Das fünfte Schuljahr - Part 2 von Fukai (Hearts of Darkness) ================================================================================ Kapitel 5: Das Bündnis zweier Feinde ------------------------------------ Harry Potter Das fünfte Schuljahr Part 2: Hearts of darkness ~*~ A/N: So, ich hab zwar schon ne Timeline geschrieben, aber hier noch mal ne kurze Erklärung zum besseren Zeitverständnis: Kapitel 22, 23, 24 und 25 spielen alle kurz nach dem Sturm auf Askaban, welcher in der Nacht vom 29. zum 30. November stattfand. Kapitel 22 fängt an mit dem Morgen danach, also am 30. November. Snape kehrt gegen 5 Uhr früh nach Hogwarts zurück. Seine erste Unterrichtsstunde VgddK hält er dann am nächsten Tag, dem 1. Dezember. Kapitel 23, 24 und auch 25 spielen sich alle noch an diesem Tag ab, zwei Tage nach der Befreiung der Todesser. ~*~ Chapter 25: Das Bündnis zweier Feinde Harry Potter strich mit seinen Fingern zärtlich über das goldene Amulett, dessen feingliedriges Band sich sanft um seinen Hals schlang. Es war meist nur ein flüchtiger Reflex, eine kurze abwesende Bewegung, wenn seine Hände nichts zu tun hatten. Seit Sirius es ihm am Bahnhof Kings Cross als verspätetes Geburtstagsgeschenk zugesteckt hatte (A/N: erinnert ihr euch noch? Wenn nicht lest doch noch mal das 6. + 7. Kapitel) trug er es so gut wie jeden Tag bei sich, verborgen unter seinem Umhang, um es von neugierigen Blicken fernzuhalten, vielleicht auch, um anstößigen Kommentaren der Slytherins zu entgehen, die wieder irgendwelche fiesen Gerüchte in die Welt setzen könnten. Nervös wickelte er sich das geschmeidige Goldkettchen um seine Finger, um es kurz darauf wieder zu lösen und erneut in einer komplizierten Folge von Bewegungen zu verstricken. Ein zerknitterter Tagesprophet lag vor ihm auf einem verstaubten Schülerpult. In großen, fetten Buchstaben war deutlich zu lesen: Du-weißt-schon-wer stürmt Askaban. Todesser befreit. Die gestrige Ausgabe der Zaubererzeitung war unerwarteter Weise ausgeblieben, doch dafür hatte die Zeitung an diesem Tag die Unheilsbotschaft überbracht. Fast zwei Tage nach der Tat. Die Zaubererwelt stand Kopf, das Ministerium war außer Rand und Band und der Flugverkehr völlig überlastet. So hatten die meisten Schüler erst nach dem nach dem Mittagessen von dem Grauen erfahren. Besonders die kleinen Schüler waren verängstigt. Die Älteren hatten die Nachricht erstaunlich gefasst aufgenommen. Alles in allem war jedoch keine Panik aufgekommen und die Schüler waren schnell zu ihrem gewöhnlichen Tagesablauf zurückgekehrt. Das einzige, was auffiel, waren die unzähligen Gespräche, die an diesem Tag immer wieder in den Gängen, Klassenzimmern und Gemeinschaftsräumen geführt worden. Viele hatten mit einem Angriff auf Askaban gerechnet, doch hatten sie nicht gedacht, dass es bereits in so naher Zukunft lag. Voldemort musste binnen der wenigen Monate schon sehr viel Macht zurückgewonnen haben, wenn sich ihm nicht einmal die Dementoren entgegen stellten. Oder hatten sie sich ihm sogar angeschlossen? Harry schüttelte verwirrt seinen wilden Haarschopf. "Genau das hab ich in meinem Traum gesehen." Er seufzte. "Wie kann das sein?" Wieder hatte sich sein rechter Zeigefinger in den goldenen Gefilden verfangen. "Und dann war da noch Durmstrang, Malfoy und diese monströsen Pferde. Ich weiß nicht, was das alles zu bedeuten hat. Ist das nur Zufall? Oder seh ich all das aufgrund meiner Narbe? Weil ich mit Voldemort verbunden bin?" Er schüttelte erneut den Kopf. Diese ganzen Träume brachten ihn irgendwann noch einmal um den Verstand. Erst hatte er von der Vergangenheit geträumt, hatte immer wieder Cedrics Tod miterlebt und seine eiskalten toten Augen in seinem Rücken stechen gespürt. Irgendwann hatten sich die Träume in die nahe Gegenwart verlagert. Oft hatte Jinathan ihn im Schlafe aufgesucht und Augenblicke des Tages hatten sich wiederholt. Und nun sollte er auch diese Grenze überschritten haben und die Zukunft sehen, bevor sie geschah oder während sie geschah? Beim Barte des Merlin, so ein Unsinn. Er glaubte zwar an viel, aber das war nun wirklich etwas zu utopisch. Außerdem, ab wann ist Zukunft Zukunft? Ist der Moment, welcher schon an der nächsten Ecke lauert, bereits das Morgen? Die Sekunde des Verweilens das Hier und Jetzt? Was, wenn er den Sturm auf Askaban genau in der Sekunde beobachtete, in der er statt fand? War er dann ein Traumseher? War es nur Zufall? Schicksal? Ein schwacher silberner Schemen trat auf ihn zu und legte ihm seine transparente Hand auf die Schulter. "Harry-Schatz", sprach die junge Frau mit sanfter Stimme. "Hast du schon mit Dumbledore darüber geredet?" Der Gryffindor schüttelte seinen wüsten Haarschopf. "Nein, nicht wirklich. Ich hab ihm nur von Durmstrang erzählt. Damals, als ich auf der Krankenstation aufgewacht bin. Ich war zu dieser Zeit viel zu verwirrt und wusste nicht, was ich von diesem Traum halten sollte. Dumbledore war allerdings doch sehr geschockt von der Botschaft und ich glaube er ist dem auch nachgegangen. Er hat auf jeden Fall nicht weiter nachgefragt." Der Gryffindor stieß einen langanhaltenden Seufzer zwischen den Zähnen hervor. Er hatte sich inzwischen erhoben und lief unruhig im Zimmer auf und ab. Lily Potter versuchte ihren Sohn zum Stillstand zu bewegen. "Harry", sprach sie beruhigend auf ihn ein, "mach dir keine Sorgen. Dumbledore lässt nicht zu, dass Voldemort nach Hogwarts vordringt. Ihr seid hier in Sicherheit." "Darum geht es doch gar nicht!" erklärte der schwarzhaarige Junge beinahe vorwurfsvoll. "Was ist mit den ganzen Menschen da draußen, jetzt, wo er sämtliche Todesser wieder freigelassen hat? Jetzt, wo Voldemort scheinbar unbesiegbar ist. Askaban ist nicht länger unbezwingbar. Durmstrang ist besetzt. Und heute hat Voldemort die Todesser schon wieder zusammen gerufen. Wer weiß schon, was er jetzt wieder vor hat? Ich hab das Gefühl, dass wir nur dasitzen und abwarten können." Harry Schultern sackten schlaff nach unten, als würde die Last der Welt an ihnen zerren. "Woher weißt du, dass Voldemort die Todesser versammelt hat?" fragte seine Mutter verwundert. "Das Mal", hauchte Harry mit erstickter Stimme, atemlos, als wäre er soeben von Höllenhunden durch die Unterwelt gehetzt worden. "Snape und Jinathan sind zur gleichen Zeit zusammen gezuckt. Es war das Mal, da bin ich mir sicher. Und das kann nur eins bedeuten: ER hat sie gerufen." Das goldene Kettchen rutschte wieder von seinen Fingern und verschwand leise unter seinem schwarzen ärmellosen Shirt, welches er meistens unter seinem Umhang, den er zu diesem Zeitpunkt abgelegt hatte, trug. "Das heißt also, dass Severus wirklich wieder einer von ihnen ist. Voldemort hat ihn wieder aufgenommen. Dieser verdammte Schleimer hat es doch tatsächlich geschafft", mischte sich nun James Potter, der die ganze Zeit nachdenklich geschwiegen hatte, in die Unterhaltung. "Es war sicherlich hart für ihn das Vertrauen von Voldemort zurück zu erlangen. Ich möchte nicht wissen, was er mit dem Armen angestellt hat", gab Lily Potter mitfühlend zum Besten. "Ach Lily, jetzt hör schon auf. Das kann man sich ja nicht mit anhören. Immer noch die selbe gute Seele, die mit allen und jedem Mitleid hat. Du hast schon damals immer für diesen Streber Partei ergriffen, wenn Sirius sich nette Streiche ausgedacht hat. Er war und ist auch jetzt noch ein arroganter, kaltherziger Idiot. Und wenn er von Voldemort bestraft wird, dann ist es doch seine Schuld. Niemand hat ihn gezwungen ein Todesser zu werden?" "James", ermahnte ihn seine Frau mit finsterem Blick. "Urteile nicht immer so voreingenommen. Du kennst doch nur noch den Snape von damals. Er hat sich verändert, sonst würde Albus ihm nicht so bedingungslos vertrauen... Und nenn ihn nicht Streber. Man könnte meinen du wärst noch immer ein unbelehrbarer Teenager." Sie strich ihrem Mann lächelnd durch das wüste schwarze Haar. "Du musst endlich vergessen... und verzeihen..." ~*~ In Gedanken versunken streifte Snape über die trostlosen Ländereien Hogwarts. Die Wiesen waren vergilbt, die Gräser von braunen Flecken entstellt, die Bäume kahl und leblos. Der Winter hielt Einzug. Es war spät geworden. In wenigen Stunden würde es bereits wieder Abendessen geben. Voldemort hatte sie länger aufgehalten, als er erwartet hatte, obwohl ihm nicht einmal die Hälfte des Gesagten im Kopf hängen geblieben war. Immer wieder waren seine Gedanken abgeschweift. Er musste an Jinathan denken, dessen Spiegelbild des Enthüllungsspruchs ihn verwirrt hatte. Seit seiner ersten Begegnung hatte er ihn gefürchtet. Snape hatte sofort erkannt, dass es sich um Voldemorts Sohn handelte. Doch seine Befürchtungen, dass der Unnennbare ihm seinen Sohn auf den Hals gehetzt hatte, um den Zaubertränkelehrer im Auge zu behalten, hatten sich im Laufe der Zeit immer mehr zerstreut. Jinathan ging ihm aus dem Weg und wenn es nicht zu vermeiden war, dass sie aufeinander trafen, dann wechselten sie kaum Wort miteinander. Das einzige, was er ihm schenkte, waren böse Blicke. Langsam regten sich Zweifel in dem Potion Master über Jinathans Absichten. Um etwas Licht in die ganze Sache zu bringen, hatte er doch gerade ihn dem Revelatio-Zauber unterzogen. Er hatte endlich Einblick in seine Seele erhalten wollen, um Sicherheit zu haben. Doch das ganze hatte ihn nur noch mehr verwirrt. Jinathan wirkte nicht wie jemand, der der Sohn eines grausamen, skrupellosen Ungeheuers war. Es schien ihm vielmehr, dass er Angst hatte. Das zusammengekauerte Schatten seiner Selbst, welcher sich ihm durch den Fluch offenbart hatte, konnte eigentlich nur bedeuten, dass er unter seinem Vater litt. Vielleicht war er auch nur ein Opfer. Besonders mächtige und einflussreiche Väter waren bekannt dafür nicht besonders väterlich zu sein. Das konnte man an den Malfoys sehen. Snape wusste, dass es der junge Draco noch nie einfach gehabt hatte. Es musste schwer sein bereits mit fünfzehn Jahren an den Unnennbaren verkauft zu werden. Der arme Junge hatte sein Leben bereits verwirkt. Sollte man Voldemort nicht bald stürzen war er für immer in diesem Teufelskreis gefangen. Doch anders als Malfoy, der sich offen zu seinem Vater bekannte, konnte man bei Jinathan nicht wissen, was wirklich in ihm vorging. Vielleicht war er ebenso ein Monster wie sein Vater, konnte dies nur besser verstecken. Trotzdem hätte er das nicht vor dem Enthüllungszauber verbergen können, egal wie bewandert er in Sachen Magie wäre. Irgendwie ergab das alles keinen Sinn. Und es würde wohl nicht mehr viel bringen, wenn er sich weiterhin darüber den Kopf zerbrach. Er war im Moment zu müde, um noch einen klaren Gedanken fassen. Die vergangenen Nächte hatten ihn sehr erschöpft und er hieß jedes Stündchen Schlaf willkommen. Mühsam stieß er die riesigen Flügel des Schlossportals auf. Einige Schüler, deren Weg sie durch die Eingangshalle geführt hatte, warfen ihm verwunderte Blicke zu, kümmerten sich jedoch nicht weiter um ihn, sondern gingen ihren ursprünglichen Gedanken nach. Einen Moment hielt der Zaubertränkeprofessor inne und überlegte sich zu seinem Kerker zu begeben, um endlich etwas Ruhe zu genießen. Er entschied sich dann jedoch dafür noch einmal bei Dumbledore hinein zu schneien, um das versäumte Gespräch von gestern nachzuholen. Der gutmütige Schuldirektor hatte ihn entgegen seiner Planung nicht noch einmal geweckt, um den Bericht zu Askaban einzufordern. Und so hatte der völlig ausgelaugte Potion Master gut 25 Stunden durchgeschlafen. Er war Dumbledore sehr dankbar dafür, auch wenn er sich noch immer etwas erschöpft und kraftlos fühlte. Die Monate der Qual hatten ihn innerlich ausgesaugt, sodass selbst Schlaf seine Energiereserven nicht wieder vollständig auffüllen konnte. ------------------------------------------ Rückblick ------------------------------------------ Er war also nach Hogwarts zurückgekehrt. Von der Bestrafung und Folter körperlich geschwächt und geistig angeschlagen, vom Schreck noch ganz betäubt. Er hatte einen kleinen Jungen retten wollen, ein Kind von vielleicht vier Jahren, die Unschuld in Person. Der Kleine musste sein Leben lassen. Er, der große berühmte Zaubertränkemeister und bewanderte Magier in dunklen Künsten, hatte es nicht abwenden können. Selbst ein Leben zu retten war er nicht im Stande. Nur nehmen konnte er es. Was hatte seine Existenz noch für einen Sinn, wenn er nur böses schaffte, wo er gutes sähen sollte? Er war auf Wunsch Dumbledores zurückgekehrt, um als Spion Leben zu retten, Leute zu warnen und Pläne zu vereiteln. Doch bisher hatte er nur zerstört und vernichtet. Auch sich selbst... innerlich... von Schuld zerrissen. Hier saß er nun, mit hängenden Schultern, leerem Blick und wirren Gedanken. Ein roter Phoenix beäugte ihn mitleidig von der Seite und ließ ab und an ein leises melodisches Summen erklingen. Der weißhaarige Direktor saß ihm gegenüber, die Ellbogen auf die hölzerne Tischplatte gestützt, den Hände verschränkt, den Kopf darauf ruhend. "Warum ist ER hier?" fragte der Zaubertränkelehrer mit brüchiger Stimme. Die Erschöpfung spiegelte sich in jeder Falte wieder. Sein Gesicht wirkte grau und alt, viel zu alt für einen Achtunddreißigjährigen. "Er wird mich entlarven. Das kann nicht gut gehen. Und dann war alles umsonst... Albus, wieso hast du das getan" Der bärtige Mann seufzte. "Severus, gib dem Jungen eine Chance. Du darfst nicht von seinem Namen ausgehend über ihn urteilen. Hätte ich ihn hierher geholt, wenn ich mir nicht sicher wäre, dass er für dich keine Bedrohung darstellt? Ich kann dir versichern, dass er keine bösen Absichten hegt. Ich habe mich sehr lange mit ihm unterhalten und er hat mir erzählt, dass er bei seiner Mutter aufgewachsen ist, die jedoch vor kurzem verstorben ist. Außerdem hat er mir versichert, dass er keinerlei Kontakt zu seinem Vater hat." Snape schnaubte verächtlich. "Und das hast du ihm abgekauft? Albus, du bist einfach zu gutgläubig. Der Junge hat dich übers Ohr gehauen. Er hat sich hier eingeschlichen, um für seinen Vater zu spionieren und um mich bloßzustellen. Er wird herausfinden, dass ich ein doppeltes Spiel treibe und dann ist alles aus. Dann war alles umsonst. Alles!" Der schwarzhaarige Mann strich sich nervös durch sein ausgefranstes, bedeutend kürzeres Haar. "Severus", Dumbledore hatte sich über seinen Schreibtisch gelehnt und dem Jüngeren beruhigend die Hand auf die Schulter gelegt. "Nichts ist für umsonst. Ich respektiere dich sehr. Du hast ein großes Opfer gebracht, was nicht viele auf sich genommen hätten und dafür schätze ich dich um so mehr. Wie oft habe ich mich gefragt, ob es nicht Unrecht sei von dir zu verlangen in seine Dienste zurückzukehren, ob ich nicht genauso gefühllos sei wie Voldemort, wenn ich dich darum bat solche Qualen auf dich zu nehmen. Wie viele Nächte lag ich schlaflos wach und hab mich gefragt, wie es dir geht, was er dir gerade antut, oder ob du vielleicht sogar schon tot bist. Du warst solange weg und meine Selbstvorwürfe wurden jeden Tag schlimmer. Du leidest darunter, das seh ich, und dennoch beklagst du dich nicht. Bei so viel Mut und Loyalität, bei so viel Stärke und Durchhaltevermögen, wie könnte ich dir da je etwas schlechtes wollen? Warum sollte ich dich für alle deine Schmerzen, die du auf dich nimmst, auch noch bestrafen wollen. Nein, Severus, nie würde ich etwas tun, was dir schaden könnte. Ich bin dein Freund, was auch immer kommt. Aber ich bin auch Direktor dieser Schule und ich sage, dieser Junge verdient eine Chance. Er hat, seit er in Hogwarts ist, noch keiner Seele etwas zuleide getan oder Streit angefangen. Im Gegenteil, viele Lehrer beschreiben ihn mir als ruhigen, intelligenten Schüler. Es gibt keinen Grund ihm den Aufenthalt an dieser Schule zu verweigern." Der Zaubertränkemeister verschränkte mit gerunzelter Stirn die Arme vor der Brust. "Albus, manchmal verstehe ich deine Zuversicht nicht." Er schüttelte den Kopf und seufzte. "Severus, er ist doch nur ein harmloser einsamer Junge, der nicht weiß, wo sein Platz im Leben ist. Wir sollten ihm die Möglichkeit geben sich zu entscheiden, welchen Weg er einschlagen will. Wir können ihm helfen sich für die helle Seite zu entscheiden. Und das willst du doch auch. Das ist es doch, wofür wir kämpfen. Die dunkle Seite darf nicht noch mehr Zuwachs bekommen. Keinen einzigen unwissenden Teenager mehr." "Ja, Albus, du hast recht... wie immer." Albus Dumbledore lehnte sich wieder in seinen Stuhl zurück und betrachtete seinen ehemaligen Schüler besorgt. Er glaubte da noch einige Probleme auf sich zukommen zu sehen. Doch die mussten warten. "Wie auch immer", versuchte der alte Mann das Gespräch wieder auf das ursprüngliche Thema zu lenken. "Was hast du erfahren? Die Zahlen der Todesser sollen immer mehr in die Höhe schießen, als würden Voldemorts Anhänger aus dem Boden wachsen." Severus Snape verengte die Augen. "Gewissermaßen tun sie das auch. Das sind nicht alles Todesser, das sind Nightshades, Voldemorts Zukunft. Sie sind noch halbe Kinder, gerade erst volljährig geworden. Ich hab gehört, dass sie an einem mir unbekannten Ort zu Todessern ausgebildet werden. Sie sind noch nicht sehr erfahren, aber dennoch für ihr Alter schon ziemlich gewissenlos. Man sollte sie lieber nicht unterschätzen." Dumbledore schloss für einen Moment die Augen. Snape konnte nur erahnen, was hinter seiner Stirn vor sich ging, doch die Nachricht musste ihn sehr getroffen haben. Vielleicht waren ehemalige Schüler unter ihnen. "Was bewegt einen Menschen dazu sich Voldemort anzuschließen. Sag es mir, Sev, was mach ich falsch?" Der Potion Master legte den Kopf in den Nacken. "Das hängt nicht an dir, Albus. Jeder entscheidet selbst, was nach seinem Erachten das Beste für ihn ist. Dass man falsch entschieden hat, erkennt man erst, wenn es zu spät ist und es kein Zurück mehr gibt!" Seine dunklen Augen wanderten über die weiße Decke des Büros, an den Wänden hinab und blieben schließlich wieder an dem weißhaarigen Mann hinter dem Schreibtisch hängen. Er sah müde aus. Müde und alt. "Du bietest ihnen Geborgenheit, Freundschaft und Wissen. Er bietet ihnen Macht! Es liegt an den Schülern zu entscheiden, was sie wirklich wollen." ---------------------------------------- Ende Rückblick ---------------------------------------- Ursprünglich hatte er sich höchstens eine Stunde in dem Büro des Direktors aufhalten wollen, doch waren daraus inzwischen zwei geworden. Dumbledore hatte jede Kleinigkeit erfahren wollen, hatte seine Erzählungen immer wieder durch Fragen unterbrochen und nachdem der Zaubertränkemeister endlich am Ende seines Vortrags angelangt war hatte der weißhaarige Zauberer ihn nachdenklich angeschwiegen, die Gedanken weit entfernt. Snape mochte diesen besorgten Ausdruck in den sonst so zuversichtlichen und kraftvollen Augen dieses weisen Mannes nicht. Es bewies, dass selbst Dumbledore nicht allmächtig war. Und schon längst nicht mehr der Jüngste. Auf seinen alten Schultern lastete zu viel Verantwortung. Er räusperte sich. "Nun, das sind keine erfreulichen Nachrichten. Wenn sich sogar die Dementoren seinem Willen gebeugt haben wird es sehr schwer für uns sein ein neues sicheres Askaban aus dem Boden zu stampfen. Wir werden wohl Drachen in Betracht ziehen müssen, auch wenn sie eher schwer zu bändigen sind." Er schwieg wieder einen Moment. "Und du sagtest, dass ein Vampir die ranghöchste Stellung inne hat?" Snape nickte langsam. "Ein Vampir", wiederholte der weißhaarige Direktor in Gedanken versunken. "Das ist ganz und gar nicht gut... Mmh, aber erzähl doch erst einmal, was heute vorgefallen ist? Ich nehme an, dass dein Verschwinden mit einem erneuten Treffen zusammen hing. Hab ich nicht recht?" "Ich sehe schon, Albus, deine wachen Augen sind überall. Nun, es stimmt. Der Lord..." Der Zaubertränkelehrer hielt inne. So sehr waren die schleimerischen Floskeln schon in seine Seele eingebrannt, dass er den grausamsten Zauberer aller Zeiten mit Lord betitelte, einer Anrede, die seiner erbärmlichen Person alles andere als würdig war. "Voldemort", berichtigte er sich schnell, "... hat in einer äußerst theatralischen Rede der Zaubererwelt den Krieg erklärt und den grauen Panther, Lumare Lestrange, zu seinem zweiten Mann erhoben. Außerdem kursiert ein Gerücht von einem Medaillon. Es heißt die Nightshades würden schon seit Wochen hinter einem Auroren her sein, der im Besitz eines mächtigen Anhängers wäre, den Voldemort unbedingt an sich bringen wollte. Ich weiß nicht genau, was es damit auf sich hat." Dumbledore strich sich nachdenklich mit Daumen und Zeigefinger über das Kinn. "Ein Anhänger, sagst du? Merkwürdig. Dabei kann es sich eigentlich nur um ein magisches Artefakt handeln. Warum sollte er sich sonst so dafür interessieren?... Ich werde mich ein wenig umhören. Vielleicht weiß das Ministerium etwas darüber." Die beiden Männer schwiegen eine Weile. Es war keine unangenehme Situation, in der jeder nach Worten suchte, um die peinliche Stille zu unterbrechen. Beide Männer verstanden sich auch ohne Worte. Nach einer Weile ergriff der Direktor wieder das Wort. "Wie war deine erste Unterrichtsstunde in ,Verteidigung gegen die dunklen Künste'?" Der schwarzhaarige Lehrer grinste gequält. "Nun, ich musste sie vorzeitig beenden." Er deutete auf seinen linken Unterarm. "Voldemort hat mal wieder die Angewohnheit zur unpassendsten Zeit zu läuten." "Ach, wo wir gerade dabei sind", unterbrach Albus sein Grinsen. "Was hast du denn mit unserem jungen Mr. Riddle angestellt?" Der Zaubertränkemeister zog verwirrt eine Augenbraue in die Höhe. "Ich hab gar nichts mit ihm angestellt", erboste er sich. "Was hat die kleine Ratte dir denn für einen Floh ins Ohr gesetzt?" Dumbledores Miene blieb starr. "Er hat mir überhaupt keinen Floh ins Ohr gesetzt. Dazu ist er im Moment gar nicht in der Lage, denn er liegt bewusstlos auf der Krankenstation." Snapes zornig verzogene Augen weiteten sich verwundert. "Bewusstlos?" "Bewusstlos", bestätigte der Direktor unnötigerweise. "Mrs. Granger erzählte mir, dass er, nachdem du aus dem Klassenraum gestürmt bist, zusammengebrochen ist. Außerdem wurde mir von einer deiner Slytherins berichtet, dass du irgendeinen Fluch auf ihn ausgesprochen hast. Was hatte es damit auf sich?" "Das war nur ein harmloser Offenbarungszauber", verteidigte sich der frischgebackene DADA-Lehrer. "Der kitzelt höchstens und das ist das schlimmste, was passieren kann." "Ein Offenbarungszauber?" Dumbledore hob eine Augenbraue. "Severus, du siehst in ihm doch nicht immer noch eine Gefahr, oder?" Er seufzte, als wäre allein seine Frage Bestätigung genug, als hätte sich die Antwort von selbst in seinem Kopf materialisiert. Natürlich fürchtete sich der Zaubertränkelehrer vor einer Enttarnung. Immerhin hatte er durch die Hölle gehen müssen und dass nicht nur einmal. Das Leid hatte sich tief in seine Seele eingebettet. Allein der Gedanke daran als Spion entlarvt zu werden musste ihm eine Heidenangst einjagen, wussten sie doch beide nur zu genau, wie Voldemort auf ein Vergehen wie dieses reagieren würde. Da war es nur natürlich, dass Snape in Jinathan Riddle, dem Sohn seines schlimmsten Alptraums, eine Gefahr sah. "Sev, bitte glaub mir, der Junge stellt keine Bedrohung dar." "Ich weiß", antwortete Snape ruhig. Der Direktor wollte gerade weiter auf ihn einreden, als er bemerkte, dass der Zaubertränkelehrer gar nicht wie erwartet widersprochen hatte. Eigentlich hatte der weißhaarige Direktor mit einer erneuten Diskussion über seine Naivität und Gutgläubigkeit gerechnet. "Du weißt?" Der Schwarzhaarige nickte. "Ich denke es zu wissen, es zu glauben. Noch sind nicht alle Zweifel beseitigt, doch ich werde mich bemühen ihn nicht mehr als meinen Feind anzusehen." Der Weißhaarige nickte mit Bewunderung. Sein Zögling überraschte ihn doch immer wieder. "Das freut mich zu hören, wodurch aber noch immer nicht das Mysterium seines plötzlichen Schwächeanfalls geklärt ist." "Nun, ich denke das lässt sich erklären. Da Mr. Riddle der Sohn von Voldemort ist trägt er mit Sicherheit ein Dunkles Mal. Dieses brennt sich bei jedem Ruf tiefer ins Fleisch und hinterlässt nicht nur körperliche, sondern auch seelische Spuren. Erst wenn man dem Ruf nachkommt erlischt der Schmerz. Da Jinathan diesen Ruf jedoch ignoriert verschlimmern sich die Schmerzen von mal zu mal. Wahrscheinlich hat sein junger Körper dieser Belastung nicht standgehalten. Ich versteh jedoch nicht ganz, wieso er so heftig darauf reagiert. Dass er gar in Ohnmacht fällt hätte ich nicht erwartet. So weit ich weiß ist das noch nie vorgekommen." "Nun... wie gesagt, Jinathan ist Sein Sohn... Wer weiß schon wie weit sein Vater gegangen ist, um diesen an sich zu binden..." ~*~ Jinathan Riddle wanderte einsam über die düsteren Ländereien Hogwarts, die allmählich unter einem nächtlichen Schleier verloren gingen. In Schweigen gehüllt watete er durch kniehohe Nebelschleier, die knapp über der, von winterlicher Kälte erstarrten, Erde in wabernden Wolken dahinglitten. Der Himmel war zugezogen und verharrte bewegungslos in einem schmutzigen Grau. Hogwarts schrumpfte hinter ihm zurück. Er dachte an all das, was er zurückließ. Geborgenheit, Sicherheit und Wärme. Aber auch Misstrauen, Furcht und Schmerz, Gefühle, die ihm allerdings auch außerhalb Hogwarts nicht erspart bleiben würden. Es gab in dieser kalten Welt keinen vollkommen friedlichen Ort ohne Qual und Leid. Friede war ihm nicht vergönnt, noch denen, die ihn umgaben. Der einzige Ausweg war die Flucht, die er schon so viele Male angetreten hatte. Doch diesmal war es anders, denn diesmal war er ganz allein. Und diesmal ließ er mehr zurück, als die vielen Male zuvor. Denn dieses Mal hatte er sein Herz in den Mauern Hogwarts verloren. Doch er konnte nicht länger bleiben, nicht solange der Feind dort hauste. Er konnte nicht in ständiger Gefahr leben von ihm enttarnt zu werden. Denn dann wäre sein Schicksal besiegelt. Der Todesser würde ihn zu seinem Vater zurückbringen und alles wäre aus. Einst kam er nach Hogwarts, um Frieden zu finden. Er wollte die letzte Bitte seiner Mutter erfüllen, wollte Harry Potter treffen und durch ihn Verbündete im Kampf gegen Voldemort finden. Man schenkte ihm Vertrauen und Geborgenheit, jedoch keine Unterstützung. Er hätte in Hogwarts bleiben und die Ruhe vor dem Sturm genießen können, sich endlich zurücklegen und alles vergessen, was ihm auf der Seele lag. Aber er war nicht der Mensch, der so schnell aufgab und sich lieber den schönen Dingen des Lebens widmete, nur um die Grausamkeit der Welt zu vergessen. Nein, er war ein Kämpfer. Er wollte sich der dunklen Seiten entgegen stellen und sie bekämpfen. Er wollte sich nicht hinter Steinmauern verkriechen und bei jedem Anzeichen von Gefahr den Schwanz einziehen. Er wollte kämpfen und das würde er auch. Doch das konnte er nicht, wenn der Feind dabei zusah, ihn beobachtete und nur auf einen Fehltritt seinerseits wartete. Nein, er durfte nicht in Hogwarts, in einer der letzten Hochburgen der Zaubererwelt, bleiben, nicht solange Snape dort weiterhin sein Unwesen trieb. ~*~ Hermine musste eingeschlafen sein nachdem Sara den Krankenflügel wieder verlassen hatte, denn als sie die Augen wieder aufschlug, war es bereits dunkel und das kleine Zimmer wurde lediglich vom sanften Licht des sichelförmigen Mondes erleuchtet. Stille umschlug sie wie eine Welle der Taubheit. Nur das leise Rauschen des Windes drang an ihr Ohr und durchbrach den zeitlosen Zustand. Sie streckte ihre starren Glieder und erhob sich schafwandlerisch aus ihrer ungemütlichen Schlafpose zu Füßen des weißen Krankenbettes. Ihr Kopf, der bisweilen auf der dünnen Bettdecke gelegen hatte, hatte einen kreisrunden Abdruck hinterlassen und stach wie ein Schandfleck hervor, der sich auf der glatt gezogenen Bettdecke abzeichnete. Irgendetwas fehlte. Und dann durchbrach es sie wie ein Blitz. Jinathan war verschwunden! ~*~ ------------------------------------------ Rückblick ------------------------------------------ Mitte November 1995 Einen Tag nach dem Erscheinen des Dunklen Mals beim Quidditch-Turnier Eine schmale Gestalt, einem Schatten gleich, schlich lautlos durch die verlassenen kalten Flure. Es war eine gespenstige Stille in Hogwarts eingekehrt. Das Dunkle Mal hatte Angst hervorgerufen, eine Angst, die schon seit langen in den Herzen jedes einzelnen ruhte, verborgen hinter eingeredeter Sicherheit. Doch niemand war mehr sicher, nicht solange es Ihn gab. Ein geflüstertes Wort und der steinerne Wasserspeier schwang beiseite und trug die dunkle Gestalt die wandernde Treppe hinauf bis vor die Tür des Schuldirektors von Hogwarts. Auf ein Klopfen hin schwangen die Flügel wie von Geisterhand beiseite und offenbarten ein heimisches, von, Geborgenheit spendender, Wärme erfülltes, Zimmer. Doch nicht einmal dieser Ort vermochte die Dunkelheit aus dem Herz jener Gestalt zu verbannen. "Ich hab dich schon erwartet", begrüßte ihn die weißhaarige Person hinter dem hölzernen Schreibtisch. Ihre Hand vollzog eine einladende Geste und lockte den Ankömmling hinein. "Nun, wie ist es gelaufen?" Die Gestalt ließ sich seufzend in einen Sessel sinken. Ihr Gesicht wurde in das warme Licht der Schreibtischlampe getaucht, dem einzigen Licht, neben dem schwachen Flackern des erlöschenden Kaminfeuers, welches diesen Raum erleuchtete. Das Gesicht war hager, von tiefen Falten durchzogen und mit Müdigkeit gebrandmarkt. Schwarzes stumpfes Haar umrahmte die blasse Haut, die sich über die markanten Wangenknochen spannte. Nachtschwarze Augen blickten traurig zu ihrem Gegenüber auf. "Es sieht nicht gut aus", antwortete die Gestalt mit leiser Stimme, wie ein Wispern im Sturm. "Die Nightshades brennen immer mehr Muggeldörfer nieder. Es scheint, als mache Voldemort Jagd auf irgendetwas oder jemanden. Ich konnte bisher noch nicht allzu viel in Erfahrung bringen. Nur soviel: es steht etwas sehr großes vor der Tür. Die Todesser sind unruhig. In letzter Zeit werden sehr viel Vorkehrungen getroffen. Es wird viel gemunkelt, doch keiner scheint etwas genaues zu wissen. Voldemort hüllt sich in Schweigen, um somit möglichen Spionen keine Angriffsfläche zu bieten. Aber eines fällt auf. Täglich treffen neue Krieger ein. Wesen der unterschiedlichsten Rassen. Trolle, Greife und zu meinem Entsetzen sogar Vampire. Es kommt mir vor, als würde Voldemort ein riesiges Heer zusammenstellen." Albus Dumbledore schwieg. Sein Gesicht wirkte in diesem Moment noch älter und eingefallener. Stille umhüllte seinen, von trüben Gedanken umnebelten, Geist. "Das sind wahrlich keine guten Nachrichten", brach er nach einigen Minuten das Schweigen. "Da stellt sich mir nur die Frage, welches das Angriffsziel ist." Der Zaubertränkelehrer schüttelte nur ratlos den Kopf. Wieder trat Ruhe ein, in welcher beide Männer ihren Gedanken nachhingen, bis der ältere erneut die Stille entweihte. "Was ist an dem Gerücht, dass Voldemort Durmstrang unter seine Fittiche gebracht hat?" Snape legte verwirrt den Kopf schief. "Davon weiß ich nichts. Wer behauptet das?" "Der junge Potter." Der Professor runzelte die Stirn. "Potter? Wie kommt er dazu solche Dinge zu behaupten? Das wird wieder nur einer seiner dummen Streiche sein." Der weißhaarige Direktor schüttelte müde den Kopf. "Nein, das glaub ich nicht. Das ist nicht die Zeit, um Witze zu reißen. Harry ist nicht dumm. Ganz im Gegenteil. Er scheint mir für meinen Geschmack schon wieder viel zu viel zu wissen. Ich mag den Gedanken nicht, dass er wieder auf eigene Faust handelt." Der Schwarzhaarige schwieg verwirrt. Wie kam es, dass dieser kleine Weltverbesserer immer alles vorher wusste? Wie konnte es sein, dass ein dummer nervtötender Schüler besser über die ganze Situation informiert war, als er, ein Spion, der durch Einsatz seines Lebens und mit viel Müh und Qual das Vertrauen von Voldemort errungen hatte und dennoch nur halb soviel in Erfahrung bringen konnte, wie ein gewisser Harry Potter? Das war doch mehr als surreal. Irgendwie grotesk. Entweder der Junge log oder war ein verdammter Hellseher, wobei der Zaubertränkemeister die erste Möglichkeit als wahrscheinlicher erachtete, was natürlich nicht auf seine Verachtung gegenüber dem ach-so-tollen König der Gryffindors zurückzuführen war, sondern aus rein subjektiver Sicht betrachtet als vernünftigste Antwort anzusehen war. Denn wer glaubte in einer Welt voller Magie und mystischer Fabelwesen schon an Hellseher? "Und woher soll unser geschätzter Mr. Potter von Voldemorts Plänen bezüglich Durmstrangs wissen, welches grob geschätzt an die 1500 Meilen entfernt liegt?" Der weißhaarige Direktor zuckte ratlos mit den Schultern. "Ich weiß es nicht, mein treuer Freund. Aber ich bitte dich dennoch dich diesbezüglich umzuhören." Der Potion Master seufzte. "Natürlich Albus, natürlich..." ---------------------------------------- Ende Rückblick ---------------------------------------- ~*~ Draco schlenderte übellaunig durch die erfüllten Flure Durmstrangs. Er war an diesem Morgen mit sehr schlechter Laune aufgewacht und die danach folgenden Unterrichtsstunden hatten diese auch nicht merklich heben können. Immer wieder musste er an den gestrigen Auftrag denken. Man hatte ihn in den Mauern Durmstrangs zurückgelassen, damit er den ungeliebten Kleinkram erledigte und die Herren vom Rat hinhielt. Eine unwürdige Aufgabe für einen Malfoy. Krum hatte den ganzen Ruhm eingeheimst, als er diesen verdammten Anhänger plus Mudblood-Schlampe angeschleppt hatte. Aber er hatte lediglich den Zorn Soulbans auf sich gezogen, als er für Krum seinen Arsch hingehalten hatte, um seine Lahmarschigkeit zu entschuldigen und den Direktor mit Ausreden abzuspeisen. Genervt bog er um die nächste Ecke. Eine Gruppe kichernder Mädchen blockierte fast den ganzen Flur und übertönte das monotone Gemurmel der belebten Korridore. Derb durchbrach er die geschlossene Reihe der gackernden Hühner. "Pass doch auf!", setzte eines der Mädchen zum Protest an, als ihr Blick an seinem elfengleichen Gesicht und den platinblonden Haaren hängen blieb. Augenblicklich verstummte sie, nur um kurz darauf in erregtes Geflüster zu verfallen. "Das ist Malfoy jr. Ich hab gehört, dass er schon bei den Nightshades ist. Dabei ist er erst 15 oder 16." Dracos Augen verengten sich bedrohlich, als er ohne ein einziges Wort zu verlieren den Flur durchquerte und aus aller Augen verschwand. Ja, er war erst 16. Ja, er war schon ein Mitglied der Nightshades, jetzt ganz offiziell. Doch statt mit Stolz erfüllten ihn diese Gedanken mit Zorn. Er war wütend auf seinen Vater, darauf, dass er ihn bereits jetzt an Voldemorts Regime verkauft hatte. Er fühlte sich wie Ware, wie eine Maschine, die es noch zu verbessern galt, deren Leistungsfähigkeit noch erhöht werden musste, ehe sie in Einsatz kam. Eigentlich war Durmstrang nur eine große Fabrik, welche Nightshades am Fließband fertigte und schließlich in den Dienst der Todesser entließ. Er hatte das kleine Mädchen nicht töten wollen. Genauso wenig wie all die anderen Halbblüter zuvor. Halbblüter? Seit wann fiel es ihm so schwer sie Schlammblüter zu nennen? Es war bizarr, aber nun, nachdem er ein gebürtiges Mitglied der dunklen Seite geworden war, fühlte er sich mehr denn je fehl am Platz. Er mochte sich nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass sein gesamtes Leben nun in der Hand eines Mannes lag, der nur nach Rache und Mord sinnte. Er müsste stolz darauf sein, unter solch einem einflussreichen Mann dienen zu können, doch erfüllte es ihn nur mit tauber Unzufriedenheit. Vielleicht missfiel ihm der Gedanke von nun an nur ein ganz kleines Licht zu sein und nicht mehr so großspurige Worte riskieren zu können. Er, der er sich schon an seine Macht gewöhnt hatte, musste nun einen Schritt zurücktreten und sich den Befehlen anderer beugen. Vielleicht war es aber auch das Fünkchen Menschlichkeit, welches in ihm existierte. Jenes Fleckchen reiner Unschuld, welches sein Vater noch nicht hatte abtöten können und welches der senile Greis Dumbledore liebevoll gehegt und gepflegt hatte. Vielleicht war es diese Unschuld, die ihm die Abartigkeit dieses ganzen Systems vor Augen führte und seine Seele gegen sein restliches Ich rebellieren ließ. Vielleicht... Keiner wird genau erfahren, was diese Gefühle hervorrief, denn niemand kann in den Emotionen eines Malfoys lesen... ... erst recht kein Malfoy. ~*~ Er hatte die trostlosen Ebenen längst hinter sich gelassen und war in die unergründlichen Tiefen des Verbotenen Waldes vorgedrungen, als ihn eine eindringliche Stimme inne halten ließ. "Willst du wieder weglaufen?" Jinathan fuhr entsetzt herum. Seine Augen weiteten sich vor Schreck. "Was zum...", war alles, was er herausbrachte, bevor der dunkelhaarige Verfolger zu ihm aufgeschlossen hatte. Als die Entfernung zwischen ihnen auf wenige Meter zusammengeschrumpft war fand er seine Stimme wieder. "Warum verfolgen Sie mich?" Seine dunklen Augen verengten sich bedrohlich. "Ein weiser Mann sagte vor kurzen zu mir, dass ich dir vertrauen muss, und dich nicht als meinen Feind ansehen darf. Und eben dieser Mann möchte verhindern, dass du in deinen Untergang rennst." Jinathan Riddle zog misstrauisch die Stirn in Falten. Vor ihm stand einer seiner größten Feinde. Ein Todesser, zum Greifen nahe. Was, wenn dieser ihn jetzt einfach packen und zu seinem Vater schleifen würde, um alle Lorbeeren einzuheimsen? Wie sollte er diesem Mann je Glauben schenken, wenn er ständig damit rechnen musste von ihm getäuscht und verraten zu werden? Er war sein Feind, seine schwarze Angst. "Mein Untergang?" fragte er lauernd. Der Zaubertränkemeister nickte kühl. "Der zweifellos draußen auf dich wartet. In Hogwarts bist du sicher, denn nicht einmal der Lord kann dieses Fleckchen Erde beschmutzen." "Der Lord?" wiederholte Jinathan zweifelnd. Eine Anrede, die keineswegs zu einem Tyrannen wie Voldemort passte. Professor Snape zuckte entschuldigend mit den Schultern. "Eine alte Angewohnheit." "Sie sind ein Todesser. Wieso soll ich Ihnen also trauen? Wie können Sie behaupten, dass Hogwarts sicher ist, wenn Sie hier sind?!" Der schwarzhaarige Lehrer seufzte genervt. Er hasste Gespräche in denen er sich verteidigen musste. Überhaupt hasste er Konservationen jeglicher Art. "Ja, ich bin ein Todesser, jedenfalls trage ich das Dunkle Mal auf meinem Arm. Aber ich stehe auf Seiten von Professor Dumbledore. Allein ihm gilt meine Loyalität und niemandem sonst. Du siehst also, ich stehe auf der guten Seite!" Jinathan schnaubte verächtlich. Seine schwarzen Augen funkelten vor Zorn. "Sie waren dabei, als Askaban fiel. Sie waren es, der diese Monster wieder auf die Welt losließ. Wie also können Sie behaupten, dass Sie auf der guten Seite stehen? Was unterscheidet Sie denn von diesen Monstern? Nichts, als der Gedanke eigentlich in gutem Willen zu handeln. Und ich glaube nicht einmal dessen sind Sie sich sicher." Er ballte die Fäuste. "Ich glaube Ihnen weder, dass Sie Albus Dumbledore loyal sind noch dass Sie, als Todesser, gegen diesen imperialen Mistkerl kämpfen. Sie sind nur zu feige, um sich für eine Seite zu entscheiden und deshalb wählen Sie beide, um sich auf beiden in Sicherheit zu wiegen. Alles was Sie können ist lügen und sich das Vertrauen anderer zu erschleimen. Und darin sind Sie sicher einsame spitze, wenn Sie sogar Albus Dumbledore um den Finger wickeln konnten." Severus Snape begann langsam aber sicher die Fassung zu verlieren. Was glaubte dieser Bengel wer er war? Niemand wagte sich in so einem Ton mit ihm zu reden und erst recht kein vorlauter Grünschnabel, der gerade erst trocken hinter den Ohren war und die wahre Grausamkeit der Welt noch gar nicht kennen gelernt hatte. Snape hingegen kannte sie. Wie oft hatte er in den vergangenen Monaten unter ihr leiden müssen. Nur Albus Dumbledore und der Gedanke an "das Gute" hatten ihn durchhalten und weitermachen lassen. Darum konnte er derartige Anschuldigung doch nicht einfach auf sich sitzen lassen. Wütend unterdrückte er den Impuls den Jungen einfach niederzuschlagen, ins Schloss zurückzuschleifen und Dumbledore das Reden zu überlassen. Denn diese Aktion würde ihm bestimmt keine zusätzliche Punkte auf der Beliebtheitsskala des jungen Riddle einbringen. Immerhin war ihre Vertrauensbasis jetzt schon in den Minuszahlen. Also atmete der Meister der Zaubertränke tief durch und versuchte so ruhig wie möglich zu klingen, was ihm jedoch nicht wirklich gelang, da er es gewöhnt war seinen Zorn hemmungslos an Schülern auszulassen, statt ihn zu unterdrücken. "Also gut, erstens bin ich noch immer Ihr Lehrer...", er merkte nicht einmal, dass er wieder in die Sie-Form gewechselt hatte, "... und somit eine Respektsperson, weswegen ich mir diesen Ton verbitte. Zweitens haben Sie keinerlei Beweise, die ihre Anschuldigungen mir bezüglich rechtfertigen und drittens ist Albus Dumbledore der weiseste Mann, der mir je begegnet ist und es ist, meines Wissens, noch niemandem gelungen sich bei ihm ,einzuschleimen' oder ihn durch Lügen hinters Licht zu führen!" Seine beinahe schwarzen Augen funkelten nun ebenfalls herausfordernd. Mit zusammengepressten Lippen und geballten Fäusten standen sie sich gegenüber und versuchten einander durch Blicke niederzuringen. Jinathan senkte als erster die Augen. "Du hast noch viel zu lernen, Junge", kommentierte sein Professor. "Was Sie nicht sagen." Jinathan presste beherrscht die Kiefer aufeinander, wodurch seine sonst so weichen Gesichtszüge um einiges markanter herausstachen, und ihn grimmiger und auch zugleich gefährlicher wirken ließen. Er hatte keine Lust sich von einem Todesser belehren zu lassen. "Du könntest ihm niemals trotzen", warf der Zaubertranklehrer weiterhin trocken in den Raum, von Jinathans Abneigung nicht im mindesten beeindruckt. "Was wollen Sie überhaupt von mir?" knurrte Jinathan genervt, ohne auf die vorhergehende Behauptung einzugehen. "Ich will dich stark machen." Das kam unerwartet. Jinathan, der seinem Lehrer bereits den Rücken zugedreht hatte und davon stapfen wollte hielt verwirrt inne und wandte sich wieder um. Seine Augenbrauen waren fragend erhoben, seine Augen von Verwunderung, aber auch von Neugier, gezeichnet. "Was?" "Lass mich dich in den dunklen Künsten unterrichten. Nicht nur die Verteidigung, ich meine die wahren Künste. Macht." Jinathans Augen verengten sich skeptisch. "Sie wollen mir schwarze Magie beibringen? Verbotene Magie? Die Magie der Death Eater?" "Ja", bestätigte sein Gegenüber, "die Magie deines Vaters." Jinathan zuckte leicht zusammen. Severus Snape hatte es also gewusst. Er hatte gewusst, dass er der Sohn des gefürchtetsten, skrupellosesten und gefährlichsten Zauberers auf Erden war. Doch wie lange schon? Hatte er Voldemort schon davon erzählt? Waren sie schon auf dem Weg hierher, um ihn abzuholen? Oder sprach er die Wahrheit und hatte keinerlei Interesse daran ihn an Voldemort auszuliefern. Wollte er ihn wirklich stark machen? "Und auch gleichzeitig die einzige Waffe, mit der du ihn schlagen kannst." Jinathan schwieg, in Gedanken verloren. "Du musst dich nicht sofort entscheiden. Es ist ein Angebot, auf welches du zurückgreifen kannst, wenn du bereit dazu bist. Wenn du entschlossen genug bist, wirklich für deine Ziele einzutreten und auch für sie zu leiden. Denn ich will dich nicht anlügen: es wird alles andere als einfach. Die schwarze Magie ist um einiges gefährlicher und nur durch Schmerzen zu erlernen. Wenn du also Zeit brauchst..." "Ich mach es!" Snape hob beeindruckt die Augenbrauen. "Ich bin den Schmerz gewöhnt...", erklärte der Junge mit entschlossenem Blick. "... und zu allem bereit. Es gibt nur noch ein Ziel und für das tue ich alles. Selbst wenn das bedeutet mit dem Feind zusammenzuarbeiten und eventuell blind in eine Falle zu tappen. Dieses Risiko muss ich eingehen, denn sonst wird sich nie etwas ändern." Er ließ seinen Blick in den sternenklaren Himmel schweifen. Er hatte einen Entschluss gefasst. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Er wollte nie wieder vor seinen Problemen davonlaufen. Nie wieder vor seiner Bestimmung flüchten, denn dadurch entfernte er sich nur um so mehr von seinem Ziel, dem Ziel der Freiheit. "Also gut", ein leichtes Lächeln trat auf Snapes harte Züge. Er folgte Jinathans Blick in den nächtlichen Himmel und beobachtete das Spiel der Wolken. Für einen Moment schwiegen sie in stiller Übereinkunft. Sie waren zu Verbündeten geworden. Zwei Feinde, die einander vertrauen mussten. Zwei Feinde, die ihre Barrieren überwunden hatten und fortan versuchen mussten miteinander auszukommen. Beiden würde eine harte Zeit bevorstehen und doch sahen sie es als Herausforderung an, die sie stärken würde. Vielleicht würde dieses Bündnis sie einst stützen, vielleicht würden sie daran zerbrechen und sich irgendwann wieder als Feinde gegenüberstehen, die an verschiedenen Fronten für unterschiedliche Ziele kämpften. Doch in diesem Moment, in dem sich die Gedanken der zwei Feinde in den Sternen vereinten wurden all diese stillen Zweifel vom sanften Wind hinfort getragen, und sie waren sich beide viel ähnlicher, als sie es ahnten... ~*~ A/N: Puh, geschafft, endlich mal wieder ein Chap fertig gestellt. Es tut mir wahnsinnig leid, dass es soooo lange gedauert hat, aber ich hab mich überwiegend meiner anderen HP FF gewidmet. Ich versuche aber das nächste Kapitel schneller fertig zu kriegen ^^ wenn mir nicht die Ideen ausgehen, obwohl ich das bezweifle, da das eine meiner wenigen Fics ist, bei der ich immer gar nicht weiß, was ich zuerst schreiben soll *gg* das Kapitel wäre wahrscheinlich noch länger geworden und hätte noch länger gebraucht, hätte ich noch all meine anderen Ideen versucht hier reinzupressen. Aber ich glaube, dass kann auch bis zum 26. Kapitel warten *gg* Ich will nicht allzu viel verraten, nur soviel: Arabella wird uns mal wieder beehren und auch Spruce bekommt bald eine wichtigere Rolle zugemessen ^^ oh je, der olle Spruce, werden jetzt einige wohl denken *gg* aber hey, der Typ is gar nicht so uncool °^^ Na gut, mehr sag ich jetzt mal nicht. Aber sied so gut und hinterlasst mir noch ein aufbauendes Review ^^ und die Feary wird es euch auf ewig danken *gg* PS: Ich hab jetzt auch noch ne Episodenguide geschrieben. Schaut mal unter: http://www.fanfiction.net/read.php?storyid=1108399&chapter=8 Man liest sich Feary Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)