Augenblick von Whoopi ("Es war so ein Moment, den man sonst aus dem Kino kennt...") ================================================================================ Kapitel 8: Unsichtbar --------------------- Unsichtbar Aus der so genannten Ruhe war allerdings nicht viel geworden. Es hatte sich heraus gestellt, dass Celina an diesem Tag angereist war und erst vorhatte, sich ein Hotelzimmer zu mieten. Henrike bestand jedoch darauf, dass sie bei ihr übernachtete. So konnte Celina Geld sparen und sie hatte etwas Gesellschaft. Was sie auch gleich ausnutzten. Ungefähr alles, was sie sonst nicht geschafft hatten, holten sie in dieser einen Nacht nach. Zusammen Filme gucken, massig Anekdoten austauschen und zusammen zu singen. Ob das den Nachbarn so gut gefallen hatte, war nicht wirklich klar, aber das war den beiden in diesem Moment *röchel* scheiß egal! Bei dieser ganzen Party Stimmung war es nicht wunderlich, dass sie erst gegen 4 Uhr Morgens zur, schon längst vorgesehenen, Ruhe kamen. Celina schlief auf der Couch, allein dafür war das Ding echt super praktisch. Henrike pennte natürlich in ihrem Hochbett, nachdem sie sich auch von Celina erstmal ein paar Sätze dazu anhören musste („Du schläfst in nem Hochbett???“ „Wie machst du das dann wenn du Herren Besuch hast...?“). Wie die meisten halt, nur das die zweite Frage sich nicht jeder traute zu stellen. Jedenfalls wurden die beiden Damen irgendwann gegen Mittag tatsächlich wach. Machte zum Glück nichts, da es Samstag war. „He.“ Henrike murmelte etwas Unmissverständliches und drehte sich automatisch auf die andere Seite. „Hey.“ Sie zog sich die Decke über die Ohren. „Oooooooooooooooohh maaaaan… nur noch ein bisschen…“ „Nix da!“ „Nur noch ein bisschen Mama… ist doch noch total früh…“ Celina müsste niedlich berührt lächeln. Das war echt süß. Aber es war bereits 14 Uhr, da sollte ihre „Kleine“ doch mal langsam aus den Federn kommen. „AUFSTEHN!!!“ Sie hätte quasi mit allen gerechnet. Nur nicht, dass sie ein Kissen ins Gesicht geklatscht bekam. Erschrocken und „schwer“ getroffen taumelte sie rückwärts. Kurz darauf fiel das Kissen zu Boden und sie hatte einen deutlichen Blick auf die Schnarchnase vor ihr. `Ok. Genug der Freundlichkeit…`, dachte sie und marschierte Richtung Küche. Henrike war wieder eingepennt und ahnte nichts, von dem drohenden Unheil. Geradezu heimtückisch schlich sich die Dunkelhäutige an ihr Opfer heran, die Hände hinter dem Rücken verborgen. „Letzte Chance Sweetie. Steh auf.“ Wieder nur ein Murren. Das war ihr Stichwort! „WUUUAAAAAAAAAAAAAAAAAHHH!!!“ Rike fiel fast aus dem Bett, als Celina fröhlich und schonungslos mit einer Schöpfkelle auf einen Topf eintrommelte. Tja, wenn Blicke töten könnten… Aber da dies (leider…) nicht der Fall ist, dürfte Celina erst einmal weiter leben. Ein wenig eingeschnappt saß die Hamburgerin mit ihrer „Freundin“ am Frühstückstisch und kaute auf einem gebutterten Toastbrot herum. Jede Person in dieser Wohnung war zu faul gewesen um zum Bäcker zu gehen, daher mussten sie das nehmen, was da war. Und im Pyjama zu Frühstücken war auch gemütlicher. Celina hatte die ganze Zeit einen Koffer mit sich herum geschleppt und war daher auch mit Schlafklamotten versorgt gewesen. „Komm, sei nicht beleidigt.“ Henrike brummte nur. Morgens war sie eigentlich immer schlecht gelaunt, außer sie war mal vollkommen ausgeschlafen. Und DAS war und ist eine absolute Seltenheit. Gerade griff sie zu ihrem Glas mit Orangensaft, als Celina sie erneut ansprach. „Ist ja grad mal nur noch 1 ½ Monate bis zur Tour.“ Rike trank einen Schluck und sah auf. „Hmm hmm.“, eigentlich wollte sie nicht so schnell nachgeben, aber sie konnte mal wieder nicht nachtragend sein. „Bin schon ziemlich gespannt, was noch alles auf uns zukommt. Denk dran, es sind DIE ÄRZTE. Da weiß man nie. „Ja, das stimmt. Sag, weißt du wann wir das nächste Mal hin müssen bzw. dürfen.“ Die rothaarige Hamburgerin kratzte sich kurz aber geräuschvoll am Kopf und erhob sich. Als sie den Raum wieder betrat, hatte sie ihren Laptop unterm arm geklemmt. Sie setzte sich wieder, mit den Worten: „Keine Ahnung. Ich seh kurz nach.“ Und tatsächlich. Gleich die erste Nachricht war von Bela. „Also hier steht Morgen um 11 Uhr, wenns geht.“ „Ich bin extra deswegen nach Hamburg gekommen. Also bei mir geht es auf jeden Fall.“ „Kann sein, aber ich hab noch meinen Job. Ich muss das ganze noch mit meinem Boss besprechen.“ „Stimmt ja.“ Stille. Nur ab und zu ein paar Kaugeräusche und Geschlürfe. „Also…“, sagte Rike schließlich nach einer Ewigkeit: „ Ich telefonier gleich und klär das. Was wollen wir denn heute machen?“ Die Berlinerin konnte nur mit den Schultern zucken. „Is ne gute Frage Sweetie…“ ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Letztendlich waren die beiden nur einmal kurz spazieren gegangen und ansonsten zu Hause geblieben. Nichts besonderes, aber diesen Tag Ruhe brauchten sie doch beide. Henrike kam es vor, als wären nur Minuten vergangen und es war der nächste Tag. Und auch weiterhin verflog die Zeit, fast immer schneller, je öfter sie sich trafen. Das ganze machte einfach viel zu viel Spaß. Die drei Herren waren einfach tolle Typen, die sich für keinen Spaß zu schade waren. Henrike war fast die ganze Zeit über nur am lachen. Es war schon beinahe schlimm, aber die ganze Stimmung und die Witze waren zu gut. Außerdem hatte sie schon lange nicht mehr so viel Spaß gehabt. So wurde es quasi zur Gewohnheit, dass ihr schallendes Lachen immer als erstes durch den Raum hallte. Von mal zu mal fiel ihr alles viel leichter. Michaela hatte wirklich etwas eingebildetes an sich, aber sie teilte ihre Erfahrung gerne mit der jungen Frau und das war für Rike doch ein recht guter Ausgleich. Die Proben wurden immer intensiver und waren bei dieser Tour auch länger, als für die Ärzte gewöhnlich. Schließlich wurde ja etwas (fast) komplett Neues erarbeitet. Zig Ideen kamen ihnen während den Proben, für die Kleidung (Mischa hatte echt erstaunlich ironische Einfälle!), Gags und Choreografien. Ja, alles war gut. Nur… Es war nur eine Kleinigkeit, aber dennoch fuchste (also ärgerte) Rike es immer wieder. Farin schien noch immer näheren Kontakt mit ihr zu meiden. Sie hatte eigentlich nicht viel an ihm zu meckern, er war ihr gegenüber freundlich. Doch sie hatte das Gefühl, wann immer ein Gespräch zwischen ihnen tiefer wurde, wich er ihr aus und verschwand. Nicht mitten im Satz, er wusste schon wie man ein Gespräch wenden konnte. Aber es kam ihr doch komisch vor und… sie konnte das leider nicht leugnen… es kränkte sie ein wenig. Oft fühlte sie sich in seiner Gegenwart als wäre sie nicht vorhanden. Als ob sie unsichtbar wäre. An einem Tag war es besonders schlimm, er hatte bis auf ein „Hallo“ nicht weiter mit ihr geredet und sie auch nicht sonderlich beachtet. Nur ein paar sachliche und kurz gehaltene Anweisungen bei der Arbeit, aber ansonsten; Nichts. Sie hielten gerade ihre Mittagspause ab und sie versuchte sich etwas abzulenken, von diesen lästigen Gedanken. Eine Unterhaltung mit Rod war dafür gut geeignet. Es war echt unglaublich, wie viele Bands der Chilene kannte. Jedoch konnte sie ihn auch überraschen, als sie ihm eröffnete sie höre sehr gern THE SEATBEALTS. Eine japanische Jazz Truppe, die in Europa nicht sonderlich bekannt war. Henrike bevorzugte zwar vor allem (jetzt allgemein gesehen) Rock, hatte aber, wie Rod, einen seeeehr weit gefächerten Musikgeschmack. Auch wenn sie mit Rod nicht so recht mithalten konnte. „PANDA ist übrigens klasse! Ich mag die Sängerin sehr, auch wenn ich mich erst an ihren Gesangstil gewöhnen musste.“ Der Chilene grinste und nippte an seinem Kaffee. Bela hatte wirklich eine äußerst gemütliche Küche, jedenfalls lies es sich hier am Tisch gut entspannen. „Warum?“ „Na ja… So wie sie singt tut es der Stimme halt nicht sonderlich gut und wenn ich solche Gesangs Attitüden das erste Mal höre tuts mir immer im Hals weh. Deshalb konnte ich auch erst kein AC/DC hören.“ Er lachte kurz, ehe sie fort fuhr: „Aber das geniale an AC/DC ist ja, dass ich das als Sopran super singen kann. Und zwar OHNE zu pressen!“ Rod nickte zustimmend, doch bevor er etwas sagen konnte rief Bela nach ihm. „RODDY!!! DU WIRST GEBRAUCHT!“ Der Chilene zog eine Grimasse, als er den unfreiwilligen Spitznamen hörte. Er erhob sich aber brav. „Wir können ja nachher weiter plaudern.“ „Gern!“ Sie lächelten sich noch kurz an, dann verschwand er aus dem Raum. Henrike sah ihm noch nach. `Hach ja, ich mag den Kerl…´, dachte sie grinsend. Das Grinsen war in der nächsten Sekunde weg, als sie durch den Türrahmen etwas anderes erblickte. Farin, der sich mit Celina unterhielt und gerade eine Hand auf ihre Schulter gelegt hatte. Henrikes Augen wurden schmal und sie knurrte: „Klar, die verstehen sich natürlich…“ Schlagartig war sie verdammt sauer auf ihre Freundin. Um dem nicht noch versehentlich Luft zu machen griff sie schnell nach ihrem Eiscafe (den sie selbst im tiefsten Winter trank) und nahm einige tiefe Züge. Sie stoppte erst, als das Glas (gaaanz plötzlich!) lehr war. „Hast ja ganz schön durst.“ Henrike lies schnell das Glas sinken. „Hey.“ Sie blickte auf und sah, leicht erstaunt, Farin grinsend vor sich. „Oh… hi“, augenblicklich war sie wieder total schüchtern. „Ich darf doch?“ Er deutete auf den Stuhl neben ihr. „Äh ja. Klar, klar.“ Keine Sekunde später saß er und stellte eine Teetasse ab. „Wie geht’s denn so?“ Hä? Was war denn jetzt auf einmal los??? Einerseits freute sie sich total, dass er jetzt mit ihr redete, aber gleichzeitig überrumpelte er sie doch damit. „Ganz gut. Bisschen müde… ich schlaf immer erst sehr spät ein, daher…“ Oh man, was redete sie da? Doch er sah ehrlich interessiert aus, daher blieb sie ruhig. „Werde nachts immer erst aktiv.“ Sie errötete leicht, als er grinste. „Aaaahhh… na dann hat Bela ja endlich ne Gräfin für unterwegs.“ Henrike prustete los und lachte mal wieder ziemlich laut, ohne es verhindern zu können. „Ich wollte mich bei dir entschuldigen.“ Schlagartig hörte sie zu lachen auf. Unschlüssig und langsam hob sie den Kopf, um ihn an zu sehen. Aber er blickte gedankenverloren auf die Teetasse und drehte diese in seinen Händen. „Dafür, dass ich so abweisend war…“ Ergänzte er sich und sah sie nun an. Henrikes Mund war halb offen und trotzdem kam nichts raus. Insgeheim hatte sie wirklich gehofft, dass er das sagen würde, aber sie war sich bei den Gedanken auch komisch vorgekommen. Er hatte ja kein Verbrechen begangen und da wollte sie nicht empfindlich sein oder zumindest nicht so reagieren. Ihr fielen keine Worte ein und so beschloss sie, ihn leicht an zu lächeln. Dieses erwiderte er. „Ich bin gerade dabei etwas Unschönes zu verdauen… Daher bin ich etwas angespannt.“ „Ich… ist schon OK.“, sagte sie warm. Plötzlich fühlte sie sich pudelwohl. Und genauso plötzlich war es still. Sie sahen sich einfach nur an. „PAUSE IST UM!!!“ Bela hatte sich von hinten an die beiden angeschlichen und ihnen einen 1A Schock verpasst. Beide fuhren zusammen und Farin lies dabei die Tasse fallen, die heftig auf dem Boden aufschlug. Sie zerbrach zwar nicht, aber der Rest des warmen Getränks verbreitete sich auf den Kacheln. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Nachdem die Sauerei beseitigt war, schlenderten sie zurück in den Keller. Dort warteten Rod, Celina und Mischa, in den Startlöchern stehend, auf sie. „Na endlich.“, sagte Celina sofort und erntete einen Stoß mit dem Ellenbogen von Rike. „Na jut!“, begann Farin, der sich gerade seine Gitarre umlegte: „Jetz wird noch mal ordentlich durch geprobt und dann… ziehn wa uns naggisch aus und machen Pardy.“ „Juchu!!!“, kam es von Celina und Rike, die dabei ihre Arme nach oben steckten. „Also abgemacht?“ Der blonde Berliner zwinkerte den beiden, natürlich breit grinsend, Damen zu. „Willst du mich etwa betrügen?“, fragte Rod und bekam ein eifriges Nicken vom Gitaristen. „SO! Wer mit wem rum macht entscheid hier immer noch ich und jetzt wird gearbeitet!!!“ Der Graf trommelte ungeduldig mit einem Stick herum und schaute abwartend in die Runde. „Da ich und Rodrigo warten mussten, machen wir jetzt zur Strafe nen KISS Song!“ Farin deutete leichte Genervtheit an, sagte aber nichts. Doch bei Henrike gab es einen Kurzschluss und sie sagte den nächsten Satz, ohne diesen noch mal durch die Kontrollstelle namens Gehirn zu schicken. „Hach ja, wer kennt sie nicht: John, Paul, George und Ringo!!!“ Kaum hatte sie das gesagt brach Farin in einen Lachkrampf aus. Auch Rod hing überm Stuhl, nur Bela schien ziemlich bemühte sich krampfhaft ein Grinsen zu unterdrücken.. „Schnauze oder du fliegst hier, junge Dame!!!“ Henrike grinste breit und zwinkerte Farin zu. Auch sie war BEATLES Fan, als von der Band, die Bela überhaupt nicht leiden konnte. Das konnte echt noch verdammt lustig werden… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)