Kaizoku Gakuen von Milli (Update 2023: in Überarbeitung) ================================================================================ Prolog: -------- o0. Kapitel – Prolog – Neue Schule [~2005-03-08 – Tuesday ~] Es war elf Uhr an einem Dienstagmorgen, als ein blonder Junge, zirka Siebzehn Jahre, durch den Stadtpark streifte. Die Schulglocken hatten längst zum Unterricht geläutet, doch das hatte ihn eh nicht mehr zu interessieren. Nicht, dass er bereits arbeiten gehen würde, es war nur so, dass es gestern, nachdem sein Direx mal wieder von einer seiner zahllosen Prügeleien Wind bekommen hatte, schließlich zur Suspendierung gekommen war. Im Moment wurde noch darüber diskutiert, ob er nun auch gleich von der Schule fliegen würde oder nur ein paar Tage oder Wochen nicht zu kommen brauchte. Wobei er darauf nicht wirklich hoffen konnte, immerhin war es nicht die erste Prügelei gewesen, an der er beteiligt gewesen war und auch leider nicht die erste Suspendierung… Der Blondschopf seufzte und ließ sich auf einer Parkbank nieder. Er zog eine Packung Zigaretten aus seiner Tasche und zündete sich eine an. Er nahm einen tiefen Zug und lies den Qualm seine Lungen durchströmen um ihn dann wieder in die Luft auszuatmen, womit er im übrigen sein Krebsrisiko um zwanzig Prozent steigerte und dazu beitrug, dass in einem Jahr ungefähr eine Tasse Zigarettenteer in seiner Lunge zurückbleiben würde; was ihm zur Zeit allerdings so ziemlich egal war. Er hatte im Moment wichtigere Probleme. Er verstaute sein Feuerzeug wieder in seiner Hemdtasche und lehnte sich zurück. Das lief ja alles mal wieder großartig. Diese dumme Schlägerei würde ihm noch 'ne Menge Ärger bringen. Dabei hatte er nicht einmal angefangen! Irgend so ein Idiot hatte ihm doch zuerst die Fresse blutig geschlagen. Er war schon wieder auf hundertachtzig, wenn er daran dachte, dass dieser Dreckskerl nicht mal 'ne Verwarnung bekommen hatte. Und das alles ein paar Tage vor Schuljahresende. Er öffnete seine Hand wieder, die er bei der Erinnerung wütend zur Faust geballt hatte und entspannt sich wieder. Er zog einmal an seiner Zigarette und blies den Rauch hoch in den blauen, mit einzelnen Wolken bedeckten Himmel. Wieder seufzte der Blonde. Wenn er daran dachte, heute Heim zu kommen, wurde ihm schon ganz anders. Der alte Sack hatte von seinem erneuten Fehltritt sicher schon mitbekommen. War wahrscheinlich schon stinkwütend. Sie würde sich eine Weile – eine sehr lange Weile – gegenseitig anschreien, vielleicht auch schlagen und dann, dann würden sie reden, wie immer. Wahrscheinlich eine neue Schule raussuchen, die er dann nach den Ferien besuchen würde. Würde wahrscheinlich schwer werden, eine Schule zu finden, die ihn überhaupt noch nehmen würde… Er schloss die Augen, versuchte das nervig blendende Sonnenlicht zu ignorieren und den ganzen Mist zu vergessen. Es klappte mehr schlecht als recht, doch für ein paar Augenblicke war es wirklich herrlich, einfach nur dazusitzen und nichts zu tun. Allerdings hielt dieser Augenblick auch nur für wenige Minuten. "Hey, wie geht's?", wurde er plötzlich aus seinen Gedanken gerissen. Er öffnete die Augen wieder und schaute nach vorne. "Was willst du, Robin?", fragte er. Die junge Frau mit den schulterlangen schwarzen Haaren vor ihm ignorierte den genervten Unterton und setzte sich neben den Jungen auf die Bank. "Ich hab' von der Prügelei gehört", antwortete sie und beobachtete, wie der Angesprochene die Augen verdrehte und noch einmal an seiner Zigarette zog. "Und? Sollte mir das irgendetwas sagen?" "Eigentlich nicht, ich dachte nur, ich erzähl' dir ein bisschen davon, was ich so erfahren habe." "Und wenn ich das gar nicht wissen will?", fragte er, setzte sich aufrecht hin und musterte Robin misstrauisch. Diese grinste nur. "Glaub mir Sanji, das könnte dich interessiere. Es soll 'ne Konferenz geben, zu der auch dein alter Sack, wie du ihn immer liebevoll nennst, kommen soll. Abgesehen davon, dass ihm das garantiert nicht gefallen wird, schon wieder in der Schule antraben zu müssen, ist auch schon eine Schule im Gespräche, auf die du wechseln sollst." Der Blonde setzte schon an, etwas sagen zu wollen, doch Robin hob die Hände und bedeutete ihm, sie noch zu Ende sprechen zu lassen. "Ich weiß, normalerweise ist es nicht üblich, dass die Lehrer eine neue Schule vorschlagen, doch in deinem Fall wollen sie mal eine Ausnahme machen. – Sagt dir der Name Kaizoku Gakuen etwas?" "Kaizoku Gakuen? Nie von gehört. Was soll das sein, dass es mich interessieren sollte, 'ne Anstalt?" "So was in der Art, es ist ein Internat." "Ein Internat?", wiederholte der Blonde. Er schien nicht sonderlich begeistert zu sein, was Robin vor allem an den ungläubig aufgerissenen Augen und den Zigarettenstummel, der Sanji aus dem Mund gefallen war, als er diesen vor Entsetzten geöffnet hatte, merkte. "Warum sollten sie mich auf ein Internat schicken? Was sollten sie damit bezwecken? Dass ich mich zu Tode langweile?" "Na ja, man meint, da könnte man deine Charaktereigenheiten besser unter Kontrolle bringen." "Charaktereigenheiten?! Was soll das denn heißen?!" "Das heißt soviel wie: Du kommst in 'ne Anstalt für schwererziehbare Jungs, getarnt als ein renommiertes Internat mit ganz vielen kleinen genialen Schlägertypen, die alle das gleiche Problem haben wie du", erklärte Robin ruhig. "Was für'n Problem?", brauste der Blonde auf, "Ich hab' kein Problem! Die soll'n mich bloß in Ruhe lassen, auf so 'n dreckiges Internat geh' ich bestimmt nicht!" "Das liegt mittlerweile nicht mehr in deiner Hand, mein Lieber. Dass du da nicht hinwillst, hättest du dir früher überlegen sollen und wenn du nicht freiwillig gehst, dann holen sie dich ab und schleifen dich hin." Sanji hatte sich mittlerweile eine neue Zigarette angezündet und steckte das Feuerzeug wieder weg. "Und wieso glaubst du, dass sie mich da so leicht hinkriegen werden?", fragte er misstrauisch. Die Zigarettenpackung behielt er lieber in den Händen, dann hatte er etwas zum Spielen, um sein Herzklopfen etwas zu beruhigen. "Ganz einfach", erklärte Robin, nachdem sie Sanji eine Weile beobachtet hatte, "die würden dich mit der Polizei abholen kommen und wenn du dich dann gegen einen der Beamten wehren würdest, würden sie dich wegen Widerstand gegen die Staatsgewalt erst mal wegsperren." Es wurde ruhig zwischen den Beiden und Sanji starrten nachdenklich auf den Kiesweg, der sich an ihnen vorbei und durch den ganzen Park zog. "Ein scheiß Internat...", flüsterte er dabei andauernd, bis er schließlich wieder aufschaute. "Na ja, vielleicht ist es nicht das Schlechteste, was passieren konnte. Die würden mich wenigstens noch nehmen. Wird schon nicht so schlimm werden…" "Na, wenn du dich da mal nicht täuschst…", murmelte Robin, allerdings so leise, dass Sanji sie nicht hören konnte. Lauter fuhr sie dann fort: "Wie wär's, wenn du erst mal mit zu mir kommst, musst ja nicht gleich nach Hause." Dankend nahm Sanji das Angebot an und folgte ihr aus dem Park heraus. Als sie schon einige Straßen weitergelaufen waren, überkam Sanji dann doch die Neugierde. "Sag mal, was weißt du eigentlich alles über diese Kaizoku Gakuen?" "Eigentlich nicht viel mehr als ich schon gesagt hab'." "Geht's auch ein bisschen ausführlicher?", hakte Sanji nach, als er merkte, dass von Robin nichts mehr kam. "Was is' so besonders an der Schule?" Robin schien erst eine Weile zu Überlegen, bevor sie selber eine Frage stellte: "Wieso interessiert dich das denn jetzt auf einmal so?" "Ach, einfach nur so." Sie bogen in eine andere Seitenstraße ein und blieben einige Schritte weiter vor einer Haustür stehen. Robin schloss sie auf und bat Sanji in das Treppenhaus herein. Gemeinsam gingen sie die Treppen hoch. "Erzählst du mir mehr über diese Schule?", bat Sanji sie schließlich, als sie vor Robins Wohnungstür angekommen waren. Diese lachte nur und schloss die Wohnungstür auf. "Setzt dich erst mal ins Wohnzimmer, ich bring' uns Tee und dann kann ich dir gerne noch etwas erzählen." Sanji tat wie ihm befohlen und ließ sich auf dem Sofa im Wohnzimmer nieder. Lange musste er nicht auf Robin warten, die mit zwei Tassen in der Hand das Zimmer betrat und neben Sanji Platz nahm. "Also", begann sie dann, nachdem sie die ersten Schlucke ihres Tees getrunken hatte, "du willst noch etwas über deine neue Schule wissen. Ich kann dir sagen, dass jeder Lehrer da seine eigenen Methoden hat, wie er mit euch umgeht. Doch auf eine Sache achten sie alle, da kannst du dir sicher sein. Die Schulordnung muss eingehalten werden. Die Regel muss jeder befolgen, sonst gibt es richtig Ärger. Die Regeln schreiben dir vor, was du zu tun und zu lassen hast." "Das da wäre?", wollte Sanji wissen, bevor Robin über andere Sachen weiterredete. "Och, so viel ist das gar nicht. Die wirst du auch noch gesagt bekommen. Aber ich kann dich ja schon mal vorwarnen. Zum einen ist die Teilnahme oder zumindest körperliche Anwesenheit beim Unterricht Pflicht. Verboten ist das Verlassen des Campusgeländes ohne Erlaubnis sowie die Einnahme von härteren Drogen und das mutwillige Zerstören des Schulgeländes. Was die Drogen betrifft, so glaube ich, dass dein Rauchen noch durchgeht, solange du noch nicht zu anderem übergegangen bist." Sie machte eine kurze Pause und musterte Sanji ernst, doch dieser winkte ab. "Die letzte Regel besagt, dass es verboten ist, weder einen deiner Mitschüler noch einen Lehrkörper derart zu verletzten, dass dieser zu Tode kommt. Wenn du gegen eine dieser Regeln verstößt, je nach Verbot ein Mal oder öfters, hast du mit einem Verweis zu rechnen." "Was ist, wenn ich ihn ins Koma prügle?", fragte Sanji, nachdem er sich die Regeln durch den Kopf hatte gehen lassen. "Davon steht nichts in dem Verbot, aber sollte es soweit kommen, dann musst du dir der Konsequenzen bewusst sein. Eine solche Handlung zieht eine entsprechende Strafe nach sich, die du dann antreten musst." Nach einer Weile fügte sie noch hinzu: "Außerdem sei dir da mal nicht zu sicher, dass du derjenige sein wirst, der austeilen wird." "Was meinst du damit?", wollte Sanji noch wissen, doch Robin schien darauf nicht weiter eingehen zu wollen. Sie begann einfach weiterzureden. "Also, zum Leben auf dem Campus ist so viel zu sagen, dass da nicht nur die Leute von der Oberschule wohnen sonder auch die von der Hochschule, also die, die studieren. Es ist aber für gewöhnlich nicht so, dass die Jüngeren sich mit den Älteren ein Zimmer teilen. Für gewöhnlich teilt man sich ein Zimmer mit den Leuten aus seiner Klasse, allerdings getrennt nach Jungen und Mädchen. Jedes Zimmer hat mehr oder weniger selbst für sich zu sorgen, das heißt jedes Zimmer bekommt eine gewisse Summe Geld, mit der es dann über die Runden kommen muss. Gibt es Konflikte untereinander, werden die meist ohne die Hilfe der Lehrer geklärt, aber da gibt es unterschiedliche Richtlinien, ab wann sich ein Lehrer einmischen soll, kann, darf, muss." "Wie sieht's aus mit Nebenjobs?" "Kein Problem, wenn du in der Gegend was findest. Deinen jetzigen Job wirst du nicht behalten können, oder willst du täglich fünf Stunden zur Arbeit fahren?" "So weit soll das weg sein?" Robin nickte nur als Antwort. "Wie sieht es da so aus in Sachen 'menschliche Bedürfnisse'? Wenn man sich nicht mal mit Mädchen ein Zimmer teilen darf, gibt's da dann wenigstens eine dementsprechende Einrichtung? Puff? Geisha-Haus? Irgendetwas?" "Nein, da muss ich dich enttäuschen", gluckste Robin. "Wenn du nicht grad schwul bist, wirst du da wohl Trauer haben." Sie genoss es förmlich, wie Sanji wieder die gleiche Fassungslosigkeit überkam, wie bei der Nachricht, dass er auf ein Internat gehen sollte. Sie wusste, wie geil er auf irgendwelche Mädchen war. Dass er sie jedes Mal gleich ansprang und Liebesgeständnisse machte, hatte sie ihm schon austreiben können, aber ihn ganz vom weiblichen Geschlecht abzubringen, war für sie ein Ding der Unmöglichkeit. – Aber vielleicht nicht für einen hübschen Burschen im Ödland der Heterosexuellen Liebe (von dem Sanji – abgesehen von der geschlechtlich getrennten Unterbringung – noch gar nichts wusste). Sanji stellte nach einigen Schrecksekunden seine Teetasse auf dem Tisch ab und stand auf. "Ich brauch jetzt etwas anderes!", erklärte er und begab sich auf den Weg in die Küche. Robin hörte, wie er in der Küche einige Flaschen rückte, ein wenig Krach machte und es dann still wurde. Auch sie stellte schließlich ihren Tee weg und gesellte sich zu Sanji in die Küche. "Glaub mir, Kleiner, es bringt nichts, sich seine Sorgen wegsaufen zu wollen." Sanji ignorierte ihren Ratschlag und nahm noch einen Schluck aus seiner Flasche, die er in Robins Kühlschrank gefunden hatte. Der Schluck wurde allerdings recht groß und schnell war mehr als die halbe Flasche geleert. "Hey, stopp", unterbrach Robin ihn schließlich. "Das war wohl genug, um deinen Frust fürs erste zu ertränken." Sie nahm ihm die Flasche ab und stellte diese zurück in den kühlen Schrank. "Du wirst das schon überleben und dann als wohlerzogener Junge zurückkommen." "Träum weiter. Ohne Mädels, ohne mich!" "Komm schon, du hast doch deine Zigaretten." "Ich brauch' beides, um überleben zu können!" "Dann mach's dir mit der Hand." "Das ist nicht das Gleiche!" "Oha, da spricht der Experte." Robin grinste, als sie Sanjis Gesicht sah. "Ach, sei doch still!" "Jetzt komm Sanji, es wird schon nicht soo schlimm werden. Außerdem, wenn du erst mal da bist, dann kannst du auch nichts mehr machen." "Weißt du was Robin, du bist echt gut im Mut machen…" "Ich schick dir auch immer mal eine Karte, damit du mich nicht vergisst." "Danke, ich glaub', jetzt geht's mit besser." "Ich helfe immer gern." Ihre Unterhaltung hielt noch eine ganze Weile an, bis Robin schließlich entschied, dass es genug war. Stattdessen, wollte sie wissen, ob Sanji lieber noch ein, zwei Tage bei ihr bleiben wollte oder ob es gleich nach Hause gehen sollte. Sanji fiel die Entscheidung nicht sonderlich schwer und als es dann endlich Abend wurde, legte Robin ein Laken auf dem Sofa aus und Sanji brachte Kopfkissen und Decke. "Danke", meinte er noch einmal, als er das Zeug auf seinem provisorischen Bett abgeladen hatte. Sanji hatte sich schon eine Boxershorts und ein T-Shirt als Schlafzeug angezogen. Genommen hatte er das von seinem Vorrat, den er bereits bei Robin deponiert hatte, für Fälle wie diese. "Keine Ursache. Wenn du möchtest, dann kann ich mit zu dir kommen und mal mit Jeff reden." "Mit dem alten Sack reden?", fragte Sanji skeptisch. "Das hat doch keinen Sinn. Lass mal lieber, ich regle das schon." "Wie du meinst." Sie redeten noch ziemlich lange über dies und das, die neue Schule, Jeff, die Ferien und das danach, bis sie sich dann spät in der Nacht schlafen legten. Sanji entschied, noch die nächsten drei Tage bei Robin zu bleiben. Als es dann soweit war und diese drei Tage auch vorbeigegangen waren, stand der Schulverweis bereits fest, das Schuljahr war für ihn zu Ende und die Ferien würden in sieben Tagen beginnen. Sanji hatte seine Sachen, also eigentlich nur eine Tasche von Robin mit seiner schmutzigen Kleidung, gepackt. "Ich muss zurück, führt wohl kein Weg dran vorbei", meinte er, als er vor ihrer Wohnungstür stand. Sie gingen gemeinsam die Treppen hinunter und Sanji öffnete die Haustür. Robin drückte den Blonden kurz zum Abschied und wünschte ihm viel Glück zu Hause. "Wir sehen uns dann am Bahnhof!", verabschiedete sie sich. Sanji hob zum Gruß nur die Hand, dann wechselte er die Straßenseite und trat den Heimweg an... mikan... o1. Kapitel – Ankunft [~2005-03-13 – Sunday~] "Schickes Feilchen", wurde er, zwei Tage nachdem er sich von Robin verabschiedet hatte, begrüßt. Genervt drehte Sanji sich um, die Tatsache, dass es gerade mal halb acht war, steigerte seine Laune nicht sonderlich. "Was willst du denn?", fragte er griesgrämig und drehte sich demonstrativ von Robin weg. "Ich will mich nur von dir verabschieden", erklärte Robin. "Schließlich werd' ich dich 'ne ganze Weile nicht mehr zu Gesicht bekommen." "Oh! Welch eine Freude!" Die mehr als ironische Antwort Sanjis ignorierend, kam sie weiter auf ihn zu und blieb schließlich neben ihm stehen. Eine Weile schwiegen sie sich nur an, Sanji starrte die Gleise an und Robin ließ ihren Blick über den ganzen Bahnsteig schweifen. "Ist Jeff gar nicht hier?", fragte sie schließlich, um die doch etwas unangenehme Stille zu unterbrechen. "Nö, hatte keine Lust", war Sanjis knappe Antwort, ohne Robin überhaupt anzusehen. "Aha…Ist wohl doch nicht so gut gelaufen bei euch beiden..." "Sieht man doch", murrte Sanji und begann dann wieder Robin zu ignorieren. Es verging wieder eine Weile, bis Robin es dann noch einmal versuchte. "Und? Ist das alles was du mitnimmst?" Sie deutete auf die einzige Tasche, die neben Sanji stand. Dieser nickte nur. "Ach, jetzt komm schon Sanji! In zwanzig Minuten sitzt du in deinem Zug und bist dann fünf Stunden von hier entfernt auf irgendeinem Internat und wir werden uns womöglich ein Jahr lang nicht sehen." Robin machte eine kurze Pause, wartete, ob Sanji eventuell etwas erwidern wollte, doch als sie merkte, dass dem nicht so war, fuhr sie fort: "Was ist denn überhaupt los mit dir? Du hast mich nicht mal angerufen, dass du heute schon fährst. Hätte Jeff sich nicht bei mir gemeldet, dann wärst du einfach weg gewesen!" Der Zorn, der langsam in Robin aufkam, spiegelte sich auch in ihren Worten wieder oder eher in der Lautstärke ihrer Worte. Doch Sanji schien das kalt zu lassen. "Also muss ich mich bei Jeff bedanken, dass ich dich jetzt am Hals hab'? Ich dachte, er wäre so sauer, dass er dich nicht anruft...", war sein einziges Kommentar zu Robins Ansprache. "Du wolltest also einfach so verschwinden?" Wieder antwortete Sanji nicht. Robin seufzte. Was sollte das Ganze? "Hey, Sanji!", versuchte sie es noch einmal – das letzte Mal, wie sie beschlossen hatte – "sieh mich wenigstens an, wenn ich mir dir spreche!" Energisch packte sie Sanji an der Schulter und drehte ihn zu sich um. Kurz wehrte sich der Blonde gegen Robins Griff, dann ließ er sich widerstandslos umdrehen. Mit seinen großen, blauen und mit Tränen gefüllten Augen schaute er sie an und nuschelte: "Lasch misch nisch' allein!!!" Robin seufzte. "Ach Sanji, ich kann nicht mit, ich geh' doch gar nicht mehr zur Schule", blockte sie ab. "Aber da gibt's auch eine Uni!", versuchte er es weiter. "Sanji, ich hab' mein Studium doch schon längst abgeschlossen." Diesmal war es Sanji, der seufzte. "Ein Jahr, das ist eine verdammt lange Zeit…" Robin nickte als Antwort. "Ja, ich werd' dich vermissen." "Das is' es nicht", widersprach Sanji. "Weißt du eigentlich, wie notgeil ich sein werde, wenn ich wiederkomme?!" "Das ist wohl deine einzige Sorge. Aber ich werd' dich auch dann nicht ran lassen." "Du kannst so grausam sein, weißt du das, Robinchen?" "Ja, das weiß ich. Und du sollst mich nicht Robinchen nennen." "Jaja…" "Du sollst mich ernst nehmen!" "Tu ich doch!" "Bestimmt. – Wie dem auch sei, ich wär' mir gar nicht so sicher, dass du so völlig unbefriedigt zurückkommst." Sanji dachte zuerst, dass sie darauf hinaus wollte, dass es ja immerhin Mädchen gab und ein kleiner Quicky zwischendurch auf der Toilette bestimmt mal drin sein würde, doch ihr Grinsen ließ ihn etwas anderes schließen… "Du bist doch nicht schon wieder auf diese Schwulengeschichte aus, oder? Das kannst du voll vergessen! Bevor ich mich von irgend so 'nem Kerl begrabschen lasse, besorg ich's mir ja lieber selber!" "Ja, das hatten wir schon mal und meine Meinung willst du garantiert nicht hören… Aber es ist ja eh deine Entscheidung." Sanji nickte bestätigend. Für ihn war das Thema damit erledigt, auch wenn Robin immer noch so komisch grinste… Mittlerweile war es halb zwölf und Sanji war schon eine ganze Weile unterwegs. Von Robin hatte er sich mit einer Umarmung und dem Versprechen, anzurufen, wenn er angekommen war, verabschiedet und war dann eingestiegen. Am Ende war er froh, dass Robin sich von seinem anfänglichen Verhalten nicht hatte vergraulen lassen. Er hatte sie zwar extra nicht angerufen, um einen tränenreichen Abschied zu vermeiden, aber wenn er sich die Sache jetzt in Ruhe durch den Kopf gehen ließ, dann wäre es so wohl noch viel unerträglicher gewesen, hätte er ihr nicht Aufwidersehen gesagt. So war er doch mit einem recht guten Gefühl in den Zug gestiegen… …Und nun langweilte er sich zu Tode, was nicht zu letzt an dem bereits überquellenden Aschenbecher zu sehen war. Nachdem er dann die zweite Packung Zigaretten aufgeraucht hatte, befand er, dass er sich lieber anderweitig beschäftigen sollte, allerdings gab es nicht sehr viele Alternativen. Sein Buch hatte er schlauerweise in seinen Koffer gepackt, der, mit noch ein paar anderen Sachen darin bereist vorgeschickt worden war und etwas anderes hatte er nicht dabei. Also blieb ihm eigentlich nur schlafen übrig… Das mit dem Schlafen klappte besser, als er anfangs gedacht hatte, es klappte sogar so gut, dass er um ein Haar, seinen Bahnhof verpennt hätte. Von dem leisen Gong der Ansage geweckt, schlug er, immer noch im Halbschlaf, die Augen auf und schaute sich leicht desorientiert um. Die weibliche Stimme, die den Bahnhofsnamen ansagte, brachte ihn dann schon mehr ins Hier und Jetzt und als er dann realisiert hatte, welcher Name gerade genannt wurde, sprang er wie von der Tarantel gestochen auf, schnappte sich seine Tasche von der Ablage über ihm und sprang im letzten Moment aus dem Zug. 'War ja schon mal ein klasse Anfang', dachte er sich, als er dann auf dem Bahnsteig stand und sich umsah. Bei seinem Glück, würde bestimmt noch jede Menge mehr passieren… [~same time – Kaizoku Gakuen – teacher's office~] "Sagt mal, bekommen wir heute nich' 'nen Neuen?" "Hm... kann sein..." "Hey, wach auf! Ich hab' dich was gefragt, Chaser!" "Verdammt ich bin wach, ich hab' bloß keine Lust, dir zuzuhören!", brauste Smoker auf. "Hey, ganz ruhig, Jungs. Chaser, antworte ihm", bestimmte Crocodile kurzer Hand. "Ja, verdammt! Wir bekommen einen Neuen. So 'n blonder Schönling aus 'm Norden. Is' mal wieder von seiner Schule geflogen – Schlägerei – und jetzt kommt er hierher. Siebzehn Jahre alt, Kettenraucher, Frauenheld, noch mehr?" "Nein, Danke, das reicht. So viel wollte ich eigentlich gar nicht wissen", gab Klahadore beleidigt zurück, hob seine Hand und schob seine Brille zurecht. "Dir kann man auch nichts recht machen", brummte Smoker und legte seinen Kopf auf der Tischplatte ab, wobei seine Zigarren, von denen er eigentlich immer gleich zwei im Mundwinkel hatte, einen neuen Brandfleck auf der Oberfläche hinterließen. "Hört auf zu streiten! Mal eine ganz andere Frage, sollte den nicht langsam mal jemand abholen gehen?" "Is' schon jemand unterwegs. Tashigi hat sich den Jeep genommen", antwortete Smoker ohne seinen Kopf hochzunehmen. Dementsprechend gedämpft waren seine Worte. "Der Arme!", bedauerte Klahadore den Blonden. "Dem is' kotzübel, wenn der hier ankommt", fügte Crocodile hinzu. "Schnauze! Besser als wenn du ihn abholen würdest. Würde er deine Fresse sehen, würde er Reißaus nehmen und wird würden ihn nie zu Gesicht bekommen." Wobei er eindeutig auf die große Narbe, die sich waagerecht von der Mitte Crocodiles linker Wange, über die Nase zur Mitte der rechten Wange zog, anspielte. "Du hast Recht, es ist besser, dass sie gefahren ist. Wärst du ihn holen gegangen, würde er als Leiche hier ankommen! Dein Fahrstil ist nämlich noch schlimmer als ihrer!" "Leck mich! Wenigstens kann ich fahren!" "Is' doch scheiß egal, wie der Kerl herkommt. Er wird 's schon überstehen. Macht euch lieber Gedanken darüber, in welches Zimmer wir ihn stecken", unterbrach Klahadore die Streiterei. "Da mach dir mal keine Sorgen, da wird sich schon was finden", beruhigte ihn Crocodile. "Habt ihr eigentlich schon gehört, dass Zorro und Mihawk sich getrennt haben?", fragte Klahadore plötzlich. "Sag mal, hast du eigentlich schon gemerkt, dass das gar nicht zum Thema passt?", stellte Smoker anstelle einer Antwort eine Gegenfrage. "In einem entfernten Sinn schon", giftete Klahadore zurück. Wieder richtete er seine Brille. Smoker verdrehte genervt die Augen. "Von mir aus. Und warum sollte uns das interessieren?" "Nur, wenn es in eurem Interesse liegt, dass daraus nicht ein größerer Konflikt wird. Ärger zwischen den beiden Banden können wir nicht riskieren", erklärte Klahadore. "Das werden Shanks und unser Äffchen schon zu verhindern wissen!", mischte sich Crocodile ein. "Und wenn unser Flugsaurier–" "Falke", berichtigte Klahadore, " –wie auch immer – Ärger macht, dann werfen wir ihn raus", vollendete Smoker Crocodiles Aussage. "Sag mal, Chaser, deine Englischkenntnisse sind aber auch nicht die Besten. Vielleicht solltest du mal Tashigi fragen, ob sie dir Nachhilfe gibt", stichelte Klahadore. "Was hat das mit Englisch zu tun?" Klahadore schlug sich die flache Hand gegen die Stirn. "Weil Hawk übersetzt Falke heißt." "Der hatte einfallsreiche Eltern, die ham sich ja richtig Mühe gegeben", stellte Crocodile fest, verhinderte so einen neuen Streit. "Möchte ma' wissen, ob der in der Wiege auch schon so 'ne stechenden Augen hatte", meinte Klahadore. Auch er hatte seinen Kopf mittlerweile auf der Tischplatte abgelegt. "Nein, schon im Bauch. Der hatte so 'nen durchdringenden Blick, der hat die Bauchdecke seiner Mutter durchbohrt und dann haben die gesagt: Mensch, mit solchen Augen, den nennen wir Falkenauge!", erklärte Smoker. "Junge, du hast eine blühende Fantasie", lobte Klahadore. "Danke, ich weiß." "Jetzt haben wir zwar die Herkunft seines Namens geklärt, aber was, wenn die Beiden sich, ohne die Einverständigung ihrer Freunde, an die Gurgel gehen und die halbe Schule mit in Aufruhr versetzten?", mutmaßte Crocodile. Smoker hob den Kopf von der Tischplatte. "Das wird schon nicht passieren. Unser Falke wird jetzt wohl kaum den sterbenden Schwan abziehen und sich so 'ne Blöße geben, als ob er mit einer Trennung nicht fertig werden würde. Die Beiden sind erwachsen, die können das unter sich und wie Männer klären!" Damit war seine Meinung gesagt und sein Kopf konnte seinen ehemaligen Platz wieder einnehmen. ''Wie Männer klären' heißt doch, dass man sich prügelt…', dachte sich Crocodile, sagte aber lieber nichts. "Um noch mal auf den Anfang zurückzukommen-", begann Klahadore. "Der da wäre?", unterbrach ihn Smoker. "Der Zusammenhang zwischen dem Neuen, sein Zimmer und der Trennung von Zorro und Mihawk", erklärte Crocodile. "Jetzt", fuhr Klahadore unbeirrt fort, "wo Zorro sein Zimmer ja nicht mehr für sich alleine und die nächtlichen Besuche von unserem kleinen Vogelfreien braucht, können wir ihm auch einen ins Zimmer stecken." "Klasse Idee, stört ihn bestimmt nicht", nuschelte Smoker der Tischplatte entgegen. "Man, muss das schön sein, ein Brett vorm Kopf zu haben", murmelte Crocodile und drehte sich genervt weg, als Klahadore und Smoker sich schon wieder in die Haare bekamen, ob es nun eine gute Idee war oder nicht… "Vielleicht würde ihn das einwenig sozialer machen!", meckerte Klahadore. "Vielleicht will er sich auch noch von Flugsaurier erholen!", keifte Smoker. "Vielleicht braucht er auch Ablenkung von Flugsaurier – Quatsch, Falke!", giftete Klahadore. "Vielleicht haben wir das auch gar nicht zu entscheiden!!!", donnerte Crocodile. Und man siehe und staune, es ward Stille! Beide Streithähne starrten zu Crocodile und gaben keinen Mucks mehr von sich. "Und, warum… nicht…?", fragte schließlich Smoker vorsichtig. "Weil das vielleicht der Herr ganz oben entscheidet?", versuchte Crocodile zu erklären. "Du meinst Enel?", fragte Smoker verblüfft. "Quatsch! Er meint Goldy", zischte Klahadore. "Richtig! Genau den mein ich. Und wenn der Neue dann erst mal hier ist, dann wird er zu ihm geschickt, bekommt ein Zimmer zugeteilt und das alles ohne, dass wir auch nur ein Wort mitzureden haben. Irgendwelche Widersprüche?" Synchron schüttelten beide den Kopf und Crocodile ließ sich erleichtert in seinen Sessel sinken. "Ach Croco, nimm 's nicht so schwer. Du bist auch anstrengend", versuchte Smoker zu trösten. "Sagt mal, wie spät ist das jetzt eigentlich?", fragte Klahadore mal wieder ohne jeglichen Zusammenhang. "Sag mal, merkst du nicht, dass das schon wieder nicht zum Thema passt?", fuhr Smoker ihn erneut an. "Euch muss das ja nicht interessieren, aber nicht jeder hat die siebte Stunde frei. Ich muss zum Nachhilfeunterricht. Sogar am Wochenende muss man sich hier mit so etwas herumschlagen!" (Mit 'siebte Stunde' ist hier nur die Uhrzeit gemeint, zu der diese Stunde beginnt. Am Wochenende, in diesem Fall an einem Sonntag, ist kein regulärer Unterricht.) Während Smoker Klahadore auslachte, schaute Crocodile auf seine Armbanduhr, eine aus Gold, versteht sich und freute sich insgeheim, dass es bald ruhiger werden würde, denn auch Smoker hatte in der achten Nachhilfe zu geben und er hatte frei, ganz alleine! "Na dann renn mal, du bist schon fünf Minuten zu spät", meinte er schließlich, nach einem ausgiebigen Blick auf die schwarzen Zeiger. Und während Smoker nur noch lauter lachte, war Klahadore schon verschwunden. Jetzt hatte er schon fünf Minuten verloren, um seine Schüler mit extra Physik foltern zu können – ein fast unverzeihliches Vergehen! [~same time – back to the local station~] Sanji hatte sich mittlerweile auf eine Bank in der Bahnhofsmitte gesetzt. Man hatte ihm gesagt, jemand würde kommen und ihn abholen, allerdings hatte er keine Ahnung, wer dieser Jemand sein sollte, geschweige denn, wie er aussehen sollte. Also blieb ihm wohl oder übel mal wieder nichts anderes als Warten übrig. Noch immer schläfrig von seinem Nickerchen im Zug, rieb er sich über die Augen. Hoffentlich würde er sich bald irgendwo ausruhen können. Nach ungefähr fünf Stunden Fahrt war er, verständlicherweise, doch immer noch ganz schön müde. Danach war man meistens müder als davor… Als er die Augen wieder öffnete, stand plötzlich ein Mädchen mit schulterlangen dunkelblauen Haaren und einer rot gerahmten, rechteckigen Brille vor ihm. Sie trug eine gelbe Bluse und darüber eine schwarze Jacke mit einem weißen Fellkragen. Von ihrem plötzlichen Auftauchen und der Tatsache, dass es sich doch tatsächlich um ein Mädchen handelte, überrascht, brachte er erst einmal keinen Ton über die Lippen. "Du musst Sanji sein", stellte das Mädchen fest. Der Blonde nickte, mit den Gedanken leicht abwesend. "Klasse, dann muss ich ja gar nicht weitersuchen. Ich bin Tashigi", stellte sie sich vor. "Ich soll dich hier abholen und zum Internat bringen. Wenn du mir bitte folgen würdest." Enthusiastisch drehte sie sich um und schritt auf den Ausgang des Bahnhofes zu. Sanji, immer noch etwas überrumpelt, griff nach seiner Tasche und folgte ihr. Tashigi führte ihn zu einem dunkelgrünen Jeep, der in der Nähe geparkt war. Sie wies ihn an, seine Tasche hinten auf die Sitzbank zu legen und sich dann vorne auf den Beifahrersitz zu setzten. Tashigi war in der Zwischenzeit schon auf den Fahrersitz geklettert, hatte sich angeschnallt und den Motor gestartet. "Kann's losgehen?", fragte sie an Sanji gewandt. Dieser nickte und Tashigi fädelte sich in den Straßenverkehr ein. Anfangs war die Fahrt recht ruhig, es waren nicht sonderlich viele Autos unterwegs und besonders oft mussten sie auch nicht an Ampeln halten. Tashigi hatte das Autoradio eingeschaltet um die etwas angespannte Atmosphäre zu lockern. "Und? Freust du dich schon?", fragte sie beiläufig, den Blick immer auf die Straße gerichtet. "Geht so", antwortete Sanji knapp. Als Freude konnte er seine derzeitigen Gefühle zwar nicht direkt identifizieren, aber er war schon mal positiv überrascht, dass er von einer jungen Frau zum Internat gebracht wurde. Wer weiß, vielleicht würde es doch nicht so schlimm werden… "Mach dir mal keine Gedanken", versuchte Tashigi Sanji aufzumuntern. "Das ist alles nur halb so schlimm wie es sich anhört. Es geht im Großen und Ganzen eigentlich recht locker zu. Kann sein, dass es mal den ein oder anderen Konflikt geben wird, aber du siehst auch nicht so aus, als ob du nicht auch austeilen könntest." Sanji nickte. "Wird schon werden…" Dass Tashigi gerade auf sein blaues Auge anspielte, das er von keiner Schlägerei sondern von einer Ohrfeige von Jeff hatte, ignorierte er geflissentlich. Sie unterhielten sich noch über dies und das, weitgehend belanglose Dinge. Er bekam noch ein bisschen etwas über die Schule erzählt, insbesondere über das chaotische Lehrertrio, dass auf der Schule, neben den Schülern, für jede Menge Chaos sorgte. Tashigi erklärte ihm auch, dass es nach seiner Ankunft sich zu aller erst beim Direktor melden sollte. Dort würde er dann ein Zimmer zugeteilt bekommen und hatte dann den Rest des Tages frei. Mittlerweile waren sie aus der Stadt raus und fuhren eine Landstraße entlang, die sich bis zum Horizont erstreckte. Links und rechts neben der Straße waren viele Wiesen, Felder und das ein oder andere Waldgebiet. Nach einer guten halben Stunde war es dann soweit und der Jeep verließ die Straße und wechselte auf einen Feldweg. Und ab da begann die Hölle. Es ging rein ins Schlagloch und wieder raus, Hügel rauf und Hügel runter, rein in die Pfütze, raus aus der Pfütze, ins nächste Schlagloch rein und Mittagessen raus, Kopfschmerztablette rein und aus dem Schlagloch raus. Er konnte nicht mal Beruhigungszigaretten rauchen, weil jede, die er sich neu ansteckte, bei dem nächsten Hubbel einen Abgang machte, so doll schaukelte es. Dazu kam auch noch das halsbrecherische Tempo, mit dem Tashigi die Strecke meisterte. Alles in allem eine sehr abenteuerliche Fahrt, die allerdings Sanjis Fahrerin in keinster Weise etwas auszumachen schien. Sanji war unendlich erleichtert, als er endlich einen Gebäudekomplex zwischen den Bäume, die mittlerweile den Trampelweg, der nun als Straße missbraucht wurde, säumten, erkennen konnte. Tapfer hielt er auch die letzten Meter aus und war heilfroh, als Tashigi endlich durch ein Tor in einen Innenhof fuhr und dort zum Stehen kam. "So, da wären wir", verkündete sie fröhlich, öffnete ihre Autotür und sprang aus dem Jeep. Sanji war weit weniger euphorisch. Er war beruhigt, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben, allerdings hatte das ganze Geruckel der Fahrt seine Spuren an ihm hinterlassen. Er torkelte leicht und der Grünschimmer, der sich über sein Gesicht gelegt hatte, war immer noch deutlich erkennbar. Als erstes zündete er sich seine lang ersehnte Zigarette an, die ihn etwas beruhigte, dann wankte er zum Heck des Jeeps, um sich dort seine Tasche zu nehmen. Beinahe wäre er umgekippt auf Grund der plötzlichen und erheblichen Gewichtsverlagerung. – Die Tasche war doch schwerer als er in Erinnerung hatte… Besorgt kam Tashigi zu ihm gelaufen, als sie merkte, dass mit dem Blonden irgendetwas nicht stimmte. "Hey, alles in Ordnung?", fragte sie, doch Sanji versicherte ihr, dass nichts sei. "Wenn du meinst… Hier!", sie drücke Sanji einige Blätter in die Hand. "Das ist deine Akte und dein Anmeldeformular, das musst du beim Direktor abgeben." Sanji nahm ihr die Papiere ab, dann ließ er sich noch kurz erklären, wie genau er zum Lehrerzimmer kam. Und schon machte er sich auf den Weg, allerdings nicht auf den ganz direkten, er musste immer noch ab und zu den ein oder anderen Ausfallschritt machen, um sich gerade noch vor einem Sturz bewahren zu können. Trotz der Wegbeschreibung hatte Sanji sich verlaufen. Er war wohl nicht ganz auf der Höhe und hatte nicht alles mitbekommen, was Tashigi gesagt hatte, so kam es auch, dass er eine Kreuzung zu früh abgebogen und dann in die falsche Richtung gelaufen war und sich nun in dem Haus mit den Schlafräumen der Jungen befand, allerdings ohne zu wissen, dass es sich bei den Zimmern um die Schlafräume der Jungen handelte. Nachdem Sanji noch eine Weile ziellos umhergeirrt war, kam ihm ein junger Mann mit großem Hut und weißem Federbüschel entgegen. Den würde er nach dem Weg fragen können. Doch plötzlich fing der Mann an zu rennen, direkt auf ihn zu. Sanji war Momentan viel zu langsam, um auch nur irgendwie reagieren zu können, außerdem war der Kerl plötzlich doppelt vorhanden!, und so wurde er von dem anderen einfach zu Boden gestoßen. Die Blätter, die Tashigi ihm vorhin in die Hand gedrückt hatte, wurden bei der Aktion in alle Winde verstreut. Der komische Kerl, der ihn einfach umgerannt hatte, murmelte eine Entschuldigung und machte dann, dass er verschwand. Etwas verwirrt kam Sanji wieder auf die Beine. Er starrte dem andern noch kurz nach, dann machte er sich daran, seine Papiere wieder einzusammeln. Es dauerte gar nicht so lange, dann hatte er fast alle wieder beisammen, nur eins fehlte ihm noch. Und dieses eine Blatt musste eine sehr komische Flugbahn hinter sich haben, denn jetzt hing es irgendwie an der Lampe an der Decke und hatte sich dort verklemmt. Und egal wie viel Mühe der Blonde sich auch gab, er kam einfach nicht ran. Er wollte schon aufgeben, als ihm ein weißer Stab auffiel, der auf dem Boden neben der Wand lag. Sanji vermutete, dass der Kerl von vorhin ihn hier verloren hatte. Aber es war ja auch dessen Schuld, dass sein Blatt nun da oben klemmte, also durfte er sich auch seiner Sache bedienen, um es da wieder runter zu bekommen. Bei genauerem Hinsehen fiel ihm auf, dass es sich bei dem weißen Stab um ein Schwert handelte, doch das sollte der ganzen Sache keinen Abbruch tun. Sanji schnappte sich das Ding und angelte damit nach seinem Blatt. Endlich hatte er es erreicht und es segelte ihm entgegen, als noch jemand den Gang entlang kam. "Hey! Was machst du da?!", wurde er angefahren. Überrascht drehte Sanji sich um. Der Kerl, der ihn angeschrieen hatte, kam schnell näher. Er hatte kurze grüne Haare und eine Ader auf der Stirn, die bedrohlich angeschwollen war. 'Hat wohl schlechte Laune, der Typ', dachte sich Sanji, bevor er seine Arme sinken ließ und das eingefangene Blatt zu den anderen steckte. "Was soll ich schon machen?", entgegnete er gelassen. "Ich hab' meine verloren gegangenen Schäfchen eingesammelt." "Verarschen kannst du jemand anderes!", rief der Grünhaarige. "Und jetzt rück auf der Stelle mein Schwert raus!" "Ach, das ist deins? Wenn du's wiederhaben willst, dann komm doch her und hol 's dir selber. Ich bin doch nicht dein Lakai!" Schneller als Sanji gucken konnte, war der andere auch schon bei ihm. "Werd' ja nicht frech, Kleiner", zischte er. Mit einer fließenden Bewegung nahm er Sanji das Schwert ab und drückte ihn gegen die Wand. "Hey, ich bin's nicht, der so was Gefährliches einfach im Gang hat liegen lassen!", beschwerte der Blonde sich und versuchte den andern von sich wegzudrücken – ohne Erfolg. "Das interessiert mich aber nicht", antwortete der Grünhaarige und im nächsten Moment hatte Sanji auch schon dessen Knie in seiner Magengrube. "Du hast hier zu machen, was ich will, verstanden?" Als Sanji nicht antwortete bekam er auch schon den nächsten Hieb, der ihm sogar seine Zigarette verloren gehen ließ. "Hör zu!", befahl er. "Es ist für dich – und vor allem für deine Gesundheit – besser, hier nicht aus der Reihe tanzen zu wollen, verstanden?" Diesmal nickte Sanji, kaum merklich, aber der andere schien sich damit zufrieden zu geben. "Dann ist ja gut." Er drehte sich schon weg und Sanji atmete erleichtert aus, als der Grüne sich im nächsten Moment schon wieder umgedreht hatte und ihm mit voller Wucht seine Faust in den Magen rammte. Sanji brachte nur ein ersticktes Stöhnen hervor und ließ sich kraftlos nach vorne fallen. Ziemlich unsanft wurde sein Sturz vom Boden abgefangen, auf dem er erst mal liegen blieb. "Was sollte das?", keuchte er, von der Attacke völlig überrascht. "Das war dafür, dass du ohne Erlaubnis mein Schwert angefasst hast!" Als nächstes trat er auf den am Boden Liegenden ein. "Und das ist dafür, dass du es auch noch hochgehoben hast!" Sanji blieb liegen, in der Hoffnung, dass dieser Hitzkopf sich bald wieder einkriegen würde. Sich gegen ihn zur Wehr setzten, das konnte er momentan vergessen. Nach den Tritten und Schlägen zu urteil, die dieser Bastard austeilte, war er garantiert kein Schwächling. Doch als der Kerl nach einer Weile immer noch keine Anstalten machte, von Sanji abzulassen, ergriff dieser die Initiative. Beim nächsten Tritt des anderen, der wieder auf seinen Bauch zielte, packte er dessen Fuß und klammerte sich daran fest. "Hey, las los, du Ratte!", brüllte der Kerl und versuchte sein Fuß wieder freizubekommen. "Vergiss es! Ich bin doch nicht lebensmüde", entgegnete Sanji und drückte seine neuste Errungenschaft nur noch enger gegen seinen Oberkörper. "Verdammt, lass los, oder ich brech' dir sämtliche Knochen in deinem Körper!" Als Sanji noch immer nicht reagierte, bückte der Grünhaarige sich zu ihm runter. "Du sollst los lassen, hab' ich gesagt", zischte er und packte Sanjis Hände. "Und du sollst mich in Ruhe lassen." "Kann ich ja nicht, du hängst doch wie 'ne Klette an mir!" "Aber nur, weil deine Füße eine so starke Anziehungskraft auf mich ausgeübt haben." "Du wirst schon wieder frech!" "Und du bist arrogant und das die ganze Zeit!" "Besser als so dumm zu sein wie du!" "Du rennst doch durch den Gang wie ein wild gewordener Gorilla und machst alles nieder, was dir in den Weg kommt!" "Schnauze, Goldlöckenchen! Lass mich lieber los, bevor ich noch ganz andere Sachen mit dir mache." "Da bin ich ja mal gespannt." "Lass los, oder ich hack die deine schönen Hände ab. Wär' doch schade drum." Augenblicklich lockerte sich Sanjis Griff und Zorro konnte seinen Fuß befreien. Allerdings hielt er noch die Hände des Blonden in den seinen und im nächsten Moment hatte Sanji sie auch schon zu sich hingezogen und hineingebissen. "Au! Bist du bekloppt?!", fuhr der anderen ihn an, um im nächsten Moment auch schon wieder zuzutreten. Der Kerl hätte noch weiter auf Sanji eingeprügelt, und Sanji hätte ihn auch noch weiter in die Hand gebissen, weil er so nicht richtig ausholen konnte, wären sie nicht plötzlich unterbrochen worden. "Hey, Zorro! Lass den Jungen in Ruhe", hörten sie eine raue Stimme hinter sich. Zorro schaute sich genervt um, tat dann allerdings lieber, was man ihm sagte, riss sich von Sanji los und trat von ihm weg. Ein Mann mit kurzen weißen Haaren mit einem türkisen Stich kam ihnen entgegen. Er trug eine weißen Jacke mit schwarzem Kragen und Riemen am linken Arm und Brustbereich, in denen Zigarren steckten. Zwei davon klemmten ihm im Mundwinkel. "Zorro, wir sprechen uns später. Und jetzt verschwinde!", blaffte er den Grünhaarigen, Zorro, wie er wohl hieß, an. Zorro starrte den Neuankömmling noch eine Weile finster an, dann machte er sich mit seinem Schwert davon. "Hey, Kleiner. Alles klar?" Sanji bekam eine Hand gereicht, die ihm beim Aufstehen half. "Du musst der Neue sein. Sanji?" Es war mehr eine Feststellung denn einer Frage, doch Sanji nickte trotzdem als Antwort. "Ich bin Smoker, einer deiner Lehrer", erklärte er. "Wie ich sehe hast du dich schon selber etwas umgeschaut. Warst du schon beim Direx?" Sanji schüttelte den Kopf, bei diesem Vorhaben hatte er sich ja verlaufen und war dann auf diesen komischen Kerl mit Hut und dann auf Zorro getroffen. "Kein Wunder", hörte er Smoker seufzen, "du bist ja auch im falschen Haus. Das hier ist die Unterbringung für die Junge, das Büro ist im Schulhaus. – Komm am Besten mit, ich führ' dich hin." Gesagt, getan. Artig folgte Sanji seinem neuen Lehrer und nach kurzer Zeit stand er auch schon vor dem Schulhaus. "Du musst einfach durch das Tor und dann die Tür direkt vor dir. Nicht zu verfehlen, steht sogar 'Büro des Direktors' dran. … Glaub ich… Wenn du Glück hast, dann sieht er dich sogar an." Sanji bedankte sich noch brav, dann verschwand er im Inneren des Gebäudes… Man, viel besser hätte seine Ankunft gar nicht sein können, hatte er am ersten Tag schon so gute Freunde gefunden… mikan... 2. Kapitel – Einzug [~2005-03-13 – Sunday~] Nun stand er hier, vor der Tür, die zum Büro des Direktors führte. Entschlossen klopfte er an. Sofort kam auch ein "Herein" und Sanji öffnete die schwere Holztür. Er trat ein und schloss sie sogleich auch wieder. Direkt vor ihm stand ein wuchtiger Schreibtisch, hinter dem ein großer schwarzer Sessel stand. Er war von ihm weggedreht, sodass er nicht sehen konnte, wer oder ob jemand darauf saß. Links und rechts an den Wänden standen viele Regale und Schränke, vermutlich voll mit irgendwelchen Unterlagen und Schülerakten. Bevor Sanji sich auf den großen Tisch zu bewegte, schnippte er noch seinen Zigarettenstummel in den Papierkorb. War höflicher. "Ich sollt' mich hier melden." – War weniger höflich. Der Stuhl drehte sich zu ihm und Sanji wurde ein Blick auf den Schulleiter gewehrt. Es handelte sich um einen Mann mit schwarzen, längeren Haare, die seine Augen fast gänzlich bedeckten und ihn etwas verwahrlost aussahen ließen. Das breite Grinsen im Gesicht, bei dem man seine blanken Beißerchen sehen konnte, war etwas zu breit um noch wirklich freundlich zu wirken. Und über diesen äußerst gut gepflegten Zähnen – im Gegensatz zu den Haaren – wuchs ihm ein stattlicher Schnurrbart waagerecht links und rechts von der Nase weg. Trotz der Haare war es ein beeindruckender Kerl, der da vor ihm saß. Gut gebaut und vermutlich recht groß, was im Sitzen nicht so recht zu erkennen war. Und seine größtenteils rote Uniform mit den goldenen Schulterpolstern mit den Zotteln ließen ihn wichtig wirken. "Du bist also Sanji", eröffnete der Mann, stützte die Ellenbogen auf dem Tisch auf, verschränkte die Hände ineinander und legte seinen Kopf auf ihnen ab. "Setzt dich doch", forderte er den Blonden auf und wies auf einen der beiden Stühle, die vor seinem Schreibtisch standen. "Deine Unterlagen, bitte", forderte er, nachdem Sanji Platz genommen hatte. Dieser gab sie ihm auch sofort. Der Direktor durchblätterte sie flüchtig, immer mal wieder ein "Hm…" oder "Hmhm…" von sich gebend. Als er dann auf der letzten Seite durch war, legte er die Blätter beiseite und reichte ihm einen Schlüssel. "Hier, du hast Zimmer zweiundfünfzig, dritte Etage. Verlier den Schlüssel nicht, sonst musst du einen neuen bezahlen. Das gilt auch für alles andere, das du kaputt machst. Ansonsten, herzlich willkommen in deinem neuen Heim! – Äh, du kannst jetzt gehen." Etwas überrumpelt stand Sanji nun wieder vor der Tür und stolperte auch sogleich über Smoker. "Guck nicht so, komm lieber. Ich soll dir die Schule zeigen", erklärte dieser knapp und setzte sich dann auch schon in Bewegung. Sanji zündete sich erst mal eine neue Zigarette an – die alte war ja bei der Begegnung mit diesem Zorro verloren gegangen – und folgte dann seinem neuen Lehrer. "Also", fing der an, nachdem sie das Gebäude verlassen hatten und einige Schritte nach rechts gegangen waren, "da drüben siehst du das Uni-Gebäude, darin befinden sich verschiedene Hörsäle, Toiletten und Versuchsräume." "Damit meint er nicht, dass ihr auf den Toiletten irgendetwas versuchen sollt!" Mit einem ziemlich genervten Blick drehte sich Smoker zu der Person um, die ihn bei seiner Rede störte. "Ach nee, sieh mal einer an, der kleine Ace. Welch eine Überraschung. Ich dachte, du wärst noch hinter der Turnhalle beschäftigt?" Ein junger Mann, nur mit einer schwarzen kurzen Hose, die mit einem orangefarbenen Gürtel mit blauer Schnalle, auf der ein rotes A gedruckt war, am Platz gehalten wurde, bekleidet, war hinter ihnen aufgetaucht und grinste Smoker frech an. Um den Hals trug er eine Kette aus roten Perlen und auf dem Kopf einen orangefarbenen Hut, verzieht mit einer ähnlichen Kette, zwischen deren Kugeln zwei Smiley befestigt waren, ein lachender und ein weinender. Am Ende des roten Hutbandes auf Höhe seiner Brust, hing ein Amulett mit einem Rinderschädel. "Nee, was soll ich denn da? Ich dachte, ich häng ma' ein bisschen bei meinem Lieblingslehrer rum und begutachte unseren Neuzugang." Das Grinsen von dem Kerl mit den schwarzen Haare wurde noch eine Spur breiter und er legte seinen linken Arm, auf dem eine Tätowierung zu erkennen war, die wohl seinen Namen wieder gab, freundschaftlich auf die Schulter Smokers. Dieser schlug ihn augenblicklich wieder weg. Trotzdem schaffte Sanji es, die Buchstaben in der kurzen Zeit zu entziffern, die ihm blieb. Es waren ein A, ein durchgestrichenes S, ein C und ein E. "Was machst du denn sonst so immer hinter der Turnhalle?" "Ich? Hinter der Tunhalle? Da bin ich doch fast nie!" "Ach nein? Na wenn du da nie bist, dann brauchst du deine Streichhölzer ja auch nicht mehr." "Welche Streichhölzer?", fragte Ace scheinheilig. "Die, mit denen du mal wieder hinter der Turnhalle gekokelt hast." "Ach Menno! Das hast du gemerkt?!" Widerwillig überreichte er Smoker die Streichhölzer. "Dank dir. Und viel Spaß noch euch beiden." "Was heißt hier 'viel Spaß noch'?" "Na, ich hab' dir eben die ehrenvolle Aufgabe übertragen, ihm das Schulgelände zu zeigen." "Meinst du nich', dass das zu viel Verantwortung für mich is'?" "Eigentlich schon, aber ich will mal nicht so sein, aus Fehlern lernt man. Man sieht sich!", meinte Smoker und machte sich dann auf, wieder in Richtung Schulhaus. "Ach, leck mich!", schimpfte Ace, als er meinte, dass der Weißhaarige außer Hörweite war. "Das hab ich gehört!" "Gut", rief Ace zurück, "dann kannst du auch wissen, dass ich weiß, dass du die Streichhölzer nur willst, damit du dir deine stinkenden Zigarren anstecken kannst!" "Gut geraten, Kleiner", grinste Smoker und drehte sich noch einmal um, sodass Ace sehen konnte, wie er eines der Streichhölzer an der rauben Seite der Streichholzschachtel entlang zog und sich dann mit dem brennenden Hölzchen seine Zigarre ansteckte. "Dieser…!", knurrte Ace, drehte sich um und schleifte Sanji hinter sich her. Eine Weile gingen sie einfach nur durch die Gegend, Ace wütend irgendwelche Wortfetzen vor sich hinmurmelnd und Sanji ihm folgend. "Also", begann der Schwarzhaarigen dann schließlich. "Zu meiner Rechten siehst du die Mensa. Da drin befindet sich die Küche, sowie der Speisesaal, der auch als Gemeinschaftsraum dient. Fragen?" Sanji schüttelte den Kopf. "Um so besser, dann kann ich ja fragen!", freute sich Ace. "Also, wie alt bist du?" "Siebzehn", antwortete Sanji. "Okay, schon mal nicht schlecht. Und? Schon mal vergeben gewesen?" "Ich wüsste nicht, was dich das angeht." "Pure Neugierde! Komm schon, is' doch nicht schlimm, wenn du noch keinerlei Erfahrung hast. Nichts, was dir peinlich sein müsste. So geht es vielen, die hier herkommen." "Ich hab' aber schon Erfahrung und das jede Menge!", brauste Sanji auf. Wie konnte der Kerl es wagen? Er hatte wahrscheinlich schon mehr Mädchen gehabt als er! "Und? Magst du's lieber mit der Hand oder dem Mund?" Sanji wurde knallrot im Gesicht. "Bist du bekloppt? Auf so 'ne bescheuerte Frage antworte ich erst gar nicht!" "Also mit dem Mund!" "Was?!" "Uke oder Seme?" Langsam begann Sanji zu verstehen, was die Fragerei sollte… "Hey, hör mal, du Spinner, ich bin nicht schwul!" Ace, der gerade die nächste Frage stellen wollte, schloss seinen Mund wieder. Dann meinte er: "Ach so… einer vom anderen Ufer!" "Was soll der Scheiß denn jetzt?! Du bist doch hier der Homo!" Ace schlug sich mit der Faust auf die Handinnenfläche. "Ach ja, richtig." Sanji fasste sich an die Stirn. Das konnte alles nicht wahr sein! "Wie dem auch sei", meinte Ace plötzlich. "Tut mir leid, dass ich so aufdringlich war, ich dachte du wärst einer von uns. Da dem anscheinend nicht so ist, werd' ich dir einfach nur deine neue Schule zeigen." "Ich bitte darum." Sanji hatte keine Lust, irgendetwas über die bevorzugten Plätze oder dergleichen zu erfahren, an denen Ace' Freunde sich so versammelten und womöglich noch mehr machten. "Okay", begann der Schwarzhaarige wieder zu erklären, "das da drüben links von uns, das ist das Lehrerhaus. Da schlafen Typen wie Smoker. Allerdings nur im Erdgeschoss, die erste Etage gehört Goldy." Sie gingen an dem Haus und dann an einer Reihe Bäume vorbei, bis sie vor dem nächsten Haus standen. "Das hier ist das Haus der Mädchen", erklärte Ace. "Das hört sich doch schon interessanter an", versicherte Sanji. "Vergiss es, Kumpel, das, an das du gerade denkst, ist hier strengstens verboten. Nachts muss man in seinem Zimmer sein und wenn du nicht grad schwul bist, hast du schlechte Karten für eine zufriedenstellenden Befriedigung." Der Satz kam Sanji erschreckend bekannt vor. Hatten sich denn alle gegen ihn verschworen? "Außerdem gibt es hier sowieso viel mehr Jungs als Mädchen. Wäre für die ganz schön anstrengen, uns alle verwöhnen zu müssen. In deiner Klasse gibt es, so weit ich weiß, nur ein einziges Mädchen." "Nur ein einziges? Ist die dann nicht so was wie Freiwild?" "Du meinst wegen dem Haufen pubertierenden Halbstarken? Da macht dir mal keine Sorgen, die würden sich eher an unseren Goldy ranmachen, bevor sie Nami auch nur einen Schritt zu nahe kommen! Außerdem sind die meisten hier sowieso eher für das eigene Geschlecht zu haben. Ergibt sich oftmals so." Sanji erinnerte sich wieder an Robins Worte. Sie ließen ihm einfach keine Ruhe. Was, wenn er hier auch noch schwul werden würde!? Er stand doch auf Mädchen...., oder? – Verflixt, jetzt zweifelte er schon an sich selbst! Und die Aussichten auf ein ganzes Jahr voller Enthaltsamkeit machten das nicht wirklich besser. "Hey, nun guck nicht so geschockt. Vielleicht lässt dich ja doch mal eine ran", versuchte Ace ihn zu trösten… mit wenig Erfolg. "Na komm, ich zeig dir noch die anderen Häuser, dann kannst du deinen Schock auskurieren." Sie gingen weiter nach links und bogen dann nach rechts ab. "Das da vorne ist das Jungenhaus. Ein bisschen größer, aber wie gesagt, wir sind ja auch mehr. Fünf Etagen hat das Ding mit je sieben Zimmern. Man wohnt immer zu zweit. Man hat ein eigenes kleines Bad mit Toilette und Waschbecken und kleiner Dusche, die im Sommer nicht benutzbar ist und einen kleinen Herd, ansonsten stehen noch zwei Betten drin, zwei Schreibtische, einen Esstisch und ein paar Schränke für deinen Kram", erklärte Ace und führte ihn dann weiter. "Das da ist das Duschhaus. Da drin sind Umkleidekabinen für uns und die Mädels und Duschen. Links daneben ist die Turnhalle. Dann kommt wieder das Schulhaus und dahinter ist der Sportplatz", beendete Ace schließlich seinen Vortrag. "Sehr interessant", murmelte Sanji. Wirklich zugehört hatte er nicht, aber die Grundinformationen hatte er wohl aufgenommen. "Und? Soll ich dich noch dem ein oder anderen vorstellen?" Sanji überlegte kurz. Ace Freunde waren wahrscheinlich auch alle Gleichgesinnte – aus Ace' Sicht. Wirklich interessiert an ein paar Leuten, die sich allesamt für Männer interessierten, war er nicht sonderlich, trotzdem willigte er schließlich ein. Etwas anderes hatte er nicht zu tun und vielleicht war ja doch jemand dabei, der auch lieber mit einer Frau schlief als sich von irgendeinem anderen Mann befriedigen zu lassen. "Aber es wäre gut, wenn du mir vorher noch mein Zimmer zeigen könntest. Ich will die Tasche loswerden", meinte er noch, bevor Ace loslaufen konnte. Das dumme Ding schleppte er nämlich schon die ganze Zeit mit sich rum. "Ah! Kein Problem, welche Nummer?" "Zweiundfünfzig." "Das Zimmer kenn' ich! Folg' mir einfach." Und wieder ging es hinter Ace her. Es dauerte aber nicht lange und sie standen wieder vor dem Jungenhaus. Ace führte ihn hinein und die Treppen hoch. Als sie in der dritten Etage angekommen waren, liefen sie gemeinsam den Gang entlang, bis Ace vor einer Tür stehen blieb. Sanji schloss auf und öffnete die Tür. Er schaute sich flüchtig um, um festzustellen, dass es tatsächlich so aussah, wie in der Beschreibung des Schwarzhaarigen. Die hatte er sich nämlich gemerkt. Sanji stellte seine Tasche auf dem Bett ab, das gemacht war. Das andere, ungemachte gehörte, so vermutet er, wohl seinem Zimmergenossen. Sonderlich ordentlich schien dieser nicht zu sein. Das Zimmer war recht unaufgeräumt, hier und da lagen Kleidungsstücke herum, manche dreckig andere wohl frisch gewaschen. Das Bett war von Hanteln belegt und in einer Ecke lagen verschiedene Gewichte. Der Kerl schien zu trainieren, bestimmt irgend so ein Möchtegern-Muskelmann, der nichts im Kopf hatte. Sanjis Blick glitt weiter zum Schreibtisch. Der war zugemüllt mit irgendwelchem Papierkram, Schulbücher und Stiften. In den Schrank wollte er nicht schauen, aber da sah es wohl nicht viel besser aus. "Kommst du?", wurde er dann bei seiner Observierung unterbrochen. "Ja, bin schon da!", rief er und verließ das Zimmer wieder und schloss hinter sich ab. Ace grinste ihn an. "Ordentlich is' er nicht, stimmt 's?" Sanji nickte. "Kennt ihr euch?" Diesmal nickte Ace. "Ja, du wirst ihn auch bald noch persönlich kennen lernen. Er ist bestimmt bei Ruffy und den anderen." Ace führte ihn hinaus, hinter das Haus und in das Waldstück, das dahinter gelegen war. Sie wanderte eine Weile von Baum zu Baum, bis sich der Wald etwas lichtete und schließlich zu einer Wiese mit Gestrüpp und hohen Gräsern wurde, die sich einen Hügel hinauf erstreckte, um auf der anderen Seite als steiniger Sandhügel etwas steiler abzufallen. "Das ist unser Teich", verkündete Ace, als sie den Höhepunkt des Hügels erreicht hatten und ihre Blicke sich auf einen See hinter dem Sandstrand richteten. "Okay, eigentlich ist es schon eher ein See, aber wir nennen ihn trotzdem Teich. Ist eine Art Spitzname, verstehst du?" Sanji nickte und ließ seinen Blick über das Wasser gleiten. Es war ein mittelgroßer See mit einigen Inseln und einen einmündenden Fluss und zwei hinausführenden Armen. "Wir gehen hier im Sommer oft schwimmen", erzählte Ace. "Und im Winter kann man, wenn es kalt genug ist, auch Schlittschuh laufen. Außerdem kann man hier prima allein sein und nachdenken, wenn einem danach ist. Es ist genug Platz, um nicht andauernd jemandem über den Weg zu laufen. Und wenn man hier doch Gesellschaft haben will, dann kann man einfach in unsere Hütte kommen. Zu der Zeit ist da eigentlich immer was los. Man muss allerdings willkommen sein, wir dulden nicht jeden. Aber ich denke, die anderen werden schon einverstanden sein, wenn ich dich mitbringe." Er führte den Blonden hinunter zum Ufer und am Wasser entlang zu einer etwas windschiefen Holzhütte, die einige Schüler wohl selbst zusammengezimmert hatten. Der Schwarzhaarige streckte die Hand nach der Tür aus und schob diese auf, dann trat er beiseite und gewehrte Sanji einen Blick in das Innere. Sonderlich viel Platz war nicht, aber es war ja auch nur eine kleine Hütte. In ihr standen ein altes Sofa und ein niedriger Tisch um den herum einige Sitzkissen lagen. In der Ecke hinter dem Sofa stand ein Regal, in dem einige Sachen unordentlich verstaut waren und in der Ecke gegenüber stand noch ein höherer Ecktisch auf dem auch allerlei herumlag. Doch die Leute, die es sich in der Hütte gemütlich gemacht hatten, schienen sich nicht an der Unordnung zu stören. Es waren insgesamt vier, drei Jungs und ein Mädchen. Das Mädchen hatte orangenfarbene, schulterlange Haare und eine blaue, verschlungene Tätowierung auf der Schulter. Sie saß in der Ecke schräg gegenüber der Tür. Rechts neben ihr, ebenfalls auf dem Boden, hockte ein Junge mit schwarzem gelockten Haar, das unter einem Kopftuch hervorlugte. Er hatte eine recht langen Nase, die ihn ein wenig wie Pinocchio wirken ließ. Sanji schätze die beiden so in seinem Alter, während die anderen beiden, die auf dem Sofa saßen, eher in Ace' Alter waren. Einer von ihnen hatte feuerrote Haare und einen Stoppelbart, sowie drei Narben an seinem Auge, die aussahen, als hätte ihn irgendein Raubtier mal eine verpasst, und ein breites, freundliches Lächeln, ganz anders als der jungen Mann, der neben ihm saß und Sanji finster anstarrte. Er hatte wieder schwarze Haare und einen ziemlich markanten Bart. Auf dem Kopf trug er einen Hut mit einem Puschel, der Sanji verdammt bekannt vorkam und der ihn an einen der drei Musketiere erinnerte. Und während bei Sanji die Zahnräder ratterten, stellte Ace ihm seine Freunde schon vor. "Also, das Mädel dahinten ist Nami. Nimm dich vor ihr in Acht, sie zieht jeden ab, der dumm genug ist und das sind viele! – Alle… Das neben ihr ist Lysop, er ist einer der besten Geschichtenerzähler überhaupt, aber pass auf, aus seinem Mund kommen nur Lügen. Der Rote da, das ist Shanks, immer gut drauf und ewig grinsend." Shanks grinste noch eine Spur breiter und winkte Sanji. "Und das ist", Ace deutete auf die letzte verbleibende Person, "Mihawk, er ist-" "Ein mieses Arsch!", wurde er plötzlich von Sanji unterbrochen. Verwundert schaute Ace zu ihm. "Du kennst ihn schon?" "Ja, du bist doch dieser Idiot, der mich vorhin umgerannt hat!" "Freut mich, deine Bekanntschaft zu machen", antwortete Mihawk grinsend und erhob sich. "Die Freude ist ganz meinerseits, jetzt kann ich mich dafür revanchieren!" "Nimmst du den Mund da nicht etwas zu voll, Kleiner?", höhnte Mihawk und schaute auf den Kleineren hinab. "Mit einem Dulacre hat es noch keiner so leicht aufgenommen." "Dulacre", überlegte der Blonde. "Hört sich an, wie Du Lackaffe! Und das passt viel besser zu dir!" Sanji machte sich kampfbereit. Er war sich sicher, dass der andere sich nach seiner Äußerung auf ihn stürzen würde. Und wie vermutete nahm auch Mihawk eine etwas andere Haltung ein, die es ihm erlaubte, schneller auf den anderen loszugehen. "Sieh mal einer an, Mut hat er ja", mischte sich nun Shanks ein. "Das hat er bewiesen und ich finde, das reicht erst mal. Wir wollen doch nicht, dass hier noch was zu Bruch geht!" Er legte sanft seine Hand auf Mihawks Arm um ihn zu beschwichtigen. Und während Mihawk sich wieder entspannte und langsam auf das Sofa zurücksinken ließ, war Sanji immer noch auf hundertachtzig. "Hey", versuchte Ace es bei ihm weiter, "ich bin mir sicher, dass eurem Streit mit einer Entschuldigung beizukommen ist." "Da gibt es nur einen kleinen Haken", mischte Mihawk sich ein, "ich werde mich nicht entschuldigen. Warum auch? Ich konnte schließlich nichts dafür, dass er da mitten im Weg stand und sich nicht die Mühe machte, auch nur einen Schritt zur Seite zu gehen." "Jetzt soll ich Schuld sein?", brauste Sanji auf. "Das ist ja wohl die Höhe! Du hättest doch einfach um mich herum laufen müssen!" Bei seinem Geschrei fiel ihm fast die Zigarette aus dem Mund, doch wie durch ein Wunder, klemmte sie immer wieder zwischen seinen Lippen, wenn er den Mund wieder schloss. Mihawk zuckte nur mit den Schultern. "Dazu hatte ich keine Lust…" "Du mieses…!" Ace konnte den schimpfenden Sanji nur mit Mühe und Not zurückhalten. Mihawk ließ sich an den wüsten Beschimpfungen nicht stören. Er schnappte sich in aller Ruhe ein Glas aus dem Regal hinter sich und die Wasserflasche vom Tisch, um sich etwas zu trinken einzugießen. "Jetzt ist gut", meinte schließlich Shanks, nahm Mihawk das gefüllte Wasserglas ab, erhob sich und ging zu Sanji und Ace hinüber. Er drückte dem Blonden das Glas in die Hand und legte seinen Arm freundschaftlich um dessen Hals. "Hier, trink erst mal was und entspann dich", forderte er Sanji auf und zog ihn mit sich hinunter auf eines der Sitzkissen. "Du musst Mihawk verstehen, er ist eben ein etwas komischer Kerl. Er ist arrogant, aber in Ordnung, das wirst du schon noch merken." Sanji war zwar immer noch wütend auf den Puschelhutträger, doch er beließ es bei einem bösen Blick und trank dann etwas von dem Wasser. Er wusste selbst nicht, warum er sich nicht immer noch auf diesen Mihawk stürzen wollte, aber Shanks' Worte schienen ihn auf eine seltsame Art und Weise besänftigt zu haben. "Na seht ihr, alles wieder im grünen Bereich", strahlte der Rothaarige. Ace, der sich mittlerweile zu Mihawk gesetzt hatte, da dort ein Platz frei geworden war, stimmt ihm zu. "Und wenn die anderen beiden kommen, wird's noch ein bisschen grüner!" Mihawk grinste. "So kann man's auch nennen." Ace drehte sich um und angelte nach weiteren Gläsern, um auch den anderen etwas zu trinken einzugießen. Und während er noch etwas mit den Gläsern klimperte, fing der Rest auch schon an, Sanji ein bisschen auszufragen, wie er denn hieße, wo er herkomme und warum man ihn hier hergebracht hätte. Alles in allem waren es ein paar friedlich Minuten, die sie so verbrachten, auch wenn Mihawk ab und zu die ein oder andere spitze Bemerkung machte, auf die Sanji eine dementsprechend Antwort parat hatte. Und nachdem sie die Standartfragen durchhatten, kamen dann die etwas intimeren, auf die der Blonde nicht unbedingt immer antworten wollte. Schlussendlich war er damit beschäftig, sich Shanks vom Leib zu halten und ihm zu erklären, dass er weder von ihm noch von einem anderen Jungen etwas wollte, als die ach so friedliche Runde durch das Aufschlagen der Tür gestört wurde. "Hey, Leute!", brüllte ein schwarzhaariger Junge mit Strohhut, der breitbeinige und mit einem übernatürlich breitem Grinsen im Gesicht in der Tür stand. "Ah, Ruffy", begrüßte ihn Shanks. "Schön, dass du auch endlich da bist. Das hier ist Sanji." Er angelte nach dem Blonden, legte seinen Arm um dessen Hals und drückte ihn an sich. Was Sanji ihm eben noch versucht hatte zu erklären, hatte er schon wieder vergessen. "Cool, ein Neuer!", freute sich Ruffy. "Das ist immer lustig!" Sein Grinsen machte dem von Shanks alle Ehre, als er sich neben dem auf den Boden sinken ließ und Sanji die Hand reichte. "Ich bin Ruffy, der kleine Bruder von Ace! Wir werden uns sicher prächtig verstehen!" Sanji nahm die ihm dargebotene Hand etwas zögerlich an, um im nächsten Moment ordentlich durchgeschüttelt zu werden. "Lass gut sein", unterbrach Ace Ruffys Tun schließlich. "Sag uns lieber, wo du unseren Schwertschwinger gelassen hast?" Ruffy ließ von Sanji ab und wand sich zu Ace. "Ach, Zorro – der kommt gleich." Sanji, der mittlerweile wieder mit Shanks beschäftig war, blickte bei der Nennung des Namens auf. "Zorro?", hakte er nach, eine Augenbraue ungläubig nach oben gezogen. "Ja, Zorro", antwortete Ruffy. "Ein Kerl mit grünen Haaren, mittelgroß, drei Ohrringe und er trägt immer sein Schwert mit sich rum." "Verdammt, ich weiß, wer Zorro ist!", entfuhr es Sanji. "Warum fragst du dann?", mischte sich Shanks ein. Sanji verdrehte die Augen. "Woher kennst du ihn?", wollte Ruffy wissen, als von Sanji keine Antwort auf Shanks' Frage kam. "Dieses miese Arschloch hat mich in Empfang genommen, was übrigens deine Schuld ist, Lackaffe!" "Wer ist ein mieses Arschloch?", fragte eine Stimme hinter ihnen und die kleine Runde drehte sich zur Tür. "Ah, Zorro. Wir reden gerade über dich", begrüßte ihn Mihawk. Zorro schenkte Mihawk nur einen finsteren Blick, als derselbige auf Sanji fiel. "Ach nee, sieh mal einer an. Der vorlaute Bengel." "Wen nennst du hier vorlaut, du arrogante Kanalratte?!" Wütend ballte Sanji seine Hand zur Faust und sprang auf. "Kanalratte? Ich hoffe ich hab' mich verhört oder war dir die Aktion von vorhin nicht Lehre genug?" Zorro sprach mit nur mit Mühe unterdrückter Stimme. Auch er hatte die Hände geballt. "Was soll es mich denn gelehrt haben? Das du ein Arsch bist, oder was?" "Das meinte ich nicht, du Dummkopf! Aber wenn du noch eine Abreibung haben willst, nur zu!" Das ließ sich Sanji nicht zwei mal sagen und schon im nächsten Moment landete Zorro auf seinem Hosenboden. Mit solch einer schnellen Attacke hatte er nicht gerechnet, hatte der andere sich vorhin ja nicht wirklich gewehrt. Außerdem war der Tritt, den er abbekommen hatte, alles andere als sanft gewesen. Doch über den abrupten Kraftanstieg seines Gegners konnte er sich jetzt nicht den Kopf zerbrechen. Nur knapp entkam er der nächsten Attacke, indem er sich zur Seite wegrollte. Er sprang auf und brachte erst mal Sicherheitsabstand zwischen ihn und Sanji. "Nicht schlecht", lobte er den Blonden. "Hätt' ich dir gar nicht zugetraut, dass du so schnell bist. Aber das wird dir trotzdem nichts nützen." Sanji wich dem Angriff des Schwertkämpfers fast spielerisch aus. "Das seh' ich anders", höhnte er. "Dir lahmes Ding könnte ich sogar ausweichen, wenn ich humpeln würde!" Zorro knurrte wütend. "Na warte, diesen Satz wirst du noch bereuen!" Verärgert zog er sein Schwert aus der Scheide und stürzte sich auf seinen Gegner. Sanji entfuhr ein erschrockener Laut, dann drehte er sich um und … rannte. Diese Sache war ihm dann doch ein bisschen scharf. Verwundert lugte Ruffy aus der Hütte und schaute den beiden Streithähnen hinterher. "Nanu, was ham' die denn?" "Das dürfte eine längere Geschichte sein", vermutete Shanks. "Aber das soll uns vorerst nicht interessieren. Los hinterher, vielleicht können wir noch Schlimmeres verhindern!" Gesagt getan und der ganze Haufen rannte hinter den beiden her. [~Same time – teachers office~] Crocodile rückte den Stapel Blätter zurecht, den er endlich fertig sortiert hatte. Er hatte eine halbe Ewigkeit gebraucht, bis er die neuen Stundenpläne für das neue Schuljahr aufgestellt und nach Jahrgängen, Klassen und Namen geordnet hatte, aber jetzt war er fertig. Er musste den Stapel nur noch rüber ins Lehrerhaus zu Goldy bringen und dann war er diesen Papierkram ein für alle mal los! Zufrieden lud er sich die Blätter auf den Arm und verließ das Büro und das Schulhaus. Er lief den Kiesweg entlang, nahm die Abkürzung zwischen ein paar Bäumen hindurch, um dann den nächsten Weg zu überqueren, als er aus dem Augenwinkel jemanden auf sich zu rennen sehen konnte. Er konnte noch einen Schritt nach Vorne machen, sodass diese Person ihn nur anrempelte und nicht gleich umwarf. Um ein Haar wären ihm dabei sämtliche Blätter aus der Hand gerutscht. Erleichtert atmete er auf, als er die Situation wieder unter Kontrolle hatte, als der nächste, der angerannt kam, in ihn hineinrasselte. Zusammen mit dem anderen und seinen Blättern ging er zu Boden. Sanji, der bemerkt hatte, dass Zorro nicht mehr hinter ihm war, blieb stehen und schaute sich um. Ebenso der Rest der Gruppe. Zorro hingegen rappelte sich hoch und schaute sich verwirrt um, dann bemerkte er Crocodile, der neben ihm vor eine Haufen Blätter kniete und fast heulte. "Äh, 'tschuldigung…", war seine laue Bitte um Verzeihung. Doch Crocodile schien ihn gar nicht wahrzunehmen. Apathisch starrte er die ganzen Blätter an, die zerstreut und überhaupt nicht mehr geordnet vor ihm lagen. "Alles umsonst…", nuschelte er, gefolgt von einem kranken Kichern. "Die ganze verfluchte Arbeit um sonst! … Das werdet ihr mir büßen!" Seine Stimme schlug um und er schaute mit wahnsinnig leuchtenden Augen erst Zorro, dann Sanji und dann die anderen an. Dann richtete er seinen Blick wieder auf seine Schriftstücke. "Ihr werdet heute nicht mehr raus kommen und ohne Essen ins Bett gehen", erklärte er ruhig. Er schaute auf. "Und jetzt ab in eure Zimmer!", brüllte er über den Hof und keiner der Anwesenden wagte es, ihm zu wiedersprechen. Schneller, als man gucken konnte war die Umgebung wie leergefegt und alle Mann rannte zum Jungenhaus. Kurz vorher bog Nami nach rechts ab, ihr Zimmer war schließlich in der Mädchenunterkunft. "Man sieht sich dann Morgen!", rief sie noch, ehe sie in ihrem Haus verschwand. Als die Jungs bei sich angekommen waren, verschnauften sie erst einmal kurz. "Puh, das war knapp", keuchte Ace. "Allerdings", pflichtete ihm Shanks bei. "Einen Moment länger und ich wär' mir sicher gewesen, er hätte einen von uns gekillt!" "Ach… und w-wenn schon", stotterte Lysop. "I-ich hatte k-k-k-keine A-angst", brachte er mühsam hervor und versuchte seine schlotternden Knie wieder zu beruhigen. "Sicher doch." Genervt von diesem Angsthasen verdrehte Zorro die Augen. Shanks seufzte. "Ist doch auch egal. Aber ich glaube, es ist besser, wenn wir jetzt wirklich auf unsere Zimmer gehen…" "Ja, das ist eine gute Idee!", rief Ruffy, "Dann kann ich was von meinem Notproviant essen!" Sie gingen schon auf die Treppe zu, als Ace plötzlich meinte: "Naja, vielleicht ist das doch keine so gute Idee…" Verwundert drehten sich die anderen wieder um. "Und warum nicht?", wollte Mihawk wissen. "Äh… na ja…" Ace überlegte fieberhaft, ob er etwas sagen sollte oder nicht, als ihm einfiel, dass sein Zimmer im zweiten Stock gelegen war, also einen unter dem der anderen. Damit war er aus dem Schneider und musste später nicht erklären, warum wer vor welchem Zimmer stehen blieb… "Ach, nicht so wichtig. Lasst uns in unsere Zimmer gehen." Und während er und Shanks sich in der zweiten Etage verabschiedeten, trabten Ruffy, Lysop, Zorro und Sanji weiter hoch, in den dritten Stock, in den dann schließlich alle außer Mihawk einbogen, der in den fünften musste. Gut gelaunt, aus welchen Gründen auch immer, rannte Ruffy durch den Gang und auf sein Zimmer zu; Lysop zog er dabei hinter sich her. Er öffnete die Tür seines Zimmers, winkte den anderen beiden noch und zog seinen Freund hinter sich in das Zimmer. Sanji und Zorro winkten noch mit der einen Hand zurück, während sie mit der anderen schon nach dem Türknauf griffen, als sich ihre Hände berührten. "Das kann doch alles nicht wahr sein", stöhnten beide genervt. mikan... o3. Kapitel – Einweihung [~2005-03-13 – Sunday~] Ruffy öffnete die Tür seines Zimmers, winkte den anderen beiden noch und zog Lysop hinter sich in das Zimmer. Sanji und Zorro winkten noch mit der einen Hand zurück, während sie mit der anderen schon nach dem Türknauf griffen, als sich ihre Hände berührten. "Das kann doch alles nicht wahr sein!", stöhnten beide genervt. "Was willst du denn?", fauchte Zorro. "In mein Zimmer, was den sonst?", meckerte Sanji. "Aber das hier ist mein Zimmer! Such dir gefälligst was anderes!" "Aber das hier ist der Schlüssel zu meinem Zimmer und das da ist das Schloss, für das mein Schlüssel bestimmt ist." Sanji hielt ihm den silbernen Schlüssel hin. "Das mag ja sein, trotzdem lass ich dich nicht rein. Ich wohne hier schließlich schon länger und hab' das ältere Vorrecht. Also verpiss dich!" Wütend schlug er Sanji den Schlüssel aus der Hand. "Hey, was soll denn das?", echauffierte sich der Blonde. "Nur weil du Penner hier schon länger festsitzt, heißt das nicht, dass du alles und jeden herumschubsen kannst!" "Ach nein?", fragte Zorro. "Und wer will mir das verbieten? Du etwa?" "Arrogantes Arschloch", knurrte Sanji und trat nach Zorro. Der Schwertkämpfer konnte sich noch rechtzeitig in Sicherheit bringen. "Na, wer ist jetzt schneller?", höhnte er, der nächsten Attacke des Blonden ausweichend. "Das werden wir sehen, wenn du dich am Boden windest!", rief Sanji auf und griff erneut an. "Dann werden wir aber lange warten müssen!" Wütend holte Sanji zu einem neuen Tritt aus und trieb Zorro vor sich her. Der grinste nur und wich jedem neuen Tritt aus, bis der Blonde sich blitzartig umdrehte und zur Zimmertür sprintete. Im Laufen schnappte er seinen Schlüssel vom Boden, um ihn dann im nächsten Augenblick in das Schlüsselloch zu stecken. Er hatte es gerade geschaffte, die Tür aufzuschließen, als er von hinten gepackt und zurückgezogen wurde. Grob wurde er zu Boden gestoßen und Zorro rannte an ihm vorbei, auf die Tür zu. Doch er übersah das Bein, das Sanji ihm stellte und flog der Länge nach hin. Der Blonde sprang auf und wollte an dem Grünhaarigen vorbei, der ihn aber am Knöchel festhielt. Er richtete sich auf und sprang an Sanji vorbei. Er hatte die Tür schon halb offen, als Sanji wieder neben ihm auftauchte. Zusammen standen sie ihm Eingang und rangelten miteinander, versuchten als erster hineinzukommen und den anderen wieder raus zu werfen. Sanji versuchte mit seinem Fuß Zorros Beine wieder aus dem Türrahmen zu schieben, während Zorro sich mit seinem Oberkörper gegen Sanjis drückte, um an ihm vorbei zu kommen. Der Blonde wehrte sich dagegen, in dem er sich hinter Zorros Kopf vorbei am Türrahmen festhielt. Der Grünhaarige hatte mittlerweile ziemlich viel damit zu tun, sich nicht von Sanji aus dem Zimmer schieben zu lassen. Kurzerhand setzte er sein Bein vor das von Sanji, das ihn immer wieder zurückdrängte. Mit seinem anderen Fuß versuchte er den von Sanji nach hinten zuziehen, damit dieser das Gleichgewicht verlor. Nach einiger Mühe klappte das auch, allerdings nicht mit dem Erfolg, den er erwartet hatte, denn der Blonde riss ihn mit sich nach unten und beide fielen in das Zimmer. Sie blieben eine Weile liegen, bis sie begriffen hatten, dass immer noch keiner gewonnen hatte. Fast zeitgleich sprangen sie wieder auf, um sich aufeinander zu stürzen. Doch Zorro war einen Tick schneller gewesen, was ausreichte, um den anderen zu überrumpeln und ihn auf den Boden zu drücken. "Sieht so aus, als sei die Sache entschieden", grinste er. Sanji starrte ihn nur grimmig an. "Glaubst du", murrte er, um im nächsten Moment seinem Kontrahenten ins Gesicht zu spucken. Zorros Grinsen verschwand auf der Stelle und er wischte sich mit einem "Bah!", die Spucke aus dem Gesicht. Diesen Augenblick der Unachtsamkeit nutzte Sanji, um Zorro von sich runter zu werfen. Schnell richtete er sich auf, doch auch Zorro hatte sich wieder aufgerappelt. "Verlogenes Miststück!", schimpfte er und schon lagen sie sich wieder in den Armen, Zorro damit bemüht, die Beine des anderen still zu halten und Sanji mit den Armen Zorros beschäftigt. Eine ganze Weile schien es wie ein Unentschieden auszusehen, doch nach und nach merkte Sanji, dass der Grünhaarige stärker war als er. Es wurde immer schwerer, ihn festzuhalten und seine Versuche, ihn daran zu hindern, seine Hände zu befreien, wurden immer verzweifelter. Schließlich schaffte Zorro es, seinen Arm loszureißen und er holte aus. Doch durch den Ruck konnte auch Sanji sein Bein befreien und holte ebenfalls aus. Sie verharrten in ihrer Stellung und starrten sich finster an. "Wenn du zuschlägst, ramm ich dir meinen Fuß gegen den Kopf, dass dir das Genick bricht", drohte Sanji. "Wenn du zutrittst, schlag ich dir deinen Kehlkopf ein", erwiderte Zorro. Sie starrten sich weiter an und warteten, dass der jeweils andere etwas tun würde, um diese Situation zu beenden. Doch zum Schluss war es keiner von ihnen, der sich ergab, sonder eine Stimme, die sie unterbrach. "Hey, was ist denn hier los?" Beide Köpfe drehten sich zur offenen Tür, in der ein Mann mit kurzen schwarzen Haaren und einer Brille stand. "Ihr zwei mal wieder, wer auch sonst. Na, ihr scheint euch ja blendend zu verstehen." Zorro verzog angeekelt, ob der Aussage des Verstehens – nicht des Auftauchens des anderen – das Gesicht. "Was wollen Sie, Professor?", fragte er missgelaunt. "Eigentlich wollte ich nur schauen, ob alles in Ordnung ist, aber wie mir scheint ist es das nicht ganz. Kann man euch irgendwie helfen, damit ihr diese vermutlich nicht sehr bequeme Stellung aufgeben könnt?" "Ja", zischte Zorro, "teilen Sie diesem Schwachkopf ein anderes Zimmer zu, Professor Klahadore!" "Nein", widersprach Sanji, "schmeißen Sie lieber diesen arroganten Mistsack raus, Professor!" Den Nachnamen ließ er lieber weg, er war nicht sicher, ob er ihn ganz richtig verstanden hatte. "Das muss Liebe sein", flötete der Professor. "Aber leider kann ich weder das eine, noch das andere machen." "Aber warum denn nicht? Sie sind schließlich Lehrer, also müssen Sie doch auch etwas an der beschissenen Situation, an der Sie Schuld sind, ändern können", beschwerte sich Zorro. "Nun, wenn du etwas ändern willst, dann solltest du dich besser nicht bei mir, sondern beim wahren Verursacher beschweren und das wäre dann der gute, alte Goldy! Aber ich glaube nicht, dass du wirklich etwas gegen seinen Beschluss hast. Ich denke, es würde ihm nicht behagen, zu hören, dass einer seiner Schüler an seinem Handeln zweifelt." Die ernste Miene, die der Professor bei diesen Worten machte, verstärkte nur die Wahrscheinlichkeit, dass der Direktor mit Widerworten unzufrieden sein würde. Zorro schluckt. "Hm… na ja, so schlimm wird's schon nicht werden…" Das Gesicht Klahadores hellte sich wieder auf. "Prima! Da das jetzt geklärt ist, solltet ihr euch lieber fertig fürs Bett machen und keinen Mucks mehr von euch geben. Croco hat heute nach mir Aufsicht und er ist im Moment gar nicht gut auf euch zu sprechen. Der Ärmste heult sich grad bei Smoker aus und wenn er damit fertig ist, dann dürfen wir ihm dabei helfen, alles wieder zu ordnen. Ihr könnt euch sicherlich denken, dass mittlerweile auch Smoker nicht sehr angetan von eurer Aktion ist. Also gebt jetzt lieber Ruhe und geht schlafen, wie brave artige Jungs. Und streitet nicht mehr, sonst geht am Ende noch etwas kaputt und das will ja niemand!" Nach diesem ellenlangen Vortrag fiel weder Zorro noch Sanji etwas zu erwidern ein und keiner der beiden störte es im Moment, dass sie sich um sechs Uhr für die Bettruhe fertig machen sollten. Klahadore überwachte das Geschehen noch so lange, bis beide im Bad waren, dann schob er noch kurz seine Brille an den rechten Platz ehe er seinen Kontrollgang fortführte. "Klasse hingekriegt", zischte Zorro, als Klahadore mit seinen überdurchschnittlich gutem Gehör garantiert außer Hörweite war. "Nur weil du ein Idiot bist, heißt das nicht, dass ich immer gleich Schuld bin", zischte Sanji zurück. "Ich bin kein Idiot", fauchte Zorro, "aber du bist ein Schwachkopf!" "Ach ja?", fauchte Sanji zurück. "Wenn ich ein Schwachkopf bin, dann bist du 'ne Hole Nuss!" "Ich und eine hole Nuss?!", schimpfte Zorro. "Wenigstens ist mein Gehirn nicht so klein, dass man es aufpumpen muss, damit es auf die Größe einer Erbse kommt!" "Eine Erbse?!", schimpfte Sanji. "Schön! Wenigstens sucht man bei mir nicht vergebens!" "Du Miststück!", rief Zorro und wollte sich auf den Blonden stürzen. "Du – Spinatschädel!", rief Sanji und wollte sich auf den Grünen stürzen, doch wieder wurden sie unterbrochen. "Hey, hey! Wer wird denn gleich? Habt ihr etwa die weisen Worte von eben schon wieder vergessen?", drang eine gedämpfte Stimme zu ihren Ohren. Zorro drehte sich genervt zum Fenster um, vor dem ein breit grinsender Shanks hing. "Nun guck nicht so, mach lieber auf", forderte er und sein Grinsen wurde noch eine Spur breiter. Der Schwertkämpfer schüttelte nur den Kopf, trabte zum Fenster und öffnete es. "Was willst du?", fragte er barsch, doch Shanks ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen. "Ach, eigentlich nichts. Ich wollt nur mal vorbeischauen und gucken, dass ihr euch nicht schon wieder die Köpfe einschlagt." "Nein, dank dir tun wir das nun nicht mehr, allerdings hatten wir es vor, also wären wir dir sehr dankbar, wenn du wieder verschwinden würdest…" "Ach, lass mal, Zorro. Nun bin ich schon diesen beschwerlichen Weg hergekommen, da will ich auch nicht gleich wieder gehen. Außerdem wollen die Jungs ja auch ein bisschen ihren Spaß haben." "Die Jungs?", hakte Zorro entsetzt nach. "Ja, Ace und so", bestätigte Shanks und deutete zum Fenster, durch das nach und nach Ace, Ruffy und Lysop geklettert kamen. "Mihawk kommt noch", warnte er Zorro schon mal vor, nachdem auch der Letzte sich auf dem Zimmerboden niedergelassen hatte. "Ach, macht doch, was ihr wollt", brummte Zorro beleidigt und zog sich auf seiner Seite des Zimmers zurück, wo er sich in eine Ecke setzte und ein Nickerchen hielt. "Okay, ignorieren wir ihn einfach", schlug Ace vor. "Er hat halt schlechte Laune. Wenn's im später besser geht, dann kann er ja immer noch mitmachen." Shanks nickte. "Gut, da das geklärt ist: Fang mal an zu erklären, Ace!" Der Schwarzhaarige stand auf und stellte sich vor die kleine Gruppe Sitzender. "Okay Leute, hört zu. Wie ihr sicher wisst, ist es morgen mal wieder soweit! Kein Tag wie jeder andere, sondern der Tag!" Ace begann vor der Truppe auf- und abzugehen. Mit ernster Miene sprach er weiter: "Und wie immer müssen wir uns auf diesen Tag gute vorbereiten! Den Plan habe ich schon vor einer Weile ausgearbeitet, jetzt heißt es nur noch, ihn in die Tat umzusetzen! Dazu brauchen wir-" "Halt!", wurde Ace plötzlich unterbrochen, bevor er seinen Plan erläutern konnte. "Was ist denn Lysop?", fragte er genervt. Er wollte endlich seinen genialen Plan kundtun und nicht von irgendwelchen Idioten unterbrochen werden. "Wir haben Fremde unter uns", antwortete der Lügenbaron. "Ich weiß nicht, ob es klug ist, diesen Plan hier zu verbreiten, wenn wir nicht wissen, ob auch jeder zu hundert Prozent auf unserer Seite steht." "Er hat Recht", stimmte Shanks zu. "Ich mein', er ist ganz nett und süß, aber viel wissen tun wir nich' über ihn. Immerhin ist er hier her gekommen, also kann er keinen Heiligenschein überm Haupt tragen!" 'Heiligenschein? Was reden die da eigentlich? Als ob die viel besser sind', dachte sich Sanji, sagte aber lieber nichts, sondern schaute nur zwischen Ace' nachdenklicher Miene und den erwartungsvollen Gesichtern der anderen hin und her. "Okay, wir werden ihn testen", entschied der Schwarzhaarige schließlich. "Au fein, und wie?", wollte Ruffy wissen. Das zufriedene Grinsen verschwand wieder von Ace' Zügen. "Tja, wenn das mal so einfach wäre… äh… keine Ahnung!" "Fragt ihn doch einfach und dann hat sich die Sache", kam ein Knurren aus Richtung Tür. "Mihawk! Schön, dass du da bist!" Doch Shanks Freude schwank auch gleich in Verwunderung um. "Aber wieso kommst du durch die Tür? Da draußen wartete irgendwo das irre Krokodil, das nur darauf wartet, dass wir rauskommen und es uns fressen kann." "Komm mal wieder runter", murrte der Neuankömmling. "Ich hab' ihm nichts getan. Zorro und der Blonde müssen sich in Acht nehmen." Er grinste zu dem Grünhaarigen, der bei der Nennung seines Namens aufgeschaut hatte, ihm einen finsteren Blick zuwarf und dann wieder die Augen schloss. "Lass ihn in Ruhe, Mihawk. Er will schlafen, sieht man doch! Los, wir fragen lieber Sanji, ob er vertrauenswürdig ist", schlug Shanks vor. Mihawk verdrehte nur die Augen und setzte sich zu den anderen, während Ace sich zu Sanji drehte. "Also, Sanji", begann er. "Bist du vertrauenswürdig?" Der Blonde nickte. "Das wäre geklärt, kann ich jetzt endlich die Aufgaben für meinen absolut genialen Plan verteilen? Oder hat noch irgendjemand irgendetwas zu sagen?!" Wie erwartet hatte niemand mehr was zu beanstanden und Ace konnte endlich loslegen. "Also, für meinen Plan müssen wir einiges vorbereiten. Seid ihr bereit?" Ein nicht sehr einheitliches, von den meisten gemurmeltes, von Ruffy ein hoch motiviertes "Ja!", war zu vernehmen. "So will ich das hören", lobte Ace, diejenigen überhörend, die nicht ganz so euphorisch waren wie sein kleiner Bruder. "Also, Kadett Ruffy!" "Aye, Sir!", blökte der Junge gut gelaunt. "Du wirst jede Menge Konfetti besorgen", trug Ace ihm auf. "Aye, Sir!", nahm Ruffy seinen Auftrag an. "Shanks, du wirst Batterien besorgen. Mihawk, du kramst deinen CD-Player raus. Und du, Lysop, wirst schon mal Einladungen malen. Ich werde noch ein paar Tröten besorgen. Ach ja und du Sanji, du kannst… hilf einfach Lysop. Schreibt so was wie 'vierzehnter dritter, nach dem Unterricht hinter dem Lehrerhaus', … denkt euch was aus!" Mit diesen Worten folgte er Ruffy und Shanks aus dem Fenster. Mihawk wünschte ihm noch viel Spaß, dann öffnete er die Tür um seiner Aufgabe nachzukommen. "Hi, Croco", grüßte er auf dem Gang seinen Lehrer, ehe er die Treppe hoch zu seinem Zimmer ging, um in den Untiefen dieses seinen CD-Player hervorzukramen. Sanji blieb mit Lysop und Zorro zurück. Er und der Lügenbaron schauten noch einem Moment Mihawk hinterher, in der Erwartung einen Schrei und dann ein paar fliegende Federn zu sehen. Als nichts der gleichen kam, machte sich Lysop auch schon daran, in Zorros Sachen herumzukramen. "Du hast doch sicher Stifte und Papier?", erkundigte er sich dabei. Zorro brummte nur zur Antwort. Es dauerte eine Weile, bis Lysop etwas in dessen Chaos gefunden hatte, doch dann setzte er sich wieder zu Sanji auf dem Boden – der sich vor Langeweile wieder eine seiner Zigaretten angezündet hatte – und schob ihm einige Blätter hin. Die Stifte, die er zusammengekramt hatte, verteilte er zwischen ihnen. "Hier, schreib Datum, Uhrzeit und Treffpunkt rauf und mal ein paar Luftballons und Luftschlangen rauf", forderte er den Blonden auf. Etwas unsicher griff Sanji nach einem Stift – dunkelblau. Ordentlich schrieb er erst eine eins und dann eine vier auf das Blatt, dann nahm er einen neuen Stift – diesmal dunkelgrün –, um den Treffpunkt und die Uhrzeit, also nach Unterrichtsschluss, hinzuzufügen. Mit gelb, rot und orange malte er Luftballons, Konfetti und bunte Linien auf das Papier. Und während er mit seiner ersten Einladung fertig war, legte Lysop bereits das fünfte voll gekrakelte Blatt auf einen Stapel. Die ganze Aktion schien wohl keine sonderliche Sorgfalt nötig zu haben… Doch auch wenn sich beide immer weniger Mühe gaben – und so langsam die Lust verloren – so saßen sie doch einige Stunden an den Zetteln. Der Rest der Truppe war bereits zurückgekehrt und half, wobei vor allem Ruffys Hilfe nicht gerade fördernd war. Nach einer ganzen Weile hatte sich dann auch endlich Zorro erbarmt und zum Stift gegriffen und auch Mihawk willigte schließlich ein, ihnen etwas unter die Arme zu greifen. Nachdem sie dann endlich so ungefähr fünfzig Exemplare beisammen hatten (Dank Ruffy hatte alles länger gedauert als unbedingt nötig gewesen wäre…), war es Zeit die Stifte beiseite zu legen. "Sieht doch toll aus", lobte Ace zufrieden. "Das sollte reichen. So viele Schüler sind wir nicht und die Nachricht spricht sich so und so rum." "Ist ja auch jedes Jahr das Gleiche. Weiß doch jeder, dass du dir wieder was ausgedacht hast, um ihn zu ärgern." Shanks räumte ihre Malutensilien zusammen. "Ja, das geht doch immer so. Daran hat man sich doch schon gewöhnt." Zorro nahm Shanks das Malzeug ab und verstaute es wieder auf seinem Schreibtisch, der danach noch unordentlicher aussah als vorher. "Worum geht's eigentlich?", fragte Sanji schließlich, als er mit dem Gerede rein gar nichts mehr anfangen konnte. "Du bist doch ein Idiot! Weißt nicht mal, worum es geht, aber hilfst diesen Bekloppten?", fuhr Zorro ihn an. "Sei doch still, du hast doch auch geholfen, du Bekloppter!", blaffte er zurück. "Ja, aber ich kenne diese Idioten und weiß, worum es geht!" "Hey, ganz ruhig", unterbrach Shanks mal wieder die Streiterei. "Die Sache ist ganz einfach. Du kennst doch bestimmt schon das berühmt berüchtigte Lehrertrio, oder?" Sanji schüttelte den Kopf – und Shanks ließ den seinen hängen. "Okay, dann eben von ganz von vorne. Also, das Lehrertrio besteht aus Klahadore Kuro, Sir Wáni Crocodile und Smoker Chaser." "Die drei kenn ich." "Gut, is' ja schon mal 'n Anfang. Und wenn man die drei zusammenpackt, hat man das perfekte Chaosteam! Die drei plus uns bringen immer mal wieder frischen Wind in dieses abgelegene Internat." Shanks grinste breit. "Und nun ist es so, dass einer vom Lehrertrio und einer von uns sich besonders oft in die Haare kriegen. Eigentlich immer, wenn sie sich sehen. Dabei handelt es sich um den allseits beliebten Ace und den guten alten Smoker! Wenn die beiden sich nicht zanken können, sind sie nicht glücklich." Sanji nickte. "Aha, verstehe. Und weil morgen dieser besondere Tag ist, helft ihr den beiden ein wenig, dass sie ihre Triebe ausleben können." "Du hast es erfasst", gratulierte Shanks. "Und was ist das morgen für ein besonderer Tag?" "Na, Smokers Geburtstag!", rief Ace. "Das ist doch ein Grund zum Feiern!" "Und wie genau feiern wir morgen, wenn er noch gar nichts davon weiß?" "Er soll es doch gar nicht wisse, das ist es doch. Das ist eine Überraschungsparty! Und damit niemand vorher was ausplaudert, verkünden wir das Ganze erst kurz bevor es soweit ist, also morgen Vormittag." "Ihr schmeißt Überraschungspartys für euere Lehrer?" "Sag mal, hast du eigentlich immer und immer noch eine Frage?", unterbrach sie Mihawk schließlich. "Nimm 's doch einfach so hin. Das ist hier nun mal so. Deswegen ist die Kaizoku Gakuen nicht irgendeine Schule, sondern die Schule!" "Mihawk hat recht", pflichtete Shanks ihm bei. "So lernen wir, unser Sozialverhalten zu bessern!" "Das wage ich zu bezweifeln. Schließlich macht ihr das alles doch nur, um Smoker zu ärgern", brummte Zorro, um die ganze ach so heilige Sache wieder ins richtige Licht zu rücken. "Und wie genau wollen sie ihn mit einer Überraschungsparty ärgern?", hakte Sanji nach. "Er fragt ja schon wieder!", knurrte Mihawk, doch Ace ignorierte ihn. "Das wirst du morgen nach Unterrichtsschluss sehen", verkündete er. "Wir müssen jetzt gehen, bevor Croco die Zimmer zur Nachtruhe kontrolliert. Also, man sieht sich morgen ausgeruht und frisch beim Frühstück." "Ja! Frühstück!", brüllte Ruffy und warf sich seinem Bruder in die Arme, um sich von ihm zu verabschieden und ihm eine gute Nacht zu wünschen. Dann verschwanden sie wieder aus dem Fenster. Nur Mihawk nicht, der benutzte wieder die Tür und grüßte auf dem Flur Crocodile. Zurück blieben nur Zorro und Sanji… … "Ich geh schlafen", brummte der Schwertkämpfer, räumte sein Bett frei und legte sich hin. "Hm…", antwortete Sanji und stellte seine Tasche auf sein Bett, um sie auszuräumen. Seinen Koffer, der ja vorgeschickt worden war, fand er im Schrank. Auch diesen leerte er und verstaute die Sachen ordentlich. Es dauerte eine ganze Weile, bis er seinen ganzen Kram gut untergebracht hatte. Müde setzte er sich auf die Bettkante. Sein erster Tag an seiner neuen Schule war ja schon ziemlich aufregend gewesen, doch im Gegensatz zu den Tagen, die noch folgen sollten, war er ein purer Erholungstag gewesen… Der Blonde ließ seinen Blick durch das Zimmer gleiten. Zorro schlief wohl schon, obwohl das ganze Zimmer hell erleuchtet war. Seufzend erhob sich Sanji, drückte sein Kippe im Aschenbecher auf dem Tisch aus und knipste anschließend das Licht aus. Er schlüpfte unter die Bettdecke und schaltete auch sein Nachttischlämpchen aus – umgezogen waren sie ja beide bereits gewesen. Er schloss die Augen und ließ den Tag kurz durch den Kopf gehen. Am Morgen hatte er sich noch von Robin verabschiedet und nun war er so weit weg von ihr, bei einem Haufen neuer Freunde, ein ganz verrückter Haufen, den er morgen früh wieder sehen würde. Doch trotz der Tatsache, dass er schnell neue Freunde – und auch nicht ganz so freundlich gesinnte Typen – gefunden hatte, vermisste er Robin. Er fragte sich, ob es ihr wohl gut ging, was sie gerade machte, ob sie vielleicht mit Jeff redete und wann er sie wohl das nächste Mal sehen würde. Über die ganzen Gedanken über Robin schlief er schließlich ein… Ohne sich allerdings daran zu erinnern, dass er sich immer noch nicht bei ihr gemeldet hatte, wie er es versprochen hatte. Das holte er erst nach, als es ihm in einer Fünf-Minuten-Pause des nächsten Vormittages wieder einfiel, mit dem Versprechen, sich mal am Wochenende zu melden, damit sie länger reden konnten. mikan... o4. Kapitel – Geburtstag [~2005-03-14 – Monday~] Um halb sieben Uhr morgens piepte der Wecker, um den weißhaarigen Lehrer zu wecken. Anfangs wurde er noch ignoriert, bis dem Morgenmuffel nach zehn Minuten das penetrante Piepen dann doch zu viel wurde. Genervt drehte er sich zu seinem Nachtschrank und erschlug das nervtötende Geräusch. Mit noch halb geschlossenen Augen setzte er sich auf und rieb sich den Schlaf weg. Eine Weile blieb er noch in seinem warmen, gemütlichen Bett sitzen, dann raffte er sich hoch und tapste ins Badezimmer. Seine Nachtboxershorts segelten zu Boden und er hüpfte unter die Dusche, um richtig wach zu werden. Nachdem er im Bad alles gemacht hatte, was man halt im Bad tat, schlurfte er zurück in Wohn- und Schlafbereich seiner Unterkunft, wo er sich bekleidete. Dann verließ er seine Wohnung, wenn man es denn so nennen wollte, und schließlich auch das Lehrerhaus. Der Tag begann für ihn schon mal mehr als scheiße, allerdings tröstete es, dass er damit nicht der einzige war. Auf dem Weg zur Mensa holte er schon einmal eine Liste aus seiner Hosentaschen, auf der die Namen derer standen, die heute Küchendienst hatten und somit für das Vorbereiten des Frühstücks verantwortlich waren und deren Anwesenheit diesmal er überprüfen musste. Die armen Schweine mussten genauso früh aufstehen wie er und diese Tatsache besserte seine Laune doch etwas. In der Mensa angekommen schlug er den Weg Richtung Küche ein, wo er erst einmal Carne, ihren Küchenchef, grüßte. Bis auf Carne und Smoker selbst war noch niemand da, so schnappte er sich einen Aschenbecher aus einem der Regale, die an der Wand hingen und setzte sich auf einen Stuhl vor eine der Arbeitsplatten, wo er sich eine Zigarre anzündete und sie sich in den Mund stecke. Das Murren des Küchenchefs, dass er es nicht guthieß, dass in der Mensa und insbesondere in der Küche geraucht wurde, ignorierte er und qualmte den Raum mit dem graublauen Dunst voll. Es dauerte noch ein Weilchen, bis die zum Küchendienst Verdonnerten eintrafen und er die Namen auf seiner Liste abhaken konnte. Dann hatte er eigentlich nicht mehr viel zu tun. Die Führung dieser paar Leute übernahm Carne, er selber hatte nur dafür zu Sorgen, dass sie auch auf ihn hörten, was eigentlich mit seiner bloßen Anwesenheit gewährleistet war. Mit Rauchen, die anderen bei der Arbeit beobachten und ab und zu jemanden ermahnen ging die Stunde bis die Mensa eröffnet wurde, recht schnell um. Bevor dann der Rest der Schüler eingelassen wurde, bekamen er und die Küchenaushilfen schon einmal ihr Essen, da sie danach wieder an die Arbeit mussten, Trinken in die Becker füllen, neue Brötchen zur Ausgabe bringen, und immer wieder das ein oder andere nachfüllen. Er selber hatte dann dafür zu sorgen, dass keiner sich vordrängelte, es keinen Streit gab, niemand mit dem Essen warf und alles seinen geregelten Gang lief. Da es bei ihm allerdings niemand wagte, auch gegen nur die kleinste Regel zu verstoßen, hatte er eine Menge Zeit, seinen Gedanken nachzuhängen. Der Tag hatte, abgesehen, dass er heute früh raus gemusst hatte, einen ganz normalen Anfang gehabt, auch wenn es kein ganz normaler Tag war. Eigentlich hatte er vermutet, dass einige ganz spezielle Schüler ihm gleich am Eingang auflauern würden, um ihm auf ihre Art zum Geburtstag zu gratulieren. Doch dem war nicht so gewesen, im Gegenteil. Ruffy und Co. waren spät wie immer gekommen und hatten sich nicht einmal die Mühe gemacht, ihn zu grüßen, Ace war nicht unter ihnen. Zugegeben war er schon ein bisschen neugierig, was der Schwarzhaarige sich ausgedacht hatte und es wurmte ihn ein bisschen, dass er nicht einmal da war. Er war es schließlich ganz anders gewohnt. Allerdings war er sich hundertprozentig sicher, dass das nicht den ganzen Tag so weiter gehen würde. Er traute Ace wirklich alles zu, damit er ihm eins auswischen konnte. Er erinnerte sich noch an seinen letzten Geburtstag. Ace hatte für ihn das Lied 'Wie schön, dass du geboren bist' umgeschrieben, es aufgenommen und ihm in einer Karte geschickt, aus der dann sein furchtbar schiefer Gesagt dröhnte, wenn man diese öffnete. Im ganzen Lehrerzimmer war dann seine Stimme zu hören, die: "Heute kannst du reden, brüllen oder schrei'n, denn wir wissen ja, du bist unser Sonnenschein! Heut ist dein Geburtstag, darum kommen wir, alle deine Sorgen, sind nun hier bei dir! … Wie schön, dass du am Leben bist, sonst wüsst' ich was Langeweile ist! Wie schön dass du noch bei uns bleibst, wir hätten dich sonst her geschleift!…", verkündete. Ace konnte weder singen noch dichten, das war ihm auch schon vorher klar gewesen, aber dass man von seinem Gesang nicht nur Kopf- sondern auch noch Ohrschmerzen bekommen konnte, das war eine neue Erfahrung gewesen… Er war schon mehr oder weniger gespannt, was der Spinner dieses Jahr ausgeheckt hatte. Garantiert wieder etwas, womit er ihm auf die Nerven gehen konnte. Mittlerweile war das Frühstück zu Ende und auch der Rest der Schüler, die noch schnell die ein oder andere Hausaufgabe zusammengekliert hatten, machten sich auf den Weg ins Schulhaus. Smoker schaute auf seine Uhr, acht Uhr fünfzig. Er konnte sich Zeit lassen, der Unterricht fing erst in zehn Minuten an. Gemächlich schlenderte er den Hauptweg entlang zu seinem Klassenraum. In der ersten Stunde hatte er bei seiner Klasse, Latein. Ace war nicht dabei, er studierte schließlich schon, aber Ruffy und der Rest der Bande waren in seiner Klasse. Aber er könnte schwören, dass die sich nicht anders als sonst verhalten würden. Schließlich würde Ace es sich nie verzeihen können, wenn er bei seiner Aktion nicht dabei sein könnte. Und auch wenn es so wäre und sie wirklich schon mal anfangen würden, ihm ihre Grüße zu übermitteln, so konnten sie doch den ganzen Tag so viel Terror machen, wie sie wollten, denn eins würden sie an diesem Tag nicht ändern können, Kuro und Crocodile würden besonders nett zu ihm sein und das konnte ihm keiner vermiesen, nicht ein mal Ace. [~same time – boy's rooms~] "Nun steh schon auf, Ace! Wir kommen sonst zu spät zur ersten Vorlesung", ermahnte Shanks seinen Freund nun schon zum dritten Mal, doch dieser zog sich nur die Bettdecke über den Kopf und murmelte etwas Unverständliches. "Ace, jetzt komm schon!" Er begann an der Bettdecke zu zerren, um sie ihm wegzunehmen, doch Ace blieb unbeeindruckt. "Komm jetzt! Oder ich hol' Mihawk", drohte er. Erst schien dem Schwarzhaarigen auch das nichts auszumachen, doch nachdem die Wort durch sein Unterbewusstsein gesickert waren, saß er auch schon aufrecht im Bett. "Nein! Alles, nur Mihawk nicht", flehte er. "Geht doch", lobte Shanks. "Und jetzt ab ins Bad, fertig machen. Ich schmier dir 'n Brot, damit du noch was futtern kannst, die Mensa hat nämlich schon wieder zu, du Schnarchnase!" Ace nickte nur Abwesend, mittlerweile schon wieder im Halbschlaf. Eine Kopfnuss von Shanks erinnerte ihn allerdings wieder an seine Aufgabe. Der Rothaarige wartete noch, bis Ace auch wirklich im Bad war, holte dann Butter aus ihrem Miniaturkühlschrank hervor und eine Scheibe Brot aus einem Keramikbrotkasten. Als er fertig mit schmieren war, schaute er im Badezimmer nach, ob Ace nicht vielleicht beim Zähneputzen eingeschlafen war. Alles in Allem brauchten sie noch eine Viertelstunde, bis sie vor ihrer Zimmertür standen –Ace das Butterbrot in der Hand – und machten sich auf den Weg zum Universitätsgebäude. "Und? Alles vorbereitet für den großen Tag?", fragte Shanks unterwegs und schielte zu Ace, der breit grinste. Er schluckte den Bissen, den er gerade im Mund hatte hinunter und antwortete dann: "Allerdings! Wir wollen doch nicht, dass etwas schief geht! Ich hab' Ruffy und den anderen gestern extra noch mal gesagt, dass sie sich den Vormittag ruhig verhalten sollen…" … Und das taten Ruffy die anderen auch. Smokers Unterricht, wenn man ihn denn noch so nennen konnte, verlief ohne besondere Vorkommnisse, was zu einem Teil auch daran liegen könnte, dass kaum noch jemand Unterricht machte – wobei Smoker nicht zu den 'kaum noch jemanden' gehörte. Die einzige, die auch die letzten Stunden vor den Ferien zum Abhandeln der Stoffgebiete nutzte, war – sehr zum Leidwesen der Schüler – Hina. Und da Französisch weitläufig nicht gerade als Lieblingsfach bekannt war, war die Folter doppelt so schlimm, abgesehen davon, dass es Hina war, die dieses Fach Unterrichtete. Aber es war kurz vor Jahresende, die Zeugnisnoten standen fest, der Kopf war geschrieben. Nur noch größere Verstoße konnten an den Ergebnissen noch etwas ändern. Und so kam es, dass es auch bis zur Mittagspause nicht mehr viel zu tun gab… und die Stunden nach der Mittagspause fielen aus… Die Mittagspause. Nachdem Smoker klar geworden war, dass vorher auf keinen Fall etwas passieren würden, freute er sich auf diese nicht mehr besonders. Und da entdeckte er wieder das Gute an der Sache, dass er heute für die Aufsicht beim Küchendienst eingeteilt war. Er aß mit den Jungs vom Küchendienst bereits vorher und hatte dann wieder damit zu tun, dass alle sich gesittet verhielten. Trotzdem blieb eine Rest Angst bestehen. Nur weil er schon gegessen hatte, hieß das nämlich nicht, dass er nicht mehr in der Mensa war. Und da sah er wieder das Negative an der Sache mit dem Küchendienst. Er würde auch bis zu letzt bleiben müssen, bis alle Schüler gegangen waren. Und die letzten, die die Mensa räumten, waren meist Ace und sein gefräßiger Bruder… Smoker seufzte. Das waren ja rosige Aussichten. Ziemlich überrascht starrte er dann der Tür nach, als Ruffy und Co. unter den ersten waren, die die Mensa wieder verließen. Sie hatten nicht ein Wort zu ihm gesagt, nicht eine Gemeinheit. Insbesondere Ace, der immer der erste war, wenn es darum ging, ihn zu ärgern, war ihm gegenüber besonders zurückhaltend, was nicht hieß, dass er und seine Freunde nicht die ganze Zeit herumgealberten und ordentlich Krach gemacht hatten. Damit waren sie allerdings nicht die einzigen gewesen. Auch wenn sie vielleicht etwas mehr auffielen, so war das doch eigentlich eine recht lebhafte Schule und hatte dementsprechend auch recht lebhafte Schüler… Doch auch wenn Ace im Moment noch keine Anstalten machte, ihm in irgendeiner besonderen Form zu seinem Geburtstag zu gratulieren, war er sich sicher, dass das noch kommen würde. Vielleicht gehörte dieses Desinteresse, das er momentan an den Tag legte auch zu seinem Plan… [~few minutes later – behind the teacher's house~] Ace hatte die ganze Truppe um sich herum versammelt. "Okay Jungs, habt ihr alle Blätter verteilt, wie ich es euch in der Pause aufgetragen habe?" Die Jungs nickten. "Gut, dann müssten die ersten ja bald hier sein", freute sich Ace. Sie warteten insgesamt eine halbe Stunde. In der Zeit hatte sich ein Großteil des Internat hinter dem Lehrerhaus eingefunden. Als dann eine ganze Zeit vergangen war und niemand neues mehr dazu gestoßen war, versammelte Ace alle bei sich und begann zu erklären. "Wie ihr ja alle wisst, ist heute dieser eine Tag im Jahr, an dem wir feiern", begann er. "Und dieses Jahr haben wir uns für unseren Lieblingslehrer etwas ganz besonderes ausgedacht, eine Überraschungsgeburtstagsparty! Also, das ganze läuft wie folgt ab…" Ace holte aus einer Tasche das Konfetti, ein paar Luftschlangen und die Tröten und verteilte alles unter den anderen. "Shanks, sind die Batterien im CD-Player?" Der Rothaarige nickte. "Okay, Mihawk, vortreten! Ich hab' hier eine wunderschöne CD für dein Schmuckstück." Etwas wiederwillig trat Mihawk zu Ace. "Das sind aber keine Schlager, oder? Schlager kommen mir nicht in mein Baby!" "Keine Sorge", beruhigte Ace ihn. "Das sind nur harmlose Geburtstagslieder." "Nicht viel besser", brummte Mihawk, ließ Ace aber gewähren. "Ich frag' mich immer wieder, wo du nur immer diesen Schrott herbekommst." "Ach, das lass mal meine Sorge sein", grinste Ace. "Haltet lieber Ruffy fest, denn jetzt kommt noch eine Überraschung!" Etwas verwirrt stellte Mihawk seinen CD-Player auf den Boden ab und er und Shanks packten Ruffy an den Schultern. "Den hab' ich erst gestern Abend gemacht und ihn dann vorsichtshalber versteckt, damit Ruffy auf gar keinen Fall die Witterung aufnehmen konnte", erklärte Ace und holte ein Tablett hervor, über das ein Karton gestülpt war. "Hey!", rief Ruffy und seine Augen begannen zu leuchten. "Ich rieche … KUCHEN! " Es war weise gewesen, so gut vorzusorgen, denn selbst Mihawk und Shanks zusammen hatten Mühe, den ausgehungerten Ruffy – der gerade zu Mittag gegessen hatte – von dem Kuchen fernzuhalten. "Haltet ihn ja gut fest", befahl Ace. "Der ist nämlich nicht für dich, Ruffy! Wenn du Geburtstag hast, bekommst du auch einen." "Wirklich?!", freute sich Ruffy und Ace nickte. Der Jüngere überlegte einen Moment. "Aber das ist noch so lange hin…" "Mach dir nichts draus", versuchte Shanks zu trösten. "Du bekommst zwei, von mir einen und von Ace einen!" "Quatsch, du bekommst drei", stöhnte Mihawk, "aber hör endlich auf, so zu zerren." "Oh, okay!" Ruffy, der bis eben auf der Stelle gerannt war – am Platz gehalten von Shanks und Mihawk – blieb stehen. Erleichtert atmeten die beiden aus und ließen sich nebeneinander auf den Boden sinken. "Puh, der Kleine hat zu viel überschüssige Energie", japste Shanks und lehnte sich erschöpft an seinen Leidensgenossen. "Da das mit dem Kuchen ja geklärt ist, könnt ihr auf eure Plätze. Macht euch bereit zum Zimmerstürmen! Und ordentlich Krach machen und Konfetti werfen, er liebt Konfetti", befahl Ace und setzte den Trupp in Gang. Sie marschierten hinter dem Lehrerhaus hervor und hinein, vorbei an zwei Zimmertüren und stoppten schließlich vor der dritten und letzten. Durch den Krach, der hauptsächlich von den Tröten und dem voll aufgedrehten CD-Player, der 'Happy Birthday' spielte, verursacht wurde, wurden auch Crocodile und Kuro angelockt, denen die ersten beiden Zimmer gehörten. Auf der Seite gegenüber, der Mädchenseite, tat sich hingegen gar nichts, die beiden waren wohl noch im Lehrerzimmer. Auch Smoker, der sich eigentlich ein bisschen hinlegen wollte, wurde von dem Krach wieder zum Aufstehen bewegt. Er war fast an der Tür angekommen, als diese aufgestoßen wurde und Ace und Kumpanen hereingedrängt kamen, Konfetti werfend und Krach machend. "Hey, was soll das?", rief er ärgerlich, doch seine Stimme ging in dem Lärm unter. Und während das Dröhnen des CD-Players das ganze Haus wackeln ließ, versank man im Zimmer in einer Konfettiflut. Ace hatte seinen Kuchen mittlerweile auf einem Tisch abgestellt und plünderte nun den Kühlschrank. Er verteilte die erste Runde an Getränken und machte es sich dann auf dem Sofa bequem. Der Rest der Gruppe hatte sich im Raum verteilt. Einige standen zu zweit oder mehreren zusammen und unterhielten sich, einige andere inspizierten den Raum und wieder andere waren bereits von Smoker wieder rausgeworfen worden. Er tippte gerade jemanden, der eine seiner Zigarrenschatullen in der Hand hielt und öffnen wollte, auf die Schulter, um ihm dann die Tür zu zeigen. Schließlich stampfte er zu Mihawk um endlich dieses Lied verstummen zu lassen. "Hey", protestierte dieser, als man einfach seinen Schatz abschaltete, doch die sehr verärgerte Miene Smokers ließen ihn seine Widerworte vergessen. "Raus!", befahl er ziemlich lautstark und fast keiner wagte es, diesem Befehl nicht nachzukommen. Der ausgestreckten Hand ihres Lehrers folgend, verschwanden die meisten durch die Tür. Smoker schob auch Mihawk zu eben dieser und ehe er ihn über die Türschwelle schubste, zischte er noch: "Und wag es ja nicht, das Teil noch mal in meiner Gegenwart anzuschalten!" Mihawk schlang schützend seine Arme um seinen CD-Player. "Wenn du ihm was tust, dann musst du ihn ersetzen." Der Blick, mit dem Smoker ihn darauf hin bedachte ließ ihn dann doch lieber aus dem Zimmer treten. Nami drückte er im Vorbeigehen einen Hundert-Yen-Schein in die Hand, diese bedankte sich und verschwand. Er packte Shanks am Arm und Ruffy, der sich gerade am Kuchen vergreifen wollte, am Kragen. "Ihr zwei auch! Los raus!", befahl er und schubste sie zur Tür. Zorro drückte er eine Flasche Bier in die Hand. "Und jetzt verschwinde!" Nun drehte er sich zu Sanji, der ihn gelassen ansah. "Und du bringst ihn besser zu seinem Zimmer, bevor er sich noch verläuft." Als Sanji sich nicht rührte, gab er auch ihm ein Bier. Etwas Besseres fiel ihm nicht ein, da er noch keinerlei Vorlieben des Blonden kannte, doch der schien damit zufrieden gestellt und folgte seinem Zimmergenossen. Bei Lysop hatte ein Blick genügt und er war mit schlotternden Knien unter den ersten gewesen, die das Zimmer fluchtartig verlassen hatte, also blieb nur noch einer… "Und jetzt zu dir, du Nervensäge." Das Grinsen auf seinem Gesicht wirkte schon etwas irre… "Ja, was ist mit mir?", fragte Ace frech und lächelte verschmitzt. "Du machst jetzt, dass du verschwindest." "Sonst was?", wollte der Schwarzhaarige wissen. "Du willst wirklich dein Schicksal herausfordern, was?" Ace grinste. "Jepp!" Und im nächsten Moment hüpfte er zur Seite, aus Smokers Reichweite, woraufhin eine wilde Verfolgungsjagd begann, immer im Kreis um den Sofatisch herum. "Ich kann dir sagen, was passiert, wenn du nicht sofort verschwindest", schimpfte Smoker, immer dicht hinter Ace. "Da bin ich aber gespannt!", rief der, immer darauf bedacht, den anderen nicht zu nahm kommen zu lassen. "Wenn ich dich in die Finger kriege, dann prügel' ich dich windelweich, bis dir deine Sommersprossen aus deinem elenden Grinseface fallen!" Ace lachte nur. "Das will ich sehen!" "Du glaubst mir nicht?", rief Smoker. "Bleib stehen, dann zeig ich's dir!" Ace drehte seinen Kopf zu seinem Lehrer. "Nö! So blöd bin ich nun auch wieder nicht!" Er grinste wieder und streckte dem anderen die Zunge raus. "Ahrg, du unverschämte Göre, wart' nur, bis ich dich erwische!" Er legte noch einen Zahn zu und sprintete hinter Ace her, der wiederum auch schneller vor ihm davonrannte. Nach zwanzig Minuten, in denen sie unablässlig um den Tisch gesprintet waren, schienen beide mehr als erschöpft. "Wollen wir es nicht bei einem Unentschieden belassen?", keuchte Ace. Beide krochen mehr, als dass sie noch rannten und während Smoker sich immer wieder freute, wenn er am Sofa vorbeikam, weil er sich dort abstützen konnte, griff Ace immer wieder im Vorbeigehen nach einer Wasserflasche, die er vorhin auf dem Esstisch, der an der Wand hinter dem Sofa stand, abgestellt hatte. "Vergiss es! Ich hab' dich gleich, jetzt geb' ich nicht auf", schlug der Weißhaarige das Friedensangebot aus, wobei er sich mindestens genauso erschöpft anhörte wie sein Widersacher. Es ging noch drei Runden weiter im Kreis, bis Smoker sich dann doch einen Ruck gab. "Okay, Unentschieden, aber nur…, weil mir schwindlig ist…" Das ließ sich Ace kein zweites Mal sagen und im nächsten Moment ließ er sich schon auf der Couch nieder, streckte alle Viere von sich und versuchte sein hastiges Nach-Luft-Hecheln wieder unter Kontrolle zu kriegen, während Smoker wohl wirklich etwas neben der Spur war. Er taumelte ziemlich und es schien zwischendurch gar nicht so sicher, ob er das Sofa auch erreichen würde. "Mensch, Smoky, du siehst gar nicht gut aus", stellte Ace besorgt fest. "Ich hab' doch gesagt, mir ist schwindlig", murrte Smoker. Ihm war es wohl nicht so angenehm, das vor Ace zuzugeben. Dem Schwarzhaarige war das egal. Er packte Smoker am Arm und platzierte ihn auf der Couch. "Setz dich erst mal, wird bestimmt gleich besser." Er selber stand auf um für sich beide etwas zu trinken zu holen. Dabei fiel ihm der Kuchen wieder ein, der immer noch auf dem Tisch stand. Mit zwei wassergefüllten Gläsern und zwei Kuchentellern kam er schließlich wieder zum Sofa zurück. Wortlos hielt er Smoker seinen Anteil hin, der es ihm genauso schweigsam abnahm. Unentschlossen stocherte in dem Stück herum. "Hast du den selbst gemacht?", fragte er schließlich. "Na klar, nur für dich", antwortete Ace stolz und grinste Smoker an. Smoker verzog das Gesicht. "Ach echt, nur für mich?" "Was soll das denn heißen!? Ich hab ihn schon nicht vergiftet!" "Mit Absicht vielleicht nicht…" "Gut, dann beweis' ich es dir eben. Ich nehm' zuerst ein Stück." Gespannt schaute der Weißhaarige zu Ace rüber, der sich einen großen Brocken in den Mund schob und kaute… und kaute… und herunterschluckte. "Du… lebst noch…", stellte Smoker verblüfft fest. "Klar, was denkst du denn?!", rief Ace verärgert und verpasste seinem Lehrer eine Kopfnuss. "Au, is' ja gut. Man scheint es essen zu können. Konnt' ich doch nicht wissen." Schnell schob er sich auch ein Stück Kuchen in den Mund, um Ace zu besänftigen. "Hm… schmeckt sogar", nuschelte er mit vollem Mund. Zufrieden widmete sich Ace wieder seinem Stück. "Is' ja auch mit Liebe gemacht!" [~some time later – Croco's room~] Zaghaft klopfte Klahadore an Crocodiles Tür. Nur einen Augenblick später, als ob der andere davor gestanden und auf ihn gewartet hätte, ging diese auf. "Hey, es sind alle wieder weg…", meinte er und schaute besorgt zu Crocodile auf. "Ja, alle außer Ace…", ergänzte dieser und schaute mit einem ebenso besorgten Blick hinüber zu Smokers Tür, "…und dafür ist es verdammt ruhig." "Zu ruhig", versicherte Klahadore. "Kuro, da stimmt was nicht", bestimmte Crocodile. "Sollen wir nachschauen?", fragte der Schwarze unsicher. Crocodile schien eine Weile zu überlegen, dann meinte er: "Besser ist es. Mach dich auf alles gefasst und halt schon mal die Nummer vom Notruf bereit!" Klahadore nickte und folgte dann seinem Kollegen zur Tür Smokers. Vorsichtig drehte der Größere am Türknauf. "Nicht verschlossen", flüsterte er und öffnete die Tür einen Spalt, um hinein zu lugen. Klahadore duckte sich unter seinen Arm, um auch etwas sehen zu können, als Crocodile die Tür ganz aufschob. "Sie schlafen", murmelte er überrascht und gab den Blick auf Ace frei, der zur Seite gekippt war und nun über Smokers Arm lag, den Kopf im Schoß des Weißhaarigen. Klahadore betrachtete die Szene eine Weile, dann rief er: "Oh! Sie haben Kuchen gegessen!" Crocodile legte ihm die Hand auf die Schulter. "Sieht ganz danach aus und ich bin sicher, wenn sie wieder aufwachen und Ace weg ist und er zu uns kommt, bietet er uns auch etwas davon an, aber jetzt sollten wir sie vielleicht noch etwas schlafen lassen. Wer weiß, was die getrieben haben, dass sie so müde waren, dass sie so eingeschlafen sind." Klahadore nickte. "Wie du meinst…" [~same time – Zorro & Sanji's room~] Zorro hatte sich auf sein Bett gesetzt, das Bier, das er bekommen hatte, in der Hand und immer wieder mal einen Schluck nehmend. Sanji hatte es ihm gleich getan und saß ihm gegenüber auf seinem eigenen Bett. Hin und wieder schaute er zu Zorro hinüber, der seine Blick allerdings stur ignorierte. Nachdem der Grünhaarige seine Flasche geleert hatte, stand er vom Bett auf, zog sich sein Oberteil über den Kopf, schnappte sich seine Hantel und begann zu trainieren. Sanji, beeindruckt von den Muskeln des anderen, vergaß, dass er eben noch 'angeberischer Macho', gedacht hatte und beobachtete ihn dabei. Er fand es faszinierend, wie sich die Muskeln unter Zorros Haut bewegten. Wie sie sich immer wieder anspannten und locker ließen, das Gewicht hoben und wieder sinken ließen. Er bekam nicht einmal mit, dass der Schwertkämpfer seinen Blick seit geraumer Zeit erwiderte. Doch der Grünhaarige ließ es darauf beruhen, den Blonden auch eine Weile anzustarren und konzentrierte sich dann wieder auf sein Training. Sanji fand es so spannend, dieses Schauspiel, dass er nicht merkte, wie die Zeit verging. Er bekam nicht mit, dass mittlerweile einige Stunden des Trainings vergangen waren. Zorro hatte inzwischen wieder aufgeschaut, überrascht, dass Sanji ihn immer noch wie versteinert beobachtete. Er hatte seinen Blick schon gar nicht mehr bemerkt, als wäre er etwas ganz natürliches gewesen, als wäre er es gewohnt gewesen, immer von Sanji beobachtet zu werden. Er konnte gar nicht anders, als den anderen ansehen. Er fand es faszinierend, dass er einfach nur so da sitzen konnte, ohne etwas zu tun, nur dasitzen konnten, um ihn zu beobachten. Auch Zorro bemerkte nicht, wie die Zeit verstrich, das Heben der Gewichte war zu einer Nebensache geworden, die er einfach machte, ohne darüber nachzudenken, vielmehr war er darin versunken, Sanji zu beobachten, wie er ihn beobachtete. Wobei Sanji nicht mehr nur Zorros Muskelspiel betrachten konnte. Mittlerweile überzog ein feiner Schweißfilm den Oberkörper des Schwertkämpfers und der Blonde verfolgte jeden einzelnen Tropfen, der sich bildete und sich seinen Weg, Zorros Brust und Bauch entlang bis zu dessen grüner Bauchbinde bahnte. Es war ruhig im Zimmer, vollkommen ruhig und nichts schien die beiden beim gegenseitigen Beobachten unterbrechen zu wollen. Der Blonde vergaß sogar zu rauchen! Draußen war es schon dunkel geworden, ebenso im Zimmer von Zorro und Sanji. Doch die Augen hatten sich mit dem stetig weniger werdenden Licht an die Dunkelheit gewöhnt und sie konnten den jeweils anderen ohne Schwierigkeiten erkennen. Der Himmel vor ihrem Fenster zog sich mit dunklen Wolken zu und ließ noch weniger Licht in das Zimmer, doch die beiden störten sich nicht daran. Erst ein gleißender Blitz und der darauf folgende Donner konnte sie aus ihrer Starre lösen. Beide schauten sie zum Fenster. Zorro legte seine Hantel beiseite und erhob sich. Sanji wandte seinen Blick vom Fenster ab und schaute ihm hinterher. Zorro verschwand hinter der Badezimmertür. Sanji hörte, wie das Wasser angedreht wurde. Zorro duschte nicht lange, er wollte sich nur kurz erfrischen und den Schweiß abwaschen. Bald wurde das Wasser wieder abgedreht. Kurze Zeit später stand ein erfrischter und frisch angezogener Zorro wieder im Raum. Seine Haare waren noch feucht und einige Wasserperlen hingen ihm in den kurzen Ponyfransen. Der Grünhaarige schaute sich kurz im Raum um, wunderte sich, warum es denn so dunkel war und meinte dann: "Hunger!" Einen Moment herrschte Schweigen, dann fragte Sanji: "Und?" Zorro überlegte kurz… "Wie spät ist es?" Sanji blinzelte verwirrt, bis auch ihm klar wurde, wie dunkel es bereits war und, dass es demzufolge schon später sein musste. Beide Köpfe drehten sich zu den Weckern auf ihren Nachtschränken, um verblüfft festzustellen, dass es bereits kurz vor neun war. Sie mussten Stunden im Zimmer gesessen haben, nur damit beschäftigt, den anderen anzustarren. Sanjis Blick richtete sich wieder auf Zorro. Der ignorierte ihn und ging zur Tür. Links daneben war eine Nische, in der auf einer Art Arbeitsfläche eine Wärmeplatte stand und daneben in der Wand eine Steckdose um diese anzuschließen. Daneben lag ein kleines Tablett, auf dem ein Flaschenöffner und zwei Gläser standen. Über dieser recht dürftigen Kochstelle war eine Abzugshabe, wobei Sanji diesen Komfort fast für ausgeschlossen gehalten hatte. Unter der Arbeitsfläche stand ein kleiner Kühlschrank und summte leise vor sich hin. Zorro öffnete diesen und holte sich eine Flasche Wasser und einen Joghurt heraus, dann ging er wieder zurück zu seinem Bett, um dort seine Mahlzeit zu sich zu nehmen. "Das ist dein Abendessen?", fragte Sanji verblüfft. "Ja, was dagegen?", blaffte Zorro. "Die Mensa hat zu, da bekomm' ich jetzt nichts mehr. Und wag es ja nicht, dir auch etwas aus dem Kühlschrank zu nehmen, das Zeug gehört mir, das hab' ich bezahlt." "Schon gut, ich wollte dir dein mühsam Erspartes nicht wegessen. Aber warum kochst du dir nicht etwas Anständiges?" … Okay, die Frage war eigentlich überflüssig gewesen, wenn man überhaupt in dieser Küche etwas kochen konnte, dann garantiert nichts Anständiges. Doch Zorro nannte einen anderen Grund. "Ich kann nicht kochen." Was hatte Sanji auch anderes erwartet? Er sprach hier schließlich von einem Muskelprotz, der nur aus dem Bauch heraus handelte und lieber trainierte, anstatt etwas zu lernen, beispielsweise, wie man sich richtig ernährte. "Ich kann kochen", meinte er schließlich nach eingehenden Überlegungen, ob er das nun sagen sollte oder nicht. Zorro schaute ihn an, mit einer Mischung aus Verwunderung, Neugier und Misstrauen. "Und? Warum erzählst du mir das? Geh und mach dir was." Sanji überlegte eine Weile, dann fragte er: "Was muss ich tun, um mir bei dir etwas auszuleihen, um zu kochen?" Auch Zorro überlegte eine Weile. "Das kommt drauf an, was du brauchst und ob du das dann nur für dich machst." "Gut, sagen wir, ich würde für zwei Personen kochen und bräuchte Mehl, Fleisch, Sake, Öl, Sojasauce, Knoblauch, Lauch und Salz und Pfeffer, was würde das für eine Gegenleistung voraussetzten?" "Es würde voraussetzen, dass die Portion für die zweite Person für mich ist." "Das ließe sich einrichten." "Gut, dann komm." Sanji stand auf und folgte dem Grünhaarigen zur Tür. Er öffnete die Kühlschranktür und holte Sake, Lauch und Sojasauce heraus. "Fleisch ist schwierig, was brauchst du?" "Ist eigentlich egal." "Sehr genau." Zorro verdrehte genervt die Augen. "Ich hab' noch etwas Hackfleisch, kannst du damit was anfangen?" "Wird schon gehen…" Er drückte alles Sanji in die Hand, dann öffnete er einen Schrank neben der Kochstelle, wo er Mehl, Öl, Knoblauch und Gewürze hervor kramte. Derweil betrachtete Sanji die Kochstelle kritisch. Er war sich nicht wirklich sicher, ob er an dem Teil mehr als Tee kochen konnte. Umso mehr war er erstaunt, als Zorro die Zimmertür öffnete und ihn nach draußen lotste. "Wo gehen wir hin?", fragte er verwirrt. "Na, in die Küche, du Genie. Oder kannst du hier arbeiten?" Sanji schüttelte den Kopf und folgte dem anderen nach draußen. Zorro führte ihn die Treppe runter und aus dem Jungenhaus hinaus. "Wir können in die Mensa, da in der Küche dürfen wir auch kochen, allerdings nur, wenn alles danach wieder aufgeräumt wird und alle Geräte wieder an ihren Platz geräumt werden. Wird man erwischt, wenn man das nicht macht, hat man das letzte Mal dort außerhalb der Essenszeiten gestanden", erklärte der Grünhaarige unterwegs. Es dauerte gut fünf Minuten und sie waren an der Mensa angekommen. Zorro führte ihn hinein und nach links durch die Tür zur Küche. "Et voilà, hier kannst du dich austoben." Sanji ignorierte den Schwertkämpfer, ging an ihm vorbei, zur Arbeitsfläche, die durch die Mitte der Küche ging, sodass man links und rechts daran arbeiten konnte, und legte seine Zutaten ab. Zorro platzierte die, die er getragen hatte, daneben. Dann setzte er sich an der anderen Seite der Arbeitsfläche Sanji gegenüber auf einen Stuhl. Der Blonde schaute sich noch kurz in der Küche um, dann wusch er sich die Hände, bevor er damit begann, sich die notwenigen Küchenwerkzeuge zusammenzusuchen und den Reis auf zu setzten. Zorro legte sein Kinn auf seinen Unterarmen ab, die er vor sich auf dem Tisch verschränkt hatte und betrachtete den Koch gelangweilt, wie er das Mehl mit Wasser zu einem Teig verknetete. Aber insgeheim war er froh, dass er dafür nicht den Mixer nahm, denn Zorro mochte das Geräusch nicht, genauso wenig, wie er das Geräusch von einem Staubsauger mochte. Der Mehl-Wasser-Teig wurde abgedeckt und zur Seite gelegt. Stattdessen nahm Sanji sich den Schnittlauch und den Knoblauch und zerstückelte das Gemüse. So klein und so schnell, dass Zorro schon Angst hatte, der Tollpatsch würde sich die Finger abhacken. Doch es sah ganz danach aus, als wüsste Sanji, was er tat und nach den gut erhaltenen Fingern des anderen zu urteilen, schnitt er sich nicht oft – nie. Nur wenn man ganz genau hinsah, konnte man zwei blasse Narben an Sanjis rechtem Daumen erkennen. Als er noch klein war und bei Jeff in der Küche geholfen hatte, hatte er sich beim Apelschälen in den Finger geschnitten. Das war ihm nicht noch einmal passiert und mittlerweile schälte er einen Apfel deutlich schneller als damals, ohne sich zu verletzten. Dank dem rasanten Tempo, das der Blonde auch beim Schneiden drauf hatte, war auch bald nichts mehr zum Schneiden da und er konnte das Grün- und Weißzeug zum Fleisch geben, wo er das dann mit Salz, Pfeffer, Sojasauce, Sesamöl und etwas Sake vermischte. Als alles fertig vermengt war, drehte er sich um und stellte sich an den Herd, um das Fleischgemisch anzubraten. Danach machte er eine Pause. Er lehnte sich Abseits von dem vorbereiteten Essen gegen die Arbeitsfläche und zündete sich eine Zigarette an. "Hey, warum machst du nicht weiter? Wir hatten einen Deal", beschwerte sich Zorro. "Keep cool, Kleiner! Alles zu seiner Zeit", beruhigte ihn Sanji, schaute auf seine Uhr und nahm noch einen Zug Abgase. "Dieser…", knurrte der Grünhaarige, ließ sich aber wieder auf seinen Stuhl sinken und starrten den Koch finster an. Sanji rauchte seine Zigarette auf, dann schaute er noch einmal auf seine Armbanduhr. "Ich mach ja schon weiter", zischte er Zorro zu und nahm das Tuch, das er über den Teig gelegt hatte, beiseite. Die Masse war noch recht klebrig und blieb ihm zuerst an den Fingern hängen, doch mit etwas Mehl und sehr geübten Händen, war schnell aus der anfangs ziemlich widerspenstigen Masse ein handzahmer, nicht klebender Teig geworden. Der Teig wurde dann geteilt – gedreißigteilt, um genau zu sein, aber nur, wenn Zorro richtig mitgezählt hatte. Und dann wurden alle dreißig Teile ausgerollte und das erstaunliche daran war, dass sie am Ende rund waren! Zorro bekam das nie hin, nicht mal mit 'nem Pizzateig. Und vor allem hätte er dreimal so lange gebrauch, wenn nicht noch länger. Anschließend wurden in die Mitte der ausgerollten Teigstücken etwas des Hackfleisches gegeben, dann wurden sie gefaltet zusammengeklappt, wobei der Blonde mit dem Finger immer etwas Wasser auf den halben Rand gab, damit es besser klebte. Am Ende sahen die Teigtaschen aus wie kleine Schiffe mit gezacktem Segel. Wieder drehte Sanji sich zum Herd um. Dort briet er die Schiffchen, auch als Gyoza bekannt, in einer Pfanne mit Erdnussöl an, um das ganze dann mit Wasser abzulöschen (wobei die Schiffchen dann auch schwammen) und weiterkochen zulassen, bis das Dazugegebene verdunstet war. Was Zorro lustig fand, war die Erdnussölflasche, da stand nicht etwas 'Peanut Oil' drauf, sondern 'Groundnut Oil'. Groundnut hörte sich noch dümmer an als Peanut… Jaja, Zorro war manchmal leicht zu beglücken... Gyoza und Reis waren fast zeitgleich fertig und Zorro bekam beides mit einem Sojasaucen-Essig-Dipp serviert. Schweigend, nur mit einem "Itadakimasu!" und ohne ein Wort des Dankes an Sanji begann er zu essen. Sanji tat es ihm gleich, mit dem Unterschied, dass er sich höchstens für die Zutaten bedanken könnte. Sie schauten sich nicht an, starrten nur auf ihre Teller und schaufelten Reis und Gyoza in sich hinein. "Schmeckt ganz gut…", murmelte Zorro schließlich und Sanji nahm es hin, wusste er doch, dass er von dem nicht mehr erwarten konnte. Allein diese Worte zeigten ihm schon, dass er zufrieden war, sehr zufrieden. Mit einem "Gochiso sama deshita!" beendeten sie die Mahlzeit. Der Abwasch blieb natürlich an Sanji hänge. Zorro hatte seinen Part erfüllt, die Zutaten zu stellen und Sanji hatte diese verarbeitet, über den Abwasch hatten sie nicht geredet, also gehörte er auch nicht zu seinen Aufgaben. Außerdem war es Sanji, dem etwas an der Benutzung der Küche lag, also sollte er auch für deren Sauberkeit sorgen. Wenn Zorro selbst Küchenverbot bekam, würde ihn das nicht weiter stören. Also fügte der Blonde sich seinem Schicksal und begann mit einer neuen Kippe im Mundwinkel zu Spülen… Um zirka elf Uhr, die Zeit, in der man auf sein Zimmer gehen musste, denn um zwölf mussten die Lichter ausgeschaltet werden, machte Sanji sich auf den Weg, Zorro hinter her. Wie nicht anders zu erwarten, schlief der schon und Sanji verschwand nur noch kurz im Band, um dann auch schlafen zu gehen. mikan... o5. Kapitel – Sakura–kanô kai(1) [~2005-03-15 – Tuesday~] Die ersten Sonnenstrahlen fielen durch das Fenster ins Zimmer. Es war noch recht dunkel draußen und noch etwas dunkler im Zimmer, doch jetzt, wo sich das erste Licht hervorgewagt hatte, würde es auch nicht mehr lange dauern, bis es taghell war. Doch noch war es nicht so weit und der weißhaarige Lehrer, der von den ersten vorwitzigen Vorboten des Tages geweckt worden war, konnte in dem schwummrigen Licht und mit dem ganzen Schlaf in den Augen nur wage erkennen, dass er nicht in seinem Schlafzimmer war. Er rieb sich über die Augen und wollte sich aufrichten, um sie Stehlampe neben seiner Couch, auf der er wohl lag, anzuschalten, doch sein Kreuz hinderte ihn daran. Mit einem gequälten Stöhnen fasste er sich an den Rücken. Er war wohl im Sitzen eingeschlafen und dann zur Seite gekippt – bei weitem keine optimale Schlafposition. Doch bei seinem Aufrichtversuch war ihm noch etwas anderes aufgefallen als das. Ein Gewicht, das auf seinen Beinen lag und diese sich wie aus Blei anfühlen ließ. Dieses Gewicht gehörte wohl zu einer Person, die nach seiner Bewegung die Arme um seine Hüfte schlang, ihren Kopf in seinen Schoß kuschelte und zufrieden seufzte. Verwundert schaute er nach unten, um einen schwarzen Wuschelkopf zu entdecken, der seine Kopf gegen seine Genitalien drückte. Es war früh und Smokers Gehirn arbeitete noch auf Sparflamme, aber nach dem er den Schlafenden fünf Minuten lang angestarrt hatte, wurde auch ihm bewusst, dass an der Situation etwas nicht stimmte. Mit einem Satz war er – und ein Teller, der wohl mit auf dem Sofa übernachtet hatte – von der Couch gesprungen, den schmerzenden Rücken ignorierend. Ace, der Verursacher dieser plötzlichen Reaktion und nebenbei auch noch sein Schüler, grunzte nur unzufrieden, drehte sich um und schlief weiter, wobei es ihn auch nicht störte, dass er dabei einen zweiten Teller unter sich begrub. Smoker bückte sich derweil nach dem ersten. Er war in der Mitte entzwei gebrochen. Er wischte die Konfettischnipsel von den Hälften ab, wobei auch die dunkelbraunen Schokoladengeburtstagskuchenkrümel zu Boden fielen, doch das schadete nichts, bei den meterhohen Konfettischichten musste er eh saugen. Smoker erinnerte sich wieder, dass Ace und Co. gestern sein Zimmer gestürmt und verwüstet hatten und wie er auf Ace Jagd gemacht hatte und wie sie schließlich auf dem Sofa eingeschlafen sein mussten. Smoker atmete erleichtert aus. Es war nichts besorgniserregendes geschehen, sie waren nur müde gewesen vom Rennen und auch nur deswegen hatten sie von gestern, fünf Uhr, bis jetzt – er schaute zur Uhr – sechs Uhr dreißig geschlafen… hoffte er… Er hätte sich noch weiter darüber den Kopf zerbrochen, wenn Ace' Aufwachen ihn nicht unterbrochen hätte. "Smoker?", nuschelte er. "Musst du nicht in deinem Zimmer schlafen?" Der Weißhaarige schaute ihn einen Moment verständnislos an – wie gesagt, das langsame Gehirn am Morgen – dann fuhr er ihn an: "Das hier ist mein Zimmer!" "Oh…", Ace schaute sich um, "stimmt, in meinem liegt nicht so viel Konfetti rum!" Er blickte wieder zu Smoker hoch und grinste. "Du bist doch an dieser Sauerei Schuld und ich darf sie wegmachen!" "Naja, is' doch auch dein Zimmer!", meinte Ace und sprang auf, über die Couch, dahinter, um sich vor Smoker in Sicherheit zu bringen, der sich schon auf ihn stürzen wollte. "Wie dem auch sei, ich glaube", er ging zum linken Ende der Couch, Smoker folgte ihm auf der gegenüberliegenden Seite, "ich geh dann mal!" Blitzschnell rannte er zum anderen Ende zurück, an der Couch vorbei und zur Tür. Als Smoker bei dieser ankam, war er schon draußen und die Tür wieder geschlossen. Wütend schlug der Lehrer gegen diese, dann drehte er sich um und verschwand ins Bad. Er ließ sich Zeit, damit er die Zeit bis zum Frühstück irgendwie rum bekam, doch wer duschte schon anderthalb Stunden? Also setzte er sich irgendwann auf sein Sofa und langweilte sich. Dem Schwarzhaarigen erging es ähnlich. Er schlenderte gerade zu seinem Zimmer und fragte sich, was er bloß anstellen sollte, bis er endlich etwas zwischen die Zähne bekam. Und das Schlimmste war, er konnte sich nicht einmal hinlegen und eine Runde schlafen, er war nämlich überhaupt nicht müde! … Eigentlich kein Wunder, wenn man gut dreizehn Stunden geschlafen hatte… Da blieb eigentlich nur noch eins zu tun. Wenn er wach war, nichts zu tun hatte und auch nicht mehr schlafen konnte, warum sollten dann andere das noch können? Und während Smoker ähnlich dachte, sich seinen Kuchen schnappte, um Kuro und Croco zu wecken und Kuchen zu essen, machte Ace sich auf den Weg zu Shanks, um den auf die Nerven zu gehen. Und während Shanks zehn vor acht immer noch versuchte, den nervtötenden Ace zu ignorieren, hatten zwei Personen in einem ganz anderen Zimmer ganz andere Probleme. "Warum hast du mich nicht geweckt!?", fuhr Zorro seinen Zimmergenossen an, der mehr als hastig in seine Hose schlüpfte. "Du hättest ja auch mal von allein aufwachen können!", konterte Sanji. Zorro zog sich noch beim Verlassen des Zimmers sein Shirt an und Sanji knöpfte sich noch auf der Treppe sein Hemd zu. Die Krawatte band er sich beim Rennen zur Mensa. Dort angekommen schnappten sich beide ein trockenes Brötchen, an denen sie auf ihrem Weg zurück knabberten. Vor dem Schulhaus stopfte sich Zorro den Rest in den Mund und ging dann hinein. Sanji folgte ihm, allerdings ohne sich seine verbleibende Frühstückshälfte mit einem Mal in den Mund zu schieben. Zorro öffnete die Tür des Lehrerzimmers und trat hinein. "Man klopft an!", wurden sie von einem anscheinend ziemlich übel gelaunten Klahadore begrüßt, der an seinem Tisch saß und nicht einmal aufschaute, nur seine Brille kurz zurecht rückte und weiter in seinen Akten blätterte. "Schulschigung", nuschelte Zorro, damit bemüht, den großen Brötchenkloß in seinem Mund endlich aufgekaut zu bekommen. Trotz der Tatsache, dass er es noch nicht geschafft hatte, ihn hinunterzuschlucken, wandte er sich an Smoker: "Schmoka, iff bin jesch da!" "Man kaut auf, bevor man spricht!", wies der Weißhaarige ihn zurecht, woraufhin Zorro noch ein paar mal angestrengt auf seinem Weißbrotklumpen herumkaute und ihn dann herunterschluckte. "Bin fertig", meinte er dann und trat an Smoker Schreibtisch heran, der gegenüber dem von Klahadore stand. Neben dessen und Smokers stand noch jeweils einer und ein dritter bildete die Stirnseite, der im offenen Rechteck angeordneten Tische. Allerdings war nur noch der neben Klahadore von einem schlafenden Crocodile besetzt, die anderen Lehrer waren wohl beim Frühstück. "Hm, toll… Du bist etwas spät…", stellte Smoker fest. "Ich weiß, Sanji hat mich aufgehalten", erklärte Zorro. "Eine Stunde lang?", fragte Smoker skeptisch. "Ja." Der Lehrer seufzte. "Naja, wenigstens hast du es nicht vergessen und dich ausnahmsweise mal auch nicht verlaufen. Aber da du jetzt zu spät bist, würde ich sagen, wir verlegen das ganze auf nach den Unterricht und du gehst weiter frühstücken." Zorro nickte. Zwar war so die ganze Hetzerei um sonst gewesen und auch das Herunterekeln des trockenen Brötchens war überflüssig gewesen, aber so konnte er wenigstens noch etwas Anständiges essen. Sanji bekam von Zorros Unterhaltung mit Smoker nicht viel mit. Er war zu Klahadores Schreibtisch getreten und hatte nach dessen Aufforderung, davor auf einem Stuhl platz genommen. "Gut, dass du da bist", meinte der Schwarzhaarige, von der Genervtheit von eben war nicht mehr viel zu hören. "Ich nehme an, dass man auch dir nicht die Schulordnung ausgehändigt hat?" Sanji nickte. "Hab' ich erwartet, wäre wahrscheinlich auch vollkommen überflüssig gewesen…" Er wurde zum Schluss hin leiser und kramte weiter in seinen Unterlagen. "Warum?", hakte der Blonde nach. Klahadore schaute auf. "Wer heb den Schund schon auf? Die meisten von euch werfen sie weg, benutzen sie als Zigarettenpapier oder Kokelmaterial, basteln Papierflieger daraus oder bewerfen im Unterricht die anderen mit Schulordnungspapierkügelchen." Sanji schaute den Professor eine Weile an, dann meinte er: "So etwas würde ich doch nie machen!" Klahadore schaute wieder von seinem Papierchaos auf seinem Schreibtisch auf. "…Sicher!" Dann suchte er weiter. "Ah, hier haben wir es ja." Mit einem zufriedenen Lächeln zog er ein eingeschweißtes Blatt aus dem Stapel hervor. "Das ist deine Schulordnung!" Er schaute Sanji erwartungsvoll an. "Und?" "Nichts 'und'. Ich lese sie dir jetzt vor, dann unterschreibst du, dass du die Regeln zur Kenntnis genommen hast und wenn du dir einmal nicht sicher bist, ob eine deiner Handlungen durch die Schulordnung verboten wird, dann kannst du am Hiobsbrett nachschauen. Sie hängt dort das ganze Jahr über aus." "Hiobsbrett?", hakte Sanji nach. "Ja, das Brett der schlechten Nachrichten. Es hängt in der Mensa. Alle Nachrichten für euch von uns oder von Goldy an alle hängen da aus", erklärte Klahadore "Gibt es auch ein Brett für gute Nachrichten?", wollte Sanji wissen. "Nein, hier gibt es nur schlechte", erklärte Klahadore lächelnd, aber mit einer Ernsthaftigkeit in der Stimme, dass Sanji nicht genau wusste, ob er das jetzt ernst meinte oder nicht. "Ist ja auch egal", meinte der Schwarze schließlich. "Wir sind ja schließlich wegen etwas ganz anderem hier. – Also, bevor wir zu den Regeln kommen, erklär' ich dir noch die ein oder andere Zeiteinteilung. Um acht beginnt der Einlass in die Mensa für das Frühstück, das weiß allerdings so gut wie niemand, weil die meisten da noch schlafen. Ende ist dann um neun Uhr und um zehn nach beginnt der Unterricht. Und um sieben hattest du eigentlich deinen Termin bei mir." "Ich weiß, Zorro hat mich aufgehalten", entschuldigte sich Sanji. Klahadore musterte ihn skeptisch. "Eine Stunde lang?" Der Blonde nickte und der Professor seufzte. "Gut, dann wird das wohl so gewesen sein. Jedenfalls ist eine Schulstunde fünfundvierzig Minuten lang und nach jeweils zwei Stunden gibt es eine Pause. Die erste ist zehn Minuten lang, die zweite fünfzehn und in der dritten gibt es Mittag, die ist sechzig Minuten lang. Das Abendessen findet von acht bis neun Uhr statt. Die Teilnahme am Unterricht ist Pflicht, an den Mahlzeiten musst du nicht teilnehmen. Die Nachtruhe beginnt um elf, ab da muss jeder in seinem eigenen Zimmer sein und das Licht muss spätestens um zwölf Uhr ausgeschaltet werden. Unerlaubter Alkoholkonsum und die Einnahme von Drogen wird untersagt und das Rauchen ist nur außerhalb der Gebäude gestattet. Eure Zimmer müsst ihr selber sauber halten. Das wird alle zwei Wochen bei einem Kontrollgang kontrolliert. Sollte etwas in eurem Zimmer durch eure Schuld zu Bruch gehen, dann müsst ihr das eigenständig ersetzen. Bezahlen könnt ihr das von eurem Taschengeld, dass ihr immer am Anfang des Monat bekommt. Müsst ihr das nicht für Reparaturen ausgeben, könnt ihr davon beliebig Gebrauch machen. Sollte euch das Essen in der Mensa nicht schmecken, könnt ihr euch jederzeit außerhalb der Essenszeiten selber etwas kochen, die Zutaten müsst ihr selber besorgen und bezahlen. Das Schulessen ist selbstverständlich kostenfrei. Es wird ein mal am Tag warm gegessen, wobei euch ein Gericht zur Auswahl steht. Ferien gibt es drei mal im Jahr, wie auf jeder anderen Schule auch. Dazu kommen die Feiertage. An manchen von ihnen ist es Tradition, dass Schüler und Lehrer etwas unternehmen und feiern, an anderen ist es euch selbst überlasse, wie ihr diese Tage angeht. Normalerweise ist es üblich, dass man die Ferien hier auf dem Internat verbringt, solltest du allerdings noch Familie haben, die du unbedingt besuchen möchtest, steht es dir frei, das zu tun. Klassenfahrten gibt es keine, dafür verreisen alle zusammen ein Mal im Jahr – meistens in den Sommerferien. Auf solch einer Fahrt gelten die gleichen Regeln wir hier. Finanziert wird das ganze durch Spenden, Vergünstigungen und anderen Arrangements. Um das Campusgelände verlassen zu dürfen, bedarf es einer schriftlichen Erlaubnis, die ihr meistens nicht bekommt. An jedem letzten Sonntag im Monat bekommt ihr Auslauf und es steht euch frei, das Dorf zu besuchen. Zwei Mal im Jahr werden du und dein Zimmergenosse für zwei Tage den Fegedienst im Jungenhaus übernehmen. Außerdem gibt es noch den Küchendienst. Er wird Klassenweise durchgeführt, pro Gruppe fünf Schüler. Beim Küchendienst helft ihr unserem Küchenchef, Carne, alles vorzubereiten, Teller waschen, Trinken einschenken, Teller füllen und so weiter. Kontrolliert wird eure Anwesenheit von dem Lehrer, der Aufsicht in der Mensa hat. Ansonsten gibt es noch ein paar weitere Regeln, an die du dich halten musst! Ersten, du sollst nicht stehlen, zweitens sollst nicht morden, wobei schwere Körperverletzung hier auch nicht gerne gesehen wird. Drittens, du sollst nicht lügen. Viertens, du sollst uns Lehrer ehren, der Rest ist unwichtig… Das war's! Und jetzt deine Unterschrift." Klahadore hielt ihm Zettel und Stift entgegen. Und Sanji, der das eben Heruntergeratterte noch gar nicht richtig verarbeitet hatte, unterschrieb, mit den Gedanken immer noch bei dem Punkt, nach dem das Frühstück um neun Uhr beendet sei und bei Robins Worten, die da hießen, es gäbe ja gar nicht so viele Regeln. "Danke, das war's. Der Unterricht beginnt für dich offiziell nach den Ferien, der erste Tag des neuen Schuljahres, aber um deine Klassenkameraden schon einmal kennen zu lernen, solltest du dich die letzten drei Tage zusammen mit den anderen im Klassenzimmer einfinden. Solltest du dich verletzen oder krank werden, kannst du zu unserer Krankenschwester gehen, ihr Zimmer befindet sich im Schulhaus. Ich rate dir aber, dich so gut es geht selbst zu versorgen und so lange du nicht im Sterben liegst, dieses Zimmer zu meiden. Ihre Methoden sind manchmal etwas – radikal." Sanji nickte. Das konnte ja gar nicht so schlimm werden, schließlich hatte er ja gestern gesehen, wie hier der Unterricht in den letzten Tagen ablief… …Und wie vermutet, änderte sich daran auch nichts mehr und es wurde Donnerstag, der Tag der Zeugnissausgabe. Für ihn war dieser Tag langweilig, er bekam schließlich keins. Aber auch bei seinen Klassenkameraden war die Meinung über dieses Ereignis geteilt. Während Ruffy sich freute, einfach, weil er sich auf alles freute, Lysop Angst hatte, weil er einfach vor allem Angst hatte, war Zorro alles gleichgültig, wie ihm auch alles andere gleichgültig war. Und während Ruffy nach Zeugnisausgabe durch den ganzen Raum hüpfte und seine Noten mit denen der anderen verglich, Lysop erleichtert ausatmete und Zorro jede einzelne Note für sich behielt, saß er in der Ecke, rauchte und langweilte sich, bis Smoker zu ihm trat. "Hier, das hat uns deine alte Schule zugeschickt." Er überreichte Sanji einen Bogen Papier, sein Zeugnis. "Du bist gut in Französisch. Pass auf, dass das so bleibt und lass dich von deiner neuen Lehrerin nicht all zu sehr abschrecken!" Sanji nahm sein Zeugnis entgegen und überflog die Noten. Alles in allem konnte er wohl zufrieden sein. Französisch war eine gute zwei, für eine eins hatte es nie gereicht, weil er sich nie angestrengt hatte. "Wen bekomm' ich denn in Französisch?", wollte er wissen. Vielleicht ließ sich hier ja etwas machen, wenn mehr Wert auf das Schriftlich gelegt wurde. Mündlich war immer so eine Sache, da musste man sich melden und das war schließlich anstrengend. "Du bekommst Hina, unsere einzige Französischlehrerin – genau wie wir für jedes andere Fach auch nur einen Zuständigen haben. Physik, Mathe und Erdkunde wird von Kuro unterrichtet, Chemie, Geschichte und Japanisch übernimmt Croco, für Musik und Englisch ist Tashigi zuständig, Kunst hat noch Hina und zu meinem Aufgabenbereich gehören Bio, Sport und Latein." "Na toll", murmelte Sanji. "Das heißt also, ich komm' mit allen Lehrer klar oder hab' verkackt." "Nicht ganz", korrigierte Smoker. "Wenn du Leistung bringst, dann musst du auch die entsprechenden Noten dafür bekommen. – Ich weiß noch, wie Hina es gehasst hat, Shanks andauernd gute Noten geben zu müssen, obwohl sie ihm am liebsten nur sechsen eingetragen hätte. Wenn du mit Hina nicht klarkommst, dann sprich mit ihm, er weiß, wie das ist. – Und er ist wohl der Einzige, der dir in Sachen Französischunterricht helfen kann." [~Some time later – cafeteria – lunchtime~] Zum Mittagessen waren sie wieder alle zusammen, Ruffy, Lysop, Nami, Shanks, Ace, Mihawk, Sanji und natürlich Zorro. Wobei Vorletzterer über die Anwesenheit Letzteren nicht besonders glücklich war – umgekehrt verhielt es sich nicht anders. Aber man setzte sich einfach soweit auseinander, wie es eben ging, ohne gleich an einer anderen Tischgruppe zu sitzen und unterhielt sich mit den anderen sechs, die noch anwesend waren. Wobei das Gesprächsthema eindeutig war: das erste Ferienwochenende! Denn es trug sich nun so zu, dass der März Einzug gehalten hatte und somit auch der Frühlingsanfang bevor stand, um dessen Zeit bekanntermaßen auch die Kischblütenzeit war und man sich mit seinen Freunden unter den blühenden Kirschbäumen traf und das Sakurafest feierte. Ace berichteten vom letzten Fest und erklärte, dass jedes Jahr alle etwas zum Fest beitrugen, sich entweder beim Sushikauf beteiligten oder halfen, genügend Sake zu organisieren – wobei es wohl nicht üblich war, sich bei diesem Fest zu besaufen, denn jedes Zimmer bekam nur eine Flasche, sehr zum Leidwesen Sanjis, der allerdings noch nicht wusste, dass er von dieser einen Flasche nicht viel sehen würde. Und eine Stunde bevor es dann soweit war, dass der Blonde sich mit Zorro um den Sake streiten würde, zog der Grünhaarige sich bereits um. Eigentlich nichts anderes, als er sonst trug. Es war die gleiche dunkelgrüne Hose, die fast wie schwarz wirkte und das gleiche weiße Hemd, nur dass er die Sachen frisch aus dem Schrank genommen holte. Sogar seine komische grüne Bauchbinde wechselte er gegen eine neue aus. Auch Sanji lief in der gleichen Kluft rum wie immer, blaues Nadelstreifenhemd, Krawatte, schwarze Hose, silberne Kette an der Hose, schwarzes Jackett und natürlich Zigarette im Mundwinkel, nur dass er diese Kluft schon den ganzen Tag trug. "Sag mal, warum ziehst du dich eigentlich um?", konnte sich der Blonde dann schließlich doch noch durchringen zu fragen. "Na, weil man zu einem Fest saubere Sachen anzieht", antwortete Zorro und Band sich seine dunkelgrüne Armbinde um den linken Arm. "Und warum hast du dir nicht einfach heute Morgen neue Klamotten raus genommen?", hakte Sanji nach. "Na, weil die noch hätten schmutzig werden können", antwortete Zorro, jetzt leicht genervt. Diese Antwort war zwar einleuchtend, doch die Tatsache, dass man sich in der Zeit vom Frühstück bis zum Fest so dermaßen einsauen konnte, dass man sich wieder umziehen musste, das hatte er bis jetzt nur Ruffy zugetraut. "Kuck nicht so, du Kochlöffelschwinger! Lass das meine Sorge sein!", fauchte Zorro ihn an, als er den skeptischen Blick von Sanji bemerkte. – Soviel zu Zorros Dank, dass er für ihn gekocht hatte... Zorro schnappte sich sein Schwert, befestigte es an der Hüfte, schritt an Sanji vorbei und verließ das Zimmer. Der Blonde folgte ihm. Auf dem Gang trafen sie dann auf die anderen, die eigentlich auch wie immer aussahen – nur Ace nicht, er trug jetzt ein weißes Hemd, das er sich dem Aussehen nach wohl von Shanks geliehen hatte. "Und? Können wir?", fragte Ruffy, wobei er aufgeregt auf der Stelle lief. "Jaja", antwortete ihm Shanks, "du kannst losrennen, wir holen dich schon ein." "Juhu!" Ruffy sprang mit ausgestreckten Armen in die Luft und rannte dann den Flur entlang, hüpfte die Treppe runter und ward nicht mehr gesehen. "Den sehen wir heut' nicht wieder", stellte Zorro fest. Mihawk seufzte zufrieden. "Hach, das wird ein entspannter, ruhiger Abend." Die Gruppe setzte sich in Bewegung, holte Nami noch beim Mädchenhaus ab und marschierte dann zum Haupteingang, wo sich nach und nach die ganze Schule versammelte. Wirklich viele waren sie ja nicht, ungefähr einhundert Schüler – von denen dreißig schon zu den Studenten zählten. Allerdings war mit gut hundert Schülern die Aufnahmefähigkeit der Kaizoku Gakuen auch so gut wie erreicht, von der Knappheit der Lehrer mal ganz zu schweigen. – Wer würde schon an einer Schule unterrichten wollen, wo man jeden Tag zusammengeschlagen werden konnte? Nicht, dass Prügel zur Tagesordnung gehören würde, doch es hatte schon viele Schüler gegeben, die in ihrer Anfangszeit jede Menge Probleme gemacht haben. Aber es war nicht einfach, sich gegen Lehrer und Schüler zu wehren, denn wer sich nicht eingliedern konnte, wurde auch nicht akzeptiert und machte sich das Leben dadurch nur selbst unnötig schwer. Und eine Gemeinschaft, die selbst den arroganten Mihawk niederzwingen konnte oder gegen Zorros Sturheit ankam, die war schon ziemlich fest verankert. Nachdem man schon fünf Minuten länger gewartet hatte, begannen die Lehrer ihre Klassen durchzuzählen. Praktischerweise hatte jeder der fünf Lehrer eine Klasse, Crocodile die Zehnte, Smoker die elfte Klassenstufe. Tashigi plagte sich mit den Leuten aus dem zwölften Jahrgang rum, Klahadore übernahm die Dreizehnte und Hina kümmerte sich um die Abschlussklasse. Mit einer Anzahl von gerade mal fünfzehn Schülern pro Klasse war das schnell geschehen und es konnte losgehen. Die Studenten mussten selber sehen, dass sie pünktlich kamen, denn mit Ausnahme von Klahadore unterrichtete niemand mehr an der Uni und so kontrollierte auch niemand die Vollzähligkeit derer. Aber wer hier die Universität besuchte, hatte auch vorher die Schule besucht und wusste somit auch wo es hin ging. Sie marschierten durch das Haupttor und dann die Straße entlang. Irgendwann verließen sie dann den Weg und wanderten einen schmalen Trampelpfad entlang, an den sich allerdings niemand hielt. Die meisten liefen nebeneinander über die Wiese, folgten dem Pfad nur zur Orientierung. Die Strecke stieg bald leicht an und nachdem sie noch ein paar Schritte gegangen waren, konnte man oben schon die ersten rosa blühenden Kirschbaumkronen erkennen. Es dauerte nicht mehr lange und sie waren unter den blühenden Bäumen angekommen. Es war das erste mal, dass Sanji die Kirschblütenzeit wirklich miterlebte, nicht nur im Fernsehen und es war wunderschön! Der Boden war bedeckt von unzähligen Blüten, die ihn wie einen Teppich bedeckten und wenn ein Windstoß durch die Baumwipfel ging, regnete es rosa Blütenblätter. Während Sanji sich noch an dem Anblick erfreute, waren Zorro und ein paar andere kalte Fische, die das offensichtlich nicht zu interessieren schien, bereits dabei, sich ihren Anteil an Sake zu sichern. Shanks riss ihn schließlich aus seiner Starre und führte ihn zu einem Baum unter dem es sich die anderen schon bequem gemacht hatten. Zorro saß auch dabei. Vor ihm stand die Flasche Sake und ein Tablett Sushi für sich und Sanji. Neben ihm saß noch Ruffy, dann, mit etwas Abstand, der wohl für Lysop gedacht war, der noch für seine und Ruffys Ration anstand, saß Nami und neben ihr wartete schon Ace auf Shanks, dass er endlich anfangen konnte zu essen, bevor sich Ruffy das dritte Sushiröllchen schnappen konnte. Gegenüber von Zorro saß Mihawk, der Beneidenswerterweise mit niemanden zu teilen brauchte. Sanji setzte sich neben Zorro, der ihn zu ignorieren schien und sich sein Schälchen mit Sake füllte. Wortlos griff der Blonde nach der Flasche, nachdem Zorro sie wieder vor sich gestellt hatte. Er fing sich zwar einen finsteren Blick ein, ließ sich davon aber nicht stören und Zorro sagte auch nichts. Er ließ ihn auch gewährend, als er zu den Stäbchen griff und sich das Sushi schmecken ließ. Alles in allem war der Schwertkämpfer sogar richtig nett! Er teilte mit ihm und das sogar gerecht, beschimpfte ihn nicht, schlug ihn nicht und drohte ihm auch nicht damit. Sanji seufzte. Er wurde aus diesem Kerl einfach nicht schlau. Zur Begrüßung hatte er ihm erst mal eine verpasst und danach hatten sie sich andauernd in die Haare gekriegt. Als er für ihn gekocht hatte, hatten sie sich dann wieder erstaunlich gut verstanden, aber am nächsten Morgen, war er wieder so unfreundlich wie immer gewesen. Und jetzt saßen sie nebeneinander, als wären sie beste Freunde. Sanji verdrängte seine Gedanken, was er nun von Zorro halten sollte und hörte wieder den anderen zu, die irgendetwas erzählten, bis dann die meisten Stimmen verstummten, man sich entspannte und zurücklehnte und einer fantastischen Geschichte von Lysop und seinen Heldentaten lauschte. Später am Abend stieß auch noch ihr Direktor zu den Kischbäumen und setzte sich zu den drei Lehrer, die sich von den beiden Frauen abgekoppelt hatten, wo er auf sofort mit einem Kirschblütenregen von Klahadore empfangen wurde. Und nach den einzelnen Blütenblättern, die noch in den Haaren von Smoker und Crocodile hingen, war er nicht der erste gewesen, den Klahadore so überfallen hatte… Nachdem Lysop seine dritte Geschichte beendet hatte war es schon dunkel geworden und einzelne Fackeln spendeten etwas Licht. Nachdem die erste dieser Fackeln erloschen war, was wohl erst weit nach Mitternacht geschehen war, wurde entschieden, dass es wohl Zeit wurde, sich auf den Rückweg zu machen. Es war ruhig geworden unter den Schüler, man war müde und freute sich auf ein warmes, kuscheliges Bett, dass die Kälte aus den Gliedern vertrieb. Die Abende waren nämlich noch recht kühl und so manch einer fror jetzt in den Sachen, in denen er sich am Mittag noch gut angezogen gefühlt hatte. Doch die Meisten wussten sich zu helfen, wie Shanks, der sich von Mihawk und Ace in die Mitte nehmen ließ und sich an beide kuschelte. Zusätzliche Wärme spendete die Fackel, die Ace sich geschnappt hatte, um ein bisschen mit dem Feuer zu spielen. Ruffy schien die Kälte nicht zu spüren, genau so wenig wie Zorro. Nami hatte von irgendjemand einen Pullover bekommen in den sie sich jetzt kuschelte und Lysop… zitterte wie Espenlaub. Er war wohl der einzige, dem nicht geholfen wurde, so lange, bis Ruffy sich ihm erbarmte und zu ihm hüpfte. Mit einem Satz war auf dem Rücken des langnasigen Jungen gesprungen und grinste. Er schlang seine Arme um Lysops Hals und seine Beine um seine Hüfte. "Trägst du mich?", fragte er und grinste Lysop an. Der wollte erst widersprechen, doch lächelte dann auch und trug Ruffy schweigend den Weg zurück. Wirklich schwer war er ja nicht, sodass selbst Lysop diese Strecke schaffen konnte. Weiter hinten legte Crocodile seinen Mantel gerade um den zitternden Kuro und bekam als Dankeschön eine Kirschbaumblüte ins Haar gesteckt. Und als er merkte, dass Smoker sie dabei beobachtete kam er auch zu diesem gehopst und steckte ihm eine weitere Blüte zwischen den Riemen einer seiner Zigarren und lächelte ihn an. Smoker erwiderte das Lächeln und tätschelte ihm den Kopf. Als nächster war dann Goldy dran, der eine ins Knopfloch gesteckt bekam. Wenn Sanji sich so umsah, dann war alles friedlich, alles so harmonisch. Nichts war davon zu spüren, dass der schweigsame Schwertkämpfer, der gerade den Nachthimmel betrachtete, ein Schlägertyp war, mit dem er sich in ihrem Zimmer wahrscheinlich wieder streiten würde, oder, dass Nami, die gerade selig vor sich hinlächelte, an diesem Abend vermutlich drei neue Brieftaschen hatte, oder, dass Ace sich wohl gleich am nächsten Morgen wieder mit Smoker in die Wolle kriegen würde und der ihn über den Schulhof jagen würde. Aber am allerwenigsten spürte man im Augenblick etwas davon, dass so gut wie alle Versammelten eine Vergangenheit hatten, die in einer seitenlangen Polizeiakte festgehalten wurde. In Gedanken versunken zündete Sanji sich eine Zigarette an, dann wanderte sein Blick wieder vom Feuerzeug rüber zu Zorro und er musste sich wieder fragen, was er eigentlich von diesem eigenwilligen Typen halten sollte. Kurz bevor er wieder vollkommen in seinen Grübeleien versinken konnte, wurde er von hinten angesprungen und ein lächelndes von roten Haaren umrahmtes Gesicht tauchte neben seinem Kopf auf. "Hey, warum so trübsinnig?", wurde er von Shanks gefragt, der ihn gleich darauf auch wieder losließ und neben ihm herging. "Ich bin nicht trübsinnig, nur nachdenklich", antwortete Sanji. "Ach ja? Und worüber denkst du so angestrengt nach, dass du hier so alleine rumläufst und gar nicht merkst, dass du dich immer weiter vom Weg entfernst?" Verwundert schaute Sanji sich um und musste tatsächlich feststellen, dass er mehr schräg als geradeaus lief. Er vergrub seine Hände in seinen Hosentaschen und steuerte wieder auf den Trampelpfad zu, dem alle anderen folgten. "Und warum bist du nicht mehr bei Ace und Mihawk?", fragte er, anstatt auf Shanks Frage einzugehen. "Ach, Ace ist gerade bei Smoker und ärgert ihn ein bisschen und Mihawk ist auch gerne mal alleine, er ist nicht so der gesellige Typ", erklärte der Rote gutgelaunt. Sanji sah sich nach Ace um, den er schnell bei dem Weißhaarigen Lehrer ausmachte. Er wuschelte ihm gerade durch die kurzen Haare und fing sich dafür eine Kopfnuss ein. Sanji korrigierte sich in Gedanken, als ob Ace mit seinem Lieblingshobby bis morgen früh gewartet hätte… Mihawk lief etwas mehr abseits, ähnlich wie Zorro, nur auf der anderen Seite des Weges und starrte den Boden an. Sanji wandte seinen Blick wieder nach vorne, als Shanks ihm einen Arm um den Hals legte. "Hey, was ist denn los?", fragte er noch einmal. Sanji schwieg eine Weile, aber Shanks drängte ihn nicht, wartete, ob der Blonde noch von selbst etwas sagen würde und wenn nicht, dann wollte er eben nicht. Doch Sanji wollte. "Kann ich dich etwas fragen?" "Schieß los, was willst du wissen?", fragte Shanks. Seine Stimme war fröhlich, und das ewige Lächeln auf seinem Gesicht wirkte ehrlich. "Ich möchte etwas über dich wissen und über die anderen. Über Ruffy und Ace oder über Mihawk und über Zorro. Ich weiß praktisch gar nichts, wie ein Außenseiter." Shanks fuhr ihm durch die blonden Haare. "Hey, mach dir mal deswegen keinen Kopf. Fühlst du dich denn wie ein Außenseiter?" Sanji schüttelte den Kopf. Eigentlich haben sie ihn aufgenommen als würden sie ihn schon ewig kennen und waren von Anfang an seine Freunde gewesen. "Siehst du", munterte ihn Shanks auf. "Ist doch schon mal ein Anfang. Und wir wollen dir auch nichts verschweigen. Aber du bist erst acht Tage da, da war halt noch keine Gelegenheit, über so etwas zu sprechen." Er lächelte. "Aber wenn du willst, dann kann ich dir ein bisschen was erzählen. Aber nur über mich, Ace und Ruffy. Die anderen musst du schon selber fragen, wenn du etwas wissen willst." Sanji nickte und Shanks überlegte, was er ihm als erstes erzählen könnte. "Also", begann er, "was du über Ruffy wissen solltest… Du darfst seinen Strohhut nur berühren, wenn er es dir auch ausdrücklich erlaubt hat. Der ist nämlich sein Heiligtum und wenn mit dem etwas nicht stimmt, rastet er aus!" Sanjis Blick schweifte zu Ruffy. So friedlich wie er gerade auf Lysops Rücken hing war das kaum vorzustellen. "Von wem hat er den Hut?" "Von mir!", freute sich Shanks, anscheinend stolz, dass ein Geschenkt von ihm so viel wert sein konnte. "Und Ruffy ist verfressen!", fuhr er dann fort, seinen Blick jetzt ebenfalls auf den schwarzhaarigen Jungen gerichtet. "Er isst alles, was man ihm vorsetzt und wenn er Hunger hat und es nichts zu essen gibt, dann kann er zu einer ausgewachsenen Plage werden!" Shanks überlegte einen Moment, was es noch erzählenswertes über Ruffy gab. "Ah, genau, er kann nicht schwimmen, er nimmt immer seinen Schwimmreif mit. Ach ja, und er ist der Bruder von Ace, aber das weißt du glaube ich schon… Egal, wo wir gerade bei Ace sind, können wir auch mit ihm weiter machen. Ace ist drei Jahre älter als Ruffy und ähnlich wie er meistens gut drauf. Smoker ärgern ist sein größtes Hobby, neben kokeln und äh… noch mal kokeln! Er studiert hier an der Schule und wohnt mit mir zusammen in der Jungenunterkunft. Er ist auch ein guter Esser, nur duschen tut er nicht so gerne, etwas wasserscheu, der Gute. Vergeben sind die beiden noch nicht, also wenn du deine Meinung noch irgendwann änderst, vielleicht sind sie ja dann immer noch frei. Nur mich kleines Schnuckelchen kannst du nicht mehr haben." Er grinste anzüglich. "Ich bin nämlich glücklich mit meinem Ben zusammen. Er arbeitet im Dorf und besitzt einen Waffenladen. Er war auch derjenige, der mich hier her gebracht hat. Er hat wohl erfahren, dass ich lieber in der Spielhalle gewesen bin als in der Schule und weil er so einiges über diese Schule wusste – er wohnte schließlich damals schon hier – da hat er gedacht, das wär' doch genau das richtige für mich. Außerdem hat er mich so aus dem Heim weggeholt, etwas, wofür ich ihm noch lange dankbar sein werde. Was gibt's noch über mich zu erzählen? Ich bin eigentlich ein netter Kerl, pflegeleicht, lieb, höflich, nett-" "Hey, über wen sprichst du?", wurde Shanks Aufzählung plötzlich unterbrochen und ein fröhlicher Ace drängte sich zwischen Shanks und Sanji. "Willst du nich' lieber wieder Smoker ärgern, anstatt uns zu nerven?", fragte Shanks brummig. "Nö, lieber nicht! Smoky hat mich grad weggejagt, wäre unklug, jetzt schon wieder bei ihm aufzutauchen. Da dachte ich, nerv ich lieber euch zwei Hübschen ein bisschen!" "Hast du geschafft, jetzt such dir ein neues Opfer", murrte Shanks. "Hey, du bist doch nur sauer, weil ich Sanji gleich erzählen werde, wie du wirklich warst", bemerkte Ace und umarmte den Rothaarigen. "Ach ja?" "Ja! Rotzfrech war der Kleine, von wegen höflich! Zu jedem Wort des Lehrers gab's einen dummen Kommentar. Und er hat eine sechs nach der anderen kassiert, weil er keine Lust zum Lernen hatte. Andauernd geschwänzt hat er!" Sanji hob überrascht eine Augenbraue. "Und woran lag dieser Sinneswandel? Ich meine, jetzt scheinst du doch ganz vernünftig zu sein, schließlich studierst du und nach Smoker hattest du sogar gute Noten in Französisch." "Das hat diese Schule aus mir gemacht", meinte Shanks stolz und klopfte sich auf die Brust. "Hier lernt man halt Disziplin und Verantwortungsbewusstsein." "Ach komm, tu' nicht so", unterbrach Ace seine Prahlerei. "Du hast nur was gemacht, weil Ben mit dem Prügelstab hinter dir stand und dir gedroht hat, dir das Taschengeld abzudrehen, wenn du dir keine Mühe gibst. Und der einzige Grund, warum du hier nicht ganz so frech warst, war die Tatsache, dass dein Kopf schon so übersäht von Beulen war, die alle von Kopfnüssen für deine dummen Kommentare stammten, dass er schon das doppelte Volumen hatte." Shanks schniefte. "Stimmt, zimperlich waren die Jungs ja nicht und man mag 's kaum glauben, von Kuro hatte ich am schnellsten gelernt, was Respekt ist." Ace nickte. "Ja, da hast du wohl recht. Der vermittelt seine Vorstellungen und Werte recht ausdrucksvoll. Nur bei Smoky kann man machen, was man will!" Sanji musste lachen. "Aber du kassierst doch andauernd Kopfnüsse von ihm." Der Schwarzhaarige winkte ab. "Ach was, alles halb so wild." "Ach ja? Hast du dir nicht gerade wieder eine eingefangen? Wo hat er dich gleich noch getroffen? Hier?" Shanks legte seine Hand auf den Kopf von Ace, an die Stelle, wo er meinte Smokers Faust vorhin hinhauen gesehen zu haben. Und er hatte wohl richtig gesehen. Ace heulte auf und schlug seine Hand weg. "Bist du denn bekloppt, das tut doch weh!" Der Rote grinste. "Von wegen 'tut doch gar nicht weh'. Du hast doch schon Tränen in den Augen! – Außerdem bist du der einzige, der sich bei Smoker so etwas erlauben kann und dass nur, weil ihr beide euch schon so daran gewöhnt habt, dass es schon normal ist." Ace schniefte und rieb sich vorsichtig seine Beule. "Na und, dann hat's halt wehgetan", gab er beleidigt von sich. "Aber sein Kopf tut ihm von meiner berüchtigten Zwiebelpresse mindestens genauso weh!" Alle drei drehten sich zu dem Lehrer-Trio um, das mittlerweile das Schlusslicht bildete. Besonders glücklich sah Smoker nicht drein und er musterte sie – insbesondere Ace – finster. Klahadore bemerkte den bösen Blick Smokers und die neugierigen der drei Schüler und legte eine Hand als Trichter an den Mund um zu rufen: "Er hat Kopfschmerzen und er hat gesagt, dass er dir im nächsten Test 'ne Sechs gibt!" "Halt die Klappe, Kuro", zischte Smoker ihn daraufhin an und wollte sich den Kleineren schnappten, doch der wich ihm aus und versteckte sich hinter Crocodile um den sie dann herumrannten bis es diesem zu viel wurde und er beide mit einer Beule am Kopf links und rechts neben sich zerrte. "Benehmt euch", ermahnte er sie, beide am Arm gepackt, dass sie nicht weglaufen konnten und ihren Streit auf böse Blick beschränken mussten. "Wie will er dir eine sechs geben, wenn er dich gar nicht mehr unterrichtet?", fragte Shanks neugierig und Ace zuckte mit den Schultern. Auf Sanjis fragenden Blick hin erklärte er: "Die Lehrer, die euch unterrichten, machen keine Vorlesungen an der Uni. Professor Klahadore bildet da eine Ausnahme, er ist für beides qualifiziert, auch wenn es so noch etwas stressiger für ihn ist. Aber er scheint es gerne zu machen. Zusätzlich haben wir dann noch ein paar Tattergreise, die sich um uns kümmern, hier aber nicht wohnen, sondern während der Woche in einem Hotel im Dorf sind und am Wochenende, an Feiertagen und in den Ferien in die Stadt verschwinden. Und Smoky und Co. sind ja immer da." Shanks seufzte. "Ja leider, so ist man auch am Wochenende vor ihren Streitereien nicht sicher." "Was soll das denn heißen? Wir sorgen nur dafür, dass es hier nicht langweilig wird!" "Ja, klar." "Als ob du mit deinem ständigen Verschwinden nicht auch für Aufsehen sorgen würdest." "Mein Verschwinden kümmert hier aber keinen mehr etwas." "Unsere Streitereien auch nicht." "…Stimmt…", gab Shanks mehr oder weniger geschlagen zu. "Wenn sie keinen mehr kümmern, dann sorgen sie aber auch nicht mehr für Abwechslung", gab Sanji schließlich zu bedenken, als das Gespräch zu verstummen drohte. "Hah! Siehst du, deine Argumentation ist nicht schlüssig", freute sich der Rote. "Deine aber auch nicht, denn du hast zugestimmt, dass unsere Streitereien niemanden mehr etwas kümmern, folglich können sie euch auch nicht nerven." Shanks überlegte eine Weile, dann winkte er ab. "Ach, was interessiert mich mein Geschwätz von vor fünf Minuten! Lasst uns lieber Mihawk wieder einfangen, der ist ja schon fast da!" Und damit rannte Shanks los und ließ zwei verdutze Freunde hinter sich, bis auch Ace losrannte, der im vorbeirennen Lysop am Ärmel packte und ein bisschen mitzog. "Juhu! Pferdchen lauf!", freute sich Ruffy und zappelte auf Lysops Rücken herum, schnappte sich noch Zorro am Arm und zog ihn auf ihrer Verfolgungsjagd mit. Sanji musste grinsen. Das überrumpelte, aus seinen Gedanken gerissene Gesicht Zorros sah auch zu gut aus – fast schon süß. Schnell strich er denn letzten Gedanken wieder und rannte schließlich auch den anderen hinterher. Es dauerte nicht lange und sie waren an der Schule angekommen. Sonderlich außer Puste war keiner, nur Lysop keuchte ein wenig, allerdings eher, weil er Ruffy mitgeschleppt hat, als vom Rennen, denn wenn man Namis Worten Glauben schenken durfte, war er wohl einer der Schnellsten, was vom vielen Wegrennen kam. Trotzdem war es Shanks gewesen, der als erster ankam. Zwar hatte Mihawk ihm verbissen die Stirn geboten, doch er war wohl ein bisschen zu überrascht gewesen, als der andere an ihm vorbeirauschte und ihm "Ich bin schneller!", zugerufen hatte. Nun stand er von einem zum anderen Ohr grinsten im Hof. "Hui, das war doch toll!" Ace und Ruffy stimmten ihm zu – wobei Ruffy wohl eher das Reiten, denn das Rennen toll fand. Und während beiden im einen Moment noch Shanks umarmt hatten, waren sie im nächsten schon eingeschlafen. "Nicht schon wieder", stöhnte Mihawk. "Warum schlafen sie eigentlich immer da ein, wo sie geh'n und steh'n?" "Is' wohl Veranlagung", keuchte Shanks, der sich seinen Zimmerpartner auf den Rücken hievte, um ihn ins Haus zu tragen. Lysop seufzte ergeben und lud sich Ruffy wieder auf und stakste mit ihm ebenfalls los. Man verabschiedete sich noch, wünschte eine gute Nacht und schon bald war Sanji mit Zorro wieder alleine. Doch der Schwertkämpfer interessierte sich nicht für ihn, sondern legte sich nach dem Zähneputzen hin um gleich darauf einzuschlafen. Sanji schaute dem anderen noch eine Weile zu, wie er friedlich in seinem Bett lag und gleichmäßig Atme holte. Das Wort süß schoss ihm wieder durch den Kopf, doch er schüttelte energisch den selbigen und versuchte die Kombination Zorro und süß aus seinem Gehirn zu verbannen. Vorsichtig schielte er wieder zu dem Grünen, um zu gucken, ob es geklappt hatte. Niedlich. Diesmal schüttelte er noch heftiger den Kopf, drehte sich von Zorro weg und schlüpfte unter die Bettdecke. Schnuckelig… _____________________________________ (1) Kirschblüte – Kirschblütenfest (Treffen zur Kirschblütenschau) mikan... o6. Kapitel – Blaudonnerstag und Katerfreitag [~2005-03-24 – Thursday~] Als Sanji am nächsten Morgen erwachte, schlief Zorro – wie nicht anders zu erwarten – noch. Müde griff der Blonde neben sich zu seinem Wecker, um zu überprüfen, wie spät es war. Mit einem Gähnen streckte er sich noch einmal, drehte sich um und kuschelte sich noch einmal in seine Decke. Die Mensa hatte gerade erst aufgemacht, da konnte er auch noch in einer halben Stunde hingehen, um etwas zu frühstücken. Zorro schien ähnlich zu denken – auch wenn Sanji das bei ihm nur eingeschränkt für möglich hielt – denn er rührte sich nicht einmal, als die besagte Stunde bereits vergangen war und Sanji sich so ganz langsam aus dem Bett erhob. Er war noch ziemlich müde, sie waren gestern ja auch ziemlich spät erst schlafen gegangen, aber wenn die Kantine erst mal zu war, war sie zu und eigenes Essen hatte er noch nicht, so oft kam man hier ja nicht ins Dorf… Als Sanji das Zimmer verließ, schlief Zorro immer noch selig vor sich hin und schien auch nicht vorzuhaben, in den nächsten Stunden aufzustehen. Doch dem Blonden sollte es egal sein und er würde ganz bestimmt nicht noch mal für diesen undankbaren Idioten kochen! Er schlenderte gemütlich Richtung Cafeteria. Zeit hatte er ja, denn wenn er erst mal sein Essen hatte, dann konnte er auch bis elf oder zwölf essen, auch, wenn er es erst fünf Minuten bevor die Mensa schließen würde, holen würde. Aber er rechnete dann doch lieber eine Wartezeit von zehn Minuten ein, schließlich wusste er nicht, wie viele noch vor ihm auf ihr Essen warteten. Als er dann in der Mensa ankam, musste er erstaunt feststellen, dass seine Vorsicht unbegründet war. Der Großteil der Schüler war wohl eher so wie Zorro eingestellt. Und er war – mit Ausnahme einiger Studenten, die in der hinteren Ecke des Esssaals saßen und diskutierten – der einzige Anwesende. Etwas zögerlich kam er der Essensausgabe näher, hinter der ein paar armselige Gestalten saßen, die sich entweder zu Tode langweilten oder schliefen. Bewacht wurden sie dabei von Kuro, der wohl seine übernatürlichen Fähigkeiten, wie Gedanken lesen dazu missbrauchte, denn auch er hatte die Augen geschlossen und schlummerte mit dem Kopf auf der Arbeitsplatte selig vor sich hin. Wäre er eine Katze gewesen, dann hätte wohl sein Ohr kurz gezuckt, bevor er abrupt den Kopf hob und Sanji aus erst noch etwas schläfrigen und dann erstaunlich wachen Augen ansah. "Ein Besucher!", rief er und ließ den Rest der Truppe zusammenfahren. "Was darf 's sein?", fragte der Schwarzhaarige, während die Schüler verschlafen zur Theke schielten und sich dann wieder hinlegten. Klahadore schien auf einmal so voller Energie, dass er diesen einen Besucher wohl auch alleine schaffen würde. Besagter Besucher bestellte "Ein Frühstück", und ließ sich ein Brötchen auf einem Teller zusammen mit etwas Butter geben. Dazu bekam er noch ein Glas Milch eingeschenkt und Klahadore schob ihm ein Tablett mit Wurst und Käse hin und kramte ein paar Gläser hervor, wie Erdbeermarmelade oder Schokocreme. "Such dir was aus. Du kannst auch den ganzen Belag haben, kommt eh keiner, um ihn zu essen." Sanji nahm sich ein paar Scheiben Schinken. "Warum kommt keiner, schmeckt das Zeug so mies?" Klahadore schüttelte den Kopf. "Nein, es schmeckt sogar richtig gut", er klaute sich eine Scheibe Salami und schob sie sich in den Mund. "Aber es ist den meisten zu früh. Es hat keiner Lust, aufzustehen, also warten sie entweder bis zum Mittag oder haben selber etwas zu Essen im Kühlschrank." "Wenn keiner kommt, warum ist die Mensa dann offen? Warum müssen sich ein paar treue Seelen hier her quälen und Küchendienst machen?" "Nur, weil es keinen Sinn macht, heißt das ja nicht, dass man es nicht machen braucht", erklärte Klahadore überzeugt. "Wäre aber irgendwie sinnvoller…", murmelte Sanji. "Nein, nein, es geht darum, dass man lernen soll, sich an seine Pflichten zu halten. Das gehört zum Leben dazu. – Nehmen wir mal an, du hast später mal einen Job und fährst einen Shinkansen und am Mittwoch in der Woche führen nur drei Leute mit diesem Zug. Deiner Meinung nach würde es sich nicht lohnen, für die drei zu fahren, aber mal angenommen, du wärst einer der drei, die dann vergeblich auf diesen Zug warten würden, dann würdest du der Meinung sein, dass es sich auf jeden Fall lohnen würde, auch wenn es nur eine handvoll Leute sind. Und weil ihr euch später nicht aussuchen könnt, wann ihr arbeitet und wann nicht, müsst ihr euch halt hier schon dran gewöhnen, immer zu arbeiten. … Und ab und zu kommt ja doch einer vorbei, der was essen will." Sanji fand dieses Beispiel zwar doch etwas sehr weit hergeholt, trotzdem stimmte er Klahadore zu: "Ich denke… ich hab' verstanden." "Hast du nicht", meinte Klahadore gleichgültig. "Aber irgendwann wirst du uns dankbar sein", fügte er mit einem überzeugten Nicken hinzu. "Sicher doch…" Sanji schnappte sich noch ein Marmeladenglas, dann begab er sich zu einem der Tische, an den er sich setzte und sein Brötchen aufschnitt. Er hatte gerade eine Hälfte mit Butter beschmiert, als sich Klahadore ihm gegenüber setzte. Er schielte mit hochgezogen Augenbrauen zu seinem Lehrer. "Darf man fragen, was Sie eigentlich von mir wollen?" "Ach, ich freu mich nur, dass doch tatsächlich jemand gekommen ist." Er lächelte und stütze seinen Ellenbogen auf der Tischplatte ab, um seinen Kopf auf seiner Hand zu betten. "Soso…" Beide schwiegen eine Weile. Dann fragte Klahadore plötzlich: "Und warum bist du gekommen?" Sanji schien etwas überrascht. "Na, weil ich Hunger hatte", erklärte er verständnislos. "Ich habe gehört, dass du als Koch gearbeitet hast, demzufolge dachte ich, du könntest kochen. Warum machst du dir nicht einfach selbst etwas? Dann musst du nicht zu solch unmenschlichen Zeiten aufstehen." Sanji schwieg eine Weile, dann antwortete er: "Ich hab' nichts, was ich machen könnte." Klahadore musterte ihn kurz verwundert, dann fiel ihm wieder ein, dass es für Sanji ja noch keine Gelegenheit gegeben hatte, ins Dorf zu kommen,… allerdings gab es ja da noch andere Möglichkeiten… "Warum fragst du nicht Zorro?" Sanji sah erstaunt und irgendwie auch etwas geschockt wieder auf. "Den? Ich werd' mich hüten, den noch mal um etwas zu bitten! Einmal und nie wieder!" Klahadore seufzte. "Wie mir scheint, seit ihr euch immer noch nicht näher gekommen…" "Nein, und bei diesem Verhältnis wird es auch bleiben!", meinte Sanji entschlossen und biss von seinem Brötchen ab. Klahadore musterte ihn eine Weile stumm, versuchte in Sanjis Verhalten etwas zu finden, dass das eben Gesagte etwas entschärfte, doch der Blonde schien es ernst zu meinen. Er seufzte schon wieder und stütze seinen Kopf auf seiner Hand ab. "Du wirst es mit ihm aushalten müssen, ich glaube kaum, dass Goldy dich noch in ein anderes Zimmer stecken wird." "Hm…", machte Sanji, "wenn er mich in Ruhe lässt, dann passiert ihm auch nichts." Klahadore musste plötzlich Lachen und Sanji schaute ihn etwas verärgert an. "'tschuldigung, Kleiner, nichts gegen dich, aber ihr seit euch so ähnlich! Zorro hätte genau das Gleiche gesagt!" Es dauerte noch geschlagene fünf Minuten, bis der Professor sich wieder gefasst hatte. "Tut mir wirklich leid", entschuldigte er sich noch einmal und wischte sich ein Lachträne weg. "Aber habt ihr zwei eigentlich auch schon mal daran gedacht, es zu versuchen, in einem Raum zu sein, ohne euch die Kopfe einzuschlagen?" "Ham wir, hat nich' geklappt", antwortete Sanji mürrisch. "Ihr gebt ziemlich schnell auf, das kenn ich vor allem von Zorro nicht." "Das hat mit Aufgeben nichts zu tun, ich hab' bloß keinen Bock, mich mit diesem Idioten zu vertragen, geschweige denn, mich mit ihm anzufreunden!" Professor Klahadore wirkte betrübt. "Das ist schade, dabei seit ihr so ein süßen Paar. Zorro, über dich gebeugt, mit einem anderen Hintergrund als der einer Prügele, das sähe bestimmt noch süßer aus." Er grinste über das entsetzte Gesicht Sanjis. "Ich und er? Ein Paar?! Das können Sie voll vergessen! Eher sterbe ich! Und er oben, das geht schon gar nicht!" "Hey, jetzt reg dich doch nicht so auf. Das war doch nur ein Beispiel, kann ja auch andersrum sein." "Kann es nicht, ich bin hetero und wenn ich mir Kerle wie Zorro anschaue, dann weiß ich auch, warum!" Klahadore zögerte eine Weile, bevor er fragte: "Was missfällt dir eigentlich so an Zorro? Ich mein, er ist ein klasse Typ, gutaussehend, stark und wenn man ihn kennt, sicher durchaus liebenswert. Warum hasst du ihn so, wo ihr euch doch gerade mal ein paar Tage kennt?" "Ganz einfach", meinte Sanji, kam dann allerdings ins Stocken. "Nun… er… er ist halt ein Idiot! Er… ist brutal und… undankbar und dafür, dass ich ihn erst seit so kurzer Zeit kenne, hat er schon erstaunlich viel angestellt, dass ich mir sicher sein kann, dass ich ihn nicht mag!" Klahadore ließ den Kopf hängen. "Ich scheine euren Streit wohl nicht so einfach aus der Welt schaffen zu können… Naja, aber Zorro ist ja nicht der Einzige hier, wie sieht's mit den anderen aus?" "Die sind okay. Ein bisschen durchgeknallt, aber okay." "Irgendwie ein so ganz anderes Bild, als von Zorro…" "Wieso? Der ist auch durchgeknallt, aber halt nicht okay sondern ein Riesen-Arsch." "Gut, vergessen wir diesen Arsch einfach. Aber ansonsten scheinst du dich ganz wohl zu fühlen." "Ja, geht so, warum?" "Ich frag nur so. Bin halt am Wohlergehen meiner Schüler interessiert." Er lächelte und erhob sich, um wieder in der Küche zu verschwinden. Sanji war mit seinem Frühstück inzwischen so gut wie fertig. Er steckte sich noch den letzten Bissen in den Mund, dann brachte er Teller, Besteck, Glas und Marmeladenglas zurück zur Ausgabe. Er hob noch kurz die Hand zum Abschied, da der schwarzhaarige Professor das auch tat, dann verschwand er aus der Mensa. Er schlenderte gelangweilt den Weg zum Jungenhaus zurück und überlegte, was er nun tun sollte. Es war noch recht früh am Morgen und ihm war schon stinklangweilig. Wie sollte es erst der Rest des Tages werden? Aber hier gab es ja auch nicht wirklich etwas zu tun… Vielleicht sollte er mal bei Zorro vorbeischauen und gucken, ob der noch schlief, wenn nicht, dann konnte er ihn ja ein bisschen ärgern, um die Langeweile zu vertreiben. Und wenn er noch schlafen sollte, dann konnte er ihn ja wecken und dann ärgern! Die Entscheidung war gefasst, doch als er in seinem Zimmer ankam, saß Zorro bereits angezogen auf seinem – natürlich nicht gemachten Bett – und wurde bereits von jemandem geärgert. Dieser Jemand drehte sich auch sofort um, als er die Zimmertür hörte. "Oh, Sanji!", rief Ruffy erfreut. "Ich hab' Zorro gerate gefragt, ob er mit runter zum Teich kommen will. Willst du auch mit?" "Kommt der mit?" Sanji deutete angeekelt auf Zorro. "Nein, er-", wollte Ruffy erklären, als er von Zorro unterbrochen wurde. "Ja, jetzt schon! Und es wird mir eine Genugtuung sein, wenn ich dir durch meine bloße Anwesenheit den Tag versauen kann." Er schaute ihn grimmig an, doch Sanji erwiderte seinen Blick genauso feindselig. "Mach das nur, aber dein Tag wird dadurch auch nicht viel besser." "Das werden wir ja sehen." Und so machten sich die drei auf den Weg zum Strandhäuschen, Sanji und Zorro sich die ganze Zeit finster anstarrend und Ruffy fröhlich vor ihnen herspazierend. Am Haus angekommen setzten sie sich zu den anderen paar Gestalten, die sich zu Tode zu langweilen schienen. Das ganze ging die nächsten zwei Tage so, ohne, dass viel passierte oder viel gemacht wurde. Aber am dritten Tag dann, Zorro, Sanji, Nami, Lysop, Shanks und Mihawk waren wieder im Strandhäuschen, da stieß Ace zusammen mit einem vor Freude umherspringenden Ruffy zu ihnen. "Juhu, heute ist Blaudonnerstag!", rief der Kleinere immer wieder und hüpfte freudestrahlend im Raum herum. "Blaudonnerstag?", hakte Sanji nach. "Das ist ein Feiertag der Länder des Westen", erklärte Nami. "Aber heißt der nicht eigentlich Gründonnerstag?" "Stimmt schon", meinte Lysop, "aber der Kerl, der die Feiertage erfunden hat, war Farbenblind. Der hat einfach nicht gesehen, dass alle um ihn herum blau waren." "Hör auf, ihm so 'nen Mist zu erzählen", ermahnte ihn Zorro. "Klar gibt es Gründonnerstag im Westen und der Tag heißt auch so, genau wie Karfreitag. Aber als Shanks und Co. die Feiertage hier eingeführt haben, wurden sie leicht abgeändert. Aus Gründonnerstag wurde Blaudonnerstag. Sie hatten den Tag zu 'nem Sauffest ernannt, an dessen Abend ausnahmslos alle blau waren. Und aus Karfreitag wurde Katerfreitag, weil alle am nächsten Morgen 'nen tierischen Kater hatten." "Genau!", rief Ace. "War doch 'ne tolle Idee. Und weil die Lehrer damals ordentlich mitgesoffen hatten, war das auch kein Problem, die beiden Tage als regionale Feiertage festzuhalten." Er grinste breit und setzte sich zu der Gruppe. "Allerdings weiß keiner mehr so genau, das wievielte Mal dieser Tag nun schon gefeiert wird", fuhr der Schwarzhaarige munter fort. "Ich meine, dieses Jahr sei es das achte Mal, aber Shanks behauptet steif und fest, es wäre das neunte Mal. … Ham wir wohl im Suff vergessen." Breit grinsend holte er die ersten Flaschen aus seinem Rucksack hervor. "Hier, erst mal eine kleine Kostprobe. Das Fest geht zwar erst heute Abend los, aber Bier ohne Ende soll man ja nicht auf leeren Magen trinken." Er verteilte die erste Runde Alkohol und man hatte gerade angefangen zu trinken, als jemand von außen gegen die Bretterwand klopfte. "Hey, rauskommen ihr Stubenhocker, oder denkt ihr, ihr könnt euch drücken?", meckerte eine ihnen nur allzu gut bekannte Stimme. "Smoky!", rief Ace erfreut und öffnete die Tür. "Hm… ich würd' dich ja reinbitten, aber dieses Schmuckhäuschen hier ist leider für Lehrer verboten." "Jaja, ich weiß", murrte der Weißhaarige, "ich komm' auch nicht rein. Aber ihr sollt zurück kommen, die Mensa schmückt sich nicht von allein." Dann fiel sein Blick auf die Flasche in Ace' Hand. "Und ihr sollt euch nicht schon vorher besaufen", tadelte er den Schwarzhaarigen und nahm ihm die Flasche ab. "Los, hoch mit euch, Kuro wartet schon." Nach und nach kamen alle aus der Hütte hervor. Lysop trat brav seine Flasche ab und machte sich dann ängstlich auf und Ace hinterher. Auch Nami übergab ihr Getränk an den Lehrer, genau wie Ruffy. Als dann Zorro aus der Tür trat, war Smoker schon klar gewesen, dass seine Flasche bereits leer war. Der ließ ja bekanntlich nichts verkommen. Und auch Mihawk, Shanks und Sanji hatten es ihm gleich getan. "Säufer!", rief Smoker den vieren noch hinterher, dann ging auch er zurück zum Internat. Gegen acht Uhr war endlich alles vorbereitet, die Mensa geschmückt, ein kleines Büffet vorbereitet und die Bierfässer aufgestellt. Ein paar Leute, unter ihnen auch Lysop, hatten sich zurückgezogen, um etwas vorzubereiten, wie Sanji gesagt bekommen hatte, doch mehr sollte er vorerst nicht erfahren. Um neun Uhr war es dann soweit und der Gro der Schüler hatte sich vor dem Eingang der Mesa versammelt und alle warteten darauf, dass auch endlich ihr Schulleiter auftauchen würde und das Fest für eröffnet erklären würde. Der kam dann auch und Sanji machte sich schon auf eine einschläfernde Rede bereit, als der gute alte Goldy, wie ihn immer alle nannten, das erste Bierfass öffnete und mit dem Leeren des ersten Bechers wohl den Startschuss für alle anderen gegeben hatte. Sanji war ziemlich überrascht, als auf einmal niemand mehr neben ihm stand und alle sich an den Bierfässern drängten. "Was ist los?", fragte er verwundert. "Kein ellenlanges Gerede oder ein Vortrag über irgendwas?" "Beim Sauffest?", fragte Ace neben ihm. "Überflüssig", meinte Klahadore, der plötzlich auf Sanjis anderer Seite aufgetaucht war, in der Hand bereits ein Maas Bier. "Würde doch keiner zuhören." Damit verschwand er zu den anderen beiden Lehrern, die schon auf ihn zu warten schienen. Kurze Zeit später, nachdem sich auch die Musikanten mit etwas zu Trinken versorgt hatten, setzte auch die Musik ein und man begann zu feiern. Einige wenige tanzten sogar und umso später es wurde, umso weniger wurden es, die wirklich tanzen wollten und desto mehr, die besoffen waren und sich nur komisch bewegten. Sanji saß bei Shanks, Ruffy und Co., stieß mit ihnen an und genoss den Abend... und die Nacht. Doch irgendwie waren sie bald nicht mehr so beisammen, ob nun im Geiste oder auch körperlich. Ace war verschwunden und ging wohl seiner Lieblingsbeschäftigung nach, was Smoker sicher wieder auf die Palme brachte. Nami machte dem Spruch 'Gelegenheit macht Diebe' alle Ehre und trieb sich bei den Leuten rum, die es nicht einmal mehr bemerkt hätten, hätte man sie nackt ausgezogen und auf die Bühne gestellt. Lysop war sowieso die ganze Zeit verschwunden und Shanks heulte sich wegen irgendetwas bei Mihawk aus. Man konnte nur immer wieder Wortfetzen unter seinen Heulattacken verstehen, wie "Vermiss ihn", Heulkrampf "doch so", mal wieder ein paar Schluchzern, dann der Name Ben und dann wieder "So lange nicht mehr gesehen!" Ruffy war irgendwann einfach verschwunden, wohin wusste niemand und schneller als Zorro und Sanji sich versahen, waren sie auch schon alleine. Sanji, der schon etwas angeheitert war, musterte Zorro aus sicherer Entfernung von zwei, drei Metern. Der Grüne hatte vor sich einen Bierkrug stehen und starrte den Boden an. Als er Sanjis Blick bemerkte, drehte er sich zu ihm um und fuhr ihn an, was es denn zu glotzen gäbe. "Nichts", antworte dieser. "Ich guck doch nur." Zorro versuchte ihn zu ignorieren, doch er schielte immer wieder zu Sanji rüber, um zu schauen, ob der ihn immer noch beobachtete, was auch immer der Fall war. Irgendwann wurde es ihm zu bunt und er stand auf. Er wirkte ziemlich genervt als er sich mit einem Knurren von Sanji wegdrehte und zur Mensa hinüber ging – oder eher zur Freibierausgabe. Doch erstaunlicher Weise kam er, nachdem er sich seinen Nachschub geholt hatte, wieder zu seinem Platz zurück. Zuerst erwiderte er Sanjis Blick nur stur, dann fragte er: "Sag mal, was willst du eigentlich von mir? … Warum beobachtest du mich die ganze Zeit? … Hab' ich irgendetwas im Gesicht?!" Der Blonde starrte ihn noch einen Moment stumm an, dann antwortete er ruhig: "Nein, ich versuche nur herauszufinden, was mich an deiner gottverdammten Fresse nur immer wieder so auf die Palme bringt. Kann es mir nicht einfach egal sein, dass du nun mal ein hässlicher, saufender Gorilla bist?" "Du willst wohl Ärger", knurrte Zorro und ließ seinen Bierkrug links stehen – wenn er ihn liegen lassen würde, wäre ja der ganze schöne Inhalt weggeflossen. "Wieso, ich hab' nur auf deine Frage geantwortet", verteidigte sich Sanji, unbeeindruckt von Zorros Näherkommen. Diese Gleichgültigkeit machte Zorro nur noch wütender und er packte ihn grob am Kragen und zog ihn vom Boden hoch. "Weißt du, ich denke manchmal so etwas Ähnliches. Und zwar, warum ich immer wieder solche Lust verspüre, dir in die Fresse zu schlagen und so lange auf dich einzuprügeln bis du Blut spuckst. Aber jetzt weiß ich es, es liegt an deiner unglaublichen Arroganz und deinem beschissenen Verhalten!" "Danke, das Kompliment kann ich nur zurückgeben", fauchte Sanji und riss sich los. "Mit dem kleinen Zusatz, dass ich wenigstens dusche." "Was willst du damit sagen, du verlauster Käsekopf? Ich achte besser auf meinen Körper als du, du qualmender Schornstein!" "Was willst du eigentlich du Macho?! Mir einen Vortrag über die Risiken des Rauchens halten? Bist du vom Gesundheitsamt oder was geht dich das an?" "So weit kommt's noch, als ob ich mich für deine Sucht interessieren würde! Von mir aus, verreck doch an dem Zeug!" "Gut, wenn's dir egal ist", knurrte der Blonde und holte seine Zigarettenschachtel aus seiner Hosentasche hervor um sich eine Zigarette anzuzünden, doch Zorro schlug sie ihm aus der Hand. "Hey, was soll das? Ich denk, ich soll dran verrecken? Das kann ich aber nicht, wenn ich nicht mal rauchen kann." "Hey, von mir aus kannst du dir zehn von den Dingern in den Mund stecken und auf Lunge rauchen, aber nicht in meiner Gegenwart!" "Ist es dir also doch nicht egal." "Und wie, aber hast du schon mal vom Passivrauchen gehört? Ich will nicht an Krebs sterben, nur weil so ein Kiffer wie du sich nicht zurückhalten konnte, als er neben mir saß!" "Hey, ich kiffe nicht! Und Drogen nehm' ich keine, so wie du, du Anabolika-Fresser!" "Was?! Bist du bekloppt, das ist alles hartes Training!" "In was? Tabletten schlucken? Oder bekommt man das Zeug gespritzt? Weißt du, ich kenn mich damit ja nicht so gut aus, aber du kannst mir sicher weiter helfen." "Jetzt bist du zu weit gegangen!" Sanji konnte Zorros Schlag nur knapp ausweichen, was ihn allerdings nicht daran hinderte, weiterhin eine dicke Lippe zu riskieren. "Ah, da verträgt wohl einer die Wahrheit nicht." "Halt die Schnauze!", fuhr ihn Zorro wütend an. "Du hast doch keine Ahnung, du Wurm!" Diesmal zielte Zorro auf Sanjis Gesicht, doch der andere wich wieder aus, was Zorro nur noch wütender machte und schon war eine schöne Rauferei im Gange, die mindestens eine Stunde andauerte. Schließlich lagen beide erschöpft neben einander auf dem Boden, mit keuchendem Atem und nicht bereit, aufzugeben. Fünf Minuten Waffenstillstand hatten sie ausgehandelt, um kurz zu Kräften zu kommen und jeder zählte in Gedanken die Sekunden herunter und bei Null angekommen, sprang der Blonde auf, in die Luft und rammte seinen Fuß in die Erde, wo bis eben noch Zorros Kopf gelegen hatte. Der war aufgesprungen – also nicht der Kopf, sondern Zorro – und hatte im gleichen Moment sein Katana gezogen. Sanji stoppte seinen Angriff, als er das blitzende Metall sah. "Was ist los?", höhnte Zorro. "Hast du Angst?" "Davon träumst du!", blaffte Sanji und machte sich für einen neuen Angriff bereit. "Das würde ich an deiner Stelle nicht tun, du bist barfuss und dieser Zusammenstoß würde garantiert schmerzhaft werden." Beide Streithähne schauten verärgerte zu der Person, die sich gerade eingemischt hatte. "Halt dich da raus, Mihawk. Das geht nur den kleinen Kochprofi und mich was an." "Denk ich nicht. Wenn du ihn hier abstichst, dann ist auch Goldy dran und wenn Goldy erfährt, dass ich daneben stand und es hätte verhindern können, kann ich mich gleich zu Sanji ins Grab legen." Zorro verdrehte genervt die Augen. "Und warum bist du dann erst gekommen? Geh lieber wieder zu Shanks, bevor er mit seinem Tränenstrom noch den ganzen Wald flutet." "Der kommt schon klar. Ace hat ihm was zu trinken gebracht. Mittlerweile haben sie den Rum ausgepackt. Und jetzt steck dein Messerchen weg." "Das kannst du vergessen. Nicht bevor ich diese arrogante Kringelaugenbraue skalpiert hab'!" Und plötzlich fühlte sich auch Sanji wieder in das Gespräch miteinbezogen. "Kringel- was?! Tickst du noch richtig du Karottenrübe?!" (Karotte = orange = Zorros Kopf, Karottenblätter = grün = Zorros Haare) Und schon gingen sie wieder aufeinander los, Zorro mit seinem Schwert und Sanji mit seinem Fuß. Er trat gegen Zorros Handgelenk, um den Angriff abzuwehren, eigentlich die einzige Möglichkeit, wenn er seinen Fuß nicht verlieren wollte. Nachdem er allerdings etwas zu langsam gewesen war und Zorros Klinge ihn daraufhin nur knapp verfehlt hatte, ging er lieber auf Abstand. "Gib schon auf", forderte Zorro mit einem fiesen Grinsen. "Du hast doch keine Chance!" "Steck dein Schwert weg, dann zeig ich dir, wie viele Chancen ich hab'!", rief Sanji wütend als Antwort. "So weit kommt's noch. Du darfst mit deinen Füßen kämpfen, das sind doch deine Waffen, dann darf ich auch mit meiner Waffe kämpfen und das ist nun mal mein Katana." "Du Feigling, so was nennt man ungleiches Duell!" "Ich würde so etwas Dummheit nennen, hättest dir halt eine andere Waffe aussuchen sollen." "Na warte, für dich lahmes Schaaf brauch ich keine andere Waffe! So lange du mich mit deinem stumpfen Gemüseschnippler nicht erwischst, kann mir auch nichts passieren." "Arrogantes Arsch!", rief der Grünhaarige und schlug nach Sanji. Der Sprang zur Seite und verpasst Zorro einen Tritt in den Rücken, der ihn ins Taumeln brachte. Und nachdem der Blonde ihm ein Bein gestellt hatte, landete er auch auf dem Boden. Schnell rappelte er sich wieder auf. Doch bei seinen weiteren Versuchen, Sanji zu treffen, musste er feststellen, dass die Rechnung des Blonden aufzugehen schien. Er war schneller, einfach zu flink, dass Zorro ihn in Scheiben scheiden konnte. Doch Zorro wäre nicht Zorro, hätte er sich mit dieser Erkenntnis zufrieden gegeben und so ging der Kampf weiter und der sture Schwertkämpfer musste einen Tritt nach dem anderen einstecken, so lange, bis Sanji nur einen Moment nicht aufpasste und über eine Wurzel auf dem unebenen Boden stolperte. Er verlor nur kurz das Gleichgewicht, doch dieser eine Moment reichte aus, dass er sein Ziel, Zorros Handgelenk, verfehlte. Nur Zorros Reaktionsschnelligkeit war es zu verdanken, dass dieser das Schwert noch etwas zurückziehen konnte und es nicht durch Sanjis Fuß schnitt, als wäre der aus Butter. Doch auch so hatte die Schneide tief in die Haut geschnitten und das rote Blut floss den Schwertrücken entlang. Die Situation schien wie eingefroren, bis der Blonde endlich den Schmerz fühlte und er sich mit einem unterdrückten Stöhnen nach hinten fallen ließ. Zorro brauchte noch etwas länger, um sich aus seiner Starre zu lösen, der Schock saß ihm doch tiefer, als er vermutet hätte. Doch dann ließ er sein Katana sinken. "Selber Schuld, du Dummkopf! Was rennst du auch direkt hinein?!" Der Grünhaarige war mehr sauer auf sich, als auf dem Blonden, doch das zuzugeben, dazu war er viel zu stolz und so ließ er seine Wut lieber an dem anderen aus. "Halt die Klappe", zischte Sanji mit schmerzverzerrtem Gesicht. Ihm war schon klar, dass er nicht unschuldig an der Sache war, doch das zuzugeben, dazu war auch er – ähnlich wie Zorro – einfach zu stolz. "Hey, jetzt hört auf", unterbracht Mihawk sie. "War doch klar, dass es soweit kommt. Und Schuld habt ihr beide!" Er beugte sich zu Sanji runter und nahm sanft dessen Hände zur Seite. "Los Zorro, hol Shanks, der kennt sich mit so etwas besser aus." Der Angesprochene brummte irgendetwas und rief den angeheiterten Shanks zusammen mit Ace und Ruffy herbei. "Uh, das sieht ja übel aus", meinte der Rothaarige und betrachtete die Wunde. "Aber keine Angst, so schlimm ist es gar nicht. Los, Ruffy, lauf und hol einen Verband, du Ace holst etwas hochprozentiges aus der Hütte und Zorro kann mir etwas Alkohol zum Desinfizieren bringen!" Ruffy war sofort losgehüpft und Ace lief zum Teich hinunter und Zorro trabte rüber zu seinem Bierkrug. Es dauerte nicht lange, da kam Ace mit einem ganzen Rucksack voll Flaschen wieder. "Hier, hab' was gefunden!" "Gut, dann her mit dem Zeug." "Was hast du vor? Du willst das doch nicht über seinen Fuß schütten, oder?", fragte der Schwarzhaarige ängstlich. "Nein, dazu nehm' ich doch kein so gutes Zeug! Damit füllen wir ihn erst mal ab, dann merkt er den Rest der Behandlung nicht mehr." Shanks grinste breit und hielt Sanji die erste Flasche an die Lippen. "Typisch du", meinte Mihawk und schnappte sich zwei Flaschen aus Ace' Vorrat. "Aber fürs Abfüllen braucht ihr uns ja nicht mehr, oder?" Er reichte Zorro eine Flasche und verschwand mit ihm, lenkte ihn ein bisschen von dem eben Geschehenen ab. Er wusste, auch wenn Zorro es niemals zugeben würde, dass er sich die Schuld daran gab. Und dass das – auch wenn er Sanji wohl nicht allzu gut leiden konnte – ziemlich an ihm nagte. Und so stieß er mit ihm an, auf was auch immer und sie vergaßen den Blonden und die anderen. Mihawk half Zorro, sein Schwert zu reinigen, wobei sie – angetrunken wie sie waren – schon aufpassen mussten, sich nicht selbst auch noch zu schneiden. Was dann letztendlich alle vergessen ließ, war das atemberaubende Feuerwerk, das gegen ein Uhr startete – der Grund, warum Lysop den ganzen Abend verschwunden war. Zorro kuschelte sich etwas an Mihawk, vergas sogar die Tatsache, dass er sich eigentlich nicht ganz so blendend mit seinem Ex verstand und der nahm ihn in den Arm, davon überzeugt, dass der Filmriss am nächsten Tag diese Szene ebenfalls auslöschen würde. Sanji saß neben Ruffy, der erstaunlicherweise mal still geworden war und in den Himmel starrte. Auf seiner anderen Seite saß Shanks, der immer noch dafür Sorgte, dass der Blonde genügend zu Trinken bekam und aufpasste, dass kein Dreck mit der frischen Wunde in Berührung kam. Und um vier Uhr morgens war der Himmel schon längst wieder nur noch von Sternen bedeckt und viele derer, die noch wach waren, waren mindestens genauso besoffen wie Sanji, der es auch nur noch am Rande mitbekam, das Shanks ihm etwas Bier über den Fuß schüttete und die nun gar nicht mehr so schlimm aussehende Wunde verband. Geschlafen wurde im Freien, da wo man gerade stand, saß oder bereits lag, viele noch mit etwas zu trinken in der Hand. Auch die Lehrer lagen unter den Schülern und man schlief zusammen den Rausch aus. Besonders Ace lag dicht bei ihnen, genaugenommen dicht bei Smoker, neben dem er eingeschlafen war, nachdem er den gut versorgten Sanji in Shanks und Ruffys Obhut übergeben hatte. Und neben den beiden hatte sich Kuro auf Crocos Brust zusammengerollt und lauschte dem leisen Schnarchen um ihn herum, das nicht nur von Croco kam. Am lautesten war Goldy – der wohl auch am Meisten getrunken hatte, aber gegen aller Erwartungen am nächsten Tag auch als erster wach war. Frühestens eine Stunde nach ihm, kamen die ersten Schüler zu sich, die nicht ganz so viel getrunken hatten. Zu den letzten gehörten natürlich Croco und Smoker und auch Sanji und Zorro – und das garantiert nicht ohne Kater. Die Einzigen, denen diese Saufparty nichts ausgemacht zu haben schien, waren Kuro, der die anderen Lehrer versorgte, Ruffy, der fröhlich in der Gegend herumsprang und Ace, der alle mit einem Schluck Wodka wieder auf die Beine verhalf. Denn wie er mal von irgendeinem komischen Kauz erfahren hatte, war einem nach einer gehörigen Portion Alkohol am Vorabend nur so schlecht, weil der Körper die ganze Nacht über auf Entzug gewesen war. Gegen den Black-out, der vor allem Sanji quälte, konnte er allerdings nichts machen. Er erinnerte sich nur noch daran, dass sie getrunken hatten, nicht einmal der Zusammenprall mit Zorros Schwert war ihm im Gedächtnis geblieben, er glaubte, in irgendwelchen Glasscherben getreten zu sein. Nur wollte ihm noch keiner diese Illusion nehmen, wenn einer beichten musste, dann Zorro. Das einzige Problem war, dass der sich an das Ganze auch nur noch dunkel erinnerte und davon abgesehen, dass er sich auch gar nicht erinnern wollte, war sein Motto: 'Was der doofe Koch nicht weiß, macht den doofen Koch nicht heiß!' Auf die Vermutung der anderen, dass man sich nach einem Filmriss irgendwann vielleicht doch noch an das Geschehe erinnern konnte und Sanji dann gewiss noch sauerer sein würde, darauf gab er nichts. Wenn der Koch sauer war, dann sollte er ruhig kommen, was würde er schon tun können? Wäre der Blonde anwesend gewesen, hätte er allein für seine Aussage schon eine rein bekommen, aber so ging er dem anderen aus dem Weg und vermiet es, mit ihm irgendwo alleine zu sein. Leichter wäre ihm das gefallen, wenn er, so wie Shanks, die nächsten Tage einfach verschwunden wäre… mikan... kleine Bemerkung am Rande… Zu aller erst hoffe ich, dass allgemein bekannt ist, dass viele Aktionen, die die Jungs hier starten und durchziehen, nicht unbedingt nachgemacht werden sollten. Des weiteren wird nicht erwähnt, was Shanks letztendlich mit dem Bier macht, das ihm gebracht wird. Um Missverständnissen vorzubeugen: Natürlich wird zum Desinfizieren kein Bier benutzt. Ideal ist ein Ethanol-Wasser-Gemisch von 70% zu 30%. Das Übergießen einer Wunde mit Bier würde ein sehr starkes Brennen auslösen, wie es aber bei allen mit Alkohol versetzten Desinfektionsmitteln auftritt. Eine desinfizierende Wirkung würde auf Grund der mickrigen vielleicht 6% nicht eintreten, da alkoholische Getränke mit einem Ethanolgehalt von weniger als 16 % sich nicht selbst keimfrei halten können. Jedoch ist eine Verunreinigung nicht sonderlich wahrscheinlich, da sich bei dem Kontakt von Blut mit Luft ein Netz aus Fibrinfäden bildet, das sogar Blutkörperchen aufhält und eine Barriere gegen Schmutz und Erreger bildet. Zum Alkohol: Man sollte ohnehin nie soviel trinken, dass es zu einem Kater kommt. Allerdings wirkt Alkohol allgemein blutgefäßerweiternd, was das Unwohlsein kurzzeitig bekämpfen kann. Auf längere Sicht gesehen hilft dann aber doch nur Wasser. Salz dehydriert auch; der einzige Grund, warum salzhaltige Nahrung zu einem Katerfrühstück gehört, ist, den Wunsch nach Trinken anzuregen. Ich hoffe, alle Missverstände damit beseitigt zu haben, Milli. o7. Kapitel – Nächtliche Aktivitäten [~2005-03-25 – Friday~] Zorro hatte sich zum Teich zurückgezogen. Die Anwesenheit der anderen nervte ihn im Moment nur, vor allem die von Sanji. Warum hatte Mihawk ihm auch erzählen müssen, dass die Verletzung des Blonden seine Schuld war? Der doofe Koch konnte sich schließlich auch nicht mehr daran erinnern! Aber so, so quälte er sich damit rum, immer hin- und hergerissen zwischen beichten oder es für sich behalten. Dass er Mihawk gegenüber behauptet hatte, dass es ihm egal wäre, ob Sanji es nun wüsste oder nicht, war wohl etwas gelogen gewesen. Er wollte, dass er es nicht wusste… er wollte nicht, dass Sanji sauer auf ihn war, zumal ihm das Getane auch leid tat. Andererseits versuchte er sich auch die ganze Zeit einzureden, dass es ihm doch scheißegal sein konnte, ob der andere nun sauer war oder nicht! Schließlich mochte er den Blonden nicht mal! Seufzend ließ er sich an den Wurzeln des umgefallenen Baumes nieder, dessen Stamm und Äste ins Wasser reichten. Er spielte mit einem Stock, den er am Ufer aufgehoben hatte und warf ab und zu einen kleinen Stein ins Wasser. Vielleicht war es ja besser, so zu tun, als wüsste er weiterhin nichts. Zorro ließ sich nach hinten ins Gras sinken und betrachtete den Himmel. Die Wolken zogen nur langsam vorbei und ab und zu flog ein Vogel vorüber, aber im Großen und Ganzen gab es keine Veränderung, was nach einer Weile ziemlich langweilig und einschläfernd wirkte. Zorro brauchte allerdings keine Weile, er hatte bereits nach drei Minuten die Augen geschlossen und schnarchte leise vor sich hin. Sanji ahnte nichts von Zorros Problemen, er saß mit Ruffy, Ace und Lysop im Strandhaus und spielte Karten. Nami war nicht dabei, mit der wollte aus irgendeinem Grund niemand mehr spielen. Und Mihawk hatte dankend abgelehnt, als sie ihn gefragt hatten. Und Shanks fehlte, weil er seit gestern Nacht verschwunden war. Ace hatte erklärt, dass er wohl zu seinem Freund ins Dorf gegangen war. Dass das eigentlich verboten war, schien ihn nicht zu interessieren und nach geraumer Zeit tauchte er ja auch immer wieder auf. Eines Tages zum Abendessen war er wieder da, grinste einmal breit in die Runde und setzte sich mit seinem Teller zu den anderen. "Na, hast du den Weg zurück doch noch gefunden?", fragte Mihawk. "Ja, immer der Nase nach", antwortete er fröhlich. "Freu dich lieber nicht zu früh", warnte Ace. "Man hat mitbekommen, dass du mal wieder abgehauen bist. Am Anfang war deine Rechnung aufgegangen, die Lehrer hatten viel zu starke Kopfschmerzen, um was mitzubekommen, aber Kuro hast du unterschätz. Nachdem er alle versorgt hatte, war es nur eine Frage der Zeit, bis er wieder auf dem Laufenden war, was alles so passierte und was nicht." Shanks' Grinsen wurde etwas dünner. "Wird schon nicht so schlimm sein, er wird mir wohl kaum den Kopf abreißen." "Das vielleicht nicht, aber die Augen auskratzen wäre schon eine eher eine Herangehensweise für ihn…" Shanks schluckte bloß und die Bisse, die er an seiner Stulle tat, wurden kleiner und schließlich ließ er die Hälfte auf seinem Teller liegen. "Meinst du, er nimmt das so ernst?" "Keine Ahnung", Mihawk zuckte mit den Schultern. "Aber du kennst ja Kuro, der liebe kleine und einskalte Kuro. – Achte einfach darauf, wie er sich dir gegenüber verhält, dann wirst du schon merken, wie er denkt." Shanks schielte mit einem mulmigen Gefühl hinüber zum Tisch der Lehrer. Kuro saß neben Croco und klaute sich gerade eine Wurstscheibe von Smokers Brot, der ihm gegenüber saß. Sah eigentlich alles ganz normal aus… Aber Kuro Klahadore wäre nicht Kuro Klahadore, wenn er berechenbar wäre! Vielleicht gab er sich ja absichtlich so unbekümmert und schien ihren Tisch gar nichts zu bemerken, seine Rückkehr zu ignorieren, als ob nichts gewesen wäre. Oder aber, Mihawk wollte ihn nur ärgern und er war dumm genug, darauf reinzufallen, was eine durchaus denkbarere Alternative wäre. Also ließ Shanks Kuro Kuro sein und plante schon seinen nächsten Ausflug, der auch drei Tage später stattfinden sollte. Es war schon sehr spät und stockdunkel draußen, als sich ein Schatten mit einem leisen Rascheln aus dem Bett erhob und zum Fenster schlich. Unbemerkt, wie er dachte, öffnete er dieses vorsichtig, um keine unnötigen Geräusche zu verursachen, mit denen er seinen Zimmergenossen womöglich noch wecken konnte. Doch seine Mühe war umsonst, denn der Schwarzhaarige, der wach, aber trotzdem reglos in seinem Bett lag, hatte nur darauf gewartet, dass der andere sich erhob. "Hey, Shanks", flüsterte er, um den Roten auf sich aufmerksam zu machen. Der schreckte vom Fenster zurück und fiel zu Boden. "Du bist wach?", fragte er überrascht und Ace glaubte, auch eine Spur von Entsetzten in seiner Stimme zu hören. Doch er ging nicht darauf ein. "Wo willst du hin? Du weißt genau, dass weder die Schüler noch wir nachts raus dürfen." "Ja…, ich weiß", druckste er herum, "aber … ich muss mal!" Ace stand auf und schloss das Fenster. "Gut, da drüben ist unser Bad; für so etwas musst du nicht raus und schon gar nicht durchs Fenster." Shanks machte den Mund auf, um etwas zu erwidern, dann atmete er die Luft mit einem Stoß aus und ließ die Schultern hängen. "Du hast ja recht, ich muss nicht auf Toilette…" "Du wolltest ins Dorf", stellte Ace fest und Shanks nickte. "Du weißt genau, dass das verboten ist. Wir dürfen nur einmal im Monat runter und das garantiert nicht in der Nacht!" "Ich weiß", gab Shanks kleinlaut zu. "Aber ein mal im Monat; das ist viel zu wenig!" "Aber du kannst nicht gehen. Glaubst du, die Lehrer kriegen das nicht mit? Sie überlegen schon, wie sie dein ständiges Abhauen unterbinden können." "Aber ich bin doch morgen früh wieder da." "Das letzte Mal warst du drei Tage verschwunden!" Der Rothaarige senkte schuldbewusst den Blick. "Ich weiß, aber das war 'ne Ausnahme." "Lüg doch nicht! In den Ferien davor, da warst du geschlagene Zehn Tage weg!" Shanks schielte nach oben und schaute Ace flehend an. "Aber ich vermiss ihn doch so", nuschelte er und machte einen Schmollmund, als er in Ace' steinernes Gesicht schaute. "Komm schon, nur noch ein Mal, nur noch heute", versuchte er es noch einmal; erfolglos. "Vergiss es! Kommt nicht in Frage!" Shanks drückte sich eine Träne raus. "Aber… aber… ich brauch ihn doch!" "Nein!" "Aber-" "Ich hab' nein gesagt! Du bekommst riesigen Ärger!" Schließlich ließ Shanks doch locker. "Vermutlich hast du recht. Vielleicht sollte ich Goldys Geduld nicht überstrapazieren." Ace war im ersten Moment etwas überrascht, doch dann dachte er, der andere hätte endlich ein Einsehen gehabt. "Ich bin froh, dass du zur Vernunft gekommen bist. Also, gehen wir beide jetzt schlafen?" Shanks nickte. "Ja, aber vorher muss ich noch mal wohin. Nach dem ganzen Gerede muss ich jetzt nämlich wirklich mal Pipi." Und damit verschwand er im Bad. Drinnen schloss er sorgfältig die Tür ab, dann drehte er sich um, ging auf die Toilette zu und stellte sich auf den Klodeckel. Er späte aus dem kleinen Klofenster. Viel sehen konnte er nicht, denn im Laufe seiner Diskussion mit Ace war es nicht heller geworden. Das Fenster ließ sich mit einem leisen Quietschen öffnen. Besonders groß war es nicht, aber wenn er den Bauch einzog, dann würde es schon gehen. Als er es dann versuchte, war es doch schwieriger, als er gedacht hatte, aber am Ende hing er – mit ein paar Schrammen und einer pochenden Schulter an der sich über Nacht wohl ein großer blauer Fleck bilden würde – auf der anderen Seite des Zimmers. Behände kletterte er an der Hauswand hinab und schlich dann hinüber zum Wald, wo er über den Zaun kletterte und dann von Baum zu Baum schlich, um sich vom Internatskomplex zu entfernen und sich schließlich Richtung Dorf zu wenden. Ungefähr zwanzig Minuten, nachdem Shanks losgelaufen war, bereute er es auch schon wieder, denn mittlerweile hatte es angefangen zu schütten. Das Regnen war einfach ausgelassen worden und es goss wie aus Kübeln. Völlig durchnässt kam er endlich im Dorf an. Er rannte die Straßen entlang und hielt auf ein Geschäft zu, das ein hölzernes Schwert als Ladenzeichen besaß. Die Tür war verschlossen und so musste er erst seinen Schlüssel aus der Tasche seiner an der Haut klebenden Hose kramen. Es war kühl geworden und die nassen Kleider ließen ihn noch mehr frieren. Mit zittrigen Händen schloss er die Tür auf, ein leises Geklirr war zu hören, als die Tür beim Öffnen gegen das Glockenspiel an der Decke schlug. Sein Freund schien von dem Geräusch geweckt worden zu sein, wenn er überhaupt schon geschlafen hatte, denn er kam die Treppe in den Laden hinunter. Shanks, dessen Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, erkannten sofort die große Statur und das Gewehr, das er in der Hand hielt. "Hey, Ben", flüsterte er. "Ich bin's." Er sah, wie Bens Hand zum Lichtschalter wanderte und im nächsten Moment kniff er geblendet die Augen zusammen. "Shanks? Was machst du denn hier?" "Ich wollte dich besuchen", grinste der. "Wissen deine Lehrer davon?" Shanks grinste noch eine Spur breiter und schüttelte den Kopf und Ben seufzte. "Du weißt schon, dass ich dich zurückbringen muss?" "Aber… aber warum denn? Das hast du doch sonst auch nicht gemacht! Willst du denn nicht, dass ich komme? – Hast du mich denn nicht mehr lieb? " "Das ist es nicht", beruhigte Ben ihn hastig und Shanks fuhr sich mit einem leichten Lächeln über die Augen. "Aber Professor Klahadore hat bei mir angerufen. Wenn du wieder bei mir auftauchen solltest, dann soll ich dich doch bitte wieder zurückbringen. – Ach ja, und er hat noch gesagt, dass euer Zaun demnächst ein Hochspannungskabel bekommt, es sei nämlich schon wieder ein Loch darin, vermutlich wieder von einem Wildschein. Er meinte, er freue sich schon auf den Wildschweinbraten, wenn das nächste dumme Vieh von dem Stromschock gegrillt würde." Shanks schaute ihn einen Augenblick geschockt an – sah ganz so aus, als würde der Professor es ihm doch übel nehmen – dann senkte er betrübt den Blick. "Heißt das, ich muss jetzt wieder gehen?" Ben legte ihm mit einem warmen Lächeln die Hand auf den roten Schopf. "Ich kann es doch nicht verantworten, dich bei diesem Regen wieder rauszuschicken. Ich denke, für diese Nacht solltest du hier bleiben. – Und jetzt ab nach oben mit dir, du bist ja ganz durchgefroren. Ich lass dir warmes Wasser ein." Im nächsten Moment strahlte Shanks auch schon wieder über das ganze Gesicht und sprang die Treppe hoch, die von dem Laden in Bens Wohnung führte. Ben kam ihm mit einem milden Lächeln nach. Oben angekommen verschwanden sie beide im Bad, wo der Schwarzhaarige sich zum Wasserhahn der Badewanne vorbeugte und diesen aufdrehte. Shanks umarmte ihn von hinten, sodass es für den anderen nicht so ganz einfach war, das Gleichgewicht zu halten. "Willst du nicht auch mit in die Wanne kommen? Dann wird mir bestimmt noch viel, viel, viel, viel schneller wärmer." "Da bin ich mir fast sicher, aber so was macht man doch nicht in der Badewanne. Los, geh dich duschen, es braucht eh noch ein bisschen, bis die Wanne voll ist." Shanks nickte und drehte den Duschhahn auf, aus dem vorwiegend kaltes Wasser kam. Ganz und gar nicht sein Geschmack, doch da das warme Wasser ja gerade die Badewanne füllte, blieb ihm nichts anderes übrig, als damit vorlieb zu nehmen. Entsprechend seiner Abneigung gegenüber kaltem Wasser ging das Duschen schnell. Nach diesem kaltfeuchten Erlebnis musste er sich erst einmal an den warmen Körper Bens drücken und ihm mit seinem nassen Körper die Kleider feucht machen. "Und du kommt mit in die Badewanne, ja?", hakte er noch einmal nach. "Ja, okay – aber ohne Hintergedanken. Du weißt, die Badewanne ist ein Ort der Entspannung, verstanden? Sie ist weder zum Sauberwerden da, noch für – andere schweinische Dinge." Shanks nickte. Ihm wäre es zwar durchaus in der Wanne schon recht gewesen, doch im Bett konnte man sich beim Stöhnen wenigstens nicht am Wasser verschlucken. Es dauerte noch verdammt lange – für jemanden der Shanks hieß und dem eiskalt war – bis das Becken gefüllt war, dann schaltete Ben endlich das Wasser ab und sie stiegen zusammen in die so gesehen ziemlich kleine Wanne. Es waren nur knapp sieben Minuten vergangen, als Shanks meinte: "Um,… mir ist jetzt schon heiß genug, glaub ich." Ben grinste hinterhältig. "Sag bloß, davon steigt bei dir schon Hitze auf." Shanks Kopf wurde fast genauso rot wie seine Haare. "Wenn du das machst, dann schon", gestand er. "Und vor allem, wenn du es schon seit den letzten fünf Minuten machst." "Beruhigend", flüsterte der Ältere und schmiegte sich von hinten an seinen Shanks, die Hände dabei nicht zur Ruhe kommen lassend, was natürlich früher oder später zur Folge hatte, dass der Rothaarige aufstöhnte und sich seinen Berührungen entgegendrückte. Ben kam mit seinem Kopf neben den von Shanks und beugte sich noch ein Stück weiter vor, um Shanks anzustupsen und ihn somit aufzufordern, seinen Kopf zu drehen. Als Shanks der Aufforderung Folge geleistet hatte, wurden seine Lippen auch sogleich in Beschlag genommen. "Ich dachte, hier willst du nicht", keuchte er zwischen zwei Zungenküssen. "Ich weiß auch nicht. Es kam so über mich." Ben fuhr mit seinen Händen über Shanks' Brust, blieb an dessen Brustwarzen hängen und spielte mit ihnen, kniff leicht hinein und wanderte dann den flachen Bauch hinab. Und während seine Hände Shanks ein wenig stimulierten, beschäftigte sich sein Mund mit dessen Nacken. "Wenn du mir 'nen Knutschfleck verpasst, wirst du das noch bereuen", drohte der Kleinere, doch seine Warnung schien nicht erst genommen zu werden, denn Ben lachte nur leise und setzte in seinem Tun fort. Doch dann wanderte er tiefer, den Rücken hinab; er musste sich ja nicht mit Absicht Shanks Unmut zuziehen. Stattdessen wanderte immer tiefer, bis er an der Wassergrenze angekommen war. Er packte Shanks an den Hüften und drehte ihn um, um auch auf dessen Oberkörper hauchzarte Küsse zu verteilen, bis Shanks wohl ungeduldig wurde und ihm seine Hand ans Kinn legte und wieder hoch zog. Er drückte ihm seine Lippen auf den Mund und wurde dann nach hinten gedrückt, woraufhin er Ben seine Arme um den Hals schlang, um besseren Halt zu haben und nicht im Wasser zu versinken. Der Schwarzhaarige, der sich am Beckenrand abstützte, sackte kurz etwas ab, als er auch noch das Gewicht des anderen halten musste, beschwerte sich aber nicht. Auch nicht, als der Rothaarige seine Beine um seine Hüfte schlang und sich ihm entgegendrückte. Ben musste sich Mühe geben, nicht auf dem rutschigen Boden wegzurutschen, als er eine Hand vom Rand der Wanne löste und ins Wasser gleiten ließ. Sanft strich er noch einmal über Shanks' Bauch und wanderte dann weiter zum Po. Und während er vorsichtig mit einem Finger in ihn eindrang um ihn auf das Kommende vorzubereiten, lenkte er ihn weiter mit ihrem Kuss ab. Shanks ließ sich nur allzu bereitwillig darauf ein, öffnete seine Lippen, um etwas zu spielen und stöhnte in den Kuss, als der Schwarzhaarige ihn auch mit einem zweiten und schließlich mit einem dritten Finger weitete. Nachdem er meinte, genügend Vorarbeit geleistet zu haben, löste Ben sich von ihm und zog sich aus ihm zurück. Sein Kopf war nahe dem von Shanks und sein Blick nach unten gerichtet, als er dessen Hüfte in die richtige Position dirigierte. Langsam ließ er sich nach vorne gleiten, war vorsichtig, um seinem Freund nicht wehzutun und ließ ihn sich an das im Moment neue Gefühl gewöhnen. Der Rothaarige kommentierte das Eindringen mit einem kehligen Aufstöhnen und ließ seinen Kopf gegen Bens Brust sinken, vergrub ihn schließlich in dessen Halsbeuge. Er nutzte die Paus, die man ihm gab, um sich Ben dann entgegenzudrängen, woraufhin dieser einen langsamen Rhythmus startete. Shanks drückte sich an ihn, sein Atmen wurde schneller und das vereinzelte Aufstöhnen lauter. Er klammerte sich regelrecht an Ben, zum einen, um nicht unterzugehen und zum anderen, um ihn noch näher bei sich zu haben, ihn noch intensiver zu spüren. Anfangs war Ben noch recht zurückhalten, sowieso als der etwas ruhigere in der Beziehung bekannt, doch nach und nach wurden auch seine Bewegungen schneller, die Hand, die Shanks Männlichkeit zu verwöhnen begonnen hatte, etwas fahriger, fast schon hastig und ab und zu war ein leises Aufkeuchen seinerseits zu hören. Shanks war schon lange an dem Punkt angelangt, an dem er nur noch Ben sah und fühlte und alles andere unwichtig war und Ben musste es ähnlich gehen. Seine Hand war zur Ruhe gekommen, legte sich nur noch warm um Shanks Glied und er war ganz darauf konzentriert, den Punkt in Shanks zu treffen, der ihn alles andere vergessen ließ, was auch ihn mit in den Wahnsinn trieb. Mit einem lauten Aufstöhnen kam er schließlich tief in dem Rothaarigen. Erschöpft stützte er sich ab, musste sich nach diesem anstrengenden Akt erst mal ausruhen, doch dann zog er sich zurück und kümmerte sich um die völlig vernachlässigte Erregung des anderen, bevor er seinen Arm unter Shanks Rücken gleiten ließ und ihn aus der Badewanne hob. Er setzte ihn auf dem Klodeckel ab und wand sich wieder um, um das Wasser abzulassen. Shanks nahm sich derweil ein Handtuch und begann, sich abzutrocknen. Flüchtig wischte er sich über den Brustkorb und rubbelte etwas durch seine nassen Haare, um dann aufzustehen und sich von hinten an seinen Ben zu schmiegen. Der schmunzelte nur, als der Rothaarige begann, ihn abzutrocknen. Zärtlich fuhr er mit dem weichen Stoff über die Bauchmuskeln, fing einen Wassertropfen ab, der von Bens Haarsträhne, die über dessen Schulter nach vorne hing, kam. Shanks liebte den flauschig weichen Stoff Bens Handtücher; allein wegen diesen Handtüchern badete er oft und gerne bei ihm. Sie hatten so lange Fasern, die dick und plüschig waren wie die Federn junger Küken. Dummer Vergleich, aber als er einmal ein frisch geschlüpftes Küken in den Händen hielt, erinnerte ihn der Flaum an Bens Handtücher und seitdem muss er – immer, wenn er sich (oder ihn) damit abtrocknete – an gelbe kleine Küken denken; vor allem, wenn das Handtuch auch noch gelb war… Ob dieses Gedankens musste Shanks auch sogleich grinsen, was Ben auch prompt erwiderte. Doch das mit den Küken konnte er gar nicht wisse, weswegen auch diese nicht der Grund seines Grinsens sein konnte. Etwas verwundert schaute er Ben an, bis er bemerkte, wo er mit seiner Abtrocknerei mittlerweile angekommen war. Er wurde rot und wollte seine Hände mit einem beschämten Grinsen zurückziehen, doch Ben hielt sie fest. "Hey, warum denn jetzt so plötzlich einen Rückzieher machen?", fragte er und legte die Hände wieder auf die selbe Stelle zurück. Nach kurzem (wirklich kürzer als kurz) Zögern begann Shanks wieder abzutrocknen, wobei er das Handtuch schon bald zu Boden fallen ließ, die Bewegungen aber blieben ähnlich. Schon bald musste Ben sich am Beckenrand festhalten, weil ihm die Knie weich wurden. "Shanks", keuchte er. Und der antwortete, indem er ihm das Ohrläppchen voll sabberte. Es fiel ihm schwer, sich von diesem wieder zu lösen, doch die endgültige Entscheidung wurde ihm abgenommen, indem Ben den Kopf wegdrehte und Shanks somit nicht mehr heran kam. So musste er mit Hals und Rücken vorlieb nehmen. Und da ersterer sich ihm so verführerisch darbot und der gute Ben ja gerade so wehrlos war, die Hände damit beschäftigt, sich an der Wanne festzukrallen, musste er diese Situation ausnutzen, um Rache zu üben. Mit einem breiten Grinsen saugte er sich an Bens Hals fest und ließ erst wieder locker, nachdem er sicher sein konnte, dass sich die Haut unter seinem Mund lila-rot verfärbt hatte. Ben quittierte diesen Racheakt nur mit einem genervten Stöhnen, vergaß ihn dann aber auch schnell wieder, abgelenkt von Shanks Händen und schon bald auch von den Küssen, die sich seinen Rücken hinunter immer weiter nach unten einen Weg bahnten. Ben schien das alles ganz gut zu gefallen, für Shanks hauptsächlich an der Gänsehaut und der schneller werdenden Atmung zu bemerkten und auch die pulsierende Männlichkeit in seinen Händen sprach für sich. Shanks fand es toll, den anderen so im wahrsten Sinne des Wortes in der Hand zu haben und er genoss es, ihn mal unten zu sehen, auch wenn er gerade kniete und Ben immer noch stand. Doch daran konnte man ja schnell etwas ändern! Als erstes stand er auf – dabei von Ben misstrauisch über die Schulter hinweg beäugt – doch er war immer noch deutlich kleiner und das ganze vier Zentimeter. Da er aber schlecht mal eben in den nächsten zehn Sekunden an fünf Zentimetern zulegen konnte, musste Ben eben kleiner werden – außerdem wollte er ihn schon immer mal vor sich knien sehen. Ben spielte auch brav mit, ließ sich umdrehen und gab auch Shanks Druck auf seine Schultern nach und ließ sich auf den warmen Badezimmerboden sinken; allerdings mit einem reichlich skeptischen Blick, was die weitere Behandlung seines besten Stücks anging. Aber wieso nicht mit gutem Beispiel vorangehen? Wo sich doch Shanks kleines Prachtstück direkt vor seiner Nase befand. Kurz entschlossen beugte er sich vor und nahm es nach kurzem Streicheln in den Mund. Der Rothaarige schien etwas überrascht und überlegte, ob diese Aktion nicht einen Strich durch seine Rechnung machte, kam aber recht schnell zu dem Schluss, dass es seinen Plan nur etwas veränderte und gab sich dann diesen Lippen hin, die solch einen fantastischen Druck auf ihn ausübten. Es fiel ihm unheimlich schwer und tat ihm auch unendlich leid, diese Zunge, die seine Eichel umspielte und seinen Schaft entlang fuhr, ihn zum Stöhnen brachte und ihm neckisch über die Spitze leckte, Einhalt zu gebieten und Ben sanft am Kinn zu fassen. Der Schwarzhaarige ließ von ihm ab und schaute fragend zu ihm auf und er schüttelte mit einem milden Lächeln den Kopf, so, wie Ben es sonst immer tat. Er drückte ihn nach hinten gegen die Wand der Wanne und legte seine Hände auf die Knie, um sie sanft auseinander zu drücken. Ben begriff sofort, was sein Freund wollte und machte Platz für ihn, sodass er zwischen seinen Beinen knien konnte und Shanks begann das Gleiche, was Ben eben bei ihm gemacht hatte, bei dem anderen zu machen. Er fing etwas zaghaft an, umspielte die Spitze und entlockte Ben ein Stöhnen, saugte etwas, um dann einmal im Kreis um den Schaft zu lecken. Ben legte ihm seine Hand auf den Hinterkopf und versuchte ihn dazu zu bewegen, mehr von ihm aufzunehmen und Shanks kam im etwas entgegen. Die warme Mundhöhle raubte ihm fast den Verstand und er bekam nur nebenbei mit, dass Shanks ihm seine Finger zum Befeuchten hinhielt. Ohne darüber nachzudenken nahm er sie in den Mund und verteilte seinen Speichel auf ihnen. Shanks knabberte vorsichtig an seiner Länge, als er seine Finger wieder zurückzog und zu sich nach unten nahm. Ben war zu sehr abgelenkt, als das er das Vorhaben des anderen früher hätte erahnen können. Erst als er die feuchten Finger an seinem Allerwertesten spürte, zuckte er zusammen und fasste Shanks an den Schultern. "Shanks, bitte…" Dieser löste sich von der Erregung des Schwarzhaarigen und schaute auf. "Komm schon, Ben", flehte der Rothaarige. "Ich bin auch ganz vorsichtig, versprochen!" Er wusste, dass Ben es nicht mochte, unten zu liegen und dennoch ließ er ihn gewähren. Mit einem Lächeln beugte Shanks sich wieder nach unten. "Du wirst es nicht bereuen", versprach er und nahm seine Tätigkeit wieder auf, während er langsam mit einem Finger in den anderen eindrang. Der verspannte sich sofort, wusste aber selbst, dass das genau das Falsche war. Er versuchte sich wieder zu entspannen, konzentrierte sich voll und ganz darauf, lockerer zu werden, wobei Shanks beruhigendes Flüstern ihm half. Shanks weitete ihn ordentlich, ließ sich Zeit, damit es danach um so schöner wurde. Als er sich schließlich aus dem Schwarzhaarigen zurückzog, war dieser mehr als entspannt; jedenfalls äußerlich. Shanks hatte zwischendurch aufgehört, Bens kleinen Mann zu bearbeiten, damit der Spaß nicht schon vorher vorbei war und beruhigte ihn mit zahlreichen Streicheleinheiten an anderen Stellen. Doch nun stand er auf und fing an, Bens Badezimmerschränke zu durchwühlen. "Sag mal, hast du hier zufällig irgendwo etwas Gleitmittel deponiert?", fragte er und rückte ein paar Tuben Zahnpaste beiseite. Ben überlegte kurz – eine echte Qual in dieser Situation – dann antwortete er: "Ich glaub, hinter der Seifenschachtel. … Die nicht beschriftete Tube." Nach dieser einwandfreien Beschreibung machte Shanks das gesuchte Gel schnell ausfindig und kehrte wieder zu Ben zurück. Der nahm ihm die Flasche ab. "Komm, lass mich das machen." Er grinste und begann Shanks Männlichkeit zu massieren, während er mit der anderen Hand die Tube aufdrehte und großzügig von dem durchsichtigen Gel auf seiner Hand verteilte. Ohne Vorwarnung schmierte er es auf das warme Glied und Shanks japste erschrocken auf. "Das wollte ich schon immer mal machen", gestand Ben und verteilte das Zeug. "Das… ist schön", Shanks lächelte gekniffen. "Und das", er drückte Ben wieder nach hinten, "wollte ich schon immer mal machen. … Und jetzt entspann dich!" Er schob Bens Beine noch etwas auseinander und hob dann dessen Hüfte leicht an. Er beugte sich nach vorne, um Ben zu küssen und langsam in ihm einzudringen. Ben erwiderte den Kuss und schlang seine Arme um Shanks. Er kniff die Augen zusammen und stöhnte leise, als er Shanks in sich spürte. Der ließ es langsam angehen, wartete eine Weile, bis Ben sich sachte ihm entgegen bewegte. Ihr Rhythmus war langsam, behutsam bewegte Shanks sich in dem Größeren. Seine Hand wanderte von Bens Brust zu dessen Glied, um es weiter zu massieren, während die andere Bens Bein hielt, um ihm etwas Arbeit abzunehmen. Der Ältere ließ sich schließlich gehen, vergaß auch den letzten Zweifel an der Sache und Stöhnte leise auf. Die Hand in seiner Lendengegend und Shanks Glied, das immer wieder in ihn stieß, diesen bestimmten Punkt in ihm traf, ließen ihn alles vergessen und er gab sich ihm voll und ganz hin. Shanks steigerte ihr Tempo, stöhne laut auf und drückte sich an Ben, der mit jedem Stoß gegen die Wannenwand gedrückt wurde. Schließlich wurde es für den Schwarzhaarigen zu viel und er ergoss sich mit einem heiseren Keuchen in Shanks' Hand, der durch dessen Anspannen nur wenige Augenblicke nach ihm kam. Erschöpft ließ er sich gegen den Größeren sinken, der ihn behutsam in den Arm nahm. Eine Weile saßen sie eng umschlungen einfach nur da, bis Shanks sich letztendlich aus Ben zurückzog und sie beide mit etwas Toilettenpapier säuberte. "Und? Wollen wir jetzt schlafen gehen?", fragte er und reichte seinem Geliebten die Hand. Der nahm sie dankend an und ließ sich aufhelfen. Gemeinsam verschwanden sie im Schlafzimmer, wo sie sich gegenseitig in ihr Schlafzeug halfen und schließlich eng aneinandergeschmiegt ins warme Bett kuscheln konnten und bald darauf einschliefen. Ace bekam von alledem nichts mit, er bemerkte erst etwas, als er am nächsten Morgen aufwachte und die Toilettentür immer noch verschlossen war… mikan... o8. Kapitel – Waschtag [~2005-03-31 – Thursday~] Ace war nicht der einzige, der an einem Donnerstag Morgen – und dann auch noch am letzten Tag der Ferien, der letzte Tag, an dem man noch so lange im Bett bleiben konnte, wie man wollte – nicht alles sofort mitbekam. Auch die Lehrerschaft, die selber noch in den Betten lag, als Ben Shanks wieder auf dem Internatsgelände ablieferte, hatte von dessen Verschwinden nichts mitbekommen. Und wäre Ben sie nicht wecken gegangen, dann wäre das auch nie geschehen. Doch der Schwarzhaarige hielt es für besser, einen Kompromiss auszuhandeln, als irgendwann einen gegrillten Shanks zugeschickt zu bekommen, vermutlich noch mit einem Apfel im Maul und in einem Pappkarton, weil er in den Wildschweinzaun gelaufen war. Als erstes wollte der Größere es im Lehrerzimmer versuche, nichts ahnend von den Schlafverhältnissen auf diesem Internat. Und während Shanks sich an Bens Arm gehängt hatte, um ihn davon abzuhalten, war der schon an der Tür zum Lehrerzimmer um diese zu öffnen. "Du kannst da nicht reingehen, das ist die Höhle des Teufels! Wer da reingeht kommt nich' wieder lebend raus!", warnte er Ben in ziemlich lautem und verzweifeltem Ton. "Das ist Quatsch, du warst doch auch schon oft da drin und bist lebendiger denn je! – Außerdem heißt es 'Höhle des Löwen'." Und mit diesen Worten stieß er die Tür auf und schleifte den sich vehement wehrenden Shanks hinter sich her, der sich mit den Füßen gegen den Boden stemmte und fünf Zentimeter tiefe Furchen hinterließ. Doch Ben ließ sich davon nicht beirren, war ja nicht sein Haus, also musste er den Schaden auch nicht bezahlen. Als Ben dann plötzlich zu ziehen aufhörte und nur in den Raum starrte ohne etwas zu sagen, ließ auch Shanks locker und lugte über Bens Schulter. "Das muss ein Wink des Himmels sein!", rief er. "Keiner da, belassen wir's dabei!" Er wollte sich schon umdrehen und gehen, als Ben ihn am Kragen packte. "Nicht so schnell, mein Kleiner. Wir wollen dieses Problem doch klären." "Du willst", berichtigte der Rothaarige, doch ergab sich schließlich, als Ben ihn am Arm packte und wieder mitschleifte. Wohin er ihn schleifen sollte, das wusste er allerdings nicht so genau. Draußen auf dem Schulgelände war es wie ausgestorben und das um halb zwölf! Und wenn man mal jemanden verschlafen herumirren sah, so war es meist ein Schüler, von einem Lehrer keine Spur. Und Shanks hütete sich, ihm das Lehrerhaus zu zeigen, wo Kuro bestimmt schon wach und putzmunter war und nur darauf wartete, dass die anderen Lehrer aufwachten, damit ihm nicht mehr so langweilig war. Stattdessen ließ er ihn ein bisschen auf dem Schulgelände herumirren und antwortete auf seine Fragen nur mit einem Schulterzucken. Doch irgendwann reichte es Ben und er packte Shanks am Kragen und schleifte ihn zur Mensa. "Okay, wenn du mir nicht sagen willst, wo die alle stecken, dann warten wir eben hier. Irgendwann werden sie schon Hunger bekommen. Und wenn wir bis zum Abendbrot warten müssen, dann soll mir das auch recht sein." Doch so lange mussten sie dann doch nicht warten, denn in der Küche saß ganz einsam und verlassen Carne, der ihnen sicher gerne Auskunft geben wollte. Und Ben konnte sich gleich auf den Weg machen, der Beschreibung, die er bekommen hatte, zu folgen und schließlich an dem Haus anzukommen, an dem er schon zig Mal vorbeigelaufen war. Er warf Shanks einen bösen Blick zu, dann zog er ihn hinein. Doch wo klopfen? Vielleicht nicht unbedingt bei Smoker oder Crocodile, die waren solche Morgenmuffel… Und bei Professor Klahadore wollte er nicht, der hatte sich am Telephon so fies angehört. Tashigi hatte nichts zu melden, mit der zu sprechen war unlogisch und mit Hina wollte auch er (wie alle anderen) nicht reden… Also stand er eine Weile unentschlossen im Hausflur herum und überlegte, ob er lieber gleich zum Schulleiter gehen sollte. Die Entscheidung wurde ihm abgenommen, als Klahadore aus seinem Zimmer kam und überrascht in der Tür stehen blieb, als er den Leuten auf dem Gang gewahr wurde. "Oh, Shanks und… Sie müssen sein Freund sein", sagte er mit zuckersüßem Lächeln, verbeugte sich kurz und hielt Ben die Hand hin. Der nahm diese an. "Ja, bin ich. Ben." "Ich danke Ihnen, dass Sie meiner Bitte nachgekommen sind und ihn zurückgebracht haben. – Ach, kommen Sie doch rein!" Kuro bat sie in die Wohnung und bot ihnen Plätze am Küchentisch an. "Kaffee?", fragte er. "Ja, gerne", antworte Ben. "Nein, danke", murrte Shanks, davon überzeugt, dass Klahadores gute Laune nur gespielt war. Doch der Professor ließ sich nichts anmerken. Mit einem herzlichen Lächeln setzte er sich den beiden gegenüber und schob eine Tasse zu Ben hinüber, aus der warmer Dampf vom heißen Kaffee stieg. Ben bedankte sich und nahm eine Schluck, dann meinte er: "Entschuldigen Sie, dass wir hier einfach so auftauchen. Ich hoffe, wir haben Sie nicht geweckt?" "Ach nein, das haben Sie nicht." Professor Klahadore winkte ab. "Im Gegenteil, ich bin froh, auf ein paar wache Wesen zu stoßen. Die andere sind alle so furchtbare Langschläfer und Morgenmuffel." Womit er wohl nur seine anderen beiden männlichen Lehrerkollegen meinte. "Ich verstehe. – Aber eigentlich bin ich nicht hier, um Ihnen die Langeweile am Morgen zu vertreiben. Ich wollte mit Ihnen über Shanks reden." Der Rothaarige brummte und wandte sich von den anderen ab. "Komm' mir vor wie beim Direx, mit meinem Vater, weil ich Scheiße gebaut hab' und rausgeworfen werden soll…" Klahadore hatte, wie nicht anders zu erwarten gewesen war, mit seinem außergewöhnlichen Gehör die leisen Worte verstanden. "Niemand will dich rauswerfen, Shanks. – Scheiße gebaut hast du allerdings schon…", versicherte er. "Und wenn ich das richtig sehe, dann geht das Verlangen nach solch einem Gespräch von euch aus." "Das ist richtig", bestätigte Ben. "Wie Sie sich sicher denken können, geht es um Shanks' Verschwinden, was ja des Öfteren vorkommt." "Ja, ich habe davon behört." "Ich bin der Meinung, dass er sich nicht weiter hin heimlich nachts wegschleichen kann." "Vollkommen richtig." Klahadore nickte. "Aber ich denke auch, dass es falsch wäre, ihm den Kontakt mit seinem Freund völlig zu untersagen." "Hmhm…" Klahadore nippte an seinem Kaffee. "Und ich denke auch, dass ein Besuch, ein Mal im Monat für ein paar Stunden am Nachmittag ihn nicht zufrieden stellen würden." "Das denke ich auch", bestätigte der Kleinere. "Nur das Problem ist, dass Shanks sich wohl erst zufrieden stellen wird, wenn Sie hier wohnen und er Sie jeden Tag besuchen kann – oder sagen wir, Sie jeden Tag sehen kann, was aber nicht geht, da Sie auch Ihr eigenes Leben und vor allem ein Geschäft im Dorf haben. Und wenn wir eine Zeit festlegen, wie beispielsweise jeden Montag, dann ist es aber gerade Freitag und er möchte Sie unbedingt besuchen, dann ist die Versuchung sehr groß, dass er einfach geht; schließlich kann man die Strecke in einer Stunde locker schaffen." "Das dürfte ein Problem sein, aber ich glaube, dass Shanks durchaus in der Lage ist, sich zu beherrschen. … Und wenn nicht, dann gebe ich mein Verspreche, dass – sollte er sich nicht an die Abmachung halten – ich ihn zurückbringen werde." Klahadore nickte. "Das ist ein recht guter Vorschlag…" Shanks wurde hellhörig, als der Professor das zugab. "… Aber es ist wichtig, dass Shanks auch begreift, dass er nicht einfach so abhauen kann. So würde er ja trotzdem verschwinden, nur nicht ganz so lange wegbleiben." "Hey", mischte der Rothaarige sich ein. "Hört auf, über mich zu sprechen, als sei ich nicht anwesend! Und außerdem hab' ich ja kapiert, dass ich nich' weglaufen darf. Schon klar, wegen Aufsichtspflicht und so…" Klahadore sah ihn überrascht an. "Das ist nicht das Problem. Du bist volljährig und kannst gehen, wohin du willst." Shanks schaute seinen Professor eine Weile sprachlos an, dann meinte er: "Und warum dann der ganze Scheiß? Der Schule kann nichts passieren, wenn ich unterwegs von einem Wildschwein attackiert werde und ich darf Ben besuchen, wann ich will!" "So gesehen ist das richtig", stimmte Klahadore zu, "aber wir sind dein Vormund, so etwas wie deine Eltern, die sind noch ein bisschen länger für dich verantwortlich. Dieses Recht, mehr oder weniger über dich bestimmen zu können ist nicht ganz verfallen, als du dein zwanzigstes Lebensjahr beendet hast. Du kannst zwar mehr und mehr selbst für dich entscheiden, aber das Schlusswort haben wir, bis du diese Schule verlassen hast. … Und mal angenommen, du würdest bei deinen Eltern leben, die würden dir auch mit zwanzig noch versuchen, Sachen zu verbieten und wenn du dich auf gar keinen Fall ihren Regeln beugen willst, dann musst du ausziehen. Willst du dich nicht unsren Regeln – den Regeln deiner Ersatzeltern – beugen, dann schmeißen wir dich raus und du kannst dir eine andere Uni suchen, die dich nehmen würde." Und während Shanks schon vorher sprachlos gewesen war, war er es jetzt erst recht. "Das heißt nicht, dass wir das auch tun", beruhigte ihn Klahadore schnell. "Aber wir müssen uns auf unsere Schüler und Studenten verlassen können, so wie ihr auch erwartet, euch auf uns verlassen zu können." Shanks schwieg noch etwas, dann nickte er. "Ich verstehe, was Sie meinen…" Er ließ die Schultern hängen und sich gegen die Lehne seines Stuhls sinken. "Ich denke, nicht ganz", behauptete der Professor. "Mit 'verlassen können', meine ich nicht, dass ihr unausweichlich und stur unseren vorgegebenen Regeln folgen müsst. Es kann Gespräche und auch Kompromisse geben, aber wenn solche ausgemacht werden, müssen wir sicher sein, dass ihr euch an die lockergelassenen Regeln haltet." "Sie meinen also, man könnte eine Ausnahme machen, aber nur so lange, wie ich mich auch strikt an diese Ausnahme halte?" Klahadore nickte. "Was hältst du von… ein Mal die Woche? – Natürlich dann nicht ein Mal die Woche am Montag verschwinden und dann am Donnerstag wiederkommen." Shanks überlegte kurz, dann nickte er. "Ich glaube, dann wären die Trennungen erträglicher." "Gut, das wäre schon mal geklärt. Brauchen wir nur noch einen Tag. Unter der Woche geht es selbstverständlich nicht, da musst du schließlich Vorlesungen besuchen, aber ich denke, das Wochenende können wir euch und euren mehr als menschlichen Trieben lassen. Zusätzlich haben wir uns gedacht, dass du noch zwei Tage pro Monat extra bekommst, wenn zum Beispiel mal ein Geburtstag oder Jahrestag ansteht. Bedingung ist allerdings, dass du dich jedes Mal bei einem der Lehrer abmeldest und dass das nicht deine schulischen Leistungen beeinträchtig. Du wirst die gleiche Anzahl an Vorlesungen besuchen wie zuvor und solltest du während dieser einschlafen, werden diese Tage sofort gestrichen!" Shanks nickte. Klahadore fuhr fort: "Sollten Feiertage oder Veranstaltungen in der Schule stattfinden, erwarten wir deine Anwesenheit, auch, wenn du eigentlich deine Ben-Tage hättest. Und du wirst die Hauptstraße entlang gehen und nicht durch den Wald streifen, denn wir wollen natürlich nicht, dass dir etwas passiert, egal, ob wir noch für dich verantwortlich sind oder nicht. Ansonsten wünsche ich euch zwei Liebenden viel Vergnügen bei euren gemeinsamen Stunden." Klahadore lächelte beide zufrieden an und trank seinen Kaffee. Er musterte Ben und Shanks, die ihn nur anschauten und wohl noch alles verdauten. Doch das Verdauen und die Zeit, in der sie einfach nur wie versteinert da saßen dauerte recht lange. So lange, bis Klahadore schließlich fragte: "Habt ihr noch ein anderes Anliegen? Ich wäre so weit nämlich fertig." Ben war der erste, der sich aus seiner Starre lösen konnte. "Äh… nein, wir haben eigentlich nichts mehr. Und wir wollen Ihre Zeit auch nicht länger in Anspruch nehmen." Er erhob sich und zog Shanks mit sich, drückte dann seinen Oberkörper nach vorne, sodass er sich verbeugte und tat es ebenfalls. "Ich danke Ihnen vielmals, dass Sie sich Zeit genommen haben und auf unsere Bedürfnisse eingegangen sind", bedankte er sich und verließ dann mit Shanks die Wohnung. Der Rothaarige schien immer noch sprachlos, sagte erst wieder etwas, als sie schon aus dem Lehrerhaus draußen und auf dem Weg zum Haupttor waren. "Mann! … Der Kerl quatscht einen ja tot! Und diese Sprache! Und… und du bist ja fast genauso schlimm!" Sein fassungsloser Gesichtsausdruck ließ Ben schmunzeln, dann meinte er: "Stimmt, er redet wirklich viel auf einmal. – Aber was du mit der Sprache meinst, weiß ich nicht und was ich gemacht haben soll, davon hab' ich auch keine Ahnung." Shanks schaute ihn skeptisch an, dann wiederholte er: "'Ich danke Ihnen vielmals, dass Sie sich Zeit genommen haben und auf unsere Bedürfnisse eingegangen sind'. Muss ich noch mehr sagen?" Ben verdrehte die Augen. "Das hast du in deiner Lethargie mitbekommen? – Außerdem, nur weil du gesagt hättest: 'Hey, Alter, voll cool, dass du das machst, was ich will!', heißt das ja nicht, dass ich es ebenfalls so formulieren muss." Shanks raufte sich die Haare. "Hör endlich auf, so zu sprechen!", beschwerte er sich. "Und hey, so sprech' ich nun auch nicht!… Alter!" "Schon klar." Ben schloss seine Wagentür auf und setzte sich auf den Fahrersitz und Shanks auf den Beifahrersitz. "Und? War es so schlimm mit einem deiner Professoren zu sprechen?", hakte er nach. "Professor Klahadore ist der einzige Professor, mit dem wir heute hätten sprechen können und in dem Haus, in dem wir waren, gibt es ansonsten nur Lehrer, wir hätten auch genauso gut mit einem Lehrer sprechen können, das wussten wir vorher doch gar nicht!" "Was hat das eine mit dem anderen zu tun?" "Nicht viel, ich dachte, ich sag's nur mal. … Oder warte, doch! Ich konnte ja vorher nicht wissen, dass ich mit meinem Professor reden muss, also konnte ich vor solch einem Gespräch auch keine Angst haben!" Ben stöhnte genervt. "Okay, gut. Beantworte einfach meine Frage, ohne zu berücksichtigen, mit was für einem Erziehungsberechtigten wir gesprochen haben." "Na gut! – Lass mich kurz überlegen… Ja, es war schrecklich! Der hat einen ja zugequatscht ohne Ende! Der Kerl quasselt ohne Luft zu holen! Ohne Punkt und Komma! – Aber das Ergebnis fand ich gut!" Shanks grinste und schien keinen weiteren Gedanken mehr an diese Aktion verschwenden zu wollen, außer an ihre Auswirkungen. Er lehnte sich zurück und schien darauf zu warten, dass Ben losfuhr, doch der schien noch auf etwas anderes zu warten. "Was ist? Warum fährst du nicht los? Wartest du noch auf was?" "Ja, darauf, dass du aussteigst. Morgen ist der erste Schultag, an dem du anwesend sein wirst. Also raus hier und sei brav." "Ach menno", schmollte Shanks, stieg dann aber aus – schließlich wollte er nicht, dass seine neu gewonnenen Privilegien sogleich wieder wegen Ungehorsam zurückgenommen wurden – allerdings nicht, ohne mit Ben noch einmal ausgiebig Speichel ausgetauscht zu haben. Dann trottete er zu den Wohnhäusern und freute sich schon, dass er nur einen Tag durchstehen musste, um seine ersten Ben-Tage zu erleben. Aber zuerst musste er durch den ersten Schultag… Und der verlief gar nicht so toll. Zuerst verschlief er und hatte dann nicht einmal mehr genug Zeit um zu frühstücken und Ace war auch schon weg, weil der entweder bei Ruffy oder bei Mihawk gepennt hatte. Außerdem war der Schwarzhaarige auch noch etwas sauer auf ihn, weil er ihm ja eigentlich versprochen hatte, nicht zu Ben zu gehen. Und dann war da noch die eine Vorlesung um achtzehn Uhr, für die er sich eingetragen hatte, dabei hieß es ja, umso früher er hier keine Verpflichtungen mehr hatte, umso eher konnte er sich auf den Weg zu Ben machen! Doch er war nicht der Einzige, der einen schlechten Tag erwischt hatte, einer der Lehrer würde auch einen bekommen. Wer das war, war früh morgens noch nicht raus, doch im Lehrerzimmer war man dabei, das zu klären… Alle hatten sich versammelt, sich extra mit dem Frühstück beeilt und warteten darauf, dass der kleine Kuro endlich mit seinen Losen fertig war, die er ordentlich zusammenfaltete, bis sie nur noch winzige Schnipsel waren. "Nun mach es nicht so spannend", schnauzte Hina ihn ungeduldig an, fing sich aber gleich einen bissigen Kommentar von Crocodile ein, dass sie doch froh sein solle, es nicht selbst machen zu müssen. "Ich hoffe ja, Hina zieht diesmal die Arschkarte", meinte Smoker und betrachtete die Krümel, die Kuro auf dem Schreibtisch verteilt hatte. "Okay, jeder zieht einen und es darf nicht getauscht werden, wie immer", erklärte Crocodile die Regeln. Alle nahmen sich einen Fuzzel Papier und begannen ihn auseinander zu falten, eine sehr mühselige Angelegenheit, denn Kuro hatte seine Aufgabe, alle möglichen Erkennungsmerkmale zu vernichten, derart ernst genommen, dass man Anfang und Ende nicht mehr sah. Hina wollte schon wieder etwas sagen, doch Smoker piekte sie so doll in die Seite, dass sie sich regelrecht an ihren Worten verschluckte. Tashigi sagte sowieso nichts und wenn, dann nur Positives. Und da Hina gegen Kuros Faltmethoden war, waren Crocodile und Smoker natürlich dafür, auch wenn sie beide gleichermaßen Schwierigkeiten hatten. Wie nicht anders zu erwarten, war Kuro der Erste, der sein Papier wieder entfaltete hatte und atmete auf. "Puh, ich hab' die Zehnte!" Hina war die zweite, die mit ihren langen Fingernägeln die Blätterschichten auseinandergezwängt hatte. "Ja! Ich hab wieder die Vierzehnte", freute sie sich. "Das ist total fies", murrte Smoker. "Sie hat jetzt schon das dritte Mal die unproblematisch Abschlussklasse." Tashigi war die nächste. "Ich habe die Elfte!" Sie war genauso erleichtert wie die anderen. Und Smoker und Crocodile schauten sich besorgt an. Einen von ihnen würde es treffen. Crocodile schnippte schließlich sein Papierkügelchen weg. "Ich warte bis er fertig ist, die Klasse, die übrig bleibt, ist meine." Smoker schaute ihm aus dem Augenwinkel zu und betete, dass auf seinem Zettel keine Zwölf stand. Er hatte diese Klasse schon seit der Zehnten, also seitdem die Schüler dieser Klasse auf diese Schule gekommen waren. Damals war sie noch nicht ganz so schlimm gewesen, weil noch nicht alle jetzigen Mitglieder versammelt gewesen waren, aber mittlerweile war sie als die absolute Chaotenklasse verschrieen – kein Wunder, wenn Ruffy und Co. Schüler dieser Klasse waren. Nicht einmal Shanks, Mihawk und Ace waren so schlimm gewesen, da sie nicht alle in einer Klasse gewesen waren, nur Mihawk und Shanks, Ace war jünger und besuchte auch nur schon die Uni, weil er in seinen Fächern, die er wählen wollte, gut genug war und genügend Vorwissen besaß, um die Vierzehnte Klasse wegzulassen. Smoker hatte es endlich geschafft und musste den Zettel nur noch öffnen. Aber er zögerte. Was, wenn er schon wieder diese Chaosklasse hatte? Schließlich nahm Crocodile ihm den Zettel aus der Hand. "Klasse, ich nehm' dann die Dreizehnte. Viel Spaß, Smoker, du darfst deine Chaoten behalten." Smoker war kurz vorm Heulen. "Nein, das kann nicht wahr sein! So viel Pech kann man gar nicht haben! – Ich will den Zettel sehen, du lügst bestimmt!" Crocodile reichte ihm den Zettel und nahm dann seine Tasche vom Tisch. "Also, ich geh' dann mal meine Klasse ins neue Schuljahr einweisen." Die anderen folgten ihm, bis Smoker alleine zurückgeblieben war, noch immer auf die schwarze Zwölf starrend, die Kuro feinsäuberlich auf das linierte Papier geschrieben hatte. Die alte und auch zukünftige Klasse hingegen wusste noch immer nicht, wer ihr neuer Lehrer sein sollte, da noch niemand gekommen war… Ruffy hielt mit Lysop zusammen schon aufgeregt Ausschau, während Nami der Meinung war, dass der Lehrer oder die Lehrerin noch ruhig etwas wegbleiben konnte. Ein anderer Teil der Klasse veranstalte eine Papierschnipselschlacht oder turnte auf den Tischen herum und Zorro und Sanji waren damit beschäftigt, ihren Tisch aufzuteilen und mit einem Stift eine Grenze zu ziehen, bei der sie sich – trotz Lineal – nicht auf die genaue Lage einigen konnten. Zorro hatte zwei Tage zuvor, nach seinem Nickerchen auf der Wiese – auf der keine Hasen hausten, die ihm die Haare vom Kopf fressen konnten, weil sie sie für Gras hielten – beschlossen, Sanji genauso zu behandeln, wie vorher auch. Wenn er nicht sogar noch etwas stinkiger war. Der Blonde störte sich nicht daran, sondern ging immer wieder gerne auf die Streitereien ein, wobei es weniger zu Kämpfen kam, damit Sanjis Fuß noch etwas Schonung hatte. Verheilt war die Wunde zwar noch nicht ganz, aber er konnte schon wieder wesentlich besser laufen. Die beiden hatten sich gerade so halbwegs auf eine Trennung geeinigt, als Ruffy freudig strahlend angerannt kam und brüllte: "Hurra! Hurra! Smoker ist wieder da!" Fast die ganze Klasse stöhnte genervt auf. Anscheinend hatte nicht nur Smoker die Schnauze voll… Der oft schlechtgelaunte Lehrer war nicht immer beliebt, wenn er zwar gerecht war, so wollten einige doch nicht mehr mit ihm reden als unbedingt nötig – was allerdings Ruffy und Ace für die gesamte Schule mit übernahmen. Ansonsten konnte es durchaus lustig mit dem dauergenervten Lehrer werden, den man ständig auf die Palme bringen konnte. Und wenn er mal gute Laune hatte, dann wurde es noch besser, weil er dann meist den größten Scheiß mitmachte. Insofern konnte Sanji die Reaktion der Schüler nicht verstehen – die eigentlich nur eine Antwort auf Smokers Auftauchen war, um ihn zu ärgern. Der Lehrer betrat leicht angesäuert den Unterrichtsraum und knallte seine Tasche auf das Pult. "Ruhe und Klappe halten!", rief er in einem der schönsten Kasernentöne, die er drauf hatte. "Hefte raus und mitschreiben! Ich werde den Stundenplan nur ein einziges Mal vorlesen und auf eure Fragen geh' ich gar nicht erst ein!" Jeder der Klasse holte stöhnend einen abgerissenen Zettel heraus und krakelten die Strukturen eines Stundenplan darauf. Jeder wusste, dass Smoker die ausgedruckten Zettel mit ihren Fächern in der Tasche hatte, sie ihnen aber nicht gab, weil er sie quälen wollte. Man musste danach eigentlich nur zu Kuro gehen, dem kurz etwas vorheulen, das Smoker fies war – was allgemein nichts Neues war – und ihm erzählen, dass er ihnen einfach wichtige Informationen wie den Stundenplan vorenthalten hatte und er würde einem den Kopf tätscheln und den Zettel in die Hand drücken. Denn jedes Mal, wenn es Stundenpläne gab, steckte Crocodile sie in Smokers Tasche, der sie nicht verteilte und Kuro kramte sie da wieder heraus und gab sie an die Schüler weiter, die zu ihm kamen. Vom Stundenplan selbst war man ja bekanntlich nie begeistert und das Aufstöhnen, ob nun der langen Unterrichtstage oder der Doppelstunde Mathe wegen, war immer gleich. Danach war die Wahl des Vertrauenslehrers an der Reihe. Da es ja nicht allzu viel Auswahl auf dieser Schule gab, war das nicht allzu schwierig und die Wahl bestand ohnehin immer nur aus einer Frage: "Wer will Kuro?" Und da meist die ganze Klasse sich meldete, war nichts anderes zu tun, als die Schüler zu dem gehen zu lassen, zu dem sie schon immer gingen, auch, als es noch gar keinen Vertrauenslehrer gab. Danach wurde die Einteilung des Küchen- und Fegedienstes bekannt gegeben sowie der Termin für den Wandertag ins Dorf. Der letzte war ja ausgefallen, da man kurz zuvor erst das Sauffest gefeiert hatte. Smoker erinnerte noch einmal daran, dass die Schulordnung am Hiobsbrett hing und setzte sich dann, um Zeitung zu lesen. Für derartige Besprechungen waren immer die ersten beiden Stunden vorgesehen und nachdem man die dann durchgestanden hatte, fing die Hölle erst an. Französisch! Und Hina war niemand, die auch nur eine Unterrichtsstunde verschwendete. So fing sie auch knallhart mit Unterricht an, wobei sie ins Besondere Sanji aufs Korn nahm, da dieser ja neu war. Doch zu ihrem Ärgernis, konnte der Blonde ihre Fragen zu jeder Zeit beantworten und wenn er einmal nicht aufgepasst hatte, in perfektem Französisch um eine Wiederholung bitten und sich mit ihr unterhalten, wo er doch das ein oder andere mal frech wurde. Wirklich wissen tat das niemand, da keiner die beiden verstand, aber man konnte es vermuten, so, wie Hina ihn manchmal anschaute. Geschichte in der Vierten Stunde war da nicht mehr ganz so schlimm. Crocodile ließ es etwas langsamer angehen und nahm sich mit seinem Hobby Schüler ärgern etwas zurück. Doch dann war wieder Hina dran, diesmal mit Musik, wo sie Sanji gnadenlos runtermachte, weil der kein bisschen musikalisch war. Sport bei Smoker war dann wieder langweiliger. Er befahl ihnen, solange um den Schulkomplex zu rennen, bis die Stunde vorbei war. Sanji, da der noch nicht unbedingt wieder einen Marathon hinlegen sollte, durfte den Weg ablaufen, damit er ihn schon mal kannte, sollte dabei aber Pausen machen, damit er die Wunde an seinen Fuß nicht überstrapazierte. Alle waren froh, als der Sportunterrichtet endlich beendet war und sie in ihre Betten fallen und noch ein paar Stündchen schlafen konnten. Doch Ruffy war nicht der Typ, der am helllichten Tag schlief – ganz im Gegensatz zu Zorro. Sanji, der nicht ganz so erschöpft war, hielt den quirligen Schwarzhaarigen bei Laune, indem er mit ihm 'Mensch-ärgere-dich-nicht' spielte, damit die anderen ihre Ruhe hatten. Dabei schienen sie die Zeit vergessen zu haben, denn irgendwann sprang Ruffy auf und zerrte Sanji mit sich hoch. "Schnell, wir müssen los!", rief er panisch und stürmte aus dem Zimmer. Sanji folgte ihm verwirrt und war froh, ihn noch zu fassen zu kriegen. "Hey, was ist denn los? Wo müssen wir denn hin?" Er hatte Ruffy nicht lange halten können und so lief er hinter ihm her. "Na, zum Waschtag", antwortete Ruffy. "Es gibt einen Waschtag?", hakte Sanji nach. "Ja, jeden Freitag um sechs! Den müssen auch alle einhalten, ansonsten kannst du duschen, wann du willst", erklärte Ruffy. "Und warum dann der Waschtag?" "Um die, die nicht duschen, wenigstens einmal die Woche mit Wasser in Berührung zu bringen", unterbrach eine raue Stimme ihr Gespräch. "Und jetzt ab, duschen!" "Aye aye, Sir!", brüllte Ruffy, hielt mit seiner Hand seinen Strohhut fest und sauste an ihrem Lehrer vorbei. Sanji folgte ihm, allerdings nicht ganz so hastig, jedoch schnell genug, um ihn nicht aus den Augen zu verlieren. "Warum ist heute der erste Waschtag? Ich meine, ich bin jetzt schon knapp drei Wochen hier und so was hör' ich zum ersten Mal." "Das ist ganz einfach", erklärte Ruffy. "Am ersten Samstag haben gerade die Ferien begonnen gehabt, da nimmt das keiner so ernst und vor dem zweiten war Katerfreitag. Die meisten sind einen Tag zuvor im Wasser gelandet, weil sie zu besoffen waren, um sicher am See vorbeizukommen. Ansonsten waren die Lehrer noch zu verkatert, um auf das Einhalten dieser Regel zu achten." Ruffy lachte fröhlich, dann legte er noch einen Zahn zu und führte Sanji – der ihm, so gut er konnte hinterher humpelte – zum Duschhaus und in die Umkleide, wo er sich sofort einen Korb für seine Sachen schnappte und von einer Sekunde auf die andere ausgezogen war. Über die Schulter hatte er sich ein Handtuch geworfen, dass er zuvor dem Korb entnommen hatte. "Wir sehen uns dann!", rief er und war im nächsten Augenblick auch schon verschwunden. Sanji seufzte nur auf Grund des Enthusiasmus' seines neuen Freundes und nahm sich weitaus gemächlicher ebenfalls einen Korb. Er hatte grade sein Hemd aufgeknöpft, als die Tür zum Flur aufgestoßen wurde. Als Sanji sah, wer hereinkam, verdrehte er nur genervt seine Augen und widmete sich wieder seinem Korb. Zorro, der Neuankömmling, würdigte den Blonden nicht eines Blickes. Er schritt an ihm vorbei und zog sich gleichzeitig sein Hemd über den Kopf. Wie zufällig stieß er dabei den Blonden an, der gegen das Regal vor sich geschubst wurde. Wütend stieß er sich davon ab und drehte sich zu Zorro um. "Hey, was sollte das, du Affe?", fuhr er den Schwertkämpfer an, die Hände zu Fäusten geballt. "Reg dich nicht so auf, Suppenschüssel. Was kann ich dafür, wenn du Gleichgewichtsprobleme hast? " "Willst du mich verarschen? Du hast mich doch geschubst!" Wütend machte er einen Schritt auf Zorro zu, was diesen jedoch kalt ließ. "Oh, war ich das etwa? Das tut mir aber leid! Wie kann ich das nur wieder gut machen?" Doch die Ironie, mit der Zorro ihm entgegen kam, machte Sanji nur noch wütender. "Hör auf mit dem Scheiß! Als ob's dir Leid tun würde, du hast es doch mit Absicht gemacht!" "Gut erkannt, Kleiner", gab Zorro zu, "und ich würd' 's auch jederzeit wieder tun." "Du verlogene Ratte! Kämpf gefälligst fair!" Schneller, als Sanji reagieren konnte, hatte er auch schon Zorros Faust im Bauch und es war kein Schlag zur Warnung gewesen. Zorro hatte mit aller Kraft zugeschlagen. Mit einem Keuchen sackte Sanji vor ihm zusammen. "Pass auf, was du sagst", zischte der Schwertkämpfer und ließ von dem Blonden ab. Sanji presste seine Hände auf seinen Bauch und ließ sich auf seine Knie sinken. Zorro drehte sich derweil um und zog sich fertig aus, dann verschwand auch er im Duschraum. Sanji ließ er allein zurück. Es dauerte eine Weile, bis dieser sich wieder in der Lage fühlte, wieder aufstehen zu können. Mit einem leisen Stöhnen zog er sich am Regal hoch, blieb einen Moment regungslos stehen, um sich dann vorsichtig das Hemd aufzuknöpfen. Etwas unwohl, vor allem mit einem komischen Gefühl in der Magengegend, betrat auch er schließlich den Duschraum. Er sah sich schnell um. Der Raum war mit einer Wand, die halb durch das Zimmer ging, getrennt und überall an der Wand waren Duschköpfe angebracht, wie in Duschräumen eines öffentlichen Bades. Schnell hatte Sanji Zorro ausfindig gemacht. Er stand bei Ruffy und den anderen. Neben Zorro war noch eine Dusche frei, aber neben diesem Idioten würde er garantiert nicht duschen! Also ging er weiter, hinter die Trennwand. Doch wie der Zufall (oder eher die böse Absicht) es wollte, waren dort alle Duschen bereits besetzt. Nachdem Sanji seine zugegebenermaßen etwas entgleisten Gesichtszüge wieder unter Kontrolle hatte, kehrte er nun mit einem ziemlich grimmigen Gesichtsausdruck wieder in den ersten Raum zurück. Wütend schlug er auf den Knopf, mit dem man die Dusche betätigte. Zorro schaute sich nur kurz um, um zu sehen, wer hinter ihm so laut war, drehte sich dann wieder zurück, um mit Ruffy weiterzuquatschen. Sanji hatte erst eine Weile unter der Dusche gestanden und das warme Wasser genossen, jetzt drehte er sich um, um sich das Duschgel zu nehmen, dass auf einer Ablage immer jeweils zwischen zweien stand. Und wie es nun wieder dieser dumme, dumme Zufall wollte, griff Zorro genau zur gleichen Zeit nach genau der gleichen Flasche. Genervt schauten beide auf. "Was willst du denn schon wieder?", fragte der Grünhaarige mit nicht sehr freundlicher Stimme. "Das Selbe, was du hier willst, mich waschen!", blaffte Sanji und riss die Flasche mit dem Duschgel an sich. "Hey, was soll das?", empörte sich Zorro. "Ich hab das ältere Vorrecht!" "Du bist doch schon viel länger hier, in der Zeit hättest du dich schon längst waschen können!" "Ich hab' mir aber erst Haare gewaschen, und?" "Nichts und, trotzdem werden ich jetzt das Duschgel nehmen!" Zorro wollte schon etwas erwidern, als Ruffy sie unterbrach: "Ich will euch ja nicht zu nahe treten, Leute, aber ihr solltet euch beeilen. Also, man sieht sich!" Er schlug Zorro freundschaftlich auf die Schulter und verschwand dann aus dem Duschraum. – Überhaupt waren schon erstaunlich viele Schüler verschwunden. Sanji starrte Ruffy noch hinterher, weil er seine Worte nicht ganz verstand, im Gegensatz zu Zorro, der den Moment, in dem der Blonde noch abgelenkt war, nutze und ihm die Flasche aus der Hand nahm. Das holte Sanji wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. "Hey, gibt die wieder her!", rief er und schon begann wieder eine Rangelei, diesmal um das Duschgel. Allerdings wurden sie ziemlich bald wieder unterbrochen, als sie Smoker von draußen hörten. "Okay, ihr Warmduscher, ich hoffe, ihr seid fertig. Das Wasser wird jetzt nämlich abgestellt und ab sofort kommt nur noch Wasser von draußen und das ist kalt!" Die beiden Streithähne sahen sich noch kurz an, ehe der Blonde aufquiekte und unter dem nun kalten Duschstrahl hervorsprang. "Na toll, du Trottel! Das ist alles nur deine Schuld!", fauchte Zorro wütend. "Ach ja? Du hättest doch schon längst fertig sein können!", giftete Sanji zurück. Sie funkelten sich noch kurz wütend an, dann stürzten sie sich aufeinander. Doch anders, als noch eben in der Kabine, schien es für Sanji ein Leichtes zu sein, Zorros Schlägen auszuweichen. "Hör endlich auf, rumzuhampeln und nimm es wie ein Mann!" "Das kannst du vergessen, ich lass mich doch nicht von dir fertig machen!" Wütend holte Zorro erneut zum Schlag aus, doch wieder verfehlte er Sanji. Um so mehr war er überrascht, als er Sanjis Fuß mit der mittlerweile feuchten Bandage drum in seinem Magen spürte. "Du Mistkerl", keuchte er und stürzte sich sofort wieder auf den anderen. Doch es passierte das Gleiche wie bei seinem Angriff zuvor, Sanji wich seiner Attacke aus und Zorro, danach ungedeckt, bekam den Konter ab, mit dem klitzekleinen Unterschied, dass er nun Sanjis Knie im Bauch hatte. 'Der Kerl is' verdammt flink!' Und während er noch grübelte, wie er sich dagegen wehren konnte, musste er auch schon die ersten Angriffe Seitens Sanji abwehren. Was ihm dabei auffiel war, dass der Blonde immer mit seinen Füßen, beziehungsweise Beinen angriff, obwohl dies hier überhaupt nicht der richtige Ort für derlei Attacken war. 'Jetzt hab ich's!' Zorro wehrte noch die nächsten beiden Angriffe ab, um dem dritten auszuweichen. In diesem Moment war es für Sanji am schwersten, sein Gleichgewicht zu halten. Zorro warf sich mit seinem ganzen Gewicht gegen den anderen. Sanji, von der Aktion überrumpelt, rutschte auf dem feuchten Boden aus und knallte mit dem Kopf auf die harten Fliesen. Sofort war Zorro über ihm, dass er nicht wieder hochkommen konnte. "Hab ich dich!" Schnell packte er die Hände des Kleineren und hielt sie fest. Zorro hatte schon zum Schlag ausgeholt und Sanji abwartend die Augen zusammengekniffen, als sie wieder von Smoker gestört wurden, der, nur mit einem Handtuch bekleidet vor ihnen stand "Hey, was soll das? Zorro, runter von ihm! Seht lieber zu, dass ihr hier fertig werdet." Er zerrte Zorro von Sanji, drückte ihm eine Flasche Duschgel in die Hand und schickte ihn zu den Duschen an der Wand gegenüber. Murrend machte sich der Grünhaarige auf den Weg. Smoker half Sanji derweil aufzustehen. "Wenn ihr irgendwann noch mal solche plötzlichen Anwandlungen von Lust verspürt, dann verschwindet ihr gefälligst auf der Toilette!" Damit ließ er den Blonden mit rotem Gesicht stehen und verschwand hinter der Trennwand. Es dauerte nicht lange, bis Zorro fertig war und den Duschraum verließ, allerdings nicht, ohne Sanji noch einen finsteren Blick zuzuwerfen. Der Blonde beeilte sich ebenfalls, fertig zu werden, ließ sich dann allerdings so lange Zeit, bis er sicher sein konnte, dass er draußen auf keinen Fall auf Zorro treffen würde. Schließlich stand er wieder trocken und bekleidet und ohne Zorro begegnet zu sein, auf dem Flur. Er überlegte, ob er vielleicht Ruffy und die anderen suchen wollte, doch dann kam ihm in den Sinn, dass auch Zorro bei ihnen sein könnte, also entschied er, dass er lieber auf sein Zimmer gehen wollte. Nach dem Duschen war er sowieso immer etwas müde… mikan... o9. Kapitel – Wenn auf Strafen Strafen folgen – Part I [~2005-04-01 – Friday~] Als Sanji an seinem Zimmer ankam war zu seiner Verwunderung nicht abgeschlossen. Mit einer bösen Vorahnung öffnete er die Tür. Er überlegte, ob es nicht schlauer gewesen wäre, einfach umzudrehen und irgendwo anders hinzugehen, nur um nicht in dieses Zimmer gehen zu müssen, wo dieser arrogante Mistkerl von Möchtegernschwertkämpfer höchstwahrscheinlich auf ihn wartete. Er hatte die Tür schon einen Spalt geöffnet und wollte sie schon zurück ins Schloss ziehen und vielleicht in der Strandhütte untertauchen, als er sich doch anders entschied. Er würde hier doch nicht den Schwanz einziehen und einfach abhauen! Schließlich war das auch sein Zimmer und er hatte ein Recht darauf, da drin zu sein! Und er würde sich dieses Recht nicht selbst nehmen, indem er sich durch Zorro einschüchtern ließ! Entschlossen stieß er die Tür auf und trat in den Flur. Das mulmige Gefühl, das dabei von ihm Besitz ergriffen hatte, ignorierte er gekonnt. Doch zu seiner Verwunderung war weder Licht an, noch hörte er Geräusche oder bemerkte sonstige Zeichen, die Zorros Anwesenheit hätten verraten können. Seine Angst war wohl unbegründet gewesen. Er betrat ihr Wohn- und Schlafzimmer und musste feststellen, dass Zorro gar nicht anwesend war. Erleichtert atmete er aus und ließ sich auf sein Bett sinken. Vielleicht sollte er das Abendessen ausfallen lassen und gleich ins Bett gehen, damit er schon schlief, wenn Zorro wiederkam. – Oder er machte einfach ein paar Hausaufgaben! Schließlich hatten sie heute auch Französisch gehabt und Hina hatte natürlich einige Aufgaben aufgegeben. Aber das war ja auch nicht anders zu erwarten gewesen, nachdem was er schon alles über diese Frau gehört hatte. Besonders beliebt schien sie nicht zu sein, woran sie selbst allerdings nicht ganz unschuldig sein konnte – selbst die anderen Lehrer konnten sie nicht leiden… Sanji seufzte und freute sich schon auf all die Französisch- und Musikstunden, die er bei ihr haben würde und das würden alle sein, bis zur letzten Stunde vor seinem Abschluss, da es hier ja für jedes einzelne Fach nur einen Zuständigen gab. Sanji kannte keine andere Schule – und er kannte schon ein paar, sooft, wie er sie gewechselt hatte – die so einen starken Lehrermangel hatte. Egal, ob es nicht so viele Schüler waren oder doch, sie reichten gerade mal aus, dass jede Klassenstufe einen Klassenlehrer hatte. Andererseits, was sollte man schon großartig erwarten? Von einem anderen Gesichtspunkt aus konnte man doch froh sein, dass sich überhaupt so viele gefunden hatten, die hier unterrichten wollten. Sanji kramte aus seiner Tasche einen Stift hervor und schlug sein Heft auf. Die Gedanken an die Probleme an der Schule konnte er ruhig verschieben, ändern konnte er eh nichts, nur sich damit zufrieden geben, wie es war und auf sich zukommen lassen, wie man hier mit diesen Problemen umging. Er las sich die Aufgabe auf seinem Aufgabenblatt durch. Besonders schwer war sie nicht zu verstehen und auch das Machen war schnell erledigt – wobei er wetten könnte, dass Zorro mindestens zwei Stunden daran sitzen würde und jedes zweite Wort im Wörterbuch nachschlagen musste, nur um danach immer noch einen Haufen Fehler im Text zu haben. Es wäre ja nicht schlimm, wenn dass nur bei Französisch so wäre, aber so, wie er den Grünhaarigen einschätzte, war er auf allen Unterrichtsgebieten eine totale Niete. Sanji räumte seine Schulsachen wieder weg und ordnete seine Materialien auf dem Schreibtisch erneut. Eigentlich war er gar nicht so ordentlich, aber wenn er zu Zorros Chaos rüber sah, überkam ihm das Gefühl, etwas aufräumen zu müssen, um sich von diesem Schwachkopf abzugrenzen. Sanji packte schon seine Tasche für den nächsten Tag, denn mehr hatte er nicht zu tun, die anderen Lehrer waren am ersten Schultag noch nicht ganz so fies gewesen. Er packte seine Tasche ziemlich sorgfältig und verglich den Inhalt mit seinem Stundenplan, dann ordnete er noch einmal die Stifte auf seinem Tisch… Viel zu tun war ja sonst nicht. Schließlich wurden die Stifte doch mehr als langweilig und er drehte sich mit dem Stuhl ins Zimmer. Auf Zorros Seite sah es wirklich mehr als unordentlich aus, überall lag sein Zeug verstreut, manches auch in Sanjis Hälfte hinein. Er studierte kurz den Raum und errechnete die Mitte, um dann alles, was nicht ihm gehörte, aber in seinem Gebiet lag, hinüber in Zorros zu schieben. Der würde das vermutlich nicht mal merken, denn der Boden war so zugemüllt, dass der eine Ärmel, die Papierknäuelchen, das Mathebuch, einige Pullover und Hefter, die jetzt noch auf seiner Seite lagen, daran auch nichts mehr ändern konnte. Nach dieser Aktion herrschte wieder Langeweile. Sanji spielte mit dem Gedanken, mal in Zorros Schränken herumzustöbern, verwarf diesen jedoch ziemlich schnell wieder, da es einerseits nicht seine Art war, anderer Leute Privatsphäre zu verletzten und er andrerseits Angst hatte, was er da alles finden könnte. Schließlich griff er zu seiner Zigarettenschachtel. Da man im Haus ja nicht rauchen durfte, öffnete er das Fenster und beugte sich hinaus. Von dieser Seite würde ihn niemand sehen, es sei den, jemand stand im Wald und beobachtete die Fenster, ob sich jemand herausbeugen und rauchen würde. – Eigentlich etwas, was man Kuro durchaus zutrauen könnte… Später fing er an zu lesen, bis es so dunkel war, dass er nicht einmal mehr die Länge der Worte erkennen konnte. Von Zorro war keine Spur, weit und breit nicht. Aber Sanji konnte es egal sein, so konnte er wenigstens seine Ruhe haben. Wäre Zorro da gewesen, dann wäre er vermutlich gar nicht zum Lesen gekommen. Und so sollte er auch die Chance am Schopfe packen und sich schlafen legen, bevor der andere wiederkam und sie wieder streiten würden und sich noch vorm Schlafengehen eine Runde Prügeln würden. Er stand auf und zog sich aus, schlüpfte in seinen Pyjama und verschwand ins Bad. Vor dem Zähneputzen noch eine Gute-Nacht-Zigarette geraucht und dann nichts wie ab in die Federn! Es war einfach herrlich, so ganz ohne Zorro. Man konnte so unbefreit atmen. Sanji kuschelte sich in seine Bettdecke und schlief auch kurze Zeit später ein. Am nächsten Morgen war Zorro leider wieder da, aber dafür war Samstag! Der Schulanfang war gerade dadurch mehr als erträglich. Sanji rekelte sich in seinem Bett und schaute aus dem Fenster, musterte dann kurz Zorro und stand schließlich auf. Das Bad gehörte so lange ihm, bis Zorro aufwachen würde – also lange. Und das wollte er nutzen, bevor er sich womöglich noch einem Gespräch mit Zorro stellen musste, der ihn auf den Vorfall in den Duschen ansprechen wollte. Ganz in Ruhe machte er sich fertig, um dann hinüber zur Mensa zu gehen. Er würde wieder einer der wenigen sein, die frühstückten, da ja Wochenende war und viele sich später selbst ein Brot schmierten oder einfach bis zum Mittagessen warteten. Da Klahadore an diesem Morgen keine Aufsicht hatte, konnte er in Ruhe Essen, da er nicht von einem aufgedrehten Frühaufsteher, der zu viel Kaffee getrunken hatte, zugequatscht wurde. An diesem Morgen war es Crocodile, der Aufsicht hatte und er war bei weitem nicht zu enthusiastisch wie sein Kollege. Er hatte sich einen Stuhl geschnappt, den Kopf auf die Arbeitsplatte gelegt und schnarchte leise. Der Nachmittag und speziell das ganze Wochenende verlief ruhig und man genoss die beiden Tage, die es noch ruhig zuging, bevor die Schule und der ganze Tumult drum herum wieder richtig losging. Man lernte Crocodile als einen Strafarbeiten verteilenden Irren kennen, der es hasste, wenn der Lautstärkepegel über vierzig Dezibel(1) stieg. In Smokers Unterricht war es meistens lauter und wenn man nicht immer das tat, was gerade zum Unterricht gehörte, dann wurde eine Runde rumgeschrieen, keiner widersprach mehr und alles ging seinen gewohnten Gang weiter. Bei Professor Klahadore war wieder alles anders. Der kleine, quirlige schwarze Kater war alles andere als quirlig. Kühl und berechnend zog er seinen Unterricht durch und war mit seinem Stoff jedes Mal auf die Minute fertig. Dumme Sprüche gab es bei ihm nicht, ein eiskalter Blick von dem tot ernsten Blacky, der seine Brille zurechtrückte genügte und es herrschte Totenstille. – Dafür gab es bei ihm auch keine Strafarbeiten. Bei Tashigi hingegen ging alles drunter und drüber. Nichts klappte und jeder machte, was er wollte. Bei Hina wurde es dann wieder still. Und während sie vorne ihren Unterricht durchzog wurden hinten böse Witze über sie ausgetauscht. So langsam gewöhnte man sich auch wieder an das frühe Aufstehen und die Mensa wurde mit jedem Morgen voller und immer mehr Schüler kamen zum Frühstücken. Nach dem Mittagsessen ging es an zwei Tagen dann noch einmal zum Unterricht, ansonsten wurden dann Hausaufgaben gemacht – natürlich immer mit einer offenen Lehrertür, wenn es Fragen gab. Sanji hatten schnell bemerkt, dass das Verhältnis hier eh etwas anders als auf anderen Schulen war und wenn er einmal eine Frage hatten, dann wurde sich auch Zeit genommen und alles in Ruhe erklärt – was vielleicht auch daran lag, dass er nun auf einem Internat war und die Lehrer auch auf dem Grundstück wohnten… Sogar Croco war nicht ganz so mufflig wie im Unterricht. Und da der ganze Nachmittag ja nicht nur aus Hausaufgaben bestand, konnte man weiterhin Smoker und Ace beobachten, wie sie sich gegenseitig ärgerten, Mihawk und Zorro sich piesacken sehen, Lysop bei seiner Flucht vor allem möglichen beobachten und musste ständig auf der Hut sein, nicht von Nami abgezogen zu werden. Doch während für solch alltägliche Dinge Zeit war, war auch immer Raum für die ein oder andere Streiterei zwischen Zorro und Sanji… die mittlerweile auch alltäglich waren… So begann dieser Alltag auch am Morgen des siebten Aprils, wo sie auf dem Flur standen und sich wieder wegen irgendeiner Kleinigkeit in den Haaren lagen. Der Grund, der irgendwo darin lag, dass Sanji Zorros Machogehabe und Schwertgefuchtel auf die Nerven ging, war im Moment auch gar nicht so wichtig. Viel eher interessierte Zorro die Hand, die nach seinem Katana griff. Er packte sie und drückte sie weg, woraufhin Sanji sich losriss und Zorro nach hinten drückte und ihn von sich wegschubste. Der Grünhaarige kam dabei ins Stolpern und fiel so unglücklich nach hinten und gegen die Fensterscheibe, dass diese zu Bruch ging. Sofort war einer der Lehrer von dem Lärm angelockt worden und keinen der beiden überraschte es, ausgerechnet Kuro alias Katerchen auftauchen zu sehen. Mit einem Blick hatte der die Szene erfasst. "Ich muss wohl nicht fragen, wie das Loch da in die Scheibe kommt…", meinte er trocken. Sanji und Zorro schluckten und schwiegen. Als Zorro zu einer Verteidigung ansetzten wollte, wurde er unterbrochen. "Ich möchte kein Wort hören! – Von keinem von euch", entschied er. "Ihr werdet dass jetzt abkleben, die Scherben wegmachen und dann sofort, ohne Umwege und ohne ein Wort des Streites in unser Büro kommen. Es ist wohl klar, dass ihr den Schaden abarbeiten werdet." Ohne einen weiteren Blick drehte Professor Klahadore sich um und verschwand. Er schien nicht einmal sonderlich sauer gewesen zu sein, doch seine kühle Art, die er auch im Unterricht drauf hatte, ließ einfach keinen Widerspruch zu und anstandslos machten Zorro und Sanji sich an die Arbeit, um dann so schnell wie möglich ins Lehrerzimmer zu kommen, aus dem sie auch sogleich wieder herausgeschickt wurden, weil die drei Lehrer sich noch beraten mussten. Schweigend warteten die beiden draußen auf ihr Urteil. [~same time – teachers office~] "Es ist klar, dass sie für das zerbrochene Fenster aufkommen müssen", setzte Kuro an. "Also, irgendwelche Vorschläge, wie?" "Ich denke, Küchendienst wäre eine angemessene Strafe. Für Sanji garantiert nicht das Schlimmste, aber ich gehe davon aus, dass unser lieber Zorro mal wieder angefangen hat und wir ihn so am Besten treffen", erläuterte Crocodile. "Wenn es Zorros Schuld war, warum bestrafen wir Sanji dann auch?", fragte Klahadore. "Mit gehangen, mit gefangen", erklärte Smoker. "Richtig, Chaser. Und deshalb werden beide diesen Küchendienst zu absolvieren haben. Die Frage ist bloß, ob wir die zwei ihre Strafe gemeinsam oder getrennt antreten lassen sollen…", gab Crocodile zu bedenken. "Wenn sie es getrennt machen, geht bestimmt weniger zu Bruch…", überlegte Smoker. Es herrschte kurz nachdenkliches Schweigen, dann war die einstimmige Entscheidung: "Gemeinsam!" Wie erwartet war Zorro alles andere als begeistert, als man ihm seine Strafe mitteilte. Sanji hingegen schien es mit Gelassenheit zu nehmen. Für Zorro kam erschwerend hinzu, dass diese Strafe am nächsten Sonntag abgesessen werden sollte – ein Tag, an dem fast alle Schüler essen gingen und sie ihn in Schürze und mit Kochlöffel sehen würden. Und wenn Mihawk die freudige Nachricht erst einmal weitergegeben hatte, dann würde die gesamte Schule zum Mittag erscheinen! Und dann sollte er das Ganze auch noch mit dem Koch machen, der in dieser Beziehung sowieso alles besser konnte. Zorro stöhnte genervt auf, als man ihn mit seinen Sorgen allein gelassen hatte und machte sich auf einen grauenvollen Tag gefasst… Doch zuvor kam der achte April, an dem Kuros Geburtstag gefeiert wurde. Der Kleine strahlte über das ganze Gesicht, als Crocodile ihm seine Geburtstagstorte überreichte. Am Liebsten hätte die kleine Naschkatze sich hineingesetzt, doch dann zog er es wohl vor, den Kuchen wie gesittete große Katzen brüderlich mit seinen Kollegen zu Teilen. Er teilte die Torte in zwei gleichgroße Stücken und schickte Croco und Smoky mit der einen Hälfte vor die Tür, wo sie sich mit einer kuchengeilen Schülermeute rumschlagen mussten… und verschlang die andere Hälfte ganz allein! Am Abend rollte er sich dann mit kugelrundem Bauch zusammen und ließ sich von Crocodile ein bisschen kraulen. Sozusagen als nachträgliches Geburtstagsgeschenk (und persönlicher Albtraum für Zorro) war es dann zwei Tage später trotzdem so weit. Und das schneller, als dem Grünhaarigen lieb war. Der einzige Lichtblick: er hatte die blaue Schürze ergattert! Zwar trug diese die rosafarbene Aufschrift Giftmischer, doch befand er das bei weitem für nicht so schlimm wie Sanjis. Seine war zwar nicht rosa, sondern quietsch gelb – passend zu seinen Haaren, aber das hatte er lieber nicht gesagt, weil er heute ja auf den anderen angewiesen war – dafür aber mit einem halbnackten Frauenkörper bedruckt. Alle anderen Schürzen waren auf komische Art und Weise verschwunden. Der Blonde übernahm auch sofort das Kommando in der Küche. "Du hast Glück, Zorro", meinte er hochnäsig, "das heutige Gericht ist nicht allzu schwierig, das solltest sogar du schaffen, wenn ich dir helfe. Hühnersuppe wirst du doch hinkriegen, oder?" Zorro kam grimmig zu ihm hinüber und stellte sich neben ihm an die Arbeitsplatte. Er brummte irgendetwas Unverständliches und nahm das Messer in die Hand, das Sanji ihm hingelegt hatte. Der schob ihm ein Brett vor die Nase und dazu reichte er ihm einen ganzen Korb voll Möhren. "Schälen und schneiden", wies er den Grünhaarigen an. Mit finsterem Blick griff Zorro sich eine der Möhren und begann sie zu schälen, legte dazu aber erst mal das Messer, das er von Sanji bekommen hatte, weg und schnappte sich einen Möhrenschäler. Sanji hingegen halbierte die Zwiebeln und spickte sie mit Nelken um sie dann anzuschwitzen. Dann nahm er Knoblauch, Ingwer und diverses Gemüse, um es zu waschen, zu schälen, klein zu schneiden und schließlich in einem riesigen Topf zu geben, den er dann mit Wasser füllte. Als er damit fertig war, hatte Zorro gerade mal vierzehn Karotten geschält… von etwa zweihundert. Und weil ihm die Aufgabe zu eintönig geworden war, hatte er schon mal damit angefangen, die ersten zu schneiden – wobei er gerade mit der dritten Karotte angefangen hatte… Sanji schüttelte nur den Kopf, nahm Zorro vorsichtig das Messer aus der Hand und schob den verdatterten Aushilfekoch sachte beiseite. Der konnte nur mit offenem Mund auf das Brett schauen, ob des Tempos, mit dem Sanji die anderen bereits geschälten Karotten in Scheiben schnitt. "Du kannst schon mal das erste Huh für den neuen Fond belesen", wies er Zorro zwischendurch an. Mit etwas Mühe konnte er sich von Sanjis Händen losreisen und wandte sich den bereits gekochten Hühner zu, die auf der anderen Arbeitsplatte lagen. Etwas ratlos stand er vor ihnen. "Den hätte man früher lesen beibringen sollen, dann hätten sie Metzger lesen können und wären vielleicht rechtzeitig weggerannt… aber jetzt, wo sie tot sind…", murmelte Zorro und drehte die Hühner etwas hin und her, nicht wissend, was er besseres tun sollte. "Du Dummkopf, du sollst ihnen doch nicht lesen beibringen. Belesen heißt, sie von Haut und Knochen zu trennen. Das Fleisch kannst du dann klein schneiden, das andere Zeug kommt in den Topf, damit daraus ein neuer Hühnerfond wird." "Sag das doch gleich", gab Zorro kleinlaut zurück und begann die Hühner in Stücke zu schneiden und die Knochen in einen Topf zu geben. Mit dem Fleisch kam er schließlich wieder zu Sanji, wo er dann wesentlich langsamer als der andere zu schneiden begann. Immer wenn er aus einem Stück Fleisch Streifen geschnitten hatte, legte er sie dann in Sojasauce ein und schnitt weiter. Sanji kümmerte sich derweil um den Rest und half ihm zum Schluss auch noch beim Fleisch, wo er ab und zu auch noch den ein oder anderen Knochen fand… Trotzdem musste er Zorro am Ende ein Lob für seine Arbeit aussprechen. "Gar nicht mal übel für deine erste Kochstunde. Aber wenn man bedenkt, dass du Schwertkämpfer bist, hättest du auch ein bisschen schneller säbeln können." Zorro ignorierte den zweiten Teil einfach und war stolz auf seine Hühnerstreifen, die nun im alten Suppenfond schwammen. Der neue musste über Nacht abkühlen und wurde dann Portionsweise eingefroren, doch damit hatte er Gott sei Dank nichts mehr zu tun. Er durfte jetzt von seiner Hühnersuppe kosten und musste danach nur noch beim Ausschenken helfen. Wobei man das Ausschenken nicht als 'nur noch' bezeichnen konnte. Er musste sich einen dummen Witz nach dem anderen anhören. Am schlimmsten war es, als dann seine Freunde kamen. "Süß siehst du aus, meine kleine Hausfrau", musste er sich von einem breit grinsenden Mihawk anhören. Und Ace musste sich drei Mal bei Sanji versichern, dass er auch überprüft hatte, dass das Essen essbar war. Und während Mihawk ihn beim Essen noch ärgern musste, in dem er durch die ganze Mensa brüllte: "Hey, Zorro! Ich hab' 'n Knochen in meiner Suppe!" und er gepresst "Toll, erstick doch dran!" hervorbrachte, lobt Ruffy ihm, dass es echt gut schmeckte. Zorro wurde doch tatsächlich etwas rot ob dieses Komplimentes und antwortet: "Das Fleisch hab' ich auch ganz allein gemacht! – Gut, Sanji hat geholfen… 'n bisschen…" Alles in allem war es am Ende gar nicht so schlimm gewesen – bis er am nächsten Morgen ein Bild am Hiobsbrett sah: Er, die Giftmischer-Schürze, das Küchenmesser und ein halbes Huhn. Daneben war Sanji zu sehen, von Kopf bis Fuß, mit Frauenkörper und eine Pfanne in der Hand haltend. Und drunter stand in Smokers Handschrift und mit einem Smiley, den hundertprozentig Crocodile gemacht hatte: Kuro war's! *gg*… PS.: Wir haben Abzüge davon! Die beiden hätten im Erdboden versinken können, als sie das Bild abrissen und zerknäulten. "Das gibt Rache", beschloss Zorro und Sanji nickte. …Insofern hatte dieses Photo dann doch etwas geschafft, sie waren sich wohl das erste mal einig gewesen. Und sie stritten den ganzen Tag nicht. Sie vertrieben sich die Zeit, indem sie berieten, wie ihre Rache aussehen sollte, wobei die farbenprächtigsten Vorschläge zum Vorschein kamen. Letztendlich entschieden sie sich für einen nächtlichen Ausflug ins Schulgebäude und einigten sich darauf, am nächsten Tag auszuschlafen und die erste Stunde zu schwänzen. [~next day – morning of revenge~] Im Lehrerzimmer wurden die Gespräche beendet und man begab sich langsam zu den Unterrichtsräumen. Kuro schlenderte hinüber zum Unigebäude wo er in den ersten beiden Stunden eine Vorlesung hatte und Crocodile und Smoker begaben sich ins Schulhaus. Crocodile hatte die erste Stunde in der Chaoten-Klasse und Smoker im Siebten Jahrgang Unterricht. Kuro hatte sein Pult bereits erreicht und sortierte kurz seine Unterlagen, um dann die Schüler zu begrüßen. Crocodile machte es ähnlich. Smoker ließ die Begrüßung weg und befahl mit einem: "Setzten!", den Schülern zur Ruhe zu kommen. Kuro schob sich seinen Stuhl zum Setzten zurecht, Crocodile ließ sich nach hinten plumpsen und Smoker zog sich seinen Stuhl mit dem Fuß heran, um dann wie seine Kollegen vor der versammelten Klasse auf dem Boden zu landen. Einen Moment war Stille und das Krachen der zusammengebrochenen Stühle hallte in den Zimmern nach, dann waren die Klassen von schallendem Gelächter erfüllt. Für Smoker war das ganze mehr als erniedrigen, Crocodile stiegen die achtzig Dezibel(2) zu Kopf und Kuro musste seine Brille erst suchen. Mit ein bisschen Brüllen hatte Smoker seine Klasse schnell wieder im Griff. Sein grimmiger Blick half dabei, die neuen Schüler noch schneller ruhig zu kriegen. Schwer viel ihm das nicht, da er wirklich wütend war. Zu Crocodiles Leidwesen war die Chaoten-Klasse weniger leicht zu beeindrucken, doch nachdem alle einen Aufsatz über die Gefährlichkeit eines plötzlich zusammenbrechenden Stuhl über zwei Din A-4 Seiten aufbekommen hatten, herrschte wieder so weit Ruhe, dass er ungestört bei sogar nur fünfundzwanzig Dezibel(3) weiter unterrichten konnte. Kuro half das weniger, denn weder Shanks, noch Ace oder Mihawk ließen sich sonderlich von Strafarbeiten beeindrucken und kannten Kuro mittlerweile so gut, um zu wissen, dass sein 'Böser Blick' nur dazu da war, andere einzuschüchtern und sie nicht wirklich tot umfallen ließ. Als dieser 'Böse Blick', durch den alle anderen bereits verstummt waren, sich in eine weinerliche Mine verwandelte, verstummten aber auch sie auf der Stelle. Sofort strahlte Professor Klahadore wieder und begann seinen Unterricht. Und trotz der unterschiedlichen Räume, in denen sich alle drei befanden, der unterschiedlichen Klassen, die sie unterrichteten und der unterschiedlichen Stoffe die sie gerade behandelten, schoss ihnen allen der gleiche Gedanke durch den Kopf: 'Zorro! Sanji! – Das gibt Rache!' Die beiden waren übrigens die Einzigen, die in der ersten Stunde fehlten. Genauso wie in der dritten und vierten Stunde, in der sie bei Klahadore Matheunterricht gehabt hätten, in der fünften, in Chemie bei Crocodile und in der sechsten in Sport. Genau genommen waren sie nur in der zweiten Stunde, in Englisch anwesend. Die letzte Stunde ließ Smoker schließlich sausen, da die Angeklagten eh nicht anwesend waren; es war Zeit für eine Lehrerbesprechung! – Oder Krisenkonferenz, wie auch immer. [~after class – teachers office~] "Das müssen wir nicht auf uns sitzen lassen, Jungs!", rief Smoker, als er das Lehrerzimmer betrat, wohlwissend, dass den anderen beiden das Gleiche widerfahren war. "Richtig, die können nicht alles mit uns machen!", stimmte ihm Kuro zu. "Wir brauchen einen Plan", meldete sich Crocodile zu Wort. "Kein Problem!", rief Smoker. "Den hab ich, also hört zu…" "Gute Idee! Aber…", gab Crocodile zu bedenken. "Wie wär's mit…", meinte Kuro und schon waren sie dabei, den von Crocodile angesprochenen Plan auszuklügeln. [~Evening – Cafeteria~] "Hey, Zorro, Sanji! Wartet mal. Ich muss noch etwas mit euch besprechen", fing Smoker die beiden Übeltäter nach dem Abendessen ab, bevor sie die Mensa verlassen konnten. "Was gibt's?", fragte Zorro genervt. "Es geht um heute morgen", erklärte Smoker. "Was war heute morgen?", fragte Sanji gelassen. Beide rechneten damit, dass ihr Lehrer sie auf die Stühle ansprechen würde. "Also, es geht mich ja nichts an", begann Smoker, "was ihr in eurer Freizeit tut. Aber wenn ihr das in der Nacht tut, was auch immer es denn sei, und am nächsten Morgen die erste Stunde verschlaft, gilt das als schwänzen." "Ja, wissen wir", knurrte Zorro. "Aber bevor ich irgendwas mit dieser Küchenschabe da machen würde, würd' ich zu Mihawk zurückkriechen!" "Was willst du damit sagen?!", fauchte Sanji ihn an. Ignorierend, das Smoker wohl noch nicht ganz fertig mit ihnen war, ging Zorro auf die Streiterei ein. Abwartend stand dieser vor ihnen und zählte die Lampen an der Decke. Ihm konnte es nur recht sein, wenn die beiden das Gespräch selber in die Länge zogen. Smoker war gerade dabei, zum fünften Mal von vorne anzufangen zu zählen, als die beiden sich wieder an die Gurgel gehen wollten. "Hey, das reicht", rief er sie zur Ordnung und zerrte sie auseinander. Beide funkelten sich noch einen Augenblick böse an und stellten sich dann mit verschränkten Armen vor Smoker hin. "Gibt's noch was?", fragte Zorro mürrisch. "Oder muss ich noch länger die selbe Luft atmen wie dieser Idiot da?" "Hey, fängst du schon wieder an?", fragte Sanji wütend und drehte sich wieder zu seinem Kontrahenten. "Und ob ich wieder anfange! Über dich kann man ja auch nichts Positives sagen! Mir bleibt also keine andere Wahl!" Smoker stand etwas ratlos daneben und ließ die beiden noch etwas weiter streiten… [~same time – Crocodile & Klahadore – near Zorro & Sanji's room~] "Ist es das?", flüsterte Kuro. "Ja, zweiundfünfzig, das muss es sein. Los, hol deine Nadel raus", antwortete ihm Crocodile. Kuro gehorchte und holte eine kleine metallene Nadel hervor und begann damit im Schlüsselloch herumzustochern. Crocodile schaute ihm dabei über die Schulter und lauschte darauf, dass es 'klick' machen würde. Einige Sekunden später war das ersehnte Geräusch zu hören und die beiden Einbrecher, die sich dunkle Kopftücher über die Köpfe gebunden und unter ihrer Nase verknotet hatten und Handschuhe trugen, um keine Fingerabdrücke zu hinterlassen, schlichen in das Zimmer. "Das ist total gemein", meckerte Crocodile mit gesengter Stimme. "Wir müssen die Drecksarbeiten machen und Smoker kann sich die beiden zur Brust nehmen." "Hör auf zu heulen", unterbrach ihn Kuro. "Knie lieber nieder und schnapp dir die Säge!" "Warum ich? Du bist viel kleiner und zierlicher als ich!" "Mach einfach, ich steh Schmiere, ich hab' nämlich ein besseres Gehör als du." Und während Crocodile beim ersten Punkt recht hatte, so hatte Kuro beim zweiten, wohl wichtigeren Punkt recht und er fügte sich in sein Schicksal. Auch wenn er es unfair fand, aber gegen Kuros Logik konnte eh niemand etwas ausrichten… [~same time – back to Zorro, Sanji and Smoker~] "Habt ihr's bald?", fragte Smoker schließlich nach weitere geschlagenen fünf Minuten des Streitens. Die beiden unterbrachen ihr Gespräch und schauten wieder zu Smoker. "Äh… ja, ich denke schon", meinte Sanji und entfernte sich etwas von Zorro. "Gut, da das ja erst mal geklärt ist, nur so viel: Setzt Prioritäten in eurem Nachtleben! Sex ist schön, aber es gibt Wichtigeres." Zorro verzog angewidert das Gesicht und Sanji überkam ein Brechreiz bei dem Gedanken… und brach ihn ab. Trotzdem waren sie etwas verwundert, als Smoker sie schließlich stehen ließ, ohne auch nur ein Wort über die kaputten Stühle verloren zu haben. Diese vergessene Tatsache war aber auch schnell wieder vergessen, als Mihawk und Shanks sie nach einer Runde Karten im Strandhaus fragten, wo sie auch die anderen treffen wollten. Es war spät geworden, als man sich wieder trennte und jeder machte sich auf seinen eigenen Weg… der größtenteils der gleiche war. Doch schließlich gelangte jeder an seiner eigenen Tür an – die bei einigen wiederum die gleiche war. Doch da weder Sanji noch Zorro Lust auf einen Streit hatten, einigten sie sich auf eine gemeinsame schnelle Nutzung des Bades und dann auf das Zubettgehen. Beide waren sie schnell umgezogen und Sanji verkrümelte sich schon in sein Bett, als Zorro noch das Licht ausmachte. Kurze Zeit später stand er auch vor seiner eigenen Ruhestätte und legte sich hinein – um dann mit einem lauten Krachen auf dem Boden zu liegen. Nicht nur Zorro hatte sich erschrocken, auch Sanji war aus seinem Dämmerschlaf – der diesmal sehr schnell gekommen war – hochgeschreckt und starrte nun zu Zorros Bett hinüber. Doch sehen konnte er noch nichts. Es war noch zu dunkel und seine Augen mussten sich erst an das schwache Licht, das von draußen kam, gewöhnen. Doch dann fing er lauthals an zu Lachen. Das Gezeter von Zorro, er sollte die Klappe halten, hörte er dabei gar nicht. "Man, musst du fett sein", brachte er beim Lachen hervor. "Hast heute wohl jede Menge Eisen zu dir genommen, du Tonnenfrachter!" Zorro, der das Ganze alles andere als lustig fand, kämpfte sich aus seinem zusammengekrachten Bett hoch. "Halt die Schnauze, du Penner!", rief er und stampfte zu Sanji hinüber. Der wischte sich eine Lachträne weg. "Hey, sei vorsichtig beim Auftreten, sonst kracht uns noch der Boden unter den Füßen weg!" "Du sollst ruhig sein", knurrte Zorro und packte ihn am Kragen. "Kannst wohl keinen Spaß verstehen", gluckste Sanji. "Naja, ist ja auch nicht einfach mit so einer geballten Masse klar zu kommen!" "Du bewegst dich auf sehr dünnem Eis, Fliegengewicht!" "Klasse, aber bei mir kann's nicht einbrechen, ich wieg doch kaum mehr als 'ne Fliege. Du hingegen solltest lieber vorsichtig sein, wenn du mir folgen willst, sonst brichst du noch ein!" Beinahe hätte er wieder einen Lachkrampf bekommen, hätte Zorro seinen Griff nicht verstärkt und ihn aus dem Bett geworfen. "Au… hey! Was soll das?! So weit kommt's noch, Fettie! Wehe, du machst mein Bett auch noch platt!" "Darüber solltest du dir keine Sorgen machen. Besorgt du dir lieber schon mal ein paar Schmerztabletten für deine Rückenschmerzen, denn du wirst auf dem Boden schlafen." "Bei dir piept 's wohl! Raus aus meinem Bett, du Elefant!", rief Sanji und sprang auf. Doch Zorro ignorierte ihn und zog sich die Bettdecke zum Kinn hoch. Sanji stand einen Moment wütend vor seinem Bett, dann sprang er auf Zorro. Der stöhnte auf – weniger des Gewichtes Sanjis wegen, als viel mehr wegen der Unvorbereitetheit. "Raus. Aus. Meinem. Bett!", befahl Sanji und zerrte an seiner Bettdecke. "Lass los", forderte Zorro und begann an der anderen Seite zu ziehen. "Wie komm' ich denn dazu? Das ist schließlich meine!" "Muss ich dich erst K.O. schlagen oder machst du vorher einen Abgang, du Hüpfdohle?!" "Hüpfdohle?! Was willst du, du Fass?" Zorro ließ die Bettdecke los und packte Sanji an den Schultern. Er schlug ihn mit solch einer Wucht gegen die Wand, dass Sanji einen Moment benommen in seinem Arm hing. "Was soll dass, du Grobian", keuchte er und rieb sich den Hinterkopf. "Kennst du kein anderes Mittel als Gewalt?" Zorro schwieg einen Moment, dann befahl er: "Steh auf und hol meine Bettdecke." Sanji sah ihn irritiert an, doch als Zorro ihm einen Stoß gab, stolperte er aus dem Bett. Mit der Bettdecke unterm Arm kam er wieder. Trotzig sah er auf Zorro hinab. Er hasste es, wenn er ihm immer wieder so deutlich zeigte, in welchen Situationen er ihm haushoch überlegen war. Er schreckte etwas zurück, als Zorro ihn am Handgelenk greifen wollte, ließ es dann aber geschehen. Sachte zog der Grünhaarige ihn hinunter und ins Bett. Die Bettdecke nahm er ihm dabei ab und wickelte sie ihm um die Schultern. Dann drückte er ihn hinunter auf das Kopfkissen. "Schlaf", befahl er, drehte sich um und kuschelte sich in Sanjis Bettdecke. Schon bald war ein gleichmäßiges Atmen von ihm zu hören, während Sanji noch über die gerade abgelaufene Aktion nachdachte. – Letztendlich kam er zu dem Schluss, dass das wohl Zorros Art war, 'Entschuldigung' zu sagen. Selbst wenn er ihm wehtun wollte, dann vielleicht nicht so doll… Sanji musste leicht schmunzeln, als er Zorros Bettdecke enger an sich zog. Trotzdem hatte er noch leichte Kopfschmerzen und war eigentlich auch nicht als Gewinner aus diesem kleinen Streit hervorgegangen … was im Moment aber weniger störte. Und wenn man die Tatsache beachtete, neben wem er gerade schlummerte, schlief er erstaunlich gut… _____________________________________ (1) ~ übliche Geräusche in der Wohnung (2) ~ Telefonläuten, Presslufthammer (3) ~ zwischen Ticken einer Armbanduhr und Flüstern mikan... 1o. Kapitel – Wenn auf Strafen Strafen folgen – Part II [~2005-04-13 – Wednesday~] Der nächste Morgen begann für die Lehrer mit der Gewissheit, Zorro und Sanji noch etwas Ärger beschert zu haben – also ein guter Morgen! Für Smoker allerdings nicht mehr ganz so schön, als ihn die Nachricht ereilte, er solle doch bitte ins Büro des Direktors kommen. Mit dem Gedanken, dass das alles nicht fair sei und warum es nur ihn traf, machte er sich auf den Weg. Einige Momente später war er dann vor Ort. Er klopfte an und betrat das Büro ihres Direktors, wo er auch sofort begrüßt wurde. "Ah, schön, dass du kommen konntest, Chaser." "Hm…", brummte dieser nur und nahm gegenüber von ihrem Direktor platz. "Ich denke, du weißt, warum du hier bist…" Wieder brummte Smoker nur als Antwort. "Es geht um euren Einkriegezeck zwischen euch drei Chaoten und Zorro und Sanji." "Jaja, ich weiß warum. Das Brummen war eine Zustimmung", murrte der Lehrer missgelaunt und starrte die Tischplatte an. Gol D. ignorierte den Kommentar Smokers und redete einfach weiter. "Ich mein', ich hab' nichts dagegen, wenn ihr euren Spaß habt. Und ich hab' auch nichts dagegen, wenn ihr die ein oder andere disziplinarische Maßnahme ergreift, aber", und dann wurde es laut in dem kleinen Zimmer, "ICH HABE ETWAS DAGEGEN, WENN IHR DABEI MEIN GANZES INTERNAT IN SCHUTT UND ASCHE LEGT!" Gol D. beruhigte sich wieder. Gelassener fuhr er fort: "Bis jetzt waren es nur eine Fensterscheibe, drei Stühle und ein Bett, für deren Kosten ihr natürlich selber aufkommen müsst, aber ich möchte nicht, dass die Liste noch länger wird. Ich weiß, dass es wichtig ist, den Kids Manieren und Anstand beizubringen, aber das müsste auch anderes gehen." "Es geht halt nicht immer alles ohne Opfer", knurrte Smoker. "Wenn ich Zorro als Strafe drei Runden um den Hof rennen lasse, lacht der mich aus!" "Ich weiß, dass es mit Zorro schwer ist. Es gibt wenig, mit dem man ihn richtig treffen kann. Und auch dem Blonden ist nicht leicht beizukommen. Und deswegen steh' ich auch voll und ganz hinter euren Entscheidungen. – Nur das Inventare sollte darunter nicht unbedingt leiden müssen." "Ja, hab' ich verstanden." "Die Jungs brauchen halt jemanden, der ihnen zeigt, dass man seine Pflichten einhalten muss", fuhr Gol D. fort. "Jemand der ihnen zeigt, dass Strafen einen Sinn haben und jemand, der ihnen zeigt, wie man das Leben richtig angeht." "Äh… ja, ich denke, ich hab's kapiert…" Genervt verdrehte er die Augen, als Gol D. trotzdem weiter sprach: "Sie brauchen ein Vorbild!" "Und wer soll das sein?", fragte Smoker skeptisch. "Du natürlich", antwortete Gol D., völlig von seiner Idee überzeugt – im Gegensatz zu Smoker. "Ich mache nur Scheiße, zerstöre die Schule und werde zum Direx gerufen und soll ihr Vorbild sein?" "Momentan ja, schließlich machen sie den gleichen Mist wie du", nuschelte Gol D., "aber wenn du dich veränderst, verändern sie sich vielleicht auch!" "Wer's glaubt…" "Lass den Sarkasmus! – Sag mal, hast du schon gehört, dass uns unsere Putze abgehauen ist?" "Was hat das eine mit dem anderen zu tun?" "Wir fangen an, aus dir ein gutes Vorbild zu machen. Du wirst ihren Job übernehmen und ihnen zeigen, dass Strafen akzeptiert werden müssen, egal wie demütigen sie sind." "Ich soll was?!", braust Smoker auf. Er hielt von der grandiosen Idee seines Chefs reichlich wenig. "Du hast schon richtig gehört. Und jetzt los. Mach dich auf den Weg, neues gutes Vorbild!" Smoker stand noch eine Weile wie angewurzelt im Raum und starrte seinen Vorgesetzten mit offenem Mund an; von dem er ganz genau wusste, dass es unnütz war, mit ihm zu diskutieren. Seine Argumente waren einfach schlagkräftiger, allein deswegen, weil er ihm das Geld für seinen täglichen Lebensunterhalt auszahlte… Stumm und mit wieder geschlossenem Mund drehte er sich langsam um und schritt auf die Tür zu. Das konnte alles nicht wahr sein! Er sollte putzen! Die Klos… von den Mädchen und den Jungs! Das war wirklich… demütigend! Er schloss die Tür hinter sich und schlurfte den Gang entlang. … Mies gelaunt stopfte Smoker den Wischmob in den Wassereimer, drehte ihn kurz darin, um ihn dann wieder herauszuholen und das Wasser auf dem Fußboden zu verteilen… auf dem Fußboden des Mädchenklos. Man, das war immer noch so… demütigend! Und das Schlimmste war, dass sich diese Nachricht schneller als ein Lauffeuer verbreiten würde, vor allem an dieser Schule. Moment! – Smoker stoppte in der Bewegung. Einen wichtigen Aspekt hatte er doch glatt übersehen! Er war hier im Mädchenklo, das hieß, hier durften nur Mädchen rein! Andererseits – "Hey, Smoky! Hab' gehört, du musst Strafarbeiten machen? Putzen im Mädchenklo?" – wer hielt sich schon an so was? Smoker wischte wieder weiter, ignorierte die Person hinter sich. Er brauchte sich ja nicht einmal umzudrehen, um zu wissen, wer gekommen war, um sich über ihn lustig zu machen… Und er konnte das fiese, breite Grinsen in seinem Rücken spüren, mit dem dieser Idiot ihn beobachtete! Als dann besagter Idiot nach einer Weile keine Anstalten machte, wieder zu gehen, murrte er schließlich: "Verschwinde, Ace, oder ich verpetz' dich, weil du dich – mal wieder – nicht an die Schulordnung hältst." "Ach, Smoky, ich glaub' kaum, dass du damit durchkommst. Du hältst dich ja selbst nicht dran." Ace grinste noch eine Spur breiter. "Sonst würdest du wohl kaum den Boden im Mädchenklo schrubben!" Wütend drehte Smoker sich nun doch um, schwenkte dabei den Mob mit und wollte ihn gegen Ace drücken, der das Ding noch gerade so abfangen konnte, bevor es ihm im Gesicht landen konnte. "Halt die Klappe, du Nervensäge, oder ich schrubb' gleich was ganz anderes", fauchte Smoker sichtlich gereizt und versuchte weiterhin, den Mob in Ace' Gesicht zu befördern. Der Schwarzhaarige – dem es immer mehr Mühe bereitete, sich das Ding vom Leib zu halten – lachte nur. "Lass mal. Das is' mir zu unhygienisch. Ich nehm' lieber meine eigene Zahnbürste, die ist auch ein bisschen kleiner!" "Dann versohl' ich dir damit eben den Hintern, du freches Gör!" Smoker holte aus und versuchte das nasse Ende mit den Zotteln auf den Allerwertesten des Schwarzhaarigen klatschen zu lassen, doch der wich natürlich aus. "Bleib gefälligst stehen, wenn ich dich bestrafen will!", fluchte der unbedeutend Kleinere. Ace hüpfte über den Eimer mit Wasser – Smoker natürlich hinterher, der ihn dabei umstieß – und rannte durch das ganze Zimmer. Da Smoker dabei immer hinter ihm war und dabei wild mit dem Mob herumfuchtelte, war bald der ganze Raum bespritzt, die beiden Streithähne eingeschlossen. Smoker holte gerade zu einem erneuten Schlag aus, der diesmal wohl getroffen hätte, als ihm ein Schemen vor dem Fenster auffiel. Er zögerte und verfehlte Ace, der sich verwundert umdrehte. Er war sicher gewesen, im nächsten Moment einen klitschnassen Rücken zu haben. Er folgte Smokers entsetztem Blick aus dem Fenster. Bei dem Weißhaarigen ratterten mittlerweile die Zahnräder. Da kam Hina! Sie durfte ihn auf gar keinen Fall hier und so sehen! Nicht mit einem Wischlappen in der Hand und auch nicht in dieser Schürze; zu der Ace erstaunlicherweise noch nichts gesagt hatte… Sein Blick schweifte zu den Kabinen. Da drin könnte er sich verstecken, aber was war mit Ace? Würde er ihn hier einfach stehen lassen, würde er… In der Zeit, in der Smoker gedacht hatte – er hatte ziemlich schnell gedacht – war Hina bereits an der Tür und drückte die Klinke von außen hinunter. Kurzer Hand packte Smoker Ace am Kragen, schob ihn in die nächste Kabine und schloss die Tür hinter sich. "Hey-!", wollte Ace protestieren, wurde jedoch von Smokers Hand, die sich auf seinen Mund legte, unterbrochen. "Psst", zischte der Weißhaarige und drückte den anderen gegen die Toilettenwand. Ace wurde augenblicklich still. Diese Situation verwirrte ihn; dem anderen auf einmal so nah zu sein. Es war merkwürdig, seinen Herzschlag zu spüren und seinen Duft einzuatmen, den Körper des anderen auf einmal gegen den seinen gepresst zu fühlen… Moment! Seine Gedanken nahmen gerade andere Formen an, als sie sollten! Immerhin… waren sie ja noch angezogen. Er spürte keineswegs die nackte, verschwitze Haut Smokers unter seinen Händen, sondern… das ziemlich hautenge, ärmellose Shirt, das er immer unter seiner Jacke trug. Ace wurde leicht rot im Gesicht und senkte den Blick. Der andere durfte auf keinen Fall merken, dass er bei dieser Szene auf solch perverse Gedanken kam! Doch durch das Kopfsenken hatte er Smokers Aufmerksamkeit, die bis eben Hina und ihren Gemecker galt, das wiederum dem umgestoßenen Wassereimer und dem gefluteten Boden galt, auf sich gelenkt. "Hey, was ist los?", flüsterte er und nahm die Hand von Ace' Mund. "Nichts", zischte der. "Was soll schon sein?!" "Keine Ahnung, sonst würd' ich ja nicht fragen!" "Nichts ist!", fauchte der Schwarzhaarige. "Nimm lieber deine Hände von mir!" Er schlug die andere Hand, die immer noch auf seiner Brust ruhte, weg und stieß ihn von sich. "Hey!", protestierte der Weißhaarige. "Was hab' ich denn jetzt schon wieder gemacht?" "Du brauchst gar nichts zu machen, deine bloße Anwesenheit stresst!" "Ach ja? Das Kompliment kann ich nur zurückgeben, du Nervensäge!" "Suchst du Streit, du Gorilla?!" "Wen nennst du eine Gorilla, du Ratte?!" Und nachdem sie sich eine Weile mit mühsam gesenkter Stimme angezischt hatte, riss bei Ace der Geduldsfaden. "Halt doch die Klappe", schimpfte er und holte aus. Doch sein Schlag wurde geradezu spielerisch abgefangen. Wütend holte er auch mit der anderen aus, doch auch diese Attacke ging ins Leere und schon bald stand Ace an der Wand, seine Hände links und rechts neben seinen Kopf gedrückt. Nachdem er seinen Schock, dass Smoker wohl doch um einiges stärker war als er, überwunden hatte, begann er wild zu zappeln und um sich zu treten. Es entstand ein ziemliches Gepolter, das selbst Hina auffiel. Sie schaute kurz zu der entsprechenden Kabine, gab einen empörten Laut von sich und machte, dass sie die Toilette verließ. 'Was ist bloß aus dieser Schule geworden? Eine Vergnügungsanlage, in der in jeder Ecke gevögelt wird?', dachte sie sich noch kopfschüttelnd, als sie die Tür hinter sich schloss. Derweil war es in der Kabine zu einer ausgewachsenen Rangelei ausgeartet, bei der Ace irgendwann wohl doch eine ziemlich empfindliche Stelle traf und Smoker sich auf die Kloschüssel sinken ließ. "Ups… Also da wollt' ich dich nicht treffen, ehrlich", entschuldigte sich Ace und beugte sich zu Smoker runter. "Klar, wer's glaubt", stöhnte der. "Hey, das kannst du mir glauben, wenn's um die Männlichkeit eines Mannes geht, versteh' ich keinen Spaß! Da sollten nur… bestimmte Personen randürfen", versicherte Ace. "Ach ja? Und was, wenn du bei mir zu diesen Personen gehörst?" Diese Frage brachte den Schwarzhaarigen völlig aus dem Konzept, was auch deutlich an dessen Gesichtszügen zu sehen war. Smoker merkte, wie er den Kleinen – auch wenn Ace größer war als er – damit verunsichert hatte. "Hey, jetzt mach dir mal keinen Kopf. Da hast du mich eh nicht getroffen! Aber am Schienenbein tut's mindestens genauso weh", beruhigte er ihn. Ace' Gesichtszüge wechselten schlagartig von überrumpelt zu stinksauer. "Was sollte der ganze Mist dann?!", brauste er auf und verpasste Smoker eine ordentlich Kopfnuss. "Au!" "Hab", noch eine Kopfnuss, "dich", und noch eine, "nicht", Kopfnuss, "so!", Kopfnuss. "So was kann Mann auch wegstecken, ohne gleich winselnd zu Boden zu gehen! Du bist doch nu' auch kein Schwächling; aber ein Weichei, wie mir scheint! Das Schienbein! Man, ich hab' sonst was gedacht!" Etwas außer Atem von seiner Schimpftirade stand er jetzt vor Smoker, der den Blick schuldbewusst gen Boden gerichtet hatte. "Ich konnte ja nicht wissen, dass du gleich sonst was denkst", murmelte er. Die Hände hatte er auf seinen Hinterkopf gelegt, der tat inzwischen mehr weh als sein Bein. Die beiden standen – oder eher Ace stand und Smoker saß – sich eine Weile schweigend gegenüber, bis Smoker diese unangenehme Stille unterbrach. "Ähm… ich glaub, wir können jetzt wieder raus. Hina is' weg…" Ace drehte sich um und öffnete die Tür. Der Weißhaarige erhob sich und folgte ihm nach draußen. "Was sollte der Mist eigentlich?", fragte Ace schließlich. Er hatte sich gegen die Wand gelehnt und beobachtete Smoker, der sich etwas verlegen die Hand in den Nacken legte. "Also… ich wollte eigentlich nur nicht, dass Hina mich hier sieht…" "Und warum musste ich dann auch in die Kabine?" Mist! Jetzt musste er sich etwas einfallen lassen! Er konnte ja schlecht sagen, dass er es nur getan hatte, damit Ace keinen Ärger bekam. "Also… ich… ich hab' dich da mit reingezerrt, damit… … du mich nich' verpetzt!" "Aha." Besonders glaubwürdig klang das ja nicht, aber Ace wollte auch nicht weiter nachhaken. Stattdessen meinte er: "Du weißt aber schon, dass sich das eh rumspricht?" Smoker nickte. "Klar, aber mit Hina spricht keiner, also wird sie's auch nicht erfahren." Ace grinste. "Wo du recht hast, hast du recht…" Er ging zur Tür und öffnete diese. Smoker folgte ihm. "Aber es gibt Leute, die sind ganz gemein", verwundert sah der Weißhaarige auf. "Und die…", Ace machte sich bereit, jeden Augenblick loszurennen, "…würden sogar mit dieser Schreckschraube reden, um dir eins Auszuwischen!" Eine Millisekunde brauchte Smoker, um die Worte richtig zu verstehen, dann wetzte er auch schon hinter Ace her. "Das wirst du nicht tun!", brüllte er und verfolgte den anderen über den ganzen Schulhof – immer noch mit seiner Schürze bekleidet… Es wurde noch ziemlich lange über dieses durchaus lustige Bild geredet, doch spätestens eine Woche später geriet es für Zorro und mehr noch für Sanji erst mal in Vergessenheit… Eigentlich war es nur ein Streit, etwas, das nicht nur die beiden im Schlaf vom Zaun brechen konnten, sonder was für beide ja so langsam zur Routine und eigentlich schon ermüdend wurde. Doch dieses Mal sollte das ganze nicht so berauschend für Sanji ausgehen… Sie waren die letzen im Klassenraum gewesen, weil sie eben denselben sauber machen sollten. Zorro war wieder so ausgerastet, weil Sanji wieder an sein Schwert gegangen war, das dieser nahezu immer mit sich herumschleppte. Er hatte es zum Fegen auf seinem Platz zurückgelassen und eigentlich wollte der Blonde nur mal einen genaueren Blick darauf werfen, konnte es sich aber nicht verkneifen, Zorro gleichzeitig etwas aufzuziehen. "Was kann an dem ollen Blechding schon so toll sein?", hatte er gefragt und damit auch sofort nicht nur Zorros Aufmerksamkeit sondern auch dessen Aggressionen auf sich gelenkt. Der Grünhaarige hatte es ihm aus der Hand gerissen und ihn beiseite gestoßen. Und dann hatten sie mal wieder angefangen sich zu streiten, wobei Zorro Sanji als Kiffer und Schornstein beschimpfte und Sanji andersherum Zorro als Berserker und hirnloser Affe betitelte. Das Ganze ging so weit, dass sie sich auf dem Boden herumwälzten und immer einer versuchten, den anderen am Boden festzunageln, wobei einige der Tische und Stühle beiseite geschoben wurden, sodass alsbald eine freie Fläche von ihrem Kampf geblieben war, in der sie sich nun weiter bekriegten. Ein Tritt in Zorros Seite ließ den kurz aufstöhnen und unachtsam werden, sodass er noch den ein oder anderen Angriff mit Sanjis Knie in seinen Magen über sich ergehen lassen musste. Doch die Tatsache, dass Zorro mit einer schnellen Bewegung Sanji von sich herunter werfen konnte, brachte diesen aus dem Konzept. Und im nächsten Moment saß Zorro auch schon auf ihm, unterhalb des Beckens, dass er nicht wieder hochkommen konnte und vor allem, dass er ihm nicht sein Knie von hinten in den Rücken rammen konnte. Das Ganze erinnerte den Blonden ziemlich stark an die Szene von vor einigen Tagen im Duschraum, wo er letzten Endes von Smoker 'gerettet' wurde… "Tja, jetzt liegst du da. – Wehrlos!", höhnte Zorro. "Ohne deine Beine bist du ein Nichts. Mit deinen Händen greifst du nicht an, dafür bin ich dir wohl zu schade, was? Pech für dich, mir macht es nichts aus, meine Fäuste für mich sprechen zu lassen." Und im nächsten Moment hatte der Schwertkämpfer auch schon ausgeholt. "Warte!", rief Sanji plötzlich, die Augen voll böser Vorahnung zusammengekniffen. Doch als er nichts spürte, öffnete er sie vorsichtig wieder. Zorro hatte seine Attacke doch tatsächlich gestoppt, seine Faust schwebte nur ein paar Millimeter über seinem Gesicht. 'Nun sag auch was, du Idiot!', forderte Sanji sich selbst in Gedanken auf, allerdings fiel ihm nichts Gescheites ein… "Was ist?", fragte Zorro spöttisch. "Hat dich die Angst gepackt? Willst du jetzt um Gnade winseln?" "Das kannst du vergessen", fauchte Sanji. "Dich würd' ich nie um was bitten, selbst wenn es nur der Salzstreuer am anderen Ende des Tisches wär'!" … 'Sehr gescheit…' "Na, wenn das so ist…" Zorro zuckte nur mit den Schultern, dann holte er erneut aus. 'Nun mach' schon, Sanji! Hab' dich nicht so! Das eine Mal!' Zorro genoss es, den anderen so hilflos unter sich zu sehen. Mit einem Grinsen im Gesicht sauste seine geballte Hand auf den Blonden hinab – um im nächsten Moment Sanjis Faust im Magen zu haben – und dafür, dass dieser sie nie zum Kämpfen einsetzte, war der Schlag mehr als kräftig gewesen. Zorro stütze sich, leicht nach Luft ringend, links neben Sanji auf den Boden. Mit der Rechten hielt er sich seinen Bauch. "Na warte, du verlogenes Stück Aas!", schimpfte er und hatte einen Augenblick später auch schon Sanjis Hände gepackt. Zufrieden grinsend drückte er sie über den Kopf des Koches auf den Boden. Da er so allerdings nicht mehr auf dessen Hüfte sitzen und somit dessen Beine nicht länger stillhalten konnte, da er zu klein war, kniete er sich kurzerhand auf sie. "Argh! Bist du beklopp?! Das tut weh!", beschwerte sich Sanji lautstark und versuchte Zorro von sich runter zuwerfen. "Dann hab' ich ja genau das erreicht, was ich wollte", entgegnete Zorro und drückte seine Knie fester gegen das Becken des Unterliegenden. Sanjis verzweifelte Befreiungsversuche brachten ihm höchstens noch den ein oder anderen blauen Fleck in seiner Hüftregion ein, das war's aber auch. "Zapple ruhig weiter, mich soll's nicht stören. Du tust dir damit nur selber weh", murmelte Zorro. Sanji hielt augenblicklich still. Der Grünhaarige beugte sich mit seinem Oberkörper runter und kam mit seinem Kopf zum Gesicht Sanjis. Als sein Mund auf der Höhe des Ohres des Blonden war, stoppte er. "Aber weißt du, was noch viel mehr wehtut?", flüsterte er. Er legte Sanjis Handgelenke in seine rechte Hand, mit der linken fuhr er Sanjis Arm und Seite entlang, hielt auf Brusthöhe inne, ließ sie nach innen weiter wandern und platzierte sie schließlich auf Sanjis Brust. "Wenn ich dich hier mit dem Ellenbogen richtig treffe, bist du sofort ohnmächtig." Er fuhr mit seiner Hand weiter, das Brustbein entlang. "Hier ebenfalls." Er fuhr weiter nach unten und ein kleines Bisschen nach links. "Hier in etwa sitz die Spitze deiner Lunge, da passiert das Selbe." Er fuhr noch weiter, nun ein bisschen nach rechts. "Treffe ich dich hier, brech' ich dir die Rippen." Er ließ seine Hand weiter nach unten gleiten und hielt auf Sanjis Bauch an. "Hier wirst du wieder bewusstlos." Während er bis eben starr auf den Körper des Blonden geschaut hatte, hob er nun seinen Kopf. Er grinste flüchtig, als er Sanjis leicht nervösen Blick sah. Er hob seine Hand und legte sie behutsam auf Sanjis Herz. "Und wenn ich dich hier treffe", flüsterte er, "dann bin ich dich ein für alle Mal los…" Der Blonde schluckte leicht beunruhigt. "Das traust du dich doch eh nicht", brachte er schließlich hervor, war sich bei seinen Worten allerdings selber nicht ganz sicher. "Ach nein? Sollen wir's ausprobieren?" Sanji starrte Zorro ungläubig an, als im nächsten Moment auch schon die Tür geöffnet wurde. … "Ach, Jungs, wie oft muss ich's denn noch sagen", meckerte Smoker augenblicklich los. "Ich hab' nichts dagegen, wenn ihr eure Triebe ausleben wollt. Ihr seid Teenager, da ist das normal, aber verdammt noch mal nicht überall! Das hier ist ein Klassenraum und bei weitem der falsche Ort. Sucht euch gefälligst was, wo ihr ungestört seid! – Raus hier, alle beide!" Zorro ließ Sanjis Handgelenke los und richtete sich auf. Zu Smokers Ermahnung sagte er nichts, nur an Sanji richtete er noch ein paar Worte, bevor er verschwand: "Ich krieg' dich noch." Der Blonde konnte Zorro nur hinterher starren, ehe er dann auch wieder auf die Beine kam. "Entschuldigen Sie, Sensei", nuschelte er und machte auch, dass er das Weite suchte und dieses Weite sollte sehr weit weg von Zorro sein! Smoker blieb noch eine Weile reglos im Raum stehen. Er war sich fast sicher, dass diese Situation und auch die Szene vor ein paar Tagen im Duschraum, nichts mit einer Liebesbeziehung zwischen Zorro und Sanji zu tun hatten. Er machte sich auch ein bisschen Sorgen darüber, was passieren würde, wenn Zorro sich wirklich einmal einen Ort suchen würde, wo die beiden ungestört waren… Vielleicht war es an der Zeit sich doch Sorgen zu machen und sich mit den anderen Lehrern zu beraten… Vielleicht. Sanji suchte sich solch einen ungestörten Ort vorerst lieber ohne Zorro und dort verkroch er sich auch den restlichen Tag über. Zorro schien das Gleiche vorzuhaben, erst mal irgendwohin, wo er den Blonden vorerst nicht sehen musste. Frühestens beim Abendessen wieder. Doch auch diese Begegnung blieb ihm erspart, da Sanji nicht vor hatte aufzutauchen. Doch an ihn erinnert wurde er trotzdem. "Hey, Zorro. Wo hast du Sanji gelassen?", fragte Nami, nicht wissend, was sie damit in Zorro auslöste. "Was weiß ich, wo der Kartoffelputzer steckt, ist mir auch egal!", wurde sie angeblökt. "Ich dachte ja nur, du hättest was gehört, schließlich teilt ihr euch ein Zim-" "Na und?", unterbrach Zorro sie barsch. "Hat das irgendwas zu sagen? Von mir aus kann er verschwunden bleiben, ich wär' der Letzte, den das stören würde!", hinter seinem Geschrei verbergend, dass er sich vielleicht doch etwas Sorgen machte. Er war eventuell etwas weiter gegangen als beabsichtigt… "Is' ja gut", murmelte Nami und wand sich wieder ihrem Abendessen zu. Als Zorro später am Abend in ihr gemeinsames Zimmer kam, fand er es leer vor. Kein Sanji, der am offenen Fenster stand und rauchte, wie es meistens der Fall war. Immer ein guter Grund, um mit dem Blonden einen Streit anzufangen. Aber auch, wenn er nicht hier war, so wie immer, das hatte doch alles nichts zu sagen. Vielleicht hatte er ja noch etwas zu erledigen gehabt und deswegen das Abendessen verpasst und jetzt… und jetzt hatte er vielleicht immer noch etwas zu erledigen, was ihn daran hinderte, die Bettruhe einzuhalten. Zorro schaute auf seinen Wecker, der auf dem Nachtschränkchen neben seinem Bett – oder eher neben dem für ihn aufgebauten Futon, der als Bettersatz diente – stand. 23:47 blinkte es auf der Anzeige. 'In einer Viertelstunde müssen die Lichter ausgeschaltet werden, bis dahin wird er schon wieder zurück sein', dachte er sich und verschwand auf ihrer kleinen Toilette mit dem Waschbecken, dem Klo, der zu dieser Jahreszeit abgedrehten Dusche und einem kleinen Schränkchen für Waschzeug. Als er dann um zwölf Uhr auf seinen Futon krabbelte, war Sanji immer noch nicht da. 'Der Kerl wird schon kommen.' Und damit verschwand Zorro unter seiner Bettdecke. Auch, wenn der blonde Idiot den Schlaf nicht zu brauchen schien, für ihn war er schier überlebens-wichtig. … Bevor er sich allerdings diesem überaus bedeutsamen Teil seines Tagesablaufes widmete, drehte er sich kurz zu seinem Wecker um. Wenn der Kerl um zwei Uhr immer noch nicht wieder da war, dann konnte er ja mal nach ihm sehen – natürlich nur, um sicherzugehen, ob er sein Zimmer jetzt wieder für sich alleine hatte! Gegen halb zwei kam Sanji schließlich ins Zimmer geschlichen, ganz vorsichtig und leise, um Zorro nicht zu wecken. Er zog sich nur Schuhe, Hose und Jackett aus, dann schlüpfte er unter die Bettdecke. Mit dem Rücken zur Zimmermitte kuschelte er sich ein und wärmte sich erst einmal auf. Es war draußen mittlerweile doch ganz schön kalt gewesen. Nur langsam kroch die Wärme in seine Glieder zurück und vertrieb die Kälte, die sich in seinen Knochen eingenistet hatte. Und als es dann endlich schön mollig warm und angenehm war, … konnte er nicht schlafen. Und als er endlich nach einer halben Ewigkeit in einen leichten Dämmerschlaf gefallen war, ließ ihn ein Piepen wieder hochschrecken. Genervt schaute er rüber zu Zorro, dessen Wecker es war, der ihn jetzt am Schlafen hinderte. Der Schwertkämpfer rührte sich erst gar nicht, dann wurde er allmählich wach und schaltete das nervtötende Piepen ab. Der Grünhaarige überlegte kurz, warum um alles in der Welt er sich dieses beschissene Teil um diese Uhrzeit gestellt hatte, bis ihm wieder einfiel, dass er doch überprüfen wollte, ob der Blonde ihr Zimmer doch noch wiedergefunden hatte. Verschlafen schaute er rüber zu dem Bett des anderen. Er konnte vage die Umrisse einer Gestallt erkennen, die nun im Bett lag. Beruhigt ließ er sich wieder in die Kissen sinken, stellte den Wecker auf sieben Uhr dreißig und schlief weiter. Sanji bekam nun überhaupt kein Auge mehr zu. Er wälzte sich immer wieder von der einen Seite auf die andere, dann versuchte er ganz still liegen zu bleiben, fing sogar an, Schäfchen zu zählen, doch schon bald hüpften die flauschigen Bällchen über einen Kopf mit grasgrünen Haaren. Es half alles nicht, er musste immer wieder an diesen Idioten denken! Und es hallten ihm andauernd Zorros Worte im Kopf wieder. 'Ich krieg' dich noch', hatte er gesagt und war dann verschwunden. Mittlerweile war ihm alles andere als kalt, und er wünschte sich, dass es in diesem Zimmer nicht mehr ganz so heiß war. Nach einer ganzen Weile, in der er alles Mögliche versucht hatte, um einzuschlafen, erhob er sich schließlich, schnappte sich leise seine Zigaretten vom Nachttisch und verschwand. Draußen auf dem Flur streckte er sich kurz und zündete sich eine Zigarette an. Er wusste, dass man im Haus nicht rauchen durfte, also machte er sich auf den Weg, den Gang entlang, nach draußen. Dort war es wieder herrlich kühl im Gegensatz zu ihrem stickig warmen Zimmer. Sanji setzte sich auf die Steintreppe und genoss die Stille. Nicht, dass es in ihrem Zimmer nicht auch still gewesen wäre, vom Piepen des Weckers mal abgesehen, so war es hier draußen doch etwas anderes. So ganz ohne Zorro. Müde lehnte der Blonde sich zurück, zog noch einmal an seiner Zigarette und starrte dann in den dunklen Himmel, wo vereinzelt Sterne durch die Wolkendecke blinkten. "Kannst du nicht schlafen?", wurde er plötzlich aus den Gedanken gerissen. Erschrocken sprang Sanji auf, in der Annahme, dass Zorro hinter ihm stand, doch dem war nicht so. "Ach du bist es, Ruffy… Nein, nicht wirklich…" Der Blonde seufzte und setzte sich wieder, Ruffy nahm neben ihm Platz. "Ist es wegen Zorro?", fragte der Schwarzhaarige schließlich. "Woher weißt du das?" Der Schwarzhaarige hob die Schulter hoch und ließ sie wieder sinken. "Hab' ich mir so gedacht", antwortete er. Als Sanji nichts dazu sagte, fing er selber wieder an zu reden: "Weißt du, manchmal hilft es, wenn man mit anderen über seine Probleme spricht. Es ist nicht gut, immer alles in sich hineinzufressen." Ruffy überraschte ihn. So etwas aus seinen Mund, damit hätte er nicht gerechnet. Aber er hatte den aufgedrehten Nimmersatt schon öfters unterschätzt… "Du hast Recht", gab er schließlich zu. "Es ist eigentlich nichts Besonderes, wir haben uns gestritten, wie immer eigentlich, aber diesmal war es doch anders. Er war so komisch. Er hat mir richtig Angst gemacht", gestand Sanji. "Hat er dich wieder geschlagen? Tut dir was weh?", wollte Ruffy besorgt wissen. "Nein, er hat mich nicht geschlagen, nicht ein Mal. – Aber ich ihn. Und dann, dann hat er gedroht, mich umzubringen…" Ruffy schwieg nach dieser Aussage eine Weile, dann meinte er: "Zorro ist ziemlich temperamentvoll und manchmal spricht er schneller, als er denkt." "Mag schon sein", antwortete Sanji, "aber er war so ruhig und … ernst, ganz anders als sonst." "Mach dir mal keine Sorgen. Bis jetzt hat er schon jedem mal gedroht, ihn durchzuschneiden. Und der Großteil lebt noch", versuchte Ruffy ihn zu beruhigen. "Er hat mir nicht mit seinen Schwerter gedroht", flüsterte Sanji. "Er meinte nur, wenn er mich hier trifft", er legte seine Hand auf sein Herz, "dann wär' er mich endlich los." Ruffy schaute ihn nachdenklich an. "Er wollte dir bestimmt nur ein bisschen Angst machen", beruhigte er ihn dann erneut, war sich seinen eigenen Worten aber nicht ganz sicher. Sanji hatte schon recht, solch ein Verhalten von Zorro, das war merkwürdig und auch etwas angsteinflößend. Nachdenklich blickte er in den Sternenhimmel. Nach einer Weile meinte er dann wieder fröhlich: "Hey, was hältst du davon, wenn wir Zorro dafür ein bisschen auf den Arm nehmen? Das wird bestimmt lustig!" "Was hast du vor?", wollte Sanji wissen. Er war schon neugierig, was der Kleinere sich ausgedacht hatte – und abgelenkt von Zorros Worten. Ruffy grinste, schon hatte er den Blonden auf andere Gedanken gebracht. "Wann steht Zorro auf?", fragte Ruffy, anstatt ihm zu antworten. "Äh, so gegen viertel vor acht, wieso?" "Okay, hör zu! Du gehst jetzt zu mir ins Zimmer und schläfst erst mal dort, einverstanden?" Sanji nickte kurz und Ruffy erklärte weiter: "Um spätestens zwanzig vor acht musst du draußen auf dem Gang sein und darauf warten, dass Zorro rauskommt…", den Rest flüsterte er Sanji ins Ohr. Nachdem sie ihren Plan durchgesprochen hatten, hüpfte Ruffy zu Zorro ins Zimmer und Sanji verschwand bei Lysop. Am nächsten Morgen, als der Wecker piepte, war Zorro mehr als müde. Und das alles nur, weil er ja mitten in der Nacht auch unbedingt nach diesem blöden Koch schauen musste. Murrend erhob er sich, ging an dem noch schlafenden Sanji vorbei, der sich unter seine Bettdecke zurückgezogen hatte und verschwand im Bad. Als Zorro mit dem Waschen fertig war und wieder ins Zimmer kam, lag Sanji noch genauso da, wie zu der Zeit, als er gegangen war. Zorro ließ kurz seinen Blick über die eingewickelte Gestalt wandern, dann begab er sich zu seinem Kleiderschrank und zog sich an. Ihm konnte es ja egal sein, ob der Kleine das Frühstück verpassen würde oder nicht. Mit diesem Gedanken verließ er ihr Zimmer und trat auf dem Flur. Er hatte gerade die Tür hinter sich geschlossen, als ihm eine wohlbekannte Stimme einen guten Morgen wünschte. Im Zimmer sprang Ruffy aus dem Bett und legte die Bettdecke mehr oder weniger ordentlich auf das Bett. Dann lief er zum Fenster, dass er heute in der Nacht bereits geöffnet hatte und verschwand daraus in sein eigenes Zimmer, wo Sanji das Fenster ebenfalls in der Nacht geöffnet hatte. "Was machst du hier?", fragte Zorro verblüfft. Hatte der Blonde nicht gerade eben noch in seinem Bett gelegen und geschlafen? "Was soll ich schon hier machen? Ich hab' auf dich gewartet", antwortete Sanji und grinste. "Aber du warst doch…", Zorro drehte sich um und schaute zur geschlossenen Tür. "Warte hier!", befahl er dann und verschwand wieder im Zimmer. Sanji tat alles andere, als auf Zorro zu warten. Er flitze in Ruffys Zimmer, wo der schon auf ihn wartete. Mit dessen Hilfe entledigte er sich Hose und Hemd, kletterte aus dem Fenster und hielt sich von außen fest. Zorro hingegen starrte nun ungläubig das leere Bett mit der halbwegs ordentlich zusammen-gelegten Bettdecke an. "Aber…das kann doch nicht sein", stotterte er und drehte sich zu Sanji um, der allerdings nicht mehr hinter ihm stand. Verwundert verließ er das Zimmer wieder und schaute links und rechts den Gang entlang. "Sanji?" Der Blonde, der noch außen an der Hauswand hing, hangelte sich zum Fenster seines Zimmers und kletterte durch dieses hinein. Schnell sprang er in sein Bett und schlüpfte unter die Bettdecke. Noch kurz die Haare ein bisschen verwuscheln und möglichst verschlafen aussehen … fertig! Genau in dem Moment, in dem Sanji die Augen schloss, drehte Zorro sich wieder um. Überrascht riss er die Augen auf, als er Sanji im Bett liegen saß, friedlich schlafend. Kopfschüttelnd ging er hinüber zum Bett. Grob rüttelte er den andern wach, um dann sofort zu fragen: "Wie kommst du in das Bett?" Sanji schaute ihn mit nur halb offenen Augen an. "Bist du bekloppt?", murmelte er. "Mich mitten in der Nacht zu wecken?!" "Es ist nicht mitten in der Nacht und du musst eh aufstehen! Also, wie kommst du in dieses Bett?" Sanji rieb sich müde über die Augen. "Ich werd' wohl drin eingeschlafen sein", antwortete er dann und schlug die Bettdecke beiseite, um aufzustehen. "Aber du warst doch eben draußen auf dem Gang!" Sanji schaute ungläubig nach oben. "Hast du was genommen?" "Nein, hab' ich nicht", blaffte Zorro. "Ich hab' genau gesehen, wie du eben da standest! Du hast sogar geredet!" "Ach ja, hab' ich das? Was hab' ich denn gesagt?" "Na, du hast 'Guten Morgen' gesagt und das du auf mich gewartet hast!" "Das hättest du wohl gerne, dass ich dir Guten Morgen sage. Junge, du hast geträumt! Und das mit offenen Augen, wie's scheit. Als ob ich je auf dich warten würde!" Mit diesen Worten ließ er einen ziemlich verdatterten Zorro einfach stehen, zog sich seine Hose an, schlüpfte in seine Schuhe, warf sich sein Hemd über und verließ den Raum. Draußen wartete bereits Ruffy auf ihn. "Morgen, Sanji! Morgen, Zorro!", rief er gut gelaunt und ging dann mit Sanji mit. Zorro starrte den beiden eine Weile nach, bis er sich dann umdrehte, sich wieder auf seinen Futon legte, den Wecker auf neun Uhr vierzig stellte und die Augen schloss. Er war einfach nur übermüdet, weiter nichts. Es würde ihm bestimmt besser gehen, wenn er einfach noch ein bisschen dösen würde, egal ob er so das Frühstück verschlafen würde oder nicht. Und in der ersten Stunde hatten sie Latein, das konnte er eh nicht leiden, also gleich mit verschlafen… mikan... ı1. Kapitel – Die Wette [~2005-04-21 – Thursday~] Auch, wenn Zorro sich eigentlich vorgenommen hatte, pünktlich zu Geschichte in der zweiten Stunde im Klassenraum zu erscheinen, war er tatsächlich erst zu Physik in der dritten Stunde im Physikraum. Die Stunde Schlaf noch einmal oben drauf, hatte ihn den Schock in der Frühe recht gut verkraften lassen. Dafür musste er sich aber von Professor Klahadore vor der versammelten Klasse zur Schnecke machen lassen, da das Fehlen in den ersten beiden Stunden unverantwortungsbewusst und unentschuldbar war! – Nachsitzen in der Siebten sollte das wieder ausgleichen… Mit einem Seufzen gab sich der Grünhaarige geschlagen und verzog sich auf seinen Platz in der hintersten Reihe und lauschte dem Professor, der etwas über Mechanik erzählte – wenn er das richtig in Erinnerung hatte… Er war aber auch nicht besonders erpicht darauf, seinen Wissenstand über den aktuellen Unterrichtsstoff aufzufrischen, viel lieber schielte er zu dem Blonden hinüber, der rechts zwei Reihen vor ihm saß. Ähnlich wie Zorro, war auch er nicht ganz bei der Sache. Und während Zorros Gedanken um Sanji kreisten, kreisten die seinen um genau den grünen Schwertkämpfer, der ihn gerade beobachtete. Es wurmte ihn doch mehr, als er sich eigentlich eingestehen wollte, dass der andere ihm immer öfter überlegen war. In letzter Zeit war er eigentlich aus keinem Streit als Sieger hervorgegangen. Die ganze Zeit, in der er jetzt schon hier auf dem Internat war, war meistens er das Opfer gewesen – so gut wie immer von Zorro besiegt. Unwillkürlich musste er an Robin denken, die ihn hinsichtlich einer Hackordnung schon vorgewarnt hat, dass nicht unbedingt er der Austeilende sein würde. Doch dass es so deprimierend werden würde, hatte er nicht erwartet. Und so langsam nagte es an seinem Ego, ständig unterlegen zu sein. Er war schwächer als der andere, vielleicht nicht ein mal viel, aber es reichte aus, um ihn immer wieder bloß zu stellen. Und mittlerweile machte ihm das ganz schön zu schaffen. Er wollte auch endlich mal beweisen, dass er kein Schwächling war, dass er es auch mit Zorro aufnehmen konnte. Er wollte diesem bescheuerten Morimo endlich auch mal eins Auswischen! Allerdings war das leichter gesagt – oder gedacht – als getan. Er konnte sich den Kopf darüber zerbrechen, wie er Zorro herausfordern musste, um am Ende als Sieger dazustehen. Bei einem normalen Kampf hatte Zorro schon bewiesen, dass er ihm überlegen war und wenn sie beide mit ihren bevorzugten Waffen kämpften, war es wieder er, der unterlegen war. Also blieb ihm nur noch etwas übrig, was eher einem Wettkampf glich. Ein Wettlauf vielleicht – auf jeden Fall nichts, was mit Gewichten zu tun hatte, Wettsaufen war auch schlecht und alles, wo es hauptsächlich auf Kraft ankam, konnte er auch vergessen. Auf ein Wissens- oder Knobelspiel würde der andere sich vermutlich nicht einlassen. Nein, er brauchte etwas, wo er sich Chancen ausrechnen konnte, der andere aber nicht damit rechnen würde, zu verlieren. Nur so würde er ihn dazu überreden können, gegen ihn anzutreten und nur so wäre es für Zorro richtig erniedrigend und nur so würde er ihn richtig treffen können – etwas an der großen Mauer aus Stolz kratzen und sie vielleicht zum Einsturz zu bringen. Mehr wollte er ja gar nicht! … Im Endeffekt würde er sich ja auch damit zufrieden geben, den anderen einmal wanken zu sehen… Nur leider fehlte ihm dafür immer noch die passende Disziplin… Eine Sportart wäre am Besten. Volleyball, Handball und Basketball fielen schon mal weg – alles Ballspiele, für die man die Hände benutzte und somit für Sanji verhasste Spiele. Fußball wäre natürlich hervorragend, so gut wie alles war zum Spielen des Balles erlaubt, nur Schultern, Arme und Hände nicht. Allerdings war Fußball einer gegen einen etwas problematisch und würde man ein Elfmeterschießen veranstalten, würde ja wieder das Problem mit den Händen auftauchen, da er ja dann im Tor stehen müsste. Es war zum Haare ausreißen. Ihm fiel einfach nichts ein. Und das Gequassel von Fliegkräften vorne an der Tafel half ihm auch nicht sonderlich, sich auf das im Moment für ihn am Wesentlichste zu konzentrieren. Genervt schaute Sanji von seinem Heft auf, um zur Abwechslung mal zur Tafel zu schauen und eventuelle Ergänzungen von derselben abzuschreiben. Dabei fiel ihm ihr Lehrer auf, der gerade mit einem Tischtennisball die Flugbahn eines Körpers um den Massenpunkt verdeutlichte. Und wie für einige das der Gedankenblitz war, wie sie den ganzen physikalischen Vorgang zu verstehen hatten – wie es eigentlich auch gedacht war – hatte Sanji einen ganz anderen Blitz. Tischtennis! Das war es! Man hatte die Kelle zwar in der Hand, aber besondere Verletzungsgefahr bestand keine. Es war auch nicht zu speziell auf die Füße ausgerichtet, sodass Zorro nicht sofort Verdacht schöpfen und auf ein Duell eingehen würde. Blieb nur noch die Frage, ob er dann auch noch im Vorteil war… Aber geschickt mit den Händen war er, Tischtennis war auch kein unbekanntes Spiel und hinsichtlich seiner Reaktionsfähigkeit sah es bei ihm ja auch nicht schlecht aus. Im Gegenzug war Zorro aber auch nicht gerade langsam… Und wenn er richtig ausholte, konnte der Ball bestimmt die eine oder andere Spitzengeschwindigkeit annehmen… Sorgfällig ging Sanji alle nur möglichen relevanten Punkte durch, die einen Sieg beeinflussen würde, wie zum Beispiel Wendigkeit, Schlagkraft und Präzision – und kam zu dem Schluss, dass er eigentlich gute Chancen hatte, den anderen zu schlagen. Zufrieden mit seinem Ergebnis sah er auf, um die restlichen fünf Minuten den Erklärungen Kuros zu lauschen. Der war gerade dabei zu erläutern, was passierte, wenn die Zentrifugalkraft plötzlich nicht mehr wirken sollte. Mit verärgertem Blick hatte er dabei Zorro ins Auge gefasst, der verträumt die Wand hinter Sanji anstarrte. Der Lehrer zielte und warf ihm den Tischtennisball an den Kopf. "… verlässt er seine Kreisbahn und fliegt tangential weiter – in diesem Falle solange, bis er auf ein Hindernis trifft. Ich wäre dankbar, wenn Ihre Aufmerksamkeit jetzt wieder dem Unterricht gewidmet wäre." Da in dem Moment, in dem er die Worte aussprach, der Unterricht zu Ende war, behielt er Zorro noch zum Fegen des Raumes da. Da half dessen genuscheltes "Gomen…" auch nichts und er sammelte den Ball auf und fügte sich in sein Schicksal. Sanji hingegen konnte den Raum unbehelligt verlassen, obwohl er mindestens genauso abgelenkt gewesen war wie der andere. Doch mehr als ein schadenfrohes Grinsen konnte er für den Grünhaarigen nicht aufbringen, denn ihm stand schon das nächste Problem bevor. Wie sollte er den anderen zu diesem Wettstreit bringen, ohne, dass es sofort wie ein verzweifelter Versuch aussah, auch einmal zu gewinnen – nichts anderes war es eigentlich, aber das musste ja nicht offen zugegeben werden. Man musste es nur geschickt genug verpacken und keiner würde etwas merken. Und wenn es eine Aufgabe für alle wäre, würde Zorro vielleicht ganz allein auf einen Wettstreit kommen. Und was war für einen sportlichen Wettkampf besser als der Sportunterricht? Da gab es allerdings schon wieder ein Problem. Wenn sie Sport hatten, machten sie nichts anderes als Laufen. – Aber vielleicht ließ Smoker ja mit sich reden. – – Oder auch nicht… "Du willst also mal etwas Abwechslung haben, ja? Wenn's dir zu langweilig wird, dann lauf auf den Händen oder rückwärts. Von mir aus such dir 'ne andere Strecke. Hauptsache, du brauchst für sie die ganze Stunde und findest wieder hierher zurück." "Naja, wissen Sie. Ich dachte eher mal an etwas anderes als Laufen." Smoker schaute von seinem Blätterhaufen auf, legte den Stift beiseite, mit dem er bis eben korrigiert hatte und musterte den Blonden mit hochgezogener Augenbraue. "Etwas anderes als Laufen? Weißt du, was du da verlangst? " "Äh… nicht viel, denke ich…" "Gut, machen wir was anderes. Es ist gutes Wetter, wir bleiben draußen und spielen Fußball – einverstanden?" "Ähm, nun ja, ich hatte eher an – Tischtennis gedacht?" Smokers Blick wurde eine Spur zweifelnder. "Tischtennis? Ist das dein Ernst?" "Ja, wieso nicht? … Ich meine, so etwas macht man so selten im Unterricht. Ist doch eigentlich schade drum." "Hör mal, Sanji, wenn du Tischtennis spielen willst, dann mach 'ne AG auf, aber im Sportunterricht wird Sport gemacht! Von mir aus könnt ihr Fußball, Basketball oder sonst was spielen, aber sucht euch was aus, bei dem man auch etwas machen muss – wenn du Geburtstag hast, darfst du dir dann Tischtennis wünschen." "Aber das sind noch fast zehn Monate!" "Eben drum!" Er nahm seine Korrigierarbeit wieder auf und fügte leise nuschelnd noch hinzu: "Bis dahin hast du diese Schwachsinnsidee hoffentlich wieder vergessen…" "Kann ich mir nicht jetzt etwas wünschen und dafür an meinem Geburtstag nicht? " Smoker unterbrach seine Arbeit wieder und wurde so langsam stutzig. "Was soll der Schwachsinn eigentlich? Hängt dein Leben von einem Tischtennisspiel ab, oder was? Ist am Montag irgendetwas Besonderes wie der… Tischtennis-Day?" "Nein, nichts dergleichen, aber-" "Gut, wenn nichts Besonderes ist, dann: Nein!" "Aber-" "Oder du sagst mir den Grund, warum du unbedingt Tischtennis spielen willst. – Was du übrigens auch in deiner Freizeit tun könntest…" "Also…, ich hab' mit Zorro geredet und irgendwie sind wir dann auf den Sportunterricht gekommen und… dass wir da immer Laufen und dann meinte er, dass… dass ich es bestimmt nicht ändern könnte, dass ich Sie bestimmt nicht überreden könnte, etwas anderes zu machen… etwas anderes wie Tischtennis!" Smoker überlegte eine Weile, dann meinte er: "Sicher doch. Glaub' ich dir aufs Wort." "Wirklich?" "Nein." "Ach, kommen Sie! Nur ein Mal, bitte! Das ist doch nicht so schlimm!" "Du willst diesen Unsinn wirklich machen?" "Ja!" Smoker überlegte eine Weile. "Gut, ausnahmsweise, aber unter einer Bedingung." Er öffnete eine Schublade an seinem Schreibtisch und holte eine Packung hervor. "Kuro muss heute Abend wieder seine Medizin nehmen. Hat sich 'ne Borreliose(1) eingefangen und bekommt jetzt vierzehn Tage lang jeden Tag eine Spritze. Wenn du sie ihm heute Abend verabreichst, spielen wir am Montag Tischtennis. – Und das wird nicht zur Gewohnheit!" Er reichte Sanji die Packung, in der die Spritze eingepackt war, der sie nichts Übles ahnend entgegen nahm. Sanji nickte. "Ja, verstanden! Danke!" Mit einem breiten Lächeln verließ er das Lehrerzimmer und ließ Smoker mit seinen Arbeiten wieder allein. Es war alles vorbereitet, es musste nur noch Montag werden. [~after dinner – cafeteria~] Sanji, dem erst später aufgefallen war, dass es höchstwahrscheinlich nicht einfach werden würde, Klahadore seine Medizin wirklich zu verabreichen, hatte sich während dem Abendessen an Shanks gewand, der tatsächlich schon Erfahrung mit so etwas gemacht hatte. "Ja, ich erinnere mich. Crocodile und Smoker hatten es uns auch schon mal aufgedrückt; als Strafarbeit. Da hatte er sich zwar irgendwas anderes eingefangen, aber es kommt aufs gleiche raus. Und denk bloß nicht, dass du sie ihm einfach nur irgendwo hinstechen musst. Erst mal musst du ihn fangen. Und er wird wachsam sein, wenn er das Zeug schon ein paar Tage bekommt." "Nähere dich ihm nicht mit dem Ding in der Hand oder den Händen in der Hosentasche", schaltete sich Mihawk in das Gespräch mit ein. "Dann is' der schneller weg, als du gucken kannst!" "Und sei vorsichtig", warnte Ruffy, "er kratzt und wenn das nicht hilft, dann beißt er!" Sanji seufzte. Das waren ja rosige Aussichten. "Könnt ihr mir nicht helfen?" "Würden wir ja gerne", erklärte Ace, "aber wenn er uns sieht, schöpft er wahrscheinlich sofort Verdacht. Bei dir könnte das noch einfacher sein, dich kennt er noch nicht so lange und hält dich vielleicht noch für einen ganz netten Schüler, der ihm nichts Böses will." Shanks nahm einen Schluck aus seinem Glas, dann meinte er: "Mach dir mal keine Sorgen, wir helfen dir schon. Wir können dich bei deiner ersten Mission ja nicht im Stich lassen. Und eine Aufgabe, in der es um unseren kleinen Kater geht, hat bis jetzt noch niemand alleine erledigen müssen." "Ja, wir helfen dir", erklärte auch Ace breit grinsend. "Aber sei vorsichtig, so lange Kuros Behandlung nicht abgeschlossen ist, verteilen Smoky und Croco besonders gerne Strafarbeiten!" "Ja und es sind die gefürchtetsten!", pflichtete Ruffy seinem großen Bruder bei. "Aber du solltest das hinkriegen! Lock ihn einfach raus, wir übernehmen den Rest!" Ruffy nahm seinen Teller, auf dem er Besteck und Glas balancierte hoch und trug ihn zur Essensausgabe, wo er sich noch eine Scheibe Salami mitnahm. Die Hälfte der Truppe folgte ihm, während der Rest am Tisch sitzen blieb und nach und nach ebenfalls aufstand. Als nur noch Nami, Lysop und Zorro am Tisch saßen erhob auch Sanji sich. Er brachte seinen Teller weg und verließ dann auch die Mensa, um kurze Zeit später wieder herein zu kommen und sich dem Tisch Klahadores Tisch zu nähern, wobei die Aufmerksamkeit des Schwarzhaarigen sofort auf ihn gerichtet wurde. "Professor?", fragte er, noch einige Schritte vom Tisch entfernt. "Ja?" Das Misstrauen in seiner Stimme war kaum zu überhören. "Carne lässt fragen, ob Sie die letzte Scheibe Salami haben möchten. Er ist draußen bei den Mülltonnen und entsorgt gerade die Verpackungen." Kuro sah ihn eine ganze Weile abwägend an. "Ich warte, bis er wieder hier ist", meinte er schließlich und nahm noch einen Happen von seinem Salamibrot. "Ich fürchte, er schmeißt sie dann wohl weg…" "Hm…" Die letzte Scheibe Salami, das war wirklich verlockend und Carne fragte meistens nach, ob er sie noch haben wollte, insofern war die ganze Sache nicht mehr allzu verdächtig – doch Kuro wäre nicht Kuro, wenn er nicht trotzdem misstrauisch gewesen wäre. Er nickte zwar schließlich, drückte Sanji aber seinen Teller in die Hand, mit dem Auftrag, ihn wegzubringen, damit er ihm nicht folgen konnte. Sanji beeilte sich, den Teller wieder abzustellen und rannte dem Schwarzhaarigen hinterher, der sich vorsichtig die Tür herausschlich und zur Ecke tapste, hinter der die Mülltonnen standen. Es war tatsächlich noch eine einzige Scheibe Salami übrig, die auf einem Teller lag, der auf dem Absatz der Tür stand, die in die Küche führte. Vorsichtig näherte er sich dem Teller und schreckte sofort zurück, als Ruffy aus der Mülltonne rechts vom ihm sprang. Sofort wandte er sich zur anderen Seite, um abzuhauen, aus der allerdings gleich Ace und Mihawk ihn ansprangen. Ace' Griff konnte er noch entgehen, doch Mihawk packte ihn am Arm und Shanks, der von hinten kam, warf sich auf ihn. Kuro entfuhr ein gekreischtes Miauen und anschließen ein ärgerliches Fauchen, dann begann er sich zu wehren. Mihawk war der erste der eine Schramme abbekam, der nächste war Ruffy, der sich mittlerweile an der Rangelei beteiligte. Dann schnappte Sanji nach den Füßen des Professors und Shanks setzte sich auf seinen Rücken und hielt den Kopf still, während Ruffy und Ace jeweils eine Hand festhielten. Und Mihawk enthüllte die Spritze. Als Kuro das spitze Ding wirklich zu Gesicht bekam, wurde aus seinem Fauchen kurz ein Knurren und dann wieder ein klägliches Miauen. Er verstärkte noch einmal seine Gegenwehr und befreite seine Hand. Diesmal erwischte es Ace, der erschrocken zurückwich und losließ. Im selben Moment befreite der Gefangene seinen Kopf und biss Shanks in die Hand. Es dauerte wieder etwas, bis sie ihn wieder soweit unter Kontrolle hatten, dass Mihawk sich ihm nähern konnte. Er kniete sich neben Ace, der vom Handgelenk abließ und die Hand ergriff, umdrehte und dann auf den Boden drückte. Es dauerte nicht lange und Mihawk hatte die Spritze entleert und wieder entfernt. "Okay, bei drei lassen wir los", meinte Shanks und stand vom Rücken auf, drückte ihn nur noch mit den Händen auf den Boden. "Eins… zwei… drei!" Sie sprangen allesamt zurück, trotzdem waren sie nicht schnell genug, um Kuro zu entgehen, der Sanji und Shanks noch einen Tritt mitgab und den anderen dreien noch einen ordentlichen Kratzer verpasste. Da seine Angreifer ihm immer noch den Weg zum Ausgang versperrten, drehte er sich in die andere Richtung und war mit einem Satz auf einer der Mülltonnen – nicht ohne im Sprung die Salamischeibe noch zu ergattert zu haben – und war im nächsten Moment über den Bretterzaun, der den Abstellplatz umgab, verschwunden. Sanji wischte sich, wie die anderen auch, den Schweiß von der Stirn. Die letzte Hürde zu seinem Plan, Zorro zu besiegen, war genommen… [~next day~] Es war noch ziemlich früh (für einen Samstag), als Zorro erwachte und aufstand. Der Blonde war natürlich schon wach, saß am Fenster, rauchte und las – mit einem Pflaster auf der Wange. Zorro beschloss, nicht darauf einzugehen, erhob sich und verschwand im Bad. Sanji sah nur kurz auf, als er aus dem Augenwinkel eine Bewegung registrierte und konzentrierte sich dann wieder auf sein Buch. Es dauerte nicht lange, bis Zorro wieder im Zimmer war. Er entledigte sich seines Schlafanzuges und schlüpfte in seine Alltagskleidung. Ohne einen Gruß verließ er das Zimmer. Sanji kümmerte sich nicht darum, ihn interessierte nur, dass er Zorro die nächsten Stunden nicht mehr sehen würde. Auch Zorros Gedanken gingen kurz in die selbe Richtung, wurde dann aber abrupt beendet. "Hey, Zorro! Wie geht's?" Er schaute auf und bemerkte seinen Freund, der in einem Baum auf einem Ast saß, jenseits des Zaunes. Der Grünhaarige machte sich daran, an dem Maschendrahtzaun hochzuklettern und passte auf, dass er sich oben an dem Stacheldraht nicht verletzte. Mit einem gekonnten Sprung landete er in der Hocke auf der anderen Seite. "Gut soweit, und wie sieht's bei euch aus?" "Kein Grund für Klagen – aber sag mal, wie läuft 's denn bei euch so auf dem Internat?" Zorro stutze. "Was meinst du?" "Ist viel los? Habt ihr Neue oder so? – Weißt du, hier in der Gegend sind in letzter Zeit komische Typen unterwegs…" "Hm… wir haben schon einen Neuen, aber das schon eine ganze Weile und ich glaube nicht, dass der auf deine Beschreibung von komische Typen passen würde." "Wenn das so ist… Ich wollte dir nur sagen, sei vorsichtig. Abgesehen von diesen komischen Typen, lungert hier neuerdings auch so 'n Kerl rum mit 'ner ganz schönen Summe Kopfgeld." "Aha… Wer soll denn dieser Kerl sein?" "Keine Ahnung, aber nehmt euch in Acht. Der hat nicht umsonst ein Kopfgeld, dass sich in mehrer Hunderttausend beläuft. Hab' was aufgeschnappt von Vergewaltigung, Mord, bewaffneten Raubüberfall und anderen Sachen." Zorro schwieg eine Weile, dann meinte er: "Ich werd' 's mir zu Herzen nehmen. Und ich denke, dazu wird es noch eine Durchsage geben, wenn der Kerl so gefährlich ist." Sein Gesprächspartner nickte und es wurde still zwischen beiden. Zorro legte sich unter dem Baum ins Gras und schloss die Augen. Sein Freund kletterte vom Baum und legte sich neben ihn. Zorro öffnete ein Auge und schielte zu ihm hinüber. "Wie läuft 's in der Bar?", fragte er schließlich. "Ganz gut. Die bereiten sich alle schon fleißig auf euren Besuch vor." Er lächelte und schob sich seine Sonnenbrille hoch. "Und wie geht's Ben?" "Prächtig, jetzt, wo Shanks so oft vorbeikommen kann! Er ist ja jedes Wochenende hier!" Diesmal war es Zorro, der schmunzelte. "Ja, die Lehrer haben eine Abkunft mit ihm getroffen. Er darf am Wochenende hin, muss aber sonst in der Schule sein. Der hat's gut, hat wenigsten 'nen Freund und jetzt kann er ihn auch noch ganz oft sehen." "Sag bloß, du bist eifersüchtig. Hättest ja nicht mit Mihawk Schluss machen müssen!" "Ach, Ruhe! Das mit Mihawk ist vorbei und das ist auch gut so." Entschieden drehte Zorro sich zur Seite. "Ach komm, hab' dich nicht so. Es gibt doch auch andere, die Solo sind." "Ja ja, gibt es. Und? Heißt ja nicht zwangsläufig, dass es dann einfacher für mich ist." "Sag bloß, dein kleiner Freund staut zu viel an? Ich hätt' da 'nen tollen Tipp, nimm die Hand!" "Du kannst gleich meine Hand kriegen, du Volltrottel! Du hast doch leicht reden, du bist doch vergeben!" "Ja, da hast du recht. Da ist es immer leichter, über das Unglück anderer zu spotten." Er grinste. "Aber wegen dieser Freundin muss ich mich jetzt auch leider von dir verabschieden." Er seufzte theatralisch. "Ich hab' nämlich noch 'ne Verabredung. Vivi wartet." Er sprang auf und stellte sich vor den Grünhaarigen. "Man sieht sich ja vielleicht in 'ner Woche. Hals und Beinbruch, du Männerheld! Im Notfall leg einfach deinen Zimmergenossen flach!" Er hatte Mühe, Zorros Beinen auszuweichen, als der für diesen Satz nach ihm trat. "Mach bloß, dass du weg kommt, du Baka! Diesen Volltrottel würd' ich mit der Kneifzange nicht anfassen!" Der Blonde nahm Zorro wörtlich und nahm die Beine in die Hand. Er winkte ihm noch und rief etwas von wegen, Pech gehabt und verschwand dann zwischen den Bäumen. Zorro ließ sich wieder auf den Boden sinken und murmelte etwas, was sich stark nach ketsu no ana(2) anhörte… Dann schloss er die Augen und döste etwas – wie immer. Der Blonde war schon lange zu seiner Verabredung verschwunden, als Zorro schließlich beschloss, so langsam zur Schule zurückzugehen. [~two days later~] Endlich war es Montag! Und nicht irgendein Montag, nein, der Montag! Der Montag, an dem Zorro verlieren würde! Gut gelaunt sprang Sanji aus dem Bett und hüpfte ins Bad. Morgenmuffel Zorro ging die gute Laune des anderen mehr als nur auf die Nerven. Mürrisch verzog er sich wieder unter seiner Bettdecke und grummelte vor sich hin. Ein Tag, an dem der andere glücklich war, war ein schlechter Tag. Sanji ließ sich von dem Grünhaarigen nicht beeinflussen. Er packte voller Elan seine Schultasche und verschwand summend aus dem Zimmer. Draußen traf er auf Ruffy und Lysop und schloss sich ihnen auf ihren Weg in die Mensa an. Zorro hingegen erhob sich langsam und schwerfällig und trottete langsam durch das Zimmer. Doch auch Sanjis Enthusiasmus nahm etwas ab, als er dann im Klassenraum saß und einen Crocodile vor sich hatte, der mehr als ein schlechtes Wochenende gehabt zu haben schien – oder mindestens eine schlechte Nacht. Augenringe zeichneten sich auf seinem Gesicht ab und seine Warnung, die Zwanzig-Dezibel-marke(3) ja nicht zu überschreiten war sehr ernst zu nehmen. So saßen sie alle in der ersten Stunde mucksmäuschenstill auf ihren Plätzen und ließen sich etwas Grammatik erklären. Die zweite Stunde wurde dann wieder lustiger, weil Tashigi wie immer nichts auf die Reihe bekam und der ganze Unterricht drüber und drunter ging. Die nächsten zwei Stunden Mathe waren dagegen wahre Folter, während Chemie noch einmal ganz lustig wurde, als der nun etwas besser gelaunte Crocodile ein Reagenzglas zum Platzen brachte – und ihnen danach Strafarbeiten aufgab, weil ihr Lachen die Grenze von mittlerweile dreißig Dezibel(4) überschritten hatte. Aber dann war es soweit! Endlich! Sie hatten Sport! Und Smoker hielt sich auch an seine Abmachung. Und als die Klasse bei der Sporthalle ankam, waren drinnen die Tischtennisplatten schon aufgebaut. Zorro sah bei dem Anblick wenig begeistert aus – ungefähr so begeistert wie Smoker gewesen war. Er und die anderen der Klasse verschwanden nach und nach in der Umkleide und machten sich für den Sportunterricht fertig. "Sieht ganz so aus, als würden wir mal was anderes machen", trompete Ruffy und zog sich das rote Hemd über den Kopf und leierte es dabei soweit aus, dass es über seinen geliebten Strohhut passte, ohne, dass er diesen abnehmen musste. Er schien sich über die Abwechslung zu freuen und strahlte die anderen an, nachdem er es unter dem roten Fetzen wieder hervor geschafft hatte. "So ein Kinderkram gehört nicht in den Sportunterricht", brummte Zorro und wand sich von der Gruppe ab, zur Wand und zog sich ebenfalls aus. "Also, ich find' 's gut, dass wir mal was anderes machen. Und bei so etwas werden ja auch die Reflexe geschult", kommentierte Lysop. Er war schon dabei, sich sein Oberteil für den Unterricht anzuziehen. "Ach was, du bist doch bloß froh, dass du nicht so viel machen musst", bemerkte Sanji. Der Rest stimmte dem Blonden zu und die restliche Zeit in der Kabine zogen sie Lysop auf und piesackten ihn ein bisschen. Lysop wollte all die Vorwürfe natürlich nicht einfach so auf sich sitzen lassen und war gerade dabei, zu einer langen und atemberaubenden Geschichte auszuholen, als die anderen sich fast zeitgleich zu ihren Schuhen herunterbeugten und sie zubanden. Dann standen sie auf und ließen den halb fertig angezogenen Lysop sitzen. Sie grinsten schon schadenfroh, als sie die Halle betraten, denn das einzige zu spät Kommen, das Smoker entschuldigte, war Namis. Sie war halt eine Frau, brauchte bei allem und jedem sowieso länger und im Bad oder beim Umziehen eh am Längsten. Außerdem hatte er weder von Frauen noch von Frauenkram eine Ahnung und konnte deswegen schlecht beurteilen, ob die fünf Minuten, die Nami meistens zu spät kam, nun seinen mussten oder nicht. In der Klasse waren aber auch keine Vergleichsmöglichkeiten und in anderen Klassen lief es ähnlich ab, weil die Mädels in der Kabine meistens noch etwas zu bequatschen hatten. – Oder vielleicht war es ihm einfach egal und er hatte nur keine Lust, mit Nami zu diskutieren. Die Jungs hatten weniger Glück. Sie mussten Punkt dreizehn Uhr fünfunddreißig in der Sporthalle erscheinen oder hatten Extrarunden zu laufen. Da eine Verspätung in der Regel nicht auftrat – und Lysop leider noch pünktlich kam – gab Smoker weitere Anweisungen für die Stunde. "Wie ihr sicherlich schon bemerkt habt, werden wir heute ein bisschen was anderes machen… Nichtsdestotrotz erwarte ich eine angemessene Erwärmung. Wer das nicht ernst nimmt, wird von mir persönlich erwärmt!" "Gut, dass Ace nicht da ist", flüsterte Ruffy den anderen zu und erntete ein breites Grinsen von jedem und einen bösen Blick von Smoker, der sein Kommentar akustisch zwar nicht ganz verstanden hatte, aber ahnte, worum es ging. Mit einem leisen Murren machten die Jungs sich dann etwas träge daran, sich einige Runden einzulaufen. Zorro sah immer noch nicht viel glücklicher aus, für Sanji der ideale Zeitpunkt, ihn darauf anzusprechen. Mühelos holte er zu dem anderen auf. "Hey, Zorro! Was ist los? Schlechte Laune?" Zorro schaute ihn mit einem Blick von der Seite an, der mehr sagte als tausend Worte. Sanji wich ein Stück zurück und vergrößerte den Abstand mit dem er neben dem Grünhaarigen lief ein wenig. "Schon gut, dumme Frage. Die Antwort ist wohl eindeutig ja. – Lass mich mal Vermutungen anstellen… Das Ganze hat etwas mit den grünen Tischen da in der Mitte zu tun, oder?" Er grinste breit, als Zorros Miene noch eine Spur missmutiger wurde. "Sag bloß, du magst Tischtennis nicht", fuhr der andere fort, um ihn noch etwas zu triezen und ihn aus der Reserve zu locken, was aber erst klappte, als er noch einen Schritt weiter ging. "Oder – kannst du es etwas nicht?" Zorro richtete seinen Blick wieder auf ihn. Er machte ein arrogantes "Pff", und schaute wieder nach Vorne. "Du träumst wohl! So etwas Einfaches kann jeder. Ball schlagen und gewinnen, mehr is' das doch nicht." Sanji zuckte mit den Schultern und schaute desinteressiert von Zorro weg. "Na wenn du meinst… Alleskönner…" Zorro schaute wieder zu ihm. "Was willst du damit sagen?" Er wandte sich wieder dem Größeren zu. "Ich denke nur, du unterschätz das ein bisschen. Es gehört schon etwas mehr dazu, als einfach nur zu schlagen." "Richtig, das Gewinnen!" Sanji schüttelte nur den Kopf. "Typisch. – Aber hast du auch mal an etwas anderes wie Taktik oder gar Geschick gedacht?" "Was für 'n Zeug? Ich bitte dich, man muss einen Plastikball mit 'nem Stück Holz über ein kleines Netz befördern!" "Ja, sag' ich doch, Taktik und Geschick!" Zorro lachte trocken. "Ja, klar! Lass mich einmal Aufschlagen und du kannst deine Taktik in die Tonne treten!" "Wer träumt hier? Du Loser schaffst es doch nicht mal, den Ball auf der anderen Hälfte aufkommen zu lassen!" "Ach ja? Mal mir 'nen Kreuz auf die Platte und ich durchlöcher' das Brett an exakt der Stelle!" "Klar, du und deine rohe Gewalt. Schaffst du's auch mal, etwas heil zu lassen? Nicht so wie dein armes Bett!" "Hör auf, ständig mit der Sache mit dem Bett zu kommen! Das war nicht meine Schuld! Das Ding war morsch oder so!" "Ja, sicher doch! D-." Er konnte sich noch gerade so zurückhalten, Dickie zu sagen, aber die Kopfschmerzen vom letzten Mal waren ihm dann doch noch zu gut in Erinnerung. Sie beendeten ihre Rennerei und stellten sich in einer Ecke auf, um sich zu dehnen. – Ruffy scheuchte Lysop noch eine Weile durch die Halle – und Nami begann gerade erst, ihre erste Runde zu laufen. "Okay, lassen wir das Bettthema beiseite", entschied Zorro. "Du willst also sagen, dass du mich im Tischtennis besiegen kannst, ja?" "Ja." "Tagträumer! Bevor du mich besiegst, dreht sich die Sonne um die Erde." "Tut sie das nicht?" fragte Sanji scheinheilig… und Zorro kam ins Stocken. Wieder konnte der Blonde nur den Kopf schütteln. "Trottel…" Zorro war kurz davor, den anderen mal wieder am Kragen zu packen, konnte sich aber beherrschen. "Halt die Klappe, Bohnenstange! Kommen wir lieber wieder zu deiner irrsinnigen Theorie. Gehe ich richtig in der Annahme, dass das eine Herausforderung sein sollte?" Sanji starrte ihn einen Moment übertrieben überrascht an. "Wow… Hast du den Satz auswendig gelernt?" Zorro kniff verärgert die Augen zusammen und ballte seine Hände zu Fäusten. Mühsam beherrscht presste er hervor. "Is' mir doch scheißegal, was du denkst! Und wenn du die Klappe nicht aufmachst, dann tu' ich es!" "Ach, und was willst du sagen?" Er beugte sich zu Zorro vor, den Arm dabei ausgestreckt vor dem Hals und mit dem anderen Arm ihn nach hinten und die Schulter nach unten drückend, um ihn zu dehnen. "Ich wette, dass du es nicht schaffst, mich im Tischtennis zu besiegen!" "Ach, 'ne Wette also?" Er wechselte den zu dehnenden Arm. "Hör endlich auf, mich zu verarschen! Nimm an oder zieh den Schwanz ein!" "Sei nicht so empfindlich. Du musst es doch gewöhnt sein, verarscht zu werden, so viel Angriffsfläche wie du bietest." Jetzt packte er den anderen doch. Er hob ihn etwas hoch und drückte ihn gegen die Wand. "Du weißt einfach nicht, wann Schluss ist, oder? Halt endlich dein vorlautes Maul oder du wirst nicht mehr dazu kommen, Tischtennis zu spielen! – Nimm jetzt an oder verzieh dich!" "Schon gut, schon gut! Ich nehme an." Zorro ließ ihn wieder auf den Boden. "Geht doch! Und jetzt zu den Regeln. Gespielt wird, wie man Tischtennis halt spielt. Der mit der höheren Punktzahl gewinnt und bekommt einen Preis, wie es nun mal so üblich ist bei einer Wette." "Aye, Sir! – An was für 'nen Preis hast du gedacht? Hab' nicht sonderlich viel, was ich hergeben könnte…" "Gut, wenn das so ist, nehmen wir als Einsatz eben uns. Der Gewinner bekommt den anderen für eine Woche als Sklaven!" "Eine Woche?! Bist du irre? Das würdest du nicht aushalten!" "Spuck ma' nicht zu große Töne. Aber wenn's dich beruhigt, ein Tag würd' 's auch tun." Sanji überlegte kurz, dann schlug er ein. "Von mir aus, ich kann mich ja dann zurücklegen." "Sicher doch, aber erst, wenn du deine Arbeit als mein Dienstbote getan hast – und dann wirst du auch gar nichts anderes mehr machen können." Smoker beendete das Erwärmen mit einem Pfiff und die Schüler kamen in der Hallenmitte zwischen zwei Tischen zusammen. "Okay, das war ganz gut soweit. Teilt euch jetzt auf die drei Tischtennisplatten auf. Bei der ganz rechts müsst ihr etwas vorsichtiger sein, die ist nicht mehr ganz in Ordnung, bei der in der Mitte fehlt die Halterung für das Netz, da müssen zwei halten und bei der dritten fehlen Halterung und Netz – improvisiert einfach!" Und das taten sie dann auch. Der erste Tisch wurde des Öfteren wieder neu aufgebaut, wenn er zwischendurch einfach so zusammenklappte, ansonsten galt die Regel, nicht berühren! Beim dritten dienten einige Holzscheite als Netz. Und beim zweiten Tisch wurden Lysop und Ruffy zum Halten des Netzes degradiert. An den äußeren beiden wurde Chinesisch gespielt, demnach Schlug einer auf und rannte dann auf die andere Seite, um dort, war er wieder an der Reihe, den Ball zurückzuschlagen. Das ging dann immer im Kreis, bis einer einen Fehler machte und ausschied und am Ende nur noch einer übrig war. Zorro und Sanji hingegen hatten eine Platte nur für sich beschlagnahmt – was Zorro nicht sonderlich schwer gefallen war. Durch Münzenwerfen 'einigten' sie sich darauf, dass Sanji mit dem ersten Aufschlag anfangen durfte. Beide griffen nach ihren Kellen und Sanji nahm sie in die Rechte, während Zorro als Linkshänder sie in die Linke nahm. Der Blonde hielt den Ballarm vor dem Schlagarm und warf den Ball lässig aus dem Handgelenk hoch um ihn dann mit der – in diesem Falle – Rückseite (auch wenn es eigentlich keine gab) des Schlägers auf die andere Seite zu schlagen. Der Ball kam auf der anderen Seite für Zorro gut zu erreichen auf. Er schlug den Ball zurück, der dem Rand schon näher war als der erste. Sanji erwiderte mit einem Ball, der auf die Ecke zielte. Mit langem Arm und einem kleinen Sprung zur Seite erreichte Zorro ihn noch und schlug ihn auf die gegenüberliegende Seite. Der Blonde nahm in problemlos an und schickte ihn gerade die weiße Linie entlang. Mit einem Sprung zur anderen Seite des Tisches konnte Zorro sich noch einmal retten, doch der nächste Ball, der wieder auf die andere Seite ging und nur die Kante streife, war für ihn nicht mehr zu bekomme. "Hast ja 'nen gewaltigen Schlag drauf", spottete Sanji. "Aber wenn du damit nur die Luft prügelst, bringt das nicht viel." "Ich prügle gleich was ganz anderes", knurrte Zorro und setzte den ersten Aufschlag ins Netz. Da man aber zwei Chancen hatte, konnte er es gleich noch mal versuchen. Und der nächste Ball kam auch weiter. Er war mit einer solchen Wucht geschlagen und genau auf Sanjis Körper gezielt, dass dieser beiseite springen musste, um ihn schlagen zu können. Er kam fast genauso schnell zu Zorro zurück, aber durch Sanjis Ausweichmanöver nicht mit der Gefährlichkeit, wie die anderen, präzise gespielten Bälle zuvor. Damit war es auch kein Problem für Zorro, ihn zu kontern. Er schickte ihn mit solch einer Geschwindigkeit auf die Reise zur nächsten Ecke, dass Sanji fast nur zusehen konnte. Zorros selbstgefälliges Grinsen war dabei leider nicht zu übersehen und er antwortete mit einem wortlosen Aufschlag, diesmal ebenfalls auf Zorros Körper gespielt. Er reagierte ähnlich wie Sanji zuvor. Die Ballwechsel wurden immer schneller und auch länger, umso besser man sich eingespielt hatte. Manchmal kam es zu einem abrupten Ende, wenn der Ball die Kante entlang schrammte und einen Punkt für den Schläger einbrachte oder ein Ball über das Ziel hinausschoss, was einen Punkt für den Nichtschläger bedeutete. Meistens war es dann Ruffy, der losstürmte, um den verloren gegangenen Ball einzufangen, damit weitergespielt werden konnte. Lysop war eher dafür verantwortlich, die Punkte aufzuschreiben, was sowohl von Zorro als auch von Sanji strengstens beobachtet wurde. Das Spiel ging noch lange weiter, immer wieder mal ein Punkt für Sanji und dann wieder mal einen für Zorro. Mittlerweile waren zwei Sätze gespielt, einen hatte Sanji gewonnen, den anderen Zorro, wobei der erste elf zu neun gewonnen wurde und der zweite siebzehn zu fünfzehn. Normalerweise war ein Satz nach elf erreichten Punkten zu Ende, insofern der Spieler zwei Punkte Vorsprung hatte. War das nicht der Fall, wurde so lange weitergespielt, bis sich einer der Spieler den Zweipunktevorsprung geholt hatte, wobei nach jedem erreichten Punkt Aufschlagswechsel war. Der dritte Satz lief nun schon viel länger als geplant, dreiundzwanzig zu zweiundzwanzig. Zorro musste den nächsten Punkt machen, um nicht rauszufliegen und Sanji musste ihn machen, um endlich zu gewinnen. Und nach einer Zeit des angestrengten Spielens wurde auch Tischtennis mehr als anstrengend. Man wurde müde und machte mehr Fehler, die allerdings immer abwechselnd von beiden kamen, sodass es niemandem nütze. Die Ballwechsel sahen meist ähnlich auf, variierten in der Ecke, in der der Ball aufkam und der Länge, bis jemand einen Punkt machte. Häufiger kam es nun schon vor, dass der Ball im Netz hängen blieb oder jemand sich verschätzte und er nicht auf der anderen Seite sondern auf dem Boden aufkam. Manchmal schlug auch einfach jemand daneben. Der Rest der Schüler hatte schon längst von dem Duell mitbekommen und mittlerweile waren ausnahmslos alle um sie herum getreten. Keiner wagte es, einem der beiden in die Quere zu kommen, alle hielten sie mehr als angebrachten Sicherheitsabstand – bis auf Ruffy und Lysop, die immer noch das Netz halten musste. Auch Smoker schaute von der Bank, auf der er die ganze Stunde gestanden hatte um seine Schützlinge im Auge zu behalten, zu. Zorro wischte sich mit dem T-Shirtärmel den Schweiß von der Stirn und machte sich für den Aufschlag bereit. Sanji pustete sich eine Haarsträhne aus der Stirn, die ihm ins rechte Auge hing und wartete auf Zorro. Wie am Anfang versiebte er den ersten Versuch und traf beim zweiten. Für Sanji war es kein Problem, ihn noch zu bekommen, aber bei seiner Rückgabe spielte er den Ball nur so wenig und so vorsichtig an, dass er es gerade so über das Netz schaffte. Zorro, der sich auf einen langen Ball vorbereitet hatte, warf sich auf die Platte – die erstaunlicherweise standhielt – und erwischte ihn noch mit dem Rand seines Schlägers. Der Ball sprang wieder hoch und hüpfte über das Netz und am Rand des Tisches vorbei. Die ganze Halle hielt den Atem an; und natürlich auch die Leute in der Halle. Ein leises, hohles Klonk verriet, dass der Ball die Platte noch berühret hatte. Ein weiteres Klonk sagte, dass er jetzt auf dem Boden aufgekommen war. Er klonkte noch etwas weiter, bis Ruffy sich auf ihn werfen und ihn wieder einfangen konnte. Strahlend brachte er ihn zurück. Sanji ärgerte sich, es immer noch nicht geschafft zu haben und Zorro grinste ihn an. "Na los, mach deinen Aufschlag, Verlierer!" Mit einem bösen Funkeln nahm er Ruffy den Ball ab. Er wusste, wenn er nicht bald gewinnen würde, würde Zorro die längere Ausdauer haben. Das Ganze zog sich eh schon viel länger hin als geplant. Eigentlich sollte Zorro doch locker verlieren! Vor lauter Aufregung und Überlegung vermasselte er beide Aufschläge und der Ball wanderte zu Zorro. Er war so wütend, über sich selbst, über diese Arroganz Zorros und über die glotzenden Mitschüler, dass er am liebsten den Schläger nach jemandem – vorzugsweise Zorro – geworfen hätte. Eingestehen, dass es eigentlich nur an seiner Unfähig eben lag, wollte er sich nicht. Zorro war wieder dran und machte es kurz und schmerzlos. Er nutzte die Wut und das Zweifeln Sanjis aus, um ihn von einer Ecke in die nächste zu hetzen, ohne dass dieser große Kontermöglichkeiten hatte, bis er den Ball zwar noch erwischte, aber nicht mehr sicher auf die Platte bringen konnte und er durch die halbe Halle flog. Nun führte der Grünhaarige und Sanji war dran. Er durfte es auf keinen Fall wie eben versauen. Er konzentrierte sich und machte es exakt so, wie beim ersten Aufschlag, die Arme über Kreuz, den Ball werfen und denn mit der Handfläche nach innen schlagen. Der Ball kam dicht hinterm Netz auf. Zorro bekam ihn noch, lag fast noch auf dem Tisch, als Sanji zurückspielte. Es war mehr Glück, dass er den Ball noch beim Zurückreißen des Armes erwischte, wobei er unter dem Ball durchtauchte und dann beim Straucheln nach Vorne schlug. Der Ball kam mit einer Spitzengeschwindigkeit auf der Platte auf, hüpfte durch den Aufprallwinkel aber hoch, sodass es kein Problem war, ihn zu spielen. Sanji holte aus, wartete, bis der Ball auf der richtigen Höhe war, um ihn zurück zu schmettern. Hätte Zorro sein Gleichgewicht noch nicht gänzlich wiedererlangt, hätte er keine Chance mehr gehabt, aber er hatte sich gerade wieder gefangen und erreichte ihn mit einem Hechtsprung zur Seite. Auch Sanji musste ordentlich springen, um noch heranzukommen. Zorro, der mehr oder weniger auf allen Vieren gelandet war, krabbelte zur anderen Seite und sprang hoch. Der Schläger berührte den Ball noch in der Luft und dirigierte ihn wieder in die andere Richtung. Er kam ungefähr mittig auf der anderen Hälfte auf. Sanji musste förmlich vom Boden hoch und zur Tischtennisplatte schießen, um seinen Schläger noch zwischen Ball und Platte zu bekommen, bevor dieser ein zweites Mal aufkam. Mehr durch Zufall schaffte er es noch zurück, wo Zorro ihn annahm und wieder etwas Ruhe ins Spiel brachte. Sanji nutze das, um auch wieder richtig auf die Beine zu kommen und den Ball halbwegs vernünftig zu spielen, bevor wieder ein blitzschneller Schlagaustausch kam. Solch ein Tischtennisball konnte Geschwindigkeiten bis zu sage und schreibe einhundertachtzig Stundenkilometer aufnehmen und sie wurden in diesem Ballwechsel wohl auch erreicht. Man konnte dem Ball teilweise mit den Blicken kaum folgen, geschweige denn bekam man etwas von den Abschlägen mit, von denen einer nicht einmal eine tausendstel Sekunde dauerte. Es war klar, dass bei diesem Tempo früher oder später einer einen Fehler machte. Auch wenn im Moment beide noch sicher standen, schwiegen – wie alle anderen auch – hochkonzentriert den Ball verfolgten, um ihn zu sehen, zu erreichen, zurückzuschlagen und schneller zu sein, als der Gegner, länger das Tempo halten zu können als der andere, länger durchzuhalten, als der Verlierer. Und dann geschah es, so schnell, dass in der ersten Sekunde es niemand wirklich bemerkte. Ein winziges Zögern, das Ansetzten an der falschen Seite und der Ball schoss an Sanjis Kopf vorbei. Beide starrten sie vor sich in die Luft, hatten noch gar nicht richtig registriert, was passiert war. Sanji hatte noch den Schläger auf der falschen Seite gehalten und Zorro bereits zum nächsten Schlag ausgeholt, war er doch der sicheren Annahme gewesen, dass der Ball sofort zurückkommen würde. Der Rest der Anwesenden starrte den Ball an, der hinter Sanji gegen die Wand geprallt und hinter die Bank gefallen war, wo er gefangen liegen geblieben war. Dann meinte Ruffy plötzlich: "Zorro gewinnt mit sechsunddreißig zu vierunddreißig… Hey, klasse Spiel!" Und während Zorro die Fäuste ballte, die Arme hob und einmal laut "Ja!", rief und sich freute, sackte der Blonde fassungslos zusammen. Er starrte wie apathisch vor sich hin, genauso wie als der Ball an ihm vorbeigesaust war. Er hatte schon gewusst, dass er einen Fehler gemacht hatte, als er sich leicht nach rechts gewand hatte und im nächsten Moment den Windhauch gespürt, mit dem der Ball links über seine Schulter gerast war, seine Haare leicht bewegt hatte. Das Klonk, das beim Aufprall gegen die Wand entstanden war, war fast schon unwirklich gewesen, genauso wie die Bilder, die sich vor ihm abspielten. Die Mitschüler, die Zorro gratulierten und ihn auf dem Boden sitzen ließen. Und dann schaute er auf, sah Zorro, sah das Grinsen, das kalte, herablassende Grinsen eines Gewinners. Und Zorros sah vor sich das fassungslose Häufchen Elend eines Verlierers. "Hey, Sklave! Mach dich auf einen harten Tag gefasst! Ich werd' mir was Schönes für dich ausdenken!" Mit einem Seitenblick so sehr von Oben herab, als etwas Besseres, hinunter auf einen kleinen dreckigen Hund, dass Sanji ihn wohl nie vergessen würde, ging er an der Tischplatte vorbei und verließ die Sporthalle. Dem Blonden war zum Heulen zu Mute, als Smoker neben ihm auftauchte, um ihm aufzuhelfen. Er schlug die Hand beiseite und stand alleine auf. Auf zittrigen Beinen ging er auf den Ausgang zu, stieß seinen Lehrer zurück, der ihm helfen, mit ihm reden wollte. Seine Schritte wurden sicherer und er wurde schneller. Er ging vorbei an Ruffy, ignorierte ihn, seine Worte, achtete nicht auf Lysop, der ihn nach seinen Tränen fragte, die ihm bis dahin selbst unbemerkt über die Wangen liefen. Er rannte aus der Turnhalle und stürmte das Schulgelände entlang, hinüber zum Zaun. Er griff in das Drahtnetz und schwang sich auf die andere Seite, ignorierte den Stacheldraht, der sich seinen Arm entlangschrammte und blutende Striemen zurückließ. Er stürmte in den Wald und suchte sich einen Baum hinter dem er sich verstecken konnte. Zu erst setzte er sich nur dahinter, zog die Beine an und versteckte sein Gesicht. Der Baum lag am Waldrand, in der nähe des Zaunes. Er musste im Halbkreis gerannt sein. Und der Boden, auf dem er saß, war der gleiche Boden, auf dem Zorro sich vor ein paar Tagen ausgeruht hatte. Etwas später erhob er sich wieder und kletterte auf den Baum hinauf. Einer der Äste lud geradezu dazu ein, sich auf ihn zu setzten, gegen den Stamm zu lehnen und zu entspannen. Er saß ähnlich wie der Freund Zorros, mit dem dieser sich hier getroffen hatte. Er wurde müde. Die Anstrengungen vom Match und das ganze Herumspringen hatten ihn geschlaucht, und schließlich sackte er rechts gegen einen etwas höheren Ast, in Gedanken immer wieder wiederholend, dass er nach Hause und zu Robin wollte. Er wollte sich nur etwas ausruhen. Seine Position war sicher, er würde nicht so schnell herunterfallen und aus dem Ausruhen wurde bald ein Dösen und aus dem Dösen ein Schlafen… Und so schlief er – an dem gleichen Ort, an dem Zorro vor wenigen Tagen mit dem Blonden aus dem Dorf gedöst hatte… _____________________________________ (1) von Zecken übertragbare Krankheit, wird mit Antibiotika p.o. oder i.v. behandelt (2) jap. Arschloch (3) ~ Ticken einer Armbanduhr (4) ~ Flüstern mikan... ı2. Kapitel – Einlösung [~2005-04-25 – Monday~] Zorro störte sich nicht sonderlich daran, dass der Blonde heulend davongelaufen war, wie Lysop berichtet hatte. Er hatte schließlich eingewilligt und hätte von Anfang an auch auf eine Niederlage gefasst sein müssen. Er zog sich unbekümmert um und verließ dann die Turnhalle und machte sich auf den Weg zu seinem Zimmer. Er fing schon mal an zu überlegen, was er den anderen so alles machen lassen wollte. Und er würde sich einen schönen Tag aussuchen, vielleicht einen Mittwoch, da hatten sie besonders lange Schule und er könnte ihn ihm seine Sachen hinterher tragen lassen. Auf jeden Fall stand für ihn fest, dass die Strafe auf keinen Fall heute 'abgesessen' werden musste, wobei 'abgeschuftet' wohl zutreffender wäre. Sanji hingegen ging auch nicht davon aus, dass Zorro ihn an diesem Tag noch damit behelligen würde. Und selbst wenn, wäre er ja nicht da gewesen, damit Zorro es ihm hätte sagen können. Er war so unendlich müde gewesen, was nach seinem Nickerchen auf dem Baum – das gut zweieinhalb Stunden gedauert hatte – nicht viel anders aussah. Er erwachte nur langsam und wurde sich auch nur langsam bewusst, wo er sich befand, aber gerade noch rechtzeitig, bevor er herunterfallen konnte. Er stöhnte leise, als er sich langsam aufrecht hinsetzte. Seine Seite tat höllisch weh, vom einseitigen Sitzen. Er hatte die ganze Zeit nach links gegen den Ast gelehnt und demnach unangenehm war es dann, sich zur anderen Seite hin zu bewegen. Er rieb sich die Hüftregionen und streckte sich etwas. Langsam wagte er es, sich etwas auf dem Baumstamm zu bewegen. Auch sein Hintern tat von dem langen Sitzen auf dem Ast weh, genauso wie die Beckenknochen. Aber Gott sei Dank war er ja noch nicht alt, verkalkt und ungelenk – sodass er diesen Status der Fast-Bewegungslosigkeit schnell überwunden hatte. Mit noch etwas abgehackten Bewegungen kletterte er von dem Baum herunter. Er trottete hinüber zum Zaun und machte sich schwerfällig daran, dieses Hindernis zu bewältigen. Bei dieser Aktion fielen ihm die Kratzer an seinem Arm auf und er erinnerte sich an das erste Mal, als er über den Zaun geklettert war. Diesmal schaffte er es, ohne sich zu verletzten. So weit unbehelligt setzte er seinen Weg zum Jungenhaus fort. Angst hatte er keine, das Zimmer zu betreten, dass er sich mit Zorro teilte, aber worauf er gerne verzichtet hätte, wären die Kommentare des anderen gewesen. Sanji öffnete die Tür und schloss sie hinter sich wieder. Er wusste sofort, dass Zorro auch da war, spürte dessen Anwesenheit im am Flur angrenzenden Raum – der einzige Raum, vom Bad abgesehen. Unbeirrt lief er den kurzen Flur entlang und betrat das Wohnzimmer mit Betten, Schreibtischen und einem Tisch in der Mitte, zum Essen, zusammen sitzen (wofür er speziell in diesem Zimmer selten genutzt wurde) und zum Arbeiten. Zorro saß auf seinem Bett und trainierte mit seinen Gewichten, wie er es so oft tat. Sanji schaute nur kurz zu ihm hinüber und kramte dann in seiner Schultasche, die neben seinem Schreibtisch stand. Ruffy musste sie hierher gebracht haben, denn er hatte alles in der Umkleide stehen und liegen gelassen. Er trug sogar noch seine Sportsachen. Seine anderen Klamotten hatte jemand auf seinem Bett abgelegt. Sanji holte Federtasche und Block aus seinem Rucksack und einige Hefter von den Fächern, in denen er Hausaufgaben aufhatte. Dann ging er hinüber zu seinem Bett, um sich umzuziehen. Er spürte genau, dass Zorro ihn beobachtete, sehr genau sogar, doch er tat so, als würde er es nicht merken oder es ihn nicht kümmern. Unbeeindruckt setzte er sich an seinen Schreibtisch und begann einen Aufsatz für Croco im Rahmen des Japanischunterrichts zu schreiben. Ihm zuzuschauen, wie er Schriftzeichen auf sein Blatt schrieb, einige durchstrich, neue hinzuschrieb und an manchen Stellen etwas ergänzte, wurde Zorro irgendwann dann doch zu langweilig und er konzentrierte sich wieder voll und ganz auf sein Training. Es war elf, als Sanji seinen Stift beiseite legte und er mit der letzten Aufgabe – Französisch, die er sich bis zum Schluss aufgehoben hatte, damit er am Ende noch etwas tun konnte, dass ihm leichter fiel – fertig war. Er schloss seinen Hefter und packte alles zusammen und bereitete seine Tasche für den nächsten Schultag vor. Zorro war zu diesem Zeitpunkt gerade kurz im Duschhaus um zu duschen. Eine Dusche im Zimmer war eigentlich ein Privileg, was den Lehrer hätte vorbehalten sein sollen, aber da die Dinger nun schon mal eingebaut gewesen waren, als man das Grundstück übernommen hatte, hatten man sie einfach da gelassen. Dafür wurde in den Häuser im Sommer das Wasser für diese abgedreht, weil weniger Wasser verbraucht werden sollte, was bei den Lehrern nicht der Fall war. Man musste dann immer zum Duschhaus, wenn man sich erfrischen wollte. Wer also gerne morgens oder abends duschte, musste etwas extra Zeit für den Weg in Kauf nehmen und davon ausgehen, dass das Wasser kalt war. Doch im Moment kümmerte das Sanji weniger. Im Gegenteil, denn wenn Zorro im Duschhaus duschte, musste er nicht auf ihn wartete und darauf, dass er wieder herauskommen würde, damit er sich für die Nacht fertig machen konnte. Aber als er im Bad fertig war, war auch der andere wieder da. Er wünschte weder Zorro eine gute Nacht, noch der andere ihm. Schweigend legte sie sich in die Betten und schaltete das Licht aus. [~2005-04-27 – Wednesday~] Mittlerweile war es Mittwoch und Zorro hatte seinen Gewinn immer noch nicht eingelöst. Auch an diesem Morgen verlor Zorro noch kein Wort darüber. Sie machten sich gemeinsam auf in die Mensa und frühstückten zusammen mit den anderen. Dann trennten sie sich von den Studenten und begaben sich in ihren Klassenraum. Es war sinnvoller, sich an diesem Morgen nicht in die Haare zu kriegen wegen den Dezibel von Croco, den sie in der ersten Stunde hatten. Der Tag verlief eigentlich ereignislos, bis zur letzten Stunde. Smokers Unterricht war nicht anders als sonst auch, aber zum Schluss hatte er noch eine Ansage zu machen. "Okay, hört zu, es geht um Samstag. Wie ihr ja sicher alle wisst, geht es da wieder runter ins Dorf. Ich hoffe, die Regeln sind noch allen bekannt. Wer jemanden verprügelt, klaut oder sonst was anstellt, kommt das nächste Mal nicht mit. Haltet euch von dem Fusansei(1)-Viertel fern, so wie immer." Normalerweise endete die Rede mit diesem Punkt und die ersten Schüler waren schon dabei, aufzustehen. "Und noch was." Alle setzten sich wieder. "Vorhin hat Ben angerufen mit der Bitte vom Bürgermeister, dass wir unsere Schüler über die momentane Situation im Dorf aufklären. Zur Zeit sollen dort komische Typen rumlaufen, unter ihnen auch ein Krimineller, der wegen verschiedener schwerwiegender Delikte mit Kopfgeld gesucht wird. Ich möchte nicht, dass auch nur einer von euch alleine herumläuft. Ihr seid mindestens zu dritt. Verstanden? Es gibt kein Kräftemessen, wenn einer von den Kerlen euch anpöbelt oder sonstiges. Ihr geht weg und lasst sie stehen. Ich will niemanden mit Schussverletzungen oder der gleichen ins Krankenhaus fahren müssen." Die Klasse hatte mucksmäuschenstill zugehört und ließ die Worte noch etwas Sacken, bis Ruffy aufsprang und "Alles klar, Smoky! Wir passen auf!", rief und sich dann an seine Freund wand: "Und? Gehen wir ins Strandhaus und besprechen, was wir am Samstag als erstes machen wollen?" Dem Jungen konnte man anscheinend die Vorfreude nicht nehmen, egal was für schlechte Nachrichten kamen. Nami seufzte und erhob sich ebenfalls. "Na gut, Ruffy. Komm, wir gehen." Der Rest der Bande stand ebenfalls auf und folgte ihrem Äffchen den Weg zum See runter. "Was ist dieses Fusansei-Viertel für ein Viertel?", fragte Sanji auf dem Weg. "In dem Viertel leben hauptsächlich Leute, die es nicht so toll finden, dass unsere Schule direkt neben ihrem Dort ist", erklärte Lysop. "Gruslige Gegend." "Ach komm, du findest alles gruselig", meinte Nami und ließ sich etwas zurückfallen, um neben den beiden zu laufen. "Ich wette, du hast auch Schiss, am Samstag runter zu gehen, wegen Smokers Warnung." "A-ach w-w-was! Das ist doch g-gar nicht wahr. Ich-Ich hab keine Angst!" Zorro legte ihm die Hand von hinten auf die Schulter und lachte. "Und was ist das dann für ein nasser Fleck in deiner Hose?" Lysop senkte den Kopf. "Was? – Hey, ich hab' mir nicht in die Hosen gemacht! Hört auf mich zu verarschen!", rief er und hüpfte von Zorro weg. "Ja, hört auf", meinte Ruffy und drehte sich um. "Lysop hat Recht, wenn er Angst hat. Ich will auch nicht, dass einer von euch Samstag alleine im Dorf rumläuft." Dabei fasste er insbesondere Zorro etwas genauer ins Auge, da dieser erstens für seine Alleingänge und seine Treffen mit Dorffreunden bekannt war und zum anderen er nur einmal wegschauen musste, um die anderen aus den Augen zu verliefen und sich dann zu verlaufen. Doch gegen die Erwartungen der anderen war auch Zorro besorgt – was er sich allerdings nicht anmerken ließ – weniger wegen sich als wegen der anderen. Sie setzten ihren Marsch fort und trafen zwischendurch noch auf Mihawk, Shanks und Ace, mit denen sie zusammen planen wollten. Zorro musterte seine Freunde und kam ins Überlegen. Bei Mihawk machte er sich am wenigsten Sorgen, dass sich jemand an ihm vergreifen wollte, bei Ruffy sah das aber schon anders aus. Aber Ruffy hatte Ace und Shanks die auf ihn Acht gaben und Shanks hatte noch Ben und Ace hatte noch Smoker, der es nie zulassen würde, dass einem von ihnen etwas passierte – und da die drei Chaoten-Lehrer und die Chaoten-Schülermeute nie besonders weit auseinander waren, passten auch noch Kuro und Croco auf. Lysop war viel zu ängstlich, um was mit sich machen zu lassen und Nami zu gerissen. Blieb nur noch Sanji… Zorro musterte den Blonden von der Seite. Er war sich nicht ganz sicher, wie er reagieren würde, wenn jemand ihn ansprechen würde. Gewiss, er war stark, aber wie sah es mit seiner Psyche aus? Würde er zu viel Angst haben? Zorro glaubte es eigentlich nicht wirklich, aber er kannte den anderen noch nicht gut genug, um es wirklich einschätzen zu können. Das Ankommen an ihrer Hütte riss ihn aus seinen Gedanken. Er schüttelte sie ab und trat nach den anderen durch die Tür. Im Strandhäuschen setzten sie sich alle und Ruffy kramte ein zerknittertes Blatt Papier aus seiner Hosentasche. "Hier schreiben wir rauf, was wir alles machen wollen. Der Punkt, der am meisten Stimmen bekommt, gewinnt und wird zuerst gemacht", erklärte der Schwarzhaarige. "Wir gehen saufen, is' doch klar", schlug Zorro vor und alle außer Lysop, Ruffy und Sanji meldeten sich ebenfalls für den Vorschlag. "Bescheuerte Idee", meinte Ruffy und zog einen Schmollmund. "Alkohol ist erst ab zwanzig erlaubt", lenkte Lysop ein. "Hier nicht", entschied Zorro. "Außerdem sind Shanks und Mihawk schon älter." "Aber sie machen sich strafbar, wenn sie Alkohol an Minderjährige weitergeben." "Sei nicht so ein Jammerlappen, Lysop. Du hast doch Blaudonnerstag auch gesoffen." Ruffy starrte nachdenklich seinen Zettel an, dann meinte er: "Ich hab' keine Lust. Ich will lieber zu Makino-chan in die Bar und Orangensaft trinken!" Shanks schien damit zufrieden. "Gut, von mir aus, gehen wir zu Makino-chan. Mihawk und ich können da unseren Plan ja immer noch durchführen." Er grinste. "Ich aber nicht", kam es augenblicklich von Zorro und Shanks' Grinsen wurde breiter. "Das is' ja ein Pech." Er schaute zu Mihawk, der mindestens genauso schadenfroh dreinblickte wie er. Nur Ace schwieg, der zwar auch zwanzig war, aber wusste, dass Ruffy trotzdem dagegen sein würde. Der Jüngere hielt nicht viel von Alkohol, schwor auf Orangensaft (außer an Feierlichkeiten) und mochte es auch nicht wirklich, wenn sein großer Bruder sich betrank. Ruffy ignorierte die anderen und kritzelte auf den Zettel: Makinos Bar, Acht Stimmen! "Und was machen wir danach?", fragte er gleich darauf. "Also, ich klink mich dann aus", verkündete Shanks. "Ben hat gesagt, er kommt mich abholen, damit mich keine bösen Räuber von der Straße wegklauen können, ihr braucht also keine Angst zu haben." "Hätten wir auch nicht", fauchte Zorro. "Wer will dich schon haben?!" "Beleidigte Leberwurst", zischte der Rothaarige zurück. "Danach holen wir uns ein Eis und schlendern die Geschäfte entlang und werfen Steine gegen Bens Fenster, damit wir ihr Stöhnen übertönen können", entschied Ruffy und notierte: Eis, Ben und Shanks ärgern, Acht Stimmen! "Wenn ihr das macht, hol' ich Bens Flinte und zerlöcher' euch wie 'n Schweizer Käse!" "Haha!", prustete Mihawk los. "Du triffst doch nich' mal 'nen Elefanten aus drei Meter Entfernung!" "Treff' ich wohl", schmollte Shanks. "Und wenn nicht, lass ich eben Ben auf euch feuern, der trifft 'ne Fliege aus dreißig Metern Entfernung!" "Da gibt's nur einen Haken", Ace legte seinem Freund die Hand auf die Schulter, "Ben würde keiner Fliege etwas zu leide tun." Und er und Mihawk lachten lauthals los. "Danach gehen wir einkaufen und ruhen uns dann beim Brunnen aus", entschied Ruffy und notierte: Essen! Brunnen, acht Stimmen! Für ihn war die Planung damit beendet und er faltete den Zettel zusammen und schob ihn in die Tasche seiner Jeans. Dann ging er zu ihrem Regal, das sie auch selbst zusammengezimmert hatten – und das etwas wacklig war – und kramte ein Kartenspiel hervor. Er verteilte die Karten und die anderen nahmen sie auf, ohne ihr Gespräch zu unterbrechen, in das sich Ruffy nach dem Geben auch einmischte. Sie begannen zu spielen und sich zu unterhalten, wie sonst auch… [~2005-04-28 – Thurthday~] Sanji wusste nicht mehr genau, wann er am Abend zuvor ins Bett gegangen war, dafür wusste er am nächsten Morgen umso genauer, wann er aufwachte. Ein kalter Schwall Wasser auf Gesicht, Brust und Bauch ließ ihn erschrocken aufschreien und hochfahren. "Was zur Hölle-!", fluchte er und starrte Zorro an, der grinsend und mit einem leeren Wassereimer in der Hand vor ihm stand. "Na los, mein kleiner Sklave", grinste er. "Steh auf und mach mir Frühstück." "Du-" "Na, wer wird denn? Es ist dir den ganzen Tag verboten zu fluchen oder Ausdrücke gegen mich zu benutzten. Und ich weiß, wie gerne du das Wort kuso(2) benutzt." Sanji schwieg und schaute zu seinem Wecker. Seine persönliche Hölle begann um exakt sechs Uhr und zwölf Minuten. Eigentlich ein Wunder, Zorro da schon auf den Beinen zu sehen. – Allerdings nicht lange. Der Größere stellte den Eimer ab und setzte sich auf sein Bett. Er verschränkte die Arme hinter dem Kopf und lehnte sich gegen die Wand. "Na los, ich warte. – Ach ja, und noch was. Sollte es doch einmal über dich kommen, etwas Verbotenes zu tun, so musst du vor mir auf die Knie fallen und meine Füße küssen." "Niemals!", knurrte Sanji und stapfte im Schlafanzug zum Kühlschrank. Er holte Milch und Marmelade hervor und Brot aus dem Regal. "Oh doch", meinte Zorro. "Du kannst aber auch einen Schlag kassieren, wenn dir das lieber ist." Sanji schwieg und schnitt zwei Scheiben Brot ab, dann machte er sich mit einem Messer, einem Teller, Butter, Brot, einem Glas und Milch auf den Weg zum Tisch. Er setzte sich und begann zu schmieren. "Schneid das Brot bitte in kleine Stückchen und bestreich sie einzeln", ordnete Zorro an und ein Grinsen huschte ihm bei dem Blick des Blonden über das Gesicht. "Scheißkerl", murmelte Sanji leise und beugte sich über seine Arbeit. "Sanji, kommst du mal bitte?" Der Blonde umklammerte das Messer und legte es dann grob auf dem Tisch ab. Er stapfte hinüber zu Zorros Bett und fragte mit einer zuckersüßen Stimme: "Was darf 's denn sein, der Herr?" Zorro stieß sich von der Wand ab und fasste Sanji am Kinn. "Ich hab' genau gehört was du gesagt hast. Du darfst jetzt wählen. Schuh küssen oder Schläge?" "Du darfst mich tot prügeln, bevor ich freiwillig vor dir auf die Knie gehe", fauchte Sanji und handelte sich einen mörderischen Hieb in den Unterleib ein. Mit einem Keuchen schlang er sich die Arme um den Bauch und knickte in den Beinen ein. "Du… Arschloch", nuschelte er. Zorro packte ihn wieder am Kinn und zwang ihn, ihn anzuschauen. "Du hast schon wieder die Wahl", meinte er amüsiert. Sanji zögerte kurz, dann riss er sich von dem Grünhaarigen los und ließ sich gänzlich auf den Boden sinken. Er brauchte noch etwas Zeit, sich zu überwinden, dann legte er seine Lippen für einen kurzen Augenblick auf die Stiefel des Älteren. – Das war so demütigend! "Brav so", lobte dieser. "Du kannst jetzt weiter mein Frühstück vorbereiten." "Klar doch", meinte Sanji und erhob sich wieder. Zorro räusperte sich. "Das heißt: Klar doch, Zorro-sama." Der Gesichtsausdruck des Blonden war zu amüsant, als dass Zorro das Grinsen noch hätte zurückhalten können – und er genoss es. "Jawohl, Zorro-sama", knurrte der Blonde und machte sich wieder an die Arbeit. Als er fertig war, goss er noch die Milch in ein Glas und brachte es zusammen mit dem Teller zu dem Bett des Grünhaarigen. Dieser klopfte neben sich auf die Matratze und bedeute ihm so, sich zu ihm zu setzten. "Du darfst mich jetzt füttert", meinte er und machte den Mund auf, für den ersten Bissen. Etwas widerwillig schob Sanji ihm das Stückchen Marmeladenbrot in den Mund. Genauso widerwillig setzte er das Glas an die Lippen des anderen an, damit dieser seine Milch trinken konnte. Er war froh, als der andere alles vertilgt hatte und er aufstehen und abspülen konnte. (Im Bad versteht sich, ein Waschenbecken in der Küche gibt's nicht.) Danach sollte er sich selbst etwas zu essen machen, ebenfalls zwei Brote und ja aufessen! Sanji gehorchte, auch wenn ihm zwei Scheiben Brot am frühen Morgen normalerweise etwas zu viel waren. Der Rest des Tages verlief nicht viel anders. Sanji musste alles Mögliche für Zorro tun und ihn immer mit Zorro-sama anreden, wie dieser es verlangt hatte. Anfangs hatte er es immer wieder vergessen und wurde andauernd von Zorro vor die Wahl gestellt, wobei er eigentlich immer die erste Variante wählte. Nur einmal ließ er sich noch schlagen, nämlich als sie in Gesellschaft von Mihawk, Ace und Shanks waren. Die drei nahmen es mit einer hochgezogenen Augenbraue hin. Ansonsten vergaß er es nicht mehr und auch das Fluchen hatte er so gut es ging eingestellt. Als die Schule dann zu Ende war, kapselte Zorro sich von den anderen ab, die Basketball spielen wollten und nahm Sanji mit sich; was vielleicht humaner war, als ihm zu befehlen, mitzuspielen. Er brachte ihn in ihr Zimmer, wo er sich sein T-Shirt auszog und seine Gewichte schnappte und dem anderen befahl, sein Zimmer aufzuräumen. "Komm her", forderte Zorro schließlich nach einer guten Stunde und beendete damit Sanjis Qual, seine Gewichte aufräumen und der Schwere nach ordnen zu müssen. Etwas verschwitzt stand er nun vor seinem 'Gebieter'. "Komm näher", forderte dieser ruhig. Sanji machte noch einen – zwei Schritte auf ihn zu, dann streckte Zorro die Hand nach ihm aus und legte sie mit ungewohnter Sanftheit an seinen Hinterkopf. Er zog den Blondschopf zu sich heran und drückte ihn dann Richtung Schritt. Als Sanji bemerkte, wo seine Reise hin ging, fing er sich mit den Händen neben Zorro auf dem Tisch ab. "Was soll das?", rief er erschrocken und versuchte sich wieder hoch zu drücken, was Zorro nicht zuließ. "Wonach sieht's denn aus?", fragte er. "Du kniest vor mir, Kopf auf Hüfthöhe…" Sanji sah geschockt auf und riss sich von dem Grünhaarigen los, als er das fiese Grinsen auf dessen Gesicht sah. "Vergiss es!", fauchte er. "Hast du die Wette etwa vergessen?" "Nein, natürlich nicht…" "Na also", unterband Zorro jegliche Ausflüchte. "Du hast sie verloren und der Einsatz war, einen Tag der Sklave des anderen zu sein. Es war von keiner Einschränkung die Rede und hättest du gewonnen, dann hättest du jetzt diese Macht über mich." Das hinterhältige Grinsen machte Sanji Angst. "Eine solche Macht würde ich nicht über dich haben wollen", gestand er und wich zurück. Blitzschnell war Zorro bei ihm und packte ihn am Handgelenk. "Das hättest du dir früher überlegen sollen", hauchte er. Sanji versuchte sich zu wehren, seine Hand zu befreien, doch Zorro packte auch noch seine zweite und hielt sie in einem schraubstockähnlichen Griff fest. Und so sehr Sanji auch versuchte sich zu wehren, hatte Zorro in den Armen wohl mehr Kraft als er. Er hob den Fuß, um den Kampf, der wohl gerade begonnen hatte, ausgeglichener zu machen, doch Zorro unterbrach sein Tun. "An deiner Stelle würde ich still halten oder ich brech' dir deine hübschen Fingerchen." Zärtlich strich er mit dem Daumen über die Hände des Blonden. Zorros Stimme und der Griff um seine Hand, der noch verstärkt wurde, ließen diese Drohung mehr als ernsthaft erscheinen. Die Angst war in Sanjis Blick zu lesen, als er aufschaute und versuchte, etwas in den Augen des anderen zu finden, das ihm verriet, dass das alles nur Spaß war, dass er das nicht wirklich tun würde; das alles nicht wirklich verlangte. Zorro bemerkte den Blick des anderen. Etwas Verschrecktes, Verstörtes lag darin. Er beugte sich vor, zum Ohr des Blonden und hauchte: "Ich werde dir zeigen, wer der Stärkere ist." Sanjis Augen weiteten sich. "Und damit du das nicht aus Schuldgefühl gegenüber der Wette tust, erlöse ich dich von deinem Fluch. Die Wette ist aufgehoben. Du bist ein freier Mann und kannst gehen, wohin zu willst – wenn du es schaffst!" Er zog Sanji mit sich, zurück zu seinen Schreibtisch, an dessen Kante er sich lehnte, den Blonden immer noch festhaltend. Er drückte ihn gegen sich, seinen Kopf gegen seine Brust, legte ihm wieder die Hand an den Hinterkopf und streichelte ihm beruhigend durchs Haar. Er spürte den abgehackten Atem, der auf seine freie Brust traf, etwas zu schnell und vor Angst immer wieder stockend. Nach und nach schien Sanji sich zu beruhigen, sein Herz hämmerte nicht mehr ganz so wild gegen seine Brust und die Anspannung wich etwas von seinem Körper. Zorro bemerkte die langsame Veränderung in Sanji, wartete ab, bis er sich soweit entspannt hatte, dass eine erneute Reaktion von ihm zu überraschend kam. Mit einer schnellen Bewegung zwang er ihn in die Knie und zwischen seine geöffneten Beine. Sanji, der sofort wieder aufspringen wollte, wurde durch Zorros Hand auf seiner Schulter, die ihn mit erstaunlichem Druck am Boden hielt, daran gehindert. Seine Beine waren dadurch auch nicht wirklich einsatzfähig und seine Hände wurden immer noch über seinem Kopf von Zorro zusammengehalten. Der Grünhaarige ließ seine freie Hand zu seiner Hose wandern, die er öffnete und etwas herabgleiten ließ. Sanjis Blick war auf den nun entblößten Schritt des anderen gerichtet, als dieser seinen Kopf am Kinn nach oben zwang. "So fasziniert?", fragte er belustigt. Sanji wollte seinen Kopf trotzig zur Seite drehen, aber Zorro hielt ihn grob fest. "Lass mich los", forderte er, doch Zorro lachte nur. "Warum sollte ich? Was würde es mir nützen? Aber nur zu, befrei dich, wenn du es kannst." Sanji wollte aufspringen und sich losreißen, doch Zorro war schneller. Er stieß sich vom Tisch ab und begleitete die Bewegung des Blonden nach hinten, mit der er sich befreien wollte. Doch durch den zusätzlichen Schwung konnte er sich nicht rechtzeitig abfangen und prallte mit dem Kopf auf den Boden. Mit halb zusammengekniffenen Augen und dröhnendem Schädel starrte er Zorro finster an, der nun auf ihm saß. Eine Hand fasste nach seinem Gesicht, die er versuchte zu beißen, bevor sie ihn erreichen konnte. Doch der Größere wich seiner Bissattacke mühelos aus und packte ihn am Kiefer. Gleichzeitig drückte er die Hände Sanjis hinter dessen Kopf auf den Boden. "Mach den Mund auf", forderte er und als Sanji seinem Befehl nicht Folge leistete, zwang er die zusammengebissenen Zähne mit Gewalt auseinander. "Nein, hör auf." Die Stimme des Blonden war nicht mehr als ein Flüstern. Zorro entging der flehende Unterton, der in ihr lag, nicht, doch er ging nicht darauf ein. Er kniete sich über den anderen und rückte mit seiner Hüfte näher an den Kopf des Blonden. "Hör auf. Hör auf!" Sanji versuchte noch einen letzten verzweifelten Befreiungsversuch, zerrte an seinen menschlichen Fesseln, die seine Hände hielten und zappelte so sehr er konnte, doch der Grünhaarige blieb stärker. Die ersten Tränen bildeten sich in seinen Augen, und die Erkenntnis, dass er gegen den anderen wohl machtlos war, wie die Male zuvor, in der Dusche und auch im leeren Klassenzimmer, ließ ihn zittern. "Bitte, hör auf." Jegliches Fordern war aus seinen Worten gewichen, viel mehr war es nur noch ein Flehen, für das er sich schämte. Er saß unter seinem Feind, bettelte und heulte, viel schlimmer konnte es nicht mehr werden. "Bitte, Zorro, hör auf! Ich tu' alles, was du willst, aber lass mich gehen! Ich will das nicht. Sag mir, was ich tun muss, damit du aufhörst. Ich geb' es zu, du bist der Stärkere!" Sanji schluchzte und wischte sich die Tränen am Hemdärmel seines Oberarms ab. Zorro sah ausdruckslos auf ihn hinab. "Verbring die Nacht mit mir", antwortete er schließlich. "Verbring die Nacht mit mir und ich lass dich gehen und werd' dich nie wieder anfassen." Seine geröteten Augen waren geweitet, als er zu Zorro aufschaute. Einen Moment herrschte Schweigen und keiner der Beiden regte sich, dann ließ Sanji sich wehrlos zurück auf den Fußboden sinken und rutschte weiter unter Zorro. Er hob den Kopf, zögerte noch einen Augenblick und wollte dann Zorros erstem Befehl nachkommen. Nur eine Sekunde nach seinem Entschluss handelte er sich eine Ohrfeige ein, die ihn mit dem Kopf so hart gegen den Boden schmetterte, dass es ihm für einen Augenblick schwarz vor Augen wurde und im nächsten hatte Zorro ihn schon am Kragen gepackt und hochgezerrt. Grob schleifte er ihn hinter sich zur Tür. Er öffnete diese und warf den anderen mit einem gezischten "Verschwinde!", aus dem Zimmer. Sanji stöhnte leise bei dem harten Aufprall, der seinen Rücken schmerzen ließ, dann kauerte er sich schluchzend an der anderen Seite des Flurs zusammen. Er lag nicht lange alleine. Er bekam einen gehörigen Schreck, als er bemerkte, dass jemand hinter ihm stand. Er hatte keine Ahnung, wie lange er schon nicht mehr alleine war und wie lange er nun schon vor diesem anderen Jemand heulte. Dieser Jemand beugte sich nun zu ihm hinunter und legte ihm die Hand auf die Schulter. "Komm mit", flüsterte ihm eine wohlbekannte Stimme zu und er stand auf und folgte Ruffy zur Treppe. "Ich verstehe es, wenn du nicht mit mir darüber reden willst", fing er an und führte ihn die Stufen hoch. "Zorro ist merkwürdig und manchmal muss man erst selbst damit fertig werden, um zu überlegen, ob oder was für einen Sinn sein Handeln hat. Aber du musst mir glauben, dass er eigentlich ein guter Kerl ist." Das, was Ruffy gerade sagte, hörte sich in Sanjis Ohren alles andere als richtig an und auch, wenn er diesem fröhlichen Jungen so gerne alles glauben würde, konnte er es einfach nicht. Sicher, er kannte Zorro schon etwas länger, doch ihm reichte das, was er wusste. Er hatte Zorro noch nie nett oder freundlich ihm gegenüber erlebt, nicht einmal den anderen gegenüber konnte er sich oft ein Lächeln abgewinnen und die Aggression, die er ihm manchmal entgegenbrachte, ließen ihn als alles anderen als einen guten Kerl wirken – und einen Sinn schienen diese Angriffe auch nicht zu haben. "Ich weiß", fuhr Ruffy fort, "es ist schwer zu glauben, vor allem in deiner Situation. Ich weiß leider auch nicht so genau, was mit ihm los ist. Normalerweise ist er nicht so… brutal. Sicher, angriffslustig schon und ein gesprächiger Genosse war er noch nie, oder gar freundlich wie Shanks oder Ace, aber in Ordnung. Hat wohl einen Narren an dir gefressen…" Er schwieg eine Weile, starrte nachdenklich vor sich hin, dann hob er den Blick wieder. "Er mag dir Angst machen, aber ich glaube nicht, dass er dir je ernsthaft schaden wollte oder würde." Sanji schwieg. "Komm, ich bring dich in ein anderes Zimmer." Ruffy setzte sich wieder in Bewegung und Sanji folgte ihm nach kurzem Zögern. Nur ein paar Schritte weiter blieb er wieder stehen und klopfte an der Tür vor sich. Sie wurde geöffnet und ein überraschter Mihawk stand im Türrahmen. Als er Sanji erblickte, bat er sie sofort herein. Ruffy ließ den Blonden an sich vorbei, dann griff er Mihawk am Ärmel und flüsterte ihm kurz etwas zu. Der Größere nickte nur und sie folgten Sanji in das Zimmer. Es war auch ein Zweibettzimmer, wie das von Zorro und Sanji und allen anderen Schülerzimmern des Internats, mit dem Unterschied, dass Mihawk es allein bewohnte. "Setzt euch doch", bat Mihawk und deutete auf das Bett, in dem niemand schlief. "Möchtet ihr etwas trinken? Wasser, Tee, Saft? … Alk…?" "Ich nehm' einmal Orangensaft!", rief Ruffy fröhlich, doch Sanji war sich fast sicher, dass diese Fröhlichkeit nicht echt war. "Ein Wasser", murmelte er, um den anderen nicht noch länger wie bestellt und nicht abgeholt an der Tür stehen zu lassen. Mihawk kramte die gewünschten Getränke aus seinem Kühlschrank – der nicht summte – und brachte sie zum Bett, auf dem auch er sich niederließ. "Du kannst gerne hier bleiben und in dem Bett schlafen…", er klopfte auf seine Sitzgelegenheit, "…wenn du nicht wieder runter willst." Sanji nickte. Er hatte keine Lust, jetzt Zorro über den Weg zu laufen und noch weniger Lust, mit ihm im selben Zimmer zu sein. Nachdem Ruffy seinen Orangensaft ausgetrunken hatte, verabschiedete er sich wieder und machte sich auf in sein Zimmer, bevor der Kontrolleur – in diesem Falle Kuro – Lysop allein im Zimmer vorfinden würde. Kurz nach Ruffys Verschwinden stand auch Mihawk auf. Er verschwand im Bad und den Geräuschen nach zu urteilen machte er sich fertig, um schlafen zu gehen. Als er wieder heraus kam, warf er Sanji etwas zu. Überrascht fing dieser den Gegenstand auf. "Die ist noch nicht benutzt", versicherte Mihawk und ließ Sanji dann mitsamt seiner neuen Zahnbürste ins Badezimmer. Er selber legte sich schon hin. Er fragte nicht eine einzige Frage, schaltete nur das Licht seiner Nachttischlampe an und las und bis Sanji fertig war und ebenfalls im Bett lag. Er war dankbar dafür, dass er ihn in Ruhe ließ, nicht wissen wollte, aus welchem Grund er nicht in seinem eigenen Zimmer schlief und so rollte er sich in die angenehm kühle Bettdecke ein und drehte sich zur Wand. Schlafen konnte er trotzdem nicht. So sehr er es auch versuchte, er bekam die Bilder einfach nicht aus seinem Kopf und wenn er die Augen schloss, sah er alles nur noch deutlicher vor sich. Doch was ihn am meisten beschäftigte, war nicht die Tatsache, was Zorro mit ihm zu machen versucht hatte, sondern seine letzte Aktion, als er ihn aus dem Zimmer geworfen hatte. Schließlich hatte er ihn da gehabt, wo er ihn haben wollte – unter sich. Diese Reaktion, der Schlag, durch den er zurückgeworfen wurde und das Hochzerren, das machte für ihn keinen Sinn. Sanji richtete sich halb im Bett auf, fuhr sich durch seine Haare. Seine Augen brannten vor Müdigkeit und seine Lieder waren so furchtbar schwer. Er war sich sicher, wenn er sich jetzt wieder zurück auf die Matratze sinken ließ, würde er einschlafen. Doch er wollte nicht mehr, er hatte Angst. Was, wenn er dann wieder träumen würde? Er wollte nicht träumen, an nichts erinnert werden und schon gar nicht an Zorro! Kurz entschlossen stand er auf. Er griff instinktiv zum Nachtschrank nach seiner Zigarettenpackung, doch sein Griff ging ins Leere. Er hatte nichts zum Rauchen hier, alles war noch bei Zorro im Zimmer. Bei Zorro… Sanji wurde leicht schwindelig, er war wohl zu schnell aufgestanden. Ein flaues Gefühl machte sich in seinem Bauch breit, während das Schwindelgefühl langsam zurück ging und einem dumpfen Kopfschmerz Platz machte. Mit einem Mal wurde ihm furchtbar übel und er stürzte in das kleine Badezimmer zum Klo. Er würgte ein paar Mal und übergab sich schließlich. Nach dem dritten Mal schien es vorbei zu sein. Er betätigte ein weiteres Mal die Spülung, blieb aber noch eine Weile vor der Kloschüssel hocken um etwas zu Atem zu kommen, dann stand er auf, um sich den Mund auszuspülen. Er tat überrascht einen Schritt rückwärts, als er Mihawk vor sich in der Tür erblickte. "Oh, Entschuldigung, ich wollte dich nicht wecken." "Das hast du nicht", versicherte dieser. "Geht's?" Sanji nickte flüchtig, drehte den Wasserhahn auf, nahm einen Schluck und spuckte ihn dann wieder aus. "Ich ess' gern' einen Joghurt, wenn ich… gekotzt hab', dann is' man den üblen Geschmack schnell los." Sanji ließ von dem Wasserstrahl ab und folgte Mihawk wieder zurück ins Zimmer. Ihm wurde ein kleiner Becher mit Löffel hingestellt. Nur etwas Kleines, damit man etwas anderes schmeckte, um den Magen etwas zu beruhigen und nicht zu viel, dass man gleich wieder über dem Klo hing. Sanji aß schweigend die gelbliche, nach Vanille schmeckende Masse und Mihawk beobachtete ihn dabei. Als Sanji fertig war, steckte er den Löffel in den leeren Joghurtbecher, den er mit beiden Händen umschloss. Er spielte mit dem Deckel, der nur soweit abgerissen war, dass er noch am Becher hing. "Kann ich dich… etwas fragen?", brachte er schließlich hervor. "Schieß los", forderte Mihawk Sanji auf. "Du warst doch mal mit Zorro zusammen, oder?" Der Schwarzhaarige horchte auf. "Hat er dir das erzählt?" Sanji schüttelte den Kopf. "Nein, ich glaube, Ace hat es mal erwähnt." "Na dann… Hätt' mich auch sehr gewundert, wenn er das freiwillig zugeben würde." Sanji sah ihn verständnislos an. "Warum sollte er das nicht?" Mihawk schwieg eine Weile, versuchte die richtige Worte zu finden. "Weißt du", meinte er schließlich, "zwischen uns hat es nicht ganz so gut geklappt. Ich weiß nicht, vielleicht waren wir zu verschieden – oder sogar zu ähnlich. Getrennt haben wir uns dann schließlich kurz bevor du kamst, ich glaube, einen Tag vorher. Zorro redet nicht so gerne darüber, ich schätze, weil er verloren hat, also unten liegen musste." Er zuckte mit den Schultern. "Naja, mir kann's egal sein. Ich fand die Zeit mit ihm in Ordnung, aber nachtrauern tu' ich ihm bestimmt nicht." Sanji schwieg eine Weile. "Erzählst du mir etwas über ihn?", bat er schließlich, den Blick auf seine Hände gerichtet. "Über Zorro?" Mihawk sah ihn überrascht an. Sanji nickte. "Also gut. Aber was willst du hören? Etwas über seine Kindheit? Oder über seine Zeit hier auf dem Internat? Der Zeit zwischen uns?" Sanji überlegte eine Weile, dann antwortete er: "Einfach etwas über Zorro. Ich weiß nicht–, Lieblingsessen oder so…" Mihawk überlegte kurz, dann fing er an: "Also, er trinkt ja lieber, als dass er isst und das am Liebsten Rum, aber ansonsten mag er Fisch mit weißem Reis ganz gerne… und Birnen!" Plötzlich grinste Mihawk. "Und? Schon ein passendes Rezept gefunden, mit dem du beides unter einem Hut bekommst?" Sanji sah verwundert auf. "Wie? – Äh… nein, aber mir würde schon etwas einfallen." Mihawks Grinsen wurde zu einem Schmunzeln. "Ich kann mir denken, dass du im Moment lieber nichts für ihn kochen willst, es sei denn, du willst ihn vergiften. – Warum möchtest du etwas über ihn wissen?" Sanji zuckte mit den Achseln. "Ich weiß nicht… Keine Ahnung, genauso wenig, wie ich eine Ahnung hab', warum wir uns nicht leiden können… Ich kenn' ihn eigentlich gar nicht. Ich weiß nicht mal, wann er Geburtstag hat, oder genau wie groß er ist." Mihawk schwieg kurz, dann meinte er: "Also, er hat am elften November Geburtstag. Er ist genau… äh… ein Meter… siebenundsiebzig?" Sanji musste lächeln. "Nein, so groß bin ich. Und er ist größer." "Hm… gut, dann eins achtundsiebzig. Aber ich weiß, wie viel er wiegt! zweiundsiebzig Kilo!" Sanji grinste. "Davon sind mindestens siebzig Prozent Muskeln und ein Viertel Prozent Gehirn(3)!" Mihawk lachte. "Ja, das dürfte hinkommen. – Hör mal Sanji, es ist schon spät, du hast morgen zur ersten Stunde, vielleicht sollten wir schlafen gehen." Sanjis Miene versteinerte sich. "Ich – ich möchte nicht schlafen." Mihawk musterte ihn kurz, dann meinte er: "Ich weiß nicht, was Zorro mit dir gemacht hat und ich will es auch nicht wissen, wenn du es nicht erzählen magst, aber vielleicht solltest du deinen Körper deswegen nicht überstrapazieren. Morgen ist ein anstrengender Tag, ihr habt drei Fremdsprachen hintereinander!" "Ich weiß", gestand Sanji, "aber ich glaube nicht, dass ich einschlafen werde…" "Und wenn du es versuchst? Du kannst mich auch wecken, wenn du wieder aufwachst oder es gar nicht schaffst, okay?" Sanji nickte nach kurzem Zögern. Mihawk nahm ihm den Joghurtbecher ab und warf ihn weg, dann öffnete er das Fenster, um etwas frische Luft hereinzulassen und schnappte sich Sanjis Decke, um ihn zuzudecken. "Zöger' nicht, wenn du nicht schlafen kannst oder Angst hast, ich lieg' nur ein paar Schritte von dir entfernt. Und wenn du willst, lass ich das Nachttischlicht an." Sanji nickte nur und zog sich die Bettdecke bis zum Kinn. "Gute Nacht", murmelte der Ältere und legte sich ebenfalls in sein Bett. Sanji versuchte wirklich, einzuschlafen, doch wenn er die Augen schloss, musste er wieder an Zorro denken. Und es wurde immer schlimmer. Seine Fantasie trieb es weiter, als es überhaupt gekommen war. Ihm wurde heiß, trotz des offenen Fensters und er wälzte sich hin und her in dem fremden Bett. Er war, trotz Mihawks Angebot, unentschlossen den anderen zu wecken, bis dieser plötzlich neben seinem Bett stand und ihm behutsam die Hand auf die Schulter legte. "Na komm, wir machen die Nacht durch. Ich red' morgen früh mit Kuro, dass er dich vom Unterricht befreit. Ich hab' morgen eine Vorlesung bei ihm, das geht schon klar. Er wird dich dann als krank eintragen – und keine Sorge, er wird dich auch nicht zu Doc. Kuleha schicken!" Er holte Sanji aus dem Bett und sie setzten sich an den Tisch. "Wie wäre es mit Mau-Mau?" Und so spielten sie; fast die ganze Nacht. Mihawk besorgte für beide etwas zu trinken, bot auch etwas zu Essen an und sie knabberten Salzstangen. Um halb fünf war Sanji dann so müde gewesen, dass er auf seinem Stuhl eingeschlafen war. Vorsichtig trug Mihawk ihn ins Bett und deckte ihn wieder zu. Er schaltete das Licht aus und legte sich dann auch schlafen… Am nächsten Morgen (genau genommen zwei Stunden später) war der Blonde weg… _____________________________________ (1) jap. Missbilligung; Ablehnung (2) jap. Scheiße!, Mist!; vulgär, wurde daher bis jetzt immer herausgeschnitten (3) normaler Mensch: Gehirn: 2%; Muskeln, Mann: 40% mikan... ı3. Kapitel – Seitengasse [~2005-05-29 – Sunday~] Im ersten Moment kam es Mihawk ganz normal vor, dass das zweite Bett in seinem Zimmer leer war. Doch dann erinnerte er sich recht schnell wieder, dass eigentlich Sanji gestern bei ihm übernachtet hatte. – Wobei das ja auch nicht ganz stimmte, sie waren schließlich bis irgendwann um vier (so ganz genau wusste er das nicht mehr) wach gewesen. Aber jetzt war der Blonde nicht mehr da. Das Bett war flüchtig gemacht worden und das Jackett lag auch noch auf dem Stuhl, auf den er es im Laufe der Nacht abgelegt hatte. Mihawk kämpfte sich aus dem Bett und schaute im Badezimmer nach und verließ dann den Raum, um auf dem Flur nach ihm zu sehen. Doch weit und breit kein Sanji… Der Schwarzhaarige beschloss schließlich, mal zwei Etagen unter sich nachzuschauen, wo schließlich das Zimmer des Blonden lag. Er konnte sich zwar nicht wirklich vorstellen, dass dieser es im Moment freiwillig betreten würde, aber Nachschauen schadete ja schließlich nicht. Tatsächlich stand Sanji vor seinem Zimmer. Er starrte die Tür an und schien zu überlegen. "Hey, Sanji!" Erschrocken drehte sich der Blonde um. "Mihawk! Was machst du hier?" "Das wollte ich dich fragen." "Ach, ich wollte nur meine Zigaretten holen. Eigentlich wollte ich Ruffy fragen, aber der würde das nie freiwillig machen…" Mihawk schüttelte nur den Kopf. "Brauchst du noch etwas?" "Kannst du mir mein Buch mitbringen?" Der Größere nickte und öffnete dann die Zimmertür und ließ den Blonden für eine Weile alleine im Flur. Kurze Zeit später war er wieder da. Er gab Sanji sein Buch und eine Packung Zigaretten und legte ihm frische Kleidung über den Arm. "Hier, ich dachte, das könntest du auch gebrauchen." "Ja, danke." Schweigend begaben sie sich wieder in das Zimmer im fünften Stock. "War er wach?", rang sich Sanji schließlich durch zu fragen. "War das 'ne erst gemeinte Frage? Es ist halb sieben und Zorro soll wach sein?" "Hm… ich dachte nur, dass er vielleicht aufgewacht sein könnte…" "Nein, ist er nicht. Er schläft wie ein Stein. – Willst du was frühstücken?" Sanji schien noch etwas unentschlossen, als Mihawk schon Brot und Aufstrich hervorholte. Sie setzten sich und aßen gemeinsam. Viel redeten sie nicht, mal eine Bemerkung hierzu und mal dazu, solange, bis Mihawk los musste. Er kramte noch schnell den Zweitschlüssel aus einer Schublade hervor, dann schnappte er sich seine Tasche. "Ich leg' dir den Schlüssel auf den Tisch. Du kannst so lange hier bleiben, wie du willst, aber wenn du gehst, schließ bitte ab. Ich regle das jetzt mit Kuro und du solltest noch eine Runde schlafen." Dann verließ er das Zimmer und ließ Sanji allein. Dieser wusste zuerst nicht, was er tun sollte, doch dann entschied er sich, Mihawks Ratschlag zu beherzigen und legte sich wieder hin. Viel bringen tat der Tag nicht. Er schlief fast die ganze Zeit. Seine Gedanken hatten sich beruhigt und er hatte nicht andauernd unangenehme Bilder im Kopf, sobald er die Augen schloss und so konnte er sich in Ruhe von den Strapazen des gestrigen Tages und dem Schlafmangel in der Nacht erholen. Zwischendurch las er ein bisschen, trank etwas und ging auf die Toilette. Appetit hatte er keinen und so legte er sich wieder hin, als es eigentlich Zeit für das Mittagessen gewesen wäre. So verpasste er auch die Rückkehr seines vorrübergehenden Zimmergenossnes, der sich leise an den Schreibtisch setzte und seine Mitschriften durchging und das noch mal aufschrieb, was er ein paar Tage später sicher nicht mehr würde entziffern können. Mihawk ließ ihn noch die ganze nächste Nacht bei sich bleiben, zwang ihn aber, wenigstens etwas zu Abend zu essen. Und am nächsten Morgen machten sie sich dann, nach einem ausgiebigen Frühstück, zusammen auf den Weg zum Schultor, wo man sich versammelte, für den Abmarsch hinunter ins Dorf. Dort traf Sanji dann das erste Mal wieder auf Zorro. Der Grünhaarige würdigte ihn nur eines flüchtigen Blickes und tat des Weiteren so, als ob nichts zwischen ihnen vorgefallen wäre. Sanji versuchte auch, ihn zu ignorieren und hielt sich deshalb mehr in der Nähe von Mihawk, Shanks und Ace auf. Kurz bevor es losging wurde noch einmal an die neuen Regeln erinnert und dann setzte sich der ganze Trupp in Bewegung. Ruffy stürmte fröhlich drauf los und zog Zorro mit sich. Der Rest der Gruppe ging es etwas langsamer an. Sie folgten Ruffy langsam schlendernd, Sanji an letzter Stelle. Zorro hingegen fluchte lauthals, dass der kleine Quälgeist ihn loslassen sollte, hatte aber wenig Erfolg… Ruffy rannte gut den halben Weg ins Dorf und somit auch Zorro. In Makinos Bar angekommen bestellten sie schon mal und warteten dann auf den Rest. Ruffy schlürfte fröhlich an seinem Orangensaft und Zorro saß schmollend an seinem Wasser, weil Rum für ihn ja nicht zu bekommen war, als die anderen auch eintrudelten. Shanks und Mihawk konnten es natürlich nicht lassen, sich jeder einen Krug Bier zu bestellen und Zorro noch ein bisschen zu ärgern. Doch es dauerte nicht lange und wenigstens Shanks verlor das Interesse an ihm, da Ben sich etwas früher blicken ließ und sich noch eine Weile zu der Gruppe gesellte. Sie hatten Spaß zusammen in der Bar, mit Ben und Makino. Sie machten Scherze und alberten herum. Sanji vergaß seine unliebsame Erfahrung für eine Weile und brachte sich in die Unterhaltung mit ein, wobei er allerdings nie auf etwas Gesagtes von Zorro einging oder ihm eine Frage stellte, geschweige denn antwortete, wenn dieser sich an alle wand. Zorro selbst sprach den Blonden nicht direkt an und tolerierte es, wenn er als einziger nicht antwortete. Er vermied es, den anderen direkt anzuschauen, doch wenn er es tat, wich der Blonde seinem Blick aus. Es war nicht auffällig, dass sie sich mehr oder weniger aus dem Weg gingen und der einzige, der es merkte, war Mihawk, weil er etwas auf das Verhalten der beiden achtete, nachdem Sanji die letzten beiden Nächte bei ihm verbracht hatte. Eigentlich wusste auch Ruffy bescheid, doch er bemerkte nichts oder ließ sich nicht anmerken, dass es ihm aufgefallen war. Sie hatten gut zwei Stunden in der kleinen Bar gesessen, als das Gespräch so langsam verebbte und Ben sich schließlich erhob. "Ich denke, wir sollten so langsam aufbrechen." Shanks sprang sofort von seinem Stuhl auf. "Ja, das denke ich auch!" Er schob seinen Stuhl an den Tisch und näherte sich schon mal dem Ausgang. Ben hingegen verabschiedete sich noch von den anderen und bezahlte seine Rechnung – und die von Shanks. Die anderen saßen noch eine Weile zusammen, dann meinte Mihawk: "Eigentlich könnten wir genauso gut gehen. Wir haben ja auch noch ein paar Stichpunkte auf unserer Liste." Diesmal war es Ruffy, der aufsprang. "Ja! Als nächstes ist das Eis dran! Da müssen wir uns Zeit lassen, damit Ben und Shanks schon anfangen können. Sonst gibt's ja nichts zum Übertönen." Er hob den Arm und marschierte aus dem kleinen Raum. An den Flügeltüren blieb er noch einmal stehen und verabschiedete sich von Makino. Die anderen taten es ihm gleich und folgten ihm schließlich. Und Makino setzte ihr Bestelltes wie üblich auf die Rechnung der Bande… Draußen wurde sich dann kurz versammelt und schließlich der Weg zu einem Eiscafé eingeschlagen. Sanji hatte nicht wirklich Lust auf Eis und er fühlte sich auch nicht wirklich wohl bei den anderen. Zorro war zurückgefallen, wollte sich ein bisschen von Ruffy erholen, der ihn bis jetzt andauernd am Wickel gehabt hatte. Doch wenn Zorro nicht mehr Vorne sondern hinten lief, konnte Sanji dort nicht mehr ungestört laufen. Am Eisstand angekommen dauerte es eine Weile, bis Nami Ordnung in das Chaos der Jungs gebracht hatte und die Bestellungen aufgenommen werden konnten. Sanji hatte sich mittlerweile von den anderen abgekoppelt. Zorros Gegenwart war ihm mehr als unangenehm gewesen. Erst nachdem er sich unter einem Vorwand von der Gruppe entfernen konnte, konnte er endlich einmal ruhig durchatmen. Er schlenderte durch die Gassen und blieb den Geschäften fern um ein Zusammentreffen mit den anderen zu verhindern. Nur ein Mal sah er Mihawk, wie er einen Stein gegen ein Fenster über einem Waffenladen warf und schlug auch sogleich die entgegengesetzte Richtung ein. Doch so viel Aufmerksamkeit er seiner Umgebung auch schenkte um allen möglichen Anziehungspunkten für Schüler und Studenten zu umgehen, merkte er doch nicht, dass er dabei nicht aus den Augen gelassen wurde. Irgendwann ließ er sich in einer Seitengasse auf einer Kiste nieder und steckte sich eine Zigarette an. Irgendwie war sein Verhalten kindisch. Er lief weg, wie ein Feigling – und das auch noch vor Zorro! Sanji steckte gerade sein Feuerzeug wieder weg, als drei Männer in die Gasse taumelten. Zwei von ihnen schienen schon etwas angetrunken zu sein, während der dritte noch recht nüchtern wirkte. "Oh! Hier ist ja jemand", entfuhr es dem einen, als er Sanji sah. Er ließ die Flasche, die bis eben noch in seinem Gesicht geklebt hatte, sinken und wischte sich über den Mund. "Ja, ein blonder Jemand", bestätigte der andere, seine Nase war rot vom vielen Alkohol. Der Dritte und gleichzeitig auch Größte von ihnen schob die anderen beiden beiseite und trat in den Vordergrund. Sein Blick war kalt wie Stahl und seine Haare grau und kurz geschoren wie die eines Mönchs. "Du bist neu hier", stellte er fest. "Ein Schüler des Internats?" "Ich wüsste nicht, was euch das zu interessieren hat", entgegnete Sanji. Der Kerl gefiel ihm nicht, ließ seine Alarmglocken schrillen. Augenblicklich erhob er sich von der Kiste und ging etwas auf Abstand; so gut das in der engen Gasse möglich war. "Du musst nicht antworten, ich weiß, dass es stimmt." "Und warum fragst du dann?", fragte Sanji unfreundlich. "Du bist ziemlich frech für 'nen Neune", meinte der Fremde und gab seinen beiden Begleitern einen Wink, woraufhin diese sich auf Sanji stürzten. Der Blonde machte einen Schritt zur Seite und ließ den einen an sich vorbeistolpern, dem anderen stellte er ein Bein und schickte ihn mit einem gezielten Tritt in den Nacken zu Boden. Er drehte sich um und wollte sich wieder dem ersten Angreifer widmen, der inzwischen wieder hoch gekommen war, als jemand ihn am Bein festhielt. Überrascht drehte er sich um, als der dritte Fremde ihm das Standbein weg schlug. Unsanft prallte er mit dem Kopf gegen das Pflaster und bevor die Kopfschmerzen überhaupt einsetzen konnten, war der Erste auch schon über ihm und packte ihn am Kragen. Grob wurde er hoch gezerrt und gegen die Wand neben sich geschleudert. Eine zweite Hand packte ihn ebenfalls am Hemd und er wurde gegen die Mauer gedrückt. Der Körper des anderen presste sich so eng gegen seinen eigenen, dass er sich nicht mehr bewegen konnte, während die zwei Begleiter des Mönchkopfes nach seinen Händen griffen. "Ich werde dir zeigen, wie wir mit Leuten umgehen, die frech werden und dann auch noch aus eurem stinkenden Internat kommen", zischte er in Sanjis Ohr und dem jüngeren liefen kalte Schauer den Rücken hinunter, als der warme Atem des anderen über seine empfindliche Haut strich. Der Boss der drei – wie es Sanji mittlerweile schien – löste eine seiner Hände von Sanjis Hemd. "Und das ist nicht gerade sanft!" Er schlug den Blonden ins Gesicht und dann in den Magen. "Ihr Kriminellen seit hier nicht erwünscht", rief einer der beiden Handlanger und drückte Sanjis Handgelenk fester gegen den Stein, wurde daraufhin aber mit einem drohenden Blick betitelt und hielt fortan die Klappe. Grob fasste der Größte mit der freien Hand nach Sanjis Gesicht, der bereits die Augen zusammenkniff, einen neuerlichen Schlag erwartend. Doch er wurde nur am Kiefer gepackt und gezwungen auf und in das Gesicht vor sich zu schauen. "Aber es gibt eine Möglichkeit, wie ihr euch ein Anwesenheitsrecht kaufen könnt", erklärte der fast Glatzköpfige und fuhr mit seinem Daumen über Sanjis Lippen, ehe er gänzlich von dem zerknitterten Kragen abließ. Er wies seine Kumpanen an, Sanjis Arme unter Kontrolle zu halten, während er ihn mit etwas Mühe die Mauer hinunterdrückte. Seine Hand lag schwer auf Sanjis Schulter und hielt ihn unten, während sein Knie sich in seine Brust drückte und den Blonden weiterhin an der Mauer hielt und der Kerl mit seiner Rechten an seiner Hose herumfummelte. Er ließ sie ein wenig hinabsinken, sodass seine Boxershorts zum Vorschein kamen und er seine Hand hineingleiten lassen konnte. "Du musst einfach nur das machen", fuhr er fort, "was ihr Nutten alle macht, ob Mann oder Frau. Du hast doch bestimmt schon jede Menge Erfahrung, so ein schöner Bursche wie du. In diesem Drecksinternat müssen diese ausgehungerten Kerle doch wie die Heuschrecken über dich herfallen." Sanji war mindestens genauso entsetzt, als er sah, wie der Perverse über ihm seinen Schwanz hervorholte, wie als Zorro ihn dazu zwingen wollte, ihn zu befriedigen. Die Bilder dieser Nacht stiegen wieder in ihm hoch und trieben ihm Tränen in die Augen. Aber er war wieder in so einer unmöglichen Situation, in der er sich nicht einmal wehren konnte. Gegen Zorro hatte er auch keine Chance gehabt und schließlich aufgegeben, woraufhin dieser ihn dann aus dem Zimmer geschmissen hatte. Aber was blieb ihm diesmal übrig, als genauso zu handeln? Die Gegner waren in der Überzahl und er bewegungsunfähig. Der Kerl hatte schon seine Hose runtergelassen und er konnte sich nicht befreien, selbst wenn er sich wand wie ein Aal. Der heimlich Beobachter, der Sanji schon die ganze Zeit gefolgt war und nun am Ende der Gasse stand und unbemerkt das Szenario betrachtete, spielte nervös mit seinem Katana. Als er die Resignation in Sanjis Gesicht sah, war er dicht davor einzugreifen, doch er gab sich noch einen Ruck, wollte noch einen Moment abwarten, ob der Blonde sich doch noch fangen würde. Zuerst sah es nicht danach aus. Der Fremde hatte Sanjis Mund mit Gewalt geöffnet und kam diesem immer näher. Doch dann schien irgendetwas in ihm klick gemacht zu haben. Mit einer für seine Peiniger völlig überraschend kommenden Aktion rammte er seinen Kopf nach vorne und teilweise in den Unterleid des Mönches, teilweise noch etwas tiefer. Der Kerl stöhne mit schmerzverzerrtem Gesicht auf, hielt sich beide Hände vor sein bestes Stück und wich soweit zurück, wie es möglich war. Die beiden anderen waren so überrascht, dass sie selbst dann nicht reagieren konnten, als Sanji sich mit einem kräftigen Ruck von ihnen losriss und aufrichtete. Mit einer schwungvollen Drehung, bei der er mit dem Fuß erst gegen sie Wand stieß und dann den Kopf links von sich gegen die Hauswand neben sich schmetterte, setzte er einen außer Gefecht. Den anderen beförderte er mit einem fast tödlichen Kick ins Genick in die Bewusstlosigkeit. Als er sich wieder umdrehen wollte, spürte er eine Hand im Nacken, die sich gleich darauf in seine Haare krallte und ihn zu Boden schleuderte. Er musste ein paar kräftige Tritte in die Seite einstecken, ehe er wieder hochkommen konnte, nur um dann wieder am Kopf gepackt und die Gasse hinunter geworfen zu werden. Er prallte gegen ein paar Kisten, die bei seinem Aufprall zusammenbrachen und wurde dann am Stoff seiner Jacke am Rücken hoch gezerrt und auf noch intakte Kisten direkt daneben gedrückt. Seine Hände wurden gepackt und auf seinem Rücken so weit nach oben gedrückt und verdreht, dass er dachte, er würde sich jeden Moment die Schulter ausrenken. "Du verdammter Bastard", zischte der Anführer hinter ihm und Sanji konnte hören, dass er seine Stimme nur mühsam und mit zusammengebissenen Zähnen auf einem niedrigen Level halten konnte. "Das wirst du noch bereuen!", versprach er und packte Sanji im Nacken und drehte seinen Kopf zur Seite, um ihm wenigstens in ein Auge zu schauen. Seine Finger hinterließen dunkelrote Abdrücke auf Sanjis Haut, als er seine Hand wieder zurück nahm und mit einer schnellen Bewegung die Hose des Blondem am Bund ergriff und über dessen Po zerrte. Grob packte er eine der Pobacken und drückte seinen Daumen zwischen sie und die andere, während er mit seiner Hüfte nach Vorne stieß. Sanji spürte wie der Penis des anderen seine Haut berührte, schrie erschrocken auf und versuchte seine Arme loszureißen. Wieder war der Beobachter – der erst später erkannte, wie weit der Mönchskopf wirklich schon gewesen war – kurz davor, sein Versteck zu verlassen und Sanji zu Hilfe zu eilen, als der Blonde den anderen mit einem Tritt gegen das Knie soweit ablenken konnte, dass er sich herumdrehen und ihn mit einem erneuten Tritt zwischen die Beine zu Fall bringen konnte. Er trat ihm gegen den Kopf, gegen den Unterleib und gegen die Kehle, während er sich mit einer Hand die Hose wieder hochzog und trat solange auf den Älteren ein, bis er Blut spuckte und sich schließlich nicht mehr rührte. Schwer atmend und am ganzen Körper zitternd stand er über ihm und spürte, wie ihm wieder so unheimlich schlecht wurde. Dann brach er zusammen. Mit zitternden Händen wischte er sich über die Augen und wischte die Tränen weg, die ihm über das Gesicht rannen, was allerdings nicht viel brachte, weil sie danach nur noch um so mehr aus seinen Augen quollen. Schließlich hielt der Betrachter es nicht mehr aus. Mit ein paar Schritten war er aus dem Schatten getreten und blieb kurz vor Sanji stehen. Der sah mit seinen verheulten und geröteten Augen auf. Zuerst hatte er Angst, es wäre noch jemand gekommen, der sich an ihm vergehen wollte, doch dann erkannte er den anderen. "Zorro", nuschelte er. Der Größere kniete sich zu ihm, ließ es zu, dass Sanji sich an ihn drückte und nahm ihn sogar in den Arm. Er streichelte leicht über dessen Rücken, um ihn zu beruhigen. "Zorro, du hast das mit mir gemacht…", schluchzte er, "… und die wollten das wirklich machen… und du wolltest das nur, dass ich das lerne und… und du warst so wütend, weil… weil ich mich nicht gewehrt habe… und…" Schließlich brach er ab und fing an, hemmungslos zu weinen. Zorro streichelte ihn ununterbrochen und flüsterte ihm beruhigende Worte zu. Er verstand das mehr oder weniger zusammenhangslose Gebrabbel trotzdem – so halb. Und egal, wie oft er sich mit Sanji stritt, ihn schlug oder von ihm getreten wurde, umso wichtiger war es für ihn, jetzt für den anderen da zu sein, ihn zu trösten und etwas von der Angst zu nehmen. Sie saßen noch lange in der Gasse, bis Sanji sich schließlich soweit beruhigt hatte, dass sein Weinen aufhörte. Er schluchzte immer noch ab und an mal, aber so langsam ging es ihm besser. Zorro streichelte ihm mit etwas Druck über den Rücken, dann, nachdem auch der Schluckauf nachgelassen hatte, half er ihm beim Aufstehen. "I-Ich will nicht… zu den anderen zurück", gestand der Blonde unter leichtem Zittern. Zorro stützte ihn und hielt seine Hand. "Musst du nicht", versicherte er. "Ich hab' den anderen gesagt, nachdem du verschwunden und nicht wiedergekommen bist, dass ich dich suchen gehe und wir wahrscheinlich zurück zum Internat gehen." Er führte Sanji aus der Gasse heraus und einige wenig belebte Straßen entlang. Der Blonde hatte sich regelrecht an ihm festgekrallt, nachdem sie sich in Bewegung gesetzt hatte, doch mittlerweile lockerte sich sein Griff leicht. Er entspannte sich etwas und seine Schritte wurde fester. Als sie das Dorf schon verlassen hatten und ein gutes Stück des Weges über die Felder hinter sich hatte, ließ er Zorro schließlich los. Doch der Grünhaarige wagte es nicht, seine Hand von der Schulter des Kleineren zu nehmen. Er befürchtete, er würde einfach umkippen und er hatte das Gefühl, er brauchte jetzt einfach ein bisschen Halt. Und diesen Halt wollte er ihm gerne geben. Sie schafften es unbehelligt zum Schulkomplex zurück. Zorro führte Sanji zu ihrem Zimmer, wo er aufschloss und den anderen ins Bad führte. "Mach dich fertig, damit du ins Bett kannst", sagte er sanft – etwas, was man von ihm überhaupt nicht gewohnt war. Sanji brauchte etwas, um das zu verarbeiten, doch dann wand er sich dem Waschbecken zu. Zorro verließ das Badezimmer wieder und zog sich um, dann tauschte er mit Sanji. Der Blonde redete nicht viel, um genau zu sein gar nicht. Zorro sagte immer mal wieder etwas, einfach nur, um etwas zu sagen und für einen kurzen Moment diese unangenehme Stille zu verscheuchen. Doch danach wurde es immer sofort wieder ruhig. Mit einem geflüsterten "Gute Nacht", verkroch sich der Blonde dann schließlich unter seiner Bettdecke. Zorro legte sich ebenfalls schlafen, ließ seine Nachttischlampe aber an, falls es dem Kleineren unangenehm war, jetzt so ganz im Dunklen zu schlafen. [~2005-05-01 – Sunday~] Am nächsten Morgen sah die ganze Sache schon wieder anders aus. Sanji schien das Erlebnis ganz gut weggesteckt zu haben. Er war recht fröhlich als er erwachte und sah ausgeruht und – nachdem er das Bad besucht hatte – frisch aus. Zorro hingegen hatte nur wenig Schlaf gefunden. Aus irgendeinem Grund hatte er sich die ganze Zeit Gedanken um seinen Zimmergenossen machen müssen. Und als er dann völlig zerknittert am nächsten Morgen aus seinem Bett kroch, war er noch hundemüde und wäre am Liebsten sofort wieder zurückgekrabbelt. Eigentlich hätte er das auch gekonnt, schließlich war Sonntag, wenn er sich nicht vorgenommen hätte, mit Sanji in der Mensa frühstücken zu gehen… Aber er wollte ihn auch noch nicht alleine gehen lassen. Irgendwie suchte er die Nähe des anderen, obwohl es eigentlich Sanji sein sollte, der nicht alleingelassen werden wollte. Nach seinem ersten Klogang und etwas kaltes Wasser, das er sich ins Gesicht gespritzt hatte, kam er langsam zu sich. Die Müdigkeit verflog etwas und er konnte die Augen mehr als nur einen Spalt öffnen. "Hey, Zorro! Was ist los?", wurde er dann plötzlich angesprochen. "Äh – nichts! Ich… bin morgens nur etwas langsam." "Ja, das weiß ich", erwiderte der Blonde und näherte sich ihrer Zimmertür. Der Grünhaarige folgte ihm. Dort angekommen, blieb Sanji stehen und drehte sich zu ihm um. "Du, Zorro. Du musst nicht mitkommen, du kannst auch ruhig weiter schlafen. Du siehst aus, als ob du es gebrauchen könntest." Zorro seufzte, dann meinte er: "Du, Sanji. Du musst nicht auf scheißfreundlich tun oder den Unbeteiligten spielen. Ich weiß, dass das gestern nicht spurlos an dir vorbeigegangen sein kann." Sanji schwieg nur kurz, den Blick auf den Boden gerichtet, dann schaute er Zorro wieder an. "Und was sollte ich deiner Meinung nach machen? Noch eine Runde heulen und dir mein Herz ausschütten? Ein Gespräch mit 'nem Psychiater; noch jemandem davon erzählen? – Glaub mir doch einfach, dass es mir gut geht!" "Würd' ich ja gern'", kam es etwas kleinlaut zurück. "Aber ich glaub' nicht, dass das sein kann, wenn du deinen Kummer in dich hineinfrisst und so tust, als ob alles in Ordnung sei." "Aber es ist alles in Ordnung! Der Kerl wollte mich angrabschen und ich hab' ihm eins auf den Deckel gegeben. Mehr war nicht." Zorro sah ihm in die Augen, sah das Glitzern und wie der andere seinem Blick auswich. Wortlos nahm er ihn in den Arm, ließ ihn nach einem kurzen Moment aber wieder gehen und öffnete die Zimmertür. "Okay. Komm, lass uns frühstücken!" In der Mensa war fast niemand. Smoker schlief mit dem Kopf auf der Arbeitsplatte und die Jungs, die heute für das Frühstück verantwortlich waren, lungerten in der Küche herum, redeten oder spielten Karten. Irgendwo hinten in der Mensa saß Ace und kaute lustlos auf einem Stück Brot herum. Er hatte die Essensausgabe ins Auge gefasst und somit im Moment auch sie. Sanji winkte ihm zu und Ace grinste zurück, dann nahmen sie sich einen Teller, Brot und Aufstrich. Zusammen mit einem Glas Milch für jeden machten sie sich dann auf den Weg zu dem Schwarzhaarigen. Traditionelles japanisches Frühstück gab es hier eigentlich selten, nur an Feiertagen. Brot war einfacher, man musste es nicht kochen wie Reis und nicht darauf achten, dass es kalt wurde wie bei Miso-Suppe und nicht für Beilagen wie Fisch und Gemüse sorgen – es war einfach einfacher. Zwar war das westliche Essen bei den meisten nicht so beliebt wie das traditionelle, aber dann gab es immerhin noch einen Grund mehr, sich auf die Feiertage zu freuen. Meistens vermieste aber gerade das denjenigen die Tage, die in der Zeit dann Küchendienst hatten, da damit auch wesentlich mehr Aufwand verbunden war. Zorro und Sanji setzten sich zu Ace, der bereits zwei Stühle nach hinten gerückt hatte, damit sie gleich Platz nehmen konnten und sie sich nicht so setzten konnten, dass er die Ausschenke aus den Augen verlor. Sein Brot war mittlerweile gänzlich uninteressant geworden und seine zwei neune Gesellen schienen ihn auch nicht wirklich zu begeistern. "Hey, Ace? Schläfst du mit offenen Augen, oder was ist los?", fragte Zorro schließlich mehr oder weniger höflich. "Hä? Was? Nein – ich muss los!" Der Schwarzhaarige sprang auf, schnappte sich seinen Teller und verließ die beiden. Ordentlich stellte er den Teller zur Spüle und warf das Messer in einen Eimer mit Spülwasser, dann hüpfte er zu seinem Lieblingslehrer, um ihn zu wecken und zu nerven. Und Smoker sah sehr genervt aus! Und das allein bei Ace' Anblick als dieser ihn weckte, indem er auf ihn drauf sprang. "War ja klar", nuschelte der Schwertkämpfer und wand sein Blick von den beiden Streitenden ab und widmete sich seinem Frühstück. Sanji schaute den beiden noch ein bisschen zu. Ihr Streit war anders als einer wie er ihn immer mit Zorro hatte. Sie redeten mehr, diskutierten mehr und schlugen sich nicht gleich. Sie kämpften eigentlich nie, nur hier und da mal eine Rangelei, wenn Ace Smoker mal wieder etwas weggenommen hat, seltener anders herum. Es war mehr ein nerven und ein 'betont genervt sein spielen' mit der ein oder anderen Kopfnuss. Schließlich schaffte der Blonde es dann doch, sich von den beiden loszureißen. Stattdessen wand er sich an Zorro. "Du, sag mal, haben die beiden eigentlich was miteinander?" Zorro sah auf, eine Augenbraue hochgezogen und blickte ihn belustigt an. "Die beiden? Du bist lustig. Das schaffen die doch in Jahren nicht!" "Wieso nicht?" "Wieso? Na schau sie dir doch an. So wie die beiden sich anstellen. Da hat der eine mehr Angst vor dem anderen, als der Mensch vor dem Wolf! Ace überspielt es mit übertriebener Anhänglichkeit und Smoker mit übertriebener Distanz. So wird das nie was." "Scheint so, als würde jeder wissen, dass sie was voneinander wollen, nur die beiden nicht." "Ja, so kann man es sagen. Aber warum interessieren dich die beiden so?" "Tun sie eigentlich gar nicht, ist mir nur so aufgefallen." "Na dann… Sie lieber zu, dass du mit dem Essen fertig wirst. Du musst mir noch bei Französisch helfen!" "Ich muss – was? Wie kommst du denn jetzt darauf? " "Hey, ich muss es doch ausnutzen, jetzt, wo wir uns grade so gut verstehen." "Ach so, du bist nur wegen deinen blöden Französischhausaufgaben so scheiß nett zu mir." "Nein, das nun auch wieder nicht. Es fällt mir zur Zeit nur irgendwie nicht schwer, nett zu sein." Zorro lehnte sich zurück und grinste ihn an und Sanji musste unwillkürlich lächeln. Der Tag verlief im Weiteren ruhig. Zorro hielt Sanji und sich etwas von Ruffy fern, was dem anderen ganz recht kam. Ihm war nicht wirklich nach rumalbern und Quatsch machen zumute, viel lieber wollte er sich etwas ausruhen. Und das konnte man am Besten in einem ruhigen Zimmer und idealer Weise mit jemandem, dem man beim Trainieren zuschauen konnte. Die Französischaufgaben mit Zorro waren nicht ganz so einfach, da der Gute nicht wirklich Ahnung hatte. Diese Fremdsprache war, wie der Name es schon andeutete, ihm voll und ganz fremd. Sanji hingegen kam damit bestens zurecht und nahm sich Zeit, dem anderen zu erklären, was er wo schrieb und warum. Teilweise war das zwar verschwendete Energie, da sich der Grünhaarige so viel auf einmal nicht behalten konnte Aber das ein oder andere markante blieb hängen, wie, dass ein Nomen mit der Endung –ion so gut wie immer weiblich war. Nach ihrer kleinen Französischstunde, die sich rein auf das Sprachliche bezog, war es auch schon Zeit für das Abendessen. Sanji hatte Zorro vorher gesagt, dass er gerne mit den anderen zusammen essen würde und so saßen sie dieses Mal wieder alle zusammen. Ruffy bat dem Blonden breit grinsend einen Platz neben sich an und rückte auf der anderen Seite einen Stuhl für Zorro zurecht. Alles schien wieder so wie immer und Zorro begann sich zu fragen, ob er sich nicht doch ein bisschen viel Gedanken machte. Sanji schien wie immer, das Einzige, das anders war, war, dass sie sich besser verstanden. – Eigentlich ein gar nicht so schlechter Nebeneffekt. Die Französischstunde am Dienstag würde wohl die erste sein, in der Hina ihn nicht wegen seiner Hausaufgaben zur Schnecke machen konnte. Leider fiel ihm kurz nach diesem Gedanken auch ein, dass der nächste Dienstag in die Golden Week fiel und somit gar kein Unterricht war. Und das war wohl auch das aller erste Mal in seinem Leben, dass er das bedauerte. Ein winziges klitzekleines Bisschen. Am Dienstag Morgen hatte er das dann aber schon vergessen; mal davon abgesehen, dass er noch schlief und nichts vergessen konnte… Es waren so gesehen Ferien und kein Französisch war wohl doch wesentlich besser, als eine Stunde Französisch mit Hausaufgaben, die man vorzeigen konnte. Am Nachmittag dann schaffte er es endlich, sich aufzurappeln. Sanji steckte wahrscheinlich bei den anderen Frühaufstehern am See, also brauchte er sich darum schon mal keine Sorgen zu machen. Sich den Schlaf aus den Augen reibend, verschwand er erst einmal im Bad. Und während er sich kurz die Zähne putzte, machte er sich einen Plan für seinen Tag… Sanji war tatsächlich mit den anderen runter zum See gegangen. Sie hatten Schuhe und Socken ausgezogen und wateten durch das Wasser nahe am Ufer. Sie waren nur zu dritt, Ruffy, er und Lysop. Der Rest hatte entweder etwas anderes zu tun gehabt oder schlief noch. Bei Shanks traf wohl beides zu. Er, als Langschläfer war sicher noch in seine warme Bettdecke eingekuschelt, aber er war auch anderweitig beschäftigt, nämlich mit Ben, bei dem er gerade war und das die ganze Woche über – natürlich mit Erlaubnis. Was Nami machte, wusste niemand so genau. Ace ging wohl wieder seiner Lieblingsbeschäftigung nach, Mihawk war sich zu schade für so etwas und Zorro nie im Leben wach um diese Uhrzeit an einem freien Tag. Also blieben nur noch drei Leute übrig, die den Morgen an der frischen Luft verbrachten, denn bei den Lehrern sah es ganz ähnlich aus. Hina war eine Stubenhockerin, Tashigi zu verplant, um rechtzeitig aus den Federn zu kommen. Smoker war damit beschäftig, sich auf Ace' Auftauchen vorzubereiten und Croco schlief noch. Bei Kuro konnte man nie so genau sagen, was er machte. Entweder schlief auch er noch oder er saß auf dem Dach und miaute die Sonne an, weil der Mond gerade nicht da war. – Manchmal hatte er solche Anwandlungen… Aber zum See zog es selbst den so aktiven Kuro nur hin, wen sein kleines Krokodil mitkam und ihm im Notfall aus den unendlichen Tiefen des maximal fünf Meter tiefen Sees ziehen zu können. Und so waren die drei vielleicht nicht die einzigen an der frischen Luft, aber die einzigen an der frischen Luft unten am See. So war es auch nicht weiter schlimm, dass Ruffy ordentlich herumspritze und mittlerweile selber schon patschnass war. Irgendwann wurde er dann zu übermütig und aus dem Jagen nach Lysop und Sanji wurde mehr eine Schlacht, in der dann am Ende alle drei mindestens drei mal Bekanntschaft mit dem Gebiet unter der Wasseroberfläche gemacht hatten. Lachend tauchte der Schwarzhaarige Junge gerade wieder auf und hielt dabei seinen Strohhut fest. "Puh!" Er drehte sich zu den anderen beiden um. "Ich glaub', ich bin jetzt sauber!" Lysop nickte. "Könnte man meinen. Wie wär's? Wollen wir uns im Standhaus aufwärmen? Das Wasser ist ganz schön kühl und ich könnte ein bisschen Tee machen." Ruffy war natürlich hell auf begeistert, nur Sanji lehnte dankend ab. "Tut mir leid, aber ich glaube, ich werde schneller warm, wenn ich mich umziehe. Und außerdem wollte ich eh mal schauen, ob Zorro endlich aufgestanden ist." "Is' gut. Viel Spaß mit Zorro!", rief ihm der Strohhutjunge noch hinterher, während er schon auf dem Rückweg zum Internat war. Und irgendwie wurde Sanji das komische Gefühl nicht los, dass Ruffy sehr wohl bemerkt hatte, dass etwas vorgefallen war und, dass er und Zorro sich sehr viel besser verstanden… Lange machte er sich deswegen aber keinen Kopf. An seinem Zimmer angekommen schloss er erst einmal auf und war milde überrascht, es leer vorzufinden. Schnell schlüpfte er aus seinen Sachen und zog sich um. Eine bequeme Hose und ein blaues Hemd. Er schnappte sich noch ein Handtuch, mit dem er sich etwas durch seine nassen Haare rubbelte, dann verließ er das Zimmer wieder. Er wollte sich gerade auf dem Weg zur Treppe machen, als er an der selbigen den grünhaarigen Schwertkämpfer erspähte. Der machte sich gerade auf den Weg in höhere Stockwerke. Verwundert folgte er dem Größeren und war doch etwas überrascht, ihn bis in den letzten Stock gehen zu sehen. Noch mehr verwunderte es ihn dann, dass er vor Mihawks Tür stehen blieb und anklopfte. Sanji konnte nicht wirklich verstehen, was die beiden beredeten. Er hörte nur Wortfetzen. Zorro meinte etwas von wegen: "Komm schon, leih es mir." Mihawk schien nicht ganz so begeistert. "…brauchst du es denn?", war zu verstehen. Zorros Antwort war zu leise gewesen oder die beiden einfach zu weit weg, aber dann seufzte der Ältere und verschwand in seinem Zimmer. Kurz darauf kam Zorro den Flur wieder Richtung Treppe zurück. Sanji schrak aus seine Starre und dem konzentrierten Lauschen auf und sprang die Treppe herunter und versteckte sich schließlich hinter der Eingangstür. Zorro hatte ihn nicht bemerkt. Unbekümmert verließ er das Jungenhaus und machte sich auf, in den Wald. Neugierig folgte der Blonde ihm, immer darauf bedacht, genügend Abstand zu lassen, damit der anderen ihn auch nicht sehen, hören oder sonst etwas konnte. Auf einer Lichtung blieb er dann schließlich stehen. Sanji konnte eine heruntergekommene und wohl verlassene Hütte erkennen. Zorro ging auf diese zu und setzte sich erst einmal ins Gras. Dann lehnte er sich zurück und begann zu meditieren. … Und schließlich zu schnarchen… mikan... ı4. Kapitel – Angriff [~2005-05-03 – Tuesday~] Sanji war nur milde Überrascht, als er bemerkte, dass Zorros Meditation mit solch einer recht wenig zu tun hatte. Aber so etwas hätte auch nicht zu diesem gepasst. Da traf ein Mittagsschlaf schon eher zu. Und da der Blonde wusste, dass so etwas bei dem Grünhaarigen immer etwas länger dauerte, beschloss er, sich auch etwas hinzulegen und auszuruhen… Als er wieder aufwachte, war die Sonne schon ein ganz schönes Stück weitergewandert. Und Zorro schon wieder auf den Beinen. Es war unschwer zu erkennen, zu welchem Zweck er dieses abgelegen Waldstück aufgesucht hatte. Er stand auf der Mitte der Lichtung, sein geliebtes Katana im Mund und ein anderes, das Sanji schon einmal in seinem Zimmer gesehen hatte, in der Linken. Es sah nicht so teuer aus, wie sein anderes, eher wie ein Ersatzschwert – auf jeden Fall sah es ziemlich unscheinbar aus für einen Laien wie Sanji. Ganz im Gegenteil zu dem in seiner Rechten. Da der Schwertkämpfer sich solch ein Schmuckteil wohl nie im Leben hätte leisten können, vermutete er, dass dies das gute Stück war, das er sich von Mihawk geliehen hatte. Es war zwar nicht das erste Mal, dass Sanji ihn hat trainieren sehen und auch nicht das erste Mal mit einem Schwert, wohl aber das erste Mal mit drei Schwertern. Und es war atemberaubend. Er führte sie so schnell, dass man teilweise nicht mehr erkennen konnte, welches der Katanas den Schnitt im Baum verursacht hatte und zugleich mit solch einer Präzision, dass sein Schlag nicht ein einziges Mal das Ziel verfehlte oder seine Waffe ihn gar selbst verletzte. Sanji war so sehr ins Zuschauen versunken, dass er gar nicht mehr auf seine Deckung achtete, einfach nur noch hinter dem Baum an diesen gelehnt stand und Zorro beobachtete. Und wie es kommen musste, so entdeckte der Grünhaarige seinen heimlichen Beobachter. Und da es wohl einen Grund hatte, dass er sich tief in den Wald zurückzog, um zu trainieren, nämlich um ungestört zu sein, war er wenig begeistert. Er war zu konzentriert, um hinüber zu sehen, um wen es sich handelte, aber er hatte die Präsenz eines andern gespürt und das reichte, um ihn zu verärgern. Er lenkte seine Attacken zu einem benachbarten Baum, um dann mit einem Sprung das Versteck des Fremden zu attackieren. Aus der Drehung heraus schlug er Mihawks Schwert mit der Rechten in den Baum, dass es gut fünf Zentimeter tief in das Holz eindrang. Sanji schrie erschrocken auf und sprang zurück. Völlig überrumpelt landete er auf seinem Hosenboden und starrte zu Zorro hoch. "Was machst du hier?", zischte dieser, mit einer wenig erfreut aussehenden Miene. Einerseits war er leicht erschrocken, ausgerechnet Sanji zu erwischen – und angegriffen zu haben, andererseits wollte er sich das nicht anmerken lassen und war so noch eine Spur unwirscher als er dem Blonden gegenüber eigentlich beabsichtig hatte. "Ich- ich bin zufällig vorbeigekommen?" "Sehr lustig. – Verschwinde!" Diese Bitte wollte er dem anderen lieber nicht abschlagen. Hastig erhob er sich und entfernte sich ein paar Schritte von dem Schwertkämpfer – und den Schwertern. "Ich wollte-", versuchte er sich noch einmal zu erklären, doch Zorro unterbrach ihn barsch. "Ich hab' gesagt, du sollst verschwinden!" Und um seine Worte zu unterstreichen, zog er Mihawks Katana aus dem Baum und richtete es auf Sanji. "Jaja! Schon gut, hab's ja verstanden!" Abwehrend hob der Blonde die Hände und machte noch ein paar Schritte rückwärts. Als er dann sicher aus Zorros Reichweite war, drehte er sich um und stapfte durch das Unterholz zurück. Zorro schaute ihm so lange hinter her, bis er nicht mehr zu sehen war. Er wartete noch eine Weile, bevor er wieder zu trainieren begann, mit den Gedanken dann aber nicht mehr hundertprozentig bei der Sache. Immer wieder musste er an Sanjis enttäuschten Gesichtsausdruck gerade eben denken, als er ihn weggeschickt hatte. Sanji war wirklich enttäuscht gewesen. Er hätte dem anderen noch gerne weiter zugeschaut, hätte dieser es zugelassen. Er wusste auch gar nicht, was so schlimm daran gewesen wäre. In ihrem Zimmer schaute er ihm ja auch zu. Und da hatte er ihn auch nie weggeschickt, oder gesagt, er solle woanders hinschauen. Und von der Nettigkeit, die er ihm gegenüber in letzter Zeit an den Tag gelegt hatte, war auch nichts mehr zu spüren gewesen. Sanji konnte seine Gefühle nicht genau beschreiben, aber es war wohl etwas zwischen betrübt oder frustriert, enttäuscht und traurig. Und diese Gefühle und die Gedanken an Zorro waren es auch, die ihn nicht zurück zum Internat trieben, sondern ihn noch eine geraume Weile in der Umgebung herumstreifen ließen. Vielleicht in der wagen Hoffnung, Zorro auf seinem Heimweg abzufangen. Was er ihm dann aber sagen sollte, warum er schon wieder auf ihn traf, wusste er nicht und so war es vielleicht auch besser, dass sie sich im Wald nicht mehr begegneten. Und da Sanji sein Schicksal auch nicht zu sehr herausfordern wollte, ging er auch nicht noch einmal zur Hütte zurück, auch wenn er das gerne getan hätte. Aber die Gefahr, auf einen wütenden Zorro zu treffen, der auch noch schwerer bewaffnet war als sonst, war einfach zu groß. Am nächsten Tag, kamen da schon ganz andere Aspekte hinzu. Zorro war nämlich gar nicht im Wald, sondern bei seinen Freunden und die Hütte demnach verlassen. Und demnach hätte es auch weitgehend ungefährlich sein müssen, dieses Gebiet noch einmal aufzusuchen. Sanji versicherte sich noch einmal, dass Zorro mit Mihawk und Ace beschäftigt war. Die drei hatten sich am Nachmittag zum Kartenspielen im Strandhaus getroffen und da Zorro wohl gleich zu Beginn eine Menge Miese machen würde, würde er so lange spielen, bis er diese wenigstens ein bisschen wieder heruntergearbeitet hatte. Und das konnte dauern… Also hatte Sanji genügend Zeit, diese Stelle zu begutachten. Allerdings brauchte er länger, als geplant, bis er angekommen war. Es war viel leichter, jemandem zu folgen, als den Weg selbst zu finden und so verbrauchte er gut eine halbe Stunde seiner wertvollen Zeit mit Suchen… Doch dann erspähte er die Hütte zwischen den Bäumen. Von da an war es leicht, die Lichtung wieder zu finden. Sie sah nicht viel anders aus, als am Tag davor. Die Bäume ringsherum waren noch etwas mehr zerschnitten und einer war gefällt worden. Aber das Entschiedende war wohl, dass Zorro nicht da war. Ohne ihn gab es eigentlich nicht viel zu sehen und genau genommen wusste Sanji auch nicht so recht, was ihn wieder hierher getrieben hatte, wenn das Beobachtenswerte gar nicht da war. Er wusste auch nicht, was er gehofft hatte zu finden. Etwas von Zorro? Er hatte einfach nur noch einmal her gewollt und gehofft, den Grund vielleicht vor Ort zu finden. Da dem nicht so war, begann er einfach, die Hütte etwas genauer zu untersuchen. Doch auch an ihr war nichts Besonders. Sie war alt und zerfallen. Das Innere konnte nicht wirklich betreten werden, da der Eingang eingestürzt war und die Gefahr, dass das instabile Ding einem über dem Kopf zusammenbrechen würde, zu groß war. Vermutlich hatte der Grünhaarige diesen Platz auch nur gewählt, um anhand dieses markanten Merkmals ihn auch wieder zu finden. Schlussendlich, um nicht ganz um sonst gekommen zu sein, setzte er sich auf den Platz, auf dem Zorro gestern geschlafen hatte und legte sich etwas hin. Wie damals auf dem Baum wollte er eigentlich nur etwas Dösen, doch daraus wurde dann wieder etwas mehr. Ob das nun damit zu tun hatte, dass Zorro an derselben Stelle schon einmal gelegen hatte oder dass er einfach nur müde war, war nicht genau zu sagen. Ein penetrantes und lautes Zwitschern von einem Vogel ganz in der Nähe, weckte ihn schließlich wieder. Müde rieb er sich über die Augen und fuhr sich mit der Hand durch Gesicht und Haar und erhob sich schließlich. Er brauchte einen Moment, um sich zu orientieren, dann beschloss er, dass es wohl besser war, zum Internat zurückzukehren. Doch da die Dämmerung schon einsetzte, entschied er, lieber den Weg zu nehmen, den er auf seinem Streifzug ganz in der Nähe entdeckt hatte, als querfeldein durch den Wald zu marschieren. Allerdings war es auf dem Waldweg, der links und recht von Bäumen gesäumt war, bald nicht viel heller als im Wald drinnen. Doch dieser Waldweg führte ihn nach einiger Zeit zu einer Straße und diese Straße war genau dieselbe Straße, die sie nahmen, wenn sie vom Dorf zum Internat und umgekehrt vom Internat zum Dorf wollten. Nur da diese Straße auch keine Laternen oder sonstiges hatte, war es bald auch auf dieser dunkel. Nur noch eine kleiner Teil der Sonne war am Horizont zu sehen, als Sanji gut zwei Drittel des Weges geschafft hatte. Er wusste, dass er zu spät kommen würde und die Tore der Schule schon geschlossen sein würde, aber wenn er leise war, würde er ohne weitere Probleme in seinem Zimmer ankommen können. Schließlich hatte Shanks das auch unendliche Male geschafft. Sanji war gerade dabei, sich zu überlegen, was er Zorro über seinen Verbleib den ganzen Tag über erzählen wollte, als ihm ein Schatten einige Meter von ihm entfernt auffiel. Er stand ihm gegenüber auf der Straße; schien sich nicht zu bewegen. Er war groß und, sofern Sanji es erkennen konnte, kräftig gebaut. Einen kurzen Augenblick glaubte er, es könnte Zorro sein, der sich gedacht hatte, wo er abgeblieben war, doch allein die Umrisse seiner Haare stimmten nicht mit denen des Grünhaarigen überein. Sie waren viel kürzer, oder war es eine Glatze? Außerdem war Zorro kleiner. Nein, das war er auf keinen Fall. Sanji kam noch ein paar Schritte näher. Misstrauisch musterte er den Fremden aus der Ferne. Stehen bleiben wollte er nicht, er war ja kein Feigling, aber so lange langsamer laufen, bis er den Fremden erkannt hatte, konnte ja nicht falsch sein. Der Mond war gerade von den Wolken verdeckt und so konnte er noch weniger erkennen, aber als die Wolken weitergewandert waren und das blasse Mondlicht auf den Fremden fiel, konnte Sanji die weißen Zähne aufblitzen sehen, die das Licht reflektierten. Das fiese Grinsen beunruhigte ihn. Die dunkle Haut, dieser Mantel mit dem gelben Kragen und das langärmlige schwarze Hemd, das er darunter trug, kamen ihm bekannt vor. Abrupt blieb er stehen und starrte den Kerl an. Er wusste es, ohne Zweifel, das war der Kerl aus der Gasse. Eigentlich hätte es ihm schon bei diesem Grinsen klar sein müssen, wo er doch geglaubt hatte, dieses Grinsen ein Leben lang nicht zu vergessen. Dieses fiese Grinsen, das noch viel schlimmer war, als Zorros höhnische Blicke. Sanji machte einen Schritt rückwärts, überlegte, ob er sich umdrehen und wegrennen sollte, da war der andere auch schon bei ihm. Er wurde am Handgelenk gepackt und zurückgezogen. "Na? Erinnerst du dich?", fragte der Fremde und sein Griff verstärkte sich. [~same time – beach hut~] Zorro seufzte genervt und legte seine Karten auf den Tisch. Er hatte schon wieder verloren. Das fünfte Mal in Folge – und noch nicht ein mal gewonnen. Heut war wohl nicht sein Tag… Er hatte absolut keine Lust mehr. Sollten die anderen beiden doch alleine weiterspielen. Er würde sich in seinem Zimmer eine Runde aufs Ohr hauen. Mihawk grinste nur, als der Grünhaarige aufstand. "Gehst du etwas schon?", fragte er scheinheilig. "Ja, allerdings", antwortete Zorro und öffnete die Tür. "Jetzt sei doch nicht so", lachte Mihawk. "Jeder kann mal schlechte Karten haben. Stimmt 's, Ace?" Der Schwarzhaarige brummte nur und schaute beleidigt zur Seite. "Mag ja sein", meinte Zorro. "Aber ich denke, ich werde jetzt schlafen gehen. Ihr könnt ja weiterspielen, wenn ihr Lust habt. Vielleicht kann Ace mit so einer Verliererserie ja besser umgehen als ich." Und damit verließ er sie. Mihawk wand sich wieder Ace zu, der aber auch nicht so aussah, als würde er noch lange Lust haben, da seine Spielstatistik der von Zorro doch sehr ähnelte. "Ach, komm schon! Du nicht auch noch!", beschwerte sich der Größere und Ace ließ seinen Schmollmund verschwinden. "Gut, aber ich spiel' nur weiter, wenn die vorangegangenen Schulden getilgt werden!" Mihawk überlegte kurz, dann stimmte er zu und gab neue Karten für eine neue Runde. Ace schien nicht sonderlich begeistert von seinem neuen Blatt und hoffte nur, dass Shanks bald von Ben zurück sein würde und ihm aus dieser misslichen Lage helfen würde… [~same time – Sanji & stranger~] Der Fremde hatte Sanji an den Handgelenken gepackt und an sich gedrückt, um ihm keine Chance zum Entkommen zu geben. "Ich denke, du hast unser letztes Treffen nicht vergessen?" Sanji überwand seine Starre und sein Gesichtsausdruck verwandelte sich von geschockt in zornig. "Nein", knurrte er und versuchte sich zu befreien. "Das ist gut." Der Griff um seine Handgelenke wurde fester. "Dann weißt du sicher, dass du noch einiges wieder gut zu machen hast." "Das kannst du vergessen", fauchte der Blonde und trat dem anderen gegen das Knie. Der stöhnte auf und die Hände lösten sich von Sanji. Er brachte sofort Raum zwischen sich und dem Kerl, der ihn jetzt finster anstarrte. "Du willst es wohl auf die harte Tour, was? Die kannst du kriegen!" Und damit stürzte er sich auf den Kleineren, der seiner Attacke mit etwas Not ausweichen konnte. Bei seinem letzten Kampf hatte er den anderen überrumpeln können, doch diesmal schien sein Gegner hochkonzentriert. Allerdings gab es auch einen Vorteil für Sanji. Es war wesentlich mehr Platz als in der kleinen Gasse und den brauchte er auch, um richtig kämpfen zu können. Doch spätestens nach der ersten Attacke seines Gegners wusste er, dass dieser diesen Platz auch gut gebrauchen könnte. Dem ersten Messer, das geworfen wurde, konnte er noch ausweichen, das zweite streifte ihn schon am Oberarm. Der Fremde war schnell und ein präziser Werfer. Wenn Sanji nicht aufpasste, hatte er schneller so ein Ding in seinem Körper stecken, als ihm lieb war. Dem nächsten Schwall Wurfgeschosse konnte er nur ausweichen, indem er zu Seite sprang, abrollte und hinter einem Baum Deckung suchte. Doch diese Deckung weilte nicht lange. Er hörte nur ein metallenes Geräusch und wie dieses Metall auf Holz traf und es schnitt wie Butter, dann war der Baum wenige Zentimeter über seinem Kopf gefällt. Wäre er nicht schnell zur Seite gesprungen, wäre sein Kopf dar nächste Baum gewesen. Viel mehr als wegrennen und ausweichen blieb dem Blonden gar nicht übrig, denn damit war er schon fast vollständig ausgelastet. Wie sollte er so selbst angreifen und den anderen ausschalten? Das einzige, das er versuchen konnte, war mit einem Konter den Angriff abzuwehren und gleichzeitig zurückzuschlagen. Darin hatte er ja schon etwas Übung, schließlich sah so die Taktik auch gegen Zorro aus. Er war es ja gewohnt gegen einen bewaffneten Gegner zu kämpfen, vor allem gegen jemanden mit einem Schwert. Zwar war der Kampfstil des Fremden ganz anders als Zorros, aber die Abfolge war im Großen und Ganzen immer gleich. Angriffsposition, ausholen, zuschlagen, zurückziehen. Und zwischen zuschlagen und zurückziehen lag der wunde Punkt. Er musste nur ausweichen und zuschlagen, bevor der andere wieder außerhalb seiner Reichweite war. Wäre das Ganze allerdings so einfach gewesen, wäre Zorro kein schwieriger Gegner und das hier ein Kinderspiel. Meist ließ allein die Ausweichaktion keinen Gegenangriff zu und noch dazu war die Zeit dafür mehr als begrenzt. Ihm ging allmählich die Puste aus und er konnte nur hoffen, dass es bei dem anderen ähnlich aussah. Doch während Sanji wieder einem der messerscharfen Wurfgeschosse auswich, konnte dieser Kerl einfach stehen bleiben und sich ausruhen. Und die Messer, die er warf, schienen ihm auch nicht auszugehen. Ein weiteres erwischte Sanji am Handrücken, weil er seinen Arm nicht schnell genug zur Seite ziehen konnte, ein anderes streifte seine Schläfe und das nächste zerschnitt ihm die Hose und das Fleisch am Oberschenkel. Dann setzte der andere sich wieder in Bewegung, um ihm irgend ein Körperteil mit dem Schwert abzuschlagen. Und obwohl diese Aktionen nicht minder gefährlich waren, waren sie doch die einzige Möglichkeit, zurückzuschlagen. Sanji kannte zwar den Zeitpunkt, an dem das auch möglich war, aber diesen abzupassen war eine andere Sache. Er konnte nur dann treffen, wenn der andere gerade zugeschlagen hatte und die rechte Seite (von seinem Gegner aus gesehen dann dessen linke Hüfte) offen war, um ihn auch mit seinem starken Fuß erwischen zu können. Da der Kerl aber Rechtshänder war und seine Schläge meist von rechts nach links verliefen, egal ob er nun von oben, unten oder der Seite schlug, war Sanjis Ziel fast immer durch das Schwert geschützt. Und an die andere Seite kam er nicht, da sein Gegner immer zu der Seite schlug, auf der er stand, um ihn zu erwischen. Und während Sanji fieberhaft überlegte, wie er seinen Kontrahenten dazu bringen konnte, ihm seinen Schwachpunkt zu offenbaren, war er weiterhin mit Ausweichen beschäftigt. Doch dann bot sich ihm die Gelegenheit. Der Schlag kam von oben und er stand direkt vor ihm, also waren beide Seiten für ihn erreichbar. Er schaffte es noch gerade rechtzeitig, seinen Kopf einzuziehen, weil dieser sonst für den anderen erreichbar gewesen wäre. Normalerweise wäre damit die Zeit für einen Gegenangriff schon wieder verstrichen, aber das Schwert schlug hinter dem Blonden in einen dicken Baum, zu dem der Mönchkopf ihn getrieben hatte und das brachte ihm die zusätzlichen Sekunden ein, die er brauchte, um anzugreifen. Beide Seiten waren offen für einen Gegenangriff und er stand günstig genug, um mit seinem starken Fuß treffen zu können. Der Größere war gerade dabei zu registrieren, dass sein Schwert auf einen anderen Gegenstand als erhofft getroffen war und, dass er es wieder herausziehen musste, als Sanji abtauchte und sich auf seinen Armen abstützte. Das Schwert war bereits wieder befreit und der Kerl richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf den Blonden, um noch zu bemerken, wie dieser seinen Angriff vorbereitete, während Sanji ausholte. Es war nicht wirklich der perfekte Tritt gewesen, er hätte etwas mehr Platz gebraucht und er traf überwiegend mit dem Schienenbein anstatt mit dem Fuß, aber dafür traf er zielsicher die Seite und empfindliche Region der Nieren. Und es machte seinem Gegner… gar nichts! Er taumelte nicht einmal wirklich, gab nur ein klein bisschen nach. Für einen Augenblick schien die Zeit wie stehen geblieben. Sanji hing in der Luft, den Fuß immer noch an seinem Ziel und der Blick des anderen ungläubig auf den Blonden gerichtet. Im nächsten Atemzug stahl sich ein boshaftes Grinsen auf die Züge des Grauhaarigen und er packte Sanjis Bein. [~same time – Ben & Shanks~] Ben richtete sich in seinem Bett auf und rutschte an die Bettkante. Er schwang die Füße darüber und stellte sie auf den Boden. Er angelte nach seinen Pantoffeln, dann stand er auf. Nur mit Shorts bekleidet verließ er sein Schlafzimmer und ging hinüber ins Badezimmer. Er versuchte sich mit ein paar kalten Spritzern Wasser ins Gesicht etwas wacher zu bekommen. Nachdem er sich einen Augenblick im Spiegel betrachtet und sich für wach genug befunden hatte, schnappte er sich einen Lappen und kehrte in den andern Raum zurück. Er musste unwillkürlich Lächeln, als er seinen Freund in seinem Bett liegen sah. Shanks war nun schon seit dem Besuch im Dorf vor vier Tagen bei ihm. Es war schön, den anderen immer um sich zu wissen, trotzdem war es Zeit, den Rothaarigen zu wecken und ihn dazu zu bewegen, sich anzuziehen. Er musste ihn heute wieder zurück zum Internat bringen. Professor Klahadore hatte verlangt, dass Shanks wenigstens eine Nacht der Golden Week in seinem eigenen Zimmer verbrachte. Der Arme Ace würde sich sonst sicher einsam fühlen. Und umso mehr Ben das verstand, desto mehr sträubte Shanks sich dagegen. Er wollte absolut nicht weg und so hatte sich der Begriff 'heute' sehr gedehnt und von heute Vormittag wurde heute Mittag, heute Nachmittag, heute Abend und schließlich heute Nacht. Da nach 'heute Nacht' aber nichts mehr mit heute kam, sondern morgen, war es nun an der Zeit, das Versprechen einzuhalten. Ben, der im Türrahmen stehen geblieben war, um den anderen zu mustern, ließ seinen Blick über die makellose, leicht gebräunte Haut des Kleineren wandern. Er blieb an der großen Narbe an seinem linken Oberarm hängen. Er erinnerte sich, als wäre es gestern gewesen, als der damals siebzehnjährigen Shanks mit einer klaffenden Wunde nach Hause gekommen war und Ben in helle Aufruhr versetzte hatte. Er hatte nicht gewusst, was er zuerst hätte tun sollen, versuchen, die Blutung zu stoppen, einen Krankenwagen rufen, dem anderen für seinen Leichtsinn eine runter zu hauen oder den heulenden Ruffy beruhigen, der mit Shanks gekommen war. Nach einer halben Schrecksekunde machte er es dann in der beschriebenen Reihenfolge. Die Verletzung war wirklich übel gewesen. Nicht nur das Fleisch, sondern auch der Muskel war durchtrennt worden und das Messer, das die Wunde verursacht hatte, hatte üble Scharten am Knochen zurückgelassen. Er hatte viel Glück gehabt, dass es keine bleibenden Schäden gegeben hatte und er den Arm wieder normal bewegen konnte. Nur manchmal hatte er noch Schmerzen, ein Ziehen an der Narbe oder ein leichtes Stechen; normal, wie der Arzt ihnen versichert hatte. Ben hatte sich damals fast nicht zu fragen getraut, wie es überhaupt dazu gekommen war. Aber Ruffy hatte es eh von sich aus erzählt. Die Tränen waren ihm immer noch über die Wangen gelaufen, obwohl der Rothaarige schon längst in ärztlicher Betreuung gewesen war. Aber die Angst um seinen besten Freund hatte in ihm das Bedürfnis geweckt, sich das Geschehene von der Seele zu reden. Er erzählte von ein paar Typen aus der Stadt, die in Makinos Laden Ärger gemacht hatten und mit denen er sich dann angelegt hatte. Er hatte sich wohl leicht überschätzt, mit der ganzen Bande, die überwiegend älter und größer war als er selbst. Einer von ihnen hatte dann plötzlich ein Messer in der Hand gehabt. Shanks war dazwischen gegangen und hatte dieses Messer dann abbekommen – nachdem er den Rest der Bande in die Flucht geschlagen hatte. Das war einer der Anlässe, warum er damals eine ruhigere Gegend gesucht hatte und er und Makino hat es nicht viel später in das Dorf verschlagen, in dem sie jetzt lebten. Doch leider hatte er zu der Zeit auch den Rothaarigen für eine Weile aus den Augen verloren. Shanks wohnte damals immer noch in diesem Heim und durfte nicht weg. Man hatte zwar vereinbart, sich bald wieder zu treffen. Aber bevor es soweit war, kam es zu einem Streit zwischen Shanks und einem anderen Heimbewohner, wobei der andere Junge ziemlich übel verletzt wurde. Shanks wurde verlegt, ohne die Möglichkeit, noch einmal mit Ben zu sprechen, dessen neue Adresse er noch nicht kannte. Ben erfuhr erst viel später von dem neuen Aufenthaltsort seines Freundes, da das alte Heim ihm nicht weiterhelfen wollte. Da der andere aber immer noch nicht Volljährig war und momentan auf Bewährung wegen schwerer Körperverletzung draußen war, war es nicht möglich, ihn zu sich zu holen. Noch dazu waren Shanks' Noten damals auch nicht so ganz auf der Höhe gewesen, sodass man hätte sagen können, er hätte sich etwas verdient. Doch der Rothaarige hatte überhaupt keine Lust, zu lernen oder sich anzustrengen; in dieser Umgebung genauso wenig wie in der alten. Erst durch Gol D., der eine Sonderschule ganz in der Nähe leitete und der ihm ein Angebot machte, Shanks auf sein Internat wechseln zu lassen, wurden sie endlich wieder vereint. Und man staunte nicht schlecht, als die Noten des Neulings nach dem ersten Halbjahr auf der Kaizoku Gakuen gar nicht so schlecht ausfielen wie erwartet wurde. Ein anfänglich leises Piepen riss den Schwarzhaarigen aus seinen Erinnerungen und ließ ihn zusammenfahren. Hastig eilte er zu dem Nachtschrank, auf dem der Wecker stand, der gerade Laut gab und schaltete ihn aus, bevor er so laut werden konnte, dass der andere davon wach wurde. Er konnte es noch gerade so verhindern. Mit einem Murmel und leisen Schmatzen rollte Shanks sich noch etwas mehr zusammen, dann lag er wieder ganz still, die Decke auf halb acht und mehr entblößend als verdeckend; die Hände unter dem Kopf übereinander gelegt und die Beine angewinkelt und an den Bauch herangezogen. Das Kissen war etwas zur Seite geschoben worden und wurde nur noch zur Hälfte genutzt, während die Decke den Oberkörper gar nicht mehr berührte, sich dafür um die hüften schlang und dann zwischen den Beinen auf Kniehöhe endete. Ben brachte es einfach nicht übers Herz, den anderen zu wecken. Er sah so friedlich aus, wenn er schlief. Und außerdem waren die letzten Tage ja auch ziemlich anstrengend gewesen – für beide von ihnen. Er entschied sich, den Kleineren noch ein paar Minuten schlafen zu lassen und in der Zeit Kaffee zu kochen. Er wusste nicht genau, wovon Shanks letzten Endes aufgewacht war. Ob es nun sein Weggehen war, sein Herumgekrame in der Küche oder ob er einfach genug geschlafen hatte ließ sich nicht wirklich sagen. Jedenfalls stand er nicht viel später in dem Türrahmen zur Küche und schaute ihn aus verschlafenen Augen an. "Morgen", murmelte er und gesellte sich dann zu ihm in die Küche, wo er sich an den Küchentisch setzte. Eine Tasse bekam er nach wenigen Minuten in die Hand gedrückt, die er dankend annahm. "Müssen wir schon los?", fragte er schließlich in einem traurigen Ton. "Schon ist gut", entgegnete Ben. "In einer Dreiviertelstunde ist deine Frist abgelaufen, bis dahin solltest du dich bei eurem Stubenkater gemeldet haben, bevor der zur ausgewachsenen Raubkatze auf Beutefang mutiert." Shanks ließ betrübt den Kopf hängen. "Die eine Aussicht ist so mies wie die andere. Ich will nicht weg, aber ich will auch kein potentielles Beutetier werden!" Ben strich ihm liebevoll durch seine rote Mähne. "Nun komm, wir sehen uns ja bald wieder. Zieh dich an, damit wir los können. Mich beim nächsten Mal wieder einen ganzen Tag zu haben ist doch viel besser, als jetzt noch fünf Minuten länger, bis euer Kuro deine Fährte aufgenommen hat." Shanks stimmte ihm zu und verschwand nach oben. Nur wenige Minuten später klebte er wieder an dem Schwarzhaarigen, der ihn nach draußen führte und die Haustür abschloss. Dann geleitete er ihn zu seinem Wage, in den sie einstigen. Der Motor wurde angelassen und die Scheinwerfer eingeschaltete, dann fuhr Ben los. Wenn er etwas schneller fuhr, sollten sie es vielleicht noch in den verbleibenden knappen zwanzig Minuten schaffen. [~same time – Sanji & stranger~] Zeitgleich mit dem Packen nach Sanjis Bein, drehte er das Schwert in seiner Hand, sodass die Klinge nach hinten zeigte und fasste nach seinem Hosenbund, um ein weiteres Messer hervorzuholen. Noch bevor der Blonde begriff, was er damit vor hatte, war auch schon ausgeholt und die scharfe Schneide in seinen Rumpf gestochen worden. Er schrie auf vor Schmerz und sein Bein knickte unter ihm weg. Er wurde losgelassen und das Messer zurückgezogen. Ein Schwall Blut spritze aus der Wunde und er fiel zu Boden. Noch im Fallen presste er die Hände auf den Einstich, doch das Blut quoll zwischen ihnen hindurch, bespritze den Kerl vor ihm, das Gras neben und den Beton unter ihm. Er drehte sich auf den Bauch und krümmte sich zusammen, versuchte verzweifelt die Blutung irgendwie zu stoppen. Ein grober Tritt in die Seite stieß ihn wieder auf den Rücken. Er kniff die Augen zusammen und hustete, spuckte Blut. Ein Fuß stellte sich auf seinen Brustkorb und erschwerte ihm das Atmen zusätzlich. Der Druck auf seine Rippen wurde stärker, als der Kerl sich hinkniete und nach seinem Gesicht griff und sein Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger nahm. Der Fremde sagte etwas zu ihm, doch er verstand ihn nicht. Er hatte mit der Übelkeit zu kämpfen, die in ihm aufstieg und dem Atmen, das ihm immer schwerer fiel. Wütend wurde sein Kopf nach Vorne gezogen und dann wieder zurück auf den Asphalt geschlagen, als er nicht auf die Worte einging und nur ein erneutes Husten als Antwort hervorbrachte. Er merkte, wie der Druck seiner Hände nachließ. Er wurde schwächer, spürte, wie er immer mehr Blut verlor und nichts dagegen tun konnte. Der Penner stand auf und ein zittriges Aufatmen ließ seinen Brustkorb beben, als sich seine Lungen wieder etwas leichter mit Sauerstoff füllten. Er wollte noch einmal zutreten, mit dem Bein hatte er schon ausgeholt, als ihn etwas zurückhielt. Ein Scheinwerfer leuchtete zwischen den Bäumen zwei Kurven entfernt auf und veranlasste ihn, von Sanji abzulassen. Einen Moment starrte er noch zu dem sich nähernden Wagen, abschätzend, ob er vielleicht schon gesehen wurde, dann drehte er auf dem Absatz um und verschwand in den Büschen. Sanji beobachtete das Ganze mit halb zusammengekniffenen Augen aus dem Augenwinkel. Mühsam hatte er den Kopf etwas zur Seite gedreht, um überhaupt etwas zu sehen, so zusammengekrümmt und mittlerweile wieder auf dem Bauch, wie er da lag; die Stirn gegen den Boden gepresst, die Hände auf seinem Bauch verkrampft und die Beine leicht herangezogen. Das Auto, von dem er abgewandt lag, bemerkte er erst, als das Licht über ihn tastete und vom Asphalt reflektiert wurde und die Umgebung erhellte. [~same time – Ben & Shanks~] "Da vorne liegt etwas auf der Straße…", bemerkte Shanks, damit beschäftigt Genaueres zu erkennen. Ben sah es offenbar auch und wurde sofort langsamer. Als sie näher kamen und sich nichts veränderte, fuhr er noch etwas langsamer und schaltete das Fernlicht ein. Das Bündel auf der Straße zuckte zusammen und bewegte sich etwas, versuchte vielleicht aufzustehen, was ihm aber nicht gelang. "Das ist ein Mensch!", rief Shanks plötzlich und riss die Autotür auf, vergaß beinahe, sich abzuschnallen und stolperte aus dem noch rollenden Auto. Ben handelte etwas bedachter, zog die Handbremse an und stieg ebenfalls aus, nachdem er sich aus seinem Gurt befreit hatte. Mit eine Blick überschaute er die Szene und eilte zum Kofferraum, um den Verbandskasten zu holen, während Shanks nach dem Verletzten schaute. "Sanji!", hörte er ihn entsetzt rufen und riss den Kofferraum auf. Er schnappte sich alles, was er gerade in die Finger bekam und nach Erste-Hilfe-Kram aussah, dann rannte er um den Wagen herum und zu Shanks und Sanji. Der Rothaarige versuchte in der Zeit Sanji etwas zu beruhigen und zu untersuchen. Auf dem ersten Blick fiel ihm die Stichwunde im Bauch auf, die der andere verzweifelt zu stillen versuchte. Ohne zu zögern zog er sich den Pullover aus, und knüllte ihn zusammen. Er versuchte Sanjis Hände beiseite zu schieben, was dieser in seinem Schock aber weniger als Hilfe denn als Gefahr ansah. Kurzerhand presste er das Knäuel auf Hände und Wunde und versuchte dann den anderen zum Ablassen von der Verletzung zu bewegen. Erst dann drehte er ihn auf den Rücken, um besser Druck ausüben zu können. Sanji röchelte etwas und murmelte dann seinen Namen. Seine linke Hand krallte sich dabei schmerzhaft in Shanks Unterarm, die andere versuchte Halt auf dem Beton zu finden. Shanks streichelte ihm kurz über die Wange und redete beruhigend auf ihn ein und im nächsten Moment war Ben auch schon bei ihm. Er löste Shanks sofort nach dem Öffnen des Koffers ab und schob den vom Blut durchtränkten Pulli beiseite. Dann legte er eine der Wundauflage auf die blutende Stelle. Schnell holte er noch ein Päckchen mit Kompressen hervor und packte zwei weitere dazu. Bevor auch die beiden ganz durchgeblutet waren begann er mit Shanks Hilfe einen Druckverband anzulegen. Der Blonde wimmerte dabei vor Schmerz und hielt sich sowohl an Ben als auch an Shanks fest. "Wir müssen ihn sofort ins Krankenhaus bringen", bestimmte der Größere und nahm den anderen kurzer Hand auf den Arm, um ihn ins Auto zu tragen. "Ich werde versuchen, ihn im Auto weiter zu behandeln, du fährst!" "Das würde viel zu lange dauern! Wir brachen allein eine Viertelstunde zum Dorf und in die nächste Stadt zu einem Krankenhaus mindestens eine Stunde!" Ben blieb stehen und schaute auf den Jungen in seinen Armen hinab. Das war definitiv Zeit, die er nicht mehr hatte. "Hör zu!", rief sein Freund. "Ich fahr los, zur nächsten Notrufsäule und hol' Hilfe! Du bleibst bei ihm! Pass auf, dass er nicht zu kalt wird, nachts ist es noch nicht allzu warm!" Ben nickte nur und legte Sanji am Straßenrand ab und holte den Erste-Hilfe-Kasten, damit Shanks ungehindert losfahren konnte. Er kniete sich neben das wimmernde Bündel und schob ihm behutsam den Pullover des Rothaarigen unter den Kopf. Shanks hingegen kletterte auf den Fahrersitz. Er war schon öfters gefahren. Ben hatte ihn immer mal wieder gelassen, zum Üben oder weil er so lange gebettelt hatte, bis der Schwarzhaarige es nicht mehr ausgehalten hatte. Aber einen Führerschein hatte er deswegen noch lange nicht. Mit zitternden Händen drehte er den Schlüssel im Motor herum, löste die Handbremse und legte den Gang ein. Er zögerte einen winzigen Augenblick, dann packte er entschlossen das Lenkrad auch mit der anderen Hand. Es war wesentlich besser, dass Ben bei Sanji blieb, der vom Verarzten eindeutig mehr verstand, als er selbst. Und die Kiste würde er schon irgendwie so schnell wie möglich die Straße entlang kriegen, bis zu einer der orangefarbenen Säulen – egal wie nervös er war! Mit diesem Gedanken trat er das Gaspedal durch und raste die Straße Richtung Kaizoku Gakuen entlang. Ben, der immer noch neben Sanji kniete, überprüfte gerade den Puls, der immer schwächer wurde, als Shanks losfuhr. Der Blonde war erstaunlich ruhig geworden und nur ein leises Wimmern verriet, dass er noch bei Bewusstsein war. Wie lange das so blieb, konnte er aber nicht sagen. Er war blass geworden und kalt auf der Haut an Armen und Beinen. Er schien zu frieren, dennoch bildeten sich Schweißtropfen auf seiner Stirn. Shanks war kaum eine Minute unterwegs, als es anfing zu regen. Fluchend betätigte er den Scheibenwischer und schaltete wieder das Fernlicht ein, um besser den Straßenrand absuchen zu können. Nur wenig später entdeckte er den gesuchten Kasten mit der Aufschrift SOS. Mit quietschenden Reifen blieb er daneben stehen und sprang aus dem Auto. Er schnappte sich den Telephonhörer und wurde sofort mit der Notrufzentrale verbunden. Er machte alle Angaben, die von ihm verlangt wurden, mit der Bitte einen Rettungshubschrauber zu schicken, da akute Lebensgefahr bestand. Einen Moment blieb er reglos an die Notrufsäule gelehnt stehen, den Hörer noch immer in der Hand. Das ganze Geschehen war noch überhaupt nicht bis in sein Gehirn durchgesickert. Erst ganz langsam wurde ihm klar, was passiert war… Auch Ben fluchte leise, als die ersten Regentropfen zu Boden fielen. Er erhob sich und kramte die Rettungsdecke aus dem Köfferchen hervor, um sie dann auf dem Boden auszubreiten. Vorsichtig und mit möglichst wenig Bewegung versuchte er den Blonden auf die Mitte der Decke zu legen. Dann faste er die Seiten der Decke und klappte sie über dessen Brust zusammen. Auf diese Weise konnte er schnell aufgedeckt und nach der Wunde geschaut werden, ohne ihn vorher mühsam auswickeln zu müssen. Er platzierte sich am Kopfende der Polyester-Folien-Rolle und öffnete seine Jacke, um sie über sich und den Kopf Sanjis zu halten und sie somit vor dem Regen zu schützen. Es dauerte nicht lange, da war Shanks wieder zurück. Er sah ziemlich geschafft aus, als er sich zu Ben kniete und an ihn lehnte. "Was ist nur passiert?", fragte er etwas aufgelöst und drückte sich an den Größeren. "Ich weiß es nicht", antwortete dieser und legte einen Arm um Shanks. "Aber es wird sicher alles wieder gut." Shanks schwieg eine Weile, dann rang er sich dazu durch, zu fragen: "Meinst du, dass das jemand mit Absicht getan hat?" Eigentlich wusste er die Antwort auf seine Frage bereist bevor er sie gestellt hatte, doch er wollte es nicht wirklich wahr haben. Die Tatsache, dass in der Gegend ein irrer Messerstecher herumlief war genauso beunruhigend, wie der Zustand des Blonden. Die Wunde hatte immer noch nicht aufgehört zu bluten und der Druckverband brachte mehr oder weniger gar nichts. Auch Shanks verzweifelte Versuche, durch erneutes Drücken zu helfen, blieben erfolglos. Er war mehr als dankbar, als sie das Motorgeräusch des Hubschraubers hören konnten, der schnell und beständig näher kam. Schon bald spürten sie den Wind auf ihrer Haut, der genau wie das laute Surren, das die Luft erfüllte, von den Rotorblättern verursacht wurde und die Bäume links und rechts zum Schwanken brachte. Es schien etwas eng zu sein, aber der Pilot schaffte es trotzdem ohne weiteres auf der Straße zu landen. Der Motor wurde nicht abgestellt, als die Tür aufging und ein Notarzt und ein Rettungsassistent mit der Trage herausgeklettert kamen. Ben und Shanks machten sofort Platz und ließen die Männer durch. Einer von ihnen schloss Sanji an eine Beatmungsmaske an und der andere legte seine Beine hoch. Dann schlug er die Rettungsdecke beiseite, um sich die Wunde zu besehen. "Wissen Sie seine Blutgruppe?", fragte er, während er zwei Spritzen bereit machte und seinen Kollegen anwies, eine Infusion vorzubereiten. "A-AB", antwortete Shanks und war unheimlich froh darüber, auf dieses Thema irgendwann mal gekommen zu sein und diese Information abgespeichert zu haben. Nachdem Sanji beide Injektionen bekommen hatte, wurde er ruhig; schlief vermutlich. Der Rettungsassistent bereitete mehrer Venülen vor, die er Sanji in die Vene am Unterarm und eine am Handrücken einsetzte und an eine von ihnen einen Blutbeutel anschloss. Danach wurde er an ein EKG angeschlossen und einer der Männer begann, seinen Blutdruck zu messen und stellte daraufhin die Ventile der Infusionen richtig ein. Zusätzlich kam noch zwei weitere Lösungen zum Einsatz. Nachdem das geschehen war, standen die Männer auf und rollten die Seiten der Folie ein, um ihn dann vorsichtig vom Boden hochzuheben und auf die Trage zu verfrachten. Dort wurden dann auch die verschiedenen Beutel mit dem Blut oder sonstigen Flüssigkeiten angebracht und Sanji mit verschiedenen Gurten festgeschnallt. Der Notarzt brachte dann fahrbare Trage und Patient zum Hubschrauber, wo alles verladen wurde. Der Assistent wandte sich in der Zeit an die beiden anderen. Zu erst versicherte er, dass der Verwundete soweit in einer stabilen Lage war, ließ aber auch anmerken, dass noch nicht alles überstanden war. Dann stellte er verschiedene Fragen, auf die Ben und Shanks so gut sie konnten antworteten. Schließlich schlug er ihnen vor, zum Krankenhaus zu fahren, in das Sanji gebracht werden sollte, um dort die nötigen Formalitäten zu erledigen und gegebenenfalls Angehörige zu informieren. Ben, der Shanks in den Arm genommen hatte und an sich drückte, nickte nur und führte seinen leicht abwesenden Partner zum Auto. "Es wird alles wieder gut", versicherte er dem Rothaarigen und platzierte einen Kuss auf die Stirn des Kleineren. "Er wird wieder gesund." Shanks schluchzte leise und zwinkerte, um die Tränen zu verscheuchen, dann nickte er. "Wir müssen Zorro anrufen", murmelte er mit erstickter Stimme, die erste Person die ihm bei Sanji in den Sinn kam. Ben nickte und setzte sich hinters Steuer. Er wartete noch, bis der Hubschrauber abgehoben war, dann startete auch er. Als sie am Krankenhaus ankamen, hatte Shanks sich soweit wieder beruhigt – und Sanji war noch im OP. Genauere Informationen bekamen sie nicht. Und während der Schwarzhaarige sich bereit erklärte, in der Schule anzurufen, nervte Shanks die Schwestern und Ärzte, die er abpassen konnte, um doch noch etwas zu erfahren… mikan... ı5. Kapitel – Angst [~2005-05-05 – Thursday~] Es war still auf dem Schulgelände der Kaizoku Gakuen. Verständlich, wenn man bedachte, dass es schon ein Uhr durch war und die Nachtruhe um elf Uhr begonnen hatte. Eine Stunde später musste das Licht in den Zimmern gelöscht werden, wie es in den meisten auch der Fall war – bis auf zweien. Ace saß noch wach in seinem Zimmer und las. Eigentlich wartete er auf seinen Zimmergenossen, der eigentlich am gestrigen Tag schon hätte ankommen sollen, aber immer noch weg war. Aber er dachte sich nichts weiter dabei. Er war bei Ben, da wurde es bei ihm meistens etwas später als vereinbart, egal, mit wem er da ein Abkommen getroffen hatte. In dem anderen Zimmer saß Zorro unentschlossen auf seinem Bett. Er wusste, dass Sanji schon öfters lange weggeblieben war und auch zwei Mal bei Mihawk übernachtet hatte, aber irgendwie war ihm unwohl bei dem Gefühl, dass er ausgerechnet heute Nacht nicht anwesend war. Professor Klahadore ging es ganz ähnlich. (Sein Zimmer zählt nicht zu den zwei oben genannten, weil er Lehrer ist und für ihn die Nachruhe nicht zählt!) Auch er war unruhig und tigerte in seinem Zimmer auf und ab, setzte sich mal auf die Couch und ging dann wieder zum Fenster, um hinauszuschauen. Von Sanjis Verschwinden wusste er noch gar nicht, da er seinen Kontrollgang, mit dem er in dieser Nacht dran war, noch nicht gemacht hatte. Er wartete immer noch auf Shanks, der sich bei ihm melden sollte. Und aus irgendeinem Grund wollte er sein Zimmer nicht verlassen, bis das geschehen war. Er hatte so ein seltsames Gefühl in seiner Magengegend, das ihm gar nicht behagte und aus diesem Grund wollte er so lange auf den Rothaarigen warten, bis dieser kam und er sichergehen konnte, dass dieses Gefühl von etwas Verdorbenem kam, das er am Tag gegessen hatte. Doch weder dieses Gefühl verschwand, noch meldete sich Shanks. Allmählich machte der Schwarzhaarige sich Sorgen, obwohl es doch eigentlich offensichtlich war, dass Shanks 'Überstunden' bei Ben machte. Gegen halb zwei entschied er sich dann doch, seine Runde zu drehen und dabei bei Ace nachzuschauen, ob Shanks nicht vielleicht schon da war. Eigentlich wusste er, dass das Schwachsinn war, denn der Rothaarige hätte sich auf jeden Fall gemeldet, allein, weil er wusste, dass er durch unerlaubtes Wegbleiben seine Ben-Tage verlieren konnte und das nicht wegen falschem Alarm riskieren wollte. Trotzdem klammerte er sich an diese Möglichkeit, weil alles andere seinem Gefühl nach schlimmer enden würde. Er machte sich auf den Weg vom Lehrerhaus hinüber zu dem Gebäude der Jungen; die Mädchen wurden immer von einer der beiden Frauen kontrolliert. Er öffnete die Tür und betrat den Flur. Im Erdgeschoss und im ersten Stockwerk war wie zu erwarten nichts los, alles ruhig und alle schliefen. War ja auch früh Aufstehen angesagt am nächsten Tag (genau genommen am heutigen Tag) und die Verrückten, die trotzdem bis zwei und länger wach waren, wohnten alle weiter oben – oder im Lehrerhaus. Es war kodomo no hi, oder auch Tag des Kindes. Eigentlich nichts besonderes, den Kindern wird Glück und Gesundheit gewünscht und man hängt Koinobori nach draußen, Fahnen in Karpfenform. Da es aber nicht so ist, dass die Schule sich für jeden Schüler solch eine Fahne leisten könnte, ist es zur Tradition geworden, diese selbst zu basteln. Jeder eine eigene, auch die Lehrer. Es war immer lustig, wenn dann alle aufgehängt wurden und man die Schönsten unter ihnen bestaunen konnte und über die … Verunglückten lachen konnte. – Des Weiteren war Ruffys Geburtstag und der war Frühaufsteher. Und wenn man vielleicht auf das traditionelle Essen an einem Feiertag noch verzichten konnte, weckte der quirlige Kerl jeden seiner Freunde auf, der von dem Essen noch nicht angelockt worden war. Professor Klahadore schob den Gedanken an das Fest beiseite und kletterte die Treppe hoch in den zweiten Stock. Er war nicht überrascht, als er durch den Türschlitz von Ace' und Shanks' Zimmer einen Lichtschein sehen konnte. So war es auch nicht weiter schlimm, dass er anklopfte. Wenn noch Licht an war, würde vermutlich auch jemand öffnen, der noch nicht geschlafen hatte. Dem war auch tatsächlich so. Ace stand vor ihm in der Tür und wirkte noch recht munter. "Shanks ist noch nicht wieder da", meinte er, in der festen Überzeugung, dass das der Grund für den Besuch seines Professors war. Professor Klahadore nickte. "Das hatte ich erwartet. Er hat sich auch noch nicht gemeldet gehabt… Aber das erklärt nicht, warum Sie noch auf sind, Portgas-san. Es ist spät und morgen wird früh aufgestanden. Sie sollten schlafen, ich werde mich schon um Shanks kümmern." Die Förmlichkeit, die der Professor an den Tag legte, beunruhigte den Größeren. "Ist irgendetwas vorgefallen?", fragte er. "Nein! Wieso?", kam sofort die Antwort. "Vielleicht, weil sie mitten in der Nacht zu mir kommen, nur um mir zu raten, mich besser schlafen zu legen, weil morgen ein Feiertag ist, an dem wir etwas früher aufstehen müssen?" Der Professor schwieg darauf und rückte seine Brille zurecht. "Professor", versuchte Ace es erneut, diesmal weniger sarkastisch. "Bitte, wenn etwas mit Shanks ist, dann sagen Sie es mir. Ist etwas passiert? Ist ihm etwas zugestoßen?" "Nun… ich… äh", druckste der andere eine Weile herum, "ich weiß es nicht. Ich hab' nur so ein ungutes Gefühl. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass er seine Ben-Tage in irgendeiner Weise in Gefahr bringen würde. Ich finde einfach keine beruhigende Erklärung, warum er nicht schon wieder da ist. Es ist einfach unlogisch!" Und wenn etwas unlogisch war, konnte das dem kleinen Physiker in Kuro ganz schön zusetzten – vor allem, wenn es seine Schüler betraf. Ace seufzte. "Ich weiß, was Sie meinen. Ich habe auch keine Erklärung dafür. Aber vielleicht ist er bei Ben auch einfach nur eingeschlafen. Oder sie hatten eine Panne oder so etwas." Professor Klahadore nickte. "Ja, du hast vermutlich recht… hoffentlich. Es wird sich sicher alles aufklären." Auch Ace nickte. "Da bin ich sicher." Der Kleinere schob noch mal seine Brille zurecht. "Trotzdem, du solltest schlafen gehen, wie alle anderen auch. Es ist nicht gut, wenn man allzu lange wach bleibt, da macht irgendwann der Körper nicht mehr mit." "Keine Sorge, ich leg' mich gleich schlafen", versicherte Ace. "Aber was für einen Studenten gilt, gilt für einen Lehrer und Professor erst recht." Kuro lächelte. "Ich werde es mir zu Herzen nehmen. Aber zuerst muss ich meinen Kontrollgang zu Ende führen – und dann muss ich Ben anrufen." Ace grinste. "Einverstanden. – Aber nur, wenn Sie mir noch bescheid geben." "Na gut, ausnahmsweise. Bis nachher." "Ja, bis später!" Ace lächelte dem anderen noch einmal aufmunternd zu, dann drehte dieser sich um und verschwand den Gang hinunter zur Treppe, um die restlichen Etagen zu kontrollieren. Gleich einen Stock höher musste er wieder seines Amtes walten, denn auch in dem Zimmer von Sanji und Zorro brannte noch Licht. Er hatte gerade die Hand gehoben, um anzuklopfen, als er zur Seite springen musste, um der sich öffnenden Tür auszuweichen. "Zorro?" "Professor?" "…Äh, ja! Das bin ich!" Zorro schaute den Schwarzhaarigen einen Moment zweifelnd an, dann meinte er: "Ja, das weiß ich. Aber was machen Sie hier?" "Ich? – Meinen Kontrollgang. Aber eine viel wichtigere Frage, warum schläfst du nicht?" "Ich – also, ich schlafe nicht, weil ich noch zu jemandem wollte, genau genommen zu Ihnen." Eine schwarze Augenbraue wanderte die Stirn des Professors hoch. "Ja?" "Ja. Es geht um Sanji… Er ist nicht da. Ich mach' mir irgendwie Sorgen. Ich weiß nicht, es is' ja nicht das erste Mal, dass er nich' hier schläft, aber ich hab' so ein komisches Gefühl…" "Ich weiß, was du meinst", unterbrach ihn Professor Klahadore und fühlte sich in seiner bösen Vorahnung bestätigt. "Shanks ist auch noch nicht wieder zurück. Vielleicht haben die beiden sich ja getroffen und trödeln jetzt ein bisschen…" "Ich weiß nicht", entgegnete Zorro. "Ich glaube nicht, dass ich dann solch ein ungutes Gefühl hätte…" [~same time – headmaster's office~] Gol D. legte den Hörer des Telephons wieder auf die Gabel und erhob sich. Ein schwerer Seufzer entwich ihm, dann verließ er seine Etage und schritt die Treppe hinunter ins Erdgeschoss. Unten angekommen, bog er nach rechts in den Gang ein. Er ging an dem Zimmer von Crocodile vorbei und blieb vor Smokers stehen. Er schloss es mit seinem Universalschlüssel auf und betrat die Wohnung des Lehrers. Er fand den Weißhaarigen auf der Couch liegend und schlafend vor, mit einer Wolldecke, in die er sich gekuschelt hatte, weil eines der Fenster geöffnet war und kalte Luft von draußen herein kam. Gol D. schnappte sich den Wecker, der auf dem Schreibtisch am anderen Ende des Zimmers stand. Bei seinem Weg zur Couch zurück, zog er ihn auf. Er hielt ihn dem Weißhaarigen ans Ohr und stellte den kleinsten der Zeiger, der die Weckzeit anzeigte, auf zwei Uhr fünfunddreißig. Ein lautes, schrilles Geräusch riss Smoker aus seinem Schlaf und er fiel von der Couch und stieß sich dabei ziemlich heftig den Kopf an dem Couchtisch. "Was zum-!", wollte er fluchen, hielt sich aber zurück, als er sich seines Chefs über sich gewahr wurde. Sofort war er auf den Beinen. "Gol D.… Was – was machen Sie hier?" "Smoker, zieh dir bitte etwas an und mach dir eine Kaffee, ich muss mit dir reden." Völlig perplex starrte er den Älteren noch einen Moment an, dann bückte er sich, hob seine Decke auf und kramte nach einer Hose, die er über seine Boxershorts zog und einem Shirt. Er schaltete die Kaffeemaschine ein, dann kehrte er zu dem Schulleiter zurück. "Was gibt es denn?" "Setz dich", wies Gol D. ihn an und der andere gehorchte. "Ich habe gerade eine Anruf aus dem Krankenhaus bekommen." Mit diesen Worten hatte er Smokers Aufmerksamkeit vollends geweckt. "Ist etwas passier? Einem von uns? Von den Schülern?" "Beruhige dich. Ich möchte, dass du deinen Kaffee trinkst und wach wirst und dann in einem nicht der Situation sondern der Verkehrsordnung angemessenen Tempo zum Krankenhaus fährst. Es bringt nichts, wenn du einen Unfall baust und gleich das Zimmer daneben belegen kannst. Haben wir uns verstanden?" Smoker schien etwas zu geschockt, um gleich regieren zu können und Gol D. sah es für nötig an, noch mal nachzuhaken: "Haben wir uns verstanden?", fragte er noch einmal eindringlicher. "Ich – das…" Smoker holte einmal tief Luft und am Liebsten hätte er einen großen Schluck von seinem Kaffee genommen, der noch nicht fertig war. Auch, wenn es dem Weißhaarigen schwer fiel, nickte er schließlich. "Gut. Und jetzt hör zu. Ich weiß nicht, was passiert ist und das weiß wohl auch kein anderer so genau, aber Ben hat mich gerade angerufen und erzählt, dass Sanji ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Sie haben ihn auf der Straße auf dem Weg zum Internat gefunden. Er wurde wohl angegriffen und ein Hubschrauber musste kommen und ihn abholen, weil alles andere zu lange gedauert hätte. Nach allem, was Ben und Shanks von den Ärzten erfahren haben, schwebt er wohl noch immer in Lebensgefahr." Er konnte sehen, dass der Gesichtsausdruck des Jüngeren von überrascht-geschockt nach geschockt-fassungslos wechselte. Und er las die Angst ihn dessen Augen, dass der Blonde womöglich sterben könnte. Gleichzeitig spürte er, dass seine ruhige Stimme ihn nicht durchdrehen ließ. "Ich möchte", fuhr er fort, "dass du hinfährst und Ben und Shanks zur Seite stehst, gegebenenfalls da bist, sollte Sanji aufwachen. Und ich möchte nicht, dass du in irgend einer Weise überstürz handelst." Er machte eine recht lange Pause, damit Smoker das Ganze etwas sacken lassen konnte. Der Lehrer war blasser als sonst und starrte den Tisch an, dann erhob er sich. "Wie sieht es mit den Schülern aus? Sollen wir es ihnen gleich erzählen oder nur einigen? Wir müssen sie warnen und dafür sorgen, dass sie das Schulgelände nicht mehr verlassen! Und was ist mir der Familie von Sanji?" "Um die Schüler werde ich mich mit deinen beiden Kollegen kümmern. Du wirst im Krankenhaus Angaben zu Sanjis Verwandten machen und diese auch informieren. Ich bezweifle, dass die beiden da viel weiterhelfen konnten." Smoker nickte. "Ich – ich trink dann einen Kaffee und fahr dann los." "Ja. … Und iss noch eine Kleinigkeit, ich werde mich um die anderen kümmern." Er legte eine Akte auf dem Tisch ab, dann erhob auch er sich. Smoker nahm die Blätter an sich und verstaute sie in einem Rucksack, den er sich aus einem Schrank holte. Gol D. hingegen schritt zur Tür und öffnete diese. "Und vergiss nicht, fahr vernünftig", warnte er noch einmal, dann ließ er den anderen mit einem aufmunternden Nicken allein. Smoker packte noch ein paar andere Sachen in den Rucksack, dann trank er seinen Kaffee und aß einen Keks. Er setzte sich an den Tisch und fing an über das eben Gesagte zu überlegen, doch als er merkte, dass er sich in irgendwelchen Spekulationen verirrte, schob er seine Gedanken beiseite. Er trank den letzten Schluck seines dunklen Gebräus, dann verließ auch er sein Zimmer. Er machte sich auf den Weg, um das Haus herum und zu seinem Trike. Dort angekommen schweifte sein Blick hinüber zu der Jungenunterkunft. Wenn Sanji wieder aufwachen würde, dann wäre ihm bestimmt langweilig im Krankenhaus – und er hätte sicher gerne etwas Bequemes zum Anziehen – und vielleicht sein Lieblingskuscheltier, dass ihn tröstete… Er ließ seinen Schlüssel, den er bereits vorgekramt hatte, sinken und schritt hinüber zum Jungenhaus. [~same time – back to Kuro & Zorro~] "Ich werde jetzt zurückgehen und bei Ben anrufen. Vielleicht kann er ja weiterhelfen", beschloss der Schwarzhaarige und wollte sich umdrehen, als Zorro ihn zurückhielt. "Bitte, kann ich mitkommen, Professor?" Der Schwarzhaarige schaute ihn einen Moment verblüfft an, dann willigte er ein. "Von mir aus…" [~same time – Smoker~] Als er an dem Zimmer von Zorro und Sanji ankam, fand er es verschlossen vor. Auf sein Klopfen hin antwortete niemand und da er keinen Wunderschlüssel hatte, schnappte er sich kurzerhand eine Telephonkarte aus seinem Portemonnaie und 'schloss' auf. Ein leises Klicken verriet ihm, dass er es geschafft hatte und er öffnete die Tür. Drinnen betätigte er den Lichtschalter und fand das Zimmer komplett leer vor – was Personen anbelangte; Tisch, Stuhl und Bett waren natürlich noch da. Doch er verschwendete nicht viel Zeit damit, zu überlegen, wo Zorro hin war, sondern suchte ein paar Sachen von Sanji zusammen. Er schnappte sich seine Zahnbürste aus dem Bad, eine Haarbürste, Pantoffel (Krankenhäuser sind a) fußkalt und b) bekommt man sonst diese Plastiktüten, die normalerweise für die Straßenschuhe gedacht sind), das Buch, dass auf dem Nachttisch lag und Socken (wie gesagt, fußkalt…). Die Schachtel Zigaretten, die ebenfalls auf dem Nachttisch lag, ignorierte er wohlwollend. Auch, wenn er selbst Raucher war, hieß das ja noch lange nicht, dass er das bei seinen Schülern auch gut hieß. Dann öffnete er den Kleiderschrank, um nach einem Schlafanzug zu suchen. Es sollte etwas sein, in das der Blonde ohne Probleme und größeren Aufwand hineinkam und bequem war. Vielleicht etwas Langes und Warmes. Sanjis Anzüge und Hemden waren da definitiv falsch. Kurz entschlossen schloss er die Schranktür wieder und ging zu Zorro hinüber. Sein Schrank war wesentlich unübersichtlicher, aber die Sachen darin entsprachen schon mehr dem Wort bequem. Er zerrte eine Jogginghose und einen großen, kuschelig aussehenden Pullover hervor, dann kramte er noch nach einem T-Shirt und einer Boxershorts, falls die Heizung doch angestellt worden war… Theoretisch hätte er das auch von Sanjis Sachen nehmen können, aber er war nun schon mal an Zorros Schrank und auf die Idee kam er im Augenblick nicht. Erst später, als er schon auf dem Weg zum Krankenhaus war, fiel ihm das ein. Aber es war zu spät und ob es nun alles Zorros Sachen waren oder nur die Hälfte, spielte eh keine Rolle… [~some time earlier – Kuro & Zorro~] Professor Klahadore führte Zorro hinüber ins Lehrerhaus. Er öffnete die Tür und betrat das Gebäude. Er nahm den Gang nach links und steuerte auf das Zimmer links von ihnen zu. Dort angekommen öffnete er die Tür seiner Wohnung und ließ sich und den Grünhaarigen hinein. Und während er hinüber zum Telephon lief, bat er dem anderen einen Platz an seinem Tisch an. Mit dem Telephon in der Hand kam er zu Zorro zurück. "Willst du was essen?", fragte er und nahm ebenfalls Platz. Zorro schüttelte den Kopf. "Nein, danke." Professor Klahadore wählte Bens private Nummer. Er kannte sowohl diese, als auch die des Ladens auswendig, so oft, wie er bei ihm schon angerufen hatte, um sich nach Shanks zu erkundigen und ein bisschen zu drohen. Es war eigentlich immer Ben gewesen, der abgenommen hatte, ihn beruhigt hatte und in einem Gespräch Kompromisse ausgehandelt oder sich entschuldigt hatte. Doch dieses Mal wartete er vergebens, niemand nahm ab. Betreten nahm er den Höher von seinem Ohr und stellte das Telephon auf die Tischplatte. "Fehlanzeige…", murmelte er und starrte nachdenklich das Gerät vor sich an. "Und wenn sie einfach nur schlafen?", fragte Zorro. Kuro holte einmal tief Luft und seufzte, dann meinte er: "Das glaube ich nicht. Es ist nicht das erste Mal, dass ich zu solch einer Zeit bei ihm anrufe und auch wenn er schon geschlafen hat, ist er immer wach geworden und rangegangen. Es scheint eher so, als wären sie nicht zu Hause. Aber wenigstens können wir vermuten, dass sie zusammen unterwegs sind. Vermutlich bringt Ben ihn gerade wirklich hierher und wir müssen nur noch ein bisschen warten." "Und was ist mit Sanji?" Professor Klahadore kam ins Stocken. "Wenn sie ihn unterwegs getroffen haben, könnte das ihre Verhinderung erklären…", mutmaßte er schließlich, anscheinend auch nicht ganz von dem überzeugt, was er gerade sagte. "Solch eine lange Verhinderung?", brachte Zorro mit hochgezogener Augenbraue die Lücke dieser Erklärung auf den Punkt. "Gut, vielleicht ist es auch keine Erklärung dafür, aber zu wissen, dass vermutlich alle drei da draußen sind, ist wenigsten ein bisschen besser, als wenn nur einer alleine umherirrt." Ihre Spekulationen wurden unterbrochen, als es an der Tür klopfte und ein äußerst seltener Gast den Raum betrat. "Gol D., kann ich etwas für Sie tun?" Professor Klahadore stand auf und blickte zu seinem Vorgesetzten hinüber. "In der Tat", antwortete der Mann, von dem einige der Schüler schon Vermutungen anstellten, dass er gar nicht existiere, weil man ihn so selten bis gar nicht zu Gesicht bekam. "Aber zuerst solltest du deinem jungen Gast einmal eine Uhr zeigen und ihn dann ins Bett schicken." Professor Klahadore blickte zurück zu Zorro und erklärte dann: "Wissen Sie, es hat seine Gründe, dass er zu solch später Zeit noch wach ist. Es geht um Shanks und Sanji. Beide sind mehr oder weniger verschwunden, wobei Shanks – und hoffentlich auch Sanji – sich in der Obhut von Ben befinden." "Das ist schon in Ordnung", meinte Gol D., an Zorro gewand fuhr er fort: "Wir Lehrer werden uns um die Sache kümmern. Ich würde dich bitten, zu Bett zu gehen und etwas zu schlafen, es könnte sein, dass morgen ein stressiger Tag wird." Zorro stand auf und deutete ein Verbeugung an, doch gehen wollte er noch nicht. "Bitte, das hört sich so an, als würden Sie etwas von Sanji wissen! Wo ist er? Ist irgendetwas passiert?" "Mein junger Freund", begann Gol D. und legte Zorro die Hand auf die Schulter, "alles hat seine Zeit. Und jetzt ist es Zeit zum Schlafen. Wenn es etwas gibt, dass du wissen solltest, werde ich dich sofort informieren. Aber momentan ist das Beste, das du tun kannst, dich hinzulegen und auszuruhen und darauf zu warten, was der morgige – heutige, je nach dem – Tag bringen wird. Und jetzt ab mit dir in die Falle!" Etwas zerknirscht senkte Zorro den Blick. Der andere hatte zwar viel geredet, aber nicht wirklich etwas Verwertbares. Eigentlich wollte er sich nicht so ohne weiteres abspeisen lassen, aber er hatte wohl keine andere Wahl. Er murmelte etwas, das mit Mühe und Not "Jawohl", hätte heißen können, dann verließ er den Raum – allerdings nicht, ohne noch einmal zurückzuschauen, in der Hoffnung, dass noch jemand etwas zu ihm sagen würde. Nichts der gleichen geschah und Zorro musste sich genauso unwissend wie vorher wieder auf sein Zimmer zurückziehen. Professor Klahadore jedoch wurde gebeten, Platz zu nehmen und bekam dann die Geschichte, soweit Gol D. sie wusste, erzählt. Er reagierte nicht minder schockiert als Smoker, allerdings verstand er es, nachdem er sich wieder gefangen hatte, seine Gefühle zurückzuschieben und die Konversation auf einer sachlichen Ebene zu halten. "Und wie sollen die weiteren Schritte aussehen? Smoker regelt die Sache im Krankenhaus und kümmert sich um Shanks und Ben und – was machen wir?" "Wir werden dafür sorgen, dass niemand das Schulgelände verlässt. Ich möchte keinen von unseren Schülern da draußen wissen, wenn ein verrückt gewordener Massenmörder dort sein Unwissen treibt. Ich werde bei der Polizei eine Anzeige aufgeben, vorläufig gegen Unbekannt. Dafür werden wir uns mit einem Beamten treffen müssen, aber nicht hier, sondern im Dorf. Du wirst hinfahren und sie Sache regeln. Ich weiß, du magst Polizisten nicht sonderlich, aber du bist der Einzige, dem ich einen kühlen Kopf in solch einer Situation zutraue. Hina wird dich fahren, zum einen, um dich zu unterstützen, zum anderen, weil es ja nicht viele gibt, die fahren können… Bevor du allerdings losfährst, wirst du Crocodile wecken und davon unterrichten. Ich kümmere mich um Hina, die Tashigi Bescheid geben soll. Ich möchte auch nicht, dass nachts Schüler draußen unterwegs sind, deswegen wird Crocodile noch einmal jedes Zimmer überprüfen, ob auch alle da sind und Tashigi das Gleiche bei den Mädchen tun. Danach beziehen sie die Zimmer neben dem Ausgang und machen zweistündliche Kontrollgänge. Es werden vorläufig keine Fragen beantwortet, bis wir nichts Genaueres wissen, wie es beispielsweise mit Sanji weitergeht oder was vorgefallen ist. Es werden auch erst dann Informationen weitergegeben, wenn wir jeden einzelnen unserer Schüler ausschließen können." "Sie glauben wirklich, dass einer von uns Sanji so etwas angetan haben könnte…?" Professor Klahadore klang mehr als zweifelnd. "Nun… ich denke – und hoffe – es eigentlich nicht, aber ich will mir da absolut sicher sein. Soweit ich weiß, wurde Sanji mit einem Messer oder auch Schwert verletzt und du weißt, dass wir verschiedene Waffennarre an unserer Schule haben." Klahadore ließ sich die Worte noch einmal durch den Kopf gehen. "Gut, einverstanden. Wir sollten überprüfen, was spezielle Leute gestern getrieben haben, aber wir können ihnen nicht einfach verschweigen, warum wir das wissen wollen. Und sollte wirklich jemand von uns etwas damit zu tun haben, gibt es den ein oder anderen, dessen Einfluss soweit reicht, das für uns herauszufinden." "Du spielst auf Ruffy, Mihawk oder Nami an…" "Ja, beispielsweise." "Hm… vielleicht hast du recht und wir sollten wirklich den ein oder anderen informieren… Aber es wäre unsinnig, gleich die ganze Schule in Aufruhr zu versetzten, das werden wir frühestens am Wochenende machen, wenn wir es nicht mehr länger verheimlichen können." "Gut, ich gehe dann und wecke Croco und informiere ihn von unserem Plan. Wir werden zuerst zu Ruffy gehen und dann Mihawk und Zorro befragen. Danach treffe ich mich mit Hina beim Auto." Gol D. nickte. "Ich schicke sie dir dort hin. Bis später." [~not much later – Kuro & Croco~] Kuro hatte natürlich keine Zeit verloren, Crocodile aus dem Bett zu holen und ihm ein paar Klamotten vor die Füße zu werfen, die der andere ohne groß zu fragen anzog, um dem Schwarzhaarigen dann aus dem Zimmer zu folgen. Auf dem Weg vom Lehrergebäude zu den Schülerunterkünften der Jungen erklärte Klahadore dem Älteren alles. Der war aufrichtig besorgt um das Wohl Sanjis, ließ sich aber nach einem kurzen Wortwechsel beruhigen, in dem Kuro ihm versicherte, dass sie soweit nicht mehr unternehmen konnten und Sanji in professioneller Betreuung war. Gut, wirklich beruhigt konnte man es zwar nicht nenne, aber er merkte, dass die Sache dem Kleineren mehr zu schaffen machte, als er zeigen wollte und, dass es sicherlich falsch war, ihn mit Fragen, auf den weder der eine, noch der andere eine Antwort hatte, zu nerven und ihn damit in die Verzweiflung zu treiben. Nachdem sie noch eine Weile schweigend nebeneinander gestanden hatten und Croco die Gelegenheit nutze, dem anderen einmal aufmunternd über den Rücke zu fahren, wandten die beiden sich ihrer Aufgabe zu. Sie betraten das Gebäude und kletterten die Stufen hinauf. Kurz vor der zweiten Etage unterbrach Crocodile die Stille: "Ich gehe zu Mihawk und du zu Ace. Wir treffen uns dann in Zorros und Ruffys Stockwerk und vergleichen die Aussagen. Sollte wirklich jemand denken, dass einer von uns etwas damit zu tun hat, müssen wir das zweifelsfrei widerlegen und dürfen ihnen keine Chance geben, sich gegenseitig ein Alibi zu schenken. Ich denke zwar nicht, dass sie es waren oder uns anlügen würden, aber du weißt ja, wie manche Leute über die Schule und Schüler reden…" Kuro nickte nur und seine Hände ballten sich zu Fäusten, als er an diese Idioten dachte, die nur eine Vorgeschichte sahen und die Person an sich völlig ignorierten. Noch einmal baute Crocodile Körperkontakt auf. Diesmal legte er dem Schwarzhaarigen beruhigend eine Hand auf die Schulter, dann trennten sich ihre Wege und während Kuro im zweiten Geschoss den Flur entlang huschte, stakste Crocodile bis hinauf in den fünften. Vor Mihawks Tür blieb er stehen. Er klopfte ein paar Mal kräftig gegen das Holz und wartete, dass ihm jemand öffnete. Er wusste, dass der andere vermutlich schon schlafen würde, aber darauf konnte er im Moment keine Rücksicht nehmen. Er klopfte noch einmal, nun schon etwas ungeduldiger, dann hörte er ein Rumpel aus dem Zimmer und ein Fluchen. Einen Augenblick später öffnete ihm ein verschlafener Mihawk, der sich bei seinem Anblick müde durch die Haare fuhr und die Tür etwas weiter öffnete. "Egal, was Sie sagen, ich hab' nichts gemacht", behauptete er und öffnete die Tür schließlich ganz, um den anderen gegebenenfalls hereinzubitten. Doch Crocodile lehnte ab. "Nein, du hast ja nie was gemacht. Ich vergas, du bist das Unschuldslamm und deswegen vermutlich auch auf dieser Schule." "Ja, so sieht's aus", antwortete Mihawk und verschränkte die Arme vor der Brust. "Ich bin ein anständiger Bürger und anständige Bürger stört man nicht in ihrer Nachtruhe." Crocodile grinste. "Na siehst du, schon der erste Grund, warum du nicht anständig sein kannst. Sonst wäre ich wohl kaum hier. – Aber jetzt mal Spaß beiseite, es geht hier um ernstere Themen." Mihawk trat beiseite und Crocodile nahm die Einladung nun doch an. Im Zimmer setzte er sich auf das zweite Bett, das nicht belegt war. Der Schwarzhaarige (Der mit dem Hut! – Scheiße, wenn beide schwarze Haare haben...) nahm sich etwas zu trinken aus dem Kühlschrank und gesellte sich zu seinem alten Lehrer. "Worum geht's denn?" "Ich möchte wissen, wo du gestern den ganzen Tag warst." "Hm… Ich bin aufgestanden, so ziemlich spät. Gefrühstückt hab' ich im Zimmer und dann irgendwann später war ich zum Kartenspielen verabredet, mit Zorro und Ace." Er zwinkerte dem anderen zu. "Hat Spaß gemacht. – Zorro ist dann irgendwann gegangen, ich denke mal, in sein Zimmer. Ace und ich haben dann noch weiter gespielt. Er kann bezeugen, dass ich dann in mein Zimmer gegangen bin. Er ist noch kurz mit raufgekommen und wir haben was getrunken, dann ist er zu Ruffy und Lysop. Da war es… gegen zwölf? Vielleicht auch schon später. Danach hab' ich mein Zimmer nicht mehr verlassen." "Gut, ich werde das überprüfen. Ansonsten bleibst du in deinem Zimmer bis es Zeit fürs Frühstück ist, verstanden?" "Ja, schon klar. Aber was ist denn los? Sonst seid ihr doch auch nicht so pingelig…" Crocodile ließ die Schultern hängen. "Ich wusste, dass du fragen würdest. Also hör zu: Einer der Schüler wurde angegriffen und musste ins Krankenhaus. Es ist hier in der Umgebung passiert und wir wollen nicht, dass sich bald noch mehr von uns auf der Intensivstation befinden. Bis jetzt wissen davon nur die Lehrer, aber ich denke, spätestens am Mittag wird es eine Schülerversammlung geben. Das Ganze wird wohl kaum bis zum Wochenende unbemerkt bleiben… Es wäre gut, wenn du Augen und Ohren offen halten könntest. Ihr bekommt vielleicht mehr mit als wir." Mihawk überlegte kurz. "Ich versteh' schon, was du meinst. Aber das Ganze wäre einfacher, wenn man wüsste, um wen es sich handelt. Wenn du mir sagst, wer angegriffen wurde, weiß ich auch so in etwa, an welchen Stellen ich mich mal umhören sollte." Crocodile zögerte. "…Na gut, aber das bleibt unter uns, verstanden? Es gibt keinen Grund, das auszuplaudern, das würde ihn unter Umständen nur noch mehr in Schwierigkeiten bringen. Wir haben nämlich keine Ahnung, was genau vorgefallen ist und ob der Angreifer ihn lieber wirklich tot sehen will und eventuell noch mal auftaucht. Wir wissen nur, dass er ein Messer oder Schwert benutzt hat." "Kein Problem, von mir wird niemand etwas erfahren. Infos zu sammeln heißt weniger welche preis zu geben, als zu bekommen." "Okay, hör zu. Es geht um Sanji. Finde alles heraus, was er in den letzten Tagen gemacht hat, was nicht normal war und mit wem er sich so getroffen hat." "…Sanji, hm?", die Stimme des Jüngeren war leise. "Habt ihr Zorro schon bescheid gegeben? Ich denke, er würde das gerne wissen… Und er wird nicht begeistert sein!" "Nein, bei Zorro waren wir noch nicht. Wir wollen vorher noch zu Ruffy und dann zu ihm." "Wisst ihr schon, wie es Sanji geht?" Crocodile schüttelte den Kopf. "Nein. Smoker ist gerade auf dem Weg zum Krankenhaus und Shanks und Ben sind bereits dort. Sie haben ihn gefunden. Es ist noch nicht mal klar, ob er überhaupt überlebt…" Mihawk schwieg eine Weile, dann meinte er: "Vielleicht wäre es sinnvoller, wenn ihr Zorro nicht die ganze Wahrheit sagt. Ich meine, es wäre besser, wenn er nicht weiß, dass Sanji wirklich schwer verletzt ist. Ich kenn' ihn, er würde sich nur unnötig Sorgen machen." "Da könntest du recht haben. Auch wenn er immer so tut, als könnte er ihn nicht leiden, das würde nicht spurlos an ihm vorbeigehen…" "Nun, ihr müsst wissen, was ihr tut." Mihawk stand auf und stellte sein Getränk auf dem Tisch ab. "Früher oder später wird er es eh erfahren. Aber Zorro ist ein Hitzkopf. Er denkt nicht viel nach, bevor er handelt. Keine Ahnung, wie er reagieren wird, aber er wird es!" Auch Crocodile erhob sich. "Andererseits könnte die Wahrheit ihm auch den Ernst der Lage zeigen. Es ist wichtig, dass die Situation nicht unterschätzt wird, auch von ihm nicht." "Bleibt nur zu hoffen, dass ihr das auch erreicht und die Aktion nicht nach hinten losgeht. Wäre Pech, wenn Zorro sich davon nicht beeindrucken lassen würde…" "Selbst wenn, er hat genug Aufpasser. Ruffy wird schon ein Auge auf ihn haben. Der Kerl beschützt doch alle seine Freunde, da wird er es nicht zulassen, dass Zorro sich in solch eine Gefahr begibt. – Und du halt Augen und Ohren offen. Wenn's geht auch etwas in Zorros Richtung." "Wird gemacht", versprach Mihawk und öffnete die Tür. [~same time – Kuro at the room of Ace & Shanks~] Der dritte Schwarzhaarige hatte den anderen, vierten Schwarzhaarigen bereits befragt und schon wieder das Zimmer verlassen. Ace hatte ihm erzählt, dass er gestern bis spät Karten gespielt hatte. Er wirkte nicht sehr begeistert, als er sich wieder daran erinnerte. Danach, so meinte er, seien sie noch zu Mihawk hochgegangen, etwas trinken, als Ausgleich für das Pech, das er die ganze Zeit beim Kartenspielen gehabt hatte. Kuro glaubte Ace und war wenig überrascht, als er wieder auf Crocodile traf und sie feststellten, dass die Aussagen der beiden übereinstimmten. "Also müssen wir nur noch zu Ruffy und Zorro." Der Kleinere hatte sich schon umgedreht, als Crocodile ihn aufhielt. "Du, hör mal, vielleicht wäre es nicht so ratsam, Zorro alles zu erzählen. Mihawk hat mich da so auf die Idee gebracht, dass er wahrscheinlich ungern still sitzen würde." Kuro drehte sich wieder um. "Du meinst, er könnte eigenmächtig handeln?" Crocodile nickte. "Wir können es ihm aber auch nicht verschweigen. Er ist Sanjis Zimmergenosse!" "Ja und sie prügeln sich tagtäglich." "Wenn sie sich nicht mögen, können wir's ihm auch sagen, dann dürfte es ihn nicht interessieren. – Und wenn er ihn mag, müssen wir es ihm sagen weil er ja schließlich eine Art Familienmitglied ist." "Ich hasse es, wenn du das machst!" Kuro grinste. "Es führt nun mal kein Weg dran vorbei, daran bin ich nicht schuld." Crocodile verdrehte genervt die Augen. "Jaja, komm endlich." Die zwei machten sich gemeinsam auf zu Ruffys Zimmer, holten diesen aber heraus, da der Lügenbaron, der dort ebenfalls untergebracht war, nicht alles mitbekommen musste. Der tat auch einen auf Beleidigt, würde aus Ruffy aber wohl nie etwas rausbekommen. Der kleine Strohhutträger stichelte noch ein wenig, dass Lysop nicht mit raus durfte, wurde aber, sobald sie die Tür geschlossen hatten, todernst. "Ihr fragt also, ob jemand aus der Schule mit der Sache etwas zu tun hat?", fasste er das Gerede seiner beiden Lehrer schließlich zusammen und die nickten. "Nicht, dass ich wüsste, aber ich werde mich umhören. – Habt ihr Zorro schon bescheid gesagt?" Die Antwort war die selbe, wie Crocodile sie Mihawk gegeben hatte und die selbe, wie sie Kuro Ace gegeben hatte. "Vielleicht wäre es besser, wenn nicht ihr sondern ich mit ihm rede…", meinte der Kleine betreten. "Es könnte ihn ganz schön treffen…" Die beiden Älteren nickte und Kuro legte ihm die Hand auf die Schulter. "Mach dir keine Sorgen, Croco macht jetzt den Kontrollgang, ich fahre in die Stadt und Smoker ruft an, sobald er etwas Neues weiß." Ruffy nickte, mehr konnte er nicht tun. [~near the same time – Zorro's room~] Zorro war schon wieder auf seinem Zimmer und am Überlegen, was er als nächstes unternehmen könnte, um irgendetwas herauszufinden, als Ruffy bei ihm auftauchte. Eigentlich hatte er gehofft, einer der Lehrer wäre gekommen, um ihm endlich genaueres zu sagen, aber als er das Gesicht Ruffy sah, vergaß er das sofort. "Hey, Ruffy! Was ist denn los?" "Kann ich reinkommen?" "Klar." Zorro trat beiseite und der andere folgte ihm hinein. Sie setzten sich auf Zorros Bett und der Grünhaarige starrte für einen Moment hinüber zu Sanjis Bett. Dann überkam ihn der Gedanke, dass Ruffys Gesichtsausdruck irgendetwas mit dem Blonden zu tun haben könnte. Geschockt drehte er sich zu dem Schwarzhaarigen um, als der bereits zu sprechen anfing. "Ich denke, da gibt es etwas, das du wissen solltest. Sanjis Abwesenheit ist dir sicher schon aufgefallen?" Zorro richtete seinen Blick wieder geradeaus und nickte. Klar, wie könnte ihm das auch entgangen sein? "Er liegt ihm Krankenhaus." "Was?!" Der Größere war aufgesprungen und starrte seinen Freund entsetzte an. Ruffy zog ihn wieder auf das Bett. "Ben, Shanks und Smoky sind bei ihm", beruhigte er. "Toll! Und? Was ist passiert? Was hat er? Wird er wieder gesund? Wann kommt er wieder her?" "Ich weiß nicht, was passiert ist und wann er wieder kommt, aber es scheint ernster zu sein. Kuro hat erzählt, dass er angegriffen wurde. Smoker meldet sich, sobald er mehr weiß." "Das ist alles?! Sanji liegt ihm Krankenhaus und ihr wisst nicht mehr, als dass er angegriffen wurde?!" "Zorro", versuchte Ruffy ihn zu beruhigen. "Wir machen uns alle Sorgen, aber wir wissen es nun mal nicht. Er war alleine unterwegs und kann froh sein, dass Ben und Shanks ihn überhaupt gefunden haben. Wir können erst genaueres erfahren, wenn wir mit ihm gesprochen haben." "Dann geh' ich zu ihm und rede mit ihm! Der Trottel kann sich doch nicht einfach verprügeln lassen und dann abhauen, bevor er sagt, wer's war!" "Zorro, er wurde nicht verprügelt." "Was?" Der Grünhaarige hörte es an dem Unterton, dass Ruffy auf etwas anderes hinaus wollte. Er brauchte allerdings eine Weile, bis er weiter reden konnte. "Du hast gesagt, du bringst ihn um." Trotz des Gedankensprunges wusste Zorro, was der andere meinte. "Woher…?" "Er hat es mir erzählt, in der Nacht, als er nicht schlafen konnte, weil er Angst vor dir hatte. Es ist schon eine Weile her, aber ich erinnere mich gut an ihn, wie er draußen auf den Steinstufen saß, rauchte und mir schließlich erzählte, was zwischen euch vorgefallen war, damals, beim Putzdienst im Klassenzimmer…" "Ich … ich wollte ihm nur ein bisschen Angst machen! So wie immer, wie er es auch bei mir macht, mehr nicht! Die Technik mit der ich ihm gedroht hatte, beherrsche ich nicht mal! Und das weiß er genauso gut wie ich!" "Aber ein Messer könntest du führen…" "Klar, aber das kann jeder! Sogar dieser Tollpatsch!" Ruffy wand seinen Blick von Zorro ab, starrte auf den Boden und schwieg. Ja, mit dem Messer umgehen konnte der Blonde, meisterhaft sogar. Schließlich schaute er wieder auf und Zorro direkt in die Augen. "Hast du ihn angegriffen?" "Nein." [~in the middle of the night – hospital~] Es war stockfinster und eigentlich Schlafenszeit, als Smoker am Krankenhaus ankam. Er parkte sein Trike auf dem fast leeren Parkplatz und lief dann zum Eingang. Er machte sich nicht die Mühe, zum Empfang zu gehen, sondern sprach direkt eine der Schwestern an, die Nachtdienst hatten. Zuerst wollte sie ihn abwimmeln, aber als er dann erwähnte, weswegen er hier war, entschuldigte sie sich und führte ihn ein paar Flure entlang. "Beckman-san und sein Freund warten im Aufenthaltsraum", erklärte sie. "Ein Arzt wird, sobald weiteres klar, ist zu ihnen stoßen. Ist es in der Zeit möglich, genauere Angaben über den Patienten zu machen?" "Ja, der Patient hat einen Namen", antwortete Smoker gereizt. Eigentlich war er eher enttäuscht, dass es immer noch nichts zu berichten gab. Dass er das an der armen Schwester ausließ war wahrscheinlich weniger nett. Sie schien es ihm aber nicht weiter übel zu nehmen. "Ich werde bescheid geben, sobald Sanji-kun aus dem OP-Saal entlassen wird." Smoker seufzte. "Danke." Die Schwester ließ ihn mit einigen Formularen alleine und er betrat den Aufenthaltsraum. Shanks lag quer über einige Stühle und schien zu schlafen. Ben hatte ihn offensichtlich mit einer Wolldecke zugedeckt, dessen Ende er in den Händen hielt. Ben selbst saß neben ihm, stand aber auf, als er Smoker hereinkommen sah. Er deutete eine Verbeugung an und reichte ihm die Hand und bot ihm einen Platz an. "Es tut mir leid, aber wir wissen immer noch nichts Genaues." Smoker nickte. "Hab' schon gehört… Wie geht's Shanks?" "Ganz gut. Er hat sich beruhigt. Er war ziemlich mitgenommen, als wir hier angekommen sind und hat das gesamte Personal genervt. Irgendwann haben sie ihm einen Kakao spendiert und seitdem ist er ruhiger geworden und dann irgendwann eingeschlafen." Smoker ließ seinen Blick über den Rothaarigen wandern. Er war froh, dass der schlief und sich ausruhte. "Sie sollten sich auch hinlegen. Vielleicht fragen Sie nach einem Bett. Ich bin sicher, das ist bequemer." "Das geht schon, ich bin nicht sonderlich müde." "Ja, aber die Nacht ist noch lang und Gol D. will Shanks am Morgen möglichst wieder in der Schule wissen, da sollte Sie in der Lage sein, zu fahren." Ben gab sich schließlich geschlagen und machte sich auf die Suche nach freundlichem Personal, dass ihm und seinen Freund ein Bett bereitstellen würde. Er hatte Glück, das Hospital war zwar nicht gerade unterbelegt, aber zwei Liegen konnte man ihm bringen. Vorsichtig bettete er Shanks um, um sich dann auf seine Liege zu setzten. Dann half er, einige der Daten aus Sanjis Akte auf die Formulare zu übertragen. Als er dann aber so müde war, dass ihm einmal sogar der Stift aus der Hand glitt, schickte der Weishaarige ihn ohne Widerworte schlafen. Und Ben gehorchte. So bekam er auch nicht mehr mit, als endlich einer der Ärzte hereinkam… mikan... ı6. Kapitel – Und jetzt? [~2005-05-05 – Thurthday~] Smoker schaute auf, als er einen Arzt auf dem Gang sah, der auf den Warteraum zusteuerte, in dem er zusammen mit Ben und Shanks wartete. Der junge Blonde öffnete die Tür und trat herein. "Entschuldigen Sie, Sie sind Smoker-san?", flüsterte er, um die beiden Schlafenden nicht zu wecken. Smoker nickte. "Ja und Sie sind vermutlich Sanjis Arzt?" Diesmal nickte der andere. "Dr. Shun Masahiro", stellte er sich vor. Smoker stand auf und trat auf den Mann an der Tür zu, um mit ihm den Raum zu verlassen, um ungestört reden zu können. "Sind Sie verwand mit dem Patienten?", war die erste Frage, die dem Weishaarigen gestellt wurde, vermutlich, um zu überprüfen, dass die Informationen auch wirklich weitergegeben werden durften. "Nein, ich bin sein Lehrer und im Augenblick Erziehungsberechtigter. Sein Ziehvater wurde benachrichtigt, aber wohnt sehr weit weg, deshalb werde ich mich in seiner Abwesenheit um alle Angelegenheiten kümmern." Zur Unterstützung seiner Worte zeigte er seinen Ausweis und ein Schriftstück, dass ihn als Lehrer der Kaizoku Gakuen auswies. Der junge Arzt nickte und schlug dann eine Mappe auf, die er bis eben unter dem Arm getragen hatte. "Da das geklärt ist kommen wir nun zu Ihrem Schützling. Er hat eine Menge Blut verloren und einige seiner Organe wurden nicht genug durchblutet, allerdings nicht lang genug, um bleibende Schäden zu verursachen. Er hatte Glück, dass bei der Stichverletzung keine Organe nennenswert verletzt wurden. Die Wunde konnte mit ein paar Stichen genäht werden. Des Weiteren vermuteten wir ein leichtes SHT." "Schädel-Hirn-Trauma… Ein leichtes? Also eine Gehirnerschütterung?" "Ja, das haben wir vermutete, allerdings wäre eine Gehirnerschütterung nicht ausreichend, um ein Koma zu erklären…" "Er liegt im Koma?!" "Ja, es tut mir leid. Wir wissen noch nicht genau, was diese Situation verursacht hat. Wir werden weitere Tests machen und seinen Zustand beobachten. Es kann sein, dass er jederzeit wieder aufwacht-" "- aber genauso gut ist es möglich, dass er gar nicht mehr aufwacht…", sprach Smoker den Satz zu Ende. Er war stehen geblieben und Dr. Shun drehte sich zu ihm um. "Vielleicht sollten Sie sich setzten und ich erkläre Ihnen den Rest und das weitere Verfahren. Ich denke nicht, dass man sich unnötig Sorgen machen muss. Seine Lage ist stabil und im Moment besteht keine Gefahr." Smoker nickte und setzte sich. "Wie hoch ist denn die Wahrscheinlichkeit, dass er wieder aufwacht?" "Nun, das können wir erst sagen, wenn wir wissen, was das Koma verursacht hat. Es kann sein, dass er auf etwas allergisch reagiert hat, genauso gut kann es ein Schockzustand sein, eine Blutung im Gehirn oder ein anderes Trauma. Erst wenn der Auslöser bestimmt wurde, kann ich Genaueres sagen. Da wir ihn noch nicht bemerkt haben, kann es nichts Gravierendes im Bereich des Schädels sein. Demnach würde ich sagen, dass die Gefahr für bleibende Schäden eher gering ist." "Aber sie besteht?" "Das tut sie leider immer. Aber ich versichere Ihnen, dass bei Sanji-kun kein erhöhtes Risiko besteht. Er wird sowohl mit genügend Sauerstoff, als auch mit Blut versorgt. Seine Werte werden allesamt überwacht und bei auftretenden Abnormalitäten kann sofort eingegriffen werden." Smoker atmete hörbar aus. Er war soweit erst mal erleichtert. Das, was der Arzt ihm erzählte, hörte sich alles recht positiv an. Trotzdem blieb ein schlechter Beigeschmack zurück, allein wenn man an das Wort Koma dachte. "Und warum hat das so verdammt lange gebraucht, bis man uns bescheid gegeben hat?", fragte er schließlich, den Blick auf den Boden gerichtet und deutlich erschöpft. "Nun, als Sanji-kun hier ankam, war seine Lage noch sehr instabil. Die Jungs vom Rettungsdienst mussten mehrer Zugänge legen, die wir schließlich zu einem zentralvenösen Zugang zusammengefasst haben. Die Atemkanäle haben sich geschlossen und eine normale Beatmung hat bald nicht mehr ausgereicht und wir mussten intubieren. Eine Notafalloperation war nötig, um die Wunde zu schließen, was ebenfalls Blutverlust bedeutet und den Allgemeinzustand verschlechtert hat. Operationen sind immer anstrengend für Körper und Kreislauf und daher auch ein Risiko. Allein das Vernähen hat seine Zeit gekostet und zusammen mit den lebenserhaltenden Maßnahmen-", er brach schließlich ab, als er merkte, dass Smoker ihm gar nicht mehr zu hörte. Der bemerkte das Enden des Redeschwalls im ersten Moment gar nicht, schrak dann aber auf, als es plötzlich ungewohnt still war. "Oh! Entschuldigen Sie, ich – meine Konzentration hat wohl nachgelassen…" "In der Tat", nuschelte der Blonde und reichte Smoker dann ein Blatt. "Schon wieder was zum Ausfüllen?" "Nein, das ist die Speisekarte der Mensa samt Öffnungszeiten. Sie können dort später frühstücken gehen. Ansonsten kann ich Ihnen im Moment nur ein Kaffee anbieten und vielleicht einen Riegel aus dem Automaten… eventuell noch eine Liege." "Ja, das wäre nett. Ich glaube, Schlaf wäre jetzt nicht das Schlechteste." Müde rieb er sich über die Augen und erhob sich. "Aber vorher würde ich ihn gerne noch sehen. Ist das möglich?" Dr. Shun lächelte. "Ja, ist es. Aber reingehen sollten wir noch nicht. Auch wenn er im Koma liegt, er ist momentan sehr erschöpft und wir gehen von jedem Komapatienten aus, dass er seine Umgebung wahrnehmen kann. Ein Besuch könnte im Moment Stress auslösen, wo das Wichtigste, das er jetzt braucht, Ruhe ist." Smoker nickte. "Okay, nur sehen…" Dr. Shun führte ihn den Gang entlang zu einer Flügeltür, die sie in einen weiteren Gang führte, mit Fenstern links und rechts, die einen Blick nach draußen gewehrten, wo immer noch tiefste Nacht herrschte, hier und da von einer Laterne erhellt. "Wir müssen dieses Gebäude verlassen. Die Intensivstation ist im Ostgebäude untergebracht." Sie traten durch eine weitere Flügeltür und verließen den Gang wieder. Sie passierten eine Tür, die in einen anderen Gebäudeteil zu führen schien und blieben kurz danach vor den Fahrstühlen stehen. Dr. Shun drückte auf den Knopf, um einen der Aufzüge zu rufen. "Sanji-kun liegt im zweiten Stock. Hier im Erdgeschoss sind auch Betten untergebracht und der erste Stock ist für das Personal der Station gedacht. Bei Fragen können Sie dort jederzeit jemanden ansprechen. Entweder kann er Ihnen weiterhelfen oder er begleitet Sie zu jemanden, der das kann. Besondere Regeln sind nicht zu beachten, es gelten die gleichen wie im ganzen Krankenhaus; nicht im Gang rennen, nicht schreien, nichts anfassen, das blinkt und nichts anfassen, das wichtig ist. Ansonsten bedeutet Intensivstation nicht, dass man in irgendeiner Weise beunruhigt sein sollte. Hier liegt man nur, damit man besonders intensiv versorgt und beobachtet werden kann. Es dürfen nach Absprache auch persönliche Gegenstände mitgebracht werden – nur Blumen sind nicht erlaubt." Dr. Shun hörte auf zu reden, als sie vor einem der Zimmer stehen blieben. Eine große Glasscheibe trennte es von dem Flur. Die Sicht wurde von einem Lamellenvorhang versperrt, der im nächsten Moment zur Seite geschoben wurde, um einen Blick ins Zimmerinnere zu gewähren. Der Weißhaarige schluckte, als er den Blonden in dem großen Bett liegen sah, verkabelt und an unzählige Geräte angeschlossen. Überall blinkten kleine Lichter und über die Monitore flackerten verschiedene Kurven, die immer aktuelle Werte über Sanjis Zustand gaben. Sanji selbst lag völlig reglos in dem fremden Bett, bekleidet mit einem dieser dünnen Krankenhausfummel, von dem er nicht ein mal wusste, dass er ihn trug – und den man auch nicht sah, da der Blonde bis über die Brust zugedeckt war. Um den Kopf hatte er einen dicken Verband, ebenso um seine Hand. Viel mehr war nicht zu sehen… [~early morning – hospital – waiting room~] Es war dunkel im Raum, nur eine kleine Lampe, draußen auf dem Flur, spendete etwas Licht bis hinein in den Warteraum, in dem Ben erwachte. Zuerst war er etwas überrascht, wieso er auf einer Liege, gleich neben einer Reihe Stühlen schlief, doch dann sickerten die Erinnerungen wieder zu ihm durch. Er streifte die Decke beiseite und setzte sich auf. Müde fuhr er sich durch die Haare und strich sich die eine Strähne hinters Ohr, die ihm immer wieder ins Gesicht fiel. Sein Blick fiel auf den noch schlafenden Shanks, der gleich neben ihm lag und wanderte dann weiter, zu einer dritten Liege, die wohl hereingebracht worden war, als er geschlafen hatte. Auf ihr lag Smoker und schlief ebenfalls noch. Er wusste nicht, wann der andere sich auch endlich hingelegt hatte und ob er davor noch irgendetwas über Sanji erfahren hatte. Aber entweder wusste er schon bescheid oder es wäre nachts jemand hereingekommen und hätte sie geweckt, um bescheid zu sagen. Bei nachts fiel ihm dann ein, dass er überhaupt nicht wusste, ob es noch Nacht war oder der Morgen schon angebrochen war. Er hielt seine Uhr so gut es ging zum Licht und versuchte die Uhrzeit abzulesen. Genauer als sechs Uhr zwischen zwanzig nach oder vierzig nach konnte er nicht erkennen. Aber 'nach sechs' reichte ihm vorerst. Er schaute sich noch einmal im Raum um, um erneut festzustellen, dass die anderen beiden noch schliefen und zu sehen, dass Smoker einen leeren Becher neben seiner Liege stehen hatte. Vermutlich war er einmal mit Kaffee gefüllt gewesen. Und Kaffee war genau das, was er jetzt brauchte. Er richtete sich vorsichtig auf, um keinen Lärm zu machen und begab sich dann auf die Suche nach einem Automaten. Er brauchte eine ganze Weile, bis er das gute Stück schließlich fand, um dann festzustellen, dass er kein Kleingeld hatte. Also musste er sich von dem Gerät noch einmal trennen und irgendjemand suchen, der ihm einen Schein klein machen konnte. Fündig wurde er dafür schließlich an der hauseigenen Apotheke. Der junge Mann hinter der Theke grüßte ihn freundlich und hörte sich sein Anliegen an, um ihn dann mit ein paar Münzen noch einen schönen Tag zu wünschen. Auf seinem Rückweg lief er dann in den falschen Gang und brauchte noch einmal zehn Minuten, bis er seinen Kaffeespender wieder gefunden hatte. Mit zwei Mal heißen Kaffee und ein Mal heißen Kakao fand er dann zum Glück recht schnell wieder zurück zum Warteraum und ihrem Schlafquartier. Erleichtert atmete er auf, als er die heißen Becher auf dem Boden abstellen konnte. Er rieb sich die Hände an seiner Hose und pustete kurz, als ihm dann endlich auffiel, dass er von zwei Augenpaaren belustigt beäugt wurde. "Hey, Ben! Wir haben uns schon gefragt, ob du dich verlaufen hast", meinte Shanks von seiner Liege aus. Fast zeitgleich schlugen er und Smoker die Decken zur Seite, um sich aufzurichten. Ben verdrehte nur die Augen und reichte ihnen jeweils ein Getränk, dass er ihnen mitgebracht hatte. "Nein, ich war spazieren." Shanks nahm einen Schluck von seinem Kakao. "Sicher doch…" Auch Smoker nippte an seinem Getränk, dann wartete er noch, bis der Schwarzhaarige wieder Platz genommen hatte und begann schließlich zu erzählen, was der Arzt ihm gestern erklärt hatte… Danach herrschte eine geraume Weile Schweigen. "Also… ist im Grunde genommen noch immer nichts klar…", fasste Ben stockend zusammen. "Wir wissen immer noch nicht, was wirklich passiert ist, weil Sanji nichts erzählen kann, noch wissen wir, ob er wieder gesund wird…" "Sag so was nicht!", rief Shanks. "Du hast doch gehört, die Chancen, dass er gesund wird sind hoch! Er wird bestimmt bald wieder zu sich kommen!" Die beiden älteren schwiegen daraufhin. Tatsache war nun mal, dass niemand wusste, was letztendlich wirklich geschehen würde. Und auch Shanks wusste das. Betrübt starrte er auf seine Becher hinab. Und so sehr er auch überlegte, ihm fiel nichts ein, was die ganze Sache gerade biegen konnte. Alles war schon geschehen und sie standen vor vollendeten Tatsachen, keine Chance, noch etwas zu ändern. Es blieb ihnen nur noch übrig, zu hoffen, dass sich von selbst etwas tun würde. Und das war vermutlich das Schlimmste, was hätte passieren können. Weder sie drei, noch irgendjemand der anderen konnte es leiden, nur tatenlos herumzusitzen. Aber am aller Schlimmsten war es wohl, den anderen das auch noch beibringen zu müssen. Der Rothaarige schluckte, wenn er daran dachte, in den nächsten Minuten aufbrechen zu müssen und Ruffy und vor allem Zorro gegenübertreten zu müssen, um zu erzählen, was sie bis jetzt wussten. Weder er noch Zorro selbst würden mit dessen Frustration fertig werden… Ben legte ihm die Hand auf die Schulter und drückte sie leicht. "Alles klar?", fragte er besorgt. Shanks sah auf. "Ja, ich denke schon. … Soweit…" Smoker ließ beiden noch Zeit, die Informationen zu verdauen und ihre Getränke auszutrinken, dann meinte er: "Ihr solltet los. Ich denke, Gol D. wartet bereits auf euch." Ben nickte. "Ja, wir bringen nur noch die Liegen zurück und vielleicht sollten wir uns was Kleines zu essen holen." "Kann nicht schaden… Die Mensa öffnet aber erst um acht. Entweder holt ihr euch einen Müsliriegel oder eine Kleinigkeit in einem Kombini. Hier um die Ecke ist gleich einer." "Können wir vorher nicht noch zu ihm?", unterbrach Shanks die Aufbruchsstimmung und schaute die beiden anderen flehend an. Die zwei älteren tauschten kurz einen Blick aus, dann meinet Smoker: "Ich weiß nicht, ob wir überhaupt rein dürfen. Gestern konnte man ihn nur durch eine Scheibe sehen. War nichts Spannendes, nur ein großes Bett und ein paar Apparate." "Das Bett und die Apparate interessieren nicht", protestierte Shanks. "Ich will Sanji sehen!" "Der sieht aus wie immer – als wenn er schläft." "Trotzdem, bitte!" Smoker seufzte und gab sich schließlich geschlagen… [~a bit later – Kaizoku Gakuen~] Müde rieb sich Professor Klahadore über die Augen. Die Nacht war letztendlich doch anders verlaufen, als geplant gewesen war und er war mit Crocodile länger in den Gängen unterwegs gewesen, als vorgesehen. Außerdem hatte Crocodile so furchtbar müde ausgesehen und da hatte er angeboten, ihm die erste Schicht abzunehmen. Vorher hatte er natürlich Hina und Gol D. noch bescheid gegeben und dann waren sie beide schlafen gegangen. Und nach zwei Stunden hatte dann der Wecker für den ersten Kontrollgang gepiept. Etwas verschlafen hatte er sich auf den Weg gemacht, war danach aber so müde gewesen, dass er die ganze Sache mit dem hinunter ins Dorf fahren auf den nächsten Morgen verschoben hatte. Und nun war dieser angebrochen und Kuro hatte noch immer keine Lust, aufzustehen. Er war müde und hatte Kopfschmerzen und überhaupt keinen Bock mir irgendeinem scheiß Bullen zu reden. Qualvoll langsam ließ er sich aus dem Bett in dem kleinen Zimmer neben der Eingangstür rollen, in dem er und Croco es sich so gut es ging bequem gemacht hatten. Lautlos kam er auf dem Boden auf und erhob sich. Er strich sich über seine zerknitterten Klamotten und suchte nach seiner Brille, dann stand er auf. Er schaute noch einmal zu Crocodile zurück, der noch friedlich schlief, dann seufzte er und öffnete die Tür, um das Zimmer geräuschlos zu verlassen. Draußen kniff er die Augen zusammen und nahm die Brille noch einmal ab, um sich einerseits den Schlaf weg zu reiben und andererseits, die Hände schützend vor die Augen zu nehmen und sie dann nach und nach mit mehr Sonnenlicht in Kontakt treten zu lassen. Die Lieder immer noch auf Halbmast setzte er sich schließlich in Bewegung. Dabei putzte er kurz seine Brille mit dem Hemdärmel, um sie sich dann schließlich wieder auf die Nase zu schieben. Er warf einen Blick auf seine Uhr und versuchte die Uhrzeit abzulesen und dann zu verarbeiten. Acht Uhr irgendwas… mit Hina war er auch um acht Uhr irgendwas verabredet gewesen, um den Ausflug ins Dorf nachzuholen. Passte ja! Da konnte er sich gleich auf den Weg zu den Fahrwerken machen. Er überlegte noch kurz, ob er sich umziehen sollte, entschied aber dann, dass er sich mit niemand besonderes traf. Er strich noch einmal über sein Hemd, dann richtete er seinen Blick auf das klapprige Gestell, das drei Gefährte unter sich beherbergte – momentan nur zwei, da Smoker mit seinem Trike ja unterwegs war. Es standen noch der grüne Jeep und ein roter Pickup darunter. Hina stand an letzteres gelehnt und schien bereits auf ihn zu warten. "Da bist du ja endlich!", nörgelte sie, als sie ihn erblickte. "Es is' nach acht", meinte Kuro. "Und um nach acht waren wir verabredet." "Ja, um fünf nach acht und nicht um neunundfünfzig nach!", beschwerte sich die Rosahaarige. Kuro zuckte nur mit den Schultern. "Hab' ich wohl was missverstanden…" Er kletterte auf den Beifahrersitz des Pickups. "Können wir?" Hina warf ihm einen finsteren Blick zu und klemmte sich hinters Steuer. Mit mehr Kraft als nötig gewesen wäre schloss sie die Tür und ließ schließlich den Motor an. "Hina mag es gar nicht, wenn sie verarscht wird", brummte sie dabei und lenkte das Fahrzeug von seinem Parkplatz und zum Ausgang des Schulgeländes. Dort blieb sie dann stehen, woraufhin der Schwarzhaarige ausstieg und das Tor vor ihr öffnete und schließlich hinter ihr wieder schloss. Kuro war noch nicht wieder ganz eingestiegen, als sie schon wieder Gas gab. Der Kleine machte erschrocken eine Satz, der ihn auf seinen Sitz beförderte und zog sofort die Autotür zu. Diesmal war er es, der die andere mit einem finsteren Gesichtausdruck beglückte. "Hina mag so was nicht", murmelte die Fahrerin abwesend und konzentrierte sich auf die Straße – den Trampelpfad. Es dauerte wie gewohnt eine Weile, bis sie auf Teer unter den Rädern stießen und sie nicht mehr von einem Schlagloch ins nächste fuhren. Das kurze Stück Landstraße würde sie erst einmal vom Dorf weg und zur Hauptstraße bringen, von der allerdings direkt eine Straße zur Polizeistation führte. Würden sie die gleiche Landstraße die andere Richtung entlang fahren, würden sie zum einen an der Stelle vorbeikommen, an der Sanji angegriffen wurde und dann an drei Straßen vorbeikommen, die in das Dorf mündeten. "Heute ist eine Vollversammlung in der Mensa wenn Hina und du weg sind", fing die Frau schließlich an zu sprechen, um die düstere Stimmung zu vertreiben. "Gol D. hat beschlossen, die Schüler so weit einzuweihen, dass es einen Angriff gegeben hat und warum das Schulgelände in nächster Zeit nicht mehr verlassen werden darf." Kuro seufzte. "Ist wahrscheinlich auch besser so." Hina nickte und dann herrschte wieder Stille, solange, bis ihnen ein Auto entgegenkam. Die Nebelscheinwerfer blinkten kurz auf, um Hallo zu sagen und Hina antwortete mit der gleichen Methode. Beide Autos wurden langsamer und kamen schließlich nebeneinander zum Stehen. Die Fensterscheiben wurden heruntergekurbelt und Kuro schaute direkt in Shanks' Gesicht. "Guten Morgen", grüßte er. "Morgen", antwortete der Rothaarige und schaute an Kuro vorbei, um zu sehen, wer am Steuer saß. Er nickte der Lehrerin kurz zu, und die hob – wie Ben – die Hand zum Gruß. "Ihr kommt aus dem Krankenhaus?", fragte Kuro neugierig und wartete auf eine Antwort. Shanks ließ Ben knapp erklären wie der Stand der Dinge aussah. Professor Klahadore schien betrübt, versuchte aber, das nicht allzu offen zu zeigen. "Er wird bestimmt wieder aufwachen", versicherte er. "Sanji gibt nicht auf; nicht einfach so. Gegen Zorro hat er auch nie aufgegeben, warum sollte er ausgerechnet jetzt damit anfangen?" Ben stimmte ihm zu und legte eine Hand auf Shanks Schulter. Sie tauschten noch ein paar Informationen und Floskeln aus, bevor sich ihre Wege wieder trennten und Shanks und Ben zurück zur Kaizoku Gakuen und Hina und Kuro ins Dorf zur Polizeistation fuhren… [~some minutes later – village – in front of the police station~] Kuro stieg aus dem Wagen aus und Hina tat es ihm gleich. "Ich hasse Polizisten", murmelte der Schwarzhaarige und trat auf die Eingangstür zu. "Hina ist auch nicht begeistert", meinte seine Begleiterin und trat hinter ihn. Er atmete einmal tief durch, dann trat er ein. Ein Wachmann im gehobenen Alter und schütterem Haar saß an einer Art Rezeption und schaute auf, als er die Ankommenden bemerkte. Kuro trat an die Empfangsstelle heran und erläuterte sein Anliegen kurz. Der Wachmann nickte nur und wies ihm dann den Weg zu einem Raum, in dem man ihnen angeblich weiterhelfen würde. Zuerst mussten sie allerdings eine Nummer ziehen und warten, bis sie an der Reihe waren. Lange konnte das nicht dauern, da außer ihnen gerade mal eine Person im Wartezimmer saß. Letztendlich warteten sie doch erstaunlich lange und nach über einer Stunde wurde dann endlich ihre Zahl aufgerufen. Sie verließen daraufhin den Warteraum und überquerten einen Gang zu einem Zimmer gegenüber dem, aus dem sie gekommen waren. Der etwas dickliche Beamte begrüßte sie freundlich und bot ihnen einen Platz vor seinem Schreibtisch an. "Sie wollen eine Anzeige aufgeben?" Professor Klahadore bejahte die Frage und der Polizist nickte und wühlte geschäftig in seinen Unterlagen. "Anklage gegen Unbekannt?", fragte er beiläufig und zog ein Formular aus einem Stapel Papiere hervor. "Ja", antwortete der Schwarzhaarige brav und nahm das Papierstück entgegen. "Gut. Ich bitte Sie, dieses Formular auszufüllen. Wenn Sie Fragen haben, nur zu. Ansonsten ist es wichtig, dass Sie so genau wie möglich sind, damit die Sache auch bestmöglich verfolgt werden kann. Ich muss Sie aber auch darauf hinweisen, dass mit dem Erstatten einer Anzeige polizeiliche Ermittlungen ausgelöst werden und, dass eine Anzeige grundsätzlich nicht zurückgezogen werden kann. Sollten Sie eine Straftat vortäuschen oder jemanden ungerechtfertigt beschuldigen, richten sich die Ermittlungen gegen Sie." Der Professor nickte nur. Ihm waren all diese Erklärungen schon ein Dutzend Mal vorgebeten worden und er kannte sie auswendig. Er schnappte sich nur noch einen Stift und begann dann die ersten Kästchen routinemäßig auszufüllen, in denen nach seinem Namen, seinem Wohnort und seiner Staatsangehörigkeit gefragt wurde. Danach musste er Angaben zum Vorfall machen, wie: Was ist passiert?, Wo ist es passiert?, Wann ist es passiert? und Wem ist es passiert? Bei 'Wie ist es passiert?' konnte er nur Vermutungen anstellen und bei 'Warum ist es passiert?' und bei 'Wer hat etwas gesehen?' konnte er einen Strich machen. Als er das ausgefüllte Formular abgab, überflog der Beamte nur, ob alle nötigen Angaben gemacht worden waren, dann legte er es in einen Karton zu anderen Formularen, der wohl später weitergeleitet wurde, damit die Anzeigen bearbeitet werden konnten. "Wenn sich etwas ergeben sollte, melden wir uns bei Ihnen", versicherte er und lehnte sich dann in seinem Stuhl zurück. "Ja, darum würde ich bitten", meinte Professor Klahadore distanziert. "Und den Vorfall, den das örtliche Krankenhaus melden wird, wegen grobe Körperverletzung, unterlassene Hilfeleistung und versuchten Mordes gehört dazu, die Akten können Sie ja dann gleich zusammen tackern. – Und sollten Sie noch etwas über einen Mörder finden, der aus dem Wald springt und wohl wahllos mit Messern auf Menschen losgeht, könnte dass eventuell was mit diesem Fall zutun haben. Aber das ist nicht allzu dringlich!" Der Polizist, der bis eben noch keinen Grund hatte, die beiden Gestalten in seinem Büro als unangenehm zu empfinden, gab seine bequeme Sitzhaltung auf und stütze sich auf dem Schreibtisch ab. "Wenn es hier wirklich um versuchten Mord geht, nehme ich an, dass Sie die Polizei gleich informiert haben, damit die den Tatort sichern können, was bedeuten würde, dass meine Kollegen schon längst an dem Fall dran sind. Andernfalls wird wohl die Frage auftreten, wieso Sie diesen Fall erst jetzt melden…?" "Ich wollte noch das Messer sauber wischen, bevor Sie Fingerabdrücke nehmen. So etwas macht sich schlecht in meiner Personalakte." "Sollte ich das vielleicht lieber gleich als ein Geständnis festhalten?" "Was er sagen will ist, dass die Sache wichtig ist und nicht nur er, sondern alle Beteiligten ziemlich mit den Nerven am Ende sind. Hina hält es für besser, diese Diskussion jetzt zu beenden und den Beamten nur noch wissen zu lassen, dass der Schüler, der das Opfer gefunden hatte, zuerst an dessen Zustand gedacht hat und der Anruf bei der Polizei in dem Tumult und in der Sorge untergegangen ist." Der Dicke hinter dem Schreibtisch nickte nur finster. Etwas anderes blieb ihm nicht übrig, nachdem er so zugequatscht worden war, dass er sich an den Anfang des Satzes gar nicht mehr erinnern konnte. Wirklich freundlich gestimmt war er deswegen noch nicht, aber er hatte die Entschuldigung als solch eine wahrgenommen und beschloss, es damit gut sein zu lassen. Er holte das Formular wieder aus dem Karton und las es sich durch. Dann bat er die beiden zu gehen und erklärte, dass er selbst zu seinem Vorgesetzten gehen würde, um die Untersuchungen in die Wege zu leiten. [~in the evening – Kaizoku Gakuen~] Am Vormittag hatte eine Vollversammlung stattgefunden, in der die Schülerschaft über die momentan herrschende Gefahr aufgeklärt worden war und darum gebeten wurde, Ruhe zu bewahren und vor allem, das Schulgelände nicht zu verlassen. Über Sanji wurde noch kein Wort verloren, aber das würde sich wohl früher oder später herumsprechen. Und die, die wirklich betroffen waren, wussten eh bescheid. Die schlimmste Zeit war in der Nacht gewesen, als der aktuelle Informationenstand noch war, dass Sanji immer noch im Operationssaal war. Und normalerweise hieß es, um so länger im OP gebraucht wurde, desto unwahrscheinlicher war es, dass der Patient dort wieder lebend herauskam. In dieser Zeit hatte niemand wirklich still sitzen können. Ruffy war andauernd aufgesprungen und hatte sich woanders hingesetzt oder nur seine Sitzposition gewechselt. Mihawk hatte einigermaßen ruhig in einer Ecke gesessen und entweder mit einer Büroklammer gespielt oder sein Schwert geputzt. Lysop hatte andauernd irgendetwas gebrabbelt, bis man ihm gedroht hatte, ihn zu fesseln und zu knebeln und in eine Besenkammer zu sperren. Nami hatte sich in ihre Arbeit vertieft und irgendetwas gezeichnet. Ace hatte gekokelt und sich ein paar Mal verbrannt, weil er sich nicht wirklich konzentrieren konnte. Und Zorro schließlich, der am Liebsten sofort ins Krankenhaus gefahren wäre, war die ganze Zeit auf- und abgelaufen, wie ein unruhiger Tiger, dem man seinem Gehege zu nahe gekommen war. Er war besonders gereizt gewesen und hatte Lysop sogar am Kragen gepackt und wütend angezischt, als der nach einer geraumen Weile des Schweigens den Mund wieder auftun wollte. Und Mihawk hatte er angefahren, endlich sein Scheißteil alias Schwert wegzupacken. Irgendwann war dann Crocodile hochgekommen und hatte erst mal Entwarnung gegeben. Er wusste, dass sie alle in Zorros Zimmer waren und darauf warteten, dass es irgendetwas Neues zu hören gab. Und ausnahmsweise hatte er es erlaubt, dass sechs Leute in einem Zimmer übernachteten und hatte auch übersehen, dass Nami eigentlich nicht einmal in diesem Haus sein durfte. Die Nachricht, dass Sanji soweit stabil war, beruhigte die meisten vorerst. Zorro wollte zwar noch mehr Details wissen, doch Crocodile hatte im Moment nicht mehr zu sagen. Nachdem das bekannt gegeben wurde, war es bereits halb fünf am Morgen. Ace war schließlich an Ruffy gelehnt eingeschlafen, der nicht viel später nach Crocodiles Auftauchen in einen tiefen Schlaf gesunken war und Lysop dabei mitgerissen hatte. Auch Nami hatte sich bald darauf müde über die Augen gerieben und schließlich schlafen gelegt. Nur Mihawk war noch wach geblieben, um Zorro im Auge zu behalten. Der Schwertkämpfer war nicht dazu zu bewegen gewesen, sich auch hinzulegen und so hatten sie schweigend im Raum gesessen und darauf gewartet, dass es Morgen werden würde und irgendetwas geschehen würde. Ungefähr eine Stunde später war der Grünhaarige dann doch noch zur Seite gekippt und Mihawk hatte ihn ins Bett verfrachtet. Am Morgen war dann die Versammlung gewesen und kurz danach war die Nachricht mit dem Koma von Ben und Shanks an sie herangetragen worden, was für den nächsten Schock gesorgt hatte. Zorro war nahezu ausgerastet und hatte gebrüllt, ob diese Idioten von Ärzten denn überhaupt etwas richtig machen konnten. Nur mit Mühe und Not hatte man ihn davon abhalten können, irgendetwas oder irgendjemanden kurz und klein zu schlagen. Danach hatte man die Zeit wieder mit Warten verbracht. Einige waren wieder eingeschlafen, andere – so wie Zorro – hielten es irgendwann einfach nicht mehr aus, still zu sitzen. "Wo gehst du hin?", fragte Mihawk ihn, als er sich abrupt erhob und zur Tür trat. "Spazieren", antwortete Zorro knapp und war schon aus dem Zimmer. "Vergiss nicht, du darfst das Schulgelände nicht verlassen!", wurde ihm noch hinterher gerufen. Mihawk war sich nicht sicher, ob er dem anderen besser folgen sollte, aber dann kam der zu dem Schluss, dass der auch einfach mal Zeit für sich brauchte. Zum Nachdenken und zum Verarbeiten. Nach all dem, was er von der Beziehung zwischen Zorro und Sanji mitbekommen hatte, waren diese Reaktionen seitens Zorro eigentlich völlig unerwartet. Die beiden hatten sich vertragen wie Feuer und Wasser. Sie waren ständig aufeinander losgegangen und hatten sich geprügelt, böse Worte an den Kopf geschmissen oder sich anderweitig das Leben zur Hölle gemacht. Eigentlich hätte ihn die ganze Geschichte kalt lassen müssen – oder wenigstens so gut wie kalt. Aber das war er nicht, im Gegenteil. Er war unruhig, zappelig und sehr leicht reizbar. Und obwohl er es war, der Sanji schon die eine oder andere Schnittverletzung zugefügt hatte, war er es auch, der am Meisten um den Blonden besorgt war. Das Ganze versteckte er unter einer Maske aus Aggression und Kaltherzigkeit; doch seine Ungeduld verriet so viel über seine wahren Gefühle, dass jedes Verstecken sinnlos war. Vielleicht verhielt er sich, so überlegte der Schwarzhaarige, Sanji gegenüber auch so. Er war nur so gemein und kalt, weil er mit seinen anderen Gefühlen nichts anzufangen wusste. Und weil das so war, überdeckte er sie einfach oder tauschte sie gegen Gefühle ein, die er kannte, wie Ärger und Wut, auch wenn er eigentlich gar nicht wütend auf den Blonden war. Und wenn jemand einen in Rage brachte, hieß das, dass man denjenigen nicht mochte und jemanden, den man nicht mochte, ignorierte man, verhielt sich ihm gegenüber kalt und – in Zorros Fall – ging auf ihn los, sobald sich die Gelegenheit dafür bot. – Dass er den Blonden auch einfach nur nicht leiden konnte, stand außer Frage, schließlich würde er sich dann jetzt nicht so auffällig verhalten. Mihawk verfing sich in seinen Gedanken und dem Versuch, Zorros Gefühlswelt zu analysieren und kam schließlich zu der Frage, ob der Grünhaarige nicht etwas zu einfach gestickt war, sodass die ganzen Gefühlsverirrungen und -wirrungen überhaupt bei ihm auftreten konnten… [~same time – in front of the boys house~] Zorro hatte das Jungenhaus verlassen und stand nun auf dem Weg davor, der links zu den Mädchenunterkünften und rechts hinein ins Schulgelände führte. Unentschlossen, wo er spazieren gehen sollte, war er stehen geblieben und schaute sich nun um. Im Wald wäre er ungestört, aber er könnte auch hinunter zum See gehen. Beide Orte wären ruhig und beide Alternativen waren zur Zeit verboten. Aber das scherte den Grünhaarigen recht wenig. Der Wald war von seinem momentanen Standpunkt aus wesentlich näher, aber am Wasser gab es in ihrer Hütte bestimmt noch das ein oder andere zu trinken… Dieser Fakt erleichterte ihm die Entscheidung wesentlich und so machte er sich daran, das Schulgelände zu überqueren, um auf der anderen Seite das Tor Richtung Teich zu passieren. Weit kam er allerdings nicht. Schon bevor er die Hälfte seines Weges geschafft hatte, wurde er plötzlich angesprochen. "Hey, Zorro! Wo gehst du hin?" Leicht genervt schloss Zorro die Augen und drehte sich schließlich um. "Spazieren", antwortete er dabei und verschränkt die Arme vor der Brust, was eindeutig machte, dass er nicht bereit war, sein Vorhaben näher zu erläutern. Ben entschloss, darauf nicht einzugehen. "Du weißt schon, dass du das Schulgelände nicht verlassen darfst?" Zorro brummt nur zur Antwort und sah mürrisch zu, wie der andere seine ursprünglich eingeschlagene Richtung änderte und nun auf ihn zu steuerte. "Ich bin zwar kein Lehrer und es tut mich auch leid, aber wenn du in den Wald willst, dann muss ich dich daran hindern." "Ich will nicht in den Wald", meinte Zorro, was auch tatsächlich der Wahrheit entsprach. "Zum See darfst du auch nicht", fügte Ben wohl wissend hinzu, was für Möglichkeiten der andere noch hatte. Zorro verdrehte nur die Augen, um den Schwarzhaarigen dann wieder finster anzustarren. "Willst du nicht hoch zu Mihawk oder zu Ruffy? Es ist besser, wenn ihr nicht so viel alleine unterwegs seid; auch auf dem Schulgelände nicht." "Ich war bei Mihawk und Ruffy und bin weggegangen, weil ich alleine sein wollte." Ben seufzte. "Ich kann ja verstehen, dass dir nicht nach Gesellschaft zu Mute ist. Sanji war das an dem Tag wohl auch nicht, als er draußen alleine unterwegs war. Aber es geht hier verdammt noch mal um deine Sicherheit!" "Meine Sicherheit? Ist das so, ja? Und warum ist die wichtiger als Sanjis Sicherheit?! Bei ihm hat niemand nachgeschaut, ob er etwas Verbotenes macht oder nicht!", brauste Zorro auf. "Ich verstehe, dass du sauer bist, aber du musst nicht den anderen die Schuld daran geben, was passiert ist", antwortete Ben, nun auch in einem etwas schärferen Ton. "Aber irgendeiner muss doch Schuld sein!", schrie Zorro und rammte seine Faust gegen den Baumstamm des Baumes neben sich (der da Gott sei Dank direkt neben dem Weg stand und somit Ben vor einem Dasein als Sandsack bewahrte), so doll, dass er sich die Fingerknöchel an der harten Rinde aufschrammte. "Verdammt…!" Der Grünhaarige sank am Stamm hinunter und lehnte seine Stirn dagegen. "Warum musste dieser Idiot auch da draußen sein?", flüsterte er und ballte die Hände hilflos zu Fäusten. Ben wusste nicht, was er sagen sollte; ob er den anderen beruhigen, ihn trösten oder aufmuntern sollte oder, ob er überhaupt etwas machen sollte. Schließlich legte er dem am Boden kauernden die Hand auf die Schulter, der daraufhin wieder hochkam. "Ich hab' Shanks zu Ace gebracht und wollte noch einmal ins Dorf fahren, etwas im Laden erledigen und ihn für die nächsten Tage als geschlossen erklären", erklärte Ben. "Wenn du mitkommen möchtest, dann könnten ich dich mitnehmen und mit dir noch zum Krankenhaus fahren." Zorro schwieg eine Weile, unsicher, was er antworten sollte. Natürlich wollte er zu Sanji. Er wollte ihn sehen, sich vergewissern, dass er noch da war, vergewissern, ob es stimmte, was er gehört hatte – und er wollte ihn berühren und ihn wissen lassen, dass er das nicht gewollt hatte, egal, was für Sachen er ihm manchmal an den Kopf geworfen hatte. Andererseits hatte er auch Angst davor. Er würde ihn sehen, hilflos, wahrscheinlich angeschlossen an einen Haufen Maschinen. Bestimmt war er noch blasser als sonst – und musste dieses blöde Krankenhauskleidchen tragen. Und er hatte Angst davor, dass er sich bei dem Anblick des Blonden noch größere Vorwürfe machte… Die anderen hatten nichts unternommen, dass Sanji draußen herumstreifte, obwohl das auch ohne Erlaubnis der Lehrer eigentlich immer verboten war, aber er selbst hatte auch nichts dagegen getan. Er hatte nicht gut genug auf ihn aufgepasst. Er hätte für ihn da sein müssen! Ben legte ihm wieder die Hand auf die Schulter – diesmal auf die rechte und brachte Zorro mit leichtem Druck dazu, sich in Bewegung zu setzten. "Na, komm", sagte er dabei. "Sanji freut sich bestimmt – ich hab' gehört, dass Komapatienten mitbekommen, was in ihrer Umgebung passiert. Du kannst ihm ja etwas vorlesen oder einfach nur mit ihm reden." Er führte den Grünhaarigen zu seinem Auto, das auf dem campuseigenen Miniaturparkplatz stand. Unter dem kleinen Unterstand war kein Platz mehr gewesen, also stand es daneben. Ben stieg ein und Zorro öffnete auf der anderen Seite die Tür. Er wirkte etwas apathisch, nicht nur als er einstieg. "Möchtest du im Wagen warten, wenn ich im Laden bin, oder mit reinkommen?", fragte Ben, als er den Motor anließ. "Ich warte", antwortete Zorro und starrte aus dem Fenster. "Soll ich dir irgendetwas mitbringen? Kaffee, etwas zu Essen?" Zorro schüttelte bloß den Kopf und auch auf die anderen Fragen, die Ben ihm stellte, um ihn aus seiner Lethargie herauszuholen, antwortete er nur knapp, möglichst mit einem Nicken oder Kopfschütteln. Bens verzweifelte Versuche, den anderen zum Reden zu bringen, stoppten, als sie schon von Weitem Blaulicht sehen konnten. Das Licht schaffte es, Zorro aufzuwecken und er schaute aufmerksam aus der Frontscheibe, um etwas erkennen zu können. "Was ist da los?", fragte er und erwartete eigentlich auch keine Antwort von Ben. Doch dem kam das Stück Straße erschreckend bekannt vor. Es war nicht so, wie beim Rest der Strecke, wo er nicht nur jede Kurve, sonder auch jede Neigung kannte, hier kannte er jeden Stein. Er schluckte trocken, dann antwortete er, ohne den Blick von der Straße zu nehmen. "Es scheint, als haben die Ermittlungen angefangen…" Zorro brauchte einen Augenblick, um das Gesagte richtig zu verstehen, dann fragte er: "Hier ist es passiert? Hier wurde Sanji angegriffen?" Seine Stimme war aufgeregt und auch ein bisschen geschockt und Ben spürte, dass er am Liebsten aus dem Auto gesprungen wäre, um selbst Beweise zu sammeln und das Schwein aufzuspüren, das für den ganzen Scheißdreck verantwortlich war. Er warf Zorro einen kurzen Seitenblick zu und beobachtete dann wieder das Geschehen auf der Straße. Er fuhr mittlerweile langsamer, näherte sich dennoch beständig der Absperrung, die sich über die ganze Straße zog. Noch bevor sie angekommen waren, kam einer der Beamten auf sie zu und wank sie zur Seite. Ben parkte am Straßenrand und stieg aus. Zorro sah zu, wie er sich einen Augenblick mit den braunhaarigen, mittelgroßen Polizisten unterhielt und schließlich mit diesem mitging. Spätestens da stieg auch er aus und schaute den beiden einen Moment hinterher, ehe er sich ebenfalls in Bewegung setzte. Ben war mit dem anderen in den abgesperrten Bereich getreten und sie standen vor einem Blutfleck, vor dem ein weißes Schild mit einer schwarzen Zahl aufgebaut war. Als er näher an die beiden herantrat, konnte er Ben erklären hören. "…lag er. Shanks hat ihn bewegt und bevor er dann losgefahren ist, um Hilfe zu holen, hab' ich ihn an den Straßenrand getragen." Er deutete auf einen anderen Fleck. Danach ging er mit dem Polizisten ein Stück weiter. Zorro folgte ihnen. Bei einigen Reifenspuren blieben sie wieder stehen und Ben ordnete sie den seinen zu. "Wir haben auch nirgends ein anderes Fahrzeug gesehen. Als wir ankamen, war schon alles geschehen, auch wenn es noch nicht lange vorbei gewesen sein kann." Der Beamte mit der schwarzen Weste von der Spurensicherung nickte und bedankte sich. "Die restlichen Blutspuren, die wir gefunden haben, stammen dann wohl von einem Kampf. Wenn wir Glück haben, ist auch Blut des Täters dabei…" Zorro überlegte kurz, dann meinte er, mehr zu sich selbst: "Vermutlich hat der Kerl nur innere Blutungen – es sei denn, er hat eins in die Fresse bekommen…" Die beiden anderen drehten sich um und der Beamte schien leicht verwirrt – mehr wegen den Worten, als der Präsenz des anderen, denn den hatte Ben bereits bemerkt, als er sich ihnen genähert hatte und der Polizist, als er endlich hinter ihnen stehen geblieben war. "Wie meinen?", fragte der Dunkelhaarige. Zorro wusste zu erst nicht genau, was er sagen sollte, dann meinte er: "Sanji kämpft mit den Beinen oder Füßen. Wenn er den anderen getroffen hat, dann sollte er eher gebrochene Knochen oder Blutergüsse haben. Wenn irgendetwas von einer Waffe gefunden werden sollte, ist das höchstwahrscheinlich vom Angreifer – so wie das meiste Blut von Sanji sein sollte…" Er schaute sich um und schauderte leicht, als er die ganzen verschieden Blutflecken sah, die an verschiedenen Stellen ganze Lachen bildeten. Klar, er selbst hatte bei so einigen Duellen auch ziemlich viel Blut verloren, aber wenn er sich hier umsah, kam es ihm für zu viel Blut vor. mikan... ı7. Kapitel – Besuch [~2005-05-06 – Friday~] Ben und Zorro waren schließlich an der Absperrung vorbeigelotst worden und dann weiter ins Dorf gefahren. Obwohl Zorro auf die Fragen nach Essen oder Trinken eigentlich mit einem Kopfschütteln geantwortet hatte, hatte Ben ihm einen Becher Kaffe und ein Anpan(1) mitgebracht. Und mittlerweile waren sie auf dem Weg in die Stadt, in der das Krankenhaus war, in dem man Sanji untergebracht hatte. Ben wusste ja schon, wie er fahren musste und kam nun auch auf dem Krankenhausgelände besser zurecht, sodass er diesmal auch wirklich auf einem Parkplatz und nicht auf einer der Grünanlagen neben dem Eingang stand … wofür er auch einen Strafzettel hatte kassieren sollen, der in Anbetracht der Lage allerdings wieder zurückgezogen worden war. Ein missbilligender und warnender Blick war dann Strafe genug gewesen und Ben hatte sofort seinen Wagen weggefahren. Das war irgendwann zwischen seiner Ankunft mit Shanks und der Zeit, in der Smoker angekommen war, gewesen. Den Weg vom regulären Parkplatz aus kannte er dafür noch nicht so gut… Trotzdem fand er den Eingang problemlos. Er trat an den Empfang heran, während Zorro sich etwas in der Eingangshalle umsah. Es sah eigentlich aus, wie in jedem anderen Krankenhaus auch. Ein Empfang, ein Wartezimmer mit einigen Stühlen und dahinter die Anmeldung auf der einen Seite und auf der anderen Seite einige Sessel mit Stühlen und Tischen als eine Art Aufenthaltsraum. Zorro strich nachdenklich über die Wand neben sich, als Ben wieder zu ihm trat. "Wir können zu ihm." Er lächelte und deutete auf den Gang vor ihnen. "Wir müssen ein Stückchen laufen." Zielsicher führte er den Grünhaarigen den Weg durch die Flügeltüren entlang und dann weiter zu den Fahrstühlen – allerdings befand Zorro nach dem Drücken des 'Komm-her-Fahrstuhl'-Knopfes es für besser, die Treppe zu nehmen. Der Fahrstuhl würde mehr – zu viel – Zeit in Anspruch nehmen. Sie kamen oben an, in dem Moment, als unten das Pling des angekommenen Fahrstuhls zu hören war. "Da vorne ist es", meinte Ben und deutete mit dem Arm den Gang entlang, ließ ihn allerdings wieder sinken, als er auf Höhe des Zimmers, das eigentlich Sanji gehören sollte, zwei Leute erblickte; von denen keiner Ähnlichkeit mit Smoker hatte. Als sie näher herankamen konnte er sehen, dass es sich um einen älteren Mann mit kurzen dunkelblonden Haaren und geflochtenen, zu den Seiten abstehenden Schnurrbart und einer jungen Frau mit glatten, schulterlangen, schwarzen Haaren handelte. Sie waren stehen geblieben, um die Fremden mit etwas Abstand zu mustern und nicht gleich bemerkt zu werden und wollten gerade weiter gehen, als sie jemand aus einem anderen Flur rief. Beide Köpfe drehten sich nach links und Smoker winkte ihnen von einer Bank aus zu. Er hatte eine Zeitschrift auf dem Schoß, in der er mehr oder weniger halbherzig geblättert hatte und einen Becher neben sich auf dem Fensterbrett stehen. Als sie sich in Bewegung setzten, um zu ihm zu gehen, erhob er sich und ließ sie Zeitschrift achtlos auf einen Haufen weiterer fallen. "Was ist los? Wurde Sanji verlegt?", fragte Ben auf ihrem Weg. Smoker schüttelte den Kopf. "Ihr habt die beiden gesehen?", fragte er und Zorro und Ben nickten. "Der Mann ist Sanjis Vater – Zeihvater. Ich glaub', die beiden sind nicht verwandt. Und die andere ist seine Freundin." Bei dem Wort Freundin zog sich aus unerkenntlichen Gründen etwas in Zorro zusammen. Er wusste selbst nicht, was ihn so an dem Wort störte – und später, als er der Frau dann gegenüber stand, schob er es auf das Alter und, dass zu Sanji keine größere und ältere Freundin passte. – Und er hoffte, dass dieser Unterschied irgendwann ein Trennungsgrund sein würde… Er konnte sich seine Eifersucht nicht wirklich erklären und so schob er schließlich jeglichen Gedanken daran beiseite und hörte Smoker zu, der erzählte, dass die beiden vor nicht allzu langer Zeit angekommen waren. Zorro drehte sich um und schaute den Gang entlang. Gerne hätte er jetzt um die Ecke geschaut, um die beiden noch einmal genauer zu mustern. Und am Allerliebsten wäre er jetzt bei Sanji im Zimmer gewesen… Mittlerweile hatte er die Stimmen, auf die er sich eben noch hatte konzentrieren wollen, wieder ausgeblendet und schaute beinahe sehnsüchtig den Gang entlang. "Ihr wolltet zu Sanji?", fragte Smoker plötzlich und die Frage riss Zorro wieder aus seinen Träumen. Doch bevor er sich so weit wieder zusammen hatte, dass er hätte antworten können, hatte Ben das schon für ihn getan. "Ja. Ich dachte, es kann nicht schade, wenn er mitkommt. Einer alleine dürfte nicht allzu viel Stress werden und er hatte im Moment eh nichts zu tun." Smoker nickte. "Der Arzt meinte, dass Besuch jetzt bereits erlaubt ist, sofern es nicht zu viel wird. Es kann sogar helfen, wenn 'etwas aus seiner alltäglichen Umgebung an ihn herangeführt wird'." Sie setzen sich in Bewegung und gingen auf den Raum zu. Die beiden Fremden unterhielten sich gerade mit Dr. Shun, als sie an dem Zimmer ankamen. Der Arzt lächelte ihnen kurz zu und beendete dann seinen Satz. "Entschuldigen Sie mich kurz." Er trat auf sie zu und begrüßte Ben und auch Zorro. "Sie können ruhig reingehen. Um drei Uhr kommt ein Pfleger und danach sollte er erst einmal wieder Ruhe haben." Die drei nickten und während Smoker die Tür öffnete und Zorro und Ben den Raum betraten, blieb er selbst draußen. Doch Zorro registrierte das nur am Rande. Er nahm auch Ben nicht mehr wirklich wahr, starrte nur wie versteinert auf Sanji, der in seinem Bett lag und sich nicht bewegte. Ein Schlauch steckte in seinem Mund und Hals und verschiedene Nadeln waren in seinen Unterarm gestochen, die zu verschiedenen Beuteln mit verschiedenen Flüssigkeiten führten. Die Decke, mit der er zugedeckt war, war etwas zurückgeschlagen, sodass der Großteil des Oberkörpers zu sehen war. Die Krankenhausrobe war in einem sterilen weiß gehalten und aus ihr kamen noch ein paar weitere Kabel und Schläuche hervor. Nach geraumer Zeit des Musterns trat Zorro etwas näher an das Bett heran. Er hatte nicht mitbekommen, dass Ben den Raum wieder verlassen hatte, damit er und Sanji allein sein konnten, doch hätte er es gewusst, wäre er dankbar gewesen. Er zögerte noch einen Augenblick, dann hob er seinen Arm. Langsam und ganz behutsam berührte er Sanjis Arm. Er kam ihm erschreckend kalt vor und viel blasser als sonst. Vorsichtig wanderte seine Hand höher, bis sie an der Wange des Blonden angekommen war. Sie verharrte kurz und Zorro musterte das ausdruckslos Gesicht. Ein leichtes Zittern ging durch seinen Arm und er unterdrückte das Bedürfnis, den anderen einfach an den Schultern zu packen und ihn wachzurütteln. Stattdessen fuhr er durch die blonden Ponyfransen, die dem anderen in die Augen fielen und strich sie ihm aus der Stirn, die hinter einem dicken weißen Verband lag. Beinahe zärtlich fuhr er ihm durch die Haar und streichelte ihn etwas. "Du bist ein Idiot…", flüsterte er schließlich und nahm seine Hand langsam zurück. Der andere reagierte weder auf seine Berührungen, noch auf seine Worte. Er lag einfach nur so da. Zorro hätte vermutlich alles mit ihm machen können, ohne eine Reaktion zu bekommen. Und die Hilflosigkeit, die der Blonde dadurch ausstrahlte, übertrug sich auf ihn. Er hätte genauso gut wie Sanji im Koma liegen können, an der Tatsache, dass er nichts unternehmen konnte, würde es nichts ändern. Und es machte ihn wütend, nichts unternehmen zu können. Mit zu Fäusten geballten Händen stand er vor dem großen Bett und wusste nicht, was er tun sollte; konnte nur versuchen, das Verlangen zurückzudrängen, an irgendetwas seine Wut auszulassen. Er atmete ein paar Mal tief durch, dann entspannte er sich wieder. Es hatte keinen Sinn. Nichts hatte im Moment Sinn… Eine Präsenz hinter ihm holte ihn aus seinen Gedanken zurück. Er hatte nicht bemerkt, dass die Tür aufgegangen war, aber er spürte, dass jemand hinter, beziehungsweise neben ihn getreten war. Es herrschte eine Weile Schweigen und beide starrten sie auf den leblosen Körper vor ihnen. "Er hat sich schon immer mit Vorliebe mit Stärkeren angelegt…", brach schließlich eine ihm unbekannte Stimme die Stille. Zorro drehte seinen Kopf um und erkannte die junge Frau von vorhin wieder. Sie schien recht gefasst, doch ein trauriges Lächeln lag auf ihren Zügen, als sie auf Sanji hinab sah. Zorro drehte sich wieder zurück und nickte. "Kennst du ihn schon so lange?" Er fühlte sich verpflichtet, etwas zu sagen und das Schweigen nicht wieder neu keimen zu lassen. "Ja, ziemlich lange. Seit er sieben ist." Wieder stieg in Zorro die Eifersucht auf, aber er schlug sie erfolgreich zurück. "Ja, das ist lange…" Es entstand eine Pause, dann fragte die Dunkelhaarige plötzlich: "Und? Bist du sein… Freund?" Zorro drehte sich überrascht um. "Ähm… ich bin – sein Zimmergenosse!" "Schließt das eine das andere denn aus?" Zorro kratzte sich verlegen am Hinterkopf. "Äh… eigentlich nicht, aber wir sind nicht ganz so gut mit einander ausgekommen…" Die andere nickte nur. "Wir haben uns ziemlich oft gestritten", gestand Zorro. "Meistens wegen Kleinigkeiten. Irgendetwas hat einen von uns immer auf die Palme gebracht. – Aber ab und zu haben wir uns auch verstanden." Er wusste nicht warum, aber irgendwie war es ihm wichtig, das extra zu erwähnen und zu betonen. "Es ist schön, dass Sanji Freunde gefunden hat. Anfangs habe ich mir ein bisschen Sorgen gemacht, dass er keinen allzu guten Start haben könnte. Aber als er sich dann endlich mal gemeldet hat, hat er sich ganz glücklich angehört." Wieder fasste Zorro sich verlegen an den Hinterkopf. "Dass er sich bei uns wohl fühlt, liegt wohl eher an Ruffy und vielleicht noch an Shanks." "Ja, von den beiden hat er mir erzählt. Die verfressene, hyperaktive Kichererbse und das rote Honigkuchenpferd. –", Zorro musste ob dieser passenden Betitelungen unwillkürlich Grinsen, "– Und du dürftest Zorro sein, oder?" Zorro nickte. "Ich bin Robin." "Hm… Sanji hat nicht viel von sich erzählt, auch nicht von seiner Familie…" "Oh, ich gehöre nicht zu seiner Familie." Ein freundliches Lächeln begleitete diese Aussage und Zorro strich resigniert seine letzte Theorie, an die er sich das ganze Gespräch über geklammert hatte – sie war also nicht seine ältere Schwester… "Ich bin zwar manchmal wie seine große Schwester, aber wir sind nicht miteinander verwand." Das Lächeln bei dieser Aussage ließ auch Zorro grinsen. "Ständig musste ich den Jungen irgendwie rausboxen – woraus auch immer, ihm fiel da immer was ein. Und wenn er gerade nicht in irgendeiner Scheiße drinsteckte, war ich damit beschäftigt, ihn davon abzuhalten, neue zu bauen." Robin seufzte. "Wie bei einem kleinen, sturen Bruder eben." "Ich glaub', ich weiß, was du meinst. Er weiß manchmal einfach nicht, wann er besser die Klappe halten sollte. – Und er weiß nicht, wann es besser ist, wegzurennen…" "Wegrennen…" Bei dem nachdenklichen Ton wurde Zorro hellhörig. "Was ist? Hab' ich was Falsches gesagt?" "Nein, nein! Schon in Ordnung, aber du würdest staunen, wie gut er im Abhauen ist." Zorro musterte den Blonden vor sich. Er konnte sich nicht wirklich entsinnen, dass der andere jemals vor ihm geflohen war – nur das eine Mal, an seinem ersten Tag, als er das erste Mal mit seinem Schwert Bekanntschaft gemacht hatte. "Sanji ist kein Feigling und ein sturer Bock, der viel zu stolz ist, um einen Fehler zuzugeben, wie, dass er sich überschätzt hat", meinte er und wartete, dass Robin sich erklären würde. Diese lächelte flüchtig, dann meinte sie: "Nein, vor Gegnern ist er nie weggerannt, das wäre zu schön, um wahr zu sein. Aber vor Problemen… Nun, ich kann ihm nicht wirklich einen Vorwurf machen. Er hat es nicht anders gelernt." Zorro sah sie fragend an und Robin begann zu erzählen, nachdem sie zärtlich über die Hand Sanjis gestrichen hatte. "Als er fünf war, ist sein Vater abgehauen und hat ihn mit seiner Mutter, einen Haufen Schulden und 'ner Menge Probleme allein gelassen. Ein knappes Jahr später hat ihn dann auch seine Mutter verlassen. Sie hat wohl dem Druck nicht standgehalten und ist schließlich mit ihrem Auto die nächste Klippe runtergerast." "Das… wusste ich nicht", entschuldigte sich Zorro und wusste nicht so recht, was er tun oder sagen sollte. Robin lächelte. "Deswegen musst du dir keinen Vorwurf machen, du warst es ja nicht, der ihn allein gelassen hat. Und wenn er dir nichts erzählt hat, liegt es an ihm." "Meinst du denn, er wäre einverstanden, wenn ich es jetzt erfahre?" Robin zuckte nur mit den Schultern. "Hm… ich denke, er hat es dir nicht absichtlich nicht erzählt. Es gab wohl nur keine Gelegenheit. Ich meine, er weiß bestimmt auch nicht besonders viel über dich oder über das, was du früher getan hast, oder?" Zorro schüttelte den Kopf. "Und? Weiß er es nicht, weil du es ihm verheimlichen wolltest?" "Nein… eigentlich nicht. Wir haben nur nie über so etwas geredet. Ich mein', also es ist klar, dass man was ausgefressen hat, wenn man zu uns kommt. Aber das bekommt man mehr nebenbei mit…" Robin nickte. "Ich denke, dass die Zeit auch nicht sonderlich schön war und weder er, noch jemand anders ständig daran denken will. Es wird zur Vergangenheit und nebensächlich. Damals, als er ins Heim gekommen ist, hat ihn nichts mehr interessiert, als dort wieder wegzukommen und als er endlich draußen war, war das auch bald kein Gesprächsthema mehr – es war vorbei, Vergangenheit. Aber zu der Zeit, als er dort war, hat ihn nichts mehr beschäftigt. Es waren nur gut drei Jahre, aber er hat es geschafft in diesen drei Jahren fünfundsiebzig mal auszureißen. Und je älter er wurde um so schwieriger wurde es, ihn wieder einzufangen. In der Zeit hab' ich ihn auch kennen gelernt. Er war acht und sollte eigentlich in der Schule sein. Ich hatte den Vormittag über frei, weil Stunden ausgefallen waren… Ein blonder Junge, der einem erwachsenen Mann gerade mal bis zum Knie reichte, wischte sich die Hände an seiner Schürze ab, griff dann wieder nach seinem Messer und dem nächsten Apfel, um ihn zu schälen und dann in einen Korb zu bereits geschälten zu legen. Der Korb stand auf dem Boden, auf dem auch der Junge saß, in einer Ecke der Küche, neben einem Mehlsack und mehreren, gestapelten Apfelkisten. Ihm gegenüber war die Tür, die allerdings verschlossen war und von den anderen Köchen, die mit ihm in der kleinen Küche waren, nur selten benutzt wurde. Meist verließen sie den Raum durch die Hintertür und fertige Gerichte wurden die Ausschenke herausgegeben. Selten kam einer der Kellner mal herein und meist war es der junge Schwarzhaarige, der sich in die Hintergasse stehlen wollte, um eine zu rauchen. Der Junge verpetzte ihn nicht, wenn er vorbei schlich, aber manchmal kam er ihm nach und einmal hatte er auch an der Zigarette gezogen; aus Neugierde. Geschmeckt hatte es ihm nicht und er musste furchtbar husten. Doch im Moment waren seine Gedanken weit entfernt von Zigaretten und Pausen und konzentrierten sich auf die Äpfel. Selbst wenn die Tür nicht geschlossen gewesen wäre, hätte der Kleine nicht bemerkt, dass die Ladentür des Lokals geöffnet wurde und eine junge Frau den Gastraum betrat. "Hey, Jeff. Guten Morgen", begrüßte sie den Mann hinter der Theke, der mit einer weißen Schürze und einer großen, weißen Kochmütze ausgestattet war. "Morgen, Robin. Das Gleiche wie jeden Morgen?" Die junge Frau hatte ihre Tasche auf einen der Hocker abgestellt und sich auf den anderen gesetzt. "Nein, heute bitte das Frühstücksangebot." "Schaffst du das denn in einer Viertelstunde?", fragte der blonde Mann mit hochgezogener Augenbraue, notierte aber trotzdem ihren Wunsch auf einem Zettel. "Ja, ich muss heute erst später da sein. Die erste Stunde fällt aus und da dachte ich, ich frühstücke etwas Ordentliches, um dann gestärkt in den Tag zu gehen." Jeff drehte sich um und gab den Zettel in die Küche. Gleich darauf wand er sich zur Kaffeemaschine und füllte eine Tasse ab. "Was ist passiert? Ist dir das Müsli ausgegangen?" "Nein, die Milch ist schlecht gewesen…" Robin seufzte und nippte an ihrem Kaffee und Jeff wischte den Tresen mit einem Tuch. Er war nicht wirklich dreckig oder nass, aber etwas anderes gab es nicht zu tun, denn das Lokal war zu solch einer frühen Stunde noch recht leer. "Wie läuft es in der Schule?", fragte er schließlich und packte den Lappen wieder weg. "Ganz gut", antwortete Robin. "Das letzte Jahr sollte ich schaffen." "Und? Schon Angst vor den Abschlussprüfungen?" "Es geht. Ich bin gut vorbereitete und etwas Zeit ist ja auch noch." Jeff drehte sich um, als eine Klingel hinter ihm ertönte und er reichte Robin eine Schüssel mit Miso-Suppe, Reis und etwas getrockneten Fisch. "Soll ich es dir auf die Rechnung setzten?" "Nein, ich bezahle wenn ich gehe", antwortete die Schwarzhaarige und beugte sich vor, um über die heiße Suppe zu pusten. Sie war gerade dabei, vom Reis zu kosten, als der Kellner mit den kurzen, schwarzen Haaren neben den Theresen trat. "Chef, es ist weiter keine da, kann ich eine Pause machen?" "Ja, geh nur. – Aber rauch' nicht wieder!" Der Schwarzhaarige nickte nur und verschwand mit einem genuschelten "Jaja" und nicht ohne die Augen verdreht zu haben. Er kam um die Theke herum und öffnete die Tür, die in die Küche führte. Noch ehe diese wieder zufallen konnte, fiel Robins Blick, der bis eben noch dem Kellner gefolgt war, auf einen blonden Jungen, der auf dem Boden saß und Äpfel schälte. Sie nahm die Stäbchen von ihrem Mund und schluckte. "Jeff, wer ist der Junge in der Küche?" Der Ältere sah sie erst einen Moment fragend an, dann drehte er sich um, schaute die verschlossene Tür an und schließlich wieder mit einer hochgezogenen Augenbraue zu Robin. "Jeff", die Schwarzhaarige seufzte. "Was macht er hier? Er sollte um diese Zeit in der Schule sein." "Er hat zur zweiten, ist doch nicht ungewöhnlich. Du musst doch auch später." "Doch Jeff, das ist ungewöhnlich. Vor allem in seinem Alter. In den ersten Klassen fällt nie Unterricht aus." Jeff atmete hörbar aus. "Er ist mein Neffe und besucht mich für 'ne Woche. Keine Ahnung, wann der Bengel Schule hat. Zur Zeit jedenfalls nicht." "Wissen seine Eltern, dass er dich besucht? Vielleicht solltest du mal anrufen, denn es sind keine Ferien. Vielleicht ist er ja abgehauen." "Hör zu Robin, ich kümmere mich schon um die Sache, okay? Der Junge hat dich nicht zu interessieren." "Er ist nicht dein Neffe." "Was? Wie kommst du denn jetzt darauf?!" "Du bist Einzelkind, er kann nicht dein Neffe sein, wenn du keine Geschwister hast. Wo hast du ihn her?" Der Blonde schloss für einen Moment die Augen. "Ich hab' ihn nirgends her. – Er ist bei mir aufgetaucht." Er machte eine Pause, in der er sich wohl die Worte zurecht legte, dann meinte er: "Robin, du weißt doch, dass ich früher nicht nur dieses Restaurant betrieben habe, oder?" Die junge Frau nickte. "Der Bengel behauptet, seine Eltern hätten zu meinen Kunden gezählt. Er meint, er hätte mich gesehen, als ich mal bei ihnen zu Hause war und mit seinem Vater gesprochen hab'. Der soll nach diesem Gespräch abgehauen sein. Sein Mutter soll ihm erzählt haben, dass er Probleme hätte und die lösen und dann wiederkommen will, aber er hat angeblich mitbekommen, dass ich ihm gedroht hab' und ist überzeugt, dass sein Vater deshalb abgehauen ist. – Das Schlimmste ist, dass ich mich sogar an sein Gesicht erinnern kann, wie es sich an den Spalt von Tür und Rahmen gepresst hat, um besser sehen zu können." "Er kann sich vielleicht an dich erinnern und du dich an ihn, aber Eltern trennen sich nun mal, egal ob sie wegen Schulden unter Druck gesetzt werden oder nicht. Du musst seine Mutter anrufen und ihn zurückbringen." "Das würde ich ja gerne", seufzte Jeff. "Aber seine Mutter ist gestorben. Hat Selbstmord begangen, nachdem ihr Mann sie auf den Schulden und mit dem Knaben hat sitzen lassen. Mit 'nem Auto in den Straßengraben. Ich hab' ja versucht, ihm zu helfen. Ich hab' seinen Vater ausfindig gemacht, aber der Kerl hatte nichts Besseres zu tun, als neue Schulden zu machen, als er aus der Stadt raus war; diesmal beim Wetten. Und die Jungs sind nicht nur bei Drohungen geblieben. Sein Fall dürfte auf einem Haufen mit Akten liegen, die alle nicht aufgeklärt sind und die auch nie jemand aufklären wird." "Das ist… traurig." Robin schwieg eine Weile und rührte in ihrer Schale herum. "Trotzdem, du kannst ihn doch nicht behalten. Bring ihn ins Heim, da wird man sich sicher um ihn kümmern." "Da kommt er doch her", antwortete Jeff und nahm seine Putztätigkeit wieder auf. "Na toll. Und wie lange weißt du das schon?" "Seitdem er hier ist." "Warum hast du ihn dann nicht gleich zurück gebracht?" Jeff warf ihr einen vorwurfsvollen Blick zu. "Er hat mich praktisch bestochen!" Robin zog eine Augenbraue hoch. "Ach, und womit? Gib 's doch zu, er hat dir ein schlechtes Gewissen gemacht. Du konntest den Kleinen nicht wegschicken, weil du denkst, an seiner Situation schuld zu sein." "Nein!", widersprach Jeff. "So ist das nicht. Ich hab' mir nur gedacht, bevor er wieder abhaut und in irgendeinem Hinterzimmer landet, nehm' ich ihn auf, lass ihn Kartoffeln schälen und geb' ihm dafür drei Mahlzeiten am Tag und eine Matratze in der Abstellkammer in meiner Wohnung über dem Restaurant." "Er kann trotzdem nicht einfach so bei dir bleiben. Du musst das melden, sonst sperren sie dich noch ein, weil du ein Kind entführt hast!" Jeff schüttelte den Kopf. "Jaja, du hast ja recht. Aber ein paar Tage konnte ich ihm ja gönnen, wo er sich die Mühe gemacht hat, mich ausfindig zu machen…" Robin lächelte. "Du hast halt doch ein weiches Herz. Aber du machst dem Jungen bestimmt auch keine Freude. Man sucht ihn sicher schon und er bekommt gewiss Ärger." "Damit wird er schon klar kommen. Ist ja nicht das erste Mal, dass er abgehauen ist und sie ihn wieder eingefangen haben… Aber begeistert wird er nicht sein. Wenn wir Pech haben, haut er ab, bevor wir ihn irgendwo hin bringen können." "Er haut ab oder lässt du ihn abhauen?", vergewisserte sich Robin und nahm einen Schluck der Brühe. Jeff machte ein abfälliges Geräusch. "Hey, der Kleine ist nicht gerade einfach. Versuch du doch dein Glück und überzeug' ihn, zurück zu gehen. Is' ja nicht so, dass ich nicht versucht hätte, ihn loszuwerden." "Wohl eher nur halbherzig", mutmaßte Robin und beendete schließlich ihr Frühstück. "Lass mich mit ihm reden. Schlimmer kann's ja nicht werden…" "Von mir aus, er 'is in der Küche, wie du gesehen hast. Sanji heißt er." "Danke." Robin stand auf und ging auf die Tür zu, hinter der auch der schwarzhaarige Kellner verschwunden war… Er hat sich dermaßen erschrocken, als jemand fremdes hereingekommen ist, dass er sich in den Finger geschnitten hat. Wir mussten ihn erst mal behandeln, bevor ich mit ihm reden konnte. Begeistert war er wirklich nicht, aber Polizei wollte er auch nicht, da hat er sich lieber so zurückbringen lassen. Gebracht hat es aber nicht viel. Ein paar Tage später war er wieder da und hat sich von Jeff erst mal eine Schelle eingehandelt. Dann hat er ihn gepackt und wollte ihn zurücktragen. Aber Sanji hat sich gewehrt und geschrieen, dass er wieder im Restaurant arbeiten will und dass er es dort viel schöner findet und es ihm doch solchen Spaß gemacht hätte. Er hat sich bei Jeff wohl sicher gefühlt. Ich hab' mitbekommen, dass es hinter dem Lokal Ärger gibt und bin dazu gestoßen, aber auf mich war er wohl noch weniger gut zu sprechen. Er war der Meinung, dass es meine Schuld war, dass er wieder gehen musste; wo er ja auch nicht wirklich falsch lag. Aber wie dem auch sei, auch das zweite Zurückbringen hat nichts geholfen. Das Einzige, das wir erreicht hatten, war, dass er nicht wieder direkt bei Jeff aufgetaucht war. Er hat sich eine ganze Weile in der Gegend rumgetrieben und das Restaurant beobachtet. Aber es war Winter und kalt und Schnee hat gelegen. An einem Morgen hab' ich ihn dann vor der Tür zum Eingang zur Küche gefunden. Er hat dort gehockt und geschlafen. Zu dem Zeitpunkt hatte er bereits Fieber gehabt, also hab' ich ihn mit reingenommen und Jeff hat ihn auf seine Matratze gelegt. Wir haben den Arzt angerufen und der hat ihm mit einer Lungenentzündung strickte Bettruhe verschrieben. In der Zeit konnte Sanji nicht weg und er ist Jeff noch mehr ans Herz gewachsen. Nun ja, das Ende vom Lied war, dass Jeff ihn offiziell bei sich aufgenommen und adoptiert hat. Von da an konnte Sanji dann bei ihm wohnen und er war dazu zu überreden, wieder regelmäßig die Schule zu besuchen und durfte als Ausgleich dafür am Nachmittag im Restaurant arbeiten. Auch wenn er immer so getan hat, als ob das eine Last für ihn war, hat er es gerne und jeden Tag gemacht." "Deswegen kocht er so gut…", murmelte Zorro und starrte Gedanken versunken auf das Bett. Robin lachte. "Ja, das könnte sein. Er hat von Jeff viel gelernt und auch bei ihm gearbeitet. Es hat ihm Spaß gemacht, auch wenn die anderen ihn immer aufgezogen haben und erzählt haben, dass sein Essen nicht schmecken und er alles falsch machen würde. Aber das hat ihn nicht gestört…" "Es hat mir gut geschmeckt…", flüsterte Zorro leise und senkte den Blick. "Ob er noch mal kochen würde, wenn er wieder aufwacht?" … "Du magst ihn, oder?" "Ich… ich weiß es nicht. Er – ist ein Idiot und fängt immer Streit an." Wütend funkelte er den Blonden an, als er daran dachte, wie Sanji ihn immer wieder mit der Geschichte mit dem Bett aufgezogen hatte. Aber zugleich musste er daran denken, wie ruhig und … fast unterwürfig er geworden war, nachdem er ihm klargemacht hatte, wer der Boss war. Sanji hatte damals zwar nichts gesagt, aber er hatte die anfängliche Angespanntheit gespürt, mit der er neben ihm im Bett gelegen hatte. Zorro wäre es viel lieber gewesen, dass er, anstatt jetzt hier in diesem großen Bett zu liegen, wieder mit ihm in seinem eigenen lag, egal wie eng es war. Er würde einfach den Arm um ihn legen, damit er nicht herausfallen konnte – und damit er die sanfte Bewegung seines Brustkorbs beim Atmen spüren konnte, um sicher zu gehen, dass er auch völlig gesund und lebendig neben ihm lag. Und er würde ihn zudecken, mit beiden Bettdecken, damit ihm schön warm war und seine Haut nicht mehr so kalt, wie sie jetzt war… Zorro blieb noch eine ganze Weile bei Sanji im Zimmer. Und obwohl Robin die ganze Zeit bei ihm war, redeten sie kein Wort mehr. Es war einer der Pfleger, der am Abend die Stille schließlich brach. Er klopfte kurz an, bevor er das Zimmer betrat und löste so Zorro und Robin aus ihrer Starre. "Ähm… ich muss Sie bitten, den Raum zu verlassen", begann er zögerlich. "Die Besuchszeit ist vorbei und der Patient wird jetzt gewaschen…" Zorro schaute auf und den jungen Mann an, der immer noch im Türrahmen stand und sich nicht näher traute. "Warum soll ich gehen? Ich weiß, wie Sanji nackt aussieht", meinte Zorro. Er wollte nicht gehen und am liebsten würde er die Nacht neben dem Blonden auf dem Boden verbringen. Robin lachte kurz, dann packte sie ihn am Arm. "Komm, lass den Mann seine Arbeit machen. Wir waren ziemlich lange hier. Es wird Zeit, dass Sanji sich etwas ausruhen kann." "In dem Fummel kann sich niemand ausruhen…", murrte Zorro, ließ sich ansonsten aber anstandslos aus dem Zimmer schleifen. Ben und Smoker hatten den ganzen Tag irgendwo im Krankenhaus verbracht, weil sie Zorro nicht drängen wollten, mittlerweile saßen sie aber wieder auf der Bank, an der bei ihrer Ankunft der Weishaarige schon die Zeit totgeschlagen hatte. "Was ist los?", fragte Ben. "Wurdet ihr rausgeschmissen?" Sein Grinsen verriet, dass er damit gerechnet hatte, dass früher oder später jemand ihren Besuch beenden würde. "Sie waschen ihn jetzt…", murmelte Zorro und dachte daran zurück, wie er und Sanji in der Dusche standen und sich um das Duschgel gestritten hatten. Das Aufstehen Smokers riss ihn aus seinen Gedanken. "Wenn sie ihn jetzt waschen, muss ich noch einmal kurz zurück", erklärte er und machte sich mit seinem Rucksack in der Hand auf den Weg, den Gang runter. "Dauert nicht lange", versprach er noch, als er um die Ecke bog. "Er hat Sanji was zum Anziehen mitgebracht…", erklärte Ben. Zorro nickte nur und starrte dann vor sich hin und Robin ging hinüber zu dem komischen alten Kauz, dem sie vorhin vor Sanjis Zimmer begegnet waren, als sie ihn entdeckte. Als Ben, Zorro und Smoker schließlich das Krankenhaus verließen, verabschiedeten sie sich von Robin und dem Mann, Jeff, wie Zorro vermutete und wie es Smoker bestätigte. "Im Moment haben sie ein Zimmer in einem Hotel hier in der Stadt. Morgen will Goldy mit ihnen reden. Vermutlich kommen sie dann zum Internat und wenn sie wollen, können sie dort auch zwei Zimmer bekommen, damit sie nicht alles bezahlen müssen, nur um bei Sanji zu sein." "Kann man nicht ein Zimmer im Krankenhaus bekommen?", fragte Zorro. "Klar, wenn du krank bist", antwortete Ben. "…Ich hab' Husten", erklärte Zorro. "Du bekommst einen Bonbon und einen Tee, wenn wir wieder im Internat sind und dann geht's dir wieder gut. Und Morgen können wir gerne noch mal herfahren, damit du Sanji besuchen kannst. Aber du brauchst jetzt erst mal genauso Ruhe wie er. Und vielleicht auch etwas Abstand zur Situation. Wenn du nur bei ihm bist, wirst du am Ende noch depressiv." "Sehr aufmunternd, Ben. Schau, er strahlt schon!" Zorro grinste. "Schon gut, hab' verstanden, was ihr meint. Ich fahr' mit euch und erzähl' erst mal den anderen, was los ist und dann lenk' ich mich ab." Sie waren vor dem Krankenhaus angekommen und ihre Wege trennten sich, da Smokers Trike auf der anderen Seite stand. "Fährst du wieder bei Ben mit oder willst du mit mir zurückfahren?", fragte der Lehrer. Da Ben noch einmal ins Dorf wollte, weil er mit Makino reden wollte, entschied sich Zorro, bei seinem Lehrer mitzufahren und er bekam einen Helm gereicht und durfte auf der Maschine Platz nehmen. Der kühle Fahrtwind half ihm, sich zu beruhigen und der rasante Fahrstiel Smokers verhinderte es, dass er großartig über die Geschehnisse oder das Geredete nachdachte… Es war dunkel und die Lichter am Eingangstor des Internats eingeschaltete, als sie dort ankamen. Zorro schloss das Tor auf und wieder zu, nachdem das Trike durch war. Dann ging er auf das Haus der Jungen zu. Die anderen waren vermutlich immer noch (oder auch wieder) bei Ruffy im Zimmer. Doch ehe er das überprüfen konnte, wurde er von Mihawk abgefangen. "Hey, Zorro!" Er drehte sich um und entdeckte den Größeren bei ein paar Bäumen neben der Jungenunterkunft. "Wo warst du?", wurde er gefragt, als er auf den anderen zuging. "Du hast doch keine Scheiße gebaut, oder?" "Was soll ich denn gemacht haben?", fragte Zorro gelassen und beobachtete Mihawk, wie er seine Position, an den Baum gelehnt, aufgab und ihm ein paar Schritte entgegen kam. "Das weiß ich nicht, aber ich könnte mir bei dir so einiges vorstellen, dass unter Scheiße bauen fallen würde…" "Ich war mit Ben in der Stadt", antwortete der Grünhaarige, um dem anderen nicht noch mehr Raum für seine Spekulationen zu geben. "Und?" "Und – was?" "Wie war's? Ich mein, wie geht's ihm?" Zorro zuckte mit den Schultern. "Ich weiß nicht… Ich hab' ihn nicht gefragt, aber selbst wenn ich es getan hätte, er hätte wohl nicht geantwortet." "Das ist mir schon klar. Aber was sagen die Ärzte? Wissen sie schon, warum er nicht aufwacht?" Zorro schüttelte den Kopf. "Hat… sich irgendetwas verändert? Irgendein Zeichen, oder so?" Der Jüngere schaute ihn fragend an. "Ich mein…, an Sanjis Situation. Liegt er nur bewegungslos im Bett und – tut gar nichts?" "Was erwartest du denn? Kennst du noch eine andere Definition des Wortes Koma als ich?" Diesmal war es an Mihawk, den Kopf zu schütteln, doch er beließ es nicht dabei: "Aber es gibt Abstufungen. Schon mal was von der Glasgow-Koma-Skala gehört?" "Ja, hab' ich! Und?" Mihawks Antwort bestand aus Schweigen. Er wartete, dass Zorro mehr erzählen würde, mehr Informationen geben würde. "Verdammt, ich hab' nicht mit dem Arzt geredet!", wurde er schließlich angefahren und konnte nicht anders als mit Erstaunen reagieren. "Wie? – Aber du warst doch den ganzen Tag da! Was hast du denn die ganze Zeit gemacht?" Zorro sah betreten zu Boden, dann nuschelte er: "Ich… ich war bei Sanji. Sein Ziehvater und eine Bekannte waren auch da und ich hab' ein bisschen mit ihr geredet…" "Du hast mit seiner Freundin geredet?" "Sie ist nicht seine Freundin!", brauste Zorro auf und machte drohend einen Schritt auf Mihawk zu. Dieser hob abwehrend die Hände. "Schon gut. Ich wollte niemandem zu nahe treten! – Aber Freundin ist doch ein ganz normales Wort. Und… ich mein, er ist ja nicht schwul, also-" "Sie sind aber nur Sandkastenfreunde! Sie kennen sich schon lange und sind befreundet! Das ist alles!" "Okay, okay, wenn du das sagst, dann wird das wohl so sein. – Aber warum bist du so versessen darauf?" Ein leichtes Grinsen schlich sich auf Mihawks Züge. Zorro wand sich ab – und der Ältere hätte schwören können, dass er einen leichten Rotschimmer auf seinen Wangen sehen konnte – und nuschelte: "Is' mir egal, mit wem er zusammen ist… Er ist nur nicht mit ihr zusammen – und lass das blöde Grinsen!" "Sag mal, Zorro…", Mihawk legte seinem Ex den Arm um die Schulter, "wir haben ja lange kein richtiges Gespräch mehr miteinander geführt. Eines, was man unter Freunden führt-" "Da liegt der Punkt", unterbrach Zorro ihn, wurde allerdings ignoriert. "-Gibt es irgendetwas, dass du dem Onkel Mihawk erzählen möchtest?" Zorro schlug den Arm von seiner Schulter und entfernte sich von dem Schwarzhaarigen. "Erstens, gibt es nichts zu erzählen. Und zweitens, wenn es etwas gäbe, würde ich damit garantiert nicht zu dir kommen." Mihawk schaute verletzt. "Das war gemein…", nuschelte er. Zorro verdrehte die Augen und wand sich von dem anderen ab. "Ich geh' hoch zu den anderen, du kannst von mir aus gerne weiter hier draußen stehen und schmollen." Klar, irgendwie war es seine Pflicht gewesen, den anderen zu erzählen, wie es Sanji ging und was passiert war, als er da gewesen war. Aber gleichzeitig gingen ihm die Fragen und neugierigen und auch besorgten Blicke der anderen auf die Nerven – nicht nur das, sie machten ihn wütend. Es waren alles Fragen, die er nicht beantworten konnte, Sachen, die er nicht beeinflussen konnte und nach deren Änderung gefragt wurde. Und auch, wenn sie versuchten, es sich nicht anmerken zu lassen, so konnte doch keiner verbergen, dass er mit den Antworten, die sie bekommen hatten, nicht zufrieden gewesen war. Zwar war die Neugierde etwas aus ihren Augen gewichen, doch dafür war die Sorge danach um so deutlicher erkennbar gewesen. Und es machte Zorro wahnsinnig, mit den gleichen Gefühlen konfrontiert zu werden, die ihn so sehr plagten (und die er sich nicht wirklich erklären konnte – oder wollte). Er hätte viel lieber klare Angaben gemacht, wie: Übermorgen wird er wieder aufwachen. Aber er konnte nicht einmal sagen, ob er wieder aufwachen würde. Und langsam bereute er es, dass er sich nicht wenigstens für ein halbe Stunde von Sanji hatte losreisen können, um seinen Arzt aufzusuchen und auszufragen, denn der Rest seiner Freunde stellte ganz ähnlich Fragen wie Mihawk. Und sie waren von den Antworten nicht minder wenig überrascht, egal, ob es darum ging, ob er sich mit dem Arzt unterhalten hatte, oder, ob er wirklich mit Sanjis Freundin geredet hatte. Als Nami ihn dann fragte, ob er eifersüchtig auf Robin wäre, hatte er genug gehabt. Wütend schlug er mit der Faust gegen die Wand und fuhr sie an: "Verdammt! Haltet endlich eure Klappe! Ich hab' die Schnauze voll! Warum fragt ihr eigentlich alle mich? Geht doch zu Smoker! Oder zu Ben! Die können euch auch mehr über Sanjis Verwandte und Beziehungen erzählen!" Er hätte noch weiter gebrüllt, aber die Hand, die sich sanft auf seine Schulter legte, hielt ihn davon ab. Er drehte sich um und verließ das Zimmer. Mihawk war ihm leise hinterher gegangen und sie standen eine geraume Weile schweigend ihm Flur. "Vielleicht solltest du in die Turnhalle gehen und dich etwas abreagieren, bevor du noch jemand Unschuldigen zu Brei schlägst. Ich weiß, das hier ist schwer für dich. Die Gründe dafür sind jetzt egal, aber weder du noch jemand anderes kann es abstreiten." Zorro nickte kurz und befolgte nach kurzer Überdenkzeit den Rat seines Freundes… Am nächsten Tag sah alles schon etwas entspannter aus. Ob es das wirklich war, ließ sich noch nicht genau sagen. Der Grünhaarige schlief noch friedlich, erschöpft von seiner Trainingseinheit in der gestrigen Nacht, während die anderen beim Frühstück saßen. Niemand hatte sich getraut, ihn zu wecken und so hatten sie beschlossen, ihm einfach etwas vom Frühstück aufzuheben und mitzubringen. … Was sich als schwieriger gestalten sollte, als man gedacht hatte. Die erste Aufgabe dieser Mission lautete, Ruffy davon abzuhalten, alles am Tisch aufzuessen. Doch Dank Shanks' beherztem Eingreifen konnten ein Brötchen und etwas Salami gerettet werde. – Die allerdings noch einmal in Gefahr gerieten, als überhaupt keine Salami mehr da war und ein hungriges Katerchen (aka Kuro) auf Beutezug ging. Durch Flucht, Haken schlagen und miesen Tricks wie Katenfangnetze konnten sie auch dieser Bedrohung entgehen. … Danach mussten sie vor einem wütenden Krokodil flüchten, dass seinen gefangenen Kater rächen wollte, der immer noch im Baum hing und kläglich miaute… [~same time – Zorro~] Der Grünhaarige hatte die Jungenunterkunft verlassen und war zwischen den Bäumen daneben verschwunden. Sein Weg führte ihn bis zu dem Zaun, der das Gelände der Kaizoku Gakuen von der Außenwelt trennte. Wie er es schon einmal getan hatte, kletterte er einfach darüber hinweg und setzte dann seinen Weg fort. Das Verbot ignorierte er einfach. Es war Zeit, zu handeln und nicht, Däumchen zu drehen. Er hielt es einfach nicht mehr aus, herumzusitzen. Wenn er schon nicht zu Sanji konnte, dann wollte er wenigstens etwas anderes unternehmen. Seine Schritte führten ihn Richtung Dorf, wobei er es vermied, die Straße entlangzugehen. Er wusste, dass es irgendwo zwischen Dorf und Schule geschehen war und vermutete dort noch den ein oder anderen Polizisten, dem er nicht begegnen wollte. Doch er kannte das Waldgebiet so gut wie seine Westentasche – andern Falls wäre er niemals auch nur irgendwo ans Ziel gekommen – und hatte keine Probleme, das Dorf auf anderem Wege zu finden. Diese Gegend war aber auch die einzige, in der das klappte und das auch nur, weil er sich schon so oft in diesem Waldstück verlaufen hatte, dass er irgendwann mal angefangen hatte, sich im Kopf eine Karte zu malen und sich diese einzuprägen, wie stures Auswendiglernen. Nach einem Jahr Übung hatte das auch geklappt und nun konnte er sich zwischen Dorf und Schule ungehindert bewegen, ohne die Orientierung zu verlieren. Fest entschlossen, irgendetwas zu tun und wenn es nur darum ging, ein paar Informationen zu bekommen, stolzierte er durch den Wald und passierte schließlich das erste abgelegene Haus, das bereits zum Dorf zählte. Dieses selbst betrat er durch den Hinterhof eines anderen Hauses, um dann auf eine Seitengasse zu stoßen. Dieser folgte er, bis er zu der Hauptstraße kam. Wenn er Informationen suchte, wusste er, wo er anfangen konnte zu suchen. Sein blonder Besucher, der ihn schon mal vor komischen Gestalten gewarnt hatte, hatte vielleicht etwas Neues zu berichten… Zielstrebig hielt Zorro auf Makinos Bar zu, in der er als Kellner arbeitete. Er brauchte nicht lange, da hatte er den Blonden auch schon mit einem Tablett in der Hand entdeckt. Er war gerade dabei, zwei Gästen jeweils ein Bier zu bringen, um dann wieder zur Bar zurückzukehren, um sein Tablett mit neuen Getränken von neuen Bestellungen zu beladen. Auf dem Weg dorthin fing Zorro ihn ab. "Uah! Zorro! Was machst du denn hier?!", wurde er angefahren. Der andere hatte sich ziemlich erschrocken, als auf einmal jemand neben ihm aufgetaucht war, in den er auch prompt reingerasselt war. Doch Zorro ließ sich daran nicht stören. Er packte den anderen an den Handgelenken und zog ihn hinter sich her, an der Bar vorbei und durch eine kleine Tür, die in den Hinterhof führte. "Wir müssen reden", erklärte er dabei. Zuerst kam der Blonde gar nicht dazu, aber als er sich wieder gefangen hatte, protestierte er: "Können wir gerne machen, aber doch nicht in meiner Arbeitszeit!" "Ich kann aber nur jetzt und es ist äußerst wichtig." Zorro ließ es nicht zu, dass der andere sich aus seinem Griff befreite, er entließ ihn erst, als sie bereits draußen standen und er den Weg wieder hinein mit seinem Körper versperrte. Sein Freund seufzte. "Also gut, worum geht es?" "Du hast mir doch neulich von diesem Typen mit dem Kopfgeld erzählt. Weißt du schon was Neues?" "Wie? Was Neues? Warum willst du das wissen?" "Ich hab' den Kerl schon kennen gelernt – und Sanji auch." Auf den fragenden Blick des anderen hin fügte er hinzu: "Mein Mitbewohner. – Aber darum geht es jetzt nicht. Der Kerl hat ihn angemacht und Sanji hat ihm ziemlich deutlich gesagt, was er davon hielt. Nun ja, könnte sein, dass der Kerl ein bisschen sauer war… Also, ich brauch' alles, was du über ihn weißt, egal was, aber lass mich bloß nicht hängen." "Ihr habt euch echt mit dem Kerl angelegt?! Seid ihr denn irre?! Ich hab' dich doch extra gewarnt!" "Corsa! Halt die Klappe und antworte lieber! Und tu nicht so, als würdest du all das machen, was besser für dich wäre!" "Jaja, schon gut. Aber du hast Glück – oder auch nicht – ich weiß wirklich noch ein bisschen was über ihn. Man nennt ihn auch Jazz Boner. Er is' 'n Killer und hat für irgend so 'ne Firma gearbeitet. Da is' er aber ausgestiegen und macht sich mittlerweile einige Feinde. Streift weiterhin als Auftragskiller durch die Gegend, jetzt aber freiberuflich. Hab' gehört, es sollen schon ganz große Tiere hinter ihm her sein, weil er ihnen ein Dorn im Auge ist. Unter anderem interessiert sich auch die Shichibukai für ihn. Den Kerl solltet ihr echt lieber in Ruhe lassen!" "Das geht nicht. Sanji liegt ihm Koma und höchstwahrscheinlich ist es seine Schuld. Wenn er wirklich der Kerl ist, den du gerade beschrieben hast, wird er wiederkommen. – Und außerdem kann ich so was nicht auf mir sitzen lassen! Mit seinem Angriff hat er nicht nur Sanji herausgefordert!" "Hör auf, so 'n Schwachsinn zu reden! Der Typ kennt dich gar nicht! Der hat deinen Freund doch nur fertig gemacht, weil der ihn verspottet hat!" "Er hat ihm den Bauch aufgeschlitzt und da sprichst du davon, dass Sanji Schuld sei?!" Corsa hob abwehrend die Hände. "So war das nicht gemeint! Aber deine dumme Rache bringt dir gar nichts, wenn du danach auch halbtot im Krankenhaus liegst." "So weit wird es nicht kommen." "Sagst du. Der Kerl hat da sicher 'ne andere Meinung. Lass das doch die Jungs von der Shichibukai übernehmen!" "Pff! Das hättest du wohl gerne! Warum frag' ich nicht gleich Mihawk um Hilfe?" "Das wäre vermutlich das Beste, was du tun könntest. Und sprich mit deinem Lehrer, der kennt den Kerl doch, oder? Man, ihr habt da zwei Ex-Mitglieder und du kommst zu mir!" "Hey, bis eben wusst' ich doch noch gar nichts über den Kerl", verteidigte sich Zorro. Corsa schnaubte. "Und es wäre auch besser so geblieben! Du bist übergeschnappt! Schlag dir diese Idee lieber ganz schnell aus dem Kopf! Gegen den hast du keine Chance!" "Er hat Sanji fast gekillt!" "Und? Du hasst diesen Sanji doch!" Das verschlug dem Grünhaarigen die Sprache. "…Tu ich nicht…", nuschelte er schließlich, den Blick auf den Boden gerichtet. Diesmal war es Corsa, der nicht wusste, was er sagen sollte. "Was würdest du machen, wenn der Kerl Vivi angegriffen hätte?" "Hat er aber nicht. Und außerdem bin ich mit Vivi zusammen! Das is' was anderes!" "Nein, ist es nicht. Du würdest auch irgendetwas tun wollen. Du würdest auch einen Menschen, der dir etwas bedeutet, rächen wollen." Corsa schwieg. "So ist das nun mal und es ist ganz normal. Wenn er Sanji angreift, kann ich nicht einfach tatenlos rumsitzen und ihn damit davon kommen lassen…" "Scheiße! – Warum musste dieser Bastard sich auch ausgerechnet Sanji aussuchen?! Ich hätte jeden anderen davon überzeugen können, die Finger davon zu lassen, nur dich nicht!" Zorro musste grinsen. "Das ist nicht lustig! Im Gegenteil, die Sache ist ernst, todernst! – Ich könnte dir noch etwas erzählen, aber du musst mir versprechen, das nicht alleine durchzuziehen. Am Besten gehst du noch zu Crocodile und für den Notfall solltest du Mihawk mitnehmen!" "Du verlangst zu viel. Ich kann Mihawk mal fragen, ob er was weiß, aber einem der Lehrer bind' ich das bestimmt nicht auf die Nase." Corsa seufzte. "Du bist nicht nur ein Sturkopf sonder auch ein Holzkopf und lebensmüde! Aber trotzdem, der Kerl treibt sich immer noch hier in der Gegend rum. Wenn du's wirklich drauf anlegen willst, solltest du dich vielleicht mal an Bruno wenden. Er weiß 'ne Menge, hat viele gute Beziehungen und kann sich umhören. Könnte sein, dass der deine Nachricht überbringen könnte… Er is' der Chef in der Bar im Fusansei-Viertel und übernimmt dort an manchen Abenden den Dienst am Tresen. Montags und Mittwochs is' dort sozusagen geschlossene Gesellschaft – jedenfalls kommt da keiner von den normalen Kunden. Und das aus gutem Grund! Auch keiner vom normalen Personal hat da Dienst. Das, was da vor sich geht, is' nichts, in das wir uns einmischen würden und sollten. Bruno is' nicht irgendwer. Mit ihm in Kontakt zu treten bedeutet, gleichzeitig noch in ganz andere Sachen verwickelt zu sein oder zu werden." "Was für Sachen?" Corsa schwieg kurz, dann erklärte er: "Bruno verkauft in seinem Laden keine Tee, wenn du verstehst. Zu ihm kommen andere Kunden und wenn du keinen Grund hast, bei ihm aufzutauchen, schmeißt er dich raus. – Und was anderes als Stammkunden sind da auch nicht gern gesehen. Du dürftest es schwer haben." "Und wenn ich für jemanden komme, dem er einfach keine Wahre abschlagen kann?" "…Dann wird er sich fragen, warum dieser jemand ausgerechnet bei ihm kaufen will." "Da wird mir schon 'ne Ausrede einfallen. Danke für den Tipp. Und mach dir keine Sorgen, ich pass schon auf mich auf!" "Das will ich hoffen, aber um das zu überstehen, reicht aufpassen nicht, da brauchst du schon einen Schutzengel und zwar einen großen, der dich nicht eine Sekunde aus den Augen lässt." "Den hab' ich." Zorro grinste wieder und schlug Corsa freundschaftlich auf die Schulter. "Woll'n wir 's hoffen. Und tu mir einen Gefallen, überdenk die Sache noch einmal gut, bevor du dich wirklich entscheidest, was du tun willst. Ich will nicht am Tod meines besten Freundes schuld sein." "Wirst du nicht." Er wollte sich mit einer kurzen Umarmung von Corsa verabschiedete, der ihn aber nach kurzem Zögern wieder von sich drückte. "Kein Umarmung", meinte er betreten. "…Das hat so was – Endgültiges an sich." Zorro grinste. "Wenn du das sagst." Er klopfte seinem Freund zum Abschied auf die Schulter und ließ ihn dann im Hof stehen… _____________________________________ (1) kleine japanische Brötchen, gefüllt mit süßem Anko (Bohnenpaste) mikan... ı8. Kapitel – Tatendrang [~2005-05-07 – Saturday~] Zorro hatte von Corsa zwar eine Menge erfahren, aber jetzt musste er sich erst einmal überlegen, was er mit diesen Informationen anfangen sollte. Klar, er könnte einfach in Brunos Bar marschieren und fragen, was er fragen wollte, aber so würde er keine Antworten bekommen und das Einzige, das er erreichen würde, wäre rausgeschmissen zu werden. – Und wahrscheinlich dürfte er sich nach solch einer Aktion dem Laden allerhöchstens auf hundert Schritte nähern. Nein, er brauchte einen Vorwand, einen Grund, dort aufzutauchen. Und es musste ein verdammt guter sein! Er hatte noch bis Montag Zeit, um sich einen Plan auszudenken und den dann auch in die Tat umzusetzen. Da heute Sonnabend war, blieb ihm also nur noch dieser und ein weiterer Tag, um alles vorzubereiten… Einem Lehrer würde er davon garantiert nichts erzählen, da konnten sie so viel wissen, wie sie wollte. Und mit Mihawk brauchte er auch nicht mehr zu reden. Er hatte die Informationen, die er wollte und er wusste, wie er nun auch an den Kerl herankommen konnte. Mehr brauchte er nicht. Als er von Corsa zurückgekommen war, hatte er sich in seinem Zimmer verschanzt, sich auf das Bett gelegt und die Decke angestarrt um nachzudenken. Sein Zimmer war leere gewesen und nach allem was er mitbekommen hatte, waren seine Freunde wohl irgendwo auf dem Gelände untergetaucht, um sich vor Crocodile zu verstecken. Ihn störte es nicht, so hatte er seine Ruhe und musste sich nicht erst einen Ort suchen, an dem er ungestört sein konnte. Nach geraumer Zeit des Grübelns wurde es ihm zu viel. Er erhob sich und trat an das Fenster zwischen seinem Nachttisch und dem von Sanji. Sanjis war wesentlich ordentlicher und Hefter, Blöcke, Bücher und Blätter in den Schubladen verstaut – im Gegensatz zu seinen Schulmaterialien, die nicht nur auf seinem Schreibtisch sondern im ganzen Zimmer verstreut lagen. Gebraucht hatte er sie in letzter Zeit nicht. Der Unterricht war ausgefallen, einerseits um den Schülern etwas Zeit zu geben, die letzten Ereignisse zu verarbeiten, anderseits, damit die Lehrer sich den Dingen widmen konnten, die im Moment Vorrang hatten. Zorro hatte in dieser Zeit nicht einmal an die Schule gedacht. Erst jetzt, wo sein Blick auf den Schreibtisch des Blonden gefallen war, fiel ihm wieder ein, dass sein Leben ja vor diesem Angriff noch aus ganz anderen Sachen bestanden hatte. … Gut, genau genommen war auch zuvor die Schule Nebensache und die Streitereien mit Sanji Hauptbestandteil seines Alltags gewesen. Aber er hatte immer versucht, den Unterricht etwas ernster zu nehmen. Und wenn er Smokers Worten Glauben schenken konnte, war das auch nötig… Er war zwar nicht schlecht in der Schule, aber wenn er seine Leistung auch in der nächsten Klassenstufe halten wollte, musste er sich etwas mehr am Unterricht beteiligen. Und wenn er sich verbessern wollte, wäre es wohl ratsam, das eine oder andere Fach etwas ernster zu nehmen, sich seinen Schwächen mehr zu widmen und vor allem seine Stärken besser auszubauen. Eigentlich war das ein typischer Lehrerspruch, den wohl jeder in seiner Schullaufbahn mehr als ein Dutzend mal zu hören bekam – aber Zorro wusste genauso gut, dass an diesem Spruch auch etwas dran war. Und er schwor sich, dem Rat auch zu folgen, wenn die Turbolenzen wieder vorbei waren und alles wieder so war wie vorher. Er könnte dann immer mit Sanji Französischhausaufgaben machen und vielleicht würde Lysop ihm in Physik helfen können… Einfach würde das bestimmt nicht werden, zumal ihm Fächer wie Französisch absolut keinen Spaß machten. Demnach schob Zorro dieses Thema vorerst in eine der hinteren Ecken seines Gehirns und konzentrierte sich wieder auf den Waldabschnitt, den er von seinem Zimmer aus sehen konnte. Wenn er an dieser Stelle des Zaunes auf die andere Seite klettern würde, musste er sich nach rechts wenden und dann eigentlich nur geradeaus gehen, bis er dann irgendwann auf den Trampelpfad stoßen würde, der ihn zur Landstraße bringen würde, die ihn hinunter zum Dorf führen würde. Beim Ausflug hinunter ins Dorf folgten sie meistens genau dem Weg. Sollte es allerdings schneller gehen, verließen sie das Schulgelände durch das Haupttor und schlugen sich diagonal durch den Wald, denn der Trampelpfand machte einen ziemlichen Bogen, erst nach Süden und dann wieder nach Norden, um noch über dem Dorf an die Landstraße anzuschließen. Und wenn sie einen Spaziergang machen wollten, taten sie das meist über die Felder, die fast das gesamte Dorf umsäumten und teilweise bis an den Waldrand reichten. Zum Krankenhaus konnte man ganz ähnlich kommen. Wenn man im Dorf war, war es egal, in welche Richtung man der Landstraße folgte, sie führte zu beiden Seiten zu einer Hauptstraße, die wiederum zur Stadt führte. Der Weg zum Zentrum und Hospitals war recht gut ausgeschildert – und davon abgesehen kannte man den Weg auch von der einen oder anderen Fahrt dorthin, die bereits nötig gewesen war; und das waren nicht wirklich wenige gewesen… Zorro war auch schon öfters dort gewesen, genauso wie Mihawk, Shanks und die anderen, jeder wegen etwas anderem. Aber auch die Lehrer kannten das Gebäude recht gut. Smoker und Crocodile waren schon wegen der ein oder anderen Schlägerei eingeliefert worden und klein Kuro hatte dort seinen Blinddarm rausbekommen. Es war Nachmittag, als Zorro wieder Gesellschaft bekam. Mihawk war es, der ihn gesucht hatte, weil er das Mittagessen verpasst hatte und er ihm etwas aufgehoben hatte. "Und? Geht's dir heute besser?", fragte der Größere und setzte sich an den Tisch in der Zimmermitte, auf dem er auch die zwei Schalen für Zorro abgestellt hatte. Zorro nickte nur und setze sich zu ihm. Mihawk beschloss, nicht weiter darauf einzugehen und er fragte auch nicht, wo Zorro den Vormittag über gesteckt hatten, denn obwohl Zorro nicht damit rechnete, war sein Verschwinden nicht ganz unbemerkt geblieben. "Es gab Sukiyaki", berichtete er stattdessen und schob Zorro mit einer auffordernden Geste das Essen zu. Zorro nahm die Deckel von den Schüsseln und zum Vorschein kamen Reis in der einen und Fleisch und Gemüse in der anderen. Mit den Stäbchen, die er von Mihawk dargeboten bekam, begann er zu Essen. Sie saßen eine Weile schweigend nebeneinander und der Schwarzhaarige beobachtete seinen Ex, wie er sich über das Essen hermachte. "Wir hatten dir auch was vom Frühstück aufgehoben", begann der Größere schließlich. "Aber wir konnten es nicht schützen. Wir haben unsere Beute verteidigt, aber wir verloren einen Mann an unsere Gegner und dein Essen musste als Tauschmittel herhalten." Zorro grinste. "Habt ihr Kuro wieder die Salami weggegessen?" Auch um Mihawks Mund spielte ein Lächeln. "Nur mit der Absicht, ihn ein bisschen zu beschäftigen. Es ist so, als würde man mit einer Katze spielen. Sie rennt dem Grashalm hinterher und will ihn fangen. Hat sie ihn, lässt sie ihn sich wieder entreißen, um ihn wieder zu jagen. – Und am Ende hat er seine Salami ja bekommen." "Ihr habt also mit ihm gespielt, ja?" Mihawk nickte. "Sehr interessante Ansicht… Hast du deinem Professor das auch so erklärt?" "Nein, er war zu beschäftigt mit Kauen." "Ja, klar. Oder du hattest Schiss vor seinem Beschützer. – Ich wette, ihr habt eure Beute an ihn verloren." Mihawk seufzte. "Erfasst. Und dann haben wir uns versteckt, wie immer. Die anderen trauen sich noch nicht wieder vor, deshalb hab' ich und nicht Ruffy dir das Essen gebracht. Er wollte dich auch unbedingt sehen, aber er hat sich entschieden, bei Lysop und den anderen Angsthasen zu bleiben." "Warum will er mich sehen?", hakte Zorro nach und tat mehr von dem Sukiyaki auf seinen Reis. "Morgen will Smoker wieder in die Stadt fahren. Ruffy will auch mit und du wahrscheinlich auch." Zorro nickte. "Ja, ich… muss ihm noch was bringen. Smoker hat zwar gesagt, dass er ihm Klamotten mitgebracht hat, damit er nicht in diesem Krankenhausfummel aufwachen muss, aber er muss ja auch umgezogen werden. Sein Buch hat er schon, aber es gibt noch ein paar andere Sache, die er bestimmt braucht, wenn er wieder wach is'." "Aber du bringst ihm nicht seine Zigaretten, oder?" Zorro schaute Mihawk beinahe entsetzt an. "So 'n Unsinn! Ich wäre der Letzte, der ihm die mitbringen würde. Ich würd' ihm nicht mal eine einzige geben. – Genau genommen war seine Raucherei ein guter Grund zum Streiten. Jeden Tag wurde die erste Runde durch seine Morgenzigarette eingeläutet… Naja, aber ein Sanji, der nicht rauchen würde, ich glaube, solch ein Bild wäre gewöhnungsbedürftig." Mihawk grinste. "Ja, man kennt 's ja auch kaum anders. Das is' schon fast so schlimm wie mit Smoker. Zusammen könnten sie glatt eine Dampfmaschine betreiben." Zorro hatte aufgegessen und verschloss die Schüsseln wieder mit dem Deckel, damit er oder Mihawk sie später wieder zurückbringen konnten. "Du wolltest noch etwas für Sanji packen, wollen wir das jetzt zusammen machen? Dann können wir danach zu mir hoch und von mir aus noch etwas trinken. Morgen früh werden wir wohl nur Frühstücken und dann losfahren, da ist dann vermutlich nicht allzu viel Zeit…" Zorro nickte nur und erhob sich. "Sollten wir alles noch ein Mal oder besser zwei Mal mitbringen?", fragte er, als er die Schranktür auf Sanjis Seite geöffnet hatte und seinen Blick skeptisch über die Hemden gleiten ließ. "Nimm ruhig zwei Mal mit, schaden kann's nicht", antwortete Mihawk und gesellte sich zu ihm, als Zorro die Tür wieder schloss und in den Schubladen wühlte. "Der Junge wird doch wohl noch etwas anderes als Hemden und diese unbequemen schwarzen Kluften haben…", murmelte er dabei und rollte die Socken von einer Ecke zur nächsten. Schließlich schnappte er sich zwei Paar und packte sie auf die Boxershorts, die er schon herausgenommen hatte. "Nimm doch einfach was von dir mit, wenn du nichts findest", schlug Mihawk vor und war schon dabei, Zorros Schrank zu durchforsten. Sie entschieden sich für noch eine lange Jogginghose, einem einfarbig schwarzen T-Shirt, einem weißen T-Shirt mit einem schwarzen Totenkopf und einen weißen, kuscheligen Pullover, den sie fanden und den Zorro mal von Mihawk ausgeliehen bekommen hatte, als sie nachts runter zum See gegangen waren und den Zorro nie zurückgegeben und nach ihrer Trennung vergessen hatte. Er war selbst Mihawk etwas groß und demnach würde Sanji wohl darin ertrinken, aber er war einfach wunderschön flauschig. Der Grünhaarige drückte die Kleidungsstücke dem Größeren in die Arme, der sich daraufhin zur Tür wandte, aber stoppte, als Zorro sich wieder umdrehte. "Eine Sache fehlt noch", nuschelte der – mehr zu sich selbst, als zu Mihawk – und ging auf Sanjis Bett zu, um sich davor auf die Knie sinken zu lassen und eine Tasche hervorzuziehen. Er kramte eine geraume Weile darin herum, dann zerrte er ein abgerissenes, altes und durchgekuscheltes Stofftier hervor. Mihawk erkannte auf den ersten Blick nicht, was der Fetzten darstellen sollte, doch dann konnte er einen länglichen Hals mit einem kleinen Kopf und einem gelben Schnabel ausmachen und danach den braunen Körper und die Grünen Flügel und die gelben Plattfüße, die am Bauch nach unten hingen und leicht hin und her baumelten. "Was ist das denn für ein abgerissenes Vieh?", brachte er schließlich hervor und schaute Zorro fragend an. "Es ist… eine Ente. – Würde ich sagen…" "Ja, schon klar, aber was willst du damit?" "Sanji… mag es", verteidigte sich Zorro und stand wieder auf. "Woher weißt du das? Ich mein', er hat's bestimmt nicht umsonst unterm Bett versteckt. – Und nur so nebenbei wäre mir so ein Tier auch peinlich…" "Wenn jemand eine alte, zerzauste Stoffente aufhebt und mit sich nimmt, dann wird er sie wohl mögen." "Und woher kennst du seine alte zerzauste Stoffente? Schmust er immer mit ihr rum, wenn er abends ins Bettchen steigt und sich den Daumen in den Mund steckt?" "Red' keinen Blödsinn. Er hat sie nur einmal vorgeholt und da war es mitten in der Nacht und stockfinster. Wir hatten uns gestritten und er dachte wohl, ich schlafe schon, da hat er sie vorgekramt; daher weiß ich, wo er sie versteckt. Er muss dann wohl eingeschlafen sein und vergessen haben, sie zurückzupacken. Jedenfalls hatte er sie am nächsten Morgen immer noch im Arm, da hab' ich sie gesehen." Mihawk zog bloß eine Augenbraue hoch und ließ die Sache ansonsten unkommentiert. Zorro knuffte ihn nur gegen den Oberarm und schritt an ihm vorbei. "Komm endlich", forderte er den anderen auf und warf, nachdem Mihawk sein Zimmer verlassen hatte, die Tür ins Schloss und schloss ab. Als Zorro am nächsten Morgen aufwachte, war er mehr als verschlafen. Er hatte lange mit Mihawk dagesessen und sie hatten geredet und auch ein bisschen was getrunken. Zorro war leicht angeschwipst gewesen (also hatten sie ein bisschen mehr getrunken), als aus ihrer seichten Plauderei langsam etwas anderes wurde und Mihawk begann, neugierig Fragen zu stellen. Der Ältere war selber nicht mehr ganz so klar im Kopf wie noch einige Stunden zuvor, und die allgemein enthemmende und Zungen lösende Wirkung des Alkohols ließ beide wenig über die Fragen nachdenken, die gestellt und beantwortet wurden. Zorro konnte sich erinnern, dass sie ziemlich schnell auf Sanji zu sprechen gekommen waren. Und er hörte sich antworten, dass er den anderen eigentlich gar nicht unattraktiv fand. Sie stritten sich zwar oft, aber das ja nicht wegen seines Aussehens. Er gestand auch, dass er den Blonden in manchen Situationen schon süß gefunden hatte und er erzählte auch von der Nacht, die sie gemeinsam in einem Bett verbracht hatten, als Zorros zu Bruch gegangen war. Mihawk hatte nur wissend gelächelt und dann die nächsten peinlichen Fragen gestellt, auf die Zorro mehr oder weniger eingegangen war. Er rief sich diesen Gesprächsausschnitt in Gedanken zurück, in dem es schließlich etwas ausgeartet war. 'Hat sie denn auch nach ihm gerochen?', hatte Mihawk wissen wollen, nachdem Zorro gebeichtet hatte, dass sie in der Bettdecke des jeweils anderen geschlafen hatten. Zorro hatte etwas abwesend genickt und an den Moment zurückgedacht, in dem der Jüngere so dicht neben ihm gelegen hatte. Dann hatte er gemeint, ohne groß nachgedacht zu haben: 'Aber seine Haare haben auch geduftet, die waren ja auch ganz nah…' Mihawk hatte gelacht. 'Und? Hast du ihn denn auch in den Arm genommen und ein Mal tief eingeatmet?' 'In den Arm genommen hab' ich ihn schon, aber nur, damit er nich' rausfällt. Er is' 'n ziemlicher Tollpatsch… manchmal!' 'Hat er sich an dich gekuschelt?' Zorro hatte kurz überlegt und dann mit den Schultern gezuckt. 'Is' er wirklich so mager, wie er aussieht?' Der Jüngere hatte fast augenblicklich genickt. 'Und noch leichter. – Aber Bauchmuskeln hat er.' Mihawk hatte ihn angeschaut und gegrinst. 'War ja klar, dass du das auskundschaften musstest. – Und? Wie sieht's weiter unten aus? Genauso gut bestückt wie sein Bauch oder steht's da eher im Verhältnis zu seiner Hühnerbrust?' Über die Wangen des Grünhaarigen hatte sich ein leichter Rotschimmer gelegt als er gemurmelt hatte: 'Das hab' ich da nich' nachgeschaut…! – Aber in 'ner Dusche sah 's ganz ordentlich aus…' Daraufhin hatte Mihawk laut aufgelacht und Zorros Wangen waren noch eine Spur dunkler geworden und er hatte einen großen Schluck aus seiner Flasche genommen, um dann zu erklären: 'Aber eigentlich is' mir das auch egal, er muss ja nur unten liegen, da spielt die Größe keine Rolle.' 'Sprichst du da aus Erfahrung als Unterlegener? – Oh, warte, wo wir gerade beim Thema sind, du hattest doch immer den weiblichen Part übernommen. Oder irre ich mich da? Woher willst du wissen, was ein wahrer Mann mag?' Zorro hatte Mihawk für die Aussage (die auch nicht ganz korrekt war, da sowohl der Schwarzhaarige als auch der Grünhaarige mal oben und mal unten gewesen waren) eine Kopfnuss verpasst und dann gemeint, dass es bei ihm und Sanji anders wäre – wenn da denn etwas sein würde – als bei ihm und Mihawk. 'Sanji is' definitiv die Frau! Schau ihn dir doch an. Seine Hüfte is' so schmal, dass ihm jeder eng geschnittene Rock zu weit wäre. Der Spargeltarzan is' für 'ne andere Position doch gar nich' gemacht.' 'Was ja nicht unbedingt heißen muss, dass er einen Kleinen hat. Und ein Großer tut der Sache ja auch keinen Abbruch. Im Gegenteil, ich find 's schöner, wenn ich nicht mit einem Maika-Miniwürstchen spielen muss, sondern 'ne Bockwurst hab'!' ''ne Bockwurst is' aber kurz und dick', hatte Zorro zu bedenken gegeben. Daraufhin hatte Mihawk kurz überlegt, was denn als Alternative in Frage kommen und seine Wünsche am Besten beschreiben würde. 'Dann steh' ich eben mehr auf Bananen.' 'Pf, Vegetarier! – Du hast die Kiwis vergessen.' 'Ouh, du hast Recht! … Aber größer als Kiwis sollten sie nich' sein.' 'Kiwis sind ganz schön groß…' 'Ja, aber besser als Gurke und Melonen…' Ab dem Punkt waren sie dann etwas abgeschweift und waren bald bei Obstsalaten, gesunder Ernährung und Früchteeisbechern angekommen, bis sie schließlich irgendwann beschlossen hatten, schlafen zu gehen. Und aus dem Schlafen gehen war ein Schlafen geworden und schließlich ein Verschlafen. Zorro fuhr sich durch seine kurzen Haare und rieb sich den Schlaf aus den Augen, dann richtete er sich halb auf und schlug die Bettdecke zurück. Sein Blick schweifte nur kurz zur Uhr, dann hinüber zu Mihawk und dann wieder zur Uhr. Eine Null eine Acht und zwei fünfen leuchteten ihm entgegen und im nächsten Moment war er aus dem Bett und in seine Hose gesprungen. "Mihawk! Wir müssen aufstehen!", brüllte er dabei und rannte durch das Zimmer um seine Klamotten zusammen zu suchen und sich anzuziehen. Mihawks erste Reaktion war, sich die Bettdecke über den Kopf zu ziehen und sich umzudrehen. Als diese ihm dann im nächsten Moment entrissen wurde, machte er nur einen unwohligen Laut und kauerte sich zusammen,… um dann wenig später doch aufzustehen. Beide waren noch zu müde, um großartig zu reden, also rafften sie nur alles schnell zusammen, was sie brauchten, um ihre Körper zu verhüllen und stürmten dann die Treppen hinunter und quer über das Schulgelände zur Mensa. Ruffy und die anderen waren auch schon auf und saßen beim Frühstück. Neben denjenigen, die mit ins Krankenhaus fahren wollten, waren auch noch ein paar andere Schüler bereits wach und frühstückten an anderen Tischen verstreut, in wesentlich kleineren Grüppchen, als die, die sich in der Mitte an zwei aneinander geschoben Tischen versammelt hatte. Die anderen waren offensichtlich schon so gut wie fertig mit frühstücken, als Zorro und Mihawk – jeder mit Brot und Marmelade bewaffnet – sich dem Tisch näherten. Professor Klahadore nagte noch an einer Salamischeibe und Lysop löffelte den Rest seines Müslis aus seiner Schüssel. Ruffy fraß zwar immer noch um sich herum, aber der Junge würde auch erst mit essen aufhören, wenn man ihn aus der Kantine schleifen würde. Die zwei murmelten ein "Guten Morgen" (auf das unterschiedlich euphorisch geantwortet wurde) und setzten sich zu ihren Freunden und schmierten sich die Brote, um sie dann mehr oder weniger hinunterzuschlingen. Vor allem Zorro war die Unruhe anzumerken. Er hatte so heftig nach der Marmelade gegriffen, dass er sie beinahe umgeschmissen hätte und als er sich sein Brot hintergestopft hatte und Mihawk noch nicht ganz fertig war, warf er ihm alle zwei Sekunden einen ungeduldigen Blick zu, solange, bis Professor Klahadore schließlich meinte: "Ihr müsst gar nicht so hetzten, wir müssen eh noch auf Ben warten, sonst kommen wir nicht alle weg. Und Ben kommt erst um zehn nach neun." Zorro hätte am liebsten aufgestöhnt und beinahe wäre ihm rausgerutscht, dass die anderen doch laufen könnten. "Wieso nehmen wir nicht den Pickup und den Jeep? Das dürfte doch reichen", versuchte er, anstelle eines genervten Kommentars die Lehrer umzustimmen. "Das kannst du vergessen", meinte daraufhin Smoker, der bis eben gelangweilt mit einigen Streichhölzern gespielt hatte, die er Ace wieder mal abgenommen hatte und jetzt kurz von seinem Türmchen aufsah, dass er gebaut hatte. "Wir sind elf Leute und Pickup und Jeep bieten zusammen gerade mal acht Sitzplätze. Und auf die Tragfläche nehm' ich keinen mit. Wenn wir angehalten werden, kostet das und zwar nicht wenig. Und ich hab' keinen Bock zu blechen, nur weil ihr euch da hinten nicht anschnallen könnt." "Außerdem haben wir niemanden mehr, der den Pickup fahren könnte, wenn Chaser den Jeep fährt", ließ sich Professor Klahadore wie nebenbei vernehmen. "Goldy kann nicht weg, weil die Bul- Polizisten noch einmal mit ihm reden wollen und Hina muss hier bleiben für Notfälle." "Das is' 'n lausiges Repertoire an Fahrern", murmelte Mihawk und biss noch einmal von seinem Brot ab. "Mach deinen Führerschein, dann haben wir einen mehr", antwortete Crocodile giftig und verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust. "Ich geh' mir noch was zu Essen holen", flötete Ruffy, während Mihawk sich mit Crocodile anlegte… "Ich würd' ihn ja machen, aber von dem Taschengeld kann man ja keine Fahrstunden bezahlen." "Und denkst du, mein Gehalt wäre so viel besser, dass ich mir Fahrstunden leisten könnte?" "Smoker hat's auch geschafft!" "Smoker war damals aber noch Schüler!" "Aber du warst hier doch auch Schüler, warum hast du nicht gleich mitgemacht?" "Weil ich kein Fahrzeug hatte, für das ich ein Führerschein hätte machen können!" "Und wo hatte Smoker seines her?" "Das weiß ich doch nicht!" "Wie, du hattest das Ding schon, bevor du an die Schule gekommen bist?", mischte sich nun Ace ein. Smoker nickte. "Es hat schon einige Jahre auf dem Buckel. – Wobei ich es ja nicht von Anfang an fahren durfte, hatte ja keinen Führerschein; und war nicht volljährig." Crocodile und Mihawk unterbrachen ihr Streitgespräch und wandten sich dem Weißhaarigen Lehrer zu. "Wenn du nicht volljährig warst, wie hast du dir das Ding dann kaufen können?", sprach Mihawk die Frage aus, die auch Crocodile auf der Zunge lag. "Ich hab' nie erzählt, dass ich es gekauft hätte. Das is' 'n Erbstück meines Großvaters mütterlicherseits. Und weil der Knabe meinen Vater nicht ausstehen konnte, hat er's mir und nicht ihm hinterlassen." "Hah! Siehst du? Ich hatte keinen reichen Opa, der mir was geschenkt hat", verteidigte sich Crocodile und mit einem triumphierenden Grinsen lehnte er sich zurück. "Aber ich doch auch nicht…", gab daraufhin der Jüngere zu bedenken und das Grinsen verschwand für einen kurzen Moment. "Aber ich hab' auch nichts an der momentanen Situation auszusetzen. Du schon, also solltest du auch was ändern!" Mihawk verdrehte nur die Augen und befasste sich wieder mit seinem Frühstück, das er immer noch nicht aufgegessen hatte. Dabei murmelte er etwas in der Art, dass Crocodile nur nicht zugeben wollte, dass er sein Geld für andere 'Sachen' als Fahrstunden ausgegeben hatte – was dieser sehr wohl noch hörte. Und auch die Anspielung verstand er sehr wohl, was ihn dazu veranlasste, sich zufrieden zurückzulehnen und sein Bein auszustrecken, sodass Ruffy, der gerade von der Essensausgabe wieder angerannt kam, darüber stolperte. Die Tasse Kakao, die er sich dort geholt hatte, flog von der Untertasse und der (noch recht warme) Inhalt, ergoss sich über Mihawks Kopf. Er sah nicht auf, als er die Hände zu Fäusten ballte, seine Lippen verärgert aufeinander presste und langsam die Augen schloss. Im nächsten Moment sprang er auf und fuhr den Älteren an: "Das hast du doch mit Absicht getan!" Auch Crocodile erhob sich; immer noch grinsend. "Ich hab' dich nicht mal berührt", verteidigte er sich. Bevor Mihawk darauf eingehen konnte, hatte Shanks ihm seine Hände auf die Schultern gelegt und ihn ein Stück zurückgezogen und freundlich lächelnd gesagt: "Is' doch alles halb so wild. Wir wollen doch alle zusammen und in Frieden in die Stadt fahren. – Also streitet nicht!" Er ließ Mihawk gar keine Chance, in irgendeiner Weise zu reagieren, sondern schob ihn zu Zorro und Ace ab, die wiederum dafür sorgten, dass er nicht auf seinen Lehrer losging – was alles andere als ratsam gewesen wäre… …Nicht viel später stand Mihawk unter der Dusche. Zorro, der ihn in sein Zimmer verfrachtet hatte, stand im Wohnraum und wartete darauf, dass der andere fertig wurde. Das dreckige Hemd des Älteren war achtlos über die Stuhllehne geworfen und der kleine kreuzförmige Anhänger, den er immer um den Hals trug, auf den Tisch gelegt worden. Hose und Socken hatte er erst in dem kleinen Bad ausgezogen, in dem er dann schimpfend seinen Kopf unter den Wasserhahn gehalten hatte und nun Haarwaschshampoo in seine Haare rieb. Zorro lehnte sich derweil gegen den Türrahmen und musterte ungeduldig den Raum. Nach zwei Minuten des Wartens (die ihm mindestens wie zwanzig vorkamen), setzte er sich in Bewegung und suchte die Sachen für Sanji zusammen, die sie gestern in Mihawks Zimmer wieder zerstreut hatte, um sie auf dem Tisch bereit zu legen. Sein Blick glitt dabei noch einmal über das Hemd mit dem Kakaoflecken und über den Anhänger… Als Mihawk mit einem Handtuch überm Kopf aus dem Bad kam, saß Zorro auf einem der Stühle am Tisch und spielte mit der Stoffente. "Bist du endlich fertig?", fragte er und drängte den anderen mit seinem Aufstehen zur Eile. "Jaja, vielleicht darf ich mir noch was Frisches anziehen? Oder soll ich nackig gehen?" Mihawk wartete keine Antwort ab, sondern ging zu seinem Schrank und holte sich ein neues Hemd heraus. Zorro hingegen war schon zur Tür gegangen und hatte diese aufgemacht, als der Schwarzhaarige sich zum Tisch wand, um seinen Anhänger umzubinden. "Komm schon! Die anderen warten und wollen los!", rief Zorro, der schon auf den Flur getreten war. "Ja, ich komm gleich, aber mein Anhänger ist weg!" Zorro stöhnte genervt auf. "Den kannst du doch später suchen! Is' bestimmt beim Ausziehen runtergefallen!" Mihawk schaute sich noch einmal im Zimmer um, als er das Gesuchte aber nicht entdeckte, zuckte er nur mit den Schultern und folgte dem Kleineren vor dir Tür. Zorro hatte recht, sie wollten los und sein Anhänger würde sich schon wieder anfinden – konnte ja nicht weit weg sein. Er schloss die Tür hinter sich ab und ging Zorro hinterher, der sich schon auf den Weg zur Treppe gemacht hatte. Sie trotteten zum Parkplatz, wo der Rest der Gruppe zusammen mit Ben schon wartete. Der Jeep und der schwarze alte Wagen von Ben standen nebeneinander und zeigten Richtung Haupttor. Als sie ankamen, teilte sich die Gruppe auf und Ben setzte sich an das Steuer seines Wagens, Shanks auf den Beifahrersitz und Ace, Croco und Lysop nahmen auf den Rücksitzen platz. Der Jeep wurde von Smoker gefahren und Kuro durfte vorne sitzen. Hinten wurde es mit Zorro, Mihawk, Nami und Ruffy etwas enger. Während der Fahrt gab es deswegen die ein oder anderen Knuffe in die Seite oder gegen die Schulter, aber im Großen und Ganzen kam man unbehelligt am Krankenhaus an. Es war selten, dass eine solche Horde in dieses Gebäude einfiel und entsprechend wuschig war die Schwester am Empfang. "Ehem! Entschuldigen Sie, kann ich … Ihnen hel-?" Weiter kam sie nicht, bevor Ruffy plärrte: "Wir wollen zu Sanji!", Kuro meinte, dass er gerne Salami hätte, Croco wissen wollte, wo das Klo sei, Nami fragte, ob das Essen, das für Sanji gespart wurde, ihnen gutgeschrieben werden würde, Ace sich erkundigte, ob es sich bei den Dingern an der Decke um Rauch- oder Feuermelder handelte und Zorro einfach an ihr vorbeischreiten wollte. Nachdem Smoker die ganze Bande einmal zur Ordnung gerufen hatte, herrschte Stille und man stellte sich hinter dem weißhaarigen Lehrer brav in einer Reihe auf und wartete, dass er das Sprechen übernahm… was dann allerdings nicht mehr nötig war. Der kleine Tumult hatte nicht nur die Aufmerksamkeit der Patienten im Wartezimmer sonder auch der Ärzte in den Gängen des Krankenhauses auf sich gezogen. Und einer dieser Ärzte hatte einige der Gestallten wiedererkannt und kam nun auf sie zu. "Sie wollen zu Sanji nehme ich an?", fragte der blonde Arzt, der für den blonden Patienten zuständig war und wartete eine Antwort gar nicht erst ab, sondern drehte sich wieder um und führte die Gruppe in den Flügel der Intensivmedizin. Vor der Tür Sanjis blieben sie stehen und Dr. Shun drehte sich um. "Sie sind… wie viele Personen?" Sein Blick wanderte etwas skeptisch über die versammelte Mannschaft, die das Hospital gestürmt hatte. "Elf", antwortete Smoker. Der blonde Doktor seufzte. "Also, zu elft kann ich Sie beim besten Willen nicht reinlassen. Maximal drei Leute, nicht mehr! – Und bitte, seien Sie nicht so laut, weder im Flur noch in seinem Zimmer." Schnell hatte sich herauskristallisiert, wer als erstes das Zimmer betreten durfte. Die drei Lehrer und Ben und Shanks verzichteten fürs erste. Auch Nami und Lysop wollten den anderen den Vortritt lassen und zur Überraschung aller Anwesenden, machte auch Zorro ein paar Schritte von der Tür weg und murmelte: "Ich warte auch, kann ja später noch zu ihm…" Demzufolge waren Ace, Ruffy und Mihawk die ersten Besucher, die an das Krankenhausbett herantraten. Ruffy erzählte von den Mahlzeiten, was es zu essen gegeben hatte und wie die Stunden in der Mensa abgelaufen waren, während Ace die Schlacht um die letzte Scheibe Salami für erwähnenswerter hielt. Mihawk erzählte nicht viel, machte nur ab und an mal ein Kommentar und blieb ansonsten still in seiner Ecke stehen. Shanks ging zusammen mit Lysop und Nami hinein. Auch Lysop erzählte von den Dingen, die sich auf dem Schulgelände zutrugen und Nami las ein bisschen aus dem Buch vor, das Smoker dem Blonden mitgebracht hatte. Die drei Lehrer beschränkten ihren Besuch darauf, mit Sanjis Arzt zu reden, um festzustellen, dass es nichts Neues gab. Zorro wartete, bis die anderen das Zimmer wieder verlassen hatten, dann erhob er sich von der Bank, auf die er zusammen mit denjenigen, die nicht im Zimmer waren, gewartet hatte. "Ihr könnt ruhig schon vorgehen", meinte er dabei, "ich leg nur die Sachen für Sanji in seinen Schrank." "Bist du sicher, dass du nicht mehr Zeit brauchst?", fragte Smoker vorsichtig, stand aber trotzdem auf. "Nein, schon gut. Ich bin gleich fertig." Er wandte sich nicht noch einmal zu den anderen um, sondern ging schnurstracks zu Sanjis Tür hinüber, um gleich darauf in dem Raum dahinter zu verschwinden. Der Rest der Gruppe akzeptierte seine Worte und man setzte sich in Bewegung, um zu den Autos zurückzukehren. Nur Mihawk schien nicht ganz einverstanden. Im Gegensatz zu den andren ging er wesentlich langsamer, ließ sich zurückfallen und drehte schließlich um. Sein Weg führte ihn zurück zu Sanjis Zimmer, vor dessen Tür er stehen blieb, sie lautlos einen winzigen Spalt öffnete und dann lauschte… Zorro war an Sanjis Bett getreten und betrachtete das friedliche, aber auch ausdruckslose Gesicht seines Zimmergenossen kurz, dann drehte er sich um und räumte die Klamotten in den Schrank. Die Stoffente behielt er draußen. Mit ihr im Arm kam er wieder zu Sanji zurück und setzte sich kurz auf die Bettkante. Er fuhr im mit der Rechten kurz durch die Ponyfransen und streifte sie ihm etwas aus dem Gesicht, dann hob er Sanjis Arm leicht an und klemmte ihm die Ente zwischen Brustkorb und Unterarm. "Die hab' ich gefunden. War Zufall, ich hatte eigentlich nach einer Jogginghose gesucht", erklärte er. Sein Blick wurde eine Spur sanfter als normalerweise. "Muss dir nich' peinlich sein. Ich hab' auch eins. Bei Gelegenheit zeig ich's dir mal… – Ich geh' dann jetzt mal besser wieder, die anderen warten. Man sieht sich!" Er stand wieder auf und war schon auf dem Weg zur Tür, als ihm Ruffys Worte von vor einigen Tagen wieder einfielen. 'Du hast gesagt, du bringst ihn um', 'Aber ein Messer könntest du führen'. Und plötzlich verspürte er das Verlangen, sich noch einmal umzudrehen. Er hatte Ruffy damals versichert, dass er nichts mit der Sache zutun hatte, trotzdem hatte er das Gefühl, dass das nicht nur der Schwarzhaarige wissen sollte… "Hey, Kleiner! … Ich wollt dich nicht umbringen, ehrlich. Angst machen ja, ernsthaft verletzten, nie. Wenn ich mich mit dir geprügelt hab', dann nie um dich umzubringen. Ich hab' dich auch nicht angegriffen, falls du das denkst. … Bitte wach schnell wieder auf…" Mihawk machte einen Schritt rückwärts, als Zorro seinen Satz beendet hatte und eine Stimme hinter ihm sprach: "Na? Was gibt's denn da so interessantes?" Erschrocken fuhr Mihawk herum. "Professor Klahadore! – Ich… äh… nichts!", antwortete er hastig und verschwand auch schon. Professor Klahadore schaute ihm noch kurz hinterher, dann wartete er darauf, dass Zorro aus dem Zimmer treten würde, um mit ihm zusammen zu den Parkplätzen zu gehen… [~next day – village~] Zorro, verhüllt in einem schwarzen Umhang, schaute noch einmal links und rechts den von den Straßenlaternen schwach erhellten Weg entlang, dann überquerte er ihn und ging auf die Türen einer heruntergekommen Kneipe zu. Als er eine Tür aufstieß und sich kurz umschaute, ruhten fast alle Augenpaare für einen Moment auf ihm. Er musterte die Gesichter kurz, um festzustellen, dass er den Großteil nicht kannte und den Rest nur vom flüchtigen Aneinandervorbeigehen, wenn sie das Dorf besucht hatten. Einige von ihnen saßen an der Theke und tranken etwas, aber die Mehrheit hatte sich zu einen der Tische zurückgezogen und saß größtenteils im Schatten, um ungestört reden zu können. Auch als er sich in Bewegung setzte, änderte sich nichts daran, dass er angestarrt wurde. Erst, als er am Tresen angekommen war und sich der Barkeeper dahinter zu ihm umwand (der ihn davor nicht minder überrascht und auch missbilligend angeschaut hatte und immer noch nicht sehr viel freundlicher schaute), schien er uninteressant geworden zu sein. Der Kerl vor ihm war bullig gebaut, mit schwarzen Haaren, die ihm links und rechts vom Kopf abstanden wie zwei gebogene Hörner und einem sichelförmigen, nach unten zeigenden Oberlippen- und einem gezackten Unterlippenbart – nach den Informationen von Corsa war das wohl dieser Bruno. "Was willst du, Junge?", fragte er etwas barsch und beäugte Zorro misstrauisch, als dieser sich – weder auf den Barkeeper, noch auf die anderen Gäste achtend – auf einen der Barhocker setzte. Er schaute den Wirt nicht an, als er sich einen Krug Rum bestellte und blickte auch nicht auf, als der ziemlich grob vor ihm abgestellt wurde. Zorro nahm einen großzügigen Schluck, dann stellte er das Gefäß wieder vor sich ab und begann in seiner Hosentasche zu kramen. "Was hast du noch so im Angebot?", fragte er schließlich und schaute auf. Der Wirt hatte ein Glas in die Hand genommen, um es zu polieren und schaute kurz von seiner Tätigkeit auf. "Kommt drauf an, wer fragt…" Zorro holte eine Kette mit einem hölzernen Kreuz als Anhänger hervor und legte sie auf dem Tresen ab, seine Hand davor, sodass Bruno, aber nicht die anderen Besucher es sehen konnten. Er zog den oberen Teil etwas hervor und eine kleine, aber scharfe Klinge kam zum Vorschein. Der Kerl unterzog erst das Kreuz einer genauen Musterung, um dann Zorro ins Auge zu fassen. "Was will jemand wie Takanome(1)-san bei einem kleinen Fisch wie mir?" "Warum will ein kleiner Fisch wie du das wissen?", konterte Zorro und ließ den Kerl genauso wenig aus den Augen, wie er ihn nicht unbeobachtete ließ. "Wonach steht denn die Gesinnung Takanome-sans? Ich kann viel bieten…" Zorros Mundwinkel zogen sich leicht nach oben. "Er ist auf der Suche nach gutem Stoff. Es gehen die Gerüchte um, dass du ein ganz gutes Angebot haben sollst…" Bruno hielt im Polieren inne und musterte Zorro. Anscheinend war er sich immer noch nicht sicher, ob er dem anderen vertrauen sollte. "Was hält dein hoher Herr von Angel Dust(2)?" Zorros Grinsen wurde eine Spur böser. "Ich kann dir sagen, was mein hoher Herr von Idioten hält, die ihn verarschen wollen!" Seine Stimme wurde zum Ende hin lauter und er schlug mit der Hand auf den Tisch. Wütend ließ er das kleine Kreuz dabei verschwinden und steckte es zurück in seine Tasche. Der Wirt schien daraufhin ziemlich schnell befunden zu haben, dass er Zorro genug getestet hatte. "Was hält Takanome-san von China White(3)?" "Das würde ihn schon mehr interessieren…" "Kostprobe?" "Nein, ich denke, dein Leben ist dir lieb genug, dass du gleich das richtige Zeug einpackst, auch wenn ich es nicht vorher überprüfe." "Will Takanome-san es ausprobieren, bevor er mehr kauft?" "Ja, das will er." Bruno stellte sein Glas ab und nahm ein neues um es mit einer klaren, durchsichtig-gelblichbraunen Flüssigkeit zu füllen, das er dann zusammen mit einem kleinen Tütchen vor Zorro abstellte. "Geht aufs Haus", meinte er dabei. Zorro nickte bloß und nahm einen Schluck, dann beugte er sich etwas vor. "Es gibt da noch ein paar andere Sachen, für die mein Boss sich interessieren würde. Er hat gehört, dass du ihm vielleicht weiterhelfen könntest…" Bruno antwortete nicht, sondern wand nur den Kopf, um den Grünhaarigen besser verstehen zu können. "Schon mal was von Jazz Boner gehört?" Sei Gegenüber deutete ein Nicken an. "Es gibt da eine Nachricht, die mein Meister ihm gerne überbringen würde. Der Absender ist für Boner uninteressant." Zorro schob ein Stück Papier über den Tresen, das ihm abgenommen und dann weggesteckt wurde. "Sieh diese Nachricht als überbracht an…" Zorro trank seinen Rum aus und blieb noch eine Weile sitzen, bevor er diesen zwielichtigen Bunker wieder verließ. Draußen auf der Straße ging er einige Schritte, entfernte sich von der Kneipe und verschwand schließlich in einer Seitestraße. Erleichtert ließ er sich gegen das kühle Mauerwerk hinter sich sinken und atmete tief durch. Das war besser gelaufen, als er erwartet und gehofft hatte. Ein Glück, dass ein Austritt aus der kriminellen Szene in solch hohen Reihen meist alles andere als publik gemacht wurde. Das hatte die Sache wesentlich vereinfacht. Zorro verweilte noch geschlagene fünfzehn Minuten in der Gasse um wieder zur Ruhe zu kommen, dann machte er sich auf den Rückweg zum Internat. Dort angekommen begab er sich als aller erstes in das Zimmer Mihawks, wo er den Anhänger unter sein Bett legte und die Schnur hervorschauen ließ. Als er draußen Geräusche hörte, schlüpfte er durch das Fenster in das anliegende Zimmer, grüßte kurz die Anwesenden (mit denen er sonst wenig zu tun hatte) und verschwand ungesehen die Treppe hinunter. [~same time – in front of Sanji's & Zorro's room – corridor~] Mihawk hatte das Zimmer verlassen, in dem er mit den anderen bis eben gesessen und den Nachmittag verbracht hatte. Zorro war schon vor geraumer Zeit abgehauen. Und er selber brauchte jetzt auch ein bisschen seine Ruhe, so wie Zorro. Und wo war er ungestörter als in seinem Zimmer, das er alleine bewohnte? Er wollte sich gerade auf den Weg zu den Treppen machen, als ihn jemand aufhielt. "Hey, Dulacre!" Abrupt blieb er stehen. Die Stimme, die ihn gerufen hatte, kam ihm irgendwie bekannt vor und er zögerte kurz, sich umzudrehen. Er war leicht geschockt, als sich seine Vorahnung bestätigte, ließ sich aber nichts anmerken. Am anderen Ende des Flurs saß ein alter Bekannter von ihm auf dem Fensterbrett, den er schon Jahre nicht mehr gesehen hatte und den er eigentlich auch nicht hatte wieder sehen wollen. Seine blonden, kurzen Haare bildeten einen guten Kontrast zu seiner gebräunten Haut, ähnlich wie die weiße Sonnenbrille mit den lilafarbenen Gläsern, hinter der sich seine Augen versteckten und die geformt war wie eine Stielmaske, wie man sie häufig auf Maskenbällen sah. Besonders auffällig war seine extravagante Jacke, bestehend aus rosa Federn. "Welch eine Überraschung, dich hier anzutreffen", begrüßte Mihawk die merkwürdige Erscheinung. "Meines Erachtens hattest du die Schule doch schon abgeschlossen, oder?" – Ein bisschen locker antworten, damit der andere seine Anspannung nicht bemerkte, aber nicht zu viel wagen, um ihn nicht zu verärgern. Mit seinem Gegenüber war nicht zu spaßen. Dessen Geduld überzustrapazieren wäre alles andere als ratsam. Auch, wenn bei einer Auseinandersetzung wohl nicht sicher war, wer die Oberhand erlangen würde, musste man es ja nicht darauf ankommen lassen… Der andere grinste, erhob sich und machte sich langsam auf den Weg hinüber zu Mihawk. Das war schon mal ein gutes Zeichen, er schien nicht gekommen zu sein, weil er auf Streit aus war. "Ja, wir haben uns lange nicht gesehen", stimmte er Mihawk zu und blieb schließlich vor dem nicht viel Kleineren stehen. "Da das aber auch seine Gründe hat, will ich meinen Besuch nicht all zu lang gestalten, denn schließlich willst du ja nichts mehr mit uns zu tun haben…" Mihawk nickte. "Wohl wahr. Ich habe jetzt eine andere Richtung eingeschlagen. Trotzdem, einen alten Freund deswegen einfach vor die Tür zu setzten, wäre äußerst unhöflich. – Darf ich dich in mein Zimmer bitten?" "Nur zu." Die zwei gingen den Gang entlang und Mihawk führte sie die Treppen hoch. In seinem Zimmer bot Mihawk seinem Gast einen Platz an und der andere streckte die Beine von sich und lehnte sich zurück. Er selbst war im Begriff, sich ebenfalls zu setzten, als ihm die Schnur unter seinem Bett auffiel. Mit zusammengezogenen Augenbrauen hob er seinen Anhänger auf und band ihn sich wieder um. Froh über das wohlbekannte und angenehme Gefühl der Kette um seinen Hals, schob er die Frage beiseite, wie er wohl unter sein Bett gerutscht war. "Hab' ihm beim Ausziehen verloren und die anderen haben genervt, dass wir los müssen", erklärte er kurz an den Blonden gewand und setzte sich endlich ihm gegenüber. Der Blonde musterte ihn noch eine Weile. "Ich muss mit dir reden", begann er schließlich und Mihawk machte sich bereit, zuzuhören… [~One hour later – Zorro, back at Kaizou Gakuen~] Zorro schaute nur kurz in sein eigenes Zimmer, um den Großteil seiner Freunde schlafend vorzufinden. Mihawk war nicht unter ihnen. Er fand ihn in seinem eigenen Zimmer, damit beschäftigt, etwas aufzuschreiben. "Hey, Mihawk! … Können wir reden?" Der Angesprochene sah überrascht auf, bat Zorro aber schließlich herein. Zorro betrat das Zimmer des Älteren und ließ sich auf dem nicht belegten Bett nieder. "Worum geht's?", fragte Mihawk als Zorro nur schweigend dasaß. "Ich… ich weiß nicht was ich machen soll… Und genau genommen gibt es ja auch gar nichts zu tun und da dachte ich, ich könnte die Zeit auch sinnvoll nutzen." "Du denkst?" Zorro verdrehte genervt die Augen. "Ja, stell dir vor." "Du und etwas Sinnvolles tun?" "Verdammt, lass den Quatsch!" "Schon gut, schon gut. – An was hast du gedacht?" Der Ältere wirkte immer noch etwas skeptisch und wartete mit einem belustigten Grinsen auf die Antwort des Grünhaarigen. "Ich dachte, ich könnte etwas trainieren." Das Grinsen verschwand und der Ältere verdrehte die Augen. "Man, Zorro. Trainieren! Was hatte ich auch anderes erwartet? Das is' so typisch du. Das einzige, das dir einfällt, ist deine Muskeln spielen zu lassen." "Halt die Klappe, Mihawk! Es ist besser, als nur im Zimmer zu sitzen und Däumchen zu drehen! – Außerdem, warst du nicht derjenige, der meinte, ich solle mich lieber irgendwo abreagieren, anstatt noch jemanden zu verletzten?" "Ja, aber das ist schon einige Tage her – abgesehen davon, es ist gleich halb eins, findest du nicht, dass du zu solch einer Zeit nicht lieber schlafen solltest?" Zorro seufzte nur, dann ließ er die Schultern hängen und sich auf das Bett zurücksinken. "Ich weiß", murmelte er dabei. "Aber ich kann einfach nicht schlafen. Sanji geht es immer noch nicht besser und ich kann an nichts anderes denken als an dieses beschissen kalte und leere Bett neben meinem." "Willst du wieder bei mir schlafen?", fragte Mihawk vorsichtig – jetzt wesentlich verständnisvoller. Zorro machte eine unentschlossene Kopfbewegung, die Mihawk schließlich dazu veranlasste sein Schwert herauszugeben. "Aber versprich, in einer Stunde wieder da zu sein. Und wenn dich einer erwischt, dann hast du das Ding bei mir geklaut!" Zorro nahm das ihm dargebotene Katana dankbar entgegen. "Ehrensache, über meine Lippen wird kein Wort kommen. – Und danke, ich glaub', ein bisschen Training ist genau das Richtige um runter und zur Ruhe zu kommen." "Jaja, nun sieh zu, dass du auch damit anfängst, umso eher kannst du schlafen gehen." [~some time later – country road~] Es war kühl und dunkel draußen und eine leichte Briese bewegte die Grashalme links und rechts neben der Straße. Zorro stand am Straßenrand und schaute Richtung Nordosten den Asphalt entlang. Eine Gestalt mit wehendem Umhang kam ihm langsam entgegen. Gelassen beobachtete er den Näherkommenden, der auch ihn ins Auge gefasst hatte. Nur wenige Schritte vor ihm blieb er stehen und Zorro konnte das Gesicht erkennen, das er schon einmal in einer Seitengasse des Dorfes gesehen hatte. Es war auch die gleiche Stimme, die zu ihm sprach: "Der große Mann, der nach mir verlangt hat, ist so ein Hänfling? Was willst du, Bursche?" _____________________________________ (1) Falkenauge; taka: (Vogelkunde) Falke; no: das, was/Ding (von/für/aus/in/auf); me: Auge, Augapfel (2) u.a. auch "Engelsstaub", Designerdroge, billiger Stoff (daher auch als "Slum Drug" bezeichnet) (3) Heroin mit hohem Reinheitsgehalt (daher weiß) mikan... ı9. Kapitel – Zwei Tote [~2005-05-11 – Wednesday~] Es war dunkel draußen, als Dr. Shun noch einmal nach seinem Patienten sah. Es hatte sich nichts geändert an dessen Situation und es wusste noch immer niemand, wodurch sie verursacht wurde. Der Verband um Sanjis Kopf war entfernt worden, nur noch ein Pflaster klebte auf seiner Schläfe, das eine Schnittwunde verdeckte. Er blätterte kurz durch die Akte des Blonden, um sie dann wieder an das Bett zu hängen. Sein Blick blieb an der Ente hängen, die man ihm unter den Arm geklemmt hatte. Vermutlich war es sein grünhaariger Freund gewesen, der bei weitem am häufigsten herkam; meistens zusammen mit dem weishaarigen Lehrer. Dr. Shun seufzte und sein Blick wanderte vom gelben Schnabel der Ente zu den entspannten aber völlig regungslosen Gesichtszügen des Blonden. Wenn man es nicht wusste, würde man denken, der Junge würde einfach nur schlafen. Dr. Shun löste sich aus seiner Starre und holte eine kleine Lampe aus seiner Kitteltasche. Er beugte sich zu dem Blonden hinunter und hob das rechte Augenlied an. "Na dann wollen wir mal sehen, wie es mit den Reflexen und Vitalfunktionen aussieht…", murmelte er dabei, testete auch das andere Auge und notierte dann etwas auf einem Zettel neben dem Bett. Er unterrichtete Sanji über jede Untersuchung die er machte und über das Ergebnis und die Bedeutung und sprach mit ihm, als ob er wach wäre… [~same time – Kaizoku Gakuen~] Mihawk war allein in seinem Zimmer. Nachdem Zorro bei ihm gewesen war, hatte er sich wieder über seinen Schreibtisch gebeugt, war mit seiner Arbeit allerdings nicht weiter vorangekommen. Mittlerweile lag er auf seinem Bett, den Bleistift, mit dem er vorhin geschrieben hatte, klemmte zwischen seiner Nase und Oberlippe und er starrte nachdenklich die Decke an. Plötzlich erhob er sich. Der Bleistift fiel ihm dabei herunter und blieb unbeachtet auf dem Boden liegen. Eilig verließ er sein Zimmer. Er verließ auch das Jungenhaus und überquerte das Schulgelände um beim Lehrerhaus wieder stehen zu bleiben. Einen der Lehrer fand er rauchend auf den drei Steinstufen sitzend, die in das Haus führten. "Smoker, kann ich mir dir reden?" "Warum mit mir? Kuro ist Vertrauenslehrer." "Ja, aber Kuro hat kein Motorrad." "Was willst du mit meinem Motorrad?", fragte Smoker misstrauisch, denn wenn es um sein geliebtes Fahrzeug ging, dann verstand er keinen Spaß – ähnlich wie Mihawk mit seinem CD-Player. "Es geht um Zorro. Er weiß, wer Sanji angegriffen hat und er weiß, wo sich dieser Kerl aufhält." "Und du weißt es auch?" Mihawk nickte. "Dann komm." Gemeinsam rannten sie zum Parkplatz, wo Smokers Motorrad – genau genommen war es ja ein Trike – unter einem Vordach stand. Mihawk bekam einen Helm zugeworfen und nahm, gleich nachdem er sich diesen aufgesetzt hatte, hinter seinem Lehrer platz. "Zeig mir den Weg!", forderte der ihn auf. Seine Stimme war gedämpft durch den Helm, den er sich selber übergestülpt hatte, doch trotzdem konnte man sich noch verstehen und unterhalten; auch, als der Motor lief und sie losfuhren. Smoker hatte ein ziemliches Tempo drauf (und das nicht nur, weil sie schnell Zorro einholen wollten). Aber umso schneller sie fuhren, desto länger kam Mihawk der Weg vor. Doch seine Ungeduld nutzte ihm nichts, er konnte nur ruhig sitzen und hoffen, dass sie noch rechtzeitig kamen. Smoker schien seine Unruhe zu spüren, ihm ging es selbst nicht viel besser. Um sie beide etwas abzulenken fragte er schließlich: "Warum hat er sich ausgerechnet dir anvertraut?" "Er musste es mir mehr oder weniger sagen. Er brauchte mein Katana. Der Kerl, der Sanji angegriffen hatte, ist nicht irgendwer. Du erinnerst dich an den Kriminellen mit verschiedenen schwerwiegenden Delikten vor dem ihr uns vor dem Besuch ins Dorf gewarnt habt?" Smoker nickte kurz und hörte weiter aufmerksam zu. "Nach allem was ich erfahren hab', ist er noch ein bisschen mehr als das. Um gegen den Kerl eine Chance zu haben, muss er alles aus sich rausholen, auch seine besten Techniken. Und die hat er nun mal im Santouryuu(1)." Smoker seufzte. "Na toll, ein durchgeknallter, Schwert schwingender Idiot auf Kollisionskurs und du hilfst ihm auch noch, Amok zu laufen!" "Ich hoffe, dass es nicht so weit kommen wird." "Ich auch! – Aber sag mal, woher wisst ihr so viel über den Kerl?" Mihawks Antwort ließ auf sich warten, bis er sich schließlich dazu durchrang zu sagen: "Is' 'ne lange Geschichte…" "Na, dann hoff' ich mal, dass du dir nach diesem kleinen Abenteuer die Zeit nehmen wirst, sie uns zu erzählen." Mit einem Aufheulen des Motors wurde die Maschine noch etwas schneller und sie raste die verlassene Landstraße entlang. [~same time – country road~] "Was willst du, Kleiner?" Zorro antwortete nicht. Er zog sein erstes Katana, das weiße, das er von einer Freundin aus Kindheitstagen geerbt hatte – Wadou-Ichi-Monji, "Der eine Weg der Harmonie". Dieses Schwert hatte er als aller erstes in der Hand gehalten. Mit diesem Schwert hatte er das alle rerste Mal ausgeholt und seine erste Bambusstange damit zerteilt. An diesem Katana hatte er gelernt, wie es hergestellt wurde, wie es zu pflegen war und wie man es selbst und seine Teile benannte. Genauso hatte er gelernt, wie man es zu führen hatte, wozu es fähig war und wie man es dazu brachte, die gesamte Kraft zu entfalten. Die Saya, auch Schwertscheide genannt, war weiß, abgerundet mit einem goldenen Kojiri(2). Das Schwert an sich bestand aus dickem Metall, war weiß bemalt, mit einer glatten Klinge. Seppa und Tsuba, die Unterlegscheibe und das Stichblatt, waren beide oval und zusammen mit Habaki, der Klingenzwinge, und Fuchi, der Griffzwinge, allesamt aus Gold. Der Schwertgriff wurde auch Tsuka genannt und war umspannt mit weißem Tsuka-Ito(3) und abgerundet mit einem vergoldeten Kashira(4). "Kein Mann der großen Worte, huh?", versuchte der Fremde es erneut. Auch diesmal reagierte Zorro nicht. Seinen Gegner finster musternd, klemmte er sich sein Wado-Ichi-Monji zwischen die Zähne, um seine Linke danach auf sein Yubashiri zu legen und mit der Rechten nach Sandai Kitetsu zu greifen. Das Kitetsu hatte er – anders als Sanji vermutet hätte – von Mihawk geliehen. Ein eher unscheinbares Schwert, das allerdings nicht umsonst den Namen "Dämonenspalter der Dritten Generation" trug. Die Saya war schwarz, mit goldenem Kojiri und goldener Verzierung auf ein Drittel und zwei Drittel der Saya. Die vier Bestandteile am Übergang zum Tsuka waren wie beim Wado-Ichi-Monji golden, doch Seppa und Tsuba waren kreuzförmig, mit zur Form identischer Gravur und vier Halbkreisen, die zur Mitte hin offen waren. Der Tsuka war schwarz lackiert und versehen mit goldenen Menuki(5) und einem Kashira in derselben Farbe. Die Klinge war schwarz-weiß mit einer wellenförmiger Härtelinie – dem Hamon – und mit der schärfsten Hasaki(6) seiner drei Schwerter. Das dritte Katana, das er dabei hatte, war sein Yubashiri, ein Schwert, das er geschenkt bekommen hatte als sie einen Schulausflug nach Seki in der Präfektur Gifu gemacht hatten. Diese Stadt wurde auch "Stadt der Schwerter" genannt und war bekannt für ihre Schwertschmieden und qualitativ hochwertigen Schwerter. Eigentlich hätte solch ein Katana ein Vermögen gekostet, doch angeblich war dieses Yubashiri verflucht und der Besitzer wollte es anscheinend loswerden. Verraten, wie wertvoll das gute Stück war, hatte er allerdings nicht. Zorro konnte zwar vermuten, dass es ein sehr gutes Schwert war, mehr aber auch nicht. Erst von Tashigi, die in diesem Gebiet recht bewandert ist, hatte er schließlich erfahren, um was für einen Schatz es sich bei seinem Yubashiri handelt. Die Saya war umwickelt mit rostbraunem Band, nur in der Mitte, an einer zehn Zentimeter breiten Aussparung, konnte man ihre weiße Farbe sehen. Enden tat sie mit einem goldenen Kojiri. Der Tsuka war ähnlich aufgebaut, Tsuka-Ito ließ die Mitte frei und durch die kreuzförmige Umwicklung war noch mehr von dem weißen Holz zu sehen. Kashira, Fuchi, Tsuba, Seppa und Habaki waren wieder allesamt goldfarben. Die zwei zuletzt genannten waren dieses Mal Ovale mit Aussparungen, die sie eher kreuzförmig aussehen ließen. Die Klinge war mit einem Wellenschliff versehen, doch im Gegensatz zum Schliff des Kitetsu erinnerte das Hamon des Yubashiri eher an Feuer als an Wellen. Klinge mitsamt der Schneide war mit schwarzem Lack versiegelt. Es war ein sehr leichtes Schwert. Wenn man es schwang glitt nahezu ohne Kraftaufwand durch die Luft und war daher einfach zu handhaben und sehr präzise zu führen. Wahrscheinlich hatte es daher auch seinen Namen – "Rennender Schnee". Zorro schaute seinen Gegner nicht an, als er Kitetsu und Yubashiri aus ihrem Gefängnis befreite. Langsam ließ er die Klingen herausgleiten, um sie dann mit einer schnellen Bewegung vor seinem Gesicht zu kreuzen. "Es interessiert mich nicht, was du wissen willst. Es interessiert mich nicht, wer du bist. Es interessiert mich nicht, ob du nicht sterben willst. Es gibt nur ein Ziel und das ist die Erfüllung meines Auftrages." Seine Worte waren leise, ohne Hast ausgesprochen (und obwohl er ein Schwert im Mund hat erstaunlich deutlich). "So so, du hast also einen Auftrag? Das ich nicht lache. Jemand wie du glaubt, es mit mir aufnehmen zu können?" Nun war es an dem anderen, seine Waffe zu ziehen. "Wie bereits erwähnt, dein Name interessiert nicht, er tut hier nichts zur Sache." Zorros Abwehhaltung wurde weniger defensiv und er machte den ersten Schritt auf seinen Gegner zu. "Junge, überanstreng dich nicht. Pack deine Zahnstocher weg, bevor sich noch jemand wehtut. – Ich geb' dir 'ne Chance, knie nieder und bettle um Verzeihung, dann lass ich dich vielleicht am Leben." "Niemals!" Mit ein paar schnellen Schritten war er an seinen Feind heran und schlug zu. Doch der andere wich mit einem Schritt zur Seite nahezu spielerisch aus. "Du hast es nicht anders gewollt, Kleiner. Aber was kann ich dafür, wenn du so darauf versessen bist, in deinen eigenen Tod zu rennen. Du hast doch keine Ahnung, in welcher Liga man spielt, wenn man gegen mich antritt." Zorros abfälliges Grinsen ließ sein eigenes für wenige Sekunden gefrieren. "Oh doch, das habe ich sehr wohl, Auftragskiller Jazz Boner." Besagter Auftragskiller brauchte nicht lange, um seine Fassung wiederzuerlangen und mit einem selbstsicheren Grinsen meinte er: "Du kannst mich auch einfach Mr. One nennen." Zorro lachte trocken auf. "Pf, das hättest du wohl gerne. Den einzigen Spitznamen, den du von mir bekommst ist Toter Mann! Das beschreibt deine Situation nämlich am Besten!" Ein erneuter schneller Angriff seinerseits folgte, dem es Boner schon nicht mehr ganz so leicht viel, auszuweichen. Und noch während er in seiner Ausweichbewegung war, holte Zorro schon erneut aus. Die Attacke ging wieder daneben, ebenso wie die nächste und die darauf folgende. Zorros Angriffe wurden präziser und die Dauer, die zwischen ihnen lag, kürzer, doch sein Gegner schien seine anfängliche Überraschung überwunden zu haben und seine Hiebe nun regelrecht vorherzusehen. "Du bist gar nicht mal so schlecht", gestand ihm der Mönchskopf schließlich ein. "Trotzdem hast du gegen mich nicht den Hauch einer Chance. Du hättest in deinem Kinderzimmer bleiben und weitertrainieren sollen." Den nächsten zwei Angriffen wich er noch auf, dann schwang er selbst sein Schwert, das er bis eben nur mit sich geführt und nicht einmal zu Abwehr benutzt hatte. Zorro schaffte es, unter der Klinge hindurchzutauchen und nutzte die Gelegenheit, seinen Angriff mit Kitetsu auf die freie rechte Seite seines Gegners zu lenken, doch er kam nicht dazu, ihn gänzlich auszuführen. Indem er den Kopf einzog und sich auf das linke Knie kniete, konnte er der zurückkommenden Klinge entkommen und bevor sie sich wieder auf ihn richten konnte, war er mit einer Seitwärtsrolle hinter dem anderen. Er schlug mit allen drei Schwertern zu, die mit einem lauten, metallen Klirren gegen das Schwert Boners stießen, der sich rechtzeitig umgedreht hatte, um auch diesen Abgriff abzuwehren. Doch Zorro ließ nicht locker und drängte seinen Gegner zurück, der schließlich auch die zweite Hand nehmen musste, um seine Waffe zu halten. Nachdem er die Situation wieder unter Kontrolle hatte, schlich sich ein Grinsen auf seine groben Züge. "Nein, du bist wirklich nicht schlecht. Das erinnert mich an jemanden, gegen den ich vor nicht allzu langer Zeit gekämpft hatte. Er hat sich tapfer gewehrt, doch genützt hat es ihm am Ende doch nichts – ich glaube, ihr zwei seit euch sehr ähnlich." In Zorros Augen blitzte der Zorn auf, als er mit einem ziemlichen Kraftaufwand seine Schwerter auseinander drückte und den anderen somit von sich stieß. Boner wurde einige Meter auf dem vom Staub rutschigen Boden zurückgeschoben und war selbst einen kurzen Augenblick überrascht über die Reaktion Zorros auf seine Aussage. "Niemand – Niemand! – kann einfach so meine Freunde angreifen und glauben, dass er auch nur noch einen einzigen schönen Tag erleben wird!" Ein böses Grinsen spielte um Boners Mund, als ihm die Bedeutung des eben Gesagtem klar wurde. "Oh, du ahnst gar nicht, was für eine schöne Zeit ich seit der Begegnung mit deiner blonden Schwuchtel hatte", antwortete er und hob gleichzeitig sein Schwert, um nun seinerseits wieder anzugreifen. Zorro hingegen schien das nicht zu interessieren. Mit mühsam unterdrückter Wut klammerte er sich an seinen Schwertern fest und starrte seinen Feind an, der mit erhobenem Arm auf ihn zukam. Er brauchte nur Kitetsu, um den Schlag abzuwehren und mit einer schon fast lässigen Bewegung zur Seite zu lenken. Die Mitte, die dadurch völlig ungedeckt war, war offen für sein Yubashiri. Er holte aus und schlug zu und war schon darauf vorbereitet, rotes Blut spritzen zu sehen und zu spüren, wie es sein Gesicht beflecken und hinunterlaufen würde – warm und klebrig. Auch in dem Hochreißen des Armes sah er keinen anderen Ausgang. Erst, als ein Klirren an Stelle eines sprudelnden Geräusches zu hören war und er keinen abgeschlagenen Stumpf am Boden sondern eine völlig intakte Hand am Arm seines Gegners sah, begriff er, dass sein Angriff keine Wirkung gehabt hatte. Wieder war dieses abscheuliche Grinsen zu sehen, bevor Boner meinte: "Ja, so in etwa hat dein Freund auch geschaut, kurz bevor ich ihm den Bauch aufgeschlitzt habe." Und wie er es bei Sanji gemacht hatte, tat er es auch bei Zorro und holte aus. Der Grünhaarige zog nach einer weiteren Sekunde des Zögerns seinen Arm zurück und wich nach hinten aus. Sein Gehirn war immer noch am Überlegen und Erraten, was eben geschehen war, während sein Körper voll auf damit beschäftigt war, auszuweichen. Bei dem nächsten Schlag, den er wieder austeilen konnte – diesmal auf den Oberarm gezielt – machte der Kerl sich nicht einmal die Mühe, ihn abzuwehren, sondern ließ ihn einfach abprallen. Auch die Treffer auf Brust und Oberschenkel endeten mit dem gleichen Resultat, ein metallenes 'Klonk' und keinerlei Wirkung. "Du bist doch irre!", schrie Zorro schließlich, als wieder etwas Abstand zwischen ihm und dem Fremden herrschte. "Welcher Penner trägt denn im Hochsommer 'ne Rüstung?!" Wutendbrand (und vor allem frustriert), stürmte er wieder auf seinen Feind zu griff mit einer Kombination der verschiedensten, schnell aufeinander folgenden Schlägen an, die ihm einfielen – einfach nur, um sich abzureagieren. Er trieb den Kerl so eine Weile vor sich her und mit dem letzten Schlag dieser Serie, scheuchte er ihn von der Straße, während er selbst einen Satz zurück machte, um sich etwas schneller atmend wieder zu sammeln. Viel Zeit blieb ihm allerdings nicht, da sein Gegner die Distanz zwischen ihnen nicht zu überwinden brauchte, um ihn erneut zu attackieren. Es war beinahe zu spät, als er das Messer, das auf ihn zu flog, bemerkte und als er realisiert hatte, dass es seinen Kopf treffen würde, hatte er nur noch so viel Zeit, auszuweichen, dass es ihn immer noch an der Wange streifte. Das nächste Messer, das auf ihn zukam, kam zusammen mit zwei weiteren, die ihn allesamt verfehlten und kurz hintereinander fast bis zum Griff im weichen Waldboden versanken. Daher kamen also all die Schnittwunden, die Sanji neben den Schürfwunden beim Ausweichen und Fallen auf den rauen Asphalt davongetragen hatte. 'Ziemlich unfair gegen einen Nahkämpfer mit Wurfmesser anzutreten', schoss es Zorro durch den Kopf, als er das nächste Geschoss, das auf ihn zuflog, mit dem Schwert abwehrte und es kurz darauf in die Rinde des Baumes rechts hinter ihm eindrang. "Du verdammter Scheißkerl hast ihn einfach so abgestochen, obwohl er keine Chance gegen deine dämliche Rüstung und deine bescheuerten Messer hatte! Er hatte nicht mal eine richtige Waffe! Er war wehrlos! – Wieso hast du ihn nicht einfach nur niedergeschlagen? Er hat dich auch nicht umgebracht, als er die Chance dazu hatte und du ohne Waffen vor ihm lagst! – Warum?! … Warum hat er dir nicht einfach den Kehlkopf zertreten oder deinen Schädel zertrümmert?" "Weil er ein dummer Narr ist", antwortete der andere, das Kinn in die Höhe gereckt und Zorro abfällig musternd. "Ein dummer kleiner Narr, der keine Ahnung hat! Er hätte sich einfach nicht mit dem Falschen anlegen sollen. Wenn er gehorcht hätte, würde er jetzt noch leben. Es war ja nicht mal viel, was ich von ihm verlangt hab'. Aber wenn er sich dafür zu fein war…" Zorros Griff um seine Katana wurde so fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten und er biss die Zähne auf dem Griff seines Wado-Ichi-Monjis zusammen, dass die Ader an seiner Stirn noch deutlich als sonst hervortrat. "Ich mach' dich fertig, du elender Penner! Diese Nacht wirst du nicht überleben! Da kannst du Gift drauf nehmen, aber du wirst nicht mehr erleben, wie es wirkt! Und dann kannst du in der Hölle darauf warten, dass du vergessen wirst – was nicht allzu lange dauern kann! Und wenn du Sanji da unten suchen willst, damit du doch noch deine perverse Forderung erfüllt bekommst, wirst du umsonst suchen! Sanji bleibt nämlich bei mir, so lange, bis er alt ist und dann irgendwann in den Himmel kommt!" Der Schlag kam so plötzlich, dass Boner nicht mehr rechtzeitig reagieren konnte und die Kissaki(7) Zorros Kitetsu bohrte sich in seinen Oberschenkel. Er war zu überrascht, um einen Ton über die Lippen zu bringen, obwohl ein heißer Schmerz durch seinen Arm schoss und er spürte, wie Blut langsam seine Haut entlang floss und durch den schwarzen Stoff drang. Es war zwar nicht wirklich zu sehen – nur ein etwas dunkleres Schwarz an der Stelle, an der Zorro seinen Gegner getroffen hatte, verriet, dass dort der Stoff nass geworden war – aber dem Grünhaarigen genügte das, um zu wissen, dass der andere keinesfalls unverwundbar war, geschweige denn eine komplette Rüstung trug. Zorro wurde mit einem finsteren Blick bedacht, als Boner die Klinge seines Katanas packte und aus seinem Bein zog. "Schön, Kleiner. Du hast also einen Treffer gelandet, aber bei dem einen wird es auch bleiben!" Seine Finger schlossen sich auch um die Schneide und diese kratzte gegen Metall, das wohl in die Handschuhe eingearbeitet war. "Da wäre ich mir nicht so sicher", entgegnete Zorro und drehte sein Schwert aus dem Griff des anderen. Boner versuchte zwar dagegenzuhalten, doch konnte es nicht verhindern, dass die Klinge ihm aus der Hand glitt, als sie nicht mehr horizontal sondern waagerecht zwischen seinen Fingern lag. Der Hass, der in Boners Augen aufglomm war auch in dessen nächstem Schlag zu spüren, den Zorro sowohl mit Yubashiri als auch mit Kitetsu abwehren musste, damit er nicht einfach durch seine Verteidigung bracht und ihm den Oberkörper aufschlitzte. Die nächste Zeit ihrer Auseinandersetzung wurde schließlich von Boner dominiert; angetrieben vom Zorn, dass man ihn bloß gestellt hatte. Für einen kurzen Moment bereute Zorro es auch, den anderen so provoziert zu haben, als eine seiner Attacken einen tiefen Schnitt an seinem Arm hinterließ. Zorro wurde zusehends zurückgedrängt. Sie waren schon am Waldrand angekommen und die Bäume machten es etwas leichter, den Schlägen zu entkommen. Auf der offenen Wiese auf der anderen Seite der Straße wäre das gewiss schwieriger gewesen. Und da Zorro gerade selber nicht angriff, störten ihn die Bäume auch nicht weiter. Er duckte sich gerade hinter eine Tanne, um kurz Luft zu holen, als Boners raue Stimme die Stille (mal von den Kampfgeräuschen der beiden abgesehen; also die verbale Stille) brach: "Hör auf, davonzurennen und dich zu verstecken, du Wurm – oder willst du genauso sang- und klanglos untergehen wie dein kleiner Freund? Der hat sich auch im Wald versteckt, bis ihm das beinahe den Kopf gekostet hat!" Boner holte aus und fällte einen der Bäume, aus dessen Krone allerdings nur ein paar Vögel aufflatterten und aus dem Busch, den er unter sich begrab stoben die Insekten auseinander. Zorro hingegen beobachtete das Ganze von der anderen Seite aus, mit der Aussicht auf Boners Rücken. "Hör auf, herumzuspielen! Komm raus und stell dich deinem Schicksal, du Witzfigur! Ich hab' dir doch von Anfang an gesagt: Mit einem Jazz Boner kannst du es nicht aufnehmen!" Zorro ließ ein abfälliges Schnauben hören, als er hinter seinem Baum hervortrat. "Du brüllst deinen Namen raus? Du, der gerade mal über Tokyos Westfront rausgekommen bist und von dem man in Osaka nicht mal weiß, wie man ihn schreibt?" Boner drehte sich um; nicht hastig oder überrascht, ganz so, als würde er sich nicht vor Zorro in Acht nehmen müssen. "Pf! Was soll die Ansprache? Wer spricht mit hochgehobenem Haupt, wo er gerade dabei ist unterzugehen?" Zorros Grinsen wurde eine Spur breiter, als er seine Schwerter links und rechts neben sich in den Boden rammte und mit der Rechten die Armbinde um seinen linken Arm losmachte. Mit einer fließenden Bewegung faltete er das Tuch auseinander und legte es sich auf den Kopf, um die Enden im Nacken zusammenzubinden. "Du fragst, wer ich bin? Wo hast du gearbeitet? Ein Auftragskiller, der seine größten Kontrahenten – noch schlimmer, der nicht mal seine Feinde kennt, die er sich gemacht hat, seitdem er seinen Berufszweig verlassen hat und uns die Beute streitig macht?" "Keiner der Jungs, die noch auf Beutezug gehen, sehen dir auch nur annähernd ähnlich." "Nein, vor den Aktiven brauchst du dich nicht fürchten, unberechenbar sind die im Hintergrund, die dich beobachten und nur auf einen Fehltritt deinerseits warten. Die Leute, die mit Blut schreiben und deren Gesicht du nur sehen wirst, wenn es dein Blut ist, mit dem sie ihr Zeichen setzten." "Du redest von den Shichibukai? Die Sieben sind doch schon lange verschwunden." "Und? Denkst du, sie sind draufgegangen? Wer könnte ihnen was anhaben? – Nein, sie beobachten zwar nur, aber alles lassen sie sich nicht gefallen. Und sie schicken mich, um mit deinem Blut das letzte Zeichen zu schreiben, dass du zu Gesicht bekommen wirst." Zorro beobachtete mit Genugtuung, wie die Farbe aus dem Gesicht seines Gegners wich. Der versuchte das zu überspielen, indem er eine noch finsterere Miene aufsetzte und grollte: "Wer sollte dich halbe Portion schon schicken?" Zorro grinste wieder. "Als Killer der Sieben Samurai fragt man nicht nach dem Auftragsgeber, Ort, Zeit, Opfer und die Art des letzen Atemzugs sind die einzigen Angaben, die man benötigt." Er nahm seine Schwerter wieder auf und stellte sich erneut in Angriffsposition. Boner schien nicht mehr ganz so gelassen wie zu der Zeit, in der er noch geglaubt hatte, gegen einen Niemand zu kämpfen – was er eigentlich noch immer tat, da Zorro keinerlei Kontakte zu den legendären Sieben hatte – versuchte sich aber nichts davon anmerken zu lassen. Der Kampf ging recht ausgeglichen weiter. Für den Schnitt, den er Boner an der Schulter zufügte, streifte ihn ein Messer am Bein und für den Schlag, den er in die Nieren bekam, verletzte er den anderen an der Wade. Langsam begann er zu verstehen, wie Boner seinen Körper vor seinen Schlägen schützte. Und als seine nächste Attacke den Ärmel des Hemdes des anderen aufschlitze konnte er es auch sehen; Stahlschienen, die den Unterarm außen und innen schützten. Traf er den Arm dort, hatte sein Schlag keinerlei Wirkung. Ebenso sah es wohl auch an den Oberarmen und den Beinen aus. Doch wenn er zwischen diese Schienen traf, war seine Haut genauso weich und verletzlich wie die von jedem anderen. Ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht, als er sich eine neue Strategie zurechtlegte. "Du brauchst nicht so blöd zu grinsen, Kleiner. Oder denkst du, es wäre so einfach, mich zu überrumpeln und dort zu treffen, wo es auch etwas nützt? – Schön, du hast mich am Arm und am Bein verletzt, aber denkst du ernsthaft, dass du mich mit solchen Kratzern zu Fall bringen kannst? Glaubst du, du kommst durch das Kettenhemd, um eines der wichtigen Organe zu treffen oder könntest die Stahlschienen zerschneiden als wären sie aus Holz, damit du mir einen Arm abschlagen kannst, dass ich verblute? Ich kämpfe nicht zum ersten Mal, du vorlauter Bengel und garantiert nicht zum letzten Mal, so wie du!" Zorro starrte den Mann vor sich finster an. Jede Antwort, die er ihm geben konnte empfand er für verschwendete Zeit, die er besser dazu nutzten konnte, ihn endlich loszuwerden. Trotzdem wollten seine Muskeln sich nicht wirklich bewegen. Gelähmt von dem Hass auf den anderen konnte er für einen Moment nur dastehen und ihn anstarren. Auch Boner rührte sich nicht. Er schaute Zorro überlegen und siegessicher von oben herab an. Ein Grinsen umspielte seinen Mund, wie es es schon fast die ganze Nacht getan hatte. Als Zorro einen Schritt zurück machte und sich aufrecht hinstellte wurden auch Boners angespannte Muskeln lockerer. Der Grünhaarige machte eine Ausfallschritt zur Seite und winkelte den rechten Arm, sodass die Griffe Kitetsus und Wado-Ichi-Monjis sich fast berührten und ihre Klingen ein flaches V bildete. Seinen linken Arm streckte er. Die Kissaki Yubashiris zeigte dabei nach rechts und schützte somit seinen Körper. Die zwei Kontrahenten starrten sich an und Boner wartete darauf, dass Zorro seinen Angriff startete, doch bevor das geschehen konnte, wurde die Stille, die entstanden war plötzlich von einem Motorengeräusch durchschnitten. Zorro schaute verwundert die Straße hinunter. Wer fuhr denn um diese Uhrzeit diese gottverlassene Straße entlang, die ins Nichts führte? Er hatte sie eigentlich deswegen als Treffpunkt gewählt, weil normalerweise niemand sie benutzte. Auch sein Rivale schaute in die Richtung, aus der Scheinwerferlicht aufblitzte und ein schwarzes Gefährt näher kam. Zorro erkannte schließlich, um wen es sich handeln musste, auch, wenn er von dieser Störung nicht gerade begeistert war; genau wie sein Gegner, der grimmig dem heranrasenden Trike entgegenschaute. Verständlich, dass es ihm nicht gefiel, bei seinem Vorhaben, Zorro zu töten, gestört zu werden. Und die Tatsache, dass der Fahrer auch noch direkt auf ihn zuhielt, störte ihn wohl noch etwas mehr. Doch anstatt auszuweichen oder von der Straße zu treten, blieb er stehen und wartete, bis Smoker fast heran war. Im letzten Moment, ließ er sich dann doch noch zur Seite fallen. Smoker sah etwas aufblitzen und im nächsten Moment war ihm klar, dass diese Aktion nicht um sonst gewesen war. Im gleichen Augenblick, in dem er Mihawk hinter sich vom Sitz schubste, explodierte mit einem ohrenbetäubenden Knall das linke Hinterrad. Das Trike machte eine Satz, kam ins schleudern und geriet außer Kontrolle. Mit voller Geschwindigkeit schoss es über den Straßenrand und landete sich überschlagend irgendwo im Graben. Als Mihawk sich wieder halbwegs aufgerichtete hatte und sich den schmerzenden Kopf hielt, sah er nur noch die Scheinwerfer, die das Gras unter ihnen anleuchteten – und wie Zorro wieder auf seinen Gegner losging. Er öffnete den Helm und streifte ihn sich ab. Er war etwas wacklig auf den Beinen als er sich aufrichtete. Blut rann seine Unterarme entlang und tropfte vom Handrücken auf den Boden. Er wischte vorsichtig die Blutspur ab und betrachtete sich die Schürfwunden an Ellenbogen und Unterarmen – während Zorro sich einen schnellen Schlagabtausch mit seinem Gegner lieferte. Boner schien nur halbwegs konzentriert. Er versuchte immer wieder einen klareren Blick auf den Neuankömmling zu werfen, der noch nicht im Graben gelandet war und an der Seite stand, die Arme trotz der Wunden vor der Brust verschränkt und sie aus kühlen Augen beobachtete. Seine Abgelenktheit führte letztendlich dazu, dass Zorro ihn ein weiteres Mal treffen konnte. Wütend wand er sich wieder vollkommen seinem Gegner zu, als neues Blut seine Kleider durchtränkte. Er packte Zorro kurzerhand am Kragen und warf ihn zu Boden. "Hör endlich auf zu nerven, du Hüpfdohle!", rief er und holte aus. Zorro rollte sich zur Seite, doch konnte nicht verhindern, dass das Schwert ihm ein weiteres Mal tief in den gleichen Arm schnitt. Und während er sich in etwas Entfernung die Hand auf die ziemlich stark blutende Wunde presste, nutzte Boner die Zeit, um Mihawk über die Schulter hinweg genauer zu mustern. Er drehte sich halb um, als er den andren erkannt hatte und flüsterte: "Takanome…" Mihawk hatte die leisen Worte gehört und nickte nur. Den Spitzname, den er einst getragen hatte, war ihm immer noch so vertraut wie sein richtiger Name. Ungläubig drehte Boner sich wieder zu Zorro um. "Du hast also nicht gelogen…", murmelte er und beobachtete jede Regung in dem Gesicht des Grünhaarigen. "Du kommst also wirklich im Auftrag der Sieben… Hm, aber was soll's, ich mach dich trotzdem kalt!" Er drehte sich noch einmal zu Mihawk um. "Und den Kleinen da auch!" Er nickte in Mihawks Richtung. "Du bist grad mal halb so groß, wie man sich erzählt und siehst nicht mal annähernd so gefährlich aus, wie ich gedacht hätte. Hättest du dich rasiert, hätte ich dich gar nicht erkannt!" Mihawks Blick wurde noch eine Spur kälter (und arroganter). "Du sprichst erstaunlich viel für einen toten Mann." Die klare und feste Stimme ließ sowohl Zorro als auch Boner einen kalten Schauer über den Rücken laufen. "Ich kann deine Stimme nicht mehr hören, die andauernd tönt, du seiest der Beste. Und ich hab' was gegen Leute, die in meinem Gebiet wildern. Du bist hier nicht willkommen und durch dein Verhalten auch nicht mehr anderswo. Dein Name steht auf unserer Liste und schwarze Tinte kann man nicht mehr löschen. Es fehlt nur noch ein kleiner roter Anteil von dir und sie Sache ist besiegelt und erledigt." Der Himmel hatte sich zugezogen und auch der letzte Stern war nach Mihawks Worten hinter den Wolken verschwunden. Der Wind, der schon den ganzen Abend über wehte, war stärker geworden und zerrte an den Kleidern der Anwesenden. Er verursachte ein leises Rascheln in den Baumkronen am Straßenrand, als Zorro sich hinkniete, das linke Knie auf den Boden, das rechte Bein angewinkelt. Die Arme kreuzten sich vor seiner Brust und Yubashiri und Kitetsu ragten senkrecht in die Höhe. Die Klinge Wado-Ichi-Monjis ragte nach links hinaus und verhinderte jegliche Flucht in diese Richtung. Zorro stieß sich einmal kräftig vom Boden ab und beförderte sich damit fast direkt vor Boner, der für eine andere Reaktion als mit aufgerissenen Augen zuzuschauen, zu langsam war. Zorro hörte das Klirren, als die Vorhut – alias Rennender Schnee und Dämonenspalter – auf das Kettenhemd traf und hörte auch das Knacken, als sie durch die stählerne Abwehr brachen. Mit einem Ruck zog er seine Arme auseinander. Wie durch vom Regen aufgeweichtes Holz schnitten seine Schwerter durch die Haut der Brust. Mit einer leichten Bewegung seines Kopfes setzte sein Wado-Ichi-Monji einen weiteren Schnitt an, als er in seiner schnellen Bewegung an Boner vorbei zog. Der Angriff hatte nicht einmal Sekunden gedauert und Zorro stand leicht in der Hocke, mit gesengtem Kopf und ausgestreckten Armen hinter Boner, der von der Wucht des Schlages nach hinten fiel. Er war noch nicht auf dem Boden aufgekommen, als Zorro sich umdrehte und mit einem kräftigen Satz in die Luft sprang. Mit dem Kopf voran (ähnlich wie bei einem Köpper im Schwimmbad) ließ er sich zu Boner hinabfallen, um sich dann im letzten Moment herumzudrehen und seine Schwerter mit dem Schwung und der Kraft seines Absprunges über Boners Oberkörper zu ziehen. Gleichzeitig wurde der gesamte Körper des Größeren in den Boden gedrückt und Zorro bekam neuen Schwung nach oben, um schließlich auf den Füßen neben dem Opfer seiner Attacke zu landen. Fast augenblicklich ging er in die Knie. Mit seiner rechten Hand, in der er immer noch Kitetsu hielt, stützte er sich vom Boden ab. Mit seiner linken nahm er sein Wado-Ichi-Monji aus dem Mund, um sich dann auf ihm und Yubashiri abzustützen. Sein Kopftuch war ihm so weit ins Gesicht gerutscht, dass man nur eine Spur von dem Weiß seiner Augen im Schatten sah, das verschwand, nachdem Zorro einmal tief eingeatmet hatte und dann die Augen schwer atmend zusammenkniff. Alles um ihn herum war still. Mihawk stand regungslos am Straßenrand auf der anderen Seite und schaute auf ihn und zu den am Boden Liegenden hinab. Ein angenehm kühler Lufthauch strich ihm durch das warme Gesicht und trieb den Schweiß schneller seine Schläfe hinunter. Der Himmel war noch dunkler geworden und Mond und Sterne vollkommen hinter den Wolken verschwunden. Es gab keine Blitze oder Donnergrollen. Ganz leise vielen die ersten Regentropfen hinab. Zorro hörte, wie Boner hustete, was durch das Blut in seinem Mund sich mehr wie ein Röcheln anhörte. Ein leises Scharren war zu hören, dann fielen die Tropfen schneller. Ein erneutes Husten brach wieder die Stille, doch diesmal war es nicht mehr erstickt von Flüssigkeit im Mund des Hustenden und viel näher an seinem Ohr als kurz zuvor. Zorro war zu erschöpft, um aufzuspringen oder sich schnell genug wegzurollen. Er ließ sich einfach nur nach links fallen und hob sein Kitetsu. Der Schlag war so heftig, dass er seine anderen Katana loslassen und am Schwertrücken des letzten mit der anderen Hand gegenhalten musste, um nicht weggedrückt zu werden. Seine Sicht war von der trotzdem recht schnellen Bewegung etwas verschwommen, doch er konnte ohne Zweifel Boner erkennen, der sich über ihn beugte. Warmes Blut Tropfte von seiner Brust auf Zorros und die Augen weiteten sich, als der Grünhaarige registrierte, dass der Kerl nur mit einer Hand sein Schwert führte. Die andere hatte er zur Faust geballt, in ihr ein Messer. "Sag 'Leb wohl'", forderte er Zorro auf, dann spritzte ein Schwall Blut auf das Gesicht des Kleineren, verdeckte ihm die Sicht und ließ ihn Husten. Er hörte zwei Mal das Geräusch eines Aufpralls und spürte dann, wie das Gewicht Boners von ihm genommen wurde und hörte wie der Körper auf dem Boden aufschlug. Mihawk war in einer einzigen schnellen Bewegung hinter Boner gewesen. So schnell wie er nach Wado-Ichi-Monji gegriffen hatte, war nicht mal ein halber Atemzug getan. Ein einziger Schlag von links nach rechts in dem Bruchteil einer Sekunde trennte Kopf und Hand vom Rest des Körpers. Der Arm bewegte sich noch weiter, bis Mihawk den Körper zur Seite stieß und er diesmal leblos am Boden liegen blieb. Das Blut hatte auch das Hemd des Schwarzhaarigen befleckt, der reglos und mit immer noch ausgestrecktem Arm über Zorro stand. Langsam ließ er das Schwert sinken und richtete seinen Blick auf Zorro hinab, der zu ihm hinaufschaute und schwieg. Nach einer Weile hustete er noch einmal kurz und wischte sich dann das Blut von Mund und Wangen und fuhr sich noch einmal über die Augen, wo er die rote Flüssigkeit schon vorhin so gut es ging weggewischt hatte. Mihawk ließ sich langsam neben Zorro nieder und fasste mit den Fingern der Linken in das Blut am Boden, das an Zorros Brust vorbeigetropft war. Mit seiner Rechten holte er eine Schriftrolle hervor, die er auf den Boden legte und entrollte. Er nahm eine Nadel zur Hand und ließ das Blut auf das Ende tropfen. Die rote Flüssigkeit wurde an dem Stück Metall zum Papier entlang geführt und Mihawk setzte das Zeichen Tod hinter einen in Schwarz geschriebenen Namen. Er wartete, bis alles getrocknet war, dann verstaute er Rolle und Nadel wieder in seiner Kleidung. Er hob seinen Kopf und sein Blick richtete sich auf Zorro, der ihn unverwandt beobachtet hatte. … "Hey, alles klar?" Mihawk stand auf und half dem schwer atmenden Zorro, sich aufzurichten. "Ja, geht schon." Der Grünhaarige presste seine Hand auf seinen blutenden Arm. "Nur ein Kratzer", versicherte er. "Na dann!" Der Schwarzhaarige holte aus und verpasste Zorro eine kräftige Ohrfeige – es war eher schon ein Kinnhaken. "Sag mal, bist du von allen guten Geistern verlassen?! Was sollte diese Aktion? Einfach einen Killer zu einem Duell herauszufordern, nur, um Sanji zu rächen! Das macht ihn auch nicht wieder gesund, im Gegenteil, wenn er wieder aufwacht und wir ihm hätten sagen müssen, dass du bei deiner Racheaktion draufgegangen bist, dann hätte der sich doch selbst das Messer in den Bauch gerammt!" Zorro schaute verlegen zu Boden. "Ich musste es tun. Du solltest das doch am Besten verstehen können." Mihawk seufzte. "Ja, ich weiß, was du meinst. Die Sache mit dem Stolz; aber hättest du mal dein Hirn eingeschaltet, dann wären dir noch ganz andere Sachen in den Sinn gekommen! Nämlich-" Ein lauter Knall und eine Explosion gefolgt von einem Feuerball, der in die Luft stieg, unterbrachen ihn und seine Standpauke und lenkten ihre Aufmerksamkeit auf die Wiese neben der verlassenen Landstraße. "Smoker!", riefen beide erschrocken und sprangen den Graben hinunter und rannten über den feuchten Rasen, um zu dem brennenden Motorrad zu gelangen. _____________________________________ (1) Spezielle Schwerstilrichtung von Zorro; San: drei; to: Stück (Zählwort); ryû: Strömung, Stil, Weise, Art (2) Scheidenort; Saya-Abschluss (3) Griffband, bzw. Tsukamaki (Griffumwicklung) (4) auch Tsuka-Gashira, Griff-Endkappe (5) Schneide (6) Dekorelemente (meist unter der Griffumwicklung) (7) Klingenspitze mikan... 2o. Kapitel – Schlechte Nachrichten [~2005-05-11 – Wednesday~] Ein lauter Knall und eine Explosion gefolgt von einem Feuerball, der in die Luft stieg, unterbrach ihn und seine Standpauke und lenkte ihre Aufmerksamkeit auf die Wiese neben der verlassenen Landstraße. "Smoker!", riefen beide erschrocken und sprangen den Graben hinunter und rannten über den feuchten Rasen, um zu dem brennenden Motorrad zu gelangen. . . . "Hey, nicht so schnell. Ich bin hier." Abrupt blieben sie wieder stehen und drehten sich um. Die Stimme klang heiser und war ziemlich leise, aber sie kam eindeutig von weiter oben. "Hey, Smoky, gib Laut, hier ist es fast stockfinster", forderte Mihawk, nachdem sie sich in alle Richtungen umgedreht und niemanden entdeckt hatten. "Mööp", machte der Lehrer und Zorro und Mihawk folgten dem Geräusch. Sie fanden den Weißhaarigen im Gras nicht weit vom Straßenrand entfernt liegen. "Hey, was liegst du 'n da so nutzlos rum?" "Schnauze. Ich schau' mir die Sterne an und überlege, was nächste Woche in euren Horoskopen stehen wird." "Und? Was siehst du?", fragte Zorro. Seine Stimme war matt und er ließ sich, mit den Kräften am Ende, neben seinen Lehrer ins Gras sinken. "Bin erst bei meinem eigenen. Eine Beerdingung steht an. – Habt ihr das gesehen? Das Ding is' einfach in die Luft gegangen, einfach so! Wenn ich den Kerl erwische, dann bring ich ihn um!" "Ich weiß, es ist schwer, aber fang nicht an zu weinen", versuchte Zorro ihn zu trösten. "Ja, Zorro hat sich aufopferungsvoll um diese Sache gekümmert, dein Trike kann in Frieden ruhen", erklärte Mihawk. Smoker schniefte. "Wollen wir's hoffen!" Sie schwiegen einige Minuten. Zorro hatte sich hingelegt. Ihm war schlecht und furchtbar heiß und er wollte jetzt nur noch schlafen. Mihawk hatte sich neben ihn gekniet und kümmerte sich um die Schnittwunden an seinem Arm. Als er damit fertig war, stand er wieder auf. "Kannst du aufstehen, Smoker?" "Wenn's so wäre, würde ich mir hier keine Horoskope ausdenken." "Okay, das heißt wohl nein. Dann kannst du schon mal nicht weglaufen. Zorro, du bleibst auch hier liegen, ich versuche irgend so 'ne Notfalltelephonzelle zu finden und rufe einen Krankenwagen, die Bullen und einen Leichenwagen." Die beiden nickten nur schwach und Mihawk beeilte sich, eine von diesen orangefarbenen Dingern zu finden, die manchmal am Straßenrand standen. Als er von seiner erfolgreichen Mission zurückkehrt, war Smoker bewusstlos und Zorro kaum noch ansprechbar. "Hey, hörst du mich?", flüsterte er und versuchte den Grünhaarigen mit leichten Backpfeifen wach zu halten. "Hmm…", antwortete der. "Ja, klar… Mir geht's prächtig." "Erzähl keinen Quatsch. Der Krankenwagen wird gleich hier sein, hörst du? Und wenn du brav bist, dann lassen sie dich vielleicht zu Sanji, aber schlaf jetzt nicht ein!" Mihawk schaffte es tatsächlich, ihn noch bis zum Eintreffen der Rettungskräfte wach zuhalten, dann übergab er ihn an die Fachleute. Man konnte ihn schnell beruhigen. Zorro hätte nur etwas viel Blut verloren und war erschöpft, kein Grund zur Sorge. Er konnte noch am Unfallort hinreichend versorgt werden und wurde nur noch zum Ausruhen und zur Überwachung in die Klinik gebracht. Für Smoker hingegen hatten sie wohl schon ein Bett reservieren lassen, in dem er sich dann ein paar Tage verwöhnen lassen konnte. Mit Atemmaske und allem drum und dran wurde er in den Krankenwagen verfrachtet, der mit einem lauten Tatütata, davon rauschte. Mihawk selbst wurde auch versorgt. Sie reinigten die Unterarme, die teilweise ziemlich übel aufgeschürft waren und verbanden sie ihm danach. Seine Beine sahen nicht ganz so schlimm aus, nur ein großes Pflaster wurde auf sein linkes Knie geklebt, der Rest würde an der Luft schneller heilen. Zorro und Mihawk durften im Polizeiwagen mitfahren, wobei der Grünhaarige davon nicht mehr viel mitbekam. Er schlief mit dem Kopf an Mihawks Schulter gelehnt ein und wachte erst am späten Mittag des nächsten Tages wieder auf. Boner war von der Polizei in einen schwarzen Sack gesteckt und dann Abtransportiert worden. Die Polizisten hatten sich mit Fragen solange geduldet, bis alle versorgt worden waren und sich dann noch im Wagen an Mihawk gewandt, als Zorro schon eingeschlafen war. Der Schwarzhaarige hatte sie aber dann davon überzeugen können, bis zum Krankenhaus zu fahren und dann alle Fragen zu klären. Im Krankenhaus angekommen erzählte er, dass der Kampf schon angefangen hatte, als er und Smoker (durch Zufall) dazugestoßen war. Als der Angreifer (von dem er nicht wusste, wer er war und wie er hieß) dann dabei war, seinen Freund umzubringen, hatte er ihn erschlagen – also Notwehr. Auf die Frage, warum er nicht früher eingegriffen hätte, antwortete er: "Hören sie, ich war draußen unterwegs, weil ich etwas frische Luft schnappen und den kühlen Fahrtwind genießen wollte und da sah ich dann, wie mein Freund gerade von irgendeinem Irren abgestochen werden sollte. Als ich mich dann davon erholt hatte, von einem Motorrad geworfen worden zu sein und mir wieder einfiel, dass ich auch eine Waffe dabei hatte, wusste ich nicht, wie ich ihm damit helfen konnte. Ich wollte nicht den Falschen verletzte, ich hoffe, sie verstehen das!" Der Beamte hatte nur genickt und dann gemeint, dass er sich jetzt vielleicht besser etwas eingehender untersuchen lassen sollte und war schließlich gegangen. Mihawk war dem Rat tatsächlich nachgekommen. Mit Diagnose Gehirnerschütterung hatte man ihm schließlich ein Bett zugewiesen und ein paar Tabletten in die Hand gedrückt. Eigentlich hatte er ja noch in der Schule anrufen wollen, aber der Gedanke war auf einmal nicht mehr zu fassen gewesen. Er schwirrte zwar immer wieder vorbei, aber bevor er ihn ergreifen konnte, war er auch schon eingeschlafen – wie Zorro und Smoker. [~next day – Kaizoku Gakuen~] Normalerweise mussten die Lehrer an einem Dienstag um diese Uhrzeit schon hellwach sein und unterrichten – meistens traf nur letzteres zu. Aber da die Schule erst wieder ab Montag der nächsten Woche beginnen sollte, lagen die meisten noch in den Betten. Nur Professor Klahadore war bereits wach und saß in seinem Zimmer und wartete auf das Licht, dass es die Linie(1) erreichen würde. Eine halbe Stunde später war es dann so weit und er ging Crocodile wecken, um mit ihm zusammen Frühstücken zu gehen. Smoker musste eigentlich schon wach sein, weil er Aufsicht in der Mensa hatte – und abgesehen davon wäre Kuro ihn nur ungern wecken gegangen, weil er ein fast noch größerer Morgenmuffel war als Croco. Zusammen mit einem Krokodil im Halbschlaf machte er sich auf den Weg hinüber in die Mensa. Und während er den ganz Weg über schnatterte, gab Crocodile nur ab und zu leise Schnarcher von sich. Erst als sie in der Kantine angekommen waren, wurde er wacher. Genau genommen weckte ihn Kuros Frage, die dieser an Carne, den Küchenchef, gestellt hatte. "Nanu, wo ist denn Smoker?" Verwundert sah der Schwarzhaarige sich um. "Ja, das frag' ich mich auch!", schnauzte Carne und stellte ziemlich grob ein paar dreckige Teller weg, die in die Durchreiche gestellt worden waren. "Als die Jungs hier zum Küchendienst ankamen, ist die Hälfte wieder gegangen, als kein Lehrer auftauchte! Gleich nachdem ich die Mensa geschlossen hab', werd' ich mich beim Rektor deswegen beschweren! Von mir aus könnt ihr Lehrer in der Nacht ja machen, was ihr wollt, das interessiert mich nicht! Aber wenn ihr am nächsten Tag nicht pünktlich zur Arbeit erscheint, liegt es sehr wohl in meinem Interesse, dass ihr pennen geht, wenn ihr es solltet! – Es kotzt mich eh an, dass der Kerl immer schläft, wenn er hier Schicht hat! Das ist unhöflich und alles andere als pflichtbewusst!" Er schaute zu Crocodile und Professor Klahadore auf – die beide keinen Deut besser waren als ihr Kollege. Kuro grinste nur breit und Croco zuckte mit den Schultern. "Ach, wem erzähl' ich das überhaupt?!", schimpfte Carne und machte sich wieder an die Arbeit. Die beiden Lehrer gingen nicht weiter auf Carne ein und beschlossen, zu frühstücken. Professor Klahadore hatte sich erst eine Scheibe Salami nehmen können, als plötzlich die Tür zur Mensa aufgestoßen wurde und ein völlig durch den Wind seiender Ruffy hereingestürmt kam. Erschrocken drehten Kuro und Croco sich um, als der Strohhut anfing zu schreien: "Hilfe! Zorro is' weg! Und Mihawk auch! Sie sind nicht da! Nicht in ihren Zimmer und auch nicht beim Frühstücken! Und sie haben auch nicht im Strandhaus gesoffen und sind dann da eingeschlafen!" "Smoker is' auch weg…", nuschelte Kuro und schaute zu Ruffy, der in der Eingangstür stand, die Arme immer noch hoch in die Luft gereckt und an die Decke starrend; und der nicht viel später eine Kopfnuss von Nami bekam, die ihn am Kragen packte und durchschüttelte. Die zwei Älteren beobachteten die Szene regungslos, bis Croco schließlich meinte: "Das ist in der Tat komisch… ausgerechnet die drei…" Kuro schaute fragend zu ihm auf, dann schien eine kleine Glühbirne neben seinem Kopf 'pling' gemacht zu haben und sein Blick klärte sich. Im nächsten Moment drehte er sich um und rief: "Oh, mein Gott! Oh, mein Gott! Wir lösen uns alle auf und keiner bekommt was mit!" Wie ein aufgescheuchtes Huh rannte der kleine Kater in der Mensa umher, bis Crocodile ihn kurzerhand an den Schultern packte und ihn zu sich umdrehte. "Kuro!" "Ja?", fragte der Angesprochene; eher neugierig als (wie vor zwei Sekunden) panisch. "Kuro, was sagt der rationale Teil deines Gehirns über das Wort: Auflösen?" Kuro schaute ihn einen Moment lang an, dann ratterte er runter: "Auflösen im Sinne von Unsichtbarkeit betrachtet hängt mit einer Vielzahl physikalischer Umgebungsbedingungen zusammen, unter denen ein normalerweise sichtbarer Gegenstand nicht mehr zu erkennen ist. Unsichtbarkeit verursacht durch zu geringe Größe, das Fehlen von Licht, zu hoher Entfernung, zu hoher Geschwindigkeit oder das Gleichsetzten der Brechzahl zweier Materien bezeichnet man nur als nahezu unsichtbar. Totale Unsichtbarkeit kann durch die Brechung oder Ablenkung von Licht hervorgerufen werden, ähnlich wie bei einer Fata Morgana, nur dass hierbei beispielsweise durch ein Gravitationsfeld Licht so stark abgelenkt werden kann, dass Himmelskörper nicht mehr zu sehen sind. Die Totalreflexion ist eine andere Art bei der Licht nicht gebrochen sondern reflektiert wird und ein Lichtstrahl und damit auch ein Bild nicht zu dem Betrachter gelangen kann, der sich hinter dem zweiten Medium befindet, dessen Brechzahl größer sein muss als die des ersten Mediums. Der Einfallswinkel muss dabei zum Einfallslot-" "Okay, Kuro! Das reicht. Was sagt dir das Ganze?" Wieder schaute Kuro einen Augenblick schweigend zu Crocodile auf, dann meinte er: "Nur das Verschwinden der Sichtbarkeit aber nicht das gänzliche Verschwinden eines Körpers ist möglich." "Das heißt?", hakte Crocodile nach. "Sie liegen hier irgendwo und wir können sie nur nicht sehen, weil sich ihre Sichtbarkeit aufgelöst hat?" Crocodile ließ den Kopf hängen und seufzte. "Ja, du hast Recht. Los, geh rausfinden mit welchem physikalischen Gesetzt wir sie wieder sichtbar machen können." "Okay!" Kuro schnappte sich noch eine Scheibe Salami und schlüpfte an Ruffy und Nami vorbei, um aus der Tür zu verschwinden. Keine zehn Sekunden später steckte er seinen Kopf wieder durch die Tür. "Du weißt aber schon, dass so was in diesem Falle Schwachsinn und total unnötig wäre, oder? Man kann sich wohl denken, dass solche Mengen an reflektiertem Licht wie man es bräuchte um Zorro, Smoker und Mihawk unsichtbar zu machen, einen dermaßen blenden müsste, dass man sie gar nicht übersehen könnte?" Crocodile schlug sich nur die flache Hand vors Gesicht, dann packte er Kuro am Ärmel und schleifte ihn hinter sich her. Ruffy und Nami folgten ihnen, ebenso wie der Rest der Bande, der draußen gewartet hatte. Unter ihnen war auch Ben, der seit dem Angriff auf Sanji bei Shanks und Ace mit eingezogen war. Im Gänsemarsch ging es hinter den beiden (äußerlich) Erwachsenen hinterher, zum Lehrerhaus, wo Croco Kuro die Treppe hoch zu Goldys Gemächern schleifte und die anderen hinterher watschelten. Klahadore hatte gerade die Hand gehoben, um anzuklopfen, als Crocodile die Tür aufmachte und einfach hineintrat. Der Rest folgte augenblicklich in das Wohnzimmer, das hinter der Tür lag. Auf den ersten Blick war niemand zu sehen, doch als die Gruppe einige Schritte weiter hinein machte, fiel ihr Blick nach links in die Nische hinter der Mauer, die sich an die Tür anschloss, wo ein Bett mit Nachttisch stand, in dem ihr Schuldirektor lag, die Decke bis zur Brust, auf dem Schoß ein altmodischer Telephonapparat mit Wählscheibe und den Hörer am Ohr. "Er telephoniert", flüsterte Kuro und starrte auf seinen Vorgesetzten. "Er liegt im Bett – in 'ner Nische", flüsterte Lysop, der ganz hinten stand und sich hinter Ace versteckte. "Er schaut uns an", murmelte Shanks, der dicht bei Ruffy und seinem Bruder stand und seine Hand in Bens legte, der sie daraufhin leicht drückte. "Er soll auflegen, wir müssen mit ihm reden", raunte Ruffy dem Rothaarigen ins Ohr. "Psst! Er telephoniert", flüsterte Kuro wieder "Ja, aber es ist wichtig", entgegnete Crocodile mit gesenkter Stimme. "Er soll auflegen", forderte Nami im Flüsterton. "Aber er telephoniert, da stört man nicht!", widersprach Kuro. Die tuschelnde Gruppe stand vor dem doch recht großen Bett und starrte auf Gol D. hinab, der wiederum – immer noch den Hörer am Ohr, aber nichts sagend – in seinem Bett saß und zu ihnen zurückschaute. Schließlich nahm er den Hörer vom Ohr und schaute sie auffordernd an. "Ähm, wir warten, bis Sie fertig telephoniert haben", erklärte Kuro und drückte sich etwas mehr an Crocodile, der direkt neben ihm stand. "Oh, nein. Ich telephoniere nicht, ich hab' die Nummer noch nicht gewählt", antwortete der Mann im Bett. "Und wieso haben Sie dann nichts gesagt?", fragte Crocodile mit hochgezogener Augenbraue. "Ich hab' überlegt, wie die Nummer war. Reden hätte meine Konzentration gestört." "Aber jetzt reden Sie doch auch", meinte Nami missbilligend. "Ja, hab's aufgegeben!" Er kramte einen Notizblock hervor und wählte die Nummer die darauf stand und hielt sich den Hörer wieder ans Ohr. "Und wieso fangen Sie jetzt an zu telephonieren, wenn wir doch mit Ihnen reden wollen?!", rief die ganze Gruppe (leicht entrüstet). "Oh, richtig!" Sie hörten noch, wie eine Stimme anfing zu sprechen, dann hatte Gol D. die Leitung wieder unterbrochen. "Also, was gibt's?" Kuro und Croco schauten sich kurz an und als sie sich wieder ihrem Vorgesetzten zuwandten, wussten sie nicht, was sie sagen sollten. "Es… es geht um Mihawk und Zorro – und um Smoker", begann Shanks schließlich. "Nun ja, sie sind… weg." Sie schauten sich eine Weile an, dann hakte Gol D. nach: "Wie, weg? Sie sind weggegangen?" Kuro wollte ansetzten, etwas zu sagen, doch Crocodile unterbrach ihn: "Ja, das vermuten wir, aber wir wissen nicht wohin und sie haben sich auch nicht abgemeldet oder auch nur angedeutet, dass sie weggehen." "Also sind sie verschwunden?", vergewisserte sich der Direktor und nach kurzem Überlegen nickte die versammelte Mannschaft – nur Kuro nicht, der wieder was sagen wollte, von Crocodile aber die Hand auf den Mund gepresst bekam. "Vielleicht sollten wir im Krankenhaus anrufen und dort mal nach ihnen fragen", schlug Nami schließlich vor. "Es könnte ja sein, dass Zorro nur wieder zu Sanji wollte." Gesagt getan und Gol D. wählte die gleiche Nummer; die er eben auch gewählt hatte. Nebenbei gesagt konnte er sie immer noch nicht aus dem Kopf, obwohl er sie eben erst eingegeben hatte… Als eine helle Frauenstimme sich meldete erklärte er kurz, wer er war und was er wollte, dann folgte ein ziemlich einseitiges Gespräch, das Seiten Goldy ungefähr so ablief: "Mhm… hmhm… Mhm…" Schließlich legte er wieder auf und schaute zu seien Schützlingen auf. "Jup, sie sind da." Die Vollversammlung wollte gerade aufatmen, als Gol D. fortfuhr: "Smoker hatte wohl einen Motorradunfall – sein Trike soll's nicht überlegt haben. Mihawk war wohl auch mit von der Partie. Und Zorro hat sich mit irgendjemanden geprügelt." Die eingesogene Luft, die bis eben noch dem erleichterten Ausatmen dienen sollte, wurde in einem Seufzer zusammen mit einem allgemeinen Schulter-hängen-lassen wieder hinausgelassen. "Also, zu den Autos", seufzte Crocodile. "Ja, das wird's wohl sein", bestätigte Gol D.. Er legte den Hörer auf die Gabel und packte den Telephonapparat zur Seite. "Einer von Ihnen", er deute auf Kuro und Croco, "wird Hina und Tashigi wecken gehen. Hina wird den Jeep und Tashigi den Pickup fahren. Ich denke, Sie fahren auch mit, Ben?" Ben nickte. "Gut, dann kommen bei Ihnen alle die rein, die am Ende übrig bleiben." Er schaute noch einen Moment zu den anderen auf und als die sich nicht rührten fragte er: "Is' noch was?" Kuro stupste Crocodile an und der fragte daraufhin: "Ähm, ja… kommen Sie auch mit?" "Ja, ich werde bei Hina mitfahren", verkündete der Direktor, dann schlug er die Bettdecke beiseite und erhob sie – so, wie Gott ihn erschaffen hatte. Wie von einem Willen gesteuert fuhren sämtliche Hände hoch und legten sich vor die acht Augenpaare und die Gruppe war schneller draußen, als es mit irgendeiner anderen Methode möglich gewesen wäre. Die 'Ieh'-Rufe, das gemurmelte "Perverser!" und das ungläubig-entgeisterte "Ouh Mann, mein Boss is' 'n Nacktschläfer!" hatte es umsonst. [~same time – hospital~] Mihawk war gerade erst wach geworden, als eine Schwester zu ihm ins Zimmer trat und ihn über den Anruf informierte, der gerade eben eingegangen war. Er erinnerte sich wieder, wie er sich gestern nicht mehr erinnern konnte, was er sich vorgenommen hatte und wusste nun auch wieder was es war… Mit einem Seufzer lehnte er sich gegen die schräge Krankenbettlehne, die die Schwester ihm freundlicherweise aufgerichtet hatte und starrte die Decke an. So schlimm war's ja dann auch wieder nicht, die anderen hatten ja herausgefunden, wo sie steckten… Und eine Stunde später waren besagte andere auch angekommen und hielten ihm (als einzig Wachen) eine Standpauke, wie er dazu gekommen war, sich nicht zu melden. Danach mussten alle das Zimmer verlassen und er musste mit Gol D., Croco und Kuro alleine reden. "Also, was ist passiert?" Mihawk ergab sich in sein Schicksal und begann, die Geschichte zu erzählen, so, wie er sie wusste und das, was auch wirklich passiert war. "Zorro konnte nicht einfach so tatenlos herumsitzen." … "Er hat herausgefunden, wer Sanji angegriffen hat." …"-Jazz Boner-" … "-selbst die Shichibukai hat Interesse an ihm gehabt-" … "-Flamingo is' aufgetaucht-" "-Zorro hat ihn besiegt, im Untergrund wurde er offiziell von der Shichibukai zurechtgewiesen – also getötet und in Wirklichkeit hab' ich ihm den Kopf abgeschlagen…" Die drei hatten ihm, ohne ihn zu unterbrechen, zugehört und nachdem Mihawk geendigt hatte, schwiegen auch sie eine Weile, bis Gol D. fragte: "Hat Smoker auch was damit zu tun, oder hat er dich nur gefahren?" "Nein, er ist nur gefahren", antwortete Mihawk. "Nachdem Boner seinen Reifen hat platzen lassen, ist er im Straßengraben gelandet. Er hat wohl rechtzeitig losgelassen und is' irgendwo weiter oben aufgeschlagen. Sein Motorrad is' später explodiert…" "Autsch, das muss ihn getroffen haben…!", murmelte Crocodile und auch Kuro verzog das Gesicht. "Soweit, so gut. Die Sache scheint dann wohl doch recht glimpflich ausgegangen zu sein… Mit der Polizei werden wir wohl auch noch mal reden müssen, aber da Boner 'n Krimineller war, wird da wohl nicht viel mehr passieren. – Wie sieht's bei dir aus? Kannst du aufstehen? Irgendwelche schwereren Verletzungen? Wann wirst du entlassen?" Mihawk wank ab. "Es ist nichts. Sie vermuten eine Gehirnerschütterung und haben mich deswegen über Nacht dabehalten. Ansonsten nur Schürfwunden, das verheilt schnell wieder. Bei Zorro sieht es ähnlich aus, die ein oder andere Schnittwunde und ein bisschen viel Blut, das jetzt die Blumen bewässert. Bei Smoker weiß ich's nicht genau. Er is' bewusstlos geworden, bevor der Rettungswagen eingetroffen war. Man hat mir nur gesagt, dass er nicht in Lebensgefahr schwebt, aber stationär aufgenommen wird." "Gut, dann werden wir jetzt nach ihm und Zorro schauen. Wenn's dir so weit gut geht, kannst du dich ja mit deinen Freunden vergnügen." Er klopfte dem Schwarzhaarigen aufmunternd auf die Schulter, dann verließen sie das Krankenzimmer. Ihr Besuch bei Zorro – der erst am Nachmittag stattfinden konnte, da Zorro ein ausgesprochen tiefer Langschläfer ist – verlief recht ähnlich. Abgesehen von dem ziemlich üblen Schnitt an seinem Arm und dem Schwindelgefühl ging es ihm recht gut und auch er würde wohl noch am gleichen Tag entlassen werden. Die beiden Pseudoinvaliden trafen sich gleich nach der Visite in der Kantine, wo Mihawk sich einen Kaffee holte und Zorro am Liebsten etwas Rum gehabt hätte, aber nur ein Glas Wasser gereicht bekam. "Hast du schon mit den Bullen geredet?", fragte Mihawk nachdem sie sich gesetzt hatten und Zorro schüttelte den Kopf. "Nein, bin noch nicht lange wach." Der Ältere grinste. "Versteh' schon. – Ach, was ich dir noch sagen wollte: Du hast dich wirklich enorm verbessert. Du bist wirklich gut geworden. – Allerdings noch lange nicht so gut wie ich! Aber trotzdem, ich finde, du hast dir für deinen Sieg eine Belohnung verdient. Was hältst du davon, auf mein Kitetsu aufzupassen, solange, bis du dein drittes Erste-Klasse-Schwert gefunden hast?" Mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht machte Zorro sich eine Stunde später zusammen mit Mihawk wieder auf den Weg zu seinem Zimmer. Die zwei hatten noch eine ganze Weile in der Kantine gesessen und sich unterhalten und waren dann etwas draußen spazieren gegangen. Auf dem Rückweg wurden sie dann von einem Polizisten abgefangen. "Lorenor Zorro?", erkundigte sich dieser. "Es geht um Jazz Boner. Ich habe hier einen Termin für Sie, an dem Sie Ihre Aussage machen können." Zorro nickte und nahm den Zettel mit dem Termin entgegen. "Sie können sich auch ab Morgen in der Zentrale wegen dem Kopfgeld melden…", fuhr der Polizist fort und reichte Zorro und Mihawk einen Streckbrief. "Sie können von Glück reden, dass Sie noch leben. Nach dem Kopfgeld, das hier steht, war der bestimmt kein kleiner Fisch!" "Ja, er war gefährlich…" Zorro starrte auf das finstere Gesicht auf dem Blatt Papier in seiner Hand; auf das Gesicht des Mannes, der an Sanjis Koma schuld war. Unwillkürlich ballte er seine Hände zu Fäusten und er zerknitterte den Steckbrief. "Ich will das Geld nicht. Für seinen Tod etwas zu bekommen, würde bedeuten, dass er für etwas gut gewesen ist – aber das war er nicht!" Währenddessen saßen die Lehrer auf dem Flur vor Smokers Zimmer und warteten. Da der Weißhaarige immer noch bewusstlos war, hatten sie noch nicht mit ihm reden können; was Ace nicht daran hinderte an dessen Bett zu sitzen. Die Ärzte hatten zwar sowohl ihm als auch den anderen versichert, dass er wieder vollkommen gesund werden würde, doch er konnte nicht anders, als Trübsal blasend an der Bettkante zu hängen und dem Weißhaarigen zärtlich über den rechten Arm zu streicheln. Der linke war gebrochen und eingegipst (in blau). Auch drei seiner Rippen waren gebrochen, zwei weitere angebrochen; gerichtet musste allerdings keine werden. Verursacht worden waren diese Brüche wohl zusammen mit dem großflächigen Hämatom das sich über nahezu den gesamten Brustkorb erstreckte, indem das Trike, nachdem er losgelassen hatte, auf ihn gefallen war, bevor es weiter geschleudert wurde. Die Ärzte vermuteten weiterhin eine leichte Gehirnerschütterung und ein Halswirbelsäulen-Schleudertrauma. Im Allgemeinen waren das alles Verletzungen, die nicht sonderlich angenehm waren, aber sonst ohne Probleme wieder verheilten, ohne Schäden zurück zulassen. Die ganzen Zusicherungen nutzen Ace allerdings reichlich wenig, solange kein Smoker ihn angrinsen und selber versichern konnte, dass mit ihm alles in Ordnung war. Frustriert, dass er nicht mal mit jemandem über sein kindisches Verhalten streiten konnte, schlief er schließlich ein. Die Zeit hatte gerade mal gereicht, dass er in einen leichten Dämmerschlaf hinüber gleiten konnte, als er etwas Raues an seiner Wange spürte. Kurz darauf legte sich eine große Hand schwer auf seinen schwarzen Haarschopf. "Hey, Ace? Schläfst du?", fragte eine raue Stimme und er schlug die Augen auf. "Du bist wach!", rief der Schwarzhaarige und war mit einem Male putzmunter. Smoker kniff die Augen zusammen und nahm seine Hand von Ace' Kopf. "Ja, bin ich wohl – und schrei nich' so." "Ups, 'tschuldigung… Hast du Kopfweh? Soll ich die Schwester nach was fragen?" "Nein, geht schon. Sei nur nicht so laut." "Klar! Kein Problem!" Gleich nachdem er diese Wort ausgesprochen hatte schlug er sich die Hände auf den Mund. "Ich mein, klar, kein Problem", wiederholte er die Worte im Flüsterton. Smoker konnte nur Lächeln und streichelte seinem Schützling durch die Haare. "Hast du die ganze Zeit hier gesessen?", fragte er schließlich, nachdem Ace seinen Kopf wieder gegen seine Hüfte gelehnt hatte und zu ihm aufschaute. "Seitdem wir hier sind", bestätigte er. "Ruffy war auch kurz hier und hat erzählt, dass es Mihawk und Zorro gut geht und, dass sie vermutlich heute noch entlassen werden. Die hat's nicht ganz so schlimm erwischt. Die Ärzte sagen auch, dass du noch glimpflich davongekommen bist. Hätte wohl schlimmer ausgehen können…" "Also, ich fand das Ende schlimm genug", versicherte Smoker und in Gedanken war er bei seinem verstorbenen Trike. "Ja, Ruffy hat das mit deinem Trike erwähnt… Tut mir echt leid! Das ist ja fast so, als wenn ein Familienmitglied einfach gestorben wäre – so ganz plötzlich. Aber du musst es positiv sehen, es hat nicht lange gelitten. Es war nach dem Abgang bestimmt total ramponiert und hätte unzählige Operationen und Reparaturen über sich ergehen lassen müssen!" Smoker nickte. "Ja, vielleicht hast du recht…" Ace richtete sich auf und schaute seinem Lehrer ins Gesicht, der abwesend die Zimmerwand anstarrte. Als er merkte, dass er beobachtet wurde, klärte sich sein Blick und richtete sich auf Ace. "Was ist?" "Ach, nichts!" Der Schwarzhaarige grinste. "Hey, was is' so lustig!?" Das Grinsen wurde breiter. "Ach, weißt du, eigentlich ist das Ganze doch schon ziemlich peinlich. Ich mein, schau dich doch mal an. – Du hast dir den Arm gebrochen! Das is' doch schon fast 'ne Kinderkrankheit!", gluckste der Jüngere; und bekam dafür eine Kopfnuss. "Halt die Klapp, du Rotzbengel! Das ist überhaupt nicht witzig! Außerdem hab' ich mir nich' den Arm sondern das Handgelenk gebrochen!" Aus dem Glucksen wurde ein Lachen und Ace nahm etwas Abstand vom Bett. "Trotzdem, ein Gips, das is' doch total uncool! Das passt zu einem Tollpatsch, der von der Leiter gefallen is'! – Wo sind die Narben von der Schlacht? Sogar bei Mihawk is' mehr zu sehen und den hast du vorher abgeworfen!" "Tut mir ja echt leid, das Mihawk auf dem Asphalt und ich nur auf Gras gelandet bin", gab Smoker beleidigt zurück und verschränkte die Arme vor der Brust, bereute diese Geste aber im nächsten Moment wieder, in dem ein heißer Schmerz durch seinen Brustkorb schoss. Und Ace' Lachen wurde noch lauter. "Was is' denn jetzt schon wieder?", fragte Smoker genervt und warf dem Schwarzhaarigen einen bitterbösen Blick zu. "Nichts, nur dein finsterer Blick wirkt nur halb so gut, wenn du dazu nicht die Arme verschränken kannst – was mit dem Gips eh albern aussieht! Das is' einfach zu lustig, wie die paar Verletzungen dich so lächerlich wirken lassen!" Smoker drehte sich trotzig von Ace weg. "Was wär' dir denn lieber gewesen? 'ne Schädelbasisfraktur? Nieren-Toraxtrauma? Schlüsselbeinbruch?" Ace schüttelte nur den Kopf (konnte sich ein Grinsen aber noch nicht ganz verkneifen). "Nein, ich bin froh, dass du nicht so schwer verletzt bist!" "Aber ich bin schwer verletzt!" Smoker schob seine Unterlippe etwas vor und knöpfte sein Hemd um zwei Löcher auf, um seinen Oberkörper freizumachen. Ace streckte seine Hand aus und fuhr vorsichtig über die erst leicht verfärbte Haut, die nicht unter dem Stützverband um Smoker Brust verborgen lag. "Ja, mein armer kranker Hase. Aber keine Angst, ich pfleg dich gesund! Dann gibt's Hühnersuppe à la Ace!" Smoker verzog angewidert das Gesicht und erntete dafür einen bösen Blick. "Wenn sie so schmeckt wie dein Kuchen, ess' ich sie", versprach er und hob beschwichtigend die Hände. "Na, dann mach dich schon mal auf jede Menge Suppe gefasst! Ich kann nämlich gut kochen!" "Tiefkühllasagne und Tütensuppe, oder wie?" "Komm du mir nach Hause, mein Lieber, dann zeig ich dir mal Tiefkühllasagnen! Kannst gleich bei denen übernachten! – Apropos, wie lange musst du eigentlich hier bleiben?" "Keine Ahnung." "Drei Tage", kam die Antwort von der Tür und beide drehten sich um. "Dr. Shun, guten Tag. – Äh, behandeln Sie mich auch?" Der junge Arzt schüttelte den kopf. "Nein, aber ich bin auf der Suche nach ihrem Vorgesetzten und dachte, Sie können mir da vielleicht weiterhelfen…?" "Klar", rief Ace und sprang auf. "Der sitzt draußen auf dem Flur in dem Gang mit Fenstern und wartet darauf, reinzudürfen." "Er wartet?", hakte Smoker nach und schaute Ace von der Seite an. "Ja, er will mit dir reden. Wieso?", fragte der andere unschuldig. "Warum erzählst du mir das erst jetzt? Sag ihm, dass ich wach bin!" "Ja, aber dann muss ich ja raus!" Smoker schaute Ace überrascht an, dann schüttelte er den Kopf. "Depp", murmelte er, dann wandte er sich an Dr. Shun: "Sagen Sie, tut es einem eigentlich selbst weh, wenn man jemanden mit einem Gips schlägt?" "Wenn das eingegipst Körperteil auch gebrochen ist und es sich wie bei Ihnen um keinen Vollgips handelt, sehr wohl." "Mist!" Der Blonde lächelte, dann erklärte er: "Ich würde es nicht versuchen. Abgesehen davon, dass es wirklich unangenehm ist, wird dadurch der Heilungsprozess verlangsamt und wenn man Pech hat, verschiebt sich der Knochen und muss gerichtet werden, was noch unangenehmer ist." "Tja, Smoky! Scheiße, wa'?", lachte Ace und sprang auf. "Ich hol' mal lieber Goldy. Will ja nich', dass du den babyblauen Babygips noch länger tragen musst!" Dr. Shun folgte Ace aus dem Zimmer und Smoker wurde für wenige Augenblicke allein gelassen, bis sein Vorgesetzter das Zimmer betrat. Kuro und Croco waren nicht dabei, die mussten zusammen mit Ace draußen bleiben – wo sie mit dem so lange Faxen machten, bis die Besprechung drinnen vorbei war. Hauptsächlich versuchten sie zu lauschen. Zuerst pressten sie nur ihr Ohr gegen die Tür, dann kam Kuro mit einem Stethoskop an, das sie an die Tür ansetzten und hörten immer abwechselnd. Als ihnen das Lauschen nicht mehr ausreichte, suchten sie sich eine andere Methode, mitzubekommen, was in dem Raum vor sich ging, was darin endete, dass Croco sich hinkniete und Kuro und Ace auf seinen Rücken kletterten und dann durch das kleine Fenster oben in der Tür Grimassen schnitten. Nicht viel später stießen auch Ruffy und die anderen zu ihnen. Im Schlepptau hatten sie ein gutes Dutzend Marker für Smokers Gips. Strahlend Griff Ace zu und drückte ein paar der schönsten (oder eher schrillsten) Farben gegen die Scheibe. Smoker legte schützend seine Hand über seinen linken Arm und warf einen besorgten Blick zur Tür, um ihm nächsten Moment Gol D. ein gezwungenes Lächeln zu schenken. Als der Schulleiter dann meine: "Das war's dann für 's Erste", versuchte er ihn mit allen möglichen blöden Fragen vom Gehen abzuhalten, doch als Ace sah, dass der Ältere aufgestanden war, stürmte er mit Ruffy zusammen das Zimmer. Smoker konnte sich nicht lange gegen den Ansturm wehren und musste sich schließlich geschlagen geben, als Shanks und Croco ihn festhielten und Ruffy begann, seinen bis dahin gut beschützen Gips voll zu krakeln. Am Ende hatte er ein paar Dutzend Sprüche auf dem Arm stehen, von dem Standard-Gute-Besserung bis hin zu 'Dummheit lässt Grüßen' oder (von Ace ganz klein geschrieben) 'Zu dumm, dass man nicht sieht, dass du nich' vom Klettergerüst gefallen bist!'. Ruffy hatte ein paar Fleischkeulen dazugemalt, Ace ein paar Flammen und ein Streichholz, Nami etwas Geld und Zorro und Mihawk einen Krug Bier. Kuro hatte ein Kackhäufchen neben Crocodiles Pimmel gemalt und hatte sich an einem Pferd versucht, dass letztendlich von einem Pfeil von Mihawk durchbohrt wurde. Irgendwann war der Gips so voll, dass nicht mal mehr eine Ameise raufgepasst hätte und sie ließen Smoker wieder los. Sie betrachteten kurz ihr Werk, dann meinte Ruffy plötzlich: "Hätt' Sanji sich nich' auch was brechen können? Dann hätten wir ihn wenigstens auch bemalen können." "Wir können ihm ja auf den Bauch malen", schlug Mihawk vor. "Geht nich', da is' doch der Verband", warf Zorro ein. "Aber auf der Brust nicht!", rief Shanks und schnappte sich einen roten Stift und marschierte aus dem Zimmer. Die anderen folgten ihm – nur Ace blieb bei seinem Smoky, damit der nicht ganz alleine war. In Sanjis Zimmer angekommen waren sie nicht mehr ganz so sicher – was vor allem an der Schwester auf dem Gang lag. Als diese dann ihren Weg fortsetzte und nicht mehr zu sehen war, schob Zorro Sanjis Pullover hoch. Er bekam einen grünen Stift gereicht und malte eine Ente auf die Mitte der Brust. Mihawk schnappte sich gleich darauf einen blauen Stift und zeichnete einen Hai direkt daneben, der sich an die grüne Mit-Gutem-Willen-vielleicht-Krüppelente schmiegte. Jeder malte noch etwas dazu oder schrieb einen (netten) Spruch auf die Brust des Blonden. Die Filzstiftlinien zeichneten sich deutlich von der hellen Haut ab und zeigten ein wahres Kunstwerk, dessen Entstehung ordentlich kommentiert wurde, damit Sanji eventuell auch etwas mitbekommen konnte. Am Ende waren noch Schafe zu sehen und wieder Fleischkeulen. Lysop hatte ein paar wunderschöne Vögel gezeichnet und Shanks hatte ein Herz um die linke Brustwarze gemalt, durch das Mihawk einen Pfeil geschickt hatte. Ben (der sich bei Smoker lieber zurückgehalten hatte) hatte dann daneben eine Karotte mit drei Ohrringen gemalt, woraufhin Zorro ziemlich rot geworden war. Als sie fertig waren, versammelten sie sich alle um das Bett und begutachteten ihr Meisterwerk. "Zu schade, dass das alles wieder weg is', wenn Sanji gewaschen wird…", gab Mihawk zu bedenken. Sie schauten eine Weile schweigend auf die Brust des Blonden, dann meinte Ruffy: "Dann fotografieren wir es eben! Und wenn er wach is', weiß er, dass wir hier waren!" …Die Schwester, die Sanji dann am Abend auszog, um ihn zu waschen, bekam einen gehörigen Schreck, als die bunte Patientenbrust zum Vorschein kam… Während Ace bei Smoker saß und der Rest der Bande bei Sanji Albernheiten machten, hatte Dr. Shun Gol D. auf seinem Weg nach draußen abgefangen. Er räusperte sich kurz, um auf sich aufmerksam zu machen, dann erklärte er: "Ähm… Es geht um Sanji. Dr. Kojima möchte mit ihnen reden. Es ist wichtig." Gol D. nickte und folgte dem Blonden zu einem Büro mit der Aufschrift: Dr. Kojima Michiyo… Weiter konnte er nicht lesen, da die Tür aufgemacht wurde und er hinein gebeten wurde. Im Büro wurde ihm mit einem freundlichen Lächeln ein Platz angeboten. "Ich bin Kojima Michiyo, die Leiterin dieses Krankenhauses", stellte sich die Frau auf der andern Seite des Schreibtisches vor und strich sich eine Strähne ihres braun-gelockten Haares aus dem Gesicht, das größtenteils von einem Zopfgummi zusammengehalten wurde. "Es geht um Sanji-kun…", begann sie dann und schlug eine Akte auf. "Er liegt jetzt seit sechs Tagen im Koma. An sich ist das nicht besonders lange und es steht auch außer Frage, dass die Geräte natürlich nicht abgeschaltet werden, aber es gibt ein Problem des Geldes wegen. Die Krankenkasse hat bis jetzt alles bezahlt, aber sie verlangt, dass der Anteil der Selbstbeteiligung von Sanji bezahlt wird. Die Summe ist nicht gerade niedrig. Da ihnen klar ist, dass Sanji nicht das Geld dafür hat, da er nicht arbeiten geht, verlangen sie von der Versicherung der Schule, die Kosten zu übernehmen, da es schließlich in seiner Schulzeit passiert ist…" Gol D. nickte. "Ja, ich weiß. Ich habe einen Brief bekommen, der das gleiche Anliegen erklärt hat. Ich habe mich auch schon an die Versicherung gewandt, aber die will nicht zahlen, weil das Ganze nicht auf dem Schulgelände passiert ist…" [~Three Days later~] Zorro und Mihawk waren schon seit drei Tagen wieder auf dem Internat und konnten herumtollen, als sei nie etwas gewesen. Smoker war erst einen Tag wieder da, aber auch ihm ging es wieder gut und er ärgerte sich nur noch über die bescheuerte Krankengymnastik mit der er sich bei Doc. Kuleha herumplagen musste. Seinen Gips trug er zwar immer noch, dafür war aber weder von einer Gehirnerschütterung, noch von einem HWS(2) etwas zu spüren. Von den schlechten Neuigkeiten, die Gol D. vor drei Tagen erfahren hatte, wusste noch keiner von ihnen etwas. Dafür sollten sie gleich von ganz anderen Sachen erfahren, als ein Polizeiwagen vor dem Schultor hielt… _____________________________________ (1) siehe Sidestory 'Ausflug auf's Land!' (2) in diesem Falle nicht bloß Halswirbelsäule, sonder Halswirbelsäulen-Schleudertrauma; beide Begriffe haben dieselbe Abkürzung… mikan... п1. Kapitel – Umbrüche [~2005-05-13 – Friday~] Die Beamten fuhren mit dem Wagen durch das Tor und hielten auf dem Platz vor dem Lehrerhaus, wo sie ausstiegen und auf das Gebäude zugingen. Von den Schülern, die draußen unterwegs waren, wurden sie neugierig beäugt, als sie sich ihren Weg zum Lehrerhaus bahnten. Die drei Chaotenlehrer waren bereits herausgekommen und warteten auf der Steintreppe, bis die zwei Polizisten bei ihnen waren. "Sie sind Gol D.?", fragte der Größere der beiden und deutete auf Crocodile, der den Kopf schüttelte. "Nein, bin ich nicht. Aber ich muss Ihnen genügen. Der Herr des Hauses ist nicht da." "Ja", bestätigte Professor Klahadore, der neben Crocodile stand, "aber es gibt nichts, das er weiß, das wir nicht auch wissen." "Gut", meinte der Kleinere der zwei Gesetzeshüter. "Wir haben ein paar Fragen an Sie wegen der Nacht vom elften zum zwölften Mai." "Wir müssen wissen", übernahm der andere wieder, "was Sie über diesen Angreifer – Jazz Boner – wissen. War Ihnen der Kerl bekannt? Waren Sie oder einer Ihrer Schüler ihm schon einmal begegnet?" "Nein, nicht das ich wüsste", antwortete Crocodile. "Aber was tut das zur Sache?" "Nun, wir müssen davon ausgehen, dass der Tod Jazz Boners kein Unfall war…" "War es auch nicht", unterbrach Professor Klahadore. "Es war Notwehr, bedeutet, dass das Handeln notwendig war. Normalerweise kommt es in solchen Fällen nicht mal zur Anklage, weil unter solchen Umständen, der aus Notwehr Handelnde das Opfer ist." "Ja, aber wir müssen davon ausgehen, dass das Ganze unter Vorsatz passiert ist." "Er hatte 'n Kopfgeld, jeder der hinter dem Kerl her war, hatte den Vorsatz, ihn umzubringen. Selbst wenn die beiden losgezogen wären wegen der Prämie, dürfte das doch keine Probleme geben." "Wenn sie losgezogen sind, um ihn umzubringen, ist das etwas anderes, als wenn sie ihn als Kopfgeldjäger festnehmen wollten, wobei die Tötung des Kriminellen grundsätzlich vermieden wird", berichtigte der Beamte mit ernstem Blick. "Das ist doch wohl nicht ihr Ernst!?", brauste Smoker auf und wollte sich an Crocodile vorbeidrängen, der ihn mit der Schulter wieder zurückschob. "Unter den momentanen Umständen müssen wir davon ausgehen, dass ihre Schüler weder eine Lizenz als Kopfgeldjäger haben, noch dass sie Jazz Boner im Wohle der Allgemeinheit aus dem Verkehr ziehen wollten." "Richtig", bestätigte Professor Klahadore, "Boner ist derjenige, der losgezogen ist, um zu töten." Der Beamte nickte zwar, meinte aber gleichzeitig; "Eben das gilt es herauszufinden." Crocodile hielt Smoker an der Schulter zurück, als dieser wieder einen Schritt auf den Beamten zumachte. "Hey, Chaser, halt dich zurück. Der Polizei kannst du gar nichts, aber sie dir. Du hast ein Vorstrafenregister, das reicht von Tokyo bis nach Buenos Aires. Die warten doch nur darauf, dass du was Falsches sagst und die dich einbuchten können. – Also bleib da brav stehen und hör zu." Der Kleinere beruhigte sich wieder. "Was hast du denn alles ausgefressen", flüsterte Klahadore dem Weißhaarigen hinter Crocodiles Rücken zu, um die Situation etwas aufzulockern, "dass deine Straftaten eine Strecke von achtzehntausenddreihundertsiebenundsiebzig Kilometer überbrücken?" "Das tun sie bestimmt nicht", mischte Crocodile sich ein. "Wenn man so viel Scheiße baut, passt das nicht alles auf einen Zettel. Da stehen bestimmt ganze Buchreihen über ihn." "Na und?", fauchte Smoker. "Deine Verbrechen würden die größte Enzyklopädie der Welt zwei Mal füllen." Ein Räuspern lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder auf die beiden Polizisten. "Es muss natürlich nicht sein, dass ihre Schüler sich etwas zu Schulden haben komme lassen. Das sind bis jetzt alles nur Vermutungen. Aber bei einer Morduntersuchung müssen alle Möglichkeiten berücksichtig und untersucht werden. Informationen über vorherige Zusammenkünfte können insofern hilfreich sein, weil sie Aufschluss darüber geben könnten, von wem ursprünglich Gewalt ausgegangen ist, also ob einer ihrer Schüler mit Drohungen angefangen hat oder ob Jazz Boner der Ausgangspunkt ist." "Wie bereits gesagt, uns ist nicht bekannt, dass einer unserer Schüler Kontakt zu einem Killer hatte", wiederholte Crocodile trocken. "Und warum wird auf einmal von Morduntersuchungen geredet? Für den Kerl gibt's Kopfgeld! Es war legal, ihn umzubringen!" "Ja, bis vor einer halben Woche. Das Kopfgeld wurde zurückgezogen. Jazz Boner war ein freier Staatsbürger wie jeder andere auch, entschieden vom obersten Landesgericht." Smoker wollte etwas erwidern, als ihr Gespräch von Hupen und der Sirene des Polizeiwagens unterbrochen wurden. Beide Polizisten drehten sich erschrocken um und auch die Lehrer schauten zur Lärmquelle hinüber. Doch bevor einer der beiden Beamten zu seinem Gefährt eilen konnte, beruhigte ihn Klahadore: "Keine Sorgen, die wollen nur spielen. – Die sind wie die Affen aus Jumanji, irre aber harmlos." Die Worte an sich schienen nicht wirklich beruhigend, doch Kuros Lächeln dazu bewirkte wahre Wunder und die beiden Polizisten konzentrierten sich wieder auf die drei Leute direkt vor ihnen. Dass sie eigentlich alles andere als beruhigt sein sollten, schienen sie nicht zu wissen, da sie offensichtlich den Film Jumanji nicht gesehen hatten (große Wissenslücke!), in dem besagte Affen einen Polizeiwagen kapern und anschließend durch die halbe Stadt jagen, denn ansonsten wären wohl beide Gesetzeshüter augenblicklich zur Rettung ihre Wagens geeilt. "A-also", begann der Kleinere wieder und warf noch einmal einen Blick zu ihrem Auto. "Wir müssten noch einmal mit den beiden Beteiligten und dem Direktor reden. Außerdem müssen wir sichergehen, dass sie das Land nicht verlassen. Solange sie Verdächtige in einem Mordfall sind benötigen wir ihre Reisepässe." Smoker rollte genervt mit den Augen und drehte sich etwas weg. "Scheiß Bullen", nuschelte er und schaute zu den Jungs, die andauernd die Sirene ein- und ausschalteten. Doch einer der beiden Beamten schien trotz des Nuschelns etwas verstanden haben zu wollen. "Was meinten Sie?", hakte der Größere nach und Smoker drehte sich zu ihm um und wollte das Gesagte wiederholen, doch bevor auch nur ein Wort über seine Lippen kommen konnte, hielt Crocodile ihm den Mund zu. "Er sagte … 'klasse Bullaugen'", beeilte sich Kuro zu erklären. Einer der Polizisten ließ skeptisch eine Augenbraue in die Höhe wandern. "Welche Bullaugen?" "Äh… er halluziniert! Ist ganz normal! Das legt sich, wenn er etwas geschlafen hat!" Kuro tätschelte Smoker den Kopf und warf den beiden Beamten noch ein Lächeln zu, um Smoker beim Umdrehen mit einem warnenden Blick zu bedenken; von einem Lächeln keine Spur mehr. Er schubste den Weißhaarigen durch die Tür und ließ Crocodile alleine draußen stehen. "Ich denke, wir können Ihnen bei Ihrem Anliegen doch nicht weiterhelfen. Den Rest sollten Sie vielleicht doch lieber mit dem Schulleiter persönlich besprechen. Ich denke, das war's dann für heute", meinte der Schwarzhaarige vor der Tür schnell, aber mit kühlem Ton. "Auf Wiedersehen!" Und damit drehte er sich um und folgte seinen Kollegen ins Haus. Smoker war hinüber zu seinem Zimmer gestapft, während Kuro neben der Tür stehen geblieben war. "Er ist wütend", murmelte er und schaute zur Tür des weißhaarigen Lehrers. "Ja, ich weiß. Ich geh' mal nach ihm schauen." Crocodile folgte dem anderen ins Zimmer und ließ Kuro allein zurück, der sich betrübt in Crocos Zimmer zurückzog und sich dort auf dessen Bett zusammenrollte. Smoker war in sein Zimmer gegangen und hatte sich eine Zigarre angezündet, als Crocodile ihm hinterher kam. "Was willst du?", knurrte er, zog einmal an seiner Zigarre und steckte das Feuerzeug weg. "Dich aufheitern", antwortete der Größere mit einem Grinsen und schloss die Tür hinter sich. "Keinen Bock", antwortete Smoker und drehte sich weg. "Hey, nimm die Sache nich' so schwer. Das mit der Polizei wird sich schon alles klären. Sie können den beiden eh nichts nachweise, war ja niemand dabei außer euch dreien und Boner war nun mal 'n Krimineller. Welcher Richter würde da gegen sie entscheiden?" "'ne Menge, die ich kenne", antwortete der Kleinere. "Vor allem bei 'nem Strafverteidiger, der überhaupt keinen Bock hat, den beiden zu helfen, oder denkst du, wir können uns einen vernünftigen Rechtsanwalt leisten? Sie können von Glück reden, wenn sie überhaupt einen an die Seite gestellt bekommen…" "Mach dir darüber jetzt doch keinen Kopf. Goldy wird schon was einfallen." Smoker wollte protestieren, als er im nächsten Moment auch schon gegen den Schrank hinter sich gedrückt wurde. "Ach komm schon, Croco. Ich hab' jetzt wirklich keine Lust." Crocodile nahm ihm die Zigarre ab und zog selbst einmal daran. "Hab' dich nicht so. Nur 'n kurzer Quicky und ich lass dich wieder laufen." Smoker seufzte ergeben, als er schon Crocodiles Hand an dem Reißverschluss seiner Hose spürte. "Guck nicht so grimmig", forderte er den Kleineren auf. "Ein paar Handgriffe und dein mieser Tag ist vergessen", hauchte Crocodile und küsste sich an Smokers Hals entlang, während seine Hände den Reißverschluss bereits geöffnet hatten und mittlerweile am Knopf herumspielten. "Komisch Reihenfolge", murmelte Smoker, achtete dann allerdings wieder mehr auf die feuchte Zunge, die seinen Hals entlang gekrochen kam und nun bei seinem Ohr angekommen war. Sie strich ihm über die Ohrmuschel, zog sich zurück und ließ die Lippen an ihrer Stelle weiterarbeiten. Zuerst umschloss Crocodile das Ohr nur mit ihnen, dann biss er zaghaft hinein und spielte schließlich mit dem Ohrläppchen. "Komm schon, ich will dich hören", forderte Crocodile und biss noch einmal, etwas fester zu. Allerdings brachte ihm das nicht die erwünschte Reaktion ein, denn sein Spielpartner blieb stumm. "Na, dann anders", murmelte er und ließ seine Hand in die Hose des anderen gleiten. Und fast augenblicklich bekam er auch die gewünschte Antwort. Smoker stöhnte auf und bewegte sich der Hand entgegen. "Na siehst du, du willst es doch auch", stellte Crocodile zufrieden fest. Er legte seinem Opfer die andere Hand in den Rücken und holte ihn von dem Schrank weg. Vorsichtig dirigierte er ihn Richtung Bett, ohne die Hand aus seiner Hose zu nehmen. Willenlos ließ der Weißhaarige alles mit sich machen. Vielleicht hatte Crocodile ja Recht und es war wirklich die beste Ablenkung nach diesem äußerst beschissenen Tag… Die großen Hände, die seine Haut unter seinem Shirt bedeckte, sachte über Bauch und Brust strichen und ihm schließlich die Jacke von den Schultern streiften, waren schon mal ein kleiner Ausgleich für all das, was heute schief gelaufen war. Crocodile schob ihm sein T-Shirt bald darauf hoch bis unter den Hals, wo Smoker es sich nur noch über den Kopf streifen brauchte. Er wartete nicht einmal, bis Smoker das Shirt beiseite getan hatte, als er sich wieder zu ihm hinunter beugte, um ihn zu küssen. Währenddessen nahm er seine Hand vorerst wieder zurück, damit Smokers Versuche, ihm das Hemd auszuziehen, das er eben noch mühsam aufgeknöpft hatte (was mit Gips äußerst schwierig ist), auch gelingen konnten. Die kühle Hand, die kurz darauf über seinen Rücken strich, jagte ihm einen Schauer die Wirbelsäule entlang. Smoker ließ sich gänzlich auf das Bett sinken und zog Crocodile mit sich, der sich noch weiter zu ihm hinunter beugte, um ihn erneut zu küssen. Und wieder wanderte Crocodiles Mund weiter und beschäftigte sich bald mit der Haut an Hals und Brust. Anfangs schien Smoker die Liebkosungen zu genießen und immer mal wieder kam ein leises Stöhnen von ihm, oder aber, er bewegte sich der Zunge entgegen, die ihn streichelte. Doch nach einer Weile kamen so gut wie gar keine Reaktionen mehr von ihm. Zuerst fiel es Crocodile gar nicht wirklich auf, aber als er dann eher durch Zufall seinen bereits leicht verklärten Blick hob, trafen seine Augen auf ein weiteres Paar, das ihn nicht einmal anschauten, sonder irgendetwas in der Ferne fixierte – woraufhin seine eigenen Augen ziemlich schnell wieder ziemlich klar wurden. "Hey, woran denkst du?", fragte Croco besorgt, als er bemerkt hatte, dass Smoker alles andere als erregt oder gar beteiligt wirkte – viel mehr in Gedanken versunken… Der Weißhaarige brauchte etwas, bis er realisiert hatte, das Crocodile ihn angesprochen hatte, doch dann antwortetet er: "An einen Satz, den Goldy gesagt hat, als er mich eingestellt hat. Er meint-" "Stopp! Sag mal, bist du irre?! Mehr will ich gar nicht wissen! Wir sind gerade im Begriff, Sex zu haben und du denkst an dein Einstellungsgespräch!? – Wie schlecht bin ich eigentlich?!", unterbrach er ihn entrüstet. "Gibt Schlimmere. Und: Du hast doch gefragt!", verteidigte sich Smoker empört. Crocodile verdrehte nur genervt die Augen und machte da weiter, wo er aufgehört hatte, doch Smoker war deswegen trotzdem nicht mehr bei der Sache als vorher. Nach einer Weile wurde es ihm zu blöd und er hob wieder seinen Kopf. Mit einem Seufzen setzte er sich auf und platzierte sich vor Smoker. "Also gut. Erzähl, was hat er zu dir gesagt?" Smoker sprang auf und setzte sich Crocodile gegenüber. "Okay! Er meinte, ich solle es ja nicht wagen, Scheiße zu bauen. Er hätte nämlich noch einen Wunsch frei und den wolle er nicht dafür verschwenden, einen von uns aus dem Knast zu holen." Crocodiles linke Augenbraue wanderte ihn die Höhe. "Und? Das hat er zu mir auch gesagt – und zu Kuro auch." "Kapierst du denn nicht, was das heißt?", hakte Smoker nach. Crocodile schwieg zur Antwort. "Das heißt, dass er etwas für Zorro und Mihawk tun kann! Wenn er diesen Wunsch für einen von uns hätte einsetzten können – was er nur nicht machen wollte – dann kann er das auch für die beiden! Also ist es egal, ob die Polizei ihnen irgendetwas vorwirft oder nicht!" Smoker schien begeistert von diesem Einfall, doch Crocodiles Freude hielt sich in Grenzen. "Das ist toll! Wirklich! Klasse, dass dir das noch eingefallen ist! Können wir jetzt weiter machen?" Er packte den Kleineren an den Schultern und drückte ihn zurück in die Kissen. Augenblicklich nahm er den Mund des anderen in Beschlag, der schon wieder zu sprechen anfangen wollte. Er löste sich nur einen winzigen Spalt von ihm, um zu flüstern: "Und jetzt halt die Klappe. Du machst dir zu viele Gedanken. Es ist spät, mitten in der Nacht von Samstag zu Sonntag, da rettest du mit deiner Idee auch niemanden mehr, egal wie toll sie auch ist." Abgesehen davon, dass es vier Uhr nachmittags und Freitag war, waren die Angaben schon mal nicht schlecht, aber Smoker hatte auch keine Lust, sie zu überprüfen. Er schien zwar kurz zu überlegen, gab dann aber nach und entspannte sich wieder. Crocodile ließ sich nicht lange bitten und kroch wieder über ihn, um da weiterzumachen, wo sie aufgehört hatten. Er hatte gerade wieder seine Zunge herausgeholt, als es an der Tür klopfte. "Smoker? Komm raus, du sollst hoch, zu Goldy!", hörten sie Hina rufen und stöhnten beide genervt auf – ob nun Hina oder Goldy wegen, war nicht ganz eindeutig. "Und bring Crocodile mit!", fügte die Rosahaarige hinzu, die ganz genau zu wissen schien, wobei sie gerade gestört hatte. Die beiden Junges blieben noch einen Moment liegen, dann erhob sich Crocodile und angelte nach seinem Hemd, dass er sich wieder anzog. "Scheiße", murmelte er dabei und rutschte beiseite, damit auch Smoker sich aufrichten und wieder richtig ankleiden konnte. Nicht viel später saßen die beiden zusammen mit den anderen im Büro ihres Vorgesetzten. Sie redeten zwar über die Bullen, die da gewesen waren und spekulierten darüber, was sie eigentlich wollten und vor hatten, doch kamen sie zu keinem Ergebnis. Die Polizisten hatten weder Zorro noch Mihawk auffinden können und waren mehr oder weniger unverrichteter Dinge wieder abgezogen. Nichtsdestotrotz kam zwei Tage später dann die Anklage per Post und als erstes Resultat daraus wurden Zorro, Smoker, Shanks, Ben und Mihawk zusammen mit Crocodile und Professor Klahadore in Gol D. Büro gerufen. "Setzt euch bitte", forderte der Älteste die anderen auf und wies auf die bereitgestellten Stühle. "Wie erwartet war der Besuch unserer allseits geliebten Gesetzeshüter vorgestern nicht um sonst gewesen." Er legte den leeren Briefumschlag auf den Tisch und nahm das Blatt, das in ihm enthalten gewesen war, in die Hand. "Dulacre Mihawk und Lorenor Zorro sind als mögliche Straftäter in der Angelegenheit in der Nacht vom elften zum zwölften Mai vor Gericht geladen. Sie sollen in einem Untersuchungsprozess aussagen, was geschehen ist. Smoker ist ebenfalls als Zeugen geladen. Wenn ein Anwalt beansprucht wird, so ist das möglich, da es allerdings keine richtige Anklage ist, nicht zwingend nötig und liegt im eigenen Ermessen. Die Anhörung findet bereits am Mittwoch nächster Woche statt. Wie man sieht, scheinen sie's sehr eilig zu haben." Es herrschte eine Weile Schweigen in dem vollen Büro und alle Anwesenden starrten vor sich hin. "Das heißt, sie bekommen einen Pflichtverteidiger von der Staatsanwaltschaft zugeordnet…", murmelte Smoker, ohne den Blick zu heben. Gol D. nickte erst mal, dann meinte er: "Das muss nicht unbedingt sein. Vermutlich bekommen sie gar keinen Verteidiger, das ist leider Gottes nicht Pflicht. Aber, ich meine, ich leite diese Schule ja nicht ohne Rückversicherungen; man braucht Beziehungen, um so was am Laufen zu halten…" "Soll heißen?", hakte Crocodile nach und schaute hinüber zu Smoker, der wohl gerade an das Gleiche dachte. "Vielleicht gibt es noch Hoffnung", meinte Gol D. "Wisst ihr, ich habe da so einen alten Bekannten… Er hat mir schon beim Bau dieses Internats hier geholfen. Trotzdem, er schuldet mir noch einen Gefallen…" Crocodile trat Smoker unter dem Tisch ziemlich kräftig gegen das Schienenbein und bedachte ihn mit einem finsteren Blick, der ungefähr sagte: 'Du Blödmann! Die Unterbrechung letztens war total unnötig, er denkt doch eh von selbst daran und vielleicht hätten wir's dann noch geschafft!' Smoker zuckte nur mit den Schultern und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Gol D., der erneut zu sprechen angefangen hatte. "Ich werd' ihn gleich mal anrufen. Vielleicht kennt er ja ein paar Anwälte, die gerade nichts zu tun haben." Er schnappte sich sein Telephon, das er sich auf den Schoß stellte (es war genau so ein altes Modell wie das in seiner Wohnung), drehte sich mit seinem Sessel von den Gesichtern der anderen weg und wählte eine Nummer. Das Gespräch mit seinem Bekannten verlief ähnlich wie das mit dem Krankenhaus – also wenig aufschlussreich für die Zuhörenden. "Schlechte Neuigkeiten", meinte er schließlich, nachdem er aufgelegt und sich wieder umgedreht hatte. "Mein alter Bekannt ist leider verstorben. Aber er hat einen Adoptivsohn, der den Gefallen, der mir sein Vater noch schuldet, gerne leisten will. Er kennt da jemanden, der bei der Gewerkschaft seines Halbbruders arbeitet. Und der hat noch eine Gegenleistung bei einem Anwalt offen." Kurzes Schweigen der anderen, die diesen Beziehungswirrwarr erst einmal ordnen mussten. "Im Klartext heißt das also, wir bekommen einen Anwalt und das ganz umsonst", stellte Mihawk fest und Gol D. bestätigte seine Aussage mit einem Nicken. "So sieht es aus. Allerdings wohnen sie nicht gerade in der Nähe… Smoker, du kennst doch sicher noch Franky, oder?" Smoker nickte. "Der irre Kerl mit den blauen Haaren, der immer in einer Badehose herumläuft?" "Genau der! Er war damals mit Tom und seinem Bruder Eisberg hier. Crocodile, du müsstest ihn eigentlich auch kennen. Nun ja, Tom ist leider gestorben und da Franky nicht wirklich gut mit seinem Bruder auskommt, fragt er sich mal ein bisschen rum. Er hat noch ein par Kumpels, die bei der Gewerkschaft arbeiten. Vielleicht kann einer von denen seinen Bruder ja überzeugen, uns den Gefallen zu tun. Vielleicht wäre es besser, wenn einer von euch beiden mal zu ihm hinfahren würde." "Klasse Idee", meinte Professor Klahadore. "Also, Smoker würd' ich nich' fahren lassen, ehe das die Ärzte wieder erlauben und Croco hat ja so viel Erfahrung mit motorisierten Gefährten!" "Hm… das stimmt allerdings…" Einige Stunden später wurde das Problem durch einen eingehenden Anruf geklärt. "Yo, Franky hier!", meldete sich ein Kerl am anderen Ende der Leitung. "Hab's geschafft meinen Bruder zu überreden. Ihr bekommt den besten Anwalt, den ihr kriegen könnt! Wir schicken vorher Pauli mal rüber, damit der sich die Geschichte anhören kann und schon mal ein bisschen Vorarbeit leisten kann. Er kommt morgen irgendwann an. Wenn die Anhörung schon Mittwoch ist, bleibt ja nicht viel Zeit. Ich denke, dass unser Sternchen-Anwalt sich dann auch bald auf den Weg machen wird." Der Kerl hatte schneller aufgelegt, als er gesprochen hatte und kein Wort davon erwähnt, wann man den besagten Mittelsmann am Bahnhof abholen konnte. Sie versuchten zuerst, die Nummer zurückzurufen, mit der angerufen wurde, erhielten allerdings nur die Nachricht, dass der gewünschte Gesprächspartner zur Zeit nicht zu erreichen sei. "Der hat doch tatsächlich sein Handy ausgeschaltete!", fluchte Gol D., als er die Telephonnummer von Frankys Haus wählte – wo allerdings den ganzen Tag niemand ran ging. Am nächsten Morgen wurde dann einfach Smoker aus dem Bett geworfen. Er sollte Hina wecken und zusammen mit ihr zum Bahnhof fahren und dort warten. Der Weißhaarige konnte sich (und Hina damit [leider] natürlich auch…) allerdings noch eine Gnadenfrist von zwei Stunden erbetteln, damit er noch wach werden und frühstücken konnten. Als erstes machte er seine Kollegen wach, damit er nicht alleine Frühstücken musste. Kuro ging auch freundlicherweise Hina wecken, damit die nicht fünf Minuten bevor sie los mussten, aus dem Bett gezerrt wurde. In der Mensa waren sie zu ihrer Überraschung nicht allein. Dann fiel ihnen ein, dass ja eigentlich auch wieder Schule war. Sport, Latein, Biologie, Französisch und Kunst würden schon mal ausfallen… Die drei bewegten sich auf den Tisch zu, an dem Ruffy und Co saßen und nahmen schließlich auf drei zufällig freien Stühlen platz. Kuro schnappte sich gleich als erstes Salami, während Smoker nur mies gelaunt nach der Kaffeetasse von Ace griff, um einen Schluck aus ihr zu nehmen. "Was 'n los?", fragte Mihawk scheinheilig und schlürfte seinerseits an seinem eigenen Kaffe. Smoker warf ihm nur einen finsteren Blick zu, während Kuro blökte: "Smoky muss heute den ganzen Tag aufm Bahnhof sitzen und warten, dass der Kerl von dem Anwalt ankommt, weil wir nicht wissen, wann der Zug kommt." "Das is' ja öde!", trompete Ace und klopfte Smoker auf die Schulter. "Haste wenigstens 'ne unterhaltsame Begleitung?" Nun war es Ace, der mit äußerst unfreundlichen Blicken bedacht wurde. "Er fährt mit Hina, weil er noch nicht wieder fahren darf", erklärte Crocodile und schaute seinen Freund mitleidig an. Mihawk, der weniger Mitleid hatte, lachte bloß, ebenso wie Shanks. Und Ace, Ruffy und Nami konnten sich ein schadenfrohes Grinsen nicht verkneifen. "Ach, haltet doch die Klappe! Es wäre viel gerechter, wenn Mihawk seinen faulen Arsch da hinbewegen würde! Er hat doch Scheiße gebaut und den Kerl gekillt! Soll er da doch vergammeln!" Ähnlich wie bei der Kakaoschlacht einige Tage zuvor wurde aus dem Stehgreif ein Streit vom Zaun gebrochen, angefangen mit dem Austauschen von Gemeinheiten bis hin zu einer lautstarken Diskussion (nur ohne Kakaoschlacht). So kam es auch, dass niemand das Telephon hörte, das in der Vorhalle läutete. Die Dinger standen über all auf dem Internatsgelände verteilt und hatten verschiedene Nummern, falls man von einem Apparat den anderen anrief, waren aber alle unter einer Nummer zusammen-gefasst, wenn sich ein Anrufer von außerhalb an die ganze Schule wandte. So war es einfacher, jemanden an den Apparat zu bekommen, da es ein Sekretariat nicht gab und im Büro des Direktors nicht immer jemand war. Nur Zorro, der sich etwas aus der Streiterei herausgehalten hatte, hörte es und stand auf, um abzunehmen. Er redete nur kurz mit der Person, die angerufen hatte, dann hing er den Hörer wieder zurück und kam in die Mensa gelaufen. "Er ist wach! Er ist aufgewacht! Der Arzt hat gesagt, wir können ihn schon besuchen!" Zuerst wusste niemand, was passiert war und wovon Zorro sprach, doch dann machte es klick und das Gespräch war mit einem Mal vollkommen vergessen. Das Strahlen in Zorros Augen ließ die anderen schmunzeln – und erinnerte sie ein wenig an Ruffy, wenn er sich über Essen freute… "Na komm, ich bring dich-", wollte Smoker sich anbieten, brach aber dann mitten im Satz ab und wandte sich heulend zu Crocodile um. "Is' ja gut, wir finden einen neuen Freund für dich!" Mit einem unbeholfenen Lächeln schob er ihn an Ace ab, der ihn in den Arm nahm und meinte: "Mach dir nichts draus, du musst eh mit Hina mit!" Wirklich aufmunternd war das zwar nicht und Smoker wirkte auch nicht sonderlich fröhlicher, als er sich in die Ecke stellte und seinem verlorenen Freund hinterher trauerte, aber achten tat darauf trotzdem niemand. Crocodile wandte sich indes an Zorro: "Aber ich kann dich fahren. Wir nehmen den Jeep." "Aber du kannst doch gar nicht Auto fahren", warf Kuro ein. "Ich kann! … Ich hab' nur keinen Führerschein", korrigierte der Größere mit einem Grinsen. "Dann komm' ich lieber mit. Einer muss ja aufpassen, dass nichts passiert." Und so stiegen Crocodile, Klahadore und Zorro wenig später in den Jeep und der Motor wurde gestartet. Der Rest wäre am Liebsten mitgekommen, doch der Pickup war für Hina und Smoker reserviert und Ben war im Dorf, um Makino zu besuchen. Klar war, dass man Zorro den Vortritt lassen wollte und damit kein andere benachteiligt wurde, beschlossen sie, alle zusammen zu warten. Zorro hingegen war sofort losgelaufen und saß schon im Wagen, ehe die anderen beiden überhaupt den Autoschlüssel hervorgekramt hatten, um das Auto zu starten; die Türen waren nicht abgeschlossen gewesen. Klahadore und Zorro hatten sich gerade angeschnallt, als das Brummen des Motors zu hören war und der Wagen langsam von der Stelle rollte… [~while Zorro, Crocodile and Klahadore are driving – area of Kaizoku Gakuen~] Die Gruppe in der Mensa hatte sich nach der frohen Botschaft recht schnell aufgelöst. Die meisten waren mit nach draußen gerannt und hatten dem bereits abfahrenden Auto hinterher gewunken. Und dann hatte man sich getrennt. Einige wollten die frohe Kunde verbreiten. So rief Shanks Ben wieder zurück zum Internat, um dann mit ihm zusammen hinunter ins Dorf zu fahren, um Makino Bescheid zu geben, während Ruffy über den Schulhof rannte und herumbrüllte. Smoker gehörte zu denen, die Besseres zu tun hatten – was wohl alle so sahen, bis auf ihn selber. Er machte sich auf die Suche nach Hina, da für sie nicht mehr viel Zeit blieb. Die ersten Züge, die nicht mehr zu den Nachtzügen gehörten, waren bereits eingetroffen und für den Fall, dass Pauli ein Frühaufsteher war, mussten sie sich nun auf den Weg machen, um vermutlich den restlichen Tag über auf die Ankunft des Anwaltvertreters zu warten. Mihawk hatte sich von Ben mitnehmen lassen, um im Dorf noch etwas zu erledigen, wie er gesagt hatte. Auf Fragen, was genau er zu tun hatte, antwortete er nur ausweichend. Er saß schweigend hinten im Wagen, während Ben und Shanks sich leiser als sonst unterhielten, denn der in sich gekehrte Mihawk machte den Eindruck, als ob er am Liebsten alleine wäre und seine Ruhe hätte. Ben hielt vor seinem Geschäft und sie stiegen aus. Der Schwarzhaarige verschwand zusammen mit seinem Freund noch einmal im Haus, bevor sie zu Makino gehen wollten, während Mihawk sich von ihnen verabschiedete und die Straße runter verschwand. Sein Weg führte ihn weg von Bens Laden, weiter in den südlicheren Teil des Dorfes… [~near the same time – Zorro, Crocodile and Klahadore driving~] Der Anfang der Fahrt verlief ruhig. Crocodile raste die holprigen Trampelpfade zwar genauso schnell entlang wie Tashigi oder Smoker, doch Zorro schien es trotzdem nicht schnell genug zu gehen. Doch trotz der Schlenker, die die Insassen ab und an ziemlich hin- und herschleuderten, ging alles gut. … Die ersten Schwierigkeiten traten dann auf, als sie auf die Landstraße wechselten und Crocodile prompt ein Auto schnitt, das daraufhin scharf bremsen musste und sie mit lautem Gehupe beschimpfte. Das nächste Problem war, dass Crocodile ein paar der Straßenschilder falsch deutete, was bei der Geschwindigkeitsbeschränkung hieß, bei einer schwarzen Achtzig darf man auf keinen Fall unter achtzig Kilometer pro Stunde fahren oder er übersah sie einfach, wie das weiße Dreieck, das mit der Spitze nach unten zeigte und einen roten Rahmen hatte. "Du musst bremsen!", kreischte Kuro und krallte sich am Armaturenbrett fest. Crocodile tat auch sofort, was man ihm befahl und sie kamen mit quietschenden Reifen an der Kreuzung zum Stehen, an der sie sowieso hätten stehen bleiben müssen und an der die Autos nur so vorbeirauschten und auf die Crocodile sonst, natürlich ohne zu gucken, rauf gefahren wäre. "Was ist?", fragte der Ältere, der offenbar immer noch nicht begriffen hatte, warum er halten sollte. "Dieses dreieckige Schild! Hast du das gesehen?!", fragte Kuro leicht hysterisch. "Ja, es war rot-weiß." "Und weißt du auch, was dieses rot-weiße Schild bedeutet?!", fragte Kuro – jetzt einer Panikattacke nahe. "Äh… nö." Kuro – jetzt der Ohnmachtnahe. Nachdem er sich wieder gefangen hatte, schubste er den anderen vom Sitz und scheuchte Crocodile aus dem Wagen. Der stolperte um den Jeep herum und setzte sich auf den Beifahrersitz. "Aber… du-du kannst doch gar nicht fahren", stotterte er. "Kann ja nicht so schwer sein! Aufs Gaspedal treten und lenken! Wenigstens kenn' ich die Verkehrsregeln! – Du musst nur die Kupplung übernehmen…" Crocodile stöhnte genervt auf, doch er half dem Kleineren trotzdem. So kamen sie wesentlich ruhiger und auch sicherer voran und auch ohne von der Polizei angehalten zu werden, weil sie nicht auffielen. Und schließlich kamen sie auch unbehelligt – nur Kuro mit einem wild klopfenden Herzen – am Krankenhaus an. Klahadore schloss noch die Wagentüren ab, während Zorro schon in die Eingangshalle gestürmt war. Er drückte den Knopf vom Fahrstuhl und sprang ungeduldig davor herum. Als er nach drei Sekunden immer noch nicht da war, hastete er zur Treppe. Bei der Intensivstation angekommen wurde er wieder etwas langsamer und blieb schließlich vor Sanjis Tür stehen. Er schaute durch die Glasscheibe – doch niemand lag in dem Bett. Fast panisch drehte er sich einmal um die eigene Achse und hielt nach einer Schwester Ausschau. Die erst beste, die er finden konnte, erzählte ihm, dass Sanji noch im Aufwachraum läge und wies ihm den Weg dorthin. Dort angekommen konnte er ihn durch die Glasscheibe sehen und die Freude, die ihn immer ungeduldiger hatte werden lassen, wich aus seinen Zügen. Der Blonde lag in einem Bett, zugedeckt, an etliche Überwachungsgeräte angeschlossen und mit einem dicken Verband um den ganzen Kopf, sodass man nur noch seine Ponyfransen hervorlugen sah – so, wie vorher und mit geschlossenen Augen. "Ah, das ging ja schnell!" Zorro drehte sich erschrocken um. "Doktor-san. Sie haben angerufen. Aber… aber er ist nicht wach!" In seiner Stimme schwang ein Hauch Verzweiflung, wenn nicht sogar Panik mit. "Ganz ruhig. Er war auch wach. Er hat im Operationssaal auch nach Aufforderung die Augen geöffnet und auch schon meine Hand gedrückt. Das Bewusstsein erlangen die Patienten aber erst im Aufwachraum wieder. Es wird für ihn wie ein langer Schlaf gewesen sein, aus dem er bald vollkommen aufwachen wird, also kein Grund zur Aufregung. Wenn du etwas wartest, dann ist er nachher vielleicht sogar ansprechbar." Zorro beruhigte sich. "Okay. Und, wird er auch wieder ganz gesund?" Der Blonde seufzte. "Das lässt sich leider immer noch nicht genau sagen. Erst, nachdem Sanji-kun alle Tests nach seinem Aufwachen positiv abgeschlossen hat, können wir Schäden ausschließen. Spätfolgen wie schlechtes Schlafen, Albträume oder Unruhe können allerdings immer noch auftreten…" Zorro nickte abwesend. Eigentlich waren ihm diese Tests ziemlich egal. Sanji war endlich wach, der Rest würde sich schon irgendwie ergeben. "Ähm, kann – kann ich da drinnen darauf warten, dass er aufwacht?" "Na gut, aber dräng ihn nicht, er braucht noch sehr viel Ruhe. – Und zieh dir die Plastiktüten da drüben über die Schuhe!" Zorro nickte, schlüpfte in die Müllbeutel und öffnete dann leise die Tür zu Sanjis Zimmer, wo er sich einen Hocker neben dessen Bett stellte, sich setzte und wartete. Von draußen wurde er eine Weile von Dr. Shun beobachtete. Als jedoch Robin und Sanjis Ziehvater dazu stießen, musste er sich erst mal ihren Fragen stellen… "Was hatte er denn nun?", wollte Robin schließlich wissen, nachdem die jetzige Situation des Blonden geklärt war. Jeff schienen die medizinischen Ausdrücke nicht sonderlich zu interessieren, denn er drehte sich zu der Scheibe um und beobachtete Sanji von draußen. Sein Gesicht war zwar ruhig, aber Robin wusste, dass er erleichtert war, dass Sanjis Zustand sich endlich besserte und er innerlich wohl gerade weinte… Sie selbst interessierte sich sehr wohl für die genaueren Ursachen und hörte dem Arzt vor sich aufmerksam zu, der ihr versuchte zu erklären, was sie vermuteten, was vorgefallen war. "Er muss wohl nach dem Angriff in eine Art Schockkoma gefallen sein", erklärte Dr. Shun. "Das Rettungsteam hat für den Grund der Bewusstlosigkeit den hohen Blutverlust angenommen. Nach der Operation ist er nicht mehr aufgewacht, was vermutlich immer noch auf den Schockzustand zurückzuführen ist. Wir vermuten, dass das Koma ein Schutz gegen die enormen Belastungen war, die seinem Körper zugemutet wurden. Das kann durchaus vorkommen, doch normalerweise erwacht der Patient wieder, wenn sich sein Zustand bessert. Bei Sanji schien zu diesen Belastungen anscheinend noch ein Schlag auf den Kopf gehörte zu haben; ob durch direkte Gewalteinwirkung durch einen Angreifer oder bei einem Sturz ist egal. Bei dem dadurch entstandenen Schädel-Hirn-Trauma muss es zu einem arteriellen Epiduralhämatom gekommen sein, also einer Blutung im Gehirn. Diese Schädigung muss so klein gewesen sein, dass sie auf den CTs und MRTs nicht aufgefallen ist. Außerdem folgt normalerweise eine symptomfreie Latenzzeit, also eine Phase, in der keinerlei Anzeichen für solch eine Verletzung auftreten, die bis zu einigen Stunden andauern kann. Aber im Laufe der Zeit hat sich Blut hinter der harten Hirnhaut angesammelt und das Gehirn nach innen gedrückt, was unter anderem zu Bewusstlosigkeit führen kann. Dadurch kam es zu einem nahtlosen Übergang vom Schockkoma in ein auf Hirnblutung beruhendes Koma. Normalerweise sollte es zu einer Behandlung innerhalb von vierundzwanzig Stunden kommen, aber da die Blutung so gering war, dass sie erst jetzt auf einem CT aufgefallen ist, sollten noch keine größeren Schäden verursacht worden sein. Zur weiteren Behandlung wurde eine Stereotaxie angeordnet und die Blutung letztendlich erfolgreich entfernt.(1)" "…" "Das heißt, dass ihm ein Loch in den Kopf gebohrt wurde, durch das dann das Blut abgesaugt werden konnte. In siebzig Prozent aller Fälle genesen die Patienten wieder, bei zwanzig Prozent bleiben allerdings Behinderungen zurück. Auf Grund der Dauer des Komas könnte das bei Sanji-kun der Fall sein, aber die Schwere der Verletzung spricht eher dagegen…" "Das heißt, dass Sanji wieder völlig gesund wird?", hakte Robin nach. "Wir können natürlich nichts versprechen, aber wir vermuten, ja." "Muss die geplatzte Blutbahn nicht …geschlossen werden?" Dr. Shun lächelte. "Nein, die verletzte Arterie ist von alleine geheilt, das Blut im Kopf wurde nur nicht abgebaut und musste deswegen extra entfernt werden." "Kann es zu Nachblutungen kommen oder ist das jetzt ein für alle Mal überstanden?" "Nachblutungen sind eigentlich nicht der Fall. Aber überstanden ist das Ganze erst nach einer abgeschlossenen Reha. Eventuell muss er viele Sachen neu lernen, je nachdem, was für Auswirken es letztendlich gab." "Wo… macht er das?" "Die kann er anfangs hier im Krankenhaus machen. Auch ein langsames Heranführen an feste Nahrung ist nötig. Seine ersten Fortschritte werden alle hier überwacht. Wenn er entlassen wird, muss darauf geachtet werden, dass er sich nicht überanstrengt. Es sollte eine ruhige Gegend sein. Krankengymnastik und Muskelaufbau muss er weiterhin machen. Ich habe gehört, dass es auf der Schule eine Krankenschwester gibt, wenn sie ausgebildete Physiotherapeutin ist, kann sie das auch übernehmen. Trotzdem muss er regelmäßig zur Kontrolle ins Krankenhaus kommen." [~same time – inside the anaesthetic recovery room~] Zorro saß am Bett und schaute auf Sanji herab. Er machte keinen Laut, um den anderen nicht zu wecken, konnte aber trotzdem nicht widerstehen, ihm vorsichtig über die Wange zu fahren. Den Kopf traute er sich nicht wirklich anzufassen, wegen dem neuen dicken Verband und er wollte dem Blonden nicht wehtun. Er hätte ihm zwar liebend gern durch die blonden Haare gestreichelt, die nun allesamt verdeckt waren und begnügte sich wohl oder übel damit, seine Hand zu halten. Vorsichtig streichelte er mit seinem Daumen über den bleichen Handrücken. Sein Blick wanderte den Arm hinauf. An seinem Zeigefinger war was geklemmt, dass Ähnlichkeit mit einer Wäscheklammer hatte und an sein Handgelenk war ein Zugang gelegt, der mit einem Flüssigkeitsbeutel verbunden war, genauso wie der Zugang unter seiner Armbeuge. Sein Gesicht war nicht mehr so ruhig wie bei seinen vorherigen Besuchen. Seine Augenlieder zuckten immer wieder und manchmal bewegte er die Lippen und murmelte etwas. Aus dem Zucken wurde bald ein Flattern, bis sich die Augenlieder ein Stück weit hoben. Mehr als auf Halbmast schaffte Sanji es nicht, aber nachdem er eine Weile ausdruckslos geradeaus geschaut hatte, begann sein Blick umherzuwandern und die Umgebung abzusuchen, bis er schließlich an Zorro haften blieb. Er drehte seinen Kopf ein ganz kleines Stück. Seine Lippen bewegten sich wieder, aber man konnte nur ein heiseres Krächzen hören. Zorro lächelte ihn an und fuhr weiter über den Handrücken des Blonden, um ihn zu beruhigen, ihm zu zeigen, dass jemand da war und er keine Angst haben brauchte. Dann hob er den anderen Arm. Zärtlich strich Zorro ihm noch einmal über die Wange. "Mach so was nie wieder, versprochen?", flüsterte er und seine Augen füllten sich mit Tränen, denen er aber nicht erlaubte zu fließen. Schließlich war das hier alles andere als traurig. Und es war immer noch Sanji, der vor ihm lag – also keine Schwäche zeigen! Ein ganz schwaches Nicken antwortete ihm und auch Sanji versuchte sich an einem Lächeln, dass zwar immer noch ein bisschen dünn, aber eindeutig da war. _____________________________________ (1) Diese Verletzungen gibt es wirklich, aber ob das alles in einem medizinisch korrektem Zusammenhang steht wage ich zu bezweifeln… mikan... kleine Bemerkung am Rande… Für diejenigen, die es interessiert: Die Steckbriefe werden natürlich im Laufe der Geschichte erweitert! Milli. п2. Kapitel – Geschäfte [~2005-05-16 – Monday~] Sanji war aufgewacht. Diese Nachricht hatte sich wie ein Lauffeuer verbreitet – was vor allem Ruffy zu verdanken war – und alle mehr als erleichterte. Doch so sehr man sich auch darüber freuten, nicht jeder konnte es so offen zeigen. Bei Smoker beispielsweise wurde dieses Ereignis von etwas Anderem – etwas Schrecklichem überschattet, das verhinderte, dass sich ein Lächeln auf seine Züge stahl. Ihm stand nämlich anstelle einer Fahrt mit seinem Trike zum Krankenhaus noch eine Autofahrt zum Bahnhof und dann stundenlange Warterei mit seiner besten Freundin Hina bevor. Mehr als unbereitwillig machte er sich auf den Weg zum Auto, wo die Rosahaarige sicher schon auf ihn wartete… [~near the same time – in the village~] Mihawk schlenderte die Straße entlang, in Gedanken schon länger nicht mehr bei Sanjis Erwachen, über das auch er sich natürlich gefreut hatte. Aber etwas Anderes forderte im Moment seine Aufmerksamkeit, während er sich auf dem Weg zu einem Treffpunkt befand. Er versuchte sich wieder die Wegbeschreibung ins Gedächtnis zu rufen, die er am Abend vor Boners Tod von seinem Besucher erhalten hatte. Gleichzeitig erinnerte er sich an das restliche Gespräch zurück… Er hatte seinen alten Freund hereingebeten und einen Platz angeboten… "Kann ich dir etwas anbieten?" "Nein, danke. Ich hab' ja nicht vor, all zu lange zu bleiben." Mihawk nickte und nahm gegenüber seines Gastes platz. "Also, Flamingo, was treibt dich zu diesen abgelegen Fleck Japans?" "Es sind bloß Gerüchte. – Das wäre unter normalen Umständen sicherlich kein Grund, wären sie nicht über dich." "Über mich?" Mihawk zog skeptisch eine Augenbraue hoch. "Ja, wir waren auch ganz überrascht, als uns die Nachricht erreichte, dass ein Handlanger Takanomes bei Bruno bestellt hätte." Der Schwarzhaarige lehnte sich zurück. "Ich hab' keine Ahnung, wovon du sprichst." "Das habe ich mir beinahe gedacht", meinte Flamingo auf eine seltsame Art und Weise bedauernd. "Deine Worte klangen damals recht endgültig, als du gegangen warst. Es hätte mich schon gewundert, wenn du deine Anonymität wegen ein bisschen Dope aufs Spiel gesetzt hättest…" Mihawk musterte seinen Gegenüber eine geraume Weile und schien zu überlegen, dann meinte er: "Ich kenne aber auch niemanden, der meinen wahren Namen kennt und ihn benutzen würde, nur um an Drogen zu kommen." "Oh, es waren nicht nur Drogen, an denen du angeblich interessiert warst. Es heißt, Takanome würde sich für jemanden interessieren, der auch der Organisation schon länger ein Dorn im Auge ist. – Was uns sehr gelegen käme, solange etwas dran wäre, an diesem Gerücht. Du musst wissen, dass langsam Stimmen lauter werden, die behaupten, dass du ausgestiegen oder gar tot bist. Wenn offiziell bekannt wird, dass wir einen so starken Kämpfer wie dich wirklich verloren haben, kann uns das einige Unannehmlichkeiten bereiten." "Diese Stimmen verstummen nun wohl ohne mein Zutun…" "Das ist egal, das weiß niemand. Und die Shichibukai will, dass es so bleibt!" "Und was erwartest du – oder viel mehr ihr – von mir? Ich werde nicht losgehen und erzählen, dass ich nicht bei Bruno kaufe, keine Sorge." "Nein, das hätte ich auch nicht erwartet. Aber ich mache mir Sorgen, dass der Schwindel auffliegt." "Und was soll ich dagegen tun?" "Uns verraten, wer dich und deinen wahren Namen kennt." "Wieso muss es jemand sein, der mich kennt? Der Name Takanome ist weithin bekannt." "Ja und gefürchtet. Niemand, der nicht weiß, dass du raus bist und du ihn nicht töten würdest, würde es wagen, deinen Namen zu missbrauchen. Selbst als dein Freund ist es ziemlich dreist, so etwas abzuziehen." "Okay, mal angenommen, ich würde euch sagen, wer alles über meine Vergangenheit Bescheid weiß, was würdet ihr dann tun?" "Denjenigen suchen, der an dem Irrtum schuld ist." "Und dann?" Flamingo schwieg. Er wusste, wenn er jetzt antworten würde, wäre das Gespräch beendet und die Chance auf eine friedliche Lösung vertan. Er musste einen anderen Weg finden, um diese Angelegenheit mit positivem Ende aus der Welt zu schaffen. "Okay, hör zu. Keiner verlangt von dir, deine neuen Freunde zu verraten. Aber wenn es so bleibt, wie es jetzt ist, können deine alten Freunde eine Menge Ärger bekommen – und das haben sie gar nicht gerne. Es ist ruhig um unsere Organisation und friedlich in den Gegenden, in denen sie an der Vorherrschaft ist, geworden. Und die Situation ist stabil. Keiner würde unsere Macht anzweifeln, solange die Umstände dieser Situation nicht instabil werden, wie durch neue Gerüchte über den angeblichen Austritt eines bestimmten Mitgliedes. Wir würden dem halben Untergrund beweisen müssen, dass wir immer noch die Nummer eins sind und das würde eine Menge Opfer bringen. Wir wollen nichts weiter, als dieses sinnlose Blutvergießen verhindern. Schlimm genug, dass die ersten es schon wagen, auf unserer Nase herumzutanzen. Es wird jetzt schon erwartete, dass wir reagieren, aber die Tatsache, dass von uns erst neulich verkündet wurde, dass wir im Norden mit den Aufräumaktionen beginnen und kurz darauf einer von uns sich nach Boner erkundigt, der im Süden sein Unwesen treibt, sorgt doch schon für Verwirrung." "Boner?", hackte Mihawk nach. Er wusste nicht genau was, aber irgendetwas ließ ihn bei diesem Namen hellhörig werden. Er kam ihm bekannt vor und wenn er wirklich hier im Süden herumlungerte, war er vielleicht nicht tatenlos geblieben… "Ja, Jazz Boner. Du kennst ihn vielleicht. Er hat mal unter Crocodile gearbeitet – der arbeitet doch auch hier, oder?" Mihawk nickte auf die letzte Frage, auf die Vermutung Flamingos antwortete er: "Ja, ich hab' ihn ein paar Mal gesehen… Du sagst, er treibt sein Unwesen? Was hat er getan?" "Anfangs hat er nur ein paar Mal die Zeche geprellt. Später hat er mit ein paar anderen zusammen die Gegend unsicher gemacht und ab und an Prügel ausgeteilt. Vor kurzem hat er dann jemanden angegriffen und entweder tödlich verletzt oder umgebracht." Mihawk straffte sich. "Es ging nicht um die Drogen, es ging um den Kerl. Weiß Bruno, wo er sich aufhält?" Flamingo schaute den Jüngeren überrascht an. "Ehm – ich weiß nicht. Ich denke nicht, woher auch? Aber man kann nie wissen, der hat überall seine Ohren… Wieso?" Mihawk antwortete nicht, sondern stand auf. "Dieser Dummkopf muss gedacht haben, er könnte ihm weiterhelfen", knurrte er mehr zu sich selbst und umfasste den kreuzförmigen Anhänger seiner Kette. "Welcher Dummkopf?" Auch Flamingo war aufgestanden, lehnte sich aber zurück an seinen Stuhl, um nicht den Anschein zu erwecken, die Antwort unbedingt zu wollen. "Du brauchst den Namen nicht zu wissen, ich werde mir diesen Idioten höchstpersönlich vorknöpfen! Wie kann er glauben, auch nur den Hauch einer Chance gegen den Kerl zu haben?!" "Du kannst ihn nicht zurückpfeifen, das wäre Verrat! Wenn der Kerl jetzt plötzlich verschwindet, der angeblich dein Lakai ist, können wir gleich die Wahrheit rausposaunen! Schlimm genug, dass wir uns Boner jetzt mittendrin vornehmen müssen, ohne wirklich sagen zu können, warum." "Ihr wollt einen Grund?!" Mihawk wirkte leicht erzürnt, als er seinen Gesprächspartner wieder ins Auge faste – diesmal viel schärfer als zuvor. "Wie wär's damit: Er hätte fast einen meiner Freunde gekillt! Und niemand weiß, ob er es vielleicht noch schaffen wird! Für mich wäre das Grund genug, dieses Schwein auf der Stelle zu töten!" Flamingo hob beschwichtigend die Hände. "Ich kann deinen Zorn verstehen und es tut mir auch ehrlich Leid seinetwegen, aber das ist höchstens ein Grund für Takanome. Wir haben mit dem Jungen nichts zu tun." "Auch nicht für Takanome, für Mihawk Dulacre. Der andere existiert nicht mehr." "Auf dem Papier", korrigierte Flamingo. "Wenn Mihawk ihn töten würde, wäre es Takanome, der dafür verantwortlich gemacht werden würde." "Aber wenn der Grund an die Öffentlichkeit gerät, dass Boner sterben musste, weil er Sanji angegriffen hat, wäre das neue Leben, mein neues Leben, zu Ende! Jeder würde sich denken können, wer dahinter steckt, auch die Bullen. Und selbst wenn nicht, einer wird es ihnen schon zukommen lassen. Du hast doch selbst gesagt, dass die Shichibukai viele Feinde hat und einer quatscht bestimmt!" "Nu' mach dir mal nicht ins Hemd. Boner wäre der einzige, der erfahren würde, dass er wegen deinem Freund stirbt und der wird nach einer Begegnung mit dir wohl nicht mehr allzu viel sprechen können. Für den Rest werden wir es so aussehen lassen, dass die Schwere seiner Vergehen keinen Aufschub duldete." Mihawk wirkte ehrlich überrascht. "Wie wollt ihr das anstellen?" "Wilderei." "Das wäre wirklich übel." Ein Grinsen legte sich auf die Lippen des Schwarzhaarigen. "Aber welches arme Schwein soll dafür herhalten, dass Boner dieses Verbrechens schuldig gemacht werden kann?" Auf Flamingos Zügen breitete sich zaghafte Zufriedenheit aus. "Nur ein kleiner Fisch, aber einer, der auf unserer Liste steht. Gib mir dein Wort und auf meinen Wink hin wird dieses arme Schwein tot umfallen." "Eine Frage noch. Wenn ihr euch so leicht einen Grund verschaffen könnt, warum dann die ganze Aufregung? Wilderei betrifft die ganze Organisation, ihr hättet also jederzeit eingreifen können, ohne unangenehme Fragen beantworten zu müssen. Wozu braucht ihr dann noch mich? Warum dieses Gespräch?" "Deinetwegen. Dein Freund, er ist der Grund, den du noch brauchtest, um überzeugt zum Handeln zu sein." "Warum ich?" "Weil du Takanome bist. Wir brauchen dich. Noch ein Mal, damit die Fragen aufhören, damit das Gerücht nicht nur Gerücht bleibt." "Du verlangst viel." "Ich weiß. Aber überleg es dir gut. Es geht nicht nur um mich, um die Organisation oder um die Vorherrschaft im Untergrund. Deine neuen Freunde sind auch in diese Sache verwickelt. Vielleicht willst du es ja für sie tun…" Mihawk überlegte einen Augenblick. Der Gedanke, wirklich noch einmal als Takanome aufzutreten, behagte ihm wenig, aber wenn er einwilligte, wäre es wohl die beste Lösung für alle Beteiligten… "Na schön, gib mir die Shi-Kanjiku(1)." Flamingo griff mit einem breiten Grinsen in seinen Mantel. "Das ist eine wirklich weise Entscheidung", meinte er, als er Mihawk eine von außen schwarze Schriftrolle zuwarf. "Allerdings gibt es da noch eine klitzekleine Nebensache." Er machte eine kurze Pause, in der Mihawk ihn mit einem flüchtigen Nicken zum Weiterreden aufforderte: "Es wird weiterhin Kritiker geben, die ohne Zeugen nicht akzeptieren werden, dass es wirklich Takanome war…" Mihawks Blick war nicht ganz so freundlich, als er von der Schriftrolle aufsah, die er nun in Händen hielt, trotzdem forderte er mit einer weiteren Kopfbewegung den anderen zum Fortfahren auf. "Es klingt vielleicht unverschämt, nun noch etwas zu verlangen, wo dein Opfer doch schon groß genug ist-" "Spar dir die Entschuldigung; sie passt eh nicht zu dir und ich wäre der Letzt, der sie dir abkaufen würde." Flamingo seufzte. "Hach, da versucht man dann mal höflich zu sein und…" Mit seinen Worten handelte er sich nur noch einen finsteren Blick mit anschließendem Augenverdrehen ein, das er mit einem Schulterzucken abtat, um dann seine Bitte kundzutun: "Tritt noch einmal in der Öffentlichkeit auf – nicht in einem Kampf und nur so, dass man den erkennt, den du verkörperst, aber nicht dich selbst…" Mihawk hatte zugestimmt, wie unschwer zu erkennen war und war nun auf dem Weg, diese letzte Bitte, dieses letzte Versprechen zu erfüllen. Die paar Menschen, die mit ihm auf den Straßen waren, interessierten sich nicht sonderlich für ihn und auch er interessierte sich nicht für sie. Und als er nach rechts in eine Seitengasse bog, hatte er die selbst nur wenig belebten Straßen hinter sich gelassen und keine Menschenseele beobachtete ihn mehr. "Freut mich, dass du kommen konntest." Mihawk antwortete nicht. Er trat näher an die Person heran, die in der Gasse an die Häuserwand gelehnt stand und wohl schon auf ihn gewartet hatte und nahm ihm den Umhang ab, der ihm entgegengehalten wurde. Er schwang ihn sich über und schlug den Kragen hoch, sodass sein Gesicht im Schatten des Kragens und der Hutkrempe seines Puschelhuts lag, von dem er allerdings die Feder ablöste und sie dem Blonden übergab. "Die Organisation ist sehr erfreut, dass du uns noch diesen einen Wunsch erfüllen willst. Man schätzt es sehr, dass du uns nicht völlig aus deinem Gedächtnis gestrichen hast. Und man ist froh darüber, dass es kein Groll uns gegenüber ist, der dich uns nicht vergessen lässt." "Nein, zu Groll habe ich keinen Grund. Im Gegenteil, ich muss dankbar sein, dass ihr mich ohne Aufstand habt gehen lassen." Mihawk zog das Band des Mantels um seinen Hals zusammen und verknotete die Enden. "Nein, es wäre nicht ratsam gewesen, dich aufhalten zu wollen, geschweige denn, dich zu etwas zu zwingen. Man war nicht froh, als du gingst, schließlich hast du uns viele gute Dienste erwiesen, aber man hatte schon immer gewusst, dass du sehr freiheitsliebend bist und wir dich wohl nicht für immer hätten halten können. – Dennoch kam dein Austritt früher als erwartet…" "Tja, ich traf halt frühre als erwartete jemanden, der es schaffte, mein Leben zu verändern." Sein Gegenüber grinste und schob sich seine weiße Brille mit den lilafarbenen Gläsern zurecht. "Ist ja interessant… Der Kerl, von dem du letztens geredet hast?" Mihawk nickte. "Der, der angegriffen wurde, oder der andere, der sich für deinen Untergebene ausgegeben hat?" "Der Untergebene." "Der kleine Dummkopf also… Hast du das alles für ihn getan? Dein Können noch einmal bereitwillig in unsere Dienste gestellt?" "Vielleicht hätte ich es für ihn getan, aber er kam mir zuvor; für seinen Freund." "Sanji?" Wieder nickte Mihawk. "Eigentlich ist es sein Verdienst, dass Boners Name nun am richtigen Platz steht." Er kramte die schwarze Schriftrolle hervor und überreichte sie an seinen ehemaligen Kollegen. "Ehrlich? Hätte nicht gedacht, dass der Kleine so stark ist… Ist er dein Schüler?" "Schüler? Ich bitte dich, dann müsste er besser sein. Nein, er ist einfach nur ein guter Freund, den ich nicht im Stich lassen konnte, als er seinem Freund helfen wollte." Wobei man weniger von helfen als von rächen sprechen konnte. Flamingo grinste nur und drehte sich zur Seite, um nach einen großen, länglichen und oben sehr viel breiteren Gegenstand neben sich zu greifen, der mit einem schwarzen, schimmernden Tuch umhüllt war. "Interessant, wie aus der Person, die dein Leben verändert hat, ein bloßer guter Freund geworden ist", meinte er dabei. "Das geht dich nichts an", brummte Mihawk und schaute dem Blonden zu, wie er das Tuch löste. Zum Vorschein kam ein wuchtiges Schwert mit schwarzer Klinge, die in der Sonne mattblau glänzte. Die goldene Parierstange, die nach links und rechts jeweils fast mannsarm lang war, war mit blauen und grünen Edelsteinen verziert. Das Heft war mit weißem Griffband umwickelt und nicht wesentlich kürzer. "Na, erinnerst du dich noch an deinen Schatz?", fragte Flamingo, der sich das Tuch während des Abwickelns um den eigenen Arm wickelte, damit es nicht über den staubigen Gassenboden schleifte. Als er das Ende des Tuches schließlich umfasste, reichte er das Schwert an Mihawk weiter. "Black Sword Yoru… Du kannst es noch einmal in Händen halten. Ein tolles Gefühl, oder?" Mihawk nahm das Schwert seinem Gegenüber ab. Fast andächtig fuhr er über die Klinge seines alten Freundes und fast war ihm so, als ob er das Blut fühlen konnte, das schon sooft diese Klinge hinuntergelaufen war. Das blaue Schimmern wechselte kurz zu rot und erlosch wieder nach einem weiteren Streicheln. "Du weißt, dass du es nicht behalten kannst", erinnerte Flamingo, dem der sehnsüchtige Blick des anderen nicht entgangen war. "Ja und ich will es auch nicht wieder haben…" Mihawk seufzte und hob das Schwert an. Es lang schwer, aber auch angenehm vertraut in seiner Hand. Mit einem kurzen Ruck und einer anschließend fließenden Bewegung schwang er es sich auf den Rücken. "Ich kenne die Bedingungen, um dieses Meisterwerk bei sich tragen zu dürfen und ich denke nicht, dass ich sie erfüllen könnte." Flamingo nickte. "Da dürftest du recht haben. Abgesehen davon, dass dieses Schwert einem Organisationsmitglied vorbehalten ist, musst du töten, um es nicht rosten zu lassen. Das Beste Öl für diese Klinge ist Blut. – Und du hast es immer gut geölt. Wir haben noch keinen gefunden, der würdig genug wäre, diese Pflege fortzusetzen." Mihawk grinste. "Wenn ihr bis zu meinem Tod noch niemanden gefunden habt, will ich mit ihm begraben werden!" "Dein Wunsch ist wohl so gut wie erfüllt… Es sieht nicht so aus, als ob wir dich wirklich ersetzten könnten." "Sollte mich das jetzt beruhigen?" "Wenn du dich gern davon beruhigen lassen möchtest… Allerdings sollten wir unser ruhiges Pläuschchen langsam beenden. Ich bin sicher, du hast noch mehr zu tun." Mihawk nickte. Ihm fiel wieder ein, was an diesem doch noch recht kurzen Tag alles schon geschehen war und, dass er auch noch gerne in die Stadt wollte, um den Blonden wieder im Hier und Jetzt zu begrüßen. Er zupfte noch einmal seinen Kragen zurecht, dann wandte er sich zum Ausgang der Gasse. "Soll ich nett sein? Ein bisschen drohen? Eine Nachricht überbringen?" Flamingo schüttelte den Kopf und trat neben den Schwarzhaarigen. Er drückte ihm einen Koffer in die Hand, den der andere annahm, ohne sich danach umzudrehen. "Nein, hol einfach das Dope. Was du damit machst ist mir egal. Von mir aus vertick es oder benutz es selber. Du kannst es auch mir geben, wenn du es nicht willst." "Ich bin bald wieder zurück…", meinte Mihawk und verließ die Gasse ohne den anderen noch eines Blickes zu würdigen. [~nerly same time – Kaizoku Gakuen – Hina & Smoker~] Die Rosahaarige stand an das einzige Auto, das noch auf dem Möchtegern-Parkplatz der Kaizoku Gakuen stand, gelehnt, die Arme vor der Brust verschränkt und Smoker finster musternd, der gerade auf sie zukam. "Sorry, bin ich zu spät?", fragte der Weißhaarige, allerdings ohne wirklich verzeihend zu klingen. Hina ließ ihren düsteren Blick nur noch einmal über die Gestalt des anderen wandern, dann wand sie sich um und öffnete die Autotür. "Hina ist auch nicht begeistert, schon wieder einen von euch Typen fahren zu müssen, der sich keine Uhrzeit vernünftig merken kann", grummelte sie und ließ sich hinters Lenkrad plumpsen. Smoker umrundete den Wagen und stieg auf der Beifahrerseite ein. Er ließ das Gemurmel seiner Kollegin lieber unkommentiert und setzte sich wortlos in den Sitz. Hina tat es ihm gleich und schwieg, während sie sich anschnallte, den Motor anließ und den Wagen langsam unter der Wellblechdachgarage hervorrollen ließ. Wie es neulich Klahadore tun musste, war es nun an Smoker, auszusteigen und das Tor für Hina erst zu öffnen und hinterher wieder zu schließen. Doch anders als bei dem Schwarzhaarigen fuhr die Französischlehrerin nicht einfach vorher los, sondern wartete, bis Smoker wieder im Auto saß und sich ebenfalls angeschnallt hatte. Hina betätigte die Kupplung und trat auf das Gaspedal und der Wagen setzte sich wieder in Bewegung. In einem gemächlichen Tempo konnte Smoker die Bäume an sich vorbeiziehen sehen, wenn er aus dem Fenster schaute. Es war nicht ein Farbbrei aus braun und grün, wie es häufig der Fall war, wenn er oder Tashigi fuhren, trotzdem empfand er den Fahrstil seiner Kollegin als angenehm. Er lehnte sich zurück und genoss es, sich kutschieren zu lassen und nicht auf den Verkehr (der auf dieser Straße nicht allzu sehr vorhanden war) achten zu müssen. "Und, wie geht's?", fragte die Rosahaarige in die Stille hinein und warf Smoker einen kurzen Seitenblick zu. "Hm, ganz gut. Is' noch mal glimpflich ausgegangen." Hina nickte bloß und richtete ihre Aufmerksamkeit auf die Straße, die ihren Pfad kreuzte und der sie dann Richtung Norden folgen würden. Die restliche Fahrt verlief recht wortkarg. Smoker fragte noch, ob sie von Westen oder Osten zum Bahnhof fahren würde und Hina antwortete mit so wenig Worten wie möglich – also einem. Erst als sie am Bahnhof angekommen waren und Hina sich über die Umleitung echauffierte, die sie erst einmal wieder vom öffentlichen Parkplatz weglotste, entwickelte sich erneut ein Gespräch. "Hina hasst Baustellen." "Genau genommen ist es keine bloße Baustelle, sondern eine Umleitung um etwas herum, das nicht zwangsläufig eine Baustelle sein muss." "Es ist eine Baustelle, da vorne ist ein riesiger Sandberg und ein Bagger." "Dann ist es eine Baustelle mit Umleitung." Hina fasste Smoker solange mit einem finsteren Blick ins Auge, bis die Ampel, an der sie gerade hielten, zurück auf grün sprang. "Hina findet das nicht komisch!" Smoker grinste nur und schaute sich um, um der jungen Frau neben sich etwas zu helfen, indem er sich schon nach dem richtigen Abzweig zu einem Parkplatz umsah. Nicht viel später stand das Auto auf einem Kiesplatz und seine Insassen schlenderten zum Bahnhofseingang. "Was meinst du? Ob er schon da ist?", fragte Smoker und hielt eine Tür des großen Portals auf. Es war ein kleiner und alter Bahnhof in einer kleinen Stadt, der nur von ein paar Regionalbahnen angefahren wurde und dementsprechend war wenig von der Hightechelektronik zu finden, die es auf den Bahnhöfen der großen Städte gab. Es gab nicht einmal eine Rolltreppe, die sie nach oben zu den Bahngleisen führte, sondern nur eine Treppe und daneben eine abfallende glatte Fläche, auf der man sein Gepäck hinter sich herziehen konnte, sofern es etwas zum Rollen war. "Bestimmt nicht. Bei unserem Glück sitzen wir um Mitternacht noch hier." "Das sind ja rosige Aussichten… Können wir nicht einfach zurückfahren? Der Kerl wird schon anrufen, wenn er hier ein paar Stunden gewartet hat." Hina lachte. "Die Idee gefällt Hina. Nur leider wird sie Hinas Boss nicht sonderlich gefallen." "Da dürftest du wohl recht haben", seufzte Smoker. Auf dem Bahnsteig gab es nicht sonderlich fiele Sitzmöglichkeiten. Zwei Bänke standen in der Mitte, bei der einen fehlten die mittleren Streben und auf der Sitzfläche der anderen war eine sonderbar dickflüssige und klebrige Flüssigkeit verschüttet worden. Sie machten es sich schließlich auf der Basis einer der Stützpfeiler bequem. Hina nutzte die Gelegenheit und drehte sich zur Sonne, während Smoker sich auf die Schattenseite setzte und döste. [~ near the same time – back to the village~] Es wurde ruhige, wenn nicht totenstill in der kleinen Ausschenke, in der zu dieser Uhrzeit ohnehin nicht viele Besucher anzutreffen waren. Der Schatten, der von der Sonne von draußen erzeugt wurde, streckte sich bis zur Theke, wo der Barbesitzer aufschaute. Seine erste Reaktion war das Zusammenziehen seiner Augenbrauen, die aber sogleich überrascht und vielleicht auch erschrocken in die Höhe schossen. Hastig stellte er sein Glas ab und legte sein Geschirrspültuch ab. Er machte Anstalten, um die Tresen herumzukommen, als sich sein neuer Gast in Bewegung setzte. Die große Gestalt mit dem schwarzen Umhang steuerte einen der Stühle an der Bar an und ließ sich auf genau dem selben nieder, auf dem einige Tage zuvor bereits sein Vorbote gesessen hatte. "Sie wollen bestellen?", fragte Bruno, ohne wie er es bei Zorro getan hatte, seine Putztätigkeit wieder aufzunehmen. Mihawk nickte nicht und sein Blick blieb auf den Tresen gerichtete, als er meinte: "Rum,… bitte." Seine Pause war beabsichtigt, als würde er sich dazu herablassen, dieses kleine Wort, das er in einem wunderbar abfälligen Ton ausgesprochen hatte, doch noch ranzuhängen. Und anhand Brunos hastiger Reaktion merkte er, dass es seine Wirkung nicht verfehlt hatte. Er bekam einen Krug vor sich abgestellt, mit der Frage: "Wie viel?" Mihawk nahm erst einen Schluck, dann meinte er: "Zehn Kilo." Bruno machte einen Moment große Augen, dann nickte er, drehte sich um und verschwand für kurze Zeit in einem Hinterzimmer. Er kam schon bald zurück, in der Hand einen Lederkoffer. Er griff nach seinem Handtuch, das er sich über den Arm legte und schnappte sein Tablett, dann kam er hinter der Bar hervor. Im Vorbeigehen stellte er den Koffer neben Mihawk ab, mit den Worten: "Beehren Sie uns bald wieder, Takanome-sama". "Ich denke nicht, dass ich Sie jemals wieder belästigen werden; dafür ist es mir hier zu stickig." Ein Grinsen huschte über Mihawks Gesicht, als er das kurzzeitige Erstarren des andern bemerkte, der aber sogleich seinen Weg fortsetzte, um die leeren Gläser an einem der hinteren Tische abzuräumen. Mihawk nahm noch einen kräftigen Schluck aus seinem Krug, dann stand er auf noch ehe der Barbesitzer zurück war. Er griff nach dem Koffer rechts neben sich und drehte sich zur Tür. Den Koffer, den er von Flamingo bekommen hatte, hatte er beim Hinsetzen am Tresen abgestellt, wo er ihn jetzt hinter sich zurückließ. Er war einige Sekunden versucht, einfach an der Gasse vorbeizugehen, in der Flamingo wartete – allerdings nicht der Drogen wegen. "Hier", er stellte den Koffer auf dem Boden ab. "Wir sind dir zu großem Dank verpflichtet… Dulacre." Flamingo nahm den Koffer an sich und streckte die andere Hand aus. Widerstandslos holte Mihawk das Schwert von seinem Rücken, dass der andere es wieder einwickeln konnte. "Du bekommst auch deinen Puscheln wieder", tröstete Flamingo. "Sehr witzig." Mihawk nahm ihm die Puschelfeder ab und steckte sie sich zurück an seinen Hut. Dann zog er sich den Mantel aus und überreichte auch ihn an Flamingo. "Also, man sieht sich…" "Mal nicht den Teufel an die Wand", warnte der Blonde. Während Mihawk sich Richtung Straße wandte, drehte er sich zur anderen Seite, wo er über die Mauer hinweg verschwand. Der Schwarzhaarige kehrte wieder auf die fast menschenleere Straße zurück. Allerdings sollte er nicht lange in den Genuss der Einsamkeit kommen… Er war gerade mal auf der Höhe von Bens Geschäft, als ihm zwei Wachmänner den Weg versperrten. "Dulacre Mihawk?", fragte der eine, während der andere um ihn herum schritt und hinter ihm stehen blieb. "Sie sind wegen neuen Beweisen im Fall Boner festgenommen. Alles was sie jetzt sagen kann und wird vor Gericht gegen Sie verwendet werden." Mihawk wehrte sich nicht, als sich kaltes Metall um seine Handgelenke schloss und die Handschellen mit einem holen Klacken einrasteten. [~some time later – Goldy's office~] Der Schuldirektor saß in seinem Sessel, den er zum Fenster gedreht hatte; in der Hand einen Telephonhörer. "Wenn die Versicherung nicht zahlt, können wir uns die Behandlung nicht länger leisten." … "Ja, wir holen Sanji morgen Nachmittag ab…" [~same time – local station – Hina & Smoker~] "Wie lange warten wir schon?", fragte die Rosahaarige mit einem wehleidigen Unterton. "Gerade mal anderthalb Stunden", antwortete Smoker. Er saß mittlerweile auf dem Boden und lehnte mit dem Rücken gegen den Beton, die Beine ausgestreckt, die Arme so gut es mit Gips ging verschränkt, den Kopf in den Nacken gelegt und die Augen geschlossen. Auch Hina hatten den Platz auf dem nicht wirklich bequemen Betonsockel aufgegeben und lag nun auf Smokers Jacke auf dem Rücken. "Und wie lange müssen wir noch warten?", fragte sie nach einer Weile mit der gleichen quengeligen Stimme. "Bis Pauli da is'", antwortete Smoker geduldig. "Warum kommt eigentlich Pauli? Der is' doch gar kein Anwalt…" "Nein, aber er soll sich schon mal um den Fall kümmern, bis besagter Anwalt da ist. Der hat noch irgendetwas in Tokyo zu klären und kommt dann so schnell wie möglich nach." "…Aha…" "Warum fragst du eigentlich, wenn's dich nicht interessiert?" "Weiß nich', ich dachte, ich könnte ein Gespräch anfangen, damit die Zeit schneller vergeht." Hina drehte sich auf die Seite und beobachtete Smoker, der ihm nächsten Moment die Augen öffnete. "Schönes Wetter heute, oder?" "Schlechtes Thema. – Wann kommt der Gips ab?" "In gut fünf Wochen, wenn alles glatt läuft. Vielleicht machen sie ihn aber auch schon früher ab und ich bekomme eine Schiene." "Die sollen den Gips mal lieber dran lassen, die Schiene würdest du nur dauernd abmachen." "Gar nicht wahr!" "Doch, doch." Hina grinste. "Du hast doch auch 'ne feste Zahnspange bekommen, weil du die lose nie getragen hast. Und als du das Ding an deinem Ellenbogen tragen solltest, hattest du es auch nie um." "Das war was anderes", protestierte Smoker. "Die Zahnspange hat gedrückt und die Bandage hat einen immer behindert." "Ja und unter der Schiene wird es furchtbar jucken", meinte Hina und legte sich wieder auf den Rücken. "Wahrscheinlich", stimmte Smoker mit einer Leidensmiene hinzu. "Ich sag' dir, behalt lieber den Gips, sonst dauert das alles doppelt so lange. – Außerdem wirst du doch nicht dieses Meisterwerk wegwerfen wollen, oder?" "Nein, wie könnte ich nur? Ich war zu Tränen gerührt, als sie mir auf so liebevolle Art und Weise Gute Besserung gewünscht haben." Er kramte einen Stift aus seiner Tasche hervor und hielt ihn Hina hin. "Bei Kuros Kackhäufchen is' noch was frei." Die junge Frau richtete sich auf. "Du willst nur, dass Croco mir den Kopf abbeißt, wenn ich dem Gemälde seines Katerchens zu nahe komme." "Erraten!" Sie nahm Smoker den Stift ab und öffnete ihn… [~half an hour later – hospital – Zorro & Sanji~] Der Blonde schlief schon seit einer ganzen Weile wieder, trotzdem hatte Zorro es nicht geschafft, aufzustehen. Er hatte Sanji erzählt, dass er im Koma gelegen hatte und dass er für ziemlich viel Wirbel gesorgt hatte, aber er bezweifelte, dass er das wirklich mitbekommen und wenn ja, behalten hatte. Sanji hatte nur immer wieder etwas Unverständliches gebrummt, wenn Zorro eine Pause gemacht hatte, während seine Augenlieder immer wieder flackerten und drohten, im nächsten Moment wieder zuzufallen. Das war dann nach nicht allzu langer Zeit geschehen und Zorro hatte es nicht übers Herz gebracht, ihn daran zu hindern. Er betrachtete das ruhige Gesicht des anderen, das nun nicht mehr wie versteinert aussah, sondern einfach nur entspannt, mit einem angedeuteten Lächeln. Zorros Hand lag noch immer auf der Sanjis und sein Daumen streichelte auch immer noch über dessen Handrücken, als hätte er Angst, der andere würde aufwachen, wenn er aufhörte und dadurch nicht mehr genug Ruhe bekommen. Am Liebsten wäre Zorro solange bei Sanji geblieben, bis dieser wieder vollkommen gesund war oder wenigstens entlassen werden konnte. Doch ihm war klar, dass das nicht möglich war, andererseits musste er sich dann doch schneller von dem Blonden verabschieden, als er gedacht oder geplant hatte. Ein Klopfen an der Fensterscheibe ließ ihn aufhorchen und er erblickte einen Beamten auf dem Flur, der ihn zu sich heraus winkte. Unentschlossen schaute er sich noch einmal nach Sanji um, ehe er sich von ihm löste und zur Tür hinüberging, wo er den Raum schließlich verließ; allerdings nicht, ohne sich noch einmal umgedreht zu haben, um zu überprüfen, dass der andere auch weiterhin noch friedlich schlief. "Lorenor Zorro?" "Ja?" "Sie sind festgenommen…" [~same time – back to the local station~] "Smoker?" "Ich weiß nich', wie lange noch." "Das wollte ich nicht fragen." Überrascht schaute der Weißhaarige auf. "Was ist dann?" "…Ich wollte nur wissen, wie lange wir schon hier rumsitzten…" Smoker verdrehte genervt die Augen. "Das ist mindestens genauso schlimm!" "Okay…" [~an hour later – police office – prison cell~] Mihawk saß auf der Bank, die an der Wand in der kleinen Zelle angebracht war, die Arme vor der Brust verschränkt und die Augen geschlossen, als er das Klappern eines Schlüsselbundes hörte und wenige Augenblicke später seine Zellentür geöffnet wurde. Er öffnete seine Augen, um zu sehen, wie Zorro hereingebracht wurde. Mihawk grinste. "Hey, jetzt sind wir nicht nur Blutsbrüder, sondern auch Knastbrüder!" Zorro schaute ihn nur mit einer hochgezogenen Augenbraue an, während ihm seine Handschellen wieder abgenommen wurden. "Mihawk, wir sind nie eine Blutsbrüderschaft eingegangen. Was auch besser so is', bei den ganzen Krankheiten, die du vermutlich mit dir rumschleppst…" "Ja klar, weil beim Sex ja auch so viel weniger Krankheiten übertragen werden." "Schnauze!" "Ich lass euch zwei dann mal alleine", meinte der Beamte und schloss die Tür wieder, wurde dabei allerdings von keinem der beiden beachtet. Mihawk grinste noch ein paar Minuten lang, in denen Zorro ihn böse anschaute, dann fragte er: "Du durftest auch schon anrufen?" Zorro nickte und Mihawk seufzte. "Dumm, dass wir nicht vorher miteinander sprechen konnten, dann hätte ich dir sagen können, dass ich bei Goldy schon angerufen habe, dann hättest du dein Anruf für etwas anderes nutzten können." "Wieso soll ich bei Goldy anrufen? Ich hab' im Krankenhaus angerufen…" [~two hours later – hospital~] Sanji war wieder aufgewacht und zuerst ziemlich unruhig gewesen. Er brauchte einen Moment, um zu registrieren, wo er war. Nachdem er dann festgestellt hatte, dass es sich um ein Krankenhaus handeln musste, hatte er sich wieder einigermaßen beruhigt, da es nicht das erste Mal war, dass er in solch einem aufwachte. Trotzdem plagte ihn das unangenehme Gefühl, dass der Grund für seinen Aufenthalt ein anderer und wohl gravierender war, als eine bloße Prügelei, wie sonst. Er versuchte sich angestrengt an etwas zu erinnern, bekam allerdings nur Kopfschmerzen. Das Einzige, das ihm wieder einfiel, war, dass er Besuch gehabt hatte, jemand, der ihn beruhigt und mit ihm gesprochen hatte und von dem er ziemlich sicher war, dass es Zorro gewesen war. Er konnte sich auch wage an andere Besuche erinnern; unterschiedliche Personen mit unterschiedlichen Geschichten, aber er konnte nicht sagen, wer oder was oder wann. Es wäre ihm wohler gewesen, wenn einer seiner Besucher auch jetzt anwesend gewesen wäre, doch er konnte nur warten, dass jemand kam, denn er fühlte sich nicht sonderlich danach, sich zu bewegen oder aufzustehen, noch zu sprechen oder sonstiges. Die Gesellschaft seines Arztes, den er heute zum ersten Mal kennen lernte, konnte einen Teil seines immer kräftiger werdenden Unwohlseins beseitigen, und ihm etwas von der Unruhe nehmen, die sich in ihm breit gemacht hatte, indem er ihm versuchte zu erklären, was geschehen war; soweit es Sanji und seinen Zustand betraf. Er tat es langsam, in einfachen Worten und versuchte ihm immer nach ein paar Informationen etwas Zeit zu geben, um sie sich durch den Kopf gehen zu lassen und abzuhaken. Er erzählte ihm nicht alles, das hatte er ihm gleich zu Anfang gesagt, weil es zum einen zu viel auf einmal gewesen wäre und zum anderen, er fand, dass es nicht er sein sollte, der ihm davon berichtete. 'Zorro soll es mir erzählen', schoss es Sanji dabei durch den Kopf. Der Grünhaarige war ein Grund, warum Dr. Shun es nicht vermochte, Sanji wirklich aufzuheitern, obwohl er für einige Zeit nicht mehr alleine in seinem Zimmer war. Der Blonde musste noch ein paar Tests absolviere, wie die linke oder rechte Hand heben, mit den Augen einer Lampe folgen und dergleichen. Ein paar Fragen sollte er auch beantworten, wobei er erschrocken feststellte, dass er sich nicht an alles erinnern konnte, was in der Nacht passiert war, in der Boner ihn angegriffen hatte. Es beruhigte ihn schon ein wenig, dass er sich wohl nach und nach wieder erinnern würde, aber es wäre ihm lieber gewesen, wenn auch Zorro ihm das versichert hätte – obwohl der wohl weitaus weniger Ahnung hatte, als der blonde Mann vor ihm. Nachdem Dr. Shun wieder gegangen war, wurde es langweilig. Es gab für ihn nicht viel zu tun, er durfte weder aufstehen, noch essen oder sich anderweitig sonderlich viel bewegen. Allerdings war ihm nach bereits fünf weiteren Minuten des Wachseins auch gar nicht mehr danach. Er spürte bereits, wie ihm die Lieder schwer wurden und er schon wieder am Einschlafen war. Das war normal, soweit er von seinem Arzt wusste und das würde sich legen. Trotzdem störte es ihn im Moment. Er wollte nicht im Bett liegen und andauernd nur schlafen. Er wollte wach sein, aufstehen, herumlaufen und so vieles tun, das er verpasst hatte. Gleichzeitig wusste er, dass er sich wohl in Geduld üben werden musste, denn beschleunigen konnte er den Heilungsprozess wohl nicht sonderlich. Als er sich damit abgefunden hatte, dass es wohl das Beste war, seinem Verlangen doch nachzugeben und die Augen wieder zu schließen, trat jemand an die Scheibe heran, die einen Blick in sein Zimmer gewehrte. Er kannte den Kerl nicht, der anscheinend dort draußen Position beziehen wollte und er war sich auch nicht sicher, ob er diese seltsame Gestallt kennen lernen wollte. Allein diese extraordinäre Brille ließ ihn zurückschrecken. Anfangs ignorierte er den Fremden einfach, in der Hoffnung, dass der bald wieder abziehen würde, doch dem war nicht so. Im Gegenteil, er blieb an seinem Platz und das eine ganze Weile; solange, bis Sanji schon glaubte, die Augen nicht mehr weiter aufhalten zu können. Doch schließen wollte er sie nicht, zu unheimlich war ihm die Präsenz des anderen, der ihn die ganze Zeit über beobachtete. Anfangs hatte Sanji einfach versucht, ihn zu ignorieren, doch mittlerweile starrte er zurück. Jedoch ließ sich der Kerl bei seiner Observation nicht stören. Sanji war kurz davor, eine Schwester zu rufen, weil er mittlerweile so müde war, dass ihm die Augen einfach zuzufallen drohten – doch er wollte sie nicht schließen, solange der Blick seines Besuchers auf ihm lag – als der Blonde vor der Fensterscheibe sich abwandte. Sanji hoffte schon, dass er ihn nun endlich los war, doch stattdessen griff er nach der Türklinke und öffnete die Tür. Mit einem "Hallöchen", betrat er den Raum. Sanji beobachtete ihn misstrauisch, den Arm immer noch nach dem Knopf ausgestreckt, der eine der Schwestern herbeirufen würde; allerdings musste er ihn schon bald auf das Kissen sinken lassen, weil er ihm zu schwer wurde. "Du bist Sanji, nehme ich an?", vermutete der Fremde und kam unbekümmert näher ans Bett heran. Sanji musterte ihn noch einen Augenblick feindselig, dann entgegnete er: "Wer will das wissen?" "Oh, niemand Bestimmtes. Ich will auch eigentlich gar nicht mit dir reden, denn du bist bestimmt müde und brauchst sicherlich viel Schlaf…" "Worauf wollen Sie hinaus?" "Ich suche einen Freund von dir. Du weißt nicht zufälligerweise, wo sich Lorenor Zorro gerade aufhält?" Mit einem Mal war Sanjis wieder hell wach und sein Blick wurde noch eine Spur feindseliger. "Was ist mit Zorro? Und wo soll er sein?" Sein Gegenüber wirkte ehrlich verwirrt. "Wie? Du weißt es nicht? Ich dachte, er wäre bei dir. Er mag dich doch so." "Ach ja, tut er das? Warum weiß eine außenstehende Person mehr darüber als ich? Wer sind Sie eigentlich?" "Hab' ich mich noch gar nicht vorgestellt? Ich bin ein – entfernter Bekannter, nenn mich einfach Don!" "Don?" Sanjis Augenbraue war dabei nach oben zu wandern, als er die Aktion wieder abbrach, weil ein dumpfer Kopfschmerz im Begriff war, sich auszubreiten. "Ja, Don Quichotte ist so lang und ich will deinem armen Köpfchen ja noch nicht zu viel zumuten." "Und mit wem sind Sie bekannt? Und was wollen Sie von mir? Und von Zorro?" "Das sind ja ganz schön viele Fragen auf einmal! Nun, du musst nicht wissen, wen ich hier so alles kenne, aber es sind eine ganze Menge. Und von dir will ich eigentlich gar nichts – außer vielleicht dir Gute Besserung wünschen. Und Zorro, den wollte ich mir eigentlich nur mal anschauen, nachdem ich so vieles über ihn gehört hatte…" "Was denn?" Sanji konnte sein Misstrauen ein Stück zurückschieben, als seine Neugierde mit auf den Plan trat. "Ach, so einiges… Aber wenn du nicht weißt, wo dein Freund steckt, wer könnte es dann wissen?" [~same time – hospital – meeting room~] In einem Raum waren fünf Leute versammelt, von denen drei an einem gläsernen Tisch saßen, auf dem eine Akte geöffnet in der Mitte lag. Vier von ihnen trugen einen weißen Kittel, an dessen Brusttasche ein Schuld mit Bild und Namen befestigt war, der fünfte saß in Jeans, blauem Hemd, dessen obere zwei Knöpfe offen waren und schwarzem Jackett auf einem Sessel abseits des Tisches. "Wir müssen es ihm sagen", forderte eine junge Ärztin, an der Brust einen Stecker, auf dem der Name Dr. Yamashita Miku zu lesen war. "Und was bringt ihm das?", fragte Dr. Shun, der gerade erst zurückgekommen war. "Wenn er erfährt, wo sein Freund sich gerade aufhält, bedeutet das nur unnötigen Stress für ihn." "Shun-san hat recht", pflichtete ihm sein Kollege mit dunkler Hautfarbe und einem Namensschild mit der Aufschrift Dr. Akimoto Taiki von der anderen Seite des Tisches bei. Er hatte, genau wie Dr. Shun, die Ellenbogen auf dem Tisch abgestützt und sein Kinn auf seine Hände gelegt. "Wir sollen ihm helfen und das tun wir nur, wenn wir ihn wieder gesund machen. Ihn Stress auszusetzen könnte bedeuten, den Heilungsprozess zu verlangsamen oder gar zurückzusetzen." "Aber wir können ihn doch nicht im Ungewissen lassen!", protestierte Dr. Yamashita. "Es war immerhin ein persönlicher Anruf, den er nur nicht empfangen hat, weil er geschlafen hat!" "Sollte uns das nicht beweisen, dass er noch nicht in der Verfassung ist, einen solchen Anruf entgegenzunehmen?", fragte ein Mann mit brauen kurzen Haaren, der nicht am Tisch saß, sondern an der Wand daneben lehnte. "Wenn du pennst, kannst du doch auch keinen Anruf entgegen nehmen, oder Shiraishi? Und du erfreust dich – körperlich – bester Gesundheit", ließ sich der Mann aus dem Sessel vernehmen. Sonderlich gewillt, produktiv an der Diskussion teilzunehmen schien er nicht. Sein einer Arm lag vor seiner Brust, den anderen hatte er erhoben und spielte mit Daumen und Zeigefinger an seiner Unterlippe. Dr. Shiraishi verdrehte nur die Augen und drehte sich wieder zu der Gruppe am Tisch um. "Was ich meinte war, dass er noch nicht wieder fit genug ist, um mit so etwas umzugehen. Er hat geschlafen, weil er jetzt viel Schlaf braucht", versuchte er seine Argumentation zu retten. "Wenn er sich aber die ganze Zeit über seinen Freund Sorgen macht, kommt er nicht zum Schlafen." Der Mann in dem Sessel lachte nur. Genervt drehte sich Dr. Shiraishi wieder um. "Was ist daran jetzt wieder so lustig?" "Eigentlich nichts. Es ist eher traurig, dass es…", er zählte die anwesenden Personen, "vier Fachärzte bedarf, um eine so simple Entscheidung zu treffen." "Das dauert doch nur so lange, weil ein gewisser Boss von drei der Personen sich zu fein ist, seine Meinung kundzutun", beschwerte sich Dr. Shiraishi, mit einem Tonfall, der deutlich zeigte, was er von dem Kommentar hielt. Sein Kollege hätte noch weiter gestichelt, wäre in dem Moment, in dem er seinen Mund geöffnet hatte, nicht ein Alarm zu hören gewesen, der alle Ärzte zu ihren Pagern greifen ließ… Herzstillstand. [~same time – back to Sanji's room~] Sanji lag immer noch in seinem Bett und er war immer noch wach, obwohl der Fremde, der ihm einen Besuch abgestattet hatte, gegangen war und trotz der Tatsache, dass er seitdem noch müder geworden war. Er hatte gemeint, er würde sich mal nach Zorro umschauen – was Sanji nun wach hielt… Sein Blick war auf das Fenster gerichtet, in der Hoffnung entweder Zorro oder den Fremden – nicht in der Begleitung des andere – vorbeilaufen zu sehen. Mittlerweile verrenkte er sich schon den Hals, um mehr von dem Flur einsehen zu können, allerdings ohne wirklich mehr zu erkennen. Bei dem Versuch, sich auf seine Ellebogen zu stützten und ein kleines Stück hochzustemmen, bekam er fast augenblicklich wieder Kopfschmerzen, doch diesmal waren sie leichter. Es war nur ein unangenehmer Druck und kein stechender Schmerz mehr. Also ignorierte Sanji es und kam noch ein Stückchen höher, um den Flur noch weiter hinunter einsehen zu können. Aber wie eigentlich nicht anders zu erwarten gewesen war, versteckten sich die beiden Gesuchten auch nicht in den paar Zentimetern des Ganges, die er von seiner vorherigen Position nicht hatte einsehen können. Erschöpft und mit einem Seufzen ließ der Blonde sich langsam zurücksinken. Die kurze Aktion war doch anstrengender gewesen, als er sie eingeschätzt hatte und ihm wären wohl sofort die Augen zugefallen, hätte ihm nicht etwas in den Rücken gepiekt, als er sich wieder hingelegt hatte. Vorsichtig, um den Zugang an seinem Handrücken nicht zu beschädigen, tastete er mit seiner Hand unter seinen Rücken. An seinen Fingerspitzen spürte er etwas kaltes, nach dem er hangelte und das er auch schließlich erreichte, sich aber nicht hervorziehen ließ – weil es an einem Kabel hing, das zu einem der Geräte führte… Sanji zog noch einmal kurz an dem Stückchen, das er erwischt hatte und griff dann nach dem Kabel, das sich bewegt hatte, um es hervorzuziehen. "Ups…" Er wollte schon nach dem Noppen suchen, von dem die kleine Zange, die er in Händen hielt, abgefallen war, als die Tür zu seinem Zimmer aufgerissen wurde. Der erschreckte Ausdruck auf dem Gesicht seines Arztes wandelte sich ziemlich rasch in Ernüchterung um. Gleich darauf schenkte er ihm einen vorwurfsvollen Blick. "Solltest du nicht liegen bleiben?", fragte er, während er seinen Kollegen an der Tür einen Wink gab, dass alles in Ordnung war. "Ich bin nicht aufgestanden", antwortete Sanji wahrheitsgetreu. "Ich hatte dir aber auch gesagt, dass du dich möglichst nicht bewegen sollst", ergänzte Dr. Shun und kam auf das Bett zu, wo er Sanji das Kabel aus der Hand nahm und ihn behutsam wieder gänzlich auf die Matratze drückte. "Aber es war ein Notfall", verteidigt sich Sanji. Dr. Shun öffnete sein Hemd und befestigte die Klammer wieder. "Egal was für Notfälle in Zukunft auch eintreffen mögen, mach das nie wieder! Wenn etwas sein sollte, ruf eine Schwester, anstatt uns mit einer Herzstillstandwarnung herzubeordern", ermahnte der blonde Arzt und schloss Sanjis Hemd wieder und deckte ihn zu. "'Tschuldigung", nuschelte Sanji und ließ sein Blick kurz zum Fenster schweifen, ehe er sich noch einmal zu erklären versuchte: "Ich wollte doch nur auf den Flur schauen…" Dr. Shun zog eine Augenbraue hoch. "Und der Flur war ein Notfall?" Der blonde Patient zögerte eine Sekunde, bevor er vorsichtig nickte. "Zorro hätte da sein können." Dr. Shun schwieg und schien für einen Moment furchtbar damit beschäftigt zu sein, einige Werte zu notieren. "Wissen Sie, wo Zorro ist?" Der Arzt versuchte noch einige Augenblicke so zu tun, als sei er zu beschäftigt, um zu antworten, ergab sich jedoch schließlich. "Ja." "Dann sagen Sie es nicht dem Kerl da draußen. Ich will nich', dass er es weiß; er ist unheimlich." Dr. Shun drehte sich überrascht zum Fenster herum. "Welcher Kerl." "Ein blonder Mann", erklärte Sanji. "Er war vorhin in meinem Zimmer und hat nach Zorro gefragt…" "Sollen wir einen Wachmann vor deinem Zimmer aufstellen?" Sanji wollte den Kopf schütteln, entschied sich aber noch rechtzeitig um und antwortete: "Nein." "Na schön, aber ich werde öfters eine Schwester nach dir schauen lassen." "Von mir aus…" Für eine Weile sahen sie sich schweigend an, dann richtete Dr. Shun sich wieder auf. "Hast du irgendwelche Beschwerden? Tut dir was weh? Taubheitsgefühl? Flecke vor den Augen?" "Nein, alles bestens", antwortete Sanji. "Wenn etwas sein sollte, dann sag sofort bescheid. Es ist besser, wenn wir es wissen und dich länger dabehalten, als dass doch noch bleibende Schäden zurückbleiben." "Okay", antwortete Sanji, doch seine Aufmerksamkeit war nicht mehr wirklich auf die Worte des Blonden gerichtete, ebenso wenig wie sein Blick. "Gut, dann-" "Da ist schon wieder jemand an der Fensterscheibe…" Auch Dr. Shun richtete nun seine Aufmerksamkeit auf die Seite des Zimmers, die Sanji fixierte. "-ruh dich weiter aus", beendete seinen Satz und schritt auf die Tür zu. "Morgen früh werden deine Verbände gewechselt und vielleicht kannst du dann auch schon wieder etwas zu dir nehmen. – Was wollen Sie hier?", fragte er den Mann, der nun im Türrahmen stand. Der Blick seines Vorgesetzten ging geradewegs an Dr. Shun vorbei und richtete sich auf Sanji. Es dauerte eine Weile, bis er seinen Kopf wieder zu seinem Angestellten drehte und antwortete: "Ich will nur sichergehen, dass Sie Ihre Arbeit richtig machen." Er schob den Jüngeren beiseite und betrat den Raum. "Ich bin Shigure Kago", stellte er sich vor und kam auf einem Gehstock gestützt näher an das Bett heran. "Ich nehme an, der gute Dr. Shun hat es Ihnen nicht gesagt?" Sanji musterte die beiden Männer skeptisch, von denen Sanji mindestens bei einem nicht wirklich wusste, was er von ihm halten sollte. "Was soll er mir nicht gesagt haben?" "Wo dein kleiner Freund ist. – Oder ist er größer als du?" Sanji überlegte kurz, wen der andere damit meinen könnte, dann erwiderte er: "Ich hab' nicht gefragt." "Oh, du willst es gar nicht wissen?", fragte Dr. Shigure und riss die Augen in gespielter Überraschung übertrieben weit auf. "…Doch." "Nun, der Gute wurde vor geraumer Zeit abtransportiert – in einem Streifenwagen." Sanji sah den zweiten Arzt fragend an, reagierte aber erstaunlicherweise nicht sonderlich geschockt auf diese Neuigkeit, sondern warf nur einen Hilfe suchenden Blick zu Dr. Shun, in der Hoffnung, von ihm gesagt zu bekommen, was nun von ihm erwartete wurde. Doch der jüngere Arzt seufzte nur. "Er ist im Knast", erklärte Dr. Shigure, nachdem er gemerkt hatte, dass von Sanji zu seiner vorherigen Aussage wohl nicht mehr viel kommen würde und wartete, dass er auf seine Ausführung reagieren würde. "Ich weiß, wo man hinkommt, wenn die Bullen einen mitnehmen!", versicherte Sanji gereizt und schien damit dem, was von ihm erwartet wurde, nicht sonderlich nahe zukommen, denn Dr. Shigure zog überrascht eine Augenbraue hoch. "Und du hast nichts dazu zu sagen?" "Was soll ich dazu sagen? Ich hab' keine Ahnung, was er angestellt hat, ich lag im Koma, vergessen?" "Was Shigure-sensei sagen will", ging Dr. Shun endlich dazwischen, bevor Dr. Shigure weiterreden konnte, "ist, dass du nicht auf Zorro warten sollst. Es geht ihm gut und ich bin mir sicher, dass sich die Sache aufklären wird, wegen der er festgenommen wurde. Du solltest dich ausruhen, damit du bald wieder gesund genug bist, um dir diese doch etwas längere Erklärung zu diesem Vorfall anzuhören." Er packte seinen Vorgesetzten am Arm und zog ihn zurück. "Wie gesagt, wenn du die Nacht vielleicht sogar durchschläfst, solltest du morgen schon so weit sein, dass man dich mit verschiedenen Dingen konfrontieren kann, um dich wieder auf den neusten Stand zu bringen." Der Blonde schleifte den Älteren hinter sich her und aus dem Zimmer heraus. Sanji war kurz versucht, über die Neuigkeiten, die er jetzt schon erfahren hatte, nachzudenken, doch schnell kam die Erinnerung an seine Müdigkeit wieder zurück. In der Hoffnung, am morgigen Tag mehr zu erfahren, schlief Sanji fast zeitgleich mit dem Schließen der Tür ein. Er war zu müde, um sich noch mit irgendwelchen Gründen für eine Festnahme auseinander zu setzen, geschweige denn war sein Gehirn in der Lage, größere Zusammenhänge zu erkennen. Er war einfach nur froh, endlich die Augen schließen zu können, ohne dass ihm jemand dabei zusah, dem er seine Schwäche präsentierte. [~in the evening – local station~] Nach sechseinhalb Stunden Wartezeit schlief sowohl Hina als auch Smoker selig auf dem Bahnsteig. Nicht einmal einfahrende Züge weckten sie noch, ganz zu schweigen von den Vögeln, die auf der Suche nach Brotkrumen immer näher kamen und auch immer lauter wurden. Auch nicht der Schatten, der sich schließlich über sie legte, konnte sie wecken. Sie schreckten erst hoch, als sie jemand mit dem Fuß anstieß. _____________________________________ (1) shi: Tod; kan·jiku: Schriftrolle mikan... п3. Kapitel – Knast [~2005-05-16 – Monday~] "Dr. Shun, warten Sie bitte." Der blonde Arzt drehte erst den Kopf zur Seite, um zu schauen, wer nach ihm gerufen hatte, um sich dann vollends umzuwenden. "Kojima-sama, was kann ich für Sie tun?" "Es geht um Ihren Patienten, Sanji-kun. Bitte bereiten Sie seine Entlassung vor. Frühstück für morgen ist noch angesetzt, dann muss er dieses Krankenhaus verlassen." "Was? Aber nur weil er aufgewacht ist kann er doch noch nicht gehen! Wir müssen ihn zur Überwachung noch mindestens eine Woche hier behalten, wenn nicht länger. Es ist noch nicht mal sicher ob-" "Dr. Shun, bitte. Ich weiß, dass er noch nicht so weit ist, aber nicht einmal seine bisherige Behandlung kann bezahlt werden. Wir können ihn nicht länger hier behalten." "Wenigstens noch einen Tag, ich bitte Sie, Kojima-sama. Er ist heute erst aufgewacht. Gönnen Sie ihm noch einen Tag Erholung, an dem wir ihn beobachten können. Seine Behandlung dürfte sich auf Unsummen belaufen, wo ein Tag mehr oder weniger sicher nicht sonderlich ins Gewicht fällt." Dr. Kojima seufzte. "Ich hoffe Sie wissen, dass ich dieses Argument kein zweites Mal gelten lassen werde. Und Übermorgen hat er diese Klinik zu verlassen. Was Sie dann in Ihrer Freizeit tun, geht mich nichts an, solange Medikamente und Geräte im Krankenhaus bleiben." Ein Lächeln breitete sich auf dem Gesicht des jungen Arztes aus. "Ich danke Ihnen, Kojima-sama!" Er drehte sich um, um Sanji noch für eine MRT- und Röntgenuntersuchung anzumelden und eine Blutprobe untersuchen zulassen, bevor seine Frist abgelaufen war. Der blonde Mann mit der Federjacke, der um die nächste Ecke an der Wand gelehnt stand und grinste, entging ihm, als er den Gang entlang eilte… 'Interessant, der Kleine hat wohl Schwierigkeiten. – Aber wo ist dieser Zorro?' [~near the same time – local station~] "Gut geschlafen?", fragte Pauli und grinste, während Smoker und Hina sich langsam aufrichteten und die Augen rieben. "Wärst du früher gekommen, wäre es gar nicht so weit gekommen", maulte Hina noch etwas verschlafen und unterdrückte ein Gähnen. "Tut mir leid, aber beamen kann ich noch nicht", entschuldigte sich Pauli und wartete, bis die beiden anderen hochgekommen waren. "Lucci hat mir aufgetragen, Informationen aufzunehmen und mir ein Bild von der Situation zu verschaffen." "Jaja, wissen wir schon", brummte Smoker. "Wir fahren gleich zurück zur Schule, dann kannst du damit anfangen." Er kramte mit seiner gesunden Hand in seiner Tasche, um sein Handy hervorzuholen. "Was is' das denn für eine Telephonzelle?", fragte Pauli. Smoker warf ihm einen finsteren Blick zu. "Es funktioniert, man kann telephonieren und sogar SMS schreiben, mehr brauch' ich nicht!" "Und Smoker steht auf große Dinge!", fügte Hina noch hinzu, wohl in dem unschuldigen Glauben, ihren Kollegen damit zu unterstützen, was ihr ein Schmunzeln seitens Pauli einbrachte. Unterdessen hielt es Smoker für angebrachter, nun sie mit einem finsteren Blick zu bedenken. Nachdem der Weißhaarige seinen Blick wieder von der Rosahaarigen gelöst hatte, stellte er sein Handy wieder von lautlos auf Ton, um dann seine SMS' abzurufen. Es wurde ihm eine ganze Reihe von neuen Nachrichten aufgelistet, die allesamt die Nummer von Crocodile als Ursprung aufwiesen. "Croco hat geschrieben. Schien wichtig zu sein; er hat neununddreißig SMS' dafür verbraucht." "Was hat er geschrieben?", wollte Hina wissen und beugte sich zu Smoker. "Ist was passiert?" Smoker öffnete die erste Nachricht und der Text erschien: Zorro und Mihawk sitzen im Knast. Croco. Es folgte Uhrzeit, Datum und Rufnummer. Der Text der zweiten Nachricht war recht ähnlich. Zorro und Mihawk sitzen immer noch im Knast. Ruf zurück. Croco. Die nächsten Mitteilungen unterschieden sich etwas von den ersten beiden, waren dafür aber untereinander recht gleich… Hey, geh doch mal ran! Croco. Is' dein Handy aus? Croco. Pennt ihr?! Croco. Wach auch, du Dummkopf und stell dein dummes Ding nich' imma auf lautlos! Croco. Interessiert dich das Schicksal deiner Schüler gar nicht? Croco. Mittagessen schmeckt scheiße! Croco. Hoffentlich kommt Pauli bald, damit er euch wecken kann! Croco. Hey, du Schnarchnase, du hast Post! Croco. Smoker wollte die elfte Nachricht auch noch öffnen, als Hina ihm das mobile Telephon aus der Hand nahm. "Ich denke, wir haben den Nachrichten alle Informationen entnommen, die sie enthalten. Gehen wir zum Auto, damit wir zurück fahren können." "Meinst du, ich sollt' mich melden?" "Wozu? Wir sind doch gleich da…" Das gleich da, das sie noch brauchten, um zum Internat zurückzukehren, reichte Crocodile für noch sieben weitere SMS' aus. – Das Geld dafür verlangte er von Smoker natürlich später zurück. Doch bei der Ankunft der dreien wurde daran vorerst noch kein Gedanke verschwendet. Man versammelte sich in Goldys Büro, wo man versuchte einen allgemeinen Tathergang von sowohl dem Angriff auf Sanji, als auch dem Kampf zwischen Mihawk, Zorro und Boner zu erstellen. "Ich schick' das jetzt zu Lucci, damit der sich anhand der Informationen schon mal die beste Konstellation zusammenbasteln kann, um eure Schüler da rauszuboxen. Ist es im Fall Sanji schon zu irgendwelchen Erkenntnissen seitens der Polizei gekommen?" Smoker schüttelte den Kopf. "Nein. Es wurde bis jetzt nur ein Kampf bestätigt. Es gibt keine Aussagen über den Ausgangspunkt. Der Täter wird wegen unterlassener Hilfeleistung gesucht. Wir wissen, dass es Boner war, inwiefern die Bullen da schon Verbindungen geknüpft haben, wissen wir nicht." Pauli fügte seinen Aufzeichnungen noch ein paar Punkte hinzu. "Wie sieht es mit der Festnahme von den beiden anderen aus? Was war der Grund?" "Den wissen wir nicht", antwortete Crocodile. "Mihawk hat nur irgendetwas von neuen Beweisen erzählt, weiß selbst aber auch nichts Genaueres." Pauli nickte und schrieb noch eine weitere Anmerkung, dann legte er den Stift beiseite. "Und wie schickst du ihm das jetzt?", wollte Kuro wissen, der die Ellebogen auf dem Tisch und seinen Kopf auf seinen Fäusten abgestützt hatte und Pauli neugierig beobachtete. "Eigentlich wollte Lucci, dass ich ihm die Notizen über seinen Vogel Hattori schicke, aber ich hab' ihn überreden können, eine E-Mail anzunehmen, da das Internet schneller ist." Er holte einen Laptop aus seiner Tasche hervor und baute ihn vor sich auf. "Und was willst du mit dem Ding? Ein bisschen angeben?", fragte Crocodile gereizt, der den neumodischen, flachen Taschen-Computer missgelaunt beäugte. "Ich war nicht sicher, ob ihr hier internetfähige PCs habt…" "Hey, für wie provinziell hältst du uns eigentlich? Wir-", fragte Crocodile verärgert, doch Kuro fiel ihm ins Wort: "Is' doch gut, dass er dran gedacht hat. Der einzige Computer, den wir hier haben, hat vor einem Monat den Geist aufgegeben, als ein Fenster offen gelassen wurde und dann eine schwarzbäuchige Ringelgans ihr Nest im Gehäuse gebaut hat…" "Eine schwarzbäuchige Ringelgans?" "Ja", Kuro seufzte, "war schade drum, die gibt es hier nicht so oft. Die Ärmste hat wohl in ein Kabel gebissen und sich selbst zu Pekingente verarbeitet und nebenbei unseren PC gekillt." Pauli startete schweigend seinen Laptop. "Warum hast du eigentlich nicht gleich alles auf dem Laptop abgetippt, anstatt es auf Papier aufzuschreiben?" Pauli holte einen Scanner hervor. "Mein Laptop hat keine Ewig-Batterie und ich war mir nicht sicher, ob ihr hier Steckdosen habt…" [~same time – police office – prison cell~] "Hey, Zorro", Mihawk wartete kurz, bis Zorro sich zu ihm gewand hatte. "Wie geht es Sanji, jetzt wo er wach ist? Ist er sehr durcheinander?" Zorro antwortete nicht sofort, aber schließlich meinte er: "Ich weiß nich' genau. Ich hab' ja nich' wirklich mit ihm gesprochen. Ich musste gehen, ehe wir uns wirklich unterhalten konnten…" "Du würdest gerne wieder zurück, stimmt 's?" Zorro starrte einen Moment vor sich hin ehe er nickte. "Ich konnte mich jetzt so lange nicht mehr mit ihm streiten und 'ne Zeit lang war es ungewiss, ob es überhaupt je wieder dazu kommen würde… Ich hab's irgendwie vermisst. Nich' nur das Streiten, auch das Französischhausaufgaben machen, sein Atmen wenn er schläft und das Kartenspielen – einfach Sanji." "Kein Sorge, wir kommen hier bald wieder raus und dann kannst du das alles nachholen und noch viel mehr machen. Und Sanji kann in naher Zukunft auch nicht weglaufen, da habt ihr dann genug Zeit!" Der Schwarzhaarige grinste Zorro aufmunternd an. "Was macht dich da so sicher? Vielleicht werden wir auch eingesperrt." "Ach was." Mihawk machte eine abwinkende Geste. "Goldy, Smoker, Croco und der Rest machen das schon." [~same time – back to Kaizoku Gakuen~] Mittlerweile saß die Vollversammlung um Paulis Handy, an dem die Freisprechanlage eingeschaltet war und man lauschte den Worten, die der Wunderapparat sprach: "Leitet schon mal ein Kautionsverfahren ein, den Rest erledige ich. Ich komme heute Abend noch mit dem Flugzeug an. Ich werde mir ein Auto mieten und die beiden Angeklagten so bald wie möglich besuchen. Ich nehme mir ein Hotelzimmer in der Stadt, also kümmert euch nicht weiter um mich." [~same time – hospital – near the meeting room~] Dr. Yamashita war die einzige, die im Moment in der Nähe des Aufenthaltsraumes war. In der Hand eine Akte und kurz davor, das eben genannte Zimmer zu betreten, wurde sie von einem Fremden davon abgehalten. "Entschuldigen Sie, arbeiten Sie hier?" Sie drehte sich zu dem blonden Mann um, der sie angesprochen hatte. "Ja, das tue ich, aber wenn sie einen Termin wollen, müssen Sie sich an der Rezeption melden." "Oh, nein. Ich bin nicht krank, ich suche nur jemanden." "Tut mir leid, aber ich denke, auch da ist Ihnen an der Rezeption besser geholfen." Dr. Yamashita hatte die Tür, deren Klinke sie immer noch in Händen hielt, bereits wieder einen Spalt breit geöffnet, doch der Blonde ließ sich nicht beirren. "Ich suche nach Lorenor Zorro." Die Brünette stockte kurz und meinte dann beim gänzlichen Öffnen der Tür. "Tut mir leid, er ist nicht unser Patient." Dreisterweise folgte der Fremde ihr sogar in den Raum hinein und war auch noch so frei, zuzugeben, dass er das bereits wusste. "Trotzdem sollte er hier im Krankenhaus sein." Nach kurzem Zögern gestand die junge Ärztin: "Nicht mehr." "Wo ist er dann?" "Das kann ich Ihnen nicht sagen. Ich bin nicht befugt, solche Informationen an Außenstehende weiterzugeben." "Nein, nein. Ich bin keineswegs ein Außenstehender. Ich bin Zorros Bruder." Dr. Yamashita ließ skeptisch eine Augenbraue in die Höhe wandern und der Blonde beeilte sich zu erklären: "Gleicher Vater, verschiedene Mütter…" "Nun, in dem Fall kann ich Ihnen wohl sagen, dass Sie sich anderorts nach Ihrem Bruder erkundigen müssen…" [~next day – court of law~] Nach Luccis Ankunft, wie angekündigt noch am selben Abend, war alles ziemlich schnell gegangen. Es hatte ihm nicht sonderlich viel abverlangt, in der Provinzstadt dafür zu sorgen, dass sein Fall oberste Priorität hatte. Doch seine Anwesenheit war gewiss nicht ausschlaggebend, warum die Polizei in diesem Fall auf das Daiyo Kangoku(1) verzichtete und überhaupt auf die heutige Verhandlung eingegangen war. Nach Luccis Erkundigungen hatte sich wohl herausgestellt, dass aus verschiedenen Richtungen Druck gemacht worden war und niemand genau sagen konnte, was diese doch recht markante Änderung in der Vorgehensweise der Beamten verursacht hatte. Doch die Tatsache, dass man sich bereits am nächsten Tag noch in den frühen Morgenstunden im Gerichtssaal zusammengefunden hatte, war Verdienst des Star-Anwaltes. Dieser besprach mit seinen beiden Mandanten noch letzte Verhaltensweisen vor Gericht. Auch auf der Seite der Staatsanwaltschaft wurde noch geschäftig diskutiert, während man darauf wartete, dass die vier Saiban-in und der Saiban-kann(2) die Plätze an der Stirnseite des Raumes einnehmen würden. Zu einem Verhör würde es aber wahrscheinlich noch gar nicht kommen, da im Moment erst einmal gegen die Inhaftierung von Zorro und Mihawk Einspruch eingelegt wurde und es nun darum ging, die Höhe einer eventuellen Kaution festzulegen. Lucci wies die beiden Angeklagten gerade noch einmal an, höflich zu sein und nur zu reden, wenn sie angesprochen wurden, als die Tür zum Gerichtssaal geöffnet wurde. Doch es war nur die Gerichtsschreiberin, eine Frau mit langen, blonden Haaren und ziemlich weitem Ausschnitt, die den Raum betrat. Nicht viel später wurde besagte Tür aber auch schon erneut geöffnet. Herein trat eine recht kräftige Person mit rundem Kopf, großem Mund und khakigrünen, kurzen Haaren. Ihm folgte ein Mann mit langem, schwarzen Haar, das in einem Zopf zusammengehalten wurde, einem nach links und recht herunterhängenden, dünnen Oberlippen- und einen spitz verlaufenden Unterlippenbart. Das Hemd war offen gelassen und der Schlips, den er trug, nur schlampig um den Hals gehangen. Die Narbe im Gesicht und die goldenen Ohrringe ließen ihn noch weniger in diesen Gerichtssaal passen. Hinter ihm trat ein Mann mit langen, weiß-lilafarbenen Haaren hervor. Er war in einen schwarzen Anzug mit weißer Krawatte gekleidet und trug an den Füßen Sandalen. Gesicht und Hände waren weiß bemalt und Mund, Nase und Augen mit schwarzer Schminke nachgezogen. In der Hand trug er einen Mönchsstab mit zwei Ringen, die aneinander schlugen, wenn der Stab den Boden berührte, was er bei jedem Schritt tat. Auf beiden Seiten der Anwaltschaft kehrte Ruhe ein und man drehte sich zu dem Tisch der Richterschaft um und erhob sich. Die drei gerade Dazugestoßenen blieben jeweils hinter einem der Stühle stehen, die an dem langen Tisch standen; links außen der Grünhaarige, rechts außen der Schwarzhaarige und in der Mitte der Bemalte. "Yoyoi! Das sind Fukurou-san und Jabura-san, eure ehrenwerten Saiban-in und Kumadori-sama, der ehrenwerte Richter!", wobei der Mann mit der Haarmähne erst nach links, dann nach rechts und schließlich auf sich selbst deutete. Dann griff er nach seinem Stuhl, zog ihn nach hinten und nahm Platz Die beiden anderen taten es ihm gleich, Fukurou mit aufgeregter aber ernster Miene und Jabura gelangweilt und ein Gähnen unterdrückend. Zeitgleich mit dem Hinsetzten stieß Kumadori seinen Stab gegen den Boden und erklärte somit wohl die Verhandlung für eröffnet. "Euer Ehren, Kumadori-sama, aber fehlen nicht noch zwei Saiban-in?", erkundigte sich Lucci, dem bereits aufgefallen war, das der Raum überhaupt nur für zwei Unterstützende ausgestattet war. "Yoyoi! Beklag dich nicht! Sei froh, dass überhaupt so viele kommen konnten!", war die im Singsang erklingende Antwort und man setzte sich mit etwas ratloser Miene. Der ehrenwerte Richter ließ sich eine Akte bringen, die er erst kurz überflog, wobei er so wirkte, als würde er von dem Fall zum ersten Mal hören, um dann ein Bein über das andere zu schlagen, den Stab gegen seine Schulter zu lehnen und die erste Seite aufzuschlagen und Wort für Wort zu lesen… Eine halbe Stunde später schien er sich dann ein Bild von dem Fall gemacht zu haben, schloss die Akte und visierte alle Anwesenden nacheinander für geschlagene fünf Sekunden. "Yoyoi! Sehr interessant. Wie lautet die Anklage?" Ein junger Mann mit kurzen, blonden Haaren und einer Nase, die stark der Lysops glich, erhob sich auf der Seite der Staatsanwaltschaft und hatte bereits den Mund geöffnet, um die Anklageschrift zu verlesen, als er von einer wedelnden Handbewegung abgewürgt wurde. "Gut, das reicht! Mehr brauch' ich nicht zu wissen! – Was wollen die Angeklagten?" Lucci schien nicht ganz sicher zu sein, ob er wirklich aufgefordert war, zu sprechen, trotzdem erhob er sich zögernd. "Euer Ehren, wir plädieren auf nicht schuldig. Meine Mandanten leugnen nicht, die Tat, der sie beschuldigt werden, begangen zu haben. Jedoch handelte es sich um Notwehr, wie auch die Polizei anfangs bestätigt hatte. Wir würden nun gerne die Beweise sehen, die aus einem Untersuchungsverfahren eine Mordklage mit sofortigem Haftbefehl machen." "Yoyoi. Kaku-san, die Beweise", forderte der Richter gelangweilt und machte einen Wink mit der Hand, um den anderen aufzufordern, wieder aufzustehen. Der Staatsanwalt beeilte sich, der Aufforderung nachzukommen. Aus einer Mappe, die er in der Hand hielt, holte er einige Bilder hervor, die er hochhielt. "Man kann an den Verletzungen Boners erkennen, dass es sich hier um weit mehr als bloße Notwehr handelt. Es sind viele verschiedene Wunden zu zählen, was auf einen längeren Kampf hindeutet, bis hin zu dem abgeschlagenen Kopf, was eher einer Hinrichtung gleich kommt. Wir befanden diese Bewiese als ausreichend, um ein Verfahren gegen die beiden nun Angeklagten einzuleiten. Des Weiteren beantragen wir Untersuchungshaft bis zum Tage der Gerichtsverhandlung." "Euer Ehren, allein ein Strafverfahren gegen meine Mandanten ist nicht gerechtfertig, geschweige denn eine Untersuchungshaft!" "Yoyoyoi! Nicht so hastig! Was gerechtfertigt ist und was nicht entscheide ich!" "Euer Ehre", ergriff nun wieder Kaku das Wort, "Dulacre-san hat Verwandte im Ausland. Es besteht die Möglichkeit, dass er sich absetzt – zusammen mit Lorenor-san. Beide kennen sich schon lange und sind auch schon zusammen gereist, was eine Flucht noch wahrscheinlicher macht. Wir bitten daher, die Kaution hoch anzusetzen, um das zu verhindern." "Yoyoi! Es ist entschieden! Eine Kaution von Zehnmillionen(3) Yen!" Der Richter schlug mit seinem Stab auf den Tisch, verbeugte sich und zog sich zurück, noch ehe Lucci Widerspruch einlegen konnte. Und Zorro und Mihawk wurden abgeführt und wieder in ihre Zelle gebracht. "Der Kerl is' doch völlig übergeschnappt", nuschelte Mihawk auf ihrem Weg zurück und Zorro nickte. "Ja, bei dem können wir ja nur verknackt werden." "Wenn man es genau nimmt, wurden wir das gerade eben schon…" Beide wurden nach der Verhandlung wieder zu einem Dienstwagen eines Beamten geführt und dann zurück ins Dorf gefahren, wo sie wieder eine der Zellen beziehen durften. Dieses Mal war es eine Zelle mit zwei Betten, eines rechts und eines links an der Wand und einem kleinen Klo in der Ecke. Schließlich würden sie voraussichtlich etwas länger bleiben und da war es wohl angebrachter, sie nicht die ganze Zeit über auf einer Bank schlafen zu lassen, auf der maximal eine ausgestreckte Person Platz hatte. Wirklich begeistert waren sie trotzdem nicht, als die Gittertür hinter ihnen geschlossen und sie alleine gelassen wurden. "Willkommen Daheim", seufzte Mihawk und ließ sich auf seine vorübergehende Schlafstätte plumpsen. Zorro tat es ihm gleich und streckte sich auf dem kurzen Bett so gut es ging aus. Es behagte ihm nicht sonderlich, lange in dieser kleinen Zelle zu verweilen. Schon jetzt kam es ihm so vor, als würde sie immer kleiner werden und der Drang, sich zu bewegen, wurde immer stärker. Doch wenn er an Sanji dachte, schaffte er es, liegen zu bleiben und nicht wie ein Bekloppter zwischen den Betten hin- und herzutigern – was sicher auch Mihawk nicht recht gewesen wäre. Der arme Blonde konnte sich vom Platz her bewegen, nur durfte er es nicht und das war wohl noch schlimmer. Wie es Mihawk mit der Enge ging, wusste er nicht, denn seit sie ihre Unterkunft betreten hatte, hatten sie keine weiteren Worte mehr gewechselt. Und auch jetzt, ungefähr eine Stunde später, war Zorro nicht sonderlich nach Reden zu Mute. Auch zum Nachdenken hatte er keine Lust. Er wusste auch nicht worüber. Sanji schlief vermutlich, diese Erkenntnis verlangte einem nicht viel Denkarbeit ab und darüber nachzugrübeln, wie es mit ihm oder Mihawk weiter ging, brachte nichts. Er wusste nicht, was die Staatsanwaltschaft angeblich noch gegen sie in der Hand hatte, noch, wie er sich oder den Schwarzhaarigen entlasten konnte. Abgesehen davon war das auch eigentlich die Aufgabe ihres Anwaltes. Andere Sachen, über die man sich eventuell noch den Kopf hätte zerbrechen können, fielen ihm nicht ein und so verschränkte er die Hände hinter seinem Kopf und begann zu Dösen. Mihawk schaute teils verwundert und teils ungläubig auf, als ein leises Schnarchgeräusch an sein Ohr drang. "Das kann nicht wahr sein", murmelte er und musste schmunzeln, als er den Grünhaarigen friedlich schlafend auf seinem Bett erblickte. Mindestens genauso überrascht schaute er auf – ebenso wie Zorro, der nur noch die Augen geschlossen hatte, weil er zu faul war, seine Lider zu heben – als eine Stimme vor der Zelle sprach: "Wisst ihr noch nicht, dass euer Freund gerade aus dem Krankenhaus geworfen wird oder warum sitzt ihr hier so tatenlos herum?" "Flamingo?! Was machst du hier? Ich dachte du verschwindest wieder!" Mihawk war von seinem Platz aufgesprungen und hatte sich vor Zorro aufgestellt, der die Augen aufgeschlagen und sich in eine sitzende Position begeben hatte. "Das hatte ich auch vor, bis mir aufgefallen ist, dass du wohl ein paar mehr Probleme hast, als deinen Gewissenskonflikt." Er sprach zwar mit Mihawk, aber sein Blick war auf Zorro gerichtet, den der Schwarzhaarige am Liebsten irgendwo versteckt hätte. "Was für einen Gewissenskonflikt?", wollte Zorro wissen, dem diese Musterung schon bald unangenehm wurde. Er stand ebenfalls auf, in der Hoffnung, den Blick des anderen abschütteln zu können und kam zu Mihawk an die Gitterstäbe. "Nichts", brummte Mihawk ihm zu und funkelte dann Flamingo finster an. "Meine Probleme gehen dich nichts an, also verschwinde!" Zorro packte Mihawk abrupt an der Schulter. "Nein, er soll bleiben! Was ist mit Sanji?" Flamingo grinste. "Hey, jetzt schau nicht so finster; ich hab' ihm nichts getan. – Aber ich könnte was für dich tun. Schließlich hast du uns auch einen sehr großen Dienst erwiesen…" "Wovon sprichst du?", fragte Zorro misstrauisch. Er warf auch Mihawk einen kurzen Blick zu, der eindeutig mehr zu wissen schien als er. Der Ältere seufzte schließlich und drehte sich zu Zorro um. "Zorro, erinnerst du dich noch an Don Quichotte de Flamingo?" Zorro nickte und nun war es an ihm, den Fremden zu mustern. "Also war die Shi-Kanjiku, die du ausgefüllt hast, für ihn. Dann war die Shichibukai also wirklich hinter ihm her? Cool, dabei hab' ich ihm das nur erzählt um ihm Angst zu machen!" Mihawk seufzte. "Du bist echt unverbesserlich… Es tut mir fast leid, deine Vermutung bestätigen zu müssen, aber es haben sich eine ganze Menge Leute an Boner interessiert." "Die sind aber jetzt nicht sauer auf mich, oder?" "Mit Nichten", beantwortete Flamingo die Frage, ehe Mihawk auf sie eingehen konnte und richtete gleichzeitig die Aufmerksamkeit wieder auf sich. "Du hast uns eine Menge Ärger erspart." "Wenn ich euch was erspart hab', warum hat Sanji dann jetzt Schwierigkeiten?", wollte Zorro wissen und warf Flamingo einen angriffslustigen Blick zu. "Habe ich etwa behauptet, dass ich ihm Schwierigkeiten mache?" Er holte einen Schlüssel aus seiner Jackentasche hervor und steckte ihn in das Schloss zu Mihawks und Zorros Zelle. "Ganz im Gegenteil; ich könnte alle Unannehmlichkeiten mit einem Fingerschnippen beseitigen." Mit einem leisen Klicken sprang die Gittertür einen Spaltbreit auf. "Was soll das?", fragte Mihawk misstrauisch und machte keine Anstalten, sich der Tür auch nur einen Zentimeter zu nähern – und versperrte nebenbei auch Zorro den Weg nach draußen. "Das Geld für euere Kaution wurde soeben ausgelegt." Da auch niemand seiner auffordernden Handbewegung nachkam, öffnete er selbst die Tür vollständig und machte einen Schritt zur Seite. "Zwei freie Männer, ein gedeckter Check und zur Zeit Null Yen auf dem Krankenkassenkonto deines kleinen, blonden Freundes." Er drückte Zorro einen Zettel auf die Brust, den dieser an sich nahm, bevor er zu Boden segeln konnte. In dem Moment, in dem er seinen Blick kurz nach unten gerichtete hatte, hatte Flamingo sich bereits umgedreht und als er wieder aufschaute, war er schon über die Türschwelle und im nächsten Augenblick verschwunden. Zorro schaute dem – trotz Namenskenntnis – Fremden verblüfft hinterher, um dann zu Mihawk aufzuschauen, den Check zwischen Mittel- und Zeigefinger. "Da sind so viele Nullen drauf, dass ich mir nicht mal sicher bin, was für 'ne Zahl das ist…" "Stell 's dir besser nich' vor. Aber wenn es stimmt was er sagt, dann wird es vielleicht gerade so reichen, um Sanjis Rechnung zu bezahlen." "Stimmt, Sanji! Wir müssen sofort ins Krankenhaus!" Zorro schob Mihawk, der immer noch die Tür blockierte, hastig beiseite und verließ die Zelle – um gleich darauf an der nächsten Tür wieder gestoppt zu werden. "Nicht so hastig, mein junger Freund, erst werden noch mal Handschellen angelegt, dann wird geprüft, ob der Check gedeckt ist, dann die Entlassungspapiere unterschrieben, du bekommst deine eingeschränkten Rechte erklärt und dann deine persönlichen Sachen ausgehändigt und dann darfst du hier raus…" Der Wächter hatte dem Grünhaarigen bereist Handschellen angelegt und ihn in den nächsten Raum geführt, bevor er mit dem Reden fertig war. Auch Mihawk wurde gleich darauf abgeholt und stand nur wenige Augenblicke nach Zorro vor dem kleinen Polizeigebäude im Dorf und atmete ein Mal tief ein; als vorläufig wieder freier Mann. "Ich lauf' rüber zu Ben und frag', ob er uns fahren kann!", rief Zorro neben ihm, der nicht viel an den Gedanken verschwendete, wieder draußen zu sein, sondern sich ganz dem Problem widmete, wie er am schnellsten zu Sanji kam. Mihawk brummte nur eine Zustimmung und setzte sich langsam in Bewegung. Er hatte nicht viele Schritte getan, bevor er neben dem Gebäude in den schmalen Weg einbog, der das Haus von dem nächsten trennte und sich an die Wand lehnte. "Du weißt, dass es trotzdem zur Verhandlung kommen wird?" Flamingo nickte. "Und du hilfst uns trotzdem, obwohl wir vor Gericht als Mörder an Boner angeklagt sind? Schwer zu glauben, dass es Takanome war, wenn zwei verurteilt werden…" "Ist das dein Ernst? Du weißt genau, dass eure Anklage nur als Versuch der Polizei gesehen wird, jemanden verantwortlich zu machen. Niemand wird glauben, dass ihr zwei Niemande tatsächlich etwas damit zu tun habt. Du hast doch nur Angst, dass alte Bekannte doch noch auf deine wahre Identität kommen." Mihawk schwieg zu diesem Vorwurf und wartete ab, was Flamingo weiter dazu sagen würde. "Du machst dir zu viele Gedanken. Wir werden schon dafür sorgen, dass so etwas nicht passiert oder hat sich jemals noch einer bei Crocodile gemeldet?" "Nein, aber den haben sie auch verhaftete gehabt. Er ist damit draußen gewesen. Seine Organisation war zerstört und für ihn war es damit gelaufen. Die Shichibukai hatte ihn verloren und bei seiner Entlassung war er ein mittelloser Mann, von dem niemand mehr etwas wollte." "Nett ausgedrückt. Aber denkst du wirklich, dass es niemanden gegeben hat, der wieder Kontakt mit Crocodile aufnehmen wollte? Es gab viele da draußen, die auf seine Rückkehr gewartete haben, damit ein führerloser Haufen wieder zusammengerafft werden konnte. Wir waren es, die all seine Spuren verwischt haben und seine Verbindungen zu unserer Szene auf seinen Wunsch hin gekappt haben. Und bei dir war es doch ganz ähnlich. Oder wurdest du sonderlich bedrängt, nachdem du mit deinem kleinen Freund da durchgebrannt bist?" Flamingo nickte in Richtung der Straße, die Zorro hinunter verschwunden war. "Abgesehen von euch waren da wirklich nicht viele…" "Na siehst du. Hab ein wenig Vertrauen in deine alten Kollegen!" Er legte Mihawk aufmunternd die Hand in den Nacken. "Hoffe, man sieht sich nicht so bald wieder!" Er ließ wieder von dem Jüngeren ab und begnügte sich mit einem dankbaren Blick, aber ansonsten stummen Abschied. Mihawk wartete, bis er verschwunden war, um dann wieder zum Eingang der winzigen Sackgasse zu gehen und darauf zu warten, dass Zorro in einem schwarzen Wagen vorgefahren wurde, um ihn einzusammeln… [~some time later – hospital~] Zorro kam – von anderen Krankenhausbesuchern und Personal missbilligend beäugt – den Flur zu Sanjis Zimmer entlang gerannt, auf dem er einige Meter vor der Tür in besagtes Zimmer Dr. Shun in die Arme lief. "Ich hab' hier das Geld für Sanji!", rief er, noch vor einer Begrüßung. Der Blonde schaute ihn einen Moment verständnislos an, dann meinte er: "…Wenn ich in den Nachrichten zur vollen Stunde höre, dass eine Bank überfallen wurde, muss ich das melden." "Ich hab' niemanden überfallen oder ausgeraubt, das is' 'ne Spende!" Dr. Shun nahm neugierig den Zettel entgegen, den ihm Zorro hinhielt. "Na gut, ich werde sofort zu Kojima-sama gehen." "Kann Sanji dann hier bleiben, bis er wieder gesund ist?", wollte Zorro wissen und warf einen Blick zu der Tür, hinter der Sanji lag. "Wenn dieser Check wirklich gedeckt ist auf jeden Fall." Dr. Shun folgte dem Blick des Grünhaarigen. "Du kannst ruhig zu ihm. Er schläft, aber ich denke, nicht mehr lange. Es soll bald Abendessen geben. Wenn er wach ist, kannst du ja versuchen, ob er schon wieder etwas Suppe essen kann. Im Schrank sind Pappkartons, falls er sich übergeben muss. Es ist nicht schlimm, wenn er das Essen wieder rausbringt, aber ein Versuch ist es Wert, nachdem er am Morgen einen Tee und am Mittag etwas Milch getrunken hat." Zorro nickte, verbeugte sich kurz und ließ den Blonden auf dem Flur stehen, der sich gleich darauf auf den Weg zur Krankenhausleiterin machte. Zorro betrat den Raum, in dem Sanji untergebracht war und blieb einige Schritte neben dem Bett stehen. Der blonde Patient lag brav in seinem Bett und schlief, wie es Dr. Shun behauptet hatte. Die Decke war ihm nur bis zur Hüfte hochgezogen, denn sein Oberkörper wurde von dem großen, weißen und flauschigen Pullover warm gehalten, den Zorro ihm mitgebracht hatte und der einmal Mihawk gehört hatte. Wie damals vermutet, ertrank Sanji in dem Pullover förmlich, der ihm bis über den Po ging. Die Ärmel waren schon zurückgeschoben und trotzdem schauten nur Sanjis Finger hervor. Die Schultern des Monsterpullis endeten erst nach der Mitte der Oberarme und Sanjis Hals hätte zwei Mal durch den Kragen gepasst. Zorro erinnere sich, wie Mihawk ihm diesen Pullover einmal übergezogen hatte und wie er sich darüber mokiert hatte, dass die Ärmel viel zu lang wären. Mihawk hatte nur gelacht und gemeint, dass weder er, noch der Pullover etwas dafür könnte, dass er so ein Winzling war. Sanji hatte sich nicht beschwert, als er am Morgen in dem Pullover aufgewacht war, der ihm meilenweit zu groß war; doch davon wusste Zorro nichts. Der Grünhaarige beobachtete Sanji noch einige Minuten, wie er friedlich schlafend da lag, dann zog er sich einen Stuhl heran und setzte sich neben das Bett. Da er vom absolut gar nichts Tun heute die Nase voll hatte, schnappte er sich Sanjis Buch vom Nachttisch und begann, darin herumzublättern. "Hey…, wo warst du?", holte ihn schon bald darauf eine leise Stimme aus der Welt der Wörter zurück. Zorro klappte das Buch zu und schaute auf Sanji hinab. "Is' nicht so wichtig. Ich bin ja jetzt wieder hier." "Shun-san hat erzählt, dass du im Knast bist. Warum haben sie dich wieder laufen lassen? Ist Dummheit etwa doch nicht strafbar?" "Wie's aussieht nicht. Aber warum bist du noch nicht entlassen? Wurde noch kein Heilmittel gegen Übermut gefunden?" Er hätte wohl anders reagiert, wären die zwar frechen Worte des Blonden nicht mit solch einer unheimlich müden Stimme ausgesprochen worden. Dass Sanji ebenfalls nur mit einem matten Lächeln anstatt einer Antwort reagierte, zeigte noch deutlicher, wie müde er nach dem Aufwachen wirklich noch war. "Spaß beiseite", meinte Zorro schließlich, nachdem Sanji ausgiebig gegähnt hatte. "Es gibt wohl einiges zu erklären." Sanji nickte und Zorro holte ein Mal tief Luft. "Du erinnerst dich, dass du angegriffen wurdest?" Sanji nickte erneut – die Bewegung war seit dem Morgen nicht mehr allzu schmerzhaft. "Ja, ich kann mich auch wieder erinnern, wie er ausgesehen hat. Groß, kurz geschorene Haare und etwas gebräunt. An einen Namen kann ich mich aber nicht erinnern, wenn ich denn je einen gewusst habe. – Aber ich weiß, dass es der gleiche wie aus der Gasse war." Zorro bestätigte diese Aussage und fuhr fort: "Sein Name ist Jazz Boner – oder eher, war. Er ist tot." Er ließ Sanji keine Gelegenheit, darauf etwas zu erwidern, zumal er auch das Gefühl hatte, dass der eh nicht gewusst hätte, was er darauf sagen sollte. "Offiziell wurde er von einem Mitglied einer Untergrundorganisation getötet – falls dich jemand fragt, wer's war. Takanome von der Shichibukai hat ihn getötet, weil er in ihrem Gebiet gewildert hat." "Was heißt gewildert?" "Gemordet, in einer Region des Landes, in denen Auftragsmorde der Organisation Takanomes vorbehalten sind." "Und… und wer war es inoffiziell, wenn es nicht dieser Takanome war?" Man könnte meinen, so etwas wie Angst in der Stimme des Blonden zu hören, der wohl ahnte, wer in die Sache noch verwickelt war. Sein Blick wanderte kurz über Zorro, so als ob er nach Verletzungen, Verbänden oder neuen Narben suchen würde. "Es war Takanome, nur kennt man ihn nicht mehr unter diesem Namen. Bring diese beiden Namen einmal in der Öffentlichkeit in Verbindung und du hattest ein schönes Leben gehabt." "Warum?" "Weder die Shichibukai wäre sonderlich froh darüber, dass bekannt wird, dass Takanome den Namen abgelegt hat, noch wäre Mihawk begeistert, wenn seine neue Identität auffliegt." Sanji wusste nicht, ob er zuerst überrascht sein sollte, was er gerade über Mihawk erfahren hatte oder erleichtert, dass Zorro nicht der Verantwortliche war. "Kannst du noch folgen?", fragte Zorro, nach einer Pause, in der Sanji nichts gesagt hatte. "Ja, ich denke schon… Oder, nein. Ich weiß nich' so recht. Also Mihawk ist dieser Takanome und der hat Boner umgebracht, aber das soll niemand wissen. Aber von wem wird denn angenommen, dass er den Kerl getötet hat?" Zorro lächelte. "Ja, das Ganze ist etwas komplizierter, aber Mihawk hat's mir erklärt. Also im Untergrund war es Takanome von der Shichibukai. Davon soll die Polizei aber nichts wissen. Für die sind Mihawk und ich die Verantwortlichen – was im Untergrund aber niemand glauben wird und soll." "Mo-moment", unterbrach Sanji. "Was hast du jetzt mit der Sache zu tun?" Zorro seufzte, hatte er doch geahnt, dass er sich dieser Frage früher oder später hätte stellen müssen. "Dafür muss ich wohl etwas weiter ausholen…" Und Zorro begann zu erzählen, wie er sich bei Corsa über Boner erkundigt hatte, wie es zum Kampf gekommen war und was er noch zusätzlich von Mihawk erfahren hatte. Der Blonde hörte schweigend zu, unterbrach Zorro nicht, wirkte aber auch nicht so, als würde er nicht folgen können. Seine einzige Frage, nachdem Zorro geendet hatte, war, ob er sich mal vorbeugen konnte. Die Schelle, die der Grünhaarige bekam, war nicht annähernd so kräftig, wie die Mihawks gleich nach dem Kampf gewesen war, aber Zorro wusste, was der Blonde damit zum Ausdruck bringen wollte. Doch das leise Flüstern, dass der Stille folgte, in der Zorro sich die Wange hielt, sagte noch etwas anderes aus. "Danke…" Der Grünhaarige wurde tatsächlich etwas rot um die Nase, doch glücklicherweise musste er sich deshalb nicht erklären, denn die Tür, die geöffnet wurde, lenkte Sanjis Aufmerksamkeit von ihm weg. Eine Brünette Schwester kam herein, in den Händen ein Tablett haltend, bestückt mit einem Teller, der von einer Plastikhaube von der Außenwelt abgeschirmt wurde. "Das Abendessen", verkündete sie und stellte das Tablett auf dem ausklappbaren Extra-Tisch des Nachttisches ab. "Na dann wollen wir mal schauen, ob du kotzt!", meinte Zorro und grinste den Blonden an, von der Röte keine Spur mehr. _____________________________________ (1) System der Untersuchungshaft in Japan, nach dem Angeklagte bis zu dreiundzwanzig Tagen festgehalten werden können, mit mehreren Verhören, bei denen die Anwesenheit eines Anwalts unzulässig ist (2) Bürger, die durch Zufallsprinzip aus dem Wahlregister gewählt wurden und zusammen mit dem Berufsrichter das Urteil fällen (3) fast 89.000 € mikan... п4. Kapitel – Mensch Ärgere Dich Nicht [~2005-05-17 – Thuesday~] Sanji hatte nur wenig von der Suppe gegessen, sie dafür aber auch drin behalten – was man von dem Zwieback am nächsten Morgen nicht behaupten konnte. Zorro hatte die Nacht im Krankenhaus verbracht und über Sanjis Schlaf gewacht und war schließlich an dessen Seite, mit dem Kopf auf der Matratze neben Sanjis Bauch, eingeschlafen. Am nächsten Morgen war er dann mit Rückenschmerzen und einem steifen Nacken aufgewacht und hatte zusammen mit dem Blonden gefrühstückt, nachdem die Morgenvisite beendet war, bei der Sanjis dicker Ganz-Kopf-Verband einem einfachen Verband, der um Stirn und Hinterkopf und Kinn und hinterer Oberkopf gewickelt war, gewichen war. Im Gegensatz zu dem andern hatte Zorro nicht gebrochen; warum auch? Und er hatte auch wesentlich mehr als bloß einen Zwieback gegessen. "Wie läuft 's eigentlich mit der Schule?", hatte Sanji wissen wollen, nachdem er sich übergeben hatte und nur noch lustlos an dem Stück doppeltgebackenen Weißbrot herumlutschte. "Da läuft momentan gar nichts", berichtete Zorro. "Der Unterricht wurde nach dem Angriff auf dich eingestellt. Eigentlich sollte er diese Woche wieder beginnen, aber da am Montag Smoker und Hina am Bahnhof waren, gestern die Kautionsverhandlung stattgefunden hat und heute die Anhörung beginnen soll, wurde der Neuanfang noch einmal verschoben." "Die Anhörung ist schon heute?", fragte Sanji überrascht. Der Grünhaarige machte eine nicht sehr eindeutige Geste, die zwischen einem Nicken und einem Kopfschütteln lag. "Nicht direkt. Heute müssen wir nur hin, um uns voll quatschen zu lassen und bekommen erklärt, wie das alles abläuft, vor Gericht. Aber schon kann man immer noch sagen. – Ich hab' dir doch von Lucci erzählt. Der Kerl ist wohl ein ziemlich guter und berühmter Anwalt, der den lahmen Haufen ein bisschen auf Trapp gebracht hat, damit wir das so schnell wie möglich hinter uns haben." "Scheint ja gut geklappt zu haben", meinte Sanji und legte endlich den Zwieback beiseite, denn er ja doch nicht mehr essen würde. Zorro schnappte ihn sich und warf ihn in den Müll, um sich gleich darauf einen bereits geschmierten in den Mund zu schieben. "Besser so", schmatzte er mit noch halb vollem Mund. "Aber keine Sorge, ich muss erst um zwölf Uhr da sein und Frühstück wird hier ja recht zeitig serviert…" Seiner Stimme war anzuhören, dass er immer noch nicht sonderlich glücklich darüber war, um diese Uhrzeit bereits auf den Beinen zu sein. "Zum Gericht brauch' ich ja nich' lange, is' ja nur zwanzig Minuten von hier und Mihawk holt mich ab, damit ich den Termin auch nich' verschlafe." "Is' ja nett von ihm. Und wer holt Mihawk ab?" "Smoker. Eigentlich Kuro, weil der bestimmt seit fünf wach is' und seit sechs auf die Uhr schaut, damit niemand zu spät kommen kann." "Wer muss denn eigentlich alles vor Gericht?" "Bis jetzt Mihawk und ich als Angeklagte und Smoker als Zeuge. Lucci meinte aber, dass uns Smoker nicht allzu viel bringen wird. Er kann höchstens bestätigen, dass Mihawk nur durch Zufall dazugestoßen ist, weil die beiden zusammen unterwegs waren." "Ich versteh' immer noch nicht, warum ihr angeklagt seid. Boner war doch wirklich ein Krimineller. Er hat doch auch Kriminelles getan, in der Zeit, in der sein Kopfgeld gestrichen wurde. Macht so etwas solch eine Entscheidung nicht augenblicklich rückgängig?" Zorro zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung, aber Lucci wird schon was einfallen!" Er schnappte sich noch einen Zwieback und bestrich ihn mit Schokocreme. "Willst du noch Mal abbeißen? Is' nich' so trocken." Er hielt Sanji das Stück hin, das er in der Hand hielt und der Blonde nagte etwas an einer Ecke, merkte aber dann an, dass er keinen Hunger mehr hatte. "Du isst wie ein Spatz", maulte Zorro und verschlang den Rest des Schoko-Zwiebacks. Sanji streckte ihm nur die Zunge raus und griff nach dem Milchglas, das mit dem Tablett vom Frühstück ins Zimmer gekommen war. "Na und? Ich soll mich ja auch erst wieder ans Essen gewöhnen, da darf ich das!" "Wart nur ab, bis du zu Hause bist, da gibt's dann wieder richtige Portionen!", drohte Zorro und packte den Deckel wieder über das Essen und beendete mit der Geste auch sein Frühstück. Sie sahen sich eine Weile schweigend an, dann meinte Sanji: "Und was machen wir jetzt? Wir haben noch jede Menge Zeit, bis du los musst." Zorro nickte. "Aber du darfst ja nich' aufstehen, also müssen wir was hier im Zimmer machen. Am Besten etwas, dass noch nicht so anstrengend ist… Soll ich schauen, ob ich irgendwo ein Spiel auftreiben kann?" "Wo willst du das denn herbekommen?", fragte Sanji skeptisch. "Na, ich frag' eine der Schwestern!" Sanjis rechte Augenbraue wanderte in die Höhe. "Und was fragst du sie? Sorry, aber meinem siebzehnjährigen Freund ist langweilig, können wir ein Kinderspiel bekommen?" "Dir muss es doch nich' peinlich sein", murrte Zorro. "Ich frag' schließlich. – Aber wir können auch was anderes, was Erwachsenes machen. Du musst nur sagen, was!" Daraufhin schwieg Sanji und auf Zorros Zügen breitete sich ein zufriedenes Grinsen aus. "Ich geh' und such' eine Schwester!" Es dauerte nicht lange und Zorro kam mit einem Mensch-ärgere-dich-nicht-Spiel zurück. "Nimmst du gelb?", fragte er und baute bereits seine grünen Spielfiguren auf dem Brett auf, dass sie auf dem ausklappbaren Nachttisch-Tisch platziert hatten. Das rollbare Schränkchen hatten sie direkt neben das Bett geschoben, sodass die Platte über das Bett ragte und Sanji gut herankam. "Mir wird wohl nichts anderes übrig bleiben, wenn du deine schon aufbaust…", antwortete Sanji. Damit das Spiel gerechter verlief, wählten sie bei nur zwei Spielern immer die gegenüberliegenden Farben, damit der eine dem anderen nicht immer im Nacken saß. So waren ein gleicher Abstand und gleiche Chancen gegeben. "Beschwer dich nich', gelb passt doch", entgegnete Zorro und würfelte. Sanji machte es ihm nach, kam mit einer Zwei aber nicht an Zorros Fünf heran und der Grünhaarige durfte anfangen. In den ersten Züge wurden schweigend gezogen und Sanji hatte Zorro schon einmal rausgeworfen, der durch einer zweiten Sechs allerdings auch schon einen weiteren Stein im Spiel gehabt hatte, als er vollkommen unvermittelt meinte: "Robin hat mir viel von dir erzählt." Sanji wurde hellhörig, würfelte aber trotzdem und setzte. "Was hat sie dir erzählt?" "Na, viel von dir, hab' ich doch gesagt." Der Blonde verdrehte nur genervt die Augen und brachte Zorro damit dazu, sich zu erklären. "Sie hat erzählt, wie ihr euch kennen gelernt habt, als du im Heim warst und wie du dann zu Jeff gekommen bist…" Sanji sah ihn verwirrt an. "Ja und? Was ist damit?" Zorro kratzte sich verlegen am Hinterkopf. "Naja, ich weiß jetzt so viel über dich, dabei weiß ich nicht ma', ob du damit einverstanden bist. Und du hast ja niemanden, den du einfach über mich ausfragen kannst-" "Zorro, komm zum Punkt." Der Grünhaarige wartete noch, bis Sanji gewürfelt hatte und er sicher war, dass er ihn nicht schon wieder vom Brett fegen würde, dann stotterte er weiter: "Ähm – äh, das war der Punkt! Ich… ich sollte jetzt wohl besser gehen, du brauchst ja noch viel Ruhe und…" Er brach ab und erhob sich. Doch Sanji packte ihm am Handgelenk und zog ihn auf das Bett – wobei er sämtliche Figuren, die bei Zorro im Haus standen, mit dem Arm umkippte. "Hey, du kannst jetzt doch nicht einfach abhauen! Wir sind mitten im Spiel! Und du Feigling fängst erst an zu reden und erzählst dann die Geschichte nicht? Na los, du Frosch, erzähl was über dich, jetzt, wo du mich neugierig gemacht hast." Etwas durcheinander befreite sich der Grünhaarige aus dem Griff des anderen, dann zog er sich den Stuhl wieder heran und setzte sich zurück zu Sanji ans Bett. "Also, äh, ich…", begann er schließlich. "Ich hab' auch keine Eltern mehr", meinte er schließlich und schaute verlegen auf das Bett und stellte seine Figürchen wieder auf. "Ich war damals schon älter als du, elf. Ich war noch nie besonders pflegeleicht gewesen-", Sanji musste bei diesen Worten breit grinsen, aber Zorro ignorierte es, "-und hab' mir anfangs Vorwürfe gemacht, dass sie meinetwegen gegangen waren. Aber das stimmte nicht. Sie hatten nicht die Absicht zu gehen. Es war ein Autounfall. Es war nass draußen, der LKW-Fahrer übermüdet und ist schließlich ins Rutschen gekommen. Er hat das Auto meiner Eltern am Heck gestreift und das ist daraufhin von der Straße gerutscht, hat sich überschlagen und ist dann in einem Fluss untergegangen. Sie waren vermutlich schon ertrunken, bevor der erste Rettungswagen kam. Man wollte mich danach auch in ein Heim stecken, aber ich bin abgehauen, bevor sie bei mir zu Hause aufgetaucht waren." Zorro würfelte und erinnerte den Blonden daran, dass sie ja immerhin noch mitten im Spiel waren. Sanji schaute wieder auf das Brett vor sich und wie Zorro seinen Stein zurück in sein Häuschen schubste. "Zuerst war ich bei einem Freund, dann hab' ich mal hier und mal dort geschlafen. Die Polizisten haben schnell aufgegeben, nach mir zu suchen. Wir gehörten zu der ärmeren Bevölkerungsschicht und bei uns im Viertel hatte eh nie jemand etwas gesehen oder gehört. Als die Luft rein war, bin ich dann zu meiner Oma gegangen. Zur alten Schule konnte ich nicht gehen, weil die sofort das Jugendamt oder sonst was alarmiert hätten, also hab' ich mich an einer neuen Schule angemeldet. Meiner Oma konnt' ich das aber nich' erzählen, die dachte ja, es wäre alles in Ordnung, bis halt auf die Sache mit meinen Eltern. Bei der Anmeldung musste aber ein Erziehungsberechtigter dabei sein, also hab' ich jemandem Geld gegeben und der hat dann für mich unterschrieben." "Du hast 'nem Wildfremden Geld gegeben, damit der dich an einer Schule anmeldet? Warum? Hättest doch einfach wegbleiben können." Sanji hatte eine weitere Sechs gewürfelt und holte seinen dritten Stein ins Spiel. "Oma sollte sich doch keine Sorgen machen. Klar, hätte ich vormittags verschwinden können, aber mir selber immer Hausaufgaben auszudenken wäre ganz schon anstrengend gewesen, da war es einfacher, wirklich hinzugehen. Als Oma dann ein Jahr später gestorben ist, bin ich auch noch hingegangen, damit die Schule nicht wieder anfängt zu nerven. Ich bin dann in ihrer abbezahlten Eigentumswohnung geblieben. Im Mietvertrag war ihr Bruder noch eingetragen, der sich aber nicht um die Wohnung gekümmert hat. Ich weiß gar nicht, ob er wusste, dass sie ihm gehörte, dass Oma gestorben war oder ob er selbst noch lebte. Hatte nie wirklich viel mit ihm zu tun." Zorro unterbrach seine Erzählung und brummte kurz, weil Sanji sein erstes Püppchen in Sicherheit gebracht hatte. "Hat sich niemand drum gekümmert, dass du ganz allein in der Wohnung hockst? Muss doch irgendwann aufgefallen sein, dass aus der Tür immer nur einer rauskommt und, dass du nie Frühstück mit hattest." "Wir wohnten ganz oben, die Wohnung unserer gegenüber stand leer und abgesehen davon hat so etwas niemanden bei uns interessiert. Und Frühstück hatte ich meistens dabei. Ich hab' was vom Sensei bekommen. Er war der Leiter des Dojos, in dem ich trainiert habe. Ich hab' auch öfter bei ihm gegessen, als meine Eltern noch gelebt hatten. Sie waren beide meist aus dem Haus, wenn ich von der Schule wiederkam und besonders viel Geld hatten wir auch nicht, dass immer Essen auf dem Tisch stand. Ich bin immer nach der Schule zum Dojo gegangen und Koshiro-sensei wusste, dass es bei mir zu Hause nicht so gut lief und wenn er gemerkt hatte, dass ich noch nichts gegessen hatte, sollte ich immer mit seiner Tochter und ihm zusammen essen. Nachdem meine Oma dann tot war, bin ich auch immer noch vor der Schule bei ihnen aufgetaucht und hab' ein bisschen trainiert. Koshiro-sensei ist schnell dahinter gekommen, was mich wirklich zum Dojo trieb und bald darauf hat er morgens immer zwei Bentos gemacht, eins für seine Tochter und eins für mich." "Netter Kerl, dieser Koshiro-san", meinte Sanji und schubste einen grünen Stein beiseite. "Ja, ganz im Gegensatz zu dir", murmelte Zorro, stellte sein Püppchen wieder auf und würfelte, in der Hoffnung auf eine Sechs, um wieder ins Spiel zu kommen. "Er und seine Tochter waren die einzigen, die immer noch ein Auge auf mich hatten und Kunia konnte mich wenigstens ein bisschen beeinflussen. Wir haben viel zusammen trainiert. Es hat mich immer gewurmt, dass ich sie nicht besiegen konnte, obwohl sie doch ein Mädchen war. Ich hab' viel Zeit mit Kunia verbracht und das Training mit ihr hat mich davon abgehalten, andere Dummheiten zu tun. Ich konnte sie nicht besiegen, bis sie gestorben ist. Es kam so… plötzlich; genau wie der Tod meiner Eltern und man konnte rein gar nichts beeinflussen. Sie ist einfach die Treppe runtergefallen und keiner konnte etwas dagegen tun." Sanji merkte, wie sehr die Erinnerungen an diesen Tag Zorro mitnahmen und er verzichtete darauf mit seiner Drei den gerade erst wieder auf dem Spielbrett stehenden Zorro erneut rauszuwerfen. Stattdessen setzte er seine zweite Spielfigur. "Ha, gepustet! Hättest mich rauswerfen müssen!", rief der Grünhaarige fröhlich, mit den Gedanken wohl wieder vollkommen in der Gegenwart und deutete auf Sanjis gelben Stein, den dieser mit Absicht nicht gezogen hatte. Mit einem breiten Grinsen stellte er ihn wieder in Sanjis Haus und würfelte. "Hast wohl recht…", murmelte der Blonde bloß und ging nicht weiter auf Zorros Gefühlsschwankungen ein. Sie spielten wieder eine ganze Weile weiter, ohne dass jemand redete, bis Sanji sich dazu durchringen konnte, zu fragen: "Was ist nach dem Tod deiner Freundin passiert?" Zorro schaute überrascht auf. "Oh, ja, richtig! Naja, ich war ziemlich fertig, nach ihrem Tod. Aber irgendwann hat man auch einfach die Schnauze voll, wenn alle um einen herum wegsterben und ich hatte es satt, immer nur zu trauern." Sanji nickte, wohlwissend, wie es war, Familienmitglieder in einem kurzen Abstand zu verlieren. Er hatte es damals schlimm gefunden, als sein Vater für ihn symbolisch gestorben war und er hatte geweint, als er einfach so allein gelassen wurde und seine Mutter nur noch mit Arbeiten beschäftigt war. Als sie dann auch noch gestorben war, hatte er es einfach nur noch ungerecht gefunden. Für Zorro waren es gleich vier Personen, die von einem Moment zum nächsten einfach nicht mehr da gewesen waren; verständlich, wenn die Tränen dann versiegt waren. "Ich glaub, ich hab' auf ihrer Beerdigung nich' mal geweint", fuhr der Grünhaarige fort. "Aber später hab' ich geheult – wie ein Schlosshund, bis zum Morgen. Ich bin nich' in die Schule gegangen, nicht zum Training, nicht mal aus der Wohnung. Wozu auch noch? Es war niemand mehr da, dem man etwas vorspielen musste. Kunia hatte immer noch am meisten Einfluss auf mich gehabt und nachdem sie weg war, wurde mir alles zusehends egal. Ich ging zwar nach einer Weile wieder ins Dojo, aber meine Besuche waren unregelmäßig – ebenso wie mein Auftauchen in der Schule. Koshiro-sensei versuchte sich zwar weiterhin um mich zu kümmern, aber jedes Mal, wenn ich in seine Augen sah, sah ich die Trauer um seine verstorbene Tochter in ihm. Ich weiß noch, wie mich das fertig gemacht hat. Ich hab' mir immer gewünscht, dass er mich nicht mehr anschaute, am Besten die Augen schloss. Ich wollte nicht immer an Kunia erinnert werden und so kam ich immer seltener." Endlich war Zorro einmal an der Reihe, Sanji rauszuwerfen. "Es gab immer mehr Zeit, die mir blieb, da ich nicht mehr regelmäßig die Schule oder das Dojo besuchte und so hatte ich auch immer mehr Zeit um… nun ja, Scheiße zu bauen. Anfangs beschränkte es sich aufs Klauen von Essen und hier und da mal eine Prügelei. Nach und nach wurde daraus das Rauben von Zigaretten, um sie weiterzuverkaufen und das Einsetzen von Messern. Als ich fünfzehn war, hatte ich dann die Schnauze voll, in dem Drecksloch in der Stadt zu leben und jeden Morgen aufs Neue mit den anderen Jungs um eine Mahlzeit, eine Jacke oder bloß etwas Annerkennung zu kämpfen. Ich hab' mein Viertel hinter mir gelassen und bin an den Stadtrand, noch hinter die Slums auf der anderen Seite. Und dort fing meine Karriere als Kopfgeldjäger an." "Du warst Kopfgeldjäger?", fragte Sanji überrascht. Zorro nickte. "Es war ein Job, bei dem man schnell ziemlich viel Geld machen konnte und in einer Gegend wie unserer konnte man gut einen Einstieg versuchen. Viele kleinere Fische, die das ein oder andere einbrachten. Dementsprechend viel Konkurrenz gab es, aber die Begabteren zog es schon bald weiter und man hatte es nur mit den Anfängern- und Möchtegern-Kopfgeldjägern zu tun. Ich hatte gute Chancen, mich ihnen gegenüber durchzusetzen mit Kampfausbildung und Kunias Schwert, dass sie mir vererbt hatte; das weiße. In einer Kneipe suchte ich mir einen Mittelsmann. Von denen gibt es da viele, weil es nicht nur viele gibt, die es mit der Kopfgeldjagd versuchen wollen, sonder auch viele von ihnen noch minderjährig sind. Als Kopfgeldjäger braucht man nämlich eine Lizenz und wenn du die nicht hast, kannst du auch niemanden abliefern und Geld für seinen Kopf kassieren. Also wendet man sich an Mittelsmänner – meist ehemalige Jäger – übergibt ihnen den Gefangenen und bekommt einen Teil der Summe, die ausgesetzt war. Genau genommen 'ne ziemliche Abzocke, weil der andere im Prinzip gar nichts machte und meist mehr bekommt, aber man hatte ja keine andere Wahl…" 'Genau genommen schon, 'n anderen Job', dachte Sanji, sprach es aber nicht aus, weil er selber wusste, wie schwer es war, an einen anderen, beziehungsweise normalen Job heranzukommen – vor allem wenn man in Zorros Situation war. "Wie schon erwähnt zog es die Begabteren oftmals woanders hin. Viele von uns streifen durch das Land, immer auf der Suche nach größeren Fischen. Die ausfindig zu machen ist oft nicht einfach und man ist viel unterwegs, sieht viel vom Land und trifft viele Leute. In Kneipen oder Lokals trifft man Kollegen, mit denen man sich austauschen kann; man muss nur wissen, in welche man reingehen muss. Bei so einem Besuch hab' ich auch zwei Freunde von mir kennen gelernt, Johnny und Yosaku." "Sind die auch Kopfgeldjäger?", wollte Sanji wissen. Er hatte mittlerweile zwei Steine in Sicherheit gebracht und war mit den anderen beiden draußen, während Zorro einen durchbekommen hatte und die restlichen drei im Haus standen. "Ja, waren sie – und sie waren volljährig. Wenn ich mit den beiden zusammen unterwegs war, musste ich mir nicht immer erst noch einen Mittelsmann suchen. Das sparte Zeit und vor allem Geld, weil wir als Team arbeiteten. Wir steuerten alle unseren Teil bei, indem wir geeignete Leute heraussuchten, ausfindig machten und schließlich zur Strecke brachten und dafür bekam dann jeder seinen Anteil am Kopfgeld. Die zwei waren echt in Ordnung, auch wenn wir ziemlich oft auf dem Trockenen saßen und uns grad mal ein Frühstück leisten konnten und mittags schnorren waren. Aber es war irgendwie trotzdem lustig und ich war nicht mehr alleine. Wir haben echt viel zusammen unternommen; eigentlich alles. Wenn sie mal in Schwierigkeiten steckten, konnte ich sie immer noch rausboxen. Leider gehören die beiden noch in den Teil meiner Vergangenheit, in der einer nach dem anderen einfach so verschwunden ist…" Sanji traute sich fast nicht zu fragen, rang sich dann aber doch dazu durch (obwohl er sich die Antwort denken konnte): "Was ist mit ihnen passiert?" Zorro würfelte, bevor er antwortete. "Sie wurden umgebracht." "Von wem?" Sanji tat es Zorro gleich und setzte seinen Stein, damit der andere wieder dran war und sich etwas ablenken konnte. Der Blonde hoffte, dass es so für Zorro etwas leichter war, daran zu denken und weiter zu erzählen. Er wirkte nicht so, als würde er es ihm nicht erzählen wollen, aber das musste ja nicht heißen, dass er dabei keine Gefühle hatte. Der Grünhaarige schien das Würfeln willkommen zu heißen, denn wieder wartete er seinen Zug erst ab, bevor er weiterredete. "Von dem Kerl, den wir gejagt hatten. Es hatte irgendwas mit Drogen zu tun, aber im Prinzip ist das ja auch egal. Die beiden haben sich einfach überschätzt und der Kerl hatte auf einmal halt keine Cannabispflanze mehr in der Hand, sondern 'ne Knarre. Wär' ich da gewesen, hätte ich sie vielleicht noch irgendwie aus dem Schlamassel herausholen können, aber sie haben den Typen alleine in einer Bar getroffen. Ich war nicht in der Nähe, hab' ein paar Informationen gesammelt, über den Aufenthaltsort von ihm, während er Johnny und Yosaku über den Weg gelaufen ist. Ich hab' am Abend von einem Gerücht gehört, über zwei Vögel", er verzog die Lippen bei dem Wort, als würde es ihm wehtun, seine ehemaligen Freunde so zu nennen, wie sie gewiss von denen betitelt wurden, von denen Zorro von ihrem Schicksal erfahren hatte, "die es im Südviertel erwischt haben soll. Das Einzige, das ich noch für sie tun konnte, war sie zu rächen. Sie waren einfach nicht stark genug gewesen, um auf sich selbst aufzupassen. Ich hätte sie nicht immer beschützten sollen. Wenn ich sie sich selbst überlassen hätte, hätte sie es vielleicht rechtzeitig gelernt, sich richtig zu wehren oder wären stärker gewesen und das alles wäre nicht passiert. Aber ich musste sie ja in Schutz nehmen, es ihnen abnehmen und sie dann im Stich lassen." Sanjis Magen zog sich bei den Worten zusammen, die auch seine Situation so treffend beschrieben. Er konnte nur ahnen, was in Zorro vorgegangen war, als sich dieses Schicksal seiner Freunde bei ihm praktisch wiederholt hatte, obwohl er versuchte hatte, ihn nicht zu beschützen. Er hatte versucht, ihn auf die Geschehnisse in der Stadt vorzubereiten, ihn darauf vorzubereiten, falls ihm wirklich jemand etwas tun wollte. Und es hatte ja auch geklappt, nur dann war wieder alles schief gelaufen. Er hatte sich gewehrt, als Zorro in der Nähe war, ein Auge auf ihn hatte und als er dann alleine war, war er fast gestorben… Sachte legte Sanji seine Hand auf die des anderen, welche zur Faust geballt war und den Würfel darin fest umklammert hielt. "Das war nicht deine Schuld", flüsterte er. "Nichts davon. So etwas passiert, aber garantiert nicht, weil du Fehler gemacht hast. Es gibt immer Leute, die stärker sind. Es gibt auch Leute, die stärker sind als du. Wenn man solche Leute trifft, muss man klug genug sein, das Richtige zu tun und was das ist, das kann man nur alleine entscheiden. Die beiden hätten auch eine andere Entscheidung treffen können – du hättest genauso gut bei ihnen sein und ihren Tod nicht verhindern können. Aber auf andere aufzupassen ist nicht falsch. Ben macht das bei Shanks, Shanks macht es bei Ruffy und Ace. Und Ruffy passt auf Lysop, Nami, dich und all die anderen auf. Das bleibt auch so wenn man älter wird. Crocodile passt auf Smoker und Kuro auf und Smoker passt wiederum auf Ace auf. Trotzdem kann jedem von ihnen etwas passieren, aber dafür ist ihnen den ganzen anderen Malen nichts passiert, als ihr Beschützer bei ihnen war. Und einige Leute sind nicht dazu gemacht, sich selbst zu beschützen, sie sind schwach, aber sie brauchen auch nicht stark sein, nicht jeder muss das sein. Und wenn dann wirklich etwas passiert und sie in eine Situation geraten, der sie nicht gewachsen sind, dann hilft es nicht, wenn sie sich stark geben. Beschützer können nicht immer da sein, Zorro. Oft genug gibt es Situation, die man alleine meistern muss. Jeder macht dabei von einer anderen Stärke gebrauch und wenn man sich irrt, dann hat das Folgen. Manchmal schlimme und manchmal kommt man noch mit einem blauen Auge davon…" Er brach ab und schaute betreten auf die Decke herab, die seinen Bauch bedeckte und unter der (und unter seinem Pullover natürlich) der Verband lag, der seine Wunde verdeckte. Zorro starrte auf das Brettspiel vor sich und schien über das Gesagte nachzudenken. Die Bewegung von Sanjis Kopf, der sich wieder hob, ließ auch ihn aufschauen. Eine leichte Röte legte sich auf Sanjis Wangen, als sein Blick Zorros traf und hastig zog er seine Hand wieder zurück. "Man muss also wissen, welche Stärke man in welchen Momenten wählt", wiederholte Zorro und Sanji nickte. "Genau!" "Und wenn man sich irrt…" "…dann liegt das an einem selbst", beendete Sanji den Satz. "Aber warum irrt man sich?", fragte Zorro verständnislos und mit zusammengezogenen Augenbrauen. Er hatte sich etwas zurückgelehnt und musterte Sanji, als hoffte er, dass dieser die Antwort irgendwo zu stehen hatte. Der Blonde schaute wieder betreten nach unten, diesmal auf seine Hände, die er nach dem Zurückziehen in seinem Schoß übereinander gelegt hatte. "Ich weiß nich'…", murmelte er. "Passiert halt. Is' menschlich, irren, meine ich." "Erare humanum est." Verwirrt sah Sanji auf. "Du kannst Latein?" Er schien überrascht, aber zugleich auch erleichtert, nicht weiter eine Erklärung suchen zu müssen. "Nich' wirklich", gestand Zorro. "Um ehrlich zu sein, nur diesen einen Satz. Komischerweise ist es der gleiche Satz, der einen neuen Abschnitt meines Lebens einläutete." Zorro setzte sich wieder normal hin und ließ das gepunktete Quadrat aus seiner Hand auf das Brett fallen. Beiden waren wohl froh darüber, dieses Thema hinter sich zu lassen und das nächste zu beginnen. "Ich war mittlerweile sechzehn", fuhr Zorro fort, "und immer noch Kopfgeldjäger. Ich war hinter einem Ganoven", Sanji schmunzelte, als Zorro dieses Wort in den Mund nahm, "her, der 'ne Ladung T-11 geklaut hatte; das sind Maschinengewehre. Dummerweise war dieser Typ im Auftrag einer Organisation unterwegs, mit der sich nicht mal die Polizei freiwillig und ohne guten Grund anlegte. Doch dieser Dieb hat es so plump, offensichtlich und dumm angestellt, dass man ihm den Raub und die Verbindung zur Organisation hätte nachweisen können – wenn man ihn denn gehabt hätte. Die Polizei hatte natürlich sofort eine Fahndung rausgegeben und sein Kopf war fast überall zu sehen. Trotzdem traute sich fast niemand an ihn heran. Ich war wohl damals etwas naiv gewesen, zu glauben, dass sie Angst vor ihm hatten. Aber wie sich später herausstellte, hatte wohl fast jeder – außer mir – gewusst, dass die Shichibukai sich liebend gern selbst um diesen Dummkopf kümmern würde; möglichst vor der Polizei. Ich hab' den Trottel recht bald gefunden, aber Dank meiner Fragerei hatte ich auch bald ein Mitglied an den Fersen, das ich auch prompt dort hin führte, wo es hin wollte. Kurz nachdem ich mein Opfer gefunden hatte, hab' ich Mihawk kennen gelernt…" Zorro ließ resignierend den Kopf hängen. "Ich hatte damals keinen blassen Schimmer, mit wem ich mich da anlegte. Und es war ja bei Weitem nicht nur Mihawk, eine ganze Organisation mit massig Typen, die mindestens genauso gefährlich waren wie er, stand noch hinter ihm. Er hat mich gebeten, ihm meinen Gefangenen zu übergeben und dann einfach zu gehen. – Er war damals schon so scheiß arrogant gewesen. Er meinte, kleine Jungs wie ich sollten sich auch mit kleinen Gaunern zufrieden geben. Dann kamen ein paar Sprüche, wie 'Such dir Spielgefährten in deinem Alter!' oder 'Wachs erst mal über einen Gartenzwerg hinaus, bevor du mit den Großen spielst!'. Du musst wissen, dass ich meinen Wachstumsschub erst mit siebzehn bekommen hab' und er damals schon fast so groß war, wie jetzt. Schließlich meinte er, ich solle gefälligst das Weite suchen, oder er würde mir zeigen, wie nah der Friedhof war." Zorro warf wie nebenbei Sanji raus, der seit drei Runden mit seinem letzten Püppchen vor seinem Eingang stand und auf eine zwei hoffte. "Du hast sicherlich schon erraten, dass ich damals wohl die falsche Stärke gewählt habe." Innerlich atmete Sanji auf, dass Zorro ihm seine falsche Wahl dann wohl zumindest nicht sonderlich oft vorhalten würde, wo er es ihm doch schon fast auf einem Silbertablett serviert hatte. "Ich war wohl mindestens ein genauso großes Großmaul wie er." "War?", hakte Sanji mit hochgezogener Augenbraue nach. Zorro antwortete mit der selben Mimik und fuhr fort, ohne weiter auf diesen Kommentar einzugehen. "Ich hab' ihn zum Kampf herausgefordert. 'Dich kann ich auch besiegen, ohne groß zu sein!', hab' ich gesagt. Und wenn er das Kopfgeld kassieren wolle – woran er gewiss nicht interessiert war – solle er es sich holen; wenn er an mir vorbei käme. – Das mit dem naiv hatten wir schon", unterband Zorro sofort jeglichen Versuch Sanjis, dazu etwas sagen zu wollen, der auch tatsächlich schon den Mund geöffnet hatte, "und ich möchte dazu nichts von dir hören, schließlich glaubst du immer noch, dass ich nichts von deiner Ente weiß. Aber darüber können wir später reden." Sanji wurde zuerst rot, dann stemmte er empört die Hände in die Seiten, schien im nächsten Augenblick aber damit einverstanden, dieses Thema auf später zu verschieben. Er gab seine Haltung auf und drehte sich etwas zur Seite, wobei er kurz die Zähne zusammenbiss, als er seine Wunde etwas zu sehr belastete. Er griff unter sein Kopfkissen und zog das zerfledderte Entenvieh hervor. Wenn Zorro eh davon wusste, war es unsinnig, es weiterhin vor ihm verstecken zu wollen. Mit seiner Ente im Arm wand er sich wieder dem Spiel zu und lauschte Zorro, der fortfuhr, seine Lebensgeschichte zu erzählen. "Ich kann es mir wohl sparen, den Gewinner dieses Duells zu nennen. 'Erare humanum est', das hat er danach zu mir gesagt, weil ich mich ganz offensichtlich geirrt hatte, zu glauben, etwas gegen ihn ausrichten zu können. Er hat nicht mal ernsthaft gegen mich gekämpft, nur mit seinem Dolch. Aber ich war ihm wohl doch ein würdiger Gegner gewesen und obwohl er noch gegen einen Jungen kämpfte, wollte er mich wenigstens wie einen Mann sterben lassen. Die Narbe auf meiner Brust stammt von seinem Schwert. Nachdem er mich besiegt hatte, hat er sich den Typen geschnappt, der die ganze Zeit gefesselt daneben gesessen und zugeschaut hatte. Aber er ist nicht weit mit ihm gegangen. Er hat ihn in eine Scheune gesperrt und ihn darin verbrennen lassen. Man hatte ihn nur nicht mehr erkennen sollen… Danach ist er wieder zu mir gekommen. Ziemlich zögerlich, wie mir vorkam, aber ich war auch nur noch halb da und Mihawk streitet es natürlich ab. Er hat sich neben mich gekniet und gefragt, was ich machen würde, wenn ich jetzt einschlafen und trotzdem wieder aufwachen würde. 'Stärker werden als du', hab' ich geantwortet, danach bin ich bewusstlos geworden. Er hat mich ins Krankenhaus gebracht. Ich hät' 's wohl sonst nich' geschafft, hab' einfach zu stark geblutet. So gesehen verdanke ich ihm mein Leben", Sanji schnaubte abfällig, "aber Schuld war er ja auch dran, also hab' ich mich nie bedankt. Als ich wieder zu mir gekommen bin, war er bei mir. Wir haben gequatscht und ich hab' ihm viel von mir erzählt. Keine Ahnung warum, aber ich hatte irgendwie das Gefühl, dass ich's ihm ja sagen konnte. Er hat mich oft besucht und ab und zu auch von sich erzählt. Als ich entlassen wurde, haben wir uns immer noch getroffen und, na ja, irgendwie ist daraus dann mal mehr geworden, als bloß Gequatsche. Es hat halt gefunkt, irgendwie. Muss Sommer und alles staubtrocken und vor allem staubig und undurchsichtig gewesen sein, dass dieser Funke wirklich ein Feuer in mir – und in ihm – entfachen konnte. Heute gießt 's da wie aus Kübeln und alles is' pitschnass. Damals hat er mir erzählt, dass er das eigentlich nicht dürfte; sich mit mir treffen und so. Aber für uns beide war's keine schöne Vorstellung, das alles aufzugeben, also sind wir durchgebrannt. Wenn man's denn so nennen kann. Er is' halt aus seiner Organisation ausgetreten und wir sind abgehauen, bevor die nein sagen konnten." Sanji war mittlerweile wieder im Rennen und erneut kurz vor seinem Eingang, Zorro allerdings wieder dicht hinter ihm. "Wohin seit ihr gegangen?", fragte Sanji und würfelte eine Fünf, mit der er sich direkt vor seine anderen Figuren katapultierte und nur noch eine Eins brauchte, um gänzlich an sie anzuschließen. "Hier her", antwortete Zorro und würfelte eine Vier und stand somit drei Felder von dem einzigen gelben Stein entfernt, der noch nicht in Sicherheit war. "Wir sind ins Dorf gekommen und hatten ein Zimmer über der Bar von Makino. Ich hatte schnell das Gefühl, dass Mihawk nicht umsonst dieses Dorf gewählt hatte. Er hatte so einige Leute gekannt und bereits nach dem zweiten Tag ist er jeden Morgen verschwunden und dann den ganzen Vormittag und Mittag weg geblieben. Ich hab' ihn immer gefragt, was los sei, aber er hat mir nichts erzählt. Ich hab' versucht, ihn zu verfolgen, aber einfach war das nicht; hab' ihn auch immer wieder verloren. Ich hab' mich so oft in diesem Wald verlaufen, dass ich bald jedes Blatt kannte." "Is' schon 'n Kunststück, sich dann immer noch zu verlaufen", meinte Sanji und würfelte eine zu hohe Zahl und Zorro war wieder an der Reihe. Zorro würfelte eine Eins und erwiderte: "Hör auf, mich zu verarschen – es war ja nich' so, dass die Blätter meine Freunde wurden und mir den Weg gewiesen haben; ganz im Gegenteil. Aber an einem Tag hab' ich so lange gebraucht, wieder aus den Wald heraus zu finden, dass ich Mihawk auf dem Rückweg getroffen hatte. Es war bereits später als sonst und er war nicht alleine. Ein komischer Typ war bei ihm. Die beiden haben geredet und sie wirkten ziemlich ernst. Irgendwann hat der andere Mihawk dann auf die Schulter geklopft und ist in eine andere Richtung auf und davon. Nicht viel später hat er mich bemerkt. Ich hab' ihm gestanden, dass ich versucht hatte, ihm zu folgen und er hat mich ausgelacht, weil ich mich verlaufen hatte. Dass das nicht das erste Mal gewesen war, hab' ich ihm verschwiegen." Sanji lachte und atmete im nächsten Moment erleichtert auf, als Zorro an ihm vorbeizog. "Er hat mich gefragt, ob ich mitbekommen hätte, was sie geredet hatten. Hatte ich nicht und erstaunlicherweise erzählte er es mir. Er meinte, er hätte mit der Organisation abgeschlossen und ich wäre außer Gefahr. Ich hatte zwar nicht gewusst, dass ich bedroht wurde, aber das war auch so etwas, was mir eigentlich hätte klar sein müssen. Er hatte mir auch verraten, wo er den ganzen Tag über immer gewesen war. Hier, auf der Schule. Er war schon Schüler, seit er siebzehn war. Eine beachtlich lange Zeit, wenn man bedenkt, dass er jetzt vierundzwanzig ist und er bereits vier Jahre hinter sich hatte, als er mich kennen gelernt hatte. Er hat mir nie verraten, warum er schon so lange auf dem Internat war und trotzdem noch Leute ermordete. Aber er hat mich auf das Internat gebracht. Im Dorf hatte er mich nur verstecken wollen, bis es wieder sicherer war. Aber eigentlich hätte er sich darüber im Klaren sein müssen, dass man ihn und auch mich schnell ausfindig machen würde, wenn er dorthin zurück geht, wo er vier Jahre lang war. – Aber vielleicht hat er das auch beabsichtig. Ich meine, um die ganze Sache aus der Welt zu schaffen. Viele Geschichten, mit denen Mihawk zu tun hat, sind kompliziert und verwirrend und es ist schwer, durchzublicken und seine und die Handlungen der anderen Beteiligten nachzuvollziehen, wenn man nur die Hälfte der Details kennt. Aber man hat auch keine Chance, an welche heranzukommen. Mihawk erzählt nichts und andere zu fragen ist genauso sinnlos wie gefährlich. Ich habe gelernt, hinzunehmen, was ich erfahre, mit allem anderen hätte ich uns nur Schwierigkeiten gemacht. Es hat zwar oft genervt, dass man nie wusste, was los war, aber nachdem wir dann beide auf dem Internat waren, wurde es besser. Es gab nicht mehr viele Geheimnisse, nichts mehr, dass Mihawk hinter meinem Rücken tat oder tun musste. Trotzdem hat unsere Beziehung nicht mehr lange gehalten. Is' nich' einfach, dass zu sagen, aber die Zeit war schon schön, als wir uns einfach unbeschwert in unserem Zimmer treffen konnten. Aber irgendwann hat es dann halt angefangen zu regnen, einfach so. Und wir haben's halt hingenommen. Warum an etwas klammern, wenn es so viele andere süße Jungs gibt?" Sanji hatte endlich seine ersehnte Eins gewürfelt und hatte den letzten Stein zu den anderen gesetzt. "Welche anderen süßen Jungs?", fragte er. "Du bist doch solo, genauso wie er." Er grinste und lehnte sich zurück, zufrieden mit seinem Sieg und überhaupt dem ganzen Morgen. "Das ist etwas, dass nicht auf Bestellung kommt!", verteidigte sich Zorro. "Aber es wird kommen! Und es ist ja auch nicht so, dass man hier jedes Wochenende ein paar nette Kerle kennen lernen könnte." Sanji nickte. "Ja, da dürftest du recht haben. Ist doch etwas abgelegen hier und man kennt bald jedes Gesicht, selbst die aus dem Dorf." Zorro räumte das Spiel, die Spielfiguren und die Würfel wieder in die Verpackung. "Ja, aber unbedingt schlecht ist es ja nicht, wenn man bedenkt, dass die meisten hier sind, um aus dem alten Umfeld weg zu kommen. So kann man wenigstens nicht gleich in die nächste illegale Aktion reinrutschen." "Trotzdem, manchmal vermisse ich das hektische Treiben. Bei Jeff war immer was los. Nicht, dass es hier langweilig wäre, man ist hier auch pausenlos beschäftigt. Allein Ruffy hält einen auf Trapp. Aber es ist anders, als wenn man wartende und immer wechselnde Kunden mit wenig Zeit bedient und abends in der Bahn sitzt, wo gedrängelt und geschubst wird, um endlich nach Hause zu kommen." "Vermisst du es sehr? Dieses alte Leben?" "Es geht. Es gab halt mehr Abwechslung, nicht was die Geschehnisse betrifft, aber die Leute, die Umgebungen." "Ja, man kommt nicht mehr so viel rum. Es gibt nur noch den See, die Schule, den Wald, das Dorf und vielleicht noch ab und zu die Stadt." Sanji nickte. "Aber da ist es auch sicher nicht einfach, sich zu trennen. Es ist schließlich nicht einfach sich hier aus dem Weg zu gehen." "Du hast recht, das ist in der Tat schwer. Aber man muss lernen, dass man auch mal mit Menschen zusammen sein muss, die man nicht mag oder mit denen man gerade Probleme hat. Nicht mehr weglaufen und sich zu stellen, das ist wichtig im Leben. Und dieses ständige Sehen ist ja auch ein Grund, warum die meisten, die sich hier finden und wieder trennen, in Frieden auseinander gehen, weil es einfach zu ansträngend wäre. Mihawk und ich hatten uns die ersten zwei Tage nach unserer Trennung noch oft gestritten und ein Mal sogar fast geprügelt. Aber je öfter wir für Arbeiten auf dem Schulgelände in eine Gruppe gesteckt worden, desto schneller haben wir gelernt, uns auf gehässige Kommentare außerhalb der Hörweite der Lehrer zu beschränken. Und dann bist ja auch du gekommen; da waren wir dann abgelenkt." "Schön, dass ich euch helfen konnte!" Sanji grinste und versuchte dabei ein Gähnen zu unterdrücken, was letztendlich in einer Grimasse endete. Schon seit den letzten Minuten des Gesprächs hatte Zorro immer wieder bemerkt, wie Sanji sich bemühte, seine Müdigkeit nicht zu zeigen und nicht zu Gähnen und wie auch seine Augen immer kleiner geworden waren. "Bist müde, hm?" Sein Blick wanderte zur Uhr. "Kannst ruhig schlafen, ich muss eh bald los. Shun-san hat gesagt, dass du dich noch viel ausruhen sollst, wir können ja weiter reden, wenn ich wieder da bin und du ausgeschlafen bist." Sanji nickte. "Klar. Aber was ist denn noch großartiges mit dir passiert, nachdem ich auf euer Internat gekommen bin, von dem ich nichts weiß? Ich hab' mitbekommen, wie du von Tag zu Tag dümmer wurdest und ansonsten wüsst' ich nicht, was ich da noch verpasst haben könnte…" Zorro knuffte ihm gegen den Oberarm und wuschelte ihm durch die Haare, was Dank dem neuen Verband nun wieder bedingt möglich war, wobei er natürlich aufpasste, dass er nicht zu grob wurde und den anderen nicht unbedingt zwang, sich ernsthaft zur Wehr zu setzten. "Lass das nicht zur Gewohnheit werden, sobald du hier raus bist, kannst du dir solche Frechheiten nicht mehr ohne weiteres leisten", warnte er und schnappte Sanji die Ente aus dem Arm, als Ersatz für die Kopfnuss, die er dem anderen jetzt schlecht verpassen konnte. "Hey, gib sie wieder her!", protestierte Sanji augenblicklich und versuchte Zorro die Ente wieder wegzuschnappen. Bevor aus dem Angeln nach dem Stofftier ernsthaftere Versuche werden konnten, gab der Grünhaarige das Tierchen zurück. "Du magst dieses Schnabeltier ja wirklich sehr." Sanji nickte. "Ja, was dagegen? – Die hab' ich von meiner Oma. Sie war auf jeder Flucht dabei." "Ja, so sieht sie auch aus… Aber wieso von deiner Oma und nicht von deiner Mutter oder so?" Sanji drückte das Federvieh enger an sich. "Ich war meiner Mutter ziemlich lange böse, dass sie einfach so gegangen is'… genau wie mein Vater. Sie hatte schnell aufgegeben, mir weis machen zu wollen, dass er wiederkommen würde und ich war enttäuscht, dass sie es dann genauso gemacht hatte wie er, wo sie doch immer gesagt hatte, dass man so etwas nicht tut und sie oft geflucht und geweint hatte, wenn sie über ihn und sein Verschwinden geredet hatte. Mit meiner Oma hatte ich keine Probleme und sie konnte auch für all das nichts, weil sie schon tot war, noch bevor mein Vater abgehauen war. Deshalb hab' ich die Ente mitgenommen. An meine Oma hatte ich keine schlechten Erinnerungen, genauso wenig wie an die Ente, die sie mir geschenkt hatte." Zorro nickte. "Ich verstehe. Aus einem ähnlichen Grund hebe ich auch mein Stofftier auf." Zorro stieg eine leichte Schamesröte ins Gesicht, obwohl er das schon ein Mal gebeichtet hatte, allerdings als Sanji noch bewusstlos gewesen war. "Wirklich? Von wem hast du es?" "Von Kuina. Sie hat gesagt, das Tier sei mir am ähnlichsten." "Was für ein Tier?", wollte Sanji wissen, doch Zorro schüttelte den Kopf. "Nein, nicht jetzt. Du bist zu müde. Bei Gelegenheit zeig' ich es dir, versprochen. Aber jetzt solltest du wirklich schlafen." Sanji schien nicht begeistert von dem Vorschlag, fünf Minuten später fand er ihn aber dann doch ganz annehmbar. Er hatte sich auf die noch immer aufgestellte Bettlehne zurücksinken lassen, die Augen so gut wie geschlossen, die Ente im Arm und war bereits im Halbschlaf. Als seine Augen dann fest geschlossen waren und er nicht mehr vor sich hinmurmelte 'Will's aber wissen', stand Zorro auf und ließ das obere Bettende wieder in die Waagerechte hinunter. Er setzte sich noch etwas zu Sanji ans Bett, doch viel Zeit blieb ihm nicht, bis Mihawk den Kopf zur Tür hereinstecke und ihm zum Mitkommen aufforderte. mikan... п5. Kapitel – Die große Langeweile [~2005-05-19 – Thirthday~] "Dulacre Mihawk und Lorenor Zorro, ihr seit des gemeinsamen Mordes an Jazz Boner angeklagt. Smoker ist als Zeuge geladen. Es wird vorgetragen, was euch vorgeworfen wird und dann kommt unsere Meinung. Ihr redet nur, wenn ihr in den Zeugenstand berufen werdet und eine Frage beantworten sollt. Vergesst nicht, ihr redet mit Respektpersonen, also wählt eure Worte dementsprechend. Wir werden versuchen, Boner als den Angreifer darzustellen, ganz egal, was wirklich geschehen ist. Wir müssen beweisen, dass er der Ausgangspunkt des Kampfes ist und dazu haben wir nur Worte. Die Beweise von der Polizei sind überwiegend Material für die Staatsanwaltschaft, euch weiter zu belasten. Das zu kippen wird nicht einfach werden. Verhaltet ihr euch auch wie Straftäter, wird es unmöglich, also zeigt euch von eurer menschlichen Seite…" Der Vortrag ging noch so lange, bis über Lautsprecher alle Beteiligten der Angelegenheit Boner in einen Raum gebeten wurden. Der Staatsanwalt, Kaku, sprach den Anschuldigungsvortrag: "Boner war ein freier Mann. Er war nicht mehr mit einem Kopfgeld belegt und somit bestand kein Recht mehr, ihn umzubringen, vor allem nicht in Anbetracht der Tatsache, dass beide Angeklagten keine Kopfgeldjägerlizenz haben und einer von ihnen nicht einmal volljährig ist." Lucci hingegen trug gleich im Anschluss seinen Freispruchsantrag vor: "Diese Fakten sind irrelevant. Boner starb nicht aus dem Konflikt heraus, als Verbrecher von zwei Kopfgeldjägern festgenommen zu werden. Der Kampf ging von ihm aus. Das einzige Verbrechen, dem sich meine Mandanten schuldig gemacht haben, ist der Gebrauch ihres Rechtes, sich selbst zu verteidigen. Es war offensichtlich Notwehr und wenn dabei ein Kopf abgeschlagen wurde, war das nicht zu vermeiden. – Abgesehen davon ist Dulacre Mihawk, als Hauptangeklagter, sehr wohl im Besitz einer Lizenz, die ihn dazu berechtigt, Kriminelle festzunehmen und im Notfall auch zu töten." Lucci öffnete eine Mappe vor sich und reichte eine Kopie von Mihawks Ausweis und Kopfgeldjägerlizenz an die Gerichtsschreiberin weiter, die das Blatt Papier annahm und Lucci mit den Worten "Das ist sexuelle Belästigung!" auf die Hand schlug. Anschließend übergab sie die Zertifikate dem ehrenwerten Richter. Lucci nahm seine Hand zurück, ohne weiter auf diesen Vorwurf einzugehen und wartete darauf, dass Kumadori sich die Schriftstücke zur Genüge angeschaut hatte. "Schön, schön", meinte der schließlich und packte die Papiere zur Seite. "Aber unwichtig, waren ja keine Absichten einer Festnahme im Spiel, wenn ich das richtig verstanden hab'. Soll ja alles Zufall gewesen sein, yoyoi!" "Euer Ehren, das wird behauptet", erhob Kaku das Wort und da er nicht unterbrochen wurde, nahm er an, weiterreden zu dürfen. "Aber wir vermuten, dass der Tod Boners beabsichtig und sogar geplant war. Wir würden gerne Lorenor Zorro in den Zeugenstand rufen, um ihm diesbezüglich ein paar Fragen zu stellen." Kumadori wedelte nur mit der Hand und schien so andeuten zu wollen, dass Zorro sich bewegen sollte. Der Grünhaarige erhob sich auf einen Ellenbogenstoß Luccis hin und nahm auf einem Stuhl in der Mitte des Raumes Platz, vor dem ein kleiner Tisch stand, auf dem er seine Hände ablegen konnte; was er aber nicht tat. "Lorenor Zorro, waren Sie in der Nacht vom elften zum zwölften Mai auf der alten Hafenstraße?" "Ja." "Ist es richtig, dass diese Straße im Nichts verläuft und nirgends hinführt?" "Stimmt." "Was macht ein junger, noch nicht volljähriger Mann in der Nacht auf einer Straße, die von Wald umgeben ist und auf einer verwilderten Wiese endet, noch dazu, wenn es von der Schule aus verboten ist, das Schulgelände um diese Zeit noch zu verlassen?" "Man sollte nicht fragen, was mein Mandant zu solch später Stunde auf dieser Straße getrieben hat" unterbrach Lucci, "sondern eher, warum sich Boner über mehrere Wochen hinweg in der Nähe eines Internates aufhielt." "Einspruch, Euer Ehren." Kumadori schlug mit seinem Stab auf den Boden. "Yoyoi! Einspruch stattgegeben. Lucci-san, verschieben sie Ihre Fragen auf später. Lorenor, antworten Sie." Zorro schaute von Lucci zum Richter. "Ich war spazieren. Ich mein', was soll man im Wald denn sonst Großartiges tun?" "Und warum waren Sie genau zu dieser Zeit, genau an dieser Stelle spazieren? Warum nicht in dem Waldabschnitt um ihrer Schule herum? Vielleicht am See? Der ist doch viel näher, als dieses Stück Straße, wo Sie Boner getroffen haben." "Nun…", Zorro schluckte, "ich wollte zu einem bestimmten Stück Straße. Ein Freund von mir wurde dort überfallen. Ich weiß auch nicht genau, warum ich hin wollte, aber ich musste immer daran denken. Ich wollt' halt sehen, wo es passiert ist, wo Sanji fast gestorben is'." "Sanji?" "Ja, mein Freund. Der, der angegriffen wurde", erklärte Zorro. "Was ist passiert, als Sie an der angeblichen Stelle angekommen sind?" "Es war nicht mehr viel zu sehen. Ich habe einfach nur dagestanden und gewartet." "Worauf?", wollte der Staatsanwalt wissen. "Ich weiß nicht." Zorro zuckte mit den Schultern. "Darauf, dass ich wieder bereit zum Gehen war", vermutete er schließlich. "Nachdem ich diese Stelle besucht hatte, war mir nich' wirklich nach schlafen zu Mute. Ich wollte auch nicht zurück zum Internat, also bin ich die Straße weiter gegangen. Ich wusste wo sie hinführte und wollte, wenn ich am Ende angekommen war, mich auf den Rückweg machen. Aber soweit bin ich nicht gekommen, weil dann dieser Kerl aufgetaucht ist. Er hat gefragt, was ich hier machen würde. Ich hab' nicht geantwortet. Er schien nicht sonderlich geduldig und auch wenig begeistert von meiner Anwesenheit. Er hat ein Messer nach mir geworfen, da hab' ich mein Katana gezogen." "Ein Messer gegen ein Katana?", unterbrach der Staatsanwalt. "Er hatte auch ein Schwert", antwortete Zorro wahrheitsgemäß. "Sie hatten drei." "Und er an die zweihundert Messer!" "Euer Ehren, das ist Provokation. Selbst wenn einer meiner Mandanten eine Pistole gehabt hätte, wäre das vollkommen irrelevant, wenn er sie aus einer Notsituation heraus benutzt hätte." Wieder schlug Kumadori mit seinem Stab zu. "Lassen Sie Lorenor weitererzählen. Was ist danach passiert?" "Naja, wir haben gekämpft. Er hat angegriffen, ich hab' angegriffen. Er hat mich getroffen, ich hab' ihn getroffen. Zwischendurch sind Smoker und Mihawk angekommen. Ich war nicht dabei, also kann ich nur erzählen, was ich gehört habe. Sie sind wohl aus der Stadt gekommen. Ein Tier ist über die Straße gerannt, Smoker musste bremsen und dann sind sie beide abgestiegen, um zu schauen, ob das Tier weggerannt ist und nicht verletzt neben der Straße lag. Mihawk meinte, er hätte dann in der Stille etwas gehört zu sie hätten beschlossen, nachschauen zu gehen. Sie sind losgefahren und dann links in die alte Straße rein, wo ich auf Boner getroffen bin. Dem schien diese Störung nicht sonderlich zu gefallen. Er hat den Reifen von Smokers Trike aufgeschlitzt. Spätestens da war mir klar, dass er nicht einfach so wieder verschwinden würde. Und Mihawk, den Smoker vorher abgeworfen hatte, war das mindestens genauso klar. Wir haben den Kampf gleich nach diesem Zwischenfall wieder aufgenommen. Irgendwann ist es mir gelungen, ihn nicht nur zu streifen, sondern wirklich zu treffen. Ich dachte, er wäre erledigt, aber als ich mich ausruhen wollte, war er plötzlich wieder über mir; das Schwert in der Hand. Mihawk hat ihn dann getötet." Nun war es an Lucci, eine Frage zu stellen: "Lorenor-san, würden Sie sagen, Boner hätte sie umgebracht, wenn Dulacre-san nicht in diesem Moment und mit solch einer Attacke dazwischen gegangen wäre." Zorro nickte. "Zweifellos." "Wäre ein einfacher Takle oder ein Schlag mit dem Schwertrücken nicht ausreichend gewesen, um die Situation zu entschärfen?", warf der Staatsanwalt ein. "Höre Sie", begann Zorro in ziemlich genervten Ton, versuchte sich dann aber wieder zu mäßigen, "der Mann war ein Killer. Ich weiß zwar nicht, gegen wie viele von solchen Typen Sie schon gekämpft haben, aber in der Regel kämpfen sie, um den Gegner zu töten. Entweder sterben sie oder man selbst." "Das ist richtig", gestand der Staatsanwalt. "Boner war ein Killer, ein Auftragskiller. Er hatte nicht den Auftrag, Sie zu töten. Warum sind Sie dem Konflikt nicht schon viel früher aus dem Weg gegangen?" Lucci hatte schon den Mund geöffnet, um etwas zu sagen, als der Richter das Gespräch unterbrach: "Yoyoi, Frage abgewiesen, die Antwort kennen wir schon! Lasst euch was Neues einfallen, bevor 's langweilig wird!" "Ich hätte eine Frage an die Staatsanwaltschaft", Lucci wand sich zur Seite, um Kaku zu fixieren. "Unter welchen Voraussetzungen geht man davon aus, dass mein Mandant den Kampf eröffnet hat? Beide Beteiligten weisen Verletzungen auf, die nur durch einen Angriff des anderen verursacht worden sein können. Was berechtigt die Herren von der Staatsanwaltschaft dazu, anzunehmen, dass es Lorenor-san war, wenn niemand diese Annahme wirklich beweisen kann?" "Es gibt ebenfalls niemanden, der die Version Lorenor-sans bestätigen kann, demzufolge wäre es ebenso falsch, davon auszugehen, dass er nicht der Ausgangspunkt ist." "Yoyoi! Das bringt nichts! Der Beweis der Verletzungen wird nicht anerkannt, sucht euch etwas anderes um Schuld oder Unschuld zu beweisen!" "Schön", meinte Lucci. "Wir hätten einen recht einfachen und plausiblen Grund. Boner war ein Mörder, der bereits mehrere Menschenleben auf dem Gewissen hat. Mein Mandant hat noch nie getötet. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass Lorenor-san, der völlig unerfahren auf diesem Gebiet ist, sich einem Mörder gegenüberstellt, um ihn zu töten, während dieser nicht die geringste Absicht hat, zu töten." "Boners Straftaten sind gelöscht worden. Er war offiziell kein Mörder mehr, hatte kein Kopfgeld und keinen Anlass, erneut zu töten", entgegnete Kaku. "Viel mehr als die Frage, wer eher ein Motiv gehabt hätte, sollte man ergründen, unter welchen Umständen man Boner – einem rücksichtlosen Killer – das Kopfgeld entzogen hat!" Lucci wurde langsam ungeduldig und auch seine Stimme war nicht mehr ganz so ruhig wie zu Beginn der Verhandlung. "Und abgesehen davon hat sich Boner nach diesem Entzug mehreren Straftaten schuldig gemacht." "Was erst bewiesen werden muss", erweiterte Kaku den Satz Luccis und fing sich einen ziemlich finsteren Blick ein. "Wir beantragen eine Pause…" Lucci fuhr sich durch die schwarzen Haare und drehte sich zur Bank der Verteidigung um, auf der Mihawk saß und fast gelangweilt wirkte. Er forderte Zorro mit einer Handbewegung auf, ihm zu folgen und beide setzten sich wieder auf ihre angestammten Plätze. "Was machen wir jetzt?", wollte Zorro wissen, nachdem sie an ihren Stühlen angekommen waren. Lucci seufzte. "Die Staatsanwaltschaft wird weiterhin auf die Unschuld Boners pochen, aber damit landen wir nur in einer weiteren Sackgasse. Wir müssen neue Beweise bringen, die Boner wieder als Kriminellen dastehen lassen." "Und wie wollen wir das machen? Er hat kein Kopfgeld mehr und alle seine Straftaten wurden gelöscht!" Zorro wirkte verzweifelt und man sah es ihm an, dass er es ungerecht fand, dass alles Schlechte, was jemand in seinem ganzen Leben getan hatte, einfach so ungeschehen gemacht werden durfte. "Wir brauchen Zeugen, die beweisen, dass Boner noch in andere Sachen verwickelt war." "Und wo wollen wir die herbekommen?", fragte Mihawk mit skeptisch hochgezogener Augenbraue. "Wir werden Sanji in den Zeugenstand holen. Wenn er Boner als seinen Angreifer identifiziert, sieht es für ihn ziemlich schlecht aus. Sein Kopfgeld wurde zwar gelöscht und Boners kann für seine begangenen Straftaten nicht mehr zur Rechenschaft gezogen werden, was nicht heißt, dass er sich ungestraft neue Verbrechen zu Schulden kommen lassen kann. Wenn wir beweisen, dass er weiter gemordet hat, zählen diese Taten, unabhängig davon, was man ihm jetzt nicht mehr anlasten kann und zusammen mit der Tatsache, dass er bereits ein Mörder ist, beziehungsweise war, reicht das vollkommen aus, um euch als freie Männer hier herauslaufen zu lassen. Versuchter Mord bei Sanji und dann noch die Sache mit Smoker, das sollte ihm zum einen sein Kopfgeld schlagartig zurückbringen, noch bevor ihr ihn angegriffen habt und zum anderen als wirklich kaltblütigen Mörder hinstellen, der alles und jeden angreift, der ihm quer kommt." "Und was machen wir, wenn die behaupten, dass wir nur Rache üben wollten?", fragte Mihawk. "Schließlich war Sanji unser Freund." "Dumm nur, dass Sanji im Koma gelegen hat und euch nicht sagen konnte, wer ihn angegriffen hat. Aber jetzt ist er wieder wach und kann eine Aussage machen und Boner belasten. Auf euch kann diese Aussage gar keine Auswirkungen haben. – Wollt ihr noch was essen oder trinken bevor wir weiter machen?" "Nein, wir wollen das schnell hinter uns-", begann Zorro. "Ich hät' gern' 'n Wasser", antwortete Mihawk und lächelte Zorro entschuldigend an. "Sorry, aber ich hab' Durst!" … Lucci beendete die Pause, indem er sich an den Richter wandte: "Euer Ehren, wir würden gerne einen weiteren Zeugen in den Zeugenstand rufen." "Nur zu, holt ihn rein!" "Das ist leider nicht so einfach. Er liegt im Krankenhaus…" Der Richter verdrehte die Augen. "Wann kann er hier sein?" "Dazu müsste ich Rücksprache mit seinem Arzt hal-", noch bevor er aussprechen konnte, wurde Lucci ein Mobiltelephon zugeworfen, dass er beinahe nicht gefangen hätte. "Yoyoi! Aber fassen Sie sich kurz, ich hab' nicht mehr viel Guthaben!" Lucci verzichtete darauf, etwas zu sagen, sondern wählte die Nummer und musste erst einmal einer weiblichen Stimme lauschen, die ihm erklärte, er hätte noch Guthaben, das allerdings nicht für eine einzige SMS ausreichen würde. Er musste sich schon zurückhalten, nicht doch etwas zu sagen, als er sein eigenes Handy hervorholte und die eingespeicherte Nummer abrief… Tut … Tut … Tut … "Es nimmt keiner ab…" Der Richter wirkte sichtlich genervt. Kurz entschlossen gab er dem Beamten, der ihm gegenüber an der Tür stand, einen Wink. "Na los, gehen Sie schon. Ich lasse diesen Arzt vorladen. Bringen Sie ihn her, egal wie. Wir machen so lange noch eine Pause, yoyoyoi!" Knapp fünfzig Minuten später wurde der blonde Arzt in Handschellen in den Saal geführt. "Warum hat das so lange gedauert?", keifte der Richter und setzte sich wieder aufrecht auf seinen Stuhl, in den er sich die Wartezeit über hineingelümmelt hatte. "Sir, er war gerade-", wollte der Beamte erklären, wurde aber unterbrochen. "Yoi! Keine langweiligen Erklärungen! Setzen und weitermachen!" Der Polizist führte Dr. Shun zum Zeugenstuhl, wo dieser sich, mit den Händen immer noch auf dem Rücken, setzten musste. "Also", begann der Richter, als alle Anwesenden wieder auf dem richtigen Platz saßen. "Sie sind vorgeladen im Fall der Staat gegen… die beiden da drüben." Er deutete auf Zorro und Mihawk. "Ist ihr Patient in der Lage, das Krankenhaus zu verlassen?" "Meinen Sie Sanji?", fragte der Blonde sichtlich verwirrt und warf Zorro einen kurzen Blick zu. Der Grünhaarige nickte, während der Richter keifte: "Yoyoi! Wird schon stimmen, herbringen!" "Aber Sanji hat das Bett noch nicht ein Mal verlassen. Ich bin nicht sicher, ob es das Beste wäre-" "Nicht sicher bedeutete, es ist einen Versuch Wert!", unterbrach Kumadori ihn und gab dem Beamten hinter Dr. Shun einen Wink, woraufhin der Blonde wieder hochgezogen und herausgeführt wurde… [~twenty minutes ago – hospital~] Sanji war alleine in seinem Zimmer und blätterte in seinem Buch herum. Er hatte nicht wirklich Lust zu lesen und er wusste auch, dass es keinen Sinn hatte, jetzt etwas anzufangen auf das man sich konzentrieren musste, denn bald war wieder Zeit für die Visite. Keine fünf Minuten später erblickte er Dr. Shun auf dem Gang, gekleidet in OP-Kleidung statt seines Kittels, gefolgt von seinem Vorgesetzten. Sanji stöhnte genervt auf, als er den älteren Mann erblickt. Er hatte jetzt wirklich keine Lust, den verworrenen, komplexen und komplizierten Gedanken des anderen zu folgen. Doch bevor die beiden Sanjis Tür erreichen konnten, kamen ihnen zwei Gestalten entgegen. Es wurde geredet und Dr. Shun machte einen Schritt auf die beiden Beamten zu, die Sanji an ihren Uniformen erkannte, wurde aber von Dr. Shigure zurückgezogen. Der Blonde schaute immer wieder von seinem Boss zu den beiden Polizisten hin und her, während die beiden Parteien sich ein Wortgefecht lieferten, das der Arzt wohl eindeutig gewann. Er packte Dr. Shun erneut am Arm und wollte ihn mit sich ziehen, als die beiden Polizisten wieder einen Schritt auf sie zumachten. Sie sagten etwas und packten den Blonden dann ebenfalls am Arm. Dr. Shigure sagte wieder etwas, diesmal lauter und auch die Stimmen der Beamten waren daraufhin durch die Wand zu hören. Noch einmal drang Dr. Shigures Stimme zu Sanji ins Zimmer – seine Worte konnte er aber immer noch nicht verstehen – dann wurde auch Dr. Shuns anderer Arm von den Beamten ergriffen und ihm wurden Handschellen angelegt. Er schien zu protestieren und dann etwas sehr Unfreundliches seinem Chef an den Kopf zu werfen, der ihn angrinste und dann dabei zuschaute, wie er abgeführt wurde. Kaum war Dr. Shun den Flur hinunter geführt worden, war Dr. Shigure ins Zimmer gekommen und gleich darauf an Sanjis Schrank getreten und kramte nun darin herum. "Was machen Sie da?!", beschwerte sich der Blonde, bekam allerdings keine Antwort, sondern nur eine lange Jogginghose aufs Bett geworfen. Darauf landete noch ein Paar Socken und ein Pulli, der Sanji etwas besser passen sollte als der, den er zur Zeit trug. "Wir ziehen dich schon mal an", meinte Dr. Shigure etwas verspätet und kam zu Sanji ans Bett. "Warum?" Wieder dauerte es etwas, bis Sanji eine Antwort bekam, denn zuerst sortierte Shigure die Kleidung auf dem Bett und warf Sanji den Pullover in den Arm. "Vertrau mir, in 'ner halben Stunde sind die Typen wieder da und dann holen sie dich ab." "Was? Warum mich? Und wieso haben sie das nicht gleich gemacht?" Dr. Shigure seufzte und schlug Sanjis Bettdecke zurück. "Lässt du die Boxershorts an?" Sanji zögerte, bevor er nickte und Shigure schnappte sich die Hose und raffte die Beine zusammen, um sie Sanji über die Füße zu führen. Sanji löste den Arzt ab und zog sich die Hose hoch und über den Po. Shigure zog ihm die Socken an, während Sanji sich vorsichtig den riesigen Pullover von Mihawk auszog und einen großen Pulli von Zorro ebenso vorsichtig anzog. Sein Kopf kam gerade wieder hervor, als jemand an der Zimmertür klopfte und eine Schwester mit einem Rollstuhl hereinkam. "Sie hatten mich in dieses Zimmer bestellt?" Dr. Shigure nickte und entließ sie mit einer Handbewegung, um dann auf den Rollstuhl zuzuhumpeln und ihn zu Sanjis Bett zu schubsten. "Kommst du da alleine rein?" Der Blonde musterte erst den fahrbaren Untersatz und dann den Arzt. "Ich will da nicht rein, ich bin doch kein Krüppel. Sie können das Teil ja nehmen." "Hey, ich brauch nur einen Stock, um mich zu bewegen – ganz im Gegenteil zu dir. Los, rein da." Sanji warf dem anderen einen widerwilligen Blick zu, dann rutschte er mit etwas mühevollen Bewegungen an die Bettkante. Es kostete ihn schon etwas Anstrengung, soweit vorzurutschen, dass seine Beine herunterbaumelten und ohne die Hilfe des anderen hätte er es wohl nicht sicher in die Sitzfläche des Rollstuhles geschafft. "Das… das brauch' ich aber nich' immer, oder?", fragte er, geängstigt durch seine eigene Schlappheit. "Kein Sorge, du wirst schon bald wieder umherspringen können wie ein junges Reh. Aber schon komisch, huh? Nach den ganzen Tagen im Koma sollte man doch meinen, dass der Körper ganz verrückt danach ist, sich zu bewegen…" Sanji ignorierte den Kommentar und hob wortlos die Arme von seinem Schoß, als der Ältere ihm eine Wolldecke darüber legte. "Das sieht aus, wie bei einer Oma." "Liegt wohl daran, dass Omas sich auch nicht mehr richtig bewegen können. Keine Bewegung gleich wenig Durchblutung gleich kalt und wir wollen ja nicht, dass du Frostbeulen bekommst. Du wirst auch noch kaum wieder kräftig genug sein, um dich selber durch die Gegend zu schieben. Willst du's wenigstens versuchen?" Sanji nickte – und schaffte es bis zum Fahrstuhl. In der Kabine konnte er sich soweit erholen, dass er das restlich Stück bis in die Vorhalle des Krankenhauses auch noch zurücklegen konnte, wo sie dann auf die Polizisten warteten. "Warst du schon einmal in einem Gericht?", fragte der Größere und setzte sich auf einen der Wartestühle neben Sanji. Der Blonde nickte. "Gut, dann vergiss alles, was du dort über Verhandlungen gelernt hast. Unser Gericht unterscheidet sich in vielerlei Hinsichten. Es gibt viele Fälle, die klein und unbedeutend sind. Bei einem Mordfall wird man wohl schon Schwierigkeiten haben, genügend Personal für solch eine Sitzung zusammenzutrommeln. Es ist chaotisch, laut und… anders." "Und? Soll mir das irgendetwas sagen?" Dr. Shigure seufzte. "Lass dir einfach von nichts Angst machen, dann wird schon alles gut gehen!" Er klopfte seinem temporären Patienten aufmunternd und ziemlich kräftig auf den Rücken. Sanji war noch nicht fertig mit Husten, als wieder zwei Polizisten das Gebäude betraten. Dr. Shigure bestand darauf, Sanji zu begleiten, damit ein Arzt den Weg über für den Notfall anwesend war, wovon weder Sanji, noch die beiden Beamten – welche die selben waren, die Dr. Shun bereits abgeholt hatten – sonderlich begeistert waren. [~same time – Kaizoku Gakuen – beach hut~] "Hey, Shanks! Was meinst du, sind sie schon zu irgendwelchen Erkenntnissen in der Gerichtverhandlung gekommen?" Der Rothaarige schob das Kissen hoch, dass er sich über die Augen gelegt hatte, damit ihn die Sonne nicht blendete und schaute zu seinen schwarzhaarigen Freund auf, der ihm gegenüber auf der Couch saß. "Keine Ahnung, bin ja nich' da", antwortete er müde, ließ das Kissen zurücksinken und rutschte etwas nach links, damit die Regalecke, gegen die er lehnte, sich in eine andere Stelle seines Rückens bohren konnte. Er kratzte sich noch kurz am Bein, dass er gleich darauf wieder von sich streckte und verschränkte die Arme vor der Brust, um weiter zu dösen. Ace schwieg geschlagene fünf Sekunden. "Mich würde es ja schon interessieren. Ich mein', ich find' 's ja jetzt schon langweilig ohne Mihawk. Was, wenn sie ihn wegsperren und wir nicht nur einen sondern hundert Nachmittage ohne ihn verbringen müssen?" "Hundert werden es wohl kaum sein. Wer wird für Mord schon für hundert Tage ins Gefängnis gesteckt?", kam es gedämpft unter dem Kissen hervor. "Hey, das war nicht gerade aufbauend!", schimpfte Ace und verschränkte nun ebenfalls die Arme vor der Brust und machte einen Schmollmund – was Shanks nicht sehen konnte. "Ruf doch an und frag sie", schlug Shanks vor, in der Hoffnung, danach wieder seine Ruhe haben zu können. "Meinst du? Aber ich kann sie doch nicht mitten in der Verhandlung anrufen. Nachher macht ihnen das noch Probleme, weil ihr Handy geklingelt hat und-" "Dann lass es eben", unterbrach der Rothaarige ihn und schob das Kissen wieder beiseite. "Wenn's dich so brennend interessiert, was da Langweiliges abgeht, dann lauf in die Stadt und schau 's dir an, aber lass mich jetzt bitte meinen Mittagsschlaf machen!" "Man, bist du mufflig drauf. Hast wohl zu wenig Schlaf bekommen in der Nacht", maulte Ace. "Und überhaupt, wer wäre denn so blöd, zu Fuß in die Stadt zu wollen?" Shanks verdreht nur die Augen und griff wieder nach seinem Kissen, als die Tür zum Strandhaus geöffnet wurde und Ace' Bruder mit einem breiten Grinsen im Gesicht in den Türrahmen trat. Hinter ihm tummelte sich der Rest der Meute, der noch übrig blieb, sprich Lysop, Nami und auch Ben, zusammen mit Makino. "Wir wollen in die Stadt laufen und schauen, wie's bei der Verhandlung aussieht!", trompetete der Strohhutjunge. "Kommt ihr mit?" Ace und Shanks kamen nicht einmal dazu, Blicke auszutauschen, Ruffy packte seinen Bruder am Handgelenk, zog ihn hoch und schubste ihn zur Tür hinaus, während er sich zu Shanks umdrehte und fragte: "Kommst du?" Shanks schaute einen Augenblick ihn an und beugte sich dann vor, um zwischen Ruffys Beinen hindurch einen besseren Blick auf Ben zu erhaschen, der ihm zuwinkte und grinste. Shanks seufzte ergeben, erhob sich und trottete hinter den anderen her. Schon bald ließ sein Geliebter sich zurückfallen und legte ihm den Arm um die Schultern. "Mach dir nichts draus", flüsterte er ihm zu, den Mund ganz dich neben Shanks Ohr, sodass sein Atem über dessen Ohrmuschel und Hals strich und ihm einen wohligen Schauer den Rücken hinunterjagte. "Wir brauchen doch nur knapp drei Stunden und die ganze Zeit über kannst du auch noch bei mir sein!" Shanks konnte sich ein Lächeln nicht mehr verkneifen, nachdem Ben einen sanften Kuss auf seiner Wange platziert hatte und erachtete die Wanderung sogleich als nicht mehr ganz so schlimm. Unterwegs trafen sie auch noch auf Corsa, den es natürlich auch interessierte, was aus seinem Freund wurde und er rannte zurück ins Dorf, um Vivi zu holen und sie zwanzig Minuten später wieder einzuholen. [~same time – court of law~] Sanji hatte keine Zeit bekommen, Zorro, Mihawk oder sonst jemanden zu begrüßen. Einer der Beamten schob ihn zu dem Tisch, vor dem auch Zorro bereits gesessen hatte, schob den Stuhl beiseite und platzierte ihn samt Rollstuhl vor der Tischplatte. Sonderlich viel zu tun hatte er allerdings nicht. Er bekam ein Bild vor die Nase gehalten und sollte die Frage beantworten, ob er diesen Mann kannte. "Ja." "Yoyoi, ja weiter!?", fauchte der Richter und Sanji hätte verwirrt einen Schritt zurück gemacht, hätte er denn gestanden. "Ich – ich hab' ihn das erste Mal im Dorf gesehen. Er; wir sind aneinander geraten, aber ich wollte nichts mit ihm zu tun haben und hab' das auch deutlich gemacht. Aber er hat es wohl nicht akzeptieren wollen. Wir haben uns abends wieder getroffen. Ich bin aus dem Dorf gekommen, alleine und war auf dem Weg zurück zur Schule. Er hat mich überrascht und ich hatte das Gefühl, er wäre nicht zufällig aufgetaucht. Er meinte, ich sei ihm noch was schuldig, weil ich ihm eine Abfuhr erteilt hatte und er wolle da weiter machen, wo wir aufgehört haben…" Zorro, der die Geschichte selbst das erste Mal hörte, ballte wütend seine Hände und wartete mit fest zusammengebissenen Zähnen darauf, was der Blonde noch erzählen würde. Er hoffte inständig, dass es nicht weiter als bei dem Überfall in der Stadt gekommen war. Das Schlucken Sanjis, ehe er weiter redete, beunruhigte ihn noch mehr. "Ich konnte gegen ihn nicht sonderlich viel ausrichten. Er war viel stärker als ich und so hab' ich versucht, ihm aus dem Weg zu gehen, aber er hat mich einfach nicht davon gelassen. Ich weiß nicht mehr genau, wie der Abend abgelaufen ist; an einige Details kann ich mich gar nicht mehr erinnern. Ich weiß noch, dass ich Schmerzen gespürt hab', nicht nur im Bauch. Ich kann mich an ein Aufblitzen erinnern, das Messer, mit dem er mich angegriffen hat. Dann weiß ich nur noch, dass ich Shanks gesehen hab'. Er hat mich gefunden, wurde mir erzählt, aber für mich war es eher so, als hätte ich nur geträumt, ihn zu sehen…" Alle im Raum Anwesend hatten schweigend und aufmerksam bis zum Schluss Sanjis Ausführung zugehört. "Yoyoyoi!", unterbrach der Richter schließlich das Schweigen, das sich ausgebreitet hatte, nachdem Sanji geendet hatte. "Fragen an den Zeugen?" Kumadoris Stimme hörte sich so an, als wäre es ihm lieber, wenn niemand Fragen hatte, doch wie es nicht anders zu erwarten war, stand Kaku auf der Seite der Staatsanwaltschaft trotzdem auf. "Euer Ehren, wir würden gerne noch einmal daran erinnern, wann dieser Angriff auf den jetzt aufgerufenen Zeugen stattgefunden hat." Auch Lucci erhob sich. "Euer Ehren, das tut nichts zur Sache. Der Zeuge lag im Koma, er hätte niemandem sagen können, wer ihn angegriffen hat. Demnach kann von meinen Mandanten keine Rache oder Selbstjustiz geplant gewesen sein. Boner hingegen hat gegen seine Auflagen der Abschaffung seines Kopfgeldes verstoßen." "Da gibt es nur noch ein Problem", warf Kaku ein. "Der Angriff auf Sanji ist zwei Wochen her und Boners Kopfgeld wurde erst vor anderthalb Wochen zurückgezogen. Der Angriff hätte zwei Tage vor der Rückgängigmachung des Kopfgeldes geschehen müssen oder danach, es waren aber vier." "Diese Regelung tritt nur bei Personen ein, die sich im Zeugenschutzprogramm befinden", widersprach Lucci. "Aber das tut Boner." Der Ausdruck der meisten Anwesenden war überrascht, wenn nicht sogar geschockt. "…Weswegen, in welchem Fall?" "Wir vermuten eine Untergrundorganisation hinter einem Mord an einem Mitglied eines Firmenvorsitzes, der nebenbei Steuern hinterzogen hat und wohl an einigen Sabotagen beteiligt war. Als Auftragsmörder hat er sich wohl in gefährliches Gewässer begeben, indem er sich in diese Streitigkeit eingemischt hat. Aber er war bereit, auszusagen und wurde wegen der hohen Gefahr, die von dieser Organisation ausging, ins Zeugenschutzprogramm aufgenommen, wofür sein Kopfgeld ebenfalls getilgt worden war." "Aber das ist unfair! Er hat Sanji doch trotzdem angegriffen!", rief Zorro wütend und war kurz davor, ebenfalls aufzustehen. Kaku warf dem Grünhaarigen einen finsteren Blick zu. "Mäßigen Sie ihren Ton, Lorenor-san! Falls Sie es noch immer nicht mitbekommen haben sollten: Alle Straftaten, die Boner vor dem achten fünften begangen hat, existieren offiziell nicht mehr und der Angriff auf ihren Freund bildet da keine Aus-" Der blonde Staatsanwalt wurde durch eine lustige Melodie – beim genaueren Hinhören war der Smarties-Jingle herauszuhören – unterbrochen, die vom Tisch des Richters den ganzen Raum beschallte. "Das ist meins", erklärte Kumadori unnötigerweise und kramte in seiner Richterrobe herum, um bald darauf sein Handy ohne Guthaben hervorzuziehen, das er bereits Luccis zum Telephonieren zugeworfen hatte… "Yoyoooijaaaa?" … … … "Wir machen eine Pause!" Er klappte das Mobiltelephon wieder zu und erhob sich, um den Raum durch die Tür zu verlassen, durch die er am Anfang der Verhandlung den Raum betreten hatte. "So langsam hab' ich die Schnauze voll…", murmelte Lucci, als er wieder an den Tisch seiner Mandanten herantrat. "Macht doch keinen Spaß, wenn die immer mit neuer Scheiße ankommen!" Zorro schaffte es noch, zu nickten, bevor er auch schon aufgesprungen und zu Sanji gelaufen war, den man einfach in der Mitte des Raumes hatte sitzen lassen. Mihawk hingegen gähnte nur und lehnte sich zurück. "Ja, is' schon nervig. Aber noch viel mehr ist es langweilig!" Der Rechtsanwalt ließ sich auf Zorros Stuhl sinken. "Ich mag meinen Beruf wirklich sehr gerne, aber dieser Richter stellt einen wirklich auf eine harte Probe." Der Ältere ließ seinen Arm unter den Stuhl gleiten, wo er einen mit einem schwarzen Tuch abgedeckten Behälter hervorzog. Er zog das Tuch herunter und zum Vorschein kam ein Käfig, in dem eine weiße Taube mit schwarzer Krawatte saß. "Nicht wahr, Hattori, der Kerl spinnt?" Die Taube legte den Kopf zur Seite und hob den linken Flügel. Lucci verstand den Wink und öffnete die Käfigtür. Der Vogel legte den Kopf auf die andere Seite, schätzte und hüpfte dann von der Stange, um kurz darauf auf Luccis Schulter zu landen. Mihawk schüttelte nur den Kopf und entschied sich, lieber ein bisschen Zorro und Sanji zu beobachten, die sich am Zeugentisch unterhielten. Ein Gurren ließ ihn seinen Kopf allerdings wieder zurückdrehen. "Guurrrr Telephon gurrrr!" Mihawk sah die Taube nur verwirrt an, während Lucci sofort begann, in seiner Hosentasche zu wühlen. Tatsächlich zeigte das Display einen eingehenden Anruf an, was die Taube gewusst zu haben schien, obwohl das Handy auf lautlos eingestellt und sogar der Vibrationsalarm abgeschaltete worden war. Lucci hatte wohl keine Sekunde gezweifelt, dass seine Taube Recht hatte. Er hatte nicht eine Sekunde gezögert, bevor er das Telephon aufgeklappt und sich ans Ohr gehalten hatte. Mihawk ignorierte das Gespräch weitgehend. Er war damit beschäftigt, den Dämonen-Vogel misstrauisch zu beäugen, der auch prompt zurückzustarren begann. Als er dann mit seinem Schnabel nach dem jüngeren Schwarzhaarigen schnappte, wäre dieser beinahe vom Stuhl gefallen. "Hattori, lass das, du machst ihm ja Angst!", ermahnte Lucci die Taube. Das Gespräch schien beendet, das Handy wieder in der Tasche. "Warum mussten Sie die Killermöwe überhaupt rauslassen!", schnappte Mihawk zurück und warf dem Vogel einen finsteren Blick zu. "Hattori ist immer bei mir", antwortete Lucci. "Er war nur noch etwas müde und wollte nicht zu beginn der Verhandlung vorkommen." Mihawk zog eine Augenbraue hoch und schien für einen Moment sprachlos. "…Also ich finde, Sie passen ganz gut an diesen Gerichtshof…" Fast augenblicklich mit dem Ende seines Satzes sprang Hattori in die Luft und stürzte sich auf den hilflosen Mihawk, der schützend die Arme über seinen Kopf hob und versuchte, nach der Taube zu schlagen. "Ah, verschwinde, du Mistvieh! Lass mich in Ruhe! Hau ab, oder es gibt heute Peking-Taube!", rief er dabei. Lucci verschränkte derweil nur die Arme vor der Brust. "Du wirst draußen erwartet", meinte er schließlich kühl, worauf Hattori von seinem Opfer abließ und sich wieder auf Luccis Schulter setzte. Mihawk warf erst der Taube, dann Lucci und dann noch mal der Taube einen diesmal mehr als finsteren Blick zu, dann sah er zu, dass er den Raum verließ. Er war kaum aus der Tür getreten, da erkannte er von weitem schon Flamingo… "Hey, Dulacre!", rief der Blonde gut gelaunt. "Langsam nervst du…", war die ernüchternde Begrüßung seitens Mihawk, der langsam näher kam. "Tut mir leid", entschuldigte sich Flamingo, "aber meine Aufgabe hier ist leider immer noch nicht erfüllt und solange die Shichibukai nicht zufrieden gestellt ist, kann ich nicht gehen." Mihawk setzte sich auf einen Wartestuhl, der unter einem Fenster stand und neben dem Flamingo an der Wand lehnte. "Und wann ist die Shichibukai zufrieden gestellt?" "Wenn du und dein grünhaariger Freund freigesprochen seid." Mihawk seufzte. "Nun, momentan sieht es eher so aus, als gäbe es eine Verurteilung und das nur, weil dem Richter langweilig ist und weder die eine noch die andere Seite Beweise vorzeigen kann." "Genau deshalb bin ich ja hier." Flamingo stieß sich von der Wand ab und streckte den Arm aus. "Komm her, Kleines." Ein Mädchen, das um die Ecke kam, stellte sich direkt neben Flamingo. Ihre Hände waren vor ihrem Körper ineinander verschlungen und ihr Blick war auf sie gerichtet. Flamingo legte seinen Arm um ihre Schultern und schien sie somit von allem Bösen abzuschirmen, was dem Mädchen so viel Sicherheit vermittelte, dass sie sich traute, aufzuschauen. Blaue Augen schauten Mihawk an und ein dünnes Lächeln wurde ihm geschenkt. "Das ist Conis", stellte Flamingo sie vor. "Erinnerst du dich noch an den Fall des ermordeten Finanzvorsitzenden? Die Polizei ist nicht dahinter gekommen, wer ihn umgebracht hat, weil es keine Zeugen und eindeutige Beweise gab. Doch im Untergrund ist allgemein bekannt, wer dahinter steckt; jeder von uns weiß, dass es Boner war. Der Mann, der an diesem Abend, nicht einmal einen Tag, bevor Boner selbst starb, ums Leben kam, hatte eine Enkeltochter." Er richtete seinen Blick kurz auf das Mädchen. "Sie war zu Besuch, als Boner auftauchte. Er hatte sie nicht gefunden, weil sie sich im Schrank versteckt hatte. Sie war geschockt und verängstigt und ist weggelaufen. Wir haben sie finden können und hier ist sie und bereit, eine Aussage zu machen, nachdem Boner tot und sie in Sicherheit ist." Mihawk ließ sich diese glücklichen Zufälle durch den Kopf gehen. "Wie passend – gerade für die Shichibukai", meinte er schließlich. "Nun, ich würde sagen, es ist noch viel passender für euch beide – so traurig diese ganze Geschichte auch ist." Mihawk nickte. "Durchaus." Sein Blick löste sich von Flamingo und er fixierte das blonde Mädchen. "Mein Beileid für Ihren verstorbenen Opa. Das muss sehr schmerzhaft für Sie gewesen sein. Umso dankbarer bin ich, dass Sie trotzdem aussagen möchten, obwohl dadurch sicherlich viele schlimme Erinnerungen wieder wachgerufen werden." Conis nickte. "Es ist nicht einfach", flüsterte sie, fuhr dann aber mit kräftigerer Stimme fort: "Aber ich möchte nicht, dass diejenigen, die Boner seine gerechte Strafe haben zukommen lassen, dafür bestraft werden. Flamingo-sama meinte, ich könnte allein durch meine Aussage den Ausgang der Verhandlung entscheiden und das würde ich auch gerne tun." "Und das ist die richtige Entscheidung", versicherte Flamingo. "Und jetzt tu mir ein Gefallen und geh schon mal vor, Lucci-san wird dir sagen können, was dich erwartet." Conis nickte erneut und machte sich auf den Weg, in den Pausenraum am Ende des Ganges, nachdem der Blonde seinen Arm von ihren Schultern genommen hatte. Mihawk schaute dem Mädchen nach und wartete bis sie außer Hörweite war, dann fragte er: "Mit dem Fall des ermordeten Finanzvorsitzenden meinst du doch nicht den alten Zausel, den ihr umgenietet habt, um Boner der Wilderei zu beschuldigen, oder?" Flamingo grinste. "Eben diesen." "Ihr Großvater stand auch auf eurer Abschussliste und ganz nebenbei wart ihr es auch, die ihn abgeschossen haben und du spielst hier den großen Beschützer? Findest du das nicht ein bisschen makaber?" Der Ältere zuckte mit den Schultern. "Das arme Mädel hat ein Familienmitglied verloren, hat panische Angst, die nächste zu sein, die die Möhren von unten wachsen sieht, weil sie etwas gesehen hat, was sie nicht hätte sehen sollen und ist dankbar, dass ihr nun eine helfende Hand gereicht wird, die sie aus diesem Schlamassel herauszieht. Findest du wirklich, ich sollte ihr neu gewonnenes Vertrauen so brutal zerstören? Sie muss nicht alles wissen, um glücklich zu sein." "Nein, wenn sie wieder glücklich sein soll, darf sie nicht alles wissen. Aber ob es sie glücklich macht, eine Lüge als Grundlage ihres Glücks zu haben?" "Das wird sie nie erfahren. Es sei denn, du willst es ihr erzählen, was bedeuten würde, dass sie noch immer nicht mit dem schrecklichen Geschehen abschließen kann. Es ist doch besser, wenn sich für sie eine so klare Lösung ergibt. Ihr die Wahrheit zu erzählen, würde alles nur unnötig komplizierter machen und am Ende wäre Boner trotzdem der Schuldige. Überlegt doch mal, warum wir ihm überhaupt die Wilderei haben anhängen müssen. Und ihr Großvater war genau der Richtige." Flamingo verschwieg lieber, dass der Großvater von Conis nicht wirklich der Richtige gewesen war. Er war, wie seine Enkeltochter einfach durch unglückliche Umstände in einen Komplex von kriminellen Machenschaften hineingeraten, den er nicht hatte überblicken können. Er war nur ein Sündenbock, ein Mann, den man hatte aufsteigen lassen, um über ihn Steuerhinterziehungen und Sabotagen laufen zu lassen. Würde er dafür zur Rechenschaft gezogen werden, würde das niemanden kümmern. Er war beliebig und vor allem einfach ersetzbar gewesen – in diesem Sinne perfekt, aber leider unschuldig… Flamingo wusste genau, dass Mihawk das nicht gewollt hätte, aber man musste Opfer bringen für ein größeres Ziel und so lief es nun mal ab, wenn die großen Tiere im Untergrund Gefechte austrugen, die kleinen Fische mussten leiden. Er selber störte sich nicht sonderlich daran; nur weil sein alter Freund und Kollege brav geworden war, hieß das ja noch lange nicht, dass er selber kein Krimineller mehr war. Und die Tatsache, einen ehemaligen Kollegen rauszuboxen und nebenbei die Organisation zu stärken, waren für ihn Grund genug, dass ein alter, dummerweise unschuldiger Mann dabei drauf ging. "Sie würde diesen Grund garantiert nicht als gerechtfertigt anerkennen. Vor allem, wenn man bedenkt, dass ihr Großvater mit der Sache überhaupt nichts zu tun hatte." Flamingo verdrehte schon fast in einer genervten Geste die Augen. Er wusste, dass Mihawk seine Gedanken nicht gehört haben konnte und er nur auf die Unabhängigkeit der beiden Verbrechen anspielte. "Nu' hör mal wieder auf, die Moralapostel zu spielen. Der alte Sack hat eh auf unserer Liste gestanden und wir hätten ihn früher oder später sowieso aus dem Weg geschafft – spätestens bei der nächsten größeren Summe, die er unterschlagen hätte und dann hätte dem Mädchen niemand mehr geholfen." Das stimmte wirklich und seinen Nachfolger hätten sie früher oder später auch ermordet, so wie sie es schon mit seinem Vorgänger getan hatten. "Ja, ich weiß, ihr wollt nur das Beste für alle." Flamingo nickte. "Schön, dass du das so siehst. Aber das Wichtigste ist doch wohl im Moment, dass wir auch das Beste für dich wollen und du noch einmal in diesen Raum gehst und danach ungehindert mit mir im Casino einen Trinken gehen kannst – als freigesprochener Mann!" Er deutete auf die Tür, die in den Verhandlungssaal führte. "Ich soll mit dir einen Trinken gehen und ein Casino besuchen?", fragte Mihawk ungläubig, in der festen Annahme, sich verhört zu haben. "Du sollst mit mir ein bisschen Black Jack spielen und mir 'nen Tipp beim Roulette geben." "Is' nich' dein Ernst, oder?" Flamingo lehnte sich wieder an die Wand. "Überleg 's dir, wenn du dem Ausgang des Verfahrens lauschst. Und jetzt beeil dich, die Tür ist schon zu! – Das ist wie in der Schule, klein Mihawk war immer der Letzte auf dem Flur, der pünktlich zehn Minuten nach Unterrichtsbeginn an der Tür geklopft hat." "Ach, sei doch still!", rief Mihawk ihm verärgert zu, während er schon zur schweren Holztür rannte und so unauffällig wie möglich hindurchschlüpfte… [~same time – on the road~] Ruffy marschierte munter vornweg. Lysop keuchte hinter ihm, hielt aber wie ein treuer Hund Schritt. Der Rest der Gruppe, zu dem Corsa und Vivi mittlerweile wieder dazu gestoßen waren, trottete ihnen in ihrem eigenen Tempo hinterher. Alle paar hundert Meter machte Ruffy eine Pause, weil aus Lysops Keuchen ein ersticktes Japsen wurde und die anderen wieder aufholen konnten. [half an hour later – court of law~] Zorro streckte sich zufrieden und ausgiebig, ehe er seine Hände an Sanjis Rollstuhl legte. "Hach, bin ich froh, dass die Sache endlich vorbei ist!" Der Blonde nickte, wirkte aber trotzdem etwas niedergeschlagen. Zorro, der allerdings nur seinen Hinterkopf sah, sprach einfach weiter. "Das war aber schon eine Überraschung, als das Mädchen dann aufgetaucht war. Möchte mal wissen, wo Lucci-san die aufgetrieben hat! … Naja, eigentlich ist es auch egal, Hauptsache, wir müssen diesen Raum so schnell nicht wieder betreten!" Als Sanji diesmal gar nicht reagierte, nicht einmal nickte, wurde Zorro doch aufmerksam. "Hey, was is' los? Freust du dich denn nicht?" "Doch, doch! Natürlich", antwortete der Kleinere hastig. "Es ist nur… ich war euch gar keine Hilfe…" Trübsaal blasend ließ er seinen Kopf hängen. "Ach, was!", rief Zorro fröhlich. "Das ist doch egal; wenigstens bist du mal wieder rausgekommen. Das ist doch auch schon was." Der Grünhaarige schob Sanji und Rollstuhl eine Weile schweigend durch den Gang, bis sie hinaus ins Freie kamen. "Und? Was machen wir als erstes?", fragte der Grünhaarige, als ihnen die Sonne auf die Haut schien und eine angenehm warme Brise sie an der frischen Luft begrüßte. [~same time – courtroom~] Mihawk war als nahezu Einziger im Verhandlungsraum zurückgeblieben. Der Richter und seine Helferchen waren alle schon wieder hinter der Tür verschwunden, aus der sie auch alle gekommen waren. Von der Staatsanwaltschaft war nur noch ein kleiner Lakai übrig geblieben, der ein paar Akten zusammenraffte. Lucci war mit seiner Taube verschwunden, die Lehrer hatten zusammen mit den Gästen, die der Anhörung gelauscht hatten, den Saal verlassen und Zorro und Sanji waren sowieso die ersten gewesen, die aus dem Raum geflüchtet waren. Der Schwarzhaarige seufzte, gähnte einmal und beschloss dann, sich zu erheben und ebenfalls Richtung Tür zu marschieren. Er streckte sich kurz, nachdem er vom Stuhl aufgestanden war und unterdrückte ein weiteres Gähnen. Er kratzte sich müde am Hinterkopf, dann setzte er sich in Bewegung. Er schritt durch die offen stehende Tür und schaute sich kurz nach beiden Seiten um, ehe sein Blick den Gang entlang wanderte. Er war wie leer gefegt. Nur ganz am Ende stand eine Person, die mit dem Rücken an der Eingangstür lehnte und zu ihm blickte. Die Arme waren vor der Brust verschränkt. Der andere löste eine seiner Hände aus dieser Haltung und winkelte den Arm im rechten Winkel an und deutete mit dem Daumen von seinem Körper weg. Mihawk folgte der Geste und richtete seinen Blick nach links. Ein Gang, der in der Mitte des Ganges abzweigte, in dem sie sich gerade befanden, war offensichtlich das, worauf der andere angespielt hatte. Mit dem ersten Schritt, den Mihawk auf diesen zweiten Gang zu machte, stieß der Blonde sich von der Tür ab und kam ihm entgegen. Als sie sich gegenüberstanden und bevor sie den anderen Gang betraten, blieben sie noch einmal stehen. "Du siehst gelangweilt aus", stellte Flamingo fest und grinste. Mihawk gähnte ein weiteres Mal. "Bin ich auch. Es war sterbenslangweilig da drin. Und ich durfte nich' mal was sagen. Die Verhandlung war zu Ende, bevor ich überhaupt aussagen konnte – hat sich aber trotzdem ewig hingezogen. Ich wär' fast eingeschlafen." "Zeit, dass du wieder munter wirst!", versicherte der Blonde und machte den ersten Schritt in den Gang hinein und Mihawk folgte ihm. mikan... kleine Bemerkung am Rande… Steckbriefe wurden aktualisiert. Grüße, Milli. п6. Kapitel – Crêpe, Popcorn, Eis und… [~2005-05-19 – Thursday~] Zorro war mit Sanji draußen vor der Tür des Gerichtshofes stehen geblieben und wartete auf eine Antwort. Wenn es nach ihm ging, war es egal, was sie machten, er wollte nur nicht schon wieder in irgendein Gebäude gehen, egal ob Gerichtshof oder Krankenhaus, von beidem hatte er genug – und Sanji ging es da bestimmt ähnlich. "Machen? Was meinst du damit?", fragte der Blonde verwirrt und verrenkte sich den Hals um nach hinten und zu Zorro aufzuschauen. Der Grünhaarige, der seinen Blick in die Landschaft vor dem Gericht gerichtet hatte, schaute nach unten. "Dass wir was unternehmen, jetzt wo wir schon die Chance dazu haben. Wir können in den Park gehen und einen Crêpe essen, die sollen da echt gut sein!" "Hast du Crêpes schon mal selbst gemacht?" Zorro ließ den Rollstuhl so sanft wie möglich die Stufen herunterrumpeln. "Nein, aber das war doch keine ernst gemeinte Frage, oder?" Sanji lachte. "Hast Recht, ich wollt' auch viel mehr andeuten, dass wir das mal machen müssen." "Aber ist das nicht furchtbar schwierig? Und wo bekommen wir diese Platte her und den Stab, mit dem man den Teig glatt streicht?" "Du Dummkopf, das braucht man doch gar nicht. Eine Pfanne und ein Löffel tun 's auch. Und es ist nicht einmal halb so schwierig wie Okonomiyaki." "Okonomiyaki ist lecker! Das können wir sicher auch mal machen, oder?" "Ja, sicher." Zorro hatte Sanji die Straße entlang geschoben und sie waren vor dem Park angekommen, wo sich einige Stände aneinander reihten. Zorro hielt am dritten an. "Bis wir aber in der Schule und in der Küche sind, müssen wir wohl mit gekauften Crêpes vorlieb nehmen." Zorro ließ den Rollstuhl los und trat an den Stand heran. "Was möchtest du auf deinem Crêpe haben? Nussnougatcreme, Zucker?" "Ich nehm' Zimt und Zucker." Keine drei Minuten später hatte Sanji zwei Crêpes in der Hand und wartete darauf, dass Zorro ihn zu einer Bank geschoben hatte, auf die er sich setzen konnte, damit sie gemeinsam essen konnte. "Was hast du genommen?", fragte Sanji und biss von seinem Teigfladen ab. "Schokocreme natürlich", antwortete Zorro und saugte an der Spitze des Crêpes, damit nicht die ganze Creme, die sich in dem warmen Teig verflüssigt hatte, weglaufen konnte. "Darf ich mal kosten?" "Klar, wenn ich auch mal von deinem abbeißen kann…" Der Grünhaarige hielt Sanji seinen Crêpe hin, der eine Ecke abbiss. "Hmm, ich mag Schokocreme." Der Blonde leckte sich über die Lippen und lehnte sich wieder zurück. "Warum hast du dir nicht auch einen mit Schokocreme bestellt?" "Weil ich Zimt und Zucker mindestens genauso gut finde." Er hielt Zorro seinen Zimt-Crêpe hin, damit dieser sich selbst von dem einzigartigen Geschmack überzeugen konnte. "Stimmt, ist auch nicht schlecht." Es dauerte nicht lange und sie waren so gut wie fertig mit ihrer kleinen Zwischenmahlzeit. "Was machen wir als nächstes? Wir könnten ins Kino gehen. Es kommt ein Film über Piraten!" "Du meinst 'Fluch der Karibik'? Der soll wirklich gut sein!" Zorro erhob sich, warf das Papier und die Servierte in den Mülleimer und trat hinter Sanji, um ihn weiter zu schieben. Der Blonde war noch nicht ganz fertig mit essen, schaffte den Rest aber auf dem Weg zum Kino. Mit einer großen Portion Popcorn bewaffnet wurden sie in Kino zwei geschickt – das im mittleren Raum der insgesamt drei Räumen untergebracht war. Viele Besucher war um diese Zeit nicht da und Zorro wunderte sich ein bisschen, ob es sich für das Kino über lohnte, geöffnet zu haben. Der Grünhaarige schob Sanjis Rollstuhl in die Ecke, sodass sich niemand daran stört und half dem Blonden, aufzustehen, wurde allerdings gestoppt, als er den anderen auf den Arm nehmen wollte. "Ich kann selber laufen", erklärte Sanji und machte vorsichtig einen Schritt auf die Stufen zu, die hoch zu den Platzreihen führten. Zorro blieb dicht hinter ihm. "Meinst du wirklich?", fragte er, als Sanji die ersten zwei Stufen hinter sich gebracht hatte und kurz ins Straucheln kam. Sanji zögerte, bevor er antwortete: "Eine Stufe schaff ich noch!" Der Blonde lehnte sich leicht gegen Zorro, damit er nicht umfallen konnte, als er die dritte Stufe nahm, dann ließ er sich die Popcornpackung in die Hand drücken und auf den Arm nehmen. "Wir sitzen in der vorvorletzten Reihe", erklärte Zorro und ließ Sanji schließlich auf seinen Sitz hinab. Die Decke, die er sich über die Schulter gehangen hatte, als Sanji aufgestanden war, legte er ihm wieder über die Beine. "Wir haben nichts zu trinken. Soll ich noch schnell was holen? Wäre bestimmt nicht gut, wenn du nicht genug trinkst." Sanji zog eine Schnute. "Ich hab' aber gar keinen Durst." "Musst du ja nicht, aber den bekommst vielleicht noch, wenn du Popcorn isst." "Wir können doch danach was kaufen. Der Film fängt bestimmt jeden Moment an." Der Blonde hatte Recht mit seinen Worten, denn Zorro konnte nicht mehr antworten, ehe die Vorhänge aufgezogen wurden und der Film startete. Das war wohl perfektes Timing gewesen, die Werbung hatten sie verpasst, schade war es nur um die Filmvorschau, die sie nun auch nicht mehr sehen würden. Über die erste Szene konnte auch Sanji noch lachen und vom Popcorn kosten schaffte er auch noch, ehe er bereits nach rund zwölf Minuten des Films einschlummerte. In Anbetracht dessen war es wieder gut, dass der Film gleich gestartet hatte, so hatte der Blonde wenigstens ein paar Minuten mitbekommen – immerhin besser als gar nichts. Doch den Film würden sie definitiv noch mal sehen müssen, am besten mit den anderen zusammen, denn das Lachen alleine machte Zorro nicht so viel Spaß und bald fand er schon mehr gefallen daran, Sanji beim Schlafen zu beobachten, als die Handlung des Films zu verfolgen… [~same time – in front of the court~] Die kleine Truppe hatte es endlich geschafft, die Stadt zu erreichen und das Schild passiert, das diese ankündigte. Von dort brauchten sie nur noch etwa zehn Minuten, um zum Gerichtshof zu kommen, wenn sie quer durch den Park marschierten, Abstand von den Verkaufsständen nahmen und dafür durch die Gebüsche sprangen. Mit ein paar Blättern im Haar tauchten sie wieder aus der Wildnis auf und erblickten das Gerichtsgebäude auf der anderen Straßenseite. Auf der Treppe, die zur Eingangstür führte erkannten sie auch ein paar Gestalten, die ihnen beim Näher kommen immer bekannter vorkamen. "Hey, Smoky!", rief Ace erfreut und kam auf die Lehrergruppe zugehüpft, die oben auf der Treppe am Geländer stand und sich offensichtlich langweilte. Smoker stützte sich mit den Unterarmen am Geländer ab und schaute rauchend und in Gedanken versunken in die Ferne, während Crocodile mit dem Rücken am Geländer lehnte und in die andere Richtung starrte. Offensichtlich hatte er sich eine Zigarre von Smoker geliehen, denn er blies ebenfalls grauen Qualm in die Luft. Kuro hingegen sprang die Stufen der Treppe auf und ab, von links nach rechts und beinahe übers Geländer, auf der Jagd nach einem gelben Schmetterling. Der Weißhaarige, der von Ace angesprochen worden war, drehte sich überrascht um, um sich dann um hundertachtzig Grad um die eigene Achse zu drehen und Reißaus zu nehmen. Ace stoppte ihn am Eingangsportal, wo sie beide gegen die schwere Eichentür prallten und Smoker anschließend sitzend versuchte, sich des Nervenbündels zu entledigen, das sich an ihn klammerte. Der Rest der Gruppe, der endlich den Weg vom Internat zur Stadt bewältigt hatte, blieb vor Crocodile stehen – froh darüber, stehen bleiben zu können – und wandte sich auch gleich an diesen, da Kuro im Moment wenig zurechnungsfähig schien. Der Schwarzhaarige nahm sich die Zigarre aus dem Mund, weil er mit den Dingern nicht einmal halb so gut sprechen konnte wie Smoker und fragte überrascht: "Was wollt ihr denn hier?" "Wir wollen wissen, wie es ausgegangen ist, natürlich!", trompetete Ruffy. "Und zu Zorro und Sanji!" "Die sind weg", miaute Kuro und sprang im nächsten Moment dem Schmetterling wirklich übers Geländer hinterher. Weil das eine recht normale Aktion des hyperaktiven Katers war, wurde er größtenteils ignoriert… "Wie, weg? Wohin?" Crocodile zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung…" Ruffy ließ Kopf und Schultern hängen. "Na super, da haben wir uns extra auf den Weg gemacht und dann sind sie einfach weg!" "Aber wo können sie denn hin sein?", fragte Nami und trat neben Ruffy. "Wie schon gesagt", meinte Croco, "wir haben keine Ahnung. Keiner hat gesehen, dass sie gegangen sind, weder Sanji noch Zorro. Und Mihawk hat sich auch vom Acker gemacht. Wir wissen nur, was das letzte Mal passiert ist, als sie verschwunden sind…" [~same time – in the cinema~] Der Abspann flimmerte über den Bildschirm und Zorro blieb so lange sitzen, bis die Leinwand komplett schwarz wurde und auch schwarz blieb, in der Hoffnung, dass Sanji von alleine wieder wach werden würde und er ihn nicht zu wecken brauchte. Dem war nicht so und so entschied der Grünhaarige sich, ihn vorsichtig auf den Arm zu nehmen und die Treppe herunter zu tragen. Auf halbem Wege öffnete der Blonde verschlafen die Augen und wunderte sich über das Schaukeln, ehe er zu Zorro aufschaute. "Was ist los? Was machst du?", wollte er verwirrt wissen und schaute sich etwas desorientiert um. "Wir waren im Kino, schon vergessen?", fragte Zorro. "Du bist gleich nach den ersten paar Minuten eingeschlafen und bis zum Schluss nicht aufgewacht, aber wir müssen jetzt gehen und weil ich dich nicht wecken wollte, wollte ich dich einfach in deinen Rollstuhl setzten." Er ließ Sanji vorsichtig runter und der ließ sich auf die Sitzfläche seines fahrbaren Untersatzes sinken. "Danke", nuschelte er immer noch etwas verschlafen und fuhr sich über die Augen. Zorro setzte sich und ihn in Bewegung. "Musst du noch auf die Toilette oder willst du noch was zu trinken haben?" "Auf die Toilette muss ich nicht, aber etwas zu trinken wäre nicht schlecht", murmelte der Kleinere. Erst nach ein paar Schlucken Mineralwasser und ein paar Atemzügen frischer Luft, die sie mittlerweile wieder umgab, wurde Sanji wieder richtig wach. "Was machen wir als nächstes?", fragte er erstaunlich munter und ließ sich von Zorro durch die Straßen schieben. "Wir wäre es, wenn wir in den Park gehen", schlug der Größere vor und wechselte auch sogleich die Richtung. "Wir könnten Eis essen gehen! Ich hätte Lust auf eine große Portion Vanille- und Mango-Eis." "Mango?", Sanji verzog wenig begeistert das Gesicht. "Ich möchte Pistazie und Waldmeister." "Wie du meinst", meinte Zorro und klang dabei auch nicht gerade außerordentlich entzückt, was die Wahl des Blonden betraf. Sanji hatte wieder beide Eistüten zu halten, solange, bis Zorro ein schönes Plätzchen für sie gefunden hatte. Die Waffel von Zorro hielt er dabei besonders weit von sich, während er immer wieder versuchte, heimlich an seinen Eiskugeln zu lecken. "Da vorne!", rief Zorro und Sanji zog seine Zunge erschrocken wieder zurück. Sein Blick folgte dem ausgestreckten Arm des Grünhaarigen, der auf eine Wiese deutete, die sachte abfiel und in einen sandigen Untergrund überging, der in einen See mündete. Zorro bugsieren den Rollstuhl die halbe Strecke über das Gras und hinterließ eine eindeutige Reifenspur auf dem Grün, bis er sich entschloss, Sanji einfach hochzunehmen und zum See zu tragen. Das war insgesamt leichter und ging auch wesentlich schneller und Sanji hatte sich auch bereits einigermaßen daran gewöhnt, von Zorro getragen zu werden und reagierte nicht ganz so erschrocken, wie noch im Kino. "Ja, hier ist es schön", pflichtete er dem Grünhaarigen bei, als sie nebeneinander saßen und auf den See schauten. Zorro nickte. "Und es sind auch gar nicht so viele Leute hier, wie man erwarten würde. Is' ganz ruhig." Er nahm Sanji sein Eis ab und leckte das bereits Geschmolzene von der Waffel, bevor es an der Waffelspitze ankommen und heruntertropfen konnte. Sanji war mit Ähnlichem beschäftigt, allerdings hatte er es nicht ganz so eilig, da er ja auf ihrer Tour durch den Park bereits genascht hatte. [~same time – gambling house~] Sie waren dem Gang gefolgt und hatten durch eine Seitentür das Gerichtsgebäude verlassen. Es stand nicht etwa ein Wagen vor der Tür bereit, der sie abholte, um sie in ein Casino zu fahre, in das Flamingo den Schwarzhaarigen schleppen wollte. Viel mehr liefen sie eine gute Viertelstunde, um dann in einer heruntergekommen Spelunke zu verschwinden. Der Wirt, der mit einem Handtuch ein Glas polierte – also das machte, was jeder Wirt immer machte – schaute kurz auf, als die zwei Gestalten seine Herberge betraten, schenkte ihnen aber nicht weiter Beachtung, als sie an dem Tresen vorbeigingen und auf eine Tür zusteuerten, die in einen Flur führte, der aus Betonwänden, einem Betonboden und einer Betondecke bestand. Diese Tür hatte ihn nicht zu interessieren. Sie war nur an sein Haus gelegt worden, um sie unscheinbarer wirken zu lassen und er bekam eine Abfindung, damit er sie und die Leute, die sie passierten, duldete und die Klappe hielt. Flamingo hatte Mihawk weiter geführt und an zwei Wachtposten vorbeigelotst, die eine bereits prunkvollere Tür bewachten. Der Raum dahinter war das komplette Gegenteil von dem heruntergekommen Gasthaus, durch das sie hergekommen waren. Der Boden war mit rotem Teppich ausgelegt worden, Marmorsäulen stützten die hohe Decke und die verschiedenen Spieltische und Glücksautomaten waren auf Hochglanz poliert. An jeder Ecke stand eine hübsche Dame oder ein junger Mann, der einem die Wünsche von den Augen ablas und für Getränkenachschub sorgte. Alle Angestellten waren mit makellosen Uniformen ausgestattet, die nicht eine Falte an der falschen Stelle aufwiesen. Sogleich nachdem sie den Raum – oder eher Saal – betreten hatte, kam auch eine dieser Damen auf sie zu. Flamingo hatte für sich und Mihawk etwas zu Trinken bestellt und ihn dann mit dem Glas zum "Black Jack-Tisch" gewunken, wo sie jetzt saßen. "Willst du was setzen?", fragte der Blonde und legte für sich schon mal ein paar Chips auf den Tisch. Doch Mihawk schüttelte den Kopf. "Lass mal. Black Jack is' nicht so mein Ding. Ich kann immer nicht widerstehen, zu zählen – und wir wollen ja keinen Ärger kriegen." Flamingo grinste. "Du glaubst doch nicht wirklich, dass dich auch nur ein einziger Sicherheitsmann ansprechen wird, wenn du in meiner Gegenwart bist, oder?" "Da dürftest du wohl recht haben, trotzdem Danke, ich schau' lieber zu." "Wie du meinst…" Flamingo ließ sich Karten geben, konzentrierte sich aber nicht sonderlich auf das Spiel. Er nickte hin und wieder, um zu bedeuten, dass er noch eine Karte wollte oder hob die Hand, um eine neue Karte abzulehnen und setzte immer wieder neuen Einsatz. "Gibt es etwas anderes, was dir mehr Spaß machen würde? Roulett, Würfeln, Pokern?" "Zum Poker hab' ich weniger Lust, aber am Rouletttisch und beim Würfeln können wir später ruhig vorbeischauen." Flamingo nickte und nippte an seinem Getränk. Mihawk tat es ihm gleich, stellte das Glas jedoch gleich wieder ab, während der Blonde es in der Hand behielt. "Warum bist du mit mir hier her gekommen? Doch sicher nicht, weil du sonst niemanden gefunden hast, der mit dir zocken würde, oder?", fragte Mihawk unvermittelt, allerdings ohne ihn direkt anzuschauen. Auch Flamingo ließ den Blick auf die Karten gerichtet. "Nein, sicher nicht. Aber ich denke, das war klar. Ich wollte den Abend nutzen, um noch einige Angelegenheiten zu klären und Nachrichten der Shichibukai zu überbringen. Aber warum sollten wir dabei nicht ein bisschen Spaß haben? Es ist ja jetzt alles erledigt und wir können uns zurücklehnen." "Wenn alles erledigt wäre, wären wir jetzt wohl kaum hier", bemerkte Mihawk. Flamingo seufzte. "Hach ja… Aber das Bisschen, das noch zu klären bleibt, schaffen wir auch noch und ich kann dir so viel verraten: Es ist nur Erfreuliches." "Das beruhigt mich dann doch ein bisschen", gestand der Schwarzhaarige und lehnte sich zurück. "Ich hatte schon befürchtet, ich soll noch einen Kurierdienst übernehmen." Flamingo lachte. "Das übernehmen normalerweise immer noch irgendwelche Neulinge. Dein Auftritt war eine absolute Ausnahme, sowohl daher, dass jemand von deinem Rang solch einen Auftrag übernimmt, als auch daher, dass du etwas für uns erledigst. Die Zeiten sind wohl ein für alle mal vorbei." Mihawk nickte. Sie schwiegen eine Weile, Flamingo konzentrierte sich etwas mehr auf das Spiel und auf die Karten, die gelegt worden, bis er schließlich fragte: "Wie geht's dem Kleinen?" "Welchem Kleinen?" "Der Blonde, wegen dem wir den ganzen Zirkus hier veranstaltet haben." "Ach, Sanji. Gut soweit." "Freut mich. Ich hatte ihn im Krankenhaus mal besucht – Zorro wegen. Ich glaub', ich hab' keinen so guten Eindruck bei ihm hinterlassen." "Keine Ahnung. Hab' nich' viel mit Sanji gesprochen. Hängt die ganze Zeit bei Zorro rum. – Und für den bin ich Luft, seitdem Sanji wieder wach ist und wir nicht mehr gemeinsam in 'ner Zelle festsitzen." "Och, du Ärmster. Für diesen Tölpel hast du alles hingeschmissen und jetzt lässt er dich Links liegen." "So kann's gehen", seufzte Mihawk und nahm einen Schluck aus seinem Glas. "Aber Zorro war einfach nicht der Richtige. So schnell, wie diese Liebe entbrannt ist, war sie auch wieder erloschen." Flamingo schüttelte den Kopf. "Na super, für eine kleine Affäre verlieren wir einen unserer besten Kämpfer. Du hattest nichts weiter als dumme jugendliche Flausen im Kopf und wir haben dich einfach so ziehen lassen, nachdem wir dir so viel ermöglicht haben. Aus der Gosse haben wir dich geholt, deine Mutter beschützt und deine Familie abgeschüttelt." "Jaja, blabla", meinte Mihawk und machte ein entsprechende Handbewegung. "Dafür bin ich euch ja auch sehr dankbar, aber ich finde, ich hab' mich oft genug erkenntlich gezeigt. Hab' ich auch nur ein mal gemurrt, als ihr mir einen Auftrag aufgedrückt hat, der am Arsch der Welt war? Wo man nur zu Fuß hinkam, wenn man nicht von einem Taxifahrer gesehen werden wollte und es geregnet hat, das man versucht war, eine zweite Arche zu bauen?" "Ja, hast du." "…Aber gemacht hab' ich's trotzdem!" "Ja, hast du. Aber es ist allgemein bekannt, dass auf diesem Gebiet, auf dem wir arbeiten, immer Dreck anfällt und der muss nun mal weggemacht werden. – Und normalerweise verpflichtet man sich bei uns auch auf Lebenszeit", gab der Blonde zu bedenken. Er setzte mittlerweile keine Einsätzte mehr und schenkte seine Aufmerksamkeit ihrem Gespräch. "Hab' nie einen Vertrag unterschrieben. Und außerdem sind die meisten eh nicht länger als ein paar Jahre dabei, da gehörte ich mit meinen sieben Jahren Mitgliedschaft schon zum Alteisen." "Für einen Handlanger, der die Drecksarbeit macht", stimmte Flamingo zu, "aber sobald man in der oberen Riege aufgenommen ist, erhöht sich die Lebensdauer um etliche Jahre. Mal ehrlich, bei welchem Auftrag soll man denn noch umkommen, wenn man sich als gut genug für diese Position erwiesen hat? Als einer der oberen Sieben geht es nur noch um die geistige Fitness. Macht der Körper irgendwann nicht mehr mit, kann man trotzdem noch seine Karten ausspielen. Man wird erst 'entlassen', wenn man senil ist – oder die anderen Sechs gegen sich aufbringt. – Die Hälfte hattest du übrigens gegen dich." "Sind die alle noch dabei?" "Gab' keinen Wechsel in der Führungsriege; wir sind halt nur noch zu sechst, aber ansonsten… Wir haben nur ein kleines Problem bei den Abstimmungen. Bei jedem Unentschieden müssen wir erst tagelang diskutieren, bis eine Seite einen der anderen Seite überzeugen konnte. Das ist echt nervig." Mihawk zuckte mit den Schultern. "Schafft euch 'nen siebten Mann an", schlug er vor und schlürfte an seinem Getränk. "Haha, Spaßvogel. Hast du jemand bestimmtes im Sinn? Wir könnten 'nen Vorschlag gut gebrauchen, denn hätten wir einen geeigneten Kandidaten, hätte ich dir vor 'n paar Tagen schlecht Yoru bringen können." Der Schwarzhaarige zog eine Schnute. Auch wenn er es nicht offen zugeben wollte, dass sein geliebtes Schwert einen neuen Besitzer bekommen sollte, sobald ein Nachfolger gefunden wurde, passte ihm gar nicht. Aber das war nicht Grund genug, zur Organisation zurück zu kehren – auch wenn er das vertraute Gewicht des Riesen vermisste. "Schaut euch doch mal im Ausland um. Hab' gehört, die russische und die chinesische Mafia sollen ganz gute Männer haben. Aus den Länder bekommt ihr vielleicht einen raus, der keinen Bock mehr auf Borschtsch oder Pekingente hat…" "Klar haben die gute Leute, aber das ist nicht wie mit den paar Kolumbianern, die wir bei dir einschüchtern mussten. Die Chinesen würden sich das nicht gefallen lassen. Außerdem hat die japanische Mafia im Moment kein besonders gutes Verhältnis mit denen. Wir wollen uns da nicht einmischen, die Fronten verhärten und womöglich ins Kreuzfeuer geraten. Und bei den Russen ist es ähnlich; zu großer Komplex, der hinter der einzelnen Person steht und der diese Person sicherlich nicht verlieren will, wenn sie unseren Ansprüchen genügt." "Selber Schuld, wenn ihr so wählerisch seid. Nehmt 'n kleineren Fisch und kein Hahn kräht danach." "Dann könnten wir auch gleich 'nen Japaner nehmen." Mihawk nickte. "Eben. Und schon ist das Problem gelöst." Flamingo hingegen schüttelte den Kopf. "Man, du hast echt kein Interesse mehr. So abwegig wie deine Vorschläge sind, vermute ich fast, du würdest lieber über etwas anderes reden. – Schönes Wetter heute, nicht?" "Ich würde es vorziehen, statt über das Wetter über das Erfreuliche zu reden." "Ich seh' schon, du hast keine Lust auf ein seichtes Pläuschchen." Er holte einen Umschlag aus der Innentasche seiner Federjacke hervor, den er Mihawk zuwarf. "Ich ziehe es vor, das Geschäftliche erledigt zu haben, bevor ich mich entspanne", erklärte der Schwarzhaarige und drehte den Brief zwischen seinen Fingern. Er warf dem Blonden einen fragenden Blick zu, ehe er das ordentlich verklebte und versiegelte Kuvert aufpulte. Zum Vorschein kamen weitere Umschläge, die mit Namen versehen waren. Auf einem stand sein eigener Name, auf einem anderen der von Zorro, einer war für Sanji, einer für Goldy und einer für Smoker. "Was ist da drin?" "Ein Dankeschön von der Organisation. Mir wurde aufgetragen, dass ich mich im Namen der Shichibukai noch einmal ausdrücklich bedanken soll. Ich denke, ich muss nicht erwähnen, was mit diesen Geschenken einhergeht?" "Absolute Verschwiegenheit, geht schon klar", versicherte Mihawk. "Is' nur 'n Check drin oder was Bestimmtes?" "Die beiden Turteltauben und dein Lehrer bekommen was Abbezahltes und das Internat eine größere Geldsumme." "Er ist nicht mein Lehrer", korrigierte der Kleinere. "Ich studiere bereits." "Dann eben Professor." Mihawk, der gerade dabei war, drei der Umschläge wegzustecken, musste unwillkürlich lachen. "Professor?!", prustete er. "Smoker? Wie kommst du denn da drauf? Ich würd' ihn ja nich' ma' für 'nen Lehrer halten, wenn ich es nicht wüsste." "Man sollte nie nach dem Äußeren gehen", gab Flamingo bloß zurück und schlürfte scheinbar beleidigt an seinem Getränk. "Gerade du solltest das wissen. Oder erinnerst du dich nicht mehr darin, wie schwer es für dich halbe Portion damals war, den Respekt der anderen zu erlangen?" "Oh, erinnere mich nicht daran. Nur, weil sie mir von der Größe her hätten auf den Kopf spucken können, war das keine Rechtfertigung, mich herumzuschubsen, wie es ihnen gefiel. Hättet ihr mir nich' gleich einen ordentlichen Auftrag geben können und das Thema wäre erledigt gewesen? Keiner hätte es auch nur im Entferntesten mehr gewagt, mich auch nur schräg anzugucken! Aber nein, ich musste ja Schritt für Schritt das Geschäft kennen lernen…" "So sehr kann dir das bisschen Schikane nicht zugesetzt haben. Dein Mundwerk war damals lose wie nie zuvor", stichelte Flamingo. "Du hast keinen Hehl daraus gemacht, was du von unserer Eingewöhnungsphase hieltest. Das hat es ja so reizvoll gemacht, dir trotz deiner Fähigkeiten nur die kleinen Aufträge zuzuschieben. Es gab sogar Wetten, ob du abwartest oder aussteigst und zu den Kolumbianern gehst oder ob wir dich Kurierdienst machen lassen oder als Wachposten einsetzten." Mihawk seufzte. "Und das, obwohl ihr damals auch nur zu sechst wart. Muss ja echt lustig gewesen sein, 'nen kleinen Jungen zu ärgern, wenn ihr die Verzögerung in Kauf genommen habt, nur um euch über mich lustig zu machen." "Wir haben es sieben Jahre ausgehalten, da konnten wir es die paar Monate auch noch verkraften. Und es war wirklich eine willkommene Abwechslung, einen dreizehnjährigen Knirps zum Narren zu halten." "Ja, unheimlich lustig." Mihawk zeigte ein gespieltes Grinsen, ohne sich sonderlich Mühe zu geben, dass sein Gegenüber die Falschheit nicht bemerkte. "Die Hälfte der Leute, die mich verarscht haben, hätte ich mit verbundenen Augen noch umbringen können. Und als ich dann plötzlich einen höheren Rang inne hatte als sie, kamen sie arschleckend wieder an, als wäre dieses Verhöhnen nie geschehen." "Tja, so läuft das halt: Nach oben buckeln, nach unten treten(1). Aber was hattest du auch anderes erwatet? Du warst vierzehn. Du hättest dich doch selbst nicht ernst genommen, wenn du an unserer oder ihrer Stelle gewesen wärst. Du warst zwar gut, aber ohne einen Namen bedeutet das gar nichts." "Ja, das war etwas, das ich schnell gelernt hatte…" …"Hey, Kleiner! Komm mal rüber!" Ein Junge mit schwarzen kurzen Haaren, der gerade erst das Teenageralter erreicht hatte, drehte den Kopf, um sich nach demjenigen umzuschauen, der nach ihm gerufen hatte. "Nenn mich nicht Kleiner", erwiderte er, als sein Blick auf einen anderen Jungen fiel, der bald nicht mehr im Teenageralter sein würde. "Mein Name ist Mihawk." Der Kerl lachte nur und kam auf den Jungen zu. "Schon klar, Kleiner. Zeig lieber her, was du dabei hast." Der Größere packte Mihawk am Arm und drehte ihn zu sich um, um dessen Jacke zu öffnen. Doch Mihawk riss sich los und brachte einen Schritt Abstand zwischen sich und dem anderen. "Tut mir Leid, Trottel, aber du kommst du spät – ausverkauft. Komm Morgen wieder." "Werd' nich' frech, du Wichser! Wenn du keinen Stoff mehr hast, dann rück das Geld raus!" Er packte Mihawk an beiden Seiten seiner Jacke und zog ihn zu sich heran, sodass sein Gesicht direkt vor Mihawks war und er dessen Atem auf seiner Nase spüren konnte – der Kerl hatte sich am Morgen eindeutig nicht die Zähne geputzt. Der Schwarzhaarige hob die Hände und packte die Handgelenke des anderen. "Flossen weg, Arschgesicht!" Er riss die fremden Hände von seiner Jacke und trat dem Kerl gegen das Schienbein. "Ouh! Du Missgeburt! Was fällt dir ein?!" Er schlug nach Mihawk, während er sich mit der anderen Hand das Schienbein rieb, doch der hatte es nicht schwer, auszuweichen und gleich noch einmal zuzutreten, diesmal gegen die Wade desselben Beines. "Na warte, du Bastard, dich mach ich fertig!" Der Kerl holte ein Messer hervor, doch Mihawk zeigte sich unbeeindruckt. "Tut mir Leid, dich korrigieren zu müssen, aber ich bin kein Bastard. Meine Eltern waren verheiratet, als sie mich zeugten." Der andere lachte trocken. "Mag sein, aber jetzt ist dein Alter über alle Berge und deine Hurenmutter sitzt mit dir alleine zu Hause – oder mit einem Freier!" Er versuchte erneut, den Jungen zu fassen zu bekommen. "Meine Mutter ist keine Hure", berichtigte Mihawk, während er erneut auswich und dabei nach dem Arm mit dem Messer griff. Er platzierte sich hinter dem anderen und drehte ihm den Arm auf den Rücken. Seine Bewegung war so schnell und sein Angriff so unvorhergesehen, dass der Kerl keine Gelegenheit hatte, zu reagieren, auch wenn er stark genug gewesen wäre, sich aus dem Griff zu befreien. Mihawk wusste, dass die Schnelligkeit seine einzige Chance war, sich gegen den Größeren zu behaupten und so zögerte er auch nicht und drückte den Arm weiter nach hinten und das Messer in den Rücken des anderen. Dieser schrie auf und befreite sich mit einer ruckartigen Bewegung aus Mihawks Griff, wobei das Messer zusätzlich zu der Stichwunde, eine mindestens drei Zentimeter lange und tiefe Schnittwunde hinterließ. "Du verdammte Missgeburt!", schrie der Kerl und drehte sich zu Mihawk um, der mit dem blutigen Messer in der Hand ausdruckslos zu ihm herüberschaute und unbekümmert beobachte, wie der andere sich verengte, um seine Hand auf seine Wunde zu pressen. "Das – das gibt Ärger, du Hurensohn! Darauf kannst du dich verlassen!", schrie er, nachdem er eine halbwegs schmerzfreie Haltung eingenommen hatte. Er schien allerdings nicht sonderlich erpicht darauf, selbst derjenige zu sein, der Mihawk diesen Ärger bescheren sollte. Schwer atmend stand er dem Jungen gegenüber; gekrümmt, um die Schmerzen zu minimieren, in seiner Würde verletzt und außer Stande, dem Kind eine Lektion zu erteilen und ihm beizubringen, mit welchem Respekt er mit ihm umzugehen hatte. Der Zorn über diese Demütigung war in seinem Gesicht zu lesen, aber gleichzeitig auch die Angst, diesem Kind alleine gegenüber zu stehen; diesen eiskalten Augen allein standhalten zu müssen. Mihawk konnte nicht sagen, ob es Angst, Dummheit oder Größenwahn und maßlose Überschätzung der eigenen Fähigkeiten war, was den Kerl wie angewurzelt vor ihm stehen bleiben ließ, doch er war sich sicher, dass sie bis zum Morgen so dagestanden hätten, hätte er nicht den ersten Schritt gemacht. Der Mann zuckte schon, als er nur den Arm bewegte und als sein eigenes, nach ihm geworfenes Messer ihn nur um haaresbreite verfehlte, drehte er sich um und rannte die Straße davon, so schnell es seine Verletzung zuließ… Mihawk schaute ihm nach, bis er außer Sichtweite war, dann ging er zu dem Messer, das gegen eine Hauswand geprallt und zu Boden gefallen war. Er hob es auf und begutachtete es. Die Spitze war abgebrochen, aber es hatte immer noch eine scharfe Klinge. Es war ein gewöhnliches Springmesser, die Klinge wurde durch Federkraft aus dem Griff geschleudert. Mihawk steckte es weg, ehe er sich auf den Weg machte, das eingenommene Geld abzuliefern… …"Man, wo hast du gesteckt?! Du hast die halbe Nacht vertrödelt! Sieh zu, dass du rein kommst und auspackst!" Der korpulente Mann mit dem Schnauzer und der rauchigen Stimme packte Mihawk an seiner Jacke und zog ihn über die Türschwelle. "Los, geh nach hinten", befahl der Mann und deutete auf eine verschlossene Tür gegenüber der, durch die er gerate eingetreten war. Er ließ den Alten mit der Halbglatze und den abgetragenen Anzug hinter sich und durchquerte den Raum. Der Türknauf war kalt, als er ihn anfasste. Der Raum, den er durch diese Tür betrat, war dafür aber angenehm beheizt. Mihawk schloss die Tür hinter sich behutsam und drehte sich zu dem langen, zerschrammten Holztisch um, der fast den ganzen Raum einnahm und von klapprigen, alten Stühlen umringt war. Zwei junge Männer saßen am Tisch, der eine tat so, als würde er eine Schusswaffe reinigen, und der andere drehte sich eine Zigarette. Mihawk kam auf den Tisch zu, zog seine Jacke aus und hing sie über die Lehne einer der Stühle. Ein dritter Mann, ein älterer mit nicht ganz so abgetragenem Anzug und etwas fülligerem Haar als der zuvor, war ebenfalls anwesend. Er hatte aufgeschaut, als das Zimmer betreten wurde und sich erhoben. "Pack das Ding weg!", fuhr er den Mann mit der Waffe an. Er wurde einige Sekunden angestarrt, dann gehorchte der andere, warf das Tuch, mit dem er geputzt hatte auf den Tisch und klemmte sich die Pistole zwischen Bauch und Hosenbund. Zufrieden mit dem Gehorsam, wandte der Mann sich an Mihawk. "Wo warst du, du Nichtsnutz?!" Er gab Mihawk einen Schlag auf den Hinterkopf und die beiden Männer grinsten sich an. "'s gab Ärger", erklärte Mihawk mit eingezogenem Kopf. "Was für Ärger?" "So 'n bobo(2) hat die Reviergrenzen nicht ganz ernst genommen." Mihawk bekam gleich noch einen Schlag. "Sprich japanisch! Wie oft noch!? – Was für'n Kerl?" "Keine Ahnung, er hat seinen Namen nicht gesagt!" "Werd' nich' frech, sonst verpass ich dir gleich noch eine! Und jetzt sieh zu, dass du auspackst und nach Hause kommst, ich will Feierabend machen. Ihr zwei auch, packt euren Scheiß zusammen und verschwindet endlich!" Die letzten Worte waren nicht mehr an Mihawk sondern an die anderen beiden im Raum gerichtet, die murrend ihren Kram zusammen suchten, sich dabei aber alle Zeit der Welt ließen. Mihawk holte eine Tüte unter seinem Pullover hervor und legte sie auf dem Tisch ab. Der Mann beäugte erst die Tüte einen Augenblick und dann Mihawk. "Is' das alles?", fragte er schließlich und als Mihawk nickte, beugte er sich zu ihm hinunter und tastete ihn einmal von unten bis oben ab. Mihawk ließ es geschehen und hob bereitwillig die Arme, um sich nicht verdächtig zu machen. Verstecktes Geld fand der Mann nicht, dafür aber das Messer. Er zog es hervor und hielt es Mihawk vor die Nase. "Was ist das?!" "'n Messer." Diesmal war es kein Schlag auf den Hinterkopf sondern einer mit dem Handrücken gegen seine Wange. Mihawk verlor durch die Wucht des Schlages das Gleichgewicht, landete aber nicht auf dem Boden sondern stolperte gegen den Stuhl, an dem er seine Jacke aufgehängt hatte und konnte sich noch rechtzeitig daran festhalten. "Das sehe ich auch, du Schwachkopf! Wo hast du es her?!" "Von dem Kerl, er hat's verloren." Der Mann richtete sich auf und betrachtete den Messergriff, den er in der Hand hielt. Er wendete ihn und ließ die Klinge hervorspringen. Kurz tastete er die abgebrochene Klinge ab, dann warf er es Mihawk zu. "Kannst du behalten. Hast du alles verkauft?" Wieder nickte Mihawk, ebenso wie der Mann, der sich von ihm abwandte und die Tüte an sich nahm. Er schaute kurz hinein und nahm ein paar Scheine heraus, dann brachte er sie ans Ende des Zimmers und stellte sie hinter dem Schreibtisch dort ab, der noch etwas besser aussah, als der alte Tisch, der in der Zimmermitte stand. Er reichte Mihawk die paar Scheine und entfernte sich wieder, um sich an den Schreibtisch zu setzten. "Und jetzt sieh zu, dass du nach Hause kommst", befahl er noch, ehe er sich eine Lesebrille aufsetzte und den Jungen schon bald nicht mehr beachtete. Mihawk steckte das Geld und das Messer weg, schnappte sich seine Jacke und verließ den Raum. Er nickte dem anderen Mann kurz zu, der die Tür öffnete und ihn wieder raus ließ. Auf der Straße war es kalt und Mihawk zog sich fröstelnd seine Jacke über, als er sich langsam schlendernd Richtung zu Hause aufmachte. Eine gute Viertelstunde würde er zu Fuß brauchen, um dann vor einem Heruntergekommen Wohnblock zu stehen, an dem die Eingangstür aus den Angeln gehoben war und das Treppenhaus dreckig und zugemüllt war und die Hälfte der Türen trotz der Tageszeit offen standen. Teils waren sie von Obdachlosen aufgebrochen wurden, weil sie unbewohnt waren und ein Platz zum Schlafen gesucht wurde, teils war das Schloss anderweitig kaputt gegangen und die Türen konnten nicht mehr geschlossen werden, auch wenn jemand in der Wohnung wohnte und nun die ganze Nacht über einen unruhigen Schlaf haben würde, aus Angst, jemand könnte ihn im Schlaf erstechen. Ein weiterer Teil der Türen war einfach offen, weil die Bewohner noch nicht schliefen, sich im Wohnzimmer versammelt hatten, Alkohol tranken und jederzeit Freunde empfingen, die vorbeikamen, um mitzutrinken. Als Mihawk die Stufen erklommen hatte und vor seiner eigenen Wohnungstür zum Stehen kam, fand er sie verschlossen vor und atmete erleichtert auf. Er kramte einen Schlüssel aus seiner Hosentasche und öffnete die Tür so leise wie möglich. Lautlos schlüpfte er in die Wohnung und zog die Tür hinter sich zu. Er öffnete seine Jacke noch im Flur, zog sie aber nicht aus, für den Fall, dass er sie in seinem Zimmer noch brauchen würde, da die Heizung schon seit Monaten nicht mehr funktionierte. Er schlich den Flur entlang und betrat das Wohnzimmer, wo seine Mutter auf der Couch lag und schlief. Die Sorge um ihn lag noch auf ihren Zügen. Sie war wohl eingeschlafen, während sie auf ihn gewartet hatte. Mihawk schnappte sich eine Wolldecke vom Sessel, der rechts von der Couch stand und breitete sie behutsam über seiner Mutter aus, dann schlich er sich auf die andere Seite des Wohnzimmers und schlüpfte durch eine weitere Tür, die in sein eigenes Zimmer führte. Er drehte sich zu seinem Bett um und zog seine Jacke wieder zu, ehe er sich darauf legte und die Decke über sich zog… "Warum bist du eigentlich ausgerechnet zu diesem Volltrottel gegangen? Osaka ist zwar nicht ganz so groß wie Yokohama oder Tokyo, aber trotzdem gibt es bessere Händler als diesen Deppen." Mihawk zuckte mit den Schultern. "Ihm war das Alter egal, solange man den Stoff an den Mann brachte und mir war die Behandlung und der Ruf von diesem Volltrottel egal, solange ich Geld von ihm bekam." "Viel kann's nicht gewesen sein", meinte Flamingo und trank den letzten Rest aus seinem Glas, um gleich darauf nach einer Bedienung zu winken und sich ein neues zu bestellen. Mihawk tat es ihm gleich und nahm den letzten Schluck zu sich, damit die junge Dame auch sein Glas mitnehmen und auch ihm ein neues bringen konnte. "War's auch nicht. Wär' ich mit dem Geld abgehauen, dass ich bei einer guten Tour eingenommen hatte, dann hätte ich mehr zusammengehabt, als nach einem halben Jahr Auszahlen. Aber so lange hätte ich dann wohl nicht mehr gelebt." "Hast du bei dem anderen Kerl mehr verdient? Würde erklären, warum du's bei dem so lange ausgehalten hast. Der Fettsack war echt – wie würdest du ihn nennen? Flacha veloz(3)?" Mihawk grinste. "Das kannst du laut sagen! Allein hätte der nichts gebacken gekriegt, im wahrsten Sinne des Wortes. Aber auf Hundertachtzig war er ganz schnell, wenn es eine Gelegenheit gab, jemanden anzubrüllen. Ihm war's zwar nicht egal, dass ich gekommen bin, wann ich wollte, aber es gab immer was zu tun und er hat bezahlt." Flamingo nickte nur und sie unterbrachen ihre Unterhaltung, als die Bedienung sich mit einem Tablett ihrem Tisch näherte. [~same time – in the park~] Sanji hatte sich an Zorro gelehnt und sein Kopf ruhte an dessen Schulter. Ihr Eis hatten sie aufgegessen und sie verbrachten die ruhigen Minuten, die danach eingekehrt waren, damit wortlos auf den See vor ihnen zu starren. Sanji saß im Schneidersitz, die Hände in den Schoß gelegt, während Zorro die Beine angezogen und seine Arme um seine Knie geschlungen hatte. Die Sonne war dabei unterzugehen und keiner der beiden wollte den so friedlichen Augenblick zerstören, in dem das Wasser in ein tiefes orange und der Himmel um den sinkenden Feuerball in ein helles Rot getaucht wurde. Erst, als nur noch ein Bruchteil der Sonne zu sehen war, brach Sanji die Stille: "Ich will dein Stofftier sehen." Zorro drehte seinen Kopf überrascht, aber langsam zur Seite. "Hast du die ganze Zeit darüber nachgedacht?" "Nein, es ist mir gerade erst wieder eingefallen." Sanji nahm den Kopf von Zorros Schulter, richtete seinen Oberkörper auf und wandte den Kopf, um dem Grünhaarigen in die Augen zu schauen. "Du hast es mir versprochen", erinnerte er. "Ja, hab' ich und ich werd' 's dir auch zeigen; wenn wir wieder in der Schule sind." "Aber das ist nicht fair! Shun-san hat gesagt, ich müsste noch mindestens eine Woche im Krankenhaus bleiben!" "So lange? – Tja, Pech gehabt!" Zorro zuckte mit den Schultern, dann lehnte er sich zurück, stützte sich mit den Armen hinter sich ab und streckte langsam seine Beine aus. Als der Schmerz in seinen steifen Kniegelenken nachgelassen hatte, ließ er sich nach hinten auf den Rasen fallen und streckte auch den Rest seines Körpers. Sanji beobachtete ihn dabei stumm und sein Blick folgte dem Älteren, als er sich erhob und vom See abwandte. "Ich glaube, wir sollten zurück. Es wird gleich dunkel sein." Er drehte sich wieder zu Sanji und wartete, ob dieser von allein aufstehen würde, doch der Blonde starrte nur zu ihm hoch, ohne etwas zu sagen. Vermutlich brauchte es wirklich nur etwas Zeit, bis Sanji wieder fit genug war, zu laufen, aber es machte Zorro schon etwas Sorge, den anderen so hilflos vor sich sitzen zu sehen. Würde er jetzt einfach gehen, dann würde Sanji hier sitzen bleiben müssen, bis jemand kam und ihm half – oder seine Situation ausnutzte. Zorro schüttelte den Gedanken ab und bückte sich, um den Kleineren aufzusammeln. Er trug ihn behutsam zurück zum Rollstuhl, wo er ihn auf die Sitzfläche gleiten ließ, um den Rückweg anzutreten. [~same time – gambling house~] "Die Bäckerei war schäbig", meinte Flamingo, nachdem die Bedienung ihnen die Getränke serviert hatte und wieder verschwunden war. "War sie auch", stimmte Mihawk zu. …"Mach ma' hinne, Junge. In fünf Minuten steht die Palette, verstanden?" Mihawk antwortete nicht. Er griff nur nach der nächsten Kiste, die mit Küchenpapier ausgeschlagen war und trug sie zu den anderen, die auf einer Europoolpalette gestapelt wurden, damit sie später alle zusammen transportiert werden konnte. Jede Schicht Kisten wurde mit fertig gebackenen Brötchen gefüllt, bevor die nächste daraufgesetzt wurde. Zwei Paletten waren schon fertig, zwei weitere mussten noch gestapelt werden. Mihawk trug die leere Kisten vom Lager zur Palette, zwei Angestellte formten die Brötchen und einer der beiden holte die fertig gebackenen Brötchen heraus und füllte sie in die Kisten, während der andere die noch rohen zum Backen in den Ofen schob. "Um halb sieben seid ihr hier fertig!", wandte sich der Bäckermeister an alle, zog sich das Küchentuch von der Schulter, das er sich übergehangen hatte, legte es auf einer Arbeitsplatte ab und verließ den Raum, um eine Rauchen zu gehen. Die Jungs arbeiteten inzwischen weiter, schafften es in der vorgesehenen Zeit von zwanzig Minuten allerdings nicht, ihr Arbeitsziel zu erreichen, da alleine die Backzeit diese überschritt. In den zwanzig Minuten würden sie es vielleicht schaffen, die jetzige Palette fertigzubekommen. Dass sie nicht rechtzeitig fertig werden würde, war ihnen bereits klar, noch bevor ihr Chef die Backstube verlassen hatte, doch Widerspruch einzulegen wäre ebenso sinnlos gewesen, wie sich zu verteidigen, wenn sie die Strafpredigt nach vollendeter Arbeit zu hören bekamen. Mihawk trug schweigend die letzten zwei Kisten zur Palette und musste auf einen Stuhl klettern, den er sich herangezogen hatte, um sie noch oben auf der letzten Schicht an den zwei noch freien Stellen zu platzieren, als der Bäckermeister zurückkam. "Ihr seid ja immer noch nicht fertig!", schimpfte er und kam auf die Palette zu, wo gerade die letzten Brötchen aufgelegt wurden. Die zwei Angestellten, die auch für das Backen zuständig waren, deckte die oberste Schicht ab und fixierten die Kisten, damit sie auf der Palette transportiert werden konnten, ohne herunter zu fallen, während Mihawk die nächste Holzpalette holte, sie neben die andere stellte und neue Kisten anschleppte. Als er an seinem Chef vorbei kam, bekam er einen Klaps gegen den Hinterkopf und die Worte hinterhergerufen: "Beeil dich, du Frosch, sonst werdet ihr hier nie fertig! Diese verdammte Verzögerung kostet Geld! Ihr bekommt euren Lohn schließlich nicht für 's dumm rum Stehen!" Mihawk huschte an ihm vorbei, um weitere Kisten zu holen und bekam die nächsten Beleidigungen nicht mit, doch auf dem Rückweg fing er sich wieder einen Schlag ein und der Chef meckerte ihn an, nachdem er sich wohl an den beiden anderen ausgetobt hatte, die mit dem Blick auf die Arbeitsplatte bereits fertig gekneteten Teig kneteten, um nicht aufschauen zu müssen und nicht untätig zu wirken. "Und wenn du Schwachkopf nich' andauernd zu spät kommen oder gar nicht auftauchen würdest, würden wir hier vielleicht auch mal was schaffen! Was denkst du eigentlich, was das hier ist!? Ein Vergnügungspark, wo du kommen kannst wann du willst!? Wo warst du gestern, du Nichtsnutz?! Ich bezahl' dich dafür, dass du hier bist, also tauch gefälligst auch auf! – Und nimm nicht immer den Stuhl, um darauf zu klettern! Ich hab' dir schon tausend Mal gesagt, du sollst dir die Fußbank aus der Kammer holen!" "Bezahlung kann man das kaum nennen", murrte Mihawk leise und einer der Mitarbeiter grinste ihn an. Der Chef hatte sein Kommentar glücklicherweise nicht gehört, sonst hätte er die nächsten Kisten wohl mit einem blauen Auge holen müsse… "Der Kerl war echt zu nichts zu gebrauchen. Der konnte nicht mal die Zeit seiner Mitarbeiter so einteilen, dass die Ware pünktlich über 'n Tisch ging", beschwerte sich Flamingo. "Der hätte 'nen Manager gebrauchen können, dumm nur, dass er dann nutzlos gewesen wäre, seine Aufgaben hätte der gleich mit übernehmen können." "Was für Aufgaben denn?", wollte Mihawk wissen und wusste, dass Flamingo darauf nicht antworten würde, weshalb er auch gleich weiterredete. "Er hat halt was rausgerückt, wenn man mal aufgetaucht is' und Hand angelegt hat, egal wie oft er gepredigt hat, ich könne auch gleich wegbleiben, wenn ich nur komme wenn's mir Spaß macht. Und das Geld konnte ich gut gebrauchen." "Jaja; is' ja aber auch kein Wunder, bei dem Hungerlohn, für den deine Mutter gearbeitet hat." "Was hätte sie denn machen sollen? Sie konnte ja nicht mal Japanisch, wie hätte sie da einen vernünftigen Job bekommen sollen?" "Eine viel bedeutendere Frage: Warum ist sie denn überhaupt nach Japan gekommen? Wegen dem Taugenichts, der sich dein Vater schimpft? Der hat sie doch noch im selben Jahr sitzen lassen, in dem er mit ihr durchgebrannt ist." "Mein Vater war ein Säufer und ein Arsch, aber dafür konnte sie doch nichts. Es wird schon genügend gute Gründe gegeben haben, warum sie damals mit ihm mitgegangen ist. Das es so enden würde, konnte sie damals ja nicht wissen." Flamingo hob abwehrend die Hände. "Entschuldige, ich wollte dir oder deiner Mutter nicht zu nahe treten. Sicher wird sie den Mann geliebt haben, wenn sie mit ihm mitgegangen ist und ein Kind mit ihm gezeugt hat. Aber warum ist sie nicht wieder ab nach Kolumbien, nachdem alles schief gelaufen ist?" "Ob sie nun hier oder dort als Näherin in einer Fabrik gearbeitet hätte, ist doch einerlei. Mehr zum Leben wär' in beiden Ländern nich' drin gewesen", seufzte Mihawk und griff nach seinem Glas. …Mihawk saß auf der Couch im Wohnzimmer und starrte den schwarzen Schirm des Fernseher an. Sie hatten für diesen Monat die Gebühr nicht zahlen können und so blieb ihm nichts anderes übrig, als sich die Bilder im Kopf vorzustellen, die jetzt über den Bildschirm flackern sollten. Vor ihm, auf dem klapprigen Couchtisch, dessen eines Bein angebrochen war, lagen ein aufgeschlagenes Schulheft, ein Bleistift und ein zugeklapptes Mathematikbuch. Das arme Buch hatte eigentlich gar nichts dafür gekonnt, dass Mihawk die Hausaufgabe nicht hatte lösen können, trotzdem war es frustriert und nicht gerade sanft zugeschlagen worden. Seitdem saß Mihawk da und starrte vor sich hin. Es würde nicht mehr lange dauern und seine Mutter würde nach Hause kommen und für sie beide etwas zu Essen zubereiten. Danach würde er noch einmal versuchen, die Aufgabe zu lösen, um danach – vermutlich ebenso frustriert wie jetzt – seiner Mutter "Bis später!", zuzurufen und die Wohnung zu verlassen. Als der Schlüssel am Schlüsselloch zu hören war, setzte Mihawk sich auf und drehte sich zum Flur um, um zu sehen, wie die Tür geöffnet wurde und seine Mutter, bepackt mit zwei Einkauftüten, die Wohnung betrat. Sie hatte die Tür noch nicht hinter sich geschlossen, da war Mihawk schon aufgesprungen und hatte ihr eine der Tüten abgenommen. "Was gibt's zu essen?", fragte er auf Spanisch, da seine Mutter kein Japanisch verstand oder sprach. "Reis mit Bohnen", antwortete sie. "Stell die Tasche bitte in der Küche ab, Schatz, ich fang gleich an." Der Schwarzhaarige trug die Tüte in die kleine Küche und stellte sie auf dem Tisch ab, der gegenüber der zusammengewürfelten Küchenzeile stand. Er hatte bereits begonnen, die Einkäufe auszuräumen, als seine Mutter – jetzt ohne Jacke und in Pantoffeln, zu ihm stieß und ihm half. "Lass gut sein, ich räum das ein", meinte sie und nahm Mihawk eine Dose aus der Hand. "Hast du nicht Hausaufgaben auf?" Mihawk zog eine Schnute und schüttelte den Kopf. "Bin fertig", log er, konnte seiner Mutter aber nicht lange in die Augen schauen, als ihr prüfender Blick auf ihm lag, weshalb er sich rasch umdrehte und zur Couch zurückging, wo er sich wieder hinsetzte und finster das Mathebuch anstarrte. Nach einer Weile schlug er es auf und las sich erneut die Aufgabenstellung durch. Motiviert, sich dem Problem doch noch zu widmen, zog er sein Heft zu sich auf den Schoß und nahm den Bleistift zur Hand. Bis seine Mutter ihn zum Essen rief, war er allerdings nicht weiter gekommen als zuvor. Es waren nur ein paar mehr durchgestrichene Rechnungen zu sehen. Ernüchtert schlug er Heft und Buch wieder zu und ließ beides achtlos auf den Couchtisch fallen, ehe er sich zu seiner Mutter in die Küche begab. Er zog den Stuhl zurück und setzte sich, während seine Mutter zwei Teller auf dem kleinen Tisch abstellte und ihm etwas zu Trinken eingoss. "Guten Appetit!", wünschte er ihr, als sie sich auch gesetzt hatte und begann zu essen. Seine Mutter wünschte ihm das Selbe. Sie aßen schweigend, denn es gab nicht wirklich ein Thema über das sie reden konnten. Die Arbeit in der Fabrik war jeden Tag gleich und Mihawk erzählte nicht gerne, was er tagsüber trieb und log, wenn sie fragte und er nichts Anständiges zu berichten hatte. Sie hatten ihr Abendmahl noch nicht beendet, als es an der Tür klingelte. Seine Mutter schaute von dem Teller auf und für einen Augenblick trafen sich ihre Blick, dann legte sie den Löffel weg und ging zur Tür. Sie zischte ihm zu, er solle sitzen bleiben, bevor sie die Tür einen winzigen Spalt öffnete. Mihawk tat natürlich nicht, wie ihm geheißen war und erhob sich, um zum Türrahmen der Küche zu schleichen und zu lauschen. Es waren zwei Männer an der Wohnungstür, das konnte er heraushören, aber er musste sich erst etwas an ihre Stimmen und die niedrige Lautstärke gewöhnen, ehe er verstehen konnte, was sie sprachen. Einer von ihnen verlangte immer wieder zu wissen, ob sie Dulacre mit Nachnamen hieß und einen Sohn hatte. Der andere pochte darauf, in die Wohnung zu dürfen und den Jungen zu sehen. "Wir wollen ihn haben!", hörte Mihawk den einen unterdrückt fluchen und der andere meinte kontrollierter: "Rück ihn raus oder wir holen ihn. Du hast kein Recht, ihn hier zu behalten!" Mihawk hatte sich zuerst nichts dabei gedacht, dass die Männer Spanisch redeten, auch der Dialekt kam ihm so vertraut vor, dass ihm erst gar nicht aufgefallen war, dass sie eigentlich hätten Japanisch reden sollen. Doch dann wurde ihm bewusst, dass diese Männer keine Japaner waren und hinter ihren Forderungen, ihn bezüglich nicht das Jugendamt oder etwas Ähnliches steckte. Warum sie auch etwas von ihm wollten, sie wollten es nicht, um ihm vermeidlich Gutes zu tun. Allein die Haltung und Körpersprache seiner Mutter, sowie das leichte Beben in ihrer Stimme ließen seine Alarmglocken schrillen. Die Männer hatten nichts Gutes mit ihm oder seiner Mutter vor. Seine Mutter schaffte es doch tatsächlich, die zwei abzuwimmeln. Doch auch nur für den Augenblick. Sie schworen, wieder zu kommen und rieten ihr, dass ihr Sohn dann zu Hause war. Mürrisch und nicht, ohne noch ein Mal verstohlen in die Wohnung zu schielen, wandten sie sich schließlich ab. Mihawk hatte erschrocken einen Schritt zurück in die Küche getan, als der Mann am Kopf seiner Mutter vorbei und in den Flur geschaut hatte und rannte schnell zu seinem Stuhl zurück und stopfte sich einen Löffel voll Reis in den Mund und tat so, als hätte er nichts mitbekommen. Doch die Sorge auf dem Gesicht seiner Mutter war überdeutlich… …"Hey, Kleiner! Warte mal!" Mihawk warf nur einen Blick über seine Schulter, um zu sehen, wer ihn gerufen hatte, blieb aber nicht stehen. "Was ist?", rief er zurück, drehte sich wieder um und ging weiter. Die Männer holten schnell auf und passten sich, links und rechts neben ihm angekommen, an sein Tempo an. "Hey, Kleiner", wiederholte sich der eine, "wo gehst du hin?" "Zum Ende der Straße", antwortete Mihawk und blickte nach vorne, obwohl beide Männer ihren Blick auf ihn gerichtet hatten. "Was willst du am Ende der Straße?", fragte derjenige, der rechts von ihm lief. Er hatte ins Spanische gewechselt, aber Mihawk hatte auch so bemerkt, dass sie mit den Männer zu tun haben mussten, die sie neulich beim Essen gestört hatten. Er tat so, als hätte er die andere Sprache nicht verstanden und ging unbekümmert weiter, bis ihn der Rechte am Arm packte und zwang, stehen zu bleiben. Er drehte ihn zu sich um und ging in die Knie, um auf seiner Augen zu sein. "Hör mal", begann er, "ich weiß, dass du mich verstehen kannst und, dass du zu Hause nichts anderes als Spanisch sprichst – deine Mutter kann ja nichts anderes – also stell dich jetzt nicht dumm. Denn ein dummer Junge bist du gewiss nicht, nicht wahr?" Mihawk antwortete nicht, er hatte so eine Ahnung, dass es ohnehin eine rhetorische Frage gewesen war. Der Mann lächelte. "Du musst keine Angst vor uns haben, wir sind nicht die bösen Männer, die deine Mutter ohne Grund bedroht haben – wobei ich es gar nicht bedroht nennen würde, viel mehr haben wir sie darauf hingewiesen, dass sie uns vor dreizehn Jahren Unrecht getan hat und das wollen wir jetzt begleichen." "Was wollt ihr von meiner Mutter?" "Wir lassen sie in Ruhe, von ihr wollen wir eigentlich gar nichts mehr – viel mehr von dir." "Von mir aus. Was wollt ihr von mir?" "Wir wollen, dass du mit uns kommst. Du gehörst nicht hier her, das hier ist nicht dein Land. Komm mit uns zurück nach Kolumbien, in deine Heimat, aus der du gerissen wurdest, als du dich nicht dagegen wehren konntest." "Meine Heimat ist dort, wo ich aufgewachsen bin und wo meine Mutter ist", entgegnete der Schwarzhaarige und befreite seinen Arm aus dem Griff des Fremden, machte aber keine Anstalten, davon zu laufen. "In Kolumbien, deiner Heimat, hast du eine noch viel größere Familie als bloß deine Mutter, die sich um dich sorgt, seit man dich von ihr getrennt hat." "Sie meinen, seit meine Mutter mich von ihnen getrennt hat." "Nun… deine Mutter kann nichts dafür, es ist dieser verlauste Affe von Ehemann", der Mann spuckte auf ihn aus, doch Mihawk war es egal, er mochte seinen Vater, obwohl er ihn kaum kannte, nicht, "gewesen, der sie mitgenommen hat, ihr ein besseres Leben, eine bessere Zukunft für dich versprochen hat." Der andere Mann kniete sich neben ihn und sprach weiter: "Aber er war im Unrecht, sie mitzunehmen. Sie gehört hier genauso wenig her, wie du. Zu Hause kannst du es besser haben als hier, da hast du Geld, Leute, die sich um dich kümmern und eine sichere Zukunft!" Mihawk löste seinen Blick von dem einen Mann und schaute zu dem anderen. "Was ist mit meiner Mutter?", fragte er. "Sie ist eine Verräterin!", entfuhr es dem Rechten und er war kurz davor, auch auf sie aufzuspucken, doch der andere hielt ihn zurück. "Er hat Recht", begann er, "sie hat uns betrogen. Deshalb können wir sie nicht mitnehmen. Aber wir werden unser Möglichstes tun, sie hier zu unterstützen. Überleg dir deine Entscheidung gut, sie wird dein Leben verändern." "Mein Leben ist, wie es sein soll. Wenn es sich ändert, dann werde ich mir das selbst verdient haben", entgegnete Mihawk. "Hör zu!", der Rechte drehte ihn wieder zu sich und packte ihn an den Oberarmen. "Unverdient ist das, was du jetzt hast. Komm mit uns und du kannst dir alles verdienen was du willst! Das hier ist nicht das, wofür du bestimmt bist! Das hier ist das Unglück, in das dich dieser Japaner gestürzt hat! Wenn du dir dein Glück unbedingt verdienen willst, dann geh dahin, wo du eigentlich sein solltest und fang dort an, daran zu arbeiten, nicht hier, wo du aus eigenen Händen gar nicht hingekommen wärst!" "Das ich hier bin war die Entscheidung meiner Mutter, also werde ich bleiben, bis ich aus eigener Kraft weggehen kann. Ich brauche die Hilfe von zwei Fremden nicht – und meine Mutter auch nicht!" Mihawk hatte wieder ins Japanische gewechselt, um sich von den Männern zu distanzieren. Mit einer ruckartigen Bewegung befreite er sich aus den Armen des anderen und machte einen Schritt rückwärts. "Na schön", auch der Fremde sprach nun wieder auf Japanisch. Er erhob sich und sein Kollege tat es ihm gleich. "Wie du meinst. Aber für deine Mutter wäre es besser, wenn du mit uns kooperierst, sonst kann sie was ganz anderes als Hilfe erwarten!" Der Blick, mit dem er Mihawk bedachte war finster, doch der Kleinere hielt ihm stand und starrte mindestens ebenso finster zurück, bis die Männer sich von ihm abwandten und schon bald um die nächste Straßenecke verschwunden waren. Mihawk blieb eine ganze Weile auf dem Gehweg stehen, bis er sich dazu durchringen konnte, seinen Heimweg fortzusetzen. Nach wenigen Schritten wurde aus seinem Gehen ein Laufen und schon bald ein Rennen. Er wollte so schnell wie möglich zu Hause sein. Der Gedanke, dass seine Mutter dort alleine war, ließ ihm einen kalten Schauer den Rücken hinunter laufen… "Das Cali-Kartell war mal ganz groß. Nachdem das Medellín-Kartel zersplittert war, haben sie den gesamten Kokainmarkt in Kolumbien übernommen und sogar nach Asien und Europa exportiert. Seid Mitte der Neunziger geht man aber davon aus, dass es in kleine unabhängige Gruppen zerfallen ist, nachdem sie die Führungsspitze verknackt haben." Mihawk nickte. "So sieht 's aus. Deshalb sind sie ja zu mir gekommen, sie brauchten einen Nachfolger, sonst würde dieser Zusammenschluss verschiedener Kokainproduzenten sich auflösen und diese mächtige Organisation zerfallen." "War dir damals klar, wie wichtig es ihnen war, dich mitzunehmen?" "Nicht wirklich. Hatte zu Hause genug Probleme. Der Vermieter hat Ärger gemacht und die Probleme anderer in einem ganze anderen Land waren mir mehr oder weniger egal. Ich brauchte Geld, damit sich meine Mutter nicht mehr so viele Sorgen machen musste und deshalb hab' ich die Männer auch stehen lassen. Sie haben mir zwar jede Menge Geld angeboten, wenn ich mit ihnen gegangen wäre, aber ich hatte bemerkt, wie eingeschüchtert meine Mutter von ihnen war und wie ungern sie mit ihnen gesprochen hatte. Menschen, die meine Mutter einschüchterten waren keine guten Menschen und ich wollte kein Bündnis mit ihnen eingehen, wenn sie ihr solche Angst machten. Und so bin ich nachts weiter verkaufen gegangen und ab und an bei dem Bäckerfritzen aufgetaucht." …Mihawk war wieder dabei, Kisten zu stapeln, um für diesen Tag die letzte Palette zu beenden. Der Stuhl stand schon neben dem Kistenstapel und er kletterte auch sogleich auf ihn, um zwei weitere Kisten oben abzustellen. Die Kisten standen noch nicht wirklich sicher, blieben aber oben stehen, als Mihawk von etwas Hartem in der Seite getroffen wurde, das ihn vom Stuhl warf. "Wie oft noch, du Schwachkopf!?", wurde er von seinem Chef angebrüllt, der näher kam und nach ihm trat. "Du sollst mit deinen dreckigen Schuhen nicht auf meinen Stühlen herumturnen! Kannst du dir denn nichts merken!?" Mihawk hatte schützend die Arme über seinen Kopf gehoben und die Beine angezogen, um seinen Magen und seinen Kopf vor den Tritten abzuschirmen. "Dein beschissener Hocker war nicht da, Hijueputa(4)!", brüllte Mihawk zurück und schrie im nächsten Moment qualvoll auf, als er übel in der Seite getroffen wurde. Die zwei Gesellen an der Arbeitplatte konnten nur wie gelähmt zusehen, als ihr Chef den wehrlosen Jungen daraufhin am Kragen packte und hochzog, um ihm ins Gesicht zu schlagen. Mihawk hob die Arme und seine Hände legten sich auf den Arm, der ihn festhielt und zogen daran, in der Hoffnung, ihn zum Loslassen zu animieren. "Finger weg!", schrie er dabei. "Suerte(5), remalparido(6)! Lass mich los! Cual es la chimbada pues(7)?!" Er strampelte und zappelte wie wild und war so sehr bemüht, sich zu befreien, dass er gar nicht bemerkte, dass er dauernd zwischen zwei Sprachen hin und her sprang und sein Chef gut die Hälfte von dem, was er sagte gar nicht verstand. Die andere Hälfte hielt ihn aber auch nicht davon ab, weiter auf ihn einzuschlagen. "Du bist ein kleines, wertloses Stück Dreck!", schimpfte er dabei. "Is' aber kein Wunder bei dieser Mutter! Gai·jin(8)! Bai·ta(9)! So was kann niemandem Manieren beibringen!" Er hatte wieder die Hand erhoben, um erneut zuzuschlagen, kam allerdings nicht mehr dazu. Ein heißer Schmerz jagte durch seinen Rumpf und er ließ den Jungen mit einer weiteren, erstickten Beleidigung auf den Lippen, die ihren Weg nach draußen nur noch als schmerzvolles Stöhnen fand, los. Mihawk landete schwer atmend auf seinem Hosenboden. Die Hand hatte er von dem Messer gelöst, das er seinem Chef in den Körper gerammt hatte, damit er nicht mit ihm zu Boden gerissen wurde. Der Mann hatte sich auf den Kachelboden sinken lassen und starrte Mihawk fassungslos an, ehe sein Blick seinen eigenen Körper hinabglitt. Wie in Trance zog er das Messer aus seinem Fleisch und machte nicht einmal ein Geräusch dabei, nur das leise Spritzen von Blut war zu hören. Er starrte erst das blutige Messer und dann die Stichwunde an, dann richtete er seinen Blick wieder auf Mihawk, der sich aufgerichtet hatte und mit halbwegs beruhigter Atmung bewegungslos vor ihm stand. Er erkannte sofort, dass die Wunde nicht besonders tief war; da er auf Grund seiner ungünstigen Position und geringen Reichweite nicht weit durch die Fettschicht hatte vordringen können. Trotzdem schien sein Chef am Boden festgewurzelt, unfähig, sich zu rühren oder gar aufzustehen. Sein Blut tränkte langsam seine weiße Bäckerkleidung und die Angestellten, die hinter Mihawk standen, starrten den sich ausbreitenden Fleck an, als gäbe es nichts anderes auf der Welt. Ihre Münder waren geschlossen, die Augen weit aufgerissen. Bei dem dicken Mann, der vor Mihawk saß, wie ein Kind, vor einem riesigen Bären, den es nicht besiegen konnte, waren sowohl Mund als auch Augen sperrangelweit offen. Keiner rührte sich. Alle starrten auf Mihawk und der starrte auf sein Opfer, dass nicht in der Lage war, sich ihm zu widersetzten, obwohl es fast doppelt so groß war… "Ich hab' dich damals gesehen; in der Backstube. Die Tür zum Verkaufsraum war offen und ich wollte eigentlich nur ein Brot holen. Bin den ganzen Reis am frühen Morgen immer noch nicht gewohnt. Weil keiner kam, wollte ich mich selbst bedienen, da ist mir euer kleiner… Disput aufgefallen. Ich hab' beobachtet, wie du mit dem Messer nach ihm gestochen hast. Der Trottel war wirklich kurz davor gewesen, sich aufzurichten und dir eine zu scheuer. Er wäre wahrscheinlich auch der Überlegene gewesen, hatte ja schließlich jetzt das Messer und war um einiges größer und fetter als du. Aber allein dein Blick hat ihn am Boden gehalten. Ich hab' es in seinen Augen gesehen: Schier unbändige Angst. Und ich hab' es in deinen Augen gesehen: Kaltherzigkeit; dieser gnadenlose Blick, der sein Opfer erstarren ließ hat auch mich am Platz gehalten, diese Szene weiter zu beobachten. Dein ruhig Bleiben, Abwarten und Beobachten hat mich erstaunt. Du hast dich nicht gerührt, bis er es getan hat und dann war er nur noch in der Lage, aufzuspringen und wegzulaufen, solche Angst hatte er, obwohl er dir wohl dem Anschein nach haushoch überlegen gewesen wäre. Du hattest Potential, doch dein Problem war deine Unbekanntheit. Niemand hat Angst vor jemanden, der keinen Namen hat. Mit einem Namen, muss man seine Stärke nicht mehr unter Beweis stellen. Es gibt selten verrückte Herausforderer, die sich nicht eines Besseren beleeren lassen wollen, nur um dem Tod ins Auge zu schauen. Aber du, du hattest dich jeden Tag zu behaupten, immer wieder aufs Neue zu zeigen, wie angsteinflößend du warst und ich hatte den Schlüssel in der Hand, das zu ändern; deinen Namen unvergesslich zu machen." …"Hey, Junge!" Gedanklich verdrehte Mihawk die Augen, als er schon wieder auf diese Art und Weise angesprochen wurde, doch seine Gesichtszüge blieben ausdruckslos, als er sich zu dem Fremden umdrehte. Er befürchtete, es könnte wieder einer der Kolumbianer sein und der Bräunung nach hätte er richtig liegen können. "¿vientos o maletas(10)?", fragte er, doch obwohl er Spanisch sprach und auch eine kolumbianische Redensart verwendete, verriet sein Akzent, dass er zwar Ausländer, aber kein Kolumbianer war. Der Mann war in einer auffälligen, rosafarbenen Federjacke gekleidet und trug eine weiße Sonnenbrille mit lilafarbenen Gläsern. Seine hellen, blonden Haare standen in einem starken Kontrast zu seiner dunklen Haut. "Ah, ich merk' schon, ich kann dir nichts vormachen", versuchte der Fremde es wieder auf Japanisch. "Du erkennst die Männer, wenn sie vor dir stehen, nicht wahr? Sie sehen anders aus als ich; fremd." Mihawk verkniff sich, zu sagen 'Du siehst auch fremd aus!' Stattdessen fragte er: "Kenn' ich dich?" Der Mann beugte sich zu ihm hinunter. "Solltest du", meinte er und verharrte in seiner Position, um Mihawk zu mustern. "Aber ich denke, du weißt es nicht. Ich bin Don Quichotte de Flamingo, der Mann, der dir helfen kann." "Ich brauch' keine Hilfe." Mihawk kam die Szene wie ein Déjà-vu vor. "Hör mal", Flamingo ging zwar nicht wie die beiden anderen Männer vor ihm in die Knie, aber er stellte sich direkt vor ihm hin und beugte sich leicht hinunter, "ich weiß, dass du kürzlich Besuch hattest, von zwei Gästen aus dem Süden der anderen Seite des Erdballs. Kein Wunder, dass ich dir da ein wenig suspekt erscheine. Aber ich bin auf deiner Seite. Komm mit mir und du kannst bleiben, wo du bist, hier, bei deiner Mutter. Diese Leute wollen, dass du mit ihnen nach Kolumbien gehst, weg von deinem zu Hause, in ein Land, das ganz anders ist als das, das du gewohnt bist." "Das weiß ich bereits." "Willst du das?" "Nein." Flamingo atmete erleichtert auf, dann legte er dem Schwarzhaarigen seinen Arm um die Schultern. "Sehr gut! Ich kann dir deinen Wunsch erfüllen! Warum solltest du auch dein Potential dort unten vergeuden, wenn du es hier richtig entfalten kannst?" "Was für ein Potential?", fragte Mihawk verwirrt. "Das wirst du sehen, wenn du mit mir kommst." "Wohin?" "Es ist eine Organisation, die viel dafür investieren würde, dich auszubilden." "Worin?" "In allem. Deiner Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Folge unseren Gesetzten und es wird keine anderen mehr geben, um die du dich scheren musst. Bei uns stehen dir alle Türen offen." Mihawk schnaubte verächtlich. "Ich öffne meine Türen selbst." "Ich hatte befürchtet, dass du das sagst", seufzte der Größer, "aber lass mich dir versichern, dass die Männer, die sich für dich interessieren, alles daran setzten werden, deine nächste Tür zu öffnen – und es wird unter Garantie nicht die sein, die du gewählt hättest. Bei uns steht dir diese Wahl frei." "Ihre Türen interessieren mich so wenig wie deine", gab Mihawk zurück. "Ich sag' doch nich' dem einen Killer ja, wo ich dem anderen grad nein gesagt hab'. Sucht euch jemand anders, in den ihr investieren könnt." Flamingo löste sich von Mihawk und richtete sich auf. Der Kleinere hatte befürchtet, er würde sauer sein und schon mit Schlägen gerechnet, doch der Blonde grinste bloß. "Gut", meinte er. "Es ist deine Entscheidung. Aber komm zu mir, wenn du sie änderst. Es wäre schade, wenn ich dich ziehen lassen müsste, aber ich kann dich nicht zwingen. Willst du jedoch der Gefahr, die dir und deiner Mutter droht, den Rücke kehren, brauchst du starke Deckung. Komm zu mir, wenn du sie brauchst und bereit bist, dafür zu zahlen. … Du findest mich bestimmt." Und mit diesen Worten ließ er Mihawk stehen, der sich in Gedanken fest vornahm, seine Entscheidung nicht zu bereuen und all diese fremden Männer, die plötzlich in sein Leben getreten waren, zu ignorieren… "Ab diesem Zeitpunkt hab' ich dich nicht mehr aus den Augen gelassen. Du hast mich interessiert, wenn nicht sogar fasziniert. Ein kleiner, dreizehnjähriger Junge, der bis zum Hals in Schwierigkeiten steckte, die er unmöglich selbst bewältigen konnte und trotzdem meine Hilfe abschlug." "Das wundert dich?", fragte Mihawk verständnislos. "Ich finde es selbstverständlich, einen Fremden, der mit einem derartig merkwürdigen Angebot zu mir kommt, stehen zu lassen und das Weite zu suchen. – Von diesem Angebot abgesehen, sahst und siehst du nicht gerade vertrauenserweckend aus." "Was?" Flamingo sah an sich runter. "Findest du wirklich? Ich finde, die Federn lassen mich plüschig wirken; wie ein knuddeliges Stofftiere. Was für ein Stofftier kann irgendjemandem etwas zu Leide tun?" Der Schwarzhaarige verdrehte die Augen. "Du lebensgroßer Plüschfasan glaubst doch nicht im Ernst, dass diese Aufmachung nicht jeden einen großen Bogen um dich machen lässt?" Seine rechte Augenbraue war in die Höhe gewandert und sein Mund zu einem spöttischen Grinsen verzogen. "Fasan? Ich hatte eher an einen Kubaflamingo gedacht…" [~same time – hospital~] "Was habt ihr euch dabei gedacht!?", wurden sie angefahren und Zorro bekam eine Kopfnuss von Smoker verpasst – und gleich darauf noch eine von Crocodile. "Hey! Was soll das?!", protestierte den Grünhaarige und legte sich seine Hand auf seinen Hinterkopf. "Na, ihm können wir schlecht eine verpassen." Smoker nickte zu Sanji, der Zorro daraufhin entschuldigend anlächelte – oder schadenfroh grinste. "Und wo habt ihr überhaupt Mihawk gelassen? Der kann sich auch gleiche eine abholen!" Zorro schaute zu dem größeren Schwarzhaarigen auf. "Mihawk war nicht bei uns." "Nicht?" Professor Klahadore klang überrascht. "Aber dann haben wir ja immer noch nicht alle wieder beisammen", stellte er fest und schaute zwischen seinen beiden Kollegen hin und her. "Die sind schwerer zu hüten als 'n Sack Flöhe", stöhnte Smoker und fasste sich an die Stirn. "Waren wir auch so?" Die Frage war eher an Crocodile gerichtet, da Kuro seine Schultage ja nicht auf der Kaizoku Gakuen verbracht hatte. "Kann mich nicht entsinnen", entgegnete Crocodile. "Aber Mihawk kann wahrscheinlich eher auf sich aufpassen als die zwei da. Wer weiß, was der gerade treibt. Is' vielleicht auch besser, es nicht zu wissen…" "Wir können ja noch mal auf den Toiletten und in der Cafeteria nachschauen. Vielleicht ist er ja wieder zurück, dann können wir ihn zurück zur Schule karren und ihn den Küchendienst heute Abend alleine machen lassen", schlug Klahadore vor und die anderen schienen einverstanden. "Ihr rührt euch hier nicht vom Fleck, wir sind noch nicht fertig", warnte Smoker noch Zorro und Sanji, ehe er das Krankenzimmer verließ und die beiden nickte artig. Dr. Shun, der draußen gewartet hatte, bis die Lehrer seinem Patienten und dessen Freund eine Standpauke gehalten hatten, betrat das Zimmer, noch ehe sich die Tür wieder schloss. "Na, da habt ihr euch ja was geleistet", seufzte er und trat an Sanjis Bett heran. "Das halbe Krankenhaus hat euch gesucht." Er legte seine Hand an Sanji Kinn und holte seine kleine Lampe hervor. "Es hätte sonst was passieren können", murmelte er, während er den Lichtstrahl über Sanjis Augen wandern ließ. Er schien mit seiner Beobachtung zufrieden zu sein, steckte das Licht wieder weg und nahm das Klemmbrett, das am Fußende des Bettes hing zur Hand, um etwas zu notieren. "Wie fühlst du dich? Hast du Kopfschmerzen?" Sanji schüttelte den Kopf und wartete, bis Dr. Shun zu Ende geschrieben hatte. "Aber mein Bauch tut weh", meinte er, als der Doktor seinen Blick von dem Papier gelöst hatte und schaute erwartungsvoll zu Dr. Shun auf. Der blonde Arzt schaute einen Augenblick nachdenklich auf ihn herab, dann griff er nach einer Manschette, die er Sanji am Oberarm anlegte. Er klemmte das Bruststück seines Stethoskops dazwischen und begann, die Manschette aufzupumpen, um dann langsam die Luft wieder abzulassen. "Der Blutdruck ist normal", stellte er fest. "Ist dir schwindelig?" Sanji schüttelte wieder den Kopf. "Bist du aufgestanden oder hast du den Kopf viel bewegt?" Der Blonde überlegte eine Weile, konnte sich aber nicht erinnern, sonderlich viel mehr mit dem Kopf gemacht zu haben als im Krankenhaus. "Nein, eigentlich nicht." Dr. Shun überlegte einen Augenblick, dann fragte er: "Warst du besonders vielen Eindrücken ausgesetzt gewesen wie in einer Straßenbahn oder einem sehr vollen Geschäft?" "Nö, wir waren im Park und im Kino bin ich ja eingeschlafen." "Ihr wart im Kino? Hast du da was gegessen?" "Ein bisschen Popcorn. Und vorher hab' ich einen Crêpe gegessen. – Und danach ein Eis." "…Okay, ich denke, ich weiß, woher die Bauchschmerzen kommen. Ich werd' dir etwas dagegen holen, wenn ich die Untersuchung abgeschlossen habe." "Kann ich nich' gleich was haben?" Der Dackelblick war zu perfekt, als dass Dr. Shun dem Blonden diese Bitte hätte abschlagen können. "Also gut, aber dann hältst du still, damit ich dich weiter untersuchen kann." Sanji nickte und Dr. Shun machte sich auf die Suche, nach einem passendes Medikament für sein Sorgenkind. Als er wiederkam, waren die Lehrer auch schon wieder da, die offensichtlich den Gesuchten nicht gefunden hatten. Zorro war näher an das Bett herangetreten und stand mehr oder weniger hilflos neben dem Blonden, der sich zurückgelegt, die Arme um den Bauch geschlungen und die Augen zusammengekniffen hatte. "Es tut so weh! Und es wird immer schlimmer!", stöhnte Sanji und wälzte sich auf seinem Bett hin und her, dass Dr. Shun Schwierigkeiten hatte, ihn ruhig zu halten. "Kein Wunder", meinte er, als er Sanjis Handgelenk endlich erwischt hatte und den Arm ruhig halten konnte. "Du hast viel zu viel gegessen, wenn man bedenkt, wie lange du keine feste Nahrung zu dir genommen hast. Dein Magen muss sich erst wieder daran gewöhnen, zu arbeiten." Er drückte Sanji ein Glas Wasser in der Hand, das auf dem Nachttisch stand. "Ich werd' der Schwester sagen, sie soll dir später noch einmal etwas geben, dann wird es dir bald besser gehen – und morgen gibt es wieder Suppe und vielleicht einen Zwieback. Und das nächste Mal, wenn ihr einen Spaziergang machen wollt, dann meldet ihr euch ab!" Smoker, Crocodile und Klahadore, die am Fußende des Bettes mit vor der Brust verschränkten Armen an der Wand standen, nickten synchron. "Und wenn ihr wieder auf dem Internat seid, müsst ihr euch gar nicht mehr abmelden! Ihr habt nämlich Schulhofarrest! Kein See, kein Wald, kein Dorf, kein gar nichts! – Und Küchendienst! Zwei Wochen! Zu weit!" "Das is' gemein", maulte Zorro, der Crocodiles Strafen etwas überzogen fand. Sanji hätte auch widersprochen, aber er war gerade dabei die Tablette zu schlucken, die ihm sein Arzt in die Hand gedrückt hatte und hatte den Mund voll mit Wasser. Als er geschluckt hatte, hatte Zorro schon weitergesprochen: "Wieso bekomm' ich zur Strafe immer Küchendienst aufgebrummt?! Das is' unfair, wieso kann ich nich' mal 'ne Strafe abbekommen, über die ich mich freuen kann?" "Freuen?", hakte Klahadore mit skeptisch hochgezogener Augenbraue nach. "Ihr sollt euch bei euren Strafarbeiten nicht freuen." "Aber Sanji freut sich, wenn er in die Küche darf!", protestierte Zorro und erreichte, dass sich die Lehrer zumindest einmal unsicher anschauten, bis Smoker dann für sie sprach: "Aber er – er is' krank… Wir können ihn doch nicht so hart bestrafen wie dich. Außerdem, was kann er denn im Rollstuhl schon groß machen? Den Schulhof fegen? Da is' er ja zum nächsten Herbst nich' mit fertig." "Das is' echt 'ne lasche Rechtfertigung", murmelte der Grünhaarige und verschränkte beleidigt die Arme. "Sanji is' schon gestraft, wenn er mit dir zusammenarbeiten muss, reicht das nicht?", bot nun Crocodile an, schien damit allerdings keine ausgleichende Gerechtigkeit für Zorro erreicht zu haben. "Ich muss es auch mit ihm aushalten!" "Womit kann er dich denn schon auf die Palme bringen? Wenn er dich nervt, musst du doch nur zur Tür raus und er kann dir die Treppe runter nich' mehr folgen; also hab' dich nicht so!" "Ich sitz' nich' in 'nem Rollstuhl, wieso kann ich nich' den Schulhof fegen?" "Weil das Mihawk machen wird – wenn wir ihn denn wiederfinden… Und glaub mir, das willst du nicht machen, denn er wird den gesamten Schulhof fegen, die Blätter aus Doc. Kulehas Beeten klauben, Unkraut jäten und Laub harken, bis kein einziges Blättchen mehr auf dem ganzen Schulkomplex zu sehen ist." In Anbetracht dieser Strafe war Zorro dann doch ganz froh, nur zwei Wochen in der Küche stehen zu müssen und so hielt er lieber seine Klappe, bevor es sich die drei Lehrer noch einmal anders überlegten und Mihawk hinter den Herd stellten… _____________________________________ (1) Prinzip aus "Der Untertan", nach einem Roman von Heinrich Mann (2) span.(Kolumbien): Spitzname für jemanden, der meist groß, aber nicht besonders helle ist (3) span.(Kolumbien): bedeutet eigentlich schneller Bogen, wird aber als Spitzname für jemanden benutzt, der viel zu langsam ist (4) span.(Kolumbien): Hurensohn (5) span.(Kolumbien): Verpiss dich! (6) span.(Kolumbien): bedeutet so viel wie großer Bastard; sehr starkes Schimpfwort (7) span.(Kolumbien): Was ist dein Problem? (8) jap. Ausländerin (9) jap. Hure, Dirne, Nutte (als Beleidigung) (10) span.(Kolumbien): Wie geht es? mikan... п7. Kapitel – Späte Rückkehr [~2005-05-19 – Thursday~] Zorro und Sanji waren wieder alleine in dem Einzelzimmer des Blonden und Sanji schlief. Nach der Standpauke der Lehrer und nachdem er das Mittel gegen seine Übelkeit bekommen hatte, war er plötzlich ganz müde geworden und es hatte nicht mehr lange gedauert, bis er eingeschlafen war. Zum Abendessen wurde ein heißer Tee ins Zimmer gebracht, den Zorro entgegen nahm und auf dem Klappbrett des Nachttisches abstellte. Als Sanji wieder erwachte war der Tee jedoch kalt, dem Blonden immer noch übel und Zorro so freundlich, ihm einen neuen (heißen) zu besorgen. Als kurze Zeit später eine Schwester hereinkam und Sanji immer noch übel war, bekam er eine ganze Ampulle mit durchsichtig-klarer Flüssigkeit, die über einen Schlauch an seinen Zugang geschraubt wurde und dann am Haltegriff des Bettes angehangen wurde. Auch nach dem Aufwachen war Sanji noch recht schläfrig. Er schlürfte den Tee, dem Zorro ihm hingestellt hatte, wobei ihm immer wieder die Augen zuzufallen drohten. Er bekam nur noch am Rande mit, dass Zorro ihm die Tasse wieder abnahm, die er immerhin bis zur Hälfte gelehrt hatte. Dass Zorro ihm auch die Decke bis unter das Kinn zog und schließlich das Licht löschte und den Raum verließ, erfuhr er nie. Vor dem Zimmer traf Zorro (zu seinem Leidwesen) wieder auf seine drei Lehrer, die wohl auf ihn gewartet hatten. "Er schläft", meinte Zorro, als niemand etwas sagte und er erwartungsvoll angeschaut wurde. "Hat er noch Bauchweh?", erkundigte sich Kuro mit besorgtem Blick. "Keine Ahnung, er schläft!", fuhr Zorro ihn an und bereute es im nächsten Moment, in dem er das böse Funkeln in den Augen des Schwarzhaarigen sah. Der wollte gerade losfauchen, als Crocodile ihm behutsam die Hand in den Nacken legte. "Gut, dann können wir ja gehen", beendete er die Auseinandersetzung ehe sie beginnen konnte. Kuro schien sich augenblicklich wieder zu entspannen und gab seine angriffslustige Haltung, die er eingenommen hatte, wieder auf. Die drei warteten, bis Zorro an ihnen vorbei war und setzten sich dann in Bewegung, ihn den ganzen Weg im Auge behalten. Zorro fühlte sich, als würde er schon wieder abgeführt werden, mit den drei Männern hinter sich, die allesamt die Arme vor der Brust verschränkt hatten und deren Blicke alle auf ihn fixiert waren. Auf dem Krankenhausparkplatz war fast als einziges Auto noch der dunkelgrüne Jeep geparkt, der verlassen und einsam fast am anderen Ende stand. Zorro musste zusammen mit Crocodile mit dem Rücksitz vorlieb nehmen, während Kuro neben Smoker auf den Beifahrersitz kletterte. [~same time – gambling house~] Flamingo und Mihawk hatten sich mittlerweile an einem Tisch niedergelassen, der nahe dem Eingang stand, Platz für zwei Leute bot und von dem man ungestört die ganze Szene in dem Laden überblicken konnte, ohne selbst im Mittelpunkt zu stehen. "Warst ja ganz schön beschäftigt, für dein Alter", nahm Flamingo ihr Gespräch wieder auf, nachdem sie sich auf die Hocker mit dem silbernen Metallgerüst, der niedrigen Lehne aus dem selben Material und den roten Lederpolstern niedergelassen hatten. "Nachts verkaufen und vormittags in einer Bäckerei jobben. Was war mit Schule?" "Da war ich ungefähr genauso regelmäßig wie bei dieser Bäckerei. Ich bin immer mal hingegangen, wenn Cindry mich drum gebeten hat, manchmal, um bei einer Schulaufführung oder nachmittags bei Proben zuzuschauen, manchmal, wenn sie Ärger mit ein paar Jungs hatte." "Ja, ich erinnere mich an das Mädchen…" …"Hey, Mihawk!" "Hm? Was is'?" Mihawk öffnete verschlafen ein Auge und schloss es wieder, als er das blonde Mädchen mit den schulterlangen Haaren vor sich erkannte. "Du warst 'ne Woche nicht mehr in der Schule!", beschwerte sie sich und setzte sich zu dem Jungen ins Gras, der auf dem Rücken ausgestreckt da lag, die Arme hinter dem Kopf verschränkt und als Kissen benutzend. Mihawk hatte sich einen kleinen Park ausgesucht, in dem er nach einer anstrengenden Nacht den Vormittag verdösen wollte, hatte seine Rechnung allerdings ohne seine Freundin gemacht. "Ich weiß", antwortete er nach einem Seufzen. "Hatte keinen Bock." Und hätte er gewusst, dass sie ihm im Park auflauern würde, wäre er zu Hause geblieben – auch auf die Gefahr hin, dass die Typen, die seiner Mutter nun bereits zum dritten Mal gedroht hatten, noch ein Mal unvermittelt auftauchen würden. "Heute hab' ich Vorsprechen. Die Theater-AG hat ein neues Projekt angefangen und wir verlosen die Rollen." "Hmhm… schön…" "Willst du dir das Stück mal durchlesen?" Nun öffnete Mihawk doch die Augen und warf seiner Freundin einen abschätzenden Blick zu. "Nun, ich dachte du könntest mir weiterhelfen", erklärte das Mädchen und kramte in ihrer Tasche herum. "Ich weiß nicht, welche Rolle besser zu mir passen würde. Du musst ja nur mal 'n Blick reinwerfen und die Charakterbeschreibungen durchlesen." Sie reichte Mihawk einen dicken, gebundenen Stapel Blätter. Der Schwarzhaarige hievte sich in eine sitzende Position hoch und nahm ihr das Werk ab. "Momotaro?", fragte er mit hochgezogener Augenbraue, als er die erste Seite umgeschlagen hatte. Er überflog die ersten paar Seiten, ehe er das Heft wieder zuklappte. "Na, Momotaro oder der Alte kommen wohl nicht in Frage. Der Fasan, würd' ich sagen. Die Prinzessin taugt zu nichts, kommt bloß zum Schluss vor. Die Alte wäre noch 'ne Alternative. Der Hund und der Affe passen nicht, genauso wenig wie der Oni oder einer der Kobolde." Er hielt der Blonden das Papier wieder hin und die packte es zurück in ihre Tasche. "Danke!", rief sie und umarmte den anderen, der überrascht die Augen aufriss, einige Sekunden ausharrend still saß und sie schließlich von sich drückte. "Kein Problem", murmelte er und hielt sie eine Armlänge auf Abstand. "Du bist der Beste!", versicherte sie und als sie aufstand, zog sie Mihawk mit sich hoch. "Aber jetzt müssen wir uns beeilen. In ein paar Minuten beginnt der Unterricht!" "Aber Cindry!", protestierte der Schwarzhaarige, "ich hab' keinen Bock!" "Nichts da, keine Widerrede! Heute kommst du mit! Wir fangen ein neues Thema in Japanisch an, da passt es doch, wenn du mal wieder anwesend bist!" Mihawk beschwerte sich zwar weiterhin und zog auch immer wieder an seinem Arm, mit dem hoffnungslosen Versuch, sich aus ihrem Griff zu befreien, ließ sich aber ansonsten anstandslos mitschleifen. So viel Mühe sich Cindry aber auch gegeben hatte, den Jungen zur Schule zu bringen, so vergebens war sie auch gewesen. Vor Ort angekommen verfiel er sogleich wieder in alte Verhaltensmuster und war frech zu den Lehrer, antwortete nicht, wenn man ihn fragte, wo er die letzte Woche gewesen sei und weigerte sich, Aufgaben an der Tafel zu lösen, obwohl er den Lösungsweg gewusst hätte. In der dritten Stunde hielt er ein Nickerchen, in der vierten krakelte er gelangweilt auf einem Papier herum, schaute aus dem Fenster und warf seinem Klassenkameraden, der vor ihm saß, Papierkügelchen an den Hinterkopf. In der fünften Stunde zettelte er eine Prügelei an und wurde rausgeworfen. Zu Cindrys Probe am Nachmittag in einem verlassenen Klassenzimmer tauchte er dann reumütig wieder auf. "Sorry", meinte er nur knapp und spielte darauf an, dass er sie in der sechsten Stunde und in der Pause danach mal wieder alleine gelassen hatte. Cindry seufzte bloß. "Schon gut", meinte sie, doch die Enttäuschung schwang in ihrer Stimme mit, was Mihawk einen leichten Stich versetzte. Der Blonden entging der darauffolgende, schuldbewusste Blick, der Richtung Boden ging nicht. "Wenigstens bist du pünktlich", meinte sie und versuchte wieder heiterer zu klingen. Sie zwang sich ein Grinsen ins Gesicht und trat auf die offene Tür zu, die in den Raum führte, in dem sich die Theater-AG immer nachmittags traf. Die Blicke, mit denen Mihawk begrüßt wurde, waren alles andere als begeistert, doch keiner wagte es, ihn rauszuschmeißen und so setzte der Schwarzhaarige sich nach hinten in eine Ecke und wartete, dass seine Freundin mit vorsprechen dran war. Jeder durfte für die Rollen vorsprechen, für die er mochte und danach wurde sich zusammengesetzt und ausdiskutiert, wer welche Rolle bekommen sollte und die Rollen verteilt, die zuvor niemand wollte. Cindry endete tatsächlich als Fasan und bekam sofort noch einen Helfer zugeteilt, der ihr bei dem aufwendigeren Kostüm helfen sollte. Nach dem Treffen wartete Mihawk an der Tür auf Cindry, die noch schnell ihre Tasche holte. "Glückwunsch", meinte er und ließ sie an sich vorbeigehen. "Danke! Komm, lass uns gehen. Willst du noch mit ins Einkaufszentrum kommen? Wir können ein Eis essen gehen – zur Feier des Tages." Dass das Ergattern einer Rolle in einer Theater-AG, in dem jeder eine Rolle zugewiesen bekommt, nicht unbedingt einer Feier bedurfte war da nebensächlich. Es war ein Anfang von Cindrys Traum, der später mal als berühmte Schauspielerin enden sollte. Der Schatten, der ihnen bis zum Einkaufscenter folgte, blieb unbemerkt… "Sie war eine gute Freundin", meinte Mihawk. "Und sie war echt gut in dem, was sie gemacht hat. Sie wär' bestimmt berühmt geworden." Flamingo nickte. "Ja, ich hab' sie bei diesem Vorsprechen für die Fasanen-Rolle auch beobachtet. Du hast ja nichts gemacht, außer in einer Ecke zu sitzen und da ich davon ausging, dass du das perfekt beherrschtest, konnte ich meine Aufmerksamkeit etwas anderem widmen… Wär' sie an dem Nachmittag bei dir geblieben, hätte ich sie vielleicht bei der Aufführung noch mal gesehen…" …"Morgen ist die Aufführung! Ich bin so aufgeregt!" "Warum? Du kannst deine Rolle doch einwandfrei." "Und? Das heißt doch nicht, dass nichts mehr schief gehen kann! Was, wenn ich vor Aufregung meinen Text vergesse, oder stottere oder mich verspreche! – Oder wenn ich hinfalle, oder mein Kostüm reißt!" "Damit dein Kostüm reißt, müsstest du heute die Eisdiele leer essen. Mach dir mal nich' so viele Sorgen, das wird schon werden." Sie schlenderten die Straße entlang, Richtung Einkaufszentrum. Dort angekommen hielten sie beim Eisstand, an dem Cindry ihm fast täglich eine Kugel spendierte. "Kommst du noch mit in den Park?" Sie gingen meist nach der Schule, beladen mit dem Eis, in den Park, setzte sich auf die Wiese und schleckten schweigend vor sich hin, um danach Fußball zu spielen oder Steine in den See zu werfen. Doch diesmal lehnte Cindry ab. "Tut mir leid, aber ich muss noch ins Bastelgeschäft. Der Gummizug für meinen Schnabel ist zu lose, ich muss mir noch einen neuen kaufen. Aber wir sehen uns morgen! Du kommst doch zur Aufführung, oder?" Mihawk nickte und lächelte. "Natürlich. Viel Glück mit deinem Schnabel!" Auch Cindry lächelte. "Danke. Ich treff' dich dann morgen um zwölf Uhr an der Turnhalle, dann kannst du mir noch ein bisschen Mut zusprechen!" "Sicher." Doch als Mihawk am nächsten Tag um fünf nach zwölf an der Turnhalle auftauchte, war von Cindry keine Spur. Als er bei den Umkleiden ankam, brauchte er gar nicht anzuklopfen, denn eines der Mädchen aus der Theater-AG steckte gerade den Kopf heraus, um den Gang hinunterzuspähen. Als er Mihawk erblickte, trat sie aus der Umkleide heraus. "Ah, Guten Tag, Mihawk-san", begann sie etwas schüchtern. "Du hast nicht zufällig Cindry-chan gesehen?" Mihawk starrte sie mit großen Augen an, so überrascht war er, dass sie ihn angesprochen hatte. Als ihm auffiel, dass sie eine Frage gestellt hatte, schüttelte er nur den Kopf. Er kam gerade noch rechtzeitig zu sich, um selbst eine Frage zu stellen, ehe das Mädchen wieder verschwunden war. "Wieso, ist sie denn noch nicht da?" "Nein, ich wundere mich auch schon. Sie ist sonst immer so pünktlich. Ich dachte ja, sie wäre vielleicht bei dir und hätte die Zeit vergessen, aber…" Sie sprach nicht weiter, denn es war offensichtlich, dass dem nicht so gewesen war. Mihawk, dem das auch klar war, drehte sich abrupt um und verschwand wieder aus der Turnhalle. Kurz blieb er stehen, um zu überlegen, wo Cindry sein könnte, dann machte er sich auf den Weg zum Park. Schon bald begann er zu rennen und ein ungutes Gefühl breitete sich in ihm aus. Cindry würde nie eine Theateraufführung sausen lassen, dafür war ihr das alles viel zu wichtig. Es musste etwas passiert sein, wenn sie entschied, nicht aufzutauchen. Der Park war schnell durchquert und zu Mihawks Enttäuschung war dort keine Spur von Cindry gewesen. Nach Luft schnappend und auf die Knie abstützend schaute Mihawk sich um. Im Einkaufszentrum würde er als nächstes nachschauen und dann den Weg von der Schule zu Cindry nach Hause kontrollieren. Als er beide Alternativen abgearbeitet hatte und immer noch nicht fündig geworden war, war das Gefühl, dass etwas nicht stimmte so stark, dass er sich am Liebsten übergeben hätte. Er kämpfte die Panik zurück, die in ihm aufstieg und ihm die Kehle zuschnürte. Er hustete ein paar Mal, dann rannte er weiter, eine ganze Weile ohne ein Ziel zu haben, in der Hoffnung, sie durch Zufall irgendwo zu erspähen. Dann machte er plötzlich kehrt, lief in Richtung Einkaufszentrum zurück und bog ein paar Straßen vorher in eine Seitenstraße ab. Hier irgendwo musste das Bastelgeschäft sein, das sie immer aufsuchte, wenn ihr noch Details an ihren Kostümen fehlten. Vielleicht war der Gummizug für ihren Schnabel gestern ja nicht der richtige gewesen und sie war schnell vor der Aufführung noch ein Mal hergekommen. Doch als Mihawk völlig außer Atem bei dem Geschäft ankam, hing ein Schild innen an der Ladentür, auf dem geschlossen stand und darunter waren die Öffnungszeiten abgedruckt: Samstags von elf bis dreizehn Uhr. Mit den Ideen und mit der Puste am Ende, drehte sich der Schwarzhaarige ein Mal um die eigene Achse. In seinem Kopf rasten Bilder von Orten vorbei, an denen er sich mit Cindry immer traf. Den Park hatte er schon abgesucht, ebenso das Einkaufszentrum, aber ganz in der Nähe von dem kleinen Bastelladen war eine Sackgasse, in der sich die Häuser mit etwas Abstand aneinander reihten. Der Abstand war groß genug, dass viele Leuten ihren Müll in den Nischen abstellten. In einer Nische hatten sie die Pappkartons so hoch gestapelt, dass man nicht mehr dahinter sehen konnte und den Raum dort freigeräumt. Es war eine Art Geheimversteck. Cindry flüchtete sich immer dorthin, wenn sie sich verstecken wollte, entweder vor Klassenkameraden, die sie ärgerten oder wenn ihre Mutter sie wohin mitnehmen wollte, wo sie nicht hin wollte. Mihawk bog in die Sackgasse ein und schritt sie entlang, die Mauervertiefungen zählend. Bei der vierten blieb er stehen. Geübt kletterte er ein kurzes Stück an der bröckeligen Backsteinhausfassade hoch, bis er die Feuerleiter erreichen konnte. Er hing sich an die unterste Stange und schwang sich über den Stapel Kartons. Auf der anderen Seite kam er in der Hocke wieder auf. Vor ihm war der Vorhang zugezogen, den sie über einen Ast gespannt hatten, den sie zwischen die Häuserwände geklemmt hatten. Dahinter lag ihr Lager, das sie mit Decken und einer Notfallration Essen und Trinken ausgestattet hatten (die mittlerweile wohl verschimmelt war). Geschützt wurde das ganze von einem Pappdach, dass auf Kisten und einer alten Fließrolle ruhte und nach jedem stärkeren Regenguss erneuert werden musste. "Cindry, bist du da?", flüsterte er, nachdem er sich wieder aufgerichtet hatte. Er machte einen zögerlichen Schritt auf den Vorhang zu, als niemand antwortete. Ein unangenehmer Geruch stieg ihm in die Nase und er nahm sich fest vor, bei nächster Gelegenheit die alten Lebensmittel gegen frische Auszutauschen. Es wurde aber auch höchste Zeit; er konnte sich nicht erinnern, dass beim letzten Mal schon so viele Fliegen um ihr Versteckt geschwirrt waren. Seine Hand legte sich an den Rand des Vorhanges und er wiederholte noch einmal ihren Namen, dieses Mal etwas lauter, doch es antwortete ihm niemand. Vermutlich war sie gar nicht da, aber er würde nicht gehen, ohne das auch überprüft zu haben. In der Hoffnung, sie habe nur nicht geantwortet, weil sie ihrer Stimme im Moment nicht vertraute (und weil ihm beim besten Willen nicht noch mehr Möglichkeiten zum Absuchen einfielen), festigte er seinen Griff um den Stoff und zog ihn beiseite. Der unangenehme Geruch(1) wurde augenblicklich stärker und die aufgescheuchten Fliegen flogen um seinen Kopf. Das Surren ihrer Flügel klang unheimlich laut an seine Ohren heran und war für Minuten das Einzige, das er hören konnte. Erstarrt schaute er auf die Decken hinab, die vor ihm ausgebreitet lagen und auf denen Cindry kniete, vorübergebeugt und in sich zusammengesunken. Der Kopf hing ihr auf die Brust und ihr Nacken war aufgeschlitzt. Das Blut war ihr den Rücken und die Brust hinuntergelaufen und hatte sich um die Wunde herum verkrustet, aus der Mihawk glaubte, die Wirbel weiß hervorstehen zu sehen. Die Hände, die ihr auf dem Rücken zusammengebunden waren, waren mit einem Strick verbunden worden, der an der Hauswand hinter ihr an einen Eisenring geknotet worden war, damit sie nicht vornüber kippte. Mihawks Augen wanderten das Seil entlang und ruhten einige Sekunden auf dem Ring, der eigentlich für Fahrradschlösser vorgesehen war, dann wurde ihm bewusst, was er anstarrte. Mit einem Würgen wandte er sich ab von dem schaurigen Bild und versuchte, nicht zu kotzen, während er sich an der Wand abstützte, weiter trocken würgte und verzweifelt versuchte, sein T-Shirt vom Hals wegzuziehen, um besser Luft zu bekommen. Er wartete nicht, bis er besser Luft holen konnte, sondern stolperte auf die Kartons zu und ließ den Stapel einstürzen, sobald ihm bewusst wurde, dass hinter ihm eine Leiche kniete und er Angst bekam. Er verlor das Gleichgewicht und landete mit den leeren Pappkisten auf dem Asphalt und schlug sich die Knie auf. Doch er spürte den Schmerz gar nicht, genauso wenig, wie er den Gestank noch wahr nahm oder das Surren der Fliegen hörte. Er sah nur noch Cindry, sowohl als er auf den grauen Boden unter sich starrte, als auch, als er sich umdrehte und sie nun einige Meter von ihm entfernt immer noch auf den Decken kniete. Er krabbelte ein paar Zentimeter rückwärts, dann rappelte er sich hoch und rannte. Er wusste nicht wohin, aber seine Füße trugen ihn immer weiter. Er rannte an dem Bastelladen vorbei, durch den Park, vorbei an der Polizeiwache, an der Schule und an der Bäckerei, in der er gelegentlich arbeitete und rannte immer noch weiter, bis er einfach nicht mehr konnte, stolperte und wieder auf hartem Asphalt landete. Er schlug der Länge nach hin und schrammte sich nun auch Hände und Ellenbogen auf. Der Schmerz, der ihm durch die Arm schoss ging in dem Schmerz unter, der ihn übermannte, als ihm bewusst wurde, dass seine beste Freundin tot war. Er schniefte und zog Beine und Arme an. Seine Finger krallten sich Halt suchend in den Boden, auf den nach und nach erste Tränen tropften. Es saß lange auf der Straße und weinte, ohne zu wissen, wo er war und ohne, dass jemand vorbei kam. Es wurde dunkel, es wurde kühler und es begann zu regnen. Er bekam nichts davon mit. Seine Augen sahen den Regen nicht, der in großen Tropfen zu Boden fiel und sein Körper spürte nicht, wie seine Kleider nass und klamm wurden, wie der Regen sich mit seinen Tränen vermischte und wie der Wind seine Haut auskühlte und seine Ohren hörten nicht, wie das Trommel des Regens immer lauter wurde und ein Donnern den Beginn eines heftigen Gewitters einläutete. Er sah nur Cindrys Körper vor sich, hörte nur das Surren der Fliegen und spürte nur einen dumpfen Schmerz in seinen Handflächen, Knien und Ellenbogen. Er sah die Scheinwerfer nicht, die immer näher kamen und hörte nicht, wie Räder über nassen Asphalt fuhren. Erst das laute Hupen, ein Bremsgeräusch und ein wüstes Schimpfen drangen durch seine Trauer und er riss erschrocken den Kopf hoch. "Bist du denn von allen guten Geistern verlassen, Junge?! Ich hätte dich fast überfahren! – Bist du verletzt?" Der Mann, der sich sicher nicht minder erschrocken hatte, hatte die Fahrertür aufgerissen und war bereits halb aus dem Auto. Und die Frage klang schon gar nicht mehr sauer, sondern viel mehr besorgt. Mihawk starrte den Fremden einige Sekunden mit weit aufgerissenen Augen an, dann sprang er auf und rannte davon. Der Mann schüttelte nur mit dem Kopf, ehe er seine Fahrt fortsetzte, vermutlich nach Hause, zu seiner Frau und seinen Kinder und zurück in seine heile Welt. Doch das grelle Scheinwerferlicht und der laute und dröhnende Klang der Hupe hatten dem Schwarzhaarigen ins Gedächtnis gerufen, dass seine Welt nicht mehr so heil war, aber, dass immer noch jemand zu Hause auf ihn wartete, der sich sicher schon um ihn sorgte und erleichtert versuchen würde ihm mit einem Handtuch durch die Haare zu rubbeln, ihm die nassen Sachen ausziehen und ihn mit einer warmen Suppe im Magen ins Bett schicken würde. Er rannte wieder, jedoch nicht nach Hause. Bevor er sich in sein Bett verkriechen und alles vergessen durfte, musste er dafür sorgen, dass Cindry nicht in ihrem kleinen Versteck hocken blieb; das hatte sie nicht verdient. Er fand eine Telephonzelle und wählte die Nummer der Polizei. Er nannte seinen Namen nicht, er wollte nicht derjenige sein, auf dem man mit dem Finger zeigte und sagte: "Der da, der hat sie gefunden." Genauso wenig wollte er sich den Fragen der Polizei stellen oder mit irgendjemandem darüber reden müssen. Die Frau am Apparat sprach noch immer auf ihn ein, als er den Höher wieder auf die Gabel zurückhängte. Er fühlte sich müde und seltsam leer, als er wieder aus der Telephonzelle heraustrat und nach Hause schlurfte. Dort angekommen war seine Mutter nicht da. In der Küche stand ein Teller, der mit Alufolie bedeckt war, daneben lag ein Zettel. Hab' eine Zusatzschicht angeboten bekommen, es wird spät. Mach' dir das Essen in der Mikrowelle warm, Mama, stand dort in spanisch geschrieben und unter die zwei Zeilen war ein Herz gekritzelt worden. Daneben lag ein Brief, der an ihn adressiert war. Mihawk nahm den Brief und verschwand in seinem Zimmer, wo er sich auf sein Bett setzte. Er kümmerte sich nicht darum, seine nassen Sachen auszuziehen oder, dass seine Matratze nass wurde. Er lehnte sich gegen das Holzgestell am Kopfende und nahm den Umschlag zur Hand. Er bekam so gut wie nie Post. Von wem auch? Er untersuchte das Kuvert, doch konnte keinen Absender finden, ebenso wenig wie eine Briefmarke. Allein sein Name stand darauf geschrieben. Auf der Rückseite war ein Siegel geklebt, das aus einem einfachen Sticker bestand und den Brief verschloss. Der Aufkleber war einfarbig rot und verriet somit rein gar nichts. Mihawk pulte ihn ab, faltete ihn in der Mitte, sodass keine klebenden Flächen überstanden und schnippte ihn über die Bettkante auf den Boden. Er zog die Lasche hervor und hielt die Öffnung nach unten. Ein Stückchen Stoff und ein Zettel segelten in seinen Schoß. Das Din-A-4-Blatt war zwei Mal gefaltet und nur mit einem einzigen Satz bedruckt: Tu puta madre es la hembra próxima(2)! Mihawk ließ das Papier sinken und griff nach dem Stofffetzen. Er nahm es zwischen Daumen und Zeigefinger und rieb es dazwischen, dann las er den Brief noch einmal. Seine Hand verkrampfte sich und knüllte das Papier, als er es erneut sinken ließ und stattdessen das Stoffstück vor seine Augen hob. Der Stoff stammte von dem Vorhang aus ihrem kleinen Versteck. Das Spanische, in dem der Brief geschrieben war, das Stoffstück, damit er Cindry auch ja fand und die Drohung, dass seine Mutter die nächste sein würde, ließen nur seine Verwandten aus Kolumbien in Frage kommen, für das alles verantwortlich zu sein. Das Wissen, diesem Gegner nicht gewachsen zu sein, dass er nichts ausrichten konnte, um Cindry zu rächen oder seine Mutter zu beschützen, ließen ihn vor Wut zittern. Cindry hatte das nicht verdient. Sie hätte nicht sterben dürfen; nicht seinetwegen. Das war alles seine Schuld. Wäre er mächtiger, hätte es niemand gewagt, seiner Freundin auch nur ein Haar zu krümmen. Angst ließ Leute vieles tun – und auch vieles nicht tun. Seine Angst, gemischt mit dem Zorn über Cindrys unnötigen Tod, ließen ihn vom Bett gleiten, Zettel und Stoffstück unbeachtete hinter sich lassend. "Diese malandro(3) werden dafür bezahlen!" Er verließ sein Zimmer und die Wohnung. Die Wohnungstür schloss er sorgfältig ab, dann schritt er die Stufen im Treppenhaus hinab und draußen die langsam in der aufkommenden Dunkelheit versinkenden Straße entlang… "Ihr Tod war tragisch gewesen. Das Mädchen hatte noch ihr ganzes Leben vor sich und mit Sicherheit eine einzigartige Karriere. – Aber ich hoffe, du bist darüber hinweg, dich als Verantwortlichen für ihren Tod zu sehen?" Mihawk nippte an seinem Getränk und starrte auf den Tisch, um nicht in das fragende Gesicht mit der hochgezogenen Augenbraue sehen zu müssen. "Bist du doch, oder?", hakte Flamingo nach. "…Hätte ich mich schneller entschieden, wäre das vielleicht nicht passiert. Hätte ich das Unvermeidbare nicht vor mir hergeschoben-" "Du hast nichts vor dir hergeschoben. Niemand hätte wissen könne, wie weit diese Typen gehen würden und schon gar nicht ein dreizehnjähriger Junge." "Aber es war doch offensichtlich", widersprach Mihawk, ohne den Blick zu heben. "Sie haben meiner Mutter gedroht; auf eine Art und Weise, die deutlich gemacht hat, dass für sie nichts anderes in Frage kommen würde, als ihr Ziel zu erreichen, egal mit welchen Mitteln." "Und diese Mittel hättest du nun alle kennen müssen? Und selbst wenn du sie gekannt hättest, wärst du dann mit ihnen gegangen?" Mihawk schüttelte den Kopf. "Aber wenn ich damals einfach schneller begriffen hätte, dass es nicht um ja oder nein, sondern um Leben und Tod ging, hätte ich mich gleich für eine der beiden Seiten entschlossen. Sie hätten ihr nichts getan, wenn ich bereits eingespannt gewesen wäre, genauso, wie sie meiner Mutter auch nichts mehr getan haben." Flamingo seufzte. "Mihawk, manchmal muss man Fehler machen, um aus ihnen zu lernen. Eine Situation richtig einzuschätzen erfordert viel Erfahrung, die du in dem Alter einfach nicht hattest. Du wusstest kaum, wer diese Leute waren, geschweige denn, wozu zu sie fähig waren. Hör auf, dir die Schuld daran zu geben. Der einzige, der für Cindrys Tod verantwortlich ist, ist derjenige, der dass Messer geführt hat." "Es war ein Volltrottel gewesen, wenn er geglaubt hatte, so sein Ziel zu erreichen." Er stellte sein Glas wieder ab. "Ich denke nicht, dass sie gewusst haben, dass ich Verbindung zu dir hatte. Hätte ich die Absichten der Shichibukai, dich aufzunehmen, öffentlich gemacht, wären sie vielleicht unverrichteter Dinge wieder abgezogen. Ich bin wahrscheinlich mehr Schuld an allem als du. Aber damals war es für dich keine Perspektive, uns beizutreten. Wir glaubten, ein bisschen Druck von den Kolumbianern würde dich eher überzeugen als unsere Worte, doch keiner hätte damit gerechnet, dass sie so schnell so gewalttätig reagieren würde." "Nein, nicht einmal Die Sieben hatten genügend Lebenserfahrung, um das vorherzusehen. – Oder eher Die Sechs. Ihr wart ja damals schon auf der Suche." Flamingo zögerte. Ihm war der spöttische Unterton nicht entgangen. "Ich würde nicht unbedingt sagen, dass alle der sechs sich nicht im Klaren darüber waren, wie ernst die Situation war. Ich möchte niemandem unterstellen, dass er darauf spekuliert hat, dass so etwas passiert und die Kolumbianer uns in die Karten spielen würden, ich möchte es aber auch nicht für unmöglich halte. Aber eins musst du mir glauben: Ich wusste nicht, dass es ihnen um ihre existentielle Grundlage ging. Hätte ich gewusst, warum sie hier waren, hätte ich gehandelt." "Wenn ich sage, ich glaube dir, was würde das ändern? Mein und auch dein Unwissen hat niemandem etwas gebracht." Flamingo schüttelte den Kopf. "Nein, hat es nicht, aber das ist nicht der Punkt. Tatsache ist, hättest du mehr gewusst, hättest du dich anders entschieden und das ist doch der springende Punkt, der Punkt, der dich nicht zu einem Mörder macht. Hättest du gewusst, dass es passieren würde und gewusst, wie du es verhindern könntest, hättest du es doch getan, oder nicht?" Mihawk antwortete nicht. So hatte er es noch nie betrachtet und das, was Flamingo da sagte, war durchaus logisch. Hätte es auch nur einen Hinweis darauf gegeben, in was für einer Gefahr Cindry schwebte, hätte er nicht gezögert, Flamingos Angebot anzunehmen. Aber das einzige Mal, dass diese Männer mit ihm direkt gesprochen hatten, war nicht sonderlich einschüchternd gewesen. Sie hatten nicht gewirkt, als hätten sie es sich mit ihm verscherzen wollen. Auch seiner Mutter hatten sie nie etwas getan. Die Worte hatten sie beunruhigt und geängstigt, aber sie waren ihr gegenüber nie gewalttätig geworden, noch haben sie ihr auf dem Weg zur Arbeit aufgelauert und ein Handeln heraufbeschworen. Das mit Cindry kam… überraschend; plötzlich, unvorbereitet. "Du leidest mehr darunter, als du müsstest", begann Flamingo wieder zu sprechen und Mihawks Gedanken richteten sich wieder auf die Gegenwart. "Cindry hätte dir mit Sicherheit schon längst verziehen, wenn es etwas zum Verzeihen geben würde. Ich weiß nicht, ob sie stolz auf dich ist oder ob es sie gerührt hat, dass du nach ihrem Tod alles daran gesetzt hast, dass alle Beteiligten erfuhren, dass sie einen großen Fehler begangen hatten, dafür kannte ich sie nicht gut genug. Aber ich bin mir sicher, dass sie jetzt stolz auf dich ist. Du hast die Schule abgeschlossen und studierst sogar. Du hast 'ne Menge in deinem Leben erreicht. Vieles, was sicherlich in deiner neuen Welt nicht sonderlich rühmlich ist, aber auch einiges, was Respekt verlangt. Den Mut aufzubringen, uns zu verlassen und damit auch noch durchzukommen und das alles nur für deine Liebe – so verflossen sie auch sein mag – gehört definitiv dazu." "Auf sie hätte man mittlerweile sicher auch stolz sein können. Mehr noch als auf mich vermutlich. Wer weiß, wie viel Zeit wir noch füreinander gehabt hätten oder ob ich womöglich auch schon Termine brauchen würde, wie jeder Photograph oder Reporter." "Für dich hätte sie sicher immer Zeit gehabt. Du hattest ja auch immer Zeit für sie. Du hast sogar dein Faulenzen unterbrochen, nur um sie zur Schule zu begleiten." Mihawk lachte kurz auf. "Ja, das ist wahr. Das bisschen Bruchrechnung, das ich konnte, als ich bei euch aufgekreuzt bin, hab' ich ihr zu verdanken!" Flamingo grinste. Es hatte damals in der Tat nicht sonderlich berauschend um Mihawks schulische Bildung gestanden. Aber das war nebensächlich gewesen. Bei ihnen hatte er alle Bildung bekommen, nach der er verlangte und die man für ihn als nützlich erachtet hatte. Japanisch, Mathe und Sport waren seine neuen Hauptfächer, auch wenn er sie nicht mehr auf einer normalen Schule belegt hatte. An dem Tag, an dem er zu ihm gekommen war, hatte sein neues Leben angefangen… …Mihawk wusste nicht, wo er hin ging. Die Worte 'Du findest mich bestimmt' schwirrten ihm im Kopf herum und so lief er die Straßen entlang, in der Hoffnung, dass genau das geschehen würde. Er lief durch den Park und seine Gedanken, die sich den bisherigen Weg nur auf ein Bild in seinem Kopf fixiert hatten, schweiften wieder zu Cindry und wie er und sie immer im Park gesessen und Eis gegessen hatten. Es gab keinen Ort im Park, an dem sie nicht zusammen gewesen waren. Jeder Baum und jeder Busch erinnerte ihn an sie. Den Weg, den er jetzt entlang lief, war er auch mir oft gegangen. Er führte zu einem Spielplatz, auf dem sie oft getobt hatten. Es gab dort zwei Schaukeln. Sie hatten sich immer jeder auf eine Schaukel gesetzt und einen Wettkampf daraus gemacht, wer schneller höher schaukelte. Oder sie hatten sich auf die Schaukeln gelegt, mit dem Bauch auf der Sitzplatte. Dann hatten sie sich im Kreis gedreht und wenn sie mit den Füßen nicht mehr genügend Halt auf dem Sandboden hatten, musste der andere weiterdrehen, bis es nicht mehr ging. Nach dem Loslassen hatte sich die Schaukel dann so lange und so schnell gedreht, dass ihnen immer ganz schwindelig gewesen war, wenn sie endlich gestoppt und sie herunterklettern hatten können. Die Schaukeln waren leer als er bei ihnen ankam, was aber nicht hieß, dass niemand auf dem Spielplatz war. Auf dem einen Ende der Wippe saß eine große, dunkle Gestalt, die seltsam aufgeplustert wirkte, unförmig wie ein großer Laubhaufen in der Nacht. Mihawk blieb ihm direkt gegenüber stehen, der Stamm der Wippe zwischen sich und dem anderen. Die Gestalt erhob sich und es war, als würden die Blätter auf einem Stamm in die Höhe wachsen und zu der Krone eines dichtbewachsenen Baumes werden, während sie sachte vom Wind gewiegt wurden. Doch Mihawk wusste, dass es keine Blätter, sondern Federn waren. Er sagte nichts und blieb reglos dort, am anderen Ende der Wippe stehen. Nur seinen Kopf legte er in den Nacken, um dem anderen ins Gesicht zu schauen – oder dahin zu schauen, wo sein Gesicht in der Dunkelheit verborgen lag. "Willkommen bei Ouka Shichibukai(4)! Du bist jetzt einer von uns, ein Samurai. Und ein Samurai hat sich auch wie solch einer zu verhalten. Du wirst einen Lehrmeister bekommen, jemand, der dir alles beibringt, was du im Bezug auf die Shichibukai wissen musst. Du wirst ihn mit -sensei ansprechen. Sein Wort wird Gesetz sein, seine Forderungen dein oberstes Gebot. Sagt er "Spring!", dann fragst du nicht wie hoch, sondern tust es und zwar nicht ein Mal, nicht zwei Mal, sondern solange, bis du einen anderen Befehl erhältst. Du wirst ihm Respekt zollen, ebenso wie jedem anderen höher gestellten Mitglied, denn dein Leben liegt in ihren Händen und deine Zukunft entscheidet sich nach ihren Auffassungen dich betreffend. Lerne, zu gehorchen, lerne, Sinnloses zu akzeptieren, lerne, Emotionen auszuschalten, denn du wirst sie nicht brauchen, wenn du einer von uns sein willst. Befolge deine neu vorgegebenen Tugenden und dein Name wird schneller wachsen als dein kleiner Körper. Und merk dir eins, umso leiser er ausgesprochen wirst, desto mächtiger bist du geworden." Mihawk sagte auch jetzt nichts. Als Flamingo sich umdrehte, folgte er ihm und als er zu ihm aufgeschlossen hatte, legte sich ein schwerer, aber weicher, mit Federn bedeckter Arm um seine Schultern und zog ihn etwas näher. Sie gingen lange nebeneinander her und Flamingo war sensibel genug, ihn nicht auf die Tränen anzusprechen, die ihm über die Wangen liefen und die er mit Sicherheit bemerkt hatte. Er brachte ihn zu einer kleinen Wohnung, in der er wohl alleine lebte. Er durfte dort schlafen und bekam Essen. Sie redeten erst am nächsten Morgen wieder miteinander. "Was ist mit meiner Mutter?" "Dir auch einen wunderschönen Guten Morgen." "Dieser Morgen ist nicht wunderschön!", widersprach der Schwarzhaarige hitzig. "Was ist mit meiner Mutter?! Und was ist mit den Kerlen, die ihr drohen, die-" Er redete nicht weiter. Er konnte es nicht aussprechen, noch nicht. Es jetzt zu sagen, würde es real werden lassen und er würde sicherlich wieder zu heulen anfangen. Aber er wollte nicht heulen, nicht vor Flamingo. Er war jetzt ein Samurai, er hatte keine Emotionen mehr. Doch Flamingo sprach die harte Wahrheit aus. "Was mit deiner toten Freundin ist? Sie wird tot bleiben. Dir muss eins klar sein, sie wird nicht wieder kommen, egal was du tust." Mihawk biss sich auf die Unterlippe und unterdrückte ein Schluchzen, während es gefährlich in seinen Augen brannte. "Der Tod ist etwas, mit dem du dich abfinden musst. Er wird dich von nun an stets begleiten." Die Worte waren nicht wirklich beruhigend, trotzdem gab Mihawk dem Verlangen, seinen Tränen freien Lauf zu lassen nicht nach. Flamingo musterte ihn abschätzend, ehe er sich von der Couch erhob. "Deiner Mamá geht es gut. Einer unserer Leute begleitet sie auf Schritt und Tritt. Kein Kolumbianer wird sich ihr ungestraft nähern können." Mihawk beruhigte sich sichtlich, doch die Trauer, die immer noch in ihm steckte, konnte er so schnell nicht verbergen und schon gar nicht vergessen. "Aber wenn du sie wirklich in Sicherheit wissen willst, solltest du sie in Zukunft nicht mehr allzu häufig sehen. Wir sind kein Familienunternehmen, wenn du verstehst. Wir sorgen gerne dafür, dass sie sicher ist, aber ein Familienstreit oder Unterwäschepakete können wir hier nicht gebrauchen. Ich sag' dir das alles unverblümt und ohne darauf Rücksicht zu nehmen, was du willst, weil das auch kein anderer tun wird. Du bist hier in was reingeschliddert, wofür du nichts kannst, aber es wird Zeit, dass du es akzeptierst. Das hier ist dein Schicksal und du kannst ihm nicht entfliehen, wenn dir dein Leben oder das deiner Mutter etwas bedeutet." Mihawk nickte und Flamingo ging vor ihm in die Hocke und winkte ihn zu sich. Er legte ihm eine Hand auf die Schulter und schaute ihm tief in die Augen, als würde er etwas suchen. "Wir werden uns um diese Leute kümmern, die das deiner Freundin angetan haben und wir werden dafür sorgen, dass weder sie noch jemand anders deiner Mutter etwas antun kann, einverstanden?" Mihawk nickte. Soweit hörte sich alles gut an. "Okay. Komm, setzt dich auf die Couch. Ich mach' mir 'nen Kaffee und dir 'nen heißen Kakao und dann reden wir über alles weitere." Es dauerte nicht lange, bis sie nebeneinander saßen, Mihawk mit einer Decke um den Schultern und einer Tasse in der Hand und Flamingo neben ihm, ebenfalls eine Tasse haltend. Ihr Gespräch verriet so viel, dass er nicht viel Zeit zum Trauern haben würde. Sein Unterricht würde in zwei Tagen beginnen und bis dahin würde er bei Flamingo sein und von ihm über alles Nötige unterrichtet werden. Und er war dankbar dafür. Im Moment sehnte er sich nach nichts mehr, als alles zu vergessen, sich zu beschäftigen und seine Gefühle wegzuschieben. Lernen würde ihn davon abhalten, über Cindrys Tod nachzudenken und über die Schuldfrage nachzugrübeln. Mit Flamingo zusammenzuleben war seltsam. Er war ein chaotischer, lockerer Typ, der es mit Ordentlichkeit und Pünktlichkeit nicht allzu genau nahm, der aber furchtbar penibel war, sobald es um die Organisation ging. Immer, wenn sie darüber sprachen, wurde er furchtbar erst, so ernst, dass Mihawk grinsen musste und sich jedes Mal eine Kopfnuss einhandelte, weil der Blonde von ihm erwartete, mit dem selben Ernst an die Sache heranzugehen. Dass das Ganze kein Spiel war, hatte Mihawk schon bald begriffen. Bereits an dem Tag, an dem er das erste Mal bei Flamingo erwacht war, war ein Bote zu ihm gekommen, der von zwei toten Kolumbianer berichtete. Der eine war wohl Cindrys Henker gewesen. Flamingo bestand darauf, dass er sich den Bericht mitanhörte, und hielt ihn danach fast eine Stund im Arm und tröstete ihn, bis keine Tränen mehr flossen. Den nächsten Bericht würde er sich auch anhören und den übernächste auch, egal, ob sie etwas mit ihm zu tun hatten oder nicht und er würde lernen, diese Tränen zurückzuhalten. Von weiteren toten Kolumbianern hörte er nichts. Am Abend des zweiten Tages erzählte ihm Flamingo, was die Organisation herausgefunden und was er über ein Telephonat erfahren hatte. Die ganze Sache hatte sich wohl von da an mehr oder weniger von selbst erledigt. Der Rest der Band hatte Angst bekommen und abgesehen davon auch im eigenen Land genug zu tun. Man hatte sich für Mihawk sowieso nur interessiert, weil die Führungsspitze des 'Cartel de Cali' verhaftete und eingesperrt worden war und er als Sohn des Bruders des ehemaligen Bosses der einzige Nachfahre der Linie der Führungsriege war. Doch es hatte zu lange gedauert, ihn überzeugen zu wollen und während die Letzten sich wohl noch im fernen Japan bemüht hatten, war das Kartell in Kolumbien in mehrere kleinere und unabhängig voneinander agierende Gruppen zerfallen. Man hörte aus Kolumbien nichts mehr, dafür startete Mihawks Training und Ausbildung. Flamingo hatte ihm erklärt, wie es ablaufen würde. Er würde eine eigene Wohnung bekommen – wobei Flamingo ihm auch anbot, dass er fürs Erste bei ihm wohnen bleiben konnte – und von dort zu allen Terminen erscheinen, die man ihm vorgab. Die Organisation würde sich bei ihm melden und nicht umgekehrt. Morgen würde er seinen persönlichen Sensei treffen, der ihn weiter einführen würde. Er würde einen Stundenplan bekommen, der gespickt war mit den verschiedensten Fächern; wie ein ganz normaler Schüler. Wenn er artig lernte und Erfolge zeigte, würde es ihm erlaubt sein, an der Gestaltung dieses Plans mitzuarbeiten, sich Fächer herauszusuchen, die ihn interessierten oder in Fächern, die er besonders mochte, besondere Förderung erhalten. Einige Fächer musste er machten, andere durfte er abwählen, wenn sie ihm nicht gefielen und er in ihnen alles gelernt hatte, was die Organisation als Grundvoraussetzung erachtete. Ein gepflegtes Äußeres und eine angemessene Sprache waren in der Öffentlichkeit und anderen Organisationsmitgliedern gegenüber Pflicht. Mihawk schien nach diesem Gespräch gar nicht so begeistert von den vielen Regeln, aber Flamingo klopfte ihm aufmunternd auf die Schultern und meinte, es würde sich alles komplizierter anhören, als es im Endeffekt war. Und umso höher er kommen würde, umso mehr eigene Regel würde er machen können. Wenn Mihawk sich Flamingo anschaute, dann musste das wohl stimmen. Er musste grinsen, aber weigerte sich standhaft zu verraten, warum. Flamingo redete den Abend über nicht mehr mit ihm, weil er meinte, dieser Ungehorsam würde sich einem so hohen Mitglied gegenüber nicht ziemen. Doch er konnte seine Fassade nicht lange aufrecht erhalten und spielte nach dem Abendessen eine Runde Karten mit Mihawk, der ihn noch nie mit einem Titel angeredet hatte und es auch nie tun würde. Solange das unter ihnen blieb, störte es Flamingo nicht, ebenso wenig, wie es ihn nicht störte, dass der Junge bei ihm wohnte. Aber dass es etwas anderes war, wie man sich in der Öffentlichkeit gab, das würde er schon am nächsten Tag von seinem neuen Lehrer lernen… "Aber ehrlich, der Lehrer war ein Arsch." Flamingo lachte. "Ja, das hast du mir oft erzählt! Und zwar über jeden Einzelnen! Nur deine Sportübungen hast du gern gemacht. Japanisch mochtest du und Bio auch, die Lehrer trotzdem nicht." "Es war so langweilig", beschwerte sich Mihawk über längst vergangenen Tage. "Es zog sich alles so hin, bis man was erreichte. Und was mir Flächenberechnung beim Erreichen meines Zieles helfen sollte, wollte mir auch nicht in den Kopf." "Was willst du eigentlich? Du hast doch recht schnell deinen ersten Einsatz bekommen." Mihawk verdrehte nur die Augen, als er an seine erste Aufgabe zurückdachte… …"Hier, Junge! Nimm das!" Sein Lehrmeister, der ihn auf Missionen vorbereitete, hatte ihn heute zu seiner aller ersten mitgenommen und Mihawk war furchtbar aufgeregt und erwartungsvoll. Ein bisschen verwundert war er schon, bei dem Gegenstand, den er dann in die Hand gedrückt bekam. "Was ist das?", wollte er wissen und schaute zu seinem Lehrmeister auf. Als er dessen vorwurfsvollen Blick bemerkte, fügte er hastig ein "Sensei!", an. "Das ist eine Silvesterrakete." Er drehte sich um und deutete mit dem ausgestreckten Zeigefinger auf die Polizeiwache auf der gegenüberliegenden Straßenseite. "Sobald dort ein Auto mit Blaulicht wegfährt, wirst du das Ding zünden. Und zwar so, dass es hoch oben in der Luft explodiert, verstanden?" Mihawk nickte. "Aber darf ich etwas fragen, Sensei?" Der Mann nickte. "Nur zu." "Warum eine Silvesterrakete? Warum nicht was anderes?" "Das Ding fällt nicht auf, das kann jeder aufgehoben haben und heute zum Geburtstag zünden. Keiner wird verdacht schöpfen, wenn sie explodiert und schon gar nicht, sollte man dann einen kleinen Jungen mit einem Feuerzeug erwischen. – Lass dich trotzdem nicht fangen!" Der Alte klopfte ihm – ähnlich wie Flamingo es immer tat – noch einmal auf die Schulter, dann verschwand er und ließ einen weniger nervösen und etwas ernüchterten Mihawk zurück… "So 'ne Dinger habt ihr mir nur angedreht. Das ging ewig so. Der Spott der anderen war kaum zu ertragen, wenn sie mir so 'ne blöde Rakete in die Hand gedrückt haben und dann verschwunden sind." Der Schwarzhaarige zog eine Schnute und nahm einen Schluck. Flamingo zuckte nur mit den Schultern. "Du warst halt noch zu jung…" …Flamingo war ins Hauptquartier gerufen worden und Mihawk alleine in der Wohnung. In einer halben Stunde musste er los, zum Unterricht in einer Zweigstelle. Er war der Jüngste dort. Er hatte mittlerweile noch mit einem anderen Kerl zusammen Unterricht, der acht Jahre älter war. Noch dazu lungerten dort immer noch andere Organisationsmitglieder rum, die sich liebend gern über ihn lustig machten und ihn wegen seiner noch geringen Größe und seinen Alters aufzogen. In der Hoffnung, im Bad etwas zu finden, was ihn älter wirken ließ, durchstöberte er die Sachen des immerhin erwachsenen Mannes, der bestimmt etwas Passendes besaß. Er fand eine Packung Kondome, doch die würden ihm kaum helfen. Rasierwasser war auch da, doch ohne Bart war das recht nutzlos. Als ihm ein schwarzfarbener Kayal(5) in die Hände fiel, kam ihm eine Idee. Er wunderte sich noch, wozu Flamingo das Ding brauchte, als er die Kappe abzog, dann konzentrierte er sich auf sein Spiegelbild vor sich. Fünfundvierzig Minuten später war er an dem Ort angekommen, an dem er Unterricht hatte. "Was hast du denn da im Gesicht? Hast du dich geprügelt?", wollte einer der beiden wissen, die am Eingangstor zum Gelände rumlungerten. Der andere beugte sich vor, um ihn näher betrachten zu können. Mihawk machte beleidigt einen Schritt zurück und warf ihnen einen finsteren Blick zu, als der Zweite plötzlich auflachte. "Der hat sich angemalt!", rief er glucksend. "Der hat sich 'nen Bart aufgemalt!" Nun fing auch der andere lauthals an zu lachen. "Sorry, Kleiner, aber das macht dich auch nicht älter!", brachte der Erste zwischen dem Lachen hervor und tat so, als würde er sich eine Lachträne wegwischen. "Das is' ja wie Fasching! Komm, wir besorgen dir noch 'ne Augenklappe und eine Pistole mit Platzpatronen, dann kannst du als Pirat gehen!" Die zwei lachten noch eine ganze Weile weiter und Mihawk schrie sie eine ganze Weile lang an, dass sie die Klappe halten sollten, doch sie hörten nicht auf ihn. Als Flamingo zwischen ihnen auftauchte, verstummten sie jedoch. Er warf beiden einen tadelnden Blick zu, doch als er zu Mihawk blickte, musste auch er grinsen. "Komm mit", meinte er schließlich und Mihawk war froh, dass er diesen peinlichen Moment beendete. Mit leicht geröteten Wangen folgte er ihm und fragte sich, was Flamingo von ihm wollte. Sie liefen sich nicht oft über den Weg, wenn er auf Organisationsgelände war und hatten dort noch weniger miteinander zu tun. Doch heute schien es anders zu sein. Flamingo führte ihn in die große Turnhalle, die er eigentlich erst morgen wieder benutzt hätte. Auf dem Weg meinte er: "Witzige Idee. Hast du das mit meinem Kayal gemacht?" Er erwartete keine Antwort, denn er redete ohne Pause weiter. "Ich denke, wir müssen noch einmal über Respekt Erziehungspersonen gegenüber sprechen. Aber lass das mit dem Bart, das bist ab sofort du." Und Mihawk beherzigte den Rat und malte sich den Bart auf, sobald er das Haus verließ und als Organisationsmitglied zu erkennen war. Und als die ersten echten Stoppeln zum Vorschein waren, ließ er die Stehen, die dort wuchsen, wo er sich den Bart aufgemalt hatten. Doch vorerst musste er mit Farbe vorlieb nehmen und mit dieser Farbe im Gesicht führte Flamingo ihn weiter, durch die Turnhalle hindurch und zur gegenüberliegenden Wand. Ein großes Kreuz lehnte dort an der Wand, gehüllt in ein schwarz schimmerndes Samttuch. "Das wird deine Waffe sein als Samurai." Mihawk hatte schnell gelernt, dass sich nur Die Sieben tatsächlich Samurai nennen durften, alles andere waren nur kairai(6). "Los, pack es aus." Mihawk sah überrascht auf, kniete sich dann aber ohne weitere Aufforderung vor den Gegenstand und löste das Tuch, das er vorsichtig kontinuierlich abwickelte. Zum Vorschein kam: "Black Sword Yoru. Es hat deinem Vorgänger gehört. Du wirst es noch nicht führen können, aber du wirst ab sofort mit ihm trainieren. Du bist jetzt schon über ein halbes Jahr bei uns. Du hast viel und erstaunlich schnell gelernt und du bist heute, an deinem vierzehnten Geburtstag zum Samurai aufgestiegen. Wer eine Waffe Der Sieben trägt, der ist einer Der Sieben." Mihawk nickte ehrfürchtig und fuhr mit dem Zeigefinger die Klinge entlang. "Du kannst versuchen, es zu heben", schlug Flamingo vor. "Aber verausgab dich nicht und vertrödel nicht zu viel Zeit. Mach dich mit Yoru bekannt, dann such dir eine Waffe aus, die du beherrschst und komm zu mir." Mihawk nickte und verbeugte sich, als Flamingo sich entfernte. Das Schwert war schwer und er war in der Tat noch lange nicht so weit, es zu führen, aber der Griff fühlte sich gut an, in seiner Hand und auf sonderbare Weise, natürlich. Er hätte um ein Haar die Zeit vergessen, als er sich mit Yoru beschäftigte, aber dann wickelte er es vorsichtig wieder ein und griff nach einem Katana, dass er während des Trainings immer benutzte und mittlerweile sein Eigen nennen durfte, als Belohnung für sein schnelles Vorankommen in der Kampfkunst. Das Kitetsu der dritten Generation. Flamingo wartete in einem kleinen Zimmer neben dem Ausgang der Turnhalle und gegenüber der Umkleiden. "Setzt dich", forderte er Mihawk auf und deutete auf einen Stuhl, der vor dem Schreibtisch stand, hinter dem er saß. Auf dem Tisch ausgebreitet lagen ein Lageplan, eine Schriftrolle, ein Auftragsformular und ein Turnbeutel. Es waren alles Utensilien, die Mihawk bereits kannte, nur, dass er sie bis jetzt noch nicht selbst benutzt hatte. Lediglich die Lagepläne hatte er sich einprägen müssen. Diesen schob Flamingo ihm auch als ersten hin. Er wartete solange, bis Mihawk ihn den Plan wieder wortlos zurückgab. "Alles gemerkt?" Mihawk nickte. Besonders wichtig war das weiße Kreuz, das ihm markierte, was der genaue Zielort war und die roten Punkte, die Wachen markierten. Als nächstes bekam er das Auftragsformular hingehalten. Auch das las er sich genau durch. Es beschrieb, was von ihm erwartet wurde, wie es erwartet wurde und welche Einzelheiten verlangt wurden. Bei einem Mord beispielsweise die Art des Todes, wie schnell dieser eintreten sollte und was anschließend mit der Leiche und den Beweisen gemacht werden sollte. Die Schriftrolle, so hieß es in dem Formular, sollte er einstecken und unterschreiben lassen. Wie immer mit dem Blut des Unterlegenen. Und der andere würde der Unterlegene sein, sonst wäre Mihawks Leben beendet. Wenn sein Kontrahent gewann, würde er ihn töten – und sollte er das widererwartend nicht tun, so würde er von der Organisation umgebracht werden. Versagen war keine Alternative. Die Schriftrolle, die er bekam, war keine Shi-Kanjiku, sondern bloß ein Vertrag, der unterschrieben werden sollte – nichtsdestotrotz mit Blut. Nach dem Turnbeutel griff er gleichzeitig wie nach der Schriftrolle, dann stand er auf und verbeugte sich vor Flamingo. "Mach mir keine Schande", flüsterte der, als Mihawk sich wieder aufrichtete. Er nickte noch ein Mal kurz, dann verschwand er aus dem kleinen Zimmerchen. Aus dem Turnbeutel holte er die traditionellen Kleider, die ihn als Samurai kennzeichneten. Es war ein langer Umhang und spezielle Sandalen, die er anziehen würde und die ihn als Kämpfender kennzeichnen würden. Würde er die Sandalen tragen, würde jeder wissen, dass er nicht mehr zum Reden gekommen war, sondern um die Angelegenheit aus der Welt zu schaffen. Der Mantel war nur für die 'Reise', er würde ihn ablegen und in seinen alltäglichen Kleidern kämpfen, in denen er es gewohnt war, aber die Sandalen waren Vorschrift. Mit Waffen durfte er sich ebenso selbst ausrüsten, wie mit Kleidung. Die Sandalen waren nicht sonderlich auffällig, aber da jeder Samurai im Umhang ankam, wusste man, woran man war und die Schuhe, verrieten den entscheidenden Rest. Es war keineswegs ein Nachteil, denn niemand würde es wagen, einen kämpfenden Samurai anzugreifen, wenn man nicht der Gegner war. Es war eine Warnung, ihn passieren zu lassen und ersparte ihm Arbeit und Tote auf der anderen Seite. Ihn anzugreifen, während er so ausgestattet war, war, wie ein Todesurteil zu unterschreiben. Und mit diesem Schutz kam er im feindlichen Lager an und überbrachte seine Nachricht, ohne aufgehalten zu werden und sein Gegner stellte sich, ohne, dass andere sich einmischten. Sein erster offizieller Kampf für die Shichibukai verlief nicht ohne Verletzungen. Ein tiefer Schnitt vom rechten Schlüsselbein quer über seine Brust, bis unter seine linke Brustwarze, musste von einem Arzt der Organisation versorgt werden. Sein Kontrahent hatte eine Hand verloren. Ein einziger, gut gezielter Schlag, für den er lange den richtigen Moment abgewartet hatte, hatte ausgereicht, seinen Gegner zu entwaffnen und gleichzeitig schwer zu verletzten. Das war sein Auftrag gewesen. Die Waffe des Gegner als Trophäe und Beweis seines Erfolges. Der Sieg hatte der Organisation die Kontrolle über die Einnahmen einer Schwarzbrauerei verschafft und Mihawks Ansehen in der Organisation sofort steigen lassen. Seine angebliche Aufnahme als ein Samurai verbreitete sich wie ein Lauffeuer und an der offiziellen Zeremonie nahmen alle Mitglieder teil, die in der Stadt waren oder anreisen konnten. Dieser erste Kampf hatte den Rest Der Sieben/Der Sechs überzeugt und ihm den Weg geebnet und es war bei weitem nicht der letzte Kampf gewesen… "Es gibt schon gute Erinnerungen neben den vielen schlechten, wenn ich den Weg zurückschaue, den ich gekommen bin. Trotzdem bereue ich keine meiner Entscheidungen." "Ich bin froh, das zu hören. Es wäre schön, wenn du mit deiner Vergangenheit abschließen kannst, ohne sie vergessen zu müssen." Mihawk seufzte. "Ja, das wäre schön. Aber vergessen will ich sie auf keinen Fall. Das wäre ein Verbrechen Cindry gegenüber und ich kann auch nicht leugnen, dass ich mich ab und zu ganz gerne an den ein oder anderen Pokerabend zurückerinnere, an denen du dir eine Krawatte um den Kopf gebunden hast und behauptet hast, bei dir zu Hause bestehe ein Royal Flash aus einer Pik Drei, einer Pik Sieben, einem Karo König, einer Kreuz Acht und einer Herz Fünf." "Jaja und du hast mir erzählt, bei dir zu Hause zählen vier verschiedene Farben und vier verschiedene Zahlen als höchst mögliche Wertung, wenn man noch einen Skibbo-Jober dazu legt. Also, wenn man sich schon Karten in den Ärmel schiebt, dann sollten sie doch wenigstens vom selben Spiel sein, mit dem man spielt." "Vom selben Spiel?", hackte Mihawk nach. "Welches hätte ich nehmen sollen? Das Gelbe Kartenspiel von der Zigarettenfirma, dass du geschenkt bekommen hast, das Uno-Spiel, mit dem wir die fehlenden Karten ersetzt haben oder die Blauen Sterne, die wir aus Phase 10 dazugemischt haben, wenn wir ein Spiel mit Jokern gespielt haben?" "Not macht erfinderisch", meinte Flamingo und trank sein Glas in einem letzten Zug leer. "Ich musste dich kleinen Wurm beschäftigen, aber das Kartenspiel war uralt und ich brauchte keines, denn mit mir alleine spielte ich ja nie." "Ein Kartenspiel muss man immer zu Hause haben." "Das sind die Worte eines Kindes. Aber nun gut, beenden wir dieses Thema. Ich denke, es wird Zeit." "Ja, das denke ich auch. – Allerdings, eine Frage hätte ich da noch." Flamingo straffte sich und saß aufrechter auf seinem Stuhl als er nickte. "Wusstest du, dass Boner im Zeugenschutzprogramm war?" Flamingo nickte. "Wie viel von der Entschuldigung eures Eingreifens und seines Todes war wirklich ausgedacht? Ich meine, diese Organisation, gegen die er aussagen sollte, war das die Shichibukai?" "Nein, damit hatten wir – im engeren Sinne – nichts zu tun." "Im engeren Sinne?" "Im Endeffekt hängt doch alles zusammen. Wir kennen diese Organisation und sind natürlich auch mit dem Fall bekannt. Ob Boner nun gegen sie ausgesagt hätte oder nicht, kann uns egal sein. Es hätte schlussendlich eh nicht viel gebracht, die Spur wäre früher oder später im Sand verlaufen. Uns hat er eher interessiert, weil er sich unseren Regeln nicht gebeugt hat und vor allem, weil dein kleiner Freund sich mit ihm angelegt hat und uns ins Spiel gebracht hat." "Also seid ihr doch nicht so gut auf Zorro zu sprechen?" "Nein, nein, ganz im Gegenteil. Die Aktion, die wir seinetwegen gegen Boner gestartet haben, hat dem ein oder anderen das Fürchten gelehrt. Viel zu tun haben wir Dank ihm an anderen Orten nicht mehr. Das Ansehen unserer Organisation ist sprunghaft angestiegen, sodass es keiner so schnell wieder wagen wird, uns zu widersprechen oder unsere Regeln zu missachten. Die Aufräumaktion war geplant gewesen, nur hätten wir mit Boner definitiv nicht angefangen, wenn wir ihn uns überhaupt vorgeknöpft hätten. Dass er in unserem Gebiet gewildert haben soll, dass haben wir aufgezogen, aber das hatte ich ja erwähnt. Es ist nicht so, dass wir uns in massig Arbeit gestürzt haben, um den Fehltritt von dem kleinen Zorro zu vertuschen, aber wir haben auch nicht nur im eigenen Sinne gehandelt. Wie gesagt, deine Freundschaft bedeutet uns immer noch sehr viel, wenn es auch keine Partnerschaft mehr ist." "Ich hoffe, sie bedeutet euch genug, dass ihr mich in Zukunft in Ruhe lasst." "Mit Sicherheit." Flamingo erhob sich. "Es ist spät, es fährt bestimmt kein Bus mehr dorthin, wo du hin musst." "Da fährt nie ein Bus hin", warf Mihawk ein. "Darf ich dich dann zum Abschluss von all dem nach Hause fahren." Mihawk grinste. "Gern." Die Fahrt verlief schweigend. Nur Flamingo fluchte hin und wieder über den schlechten Zustand des schmalen Weges, den sie für die letzten Meter zur Schule zurücklegen mussten. Er brachte den Wagen wortlos vor den Schultoren zum Stehen. Erst als Mihawk ausgestiegen war, sagte er noch etwas: "Du solltest das Geld nehmen, dir ein Zugticket kaufen und deine Mamá mal besuchen – und vielleicht auch das Grab deiner Freundin." Flamingo streckte sich kurz und sog die kühle Nachtluft in seine Lunge. "Danke für den Rat", meinte er schließlich. "Ich denke, ich werde ihn beherzigen." Er schlug die Autotür zu und Flamingo wendete. Er ließ die Scheinwerfer noch einmal kurz aufblinken, dann verschwand er den holprigen Weg entlang in der tiefschwarzen Nacht. Die roten Rückleuchten waren schon bald hinter der nächsten Kurve verschwunden. Mihawk drehte sich um und atmete noch einmal tief durch, dann machte er sich daran, über das Tor zu klettern. Er sah schon von weitem, dass auf der Etage des Direktors noch Licht brannte und vermutete richtig, wenn er glaubte, dass dieser gleich heute – also jetzt in der Frühe – mit ihm sprechen wollte. "Du bist spät – oder eher früh", wurde er begrüßt, als er das Büro des Direktors betrat. _____________________________________ (1) nach nicht einmal 24 Stunden dürfte der Geruch noch nicht sonderlich stark ausgeprägt sein, aber sagen wir einfach, es war sehr warm und die vergammelten Lebensmittel liegen da wirklich schon 'ne ganze Weile und tragen ihren Teil dazu bei (2) span.(Kolumbien): Deine Hurenmutter ist die nächste Frau! (3) span.(Kolumbien): Böse Person, im Sinne von Krimineller (4) jap.: in etwa "Die sieben königlichen Kriegsherren der Meere", geschrieben mit den Kanji für König, Letzter, Sieben, militärische Angelegenheit und Meer; ou: König, -ka: Suffix für eine Person, die eine bedeutende Tätigkeit/Beruf ausübt; shichi: sieben, bukai: Abteilungs-/Klubversammlung, bu: militärische Angelegenheit, kai (das selbe Kanji wie für umi): Meer (5) der Stift, mit dem man sich die Augen umranden kann (korrigiert mich bitte, sollte ich doch falsch liegen) (6) jap. (in der Schriftsprache): Marionette, Strohmann, Werkzeug, Handlanger mikan... kleine Bemerkung am Rande… Frohe Weihnachten an alle! Wie jetzt unschwer zu erkennen ist: Ich lebe noch. Und es wird bei KG auf jeden Fall weiter gehen; ich hoffe, in etwas kürzeren Abständen, als das in letzter Zeit der Fall war. u.u" Aber jetzt erst mal viel Spaß mit dem neuen Kapitel seit langem und danke an alle, die so lange darauf gewartet haben und weiterlesen! Milli. п8. Kapitel – Willkommen zurück! [~2005-05-20 – Friday~] Mihawk nahm gegenüber des Schuldirektors Platz. Seit er die Kaizoku Gakuen besuchte, war Gol D. Direktor und er konnte sich auch schlecht jemand anderes vorstellen, der diese Aufgabe übernehmen würde – ebenso wenig kamen ihm viele Menschen in den Sinn, die dieser Aufgabe gewachsen gewesen wären. Das Gleiche traf auf die Lehrer zu. Vergrault hatten sie schon so einige. Ein paar hatten es nur wenige Tage ausgehalten, andere hatten nach einem Monat das Schulgelände in einer Nacht-und-Nebel-Aktion fluchtartig verlassen und waren danach nie wieder gesehen worden. Es bedurfte wohl einer gewissen Ruhe, um sich von den Ereignissen hier nicht wahnsinnig machen zu lassen, andererseits aber auch eines geradlinigen und rigorosen Führungscharakters, um die Schule nicht im Chaos versinken zu lassen. Manchmal bewunderte Mihawk den Älteren, dass er es geschafft hatte, diese Schule überhaupt aufzubauen und nun zu führen. Neben den finanziellen Mitteln, die nötig waren, um die Schulgebäude und Unterkünfte zu bauen, Lehrmaterial zu beschaffen und tagtäglich für genügend Essen zu sorgen, waren wohl auch jede Menge Geduld und Erfahrung von Nöten gewesen. Wie sonst sollte man einen Haufen Jugendlicher unter Kontrolle bekommen, der von diesem Wort noch nie zuvor gehört hatten? Viel schien Gol D. heutzutage nicht mehr zu machen. Man sah ihn kaum, er hockte in seinem Büro und wenn man da mal rein musste, dann war dieser mit dem Lesen fragwürdiger Heftchen oder dem Spielen von Videospielen auf winzig kleinen Geräten beschäftigt. Die Schule schien sich mehr oder weniger alleine zu führen. Mihawk war sich nicht mal sicher, ob er die Lebensmittel bestellte, die an die Küche geliefert wurden, oder ob das Carne übernahm. Dafür, dass die Schule an sich kein Einkommen, sondern nur Ausgaben hatte, war es schon erstaunlich, dass jeden Morgen der Unterricht aufs neue Beginnen konnte. Klar, sie waren eine öffentliche Schule (nur dass hier niemand hin wollte und niemand freiwillig kam, sondern dieser Schule zugewiesen wurde) und bekam somit Fördermittel vom Staat. Von welchen Spendengeldern der Sportplatz oder der Jeep bezahlt worden waren, wollte Mihawk gar nicht erst wissen. Sicher war, dass Gol D. noch weit mehr Kontakte hatte, als bloß die zu Regierung, die ihm immer hin erlaubte, seine Schule offen zu lassen, ganz gleich, welche schlechten Nachrichten auch kamen. Mihawk wusste nicht viel, über den alten Mann, der einmal so viel Schweiß und Arbeit in die Ausbildungsstätte gesteckt hatte, die er nun besuchte. Er wusste nur, dass er einmal ein sehr mächtiger Mann gewesen sein musste, wenn man ihn hatte machen lassen; ihn sogar unterstützt hatte. Und, es mussten mal mehr beteiligt gewesen sein, als bloß Gol D. – Leute, die Gelder geliehen hatte, um die Baufirmen zu bezahlen, andere, die sich bereiterklärt hatten, zu unterrichten und später auch Professoren, die ihre Stelle an einer sehr wahrscheinlich besser angesehenen Universität aufgegeben hatten, um hier zu arbeiten, mit Schülern, die sicher weit weniger kooperativ gewesen waren. Es war sicher schwer gewesen, die allererste Klasse zu unterrichten, wo niemand Lust hatte, etwas zu lernen. Wenn heute jemand neues zu ihnen stieß, dauerte es nicht lange, bis er sich eingegliedert hatte, denn er hatte keine andere Wahl. Es duldete keiner der Schüler, wenn sich ein Fremder einfach so mit einem ihrer Lehrer anlegte; mit einem der Männer, die ihnen ihre zweite, manchen die dritte oder vierte Chance gaben. Wer es bis auf diese Schule geschafft hatte, war wieder dabei. Diejenigen, die das begriffen hatten, waren dankbar und wenn jemand dazustieß, der das erst noch lernen musste, waren die Schüler die ersten, die sich anboten, es ihm beizubringen… Aber wenn es niemanden gab, der das schon gelernt hatte, war es sicher nicht einfach, sich als Lehrer da durch zu setzten. Es war ja jetzt manchmal noch schwer, die Rasselbande zur Ruhe zu bekommen, wenn die Pause gerade zu Ende war. Smoker konnte davon ein Lied singen… Trotzdem musste es Gol D. irgendwie gelungen sein, die Grundeinstellung der Schüler radikal zu verändern, dass sich solch eine Gemeinschaft hatte bilden können, in die auch er hineingerutscht war und von der auch er geglaubt hatte, sie könne ihn nicht umkrempeln. Er war ein dummer Narr gewesen, wenn er geglaubt hatte, dass sein Direktor nicht gewusst hatte, was die wirklichen Gründe seines Schulwechsels waren. So sehr die Shichibukai auch versucht hatte, alles nach einem Standartfall aussehen zu lassen, mit gefälschten Akten, bestochenen Lehrern, die im Notfall beteuern würden, dass er ihre Schule besucht hatte und wegen unzähliger Schlägereien geflogen wäre, so sehr bezweifelte Mihawk es, dass Gol D. es nicht durchschaut hatte. Und obwohl er gewusst hatte, dass er immer noch Mitglied in einer Untergrundorganisation gewesen war und nur Schutz vor der Polizei suchte, hatte er ihn aufgenommen. Manchmal fragte er sich warum. War er so sehr von seinem Lebenswerk überzeugt gewesen, dass er von Anfang an geglaubt hatte, ihn durch seinen Aufenthalt hier ändern zu können? Damals, mit seinen zarten siebzehn Jahren, hatte er selbst das für unmöglich gehalten und diesen Gedanken für absurd, heute war er sich da nicht mehr so sicher. Wenn er wirklich geglaubt hatte, Erflog zu haben, ihn umkrempeln zu können, allein dadurch, dass er ihn mit einem Haufen bereits Umgekrempelter zusammensteckte, dann – hatte er Recht gehabt. Es hatte zwar eine Weile gedauert und er hatte sich vier weitere Jahre in unregelmäßigen Abständen mit Mitgliedern der Shichibukai getroffen und kleinere Aufträge übernommen, die nicht allzu viel Aufsehen erregen würden, um seine Sicherheit nicht zu gefährden, aber dann hatte er Zorro getroffen. Sicher war diese Begegnung von Gol D. nicht einkalkulierbar gewesen – so glaubte er zumindest – trotzdem hatte er Recht behalten und Mihawk hatte während seiner Zeit mit Zorro jegliche Verbindungen zur Organisation gekappt, sein altes Leben aufgegeben, sich von den Umgekrempelten umkrempeln lassen. Und er hatte jemanden gefunden, für den er sich ändern wollte und den er selbst ändern wollte, sodass auch er eine zweite Chance bekommen konnte. Nach der Trennung hatte sich an seiner neuen Einstellung nicht viel geändert. In der Zeit auf der Kaizoku Gakuen war ihm nicht nur Zorro ans Herz gewachsen. Er war jetzt Teil dieser Gemeinschaft und würde sie gegen jeden verteidigen, der den Frieden, den sie hier gefunden hatten, gefährden würde. Und damit auch jetzt endlich wieder Frieden einkehren konnte, saß er hier, auf dem Stuhl vor dem wuchtigen Schreibtisch und legte die Briefumschläge, die er von Flamingo erhalten hatte, seinem Direktor vor. Dieser studierte sie kurz. Die Umschläge für Smoker, Zorro und Sanji rührte er nicht an. Den eigenen öffnete er und las, was auf einem weißen Blatt Papier in Schwarz geschrieben stand. Als er fertig war, faltete er den Bogen wieder zusammen und schob ihn zurück in den Umschlag. Sie saßen sich eine Weile schweigend gegenüber. Gol D. starrte ihn an und Mihawk starrte zurück. Gerade, als die Stille begann unangenehm zu werden, stand der Ältere plötzlich auf, gähnte und kam um den Schreibtisch herum. Er ging an Mihawk vorbei, dann an der Tür, die nach draußen und die Treppe herunter führte und verschwand hinter der Trennwand. Mihawk folgte ihm mit seinem Blick und als der andere aus seinem Blickfeld verschwand, starrte er die Wand an, unsicher, ob er folgen sollte oder nicht. Als nichts geschah, entschloss er sich, nachschauen zu gehen. Der Anblick, der sich ihm hinter der Trennwand bot, ließ ihn aufschreien, die Hände vor die Augen schlagen und in einem Schwung wieder umdrehen. Er hatte zwar nur den nackten Po gesehen, aber das war mehr als genug! "Warum haben Sie sich ausgezogen!?" Gol D. drehte sich um; immer noch splitterfasernackt, doch das erahnte Mihawk eher als dass er es sah, denn unter den Händen, die immer noch vor seinem Gesicht lagen, hatte er die Augen fest zusammengekniffen – und umdrehen würde er sich heute auch nicht mehr. "Weil ich jetzt schlafen gehe", kam die Antwort, in einem verständnislosen Ton, als hätte er das wissen müssen. "Haben Sie nich' noch was zu sagen?" Er hörte förmlich wie die Räder sich in dem Kopf seines Rektors drehten, bis dieser antwortete: "Nö, wieso? Es ist eine große Spende eingegangen. Ich werde sie morgen bei den anderen Spenden einsortieren und schauen, was sich mit dem Geld anschaffen lässt. Ich bin dem Spender sehr dankbar, nur zu dumm, dass ich nicht weiß, wer es ist…" Er wusste es, soweit war sich Mihawk sicher, aber wenn der Alte die Sache so abhaken wollte, bestand kein Grund, zu widersprechen. "Okay. Gute Nacht!" Mit dem knappen und sehr steif herübergebrachten Gruß suchte Mihawk das Weite. Der Tag war lang geworden und nachdem er das Bett im Zimmer seines Rektors gesehen hatte, war ihm bewusst geworden, wie müde er selbst bereits war. Er machte nur noch einen kurzen Abstecher zum Lehrerhaus, wo er Smoker den Brief unter der Tür durchschob und ging dann schnurstracks zu den Unterkünften der Jungs. Im dritten Stock überlieferte er die Umschläge für Zorro und Sanji auf die Selbe Art und Weise, dann stakste er weiter Stufen hoch, bis in den fünften Stock, wo er sich in seinem Zimmer auf das Bett fallen ließ. Er kümmerte sich nicht um seine Klamotten, lediglich die Schuhe streifte er sich ab und ließ sie neben dem Bett achtlos zu Boden plumpsen, ehe er die Bettdecke unter sich hervorzupfte und darin zusammenrollte. Am nächsten Tag verschlief er das Frühstück, doch seine eigene Vorratskammer enthielt noch etwas zu Knabbern. Das zugegeben etwas spärliche Frühstück war schnell verputzt und Mihawk verspürte das Verlangen, sich seiner Sachen von gestern zu entledigen. Kurz überlegte er, ob er hinüber zum Duschhaus gehen sollte, entschied sich aber dann für eine Katzenwäsche über dem Waschbecken. Abgetrocknet und mit Zahnbürste im Mund begutachtete er sein Spiegelbild und während er mit der einen Hand die Zahnbürste bewegte, stricht er sich mit Daumen und Zeigefinger der anderen über Kinn und Wangen. Er befand, dass eine Rasur noch nicht wieder von Nöten war, spülte sich den Mund aus und ging wieder ins Wohnzimmer, wo er seinen Kleiderschrank öffnete. Schnell waren ein weißes Hemd und eine kurze, schwarze Jeans herausgesucht. Dazu noch ein Paar weiße Socken und frische Boxershorts und erkonnte sich wieder ankleiden. Gebügelt und gestriegelt konnte er sich dann in den Tag stürzen. Es war Freitag und die Jüngeren saßen vermutlich in den Klassenräumen und lauschten den Worten ihrer Lehrer. Ein Blick auf seine Armbanduhr verriet ihm, dass es bereits um zwölf Uhr herum war und er noch eine knappe halbe Stunde hatte, bevor er selber sich von einem der Professoren voll labern lassen musste. Er erinnerte sich vage, dass Ace freitags immer früh aufstehen musste, aber in der Hoffnung, dass wenigstens Shanks nichts zu tun hatte, machte er sich auf den Weg zum Strandhaus. Der Rothaarige saß tatsächlich in dem Bretterverschlag und sprudelte mit einem Strohalm Milch in einem Glas auf. Als Mihawk die Tür öffnete, schaute er auf, machte aber munter weiter. "Hey", meinte der Schwarzhaarige knapp und erwartete keine Antwort, als er sich Shanks gegenüber auf die Couch niederließ. Shanks schob ihm unaufgefordert einen Stapel Spielkarten zu und Mihawk begann zu mischen. "Mau-Mau?", fragte er und Shanks sprudelte enthusiastisch als Antwort. "Und? Wann geht's wieder zu Ben?" Ein klägliches Blubbern war zu hören und Shanks ließ von dem Strohhalm ab. "Er hat mit Professor Klahadore geredet, dass er mich schon heute Abend abholen kann, weil er morgen früh den Heizungsmechaniker bei sich hat und sonst nicht mit dem Auto vorbeifahren könnte. Die Lehrer wollen nicht, dass ich schon wieder alleine ins Dorf gehe. Haben Angst, dass noch was passieren könnte…" "Aber ist das nicht… gut? Sonst könntest du doch erst morgen hin. Oder hat Kuro nein gesagt?" "Das nicht, aber", und dann wurde seine Stimme weinerlich, "ich hab' heute noch um sieben eine Vorlesung, sonst könnte ich schon viel früher bei ihm sein!" Mit Tränen in den Augen und das Milchglas ganz fest umklammernd schaute er zu Mihawk auf, der augenblicklich zurückschreckte. "Ähm… dafür kann ich doch nichts…" Shanks lehnte sich auf seinem Sitzkissen zurück und machte ein eingeschnapptes Gesicht. "Jaja, schon klar, aber es is' trotzdem doof. Wenn wir dann bei ihm zu Hause ankommen, dann werden wir nur noch essen und dann schlafen gehen, weil der Typ morgen so früh kommt. Und damit mein' ich das Schlafen, bei dem man sich ins Bett legt, die Augen zu macht und die Hände bei sich behält und-" "Ich hab' schon verstanden!" Mihawk hatte abwehrend die Hände gehoben. "Mehr möchte ich von eurem Liebesleben nicht wissen!" "Sagst du ja nur, weil du selber keins hast", gab Shanks beleidigt zurück. Mihawk verteilte die Karten. "Da hast du wohl ins Schwarze getroffen." Sein Seufzen war theatralisch langgezogen als er den Kopf hängen ließ und das Sortieren seiner Karten für einige Sekunden unterbrach. "Hier gibt es aber auch wenig Möglichkeiten, jemanden kennen zu lernen." Shanks nickte. "Naja, aber vielleicht hast du ja Glück und wir bekommen noch jemand Neues zum Halbjahreswechsel." "Du meinst, wir bekommen noch 'nen Quereinsteiger? So viele verschlägt 's dann doch nicht hier her." "Es sind immerhin genug, dass die Mittelstufe jedes Jahr einen neuen ersten Jahrgang bekommt." "Genug? Aus wie vielen bestand der letzte? Fünf?" "Immerhin." Shanks hatte mittlerweile das erste Mal verloren und teilte für die nächste Runde aus. "Außerdem ist es nicht der erste Jahrgang der Mittelstufe, sondern die siebte Klasse." "Ja, schon klar. Möcht' mal wissen, wer sich den Schwachsinn ausgedacht hat. In ganz Japan nennt man es nicht siebte Klasse!" Shanks ignorierte seinen Ausruf, zog eine Schnute und raffte die Karten erneut zusammen. Der Verlierer musste mischen… "Außerdem können mir die aus der Unterstufe gestohlen bleiben." Mihawk spielte zwei Achten und eine Sieben und Shanks zog mit griesgrämigen Gesichtsausdruck Karten nach. "Ja ja, du Ärmster", grummelte er dabei. "Weißt du, wer wirklich arm dran ist? Ich!" "Warum das denn schon wieder?" "Weil ich vom Pech verfolgt bin! Weißt du, wann wir dieses Jahr den Sommerferienurlaub machen? Die ersten drei Wochen! Und weißt du, wann Ben zu einer Ausstellung fährt, um dort Produkte aus seinem Laden anzubieten? Die letzte Woche! Und jetzt rate mal, in welchen Wochen er und ich Geburtstag haben!" Mihawk machte sich nicht die Mühe, einen Tipp abzugeben, Shanks würde es ihm eh gleich erzählen. "Richtig! In der dritten und in der letzten Woche!" "Wie ungünstig…" Zur Abwechslung musste Mihawk mischen und geben und während Shanks weiter rumjammerte, fragte er sich, wie der gewinnen konnte, wo er dem Spiel in der letzten Runde kaum Aufmerksamkeit geschenkt hatte. "Das ist nicht nur ungünstig, das ist der Weltuntergang!", rief der Rothaarige empört und raffte seine Karten zusammen, um sie aufzunehmen und zu sortieren. "Ich glaub' kaum, dass ich das überleben werde…" "Oh ja, Ferien, wie schrecklich. Hör doch mal auf zu jammern und freu dich, dass das Büffel mal aufhört. Oder musst du Stoff nachholen?" "Nachholen? Immer! Du etwa nicht? Aber es ist ja 'ne Menge Zeit, da kann ich mich auch ein paar Tage entspannen. Außerdem, wo lernt es sich schöner als an einem Strand, wenn einem die Sonne auf den Bauch scheint und die Wellen im Hintergrund rauschen?" "Na siehst du, deine Beschreibung hört sich doch wunderschön an – auch ohne Ben." "Erinnere mich nicht an Ben, das verkrafte ich noch nicht. Den Tag über zu lernen is' ja okay, zwischendurch ins Wasser springen und Melone essen, aber die Nächte werden schlimm!" "Wenn du willst, vertreiben ich und Ace dir die Zeit schon! Uns fällt sicher was ein, was wir machen können und danach wirst du wie ein Stein ins Bett fallen, da bleibt dir gar keine Zeit, zu denken." Shanks seufzte. "Mal sehen, ob eure Anstrengungen überhaupt nötig sein werden. Erinnerst du dich noch an letztes Jahr?" Mihawk lachte. "Oh ja, nur zu gut! Die Kassen waren leer und die Hälfte der Oberstufe und alle Studenten mussten sich Nebenjobs im Urlaubsgebiet besorgen, damit wir überhaupt fahren konnten." Shanks nickte, doch er erinnerte sich nicht mit einem Lächeln an die Zeit zurück. Mihawk hatte ja leicht Reden, der hatte ja nur an der Bar arbeiten müssen, was so viel hieß wie ein paar Getränke rausgeben und den Rest der Zeit mit süßen Jungs und Mädels flirten. Er selbst hatte die Klos putzen müssen… "Nu' schau nich' so verdrießlich! Dieses Jahr wird es sicher anders. Zufällig weiß ich, dass wir nicht ganz auf dem Trockenen sitzen. Und Urlaub wird uns allen gut tun nach diesem ganzen Trubel. – Und solltest du wieder den Scheißjob – im wahrsten Sinne des Wortes – abbekommen, dann tausch' ich mit dir!" "Versprochen?" "Versprochen. Wenn du versprichst, nicht alle fünf Minuten zu heulen, dass du Ben vermisst." Shanks überlegte eine ganze Weile, ob er auf das Angebot eingehen sollte. Es würde ihm bestimmt nicht leicht fallen, seine Trauer zu verbergen. Aber wenn er dafür keine Klos schrubben musste… "Abgemacht." Sie hatten ihre Punkte, beziehungsweise Miese nicht mitgezählt, aber Shanks hatte die meisten Spiele verloren, was ihm aber nicht den Spaß zu verderben schien. Munter mischte er die Karten und verteilte für eine weitere Runde. "Weißt du schon, wo 's hingehen soll?", fragte er, nun schon nicht mehr ganz so sehr niedergeschlagen, dass er bald von seinem geliebten Ben getrennt sein würde. Mihawk zuckte mit den Schultern. "Keinen Plan, aber ich denke mal, ans Meer. In den Bergen waren wir ja letztes Jahr und da ich noch nie ein anderes Urlaubsziel miterlebt habe, kenne ich auch keins." "Ben hat erzählt, sie hatten mal einen Winterurlaub gemacht und sind nach Niseko gefahren. Aber das kam bei den meisten nicht so gut an. Man konnte nur anderen beim Skifahren zuschauen, weil niemand das Geld hatte, sich Skier auszuleihen und Schneeballschlachten waren zwar lustig, aber nichts, was man hier im Winter nicht auch machen konnte. Ich bezweifle, dass es da noch mal hingeht. Meer hört sich auch viel besser an!" "Klar, du Wasserratte. Ace und sein kleiner Bruder sehen das sicher ganz anders." Shanks grinste. "Ach, die sind zwar wasserscheu, aber Ruffy liebt es, Muscheln und Quallen und so 'n Zeug zu sammeln. Er wollte sich mal eine mit nach Hause nehmen und in einem Plastikeimer halten, aber ich hatte ihn überzeugen können, dass die es im Meer besser hatte." "Ja, das klingt nach Ruffy. Der findet aber auch an allem seinen Spaß. So weit ich weiß, mag Zorro das Meer auch. Der Großteil würde sich schon mal freuen. Wie's bei Sanji aussieht, weiß ich nicht." Shanks überlegte kurz, ob der Blonde ihm gegenüber mal etwas in der Richtung erwähnt hatte, aber sollte er mal seine Meinung zum Thema Meer geäußert haben, so konnte er sich jedenfalls nicht daran erinnern. "Ich auch nicht", meinte er, "aber nach seiner Operation wird er eh nur rumliegen können. Ich weiß ja nicht, wie schnell er sich jetzt erholt, aber bergsteigen wird wohl ebenso wenig drin sein, wie Wettschwimmen." Mihawk zuckte mit den Schultern. "Zorro wird schon dafür sorgen, dass es ihm nicht langweilig wird. Seid der Kleine angegriffen wurde, hat er sich total verändert." "Eifersüchtig?" "Ich? Auf wen?" "Na, auf Sanji." Mihawk zog eine Augenbraue hoch. "Du meinst, aus denen wird was? Na, das sehe ich noch nicht kommen." "Zorro war außer sich vor Sorge, als Sanji nicht zu finden war und seitdem er im Krankenhaus ist, ist er dauernd gereizt und unruhig, als säße er auf heißen Kohlen." "Er ist immerhin sein Zimmernachbar. Wäre Ace im Krankenhaus gelandet, wärst du genauso." "Aber Ace ist ein sehr guter Freund, er ist praktisch mein Bruder. Hast du das Gefühl gehabt, Sanji und Zorro würden sich außerordentlich gut verstehen?" Mihawk grinste. "Das nicht; im Gegenteil. Und eben darum bezweifle ich, dass das mal mehr wird." Shanks lächelte und klopfte seinem Freund über den Tisch hinweg auf die Schulter. "Ach, Mihawk, du weißt doch, wie schnell aus Hass Liebe werden kann oder umgekehrt. Wenn erst mal Gefühle da sind, ist das eine um einiges bessere Ausgangssituation, als wenn sie einander gleichgültig wären. Du wirst schon sehen." "Allerdings", entgegnete Mihawk. "Wir werden sehen, dass du Unrecht hast. Die zwei sind viel zu verschieden. – Und außerdem ist Sanji nicht von unserem Ufer. Der interessiert sich für Brüste und… andere weibliche Reize. Zorro strahlt nun wirklich nichts davon aus. Selbst wenn Zorro sich für Sanji interessieren sollte – und wenn es so wäre, dann hätte sich sein Geschmack um hundertachtzig Grad gedreht – heißt das noch lange nicht, dass Sanji auch nur irgendetwas an ihm attraktiv oder anziehend findet." "Okay, du willst es also einfach nicht wahrhaben. Wie wäre es, wenn wir wetten? Mit so einem verblendeten Gegner wie dir sollte ich es einfach haben. Vielleicht gewinn' ich ja ausnahmsweise mal…" Mihawk machte ein abfälliges Geräusch. "Was soll dass denn heißen? Du gewinnst doch andauernd!" – Was im Übrigen auch der Grund war, weshalb Mihawk die Wette nicht augenblicklich angenommen hatte. "Aber von mir aus. Wetten wir. Die Sachlage ist in diesem Fall so offensichtlich, damit kann ich deine Glückssträhne nur abschneiden!" "Träum weiter, Mihawk. Das Ding hab' ich so gut wie in der Tasche." Mihawk zog eine Schnute. "Wehe, du schummelst. Keiner von uns beiden darf sich da einmischen! Und man darf auch niemanden damit beauftragen, nachzuhelfen. Das muss alles seinen natürlichen Gang gehen. Keine zweideutigen oder gar eindeutigen Kommentare oder Gesten, keine Inszenierungen und arrangierte Zweisamkeit und vor allem keine weiteren Wetten, solange diese läuft." "Jaja, schon klar…" Shanks verdrehte genervt die Augen. "Findest du nicht, dass du ein bisschen übertreibst?" "Du weißt, was jaja heißt und nein, ich übertreibe nicht. Wenn du deine Finger im Spiel hast, kann man gar nicht vorsichtig genug sein. Du nutzt doch jedes Schlupfloch, um dich an Regeln vorbeizuschleichen. Aber ich vertraue mal auf dein eigenes Ehrgefühl, dass du nicht bescheißen wirst und verzichte auf meine Spitzel. Aber wehe, mir kommt irgendein Gerücht zu Ohren, dass du nicht sauber spielst!" "Wenn du sicher gehen willst, dann lass uns doch einen Vertrag ausarbeiten. Wer sich nicht an eine der aufgestellten Regeln hält, verliert automatisch die Wette. Ich unterschreibe gern', wenn du dich dann besser fühlst…" Und so taten sie es dann auch. Eine Liste von insgesamt sieben Verboten wurde angefertigt und unter dem Text mit dem Wettinhalt vermerkt. "Wir brauchen noch eine Grenze, also einen Zeitpunkt, an dem die Wette abgeschlossen ist, sonst kann ich ja nur gewinnen, wenn einer von beiden stirbt und sie noch nicht zusammen sind", bemerkte Mihawk und Shanks setzte eine nachdenkliche Miene auf. "…Da hast du recht. Aber ich hatte jetzt auch nicht damit gerechnet, dass die beiden von heute auf morgen ein Paar sind…" Auch Mihawk überlegte eine Weile, bis er schließlich vorschlug: "Was hältst du von… Ende des Schuljahres? Bis dahin ist noch Zeit, aber sollten sie es dann immer noch nicht gepackt haben, habe ich gewonnen." "Von mir aus. – Aber was, wenn sie nach dieser Frist dann doch noch zusammen kommen?" Mihawk zuckte mit den Schultern. "Tja, Pech gehabt, würd' ich sagen." "Hm… okay, aber dafür hast du Pech gehabt, wenn sie zusammen kommen und sich wieder trenne. Sind sie erst mal zusammen, dann ist die Wette beendet, egal, ob sie sich drei Tage später wieder trennen!" "Hört sich fair an. Aber ab wann sind sie zusammen? Ich mein, nur weil sie ein Mal kurz Händchen halten, kann man sie ja wohl kaum als miteinander gehendes Paar bezeichnen." Shanks überlegte kurz. "Sie müssen es schon zugeben. Nicht öffentlich vor der ganzen Schule, aber wenn man sie fragt, müssen sie ja sagen – und zwar beide! Und wenn es erste Anzeichen gibt, wie beispielsweise Händchenhalten, dann darf ich sie danach fragen und das wird dann nicht als Anspielung oder Einmischen gewertet!" "…Einverstanden." Sie notierten die weiteren Regeln, dann zog Mihawk einen Strich und schrieb darunter: Wetteinsatz:. "Und um was wetten wir?" Er schaute fragend zu dem Rothaarigen auf, der sich auch über das Papier gebeugt hatte, um zu überprüfen, dass Mihawk auch ja alles richtig aufschrieb. "Tja, gute Frage. Also geldmäßig sieht's bei mir übel aus und wer weiß, wie das zum Schuljahresende erst sein wird." Auch Mihawk überlegte. "Um Sex können wir auch nicht wetten, du hast 'n Freund." "Ich würd' auch so nicht um Sex wetten!", ereiferte sich Shanks und schlug dem anderen auf den Hinterkopf. "Wie kommst du auf so 'nen Schwachsinn?!" "Hab' mit Zorro immer darum gewettet, wer oben sein darf." Mihawks Grinsen verriet, wer wohl häufiger gewonnen hatte… Shanks verdrehte nur die Augen. "Und jetzt bitte vernünftige Vorschläge." "Okay, versprochen! … Der Verlierer… der Verlierer… der Verlierer muss einen Regenwurm essen! Pur, also ohne Gewürze und nicht gegrillt oder so!" "Wie kindisch! – Genial Idee!" Der Wetteinsatz wurde schriftlich festgehalten und das Blatt Papier mit ihren Unterschriften versehen. Sie falteten den Zettel ordentlich zusammen und verstauten ihn unter dem Tisch zwischen der Tischplatte und dem Verbindungsbalken zwischen zwei Tischbeinen. "Jetzt müssen wir nur noch warten, bis Sanji wieder hier ist, dann kann der Spaß beginnen", freute sich Shanks. "Spaß? Welcher Spaß? Du wirst nichts anderes machen, als dasitzen und zuschauen." "Ich weiß, aber die Sache ist doch gleich viel spannender, wenn man gewettet hat!" "Welche Sache? Da ist nichts und da wird auch nie was sein!" Mihawk verschränkte entschieden die Arme vor der Brust und wandte sich leicht von dem Rothaarigen ab. "Wir werden ja sehen. Mittwoch soll er entlassen werden…" Aus Mittwoch wurde Donnerstag und schließlich Freitag, aber dann konnte Sanji tatsächlich endlich gehen. Zu seinem Leidwesen immer noch im Rollstuhl, verließ er das Krankenhaus durch die automatischen Schiebetüren am Haupteingang. In seinem Schoß lag ein Rucksack mit einer Auswahl seiner Habseeligkeiten, die sich im Laufe der Zeit in seinem Krankenhauszimmer so angesammelt hatten. – Den Rest trug Smoker. Der Weißhaarige ging hinter ihm und ließ Sanji den Rollstuhl selbst bewegen, zum einen, weil der Blonde ihn drum gebeten hatte und zum anderen, weil er die Hände mehr als voll hatten. Und Sanji wollte beim besten Willen nicht noch warten, bis er die große Sporttasche sich so um den Hals gewürgt hatte, dass er seine Hände an die Schiebegriffe legen konnte. Er wollte hier raus, sofort! Natürlich hatte er sich vorher freundlich bei seinem Arzt und den Schwestern bedankt und verabschiedet, die sich in letzter Zeit regelmäßig um ihn gekümmert hatten. Und Smoker hatte die Entlassungspapiere unterschreiben und die Medikation für die nächsten Wochen entgegen nehmen müssen. Sanji war von den vielen Tabletten gar nicht begeistert, aber so wie er seinen Lehrer kannte, würde der schon sicher gehen, dass er auch ja jede Einzelne zur richtigen Zeit einnahm. Er würde es nicht selbst kontrollieren, schlimmer noch, er würde Doc. Kuleha damit beauftragen! Aber davor konnte er Angst haben, wenn es soweit war, jetzt musste er sich erst mal auf das Empfangskomitee auf dem Parkplatz konzentrieren. Da die Schule bereits zu Ende war, hatten sich nicht nur die drei Studenten Shanks, Mihawk und Ace dort eingefunden, sondern auch Ruffy, Nami, Lysop, Professor Klahadore, Crocodile, Hina, Tashigi, Ben und natürlich Zorro waren dort. Hina schien etwas teilnahmsloser als der Rest der Bande, aber Sanji ahnte schon, dass sie nur mitgeschleift worden war, um mindestens vier der nervtötenden Kinder zu fahren. Vermutlich hatte auch Ben aus diesem Grund seinen Laden früher dicht gemacht, denn so gut kannte Sanji ihn nun auch wieder nicht. Aber er kannte Shanks und wenn der seinen Ben um etwas bat, konnte dieser nur sehr schlecht nein sagen und so hatte er sich vermutlich breitschlagen lassen, ebenfalls eine Hand voll Kinder zum Krankenhaus zu kutschieren. Sanji rollte über die Straße auf die anderen zu und Ruffy kam schon auf ihn zu gerannt und fiel ihm um den Hals. Er brüllte ihm ins Ohr, wie sehr er sich freute, dass er jetzt wieder mit ihnen aufs Internat kam und wie langweilig es gewesen war. Weiter kam er nicht, weil Ace, Nami und Crocodile ihn gleichzeitig und unter Geschimpfe wieder zurückzogen. Als nächstes durften ihm Lysop und Ace auf die Schulter klopfen und Nami gesellte sich schnell zu ihnen. Auch Mihawk, Shanks und Ben versammelten sich um ihn und jeder von ihnen drückte ihn einmal kurz. Die Lehrer hielten sich vornehm zurück und taten so, als wären sie bloß fürs Fahren zuständig (obwohl knapp die Hälfte von ihnen nicht fahren konnte). Doch zumindest Kuro stand neben Crocodile, den Kopf gegen dessen Schulter gelehnt und lächelte selig, wohl glücklich darüber, dass sie all ihre Schäfchen jetzt wieder beisammen hatten. Als Letzter war Zorro dran. Er wuschelte ihm nur kurz durch die Haare, dann trat er hinter ihn und schob ihn zum Pickup. Er half ihm aus dem Rollstuhl, den Mihawk auf die Tragfläche hob. Im Wagen durfte er vorne sitzen und Zorro, der nicht von seiner Seite weichen wollte – und den auch niemand versuchte, von seiner Seite zu drängen – nahm ungehindert neben ihm Platz. Der Rest der Truppe verteilte sich wieder auf die Autos und die kleine Kolonne setzte sich in Bewegung. Die Fahrt verlief angenehm ruhig. Sanji wurde schon nach wenigen Minuten wieder müde und bald begannen seine Augen zuzufallen und er rutschte immer näher an Zorro heran, bis er schließlich mit seinem Kopf gegen dessen Oberarm gelehnt einschlummerte. Die anderen ließen ihn schlafen und schauten, mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt, aus den Fenstern. Nach gut einer halben Stunde wurde der Blonde dann wieder wach. Und je näher sie der Schule kamen, umso unruhiger wurde er. Sein Blick wanderte unruhig den Waldrand auf und ab, der an der Windschutzscheibe vorbeizog. Er sagte kein Wort, aber sein Blick war besorgt, seine Ärmel hatte er über seine Hände gezogen und seine Finger in den Stoff vergraben und seine Schultern waren angezogen, als würde er instinktiv versuchen, sich so klein wie möglich machen. Sie fuhren an der Stelle vorbei, an der er von Boner angegriffen worden war. Wenn man wusste, was passiert war, konnte man immer noch Spuren des Kampfes erkennen. Sanji wollte gar nicht wissen, was für Schäden ihr Kampf hinterlassen hatte und wo überall noch sein Blut klebte. Als er die Kurve erkannt hatte, hinter der Boner auf ihn gelauert hatte, starrt er nur noch stur durch die Frontschutzscheibe gerade aus, bis die Tore der Schule zwischen den Bäumen vor ihnen erschienen. Keine fünf Minuten später hielten sie bei dem kleinen Parkplatz. Jeep und Pickup kam unter dem Verdeck zum Stehen. Ben hielt davor an. Sie stiegen aus und für einen Moment schien niemand zu wissen, was zu tun war. Sanji schaute sich, um zu überprüfen, ob noch alles so war wie vor dem Angriff. Mihawk brachte ihm den Rollstuhl und Zorro half ihm, sich hinein zu setzten. Dann übernahm Ruffy: "Okay, auf zum Strandhaus!" Er hatte seinen Arm samt Finger ausgestreckt und deutete in Richtung See. Mit der anderen Hand hatte er sich seinen geliebten Hut gefasst, damit dieser – bei vollkommener Windstille – nicht von einer Windböe weggeweht wurde. Sein Ausruf schien die anderen aus ihrer Gedankenverlorenheit zu holen. "Ja, richtig", hörte Sanji jemanden murmeln. Er schaute sich um und alle sahen aus, als wüssten sie genau, was Ruffy vor hatte und, was er jetzt da unten wollte – nur er nicht. Sie saßen oft im Strandhaus und spielten Karten oder ein Würfelspiel, tranken kalte Getränke, unterhielten sich oder taten einfach gar nichts. Eigentlich war immer irgendjemand von ihnen da unten anzutreffen und es war einer ihrer beliebtesten Treffpunkte während der unterrichtsfreien Zeit. Aber Freitagnachmittag gab es in der Mensa immer ein Eis oder einen Schokoladenriegel oder etwas in der Art, was zumindest Ruffy sich noch nicht ein Mal hatte entgehen lassen, seitdem er ihn kannte. Sanji wurde aus seinen Gedanken gerissen, als Zorro seine Hände an den Rollstuhl legte und diesen mit einem Ruck in Bewegung setzte. Weit kamen sie allerdings nicht und die Räder blieben in dem weichen Boden stecken. Zorro bekam ihn mit einem kräftigen Ruck wieder frei und sie konnten ihren Weg fortsetzten. Keine fünf Schritte später war ihnen klar: Den blöden Rollstuhl konnte man voll vergessen. Er blieb immer wieder stecken und leicht war es auch nicht, ihn über den unebenen Boden zu rollen. Sie kamen nur im Fünf-Schritte-und-dann-drei-Mal-ruckeln-Takt voran, was alles in allem ziemlich langsam war. Zorro bemühte sich mit dem Rollstuhl, während die anderen immer wieder stehen blieben, wenn er ins Stocken kam und sich umdrehten und geduldig darauf warteten, dass er weiterkam. Wortlos schauten sie ihm dabei zu, wie er sich und Sanji vorankämpfte und mehr als mitfühlendes Schweigen kam nicht. Die Lehrer starrten ihnen vom Parkplatz noch so lange nach, bis sie hinter den ersten Büschen verschwunden waren und dann noch ein bisschen länger, völlig perplex ob dieses Teamworks. "Irgendwas machen wir falsch…", murmelte Klahadore, den Blick immer noch auf die tiefen Reifenspuren des Rollstuhls gerichtet und seine Kollegen nickten zustimmend. Außer Sichtweite der Lehrer war Zorro erneut stecken geblieben und der Weg würde nicht leichter werden, denn zum Trampelpfad hin, der hinunter zum See führte, wurde der Boden immer weicher und unten dann schließlich immer sandiger und lockerer. Es war schließlich Mihawk, der sich seiner erbarmte und neben ihn trat. Er packte den Rollstuhl mit der rechten Hand am Haltegriff und mit der linken an der Armlehne und Zorro tat es ihm spiegelverkehrt gleich. Sanji sah ihnen zu, ohne was zu sagen. Es war ihm unangenehm, den anderen solche Schwierigkeiten zu bereiten. Als sie ihn schließlich hochhoben, hatte er das Gefühl, sogar rot zu werden. Mihawk und Zorro waren kaum zwei Schritte gegangen, da kam Ruffy zu ihnen gehüfte und rief: "Ich will auch! Ich will auch!" Er sprang neben Mihawk auf und ab und schaute vor und hinter ihm vorbei, um zu sehen, wie genau er den Rollstuhl hielt. Mihawk seufzte bloß, dann ließ er Ruffy ran. Es schaukelte ziemlich, als er seinen Posten an den Jüngeren übergab und danach hing Sanji etwas schief in der Luft, aber Ruffy freute sich. Und kaum war der mit Zorro zwei Schritte gelaufen, kam Ace an und drängelte Zorro beiseite. Zuerst liefen sie ein paar Schritte, dann joggten sie den Trampelpfad hinunter und schließlich rannten sie zur Hütte und auf einmal hatte der Rest Probleme, Sanji nachzukommen. Zorro, der gerade Sanji – seinen Sanji! – entführt sah, machte sich sofort daran, die Verfolgung aufzunehmen; er wollte dem Blonden nur helfen, damit der nicht fiel und wieder ins Krankenhaus musste, weiter nichts… Shanks heftete sich an seine Fersen, ebenso wie Lysop, aber eher, weil sie Spaß am Rennen hatten, als dass sie Sanji retten wollten. Mihawk und Nami hingegen ließen es langsamer angehen und kamen der Gruppe gemütlich hinterher. Als sie am Strandhaus ankamen, war der Rest bereits versammelt. Zorro hielt Ace eine Strafpredigt mit ausgestrecktem Zeigefinder und Shanks rubbelte lachend seine Fingerknöcheln über Ruffys Kopfhaut, um dessen Hals er seinen Arm geschlungen hatte und der sich dabei lauthals beschwerte und gegen den festen Griff wehrte, aber erst loskam, als Shanks ihn losließ. Mihawk und Nami gingen an ihnen vorbei und der Ältere hielt die Tür auf und ließ Nami zuerst eintreten. Diese bedankte sich artig und setzte sich drinnen auf die Couch. Kaum waren sie in der kleinen Hütte verschwunden, wurde ihr Vorbeischleichen von Ruffy bemerkt, der entsetzt auf die Tür deutete und brüllte: "Ahh! Sie haben die Überraschung verdorben!" 'Was für eine Überraschung?', dachte sich Sanji gerade, da hatte Ace auch schon einen Partyknaller gezückt und über seinem Kopf gezogen. Konfetti und kleine Luftschlangen rieselten auf ihn hinab. "Überraschung!", rief er dabei; als einziger. Nach einigen Sekunden peinlicher Stille verpasste Zorro auch ihm eine Kopfnuss – warum auch immer, verdient hatte er es sicherlich – und schob Sanji dann in ihre kleine Strandhütte, wo Mihawk sich auf das Sofa gelümmelt hatte und Nami die gesamte Couch für sich beanspruchte. Sie hatten wohl alle ihr Bestes gegeben, um die kleine Hütte etwas zu schmücken. An der Decke hingen einzelne Zettel mit je einem Buchstaben, die, zusammengesetzt, 'Willkommen zurück' ergaben. Außerdem hatten sie Papierschlangen und Lampions aufgehangen und Luftballons verteilt. Und auf dem Tisch in der Mitte waren Schüssel mit kleinen Snacks aufgereiht, zu denen Ace, der ihnen trotz Zorros ruppigem Verhalten gefolgt war, freudig eine Erklärung abgab: "Okay", meinte er und nahm die Hand von seinem Hinterkopf, "hier haben wir Wasser, ohne Sprudel und nicht zu kalt", also lauwarm, "und hier Tee, ohne Zucker versteht sich. Außerdem gibt's Knabbereien! Etwas Zwieback, Reisbrei und ein paar Salzstangen! Bedien dich!" Zorro schob ihn zum Tisch und nahm neben ihm auf einem Sitzkissen platz. Die beiden Brüder schubsten Nami beiseite und luden dann Lysop zu sich auf die Couch ein und Shanks setzte sich bei Mihawk auf die Sesselkante. Sanji wusste gar nicht, was er sagen sollten. Sie hatten sich alle solche Mühe gegeben, nur für ihn. Etwas verlegen griff er nach einer Salzstange und fühlte sich bald etwas unwohl, wie ihn alle anstarrten und gebannt verfolgten, wie er mit den Lippen einen Bissen von der Knabberei abbrach. "Ähm… Danke." Sie starrten ihn weiter an. Warum die anderen es taten, wusste Sanji nicht genau, aber zumindest Ruffy wartete nicht mehr darauf, dass er von dem Stückchen Salzstange tot umfallen würde. Er starrte ihn aus einem anderen Grund unverwandt an; nun, eigentlich nicht ihn, sondern vielmehr den Rest Salzstange, den er noch in der Hand hielt. Der erste Speichel begann ihm aus dem Mund zu tropfen, während er angestrengt versuchte, sich zurückzuhalten und den gerade erst aus einem Krankenhaus entlassenen Sanji nicht anzuspringen, um ihm mehr oder weniger aus der Hand zu fressen. Der Blonde spürte sein drohendes Schicksaal und um es zu verhindern hob er die Schüssel vom Tisch und reichte sie dem Strohhutjungen. "Bedien dich…" Ruffy strahlte über das ganze Gesicht, dann raffte er die Schale an sich und stopfte sich die salzigen Sticks in den Mund. Das war dann auch für alle anderen Zeichen, aus ihrer Erstarrung zu erwachen. Mihawk nahm sich einen Zwieback, Shanks und Ace fingen ein Gespräch an, Nami verpasste Ruffy für seine Tischmanieren eine Kopfnuss und schimpfte ihn lautstark aus und Lysop versuchte einen von ihnen für eine seiner Geschichten zu begeistern. Kurz um: Alles war wieder wie immer. Nur Zorro hielt sich bescheiden zurück. Er angelte für sich und für Sanji einen Zwieback, ehe diese Schüssel auch in Ruffys Klauen geraten konnte und schaute zufrieden zu, wie alles wieder wurde wie früher und wie Sanji, zaghaft aber glücklich lächelnd, das Schauspiel verfolgte. Nachdem zumindest zwei von drei Schüssel weitgehend geleert waren – den Reisbrei wollte komischerweise niemand anrühren – wurde Ruffy bald langweilig und er zauberte ein Kartenspiel aus seiner Hosentasche hervor. Der Tag ging zu Ende mit der höchsten Punktzahl auf Mihawks Konto, der sich auf dem gesamten Rückweg Anschuldigen von Ace und Shanks anhören musste, wie gemein und rücksichtslos er doch war und wie er die Situation schamlos ausgenutzt hatte, dass sich alle zurückgehalten hatten, damit Sanji gewinnen konnte, nur um selbst gewinnen zu können. Mihawk ignorierte die lauten Stimmen links und rechts neben seinen Ohren, vorauslaufend, die Hände in den Hosentasche und zufrieden vor sich hin summend. Während die drei Studenten die Spitze bildeten, dummelten Lysop und Ruffy als Schlusslicht herum. Sie stritten noch immer darüber, ob es von Ruffy nun richtig gewesen war, sich den letzten Zwieback und die letzte Salzstange einzuverleiben, als gerade niemand hingeschaut hatte oder nicht. Zwischen den beiden lärmverursachenden Grüppchen schob Nami den Rollstuhl, während Zorro Sanji Huckepack genommen hatte. Am Wohnhaus angekommen war der Blonde schon im Halbschlaf und bekam nur noch am Rande mit, wie die Streitereien kurz unterbrochen wurde, damit man sich eine Gute Nacht wünschen konnte. Der Rollstuhl wurde einfach unten im Flur gelassen, den die Treppen musste Zorro den anderen ohnehin hinauf tragen. Von Fahrstühlen hatte man hier, mitten im Wald, noch nicht gehört. Tatsächlich war das technisch modernste an der ganzen Schule zurzeit der Tageslichtprojektor im Universitätsgebäude – den Kuro selbst gebaut hatte. Hoffentlich bekamen sie den dämlichen PC bald wieder in Gang. Und wenn es nur zu dem Zwecke gut war, dass Mihawk dann aufhören würde, ihm vorzuheulen, dass er sich schon ewig keine Pornos mehr aus dem Internet herunterladen konnte. Und vielleicht würde Corsa dann auch wieder aufhören, ihn mit einem Auslachen zu begrüßen… Zorro kramte den Zimmerschlüssel aus seiner Hosentasche hervor und schloss auf. Sie waren Ewigkeiten nicht mehr zusammen in diesem Zimmer gewesen. Er stieß die Tür auf, trat ein und drehte sich vorsichtig um, darauf achtend, dass Sanji nirgends gegen stieß, um die Tür zu schließen. Nachdem er den Flur durchquert hatte, fiel ihm auch wieder ein, warum das eigentlich ganz praktisch gewesen war: Im Zimmer stand immer noch nur ein Bett. Daran hatte er gar nicht mehr gedacht… Er lud erst einmal den Blonden auf seinem Bett ab, dann drehte er sich um, kratzte sich am Hinterkopf und ließ seinen Blick durch das Zimmer schweifen. Es hatte sich erstaunlicherweise nichts verändert und so blieb ihm wohl nichts anderes übrig, als Sanji auf die andere Seite des Bettes zu schieben und zu ihm unter die Decke zu schlüpfen. Als er sich umdrehte, hatte Sanji sich bereits auf die Seite gedreht und einen Zipfel Bettdecke umschlungen. Zorro beugte sich zu ihm hinunter und löste Sanjis Griff um das Stück Stoff. Vorsichtig, ohne ihn zu wecken, zog er die Decke unter ihm hervor und legte sie ans Fußende. Sanji gefiel es nicht, nichts im Arm zu haben und so drückte er ihm die Stoffente gegen die Brust, die aus dem Rucksack neben dem Bett herausschaute. Smoker oder einer der anderen Lehrer musste das Gepäck hochgebracht haben, als sie unter in der Hütte gewesen war. Zorro überlegte kurz, ob er die Taschen auspacken sollte, entschied sich aber dafür, das morgen mit Sanji zusammen zu tun, waren schließlich größtenteils seine Sachen. Er setzte sich auf die Bettkante und drehte Sanji zu sich um, der glücklich seine Ente erwürgte. Er zog ihm die Jogginghose aus und warf sie das Fußende hinunter. Boxershorts und T-Shirt ließ er ihm an. Er wusste, dass Sanji auch gar nicht so gerne oben ohne schlief und abgesehen davon, selbst wenn er gewollt hätte, hätte er es ihm wohl nicht ausgezogen bekommen, denn es sah nicht so aus, als würde Sanji diese Nacht noch mal von seinem Kuscheltier ablassen. Der Grünhaarige entkleidete sich selbst bis auf die Unterhose und kletterte ins Bett. Sanji rutschte nicht ans andere Ende, wie er es das letzte Mal getan hatte, im Gegenteil, im Schlaf schmiegte er sich sogar etwas an den warmen Körper hinter sich. Zorro spürte, wie ihm ganz warm im Gesicht wurde und hastig richtete er sich wieder auf und griff nach der Decke. Als er sich wieder hinlegte zog er sie mit sich und über Sanji und sich selbst. Sanji kuschelte sich sofort ein und presste seinen Rücken eng gegen Zorros Brust. Ja, es war definitiv anders als das letzte Mal! 'Aber auch nicht schlechter…' Zorro legte den Arm um den Blonden – um nicht herauszufallen! Und es dauerte nicht lange, bis auch er die Augen schloss und auch nur noch ein kleines Weilchen länger, bis sein Atem tief und gleichmäßig ging und er von einer Entenfamilie träumte, die sich im Klassenzimmer eingenistet hatte. Zuerst überschritt sie mit ihrem Gequakte nur Crocodiles heilige Dezibelmarke und verschluckte Kuros Zentrifugalkraft-Tischtennisbälle. Aber in Biologie bot sie dann recht anschaulichen naturwissenschaftlichen Unterricht… Irgendwann waren da dann aber keine Enten mehr, sondern nur noch Sanji – direkt vor ihm – aber der Unterricht ging weiter; an derselben Stelle, wo die Enten aufgehört hatten… mikan... п9. Kapitel – Imperfekt, Perfekt und Plusquamperfekt [~2005-28-05 – Saturday~] Sanji wachte früh auf. Es war komisch, wieder in einem anderen Bett aufzuwachen als dem Krankenhausbett; wenn es auch nicht sein eigenes war. Es war noch dunkel draußen, aber er konnte nicht sagen, wie spät es war. Er lag auf der Wandseite und Zorros Arm über ihm, sodass er sich nicht ohne weiteres aufrichten konnte, um einen Blick auf das Display des Weckers zu erhaschen, ohne Zorro dabei in seinem Schlaf zu stören. Und da er das nicht wollte, blieb er einfach liegen und wartete. Bald döste er wieder und irgendwann fiel er auch wieder in einen leichten Schlaf. Es war allerdings nicht Zorro, der ihn wieder weckte, sondern Ruffy, der laut gegen ihre Zimmertür hämmerte und dabei rief: "Zorro! Zorro, bist du wach!?" Kaum hatte er das gefragt, war ein dumpfer Schlag zu hören und anschließend Namis zischende Stimme. "Sei ruhig, du Volldepp! Sanji ist doch wieder da!" "Oh, ja, richtig", entschuldigte sich Ruffy. "Der brauch' ja noch Ruhe… Wollen wir sie schlafen lassen?" Sanji konnte keine Antwort hören, aber er vermutete, dass sie sich auf ein Ja geeinigt und sich von ihrem Zimmer entfernt hatten, denn es waren auch keine weiteren Geräusche zu hören. Während des Tumultes draußen hatte er sich wieder so weit hochgestemmt, wie es ihm möglich gewesen war und den Kopf zur Tür gedreht. Als er ihn nun zurückdrehte, um sich wieder hinzulegen, lächelte ihm ein noch etwas verschlafen aussehender Zorro entgegen. "Morgen", krächzte er, die Stimme noch etwas rau. Sanji antwortete und seine eigene Stimme hörte sich nicht besser an. Er brauchte dringend einen Schluck Wasser. "Gut geschlafen?", fragte Zorro, immer noch lächelnd. 'Gruselig', schoss es Sanji durch den Kopf. So kannte er Zorro nicht, auch, wenn dieser in letzter Zeit erstaunlich nett zu ihm gewesen war. Aber Sanji musste zugeben, dass er es ihm auch nicht sonderlich schwer gemacht hatte, so wie sonst. Er musste sich eingestehen, dass es nicht immer nur Zorro gewesen war, der einen Streit vom Zaun gebrochen hatte… Ihr jetziges Verhältnis war ein bisschen merkwürdig und Sanji war sich nicht sicher, ob er sich dabei nun wohl fühlen sollte oder nicht. Aber vielleicht genoss er gerade auch nur noch Krüppelschutz und sobald er wieder mehr als zwanzig Schritte alleine gehen konnte, war alles wieder beim Alten. Zorros Hand, die vor seinem Gesicht herum wedelte, riss ihn aus seinen Gedanken. "Zorro an Sanji: Hast du gut geschlafen?" Der Blonde nickte. "Ausgeschlafen?", kam die skeptische Nachfrage, mit zweifelndem Tonfall und hochgezogener Augenbraue. Er nickte wieder. "Wollen wir aufstehen?" Sanji kam sich blöd vor, nur zu nicken, weshalb er dieses Mal mit "Ja", antwortete. Zorro schlug die Bettdecke zurück – die kuschelig warme… und stand auf. Auch Sanji richtete sich auf und rutschte hinüber zur Bettkante. Seine Hose konnte er nicht entdecken, aber frische Kleidung lag in seinem Kleiderschrank und bei dem Gedanken, zu diesem hinüber zu laufen, wurde er wieder ganz müde. Doch wie selbstverständlich sammelte Zorro ein Komplet-Set ein und trug es zu ihm zum Bett. Er legte es neben ihm ab und drehte sich nach seinen eigenen Klamotten um, während Sanji ein "Danke", murmelte und sich das T-Shirt über den Kopf zog. Als es dann höchste Zeit fürs Frühstück wurde, ließ Sanji sich wieder hinunter zu seinem Rollstuhl tragen. Über den festgetretenen Weg, der zwischen den Häusern verlief, ließ er sich noch einigermaßen gut schieben und Sanji rollte sich selbst hinüber zur Mensa. Die Mensa war voll, was eigentlich zu erwarten gewesen war. Heute war Wandertag. Und eigentlich wusste Zorro das auch, nur hatte er nicht mehr daran gedacht und dementsprechend auch Sanji nichts davon erzählt. Auch alle aus ihrer Crew waren anwesend und schmierte fleißig Brote für den Tag. Ruffy war der erste (und einzige), der seine Arbeit unterbrach und auf sie zugestürmt kam, gleich, nachdem er sie entdeckt hatte. Er umarmte erst Sanji und dann auch Zorro, während er munter vor sich hinplapperte und erzählte, was er den ganzen Tag über schon gemacht hatte. Er führte sie hinüber zu ihrem Tisch, wo nicht nur ihre Klassenkameraden und die drei Studenten saßen. Robin lächelte Sanji entgegen und Jeff tat so, mit verschränkten Armen und auf die Fenster gerichteten Blick, als hätte er ihn noch nicht bemerkt. Sanji rollte zu Robin hinüber und ließ sich in den Arm nehmen. "Hey. Wie fühlst du dich?" Sie wuschelte ihm durch die Haare. "Nicht ausgelastet", antwortete er und sein Blick wanderte tiefer. Robin legte ihm die Hand ans Kinn und drückte seinen Kopf hoch. "So nicht! Nur, weil du glaubst, ich scheuer' dir keine nach deinem Koma, brauchst du nicht in alte Verhaltensmuster zurückfallen! Ich kenn' noch andere Methoden und ich bin mir ziemlich sicher, dass du sie nicht kennen lernen möchtest." Sanji schaute sie erst nachdenklich und dann verträumt an. "Und sie gehen nicht in diese Richtung!" Der Blonde zuckte mit den Schultern. "Schade." Dann drehte er sich um und nahm den stuhlfreien Platz an der Stirnseite des Tisches ein, im Rechten Winkel zu Robin. Diese schob im ihren Teller hin und reichte ihm ein sauberes Messer. "Du solltest dich beeilen, es geht bald los." "Los? Wohin?" Er nahm das Messer zur Hand und wollte sich eine Scheibe Brot nehmen, die ihm aber sogleich wieder aus der Hand gerissen wurde. "Nichts da", flötete Professor Klahadore, der aus dem Nirgendwo hinter ihm aufgetaucht war. Im Schlepptau hatte er natürlich seine zwei Freunde. "Hier", meinte Crocodile und legte ihm eine Scheibe Toast ohne Rand auf den Teller. "Wir wollen ja nicht, dass du wieder Bauchschmerzen bekommst." Smoker legte ihm noch eine zweiter Scheibe dazu und einen Teebeutel. "Schön trinken, fördert die Verdauung. Und 'ne Tasse und heißes Wasser kann dir Zorro holen." Er kam gar nicht zu Wort. Schon brabbelte Kuro weiter, der ihm noch einen Zettel reichte. "Doc. Kuleha will dich sehen. Hier sind deine Termine. Dein erstes Mal ist morgen. Und jetzt iss schön, damit du fit für den heutigen Ausflug bist!" Bevor er etwas sagen konnte, waren die drei wieder verschwunden. "Was für ein Ausflug?", fragte er an Robin gewandt. Nun war sie es, die mit den Schultern zuckte. "So weit ich verstanden habe irgendwohin in die Umgebung. Steht wohl schon eine Weile fest." Sanji warf Zorro einen Blick mit hochgezogener Augenbraue zu. Der Grünhaarige erwiderte das mit einem breiten Grinsen und einem verlegenen Kratzen am Hinterkopf. "Hier", Sanji warf ihm den Teebeutel gegen die Brust, "hol mir heißes Wasser." Zorro ergab sich in sein Schicksaal und trottete davon, während Sanji sich seinen Toastscheiben widmete. So wirklich Lust hatte er auf das Weißbrot ja nicht, aber es war immer noch besser als Okayu. Aber wenn er schon Schonkost bekam, hätte er lieber einen Zwieback gehabt… Zorro kam mit seinem Tee zurück und eine Weile war jeder mit seinem Frühstück oder den Vorbereitungen für den Tag beschäftigt. Vor Ruffy stapelten sich die Butterbrote und Ace war bereits an anderen Tischen auf der Suche nach Brotkörbchen, die noch nicht leer waren. "Kommt ihr heute mit?", fragte Sanji, nachdem er zumindest anderthalb Scheiben gegessen hatte. Robin nickte und schnitt die übrig gebliebene Hälfte gerade. Das abgeschnittene Angebissene schob sie Sanji hin, mit den Worten: "Das isst du noch." Den gerade geschnittenen Teil klappte sie in der Mitte übereinander und legte sie zum Tagesvorrat. Sanji verkniff sich ein "Ja, Mama", und schob sich stattdessen artig den letzten Bissen in den Mund. "Wie lange bleibt ihr denn noch?" "Willst du uns loswerden?", fragte die Schwarzhaarige, wohl wissend, dass Sanji die meiste Gesellschaft nicht sonderlich lange ertrug und schon gar nicht, wenn sie ihn nervte. Für sie hatte er allerdings seither immer eine Ausnahme gemacht, sie konnte ihm noch so lange auf die Nerven fallen, ohne, dass er sie von sich stoßen würde. "Gar nicht!", beeilte der Blonde auch gleich zu versichern. "Ich frag' nur wegen dem Restaurant und deiner Arbeit." Robin lächelte. "Ich hab' mir Urlaub genommen. Ich hatte ihn erstmal bis Montag verlängert, also werden wir wohl morgen zurückfahren. Und das Restaurant ist in guten Händen. Ein befreundeter Koch hat ein Auge auf die Küche, falls es Probleme mit den Lieferungen geben sollte." "Was ist denn mit den Lieferungen?" Die Frage war eher an Jeff als an Robin gerichtet und der reagierte auch prompt, obwohl zuvor die ganze Zeit so getan hatte, als würde er das Gespräch zwischen seinem Ziehsohn und dessen Freundin gar nicht beachten. Auch jetzt starrte er gerade aus, um nicht den Eindruck zu erwecken, mit ihnen reden zu wollen. "Verfault. Zumindest die letzte Tomaten-Palette. Bin am Überlegen, den Lieferanten zu wechseln. Die Äpfel sind in letzter Zeit auch nicht mehr die Besten, ganz zu schweigen vom Kohl." Als die beiden dann begannen, sich über Alternativen zu streiten, schaltete sich Robin vorerst aus der Unterhaltung aus. Ihr Blick schweifte ab von ihrem blonden Freund und über die bunten Köpfe der anderen Jugendlichen. Das waren also Sanjis neue Freunde. Robin konnte noch nicht wirklich einschätzen, ob und wie weit sie Sanji positiv beeinflusst hatten, aber zumindest besuchte er jetzt regelmäßig den Unterricht. Zu ihr war er wie sonst. Aber ihr gegenüber war er auch früher nie sonderlich auffällig gewesen. In ihrer Gegenwart hatte er sich nicht geschlagen oder den Unterricht verweigert oder sich bis zum Black Out betrunken. Ob er das hier tat konnte sie nicht sagen. An Alkohol zu kommen war auf einem Internat vielleicht schwieriger, aber im Unterricht schlafen war sicherlich an jeder Schule ähnlich einfach. Und das mit den Schlägereien… Eingestellt zu haben schien er das nicht; eher im Gegenteil. Zu Hause war er zumindest noch nie ins Koma geprügelt worden. Aber vielleicht sollte sie ihm – oder eher der neuen Schule und Umgebung – zu Gute halten, dass die Umstände diesmal etwas anders gewesen waren. Sie hatte bereits vorher so einiges über diese Schule gehört gehabt und Sanji zuversichtlich ermutigt, diese Chance wahrzunehmen. Sie hatten während ihres Aufenthaltes hier noch einiges mehr erfahren und es hatte sie überrascht, wie engagiert sie die Lehrer erlebt hatte. Sie waren ständig unterwegs gewesen. Am Bahnhof, im Krankenhaus, in der Stadt, im Dorf. Einer von ihnen hatte sich bei der ganzen Aktion sogar selbst verletzt. Aber es waren nicht nur die Lehrer gewesen, die sich sehr besorgt gezeigt hatten, besonders der Junge mit dem Strohhut. Er hatte versucht, sie aufzuheitern, als sie etwas verloren in besorgten Gedanken versunken über das Schulgelände gewandert war. Man hatte ihr und Jeff sogar angeboten, ein Bett für sie bereit zu stellen, aber da sie wirklich nur ein Bett hatten, hatten sie dankend abgelehnt und waren in einem kleinen Hotel im naheliegenden Dorf untergekommen. Es schien ein guter Ort, an den Sanji angekommen war. Aber wo die Schwarzhaarige in die Runde schaute, fragte sie sich, ob der Schein nicht vielleicht trog… Sie kannte mehr als bloß ein Gesicht und die Geschichte, die sich hinter dem freundlichen Grinsen verbarg. Ganz voran schon mal zwei der Lehrer. Vertrauenserweckend sah das Narbengesicht wirklich nicht aus und mit dem finsteren Blick und den nach unten zeigenden Mundwinkeln machte Sir Crocodile wahrlich keinen freundlichen Eindruck. Wer seine Vergangenheit kannte wusste, dass sein griesgrämiges Auftreten nicht bloß Fassade war. Und direkt neben ihm saß der schlaksige, so unscheinbar und friedlich wirkende Kuro Klahadore. Man sah ihm nicht an, dass er von einer Sekunde auf die andere vollkommen andere Wesenszüge annehmen konnte. Und hätte Robin ihn nicht ganz genau beobachtet, wären ihr die bedachten Bewegungen, die so natürlich und harmlos wirkten gar nicht aufgefallen. Bei den Studenten ging es munter weiter. Das sich überhaupt jemand traute Mihawk Dulacre anzuklagen lag wohl nur daran, dass dieser seine Verbindungen zur Organisation gekappt hatte und ihn ohne Hintergrundinformationen niemand in deren Ränge einordnen konnte – und jemand, der es gekonnt hätte, wusste es besser, als sein Leben achtlos wegzuwerfen. Der rote Shanks war ein weiteres, wohl bekanntes Gesicht. Robin wusste selbst nicht genau, zu wem er alles Verbindungen, bei welchen Ereignissen er seine Finger im Spiel hatte und mit welchen Titeln er sein Haupt schmückte. Und dann Hiken no Ace. Sie wusste nicht, ob die Gerüchte über seine Herkunft stimmten, aber sie wusste, dass es stimmte, dass er einen nicht unwesentlichen Posten in einer der größten Banden Japans inne gehabt hatte. Aber was sollte man bei den Lehrer schon von den Schülern erwarten? Und über all dem thronte der Direktor, der sicherlich maßgeblich daran beteiligt war, dass sich mehr oder weniger die Elite-Kriminalität Japans hier unbekümmert zusammenfinden und einen Neustart versuchen konnte. Kein Wunder, dass Sanji hier an Typen wie Mr. One geraten war. Vielleicht war die neue Gesellschaft doch nicht die beste… Aber wer war Robin, darüber zu urteilen? Wenn es danach ging, dann hätte Jeff den Kleinen nie aufnehmen und sie sich nie mit ihm anfreunden dürfen. Sie wusste Vieles über viele der Leute, mit denen Sanji jetzt zu tun hatte, Vieles, was besorgte Mütter sofort dazu bewogen hätte, ihren Sprössling augenblicklich von der Schule zu nehmen. Aber sie war nicht Sanjis Mutter und sie wusste, das Vergangenheit nicht Gegenwart war. Sie wusste, dass Sir Crocodile keine Verbindungen mehr zu seiner Organisation hatte. Sie wusste, dass man Mihawk immer noch gerne zurück haben wollte, aber, dass dessen Austritt – aus welchen Gründen auch immer – entgültig gewesen war. Warum sonst sollte der Beamte noch leben, der Takanome Handschellen angelegt hatte? Sie wusste auch, dass Shanks viel mehr an einem friedlichen Leben mit seinem Ben interessiert war, als weiterhin Spielchen mit Regierung und Untergrund zu treiben und seine Kräfte mit ebenbürtigen Gegner zu messen. Sie wusste, das der kleine Kuro seine Rache gehabt hatte und das Leben als schnurrender Schmusekater bevorzugte. Und Ace? Der war froh, seinen Bruder wieder bei sich zu haben, wen interessierte da schon noch der eigene Vater? Auch wenn der ja nun wohl doch nicht sein Vater gewesen war… Wie gesagt, dieses Gerücht konnte Robin weder bestätigen noch widerlegen. Aber das, was sie gehört hatte, warf ein neues Licht auf die Sache; die sie sowieso nichts anging und eher Aktionen der Vergangenheit erklärte, als dass sie für die Zukunft eine allzu wichtige Rolle spielen würde. Und wen interessierte noch mal die Vergangenheit? Vergangenheit war auch schon bald das Frühstück. Um Viertel nach neun hatten schon einige die Mensa verlassen und um halb zehn waren sie einige der Letzten, die noch immer Proviant zusammen rafften. Um Punkt zehn sollte es los gehen, das hieß, sie mussten mindestens zehn Minuten vorher am Schultor sein, damit die Lehrer die Meute noch durchzählen konnte, ehe sie losmarschierten. Doch da der Großteil der Lehrer selbst noch in der Mensa zugange war, machte keiner von ihnen Hektik. Als Smoker, Crocodile und Kuro dann die Stühle zurückschoben und mit ihrem Geschirr hinüber zur Theke schlurften, machte auch die Gruppe um Ruffy sich auf, den ganzen Proviant in Rucksäcke, Beutel und Hosentaschen zu verstauen. Das Wegbringen des Geschirrs blieb an denen hängen, die damit als erstes fertig waren, also die, die am wenigsten mitnahmen, sprich Nami und Lysop. Gemeinsam trafen sie sich dann alle an der Tür, die Crocodile ihnen schon aufhielt. Eine doch beachtliche Gruppe an Schülern hatte sich bereits am Schultor zusammen gefunden, wo Hina und Tashigi bereits am Durchzählen waren – nur ihre eigenen Klassen, selbstverständlich. Vom Direktor war wie immer keine Spur, aber der tauchte auch nur auf, wenn's was zu Saufen gab und ab und an bei der Zeugnisvergabe der Abschlussklasse. Smokers Schritte verlangsamten sich und Croco lehnte sich an ihn und flüsterte ihm ins Ohr: "Jeder seine eigene Klasse." Breit grinsend marschierte er mit Kuro vornweg, um die Meute, für die er verantwortlich war, zur Ordnung zu rufen. Smoker kam kaum zum Seufzen, da hatte Ruffy ihn schon von hinten angesprungen und sich um seinen Hals geklammert. Ace hatte ihm seine Zigarre gemopst, um sie mit seinen Streichhölzern zu verbrennen, während Mihawk und Shanks ihn zwischen sich eingeklemmt hatten, damit er nicht hinterher rennen konnte. Nami nutze die Gelegenheit, ihm das Portemonnaie aus der Tasche zu klauen und Lysop trainierte seine Zielfähigkeit mit Eicheln, die er ihm mit seiner Steinschleuder vorwiegend gegen den Kopf warf. Er zeterte etwas davon, dass sich wenigstens die Studenten alle teilen könnten, aber ihm wurde wenig Gehör geschenkt. Kuro warf ihm einen mitleidigen Blick zu, um seine Anfragen nach Hilfe dann gekonnt zu ignorieren. Die Einzigen, die sich vornehm zurück hielten waren Zorro und Sanji, die mit dem Rollstuhl beschäftigt waren. Sie kamen auf dem etwas unebenen und von Auto- und Trikereifen zerfurchten Platz vor dem Schultor nur mäßig voran und hatten erst aufgeholt, als Smoker die Kletten abgeschüttelt hatte. Mit Ausnahme von Nami bekamen alle eine Kopfnuss, Lysops Steinschleuder landete in den Büschen, Ace' Streichhölzer wurden konfisziert und Nami musste die Brieftasche wieder rausrücken, nachdem Ace sie verpfiffen hatte. Seine Zigarre hatte er nicht retten können, wofür Ace noch eine Kopfnuss bekam. Als die anderen Lehrer fertig mit Durchzählen waren, war Smoker immer noch damit beschäftigt, seine Schützlinge sich in einer Zweierreihe aufstellen zu lassen. Beim Zählen hatte Hina dann ein Auge auf ihn, weil sie genau wusste, dass Smoker es mit der tatsächlichen Zahl, die er am Ende dann hatte, es nicht so genau nahm. Wenn einer verloren ging, war es ihm scheinbar sogar recht. Einer weniger, auf den er aufpassen und bändigen musste. – Jedenfalls tat er immer so, als würde ihm so etwas gelegen kommen, sein Verhalten in einem solchen Fall sprach eigentlich immer für das gegenteilige Empfinden. In einer langen Zweierreihe, zwei Lehrer vornweg und die restlichen als Schlusslichter hinterher, marschierten sie dann durch das Schultor. Ihre Formation hielt für kaum dreihundert Meter, dann jagte Mihawk Ruffy durch die Bäume am Waldrand, Lysop war in den Büschen verschwunden auf der Suche nach einem neuen Stock für seine Steinschleuder. Nami war zu einer anderen Klasse verschwunden, um mit ein paar Mädchen zu reden. Zorro fiel bald mit Sanji etwas zurück, Ace nervte Smoker und Shanks suchte jemanden, den er überreden konnte, später mit ihm ein Glücksspiel zu spielen. Robin und Jeff blieben in Sanjis Nähe, wobei letzterer etwas vorweg schlenderte und so tat, als würde er sich mit der Umgebung bekannt machen. Robin hingegen lief an der Seite ihres Freundes, aber mit mehr Abstand als Zorro es tat. Der Grünhaarige war so umsichtig und bemüht, auf Sanji Acht zu geben, dass sie das Gefühl hatte, nur zu stören, wenn sie zu nah kam oder die beiden ansprach, weshalb sie sich damit begnügte, in Sanjis Nähe zu sein und die Natur zu genießen. Auf den Ausflug hatten sie den Rollstuhl gar nicht erst mitgenommen. Sanji hatte sich so gut gefühlt, dass er fast ein Drittel der Strecken allein bewältigt hatte. Den Rest hatte Zorro ihn schließlich getragen, huckepack. Und obwohl der Blonde sich anfangs geziert und natürlich sofort widersprochen hatte, hatte er sich anstandslos von Zorro hochheben lassen. – Sehr zu Robins Erheiterung, die allerdings sofort zu verbergen versuchte, nachdem Sanji ihr ein verärgertes "Was denn?!", zugezischt hatte; mit mehr oder minder Erfolg. Vorbei an einem Maisfeld näherten sie sich einem großen Hügel, der mit mehreren, einzeln stehenden Bäumen bewachsen war: ihr Ziel. Robin musterte interessiert den neben ihr gedeihenden Mais, der in Japan doch eher eine Seltenheit war. Und trotzdem war es nicht das erste Maisfeld, das ihr in der näheren Umgebung aufgefallen war. "Oh, die ganzen Felder hier sind keineswegs normal", ertönte Professor Klahadores Stimme plötzlich direkt neben ihr und sie drehte etwas erschrocken den Kopf zur Seite. Direkt neben ihr lief der schwarzhaarige, der ihren neugiereigen Blick wohl bemerkt hatte. "Viel Landwirtschaft ist in Japan nicht möglich", erklärte er weiter, "wegen der oftmals bergigen Beschaffenheit des Landes. Am meisten wird Reis und Hirse angebaut und Stroh für Tatamimatten. Bohnen, Ingwer, Rettich und Spinat sind auch noch öfters zu sehen, aber Mais ist wirklich selten. Aber da diese Felder hier größtenteils Privatpersonen gehören, ist nicht vorgegeben, was angebaut werden soll und da Mais hier ziemlich beliebt ist, wird es angebaut. Im Dorf selber und in der Stadt finden sich genug Abnehmer. Dass hier so viel Vieh gehalten wird, ist auch ungewöhnlich. Aber es scheint sich zu lohnen, sonst würden die Besitzer die Pachtgebühren nicht dafür aufbringen oder stattdessen lieber etwas anbauen." Kuro deutete auf eine Wiese, wo eine Kuhherde herumlungerte und wiederkaute. Robin wollte eigentlich noch etwas fragen, aber ein vorbeifliegender Schmetterling lockte Kuro davon und er verschwand auf ebenso rätselhafte Weise wie er aufgetaucht war. Sie drehte sich fragend zu Sanji um, aber der hatte von der Aktion nichts mitbekommen. Er war gerade dabei, Zorro davon zu überzeugen, ihn wieder runterzulassen und zappelte mit den Beinen, um vom Rücken des Grünhaarigen zu gleiten. Der ließ es schließlich zu und ging in die Hocke, damit Sanji die Füße auf den Boden aufstellen konnte, ehe er den Griff um seinen Hals lockerte. Sie waren die letzten, die auf dem mit Gras bewachsenen Hügel ankamen. Einige hatten schon Decken ausgebreitet, spielten Frisbee oder ein Ballspiel, andere hatten einen Baum erklommen, um zu schauen, ob die Kirschen schon reif waren. Ruffy hatte sich als aller erstes ins Grans gepflanzt und eines seiner Stullenpakete hervorgekramt, während Nami neben ihm noch mit der großen Decke beschäftigt war. Lysop erbarmte sich und half ihr, sie auszubreiten. Shanks entriss Ruffy das Stullenpaket, als der kurz abgelenkt war und auf die Bettdecke rutschte, ohne dabei die Hände zu benutzen. – Essen aus der Hand legen ging nämlich gar nicht; es entrissen zu bekommen war allerdings auch nicht besser… "Ahah, das wollen wir doch nicht jetzt schon essen, oder?" "Hey! Doch!", beschwerte sich der Schwarzhaarige und hangelte nach dem Brot, das Shanks über seinem Kopf wie einen Köder hin und her schwang. Ruffy wollte gerade aufspringen, als Ace ihm die Hände auf die Schultern legte. "Nein, willst du nicht", versicherte er "Wir haben nämlich was viel Besseres!" Shanks reichte das Essenspaket weiter an Nami, von der er im Gegenzug einen Korb erhielt, den er vor Ruffy auf der Decke abstellte. Die Augen des Strohhutjungen leuchtete. Er liebte Überraschungen und Überraschungen, die sich mit aller Wahrscheinlichkeit um Essen drehten, liebte er noch viel mehr. Er wartete auch gar nicht, bis man ihm ein Zeichen gab, dass er den Korb öffnen konnte. Er riss einfach das Tuch herunter und strahlte den Schokokuchen an, den er darunter fand. "Wow! Und der is' nur für mich?!" "Jepp", nickte Ace. "Nur für dich." "Und nicht nur das", ergänzte Shanks. "Ich hab' dir auch einen gemacht, wie versprochen!" "Ooh, wirklich?!" Ruffys Augen wurden noch größer und wäre es Nacht gewesen, hätten sie ihn an die Küste als Leuchtturm hinstellen können. "Und der is' auch nur für mich?" "Noch mal jepp", versicherte Ace. "Wir haben uns schon gedacht, dass es schwer sein wird, dich von diesen Prachtstücken da zu trennen, also haben wir für uns einen weiteren gemacht. – Und abgesehen davon wäre es bisschen gemein, von dir zu verlangen, deine Geburtstagsgeschenke zu teilen." Keine fünf Minuten waren Pappteller und Plastikgabeln verteilt und jeder bekam ein Stückchen Schokoladenkuchen. Nur Ruffy nicht, der aß mit zwei Gabeln bewaffnet gleich von beiden Kuchen gleichzeitig. Sanji im übrigen auch nicht. Sofort nachdem Shanks ihm ein Stück gereicht hatte, war das von Smoker konfisziert worden, mit dem Hinweis, dass er immer noch auf Toastdiät war. Das konfiszierte Stück wurde dann mitgenommen… Und von Smoker, Kuro und Croco auf deren eigener Decke verspeist… Sanji durfte dann, in einem unbemerkten Augenblick mal bei Zorro kosten. Und ihm wurde nicht übel. Die drei übertrieben einfach nur; übervorsichtige Glucken – verfressene Kuchenjunkies! Es herrschte eine Weile gefräßiges Schweigen, das nur ein Mal kurz unterbrochen wurde. "Oh, Enten!", rief Nami überrascht und die ganze Gruppe wandte den Blick in die Richtung, in die ihre ausgestreckte Hand deutete. Zorro wurde augenblicklich rot im Gesicht, als er die Entenfamilie sah, die unweit von ihnen über die Grashalme watschelte, sich an seinen Traum von letzter Nacht erinnernd. Da jedoch alle wie gebannt den Tierchen zuschauten, wie sie schnatternd voranschritten, blieb seine unerwartete emotionale Regung unbemerkt. Was auch gut so war. Er hätte es nicht einfach gehabt, seine Reaktion erklären zu müssen und auch nicht gerade als angenehm empfunden… Doch die Entenfamilie lenkte alle lange genug, sodass er genug Zeit hatte, sich wieder zu fangen. Und kaum waren die Viecher verschwunden, wandten sich alle wieder dem Schokokuchen zu. Kaum war der aufgegessen, war es für Ruffy mit dem bloßen Dasitzen auch schon vorbei. Er schnappte sich seinen Bruder und Shanks und die drei verschwanden auf der anderen Seite den Hügel hinunter. Lysop rannte hinterher, während Nami den Ball mitnahm, den sie liegen gelassen hatten und wegen dem sie sonst sicher gleich wieder angekommen wären. Sanji blieb auf der Decke zurück. Er war froh, nach dem Marsch endlich sitzen zu können. Und mit ihm blieben auch Robin und Zorro. Jeff hingegen verschwand, um sich "die Umgebung anzuschauen", wie er erklärte, aber Robin vermutete, dass er ihnen nur ein bisschen Zeit allein gönnen wollte. Wenn es ums Reden ging, waren er und Sanji eh nie die Weltmeister gewesen, schon gar nicht, wenn sie miteinander reden sollten. Jeff war froh, dass es Sanji wieder gut ging und sicher würde er ihn morgen noch einmal umarmen, bevor sie in den Zug einstiegen, aber mehr Zuneigung würde er wohl nicht zeigen. Was auch gut so war, denn Sanji wusste damit ebenso wenig umzugehen, wie er sie von ihm erwartete. Dass Robin ihn ordentlich knuddeln würde, war ihm sicher klar und die Schwarzhaarige glaubte auch, dass Sanji sich bei ihr nicht sonderlich sträuben würde. Sie hatte eigentlich geglaubt, dass dem Blonden der Frauenentzug mehr ausmachen würde, aber bis jetzt hatte er nur einen einzigen, zweideutigen Kommentar gemacht. Ob er im Dorf eine Freundin – oder zumindest Bettpartnerin – gefunden hatte? Robin würde nicht fragen, dafür war Sanji zu alt. Wenn es wirklich etwas Ernstes war, würde er es ihr schon erzählen und wenn es nur eine Affäre war brauchte und wollte sie es auch gar nicht wissen. Dass er zu sehr mit anderem beschäftigt war, um nicht an Sex zu denken, konnte sie sich eigentlich nicht vorstellen… Der Blonde ahnte nichts von ihren Überlegungen. Er schaute noch in die Richtung, in die seine neuen Freunde verschwunden waren. Er sah ein bisschen müde aus, im Schneidersitz sitzend, den einen Ellenbogen auf dem Knie abgestützt und den Arm aufgestellt, um seinen Kopf in seiner Hand zu halten. Irgendwann bemerkte er ihren Blick. Er löste sich aus seiner Position und legte sich hin. "Was ist?", fragte er, im Gegenzug sie anschauend. Robin lächelte. "Nichts." "Dann schau nicht so." Sanji zog eine Schnute und seine Augenbrauen zogen sich zusammen. Zuerst wand er den Blick ab, um sie zu ignorieren, doch dann fiel ihm noch etwas ein, was er sagen wollte.: "Und Robin, das nächste Mal, wenn ich im Koma liege, erzählst du bitte nicht jedem, der dir über den Weg läuft, peinliche Kindergeschichten über mich!" Sein Blick huschte hinüber zu Zorro, der sich zwar angesprochen fühlte, aber nichts sagte. "Das nächste Mal?", hakte Robin mit hochgezogener Augenbraue nach. "Was hast du vor, wenn ich fragen darf? – Und was heißt hier jedem, der mir über den Weg läuft? Ich hab' nur Zorro was erzählt." "Das is' ja wohl schlimm genug!" – Von Zorro kam ein protestierendes "Hey!". "Aber er sah so verloren aus…", verteidigte sich die Schwarzhaarige. – Von Zorro kam kein Protest, stattdessen drehte er den Kopf mit geröteten Wangen und einem kleinlauten "Pah!", zur Seite. "Verkneif' 's dir einfach!", zischte Sanji. "Sonst erzähl ich nämlich peinliche Kindergeschichten über dich!" "Ach ja?" "Ja! Weil – du hast mir nie peinliche Kindergeschichten über dich erzählt. So ein Mist! … Ich finde, das solltest du nachholen; so als gerechten Ausgleich." Robin zog nur eine Augenbraue hoch und erwiderte nichts. Sanji setzte sich plötzlich wieder auf und ihr gegenüber. "Komm schon, Robin, erzähl uns was. Ich weiß kaum was über dich, bevor wir uns kennen gelernt haben." Zorro war auch nicht unbedingt abgeneigt, mehr über diese Frau zu erfahren, die plötzlich aufgetaucht war und offenbar schon lange einen festen Platz in Sanjis Leben hatte. Irgendwie weckte sie den Kämpfer in Zorro, der sie als Konkurrenz betrachtete… Robin seufzte. "Jetzt übertreib mal nicht. Du weißt Einiges über mich. Mein Lieblingsgetränk. Und mein Lieblingsessen." "Ja, Kaffee. Und alles, was man dazu als Snack essen kann." Sanji sah sie mit einem Schmollmund an. "Okay", beruhigte die Schwarzhaarige. "Du weißt auch, was meine Lieblingsfarbe ist, wann ich Geburtstag habe – hoffe ich zumindest – was ich arbeite und wie ich den Großteil meiner Freizeit verbringe. Was soll ich denn da noch erzählen?" "Lila, …Febru…ar? – Und du arbeitest im Labor! Aber was du machst weiß ich trotzdem nicht! Außer lesen, du bist ständig am Lesen, ob nun für den Beruf oder in deiner Freizeit." Robin nickte. "Siehst du? Is' doch schon mal was. Und du weißt, dass ich Archäologin bin und was ich im Labor mache habe ich versucht, dir zu erklären, aber du hast nach zwei Minuten das Interesse daran verloren, mir zuzuhören!" Sanji schwieg. Da hatte sie recht, Punkt für sie. Sie hatte sich aber auch unnötig kompliziert ausgedrückt! "Ich kann's gern noch mal versuchen, es dir zu erklären", bot die Schwarzhaarige mit einem zufriedenen Grinsen an. Sanji schnaubte, legte sich wieder hin und wand sich demonstrativ von ihr ab. Robin beobachtete ihn eine ganze Weile – ebenso wie Zorro – wie er erst schmollend auf das Gras hinter der Decke starrte, sein Blick schließlich gelangweilt über die Wiesen streifte, seine Lieder langsam auf Halbmast sanken und er schließlich wegdöste. Es war ganz gut, dass Sanji nicht viel mehr wusste. Wie sollte er sie sonst ernst nehmen, wenn sie ihm etwas Gefährliches oder gar Strafbares verbieten wollte? Sie konnte nicht einmal behaupten, sie wüsste, was die Konsequenzen wären, denn sie war nie für ihre Straftaten zur Rechenschaft gezogen worden. Sie wusste nur, dass diese Zeit damals rückblickend nicht die schönste gewesen war. Unerfahren und Schutz und Geborgenheit nicht kennend hatte sie sich anfangs durchaus wohl gefühlt. Es war ein ganz neues Umfeld gewesen, in dem sie nicht der Gefahr ausgesetzt war, verraten zu werden, weil keiner von ihren neuen Kameraden verraten werden wollte. Es hatte sie gar nicht weiter interessiert, warum sie sich vor der Regierung versteckten. Sie selbst wurde schließlich auch verfolgt, ohne zuvor ein Verbrechen begangen zu haben. Die Argumentation, dass es dann doch besser war, wenigstens zu recht verfolgt zu werden, erschien ihr als Elfjährige durchaus schlüssig. Und mit dem Versprechen, Hilfe bei der Suche nach Antworten auf ihre Fragen zu bekommen, war sie auch bereit, eigene Hilfe anzubieten. Sie war klein gewesen, hatte unschuldig ausgesehen und einen netten und zurückhaltenden Umgang an den Tag legen können. Wie ein gut erzogenes, freundliches Kind aus gutem Hause, das man problemlos auf Banketten und Feiern einschleusen konnte. Nie hatte jemand sie damit in Verbindung gebracht, wenn die Schmuckstücke der Gattin fehlten, wichtige Dokumente aus dem Haussafe verschwunden waren oder gar der Gastgeber ermordet im Schlafzimmer gefunden worden war. Bedenken hatte sie kaum welche gehabt. Die Opfer waren ihr zuvor meist unsympathisch genug gemacht worden, sodass bei ihrem Anblick und dem Gedanken an die Taten, die sie bereits vollbracht hatten, ihr nahendes Schicksal meist noch als zu milde erschien. Wenn sie heute an diese Menschen zurückdachte, hatte sie kaum andere Empfindungen, dennoch bereute sie es, sie umgebracht zu haben. Ihre eigenen Motive waren weder nobel noch war es der Gedanken an Gerechtigkeit gewesen, der sie in ihrem Handeln vorangetrieben hatte. Es war viel mehr der Wunsch gewesen, ihr neues Dach über dem Kopf nicht zu verlieren und endlich einen Platz im Leben zu haben, den sie sich hart erkämpft hatte und für den sie arbeiten musste, um ihn zu behalten. Und die Motive ihres Auftraggebers waren noch zweifelhafter. Es ging auf bei ihm nicht um Gerechtigkeit, nicht einmal um Selbstjustiz, sonder nur darum, wer wem im Weg stand und durch wessen Tod sich die eigene Position in irgend einer Weise verbessern lassen konnte. Sie hatte schnell begriffen, um was es in ihrer neuen Welt ging. Macht war ausschlaggebend. Macht sicherte die eigene Position, das eigene Überleben und setzte den Lebensstandard fest. Es gab viele Wege und Möglichkeiten, diese Macht zu erlangen und nicht jede war für jeden geeignet. Für Robin war es nicht allzu schwer gewesen, in diesem Gefüge aus Rang und Namen Fuß zu fassen und als der Liebling vom Chef hatte sie eine mächtige Deckung gehabt, die niemand in der Firma anzugreifen wagte. Als Firma hatte sich dieses zwielichtige Unternehmen getarnt, das nach außen hin normale Geschäfte abwickelte, sich an In- und Export beteiligte und über die so erwirtschafteten Routen die eigenen, illegalen Produkte förderte. Geld, das war das Ziel; das, was alle haben wollte. Die Macht war da nur ein Mittel zum Zweck. – Wobei Robin sich nicht sicher war, ob es bei manchen nicht genau andersherum war. Und mit der Firma ließ sich gutes Geld machen – im Sinne von viel, denn wenn dieses Geld nicht schmutzig war, dann war ein Stopp-Knopf im Bus frei von Keimen. Von dem Geld, wo es herkam, wer es bekam, wofür es wieder ausgegeben wurde und unter welchen Umständen es beschafft wurde, davon hatte Robin anfangs keine Ahnung gehabt. Sie hatte warme Mahlzeiten, Kleider und sogar Geschenke bekommen; Bücher waren ihre liebsten gewesen. Umso älter sie wurde und umso mehr sie von den tatsächlichen Machenschaften, den Hintergründen und den Methoden der Firma mitbekam, desto mehr Zweifel kamen ihr. Allerdings nie genug, um für sich selbst die Entscheidung zu treffen, wegzugehen, das alles hinter sich zu lassen und ihr zu Hause aufzugeben. Zu ihr war man schließlich auch nie fair gewesen. Hatte sie es verdient, verfolgt und gejagt worden zu sein? Der Mutter und des Vaters beraubt worden zu sein und kein sicheres Heim zu finden, wo sie nicht unmoralische Dinge tun musste, um einen Platz dort zu behalten? War es gerecht gewesen, mit fünf Jahren zu erfahren, dass die Suche nach der eigenen Mutter aufgegeben wurde, weil sie vermutlich – wie der Vater – schon längst tot war? War es richtig gewesen, bei Verwandten als Küchenhilfe im Haus geduldet zu werden und dann von Familie zu Familie zu ziehen, in der Hoffnung, dass die nächste sie nicht an die Regierung ausliefert? Wenn die Welt so ungerecht zu ihr war, warum sollte sie zu anderen Menschen denn gerechter sein als sie es verdient hatten? Sie dachte mittlerweile anders darüber. Als ihr die Chance geboten wurde, dieses Leben, in das sie anfangs so dankbar eingetaucht war, zu verlassen, hatte sie sie ohne zu zögern ergriffen. Es war eine einmalige Chance gewesen und sie hatte nicht ein Mal bereut, sie wahrgenommen zu haben. Der Weg zurück, in ein eigenständiges, normales Leben war nicht einfach gewesen und oft hatte sie sich dabei ertappt, wie sie in alte Verhaltensmuster zurück gefallen war. Es war auch nicht ganz leicht gewesen, sich überhaupt wieder eine Existenz aufzubauen. Es hatte sie einiges an Arbeit gekostet, ihr Profil in einen Behörden-Computer samt Lebenslauf einzuschleusen und sich einen Personalausweis zuzulegen. Noch heute wartete sie, dass irgendjemand ihren Namen las und man wieder Jagd auf sie machen würde. Den Namen, den sie in der Firma getragen hatte, hatte sie ohne Weiteres ablegen können. Niemand hatte je gewusst, wer sich hinter Miss Bloody Sunday verbarg und wenig hatten ihr Gesicht gekannt. Deshalb hat auch nie jemand sie für ihre Taten zu der Zeit zur Rechenschaft gezogen. Aber bevor sie überhaupt in die Firma gekommen war, war sie für ein Verbrechen verantwortlich gemacht worden, was ihr als achtjähriges Mädchen Hunderte von Verfolgern eingebracht hatte. Sie hätte sich eine komplett neue Identität zulegen können, mit allem abrechnen können, was ihr Leben bis dahin geprägt hatte. Aber dafür war sie nicht bereit gewesen. Im Gegenteil, sie hatte sich entschieden, zu arbeiten, weiter zu lernen – schon in der Firma hatte sie ihr Wissen erweitert und sich in allen möglichen Bereichen belesen – und war schlussendlich in die Forschung gegangen, dorthin, wo ihr Verfolger sie sicher am wenigsten haben wollten. Aber sie hatte schnell Anschluss in der Forschergemeinde gefunden. Schon jetzt zählte sie weltweit bedeutende Leute zu ihren Freunden. Wer auch immer es auf sie abgesehen hatte, hatte sie aus den Augen verloren und ihr Wiederauftauchen nach doch beachtlicher Zeit nicht bemerkt und so hoffte, dass, wenn es soweit war, sie sich in der Gesellschaft so weit etabliert hatte, dass es nicht mehr möglich sein würde, sie wie ein kleines, unbekanntes Mädchen verschwinden zu lassen. Sie war bereit, sich ihrer Vergangenheit zu stellen und hatte Vorkehrungen getroffen, um nicht so ohne weiteres von ihr eingeholt zu werden. Ihre Heimat war zerstört, ihre Mutter ermodert worden. Sie hatte nie eine liebende Familie gehabt, hatte mit ansehen müssen, wie Freunde starben und ihr zu Hause niedergebrannt worden war, von Leute, die von sich behaupteten, im Namen der Regierung und Gerechtigkeit zu handeln. Das hatte sie nicht einfach so vergessen und hinter sich lassen können. Und sie hoffte immer noch, dass diese grauenvollen Geschehnisse irgendwann aufgeklärt wurden. Nur musste daran vorerst ohne ihr aktives Zutun gearbeitet werden. Sich selber auf dem Präsentierteller zu servieren wäre keine Lösung und so arbeitete sie sich langsam, Stück für Stück und hoffentlich unauffällig voran. Ihre ersten Publikationen waren bereits vielfach gelesen und es war sicher nur noch eine Frage der Zeit, bis die richtigen – oder eher falschen – Leute auf sie aufmerksam wurden. Sie hoffte, dass sie für diesen Fall ausreichend vorgesorgt hatte. Bis jetzt war sie erstaunlich leicht vorangekommen. Ihr öffentliches Leben war problemlos und insgeheim fragte sie sich, ob nicht eventuell Sauros Freund damit zu tun hatte… Sie hatte lange nichts von ihm gehört, aus Angst, sich zu offenbaren, aber auch nicht nachgeforscht. Eines Tages würde es vielleicht soweit sein, dass sie ihn wieder sah. Sie war gespannt auf dieses Treffen, ebenso, wie sie davor Angst hatte. Aber es würde kommen, da war sie sich ziemlich sicher. Vielleicht würde sie dann sogar bereit sein, mit Sanji darüber zu reden. Sie schaute wieder zu dem Blonden, der mittlerweile selig schlief. Er hatte einen Fuß in die Welt gesetzt, die sie nur allzu gut kannte. Hatte mit den ganz Großen gespielt; und verloren. Robin war froh gewesen, als er endlich den Kontakt zu diesem grauhaarigen Ganoven abgebrochen hatte. Ihn auf die Kaizoku-Gakuen zu schicken, hatte eigentlich dazu beitragen sollen, seine Verbindungen zu solchen Leuten zu kappen. Aber nun schwamm er ganz offensichtlich in viel größeren Gewässern mit… Seinen ersten Kontakt hatte er überlebt. Und Robin hoffte, dass es auch sein letzter Kontakt sein würde. Sie wusste, was und wer da noch alles kommen konnte… Aber die Situation schien soweit unter Kontrolle, viel mehr schien Sanji vorerst nicht auf sich aufmerksam gemacht zu haben und in diesem Nest von alten aber anscheinend immer noch äußerst giftigen Schlangen schien er ganz gut aufgehoben und bewacht zu sein. Aber warum ausgerechnet Boner? War wahrscheinlich nur ein dummer Zufall gewesen. Aber es war interessant zu sehen, was hier alles zusammenlief. Wer wen kannte, und wer wohin noch Verbindungen hatte, war entweder äußerst bedenklich oder aber von großem Vorteil. Ihr Blick glitt noch einmal hinüber zur Lehrerdecke, wo mittlerweile ein Brettspiel gespielt wurde. Smokers Beziehungen mochten am unbedenklichsten wirken, aber Robin wusste, dass es in der großen, weißen Herde, zu der sein heller Schopf zweifelsohne gehörte, mehr als bloß ein schwarzes Schaf gab. Von den Kontakten des Professors wusste sie am aller wenigsten. Sie vermutete, dass durch seine lange Inhaftierung wenig bestanden, zumal er vollkommen das Interesse an der Szene verloren hatte. Sir Crocodile hätte sicherlich noch einigen Einfluss, würde er es versuchen, aber neben denen, die ihn noch akzeptierten gab es wohl wesentlich mehr, die ihn nie wieder sehen wollten. Ihr Blick blieb bei dem Schwarzhaarigen hängen. Was hatte ihn bewogen, hierher zu kommen? So viel sie wusste, war er nicht freiwillig zurückgetreten. Die Shichibukai hatte ihn nicht mehr gewollt, nachdem er weiter hin unter Verdacht und Beobachtung stand. Wobei die ihn jetzt vielleicht sogar noch mal nehmen würden, bei dem Personalmangel… Mit solch einer Organisation im Rücken wären seine Feinde sicher schnell ruhig zu stellen und seine Anhänger noch schneller wieder zusammengeführt. Aber es sah nicht so aus, als würde er sich heute darüber ärgern, dass ihm sein Rücktritt damals verwehr wurde. Und es deutete nichts darauf hin, dass er seither jemals versucht hätte, in diesem Gewerbe noch einmal Fuß zu fassen. Er sah noch fast genauso aus wie damals. Etwas älter, etwas kräftiger, erwachsener. Aber die Narbe hatte er schon als junger Erwachsener gehabt. Sie schaute wieder nach vorn, bevor Crocodile ihren Blick bemerken konnte, aber sie kam nicht umhin, sich zu fragen, ob er sie auch erkannt hatte, nach all den Jahren… Crocodile hatte den Blick bemerkt, der eine geraume Weile auf ihm gelegen hatte. Nicht nur auf ihm, auch auf so ziemlich jeden anderen hier, aber er bildete sich ein, dass er um einiges länger fixiert worden war. Ob das Mädchen ihn erkannt hatte? So viel hatte er sich nicht verändert. Aber sie war noch so jung gewesen und es war eine Menge Zeit vergangen, wie klar waren ihre Erinnerungen noch? Er konnte sich an sie erinnern. Sie hatte sich trotz der Jahre, trotz der Pubertät und der Entwicklung von einem kleinen Mädchen zu einer jungen Frau kaum verändert. Sie war gewachsen, hatte Kurven bekommen, aber ihre Gesichtszüge, ihre kleine Nase, die schwarzen Haare und die klaren, kühlen Augen waren noch immer dieselben. Es war ihm, als wäre es gestern gewesen, als sie bei ihm in der Firma angefangen hatte. Intelligenz, Skrupellosigkeit, das Gespür für Gefahr, das hatte sie schnell weit gebracht und ihn schließlich vollends von ihrem Nutzen überzeugt. Er hatte es gespürt, als er sie das erste Mal gesehen hatte, hatte gewusst, dass sie etwas ganz Besonderes war. Ihr Hass auf die Welt, die Menschen, die ihr in der Vergangenheit so viel Leid zugefügt hatten, hatten sie für vieles offen und empfänglich gemacht. Auch für eine Welt, in die ein so kleines Mädchen nicht reingehört hatte. Crocodile war zugegeben damals ziemlich egal gewesen. Die Kleine hätte – und hatte – einiges getan, um einen Platz bei ihm zu finden. Er wusste, wie es war, keinen Platz im Leben zu finden. Leid getan hatte sie ihm schon. Aber für Mitleid war in der Welt, in der er gelebt hatte, noch nie Platz gewesen – ganz im Gegensatz zu einem so unschuldig wirkenden aber scharfsinnigen und kalkulierenden Mädchen. Er hatte genug Einfluss gehabt – war ja schließlich auch seine Organisation gewesen – dass man ihn hatte machen lassen. Niemand hatte Einwände erhoben, als er die Kleine aufgenommen hatte und niemand hatte es gewagt, seine Entscheidungen anzuzweifeln, als er sie die Karriereleiter steil hatte heraufklettern lassen. Verdientermaßen, wohlgemerkt. Hätte es sich nicht irgendwo ausgezahlt hätte er die vielen Neider sicherlich nicht mit einem drohenden Blick im Zaum halten können. Aber das Talent des Mädchens zusammen mit der Angst vor ihm hatte vielen den Mund versiegelt. Hätte es doch jemand gewagt, zu protestieren, hätte er das nicht geduldet. In seiner eigenen Firma war sein Wort ja wohl bitte schön Gesetz! Schließlich hatte er sie sich auch mit viel Arbeit, Fleiß und Blut aufgebaut. Seine Eltern hatte schon immer gewusst, dass er seine Mühen und Zeit in die Falschen Aktivitäten steckte. Bereits als Jugendlicher hatte er sich die richtigem Freunde gesucht, hatte Kameraden um sich gescharrt, die er leicht beeinflussen konnte, Wenige seine Freunde genannt, ihnen dafür aber Gehör und Aufmerksamkeit geschenkt und engen Kontakt gehalten. Seinen Feinde hingegen war er noch näher gewesen, hatte stets ein Auge auf sie gehabt, hatte es verstanden, wie er gegen sie vorgehen konnte, ohne sich selbst zu offenbaren und angreifbar zu machen. Seine kleinkriminellen Machenschaften hatten seine Eltern schließlich dazu veranlasst, ihn mit fünfzehn aus seinem Umfeld herauszureißen, in der Hoffnung, ihn zu verändern indem sie sein Umfeld veränderten. Geschafft hatten sie es nicht, etwas, was er nie zugeben würde. Die Kids würden ihm nur noch auf der Nase herumtanzen! Es war schwieriger gewesen, von der Kaizoku Gakuen aus seine Geschäfte weiter zu lenken, aber sein Einfluss war bereits groß gewesen, groß genug, um die verschiedensten Aufgaben delegieren zu können. Unter den strengen Augen seiner neuen Lehrer hatte er jeden Kontakt mit Mittelsmännern auf ein Minimum reduzieren müssen. Seine Post hatte er selbst zum Briefkasten gebracht, aber auch in ihr hatte er nie offen über Geschäftliches geredet. Trotzdem zu vermitteln, was wie erledigt werden sollte, war nicht einfach gewesen. Aber eben auch nicht unmöglich. Seine Strategie war gut gewesen, seine Planung einwandfrei und seine Fortschritte trotz der Hindernisse beachtlich. Sie waren so weit reichend, dass er bereits mit siebzehn die Baroque Firma ins Leben rufen konnte, Kaizoku Gakuen hin oder her. Nach seinem Abschluss mit neunzehn stand seinem Antritt als Firmenchef dann nichts mehr im Wege, nicht einmal seine Eltern, denn die waren wenige Monate zuvor beide bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Er bereute es, damals nicht richtig getrauert zu haben. Es war keineswegs so gewesen, dass er es als Erleichterung empfunden hatte, als sie ihm nicht mehr im Wege standen, aber seine eigene Einstellung zu Leben und Tod, Wichtig und Unwichtig, hatte es damals nicht zugelassen, dass ihr Tod ihn so hatte berühren können, wie er es gesollt hatte. Das Trauern hatte er nachgeholt, aber das schlechte Gewissen, dass es zur falschen Zeit passiert war, plagte ihn noch heute… Damals hatte er sich schnell ablenken können. Es lief alles ausgezeichnet, was auch bedeutete, dass er Arbeit hatte ohne Ende, zumal sein Abschluss auch kein Unterdurchschnittliches Drei Komma Null werden sollte. Und kaum war er endlich raus aus der Schule gewesen, war er zurück in seine Heimat gezogen. Seine Fähigkeiten und sein weitreichendes Netz an Verbindungen und Verbündeten hatte ihn sogar bis in die Shichibukai gebracht. Bereits nach einem halben Jahr als Vollzeitchef hatte man ihm ein Angebot gemacht. Sein Geschäft florierte, lockte jede Menge an, die eine Scheibe vom Kuchen haben, die für ihn arbeiten oder aber, die ihn absetzten wollten. Aber ein Mitglied der Shichibukai wurde nicht einfach so abgesetzt. Dieser Rang als Samurai stärkte seinen Rücken um einiges. Ein Jahr später profitierte dann die kleine Kleine davon. Wäre sie nicht so schnell aufgestiegen, hätte sie davon wahrscheinlich nicht viel gehabt; inwieweit man das so nennen konnte, war selbstverständlich fragwürdig. Mit fünfzehn Firmengründer, mit neunzehn Chef mit einundzwanzig im Knast. Er wusste, dass nach ihm das Mädchen eine ganze Weile versucht hatte, die Firma zusammen zu halten. Gewiss nicht, um ihn eine Freude zu bereiten. Obwohl sie viel Kontakt gehabt hatten, auf einander angewiesen waren – nicht zuletzt war es sie, der er einen großen Teil seines Einflusses verdankte – hatten sie sich nie sonderlich nahe gestanden. Aber die Kleine hatten ihren neuen Platz sicherlich nicht so schnell wieder verlieren wollen. Ihr Verlangen nach Geborgenheit hatten sie angetrieben und sie hatte tatsächlich für knapp zwei Jahre alles am Laufen halten können. Aber dann gab es Probleme, Unstimmigkeiten und Streitigkeiten in allen Rängen. Die Firma zerfiel und löste sich auf. Ganz offensichtlich hatte das Mädchen die Gelegenheit genutzt und war untergetaucht. Er hatte jedenfalls bis vor ein paar Wochen nichts mehr von ihr gehört. Von Jazz Boner schon. Er hatte ihn nicht wiedererkannt, bis er ein Bild von ihm gesehen hatte. Der Name hatte ihm nichts mehr gesagt, schließlich hatte er ihn nur als Mr. One gekannt. Im Nachhinein erinnerte er sich auch wieder daran, wie er sich mal bei ihm vorgestellt hatte, aber ohne die visuelle Unterstützung wäre er wohl nie darauf gekommen, dass Jazz Boner sein Mr. One gewesen war. Besser so, wenn außer ihm niemand darauf kommen würde. Zorro würde es ihm sicher krumm nehmen, dass der Typ, der Sanji angegriffen hatte, mal für ihn gearbeitet hatte, egal, wie lange das nun schon her war… Jazz Boner war einer der Wenigen, der nach seinen anderthalb Jahren im Knast auf ihn zugekommen war. Er hatte ihn darüber informiert, dass noch einige bereit wären, für ihn zu arbeiten. Es hatte gar nicht mal lange gesessen und war schließlich wegen Mangel an Beweisen wieder rausgelassen worden. Aber er hatte unter strenger Beobachtung gestanden. Jeder Schritt und jeder Tritt war beobachtet worden. Die Kontaktaufnahme war schwierig und nachdem die Shichibukai ihn nicht wieder haben wollte, hatten auch viele derer, die noch hinter ihm gestanden hatten, das Handtuch geworfen. Den zerrütteten Haufen noch einmal zusammenzubringen wäre sicherlich eine Herausforderung gewesen. Aber keine, die er annehmen wollte. Sein Aufenthalt im Gefängnis hatte ihm viel Zeit zum Nachdenken beschert. Und wieder auf freiem Fuß hatte er vor einem Scherbenhaufen gestanden, der sich nicht lohnte, wieder zusammengesetzt zu werden. Wenn das alles gewesen war, was er in seinem Leben geschafft hatte, war das nicht viel und schon gar nichts Lebenswertes gewesen. Er hatte sich ein Jahr lang auf der Straße herumgedrückt, ohne Job und ohne festen Wohnsitz, unentschlossen, was er jetzt aus seinem Leben machen sollte, als Gold D. auf ihn zugekommen war, mit einem Studienlatz und anschließendem Jobangebot… Er hatte keine Ahnung, wie viel der Schulleiter tatsächlich von seinen Machenschaften als Schüler gewusst hatte, noch wie viel er von seinen und den Aktivitäten der Baroque Firma gewusst hatte. Er wusste nicht, ob auch er ihn beobachtet oder ob er zufällig von seinem Schicksal erfahren hatte. Aber er hatte ihm eine zweite Chance gegeben. Nicht nur ihm. Er war nichts Besonderes. Aber er hatte die Kurve gekriegt, nachdem er von der Straße abgekommen und ein paar Kilometer über Stock und Stein gerast war. Heute würde er sagen, der Aufenthalt ihm Knast hatte ihm gut getan. Nicht nur ihm. Dort hatte er auch Kuro kennen gelernt. Sie waren sich zwei Mal auf dem Gang begegnet und er hatte einen der Aufseher nach ihm gefragt. Kuro hatte ihn noch mehr interessiert, als es Robin getan hatte. Fast jeder hatte ihn gekannt, niemand mit Namen, aber alle wussten, von wem man sprach, wenn man über ihn sprach. Er war nie in irgendwelchen Raufereien verwickelt, saß in Einzelhaft und sprach kaum mit anderen. Er wurde aber auch nie angesprochen, die meisten machten einen respektvollen Bogen um ihn, obwohl er mit der Jüngste in der ganzen Anlage gewesen war. Er hatte eine so friedliche Ausstrahlung, aber niemand wollte dieser Ruhe trauen, weil alle erwartete, dass jeden Moment der Sturm losbrechen würde, der ihn ins Gefängnis gebracht hatte. Goldy hatte auch ihm eine zweite Chance gegeben. Crocodile hatte den Schulleiter nicht einmal überzeugen müssen. Und Kuro hätte nicht einmal ein Wunderkind sein müssen, aber es hatte einiges erleichtert und um so vieles interessanter gemacht… Er und Smoker hatten den Kleinen bei sich aufgenommen, als wäre er schon immer dabei gewesen und sich über einen Verbündeten gegen Hina gefreut. Und Kuro hatte sich schnell eingelebt. Er wusste gar nicht, wie ihm geschah, als er gleich an seinem ersten Tag in der Freiheit ein Angebot von der Kaizoku Gakuen bekam, aber keine vierzehn Stunden später hatte er bei Goldy vor der Tür gestanden. Smoker und er hatten auf dem Gang um die Ecke gestanden und gelauscht. Selbstverständlich hatte er seinen besten Freund sofort über den möglichen Neuzuwachs informiert und Smoker war hell auf begeistert gewesen – und neugierig. Er hörte wieder das zaghafte Klopfen, als der Schwarzhaarige sich endlich aufgerafft hatte, seinem Gönner gegen über zu treten… …Was er dann aber tatsächlich hörte war nicht das Klopfen, sonder ein Dong als der Würfel gegen seinen Kopf prallte. "Mach endlich, du bist dran!", blaffte ihn Smoker an, der geworfen hatte, während Kuro dem Würfel hinterher sprang. mikan... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)