Ich bin doch nur der Neue... von Panakeia (Takuya x Kanon (hauptsächlich)) ================================================================================ Kapitel 8: Ignoranz ------------------- Dankeschön für alle kommis ^___^ Weiter gehts mit dem 8. Kapitel ^^ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Während Takuya auf den Aufzug wartete, lehnte er die Stirn gegen dessen kalte Tür. Er war doch so ein Idiot! Wieso lief er vor diesem Gespräch davon? Das wäre die beste Möglichkeit gewesen! Und irgendwann würde er es führen müssen. Je früher, desto besser. Warum fürchtete er sich so davor? Wenn sie Freunde waren, dann musste das doch ihre Freundschaft aushalten können. Miku, Bou und Kanon hatten es doch auch geschafft. Sicher, die drei waren schon länger befreundet gewesen, bevor sie in diese Lage geraten waren, doch… Takuya hielt inne. Wieso verglich er seine Situation eigentlich mit Miku, Bou und Kanon? Langsam aber sicher wurde ihm bewusst, dass er im Moment gar nicht mehr davon ausging, dass das zwischen Kanon und ihm nur bloße Freundschaft war! Er nannte es zwar so, aber wenn er darüber nachdachte, dann stellte er unbewusst seine Situation mit der von Kanon und Bou gleich und damals war eindeutig Liebe im Spiel gewesen! Damals war es darum gegangen, dass die Liebe des einen nicht erwidert wurde… Takuya überlegte in Wirklichkeit also gar nicht mehr, ob Kanon von ihm dachte, er hätte ihn aus Liebe geküsst. Er dachte darüber nach, was Kanon dachte, weil er ihn aus Liebe geküsst hatte! Konnte es wirklich sein, dass er in Wahrheit einfach nur Angst davor hatte, Kanon würde ihn zurückweisen, weil er diesen… liebte? Takuya wurde klar, dass es die Angst vor dem „nein“ war, die ihn immer wieder dazu brachte, dem Gespräch auszuweichen. Vor dem „nein“, das der Jüngere würde aussprechen müssen, wenn der Bassist ihn fragte, ob der Kuss aus Liebe passiert war. Er wollte einfach nicht wahrhaben, dass seine Gefühle für Kanon wohl doch über die der bloßen Freundschaft hinausgingen. Er wollte nicht, dass die Freundschaft daran zu Bruch ging. Und darum hätte er nämlich vor ihm gestanden und hätte Kanons Frage verneint – eine Lüge aus Angst vor dem Kommenden - und es wäre endgültig gewesen. Das leise Klingen des Aufzugs ließ ihn aufschrecken. Gedankenversunken stieg er ein und drückte auf den Knopf für den fünften Stock. Den Rücken gegen die Wand gelehnt, betrachtete er die Anzeige, die ihm verriet, in welchem Stockwerk er sich gerade befand. Vielleicht hatte er vor zwei Tagen noch nicht diese Art von Gefühlen gehabt, über die er nun die ganze Zeit nachdachte, oder zumindest hatte er sie nie richtig deuten können, doch gerade der Kuss war es, der ihm bewusst gemacht hatte, dass es sie gab. Dieser Kuss hatte etwas in ihm ausgelöst, über das er zuvor nie nachgedacht hatte. Und gerade die Tatsache, dass er jetzt so schrecklich viel darüber nachdachte, zeigte Takuya schon, dass es nicht nur der Alkohol gewesen sein konnte, sonst hätte er dieses Thema ziemlich schnell abgehakt. Jetzt war es doch eigentlich noch viel wichtiger, dass er mit Kanon sprach! Er musste das klarstellen! Erneut keimte die Angst in ihm auf. Jetzt musste er dem anderen sagen, dass er sich verliebt hatte. In ihn! Und was hatte Teruki gesagt? Kanon hatte Bou geliebt… oder liebte ihn immer noch… Bou aber hatte ihn zurückgewiesen. Unwillkürlich kam ihm die Szene am Morgen nach dem Kuss in Erinnerung. Kanon hatte zwar geschlafen, aber er hatte unmissverständlich gemurmelt, Takuya solle doch zu Miku gehen. Der Jüngere hatte damals gedacht, sein Handy wäre bei dem Blonden, doch was, wenn Kanon einfach nur geträumt hatte? Wenn er von einem Gespräch mit Bou geträumt und gar nicht Takuya gemeint hatte? Von diesem Gespräch, in dem der Ex-Gitarrist dem Schwarzhaarigen erklärt hatte, dass er diesen nicht liebte? Der Aufzug hielt im fünften Stockwerk an, weshalb Takuya ausstieg und, während er den Schlüssel aus der Hosentasche zog, in den langen Gang nach rechts einbog, der zu seiner Wohnung führte. Kurz vor seiner Tür hob er den Kopf und hätte fast vor Schreck aufgeschrieen, denn dort, neben eben jener Tür, saß zusammengekauert auf den Boden eine zierliche Gestalt. Die Beine hatte sie angezogen und die Arme wie als Schutz vor der Kälte um den Körper gelegt. Ja, es war mittlerweile kühl geworden und deshalb konnte Takuya auch nicht verstehen, weshalb da eine Gestalt vor seiner Tür saß, die zu schlafen schien. Nachdem er die erste Überraschung überwunden hatte, bemerkte er schnell, dass es Bou war, der dort schlief. Obwohl… Er urteilte mittlerweile nicht mehr so schnell darüber, ob eine Person schlief oder nicht. Man hatte ja schließlich gesehen, was es ihm bei Kanon eingebracht hatte. Dennoch machte er einen Schritt auf Bou zu und ging neben ihm in die Hocke. Irgendwie sah er ja schon niedlich aus, wie er da auf dem Boden kauerte und schlief. Aber warum um Himmels Willen saß er denn eigentlich hier? Und was sollte er jetzt tun? Er hatte eigentlich keine Lust mit dem Blonden zu reden – ja, er wich mal wieder aus – aber hier sitzen lassen konnte er ihn ja auch nicht einfach! Nach langem Hin und Her tippte Takuya den anderen leicht an. „Bou?“ Sofort schlug der Blonde die Augen auf und sah sich um. Wenn er denn wirklich geschlafen hatte, dann wohl nicht besonders tief. „Hm? Takuya?“ Verschlafen rappelte sich der Ältere auf und auch Takuya stand auf. „Ähm… was machst du vor meiner Wohnung?“ Bou brauchte einen Moment, ehe er sich wieder gesammelt hatte, sah ihn dann jedoch ernst an. „Kann ich mit dir reden?“ Takuya zuckte innerlich zusammen. Wie war das eben doch gewesen? Er hatte doch keine Lust zum Reden gehabt. Aber diesmal würde er wohl nicht drum herum kommen. Er würde Bou sagen müssen, dass er nichts für ihn empfand. Aber musste er auch über Kanon sprechen? Nein… das ging den Blonden nichts an. „Komm rein…“ Takuya steckte den Schlüssel ins Schloss und öffnete die Tür, bevor beide eintraten. Der Jüngere bahnte sich einen Weg durch die Kartons, ehe er sich umdrehte und auf das Sofa im Wohnzimmer deutete. „Ich mach uns einen Tee, ja? Setz dich doch…“ Er sah noch, wie Bou nur kurz nickte, bevor er selbst in die Küche verschwand. Dort setzte er sofort Tee auf und lehnte sich anschließend mit geschlossenen Augen an die nächst beste Schranktür. Nicht, dass er nun schon genug Probleme mit seinen Gefühlen Kanon gegenüber hatte, nein, jetzt musste er auch noch Bou irgendwie beibringen, dass er keine Gefühle für ihn hatte, sondern jemand anderen gern hatte… sehr gern hatte. Und dieser jemand war gerade die Person, die Bou damals abgewiesen hatte. Wieso musste alles nur so kompliziert sein? Das war das erste Mal, dass Takuya so etwas wie Mitleid für den Ex-Gitarristen empfand. Vielleicht fühlte sich dieser nun wie Kanon damals. Verliebt in eine Person, von der er wusste, dass er keine Liebe erwarten konnte. Wie sollte er es Bou nur am besten beibringen? Mit zwei Teetassen in der Hand betrat Takuya ein paar Minuten später das Wohnzimmer. Er setzte sich neben Bou auf das Sofa und nippte kurz an dem Getränk, ehe er merkte, dass es noch viel zu heiß war. Resignierend stellte er es auf dem kleinen Tisch vor sich ab und lehnte sich dann zurück. Der Blonde sagte nicht ein Wort und trank auch nicht von seinem Tee, sondern betrachtete nur den aufsteigenden Dampf, der von dem Getränk ausging. „Wie lang hast du denn da draußen gesessen?“ Takuya war derjenige, der den ersten Schritt machte. Ein wenig Entgegenkommen war wohl nicht verkehrt. „Ich weiß nicht.“ Bou blickte auf und sah den Jüngeren an. Sein Ausdruck verriet Entschlossenheit, obwohl seine Stimme vom Gegenteil zeugte. „Ich bin irgendwann gegen Nachmittag hergekommen, aber weil du nicht da warst, dachte ich, ich könnte ja warten…“ Warten… Wie lange er wohl noch gewartet hätte? Stille trat ein, in der Takuya erneut zu seiner Tasse griff und kurz daran nippte, sie jedoch nicht wieder zurück auf den Tisch stellte, sondern seine Hände darum schloss, als wolle er sich wärmen… oder daran Schutz suchen. Er hatte Angst vor dem, was Bou nun zu ihm sagen würde. Ja, er hatte Angst, den anderen zu verletzen, selbst wenn er ihn nicht sonderlich gut leiden konnte. Takuya konnte sich irgendwie zu gut vorstellen, wie der Blonde sich gerade fühlen musste. Er selbst würde bald in derselben Situation sein, wenn er mit Kanon reden würde. „Als ich hier war vor zwei Tagen… Alles was ich da gesagt habe, war mein Ernst.“ Takuya merkte, wie Bou seinen Blick suchte, doch er mied ihn. Erst als der anderen seinen Namen rief, sah er ihn an. Hatte der Blonde je schon einmal richtig seinen Namen ausgesprochen, ohne irgendwelche Abkürzungen zu verwenden? „Takuya! Ich hab mit Miku Schluss gemacht, weil ich mit dir zusammen sein will!“ Der Angesprochene hatte gewusst, dass er es hören würde, dennoch trafen ihn die Worte völlig unvorbereitet. Er wusste nicht, was er darauf antworten sollte. Wie er Bou erklären sollte, was in ihm vorging. „Bou… ich…“ Nach Worten suchend sah er in die klare Flüssigkeit in seiner Tasse. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll!“, gab er schließlich kleinlaut zu. „Sag doch einfach, dass wir es versuchen könnten!“ Mittlerweile war es nicht nur Bous Ausdruck, der Entschlossenheit verriet, sondern auch seine Stimme. „Das sagst du so leicht, aber…“ Takuya stellte die Tasse auf dem Tisch ab. „Es ist leicht!“, warf der Blonde ein und griff nach der Hand des Jüngeren, welche vom Tee völlig gewärmt worden war. Jedoch wurde ihm die Hand sofort wieder entzogen. „Es ist nicht so einfach, wie du vielleicht denkst.“ „Aber warum denn nicht? Was hindert dich denn daran, es zu versuchen?“ Bou verstand es wirklich nicht. Er verstand wohl einfach nicht, dass Takuya nichts für ihn empfand. Dieser wandte den Blick wieder ab. Er wollte es ihm nicht direkt ins Gesicht sagen, doch was blieb ihm schon anderes übrig? Wenn er jetzt nicht die Wahrheit sagte, würden ewig Missverständnisse bestehen und Bou würde niemals aufgeben. „Als du Kanon damals abgewiesen hast… Kannst du dir vorstellen, wie er sich da gefühlt hat?“ Takuya sah ihn an und musterte seine Gesichtszüge, die sich in eine unausgesprochene Frage verwandelten. Der Blonde verstand wohl nicht, worauf Takuya hinauswollte, antwortete dann jedoch nach kurzer Überlegung. „Ich denke, er war wütend auf Miku. Die beiden haben danach ständig gestritten…“ „Und meinst du, er liebt dich immer noch?“, hakte Takuya nach. Halt, darauf wollte er doch eigentlich gar nicht hinaus! Die Frage war ihm einfach rausgerutscht, obwohl er doch eigentlich ein ganz anderes Ziel gehabt hatte. Er wollte Bou doch eigentlich sagen, dass aus ihnen nichts werden konnte! Dass er ebenso darüber hinwegkommen musste, wie es Kanon auch gemusst hatte. Nur deshalb hatte er die Situation damals angesprochen. Wieso war er also abgewichen? Erneut sah ihn Bou fragend an, öffnete dann jedoch den Mund. „Kann schon sein… Ich weiß es nicht, ich habe seitdem nicht mehr mit ihm darüber gesprochen. Aber… ich liebe ihn nun mal nicht und er wird es verstehen und es irgendwann vergessen…“ Takuya traute seinen Ohren nicht. Bou glaubte, Kanon war noch immer in ihn verliebt und das sagte er einfach so in diesem völlig gleichgültigen Ton? Hatte er eigentlich eine Ahnung, wie sehr man unter Liebeskummer leiden konnte? Takuya hatte selbst noch nie solche Gefühle gehabt – bis jetzt zumindest – doch diese Gleichgültigkeit, die Bou hier zeigte, konnte er nicht verstehen… und sie machte ihn wütend. „Hast du eigentlich eine Ahnung, wie sehr Kanon gerade leidet, wenn er wirklich noch immer in dich verliebt ist? Du warst mit Miku zusammen, jetzt kommst du zu mir… und Kanon muss sich das alles mit ansehen!“ Im Moment war es Takuya egal, dass er davon ausging, Kanon wäre noch immer in Bou verliebt. Er verspürte nur den Drang, den Bassisten zu verteidigen. Wie konnte sich dieser nur in eine so verantwortungslose Person verlieben? Das hatte er einfach nicht verdient. Perplex sah Bou Takuya an. Er hatte wohl nicht damit gerechnet, dass der Jüngere auch mal wütend werden konnte. Ebenso schnell änderte sich aber auch die Stimmung des Blonden. „Was zwischen Kanon und mir war und ist, ist allein unsere Sache! Hier geht es darum, wie es zwischen uns weitergeht!“ Takuya fuhr vom Sofa auf. Das ging ihn also nichts an?! Zufälliger Weise war Kanon sein Freund und er konnte nicht einfach mit ansehen, wie dieser so in sein Verderben lief! Selbst wenn er Bou nicht mehr liebte, sollte irgendjemand diesem Mal erklären, dass man nicht einfach so mit Gefühlen spielte! „Uns?“, rief der Jüngere schließlich fassungslos. „Es gibt kein „uns“! Versteh doch, dass nicht alles immer so läuft, wie du es gern hättest.“ Nun stand auch der Blonde vom Sofa auf. „Was willst du damit sagen?“ War das nicht eindeutig? Musste er wirklich diese Worte aussprechen, die er eigentlich vorgehabt hatte, zu umgehen? Aber gut, irgendwie hatte es Bou auch nicht anders verdient, oder? „Ich liebe dich nicht, Bou!“ Fassungslos starrte der Ältere Takuya an, bis dieser plötzlich herumgerissen wurde und sich auf dem Sofa sitzend wiederfand. Die Schultern waren grob von Bou in die Lehne gedrückt, sodass er sich nicht richtig bewegen konnte. Der Blonde war über ihn gebeugt und sah ihn entschlossen an. Was sollte das werden? „Du willst mir also wirklich sagen, dass du lieber Kanon nachstellst, der in dir nur einen Ersatz sieht, weil ich mich nicht für ihn entschieden habe und er deshalb jemand anderen zum Zeitvertreib gesucht hat?!“ Was? Was erzählte Bou da? Das war doch absurd! Gerade wollte Takuya widersprechen, als es an der Tür klingelte. Keiner der beiden sagte ein Wort. Bou nicht und auch Takuya nicht, weil er so durchdringend von dem Blonden angesehen wurde, dass er es nicht gewagt hätte, sich bemerkbar zu machen. An die Tür gehen konnte er ja sowieso nicht, denn der Ältere war stärker, als er geglaubt hatte. Es klingelte ein zweites Mal, worauf ein Klopfen an der Tür folgte, doch dann regte sich nichts mehr. „Ich… ich bin kein Ersatz…“, gab Takuya schließlich leise von sich, nachdem er einige Zeit kein Geräusch mehr von der Tür vernommen hatte. Seine Worte aber waren voller Zweifel und Unsicherheit. Bou lachte nur kurz auf. „So? Dann überleg doch mal! Du bist schließlich derjenige, der meinen Part in der Band spielt. Schon allein in der Rolle des Gitarristen bist du ein Ersatz! Und Kanon… Glaubst du wirklich, er sieht in dir etwas anderes als das kleine Küken, das ein wenig Hilfe braucht? Er brauchte jemand anderen, weil ich nicht mehr da war. Sieh es doch einfach ein!“ Bou kam seinem Gesicht ein Stück näher und flüsterte nur leise: „Du bist nur ein Ersatz! Für ihn zumindest…“ Der Jüngere schluckte hart. Nein, das konnte nicht sein. Kanon war sein Freund! Er hatte ihm geholfen, wann immer er Hilfe benötigt hatte. Er hatte sich um ihn gekümmert und war für ihn da gewesen. Zählte das alles denn plötzlich nichts mehr? „Oh!“ Takuya verstand erst, dass nicht er oder Bou überrascht ausgerufen hatte, sondern dass die Stimme jemandem gehörte, der sich hinter ihm befand. Jemand, der zu seinem Rücken und damit in Bous Blickfeld stand. Der Blonde blickte über die Lehne hinweg, woraufhin seine Augen sich weiteten. Diesen Moment der Überraschung nutzte Takuya, um sich aus dem Griff des Älteren zu befreien und vom Sofa aufzuspringen. Schnell drehte er sich um und erkannte Kanon im Flur stehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)