Between Darkness and Light von Hielo (Axels Zukunft (AkuRoku)) ================================================================================ Kapitel 11: The reason ---------------------- ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~*___*~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Okay, liebe Leser. Langsam aber sicher geht’s aufs Finale zu. Ihr werdet sehen wie sich alles entwickelt ;3 Dieses Kapitel hat mir am meisten Spaß gemacht zu schreiben, wenn ihrs gelesen habt werdet ihr das nachvollziehen können XDD Außerdem muss ich davor warnen, dass einige (leichte) Spoiler aus 358/2 Days zu finden sind...hoffe das ist nicht schlimm. Ich hoffe ihr habt noch Freude am Lesen und bleibt bis zum bitteren Schluss mit dabei ;D LG Hielo aka Vexy ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~*___*~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ „Ich hasse dich...“ Roxas sagte es nochmal, leiser und bohrte damit den Pflock, den er mir zuvor ins Herz getrieben hatte, noch tiefer. Der Regen schien es ebenfalls gehört zu haben, denn ich hatte das Gefühl, die Tropfen, die der Himmel verlor, wurden stetig schwerer. Mein Kopf drohte zu zerbersten, so weh tat es. Aber es war eigentlich gar nicht das Wasser aus den Wolken, das so schmerzte, sondern etwas, das in meiner linken Brusthälfte saß. Das Nass rann indes friedlich unsere Nasen herab und tropfte schließlich auf den Sand. Als wäre nichts gewesen...nichts passiert. „Er hasst mich...aber wieso?“, dachte ich. „Er kann mich doch nicht einfach so hassen...nach allem was...was ich durchgemacht habe...ich...ich...“ „Doch, das kann ich sehr wohl!“ Ich hatte nicht gemerkt, dass ich den letzten Satz laut gesagt hatte und war von Roxas' Worten etwas überrascht. Der Blonde stach erbarmungslos nach. „Ich habe mit meiner Vergangenheit abgeschlossen, die Organisation ist mir egal und DU bist mir erst recht egal! Warum lebst du überhaupt noch?“ „Weil ich...“, wollte ich beginnen, doch mein Gegenüber unterbrach mich schroff. „Ach, halt den Mund! Ich wünschte, du wärst immer noch tot!“ „Aber Roxas, ich...“ „Ich wünschte, ich hätte dich nie kennengelernt!“ „Hör doch, ich...“ „Ich wünschte, wir wären nie Freunde geworden!“ „ROXAS! ICH LIEBE DICH!!!“ Es war still, endgültig. Nur den Regen und die Brandung hörte man noch, ansonsten war da nichts, absolut gar nichts. Ein leichter Wind schwirrte tollkühn um uns herum. Er versuchte wohl die Situation zu entschärfen, allerdings vergeblich. Die Tropfen, die weiterhin aus den Wolken fielen, vereinten sich mit dem ruhigen Meerwasser und zogen unendlich weite Kreise. Zuerst klein, dann immer größer werdend bahnten sie sich ihren endlosen Weg ohne Ziel. Jedoch konnte man die einzelnen Ringe kaum auseinanderhalten, sie flossen nahtlos ineinander. Die Blätter der Palmen im nahen Wald prasselten lautstark unter der Last des Himmelwassers. Das Geräusch ähnelte einem Trommelfeuer. „W-was?“, flüsterte der Schlüsselschwertträger nach einer Weile und begann sehr bitter zu lächeln. „Lass die Witze, Axel...“ „Sieht es so aus, als wäre alles nur Spaß? Als würde ich es nicht ehrlich meinen?“ Ich ging entschlossen einige Schritte auf Roxas zu, wollte ihn umarmen, doch er wich zitternd immer weiter zurück. Ein leichtes Kichern entwich seinen Lippen. „Ja...im...im Moment schon. Das kann nicht...Was redest du eigentlich für Mist, huh? Du versuchst mich wieder einzulullen, nicht wahr?“ „Nein...und was heißt hier 'wieder'? Ich habe nie versucht dich zu manipulieren, nie! Nur als du weggehen wolltest und da hatte ich wohl auch allen Grund dazu!“ „Schwachsinn!“ Er wurde laut. „Du willst nur, dass ich wieder zurück in die Organisation XIII komme!“ Seine Stimme klang, trotz der Lautstärke, zittrig und unsicher. Anscheinend hatte mein Geständnis doch gewirkt. Als ich eine ruckende Bewegung spürte, bemerkte ich, dass ich immer noch krampfhaft Roxas' Handgelenk festhielt. Und seit geraumer Zeit versuchte er sich aus der Umklammerung zu befreien. Aber ich war stärker, das wusste er. „Lass mich los, du Idiot!“ Der Blonde nahm die zweite Hand zu Hilfe und drückte fast schon verzweifelt gegen meinen Ellenbogen. Dann lag er in meinen Armen und hörte schlagartig auf zu zittern. Liebevoll streichelte ich über seinen Kopf, durchfuhr immer wieder sein nasses Haar. Der Stoff seiner Kleidung fühlte sich eiskalt auf meiner Haut an und meine eigenen klebten unangenehm durch den Regen. Sein Kinn auf meiner Schulter war schwer und bewegte sich keinen Millimeter. Ich bemerkte, wie Roxas seine Lippen bewegte jedoch keinen Mut, oder vielleicht auch keine Kraft hatte um etwas zu sagen. „Selbst wenn du mich nicht sehen willst, selbst wenn du mich hasst...ich werde bei dir bleiben.“, flüsterte ich zärtlich in sein Ohr. „Du wirst mich jetzt nicht mehr los, Roxas...“ Der Blondschopf erschrak und fing an sich mit heftigen Schlägen in meine Magengegend gegen die Umarmung zu wehren. Seine begrenzte Armfreiheit schwächte die Hiebe zwar ab, es schmerzte aber trotzdem. Sowohl dort wo er mich traf, als auch in einer bestimmten Stelle in meiner Brust. Doch ich konnte ihn einfach nicht loslassen... Ich wollte ihn nicht mehr loslassen... Mit den Sekunden verloren seine Attacken allerdings an Intensität und stoppten schließlich ganz. Eine Zeitlang standen wir so da, um uns Regen, Brandung, Sand und ein Stück weiter hinter uns begann der Wald. Roxas' Kinn auf meiner Schulter wurde noch schwerer und er schmiegte sich zögerlich an meine Schläfe. Dabei realisierte ich, neben der deutlichen Wärme seiner Wange, noch etwas anderes Warmes. Unter den immer feiner werdenden Regentropfen befanden sich auch Tränen. Roxas weinte. „A-Axel...lass mich bitte los...“, schluchzte er. Es tat mir Leid, dass er weinte und es tat mir Leid, dass ich es war, der ihn zum Weinen gebracht hatte. Aber es ging nun mal nicht anders...er hatte mir keine andere Wahl gelassen. „Nein...“, sagte ich nach kurzem Nachdenken. „Wenn ich dich jetzt loslasse verschwindest du wieder und vergisst mich...“ Roxas bohrte seine Finger in den Stoff meiner Jacke und bedeckte sein Gesicht mit meiner Schulter. „Du sollst LOSLASSEN!!!“ Durch den plötzlichen Stoß in Bewegung versetzt, schwankte ich rückwärts und landete mit entsprechendem Platschen im seichten Meerwasser. Verwirrt schaute ich mein Gegenüber an, dem ein kleiner Wasserfall die Wangen herunter strömte. Es schien fast so als wollte der Himmel mir schlagfertig vor Augen halten, was ich verbrochen hatte. Dass ich gewagt hatte, diesen armen Jungen zum Weinen gebracht zu haben. Und er bestrafte mich, indem er den Regen stoppte, sodass ich jede einzelne Träne sehen konnte. Unterstützend kam noch der große Vollmond und Millionen von Sternen hinzu, die jetzt in voller Pracht am Firmament standen und alles in friedliches Silber tauchten. Ich weiß, dass es richtig war, was ich tat. Mein Herz sagte mir das. Dennoch hatte ich ein schlechtes Gefühl. Und leider erkannte Roxas nicht den nächtlichen Frieden, den ich durch den Mond zwangsweise wahrnahm. „Das ist verrückt! Axel! Wir sind beide Kerle...ach, was sag' ich...Wir sind NIEMANDE! Du kannst nicht lieben...und schon gar nicht mich...mich doch nicht!“, schrie er fast schon panisch und drehte sich einmal im Kreis, als würde das seinem Kopf helfen, freier zu werden und alles zu vergessen, was gerade passiert war. Ich wollte nichts darauf antworten, ich fühlte nun mal wie ich fühlte. Mir war egal was wir sind. Eindringlich und ernst schaute ich weiterhin auf den Blondschopf mir gegenüber. Mit jeder Welle, die gegen meinen Rücken schlug heftete sich mein Blick fester an Roxas und ich merkte wie er immer unruhiger wurde. Nervös knetete er seine Finger, wich stätig meinen Augen aus und zwang sich aber doch wieder zu mir zu blicken. Immer mehr Tränen liefen seine Wangen hinunter und seine Unterlippe begann in unregelmäßigen Abständen zu zucken. „Nein...hör auf mich so anzusehen...SIEH MICH NICHT SO A...“ Schneller als Roxas reagieren konnte, hatte ich mich hochgezogen und versiegelte seine Lippen nun mit meinen. Viel zu lange hatte ich darauf gewartet seinen süßen Duft, an den ich mich noch vage erinnern konnte, endlich auch schmecken zu dürfen. Sanft berührte ich seine Wange, wischte ihm einige seiner Tränen von den Augenwinkeln. Am liebsten wäre ich so eingefroren, wäre hier auf Ewig mit ihm zusammen stehengeblieben, hätte für immer den Mondschein und das Meer im Rücken gehabt und hätte es bis zum letzten Moment ausgekostet. Sein Atem war heiß, als ich mich nach einer Weile von ihm löste. „Aber ich bin kein Niemand mehr...“, hauchte ich ihm dünn entgegen. Er hatte sich nicht gewehrt, aber gewollt hatte er es auch nicht. Den Kuss hatte er einfach ertragen, wie etwas das irgendwann zwangsweise hätte passieren müssen. Es was ein beklemmendes Gefühl, das zu wissen... Wirkung hatte es jedoch gezeigt, denn er beruhigte sich langsam. Sein lauter Herzschlag ging regelmäßiger und von sich stoßen wollte er mich anscheinend auch nicht. Langsam und vorsichtig setzte er ein paar kleine Schritte zurück, sodass das Meerwasser seine Schuhe nicht mehr erreichte. Er weinte immer noch, allerdings war er nicht mehr so zermürbt wie zuvor. „Aber...warum?“, fragte er. „Wegen dir...Durch dich habe ich in der dunklen Stadt ein Herz gefunden. Ich habe mich mit Demyx darüber unterhalten und wir sind zu dem Schluss gekommen, dass starke Gefühle für andere dafür verantwortlich sind. Aber mir ist etwas viel wichtigeres klar geworden...Ich hatte schon viel länger ein Herz...seit dem Moment, an dem du in mein Leben kamst. Doch, ehrlich gesagt hatte ich es nicht besonders lange, denn du hast es mir gestohlen.“ Ich lächelte anklagend und Roxas blickte kurz zu Boden. Der Sand zwischen seinen Schuhen war aufgewühlt und immer noch nass. Er schüttelte den Kopf und einige Regentropfen flogen aus seinen Haaren. „Das meinte ich nicht...Warum ich? Warum liebst du gerade mich?“, fragte er, wandte seine Augen wieder zu mir. Ich wusste nicht genau, wie ich am Besten antworten konnte. Ob ich die bittere Vergangenheit noch einmal ausgraben sollte? Eigentlich hatte er es nicht verdient die Wahrheit zu erfahren...und mir war bewusst, dass ihn meine ehrliche Antwort verletzen würde. Und das wollte ich nicht... „Axel...?“ Einige Atemzüge später hatte ich mich entschieden. Ich begann leise und harmonisch zu sprechen. „Braucht das wirklich einen Grund? Seit damals, als du der Organisation beigetreten bist, wusste ich, dass du anders als die anderen, eben besonders warst. Ich dachte mir, dass du bestimmt der neue Liebling vom Chefchen wirst und hielt dich zuerst für ziemlich arrogant. Doch dann...dann sind wir Partner geworden. Haben unsere Missionen außergewöhnlich gut erledigt, haben uns vertrauen gelernt und ich hab dir meinen geheimen Nachdenkplatz, den Bahnhofsturm von Twilight Town gezeigt. Unsere gemeinsame Zeit war so friedlich und mit jedem Tag den wir zusammen verbracht haben bist du mir wichtiger geworden, bis du mir sogar noch wichtiger warst als ich selbst. Doch dann kam sie...die Nummer 14, Xion... Ich hatte nichts gegen sie, sie war eine gute Freundin und wir hatten Spaß mit ihr, aber...sie kam dir näher...für meinen Geschmack zu nahe. Ich hatte Angst Xion würde sich zwischen uns drängen. Und da merkte ich, dass mit mir etwas nicht stimmen konnte...das ich fühlte...das ich für dich fühlte. Irgendwie grausam, oder? Mein erstes Gefühl, das ich bewusst wahrnahm war Eifersucht.“ Ich setzte kurz ab, um vernünftig Luft zu holen. Roxas schaute wieder betrübt zu Boden, er war stiller als ich dachte. „Aber Xion ist...“, sagte er zögernd und sehr zittrig. „Ja, ich weiß.“, fuhr ich erbarmungslos fort. „Und ich will nicht sagen, dass ich froh war, als ich erfuhr was passierte. Sie war auch meine Freundin. Trotzdem beschlich mich das Gefühl, unsere Bindung wäre stärker geworden. Ich nahm Seiten an dir war, die ich vorher nie erwartet hatte. Und ich mochte es wenn du dich aufregtest, betrübt warst, gelacht hast, genervt warst und wenn du ausnahmsweise mal gute Laune hattest. Eben alles an dir.“ Ich stockte, als ich sah wie mein Gegenüber sich ein paar Zentimeter wegdrehte. Auf seinen Wangen lag ein roter Schimmer, der mich zum Lächeln bewegte. Allerdings nur für den Bruchteil einer Sekunde. „Du bist ohne ein Wort verschwunden. Man hatte dir wirklich gar nichts anmerken können. Weder an deinem Benehmen noch an deinen Gesten konnten die anderen erahnen was in dir los war. Nur ich bemerkte es an unseren Gesprächen...aber ich hatte nie gedacht, dass in dir ein derartiger Konflikt herrschte. Du warst irgendwie anders als sonst. An diesem Tag wartete ich in der dunklen Stadt auf dich. Ich hatte gesehen, dass du gehen wolltest und fing dich ab, aber das weißt du ja. Du gingst einfach an mir vorbei, für dich war ich wohl gar nicht da. Und als ich dir Fragen stellte gabst du nur einsilbige Antworten...das Wichtigste hast du schon gar nicht mehr gehört...“ Roxas war ein wenig überrascht. Bestürzt schaute er mir kurz in die Augen, als wollte er wissen was ich damals gesagt hatte. Jedoch hatte ich nicht vor es ihm zu erzählen. Diese Worte, nämlich das ich ihn vermisste, würde er gehen...darauf durfte er selbst kommen. „Etwas später erzählte Xemnas uns was mit dir passiert war. Entführung kann man das aber nicht nennen, oder? Du wolltest schließlich weg. Ab da begann ich Nachforschungen innerhalb der Organisation anzustellen und ich fand tatsächlich heraus wo du warst. Digitalisiert in einer irrealen Welt...in einem traumartigen, neuen Leben. Es war Saix, der mir merkwürdigerweise half in diese Stadt zu kommen. Dort sah ich dich...du lachtest ohne mich, inmitten deiner neuen Freunde. Du hattest uns, mich völlig vergessen. Doch Saix verbot mir dich anzusprechen, meinte aber trotzdem, dass ich der einzige wäre, der dich zurückholen könnte...“ „Und warum das?“, fragte Roxas schnell, als hätte er Angst die Frage zu vergessen. „Weil ich der Einzige war, der in deinen Erinnerungen existiert...“, antwortete ich in gesenktem Ton und setzte wieder an. „Tatsächlich übergab Chefchen mir diese Aufgabe und ich durfte dich treffen. Am liebsten wäre ich schreiend auf dich losgegangen, was ich ja auch teilweise getan hab, so wütend war ich auf dich... Schließlich hatte ich dich davor gewarnt, dass es gefährlich wäre und als ich den Befehl bekam dich auszuschalten war für mich klar, dass ich die Organisation verlassen musste. Denn ich wusste, ich könnte dich nicht töten, selbst wenn ich es wollte. Unser Kampf in diesem Labording...mir war es ernst, aber die Anderen waren mir in diesem Moment total schnuppe. Ich musste dich stoppen, egal wie, nur du durftest nicht zu Sora gelangen. Letztendlich hatte ich versagt...du warst weg, endgültig und mir blieb einzig ein Versprechen auf ein Wiedersehen...Na ja, immerhin haben wir das Versprechen gehalten...“ Der Blonde ließ den Kopf sinken, seine Wangen waren immer noch nass vor lauter Tränen. Mir erschien es fast so als würde er sich schämen, hier zu stehen. Um es ihm und mir leichter zu machen, hörte ich auf, ihn zu mustern und beobachtete stattdessen den sternenbespickten Horizont. Ich füllte meine Lungen ein letztes, bitteres Mal mit der sauberen Nachtluft. In meinem Mund machte sich ein trocken- scharfer Geschmack breit. „Darf ich noch eine Frage an dich richten, bevor ich wieder aus deinem Leben verschwinde?“, sagte ich. Roxas schaute auf. „Warum warst du nicht da? Warum weinst du jetzt, nicht aber als ich gestorben bin? Als ich für dich gestorben bin...“ Ein zarter Wind war wieder aufgekommen und wirbelte uns verspielt um die Nasen. Der Mond, still und anmutig, schien weiterhin auf mich und meinen Gegenüber hinab, sein Licht war so stark, dass wir sogar leichte Schatten warfen. Einen Moment lang weiteten sich Roxas' Augen fassungslos, so als würden sie nicht wahr haben wollen, was ich gerade gefragt hatte. Langsam hob er eine Hand, umklammerte damit seine Brust und schloss gequält die geröteten Lider. Sein Rücken krümmte sich etwas, als er schluchzend zu sprechen begann. „Ich wollte dich nicht mehr sehen...ich hatte zu viel Angst ich könnte meine Entscheidung bereuen, die Organisation verlassen zu haben. Meine Zeit in Twilight Town war so anders als das Jahr bei den XIII...viel wärmer, freundlicher, freier und gefühlsechter. Ich wollte dieses Gefühl nicht mehr verlieren, deswegen habe ich mich damit abgefunden keinen eigenen Körper mehr zu haben. Sozusagen als Gegenleistung durfte ich das Leben von Sora teilen mit all der Zwanglosigkeit, der Freundschaft und dem Vertrauen. In dem Keller damals dachte ich, ich hätte dich getötet...ich dachte ich wäre jetzt frei von der Organisation, aber dann hörte ich, dass du Kairi entführt hattest um aus Sora einen Herzlosen zu machen. Wegen mir...“ Roxas pausierte um sich über die Augenlider zu wischen. Die Tränen schienen angefangen haben zu brennen. „Ich verkroch mich tief in Soras Seele, sodass ich nichts mehr mitbekam. Werder hörte, noch sah ich was draußen vor sich ging. So auch nicht, wie du...“ Wut kochte in mir hoch, meine Hände ballten sich zu Fäusten. War ich ihm dermaßen egal gewesen? „Und warum bist du dann, nachdem Xemnas besiegt wurde, Naminè erschienen?“, schrie ich ihn forsch an. „Unterbrich mich nicht!!!“, keifte er zurück, ein weiterer Schub Tränen begleitete den Ausbruch. Aufgebracht zuckten meine Augenbrauen, während Roxas nach Luft japste. „Das war alles nur gespielt, damit Sora keinen Verdacht über mein Leiden schöpfte...zu diesem Zeitpunkt kannte er mich doch schon. Und Naminè? Sie ist nur eine Freundin, mehr nicht...“, meinte er verbittert. Seine feine Stimme hickste und drohte zu zerreißen. „Ach, du hast gelitten? Und was ist mit mir, huh? Ahnst du überhaupt was du mir mit deinen Scheißreaktionen angetan hast? Ich dachte wir sind Freunde?!“ Zumindest diese Illusion wollte ich mir bewahren, zumindest das wollte ich noch für ihn sein. Wenn ich schon nicht... „Wir sind aber keine Freunde, Axel! Schon lange nicht mehr...Wir...“ Die Luft spannte sich an wie die Sehne eines Bogens. Eine Last, die mich zu erdrücken suchte. „Wir...sind mehr als das...“ Erschrocken über die letzten Worte starrte ich das blutrote Gesicht von Roxas an. 'Was hat er da eben gesagt? ...Sag es nochmal...bitte...', dachte ich in kleinen Stücken, gerade Linien fand ich nicht. Weit entfernt hörte ich den Blonden seufzen. „Hast du es denn nicht gemerkt? Natürlich hast du, sonst hättest du vorhin nicht diese drei Worte gesprochen und mich nicht...“ Eine Sekunde war es still, Roxas berührte verträumt seine Lippen und fügte dann hinzu: „Während der ganzen Zeit...als ich wieder eins mit Sora wurde, als ich mit ihm die Welten bereiste, als ich hörte das du lebst, als Sora zusammen mit Yen Sid einen Weg fand, dass Naminè und ich allein leben konnten...bis jetzt. Ich konnte dich einfach nicht vergessen...Du warst immer in meinen Gedanken...“ Ich wusste weder, was ich denken, noch was ich sagen sollte. In meinem Kopf drehte sich alles, in meinem Herz herrschte Durcheinander. Doch ich genoss es, bis in die letzte Faser meines Körpers. Ein wohliger Schauer nach dem anderen jagte mir über den Rücken. „Kann ich das glauben?“, wollte ich wissen. Ich fragte in einem ernsten Ton, obwohl ich das gar nicht beabsichtigt hatte. Der Kleinere weinte bitterlich, schluchzte mehrmals, schlug die Hände vors Gesicht. „Es...es tut mir alles so unendlich leid...Ich will dich...aber nicht um Verzeihung bitten...“ „Roxas...hör auf...“ Sanft legte ich ihm den Zeigefinger auf den Mund, lächelte kurz und legte scheu meine Lippen auf seine. Ich spürte wie er meinen Rücken umschlang und mich näher zu sich zog. Allerdings konnte ich so das Gleichgewicht nicht mehr halten und so fielen wir beide in den weichen, nassen Sand. Meerwasser konnte sich jetzt wieder an unseren Füßen vergreifen und ließ unsere Schuhe volllaufen, was bei mir Gänsehaut auslöste. Oder hatte das doch eher einen anderen Grund? „Nanu...was war das denn auf einmal?“, murmelte ich heiser, während Roxas, der unter mir lag, ein verkniffenes Lächeln zustande brachte. „Axel...? Ich möchte dir noch etwas sagen...“ Ich dachte schon, jetzt würde wieder ein Vortrag oder ähnliches kommen. Aber stattdessen... „Ich liebe dich auch...“ Er flüsterte sie so leise, dass nur ich sie hören konnte. Diese wunderschönen Worte, die meine Reise zu Ende gehen ließen. Auf seinem Gesicht lag ein ruhiger Ausdruck, seine Stimme klang friedlich obwohl er noch zitterte und seine Wangen rot waren. Aus seinen blutunterlaufenen Augen quollen immer noch leichte Tränen. Liebevoll küsste ich sie weg und suchte mir meinen Weg an sein rechtes Ohr. „Das weiß ich doch...“, entgegnete ich ihm, bevor wir uns erneut innig küssten. Augenblicklich sprang der Funke zwischen uns über... In dieser Nacht strahlte der Mond heller als die Sonne und heller als in irgendeiner anderen Nacht. Unter dem Firmament lagen er und ich und bekamen um uns herum nichts mehr mit... Nicht wie der Wald rauschte, nicht wie das Wasser unsere Füße einfing, nicht wie uns immer heißer wurde, wie uns der Schweiß von der Stirn lief. Irgendwo in weiter Ferne konnten wir noch hören wie unsere rauchigen Stimmen, die undeutliche Worte formten, von den Wellen verschluckt wurden. Der feuchte Sand, der Wind und das Meer sorgten für willkommene Abkühlung... Ich war felsenfest der Meinung, absolut keiner konnte in diesem Moment so glücklich sein wie ich. Ich war eins mit dem, den ich liebte, den ich so lange gesucht hatte, dem ich vergeben hatte, dem ich bedingungslos vertraute, obwohl er mir soviel Leid zugefügt hatte. Endlich...Endlich hielt ich den zierlichen Körper in Armen, nachdem ich mich gesehnt hatte. Und wir kümmerten uns nicht um alles was in der realen Welt, die unendlich weit weg war, wartete. Jetzt, in genau diesem kurzen Augenblick hätte die ganze, verdammte, reale Welt untergehen können... Es wäre uns egal gewesen... Geträumt hatte ich in dieser Nacht nicht. Ich war noch lange wachgelegen und hatte das erschöpfte, rote Gesicht von Roxas beobachtet. Er war schnell eingeschlafen, doch ich hatte lange gebraucht um wegzudösen. Glücklicherweise war es sehr warm, sodass wir einfach so am Stand schlafen konnten, wäre jemand vorbeigekommen, hatte er uns bestimmt ausgelacht oder uns für perverse Exhibitionisten gehalten, aber was soll's?! Erst als die Sonne aufging und ihre Strahlen mich kitzelten, erwachte ich. Müde versuchte ich mir den Schlaf aus den Augen zu reiben, scheiterte aber. Ich richtete mich auf, sah aber alles durch einen merkwürdigen, undeutlichen Schleier und versuchte verschlafen etwas aus der Umgebung zu erkennen. Der Palmenwald wiegte sich ruhig im leichten Wind hin und her. Synchron zu den Wellen und dem Rauschen der Blätter hörte man Vogelgezwitscher. Das salzige Meer, das uns letzte Nacht so nahe war, lag nun einige Körperlängen vor mir als dicker, langgezogener, blau-roter Pinselstrich. Der feste, gnadenlose Griff des Mondes hatte seine Fluten zurückbeordert, um sie auf der anderen Seite der Erde anzubringen. Über den ganzen Strand verteilt lagen einzelne Klamotten, hier meine Hose, da sein T-Shirt und um mich herum war der Sand total zerwühlt. Langsam wurde mein milchig-trüber, schlaftrunkener Blick klarer, ich griff mir meine Hose, die in der Nähe lag und zog sie rasch an. Sie war nass, sie hatte zum Teil im Wasser gelegen und heftete unangenehm an den Beinen. Bäh, wer hat bitte so ein ekliges Gefühl erfunden, hä? Bestimmt Demyx... Meine Gedanken kehrten in die Wirklichkeit zurück. „Roxas?“ Er lag nicht neben mir, dass war mir erst jetzt aufgefallen. Nach kurzem Umschauen entdeckte ich ihn aber. Der Blondschopf stand Knöcheltief und nur mit seiner Hose bekleidet im Meer und ließ sich von der aufgehenden Sonne wärmen. Aber... Erschreckend ernst blickte er auf den Horizont an dem sich langsam das strahlende Orange aus dem Wasser erhob und die angedeuteten Wellen mit goldenem Licht schmückte. „Hey...was is' los? Warum so grimmig?“, fragte ich sanft während ich zu ihm trat. Um ihn abzulenken legte ich meine Arme behutsam von hinten um seine schmale Hüfte und schmiegte das Kinn verträumt auf seine linke Schulter. Roxas schloss die Augen und genoss merklich den Moment und die Berührung. Doch nach einer Weile griff er nach meinem Handgelenk und befreite sich so aus der Umarmung. Er ging ein paar Schritte zurück und stand jetzt mit dem Rücken zur Morgensonne, die sich unerbittlich weiter gen Himmel bewegte. Eine Korona aus rotem, gelbem, goldenem und orangenem Licht umhüllte ihn. Ein atemberaubender Anblick, der mich zum Schmunzeln brachte. „Was ist denn? Wenn du nicht mit mir redest, weiß ich auch nicht was ist, kannst du dir das merken?“, wollte ich nochmal wissen. Seine Augen wirkten unglaublich traurig, ein schwarzer Schatten lief unter ihnen Richtung Schläfe und sie waren immer noch leicht gerötet. Aber es war anders als am Vortag... In ihnen lag eine kaum wahrnehmbare Spur Tiefgründigkeit... „Axel...ich...“ „Hm?“ „Ich werde wieder gehen müssen...und diesmal für immer...“ Du bist mein Leben, mein Herz, mein Verstand, mein ich, das weißt du jetzt...Roxas... Tbc... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)