Wild Prärie von Vampire-Hero ================================================================================ Kapitel 6: Bedrängnis --------------------- Bedrängnis „Na komm schon“, meinte John verlockend, mit samtig weicher Stimme. Wiederwillig drehte der junge Mann seinen Kopf weg und entkam somit dem unfreiwilligen Angebot des anderen. Wie kam dieser auch dazu, ihm dieses komische Ding ummachen zu wollen? Das einzigste wo er Schmuck tragen würde, wäre an seinen Hand- oder Fußgelenken. Aber nicht um seinen Hals. Zumal dieses Teil, was der Weiße in der Hand hielt, viel größer war als eine normale Kette. Zudem war es aus einem anderen Material beschaffen, welches er nicht zuordnen konnte und auch nicht wusste, wieso er das tragen sollte. Dieser Mann schaffte es ihn immer mehr zu verwirren, weswegen er selber sturer wurde. Warum bemühte sich der Schwarzhaarige so um ihn? Er könnte ihn doch leicht mit Gewalt zu etwas zwingen, ihn mit irgendwelchen Mitteln versuchen Benehmen einzutrichtern. Schließlich hatte er oft genug Geschichten von ihrem alten Schamanen gehört, was die Bleichgesichter alles mit einem anstellen würden, sollte man jemals in ihre Hände fallen. Nur war er sich bei diesem Mann vor sich nicht mehr so sicher. Er gehörte zwar zur selben Sippe, wie die anderen Weißen, welche Sittenlos, Ungezügelt und einfach Aufdringlich waren, aber irgendetwas unterschied ihn von seinen Leuten. Seufzend stieß er die Luft aus, während er sich fragte, was für Absichten dieser Mann hatte? Wieso er ihn hier festhielt und bisher noch nichts von ihm gefordert hatte? Der Schwarzhaarige hätte ihn schon längst Foltern oder sich einfach an ihn vergreifen können, wie diese beiden Männer, deren Gesichter er sich gut eingeprägt hatte. Sollte er ihnen jemals wieder über den Weg laufen und dazu nicht mehr in dieser hilflosen Lage sein, in der er sich jetzt noch befand, würde er sich für ihre Unverschämtheit rächen. Auch wenn er ihre Sprache nicht verstand, hatte er in ihren Augen gesehen, als was sie ihn sahen. Wie eine niedere Art, die es nicht verdient hatte zu leben. Nun er könnte sich auch etwas Besseres vorstellen, als seelenruhig hier zu sitzen, statt bei seinen Ahnen zu weilen. Und dann war da wieder dieser Mann… der Indianer konnte nicht anders, als einen Seitenblick auf sein Gegenüber zu werfen… in deren Augen er weder Hohn, Spott, noch etwas Abfälliges sah. Dessen dunkle Augen zeigten einzig Vertrautheit und Freundlichkeit, mit der er nicht umgehen konnte. Immerhin war das Bleichgesicht auch dafür verantwortlich, das sein Volk getötet wurde. Dass das Blut seiner Brüder und Schwestern an seinen Händen klebte, welches er durch dessen Tod wieder bereinigen wollte. Noch einmal wandte der junge Mann seufzend seinen Kopf weg. Ihm würde die Rache wenigstens mehr Nährboden für Hass und Kampfeslust bieten, wenn sich der Schwarzhaarige anders verhalten würde. Wenn dieser weniger nett zu ihm war und nicht so verdammt zuvorkommend wäre. Das er stets darauf achtete, dass er sauber war, dass er seine täglichen Mahlzeiten bekam und das sich der andere sogar darum bemühte, dass er es bequem hatte. „Ach Kitty, du machst es mir auch nicht einfach“, sprach John seufzend. Doch sobald er in die sturen und wild funkelnden Augen des jungen Mannes vor sich sah, verflog all sein Frust. Es reichte nur ein einziger Blick auf sein süßes Wildkätzchen, um seine aufkommende Ungeduld zu lindern. Ein angenehmes und gutes Gefühl fuhr durch seinen Körper, das John wieder einmal das Gefühl hatte glücklich zu sein. Hier und jetzt, genau an der Seite seines Kätzchens. Dennoch wollte er sich diesmal gegen den süßen Sturkopf des anderen stellen und er würde ihm das Halsband umlegen. So konnte sich der junge Mann an das Leder gewöhnen, welches er während der Fahrt nach Hause tragen würde, denn John hatte sich bereits Gedanken gemacht, wie er sowohl seinen kleinen Wildfang, als auch seine Sachen wieder nach Hause bekam. Zum Schluss war er zu der Entscheidung gekommen, das Halsband zu benutzen, um das kleine Kätzchen mit der kurzen Leine im Planwagen zu sichern, damit es während der Fahrt nicht einfach runtersprang. Dann müsste er seiner Rothaut auch keine weiteren Fesseln mehr anlegen, was ihm sein Wildkätzchen bestimmt zu Gute halten würde. So versuchte er es bereits seit Anfang der letzten Woche im Lager, seinem sturen Wildfang erst mal das Halsband umzulegen. Nicht das John dieses störrische Verhalten störte, lediglich hätte er sich ein wenig mehr Erfolg versprochen. Das sich sein süßes Wildkätzchen ihm nicht mehr ganz so quer stellte, immerhin war er die letzten Tage noch behutsamer mit ihm umgegangen, als vor der aufdringlichen Annäherung von Rick und Vincent. Nur noch zwei Tage, versicherte sich John. Jenen Tag den John schon sehnsüchtig erwartete, denn dann würde es wieder zurück nach Hause gehen und… ein dumpfes Klopfen holte John aus seinen Gedanken. „Warte hier Kitty, ich komm gleich wieder“, sprach John zu dem jungen Mann, bevor er sich von ihm abwandte und zur Tür ging. Erneutes und zugleich ungeduldiges Klopfen, ließ John ruppig die Tür öffnen. Er wollte gerade zu einer bissigen Frage ansetzen, als er direkt in das ausdruckslose Gesicht seines Freundes sah. „Hey John“, meinte Damian ruhig. „Du solltest mal nach unten kommen, da möchte dich jemand sprechen.“ „Aha und wer?“ fragte John vorsichtig nach, als er hinter sich die Tür zuzog. Ihm gefiel die kühle Atmosphäre nicht, welche sich gerade um sie ausbreitete. Auch wenn er bisher das Grinsen in Damians Gesicht als nervig empfand, so hätte er es jetzt liebend gern wiedergesehen. Denn irgendwie beschlich ihn ein ungutes Gefühl dabei. „Komm einfach mit“, wich Damian aus. Er konnte es seinem Freund nicht sagen, da er nicht wusste, wie der andere darauf reagieren würde. So führte er den Schwarzhaarigen erst mal runter in dessen Büro, wo der Gast bereits wartete. John folgte seinem Freund und ließ dabei sein süßes Wildkätzchen, in der Obhut von zwei treuen Männern, denen er genauso vertraute, wie Hillary. Es waren gute Männer, die ihm loyal zur Seite standen und nun darauf aufpassten, dass niemand unaufgefordert sein Wohnbereich betrat. „Er wartet in deinem Büro“, erklärte Damian kurz, mit starrer Miene. „Ich werde solange hier bleiben. Wenn du Hilfe brauchst, komm ich sofort rein.“ „Danke, mein Freund“, meinte John mit einem milden Lächeln. Gott, er wollte wirklich nicht seine Freunde missen, mit denen er gemeinsam diese Aufgabe erfüllt hatte. Denn die letzten Tage verbrachten sie lediglich hier, um das Lager abzubauen und dann, nach Übergabe an den neuen Landherrn, abzureisen. Als John eintrat, drehte sich ein großer Mann im grauen Anzug zu ihm um. Sein Hut lag auf dem Schreibtisch und seinen Spazierstock hatte er an die Stuhllehne gehängt. Ein spitzbübischen, ja fast falsches Lächeln lag um sein Mund, als er John begrüßte: „Guten Tag Mr. Cunningham. Mein Name ist Bill Anderson und ich komme im Auftrag von meinem Herrn und ihrem Auftraggeber Mr. Wilson.“ „Guten Tag“, erwiderte John reserviert und schloss dann hinter sich die Tür. Seine innere Abneigung diesem Mann gegenüber, versteckte er durch seine aufgesetzter Maske. „Was führt sie zu uns? Soweit ich weiß ist die Übergabe erst in ein paar Tagen.“ „Ja, das ist meinem Herrn auch bewusst. Aber er macht sich sorge wegen der Übergabe.“ „Wie soll ich das verstehen?“ fragte John kühler und machte keinen Hehl daraus, das er seinen Gast lieber vor die Tür setzen würde, als mit ihm zu diskutieren. „Ich will es Ihnen erklären, Mr. Cunningham“, sprach Anderson lehrerhaft, wodurch er sein Gegenüber reizte. Doch ließ sich John nichts anmerken, weswegen der ältere Mann fortfuhr zu erzählen: „Als wir Ihnen den Auftrag gaben, dieses Land von den Wilden zu erlösen, haben wir damit alle Ecken und Winkel des Gebietes gemeint. Nun Mr. Wilson ist zu Ohren gekommen, das Sie einen von diesen Kreaturen hier im Lager halten, was ihm Sorgen bereitet, dass sie Ihre Aufgabe nicht richtig erfüllen würden.“ „Was wollen Sie damit sagen?“ wollte John wissen, unterdrückte seinen Aufkommenden Zorn, indem er sich vorstellte, wie er diesen überheblichen Mann vor sich, dieses siegessichere Grinsen aus dem Gesicht wischen konnte. „Ganz einfach, beseitigen Sie diese Rothaut und Sie bekommen Ihre vereinbarte Aufwandsentschädigung. Mr. Wilson ist dabei egal was Sie mit dem Wilden machen, allerdings möchte er das Lager aufgeräumt und frei von Rothäuten sehen, sonst kann ich nicht versprechen, dass wir im Geschäft bleiben. Also entweder Sie legen diese Kreatur gleich um, bevor es Mr. Wilsons Männer tun oder Sie verschwinden mit Ihr. Das sind die Beiden Möglichkeiten, die Ihnen bleiben.“ „Sie halten sich nicht an die Spielregeln“, stellte John zynisch fest und verschränkte seine Arme vor der Brust. Ihm juckte es verdammt, eine seiner Fäuste zu gebrauchen, weshalb er sich bremsen musste. „Falsch Mr Cunningham, Sie halten sich nicht daran“, meinte Anderson kopfschüttelnd. „Ich verstehe sowieso nicht, warum Sie einen von denen überhaupt am Leben lassen, aber das ist allein Ihre Sache. Ich möchte sie lediglich auf die Konsequenzen darauf hinweisen, sollte die Rothaut zum Tag der Übergabe noch hier sein.“ „Danke für die nette Information. Wenn das alles war, dann bitte ich Sie jetzt zu gehen.“ „Oh keine Angst, ich hatte nicht vor hier länger zu bleiben als nötig“, meinte Anderson spöttisch und nahm sich gemächlich seinen Hut, als auch seinen Stock. „Nachdem Sie nun alles wissen, wünsche ich Ihnen noch einen schönen Tag. Ihr derzeitiger, verdienter Lohn liegt im Umschlag auf dem Tisch, für den Fall, das Sie schon früher abreisen wollen. Also dann, wünsche ich Ihnen noch einen schönen Tag.“ „Ja, den wünsche ich Ihnen auch“, heuchelte John freundlich, während er den anderen Mann hinausbegleitete. Dieser ließ es sich nicht nehmen, einen abfälligen Blick zu Johns Wohnbereich zu werfen, ehe er sich abwandte und in seine kutsche einstieg. Allein diese missbilligende Geste machte John wütend, weshalb er sich auf dem Absatz umdrehte und wütend hinter sich die Tür zuknallte. Mit wenigen Schritten überquerte er das Büro und entdeckte tatsächlich einen Umschlag auf seinem Tisch, welchem er aber sonst weiter keine Beachtung schenkte. „Hey“, hörte er die zaghafte Stimme seines Freundes, der eben durch die Tür eintrat, „alles klar mit dir? Was wollte der Kerl?“ John holte erst mal tief Luft, ehe er sich ruhig an seinen Freund wandte: „Mr. Wilson, unser Auftraggeber, will mir mein Wildkätzchen wegnehmen. Aber… das lasse ich nicht zu.“ „Ich weiß“, bestätigte ihm Damian. „Du magst die Rothaut bereits mehr, als gut für dich ist. Aber wenn du dich für ihn entschieden hast, was willst du unternehmen, um ihn zu retten?“ „Ganz einfach, wir sind eh nur ein paar Tage noch hier, um das Lager abzubauen. Dafür braucht man keinen Führer. Du und Hillary seid auch bestens geeignet, um die Männer etwas anzutreiben und die restliche Übergabe zu machen. Ich werde derweil schon auf dem Heimweg sein.“ „Du willst gehen?“ fragte Damian mit hochgezogener Augenbraue nach. „Ja, morgen früh werde ich aufbrechen. Bis dahin werde ich den Männern bescheid geben, das ihr beide das Kommando habt, bis es nach Hause geht. Wenn du wieder zurück bist, lass mal wieder was von dir hören, ja?“ „Noch besser, ich werde kurz mal bei dir vorbeischauen, schließlich liegt dein Landsitz auf meinem Heimweg“, meinte Damian und vermisste jetzt schon die Art, wie frei er mit dem anderen Mann reden konnte. Doch er wollte ihn nicht aufhalten. Er wusste die Schwäche, welche sein Freund der Rothaut gegenüber entwickelt hat. Aber, wie Damian fand, auf eine positive Art und Weise. Auch wenn es der Schwarzhaarige gerne abstreitet, doch braucht jeder eine Person der er sich anvertrauen konnte, der er seine Seele, sein Herz und all seine Liebe schenken konnte. Nun, ob Johns Gefühle zu dem jungen Mann so weit gingen, wusste Damian nicht, auf jedenfall war sein Freund vernarrt in die Rothaut und das wollte schon was heißen, bei einem Mann der sich nie freiwillig an jemanden band. „Mach das“, meinte John nickend und legte kameradschaftlich eine Hand auf die Schulter seines Freundes. „Also, man sieht sich und danke für alle, Damian.“ „Ach was“, winkte Damian grinsend ab und klopfte seinerseits kurz auf Johns Schulter. „Schließlich hab ich dir auch vieles zu verdanken. Allein das ich jetzt vier stolze Kinder mit Madeleine vorzeigen kann, weil du mich mit dieser Frau vorgestellt hast, hat mein Leben komplett zum positiven verändert. Und ich hoffe, dass du mit deinem Kleinen auch solche Erfahrungen machen wirst, wie es ist, wenn man einen geliebten Menschen an seiner Seite hat.“ „Das werde ich“, versprach John grinsend und zog seine Hand wieder zurück. „Also dann, wünsche ich dir noch einen schönen Tag.“ „Denn wünsche ich euch beiden auch und das ihr gut ankommt.“ „Mhm, ja das werden wir“, versicherte ihm John. Dann machte er sich auf den Weg, einige Organisatorische Sachen zu klären, um die sich Damian und Hillary kümmern würden, sobald er hier weg war. Danach musste er noch seine Sachen packen und zusammen mit Owen, seinem Fahrer und seinem süßen Wildkätzchen dann zurückfahren. Der Schwarzhaarige konnte es kaum noch erwarten, endlich alleine mit der Rothaut zu sein. Sobald sie auf den Weg wären, brauchte er nicht mehr ständig Angst um den jungen Mann zu haben, konnte endlich mehr auf ihn eingehen und… sobald sie daheim wären und sein Freund vorbeikäme, um ihm beim Übersetzen und Sprachübung zu helfen… würden sie sich auch endlich besser verstehen. Und vielleicht schaffte es John auch endlich das Vertrauen des jüngeren Mannes zu gewinnen und ihm seine wahren Gefühle zu zeigen. Etwas, was ihn jetzt schon recht nervös machte und worauf er dennoch gespannt war, eine Antwort zu erhalten. Vielleicht müsste er dafür einige Monate warten, wenn nicht sogar Jahre, bis sein süßes Kätzchen einsah, was sie füreinander fühlten. Bis es sich ihm ganz anvertraute und ihm sein Herz öffnete. Etwas, was John schon viel bedeuten würde und worauf er hinarbeitete, damit sein begehrtes Objekt sich genauso in ihn verliebte, wie er es bereits war. TBC Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)