Gefühle eines Vaters von Friday_Ocean (Was ein Vater fühlt, kann nur er selbst beschreiben.) ================================================================================ Kapitel 1: Gefühle eines Vaters ------------------------------- Meine Frau versteht mich nicht… Ihr Vater versteht mich nicht… Und erst recht versteht mich meine Tochter nicht… Selbst ich verstehe mich nicht immer… Und doch weiß ich dass ich das Richtige tue… ~*~*~*~*~* Eins war meine Familie glücklich. Meine Frau, mein Sohn und meine Tochter. Wir waren eine ganz normale Familie. Meine Kinder wuchsen heran und wurden Älter. Es gefiel mir besonders zu sehen wie mein Sohn Taiki immer erwachsener wurde. Er entwickelte sich jeden Tag weiter, es war schon verblüffend so etwas miterleben zu dürfen. Eines Tages dann setzte mein Schwiegervater Taiki einen Schlimmen Ohrwurm ins Ohr. Er brachte ihn auf die Idee zu „bladen“. Damals war es noch kein Fehler. Er spielte gerne mit einem kleinen Kreisel und solange er die Schule und die Familie nicht vernachlässigte war es mir im Grunde egal, denn jeder Junge braucht ein Hobby. Am Anfang dieser Zeit drehte sich der Kreisel in einem gemächlichen Tempo in so einer runden Arena. Ich persönlich wusste nicht so recht was daran so interessant sein sollte, aber mein Sohn dachte an nichts anderes mehr. Mit der Zeit dann auch wurde der Kreisel immer und immer schneller, bis er mich nicht mehr an einen Kreisel erinnerte, sondern mehr an die berühmten Silvesterknaller die sich mit bunten Funken und viel krach um sich selbst drehten. Dabei schrie Taiki immer solch einen komischen Kram wie: „Los schneller! Driston!“, oder, „Gib alles Driston!“. Es war mir ein Rätsel was damit gemeint sei, doch beruhigte mich mein Schwiegervater das es keinen Grund gäbe zu glauben mein einziger Sohn glaube in dem Kreisel lebte ein Mensch oder so… ~*~*~*~*~* In der „Kreiselszene“ machte er sich mit der Zeit immer mehr einen Namen, schleppte große Pokale nach Hause und gab Interviews. Ich war schon irgendwie Stolz auf Taiki, auch wenn diese Art Sport mir ein wenig merkwürdig vorkam. Meine Tochter Naomi fing auch an ihren großen Bruder zu bewundern. Immer wenn er aus der Schule kam oder von seinem „Training“ rannte sie zu ihm und schmiss sich in seine Arme um im nächsten Moment seinen Kreisel einzufordern um ihn zu putzen. Taiki gab sich dann immer als den vernünftigen, großen Bruder und fragte erst ob sie auch alle Hausaufgaben erledigt habe und ihrer Mutter geholfen habe. Naomi traute sich nie ihn anzulügen und antwortete immer wahr, selbst wenn sie vor 5 Minuten uns etwas anderes erzählt hatte. ~*~*~*~*~* Eines Tages klingelte dann die Polizei bei uns. Sie sagten das mein Sohn angefahren wurde. ich hatte sie nicht richtig verstanden und sagte nur das er auf einem Kreiselwettbewerb war. Doch sie fuhren mit uns in das Örtliche Krankenhaus. Im Krankenhaus lag Taiki in einem weißen Raum, zugedeckt mit einer weißen Decke. Das Bild sah friedlich aus, nur schwarze Schläue zerstörten es. Er hing an mehrern Machinen die Piepende und Stöhnende Geräusche von sich gaben. Als wir eintraten dachte meine Frau und ich das er sie Augen öffnen würde, doch sie blieben geschlossen. ERst als Naomi wild auf ihn einredtene öffntete er sie halb. Er sah müde aus und doch bildete sich ein Lächeln auf seinen Lippen. Ohne etwas zu sagen hob er leicht seine rechte Hand. In ihr lag sein Kreisel. Naomi nahm ihn Taiki ab, wohl wissend was er sagen wollte. Noch einmal strich sein Blick über meine weinende Frau, Naomi die an seiner Seite stand und mir. Das Lächeln wurde breiter, dann schloss er die Augen und die Maschinen stöhnten ein letztes Mal auf bis der Piepton erstarb und sich dahin zog. Naomi fing bitterlich an zu weinen und meine Frau brach zusammen. Später sagten mir die Ärzte das Taiki angefahren wurde als er von dem Kreiselwettbewerb nach Hause kommen wollte. Es erschien mir unwahrscheinlich dass er das Auto übersehen hatte, viel mehr nahm ich an das er so benebelt war vom Kreiselspielen das seine Sinne betäubt waren, dass kam schon öfters vor das er wie auf Drogen bei uns im Haus herum wanderte und nichts bemerkte. Die Beerdigung war für uns alle eine Qual. Ihn so ruhig in dem Sarg liegen zu sehen machte mich sehr, sehr Traurig, und doch stieg in mir eine Wut hoch. Wut auf diese Kreisel die meinen Sohn in den Tod geschickt hatten. An dem Tag der Beerdigung wurde mir klar, dass das alles ein unsinniges, kindliches Spiel ist mit dem Kinder das Geld aus der Tasche gezogen wird und ihnen Träumen von Berühmtheit in den Kopf gepflanzt wird. ~*~*~*~*~* Die Zeit nach der Beerdigung war hart und schwer. Meine Frau blieb nur noch im Haus, und meine Tochter war dauernd nur in Gedanken versunken. Auch ich konnte lange Zeit nicht richtig Arbeiten. Das Haus war einfach zu lehr mit nur einem Kind das viel zu still war. Ein ganzes Zimmer stand leer, in dem noch vor einigen Wochen viel zu laut Musik abgespielt wurde. Am Esstisch stand ein Stuhl leer, und manchmal deckten wir noch für vier Personen… Irgendwann luden wir eine befreundete Familie ein, damit wir mal wieder etwas anderes erlebten. Wir haben versucht die Glückliche Familie zu mimen. Doch als wir dann zum Esstisch gingen um zum Abendbrot zu essen setzte sich unser Bekannter auf den Stuhl auf dem immer Taiki gesessen hatte. Diese Bild war eine Schmach. Erst blieb der Stuhl für lange Zeit leer, genauso zum Tisch gerückt wie Taiki ihn das letzte Mal angeschoben hatte. Und nun saß darauf ein Mann der nicht lustige Witze erzählte. In der Nacht als sie endlich gegangen waren bin ich in das Zimmer von Taiki gegangen. Es war leer, kalt und einsam. Es stimmte, er hatte uns wirklich verlassen, auch wenn ich es bis zu dem Abend nie glauben wollte. Die Zeit blieb also nicht stehen bis er wieder kommt. Er kommt nie wieder ins Wohnzimmer gerannt und entschuldigte sich für seine Verspätung… ~*~*~*~*~* So gut es ging hat uns mein Schwiegervater wieder in die Realität zurück gebracht. Seine Tochter schickte er zum Yogakurs, mir kaufte er eine Pfeife und Naomi brachte er in ein neues Kreiselteam. Es gefiel mir so gar nicht das sie auch in den Kontakt mit Kreiseln kam, aber sie sagte Taiki hätte es so gewollt das sie seinen „Driston“ weiter benutzte. Ich konnte auch nicht leugnen dass es Naomi schadete. Sie kam mit viel besserer Laune nach Hause und sie wurde wieder genauso frech. Laut Lachend rannte sie wieder im Haus umher, auf der Suche nach ihrem Lieblings T-Shirt. Es tat meiner Frau und mir wirklich gut sie wieder so zu sehen. Wir alle kehrten wieder in ein normales Leben zurück. Zwar vergasen wir Taiki nicht, aber er hätte es auch nicht gewollt dass wir nur trauerten. ~*~*~*~*~* Nach einer Fahrt in ein Trainingslager mit ihrem neuen Team kam Naomi mit einer Erschreckenden Nachricht nach Hause. Sie sagte es mir nicht persönlich, aber ein Vater merkt wenn etwas mit der eigenen Tochter nicht stimmt. Und so erfuhr ich dass meine Tochter einen Freund hatte, einen Russischen aus ihrem Team. Am Grab meines Sohnes hatte ich mir geschworen das meine Tochter nie tief in diesen Kreiselthema eintauchen sollte. Sobald ein Wettbewerb anstehen sollte, hätte ich sie Wortwörtlich eingesperrt. Doch das sie nun mit einem Jungen aus ihrem Team zusammen gekommen war, war schlimmer als alles was ich mir vorstellen konnte. Zudem war er auch noch Russischer Abstammung. Ich bin stolz auf meine japanischen Wurzeln, und das sollte jeder Wissen. Zwar hätte ich nichts gesagt wenn sie mit einem Deutschen oder Amerikanischen Jungen zusammen gekommen wäre, doch gegen einen Russischen hatte ich viel einzuwenden. Wodka trinkende Raufbolde sollten meiner kleinen Naomi nicht zu nahe kommen. Verbieten wollte ich ihr den Umgang mit ihm, doch das verletzte meine Tochter noch mehr. Eine Tochter Traurig zu sehen war sehr schwer. Also forderte ich diesen Kai zu einem Gespräch auf, mehr unfreiwillig den Naomi hatte es geschafft abzuhauen und ihn aufzusuchen. Es stellte sich heraus dass er kein Wodka trinkender Raufbold war, aber ich begegnete ihm mit Vorsicht. Er versicherte mir meiner Naomi nichts anzutun, und ich sah dass er die Wahrheit sagte. Zwar vertraute ich ihm immer noch nicht vollständig nach dem Gespräch, aber da mein Stiefvater das Team sozusagen leitete hoffte ich dass er auf seine einstigste Enkelin acht gäbe. So musste ich zusehen wie meine „kleine Tochter“ nun auch erwachsen wurde und einen Freund bekommen hatte. ~*~*~*~*~* Ob es das Richtige war meiner Tochter diesen Sport zu erlauben und ihren Freund zu billigen weiß ich immer noch nicht. Eins ist nur schon jetzt klar. Meine Tochter ist erwachsener als ich es mir eingestehen wollte. Sie gehen zulassen ist schwer. Vielleicht bekommt sie Ärger oder verletzt sich, aber dagegen kann ich mittlerweile nichts mehr tun. Sie will meine Hand nicht mehr zum Laufen brauchen, und das muss ich akzeptieren. Doch will ich sie wissen lassen das sie immer zu mir zurückkehren kann. Aber das habe ich schon ganz falsch angestellt, eher habe ich sie verschreckt mit meinen Verhalten. Ich hoffe sie kann mir verzeihen, denn ich muss erst lernen was es heißt für jemanden da zu sein ohne eine enge Mauer mit Verboten um sie herum zu errichten. Auf jeden Fall bin ich aber bereit zu lernen… ~*~*~*~*~* Gedanken eines liebenden Vaters: Aufgeben, heißt nicht vergessen, Helfen, heißt nicht Mauern bilden, Ziehen lassen, heißt nicht helfen zu müssen, Lieben, kann man immer lernen… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)