Shadowdance von KakashiH ================================================================================ Epilog: My dear Diary! ---------------------- Sonnenstrahlen fielen durch das sauber geputzte Fenster und erhellten den Raum, der hinter dem Glas lag. Ein einzelnes Bett stand auf der linken Seite, sauber gemacht, bezogen mit blütenweißen Laken. Ein kleiner Nachtschrank stand direkt daneben, auf dem ein einzelnes Foto abgestellt worden war. Ganz anders die Wand neben dem Bett, das von vielen Bildern besiedelt war, auf denen viele Menschen zu sehen waren.    Auf der rechten Seite stand ein runder Tisch, umrahmt von zwei cremefarbenen Sesseln. Beide bereits ein wenig abgegriffen, von den vielen Besuchern die in ihnen gesessen und sich bewegt hatten. Eine einzelne Figur saß auf einen der beiden Sitzmöbel. Sein früher so Sonnengeküsstes, blondes Haar strahlte nun in einem beinahe blütenreinen Weiß. Kurz geschnitten, aber dennoch ein wenig wild wie er es stets in seiner Jugend getragen hatte. Einzelne Strähnen fielen ihm leicht in das Gesicht. Es roch zart nach Lavendel.   Ein leises Klopfen an der hölzernen Tür durchbrach die Stille, ebenso wie die Stimme der jungen Frau, die erschall. „Herr Uzumaki?“, rief sie sanft, drückte anschließend die Klinke hinab und betrat den sauberen Raum. „Sie sind nicht zum Mittag gekommen. Die anderen fragen sich bereits, ob Sie sich nicht wohl fühlen!“, erklärte sie ihr Auftauchen, während sie den Raum durchschritt, sich zu der einzelnen Person begab, die hier anwesend war.    Als sie diese erreichte, stutzte sie leicht, um dann die Hand auszustrecken und die geübten Finger an den kalten Hals zu legen. Einige Sekunden verrannen wie zähes Kaugummi, dann lächelte sie traurig. Sie zog die Hand weg, schob sie ein wenig höher und fuhr sanft über die noch geöffneten Augen, um die Lider über die einst strahlend blauen Augen zu schließen, die nun matt vor sich hin starrten. Einen Moment betrachtete sie den alten Mann vor sich, studierte das selige Lächeln, das auf seinen Zügen lag. Er musste glücklich gestorben sein.    Ein leichter Windhauch brachte die Gardinen vor dem Fenster in Bewegung, ein Rascheln weckte ihr Interesse. Auf dem Tisch neben dem alten Mann lag ein kleines Buch. Der Einband war bereits verblasst, die Seiten vergilbt, doch jeder wusste, dass dieses Narutos größter Schatz gewesen war. Ein Tagebuch, das ihn viele Jahre begleitet hatte, in dem er seine Geschichte niedergeschrieben hatte, angefangen mit dem tragischen Ende seines Freundes, weitergeführt über viele Jahre. Viele Abende hatte er den anderen Menschen in diesem Wohnheim daraus vorgelesen, hatte in alten Erinnerungen geschwelgt und sie zum Lachen gebracht. Es gab wohl niemanden hier bei ihnen, der Narutos Geschichte nicht kannte, nicht mit ihm gefiebert und gelitten hatte und nicht ungeduldig darauf gewartet hatte, dass es ihn erneut packte und er mehr vorlas.    Niemand hatte dieses Buch je anfassen dürfen. „Wenn ich einmal nicht mehr bin, bekommt ihr es schon früh genug!“ hatte er immer lachend gesagt. Ein wenig zögerte sie, doch dann griff sie danach, öffnete es an der Stelle, an der ein altes Foto herausschaute, während sie sich in den noch freien Sessel sinken ließ. Wer der junge Mann war, den man auf dem Bild erkennen konnte, wusste sie. Es gab wohl niemanden in diesem Haus, der nicht Sasuke Uchiha kannte. Genauso wenig, wie es niemanden gab, der nicht wusste, wer Naruto Uzumaki war. Mit Erstaunen fiel ihr auf, dass der letzte Eintrag vom vorherigen Tag war.            Tokyo, Donnerstag 29. April 2060   My dear Diary!   Es wird Zeit, dir meine letzten Gedanken anzuvertrauen. Es stimmt was die Alten immer gesagt haben, man spürt es einfach, wenn seine Zeit gekommen ist. Und nun bin ich an der Reihe. Aber ich fürchte mich nicht davor, ein wenig freue ich mich sogar auf das, was vielleicht noch folgen wird.   Man sagt, dass einem nach dem Tod das Leben im Paradies erwartet, ich hoffe, dass es wirklich so ist. Ich bin langsam einfach müde und mit meinen 85 Jahren darf ich dieses gewiss auch sein. In dir habe ich nahezu mein ganzes Leben festgehalten und nun wo es zu Ende geht, möchte ich ein letztes Mal in meinen Erinnerungen schwelgen.    Die hinter mir liegende Zeit hat mich besänftigt, das muss ich gestehen. Aber ich frage mich, ob Sasuke mich wohl erwarten wird. Diese Idee wäre mir so nie gekommen, doch irgendwie musste ich mich heute an dieses Buch erinnern, das Hinata so geliebt hat. New York, New York hieß es. Es handelt von einem schwulen Paar, das nach vielen Schwierigkeiten ihr Glück findet. Ich muss zugeben, dass ich die Geschichte übertrieben fand. Mel – einer der Personen – hatte wirklich nur Pech. Schlechte Erfahrungen in Beziehungen, Missbrauch durch Stiefeltern, Vergewaltigung bei einem Überfall und zum Schluss geriet er noch in die Fänge eines durch geknallten, der seinen Bruder ersetzen wollte. Natürlich durften auch dort die sexuellen Szenen nicht fehlen. Es wurde zwar nicht deutlich gemacht, aber irgendwie war es klar.   Was mir aber durch den Kopf schoss, war das Ende dieses Buches. Mel starb recht früh, Kain – sein Partner – erst viel später. Aber als er starb, war Mel da und holte ihn ab. Ich frage mich, ob du mich auch abholen wirst, Sasuke! Ich weiß, ich weiß, ein heftig kitschiger Gedanke, aber auf der anderen Seite amüsiert es mich doch. Du könntest da stehen, mich an dich ziehen und mit mir ins Licht tanzen…   Die junge Frau lachte leise. Naruto hatte stets deutlich gemacht, dass er nicht tanzen konnte. Er hatte es nur einmal versucht und war anscheinend ziemlich gescheitert daran. Irgendwie schien es ihm ein Rätsel zu sein, wie man seine Beine zu bewegen hatte. Er beteuerte immer wieder, dass er es nie wieder versucht hatte. Alleine zu tanzen war da aber wohl etwas anderes, aber ein Tanz als Paar, das lag ihm scheinbar nicht.   Kitschig oder nicht, ich kann dir versprechen, dass ich dir ziemlich fest in den Hintern treten werde. Mache dich also auf etwas gefasst!   Das passte schon eher zu Naruto, dafür würde selbst sie die Hand ins Feuer legen.    Dein Abgang war feige. Du wirst mir da auf jeden Fall eine Menge Fragen beantworten müssen. Nach der Autopsie hat dein Anwalt sich gemeldet und bestätigt, dass du einen Tag zuvor bei ihm gewesen bist und dein Testament gemacht hast. Seit dem frage ich mich, ob es Absicht gewesen ist, oder wie bei vielen in dieser Lage ein Versehen. Diese Frage lässt mich nicht los.    Aber nachdem ich dir in den Hintern getreten habe, würde ich dir erzählen, was in den vergangenen 60 Jahren alles passiert ist. Angefangen mit deinem Erbe. Ich kann nicht behaupten, je so viel Geld gehabt zu haben, aber ich glaube, ich habe das gut hinbekommen. In deinem Andenken habe ich eine Stiftung gegründet, die Männern und Frauen hilft. Personen, die dir in einem Punkt ähnlich sind. Ich glaube, das hätte dir gefallen, auch wenn du es nie zugegeben hättest. So warst du einfach nie.    Kiba ist leider früh gestorben. Ein Autounfall. Du wirst dir denken können, dass Hinata sehr traurig war. Sie hat nie wieder jemanden so nahe an sich heran gelassen und lebt heute noch bei ihrer Familie. Oder dem, was noch davon übrig ist. Mit Shikamaru telefoniere ich hin und wieder. Sakura hat geheiratet, zwei Kinder bekommen und ist vor drei Jahren verstorben. Du siehst also, nicht mehr viele sind mir geblieben.   Ich selbst bin Single geblieben. Natürlich habe ich hier und da ein kleines Abenteuer gehabt, aber eine Bindung war nicht mehr möglich. Ich habe dich wirklich geliebt, weißt du?! Aber ich werde versuchen dir das nicht nachzutragen. 60 Jahre sind eine verdammt lange Zeit. Aber ich hoffe wirklich, dass es ein wenig wie in New York, New York sein wird. Nicht dieser Kitsch, aber dass wir uns wieder sehen. Damit ich dir die Abreibung verpassen kann, die du verdienst, ehe wir den Himmel zum Rocken bringen. Ich glaube, das würde mir gefallen.   Bis dahin wünsche ich allen die um mich trauern werden, dass sie diese vergessen. Schmeißt eine Party und freut euch für mich, dass ich es geschafft habe und vergesst niemals, vielleicht warte auch ich eines Tages auf euch, um euch mit mir zu nehmen. Dieser Gedanke hat mich am meisten beruhigt. Ich werde nicht alleine sein und nur das zählt.   Ich werde euch nie vergessen!       Naruto Uzumaki         Lächelnd ließ die junge Frau das Buch zu klappen, ehe sie den alten Naruto noch einmal betrachtete. Er sah friedlich aus. Sie hoffte aus tiefstem Herzen, dass seine Vorstellung wahr geworden war. Kitsch oder nicht, jeder wusste, dass Naruto Sasuke nie vergessen hatte. Es war unmöglich, so oft wie er von diesem erzählt hatte. Doch jetzt hatte er es wahrlich geschafft.    Energisch stemmte sie sich hoch, drückte das Buch enger an sich und ging Richtung Tür. Auf sie wartete nun Arbeit. Sie musste die traurige Mitteilung bekannt geben und alle Schritte einleiten. Zum Glück hatte Naruto vorgesorgt, so dass es keine Probleme geben würde. Und sie musste die Familie informieren, die Narutos Haus für einen geringen Obolus gekauft hatte, als er beschlossen hatte, dass es an der Zeit war nicht mehr alleine zu leben. Sie glaubte, dass dieses seine beste Entscheidung gewesen war. Er hatte nicht nur sein eigenes Leben bereichert, sondern auch das der anderen Menschen, die hier lebten.   So verließ sie  den Raum und zog die Tür leise hinter sich zu.  Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)