Wie Yin und Yang von Arashi (Yin: Das Passive, Verborgene, Harte (Neji)) ================================================================================ Kapitel 6: Hoffnungen sind wie Seifenblasen ------------------------------------------- Hallo! Ja, ich lebe noch. Und ja, es geht (endlich!) weiter. Tut mir Leid, dass es so lange gedauert hat. Auch in Zukunft werde ich aufgrund der Uni immer etwas länger brauchen. Wie ihr sicherlich gemerkt habt, hat sich der Titel der FF geändert. "Tough enough" war irgendwie nicht so richtig passend und viele dachten sich wohl, dass jetzt wieder so eine FF kommt, wo Neji etwas gemeines über Tenten sagt und sie dann abhaut. Aber dem ist ja nicht so... Deswegen wird es jetzt bei "Wie Yin und Yang" bleiben. Viel Spaß dabei! ~*~ ~Es hörte sich so ähnlich an, wie wenn Naruto Ramen aß – nur um einiges lauter. Aber das gab mir noch keinen Hinweis darauf, was es war. Nur eins war sicher: das Geräusch kam näher…~ „Und was machen wir jetzt?“, hörte ich Tentens leicht hysterische Stimme in meinem Ohr. Auch mir war das Ganze nicht ganz geheuer, doch ich blieb ruhig und forderte Tenten auf den Rückzug anzutreten. Dieses Geräusch konnte nichts Gutes bedeuten. Wie früher folgte Tenten umgehend meiner Anweisung und krabbelte rückwärts. Zwei verdatterte Hampelmänner starrten uns an, als wir wieder aus dem Tunnel kamen. Ich sah die Fragen in ihrem Blick, doch bevor sie diese aussprechen konnten, murmelte ich: „Irgendetwas ist da drin…“. Meine Worte schienen die Überraschung der Hampelmänner nicht zu mindern, im Gegenteil. Doch das erneute Ertönen des Geräusches erklärte alles Weitere. Schnell entfernten wir uns von dem Loch in der Wand. Das Erste, was zu sehen war, waren zwei leuchtend rote Punkte, die ich schnell als Augen identifizierte. Die ersten Worte Lees trafen es wohl am besten, auch wenn seine Begeisterung natürlich völlig absurd war: „Wooow, ein mutierter Regenwurm!“ Sabberfäden liefen an dem Maul des Wurmes herunter. Er war noch nicht ganz aus dem Loch heraus gekommen, doch ich schätzte ihn auf ein paar Meter Länge. Der Wurm hatte also den Tunnel gegraben, durch den Tenten und ich gekrochen waren. Das Vieh schien nicht gerade freundlich gestimmt zu sein und schien Hunger zu haben. Als hätte Tenten meine Gedanken erraten, wandte diese sich an Lee: „Lee, dieses DING könnte uns jeden Moment auffressen.“ „Ach was, Würmer sind Pflanzenfresser, nicht wahr, Wurmi?“ Er ging näher an das Vieh heran, doch ich zog ihn schnell wieder zurück und bewahrte ihn damit davor mit einem Happs verschlungen zu werden. Dieser Wurm lebte eindeutig nicht nur von Pflanzenkost. Für ihn sahen wir sicherlich wie eine Delikatesse aus. Also mussten wir und etwas einfallen lassen, wenn wir nicht als Wurmfutter enden wollten. Doch wie kämpfte man gegen einen Wurm? Der Wurm ließ uns jedoch keine Zeit, um uns eine Strategie zu überlegen, denn er schnappte bereits nach uns und kam immer weiter aus seinem Loch heraus. Tenten hielt ihn mit ihrem Stab ein wenig auf Abstand, doch das schien auch nicht wirklich viel zu helfen, da der Wurm sich gegen die Luftbarriere drückte, die sie durch Rotieren ihres Stabes erzeugt hatte. Sie keuchte. Ich wusste, dass sie das nicht ewig durchhalten konnte. Ich musste mir also schnell überlegen, wie man dieses Ding besiegen konnte. Und ich hatte da auch schon so eine Idee. „Wir müssen ihn aufs Eis locken. Vielleicht haben wir dort bessere Chancen.“ Um sicherzugehen, dass uns das Vieh auch wirklich folgen würde, griff ich es mit ‚Hakke Koushou’ und ‚Hakke Hasengeki’ an. Der Wurm wurde durch meine Chakraschläge nicht wirklich weit geschleudert, doch das war auch nicht meine Absicht gewesen. Mein eigentliches Ziel erreichte ich, denn der Wurm folgte mir aufs Eis. Glücklicherweise entpuppte sich der Wurm nicht gerade als Eiskunstläufer, aber es war dennoch schwieriger als gedacht gegen ihn zu kämpfen. Meine Angriffe zeigten kaum Wirkung und des Öfteren befand ich mich in der Defensive. Das Tier hatte kein Chakranetzwerk, was es mir schwierig gestalten würde, ihn zu besiegen. Lee und Gai-sensei würden mit ihrem Tai-Jutsu wahrscheinlich auch nicht sehr weit kommen. Die einzige Möglichkeit war Tenten. Eben diese ließ sich gerade von der Decke auf den Wurm fallen, was ich mit Schrecken beobachtete. Was hatte sie vor? War sie wahnsinnig geworden? Der Wurm tat alles um sie loszuwerden und warf wie wild den Kopf herum. Ich sah, wie Tenten auf dem glitschigen Untergrund ins Schlingern geriet und machte mich bereit sie aufzufangen. Doch sie fiel nicht. Sie schaffte es ihr Gleichgewicht zu halten und dem Vieh einen Verband ums Maul zu wickeln, damit er nicht mehr nach uns schnappen konnte. An sich keine schlechte Idee, doch es war auch riskant. Wie sehr, stellte sich heraus, als der Wurm mit voller Kraft seinen Kopf hochriss und Tenten an die nächstliegende Wand schleuderte. Besorgt sah ich zu ihr. Die Wände waren aus Eis und dementsprechend hart. Außerdem konnte es sein, dass sie sich Splitter zugezogen hatte. Doch ihr schien es einigermaßen gut zu gehen, denn sie rappelte sich schnell wieder auf und versicherte, dass es ihr gut ging. Sie ließ ihren Blick zu dem Wurm schweifen, der angestrengt versuchte den Verband zu entfernen. „Der Verband wird nicht lange halten. Wir sollten uns schnell was einfallen lassen.“ „Hmmm… wie tötet man einen Wurm?“, fragte Gai-sensei laut. „Wenn wir ihn durch zwei teilen, haben wir zwei Würmer am Hals.“ „Das ist nur ein Gerücht“, warf ich kopfschüttelnd ein. „Würmer können lediglich ihren After nachbilden, aber nicht den Kopf.“ „Seit wann kennst du dich mit Würmern aus?“, fragte Lee nach. „Das gehört zur Allgemeinbildung.“ Gai-sensei hatte mich auf eine Idee gebracht. Was, wenn wir ihm wirklich einfach den Kopf abschlugen? Doch ich wusste nicht, ob das bei Riesenwürmern genauso funktionierte wie bei Regenwürmern. Einen Versuch war es allenfalls wert. Doch bevor ich auch nur irgendetwas unternehmen konnte, stürmte Lee auf das Vieh zu, da er unbedingt überprüfen wollte, ob Würmer tatsächlich ihren After nachbildeten. Gerne hätte ich ihn aufgehalten, doch er war bereits voller Elan losgeprescht und schnitt dem Wurm mittels ‚Konoha Raiken’ das Hinterteil ab, welches kurze Zeit vor sich hinzappelte, bevor es abstarb, wie ich es vorausgesehen hatte. Der Wurm selbst regenerierte sich, indem er einen neuen Schwanz bildete, mit dem er sofort Lee attackierte. Dieser konnte zwar ausweichen, rutschte jedoch auf dem Eis aus und schlitterte auf uns zu. Tenten fing ihn auf und schüttelte ihn wild, während sie ihn anschrie. „Lee, du Idiot! Das hätte auch schief gehen können!“ Trotz der ernsten Lage, konnte ich mir ein kleines Lächeln nicht verkneifen. Es war genau wie damals, als wir noch Genin waren, im Wald des Todes… und es gab noch viele andere solcher Szenen, die ich damals für normal und alltäglich gehalten hatte, mir jedoch im Nachhinein viel bedeuteten. Mein Team hatte es doch tatsächlich immer wieder geschafft, mich zum Schmunzeln zu bringen. Bei den Chaoten konnte man einfach nicht ernst bleiben. Tenten wandte sich von Lee ab und sah zu mir. „Müssen wir ihm also den Kopf abschlagen?“ Ich merkte ihr an, dass ihr das nicht sonderlich gefiel. Doch es war unsere einzige Chance. Wir würden das Vieh töten müssen, wenn wir nicht selbst sterben wollten. Das erklärte ich Tenten auch und sie nickte resignierend. Sie wusste wohl auch, dass es keine andere Möglichkeit gab. „Aber wie stellen wir das an? Das Ding ist vorne dicker als hinten. Lee wird ihm den Kopf nicht einfach abschlagen können.“ Bedeutungsvoll sah ich sie an. „Eine große Axt müsste ausreichen.“ Überrascht sah sie mich an. „Oh… okay.“ Gerade in diesem Moment war ein lautes Reißen zu hören. Während wir überlegt und uns miteinander abgesprochen hatten, war es dem Wurm gelungen sich Tentens Verband zu entledigen. Tenten fluchte. „Wir werden ihn von dir ablenken“, erklärte ich ihr und begann auch sogleich auf den Wurm zuzustürmen, um ihn gemeinsam mit Gai-sensei und Lee anzugreifen. Ich hoffte wirklich, dass unser Plan funktionierte, denn einen anderen hatten wir nicht. Doch es schien alles gut zu gehen. Tenten beschwor eine wirklich gewaltige Axt hervor, mit der sie mit einem glatten Schnitt den Kopf abtrennte. Gespannt beobachtete ich, wie der Wurm seine letzten Lebenssekunden verbrachte. Er war nicht in der Lage seinen gesamten Körper zu regenerieren, ebenso wenig wie der Körper einen neuen Kopf hervorbringen konnte. Ich ließ meinen Blick von dem Wurm zu Tenten schweifen, die erschöpft zu Boden gesunken war. Sie musste eine Menge Chakra investiert haben, schließlich war eine Axt von einer solchen Größe nicht gerade ein Fliegengewicht. Während Lee und Gai-sensei in ihre übliche Pose verfielen, um Tenten zu gratulieren, schritt ich stumm auf sie zu und reichte ihr eine Hand, um ihr aufzuhelfen. „Alles in Ordnung?“, fragte ich nach und hörte im Hintergrund, wie sich Lee feierlich von dem Wurm verabschiedete. Tenten sah derweil zu mir auf. „Ja, danke. Bin nur etwas k.o.“ „Können wir dann weiter?“, fragte ich nach. Ich hielt es nicht für sinnvoll hier länger zu verweilen, vor allen Dingen weil es in diesem Raum alles andere als warm war. „Klar. Aber wo lang?“ Mit dem Kopf deutete ich auf das Loch. Uns blieb wohl keine andere Wahl als erneut unser Glück zu versuchen. „Ich hoffe, der Wurm war ein Einzelgänger“, ließ Tenten verlauten und ich nickte. „Das hoffe ich auch.“ Wir hatten keine Zeit uns noch weiter mit mutierten Würmern zu beschäftigen. Wir würden unsere Kraft für die Rettung der Genin und damit für den Kampf gegen die Nukenin brauchen. Auf die Gefahr hin, dass uns dennoch weitere Viecher angreifen konnten, kroch ich wieder in das Loch, die anderen folgten mir. Unsere Sorge schien unbegründet, der Weg verlief relativ ruhig. Dennoch gefiel mir das Ganze nicht. Wer wusste schon, ob es irgendwo einen Ausgang gab? Doch in diesem Moment entdeckte ich ein schwaches Licht, was ich den anderen sofort mitteilte. „Ein Ausgang?“, fragte Tenten hoffnungsvoll. „Ich weiß nicht.“ Doch ich war entschlossen es herauszufinden. Ich näherte mich weiter dem Licht und setzte mein Byakugan ein, in der Hoffnung, dass ich dieses Mal etwas mehr sehen konnte. Und ich wurde nicht enttäuscht. „Dort ist ein Loch, welches schätzungsweise vier Meter in die Tiefe führt. Unten läuft dann der normale Tunnel weiter.“ Lee zeigte sich sofort begeistert, vier Meter in die Tiefe zu springen, doch von Tenten ging nur ein betretenes Schweigen aus. Sie war geschwächt und würde den Sprung nicht so einfach schaffen. Was sie nicht wusste war, dass ich gar nicht vorhatte sie einfach so springen zu lassen. Ich würde ihr helfen. Doch das sagte ich ihr noch nicht, da sie die Hilfe garantiert ablehnen würde – stur wie sie war. Eigentlich war das eine Eigenschaft, die ich an ihr mochte, manchmal verkomplizierte sie die Dinge aber auch. Ich ließ meine Beine durch die Öffnung gleiten und sprang dann hinab. Die Landung war nicht gerade angenehm, aber ich konnte sie ein wenig durch Chakra in den Füßen abmindern und landete daher sicher. Von oben hörte ich Tentens unsichere Stimme. „Neji?“ „Alles in Ordnung, Tenten. Komm runter.“ Ich streckte die Arme aus, um sie aufzufangen. Natürlich würde ihr Gewicht auf meinen Armen wehtun, da es durch den Fall noch vervielfältigt wurde, doch das war mir egal. Der erwartete Schmerz kam, als ich sie auffing, doch es war auszuhalten. Tenten riss sofort ihre Augen auf und sah mich leicht erschrocken an. „N-neji! Du… du hättest mich nicht auffangen müssen!“ Ich beschloss nichts darauf zu antworten und zuckte einfach nur mit den Schultern. Dann trat ich einen Schritt zurück, damit Lee nicht auf uns springen konnte. Eigentlich hätte ich Tenten nun auch wieder absetzen können, doch irgendwie fühlte sie sich zu gut in meinen Armen an. Ich zog sie unauffällig ein Stück näher an mich. Die Wärme, die von ihr ausging, war mehr als angenehm. Das Gewicht auf meinen Armen spürte ich kaum, sie war relativ leicht. Außerdem war ich eher damit beschäftigt ihr in die Augen zu sehen. Ich rechnete schon beinahe damit, dass sie ihren Blick abwenden würde, doch das tat sie nicht. Stattdessen erwiderte sie meinen Blick mit ungewohnter Intensität. „Danke. Das war schon das zweite Mal.“ Wieder antwortete ich nicht. Ich würde ihr immer helfen, wenn ich konnte. Dafür verlangte ich keine Dankbarkeit. Für mich war es selbstverständlich. Schließlich beschützte ich alltäglich fremde Menschen. Da war es geradezu eine Pflicht diejenigen besonders zu schützen, die einem viel bedeuteten. Es machte einen stark, wenn man jemanden zum beschützen hatte. Das fiel mir erst jetzt auf. Früher hatte ich mich viel mehr angestrengt, weil ich auch für sie gekämpft hatte. Natürlich hatte ich mich auch ohne sie angestrengt, schließlich hatte ich mir selber und meinem Vater versprochen niemals mehr zu verlieren, doch meine Kraft schien sich noch zu verstärken, wenn ich für etwas eintrat, was mir besonders wichtig war. Tenten hatte mich stärker gemacht. Nicht nur, weil sie mit mir trainiert hatte, sondern durch ihre bloße Anwesenheit. Ich brauchte sie. Diese Erkenntnis traf mich wie ein Schlag. Brauchen war ein starkes Wort, was ich bisher vermieden hatte. Ich brauchte nur mich selbst. Ich hatte schon sehr früh lernen müssen alleine klarzukommen. Doch war es wirklich so schlimm jemanden zu brauchen, wenn es einen doch stärker machte? Ich wusste es nicht. Doch eines war ich mir sicher, als ich in ihre rehbraunen Augen sah: Ich wollte sie nicht mehr verlieren. Noch genau erinnerte ich mich an den Traum und wie leer ich mich gefühlt hatte, als Tenten verschwunden war. Ich wollte mich nie wieder so leer fühlen. Nur mit ihr war ich ganz. Ich öffnete den Mund, um etwas zu sagen. Ich wusste nicht genau, was ich zu ihr sagen wollte, doch irgendwie musste ich ihr begreiflich machen, dass sie mehr als eine Kollegin für mich war, mehr als eine bloße Freundin. Doch meine Worte blieben unausgesprochen, da ich jemand anderen nach Tenten rufen hörte. Missmutig drehte ich mich zu der Stimme um. Natürlich. Der Schwarzhaarige. Wer sonst?! Langsam aber sicher ging er mir wirklich auf die Nerven. Zusammen mit den anderen näherte er sich schnell. „Tenten! Was ist passiert? Geht’s dir gut? Bist du verletzt? Hast du…“ Tenten hob die Hand und unterbrach ihn: „Mir geht’s gut, Rin. Alles okay. Reg dich ab.“ Wütend funkelte er mich nur an und ich starrte nur kalt zurück. „Und warum hält dich dieser Idiot dann in seinen Armen?“ Meine Augen verengten sich etwas bei diesen Worten. Niemand beleidigte mich einfach so. Doch bevor ich etwas sagen oder tun konnte, kam mir dieses Mal Tenten zuvor: „Hör auf, Neji zu beleidigen. Er hat mich netterweise aufgefangen.“ Ich war überrascht über die Wut in ihrer Stimme. So schlimm war das Wort Idiot nun auch wieder nicht. Aber es gefiel mir irgendwie, dass sie mich verteidigte. „Du kannst mich runter lassen“, meinte sie nur zu mir, woraufhin ich sie vorsichtig wieder auf dem Boden absetzte. „Wieso musste er dich auffangen? Was ist bei euch passiert?“, fragte der Schwarzhaarige und ich überließ es Tenten, die Dinge zu schildern. Anschließend erklärte uns Yuto-sensei, dass sie von feindlichen Nukenin angegriffen worden waren, die jedoch am Ende hatten fliehen können. Aufgrund der Tatsache, dass wir alle gekämpft hatten, schlug Yuto-sensei eine Pause vor. Ich hielt die Idee für vernünftig und auch die anderen erklärten sich einverstanden. Also breiteten alle ihr Nachtlager aus – außer Lee und Gai-sensei, die für die erste Nachtschicht eingeteilt waren. Wie nicht anders zu erwarten gewesen war, ließ sich der Schwarzhaarige neben Tenten nieder. Würden Blicke töten können, hätte ich ihn nun wahrscheinlich hinterrücks ermordet. Ich hasste es einfach, wie er sich an sie ranmachte. Tenten verdiente jemand besseren als ihn. Jemanden wie… ich stockte in meinen Gedanken. Niemand – zumindest niemand, den ich kannte – schien gut genug für sie zu sein. Naruto? Um Gottes Willen nicht dieser Schwachkopf. Der würde nur ihr Ansehen beschmutzen, auch wenn er an sich ein netter Kerl war. Außerdem könnte er ihr nichts bieten – außer vielleicht Blamagen. Sasuke? Nein, dieser eiskalte Verräter passte so gar nicht zu der warmen, freundlichen Tenten. Außerdem war sie nie eine seiner Anhängerinnen gewesen – glücklicherweise. Shikamaru? Der war zwar ziemlich intelligent, tat aber meistens nichts besseres, als in die Wolken zu gucken und alles mühsam zu finden. Kiba? Der hatte doch nur seinen sabbernden Hund im Kopf. Und Tenten verdiente mehr, als immer nur die ständige Nummer zwei zu sein. Gleiches galt für Shino mit seinen Käfern. Außerdem war Shino ein wirklich merkwürdiger Zeitgenosse. So ging ich alle Namen durch, doch an jedem hatte ich etwas auszusetzen. Aber ich hatte es schließlich auch nicht zu entscheiden, wer zu Tenten gehörte. Diese Wahl lag ganz bei ihr. Ich musterte sie kurz, während ich mich neben ihr niederließ. Ob sie wohl für irgendjemanden mehr empfand als Freundschaft? Ich hatte sie nie mit anderen Jungen ausgehen sehen. Und ich war in ihrem Team – ich hätte es sicherlich gemerkt, wenn sie einen Freund gehabt hätte. Doch Tenten war leider schon längere Zeit nicht mehr in meinem Team. Ob sie in Suna jemanden gefunden hatte? Gaara vielleicht? Mit ihm war sie so vertraulich umgegangen… Ich fühlte einen Stich in meinem Herz und strich mir kurz verwundert über die Brust. Was war denn das gewesen? Der Schmerz war so schnell verschwunden, wie er gekommen war. Nachdenklich legte ich mich hin. Was passierte momentan nur mit mir? Ich verstand mich selbst nicht mehr. Derart in Gedanken versunken, bemerkte ich nicht, wie die Zeit verstrich. Erst ein lautes Schnarchen riss mich aus meiner Gedankenwelt. Ich blickte auf. Es war natürlich glasklar wer diesen Lärm verursachte – der Schwarzhaarige, wer sonst? Wie konnten die anderen nur bei diesem Krach schlafen? Doch als ich genauer hinsah, bemerkte ich, dass Tenten gar nicht schlief. Eine leichte Bewegung ihrer Füße verriet sie. Anscheinend war nicht das Schnarchen Schuld an ihrer Schlaflosigkeit, sondern die Kälte, die ich erst in diesem Moment registrierte. „Das wird nichts bringen, Tenten“, murmelte ich leise und sie schreckte hoch. Überrascht schaute sie mich an. Obwohl Tenten und ich uns lange nicht mehr gesehen hatten, wusste ich noch genau über sie Bescheid. So wusste ich auch, dass sie nicht schlafen konnte, wenn ihre Füße kalt waren. Und die Reibung der Füße würde ihr wenig bringen, dass wusste ich. „Einen Versuch war es wert“, seufzte sie leise. Ich überlegte, wie ich ihr helfen könnte. Tenten brauchte dringend Schlaf, um ihre Energiereserven aufzutanken. Doch damit sie schlafen konnte, brauchte sie warme Füße. Und nicht nur das, denn sie schien nicht nur an den Füßen zu frieren. Natürlich könnte ich ihr meine Decke geben, aber dann wäre ich der Kälte schutzlos ausgeliefert. An sich nicht so schlimm, doch ich durfte keine Erkältung oder ähnliches riskieren. Ich musste fit sein, wenn ich kämpfen und sie beschützen wollte. Also blieb nur eine Möglichkeit, um uns beide zu wärmen. „Ich wüsste da eine bessere Möglichkeit“, sagte ich deshalb. „Die wäre?“ Ich schlug die Decke ein wenig zur Seite, dann sah ich sie auffordernd an. „Komm her.“ Ungläubig starrte sie mich an und ich wurde etwas unsicher, was ich mir natürlich nicht anmerken ließ. Warum zögerte sie? Früher hätte sie damit kein Problem gehabt. Warum also jetzt? „Was ist nun?“, fragte ich mit einer Ungeduld, die meine Unsicherheit geschickt versteckte. „Aber… aber du magst keine Nähe.“ Das war es also. Innerlich war ich erleichtert. Es lag also gar nicht daran, dass sie mir nicht näher kommen wollte. Typisch Tenten. Sie dachte meist zuerst an andere. „Normalerweise nicht, aber das ist eine Ausnahme.“ In letzter Zeit schien ich bei ihr nur noch Ausnahmen zu machen. Genauer gesagt war es bei Tenten genau andersherum, als bei den anderen Menschen. Zu anderen brauchte ich körperliche Distanz. Gegenüber Tenten war es anders. Ich hatte sie gerne bei mir. Und das möglichst nah. „Aber warum tust du das?“, fragte sie nach. „Weil du mir wichtig bist“, antwortete ich in Gedanken, sprach sie jedoch nicht laut aus. Ich konnte es nicht. Irgendetwas in mir verhinderte, dass ich die Worte aussprechen konnte, die ich eigentlich sagen wollte. Stattdessen fragte ich, etwas genervter als beabsichtigt: „Ist das wichtig?“ „Nein, aber ich möchte es einfach gerne wissen.“ Ich antwortete mit einer Teilwahrheit: „Weil wir uns so gegenseitig wärmen können.“ Das schien sie immerhin zu überzeugen, denn sie rutschte näher heran. Meine Arme umfingen sie und ich wollte sie gerade näher an mich heran ziehen, als sie sich schon an mich kuschelte. Etwas überrascht sah ich zu ihr herab. Konnte es sein, dass sie sich ebenso nach meiner Nähe sehnte, wie ich mich nach ihrer? Ein leiser Hoffnungsschimmer leuchtete in mir auf. Doch ich schalt mich ein Narren. Ihr war sicherlich einfach nur kalt. Deswegen legte ich auch nun beide Decke über uns, die unsere Körperwärme speichern und bei uns behalten sollten. Langsam aber sicher wurde es dann auch tatsächlich wärmer. Und bereits kurze Zeit später merkte ich, dass Tenten eingeschlafen war, was leicht an ihren langsamer gehenden Atemzügen zu erkennen war. Ich lächelte leicht und strich ihr über ihr Haar. „Was soll das werden, Idiot?“ Ich blickte auf. Ich war so darin versunken gewesen Tenten zu betrachten, dass mir gar nicht aufgefallen war, dass das Schnarchen aufgehört hatte. „Wonach sieht es denn aus?“, fragte ich den Schwarzhaarigen provokant. Der Ausdruck in seinen Augen verdüsterte sich. „Du machst dich an sie ran. Und das während sie schläft und sich nicht wehren kann. Hast du überhaupt keinen Anstand?“ Auch meine Miene verdüsterte sich. „Im Gegensatz zu dir schon.“ „Was soll das denn heißen?!“ „Das du derjenige bist, der sich ständig an sie heranmacht.“ „Pah! Wer hält sie denn gerade in ihren Armen, ohne dass sie es weiß?“ „Sie weiß es sehr wohl. Wie du vielleicht bemerkst, ist sie näher an MICH herangekommen, nicht umgekehrt.“ Diese Worte sollten keine Rechtfertigung sein. Vor diesem Kerl brauchte ich mich nicht zu rechtfertigen. Ich beabsichtigte etwas ganz anders und es funktionierte auch einwandfrei: der Schwarzhaarige wurde immer wütender. „Dann hast du sie eben zu dir gezogen!“ „Dann wäre sie sicherlich aufgewacht und wie du siehst, schläft sie. Vielleicht solltest du dir Gedanken machen, warum sie zu mir und nicht zu dir gekommen ist.“ Den letzten Satz hatte ich eigentlich gar nicht sagen wollen. Vor allem weil ich derjenige gewesen war, der Tenten aufgefordert hatte näher zu kommen. Doch das brauchte der Schwarzhaarige nicht zu wissen. Dieser antwortete zunächst nichts, holte lediglich scharf Luft. Dann beruhigte er sich jedoch langsam: „Im Gegensatz zu dir kann ich ihr wenigstens eine Zukunft bieten.“ Ich schnaubte nur abfällig. „Da weißt du nichts drauf zu antworten, was? Du weißt bestimmt selber genau, dass du sie nicht haben kannst. Wenn diese Mission zu Ende ist, musst du zurück nach Konoha. Tenten aber wird in Suna bleiben, wo sich ihr Clan befindet.“ Innerlich gab ich ihm Recht. Wie oft hatte ich selber über dieses Problem nachgedacht? Mein Clan befand sich in Konoha, ihrer in Suna. Die beiden Länder lagen zwar nicht allzu weit entfernt, dennoch waren die Reisen beschwerlich und ebenso schwer würde es sein den Kontakt zu halten. Äußerlich versuchte ich gelassen zu bleiben. „Wer sagt denn, dass ich sie haben will? Ich habe dir schon einmal gesagt, dass sie kein Gegenstand ist.“ „Stimmt.“ Ich hob eine Augenbraue – er gab mir Recht? „Aber gerade das ist das Problem. Tenten ist ein menschliches Wesen mit Gefühlen. Meinst du nicht, dass es sie verletzen würde, wenn du jetzt wieder eine enge Beziehung zu ihr aufbaust und sie dann wie eine heiße Kartoffel fallen lässt?“ “Ich würde sie niemals fallen lassen.“ „Nein, aber sie verlassen. Das hast du doch bereits selber eingesehen. Wenn sie dir wirklich etwas bedeutet, kannst du es dann zulassen sie zu verletzen? Du bist ziemlich arrogant und egoistisch, weißt du das? Schon mal an ihre Gefühle gedacht?“ Ich musste schlucken. Das waren ziemlich harte Vorwürfe, die teilweise berechtigt waren. Ich hatte bisher nicht darüber nachgedacht, was es für Tenten bedeutete, wenn wir getrennte Wege gingen. Ich wusste ja noch nicht einmal was ich ihr bedeutete. Der Schwarzhaarige deutete mein Schweigen als Bestätigung seiner Worte. „Weißt du, sie war ziemlich traurig, als sie hier in Suna ankam. Der Verlust ihrer Freunde und ihrer Heimat hat sie ziemlich fertig gemacht. Aber wir haben sie wieder aufgebaut. Sie war wieder fröhlich, hat in letzter Zeit viel gelacht. Und jetzt kommt ihr hierher und verletzt sie erneut, wenn ihr wieder geht. Und umso stärker ihre Bindung zu euch wieder wird, umso härter wird es für sie sein.“ Wieder musste ich ihm stumm Recht geben. Daran hatte ich nicht gedacht. Selbst wenn ich Tenten nicht so wichtig war, wie sie mir, so hatte sie doch eine recht enge Bindung zu mir, das wusste ich. Und ich wusste auch, dass sie sehr gefühlsbetont war. Sie war nicht so unterkühlt wie ich und blockte Gefühle ab. Sie ließ sie zu. Was bedeutete, dass sie natürlich auch verletzbarer war. Das hieß nicht, dass sie schwach war. Nein, dafür hatte sie schon zu viel erlebt und überstanden. Aber vielleicht wurde es irgendwann einfach zu viel. Wie viel konnte ein Mensch ertragen, ohne innerlich zu zerbrechen? Machte ich nicht wirklich alles nur noch schlimmer, wenn ich ihr näher kam? Ich hatte es mir zwar vorgenommen offener zu ihr zu sein und sie noch näher an mich heran zu lassen, doch vielleicht war das genau der falsche Weg? Meine Gedanken wurden von Lee unterbrochen, der mir mitteilte, dass nun Tenten und ich an der Reihe waren Nachtschicht zu halten. Ich sah auf die schlafende Tenten hinab, die immer noch an mich gekuschelt da lag. „Ich übernehme schon ihre Schicht. Meinetwegen übernehme ich gleich deine mit. Hauptsache du denkst endlich mal darüber nach, was du Tenten antust.“ Ich blickte dem Schwarzhaarigen ins Gesicht. „Ich brauche deine Hilfe nicht, vielen Dank“, antwortete ich im säuerlichen Ton und richtete mich ein wenig auf, um das Geschehen um mich herum besser im Blick zu haben. Tenten regte sich nur kurz, schmiegte sich dicht an mich, seufzte und schlief weiter. In diesem Augenblick traf ich eine Entscheidung. Es fiel mir schwerer als gedacht Abstand zu Tenten zu halten. Vielleicht vor allem deswegen, weil ich mich inzwischen wieder an ihre Nähe gewöhnt hatte. Und nicht nur das – ich brauchte sie. Aber meine Gefühle spielten keine Rolle. Es war mir egal, was mit mir passierte. Hauptsache Tenten würde es besser gehen. Allerdings sah sie momentan nicht sonderlich glücklich aus. Deprimiert schaute sie zu Boden, während wir unseren Weg fortsetzten. Warum war sie auf einmal bloß so still und niedergeschlagen? Lag es daran, dass sie merkte, dass ich Abstand hielt? Natürlich merkte sie es, antwortete ich mir selbst. Sie war schließlich nicht blöd. Doch umso eher ich das Band, was uns verband trennte, desto besser würde es Tenten gelingen damit fertig zu werden. Dessen war ich mir inzwischen sicher. Sie würde ihr Leben ohne mich weiterleben. Sie würde es schaffen, dessen war ich mir sicher. Sie war eine Kämpferin und würde versuchen ihr Leben so gut es ging zu gestalten. Was mit mir war, war absolut bedeutungslos. Sie war mir wichtiger geworden als ich selbst, wichtiger als meine eigenen Wünsche. Am Rande bemerkte ich, wie Rin ihr immer näher kam. Noch vor einigen Stunden hätte mich dieses Verhalten aufgeregt. Doch in meinem Herzen war kein Platz mehr für Wut. Dort war nur unermessliche Trauer… und Leere. Ich achtete kaum auf den Weg, den ich beschritt. Und das war gefährlich. Man durfte niemals unaufmerksam sein. Das war eine der wichtigsten Regeln der Ninja, die ich eigentlich immer befolgt hatte. Ich musste mich zwingen, mich wieder daran zu halten. Ich durfte uns nicht in Gefahr bringen, nur weil ich mich schlecht fühlte. Gefühle hatten bei einer Mission nichts zu suchen. Ich sollte mich langsam wieder daran zu erinnern. Meine volle Konzentration galt meiner Aufgabe. Doch diese Konzentration wurde durchbrochen, als Rin Tentens Namen rief. Nun blickte ich doch zu den beiden. Ich sah Tentens Lächeln. Normalerweise liebte ich ihr Lächeln, doch dieses Lächeln war nicht echt. Das erkannte ich sofort, auch wenn sie den Blick schnell auf den Boden richtete. Verletzte es sie wirklich so sehr, dass ich Abstand zu ihr hielt? Ein Teil meines Herzens jubilierte – ich war ihr also wichtiger als gedacht. Doch ich wieder schalt mich einen Narren. Wie konnte ich mich über ihr Unglück freuen? Es bewies wieder einmal, was für ein egoistischer Idiot ich war. Ich wandte den Blick wieder von den beiden ab. Genau in diesem Moment erklang ein lautes Quietschen. Erschrocken blickte ich hoch. Doch ich hatte nicht schnell genug reagiert: eine dicke Felswand sauste bereits von der Decke hinunter und landete krachend auf dem Weg. Anscheinend hatten wir unbewusst irgendeine Falle ausgelöst. Und diese Falle hatte dafür gesorgt, dass unsere Gruppe getrennt wurde, denn Tenten, Rin, Yuto und Gai befanden sich auf der anderen Seite der Wand… ~*~ Ich hoffe doch, dass es euch gefallen hat. Was sagt ihr zu Nejis Verhalten? Könnt ihr es nachvollziehen? Passt es zu Neji? Würdet ihr es genauso machen? Was denkt ihr, was Tenten tun wird, wenn sie wefährt, was passiert ist? Wie auch bei Tentens Sicht möchte ich anmerken, dass die FF nicht mehr allzu viele Kapitel hat. Es neigt sich langsam aber sicher dem Ende zu. Vielleicht werden es genau 10 Kapitel. Na ja, mal sehen. Danke schonmal an alle Leser, die trotz der langen Wartezeit noch an der Story interssiert sind. Und einen riesengroßen Dank an meine Beta-Leserin . Liebe Grüße und einen guten Rutsch ins neue Jahr 2010 wünscht euch eure Arashi Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)