If I had a million dollars... von abgemeldet (OS-Sammlung [KakuxHidan]) ================================================================================ Kapitel 12: Unsterblich ----------------------- Die Nacht war schwarz und sternenlos. Im Inneren des Akatsuki-Hauptquartiers regte sich Nichts. Die meisten Mitglieder der Organisation waren nicht da; Sie führten überall in den fünf Reichen Missionen aus. Nur ein einzelnes Team verblieb, um das Versteck nicht völlig unbewacht zu lassen. Hidan war gar nicht unglücklich gewesen, dass es ihn und seinen Partner getroffen hatte, denn so blieb ihm viel Zeit für Gebete, das Studium seiner Religion und auch für Entspannung. Die letzte Mission war mehr als anstrengend gewesen. Er hatte sich eine Pause verdient, schließlich waren wieder mehrere Ungläubige in den Genuss gekommen, die wahre, überwältigende Macht Jashins zu erleben. Zufrieden schlief der Sensenträger jetzt in seinem Bett, das Gesicht zur Wand, neben ihm auf dem Kissen der Anhänger seines Rosenkranzes, den er nicht mal nachts ablegte. Seine Brust hob und senkte sich im ruhigen Rhythmus der Atemzüge. Auf der anderen Seite des Raums lag Kakuzu ebenfalls in seinem Bett. Er war weit weniger froh über die Zwangspause. Auf Missionen gab es immer etwas zu tun: Ein Lager errichten, Verfolger ermorden, Kopfgelder einkassieren, von A nach B kommen, Informanten aufsuchen, den Auftrag erledigen und gegebenenfalls Hidan das vorlaute Maul stopfen. Im Hauptquartier hingegen waren die Möglichkeiten beschränkter, sämtliche Tätigkeiten schnell ausgeführt. In kürzester Zeit setzte Stillstand ein. Es war nicht so, als hätte er irgendwas gegen eine Erholungsphase, aber seit Neuestem wurde er immer wieder von beunruhigenden Gedanken heimgesucht, wenn er keine Beschäftigung hatte. Diese Gedanken waren völlig fremd für ihn. Nie zuvor hatte Kakuzu sich über so etwas Sorgen gemacht. Vermutlich lag es an den Ninja, die ihm immer wieder begegneten, Ninja der nächsten Generation, stark und entschlossen. Auch auf der letzten Mission hatte es solche gegeben. Und einer hätte beinahe eines von Kakuzus Herzen getötet. Der Ninja, ein junger Mann mit zwei dolchartigen Waffen, war schon im Sprung gewesen, ohne das Kakuzu ausweichen oder parieren konnte. Im letzten Moment rammte Hidan, der den jungen Ninja kurz zuvor in seinem Ritual gefangen hatte, sich seine Sense in den Leib. Der Junge fiel zu Boden, tot. Aber dieses Ereignis hatte ein Gefühl in Kakuzu ausgelöst, das ihm seit einer Ewigkeit fremd gewesen war: Die Angst, zu sterben. Seine Unsterblichkeit hatte Löcher und Lücken, überall. Zwar wusste er das natürlich schon lange, aber ihm war kaum je ein Ninja begegnet, der in der Lage gewesen wäre, diese Makel auch zu nutzen. Aber die Zeiten änderten sich. Die neue Generation war so stark, dass sie die alte in kürzester Zeit abgelöst haben würde. Und das bedeutete unweigerlich auch das Ende seiner Zeit: SEIN Ende. Diese Gedanken kamen ihm in jeder freien Minute, so auch jetzt. Sie hielten ihn wach. Er lag still da, starrte an die weiße Decke. Kakuzu fühlte sich alt. All die Jahre, die er gelebt hatte, ohne sie auf sich lasten zu spüren, schienen sich nun gleichzeitig auf seine Schultern gelegt zu haben. Ihm wurde schmerzlich bewusst, dass seine besten Zeiten hinter ihm lagen, dass er von nun an nur älter werden würde, älter und schwächer. Auch wenn er sich mit neuen Herzen am Leben halten konnte, lief die Zeit unaufhaltsam ab; er starb, langsam aber sicher. Es war furchtbar. Kakuzu hatte das Gefühl, ihm würden die Minuten durch die Finger rinnen wie Sand. Er wollte sie nicht verschwenden, wollte sie aufhalten, sie nutzen, aber er konnte nur auf dem Bett liegen und sich hilflos fühlen. Er war wie gelähmt. Mit der Angst kam noch etwas Anderes: Die Lust, zu leben und das jähe Bedürfnis nach Erfüllung. Der Art von Erfüllung, die er in früheren Jahren immer für unnötig gehalten und aufgeschoben hatte. Er hatte vermutlich genug Geld, um sich nach seinem Tod die gesamte Hölle zu kaufen, aber für den Moment war es nutzlos. Geld und nutzlos...ein unmöglicher Gedanke, aber dennoch war. Er sehnte sich nicht nach Reichtum, nun, da sein Leben sich dem Ende zuneigte, nicht nach Macht. In ihm war das undefinierbare Verlangen nach Glück. Einer Art von Glück, die er bisher nicht gekannt hatte. All das löste eine innere Unruhe in Kakuzu aus. Wenn er unbeobachtet war, trug er diese Unruhe auch nach außen. Aber nie, wenn jemand dabei war. Dann halfen ihm Erfahrung und seine Maske, die stoische Fassade aufrecht zu erhalten. Aber die plötzliche, vorher unbekannte Flut von Zweifeln, Gedanken und Gefühlen wühlte ihn trotz allem auf, ließ ihn immer öfter nicht einschlafen und nachts herumwandern. So auch heute. Behutsam schwang Kakuzu seine Beine aus dem Bett. Er konnte es sich nicht leisten, dass sein Partner aufwachte und dämliche Fragen stellte. Hidan brauchte sich keine Gedanken über den Tod zu machen. Er würde ewig jung sein, mit nie nachlassender Kraft, Gewalt und Grausamkeit Schrecken und Entsetzen verbreiten, bis in alle Ewigkeit. Ein Fanatiker mit der perfekten Unsterblichkeit, der sich nichts sehnlicher wünschte als den Tod. Und er selbst, ein alter Mann, der sich an den letzten Rest seines Lebens klammerte. Nannte man das Ionie des Schicksals? Nachdem er etwas getrunken hatte, schlich der Ex-Taki noch eine Weile durch die Flure, bis er wieder im gang zu seinem und Hidans Zimmer stand. Die Tür des Raumes war geöffnet, obwohl Kakuzu sich sicher war, sie geschlossen zu haben. Er trat näher. Schließlich sah er einen Schatten im Türrahmen stehen, fast unsichtbar in der Schwärze ringsum. Es war sein Partner. Etwas war merkwürdig an dieser Situation. Hidan hatte normalerweise einen todesähnlichen Schlaf, und wenn man ihn doch einmal weckte, war er noch Ewigkeiten später verschlafen und beleidigt. Jetzt hingegen sah er hellwach aus. Seine Augen blickten klar, und obwohl sowohl haar als auch Kleidung in Unordnung waren, schien nicht im Geringsten müde. "Was machst du hier?", schnauzte Kakuzu ihn an, wütend, dass seine nächtliche Wanderung entdeckt worden war. "Das Gleiche könnte ich dich fragen." Die Stimme des Jashinisten hatte einen lauernden Unterton. "Du machst das öfter in letzter Zeit." "Was? "Stell dich nicht dumm, Kakuzu. Du stehst zu unmöglichen Zeiten auf, verschwindest irgendwo in der Nacht und bist dann wieder da, ohne irgend eine Erklärung." Es war ihm also aufgefallen. Dabei hatte Kakuzu gedacht, nach außen hin derselbe geblieben zu sein. Er starrte Hidan an. "Und? Das kann dir egal sein." "Stimmt, kann es." Kakuzu starrte noch ein bisschen mehr. Hidan machte keinerlei Anstalten, sich aus dem Türrahmen zu bewegen, darum packte der Schwarzhaarige ihn an den Armen, um ihn aus dem Weg zu schieben. Der Jashinist leistete keinen Widerstand, aber als sein Partner an ihm vorbei ging, ohne noch etwas zu sagen - offenbar in der Absicht, sich wieder hinzulegen - hielt er ihn fest. "Lass los." "Erst, wenn du mir gesagt hast, was bei dir schief läuft. " Hidan sprang gerade noch rechtzeitig zurück, sodass Kakuzus Faust ins Leere ging. Stille machte sich breit, während die beiden Nuke-Nin sich durch die Dunkelheit ansahen, Kakuzu wütend, Hidan herausfordernd. Verflixter, aufdringlicher Hidan. Der Kerl interessierte sich doch sonst nur für sich selbst oder seinen verrückten Gott. Also warum steckte er jetzt seine unsterbliche Nase in Kakuzus Angelegenheiten? Die bloße Existenz dieses Mannes widersprach all dem, an das der Ex-Taki glaubte. Und er konnte diese Frechheit nicht einmal vergelten, indem er ihn auslöschte. Blanker Hohn, dass jemand so respektloses, jemand mit so wenig Achtung vor den Regeln des Lebens wie Hidan, ihn überleben würde. Kakuzus Eingeweide zogen sich vor Wut zusammen, aber er gab dem Drang nicht nach, den Jashinisten aufzuschlitzen und ausbluten zu lassen. Es würde ihm nur wieder zeigen, dass Hidan das hatte, was er nicht bekommen konnte. Und er beneidete ihn darum, um seine Sorglosigkeit, um seine Verächtlichkeit, um seine perfekte Unsterblichkeit. Es machte ihn rasend zu wissen, dass dieser laute Schwachkopf vor seiner Leiche stehen und lachen würde. Das er, Kakuzu, in Vergessenheit geraten würde, ersetzt durch irgend einen anderen Verbrecher. Wer würde sich noch an ihn erinnern, wenn Akatsuki einmal nicht mehr war? Sein Dorf nicht. Nuke-Nin waren in Taki weder berühmt noch berüchtigt. Man tilgte vielmehr die Spuren ihrer Existenz, die Spuren ihres Verrats. Sein Name würde in irgend einem Bingo-Buch verschwinden, mit dem Vermerk `tot´, nichts weiter. Aber Hidan, über den würde man noch in hundert Jahren reden. Über den Totengott aus Yugakure, den Mann, der nicht sterben konnte. Der Mitglied bei Akatsuki gewesen war. Niemand würde an seinen Partner denken, dessen Unsterblichkeit Lücken gehabt hatte, dessen Zeit abgelaufen war. Und Hidan würde seinen Namen vergessen. Sollte jemand in seiner Gegenwart lange genug leben, um solche Fragen zu stellen würde er: "Er war ein gottloser Bastard. Und jetzt ist er tot, wen interessiert´s?", antworten. Es würde niemanden kümmern. Der Einzige, der Kakuzu unsterblich machen könnte, hasste ihn. Es tarf ihn wie ein Faustschlag. Nicht, dass Hidan ihn hasste. Sondern das Hidan die Erinnerung an ihn bewahren könnte. Kakuzu starrte seinen Partner an, der ihm immer noch in Abwehrhaltung gegenüber stand. Dieser Mann war die Lösung für all seine Probleme. Nun, er wäre es - wenn er ihn nicht verabscheuen würde. Und er würde ihn nicht verabscheuen, wenn Kakuzu es nicht immer für unnötig gehalten hätte, Zeit und Energie in zwischenmenschliche Beziehungen zu stecken. Aber jetzt war die Zeit fast abgelaufen, und es schien so, als wäre es besser gewesen, wenn er sich mit Hidan angefreundet hätte. Und Kakuzu wusste nicht, ob er es seiner Verzweiflung, dem Alter oder der Dummheit zuschreiben sollte, dass ein Part von ihm hoffte, dass es noch nicht zu spät war. Es war ein idiotischer Gedanke, aber es gab eh nichts mehr zu verlieren. Was scherte ihn seine Würde, wenn sich sowieso bald niemand mehr an ihn erinnern konnte? Also kratzte er rasch die paar Brocken Psychologie zusammen, die er von seiner Zeit an der Akademie behalten hatte. Bindungen brachten Menschen dazu, sich zu erinnern. Wie baute man Bindungen auf? Durch Freundschaft. Wie baute man Freundschaft auf? Durch Vertrauen. Wie baute man Vertrauen auf? Indem man Zeit miteinander verbrachte. Indem man gemeinsam Probleme löste. Indem man sich gegenüber anderen öffnete. Die ersten beiden Punkte waren kein Problem. Vielleicht war es angebracht, mit Punkt drei anzufangen. Wenn man in Betracht zog, dass, wenn die ganze `Anfreundungs-Aktion´ scheitern sollte, sein Ruf ohnehin nicht weiter wichtig sein würde... Dann war das, was Kakuzu jetzt tat, nicht ganz so leichtsinnig, wie es unter anderen Umständen erschienen wäre. Sogar einem wahnsinnigen Massenmörder seine intimsten Geheimnisse anzuvertrauen war besser als die Alternative. Zu dieser Erkenntnis gekommen, löste sich Kakuzu aus seiner Starre, trat einen Schritt auf seinen Partner zu und sagte einfach:"Ich sterbe." Hidan ließ langsam die Arme sinken, die er bis dahin schützend erhoben hatte. Er blinzelte. Über sein Gesicht huschten Emotione wie Schatten. Erst Überraschung über die Tatsache, dass kakuzu tatsächlich mit ihm darüber sprach, dann Verwirrung über das Gesagte, schließlich rtealisation und daraufhin...Verständnis, so als hätten ihm diese zwei Worte genügt, um das gesamte Chaos im Kopf seines Gefährten zu überblicken. Kakuzu war immer wieder fasziniert davon, wie einfach der Jashinist zu lesen war. Auch, wenn er nicht wusste, ob er seine Gefühle nicht verbergen konnte oder es nur nicht für nötig hielt, sie zu verstecken. Hidan sah ihn an. "Du kannst nicht sterben." Kakuzu wollte schon protestieren, als Hidan fortfuhr: "Du kannst nicht sterben, weil du nie gelebt hast." Da Kakuzu nur verständnislos dreinblickte, fügte er hinzu: "Die ganzen Jahre über hast du dich so daran geklammert, zu überleben, dein Leben zu verlängern, unsterblich zu werden, dass du überhaupt nichts mit deinem Leben angefangen hast." Er schien selber nicht ganz zu wissen, wie er es erklären sollte. "Lass es mich so sagen: Wann hast du das letzte Mal was gegessen, weil du Bock drauf hattest, anstatt weil du essen musst? Oder getrunken, geschlafen, gefickt, einfach nur, weil du wolltest?Alles was du machst, ist um zu überleben. Mann, das ist so falsch. Dafür ist das Leben nicht da." Während sich Kakuzu noch fragte, ob das eben gerade wirklich sein Partner gewesen war, der diesen ganzen Kram gesagt hatte, ohne auch nur einmal zu fluchen, merkte er, dass er auch noch Recht hatte. Das war der seltsame Drang nach Glück, nach erfüllung. Irgendwie warf ihn die Erkenntnis fast um, sodass er sich lieber auf sein Bett legte. Hidan stand immer noch mitten im Raum. "Verdammt, ich bin so gut. Wenn mir diese ganze Akatsuki-Sache zu dumm wird, könnte ich glatt Psychater werden. Yeah, und du wirst das Thema meiner Doktorarbeit." Kakuzu hörte ihm nicht richtig zu. Er lag auf dem Rücken und starrte schon wieder die Decke an. Sein Leben genießen... Wie sollte er das machen? Was brauchte er dazu? Ein Geräusch neben ihm zog seine Aufmerksamkeit von der Zimmerdecke ab und zur Seite. Hidan hatte sich neben sein Bett gehockt, den Kopf auf den verschänkten Armen, die auf der Matratze ruhten. Er grinste, so viel war trotz der Dunkelheit zu erkennen. "Keine Sorge, Alterchen. Ich helf´ dir dabei." "Wobei?" "Ich bring´ dir bei, das Leben zu genießen. Ich helf´ dir beim fallenlassen." War er schon so leicht zu durchschauen? Oder hatte Hidan da tatsächlich mal ein Talent? Vielleicht lag es auch daran, dass sie so viel Zeit miteinander verbrachten. Trotzdem war es inakzeptabel, dass ihm dieser Freak in irgendetwas voraus war, und sei es darin, das Leben zu genießen. "Gut.", sagte Kakuzu. "Zeig es mir." "Das werd´ ich, darauf kannst du dich verlassen, Pisser." Hidan stand auf und grinste jetzt auf seinen Partner herunter. "Wir fangen morgen an." "Morgen?" "Oder jetzt, wenn du´s so eilig hast. Dann fürchte ich allerdings, dass die Dinge ein wenig chaotisch werden könnten." "Scheiß drauf." Das Grinsen wurde breiter. Der Geldsack begriff schnell. Und vielleicht konnte Hidan ja von der neuen Einstelllung seines Partners profitieren - auf die eine oder andere Weise. [A/N: Haha, der hässliche kleine Dämon in Kakuzus Seele äußert sich in übertriebenem Selbstmitleid. Der OS ist alt und es fällt mir recht schwer, über seine Qualität zu reflektieren. Irgendwie kommt mir alles sappy, pseudo, melodramatisch, erbärmlich und emo vor, andererseits sind viele gedankliche Ansätze drin, über die ich ganz glücklich bin. Und friendship, what the heck? Naja, muss ja nicht immer alles ausufern. Bald kommt was Neues&Besseres, versprochen.] Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)