One night stand von cork-tip (Let my pain be yours (Ruki x Miku)) ================================================================================ Kapitel 4: desperate truth -------------------------- Hallo allerseits! Mal wieder ein neues Kapitel, diesmal jedoch ohne lange Vorrede oder wortreiche Entschuldigungen für die ewige Schreibpause, weil ihr die eh schon alle auswendig kennt. Also dann: Viel Spaß beim Lesen. Über Kommis würd ich mich natürlich freuen...^^ Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag, Samstag... Die Tage schlichen so zäh dahin wie niemals zuvor in Rukis Leben. Die Bandproben wurden immer schrecklicher, Uruha immer wütender und er selbst immer verzweifelter. Er hatte gehofft, dass es mit der Zeit besser werden und er Miku vergessen würde. Mehr als eine kleine, idiotische Schwärmerei konnte sowieso nicht dahinter stecken. Das war einfach nicht möglich! Ein Mann wie er konnte seine Prinzipien nicht einfach über den Haufen werfen und sich mal eben in einen quietschbunten Gartenzwerg verlieben. Das wäre doch wirklich zu absurd. Und dennoch... Gedankenverloren drehte er sein Handy in Händen. Es klingelte immer noch nicht. Natürlich klingelte es nicht. Warum sollte es auch? Im Gegensatz zu ihm schien Miku wegen diesem blöden one night stand nicht völlig abzudrehen, auch wenn er zu Anfang eher das Gegenteil erwartet hätte. Wer hatte schon damit rechnen können, dass er plötzlich den Verstand verlor? An einem Sonntag schließlich hatte Uruha ihn angerufen und um ein klärendes Gespräch gebeten. Wobei „gebeten“ vielleicht nicht ganz das richtige Wort war. Er hatte Ruki eher mit vorgehaltener Pistole dazu gezwungen und es selbst unter Androhung schwerwiegender Sanktionen nicht geschafft, den Sänger dazu zu bewegen, einzuwilligen, bevor er ihm nicht zugestanden hatte, sich nicht auf neutralem Boden, sondern in Rukis eigenen vier Wänden zu treffen. Seit diesem Telefonat war der Blondschopf dabei, sich einen glaubhaften Grund für seine dauerhafte geistige Abwesenheit einfallen zu lassen, der Uruha wieder gnädig stimmte und nichts mit Miku zu tun hatte. Doch so einfach, wie er sich das vorgestellt hatte, war das nicht, denn wo sollte er die Phantasie für eine so vollkommene Ausrede hernehmen, wenn alle nur denkbaren Bereiche seines Gehirns damit beschäftigt waren, die widersprüchlichen Gedanken und Gefühlsregungen bezüglich eines vorlauten, pink lackierten Gnoms zu verarbeiten? Zu allem Übel machte dieser Verarbeitungsprozess auf Ruki nicht einmal den Eindruck, als wäre er bald abgeschlossen. Viel eher erwartete er einen kompletten Systemabsturz. Und so wurde er zusehends nervöser, je weiter die Zeit fortschritt. Draußen wurde es bereits dunkel, ein sicheres Zeichen dafür, dass Uruha bald vor der Türe stehen würde und ihm wollte und wollte einfach nichts einfallen. Außer... Ja, das war die Rettung! Dass ihm das nicht gleich eingefallen war! Er musste doch überhaupt nicht lügen, nur ein paar prekäre Details verschweigen. Dass er hoffnungslos in ein an sich unbedeutendes One night stand verliebt war, würde ihm der Gitarrist wohl ohne weiteres abnehmen, und von Miku musste er schließlich kein Wort sagen. Schlimm genug, dass er es sich selbst hatte eingestehen müssen – öffentlich zugeben konnte er das nicht. Zumal Miku anscheinend nicht das kleinste bisschen Interesse an ihm hatte. Wenn jemand davon erfuhr, dass er, der großartige und vielgeliebte Ruki, sein Herz an einen Knilch verloren hatte, der ihn mit dem Arsch nicht ansah, war sein Ego keine zwei Cent mehr wert... Besagter rettender Gedanke war Ruki keine Sekunde zu früh durch den Kopf geschossen, denn kaum dass er ihn zu Ende gedacht hatte, da klingelte es auch schon an der Türe. Ein bisschen beschämt musste er feststellen, dass seine Finger tatsächlich klamm wurden und zu zittern begannen, als er nach der Klinke griff, um seinen Besucher in die Wohnung zu bitten. Seit wann hatte er Angst vor Uruha? Das wurde ja immer schöner! „'N Abend!“, grüßte der Leadgitarrist knapp, schob sich an ihm vorbei und streifte seine Schuhe von den Füßen. Alles in allem wirkte seine Laune nicht einmal halb so schrecklich, wie Ruki befürchtet hatte... „Hey!“, erwiderte er ungewollt unsicher. „Ich würde dich ja reinbitten, aber das hat sich jetzt leider schon erledigt. Setzt dich einfach ins Wohnzimmer, ich hol uns was zu trinken.“ „Überanstreng' dich bloß nicht, das passt nicht zu dir. Wenn du so zuvorkommend bist, komm ich nur auf den Gedanken, dass du Zeit schinden willst...“ „Arschloch!“, knurrte Ruki und zog einen Schmollmund, dem man schon aus meilenweiter Ferne ansehen konnte, das er nicht ernst zu nehmen war, was Uruha auch prompt zum Lachen brachte. „Ich wollte doch bloß nett sein...“ Der Gitarrist klopfte ihm wohlwollend auf die Schulter und bedeutete ihm mit einem herablassenden Wink der rechten Hand, seinen Vorschlag in die Tat umzusetzen, während er sich ins Wohnzimmer begab und auf Rukis teurer Designercouch Platz nahm. Entgegen seiner sonstigen Gewohnheit, kam der Sänger dem Befehl ohne weiteres Klagen und Murren nach und stand kurz darauf mit zwei Gläsern und einer Flasche Wein in der Türe. Nicht, dass er vorhatte übermäßig viel zu trinken, aber ein, zwei Gläschen würden wohl dazu beitragen, die Stimmung soweit zu lockern, dass Uruha ihm seine vagen Aussagen abkaufte, ohne weiter nachzuhaken. Zumindest hoffte er das... „Also...“, begann Uruha ohne weitere Umschweife und musterte ihn streng, wenn auch nach wie vor mit einem gut gelaunten Lächeln auf den Lippen. „Was hast du mir zu sagen?“ Ruki seufzte theatralisch und ließ sich neben seinen Bandkollegen fallen. Er vermied es geschickt, ihn direkt anzusehen, um seine Worte und mehr noch seine augenscheinliche Verzweiflung glaubhafter wirken zu lassen. „Ich fürchte, das wirst du mir nicht glauben, Uruha.. Wie du vorhin schon so treffend bemerkt hast: 'das passt nicht zu mir'.“ „Du kannst mich ruhig auf die Probe stellen“, erwiderte Uruha gelassen. „Vielleicht kauf ich's dir ab? Und wenn ich ehrlich bin, ist mir so ziemlich alles recht, was du mir bietest. Hauptsache, du lieferst mir endlich eine halbwegs akzeptable Erklärung für dein Gazette-schädliches Verhalten, damit ich versuchen kann, was dagegen zu unternehmen.“ „Das wird so einfach nicht sein“, meinte Ruki. Ungelogen. „Weißt du, die Sache ist die: ich hab mich verliebt.“ Uruha hob skeptisch eine Augenbraue. „Ja und?“, fragte er, nicht übermäßig zufrieden mit dieser mangelhaften Entschuldigung. „Nicht, dass ich dir sowas zugetraut hätte, aber nach Katastrophe klingt das nicht gerade. Oder bist du so überfordert mit der Erkenntnis, dass sogar ein Mensch wie du zu Gefühlen fähig ist, dass du dich auf nichts anderes mehr konzentrieren kannst?“ „Uruha!“, tadelte Ruki, gespielt geschockt über die, wenn auch nicht ganz ernst gemeinten, so doch nicht besonders freundlichen Worte des Gitarristen. Dann ließ er geschlagen den Kopf sinken. „So einfach ist die Sache auch wieder nicht...“ „Ach?“ Die Augenbraue wanderte eine Etage höher und Ruki glaubte tatsächlich, in den dunklen Augen seines Freundes ein Fünkchen ehrlich Interesse aufblitzen zu sehen. Der Sänger nickte kaum merklich und ein siegessicheres Gefühl durchflutete ihn. Uruha hatte angebissen. „Ja. Du musst wissen, dass... Uhm... Oh Mann, ich weiß nicht, wo ich anfangen soll!“ Er fuhr sich etwas hilflos durch die ohnehin schon verwuschelten Haare und suchte Uruhas aufmunternden Blick. „Also... Es war ein one night stand. Ein blödes, kleines one night stand wie dutzende davor, aber ich krieg den Kerl einfach nicht aus meinem Kopf. Dabei wollte ich mich erst gar nicht auf ihn einlassen, er ist auch überhaupt nicht mein Typ, aber dann... Ich hab ihm sogar meine Nummer dagelassen, bevor ich gegangen bin, aber er meldet sich einfach nicht! Und ich... Ich kann einfach an nichts anderes mehr denken!“ Unangenehm berührt spürte Ruki, wie ihm bei seinen eigenen Worten doch tatsächlich Tränen in die Augen traten. Verloren in seinem eigenen Gefühlschaos sah er Uruha an und wusste, dass er einen ziemlich herzzerreißenden Anblick bieten musste. „Es tut mir wirklich leid, dass ich in letzter Zeit zu nichts mehr zu gebrauchen bin, ehrlich. Aber... Ich kann einfach nicht anders! Ich hab recht, stimmt's? Das passt nicht zu mir.“ Uruha hatte ihn reden lassen. Er hatte sich ein Glas Wein eingeschenkt und einfach stumm zugehört. Und wider Erwarten musste er zugeben, dass Ruki wirklich glaubhaft verzweifelt wirkte. Hätte der Blonde nicht so unglaublich verloren ausgesehen, wie er da zusammengesunken auf seinem Sofa saß und ihn ansah wie ein geprügelter Hund, so hätte er ihm das bestimmt nicht abgenommen. Nicht Ruki. Aber jetzt... Wie er die Sache sah, hatte ihn der Sänger tatsächlich nicht angelogen. „Nein, das passt nicht zu dir“, stellte er nüchtern fest. „Es passt überhaupt nicht. Aber ich glaub's dir trotzdem. Und... es tut mir leid für dich. Ich hätte dich nicht so anmotzen sollen, aber-“ „Schon gut“, winkte Ruki ab. „Du konntest das ja nicht wissen. Ich versprech dir auch hoch und heilig, dass ich euch in Zukunft nicht mehr so auf die Nerven gehe und mich auf die Proben konzentriere...“ „Ruki-“ „Gehst du jetzt wieder? Bitte.“ „Sagst du mir, wer es ist?“ „Nein.“ „Hab ich mir schon gedacht.“ Seufzend stand Uruha auf und betrachtete das Häufchen Elend, das vor Tagen noch den lebenslustigen und selbstsicheren Sänger von The GazettE dargestellt hatte. Ungläubig schüttelte er den Kopf. Wenn Ruki sich so fühlte wie er aussah, dann wollte er nicht in seiner Haut stecken. Und doch... Er hatte da so eine Ahnung, wer sich hinter diesem mysteriösen one night stand verbergen könnte. Wenn das stimmte... Das wäre einfach unglaublich! „Dann lass ich dich jetzt in Ruhe. Wir sehen uns morgen?“ Ruki nickte und erhob sich ebenfalls. Dann begleitete er den Gitarristen zur Türe. Etwas abwesend starrte er die Tapete an, während Uruha seine Schuhe wieder anzog. Ein ziemlich kurzer Besuch. Aber es war gut gelaufen. Seltsamerweise jedoch konnte sich der Sänger gar nicht so recht darüber freuen, dass er nun immerhin ein Problem weniger hatte. Er hatte über seine Gefühle gesprochen. Zum allerersten Mal. Und es tat mehr weh, als er jemals erwartet oder befürchtet hatte... Gedankenverloren griff er nach Uruhas Jacke, um sie ihm zu überreichen, blieb dabei aber ungeschickt an seinem eigenen Mantel hängen, sodass dieser zu Boden fiel und sich sein Inhalt über den Fußboden ergoss. Feuerzeuge, Zigaretten, zerknüllte Songtexte und – oh nein! Er war doch gestern erst in der Videothek gewesen... Uruha, der ihm beim aufsammeln hatte helfen wollen, hielt plötzlich in seiner Bewegung inne. Ruckartig riss er den Kopf hoch und musterte Ruki vielsagend. In der Hand hielt er eine DVD. „Sag mal, mein Lieber“, meinte er in einem etwas zu süßlichen Tonfall, „Seit wann trägst du denn Live-Auftritte von AnCafé in der Manteltasche spazieren?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)