Dancing Through Life von Ange_de_la_Mort (Demyx/Xigbar) ================================================================================ Dancing Through Life Das war nicht seine Welt. Wirklich nicht. Das hatte Xigbar sofort gemerkt, schon, als er das Gebäude von außen gesehen hatte – beziehungsweise als ihm die ersten Klänge der schlechten Musik ans Ohr gedrungen waren. Was sich heutzutage alles ‚Diskothek’ schimpfen durfte … Er schnaubte entnervt und bestellte ein weiteres Glas Bier. Zwar hätte er stärkeren Alkohol bevorzugt, aber aus „Gründen des Jugendschutzes, die Sie doch sicher nachvollziehen werden“ – wie der Kerl an der Bar es ausdrückte –, musste er nun einmal mit dem vorlieb nehmen, was er kriegen konnte. Aber mal ehrlich – sah Xigbar so aus, als würde es ihn interessieren, ob ein paar dämliche Kinder betrunken unter den Tisch fielen, nur weil sie nicht verantwortungsvoll mit Alkohol umgehen konnten? Natürlich war das nicht das Einzige, das ihn an diesem Laden störte. Gepaart mit der furchtbaren Musik – seichten Poprock-Songs, deren Sänger klangen, als hätten sie sich ihre edelsten Teile in viel zu engen Hosen eingeklemmt und deren Texte sich einzig darum drehten, wer jetzt mit wem Promiskuität betrieb, wessen Eltern gerade ‚out’ waren oder welcher so genannten ‚Berühmtheit’ man nachzusteigen hatte – und den Jugendlichen, welche in Scharen auf der Tanzfläche standen und sich Bewegungen hingaben, die verblüffend an epileptische Anfälle erinnerten, kam es ihm vor, als befände er sich beim Jahresausflug der hiesigen Irrenanstalt. Zum tausendsten Mal an diesem Abend fragte er sich, warum er sich das ganze Theater überhaupt antat. Und zum tausendsten Mal genügte ein Blick auf das Parkett, um die Antwort zu finden. Dort, im Schein der wechselnden Lichter, tanzte eine Gestalt, stach aus der Masse heraus, weil ebenjene Person die einzige war, die wirklich etwas vom Tanzen verstand. Demyx hatte die Augen geschlossen, musste nicht einmal sehen, wohin er trat, um niemanden anzurempeln. Es schien, als würde er den Rhythmus spüren, als hätte er ihn im Blut. Blue Jeans und ein ebenso blaues ärmelloses Shirt schmiegten sich an seinen Körper, während er tanzte, während er ganz in seiner eigenen kleinen Welt versunken war, die – so vermutete Xigbar zumindest – einzig aus Klängen und Metren zu bestehen schien. Schmunzelnd lehnte sich Xigbar an die Theke zurück. All die Unannehmlichkeiten dieses Schuppens waren mit einem Mal erträglicher, wenn er das zufriedene und glückliche Lächeln betrachtete, das sich in solchen Momenten auf Demyx’ Lippen schlich. Was ihm allerdings mehr als missfiel, war das Benehmen der weiblichen Bevölkerung, die Demyx schwärmerische Blicke zuwarf. Natürlich war er nicht eifersüchtig. Wirklich nicht. Es nervte ihn nur, wenn andere Leute seinen Freund ansahen, als wollten sie ihn am liebsten auf der Tanzfläche vergewaltigen. Nun gut, vielleicht war er doch eifersüchtig. Möglicherweise. Ein ganz kleines bisschen. Zumindest soweit Nobodies überhaupt eifersüchtig werden konnten. Jemand zupfte ihn am Ärmel. Als er den Blick nach links wandte, fiel ihm ein Teenager auf, der ihn aus großen Augen anstarrte. „Was?“, knurrte er gereizt, grinste, als der Typ zusammenzuckte. „Ich … ähm …“, stammelte der Kerl und tippte sich auf die linke Wange. „Ist … ist die echt?“ Mit viel Mühe verkniff er sich einen ironischen Kommentar. „Ja, ist sie.“, meinte er stattdessen mit einer Engelsgeduld und einem breiten Lächeln. „Und weißt du, woher die stammt? Aus einer Schlägerei mit einem Idioten, der mir dämliche Fragen gestellt hat.“ Natürlich war das absoluter Schwachsinn, aber man musste seine Lebensgeschichte ja nicht jedem dahergelaufenen Kind auf die Nase binden. Außerdem erfüllte es ihn mit einer gewissen Genugtuung, als der Teenager Xigbar mit einem ängstlichen Blick bedachte und weit von ihm wegrückte. Na also. So ging man mit Nervensägen um. Schließlich sah er wieder zurück zur Tanzfläche, legte die Stirn in Falten, als er merkte, dass er Demyx aus den Augen verloren hatte. Fluchend ließ er den Blick durch die Menge schweifen, bis ihm ein bekannter Haarschopf – und das, was darunter zu finden war – auffiel, der sich direkt auf ihn zu bewegte. Demyx begrüßte ihn mit einem Lächeln, einer Umarmung und einem Kuss auf die Wange. „Wieso tanzt du nicht?“, fragte er dann und legte den Kopf schief. „Ist nicht meine Musik.“ Das war noch nicht einmal gelogen. Was er bevorzugte, war entweder so alt, dass es aus einer Zeit stammte, in der keiner der Anwesenden geboren gewesen war, oder es war so hart, dass die Kinder heulend in einer Ecke sitzen würden, wenn man sie einem der Lieder auch nur fünf Minuten aussetzte. „Trotzdem … Ich wollte, dass du dich amüsierst.“ Demyx lehnte sich an seinen Freund, spielte gedankenverloren mit den Knöpfen seines violetten Hemdes – das dem Schützen übrigens von Demyx aufgeschwatzt worden war, obwohl er sich darin vorkam, wie ein Idiot. Im Ernst. Violett. Da hätte er sich für denselben Effekt auch gleich ein Schild mit der Aufschrift ‚Nicht heterosexuell’ um den Hals hängen können. Wahrscheinlich hätte das auch besser ausgesehen. Aber dafür war es jetzt zu spät … „Ich amüsiere mich doch“, log er höflich und strich Demyx durch das verschwitzte Haar. Aus dem Augenwinkel konnte er sehen, wie eine Gruppe Mädchen auf sie beide deutete – genau die Gruppe, die den Wassermanipulator vorher angeschwärmt hatte –, Xigbar einen wütenden Blick zuwarf und ihm den Mittelfinger zeigte. Er musste sich wirklich zurückhalten und den kindischen Drang unterdrücken, ihnen die Zunge herauszustrecken, feixte stattdessen und legte Besitz ergreifend die Arme um seinen Freund. „Das sieht man.“ Demyx sah ihn ironisch an, schmiegte sich dann grinsend an ihn. „Tanzt du mit mir?“ Um Himmels Willen. Das hätte ihm gerade noch gefehlt! „Sorry, Kurzer.“ Er schüttelte den Kopf, wollte gerade zu einer Ausrede ansetzen; doch alles, was ihm über die Lippen kam, war ein ersticktes Keuchen, als Demyx seinen Kiefer entlang küsste und mit der Zungenspitze in seine Ohrmuschel tauchte, ihm leise zuraunte, was er alles mit Xigbar anstellen würde, wenn der ihm den Gefallen täte. Ein Schauer lief durch seinen Körper und er musste kurz schlucken, um etwas gegen seine plötzlich trockene Kehle zu unternehmen. „Wer hat dir nur solche Ausdrücke beigebracht?“, wollte er schließlich mit hochgezogener Augenbraue wissen. „Wer wohl?“, kam grinsend die Antwort. „Axel?“ Demyx sagte nichts dazu, verdrehte nur die Augen und sah ihn dann abwartend an. Der Kurze sollte mal nicht so hetzen – das war eine durchaus schwierige Entscheidung! Denn entweder lehnte er ab, behielt seine Würde und würde die nächsten Tage von Demyx ignoriert werden, oder er warf die Würde aus dem Fenster und bekäme dafür wundervollen Sex. Zugegeben, so schwer war die Entscheidung gar nicht. Wer brauchte schon Würde? Um die nächste Stunde zusammenzufassen – weil es diverse peinliche Eskapaden gab, über die man besser kein Wort verlieren sollte: So schlimm, wie Xigbar es sich ausgemalt hatte, war es überhaupt nicht. Es hatte sogar einige Vorteile gehabt. Die Musik war zwar immer noch mies, aber das konnte man ausblenden, wenn man selbst tanzte. Die Leute wagten es nicht, einen von ihnen anzusprechen. Und mit Demyx zusammen machte sowieso alles viel mehr Spaß. Irgendwann wurde das Tempo gedrosselt. Sie hatten die Arme umeinander gelegt und bewegten sich langsam im Takt. Xigbar Finger strichen über den Rücken seines Freundes, entlockten Demyx immer wieder leise, zufriedene Laute. Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen. So kompliziert es zwischen ihnen auch manchmal sein mochte, Momente wie dieser zeigten ihnen, dass sie einfach zusammengehörten, dass sie nichts voneinander trennen konnte. Demyx lehnte den Kopf an seine Schulter, betrachtete ihn aus leuchtenden Augen. „Lass uns gehen.“, meinte er mit einem schelmischen Zug um die Mundwinkel. Ehe Xigbar das wirklich bejahen konnte, wurde er schon aus der ‚Diskothek’ und durch ein Portal gezogen, das in sein Quartier führte. Er lachte, wollte einen Kommentar über die Ungeduld der Jugend anbringen, doch jedes seiner Worte wurde in einem Kuss erstickt. Geschickte Finger öffneten sein Hemd, pinnten seine Handgelenke auf die Bettdecke. Er wurde mit einem spöttischen Grinsen bedacht und mit einem Blick, in dem ein einziges Versprechen lag: Ihn in dieser Nacht zum Schreien zu bringen. Abgesehen von der eindeutigen Erkenntnis, dass Demyx seine Versprechen immer einhielt, wurde Xigbar noch etwas anderes klar; Etwas, an das er vorher nicht einmal einen Gedanken verschwendet hatte: Obwohl es keine vorgegebene Melodie gab, obwohl der Rhythmus, in dem sie sich bewegten, ein anderer war … im Endeffekt war Sex, wie eigentlich alles im Leben, auch nur eine gewisse Art des Tanzens. ________ Whoes are fleeting Blows are glancing When you're dancing Through life! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)