Shadowdance von KakashiH ================================================================================ Erste Erfolge ------------- Sasuke spielte nervös mit seinen Fingern, während er seine Position ein wenig veränderte. Nun war er bereits so oft in diesem Raum gewesen, doch noch immer war ihm unwohl dabei. Es lag sicherlich nicht an dem Raum, sondern viel mehr daran, dass es wieder einmal Zeit für eine seiner Therapiestunden war. Er konnte sich nicht daran gewöhnen und zu oft fühlte er sich anschließend ausgelaugt und emotional vollkommen aufgewühlt. Wie oft hatte er hier gesessen und sich gedacht, dass er einfach wieder gehen konnte. Doch wie auch in all den Sitzungen zuvor kam genau in diesem Augenblick sein Therapeut. Sasuke mochte ihn irgendwie, der Mann hatte eine ruhige Art und erleichterte ihm oft das Reden.    „Herr Uchiha, wie geht es ihnen heute?“ Es war immer dieselbe Begrüßung die der Mann verwendete und doch langweilte sie den jungen Uchiha nicht. Auf dieser Art kam eine vertraute Atmosphäre auf und nahm ein weiteres Stückchen Unbehagen von ihm. „Ganz gut, würde ich sagen!“, meinte er auch gleich. Auch dies war eine Standartantwort.     Der Mann ihm gegenüber nickte und begann, einige Dinge auf seinen Block nieder zu schreiben. Der Stift kratze über das Papier, was den Uchiha ziemlich nervte, aber er schwieg beharrlich. Eigentlich tat er das immer, er sprach nur, wenn er direkt etwas gefragt wurde und auch nur so viel, wie erforderlich war. So war er eben, das würde sich nie ändern. Er wollte es auch gar nicht, erst recht nicht für einen Psychiater.  “Gut… letzte Woche haben wir darüber geredet, wie sie ihren Beruf sehen!“, erklärte der Mann schließlich und schaute ihn erneut an. „Setzen wir da an. Sie meinten, dass eine Menge Druck auf ihnen lastet, richtig?“ Sasuke nickte leicht. „Termindruck, Leistungsdruck!“, erwiderte Sasuke brummend. Man stand immer im Fokus der Öffentlichkeit und durfte sich keine Fehler erlauben, wenn man wert darauf legte, ein Privatleben zu haben. Eigentlich hatte er den falschen Beruf gewählt, oder er war zu erfolgreich geworden. Wenn er ehrlich war, mochte er den Rummel nicht, der um ihn herum veranstaltet wurde. Er liebte die ruhige Zeit alleine, wirklich viel hatte er davon aber nicht mehr gehabt.   „Bereuen sie es?“, folgte gleich die nächste Frage und Sasuke musste nicht lange nachdenken. Er schüttelte den Kopf, legte aber auch gleichzeitig die Stirn in Falten. „Nicht wirklich… nur das drum herum könnte wegfallen!“, gab er ehrlich zu. Der Mann nickte und erneut kratzte der Stift hektisch über das Papier. Sasuke fragte sich, was der Mann da jedes mal nieder schrieb, der Gedanke, dass er seine Analysen da fest hielt, behagte ihm nicht so wirklich. Aber etwas dagegen machen konnte er wohl nicht.   „Wie sieht es mit Versagensängsten aus? Wem gegenüber empfinden sie diese?“, folgte auch schon die nächste Frage. Dieses Mal schwieg Sasuke allerdings. Er hasste dieses Thema und bisher hatte er nie auf diese Frage reagiert. Er würde es auch niemals machen, es waren Dinge, die niemanden etwas angingen. Es störte ihn nur, dass der Mann ihn mehr durchschaute, als ihm einfach lieb war. Ängste hatte er durchaus und zu versagen war etwas, was für ihn nicht in Frage kam. Aber er wusste auch, dass er da keinen wirklichen Einfluss drauf hatte. Machtlos zu sein, war ein unangenehmes Gefühl.  „Gut… lassen wir das Thema.“, lenkte er schließlich ein. Sasuke war dafür dankbar. Er wollte einfach nicht darüber reden. „Ich mag es nicht, bedrängt zu werden!“, brummte er nur, nicht darauf achtend, dass er damit auch gleich eine neue Vorlage bot, die der Mann dankbar annahm. Sicherlich war er einer der schweren Patienten, im Grunde wollte er auch nicht hier sein, oder besser, nicht in der Therapie, nur hatte man ihm klar gemacht, dass es anders nicht ging. „Bedrängt ihr Leben sie? Ihre Position in der Öffentlichkeit?“, wurde er dann gefragt, während wieder geschrieben wurde.    „Nicht prinzipiell. Forderungen sind nicht immer angenehm, vor allem wenn ich gestresst bin kann das zu mehr Druck führen!“, erklärte Sasuke und begann, sich ein klein wenig zu entspannen. Nicht mehr lange, er hatte die Stunde fast geschafft und dann konnte er zurück in sein Zimmer gehen, später Naruto anrufen und dann endlich schlafen. In letzter Zeit war er fast immer ausgelaugt und sein Verlangen das Bett zu verlassen war fast komplett gestorben. Man hatte ihm gesagt, dass das normal war. Er hatte die schlimmste Phase hinter sich gebracht, den eigentlichen Entzug mit all seinen Entzugserscheinungen. Nun mussten sie das festigen, damit er nicht hier raus spazierte und das nachholte, was man ihm hier verwehrte. Manchmal fühlte er sich als wenn er vor Energie nicht wusste wo er damit hin musste, manchmal aber – wie im Moment – war er nur noch müde.    „Wie hat Ihnen da der Konsum vom Rauschmittel und Alkohol geholfen?“ Eine gute Frage und verdammt leicht zu beantworten. „Es beruhigt?“, erklärte er dann schlicht, sah aber auch, dass der Mann damit nicht zufrieden war. „Der Alkohol ist schon lange ein Problem gewesen, es betäubt einfach.“, führte er dann fort.   „War ein Problem? Würden Sie, wenn sie jetzt entlassen werden würden, nein sagen können? Würden sie dem Druck und dem Wunsch widerstehen können, sich zu betäuben?“ Sasuke schwieg. Er konnte darauf nicht antworten. Vom Kopf her wusste er, dass es Mist war was er da tat, aber er traute sich da selbst nicht über den Weg. Wenn auch nur einer ihn unter Druck setzte, würde er den leichteren Weg wählen, das wusste er einfach. Der Mann ihm gegenüber legte dann den Block zur Seite.    „Setzen Sie sich nicht unter Druck, noch mögen Sie nicht soweit sein, aber das erreichen wir auch noch. Wir sehen uns nächste Woche, Herr Uchiha!“, erklärte er und reichte ihm dann die Hand, die Sasuke ergriff, während er sich erhob. Ohne einen weiteren Gruß verließ er dann den Raum um zurück in sein Zimmer zu kommen.    Naruto setzte den Stift wieder an, um seine Gedanken weiter fest zu halten. Die Erinnerungen kamen einfach immer weiter zu ihm.    Sasuke hat mir am Abend von der Stunde erzählt, sicherlich nicht alles, aber doch einen großen Teil. Ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, dass er sich zu sehr unter druck setzt. Ich erinnere mich noch, dass er sich selbst gefragt hat, ob er wohl je an den Punkt kommt, wo er raus gehen kann und nichts passieren wird.   Ich selbst glaubte fest daran. Sasuke war auf einem guten Wege, er war ja auch schon eine ganze Weile ohne diesen ganzen Kram und ich merkte doch, dass er sich bemühte. Natürlich hatte er gute und schlechte Tage, aber das war doch vollkommen normal!   Und es wurde von Mal zu mal besser. Nach diesem Telefonat wurden Sasukes schlechte Tage weniger, die guten hingegen mehr. Er durfte sich nach zwei weiteren Monaten frei auf dem Klinikgelände bewegen und bald kam auch das Thema auf, dass Sasuke für eine Nacht nach Hause durfte.   Zu einem guten Zeitpunkt, zum Glück hatten die Reporter etwas interessanteres gefunden und ließen mich endlich in Ruhe. Vorher hatte ich allerdings noch ein Gespräch mit Sasukes Therapeuten. Ich mochte den Mann, er war offen und ruhig und was er über Sasuke erzählte, war sehr angenehm. Er fand, dass ich für ihn eine Stützte war, auch wenn Sasuke das nie zeigen würde. Er schätzte ihn gut ein, das hat mich schon beeindruckt. Und natürlich hat er mir Tipps gegeben, wie ich diesen ersten Tag gestalten könnte. Ich sollte es vermeiden mit ihm raus zu gehen, Orte meiden, wo er mit Alkohol in Kontakt kommen könnte und auch meine Reserven nicht offen stehen lassen, aber auch nicht ganz entfernen, um ihm nicht das Gefühl zu geben, ihm nichts zu zutrauen.   Er erklärte mir auch, wie ich möglichen Stress erkennen konnte und er gab mir eine Notfallnummer aus unserem Ort, falls etwas vollkommen schief lief. Aber ich war positiver Ansichten, dass alles gut werden würde.    Lächelnd legte Naruto den Stift zur Seite. Er erinnerte sich an den Tag, gute fünf Monate nach dem Gespräch, als er Sasuke nach Hause holen durfte. Nur für gute 24 Stunden, aber das war viel mehr, als er sich damals zu träumen gewagt hatte.  Ich habe Sasuke nach Hause gebracht und versucht, ihm einen schönen Abend zu bieten. Also haben wir gekocht, gemeinsam und dabei sogar unseren Spaß gehabt. Gut, Sasuke sieht man es eher selten an, wenn er Spaß hat, aber da hatte ich echt das Gefühl, dass er sich wohl fühlt und die Zeit genießt.    Nach dem Essen haben wir es uns auf der Couch gemütlich gemacht. Mit Fruchtsaft verstand sich. Den Rat des Therapeuten habe ich natürlich befolgt, der Alkohol stand nicht offen rum, aber ich habe ihn auch nicht entsorgt. Ich vertraute Sasuke und das war auch wichtig.   Später sind wir dann gemeinsam ins Bett gegangen, ganz brav natürlich. Das ich Sasuke nun bedrängte war immerhin nicht meine Absicht und ich fand auch, dass es besser war zu warten, bis Sasuke selbst wieder bereit war. Im Moment waren auch andere Dinge viel wichtiger und da waren wir uns auch einig.    Auch der nächste Morgen begann entspannt und vollkommen ausgeglichen. Ich holte frische Brötchen und zusammen frühstückten wir dann. Sasuke trank verdammt viel Kaffee und erzählte mir dabei, dass der in der Klinik echt grausam schmeckte. Ich habe bei diesen Worten lachen müssen.   Aber natürlich waren die 24 Stunden irgendwann vorbei. Eigentlich war es ja viel weniger Zeit, die wir zu Hause verbracht hatten, denn diese Zeitspanne galt von dem Moment an, wo er die Klinik verlässt, bis zu dem Moment, wo er wieder dort sein musste. Aber für den Anfang war das vollkommen in Ordnung. Es war ein erster Tag, den wir hier verbracht hatten und wenn es weiter so gut lief, würde Sasuke bald wieder zurück kommen.   Die Fahrt zurück verlief allerdings ziemlich schweigsam, aber das war für mich auch irgendwie verständlich. In der Klinik war er immerhin ständig unter Beobachtung und Sasuke war kein sehr geselliger Mensch. Außerdem wusste ich, dass er die Therapiestunden hasste. Sich zu öffnen war nicht sein Ding.   Zeit uns zu verabschieden blieb mir dann leider auch nicht sehr viel. Ich musste zu Sasukes Therapeuten und ihm erzählen, welchen Eindruck ich gewonnen hatte. Das tat ich auch und nicht alles war positiv. Trotz der positiven und entspannten Atmosphäre, hatte ich hin und wieder das Gefühl, dass Sasuke rastlos wirkte. Angespannt, auch wenn es nie sehr lange angehalten hatte.   Er hatte mir dann erklärt, dass es vollkommen normal war. In der Klinik war er schließlich geschützt vor dem, was ihn vielleicht verführen konnte, aber in der Welt draußen musste er die Stärke alleine aufbringen und das war am Anfang nicht sehr leicht. Ich verstand auch das durchaus.    Sasuke zurück zu lassen, war ihm dann verdammt schwer gefallen, aber es war nicht anders gegangen.    Seufzend parkte Naruto den Wagen, stellte das Radio aus und verließ dann das Fahrzeug. Er war nach der langen Fahrt zurück müde und freute sich darauf, einen ruhigen Abend zu verbringen. Wenn er denn noch wach blieb, denn eigentlich zog ihn alles ins Bett.   Kaum schloss er die Haustür auf, hörte er aber auch schon, wie das Telefon klingelte und so ließ er seine Sachen fallen und nahm eilig das Gespräch an. Vielleicht war es ja Sasuke, den er vor wenigen Stunden wieder in der Klinik abgeliefert hatte. Möglich war es immerhin. „Uzumaki!“, meldete er sich dann.   Am anderen Ende war allerdings nicht Sasuke, sondern Kakashi. Naruto kannte den Mann mittlerweile ein bisschen besser, in den letzten Monaten hatten sie sich hin und wieder gesehen und geredet, denn Kakashi war natürlich auch daran interessiert, wie es dem Uchiha ging.   „Wie geht es dir?“, fragte der ältere Mann ihn dann. „Es geht. Ich habe Sasuke gerade zurück gebracht und bin erst vor einer Sekunde zur Tür rein!“, erwiderte er ehrlich und ließ sich auf den Boden fallen, um sich gegen die Wand lehnen zu können. „Stimmt, er war letzte Nacht bei dir, richtig?“ Naruto hatte Kakashi natürlich von den guten Neuigkeiten erzählt und auch Kakashi hatte sich gefreut, dass es voran ging.   „Ja, es war schön!“, erklärte er dann und lächelte leicht. Das war es ja auch gewesen, auch wenn es schade war, dass die gemeinsame Zeit nun schon wieder vorbei war. Kakashi schwieg eine Weile.  „Ich weiß, dass es vermutlich gerade unpassend ist, aber ich habe überlegt, wie es weiter gehen soll. Ich denke ernsthaft darüber nach, Sasuke vorzuschlagen, seinen Rücktritt erklären zu lassen. Was denkst du darüber? Glaubst du, dass er noch einmal zurückkehrt?“, fragte Kakashi dann. Man hörte, dass die Frage wirklich nicht angenehm für diesen war, auch Naruto war sie nicht angenehm.   Er schwieg. Er konnte ihm diese Frage nicht beantworten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)