Flucht in den Abgrund von Aosagibi (wenn dich ein Dorf in die Verzweiflung treibt...) ================================================================================ Kapitel 10: Erfolglose Suche ---------------------------- So, weiter geht's. Dieses Kap lag schon mehr als einen Monat bevor das 5. fertig war, auf meinen Desktop rum und hat nur gewartet, dass der Rest auch fertig wird. Er nimmt einiges vorweg, lässt aber genauso viel offen. Im Prinzip ist es die Brücke zum zweiten Teil. Also, viel Spaß damit, ich beeil mich mit dem Rest^/_\^ Kapitel 10 Schon seit drei Tagen suchten wir nach ihm, erfolglos. Nicht einmal die Hilfe von den Akatsuki brachte uns weiter. Die Hunde konnten keine Spur aufnehmen, der schon Ewigkeiten andauernde Regen verwusch alle Gerüche, der Fluss riss sie mit sich fort. Wir wollten oft aufgeben, aber es war wichtig. Für die anderen, weil er frei und unversiegelt eine Gefahr für das Dorf war, ich suchte ihn, weil ich nicht anders konnte. Ich wollte ihn einfach wiedersehen, ihn berühren und mich für meine Dummheit entschuldigen. Es ging nicht. Naruto war wie vom Erdboden verschluckt. Jeden Tag musste ich ins Krankenhaus und wurde untersucht, was mich richtig nervte. Aber ich war ja selbst schuld, ich hätte nämlich dort bleiben sollen und hatte stattdessen mich entschieden, meinen Freunden zu helfen. Schließlich war Naruto meinetwegen aus Konoha geflohen. Auch nach allem, was zwischen uns vorgefallen war, konnte ich ihn nicht vergessen. Vielleicht versuchte ich aber auch nur, den Schmerz, den seine Worte in mir ausgelöst hatte, dadurch zu verdrängen. Es war Irrsinn, dass ich ihn jetzt noch sehen wollte. Ich verstand, wie sehr er gelitten haben musste. Die ganze Zeit, erst unter den Dorfbewohnern und dann unter meiner Feigheit. Wie wollte ich denn je meinen Bruder besiegen, wenn ich noch nicht einmal meine Angst überwinden konnte. Naruto war niemand gewesen, der mir Furcht eingeflößt hatte. Es hatte keinen Grund gegeben. Trotzdem hatte ich ihn verletzt. Ich hatte sein Herz zerbrochen, weil ich ihm aus dem Weg gegangen war, obwohl er mich geliebt hatte, und er hatte dafür mein Herz zerfetzt, weil er es nicht mehr ertrug. Es war so dumm von mir gewesen, ihn zu lieben und doch zu fürchten, er könnte mich dafür hassen. Aber jetzt war es zu Ende. Selbst wenn wir ihn finden würden, er und ich würden keine zweite Chance erhalten. Es war vorbei, ehe es auch nur angefangen hatte. Ich war so dumm. Es verging die Woche, ohne dass die ANBU auch nur eine Spur von ihm fanden. Die Dorfbewohner zerrissen sich das Maul darüber, die Gerüchte machten ihre Runde. Niemand hatte das Monster gesehen und so machte sich jeder einen eigenen Reim darauf. Manche sagten, er wäre in ein anderes Land gegangen, andere behaupteten, er würde in den Wälder warten und alle Reisenden anfallen. Absurde Ideen, dachte ich. Am interessantesten fand ich diese Geschichte, die ich gehört hatte: Naruto sollte nie wirklich existiert haben, diese Person sei nur ein Trugbild gewesen, mit dem sich der Monsterfuchs in das Dorf geschlichen hätte. In jeder Vollmondnacht kehrte er in die Wälder zurück und trieb dort sein Unwesen. Der Böse Geist des Waldes, der die Menschen bestrafte. Wer bei Nacht in den Schatten der Bäume verschwand, kam nie mehr zurück. Unfug. Jeder erfahrene Ninja konnte sich ohne Gefahr auf dem Gelände rings um Konoha bewegen. Nur dumme, unaufmerksame oder unfähige Ninja fielen gelegentlich den Blutegeln, Tigern und manchmal auch den im Winter vorbeiziehenden Wölfen zu Opfer. Kein Monsterfuchs, der Menschen angriff. Was sich die Leute so alles ausdachten. Am Anfang brodelte die Gerüchteküche noch, dann wurde es still. Fast so, als hätte es ihn nie gegeben. Für sie existierte jetzt weder Naruto noch Kyubi mehr. Aus den Augen, aus dem Sinn. Innerhalb einer Woche vergessen. Die Akatsuki, die in den gefährlicheren Bereichen um Konohagakure suchten, lieferten manchmal abends einen kurzen Bericht in Form von Briefen ab. Keiner ließ sich persönlich blicken. Meinen Bruder musste ich somit glücklicherweise auch nicht sehen. Was sich zwischen den beiden im Wald abgespielt hatte, wusste nur Itachi und vielleicht noch die Organisation, die sich darüber ausschwiegen. Aus Godaime Hokage bekam man auch keine brauchbare Antwort heraus. Sie hatte ja nur noch gesehen, wie Naruto ein zweites Mal sprang und nicht mehr auftauchte. Alleine kam Naruto bestimmt nicht zurecht, wenn er noch lebte. Ich flehte an jedem einzelnen Morgen, dass sie nicht seine Leiche fänden. Wenn ich die Krähen auf den Feldern sah, hoffte ich, sie würden etwas sagen. „Habt ihr ihn gesehen? Wo ist er? Lebt er noch? Oder habt ihr ihn schon gefunden, am Boden der Schlucht, euer Werk getan? Bleichen seine Knochen nur noch in der Sonne?“, stellte ich ihnen manchmal stumm die Fragen. Ich hasste Krähen. Wie sie ihre schwarzen Schwingen ausbreiteten und über meine Fragen lachten. Sie antworteten mir nicht. Stattdessen krächzten sie ihre unheilvolle Botschaft und flogen spottend davon. Wenn er doch nur noch lebte. Ich wollte nicht seine Leiche finden, nicht seinen leblosen Körper in den Armen halten und mir die Seele aus dem Leib weinen müssen. So sollte er nicht auftauchen. Auch wenn mir das noch lieber als die Ungewissheit war. Je verbissener ich nach ihm suchte, umso mehr sorgten sich Sakura und Tsunade um mich. Meinem Körper ging es schon besser, die Schrammen und Kratzer waren verheilt. Selbst die tiefen Wunden an meinen Armen waren wieder verschwunden. Vielleicht sorgten sie sich gerade deswegen. Wenn mein Körper in Ordnung war, konnte man nicht die Verletzungen sehen, die noch tiefer lagen. Die Schnitte auf meiner Seele, die Narutos Krallen hinterlassen hatten. Wenn es mir besser ging, hatten sie keinen Grund mehr, mich ins Krankenhaus zu bestellen und auch diese zu untersuchen. Nach zwei Wochen wurden wir in das Trainingsgelände 44 gerufen. Ich mochte das Gebiet noch nie, kam aber trotzdem mit. Am angegebenen Ort begrüßten uns Kisame und mein Bruder. Nein, er stand bloß stumm da und musterte uns. Hinata fehlte, sie traute sich nicht hierher. Es musste für sie am schlimmsten sein, nachdem sie so lange Narutos engste Vertraute gewesen war. Die beiden führten uns zu einer Höhle, die schwach rötlich leuchtete. Itachi trat vor uns ein, Kisame bildete den Schluss. „Tsunade, ich hab doch gesagt, du sollst die Kinder nicht mitbringen“, schallte uns eine unheimliche, dunkle Stimme entgegen. Die Gesichter der Akatsuki waren verdeckt, was aber in der Dunkelheit, die weiter hinten lag, nicht nötig gewesen wäre. Die Schatten saßen im Kreis um ein Feuer. „Es geht sie alle etwas an“, antwortete die Hokage schlicht. Ich verstand es nicht. Worum ging es? „Ja, es geht sie alle etwas an. Aber ich hätte nicht gedacht, dass du so skrupellos bist, einen Freund dieser Kinder vor ihren Augen zu verkaufen“, sagte der gleiche wie vorher, er war wohl der Anführer dieser Irren, in einem höhnischen Ton. „Dann habt ihr ihn gefunden“, meinte Tsunade schwach. „Ja, haben wir. Er ist in Sicherheit. Wir werden Konoha wieder verlassen.“ „Wie geht es ihm?“, fragte Iruka hinter mir. „Ich wüsste nicht, was dich das anginge“, schnauzte einer der Akatsuki. Ihr Anführer drehte sich ein wenig zu ihm um und er wurde still. „Es geht ihm, sagen wir mal, nicht schlecht. Mehr braucht ihr nicht zu wissen, er gehört nicht mehr zu euch“, erklärte der Leader in eisigem Ton. Itachi, der einige Schritte entfernt an die Wand gelehnt stand, regte sich. Er wusste also doch mehr. Ich hasste es, wenn er so schrecklich cool tat, es brachte mich immer wieder zur Weißglut. „Wie vereinbart wird Naruto Uzumaki unserer Organisation beitreten. Zwischen uns und Konoha herrscht vorerst Waffenstillstand, es gibt Wichtigeres. Bereits heute Abend wird sich kein Akatsuki-Mitglied hier mehr aufhalten. Tsunade...“ Die Hokage nickte nur. Sie nahm Narutos Stirnband, dass sie mitgebracht hatte, und strich das Zeichen für Konoha durch. Dann übergab sie es Itachi, der es in einer Tasche verstaute. „Würdet ihr... richtet ihm bitte von uns aus, dass er jederzeit zurückkehren kann, wenn er will“, murmelte sie. Die Gestalten verschwanden in der Dunkelheit. Itachi und Kisame gingen an uns vorbei aus der Höhle. Über Irukas Gesicht liefen Tränen, Kakashi legte seinen Arm um seine Schultern. Auch die anderen schienen zu trauern. Auch, wenn er noch lebte, es war ein Verlust. Er würde wahrscheinlich nicht zurückkehren. Nicht als der Naruto, den wir kannten und achteten. Ich weiß nicht, ob ich mich verhörte, aber ich glaubte, dass mein Bruder dem Chuu-nin im Vorbeigehen noch etwas zuflüsterte, das wie „ich werde auf ihn aufpassen“ klang. Iruka wurde daraufhin ein wenig ruhiger. Wir kehrten ohne Naruto und nur mit der Gewissheit, ihn nicht mehr so schnell wiederzusehen, zurück ins Dorf. Nun war mein bester Freund also fort. Wieder hatte ich jemanden, den ich sehr mochte, an meinen Bruder verloren. Wie oft passierte das denn noch? Vor Sorge hatte ich nicht wirklich Zeit gehabt, über die Geschehnisse nachzudenken, aber jetzt, da wir wussten, dass Naruto am Leben und bei dieser Organisation war, war der größte Teil meines Tages leer und die Erinnerungen kamen zurück. Immer wieder tauchte sein Bild vor mir auf: Rote Augen, die langen Zähne gefletscht drückt er mich auf den Boden, schreit mich an. Jedes Mal, wenn ich das sah, kam diese Angst wieder in mir hoch. Ich wollte seine Gefühle erwidern, heute wusste ich es. Ich hatte vor ihm Angst gehabt, geweint wie ein kleines Kind. Er wollte mich töten, weil er mich liebte! Ich verstand diese Denkweise nicht, sie war mir fremd. Naruto war in diesem Moment so von kalt brennendem Hass erfüllt gewesen wie Itachi damals. Wie hatte er es nur geschafft, Naruto aufzuhalten? Hatten sie gekämpft? Wenn mein Bruder es gewagt hatte, ihn zu verletzen, würde ich ihn wirklich umbringen. Naruto war nicht freiwillig mit ihnen fortgegangen, das beruhigte mich etwas. Wenigstens hatte er versucht, sich zu wehren. Was empfand ich eigentlich? Ich wusste, er bedeutete mir mehr als jeder andere. Redete ich mir diese „Liebe“ nur ein? Was ist „Liebe“ überhaupt? Immer wieder fragte ich mich, wie ich wohl reagiert hätte, wenn er es mir bei einer anderen Gelegenheit gesagt hätte. Schockiert? Entnervt? Traurig? Verständnislos? Ich wusste nicht, wie tief die Gefühle in mir waren, aber sicher nicht so wie Narutos. Schließlich wäre ich nie auf die Idee gekommen, ihn zu töten, weil ich ihn liebte. Nie auf die Idee gekommen? Hatte ich nicht, bevor ich zu Orochimaru ging, den Plan, Naruto umzubringen, um mir die Macht des Mangekyo-Sharingan zu holen? Meinen damals „nur“ besten Freund für meine Rache zu opfern? Wie viel war ein Leben wert? Wie viel meins, wie viel das seine? Es war meine Schuld, hätte ich nur schon bei den ersten Anzeichen angefangen nachzudenken. Hätte ich mich nicht von ihm entfernt, dann hätte ich wohl gesehen, was mit ihm geschah, wie er mehr und mehr durch mein Handeln und Reden zerbrach. Jetzt war es zu spät. Er war fort und ich blieb allein mit meinen Gefühlen und den Ängsten zurück. Verdammt, ich war und blieb ein Idiot. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)