Eine Schifffahrt mit Folgen... von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 6: ----------- Nach einem scheinbar Endlos-Date mit der Kloschüssel hatte Strify wohl endlich jegliche Spuren der Cosmopolitans aus seinem Körper verbannt. Erschöpft lehnte er sich an den Rand der Badewanne. „Geht’s wieder?“ fragte Shin besorgt. „Naja, isch fühl misch immer noch schrecklisch, es dreht sisch alles.. “ *hicks* von Nüchternheit war bei Strify noch keine Spur erkennbar. „Komm, lass uns ins Bett gehen“, Shin hielt dem Älteren helfend eine Hand entgegen. Strify griff nach der Hand seines Freundes und versuchte sich vergeblich hochzuziehen, jedoch meinte es die Schwerkraft nicht gut mit ihm und er kippte auf halbem Weg wieder nach hinten zurück, dabei riss er den schmächtigen Drummer beinahe mit sich. Unsanft landete er auf seinem Po, während sein Hinterkopf mit einem mächtigen Knall gegen den Rand der Badewanne stieß. „Auuuuutsch“ schrie er auf und fasste sich mit der Hand an den Hinterkopf. „Striiiify!“ Shin stand fassungslos vor dem Sänger. Hoffentlich hatte er sich nicht verletzt. Er bückte sich runter: „Ist alles okay?“ Strify sah ihn mit wässrigen Augen an „Isch glaubs ..“ Shin verdrehte die Augen, das konnte ja heute Nacht was werden. Kurzerhand griff er dem Sänger mit beiden Händen unter die Achseln und versuchte ihn hochzuziehen. Als Strify endlich, mehr schlecht als recht, auf den Beinen stand, legte er ihm seinen Arm um die Taille. „Ach Shiiiin, dasch is soooo lüp von dir!“ ein breites Grinsen zierte nun Strifys Gesicht. „Du bischt mein beschter Froind!“ „Schon gut – aber nun los, ab ins Bett!“ ermahnte ihn Shin. Strify legte seinen Arm und den Hals des Drummers und dieser führte ihn aus dem Bad, welches ganz fürchterlich nach rückwärtsgetrunkenem Cosmo roch, in den Schlafbereich der Kabine. Am Bett angekommen, fiel Strify rückwärts, wie ein nasser Sack aufs Bett. Shin fragte Strify gar nicht, ob dieser noch im Stande war seine Klamotten auszuziehen und begann schon mal ihm seine Schuhe auszuziehen. „Sag mal, was wolltest du mir eigentlich vorhin erzählen, als du den Terror an der Tür veranstaltet hast?“ fragte Shin ihn beiläufig. Während er sich an Strifys Hosenknopf zu schaffen, setzte sich dieser, wie von der Tarantel gestochen, auf und laut quiekte: „Stelllll dir ma vor .. da warsch vorhin im Aufzusch und dann war da noch der Billl .. und wir haben uns geschritten .. und Shin stell dir vor was dieser uuuuunverschämte Kerl einfach mascht?!“ Shin drückte Strifys Oberkörper zurück aufs Bett: „Hinlegen, ich muss dir die Sachen endlich ausziehen! Und was tat der böse Bill denn diesmal?“ fragte er augenrollend. Strifys Oberkörper schnallte wieder nach oben: „Er hat mich geküsschtttt! Einfach so!“ Strify merkte nicht, wie Shins Miene sich plötzlich versteinerte. „Einfach so?“ fragte dieser mit leicht schnippischem Ton. „Ey ja Shin, einfasch so! Der isch soooo…“ „Hinlegen“ Strify wurde wieder aufs Bett gedrückt. „Und weischt, was das derbschte an der Sache ist? Isch fands eigentlisch gar nicht mal so schlimm, isch war nur so überrumpelt.. weil , hascht schon mal die Augen gesehn?“ Strify konnte nicht glauben, dass er das eben ausgesprochen hatte. Er musste völlig durchgeknallt sein. Er wollte gerade alles zurücknehmen, als er merkte, dass Shin ihm etwas grob die Hose runter zog. „Ey nisch so grobbb..“ maulte er, wobei ihn das gerade irgendwie angetörnt hatte. Ach ja, da waren ja auch noch seine Hormone gewesen. Eigentlich hatte er ja noch einen „Angriff“ auf Shin geplant. Shin krabbelte wortlos über den Sänger und rollte sich in seine Bettdecke ein und drehte dem Sänger den Rücken zu. Er tastete nach dem Lichtschalter und losch sogleich das Licht. „Wasn nu loss?“ fragte Strify irritiert in die Dunkelheit. „Nichts, ich möchte nur gern schlafen!“ presste Shin zwischen den Zähnen hervor. „Nit schlaaaafen“ murrte Strify während er langsam auf Shins Bettseite zurobbte. Er friemelte sich ebenfalls unter Shins Decke und drückte sich gegen den warmen Körper des Drummers. „Strify, lass das!“ maulte dieser genervt. „Abba warum denn?“ er drückte sein Becken stärker gegen den Hintern des Blonden, wobei er ein leichtes Kribbeln in der Leistengegend bekam. Langsam bahnte sich seine Hand den Weg über Shins Taille hinweg zu dessen Bauch. Shin drehte sich abrupt um und stieß den Sänger von sich. „ICH HAB GESAGT DU SOLLST DAS LASSEN!“ schrie er den Sänger an. Was hatte er Shin nur getan? Er hatte ihn noch nie angeschrieen. Strify lag mit weit aufgerissenen Augen auf dem Rücken und starrte ihn an. „Shin, was ischn los?“ fragte er unsicher. „NICHTS, du sollst mich nur in Ruhe lassen!“ giftete dieser ihn erneut an, wickelte sich wieder in seine Decke und drehte sich Richtung Wand. „Guuuuut, isch kann ausch gehen, wenn isch disch so sehr nerve!“ zickte Strify. „Reisende soll man nicht aufhalten.“ Hörte er nur murmeln. Hatte Shin nun völlig den Verstand verloren? Entsetz griff Strify nach seiner Hose und zog sie über. Er wackelte Richtung Tür, Shin würde ihn nun sicher zurückhalten. Aber nichts dergleichen geschah. Nun wurde er langsam wütend, er hatte keine Ahnung, was er dem Drummer getan hatte. Während er aus der Tür trat, hoffte er inständig noch auf irgendeine Reaktion, aber nichts. Lautstark knallte er diese nun von außen zu. Und da stand er nun in seinem Leid, vom Alkohol noch sichtlich gebeutelt und nicht die geringste Ahnung, was mit Shin plötzlich los war. Wo sollte er nur die Nacht verbringen? Er musste erstmal einen klaren Kopf kriegen, also entschied er sich das Deck des Schiffes aufzusuchen. Und wieder einmal schwankte er, irritiert von der Größe der Fähre, durch die Gänge. Die Aufzüge fand er dieses mal verhältnismäßig schnell. Als er auf dem Weg nach oben an der Wand des Lifts lehnte, schoss ihm die Szene mit Bill wieder in den Kopf. Warum hatte er ihn geküsst? Wollte er ihn nun verarschen? Oder gar testen ob er schwul war? Die Gerüchte über seine Homosexualität kursierten natürlich seit Bekannt werden der Band im Internet. Vielleicht hatte Bill einen Exklusivvertrag mit der Bildzeitung und wollte ihnen nun die Story des Jahres liefern? Er verwarf den Gedanken wieder, denn so hätte sich Bill ja ebenfalls outen müssen. Endlich im obersten Stockwerk angekommen, verließ er das Innere des Schiffes und trat in die sternenklare, eiskalte Nacht hinaus. Er hatte das Gefühl an der Kälte in seinen Lungen zu ersticken, als er den ersten Atemzug nahm. Nachdem er sich jedoch etwas akklimatisiert hatte, war die frische Luft mehr als wohltuend. Er schlenderte und schwankte über das Deck. Keine Menschenseele schien sich hier aufzuhalten. Als er eine Bank vor sich sah, ließ er sich nieder. Was war das nur für ein Tag gewesen? Er hatte Bill umgerannt und beinahe mit seinem Koffer erschlagen, war von ihm angepöbelt worden. Er hatte sich verlaufen und Bill hatte ihn gerettet - und am Schluss auch noch geküsst. BILL BILL BILL .. Er spukte durch seinen Kopf. Diese Augen .. die waren schon irgendwie faszinierend. Dann wanderten seine Gedanken wieder zu Shin. Er verstand immer noch nicht, was er vorhin getan hatte. Warum war sein Freund so komisch gewesen? Klar, es war nicht gerade toll, dem anderen beim Kotzen die Haare zu halten, aber er hatte das für Shin immerhin auch schon getan. Sie waren doch Freunde! Von der Kälte spürte er nichts mehr, das mussten noch die Nachwirkungen des Alkohols sein, was er jedoch spürte, war eine ihn überfallende, schreckliche Müdigkeit. Seine Augen wurden immer schwerer und schwerer. Aber er konnte doch nicht … „EY! AUFWACHEN!!!“ Strify merkte, wie ihm jemand an die Wange tätschelte. Was war geschehen? Wo war er? In seinem Kopf schien jemand mit einem Vorschlaghammer zu hämmern. Langsam öffnete er seine Augen, konnte jedoch nichts erkennen, da ihm die Morgensonne direkt ins Gesicht schien. Mit einem lauten Stöhnen legte er seine Hand vor die Augen. Durch seine gespreizten Finger riskierte er einen erneuten Blick. Und da waren sie wieder. Diese Augen! Sie blickten ihn durchdringend an. „Ich dacht schon du wachst gar nicht mehr auf.“ „Was? Wer ? Wo?“ stotterte er. Er hatte einen fürchterlich faden Geschmack im Mund und spürte seine Gliedmaßen kaum. Jetzt schoss im nur noch ein Gedanke in den Kopf: ERIC! Die Probe für den Auftritt. „Wie spät ist es?“ er schreckte hoch und riss die Augen auf. „Öhm, ich würde sagen so gegen 9.30 Uhr, aber sag mal, hast du hier gepennt?“ fragte Bill sichtlich irritiert. „Scheiße!!! Scheiße! Scheiiiiiiiße!!!!!“ er sprang auf. Eric würde ihn töten. Ganz sicher sogar. Sein Herz begann schneller zu schlagen und ein leichter Anfall von absoluter Panik durchströmte seinen Körper. Bill packte ihm am Arm: „Du bist ja eiskalt!“ Er starrte den schwarzhaarigen Sänger an. „Ich muss weg!!!“ rief er, drehte am Absatz und lief Richtung Innendeck. Als er im Laufschritt zu den Aufzügen eilte, meldete sich sein unterkühlter Körper. Ihm tat jeder Knochen weh, begleitet von diesen unerträglichen Kopfschmerzen. Aber das half nun alles nichts, er musste so schnell wie möglich in diesen Konzertsaal. Er hämmerte mit der flachen Hand auf den Knopf des Aufzuges, und suchte in der Zwischenzeit die Anzeigetafel nach dem richtigen Deck ab. Da war es ja, Deck 6 … er warf einen Blick in den Spiegel, welcher gegenüber hing und zuckte zusammen. Er sah fürchterlich aus, seine Haare standen in alle Himmelsrichtungen und unter seinen Augen hatten unschöne schwärze Ränder gebildet, er hatte sich schließlich gestern nicht mehr abgeschminkt. Außerdem war ihm mittlerweile zum ohnmächtig werden kalt. Er zitterte am ganzen Körper, als der Fahrstuhl endlich seine Türen öffnete. Völlig außer Atem und immer noch zitternd, ob nun vor Angst oder Kälte sei mal dahingestellt, betrat er den Konzertsaal. 5 Augenpaare starrten ihn wütend an. Eric trat auf ihn zu: „WO ZUM TEUFEL WARST DU?“ „Ich .. e..e.. es..“ stotterte er. Eric packte ihn grob am Handgelenk. „Ich glaube nicht, dass es sich der Sänger einer Newcomerband erlauben kann, sich wie eine Diva aufzuführen. Ich dachte, ich hätte mich gestern DEUTLICH genug ausgedrückt?“ Eric schob ihn vors Mikrofon, während eine grausame Stille beim Rest der Band herrschte. „Und wie siehst du überhaupt aus und warum stinkst du wie eine Brauerei?“ wetterte Eric weiter. „Eric, es tut mir leid!“ Strify stand wie ein begossener Pudel vor dem Mikrofon und starrte an sich herunter. Er gab wirklich ein fürchterliches Bild ab. Seine Klamotten waren völlig verknittert und das Desaster rund um seinen Kopf hatte er ja schon vorhin im Spiegel begutachten können. „Ich will NICHTS mehr hören, außer euch spielen und zwar sofort! Wir fangen mit Escape to the stars an.“ Eric hatte die Stirn in Falten gelegt, sah auf den Boden und massierte seine Schläfen. Strify merkte, wie ihm langsam die Tränen in die Augen schossen. Er hatte das alles nicht gewollt. Hätte er doch die Finger vom Alkohol gelassen. Er hatte von Anfang an gewusst, dass dieser dämliche Schiffgig nichts werden würde. Wie aus weiter ferne hörte er Shin den Song anzählen „ 1.. 1 … 2…3…4“ Die ersten Töne des Songs erklangen und Strify fühlte sich wie versteinert. Er hatte die Band im Stich gelassen, er hatte Shin verärgert – warum auch immer und die Nacht unter freiem Himmel verbracht. Wie sollte er nun singen? Er kannte den Song in und auswendig und wusste genau, dass gleich sein Einsatz kommen würde. Zu allem Überfluss schoss ihm jetzt auch noch Bill in den Kopf. War es Zufall, dass gerade er ihn heute Morgen gefunden hatte? Er schob den Gedanken beiseite, er MUSSTE sich nun auf seinen Einsatz konzentrieren. Jetzt.. genau jetzt. Er öffnete seinen Mund, aber mehr als ein leises „I’m sick …“ kam nicht heraus. Die Jungs spielten einfach weiter und fingen auf Luminors Handzeichen erneut mit dem Song an. „AUFHÖREN!“ schrie Eric und klatschte die Hände über dem Kopf zusammen. Er ging auf Strify zu: „Reiß dich zusammen!“ presste er zwischen seinen Zähnen heraus. „Wer saufen kann, kann auch singen!“ er drehte sich um und rief: „Noch mal!“ Die Band fing nach Shins Einzählen erneut mit dem Song an. Strify spürte, wie der Kloß in seinem Hals immer mehr anschwoll. „Reiß dich zusammen“ hallte es in seinem Kopf, der unter den immer noch hämmernden Kopfschmerzen fast zu platzen schien. „I’m sick and tired of this so called life“ sang er als er merkte, wie sich seine Stimme erneut in ein quieken verwandelte und er die Tränen nicht mehr zurückhalten konnte. „SCHEISSE!“ schrie er gereizt und stieß er den Mikrofonständer von sich und rannte an Eric vorbei aus dem Raum. Er hörte nur noch ein lautes „STRIFY!“ hinter sich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)