Only one moment of joy von abgemeldet ((was das Leben zu bieten hat)) ================================================================================ Kapitel 1: Anfang vom Ende -------------------------- Es war Montag morgen. Mein Wecker sprang an und ich machte langsam die Augen auf. „Schon wieder eine neue Woche die es zu überstehen gilt“, dachte ich mir. Ich knipste das Licht an und schloss wieder die Augen, um nicht blind zu werden! Das Licht war einfach zu grell! Welcher Idiot musste mir auch eine Neonleuchte als Nachtlampe organisieren?! Ich wippte also mit geschlossenen Augen ins Badezimmer. Nach 2 Stunden war ich fertig und erhaschte einen Blick auf die Uhr. 7:50 Scheiße! Meinen Bus hatte ich schon mal verpasst! „Dann bleib ich eben Zuhause“, murmelte ich vor mich hin. „Wer braucht denn schon diese bescheuerte Schule?!“ Mein Bruder Kai hatte es da besser. Er hatte einen Job gefunden und arbeitete abends in einer Bar und konnte immer schön ausschlafen! Aber ich entschied mich dann dafür, doch die Schule zu besuchen. Dort war auch immerhin meine beste Freundin. Sie hieß Sally und war genau wie ich 16 Jahre alt. Ich machte mich also auf zur Bushaltestelle. Da ich am Ende der Welt zu wohnen scheine, wartete ich 40 Minuten auf den Bus!!! Ich stieg ein und blickte kurz durch die Sitzreihen. Es war ziemlich leer. In einem vierer Sitz saßen zwei Omas und schauten mit abwertendem Blick zur mir. Dann fingen sie an über die Jugend von heute zu diskutieren! Unglaublich...Selber kein Bisschen besser! Ich setzte mich in die Ecke neben der Tür zum Aussteigen. ****************************************** Warum ist die Welt so grausam? Gestern musste ich wieder mithören, wie mein eigener Vater meine beste Freundin quälte, um seinen Gelüsten nachzugehen! Ich hasse meinen Vater! Er ermordet meine Mutter, fickt meine einzigst wahre Freundin und gibt meinem Bruder an allem die Schuld! Ich verabscheue diesen Menschen! Und so was ist mein Erzeuger?! Mein Bruder, ich vermisse ihn irgendwie. Ich mag meinen Bruder, er ist immer für mich da wenn ich ihn brauche, genau wie für Sally. ****************************************** „Hey, Endstation! Aussteigen!“, motzte mich der Busfahrer grimmig an. Ich stieg aus und wäre dabei fast gegen den Pfosten eines Straßenschildes geknallt. Der nette Herr hatte nämlich genau so geparkt, das der Pfosten direkt in der Mitte der beiden Ausstiegstüren war. Was für ein Talent! Die Schule hatte bereits begonnen, welch Wunder. Aber gleich war große Pause und ich hielt es nicht für nötig jetzt noch den Klassensaal aufzusuchen. Womöglich wäre unsre Lehrerin noch auf die Idee gekommen, ich sollte jetzt noch mitarbeiten und denken! Nein, nein, ich war vielleicht nicht gerade der schlauste, aber ich war immer hin nicht dumm genug mich jetzt schon anmaulen zu lassen! Frau Stoffl wird wohl bis nach der Pause warten müssen. Wie schade... Ding Dong~ und schon fing die Pause an. Die Schüler stürmten auf den Hof wie wilde Tiere bei der Fütterung. Es ist schon erbärmlich anzusehen, wie sich die meisten Menschen verhalten. Ich wartete auf einer Bank am Rande des Schulhofs auf meine beste Freundin Sally. Sie schien ziemlich lange zu brauchen, denn mittlerweile waren alle Schüler aus dem Gebäude und vertrieben sich nun die Zeit auf ganz unterschiedliche Weise. Ein dicker Junger aus der 6ten, den sie immer Fetty riefen, saß auf einer Bank auf der anderen Seite des Schulhofs und stopfte sich gerade ein Schokocroissant in den Mund. Ein paar Meter weiter prügelten sich zwei Fünftklässler... der eine sah aus wie eine Ratte! Wie schrecklich! Die Aufsicht stand ruhig daneben und beobachtete das Geschehen. Sehr vorbildlich! „Hey Mike!“, hörte ich plötzlich eine Stimme neben mir. „Oh, Hallo Sally!“, erwiderte ich. Meine beste Freundin war etwas größer als ich und hatte schwarze Haare. Sie begrüßte mich mit einem kleinen Lächeln und blickte dann schnell auf den Boden. Ich denke, die Sache mit meinem Vater macht ihr sehr zu schaffen, wäre ja schlimm wenn nicht! „Tut mir echt Leid, aber er wird es irgendwann bereuen! Das schwör ich dir!“, grummelte ich in einem drohend klingenden Ton. Sie blickte etwas auf und schaute mir tief in die Augen. Dann setzte sie sich neben mich und ich legte meinen Arm um sie. Ding Dong.... „Ach verdammt!“, murmelte ich. „Muss die Pause jetzt schon vorbei sein?!“ Wir gingen langsam Richtung Eingang. Als wir am Klassensaal ankamen wartete Frau Stoffl schon und warf mir sofort einen bösen Blick zu. „Tut mir Leid, Frau Stoffl! Mein Wecker hat heute morgen gestreikt.“, flunkerte ich. „Natürlich Mike! Du schaffst den Abschluss niemals! Du warst noch kein einziges Mal pünktlich! Das wird Konsequenzen haben, junger Mann!“, meinte sie. Als ich mich auf meinen Platz in der hintersten Reihe neben Sally setzte, flüsterte ich zu ihr „Weißt du warum der Mensch zwei Ohren hat? Damit uninteressantes Geschwafel nur kurz durch den Kopf läuft!“. Sie grinste. Kapitel 2: Sally ---------------- Irgendwie überstand ich dann den Schultag. Ich war froh, als es endlich soweit war und wir über den Schulhof zur Bushaltestelle gingen. „Ich hab’ noch was für dich“, erklärte Sally. „Achja? Was denn?“, hakte ich nach. „Hier“, sie reichte mir einen Brief. Ich blickte sie fragend an. „Mein Bus! Telefonieren wir später noch?“ „Na klar!“, bestätigte ich und schaute ihr hinterher als sie in den Bus einstieg. Kurz darauf kam auch mein Bus. Zu meiner „Freude“ fuhr der selbe Busfahrer wie am Morgen und ich würde jede Wette eingehen, dass er mich nur allzu gerne hätte sitzen lassen. Aber er musste mich ja mitnehmen, denn ich war ein braver Schüler mit Busfahrkarte, die mein Vater bezahlte. Endlich zu_Hause angekommen stellte ich fest, dass mein Vater schon da war. Seltsam, normal arbeitete er bis 18:00h. Ich hoffte, es sei nur eine Ausnahme. Ich kramte meinen Schlüssel aus dem Rucksack und betrat das Haus. Ich ging direkt in mein Zimmer und warf den Rucksack in eine Ecke. Danach ließ ich mich in mein Bett fallen und schloss kurz die Augen. Da fiel mir Sally’s Brief ein. Ich kramte diesen hervor und fing an zu lesen: Hi Mike, na, wie geht’s? Hoffe jedenfalls besser als mir! Wie du sicherlich weißt, hat es dein Vater gestern Abend wieder mit mir getrieben. Ich halte das nicht mehr aus! Ich wehre mich schon gar nicht mehr, er ist sowieso stärker als ich! Es ist so schrecklich! Ich weiß, dass du mir gerne helfen würdest, aber das kannst du nicht! Ich darf einfach nicht mehr zu dir kommen, aber selbst das hatten wir schon probiert und es ist gescheitert! Das hatte ich dir nicht erzählt, aber in der Nacht, nach der Woche, wo wir uns nur in der Schule gesehen haben, ist er zu mir gekommen und hat meine Eltern nach mir gefragt und ihnen erzählt, du seiest verletzt und würdest mich gerne sehen. Aber ich wusste genau dass er lügt. Aber ich musste mit ihm gehen und dann hat er es getan... Ich kann einfach nicht mehr. Wenn du das hier liest, werden wir wahrscheinlich nie mehr miteinander reden können... Ich hab dich so lieb. Gez. Sally Ich konnte nicht anders. Ich starrte nur noch die letzten Zeilen an. Sie würde doch nicht wirklich..... oder doch? Sie kann mich doch nicht einfach allein lassen! Ich griff zu meinem Handy und wählte ihre Nummer. Mailbox. Ich sprang vom Bett und rannte zur Bushaltestelle. Verdammt! Den Bus hatte ich verpasst. Frau Stoffl hatte vielleicht doch Recht! Also rannte ich bis zu ihrem Haus. Ich wusste gar nicht wie weit weg das eigentlich war! Aber jetzt spürte ich es, ich bekam kaum noch Luft und war knallrot im Gesicht! Es fühlte sich an als ob meine Lungen jeden Moment absterben würden! Ich klingelte. Die Stimme ihrer Mutter durch die Sprechanlage: „Ja?“ „Hier ist Mike, ist Sally da?“, schnaufte ich zurück. „Ähm, ich glaube ja, ist etwas passiert? Du hörst dich so erschöpft an?!“ „Ich erklär’s Ihnen gleich, bitte lassen sie mich rein!“. Die Tür ging auf und ich stapfte die Treppen hoch. Ihre Mutter stand in der Wohnungstür. Ich rannte einfach an ihr vorbei und spürte ihren fragenden Blick in meinem Rücken. Ich ging zielstrebig in Sallys Zimmer und öffnete die Tür. Es sah alles ganz normal aus, nur Eines störte mich. Sally war nicht da! Ich ging zurück in den Flur und fragte ihre Mutter, die mir anscheinend hinterherlief „Ist sie in letzter Zeit irgendwie anders gewesen?“ „Nein, warum sollte sie? Was ist denn los, Mike?!“ Ich blickte zum Badezimmer. Ich drückte die Klinke herunter und erstarrte. Abgeschlossen. Ihr Vater war zur Zeit auf Geschäftsreise und bis nächste Woche nicht zu_Hause. Der konnte es also nicht sein. „Sally?! Bist du da drin?“, krächzte ich. Stille. Ihre Mutter schaute mich nun etwas entsetzt an. „Wir haben einen Zweitschlüssel, ich geh ihn holen, Moment.“, sie ging ins Wohnzimmer und kam mit einem Schlüssel zurück. Sie öffnete die Badezimmertür und schrie los, als sie in den Raum sah. Ich konnte mir denken was uns erwartete. Ich blickte ins Bad und war den Tränen nahe. Ich konnte nicht weinen, vielleicht wegen dem Schock, keine Ahnung. Sally lag in der Badewanne, die mit Wasser und Blut gefüllt war; rund herum waren einige Schlaftabletten zerstreut. Sie schien erst eine Überdosis Schlaftabletten genommen und sich dann die Pulsadern aufgeschnitten zu haben. Das blutüberströmte Messer hatte sie noch in ihrer rechten Hand. „Sie wollte also unbedingt sterben“, murmelte ich geistesabwesend. Wieder Zuhause trat ich ins Wohnzimmer. „Hallo Mike, ist Sally nicht da?“, fragte mein Vater mit einem breiten Grinsen. Ich war so wütend und das war ein Problem. Sein Grinsen provozierte mich nur noch mehr, sodass ich nach einer seiner Weinflaschen griff und sie ihm mitten ins Gesicht donnerte. Sie zerbrach und kurz darauf war der Teppichboden befleckt mit Rotwein und Blut. „WAS FÄLLT DIR EIN?!“, schrie er mich an und holte zum Schlag aus. Ich wich gekonnt aus. Ich lief in mein Zimmer und schloss die Tür ab. Ich hörte wie er auf der anderen Seite versuchte die Tür aufzukriegen, das würde er aber niemals schaffen! Kurze Zeit später hörte ich einen Krankenwagen, der bei uns vor der Haustür hielt. Ich konnte durch mein Fenster sehen, dass sie meinen Vater mitnahmen. Endlich Ruhe! Hoffentlich wurde es ein längerer Aufenthalt! Eine Woche später. Es war mitten in der Nacht und ich dachte wieder an Sally. Ich vermisse sie so sehr. Sie war abgesehen von meinem Bruder. die einzigste Person die wusste, dass ich nicht so war wie alle anderen. Sie kam auch damit klar, dass ich auf Jungs stand und sie fand das toll! Sie liebte mich noch mehr seit sie dies wusste. Mein Vater würde mich wahrscheinlich umbringen! Die Sau! Aber noch war er im Krankenhaus. Das sollte am besten so bleiben. „Was ist los? Wo ist Dad?“, riss mich eine Stimme aus meinen Träumen. „Kai!!!!“, rief ich und sprang ihm fast in die Arme. „Was machst du denn so spät hier?! Es ist..“ ich riskierte einen Blick auf die Uhr „Es ist doch schon 3 Uhr nachts!“ „Tja, ich hatte Sehnsucht nach meinem kleinen Bruder“, er zwinkerte mir zu. „Ich werde noch bis morgen bleiben, dann kann ich Sally auch endlich wieder sehen!“, flüsterte er glücklich. Ich schreckte auf. „Also, da gibt es ein Problem...“ „Was denn für ein Problem?“ „Sally ist.....“ „Ja?“ „Sie ist tot.“ Er schaute mich unglaubwürdig an. „Was?“, fragte er lautstark nach. „Ja, sie hat sich letzte Woche die Adern aufgeschnitten. Hier ist ihr Abschiedsbrief“, ich zeigte ihm den Brief. „Naja, wie ein Abschiedsbrief ist es nicht gerade geschrieben!“ „Findest du?“ „Ist ja auch egal. Hat sie es wegen Dad getan?“ „Ja“ „Wo ist der eigentlich?“ „Im Krankenhaus. Ich hab ihm eine Weinflasche ins Gesicht geschlagen, die dann zerbrochen ist.“ „Respekt Brüderchen! Das hat er immerhin verdient.“ Wir redeten bis zum nächsten Morgen. Die Schule ließ ich sein und blieb zu Hause, mit meinem Bruder. Kapitel 3: Erwachen in der Realität ----------------------------------- Todmüde schlug ich die Augen auf. Ich schaute kurz durchs Zimmer. Ich lag auf der Couch, neben meinem Bruder, der mich mit weit aufgerissenen Augen anlächelte. „Du bist echt niedlich wenn du schläfst, weißt du das?!“, meinte er. Er ließ ständig solche Sprüche ab, aber das mochte ich an ihm. Es baute mich immer auf, wenn er so etwas liebes zu mir sagte. Auch wenn es manchmal echt dämlich war. „Ich mach uns Frühstück“, meinte Kai, aber ich war längst wieder in Tiefschlaf verfallen. Ein paar Stunden später erwachte ich wieder. Ich stand auf und musste feststellen, dass ich allein war. Ich machte mich also frisch und schaute erneut nach. Mein Bruder war weg. „Gut, er hat wohl noch zu tun“, dachte ich mir. Und so kam es, dass ich den Rest des Tages vorm Fernseher verbrachte. Am späten Abend stellte ich erneut fest, wie verrückt und ungerecht diese Welt doch war und dass man nicht einmal Nachrichten schauen konnte, ohne gleich in Depressionen zu verfallen. Ich ging ins Bett. Viel hatte ich von dem Tag ja eh nicht, aber morgen würde ich vielleicht wieder in die Schule gehen... Ich wachte früh morgens auf. Trotzdem zu spät für die Schule. „Die könnten die Schule ruhig ein wenig später anfangen lassen!“, murmelte ich im Halbschlaf zu mir selbst. Ich schaffte es dann doch irgendwie rechtzeitig zum Bus. An der Bushaltestelle angekommen stellte ich fest, dass ich das erste Mal seit langem nicht allein um diese Uhrzeit auf den Bus warten musste. Ich betrachtete mir den Herrn. Ich hatte ihn noch nie gesehen. Er schien etwa in meinem Alter zu sein, hatte kurze, schwarze Haare und war durchtrainiert. Ja, das sah ich! Also eigentlich ein ganz süßer Kerl. Dann kam der Bus. Mein „Freund“, der Busfahrer fuhr wieder. Diesmal jedoch schien er freundlicher zu sein, auf jeden Fall hatte ich den Eindruck, dass er nichts Böses im Schilde führte und mir sogar einen guten Morgen wünschte! Im Bus setzte ich mich hinter den Jungen und betrachtete ihn mir von Nahem. Er war in der Tat ziemlich hübsch, nur zu schade, dass alle gutaussehenden, intelligenten Kerle eine Freundin hatten. Kann man wohl nichts machen, ich hatte mich schon fast damit abgefunden, mein Leben lang ein Single zu sein. An der Schule angekommen ging ich sofort in meine Klasse. Nur wenige Minuten nach meinem Eintreffen kam auch unsere Lehrerin, Frau Stoffl. Sie schaute mit ernstem Blick durch die Klasse, wünschte uns einen guten Morgen und fing an zu erzählen: “Heute bekommen wir einen neuen Mitschüler.“, sie deutete zur Tür und hinein kam ... ER. „Sein Name ist Marc, seit nett zu ihm.“ Die Lehrerin schaute zu mir und zeigte auf den freien Platz neben mir. „Setz dich am Besten dahin, Marc!“ Marc trottete „lustvoll“ zur mir, gab ein kurzes „Hi“ von sich und setzte sich auf den Stuhl neben mir. Ich hatte auf einmal ziemlich warm. „Das kann jetzt wohl nicht wahr sein! Ich fass es nicht! So ein super Kerl, in meiner Klasse und sitzt sogar neben mir." Aber die Tatsache, dass er mit größter Wahrscheinlichkeit eine Freundin hatte, verbesserte die Situation nicht gerade. Ich schaffte es, den Unterricht lebendig zu verlassen. Im Flur raste ich Richtung Ausgang und stieß dabei mit jemandem zusammen, als ich um eine Ecke bog. Es war Marc. Was für ein Zufall. „Tut mir leid“, stotterte ich vor mich hin und lief mit knallrotem Gesicht weiter. Zwei Wochen später. Marc hatte sich mittlerweile ziemlich gut eingelebt, er war beliebt bei den Mädchen und die Jungs fanden ihn cool. Ich hatte sogar schon mehrere Male mit ihm geredet. Zwar immer nur inmitten des Unterrichts, aber was solls?! Während der Mathestunde fragte ich ihn gelangweilt: „Hey, hast du heut schon was vor?“ „Ja, ich hab meiner Freundin versprochen zu ihr zu kommen“, meinte er augenverdrehend. „Ach so, schade. Ich werde mich wohl nur langweilen...“ Mein neues Wissen über seine Freundin begeisterte mich nicht gerade, aber das hatte ich mir ja sowieso schon gedacht. Es vergingen weitere zwei Wochen. Es war schon fast beängstigend, ich dachte nur noch an Marc. Ich träumte sogar von ihm und Sally schien fast Vergessen, auch wenn ich ab und zu immer noch an sie denken musste. Wir hatten mittlerweile schon mehrere Nachmittage zusammen verbracht, die wir meist mit Saufen oder seiner Freundin verbrachten, ich weiß das hört sich jetzt unmöglich an, vielleicht war es das auch... Ich war kurz vorm Durchdrehen, ich musste ihm einfach sagen was ich für ihn empfand, es war definitiv mehr als nur Freundschaft. Also fasste ich mir etwas Mut und ging in der Pause zu ihm. „Hey, kann ich mal kurz allein mit dir reden?“, meinte ich mit betrübtem Gesicht. „Klar“. Wir gingen ein Stück weiter, weg vom Tumult des Pausenbetriebes. „Ich muss dir was sagen. Ich kann verstehen wenn du mich auslachst, nichts mehr mit mir zu tun haben willst, aber ich kann es nicht länger nur für mich behalten“. Er schaute mich mit großen, fragenden Augen an. „Ich hab mich in dich verliebt“, meinte ich und blickte nur noch auf den Boden, mir war zum Heulen zumute, aber das konnte ich ja unmöglich bringen und außerdem wär das völlig fehl am Platz! „Also auslachen werde ich dich sicher nicht. Aber du weißt, ich habe eine Freundin und ich bin auch nicht schwul, du bist ein netter Kerl, aber mehr als Freundschaft wird wohl nie drin sein. Tut mir Leid“, wir gingen wieder zurück zu den Anderen. In meinem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Ich musste noch eine Ewigkeit an dieses Gespräch denken. Als ich jedoch nach_Hause kam stellte ich fest, dass anscheinend mein Vater wieder da war. Das gefiel mir gar nicht. Ich schlich ums Haus und sah ihn tatsächlich durch das Fenster in der Küche stehen. Er schien gerade zu telefonieren, aber warum hatte er dann eines unserer größten Messer in der Hand? Jetzt kamen die Erinnerungen an Sally wieder hoch. Ich bemerkte eine Träne, die über meine Wange floss. Ich lief, ich wusste nicht wohin, hauptsache weg! Kapitel 4: Nichts ist unmöglich ------------------------------- Ich rannte die Straße entlang. Einige Leute wühlten in ihren Vorgärten und blickten mir mit dummem Blick hinterher. Auch heute hatte ich wieder das „Glück“ wie so oft und stolperte. Ich rutschte über den Boden und hatte mich an Armen, Beinen und Nase blutig geschürft. „Na toll!“, murmelte ich vor mich hin und stand wieder auf. Plötzlich stand Marc vor mir und schaute mich mit mitleidigem Blick an. „Wie siehst du denn aus? Blutest ja überall!“, meinte er. „Ich, .. Ach ist doch egal“ … „Aber .. Hey, kannst du mir vielleicht einen Gefallen tun?“, fragte ich etwas zittrig. „Was denn?“ „Ich.. Also… ich kann heute nicht nach Hause… Kann ich vielleicht bei dir übernachten?“ Er schien kurz zu überlegen, nickte dann aber. „Klar kannst du, na komm mit. Gehen wir zu mir.“ Wir gingen zu ihm. Wir sprachen über alles Mögliche bis zum späten Abend. Ich schlief in dieser Nacht kaum, denn ich dachte über so viele Dinge nach. Am nächsten Morgen wurde ich recht ungemütlich geweckt. Marc warf mir ein Kissen ins Gesicht und schrie „AUFSTEHN! Mann, du schläfst ja fest wie‘n Hamster!“ Verschlafen blickte ich auf die Uhr. 8:10. Kein Wunder dass Marc schon fertig angezogen war und anscheinend bereit für die Schule. „Verdammt!“, meinte ich und sprang auf. In der Schule begrüßte uns Frau Stoffl herzlichst mit einem Klassenbucheintrag wegen unserem leicht verspäteten Erscheinen. „Sie macht ihrem Namen alle Ehre“, meinte ich leise zu Marc. Dieser grinste nur. Nach einem unheimlich einschläfernden Schulmorgen hatten wir endlich Schluss und Marc nahm mich wieder mit nach Hause. Ich freute mich natürlich, dennoch hatte ich Angst, dass er es falsch verstehen könnte und so weiter…. Aber das weiß man leider nie. Bei ihm angekommen musste ich erschrocken feststellen, dass Besuch da war. Und es war wie es kommen musste. Mein Vater… „Woher weiß er, dass ich hier bin?“, fragte ich Marc. „Kein Ahnung“ „Na toll…“ „Ist das denn schlimm?“ „JA! Er ist ein verdammter Mörder!“ Jetzt sagte Marc nichts mehr. Wir drehten uns unauffällig um und gingen wieder zurück Richtung Schule, denn zum Glück hatte mein Vater uns noch nicht entdeckt, aber seine Stimme war nun mal unverwechselbar! „Dein Vater muss ja wirklich schlimm sein, wenn du freiwillig in deiner freien Zeit zur Schule gehst!“, meinte Marc etwas verdutzt. Ich schaute nur mit strengem Blick zurück. Plötzlich klingelte Marcs Handy. „Ja? Äh,… ja?! Ok, Moment“ Er reichte mir das Handy und schaute mich mit fragendem Blick an; meinte dann noch kurz „Meine Mutter….“. Etwas zögernd begann ich das Gespräch: „Hallo?“ „Hallo Mike, wo bleibt ihr denn so lange? Ich habe Neuigkeiten für euch!“ Ich warf Marc einen ängstlichen Blick zu „Ach ja? Was gibt es denn so wichtiges, dass sie mit mir reden wollen?“ „Dein Vater war eben hier, er meinte, du würdest es zu Hause nicht mehr aushalten und…. Wir haben uns überlegt, dass wenn du möchtest.. Kannst du hier bei uns wohnen!“ Mir fiel fast das Telefon aus der Hand! Ich bei Marc wohnen??? Das war ja wie ein Traum! Ok, zugegeben, es war sehr merkwürdig, dass ein solcher Vater mir diese Möglichkeit gab und dass die Mutter eines solch unglaublich tollen Kerls zustimmen würde, und der größte Zufall: dass diese beiden überhaupt einander begegneten, das war definitiv zu viel Glück auf einmal. Aber nicht dass ich mich beschweren würde… im Gegenteil! „Klar! Gerne!!“ „Das ist super, dein Vater hat deine Sachen nämlich schon vorbeigebracht… wir sehn uns dann. Ciao.“ Ich legte auf und schaute Marc ernst an…. Dann musste ich grinsen und im nächsten Moment sprang ich auf und erzählte ihm alles! Wir gingen zurück zu Marc und seine Mutter empfing uns mit einer Pizzabestellung. „Oh, sogar meine Lieblingspizza!“, überglücklich stopften wir Pizza in uns herein und gingen irgendwann spät abends ins Bett, als wir kurz vorm Platzen waren und mit vollem Magen, schläft man sehr gut! Kapitel 5: Das Leben träumen statt den Traum zu leben ----------------------------------------------------- Ich öffnete die Augen, ich sah, dass Marc genau vor mir lag und mich anschaute. Dann rückte er näher und küsste mich. Etwas verwirrt blickte ich danach mit einem Fragezeichen über dem Kopf zu ihm. Was war denn jetzt los? Hatte ich irgendwas verpasst? Nicht dass es schlecht wäre, aber das war irgendwie … unglaublich! Ich zuckte zusammen, da ich wieder mit einem fliegenden Kissen geweckt wurde. Schade, aber war doch irgendwie klar, war nur ein Traum. Aber Marc grinste mich an als ob … ich schaute nach unten. Oops, ob, ähm, schlecht wenn man solche Träume hat und dann nur in Shorts auf ner Matratze liegt… „Hast du von mir geträumt?“ meinte Marc scherzhaft. Ich hätte ihm am liebsten eine ehrliche Antwort gegeben, aber ich sagte einfach nichts und machte mich schnell bereit für die Schule. Im Unterricht schien ich etwas weggetreten. „Mike! Jetzt pass auf, oder du fliegst raus!“, schrie Frau Stoffl mit ihrem beängstigenden Blick. Ich störte mich recht wenig dran. Denn ich war immer noch mit meinem Traum beschäftigt und hoffte natürlich insgeheim, dass es irgendwann mehr als nur ein Traum sein würde. Ich schielte zu Marc herüber und stellte mir vor, wie es sein könnte wenn wir zusammen wären…. „MIKE! Raus jetzt!“, hörte ich Frau Stoffl kreischen. Ich schüttelte kurz den Kopf um wieder etwas zu mir zu kommen und ging vor die Tür. Verträumt schaut ich dort aus dem Fenster und hätte das Läuten fast nicht mitbekommen. Aber als Marc plötzlich angerannt kam und fragte was denn los gewesen sei, meinte ich nur „Ist doch egal“, drehte mich um und ging Richtung Schulhof. Ich weiß nicht was mich mehr verwirrte, die Tatsache dass Marc mir hinterher lief, oder dass die Pause schon wieder zu Ende war. Ich konnte es wirklich nicht fassen, Marc lief MIR hinterher!!!! Vielleicht träumte ich ja wieder? DONG! Autsch…, in meiner Verwirrung war ich geradewegs gegen einen Pfosten gerannt, wundervoller Pfosten, war mal Beton, heute nur noch Sprühfarbe. Alle schauten mich dumm an, das spürte ich, aber es war mir plötzlich egal. Jedenfalls wusste ich jetzt dass es kein Traum war. Vorm Klassensaal musste ich mit ihm reden. „Mike, was ist denn heute los mit dir?“ „Kannst du dir das nicht denken?“ Er schaute mich nur verdutzt an. Ich verdrehte die Augen und meinte nur „Ich habe heute einfach einen schlechten Tag, ok? Sorry.“ Da kam auch schon wieder Frau Stoffl und blickte mich böse an. Ich schielte mit einem gelangweilten Blick zu Marc, welcher mir den selben Blick zu warf. Nach einem zehn minütigen Vortrag über Erdhörnchen, der mir eher wie zehn Stunden vorkam, stand ich einfach auf und wankte zu unserer Lehrerin um ihr irgendwie klar zu machen dass ich keine Lust mehr hatte. „Frau Stoffl? Mir geht’s nicht gut, kann ich vielleicht kurz raus?“ „Jaja, aber stell nichts an!“ Ich ging raus auf den Schulhof, setzte mich auf eine Bank und war wieder im Reich der Tagträume. Als ich auf die Uhr schaute bemerkte ich, dass die Stunde schon fast zu Ende war und ging wieder ins Klassenzimmer. Dort angekommen watschelte ich erneut zu Frau Stoffl: „Geht’s dir wieder besser?“, fragte sie mich mit boshafter Stimme. „Nicht wirklich….“, antwortete ich und spielte auf todkrank. „Dann geh besser nach Hause und leg dich in dein Bett!“ „Ja, das wird wohl das beste sein!“, ich holte meine Sachen und ging zu Marc nach Hause, seine Mutter schien nicht da zu sein, aber zum Glück hatte sie mir für alle Fälle einen Schlüssel gegeben, immerhin wohnte ich ja jetzt dort. Ich ging in Marcs Zimmer, warf meinen Rucksack in eine Ecke, packte meinen iPod aus und machte es mir auf meinem Bett bequem. Ich dachte nach…. Ich werde nie mit Marc zusammen kommen, diese Welt ist so unfair! Als ob mich jemand anderes interessieren würde, wobei… im Moment bin ich wohl so notgeil dass ich mit fast jedem würde… solange er menschlich aussieht und nicht wie ein Gesichtssalat! Aber dafür bin ich wohl wieder zu schüchtern, auch wenn man es mir nicht unbedingt immer anmerkt. Aber es laufen so viele coole, gutaussehende Kerle hier rum! Aber ich werde wohl ein Leben lang Single bleiben! Ich beschloss noch ein wenig durch die Stadt zu laufen. Aber nachdem ich tausende hübsche, stylische, coole, selbstbewusste (etc.) Boys gesehen hatte wars mir echt zu viel. Das kann nicht wahr sein! Sonst laufen hier die seltsamsten Gestalten rum und heute?! Ich will einen Freund haben!!! Das Leben ist doch eh nichts mehr wert und da ich mein Leben vermutlich als Single verbringen werde…. Zitternd ging ich wieder zurück zu Marc, ich sollte vllt anfangen es „zu Hause“ zu nennen, und stellte fest, dass er immer noch nicht da war. In meiner Laune konnte ich nicht anders, ich war durcheinander und konnte nicht mehr, es war mir alles zu viel, zu unfair, zu wertlos… Ich ging ins Badezimmer und durchwühlte alles bis ich dann eine Rasierklinge in der Hand hielt. Ich schaute das Ding an „und so ein kleines Teil kann das Leben beenden, is ja mal was!“, dachte ich mir….. Ich setzte an, ein Schnitt, langsam floss das Blut, immer schneller, als ich feststellte, dass es immer mehr blutete suchte ich nach einem Stück Stoff das niemand vermissen würde und ich fand was ich suchte, ich hielt es an die Wunde bis es aufhörte zu bluten. Dann hörte ich die Haustür. Entweder war es Marc oder seine Mutter, beides war zu diesem Zeitpunkt nicht gerade günstig. Ich stopfte das Stoffding in meinen Rucksack und schon stand Marc hinter mir. „Was war denn heute los mit dir? Ich mach mir langsam echt Sorgen!“, meinte er. Er machte sich Sorgen um mich? Irgendwie schien ich schon wieder zu träumen, aber bald merkte ich, dass das wirklich die Realität war. Nämlich genau dann, als Marc mir ins Ohr schrie was los sei… Halb taub warf ich ihm bloß einen bösen Blick zu und setzte mir meinen iPod wieder auf die Ohren und machte es mir im Bett bequem. Ich stellte fest, dass heute ein seltsamer Tag war, denn Marc krabbelte plötzlich auf mich und schaute mich böse an. Kapitel 6: Menschen ändern sich ------------------------------- „Leicht“ verwirrt schaute ich Marc in die Augen. Ich würde sagen, man konnte das Fragezeichen über meinem Kopf fast sehen, denn ich begriff gerade gar nicht was überhaupt passierte. „Mike, jetzt sag schon! Was ist los mit dir?“ „Äh, nichts, aber würdest du mal bitte von mir runter gehen?“ „Erst wenn du mir ne ehrliche Antwort gibst!“ Ich schaute ihn nur noch treudoof an. Er ist ja schon geil, und so hübsch! Mann, ich will ihn haben! Mein Marc! Soll noch eine blöde Schlampe versuchen mir den wegzunehmen! Es muss doch irgendwie gehen! Marc klatschte grade mal seine Hand in mein Gesicht und beförderte mich somit wieder aus meiner Traumwelt heraus! Ich sah dass er nach unten sah und… Oops, nicht schon wieder. Also wenn er‘s jetzt nicht schnallte war er echt doof! „So so, hatte ich heute morgen doch Recht?!“, meinte er mit einem fiesen Grinsen im Gesicht. „Marc, jetzt lass mich aufstehn! Und hör auf mir auf die Nerven zu gehen!“ „Nö“ Am liebsten hätte ich ihm jetzt eine geknallt, aber bevor ich auch nur einen Gedanken daran verschwendet hatte steckte er mir auch schon seine Zunge in den Hals! Jetzt verstand ich gar nichts mehr. Ein Hetero-Marc kommt neu in meine Klasse, mein idiotischer Vater lässt mich zu ihm ziehen, aus unbekannten Gründen, und jetzt küsst der mich?! Das war zu viel. Mein Gehirn schaltete sich auch grade ab und ich fand Marcs Hand zwischen meinen Beinen wieder. Er schaute mich an. „Was ist los? Keine Lust?“, meinte Marc. „Ja, doch, schon, aber….“ „Aber was? Nur weil ich dir gesagt hab ich steh nicht so auf Kerle?“ „Ja“, antwortete ich etwas verlegen. „Ich kann mich auch mal irren, Süßer.“ Hat Marc mich gerade Süßer genannt??? Wow! Vielleicht wird ja doch noch was aus meinen Träumen!!!! „Also, was ist jetzt?“, hakte er erwartungsvoll nach. Ich grinste erst über beide Ohren und küsste ihn dann. Es wurde eine lange Nacht, aber eine unvergesslich schöne Nacht! Mein Marc und ich in einem Bett, eine ganze Nacht, es war fast wie in einem Traum, aber auch nur fast. Es war real! Die Träumerei brauchte ich jetzt nicht mehr, ich hatte ja ihn. Am nächsten Morgen hatten wir zum Glück keine Schule, denn die hätten wir auch mit Sicherheit sowieso nicht besucht. Als ich aufwachte fand ich mich in Marcs Armen wieder. Es war zu schön um wahr zu sein! Ich bemerkte gar nicht, dass er bereits wach war und mich amüsiert beobachtete. Aber dann meinte er:“ Guten morgen, na, gut geschlafen?“ „Moin, ähm ja… sehr gut. Mit dir doch immer“, antwortete ich. Er löste die Umarmung und steckte mir wieder die Zunge in den Hals. Plötzlich kam seine Mutter herein und blieb mit weit aufgerissenen Augen in der Tür stehen. „MARC!!!!!! Was…?!“ Er hörte augenblicklich auf und schaute böse zu ihr. „Was ist los?!“ „Ach nichts, nichts…“, sie drehte sich grinsend um und rief noch „Viel Spaß noch…“ und schloss die Tür. Mal wieder verwirrt schaute ich fragend zu Marc, aber der grinste nur vor sich hin und fiel kurz darauf über mich her. Kapitel 7: Psychotanten und Doktoren ------------------------------------ Es war göttlich. Wir hatten beide unseren Spaß und ich dachte noch den ganzen Tag darüber nach. Ich hatte es die ganze Zeit gehofft, davon geträumt… und jetzt war es wahr geworden. Marc und ich… er war einfach toll…. Aber das sollte schneller enden als gedacht. Denn am Abend entdeckte Marc meine Arme, die er letztens aus diversen Gründen noch übersehen hatte. Er schaute mich etwas abgeschreckt an und fragte dann:“ Was….. Warum hast du dich so … zugerichtet?!“ Ich blickte ihm tief in die Augen. Er hatte nun die ganzen Schnitte gesehen, die ich die ganze Zeit noch verstecken konnte. Scheiße! Da kam ich jetzt nicht mehr raus, aber er würde mich verstehn… dachte ich… . „Also..“, meinte ich. „Was also?!“ „Ich konnte nicht mehr anders, ich … ach ich weiß nicht“ Er schaute etwas finster und verließ den Raum. Scheiße, verdammt! Warum tu ich so einen Mist? Aber andererseits… mir gings echt scheiße das muss doch in seinen Kopf reingehn! Er wird doch wohl nicht jemand anderem davon erzählen! Nachher stecken die mich noch in die Klapse, das kann ja wohl nicht sein. Nein, das wird sicher nicht passieren! Ich setzte meinen iPod auf und dachte nach. Eigentlich wartete ich auch darauf, dass Marc wieder zurückkam, aber das bekam ich nicht mehr mit, denn ich schlief nach ein paar Stunden ein. Erst am nächsten morgen durfte ich feststellen, dass wir uns wieder ein Bett teilten. Ich musste grinsen als ich mir ihn so ansah. Er war echt süß wenn er schlief. Ich schaute auf die Uhr. Es war bereits 13:00 Uhr und er schlief immer noch tief und fest. Wann er wohl wieder gekommen war? Ich machte mich auf Richtung Küche, denn ich hatte seit Ewigkeiten nichts mehr gegessen. Dort traf ich auf seine Mutter die mir mit nachdenklich besorgtem Blick einen guten Morgen wünschte. Ich machte mich über eine Schüssel Müsli her, als Marc‘s Mutter sich mir gegenüber platzierte und anfing zu reden:“Mike, gibt es irgendein Problem?“ Ich schaute sie fragen an und entgegnete nur:„Ähm, nein, wie kommen sie darauf?“ „Hör auf mich zu siezen! Nenn mich doch einfach Mel.“ „Ok, Mel. Aber wie kommen sie… wie kommst du darauf?“ „Marc hatte solche Andeutungen gemacht, dass du anscheinend irgendwelche Probleme hast, du weißt, du bist für mich wie ein Sohn und ich will dass es dir gut geht, außerdem bist du der Geliebte meines Sohnes!“ Das hörte sich ja an wie ein Verhör! So hatte ich Melanie ja noch nie erlebt!!! Ich konnte nur mit leerem Blick in ihre Augen schauen…. „Aber es ist ja gut wenn alles in Ordnung ist. Ich wollte nur nachgefragt haben…“, erwiderte Mel. Ich räumte das Geschirr in die Spülmaschine und ging wieder in Marcs Zimmer. Er schien immer noch zu schlafen, also dachte ich mir, nutze ich die Zeit allein für die Hausaufgaben für den nächsten Tag. Ja, ich mache tatsächlich Hausaufgaben wenn ich nichts anderes zu tun habe, was jedoch meistens nicht der Fall ist. Ich musste feststellen, dass ich nicht mal wusste was wir zu Zeit im Unterricht durchnahmen und verstand daher nichts. Also entschied ich mich doch anders und krabbelte zu Marc ins Bett. Ich lag eine Weile neben ihm und schaute ihn einfach nur dabei zu, wie er schlief. Er war wirklich wunderschön und wirkte auch unheimlich lieb wenn er schlief. „Wie lange liegst du schon da?“, kam es plötzlich von Marc. Etwas erschrocken antwortete ich „Noch nicht sehr lange… seit wann bist du wach?“ „Keine Ahnung, zehn Minuten?“ Er setzte sich auf und gab mir ein Küsschen. „Hast du Lust heute schwimmen zu gehen?“, fragte er mich. „Nein, nicht wirklich…. Aber wir könnten noch in die Einkaufspassage, ich wollte noch nach ein paar neuen CDs schauen.“ „Ok, machst du dich schon mal fertig? Ich esse erstmal was.“ „Klar!“ Ich ging ins Bad, zog mich aus und sprang unter die Dusche. Da hörte ich plötzlich die Badezimmertür aufgehen und schon stand Melanie neben mir und schaute entsetzt auf meine Arme. „Was jeder für ein Drama daraus macht!?“, dachte ich mir. „Sorry, hatte vergessen abzuschließen“, meinte ich ausweichend. „Das ist jetzt auch egal! Wie war das? Es gibt keine Probleme? Und warum sehen deine Arme dann so aus?!“, sie drehte um, ging aus dem Zimmer und schlug die Tür hinter sich zu. Scheiße, jetzt hat Mel es auch noch gesehn! Na hoffentlich macht sie jetzt nichts dummes… Ich weiß ja, dass es falsch war, aber warum muss jeder gleich so überreagieren?! Als ich mit duschen fertig war, mich abgetrocknet und fertig gestylt hatte, trat ich aus dem Badezimmer und blickte Mel in die Augen, die gegenüber der Tür stand und das Telefon in der Hand hielt. „Ich habe gerade mit deinem Vater gesprochen. Wir denken beide, dass es besser wäre, wenn du wieder nach Hause ziehst.“ Ich dachte erst ich höre nicht recht, und starrte Mel mit offenem Mund etwas abwesend an. Dann meinte ich: „Das, … das könnt ihr nicht machen!“ Sie nickte nur, schob dann noch ein geflüstertes „Oh doch…“ hinterher. Wie aus dem Nichts stand Marc plötzlich neben ihr und schaute mir mit besorgtem Blick tief in die Augen. Dann drehte er sich um und verließ die Wohnung. Ich begriff gar nicht mehr, was überhaupt los war. Ich hörte die Klingel, dann, wie Mel zur Haustür ging und anschließend die Stimme meines Vaters. Ich zuckte zusammen. Ich saß auf der Couch als Mel mit meinem Vater das Wohnzimmer betrat. Er schaute mich böse an, dementsprechend blickte ich auch böse zurück. Ich spürte den Hass in mir. „Los, komm gleich mit, ich denke es ist alles geklärt.“, sagte Hilary in einem Tonfall, der mir natürlich gar nicht passte. „Nichts ist geklärt!“, warf ich ihm an den Kopf. Er hatte sich schon zum Gehen gewandt, drehte sich jetzt jedoch wieder zu mir um und funkelte mich wütend an. Ich hätte ihm am liebsten ein Messer in die Brust gerammt, verdient hätte er es allemal! „Wir haben gleich einen Termin“, meinte er zu mir. Ohne weiter zu fragen ging ich mit ihm zum Auto. Wir fuhren Richtung Einkaufspassage, auf dem Weg sah ich Marc am Straßenrand an einer Bushaltestelle sitzen. Ich wäre am liebsten ausgestiegen und zu ihm gerannt… Wir fuhren nun an der Einkaufspassage vorbei und jetzt hielt ich es nicht mehr aus. „Wohin fahren wir eigentlich?“, fragte ich etwas verängstigt. „Zu Frau Liebhab.“ „Zu wem?“ „Frau Liebhab.“ „Kenn‘ ich nicht.“ „Gleich schon.“ Ich verdrehte die Augen. Wir fuhren auf einen kleinen Parkplatz, auf dem etwa nur vier Autos Platz hätten finden können. Außer uns stand nur noch ein silberner Mercedes da. Mein Vater ging zu dem Gebäude direkt daneben, ich folgte ihm. Ins Treppenhaus und 3 Etagen hoch laufen, wie ich doch Sport „liebe"…. Nun standen wir vor einer Wohnungstür, neben welcher ein weißes Schild mit dunkelgrüner Schrift hing, auf dem außer den Öffnungszeiten geschrieben stand „Psychotherapeutin Renate Liebhab“ Ich blickte mit finsterer Mine zu meinem Erzeuger. Wenn ich ihn erschießen durfte, würde ich ihm diese Aktion hier verzeihen, aber das würde wohl niemals passieren… Er klopfte an die Tür und wenige Sekunden später öffnete uns Frau Liebhab. Sie hatte blondes Haar, war nur wenige Zentimeter größer als ich und schien meiner Meinung nach leicht dicklich zu sein. Ich schätzte sie so um die 30, wobei man ihren Gesichtszügen ihre Arroganz schon ansah. „Ah, ich nehme an der junge Mann ist Mike?“ „Genau“, meinte Hilary mit einem Nicken begleitet. „Dann kommen Sie doch bitte herein“, sagte sie mit lauter, etwas krächzender quietschende Stimme. Etwas zögernd betrat ich die Praxis, mein Vater setzte sich auf einen Stuhl im Flur und ich folgte ihr dann weiter in einen anderen Raum. Kapitel 8: Das Verhör --------------------- Ich saß nun in einem Raum mit weißem Anstrich auf einem schwarzen Stuhl. Vor mir ein Glastisch und gegenüber ein weiterer Sessel mit der Psychotante drauf. Diese schaute mich durchdringend mit einem arroganten Grinsen an, was ich mit einem leeren Blick beantwortete, „So, Mike“, begann sie das Gespräch „warum bist du hier?“ „Das wüsste ich auch gern“ Sie senkte ihren Kopf und schielte mit den Augen nach oben und schaute mich an, als ob sie gleich einen Lachanfall bekäme. „Darf ich mal deine Arme sehn?“ „Nein!“ „Warum nicht?“ „Ich glaube das wissen sie ganz genau!“ „Ich will mich nur davon überzeugen, dass die Angaben die ich habe korrekt sind und für mich die Extremität deiner Emotionen und Gedankengänge besser vorstellbar sind.“ Nun schien ich den Blick eines Massenmörders zu haben, wenn ich ihrer Mimik nach ihrem Gelaber glaubte. „Gut, wenn du nicht willst, kann ich es auch nicht ändern!“, fuhr sie fort. „Du weißt, dass dir nur geholfen werden kann wenn du mit mir sprichst? Ein gewisses Vertrauen zu deinem Psychologen ist also erforderlich um Fortschritte zu erzielen.“ „Ich soll Ihnen vertrauen?!“, fragte ich etwas aus der Fassung geraten. „Ja.“, bekam ich als kurze, aber verständliche Antwort. „Nun gut, Mike…“, meinte sie und ich blickte sie boshaft an. Ich hasste es wenn man ständig meinen Namen nennt, das kam meiner Meinung nach irgendwie etwas .. Psycho rüber. Aber passt ja, wenn diese Frau nicht dringend ne Therapie brauchte, welche die Arroganz mindert und die grässliche Stimme ändert fraß ich nen Besen! „Wie sind denn deine familiären Verhältnisse, Mike? Also fangen wir bei deinem Vater an, wie kommt ihr beide zurecht?“ „Gar nicht, er hat meine Mutter auf dem Gewissen“, sagte ich in provozierendem Ton. „Oh, das sind aber keine guten Vorraussetzungen für ein schönes Familienleben. So etwas seinem eigenen Vater zu unterstellen, ist ja wirklich unglaublich, also die Jugend heut zu Tage … das kann ja wohl nicht wahr sein! Also ist deine Mutter verstorben?“ „Ja“, versuchte ich ruhig zu sagen, aber anscheinend klappte es mit dem „ruhig“ nicht ganz. „Hast du eine Freundin oder bist du Single?“ „Ich wüsste nicht was sie das angeht. Aber ich bin zur Zeit Single.“ Dieser blöden Kuh würde ich mit Sicherheit nichts mehr sagen! Die hatte ja leicht reden, als ob ich meinem Vater die Schuld am Tod meiner Mutter unterstellen müsste, wir wissen alle dass er es war. Nur leider kann es niemand nachweisen! Und wenn diese Psychotante meinte sie könne mir hier an den Kopf werfen was sie wolle und über „die Jugend von heute“ reden, die hatte doch keine Ahnung was in uns vorgeht. Die machte sich doch nur wichtig weil sie nen Doktortitel hatte und sah wie alle Ärzte nur das Geld! Der Rest war doch vollkommen egal! „Um wieder zur Familie zu kommen, hast du Geschwister?“ „Die Jugend von heute hat keine Lust mehr zu reden.“ Sie blickte mich böse funkelnd an. Ich bekam wirklich Angst, denn dieser Frau würde ich durchaus zutrauen, dass sie eine Waffe aus dem nächst besten Schrank holte und auf mich losging wenn ich mich weiterhin nicht auf sie einließ. Da würde sie aber lange warten müssen. Ich glaube es gibt nicht allzu viele Menschen die mir in so kurzer Zeit so unsympathisch geworden sind! „Ich glaube ich muss mal mit deinem Vater sprechen. Dir muss man mal dringend Manieren beibringen!“, quietschte sie. Ich stand auf, wünschte ihr noch einen schönen Tag und verließ den Saal, draußen schaute ich kurz zu meinem Vater und ging dann zur Tür, verließ das Gebäude. Ich rannte los, ohne zu wissen wohin. Ich fand eine Bushaltestelle und wartete auf den Bus, der wenige Minuten später kam. Und wie mein Glück es so wollte fuhr wieder ein ganz bestimmter Fahrer. Er schien mich zu verfolgen. Ich hoffte nur, dass mir dieses Mal nicht wieder ein Pfosten im Weg stand. Ich stieg ein, begrüßte die Lenkradsau nicht und schaute ihn auch nicht an. Erhobenen Hauptes nahm ich auf einem Dreiersitz im hinteren Bereich des Busses Platz. Zu Hause angekommen stellte ich fest, dass mein Vater schon da war. Mit dem Auto ist man schon um einiges schneller als mit dem Bus. Jedenfalls ging ich einfach hoch in mein Zimmer, stellte dann aber fest, dass ich zitterte und jetzt einfach nicht allein sein konnte! Also hoffte ich, dass mein Bruder da war und ging nebenan in sein Zimmer. Ich klopfte aber vorher an; ein „ja“ war zu vernehmen, also ging ich hinein. „Kai,…“, flüsterte ich und ging auf ihn zu. Er saß an seinem Schreibtisch und arbeitete am Computer. Aber als er mich ankommen sah stand er sofort auf und nahm mich in den Arm. Er wusste genau wann ich das brauchte. Er war nun mal der beste Bruder den man sich nur wünschen kann. Wir verstanden uns meist sogar ohne Worte. Ich war wirklich froh, dass er immer für mich da war. Es waren bestimmt zehn Minuten, wenn nicht sogar länger die wir einfach mitten im Raum standen. Ich in seiner Umarmung, das leise Summen des Computers und die Stimme meines Vaters, der anscheinend gerade am Telefonieren war. Er löste die Umarmung und schaute mich fragend an, wir setzten uns beide auf sein Bett und er legte seinen Arm um mich. „Na los, erzähl schon, was ist passiert?“, fragte er mit ruhiger Stimme nach. „Es ist alles so.. so unfair! Ich weiß nicht.. Mein Kopf, alles, es ist…“ „He he, beruhig dich erstmal, Brüderchen.“ Er schaute mich mit besorgten Augen an. Dann nahm ich mich zusammen und erzählte ihm alles, was passiert war. Wieder von den Auseinandersetzungen mit Hilary, das Wohnen bei Marc, seiner Mutter, von der Psychotante Frau Liebhab und über meine derzeitige Situation, dass ich nicht mehr wusste wie es weiter gehen sollte. Er seufzte und ich tat es ihm nach. Wir starrten nun beide auf den Boden, sahen uns dann gleichzeitig an. Ich war mir nicht sicher, aber Kai war den Tränen nahe, dass sah ich an seinen Augen. Dann warf er sich nach hinten auf‘s Bett und zog mich dazu. Dann kletterte er auf mich und küsste mich. Nicht etwa ein Ich-hab-dich-lieb-Bruder-Kuss, sondern so richtig. Jetzt war ich vollkommen verwirrt! Aber ich wehrte mich nicht, ganz im Gegenteil, ich genoss es. Kapitel 9: Willst du mit mir spielen? ------------------------------------- Ich schlug langsam die Augen auf. Dann musste ich feststellen, dass ich in Kais Bett lag. Ich dachte kurz nach und erinnerte mich an letzte Nacht, besser gesagt letzten Abend, denn an viel mehr als die Umarmung konnte ich mich nicht mehr erinnern. Ich fragte mich wirklich warum ich im Bett meines Bruder lag und musste feststellen, dass ich nicht einmal mehr Boxershorts trug. Das machte mich schon etwas stutzig, dann kam es mir wieder in den Sinn. Wir hatten uns gestern Abend geküsst, ich und mein Bruder. Ich ekelte mich gerade vor mir selbst. Aber es war schön gewesen. Ob wohl mehr passiert war? Ich warf einen Blick durch das Zimmer. Was ich da sah ließ mich schon grübeln, denn meine Klamotten waren durch das ganze Zimmer verstreut, in alle möglichen Ecken geworfen. Andere würden es vielleicht eklig finden mit dem eigenen Bruder…. Vielleicht ist es das auch, aber… es war irgendwie auch ganz anders als ich es mir vorstellte. Er war zwar mein Bruder, hatte sich aber meist mehr wie ein sehr sehr sehr guter Freund verhalten. Er war auch nicht nur mein Bruder, er war.. einfach toll….. Aber nun fragte ich mich, wo war Kai??? Arbeiten musste er erst am Abend. Um dieser Frage nachzugehen erbarmte ich mich dazu aufzustehen, meine Klamotten einzusammeln und diese gleich wieder anzuziehen, da man ja nie weiß, wem man so im Flur begegnet. Im Wohnzimmer war er jedenfalls nicht, in der Küche auch nicht und sonst auch nirgendwo. Wahrscheinlich hat er sich aus dem Staub gemacht, weil mein Vater zuhause ist oder weil er mir jetzt nicht begegnen will. Letzteres blieb mir etwas im Hals stecken, weil ich plötzlich Angst hatte, dass es wirklich so sein könnte…. Ich sprintete ins Bad und machte mich erst mal ausgangsbereit, denn ich sah wie einige Leute morgens nicht gerade blendend aus. Nach 2 Stunden Duschen, Föhnen, Stylen und neue Klamotten suchen, ging ich dann hinaus ins freie Leben, oder in meinem Fall die Bushaltestelle. Ich wollte zu Marc fahren, mal sehen was er so treibt. Ausnahmsweise fuhr mal nicht DER Busfahrer, sondern eine dünne Frau mit knallrotem Haar. Sie machte mir schon etwas Angst und ihr Fahrstil…. Ich fang gar nicht erst an. Bei Marc angekommen klingelte ich. Mel machte mir die Tür auf und meinte etwas verwundert „Oh, hallo Mike! Du willst sicher zu Marc, kleinen Moment“, sie drehte sich um und schrie durchs ganze Haus nach Marc. Kurz darauf kam er auch schon angetüdelt und meinte nur „Hallo, was willst du?“. Vielen Dank für die tolle Begrüßung mit Umarmung und Kuss und Freude, du Depp! „Hi, ich wollte dich nur mal wieder sehn.“ „Ich hab dir doch gesagt, ich bin nicht schwul, also verschwinde!“; mit diesen Worten schlug er die Tür zu. Nun stand ich da, vor Marcs Haustür. Ich fing an zu heulen, wie ein Wasserfall und sank auf den Boden. Ich wollte nur noch sterben, ich konnte es nicht glauben, dass das grade wirklich passiert war! Ich war verwirrt. Plötzlich öffnete sich die Tür und ich vernahm Marcs Stimme hinter mir:“Hey, tut mir leid, das war nicht ok. Komm doch bitte rein.“ Ich stand vom Boden auf und drehte mich um. Ich muss echt schlimm ausgesehen haben, wenn ich seinen Blick richtig deutete. „Ach komm her!“, meinte er und nahm mich in den Arm. „Warum…?“ „…“ „Warum hast du das eben getan?“ „Ich weiß es nicht“ „Aber…“ „Es ist so, tut mir leid. Ich liebe dich, Mike!“ Wir gingen in Marcs Zimmer. Kaum war die Tür hinter uns geschlossen zog er mich aufs Bett und riss mir die Kleider vom Leib. „Wie war das? Du bist nicht schwul?“, fragte ich scherzhaft. Nun war ich wieder etwas aufgemuntert. Marc gab mir genau das was ich jetzt brauchte und noch viel mehr. Also sagte ich nicht nein! Nun lagen wir, nur mit Shorts bekleidet, übereinander in seinem Bett und schoben uns gegenseitig die Zunge in den Hals. Schwupp hatte ich schon was ganz anderes im Mund. Entweder er war ziemlich schnell oder meine Wahrnehmung war etwas langsam, das war ja schon nicht mehr normal! Jedenfalls ging das ganze noch eine Weile so weiter, danach lagen wir noch etwa zwei Stunden nebeneinander und kuschelten nur ein wenig. „Ich sollte so langsam wieder nach Hause…“, meinte ich. „Ich dachte du übernachtest hier? „Nein, ich muss noch unbedingt mit meinem Bruder etwas klären.“ „Achso…., was denn?“ „Ist egal“ „Mir nicht“ „Ist trotzdem egal.“ „Wenn du meinst…“, dann drückte er mir einen Kuss auf und ich suchte meine Kleider zusammen und zog mich wieder an. Dann ging ich zur Bushaltestelle und fuhr nach Hause, in der Hoffnung, Kai jetzt anzutreffen. Kaum angekommen stand mein Vater schon parat. „Kai ist auf der Arbeit, also haben wir genug Zeit um uns mal zu unterhalten.“ „Kein Interesse“, antwortete ich abweisend. Erst schaut er nur wütend, dann fing er an los zu schreien: „Du verzogenes Stück Dreck machst gefälligst was ich sage, ist das klar?!“ „Ich fühle mich nicht angesprochen, wenn du von Dreck redest, ich gehe dann eher davon aus, dass du mal einen Blick in den Spiegel riskiert hast.“ Oops, das war ein Fehler, ihm eine solche Antwort gegen den Kopf zu werfen. Er holte aus und schlug mir seine Faust mitten aufs Auge. Wutentbrannt ging ich in mein Zimmer und sperrte ab. Ich legte mich aufs Bett und nickte ein. Es klopfte an der Tür. Ich war plötzlich hellwach, da ich meinen Vater vermutete und solch einen Hass auf dieses hatte, dass es für einen Mord gereicht hätte. Stattdessen fand ich meinen Bruder Kai vor, der mich mit einer Umarmung begrüßte. „Tut mir leid, dass ich heute morgen einfach weg war.“ „Macht nichts,…. Ich hab dich schon vermisst“ „Achja?“ „Ja.“ „Also hat es dir letzte Nacht gefallen?“ Ich schaute ihn etwas verwundert an, meinte dann aber „Wäre das denn schlimm?“ „Nein, aber ich bin immerhin dein Bruder.“ „Ja, mein Bruder, von dem ich dachte, er suche nach einer Freundin!“ „Auch mein Brüderchen kann sich mal irren“ schmunzelte er. „Aber warum ich? Ich bin dein Bruder!“ „Weil du der beste Bruder bist, den man sich vorstellen kann“ „Moment mal! Du bist der beste Bruder den man sich vorstellen kann. Ich bin weder für dich da, noch bin ich in der Lage jemanden zu trösten wenns ihm schlecht geht!“ „Du bist öfter für mich da als du denkst. Und trösten, …. Mir reicht es wenn du einfach nur da bist und ich mit dir reden kann wenn ich will oder ich dich einfach nur in den Arm nehmen kann“ Ich war plötzlich verlegen, fröhlich und traurig zugleich. „Danke“, meinte ich und setzte mich auf mein Bett.“ Er schubste mich nach hinten und stieg breitbeinig auf mich um mir seine Zunge in den Hals zu schieben. Scheint im Moment echt in zu sein. So oft wie ich in letzter Zeit geknutscht werde…. „Sagt mal, was macht ihr beiden denn da?“, fragte mein Vater. Ich zuckte zusammen und Kai hörte augenblicklich auf und drehte sich um. Hilary stand mit verschränkten Armen in der Tür. „Ich dachte du hättest abgeschlossen“, meinte Kai. Ich schüttelte nur zart den Kopf und bereute meine Vergesslichkeit sofort. Kapitel 10: Runaway ------------------- Mir war grade zum Heulen zumute. Mein Vater stand in der Tür mit verschränkten Armen und ich lag auf dem Bett mit meinem Bruder, der immer noch auf mir lag, sich nun jedoch neben mich setzte. „Das kann ja wohl nicht wahr sein! Ihr beide seid echt sowas von abartig! Rausschmeißen sollte ich euch!“ „Machs doch!“, maulte ich zurück. Kai warf mir gleich einen warnenden Blick zu und sagte dann leise zu mir „Und wo sollen wir dann hin?“ „Wir werden schon was finden, notfalls frage ich Melanie…“, antwortete ich kurz. „Gut, wenn du meinst, Sohnemann. Liebend gern!“ Ich hätte ihn am liebsten ins Jenseits befördert diesen ….. Kerl. Die Tatsache, dass er unser Vater war, war nicht gerade sehr fördernd. „Nur leider darf ich das nicht, sonst bekomm ich noch Ärger mit den Bullen. Und die Sache mit eurer Mutter, hehe.., gut dass da niemand etwas beweisen kann!“, lachend ging er und schloss die Tür wieder. Ich schaute sofort zu Kai. „Scheiße! Und jetzt?“, meinte ich. „Keine Ahnung, gut war das jedenfalls nicht grade.“ „Ach nee, wirklich?!“, antwortete ich ironisch. „Tut mir leid…“, meinte ich weiter. „Es war meine Schuld, dass er uns erwischt hat, ich hätte daran denken sollen abzusperren.“ „Mach dir keinen Kopf! Ich war vielleicht etwas zu … schnell?“ „Ja das trifft es ziemlich gut.“, sagte ich. Die derzeitige Situation war nicht gerade blendend. Nun saßen wir nebeneinander auf dem Bett und starrten Löcher in die Luft. Mein Hirnkasten lief auf Hochtouren, mir wollte trotzdem nichts einfallen, was nun zu tun war. „Wir können ja noch hier bleiben, du hast ja gehört, dass er sonst Probleme mit der Polizei bekommt.“ „Ja“ Wir schauten uns nun gegenseitig an. Dann fuhr er mit der Hand über mein Gesicht und ich schloss automatisch die Augen. Dann verspürte ich eine zarte Berührung unserer Lippen. Dann riss ich die Augen auf, stieß ihn weg und meinte: „Ich weiß nicht, ob das eine so gute Idee ist…“ Ich blickte auf den Boden, spürte dennoch seinen fragend traurigen Blick. Nach einer Weile schaute ich ihm doch in die Augen. Dann stand ich auf und ging heraus. Ich lief los, war mir nicht sicher wohin. Ich musste einfach weg. Weg von meinem Bruder, meinem Erzeuger, meinem Heimatort, weg von all den Leuten, die ich kannte. Ohne zu wissen wohin ich lief, landete ich am Bahnhof. Wie ich die Bahn doch liebe, passend dazu war die erste Durchsage, die meine Ohren heute zu hören bekamen eine Erklärung für einige ausfallende Züge. Ich rannte in die nächstbeste Bahn und kurz darauf fuhr diese auch schon los. Ich erhaschte noch schnell einen Blick auf die Zielanzeige. Paris. Ach du scheiße! Ich fuhr tatsächlich nach Paris und hatte nicht einmal ein Ticket gekauft. So etwas sollte man vielleicht geplanter ablaufen lassen, aber dazu hatte ich ja keine Zeit. Nach relativ kurzer Zeit sah ich zwei Kontrolleure anrollen. Und zwar wirklich anrollen, denn so rundlich wie diese gebaut waren nahmen sie den kompletten Gang in Anspruch und waren nicht zu übersehen. Ich flüchtete Richtung Toilette. Verdammt! Besetzt. Als ich mich umdrehte standen die Kontrollkolosse bereits hinter mir. Wie schnell runde Dinge vorwärts kommen ist wirklich unglaublich! „Ihre Fahrkarte bitte!“, meinte einer der unfreundlich scheinenden Bahnangestellten. „Ich ähm, hab sie verloren! Beim Einsteigen hatte ich sie noch!“, flunkerte ich. „Dann müssen sie besser darauf aufpassen. Zeigen sie mir einen Fahrschein oder sie dürfen den doppelten Fahrpreis zahlen, junger Mann.“ „Wie hoch wäre der denn?“ „Bis Paris kostet es 99 €, also 198 €.“ Sein Grinsen machte mich nun leicht aggressiv. Dann vernahm ich hinter den Dicken eine Stimme eines jungen Herrn: „Hier sind 200 €. Somit dürfte alles geklärt sein.“ Er drückte den Bahnangestellten 200 Euro in die Hand, die sofort verschwanden. Nun stand ich neben einer Zugtoilette mit einem Jungen, der mich gerade gerettet hatte und den ich noch nie in meinem Leben gesehen habe. Er trug einen Anzug und eine sehr stylische Sonnenbrille, hatte etwas längeres, braunes Haar, welches er mit Gel etwas cooler wirken ließ. Und sein Lächeln. Einfach umwerfend! So wow! „Hey, ich bin Nico.“ „Mike“, meinte ich kurz, erstaunt darüber, von einem solch heißen Kerl in einem Zug nach Paris gerettet zu werden! Ich musste wohl wieder träumen… aber es war real! „Danke.“ „Keine Ursache. Du schienst mir sympathisch, da kann ich doch nicht zulassen, dass du von Kontrolleuren überrollt wirst!“, meinte er grinsend. Genau meine Formulierung! Wir schienen mehr gemeinsam zu haben als ich angenommen hatte. „Wie kann ich mich denn nur bei dir bedanken?“, fragte ich ihn verzweifelt. „Gar nicht.“ „Nein! Irgendwie…“ „Leiste mir einfach in Paris etwas Gesellschaft, wenn du kannst. Ich muss geschäftlich dort hin und bin die ganze Zeit alleine. Ich hasse es alleine zu sein.“ „Mmh, etwas Gesellschaft leisten ist gut!“ „Warum?“ „Nunja, dass ich kein Ticket hatte kommt daher, dass ich kein Geld habe und von Zuhause abgehauen bin. Mein Vater … wollte mich sowieso rauswerfen. Ich brauche etwas Zeit zum Nachdenken und bin in den nächstbesten Zug gerannt….“ „Ach so ist das.“ Wir schwiegen beide vor uns hin. „Wenn du willst kannst du bei mir im Apartment wohnen. Ich bin eine Woche in Paris, solange kannst du auch bleiben.“ „Ist das dein Ernst? Einen wildfremden Kerl in deinem Apartment wohnen lassen?“ „Klar.“ „Danke“, sagte ich ruhig und hätte am liebsten losgeweint. Die Tür der Toilette öffnete sich nun und ein bereits „scheintoter“ Rentner tritt heraus. „Komm, setzen wir uns wieder.“, meinte er und ich nickte nur. „Aber ich kann dir das Geld für das Zugticket nicht zurückzahlen. Jetzt jedenfalls noch nicht.“ „Macht doch nichts, ist geschenkt. Geld habe ich sowieso genug!“, lächelte er mir zu. „Fährst du eigentlich auch wieder zurück?“, fragte er mich. „Ja, ich hoffe nur, dass es dann einen Zug ohne Kontrolle gibt!“ „Wenn du mit mir wieder zurückfährst zahl ich dir das Ticket.“ „Das kann ich nicht annehmen!“ „Warum nicht? Ich mag dich, dann werde ich dir doch wohl so einen billigen Fahrschein von 100 Euro zahlen können!“ „Wenn du meinst, … danke!“ « Mesdames et Messieurs, en bref, nous allons arriver à Paris.» „Wir sind schon fast da?“, wunderte ich mich. „Ja!“ Nico nahm seinen Koffer und ich großzügiger Weise seinen Rucksack. Als wir uns durch die Menschenmassen zur Straße gekämpft hatten, zerrte Nico mich dann in ein Taxi und wir fuhren durch Paris. Ich hatte keine Ahnung wo wir genau waren, Paris, aber mehr wusste ich auch nicht. Nach geschätzten 30 Minuten Fahrt hielten wir vor einem gigantischen Gebäude. „Das ist unser Hotel. Wir haben ein ganzes Apartment für uns. 1300 Euro pro Nacht“, zwinkerte er mir zu. „Wow“, mehr konnte ich gerade nicht von mir geben, so hatte der Preis mich niedergeschlagen. Wir stiegen aus, der Fahrer nahm Nico‘s Koffer aus dem Kofferraum und wir gingen hinein. Nico ging zur Rezeption und ich wartete mit dem Gepäck wenige Meter hinter ihm. Ein Page kam angetrabt und nahm den Koffer an sich und führte uns zu unserer Suite. Die Suite war ziemlich groß, meiner Meinung nach. Umfasste einen Wohnbereich mit Plasmafernseher, großer Ledercouch, Bar und Bürobereich. Außerdem hatten wir eine Küche, in der mich schon der Kühlschrank allein faszinierte. Das Badezimmer war Verhältnisweise normal und das Schlafzimmer…. Ein achteckiges Bett in der Ecke bot Platz für 2 Personen. Der Page verschwand, nachdem er uns einen angenehmen Aufenthalt wünschte, auf deutsch! Nico schaute mich an und setzte sein einzigartiges Lächeln auf. „Komm bloß nicht auf die Idee auf der Couch zu schlafen! Du schläfst bei mir im Bett!“ Etwas verwirrt blickte ich ihn an. „Ok“ Nun fragte ich mich, ob er wusste, dass ich schwul bin, oder es zumindest ahnte. Oder ob er sich darüber nichtmal Gedanken gemacht hatte und es aus reiner freundschaftlicher Sympathie tat. Aber ich wollte es ihm auch nicht sagen und deswegen wieder auf der Straße sitzen. Also was tun? Kapitel 11: One Night in Paris ------------------------------ Er lag bereits im Bett als ich aus dem Badezimmer trat. „Also, … ich weiß nicht ob du es bemerkt hast“, meinte ich leise. „…aber ich bin schwul.“ „Hab ich mir gedacht. Dann dürftest du doch keine Probleme damit haben mit mir in einem Bett zu schlafen oder?“ „Ist meine ‘Vorliebe‘ denn so offensichtlich?“ „Mir fällt so was nun mal auf.“, lächelte er mir zu. Schon wieder dieses Lächeln! Einfach unglaublich. Ich steuerte das Bett an und legte mich neben ihn, mit dem Rücken zu ihm gewandt. Dann schaltete er das Licht aus. Ich fand Nico wirklich sehr anziehend. Abgesehen von seinem anscheinend überfüllten Konto war er sehr nett und sah richtig geil aus! Dann musste ich feststellen, dass mich Nico anscheinend wirklich sehr mochte, oder vielleicht gar mehr. Denn er rückte immer näher und umarmte mich sanft. Ok, sehr schön, das war genau das was ich jetzt brauchte. Wir lagen eine Weile so, aber schlafen konnten wir beide nicht, oder wollten es nicht…. Als diese Position sehr unbequem wurde drehte ich mich dann zu ihm um und sah ihm in die Augen, die nebenbei bemerkt, ebenfalls wunderschön waren! Sein Grinsen weckte Neugier in mir und bevor ich irgendetwas tun oder sagen konnte küsste er mich schon. Wow, und wie er mich küsste! Ich hatte noch nie jemanden kennengelernt, der derart gut küssen konnte! Ich war definitiv im siebten Himmel. Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war ich alleine. Ich blieb noch ein paar Minuten im Bett liegen als ich dann einen Zettel auf meinem Nachttisch sah. Danke für die schöne Nacht. Können wir gerne wiederholen wenn du Lust hast. Ich mag dich, du bist ein toller Mensch. Achja, Frühstück kannst du dir aufs Zimmer bestellen, kostet nichts. ;) , Nico Ich wusste nicht was ich davon halten sollte. Aber ich hatte Hunger und nach kurzem Zögern rief ich den Zimmerservice, der wenige Minuten später mit einem umfangreichen Frühstück antanzte. Als er verschwunden war machte ich mich daran, mich mit dem Baguette auseinander zu setzen. Was soll man auch anderes in Paris frühstücken? Ich wusste nicht was ich tun sollte, auf Nico warten, die Gegend erkunden oder sonst etwas. Ebenfalls fragte ich mich wann er wohl zurückkommen wird und was er eigentlich tut. Er ist wahrscheinlich wie er sagte geschäftlich unterwegs, daher ging ich davon aus, dass es etwas später werden würde. Also machte ich mich fertig. Der Luxus des Hotels, dass ich nicht mal bezahlen musste, ließ mich noch für Stunden in der Badewanne liegen, welche allen erdenklichen Schnickschnack vorweisen konnte. Als ich nach drei Stunden dann fertig war, wollte ich ein wenig durch Paris schlendert, was ich mir jedoch noch einmal überlegte als mir Nico auf dem Hotelflur entgegen kam. „Hey“, begrüßte er mich und schenkte mir ein Lächeln. „Hey“, antwortete ich. „Hast du bis eben geschlafen?“ „Ich war noch drei Stunden im Bad….“, meinte ich leise. Nico lachte kurz. „Drei Stunden? Hast trotzdem lange geschlafen“, zwinkerte er mir nun zu. „Kann sein…“ „Ist ja gut wenn du ausgeschlafen bist. Aber ich hab schlechte Nachrichten.“ Ich schaute ihn fragend an. „Was denn?“ „Ich muss wieder zurück. Die Woche Paris wäre somit erledigt. Aber.. Fährst du trotzdem mit mir zurück?“ Wie süß sein Blick in diesem Moment war! „Wann fährst du?“ „In ..“, er schaute auf seine Uhr „…ziemlich genau 2 Stunden fährt der Zug.“ „Was?!“ „Na los, beeil dich.“ „Na gut, ich komme mit.“ „Bleibt dir was anderes übrig?“ Erst warf ich ihm einen bösen Blick zu, dann meinte ich jedoch „Nein, ich will bei dir bleiben… also fahr ich sogar wieder nach einem Tag zurück. Nur für dich!“ „Ich fühle mich geehrt!“, meinte er humorvoll. Wir gingen also zurück in die Suite. Ich war schnell fertig mit meinem Gepäck, lediglich ein Rucksack mit dem Nötigsten. Nico jedoch hatte erst nach ungefähr 20 Minuten alles beisammen und lies den Koffer und den Rucksack von einem Pagen ins Taxi befördern. Am Bahnhof angekommen hatten wir dieselbe Hektik, wie bei unserer Ankunft in der Stadt der Liebe. Es war nicht leicht, aber umso schöner war es als wir endlich im richtigen Zug saßen und unsere Ruhe hatten, denn dieser war nicht allzu voll. Welch ein Glück. Der Zug fuhr los. Ich schaute zu Nico herüber, der recht müde zu sein schien. „Wo genau wohnst du eigentlich?“, fragte ich ihn. „Gib mir deine Adresse, ich schau mal vorbei.“, gab er mir als Antwort. Nun war ich mal wieder verwirrt. Warum konnte oder wollte er mir nicht sagen wo er wohnt? Ich versuchte meine Gedanken abschweifen zu lassen und sagte zu ihm „Ok, aber das ist etwas schwierig im Moment. Ich wohne vielleicht nicht mehr lange Zuhause, aber du hast ja meine Handynummer.“ Er nickte. „Na gut, dann ruf ich dich vorher an.“ Nach einer traumhaften Zugfahrt landeten wir am Bahnhof und als schneller Abschied bekam ich einen Kuss auf die Wange gedrückt, ein kurzes „Ciao, ich ruf dich an.“ und weg war er. Nun stand ich da, alleine am Bahnhof und schaute ihm hinterher, bis er in der Menschenmenge nicht mehr zu sehen war. Dann machte ich mich auf, mein sogenanntes Zuhause aufzusuchen. Also stieg ich in den nächstbesten Bus und lies mich auf den Sitz fallen. In Gedanken bekam ich am Rande mit, dass jemand in meinem Alter in den Bus einstieg und sich hinter mich setzte. An meiner Haltestelle angekommen stand ich auf und stieg aus, doch dann stellte ich fest, dass mir jemand ein ganzes Stück lang hinterher lief. Ich wandte mich um und blickte ihm genau in die Augen. Kapitel 12: New Love -------------------- Es war schon dunkel. „Hey!“ grüßte mich der Fremde. Ich musterte ihn von Kopf bis Fuß. Er war recht groß, hatte blonde, kurze Haare und blaue Augen. OK, sein Kleidungsstil war vielleicht nicht gerade der Beste, aber das kann man ja ändern. „Hey….“, antwortete ich etwas zögernd. „Du bist mir im Bus direkt aufgefallen.“, meinte er. Verwirrt meinte ich nur „Achja?“ „Ja, und weißt du warum? „Mh?“ „Du siehst richtig geil aus! Du hast nicht zufällig Interesse an Jungs?“ „Wirke ich echt so ….. homogen?“ „Ich hab ein Auge für so was. Also hab ich Recht?“ „Ja. Aber es kommt mir irgendwie sehr merkwürdig vor, dass ich einfach so von einem Wildfremden auf so was angesprochen werde und alles passt.“ „Mag sein, aber ich lebe mein Leben und warum sollt ich da nicht mein Glück austesten?“ Naja, etwas seltsam war der Kerl, aber ganz süß. Glück austesten, warum eigentlich nicht? „Hast du einen Freund?“, meinte er. „Nein, ich glaube nicht.“ antwortete ich und musste an Marc denken, aber auch an Nico. „Kann ich mit zu dir?“, fragte er. „Klar. Aber wenn mein Vater da ist, könnte es Ärger geben. Dann gehen wir besser woanders hin. Wie ich ihn hasse!“ „Alles klar.“ Wir gingen zu mir. Ich kramte nach dem Haustürschlüssel und fand diesen sogar in meinem sehr liebevoll gepackten Rucksack. Zu meinem Erstaunen brannte kein Licht, was darauf schließen lies, dass entweder niemand da ist, oder alles schläft. Beide Möglichkeiten waren genehm. Ich schloss die Tür auf und wir gingen hinein. Kaum die Tür geschlossen griff er nach meinen Armen und zog mich näher zu sich. „Es scheint niemand da zu sein. Achja, ich heiße übrigens Alex.“ „Mike“, erwiderte ich leise, als ich kurz darauf seine Zunge an der meinen hatte. Ich stieß ihn zart zurück. „Nicht hier, wir gehen besser hoch in mein Zimmer, wenn mein Vater jetzt kommt bringt er uns beide um!“ Er schaute mich etwas verdutzt an und meinte daraufhin lediglich „Dein Vater wird dir sicher nichts tun solange ich da bin.“ Erst wollte ich anfangen ihm klar zu machen, dass mein Erzeuger groß, stark und dick war, dazu kam ich jedoch nicht mehr als ich bemerkte, dass Alex bereits kein Oberteil mehr an hatte und ich feststellen musste, dass er durchaus eine Chance gegen Hilary hätte. Er war nur nicht so … gepolstert wie mein Vater, was jedoch nicht unbedingt ein Nachteil sein muss. Ich zog ihn die Treppe hinauf in mein Zimmer, ich warf den Rucksack in die nächst beste Ecke. Es war anscheinend gerade In, sich in kürzester Zeit alle Klamotten vom Leib zu reißen. Denn bevor auch nur eine Minute vergangen war, landeten wir im Adamskostüm in der Ecke neben meinem Rucksack. Nach ein wenig rumfummeln, knabbern und probieren fragte er mich mit einer Unschuldsmiene „Würdest du mir einen blasen?“ Eigentlich gar nicht auf diese Frage vorbereitet schaute ich ihn einfach nur dumm an. Ich wollte gerade zustimmen als ich bemerkte, dass ich gar keine Wahl hatte und bereits dabei war. Nachdem wir so ziemlich alles durch hatten, meinte er zu mir „Hast du vielleicht noch Lust ein wenig in die Stadt zu gehen? Ich kenne da nen coolen Club.“ „Ok.“ Anziehen, Frisur richten und ab zur Bushalte. Es war 1 Uhr nachts und eiskalt geworden. Wir küssten und kuschelten uns warm und waren beide froh als endlich der Bus kam. Kaum war bei diesem die Tür geöffnet vernahm ich die nicht ganz unauffällige Fahrerin die mich angrinste und „Aleeeeeeex!“, schrie. Ich stand neben ihm und schaute ihn mit Fragezeichen in den Augen an. Er lächelte mich kurz an und wir stiegen ein. „Hey. Lange nicht mehr gesehn! Das ist übrigens Mike!“, er schob mich vor sich. „Hi, ich bins Tina. Der Trottel neben dir ist mein Cousin und wenn er irgendwas über mich erzählt hat, es stimmt nicht!“, meinte sie zu mir. Ich fand sie lustig, sie schien recht groß als sie sich über die Kasse in Alex‘ Arm beugte. Außerdem war sie ziemlich kräftig und hatte blonde Haare, war geschminkt bis zum geht nicht mehr und trug anscheinend keine Arbeitskleidung, es sei denn diese bestünde aus pinkem, bauchfreiem Top und Minirock. „So, ich hab in 2 Stunden Feierabend, solange bleibt ihr beide gefälligst hier und erzählt mir alles zwischen euch.“ Sie grinste amüsiert vor sich hin. Ich musste ebenfalls grinsen, denn eine so durchgeknallte Busfahrerin kennen zu lernen, die nebenbei die Cousine meines eventuellen Freundes war, zeigte mit wie schön das Leben doch sein kann. Wir standen eng aneinander gekuschelt vorne an der Windschutzscheibe des Busses und ich erzählte ihr, wie wir uns erst vor wenigen Minuten begegnet waren. Die sexistischen Inhalte verschwieg ich jedoch. „Du kannst ihr ruhig alles erzählen, sie ist meine Cousine, meine liebste Cousine!“, schleimte er. „Er hat auch so viele….“, meinte sie ironisch zu mir. Ich musste wieder lachen. „Also erzähl mal, ich will alles wissen, ich kenne ja meinen kleinen Cousin.“, lachte Tina. Das übernahm Alex für mich und ich war erstaunt wie offen die beiden redeten. Als niemand außer wir drei mehr im Fahrzeug war meinte Tina „So, gleich Feierabend. Ich nehm euch mit aufs Depot und fahr dich dann Heim Mike, ok?“ „Ähm, klar. Danke.“ Sie schob eine CD in den Player, (ich wusste gar nicht dass es in Bussen CD-Player gibt!) und drehte die Musik so laut auf, dass ich mir vorkam wie in einer Disco. Aber es war toll, meine Stimmung stieg immer mehr. Als sie den Bus abstellte lagen ich und Alex halbnackt im hinteren Teil des Fahrzeugs. „So, genug Spaß gehabt für heute, ihr zwei!“, schrie sie. Wir krabbelten in ihren Smart, was sich als sehr abenteuerlich erwies. Denn wie bereits erwähnt nahm Tina nicht gerade wenig Platz ein. Zudem bietet ein Smart nicht allzu viel Platz, also kam, dass ich auf Alex‘ Schoß mitfuhr. Vor meiner Haustür angekommen, stellte ich fest, dass Licht brannte. „Scheiße! Mein Vater scheint da zu sein!“ „Soll ich mit rein kommen?“, fragte Alex. „Nein, nein, schon ok.“ Ich bekam einen Abschiedskuss und ging ins Haus. Ich schloss die Tür hinter mir und hob meinen Blick. Dann erkannte ich Kai. „Wo warst du solange?“ „Ach, ist egal.“ Verwirrt blickte er mich an. „Achso.“, meinte er nur und ging in sein Zimmer. Als ich in meinem Bett lag und vergebens versuchte einzuschlafen, kam mir in den Sinn, dass ich weder wusste wo Alex wohnte, noch eine Telefonnummer oder sonst etwas außer seinen Namen wusste. Gut, ich kannte auch seine Cousine, die lustige Busfahrerin. Ich musste immer wieder grinsen wenn ich daran denke. Dann kam Kai in mein Zimmer gestürzt, schlug die Tür zu, setzte sich neben mich und schaute mich ernst an. „Wir müssen reden, Brüderchen.“ Kapitel 13: Between Love and Voilence ------------------------------------- Ich saß nun neben Kai auf meinem Bett. „Wo zur Hölle warst du so lange?“, meinte er. „Ich brauchte etwas Abstand… tut mir Leid.“ „Ich hab mir Sorgen gemacht!“ „Tut mir ja Leid!“ „Hilary ist verschwunden.“, erwähnte mein Bruder leise. „Wie, verschwunden?“ „Er ist weg, einfach so… Ich hab nicht die leiseste Ahnung wo er sein könnte. Er kam gestern ins Krankenhaus, ich weiß selber nicht warum, aber dann hieß es, ein Patient wäre verschwunden.“ „Ins Krankenhaus? Ich versteh das alles nicht.“ „Ich auch nicht, aber jedenfalls haben wir jetzt ein Haus wo uns niemand wie Dreck behandelt!“ Ich musste grinsen. „Ich hab dich vermisst!“, flüsterte ich und fiel ihm in die Arme. Dann klingelte es an der Tür. „Wer ist das denn? Es ist mitten in der Nacht!“, stellte mein liebster Bruder fest. Er stand auf und ging herunter, um die Haustür zu öffnen. Dann rief er mich herunter und als ich die Treppe runterstapfte sah ich, dass es Alex war. Was machte der denn jetzt hier? „Hey! Was machst du so spät hier?“, wollte ich wissen. „Darf ich denn nicht mehr so spät vorbeikommen oder willst du mich nicht mehr sehen?“ „Doch, doch, klar!“ „Ich verzieh mich mal ins Wohnzimmer“, warf Kai in unsere sehr informationsreiche Konversation ein. Ich gab ihm ein Lächeln. Alex schnappte meine Hand und zog mich herauf ins Zimmer. Er schloss meine Zimmertür und warf mich aufs Bett. „Wer war das?!“, fragte er mich vorwurfsvoll. „Ähm, mein Bruder…..“ „Dein Bruder?“ „Ja, mein Bruder. Irgendein Problem damit?“ Er trat näher zu mir und krabbelte dann ebenfalls aufs Bett. Was dann folgte könnt ihr euch sicher denken, wie immer eben. Ok, er hatte es anscheinend ziemlich nötig. Ich hoffte nur, dass es nicht immer nach jeder zweiten Stunde sein musste. Wir lagen noch eine Weile einfach so nebeneinander auf dem Bett und schliefen irgendwann ein. Es war 12 Uhr mittags als ich wach wurde. Ich schaute neben mich und betrachtete mir den schlafenden Alex genauer. Als er die Augen aufschlug meinte er nur kurz „Moin“, rollte sich vom Bett und verschwand im Badezimmer. Wenige Minuten später stand er wieder vor mir. Außer die nun vorhandene Kleidung fiel mir keine Veränderung auf, was ich, im Vergleich zu mir, sehr amüsant fand. Dann sprang er auf mich und fragte leise „Und, was machen wir heute?“ „Weiß nicht…“, meinte ich noch recht verschlafen. „Aber ich weiß, dass du ohne Klamotten viel besser aussiehst.“ „Ist klar…“ „Nein, wirklich! … Ich muss noch zu Tina, ein paar Sachen holen. Bin in ner Stunde wieder da!“ „Ok.“, meinte ich nur und hörte wie er das Haus verließ. Eine Stunde, in der Zeit bin ich mit etwas Glück mit Klamottenaussuchen und Haare machen fertig. Also tat ich dies und ich brauchte, sage und schreibe, 50 Minuten! Aber keine Stunde! Ich schloss gerade die Tür zum Bad, als Alex vor unserem Haus auftauchte. Ich machte ihm die Tür auf und er stürmte an mir vorbei, die Treppe rauf in mein Zimmer. Was war denn jetzt los? Ich lief ihm hinterher. In meinem Zimmer angekommen ging ich zu ihm, er drehte sich um und schlug mir ‘‘liebevoll“ seine Faust ins Gesicht. Unvorbereitet fiel ich geradewegs gegen die Wand. „Was soll das?!“, schrie ich ihn an. „Halt die Klappe!“ „Alex? Was ist los?“ Er schlug erneut zu, fester als zuvor. Ich hätte nie gedacht, dass ich nach zwei Faustschlägen wie ein Häufchen Elend in einer Ecke sitzen würde. Soweit ich das beurteilen konnte, hätte Alex durchaus eine Chance gegen Hilary gehabt, aber dieser war ja nun verschwunden. Nach mehreren Tritten meinte er dann „Ich werde wegziehen.“ „Warum das denn?“, fragte ich gequält. „Tina hat eine bessere Stelle bekommen, die ist aber 600 km weg von hier und deswegen müssen wir dorthin.“ „Achso. Aber warum…“, ich konnte meinen Satz nicht beenden, er warf mir einen bösen Blick zu. Ich verstand zwar nicht warum ich jetzt überall blaue Flecken hatte und was das mit dem Umzug zu tun haben soll, aber seinem Blick nach zu urteilen bleib ich sicherheitshalber ruhig. „Wir werden uns wohl nie wieder sehn.“, sagte er in einem Tonfall, als wäre er der liebste Engel, drückte mir einen Kuss auf und verschwand dann aus unserem Haus. Verwirrter als verwirrt lag ich in einer Zimmerecke und dachte nach. Warum hat er das getan? Außerdem, hätte ich das nicht vorahnen können? Es ging alles viel zu schnell, wir kennen uns bis heute kaum und ich weiß mehr über Busfahrer als über ihn. Und jetzt ist er weg, ist wohl besser so. Ich stand auf und spürte den Drang einfach rumzurennen, zu schreien und… das konnte ich ja schlecht machen. Also ging ich raus, steuerte automatisch die Bushaltestelle an. Ich hatte super getimed, denn der Bus kam genau im selben Moment. Es war Tina. Sie sah sofort an meinem Blick, was los war und wusste auch warum. Als sie mir alles erzählt hat, dass sie wegziehen mussten und sie Alex kennt, und deswegen schon Angst um mich hatte kamen mir fast die Tränen. Tina war wirklich lieb, aber heute war ihr letzter Tag hier. „Wir ziehen morgen schon um. Ich habe Alex erst heute Bescheid gesagt, weil ich mir dachte wie er reagieren würde.“, meinte sie. „Du bist toll, ich werde dich nie vergessen, Tina!“, meinte ich leise und dankbar. Sie schenkte mir ein Lächeln und schwieg. „Ich hab gleich Schluss, soll ich dich wieder heimfahren?“, fragte sie. „Wenn es nicht zu viel ist, gerne!“, meinte ich. Apathisch saß ich auf dem vordersten Sitz des Busses und bekam nur am Rande mit, dass wir bereits das Busdepot erreicht hatten. „Mike?“, vernahm ich Tinas Stimme. Ich schüttelte kurz den Kopf und realisierte erst jetzt wieder meine Umgebung. „Jaja…“, sagte ich verwirrt. Sie grinste mich mal wieder an. Wir gingen rüber zu ihrem Auto, als eine schwarze Gestalt, im wahrsten Sinne des Wortes, angesprungen kam. Tina wandte sich der Angesprungenen zu. „Jacky!“, kreischte sie. Ich stand einfach daneben und starrte die beiden an, wie sie ihre Namen riefen und sich knuddelten wie die Verrückten. Nach kurzen Blabla standen die beiden unmittelbar neben mir. „Das ist Jacky, eine sehr gute Kollegin von mir.“, teilte Tina mir mit. „Hi, ich bin Mike.“ „Sorry Jacky, aber wir müssen los. Wir telefonieren“, schrie Tina auf dem weg zum Fahrzeug, mit mir im Schlepptau. „OK“, rief Jacky zurück. Jacky war erstaunlich groß, ich würde um die 1,90 tippen, ziemlich dünn und hatte längeres schwarzes Haar. Sie trug schwarze Kleidung und hatte sich auch schwarz geschminkt. Wahrscheinlich Gothic. Aber sie war sehr hübsch und wirkte recht intelligent, was bei Tina nicht der Fall war. Ich sprang in Tinas Wagen und sie flog mich nachhause, und ja, wir flogen mit dem Auto!!! Sie schien es recht eilig zu haben. Etwas blass vom Fahrstil betrat ich unser Haus. Kai begrüßte mich im vorbeirennen und ich ging in mein Zimmer um zu schlafen, morgen werde ich sicher wieder in die Schule gehen müssen! Ich dachte noch über den heutigen Tag nach und konnte daher kaum schlafen! Was Alex wohl gerade tut? Liebe ich ihn eigentlich? Es geht alles viel zu schnell…. Und ist das noch ein Leben? Oder nur noch Vegetation? Kapitel 14: Die beste Freundin ------------------------------ Ich wurde liebevoll mit einem Kuss geweckt. Im Halbschlaf vernahm ich, dass es Kai war, der auf die Uhr zeigte. 7:00. „Mmmh!“, knurrte ich. „Los aufstehen, du solltest heute wieder in die Schule gehen, Bruderherz!“ „Jaja, schon gut.“ Also stand ich auf. Todmüde und fix und alle begab ich mich ins Bad. Dort verbrachte ich eine ganze Stunde, bis ich feststellte, dass ich verdammt spät dran war. Ich ging zügig zur Haltestelle und ich hatte Glück. Ein Bus stand schon dort und wollte gerade losfahren, aber nach wenigen Metern bremste dieser und lies mich doch noch einsteigen. Es war Jacky. „Moin“, murmelte ich verschlafen. „Guten mooooooorgen“, sang sie mir als Antwort. Ich warf mich auf den Sitz ganz vorne. „Na du?“, meinte sie gewillt, ein Gespräch anzufangen. „mmh“, antwortete ich. „Hört sich sehr begeistert an.“ „Mmmh“ „Ach komm schon! So schlimm ist es nicht!“ „Mmmh“ „Ok, vielleicht schon. Weißt du was? Du bist voll knuffig!“ Ich fiel fast vom Sitz. „Bitte was bin ich?!“ „Knuffig“, teile sie mir mit einem Grinsen mit. „Ahja“, meinte ich nur. „Komm mal näher.“ Ich quetschte mich zwischen Absperrung und Kasse. „Kann ich dich mal was Fragen, Mike?“ „Klar“ „Bist du schwul?“ Ich schaute Jacky mit fragendem Blick an. „Ist das denn so offentsichtlich?!“ „Naja, irgendwie schon. Aber ich hab da ein Gespür für, weißt du?!“ „Achso.“ „Und, gehst Schule schwänzen?“ „Nein, ausnahmsweise nicht.“ „Ausnahmsweise!“, lachte sie. „Kennst du Alex?“, fragte ich sie. „Der Cousin von Tina?“ „Ja“ „Ähm, also... ein wenig. Gut genug um sagen zu können, dass er en Idiot ist und ich froh bin, dass er wegziehen muss.“ „Achso. Aber was meinst du mit Idiot und gut genug kennen?“ „Sag es aber nicht Tina!“ „Nein, wie soll ich denn? Sie ist nicht mehr da!“ „Es gibt Telefon.“ „Als ob ich die Telefonnummer von ner Busfahrerin hätte!“ „Ok, also.... ich hab mit dem mal was gehabt, also nur so in der Mittagspause, kurz! Und er ist ein echter Freak! Gewaltfanatiker! Er verprügelt gern Leute und dafür brauch er auch keinen wirklichen Grund und das find ich schon ziemlich....“ „Achso, ok.“ Sie schaute mich an. „Wieso? Ist da was gelaufen? Und.......“ Ich zeigte ihr nur ein paar blaue Flecken und sie wusste Bescheid. „Ach Süßer, wenn du Lust hast gehen wir mal zusammen in den Club wo ich immer bin.“ „Gerne. Ich muss jetzt aber leider aussteigen. Fährst du hier heute wieder lang?“ „Ja, den ganzen Tag. In die andere Richtung alle 2te Stunde.“, meinte sie sehr „begeistert“. „Ciao“ , verabschiedeten wir uns. Ich stieg aus und freute mich schon richtig auf die Schule. Nach zwei unglaublich einschläfernden Stunden mit Frau Stoffl kam mir dir Gedanke, einfach nach Hause zu gehen und in mein Bett zu springen. Ich nutze die Pause und ging zur Bushaltestelle. Die ganzen Irren hier waren ja nicht mehr zum Aushalten! Als ich auf den Bus wartete, stand eine alte Oma neben mir. Sie trug einen pinkfarbenen Pelzmantel und lies die ganze Zeit ihre Zunge kreisen. Ich wurde fast wahnsinnig und hypnotisierte die Werbetafel auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Dann kam endlich der Bus mit ungefähr 15 Minuten Verspätung. Aber ich bemerkte ein Grinsen auf meinen Lippen und stellte schon vor dem Einsteigen fest, dass ich perfekt getimed hatte. Jacky fuhr. So konnte ich wieder einiges mit ihr bereden. Sie war toll! Ich mochte sie einfach!!! Und sie schien mehr über mich zu wissen als ich selbst. Nach mehreren Stunden Gespräch über mein Leben, ihr Leben, Gott und die Welt, wussten wir beide so ziemlich alles vom anderen! „Aber sag mal, hast du heute Abend schon was vor?“, fragte mich Jacky. „Noch nicht, warum?“ „Wenn du Lust und Laune hast können wir ja heute schon in den Club?“, fragte sie mit einem Grinsen. „Klar“ Ein paar Stunden später betrat ich mit Jacky den Club. Ich hatte noch keine zehn Schritte hinter mich gebracht als ich schon wortwörtlich angesprungen wurde. Ich vernahm eine bekannte Stimme hinter mir, oder besser, auf mir. „Hey Mike! Was machst du denn hier?“ Er krabbelte von mir runter und ich sprang Nico in die Arme. „Nico???“, fragte ich etwas verdutzt. „Ja? Ich hätte hier eigentlich nicht mit dir gerechnet..“ „Tja, ich bin mit einer guten Freundin hier.“, ich schaute mich um. Entweder war Jacky verschwunden oder unsichtbar geworden. Aber das sollte vorerst mal nicht meine Sorge sein. Ich war hin und weg Nico wieder zu sehen. Er sah anders aus als sonst, lockerer. Aber immer noch geil. Ich musterte ihn kurz und schmunzelte. „Ich bin vor kurzem hier in die Nähe gezogen, wollen wir vielleicht zu mir gehen?“, fragte mich Nico. „Warum nicht?!“, und somit verließ ich den Club schon wieder. Einen langen Aufenthalt war das nicht gerade, aber für ihn würde ich jetzt alles tun. Mich schien es total erwischt zu haben. Aber was sprach eigentlich dagegen? Nico war nett, ich kannte ihn bereits etwas, er schien Geld zu haben, nun wohnte er auch im selben Ort wie ich.... Er setzte mich in seinen BMW und wir fuhren ins Neubaugebiet. Hier standen all die Bonzenvillen. Und genau bei einer solchen bogen wir in die Einfahrt ein. „Wow, hier wohnst du?“ „Jap“, lächelte er zufrieden. Er stellte den Motor ab und schaute mich erwartungsvoll an. Ich blickte zurück. Eine ganze Weile später saßen wir immer noch nur so da, bis er näher kam und wir uns küsste. Ob Talent oder Zufall, in diesem Moment klingelte mein Handy. Ich kramte es aus meiner Hosentasche hervor und hatte Jacky auf der anderen Seite. „Hey Mike, wo bist du?!“ „Ähm,.....“ „Ich hab hiern Kerl für dich gefunden, Süßli!“ „Ich bin bei einem Freund. Ich erklär dir später alles!“ „Ahhhh, na dann viel Spaß....“, meinte sie mit einem lustvollen Unterton und beendete die Konversation. Nico grinste mich an. Seine unwiderstehlichen Augen sahen mich so durchdringend an, dass ich direkt über ihn herfiel. Also dieses Mal im Auto ;-) Kapitel 15: Allein gelassen --------------------------- Nico und ich stiegen aus seinem Auto aus und gingen ins Haus. Er führte mich durch seine Villa und zeigte mir alles, vom begehbaren Kleiderschrank bis hin zum Pool. Wir redeten noch einige Zeit lang bis wir beide in Bett gingen. Er hatte ein Wasserbett, welches mit roter Bettwäsche bezogen sehr einladend wirkte. Wir kuschelten uns also ins Bett und schliefen ohne weitere Aktivitäten sofort ein. Am nächsten Morgen wurde ich sanft mit einem Kuss geweckt. Verschlafen betrachtete ich ihn. Im Gegensatz zu mir sah er nicht aus wie ein explodierter Hamster. Es war schon erstaunlich was ich im Schlaf mit meiner Frisur anstellen kann! Wir lagen noch etwa eine Stunde einfach so da, dann stand er jedoch auf und meinte zu mir „Bleib ruhig noch liegen, ich mach uns Frühstück.“ Das Angebot konnte ich unmöglich ablehnen. Kurze Zeit später gab es dann ein umfangreiches Frühstück am Bett, mit allem was das morgendliche hungrige Herz begehrt. Danach ging es ab ins Bad. Und bevor ich mich versah landeten wir beide unter der Dusche. Ich will nicht wissen wie hoch die Wasserrechnung an diesem Tag getrieben wurde, denn wir hatten wirklich eine Ewigkeit dort verbracht. Als wir fertig waren war es schon wieder Nachmittag und ich machte mich auf den Weg nach Hause. Als ich aus dem Bus ausstieg fiel mir auf, dass ich meinen Schlüssel vergessen hatte. „Hoffentlich ist Kai da“, dachte ich mir. Ich hatte Glück, Kai machte mir die Tür auf und rannte wild in der Wohnung herum. „Was ist denn los?“, fragte ich. „Ich packe...“ „Wie, du packst?“ „Ich geh weg. Hab nen guten Job in England bekommen. Ich hatte gehofft, dass ich dich noch sehe bevor ich fliege!“ „Du gehst weg?!“, ich stand kurz vorm Nervenzusammenbruch. Mein geliebter Bruder kann doch nicht einfach so aus meinem Leben verschwinden! Mir schossen Tränen in die Augen. „Wann... wann geht dein Flug?“ „In fünf Stunden“ Ich wartete schweigend bis er kurz an einem Fleck stehen blieb und sprang ihm in die Arme. Ich wollte diese Umarmung nie wieder lösen, es schien mir als würde mein Leben mit ihm gehen. „Ich habs eilig, Brüderchen.“, meinte er. Ich ließ in los und schaute mit Dackelblick in seine Augen. Er wollte nicht gehen, das wusste ich, aber er musste. Er trat wieder näher und flüsterte:„Ich liebe dich“, drückte mir einen Kuss auf den Mund und verschwand mit allem Gepäck aus der Haustür. Wie angewurzelt stand ich da. Konnte es nicht fassen was gerade passiert war. Ich fühlte mich allein und griff zum Telefon, wählte Kai’s Nummer und warf es gegen die Wand als nur die Mailbox antwortete. Lustiger Weise bekam ich jetzt eine SMS. Hi Süßer, hab stress mit chef. Darf keine bekannten leute mehr mitnehmen und nix mehr trinken. bye, jacky „Na toll“, sagte ich zu mir selbst. Ich ging in mein Zimmer, legte mich aufs Bett und starrte die Decke an. Nach einiger Zeit schnappe ich mir meinen iPod und höre Musik und starre die Decke an. Als der Akku leer ist, werfe ich ihn durch mein Zimmer und starre die Decke an. Irgendwann schlief ich ein. Das erste was ich sah als ich die Augen öffnete, war eine trostlose, weiß gestrichene Decke. „Ich sollte vielleicht mal Poster oder so was aufhängen.“, murmelte ich verschlafen. Ich stand auf, fiel über meinen iPod und knallte mit dem Kopf auf den Boden. „Ich bin auch der einzige Depp der über seinen MP3-Player fällt!“, sagte ich zu dem kleinen Player. Ja, ich spreche mit meinem iPod!!! Bei der Gelegenheit hob ich ihn auf und steckte ihn an die Steckdose... Dann ging ich runter in die Küche, im Haus war es still wie lange nicht mehr. Am Kühlschrank angekommen schnappte ich mir die Milch und schüttete diese zusammen mit ein paar Cornflakes in eine Schüssel die ich gleich mampfte. Gestärkt für einen neuen Tag watschelte ich wieder hoch in mein Zimmer, suchte nach meinem Handy und schaute aufs Display. Eine neue Nachricht. Die ist von Nico: Tut mir leid, wir können uns nicht mehr sehn. Es ist nur zu deinem besten. Ich liebe dich. „Was soll das denn?!“, fragte ich mein Handy. Ich entschloss mich zu ihm zu fahren. Also noch schnell Klamotten übergezogen und ab zum Bus. Als ich den fast scheintoten Fahrer ansah, „freute“ ich mich richtig auf den öffentlichen Verkehr angewiesen zu sein. Abgesehen davon das der Alte keinen Bus fahren kann, war ich Stunden später bei Nico angekommen. Ich trat mit unfassbarem Gesichtsausdruck zum Grundstück heran. Es war mit Baustellenband abgesperrt, und es standen ein paar Leute da. Das gestern noch so luxuriöse Haus war nun vollständig abgebrannt, ein paar Rauchschwaden stießen noch auf. Keine Spur von Nico. War er nun auch noch weg? Tot oder abgehauen? Warum passiert immer nur mir so etwas?! Ich stand nun ganz allein da. Wen hatte ich noch... niemanden... Kapitel 16: Alles neu --------------------- „So, Mike. Wir bringen dich jetzt zu deiner neuen Familie“, meinte die Adoptionsverwalterin mit einem hässlichen Grinsen. „Na toll...“, dachte ich mir. Sie warf mich grob in eines der langweiligen Autos und fuhr mich zu meiner neuen „Familie“. Da es niemanden mehr in meiner Umgebung gab, der sich um mich kümmerte und ich leider noch Schüler war und mir somit ein eigenes Heim nicht leisten konnte wurde ich nun von den Staatlern zur Adoption freigegeben und landete bei Familie Schmidt. Allein der Name klingt schon öde. Am Haus angekommen wurde ich wortwörtlich vor der Tür abgestellt. Mein Gepäck wurde neben mich geworfen und schon verschwand die Staatler-Tante. Wie freundlich... Ich klingelte. Eine Frau, ich würde sie um die 45 schätzen, öffnete die Tür. „Oh, hallo, du musst Mike sein?!“, fragte sie, welch nette Begrüßung... „Ähm ja...“ „Ich bin Marianne. Willkommen. Los, ich zeige dir dein Zimmer.“ Ich klemmte meinen erbärmlichen kleinen Koffer unter den Arm und dackelte der Oma hinterher. Es war aber nicht die Oma im Haus, sondern meine neue „Mutti“. Das könnte ja spaßig werden... Die Wohnung lag halb unter der Erde und mein Zimmer war eine Art Abstellkammer im Keller-Design. Klasse. Ich warf mein Gepäck in die Ecke als Marianne verschwunden war und teste das Bett aus. Es schien nicht zusammenzufallen, allerdings quietschte es grässlich... „Also kein Sex...“, flüsterte ich zu mir selbst. Die Vorstellung eine fast ganz fremde alte Frau im Nebenzimmer sitzen zu haben während ich mich mit einem Lover vergnügen würde war abartig. Mir wurde schlecht. Ich machte mich auf die Suche nach dem Badezimmer, ganz wichtig! Da die Wohnung übersichtlich klein war hatte ich meine Suche schnell beendet. Voller Begeisterung stelle ich dann auch noch fest, dass das Badezimmer weder Fenster noch Badewanne aufzuweisen hatte. Keine Badewanne? Ach du scheiße.... Ich bewegte meinen hübschen Hinter wieder zurück in mein Zimmer und fing langsam an auszupacken. Verstaute meine Klamotten im Schrank, füllte das Bad mit Hygieneartikel die hier anscheinend nicht vorhanden waren und warf den Rest meines Krams auf den Schreibtisch, welcher daraufhin genauso aussah wie alle meine Tische die ich jemals beansprucht hatte. ... Einige Zeit später hatte ich mich eingelebt. Allerdings war es immer noch sehr anstrengend Marianne auszuhalten, das wird sich wohl so schnell auch nicht bessern. Sie hatte einen Freund, der seine eigene Firma hatte und sie dort morgens aushalf. Ich konnte ihn nicht leiden. Er war ein besserwisserischer rücksichtsloser Kerl. Schlimmer als mein Vater, nur ohne Mord und Vergewaltigung und so. Ich stieg aus dem Bus aus und machte es mir auf einer der Bänke die auf dem Schulhof standen gemütlich. Den Rucksack knallte ich auf den Boden und ich lag nun komplett auf der Bank und starrte gen Himmel. Mein Handy klingelte, ich schaute auf das Display. Marianna. „Ja?“, hob ich ab. „Hallo Mike, Marianne hier, die eine Firma hat eben angerufen, sie laden dich gleich heute noch zum Vorstellungsgespräch ein, ist das nicht toll?! Streng dich an!“, und schon hatte sie aufgelegt. Diese Tussie hatte echt keine Ahnung was sie da anrichtete wenn sie meine Bewerbungen schreibt. Ich hasse es. Ich wär froh endlich einen Job zu haben aber... es gibt da einige Dinge die das leider unmöglich machen. Ich ging also zu der Firma die nur wenige hundert Meter von der Schule entfernt lag. Ich trug ausnahmsweise mal kein schwarz, sondern war in hellem Hemd und Jeans gekleidet. Dort angekommen wurde der ganz normale Wahnsinn abgehalten und ich wurde für den morgigen Tag zum Probearbeiten verdonnert. Das klingt soweit toll, aber ich wusste schon jetzt wie das ganze enden würde. Zuhause angekommen ging ich direkt schlafen. Die Vorstellung heute dauerte länger als erwartet und ich hatte meinen Bus verpasst und durfte laufen. Ich träumte von Nico und Jacky.... Ich vermisste beide, genau wie Sally. Und Marc.... was ist eigentlich mit Marc? Den hab ich doch schon ewig nicht mehr gesehen, ich werde ihn morgen mal anrufen. Piiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiep. Mein Wecker ließ mich unsanft aufschrecken. Das Teil hatte ich schon unzählige Male gegen die Wand geworfen und es funktionierte immer noch. Diese Tatsache hatte den Wecker zu einem Feind werden lassen den ich jeden morgen zu beseitigen versuchte – ohne Erfolg. Nach zwei Stunden Badezimmer ließ ich mir die Ohren von Marianne vollquatschen und begab mich genervt zum Bus um nicht zu spät zur Arbeit zu scheinen. Meine Schule hatte mir extra freigegeben damit ich den Termin wahrnehmen konnte. Dort angekommen bekam ich direkt einen Rundgang durchs Gebäude. Ich bekam eine Einweisung der Funktionsweise der Kasse und durfte die Kunden abkassieren. Das ganze tat ich auch, drei verdammte Stunden lang. Dann tauchte endlich eine weitere Angestellte des Ladens auf. Sie grüßte mich mit mürrischem Gesicht, verschwand im Büro und kam kurz darauf wieder heraus. „Guten Morgen, Mike. Du abreitest seit heute hier?“ „Ja.“, gab ich kurz zurück. „Du kannst jetzt in die Pause gehen, ich übernehme.“ „Alles klar“, das ließ ich mir nicht zweimal sagen, ich schnappte meinen Rucksack und verschwand. Marianne war so gnädig gewesen und hatte mir Essensgeld mitgegeben. Wow, zwei Euro. Das gab einen Hamburger bei McDonalds. Nach dem Essen lief ich wieder zurück zum Laden. Stellte mich wieder wie befohlen an die Kasse und machte so weiter wie den ganzen Morgen. Plötzlich stand die unfreundliche Verkäuferin neben mir und meckerte:“ Sortier lieber die Waren, die Kasse ist noch zu schwierig für dich!“ Ich konnte diese Person einfach nicht leiden und schlenderte einfach durch die Gegend. Denn das war nicht das einzige was ich heute schon von ihr zu hören bekam. Nun reichte es mir endgültig. Sowieso genervt von Marianne, getrennt von meinem geliebten Bruder und allen anderen, verdammt zum arbeiten und total erledigt ging ich zum Chef, erklärte ihm dass ich die Stelle nicht will und verschwand. Ich bin nun mal nicht wie alle anderen, ich sehe die Welt wie sie ist und vermutlich ist das auch einer der Gründe warum ich nicht lange ohne Essen oder Freunde aushalte. Die ganze Zeit bei Marianne und ihrem Kerl hatte meine Nerven schon ziemlich angekratzt. Und jetzt noch eine Mitarbeiterin die ihre Leidenschaft darin entdeckt hatte mich zu foltern war definitiv zu viel. Da ich Marianne unmöglich die Wahrheit klar machen konnte schlenderte ich noch gedankenverloren ein wenig durch die Gegend. In einer kleinen Straße wo weit und breit niemand zu sehen war hatte ich dann einen Nervenzusammenbruch. Die Tränen liefen aus meinen Augen wie ein Fluss und ich zitterte am ganzen Körper. Ich bin einfach zu unfähig um irgendetwas auf die Reihe zu kriegen. Ich bin erstaunlich gut darin anderen etwas vorzuspielen sodass mein Erscheinungsbild als ich Zuhause ankam ganz normal schien. Ich erklärte ihr dass sie mich nicht wollten und ich ab morgen wieder zur Schule gehe. Dann verschwand ich in meinem Zimmer. Ich kramte die Klinge heraus, die ich seit langem nicht mehr benutzt hatte. Das Problem war nur, ich fand diese nicht. Verdammt, wenn jemand die gefunden hat dann.... da fiel es mir ein. Ich nahm mein Handy, öffnete die Klappe zum Akku und fand das gesuchte Objekt vor. Manchmal bin ich ein richtiges Genie. Ich landete in einer Ecke des kleinen Raums und stieß die Klinge in mein Fleisch. Das klingt jetzt als ob ich mich umbrächte. Das würde ich gerne, aber ich bin viel zu feige. Ich öffnete die Augen. „Was ist passiert?“, fragte ich mich und warf einen Blick auf die Uhr. 0:26. Ich lag auf dem Boden und nun fiel mir auch wieder ein was passiert war. Ich schaute meinen Arm an, voll mit getrocknetem Blut. „Zum Glück sind meine Klamotten noch sauber“, stellte ich fest. Ich stand auf und wollte mich ins Bett legen als ich einen starken Schmerz in meinem Bein verspürte und instinktiv nachsah. Die Klinge, die hatte ich ganz vergessen, steckte nun in meinem Bein. Jetzt war meine Hose hinüber, klasse. War ja nur eine meiner Lieblingshosen, aber was solls. Ich versuchte die Klinge aus meinem Bein zu kriegen, um ein Schreien zu unterdrücken hatte ich ein Kuscheltier im Mund. Ich schaffte es. Nur war der Boden jetzt auch rot. Wie viel Liter Blut hat ein Mensch noch mal? Ich jedenfalls nicht mehr viel. Also rannte ich im dunklen Flur zum Bad, gegen die Tür. „Autsch“, meinte ich leise, um Marianne nicht zu wecken. Das wird ne Beule. Ich suchte Verband und brachte diesen am Bein an. Dann machte ich mich ans Säubern meines Zimmers. Die Alte würde mich in eine Gummizelle stecken lassen falls es sie interessiert wenn sie es mitbekäme!!! Nachdem ich das Zimmer gereinigt hatte und kein bisschen mehr auf mein Tun hinwies, legte ich mich ins Bett und schlief ein. „Verdammt, Marc schon wieder vergessen!“, sagte ich mir im Halbschlaf.... Kapitel 17: Hoffnung -------------------- Der Wecker ließ mich fast aus dem Bett fallen, so sehr riss er mich aus meinem ... etwas.... unanständigen Traum. Ich stand langsam auf, suchte meine Klamotten zusammen und verschwand für erstaunlich kurze Zeit, also etwa eine Stunde im Bad. Nachdem ich geduscht und meine Haare gestylt hatte ging ich in die Küche. Ich hatte überhaupt keinen Hunger, trotzdem schüttete ich mir etwas Müsli in eine kleine Schüssel, schüttete die Milch rein und begann das nahrhafte Frühstück. Nachdem ich den ersten Löffel gegessen hatte kam Marianne erstaunlich gemütlich schwankend aus ihrem Schlafzimmer und fiel wortwörtlich auf den Stuhl mir gegenüber. Sie sah etwas zerzaust aus und beide Augen wirkten irgendwie geschwollen. „Morgen Mike“, meinte sie kurz. Es war seltsam, normalerweise laberte sie beim Frühstück bis meine Ohren bluteten. Ich machte mich auf den Weg in die Schule. Ich freute mich schon richtig den Stoff von gestern nachzuholen und das noch von jedem Lehrer mindestens fünf mal erzählt zu bekommen. Als der Unterricht begann kam Frau Stoffl in die Klasse und nach einem kurzen „Moin“ kam sie zielstrebig zu mir. „Mike, wie war denn dein Arbeitstag gestern?“, fragte sie. „Ganz gut.“ „Was denkst du, bekommst du die Stelle?“ „Nein“ „Warum nicht?“ „Lange Geschichte“ „Na gut, aber denk bitte daran mir noch eine Bescheinigung zu bringen dass ich dich als entschuldigt angeben kann! Wir müssen doch sicher gehen dass unsere Schüler nicht einen Probetag vorgaukeln um ausschlafen zu können!“, meinte sie mit einem Angst einflößenden Grinsen. Nachdem der Schultag gelaufen war, ging ich nach Hause zu Marianne. Sie erwartete mich schon, ich hatte gerade die Haustür hinter mir geschlossen als sie aus der Küche rief :“Mike? Du hast Besuch!“ Überrascht begab ich mich in die Küche. Kai saß mit ihr am Küchentisch und trank Tee. Ich bemerkte ein paar Freudetränen auf meiner Wange und sprang ihm in die Arme. „Brüderchen“, sagte er leise zu mir. „Was machst du hier?“, hakte ich nach. „Der Job war ein Reinfall, die Firma ist pleite und ich bin wieder da....“ „Das ist trotzdem toll!“, fiel ich ihm erneut in die Arme. Marianne saß nur müde auf dem Stuhl und schaute uns zu. Ihre Mundwinkel zeigten ein kleines Lächeln. Vielleicht ist sie doch nicht so unausstehlich...aber nur vielleicht! „Jetzt kannst du wieder zu deinem Bruder ziehen, Mike.“, meinte Marianne mir ruhiger Stimme. So kannte ich sie gar nicht, sie schien mich jetzt schon zu vermissen obwohl sie solch ein Drache war. „Ja“, flüsterte ich glücklich und blickte Kai in die Augen, der sich genauso darüber freute. „Ich habe deine Sachen sogar schon gepackt“, meinte meine Adoptivmutter. „Ich bin froh dass du hier warst, ich hab mir immer ein Kind gewünscht. Aber du hast mir gezeigt, dass ich froh bin keine eigenen zu haben“. Wie nett sie das sagte... „Es war nicht lange und es war auch nicht einfach. Aber es war trotzdem schön deine Ersatzmami zu sein. Außerdem bin ich froh, dass dein Bruder wieder hier ist. Ich weiß nicht wie viel Zeit ich noch habe. Als ich heute morgen beim Arzt war wurde mir gesagt, ich hätte einen Hirntumor.“ „Danke, dass sie mich ausgehalten haben“, meinte ich zu ihr und war etwas geschockt über ihre Aussage, beschloss aber nicht weiter darauf ein zu gehen. „Seit wann siezt du mich?“, fragte sie. Kai musste lachen. „Also los, wirf dein Gepäck in mein Auto“, befahl mir mein Bruder. „Ok.“ An unserem alten Heim angekommen half er mir das Gepäck hineinzutragen und in kürzester Zeit sah alles wie vorher aus. Am Abend, nachdem wir den Rest des Hauses auch gesäubert hatten lagen wir zusammen auf dem Sofa und schauten fern. Mein Handy klingelte. Ich nahm es und schaute auf die Nummer, es war Marc. Ich blickte zu Kai der mir augenblicklich das Telefon aus der Hand nahm, es auf den Tisch warf und mich auf die Couch legte und mich abknutschte. Wir verbrachten die ganze Nacht auf dem Sofa. Kuschelten, knutschten und .... ihr wisst schon. So alles halt. Als ich am nächsten Morgen aufwachte, saß Kai neben dem Sofa und schaute mich lächelnd an. „Guten Morgen“, grinste er. Es war Samstag und er hatte anscheinend schon ein riesen Frühstücksbuffet in der Küche aufgebaut. Unglaublich. „Wann hast du das ganze Zeugs gekauft? Gestern war so gut wie nichts zu Essen da!“, fragte ich. „Ich war heute morgen einkaufen.“ „Heute Morgen? Wie viel Uhr....?“, ich warf einen Blick auf die Uhr und meinte „Das ist schon kein Frühstück mehr!!“ „Dann eben Mittagsfrühstück. Für dich ist es noch früh“ Immer diese wirren Gespräche! Aber ich freute mich natürlich darüber und wir machten uns daran die ganzen leckeren Croissants und Baguettes und was weiß ich alles zu verdrücken. Wir waren beide satt wie ein Mücke die einen Elefanten verspeist hatte. „Ich habe dich vermisst“, meinte ich während ich auf das Sofa kullerte. „Ich dich auch, Brüderchen“, rollte er hinterher. „Ich fühle mich so bäh!“, meinte ich. „Ich glaube ich geh’ jetzt erstmal duschen. „Ich komme mit“, bekam ich von Kai zu hören der nun bereit neben mir stand und mich erwartungsvoll ansah. Als mich keine Anzeichen machte mich zu bewegen griff er meine Hand und zog mich auf. „Soll ich dich noch tragen?“, meinte er in etwas gelangweiltem Tonfall. „ja“, antwortete ich mit einem breiten Grinsen. Was ich nicht erwartet hatte war, dass er genau das tat. Er trug mich nun hoch ins Badezimmer, zog mich aus, stellte mich unter die Dusche und tat bei sich das selbe. Dann blickte er mich erwartungsvoll an und zeigten uns wie lieb wir uns haben..... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)