. Sie wusste gar nicht, warum sie weinte. Wegen Mamoru? Wegen Seiya? Wegen sich selber? Die Tränen kamen einfach. Sie war froh, Mamoru als Freund zu haben, aber momentan lief einfach zu viel schief, er gab ihr nicht mehr das Gefühl, dass er sie hundertprozentig liebte. Und Seiya. Sie war froh, dass er da war. Ja, sie hatte ihn ziemlich vermisst gehabt. Aber warum kam er gerade jetzt? Es war unpassend? Warum gerade jetzt? Sie wollte ihr Leben in Ordnung bringen, warum musste es wieder durcheinander raten? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)