Augenblick von Whoopi ("Es war so ein Moment, den man sonst aus dem Kino kennt...") ================================================================================ Kapitel 20: Sommer, Palmen, Sonnenschein... ------------------------------------------- Sommer, Palmen, Sonnenschein… Jautsch. Das war das erste was Rike dachte, als sie mit einem gehörig brummenden Schädel am nächsten Morgen erwachte. Sie hatte keine Ahnung, woher diese überdimensionalen Kopfschmerzen kamen. Aber eben diese waren Schuld daran, dass sie nicht mehr weiter schlafen konnte. Murrend schlug sie die Augen auf. Das einzige was sie sah, war der Vorhang, durch den Sachte Licht schimmerte. Ob die anderen schon wach waren? Henrike lauschte und vernahm tatsächlich Geräusche, als ob jemand in einer Tasche wühlen wurde. Und von irgendwo vernahm sie auch leise Stimmen. Die Rothaarige gähnte lang und ausgiebig, dann stützte sie sich langsam auf. „Arrgh.“ Sie stöhnte, als sich mal wieder ihre zahlreichen Verletzungen zu Wort meldeten. Ihre erste Aktion würde sie wohl oder übel zu Spritzte führen, und eventuell auch einen kleinen Kumpel namens Schmerzmittel. Als sie mit der Hand nach dem Ende der Bettdecke tastete fiel ihr auf, dass sie ziemlich weit hinten lag. Nach ungefähr fünf Sekunden erreichte sie die Erinnerung an die letzte Nacht. Sofort ging ihr Kopf zur Seite, was eigentlich sinnlos war. Wäre er noch da gewesen, hätte sie es doch schon längst gemerkt. Traurig oder enttäuscht war sie aber nicht darüber. Es wäre zwar schön gewesen, aber sie war ihm viel zu dankbar dafür, dass er wohl wirklich die Nacht neben ihr verbracht hatte. Das merkte sie an der Tatsache, dass sie so weit hinten lag. Wenn ihr schon, nachdem sie eingeschlafen war, gegangen wäre, dann hätte sie sich längst auf der gesamten Matratze ausgebreitet. Aber so sah es stark danach aus, als wenn er erst vor kurzem gegangen war. `Dann schäl dich mal raus…` Todesmutig schwang sie ihre Füße aus dem Bett, nachdem sie den Vorhang noch weg gezogen hatte. `Okeeeee… Das klappt doch! ´ Ohne zu zögern trat sie auf und stand. Aber für wie lange… „Och neeeee…“ Ihr wurde wieder schwindelig und wie. Reflexartig hatten sie ihre Hände an der nächst besten Möglichkeit vergriffen. So war sie der Gefahr zu stürzen schon mal entkommen, aber vielleicht sollte sie sich doch einen Gehhilfen zu legen. Henrike schüttelte über sich selbst den Kopf, da ihr bewusst wurde, dass sie sich, nachdem sie die Nacht nach der OP durchgeschlafen hatte, besser bewegen konnte als jetzt. Jedoch, im Gegensatz zu jetzt, hatte sie sich damals total high gefühlt, lag wahrscheinlich zu einem großen Teil daran. „Also… Ab ins Bett aber dalli!!!“ Rike drehte sich benommen um. Hinter ihr stand Spritze, mit den Fäusten an der Hüfte gund ermahnend guckend. „Will nich…“, nuschelte sie nur und sah ihn mit hochgezogener Unterlippe an. „Brauchst es gar nicht erst versuchen. Ich bin Arzt und lass mich nicht erweichen!“ „Und ich bin der Kaiser von Peking.“ So bekam der ahnungslose Tourarzt von einem breit grinsenden Farin U., dessen Hände auf seine Schultern knallten, Gesellschaft. „Mit den richtigen Mittelchen würdest du doch auch locker nachgeben.“ Jan trat nach vorn, so dass der braunhaarige Doc ihn ansehen konnte. Dieser seufzte. „Halts Maul, oder ich zeig dir ne richtige Spritze!“ „Echt ne echte oder deine eigene?“ Überalbern stocherte der blonde „Mann“ herum, und wandte sich recht plötzlich Rike zu. „Aber er hat Recht, zurück in die Federn!“ Damit griff er Henrike an die Schultern und drückte sie sachte zurück auf das Bett. „Ach nööööööööööööööööööööööööööö...!“, Rike maulte, doch Jan zeigte keine Gnade. „Du musst dich wirklich schonen und im Bett bleiben.“ Spritze sagte es dieses Mal besorgt und sanft, während er sich zu ihr hinunter beugte. Zeit für die Untersuchung. Er schob das Nachthemd runter und legte somit ihre Haut komplett frei. „Jaja, ich weiß…“ Jan drehte seinen Kopf demonstrativ in eine andere Richtung. Henrike musste grinsen. Lieb, dass er so höflich war, aber… sie musste sich ehrlich eingestehen dass sie es nicht gestört hätte, wenn er gucken würde. Da fiel ihr etwas ein. „Hab diese Nacht recht gut geschlafen. Hatte auch sehr angenehme Träume…“ Bei den letzten Worten schielte sie zu Jan. Lauerte genau darauf, ob er eine Reaktion zeigen würde. Doch er schien nicht einmal mit der Wimper zu zucken. Irritiert wandte sie den Blick von ihm ab. Hatte sie Gestern etwa doch halluziniert? Es war ihr gar nicht so vorgekommen… „Das ist doch gut. Also bei dir ist alles, wie man es nimmt, in Ordnung. Wunden gut verschlossen, Verband sitzt gut… „ ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Und so verging die Zeit. „Wie im Flug“ war kein Ausdruck dafür. Es ging zwar schnell, aber doch langsam genug, dass man die Momente auch genießen konnte. Gut, es dauerte ewig bis Henrikes Wunden endlich komplett verheilt waren und ja, die Entscheidung sie mitzunehmen hatte im nach hinein so einige Strapazen mit sich gebracht. Aber dennoch hatte keiner es bereut. Spritze war derjenige der sich hauptsächlich um die Rothaarige kümmerte, mindestens einmal pro Stadt musste sie jedoch für einen Sicherheitscheck ins Krankenhaus. Wegen dieser Prozedur und noch ein paar anderen Problemen hatten sich nicht gerade wenige Tour-Termine verschoben. Teilweise hatten sie nun sehr große Lücken in dem Plan, also Freizeit Tage, die sie alle unterschiedlich nutzten. Jan brachte es bei einer Woche Pause tatsächlich fertig kurz nach Italien zu entschwinden. Dirk fuhr so lang nach Berlin, um die Zeit mit seiner Sarah zu verbringen. Rod verfolgte für zwei Tage dasselbe Ziel und kümmerte sich in Berlin um etwas Papierkram seines Plattenlabels. Nur die beiden Mädels, Michaela und Celina, waren da geblieben und passten auf Klein Rike auf. Na gut… um ehrlich zu sein waren sie nun vier Frauen. Es war leider nicht anders möglich gewesen, aber die Auftritte wären für Rike eindeutig zu viel gewesen. Daher sprang eine alte Bekannte ein: Vanessa. Ja, genau die Vanessa, genannt Vanja, die schon seit Jahrtausenden mit Celina befreundet und ebenfalls festes Mitglied im FURT war. Celina hatte sich mit ihr in Verbindung gesetzt und einen Tag danach war sie auch schon da. Im FURT war Vanessa oft die Vertretung für Celina gewesen, wenn diese bei anderen zu tun hatte. Henrike war ihr vorher noch nie persönlich begegnet. Die aus Afrika stammende Berlinerin mit dem blonden Lockenschopf war ihr auch bis zu letzt eher fremd geblieben. Michaela hatte sich augenblicklich prächtig mit ihr verstanden, wohl weil sie beide absolute Modefans waren. Henrike konnte mit diesem Thema noch nie etwas anfangen, daher blieb sie immer ein wenig außen vor, wenn die drei sich in einem Gespräch darüber verloren. Aber wenn sie nur deutlich genug schmollte (oder tatsächlich die Frechheit hatte, du-weißt-schon-welchen-Namen auszusprechen…) wandte sich die gute Celina ihr wieder zu. Rike besaß nun wirklich keine Abneigung gegen Vanja, aber sie interessierten sich einfach nicht wirklich für einander. So blieb das Verhältnis freundlich distanziert. Das störte keinen, es klappte wunderbar so. Außerdem war Vanessa eh nur selten lange da, sie hatte noch immer in der Nähe andere Termine und war so ständig unterwegs. Allerdings kam der rothaarige Teufel nicht um die Neugierde herum, wie sich ihr Ersatz denn so schlug. Oft löcherte sie die Jungs, meist scherzhaft, nach den schmutzigen Details. Leider hatten sie selten was zu meckern. Aber eines Abends. „Sie hält sich gut, sehr gut sogar. Aber ich bekomme allmählich das Gefühl, die vermissen dich. Also das Publikum.“ „Echt??!!“ Henrike blinzelte erstaunt, als Dirk ihr davon berichtete. „Ja. Gestern, bei dem Geheimkonzert wo wir noch Autogramme gegeben haben, da haben mich zwei gefragt wo du denn steckst.“ „Ach, du wurdest auch gefragt?“ Jan guckte zu seinen Kollegen, der bestätigend nickte. „Stimmt des? Oder verarscht ihr mich jetzt??“, fragte sie noch mal vorsichtshalber, da sie dem nicht so recht traute. „Kann ich nicht sagen. Aber ich kann dir schwören, dass ich mir die Fragen auch anhören musste.“, das kam vom einzig wahren, und grade grinsenden, Rodrigo Gonzales. Wenn man den aktuellen Tag hinzu zählte waren seit dem Überfall nun ein Monat eine Woche vergangen. Nach all der Zeit war das Wunder endlich geschehen: Keine scheiß Verbände mehr, keine juckenden Stellen, an die man nicht heran kommen konnte (oder nicht dürfte…), endlich waren keine Schmerzmittel mehr nötig und das beste: Endlich, aber wirklich absolut endlich, waren die Fäden gezogen worden!!! Ihre Schnittwunder war sehr gut verheilt. Die schnelle Hilfe damals und das ewige herum liegen hatten also endlich Früchte getragen, und zwar welche die besser mundeten als jede Droge. Sogar das gesamte Sextett war an diesem Tag mit ins Krankenhaus gekommen, um ihr imaginär das Händchen zu halten. Danach musste sie sich nur noch ein kleines bisschen schonen, wegen der kleinen Öffnungen, die aufgrund der Fäden noch verahnden waren. Aber irgendwann kam doch der heilige Tag, an dem Spritzte die Stelle ein letztes Mal untersuchte und ihr das Gütesiegel „Geheilt“ verpasste. Rikes erste Aktion war euphorisches herum hüpfen einmal quer durch den Tourbus. Die andern hatten ihr lächelnd dabei zu gesehen. Und letztendlich hatte das ganze irgendwie in einer Polonaise der besonderen Art geendet. „Und heute Abend mach ich wieder mit, ja!!!“ Überhibbelig hopste Rike um die drei Herren herum und ließ erst Gnade walten, als sie ihre Antwort bekam. „Sekündchen ja?“, lachte der Chilene schließlich: „Wir müssen das noch mit Vanessa klären. Es wäre immerhin ziemlich fies sei einfach abzuschieben.“ Wie es der Zufall aber so wollte war Vanja gerade heute verhindert und so stand den diabolischen Taten der Rike nichts mehr im Wege… …dachte sie zumindest. „Pass aber auf!“ „Sag bescheid wenn dir was weh tut.“ „Vielleicht solltest du dich für einen Tag noch hinlegen.“ Henrike glaubte es kaum, wie schnell man sich doch wieder wie 12 fühlen konnte… Aber sie nörgelte nicht. Dafür war sie diesen fünf Mit-Gehirnamputierten viel zu dankbar. Was sie sich alles auferlegt hatten, nur damit sie bei ihnen bleiben konnte, dass es ihr gut ging, man Rücksicht auf ihren Zustand war und so weiter… Sie brachte sich gar nicht lange fragen; wie viele so etwas ebenfalls für sie getan hatten. Von so großen Tieren wie die Ärzte es waren wohl keine Sau. Auch hatte sich das Verhältnis zu ein paar Personen etwas geändert. Für Dirk und Michaela schien sie inzwischen so etwas wie eine kleine Schwester zu sein. Tatsächlich hatte die Beziehung Mischa-Rike nun so einen Stellenwert erhalten, aber diese Bezeichnung passte echt perfekt. Bei Geschwistern ist es bis heute ja mehr als üblich, dass man sich gelegentlich zankt. Und dass kam zwischen den beiden recht oft vor, aber bisher hatte es, zum Glück, nie die Ausmaßen des legendären Zickenkrieges erreicht. Celina und sie waren super Freundinnen wie immer. Der Quotenchilene hatte eindeutig die Position des Shoulin Meisters angenommen. Wobei auch immer, er stand ihr immer mit seinem kompletten Wissen zur Verfügung und half sogar etwas dabei, Gitarren- so wie Spanisch-Kenntnisse auf zu bessern. Aber am deutlichsten schien ihr die Veränderung im Verhältnis zu Jan. Es war sehr viel herzlicher geworden. Er schien den Kontakt zu ihr nicht mehr zu meiden und sie verbrachten oft Zeit miteinander. Eigentlich war alles absolut in bester Ordnung. Aber etwas anderes war von dem Überfall noch über geblieben, bis auf die Narben. Angst. Henrike versuchte sie tapfer zu bekämpfen, aber sie kam immer wieder auf, wenn sie sich allzu lang im Dunklen befand. Ausnahme war, wenn sie im Bett lag. Hier fühlte sie sich, unter den anderen, viel zu geborgen, als dass sie in allzu große Panik verfallen konnte. Es passierte dann, wenn sie allein unterwegs und es dabei ziemlich düster war. Einmal wollte noch kurz aus dem Tourbus, der an einer Tanke gehalten hatte, zum Kiosk. Kurz bevor sie einen Schritt nach draußen setzten konnte, packte sie die Angst direkt im Nacken und sie kam einfach nicht mehr vorwärts. In solchen Augenblicken drängten sich die verfluchten Bilder nur allzu deutlich vor ihr inneres Auge. Der Weg über den Parkplatz war gar nicht sooo lang, aber so furchtbar dunkel… „He.“ Sie spürte eine Hand auf ihrer Schulter und sah keine Sekunde später zu Rod hoch, der sie verständnisvoll anlächelte. „Ich komm mit. Wollte mit eh noch Kippen holn.“ Auch hier hatten ihr die anderen viel geholfen. Manchmal fühlte Rike sich richtig mies. Wie konnte sie ihnen das denn je zurückzahlen? Insgeheim schwor sie sich, es irgendwann zu tun. Bestimmt würde es mal einen Moment geben, wo man sie genauso brachte, wie Rike gerade die anderen. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ „Hey, Roddy!“ Der Bassist zuckte verärgert zusammen und sah einen strahlenden Jan Vetter auf sich zu marschieren. „Könnt ihr endlich mal aufhören mich so zu nennen?“ Er schüttelte sich. Dieser „Spitzname“ war ihm mehr als unangenehm. Schon allein weil ihm die BRAVO diesen einst verpasst hatte. „Ja, vielleicht irgendwann mal. Jetzt schau mal her.“ Damit breitete ein ziemlich großes Stück Papier vor Rodrigos Nase aus. „Und?“ „Hast wieder verlernt zu lesen? Guck mal, diese Linie…“ „Jaaaaaaa, das hab ich kapiert. Aber was willst du genau? „Einen kleinen diabolischen Plan aushecken.“ Der blonde Riese zog eine Augenbraue in die Höhe, wie nur er es konnte. „Aber schau mal…“ Zwei Minuten später hatte Jan Rod alles genau eingetrichtert und wartete nun auf dessen Reaktion. „Warum nicht? Klingt doch gut!“ Dem Chilenen gefiel das Vorhaben wikrlich. Prima. Einen Segen hatte Jan schon mal. „Super. OK, jetzt muss ich nur noch zu Dirk, bis nach her!“ Jan knüllte alles und jeden kurz zusammen und flitzte damit um die Ecke des stehenden Tourbusses. Rodrigo grinste. Typisch Herr Urlaub. Kaum hatte dieser eine Idee, musste er dass auch ganz ganz schnell haben. Aber das war genau der Jan denn sie alle kannten und auch manchmal (aber nur manchmal!) liebten. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ „Auf steh´n Schnarchsack! Die Sonne grinst schon vom Himmel und wartet nur noch auf deine Anwesenheit!“ Die vor Euphorie überschäumende Celina hatte es sich an diesen Morgen offenbar zur Aufgabe gemacht alle Schlafmützen solange zu foltern, bis diese sich, wohl bereits dem Wahnsinn nahe, aus dem Bett bequemen würden. Dies war nicht nur eine Theorie von Henrike, es entsprach bedauerlicherweise auch der Wirklichkeit. Die, wie immer am Morgen, noch vollkommen übermüdete Rike drehte sich auf die andere Seite und wollte in der Atempause, welche die liebe Celli wohl gerade einlegte, noch ein paar Minütchen schlafen. Doch das wurde ihr dadurch unmöglich gemacht, dass Celina ihre Vorhänge auf riss und ihr das pralle Sonnenlicht entgegen knallte. Mit einem gequälten Laut riss die jüngere die Hände vors Gesicht und zählte mental bis 20, um ihre Freundin nicht auf der Stelle zu erwürgen. Nur langsam klärte sich ihre Sicht und sie sah noch, wie Celina von einem Bett zum anderen hüpfte und auch dort die Vorhänge gaaaaaaaanz sanft bei Seite sog, um entweder einen erneuten gequälten Aufstöhner, oder einen bitter bösen Blick zu erleben. Henrike war wohl nicht die einzige, die gerne noch etwas geschlafen hätte. Sie rieb sich ein Auge und sah erst jetzt, dass die Dachluke auf war und deshalb das böse Sonnenlicht direkt auf sie knallte. Zerknirscht wandte sie sich an Celina. „Geh dich erst mal waschen, dann reden wir mit einer Wahrscheinlichkeit von 1 zu 99 vielleicht darüber.“ Ihre Freundin schien dies schon vorgehabt zu haben, denn sie drehte sich kurz im schmalen Gang und schlenderte Richtung „Badezimmer“, wenn man es so nennen mochte. Henrike ließ sich schon wieder ins Kissen zurück sinken doch da: (Aus dem Toilettenraum) „Hallo liebes Spiegelbild! Ich kenne dich zwar nicht, aber ich schmink dich trotzdem!“ Eine Schweigeminute trat ein. Dann lies sie sich in die Kissen fallen und flehte laut: „Wo ist das Maschinengewehr womit ich diese Wahnsinnige abknallen kann?!“ Neben ihr hörte sie es kichern. Anscheinend war Dirk der gleichen Meinung wie sie. Keiner von ihnen kam in diesem moment auf die Idee, dass das alles Teil von Celinas Aufweck-Terror-Strategie war. Nach kurzem Kopfkratzen drehte Rike dem Sonnenlicht den Rücken zu und hatte bereits wieder die Augen geschlossen, doch da… „Haaaaaaaallalleluaaahjajajajajajk,lhahahahaaaaaaaaaaaaaaaaa…“ Nach dem ersten Schrecken drehte sie sie um und sah Jan, der eine kleine Plastik Mosche auf einen mini Tisch stellte, welche dieses grauenvolle Gejaule von sich gab. Jan saß ganz ruhig daneben und versuchte anscheinend ein Grinsen zu unterdrücken. Ob Rockstar, ein Drittel vom Gott oder genialer Songwriter, dat war echt zu viel! Und so war das erste was der Herr Urlaub an diesem Tag von seiner Backgroundsängerin zu sehen bekam ein gerade ausgestreckter Mittelfinger, der eindeutig an ihn gerichtet war. Nun konnte nichts mehr das breite Urlaub Grinsen verhindern. „Was soll der Scheiß? Ich penn gleich wieder ein…“ Demonstrativ gähnend hing Rike neben Celina auf dem Sofa und schaffte es kaum die Augen offen zu halten. „Wirst du sehn Sweetie. Ich weiß jetzt schon, dass dus geil finden wirst!“ „Eigentlich sollte aber keine von euch davon wissen.“, gähnte Dirk, der ebenfalls fast auf der Tischplatte lag und schnarchte. Celina zuckte mit den Schultern: „Wenn ihr darüber redet während ihr neben meinem Bett steht kann ich doch nichts dafür.“ Jan und Michaela, die das seltene Talent hatte morgen sofort aufstehen zu können, waren eigentlich die einzigen, die wach waren. Selbst Rod, der anscheinend schon länger wach war, schnarchte alle paar Sekunden wieder ein. „….Willn…Kaafffffefeffffe… Kaffee…“ Jan grinste nur, als er dem armen ausgebeuteten Bassisten auf die Schulter klopfte. „Glaub mir mein lieber, du wirst keinen brauchen.“ ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ „………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………….Nee oder?“ Henrike konnte nicht anders als mit offenem Maul auf das Bild vor ihr zu starren. Vor ihnen lag ein See und was für einer!!! Im ersten Augenblick hatte das Gefühl, nie im Leben so ein schönes Gewässer gesehen zu haben. „Ein kleiner Badesee, den wir aufgrund der Uhrzeit nun ganz für uns alleine haben.“ Stolz präsentierte Jan den anderen seine Überraschung. Rike und Mischa waren vollkommen geplättet, die anderen waren ja schon eingeweiht und beistaunten stattdessen nur Schönheit dieser Landschaft. Alles sah so friedlich aus. Dabei war dies ein offizieller Badesee. Irgendwo im Norden, kurz vor Hamburg. „Also Mädels: Aus ziehn und ab in die Badeklamotten!!!“ Der Graf rieb sich die Hände. Henrike sah sich hinunter. Würde nicht lange dauern, sie hatte ja nur ihr Nachthemd an. Tatsächlich war es wunderbar warm und lud nur dazu ein sich in die Fluten zu stürzen. Die Sonne lugte auch hinter den Baumkronen hervor und bestärkte dieses Verlangen nur noch. „Fertig.“ Vollkommen lässig gelassen schlenderte der Chilene an allen vorbei, in einer Badeshorts und schritt mit ein paar Handtüchern näher zum Wasser heran. Ohne zu zögern stürmte Rike, zusammen mit Mischa und Celina in den Bus und hatten sich in Rekord Zeit umgezogen. „Erste!!“, verkündete Celina, die in einem dunkel blauen Bikini aus dem Bus sprang. Danach kam Michaela, etwas eleganter, in einem Bikini, der sich in den Farben immer mit schwarz und weiß abwechselte. Die letzte war, wie so oft, Rike. Sie war die einzige, die sich ein Handtuch umgelegt hatte. Sonst hätten die anderen gesehn, dass ihr Bikini schwarz, mit einer weißen Umrandung war, war. „Na endlich!“ Dies war Dirks Kommentar zu ihrem Erscheinen. Henrike blickte zur Seite, wo die beiden Rest Ärzte in Badeshorts standen und auf die Ankunft der Damen gewartet hatten. Rike kann nicht drum herum, die Herren etwas näher zu betrachten. „Nich schlecht Jungs…“, sie pfiff anerkennend. Jan hatte eine recht schlanke Statur, faserartige leichte Muskulatur und etwas gebräunte Haut. Dirk stach besonders durch seine ganzen Tatoos ins Auge, er hatte sehr kräftige Arme und… „HA! Wusste doch dass du nen Bierbauch hast!!!“ Henrike zeigte im „HAHA“ Manier auf das Bäuchlein und Dirk bekam große Augen. „Du. Traust. Dich. Echt. Was.“ mit angedeutetem Ärmel hochziehen stürzte er sich auf den dreisten Teufel und verfolgte die panisch flüchtende mindestens vier Mal um den Bus, bis er sie zu fassen bekam und ihr das Handtuch entriss. „Hey!“ Sie versuchte vergeblich es sich wieder zu holen. „Ach, was solls…“ „Meine Güte. Bist ja echt überall so blass.“ Sagte der Graf, als er sie näher gemustert hatte. Henrike zuckte mit den Schultern. „War schon immer so.“ Sie drehte sich um und sah hatten die anderen Aussicht auf ihren flachen Bauch. Nicht nur Celina schluckte, als die rötliche Narbe an ihrer Taille sichtbar wurde. Und die anderen stellen, die durch ihre extrem blasse Haut noch mehr auffielen. Henrike bemerkte die betretenen Blicke. „Wenn das so weiter geht, kann ich demnächst als Berserkerin auf den Karneval marschieren. Hab hier auch schon ne Narbe.“ Sie hob ihr Knie an. „Ist aber schon älter. „Kannst ja meinem Club beitreten.“, sprach Dirk zwinkernd und deutete auf die Narben an seinem Arm. Die er einst durch einen schweren Autounfall erhalten hatte. „Ich auch?“, fragte die Grinsebacke namens Farin U. und tippte mit dem Zeigefinger sein Kinn. „Roddy kann auch hinzukommen. Der hat ja diese schöne am Kinn…“ Sagte Dirk und Henrike unterbrach ich lachend. „OK, wir können jetzt aufhören mit unsern Trophäen anzugeben. …. … … Wer zu erst drin ist!“ Sie tickte noch schnell alle Personen an die in ihrer nähe standen und raste dann los. „Ich bin schneller!“ Jan hatte sie fast eingeholt, doch so schnell gab Rike sich nicht geschlagen. Durch den schrägen Abhang bekamen sie ein ganz schönes Tempo sausten so mit Vollgas in den See. „Waaahhhhh….“, Rike tauchte kurz nach Jan wieder auf. Ganz schön kühl, aber herrlich erfrischend. „Na besten Dank.“ Außer ihr an Jan war kein andere ins Wasser gesprungen. Stattdessen standen sie am Rand und lachten sich kaputt. Über einen pitschnassen und grummelnden Rodrigo, der anscheinend am Ufer gelegen und sich gesonnt hatte. „War keine Absicht!“, lachte Rike. „Ja klar…“, kommentierte rod und schubste ohne mit der Wimper zu zucken die restlichen Leute ins Wasser. Und er sprang gleich mit einem Tarzanschrei nach. So war die Wasserschlacht im vollen Gange. Jeder gegen jeden. (Ein Kampf ums nackte Überleben!!! *dodom*) Henrike entfernte sich schließlich leicht aus der Puste von dem Gerangel und beobachtete die anderen. Celina attackierte Dirk von hinten, der sich bisher als Einzelkämpfer durchschlagen musste und Rod inklusive Mischa hatten sich offenbar zu einem Duo zusammen geschlossen. Aber, Sekunde… Wo war Jan? „AAAAAAHHH!“ Etwas steckte sich von hinten zwischen ihre Beine und als sie erschrak hob man sie hoch. „Uff, scheiße. Hätt nicht gedacht, dass du so schwer bist. Keuchte der blonde Riese, als sie sich auf seinen Schultern wieder fand. Henrike brauchte erst ein paar Sekunden, um das zu realisieren. Dann musste sie lachen. „Selbst Schuld.“ Ohne groß zu grübeln begann sie seinen kopf zu kraulen. Er hielt sie an den Oberschenkeln fast und ihm schien es zu gefallen. „Hey, Mädels! Schnappt euch einen der Kerle und dann wird gekloppt!!“ „Au ja!“ Rod sah leicht alarmiert zu Mischa hinüber als sie sich über die Idee freute. „Still halten.“ „Nein.“ „Doch!“ Für den armen Quotenchilenen gab es kein entkommen mehr. Michaela kletterte tatsächlich an ihm hoch und saß schließlich auf seinen Schultern. „Aargh. Ach was solls. Attacke!!!“ Damit stürmte er vorwärts und sie ließen die beiden Weiber gegeneinander antreten. „Nett dass ihr so was zu unserm Vergnügen macht.“, sagte Dirk, der zusammen mit Celina zu guckte. „Und der Teufel verpasst Blondie eine Wasserwelle von der Seite. Auch das noch ein erst klasse Bodycheck von Blondie…“ Celina hatte sich einen herum treibenden Ast geschnappt und benutze ihn als Mikro um wie ein Stadionkommentator los zu labern. „…Was ist das? Der Teufel wird doch nicht? Doch, ein Bodyslam bahnt sich an!!“ Mehr oder weniger. „Jan! Halt mich fast!“ „Geht nicht mehr! WAAAAHH!“ Er hatte die Blance verloren, so dass sie beide vorneweg, direkt auf Michaela und rod kippten und dieser in einem gigantischen Bauchklatscher unter sich begruben. Mehr als ein „Waaaahhh!“ brachten die beiden auch nicht heraus. „Ist euch auch so heiß?“ Einstimmiges Brummen kam zur Antwort. Nach ihrer ausgiebigen Wasserschlacht, hatten sie sich ein kleines Lager aufgebaut und faulenzten in diesem nun ungestört. Dirk hatte nach einiger Zeit auch noch sämtliche Crewmitglieder ins Wasser geschubst, wodurch der See nun ziemlich voll war. Das Sextett lag nun aber in der sonne und ließ sich durchbraten. Herrlich. Auch wenn Henrike es nicht mochte wenn die Sonne so stark knallte, hier nun auf den Handtüchern im Gras zu liegen war herrlich. Kurz zuvor hatte sie auch noch mal Rods Oberkörper gemustert. Er war eindeutig derjenige mit den meisten Haaren auf der Brust. Henrike: „He, sieht ja fast aus wie ne Landkarte.“ Jan: *lacht* „Stimmt. Ich kann sogar genau Hamburg ausmachen.“ Henrike: „Und hier ist Asien.“ Dirk: „Aber ich kann Chile nicht finden…“ Rod: *seeehr gelassen* „Wenn ich die Hose ausziehen würde schon.“ Michaela: „…“ Celina: „…“ Jan: *grübelt* Dirk: *grübelt auch* Henrike *spricht es aus* „Mach mal!“ (Ob sich dieses traumatische Erlebnis tatsächlich zu getragen hat, wird aus Jugendschutzgründen nicht verraten.) „Hey.“ Sie wurde sachte angestupst und öffnete widerwillig die Augen. Jan hatte sie über sie gebeugt und hielt etwas in der Hand. „du kriegst noch Sonnenbrand. Sol ich dich schnell einkremen?“ Verschmitzt grinsend hielt er eine Flasche mit eben dieser Creme in der rechten Hand hoch. „Kann ich dir denn vertrauen?“, sie grinste nicht weniger verschmitzt hoch. „Nicht wirklich. Aber ich dulde keine Widerrede.“ Damit packte er sie, drehte sie auf den Bauch und setzte sich auf ihre Beine. „Hey!“, das war auch der einzige Protest den Rike machte, denn als er damit begann, fiel ihr Kopf mit einem Seufzer zurück auf das Handtuch. „Wolltest du noch etwas sagen?“ Sie wusste, dass er grinste und brummte nur verneinend zur Antwort. Er war wirklich gut darin, dass musste sie ihm lassen. Seine Finger schienen jeden noch so kleinen Punkt ausgiebig zu massieren. Von oben bis unten. Schultern, Beine, Arme, alles einmal durch. Kam ihr das nur so vor oder ließ er sich extra viel Zeit? Auf jeden Fall brachten ihr seine Hände eine wunderbar wärme, die in ihrem Bauch begann und sich bald auf den ganzen Körper verteilt hatte. Plötzlich zuckte sie zusammen und schreckte hoch. „Huch, alles klar? Bist ja knallrot im Gesicht…“ Sie hörte noch wie er Sonnenbrand laberte, doch sie war noch immer bei dem, was sich eben so genüsslich in ihrer Fantasie ausgebreitet hatte… „Ich bin dran.“, sagte sie knapp und nahm ihm die Flasche weg. Schnell tapste se um ihn herum und kniete sich an seinem Rücken hin. Dort musste sie ein übelstes Grinsen und Lachattacke krampfhaft unterdrücken. Oh man, wenn Jan wüsste, was er eben noch für eine rolle in ihren Gedanken gespielt hatte. „Was lachst du denn so? Hast du heimlich was geschluckt???“ „Dafür brauch ich nix schlucken.“ Grinste sie und fing an die kühle Creme auf seinem Rücken zu verteilen. Da er saß kam sie an seine Beine nicht heran, aber sehr wohl auch an seine Schultern und Arme. Langsam fuhr sie diese nach und verteilte nach und nach alles auf seiner Haut. Sie bemerkte, dass er sehr warm war. Fast heiß. Auch ihre Wangen glühten… „FUCK!“ Sie schrak aus ihren Gedanken, als sie ihn fluchen hörte. „Alles in Ordnung?“ Rike suchte seine blick, doch er wich ihr aus. Stattdessen sprang er schnell auf die Beine. „Sorry.. ich… Sonnebrand!“, stammelte er und raste Richtung, wo er ohne zu Zögern rein sprang. Henrike sah ihm perplex nach. Was war DAS dann??? Sie überlegte eine Weile und… Röte stieg ihr ins Gesicht als sie zu ahnen begann, was er plötzlich hatte. „Shit!“ Er war an einen Platz geflüchtet, der sehr dicht mit Schilf bewachsen und durch hängende Äste bedeckt war. Ausgerechnet jetzt musste das passieren. Oh man…! Aber anscheinend kam er nicht drum herum sich nun Erleichterung verschaffen zu müssen… Er schon wesentlich besseren Timing erlebt aber was sollte er machen. Wenigstens hatte er verhindern können, dass man ihn so gesehen hatte. „Jan?“ Er hatte gerade mit einem Seufzer von sich abgelassen, als er ihre Stimme hörte. Sehr schüchtern und zaghaft. Jan drehte sich um und sah sie auf sich zu kommen. Ihr Blick verriet, dass sie wohl sehr sicher wusste, was los war. Aber wie er vermied sie es, es anzusprechen. „Wie viel Zeit haben wir eigentlich noch.“ „Nun…ich würde sagen eine Stunde.“ Rike nickte und lehnte sich an einen Ast, der bis ins Wasser verlief. „Ist ja ein richtig gutes Versteck hier.“ Da hatte sie nicht Unrecht. Die anderen konnten sie vom Ufer aus gar nicht mehr sehen. Danach trat Schweigen ein. Henrike sah durch die Äste auf den Teich hinaus. Jan konnte nicht verhindern, sie näher zu betrachten. Das blutrote Haar klebte in Strähnen an ihrem nassen Körper. Sie hatte eine so makellos weiße Haut, dass es fast weh tat sie anzusehen. Und noch mehr schmerzte es auf dieser blassen Haut die Narben zu sehen, die gerade dadurch sich so deutlich hervorhoben. Dann erwischte er sich plötzlich dabei, wie er in ihr Dekolleté lugte. „Sorry.“, sagte er, als sie ihn anguckte. „Bin auch nur ein Kerl.“, er grinste und sie erwiderte es leicht erröten. ´Oh man…`, Verlegen wandte er ihr den rücken zu. Jetzt benahm e sich aber echt komisch… „Jan.“ Plötzlich spürte er sie. Wie sich an seinen Rücken schmiegte und sanft eine Lippen auf seine Schulter drückte. Ihre Hände lagen fast schüchtern auf seiner Taille. Er konnte nicht anders als seine Augen zu schließen. Das bisschen Haut was er von ihr spürte, fühlte sich schon wunderbar gut an… „Danke…“ Seine Lider gingen wieder auf. Verwunderung lag auf seinem Gesicht. „Wofür?“, fragte er ohne sie anzusehen. Es wurde still, er war schon beinahe der Meinung, sie wolle einer Antwort durch schweigen entgehen. „Für alles.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)