Poison von Armie (Bela x Farin) ================================================================================ Kapitel 1: Fog -------------- Was für ein trister Abend. Aber was sollte man auch zu dieser Jahreszeit an einem Ort wie diesem erwarten? Den ganzen Tag schon hatte sich die Sonne stur hinter den dunklen grauen Wolken versteckt und nur die Tatsache, dass die Welt noch nicht in völliger Dunkelheit versank ließ die Vermutung aufkommen, dass der riesige Lichtbringer noch nicht vollends verschwunden war. Doch jetzt, am späten Abend erlosch auch das letzte Bisschen Tageslicht und zur Krönung wagte sich ein dichter Nebelschleier aus seinem Versteck um in allem was sich in ihm bewegte das Gefühl einer trostlosen und quälenden Einsamkeit hervorzurufen. Die Straßen wirkten wie leergefegt, alle Welt hatte sich zurück in seine kleinen schützenden 4 Wände gezogen um dem kaltem Wind und dem nicht mehr weit entferntem Nieselregen zu entgehen. Auch Farin zog es an einen warmen Ort, irgendwo hin wo er seine kalten Hände aufwärmen und eventuell auf nette Gesellschaft treffen könnte. Suchend sah er sich in der dichten Nebelbrühe um, darauf fixiert einen kleinen Ort zu finden der ihn aus seinen tristen Gedanken reißen könnte. Den ganzen Tag schon hatte er Kopfschmerzen und war schrecklich gereizt. Aber morgen erst würden er und seine Freunde dieses trostlose Örtchen verlassen um weiterzureisen und bis dahin wollte er sich bemühen sich die Zeit etwas zu versüßen, denn schlafen konnte er eh nicht. Obwohl es schon so spät war schien die Müdigkeit ihn einfach nicht überkommen zu wollen. Er erschrak kurz, als die Straßenbeleuchtung mit einem kurzen Aufflackern ins Leben gerufen wurde, freute sich aber innerlich über die lichtbringenden Neonröhren. Tief vergrub er seine Hände in den Hosentaschen und trat gegen eine rostige alte Coladose welche sich dafür nahezu perfekt in dem Moment aus dem Nebelschleier zu erkennen gab. Er lauschte einen Moment dem klirrendem Geräusch des rostigem Metall und setzte dann seinen Weg fort bis er vor einer kleinen Kneipe wiederum stoppte. Gott, sah die versifft aus. Allein schon von Außen schien der Laden nun wirklich nicht der Sauberste zu sein, das schmierige Schild am Eingang wehte im Wind, die grau-braune Holzfassade war stellenweise mit Moos bedeckt, die Fenster wirkten als hätte sie seit Jahren keiner mehr geöffnet geschweige denn geputzt und die Tür hing auf Halbmast als wolle sie jeden Moment aus den Angeln fallen. An jedem anderem Tag wäre er an ihr vorbei gelaufen ohne ihr auch nur einen Funken Beachtung zu schenken doch heute zögerte er, blieb sogar einige Momente regungslos stehen und lauschte den Geräuschen die von Innen zu vernehmen waren. Lachende Männerstimmen, klirrende Gläser, Stühle die verrückt wurden, Musik die zwischen dem Gedränge und der sich bewegenden Körper beinahe untergehen zu schien, all das schien ihn auf einmal wie von selbst die Hand ausstrecken und die Tür öffnen zu lassen. Mit einem lauten Quietschen drückte er die Klinke hinab und trat in den glühenden roterleuchteten Raum. Sofort schlug ihm der Geruch von Zigarettenqualm, Alkohol und Schweiß entgegen, eine Mischung die ihn beinahe zum Umdrehen gebracht hätte, wäre da hinter ihm nicht dieser abstoßende milchige Schleier der Einsamkeit gewesen. Schwer ließ er die Tür wieder ins Schloss fallen und ging klaren Schrittes auf die Theke zu. Der Raum war gefüllt voller gröhlender Männer, aufreizend gekleideten Frauen und Bedienungen, die hin und her eilten als wäre der Teufel persönlich hinter ihnen her. Von Innen wirkte die kleine Kneipe aber bei weitem gemütlicher als man von Außen erwartet hätte. Die Tische waren aus Holz und große schwarze Ledersessel waren um sie herum aufgebaut. In den Ecken standen große palmenartige Gewächse, welche durch bunte Seitenstrahler beleuchtet wurden. Die Wände schmückten eine terracotta-rote Tapete welche dem Raum ein unglaublich warmes Ambiente verlieh und viele Sepia-Fotos in silbernen Bilderrahmen. Am hinteren Ende des Raumes thronte eine lange Theke, beinahe als sei sie das Herzstück der Kneipe. Er erkannte viele nach der Größe geordnete Flaschen voll mit verschiedenen Sorten Alkohol auf einem länglichem Regal stehen und setzte sich auf einen der hohen, mit rotem Kunstleder überzogenen Barhocker. In all dem Gedränge und Gerenne bemerkte er nicht, dass er beobachtet wurde seit er die Tür am Eingang geöffnet hatte. In der hintersten Ecke des Raumes, am Ende der Theke saß Bela schon seit mindestens 3 Stunden und leerte schlecht gelaunt sein mittlerweile fünftes Bier, was für ihn nun wirklich noch nicht viel war. Er war es gewohnt viel Alkohol zu trinken und vertrug eine ganze Menge, doch wirklichen Spaß am Trinken hatte er nie. Zumindest nicht, wenn er mal wieder allein loszog um seine wirren Gedanken zu ordnen und sich mittels Alkohol ein wenig aus der gewohnten Welt zu katapultieren. Wie ihn das manchmal ankotzte war gar nicht in Worte zu fassen und doch sah er keine andere Fluchtmöglichkeit vor der erdrückenden Wahrheit, die ihn schon seit so langer Zeit beschäftigte. Nun hatte er sich also wieder einmal nachts aus dem Hotelzimmer geschlichen, hatte sich in dieser fremden Stadt die nächstbeste Kneipe gesucht und wartete schließlich ungeduldig, dass die Zeit endlich verstreichen würde. Die wirrsten Gedanken kamen in ihm auf während er dort saß, an seiner Kippe zog, den blauen Rauch in die Luft blies und zusah wie die Überreste des Glimmstängels langsam auf den Tresen sanken. Wenn nicht bald etwas geschehen würde, würde er noch komplett durchdrehen. “Wasn scheiß Abend, echt nichts los, das kotzt ganz schön an.“, murmelte er mehr zu sich selbst als zu jemand anderem und ließ seinen Blick nochmals durch die Bar streifen. Überall das gleiche, egal wo man sich befand. Dickbäuchige alte Säcke, mit Bierglas in der Hand hingen schwer in den Sesseln und lachten mit roten Wangen über einen Witz, welcher zu 80%iger Wahrscheinlichkeit frauenfeindlich war. Ein knutschendes Pärchen bahnte sich seinen Weg zur Toilette, während zwei junge Frauen versuchten ihren halb zu Tode gesoffenen Kumpel vom Boden aufzusammeln wobei ihre Brüste dabei halb aus dem bis zum Bauchnabel ausgeschnittenen Oberteil fielen. Umso überraschter war er als die Tür aufging und eine Person die Kneipe betrat die so gar nicht in das typische Bild einer Freitagnacht eines solchen Ortes passte und ihm mehr vertraut war als jeder andere Mensch auf diesem Planeten. Seine Augen glitten einmal über den großen, schlanken Körper seines besten Freundes und verharrten auch an ihm, während sich dieser seinen Weg zur Theke bahnte um dort eine Cola zu bestellen. Farin wirkte absolut ortsfremd und sein Gesicht strahlte - obwohl er sich zwang zu lächeln - nichts von der Fröhlichkeit aus, für die Bela seinen Freund immer so bewunderte. Der Blonde sah gestresst aus und kurz hatte Bela den Eindruck einen traurigen Glanz in den sonst so leuchtenden Augen des Größeren gesehen zu haben. Unsicher darüber ob er zu Farin gehen sollte oder nicht, schob er zunächst sein halb leeres Bierglas etwas von sich und schmiss den mittlerweile erloschenen Zigarettenstummel in die goldgelbe Flüssigkeit. Warum um alles in der Welt suchte Farin mitten in der Nacht eine solch versiffte Kneipe auf ohne jemandem Bescheid gesagt zu haben und wirkte noch dazu als würde eine erdrückende Last auf seinen Schultern versuchen ihn konstant in die Knie zu zwingen? Langsam ließ sich der Drummer, mehr plump als elegant, von dem Barhocker gleiten und ging langsam aber zielsicher auf Farin zu. “Hey, was suchstn noch so spät hier?“ Scheinbar erschrocken über die so unerwartete und doch vertraute Stimme Belas, drehte Farin sich um und blickte mit geweiteten Augen in die seines Gegenübers. Einige Sekunden verstrichen ohne das einer der Beiden etwas zu sagen wagte, zu stark war das undefinierbare Knistern in der Luft, zu überwältigend die Tatsache dass beide über das Erscheinen des Anderen überrascht waren und zu erdrückend das Wissen, dass sie sich beide morgen begegnet wären und verschwiegen hätten, dass sie nicht in ihren Betten gelegen haben. Doch langsam lockerte sich die Anspannung auf Farin’s Gesicht und er schenkte Bela ein aufrichtiges Lächeln. „Das gleiche könnte ich dich fragen, Felse. Treibste dich hier rum und suchst Opfer zum Aussaugen?“ Bela zuckte nur mit den Schultern. „Ich war schon immer nachtaktiv, das weißt du genauso gut wie ich.“ Er setzte sich auf einen Barhocker und blickte seinen Kumpel prüfend an. Nicht er war der jenige, der ins Kreuzverhör genommen werden sollte, soviel stand fest. Wenn sich hier jemand seltsam benahm, dann der blonde Gitarrist. Bela war schon früher als sie noch zusammen wohnten öfters nachts aufgewacht und hatte den Drang rauszugehen, was Farin damals zwangsläufig mitbekam, denn Bela hatte sich nie sonderlich Mühe gegeben sich leise zu verhalten. Oder er war mitternächtlich einfach nicht in der Lage dazu Türen nicht wie Godzilla persönlich ins Schloss zu hauen. ________________________________________________________ Ende Kapitel Eins. Über Kommentare freue ich mich *fiep* Sara Kapitel 2: Master of Game ------------------------- Die jetzige Situation war in allen Fällen etwas besonderes. Es fiel Bela nicht schwer zu bemerken, dass Farin etwas zu verheimlichen versuchte, was nicht zu guter Letzt daran zu erkennen war, dass der Größere seine Finger ums Colaglas geschlungen hatte als hätte er vor es zum Zerbersten zu bringen. Der Blonde sah zu dem Drummer, lächelte und wusste scheinbar nicht was er sagen sollte. Jetzt begann es unheimlich zu werden. Es kam so gut wie nie vor, dass Farin nach Worten suchen musste und man ihm nicht ansehen konnte, dass irgendein schlagfertiger Spruch auf seinen Lippen lag. Bela spürte wie eine starke Welle der Verunsicherung durch seinen Körper rauschte und sich seine Muskeln in einem unfreiwilligem Schaudern anspannten. Vorsichtig legte er eine Hand auf die Schulter seines besten Freundes. Er musste einfach rausfinden was diesen bedrückte, auch wenn er sich nicht sicher war ob Farin dies momentan zulassen würde. „Verrätst du mir was dich bedrückt oder muss ich erst nen Befragungskommissar der nächsten Polizeibehörde dafür bezahlen, dass er die Informationen aus dir herauskitzelt?“ Angestrengt versuchte er so locker wie nur möglich zu reden, er wusste, dass man den Gitarristen mit einer lockeren, humorvollen Art eher zum Reden bringen konnte als mit unversteckter Besorgnis in der Stimme. Eine ganze Weile regte sich nichts. Farin verzog keine Miene, blickte starr auf sein Glas und erweckte den Anschein in eine art Starre gefallen zu sein. Dann endlich hoben sich seine Mundwinkel und er wandte den Kopf zu Bela. Er zuckte kurz mit den Schultern. „Ach, weißt du, eigentlich ist nichts passiert. Ich zerbreche mir den Kopf über Dinge die total harmlos sind, womöglich nur ein Scherz. Ja, sogar wahrscheinlich nur ein Scherz.“ Bela hob eine Augenbraue. Ein Scherz? Ja, klar. So war Farin schon immer, ließ sich von banalen Scherzen runterziehen, dachte Stunden über sie nach und türmte schließlich in der Nacht aus einem Hotelzimmer um sich in einer Kneipe mit Koffein voll zu dröhnen. Sicher. „Also wenn du mich verarschen willst, ist das jetzt der falsche Zeitpunkt.“ Knapp, aber absolut der Wahrheit entsprechend. Er verstärkte den Griff an Farins Schulter, ließ dann wieder lockerer. Er würde die ganze Nacht hier sitzen und auf eine Antwort warten, wenn es sein müsste. Das war er Farin schuldig. Freunde machen das so. Und sie waren Freunde, die besten überhaupt, nichts in der Welt würde das jemals ändern können. Eine kurzer Anflug von Traurigkeit überrollte Bela, er senkte kurz den Blick und als er ihn wieder hob wurde er von den fragenden Augen des Jüngeren fixiert. Kurz fragte er sich, ob dieser in der Lage war seine Gedanken zu lesen, wenn er ihn mit seinen großen, klugen Augen zu durchleuchten schien, doch er verwarf diesen Gedanken gleich wieder, als sein Gegenüber den Reißverschluss seiner Jacke öffnete und ein Blatt Papier aus der innen liegenden Jackentasche zog. „Hier, das ist der Grund. Lesen kannste ja~“, gab Farin gespielt lässig von sich und warf den sauber gefalteten Brief vor Bela auf die Theke. Stirnrunzelnd blickte der Drummer darauf. „Nen Liebesbrief?“ Kein Lachen, nicht mal ein Schmunzeln des Blonden. „Ha ha. Willste jetzt lesen oder dich lustig machen?“ Abwehrend hob Bela die Hände. „Schon gut, ich les ja.“ Das sollte also der Grund sein warum Farin ein Gesicht machte, als hätte er eben von der Ermordung Nenas Erfahren? Ein mickriger Brief in dem wahrscheinlich keine wichtigere Nachricht steckte als die Ankündigung einer Telefonkostenerhöhung? Missmutig griff er sich den Brief, faltete ihn auf und überflog die unsauber geschriebenen Zeilen, die im Allgemeinen so wirken als hätte sie ein Grundschulkind in größter Eile auf das Stück Papier gekritzelt. Er warf noch mal einen skeptischen Blick zu Farin, erkannte aber keine ausschlaggebende Reaktion von diesem und begann somit die Schrift zu entziffern. Jan! ”Ui, der kennt deinen Namen!” Grinsend, deutlich belustigt. „Dirk!!!“ Sauer, ja, beinahe beleidigt. „Schon gut, ich halt ja meine Klappe.“ Lange habe ich auf diesen Moment gewartet. Deine Verzweiflung wird mein Herz schneller schlagen lassen, dein Unwissen meine Erregung vergrößern und das vergossene Blut wird meinen Schmerz lindern. Jenny wartet auf dich. Rette sie. Dein MoG Mehrere Minuten lang starrte Bela auf die Worte, die so viele Fragen auf einmal aufwarfen. Er las den Text nochmals, formte die Lippen dann zu einem kleinen ungläubigen Schmunzeln. Das war echt der abgedrehteste Fanbrief den er je gelesen hatte. Drohungen waren ja nichts Neues, aber so knapp und unpräzise waren sie noch nie ausgefallen. Amüsiert über die Fantasie mancher Mädchen schmiss er den Brief wieder auf die Theke und sah den Gitarristen schmunzelnd an. „Sag nicht, du nimmst auch nur ein Wort davon ernst?“ Farin zwang sich zu einem Lächeln, er zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht. Mir kommt das Ganze total komisch vor, als wäre das ... eine wirklich ernst gemeinte Drohung.“ Bela schlug sich eine Hand an die Stirn. Oh Gott. Farin glaubte echt, dass hinter dem ganzen Quatsch hier tatsächlich etwas steckte. “Komm schon, das ist nicht dein Ernst. Schau mal, da ist irgendein durchgedrehtes Weib namens Jenny, das von dir gefickt werden will. Mehr steht da nicht. Kennst du eine Jenny?“ Ein kurzes Schweigen. „Nicht persönlich.“ Die Ernsthaftigkeit in der Stimme des Blonden ließ Bela stutzen. „Wie... nicht persönlich? Du kennst eine?“ Farin nickte. „Mir kam das alles so komisch vor. Der Brief lag vor meinem Hotelzimmer. Erst dachte ich echt, dass er von einem Fan kommt, aber dann habe ich darüber nachgedacht. So schreibt kein Fan, Dirk!! Das klingt als sei es von einem durchgedrehtem Stalker!! Also habe ich recherchiert.“ Wieder zog er ein Stück Papier aus der Jackentasche, nur dieses Mal handelte es sich um einen ausgeschnittenen Zeitungsbericht. 7-Jährige Jenny K. seit 3 Tagen vermisst! In mitten des Berichtes lachte ihm die kleine Jenny entgegen. Ein niedliches Kind. Blond, blaue Augen und noch dazu ein Lächeln, dass jedes Herz höher schlagen ließ. “Gottverdammt. Wieder so ein perverses Schwein, das glaubt kleine Kinder vergewaltigen zu müssen.“, stieß Bela hervor, sah aber nicht die Verbindung zwischen Entführung und Brief. Farin wurde lauter, er zerknüllte den Bericht in den Händen und sah seinen Kumpel verkrampft an. „Verstehst du denn nicht?! MoG hat Jenny entführt und will dass ich komme um sie zu retten!!“ Der Drummer lachte auf. „So ein Schwachsinn. Die Frau hat sich eines Zeitungsberichtes bedient um dir Angst zu machen. Clever, denn es scheint ja zu ziehen. Ignorier es einfach, du kannst nichts machen.“ Mit diesen Worten verschränkte er die Arme auf der Theke, bettete seinen Kopf darauf und beschloss das Thema liegen zu lassen. Doch Farin gab keine Ruhe. „Ich frage mich wer MoG ist... wofür soll das überhaupt stehen?!“ Desinteressiert linste Bela zu dem Blonden und antwortete beinahe gelangweilt: „Master of Game. Easy, weiß doch jeder, solche dämlichen Abkürzungen kommen in jedem schlechten Kriminalroman vor.“ ------------------ Der Name "MoG" ist aus dem Buch "Das Spiel" von Richard Laymon geklaut. Die FF hat aber sonst keine weiteren Ähnlichkeiten zu genanntem Buch. ^-^ Es ist trotzdem super. Lest es. Vielen Dank für die Kommentare Über weitere freue ich mich noch immer. *smile* Grüße, Sara Kapitel 3: Unverhofft stirbt oft -------------------------------- Je öfter Farin den ominösen Brief in den nächsten 10 Minuten las, umso perverser kam er ihm vor. Jedes Wort schien ihn zu verspotten indem es ihm unter die Nase rieb, dass er mit ihm absolut nichts anfangen konnte und er sich am Ende sogar ein wenig dumm vorkam. Er war sich sicher, dass irgendwo jetzt jemand saß und seine schwarze Seele vollkommen befriedigt hatte, nur indem er diesen Brief geschrieben hatte und ihn damit derartig aus der Bahn warf. Er schloss kurz seine Augen und ließ sein Kopfkino arbeiten. Deine Verzweiflung wird mein Herz schneller schlagen lassen, Oh ja, der Punkt war eindeutig erreicht. Seit Jahren war er nicht mehr so angespannt, nervös und ratlos gewesen. Das sah man schon an seiner momentanen Situation. Er fragte sich, ob MoG in der Kneipe ist und ihn beobachtet. Es könnte gut sein, schließlich hat er keinerlei Anhaltspunkte zu dessen Aussehen. Farin spürte wie ein eisig kalter Schauer durch seinen Körper lief und er plötzlich das Gefühl hatte von 1000 bohrenden, hämischen Blicken gebrandmarkt zu werden und auch wenn er sie nicht sehen konnte, so spürte er doch wie sie auf seinen Rücken trafen, sich langsam durch seinen Körper schmolzen und schließlich genüsslich an seiner Seele nagten. dein Unwissen wird meine Erregung vergrößern Gott, wie pervers. Und das nicht, weil MoG das Wort Erregung verwendet hat. Nein, dieser Mensch liebte seine erhabene Machtposition und geilte sich daran auf ihn im absoluten Dunkel tappen zu lassen, denn die Worte im Brief verrieten nichts über ihn, seine Erwartungen oder seine Forderungen. Dieses verdammte Stück Papier sagte nichts, aber auch wirklich gar nichts dazu aus, wie Farin seiner Situation entkommen konnte. Er wünschte sich so sehr ein winziges Zeichen wie eine Zimmernummer, Adresse oder ähnliches zu entdecken, aber nichts der gleichen war zu finden gewesen. Nur eine große Verunsicherung wie viel dieses Briefes ernst gemeint ist und wie viel nicht. Vielleicht hatte Bela ja recht und er machte sich unnötig Sorgen. Im Normalfall würde er jetzt schmunzeln, seinem Kumpel vertrauen und sagen, dass dies in der Tat der größte Quatsch ist den er je gelesen hat, aber irgendwas in ihm ließ dies nicht zu. und das vergossene Blut wird meinen Schmerz lindern. Farins Eingeweide verkrampften sich für einen Moment. Sein inneres Auge zeigte ihm eine riesige Blutlache in deren Mitte sich die kleine Jenny befand, regungslos, ausdruckslos, leblos. Da war der Grund warum er den Brief nicht einfach als Schwachsinn abtun konnte. Das Zeitungsbild von Jenny drängte sich in seinen Kopf, ihre strahlenden Augen fixierten ihn hilfesuchend und ihre kleinen Hände waren ihm entgegengestreckt damit er sie ergreift und den kleinen Kinderkörper in seine sicheren Arme zieht. Jenny war verschwunden. Das war der knallharte Fakt. Wenn MoG nun wirklich in der Lage ist sie zu entführen, ihm diesen Brief zu schreiben und sie vielleicht schließlich umbringt, nur weil er nichts für ihre Rettung getan hat, würde Farin sein Leben lang nicht mehr froh werden. Warum nur wollte Bela den Zusammenhang nicht sehen? Stellte er sich absichtlich blind oder wollte er nur dafür sorgen, dass er sich nicht noch schlechter fühlt als eh schon? Bela warf einen kurzen Blick zu dem Blonden, der mit geschlossenen Augen auf seinem Barhocker saß und über den Brief nachdachte. Er seufzte leise, winkte den Kellner zu sich und bestellte sich noch ein Bier. Was sollte er sonst tun? Farin ließ sich von ihm in keiner Weise von seiner Verschwörungstheorie abbringen, sondern zog es vor sich in sich selbst zurückzuziehen und seinen trüben Gedanken nachzuhängen. Das würde sich schon bessern, sobald sie am nächsten Mittag den Ort verlassen und weiterreisen. Der Drummer bekam sein Bier und stürzte gierig ein paar Schlucke hinunter, bevor er Farin leicht mit seiner Faust an den Arm knuffte und diesen aus seinen blutgetränkten Gedanken riss. „Jetzt zerbrich dir nicht den Kopf darüber. Du kannst ja eh nichts machen, selbst wenn jedes Wort des Briefes stimmt.“ Sein Kumpel blickte ihn nachdenklich an, er wusste dass Bela Recht hatte. Selbst wenn er noch so wollte, ohne weitere Hinweise war er machtlos. Bela ergriff wieder das Wort: „Du wirkst total übermüdet. Geh schlafen. Morgen sieht die Welt schon ganz anders aus.“ Farin lachte leise. „Was?“ “Ich sagte du solltest besser schlafen gehen...“, antwortete Bela leicht verwirrt über den plötzlichen Anfall von guter Laune des Blonden. Wahrscheinlich hatte er das Grübeln wohl aufgegeben und alles als Scherz abgestempelt. Ein Glück. “Nein nein, das mein ich nicht. Hast du gerade echt so einen billigen Standartspruch wie Morgen sieht die Welt schon ganz anders aus losgelassen?“ Bela schnaubte amüsiert. Ja, das hatte er in der Tat. Nach einer Ausrede suchend öffnete er den Mund, setzte zu einem Satz an, sog etwas Luft ein und ... schwieg. Klappe wieder dicht. Leise lachend nickte er nur, zuckte mit den Schultern und trank noch einen Schluck Bier. “Geh endlich pennen, du Spackentoaster“, grinste er und machte einen Fingerzeig in Richtung Tür. Wie auf Befehl ließ sich Farin elegant vom Barhocker gleiten, tätschelte kurz dankbar Belas Schulter und warf einen kurzen Blick auf dessen Bier. „Und du solltest nicht mehr so viel trinken, Graf Bierfahne. Übertreibs nicht, ok?“, der Blonde streckte sich kurz, in dem Wissen, dass Bela in der Hinsicht noch nie auf ihn gehört hat, „So, ich geh dann wirklich mal. Gute Nacht.“ “Dir auch.“ Somit drehte sich Farin um und ließ den Drummer allein zurück, welcher seufzend den Kopf in den Nacken legte und an die weißgestrichene Decke starrte. Sein Kopf dröhnte. Wann hatte er diese schrecklichen Kopfschmerzen bekommen? Die Geräuschkulisse in diesem Schuppen war aber auch tödlich. Im Verlauf der Nacht ist die Musik immer mehr in den Hintergrund gerückt und das banale Gegröhle besoffener Frührentner und verzweifelter Teenager-Eltern die ihre Probleme in Alkohol ertränken wollen, hat konstant an Lautstärke gewonnen und schien nun sogar die gelegentlichen Würgelaute aus Toilettenrichtung zu übertrumpfen. Bela warf einen kurzen Blick auf die Uhr, leerte sein Glas und verließ schließlich nur knapp 5 Minuten nach Farin die Kneipe. Kaum, dass er die Tür in die scheinbar totenstille Stadt hinter sich geschlossen hatte, peitschte ein lauter dunkler Knall durch die Nacht. Ein Aufschrei. Der Drummer erstarrte. Er hatte nicht einmal mehr Zeit die frische Luft zu genießen und sich die leichte Brise um die Nase wehen zu lassen. Seine Beine setzten sich von ganz allein in Bewegung. Er rannte, rannte so schnell er nur konnte in die Richtung aus der der Knall gekommen war. Der milchige Schleier des Nebels schien sich noch verstärkt zu haben, er war kaum in der Lage die eigene Hand vor Augen zu sehen und spürte wie die Feuchtigkeit sich auf sein Gesicht legte, während er rannte, in stiller Panik vor dem was geschehen sein könnte. Schließlich erreichte er sein Ziel. Ein dunkler Umriss am Boden der Straße tauchte langsam aus der Nebelbrühe auf und Bela wurde langsamer. Er verengte die Augen um besser sehen zu können, während er auf das kauernde Wesen zu bewegte. Sein Herz raste, sein Atem ging stark und rasselnd. “Jan?“ Keine Reaktion. Er ging einen Schritt schneller und schließlich gab der Nebel die Gestalt des Gitarristen preis, der auf der Straße kniete. Halb auf seine Knie gebettet, halb auf dem kalten Asphalt der Straße lag ein Kinderkörper. Die Straße um sie herum war blutgetränkt, doch im Schein der Straßenlaternen wirkte das warme Lebenselixier wie ausgelaufene schwarze Tinte. Wie viel davon gehörte Farin? Bela kniete sich zu seinem Freund. Der Blonde war erschreckend blass, seine Augen starrten ins Leere, während er mit einer Hand kontinuierlich durch das blonde Mädchenhaar strich. Er schien Bela nicht wahrzunehmen oder er wollte es einfach nicht. Der Drummer schwieg, starrte fassungslos auf das kleine Mädchen, das er eindeutig als Jenny identifizieren konnte und beobachtete, wie weiterhin Blut aus einer tiefen Wunde in ihrer Brust quoll, scheinbar unaufhörlich, so als hätte sie vor die Straße in einen Fluss des Todes zu verwandeln. --------------------- Vielen Dank an alle bisherigen Kommentarschreiber. Ich hoffe ihr seid gespannt wie es weitergeht und drückt den beiden Süßen die Daumen, dass es bald wieder etwas bergauf geht mit ihnen. Sara Kapitel 4: Deine schützende Nähe -------------------------------- Weit entfernt schlug eine Turmuhr gerade zum dritten Mal und weckte Bela aus seinem ersten Schockzustand. Noch immer ungläubig starrte er auf die blutverschmierten Hände Farins, die mittlerweile über die zarte Haut des Mädchengesichtes strichen, wobei das hängen bleibende Blut Jenny ein groteskes Aussehen verlieh. Er schauderte, musste sich jetzt zusammenreißen und für seinen Kumpel da sein, doch das war leichter gesagt als getan, denn zig Gedankengänge stürzten wie ein tosender Wasserfall auf ihn ein. Wie konnte das nur geschehen? Und, gottverdammt, warum nur hatte er Farin keinen Glauben geschenkt als dieser mehr hinter der Drohung vermutete?? Ruckartig packte er den Blonden an den Schultern, drehte ihn zu sich und sah ihn prüfend an. „Jan?! Was ist passiert? Bist du verletzt?“ Das Mädchen war jetzt erst mal egal, es war eh schon tot. Wichtig war der Zustand seines langjährigen Freundes. Doch dieser reagierte nicht. Ausdruckslos starrte er dem Drummer ins Gesicht und ließ mehrere Minuten verstreichen, bis schließlich seine Mundwinkel zu zucken begannen. Bela konnte beobachten, wie Tränen in die Augen des Gitarristen stiegen und schließlich haltlos ihren Weg in die Freiheit fanden. Schluchzend schlug Farin die blutigen Hände vor sein Gesicht und weinte geräuschvoll in die Stille der Nacht hinein. Wieso nur musste das kleine unschuldige Mädchen sterben? Wieso hatte er nichts tun können, sondern war einfach nur hilfloser Zeuge eines brutalen Mordes geworden? Er hatte die Kneipe verlassen, die Gedanken an den Brief gerade über Bord geworfen und sogar angefangen sich auf sein warmes Hotelbett zu freuen. Der Nebel offenbarte ihm zum zweiten Mal in dieser Nacht die rostige Coladose und wieder konnte er es nicht lassen das gammlige Metall zum Scheppern zu bringen. Er beobachtete wie es klirrend und im Zickzack über die Straße sprang und schließlich vor den nackten Füßen einer verschleierten Person zum Liegen kam. Zögernd blieb er stehen und spähte zu dem kleinem Mädchen im Nebel. Sein Herz blieb beinahe stehen als er erkannte, dass es sich um die kleine Jenny handelte. Ihre leuchtend grün-blauen Augen fixierten ihn, ihr langes weißes Nachthemd wehte verschwörerisch im Wind und verlieh ihr ein gespenstisches Aussehen. Glücklich sie am Leben zu sehen ging er auf sie zu. Sie regte sich nicht, Tränen rannen über ihr unschuldiges Engelsgesicht. „Du bist Jan...“, wisperte sie. Er nickte. Ein letztes Mal erklang ihre Stimme. „Sieh nicht hin.“ Dann ertönte ein Knall und sein Echo wurde vom Wind davon getragen. Beinahe wie in Zeitlupe sah Farin, wie ein Schwall Blut aus Jennys Brust schoss und ihr weißes Nachthemd besudelte. Sie war sofort tot. Noch während ihr Körper Richtung Boden fiel, bekam Farin sie zu packen und ging mit ihr gemeinsam in die Knie. Und jetzt saß er hier, zitternd und bebend vor Schock. Sein Körper schmerzte, aber was war schon sein Schmerz gegen den der Eltern des Kindes? Er konnte an nichts anderes mehr denken als daran wie schön Jennys Leben noch hätte werden können, hätte MoG es ihr nicht genommen. MoG, der sie rücksichtslos vor seinen Augen getötet hat. MoG, der eiskalte Killer. Plötzlich spürte er ein paar Arme die sich um ihn schlangen und ihn aus seiner starren Position lösten. Bela. Es konnte nur Bela sein, er kannte diese Art und Weise umarmt zu werden, kannte den so vertrauten Geruch den er nun vernahm während sein Gesicht an die Schulter seines Freundes gedrückt wurde und er kannte die sanfte Stimme, die leise Dinge in sein Ohr flüsterte. Er verstand nicht ein Wort von dem was Bela sagte, dafür war er viel zu sehr mit Weinen und seinem Schmerz beschäftigt, aber er wusste, dass es beruhigende und aufmunternde Worte waren. Worte die ihm Halt gaben, auch wenn er sie momentan akustisch nicht verstehen konnte, so wusste er, dass Bela ihm sagte, dass er da ist, dass sie das gemeinsam durchstehen, dass alles wieder gut wird. Farin schloss die Augen und ja, irgendetwas sagte ihm: Bela hatte Recht. Er ließ sich von dem Drummer aufhelfen, wischte sich über die geröteten Augen und versuchte das Geschehene zu verarbeiten. “Ich bring dich auf dein Zimmer“, sagte Bela, warf einen letzten Blick auf Jennys leblosen Körper und drückte Farin dann sanft aber bestimmt von ihr fort. Er würde den Blonden auf sein Hotelzimmer bringen, ins Bett legen und dann noch mal herkommen um die Mädchenleiche zur Polizei zu bringen. Diese Tat konnte er Farin einfach nicht zumuten, sein Freund war eh schon völlig fertig, es war besser wenn er sich schlafen legte und versuchte dieses grausame Geschehnis zu vergessen. Im Hotelzimmer des Blonden angekommen, war dieser zumindest wieder einigermaßen bei Sinnen und seine Tränen waren versiegt, doch die tiefe Trauer schien aus dessen Augen zu brechen wie Lava aus einem Vulkan. Farin setzte sich auf den Rand seines Bettes, starrte zu Boden und versuchte zu verarbeiten was er miterlebt hatte. Mitleidig beobachtete der Drummer wie sein bester Freund in einem Loch zu versinken schien und spürte dabei nicht nur den Wunsch ihm zu helfen, sondern auch große Hilflosigkeit. Was sollte er tun? Welche Worte waren in einer solchen Situation angebracht? Was erwartete Farin jetzt von ihm? Bela versuchte sich vorzustellen, was er sich an Farins Stelle wünschen würde, aber das Gefühlschaos der Situation ließ diese Vorstellung nicht einmal annähernd zu. Letztendlich hockte er sich vor den Jüngeren, suchte dessen Blick und zwang sich zu einem kleinem Lächeln. Er legte eine Hand auf Farins Knie und streichelte mit dem Daumen sanft darüber. „Leg dich am besten schlafen, ok? Du brauchst jetzt etwas Ruhe....“, sagte er leise und sanft. Sein Gegenüber schüttelte nur den Kopf. „Ich werde eh kein Auge zu machen können. Schon gar nicht....“ //... wenn du nicht bei mir bist....// “... so ganz allein mit diesen Gedanken...“ Ein inneres Nichts schien Farin aufzufressen, aber Bela schaffte es durch seine reine Anwesenheit Fülle in diese unerträgliche Leere zu bringen und sie erträglicher zu machen. Zögernd stand der Gitarrist auf, sah auf seine noch immer blutverschmierten Hände und ging langsam in Richtung Badezimmer. Er blieb in der Tür stehen, wusste genau was Bela tun wird, während er jetzt duschen ging um den Dreck von sich zu waschen. „Du wirst die Leiche zur Polizei bringen damit ich es nicht tun muss, richtig?“ Er brauchte den Älteren nicht sehen um zu wissen, dass dieser nickte. “Kommst du...“ Die Frage brannte auf seiner Zunge wie Feuer. Farin drehte sich um und warf seinem Kumpel einen flehenden Blick zu. “Kommst du danach wieder zu mir?“ Wieder ein stummes Nicken, aber dieses Mal verbunden mit einem kleinem erleichtertem Lächeln. Bela wollte Farin in diesem Zustand auf keinen Fall alleine lassen und wäre sowieso die ganze Nacht über bei ihm geblieben, ob dieser es gewollt hätte oder nicht. Aber so war es natürlich bedeutend einfacher. Farin war keine Person die sich nicht helfen lassen wollte, sondern zum Glück jemand, der angebotene Hilfe immer dankbar annahm. Bela ging auf ihn zu, schloss ihn einmal kurz in die Arme und schenkte ihm einen aufmunternden Blick. „Natürlich komme ich wieder zu dir. Wie könnte ich dich jetzt allein lassen? So ein Unmensch bin ich nicht...“ Mit diesen Worten trennte er sich von dem Blonden und machte sich auf den Weg zum Ort des grausamen Mordes. ------------------------ vielen dank für kommentare, lob und kritik *jeden schnuffel der das hier liest* LG, Sarah Kapitel 5: Geschnappt! ---------------------- Als Bela an der Stelle ankam an der er Jennys Leiche hatte liegen lassen, musste er feststellen, dass sie spurlos verschwunden war. MoG machte seine Sache ziemlich gut, es war nicht mal mehr ein Tropfen Blut auf der Straße zu erkennen und nicht ein winziger Hinweis führte zu der grausigen Tat die vor so kurzer Zeit noch hier verübt wurde. Jenny war fort. Oder irrte Bela sich gerade und das Mädchen wurde in einer anderen Straße vor den Augen seines besten Freundes ermordet? Schließlich war er vorhin so in Panik gewesen, dass er blindlings in den Nebel gerannt war und gar kein rechtes Ziel vor Augen gehabt hatte. Um auf Nummer sicher zu gehen, beschloss er auch die anderen Straßen kurz abzulaufen, doch außer gähnender Leere, müde flackernden Straßenlaternen und verschlossenen Türen fand er nichts vor. Wie konnte das sein? Er hatte Farin doch nur schnell aufs Hotelzimmer gebracht und war dann sofort wieder hergekommen. Ein mulmiges Gefühl stieg in dem Drummer auf während er versuchte sich in dem milchigen Nebel zu orientieren. Was sollte er jetzt tun? Er kramte sein Handy aus der Tasche und warf einen flüchtigen Blick auf die digitale Uhr auf dem Anzeigedisplay, es war mitten in der Nacht und ein Besuch auf der Polizeistation würde wahrscheinlich ohne Erfolge enden. Womöglich war sie an einem Ort wie diesem nachts noch nicht einmal besetzt. Außerdem, wie würde es wirken, wenn er mitten in der Nacht dort aufkreuzte, von einem Mord erzählte und keinerlei Beweise bei sich hatte? Geradezu lächerlich, wenn man bedachte, dass er vorhin in der Kneipe auch noch eine große Menge Alkohol zu sich genommen hatte. Die würden ihn eher in eine Ausnüchterungszelle stecken, als ihm auch nur ein Wort abzukaufen. Und die Gefahr heute Nacht nicht mehr zu Farin zurück zu können, wollte er einfach nicht eingehen. Der Blonde brauchte ihn jetzt, wahrscheinlich mehr als je zuvor. Deshalb sollte er ihn auch nicht noch länger warten lassen. Bela warf einen letzten Blick zurück auf die Straße, ehe er sich zögernden Schrittes in Richtung Hotel bewegte. Ruhig atmete er die kühle Luft ein und lauschte dem Echo seiner Schritte, das beinahe gespenstisch in den Straßen und Gassen wiederhallte. Tapp... tapp.... tapp.... Allmählich wurde er schneller, sein Puls beschleunigte sich unweigerlich. Warum war er eigentlich die ganze Zeit davon ausgegangen, allein zu sein?? Lag es nicht viel viel näher, dass MoG noch in der Gegend war, ihn vielleicht sogar beobachtete? Dass zwischen dem Mord, dem Verschwinden der Kinderleiche und seinem erneuten Aufkreuzen viel zu wenig Zeit vergangen war, begann ihn zu beunruhigen. Verdammt, es war leichtsinnig gewesen im Dunkel und komplett wehrlos hier zu erscheinen! Langsam begann er zu rennen, immer wieder panische Blicke hinter sich zu werfen... Tapp ... tapp... tapp, tapp, tapp... Seine hallenden Schritte gewannen an Lautstärke, sein Atem ging stoßweise und rasselnd. Bildete er es sich ein oder passte das Echo teilweise nicht ganz zu seiner Schrittfolge? “Oh scheiße, scheiße, scheiße...“, keuchte er leise vor sich hin, seine Beine wurden mit jedem Schritt schwerer und seine Gedanken malten die grausamsten Horrorszenarien aus. Das hier war schlimmer als jeder Film den er jemals gesehen hatte. Aber so war das ja immer mit der Realität. Wenn das was man sonst so begeistert im Fernsehen ansah auf einmal Wirklichkeit wurde, schienen sich 2 Welten zu vermischen und versetzten einen in einen Alptraum wie er schlimmer nicht sein konnte. Kalter Angstschweiß rann Belas Gesicht hinab und tropfte auf sein schwarzes Shirt. Abermals drehte er sich nach hinten... das zweite Echo war verstummt. Vielleicht hatte MoG aufgehört ihn zu verfolgen? Doch als er den Blick wieder nach Vorne drehte, erlangte er die erschreckende Erkenntnis, dass ein noch schlimmerer Fall eingetreten war. MoG verfolgte ihn nicht mehr: MoG hatte ihn gefunden! Mit einem erschrockenem Aufschrei, versuchte Bela seinen Lauf noch zu bremsen, doch es war zu spät und er lief direkt in die schwarze Gestalt. Starke, unglaublich muskulöse Arme schlangen sich um ihn und hielten ihn fest im Griff. Keine Frage, das war ein Mann. Der ganze Körperbau verriet es, auch wenn der Fremde eine schwarze Stoffmütze -die nur mit zwei kleinen Schlitzen für die Augen versehen war- über sein komplettes Gesicht gezogen hatte. Bela musste angestrengt nach Luft schnappen, so sehr presste der Mann ihn an sich. “Wa... was willst du, du verdammter Mörder?“, presste der deutlich kleinere hilflos hervor und versuchte sich aus dessen Griff zu befreien, um wieder besser atmen zu können, doch sämtliche Versuche blieben erfolglos. Die Stimme des Fremden erklang und jagte Bela einen eiskalten Schauer über den Rücken. Sie war dunkel, ruhig, überlegen und unglaublich ... bösartig. Hätte er Satan eine Stimme geben müssen, diese wäre es gewesen. „Was ich will habe ich Jan bereits geschrieben. Du weißt es. Stell dich nicht dumm... Felsenheimer.“ Das diabolische Grinsen klang unversteckt in seiner Stimme mit. MoG hatte momentan die absolute Macht und Kontrolle und genau das zeigte er. Natürlich, alle Kriminellen wollten ‚Bewunderung’ für das was sie taten. Bela rief sich den Brief an Farin noch mal in Erinnerung: Lange habe ich auf diesen Moment gewartet. Deine Verzweiflung wird mein Herz schneller schlagen lassen, dein Unwissen meine Erregung vergrößern und das vergossene Blut wird meinen Schmerz lindern. „Du... krankes... Schwein!!“, gab der Drummer stoßweise von sich, hob den Blick und suchte Augenkontakt zu dem –seiner Meinung nach- eindeutig Geisteskranken. Eisblaue Augen bohrten sich scheinbar durch ihn hindurch und nicht eine menschliche Eigenschaft schien in ihnen zu liegen. Kein Anzeichen von Wärme, Verständnis oder Güte lag in dem Blick des Erpressers. Geschockt sog Bela den Atem zwischen den Zähnen ein, als MoG sich wieder zu Wort meldete: „Oh nein, ich bin nicht das Schwein. Jan ist es. Und darum werde ich ihn leiden lassen. Meine Rache wird grausam sein... noch viele unschuldige Menschen stehen auf meiner Abschussliste...“ MoG beugte sich etwas zu Bela hinab und flüsterte in dessen Ohr. „... und der finale Schlag, der absolute Höhepunkt der Jan vor Verzweiflung zerreißen wird... bist DU!“ Noch bevor Bela verarbeitet hatte was er soeben hören musste, wurde er mit einem heftigen Stoß nach hinten geschleudert, torkelte ein paar Schritte und landete dann krachend am Boden. MoG stand noch vor ihm und die eisblauen Augen blickten herablassend auf ihn nieder. „Aber noch ist es nicht soweit. Noch ist mein Spieltrieb nicht befriedigt. Geh, geh zu deinem Jan und hilf ihm durch die Nacht.“ Ein diabolisches Gelächter ließ die Stille der Nacht zerbersten, ehe MoG im Dunkel einer Seitenstraße verschwand. ----------------- *euch allen ein ferrero küsschen in die hand drück* fleißige leser verdienen ein küsschen *love* Kapitel 6: Blick nach Vorne --------------------------- Seit geschlagenen fünfzehn Minuten stand Bela nun schon vor der noch verschlossenen Tür zu Farins Hotelzimmer. Er hatte versprochen zurückzukommen und wahrscheinlich lag der Blonde nun schon im Bett, weigerte sich aber entschlossen zu schlafen, bevor Bela nicht wieder zurück war. Doch was sollte der Drummer erzählen, wenn Farin ihn fragte ob etwas geschehen sei? Die Wahrheit? Nein, das würde den Gitarristen in seinem jetzigen Zustand wohl ins absolute seelische Off befördern. Manchmal war es besser zu lügen. Zumindest für den Moment. Seufzend ließ Bela seine Stirn gegen das kalte Holz der Tür sinken und versuchte irgendwelche Geräusche aus dem Zimmer wahrzunehmen, irgendetwas das ihm sagte, dass Farin darin war und es ihm gut ging. Aber er wurde enttäuscht. Die einzigen Geräusche die er vernahm, kamen von seinem eigenen Atem, der nun in beständigen Schüben gegen das Holz der Tür prallte. MoG hatte gesagt, dass er noch mehr Leute umbringen wollte nur um Farin leiden zu sehen. Würden es wieder wehrlose kleine Kinder sein? Oder würde er einen Schritt weitergehen und Leute ermorden, die mit Jan in Verbindung standen? Eiseskälte zog in Bela auf und seine Gedärme verkrampfen, während ihm klar wurde, dass er selbst das finale Opfer darstellen sollte. Der Gedanke auf schmerzhafte Weise ermordet zu werden schnürte ihm die Luft ab. Ja, Bela B., der leidenschaftliche Hobbyvampir, hatte Angst vor dem Tod. Zumindest vor einem Tod der brutal und viel zu früh über ihn herfiel und ihn zu einer Figur in einem Spiel werden ließ. Plötzlich öffnete sich die Zimmertür und Bela stolperte einen Schritt vorwärts. Sein Gesicht, das eben noch an dem so schönen kühlen Holz gelegen hatte, prallte nun auf Farins Brust. Erschrocken hob er den Blick und sah zu seinem verdutzt wirkenden Kumpel hoch. “Bela?“, fragte der Blonde etwas irritiert. „Haste den Schlüssel vergessen? Mensch, ich hab mir Sorgen gemacht!“ Jan stand in Jacke und Schuhen vor ihm, was Bela zu dem Schluss kommen ließ, dass der Blonde gerade losziehen wollte um ihn zu suchen. Alleine. Schutzlos. Absolut naiv. So wäre er für MoG nur ein gefundenes Fressen gewesen! Andererseits... hätte der Killer Farin schon längst erledigen können, hätte er es nur gewollt. “Tut mir leid, ich war gerade noch etwas in Gedanken. Wie geht es dir?“ Seufzend drehte der Größere sich um, ging zurück in das Zimmer und schlüpfte wieder aus Jacke und Schuhen. Er zwang sich zu einem traurigen Lächeln. “Na ja, in Anbetracht der Tatsachen geht es mir eigentlich ganz gut... nicht ich bin tot, sondern Jenny.“ Und darüber war Bela mehr als froh, was mit ihm nach dem Tod des Blonden passieren würde, wäre ein einziges Desaster. Er mochte nicht einmal einen Gedanken daran verschwenden wie es wäre ohne Farin leben zu müssen. Zögernd folgte der Drummer in das Hotelzimmer, schlüpfte ebenfalls aus Jacke und Schuhen und ließ sich quer auf das große Bett fallen. Farin schien sich glücklicherweise wieder etwas gefangen zu haben, sein Gesicht wirkte bei weitem nicht mehr so blass wie noch zu dem Zeitpunkt an dem er ihn im Hotel zurück ließ. „Hast du sie finden können?“ “Eh... was? Ach so, Jenny... nein, sie war nicht mehr dort.“ Jans Augen weiteten sich ungläubig, beinahe bewegungslos stand er im Raum und versuchte das gerade Gehörte zu realisieren. „Was? Aber sie kann sich doch nicht einfach in Luft aufgelöst haben, es sei den... MoG hat ihre Leiche in Rekordzeit entsorgen können!“ Ein kritischer Blick traf den Liegenden und sofort war dem Gitarristen klar, dass sein bester Freund ihm etwas verheimlichte. Etwas das ihn beunruhigen würde, wenn er es erführe. Das beinahe anteilnahmslose Schulterzucken des Dunkelhaarigen ließ ihn diesen Gedankengang bestätigen, Bela war mit seinen Gedanken ganz woanders. “Lass uns lieber schlafen, anstatt hier die ganze Zeit dämlich rumzuquatschen.“, meldete dieser sich dann doch zu Wort, „ Ich bleibe über Nacht hier und morgen geben wir den Fall an die Polizei. Die schnappen diesen Irren schneller als du denkst und dann brauchst du dir keine Sorgen mehr zu machen, ok?“ “Du bist leider immer zu den falschen Momenten positiv eingestellt, Dirk. Sei doch mal realistisch. Das hier ist keine deiner dämlichen ARD-Krimiproduktionen a la Tatort, wo irgendein Supercop immer wieder DEN entscheidenden Hinweis bekommt und alles gut wird. Das hier das richtige Leben! Hier gibt es Morde, die jahrelang niemand bemerkt! Unsere Polizei ist ja teilweise sogar zu dämlich zu bemerken, wenn im Haus gegenüber der Polizeistation eingebrochen wird! Sieh den Tatsachen ins Auge, die werden MoG wahrscheinlich gar nicht schnappen.“ „Weißt du was, nicht ich bin zu den falschen Momenten positiv eingestellt, sondern du zu den falschen negativ! Wo ist denn bitte dein berühmter Optimismus?“ In der Tat schien Farin immer dann einen Durchhänger zu haben, wenn es sich am Wenigsten anbot. Aber gut, man musste sich natürlich eingestehen, dass diese Situation in allen Fällen außergewöhnlich war. Schließlich wurde in Jans Armen ein kleines Mädchen erschossen und der Drummer selbst stand auf der Abschussliste dieses Wahnsinnigen. Doch das wusste der Blonde ja noch nicht und es war auch besser wenn er es nie erfuhr. Morgen würden sie zur Polizei gehen, die würden MoG schnappen und danach würde alles verjähren. „Schlafen wir“, kam die kühle Antwort des Gitarristen und er krabbelte zu Bela aufs Bett. „Und mach dich hier mal nicht so breit. Das hier ist immer noch mein Hotelzimmer und somit auch mein Bett.“ “Ach, ich kann natürlich auch gern gehen, Herr Vetter. Wenn ihnen das lieber ist.“ “Nein!!! ... nein, bleib... bitte.“ Mit so einer emotionalen Reaktion hatte Bela gar nicht gerechnet und genau in diesem Moment spürte er wie sich eine warme Hand auf seine Brust legte und sanft aber eindeutig zeigte, dass er nicht aufstehen sollte. Farins lange dünne Finger spielten eine Weile mit dem Stoff seines T-Shirts, ehe sie sich drin verkrallten und still ruhten. Vorsichtig linste der Dunkelhaarige zur Seite. Farin lag neben ihm auf dem Bauch, hatte das Gesicht zu ihm gedreht und sah ihn mit flehenden blauen Augen an. Nichts außer der Hand auf seiner Brust verband ihn gerade mit dem Blonden und doch spürte er wie sie sich näher waren als jemals zuvor. Er brauchte nicht sagen, dass er eh nicht vorhatte zu gehen, Jan wusste es auch ohne das er es aussprach. Die letzte Tat die Bela verübte bevor er einschlief, war es seine Hand auf die seines Freundes zu legen und die ganze Nacht über auch nicht loszulassen. Kapitel 7: Ein Geschenk ----------------------- Der Eindringling kam geräuschlos und zielstrebig, beinahe als würde er eine Straftat wie diesen Einbruch jeden Tag ausüben. Das ziemlich billige Schloss der Hotelzimmertür zu öffnen war für ihn ein leichtes gewesen, die ganzen letzten Monate hatte er sich daran erprobt die verschiedensten Arten an Schlössern und Riegeln zu knacken. Hätte er gewusst, dass diese Absteige wirklich nur von der niedrigsten Sicherheitsstufe war, hätte er sich diese Mühe auch sparen können. Seine Schuhe hatte er vor der Tür ausgezogen um nun ohne einen Laut durch das Zimmer laufen zu können. Um sehen zu können hatte er sich ein kleines Nachtsichtgerät mitgebracht, welches die Umgebung vor seinen Augen nun in ein schauderliches Grün tauchte. Die beiden schlafenden Personen auf dem Bett sahen aus wie angeschimmelte Wasserleichen und er spürte ein gewisses Gefühl der Erregung in sich aufsteigen während er die Liegenden betrachtete. Ein teuflisches Grinsen formte sich auf seinen schmalen rauen Lippen. Sie hatten keine Ahnung dass er hier war. Hier, bei ihnen im Zimmer. Er war nun allmächtig. Wenn er wollte könnte er sie sofort umbringen. Geräuschlos, wie aus dem Nichts, hinterhältig, beinahe gottgleich. Aber genau das wollte er nicht. So leicht wollte er es seinem jahrelangen Feindbild nicht machen. Er wollte sich lieber an dessen Leid weiden, ihm mehrere Nervenzusammenbrüche verschaffen und in den Wahnsinn treiben. Jan Vetters Seele sollte in der Hölle schmoren und dafür würde er sorgen. Selbstmörder kamen in die Hölle, das war so sicher wie das Amen in der Kirche und er, der Master of Game, würde ihn solange terrorisieren bis er sich selbst das Leben nehmen würde. Aber hoffentlich war das noch nicht allzu bald. Um die Qual seines Opfers zu erhöhen musste er sich den absoluten Höhepunkt lange aufsparen und dafür sorgen, dass der blonde Gitarrist trotz allem immer wieder einen letzten Grashalm fand an dem er sich halten konnte. Einen letzten Faden der Hoffnung, den er dann doch verlieren würde. Diebisches Vergnügen breitete sich in dem Eindringling aus, während er sich vorstellte wie der große Bela B. in Farins Armen elendig verreckte, so als wäre er nicht mehr wert als ein dreckiges Schwein, das man nach Belieben zu seinem Nutzen abschlachten konnte. Nachdem er die beiden Schlafenden noch eine Weile gemustert hatte, wandte sich MoG vom Bett ab und schlich ins Badezimmer, wo er ohne Geräusche zu verursachen die Tür hinter sich schloss. Erst nach ca. 20 Minuten kam er wieder hervor, wischte sich ein wenig Schweiß von der Stirn und griff sich Zettel und Stift. „Sleep well, Honey!” Seine eisblauen Augen waren in der Dunkelheit pechschwarz und glitten ein letztes Mal über das Bett, bevor er geräuschlos das Zimmer verließ. --------- Der nächste Morgen versprach schön zu werden, die Sonnenstrahlen schienen sanft hinter dem dünnen Stoff der Vorhänge hervor und hüllten das Zimmer in eine angenehme Wärme. Farin wurde von dem Knurren seines eigenen Magens geweckt und schlug die Augen auf. Er lag noch in der gleichen Position in der er eingeschlafen war, auf dem Bauch, während eine Hand auf der Brust des neben ihm liegenden Drummers lag und von dessen Fingern sanft festgehalten wurde. Ein leichtes Lächeln stahl sich auf die Lippen des Blonden, er richtete sich etwas auf, stützte sich auf seine Unterarme und beobachtete seinen besten Freund während dieser schlief. Die langen schwarzen Wuschelhaare hingen ihm wild ins Gesicht und fluteten Teile des Kopfkissens, scheinbar hatte Farin in der Nacht mit ihnen sogar näheren Kontakt aufgenommen, denn nun fischte er sich eines dieser schwarzen Haare aus dem Mund und warf es zu Boden. Belas Gesichtsausdruck war ganz entspannt, sein Mund stand ein klein wenig offen und seine Atmung hörte sich ein bisschen so an wie die eines kleinen hechelnden Welpen, nur bedeutend langsamer. Es tat Farin ja schon fast in der Seele weh den kleinen Punk-Welpen nun aus dem süßen Reich der Träume zu reißen, somit ließ er sich einfach wieder ins Kissen und damit in Belas Haare sinken um darauf zu warten, dass dieser von alleine wach wurde. Die schwarzen Haare kitzelten sein Gesicht, aber das war etwas das den Blonden absolut nicht störte, im Gegenteil, er liebte es sein Gesicht in dem duftenden Wuschelhaar vergraben zu können, denn es roch einfach unwiderstehlich gut nach einer Mischung aus Haarspray, Apfelshampoo und ganz entfernt ein klein wenig Rauch. Auch wenn Farin Zigaretten aus ganzem Herzen hasste, dieser zarte rauchige Geruch der Bela umgab war absolut angenehm, denn er war zwar präsent aber nicht aufdringlich und er verlieh dem sonst so süßen Duft des Drummers eine stark männliche Note. Leise seufzend schloss Farin abermals die Augen und konzentrierte sich nur auf Bela, auf die zarte Berührung ihrer Hände. Hin und wieder bewegte der Drummer seine Finger, ließ aber nicht ein einziges Mal die Hand des Gitarristen los, bis irgendwann sein Daumen langsam anfing kontinuierlich über die weiche Haut an Farins Handrücken zu streichen. Die Lippen des Schwarzhaarigen schlossen sich und man konnte merken wie er langsam aber sicher aufwachte. Sofort schlug Jan die Augen auf und stützte sich wieder auf seine Unterarme. “Hey... guten Morgen, Langschläfer...“, flüsterte er leise, denn er wusste, dass Bela laute Geräusche am Morgen absolut hasste. Er durfte auch nicht zu gut gelaunt sein, das war ebenfalls Gift für den chronischen Morgenmuffel. “Mhm-hm~ ... morgen“, murmelte Bela und gähnte herzhaft ohne sich eine Hand vor den Mund zu halten, „bischt scho lange wach?“ “Na ja, schon ne Weile“, gab der Größere wahrheitsgemäß zu, während der Andere seine Hand losließ, die Decke über sich zog und sich nach einem leisen bestätigenden Knurren auf die Seite schmiss. Eine ganze Weile herrschte Stille, bis Farin sich langsam daran machte das Bett zu verlassen. An dieser Stelle ergriff Bela dann doch noch mal das Wort: „Hättest aber ruhig schon vorher aufstehen können.“ “Ich wollte dich nicht wecken.“ “Ach so.... hm... kannste aber nächstes Mal ruhig“, brummelte der Drummer ins Kissen, beinahe unverständlich aber gerade noch so, dass Farin die Nachricht erhalten konnte. “Ja ja, das sagste jetzt. Aber wenn ich dich wirklich geweckt hätte, dann hättest du mich wieder den ganzen Morgen lang angemeckert. Du, ich mach mir nen Tee. Willste nen Kaffee?“ “Joa, ich... steh auch gleich auf. Nur noch 5 Minuten liegen. Ist sooo bequem.“ Typisch Bela, in einer halben Stunde würde er sicher noch immer so dort liegen, wahrscheinlich sogar wieder fest schlafen. Das kannte der Blonde nur schon zu gut. Kaffee war für das Murmeltier nun genau das Richtige, somit zog er los um eben diesen zu kochen. In der Mini-Küche des Hotelzimmers setzte er schnell Wasser auf und machte sich einen Tee, welchen er dann auch ziemlich zügig trank, denn Belas Kaffee war nun auch fertig und wartete darauf von seinem Empfänger getrunken zu werden, somit füllte der Gitarrist eine Tasse und verließ mit dieser die Küche um sie seinem müden Kumpel direkt ans Bett zu bringen. Auf dem Weg dort hin fiel ihm erstmals der weiße Zettel auf, der auf dem kleinen Schränkchen gegenüber des Bettes lag. Hatte er den dahin gelegt? Erinnern konnte er sich nicht daran, auch der Stift der daneben lag kam ihm absolut fremd vor. Einen kurzen Moment stockte er, spürte im nächsten Augenblick auch schon wie sich sein Herzschlag beschleunigte. “B-bela? Hast du den Zettel dahin gelegt?“ “Hm? Zettel? Nee... ist der Kaffee fertig?“ Am ganzen Leib zitternd wandte Farin sich von dem Schränkchen ab und ging mit wackligen Beinen rüber zum Bett, stellte den Kaffee auf das Nachttischchen, wobei das Porzellan klirrte als wäre es einem Erdbeben ausgesetzt. Mehrere Male schwappte die heiße Flüssigkeit auch über den Rand und verbrannte ihm fast die empfindliche Haut an seinen Fingern. Durch diese Geräuschkulisse war Bela nun neugierig geworden und richtete sich auf um seinen Freund nach dem Rechten zu fragen. „Jan? Alles in Ordnung?“ “Nein, da... liegt auf einmal ein Zettel auf dem Schrank! Ich habe den da ganz sicher nicht hingelegt!!! Er war hier, Dirk!! Hier drinnen!!“ Panik stand dem Gitarristen ins Gesicht geschrieben. Belas Blick wanderte zur verschlossenen Zimmertür, dann zum ebenfalls verschlossenen Fenster. “Ach Quatsch, wie soll er das gemacht haben? Die Tür ist zu, das Fenster auch. Der kann doch nicht zaubern, außerdem hätten wir ihn doch sicher gehört. Das ist sicher nur eine deiner bescheuerten Einkaufslisten. Zeig doch mal her, den Zettel, was stehtn drauf?“ Nachdem er das Stück Papier gereicht bekommen hatte, faltete er es auseinander und erstarrte augenblicklich. Das war in der Tat weder seine noch Farins Schrift. Es standen nicht viele Worte auf dem Papier, doch trotzdem schickten sie eiskalte Schauer über den Rücken des Kleineren. Mit stockender Stimme las er leise vor: “Ihr solltet vorsichtiger sein! MoG P.S. Im Bad habe ich euch ein Geschenk hinterlassen.“ __________ Lallic: Ob man es glaubt oder nicht, aber ab jetzt habe ich sogar eine Storyline und weiß ungefähr wie es weitergehen/enden soll, schreibe somit also nicht mehr unkontrolliert ins Blaue hinaus. Applaus, bitte! Kapitel 8: Die Einladung ------------------------ Die Augen der beiden Freunde wanderten sofort rüber zur Badezimmertür, Farins Blick wirkte als sähe er in ihr das Tor zur Hölle. Was erwartete sie im Badezimmer? Eine Leiche? Leichenteile? Blut? Ein abgeschlagener Kopf? Der Gedanke daran, dass MoG in der Nacht scheinbar ohne Probleme in ihr Zimmer eingedrungen war beunruhigte nicht nur den Gitarristen, auch Bela spürte wie sein Puls zu rasen begann und sich die Anspannung in ihm steigerte. Er war nun hellwach, seine Finger umschlossen den Brief von MoG so fest, dass seine ganze Hand zitterte. Farin war derjenige, der sich zuerst aus der Schreckensstarre löste. Doch kaum, dass er einen Schritt in Richtung Tür gemacht hatte, hatte Bela auch schon seinen Arm ergriffen und hielt ihn eisern fest. Besorgte grüne Augen trafen entschlossene Blaue. “Nicht, Jan! Wer weiß was der Penner da angestellt hat!“, setzte der Drummer an, doch seine Versuche Farin davon abzuhalten ins Bad zu gehen wurden schon im Keim erstickt. Ernst löste der Blonde sich aus dem Griff seines Freundes und rang sich zu einem kleinen Lächeln durch. “Wenn ich nicht nachsehe, dann werden wir es nie rausfinden. Früher oder später würden wir es eh erfahren.“ “Aber.... was wenn ER im Bad ist und nur darauf wartet dass du reinkommst? Er könnte dich abstechen oder erschießen!“ Der Ältere war nun aus dem Bett gestiegen und sah seinen Gegenüber flehend an. Er wollte Farin nicht noch mal so am Boden sehen wie am gestrigen Abend und schon absolut gar nicht wollte er ihn tot sehen, doch Jan näherte sich immer weiter der Badezimmertür. “Denk doch mal nach, Bela. Warum sollte er im Bad warten, wenn er mich die ganze Nacht über hätte ermorden können.“ “FUCK!“, brüllte der Kleinere, „kannst du nicht mal deine SCHEIß Logik ausstellen? Der Typ ist irre! Dem ist alles zuzutrauen, verstehst du? Einfach alles. Und dann kommst du daher und machst hier eins auf Mr. Spock, kein Wunder, dass du ein gefundenes Fressen für den bist. Damit, dass du immer nur denkst der würde logisch vorgehen, machst du dem doch ne Freude. So kann er dich bestens hinters Licht führen. Ich schwöre dir: der ist sicher im Bad!!“ Sein Gegenüber rollte nur mit den Augen. „Und ich wette: er ist es nicht. Wenn ich gewinne, dann habe ich nen Wunsch bei dir frei.“ Bela konnte es kaum glauben. Gab der Blonde sich nun nur so gelassen oder war er es wirklich? Das ging einfach nicht in den Kopf des Drummers. Ängstlich sah er zur Tür, dann wieder zu seinem selbstsicheren Freund. Was sollte er tun? Er konnte Farin kaum vorschreiben was dieser tun und lassen sollte und wenn er ehrlich war... dann wuchs seine eigene Neugierde mit jeder Sekunde immer weiter an. Er wollte auch wissen was sich hinter der Badezimmertür verbarg, auch wenn es vielleicht etwas war was er absolut nicht sehen wollte. Schließlich gab er einen leisen seufzenden Laut von sich und nickte. Allerdings würde er Farin sicher nicht allein ins Bad gehen lassen!! Flink ging er zu dem Blonden, welcher nun schon eine Hand an die Türklinke gelegt hatte und klammerte sich an ihn. Bela vergrub seine Finger in dem Stoff des schwarzen Tshirts vor sich und linste vorsichtig an dem Größeren vorbei zur Tür. “Dirk, wenn... du doch recht hast, dann... sieh zu dass du wegkommst, ok?“ “Ach, jetzt kommste doch wieder so? Mir erst einreden ich hätte ne Paranoia, aber nun selber Panik schieben“, ein leises nervöses Auflachen war zu vernehmen, die Angst war dem Drummer trotz aller Verdrängungsversuche deutlich anzuhören, „jetzt mach schon die verdammte Tür auf und überhaupt, ich laufe nicht fort! Egal was kommt!“ Jan nickte. Ihm war das sowieso von Anfang an klar gewesen. Langsam drückte er die Türklinke hinab und öffnete die Tür einen Spalt, er konnte spüren, wie die Hände in seinem Shirt langsam zu zittern begannen und wie er selbst auch ganz weiche Knie bekam. Die Welt um ihn herum schien einen Moment still zu stehen und er hörte alle Geräusche wie durch Watte. Sein Magen verkrampfte, Schwindelgefühle kamen auf. Mit dem letzten Bisschen Mut, das er in der Situation aufbringen konnte riss Farin die Tür schwungvoll auf und zuckte zusammen, als sie gegen die Wand hinter ihr schlug und einen gewaltigen Knall von sich gab. Er trat einen Schritt ins Badezimmer und sah... „Nichts?!“ Belas Stimme hatte das erstaunte Schweigen gebrochen, seine Finger lockerten sich und schließlich ließ er gänzlich von Farin ab, ging ungläubig in den Raum hinein um sich umzusehen. War das denn zu glauben? Da haben sie sich also ganz umsonst Sorgen gemacht? Na ganz klasse. War ja nen super Start in den Tag. Erleichtert ließ er sich auf den Rand der Badewanne sinken und sah sich im Raum um. Es gab keine Möglichkeiten sich zu verstecken, hier waren weder Vorhänge noch irgendwelche Schränke in die ein Mensch sich hätte zwängen können. Erst als er sah wie Farin die Nase rümpfte und auf die Badewanne, auf deren Rand er ja saß, zeigte, kam in Bela der Verdacht auf, dass er wohl etwas übersehen hatte. “Hm? Was denn?“, knurrte er, ließ sich vom Rand auf den Boden vor der Wanne gleiten, drehte sich und linste hinein. In der Badewanne war ein großer Fleck einer milchigen Flüssigkeit, deren Konsistenz ihm mehr als bekannt vorkam. In ihr schwamm ein kleines Plastiktütchen, in welchem deutlich ein weiterer kleiner Notizzettel zu erkennen war. Stirnrunzelnd sah der Drummer hoch zu Farin welcher ganz FU-like eine Augenbraue gehoben hatte. “Meinste das ist das wonach es aussieht?“, fragte der Blonde. “Japp. Das würde ich immer wiedererkennen...“, grinste Bela frech. “Na klasse. Der Typ bricht hier ein und hat nichts besseres zu tun als in die Badewanne zu wichsen. Also ich fisch den Zettel da bestimmt nicht raus!“ Ein kalter Schauer lief über Farins Rücken. Der Gedanke, dass ein Fremder ungefragt in seinem Hotelzimmer onaniert hat, gefiel ihm ganz und gar nicht. Er wollte gar nicht wissen an was oder wen dieses kranke Wesen dabei gedacht hat. Wahrscheinlich war es für MoG ein besonderer Kick ihn so ahnungslos schlafen zu sehen und praktisch die Macht über ihn zu haben und das wollte er hiermit zeigen. „Hey komm, stell dich nicht so an. Das ist nur nen bisschen Sperma. Das produzierst du selbst doch auch.“ “Und? Was hat das damit zu tun? Ich produziere zum Beispiel im Verlauf meines Lebens auch eine ganze Menge Kot, aber das heißt doch nicht, dass ich deswegen ohne Würgreiz in Scheiße greife!! Wenn du da kein Problem mit hast, dann angel du doch das Tütchen da raus. Viel Spaß dabei. Weiß der Geier was der Kerl für Krankheiten hat. Vielleicht hat der AIDS.“ „Jepp, vielleicht. Vielleicht ist er aber auch einfach nur ein Fall für die Klapse.“ Mit diesen Worten streckte Bela ohne jegliche Scheu seine Hand aus und griff in das kalte Sperma um das kleine Tütchen mit dem Zettel an sich zu nehmen. Als er Farins angewiderten Blick bemerkte, führte er sich die Hand grinsend zum Mund und tat als hätte er vor diese genüsslich abzulecken, was s.o.f.o.r.t. im Bruchteil einer Sekunde von seinem Freund verhindert wurde indem dieser blitzschnell nach seinem Handgelenk griff und den Arm beiseite riss. „Spinnst du?? Gott, wie abgestumpft muss man sein um das Zeug auch noch abschlabbern zu wollen?“ “Wieso? Wäre es deins, dann hätte ich es doch auch gemacht. Das hier wird schon nicht groß anders schmecken.“ “Oh doch! Du hast ja gar keine Ahnung“, grinste Farin mittlerweile wieder amüsiert, „meines schmeckt nach heißer Vollmilch mit Honig und das kann man gar nicht toppen. Ach ja und ganz nebenbei ist Vollmilchsperma etwas das DU ganz sicher nie zu schmecken bekommen wirst.“ Farins provozierend aufziehenden Blick ignorierend zuckte Bela nur mit den Schultern. „Weißt, selbst das Leben der Würmer in der 3. Erdschicht bei Regen im Hochsommer interessiert mich mehr als Vollmilchsperma“, grinste er dem Blonden triumphierend entgegen und meinte im gleichen Moment ein kurzes erzürntes Aufflackern in den blauen Augen seines Gegenübers zu erkennen. Das war eine von Farins Schwächen, die sonst kaum jemand wahrnahm. Der Blonde war zwar Meister darin sämtliche negativen Gefühle hinter guter Laune zu verstecken, doch musste man meist nur einen Blick in dessen Augen riskieren und man wusste wie er wirklich fühlte. Gerade eben hatte sich das blaue, sonst so ruhige Meer in Farins Augen aufgewühlt und zur tödlichen Falle für alle Seefahrer entwickelt. Bela liebte es die Augen des Gitarristen mit dem Meer zu vergleichen und fragte sich immer wieder wie viele Schiffswracks wohl in den scheinbar unendlichen blauen Tiefen verborgen lagen ohne dass irgendjemand außer Farin davon wusste. Jetzt lag das Wasser auf jeden Fall wieder ruhig und reflektierte wie gewohnt die Sonne, während der Blonde amüsiert vor sich hinschmunzelte. “Gut gekontert. Lassen wir das Thema. Wasch dir lieber endlich mal die Hände und dann lies den Zettel vor.“ “Aye aye, Captain!“, salutierte Bela, wusch sich allerdings nicht die Hände, sondern öffnete das kleine Tütchen und zog den Zettel heraus. Gespannt faltete er ihn auseinander und las die Zeilen vor: “Guten Morgen. Ich hoffe ihr habt noch einmal gut geschlafen, denn vielleicht wird es euer letztes Mal gewesen sein. Es war schön euch so süß schlummern zu sehen, warum habt ihr nicht nackt geschlafen? Dirk, du sabberst übrigens im Schlaf.“ Eine empörte Pause. Bela blies seine Wangen auf. „Was??? Was fällt dem ein? DAS ist doch....“ „... die glatte Wahrheit!“, lachte Farin auf und konnte es nicht lassen seinem Drummer wild durchs Haar zu wuscheln. Schnaubend riss Bela sich los und strafte das arme Notizzettelchen mit dem ‚bitterbösen Höllenblick des Alptraum-Grafen’ – ein wahrer Horrorblick den nur der Graf persönlich draufhatte. Obwohl Farin den Blick nicht abbekommen hatte, lief ihm ein kalter Schauer über den Rücken. “Lies weiter, ok? Und ich finds übrigens immer ganz süß wenn du sab~... ok, ich halt meine Fresse.“ “Ich möchte euch einladen in die Villa von Andy Anatomy. Heute Abend, bei Einbruch der Dunkelheit. Ihr solltet kommen und besser allein. Vielleicht habe ich jemanden den ich bei Verdacht auf Polizei der Dekoration der Villa beifügen könnte. MoG“ __________________________ Im nächsten Kapitel wirds romantisch ;//3 Freut euch!!! Love, Sara Kapitel 9: Poison ----------------- Ratlos tauschten Bela und Farin ihre Blicke. Sie hatten soeben eine direkte Aufforderung bekommen sich heute Abend mit MoG zu treffen. Schulterzuckend legte Bela das Blatt Papier zur Seite. „Also ich werde da auf keinen Fall hingehen. Ich renn dem doch nicht einfach so in die Arme, das wäre ja noch schöner. Von wegen keine Bullen, ne ganze Armee werde ich dem auf den Hals hetzen!!“, knurrte er missbilligend, während Farin nur den Kopf schüttelte und sofort Einwand erhob: „Da steht er hat ne Geisel. Wenn du die Polizei alarmierst werde ich dir das niemals verzeihen.“ Farin klang nicht so als würde er Scherze machen, wahrscheinlich meinte er das eben gesagte wirklich ernst. Nur in den allerseltensten Fällen drohte der Blonde damit auf Ewig sauer zu sein und der Ältere hatte sich noch nicht ein einziges Mal getraut zu testen was geschah wenn er Farin Anlass gab die Drohung in die Tat umzusetzen. Das Risiko war ihm eindeutig zu groß. Vielleicht würden sie dann wirklich nie wieder Freunde sein können, zuzutrauen war es dem Gitarristen auf jeden Fall, schließlich hatte dieser neben Bela selbst den größten Dickkopf aller Zeiten. Eventuell nutzte Jan diesen Erpressungsversuch aber einfach nur zu geschickt aus, weil er wusste dass Bela viel zu viel an ihrer Freundschaft lag. Unzählige Male hatte der Drummer sich darüber schon grün und blau geärgert, geflucht und gezetert, sich Rache geschworen – um dann im Endeffekt doch untätig zu bleiben und Jans Forderung nachzukommen. So auch jetzt. Ohne großen Widerstand ließ er lediglich seine Schultern hängen und nickte. “Ja, klar. Ich werde schweigen wie ein Grab. Schweigen wie das Grab in dem ich bald liegen werde, wenn hier nicht bald was passiert....“ Den letzten Satz hatte er mehr zu sich selbst gemurmelt, während er sich schon zum Waschbecken drehte um sich endlich einmal die Hände zu waschen und die Spermareste von seinen Finger zu entfernen. „Hm? Warum solltest du im Grab liegen? Laber doch nicht immer solchen Schwachsinn, werd lieber erst mal richtig wach. Ich geh und besorge uns etwas zum Frühstück und danach machen wir uns mal Gedanken darüber wer Andy Anatomy ist und wo wir seine Villa finden. Einverstanden?“ “Ja ja, mach nur.“ Somit ging Farin also fort und Bela blieb allein im Hotelzimmer zurück. Lange Zeit betrachtete er sich im Spiegel, dann wandte er sich ab um zu gehen, doch sein Blick fiel auf ein kleines Kästchen unter dem Waschbecken, welches man nur sehen konnte wenn man direkt davor stand. Neugierig nahm er es und betrachtete seinen Fund. Gehörte das Farin? Kaum vorstellbar, der neigte eigentlich nicht dazu Dinge in Schachteln aufzubewahren. Somit beschloss der Drummer einfach mal einen Blick hinein zu werfen, er war eh allein. Keiner würde je davon erfahren, selbst wenn er jetzt auf Farins Sammlung benutzter Kondome stoßen würde. Schmunzelnd bei dieser Vorstellung öffnete er also das hölzerne Kästchen und erblickte sofort ein kleines Fläschchen, gefüllt mit einer klaren Flüssigkeit, darunter ein weiterer Brief auf welchem in großen Buchstaben sein Name stand. DIRK! Machen wir einen Deal. Ich verschone Jans Leben und bekomme deins dafür! Bring dich um in dem du mein Lieblingsgift zu dir nimmst, Zyankali. Wenn Jan dir irgendwas bedeutet, dann solltest du es zu dir nehmen oder willst du das er stirbt? Nein, natürlich nicht, dafür liebst du ihn doch viel zu sehr... Fassungslos starrte Bela auf den Zettel und wusste nicht was er verwirrender finden sollte, die Aufforderung zum Selbstmord oder die Tatsache dass MoG ihm unterstellte mehr für Farin zu empfinden als Freundschaft. Das war doch wohl lächerlich. Natürlich bedeutete Farin ihm alles aber deswegen war das was sie füreinander empfanden noch immer keine Liebe!! „Ach, leck mich doch“, knurrte der Drummer, zerfetzte den Zettel in seine Einzelteile und warf ihn ins Klo, damit er Farin niemals in die Hände fallen würde. Das kleine Fläschen mit dem Gift steckte er sich trotzdem in die Hosentasche, auch wenn er nicht vorhatte sich für Farin zu opfern. Also... zumindest noch nicht. Aber wenn MoG sein Spiel weiter durch zog, wer weiß ob es dann nicht vielleicht doch besser war zu sterben. Keine 10 Minuten später hatte Farin den Weg zurück ins Hotelzimmer gefunden, beladen mit einer Brötchentüte, einer Packung Vollmilch – wobei Bela gleich die Augen verdrehte als er diese zu Gesicht bekam – und einem Glas Nutella. „So, da wäre ich wieder. Also ich hab jetzt mal keinen Aufschnitt gekauft, Nutella ist schon in Ordnung, oder?“ “Mhm-hm~“, bestätigte Bela lediglich und setzte sich an das kleine Tischchen auf welchem Farin die Köstlichkeiten ausgebreitet hatte. Farins Laune schien sich mittlerweile gewaltig gebessert zu haben, der Blonde knallte eine solche Schicht der Haselnusscreme auf sein Brötchen, dass Bela dachte er hatte vor das arme Brötchen unter der braunen Pampe ertränken. Genüsslich biss sein Gegenüber in das Brötchen und sah zu Bela. “Du, ich hab mir mal Gedanken gemacht wer dieser Andy Anatomy sein könnte.“ “Und? Hat dein Superhirn ne W-LAN-Verknüpfung zur Computerdatenbank der CIA herstellen können?“ Farin musste lachen und verschluckte sich beinahe an seinem Brocken Nutella, spülte ihn dann aber schnell mit einem Glas Milch hinunter. “Nee, aber ich bin zu dem Entschluss gekommen, dass wir erst mal rausfinden sollten wie ‚Andy Anatomy’ richtig heißt. Klingt ja ganz mysteriös, ik wette in Wirklichkeit heißt der Typ Hubertus Müller und ist ne ganz arme Wurst mit Minderwertigkeitskomplexen.“ “Scheint immer der Fall zu sein bei Menschen mit bescheuerten Pseudonymen“, grinste der Ältere, „weißte, ich kenn da zum Beispiel nen Typen, der nennt sich freiwillig Farin Urlaub und der ist auch so ne arme Wurst, wie du so schön sagst!“ Schon im nächsten Moment musste Bela den Kopf einziehen, Farins dick mit Nutella beschmierte zweite Brötchenhälfte zischte haarscharf über ihn hinweg und klatschte gegen die Fensterscheibe – mit dem Belag zuerst. Aha! Also landeten Brötchen nicht nur mit dem Belag zuerst am Boden, nein, sie klebten auch so am Fenster. Wahnsinnig interessant!! “Verdammt, nicht getroffen“, fluchte Farin lachend und beobachtete, wie sein Brötchen langsam am Fenster hinab rutschte und eine braune schmierige Spur am Glas hinterließ. “Na ja, wie dem auch sei... was schlägst du nun vor wegen Andy Anatomy?“ Der Blonde zuckte mit den Schultern. “Wir sollten uns wie gesagt erst mal informieren. Wir wissen immerhin absolut nichts.“ “Toll und wo willst du die Informationen herbekommen?“ “Na, aus der Bücherei!“ ... Bücherei? Na das klang in Belas Ohren ja nach einem richtigen Abenteuer. Er konnte sich nichts besseres vorstellen als in einer staubigen abgewrackten Bibliothek die Zeit um die Ohren zu schlagen, während Farin voller Elan dicke gammlige uninteressante Wälzer durchblätterte. „Na großartig...“ ----- Eine Stunde später betraten die Beiden dann schließlich die Stadtbücherei und Farin steuerte zielstrebig auf das Regal zu in dem die Bücher zum Thema Heimatkunde lagerten. Die ganze Bücherei wirkte ganz anders als Bela es erwartet hatte. Im Generellen war es sehr hell und freundlich, die Bücher waren weder staubig noch sonderlich alt. Die Leute die rumliefen waren nicht gerade leise und auch die Damen an der Buchausleihe waren alles andere als hässlich und unsympathisch. Tja, sein Bild von einer alten, grauseligen Bibliothekarin mit Lesebrille und mäuschengrauer Kleidung stimmte wohl schon lange nicht mehr. „So, dann wollen wir mal sehen“, meinte Farin und zog sich drei Bücher aus dem Regal die er wohl als interessant erachtete. Bela hingegen hatte absolut keine Lust auch nur einen Finger krumm zu machen und ließ sich somit lediglich auf einen Stuhl sinken und beobachtete Farin bei dessen Forschungen. Irgendwie war das alles so unglaublich surreal. Er hockte hier mit seinem besten Kumpel in der Bücherei, weil sie aufgefordert wurden sich mit einem Mörder zu treffen. Einem Mörder, der Jan quälen will und sogar nun vorgeschlagen hat dass Bela Selbstmord begehen kann um dessen Leben zu schützen. Wie nur kam MoG zu der Annahme, dass er dazu bereit wäre? Konnte der Typ etwa etwas sehen was ihm selbst noch verborgen blieb? Still beobachtete er seinen Gegenüber, wie dieser konzentriert mit dem Blick über die Zeilen flog und immer wieder die Seiten umblätterte, auf der Suche nach dieser einen entscheidenden Information. Der Gitarrist schien seinen Blick zu merken und hob fragend den Kopf. “Ist was nicht in Ordnung?“, fragte er leise, aber Bela winkte lediglich ab. Was für eine lächerliche Frage. Natürlich war nichts in Ordnung. Wie könnte jetzt auch nur irgendwas in Ordnung sein? Seufzend hob Bela dann doch noch mal die Stimme. “Du, Jan? Wenn du dich für mich opfern müsstest, würdest du das tun?“ “Ja~ klar...“, kam es beinahe desinteressiert von Farin, welcher es nichtmal als wichtig empfand nun den Blick vom Buch zu nehmen, „wieso fragst du?“ Sauer schlug der Drummer nun mit der Faust auf den Tisch. “Halloho? Ich rede mit dir, sieh mich gefälligst an!!!“ Er beugte sich über den Tisch und feuerte das Buch zu Boden. Erzürnt hob der Blonde nun doch den Blick und funkelte seinen Gegenüber zornig an. “Was führst du dich auf einmal so auf, Dirk? Spinnst du? Das ist nicht dein Eigentum, was wenn das Buch kaputt gegangen wäre?“ “Es ist doch nur ein scheiß Buch, verdammt!! Pass mal auf, MoG hat mir Gift dagelassen, weil er will dass ich mich für dich opfer, weil er denkt dass ich dich lie....“ Er biss sich auf die Zunge, schluckte den letzten Brocken seines Satzes hinunter, aber es war schon zu spät. Natürlich hatte Farin die Nachricht auch so verstanden und runzelte nun fragend die Stirn. “Und? Hat er Recht?“ “Hm?“ “Na... liebst du mich?“ Sofort schoß Bela das Blut in die Wangen und sein Herz begann zu rasen. Wie konnte der Gitarrist nur so locker über ein solches Thema reden? Vielleicht weil er nicht erwartete, dass Bela auf seine Frage positiv antworten könnte. Das musste es sein. “N-nein, natürlich nicht!“ Ein sanftes Lächeln umspielte Farins Lippen, er hob eine Hand, griff Belas Hemd und zog diesen daran noch etwas mehr über den Tisch zu sich. Schon im nächsten Moment spürte der Drummer die Lippen des Blonden auf den eigenen. Seine Augen weiteten sich und er gab ein kurzes erschrockenes Aufkeuchen von sich. Sofort und ohne Kompromiss wurden seine Beine weich und ein Sturm der wildesten Gefühle fegte durch seinen Körper. Farins Lippen waren so unsagbar weich... Bela schmolz dahin wie Butter in der Sonne. Genüsslich schloss er die Augen und genoss diesen wunderschönen Moment, in dem er Farin so nahe war wie nie zuvor, dessen süße Lippen schmeckte und sein Herz absolut verrückt spielte. Viel zu früh wurde der Kuss von Farin unterbrochen. “Wirklich nicht?“ “N-nein.... ich.... ich....“ Leise lachend lehnte Farin sich zurück und musterte den armen, stotternden Drummer welcher hin und her gerissen war zwischen einem seligen Grinsen und absoluter Verwirrung. Der Jüngere beugte sich wieder vor, nur noch Millimeter trennten seine Lippen von Belas. “Noch einen Kuss?“ “Ja, bitte~“ .... _____________ So, ab jetzt wird es wohl wieder sehr sehr lange dauern bis ich dazu komme nen neues Kapitel hochzuladen. Q__Q Ich habe Stress mit meinem Internetanbieter und keine Zeit mehr um mal übers WE zu meinen Eltern zu fahren, so wie jetzt. ES TUT MIR LEID *wimmer* ... und vielen vielen dank für eure ganzen Kommentare!! *soooo stolz* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)