Kaizoku Gakuen von Milli (Update 2023: in Überarbeitung) ================================================================================ ı1. Kapitel – Die Wette [~2005-04-21 – Thursday~] Auch, wenn Zorro sich eigentlich vorgenommen hatte, pünktlich zu Geschichte in der zweiten Stunde im Klassenraum zu erscheinen, war er tatsächlich erst zu Physik in der dritten Stunde im Physikraum. Die Stunde Schlaf noch einmal oben drauf, hatte ihn den Schock in der Frühe recht gut verkraften lassen. Dafür musste er sich aber von Professor Klahadore vor der versammelten Klasse zur Schnecke machen lassen, da das Fehlen in den ersten beiden Stunden unverantwortungsbewusst und unentschuldbar war! – Nachsitzen in der Siebten sollte das wieder ausgleichen… Mit einem Seufzen gab sich der Grünhaarige geschlagen und verzog sich auf seinen Platz in der hintersten Reihe und lauschte dem Professor, der etwas über Mechanik erzählte – wenn er das richtig in Erinnerung hatte… Er war aber auch nicht besonders erpicht darauf, seinen Wissenstand über den aktuellen Unterrichtsstoff aufzufrischen, viel lieber schielte er zu dem Blonden hinüber, der rechts zwei Reihen vor ihm saß. Ähnlich wie Zorro, war auch er nicht ganz bei der Sache. Und während Zorros Gedanken um Sanji kreisten, kreisten die seinen um genau den grünen Schwertkämpfer, der ihn gerade beobachtete. Es wurmte ihn doch mehr, als er sich eigentlich eingestehen wollte, dass der andere ihm immer öfter überlegen war. In letzter Zeit war er eigentlich aus keinem Streit als Sieger hervorgegangen. Die ganze Zeit, in der er jetzt schon hier auf dem Internat war, war meistens er das Opfer gewesen – so gut wie immer von Zorro besiegt. Unwillkürlich musste er an Robin denken, die ihn hinsichtlich einer Hackordnung schon vorgewarnt hat, dass nicht unbedingt er der Austeilende sein würde. Doch dass es so deprimierend werden würde, hatte er nicht erwartet. Und so langsam nagte es an seinem Ego, ständig unterlegen zu sein. Er war schwächer als der andere, vielleicht nicht ein mal viel, aber es reichte aus, um ihn immer wieder bloß zu stellen. Und mittlerweile machte ihm das ganz schön zu schaffen. Er wollte auch endlich mal beweisen, dass er kein Schwächling war, dass er es auch mit Zorro aufnehmen konnte. Er wollte diesem bescheuerten Morimo endlich auch mal eins Auswischen! Allerdings war das leichter gesagt – oder gedacht – als getan. Er konnte sich den Kopf darüber zerbrechen, wie er Zorro herausfordern musste, um am Ende als Sieger dazustehen. Bei einem normalen Kampf hatte Zorro schon bewiesen, dass er ihm überlegen war und wenn sie beide mit ihren bevorzugten Waffen kämpften, war es wieder er, der unterlegen war. Also blieb ihm nur noch etwas übrig, was eher einem Wettkampf glich. Ein Wettlauf vielleicht – auf jeden Fall nichts, was mit Gewichten zu tun hatte, Wettsaufen war auch schlecht und alles, wo es hauptsächlich auf Kraft ankam, konnte er auch vergessen. Auf ein Wissens- oder Knobelspiel würde der andere sich vermutlich nicht einlassen. Nein, er brauchte etwas, wo er sich Chancen ausrechnen konnte, der andere aber nicht damit rechnen würde, zu verlieren. Nur so würde er ihn dazu überreden können, gegen ihn anzutreten und nur so wäre es für Zorro richtig erniedrigend und nur so würde er ihn richtig treffen können – etwas an der großen Mauer aus Stolz kratzen und sie vielleicht zum Einsturz zu bringen. Mehr wollte er ja gar nicht! … Im Endeffekt würde er sich ja auch damit zufrieden geben, den anderen einmal wanken zu sehen… Nur leider fehlte ihm dafür immer noch die passende Disziplin… Eine Sportart wäre am Besten. Volleyball, Handball und Basketball fielen schon mal weg – alles Ballspiele, für die man die Hände benutzte und somit für Sanji verhasste Spiele. Fußball wäre natürlich hervorragend, so gut wie alles war zum Spielen des Balles erlaubt, nur Schultern, Arme und Hände nicht. Allerdings war Fußball einer gegen einen etwas problematisch und würde man ein Elfmeterschießen veranstalten, würde ja wieder das Problem mit den Händen auftauchen, da er ja dann im Tor stehen müsste. Es war zum Haare ausreißen. Ihm fiel einfach nichts ein. Und das Gequassel von Fliegkräften vorne an der Tafel half ihm auch nicht sonderlich, sich auf das im Moment für ihn am Wesentlichste zu konzentrieren. Genervt schaute Sanji von seinem Heft auf, um zur Abwechslung mal zur Tafel zu schauen und eventuelle Ergänzungen von derselben abzuschreiben. Dabei fiel ihm ihr Lehrer auf, der gerade mit einem Tischtennisball die Flugbahn eines Körpers um den Massenpunkt verdeutlichte. Und wie für einige das der Gedankenblitz war, wie sie den ganzen physikalischen Vorgang zu verstehen hatten – wie es eigentlich auch gedacht war – hatte Sanji einen ganz anderen Blitz. Tischtennis! Das war es! Man hatte die Kelle zwar in der Hand, aber besondere Verletzungsgefahr bestand keine. Es war auch nicht zu speziell auf die Füße ausgerichtet, sodass Zorro nicht sofort Verdacht schöpfen und auf ein Duell eingehen würde. Blieb nur noch die Frage, ob er dann auch noch im Vorteil war… Aber geschickt mit den Händen war er, Tischtennis war auch kein unbekanntes Spiel und hinsichtlich seiner Reaktionsfähigkeit sah es bei ihm ja auch nicht schlecht aus. Im Gegenzug war Zorro aber auch nicht gerade langsam… Und wenn er richtig ausholte, konnte der Ball bestimmt die eine oder andere Spitzengeschwindigkeit annehmen… Sorgfällig ging Sanji alle nur möglichen relevanten Punkte durch, die einen Sieg beeinflussen würde, wie zum Beispiel Wendigkeit, Schlagkraft und Präzision – und kam zu dem Schluss, dass er eigentlich gute Chancen hatte, den anderen zu schlagen. Zufrieden mit seinem Ergebnis sah er auf, um die restlichen fünf Minuten den Erklärungen Kuros zu lauschen. Der war gerade dabei zu erläutern, was passierte, wenn die Zentrifugalkraft plötzlich nicht mehr wirken sollte. Mit verärgertem Blick hatte er dabei Zorro ins Auge gefasst, der verträumt die Wand hinter Sanji anstarrte. Der Lehrer zielte und warf ihm den Tischtennisball an den Kopf. "… verlässt er seine Kreisbahn und fliegt tangential weiter – in diesem Falle solange, bis er auf ein Hindernis trifft. Ich wäre dankbar, wenn Ihre Aufmerksamkeit jetzt wieder dem Unterricht gewidmet wäre." Da in dem Moment, in dem er die Worte aussprach, der Unterricht zu Ende war, behielt er Zorro noch zum Fegen des Raumes da. Da half dessen genuscheltes "Gomen…" auch nichts und er sammelte den Ball auf und fügte sich in sein Schicksal. Sanji hingegen konnte den Raum unbehelligt verlassen, obwohl er mindestens genauso abgelenkt gewesen war wie der andere. Doch mehr als ein schadenfrohes Grinsen konnte er für den Grünhaarigen nicht aufbringen, denn ihm stand schon das nächste Problem bevor. Wie sollte er den anderen zu diesem Wettstreit bringen, ohne, dass es sofort wie ein verzweifelter Versuch aussah, auch einmal zu gewinnen – nichts anderes war es eigentlich, aber das musste ja nicht offen zugegeben werden. Man musste es nur geschickt genug verpacken und keiner würde etwas merken. Und wenn es eine Aufgabe für alle wäre, würde Zorro vielleicht ganz allein auf einen Wettstreit kommen. Und was war für einen sportlichen Wettkampf besser als der Sportunterricht? Da gab es allerdings schon wieder ein Problem. Wenn sie Sport hatten, machten sie nichts anderes als Laufen. – Aber vielleicht ließ Smoker ja mit sich reden. – – Oder auch nicht… "Du willst also mal etwas Abwechslung haben, ja? Wenn's dir zu langweilig wird, dann lauf auf den Händen oder rückwärts. Von mir aus such dir 'ne andere Strecke. Hauptsache, du brauchst für sie die ganze Stunde und findest wieder hierher zurück." "Naja, wissen Sie. Ich dachte eher mal an etwas anderes als Laufen." Smoker schaute von seinem Blätterhaufen auf, legte den Stift beiseite, mit dem er bis eben korrigiert hatte und musterte den Blonden mit hochgezogener Augenbraue. "Etwas anderes als Laufen? Weißt du, was du da verlangst? " "Äh… nicht viel, denke ich…" "Gut, machen wir was anderes. Es ist gutes Wetter, wir bleiben draußen und spielen Fußball – einverstanden?" "Ähm, nun ja, ich hatte eher an – Tischtennis gedacht?" Smokers Blick wurde eine Spur zweifelnder. "Tischtennis? Ist das dein Ernst?" "Ja, wieso nicht? … Ich meine, so etwas macht man so selten im Unterricht. Ist doch eigentlich schade drum." "Hör mal, Sanji, wenn du Tischtennis spielen willst, dann mach 'ne AG auf, aber im Sportunterricht wird Sport gemacht! Von mir aus könnt ihr Fußball, Basketball oder sonst was spielen, aber sucht euch was aus, bei dem man auch etwas machen muss – wenn du Geburtstag hast, darfst du dir dann Tischtennis wünschen." "Aber das sind noch fast zehn Monate!" "Eben drum!" Er nahm seine Korrigierarbeit wieder auf und fügte leise nuschelnd noch hinzu: "Bis dahin hast du diese Schwachsinnsidee hoffentlich wieder vergessen…" "Kann ich mir nicht jetzt etwas wünschen und dafür an meinem Geburtstag nicht? " Smoker unterbrach seine Arbeit wieder und wurde so langsam stutzig. "Was soll der Schwachsinn eigentlich? Hängt dein Leben von einem Tischtennisspiel ab, oder was? Ist am Montag irgendetwas Besonderes wie der… Tischtennis-Day?" "Nein, nichts dergleichen, aber-" "Gut, wenn nichts Besonderes ist, dann: Nein!" "Aber-" "Oder du sagst mir den Grund, warum du unbedingt Tischtennis spielen willst. – Was du übrigens auch in deiner Freizeit tun könntest…" "Also…, ich hab' mit Zorro geredet und irgendwie sind wir dann auf den Sportunterricht gekommen und… dass wir da immer Laufen und dann meinte er, dass… dass ich es bestimmt nicht ändern könnte, dass ich Sie bestimmt nicht überreden könnte, etwas anderes zu machen… etwas anderes wie Tischtennis!" Smoker überlegte eine Weile, dann meinte er: "Sicher doch. Glaub' ich dir aufs Wort." "Wirklich?" "Nein." "Ach, kommen Sie! Nur ein Mal, bitte! Das ist doch nicht so schlimm!" "Du willst diesen Unsinn wirklich machen?" "Ja!" Smoker überlegte eine Weile. "Gut, ausnahmsweise, aber unter einer Bedingung." Er öffnete eine Schublade an seinem Schreibtisch und holte eine Packung hervor. "Kuro muss heute Abend wieder seine Medizin nehmen. Hat sich 'ne Borreliose(1) eingefangen und bekommt jetzt vierzehn Tage lang jeden Tag eine Spritze. Wenn du sie ihm heute Abend verabreichst, spielen wir am Montag Tischtennis. – Und das wird nicht zur Gewohnheit!" Er reichte Sanji die Packung, in der die Spritze eingepackt war, der sie nichts Übles ahnend entgegen nahm. Sanji nickte. "Ja, verstanden! Danke!" Mit einem breiten Lächeln verließ er das Lehrerzimmer und ließ Smoker mit seinen Arbeiten wieder allein. Es war alles vorbereitet, es musste nur noch Montag werden. [~after dinner – cafeteria~] Sanji, dem erst später aufgefallen war, dass es höchstwahrscheinlich nicht einfach werden würde, Klahadore seine Medizin wirklich zu verabreichen, hatte sich während dem Abendessen an Shanks gewand, der tatsächlich schon Erfahrung mit so etwas gemacht hatte. "Ja, ich erinnere mich. Crocodile und Smoker hatten es uns auch schon mal aufgedrückt; als Strafarbeit. Da hatte er sich zwar irgendwas anderes eingefangen, aber es kommt aufs gleiche raus. Und denk bloß nicht, dass du sie ihm einfach nur irgendwo hinstechen musst. Erst mal musst du ihn fangen. Und er wird wachsam sein, wenn er das Zeug schon ein paar Tage bekommt." "Nähere dich ihm nicht mit dem Ding in der Hand oder den Händen in der Hosentasche", schaltete sich Mihawk in das Gespräch mit ein. "Dann is' der schneller weg, als du gucken kannst!" "Und sei vorsichtig", warnte Ruffy, "er kratzt und wenn das nicht hilft, dann beißt er!" Sanji seufzte. Das waren ja rosige Aussichten. "Könnt ihr mir nicht helfen?" "Würden wir ja gerne", erklärte Ace, "aber wenn er uns sieht, schöpft er wahrscheinlich sofort Verdacht. Bei dir könnte das noch einfacher sein, dich kennt er noch nicht so lange und hält dich vielleicht noch für einen ganz netten Schüler, der ihm nichts Böses will." Shanks nahm einen Schluck aus seinem Glas, dann meinte er: "Mach dir mal keine Sorgen, wir helfen dir schon. Wir können dich bei deiner ersten Mission ja nicht im Stich lassen. Und eine Aufgabe, in der es um unseren kleinen Kater geht, hat bis jetzt noch niemand alleine erledigen müssen." "Ja, wir helfen dir", erklärte auch Ace breit grinsend. "Aber sei vorsichtig, so lange Kuros Behandlung nicht abgeschlossen ist, verteilen Smoky und Croco besonders gerne Strafarbeiten!" "Ja und es sind die gefürchtetsten!", pflichtete Ruffy seinem großen Bruder bei. "Aber du solltest das hinkriegen! Lock ihn einfach raus, wir übernehmen den Rest!" Ruffy nahm seinen Teller, auf dem er Besteck und Glas balancierte hoch und trug ihn zur Essensausgabe, wo er sich noch eine Scheibe Salami mitnahm. Die Hälfte der Truppe folgte ihm, während der Rest am Tisch sitzen blieb und nach und nach ebenfalls aufstand. Als nur noch Nami, Lysop und Zorro am Tisch saßen erhob auch Sanji sich. Er brachte seinen Teller weg und verließ dann auch die Mensa, um kurze Zeit später wieder herein zu kommen und sich dem Tisch Klahadores Tisch zu nähern, wobei die Aufmerksamkeit des Schwarzhaarigen sofort auf ihn gerichtet wurde. "Professor?", fragte er, noch einige Schritte vom Tisch entfernt. "Ja?" Das Misstrauen in seiner Stimme war kaum zu überhören. "Carne lässt fragen, ob Sie die letzte Scheibe Salami haben möchten. Er ist draußen bei den Mülltonnen und entsorgt gerade die Verpackungen." Kuro sah ihn eine ganze Weile abwägend an. "Ich warte, bis er wieder hier ist", meinte er schließlich und nahm noch einen Happen von seinem Salamibrot. "Ich fürchte, er schmeißt sie dann wohl weg…" "Hm…" Die letzte Scheibe Salami, das war wirklich verlockend und Carne fragte meistens nach, ob er sie noch haben wollte, insofern war die ganze Sache nicht mehr allzu verdächtig – doch Kuro wäre nicht Kuro, wenn er nicht trotzdem misstrauisch gewesen wäre. Er nickte zwar schließlich, drückte Sanji aber seinen Teller in die Hand, mit dem Auftrag, ihn wegzubringen, damit er ihm nicht folgen konnte. Sanji beeilte sich, den Teller wieder abzustellen und rannte dem Schwarzhaarigen hinterher, der sich vorsichtig die Tür herausschlich und zur Ecke tapste, hinter der die Mülltonnen standen. Es war tatsächlich noch eine einzige Scheibe Salami übrig, die auf einem Teller lag, der auf dem Absatz der Tür stand, die in die Küche führte. Vorsichtig näherte er sich dem Teller und schreckte sofort zurück, als Ruffy aus der Mülltonne rechts vom ihm sprang. Sofort wandte er sich zur anderen Seite, um abzuhauen, aus der allerdings gleich Ace und Mihawk ihn ansprangen. Ace' Griff konnte er noch entgehen, doch Mihawk packte ihn am Arm und Shanks, der von hinten kam, warf sich auf ihn. Kuro entfuhr ein gekreischtes Miauen und anschließen ein ärgerliches Fauchen, dann begann er sich zu wehren. Mihawk war der erste der eine Schramme abbekam, der nächste war Ruffy, der sich mittlerweile an der Rangelei beteiligte. Dann schnappte Sanji nach den Füßen des Professors und Shanks setzte sich auf seinen Rücken und hielt den Kopf still, während Ruffy und Ace jeweils eine Hand festhielten. Und Mihawk enthüllte die Spritze. Als Kuro das spitze Ding wirklich zu Gesicht bekam, wurde aus seinem Fauchen kurz ein Knurren und dann wieder ein klägliches Miauen. Er verstärkte noch einmal seine Gegenwehr und befreite seine Hand. Diesmal erwischte es Ace, der erschrocken zurückwich und losließ. Im selben Moment befreite der Gefangene seinen Kopf und biss Shanks in die Hand. Es dauerte wieder etwas, bis sie ihn wieder soweit unter Kontrolle hatten, dass Mihawk sich ihm nähern konnte. Er kniete sich neben Ace, der vom Handgelenk abließ und die Hand ergriff, umdrehte und dann auf den Boden drückte. Es dauerte nicht lange und Mihawk hatte die Spritze entleert und wieder entfernt. "Okay, bei drei lassen wir los", meinte Shanks und stand vom Rücken auf, drückte ihn nur noch mit den Händen auf den Boden. "Eins… zwei… drei!" Sie sprangen allesamt zurück, trotzdem waren sie nicht schnell genug, um Kuro zu entgehen, der Sanji und Shanks noch einen Tritt mitgab und den anderen dreien noch einen ordentlichen Kratzer verpasste. Da seine Angreifer ihm immer noch den Weg zum Ausgang versperrten, drehte er sich in die andere Richtung und war mit einem Satz auf einer der Mülltonnen – nicht ohne im Sprung die Salamischeibe noch zu ergattert zu haben – und war im nächsten Moment über den Bretterzaun, der den Abstellplatz umgab, verschwunden. Sanji wischte sich, wie die anderen auch, den Schweiß von der Stirn. Die letzte Hürde zu seinem Plan, Zorro zu besiegen, war genommen… [~next day~] Es war noch ziemlich früh (für einen Samstag), als Zorro erwachte und aufstand. Der Blonde war natürlich schon wach, saß am Fenster, rauchte und las – mit einem Pflaster auf der Wange. Zorro beschloss, nicht darauf einzugehen, erhob sich und verschwand im Bad. Sanji sah nur kurz auf, als er aus dem Augenwinkel eine Bewegung registrierte und konzentrierte sich dann wieder auf sein Buch. Es dauerte nicht lange, bis Zorro wieder im Zimmer war. Er entledigte sich seines Schlafanzuges und schlüpfte in seine Alltagskleidung. Ohne einen Gruß verließ er das Zimmer. Sanji kümmerte sich nicht darum, ihn interessierte nur, dass er Zorro die nächsten Stunden nicht mehr sehen würde. Auch Zorros Gedanken gingen kurz in die selbe Richtung, wurde dann aber abrupt beendet. "Hey, Zorro! Wie geht's?" Er schaute auf und bemerkte seinen Freund, der in einem Baum auf einem Ast saß, jenseits des Zaunes. Der Grünhaarige machte sich daran, an dem Maschendrahtzaun hochzuklettern und passte auf, dass er sich oben an dem Stacheldraht nicht verletzte. Mit einem gekonnten Sprung landete er in der Hocke auf der anderen Seite. "Gut soweit, und wie sieht's bei euch aus?" "Kein Grund für Klagen – aber sag mal, wie läuft 's denn bei euch so auf dem Internat?" Zorro stutze. "Was meinst du?" "Ist viel los? Habt ihr Neue oder so? – Weißt du, hier in der Gegend sind in letzter Zeit komische Typen unterwegs…" "Hm… wir haben schon einen Neuen, aber das schon eine ganze Weile und ich glaube nicht, dass der auf deine Beschreibung von komische Typen passen würde." "Wenn das so ist… Ich wollte dir nur sagen, sei vorsichtig. Abgesehen von diesen komischen Typen, lungert hier neuerdings auch so 'n Kerl rum mit 'ner ganz schönen Summe Kopfgeld." "Aha… Wer soll denn dieser Kerl sein?" "Keine Ahnung, aber nehmt euch in Acht. Der hat nicht umsonst ein Kopfgeld, dass sich in mehrer Hunderttausend beläuft. Hab' was aufgeschnappt von Vergewaltigung, Mord, bewaffneten Raubüberfall und anderen Sachen." Zorro schwieg eine Weile, dann meinte er: "Ich werd' 's mir zu Herzen nehmen. Und ich denke, dazu wird es noch eine Durchsage geben, wenn der Kerl so gefährlich ist." Sein Gesprächspartner nickte und es wurde still zwischen beiden. Zorro legte sich unter dem Baum ins Gras und schloss die Augen. Sein Freund kletterte vom Baum und legte sich neben ihn. Zorro öffnete ein Auge und schielte zu ihm hinüber. "Wie läuft 's in der Bar?", fragte er schließlich. "Ganz gut. Die bereiten sich alle schon fleißig auf euren Besuch vor." Er lächelte und schob sich seine Sonnenbrille hoch. "Und wie geht's Ben?" "Prächtig, jetzt, wo Shanks so oft vorbeikommen kann! Er ist ja jedes Wochenende hier!" Diesmal war es Zorro, der schmunzelte. "Ja, die Lehrer haben eine Abkunft mit ihm getroffen. Er darf am Wochenende hin, muss aber sonst in der Schule sein. Der hat's gut, hat wenigsten 'nen Freund und jetzt kann er ihn auch noch ganz oft sehen." "Sag bloß, du bist eifersüchtig. Hättest ja nicht mit Mihawk Schluss machen müssen!" "Ach, Ruhe! Das mit Mihawk ist vorbei und das ist auch gut so." Entschieden drehte Zorro sich zur Seite. "Ach komm, hab' dich nicht so. Es gibt doch auch andere, die Solo sind." "Ja ja, gibt es. Und? Heißt ja nicht zwangsläufig, dass es dann einfacher für mich ist." "Sag bloß, dein kleiner Freund staut zu viel an? Ich hätt' da 'nen tollen Tipp, nimm die Hand!" "Du kannst gleich meine Hand kriegen, du Volltrottel! Du hast doch leicht reden, du bist doch vergeben!" "Ja, da hast du recht. Da ist es immer leichter, über das Unglück anderer zu spotten." Er grinste. "Aber wegen dieser Freundin muss ich mich jetzt auch leider von dir verabschieden." Er seufzte theatralisch. "Ich hab' nämlich noch 'ne Verabredung. Vivi wartet." Er sprang auf und stellte sich vor den Grünhaarigen. "Man sieht sich ja vielleicht in 'ner Woche. Hals und Beinbruch, du Männerheld! Im Notfall leg einfach deinen Zimmergenossen flach!" Er hatte Mühe, Zorros Beinen auszuweichen, als der für diesen Satz nach ihm trat. "Mach bloß, dass du weg kommt, du Baka! Diesen Volltrottel würd' ich mit der Kneifzange nicht anfassen!" Der Blonde nahm Zorro wörtlich und nahm die Beine in die Hand. Er winkte ihm noch und rief etwas von wegen, Pech gehabt und verschwand dann zwischen den Bäumen. Zorro ließ sich wieder auf den Boden sinken und murmelte etwas, was sich stark nach ketsu no ana(2) anhörte… Dann schloss er die Augen und döste etwas – wie immer. Der Blonde war schon lange zu seiner Verabredung verschwunden, als Zorro schließlich beschloss, so langsam zur Schule zurückzugehen. [~two days later~] Endlich war es Montag! Und nicht irgendein Montag, nein, der Montag! Der Montag, an dem Zorro verlieren würde! Gut gelaunt sprang Sanji aus dem Bett und hüpfte ins Bad. Morgenmuffel Zorro ging die gute Laune des anderen mehr als nur auf die Nerven. Mürrisch verzog er sich wieder unter seiner Bettdecke und grummelte vor sich hin. Ein Tag, an dem der andere glücklich war, war ein schlechter Tag. Sanji ließ sich von dem Grünhaarigen nicht beeinflussen. Er packte voller Elan seine Schultasche und verschwand summend aus dem Zimmer. Draußen traf er auf Ruffy und Lysop und schloss sich ihnen auf ihren Weg in die Mensa an. Zorro hingegen erhob sich langsam und schwerfällig und trottete langsam durch das Zimmer. Doch auch Sanjis Enthusiasmus nahm etwas ab, als er dann im Klassenraum saß und einen Crocodile vor sich hatte, der mehr als ein schlechtes Wochenende gehabt zu haben schien – oder mindestens eine schlechte Nacht. Augenringe zeichneten sich auf seinem Gesicht ab und seine Warnung, die Zwanzig-Dezibel-marke(3) ja nicht zu überschreiten war sehr ernst zu nehmen. So saßen sie alle in der ersten Stunde mucksmäuschenstill auf ihren Plätzen und ließen sich etwas Grammatik erklären. Die zweite Stunde wurde dann wieder lustiger, weil Tashigi wie immer nichts auf die Reihe bekam und der ganze Unterricht drüber und drunter ging. Die nächsten zwei Stunden Mathe waren dagegen wahre Folter, während Chemie noch einmal ganz lustig wurde, als der nun etwas besser gelaunte Crocodile ein Reagenzglas zum Platzen brachte – und ihnen danach Strafarbeiten aufgab, weil ihr Lachen die Grenze von mittlerweile dreißig Dezibel(4) überschritten hatte. Aber dann war es soweit! Endlich! Sie hatten Sport! Und Smoker hielt sich auch an seine Abmachung. Und als die Klasse bei der Sporthalle ankam, waren drinnen die Tischtennisplatten schon aufgebaut. Zorro sah bei dem Anblick wenig begeistert aus – ungefähr so begeistert wie Smoker gewesen war. Er und die anderen der Klasse verschwanden nach und nach in der Umkleide und machten sich für den Sportunterricht fertig. "Sieht ganz so aus, als würden wir mal was anderes machen", trompete Ruffy und zog sich das rote Hemd über den Kopf und leierte es dabei soweit aus, dass es über seinen geliebten Strohhut passte, ohne, dass er diesen abnehmen musste. Er schien sich über die Abwechslung zu freuen und strahlte die anderen an, nachdem er es unter dem roten Fetzen wieder hervor geschafft hatte. "So ein Kinderkram gehört nicht in den Sportunterricht", brummte Zorro und wand sich von der Gruppe ab, zur Wand und zog sich ebenfalls aus. "Also, ich find' 's gut, dass wir mal was anderes machen. Und bei so etwas werden ja auch die Reflexe geschult", kommentierte Lysop. Er war schon dabei, sich sein Oberteil für den Unterricht anzuziehen. "Ach was, du bist doch bloß froh, dass du nicht so viel machen musst", bemerkte Sanji. Der Rest stimmte dem Blonden zu und die restliche Zeit in der Kabine zogen sie Lysop auf und piesackten ihn ein bisschen. Lysop wollte all die Vorwürfe natürlich nicht einfach so auf sich sitzen lassen und war gerade dabei, zu einer langen und atemberaubenden Geschichte auszuholen, als die anderen sich fast zeitgleich zu ihren Schuhen herunterbeugten und sie zubanden. Dann standen sie auf und ließen den halb fertig angezogenen Lysop sitzen. Sie grinsten schon schadenfroh, als sie die Halle betraten, denn das einzige zu spät Kommen, das Smoker entschuldigte, war Namis. Sie war halt eine Frau, brauchte bei allem und jedem sowieso länger und im Bad oder beim Umziehen eh am Längsten. Außerdem hatte er weder von Frauen noch von Frauenkram eine Ahnung und konnte deswegen schlecht beurteilen, ob die fünf Minuten, die Nami meistens zu spät kam, nun seinen mussten oder nicht. In der Klasse waren aber auch keine Vergleichsmöglichkeiten und in anderen Klassen lief es ähnlich ab, weil die Mädels in der Kabine meistens noch etwas zu bequatschen hatten. – Oder vielleicht war es ihm einfach egal und er hatte nur keine Lust, mit Nami zu diskutieren. Die Jungs hatten weniger Glück. Sie mussten Punkt dreizehn Uhr fünfunddreißig in der Sporthalle erscheinen oder hatten Extrarunden zu laufen. Da eine Verspätung in der Regel nicht auftrat – und Lysop leider noch pünktlich kam – gab Smoker weitere Anweisungen für die Stunde. "Wie ihr sicherlich schon bemerkt habt, werden wir heute ein bisschen was anderes machen… Nichtsdestotrotz erwarte ich eine angemessene Erwärmung. Wer das nicht ernst nimmt, wird von mir persönlich erwärmt!" "Gut, dass Ace nicht da ist", flüsterte Ruffy den anderen zu und erntete ein breites Grinsen von jedem und einen bösen Blick von Smoker, der sein Kommentar akustisch zwar nicht ganz verstanden hatte, aber ahnte, worum es ging. Mit einem leisen Murren machten die Jungs sich dann etwas träge daran, sich einige Runden einzulaufen. Zorro sah immer noch nicht viel glücklicher aus, für Sanji der ideale Zeitpunkt, ihn darauf anzusprechen. Mühelos holte er zu dem anderen auf. "Hey, Zorro! Was ist los? Schlechte Laune?" Zorro schaute ihn mit einem Blick von der Seite an, der mehr sagte als tausend Worte. Sanji wich ein Stück zurück und vergrößerte den Abstand mit dem er neben dem Grünhaarigen lief ein wenig. "Schon gut, dumme Frage. Die Antwort ist wohl eindeutig ja. – Lass mich mal Vermutungen anstellen… Das Ganze hat etwas mit den grünen Tischen da in der Mitte zu tun, oder?" Er grinste breit, als Zorros Miene noch eine Spur missmutiger wurde. "Sag bloß, du magst Tischtennis nicht", fuhr der andere fort, um ihn noch etwas zu triezen und ihn aus der Reserve zu locken, was aber erst klappte, als er noch einen Schritt weiter ging. "Oder – kannst du es etwas nicht?" Zorro richtete seinen Blick wieder auf ihn. Er machte ein arrogantes "Pff", und schaute wieder nach Vorne. "Du träumst wohl! So etwas Einfaches kann jeder. Ball schlagen und gewinnen, mehr is' das doch nicht." Sanji zuckte mit den Schultern und schaute desinteressiert von Zorro weg. "Na wenn du meinst… Alleskönner…" Zorro schaute wieder zu ihm. "Was willst du damit sagen?" Er wandte sich wieder dem Größeren zu. "Ich denke nur, du unterschätz das ein bisschen. Es gehört schon etwas mehr dazu, als einfach nur zu schlagen." "Richtig, das Gewinnen!" Sanji schüttelte nur den Kopf. "Typisch. – Aber hast du auch mal an etwas anderes wie Taktik oder gar Geschick gedacht?" "Was für 'n Zeug? Ich bitte dich, man muss einen Plastikball mit 'nem Stück Holz über ein kleines Netz befördern!" "Ja, sag' ich doch, Taktik und Geschick!" Zorro lachte trocken. "Ja, klar! Lass mich einmal Aufschlagen und du kannst deine Taktik in die Tonne treten!" "Wer träumt hier? Du Loser schaffst es doch nicht mal, den Ball auf der anderen Hälfte aufkommen zu lassen!" "Ach ja? Mal mir 'nen Kreuz auf die Platte und ich durchlöcher' das Brett an exakt der Stelle!" "Klar, du und deine rohe Gewalt. Schaffst du's auch mal, etwas heil zu lassen? Nicht so wie dein armes Bett!" "Hör auf, ständig mit der Sache mit dem Bett zu kommen! Das war nicht meine Schuld! Das Ding war morsch oder so!" "Ja, sicher doch! D-." Er konnte sich noch gerade so zurückhalten, Dickie zu sagen, aber die Kopfschmerzen vom letzten Mal waren ihm dann doch noch zu gut in Erinnerung. Sie beendeten ihre Rennerei und stellten sich in einer Ecke auf, um sich zu dehnen. – Ruffy scheuchte Lysop noch eine Weile durch die Halle – und Nami begann gerade erst, ihre erste Runde zu laufen. "Okay, lassen wir das Bettthema beiseite", entschied Zorro. "Du willst also sagen, dass du mich im Tischtennis besiegen kannst, ja?" "Ja." "Tagträumer! Bevor du mich besiegst, dreht sich die Sonne um die Erde." "Tut sie das nicht?" fragte Sanji scheinheilig… und Zorro kam ins Stocken. Wieder konnte der Blonde nur den Kopf schütteln. "Trottel…" Zorro war kurz davor, den anderen mal wieder am Kragen zu packen, konnte sich aber beherrschen. "Halt die Klappe, Bohnenstange! Kommen wir lieber wieder zu deiner irrsinnigen Theorie. Gehe ich richtig in der Annahme, dass das eine Herausforderung sein sollte?" Sanji starrte ihn einen Moment übertrieben überrascht an. "Wow… Hast du den Satz auswendig gelernt?" Zorro kniff verärgert die Augen zusammen und ballte seine Hände zu Fäusten. Mühsam beherrscht presste er hervor. "Is' mir doch scheißegal, was du denkst! Und wenn du die Klappe nicht aufmachst, dann tu' ich es!" "Ach, und was willst du sagen?" Er beugte sich zu Zorro vor, den Arm dabei ausgestreckt vor dem Hals und mit dem anderen Arm ihn nach hinten und die Schulter nach unten drückend, um ihn zu dehnen. "Ich wette, dass du es nicht schaffst, mich im Tischtennis zu besiegen!" "Ach, 'ne Wette also?" Er wechselte den zu dehnenden Arm. "Hör endlich auf, mich zu verarschen! Nimm an oder zieh den Schwanz ein!" "Sei nicht so empfindlich. Du musst es doch gewöhnt sein, verarscht zu werden, so viel Angriffsfläche wie du bietest." Jetzt packte er den anderen doch. Er hob ihn etwas hoch und drückte ihn gegen die Wand. "Du weißt einfach nicht, wann Schluss ist, oder? Halt endlich dein vorlautes Maul oder du wirst nicht mehr dazu kommen, Tischtennis zu spielen! – Nimm jetzt an oder verzieh dich!" "Schon gut, schon gut! Ich nehme an." Zorro ließ ihn wieder auf den Boden. "Geht doch! Und jetzt zu den Regeln. Gespielt wird, wie man Tischtennis halt spielt. Der mit der höheren Punktzahl gewinnt und bekommt einen Preis, wie es nun mal so üblich ist bei einer Wette." "Aye, Sir! – An was für 'nen Preis hast du gedacht? Hab' nicht sonderlich viel, was ich hergeben könnte…" "Gut, wenn das so ist, nehmen wir als Einsatz eben uns. Der Gewinner bekommt den anderen für eine Woche als Sklaven!" "Eine Woche?! Bist du irre? Das würdest du nicht aushalten!" "Spuck ma' nicht zu große Töne. Aber wenn's dich beruhigt, ein Tag würd' 's auch tun." Sanji überlegte kurz, dann schlug er ein. "Von mir aus, ich kann mich ja dann zurücklegen." "Sicher doch, aber erst, wenn du deine Arbeit als mein Dienstbote getan hast – und dann wirst du auch gar nichts anderes mehr machen können." Smoker beendete das Erwärmen mit einem Pfiff und die Schüler kamen in der Hallenmitte zwischen zwei Tischen zusammen. "Okay, das war ganz gut soweit. Teilt euch jetzt auf die drei Tischtennisplatten auf. Bei der ganz rechts müsst ihr etwas vorsichtiger sein, die ist nicht mehr ganz in Ordnung, bei der in der Mitte fehlt die Halterung für das Netz, da müssen zwei halten und bei der dritten fehlen Halterung und Netz – improvisiert einfach!" Und das taten sie dann auch. Der erste Tisch wurde des Öfteren wieder neu aufgebaut, wenn er zwischendurch einfach so zusammenklappte, ansonsten galt die Regel, nicht berühren! Beim dritten dienten einige Holzscheite als Netz. Und beim zweiten Tisch wurden Lysop und Ruffy zum Halten des Netzes degradiert. An den äußeren beiden wurde Chinesisch gespielt, demnach Schlug einer auf und rannte dann auf die andere Seite, um dort, war er wieder an der Reihe, den Ball zurückzuschlagen. Das ging dann immer im Kreis, bis einer einen Fehler machte und ausschied und am Ende nur noch einer übrig war. Zorro und Sanji hingegen hatten eine Platte nur für sich beschlagnahmt – was Zorro nicht sonderlich schwer gefallen war. Durch Münzenwerfen 'einigten' sie sich darauf, dass Sanji mit dem ersten Aufschlag anfangen durfte. Beide griffen nach ihren Kellen und Sanji nahm sie in die Rechte, während Zorro als Linkshänder sie in die Linke nahm. Der Blonde hielt den Ballarm vor dem Schlagarm und warf den Ball lässig aus dem Handgelenk hoch um ihn dann mit der – in diesem Falle – Rückseite (auch wenn es eigentlich keine gab) des Schlägers auf die andere Seite zu schlagen. Der Ball kam auf der anderen Seite für Zorro gut zu erreichen auf. Er schlug den Ball zurück, der dem Rand schon näher war als der erste. Sanji erwiderte mit einem Ball, der auf die Ecke zielte. Mit langem Arm und einem kleinen Sprung zur Seite erreichte Zorro ihn noch und schlug ihn auf die gegenüberliegende Seite. Der Blonde nahm in problemlos an und schickte ihn gerade die weiße Linie entlang. Mit einem Sprung zur anderen Seite des Tisches konnte Zorro sich noch einmal retten, doch der nächste Ball, der wieder auf die andere Seite ging und nur die Kante streife, war für ihn nicht mehr zu bekomme. "Hast ja 'nen gewaltigen Schlag drauf", spottete Sanji. "Aber wenn du damit nur die Luft prügelst, bringt das nicht viel." "Ich prügle gleich was ganz anderes", knurrte Zorro und setzte den ersten Aufschlag ins Netz. Da man aber zwei Chancen hatte, konnte er es gleich noch mal versuchen. Und der nächste Ball kam auch weiter. Er war mit einer solchen Wucht geschlagen und genau auf Sanjis Körper gezielt, dass dieser beiseite springen musste, um ihn schlagen zu können. Er kam fast genauso schnell zu Zorro zurück, aber durch Sanjis Ausweichmanöver nicht mit der Gefährlichkeit, wie die anderen, präzise gespielten Bälle zuvor. Damit war es auch kein Problem für Zorro, ihn zu kontern. Er schickte ihn mit solch einer Geschwindigkeit auf die Reise zur nächsten Ecke, dass Sanji fast nur zusehen konnte. Zorros selbstgefälliges Grinsen war dabei leider nicht zu übersehen und er antwortete mit einem wortlosen Aufschlag, diesmal ebenfalls auf Zorros Körper gespielt. Er reagierte ähnlich wie Sanji zuvor. Die Ballwechsel wurden immer schneller und auch länger, umso besser man sich eingespielt hatte. Manchmal kam es zu einem abrupten Ende, wenn der Ball die Kante entlang schrammte und einen Punkt für den Schläger einbrachte oder ein Ball über das Ziel hinausschoss, was einen Punkt für den Nichtschläger bedeutete. Meistens war es dann Ruffy, der losstürmte, um den verloren gegangenen Ball einzufangen, damit weitergespielt werden konnte. Lysop war eher dafür verantwortlich, die Punkte aufzuschreiben, was sowohl von Zorro als auch von Sanji strengstens beobachtet wurde. Das Spiel ging noch lange weiter, immer wieder mal ein Punkt für Sanji und dann wieder mal einen für Zorro. Mittlerweile waren zwei Sätze gespielt, einen hatte Sanji gewonnen, den anderen Zorro, wobei der erste elf zu neun gewonnen wurde und der zweite siebzehn zu fünfzehn. Normalerweise war ein Satz nach elf erreichten Punkten zu Ende, insofern der Spieler zwei Punkte Vorsprung hatte. War das nicht der Fall, wurde so lange weitergespielt, bis sich einer der Spieler den Zweipunktevorsprung geholt hatte, wobei nach jedem erreichten Punkt Aufschlagswechsel war. Der dritte Satz lief nun schon viel länger als geplant, dreiundzwanzig zu zweiundzwanzig. Zorro musste den nächsten Punkt machen, um nicht rauszufliegen und Sanji musste ihn machen, um endlich zu gewinnen. Und nach einer Zeit des angestrengten Spielens wurde auch Tischtennis mehr als anstrengend. Man wurde müde und machte mehr Fehler, die allerdings immer abwechselnd von beiden kamen, sodass es niemandem nütze. Die Ballwechsel sahen meist ähnlich auf, variierten in der Ecke, in der der Ball aufkam und der Länge, bis jemand einen Punkt machte. Häufiger kam es nun schon vor, dass der Ball im Netz hängen blieb oder jemand sich verschätzte und er nicht auf der anderen Seite sondern auf dem Boden aufkam. Manchmal schlug auch einfach jemand daneben. Der Rest der Schüler hatte schon längst von dem Duell mitbekommen und mittlerweile waren ausnahmslos alle um sie herum getreten. Keiner wagte es, einem der beiden in die Quere zu kommen, alle hielten sie mehr als angebrachten Sicherheitsabstand – bis auf Ruffy und Lysop, die immer noch das Netz halten musste. Auch Smoker schaute von der Bank, auf der er die ganze Stunde gestanden hatte um seine Schützlinge im Auge zu behalten, zu. Zorro wischte sich mit dem T-Shirtärmel den Schweiß von der Stirn und machte sich für den Aufschlag bereit. Sanji pustete sich eine Haarsträhne aus der Stirn, die ihm ins rechte Auge hing und wartete auf Zorro. Wie am Anfang versiebte er den ersten Versuch und traf beim zweiten. Für Sanji war es kein Problem, ihn noch zu bekommen, aber bei seiner Rückgabe spielte er den Ball nur so wenig und so vorsichtig an, dass er es gerade so über das Netz schaffte. Zorro, der sich auf einen langen Ball vorbereitet hatte, warf sich auf die Platte – die erstaunlicherweise standhielt – und erwischte ihn noch mit dem Rand seines Schlägers. Der Ball sprang wieder hoch und hüpfte über das Netz und am Rand des Tisches vorbei. Die ganze Halle hielt den Atem an; und natürlich auch die Leute in der Halle. Ein leises, hohles Klonk verriet, dass der Ball die Platte noch berühret hatte. Ein weiteres Klonk sagte, dass er jetzt auf dem Boden aufgekommen war. Er klonkte noch etwas weiter, bis Ruffy sich auf ihn werfen und ihn wieder einfangen konnte. Strahlend brachte er ihn zurück. Sanji ärgerte sich, es immer noch nicht geschafft zu haben und Zorro grinste ihn an. "Na los, mach deinen Aufschlag, Verlierer!" Mit einem bösen Funkeln nahm er Ruffy den Ball ab. Er wusste, wenn er nicht bald gewinnen würde, würde Zorro die längere Ausdauer haben. Das Ganze zog sich eh schon viel länger hin als geplant. Eigentlich sollte Zorro doch locker verlieren! Vor lauter Aufregung und Überlegung vermasselte er beide Aufschläge und der Ball wanderte zu Zorro. Er war so wütend, über sich selbst, über diese Arroganz Zorros und über die glotzenden Mitschüler, dass er am liebsten den Schläger nach jemandem – vorzugsweise Zorro – geworfen hätte. Eingestehen, dass es eigentlich nur an seiner Unfähig eben lag, wollte er sich nicht. Zorro war wieder dran und machte es kurz und schmerzlos. Er nutzte die Wut und das Zweifeln Sanjis aus, um ihn von einer Ecke in die nächste zu hetzen, ohne dass dieser große Kontermöglichkeiten hatte, bis er den Ball zwar noch erwischte, aber nicht mehr sicher auf die Platte bringen konnte und er durch die halbe Halle flog. Nun führte der Grünhaarige und Sanji war dran. Er durfte es auf keinen Fall wie eben versauen. Er konzentrierte sich und machte es exakt so, wie beim ersten Aufschlag, die Arme über Kreuz, den Ball werfen und denn mit der Handfläche nach innen schlagen. Der Ball kam dicht hinterm Netz auf. Zorro bekam ihn noch, lag fast noch auf dem Tisch, als Sanji zurückspielte. Es war mehr Glück, dass er den Ball noch beim Zurückreißen des Armes erwischte, wobei er unter dem Ball durchtauchte und dann beim Straucheln nach Vorne schlug. Der Ball kam mit einer Spitzengeschwindigkeit auf der Platte auf, hüpfte durch den Aufprallwinkel aber hoch, sodass es kein Problem war, ihn zu spielen. Sanji holte aus, wartete, bis der Ball auf der richtigen Höhe war, um ihn zurück zu schmettern. Hätte Zorro sein Gleichgewicht noch nicht gänzlich wiedererlangt, hätte er keine Chance mehr gehabt, aber er hatte sich gerade wieder gefangen und erreichte ihn mit einem Hechtsprung zur Seite. Auch Sanji musste ordentlich springen, um noch heranzukommen. Zorro, der mehr oder weniger auf allen Vieren gelandet war, krabbelte zur anderen Seite und sprang hoch. Der Schläger berührte den Ball noch in der Luft und dirigierte ihn wieder in die andere Richtung. Er kam ungefähr mittig auf der anderen Hälfte auf. Sanji musste förmlich vom Boden hoch und zur Tischtennisplatte schießen, um seinen Schläger noch zwischen Ball und Platte zu bekommen, bevor dieser ein zweites Mal aufkam. Mehr durch Zufall schaffte er es noch zurück, wo Zorro ihn annahm und wieder etwas Ruhe ins Spiel brachte. Sanji nutze das, um auch wieder richtig auf die Beine zu kommen und den Ball halbwegs vernünftig zu spielen, bevor wieder ein blitzschneller Schlagaustausch kam. Solch ein Tischtennisball konnte Geschwindigkeiten bis zu sage und schreibe einhundertachtzig Stundenkilometer aufnehmen und sie wurden in diesem Ballwechsel wohl auch erreicht. Man konnte dem Ball teilweise mit den Blicken kaum folgen, geschweige denn bekam man etwas von den Abschlägen mit, von denen einer nicht einmal eine tausendstel Sekunde dauerte. Es war klar, dass bei diesem Tempo früher oder später einer einen Fehler machte. Auch wenn im Moment beide noch sicher standen, schwiegen – wie alle anderen auch – hochkonzentriert den Ball verfolgten, um ihn zu sehen, zu erreichen, zurückzuschlagen und schneller zu sein, als der Gegner, länger das Tempo halten zu können als der andere, länger durchzuhalten, als der Verlierer. Und dann geschah es, so schnell, dass in der ersten Sekunde es niemand wirklich bemerkte. Ein winziges Zögern, das Ansetzten an der falschen Seite und der Ball schoss an Sanjis Kopf vorbei. Beide starrten sie vor sich in die Luft, hatten noch gar nicht richtig registriert, was passiert war. Sanji hatte noch den Schläger auf der falschen Seite gehalten und Zorro bereits zum nächsten Schlag ausgeholt, war er doch der sicheren Annahme gewesen, dass der Ball sofort zurückkommen würde. Der Rest der Anwesenden starrte den Ball an, der hinter Sanji gegen die Wand geprallt und hinter die Bank gefallen war, wo er gefangen liegen geblieben war. Dann meinte Ruffy plötzlich: "Zorro gewinnt mit sechsunddreißig zu vierunddreißig… Hey, klasse Spiel!" Und während Zorro die Fäuste ballte, die Arme hob und einmal laut "Ja!", rief und sich freute, sackte der Blonde fassungslos zusammen. Er starrte wie apathisch vor sich hin, genauso wie als der Ball an ihm vorbeigesaust war. Er hatte schon gewusst, dass er einen Fehler gemacht hatte, als er sich leicht nach rechts gewand hatte und im nächsten Moment den Windhauch gespürt, mit dem der Ball links über seine Schulter gerast war, seine Haare leicht bewegt hatte. Das Klonk, das beim Aufprall gegen die Wand entstanden war, war fast schon unwirklich gewesen, genauso wie die Bilder, die sich vor ihm abspielten. Die Mitschüler, die Zorro gratulierten und ihn auf dem Boden sitzen ließen. Und dann schaute er auf, sah Zorro, sah das Grinsen, das kalte, herablassende Grinsen eines Gewinners. Und Zorros sah vor sich das fassungslose Häufchen Elend eines Verlierers. "Hey, Sklave! Mach dich auf einen harten Tag gefasst! Ich werd' mir was Schönes für dich ausdenken!" Mit einem Seitenblick so sehr von Oben herab, als etwas Besseres, hinunter auf einen kleinen dreckigen Hund, dass Sanji ihn wohl nie vergessen würde, ging er an der Tischplatte vorbei und verließ die Sporthalle. Dem Blonden war zum Heulen zu Mute, als Smoker neben ihm auftauchte, um ihm aufzuhelfen. Er schlug die Hand beiseite und stand alleine auf. Auf zittrigen Beinen ging er auf den Ausgang zu, stieß seinen Lehrer zurück, der ihm helfen, mit ihm reden wollte. Seine Schritte wurden sicherer und er wurde schneller. Er ging vorbei an Ruffy, ignorierte ihn, seine Worte, achtete nicht auf Lysop, der ihn nach seinen Tränen fragte, die ihm bis dahin selbst unbemerkt über die Wangen liefen. Er rannte aus der Turnhalle und stürmte das Schulgelände entlang, hinüber zum Zaun. Er griff in das Drahtnetz und schwang sich auf die andere Seite, ignorierte den Stacheldraht, der sich seinen Arm entlangschrammte und blutende Striemen zurückließ. Er stürmte in den Wald und suchte sich einen Baum hinter dem er sich verstecken konnte. Zu erst setzte er sich nur dahinter, zog die Beine an und versteckte sein Gesicht. Der Baum lag am Waldrand, in der nähe des Zaunes. Er musste im Halbkreis gerannt sein. Und der Boden, auf dem er saß, war der gleiche Boden, auf dem Zorro sich vor ein paar Tagen ausgeruht hatte. Etwas später erhob er sich wieder und kletterte auf den Baum hinauf. Einer der Äste lud geradezu dazu ein, sich auf ihn zu setzten, gegen den Stamm zu lehnen und zu entspannen. Er saß ähnlich wie der Freund Zorros, mit dem dieser sich hier getroffen hatte. Er wurde müde. Die Anstrengungen vom Match und das ganze Herumspringen hatten ihn geschlaucht, und schließlich sackte er rechts gegen einen etwas höheren Ast, in Gedanken immer wieder wiederholend, dass er nach Hause und zu Robin wollte. Er wollte sich nur etwas ausruhen. Seine Position war sicher, er würde nicht so schnell herunterfallen und aus dem Ausruhen wurde bald ein Dösen und aus dem Dösen ein Schlafen… Und so schlief er – an dem gleichen Ort, an dem Zorro vor wenigen Tagen mit dem Blonden aus dem Dorf gedöst hatte… _____________________________________ (1) von Zecken übertragbare Krankheit, wird mit Antibiotika p.o. oder i.v. behandelt (2) jap. Arschloch (3) ~ Ticken einer Armbanduhr (4) ~ Flüstern mikan... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)