Vivlest von K. beim Blutspenden von Pego ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Aua! Dass ein kleiner Pieks so weh tat! Unauffällig rieb sich Vivlest den schmerzenden Arm. Er versuchte, ein möglichst unbeteiligtes Gesicht zu machen, da hatte er ja schon jahrelange Übung. Keine Ahnung, was ihn geritten hatte, da mit zumachen. Die Vorbildfunktion? PR? Der Gedanke, dass er und seine Mannen diese Dienste schon oft genug in Anspruch genommen hatten? Tagelang hatte er versucht, das Plakat zu ignorieren, aber heute morgen beim Frühstück hatte er erklärt, dass er hingehen würde. Zum Blutspenden! Die Reaktionen waren recht unterschiedlich gewesen, aber zum Schluß hatten sich alle bereiterklärt, mitzukommen. Gut. Je mehr desto besser. Vivlest wollte keine Extrawurst gebraten haben. Die Tatsache, dass er der Fürst von Karanest war, hieß noch lange nicht, dass er sich jetzt vordrängeln würde. Er doch nicht! Vor allem nicht hier! Wenn's nach ihm ging, würde er als letzter drankommen. Brav stellte er sich an der Anmeldung an. Unaufgefordert zeigte er seinen Ausweis vor, obwohl die Reaktion des Helfers an der Registratur ihm zeigte, dass er ihn erkannt hatte. Geduldig ließ er sich den Vorgang erklären, geduldig füllte er den Fragebogen aus, geduldig wartete er, bis er zur ärztlichen Untersuchung drankam. Etwas verlegen versuchte er, den leuchtend gelben Zettel zu verbergen, der jedem zeigte, dass er heute das erste Mal hier war. Teufel auch, warum machten die immer so ein Theater, dass sie nicht genügend Blutkonserven zusammenbekamen? Bei der Menschenmenge, die hier wartete? Für einen klitzekleinen Moment spielte er mit dem Gedanken, sich einfach am Anfang der Schlange hinzustellen, aber das würde bedeuten, dass er dann auch als erster ... Nein, er blieb wo er war. Alles schön der Reihe nach. Die ärztliche Untersuchung war ein Klacks. Kein Wunder bei dem gesunden Lebenswandel, den er führte! Nur der Puls sei ein wenig zu hoch. Hey, wollte der behaupten, er hätte etwa Angst? Wohl nur die Tatsache, dass Vilvest sein Schwert in der Garderobe abgegeben hatte, obwohl er sich dabei fast nackt vorkam, rettete dem Arzt das Leben. Noch ein finsterer Blick zurück und Vivlest reihte sich in die nächste Station seines Vorhabens ein. "Gebt mir bitte Eure rechte Hand," flötete die Schwester. Vivlest tat ihr den Gefallen. Sie hatte etwas in der Hand, das auf den ersten Blick harmlos aussah, sich aber dann als ein Foltergerät entpuppte, mit dem sie ihm fast die Fingerkuppe aufschlitzte (das Ding hatte verdammte Ähnlichkeit mit diesen Pieksdingern, die man beim Eierkochen verwendete, damit die Eier nicht platzten). "Wir werden jetzt unsere Eisenwerte ermitteln," zwitscherte dieser so harmlos aussehende Folterknecht, quetschte seinen Finger nochmals anständig und schob einen Tropfen seines wertvollen Blutes in ein medizinisches Gerät. "Rutscht bitte einen Platz weiter." Seufzend rutschte Vivlest weiter. Das hier entwickelte sich ja zusehend zu einer "Reise nach Jerusalem" Kaum saß man, mußte man schon wieder aufstehen und auf den nächsten Platz. Hier mußte er warten, bis das Gerät seine Eisenwerte ausspuckte. Dann bekam er einen Strichcode auf den Handrücken gepappt, bekam eine Metallschachtel in die Hand gedrückt und mußte mal wieder auf einem anderen Stuhl Platz nehmen. Wieder warten. Er guckte sich an, was da alles in der Schachtel war. Reagenzgläser, so ein Plasmabeutel und eine riesengroße Nadel. Besser nicht mehr hingucken. Sein angestochener Finger bummerte. Eigentlich gar keine schlechte Idee, dieses kleine Gerät. Safi sollte mal den Großhändler ausfindig machen. Er würde schon eine Verwendung für das Ding finden. Wieder etwas aufgeheitert schaute er sich seine Leidensgenossen an. Sie lagen auf ihren Liegen, während der Lebenssaft aus ihnen herausfloß. Manche lagen mit geschlossenen Augen da, andere unterhielten sich mit denen, die bei ihnen saßen. Das war gut! Neben jedem saß hier so eine Art Betreuer, wohl für Fall, dass etwas passieren würde. Nun bei ihm ganz bestimmt nicht! Vivlest kannte die meisten Leute, die als Betreuer aushalfen. Einige der hohen Ratsmitglieder waren auch dabei. "Der nächste für rechts!" Obwohl Vivlest keine Ahnung hatte, was das bedeutete, fühlte er sich angesprochen. Er stand auf und nahm auf der nächsten freien Liege Platz. Diese Waldelfe, diese ähm Faye? kam auf ihn zu. Würde sie auf ihn aufpassen? Nein, sie nahm den Zettel, den er die ganze Zeit mit sich rumgetragen hatte. "Würdet Ihr mir bitte Euren Namen sagen," bat sie mit leiser zittriger Stimme. "Und Euer Geburtsdatum!" So was blödes, das stand doch alles auf dem Zettel. Aber da er beschlossen hatte, das hier bis zum bitteren Ende durchzuziehen, antwortete er ihr halt einfach. Sie band seinen Oberarm ab und nahm die lange Nadel in die Hand. Vivlest beschloß, DAS müsse er nicht sehen und machte die Augen zu. Sie wohl auch, denn sie befingerte eine Weile seine Ellenbogenbeuge und stieß dann plötzlich zu. Aua, dass brannte ja. "Bitte macht die Faust auf und zu, damit es besser fließen kann," sagte sie nochmals leise und ging dann weg. Vivlest öffnete vorsichtig ein Auge. Nein, er würde nicht hingucken, aber was war das Warme, da an seinem Handgelenk. Er sah, dass der Schlauch so festgeklebt war, dass er über seinen Puls führte. Schon ungewöhnlich, sein eigenes Leben am Puls vorbeifließen zu spüren. Jemand setzte sich neben ihm. Vilvest schaute nur kurz auf, um gleich wieder die Augen zu schließen, um zu zeigen, dass er keine Unterhaltung wünschte. Aber dann riss er die Augen wieder auf. DAS durfte nicht wahr sein. Neben ihm saß Fandres von Yhm. "Geht es euch gut," fragte dieser mit einem verkniffenen Gesichtsausdruck. "Keine Übelkeit?" "Nein," stieß Vivlest mit zusammengebissenen Zähnen hervor. "Alles bestens! Danke der Nachfrage!" Fandres beobachtete den Plasmabeutel, der auf einer Waage hin und her gewiegt wurde, als ob es nichts faszinierenderes geben würde. Vivlest lag ganz ruhig da. Mechanisch öffnete und schloß er die Faust. Fieberhaft überlegte er, wie er dieser Falle entkommen konnte. Ganz ruhig. Dieser Kerl konnte ihn hier nicht einfach verbluten lassen, oder doch? Hier gab es zu viele Zeugen. Aber, er müßte bloß nicht Bescheid geben, wenn der Beutel voll war, irgendwann wäre es dann für Vivlest zu spät. Er hatte schon viele Männer gesehen, die an einer kleinen Wunde verblutet waren, in der Schlacht. Warum nur mußte ausgerechnet Fandres sein Betreuer sein. Warum war er überhaupt hier. Machte sich bestimmt gut, für den nächsten Wahlkampf. Na, seine Stimme würde er nicht bekommen. Nur über seine Leiche kam der in den Hohen Rat. Nein!! Vivlests Gedanken drehten sich im Kreis. Fandres saß da und beobachtete, wie sich der Beutel füllte. Bald würde er voll sein. Ein kurzer Blick zum Fürsten. Nein, da sah alles gut aus. Gott sei Dank war er keiner von denen, die die ganze Zeit quasselten. Er hätte echt nicht gewußt, über was sie reden sollten. Und sich hier zu streiten, nein, dass wäre stillos. Und auf Stil hielt Fandres viel. Hätte er nie gedacht, dass der Fürst mal hier auftauchen würde. Machte sich bestimmt gut als PR-Aktion. Obwohl, vielleicht packte ihn auch das schlechte Gewissen. Ah, der Beutel war voll. Vivlest spürte die Bewegung, als Fandres aufstand. Jetzt würde etwas passieren. Er spannte die Muskeln an. "Abnahme!" hörte er die verhaßte Stimme sagen. Überrascht öffnete er die Augen und sah, dass eine der Schwestern heraneilte. Was jetzt folgte, wollen wir mal gnädigerweise übergehen, aber sie befreite ihn von der Nadel und verband seinen Arm. Fandres half ihm, aufzustehen. Er behandelte ihn wie ein rohes Ei. Vivlest stand erleichtert da. Ein Glück, dass das vorbei war. Das war das erste und das letzte Mal gewesen, schwor er sich. "Ich wußte immer, dass ich Euer Blut bekommen würde," sagte da Fandres zu ihm "Natürlich nicht auf diese Weise! Werden wir auch beim nächsten Mal das Vergnügen Eurer Anwesenheit zu haben? " "Aber selbstverständlich," sagte Vivlest, ohne mit der Wimper zu zucken. Karanest & Co. © Boudicca/VampirIlias Faye © Faye Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)