Einweghass von mystique (∼ Eine Art, zu hassen ∼ SanjixZorro) ================================================================================ Kapitel 5: Verlangter --------------------- Lorenor Zorro hatte in seinem Leben niemals daran gezweifelt, dass er ein Schwertkämpfer werden würde. Er hatte seine Kindheit im Dojô seines Meisters verbracht, hatte sich nie etwas Anderes für seine Zukunft vorstellen können. Er hatte mit sechs Jahren Männer besiegt, die viermal so alt gewesen waren, wie er selbst und hatte in Kuina eine angemessene Rivalin und Freundin gefunden. An dem Tag, an dem sie starb, hatte er sämtliche Götter verflucht und im selben Zug bestimmt, dass es keine Götter geben konnte, wenn sie zuließen, dass jemand so Unglückliches wie Kuina in dem Moment, in dem sie endlich wieder einen Lebenswillen gefunden hatte, starb. Zorro war selbst noch sehr jung gewesen, doch ihm war zum ersten Mal die Ungerechtigkeit des Lebens vollauf bewusst geworden. Das war der Zeitpunkt, zu dem seine Kindheit endete. In den Jahren als Kopfgeldjäger hatte er vielen Piraten gegenübergestanden, die behauptet hatten, eines Tages Gold Rogers Schatz für sich beanspruchen oder sogar soweit gingen, sich selbst mit ihrer Stärke über die des Piratenkönigs zu stellen, doch Zorro hatte viele von ihnen eines besseren belehrt. Als er Ruffy begegnete - oder vielmehr Ruffy ihm begegnete - war es ihm zunächst schwergefallen, dem Strohhut zu glauben. Er hatte ihn im ersten Moment schlichtweg für wahnsinnig gehalten, als Ruffy ihm - umringt von hundert bewaffneten Marinesoldaten - mit einem Grinsen verkündet hatte, er wäre der zukünftige König der Piraten. Vor die Wahl gestellt, über kurz oder lang von der Marine hingerichtet zu werden oder sich Ruffy anzuschließen und selbst Pirat zu werden, hatte er sich von dem Strohhut befreien lassen und war mit ihm weitergezogen. Er hatte diese Entscheidung nie bereut. Als er Sanji zum ersten Mal gegenüber stand, nahm er den Smutje als nervigen, von sich selbst überzeugten Frauenbezirzter wahr und war vom ersten Moment an von ihm genervt. Sie waren während ihrer gemeinsamen Reise als Crew oft aneinander geraten, hatten sich geprügelt, sich verflucht und Seite an Seite gekämpft. Zorro hatte Sanji verfluchen und zu seltenen, wertvollen Gelegenheiten schätzen gelernt. Er hatte erkennen müssen, dass Sanji nicht ausschließlich auf Frauen fixiert war, dass er ein Mann mit Ambitionen war, die so aufrichtig und zielstrebig verfolgt wurden, dass Zorro sich oft an seinen eigenen Ergeiz erinnert fühlte. Lorenor Zorro hatte in Sanji einen Menschen kennengelernt, dem er niemals wieder mit derartig zwiespältigen Gefühlen treffen würde. Denn im Gegensatz zu allen anderen Mitgliedern der Crew verband sie nicht alleine Loyalität und Freundschaft. Zorro fühlte sich mit Sanji durch Hass, Kameradschaft, Missbilligung, Anerkennung, Geringschätzung und Solidarität gleichermaßen verbunden. Und in den vergangenen Jahren ihrer Reise hatte er diesen Umstand schätzen gelernt. Er hatte sich daran gewöhnt. Und nun stellte er fest, dass er ohne ihn - ohne diese innere Zerrissenheit - nicht klarkam. Es nicht konnte. Natürlich war es Sanji selbst, der ihn darauf aufmerksam machte. Und die Art, wie er es machte, kam einem direkten, ungeblickten Tritt ins Gesicht gleich. Lorenor Zorro hatte immer gewusst, dass der Smutje in seinem Inneren ein Schwein war. Einweghass – Verlangter „Sanji.“ ... „Smutje, stell dich nicht so an.“ ... „Das ist albern.“ ... „Verdammt, komm raus!“ Zorro hatte sich vorgenommen ruhig zu bleiben. Vernünftig zu sein. Wenn Sanji es schon nicht war, musste einer von ihnen wenigstens einigermaßen ... ausgeglichen sein. Aber verdammt noch mal, wenn dieser Idiot von einem Smutje es nicht für nötig erachtete, zu reagieren, dann konnte Zorro sich einfach nicht beherrschen. Es ging nicht! „Du verfluchter Feigling von einem Koch, wenn du nicht sofort reagierst ...!“ Und noch immer schwieg Sanji. Zorro fand, dass sich der Koch wie eine Memme benahm und Zorro mochte keine Memmen. Noch weniger mochte er Sanji, der sich wie eine Memme benahm. „Ich zähle bis drei, Sanji. Wenn du dann nicht freiwillig raus kommst, trete ich die Luke ein.“ Lorenor Zorro meinte es ernst. Sanji würde rauskommen, wenn er nicht wollte, dass Zorros Fuß ein Loch in die Luke bohrte. „Ichi.“ Eins. Vielleicht würde er auch Sanji eine mit seinem Schuh verpassen, wenn der Smutje die Luke öffnete und endlich kleinbei gab. „Ni.“ Zwei. Die Luke blieb geschlossen. Lorenor Zorro mochte keine halben Sachen. „San –JI!“ Mit besonders viel Kraft ließ er seinen Fuß auf die Luke niederfahren, welche ächzend und splitternd seinem Tritt nachgab. Zorro fiel mit ihr nach unten und landete wenig leichtfüßig auf dem Holz des Innenrumpfes. Er begegnete Sanjis gleichgültigem Blick. Der Smutje saß auf einem Sack Reis, den sie – warum auch immer, wenn sie doch keine Küche oder einen Herd, geschweige denn einen Topf besaßen – im letzten Hafen gekauft hatten und rauchte eine Zigarette. „Das fegst du auf, Marimo.“ „Che“, gab Zorro unbeeindruckt von sich. „Als ob.“ Sanji nahm die Zigarette in die Hand und klopfte die Asche von der Spitze. Zorro kam diese Geste unglaublich lächerlich vor, passte sie doch überhaupt nicht zu Sanji. Sanji ließ die Zigarette vom ersten Moment des Anzündens bis zum Moment des letzten Zuges in seinem Mund, nicht einmal ein Kampf mit der Marine änderte etwas an diesem Zustand. Doch dieser Sanji vor ihm ließ sich zu einer Geste verleiten, die Zorros Beherrschung bröckeln ließ. Dieser Sanji war eine Memme. Und jede Bewegung die er tat, schien diesen Umstand nur zu verdeutlichen. „Feigling“, zischte Zorro, denn nichts, wirklich gar nichts, hasste er mehr, als diese Art. Dieses Ignorieren des Offensichtlichen, dieses Totschweigen des unbedingt Auszusprechenden. Diese Heuchelei. „Du blöder Abklatsch von einem Möchtegernkoch!“ Sanjis Augenbraue zuckte, ein Zeichen dafür, dass Zorros Worte Wirkung zeigten. Worte gegen Sanjis Fähigkeiten waren für den Smutje ebenso schlimm wie ein Schlag unter die Gürtellinie. Zorro scherte sich einen Dreck darum. „Dann sag mir gefälligst direkt, dass du nichts an mir findest und dass es dir nicht gefallen hat. Lüg mir einfach ins Gesicht, aber wage es nicht, irgendwelche dummen Ausreden zu benutzen.“ Lorenor Zorro war wütend. Und wenn er wütend war, kam es vor, dass er mehr sprach als in jedem anderen Zustand. Gleichsam gewann jedes Wort an Gewichtung, denn er meinte alles, was er sagte, todernst. Sanji schnippte den Zigarettenstummel beiseite und erhob sich, kam auf den Schwertkämpfer zu. Vor ihm blieb er stehen, verschränkte die Arme und sah Zorro kalt an. „Ich finde nichts an dir, Marimo. Es war eine Laune, weiter nichts. Und bei dir sollte es auch nicht mehr gewesen sein als das, also lass mich endlich mit diesem Thema in Ruhe.“ Ohne ein weiteres Wort kletterte er an Deck. Zorro sah ihm nach, nicht genau wissend, ob er Sanji lieber packen, zurückschleifen und verprügeln oder ihn gleich im Meer versenken sollte. Doch alles, was seinen Mund verließ, war: „Na bitte.“ Lorenor Zorro kannte keine Autoritätsprobleme. Wahrscheinlich war ihm der Begriff Autorität alleine schon ein Fremdwort. Lorenor Zorro hatte nicht davor zurück geschreckt, die gefährlichsten Piraten der Marine auszuliefern, als er noch Kopfgeldjäger gewesen war. Er hatte sich dann als Pirat gegen die Marine gestellt, hatte nicht nur Arlong, den Anführer der Fischmenschen, sondern auch Falkenauge bekämpft. Er hatte sich die Weltregierung zum Feind gemacht, er hatte verdammt noch mal auf Skypia offen den Gott Enel herausgefordert. Zur Hölle, wenn jemand keine Autorität kannte, dann Lorenor Zorro! Ruffy bildete die einzige Ausnahme. Seinem Kapitän fühlte Zorro sich zutiefst als Vize verpflichtet, würde für ihn treu sein Leben opfern, wenn es sein müsste. Bei seinen Freunden ging es Zorro ähnlich, doch eckte er neben Nami ganz besonders bei einem Crewmitglied wieder und wieder an: Bei dem ebenso autoritätsmissachtenden Smutje. Vielleicht lag es daran, dass sie sich in der Hinsicht so ähnlich waren und an der Tatsache, dass Sanji im Gegensatz zu Ruffy, der auch keine Autoritäten kannte, mit dem Zorro sich aber nie in die Haare geriet, ... dass Sanji im Gegensatz zu Ruffy ... Zorro öffnete die Augen und blickte durch die zerstörte Luke in den wolkenlosen Himmel. Was unterschied Sanji von Ruffy? „Hä?“ Er hatte sich diese Frage noch nie gestellt, aber nun, wo er nach einer Antwort suchte, war es das Ausbleiben eben jener, was ihn verwunderte. Wo lag der Unterschied zwischen Ruffy und Sanji - dieses Etwas, das ihn bei Ruffy unüberlegt Loyal und bei Sanji reflexartig Feindselig reagieren ließ? Ruffy war laut und nervig, Sanji in seinen Augen ebenfalls - wenn Frauen in der Nähe waren. Ruffy war meistens geradezu kindlich naiv, oft auch dumm, Sanji war das Gegenteil – solange keine Frau anwesend war. Ruffy nahm keine Rücksicht, wenn er sich ein Ziel gesetzt hatte, seine Gegner waren und blieben Gegner. Er konnte zwar verzeihen wie niemand sonst, den Zorro kannte, doch Ruffy erkannte den Feind auch als seinen Feind an. Ungeachtet der Tatsache, ob sein Feind die Marine, ein Fischmensch, einer der sieben Samurai oder auch ein Gott war. Sanji war Ruffy nicht unähnlich, doch Frauen sah er nicht als Feinde. Niemals. Zorro stoppte in seiner Überlegung. „Scheiße.“ Alle berücksichtigten Fälle beinhalteten Frauen. Es waren die Frauen! Was ihn an Sanji nervte, waren Frauen! Er richtete sich ruckartig auf. Lorenor Zorro hatte ein Problem mit dem Smutje seiner Crew, weil dieser ein Casanova war. „So eine verfluchte –“, er zog sich an einem Wasserfass neben sich auf die Beine, war mit wenigen Schritten bei der zerstörten Luke und kletterte einige Stufen der Leite hinauf, sodass er auf das Deck hinausblicken konnte. Sanji saß am Steuer und strafte ihn mit Nichtachtung, dabei gelangweilt eine Zigarette rauchend. „Sanji“, rief Zorro über das Deck, „was unterscheidet dich von Ruffy?“ Ihm war nicht klar, woher er wusste, dass er eine Antwort bekommen würde. Sanji hatte ihn den vergangenen Tag über ignoriert, hatte ihn die Überreste der Luke beseitigen lassen und ihm die Abendration gekürzt (natürlich nicht gestrichen, das widersprach Sanji Grundsatz). Und obwohl der Smutje so viele Möglichkeiten hatte ihm zu antworten - wo es so viele Dinge gab, die ihn von Ruffy unterschieden, von seinem Stil, über seine Vorlieben bis hin zu der Tatsache, dass Essen für ihn mehr bedeutete, als übermäßige Nahrungsaufnahme (die jegliche Dimension sprengte) - sagte Sanji: „Frauen, Zorro.“ Er blies den Zigarettenqualm in die Nachmittagsluft. „Es sind die Frauen.“ Zorro löste den Griff um die Leiter und ließ sich fallen, landete dumpf mit seinen Stiefeln auf den Planken. Er holte aus und schlug mit der geballten Faust gegen den Rahmen der Leiter, legte seine Stirn an das feuchte Holz und schloss die Augen. „Verdammt, Sanji.“ Er hatte seine Antwort. Lorenor Zorro, ehemaliger Kopfgeltjäger und nun selbst mit einem Kopfgeld von 60 Millionen Berri gesuchter Pirat, stand auf den Koch der Strohhutpiratenbande. Es zu leugnen machte keinen Sinn, das erfuhr Zorro keinen Tag später. Sie hatten am Morgen den Anker gelichtet, die Bucht verlassen, in der sie die Nacht verbracht hatten und waren in See gestochen. Zorro saß unter Sanjis wachsamen Blick am Steuer (der Smutje misstraute ihm noch immer, wenn es um Richtungen ging – er verstand nicht, wieso). Am Horizont hatte er die Umrisse der nächsten Insel erkennen können und der Logport zeigte sie als ihr nächstes Ziel an. Während die Konturen der Insel immer deutlicher wurden und sich gegen den noch immer blauen Himmel abzeichneten, begann das Wasser um die Kogge unruhiger zu werden. Zorro spürte das Nahen des Seekönigs, bevor er ihn sah. Er griff nach seinen Schwertern. „Sanji, kümmere dich um das Steuer“, rief er über die Schulter und machte sich zum Angriff bereit. Als der Kopf des Seekönigs durch die Wasseroberfläche brach, wurde das Boot von den hohen Wellen erfasst. Es wäre gekentert, wenn Sanji nicht das Ruder herumgerissen hätte. „Zorro“, er stemmte sich mit den Füßen gegen das Heck, um das Ruder zu halten. „Er hat uns noch nicht gesehen, er wird uns nicht angreifen.“ Zorro achtete nicht auf die Worte. Der Seekönig musste sie gesehen haben, sonst wäre er nicht aufgetaucht. Seekönige kamen für gewöhnlich nur im Calm Belt vor - einem von ihnen hier auf der Grand Line zu begegnen bedeutete, dass er sie für Beute gehalten hatte. Und dass er hungrig war. Sehr hungrig. Zorros Kiefer schloss sich fester um das Wadou Ichi Monji, er kreuzte die Schwerter in seiner Hand und wartete das weitere Verhalten des Seekönigs ab. Es war eine große Seeschlange, vier, wenn nicht sogar fünfmal so groß wie Arlongs Haustier Muh-Kuh. Die Augen der Schlange richteten sich auf die Kogge und ein hungriges Funkeln erschien in ihnen. Sie riss das Maul auf. „Zorro, warte!“, erklang es hinter ihm, doch er war bereits gesprungen, dem klaffenden Schlund entgegen. „Dämonenschnitt!“ Die Klinge des Kitetsu schnitt dem Seekönigs tief ins Maul, Das Wadou Ichi Monji traf das Ungeheuer am Gaumen, doch das Yubashili verfehlte sein Ziel und verfing sich zwischen den Zähnen. Und die Zähne waren widerstandsfähiger, als Zorro erwartet hatte. Er wurde jäh in seinem Angriff gestoppt, ein Ruck ging durch seinen Körper und er fand sich an seinem rechten Arm hängend im Maul eines Seekönigs wieder. Er fluchte und begegnete Sanjis fassungslosem Blick, zehn Meter entfernt. „Wie hast du das wieder geschafft, Marimo?!“ Die See hatte sich mittlerweile wieder etwas beruhigt und Sanji musste sich nicht mit aller Kraft der Verhinderung des Kenterns widmen, stattdessen hatte er nun die Möglichkeit, Zorro zu kritisieren. „Was weiß ich, Smutje?!“ „Zorro, tu was, der frisst dich auf!“ „Wird er nicht.“ Ein Bewegung seines linken Armes wurde begeleitet von einem Aufheulen des Seekönigs, einem fontänenartigen Aufspritzen von Blut und dem Klatschen von etwas Schwerem, das ins Wasser fiel. „So ganz ohne Zunge!“ „Du Vollidiot!“, schrie Sanji über das Wüten des Seekönigs hinweg. „Mach ihn noch wütend, während du zwischen seinen Zähnen hängst!“ Als Zorro nun, noch immer sein klemmendes Schwert festhaltend, im Maul des Seekönigs heftig hin und her geschüttelt wurde, erkannte er, dass der Smutje wohl doch irgendwie recht gehabt hatte, aber jetzt war es zu spät. Blut strömte aus dem Rachen des Seekönigs, durchtränkte seine Kleidung und zog ihn nach unten. Seine Hand rutschte beinahe vom Giff des Yubashilis ab, doch rasch packte er mit der linken Hand danach, vergaß für einen Moment, dass er mit dieser noch immer das Kitetsu festhielt und rammte es dem Seekönig versehentlich in den Gaumen. Er fluchte, als ein weiterer Ruck durch das Wesen ging, ein ohrenbetäubendes Heulen seine Ohren erfüllte und ihm für einen Moment jegliche Wahrnehmung raubte. Als er wieder zu sich kam, hing er noch immer mit beiden Händen an dem Schwert und in weiter Ferne konnte er Sanji nach ihm rufen hören. Dann wurde es unvermittelt stockfinster. „Nein, das hast du nicht“, knurrte Zorro und stieß das Kitetsu tiefer in den Rachen des Seekönigs. „Mach das Maul schön wieder auf!“ Tatsächlich erzielte diese Handlung die gewünschte Wirkung. Sonnenlicht blendete ihn, als der Seekönig das Maul wieder aufriss und Zorro verlagerte sein Gewicht, um das Yubashili endlich zu lösen. Je länger er hier hing, desto wahrscheinlicher wurde es, dass ihn das Ungeheuer über kurz oder lang verschluckte. Der Seekönig brüllte erneut und Zorro schrie wütend auf, da das Schwert hartnäckig blieb und sich nicht lösen wollte, doch eine plötzliche Bewegung des Seekönigs zur Seite schleuderte Zorro und das Schwert aus dem Maul des Wesens. Er schaffte es, sich an einer der Schuppen am Hals des Tieres festzuhalten und sah auf. Sanji machte eine Drehung und verpasste dem Seekönig aus dem Flug einen weiteren Tritt gegen den Kopf, bevor er zurückfederte und auf dem Deck der Kogge landete. „Das hätte ich auch alleine geschafft“, rief er dem Smutje zu, der daraufhin wütend mit einem Ruder nach ihm warf. Zorro halbierte es mühelos mit dem Kitetsu. „Du mich auch, Smutje.“ Er wollte sich gerade überlegen, wie er dem Seekönig am effektivsten den Gar ausmachte, als ihm unvermittelt regelrecht der Kopf barst. Er konnte nicht einmal aufschreien, seine Welt kehrte sich um, er sah Sanji verkehrt herum fallen – oder fiel er? – dann erschütterte ein Aufprall seinen Körper und er fand sich umgeben und erdrückt von Wasser. Er kämpfte um sein Bewusstsein, seine Sicht verdunkelte sich am Rand, schränkte sich immer mehr ein und als er sich an die Wasseroberfläche kämpfte, sah er in weiter Ferne vor sich einen blauen Punkt, der den Himmel darstellen sollte. Er schnappte nach Luft, hielt sich Wasser tretend und rudernd an der Luft, bis ihm auffiel, das seine Hände und sein Mund leer waren und dass er nicht wusste, wo seine Schwerter waren. Er tatstete um sich, unter sich – vergebens. „Sanji!“ Er wusste nicht, in welcher Richtung sich das Boot befand. „Sanji, meine Schwerter.“ Er hörte rasche Schritte an Deck – die Kogge war also nicht weit entfernt – dann das Aufspritzen von Wasser. „Vergiss die Schwerter, Marimo!“ Sanji packte ihn am Arm und zog ihn mit sich. „Das Vieh hat dich mit seinem Schwanz erwischt und es wird uns fressen, wenn wir nicht –“ Sanjis Worte gingen in dem Gebrüll des Seekönigs unter, der das Wasser um sie herum aufwühlte. Sie wurden von einer Welle erwischt und nachdem Zorro eine Woge Meerwasser geschluckt hatte, spürte er mit einem Mal stabile Planken unter sich, als sie an Deck der Kogge gespült wurden. Mit dem Aufprall kehrte schlagartig seine Sicht zurück und dadurch ermutigt, machte er Anstalten, wieder ins Meer zu springen. Ein fester Griff um seinen Arm hinderte ihn daran. „Lass es, Zorro!“ „Meine Schwerter – “ „Sind im Meer. Lass sie und sei froh, dass du noch lebst.“ „Nur über meine Leiche.“ „Die hätte ich beinahe zusammen mit deinen Schwertern bekommen, Idiot!“ „Lass mich los.“ „Zorro, verdammt, es hat keinen –“ „Lass mich los!“ „Zorro, es ist zu spät, du kannst nicht –“ „Sanji!“ Zorro hatte noch nie in diesem Tonfall mit Sanji gesprochen. Sanji kannte auch keinen ihrer Feinde, den Zorro mit einem ähnlichen Blick bedacht hatte. „Lass mich los.“ Und da schien Sanji zu begreifen, dass Zorro seine Schwerter wichtiger waren als sein Leben. Das ihm eines der Schwerter mehr bedeutete als alles andere. Sanjis Haltung veränderte sich, er stieß Zorro grob beiseite. „Mit dir hat man nichts als Ärger. Besonders wenn es um deiner dummen Schwerter geht.“ Er gab ihm einen Tritt, der Zorro auf die Planken schickte. „Bleib da.“ Dann wandte er sich ab und sprang kopfüber ins wütende Meer. Zorro rappelte sich auf und stolperte zur Reling. Der Seekönig heulte erneut auf, sein Schwanz peitschte wieder und wieder auf die Wasseroberfläche. Der Blick des Tieres war unfixiert, es war geblendet von Schmerz, Panik und Wut. Sanjis Kopf brach durch die Wasseroberfläche, er streckte den Arm aus. In der Hand hielt er das Yubashili und das Kitetsu. „Dafür bist du mir was schuldig, Spinatschädel.“ Zorro achtete nicht auf ihn, sein Blick begegnete dem des Seekönigs. Dieser wurde plötzlich ganz ruhig, dann verengte er die Augen und sah auf Sanji hinab. Zorros Giff verkrampfte sich in das Holz der Rehling, als er erkannte, was das Tier vorhatte. „Sanji, tauch unter!“ „Ich soll –?!“ Der Schwanz des Seekönigs erhob sich aus den Wellen. „Lass die Schwerter los und tauch unter!“ „Was?! Ich bin gerade metertief getaucht für deine bescheuerten –“ Zorro sah keine andere Möglichkeit. Er schwang sich über die Rehling der Kogge, stieß sich ab und sprang. Sanji befand sich nur wenige Meter vom Boot entfernt im Wasser, Zorro hatte genug Kraft in den Sprung gelegt, um diese Entfernung zurückzulegen. Er landete direkt auf Sanji, schlang die Arme um die Schultern des Schiffskoches und zog ihn mit sich unter Wasser. Sanji gurgelte neben ihm, doch Zorro hatte keine Zeit über irgendwas nachzudenken, als über ihnen der Schwanz des Seekönigs einschlug und sie weiter nach unten drückte. Selbst unter Wasser war die Wucht des Aufpralls enorm und Zorro spürte, wie ihm die Luft aus den Lungen gepresst wurde. Ein scharfer Schmerz in der Seite brachte ihn wieder zur Besinnung und er begann, sich und Sanji wieder an die Wasseroberfläche zu bringen. Es gelang ihm und er zog den hustenden und Wasser spuckenden Smutje neben sich, während er begierig die Luft einsog. „Was ... sollte das ... Marimo?!“ „Nicht reden, schwimmen“, erwiderte Zorro durch zusammengebissene Zähne. Er hatte Seitenstechen. Der Seekönig war noch immer über ihnen und würde jeden Moment zuschlagen. Sie mussten sich beeilen. Und seine Schwerter ... „Zorro!“ „Schwimm weiter!“
 Das Schiff war abgetrieben, erkonnte es nirgendwo sehen. Es blieb ihnen aber noch immer die Insel. Wenn er den Seekönig ablenkte, würde Sanji es zur Insel schaffen, dann könnte er – „Zorro, verdammt!“ Sanjis Stimme tat ihm in den Ohren weh, ebenso das Brüllen des Seekönigs. Er hatte genug. „Gum-Gum-Kanone!“ Er meinte sogar schon, Ruffy hören zu können. „Lachhaft“, murmelte er und büßte seine Worte, da er sofort eine Welle Meerwasser schluckte und hustend versuchte, nicht unter zu gehen. „Zorro, das ist Ruffy!“ Und als Zorro aufsah und gerade noch mitbekam, wie Ruffy das Tier mit einem einzigen gezielten Schlag außer Gefecht setzte, konnte er nicht anders und begann laut zu lachen. Sanji hatte es ihm ersten Moment nicht glauben können, doch es war zweifellos Ruffy, der ihnen zur Hilfe gekommen war. Die Stimme, der Hut, dieses Grinsen. Ruffy, der mit in die Hüften gestemmten Händen auf dem reglosen Seekönig stand und sie in seiner üblichen Manier angrinste war unmöglich zu verwechseln. „Hab ich euch endlich.“ Zorros Lachen war zwar irgendwo verständlich, doch es wirkte vollkommen deplatziert. Sanji war nicht nach Lachen zumute. Eins von Zorros Schwertern war verrutscht und hatte ihm in die Hand geschnitten, als Zorro ihn vorhin rücksichtslos unter Wasser gedrückt hatte. Er verstand die Reaktion des Schwertfuchtlers ja und war ihm auch irgendwo dankbar dafür, aber hätte er das nicht etwas weniger spektakulär und dafür effektiver und vor allem schmerzfreier machen können?! Nein, Lorenor Zorro war nicht der Typ für normal. „Ruffy, was tust du hier?“ „Euch finden.“ Niemand anderes als Ruffy konnte diese Antwort so aussprechen, dass sie wie die simpelste Tatsache auf Erden klang. Und Sanji kam nicht umhin zu lächeln. „Hat ja gut funktioniert.“ Ruffy lachte, dann drehte er sich um. „Da kommen die anderen mit Lämmchen und eurem Boot!“ Sanji sah zur Seite und tatsächlich erschien nun die Flying Lamb in seinem Blickfeld, die kleine Kogge neben ihr. Sanji atmete leise aus. Er war müde und brauchte ein Dusche, außerdem konnte er es nicht erwarten, wieder in seiner heißgeliebten Küche auf der Flying Lamb zu stehen und seine Göttinnen zu bekochen ... „Beweg dich, Zorro.“ Er stieß den Schwertkämpfer vor sich an, doch als dieser träge wie eh und je reagierte überholte Sanji ihn maulend. Das Wasser um sie herum war dreckig vom Blut des Seekönigs, er wollte so schnell wie möglich aus diesen Sachen raus. „Hey Sanji! Zorro.“ Die anderen waren an die Rehling der Flying Lamb getreten und winkten ihnen zu. „Lysop, Chopper, schön euch zu sehen!“ „Sanji, Zorro!“ „Herr Koch.“ Er kletterte an Bord der Kogge und sofort vergaß er sämtliche Bedürfnisse. „Nami-Maus, Robin-Schatz! Was freue ich mich, euch bezaubernde Damen wieder zu sehen! Ich hoffe, ihr habt mich nicht allzu sehr vermisst! Ich konnte kein Auge zutun in eurer Abwesenheit!“ „Schön zu sehen, dass es dir gut geht, Sanji.“ Sanji ließ das Schwert von Zorro, das er bis dahin noch immer in der Hand gehalten hatte, achtlos fallen. Es sollte dem Marimo gefälligst reichen, dass er es extra aus dem Meer gefischt hatte. Was mit den anderen war, kümmerte ihn nicht - sollte Zorro sehen, wie er damit zurecht kam. Er hörte ihn hinter sich schwerfällig an Bord klettern und obwohl er sich dafür verfluchte, spürte er einen Stick Reue angesichts seiner Gedanken. Er hatte Zorros Blick gesehen, als er bereit gewesen war, seinen Schwertern wieder ins Meer zu folgen. Immerhin hatte Sanji eines der Schwerter retten können. „Hey, Marimo“, sagte er und drehte sich um. „Es ist zwar nur ein Schwert, aber –“ Er verstummte. Der Schwertkämpfer war von oben bis unten blutverschmiert, das Blut des Seekönigs schien sich regelrecht über ihn ergossen zu haben, sein einst helles Hemd war dunkelrot. Doch das war es nicht, was Sanji am meisten verblüffte: Es war das Schwert, was sich in all dem Durcheinander irgendwie in Zorros Haramaki verfangen hatte und nun im Stoff von Zorros rechter Seite steckte. Sanji hob die Hand und deutete darauf. „Du hast da was in deinem Haramaki, Marimo.“ Zorro starrte ihn lange an, bevor er der Bewegung folgte. Er stutzte. „Oh.“ Dann packte er den Griff des Schwertes und zog es raus. Sanji lachte. „Das bekommst nur du hin, Buschaffe.“ Er tastete nach der Packung Zigaretten, in seiner Brusttasche, die trotz aller Turbulenzen noch immer dort war. Natürlich waren die Zigaretten nass, aber Sanji öffnete die Packung dennoch. „Hey Lysop, siehst du das? Zorro hat Glück im Unglück gehabt!“ „Cool!“ „Lysop, was meint er damit?“ „Ich weiß nicht, Chopper, aber das muss etwas mit dem Seekönig zu tun haben.“ „Aha!“ „Hab ich dir eigentlich erzählt, dass ich einmal vier auf einmal erlegt habe?“
 „Echt?!“ „Sehe ich aus, als erfände ich Geschichten?“ Etwas ließ Sanji innehalten. Das Sonnenlicht warf einen merkwürdigen Schatten auf die Klinge des Schwertes in Zorros Hand. Es war zwar überall an Zorro Blut, aber das erklärte nicht die Blutspuren auf der Klinge. Oder die frischen, unverwischten Blutstropfen auf den Planken. „Zorro?“ Sanji machte einen Schritt auf den Schwertkämpfer zu. Dann noch einen. Zorros Haramaki hatte an der Seite einen Schnittstelle. Dunkles Blut bahnte sich seinen Weg daraus. Sanji ließ die Hand mit der Zigarettenpackung sinken und machte noch einen Schritt auf Zorro zu, stand nun unmittelbar vor dem Schwertkämpfer, der unter dem vielen Blut in seinem Gesicht auf einmal ziemlich blass wirkte. Sanji schluckte. „Das Schwert steckte nicht nur in deinem Haramaki. Es steckte in deiner Seite.“ Zorro lachte leise, das Schwert entglitt seinem schwachen Griff, fiel klirrend auf die Planken. „Das erklärt die Seitenstiche“, bemerkte er mit einem Grinsen. „Und du hast es dir einfach so rausgezogen?!“ Es sollte ihn nicht wundern. Nicht bei Lorenor Zorro, dem Mann, der sich beinahe beide Füße abgetrennt und auf den Stümpfen weitergekämpft hätte, als ihm alle anderen Optionen auszugehen drohten. „Ich glaub, es hat irgendwas Wichtiges erwischt.“ Zorro blickte an sich hinab, dann suchte er Sanjis Blick. „Welches Organ liegt rechts? Die Niere?“ „Die Leber, du lebensmüder Idiot von einem Schwerkämpfer“, sagte Sanji leise. „Außerdem hast du zwei Nieren.“ Zorros Lächeln verblasste nicht. „Schade, dass es nicht die Niere war, wenn ich zwei davon haben.“ „Red keinen Scheiß.“ Zorro schloss die Augen und kippte nach vorne, Sanji entgegen. Da der Smutje nur wenige Schritte von ihm entfernt gewesen war, hielt er seinen Fall rechtzeitig auf und stützte Zorro. „Chopper, wir brauchen hier einen Arzt.“ „Einen Arzt? Oh Gott, ist er verletzt?! Wir brauchen einen Arzt und zwar schnell! Einen Arzt!“ „Du bist der Arzt“, seufzte Nami, während sie die Strickleiter für Sanji und Zorro nach unten warf. „Sanji, bring Zorro am besten rauf.“ „Ruffy, mach du das“, richtete Sanji sich an den Kapitän des Schiffes, welcher grinsend die Arme dehnte. „Ohne ihm sämtliche Knochen zu brechen“, fügte Sanji hinzu, als er an die Wirkung der Gum-Gum-Rakete dachte. Und während Ruffy Zorro vorsichtig an Bord brachte, Chopper sich um Zorros Verletzungen kümmerte und langsam wieder Normalität auf dem Schiff einkehrte, stand Sanji vor dem Kitetsu (wenn er sich nicht irrte), an dem Zorros Blut haftete und welches im Licht der langsam untergehenden Sonne beinahe aus Blut gemacht zu sein schien und konnte sich nicht überwinden, es aufzuheben. Sanji kehrte dem Schwert den Rücken. „Ich brauche eine Zigarette.“ Es war ein beruhigendes Gefühl, wieder vertrautes Holz unter den Füßen zu haben. Sanji kannte in seiner Kombüse jede knarrende Planke, jede Delle, die Zorros Gewichte und beinahe jeder Kerbe, die Zorros Schwerter hinterlassen hatten. (War es denn so schwer zu verstehen, dass Zorro seine Schwerter nicht in der Kombüse polieren sollte? Er hatte die unangenehme Angewohnheit, die Spitze des Schwertes dabei weiter und weiter in die Planken zu drücken.) Eigentlich, so stellte Sanji mit einem Stirnrunzeln fest, stammten fast alle Beschädigungen seines Fußbodens von Zorro. Ruffy hatte seinen Kühlschrank einmal in einem Versuch, außerhalb der Essenszeiten Fleisch zu klauen, zerstört, doch hatte Sanji Nami davon überzeugen können, einen besseren (und gesicherteren) zu kaufen. EIn Brandfleck an der Decke oberhalb des Tisches zeugte von Lysops Experimenten vor Sanjis Zeit an Bord des Baraties. (Nach der Entstehung des Brandflecks hatte der Kanonier seine weiteren Versuche an Deck des Schiffes verlegt.) Alle übrigen Schäden stammten von Zorro. Und ihm selbst. Zorro und ihm - wenn sie in der Kombüse aneinander geraten waren. Sanji liebte die Kombüse aus einem weiteren Grund, neben dem Umstand, dass er in ihr seiner Leidenschaft nachgehen konnte. Sie half ihm, zu vergessen. Damals, in der Zeit nach den Wochen auf der einsamen Insel mit Jeff, der Zeit des Hungers, der Verzweiflung und des schleichenden Wahnsinns, hatte er die Kombüse als einen Frieden spendenden Ort kennengelernt. In Nächten, die ihn mit Albträumen verfolgt hatten, hatte er in der Kombüse Zuflucht gesucht, hatte sich auf einen Stuhl gesetzt und Kartoffeln für den nächsten Tag geschält, Geschirr gewaschen oder einfach nur dort gesessen und die Ruhe des Raumes in sich aufgenommen. Heute gab die Kombüse ihm Sicherheit, besonders die der Flying Lamb hatte er nach dem Baratie ins Herz geschlossen. Dies war sein Reich und jeder akzeptierte es – sogar Ruffy ließ ihn (weitgehend) in Ruhe, wenn er sich hier aufhielt. Genau genommen war die Kombüse die meiste Zeit des Tages, abgesehen von den Essenszeiten und ihren Abendrunden, leer. Ruffy stürmte hin und wieder durch die Tür, um nach Essen zu verlangen, doch Sanji sandte ihn oft genug mit einem gezielten Tritt wieder raus an Deck. Abends, nach dem Abendessen, wenn Sanji das Dessert abgeräumt hatte, blieben sie oft am Tisch sitzen, planten den Fortgang ihrer Reise, sprachen über vergangene Erlebnisse oder spielten Karten. Allerdings nicht um Geld, denn sie hatten alle früh auf ihrer gemeinsamen Reise herausgefunden, dass niemand, der bei Verstand war, um Geld gegen Nami Karten spielte. Sonst jedoch war Sanji der einzige in der Kombüse und es störte ihn nie. Abgesehen von jetzt. Denn jetzt brachte ihm die Kombüse nicht die gewollte Ruhe. Ihre Stille wirkte geradezu erdrückend auf sie. Er legte das Messer beiseite, da er sich bereits dreimal beinahe geschnitten hatte und dieser Umstand Sanji mehr als nur verärgerte. Er war unachtsam und der Grund dafür war so frustrierend, dass er sogar beinahe Kümmel anstelle von Muskatnuss in die Bouillabaisse gegeben hätte, obwohl jeder Laie der gehobenen Küche wusste, dass Kümmel zu schweren Speisen passte und für Bouillabaisse zu stark war. Der Grund für diesen Faut Pax lag einige Räume weiter auf dem einzigen Sofa des Männerschlafraums und war noch immer ohne Bewusstsein. „Bescheuerter Spinatschädel“, fluchte Sanji und stellte die Herdflamme kleiner, da er nun beinahe die Bouillabaisse hatte ankochen lassen. Es reichte. Seit sie gestern wieder auf ihre Crew gestoßen war und Lorenor – ich bin so dilletantisch, dass ich mir ohne mit der Wimper zu zucken ein mit dreckigem Seekönigblut beschmiertes Schwert aus der Leber ziehe – Zorro tatsächlich ohnmächtig geworden war, ließ ihm der verfluchte Säbelrassler keine Ruhe mehr. Zorro hatte schon mit aufgerissenem Brustkorb (denn die Nähte waren dank Okta, diesem Abklatsch von einem Oktopus, wieder aufgegangen) gegen Arlong gekämpft, hatte sich bei vollem Bewusstsein die Wunde wieder zunähen lassen. Lorenor Zorro hatte Verletzungen eingesteckt die weitaus schlimmer waren, als ein Treffer der Leber aber nein, ausgerechnet bei der Wunde musste sein Nervensystem einen Kollaps erleiden. Wahrscheinlich hatte der Seekönig dem elenden Schwertklopfer einfach einen Schlag zuviel auf den Kopf verpasst. Geschah ihm ganz recht. „Meine Schwerter – “ „Sind im Meer. Lass sie und sei froh, dass du noch lebst.“ „Nur über meine Leiche.“ „Die hätte ich beinahe zusammen mit deinen Schwertern bekommen, Idiot!“ „Lass mich los.“ „Zorro, verdammt, es hat keinen –“ „Lass mich los!“ „Zorro, es ist zu spät, du kannst nicht –“ „Sanji! Lass. Mich. Los.“ Eine Tomate rollte von der Arbeitsplatte und für gewöhnlich hätte er sie reflexartig mit dem Fußrücken aufgefangen, doch dieses Mal landete sie auf den Planken. Sanji erstarrte und blickte entsetzt auf den Boden, dann verdunkelte sich sein Gesichtsausdruck. Genug war genug! Er warf das Küchenhandtuch beiseite. Mit wenigen Schritten war er bei der Tür, riss sie auf und ließ die Kombüse hinter sich, stieg die Treppen an Deck hinab. Nami lag auf ihrem Sonnenstuhl und las die Zeitung, Chopper hatte sich in den Schatten verdrückt, da er die Hitze nicht ertrug und döste, Ruffy saß auf dem Kopf der Flying Lamb. Von Robin war nichts zu sehen, wahrscheinlich war sie unter Deck und Lysop hatte sich in den hinteren Teil des Schiffes zurückgezogen, um seine neueste Waffe zu testen. Sanji überquerte das Deck, öffnete brüsk die Luke, die unter Deck führte und machte sich nicht die Zeit, die Leiter hinunter zu klettern, sondern ließ sich einfach fallen. Dann stand er vor dem Sofa. Vor Zorro. Er holte aus und trat gegen das Möbelstück. Es lag nicht viel Kraft in dem Tritt, hätte er seinen ganzen Frust zum Ausdruck gebracht, hätte das Sofa es nicht überlebt, die Flying Lamb ein Loch im Rumpf gehabt und Lysop ihn umgebracht. So ging lediglich eine starke Erschütterung durch das Sofa, welche begleitet wurde von einem dumpfen Aufprall und einem Stöhnen. Zorro blinzelte und richtete sich unter schmerzvollen Lauten auf. „Was zum - ... wofür war das denn?“ Sein Blick war unfokussiert auf Sanji gerichtet, er war noch immer blass, Schweiß stand auf seiner Stirn – vielleicht hatte er Fieber – und Sanji hasste sich dafür, dass ihm das alles auffiel. „Bist du jetzt zufrieden, Zorro?“, spuckte Sanji dem am Boden liegenden Schwertkämpfer entgegen. Zorro kratzte sich am Hinterkopf und sah Sanji nichtverstehend von unten an. „Hä?“ „Du hast es geschafft!“ Sanji hob die Hände, als erwäge er, sie um Zorros Hals zu legen, besann sich dann jedoch eines Besseren und griff stattdessen in die Innentasche seines Anzugs. Mit zittrigen Fingern nahm er sich eine Zigarette aus der Packung und klemmte sie sich in den Mundwinkel. Er hob das Feuerzeug an die Kippe und scheiterte am Entzünden. Es ratschte einmal. Zweimal. Dreimal. „Verfluchte Scheiße!“ „Smutje, alles okay?“ „Nein, verdammt, nichts ist ‚okay’!“, fuhr Sanji ihn an und warf das Feuerzeug wütend durch den Raum. Zorro runzelte die Stirn, sagte jedoch nichts. „Ich hab die Schnauze gestrichen voll von dir und ... allem! Ich meine, was stimmt mit dir nicht?! Du lässt dich von der Marine gefangen nehmen, lässt mich dich retten, versuchst alles, um es mir zu erschweren und dann fängst du auf dem Weg zu unseren Freunden diese ... – ich weiß noch nicht einmal, wie ich es nennen soll - an! Du befummelst mich, du küsst mich, verdammt, wir hätten beinahe miteinander –“ Der Smutje unterbrach sich. Er stand vor Zorro wie ein wütender Stier, bereit zum Angriff, in seinen Augen lag durch den Halbschatten und das durch die Luke fallende Tageslicht hinter ihm ein gefährlicher Glanz. Zorro spielte für einen Moment mit dem Gedanken, Sanji darauf hinzuweisen, dass die Luke noch geöffnet war und jeder, der sich unmittelbar in ihrer Nähe befand, das Gespräch verfolgen konnte, doch er ließ es. Jetzt war es ohnehin zu spät. „Und als ob das noch nicht genug ist, bist du offenbar dumm genug, dich von einem mickrigen Seekönig beinahe fressen oder ertränken zu lassen! Und wieder bin ich es, der dir hinterher springen darf! Ist das irgendwie ein Fetisch von dir oder warum darf ich immer deinen Mist ausbaden?! Und dann setzt du noch einen drauf und lässt dich von deinem eigenen Schwer abstechen. Von deinem eigenen Schwert!“ Sanjis Stimme war bei den letzten Worten noch weiter angeschwollen, er schrie Zorro jetzt beinahe an. Zorro sah Sanji nach diesem Ausbruch lange an, dann rappelte er sich mit einem leisen Ächzen auf. Ein Verband um seinen Bauch verdeckte die Wunde, und Zorro stellte wiederholt fest, wie gut Chopper sein Werk verstand. Dann stand er aufrecht vor Sanji und verschränkte die Arme. „Drei Dinge, Smutje. Erstens, ich habe dich nicht darum gebeten, mich zu retten. Zweitens, es war nicht ich, der die Fummelei angefangen hat, das warst du. Und drittens“, sein Blick verdunkelte sich. Sanji reagierte in einer vollkommen ungewohnten Reaktion auf diesen Blick. Zunächst Reue und dann blanke Wut zeigten sich plötzlich in seiner Haltung, in seiner ganzen Ausstrahlung. Zorro ließ sich davon nicht beirren. „Wo sind –“ „Deine elenden Schwerter sind in der Waffenkammer, aber wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich sie gleich wieder im Meer versenkt!“ Sanji starrte ihn bitterböse an. „Dein bescheuertes Yubashili hat mich geschnitten!“ Er fuchtelte Zorro mit der verbundenen linken Hand vor der Nase herum. „Das Kitetsu hat offenbar sehr an dir gehangen und dir netterweise die Leber aufgespießt. Und was dein Wadou Ichi Möchtegern-Ji angeht, haben Chopper und ich den gesamten gestrigen Tag damit zugebracht, den Strand der Insel abzusuchen und in der Hafenstadt jeden Händler danach zu fragen, während Ruffy und Lysop danach geangelt haben. Hörst du: Geangelt!! Und weißt du, wo es war? Hast du auch nur die geringste Ahnung, wo dieses verfluchte Schwert war?!“ Zorro hätte Sanji darüber aufklären können, dass eigentlich das Kitetsu das verfluchte Schwert war, aber er ließ es. „Ein kleiner Junge hatte es gefunden – ein kleiner Junge, Zorro! – und er lief lachend mit deinem Schwert durch die Stadt - mit der offenen Klinge - und fuchtelte fröhlich damit herum! Und als wir dem Jungen begegneten, wollte er dein Schwer nicht hergeben, weil es ja so wunderschön ist und ich hab dem Blag mein bestes Küchemesser versprechen müssen, im Austausch für dein Schwert und frag mich nicht, was der Junge damit macht, aber er hat jetzt mein bestes Küchenmesser!!“ Zorro starrte ihn an, Sanji machte das offenbar noch wütender. „Was?!“ „Du hast dein bestes Küchenmesser im Austausch für das Wadou Ichi Monji hergegeben?“ Sanji wirkte, als müsse er sich stark beherrschen, ruhig auf diese Frage zu antworten. „Ja.“ Zorro grinste. „Der Kleine hat sich über den Tisch ziehen lassen. Das Schwert ist mehr wert als zwanzig deiner ‚besten’ Küchenmesser.“ Ein Grollen erfüllte den Raum, dann war Sanji vor Zorro und packte ihn grob bei den Schultern. „Was hast du da gesagt?! Pass auf, dass ich dich nicht im Meer ertränke, um das zu beenden, was dieser infantile Seekönig nicht hinbekommen hat!“ Zorro ging nicht auf den Kommentar ein. „Ich bin froh, dass ihr euch um meine Schwerter gekümmert habt. Mehr als froh.“ Sein Blick war ernst bei diesen Worten, dann änderte sich etwas an Zorros Miene. „Aber ich hatte ursprünglich eine andere Frage stellen wollen.“ Sanjis Griff lockerte sich, Missverstehen vermischte sich mit dem Zorn in seinem Gesicht. „Etwas Anderes?“ Er schien zu überlegen. „Aber du hast doch ... Dein Blick war derselbe wie gestern, als deine Schwerter im Meer ...“ Er schweifte ab und Zorro machte gar nicht erst den Versuch, Sanjis Worten zu folgen. „Was ich fragen wollte war, wo die anderen sind.“ „Hier auf dem Schiff, wo denn sonst, Spinatschädel? Vorne an Deck und hinten auf dem Schiff und –“ „Das muss reichen“, murmelte Zorro, packte Sanji am Hinterkopf, zog ihn zu sich und küsste ihn. Die Zigarette fiel auf den Boden, blieb unbeachtet. Sanji verkrampfte sich, schien jedoch viel zu überrumpelt, um sich loszureißen. Er öffnete den Mund, um wahrscheinlich eine besonders giftige Beleidigung loszuwerden, doch Zorro nutzte den Moment aus, um den Kuss zu vertiefen und seine Zunge ins Spiel zu bringen. Er ließ den Smutje keinen Moment aus den Augen, in seinem Blick lag etwas Hämisches und er lachte leise in den Kuss, während er einen Arm um die Hüften des Kochs schlang und ihn zu sich zog. Ein Stoß in die Seite ließ ihn schmerzerfüllt aufkeuchen und einknicken. Schwer atmend blickte er zu Sanji auf und grinste triumphierend. „Das hat dich die ganze Zeit am meisten gestört, oder? Dass du daran denken musstest und nicht einmal Nami-Maus und Robin-Schatz etwas daran ändern konnten?“ Sanji knurrte. „Ja.“ Zorro lachte erneut, dieses Mal lauter und verschränkte die Arme. „Scheint, als wärst du doch nicht so abgeneigt, wie du mir glauben machen wolltest.“ „Tze, treib es nicht zu weit, Säbelrassler oder ich schicke deine angekratzte Leber auf einen Freiflug.“ Sanji wirkte defensiv und äußerst gereizt, für Zorro war dies eine Herausforderung, die er nur zu gerne annahm. Ein Schritt und er stand wieder unmittelbar vor dem Smutje. Er griff nach der bandagierten Hand und betrachtete sie ausgiebig. „Mein Yubashili hat dich also geschnitten? Es ist sehr wählerisch, was seine Besitzer angeht, wahrscheinlich hat es sofort bemerkt, was für ein nerviger Schnitzelklopfer du bist.“ „Dann muss es ein dummes Schwert sein, wenn es dich als Besitzer ausgesucht hat, Marimo.“ Sanji zog seine Hand nicht zurück. Zorro sah dies als Ermutigung. Er hatte nicht die Nacht vergessen, die er frustriert und darüber hinaus erregt an Deck der Kogge verbracht hatte, nachdem Sanji einen Rückzieher gemacht hatte. „Du bist ganz schön dreist, Smutje.“ „Und mit dir hat man nichts als ärger. Außerdem hasse ich deine nervigen Schwerter.“ „Mich nervt dein Frauenbezirze.“ „Nur weil du keine abbekommst.“ „Nein, sondern weil es stört.“ „Was soll daran stören?“ „Du wirst peinlich und weißt nicht mehr, was du sagst.“ Zorro beugte sich vor. „Und es macht mich wütend, Smutje.“ Sanji starrte ihn an, dann verstand er und hatte offensichtliche Mühe, sich die Überraschung nicht deutlich anmerken zu lassen. „Oh.“ Er verengte prüfend die Augen, doch als sich an Zorros Miene nichts änderte, hob sich Sanjis sichtbare Augenbraue. „Oh.“ Zorro hatte nicht vor, weiter auf seine Worte einzugehen. Er hatte damit schon genug gesagt. Dann grinste Sanji plötzlich. „Lorenor Zorro ist also tatsächlich –“ „Sprich es aus und ich filettiere dich besser, als du es mit jedem Fisch machen könntest.“ Sanjis Grinsen war geradezu ekelerregend selbstherrlich. „Aber wen überrascht es, dass selbst dich mein Charme nicht kalt gelassen hat. Wenn ich mich recht erinnere“, er legte nachdenklich einen Hand ans Kinn, „habe ich dich mehr als nur ‚nicht kalt’ gelassen.“ Zorro hatte genug. „Und wenn ich mich richtig erinnere, hast du dich mitten in der Nach ohne Vorwarnung von hinten an mich gepresst und dabei ohne Zweifel nicht an Nami oder Robin gedacht.“ Sanji wurde doch tatsächlich rot. „Das war nur ...“ „Ja, Smutje, was war das nur?“ „Ach, halt doch die Klappe, Zorro.“ „Nur wenn du es auch tust, Sanji.“ Beinahe trotzig wirkte Sanji, als er die Arme verschränkte und zur Seite sah. Unvermittelt jedoch änderte sich seine Haltung und sein Blick verdunkelte sich. Ohne Vorwarnung bekam Zorro einen Stoß vor die Brust, der ihn nach hinten stolpern ließ. Er stieß gegen das Sofa und verlor den Halt, fiel mit einem Ächzen nach hinten und hing halb über der Armlehne. Seine Seite beschwerte sich stechend. „Sanji, was zum –“ Dann war Sanji über ihm und brachte ihn zum Verstummen. „Zwei Regeln, Zorro“, sagte er leise und seine linke Hand legte sich auf Zorros Hüftknochen, versetzte den Schwertkämpfer augenblicklich in einen Zustand der Erwartung. „Erstens, ich werde nichts an meinem Verhalten ändern. Nami und Robin haben es verdient, wie Göttinnen behandelt zu werden, so wie jede Frau.“ Zorro gab einen abfälligen Laut von sich, Sanjis Griff um seine Hüfte verfestigte sich und Zorro beschloss, wenigstens für den Moment zu schweigen. „Außerdem werde ich mich dir gegenüber in keinster Weise gefällig, romantisch oder irgendwas in der Richtung zeigen. Nicht, dass du - selbst wenn ich es täte – irgendwas damit anfangen könntest, so stumpf wie du bist.“ Zorro erinnerte sich daran, dass er sich vorgenommen hatte, zu schweigen. „Du erhältst also keinen Vorteil aus dem hier, du bekommst nicht mehr oder besseres Essen, ich werde dich nicht bedienen, du wirst dich weiterhin von der Kombüse fernhalten.“ Schweigen, wiederholte Zorro einem Mantra gleich in Gedanken. „Zweitens“, Sanji kam seinem Gesicht näher und seine Mundwinkel zuckten nach oben, während seine Hand weiter nach unten wanderte und Zorro die Beleidigungen von gerade zumindest vorerst vergessen ließen. „Werde ich nicht, ich wiederhole: nicht, auf der Empfangsseite sein.“ Das verstand Zorro nicht. Sanji sah es offenbar in seinem Blick, denn er verdrehte die Augen und presste sich stärker gegen Zorro, der dadurch langsam einen Eindruck bekam, was Sanji damit meinte. „Ich werde nicht unten liegen, verstanden? Es ist schwer genug, zu akzeptieren, dass ausgerechnet du es bist, der ...“ „Dich erregt?“, half Zorro ihm auf die Sprünge und er konnte beinahe hören, wie Sanji mit den Zähnen knirschte. Mr. Love-Cook hatte nicht wenig Schwierigkeiten, es sich einzugestehen. Etwas, womit Zorro ihn in Zukunft noch oft aufziehen würde. „Es ist nichts Neues“, bemerkte Zorro ungerührt. Er hatte keine Probleme, darüber zu reden. „Wir gehen ein Bündnis ein, einen Pakt, kann man beinahe schon sagen. Wir schlafen miteinander und helfen uns dadurch gegenseitig. Das ist unter den Seefahrern verbreitet. Besonders zwischen zwei Männern“, fügte er bei Sanjis Blick hinzu. „Was du nicht sagst, Zorro. Natürlich weiß ich das. Ich bin auf einem Schiff voller Männer groß geworden.“ Zorro hob eine Augenbraue. „Soll das heißen, du hattest schon –“ „Natürlich nicht. Nicht mit Männern.“ Zorro würde sich später etwas darauf einbilden. Jetzt interessierte ihn viel mehr, ob Sanji den gleichen Gedanken hatte, wie er. „Ich wüsste eine Möglichkeit, den Pakt offiziell einzuweihen.“ „Perverser Schwertkämpfer.“ „Aber genau dafür ist der Pakt gedacht, Smutje. Tu nicht so, als hättest du nicht auch daran gedacht.“ „Akzeptierst du die Bedingungen?“ „Machst du Witze? Das sind für mich keine Bedingungen, das sind nur Umstände, unter denen das Bündnis stattfindet.“ „Die zweite Regel?“ Zorro zuckte die Achseln. „Opfer muss man immer bringen. Was denn, denkst du ich wäre nicht Manns genug, das zuzulassen? Hast du etwa gehofft, ich würde deswegen einen Rückzieher machen?“ Zorro grinste dreckig. „Smutje, du bist zu naiv. Das schreckt mich nicht ab, es fordert mich nur heraus.“
 „Ach ja?“ „Ja. Irgendwann werde ich dich dazu bringen, mich anzubetteln, an meiner Stelle zu liegen.“
 „Träum weiter.“ „Wollen wir es testen?“ Schlagartig kippte die Stimmung. Zorros Blick war nun nicht mehr unergründlich, er wurde verlangend. Seine Hände legten sich um Sanjis Hüften und zogen ihn fordernd an den anderen Körper. Sanji konnte nicht verhindern, dass er, wie bereits wenige Tage zuvor, darauf reagierte. Er hätte geflucht, wenn Zorros Blick nicht so hungrig auf ihm gelegen hätte. Das süffisante Grinsen machte es nicht besser. „Scheint, als wärst du nicht abgeneigt.“ „Halt die Klappe“, knurrte Sanji, beugte sich vor und küsste Zorro nicht weniger hungrig als dieser ihn zuvor geküsst hatte. Es stellte sich heraus, dass Zorro recht behalten würde. Sanji war ganz und gar nicht abgeneigt, er war sogar mehr und mehr angetan und als er schließlich über Zorro kniete und dem Schwertkämpfer die erregendsten Laute entlockte, konnte er die Macht, die er dabei verspürte, kaum glauben. Er war es, der Zorro dieses Stöhnen entlockte, der diesen Blick bei einem der gefüchtetsten Schwertkämpfer hervorrief. Er war es, der Zorro dazu brachte, sich fluchend unter ihm zu winden, ihn mit den übelsten Verwünschungen zu belohnen, die ihn nur noch mehr anspornten. „Gibst du schon auf, Marimo?“, fragte Sanji schließlich schwer atmend in die Stille, die sich zwischen sie gelegt hatte und begegnete einem brennenden Blick. „Machst du Witze, Smutje?“ Eine fordernde Bewegung begleitete diese Worte, setzte Sanjis Körper in Flammen und ließ ihn sich fragen, ob er wirklich Kontrolle über die Situation hatte. „Das war nichts weiter als die Aufwärmphase.“ „Aufwärmphase?“, wiederholte Sanji und ein Keuchen entwich ihm ohne sein Zutun. Er fluchte, als Zorro nicht aufhörte, sich unter ihm zu bewegen. Dann zeigte ihm der Schwertkämpfer, wer von ihnen wirklich die Kontrolle hatte und Sanji blieb nichts weiter übrig, als sich mitziehen zu lassen. Nicht, dass er protestierte. Von einem Morgen Danach konnte nicht die Rede sein, vielmehr waren es die 10 Minuten Danach. Denn nicht länger schafften es Sanji und Zorro, ohne Zwischenfälle nebeneinander zu liegen. Es war ihr drittes 10 Minuten Danach, die ersten zwei hatten sie anders zu beenden gewusst, doch dieses Mal war die verbale Auseinandersetzung, die sie sich lieferten nicht sofort mit einer weiteren Runde Sex zu beheben. Sie endete damit, dass Sanji Zorro von dem Sofa trat, Zorro sich in einer der Hängematten verfing, und Sanji verwünschend versuchte, sich aus ihr zu befreien. Sanji war von diesem Anblick durchaus angetan und so wurde aus dem dritten 10 Minuten Danach doch noch ein potentieller Anwärter für das vierte 10 Minuten danach. Zorro schien auch nichts dagegen zu haben, sein Knurren sprach für sich und Sanji machte sich einen Spaß daraus, den Schwertämpfer mehr und mehr in die Hängematte zu verwickeln und noch bewegungsloser zu machen. Schließlich erfüllte raues Stöhnen den Raum, hin und wieder das Knarren von Holz, wenn Zorro besonders stark an den Seilen der Hängematte zog und die Verankerungen in der Decke beweiesen, wie robust sie waren. Der Smutje genoss diese Moment, reizte Zorro bis aufs Äußerste und musste dann herausfinden, dass ein ungeduldiger Lorenor Zorro Kraft genug besaß, selbst die stärksten Verankerungen aus dem Deckenbalken reißen zu können. Er wusste einen Weg, Zorro für diese Beschädigung der Flying Lamb zu bestrafen und Zorro schien es nicht großartig zu stören. Das vierte 10 Minuten Danach war vorerst das letzte. Sanji stellte fest, dass er das Abendbrot vergessen hatte und seine Laune sank schlagartig. Zorros Bemerkung, niemand würde das Essen des Smutje vermissen, belohnte den Spinatschädel mit einem Tritt gegen den Kopf, der diesen wieder rücklings auf das Sofa schickte. Sanji rappelte sich auf, suchte seine wild verstreute Kleidung zusammen und begann, sich anzuziehen. Als er seine Krawatte band, fiel sein Blick auf Zorro, der die Arme hinter dem Kopf verschränkt hatte und ihn beobachtete. Grinsend. „Was ist, Säbelrassler?“ „Was werden deine Liebchen dazu sagen?“ Sanji zündete sich eine Zigarette an. „Was sie dazu sagen werden? Sie werden es –“ „Gutheißen, aber euch zwei darum bitten, das nächste Mal die verdammte Luke zu schließen!“ Sanji wirbelte herum und begegnete Namis strengem Blick. Sie stand an Deck und hatte die Luke geöffnet, hielt sie in einer Hand. „Ich schwöre, wenn Robin sie nicht dankenswerterweise geschlossen hätte, Lysop hätte sich freiwillig von Bord geworfen und Chopper würde nie wieder aus dem leeren Fass kommen!“ Sanji blickte sprachlos zu ihr hoch, während Zorro unbeeindruckt mit den Achseln zuckte. „Was soll’s? Wenn ihr sie geschlossen habt, spielt es keine Rolle, ob wir sie –“ Er brach ab, um einen Tritt von Sanji, der eindeutig sein auf Gesicht gezielt hatte, zu blocken. „N-nami-Maus, verzeih, diese Störung deiner kostbaren Freizeit!“ Sanji war sichtlich durch ihre Anwesenheit aus der Bahn geworfen, er war blass und seine Hände zitterten. Zorro bemerkte dies mit einem Stirnrunzeln. „Ich werde dir heute ein besonders schmackhaftes Dessert zubereiten.“ Namis Gesichtszüge wurden einen Moment weicher, dann wandte sie sich ab. „Wie auch immer“, sagte sie und verschwand aus ihrem Blickfeld. Zorro beobachtete Sanji weiterhin. „Es scheint sie nicht zu stören, Smutje. Offenbar hat sogar die Seehexe irgendwo in den Untiefen ein Herz.“ „Du elender Dschungelaffe, red nicht so über meine wundervolle Nami!“ „Und du, Schnitzelklopfer, hör auf, einen Verletzten zu treten!“ Ein Poltern ging durch den Raum, begleitet von Fluchen und dem Austausch von Tritten und Schlägen. „Ich seh hier keinen Verletzten, nur einen primitiven Schwertfuchtler!“ „Ach ja, perverser Love Cook?!“ „Nami, müssten die beiden sich jetzt nicht irgendwie anders verhalten?“, fragte Lysop, der sich seit mehr als einer Stunde an den Mast der Flying Lamb klammerte, um nicht der Versuchung zu erliegen, sich ins Meer zu stürzen. „Etwas friedlicher?“ „Die zwei?“ Nami legte sich auf ihre Liege in der Sonne, griff nach der Zeitung und schlug sie auf. Gesuchte Piraten blickten ihr von Steckbriefen entgegen. Sie lächelte. „Nein, Lysop.“ Sie griff nach den Steckbriefen. „Ruffy“, rief sie über das Deck. „In dieser Ausgabe ist wieder ein Steckbrief von dir.“ „Cooooool!“ Ruffy stürmte über das Deck auf sie zu. „Zeig mal Nami, zeig mal!“ Er riss ihr die Zettel aus der Hand. „Und auch einer von Zorro. Hey Zorro, hier sind wieder Steckbriefe von uns!“ Ein Krachen erklang von unter Deck. Robin blickte von ihrem Buch auf, Chopper spähte über den Rand seines Fasses. „Hast du das gehört, Smutje? Im Gegensatz zu dir habe ich einen Steckbrief! Was hast du dagegen zu setzen?!“ „Na und?! Was sagt das schon aus? Die Marine war auch inkompetent und viel zu leicht zu überlisten!“ „Ach ja, du hast aber ganz schön lange gebraucht, mich zu befreien!“ „Das nur, weil du mir das Leben schwer gemacht hast, Marimo!“ „Gib doch einfach zu, dass du dich zu dumm angestellt hast und deshalb keinen Steckbrief hast. Ich dagegen habe ein Kopfgeld von 60 Millionen Berri!“ „Das heißt überhaupt nichts!“ Nami nahm einen der Steckbriefe, der auf den Boden gefallen war. Ein von einer Marinemütze halb verdecktes Gesicht blickte ihr entgegen. Die Augen des Mannes waren unter einer Sonnenbrille kaum zu erkennen, das charmante Lächeln war jedoch unverkennbar. „Sollten wir ihnen sagen, dass die Marine einen weiteren Piraten sucht?“ Dead or Alive – Mr. Prince 70 Millionen Berri „Er scheint der Marine ganz schön auf den Schlips getreten zu sein“, bemerkte Robin schmunzelnd. „Dass er es geschafft hat, erst in Navarone ein- und anschließend mit einem Gefangenen wieder auszubrechen ... Sein Kopfgeld ist höher, als das von unserem Herrn Schwertkämpfer" „Bemerkenswert“, sagte Nami. „Welche Möglichkeiten sich durch diese Fähigkeit von Sanji alle öffnen.“ Ihr Blick wurde träumerisch und eine Aura von Berrizeichen umgab sie schlagartig. „Wow, wer ist dieser Mr. Prince?“ Ruffy betrachtete den Steckbrief begeistert. „Mit dem will ich kämpfen!“ „Lorenor Zorro, du verfluchter Möchtegernschwertkämpfer, wenn ich jemals ein Kopfgeld bekommen werde, wird es über dem liegen, was erstmals auf dich ausgesetzt wurde!“ „Wenn der Tag kommt, Smutje, dann stell ich mich an den Ofen und Koche!“ Der Steckbrief von Mr. Prince wurde noch am darauf folgenden Tag annulliert und Zorro musste nicht kochen. Offenbar war es ein Fehler der Marine gewesen, dass sie den Steckbrief überhaupt zugelassen hatte, zumal Mr. Prince Marinekleidung trug und das kein gutes Bild auf die Weltregierung warf. Es wurde eine Untersuchung des Falles Mr. Prince eingeleitet, die nie zufriedenstellend abgeschlossen wurde. Etliche Zeugen wurden vernommen, jedoch brachten die Behauptungen des Gefreiten Fullbody Eisenfaust, es sei „dieser Koch, ich weiß es, ich bin ihm begegnet – ich sage es doch, es ist der Koch!“ die Untersuchung nicht voran, ebenso wenige die Aussagen der von Mr. Prince verletzten Soldaten. Mr. Prince wurde zum Phantom erklärt und aus den Akten gestrichen. Sanji, zunächst begeistert und euphorisch, angesichts seines Steckbriefes, konnte sich nach seiner Annullierung vor Spott und Hohn Zorros kaum retten und rächte sich nachts besonders lange und intensiv an dem Schwertkämpfer. Die Kommentare wurden nur noch bissiger und Sanjis Strafen noch kreativer. Dann erreichten sie Water 7, Robin verließ ihre Crew, sie machten sich auf die Suche nach ihr, fanden sie, hetzten die Weltregierung auf sich und bekamen ein neues Mitglied. Ebenso wurde auf sie alle ein Kopfgeld ausgesetzt. Das Kopfgeld von Sanji, dem Black Leg, betrug 77 Millionen Berri. Am selben Tag kochte Zorro ein grauenvolles Abendessen. Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)