Pokémon Quest [Buch 1] von xRajani (Das Erbe des Giratina) ================================================================================ Prolog: Die Legende der Wächter ------------------------------- Etwas unüblich, dass der Prolog nach fast 60 Kapiteln folgt... Nun ja. XD Hoffe er gefällt euch. Prolog Die Legende der Wächter Lasst mich Euch eine Legende erzählen. Eine Legende, die so alt ist wie die Welt, aber so zeitlos wie die Geschöpfe von denen sie handelt: Düstere Schatten des Chaos hüllten das Univerum mit tiefster Dunkelheit. Es war eine Leere, in der es weder Leben, Fröhlichkeit, Freude und Glück, noch Tod, Traurigkeit, Leid und Pech gab, sondern bloß ein ewiges Nichts. Aus jener Finsternis wurde eine Kreatur geboren, umgeben vom heiligen Licht. Arceus, so pflegten die Menschen unserer Vorfahren jenes göttliche Wesen zu nennen, welches das Nichts vertrieb und ein unscheinbares Ei schuf. Jenem Ei entsprangen Palkia und Dialga. Raum und Zeit vermochten sich auszudehnen, als ihre Herzen begannen zu schlagen. Doch Arceus’ Kräfte schwanden. So wurde Mew aus dem schwindenden Licht des Gottes geboren. Mew, die Lichtgöttin und Gottesmutter, betrachtete das unfertige Werk Arceus’, das von einem Schleier der immerwährenden Dunkelheit bedeckt war. So sandte Mew Cresselia und Darkrai, die das Licht Tag und die Finsternis Nacht nannten. Da die Erde noch immer wirr und wüst war, erweckte Mew die Titanen des Himmels, der Erde und des Meeres. Rayquaza schied das Wasser unterhalb vom Wasser oberhalb des Gewölbes. Die unendliche Weite des Himmels war geboren! Nun sammelte Kyogre das Wasser an einem Ort und Land erstreckte sich durch Groudons Macht. Bereits in jener Zeit herrschte Zwietracht zwischen Kyogre und Groudon. So begannen jene Kreaturen, dessen Kräfte frei und ungezähmt waren, einen erbitterten Kampf. Mew aber zürnte, verbannte jene auf dem Grund des Meeres und ins Herz eines Vulkans und ein Siegel eines jahrtausendlangen Schlafes sollte ihre Mächte vom Antlitz dieser Welt tilgen. Obhut über Land und Meer nahmen nun Ho-oh und Lugia, die Mew entsandte, um über das Werk der in schlummergefallenen Titanen zu wachen. Zuletzt wurden die niederen Pokémon geschaffen, die Freund und Gefährte der Menschen waren. So kehrte Frieden in den Herzen der Menschen und der Pokémon. Und obwohl Frieden herrschte schufen die obersten Gottheiten jene Halbgötter, die die Menschen als Lavados, Zapdos, Arktos, Suicune, Entei, Raikou, Registeel, Regirock, Regice, Tobutz, Vesprit und Selfe bezeichnen. Ihre Aufgabe war es über das Werk der Gottheiten zu wachen. Tausende Jahre vergingen im Frieden. Die Welt blüh’ und gedieh. Als Dank an die Gottheiten erbauten die alten Völker prunkvolle Tempel und huldigten jene, die ihnen Schutz und Leben boten. Und doch war dieser Frieden bloß ein Trugbild der Wirklichkeit. Schon bald war die Zeit reif für den erbittersten Krieg, den die Welt je gesehen hatte. So wie eine Blume verwelkte, verging auch die Zeit des Friedens. Boshafte Zwietracht zerfraß die Herzen der Hohepriester, die in den Tempeln den hohen Göttern Dialga und Palkia dienten. Jener umbarmherzige Hass schlummerte seit Anbeginn in ihrer Seele. Raum und Zeit führten eine Blutfehde, waren Feinde, bis in die Ewigkeit verdammt! So stand es geschrieben und wird es auch immer sein. Schon bald begann ein Krieg zwischen dem Glaubensbrüdern, der ein neues Zeitalter einläutete. Das Zeitalter des Grauens. Die Schatten des Bösen sollten die blühenden Länder vom Antlitz dieser einst schönen Welt tilen, bis nur noch Dunkelheit herrschte. Fortan regierte Hass, Angst und Leid. Und aus der Asche jener Zerstörung erhoben sich Palkia und Dialga. Voller Zorn begannen sie sich bis aufs Blut zu bekämpfen. Eine Schlacht über Leben und Tod. Doch das uralte Gleichgewicht der Mächte war durch das Erwachen jener Gottheiten gestört. Stünden sich Raum und Zeit im Kampf gegenüber, so würde Chaos die Welt beherrschen. Wie lange sollte dieser Wahnsinn der Verwüstung andauern? Aber darauf hatten bloß die Götter eine Antwort, die unberührt, wohl mit einem höhnischen Lachen, der vollkommenen Vernichtung der Welt bei wohnten. Als jedoch alle Zuversicht aus den Herzen der Menschen verschwunden war; als die Erde drohte im Chaos zu versinken, erstrahlte zartes Licht vom Himmelsfirmament herab und kündigte das jüngste Gericht der Gottesmutter Mew an, die Giratina aussandte, jener Gott der heute als Todesgott verschrien wird, um das Gleichgewicht zwischen Raum und Zeit zu wahren. Nach einem jahrtausendlangen Krieg wurden Palkia und Dialga letztlich bezwungen. Ihre Macht wurde vom Antlitz der Welt verbannt. Trotz der Euphorie des Sieges hatte jener seinen hohen Preis: Giratinas Kräfte schwanden. Die Kraft des Siegel brach… Und Giratina hauchte sein Leben aus. In jener Zeit aber wurden Kinder geboren, die die Gabe Giratinas gegeben war. Die Wächter. Zu beschützen und zu dienen war ihre Aufgabe. Viele Jahre des Krieges mussten aber ins Land gehen, bis sich die Kräfte jener entfalten vermochten, die von Giratina auserwählt waren um sein Werk zu vollenden. Als der Krieg bereits von unzähligen Menschen und Pokémon seinen Tribut gefordert hatte, sammelten sich die Wächter in einer stürmischen und rauen Nacht auf dem Gipfel des Kraterberges. Ihnen war der Glaube und der Mut geschenkt jenem grausamen Tötens und des sinnlosen Kampfes zwischen Palkia und Dialga zu beenden. Im Gleichklang der Wächters Stimmen woben jene einen uralten Zauber, der, sollte er keine Wirkung finden, die Berufenen und alles Lebende auszulöschen mochte. Und in der Stille der Schlacht durchbrach ein Hoffnungsfunke das finstere Firmament, umwarb die kämpfenden Titanen in einen Schleier aus gleißendem Licht. So wurden die Seelen Dialgas und Palkias aus ihren Leibern entrissen, wurden jenen eingehaucht, die als sagenumwobenen Hütern lobpreist wurden. Geeint wussten sie die unbändigen Mächte Palkias und Dialgas zu zähmen. Die Körper Dialgas und Palkias, so sagt man, verweilten auf Ewigkeit im Herzen des Kraterberges. Für immer. Und die Spuren jener, die vom Schicksal geleitet waren, verwischten im Laufe der Jahrhunderte. Und doch waren sie niemals aus den Herzen der Menschen verschwunden. Die Zeit würde kommen um die längst vergessene Legende Wächter ins Leben zurückrufen. Schon bald würde sich die Geschichte wiederholen… Kapitel 1: Neue Ziele, neue Träume ---------------------------------- Die ersten Kapitel der Fortsetzung sind fertig! Es hat mir viel Spaß gemacht an den Kapiteln zu schreiben und hoffe es wird es auch in Zukunft so bleiben. Ich hoffe, euch gefällts! 1. Kapitel Neue Ziele, neue Träume Der Koordinator schlug die Augen auf, nachdem er einen dumpfen Aufprall wahrgenommen hatte. Kurz darauf folgte ein metallisches Klirren, gleichsam von einen wütenden Fluchen begleitet. Shuus Lippen verzogen sich zu einem amüsierten Grinsen, und er erwog einen Moment an seinem gemütlichen Sitzplatz zu verweilen, dann aber entschied er sich aus dem ledernen Sessel zu erheben. Er durchquerte den Raum und lehnte sich nun an den Türrahmen, der zum Wohnzimmer des Hauses führte. Schweigend beobachtete Shuu das Mädchen, welches mit dem Rücken zu ihm stand. Das Haar, das sie sonst zu einem Zopf gebunden hatte, trug sie am heutigen Tag offen, und es fiel ihr ins Gesicht. Sie warf mit einer ruckartigen Bewegung die Haare zurück, während sie noch immer leise fluchte. Shuu musste lächeln. Es war bereits ein knappes halbes Jahr her, seit Shuu und Haruka gemeinsam den Bänder-Cup im Johto Festival gewonnen hatten. Nun stand jener goldglänzende Pokal auf einem Regal im Wohnzimmer und thronte über ihren Köpfen. Am Fuße des Schmuckstücks lagen ihre Bänder, die sie in Johto errungen hatten. Vor dieser Zeit waren Shuu und Haruka einst erbitterte Rivalen, und doch war während des Wettbewerbs etwas geschehen, was die Beziehung zwischen ihnen grundlegend geändert hatte. Ja, Haruka und Shuu waren schon seit einiger Zeit ein Paar. Und dies hatte sich in Blütenburg City wie ein Lauffeuer verbreitet. So hatte das Pärchen in Harukas Heimatstadt bereits einige Spitznamen gesammelt, wie zum Beispiel „Dream-Team“. Shuu gefiel diese Bezeichnung, denn es entsprach der Wahrheit. Sie waren wirklich ein gutes Team, sowohl im privaten als auch im beruflichen Bereich. Was aber Haruka darüber dachte oder ob sie sich darüber ärgerte, was sie Leute in der Stadt darüber tratschten, wusste er nicht. Der grünhaarige Junge räusperte sich nun leise, als Haruka seine Anwesenheit noch immer nicht bemerkt hatte. „Tollpatschig, wie immer, hm?“, stichelte Shuu mit seinem gewohnt gefälligen Tonfall, der, so wusste der Junge, Haruka wahrhaftig auf die Palme bringen konnte. Unwillkürlich zuckte das Mädchen zusammen und wandte ihm den Blick zu. Sein arrogantes Gehabe konnte Haruka nicht mehr aus der Ruhe bringen. Sie war es inzwischen gewöhnt. Und ja, irgendwie liebte sie es, wenn er versuchte sie zu provozieren – nun oftmals erfolglos. „Shuu, könntest du mir schnell helfen die Sachen auf den Nachboden zu bringen?“ Shuu betrachtete die halboffene Kiste, die auf dem Treppenabsatz stand, mit einem interessierten Blick, hob das schwere Gepäck aber dann auf die Arme, wobei er leicht mit seinem Gleichgewicht rang. „Was ist darin? Ziegelsteine?!“, presste er aus zusammengebissenen Lippen hervor, während er Stufe für Stufe sich hoch schleppte. Haruka kicherte. „Nein, aber heute war Trödelmarkt in der Stadt, und Papa hat einige Sachen verkauft“, erzählte das Mädchen. „Na ja, zwei Kisten mit Krempel haben wir verkauft. Nur diese Kiste ist übrig geblieben.“ Sie vollendete gerade den Satz, als sie das zweite Stockwerk erreicht hatten. Links und rechts befanden sich zwei Türen; die eine führte zum genannten Dachboden und die Andere führte in das Arbeitszimmer des Hausherrn. Haruka eilte voran und drückte die Klinke hinunter. „Du hast natürlich mal wieder verschlafen“, sagte sie und deutete ihren Freund die Kiste auf ihrem rechtmäßigen Platz zu stellen. Shuu reckte seinen Oberkörper, was Haruka mit einem leisen Kichern quittierte. „Opa.“ Shuu neigte seinen Kopf zu seiner Freundin. „Aha, Opa nennst du mich also schon“, murmelte er beleidigt. Wieder den Dachboden verlassend, blieb Haruka plötzlich auf dem Treppenabsatz stehen. Durch das Fenster des Treppenhauses konnte man auf die Straße blicken. Sehnsüchtig erblickte Haruka zwei junge Trainer, die in Begleitung ihrer Pokémon waren. Shuu folgte wortlos ihrem Blick. Das Leben der Koordinatoren hatte sich in den letzten sechs Monaten sehr verändert. Es war inzwischen Mitte Juni und doch reisten sie nicht mehr umher, wie sie es früher taten, sondern waren hier in Blütenburg City nun wohnhaft. Haruka arbeitete in diversen Nebenjobs, und Shuu ging ihren Eltern einwenig zur Hand, egal ob in der Arena oder im Haushalt. Für ihre eigenen Bedürfnisse und Sehnsüchte war kein Platz mehr übrig. Shuu hatte Haruka oft beobachten, als sie das Haus mit ihren Pokémon verließ. Nie wusste er, wohin sie ging, und wenn er das Mädchen danach fragte, wich sie bloß aus. Geistesabwesend starrte sie hinaus und wandelte schließlich die Treppe hinab ohne Shuu noch eines Blickes zu würdigen. Shuu hinderte sie nicht daran, sondern harrte aus und ließ sie ziehen. Mit langsamen Schritten folgte der Junge der Treppe bis zum Absatz, hielt dann jedoch inne und seufzte schwer. Intuitiv müsste Shuu daran denken, was geschehen wäre, wenn sie bei diesem Festival nicht aufeinander getroffen wären. Würde Haruka dann noch immer herum reisen um neue Orte, neue Pokémon, gar neue Freunde zu entdecken? Hatte sie dann ihren Traum endgültig aufgegeben? Für ihn? Das Wetter am heutigen Tag war angenehm. Es war zwar warm, aber die Luft war keinesfalls erdrückend. Am Ufer eines kleinen Baches, der sich seinen Weg durch die saftig, grünen Wiesen Blütenburgs bahnte, setzte sich Haruka nieder und ließ ihren Kopf auf den Knien ruhen. Niedergeschlagen starrte sie ins Wasser und seufzte schwer. Psiana, die neben ihrer Trainerin lag, reckte den Kopf und stupste ihre Trainerin tröstend an, aber auch die Lichtkatze vermochte bloß ein schwaches Lächeln auf ihre Lippen zu zaubern. „Heh du“, erklang eine Stimme hinter dem Mädchen, die Haruka nicht zu ordnen konnte. „Bist du eine Trainerin?“, Erschrocken wandte sie der unbekannten Person zu. „J-Ja“, stammelte sie, sichtlich durch das Auftauchen und dieser Frage verunsichert. „Gut, dann hast du wohl sicher Lust auf einen kleinen Kampf, oder?“ Haruka beäugte den Jungen, der vor ihr stand, misstrauisch. Der Junge war gerade Mal im Alter von höchstens elf Jahren. Sein Lockenkopf sah sehr zersaust aus und die Haut war leicht gebräunt. Der kleine Junge erinnerte Haruka an ihre eigene Reise vor eineinhalb Jahren mit Satoshi, Takeshi und Masato. Das Mädchen schwieg und war innerlich wie zerrissen. Der Lockenkopf starrte das Mädchen immer noch an. „Was ist jetzt? Nimmst du die Herausforderung an?“ Zögernd bejahte Haruka die Frage mit einem knappen Nicken. Blieb ihr etwas anderes übrig? „Dann geht’s jetzt los! Komm raus, Entoron!“ Aus dem rot-weißen Pokéball sprang ein Pokémon, das sich nun im Sonnenlicht streckte und seine blauen Schuppen schimmern ließ. „Psi~ana-Psi!“ Harukas Augen wanderten zu ihrem Pokémon. „Willst du kämpfen?“ Psiana beantwortete die Frage mit einem kämpferischen Fauchen. Nie hätte sie diese Frage je verneint! Haruka spähte nun zu ihrem Gegner, der sie irgendwie an ihren Bruder erinnerte, der auf Reisen war „Wie ist dein Name?“, erkundigte sich die Koordinatorin. Ein breites Grinsen entgegnete der Trainer. „Eiji!“, erwiderte er. „Und jetzt beginne mit Hydropumpe, Entoron!“ Der Kappa warf seinen Kopf herum und öffnete seinen Schnabel. Ein Schwall Wasser schoss auf Psiana zu, welches ihren zierlichen Körper anspannte. „Ausweichen! Mit einem wendigen Sprung wich die Lichtkatze aus. Knapp zischte die Hydropumpe an Psiana vorbei, die nun den Boden aufweichte. „Und mit Spukball kontern!“ Psiana gehorchte. Einen schattenartigen Energieball schuf das Pokémon vor sich, aber Entoron stieß sich geschickt vom Boden ab. Haruka fluchte. „Verdammt! Ruckzuckhieb!“ Leichtfüßig landete Psiana wieder auf dem Boden, duckte sich und wollte sich soeben abstoßen, als die Erde unter ihren Pfoten nachgab. Hilflos maunzte die Lichtkatze. Der Matsch hielt sie in einem eisernen Griff. Haruka fühlte, wie ihr Herz in ihrer Brust raste. Wie lang es doch her war, dass sie gekämpft hatte! Gefühlte Ewigkeiten? „Nochmals Hydropumpe, los geht’s!“, rief der junge Trainer mit einem triumphierenden Grinsen auf den Lippen. Die Koordinatorin atmete tief durch, verjagte die nervösen Gedanken, die auch Psiana zu verwirren schienen. „Psiana! Aufhalten mit Psychokinese!“ Das Juwel auf ihrer Stirn verströmte ein unangenehmes, kaltes Licht und setzte eine Kraft frei, die sich um die Hydropumpe schlang um jene abzufangen und auf Entoron zurück zu werfen. Entoron wurde durch die Wucht seiner eigenen Attacke zurückgedrängt und schüttelte sich bloß. Das Wasser perlte von seinen Schuppen ab. Inzwischen hatte sich Psiana aus ihrer misslichen Lage befreit, keuchte aber durch die Aufregung. „Sternschauer!“, befahl Haruka ohne zu zögern. „Mit Kratzfurie kontern!“ Schwaches Licht fiel durch die dünnen Membranen, als der Kappa seine krallenartigen Finger spreizte. Hernach fuhren sie herab und ließ den sternenförmigen Strahl bersten. „Und mit Eishieb beenden!“ Rasch, mit der Faust seitlich an den Körper angewinkelt, die nun von einem kühlen Licht umhüllt wurde, hastete Entoron auf die Lichtkatze zu. Es fehlte die Zeit, als dass Haruka einen geschickten Gegenangriff ihrem Pokémon befehlen konnte. So wurde Psiana von Eishieb erfasst und prallte unsanft auf den Boden auf. „Psiana!“ Haruka rannte zu ihrem Pokémon, wankte, als ihre Beine drohten nachzugeben. Geräuschvoll glitt sie neben Psiana ins Gras, die schwer atmend ihren Kopf hob. „Ich hätte mehr von einer Koordinatorin erwartet“, meinte Eiji, der seinen Pokéball anhob, um Entoron zurück zu rufen. „Vor allem von einer Top-Koordinatorin.“ Als Haruka nicht erwiderte, fügte er hinzu: „Warum verkriechst du dich hier? Auf Pflichtgefühl oder hast du einfach nur Schiss vor neuen Herausforderungen?“ In Haruka wallte ein Schimmer leichter Zorns auf. Wie konnte dieser Junge so mit ihr sprechen?! „Du hast noch nicht alles von dieser Welt gesehen. Es gibt so viele Pokémon mit ihren Trainern.“ Der Trainer machte eine Pause. Eiji hatte erkannt, dass seine Worte bei Haruka ihre Wirkung nicht verfehlten, und er entschied, dass diese Aufmunterung genügen sollte. Nachdem Eiji ihr den Rücken gekehrt hatte, starrte Haruka ihm eine Weile hinterher. Grübelnd erhob sich das Mädchen. Psiana, die in den Armen ihrer Trainerin lag, beäugte sie misstrauisch. „Psiana… Was soll ich nur tun?“, wollte Haruka mit zittriger Stimme wissen. Die Lichtkatze maunzte bloß, während sie den Kopf an ihre Schulter rieb. „Psi~ana!“ Schließlich befreite sich Psiana aus dem festen Griff und sprang von ihren Armen. Angriffslustig peitschten die geteilten Schweife durch die Luft, während ein scharfes, überzeugtes Fauchen ihrer Kehle entwich. Voller Ungeduld wartete Shuu im Haus auf Haruka. Wieder ertappte sich der Koordinator dabei, als er sich nervös durch die Haare strich. Seine Augen schweiften zur Uhr ab. Eineinhalb Stunden war Haruka bereits fort. Zu lange, als sie es für gewöhnlich war. Ob ihr etwas passiert war? Einen Blick auf eine kleine Schale im Zimmer des Mädchens verriet, dass sie nur ein Pokémon bei sich hatte. Ihre restlichen fünf Pokébälle lagen in einer Schale auf ihrem Nachttisch. Gegen die Besorgnis ankämpfend, stieg Shuu wieder die Treppe hinunter. Das Zuschlagen der Tür riss ihn erst wieder aus seinen Gedanken. „Haruka!“ Die Angesprochene hob den Kopf, nachdem sie ihre Schuhe ausgezogen hatte. Shuu sprang von den Stufen hinunter. „Wo warst du?“ Seine Augen glitten zu Psiana, die neben ihr ins Haus humpelte, suchte aber sogleich verwirrt den Blickkontakt zu seiner Freundin. „Was ist passiert?“ Seinem Blick wich Haruka rasch aus. „Psiana wurde im Kampf verletzt“, erwiderte das Mädchen knapp und betrat das Wohnzimmer, gefolgt von Shuu „Gegen wen hast du gekämpft…?“ Haruka ließ sich auf einem der Sofas nieder. „Ich muss schauen, ob Psiana verletzt ist“, entgegnete sie kühl und beugte sich zu Psiana herab, die sich willentlich auf den Schoss heben ließ. Erleichtert atmete das Mädchen auf, als sie feststellte, dass sich die Lichtkatze nur ausschlafen musste, und streichelte Psiana über den Kopf. Shuu schwieg, denn er wusste, dass es besser war sie nicht zu bedrängen. So war es zu einer unangenehmen Stille zwischen ihnen gekommen, die Haruka nach einer Weile durchbrach. „Shuu?“ Ein fragendes „Hm?“ erwiderte der Angesprochene und wandte sich seiner Freundin zu. „Mir ist etwas klar geworden… bei diesem Kampf, mein ich“, begann sie und suchte seinen Blick. „Ich bin nicht für das Rumsitzen geschaffen. Ich… Ich möchte reisen. Mit dir.“ Shuu war verblüfft. War es nicht ihr Wunsch gewesen nach dem großen Festival in ihre Heimatstadt zurückzukehren? Im selben Moment, als Shuu erwidern wollte, klopfte es an der Tür. „Ich wusste, ich finde euch hier!“ Diese Stimme!, dachte Haruka und neigte den Kopf in diese Richtung. An den Türrahmen gelehnt, stand ein dreizehnjähriger Junge, dessen schwarzes Haar wirr auf dem Kopf lag. „Masato!“, rief sie überrascht aus. Ihr kleiner Bruder lächelte und rückte seine Brille zurecht. „Hey Schwesterherz!“ Seine Augen glitten zu Shuu, der ebenso überrascht wirkte, wie Haruka es war. Zum Gruß tippte er mit dem Zeigefinger gegen die Stirn. „Lange nicht gesehen, Shuu.“ Dieser hob die rechte Hand und erwiderte still den Gruß. Masato war es nicht lange vorenthalten worden, dass Shuu und Haruka ein Paar geworden waren. Seine Eltern hatten ihm dies berichtet. Doch wunderlich war dies ganz und gar nicht. Als die Geschwister gemeinsam mit Satoshi und Takeshi gereist waren, war es Masato nicht missfallen, dass Shuu seine Schwester mochte, obwohl er sie stets herablassend behandelt hatte. Wo die Liebe hinfällt, dachte sich er sich mit einem leichten Grinsen. Shuu schnippte sich mit einer fahrigen Gestik eine lästige Strähne aus dem Gesicht. „Ihr habt sicherlich viel zu erzählen. Ich lasse euch mal alleine.“ Mit diesen Worten verließ Shuu den Wohnraum, stieg die Treppen empor und schlug unsanft die Tür zu. Haruka seufzte. Irritiert sah Masato seine Schwester an. Irgendetwas stimmte hier nicht! „Störte ich?“, erkundigte er sich vorsichtig. Was sollte sie erwidern? Dass er gestört hatte? Nein, es würde ihm nur das Gefühl vermitteln, dass er nicht willkommen war, und ihren Bruder vermochte sie nicht zu tun. So verneinte Haruka mit einem knappen Kopfschütteln. „Nein, hast du nicht.“ Prüfend sah Masato seine Schwester an, denn er wusste, dass sie nicht lügen konnte, entschied sich aber ihr Glauben zu schenken. „Was machst du eigentlich hier?“ Beleidigt verschränkte Masato die Arme vor der Brust. „Darf ich euch nicht besuchen kommen?“ Fragend legte Haruka den Kopf schief. „Außerdem ist es lange her, seitdem wir uns das letzte Mal gesehen haben“, fuhr er fort. „Um genau zu sein, haben wir uns fast seit einem Jahr nicht mehr gesehen!“ Der Junge lächelte. „Nun ja, ich hatte auch irgendwie keine Zeit früher zu kommen…“ Dieser Gedanke machte Haruka nachdenklich. Den kleinen Bruder, den sie einst stets behütet hatte, durfte sie nun nicht mehr als „klein“ bezeichnen. Als sie nach Johto aufgebrochen war, hatte auch Masato mit seiner Reise begonnen. Haruka zwang sich ein Lächeln auf die Lippen. „Was macht die Reise?“ Masato strahlte. „Ich dachte, du fragst nie! Es klappt wunderbar“, sagte er fröhlich. „Und wenigstens habe ich mich nicht so angestellt, wie du an deinem Anfang.“ Autsch, das tat weh, empfand Haruka. An diese Zeit mochte das Mädchen überhaupt nicht zurückdenken. Sie war damals einfach nur tollpatschig gewesen und ja, in dieser Zeit hatte sie auch Shuu kennen gelernt. Dieser hatte keine Zeit verloren über sie und ihre Pokémon herzuziehen. Doch mit den Aufgaben war Haruka auch gewachsen. Nämlich zu dem, was sie war: eine Top-Koordinatorin. „Haruka, soll ich dir meine Pokémon zeigen? Sie sind klasse!“ „Du? Jetzt nicht. Ich muss zu meiner Schicht im Pokémon Center. Schwester Joy wartet sicher schon auf mich.“ Masato zog einen Schmollmund, schaute aber seiner Schwester verwirrt hinterher, als diese überstürzt das Haus verließ. Kam sie mal wieder zu spät? Typisch! Der Abend senkte sich über Blütenburg City, als Masato auf der Terrasse saß und genoss es wieder zu Hause zu sein. Zufrieden knurrend lag Fukano neben seinem Trainer, das sich ebenfalls an der Ruhe erfreute. Sein Reptain hob den Kopf und stieß ein leises Zischen, als es dumpfe Geräusche auf dem Holzboden vernahm. Masato wandte seinen Kopf, entspannte sich aber sogleich wieder und streichelte seinem Pokémon beruhigend den Kopf, das den Koordinator nicht aus den Augen ließ. „Ach, du bist es“, sagte Shuu kühl. „Ich dachte, du wärst schon wieder weg.“ Masato schüttelte den Kopf. „Nein, ich bleibe wohl noch ein paar Tage“, erwiderte er und sah Shuu eindringlich an. „Du hast meine Schwester erwartet, nicht wahr?“ Shuu zögerte, bevor er sich neben den Jungen niederließ. Er nickte. „Habt ihr Streit? Ich mein, du und Haruka“, erkundigte sich der Jüngere ohne diese Frage heraus zögern zu wollen. Der Angesprochene schwieg auf seine Frage hin, antwortete dann jedoch mit souveräner Stimme: „Ich verstehe Haruka momentan nicht. Sie ist in letzter Zeit einwenig… seltsam. Verschwindet manchmal ohne etwas zu sagen, wohin sie geht und wenn ich sie frage, wo sie war, zickt sie mich an.“ Shuu seufzte bedrückt. „Streit kann man diese Phase nicht nennen, aber-“ „Ihre Zickenphase. Kratzbürstig wie ein Snobilikat“, unterbrach Masato den Koordinator. Er lächelte. „Ich kenne das.“ „Was? Na toll. Und was soll ich tun, damit ich meine Prinzessin nicht erzürne?“ Der junge Trainer lächelte. „Warte einfach ab“, meinte Masato. „Haruka kann manchmal ziemlich kompliziert sein.“ Shuu lachte. „Manchmal?!“ „Ach, mach dir keine Gedanken darüber. Die kriegt sich wieder ein“, beruhigte Masato den Koordinator. „Und dann wird sie so anhänglich sein, wie ein Snobilikat, das nicht mit der falschen Pfote aufgestanden ist.“ Shuu betrachtete den Jüngeren misstrauisch, unsicher, ob er ihm glauben sollte. Dann schlich sich ein schwaches Lächeln auf die Lippen des Älteren. Masato, der plötzlich auf die Füße sprang, ließ Shuu unwillkürlich zusammen zucken. Er ballte die Faust. „Hast du Lust auf einen Kampf?“ Es war keine Frage, sondern eine offensichtliche Herausforderung. Verwirrt schaute der Grünhaarige den Jüngeren an. Sodann aber erhob er sich nickend und zückte den einzigen Pokéball, der momentan an seinem Gürtel befestigt war. „Dann zeig mal, dass du deine fünf Orden nicht umsonst trägst, Masato“, meinte Shuu ruhig. Herausfordernd grinste Masato. „Liebend gerne!“ Die Kontrahenten nahmen ihre Positionen auf dem Kampffeld im Garten ein, den Senri für Trainingszwecke angelegt hatte, denn der Platz der Arena war zu gering, als dass man dort gut trainieren konnte. Der Kampfplatz im garten aber war eine ausgedehnte Fläche und war so vielseitig angefertigt worden, dass fast jedes Pokémon seine Elemente ausschöpfen konnte. In der Mitte war ein sandiges Plateau, umgeben vom hohen Gras und einem Wassergraben durchzogen. „Reptain! Bereit?“ Reptain nickte und spreizte die Krallen. „Rep~tain!“ Shuu blieb gelassen. „Absol!“ Absol streckte sich und stieß ein erhabenes Fauchen aus. Das schneeweißes Fell, sowie seine katzenartige Gestalt, wurden das sanfte Licht der untergehenden Sonne getaucht. Shuu fuhr sich durch die grünen Haarsträhnen. „Na los, fang schon an.“ „Reptain, eröffne mit Ruckzuckhieb!“ Das Pflanzenpokémon stieß sich vom Boden ab und rannte mit hoher Geschwindigkeit auf Absol zu. Shuu aber blieb immer noch gelassen. „Blende sie mit Blitz.“ Absol hob den Kopf. Der Stein auf seiner Stirn tauchte die Umgebung in einen grellen Lichtblitz, der Masato und Reptain für kurze Zeit das Augenlicht nahm. „Und jetzt Eisenschweif!“ Absols Pfoten verließen den Boden, und nun raste der glühende Schweif der Schattenkatze auf Reptain herab, das noch immer durch die Helligkeit die Augen zu kniff. „Reptain! Weiche nach rechts aus!“ Ein nie endendes Vertrauen hegte das Reptil zu seinem Trainer. So kam Reptain Masatos Befehl nach und rollte sich hastig nach rechts ab, sodass Absol das Pokémon knapp verfehlte. Schwerfällig erhob sich Reptain wieder, schwankte einen kurzen Moment, bevor es wieder festen Halt unter den Füßen bekam. Erhitzt durch das Fortschreiten des Kampfes bemerkten Shuu und Masato nicht, dass sich die Schiebetür zur Veranda aufschob und Haruka zu ihnen hinaus spähte, offensichtlich neugierig über den Lärm. Nun aber starrte Haruka überrascht auf das Kampfgeschehen. Masato kämpfte gegen Shuu! „Reptain, Laubklinge!“ Das Reptil hielt die rechte Klaue vor sich, während es auf Absol zu lief. Die weit gefächerten Blätter formten sich zu einem grünen Lichtschwert und sausten hernach auf Absol herab. „Ausweichen!“ Doch es war zu spät, um ausweichen zu können. Ein schmerzvoller Aufschrei legte sich in Shuus Ohren, als sein Pokémon getroffen wurde. Triumphierend grinste Masato. „Kugelsaat!“ „Abwehren mit Klingensturm!“ Absols Klinge glühte auf. Als die Schattenkatze den Kopf herum warf, raste unbarmherzig eine sichelförmige Windklingen auf Reptains Energiekugeln zu. Als jene aufeinander trafen, zerriss eine leichte Explosion die Luft, die Reptain von den Beinen riss. So fiel das Pflanzenpokémon auf dem Boden und schien sich zunächst nicht mehr zu regen. „Na, hast du genug?“, wollte Shuu von seinem Gegner wissen, der allerdings eifrig den Kopf schüttelte. „Nein!“, erwiderte er trotzig. „Reptain, steh auf!“ Mit sich ringend erhob sich sein Pokémon wieder und entgegnete der Schattenkatze ein drohendes Fauchen. „Dann werden wir es nun beenden müssen. Eisenschweif!“ „Doppelteam, Reptain!“, konterte Masato rasch. In Sekundenbruchteilen erschuf das Reptil zahlreiche Täuschungen von seiner Gestalt, die Absol inne halten ließen. „Absol, Aquawelle!“ Ein Wasserball formte sich vor Absols Maul, die sich als eine gewaltige Flutwelle über das Kampffeld ergoss. Reptain wurde von jener erfasst und gegen einen Felsen gespült. Stöhnend brach es in sich zusammen. „Oh nein, Reptain!“, rief der Junge und hockte sich zu seinem Pokémon. „Mach dir keine Gedanken, Reptain. Du hast gut gekämpft.“ Shuu trat zu Harukas Bruder und reichte ihm dankend die Hand. „Danke für diesen Kampf. Er war-“ Ein Klirren schreckte Shuu auf und ließ ihn herum wirbeln. Seine Blicke trafen auf Haruka, deren Augen sich mit Tränen füllten. „Haruka…“ „I-Ich w-wollte euch nicht stören…“, stotterte Haruka. „Tut mir Leid!“ Sie wollte kehrt machen, als Shuu mit wenigen Schritten an sie heran trat und sie rüde am Handgelenk packte. Mit einer schnellen Handbewegung wischte er ihre Tränen weg. Besorgt schaute Shuu sie an, denn auch wenn sie versuchte ihre Tränen zu verbergen, spürte der Koordinator, dass etwas nicht stimmte. „Was ist los mit dir?“, wollte der Koordinator leise wissen. Das Mädchen aber schluchzte bloß, unfähig etwas zu erwidern. Tröstend nahm Shuu seine Freundin in die Arme. „Alles ist gut.“ Diese stieß Shuu von sich. „Nichts ist gut!“, schluchzte die Brünette. Sie deutete mit zitternden Fingern auf das Feld. „Du amüsierst dich, aber es kümmert dich nicht, wie es mir geht!“ Bestürzt wich Shuu von Haruka zurück, die unentwegt zitterte, sammelte sich aber wieder und trat auf sie zu. „Wie soll ich dir denn helfen, wenn du mir nicht sagst, was du fühlst?“ Shuu fasste wieder ihre Handgelenke und blickte sie zärtlich an. „Du weißt doch, dass ich immer für dich da bin.“ Haruka lehnte ihren Kopf an seine Brust, und sie spürte, dass ihr Freund die Arme um sie legte. Dann aber sah sie zu ihm auf. „Es tut mir Leid… Ich… Ich weiß, ich bin eine unausstehliche Kuh, aber…“, sie hielt inne und suchte seinen Blickkontakt. „Aber ich halte es hier nicht mehr aus! Lass uns irgendwo hingehen – zusammen!“ Kapitel 2: Zu neuen Ufern ------------------------- Direkt das Zweite hinterher! Have Fun! 2. Kapitel Zu neuen Ufern Ungläubig, aber gleichzeitig auch überrascht, starrte Shuu Haruka an. „Du willst… was?“, begann er, stockte aber wieder. Die junge Koordinatorin schenkte ihm ein sanftes Lächeln. „Nach Shinou reisen“, entgegnete Haruka entschlossen. „Mit dir.“ Einige Herzschläge lang schwieg Shuu, offenbar verdutzt über die Entscheidung, die seine Freundin getroffen hatte, aber dann machte ihre Zuversicht ihm Mut. Auch er hatte auf neue Herausforderungen verzichten müssen und war, genau wie Haruka, nicht für die Tatenlosigkeit geschaffen. Masato, der sich bislang zurück gehalten hatte, nickte anerkennend. „Eine gute Entscheidung, Schwesterherz“, meinte er. Ein glückliches Lächeln konnte Haruka nicht verbergen. Sie lachte erheitert und schmiegte sich an Shuus Seite, der froh war, dass nun eine schwere Last von ihren Schultern genommen war. Masatos Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. Gerne wäre er beim großen Festival in Johto als Zuschauer dabei gewesen, war aber zu sehr mit sich selbst beschäftigt gewesen. „Wie ich sehen konnte, bist du ein guter Trainer geworden“, lobte Haruka voller Stolz ihren kleinen Bruder, der vor Verlegenheit errötete. „Ach Quatsch!“ Vergnügt quittierte Haruka seine gestammelte Antwort mit einem Kichern. Nachdem es beschlossen war, dass Haruka und Shuu wieder auf Reisen gingen würden, besprachen sie dies mit Harukas Eltern, die diese Entscheidung mit großen Freuden begrüßten. Sie wussten um die Unzufriedenheit der Koordinatoren, und so wollten sie ihnen keine Steine in den Weg legen. Zwar hatten sie ihre Gesellschaft genossen, aber Reisende sollte man bekanntlich nicht aufhalten. Und nun begann die Phase der Planungen. Ihr Ziel war die Shinou-Region, in der sich auch ihre Freunde Satoshi und Takeshi aufhielten. Satoshi wollte dort an den Championships teilnehmen, benötigte hierfür die acht Orden der shinou’schen Arenaleiter. Voller Freude hoffe Haruka auf jene zu treffen, was Shuu jedoch dementierte. Ihre Freunde aus Kanto hatten bereits einen großen Vorsprung, und so war es unwahrscheinlich, dass sie auf Satoshi und Takeshi treffen würden. Dies minderte keinesfalls Harukas Heiterkeit. Welche Trainer und Pokémon würden ihnen bei den Wettbewerben begegnen? Und trotz ihrer Beziehung sollte auch ihre alte Rivalität wieder ins Leben zurückkehren. An ihrem letzten Abend in Hoenn verbrachten Shuu und Haruka die letzten Stunden im Kreise der Familie, das sie für unbestimmte Zeit verließen. Masato berichtete ihnen von seiner bisherigen Reise, erzählte von den Trainern und ihren Pokémon, die er begegnet war, und vor allem von den bestrittenen Kämpfen. „Wo werdet ihr eigentlich eure Fähre nehmen?“, wollte nun der Jüngere nach einer Weile des Schweigens wissen. Haruka hob den Kopf und legte die Karte von Shinou beiseite. „In Graphitport City setzt eine Fähre nach Shinou über“, erwiderte die Brünette. „Die werden wir wohl nehmen.“ Nachdenklich nickte Masato. „Ich denke, dass ich euch bis zum Fahrradweg begleiten kann. Ich muss nach Baumhausen City.“ Dankend nickte sie ihrem Bruder zu, lehnte sich an Shuus Schulter und blickte zu ihm herauf. „Du bist so still“, bemerkte sie. „Was ist los?“ Der Angesprochene schüttelte aber bloß seinen Kopf. „Nichts.“ Masato grinste, als Haruka einen Schmollmund zog, aber letztendlich nachgab. Schließlich war es anstrengender Tag gewesen. Es gab vieles zu organisieren, einiges war noch ungeklärt. So zum Beispiel die Sorge um die Fähre, die keiner offiziellen Organisation angehörte. Wollten sie eine andere Fähre nehmen, mussten sie noch eineinhalb Wochen auf die Nächste warten. Senri, der Arenaleiter der hiesigen Arena und Vater von Haruka und Masato, erhob sich räuspernd. „Haruka, Shuu, morgen wird ein nervenaufreibender Tag werden. Ihr solltet langsam ins Bett gehen.“ Zustimmend nickte Haruka und sagte gehorsam: „Natürlich, Dad“, und schaute nun zu Shuu. „Ich komme gleich nach“, meinte er, der sich mit dieser Antwort einen fragenden Blick seiner Freundin einfing. Schließlich aber erhob sie sich. „Schatz, warte!“, erklang die freundliche Stimme ihrer Mutter, die aus der Küche zurückkehrte. „Professor Odamaki hat angerufen“, verkündete Mitsuko. „Ihr sollt morgen noch mal in sein Labor kommen, weil er etwas mit eich besprechen möchte.“ „Was?!“, rief Masato enttäuscht aus. „Dann kann ich nicht Haruka und Shuu begleiten! Ich muss in die andere Richtung!“ „Kann man nichts machen, Kleiner“, sagte Haruka seufzend und zersauste ihm zärtlich das schwarze Haar. Bevor sie ins erste Stockwerk hinauf ging, wandte sie sich zu Shuu. „Mach nicht mehr so lange.“ Dieser lächelte leicht. „Keine Sorge, Chefin.“ Der nächste Morgen eines sommerlichen Junitages brach an, und somit war die Zeit der Abreise gekommen. Haruka hatte sich bereits von ihren Pokémon verabschiedet, die in der Obhut ihrer Eltern waren. Ihre Mutter würde sich bestimmt hervorragend um sie kümmern. Das Mädchen war aber nun kaum mehr zu beruhigen, sondern strotzte voller Energie und Tatendrang, was Shuu schmunzeln ließ. Wie lange sollte diese Erwartung andauern? Als schließlich die Stunde der Abreise gekommen war, wallte auch in ihm die kommende Anspannung auf, zugleich aber auch der Abschiedsschmerz. Masato umarmte seine Schwester. „Mach’s gut, Schwesterherz“, sagte er mit trauriger Stimme, sah dann aber rasch zu Shuu. „Pass mir ja gut auf meine Schwester auf!“, fügte er tadelnd hinzu. Der Koordinator nickte lächelnd. „Ich verspreche es dir“, erwiderte er und drückte sanft Harukas Hand, schulterte dann aber seinen Rucksack, als schließlich ihre Eltern mit der Verabschiedung an der Reihe waren. Lange umarmte Haruka ihre Mutter und ihren Vater und dabei rannen ihr einige Tränen über die Wangen, die sie eilends mit dem Handrücken abwischte. „Nun geh schon, Haruka“, munterte Mitsuko ihre Tochter leise auf. „Shuu wartet schon auf dich.“ Haruka zwang sich ein leichtes Lächeln auf die Lippen, als sie sich anschließend umdrehte und auf Shuu zu rannte. Es dauerte nur eineinhalb Stunden bis Haruka und Shuu in Rosaltstadt angekommen waren und gönnten sich dort eine kurze Pause, bevor sie sich nach Wurzelheim aufmachten, was nicht mehr weit war. Sie erzählte Shuu, das sie dort ihre Reise begonnen hatte und in Wurzelheim auch Bekanntschaft mit Satoshi gemacht hatte. Noch lebhaft konnte sie sich an das Aufeinadertreffen erinnern: Damals war Pikachu, Satoshis treuster Gefährte und Freund, durch die Schuld von Team Rocket stark überladen worden, vermochte aber diese statische Überladung zu überwinden und verjagte somit Team Rocket. Dabei war aber ihr Fahrrad gegrillt worden. Und anschließend bekam sie ihr erstes Pokémon, Flemmli, das inzwischen zu einem mächtigen Lohgock geworden war. Während Shuu ihren Erzählungen aufmerksam lauschte, glaubte der Junge einen Keim der Eifersucht in sich zu spüren. Sogleich schalt er sich aber dafür, da er wusste, dass Satoshi mit Kasumi, der Arenaleiterin von Azuria City, zusammen war, und somit nur eine enge Freundschaft zwischen Satoshi und seiner Freundin existierte. Dennoch nervte es ihm das Gerede über den jungen Trainer aus Alabastia. Er mochte den schwarzhaarigen Jungen nicht sonderlich. „Kannst du mal aufhören von Satoshi zu reden?“, machte er sich seinem Unmut Luft. Haruka schaute ihren Freund an. Konnte es sein…? Ihre Lippen begannen sich zu einem Grinsen zu verziehen. „Bist du eifersüchtig?“ Mit einer fahrigen Geste fuhr sich der Koordinator durch die Haare. „Ja…. So was in der Art“, antwortete Shuu. „Aber wer wird es nicht, wenn die Freundin von jemand anderen schwärmt?“ Haruka senkte den Blick. „Tut mir Leid“, sagte sie mit gedämpfter Stimme. „Ich dachte, du interessierst dich, wie ich meine Reise begonnen habe.“ Nun lachte Shuu. „Aber du weißt, dass ich Satoshi für einen Idioten halte.“ Es war bereits Mittag, als sie ausgelaugt und müde Wurzelheim erreichten. Die Sonne hatte bereits ihren höchsten Stand erreicht und strahlte unbarmherzig auf die Erde herab. Da das Dorf aber klein und übersichtlich war, fand man den Weg zum Labor, welches ein großes, grünes Dach trug, schnell. Vor dem Gebäude hob Haruka die Faust und klopfte. Sie horchte. Stille. Noch einmal klopfte sie und dieses Mal vernahm sie ein schepperndes Geräusch, dann ein Fluchen, bis die Tür sich öffnete. Der Professor war Mann in der Mitte seiner dreißiger Jahre, der großen Wert darauf legte die Pokémon in ihrem natürlichen Lebensraum zu beobachten und versuchte dabei die Gebärden der Pokémon zu verstehen. Ja, der Professor liebte seine Arbeit, vergaß dabei die Regeln der Ordnung. Ordner, Aufzeichnungen, Protokolle – alles Mögliche lag wirr im Raum herum. Haruka lächelte. Sie mochte den Mann sehr. Freundlich und hilfsbereit war Professor Odamaki, trotz seiner chaotischen Ader. „Hallo Professor!“, begrüßte Haruka den Mann, der sich übermüdet durch die zerzausten Haare fuhr und das Mädchen irritiert ansah. „Haruka?“, kam es von ihm. „Wir haben uns ja ewig nicht gesehen!“ Die Koordinatorin lächelte bestätigend. „In der Tat“, erwiderte Haruka. „Lange ist es her, dass ich, oder besser gesagt wir, für längere Zeit in Hoenn waren.“ Odamaki sah abwesend zur Seite, so als befände er sich in dem jetzigen Moment nicht in der Gegenwart, sondern vollkommen in seinen Gedanken eingekehrt. „Jaja, habe gestern schon mit deiner Mutter telefoniert“, fuhr er schließlich fort. „Hat mir erzählt, dass ihr ein halbes Jahr zu Hause wart, nachdem ihr das Festival gewonnen habt.“ Professor Odamaki schenkte dem Grünhaarigen einen kurzen, prüfenden Seitenblick, der sich eine Strähne aus dem Gesicht strich. „Sie wollten etwas mit uns besprechen“, meinte der Koordinator kühl. Der Mann nickte, machte mit einem murmelnden „Oh ja“ die Tür frei, fügte dann aber hinzu: „Kommt doch einen Augenblick herein.“ Haruka und Shuu ließen sich nicht lange bitten. Sie traten über die Schwelle des Labors und sahen sich um. Wie erwartet, war das Labor unaufgeräumt. Bücher stapelten sich bis zu eineinhalb Meter auf. „Tut mir Leid“, entschuldigte sich der Professor. „Ich hatte keine Zeit das Chaos zu beseitigen, aber die Forschungen sind einfach interessant!“ Hastig räumte er einige Bücher beiseite, die auf Stühlen lagen. Dann hob Professor Odamaki den Blick und sah die Jugendlichen an, die sich unsicher ansahen. „Setzt euch doch“, bat er sie, die sich umsahen und schließlich rasch seiner Bitte nachkamen. „Nun… Wie ich gehört habe, wollt ihr nach Shinou reisen“, begann der Professor. Shuu bejahte seine Feststellung mit einem knappen Nicken. „Wir wollen dort am großen Festival teilnehmen“, bestätigte der junge Koordinator. „Eine gute Einscheidung“, meinte der Mann. „Shinou hat eine schöne Insellandschaft, und dort leben einige interessante Pokémon.“ Neugierig schaute Haruka ihn an. „Waren sie dort schon mal, Professor?“, wollte Haruka wissen. Dieser schüttelte aber den Kopf. „Nein, leider nicht, was sehr schade ist…“, antwortete er und kratzte sich am Hinterkopf. „Ah, ich habe aber noch etwas für euch.“ Lächelnd erhob sich der Mann und kramte in einer Schublade. Nach einigen Herzschlägen war er schließlich fündig und wandte sich wieder den Jugendlichen zu. „Hier, den werdet ihr wohl brauchen“, er überreichte Haruka und Shuu zwei Geräte, genannt Pokédex, der jegliche Informationen über Pokémon speicherte. „Dies ist der neuste Pokédex, geupdatet mit den Daten der Pokémon in Shinou.“ Die Jugendlichen starrten auf die Pokémon-Lexika herab. Harukas Pokédex glänzte in einem matten Rotton, dagegen war der von Shuu in einem bläulichen Ton. „Danke!“, sprachen Haruka und Shuu ihre Anerkennung aus, aber der Professor lachte bloß. „Keine Ursache“, er klopfte ihnen kameradschaftlich auf die Schultern. „Nun, es ist sicher Zeit für euch. Eure Fähre fährt doch heute Abend ab, wenn ich mich nicht irre?“ Die Koordinatoren nickten und erhoben sich. „Ja, wir sollten langsam aufbrechen“, meinte Haruka, die Shuu einen kurzen Seitenblick zu warf. „Damit ihr euch nicht hetzen müsst: ich werde euch zur Route 103 fahren und euch dort absetzen“, schlug Professor Odamaki vor. „Wir ihr über den Wasserpfad kommt, ist eure Sache.“ Abermals bedankten sich die Jugendlichen für die Großzügigkeit des Professors. Eine knappe halbe Stunde brauchte das Trio mit dem Auto zur Route 103, die an einem Wasserpfad grenzte. Von diesem Standpunkt aus konnte ein Pokémon zum anderen Ufern schwimmen oder fliegen. Letzteres stellte kein Hindernis dar: Shuu besaß sein Libelldra. Binnen von wenigen Minuten würden sie am anderen Ufer sein. „Da sind wir“, sagte Professor Odamaki. Wieder zeigten sich Shuu und Haruka erkenntlich, aber der braunhaarige Mann belächelte bloß über die Höflichkeit der Jugendlichen. „Passt gut auf euch auf“, sagte der Professor, dann wollte er ins Auto steigen, hielt jedoch inne, als ihm etwas zurück in den Sinn kam. „Ich habe noch etwas vergessen…“, murmelte er und zog einen weißen Kuvert aus dem Kittel. „Es wäre nett, wenn ihr Professor Nanakamado diese Nachricht überbringen würdet. Sein Labor befindet sich in Zweiblattdorf.“ Haruka nahm den Brief entgegen und steckte ihn sorgfältig in ihre Hüfttasche. „Werden wir machen, Professor.“ Ein weiteres Mal lachte der kauzige Professor. „Ich wusste, dass ich mich auf euch verlassen kann!“ Mit diesen Worten stieg er in sein Auto, winkte Shuu und Haruka noch einmal zu und brauste mit quietschenden Reifen davon. Unentschlossen blieben Shuu und Haruka zurück. Sich an die Stirn fassend, schüttelte Shuu den Kopf. „Meine Güte. Einen Tag länger mit ihm könnte ich nicht überstehen.“ In schallendes Gelächter brach seine Freundin aus, zwang sich aber wieder zu beruhigen. „Du übertreibst“, meinte sie. „So schlimm ist der Professor auch wieder nicht.“ „Wie auch immer.“ Desinteressiert zuckte Shuu mit den Schultern und zückte einen rot-weißen Pokéball hervor. „Libelldra, los.“ Binnen weniger Sekunden formte sich aus dem Lichtstrahl ein drachenartiges Wesen, dessen Körper von Schuppen überzogen war. Im Sonnenlicht schimmerten jene, als bestünde der Körper aus funkelnden Smaragden. Einen kurzen Ruf stieß Libelldra aus der Kehle, bevor sich die Drachendame niederkauerte. Den Rücken seines Pokémons bestieg Shuu als erstes, bevor er Haruka auf Libelldra verhalf. Sie waren schon oft gemeinsam auf Libelldras Rücken geflogen, und es erfüllte Haruka mit innerer Freiheit. „Hältst du dich gut fest?“, erkundigte sich Shuu. Ein Kopfnicken, welches von einem leisen „Mhm“ begleitet wurde, beantwortete seine Frage. Nun gab Shuu seinem Pokémon das Zeichen in die Lüfte abzuheben. Libelldra breitete die Flügel aus, die kurz unbewegt in der Luft ausharrten, dann schnellten diese herab und ließen die Drachin in die Lüfte emporsteigen. Haruka verbarg ihr Gesicht an Shuus rechter Schulter. Der peitschende Wind schnitt ihr unangenehm in die Wangen. Pfeifend lag der Wind in ihren Ohren und ließ sie unter einem kalten Schauder erzittern. Es war auf offenem Wasser sehr viel windiger, als auf dem Festland, das stand fest. Einer Tänzerin gleich bewegte sich Libelldra durch die Lüfte; mal flog sie hoch empor, dann schnellte die Drachin knapp an der Wasseroberfläche entlang, wodurch Wasser nach rechts und links wegschwappte und eine Schneise bildete. Haruka wagte die Umgebung, die nur schemenhaft an ihnen vorbei rauschte, zu betrachten. Beide Seiten des Wasserwegs waren durch eine steinige Wand abgetrennt. Sie bezweifelte, dass jene felsige Wand auf natürlich entstanden war, sondern vielmehr durch die Beihilfe der Menschen. Bloß Wasserpokémon vermochten hindurch zu tauchen, oder eben jene, die die Fähigkeit besaßen ihre Schwingen auszubreiten und darüber hinweg zu fliegen. Die Flussläufe mündeten in den Weiten des Ozeans und war eine ideale Wasserverbindung zwischen Rosaltstadt und Graphitport City und dem ebenso nahe liegendem Malvenfroh City. Doch das Gewässer in diesem Meeresarm trügerisch; gefährliche Strömungen hatten schon oft Menschen das Leben gekostet. So hatte man einen steinernen Schutzwall errichtet, um der tödlichen Gefahr Einhalt zu gebieten, achteten dabei den Lebensraum der heimischen Wasserpokémon nicht zu zerstören. Ein markerschütterndes Brüllen riss Haruka plötzlich aus ihren Gedanken. Voller Panik schauten die Jugendlichen auf die Wasseroberfläche, die sich nun kräuselte und der mächtige Kopf eines Garados aus dem Wasser pflügte. Haruka schlug die Hand vor dem Mund um nicht vor Schreck los zu schreien. Als Garados knurrend angriff, brach Libelldra nach links aus um dem blitzschnellen Angriff der Drachenschlange auszuweichen. Wutentbrannt peitschte die Kreatur mit dem Schweif auf das Wasser, bäumte sich dann auf um eine mächtige Fontäne zu speien. Libelldra kam fauchend ins Straucheln, als die Attacke zischend sein Ziel nur knapp verfehlte, aber die Flanke der Drachin leicht streifte. Shuu biss sich auf die Lippen. Nur schwer konnte sich der Grünhaarige am Hals des Pokémons festklammern, welches eine Drehung in der Luft vollführte. Haruka richtete ihren Blick nach vorne und erkannte das lang ersehnte Land. „Da! Das Ufer!“ Prüfend folgte Shuu ihren Blick und schätzte die Entfernung zwischen ihnen und dem rettenden Boden ab. „Wir haben keine andere Wahl“, meinte Shuu hastig. „Wir müssen zuerst ans Ufer.“ Kaum war aus ausgesprochen, brauste Libelldra mit neu gewonnener Kraft dem Ufer entgegen, gefolgt von Garados, welches zischende Laute von sich gab. Das Ungetüm spie eine Hydropumpe nach der Anderen auf Libelldra, aber die schlanke Drachin wich mit geschickten Flugmanövern aus. „Halte durch, Libelldra!“, bat Shuu sein Pokémon inständig. „Wir haben es bald geschafft!“ Tatsächlich war es nicht mehr weit zum rettenden Ufer, doch genau bei den letzten Metern schoss Garados einen gewaltigen Hyperstrahl, der Libelldra ins Taumeln brachte und dazu gezwungen war, eine Bruchlandung zu machen. Hart auf den Boden aufkommend, suchte Libelldra mit scheußlichem Quietschen der Klauen Halt, fanden ihn auch und kam ruckartig zum Stehen. Erschrocken und leicht benommen von der unsanften Landung krabbelten Shuu und Haruka von dem Rücken des Drachenpokémons. Libelldra schien sich nicht zu regen. Besorgt stürzte der Koordinator an die Seite seines Pokémons. „Libelldra! Libelldra!“, er rüttelte am Leib des Drachens. Träge hob Libelldra den Kopf und gab beruhigende Laute von sich. Erleichtert atmete Shuu auf. Körperlich schien Libelldra keinen weiteren Schaden erlitten zu haben, außer kleinen Kratzern, die leicht heilen sollten. Keuchender Atem wich aus dem Maul der Drachin, als sie versuchte sich gegen den Boden zu stemmen um Aufzustehen. Fauchend kam Garados heran gebraust und schoss wieder einen Hyperstrahl aus seinem Maul. Libelldra wirbelte herum, baute sich vor den Menschen auf und spie einen glühenden Flammenwurf dem Hyperstrahl entgegen. Der glühende Feuerstrahl schlang sich um den mächtigen Energiestrahl. Die Attacken lieferten sich einen Machtkampf, entfernten sich aber in einer Explosion voneinander. Den dichten Rauch aber durchstieß Garados. Seine Fangzähne blitzten auf, als es Libelldra von neuem attackierte. Die Flügel des Drachens knirschten unter dem festen Biss des Garados’. Libelldra kreischte schmerzerfüllt auf. Shuu schrie. Er konnte nichts tun! „Psiana! Psychokinese!“, rief Haruka und ließ Psiana aus ihrem Pokéball frei. Der Juwel der Lichtkatze glühte rötlich auf und schleuderte Garados augenblicklich gegen eine Felswand. Sich windend griff es nun seinen nächsten Gegner an: Psiana. „Blitzkanone!“ Um Psiana leuchtete eine gelbliche Aura auf, die sich an seinem Juwel sich zu sammeln schien. Garados war blind vor Wut. So bemerkte es nicht die Gefahr, die von Psiana ausging. Die Blitzkanone hatte eine verheerende Wirkung. Jene schleuderte Garados gegen eine Felswand, die über dem Basilisken zusammenbrach. Haruka atmete auf, sah dann in Shuus Richtung. Der Grünhaarige hockte neben seinem Pokémon, welches den Kopf auf den Boden gelegt hatte und den Flügel vom Körper abspreizte. Ganz klar eine Schonhaltung, dachte Haruka alarmiert. Die Flügelmembran war zerfetzt, blutete aus unzähligen Wunden, und nicht nur das, an manchen Stellen sah man die hervorstehenden Knöchelchen. Libelldra wimmerte leise vor Schmerz. Shuu drückte das Gesicht gegen den Hals des Pokémons. Haruka stand hilflos neben ihm. Sie waren zwar heil angekommen, aber zu welchem Preis? Libelldra war schwer verletzt, es konnte weder fliegen, geschweige den Laufen, dafür war es zu entkräftet. „Shuu?“ Harukas Stimme klang zittrig. „Wir müssen Libelldra ins Pokémon Center bringen.“ Shuu hob für einen Moment den Kopf, erkannte, dass die Angst in der Stimme seiner Freundin lag. „Es braucht Hilfe und zwar dringend!“, betonte das Mädchen. Zögernd nickte Shuu. Ihm war bewusst, dass jede Minute für Libelldra die reinste Qual war. Jeder Muskel vibrierte unter der dicken Drachenhaut. „Halt durch, Libelldra“, wisperte Shuu leise seiner Drachin zu, die träge den Kopf hob, wurde dann aber ins Innere des Pokéballs gesogen. „Beeilung!“ Haruka nickte. Sie lief Shuu hinterher, gefolgt von Psiana, die ihr flink auf den Fersen war. Es war ein anstrengender Lauf, der an einer Kreuzung endete. Nördlich ging es nach Malvenfroh City. Man konnte entweder mit dem Fahrrad den Radweg entlang fahren und die sausende Luft genießen oder den Weg unter der Brücke nehmen. Nach Graphitport City, ihrem angestrebten Ziel, ging es allerdings südlich. Es war kein langer Weg mehr. Einzelne Gebäude konnte man bereits schemenhaft in der Ferne erkennen. „Und jetzt?“, presste Shuu aus zusammengekniffenen Lippen hervor. Er war kaum mehr in der Lage sich auf den Füßen zu halten. „Es gibt eine Möglichkeit“, sagte Haruka, während sie nach Luft schnappte. „Hätten wir auch vorher drauf kommen können. Mit diesen Worten warf sie einen Pokéball in die Luft, der sich klickend öffnete und eine pferdeartige Gestalt aus dem Licht löste. Auf dem Boden scharrend, schnaubte das Feuerpferd. Nun war es Haruka, die Shuu auf den Rücken ihres Pokémons zog. Unbehagen breitete sich in ihm auf, als er auf dem Rücken des Feuerpokémons saß. Haruka schnalzte mit der Zunge. Gallopa ließ sich nicht lange bitten, sondern schoss geradewegs nach vorne. Ängstlich vom Rücken des temperamentvollen Pokémons zu fallen, klammerte sich Shuu an Haruka fest. Das Mädchen beugte sich tief über Gallopas Hals und hielt sich an dessen flammende Mähne fest. Shuu dagegen hatte Mühe sich auf dem Pokémon zu halten. Für ihn stand fest, dass er niemals auf den Rücken des Pokémons mehr steigen würde! Doch trotz allem waren sie schnell am Ziel, und Shuu stieg mit wabbelnden Beinen von Gallopa herunter, gefolgt von Haruka. Sich zusammenreißend, schließlich wollte er sich keine Schwäche anmerken lassen, schritt Shuu mit schmerzenden Schenkeln ins Pokémon Center. Am Tresen wandte sich Shuu Schwester Joy zu, die den Kopf hob, als sie das Kommen der Jugendlichen bemerkte. „Schwester Joy! Könnten Sie sich um Libelldra kümmern?“ Schwester Joy belächelte freundlich. „Natürlich. Das ist doch mein Job!“ Mit diesen Worten nahm sie den Pokéball entgegen, den Shuu ihr anvertraute, und bat sie anschließend im Warteraum Platz zu nehmen. Dann verschwand sie ihm Behandlungsraum. Seufzend nahm Haruka Platz auf einem Stuhl. Shuu konnte sich nicht niedersetzen. Zu aufgewühlt war er, um Ruhe zu finden. Schon bald wurde Haruka durch sein Auf- und Abschreiten nervös. „Shuu, setz dich. Es bringt weder dir noch Libelldra etwas, wenn du dich verrückt machst!“, redete Haruka vernünftig auf ihn ein. Shuu hielt inne. Tief in Innerem gestand er, dass Haruka Recht hatte, doch die Unruhe sollte nicht weiche. Sie wuchs sogar, als Schwester Joy aus dem Operationssaal trat. Mit einem Mal sprang auch Haruka auf die Füße, wechselte einen kurzen, unsicheren Blick mit ihrem Freund. „Und?“, wollte Shuu wissen. „Wie geht es meinem Libelldra?“ Das Lächeln wich von ihren Lippen. Ihre Gesichtszüge wurden ernst. „Libelldra ist schwer verletzt. Die Membran ist vollkommen zerrissen und der rechte Flügel ist gebrochen. Zudem…“, sie machte eine kurze Pause. „Zudem?“, harkte Shuu beunruhigt nach. „Zudem ist Libelldra sehr erschöpft und braucht sicherlich eine Weile bis es sich vollends erholt hat.“ Haruka schluckte unmerklich. „Wie lange wird es ungefähr dauern?“, fragte sie vorsichtig. Abschätzend blickte sie Haruka an. „Ich möchte euch nicht anlügen, aber ich denke, ihr müsst mit fünf Wochen Erholungszeit rechnen.“ Shuu schaute Haruka an, wandte sich dann aber wieder der Pokémon Krankenschwester zu. „Können sie Libelldra in Obhut nehmen, bis sie sich wieder erholt hat?“ „Natürlich kann ich es machen“, erwiderte sie. „Libelldra wird in guten Händen sein.“ Vorwurfsvoll schaute nun Haruka ihn an. „Es geht nicht anders!“, sagte er mit dem Hauch von Traurigkeit in der Stimme. „Wir müssen Libelldra zurücklassem.“ Die Gesichtszüge des Mädchens entspannten sich einwenig und sie drehte sich dann der Krankenschwester zu. „Ich bin die Tochter des Arenaleiters von Blütenburg City“, sprach das Mädchen. „Könnten Sie Libelldra dann zu meinen Eltern nach Blütenburg bringen?“ Die Angesprochene nickte. „Ah, die Tochter von Senri und Mitsuko, die gemeinsam mit ihrem Freund das Johto Festival gewonnen hat“, sagte die junge Frau. „Keine Sorge, werde ich machen, sobald Libelldra wieder in einem guten Zustand sich befindet.“ Shuu bedankte sich bei der Krankenschwester und wollte Libelldra ein letztes Mal sehen, bevor er sich wieder mit Haruka auf dem Weg zur Fähre machen wollte. Haruka beobachtete, wie Shuu zärtlich Libelldras Hals streichelte und sich das Pokémon an seine Hand schmiegte. Der Grünhaarige flüsterte der Drachin beruhigende Worte zu und erklärte, dass es hier im Pokémon Center bleiben musste. Libelldra reckte den Kopf und beäugte Shuu aus ihren schwarzen Augen. Dann, völlig unerwartet, schleckte Libelldra Shuus Wange ab. Ein leises, trauriges Lächeln schlich sich auf Shuus Gesicht, und Haruka glaubte auf den Wangen ihres Freundes Tränen schimmern zu sehen. Oder täuschte sie sich? Der Junge drehte Libelldra den Rücken zu und verließ den Raum. „Können wir?“, sprach er zu Haruka, die zögernd nickte. „Na-Natürlich.“ Bevor Shuu endgültig das Pokémon verließen, sprachen sie ein letztes Mal mit Schwester Joy über die Details von Libelldras künftigen Aufenthalt im Center, bevor sie sich auf den Weg zur Fähre machten. Auf dem Weg dorthin schweiften Harukas Gedanken zu ihrem kleinen Bruder ab. Ob er jetzt schon auf dem Weg nach Malvenfroh City war? Und ob er gut dort angekommen würde? Es war ein anstrengender Marsch von Blütenburg City nach Malvenfroh City zu kommen um dann von dort aus nach Baumhausen City zu gelangen. Ja, aus ihrem kleinen Bruder war jetzt ein verantwortungsvoller, junger Bursche geworden, der gut auf sich selbst aufpassen konnte. Shuu war es, der sie aus ihren Gedankenstrom riss. „Heh, Haruka“, seine Stimme klang schroff und angeschlagen von der Aufregung der vergangenen Stunde. „Wir sind da.“ Den Blick auf die kleine Fähre werfend, hob Haruka den Kopf. Es war in der Tat nur eine kleine Fähre. Wenn man es überhaupt eine Fähre nennen kann, fand Haruka. Wie dem auch sei, es war ihre einigste Möglichkeit nach Shinou zu kommen, auch wenn der Kapitän dieses Gefährts angekündigt hatte, dass er noch andere Inseln ansteuern wollte um Passagiere wohlbehalten an ihre Ziele zu bringen. Nun ja, und Shinou war halt die letzte Etappe auf dieser Reise. Shuu unterhielt sich mit dem Kapitän des Kahns und erhielt die Erlaubnis auf seiner „Suijo no Samé“ zu steigen, welches übersetzt „Hai des Wassers“ bedeutete. Voller Anspannung dachte sie an das Abenteuer, was vor ihnen lang. Beim Gedanken, dass sie Hoenn bald hinter sich ließen, machte ihr Herz einen Luftsprung. „Haruka? Kommst du?“, fragte Shuu. Haruka nahm tief Luft und antwortete: „Ja, ich komme!“ Sie lachte erheitert, sprang auf ein schmales, hölzernes Brett und rutschte haarscharf auf dem glitschigen Steg aus. Doch Shuu packte ihre Hand, zog sie an sich und gab ihr einen leidenschaftlichen Kuss. „Denkst du, ich spring dir hinterher, wenn du ins Wasser fällst?“, neckte er sie provozierend „Ach ja? Wer war es denn, der unbedingt eine Lydzibeere haben wollte und dann runtergestürzt ist?“, feixte Haruka neckisch. „Und ich war es, die hinterher gesprungen ist.“ Ein verführerisches Grinsen umspielte seine Lippen, während er mit dem Zeigefinger über ihre Lippen strich. Dann standen sie in einer festen Umarmung an der Reling der Yacht, bis sich Shuu von ihr löste. Den Kopf auf seine Schulter legend, spürte sie, dass seine Arme sich um sie schlangen. Gemeinsam betrachteten sie die unendliche Weite des Horizonts. Und dort irgendwo warteten bereits neue Abenteuer und Herausforderungen auf sie! Kapitel 3: Der Sturm -------------------- Kapitel 3 ist etwas kürzer geraten, als ich vorher geplant hatte. Darum ist es etwas kürzer. Die nächsten werden aber hoffentlich wieder länger! Have Fun! 3. Kapitel Der Sturm Haruka und Shuu genossen die frische, salzige Meeresluft, und der rauschende Wind erfüllte sie mit einem Gefühl des Friedens. Die Oberfläche des Meeres glitzerte wundersam im Licht der Sonne. Das tiefblaue Wasser hatte die Farbe eines anmutigen Saphirs, der in allen Facetten strahlte. Die Yacht durchpflügte das kühle Nass, sodass dieses zu allen Seiten hinweg spritzte. Haruka lehnte sich weit über die Reling und beobachtete mit Begeisterung die Wasserpokémon, die am Bug der Yacht schwammen und sie auf ihren Wegen begleiteten. „Shuu!“, rief das Mädchen. „Sieh mal!“ Der Junge, der soeben noch die Karte Shinous studiert hatte, hob den Kopf und trat neben Haruka. „Was ist?“ Haruka deutete auf die Wasseroberfläche, unter der ein schemenhafter Schatten zu erkennen war, der die Oberfläche durchstieß und die Rückenflosse eines Tohaidos preisgab. Dahinter schwamm ein ganzer Schwarm der haiartigen Pokémon, die ihrem Rudelführer folgten. „Tohaidos!“ Diese Pokémon waren auch als „Tyrann des Meeres“ bekannt, die sogar in der Lage waren Öltanker zu zerbeißen, dank der mächtigen Reißzähne. Doch dieser Schwarm wirkte ruhig und beabsichtigte nicht, dieses Boot anzugreifen. Nun ließ sich Shuu von der Vielfalt der Wasserpokémon ebenfalls faszinieren, die auf ihrer Überfahrt ihnen begegneten. Überrascht war Shuu, wie viel Haruka über diese Wesen des Wassers wusste. Sie muss wohl viel gesehen haben, als sie noch mit Satoshi gereist ist, dachte er sich im Stillen und lächelte sie an. Haruka legte den Kopf in den Nacken, mit geschlossenen Augen, sog das Mädchen die frische Luft ein. Sie fühlte sich so frei, ja, sie liebte das Meer, trotz der wilden Schönheit, die Wasser zu entfesseln vermochte. Shuu schloss ebenfalls die Augen und genoss das Gefühl, als der Wind seine Haare zerzauste. „Heh, sollten wir nicht unseren Pokémon einwenig die frische Luft gönnen?“ Shuu wandte sich dem Mädchen zu bejahte die Frage mit einem kurzen Nicken. „Ihr seid alle dran!“, lachte Haruka und warf, zeitgleich mit Shuu, ihre Pokébälle in die Höhe. Aus dem Licht der sich öffnenden Pokébälle zeichneten sich nun Nachtara und Psiana ab, die sich kuschelnd aneinander schmiegten. Roselia streckte sich im Sonnenlicht und suchte sich ein gemütliches Plätzchen zum Sonnenbad. Harukas Gallopa allerdings musste im Pokéball bleiben. Das Feuerpferd hätte das Boot glatt zum Kentern gebracht. Haruka und Shuu sahen Psiana und Nachtara zu, wie sie sich gegenseitig ärgerten. Zärtlich bissen sie dem Anderen ins Ohr und gaben dann leicht empörende Laute von sich. Sie spielten miteinander. Nachdem Shuu und Haruka zueinander gefunden hatten, waren nun auch zwei ihrer Pokémon ineinander verliebt. „Ist es nicht schön?“, fragte Shuu, der seine Arme um Haruka gelegt hatte. Haruka errötete. „Wa-Was meinst du?“ Shuu lachte und nahm ihr Gesicht in seine Hände. „Nicht nur wir sind zusammen, sondern auch sie.“ Er deutete auf Nachtara und Psiana, die sich nun zusammen gerollt hatten und gemeinsam nebeneinander schliefen. Haruka war sich nicht im Klaren, was sie sagen sollte und so schwieg sie, lächelte aber stumm darüber, dass Psiana und Nachtara ebenso glücklich waren, wie sie und Shuu. Im seichten Seegang schwanke die Yacht gemächlich und ihre Insassen dösten entspannt auf dem kleinen Deck. Ihr Kurs war eine kleine Insel, die letzte Anlaufstelle vor den shinou’schen Hafen Fleetburg. Während sie ihrem Ziel immer näher kamen, erklärte Shuu Haruka ihre zukünftige Route, die sie verfolgen würden. Aufmerksam hörte Haruka dem Koordinator zu, der die Karte allem Anschein nach sorgfältig studiert hatte. Doch es war ein angenehmer Zeitvertreib und somit erfuhr sie einiges Wissenswertes über die Shinou-Region. Als sie am vorletzten Hafen anlegten, war das Wetter rasch umgeschlagen. Dicke, schwere Wolken trieben unheilvoll am Firmament, und in der Ferne hörte man wütendes Donnergrollen. In jeder Minute, die verstrich, wurde das Meer unruhiger, aufgewühlter. Haruka und Shuu waren besorgt über das Fortschreiten des schlechten Wetters und entschieden den Kapitän der Yacht anzusprechen. „Kapitän“, sagte Shuu. „Wäre es nicht besser, dass Wetter abzuwarten?“ Im Schatten des Kapitäns, ein Mann von kräftiger und fettleibiger Statur, fühlte sich Shuu klein und schwach, doch Zorn ergriff ihn, als jener Mann amüsiert über seine Frage zu grinsen begann. Unter seinem schallenden Gelächter erbebte der Bauchwulst und der Geruch von Alkohol schlug ihnen entgegen. „Jung’chen“, begann er, rang einen kurzen Augenblick um Atem. „Denkschst du etwa, dass isch vor dem Wetter Angscht habe?“ Wieder erklang das raue Lachen. Shuu und Haruka sahen sich einander an. Widerworte halfen hier nichts. Der Mann würde sich nicht umstimmen lassen. So stiegen die Koordinatoren wieder auf die kleine Yacht, allerdings mit einem sichtlich unbehaglichen Gefühl in der Magengegend. Machten sie ihren größten Fehler? Was, wenn das Wetter schlimmer wird? Mit diesen Gedanken nahmen Haruka und Shuu ihre vorherigen Plätze ein, hofften, dass sie heil an ihrem Ziel ankommen würden. Und als hätte Shuu und Haruka das Unheil erwartet: das Meer tobte erbost, schlug hohe Wellen, die die Yacht in eine schräge Lage versetzen. Der frostige Wind peitschte ihnen den kalten Regen ins Gesicht. Mit jeder Minute, die verstrich, wurde der Wind bissiger, stürmischer. Wie erwartet, war das Wetter schlagartig umgeschlagen, und die Mutternatur ließ ihrem Zorn freien Lauf. Der Kapitän kämpfte mit aller Kraft gegen diese Gewalt an. Der aufkommende Sturm beanspruchte dessen ganze Kraft, obwohl er wusste, dass er gegen das Meer nicht den Hauch einer Chance hatte. Abermals ergoss sich die schäumende Gischt einer gebrochenen Welle über das Deck und überschwemmte jenes. Jede Sekunde, ja jede Minute, wurde unerträglicher für Haruka und Shuu. „Kapitän!“, schrie Haruka gegen den Sturm an, aber der Wind trug jenes Wort hinfort. Sie schaute ängstlich Shuu an, der an ihrer Seite war. Dank ihm verlor die Koordinatorin nicht die Nerven. Welch schweren Fehler hatten sie aber begannen! Und nun zürnte der Ozean über ihre waghalsige Entscheidung! Ein Knacken ertönte, als die Yacht über einen Felsen hinweg gespült wurde, der aus dem Wasser ragte. Der Kapitän fluchte, versuchte das Ruder herum zu reißen – ohne Erfolg. Das Ruder war zerbrochen! „Verdammt“, schimpfte der fettleibige Kapitän, und seine Blicke wanderten zu Haruka und Shuu. „Reiner Mord ischt das!“ Mit jenen Worten holte er einen Pokéball heraus, dessen Lichtschein einen kurzen Moment die Dunkelheit vertrieb. Rasch verstanden Haruka und Shuu, was der Mann vorhatte: er wollte nicht seine Passagiere retten, sondern bloß sich selbst! Aber bevor sie reagieren konnten, materialisierte sich bereits ein großes Krokodil, ein Impergator, dessen Rücken der Kapitän bestieg. In Shuu schäumte die Wut auf. Er lief an die Reling, an dem der Mann mit seinem Pokémon stand. „Was haben sie vor?“, schrie er. Sich kurz zu Shuu wendend, warf er dem Jungen einen gehässigen Blick zu. „Isch bleibsch net hier! Niemals!“, rief dieser. „Das könnt ihr eusch abschminken.“ Kaum waren diese Worte ausgesprochen, stieß sich das Impergator mit einem kräftigen Sprung vom Boden ab. Die Fluten überspülten sie, kamen aber nach wenigen Herzschlägen wieder an die Oberfläche zurück. Schließlich bewegte sich Impergator mit kräftigen Schwimmstößen vorwärts. Shuu schrie aus voller Kehle, spuckte dem unsympathischen Mann üble Flüche und Verwünschungen hinterher, die aber keine Wirkung herbeiführten. Der Kapitän kehrte nicht zu ihnen zurück, um ihnen zu helfen. Niedergeschlagen schwankte Shuu zu Haruka zurück, die mit jeder Minute nervöser und ängstlicher wurde. „Shuu!“, wisperte das Mädchen furchtsam. „Was…“ Eine Welle brach über die Yacht herein und riss beide von den Beinen. Hart schlugen sie auf dem Boden auf und krümmten sich einen Moment vor Schmerz. „Alles in Ordnung, Haruka?“ Zögernd nickte das Mädchen. „Was sollen wir bloß tun?“, flüsterte sie angsterfüllt. Shuu schwieg und richtete sich wieder auf. Sein Blick heftete an einen dunklen Schatten in weiter Ferne. Binnen weniger Sekunden begriff er und wirbelte panisch herum. „Scheiße!“, fluchte Shuu. Seine Blicke schweiften unruhig umher. Gerade als eine Welle wieder über das Boot hinweg schwappte, schnellte Shuu nach vorn und umfasste ein langes Seil, welches beinahe vom Wasser weggetragen wurde Haruka sah nun ebenfalls die Felswand, die sich einige Meter vor ihnen auftürmte. Ein erschrockener Schrei entfuhr ihrer Kehle. „Shuu! Wir fahren direkt auf die Felsen zu!“ Ihre Stimme hörte sich schwach und zittrig an. Sie schluchzte leise. Es war noch zu früh um zu sterben! Shuu hatte sich währenddessen das dicke Seil um seine Hüfte gebunden und ging nun zu Haruka. Er umfasste ihre Handgelenke. „Vertraust du mir?“ Haruka guckte in seine magisch, grünen Augen. Zögernd bejahte sie die Frage mit einem Nicken. Der Grünhaarige schloss fest seine Arme um sie und gab ihr einen flüchtigen Kuss, bevor er nun auch um Harukas Hüfte den Strick befestigte. „Was hast du vor?“, wollte Haruka wissen. Shuu holte Luft und versuchte seine eigene Nervosität zu verbannen. „Das Seil dient dazu, dass wir uns nicht verlieren“, er hob den Blick. „Klar soweit?“ Abermals nickte Haruka und schaute dem Jungen in die Augen. Sie drückte ihm die Hand. Ja, sie vertraute ihm, aber als eine Erkenntnis ihr in den Sinn kam, wandelte sich das Vertrauen in Entsetzen. „Will-Willst ins Wasser springen?“ Shuu schaute Haruka streng, aber bittend, an. „Willst du lieber an den Felsen zerschellen oder ins Wasser springen?“ Haruka schluckte, schmiegte sich einen kurzen Moment an ihn. Gewiss, er hatte Recht. Entweder würden sie an den Felsen prallen und somit einen schrecklichen Todes sterben oder in den tobenden Fluten. „Shuu“, wisperte Haruka. „Ich habe Angst.“ Shuu wandte sich Haruka zu. „Ich auch.“ Nun gab Shuu seiner Freundin die Hand, damit sie auf die Reling steigen konnte. Der Koordinator tat es ihr nach. „Bist du bereit?“, schrie Shuu gegen den Sturm an und suchte ihre Hand. „Wenn du springst, spring ich auch! Shuu lächelte. Am liebsten hätte er sie jetzt in den Arm genommen und nicht mehr los gelassen, aber eine Welle brach über sie herein und spülte sie ins Meer. Das Seil, ihre Verbindung miteinander, zerriss. Rasch kam Haruka wieder an die Oberfläche zurück, sah sich gehetzt um, aber entdeckte Shuu nicht. „Shuu?!“, rief das Mädchen. „SHUU!!“ Sie versuchte zu schwimmen, wurde aber unter Wasser gedrückt. Sie ruderte mit den Armen, um an die Oberfläche zu kommen. Panik ergriff ihr Herz, wie eine Kralle. Sie konnte nicht! Da spürte Haruka, als Shuu sie an die Oberfläche trug. Ihr Kopf durchstieß das Wasser und schnappte nach Luft. Wieder kam eine Welle und riss Shuu von Haruka los. Er konnte sie nicht mehr sehen! „Haruka! Haruka! Wo bist du?“ Aber der Sturm trug seine Worte fort und verschluckte diese. Voller Panik schaute sich Shuu um. Er hatte Mühe seinen Kopf über Wasser zu halten. Und er hatte Angst. Angst zu Erfrieren. Angst zu Ertrinken. Angst zu Sterben. Doch die einzige Furcht, die wie ein dunkler Schatten über Shuu schwebte, war Haruka zu verlieren. Shuu schloss einen kurzen Moment die Augen, vernahm aber bloß das tobende Meer und das Dröhnen des wütenden Sturmes. Plötzlich aber nahm einen keuchenden Atem war, und Hoffnung durchströmte seinen Körper. Mit kräftigen Schwimmzügen bewegte er sich auf Haruka zu, die schwer atmend an die Oberfläche gekommen war. „Haruka!“, rief der Grünhaarige. „Sag was!“ Doch Haruka war zu schwach um Shuu zu antworten. Ihre Stimme versagte. Ihr Mund formte nur wage Wörter, die Shuu nicht deuten konnte. Dann überschwemmte eine riesige Welle die Jugendliche und wurden in die Tiefen des Meeres gezogen. Mit aller Kraft versuchten sie gegen den Druck, der auf ihnen lastete, anzukämpfen, aber ihre Reaktionen wurden immer schwächer, langsamer, bis die Farben vor ihren Augen verschwammen. Bloß einen wagen Schatten, der auf sie zu schnellte, nahmen Haruka und Shuu noch war, bis ihnen gänzlich schwarz vor Augen wurden. Kapitel 4: Der Tag nach dem Unwetter ------------------------------------ Endlich ist mal ein neues Kapitel online. xx' Hatte so einige Probleme an der FF weiterzuschreiben... Keine Ideen... Unzufriedenheit... Keine Lust... Blaaa... So'n Zeug halt. Hoffe es gefällt trotzdem. =) 4. Kapitel Der Tag nach dem Unwetter Strahlender Sonnenschein war, als sich das schreckliche Unwetter verzogen hatte. Keine Unheil bringenden Wolken trieben mehr am Firmament und auch die See war wieder friedlich. Wellen brachen sich am Ufer. Gellende Vogelschreie zogen über die weite Landschaft hinweg, und Pokémon sammelten sich am Strand, der sich als gelbbrauner Strich an der Küste entlang zog. Ein hasenähnliches Pokémon wagte sich vorsichtig vor, beschnupperte die reglosen Gestalten, die im Sand lagen, wich aber erschrocken zurück, als es den Geruch erkannte: Menschen! Dort lagen zwei Menschen, die sich nicht bewegten! Doch da! Die Finger des Menschenweibes zuckten und gruben sich in den Sand. Haspiror wandte den Kopf, als nun auch das Männchen sich zu regen begann. Langsam fühlte es sich in der Gegenwart dieser seltsamen Kreaturen unwohl und rannte davon. Schwer hustend versuchten sie sich vom Boden aufzustemmen, doch ihre Kräfte schwanden, bei dieser Anstrengung. „Ha-Haruka…“, wisperte Shuu schwach und suchte die ihm bekannte, warme Hand. Das Mädchen stöhne vor Schmerz, als sie ihre Kräfte sammelte und schaffte sich aufzusetzen. Ihr Körper schmerzte. Jede Faser ihres Leibes brannte. Shuu sollte es nicht anders ergehen. In der letzten Nacht mussten Shuu und Haruka eine schreckliche Erfahrung erleben. Sie standen auf der Schwelle zum Tod. Und so war es ein Wunder, dass sie noch lebten. „Wie… Wie fühlst du dich?“, wollte der Koordinator wissen. Haruka hustete schwer, bevor sie antwortete. „I-Ich weiß nicht… genau…“, stammelte die Angesprochene. „Wie konnten wir nur überleben?“ Haruka fasste sich an den Kopf, so als würde ein Schmerzanfall sie unerwartet heimsuchen. Erinnerungen… Schemenhafte Erinnerungen kehrten zurück. Ein Schatten! Eine riesige Kreatur! „Shuu!“, hauchte das Mädchen, versuchte aufzustehen und wankte zu ihm. „Dieser Schatten… Erinnerst du dich?“ Verwirrt blickte Shuu seine Freundin an. „Welchen Schatten?“ Haruka wich seinem Blick nachdenklich aus. Hatte sie sich geirrt? „Bevor wir bewusstlos wurden…“, begann sie. „D-Da war ein Schatten… ich bin ganz sicher.“ Shuu lächelte schwach. „Das hast du dir eingebildet“, meinte er, bereute es aber gleich wieder, als er den Satz ausgesprochen hatte. „Woher willst du das wissen?“, keifte Haruka. „Willst du damit sagen, dass ich mir das wirklich eingebildet habe?“ Sie funkelte ihn aus bösen Augen an. „Schon gut. Ich habe es nicht so gemeint“, versuchte der Grünhaarige Haruka zu beruhigen. „Jetzt müssen wir erstmal in die nächste Stadt.“ Haruka nahm nun ihre Umgebung in Augenschein. „Glaubst du, wir sind in Shinou?“, fragte sie. Der Angesprochene schwieg und schien über die Frage nachzudenken. Sein Gefühl sagte ihm, dass sie an ihrem Ziel angekommen waren. „Ich weiß nicht…“ Shuu erhob sich und half schließlich Haruka auf die Beine zu kommen. Ihre Klamotten waren inzwischen getrocknet, aber immer noch voller Sand und Dreck. „Also gut…“, sagte der Koordinator langsam. „Welche Richtung sollten wir?“ Haruka aber war bereits vorgelaufen, als sie etwas entdeckt hatte. „Shuu! Da!“ Sie deutete in weiter Ferne auf ein hohes Gebäude, einen Wolkenkratzer gleich. „Da ist eine Stadt!“ Shuu folgte ihr und hielt neben ihr inne. „Gut, werden wir wohl dahin gehen.“ Nun setzten sich Shuu und Haruka in Bewegung. Sie wussten nicht, wie weit es wirklich noch bis zur nächsten Stadt war, aber der Hunger und der Durst trieb sie an. Außerdem wollten sie sich irgendwo gänzlich erholen. Die Jugendlichen waren schon eine ganze Weile unterwegs gewesen. Um genau zu sein, waren sie schon zwei Stunden ohne Pause durch die grünen Wiesen gewandert. Noch immer hatten Shuu und Haruka die nächste Stadt nicht erreicht. Diese Tatsache stimmte sie gereizt. Miteinander sprachen sie kaum oder gaben nur knappe Antworten, wenn der Andere eine Frage stellte. Schließlich machten sie endlich Rast. Es war bereits Abend geworden, und der Mond spendete der Umgebung spärlich Licht. Sie entzündeten ein Lagerfeuer, welches die Kälte aus ihrem Körper vertrieb. Die Nacht war ungewöhnlich kalt und auf eine bestimmte Weise sogar unheimlich. So empfand es jedenfalls Haruka. Obwohl ihr Hunger groß war, fand sie nicht die Ruhe zum Essen. Ein heiserer Noctuhschrei zog sich durch den Wald und verklang in der Ferne. Unwillkürlich zuckte Haruka zusammen und blickte zu Shuu, der ein leises Lachen von sich gab. „Fürchtest du dich etwa in der Dunkelheit?“ In seinen Augen war ein Schimmer von Spott zu erkennen „Ne-Nein.“ Shuus Lippen verzogen sich zu einem verspielten Grinsen. „Wenn du meinst“, meinte der Koordinator. Zwischen Shuu und Haruka kehrte wieder Ruhe ein, nur die nächtlichen Geräusche drangen an ihre Ohren. Das Mädchen aber mochte dem Frieden nicht trauen. Irgendetwas lag in der kühlen Luft, doch sie konnte nicht deuten, was es mit diesem Gefühl auf sich hatte. War es vielleicht Gefahr? Was auch immer es war, es raubte ihr jedenfalls den Schlaf. Die Augen schweiften zu Shuu. Haruka lächelte. Zusammengerollt, wie eine Katze, lag er auf dem Boden neben dem Feuer und schlief. Dann, nachdem Haruka lange wach war, überkam sie nun endlich die Müdigkeit und riss sie in einen traumlosen Schlaf. Schon früh erwachte Haruka aus einem unruhigen Schlaf. Oft war sie in dieser Nacht aufgeschreckt und ist anschließend in einem friedlosen Schlaf gekommen. Das Mädchen streckte sich und gähnte herzhaft. Dann glitt ihr Blick zu ihrem Freund, der noch immer schlief. Da es noch früh am Morgen war, entschloss sich Haruka die Umgebung in Augenschein zu nehmen. Sie mochte ungern ihren Freund wecken und wollte nun diese Zeit nutzen, um alleine etwas zu unternehmen. So schlenderte sie los. In der Dunkelheit des letzten Abends hatte sie gar nicht wahrgenommen, dass sie an einem Waldrand übernachtet hatten. Die letzten Bäume des Waldes grenzten an einer weit läufigen Wiese, durch die sich ein kleiner Bach seinen Weg suchte. Es war ruhig und friedlich hier, obwohl Haruka die Stille angenehm empfand. Ein leises Sirren hörte Haruka in ihren Ohren und richtete ihren Blick auf ein rotes Käferpokémon, welches im hohen Gras hockte. Was ist das für ein Pokémon?, fragte sich das junge Mädchen und griff ohne weiteres zum Pokédex, der sonst sich in ihrer Hüfttasche befand, hatte aber die Tasche im Nachtlager gelassen. „Mist“, fluchte das Mädchen. „Ich habe ja die Tasche ja bei Shuu gelassen.“ Ein weiteres unbekanntes Pokémon zog ihre Aufmerksamkeit auf sich. Ein kleines, grünes Pokémon, das einer Knospe ähnelte, schien ihre Ankunft nicht bemerkt zu haben. Eine altertümliche Freude ließ ihr Herz auf hüpfen, als sie merkte, dass der Wald belebt von shinou’schen Pokémon war. Während sie die Pokémon beobachtete, verging die Zeit rasch, und so verweilte das Mädchen nicht länger an diesem Ort. Stattdessen suchte sie in der nahen Umgebung des Lagers nach Obst und essbaren Beeren. Dann kehrte sie mit einigen Früchten, die sich verzehren ließen, ins Lager zurück. Shuu war bereits erwacht und erwartete Haruka. „Wo warst du, Haruka?“, wollte Shuu wissen. Die Brünette legte die Früchte auf dem Boden. „Ich hab mich einwenig umgesehen“, erwiderte sie. „Falls das noch erlaubt ist.“ Sie funkelte ihn mit ihren blauen Augen an. Shuu schnippte eine Strähne zurück. „Du hättest mir Bescheid sagen sollen.“ „Du hast geschlafen“, rechtfertigte sich Haruka. „Ich wollte dich nicht wecken.“ Sie setzte sich auf den Boden und wählte einen besonders roten Apfel aus ihren Obsthaufen, den sie zusammen gesucht hatte. „Außerdem habe ich einige interessante Pokémon gesehen.“ Der Grünhaarige beließ es dabei und besann sich ebenfalls darauf sich zu stärken. Er hörte geduldig Harukas Erzählungen, die sein Interesse weckten. „Ich freue mich richtig darauf noch andere Pokémon zu sehen.“, beendete Haruka dieses Gespräch. Der Junge nickte nur zustimmend und wieder kehrte das Schweigen zwischen ihnen ein. Haruka kratzte währenddessen die Reste des Obstes zusammen und verstaute sie als Leckerbissen für unterwegs. Tja, man weiß ja nie, ob man auf dem Weg Hunger bekommt oder nicht. Wenigstens eine Kleinigkeit, die als Notration diente. Letztendlich war Haruka fertig und Shuu erwartungsvoll ansah. „Willst du wieder aufbrechen oder noch etwas ausruhen?“, fragte sie. „Aufbrechen“, erwiderte der Koordinator. „Auch wenn ich nicht weiß, wie lang noch der Weg ist.“ „Dann lass uns gehen“, sagte Haruka. „Vielleicht kommen wir ja schon heute Abend in der Stadt an.“ Mit diesen Worten standen sie auf und verstauten ihre Habseligkeiten. Sie erreichten nach kurzer Zeit einen Trampelpfad, der allem Anschein nach nicht oft benutzt wurde. Der Sturm der vorletzten Nacht hatte sogar einige Bäume entwurzelt, die nun ihnen den Weg versperrten. Sie hatten zwar schon gesehen, dass der Sturm einige Bäume und Sträucher zerstört und umgeworfen hatte, aber das das Unwetter solche Schäden verursacht hatten, hätten sie sich nicht vorstellen können. „Und jetzt?“, erkundigte sich Haruka ratlos, während sie sich umsah. Vielleicht entdeckte sie ja eine Möglichkeit ihren Weg fortzusetzen? „Müssen wir wohl wieder zurückgehen und einen anderen Weg suchen“, meinte Shuu. In diesem Moment ertönte ein leises Wimmern unter den schweren Ästen des Baumes. Erschrocken sah Haruka auf. „Was war das?“, fragte das Mädchen. Das Jammern erstarb wieder. Shuu zuckte die Schultern. „Keine Ahnung.“ Und wieder begann ein jammervolles Weinen. „Da ist doch was!“, rief Haruka und lief an den Baum entlang. Die wimmernden Geräusche kamen näher. „Da ist ein Pokémon eingeschlossen“, rief Shuu. Ohne zu zögern, warf Haruka ihren Oberkörper gegen den schweren Baumstamm, der wohl mehrere Kilo wiegen mochte. Shuu half mit, aber immer noch ließ sich der Baumstamm noch nicht bewegen. Keuchend rang er um Atem. „Das… Das hat keinen Zweck“, sagte Shuu. „Denkst du, dass ich so schnell aufgebe?“ Ihre Dickköpfigkeit in allen Ehren, ehrgeizig ist sie ja, dachte Shuu. Aber ob Sturheit in dieser Situation hilft? Haruka aber gab keinesfalls auf, sondern griff nun Gallopas Pokéball, die mit ihrer Körperkraft den Stamm verrücken konnte. Einen erleichterten Jauchzer stieß sie aus, als dieser Versuch ihr glückte. „Haruka!“, rief Shuu seine Freundin zu sich. „Sieh dir das an.“ Interessiert trat Haruka zu Shuu, der neben dem Baumstamm hockte. Er deutete auf eine tiefe Grube, die unter dem schweren Stamm verborgen. Was sich darunter versteckte, silbern schimmernd und vor Angst zitternd, hatte Haruka nicht erwartet – ein kleines Lugia! Kapitel 5: Unbeschwerte Kindheit -------------------------------- Es ist wieder soweit! Ein längeres Kapitel ist endlich wieder da. Es hat mir viel Spaß gemacht das Kapitel zu schreiben. =D Have Fun! 5. Kapitel Unbeschwerte Kindheit Ein leises Wimmern kam aus der Richtung Lugias. Es schien noch sehr jung zu sein. Es jammerte kläglich und duckte sich ängstlich, als es die Menschen vor seinem Versteck sah. Haruka versuchte es zu beruhigen. „Es ist alles gut. Wir tun dir nichts“, sagte sie mit ruhiger Stimme. Lugias Klagen erstarb, und mit schreckensgeweiteten Augen sah es Haruka beinahe neugierig an. Das Mädchen lächelte. „Ganz ruhig. Wir wollen dir nichts Böses.“ Vorsichtig streckte das Mädchen ihre Hand nach dem Babylugia aus, doch dieses zuckte unwillkürlich zusammen und winselte leise. „Haruka, irgendetwas scheint nicht in Ordnung“, meinte Shuu, als sich seine Freundin wieder aufrichtete. Es ergab keinen Sinn das Kleine weiter zu verängstigen. Wortlos nickte das Mädchen und wandte sich von Lugia ab. „Was hast du vor?“ „Shuu, dir ist klar, dass wir es nicht hier lassen können“, sprach Haruka, der ein knappes Nicken entgegnete. Interessiert beobachtete Shuu Haruka, die sich auf einem umgestürzten Baum niedersetzte. Entfernt genug, dass einige Meter das Mädchen von dem Pokémon trennten, welches sie neugierig ansah. Es öffnete sein Maul und jaulte leise. Nachdem keine Reaktion auf sein Jammern kam, war Lugia die Grube hinauf gekrabbelt, die ihm zum Verhängnis geworden war. Vorsichtig bewegte es sich auf Haruka zu, hielt dann jedoch inne, als sich Shuu regte. Ihre Nüstern blähten sich, während das Pokémon Luft ausstieß. „Setz dich irgendwo hin“, forderte Haruka ihren Freund flüsternd auf. Shuu sah sich um. Wo sollte er sich hinsetzen? Dann entschied sich der Junge zu Haruka zu gehen. Langsam schritt er auf sie zu und setzte sich neben sie nieder. Lugias Leib entspannte sich und blickte sie mit lebhaften Augen an. Erneut näherte sich das Pokémon Haruka, bis sie nur noch eine Armlänge voneinander entfernt waren. „Du bist wohl doch nicht so ängstlich, wie du sein wolltest, was?“, lächelte sie und versuchte abermals die Hand nach dem jungen Lugia auszustrecken. Dieses wich kurz zurück, beschnupperte ihre Hand und schmiegte seinen kleinen Kopf in ihre Hand. Einen kurzen Moment glaubte das Mädchen, dass ein zehrendes Schwindelgefühl nach ihrem Bewusstsein griff, welches jedoch gleich wieder verebbte. Schnell hatten Shuu und Haruka das Vertrauen des jungen Lugias gewonnen. Nach einer knappen Stunde zeigte es sich willig und folgte ihnen mit tapsigen Schritten. Doch ihnen fiel auf, dass das Kleine einen Flügel, den Rechten, nur hinter sich herschleifte. Shuu vermutete, dass der Flügel unter dem Baumstamm eingeklemmt worden war. „Kannst du etwas feststellen?“, wollte Shuu wissen. Im letzten halben Jahr hatte Haruka im Pokémon Center gearbeitet, und so viel Wissen über Pokémonmedizin erlangt. „Nein, beim Abtasten habe ich nichts gefühlt, was auf einen Bruch hindeuten könnte.“ Sie machte eine kurze Pause, bevor sie hinzufügte: „Ich schätze eher eine Verstauchung.“ Haruka tröstete Lugia, indem sie es streichelte. „Du hast sicher Hunger.“ Neugierig schaute Lugia das Mädchen an, quiekte eifrig und flatterte mit dem gesunden Flügel. „Leider haben wir nichts mehr“, meinte Shuu schmunzelnd. „Das Kleine hat einen Appetit wie drei Erwachsene.“ Seine Stimme klang schon fast vorwurfsvoll. „Shuu! Das Kleine ist noch in seinem Wachstum. Verübelst du ihm etwas, dass es soviel Hunger hat?“, tadelte sie an. Shuu schnippte sich eine Strähne aus dem Gesicht und sah sie kühl an, bevor er sich abwandte und im Wald verschwand. Wohin haut er denn jetzt ab?, dachte Haruka wütend, wurde aber mit einem Stupsen Lugias wieder einwenig besänftigt. Shuu wanderte einwenig durch den umliegenden Wald. Es war ruhig, außer den Vogelschreien, die durch die dicht bewachsenen Böschungen hallten. Doch aus irgendeinem Grund war der Koordinator wütend und wusste nicht, ob auf sich selbst oder Haruka. Seit dem Sturm lagen nun zwei Tage zurück, und obwohl sie dieses Abenteuer überstanden hatten, war das Verhältnis zwischen dem jungen Paar trotzdem angespannt geblieben. Jetzt wusste Shuu nicht, wie er sich ihr gegenüber verhalten sollte. Wieder so wie früher oder sollte er sie einfach in Ruhe lassen? Shuu zweifelte an Harukas Zuneigung zu ihm, und dieser Gedanke hüllte sein Herz ein wie ein dunkler Schleier. Was, wenn sie tatsächlich nichts mehr für ihn fühlte? Eine ganze Weile nagten seine Gedanken an dieser Vorstellung, schließlich verdrängte er diese negative Einstellung. Shuu schritt gemächlich einen Pfad entlang und genoss es wieder mal alleine zu sein, obwohl ihm die Nähe zu Haruka sehr gut getan hatte. Unbewusst hatte Shuu eine recht weite Strecke zurückgelegt. Er war immer noch im Wald, das stand fest. Bevor der Junge seinen Weg fortsetzen konnte, vernahm er ein warnendes, grimmiges Knurren. Wie von selbst, drehte der Grünhaarige seinen Kopf zu Boden. Zum Vorschein kam ein kleines, blaues Pokémon, welches einwenig hündisch aussah. Doch es schien gar nicht freundlich gesinnt zu sein, denn es kläffte Shuu erbost an. Dieser wich einwenig zurück und holte den Pokédex hervor, der wundersamer Weise heil geblieben war. „Sheinux – Das Flacker-Pokémon: Die Vorderbeine dieses Pokémons stellen über die Muskeln Elektrizität her. In Gefahr blenden sie ihre Gegner mit ihrem Fell und flüchten.“ Die Stimme von Pokédex erstarb, nachdem Shuu das Gerät zuklappt hatte. Interessantes Pokémon, dachte sich Shuu und betrachtete das kleine, immer noch wütende, Pokémon. Schließlich griff Shuu und warf den rot-weißen Pokéball auf das Pokémon, welches den Ball einfach mit dem Schweif zurückschlug. Eine Drohung, welches einem Fauchen ähnlich war, erklang. Wehrhaft war es also schon Mal! „Du willst also kämpfen? Den kannst du haben“, meinte Shuu ruhig. „Nachtara, los!“ Das nachtschwarze Pokémon löste sich aus dem Pokéball und machte sich bereit, als es das gegnerische Pokémon erblickte. „Ruckzuckhieb!“ Nachtara duckte sich und griff Sheinux blitzschnell an, aber dieses duldete den Angriff. Anschließend wurde das fremdartige Pokémon von Funken umhüllt, während es auf Nachtara zu sprang. Einen Schrei stieß die Nachtkatze aus. Das Nachtaramännchen strauchelte und hechelte leicht. „Spukball, los!“ Das schwarze Pokémon legte den Kopf in den Nacken, während sich ein schwarzer Energieball vor seinem Maul formte und beständig heranwuchs. Hernach schleuderte er diesen auf Sheinux, welches nicht in der Lage war auszuweichen. Rücklings schlug der kleine Löwe auf dem Boden auf. „Und jetzt beende es mit Ruckzuckhieb!“ Nachtara stieß sich rasch ab und tackelte Sheinux kraftvoll, das durch die Wucht der Geschwindigkeit gegen einen Baum prallte. Schließlich blieb es regungslos liegen. Diese Gelegenheit nutzte Shuu und warf einen weiteren, leeren Pokéball auf das Pokémon. Sheinux stieß einen erschrockenen Schrei aus, war allerdings zu schwach um sich gegen den Sog des Balls zu wehren, der bewegungslos liegen blieb. Shuu hob den Pokéball auf und sah stolz auf seinen Fang herab. „Mein erstes Pokémon in Shinou!“ Inzwischen war Lugia auf Harukas Schoss eingeschlafen. Es war sehr müde geworden und war mitten beim Spielen fest eingedöst. Während Haruka auf ihren kleinen Schützling herab sah, begann sie Lugia wirklich ans Herz zu schließen. Doch ihr war noch immer nicht klar, woher das Miniatur-Lugia überhaupt stammte. War es in Folge des Sturms von seiner Mutter getrennt worden? War der Mutter vielleicht etwas passiert? Welche Pflichten kamen jetzt auf Haruka und Shuu zu? Musste Lugia mit auf ihre Reise kommen? Die beiden Jugendlichen konnten unmöglich das Junge im Stich lassen. Immerhin gehörte es zu den legendären Pokémon! So genannte Pokémon-Wilderer würden sich die Finger nach einem solchen Pokémon lecken um es einzufangen und für teures Geld zu verkaufen. Es war so kostbar, das man sich dessen Wert gar nicht vorstellen konnte. Haruka sah jedoch in diesem quirligen Pokémon, ein junges, verspieltes Baby, welches noch in seinem Wachstum war und unbedingt Schutz brauchte. Vorsichtig regte sich das Mädchen und legte Haruka Lugia auf den Boden, was allerdings nicht funktionierte, denn das Junges wurde schlagartig wieder wach. „Oh entschuldige!“, sagte die Braunhaarige, während Lugia leise quengelte. Tröstend tätschelte Haruka Lugias Kopf. Das sie seinen Schlaf gestört hatte, vergaß das Kleine rasch und schmiegte sich an ihre Hand. „Du bist süß“, sagte Haruka lächelnd, erhob sich dann aber und blickte sich um. „Ich wundere mich, wo Shuu ist… Er ist schon seit einiger Zeit weg.“ Nun schaute Haruka wieder Lugia an. „Ob wir ihn suchen gehen sollen?“ Lugia erwiderte einen fragenden Blick und quietschte leise. Nicht nötig!“, erklang eine Stimme hinter ihr. Am Waldrand erschien Shuu, der von seinem Alleingang zurückgekehrt war. Haruka seufzte erleichtert auf, sah ihn im selben Moment wieder ernst an. „Wo warst du, Shuu? Ich hab mir Sorgen gemacht!“ Der Angesprochene zuckte mit den Schultern. „Ich kann schon ganz gut auf mich alleine aufpassen“, antwortete der Grünhaarige gleichgültig. Haruka schwieg. Sie konnte ihm ja keinen Vorwurf machen, denn Shuu hatte das Recht sie eher kühl zu behandeln. „Tut mir Leid wegen vorhin.“, murmelte Haruka leise. Shuu blickte seine Freundin an und winkte nur barsch ab. „Schon gut.“ Der seltsame Tonfall missfiel Haruka aber nicht. Er klang irgendwie… seltsam. Sie machte sich Sorgen, zeigte es aber Shuu nicht offensichtlich. Als dann auch noch das blaue Elektropokémon Sheinux hinter Shuu erschien, weiteten sich Harukas Augen noch mehr. „Du hast ein Pokémon gefangen?“ Shuu nickte zustimmend. „Siehst du doch. Ein Sheinux.“ Gegen ihren Neid ankämpfend, richtete Haruka ihren Blick wieder zu ihrem Freund. „Hast du etwas zu essen gefunden?“, lenkte sie das Gespräch ab. „Nur Beeren und einwenig Obst. Das war’s“, erwiderte Shuu und legte seine essbare Fracht vorsichtig ab. Lugia stierte gierig auf den Obsthaufen, schaute dann Schweif wedelnd zu Haruka hinauf. „Du hast schon genug, Kleines.“ Traurig senkte Lugia den Kopf und winselte leise. Shuu beugte sich über das Obst und fischte zwei blaufarbene Beeren heraus. „Hier, esst die.“ Er hielt Lugia und Sheinux eine Sinelbeere entgegen. Der kleine Löwe schnupperte und verschlang rasch die Beere. Lugia wich vor Shuu zurück und hüpfte schüchtern hinter Haruka. Missmutig verzog Shuu die Lippen und sah Lugia enttäuscht an. War er so Angst einflößend? Haruka lachte leise und kniete sich neben ihren Schützling. „Er tut dir nichts“, munterte sie Lugia auf. „Geh ruhig zu ihm.“ Ungläubig starrte das kleine Pokémon sie an, jaulte anklagend, überwand jedoch seine Furcht und stakste zu Shuu. Es starrte noch immer die Sinelbeere an, die Shuu ihm reichte, und schnappte gierig nach der Beere. Mit einem Mal schluckte es die Sinelbeere herunter. Anschließend kehrte Lugia an Harukas Seite zurück und schmiegte sich an sie. Die Enttäuschung, die auf Shuus Gesicht lag, sah die Koordinatorin, als sie aufblickte. „Immerhin ein Anfang.“ Shuu nickte. „Wir sollten weiter. Die Zeit rennt uns davon. Außerdem“, seine Augen schweiften wieder zu Lugia, welches wieder davon getrollt war und etwas zum Spielen gefunden hatte. „sollten wir Professor Odamaki wegen ihm anrufen.“ Zustimmend nickte Haruka. „Lugia! Wir müssen weiter. Komm jetzt!“, rief sie mahnend. Lugia war von zwei Smettbos sehr fasziniert gewesen und schaute erst auf, als Haruka ihn mahnend zu sich holen versuchte. Leicht quiekend folgte Lugia den Jugendlichen. Auf ihrem Weg zur nächsten Stadt munterte Lugia die beiden Jugendlichen auf. Entweder blieb es zurück und trieb Unsinn, oder es huschte vor und wartete geduldig auf sie. Als hätten sie sich ewig nicht gesehen, kuschelte sich Lugia an Haruka und tapste ihr brav hinterher. Kurze Zeit später lichtete sich der Wald, und Haruka und Shuu kamen auf eine gepflasterte Straße auf der einwenig Betrieb war. Haruka hatte Lugia angewiesen sich nur zu zeigen, wenn keine weiteren Menschen zu sehen waren. Es war zu riskant, als dass sie ihren Schützling frei herumlaufen lassen konnte. Und Lugia verstand ihre Bedenken und befolgte ihren Anweisungen. Nachdem Haruka sich nach dem Weg erkundigt hatte, kam sie zurück zu Shuu gerannt. „Es ist nicht mehr weit“, berichtete sie. „Die nächste Stadt ist Jubelstadt. Dort sollten wir ins Pokémon Center gehen.“ „Was machen wir mit Lugia?“, wollte er wissen. Haruka seufzte. Daran hatte sie gar nicht gedacht! „Ich weiß nicht…“ Sie stockte und grübelte. „Du bleibst erstmal mit Lugia hier. Ich werde im Center dann mit Schwester Joy und dem Professor sprechen.“ Fast hätte sich Shuu schon einwenig auf die Erholung gefreut, aber nun musste er auf ein kleines Baby Acht geben. Doch er willigte mit einem knappen Nicken ein. Gesagt, getan. Kurz vor Jubelstadt belehrte Haruka ihrem kleinen Waisenkind, das es auf Shuu hören musste. Lugia legte den Kopf schief und blickte das Mädchen fragend an. Doch im Inneren hatte sie verstanden, was Haruka ihr aufgetragen hatte. So versteckte sie sich mit Shuu in einem Gebüsch, abseits von der Straße und der nächsten Stadt. Ruhigem Gewissens konnte Haruka losziehen, hoffte inständig, dass Lugia den Grünhaarigen nicht auf die Palme brachte. Hoffentlich geht alles gut, schoss es ihr durch den Kopf, setzte aber ihren Weg weiter fort. Je näher sie der Stadt kam, desto weniger wurde der Wuchs von Bäumen und Büschen. Schon bald gelangte Haruka auf dem direkten Wege nach Jubelstadt, einer großen und belebten Stadt. Einige Menschen waren auf der Straße, die auf dem Weg zum großen Platz waren. Am heutigen Tag fand der Markt statt. Nicht nur Touristen und Trainer tummelten sich in den Straßen, sondern auch Geschäftsleute und Anwohner der Stadt. Vor einem besonders großen Gebäude, welches mit einem großen Bildschirm versehen war, standen drei Clowns um Touristen in ihr Geschäft zu locken. „Kommt her! Kommt her!“, riefen sie. „Eine neue und einzigartige Erfindung bieten wir Ihnen an! „Der Pokétch mit seinen fabelhaften Features!“, brüllte ein Anderer. „Er bietet ihnen so viel, die sie im Alltag gebrauchen! Von einer Digitaluhr bis zum Taschenrechner! Alles was sie benötigen in einem Gerät!“ Haruka stoppte und hörte der Werbung den bunt bemalten Clowns aufmerksam zu. Gerade tänzelte einer von ihnen auf sie zu, als ihr gerade noch einfiel, warum sie war, aber sie konnte dem Mann nicht mehr aus dem Weg gehen. „Junges Mädchen! Du siehst aus, als ob du unbedingt dieses Gerät brauchst“, säuselte er. Haruka lachte verlegen und winkte nur ab. „Tut mir Leid, aber ich habe es ganz eilig! Vielleicht später!“ Mit diesen Worten rannte sie fort. Die Rufe des Clowns hallten ihr hinterher. „Heh! Bleib hier! Ich wollte dir einen super-spitzen-klasse Angebot machen!“, meinte er rufend. „Bleib stehen!“ Haruka hörte nicht darauf und bahnte sich den Weg durch die Menschenmenge bis zum Pokémon Center hin. Die Tür öffnete sich, als sie den Eingang passierte. Wie auf den Straßen Jubelstadts, war auch im Pokémon Center reger Betrieb. Viele Trainer waren dort, ruhten sich für ihre Weiterreise aus oder warteten darauf, dass die Behandlungen ihrer Pokémon schnell vorüber waren. Zielstrebig trat Haruka an die Theke an der Schwester Joy stand. „Schwester Joy! Wo sind die Telefone?“ Die Pokémon Krankenschwester sah auf und lächelte. „Einfach um die Ecke! Dann findest du sie direkt.“ Haruka nickte. „Vielen Dank!“, sagte sie hastig und schritt eilig in die besagte Ecke. „Hey? Was ist denn los?“, rief Schwester Joy hinterher, aber auch sie beachtete Haruka nicht. Misstrauisch sah sich die Koordinatorin um. Niemand war gerade bei den Telefonen, sodass es ihr die Geheimnistuerei erspart blieb. Sie erschrak, als Haruka bemerkte, dass Schwester Joy ihr gefolgt war. „Ich erkläre es ihnen sofort.“ Rasch wählte sie die Nummer des Professors, die sie auswendig konnte, und hoffte, dass er zu dieser Zeit im Labor war. Es dauerte nicht lange, bis Odamaki am Bildschirm erschien. „Oh, hallo Haruka! Ich habe gerade an dich gedacht“, begrüßte der Professor sie, hielt kurz inne, als er ihr bedrücktes Gesicht sah. „Was ist denn los? Du machst so ein trauriges Gesicht. Ist etwas passiert?“ Bekümmert verzog Haruka das Gesicht. „Es ist in den letzten Tagen so viel passiert, Professor“, gestand Haruka mit einem schiefen Lächeln. „Gut, gut, alles nach der Reihe…“ Er machte eine Pause. „Deine Eltern machen sich große Sorgen um dich, denn sie haben von dem Unwetter an der Küste von Shinou gehört. Selbst hier waren die Auswirkungen zu spüren. Was war bloß los?“ Haruka starrte den Professor wortlos an und gleichzeitig auch überrascht. Das üble Wetter war sogar selbst in Hoenn noch zu spüren? Welche dermaßen Auswirkungen hatte das Unwetter bloß gehabt? „Haruka? Alles in Ordnung mit dir?“, wollte der Professor wissen. Die Angesprochene schreckte aus ihren Gedanken hoch. „Hä, was?“ Professor Odamaki lächelte. „Uns geht’s gut, Shuu und mir. Es ist nur einiges passiert… Zuerst sind wir in diesen Sturm geraten, denn wir nur knapp überlebt hatten… Und…“ Das Mädchen wich einen Herzschlag lang seinen Blicken aus. „Obwohl ich höllische Angst hatte, hat er mir Mut gemacht und mir die Kraft gegeben dieses schreckliche Erlebnis zu überstehen.“ „So was nennt man Liebe, Haruka“, erwiderte Professor Odamaki. „Wenigstens habt ihr beide diesen schrecklichen Sturm überlebt. Gemeinsam.“ Das letzte Wort betonte der Mann besonders. Die Aufmunterung tat Haruka gut. Sie sah kurz zu Schwester Joy, die etwas entfernt von ihr weg stand. „Der eigentliche Grund warum ich angerufen habe ist, dass Shuu und ich ein mutterloses Pokémon gefunden haben.“ Der Professor und Schwester Joy horchten auf. „Um welches Pokémon handelt es sich?“, erkundigte sich die Krankenschwester. „Um ein junges Lugia.“ Während dieses Gesprächs saßen Shuu und das ihm anvertraute Findelkind weit ab von den belebten Straßen. Lugia, welches sich in Harukas Abwesenheit ruhig verhalten hatte, hatte sich auf dem Boden zusammen gerollt und hielt ein Nickerchen. Über diese Ruhe war Shuu froh, denn er hatte es sich schwieriger vorgestellt auf das kleine Energiebündel aufzupassen. Lugia schlief fest und regte sich zunächst nicht. Zunächst! Nach kurzer Zeit wurde das Miniatur-Lugia wach und langsam aktiv; streunte und tollte umher. Dabei strapazierte es deutlich Shuus Nerven. „Bleib hier!“, fluchte dieser und rannte gerade hinter dem Jungtier her. Lugia quiekte vergnügt und fasste diese kleine Verfolgung, als eine Art Fangen spielen auf. Jedenfalls hatte Shuu schon nach kurzer Zeit keinen Atem mehr und beendete das „Spiel“ auch wieder. Lugia flatterte nur aufgeregt mit den Flügelchen und versuchte Shuu zum weiteren Spiel aufzufordern, was allerdings nicht glückte. Darum blickte sich Lugia neugierig um, um eine neue Beschäftigung zu suchen. Haruka erklärte dem Professor und Schwester Joy wie Shuu und sie das Lugia gefunden hatten. Sie ließ kein Detail aus, was sie mit Lugia bereits erlebt hatten und das Lugia an ihr, Haruka, sehr hing. Nachdem das Problem offensichtlich war, fragte das Mädchen den Professor: „Wir können Lugia unmöglich alleine lassen. Wieder aussetzen möchte ich es nicht. Es würde das nicht verstehen. Außerdem wäre es in Gefahr.“ Beide, der Professor und die Pokémon Krankenschwester, schwiegen und grübelten anscheinend über diese Tatsache nach Schließlich blickte Professor Odamaki Haruka ernst an. „Du wirst nicht darum herum kommen, es mit dir mit zu nehmen auf deine Reise. Deine Aufgabe, als Ersatzmutter für das Junge, ist dafür zu Sorgen, das es wachsen und Erfahrungen sammeln kann.“ Zustimmend nickte Schwester Joy. „Der Professor hat Recht.“ Nur einen kurzen Blick auf die Erwachsenen werfend, blickte sie auf den Boden. „Das heißt… Ich muss es… fangen?“ Der Professor bejahte die Frage mit einem Kopfnicken. „Das ist die einfachste Möglichkeit, die dir zur Verfügung steht.“ Haruka wich dem Blick. Es leuchtete ihr ein, dass sie Lugia sorgen musste, aber gleich fangen? Das ist die einzige sichere Möglichkeit, die dir bleibt“, fügte Schwester Joy hinzu. „Mir bleibt wohl keine andere Wahl“, sagte sie, nicht darüber erfreut es fangen zu müssen. Bedeutete dies nicht, dass sie ihm seiner Freiheit beraubte? „Das wirst du schon schaffen, Haruka“, munterte der Professor sie auf. „Triff dich ihm Sandgemme mit Professor Nanakamado. Er hat dort sein Labor und wird euch sicherlich gerne empfangen. Er wird dir mehr über Lugia erzählen.“ Haruka bedankte sich herzlich. „Vielen Dank, Professor.“ Dieser lächelte freundlich. „Keine Ursache. Versprich mir aber, dass du noch mit deinen Eltern telefonierst. Tschüss!“ „Mache ich. Natürlich. Auf Wiedersehen, Professor.“ Der Bildschirm wurde schwarz und Haruka drehte sich zu Schwester Joy. „Ich werde Lugia hierher bringen. Ich glaube, es ist nämlich verletzt. Kümmern sie sich um das Kleine dann?“, fragte die Braunhaarige. „Natürlich, Haruka.“ Haruka lachte kurz auf. Dann entfernte sich schließlich Schwester Joy und besetzte wieder den Tresen. Bevor Haruka wieder aufbrach, telefonierte sie mit ihren Eltern. Es war ein guter Rat des Professors gewesen sie anzurufen, denn ihre Mutter brach in Tränen aus, als sie erkannte, dass ihrer Tochter nichts passiert war. Mühsam schaffte Haruka sie zu beruhigen, erzählte ihrer Mutter, dass es ihnen nichts passiert war und gut ging. Mitsuko berichtete ihr von Masatos Aufbruch und seiner Enttäuschung darüber, dass er seine Schwester nicht begleiten konnte. Gewiss tat es Haruka Leid, aber was hätte sie tun sollen? Masato würde sicherlich sich rasch wieder damit abfinden. Zu guter Letzt sprach die Koordinatorin von ihrem neuen Schützling, dem kleinen Lugia. Gerne hätte Haruka noch länger mit ihrer Mutter gesprochen, aber die Zeit drängte. Haruka musste zurück zu Shuu, der bestimmt schon ungeduldig auf sie wartete. So verabschiedete sie sich von ihrer Mutter und ihrem Vater und konnte dann wieder zu Shuu zurück. Kapitel 6: Ein neuer Gefährte ----------------------------- Das nächste Kapitel ist da! Geht recht schnell, ich weiß. xD Ich hoffe es gefällt euch. Mir gefällt besonders der Schluss. ^^ 6. Kapitel Ein neuer Gefährte Mühsam versuchte Shuu das kleine Lugia zu bändigen. Obwohl es schon seit knappen zwei Stunden herum tobte, schien es nicht zu ermüden. Shuu belächelte diese Ausdauer, und auch er schloss das Kleine langsam in sein Herz. Man konnte einfach anders, als es lieb zu haben. Sollte Shuu es wagen sich nicht mit ihm zu beschäftigen, dann nervte es ihn so lange, bis Lugia seine Aufmerksamkeit erregt hatte. Falls ihm dies nicht gelang, suchte sich Lugia auf eigene Faust Beschäftigung und geriet dabei fast in Gefahr, als es ein Pinsir zu seinem Spielgefährten, welches nicht gerade begeistert von dieser Idee war. Diese Bedrohung aber vermochte Shuu rasch zu verhindern. Trotz allem begann Shuu langsam daran Spaß und Freude zu haben. Gemeinsam suchten sie wieder nach etwas Essbarem, denn Lugia hatte trotz seines jungen Alters einen fast unstillbaren Hunger. Satt und voll gefressen kugelte sich Lugia zusammen und schloss die Augen. Nach wenigen Minuten war das Baby Gott sei Dank eingeschlafen. Das Herumtoben war einfach zu viel geworden. So konnte Shuu erleichtert sich gegen einen Baum lehnen und auf Haruka warten. Die Wartezeit zog sich mehr in die Länge, als er erwartet hatte. Seine Gedanken schweiften abermals ab und gelangten zu dem Punkt, an dem er am vorherigen Tag gewesen war. Ihn beschäftigte der Gedanke, ob Haruka ihn noch tatsächlich liebte. Es war ein Wunder, dass die beiden noch keinen Streit miteinander hatten. Mehr oder weniger… Schließlich schreckte ein Rascheln den Grünhaarigen aus den Gedanken, und er sprang halb erschrocken auf die Füße. Lugia hob träge den Kopf und quengelte wieder. „Hey, hey. Ich bin es doch nur“, sprach Haruka leise und versuchte Shuu und Lugia zu beruhigen. Das Kleine sprang auf die Füße und begrüßte seine „Mama“ stürmisch. „Das wurde ja auch mal langsam Zeit“, brummte Shuu leicht gereizt. Haruka warf ihm einen verwunderten Blick zu. „Tut mir Leid, ging nicht eher. Die Stadt war voll und dann habe ich noch mit dem Professor und meinen Eltern telefoniert“, erwiderte Haruka und schob währenddessen Lugia zur Seite. Das Baby legte den Kopf schief, nicht wissend, warum Haruka es so kühl behandelte. „Was hat der Professor gesagt?“ Haruka wich seinem Blick aus. „Na ja, er hat ebenfalls gesagt, dass wir es unmöglich alleine lassen können.“ Enttäuscht von Haruka watschelte Lugia zu Shuu und stupste seine Hand an. Auffordernd stieß Lugia weiterhin seinen kleinen Kopf gegen seine Hand, bis Shuu es schließlich streichelte. „Ich muss es fangen.“ „Bitte was?“, ungläubig sah Shuu seine Freundin an. „Es ist die einzige Möglichkeit, die uns oder eher mir bleibt.“, meinte Haruka. Shuu strich sich eine Strähne aus dem Gesicht und blickte Haruka ernst in die Augen. „Das wird nicht einfach.“ Haruka erwiderte ebenfalls seinen Blick. „Ich weiß.“ Wie sollte man ein junges Pokémon zu einem Kampf herausfordern, wenn dieses noch nie das Verlangen hatte zu kämpfen? Auch wenn Haruka diese Frage nicht beantworten konnte, rief sie Psiana aus dem Pokéball heraus, welches Lugia anfauchte. Das Baby wich ängstlich zurück und blickte Haruka fragend an. Es angreifen zu müssen, zerriss ihr beinahe das Herz. Trotzdem befahl sie: „Psiana, Ruckzuckhieb!“ Psiana duckte sich und raste auf Lugia zu. Verschreckt quietschte das Junge und wich dem Angriff aus. Als sich Psiana zu ihm umdrehte und wieder angriff, dachte Lugia, es sei ein Spiel und schlug aufgeregt mit den Flügeln. Dabei entfesselte es eine Art Blitzwelle, die Psiana schockte und gegen den Boden warf. „Das war Schockwelle!“, rief Shuu überrascht. „Haruka! Pass auf!“ Lugia flatterte immer noch aufgeregt mit den Flügeln. Es sieht zwar unerfahren aus, aber es ist stärker als ich angenommen habe!, schoss es durch ihren Kopf. „Psiana, Spukball!“ Das elegante Psychopokémon formte einen schwarzen Schattenball, während Lugia den ganzen Kampf, als eine Art Spiel ansah. Psiana schleuderte den Spukball auf Lugia und Rauch verhüllte es, als die Attacke sein Ziel traf. Doch aus dem rauchigen Nebel blitzte plötzlich etwas Blaues auf und schoss direkt auf Psiana. Mit voller Wucht wurde Psiana gegen einen Baum gerammt. Die bläuliche Kugel, die kurz bevor auf Harukas Pokémon zu gerast war, löste sich auf und ergoss sich als Flutwelle über die Lichtkatze. „Diese Attacke… Das war doch nicht etwa… Aquawelle?“ Haruka schaute fassungslos zu Lugia. Dieses quirlige Pokémon beherrschte solch starke Attacken? Es war wahrlich legendär. Psianas Keuchen rüttelte Haruka wieder wach. Sie sah nicht gut aus. Das Pokémon war von Lugias überraschend starken Angriffen geschwächt gewesen. „Kannst du noch?“ Psiana nickte. „Psi-Psia-Psiana!“ Haruka richtete ihren Blick zu Lugia, welches auf seinen Beinen herum hüpfte. „Benutz Psychokinese!“ Psianas Juwel leuchtete auf seiner Stirn und um Lugia schlich sich eine seltsame Aura, die es erfasste und in die Luft hob. Abermals schickte das Kleine eine Aquawelle, die Psiana zurück warf. Diesmal stand es nicht wieder auf und bleib reglos liegen. „Psiana!“ Haruka rannte zu ihrem Pokémon und hob es vorsichtig auf den Arm. In jenem Moment löste sich ein Pokéball von ihrem Gürtel und kullerte über den Boden. Lugia, so neugierig wie es war, stellte dem Pokéball natürlich hinterher, jagte und schubste ihn spielerisch an. Einen Moment blieb es stehen und beobachtete das runde Objekt mit schief gelegtem Kopf. Als sich der Pokéball sanft regte, stürzte es sich erneut fröhlich jaulend auf das interessante Etwas. Dieses Mal berührte es mit der Schnauze den Knopf, der den Sog freisetzte und das mysteriöse Pokémon ins Innere des Pokéballs zog. Durch den Sog wurde das mysteriöse Pokémon ins Innere des Balls gesogen. Nach wenigen Sekunden blieb der Ball bewegungslos liegen. Überrascht neigte sie den Kopf in die Richtung, konnte aber nicht glauben, dass Lugia ohne Scheu mit dem Pokéball gegangen war, oder besser gesagt, mit ihm gespielt hatte. „I-Ist es gefangen?“, stotterte sie und blickte Shuu fragend an, der ihre Frage bestätigte. „Es hat den ganzen Kampf nur als Spiel angesehen und auch den Pokéball hat es als ein Spielzeug gesehen…“, sagte er mit gedämpfter Stimme. Haruka, die immer noch reglos da saß, mit Psiana in den Armen, und auf den Pokéball starrte, in dem sich nun das Babylugia befand. „Na komm schon. Wir müssen zum Pokémon Center. Psiana braucht Hilfe und dein Lugia ebenfalls.“ Sanft zog Shuu seine Freundin auf die Beine, die Psiana zurück in den Pokéball gerufen hatte, damit es sich ausruhen konnte. Kurze Zeit später waren Shuu und Haruka im Pokémon Center angekommen, und Haruka gab ihre zwei Pokébälle, in dem sich Psiana und Lugia befanden, an Schwester Joy, die sie bereits erwartete. „Dann hast du es wohl geschafft es zu fangen“, meinte sie lächelnd. Shuu konnte nicht anders und erwiderte: „Als fangen würde ich das nicht bezeichnen. Das Pokémon ist freiwillig in den Ball gegangen.“ Haruka musterte Shuu. Irgendetwas war nicht in Ordnung. Sie spürte, dass Shuu etwas beschäftigte. „Ich werde es aber jetzt erstmal durchchecken.“ Mit diesen Worten wandte sich die Krankenschwester ab und verschwand mit Chaneira im Behandlungsraum. Haruka setzte sich auf einen der Stühle, die davor sich befanden. Shuu dagegen blieb stehen und lehnte sich mit dem Rücken an die Wand, den Blick abwesend gegen die gegenüberliegende Seitegerichtet. Wieder sprachen sie kein Wort zueinander. Die Atmosphäre war seltsam gespannt und keiner der beiden Jugendlichen schien den ersten Schritt machen zu wollen. Es verging mehr als eine halbe Stunde, das sie sich anschwiegen bis schließlich das Symbol, welches eine Art Spritze darstellte, über der Tür erlosch und diese aufschlug. Haruka erhob sich augenblicklich, als Schwester Joy auf sie zu trat. „Deinem Psiana geht es gut. Es muss sich nur eine Nacht erholen.“ Sie machte eine kurze Pause und fuhr schließlich mit gedämpfter Stimme fort, als ein fremder Trainer an ihnen vorbei ging. „Deinem Schützling geht es auch gut. Es scheint keine weiteren Verletzungen zu haben, außer abgesehen von der kleinen Verrenkung des rechten Flügels.“ Erleichtert seufzte Haruka unmerklich auf. „Und außerdem… Bei dem Kleinen handelt es sich um eine Dame“, fügte die Pokémon Krankenschwester hinzu. Haruka hob überrascht den Kopf, sagte jedoch nichts dazu. „Möchtest du zu ihr?“, fragte Schwester Joy. Die Brünette bejagte mit einem knappen Nicken, und kaum hatte die Krankenschwester die Tür geöffnet, reckte Lugia ihren Kopf und quiekte fröhlich, als sie Haruka erblickte. Vom Bett hüpfend, stürmte Lugia auf Haruka zu und kuschelte sich eng an sie. Von Geheimhaltung war wohl nichts mehr. Haruka war noch nicht einmal in den Raum gegangen. Lugia war mitten auf den Gang gestürmt um Haruka so heftig zu begrüßen, als ob sie sich mehrere Tage nicht gesehen hatten. „Jetzt beruhig dich wieder“, lachte Haruka und versuchte sie anhand von Streichereien zu beruhigen. Lugia quietschte so laut, dass die herumstehenden Trainer verwundert den Kopf umwandten und in Harukas Ohren drangen einige überraschte Ausrufe. Sie hätte damit rechnen müssen, dass Lugia sie so sehr begrüßte, dass die Tarnung nur auffliegen musste. „Hey! Da ist ein Lugia!“, rief jemand. Ein Mädchen: „Oh wie süß! Ein Babylugia!“ Haruka wagte einen Blick um sich werfend. Es waren einige Trainer nun zu ihnen gekommen und Lugia drängte sich erschrocken an ihre Beine. Sie hockte sich neben ihn. „Es ist alles gut“, sagte Haruka sanft und das Kleine watschelte von ihr weg. Haruka ließ es zu, dass die fremden Trainer Lugia betrachten konnten, allerdings behielt sie ihren Schützling genau im Auge. Man wusste ja nie, was in den Köpfen der Trainer sich abspielte, und bekanntlich war Misstrauen besser, als zu großes Vertrauen in jedem, der ihnen begegnete. Dafür hatte Haruka schon zu viele negative Erfahrungen mit einer Organisation, genannt Team Rocket, gemacht. Immerhin konnten sich Mitglieder sich als normale Trainer verkleiden um Pokémon zu klauen. Sie würden sich Lugia nicht entgehen lassen! Nun, da das Mädchen fand, dass die Trainer genug an Lugia erfreut hatten, sagte sie mit einem strengen Ton: „Lugia, komm es ist genug. Du musst dich ausruhen.“ Lugia, welches die Bewunderung genossen hat, hob den Kopf und gab ein enttäuschtes Quieken von sich, gehorchte aber seiner Ersatzmama und schlenderte wieder zu ihr. Mit Shuu und Haruka folgte Lugia Schwester Joy, die ihnen ein Zimmer gab, indem sie die heutige Nacht verbringen konnten. Nicht nur das, die beiden Jugendlichen durften mal wieder in richtigen Betten schlafen. Haruka hatte sich auf eines der weichen Betten gesetzt. Lugia hüpfte zu ihr auf das Bett und schaute sie neugierig an. Erst jetzt, als sie nicht mehr in der Öffentlichkeit war, spürte sie, wie unendlich müde sie war… All ihre Sorgen um Lugia und ihre Beziehung mit Shuu fielen von ihr plötzlich ab. Shuu konnte förmlich spüren, wie erschöpft seine Freundin doch war. Sie hatte immer ihm immer sonst gezeigt, wie tapfer sie war. Doch jetzt; jetzt war er sich nicht mehr sicher. Shuu verspürte das Gefühl Haruka ganz fest zu umarmen zu müssen und nicht mehr los zu lassen. Irgendetwas, ganz tief im Inneren seines Herzens und seines Daseins, hielt ihn davon ab. Was war es nur? Als Haruka nun das Lugiababy plötzlich an sich drückte und ihr Gesicht an seinem Hals vergrub, schnürte es Shuu regelrecht den Magen ab. In seinem Kopf pochte es laut. Er fühlte Zorn, Hass und vor allem fühlte er… Eifersucht. Eifersucht auf Lugia. Er durfte sich ihr nicht nähern, doch Lugia? Die Nähe des Pokémon gewährte Haruka, aber ihn? Nein! Sein Blick fixierte starr und kalt das Baby. Zwar konnte das Kleine nichts dafür, dass es noch Geborgenheit brauchte. Doch Shuu wollte Haruka wieder in den Arm nehmen, sie küssen, für sie da sein… Er konnte es aber nicht, weil Harukas Aufmerksamkeit galt nun nicht mehr ihm, sondern ihrem Schützling. Nun hob die Braunhaarige ihren Kopf, und ihre Blicke trafen sich. Das Mädchen hielt für einen Augenblick erschrocken die Luft an. Irgendetwas schien Shuu zu beschäftigen. Sie schob Lugia zur Seite. „Sollen wir uns in der Stadt umsehen?“, fragte Haruka vorsichtig, nicht wissend, was wirklich in Shuu vorging. Dieser schien von der Realität so weit weg zu sein, dass er ihre Stimme gar nicht wahrnahm. „Shuu! Was ist los? Du bist andauernd so still.“ Ihr Ruf weckte ihn aus seinen gehässigen Gedanken. „Alles in Ordnung. Keine Sorge, Haruka.“ Fragend blickte Haruka ihren Freund an. Er log, nichts war in Ordnung, doch sie wollte ihn nicht bedrängen. „Sollen wir uns in der Stadt umsehen?“, wiederholte das Mädchen abermals. Shuu zuckte mit den Schultern. „Wenn du nicht zu müde bist.“ Haruka schüttelte den Kopf und sprang auf die Füße. „Nein. Geht schon klar.“ Lugia jaulte empört auf, denn er hatte es sich gerade behaglich gemacht. „Willst du Lugia hier lassen?“, wollte Shuu wissen, doch Haruka schüttelte nur den Kopf. „Ich bringe ihn zu Schwester Joy. Sie wird auf sie aufpassen.“ Der sichere Aufenthaltsort von dem Baby war wohl gesichert. Schwester Joy hatte kein Problem ein paar Stunden auf Lugia aufzupassen, sodass Shuu und Haruka in die Stadt gehen konnten um sich dort einwenig umzusehen. Vielleicht fanden sie dann auch endlich den Mut miteinander zu sprechen! Shuu und Haruka schlenderten schweigsam durch die Straßen von Jubelstadt. Hin und wieder blieb Haruka an einem Schaufenster stehen und starrte begeistert auf die Waren. Trotz des fortgeschrittenen Tages herrschte noch reger Betrieb in den Straßen. Dann gingen sie weiter, als Shuu genervt seinen Unmut kundtat. Am großen Gebäude vor dem am heutigen Nachmittag die Clowns postiert waren, kamen sie schließlich an. Anscheinend war es der Sitz eines Fernsehsender oder einer Werbekampagne. Nun waren nur noch Bewohner der Stadt unterwegs. Touristen und Trainer hatten sich zu dieser Uhrzeit in ihren Hotels oder im Pokémon Center eingefunden. Haruka, deren Neugierde geweckt war, passierte die Tür des Geschäfts, während sie Shuu alleine zurück ließ. In jenem Moment knallte sie plötzlich mit einem adrett gekleideten Mann zusammen. Haruka rieb sich ihren Kopf, bevor sie ihn ansah, und erschrak. Sie vermutete, dass dieser der Firmenchef oder eine andere wichtige Person war. „En-Entschuldigung“, stammelte die Braunhaarige. „I-Ich habe sie nicht gesehen. Ist alles in Ordnung?“ Dieser nickte stets und lächelte. „Keine Sorge. Ich bin selber Schuld. Ein Geschäftsführer hat immer viel zutun und achtet nicht auf seine Umgebung.“ Haruka lag also richtig mit ihrer Vermutung. „Ach ja? Was stellen sie denn her?“, fragte sie vorsichtig. „Mädchen, du bist in der Pokétch Firma! Wir erfinden neue Funktionen dieses Geräts.“ Er zog ein Armband aus der Jacketttasche, die einer Uhr sehr ähnlich war. Harukas Augen weiteten sich vor Verblüffung. „In diesem Gerät hat all mögliche Funktionen, die du täglich brauchst, wie eine Uhr, Taschenrechner, Kalender und andere nützliche Funktionen.“ Die Braunhaarige schien zu grübeln. „Nun, wie ich gesehen habe, bist du in Begleitung hier“, stellte der Präsident der Firma fest. „Hier. Ich schenke dir zwei Exemplare.“ Er drückte Haruka zwei dieser Geräte in die Hände, die Pokétch genannt wurden. Mehr als verwundert, blickte sie den Mann an. „Wofür ist das?“ Wieder umspielte ein Lächeln die Lippen des Mannes. „Ihr scheint neu in Shinou zu sein, du und dein Freund. Darum schenke ich sie euch.“ Er schaute auf die Uhr. „Nun, jetzt ruft aber die Arbeit. Mach’s gut, Mädchen.“ Der Geschäftsmann ließ Haruka alleine zurück, die sich entschied zu Shuu zurückzukehren, aber dieser wartete nicht mehr vor dem Gebäude. Suchend blickte sie sich nach ihm um. War er bereits vorgegangen? Shuu schritt eilig durch die Straßen, während sein Blick stets auf den Weg gerichtet war, sodass er kaum seine Umgebung wahrnahm. Er wusste nicht, wohin seine Beine ihn trugen, außer weg. Weg von Haruka, die er die gesamte Zeit ignoriert hatte. Aus welchem Grund? Selbst auf diese Frage fand Shuu keine Antwort. Er wusste noch nicht Mal, was mit ihm war und warum er so gereizt gestimmt war. „Shuu!“ Es war ihre Stimme. Als er aber nicht auf sie regierte, packte sie ihm an der Schulter. Shuu fuhr herum und schlug ihre Hand weg. Kühl blickte der Koordinator in ihre Augen. Vor Schreck wich sie zurück. „S-Shuu? Wa-Was ist bloß los mit dir?“ Weiterhin sah er Haruka ausdruckslos an und schwieg. Erst als sich ihre Augen mit Tränen füllten, merkte er was er angerichtet hatte. Doch zu spät. Haruka kehrte ihm den Rücken zu und rannte weg. Shuu wollte sie aufhalten, aber sein Mut verließ ihn. Was hatte er bloß mit seiner Schroffheit ihr angetan? Hatte er sie nun für immer verloren? Bei diesem Gedanken stellten sich all seine Nackenhärchen auf, und er erschauderte. So verlor der Junge keine Zeit und rannte Haruka hinterher, als er jedoch in eine Seitenstraße einbog, wohin auch Haruka gelaufen war, hielt der Koordinator inne. Weit und breit nichts zu sehen. Wo war sie bloß hin? Und wo sollte er sie suchen? Er hatte zwar einen guten Orientierungssinn, aber er hatte weder einen Reiseführer dabei und außerdem war niemand mehr auf der Straße den er fragen konnte, weil sich nun langsam der Abend hereinbrach. Die Faust gegen eine Hauswand schlagend, lehnte Shuu seinen Kopf dagegen. Er spürte, wie die Knöcheln aufrissen und warmes Blut hinunter lief. Das Blut bekümmerte ihn im Moment am Geringsten. Es war vielmehr sein schlechtes Gewissen, was an ihm zehrte. Die Eifersucht hatte die Oberhand über seinen Verstand gewonnen und machte ihn blind für jegliche Wahrheiten vor seinen Augen. Shuu fühlte sich schrecklich. Nach einer Weile raffte er sich auf und machte sich auf den Weg zurück ins Pokémon Center, in der Hoffnung Haruka dort anzutreffen. Haruka war inzwischen ins Pokémon Center zurückgekehrt und stürmte in das gemeinsame Zimmer. Sie lehnte an der Tür und wischte sich die Tränen weg. Auch ihr Schluchzen erstarb nach einiger Zeit. Alles was blieb, war die Aufgewühltheit. So vermochte sie nicht zu Ruhe zu kommen. Tröstend stupste Lugia sie tröstend an, doch das Mädchen regierte darauf nicht, sondern brüllte wütend: „Dieser verdammte Idiot!“ Vor Schreck plumpste Lugia mit einem dumpfen Aufprall vom Bett und quiekte erschrocken. Haruka musste leicht lächeln, als das Baby sie vorwurfsvoll ansah. „Oh entschuldige! Ich wollte dich nicht erschrecken. Nur… Shuu ist so ein Idiot! Warum behandelt er mich so? So geht es schon seit einigen Tagen! Lugia kletterte das Bett hinauf und legte sein Köpfchen auf ihren Arm. Sie gurrte leise und versuchte Haruka dadurch zu beruhigen. „Was ist bloß los? Ich kenne ihn so nicht…“ Es tat ihr gut ihren Kummer jemanden anzuvertrauen, auch wenn ihr Gesprächspartner Lugia war, welches von ihren Problemen wohl gar nichts verstand. Plötzlich hörte sie Schritte an der Tür und reflexartig schmiss sie sich unter die Decke, wobei Lugia wieder mal vom Bett rutschte und auf dem Boden aufprallte. Zum Glück merkte Shuu nichts von alldem, als er das Zimmer betrat und das Licht einschaltete. Sein Blick fiel auf Haruka, die mit dem Gesicht zur Wand lag. Leise und vorsichtig sie nicht zu wecken, setzte er sich zu ihr ans Bett. Seine Finger strichen über ihre Wangen. „Haruka… Es tut mir so Leid… Bitte verzeih mir“, raunte er in ihr Ohr. „Ich… Ich habe überreagiert. Es war falsch. Du bist am wenigsten Schuld daran, dass ich in letzter Zeit so gereizt bin. Bitte… Verzeih mir.“ Haruka, die seine bewegenden Worte hörte, musste die Hand vor dem Mund schlagen um einen Schluchzer zu unterdrücken. Dann spürte sie, wie Shuu sich von ihrem Bett sich entfernte und auf seines sich nieder legte. Es war inzwischen spät, es war ungefähr fast Mitternacht. Es vergingen nur zehn Minuten, als Haruka leise die Decke weg schob und sich vom Bett stieß. Irgendetwas sagte ihr, dass Shuu noch wach war. „Sh-Shuu?“, sprach sie ihn mit zittriger Stimme an. E-Es tut mir auch Leid… Ich verzeihe dir.“ Es raschelte in seinem Bett. „Da-Darf ich… bei dir… schlafen?“, wollte Haruka nach einer Minute des Schweigens wissen. Sie konnte nur die Umrisse Shuus erkennen, wie er die Decke schweigend anhob und Haruka darunter schlüpfen konnte. Die Braunhaarige legte den Kopf auf seine Brust und vernahm seinen ruhigen Atem. Shuu sagte immer noch nichts und stattdessen streichelte ihr nur durch die Haare, dann küsste er sie auf die Stirn. „Shuu… Ich liebe dich“, wisperte Haruka. Shuu schob sie weg und stützte seinen Arm neben ihr ins Bett. Er sah ihr einige Sekunden in ihre blauen Augen. „Ich liebe dich auch, Haruka“, flüsterte er und gab ihr einen zärtlichen Kuss. Haruka erwiderte seine Zärtlichkeit und wurde dann ins Kissen gedrückt. Lugia schlug beschämt den linken Flügel vor die Augen und wandte sich von der Liebhaberei der Jugendlichen ab. Kapitel 7: Die Bestie des Meeres -------------------------------- Ein neues Kapitel ist online! Viel Spaß. :) EDIT: Fehler verbessert! 7. Kapitel Die Bestie des Meeres Am nächsten Morgen schliefen Shuu und Haruka noch lange im weichen Bett. Shuu war schon eine ganze Weile wach und betrachtete seine Freundin, während diese noch schlief. Sie wirkte ruhig und ja, sah aus wie ein Engel, wenn sie schlief. Auch wenn er diese Erkenntnis etwas kitschig fand. Aber was soll’s? Er liebte sie, egal ob seine Erkenntnisse darum immer kitschiger wurde und er, Shuu, nach seiner Meinung immer weicher. Er seufzte bei diesen Gedanken, jedoch bereute Shuu keinesfalls sich in Haruka verliebt zu haben. Seit dem Sturm hatte sich Shuu immer weiter von der Braunhaarigen abgewandt, obwohl Haruka ihm während des Sturms gezeigt hatte, dass sie ihm vollkommen vertraute. Klar, er bereute sein Verhalten von den letzten Tagen, aber ändern konnte es keinesfalls mehr. Warum auch? Die Versöhnung war umso schöner geworden. Und was macht schon ein Streit, wenn man sich hinterher wieder verträgt? Ein leises Rascheln der Decke verriet das Haruka aufzuwachen schien. Shuu senkte den Blick zu ihr hinab. „Guten Morgen.“, flüsterte der Grünhaarige ihr zu. Verschlafen schlug Haruka zunächst die Augen auf. „Morgen.“, erwiderte sie noch schlaf betrunken. Auf Shuus Gesicht lag ein schwaches Lächeln und strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht. „Gut geschlafen?“ Haruka schlug wieder halb die Augen nieder. „Ja, und du?“, erwiderte die Braunhaarige. Shuu küsste sie auf die Stirn. „Auch.“ ‚Dank dir.’, fügte er in Gedanken noch hinzu, sagte es aber nicht. Haruka schloss vollständig die Augen und döste noch eine Weile. Shuu genoss die restlichen Minuten die sie gemeinsam in ihrem Ruhelager. Schließlich piepste Harukas Pokétch auf dem Schreibtisch. Verärgert hob Shuu den Kopf. „Was ist das, meine Fresse?“, schnauzte er. Haruka, die grad wieder eingeschlafen war, hob träge den Kopf. „Heh? Was? Die habe ich gestern geschenkt bekommen. Ich wollte sie dir zeigen, aber du…“ Haruka verstummte. Shuu beugte sich über die Braunhaarige. „Du weißt gar nicht, wie sehr es mir Leid tut.“ Haruka grinste schelmisch. „Doch, ich weiß das.“ Ihr strahlendes Lächeln machte selbst ihn glücklich. Er war wirklich sehr froh, dass sie ihm nicht mehr böse war. „Los! Jetzt müssen wir aber mal aus den Federn.“ Shuu erschrak sich so heftig, dass Haruka ihn förmlich aus dem Bett schmiss. „Hey!“, fauchte er und bekam gleich darauf ein Schlag mit dem Kopfkissen zu spüren. Lugia war noch soeben am Schlafen gewesen auf Harukas Bett, als die kurzweilige Kissenschlacht begann. Das junge Pokémon quietschte vor Schreck. Nach ungefähr einer Stunde war es endlich soweit. Gestärkt mit dem Frühstück in ihren Mägen verließen sie das Pokémon. Die Sonne kämpfte gegen einige dunkle Wolken, die tief hingen und verhießen dass, das Wetter schlechter werden würde. Shuu hoffte insgeheim, dass es nicht zu regnen beginnen würde. Haruka hatte Lugia vorsichtshalber in den Pokéball zurückgerufen. Auf der Straße wären sie nur aufgehalten worden, wenn Lugia hinterher getapst wäre. Nicht nur wegen seiner Neugierde, auch wegen den Touristen, die wieder unterwegs waren, obwohl gerade mal Morgen war. Erst als Haruka und Shuu die Stadt hinter sich gelassen hatten und gegen Süden marschierten, befreite die Braunhaarige ihren Schützling. Sofort watschelte das quirlige, weiß-silberne Pokémon voraus und war auf der Suche nach einem Spielgefährten. Haruka behielt das Kleine sorgenvoll im Blick, vergleichbar wie eine Mutter ihr Junges behütete. Shuu musste unwillkürlich über dieses Schauspiel grinsen. Nicht, dass er ihre Sorgen nicht verstand, doch der Grünäugige fand es eher amüsant, wie sie auf Lugia aufpasste. Kein Wunder, es zählte ja zu den kostbarsten Pokémon, die existierten. Schweigsam folgte er ihr und beobachtete das spielende Pokémon nun ebenfalls. Lugia war wirklich noch dermaßen verspielt, dass man schon von selbst auf sein Alter schließen konnte. Alles was sich bewegte oder raschelte, musste untersucht werden, sei es nur der Wind, der durch die Gräser und Bäume fegte, oder tatsächlich ein lebendiges Objekt, welches vor Schreck erstarrte, als Lugia sich auf sie stürzte – wenn auch nur spielerisch. Aber woher sollten die wilden Pokémon wissen, dass Lugia nur spielte? Immerhin war Lugia schon so groß, dass er Haruka an die Kniekehlen reichte. Als es schließlich Shuu und Haruka erblickte, flitzte Lugia zu ihnen, wirbelte und tanzte aufgeregt um sie herum um im selben Moment wieder davon zu stürmen. Shuu lächelte insgeheim über die Verspieltheit des jungen Pokémons. Haruka schielte zu ihrem Freund. „Was denkst du?“, fragte sie. Verwirrt blickte Shuu die Braunhaarige an. „Wi-Wieso fragst du?“, erwiderte er. Schulterzuckend schaute sie in den gräulichen Himmel. „Das ist unsere Reise, die wir gemeinsam bewältigen.“, meinte sie. Shuu wandte den Blick von ihr ab und schaute auf die Straße. Haruka hatte Recht. Sie würden sich nicht ab- und an bei Wettbewerben aufeinander treffen, nein, sie waren ständig zusammen. Bisher hatte Shuu sich noch gar keine Gedanken darüber gemacht. Es war ungefähr eine Woche her, nachdem Shuu mit Haruka aus Blütenburg City aufgebrochen war um nach Shinou zu reisen. Mit ihr zusammen und mit keinem anderen Mädchen hätte er sich auf diese Reise eingelassen. Und er bereute keine Sekunde seine Entscheidung. Den Kopf wieder zu ihr wendend, antwortete er: „Falls du meinst, ob ich es bereue mit dir aufgebrochen zu sein, dann muss ich dich enttäuschen. So schnell wirst du mich nicht mehr loskriegen.“ Ein Grinsen huschte über ihr Gesicht und sie boxte leicht auf seinen Arm. „Idiot.“, feixte Haruka. „Warum müssen Frauen immer zu Gewalt neigen?“, gab er feixend zurück. Nochmals bekam er Harukas Faust zu spüren. „Das habe ich nicht so gemeint!“ Lachen schob sich Haruka eine Strähne aus dem Gesicht. „Klar, dass hätte ich jetzt auch gesagt.“ Nahezu beleidigt wandte sich Shuu ab und schmollte. Lugia huschte wieder zu ihnen und tapste neben ihnen her. Eine Gruppe von Rowdys näherten sich Shuu und Haruka. Sie hatten ausgefranste Jeansjacken an und wirkten nicht gerade freundlich. Noch gerade so schaffte es Lugia in die Böschungen zu springen um nicht entdeckt zu werden. Es war eine Gruppe von fünf Motorradfahrern. Sie brausten auf die beiden Jugendlichen zu und umkreisten sie mit ihren Bikers. Haruka und Shuu blieben stehen. „Hey, hey. Was sehe ich denn da?“, lachte der einer. Er hatte beeindruckende Muskeln und sah eher etwas finsterer aus, als seinen Kumpanen. Sicherlich war er der Anführer der Gruppe. „Keine Ahnung, Boss. Sieht nach kleinen Kindern aus. Haha.“, erwiderte ein Anderer, ein eher hagerer Typ. Der Boss der Biker-Gang setzte den Fuß auf den Boden und blickte hinüber zu den beiden Jugendlichen. „Hey, hey, er ist in Begleitung einer jungen Lady.“ Nun lachte einer der Anderen, die sich etwas im Hintergrund hielten. Der Muskelprotz packte Haruka am Handgelenk und ließ diese zusammen zucken. Shuu schlug dem Typen die Hand weg und hielt seinen Arm beschützerisch vor ihr. „Fass sie nicht an.“, fauchte Shuu ihn an. Wieder erklang ein scheußliches Lachen, aber Shuu wich keinesfalls ängstlich zurück. Nein, wenn Blicke töten könnten, dann wäre der Anführer der Biker-Gang sogar wohl tot umgefallen, so böse sah der Grünhaarige ihn an. „Was willst du, Wicht? Du könntest noch nicht einmal fünf Minuten gegen mich standhalten!“ Im Inneren Shuus wallte Zorn auf, doch nach Außen wirkte er eher ruhig, als aufgebracht. „Ach ja? Willst du es unbedingt herausfinden oder kneifst du?“ Der Schwarzhaarige zückte ein Pokéball. „Heul aber nicht, wenn du verlierst! Los Skunkapuh, mach ihn fertig!“ Ein stinktierartiges Pokémon erschien, dessen Fell purpurfarben war. Während Shuu ebenfalls ein Pokémon hervorrief, öffnete Haruka Pokédex um das Pokémon zu analysieren: „Skunkapuh – Das Stinktier-Pokémon: Um sich zu schützen, sondert dieses Pokémon eine Flüssigkeit ab, die 24 Stunden anhält. Andere Pokémon gehen auf Abstand bei diesem Gestank.“ Die Stimme des Pokémon Lexikons verstummte und Haruka schaute etwas besorgt zu Shuu. Dieser hatte inzwischen Nachtara aus seinem Pokéball gerufen. „Skunkapuh, mach es mit Schlitzer fertig, los!“, befahl der Boss der Biker. Das Stinktier-Pokémon lief auf Nachtara zu und spreizte die linke Klaue für einen heftigen Schlitzerangriff. Das Unlicht-Pokémon machte sich währenddessen bereit für einen Gegenangriff. „Erteil ihm eine Lektion und dann Spukball!“ Das schwarze Pokémon machte eine Rolle in der Luft und wirbelte dann Sand auf um diesen Skunkapuh ins Gesicht zu schleudern. Für einen Augenblick war dies, dank des Sandes, unfähig etwas zu sehen und bekam volle Breitseite den Spukball ab. Skunkapuh flog gegen einen Baum, rappelte sich letztendlich wieder auf um auf Nachtara zu zuspringen. „Matschbombe, Skunkapuh und dann Dunkelklaue!“ Zuerst bombardierte das Gift-Pokémon Nachtara mit einer Salve von schlammigen und übel riechenden Kugeln. Nachtara wich zurück und zitterte benommen. Gleich darauf wurde Shuus Pokémon jedoch auch noch von der Dunkelklaue Skunkapuhs erwischt, die anscheinend nicht seine Wirkung verfehlte! Nachtara prallte auf den Boden und kam nur schwerfällig auf die Beine. ‚Lange wird Nachtara nicht mehr kämpfen können. Ich muss ihn überlisten…’, schoss es Shuu durch den Kopf. „Spukball“ Wieder beschoss das nachtaktive Pokémon das gegnerische Pokémon mit einem Spukball. „Was hast du vor?“, keifte der Boss. „Skunkapuh, mach dich bereit zu einer Matschbombe, wenn sich der Rauch verzogen hat!“ Auf Shuus Gesicht lag ein fieses Grinsen. „Ruckzuckhieb-Eisenschweif Kombination!“, brüllte er und Nachtara raste mit hoher Geschwindigkeit in den Rauch. Man konnte nur den Aufenthalt des Pokémon hervorahnen, an dem Aufleuchten des Schweifes. Doch zu spät – Skunkapuh hatte wenig Chancen auszuweichen und wurde zurückgeschleudert. Der Unbekannte fluchte leise. „Verdammt.“ Nur mühselig kam das Gift-Pokémon wieder auf die Beine. Doch nun mischten sich die restlichen Fünf im Hintergrund ein. „So nicht!“, rief einer und in seiner Hand blitzte ein Pokéball auf. „Bronzel!“ „Traunfugil!“ „Pionskora!“ „Smogon!“ „Und Arbok, komm raus!“ Nun standen sechs Pokémon, wenn man noch Skunkapuh dazu rechnte, gegen ein Pokémon, welches schon genauso angeschlagen war, wie das des Anführers. „Greift an!“, schrieen die Gang-Mitglieder gleichzeitig. Die Pokémon gehorchten ihren Trainern und stürzten sich auf Nachtara. Ihnen war es egal, dass sie unfair waren und somit den Kampfesstolz jedes Pokémons brachen. Haruka konnte das Debakel nicht mit ansehen und mischte sich nun ein. „Nichts da! Da war ein fairer Kampf!“, brüllte die junge Trainerin sie so heftig an, dass alle samt kurz zusammen zuckten. „Psiana! Zeig es ihnen!“ Die Braunhaarige war so wütend letztendlich, dass ihre Stimme leicht zitterte. „Shuu! Zeigen wir denen mal so richtig, was wir Koordinatoren drauf haben!!“ Es war eher eine Aufforderung, als eine Frage, aber Shuu verstand schnell und nickte nur. „Okay!“, erwiderte er selbstbewusst. „Nachtara, Hyperstrahl, los geht’s!“ Im Maul des Unlicht-Pokémon blitzte eine orangefarbene Kugel, begleitet vom rötlichen Lichtschein, die letztendlich zu einem gewaltigen und zerstörerischen Strahl anwuchs. „Psiana, benutze Psychokinese!“, rief das Mädchen. Der Juwel Psianas glühte auf und das Pokémon strahlte eine unheimlich, starke Aura aus, die den schlanken Körper des Pokémons rötlich umschwärmte. Die enormen Psychokräfte erfassten den Hyperstrahl und verdoppelten seine Stärke. Durch die heftige Explosion, die darauf folgte, wurden die gegnerischen Pokémon hart auf den Boden geworfen und waren allesamt K.O.. „Da-Das kann nicht sein…“ Beinahe ängstlich wich der Anführer der Bande zurück. „Wer seid ihr?“ Shuu und Haruka riefen ihre Pokémon zurück in ihre Bälle und neigten dann den Kopf zu ihm. „Haruka aus Hoenn und das…“ „Mein Name ist Shuu, ich bin ein Koordinator aus LaRousse City.“, schnitt er Harukas Wort ab. „Ihr beide… Ihr habt doch das große Festival von Johto gewonnen!“, stammelte er leicht beirrt. Bevor Shuu oder Haruka etwas darauf erwidern konnten, ertönten Sirenen und die altbekannte Officer Rocky erschien in der Ferne. Die Biker-Bande schreckte auf und stürzten aufgebracht zu ihren Maschinen um sie zu besteigen und dann schließlich eilig davon zu rasen, wie die Verrückten. Unfähig zu handeln, blieben die beiden Jugendlichen zurück und starrten ihnen nur hilflos hinterher. Das Quietschen des Motorrads von der Officer holte sie zurück in die Gegenwart. „Hey! Ihr da! Ich habe eine Explosion gehört. Ist alles in Ordnung bei euch?“, wollte die Polizistin wissen. Shuu und Haruka wandten sich zu ihr um. „Alles in Ordnung, Officer.“, sprach Shuu ruhig. Diese sah sich um und entdeckte die aufgewühlte Erde, die durch Reifen verursacht wurde. „Verdammt, dass war sicherlich die Bande von Masaki.“ Haruka sah die blauhaarige Frau fragend an. „Von wem?“ Officer Rocky seufzte leicht. „In letzter Zeit treibt in dieser Gegend eine Motorrad Gang ihr Unwesen. Sie stehlen Anfängertrainern ihr Geld oder gar ihre Pokémon. Diese Bande wird von Masaki, einem recht kräftigen Mann, geleitet.“ Ja, die Beschreibung passte auf ihn. Der Typ war wahrhaftig Masaki, der Anführer der Räuberbande gewesen. Sehr wahrscheinlich hatte er beide für Trainer gehalten, die gerade erst ihre Reise begonnen hatten. Wie dem auch sei, sie hatten Masaki und dessen Gefolge gehörig die Leviten gelesen. „Er und seine Bande sind gerade eben geflüchtet.“, erzählte Haruka. Officer Rocky fluchte. „Mist, schon wieder sind sie mir entwischt.“ Schließlich schaute sie Shuu und Haruka an. „Kann ich euch noch irgendwie helfen?“, fragte sie, doch beide schüttelten den Kopf. „Wollt ihr nach Sandgemme?“ Nun bejahte Shuu die Frage mit einem kurzen Nicken. „Nun, weit ist es nicht mehr. Ich werde euch mitnehmen.“ Haruka bedankte sich für dieses Angebot. „Keine Ursache.“ „Haruka, hast du nicht jemanden vergessen?“, erinnerte Shuu sie. Diese nickte nur und pfiff dann schließlich. Aus dem nah gelegenen Gebüsch erschien Lugia, und quiekte leise, als Haruka ihn über den Kopf streichelte. Verspielt zehrte er an Harukas Hose. „Na komm, wir haben keine Zeit zum Spielen.“ Officer Rocky war alles andere, als erfreut ein legendäres Pokémon zu sehen. „Was macht dieses Lugia in eurem Besitz?“, erkundigte sich die Polizistin zornig. Lugia versteckte sich hinter seiner ‚Mama’ und lugte nur schüchtern hinter ihr hervor. „Wir haben es nach dem Sturm gefunden und haben von Professor Birk den Auftrag es zu seinem Kollegen Professor Eibe zu bringen.“, erwiderte Shuu. Die Haltung der Blauhaarigen lockerte sich einwenig. „Wenn das so ist, dann kann ich euch schlecht, wegen Wilderer verhaften.“ Shuu und Haruka erwiderten darauf nichts und sahen nur besorgt zueinander rüber. Officer Rocky hatte sie anscheinend für Pokémon Diebe gehalten. Es beruhigte sie, dass dies nun nicht mehr der Fall war. „Worauf wartet ihr? Na los, steigt in den Nebenwagen ein.“ Gesagt, getan. Zusammen quetschten sich Shuu und Haruka in den Nebensitz. Zum Glück mochten sie die Nähe des Anderen. Vor eineinhalb Jahren hätte dies in einer argen Streiterei geendet. Nur Lugia passte leider nicht mehr rein und musste sich in seinen Pokéball verziehen. Officer Rocky blickte zu ihnen. „Haltet euch gut fest. Es geht los!“, kündigte die Polizistin an und brauste schließlich los. Milhife von Officer Rocky waren Shuu und Haruka schnell an ihrem Ziel angelangt: Sandgemme. Sie sahen schon aus der Ferne die Dächer der Häuser des Dorfes. Am Rand zur westlichen Dorfsgrenze befand sich das Labor des Professors. Unmittelbar daneben, nur durch einige Meter getrennt, stand das Pokémon Center, das exakt der Größe der Siedlung entsprach. Das Krankenhaus für Pokémon war eher klein, aber war ausreichend für seinen Standort. Da es ein kleines Dorf war, befanden sich ungefähr zehn Häuser im Dorf, die fast genauso aussahen, wie die etwas älteren Bewohner des Dorfes. Sandgemme war schließlich ein Dorf, in dem zum Größtenteils Familien und die Älteren wurden ja nicht ausgeschlossen. Die ruhige und friedliche Umgebung ermöglichte ihnen hier ihr fortgeschrittenes Alter zu genießen. Im Süden des Dorfes zog sich ein schöner, aber kleiner Sandstrand entlang. Also ein perfekter Ort für Senioren! „Da sind wir.“, kündigte die Polizistin an. „Das ist Sandgemme und dort…“ Sie deutete auf ein Gebäude mit grauem Dach. „…ist das Labor von Professor Eibe.“ Haruka und Shuu folgten ihrem Blick. „Ich nehme an, dass ihr dann wieder nach Jubelstadt wollt?“ Abermals nickten die beiden Jugendlichen. „Gut, dann treffen wir uns am Abend wieder hier.“, meinte die Officer und war auch schon weg. Haruka und Shuu ließ sie alleine zurück. Das Klicken von eines Pokéballs ertönte und das darin liegende Pokémon erschien in einer hellen Lichtflut vor ihnen. Wild mit den Flügeln schlagendm begrüßte Lugia Haruka. Shuu blickte währenddessen hinab. „Du hast wohl einen kleinen Ausreißer.“ Die Braunhaarige erwiderte nichts darauf und kniete sich stattdessen zu Lugia hinab. Du darfst niemals von selbst aus deinem Pokéball kommen, hörst du?“ Ihre Stimme war streng, eben einer Mutter gleich. Fragend erwiderte das silberweiße Etwas den Blick seiner Trainerin, Mutter, was auch immer, sie für Lugia war. Keinesfalls verstand er, warum er nicht bei ihr sein durfte. Eingeschüchtert legte das Kleine den Kopf unter den Flügel. Haruka musste unwillkürlich lächeln. Lugia wusste, wie er es schaffte, ihr Herz zu erweichen. „Na komm, du Racker.“ Liebevoll zog Haruka das kleine ‚Kind’ zu sich heran und umarmte ihn. Shuu schnippte sich eine Strähne aus dem Gesicht und sagte schließlich. „Na kommt, ihr Zwei, wir sollten zum Labor gehen.“ Haruka war einverstanden und folgte ihm, zusammen mit Lugia. Es war ja zum Glück nicht weit bis zum Gebäude des Professors. Der Grünhaarige klopfte an dir Tür. Keine Antwort. Na gut, noch mal und diesmal kräftiger! Wieder keine Antwort. War der Professor vielleicht nicht da? „Hm, er ist wohl nicht da.“, bemerkte Haruka knapp. Plötzlich ertönte ein Räuspern hinter ihnen und Beide zuckten zusammen. „Gut erkannt.“ Nun etwas verblüfft wandten sich Shuu und Haruka um. Sie sahen sich Auge im Auge mit einem alten Mann mit weißen Haaren gegenüber – Professor Eibe. „Ihr wollt zu mir?“ Sein Blick fiel auf das Lugia Baby, das sich halb hinter Shuus Bein versteckte. „Ah, ich habe schon von euch gehört. Kommt doch bitte mit rein.“ Schlüsselgeklimper verriet, dass der Professor die Tür aufsperrte. Haruka und Shuu gehorchten und traten in den halbdunklen Raum. Sie konnten nur wage die Umrisse einiger Möbel und allerlei Regalen mit Ordnern ausmachen. Schließlich betätigte der alte Mann den Lichtschalter und brachte Licht ins Dunkle. Es war penibel aufgeräumt, alles sortiert und übersichtlich, dagegen waren die Labore von zwei anderen Professoren, die Haruka persönlich kannte, um einiges chaosreicher. Ein junger Mann, im weißen Kittel gekleidet, kam aus einem Eckchen des Labores. „Da sind sie ja wieder, Professor!“ Der Assistent neigte den Blick zu Haruka und Shuu. „Oh! Sie haben ja Gäste!“, fügte er noch hinzu. Etwas abweisend brachte der Professor seinen Assistenten mithilfe einer raschen Handbewegung zum Schweigen. „Ich minder deine Freude nur ungern, aber die Kinder haben ein wichtiges Anliegen.“ Damit meinte er ganz klar das Lugia Baby. Und ja, so war es auch! Dochg nun schien sich der junge Mann an dieses Anliegen zu erinnern. „Sind das die Kinder, die das junge Lugia gefunden haben?“ Wieder bejahte sein Vorgesetzter die Frage mit einem Kopfnicken, wenn auch schweigend. Anschließend blickten die Fremden auf das junge Lugia hinab. Auf dem ersten Blick fand Haruka den alten Man, der sich als Professor Eibe entpuppt hatte, als eher unfreundlich. Nicht vom Aussehen, aber von seiner Art… „Ich ich auf den ersten Blick erkennen kann, ist Lugia in einem guten Zustand.“, lobte dieser. Der Assistent kniete sich währenddessen vor das Pokémon. „Dürfte ich mir es für weitere Untersuchungen ausborgen?“ Zögerlich gab Haruka ihr Okay. Ihr Schützling war zwar sehr aufgeweckt und verspielt, doch hatte er ziemlich Respekt vor Fremden. Zwar war ihre Sorge berechtigt, da diese Furcht vor Neuem relativ normal war. Trotzdem stand sie dieser Angelegenheit eher skeptisch gegenüber. Nun, wenigstens ließ sich Lugia ohne Komplikationen auf den Tisch heben. Wie heißt es aber so schön? Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben! Wie vorhergesehen, schnappte Lugia nach der Hand seines unerlaubten Anfassers und erwischte diese auch! Ein schmerzvoller Schrei durchschnitt die Luft. „E-Es ha-hat mich… gebissen!“, wimmerte der junge Mann. Der Blick des Professors zeigte eher Spott, als Mitleid mit seinem Mitarbeiter. „Wirst du noch nicht mal mit einem Baby fertig, Higo?“, spottete er. Fast kleinlaut duckte sich der Angesprochene und rieb sich die Hand, in der Lugia seine kleinen, aber trotzdem scharfkantigen Zähne vergraben hatte. Dieses saß nun quiekend auf dem Tisch, als würde es kein Wässerchen trügen! Der Professor räusperte sich. „Während er Lugia ohne Zwischenfälle untersucht…“ Er warf Higo, dem Assistenten, einen mahnenden Blick zu. „…werde ich euch etwas über diese Pokémon erzählen.“, meinte Professor Eibe und wandte sich zu einer Leinwand, die bereits aufgebaut war. Er betätigte den Schalter und das Bild eines erwachsenden Lugias erschien. „Lugia können mit einem einzigen Flügelschlag einen Sturm entfachen, der 40 Tage dauert.“ Aufmerksam hörten Shuu und Haruka zu. „Darum entschieden sie sich auf dem Meeresgrund zu leben.“ Ein Bild eines Lugia wurde eingeblendet, welches am Boden des Meeres schlief. Es war ein altes Gemälde, das so real wirkte, dass Shuu erst glaubte, es sei tatsächlich eine echte Aufnahme. „Sie wollen also ihre Kräfte dadurch im Zaum halten…“, schlussfolgerte dieser. „Gut erkannt, junger Mann.“, sprach der Weißhaarige. „Der letzte Sturm… Dieser Sturm war kein normales Unwetter.“ Haruka blickte den Professor mit einer Mischung auch Schock und Irritation an. „Sie glauben doch etwa nicht…“ Sie wagte diese Worte nicht auszusprechen, nein, gar zu denken! „Doch.“, bestätigte er. „Nur durch solch extreme Wut eines Lugia kann ein solcher Sturm verursacht werden.“ Haruka und Shuu sahen, wie auf die Leinwand, die eine Aufzeichnung eines zerstörten Dorfes darstellte. Beide kannten die sagenumwogenden Legenden, doch hatten sie diesen keinen Glauben geschenkt. War dies nun ein Fehler gewesen?“ Professor Eibe schaltete das Gerät aus und richtete seinen Blick starr auf die jungen Trainer. Lugia schmiegte sich an Harukas Bein, als es endlich wieder zu ihr durfte. „Begreift ihr nun? Dieses junge Pokémon scheint der Schlüssel für dieses Drama zu sein.“ Er machte eine kurze Redepause um ihnen zu ermöglichen über das Gesagte noch einmal nachzudenken. „Wir müssen alles daran setzen um zu erfahren, wo sich die Mutter befindet.“ „Professor! Professor!“, ein zweiter Assistent erschien im Raum. Er wirkte sehr aufgebracht. „Irgendjemand scheint am See der Wahrheit Unruhe zu stiften! Kommen sie schnell!“ Kapitel 8: Galaktischer Angriff ------------------------------- Yeah. Wieder ein neues Kapitel! Enjoy it! :) 8. Kapitel Galaktischer Angriff Es ging alles so rasch, dass Haruka und Shuu gar nicht begriffen, was überhaupt geschehen war. Nur, dass irgendjemand mal wieder Unruhe stiftete. Vielleicht die elende Bande von vorhin? Masaki und seine Gang? „See der Wahrheit?“, fragte Haruka vorsichtig um die Anwesenden nicht zu verärgern. Der Professor wandte sich zu den Jugendlich herum. „In Shinou gibt es drei Seen, den See der Wahrheit, der Klugheit und der Stärke. Jeder dieser Seen bewahren ein altes Geheimnis.“, erklärte er, während der dazu gestoßene Assistent die Tür aufriss. „Professor, wir dürfen nicht viel zeit verlieren!“ Dieser nickte nur und stürmte mit seinen Mitarbeitern aus der Tür hinaus. Shuu und Haruka blieben etwas hilflos im Labor zurück. Der Grünhaarige blickte Haruka lange in die Augen um hervorzuahnen, was sie im selben Moment dachte. Unmöglich konnten sie schließlich tatenlos hier bleiben! Vielleicht brauchten sie ihre Hilfe? „Na los.“, forderte Shuu die Braunhaarige auf. „Hinterher.“ Fast gleichzeitig stürmten sie ebenfalls aus dem Haus und setzten dem Professor hinterher, mitsamt Lugia. Es war ein anstrengender Lauf. Haruka musste sich zwingen nicht Halt zu machen um nach Luft zu schnappen. So ähnlich erging es Shuu ebenfalls. Er war erleichtert, als der Professor und seine Assistenten am Ufer eines wunderschönen Sees anhielten. Die Oberfläche kräuselte sich sanft im Hauch des Windes. Doch irgendetwas störte diese wunderbare Idylle. Plötzlich ertönte eine laute Explosion und die Bäume in der Nähe waren hinterher entweder umgeknickt oder waren gar entwurzelt worden. „Macht weiter so. Gut so. Wir müssen den Boss zufrieden stellen.“, forderte eine weibliche Stimme. Und ein weiteres Mal wurde Staub aufgewirbelt und die Sicht wurde ihnen halb verwehrt. Als sich der Rauch letztendlich verzog, kamen nun endlich die Verantwortlichen hervor, die an den Explosionen Schuld waren. Eine junge, rothaarige Frau mit drei männlichen Anhängern kam zum Vorschein, die versuchten den See zu sprengen. „Hey!!“, brüllte der Professor mit voller Stimme. „Was machen sie da? Hören sie sofort auf.“ Die Frau drehte sich zu dem Professor um. „Oh ho, wir haben Besuch.“ Auf ihrem Gesicht lag ein fieses Grinsen. „Nur weil ein altersschwacher Mann uns befiehlt, dass wir aufhören sollen, heißt es noch lange nicht, dass wir es wirklich tun.“ Sie hob ihre Hand und strich sich eine Strähne weg. „Weitermachen!“ Der Professor war deutlich wütend. „Sie zerstören den See und nicht nur das, sie vernichten den Lebensraum der Pokémon!“ Diesmal lachte die unbekannte Frau auf. „Denken sie etwa, dass diese Tatsache uns in irgendeiner Weise interessiert?“ Der Blick des weißhaarigen Mannes fiel auf das Emblem auf der Uniform der Frau, welches ein verschnörkeltes „G“ darstellte. Er hielt überrascht den Atem an. „Team Galaxy!“ Ein Lächeln machte sich auf dem Gesicht der Rothaarigen breit. „Ganz richtig.“, bestätigte sie. „Mars, Vorstand von Team Galaxy!“ Jetzt war es der Professor, der auflachte. „Was gibt es da zu lachen?“ Starr richtete der alte Mann den Blick auf Mars. „Ich denke mal, euer Plan gefällt einigen Pokémon nicht.“ Tatsächlich versuchten die wilden Pokémon die Zerstörung des Sees zu verhindern. Die Käfer Pokémon spieen ihre klebrigen Fäden auf die drei Galaxy Anhänger und auf die Maschine um sie zu stoppen, mit der sie schon einen Teil des Sees vernichtet hatten. „Verdammte Mistviecher!“, schrie Mars zornig. „Charmian, Dunkelklaue, zerfetz die Netze, los!“ Ein katzenartiges Pokémon mit weißgrauem Fell durchschnitt mit Leichtigkeit die Fäden und verhinderte so wiederum, dass die Pokémon den Plan verhinderten. „Und jetzt Kratzfurie!“ Mit beeindruckender Schnelligkeit griff Charmian die schwachen Käfer Pokémon an. „Niemand legt sich mit Team Galaxy an oder glaubt ihr, schwächliche Käfer könnten uns von unseren Plänen abhalten?“ Haruka und Shuu, die sich bislang nicht einmischen wagten, treten hervor. Sie konnten nicht mit ansehen, wie brutal die Pokémon aus ihrem zu Hause vertrieben wurden. „Da haben wir wohl auch noch ein Wörtchen mitzureden!“, hob Haruka ihre Stimme. Neben ihr stand ihr Feuerpferd. Die Mähne loderte stärker den je. Ein Zeichen, das Gallopa bereit zu kämpfen war. Auch Shuu war ebenso bereit. „Wir lassen nicht zu, dass dieser schöner See zerstört wird.“ Roselia war ebenfalls bereit zum Kampf. Mars fand diese Sache anscheinend sehr amüsierend. Sie nahm keinesfalls die Situation ernst. „Uhh, jetzt zittern wir ja regelrecht vor Angst.“ Mars machte sich lustig über Shuu und Haruka, ganz offensichtlich. „Los, von Kindern und einem Mann lassen wir unsere Pläne niemals durchkreuzen.“ Diese Worte wandte die Team Galaxy Commander direkt an ihre Anhänger, die drei Golbats aus ihren Pokébällen riefen. Während des Gesprächs war auch Officer Rocky am Ort des Geschehens eingetroffen und hielt neben Professor Eibe inne. Auch sie machte Anstalten einzugreifen, aber Eibe verwehrte dies, indem er die Polizistin mit seinem Arm zurückhielt. „Die Kinder kümmern sich darum schon.“ „Aber…“ Der Weißhaarige schüttelte nur den Kopf. Kaum war diese Entscheidung gefällt, griffen auch schon die Golbats mit ihrer gefährlichen Windschnitt Attacke an. „Roselia, Zauberblatt, los!“ Auf jedes fliegende Pokémon schoss es grünlich leuchtende Blätter, doch diese wichen geschickt aus und Roselia bekam den Windschnitt zu spüren. Mars hielt sich allerdings sehr distanziert zurück, wohl auf eine günstige Gelegenheit abwartend. „Gallopa, benutz den Flammenwurf!“ Auch auf diese Powerattacken antworteten die geflügelten Pokémon mit einem geschickten Ausweichmanöver. „Verdammt, sie sind einfach zu schnell.“, fluchte der Grünhaarige. Haruka dachte währenddessen nach und schaute sich ihre Umgebung an. Ihr Blick fiel auf das glitzernde Wasser. Hernach blickte sie suchend zu Shuu und für einen Moment ruhten ihre Augen auf den Anderen. „Roselia, blende sie mit deinem Sonnentag!“ Das Pflanzen Pokémon hob ihre beiden Blüten zum Himmel empor. Plötzlich strahlte die Sonne so intensives Licht aus, dass die Wasseroberfläche das gesamte Licht des glühenden Feuerballs wider spiegelte und mit geballter Kraft die gegnerischen Fledermäuse blendete. Die braunhaarige grinste und hob lässig ihren linken Arm in die Höhe. „Und jetzt das Finale, Feuersturm mit aller Kraft!“ Gallopa stieg auf die Hinterbeine und in ihrem Maul sammelte sich eine gewaltige Feuerkugel, die es anschließend ausstieß und als geballtes Flammenkreuz alle drei Golbats lahm legte. Mars wich schockiert zurück. Mit einem einzigen Schlag wurde das gesamte Golbat Trio außer Gefecht gesetzt? Unmöglich! „Da-Das kann nicht sein…“, stammelte die Rothaarige und drehte sich fast verängstigt zu ihren Leuten um. „Rückzug!“, befahl sie schroff. Natürlich gehorchten sie Mars und flüchteten so schnell mit ihr, dass Officer Rocky sie gar nicht verhaften konnte. Das blendende Licht der Sonne war inzwischen schwächer geworden und letztendlich völlig verschwunden. Professor Eibe legte beiden Jugendlichen eine Hand auf die Schulter. „Sehr gut. Ich habe selten Trainer gesehen, die perfekt synchron zusammen arbeiten.“ Haruka und Shuu liefen dermaßen rot an, dass sie am liebsten im Boden versanken wollten. Professor lachte jedoch nur. „Gute Arbeit, Kinder!“, lobte er sie. Somit war das Unheil der Zerstörung des Sees angewandt. Und wer weiß, vielleicht birgt der See wahrlich ein Geheimnis, was tief im Inneren des Herzens verborgen ist? Zurück im Labor machte Officer Rocky noch eine Ansammlung von Aussagen zu den Personen am See. Es war inzwischen der Abend hereingebrochen und es war nun zu spät um nach Jubelstadt wieder aufzubrechen. So entschieden sich Shuu und Haruka eine Nacht im Labor zu bleiben um dann am nächsten Tag mit Officer Rocky wieder aufzubrechen. Professor Eibe hatte für sie ein nächtliches Lager eingerichtet in einer ruhigen Ecke des Labors, damit sie sich in Ruhe von dem Ärger des Tages erholen konnten. Doch eines war unklar, wo war Lugia gewesen? Haruka glaubte sich daran zu erinnern, dass Lugia ihr gefolgt war. Unmöglich wäre das Baby im Labor geblieben, denn eigentlich folgte das Kleine seiner Mama überall hin. Aber wo war Lugia gewesen, als sie gegen die Schergen des Team Galaxy gekämpft hatten? Noch eine ganze Weile unterhielten sich Shuu und Haruka darüber, jedoch verlor der Grünhaarige schnell die Lust an dem Thema. „Hauptsache, es ist nicht weggelaufen und ist wieder da.“, meinte er. „Aber…!“ Seine Freundin versuchte zu widersprechen, aber er schnitt ihr mit einer kurzen Handbewegung das Wort ab. „Schlaf jetzt. Es hat keine Sinn darüber nachzudenken.“ Somit schaltete der junge Koordinator das Licht aus und war schon nach wenigen Minuten eingeschlafen. Haruka hingegen hielten diese Gedanken noch eine ganze Weile wach bis auch sie schließlich in den Schlaf fiel. Der nächste Morgen war schneller hereingebrochen, als Haruka und Shuu erwartet hatten. Sie waren am Vortag wahrhaftig erst spät ins Bett gegangen oder eher gesagt, das Licht ausgemacht. Besonders traf es aber Haruka. Ihre nächtliche Grübelei wurde nun mit heftiger Müdigkeit bestraft. „Habe ich dir nicht gesagt, du sollst diese ewige Detektivspielerei beenden?“ Seine Stimme klang vorwurfsvoll und seltsam kühl, wie immer halt, wenn er sie provozieren will. Jedoch fielen ihr am heutigen Morgen die gekonnten Gegensprüche dafür. Vielleicht waren ihre Gedankengänge wirklich unsinnig gewesen und sie hatte sich umsonst die Nacht um die Ohren geschlagen? Der Grünhaarige blickte zu Haruka. Sie sah besorgt aus, fand er, und irgendwie konnte er es ihr noch nicht Mal übel nehmen. Schließlich hatte sie die gesamte Verantwortung für Lugia, und nicht er. Darum konnte Shuu noch nicht Mal ansatzweise ihre Gedanken oder besser gesagt ihre Gefühle nachvollziehen. Okay, er war es schließlich, der auf Haruka aufpasste und somit auch irgendwie auch auf das kleine Lugia. Fürsorglich legte Shuu seine Hand auf die ihre und umfasste sie. Ihre Finger fühlten sich seltsam kalt an und fast hätte er Seine sogar vor Schreck zurückgezogen. „Hey, mach dir keine Sorgen. Wir werden schon herausfinden, was mit seiner Mutter bist.“ Er machte eine kurze Pause. „Und solange bist du seine Mutter. Ich kann deine Sorgen verstehen, und egal was geschieht, ich werde bei dir sein.“ Haruka konnte nicht anders, als lächeln. Am liebsten wäre sie jetzt aufgesprungen und wäre ihm um den Hals gefallen. „Es ist nur… Ich mach mir viele Gedanken. Nicht nur wegen Lugia.“, flüsterte sie. Der junge Mann erwiderte ihr schwaches Lächeln. „Dann hör auch solch ein deprimierendes Gesicht zu ziehen!“, forderte Shuu leicht verärgert auf. „Sei du selbst.“ Die Braunhaarige sah Shuu überrascht in seine grünen Augen, dann jedoch zauberte sich ein Lächeln auf ihre Lippen. „Danke Shuu.“ Bevor Shuu etwas darauf erwidern konnte, störte Officer Rocky die getraute Ruhe von dem jungen Pärchen. „Kann’s jetzt losgehen?“ Noch einmal warf die Blauäugige Shuu einen erheiternden Blick zu und erwiderte dann schließlich gut gelaunt: „Natürlich! Lass uns aufbrechen!“ Shuu stimmte ebenfalls ein und so brach das Trio zurück nach Jubelstadt auf. Kapitel 9: Was sich liebt, das neckt sich! ------------------------------------------ Das Kapitel gefällt mir besonders. xD Wenn ihr es ließt, dann wisst ihr warum. =D 9. Kapitel Was sich liebt, das neckt sich! Schon pünktlich zur Mittagszeit kamen Shuu und Haruka in Jubelstadt wieder an. Sie verabschiedeten sich von Officer Rocky, die gleich darauf davon brauste. Nun blieben die beiden Trainer wieder Mals alleine zurück, trafen aber die Entscheidung noch etwas in der Stadt zu bummeln. Da Jubelstadt eine zentrale Stadt Shinous war, erreichte man in allen Himmelsrichtungen eine andere Stadt. Im Norden und im Osten musste man durch eine Höhlenpassage um nach Flori und nach Erzelingen zu gelangen. Dagegen musste man im Westen um nach Fleetburg zu kommen einen Wasserweg überqueren. In Flori sollte allerdings der nächste Pokémon Wettbewerb stattfinden. Dies wäre ihr erster Auftritt in der Shinou Region. Vorausgesetzt, sie schafften es bis dahin nach Flori zu kommen. Darum entschieden sie sich nach Norden zu wandern. Um dafür gut ausgerüstet zu sein, kauften sie im Supermarkt noch einige Tränke, Heiler und natürlich Lebensmittel für sich selbst. Als sie letztendlich alles verstaut hatten, verließen sie den Markt. „Willst du noch etwas in Jubelstadt?“, wollte Haruka wissen, aber der Angesprochene schüttelte den Kopf. „Nein, wir gehen direkt auf Route 204.“ Es war nur ein kurzer Weg um auf Route 204 zu gelangen. Schon aus der Ferne konnten sie die Gesteinwand erblicken, die sie durch eine Höhle zu überqueren hatten. Beide waren bei guter Laune, obwohl sie recht still waren. Immerhin wurden sie bald an einem Wettbewerb teilnehmen – beide. Was das bedeuten würde? Nun ja, ihre Rivalität würde erneut aufflammen, obwohl sie mittlerweile ihr Glück gefunden hatten und zusammen waren. Doch wie war es in der Beziehung Top Koordinator zu werden? Würde ihre rivalisierende Feindschaft wieder erscheinen? Haruka und Shuu waren nicht nur die einzigen, die an diesem sonnigen Tag unterwegs waren. Viele Trainer waren anscheinend auf dem Weg nach Flori. Einige genossen den schönen Tag, andere trainierten gemeinsam mit ihren Pokémon. So entschlossen sich auch Haruka und Shuu dazu. „Hm, hast du nicht Lust auf einen Kampf?“, wollte Haruka wissen. Shuu fuhr sich durch die Haare, arrogant wie immer, tat er in diesem Moment. „Wenn du unbedingt verlieren willst.“ Natürlich ärgerte sich Haruka über seine Geste und Shuu genoss diesen Moment mit Genugtuung. Er wusste, dass er sie somit ärgern konnte. „Was ist jetzt?“; keifte Haruka, während sie einen Pokéball zückte. „Kämpfst du nun?“ Völlig gleichgültig gab der Grünhaarige sein Einverständnis. „Auf geht’s! Los Gallopa!“ In einer grellen Lichtflut erschien das flammende Feuerpferd. Die Mähne loderte lichterloh, das Pokémon strotzte nur vor überschüssige Energie. Nun hatte auch Shuu einen rot-weißen Ball zwischen den Fingern und vergrößerte ihn per Knopfdruck. „Komm raus, Sheinux. Ich wähle dich.“ Shuu schickte sein erstes Pokémon der Shinou Region in den Kampf, obwohl Gallopa anhand des Größen- und Gewichtvergleiches Sheinux erheblich überlegen war. „Und wir legen los!“, rief Haruka. „Furienschlag!“ Und schon griff Gallopa an und warf mithilfe des Hornes das blaue Pokémon in den Himmel empor. Hart prallte das Elektro Pokémon auf den Boden, stand jedoch schnell wieder auf. Nervös biss sich Shuu auf die Unterlippe, er musste etwas tun, sonst würde er gegen Haruka verlieren. „Sheinux, setz Biss ein!“ Schnell und flink, wie das kleine Pokémon war, verbiss sich Sheinux im Hals von Gallopa. „Schüttel es ab und dann wieder Furienschlag!“ Das Elektro Pokémon wurde, wie ein Spielball durch die Luft geschleudert und dann mit heftigen Hornschlägen attackiert. Angeschlagen rappelte sich das tapfere Pokémon wieder auf. „Sprungfeder!“ Mit einem kräftigen Sprung katapultierte sich Gallopa in den Himmel. Shuu blickte hinauf. Die harten Hufe, die selbst Diamanten spalten konnten und dem gefährlichen Horn, würden Sheinux Ende bedeuten, wenn sie ihr Ziel nicht verfehlen würden.„Ladevorgang!“ Um Sheinux’ Körper zuckten Blitze, mit jeder Sekunde, die verstrich, wurden die Funken stärker. „Gallopa, greif jetzt an!“ Das Feuer Pokémon stürzte vom Himmel hinab, mit dem gefährlichen Horn vorab. Es glich einem herabfallenden Meteoriten, denn um Gallopas Körper bildeten sich kleine Flammen. „Halt es mit Funkensprung auf, Sheinux!“ Ja, es war Wahnsinn, doch Sheinux sprang Gallopa entgegen und entlud seine ganze aufgeladene Energie bei Berührung. Schwerfällig fiel Gallopa zu Boden. „Tackle es jetzt!“ Zum Abschluss versuchte Sheinux Gallopa mit vollem Körpereinsatz zu rammen. „Gegenangriff mit Flammenwurf!“ Obwohl das elegante Feuer Pokémon zu Boden gegangen war, richtete sie ihren Flammenatem gegen Sheinux, welches in letzter Sekunde versuchte dem Angriff auszuweichen. Nur glimpflich entrann das Elektro Pokémon diesem Angriff. Leise fluchte der Grünhaarige. „Noch einmal Funkensprung!“ Mit Blitzen umgeben, schnellte Sheinux abermals auf Gallopa los, dass sich währenddessen wieder erhoben hat. Über Harukas Gesicht schlich sich ein schwaches Grinsen. „Beenden wir es mit Feuersturm!“ In Gallopas Maul konzentrierte sich ein gewaltiger Feuerball, der sich schließlich zu einem mächtigen Flammenkreuz entwickelte. Shuu starrte kurz fassungslos auf diese Attacke. Würde Haruka so weit gehen? Jedoch fasste sich der Grünhaarige wieder schnell und befahl: „Schnell mit einem Sprung ausweichen.“ Doch es war zu spät. Der Feuersturm erfasste Sheinux und entkräftet sank das Elektro Pokémon zu Boden. Beschämt sah Sheinux zu seinem Trainer hinauf. „Du warst prima, ruh dich jetzt aus.“ Shuu erhob sich und sah zu Haruka, die sich an Gallopas Kopf schmiegte. Das Feuerpferd verhielt sich diesem Zuneigungsbeweis nicht ablehnend und blies durch die Nüstern Luft in Harukas Gesicht. „Du hast wohl etwas übertrieben, Haruka.“, spottete Shuu und fuhr sich durch die Haare. „Du hättest Sheinux schwer verletzen können.“ „Ts. Du hast mir keine andere Wahl gelassen!“ Die Braunhaarige wandte ruckartig den Kopf von Shuu ab. Bevor dieser etwas erwidern konnte, wurde sie unterbrochen. „Was für ein wunderbarer Kampf!“ Es war ein dunkelhaariger Mann, der sie störte. Shuu und Haruka blickten den Fremden irritiert an. „Wer sind sie?“, wollte Haruka wissen. „Tut mir Leid, mein Name ist Ibuki Mizuhara. Ich bin Reporter.“, stellte sich der Mann vor. Unsicher, wie sie reagieren sollten, blickten Shuu und Haruka aneinander an. Was wollte dieser Mann? „Darf ich euch interviewen? Wir ich annehme, seid ihr Koordinatoren, die am Flori Wettbewerb mitmachen wollt, stimmt’s?“ Überrascht starrte Shuu den Reporter an. „Woher wissen sie, dass wir Koordinatoren sind?“ Ein Lächeln schlich sich auf die Lippen des fremden Mannes. „Ich habe eure Performance gesehen und habe direkt erkannt, dass ihr Koordinatoren seid. Wie ihr wissen müsst, bin ich ein guter Kenner von Koordinatoren und ihren Vorstellungen. Seit längerem bin ich in diesem Bereich tätig und interviewe Koordinatoren.“ Haruka lächelte kurz. „Dann haben sie ja ganz gute Erfahrungen.“, erwiderte sie. „Wir stehen ihnen gerne für ein Interview zur Verfügung.“ Leicht neigte das Mädchen den Kopf zu Shuu. Dieser war anscheinend genervt und gab nur widerspenstig sein Einverständnis. „Wie lautet euer Name, Kinder?“ „Mein Name ist Haruka, ich komme aus Hoenn.“ „Shuu.“, sagte dieser knapp. Nun war es der Reporter, der anscheinend überrascht war. „Haruka und Shuu? Ihr seid doch nicht diejenigen…“ Mit einer raschen Handbewegung unterbrach Shuu den Mann. „Doch, Haruka und ich haben das Johto Festival gewonnen.“ Beinahe zärtlich warf er ihr einen Blick zu. Zu gerne erinnerte er sich daran zurück. „Wow! Zwei Profis! Fantastisch. Nun, Haruka, wie hast du dich gefühlt, als du im Finale gegen Shuu gekämpft hast?“ Die Angesprochene kratzte sich an der Stirn. Es war schwierig ihre Gefühle von damals wiederzugeben. „Es war… Na ja, wie soll ich sagen? Ich wollte keinesfalls gegen Shuu verlieren. Immerhin kenne ich ihn schon seit einiger Zeit. Damals verband uns eine gewaltige Rivalität. Wir haben uns gegenseitig angespornt.“ Haruka atmete auf, denn der Reporter schien mit dieser Antwort zufrieden zu sein. Er wendete sich nun Shuu zu. „Und? Wie war es mit dir?“ Shuu strich sich eine Strähne aus dem Gesicht, die ihm vor die Augen fiel. „Wie Haruka es schon gesagt hat; wir waren Rivalen, die nicht gegen den Anderen verlieren wollten.“ „Und wie wird es sein, wenn ihr im Flori Wettbewerb gegeneinander antreten müsst?“ Shuu warf Haruka einen kurzen Seitenblick zu. Sie nickte im lächelnd zu. „Wir werden unser Bestes geben und nicht von unseren Gefühlen füreinander blenden lassen.“ Nachdem der Reporter endlich gegangen war, atmete der Grünhaarige auf. Natürlich hatte er noch weitere Fragen gestellt, die Haruka und Shuu zu beantworten hatten. Es waren zunehmend private Fragen über ihre Familien, Freunde und anderes. Das Einzige, was Haruka irritierte, dass Shuu nie über seine Familie sprach, auch wenn sie ihm darauf ansprach. Entweder antwortete er nicht, oder versuchte schnell das Thema zu wechseln. Na ja, Haruka mochte ihn auch nicht unter Druck setzen. Dies würde nur das komplette Gegenteil heraufbeschwören. Wie dem auch sei, nun sie kamen nun an einer flachen Senke an und rasteten dort, abseits von der Route und den Reisenden. „Ich weiß, warum ich Reporter hasse.“, meinte Shuu kühl. Haruka grinste ihn nur verspielt an. „Quatsch! Du magst es doch.“ Er warf ihr einen finsteren Blick zu. „Nein, tue ich nicht.“ „Jaja, du sagst auch immer, du magst es nicht, wenn dich Mädchen umschwärmen. Und lässt es letztendlich trotzdem zu.“ Abermals strich sich Shuu durch die smaragdgrünen Haare. „Ich habe nie gesagt, dass ich es mag. Außerdem ist das eine komplett andere Sache.“ Nun warf Haruka ihrem Freund einen fast spottenden Blick zu. Sie musste sich gar bemühen, nicht lauthals aufzulachen. „Das ist keine andere Sache, Shuu! Gib es schon zu, dass du es magst.“, versuchte Haruka ihren Freund zu provozieren. Jetzt war es der Grünhaarige, der seine Lippen zu einem Grinsen verzog. „Eifersüchtig?“ Beleidigt drehte Haruka den Kopf von ihm ab. „Tss. Von wegen.“ Unerwartet packte Shuu die Braunhaarige an den Handgelenken, zog sie mit einem kräftigen Ruck über seine Beine. „Gib es zu, dass du vor Eifersucht nur so brodelst.“ Haruka hingegen stieg die Zornesröte ins Gesicht. Doch ehe nur ein Wörtchen über ihren Mund kam, verschloss Shuu ihre Lippen mit den Seinen. Zunächst stemmte sich das Mädchen gegen ihn, gab aber dann schließlich nach. „Idiot.“, flüsterte sie leise, nachdem sie sich wieder getrennt hatten. „Immer doch.“, murmelte er und streichelte ihr über die Wangen. Sich an seine Schulter lehnend, schloss sie die Augen. Eine wohlige Wärme umgab ihr Herz. War es Shuus Nähe, die sie umgab? Jäh in diesem Moment der Stille und des Friedens öffnete sich natürlich einer von Harukas Pokébällen. Daraufhin befreite sich das Lugiababy sich aus seinem Gefängnis. Empört, dass es vernachlässigt wurde, quengelte das Kleine. „Da ist wohl einer wütend.“, Shuu blickte auf Lugia. „Haruka, du hast dein Kind vernachlässigt.“ Mit einem Mal war die Braunhaarige auf die Füße gesprungen. „Du hast sicher Hunger!“ Lugia hielt den Kopf schief. Sobald Haruka die Dose des Aufzuchtsfutter in den Händen hielt, begriff es was Haruka ihm sagen wollte: Futter! Und klar, war es hungrig, so hungrig, dass es fast ein Dutzend von dem Inhalt der Dosen herunter schlingen konnte. Lugia drängte sich gierig zu seiner Mama, die in eine Schüssel die katzenfutterartige Nahrung füllte, und mit einem Messer, welches sie dabei hatte, noch frische Kost dazu schnitt. Beeren, Obst, Gemüse, alles was gesund war eben. Shuu beobachtete sie währenddessen, er konnte seine Augen einfach nicht von ihr nehmen. Ein Lächeln umgab seine Lippen. Haruka richtete sich letztendlich auf, als sie zufrieden feststellte, dass dem Baby das Futter anscheinend schmeckte. Nachdem Shuu seine Gedanken und Gefühle wieder geordnet hatte, trafen sich die Blicke der zwei Jugendlichen. Für einen Augenblick stutzte das Mädchen über den Ausdruck in seinen Augen; sie wirkten sanft, zärtlich und so unendlich anziehend. Doch gleich darauf verschwand dieser Spiegel seiner Gefühle in den Augen. „Hm? Was ist?“, kam es von dem Jungen. Die Angesprochene schüttelte nur den Kopf. „Scho-Schon gut.“ Shuu stieß sich von der Mauer ab, sodass er geradewegs mit den Füßen den Boden zu fassen bekam. Nun stand er in Harukas unmittelbarer Nähe. Seine grünen Augen fixierten die Braunhaarige fest. „Ach ja?“ In seiner Stimme schwang ein Unterton von Spott mit. Haruka war nicht fähig in diesem Moment etwas darauf zu erwidern. Zu sehr war sie von ihm fasziniert. Ihr wurde schlagartig klar, dass sie zu viele Sekunden ihn angestarrt hatte. „De-Denk je-jetzt nichts Falsches!“ Verdammt, sie stotterte und stammelte! Dabei benahm sie sich wie ein frisch verliebter Teenager. Am Liebsten wäre sie GENAU in diesem Augenblick in ein Loch im Erdreich gekrochen. Einfach irgendeins, in dem sie sich verstecken konnte. Doch dieser Wunsch ging nicht in Erfüllung. Zu ihrem Pech, denn Shuu führte seine altbekannte Geste wieder vor, mit der er Haruka jedes Mal zur Weißglut brachte. „Ich und Falsches denken?“ Grinsend warf er ihr einen verächtlichen Blick zu. Auf Harukas Stirn begann eine Ader zu pulsieren. „D-Du bist ein verdammter, blöder-“ Weiter konnte das Mädchen ihren Beleidigungsversuch nicht fortsetzen, denn Shuu schnitt ihr abermals mit einer raschen Handbewegung das Wort ab. „Du bist so süss, wenn du dich aufregst, Haruka.“ Sie hätte alles andere erwartet, aber KEIN Kompliment, was aus Shuus Munde stammte! Wieder verschlug es ihr glatt die Sprache, jedoch erschien ein schwacher Rotschimmer auf Harukas Gesicht und sprach glatt Bände über ihre aufgewühlten Gefühle. „Und wenn du rot wirst, bist du umso niedlicher.“ Haruka spürte, wie ihr die Wärme in die Wangen schoss, eine unerträgliche Hitze machte sich auf ihrem Gesicht breit. Okay, 1:0 für Shuu. Sein Plan ging auf. Trotzdem überlegte er, ob er sie weiter aufzuziehen sollte. „Und du bist-“ Diesmal unterbrach ihn Haruka. „HÖR VERDAMMT NOCHMAL AUF! JA, GRINS NICHT SO, MISTER ROSE!!“, brüllte das braunhaarige Mädchen so unerwartet, dass Lugia vor Schreck zusammen zuckte und das Weite hinter der Mauer suchte. Der Grünhaarige hasste es, wenn Haruka ihn so nannte, und das tat sie nur, wenn sie definitiv wütend war. Da es der Fall war, ärgerte sich Shuu natürlich über seine eigene Dummheit sie so zu reizen. Gewiss würde der junge Koordinator dies niemals freiwillig zugeben… Nun ja, das erste Mal, als Haruka ihn so nannte, hatten beide ein junges Mädchen kennen gelernt. Wakana hieß sie und war furchtbar in Shuu verliebt. Haruka war für das junge Mädchen eine Nebenbuhlerin und setzte fast alles daran Anerkennung bei Shuu zu gewinnen. Aber erfolglos. Tja, gegen wahre Liebe ist wahrlich kein Kraut gewachsen. Einem Vorwurf hingegen Shuus warf die Braunhaarige ihm den Namen ‚Mister Rose’ an den Kopf, was ihn früher ebenfalls den Scham ins Gesicht gezaubert hatte. „Jetzt werden wir auch noch hinterhältig.“, bedauerte der Grünhaarige brummend. STRIKE! 1:1, Ausgleich! Triumphierend beäugte Haruka den Grünhaarigen. „Tss. Denken dir jetzt nichts dabei, nur weil du glaubst, dass du besser bist als ich.“ Mit seiner üblichen arroganten Geste schnippte Shuu sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und unterstrich somit seine Haltung gegenüber seiner Freundin. Dabei warf er ihr so einen höhnischen Blick zu, dass er fast zu weit ging! Dennoch schaffte es der Junge Haruka wütend zu machen. „ACH JA?! Will Mister Oberschlau etwa herausfinden wer von uns besser ist?“ Shuu lachte kurz auf. „Wen du willst.“, erwiderte er lässig. „Okay! Du legst es ja, wie immer darauf an.“ Abermals belustigte Shuu sich über Harukas leichte Reizbarkeit. „Du bist zu süss, wenn du dich aufregst.“ „SHUU!!! HÖR AUF!“ Tja, wie heißt es so schön? - Was sich liebt, das neckt sich! Kapitel 10: Das Dorf der Blumen ------------------------------- Ein langes Kapitel ist wieder mal im Anmarsch! Ich hoffe es gefällt euch. :) Das nächste Kapitel wird selbstverständlich actionreich. ^^ Und... FROHE WEIHNACHTEN!! =D 10. Kapitel Das Dorf der Blumen Noch immer rieb sich Shuu seine Wange, die leicht gerötet war und ein schwacher Abdruck einer Hand zu erkennen war. Es brannte etwas, aber zugegeben, dass beide, vor allem er mit seinen Provokationen, übertrieben hatten, würde er selbstverständlich niemals tun. Vorsichtig warf der Grünhaarige einen Blick auf Haruka, die ihm den Rücken gekehrt hatte. Doch im selben Moment schielte auch sie über die Schulter. „Was guckst du?“, fauchte sie angriffslustig, wie eine Katze. Shuu erhob sich und trat auf Haruka zu. „Bist du wütend auf mich?“, fragte er. Haruka blickte irritiert auf. Bitte was? Shuu hatte sie mit voller Absicht zur Weißglut gebracht und jetzt fragte er, ob sie sauer auf ihn war? War das jetzt ein Scherz? Kühl drehte Haruka den Kopf weg und zeigte ihm die kalte Schulter. „Ist das nicht offensichtlich?“, erwiderte sie schroff. Shuu kniete sich vor das Mädchen. „Kann es sein, dass der Stolz der jungen Dame angekratzt ist?“ Haruka plusterte die Wangen auf. „Mein Stolz? Du fragst nach meinem Stolz? Möchtest du etwa auch noch einen schönen Abdruck an deiner anderen Wange haben?“ Shuu lachte kurz in sich hinein. „Sicherlich nicht.“ „Ach ja? Warum fragst du dann?“ Sich wieder durch die Haare streichend, schwieg der Angesprochene. „Weil… Weil ich…“ Shuu erhob sich rasch und wandte sich ab. Haruka schaute ihn ratlos an. Was versuchte er ihr zu sagen? Ungefähr eine Minute verstrich, Haruka konnte nicht genau sagen, ob tatsächlich eine Minute verstrichen war, als Shuu ihr wieder in die blauen Augen sah. „Ich möchte mich entschuldigen. Es war nicht fair dich dermaßen in Verlegenheit zu bringen.“ Vor Verblüffung blieb Haruka der Mund offen, so überrascht war in diesem Moment. „Mach den Mund zu. Das steht dir nicht.“ In seinen Augen funkelte ein höhnischer Glanz wider. „Du tust es schon wieder!“, fauchte Haruka. Shuu machte ein unschuldiges Gesicht als ob ihn kein Wässerchen trügen würde. „Was tue ich?“ „Versuchen mich zu provozieren!“, erwiderte das Mädchen empört. „Ich? Ich doch nicht. Das musst du dir einbilden.“ Rasch trat Shuu an sie heran und legte ihr den Zeigefinger auf die Lippen, bevor sie überhaupt protestieren konnte. „Sag nichts.“, bat Shuu sie mit flüsternder Stimme. Haruka schlug die Augen nieder um nicht in seine magisch anziehenden Augen sehen zu müssen. „Ach Shuu… Du bist so ein Idiot.“ Der Grünhaarige lächelte leicht. „Ich weiß.“ Später setzten Haruka und Shuu die Reise nach Flori fort. Ohne weitere Stichelei und gegenseitiger Provokation natürlich. Je näher sie der Bergwelt kamen, desto trister und steiniger wurde der Weg zur Höhlenpassage, die Flori mit Jubelstadt und umgekehrt verband. Der Pflanzenwuchs nahm ab, dagegen aber erhob sich langsam eine hohe Gesteinwand vor ihnen. Allerdings war diese noch in weiter Ferne. Shuu konnte nicht sagen, wie lange sie noch brauchten, darum zuckte der Junge nur mit den Schultern als Haruka wissen wollte, wie weit es noch war und ob sie heute noch ankamen. Doch die Sonne neigte sich nun langsam und der Abend kündigte sich an. Viel hatten sie am heutigen Tag wohl nicht zurückgelegt, aufgrund ihrer Flirterei. So entschieden sich beide für die Übernachtung im Freien, obwohl Haruka ganz flau im Bauch war. Irgendetwas sagte ihr, dass etwas passieren würde. Nachdem sie sich gemeinsam ans Feuer gesetzt hatten, nachdem und Lugia versorgt war, bemerkte Shuu Harukas Nervosität. Er rückte noch etwas an sie heran und legte zögernd seine Hand auf ihr Knie. „Hey, was ist los? Du bist schon die ganze Zeit so still.“ Haruka blickte ihn seine smaragdgrünen Augen, sie konnte nicht wirklich sagen, was sie bedrückte. Immerhin war es nur ein Gefühl ihres Bauches. „Ni-Nichts. Es ist alles okay.“ Er starrte sie durchdringend an, da Haruka leicht ins Stottern kam. „Du hast doch nicht etwa Angst im Dunkeln?“, versuchte der Grünhaarige sie wieder (mal) zu provozieren. Der Blick der Braunhaarige schnellte zu Shuu. Er grinste sie an, doch im Moment nahm das Mädchen diese Tatsache nicht wahr. „Nein! Hab ich nicht!“, protestierte Haruka vehement. „Ach ja? Wovor denn dann?“ Seinem Blick ausweichend, starrte die Angesprochene umher. Zwar gab es keine Verstecke für die vermeintliche Gefahr, denn von Wald waren sie nicht umgeben. Trotzdem blieb dieses ungewisse Gefühl. „Ich hab so ein komisches Gefühl… Irgendetwas wird heute Nacht passieren.“, erzählte sie schließlich. „Ich weiß es klingt absurd und sicherlich hälst du mich jetzt für eine Idiotin oder so was.“ Shuu schaute sie schweigend an und streichelte ihr nun beruhigend über den Oberschenkel. „Mach dir keine Sorgen.“ Der Grünhaarige beugte sich vor, sodass er mit seinen Lippen nah an ihrem Ohr war. „Egal was passiert, ich beschütze dich.“ Ein schwaches Lächeln zierte Harukas Lippen. Unerwartet schreckte Lugia aus dem Schlaf und reckte den Hals. Unsicher warf es den Kopf hin- und her, dabei blickte er suchend über das niedrige Felslandschaft. Ein dunkler Schwarm war am blauschwarzen Himmel erkennbar. Verstört kreischte Lugia und sprang ruckartig auf um sich zu Verstecken. Nun hob auch Shuu seinen Blick zum Himmel empor. Harukas Magen verkrampfte sich bei diesem Anblick. War ihr ungutes Gefühl nun doch keine Einbildung gewesen? Kurz schloss sie die Augen um die Nerven zu behalten. Währenddessen erklang die Stimme des PokeDex: „Kramurx – Das Finsternis-Pokémon: Wanderer lockt es tief in den Wald und führt sie in die Irre. Sie stehen für das Unglück was sie bescheren sagt man, wenn man sie bei Nacht sieht.“ Ein Schwarm Kramurx also… „Wir sind wohl in ihr Territorium eingedrungen.“, flüsterte Shuu leise zu Haruka, die wie betäubt hinter ihm stand. Die dunklen Vögel näherten sich mit großer Schnelligkeit und rissen kurz vor ihrem Ziel begierig den Schnabel auf. „Haruka?“ „Huh?“, kam es von ihr. „Wir müssen kämpfen!“, sagte Shuu und zwischen den Fingern hielt er drei Pokébälle. „Nachtara, Roselia, Sheinux, ich brauche euch!“ Das übliche Geräusch der sich öffnenden Pokébälle ertönte und die gerufenen Pokémon erschienen im Lichtschein. „Rose-Roselia!“ „Nach-tara tara!“ Sheinux knurrte dagegen nur verwegen. Nun schossen auch die ersten Kramurx aus dem Schwarm auf die Pokémon zu. „Roselia, benutz Zauberblatt, Nachtara Spukball und du Sheinux Funkensprung!“ Egal wie schnell ihre Attacken einsatzbereit waren, die Kramurx waren kluge und besonders flinke Pokémon, die den Angriffen der Gegner leicht ausweichen konnten. Der misslungene Angriff wurde mit einer heftigen dreifachen Verfolgung der Kramurx gebüßt. „Verdammt.“ Shuu drehte sich zu Haruka. „Haruka! Du musst mir helfen.“ Die Braunhaarige blickte erstaunt zu Shuu. „Was? Wie?“ „Die Kramurx! Sie greifen uns an.“ Das Mädchen nickte nur und befreite auch Psiana und Gallopa aus ihren Pokébällen. „Flammenwurf und Psiana Psychokinese!“ Der Flammenwurf Gallopas erfolgte so rasch, dass einige der Kramurx nicht rechtzeitig das Weite suchen konnte. Doch die darauf folgende Psychokinese zeigte keine Wirkung bei den nachtaktiven Vögeln. „Was? Keine Wirkung?“, stellte Haruka etwas geschockt fest. Shuu verdrehte währenddessen die Augen. „Hast du etwa vergessen, dass Psycho Attacken keine Wirkung auf Unlicht Pokémon haben?“, erinnerte er sie an die Typ Vor- und Nachteile. „Stimmt… Dann müssen wir es eben anders machen. Ruckzuckhieb und dann hau ihnen deine Spukbälle um die Ohren!“ Nur die Umrisse Psianas waren zu sehen und die verschreckten Kramurx, die plötzlich verwirrt feststellten, dass der Feind unter ihnen war. Doch nun bekamen sie einen Spukball nach dem Anderen zu spüren. K.O. segelten die Kramurx zu Boden und blieben erschöpft liegen. Leichtfüßig landete die zartfarbene Katze auf dem Boden, wurde aber dann von einem heftigen Flügelschlag zurückgeschleudert. Ein Kramurx hatte die Wehrlosigkeit Psianas bei ihrer Landung ausgenutzt und sie hinterhältig angegriffen. Gott sei Dank reagierte Shuu schnell und rächte dies, indem er Nachtara den Angriff zum Eisenschweif erteilte und dieser folglich das rabenähnliche Pokémon zu Boden gehen ließ. Derweil konnte sich Psiana einigermaßen wieder erholen und war bereit den Kampf fortzusetzen. „Danke Shuu!“, rief Haruka ihrem Freund zu. Dieser nickte ihr nur und wandte sich schließlich den nächsten herabstürzenden Kramurx zu. „Roselia, lenke sie mit Zauberblatt ab und du Nachtara, mach dich bereit für einen Hyperstrahl.“, befahl der Grünhaarige ruhig. Roselia gehorchte ihrem Trainer und beschoss den Schwarm mit scharfkantigen Blättern. Geschickt wichen sie dem Angriff aus, jedoch hatten sie nicht damit gerechnet, dass der Zauberblatt niemals sein Ziel verfehlte. Die übrigen Kramurx schienen nun verunsichert zu sein, ob sie angreifen sollten. Ihre Kameraden waren zu erschöpft um überhaupt zu fliehen. Sollten sie ihre Gefährten rächen? Eines der schwarz gefiederten Vögel wandte sich zu seinen Kameraden herum um sich mit ihnen zu verständigen. „Krah-Kra-murx!“, kam es von dem Pokémon. Schließlich machte der Schwarm den Anschein wieder anzugreifen. Doch plötzlich tauchte ein dunkler Schatten über den Kramurx auf. „Kra-Kramshef!“ Das Pokémon hatte starke Schwingen, die einen leicht bläulichen Ton besaßen. „Kramshef – Das Anführer-Pokémon: Es lässt sich von Kramurx das Essen bringen und fliegt mit ihnen durch die Nacht.“ Harukas PokéDex verstummte. „Es ist der Anführer des Schwarms!“, rief Haruka. Shuu bejahte diese Erkenntnis nur knapp. „Ja, und anscheinend haben wir es wütend gemacht.“ Das hatten sie wirklich. Immerhin hatten Haruka und Shuu über die Hälfte des Schwarms ausgeschaltet. „KRAMSHEF!!“, kreischte das dunkle Pokémon zornig und stürzte sich mit weiß glühenden Flügeln auf Haruka und Shuu. „Verdammt, es ist schnell!“, fluchte Haruka. „Flammenwurf, Gallopa!“ Das Feuerpferd stellte sich vor Shuu und seiner Trainerin und spie einen gewaltigen Flammenwurf auf Kramshef, welches allerdings blitzschnell ausgewichen war. Es ließ keine Sekunde verstreichen und griff direkt wieder an. „Sheinux, Funkensprung.“ Das kleine blaue Elektro Pokémon sprang Kramshef mutig entgehen. Von Blitzen wurde es umhüllt und schockte Kramshef fürchterlich. „Krraaaaahhh!“ Ein dumpfer Aufprall erfolgte als das geflügelte Pokémon auf dem Boden gefallen war und gleich darauf wieder aufstand. Seine Anhängsel, die Kramurx, gaben einen fauchenden Laut von sich und öffneten ihre Flügel um sich auf Shuus Sheinux zu stürzen. Doch Kramshef breitete seine Flügel aus und stoppte die Kramurx, bevor sie überhaupt agieren konnten. Schließlich wandte es sich Shuu und Sheinux zu. „Kra-Kra!“ Shuu blickte das Pokémon ruhig an. „Du forderst mich heraus?“ Kramshef nickte. „Dann sollst du deinen Kampf haben! Sheinux, los geht’s!“ „She-Sheinux!“, machte das Pokémon und trat Kramshef tapfer entgegen. „Shuu! Du willst echt gegen Kramshef kämpfen?“ „Sieht doch so aus, außerdem kommen wir dann endlich zur Ruhe.“ Haruka war nun nicht mehr fähig etwas zu erwidern. Shuu drehte sich von Haruka weg. „Benutz Tackle.“ Sheinux lief auf Kramshef zu, das sich soeben in die Luft erhoben hat und hinderte es an dessen Angriff, indem das Unlicht Pokémon abermals Flügelschlag einsetzte. Sheinux flog durch die Luft und kam hart auf dem Boden auf. Nichtsdestotrotz stand es wieder auf. „Gut gemacht. Jetzt Ladevorgang!“ „Shei!“ Um den Körper Sheinux’ sammelten sich kleine Blitze. Kramshef griff unwissend wieder an und setzte eine Attacke ein, die für Haruka und Shuu völlig unbekannt war – den Nachthieb. Aber Sheinux war furchtlos und nahm kaum Schaden dadurch. „Und jetzt Funkensprung!“ Rasend spurtete Sheinux auf Kramshef und versetzte ihm einen heftigen Stromstoß. Das Unlicht Pokémon strauchelte, und griff dann wieder Sheinux an. „Ausweichen, beiß dich dann fest!“ Mit einem wendigen Sprung wich Sheinux Kramshef aus und biss sich schließlich am linken Flügel hartnäckig fest. Der Anführer der Kramurx versuchte Sheinux abzuschütteln, doch das blaue Pokémon ließ nicht los. Schon nach wenigen Minuten war Kramshef diesem Ausdauerkampf nicht gewachsen und ermüdete rasch. „Beenden wir es noch einmal mit Funkensprung.“ Wieder entlud Sheinux seine geladene Energie und vollendete nun den Kampf. Kramshef ging in Folge dieses Angriffes zu Boden und Sheinux war stolz über den Sieg gegen Kramshef. Shuu stattdessen holte einen leeren Pokéball hervor und warf diesen auf Kramshef, doch es schlug den Pokéball mit dem Flügel zurück zu Shuu. Anscheinend hatte es noch genügend Kraft gehabt um nicht gefangen zu werden. Schließlich erhob sich Kramshef, warf Shuu und Haruka einen letzten Blick zu und flog, mitsamt der Kramurx, fort. Haruka atmete auf und ihre Pokémon ebenfalls. Shuu streichelte Sheinux über das weiche, immer noch statisch aufgeladene Fell. „Das hast du gut gemacht. Du kannst dich ausruhen.“ Über glücklich zog sich Sheinux in seinen Pokéball zurück. „Ihr ward alle gut. Ruht euch aus.“ Mit diesen Worten holte Shuu Roselia und Nachtara in ihre Pokébälle zurück. Anschließend wandte sich Shuu der Braunhaarigen zu. „Tss, und du hast dir Sorgen gemacht.“, meinte dieser. Haruka drehte sich ihren Pokémon zu. Psiana war etwas verletzt, an der Pfote genauer gesagt, dabei wirkte sie sehr erschöpft. „Ich kümmer mich um dich, Psiana. Keine Sorgen. Das wird schon.“ Shuu aber widersprach: „Du siehst müde aus, Haruka. Du solltest dich hinlegen.“ „Und Psiana? Was ist mit ihrer Wunde?“, erwiderte sie empört. „Das kann ich doch auch machen.“, äußerte sich Shuu. „Du hast dich noch nie um meine Pokémon gekümmert, Shuu! Wieso willst du das auf einmal?“ Nun schaute Shuu etwas gekränkt seine Freundin an. „Man darf doch seine Meinung ändern, Dummkopf. Du legst dich jetzt hin.“ Ihr blieb ja auch nichts anderes übrig als sich in ihrem Schlafsack einzurollen und dabei zu sehen, wie Shuu dem Psycho Pokémon eine kühlende Salbe auf die Verletzung schmierte und anschließend einen Verband darum wickelte. Danach fiel auch er müde und ausgelaugt in seinen Schlafsack und schlief endlich ein… Nach der aufregenden Nacht schliefen Shuu und Haruka etwas länger als es vorher geplant war. Geweckt wurden sie nicht durch die Sonnenstrahlen, sondern durch ein silbernes, kleines Monster mit schwarzen Augen. Haruka schlug verschlafen die Augen auf und erschrak als sich Lugia über sie beugte. „Lu-Lugia… Du bist es…“ Den Kopf schief legend, betrachtete das Pokémon Haruka. Shuu wachte nun auch langsam auf und streckte sich. Dann blickte er hinüber zu Haruka und Lugia. „Wo warst du eigentlich schon wieder? Wir hätten dich heute Nacht ganz gut gebrauchen können.“ In ihrer Stimme schwang ein Ton von Vorwurf mit. „Was wirfst du ihm vor, Haruka? Es ist noch jung und hat kaum Erfahrungen beim Kämpfen.“ Haruka blinzelte zu ihm. Die Sonne blendete sie einwenig. „Eben! Es wird Zeit, das er etwas lernt.“ Shuu erwiderte nichts zu ihrem Plan Lugia das Kämpfen beizubringen. In seiner Sicht war es noch zu früh dazu, doch Haruka widersprechen wollte er nicht. Schließlich war der Tag noch lange nicht vorbei und wollte keinen Streit mit Haruka riskieren. Rasch hatten Shuu und Haruka ihr Inventar wieder verstaut und waren schon auf dem Weg nach Flori, der Stadt der Blumen. Doch dazu mussten sie nun erstmal die Höhle durchkehren die vor ihnen lag. „Hoffentlich kommt uns jetzt nichts mehr dazwischen.“, seufzte Haruka. Shuu lachte leise. „Nach der Karte ist der verwüstete Pfad schnell überwunden.“ Wieder seufzte Haruka. „Ich hoffe es. Ich hab tierischen Hunger! Und ich will ein weiches Bett für heute Nacht!“ „Du denkst schon fast, wie Satoshi nur noch ans Essen.“, meinte der Grünhaarige kühl. „Huch? Seit wann vergleichst du mich mit Satoshi. Und überhaupt… Seit wann interessiert dich Satoshi-kun?“ Schulterzuckend antwortete er auf ihre Frage: „Wir werden ihn sicherlich hier in Shinou über den Weg laufen.“ „Aber das ist doch ziemlich unwahrscheinlich, wenn du darüber noch einmal nachdenkst.“ „Na ja, ich hätte nicht damit anfangen sollen. Los geht’s!“ Haruka folgte ihm in die Höhle, welche auch ‚der Verwüstete Pfad’ genannt wurde. Warum er so hieß hätte Haruka gerne gewusst, wenn ihr Hunger und das Bedürfnis nach Schlaf sie nicht plagen würde. Es war relativ dunkeln, aber man konnte durchaus ohne Hilfe eines Pokémon durch finden. Man musste nur auf den Boden achten, denn kleine Felsen waren überall verteilt. Sie sahen leicht brüchig aus und ein Pokémon hätte sie mit einer speziellen Attacke, den Zertrümmerer, leicht zerstören können. Haruka zuckte leicht zusammen als zwei Zubats knapp an ihrem Gesicht vorbei flatterten. „Das waren nur zwei Zubats.“, beruhigte Shuu sie. Haruka grummelte. „Willst du mich als Angsthase bezeichnen?“ „Nicht unbedingt, aber du tust im Moment alles um dir diesen Titel zu verdienen.“, erwiderte er leicht höhnisch. „Pff.“ Beleidigt ging die Braunhaarige an Shuu vorbei. Dieser schüttelte nur leicht den Kopf. Auch wenn sie sich kindisch benahm, hatte Shuu nur Mühe ihr keinen Spruch hinterher zuwerfen. Haruka war so gekränkt, dass sie nicht bemerkte, dass ein Kleinstein im Weg lag. Man konnte diese Gestein Pokémon leicht mit einem Felsen verwechseln. „Haruka! Vorsicht, da ist ein-“ Doch zu spät. Die Braunhaarige fiel tollpatschig über das Kleinstein und schlug hart auf dem Boden auf. „Autsch, autsch, autsch.“, ächzte sie. Das Kleinstein war alles andere als begeistert und setzte zu einem Walzerangriff an. „Haruka!!“ Shuu stieß Haruka zur Seite und wurde von dem Gestein Pokémon gegen die Wand geschleudert. Sich vor Schmerz krümmend, lehnte sich der Grünhaarige an die Steinwand und hielt sich die Schulter. „Oh mein Gott! Shuu!“ Haruka ignorierte ihre eigenen Schmerzen im Augenblick. Wichtiger war es ihr gerade, dass Shuu sich vor sie geworfen hatte und selbst den Zorn des Kleinsteins zu spüren bekommen hatte. „Es geht schon.“, presste Shuu unter zusammengekniffenen Lippen hervor. „Du lügst! Du blutest.“ „Nein, nur ein Kratzer.“, erwiderte Shuu. „Von wegen!“, keifte Haruka. „Bis zum Pokémon Center werde ich es wohl aushalten.“, meinte der junge Trainer. Er wollte nicht vor ihr schwach sein. Auf keinen Fall! Sein Arm pochte und der Schmerz vergiftete seinen Körper. „Zu Fuß brauchen wir noch länger. Du reitest auf Gallopa vor.“, schlug Haruka vor. „Nein!!“, widersprach Shuu. „Auf keinen Fall!“ Irritiert schaute das braunhaarige Mädchen Shuu an. „Huh?“ „Ich lasse dich nicht alleine.“, seine grünen Augen fixierten Haruka starr. „Na gut. Dann beeilen wir uns lieber besser.“ Shuu atmete auf und zwang sich, trotz der Last der Wunde, ein Lächeln auf die Lippen. „Worauf warten wir denn noch? Ich sehe schon einwenig Licht.“ Tatsächlich war das Tageslicht zu sehen am Ende des Tunnels. Angespornt dadurch setzten Haruka und Shuu ihren Weg fort. Nur das Haruka Shuu nun keine Sekunde mehr aus den Augen ließ. Dieser quälte sich mit den Schmerzen. Er wagte nicht den Arm zu bewegen. Haruka ahnte nichts von alldem und das er zu stolz war. Dank Harukas schnellem Schritttempo waren sie schon am Ende des Tunnels angelangt. Das helle Sonnenlicht blendete sie einwenig, obwohl sie noch nicht mal eine Stunde in der Höhle gewesen waren. „Wir haben es bald geschafft, Shuu!“, munterte das Mädchen ihren Gefährten einwenig auf. Stumm bewegte er nur den Kopf. Die Route auf der sie sich nun befanden, war die Fortsetzung der Route 204 und hier war diese sehr pflanzenreich. Überall wuchsen schöne Blumen. Ein aromatischer Duft erfüllte die Luft. „Na komm!“ Haruka setzte ihren Weg weiter fort um schnell zu ihrem Ziel gelangen. Shuu folgte ihr langsam. Sein Arm pochte immer noch wie verrückt und das Blut tränkte nun schon auch leicht seine Jacke. Doch die rötlichen Flecken auf seiner Jacke kümmerte ihn wenig. Sein Gedanke galt gerade dem Wettbewerb. ‚Kann ich jetzt in meiner Verfassung an dem Wettbewerb teilnehmen?’, schoss es ihm durch den Kopf. Haruka drehte sich besorgt zu Shuu. Er sprach seit einer ganzen Weile nicht mehr. „Shuu? Alles in okay?“ Shuu hob den Kopf. Seine Augen hatten jeglichen Glanz verloren. Haruka ging zu ihm und berührte ihn am unverletzten Arm. „Shuu?“ Der Angesprochene blickte ihr in die Augen. Sein Gesicht wurde wütend. „Das hast du doch mit Absicht gemacht!“ „Wa-Was?“ „Du bist mit voller Absicht über Kleinstein gestolpert, damit ich nicht am Wettbewerb teilnehmen kann!“, warf er ihr an den Kopf. Zunächst war Haruka unfähig etwas darauf zu erwidern. „Wieso sollte ich das tun? Damit ich einen Rivalen weniger habe oder wie?“ Shuu drehte sich weg. „Außerdem hättest mich dann nicht beschützen sollen!“ Immer noch schwieg er. „Warum hast du das getan?“ In ihren Augenwinkeln bildeten sich Tränen. „Sag! Warum hast du mich dann beschützt?“ Nun wurde Shuu schlagartig klar, was er soeben Haruka, seiner Freundin, an dem Kopf geworfen hatte. Reue befiel ihn. Er wandte sich ihr zu. Tränen. Ihre Tränen glitzerten auf ihren Wangen. Shuu hätte sich ohrfeigen können. „Haruka… E-Es tut mir Leid.“ Sie schluchzte. „I-Ich we-weiß selber nicht, was in mich gefahren ist.“ Er verstummte kurz und hörte nur noch Harukas Schluchzen. „Verzeihst du mir?“ Am liebsten hätte Haruka ihm eine heftige Ohrfeige gegeben. Doch sie konnte nicht. Seine smaragdgrünen Augen funkelten schwach. Ihre Augen fielen auf seinen verletzten Arm. „De-Deine Ja-Jacke…“, stammelte sie. Shuu blickte herab. Unbekümmert zuckte er nur die Schultern. „Lenk nicht ab.“, erwiderte er. Haruka antwortete ihm nicht. Sie kehrte ihm nur den Rücken zu und ging weiter. Shuu blieb verwirrt zurück. „Kommst du jetzt?“ „Ja.“, brummte der Grünhaarige. Haruka und Shuu erreichten nach kurzer Zeit die Stadtgrenze von Flori. Auf den ganzen Weg vom verwüsteten Pfad bis nach Flori hatten Haruka und Shuu kein Wort miteinander gewechselt. Haruka war sauer und das konnte Shuu auch spüren. Dieser ärgerte sich natürlich, dass er Haruka die Schuld gegeben hatte für diesen ‚Unfall’. Die Stadt Flori war klein und eher als ein Dorf zu bezeichnen. Doch die Umgebung von Flori war wunderschön. Überall wuchsen Blumen vielerlei Farben. Man sagt, dass der Hügel damals kahl und unfruchtbar war. Pflanzen Pokémon änderten dies und daraus entstand dieses wunderschöne Blumenmeer und natürlich das Dorf Flori. Haruka machte Halt und lugte nur über die Schulter zu Shuu. „Wir gehen jetzt sofort zum Pokémon Center. Vielleicht kann Schwester Joy etwas für dich tun.“ Schweigend nickte der Angesprochene und folgte wieder der Braunhaarigen. Das Pokémon Center lag zentral im Dorf. Durch das rote Initiale „P“ war es unschwer zu erkennen und die jungen Koordinatoren steuerten geradewegs darauf zu. Die Schiebetür öffnete sich automatisch als sie im Tastbereich der Tür kamen. Shuu hielt kurz an und sah sich um. Obwohl der Wettbewerb in zwei Tagen war, hielten sich schon einige Trainer innerhalb von Flori auf. Haruka kümmerte sich nicht um ihre vermeintliche Konkurrenz und ging geradewegs auf Schwester Joy am Tresen zu. Shuu machte es ihr nach und lehnte sich ausversehen mit der verletzten Schulter ans Holz. Zwischen zusammengepressten Zähnen ließ er zischend Luft entweichen. Gott sei Dank bemerkte Haruka nichts! „Schwester Joy?“, sprach Haruka die Krankenschwester an. Diese schaute von ihrer Arbeit auf. „Ja?“ „Wir hatten einen Unfall.“ Schwester Joy zog die Augenbrauen hoch. Dabei fiel ihr Blick auf Shuu und dessen blutdurchtränkten Ärmel. „Du blutest ja! Hat es mit dem Unfall zutun?“ Haruka bestätigte folglich. Die Rosahaarige bat beide in ein Behandlungszimmer. Chaneira, die Assistentin von Schwester Joy, war ebenfalls im Raum. Die Krankenschwester drückte Shuu auf eine Liege. Desinteressiert präsentierte er ihr seinen Arm. „Was ist passiert?“ Vorsichtig krempelte Schwester Joy den Ärmel des Shirts hoch. Shuu verzog leicht das Gesicht als die Luft an die Wunde kam. Es brannte leicht. Trotzdem begann er die Geschehnisse zu schildern: „Meine Freundin ist über ein Kleinstein gestolpert im Verwüsteten Pfad und zum Schutz habe ich sie weggestoßen, sonst hätte Kleinstein sie verletzt.“ „Wie heldenhaft.“, lächelte sie. „Du kannst froh sein, solch einen Freund zu haben.“ Die letzten Worte richtete sie an Haruka, die etwas abseits stand. Die Wunde an Shuus Arm war zum Glück nicht tief; sie war eher oberflächig, trotzdem hatte es stark geblutet. „Du hattest Glück, das Kleinstein dich nicht ganz erwischt hat, sonst wäre dein Oberarm gebrochen.“ Shuu atmete insgeheim auf. Wenn dies der Fall gewesen wäre, dann hätte er sicherlich nicht am Wettbewerb teilnehmen können. Schwester Joy legte sich Verband, Kompresse und eine Salbe zurecht. Mit einer angefeuchteten Kompresse säuberte die Pokémon Krankenschwester die Wunde und verband sie letztendlich. „Am Wettbewerb kann ich doch teilnehmen, oder?“, erkundigte sich Shuu. Schwester Joy bestätigte ihm dies mit einem kurzen Nicken. „Ja, es sei denn, die Verletzung entzündet sich bis dahin, aber keine Sorge. Die Wunde sieht gut aus und wird schnell heilen.“ Sichtlich erleichtert war Shuu und so blickte er zu Haruka. Doch die war nicht mehr im Raum. „Haruka?“ „Cha! Chaneira-eira!“ Das rosafarbene Pokémon deutete auf die offene Tür. „Habt ihr Streit?“, fragte die Krankenschwester vorsichtig. Shuu reagierte zunächst nicht, schreckte dann aber letzten Endes doch auf. „Was?“ Irritiert blickte Shuu zu Schwester Joy. „Streit?“ Der Grünhaarige bejahte die Frage mit einem stummen Nicken. „Geh ihr nach.“, meinte Joy. „Na los.“ Shuu tat, wie es Schwester Joy ihm empfahl. „Danke, Joy-san.“, sagte er und rannte dann hinaus auf den Flur. Haruka wollte gerade das Pokémon Center verlassen. „Haruka, warte! Bitte.“, rief Shuu. Die Braunhaarige hielt inne, wandte sich aber noch nicht zu ihm um. Langsam ging er auf seine Freundin zu. „Es tut mir Leid, Haruka. Ich war unfair zu dir. Ich hätte dir das nicht an den Kopf werfen dürfen.“ Shuu hörte, wie Haruka leise lachte. Er war verblüfft. Lachte sie ihn aus? Nahm sie Shuu nicht ernst? „Shuu, du bist ein Idiot.“, erwiderte das Mädchen. „Aber ich liebe dich.“ Mit diesen Worten umarmten sich die Beiden, jedoch nur kurz um keine Aufmerksamkeit zu erregen. „Dann werden wir wohl gegeneinander antreten.“, flüsterte Shuu. „Ich will nicht verlieren, Shuu! Auch nicht gegen dich. Merk dir das.“ Kapitel 11: Der erste Wettbewerb der Shinou Region -------------------------------------------------- Wieder ein neues Kapitel und direkt ein recht langes und spannendes Kapitel für euch. Hoffe es gefällt euch. ^^ Die Kämpfe fielen mir diesmal recht leicht xD 11. Kapitel Der erste Wettbewerb der Shinou Region Endlich war es soweit. Der Tag des Wettbewerbs war gekommen. Das einst ruhige Dorf war nun ein Schauplatz großartiger Koordinatoren und ihren ebenso fabelhaften Gefährten. Vielerlei Koordinatoren sammelten sich im Vorraum der Wettbewerbshalle, darunter auch Shuu und Haruka. Beide hatten sich noch am Tag ihrer Ankunft in Flori registriert und eine offizielle shinou’ische Wettbewerbskarte erhalten. Zwei noch leere Schatullen bekamen sie ebenfalls. Üblich bei Shinou Wettbewerben war es, dass man so genannte Ballkapsel. Diese benutzte man für einen wundervollen Auftritt der Pokémon, indem man einen normalen Pokéball in die Ballkapsel legte und diesen schließlich mit einem Sticker verzierte. So erklärte es ihnen ein kleiner Junge, der anscheinend auch teilnahm. Haruka schätzte den Winzling gerade mal auf 7 bis 8 Jahre. Shuu gab dazu keinen Kommentar ab und verhielt sich eher still. Beide wurden um einiges ruhiger als es nur noch eine knappe halbe Stunde bis der Wettbewerb beginnen sollte. Shuu und Haruka entschieden getrennt auf ihre Auftritte zu warten. So hatten sie auch noch etwas Zeit ihre Performance noch einmal durchzuplanen. „Und hier sind wir wieder. Diesmal live aus dem schönen Dorf Flori! Für die die mich nicht kennen, mein Name ist Marilyn.“, rief eine junge Frau mit braunorangen Haaren, die einen langen Umhang trug. „Wir werden Zeugen fabelhafter Koordinatoren und ihren Pokémon! Seid ihr bereit für die ultimative Show?“ Das Publikum tobte und jubelte. Die Luft im Stadion schien wahrlich zu knistern. „Außerdem dürfen wir zwei ganz besondere Gäste vorzustellen. Letztes Jahr haben sie das Unmögliche wahr gemacht und haben gemeinsam den großen Bänder Cup der Johto Region gewonnen. Jetzt stehen sie hier auf der Bühne. Wir begrüßen hier ganz herzlich Shuu und Haruka aus der Hoenn Region!“ Das Koordinatorenpärchen trat auf die Bühne und begrüßte die tobende Menge. Sie fühlten sich geehrt so empfangen zu werden und verbeugten sich. „Natürlich sind unsere Jurys auch wieder mit dabei.“, brüllte Marilyn gegen die Zuschauer an. „Mr. Contesta! Mr. Sukizu und natürlich unsere wunderbare Schwester Joy aus Flori!“ Aus fürchterlich lauter Applaus folgte. „Unser erster Teilnehmer ist auch schon direkt Shuu aus LaRousse City!“ Haruka war inzwischen wieder hinter der Bühne verschwunden. Völlig ruhig und gar nicht nervös zückte er einen Pokéball hervor. „Roselia, los geht’s!“ Mit einem explosiven Blütenregen erschien elegant das Rosen Pokémon auf der Bühne. „Stachelspore!“ Auf die Blüten schoss es einen orangenfarbenen Staub, der die leicht rötlichen Blütenblätter zum Glitzern brachte. „Und zum Abschluss Zauberblatt.“ Graziös hob Roselia nur den linken Blumenarm und feuerte die grünen Blätter auf die Stachelsporen-Blüten. Diese wurden regelrecht in der Luft zerfetzt und fielen als funkelnden Staub zu Boden. Shuu und Roselia wandten sich zum Publikum und verneigten sich. „Exzellente Aufführung, die den Wettbewerb wundervoll begonnen hat.“, sprach Mr. Contesta. „Einfach bemerkenswert.“, reagierte Mr. Sukizu, der Präsident des Pokémon Fanclubs. „Das Vertrauen zwischen Pokémon und Trainer hat man regelrecht gespürt. Welch tolle Weise sie zu präsentieren.“ „Welch glanzvoller Beginn unseres Wettbewerbs! Findet ihr nicht auch?“ Die Besucher des Wettbewerbs applaudierten aufgeregt. „Und jetzt geht es mit unserem Programm weiter.“ Ferner, in einer Stadt im Osten, rasteten gerade Satoshi, Takeshi und ihre neue Begleiterin Hikari. Das blauhaarige Mädchen war eine junge Koordinatorin, dessen Traum war es ebenso, wie Harukas und Shuus Top-Koordinator zu werden. Das Trio saß in der Cafeteria des dortigen Pokémon Centers „Sieh mal, Takeshi. Haruka-chan und Shuu-san sind in Shinou.“, meinte Satoshi, der gebannt auf den Fernseher starrte. Soeben hatte Marilyn, die Moderatorin der Shinou Wettbewerbe Haruka und Shuu begrüßt. Nun Takeshi kehrte zurück an den Tisch, an dem Satoshi und Hikari Platz genommen hatten. Nun verfolgten sie gespannt Shuus Auftritt. Natürlich war es wieder eine Meisterleistung gewesen von Shuu. „Er hat mal wieder eine hervorragende Performance gezeigt.“, gab Satoshi zu. Takeshi nickte stumm und wirkte ernst. Hikari blickte die beiden Jungs fragend an und enttäuscht musste sie feststellen, dass Satoshi und Takeshi hier nicht erläuterten, woher sie Shuu und Haruka, das Koordinatorenpaar, die in den letzten Monaten auch hier in Shinou sehr bekannt geworden war, kannten. Jetzt war Haruka an der Reihe. Als ihre Teilnehmernummer 21 aufgerufen wurde, verkrampfte sich kurz ihr Magen. Doch das unangenehme Gefühl legte sich, nachdem Haruka selbstbewusst auf die Bühne getreten war. Den Pokéball Gallopas fest in den Händen haltend. „Und hier ist Haruka aus der schönen Stadt Blütenburg City in Hoenn!“, rief Marilyn und machte schließlich Platz für das braunhaarige Mädchen. Haruka ließ kurz ihren Blick umher schweifen, schloss dann die Augen um ihre ganze Kraft zu sammeln. „Gallopa, on Stage!!“ Der Pokéball, der in eine Ballkapsel gelegt war, öffnete sich und das Feuerpferd kam aus einem Wirbel von blauem Flammen heraus geschossen. Beeindruckend und schön zugleich stieg Gallopa in die Höhe. „Feuersturm!“ Gallopa mobilisierte im Maul einen mächtigen Sturm aus Feuer und schickte diesen gegen die Decke. „Und jetzt in die Luft mit Sprungfeder!“ Pfeilschnell schoss das Feuerpferd in die Luft und durchstieß mit dem Horn graziös den Feuersturm. Elegant kam es auf den Boden wieder auf. Die zuvor zerschlagenen Flammen regneten auf Gallopa und verwandelten das Fell des Pokémons in einen wundervollen Glanz. „Beeindruckende Vorstellung aus Schönheit und Kraft zugleich!“, lobte Mr. Contesta. „Äußerst bemerkenswert.“, sprach der Mann der wenigen Worte. Schwester Joy lächelte zufrieden. „Der Zustand dieses Gallopas ist einzigartig. Es strotzt vor Kraft und Selbstvertrauen zu seinem Trainer.“ Die Zuschauer unterstrichen diese gelungene Vorstellung mit jubelndem Applaus. Haruka bedankte sich, indem sie sich knapp verneigte und ihnen zu winkte. Hikari stand den Mund offen vor Verblüffung. „Wow, beide sind in diesem Wettbewerb mit Abstand die Besten.“, gab das Mädchen nur schwermütig zu. Takeshi lachte. „Du hast dir eine gewaltige Konkurrenz gemacht, Hikari. Haruka und Shuu sind alles andere als leichte Gegner. Sie werden schwer zu schlagen.“ Auf einem Mal wirkte Hikari bedrückt. Konnte sie überhaupt bei so vielen Rivalen sich behaupten oder war ihr Traum nun geplatzt? Unerwartet spürte sie Satoshis Hand auf ihrer Schulter. „Gib nicht auf. Du kannst es schaffen. Du bist schon um einiges besser und bist keine Anfängerin mehr.“ Leicht lächelte Hikari. „Danke Satoshi.“ Nun fingen die Kämpfe des Wettbewerbs an. Für diese Runden hatten sich acht Trainer qualifiziert. Shuu und Haruka waren dabei. Diese Tatsache war nicht anders zu erwarten. Beide hatten in der Bewertung ihrer Performances die ersten Plätze, auch wenn diesmal Haruka knapp vor Shuu den ersten Platz belegte. Im Kampf zu Beginn dieser Runde trat Shuu als Erster an. Sein Gegner war der kleine Junge, der sie zu Anfang über die Ballkapseln aufgeklärt hatte. Anhand seines Alters sollte man den Jungen namens Nagi auf keinen Fall unterschätzen. Er war ein ernstzunehmender Gegner. Der braunhaarige Junge trat Shuu gegenüber. Er holte einen Pokéball hervor und vergrößerte ihn schließlich. „Die Koordinatoren haben 5 Minuten um den Punktestand ihres Gegners auf Null zu senken und dabei die glamourösen Attacken ihrer Pokémon vorführen. Und unsere heutigen Koordinatoren in der ersten Runde sind Shuu und Nagi!“, stellte die Moderatorin die Konkurrenten vor. „Los geht’s!“ „Staravia, los, ich brauche dich!“, rief Nagi und sein Vogel Pokémon Staravia erschien in einem Ring aus Sternen. Schließlich landete das Pokémon auf dem Boden. Shuu zögerte kurz, aber knipste dann Knopf damit sich der Pokéball vergrößerte. „Auf geht’s, Roselia!“ Shuus Roselia betrat im Blütenregen die Bühne. „Staravia, Ruckzuckhieb!“, begann sein Gegenspieler den Kampf. Mit einer hohen Geschwindigkeit flog das Flug Pokémon rasant auf Roselia zu. Shuu blieb gelassen, so auch Roselia. „Zauberblatt.“, erwiderte Shuu nur knapp. Staravia wurde mit grünen Blättern beschossen, die niemals ihr Ziel verfehlten. „Gib nicht auf. Flügelschlag!“ Die Schwingen des Vogels wurden schlagartig von einem weißen Glanz überzogen und trafen Roselia hart, sodass es rücklings auf den Boden stürzte. Nagi grinste schwach, doch der Grünhaarige übersah nicht das schon fast triumphierende Gesicht des Jungens. „Weiter machen mit Flügelschlag!“ Von Links, von Rechts, von Oben oder von unten, Staravia griff erbarmungslos von allen Seiten an. Roselias Zustand verschlechterte sich erheblich. Shuu biss sich auf die Lippen. ‚Ich muss etwas gegen die Schnelligkeit tun, sonst bin ich schneller draußen als ich etwas dagegen tun kann.’ Dann ging Shuu ein Lichtchen auf. Das Dach der Wettbewerbshalle war offen. Es war schönes Wetter, die Sonne schien hell und beinahe blendet… Eine gute Gelegenheit für einen Sonnentag! Nun war es Shuu, der selbstsicher lächelte. „Blende sie mit Sonnentag!“ Roselia erhob sich schwermütig, hielt dann ihre Arme in die Höhe und intensivierte das Sonnenlicht. Staravia kniff kreischend die Augen zusammen und prallte gegen die Wand. Nagi war fassungslos über diese schnelle Reaktion Shuus. „Gut gemacht, Roselia.“, lobte der Grünhaarige. „Jetzt beenden wir es mit Solarstrahl!“ Aufgrund des hellen Sonnenlichts verkürzte sich die Aufladefrist des Angriffes und schon nach wenigen Sekunden war die Attacke voll einsatzbereit. Durch einen Strahl, der in mehreren Farben strahlte, wurde Staravia vollständig außer Gefecht gesetzt. „Und der Sieger ist Shuu. Ein fabelhafter Kampf!“ Shuu hob triumphierend den Arm in die Luft. Es folgten noch zwei Kämpfe, die von weniger Bedeutung waren. Harukas Kampf war erst der vierte und letzte Kampf dieser Runde. Marilyn hob feierlich ihre Hand. „Den letzten Kampf bestreiten Haruka aus Hoenn und Nagemi aus Jubelstadt! Das Kampfsystem ist wie immer. Lasst den Kampf beginnen!“ „Komm raus, Kapilz!“ Ein Pokémon mit einem pilzartigen Hut erschien aus dem Rauch. „Psiana, ich brauche dich!“ Das katzenartige Pokémon befreite sich aus dem Pokéball in Begleitung von blauleuchtenden Sternen. Das Mädchen, sie wirkte ein bis zwei Jahre älter als Haruka, sprach verächtlich: „Wenn du denkst, dass wir uns nur wegen dem Typvorteil eingeschüchtert fühlen, muss ich dich enttäuschen! Beginnen wir mit Tempohieb!“ Haruka lachte leise. „Habe ich auch nicht erwartet.“, entgegnete die Braunhaarige. „Schnelligkeit gegen Schnelligkeit, okay. Ruckzuckhieb!“ Geschwind fegte das zartfarbene Psycho Pokémon auf Kapilz zu, wich im letzten Augenblick aus, indem aus dem gegnerischen Pokémon auf den Kopf sprang und sich selbst in die Luft katapultierte. „Spukball!“ Nur wenige Sekunden brauchte Psiana um die Geist Attacke zu erschaffen, die das verblüffte Kapilz durch die Luft schleuderte. „Steh auf, Kapilz! Himmelhieb!“ Während Psiana noch in der Luft war, rappelte sich das Pflanzen Pokémon, welches Züge eines Kampf Pokémon in sich, auf und schlug Psiana die leuchtende Klaue ins Gesicht. „Pssiiiii-anaaaa…“, schrie Harukas Pokémon und fiel auf den Boden. „Psiana! Gib nicht auf. Wir haben soviel miteinander erlebt. Das müssen wir schaffen!“ Durch Harukas Ruf kehrte Psianas Kampfgeister wieder und tapfer stand das Pokémon wieder auf. „Ich wusste, ich kann mich auf dich verlassen!“ „Psi!“ Psiana war selbstbewusster und zäher denn je. „Das wird nichts bringen! Tempohieb!“, befahl das fremde Mädchen. Haruka blieb ruhig. „Psiana. Bleib ruhig.“ Erst als Kapilz in unmittelbarer Nähe war, befahl Haruka wieder das gleiche Manöver, welches sie zu Anfang des Kampfes eingesetzt hatte. Doch diesmal war es Harukas finaler Schlag. „Blitzkanone!!“ Eine dunkle Kugel, die von gelblichen Funken umhüllt war, trat aus Psianas Juwel hervor und ließ Kapilz nur noch Sternchen sehen. „Kapilz geht K.O.! Ein wunderbarer Sieg für Haruka!“ Sowohl Trainer als auch Pokémon verneigten sich vor dem Publikum und diese applaudierten für diesen wunderbaren Abschluss der Runde, den Haruka geleistet hatte. Shuu war im Vorraum, der nur für die Koordinatoren bestimmt war. Er sah Haruka, wie sie zur Tür rein kam und ging zu ihr. „Wunderbarer Kampf.“, lobte er sie. Seine Freundin lächelte. „Danke. Du warst auch nicht schlecht.“ Hier in diesem Raum waren sie kein Pärchen, welches sich liebte und füreinander da war. Nein, hinter diesen Türen und auf der Bühne waren sie Rivalen, die sich bekämpften um sich gegen den Anderen zu behaupten. Haruka mochte dieses altbekannte Gefühl der Rivalitäten zwischen ihnen. Shuu nickte ihr bloß zu und wandte ihr den Rücken zu. „Viel Glück, Haruka. Wir sehen uns im Finale.“ Es begann das langersehnte Halbfinale. Vier Koordinatoren waren übrig geblieben. Darunter auch Shuu und Haruka. Die Spannung in der Halle war zum Zerreißen gespannt. Nun ging es um alles oder nichts. Der Sieger dieser letzten und entscheidenden Runde war im Finale. „Liebes Publikum! Wir befinden uns im Halbfinale im Kampf für das Flori Wettbewerbsband!“, sprach Marilyn. „Und hier betreten unsere spitzen Kanidaten die Bühne! Shuu und Hima!“ Der Grünhaarige atmete tief durch um die aufsteigende Nervosität und Anspannung zu vertreiben. Wenn er nun so kurz vor dem Kampf nervös werden würde, wäre dies ein fataler Fehler, denn die Pokémon ließen sich durch die Emotionen ihrer Trainer stark beeinflussen. „Bist du bereit zum verlieren?“, fragte das Mädchen Hima ohne Spott oder Sarkasmus in der Stimme. Shuu fuhr sich durch die Haare. „Nein, weil ich gewinnen werde.“, erwiderte er arrogant. Hima plusterte die Wangen auf. Mit dieser eingebildeten Geste hätte sie nun gar nicht gerechnet. Nun, brachte diese Mimik jedes Mädchen, nicht nur Haruka, zum Überkochen? Na ja, er verschwendete nun keinen Gedanken mehr daran. „Seid ihr bereit, Koordinatoren?“, wollte die Orangehaarige wissen. „Bereit.“, erwiderte der Junge. „Bereiter als bereit!“, keifte Hima. „Dann legen wir mit unserem ersten Kampf los!“ Hima holte einen Pokéball hervor. „Auf geht’s, Bidifas!“ Zum Vorschein kam ein Biber Pokémon. Es hatte lange Nagezähne und einen breiten Schwanz. „Nachtara, wir packen das!“ Der Grünhaarige entschied sich für das Unlicht Pokémon Nachtara. Das schwarze Pokémon schien entschlossener zu sein, denn je. „Bidifas, wir beginnen mit Aquaknarre!“, sprach das aufgebrachte Mädchen. Obwohl das Normal Pokémon eher plump aussah, war es dennoch schnell um flink zu reagieren. Nachtara bekam dessen Aquaknarre zu spüren und wurde gegen den Boden gedrückt. „Mach weiter so.“ Shuus Punkte flossen regelrecht den Bach runter. „Ich werde nicht untätig hier rum stehen! Ruckzuckhieb und Eisenschweif Kombination!“ Erst befreite sich Nachtara mit einem flinken Manöver mithilfe des Ruckzuckhiebs, dann setzte es seinen Angriff mit Eisenschweif fort und schleuderte Bidifas von sich weg. „Schlag mit Kopfnuss zurück!“ Zäh war dieses Pokémon. Nach einer halben Minute erhob sich Bidifas wieder und verpasste Nachtara eine gehörige Kopfnuss. Nachtara blieb zunächst am Boden und stand erst wieder auf als Hima den neuen Befehl gab Hyperstrahl trafen aufeinander und lieferten sich ein erbitterten Machtkampf. Doch Nachtaras Angriff war mächtiger und pustete die Aquaknarre regelrecht weg. Somit traf der Hyperstrahl auch dessen Anwender, der nach diesem heftigen Gegenangriff sehr geschwächt war. „Bidifas! Hälst du noch durch?“ Tapfer stand das biberartige Pokémon wieder auf. Nur schwer konnte sich Bidifas auf den Beinen halten. „Gut gemacht. Walzer-Attacke!“ Sofort rollte sich Bidifas ein und schnellte auf Nachtara zu. „Setz den Spukball und ziel auf dem Boden vor Bidifas!“ Nachtara gehorchte und spie einen Spukball folglich gegen den Boden. Bidifas wurde durch den Spukball gestoppt. Benommen vom Aufprall blieb es erstmal sitzen, doch das war der Fehler. „Ruckzuckhieb!“ Nachtara fegte auf Bidifas zu und rammte es mit vollem Körpereinsatz, sodass es plump nach hinten fiel. Die Jury beendete den Kampf, denn Bidifas war nicht mehr in der Lage weiter zu machen. „Shuu und seine Pokémon sind im Finale!“, brüllte Marilyn. „Und schon folgt der letzte Kampf des Halbfinales bevor wir die alles entscheidende Runde einläuten!“, Marilyns Stimme klang voller Begeisterung und Selbstsicherheit. „Auf die Bühne mit euch, Haruka und Tsuneko!“ Haruka und ein hellhaariger Junge erschienen im Licht der Scheinwerfer. „Ihr wisst um was es geht, oder?“ Stumm nickten sie. „Dann wollen wir nicht länger warten. Jetzt geht es los!“ Das Publikum feuerte beide an. Haruka schloss kurz die Augen um den Druck und die Nervosität zu ignorieren. „Panzaeron! Es ist Showtime!“, rief der Junge, dessen Gesicht feminine Züge aufwies. Nicht nur sein Name. Haruka packte einen Pokéball, der an ihrem Gürtel befestigt war. „On Stage, Gallopa! Die Bühne gehört dir!“ Aus dem Pokéball ihres Gegners kam ein Panzaeron, ein fliegendes Pokémon, dessen Körper mit Stahl überzogen war. Die eisenharte Rüstung war poliert und glänzte leicht. Ein Zeichen, das der Trainer ganze Arbeit geleistet hatte sein Pokémon zu pflegen. Nur wenige Sekunden später tauchte auch Gallopa aus dem Pokéball auf. Nach den Vor- und Nachteil zu urteilen war Gallopa dem Panzaeron klar im Vorteil. Doch man sollte den Tag nicht vor dem Abend loben… Marilyn hob die Arme. „Beginnt!“ Die Uhr, die auf ein Limit von 5 Minuten gestellt war, fing an zu ticken. „Gallopa, Flammenwurf!“, eröffnete das Braunhaarige Mädchen. Der Junge lachte kurz. „In die Lüfte mit dir und dann Stahlflügel!“ Panzaeron wich geschickt aus, indem es sich in die Luft erhob. Gleich darauf blitzten die Flügel verräterisch auf und verpassten Gallopa einen heftigen Schlag. Doch das Feuerpferd merkte kaum etwas von diesem Angriff. „Furienschlag!“ Stattdessen fuhr es mit einem schnellen Schlag von Furienschlägen fort. Panzaeron war überrascht und machte eine Bruchlandung auf den Boden. Schnell schaffte es wieder auf die Beine. „Aero-Ass!“ Vor Harukas Augen verschwand Panzaeron. Diese Attacke kannte sie zu gut. Der Gegner flog hoch empor um im Sturzflug auf den Gegner loszustürzen. Kurz vor dem Ziel gewann das ausführende Pokémon an Schnelligkeit und wurde für die menschlichen Augen beinahe unsichtbar. Bevor Haruka etwas gegen die Attacke tun konnte, traf Panzaeron das Ziel und Gallopa kippte leicht zur Seite, jedoch fing sich das Feuer Pokémon im letzten Moment noch ab. „Die verdammte Schnelligkeit!“, fluchte Haruka. „Flammenwurf!“ Abermals spie Gallopa einen Flammenwurf auf das schwebende Panzaeron. „Sternschauer, Panzaeron!“, konterte Tsuneko. Das geflügelte Pokémon konterte mit einem Schauer aus Sternen, die gegen den Flammenwurf prallten. Die Attacke erhitzte sich und wurde unglücklicherweise auf dessen Anwender zurückgeschleudert. Panzaeron kreischte benommen, aber hielt sich noch in der Luft. „Sprungfeder!“, rief Haruka und Gallopa machte einen gewaltigen Satz in die Luft. Tsuneko schien seinen Augen nicht zu trauen. „Was-?“ Genauso irritiert war Panzaeron, was sich letztendlich retten wollte. „Lass es nicht entkommen, Gallopa. Feuersturm!“ Während das Feuerpferd in der Luft sich befand, sammelte es Energie um den nachfolgenden Feuersturm auf Panzaeron zu schleudern. Panzaeron kam mit dieser mächtigen Attacke aus nächster Nähe nicht klar und stürzte zu Boden. Reglos blieb es liegen und war besiegt. „Wow, was für ein außergewöhnlicher Kampf!“, sprach die Moderatorin. „Wie dem auch sei, unsere Finalistin sind Shuu und Haruka! Was für ein Finale!“ Das Publikum jubelte und kreischte vor Begeisterung. Haruka und Gallopa bedankten sich für den Jubel bei ihnen. Es war entschieden. Shuu gegen Haruka. Was für ein Finale würde das werden? Klar, beide waren aufgewühlt und erinnerten sich an das Finale des Johto Festivals. Auch dort hatten sie und ihre Pokémon einfach 100% gegeben. So würde es diesmal wieder werden. Sie traten in die Mitte der Bühne und gaben sich die Hand. „Los geht’s, Haruka. Zeigen wir denen aus Shinou, wie welche aus Hoenn kämpfen!“ Sein Gesichtsausdruck wirkte ernst, dennoch aufbauend für Haruka. „Du kannst dich auf mich verlassen, Shuu.“ Dieser nickte ihr nur schweigend zu und kehrte, wie auch sie, auf ihren Standort zurück. „Wir sind Zeuge sportlicher Fairness geworden! Das wird ein Kampf, den wir nie vergessen werden, liebes Publikum!“ Satoshi, Takeshi und Hikari hatten gespannt die letzten Runden verfolgt. Das Mädchen war erstaunt über den Einsatz und die Stärke, die beide an ihre Kämpfen legten. „Shuu und Haruka also…“, murmelte Takeshi. „Das wird spannend. „Mehr als nur spannend, Takeshi.“, erwiderte der Schwarzhaarige. Hikari fühlte sich etwas fehl am Platze. Beide lobten die Arbeit von Shuu und Haruka in den höchsten Tönen in ihrer Anwesenheit. Dabei wussten sie doch, dass ihr Selbstbewusstsein schnell angekratzt war. Plötzlich vermisste sie jemanden, denn sie nicht einmal wirklich kannte. Nur von den Treffen her kannte sie ihn. Dabei war es auch noch Satoshis Rivale und wusste sehr wahrscheinlich nicht mal ihren Namen. Schon einmal hatte er ihren Namen vergessen… (Ihr wisst doch von wem ich rede, oder?) „Hikari, alles in Ordnung?“, wollte Takeshi wissen. Hikari schreckte aus ihren Gedanken hoch. „Oh ja. Alles okay bei mir.“ Der zukünftige Züchter blickte sie irritiert an. „Schon gut, wirklich.“ Takeshi nickte nur und wendete sich wieder zum Fernseher. Nichts stimmte mit ihr. Aber natürlich sprach sie es nicht aus. Viel zu sehr waren sie auf den Fernseher gebannt… „Das Prinzip kennt ihr sicherlich, nicht wahr? Ich erkläre es für diejenigen, die es nicht wissen. Die Kämpfe werden in einem Limit von 5 Minuten abgehalten. Derjenige der die meisten Punkte hat, gewinnt das Wettbewerbsband von Flori!“ Haruka und Shuu stimmten zu. Die Blicke ruhten aufeinander. ‚Ich werde nicht verlieren, Shuu. Nicht gegen dich!’, schoss es durch den Kopf. Die Unruhe um sie herum verstummte für einen Moment. ‚Wenn du denkst ich mache es dir leichter, nur weil ich dich liebe, dann liegst du falsch.’ Durch die Stimme Marilyns wurden die Jugendlichen wieder in die Realität geholt. „Macht euch bereit!“ Shuu entschied sich für Nachtara, dem nächtlichen Pokémon. Seit dem letzten Kampf hatte sich Nachtara wieder schnell erholt. So konnte es im Finale wieder kämpfen. Dagegen entschied sich Haruka für Psiana, die Zeit hatte sich länger auszuruhen. Und schon entbrannte das Gefecht. „Nachtara, Spukball!“ „Du auch, Psiana!“ Beide Spukbälle kollidierten beim Aufprall und dichter Rauch versperrte den Blick auf die Bühne. Unerwartet zuckte Shuu zusammen. Das kannte er doch…? „Psiana! Ruckzuckhieb!“ Aus dem Rauch schoss blitzschnell Psiana hervor und rammte das Unlicht Pokémon weg. Klar! Diese Taktik hatte sie im Finale des Johto Festivals eingesetzt. Zuerst hatte Haruka ihn in Sicherheit gewogen um dann heimtückisch anzugreifen. „Nachtara, Eisenschweif, lass dich nicht runterkriegen.“ Das schwarze Pokémon rannte auf Psiana zu und griff es mit dem leuchtenden Schweif an. Das zartfarbene Pokémon rutschte einige Meter weg, fand jedoch wieder Halt auf dem Boden. ‚Mist. Psychokinese wird keine Wirkung haben. Das ist sinnlos.’, dachte Haruka. „Noch mal Ruckzuckhieb!“ Psiana lief auf Nachtara zu, was sich in Abwehrstellung begann um sich gegen den Angriff zu verteidigen. „Greif es auch mit Ruckzuckhieb an!“ Beide Pokémon, sowohl Nachtara als auch Psiana, schreckten nicht zurück und prallten frontal aufeinander. Sie lieferten sich einen hartnäckigen Kampf, der ungefähr zwei Minuten dauerte. Doch Psiana verlor den Halt und fiel auf den Boden. Wehrlos blieb das Pokémon liegen. „Beenden wir es mit Spukball!“ Nachtara erschuf einen finsteren Schattenball und schleuderte ihn auf Psiana. „Psiana, pass auf! Ruckzuckhieb!“ Nur knapp entkam das Pokémon dieser Attacke, wurde jedoch am Hinterlauf gestreift und verletzt. Harukas Pokémon schien angeschlagen zu sein. Shuu grinste nur selbstsicher. „Ruckzuckhieb, Nachtara.“ Schnell rannte es auf Psiana zu, die kurzerhand auswich. Haruka ahnte jedoch nicht, dass sich ihr Pokémon nun in der Schusslinie befand… „Jetzt Hyperstrahl.“ „Was-?“, Haruka war überrascht. Psiana war hingegen schutzlos. „Blitzkanone! Schnell, Psiana!“ Doch die Attacke Psianas war nicht rechtzeitig vorbereitet und Nachtaras Hyperstrahl schleuderte das Psycho Pokémon gegen die Wand, welches schließlich zusammenbrach. Haruka hatte verloren. „Und der Gewinner des Wettbewerbs in Flori sind Shuu und Nachtara! Herzlichen Glückwunsch!“, gratulierte Marilyn. Dieser verbeugte sich vor dem Publikum und wandte sich dann an die Moderatorin. Haruka war etwas enttäuscht, jedoch gönnte sie ihm den Sieg. Sie ging zu ihm und gratulierte ihm. „Glückwunsch. Dein erstes Band der Shinou Region.“ Dieser lächelte und erwiderte nur: „Danke. Du hast gut gekämpft.“ Haruka nickte nur stumm. Schließlich fand die Siegerehrung statt und die gesamten Teilnehmer auf die Bühne kamen. Besonders im Vordergrund standen die acht Koordinatoren, die es in die Endrunden geschafft hatten. Von Mr. Contesta überreicht bekam Shuu sein erstes Band, das Flori Wettbewerbsband. Es war ein tolles Ereignis gewesen und für Haruka und Shuu eine neue Erfahrung. Auch wenn die Wettbewerbe in Shinou genauso waren wie in Hoenn, Kanto oder Johto, doch so waren einige Dinge verschieden. Ohne Veränderungen wäre es selbstverständlich auch langweilig. „Herzlichen Glückwunsch. Du hast eine tolle Leistung gebracht, junger Mann.“, sprach der ältere Herr. „Und du auch, Haruka.“ Nachdem es schließlich wieder leerer wurde in Flori, kehrte auch wieder der normale Alltag in das Dorf. Der Wettbewerb war beendet, die Zuschauer waren nach Hause gegangen und die Koordinatoren zogen weiter. Haruka und Shuu blieben noch etwas in Flori. Sie befanden sich nun im Pokémon Center und erhielten ihre Gefährten zurück. „Sie sind wieder ganz fit. Sie haben heute hart gekämpft.“, sprach Schwester Joy. „Vielen Dank, Joy-san!“, sagte Haruka und nahm ihre drei Pokébälle entgegen und Shuu seine Drei Das junge Mädchen wandte sich von Shuu ab ohne ihn nur einen Blick zu würdigen. Seit dem der Wettbewerb vorüber war, benahm sich Haruka seltsam gegenüber Shuu. Vielleicht lag es an der Niederlage gegen Shuu? Klar, dass sie gegen ihn verloren hatte, ging ihr so was gegen Strich, aber was hätte sie dagegen tun können? Im Kampf war sie im Nachteil gewesen und diese Tatsache hatte Shuu für seine Ziele ausgenutzt. Sie machte ihm keine Vorwürfe, sie ärgerte sich nur tierisch darüber, auch wenn ihr Freund davon nichts merkte. „Na toll. Jetzt wird er mich sicherlich damit wieder aufziehen.“, murmelte Haruka als sie in Shuus grinsendes Gesicht blickte. Aber nichts geschah dergleichen, was Haruka erwartet hatte. Stattdessen legte er seinen Arm um sie. „Du siehst aus als ärgert dich immer noch die Niederlage?“ Das Mädchen blickte irritiert auf. „Hä…? Woher weißt du das?“ Shuu lächelte leicht verschmitzt. „Denkst du ich bin blind? Auch wenn ich dich in der Vergangenheit oft runter gemacht habe, habe ich dennoch ein Gespür für Mädchen.“ Haruka riss sich zusammen nicht lauthals aufzulachen. Er und Mädchen? Natürlich wurde er oft umschwärmt und Haruka zog ihn gerne damit auf, dass er es mochte, obwohl er das Gegenteil behauptete. Tja, Eifersucht war es auch wohl bei Haruka. Jedoch jetzt wieder zurück zum Thema. Haruka wich seinen Blicken aus. „Sieh mich an, Haruka.“ Diese tat es. „Ich kenne dein trauriges Gesicht.“ Das Mädchen spürte, wie Shuu seine Hand gegen Harukas Stirn legte und sie streichelte. Es war wohltuend. „Mach dir keinen Kopf. Das nächste Mal gewinnst du.“ Haruka lächelte leicht. „Ach Shuu…“ Harukas Kopf senkte sich auf seine Schulter und merkte, wie Shuu seine Arme um sie schloss. Kapitel 12: Fang das Bamelin! ----------------------------- 12. Kapitel Fang das Bamelin! Über die letzten Tage hatte sich Haruka aufgrund der wenigen Zeit vor dem Wettbewerb wenig um Lugia gekümmert. Sicher fühlte es sich wieder vernachlässigt und so war es auch. Shuu überredete seine Freundin Lugia neben ihr her gehen zu lassen. Haruka gab eher skeptisch schließlich nach. Doch Lugia war über den zusätzlichen Auslauf sehr erfreut, auch wenn es stets neben Haruka herlaufen musste. „Du kannst nicht immer auf ihn aufpassen.“, meinte der Grünhaarige vernünftig. „Bald kann es sich alleine verteidigen.“ Haruka blieb stumm. „Mach dir keine Sorgen.“ Shuu hob den Kopf. „Da sind wir. Der Beerenladen von Flori. Er soll wirklich alle Arten von Beeren haben im Sortiment.“ Haruka blickte auf. Ein Glöckchen erklang als sie die Tür passierten. Der Raum war hell und voller Gewächse. Hinter einen Tresen stand eine junge, hübsche Frau. Ihre Haut war hell und zart. „Guten Tag, was kann ich für Euch tun?“ Haruka blickte sich um. Überall standen kleine Töpfe aus denen die Sprossen einer Pflanze heraus sprießen. Auf der anderen Seite des Ladens standen schon fast ausgewachsene Beerenbäume. Allerdings trugen sie noch Blüten und keine Beeren. „Wir haben im Moment seltene Rabuta-, Tamot-, Saim- und Tronzibeeren.“ Rabuta-, Tamot-, Saim- und Tronzibeeren waren wahrhaftig selten und waren in Hoenn eine besondere Zutat für so genannte PokéRiegel. „Für wie viel verkaufen sie?“, fragte Shuu. Die Frau lachte. „Für euch kostenlos. Ihr habt es schließlich in die Endrunden geschafft.“, erwiderte die Verkäuferin großzügig. Haruka und Shuu schienen etwas verblüfft zu sein. Aber sie bedankten sich herzlich für dieses Geschenk. „Haben sie auch Beerenmixer?“, wollte Haruka schließlich wissen. Die Frau nickte. „In der Ecke. Keine Ahnung, ob die noch funktionieren. Seit einer ganzen Weile wurden sie nicht mehr genutzt.“ Shuu ging zu den Maschinen. Es waren zwei, die auf einem Tisch montiert waren. „Das werden wir ja sehen.“ Er nahm sich ein paar Beeren und warf sie in den Mixer, dann schaltete er das Gerät ein und wenige Sekunden später fielen einige fertige PokéRiegel heraus. „Die Maschine tut noch.“ Da dieser Versuch ein reiner Test war, warf Shuu die PokéRiegel weg. Schließlich waren sie dieser nur ein Testlauf gewesen. Bei der Herstellung musste man verschiedene Aspekte beachten: Aussehen, Geschmack und Würze. Jeder Sinn des Geschmacks war bei den verschiedenen Arten von Pokémon natürlich anders, darum musste man viel experimentieren. Shuu arbeitete viel mit PokéRiegel und fischte gezielt einige Beeren für die Herstellung der Leckerlis für seine Pokémon heraus. Haruka stand neben ihm und beobachtete ihn. Dieser blickte nun auf. „Machst du keine Riegel?“ Haruka schüttelte den Kopf. „Ich kann das einfach nicht gut.“, gestand Haruka. „Das einzigste Pokémon was meine PokéRiegel mochte war Mampfaxo.“ Shuu lächelte. „Mampfaxo hat auch alles gefressen.“, erwiderte er. „Na komm, ich zeig’s dir.“ Haruka gehorchte und trat neben ihn. Sie wusste zwar auf was es ankam bei der PokéRiegel Herstellung, aber wirklich gut konnte sie das Mixen nicht. Dennoch passte sie auf als Shuu ihr dies nochmals erklärte. „Pass auf. Du musst den perfekten PokéRiegel herstellen. Das klappt nur, wenn du viel experimentierst.“, sprach Shuu. „Pokémon mögen unterschiedliche Geschmacksrichtungen. Mein Smettbo zum Beispiel mag sehr gerne blaue PokéRiegel und mein Roselia gerne Rosafarbene. Der Geschmack der Riegel sind unterschiedlich. Manche schmecken sauer, manche bitter, andere scharf. Auf jedes Pokémon erzielt der Geschmack ein anderes Ergebnis. Roselia mag zum Beispiel keine bitteren PokéRiegel, wobei Libelldra und Vulnona schon saure PokéRiegel mag.“ Haruka versuchte sich die Belehrung Shuus genau einzuprägen, auch wenn es nichts Neues für sie war. „Am Besten schreibst du dir deine Rezepte zu Beginn auf, welche Beeren du genommen hast.“ Folglich nickte die Braunhaarige. „Nun, jetzt bist du dran.“ Haruka fischte einige Beeren aus dem Korb neben ihnen. „Nein, nicht einfach irgendwelche Beeren. Jede Beere hat eine eigene Eigenschaft. Saimbeeren sind trockene Beeren, hingegen sind Tamotbeeren sehr scharf. Den Einsatz von verschiedenen Beeren runden den Geschmack ab.“ So viel auf einmal… Wer hätte sich das merken können? Na ja, sie befolgte Shuus Ratschlag und suchte sich die Beeren heraus von denen sie deren Eigenschaften wusste. Dann war der große Moment gekommen und Haruka mixte das bunte Gewirr von Beeren zusammen. Shuu nahm sich einen fertigen PokéRiegel. „Wichtig ist, dass du selbst probierst.“ Harukas Magen verkrampfte sich als Shuu den Riegel Würfel in den Mund schob. „Und?“, fragte sie vorsichtig. Shuu stiegen die Tränen in die Augen. „Er ist… scharf… Aber gleichzeitig auch süss. Gutes Ergebnis.“ Der Braunhaarigen fiel ein Stein vom Herzen. Sie hätte erwartet, dass der PokéRiegel miserabel schmeckte, aber jetzt schrieb sie das Rezept ihrer eigenen Kreation auf. Noch eine ganze Weile hatten Haruka und Shuu PokéRiegel hergestellt und Harukas wurden von Versuch zu Versuch besser. Die Lernstunde bei Shuu hatte offensichtlich etwas gebracht. Leider rannte ihnen die Zeit davon, denn sie hatten beschlossen Flori noch am selben Tag zu verlassen. So verabschiedeten sich von der Verkäuferin des Beerenladens, die ihnen einige Beeren mitgab und machten sich schließlich wieder auf den Weg. Shuu studierte die Karte. „Hier ganz in der Nähe ist ein Windkraftwerk.“, bemerkte er. „Es stellt per Windkraft Elektrizität für die ganze Region her.“ Haruka sah sich um. Aus der Ferne konnte man die Windräder des Kraftwerks schon sehen. Vielleicht lohnte es sich ja mal vorbei zu schauen? So schlenderten Shuu und Haruka geradewegs darauf zu. Der Weg dorthin war Gott sei Dank nicht weit gewesen und so wurde es für sie kein langer Weg, denn der Pfad teilte sich und führte zur oberen Route 205, die direkt zur nächsten Stadt führte. Vor ihnen erhob sich nun das Gebäude des Windkraftwerkes. Shuu sah sich um und trat zur Tür des Kraftwerkes. Allerdings war diese abgeschlossen. „Mist. Ist wohl für Besucher nicht zugänglich.“ Haruka seufzte. So etwas hatte sie erwartet, aber sprach es nicht aus. Shuu neigte den Kopf zur Seite als er ein Geräusch hörte. „Was ist?“, wollte die Braunhaarige wissen. „Mir war so als hätte ich etwas gehört.“, erwiderte dieser. Nur wenige Meter über ihnen, flog eine Schar Driftlon hinweg. Die Schar umfing fünf Pokémon, eines flog an der Spitze und der Rest hinterher. Nur eines hielt Abstand. „Driftlon – Das Ballon Pokémon: Dieses Pokémon kann Kinder durch die Luft ziehen. Man sagt, es entstand aus den Gefühlen von Menschen und Pokémon. Es liebt feuchte Jahreszeiten.“, ertönte die Stimme des PokéDex. „Interessantes Pokémon.“, meinte Shuu. Er hielt einen Pokéball in den Händen. „Du willst dir eines fangen?“ Shuu beachtete Haruka gar nicht erst. „Sheinux, komm raus!“ Das kleine, blaue Pokémon erschien aus seinem Pokéball. „Shei!“ „Shuu!“ Der Grünhaarige wandte seinen Kopf zu Haruka. „Wonach sieht es denn aus?“ „Ähh…“ Ohne noch etwas zu sagen, wandte sich Shuu dem Nachzügler der Gruppe zu. „Sheinux, Funkensprung!“ Sheinux’ Körper wurde von Funken umgeben und griff schließlich das niedrig fliegende Pokémon an. „Driftloon...“ Das Pokémon war erschrocken über diesen plötzlichen Angriff und wurde schwer getroffen. Kaum war es angegriffen worden, setzte auch es schon Windstoß ein und fegte Sheinux auf den Boden. Dieses stand knurrend auf. „Ladevorgang!“ Doch bevor Sheinux Energie sammeln konnte, erschuf Driftlon einen Spukball und schleuderte diesen auf das Sheinux. Es flog regelrecht einige Meter weg und kam nur schwer auf die Beine. Driftlon war inzwischen geflüchtet. „Verdammt. Es ist mir entwischt.“, fluchte Shuu. Sheinux blickte ängstlich zu seinem Trainer hinauf. „Dich trifft keine Schuld. Ich hab es einfach unterschätzt.“ Sheinux wuffte zufrieden. „Komm, lass uns weitergehen.“, schlug Haruka vor. Shuu nickte nur schweigend und ließ Sheinux neben sich herlaufen. Schnell hatten sie wieder das Windkraftwerk hinter sich gelassen und waren nun auf der nachfolgenden Route unterwegs. Auf der Route war es ruhig, so konnte Haruka Lugia aus dem Pokéball befreien. Sofort stürmte das junge Pokémon davon. Haruka wusste, dass nichts passieren würde und wenn etwas geschehen würde, dann käme Lugia zu ihr zurück. Immerhin waren einige Dinge ihm noch unbekannt. Nach einiger Zeit stürmte Lugia wieder zu den Trainern und Sheinux. Verspielt wie es war, sprang Lugia das Elektro Pokémon an, dann hüpfte es wieder auf und lief davon, Sheinux hinterher. „Jetzt hat Lugia einen Spielgefährten gefunden.“, lächelte Haruka. Shuu schaute den beiden Pokémon nach. „Fragt sich, wie lange Sheinux das Energiebündel erträgt.“ Haruka kicherte leise. Nun gingen sie weiter und kamen an einem Fluss an. Lugia und Sheinux waren schon dort. Weiter entfernt lag eine Gruppe von Wasser Pokémon. Wieder ertönte die Stimme des PokéDexes. „Schallelos – Das Seeschnecken-Pokémon: Es lebt in der Nähe von Gewässern. Seine Körperform passt sich je nach Umgebung an. In Shinou gibt es zwei Arten dieser Pokémon.“ Die Haut der Pokémon, die dort am Wasser lagen, war rosafarben. Haruka fragte sich, wie wohl die Körperform der anderen Art war. Doch sie wurde von Shuu mitgezogen und wollte sich näher schleichen. „Was hast du vor?“, flüsterte Haruka so leise, sodass nur er sie verstehen konnte. Shuu legte ihr den Zeigefinger auf den Mund. „Kein Wort mehr, wenn du nicht willst, dass unsere Pokémonjagd ein jähes Ende findet.“, meinte er mit gedämpfter Stimme. Haruka nickte folglich und versuchte sich so still wie möglich verhalten. Shuu versuchte währenddessen sich näher an die Gruppe heranzuschleichen, doch plötzlich erschien ein weiteres Pokémon bei der Gruppe. „Gas-Gastrodon don!“, brüllte es und die Schallelos flüchteten sofort, indem sie ins Wasser sprangen. Anscheinend war dieses Pokémon der Anführer der Schallelos Gruppe. Shuu kam aus dem Dickicht hervor. „Verdammt, sie sind geflüchtet!“ Der Grünhaarige bemerkte nicht, dass Gastrodon ihn angriff mit einer Attacke namens Schlammbombe. „Shuu! Pass auf!“, rief Haruka und stieß ihn zu Boden. Unsanft fielen beide auf den Boden – Gott sei Dank unverletzt. „Danke.“, sagte Shuu flüchtig und blickte sie nicht an. „Hast du dich verletzt?“ Haruka schüttelte den Kopf. „Nein. Ist alles okay?“ Der Grünhaarige erhob sich und hielt sich etwas seinen Arm, den er sich vor einigen Tagen verwundet hatte. „Denke schon.“, erwiderte er und blickte zu Gastrodon. „Wir haben jetzt aber ein anderes Problem.“, und deutete auf das fremdartige Pokémon. Haruka holte den PokéDex hervor und schlug diesen auf. „Gastrodon – Das Seeschnecken-Pokémon: Es ist die Weiterentwicklung von Schallelos. Es hat einen biegsamen Körper ohne einen Knochen. Wird ein Körperteil abgetrennt, wächst dieser nach.“ Die Stimme des Pokémon Lexikons verstummte, aber Gastrodon war ganz und gar nicht freundlich gesinnt und setzte nun Aquawelle ein. „Sheinux, Funkensprung!“, befahl Shuu. Das kleine Elektro Pokémon kam hervor und sprang der Aquawelle entgegen. Allerdings wurde es zurückgeschleudert. Gleich darauf attackierte das Pokémon Sheinux mit Schlammbombe. „Ausweichen und wieder Funkensprung!“ Sheinux wich geschickt aus und attackierte schließlich mit Funkensprung. Doch Gastrodon machte diese Attacke gar nichts aus. „Keine Wirkung?!“, stellte Haruka irritiert fest. Shuu aber holte einen anderen Pokéball hervor. „Roselia, ich brauche dich!“ „Ros Rose.“, machte das Pokémon. „Zauberblatt.“ Schon schoss Roselia grüne Blätter auf Gastrodon, welches von der Attacke schwer getroffen wurde. Keine Zeit gab der Grünhaarige dem Pokémon für einen Gegenangriff und befahl direkt die nächste Attacke: „Und jetzt Blättertanz.“ Roselia sprang elegant in die Luft und feuerte rosafarbene Blüten auf das Wasser- und Boden Pokémon. Gastrodon konterte mit Schlammbombe und diese schleuderte die Blüten wie nichts weg, dabei traf es dessen Anwender. „Roselia! Alles in Ordnung?“ Schweratmig erhob sich Roselia wieder. „Ros-e.“, erwiderte es. „Okay, dann eben auf die harte Tour. Solarstrahl!“ Roselia sammelte Sonnenergie. Unglücklicherweise verdeckte auch noch eine Wolke den Feuerball am Horizont. Wieder griff Gastrodon an, diesmal jedoch mit Aquawelle. Sheinux reagierte schnell, ohne das sein Trainer ihm ein Befehl gab, und setzte Funkensprung gegen die Aquawelle ein. „Gut gemacht, Sheinux.“ Nun kam wieder die Sonne zum Vorschein und der Zeitpunkt des Solarstrahls war gekommen. Die heftige Attacke des Pflanzen Pokémons gab Gastrodon den Rest. Shuu warf einen leeren Pokéball auf das Pokémon, doch dieses wehrte den Ball ab und verschwand im Wasser. „Verdammt! Alles umsonst. Es ist wieder geflüchtet.“ Haruka blickte kurz zu seinen Pokémon, dann zu Shuu. „Manche Pokémon wollen eben in Freiheit leben.“, antwortete Haruka vorsichtig. Abwesend nickte der Grünhaarige und versicherte sich über den Zustand seiner Pokémon. „Alles okay bei euch?“, fragte er, und bekam eine positive Antwort. „Wir sollten hier Rast machen.“, schlug die Braunhaarige vor und holte ihre Pokéball hervor. „Gallopa! Psiana! Kommt raus. Es ist herrliches Wetter.“ „Du auch Nachtara!“ Das Unlicht Pokémon erschien im hellen Lichtschein und streckte sich genüsslich. Psiana lief zu ihm und kuschelte sich an Shuus Pokémon. Lugia machte einen gewaltigen Satz ins Wasser und spritzte unglücklicherweise Gallopa nass, die gerade trank. Empört darüber wieherte es schrill und verzog sich aus der Nähe des Wassers. Roselia tankte Energie im Sonnelicht und neben ihm lag Sheinux, welches schlief. Haruka und Shuu bereiteten ein kleines Lagerfeuer vor. Nur das Holz fehlte. Die Sache, wie sie das Feuer entfachen konnte, war zum Glück schnell geklärt. Gallopa konnte schließlich dies für sie erledigen. Unterdessen raschelte es unerwartet im Gras. Shuu und Haruka wirbelten herum nach einer kleinen Meinungsverschiedenheit. Zum Vorschein kam ein Pokémon. „Bamelin-lin.“ Shuu schlug den PokéDex auf: „Bamelin – Das Meereswiesel Pokémon: Es bewegt sich im Wasser so fort, dass es seine Schweife rotieren lässt. Außerdem gerät sein Kopf niemals unter Wasser, da es einen Rettungsring um den Hals trägt.“ Ehe Shuu nur reagieren konnte, hatte Haruka auch schon ihr treues Psycho Pokémon zur Hilfe gerufen. „Psiana, ich brauche dich!“ „Psi-ana Psiana!“ Bamelin aber wurde von den unerwarteten Geräuschen aufgeschreckt und wollte fliehen. „Psiana, halt es mit Spukball auf!“ Psiana erschuf einen Spukball, doch Bamelin sprang in die Luft und schleuderte scharfe Klingen auf das Psycho Pokémon, sodass es nicht angreifen konnte. Kurz darauf, als sich der Rauch verzogen hatte, war von dem Wasser Pokémon keine Spur mehr zu sehen. „Es ist entwischt.“, meinte der Grünhaarige gelassen. „Darauf wäre ich jetzt nicht gekommen.“, erwiderte Haruka in einem beißenden Ton und blickte auf die Oberfläche, die sich leicht kräuselte. „Irgendwie haben wir heute kein Glück in der Pokémonjagd.“, versuchte der Grünhaarige sie aufzuheitern. Haruka nickte schweigend und schaute immer noch enttäuscht auf das Wasser. Inzwischen war es Abend geworden und die Aktivitäten der Pokémon nahmen zunehmend ab. Ab und zu gab es noch eine Rangelei zwischen Sheinux und Lugia, dann fielen beide Pokémon in einen erholsamen Schlaf. Zusammen mit Psiana und Nachtara hatte Haruka Feuerholz gesucht und kehrte nun mit reicher Beute zurück. „Bin zurück!“, rief die Braunhaarige. Shuu hatte sich währenddessen um Lugia gekümmert und das silberne Pokémon war auf seinem Schoss eingeschlafen. Zugleich wachte Lugia wieder auf als es Harukas Stimme hörte und hüpfte fröhlich um sie herum. „Lugia! Pass auf! Ich hab meine Hände voll!“, tadelte sie vorwurfsvoll ihren Schützling. Lugia legte den Kopf schief und blickte sie fragend an. Da Haruka ihn immer noch streng ansah, wandte es sich von der Braunhaarigen ab und ging etwas beleidigt zu Shuu und warf sich ihm geradezu auf den Schoss. „Hey, hey. Denk nicht, ich sei nicht strenger als deine Mama.“ Haruka kicherte bei dem Anblick und legte das Holz auf der Feuerstelle nieder, welche von Gallopa kurzerhand angezündet wurde. „Papa Shuu.“, sagte sie zärtlich zu ihrem Freund. „Gott sei Dank, das du die Mama bist.“, erwiderte er lächelnd. Kaum war es aufgewacht, war es auch schon wieder eingeschlafen. Vorsichtig schob er Lugia zur Seite, damit es friedlich schlafen konnte. Shuu und Haruka setzten sich ans Ufer. Psiana und Nachtara trotteten ihnen hinterher und legten sich neben sie. Der Grünhaarige blickte hinauf in den Himmel. Die Sterne funkelten hell. Er spürte, wie Haruka sich an ihn lehnte. Dieses Gefühl löste Zufriedenheit in ihn aus. „Bist du müde?“ „Mhmhm.“, kam es von Haruka. Shuu legte einen Arm um sie und strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht, die ihr über die Augen fiel. „Sie ist eingeschlafen.“, murmelte er leise und streichelte sanft ihre Wangen. ‚Der Tag war auch anstrengend für sie.’ Auf einmal fauchten Nachtara und Psiana warnend, und das Fell der beiden Pokémon sträubte sich. Shuu zuckte zusammen und starrte in die Finsternis. Haruka wachte blitzartig wieder auf. „Wa-Was ist los? Die Ursache von Psianas und Nachtaras Warnung war ein Rascheln im nah gelegenen Gebüsch auf der anderen Seite des Flussufers. Bamelin, das vorher entflohene Pokémon, stolzierte vorsichtig zum Wasser. Dabei übersah es Haruka und Shuu. „Bamelin!“, die Braunhaarige sog die Luft zischend ein. Psiana blickte aus violett funkelnden Augen an. Haruka nickte ihr zu und Psiana pirschte sich leise ans Ufer. Bamelin trank immer noch und bemerkte das Psycho Pokémon gar nicht. Erst als Psiana nah genug war, hob Bamelin den Kopf und sah sich Psiana gegenüber – nur durch den Fluss getrennt. „Schnell Spukball!“ Psiana erschuf einen Schattenball, dessen Innerem schwarz-lila leuchtete. Bamelin konnte weder einen Angriff starten noch ausweichen und wurde hart getroffen. Fast knurrend erhob sich das Wasserwiesel zugleich. „Prima gemacht und jetzt Psychokinese!“ Psianas Juwel leuchtete rötlich auf und eine mysteriöse Aura umfing Bamelin und hob es in die Luft. Es versuchte sich verzweifelt zu wehren – ohne Erfolg. Dann jedoch leuchtete die Schweife des Wasser Pokémons auf und ein Schwall von schneidenden Klingen löste die Psychokinese als Psiana weggeschleudert wurde. „Psiana!“, schrie Haruka. Schwermütig stand das katzenartige Pokémon wieder auf. Bamelin jedoch landete auf dem Boden und wurde sogleich von Wasser umgeben und stieß Psiana zu Boden. Dann flüchtete es ins Wasser und verschwand. Besorgt lief Haruka zu ihrem Pokémon, welches am Boden lag. Fürsorglich hob Haruka ihr treues Psiana auf den Arm. „Psi-Psiana Psi.“ Das Pokémon schämte sich. „Schon gut. Du kannst nichts dafür. Ruh dich jetzt aus.“ Der Grünhaarige stand neben ihr. „Dieses Pokémon ist ziemlich stark. Es wird nicht einfach es zu fangen.“, meinte dieser. Haruka bejahte die Feststellung mit einem kurzen Nicken. Schließlich kehrte nach diesem Zwischenfall endlich Ruhe im Lager ein. Shuu und Haruka kuschelten sich in ihre Schlafsäcke und schliefen nach wenigen Augenblicken fest ein. Es war noch früh am Morgen als Shuu und Haruka ihr Übernachtungslager zusammen packte und das Feuer löschten, welches die ganze Nacht gebrannt hatte um ihnen wenigstens etwas Wärme zu spenden. Haruka war am diesem Morgen etwas gereizt. Shuu vermutete wegen den Fehlschlägen der gestrigen Pokémonjagd. Lugia merkte den Unmut seiner Ersatzmutter und stieß sie vorsichtig an. Da sie nicht reagierte, stupste er sie noch einmal an. Haruka wirbelte herum. Lugia blickte sie liebevoll an und rieb tröstend den Kopf an ihre Hand. Haruka lächelte. „Du willst mich aufheitern, was?“ Shuu drehte grinsend den Kopf zu Haruka. „Wenigstens tut es jemand mal.“ Haruka warf den zusammengerollten Schlafsack nach Shuu, allerdings verfehlte sie ihn. „HA! Treffen muss gelernt sein.“, meinte er grinsend. Gekränkt wandte sich Haruka von ihm ab und sammelte den Schlafsack wieder auf. „Wir werden Bamelin sicher noch einmal treffen.“, versuchte Shuu seine Freundin zu beschwichtigen. „So, ich bin fertig.“, erwiderte Haruka nur. Shuu zuckte nur mit den Schultern und entschied sich dazu, sie nicht weiter zu reizen. „Dann können wir ja weiterziehen.“ Die Braunhaarige nickte und rief Gallopa zurück in ihren Pokéball. Lugia und Psiana flohen regelrecht vor dem Strahl des Pokéballs. Sie wollten nicht in ihre Behausung zurückkehren bei dem schönen Wetter. „Lass sie doch draußen, wenn sie nicht wollen.“, sagte Shuu. „Na gut, wie ihr wollt. Aber kein Trödeln!“, mahnte Haruka ihre beiden Pokémon. Der Grünhaarige holte nur sein Roselia zurück in den Pokéball. Sheinux und Nachtara saßen geduldig auf einem Stein und warteten. Sie sprangen freudig auf, da es nun losging. Lugia hechtete Sheinux hinterher und versuchte wieder mit ihm zu spielen. Haruka und Shuu gingen voraus und hinter ihnen liefen Psiana und Nachtara eng nebeneinander her. „Kommt jetzt.“, tadelte Shuu die beiden Pokémon, die nicht ihre Augen voneinander lassen konnten. „Lass die beiden doch.“, meinte Haruka. „Du hast doch selbst gesagt, wir sollen nicht trödeln.“, widersprach der grünhaarige Junge. Psiana fiel zärtlich Nachtara an und biss ihm ins Ohr, dann jagte es davon und Nachtara rannte hinterher. „Bei dem schönen Wetter drehen die Pokémon anscheinend durch.“, stellte Haruka grinsend fest. Shuu und Haruka überquerten eine Holzbrücke, während die Pokémon geduldig auf ihre Trainer warteten und dann wieder gleichzeitig los spurteten als ob sie sich angesprochen hatten. Haruka kicherte leise und Shuu schmunzelte. „Spielen die Pokémon vielleicht Katz und Maus mit uns?“ Die Braunhaarige zuckte nur die Schultern. „Vielleicht.“ Schweigend folgten Haruka und Shuu den Pokémon. Die Umgebung war niedriges Gebirgsland. Ein hohes Bergmassiv trennte den Westen vom Osten. So war auch dessen nähere Umgebung flaches Bergland. Eine recht spärliche Pflanzenwelt zierte sich in dieser Einöde, dennoch standen am nah gelegenen Wasser einige Bäume, umrandet von Gräsern, in denen sich Pokémon verstecken konnten. Die Reise zog sich über mehrere Stunden hinweg und am heutigen Tag würde sie noch nicht mal die nächste Stadt erreichen. Shuu und Haruka erblickten in der Ferne, dass bei ihren Pokémon eine ältere Dame und ein jüngeres Mädchen, knapp neun oder zehn Jahre, standen. „Shuu! Guck mal! Unsere Pokémon. Wir sollten nachsehen, ob sie Unfug treiben.“ Der Angesprochene zuckte nur mit den Schultern und ließ sich widerstandslos in die Richtung ziehen. „Entschuldigen Sie, haben unsere Pokémon Schwierigkeiten gemacht?“, fragte Haruka außer Atem. Die alte Frau schüttelte lächelnd den Kopf. „Ach nein, nein. Meine Enkelin und ich saßen hier nur etwas draußen und sie haben uns Gesellschaft geleistet.“, erwiderte sie. „Sehr liebenswürdig eure Gefährten.“ Erleichtert blickte Haruka den Grünhaarigen an. „Und du hast dir Sorgen gemacht, dass sie etwas Unanständiges gemacht haben.“ Besorgt schaute sich Haruka um. Alle bis auf Lugia waren hier. Haruka lehnte sich zu Shuu und flüsterte: „Lugia ist nicht hier!“ Ihre Stimme zitterte leicht. Shuu sah sich um und vergewisserte sich ebenfalls, dass Lugia nicht in der Nähe war. „Sucht ihr vielleicht das Kleine?“, erkundigte sich das Mädchen und lockte das silberne, kleine Pokémon aus dem Haus. „Lugia! Ich hab mir Sorgen gemacht!“ Haruka fiel dem silbern schimmernde Lugia um den Hals, welches nun erschrocken quiekte. „Ein wirklich seltenes Pokémon.“, meinte die Frau. „Das letzte Mal habe ich eins gesehen als ich in Johto gelebt habe.“ Shuu prüfte die alte Dame mit ihrer Enkelin eingehend. Waren diese vertrauenswürdig? Immerhin waren Haruka und er sozusagen auf geheimer Mission, Top-Secret schon fast. Doch er fand, dass man ihnen vertrauen konnte. „Wir sind im Auftrag von Professor Eibe und Professor Birk unterwegs um die Mutter des Babys wieder zu finden. Bis jetzt haben wir heraus bekommen, dass es im Sturm getrennt worden ist.“ Haruka erhob sich wieder und das kleine Lugia blickte fragend zu ihr hinauf. Das junge Mädchen schaute zu Haruka. „Und du bist sozusagen die Ersatzmutter für das Kleine?“ Verblüfft bejahte Haruka die Frage mit einem stummen Nicken. Das dunkelhaarige Mädchen lächelte. „Freut mich euch kennen zu lernen. Mein Name ist Risako und das ist meine Großmutter.“ „Freue mich ebenfalls.“, erwiderte der grünhaarige. Diese lachte. „Doch nicht so bescheiden, junger Mann. Nenne mich Kanon.“ „Haruka ist mein Name und das ist mein Freund Shuu.“, sagte das braunhaarige Mädchen. Shuu gab der Frau die Hand. „Kommt doch rein. Wir haben gerade einen Tee aufgesetzt.“, versuchte Risako die reisenden Jugendlichen zu überreden hier zu bleiben. Haruka warf Shuu einen unsicheren Blick zu. „Wir können ja unmöglich nein sagen.“, antwortete er dem jungen Mädchen Risako. Freudestrahlend sauste Risako ins Haus und kam wenige Minuten später mit zwei Teetassen zurück. Dankend nahmen Shuu und Haruka diese an. „Setzt euch doch.“, bat Kanon und deutete auf zwei freie Stühle. Gehorsam nahmen beide Platz und nippten an dem noch warmen Tee. “Woher kommt ihr? Ihr seid sicher nicht von hier.“, schlussfolgerte die grauhaarige Dame. Haruka setzte ihre Tasse ab. „Tatsächlich. Wir kommen aus Hoenn.“ Die Augen von Risako glitzerten. „Wirklich? Dann seid ihr ja viel gereist.“, stellte das schwarzhaarige Mädchen fest. „Wir waren neben Hoenn schon in Johto und Kanto. Nun wollen wir hier in Shinou am großen Festival teilnehmen.“, erzählte Shuu. „Cool! Könnt ihr uns eine Vorstellung geben?“, wollte Risako hibbelig wissen. Shuus Blick streifte den von Haruka, die die Schultern zuckte. „Warum nicht? Ist doch eine gute Gelegenheit uns auf den nächsten Wettbewerb vorzubereiten.“ Ein breites Grinsen zierte das Gesicht des Grünhaarigen. „Den du verlieren wirst.“ „Da hab ich noch ein Wörtchen mitzureden.“, protestierte die Braunhaarige. Kanon, die als Zuschauerin diese Stichelei zwischen den Beiden mitbekam, lachte herzhaft. „Ihr mögt euch wirklich.“ Nun wurden Shuu und Haruka schlagartig rot. „Lasst euch noch etwas Zeit bis zu eurer Vorführung.“, meinte Kanon. Die versprochene Aufführung folgte nun nach einer erfolgreichen Vorbereitung. Shuu und Haruka hatten einwenig Zeit um diese Performance vorzuführen. Hinzu kam noch, dass sie diese gemeinsam aufführten. „Damen und Herren, wir führen ihnen nun eine einzigartige Performance vor!“, kündigte Haruka an. Sie mochte es mal in die Rolle eines Moderators zu schlüpfen. „Und hier ist direkt unser Liebling Shuu!“ Shuu standen unmittelbar hinter Haruka. „Du meinst wohl dein Liebling, Haruka.“, warf dieser schelmisch ein. Kanon und Risako kicherten leise. „Wie dem auch sei, wir führen ihnen jetzt eine wunderbare Vorführung auf!“ Haruka entschlüpfte der Rolle als Moderatorin und stellte sich neben Shuu. „Nachtara, raus mit dir!“ „Psiana! On stage!!“ Fast gleichzeitig öffneten sich die Pokébälle und im Lichtschein tauchten Psiana und Nachtara auf. Shuu warf Haruka kurz einen abschätzenden Blick zu. Nun kam alles auf ihr Timing an. Ihre durchgeprobte Schau war zwar knapp, basierte jedoch alles auf ihr gemeinsames Timing. Nickend realisierte die Braunhaarige, das Shuu starten konnte. „Nachtara, schieß einen Spukball gegen die Sonne!“ Nachtara überstreckte den Kopf, sodass es beinahe in die grelle Sonne blickte. Im Maul des Unlicht Pokémons mobilisierte sich einen im Licht lila-schwarz schimmernden Schattenball. Hoch in den Himmel wurde dieser geschossen. „Blitzkanone, Psiana, los!“ Nun entstand ein schwarzer Blitzball, der von gelben Funken umhüllt wurde, und schleuderte diesen gegen den Spukball. Sowohl der Spukball als auch die Blitzkanone verschmolzen und leuchteten wundervoll. „Psychokinese!“ Es wirkte als ob Psiana die Zeit anhielt. Es musste schnell die Kraft sammeln um ihre Psychokräfte zu entfalten und den Blitzspukball in der Luft festhielt. „Und jetzt der krönende Abschluss. Nachtara, Eisenschweif!“ Nachtara schnellte in die Luft, wessen Schweif weiß zu glänzen begann. Mit einem kräftigen Eisenschweif zerschlug das nächtliche Pokémon die Verschmelzung zweier Attacken zwischen Spukball und Blitzkanone restlos. Feiner Staub rieselte zu Boden. Die jungen Koordinatoren und die Pokémon verneigten sich vor ihrem Publikum, welches ihnen Applaus schenkte. „Eine wunderbare Vorführung!“, lobte Kanon. „Man merkt sofort, dass ihr Koordinatoren seid.“ Shuu und Haruka bedankten sich herzlich. Die Begeisterung von Kanons Enkelin war kaum zu bremsen. „Führt noch etwas auf! Bitte, bitte!“ Doch Shuu und Haruka widersprachen zum Unmut von Risako. „Sei nicht traurig, Risako. Bestimmt wirst du später auch mal eine wunderbare Koordinatorin.“, besänftigte Haruka das kleine Mädchen. Kaum hatte sie den Satz ausgesprochen, ertönte ein raschelndes Geräusch hinter ihnen. Haruka fuhr alarmiert herum und sah sich wieder dem Bamelin von der letzten Nacht gegenüber. „Das Bamelin!“, entfuhr es Shuu leise. Risako blickte irritiert zu ihnen. „Ihr kennt es?“ Haruka nickte. „Es ist uns schon einige Male begegnet.“, erwiderte sie. Kanon starrte zu dem Meereswiesel, welches auf der Hut war während der Nahrungssuche. „Bamelin lebt schon seit einigen Wochen hier. Seltsam bei diesem Pokémon ist nur, dass es sehr scheu ist und lässt sich eigentlich kaum blicken, wenn Menschen in der Nähe sind.“, erwähnte die alte Dame. Nun neigte Bamelin den Kopf zu den Menschen und erschreckte sich für einen Moment. „Diesmal lasse ich dich nicht entkommen. Psiana! Halt es auf!“ Das Bamelin versuchte sich wieder aus dem Staub zu machen, doch Psiana schnitt ihm den Weg ab. Leise fauchte Psiana. „Gut, Spukball!“ Um Psianas Maul entstand wieder ein Schattenball, der Bamelin nicht verfehlte. Einige Meter wurde es zurückgeschleudert. „Ruckzuckhieb!“ Kaum hatte die Attacke ihm getroffen, war der Meereswiesel schnell wieder auf die Beine gekommen und konterte mit Wasserdrüse! Psiana und Bamelin lieferten sich ein Kopf an Kopf Kampf, den Psiana schließlich verlor. Anschließend beendete Bamelin den kurzen Kampf mit Aquaknarre. Psiana wurde regelrecht eiskalt erwischt und war unfähig zu Kämpfen. „Was? Verdammt ist es stark.“ Bamelin kehrte ihnen den Rücken zu als ihm von ihnen einen starken Ruckzuckhieb traf. Nachtara hatte es angegriffen. „Greif es mit Eisenschweif an!“ Kurz sprang Nachtara in die Luft und demonstrierte Bamelin den nachfolgenden Eisenschweif. Der Meereswiesel prallte an einer Felswand ab und stand rasch wieder auf. Mit Wasser umhüllt griff es wieder mit Wasserdrüse an. „Hyperstrahl.“, befahl Shuu knapp. In Nachtaras Maul mobilisierte sich ein vernichtender Strahl, den Bamelin unmittelbar zu spüren bekam. Erschöpft und nicht fähig anzugreifen, brach es schließlich zusammen. Haruka konnte ihren Augen nicht wirklich trauen. Warum konnte Shuu das Pokémon so leichtfertig besiegen? Und sie? Sie stellte sich an, wie ein blutiger Anfänger. Nun hüllte ein rötlicher Stahl Bamelin ein und wurde ins Innere des Pokéballs gesogen. Einige Male wackelte der Pokéball in Shuus Händen bis es ‚pling’ machte und bewegungslos liegen blieb. Shuu hatte Bamelin ohne weitere Probleme gefangen. Kanons Mundwinkel umspielte ein Lächeln. „Du wirst Bamelin sicher ein gutes zu Hause bieten.“ Shuu nickte. „Natürlich werde ich es.“ Haruka war etwas enttäuscht. Nicht weil Shuu Bamelin gefangen hatte, sondern über ihre dummen Anfängerfehler. Sie war viel zu überstürzt an die Sache rangegangen und hatte vergessen Psiana den nötigen Schutz zu bieten. Schuldbewusst kniete sie sich neben ihre Psychokatze und nahm sie auf den Arm. Psiana schmiegte sich an Haruka und blickte sie an als ob sie sagen wollte: ‚Kein Problem. Das nächste Mal machen wir es besser.’ Lächelnd streichelte Haruka das Pokémon über den Kopf. Der Grünhaarige ging zu seiner Freundin und streckte ihm dem Pokéball Bamelins entgegen. „Hier. Nimm du es.“ Doch Haruka schüttelte stets den Kopf. „Nein, du hast es gefangen und darum gehört es dir.“ „Weise Entscheidung, liebes Kind.“, erwiderte Kanon. Shuu steckte den Pokéball weg ohne ihr zu antworten. Er wusste, dass es überflüssig war ihr zu protestieren. „Wollt ihr jetzt schon wieder aufbrechen?“, erkundigte sich die kleine Risako. Haruka und Shuu schauten sich kurz in die Augen. „Eigentlich schon.“, antwortete Haruka. Kanon ging um die beiden Jugendlichen herum und blieb wieder an derselben Stelle stehen, wie zuvor und deutete mit den schmalen Fingern in Richtung Norden. „Vor euch liegt der Ewigwald, den ihr durchqueren müsst, wenn ihr nach Ewigenau wollt. Überlegt es euch gut, ob ihr dorthin wollt.“ Shuu und Haruka schüttelten aber den Kopf. „Nein, wir wollen so schnell wie möglich zur nächsten Stadt.“ Risako zuckte mit den Schultern, schwieg jedoch weiterhin. „Auf eure Verantwortung.“, sagte Kanon leise. Schließlich verabschiedeten sich Shuu und Haruka von der netten Großmutter Kanon und ihrer Enkelin Risako. Sie hatten einen netten Mittag mit ihnen verbracht, so machten sie sich nun gestärkt auf den Weg zum Ewigwald. Welche Abenteuer werden wohl dort auf sie warten? Hätten sie doch auf Kanons und Risakos indirekte Warnung hören sollen? Kapitel 13: Die Geistervilla ---------------------------- Das nächste Kapitel ist da! Leider etwas kürzer geraten als ich es wollte. xx' Ich hoffe es gefällt euch trotzdem. ^^ @Karlchen Hab selber noch keine Ahnung, wie lang diese FF sein wird. Ich lass mich in dieser Tatsache überraschen. :) 13. Kapitel Die Geistervilla Der Ewigwald erhob sich wie eine dunkle Wand vor ihnen. Schon von weitem konnten sie den Wald ausfindig machen. Die Bäume wirkten gespenstisch und unheimlich. Dazu kam es noch, dass die Sonne fast hinter den Bäumen verschwand und die Umgebung in rötliches Dämmerlicht tauchte Der erschreckende Wind ließ die Äste erbeben, sodass nahezu ein heulendes Geräusch erklang. Bei diesem Rauschen lief Haruka ein kalter Schauer über den Rücken. Sie verlangsamte ihre Schritte, je näher sie dem Ewigwald entgegen gingen. Ein beklemmendes Gefühl machte sich auch in Shuu breit, aber er ließ sich nichts anmerken. Selbstbewusst ging er weiter ohne sich noch einmal nach Haruka umzusehen. Die Braunhaarige folgte ihm zögernd. Ihr gefiel ihre gemeinsame Unternehmung nicht. Vielleicht lag es am nahenden Abend, der hineinbrach und die bevorstehende Nacht, die sie im Wald verbringen mussten? Haruka versuchte sich zusammen zu reißen um nicht in Panik auszubrechen. Der Waldrand lag bereits schon vor ihnen und eine Möglichkeit den Wald zu umgehen, kannten sie nicht. Die Vermutung, das sie einen Fehler gemacht hatten, noch an diesem Tag den Ewigwald zu durchqueren, beschlich langsam auch Shuu. Er merkte, wie die Anwesenheit von Haruka hinter ihm schwand und blickte besorgt zurück. Sie hielt einigen Abstand zu ihm. „Alles in Ordnung mit dir?“, erkundigte sich der Grünhaarige. Die Braunhaarige zuckte erschaudernd zusammen. „W-Was? D-Du fra-fragst, ob a-alles in Ordnung ist?“, erwiderte Haruka ängstlich. Shuu grinste amüsiert, auch wenn es gerade nicht angemessen war. „Du grinst!“, fauchte sie wütend. „Du machst dich über mich lustig!“ Kopfschüttelnd ging er zu Haruka zurück. Ihr Gesicht war vor Furcht blass. „Ich mache mich nicht lustig über dich.“, rechtfertigte sich der Grünhaarige und packte nach ihre kalte Hand. „Na komm, dir wird nichts passieren. Ich bin bei dir.“ Nur ungemein beruhigte es sie, dass Shuu auf sie aufpassen wollte. Klar, er hatte es ihr damals versprochen als sie von Harleys üblen Anhängsel Ken entführt wurde und ausgerechnet Shuu sie befreit hatte. Nun, sich noch weiter wahnsinnig machen vor Angst wollte sie schließlich auch nicht. Immerhin hatten Shuu und Haruka noch nicht mal den Wald betreten. Der Grünhaarige ließ Harukas schwitzige Hand nicht los bis sie am Waldrand angelangt waren und zögernd den Ewigwald betraten. Die Bäume dieses Forstes wurden dichter, je weiter sie in ihn vordrangen. Alles war still und ruhig, nur der Wind flüsterte durch die Blätter und ließ die Äste erzittern. Haruka fürchtete sich und umklammerte unbewusst Shuus Arm. „Wegen dir stirbt mein Arm noch ab.“, meinte dieser kühl. Haruka ließ augenblicklich los und wurde knallrot. „Pah. Ich und Angst?“ Sie wandte sich von Shuu ab. Plötzlich widerfuhr ein heftiger Wind und abermals erklang ein scheußliches Klagen unter dem Rascheln der Blätter. Haruka entfuhr ein erstickter Angstschrei und klammerte sich wieder an Shuus Arm. „Klar, du hast keine Angst. Angst ist für dich ein Fremdwort, was?“ Belustigt blickte Shuu zu ihr herab. Sie zitterte. Nicht vor Kälte, nein vor reiner Furcht. „Du machst dich wieder über mich lustig.“, keifte Haruka mit bebender Stimme. Der Grünhaarige drückte sie von sich weg und umarmte sie fest. „Haruka, du brauchst keine Angst zu haben.“, versuchte er das aufgebrachte Mädchen zu beruhigen. Haruka legte ihren Kopf auf seine Brust und schloss für einen Moment die Augen. Sein Herzschlag drang in ihr Ohr. Gleichmäßig und gleichzeitig unheimlich beruhigend wirkte das Schlagen seines Herzens auf sie. Haruka hob wieder den Kopf und blickte in seine smaragdgrünen Augen, die wegen der Dunkelheit nur matt glänzten. Das Mädchen lächelte und schlang die Arme um seinen Hals, dabei gab sie ihm einen kurzen Kuss auf den Mund. Schon seit dem Wettbewerb hatte Shuu diese unheimlich sanfte Zärtlichkeit nicht mehr zugelassen. Wohl wegen der Erhaltung ihrer Rivalität. Shuu genoss die Nähe seiner Freundin sehr und mochte sie gar nicht mehr aus den Armen lassen. Doch unerwartet ertönte ein leises Sirren aus der Böschung nicht weit von Shuu und Haruka. Sofort lösten sich die beiden voneinander und spähten um sich herum, wie in die Enge getriebene Beute. Auf einmal erschienen drei Pinsir. Zwei hielten sich im Hintergrund auf, währenddessen eines, das größte des Trios langsam näher kam. Seine beeindruckenden Scheren sahen besonders gefährlich aus. „Ein Pinsir!“, flüsterte Haruka. Shuu hielt den Arm schützend vor Haruka. „Keine Sorge, ich werde mich darum kümmern.“ Doch die Braunhaarige schob seinen Arm weg. „Nein, es ist besser, wenn Gallopa das tut.“ Mit diesen Worten öffnete sich klickend der Pokéball des Feuerpferdes. Wiehernd und auf dem Boden stampfend, bereitete es sich auf einen Angriff vor. „Aber-“ Haruka schnitt ihn mit einer barschen Handbewegung das Wort ab. „Diesmal bin ich dran, Shuu!“, somit wandte sie sich wieder dem Pinsir Trio zu, welches gefährlich nahe kam. „Gallopa, Flammenwurf und beeil dich!“ Um Gallopas Maul begann die Luft zu flirren und schließlich traf der gebündelte Feuerstrahl die Pinsir. Dichter Rauch stieg auf und verwehrte ihnen kurzzeitig die Sicht. Als sich der Rauch schließlich lichtete, waren von den Pinsir’ keine Spur mehr zu sehen. „Verschwunden?“ Haruka war irritiert darüber. „Vielleicht haben sie den Rauch für die Flucht benutzt.“, versuchte Shuu für das Verschwinden der Pokémon eine Erklärung zu finden. Haruka nickte folglich und tätschelte Gallopa den Hals. „Gut gemacht. Komm zurück.“ Nun setzten Haruka und Shuu den Weg durch den Wald fort. Behaglich konnte man diese Reise nicht nennen. Es war dunkel und kalt. Außerdem war dieser Wald unheimlich und wimmelte nur von gruseligen Käfer Pokémon. Wahrlich kein leichtes Unterfangen für Trainer, die keine Käfer mochten (Somit wohl auch für Kasumi XD). Die Nacht war schon lange über sie hinein gebrochen. Der Himmel war nachtschwarz, auch wenn man nur Fetzen des Horizontes erkennen konnte, da er durch die Bäume fast vollständig verdeckt wurde. Nach dem Vorfall mit Pinsir kam es zu keinem weiteren Zwischenfall. Recht zügig kamen Haruka und Shuu voran, obwohl das Mädchen an seiner Seite vor Schreck erstarrte als durch den Baumwipfeln das Klangen des Waldes widerhallte und es dann ganz in der Nähe noch mysteriös im Gebüsch raschelte… Schließlich kamen die beiden Koordinatoren zu einer riesigen Villa im Wald. Sie wirkte alt und verlassen. Keine Menschenseele hielt sich hier auf. Wie auch, wenn sich wohl keiner hierher traut? Dann auch noch mitten in der Nacht… Unsicher warf Haruka dem Grünhaarigen einen Blick zu. Wieder zitterte etwas ihr Körper und bewusst schlang sie ihre Arme um den Oberkörper. „D-Du willst doch nicht… da rein…?“ Shuu schwieg. Er schien nachzudenken und achtete nicht auf das Mädchen. Die Finger durch die Haare fahrend, wandte er sich ihr zu. Ehe er etwas erwidern konnte, ertönte ein Rascheln, ein deutlich lautes und unheimliches. Instinktiv griff Shuu nach seinen Pokébällen und ließ Sheinux, Bamelin und Nachtara im grellen Licht erscheinen. Nun starrte das Trio der Pokémon in die Finsternis der Nacht. Die Fellzeichnungen auf Nachtaras Fell glühten auf und die unmittelbare Umgebung erhellte sich einwenig, somit auch die ungebetenen Gäste. Ein Rudel Ursaring näherte sich ihnen. „Oh mein Gott…“, hauchte Haruka und wich ängstlich zurück. Nachtara, Sheinux und Bamelin machten sich währenddessen bereit für einen Kampf. Leise knurrten Sheinux und Nachtara ihre Kontrahenten an. Diese stießen ein markerschütterndes Gebrüll aus, dass die Bäume erzitterten. Shuu und Haruka wichen mehr und mehr zurück, während die Ursarings immer näher kamen. Seltsamerweise griff das Rudel nicht an. „Wi-Wieso greifen die ni-nicht an?“, wisperte die Braunhaarige. Der Angesprochene schwieg und zog Haruka mit seinem Arm an sich herum um sie notfalls beschützen zu können. Dann unerwartet blitzte in den Mäulern die gebündelte Energie eines zerstörerischen Hyperstrahls auf. In den Köpfen von Shuu und Haruka erschallten die Alarmglocken und kehrten ihnen den Rücken zu um zu fliehen. Das Rudel der Ursarings waren ihnen dicht auf den Fersen und schossen einen Hyperstrahl nach dem Anderen auf sie. Shuu ließ Harukas Hand nicht los. Um keinen Preis tat er dies. „Haruka! Beeil dich. Los!“, schrie er außer Atem. Haruka rannte dem grünhaarigen Jungen hinterher, soweit es ihre Beine noch mitmachten. Letztendlich entwichen die letzten Kräfte ihres Körpers. Sie stolperte und fiel, dabei verlor sie Shuus Hand. Hart kam sie auf dem Boden auf und konnte sich mit beiden Händen noch rechtzeitig abfangen. Ihr Körper bebte und keuchte vor Erschöpfung. Behutsam wandte sich das Mädchen um und blickte hinauf zu den rasenden Ursaring. Shuu hielt an. Auch er war entkräftet und müde. „Haruka!!“, brüllte er aus Leibenskräften und rannte zu ihr. Eines der Ursarings hob eine klauenbesetzte Tatze. Blitzschnell stieß das Unlicht Pokémon Nachtara Haruka zur Seite, sodass der rasende Bär in den nächsten Baum hieb, sodass die Fetzen flogen. Haruka sah auf den zertrümmerten Baum, schließlich blickte sie auf Nachtara herunter und flüsterte dankbar. „Danke Nachtara.“ Dieses kniff verlegen die Augen zusammen und drehte sich wieder zu den Ursaring. Shuu rannte zu Haruka und stützte sie, sodass das Mädchen aufstehen konnte. Er war in diesem Moment unsagbar stolz auf sein Nachtara. „Shuu! Pass auf! Sie greifen wieder an!“ Der Grünhaarige blickte wieder auf die Ursarings, die wild knurrend und mit ihren gefährlichen Tatzen näher kamen. „Nachtara, Spukball!“ Das Unlicht Pokémon sprang in die Luft und erzeugte einen Schattenball, der zunächst Ursaring orientierungslos machte. Ein guter Zeitpunkt um Wegzulaufen. „Vielleicht können wir sie so abhängen!“, keuchte Shuu während des Laufes. Doch zu früh gefreut. Der aufgewirbelte Staub wurde von einem Hyperstrahl weggepustet und dann nahmen die Ursaring auch wieder die Verfolgung auf! Ohne das sie es bemerkten, waren sie einmal im Kreis gelaufen und befanden sich nun wieder vor der verlassenen Villa. „Hier waren wir doch schon mal!“, schmunzelte die Braunhaarige irritiert. Shuu suchte verzweifelt nach einem Ausweg. Aufgeschreckt wurde der Grünhaarige von Ursarings klirrenden Klauen, die sie an einem Felsen schärften und das nachfolgende Brüllen der Bären Pokémon. Shuu wirbelte herum. Sie saßen in der Falle! Die Ursaring hatten sie umzingelt. Haruka und Shuu standen mit dem Rücken zur Wand von der Villa. Haruka blickte sich verängstigt um und suchte nach Shuus Hand. Sie war eiskalt und voller schweißig. Shuu hatte Angst, genauso wie sie. Den Blick umherschweifend, fielen ihre Augen auf Nachtara, welches wild fauchend versuchte die Ursarings vom Leib der Menschen fernzuhalten. So erkannte sie schnell, dass Shuu unfähig war seinem Pokémon einen Befehl zu geben. Ruckartig ließ die Braunhaarige seine Hand los und stürzte sich zu Nachtara. Shuu schreckte dadurch auf und schaute schockiert zu Haruka. „Was mach-“ Diesmal achtete die Angesprochene nicht auf Shuu. „Nachtara! Hyperstrahl!“ Irritiert blickte Nachtara die Braunhaarige an. Wieso kam plötzlich ein Befehl von ihr und nicht von Shuu, seinem eigentlichen Trainer? Nickend gab Nachtara sein Einverständnis und drehte sich wieder zu den Ursaring, deren Abstand auf wenige fünf Meter zusammengeschrumpft war. Nachtara öffnete sein Maul und bereitete sich auf den stärksten Angriff vor, die es beherrschte. Die Ursarings brüllten nur laut auf im Angesicht dieser Attacke. Kurz darauf sprang das schwarze Pokémon ein Stück in die Luft und entfesselte einen aufglimmenden Strahl, der von orangeroter Energie umhüllt wurde, auf die Ursaring ab. Eine Explosion erfolgte durch den wahnsinnigen Aufprall dieses Angriffes. Haruka nutzte diese Gelegenheit und lief in die Richtung der Villa, hielt aber auf halber Strecke wieder keuchend an, da sie spürte, dass Shuu ihr nicht folgte. „Shuu! Shuu! Komm schon!“ Ihr Ruf weckte ihn aus seiner Trance und rannte ebenfalls in die finstere Villa, gefolgt von Nachtara. Draußen herrschte nach der Erschütterung Totenstille. Im aufgewirbelten Rauch waren deutlich die Schatten ihrer Verfolger zu erkennen. Doch plötzlich verschwanden sie im Nichts. Keine Fußspuren, keine Überreste, nichts blieb von ihrer Existenz erhalten als ob sie nie existiert hätten. Das Einzige, was letztendlich ertönte, war ein scheußliches Lachen von tiefster Bösartigkeit, was in der Finsternis der Nacht widerhallte… Ein dunkles Omen. Shuu und Haruka kümmerten es nicht. Sie wollten von ihren Verfolgern nichts mehr wissen. Erschöpft schleppten sie sich ins Innere des verlassenen Gebäudes. „I-Ist es vorbei?“, erkundigte sich Haruka müde. Shuu antwortete nicht. Er war zu müde dazu. Die ganze Nacht waren sie in diesem gottverdammten Wald herumgeirrt. Wann wurde es endlich hell? Wann endet endlich dieser böse Fluch, der anscheinend Shuus und Harukas Verstand vernebelte. Ach ja, wie spät war es eigentlich? Gedankenverloren hörte Haruka, wie sich Shuu an eine Wand lehnte und lustlos zu Boden glitt. Sofort lief sie zurück und kniete sich neben ihn. „Shuu! Was ist los?“ Sein Kopf sackte zur Seite. „SHUU!!“ Zitternd und unwissend, was sie nun tun sollte, fiel Haruka in sich zusammen. In ihren Augenwinkeln sammelten sich Tränen. „Wach auf! Mach die Augen auf!“ Kurzerhand gab die Braunhaarige dem Jungen zwei saftige Ohrfeigen, einmal links und einmal rechts. Blitzartig erwachte Shuu. „Was haust du mich verdammt noch mal? Darf ich noch nicht mal schlafen oder was?“, fuhr Shuu das Mädchen an, übersah dabei schändlicherweise ihre Tränen. Immer noch bebte Harukas Körper vor Erschöpfung und Aufregung zugleich. Mühsam verkniff sich das Mädchen einen Heulkrampf. „D-Du weinst!“, stellte Shuu geschockt fest. „Wa-Warum?“ Die letzte Frage formulierte der Grünhaarige mit äußerster Vorsicht. Harukas Schluchzen erfüllte den Flur, in dem sie sich befanden. „D-Du bist einfach zusammen gebrochen…“, kam es unter leichten Tränen aus ihrem Mund. „I-Ich dachte dir sei etwas passiert!“ Sie fiel dem erschöpften Shuu weinend in den Arm, der irritiert die Arme um sie legte. Er lachte leise. „So schnell beiße ich nichts ins Gras. Wieso auch?“ Haruka löste sich von ihm und saß verlegen vor ihn. Hin und wieder ertönte ein schwacher Schluchzer. „Jetzt hör auf zu weinen, Haruka.“ Shuu wischte mit der Hand über ihre Wangen und entfernte die letzten Reste der Tränen. Anschließend zog der Junge sie an sich heran und umarmte sie fest. Aufmunternd blickte er sie an. Sie wirkte verstört und erschöpft. „Na komm, wenn wir schon in dieser grässlichen Bude übernachten müssen, dann sollten wir uns auch ein sicheres Lager finden.“ Sanft zog er Haruka auf die Beine und gemeinsam machten sie sich schließlich auf die Suche. Unwissend darüber, dass zwei bedrohlich, rotglühende Augen hinter ihnen aufglimmten und gleich darauf wieder verschwanden… Deutlich abgehetzt erhofften sich Shuu und Haruka eine Unterkunft für den Rest der heutigen Nacht, die sie schließlich fanden. Am Ende eines langen Ganges befand sich ein kleines Zimmer, das nicht abgeschlossen war, wie alle anderen Räume. „Können wir hier übernachten?“, wollte Haruka wissen. Shuu sah sich um und nickte schließlich. „Ich denke schon.“ Somit war es wohl beschlossene Sache und beide packten ihre Schlafsäcke aus den Rucksäcken, die Shuu bei sich trug. Plötzlich erklang ein gespenstisches Geräusch, darauf folgte ein lautes Klirren, was von zerbrochenem Porzellan stammte. „Hast du das gehört?“ „Was?“ Shuu schaute Haruka fragend in die Augen. „Na dieses Geräusch und das Klirren…?“ Energisch schüttelte der Grünhaarige seinen Kopf. „Nein.“ Beleidigt wandte sich Haruka ab und spähte um sich herum. „Du bist erschöpft und bildest dir das nur ein. Leg dich hin.“ Haruka weigerte sich. Sie war sich sicher, dass sie es sich nicht nur eingebildet hat… Da! Da war es schon wieder! Unheimliches Heulen und das Scheppern von Porzellan. Nun hatte es auch Shuu ganz deutlich gehört und sprang wieder auf die Füße. „Auch noch der Meinung, das ich mir das nur einbilde?“, fragte Haruka verächtlich. „Nein.“, erwidere Shuu konzentriert. „Es tut mir Leid.“ „Nut Leid tun? Wie wäre es mit einem ‚Entschuldigung, Haruka, ich habe dir Unrecht getan’?“ Ein scheußliches Lachen erklang durch die Villa und hallte im gleichen Zimmer wider, in dem sich Shuu und Haruka befanden. Vor Schreck erstarrte Haruka und wurde leichenblass. In Sekundenschnelle hatte Shuu die Schlafsäcke zusammen gepackt und hatte sie im Rucksack verstaut. „Dazu ist keine Zeit!“, rief er und packte Harukas Hand um sie mit sich zu ziehen. „W-Wo hin?“ Shuu rannte so schnell wie seine Beine ihn nur tragen konnten, Hinter ihm das gemeine Lachen. „Nur raus hier!“ Haruka verzog das Gesicht. „Raus? Jetzt? In der Dunkelheit?“ Der Grünhaarige gab keine Antwort und suchte einen Weg hinaus ins Freie. In der Panik jedoch fand er ihn nicht. „Wo läufst du hin? Der Ausgang ist in der anderen Richtung!“, widersprach Haruka panisch. Shuu kehrte eilig die Richtung und knallte fast mit Haruka zusammen, wenn diese nicht schnell aus dem Weg gesprungen wäre. „Komm!“ Das ließ sich Haruka nicht zweimal sagen und rannte Shuu nach. Endlich im Freien ringten Shuu und Haruka nach dem Atem. „Ha-Ha-Haben wi-wir e-es angehä-hängt?“, kam es von Haruka. Shuu schluckte und starrte unsicher um sich herum. „Ich… Ich weiß nicht…“ Abermals erschallte das grausame Lachen und vor Haruka und Shuu erschien plötzlich ein riesenhaftes Aerodactyl. Laut brüllend, versetzte es die beiden Trainer in Angst. „Wa-Was passiert no-noch alles?“, fragte Haruka ängstlich. Unerwartet verschwand eine dicke Wolke und enthüllte den Vollmond. Das Mondlicht fiel seicht auf das Urzeit Pokémon. Plötzlich erschien ein schwarzhaariges Mädchen am Wegesrand. An ihrer Seite war ein großes, schwarzes Pokémon, ein Hunduster. „Flammenwurf!!“ Das Pokémon öffnete das Maul. Der Rachen glühte förmlich, die Zähne des Hundusters wurden in rötliches Licht getaucht und entfesselten nun auf Aerodactyl einen mächtigen Flammenstrahl. Der Körper des geflügelten Pokémon verglühte, schrumpfte zusammen und enthüllte eine Schar von Nebulak, Apollo und einem Gengar. Geist Pokémon, die sich einen Spaß daraus machen, Menschen Angst einzujagen. Böse lachend tanzten sie nun in der Luft. „Erteil ihnen einen Lektion, Hunduster!“, befahl das fremde Mädchen. Wild knurrend stürzte sich der finstere Hund auf sie und entfachte einen Flammenwurf nach dem Anderem und verjagte die Geist Pokémon. Shuu und Haruka verfolgten diese Szene gespannt und voller Spannung bis die Nebulak, Apollo und das Gengar restlos verschwunden waren. Das Mädchen kehrte Shuu und Haruka den Rücken. „Warte!“, rief Haruka ihr nach. „Wie können wir dir danken?“ Die Fremde kicherte leise. „Mir danken?“ Einen verächtlichen Blick warf das Mädchen Shuu und Haruka über die Schultern zu. „Ihr lasst euch von Geist Pokémon an der Nase herum führen und fragt dann auch noch, wie ihr mir danken könnt?“, wollte die Schwarzhaarige höhnisch wissen. „Und wenn ihr den Wald verlassen wollt, dann geht Richtung Osten.“ Ehe die Angesprochenen etwas erwidern konnten, war das fremde Mädchen mit Hunduster an ihrer Seite, in der Dunkelheit verschwunden. Wie vom Blitz getroffen, blieben Haruka und Shuu, wie verwurzelt an derselben Stelle stehen. Der kalte Nachtwind ließen beide erzittern und unsicher, ob der Spuk endlich vorbei war, lugten sie umher. „Ob das Mädchen die Wahrheit gesagt hat?“ Shuu dachte nach. „Wir sollten den Rat befolgen.“ Er setzte sich wieder in Bewegung in Richtung Osten, wie die Fremde es gesagt hatte, gefolgt von Haruka. Endlich war der Spuk endgültig vorbei. Sie hatten den Ewigwald hinter sich gelassen und standen nun auf der nachfolgenden Route, die sie von Ewigenau trennte. Es war immer noch dunkel, doch schon bald sollte sich der Morgen mit den Strahlen der Sonne ankündigen. Alles war friedlich auf Route 205. Erst jetzt bemerkten Shuu und Haruka die letzte Nacht in den Knochen, in der sie kein Auge zugemacht hatten. Haruka fielen schon fast im Laufen die Augen zu, sodass Shuu sie immer wieder an den Schultern rüttelte um sie wach zu halten. Schließlich kamen Shuu und Haruka nach ungefähr dreieinhalb Stunden Wanderung in Ewigenau an. Langsam regten sich die Bewohner, die früh zur Arbeit mussten. Hin und wieder huschten auch die nachtaktiven durch die Gassen und verschwanden in der restlichen Dunkelheit. Harukas Blick war schleierhaft und völlig verschlafen als Shuu feierlich sagte: „Wir sind da.“ Dies ließ Haruka sofort zusammen zucken. „Wir gehen ins Pokémon Center. Das ist da vorne.“ Er deutete auf das Gebäude mit dem Aufzug „P“, was bekanntlicherweise für Pokémon Center stand. Kaum hatte er dies ausgesprochen, war jegliche Erschöpfung aus Harukas Körper weggeblasen. Wohlige Wärme umgab sie als sie das Center betraten. Auch hier war der Betrieb noch sehr lau. Womöglich schlummerten noch die ganzen Trainer. Schlauerweise waren die ja noch am Tag durch den Ewigwald gereist und hatten es nicht wie Haruka und Shuu getan, die bei Nacht den Wald durchquert hatten. Shuu ging zum Tresen, an dem er von Schwester Joy empfangen wurde. „Entschuldigen Sie, ist noch ein Zimmer frei?“, erkundigte sich der Junge. Kurz schaute Joy auf die Uhr. „Jetzt noch?“ Unsicher schaute sie auf Shuu, dessen Gesicht reine Erschöpfung ausstrahlte. „Ihr seid doch nicht in der Nacht durch den Ewigwald gegangen, oder?“ Sie blickte zu Haruka, die sich einwenig umsah. „Doch. Sind wir.“, erwiderte Shuu kühl. Eifrig nickte Schwester Joy und schaute in einem Kästchen an der Wand, ob ein Zimmer noch frei war. Jegliche Felder, an dem sonst ein Schlüssel hing, waren leer, außer einer. „Ihr habt Glück. Einen habe ich noch.“ Dankend nahm der Grünhaarige den Schlüssel an sich und wandte sich schließlich um. „Haruka! Kommst du?“ Die Angesprochene betrachtete soeben ein Plakat auf dem kämpfende Pokémon abgebildet waren. „Shuu! Hier findet morgen (es ist ja schon der nächste Nacht… Find das verwirrend. XD) ein Turnier statt!“ Schwester Joy blickte wieder von ihrer Arbeit auf. „Oh ja, es ist ein berühmtes Turnier, was der Bürgermeister dieser Stadt alle drei Jahre organisiert.“, erläuterte die Krankenschwester. Flehend schaute Haruka ihren Freund an. Dieser verdrehte die Augen. Shuu konnte sich denken, was sie wollte. „Ich will ins Bett, Haruka! Wir reden später darüber. Versprochen.“ Triumphierend folgte Haruka Shuu in ihr Zimmer und ließ sich auf das nächste Bett fallen… Es dauerte nur wenige Sekunden bis sie schließlich tief und fest einschlief… Ich kann nicht gruselig schreiben! Q_Q Kapitel 14: Mondnacht --------------------- Wundert euch nicht über dieses zwischen geschobene Kapitel, nicht nur über die geringe Wortzahl. XD' Ich hoffe es gefällt euch - es wird später auch eine Bedeutung haben. ;) 14. Kapitel Mondnacht Es war eine klare, aber kühle Vollmondnacht. Der Wind wog sanft die Äste der Bäume und ließ Büsche geheimnisvoll rascheln. Ein nächtlicher Eulenschrei zog sich über die dunkle Stadt. Behutsam setzte die schwarze Schattenkatze Pfote vor Pfote auf den Boden, bedacht nicht versehentlich auf einen Zweig zu treten. Die Ohren waren stets aufgerichtet, selbst das leistete Geräusch entging Nachtara nicht. Diese Nacht war wie perfekt um fortzulaufen, hinaus in die Nacht! Das Pokémon neigte den Kopf leicht nach rechts. An seine Seite trat Psiana, wesentlich angespannter als die Schattenkatze es war, die an die Finsternis gewöhnt war. Sichtlich orientierungslos glitten ihre amethystfarbenen Augen durch die tiefe Nacht. Jedes Geräusch schreckte die Lichtkatze von neuem auf. Sie schloss die Lider über den Augen und atmete tief durch, jede Unruhe sversuchte Psiana zu unterdrücken. Ihre Augen waren einfach nicht geschaffen nachts sehen zu dürfen. Stumm schmiegte sich die Lichtkatze an Nachtaras graziösen Körper. Tröstend fuhr seine Zunge über den Kopf seiner Liebsten. Dann entglitt sich Nachtara Psianas Nähe und trat ruhigen Schrittes ins Dunkle. Sein Körper wurde mit der nächtlichen Umgebung eins. Psiana wurde augenblicklich wieder unruhig, sie fühlte zwar die Anwesenheit der Schattenkatze, jedoch wagte sie sich nicht in die Nacht heraus zu treten. Ohne das vertraute Licht der Sonne erschien es Psiana als wäre sie der Nacht ausgeliefert. Nervös neigte sich ihr Kopf wieder zur Balkontür, die nur einen spaltbreit geöffnet war, aber weit genug, dass die schlanken Körper Psianas und Nachtaras hindurch passten. War dies nicht eine willkommende Geste ihrer Trainer ihnen eine Möglichkeit zur getrauten Zweisamkeit? Oder war ihre Entscheidung zu Entfliehen töricht? Rasch schüttelte Psiana diese Gedanken ab. Während die Schattenkatze ihr aufmunternd zu nickte, lief Psiana freudig auf das Pokémon zu. Zärtlich schmiegte sich die Lichtkatze an den warmen Körper Nachtaras. Schließlich wandte sich die schwarze Katze von ihr ab und rannte in die Richtung des Wäldchens am nahen Stadtrand. Die ringartigen Zeichnungen auf Nachtaras Fell glimmten schwach in der Nacht und ergänzten das wenige Licht des Vollmondes. Psianas Unentschlossenheit schwand und machte einem Gefühl des Glücks stattdessen Platz. Die Lider über den violettfarbenen Augen schlossen sich um sich vollends auf ihren feinen Geruchssinn zu konzentrieren. Eine leichte Brise trug den vertrauten Geruch ihres Liebsten zu sich. Dann öffneten sich ihre Augen und blickten in die nächtliche Schwärze, jedoch hing der Duft Nachtaras deutlich in der Luft. Zunehmst selbstsicher folgte die Lichtkatze dieser unsichtbaren Spur. Allmählich wurde die Dunkelheit ihr vertraut, Psiana fühlte sich sicherer. Am nahen Stadtrand erwartete Nachtara bereits Psiana geduldig. Das letzte, spärliche Licht der Straßenlaternen erhellte ihre unmittelbare Umgebung. Hinter dem Stadtrand befand sich eine lichte Reihe von Bäumen. Ein friedliches, kleines Wäldchen. Die Blätter rauschten leise in einem Luftzug. Nun Seite an Seite überschritten Nachtara und Psiana die Grenze der Stadt, und traten unter das dichte Blätterdach. Die Schattenkatze erhob den Kopf zum Himmel, der jedoch kaum zu sehen war. Nichts vermochte durch das dichte Gezweig der Äste hindurch zu kommen. So schwand das schwache Licht des Mondes, was sie stets begleitet und wenig Helllichkeit gebracht hatte. Psiana aber fürchtete sich nicht mehr vor der Dunkelheit und war dankbar dafür, dass Nachtara nicht von ihrer Seite wich. Sonst wäre das Gefühl der Hilflosigkeit wieder über sie hinein gebrochen und hätte sie verschlungen. Schon bald lichtete sich der Wald, obwohl sich Psiana und Nachtara im Herzen des kleinen Wäldchens befanden. Das silbrige, aber kühle Mondlicht umspielte wieder ihre Körper als sie auf eine kreisrunde Lichtung traten. In ihrer Mitte war ein kleiner See, dessen Oberfläche im Mondschein glitzerte. Fasziniert blickte Psiana gen Himmel und betrachtete den Vollmond, der direkt über der Lichtung zu sein schien und sein spärliches Licht den Wesen spendete, die mit Ehrfurcht zu ihm aufschauten. Plötzlich durchschnitt ein weiterer Eulenschrei die Stille. Nachtara und Psiana wagten es nicht sich zu entspannen, solange der Vogel nicht vorbeigeflogen war. Dann fröstelte es Psiana als der kühle Wind durch die Gräser strich. Nachtara kuschelte sich an Psiana um ihr einwenig seiner Wärme zu geben. Einige Zeit saßen sie stumm nebeneinander, eng aneinander geschmiegt, liebkosten sich Psiana und Nachtara gegenseitig. Dann, unter den wachsamen Augen Nachtaras, erhob sich Psiana. Einen wilden Blick seiner Liebsten erhaschte Nachtara, ehe die Lichtkatze mit einer geschmeidigen Bewegung ihm den Rücken zukehrte und wie befreit umher sprang. Ein zärtlicher Blick warf die Lichtkatze ihrem Liebsten zu, in dessen tiefroten Augen ein zärtlicher Ausdruck trat: Liebe. Nun erhob sich auch Nachtara. Verführerisch umkreiste Psiana die Schattenkatze, schmiegte sich flüchtig an Nachtara. Alsdann Nachtara sich spielerisch auf die Lichtkatze stürzte, fielen sie hinein ins hohe Gras. Verspielt tollten sie umher, sprangen sich gegenseitig an, als sie sich auf die Hinterbeine stellten, umarmten sie sich liebevoll und fielen auf den moosüberzogenen Boden. Zärtlich rieb die Schattenkatze seine Wange gegen Psianas linke Pfote, horchte dann aber auf als sich die Atmung seiner Liebsten beschleunigte. Verwirrt stand Nachtara auf und sah die Lichtkatze an, die ihn mit einer sonderbaren Gewissheit anschaute. Psiana reckte den Kopf und fuhr liebevoll über Nachtaras Wange, aber mit einem Mal war die Schattenkatze abweisend. Das Pokénon wandte sich von Psiana ab. Die Unsicherheit Nachtaras fühlte Psiana, aber dieses gab nicht so schnell auf. Zunehmend fordernder stubste die Lichtkatze Nachtara an. Als Nachtara nicht reagierte, berührte die kalte Nase Psianas seine Schulter. Ihre amethystfarbenen Augen fixierten die Schattenkatze starr. Nachtara wandte sich Psiana wieder zu, die ihre Mundwinkel zu einem schwachen Lächeln verzog. Ein weiteres aufforderndes Maunzen ertönte und dieses Mal zeigte es seine Wirkung auf Nachtara. Das schwarze Pokémon stellte sich über Psiana. Diese schlug die Augen nieder und ein Schnurren ließ die Kehle erbeben. Die raue Zunge Nachtaras suchte sich seinen Weg über das glatte Fell von Psiana, fuhr über den Hals und einen Moment horchte die Schattenkatze dem raschen Atem Psianas. Angestachelt von ihrer spürbaren Erregung vergrub Nachtara sanft, aber bestimmend, seine Eckzähne in Psianas Hals. Rasch legte sich Psiana auf den Bauch als sie die Liebkosungen der Schattenkatze nicht mehr spürte. Von neuem senkte sich Nachtaras Zunge auf ihren Körper herab. Erst fuhr die feuchte, raue Zunge über den schmalen Rücken, dann hinauf zwischen den Schulternblättern. Die Atmung der Lichtkatze war nur noch ein leises Keuchen. Der Biss der Schattenkatze war nun schmerzhafter, jedoch war dieser so schnell verklungen, wie das Glücksgefühl, das sich in Psiana und Nachtara breit gemacht hatte. Die Lichtkatze reagierte gereizt, fauchte ihren Liebsten schroff an, sodass dieser wegsprang. Daraufhin rollte sich Psiana auf den Boden, blickte ihn verführerisch an und schnurrte leise als wäre nichts geschehen. Nachtara nahm ihr Verhalten nicht übel, er schmiegte sich an seine Liebste, leckte ihr Gesicht. Die getraute Zweisamkeit im Vollmondlicht genoss das Pärchen. War es nicht eine wunderbare Nacht gewesen? Kapitel 15: Rückkehr eines alten Freundes ----------------------------------------- Und ein neues Kapitel! Hat etwas länger gedauert. Hab wieder Schule. ~.~ Argh, und hab wieder den ersten Stress... Leider! » Habt Verständnis, das ich ab nun länger wieder brauche. Have Fun! 15. Kapitel Rückkehr eines alten Freundes Den Morgen verschliefen Shuu und Haruka, da sie erst ungefähr gegen zwei Uhr ins Bett gegangen waren. Während ihrer Irrwanderung im Wald hatten sie nie auf die Uhr geguckt. Nun, beide standen erst gegen Mittag auf, irgendwann mussten sie ja schließlich aufstehen, sonst verschliefen sie womöglich noch den ganzen Tag. Sie fühlten sich um einiges besser, jetzt als sie endlich ausgeschlafen waren und die Stadt erkunden konnten. Haruka hatte sich nach einem längeren Aufenthalt im Badezimmer fertig für die Erkundschaftung des Ortes gemacht. Shuu wartete ungeduldig auf sie. „Wie lange brauchst du noch?“, rief er genervt. Es kam keine Antwort von seiner Freundin. „Haruka, ich hab Hunger.“ Haruka kam aus dem Bad heraus. „Ich komm ja schon, Mister.“, sagte das braunhaarige Mädchen schnippisch. „Endlich. Wurde ja auch mal Zeit.“ Haruka würdigte ihm keines Blickes, erwiderte aber dennoch: „Frauen brauchen eben länger im Bad als Männer.“ Shuu warf Haruka einen amüsierenden Blick zu, dabei zog er die Zimmertür hinter sich zu und schloss ab. Zusammen schlenderten sie in die Eingangshalle des Centers, in der reger Betrieb war. Nun stellte sich Haruka erwartungsvoll Shuu in den Weg. „Wir wollten noch etwas besprechen. Du warst ja heute Nacht zu müde dazu.“, sagte sie in einem schon fast drohenden Tonfall. Der Grünhaarige blickte sie nur schweigend an, während Haruka auf das Turnier Plakat deutete. „Du meinst das Turnier?“ Die Angesprochene bejahte die Frage mit einem kurzen Nicken. Shuu seufzte. „Na und? Was ist damit?“ „Ich möchte daran teilnehmen.“, sagte Haruka in einem ernsten Tonfall ihrer Stimme. Shuu fuhr sich kurz durch die Haare. „Was gibt es als Hauptpreis?“, wollte Shuu wissen und fixierte den Aushang am schwarzen Brett im Pokémon Center. „Ein Expedition in den Untergrund.“, erwiderte das Mädchen. Shuus Interesse war geweckt. „Untergrund?“ „Wir werden ja sehen, was es ist, wenn wir daran teilnehmen und vielleicht einer von uns gewinnt.“ Shuu murmelte nur etwas Unverständliches, blickte dann aber wieder auf. „Okay, du hast gewonnen.“, murmelte Shuu, doch die Braunhaarige verstand ihn nur zu gut. Triumphierend gin Haruka von dannen. Shuu schaute ihr lächelnd nach. „Das heißt, wir müssen auch trainieren!“, rief er ihr nach. Mit einem Mal stoppte Haruka. „Trainieren…? Oh man…“ „Ohne Trainieren können wir ja schlecht gewinnen.“ Widerstandslos ließ sich Haruka zum Training überreden oder eher gesagt, Shuu zwang sie dazu. Am Anfang war Haruka kaum bei der Sache. Sie konzentrierte sich kaum, sodass Shuu sich immer wieder tadeln musste. „Haruka, jetzt konzentriere dich mal endlich.“, mahnte der Grünhaarige. Haruka riss sich zusammen. Ihr Psiana musste dank ihrer Unaufmerksamkeit schon einige Treffer einstecken. Sheinux dagegen wirkte noch recht fit. „Psiana, Spukball!“ „Das hatten wir doch gerade schon!“, Shuu wirkte gelangweilt. „Funkensprung dagegen.“ Haruka lächelte verschmitzt. „Ruckzuckhieb!“ Während der Spukball nur als Ablenkung diente, schleuderte Sheinux den Schattenball mit Funkensprung zum Anwender zurück. Doch Psiana wich mit Ruckzuckhieb aus und raste weiter auf Sheinux zu. Dieses verfiel, aufgrund Psianas unglaublicher Geschwindigkeit, in Panik und wurde hart getroffen. „Was? Damit habe ich nicht gerechnet.“, meinte Shuu gespielt arrogant. „Du rechnest mit vielen nicht.“, erwiderte die Braunhaarige kühl. „Psychokinese!“ Sheinux wurde in die Luft empor gehoben und strampelte hilflos in der Luft herum. „Und jetzt Spulball!“ Der nachfolgende Angriff kam rasch. Kaum hatte Psiana die Psychokinese gelöst, wurde Sheinux schon vom Schattenball erwischt und gegen eine Parkbank geschleudert. Schwerfällig kam das kleine Pokémon wieder auf die Beine. „Lass dich nicht unterkriegen, Tackle!“ Nachdem es sich einigermaßen kurz erholt hatte, rannte das Elektro Pokémon auf die Psychokatze zu. „Spring in die Luft und dann Blitzkanone!“, befahl Haruka. Shuu reagierte Gott sei Dank schnell und rief: „Ausweichen! Beeile dich!“ Sheinux stoppte ruckartig und sah sich dem Blitzball, den Psiana erschuf. Wie gelähmt blickte der kleine Luchs (ich würde ja eher Hund sagen, aber was soll’s? XD) ins Innere des Blitzballs. Kein Muskel regte sich im Körper des Pokémons. „Sheinux! Ausweichen, schnell!“ Unerwartet wurde Sheinux durch Shuus Ruf wachgerüttelt. Es hüpfte mit einem kräftigen Satz in die Luft, und der Schweif des Pokémon blitze weißsilbern auf, dabei vollführte es graziös eine Rolle und zerteilte die Blitzkanone mit seiner neu erlernten Attacke, dem Eisenschweif. Shuu fasste sich schnell aus seiner Irritation und warf seine eigentliche Strategie über den Haufen. „Weiter Eisenschweif, Sheinux!“ Der Luchs befand sich noch in der Luft und Psiana bekam seinen Eisenschweif zu spüren. Die Psychokatze war am Ende ihrer Kräfte. „Hast du gut gemacht, Psiana. Jetzt ruh dich aus, ja?“ Haruka legte Psiana auf die Parkbank, sodass es noch beim Trainieren zu gucken konnte. „Psia-Psi-Psiana!“, kam von ihrem Pokémon. „Das Training hat sich anscheinend für dein Sheinux gelohnt.“, lobte Haruka ihren Freund. „Es ist schon um einiges stärker.“ Der Grünhaarige saß neben seinem Pokémon und streichelte es. „Ja, deswegen hat es sich auch eine Pause verdient.“ Er erhob sich wieder um Haruka in die Augen zu schauen. Sheinux lief währenddessen zu Psiana und legte sich neben sie. „Trainieren wir weiter?“, wollte Haruka wissen. „Denkst du, ich erbarme mich mit dem Training?“, entgegnete Shuu und warf einen weiteren Pokéball. „Bamelin, los!“ Haruka schüttelte den Kopf. „Nein. Habe ich nicht erwartet.“, behauptete sie. „Gallopa, komm heraus!“ Im Schein des Pokéballs erschien das Feuerpferd und stampfte verwegen auf den Boden. „Gallopa also…“, murmelte Shuu. „Was sie wohl vorhat?“ Den ersten Zug überließ Shuu seiner Freundin, schließlich war er ein Gentleman. Haruka dachte nach. ‚Ich muss nah an Bamelin heran.’, schoss es durch ihren Kopf. „Benutz Sprungfeder!“, und schon katapultierte sich das feurige Gallopa in die Luft. „Mit Wasserdrüse hinterher!“, konterte Shuu. Nun jagte Bamelin dem Feuerpferd hinterher. Doch Haruka hatte mit diesem Kampfzug gerechnet. „Das ist unsere Chance! Furienschlag!“ Gallopa griff Bamelin aus der Luft mit Furienschlag an. Beide Pokémon stießen während ihres freien Falls aufeinander, wobei Bamelin zu Boden stürzte und Gallopa ebenfalls, aber gleich wieder aufstand. Es war ein riskanter Angriff gewesen von Gallopa, der auch genauso gut schief gegangen wäre, wenn ihr Pokémon den falschen Moment erwischt hatte. „Ich danke für dein Vertrauen, Gallopa!“ Die Angesprochene wieherte. Bamelin war sichtlich überrumpelt von diesem gefährlichen Angriff und erholte sich kurz. „Aquaknarre!“ Der Meereswiesel stieß einen Wasserstrahl aus, der einen Volltreffer erzielte. Gallopa schüttelte sich und stieg in die Höhe. „Noch mal Furienschlag!“ Nur mit den Hinterbeinen stieß sich Gallopa vom Boden ab und schnellte nach vorne. Bamelin war wieder völlig schutzlos und wurde von den Furienschlägen gnadenlos getroffen. Schließlich wurde es durch die Luft geschleudert. „Jetzt Wasserdrüse!“, befahl Shuu. Nun war Bamelin am Zug und griff Gallopa blitzschnell an. Gallopa war erschöpft und würde nicht mehr viele Treffer zurückstecken können. Shuu übersah diese Tatsache nicht und nutze diese Chance. „Aquaknarre!“ Bamelin sprang von Gallopa zurück und spie wieder einen Schwall aus Wasser auf das Pferd. „Konter mich Flammenwurf!“, schrie Haruka. Beide Attacken, die Aquaknarre und der Flammenwurf, trafen aufeinander und neutralisierten sich gegenseitig. Das Resultat war ein dichter Nebel. „Jetzt Feuersturm!“ Obwohl die Sicht verwehrt war, verließ sich Haruka völlig auf ihr Pokémon. Gallopas Maul wurde vom rötlichen Licht eingehüllt, eine züngelnde Flamme entstand darin, der schließlich zu einer gewaltigen Feuerattacke heranwuchs. Bamelin war der Attacke ausgeliefert als der stärkste Angriff der Feuer Pokémon ihn traf. Es war besiegt. „Du warst prima, Bamelin. Ruh dich jetzt aus.“, sagte Shuu, während er den Pokéball aufspringen ließ. Sich wieder in rötliches Licht zurückverwandelnd, lösten sich langsam die Konturen des Meereswiesels auf. Haruka lobte währenddessen ihr Feuerpferd, was schließlich ebenfalls durch den roten Sog ins Innere des Balls zurückkehrte. „Genug des Trainings.“, meinte Shuu und fuhr sich durch die Haare. „Sonst sind die Pokémon nicht bis morgen wieder fit.“ Haruka nickte einverstanden. „Wo gehen wir jetzt hin?“, wollte sie wissen. Shuu und Haruka hatten seit dem sie aufgestanden waren, den Tag für das harte Training genutzt, was auch für angebracht war. Im Pokémon Center gab es einen extra Schalter um sich für das Turnier einzuschreiben. Dabei hatten sie erfahren, dass eine Vorrunde stattfand um zu ermitteln, wer in den nachfolgenden Runden antreten durfte. Die Paarungen für die Kämpfe sollten am Abend nach 18 Uhr fest stehen. So hoffte Haruka nicht direkt schon in der Vorrunde gegen Shuu anzutreten. Der Grünhaarige warf einen Blick auf den Pokétch an seinem Handgelenk. Es war kurz vor sechs. Bald sollten endlich die Paarungen feststehen. „Wir gehen zurück ins Pokémon Center.“, entschied sich der Grünhaarige. Da sie zum trainieren weiter aus der Stadt herausgegangen sind, bräuchten sie bis zum Pokémon Center ungefähr eine dreiviertel Stunde. Shuu schlug schließlich den Weg zum Pokémon Center ein, ohne auf Harukas Antwort zu warten. Diese zögerte einwenig. Irgendwie fühlte sie sich beobachtet… Wie dem auch sei, sie folgte Shuu letztendlich. „Schiiii.“ Haruka wirbelte herum. Nichts war zu sehen. Unsicher blickte sie sich um und rannte dem Grünhaarige schnell hinterher um den Anschluss zu ihm nicht zu verlieren. Shuu warf ihr während des Gehens einen kurzen Blick zu. „Was ist? Du guckst so als hättest du einen Toten gesehen.“, merkte er ihr an, aber Haruka erwiderte nichts darauf. Schweigend gingen sie auf dem gepflasterten Weg weiter bis zum Pokémon Center. Vor dem Eingang blieb Haruka stehen. Ein leises Rascheln drang an ihr Ohr und schon wieder…. „Schiiii.“ Unsichere Blicke der Braunhaarigen schossen umher. Shuu hielt ebenfalls an. „Haruka, beeil dich.“ Mit diesen Worten verschwand Shuu im Inneren des Centers. Haruka schüttelte den Kopf. Einbildung! Sie machte einen Schritt nach vorne. Da war doch nichts. „Schiiii.“ Zusammen zuckend, wirbelte sie erneut herum. Auf der Straße war nichts oder doch…? Unerwartet taumelte ein kleines, blaues Pokémon hervor. Es wirkte schwach und ausgezehrt. „Schiiii.“ Haruka glaubte es zu erkennen. „Schiggy?“ Das Pokémon hob träge den Kopf. Seine Augen begannen leicht zu funkeln. „Schiggy! Du bist es!“, rief Haruka und kniete sich auf den Boden. Das Schildkröten Pokémon rannte auf seine Trainerin zu und sprang ihr in die Arme. „Schön dich zu sehen.“ Herangelockt von Harukas Ruf kam Shuu wieder hinaus. „Haruka? Was ist los?“, wollte er wissen. Diese wandte sich um. „Guck mal! Schiggy ist hier.“ Überrascht blickte der Grünhaarige das Wasser Pokémon an. „Unmöglich kann er von Hoenn bis nach Shinou alleine gekommen sein.“ Genau. Das war das Stichwort. Bisher hatte Haruka sich keine Gedanken gemacht, wie Schiggy es überhaupt geschafft hat, sie zu finden. Erwartungsvoll blickte Haruka ihr Pokémon an. Es sah wirklich erbärmlich aus, müde und ausgehungert. Einige kleinere Blessuren zeichneten sich vom Körper des Pokémons ab. Shuu warf einen Blick ins Pokémon Center. „Egal, wir müssen jetzt rein. Los. Wir lassen Schiggy gleich nach der Bekanntgabe von Schwester Joy untersuchen.“ Die Braunhaarige ließ sich von Shuu auf die Beine helfen und ging schließlich mit Schiggy auf dem Arm ins Pokémon Center. Es hatten sich bereits schon viele Trainer eingefunden, die am Turnier teilnehmen wollten. Auf einem Podest stand ein kleiner, dickbauchiger Mann, der anscheinend das Turnier organisiert hat. „Liebe Trainer und Trainerinnen, danke für eure zahlreiche Teilnahme am Turnier.“, begrüßte er mit rauer Stimme die jungen Menschen. „Manche kennen mich ja bereits, aber ich werde mich für die Neulinge noch einmal vorstellen. Mein Name ist Sugimori Arakawa. Ich bin der Bürgermeister von Ewigenau und organisiere dieses Turnier mit der Hilfe von unserer Schwester Joy.“ Die junge Krankenschwester verneigte sich kurz, bevor sie das Mikrofon in die Hand nahm. „Willkommen! Ich hoffe, ihr freut euch genauso auf diesen Wettbewerb, wie ich!“ Schließlich gab sie das Mikro an Mr. Arakawa zurück. Dieser räusperte sich. Harukas Gedanken schweiften während der Rede des Bürgermeisters ab. Sie ließ ihre Blicke über die teilnehmenden Trainer schweifen. Somit fiel ihr Blick auf ein schwarzhaariges Mädchen. „Shuu.“, flüsterte sie. „Guck mal!“ Sie deutete unauffällig in die Richtung des Mädchens. „Das ist sie. Die hat uns gestern aus der Klemme geholt.“ Sein Blick glitt ebenfalls zu dem Mädchen. Im gleichen Moment wurden die Kampfpaarungen bekannt gegeben. Shuu und Haruka traten Gott sei Dank nicht gegeneinander an, denn Haruka musste im 6. Kampf erst antreten und Shuu erst im 13. Kampf. „Das Mädchen tritt morgen direkt als Erste an…“, kam mit leichter Verwunderung von ihm. „Und hier melden wir uns zum ersten Kampf am heutigen Tag!“, brüllte der begeisterte Bürgermeister sein Mikrofon. „In den Vorrunden finden Doppelkämpfe statt! Das heißt, dass jeder Trainer zwei Pokémon einsetzt! Dessen Pokémon zuerst kampfunfähig sind, hat verloren. Schade aber auch!“ Shuu und Haruka saßen unter den Zuschauern in der ersten Reihe, die für die teilnehmenden Trainer reserviert war. Ein primitiver Kampfplatz wurde für das Turnier hergerichtet, darum herum wurden die Tribünen für das Publikum aufgebaut. Mr. Arakawa trommelte feierlich mit den Fingern gegen das Mikrofon, sodass es ohrenbetäubendes Quietschen ertönte. „Verzeihung.“, nuschelte dieser. „Egal! Unsere heutigen ersten Kämpfer sind…“ Das schwarzhaarige Mädchen und ein Mädchen mit langen, blonden Haaren betraten das Kampffeld. „Rika und Akari!“ Selbstbewusst warf Rika ihrer Widersacherin einen finsteren Blick zu. „Pah. Dich werde ich besiegen.“, keifte die Blonde. Seelenruhig fuhr sich Rika währenddessen durch ihre schwarzen Haare. „War das schon alles?“ Das Mädchen richtete ihren stechend grünen Augen auf Akari und fixierte sie. „Ob das schon alles war, frage ich dich?“ Der Bürgermeister grinste. „Ich beende euren Smalltalk nur ungern, aber es ist Zeit zum Kämpfen!“ Den zweiten Teil des Satzes sprach er lauter und mit fester Stimme. „Tyracroc! Schwalboss! Los!“, rief Akari und warf zwei blaufarbene Superbälle auf den Boden. In deren Lichtschein erschienen ein schwalbenähnliches Pokémon und ein Wasser Pokémon, welches einen gefährlichen Kiefer hatte. Rika löste zwei rot-weiße Pokéballe von ihrem Gürtel und vergrößerte sie per Knopfdruck. „Chelcarain und Onix! Raus mit euch!“ Eine riesenhafte Felsennatter löste sich aus dem Lichtstrahl des Pokéballs, daneben erschien ein Chelcarain, was sehr an einer Schildkröte erinnerte. Diesmal trommelte Mr. Arakawa mit den Fingern auf den Tisch herum. „Und jetzt beginnt ein spannender Kampf!“ „Schwalboss! Ruckzuckhieb und du Tyracroc, Aquaknarre auf Onix!“, eröffnete Akari den Kampf. Rika blieb gelassen und ließ beide Pokémon ihre Attacken ausführen. „Sandsturm, Onix!“ Ein Brüllen des Gestein Pokémons löste einen heftigen Sandsturm aus, der Schwalboss und die Aquaknarre Tyracrocs davon fegte. „Chelcarain, jetzt Rasierblatt auf Tyracroc.“ Das Pokémon ließ rasiermesserscharfe Blätter auf Tyracroc los, die ihm sehr zu schaffen machten. „Schwalboss, Flügelschlag!“ Flink stürzte sich das Vogel Pokémon auf Chelcarain, das den Hieb der Flügel deutlich spürte. „Tyracroc! Jetzt Aquaknarre auf Onix!“, fuhr die Blondhaarige fort. Rika hob den Arm und streckte ihn seitlich von sich an während sie mit ruhiger Stimme sagte: „Schütze Onix mit Rasierblatt!“ Zum Schutz vor der Aquaknarre, die Onix zum Verhängnis werden könnte, setzte Chelcarain nochmals Rasierblatt ein um den Wasserstrahl zu blocken. „Und jetzt Feuerodem, Onix!“ Onix stieß einen grünlichen Atem aus, der Schwalboss nicht nur über das gesamte Kampffeld fegte, sondern auch dem Rest gab. „Keine Gnade mit den Gegner!“, drohte die Schwarzhaarige ihrer Kontrahentin zu. Diese war durch Schwalboss direktem K.O. verunsichert. „Tyracroc! Eiszahn!“ Das krokodilähnliche Pokémon sprang in die Luft um Chelcarain mit seinen Eisfängen anzugreifen. Rikas Mundwinkel wurden von einem finsteren Grinsen umspielt. „Das habe ich erwartet. Jetzt Eisenschweif!“ Onix blickte hinauf. Das Ende seines Schweifes leuchtete grell und schleuderte Tyracroc fort. „Beenden wir es! Doppelter Tackle!“ Beides ihrer Pokémon griff mit Tackle an. Tyracroc brach entkräftet zu Boden. Das Mädchen schickte ihre Pokémon in ihre Pokébälle zurück und kehrte dem Stadion den Rücken zu, ohne auf die Ansprache vom Bürgermeister zu warten, aufgrund des Eröffnungskampfes. Shuu beugte sich zu Haruka. „Sie ist wirklich gut.“ Wortlos nickte die Braunhaarige. Das Mädchen namens Rika war wirklich nicht zu unterschätzen… Nun war endlich der 6. Kampf der Vorrunde. Haruka war an der Reihe. „Und jetzt kämpfen Haruka und Seiji!“, rief der Bürgermeister schon etwas erschöpft. Haruka holte zwei Pokébälle hervor und konzentrierte sich. Ob es die richtige Wahl ist? Egal! Sie konnte sich auf ihre Pokémon voll und ganz verlassen. „Ich wähle euch, Georok und Reptain!“, sagte der gutaussehende Junge. Er war etwas älter als Shuu, vielleicht ein Jahr, aber nicht mehr. Schnell schüttelte Haruka diese Gedanken ab. Schließlich liebte sie Shuu und wollte ihre Gedanken nicht an einen fremden Jungen verschwenden, den sie nur ungefähr 15 Minuten kennt, wenn nicht kürzer… Die Braunhaarige sog tief die Luft ein, wie sie es jedes Mal macht, wenn sie merkte, dass sie nervös war. „Gallopa! Schiggy!“ „Wow, wirklich klasse Pokémon, die wir hier in Action sehe.“, schwärmte der verrückte Mr. Arakawa. „Los geht’s, Kinder!“ Seiji strich sich durch die Haare. Irgendwoher kannte das doch Haruka? (XD) „Reptain, Angriff mit Laubklinge und du Georok, Walzer!“ Reptain stieß sich vom Boden ab um aus der Luft Schiggy anzugreifen. Schließlich formte sich die smaragdgrüne Auraklinge und ließ diese auf das kleine Schiggy niedersausen. Währenddessen rollte Georok auf Gallopa zu. Ein Lächeln umspielte Harukas Lippen. Warum brachte sie nicht etwas Wettbewerbsfeeling in den Kampf? Immerhin konnte dann kaum jemand, außer Shuu und Saori, sie schlagen. „Spring schnell auf Gallopa, Schiggy und du Sprungfeder!“ Schiggy rettete sich mit einem hastigen Sprung zur Seite um dann auf Gallopas Rücken zu laden, was sich kräftig vom Boden abstieß um die höheren Himmelsebenen zu gelangen. „Ist das schnell!“, kam es von Seiji. „Aber nicht schnell genug. Georok, Steinwurf in die Luft, damit sich Reptain daran abstoßen kann!“ Georok riss einige Gesteinbrocken auf den Boden und katapultierte sie in die Luft, damit das wendige Reptain sie zum Abstoßen verwenden konnte. „Laubklinge!“ Abermals umgab grünliches Licht die entstehende Klinge an Reptains Handgelenken. Haruka blieb im Angesicht des nahenden Pokémons ruhig. „Jetzt Eisstrahl!“ Schiggy stürzte sich von Gallopas Rücken und in seinem Mund formte sich ein eisiger Strahl, der Reptain unmittelbar zu spüren bekam. Sofort gefror es zu einem einzigen Eisblock und fiel mit einem dumpfen Aufprall auf den Boden zurück. Gallopa fing Schiggy letztendlich mit Leichtigkeit wieder auf, damit es sicher auf den Boden kam. „Es ist noch nicht vorbei!“, fauchte der Junge. Hoffnungsvoll glitt sein Blick zu dem Eisblock, in dem Reptains Körper eingeschlossen war. Mit aller Mühe zerbarst das Eis. „Sag ich doch!“, grinste der Junge. „Jetzt Kugelsaat und Stärke!“ Reptain sprang in die Höhe um kleine Kügelchen aus dem Mund zu speien, die in der Kopfnähe der beiden gegnerischen Pokémon zu explodieren begannen. Rauch entstand dadurch, der zu Harukas Nachteil für Georoks Stärke-Angriff genutzt wurde. Unwissend rammte Georok das Feuerpferd, welches nachfolgend schrill wieherte. „Mist. Damit habe ich nicht gerechnet.“, fluchte Haruka leise, sodass Seiji sie nicht hörte. Sie hob wieder ihren Blick. „Dann eben eine Kombination! Schiggy, Blubber! Und Flammenwurf!“ Schiggy und Gallopa schossen einen Strahl aus Wasserbläschen und züngelnden Flammen auf Reptain und Georok. Wie beim großen Festival der Kanto Region, verschmolzen diese beiden völlig gegensätzlichen Attacken und formte einen ganz neuen Angriff, den Seiji nicht erwartet hatte. Seine Pokémon wurden schwer getroffen und brachen letztendlich zusammen. „Und die Gewinnerin dieses fabelhaften Kampfes ist Haruka mit ihren wundervollen Pokémon!“ Haruka verneigte sich höflicherweise und verließ schließlich das Kampffeld unter fabelhaften Applaus. Wahrhaftig hatte sie einen großartigen Kampf geliefert und ihr Talent als angehende Top-Koordinatorin wieder mal unter Beweis gestellt. Auch selbst war sie stolz auf ihren eigenen Sieg und vor allem auf ihre Pokémon Gallopa und Schiggy, die ihr dabei geholfen hatten. Nun erblickte das Mädchen Shuu, der vorm Vorbereitungsraum der Teilnehmer wartete. Lässig stieß er sich von der Wand ab. „Etwas übertrieben, huh?“, kam es von ihm. Haruka stutzte. „Nein, finde ich nicht.“ Sie streifte, wie ein hinterlistiges Snobilikat um Shuu herum. „Im Gegensatz zu dir, möchte ich gewinnen.“ Ihre Stimme dämpfte sie einwenig. Die Tür schwang neben ihnen auf und der nächste Teilnehmer kam heraus. Haruka grinste belustigt. Es war ein wieder Mädchen, welches wohl mit dem Druck nicht klar kam. Sie war vor Nervosität sehr blass. Eine schlechte Vorraussetzung für einen bevorstehenden Kampf. Instinktiv fühlten Pokémon die Emotionen ihrer Trainer und ließen sich dadurch schwer beeinflussen. Haruka musste dies schon einmal erfahren. Damals waren es keine Gefühle, wie Nervosität oder ähnliches. Nein, es war reine Überheblichkeit ihrerseits. Doch durch diese Niederlage hatte sie gelernt, viel gelernt. Shuu folgte den Blicken seiner Freundin. Seine Augen wurden sanft. „Woran denkst du?“, flüsterte er leise. Vorwurfsvoll schaute Haruka ihm in die Augen. „Woran sollte ich schon denken?“ Sie war gereizt und schon fast unnahbar. Den Rücken zu ihm kehrend, wollte sie ihn alleine lassen, doch Shuu reagierte schnell und packte ihr Handgelenk. „Komm wieder herunter, Haruka!“, ermahnte er Haruka in einem harten Tonfall. „Du übertreibst. Wir nehmen an diesem Turnier teil um Spaß zu haben.“ Haruka blickte Shuu zornig an und riss sich von ihm los. Sie drehte sich von ihm weg um nicht in seine Augen sehen zu müssen. Zu gut konnte sich Haruka an die damalige Niederlage in ihrem 4. Wettbewerb erinnern. Erleichtert stellte Shuu fest, dass Haruka anscheinend derselben Ansicht war. Vorsichtig näherte er sich dem Mädchen. „Frieden?“, und reichte ihr die Hand. Zögernd griff Haruka nach seiner ausgestreckten Hand. „Frieden.“, wiederholte das Mädchen. Endlich war der Zeitpunkt gekommen, indem Shuu seinen Kampf bestreiten musste. Nach seinem ausführlichen Gespräch mit Haruka konnte er sich zu guter Letzt um seinen Kampf kümmern. Sein Gegner war ein braunhaariges Mädchen, welches ihr langes Haar zu einem langen Zopf gebunden hatte. Sie schien vollkommen ruhig zu sein, kein Zeichen von Nervosität war ihr anzumerken. Umso interessanter wurde dann schließlich diese Runde. „Und diese Runde bestreiten Shuu und Ayana!“, meldete sich der Bürgermeister wieder Mal mit seiner festen und selbstbewussten Stimme. „Trainer! Bereitet euch vor!“ Das Publikum klatschte aufgeregt. Zuvor hatten sie aufregende Kämpfe miterlebt und nun würde Shuu ihnen eine grandiose Show bieten, die sie so schnell nicht mehr vergessen würden. „Mach dich bereit!“, warnte das Mädchen. „Knarksel! Girafarif! Raus!“ Zwei Pokémon erschienen, ein Girafarig und ein haiartiges Pokémon, welches Shuu in nicht kannte. „Sheinux und Bamelin! Los.“ Der Luchs und der Meereswiesel erschienen in einer Flut aus Licht. „Und los geht’s!“, eröffnete Mr. Arakawa die Runde. „Sheinux, Funkensprung und Bamelin, Aquaknarre!“ Um Sheinux’ Körper bildeten sich Funken, während es auf Knarksel zu rannte und schließlich mit einem Satz das Pokémon angriff. Der Angriff schien keinerlei Wirkung auf das Pokémon zu haben. Dagegen bekam Girafarig die Aquaknarre voll ab. „Wieso keine Wirkung?“, wollte der Grünhaarige irritiert wissen. „Knarksel ist ein Drachen und Boden Pokémon.“, klärte das junge Mädchen ihn auf. „Aber zurück zum Kampf! Knarksel, Drachenwut und Girafarig Psystrahl!“ Das Drachen Pokémon erzeugte einen bläulichen Feuerball, der im Inneren weiß schimmerte. Rasend schnell wuchs diese furchterregende Attacke der Drachen zu einem bedrohlichen Angriff an. Dazu kam noch Girafarigs siebenfarbener Psystrahl. Mit einem schnellen „Ausweichen“ kommandierte der Junge seine Gefährten zu einem geschickten Manöver. „Und jetzt Eisenschweif und Wasserdrüse!“ Sheinux war in die Luft gesprungen und Knarksel mit seinem Eisenschweif, dagegen rannte Bamelin, von Wasser umgeben, auf Girafarig zu. „Knarksel, aufhalten mit Schlitzer!“ Die Klinge am Arm des Pokémon wurden zu einer weißschimmernden Sichel, die Sheinux’ Eisenschweif aufhielt und den Luchs quer durch das Stadion fegte. Die Kraft dieses Drachens war beeindruckend. Nervös biss sich Shuu auf die Lippen. Seine Karten standen schlecht, wenn es so weiter ging. Sheinux war anscheinend noch zu unerfahren für einen solch starken Gegner. Bamelin dagegen wirkte angespornt. „Stampfer, Girafarig!“, befahl Ayana. Das Pokémon machte einen Satz in die Luft und stützte sich mit den gefährlichen Hufen auf Sheinux. „Bamelin, Aquaknarre, beeil dich!“, konterte Shuu in der Hoffnung eines der Pokémon zu besiegen. Bamelin mischte sich im letzten Moment ein und schoss einen geballten Wasserstrahl auf Girafarig, welches es zu Boden stürzen ließ. „Und jetzt Funkensprung, Sheinux!“ Mit Anlauf rammte das Elektro Pokémon mit Funkensprung und schaltete Girafarig aus. Im gleichen Augenblick wurde Bamelin von Knarksels Drachenwut getroffen und war ebenfalls mit einem Schlag besiegt. „Ein doppeltes K.O.! Wow, einfach atemberaubend!“, brüllte Mr. Arakawa. Shuu atmete tief ein um seine Nerven zu beruhigen. Was sollte er nun tun? Sheinux war im Nachteil. Knarksel wäre so oder so zu stark… Nein! Er gibt nicht auf. Niemals! Kühl blickte der Grünhaarige seine Gegnerin an, die triumphierend grinste. „Freu dich nicht zu früh.“, murmelte er leise. „Tackle, los!“ Er hörte ein lautes Auflachen. „Was soll das bitte bringen?“, wollte das Mädchen bissig wissen. „Knarksel, Drachenwut!“ Ehe die Drachenwut einsatzbereit war, war Sheinux auch schon ausgewichen, indem es in die Luft sprang. „Eisenschweif, volle Kraft!“ Der Schweif leuchtete glühend auf und Sheinux verpasste dem Drachen einen heftigen Schlag. Dabei ließ es Knarksel keinesfalls zu Atem kommen. Kam Sheinux auf dem Boden, so sprang es erneut in die Luft und ließ dem Drachen mehrere Schläge seines Eisenschweifs spüren. Zu Minute zu Minute wurde Knarksel erschöpfter, allerdings wurde Sheinux ebenfalls müde. „Wehre dich mit Schlitzer!“ Knarksels Armklingen blitzten auf und stoppten Sheinux’ letzten Angriff mit seinem Eisenschweif. Es wurde durch die Luft geworfen und fiel hart auf dem Boden. Gleich darauf stand Knarksel über ihm und hielt ihm seine Klinge unterm Hals. „Du hast verloren, Shuu.“, grinste das Mädchen. Fassungslos blickte Shuu auf Sheinux, dann wanderten seine Blicke zum Schiedsrichter, welcher schon die Fahne anhob. „Stop!“, rief Haruka von der Zuschauertribüne. „Sehen Sie denn nicht, dass Sheinux noch kämpfen kann?“ Tatsächlich. Sheinux kratzte mit seinen Krallen über Knarksels schuppige Haut und biss sich in dessen Klinge fest. Irritiert wich der Drache von dem Luchs zurück. Doch dieser dachte gar nicht erst das Pokémon loszulassen. „Benutz deinen Eisenschweif, Sheinux!“, rief Shuu, als dann der Schweif seines Pokémons erneut aufleuchtete und schließlich Knarksel los ließ. Dafür wurde der Drache hart vom Schlag des Schweifes getroffen. „Verdammt. Knarksel, springe hoch und dann Drachenklaue!“ Darauf hatte Shuu gewartet. Knarksel katapultierte sich mit einem gewaltigen Sprung in die Luft. Eine seltsame Aura umgab die beiden Klingen an den Handgelenken des Pokémons. Doch Shuu blieb überraschenderweise völlig ruhig. „Und jetzt Funkensprung!“ Sheinux nahm seine restliche Kraft zusammen und hielt Knarksel entgegen, indem es ihm entgegen sprang und dabei wurde Knarksel ein gewaltiger Stromschlag verpasst. Da es den Boden nicht mehr berührte, konnte auch die Elektrizität in den Erdboden fließen. Völlig am Ende brach der Drache schließlich zusammen. „Ein wundervoller Sieg für Shuu und sein Pokémon Sheinux!“ Shuu wandte dem Publikum seinen Rücken zu, nachdem er sich für den Applaus, den er bekam, bedankt hatte. Auf dem Flur wartete Haruka auf ihn. Der Junge war froh, sie zu sehen. „Das war knapp.“, meinte Haruka, nachdem sie in den Vorbereitungsraum gegangen waren. „Das kannst du wohl sagen.“, erwiderte Shuu und setzte sich auf einen Stuhl. Haruka blieb neben ihm stehen. „Wie geht es Sheinux?“ Der Grünhaarige zuckte mit den Schultern. „Ganz gut. Es muss sich, laut Schwester Joy, bis morgen ausruhen.“ Zufrieden nickte Haruka. „Es hat wirklich hart gekämpft.“ Ihre Stimme beruhigte ihn, auch wenn er so was nie zugeben würde. „Vielleicht… Vielleicht habe ich es zu sehr unter Druck gesetzt? Was ist, wenn dieser Kampf zu viel war?“ Shuu war besorgt, sehr besorgt. Fürsorglich legte die Braunhaarige den Arm um ihn. „Sheinux hat es für dich getan. Denk daran.“ Shuu blieb stumm und versuchte die Worte seiner Freundin zu glauben. Neben ihnen saß das schwarzhaarige Mädchen Rika. Diese lachte leise und warf ihnen einen finsteren Blick zu, bevor sie aufstand und den Raum verließ. Shuu und Haruka blickten ihr ratlos nach. Die Vorrunde dauerte den ganzen Tag. 32 Kämpfe fanden am diesem Tag statt. Haruka und Shuu hatten das Glück gehabt sehr früh schon gekämpft zu haben. Doch sie blieben bis zum letzten Kampf am heutigen Tage im Stadion. So lernten sie einiges über die neuartigen Pokémon dieser Region. Am Ende der Vorrunde erfuhren die rund 16 übrig gebliebenen Teilnehmer gegen wen sie antreten mussten. Glücklicherweise mussten Shuu und Haruka nicht in dieser Runde schon gegeneinander kämpfen und keiner von ihnen musste gegen Rika kämpfen. Das Mädchen wirkte sehr mysteriös, aber gleichzeitig auch unnahbar. Haruka mochte dieses Mädchen nicht besonders. Auch wenn sie Rika nicht wirklich kannte. Sie glaubte, Menschen gut einschätzen zu können, darum entschied Haruka, das Rika zum Typ Mensch angehörte, der nicht sehr viel auf Freundschaft legte. Shuu hielt sich in der Theorie seiner Freundin stets heraus. Er wusste, wohin falsche Einschätzungen führen könnten. Schließlich hatte Shuu auch Haruka, seine einstige Rivalen und jetzige Freundin, stark unterschätzt. Zurück im Pokémon Center schmiss sich Haruka erschöpft vom Tag ins Bett. „Ich rühre keinen Finger mehr!“, rief sie überzeugt. Shuu lachte, während er kurz im Bad verschwand. Schließlich öffnete er die Tür, wodurch Haruka irritiert aufsah. „Wo gehst du hin?“ „Telefonieren.“, kam die knappe Antwort Shuus und die Tür fiel hinter ihm ins Schloss. Kopfschüttelnd ließ sich Haruka auf die weiche Unterlage fallen und kümmerte sich nicht darum. Währenddessen betätigte Shuu eines der Telefone des Pokémon Centers. Auf dem Bildschirm erschien der Kopf von Harukas Mutter, Caroline (Ich weiß ihren jap. Namen nicht.). „Oh, Shuu! Was für eine Überraschung.“, begrüßte sie den Freund ihrer Tochter. „Ich möchte Sie nicht stören, aber-“ Bevor er zu Ende sprechen konnte, unterbrach Caroline ihn. „Du störst doch nicht, Shuu. Was möchtest du?“ Verlegen fuhr sich der Junge durch die Haare. „Ich möchte mich erkundigen, wie es meinem Libelldra geht. Ich hatte bisher keine Zeit dazu.“ Freundlich lächelte die braunhaarige Frau. „Deinem Libelldra geht es gut. Es hat sich gut erholt und ist vor kurzem zu uns gekommen. Soll ich es holen?“ Shuu fiel ein Stein vom Herzen. Er hatte soviel anderes im Kopf, das er sich gar nicht um Libelldras Zustand erkundigt hatte. Noch in Hoenn wurde Libelldra schwer verletzt, sodass Shuu seinen treuen Drachen in seiner Heimatregion lassen musste. Doch Shuu war froh, Libelldra bei Harukas Eltern zu wissen. „Nein, brauchen Sie nicht. Ich bin erleichtert, dass es ihm gut geht.“, antwortete der Grünhaarige. „Wie geht es euch denn, dir und Haruka? Hattet ihr schon euren ersten Streit?“, wollte Caroline wissen. Shuu schüttelte den Kopf. „Uns geht es gut. Wir haben bisher noch keinen großen Streit gehabt. Zurzeit nehmen wir an einem Turnier teil und Haruka ist total müde von der Vorrunde.“ Caroline lachte herzlich. „So kenne ich meine Haruka. Pass gut auf sie auf und auch auf dich! Ich muss jetzt in die Arena herüber. Grüß Haruka!“ Shuu nickte stets. „Natürlich. Auf Wiedersehen.“ Somit erstrahlte der Bildschirm in einem tiefen schwarz, nachdem sie das Gespräch beendet hatten. Einen Moment verhaarte Shuu und grübelte nach, was er nun tun sollte. Vielleicht trainieren? Oder besser nach Haruka sehen? Der Junge entschied sich für Letzteres. Seine Pokémon waren zu erschöpft, besonders Sheinux und Bamelin. Auf Nachtara und Roselia konnte er in den morgigen Kämpfen voll zählen. Sie hatten schon weitaus schlimmere Kämpfe zu bestreiten. Zurück im Zimmer setzte sich Shuu neben seine Freundin, die fest eingeschlafen war. Ein sanftes Lächeln umspielte seine Lippen. Vorsichtig strich er ihr eine Strähne weg. Schließlich erhob sich Shuu leise wieder und deckte sie zu. In diesem Augenblick erwachte Haruka. „Wo warst du?“, nuschelte das Mädchen. Shuu neigte ihr leicht den Kopf zu. „Ich habe mit deiner Mutter telefoniert. Libelldra geht es gut.“ Verärgert blickte Haruka ihn an. „Warum hast du mir nicht gesagt, dass du mit meiner Mutter sprichst?“ Shuu lächelte leicht. „Du warst am Schlafen.“, widersprach dieser. „Und jetzt schlaf.“ Das Mädchen war so müde, dass sie nicht weiter protestieren konnte und schlief nach wenigen Minuten ein. Es war schon reichlich spät. Der Mond funkelte in ihr Zimmer und irgendwo in der Ferne konnte man das Heulen von wilden Pokémon hören. Der Grünhaarige legte sich ebenfalls schlafen, nachdem er noch eine Weile wach geblieben war. Ebenso wie Haruka, fiel Shuu auch schnell in einen tiefen Schlaf… Kapitel 16: Das Ewigenauer Turnier - Die Qualifikationsrunde! ------------------------------------------------------------- Lange musstet ihr darauf warten, dass es endlich weitergeht. Gomen! Irgendwie hatte ich keine Lust darauf weiterzuschreiben... Alles nur Kämpfe... Bwüüüääähh... x.x 16. Kapitel Das Ewigenauer Turnier – Die Qualifikationsrunde! (Teil 1) Es war soweit. Die Vorrunden hatten 16 Teilnehmer ausgewählt, die gegeneinander kämpfen sollten und diese sollten am heutigen Tag gegeneinander antreten. Es sollte wieder ein langer Tag für die Trainer werden. Natürlich war die erste Runde eine erneute Qualifikationsrunde für diejenigen, die die Vorrunden heil überstanden hatten. Dann folgten die Endrunden, wobei das Halbfinale und Finale erst am nächsten Tag stattfinden sollte. Einige der 16 Trainer waren schon sehr früh wach, darunter auch Shuu und Haruka. Beide holten gerade ihre Pokémon von der Rezeption des Pokémon Centers ab als Rika ihnen gegenüber stand. Ihre Augen funkelten wie Smaragde, die geheimnisvoll glänzten und ihren Charakter widerspiegelten. Das fremde Mädchen blickte sie schweigend an, sagte dann aber folglich: „Ihr habt es also aus dem Wald geschafft. Meinen Glückwunsch.“ Ein kurzes Kichern erklang, doch dann wurde Rika schlagartig ernst, aber sie schwieg. „Denkst du, wir wären schwach?“, kam ruhig von Shuu. Verschmitzt grinste Rika. „Das habe ich nicht gesagt.“ Haruka konnte nicht schweigend daneben stehen und das unmögliche Verhalten des Mädchens akzeptieren. „Aber du hast es angedeutet.“, fauchte Haruka ungewollt. Die grün funkelnden Augen fixierten die Braunhaarige fest. Auf ihrem Gesicht spiegelte sich Desinteresse wider. „Wir werden uns in den Endrunden sehen und ich rate euch, kommt mir nicht in die Quere.“ Ihre Worte klangen wie eine warnende Drohung, die wie ein böses Zischen über die Lippen der Schwarzhaarigen kam. Ehe Shuu und Haruka etwas darauf erwidern konnte, war diese in der Trainergruppe verschwunden. Vor Wut brodelnd, hatte Haruka Schwierigkeit ihren Unmut im Zaum zu halten. Solch Unverschämtheit ließ sie sich doch nicht bieten! Doch Shuu zog Haruka nah an sich heran. „Verschwende deine Energie nicht für solchen Unsinn. Spar die deine Kraft lieber für die Kämpfe auf.“, ermahnte Shuu seine Freundin. Nur schwer konnte Haruka ihren Ärger über das Mädchen verdrängen und widmete sich ihren Pokémon. Ihre Gegnerin war eine junge Frau, Haruka schätzte bis zu 21 Jahre alt ein. Schon in der Vorrunde hatte die Frau bewiesen, was sie beherrschte. Die Wahl fiel ihr, aufgrund ihrer Konkurrentin, besonders schwer. Am liebsten hätte sie Lugia in den Kampf geschickt, doch dies war erstens zu riskant und zweitens war es noch zu unerfahren. Auch wenn sie erst im sechsten Kampf der Qualifikationsrunde war, entschied sich das Mädchen letztendlich für Schiggy und ihr Psiana. Im Gegenteil trat Shuu schon im dritten Kampf gegen einen scheinbar starken Gegner an. Doch er war sich sicher diesen Kampf rasch zu gewinnen und hatte nach kurzer Zeit seine Pokémonwahl entschieden. Die vorherigen Kämpfe waren nach kurzer Zeit beendet und so kam nun Shuu zum Zug. Völlig ruhig war der Grünhaarige und ließ sich nicht davon verunsichern, dass sein Gegner nicht zu unterschätzen war. Es war ein Junge mit bläulichen Haaren. Er war um die 18 Jahre alt und sein Name lautete Ukon. Nach seinem Äußeren zu urteilen würde dieser Kampf ziemlich hart werden. Keinesfalls ließ sich Shuu davon abschrecken, denn er hatte schon weitaus schwierigere Situationen gemeistert. Mit angespannten Nerven trat er seinem Konkurrenten gegenüber, der ihn mit seinen eisblauen Augen anstarrte. Mr. Arakawa, der Bürgermeister von Ewigenau, erhob sich und räusperte sich. „Eine entscheide Runde! Strengt euch an, Trainer!“, brüllte der dickbauchige Mann. „Die Runden sind wieder Folgenkämpfe, in denen ich drei Pokémon einsetzen dürft. Auf geht’s, Jungs!“ Somit war das Startsignal für den Kampf gegeben und beide Jungs griffen nach ihren Pokébällen. „Sengo, los! Ich brauche dich!“ Ein katzenartiges Pokémon erschien aus dem rot-weißen Ball. Es besaß wirklich beeindruckende Klauen, und dazu ein verwegenes Aussehen. „Sheinux! Los geht’s!“ Abermals kämpfte der Luchs für Shuu. Es war entschlossener den je und bereit für ein haarsträubendes Match. „Beginnt!“ Dies ließen sich Shuu und Ukon nicht zweimal sagen. „Sengo, mach es fertig mit Zermalmklaue!“ Sofort griff das weiße Pokémon mit seinen messerscharfen Klauen an, doch bevor es sein Ziel traf, war Sheinux mit einem Salto in die Luft gesprungen. „Eisenschweif, los!“ Elegant rollte Sheinux um sich selbst und verpasste dem gegnerischen Pokémon einen Hieb mit dem Schweif. Sengo erholte sich schnell und minderte die Wucht des Angriffs, indem es seine Klauen in den Boden stieß. Fauchend standen sich die beiden Katzen gegenüber. „Jetzt Kreuzschere, Sengo!“ Die langen Klauen glühten auf und das Pokémon sprang mit überkreuzten Klauen auf Sheinux zu, welches sich bereit für den Angriff machte. „Bleib stehen.“, kam es von Shuu. Gehorsam blieb Sheinux bewegungslos, doch die Muskeln in seinem Körper waren zum Zerreißen gespannt. Bevor Sengo einen Treffer erzielen konnte, rief Shuu Sheinux noch ein schnelles „Ausweichen“ zu. Im letzten Augenblick erfolgte ein gekonnter Sprung in die Luft, doch Shuu hatte nicht erwartet, dass Sengo seinen Angriff noch nach oben ausrichtete. Sheinux fiel hart auf den Boden, und wurde beim Aufprall auf die Pfoten zurück geworfen. „Sheinux, Funkensprung, los!“ Um Sheinux’ Körper sammelten sich Funken, während es auf Sengo zu rannte. „Sengo, deinen Scanner!“ Sengos Körper wurde von einer grünlichen umhüllt, die Sheinux abprallen ließ und gegen eine Mauer schleuderte. Keuchend kam der Luchs wieder auf die Beine zurück. Umringt von Funken, entwich ein grollendes Knurren seiner Kehle. „Funkensprung! Volle Wucht!“ Sheinux raste mit großer Geschwindigkeit auf Sengo zu. Um seinen Körper sammelten sich Blitze, die stärker zuckten als zuvor. Das weiße, katzenartige Pokémon verfiel in Panik, war aber nicht in der Lage auszuweichen und wurde von Sheinux gegen eine Wand gerammt. Durch die Wucht des Angriffes brach Sengo erschöpft zusammen. Auch Sheinux war durch die enorme Kraft geschwächt. Ein Keuchen kam von dem blauen Pokémon. „Guter Kampf.“, lobte Ukon lächelnd. „Aber nicht gut genug! Komm raus, Nidorino!“ Aus dem Lichtschein löste sich ein Nidorino. Es war ein Pokémon, das schnell in Rage geriet. Es wühlte mit seinen Füßen den Boden unter sich auf. Der Blick des Grünhaarigen fiel auf Sheinux. War es noch in der Lage weiterzukämpfen? Nein, Shuu war sich sicher, dass es diesen Kampf nicht überstehen würde und holte so den Pokéball hervor. „Sheinux, du hast genug gekämpft. Komm zurück!“ Doch stattdessen machte Sheinux einen Satz in die Luft und landete nur wenige Meter entfernt von Shuu. Keinesfalls gab es jetzt den Kampf auf. Niemals! Ukon machte ein selbstgefälliges Gesicht. „Du kannst noch nicht mal dein Pokémon zurückpfeifen. Wie erbärmlich.“ Shuu erkannte, dass es zwecklos war, Sheinux in seinen Pokéball zurück rufen zu wollen. „Wir können es schaffen, Sheinux!“, versuchte der Grünhaarige seinem Pokémon Mut zuzusprechen. „Pah. Bilde dir doch nichts Falsches ein. Dein Pokémon ist völlig am Ende. Es kann sich noch nicht mal richtig auf den Beinen halten.“ Tatsächlich konnte sich Sheinux gerade noch so auf den Pfoten halten. Es taumelte benommen. „Aber wer nicht hören will, muss fühlen! Nidorino, wir beenden es mit Hornattacke!“ Der Boden erzitterte unter Sheinux’ Pfoten und ließ es unbeholfen schwanken. „Weich aus, Sheinux! Schnell!!“, schrie Shuu mit zittriger Stimme. Sheinux versuchte verzweifelt dem gefährlichen Horn Nidorinos auszuweichen, doch dieses erwischte den Luchs und rammte es gegen die Stadionwand. Ohnmächtig sank Sheinux in sich zusammen und blieb bewegungslos liegen. „Sheinux! Sheinux!“ Aufgebracht rannte Shuu zu seinem Pokémon und hob es hoch. Ein zaghaftes Mauzen, welches sich jedoch sehr schwach anhörte, ertönte. Der Grünhaarige lächelte besänftigend. „Du hast toll gekämpft. Nun hast du dir eine Pause verdient.“ Somit löste sich die Gestalt des Luchses im roten Strahl des Pokéballs und kehrte anschließend auf seinen vorherigen Standpunkt zurück. Gelassen fuhr Shuu durch seine smaragdgrünen Haare und griff nun erneut einen Pokéball. „Und es geht weiter! Was für ein spannendes Match!“, rief Mr. Arakawa dazwischen. „Bamelin, ich brauche dich!“ Der Meereswiesel erschien aus dem Pokéball und war bereit für einen Kampf. „Pah. Nidorino, mach es platt! Benutz deinen Bodycheck!“, forderte der Trainer sein Pokémon auf. Shuu blieb ruhig, auch wenn Nidorino donnernd näher kam und dieses Pokémon für Sheinux’ rabiate Niederlage verantwortlich war. „Benutz deine Aquaknarre gegen den Boden!“ Folglich spie Bamelin den Wasserschwall gegen den Boden und wurde in die Luft geschleudert. „Ultraschall!“ Der Schweif Bamelins glühte auf und sendete mehrere Klingen des Ultraschalls auf Nidorino herab. Dieses wurde hart getroffen und auf den Boden geschleudert. „Gut gemacht, Bamelin! Jetzt Aquaknarre!“ Der Meereswiesel mobilisierte nun einen erneuten Wasserstrahl im Maul, doch Nidorino war darauf anscheinend vorbereitet. „Denke nicht, dass ich dir so leicht das Feld überlasse. Hornattacke!“ Ehe Bamelin die Aquaknarre auf Nidorino anwenden konnte, griff dieses mit seinem spitzen Horn das Meereswiesel. Rücklings schlug es auf den Boden auf. Schwerfällig kam es wieder auf die Beine und keuchte erschöpft. „Dein Bamelin macht es nicht mehr lange.“, spottete der Blauhaarige. „Nidorino, wir beenden es. Hornbohrer!“ Das Horn auf Nidorinos Stirn glühte regelrecht, während das nashornähnliche Pokémon auf Bamelin zu donnerte. „Bleib stehen.“, erteilte der junge Koordinator seinen Befehl. Dieses vertraute Shuu blind und blieb regungslos auf seinem Standort stehen. „Das war ein Fehler! Nidorino, volle Power!“ Das Pokémon brüllte zornig. „Wasserdrüse!“ Von Wasser umgeben, ging Bamelin nun in die Offensive und prallte frontal auf Nidorino. Beide Pokémon schenkten sich nichts bis beide zeitgleich zusammen brachen. „Ein doppeltes K.O.! Ein hervorragender Kampf!“, kommentierte der Bürgermeister und schlug mit der Hand auf seinen Schiedsrichtertisch. Beide Trainer riefen ihre besiegten Pokémon in ihre Pokébälle zurück und lobten sie für ihre Arbeit. Da jeder von ihnen nur noch ein Pokémon übrig hatte, trat der Kampf nun in die alles entscheidende Phase. „Nachtara! Ich brauche dich jetzt!“, sagte der Grünhaarige und aus dem Lichtstrahl erschien das schwarze Unlicht Pokémon. Ukon holte währenddesen ebenfalls einen Pokéball hervor. „Jetzt siehst du mein bestes Pokémon!“, prahlte der Blauhaarige. „Arkani, auf geht’s!“ Arkani, ein rotgefellter Hund, löste sich ebenfalls aus dem Lichtschein und knurrte bedrohlich. Im Angesicht dieses starken Pokémons stieg in Shuu leichte Nervosität auf. Nachtara spürte diese Tatsache rasch und warf seinem Trainer einen beruhigenden Blick zu. ‚Ich weiß, du schaffst das, Nachtara. Ich kann auf dich zählen.’, sagte er in Gedanken zu seinem Pokémon, welches ihm zu nickte als ob es seine Gedanken lesen könne. Ukon ließ keine Zeit vergehen und ging sofort in den Angriff über. „Arkani, heiz ihnen so richtig ein! Flammenwurf!“ Arkanis Maul wurde in glimmendes Licht gehüllt und schließlich schoss es einen mächtigen Feuerstrahl auf Nachtara. „Mit Ruckzuckhieb ausweichen und dann Eisenschweif!“, konterte Shuu geschickt. Blitzschnell wich die schwarze Katze dem Flammenwurf aus. Der Boden erhitzte sich etwas durch den verfehlten Angriff. Während Nachtara in die Luft sprang, glänzte der Schweif silberweiß auf und der Feuerhund bekam diese Attacke zu spüren, zeigte aber jedoch nur wenig Wirkung. „Jetzt Feuerzahn!“ Arkanis Fänge glühten rötlich auf und schnappten nach Nachtara, doch verfehlten es. „Erneut Ruckzuckhieb!“ Nachtara rammte Arkani mit seiner unglaublich schnellen Speed-Attacke. „Flammenrad, Arkani!“, rief Ukon seinem Pokémon zu, welches sich sofort auf Nachtara stürzte und mit seinen flammenumhüllten Körper großen Schaden anrichtete. Doch Nachtara kam rasch wieder auf die Beine. „Bombardiere es mit Spukball!“ Das Unlicht Pokémon legte den Kopf in den Nacken und formte einen tiefschwarzen Spukball im Maul. Von Sekunde zu Sekunde wurde der Schattenball kraftvoller und Nachtara schleuderte ihn in Arkanis Richtung. „Schaufler, Arkani!“ In Bruchteilen von Sekunden hatte sich der Hund ins Erdreich gebuddelt und entging so dem Spukball. Nicht wissend wo Arkani auftauchen würde, spähte Nachtara umher und versuchte den Feuerhund mit den empfindlichen Ohren zu orten. Schließlich rumorte es unter Nachtaras Pfoten und Arkani brach durch die Erde. „Feuerzahn!“ Mit glühenden Fängen schnappte Arkani abermals nach der schwarzen Katze. Diese versuchte noch so schnell wie möglich dem Angriff zu entkommen, doch Arkani erwischte es an den Hinterpfoten und schleuderte es mit ganzer Kraft gegen den Boden. Nachtara wollte keinesfalls aufgeben und stand tapfer wieder auf. „Wieder Spukball, Nachtara!“, rief Shuu seinem Pokémon zu, dass wieder einen Schattenball erschuf. „Das wird einfach. Noch mal Schaufler!“ Wieder grub Arkani ein tiefes Loch, indem es verschwand und somit der Spukball ins Leere ging. Wenige Sekunde später erzitterte die Erde und Arkani versuchte nach derselben Taktik Nachtara anzugreifen. Doch dieses war vorbereitet und wich geschickt aus. „Gut gemacht, Nachtara! Jetzt Eisenschweif!“ Der Schweif Nachtaras blitzte im Sonnenlicht auf als es Arkani zu rannte. „Heiz ihnen mit Flammenwurf ein!“, konterte Ukon. Sein Pokémon knurrte wütend und aus seinem Maul entsprang ein gebündelter Feuerstrahl. Mit Leichtigkeit zerteilte Nachtara den Flammenwurf mithilfe seines Schweifes und erzielte einen kraftvoller Schlag. „Zum Abschluss nochmals Spukball!“, erteilte Shuu seinem Pokémon das Kommando. Doch Ukon erteilte wieder Arkani mit Schaufler auszuweichen. Hilflos blickte sich Nachtara um, konnte aber dennoch ausweichen als Arkani durch den Erdboden hervor stieß. Das Resultat der Schaufler Attacken war nun, dass der Boden nun sechs Löcher aufwies. „Benutz deinen Flammenwurf!“, rief Shuus Gegner. Arkani spie einen orangeroten Feuerstrahl auf Nachtara. „Konter mich Hyperstrahl!“, brüllte der Grünhaarige. Nachtara hob den Kopf und sammelte Energie für einen Gegenangriff, dem Hyperstrahl. Beide Angriffe explodierten bei Kontakt und dichter Rauch verdeckte die Sicht. Dafür hatten Arkani und Nachtara keinen Schaden davon getragen. „Versteck dich in einem der Löcher, Nachtara!“ Der schwarze Schatten von Nachtaras Gestalt verschwand in einem der Erdlöcher, die Arkani gegraben hatte. Nachdem sich die Staubwolke wieder verzogen hatte, war von Nachtara nichts zu sehen. Erbost darüber knurrte Arkani. „Bleib ruhig.“, ermahnte Ukon sein Pokémon. „Es ist hier in der Nähe.“ Shuu grinste. Nachtara war in der Tat in der Nähe von Arkani. Es versteckte sich hinter dem Feuerhund in seinem Loch. „Hyperstrahl.“, befahl Shuu ruhig. Arkani wirbelte herum, doch es war schon zu spät. Nachtara hatte einen zerstörerischen Hyperstrahl auf den Hund geschossen, dass folglich zusammen brach. „Ein langer und anstrengender Sieg für Shuu! Herzlichen Glückwunsch!“, lobte der dickliche Bürgermeister Ewigenaus. Triumphierend hob Shuu seinen linken Arm und wandte sich um zum Gehen. „Shuu!“ Harukas besorgte Stimme riss ihn aus seinen Gedanken, während er den Flur des Pokémon Centers durchquerte. Mal wieder hatte er völlig seine Umgebung vergessen. Die ganze Zeit über hatte er vor dem Behandlungsraum des Pokémon Centers gewartet. Und nun machte er sich Vorwürfe. Wieso musste Sheinux so hart für ihn kämpfen? Warum hatte er es nicht schon vorher in den Pokéball zurückgerufen? Schweigend setzte sich Haruka neben ihn. Ihre Nähe wirkte wohltuend auf ihn und spürte schließlich, wie das junge Mädchen ihren Arm um ihn legte. „Wie geht es Sheinux?“, erkundigte sie sich vorsichtig. Noch nie hatte sie Shuu so betrübt, so elendig und so besorgt gesehen. Shuu hob seinen Kopf und sah seiner Freundin die blauen Augen. Wortlos wandte er sich nach einigen Sekunden wieder von ihr ab und murmelte: „Schwester Joy kümmert sich noch um es.“ Tröstend legte Haruka ihren Kopf auf seine Schulter. „Das wird schon wieder, Shuu.“ In diesem Augenblick erlosch das Lämpchen oberhalb der Türe. Die rosahaarige Krankenschwester verließ den Raum. Sofort sprangen Shuu und Haruka auf die Füße. „Gut, dass ihr hier gewartet habt.“, sprach Schwester Joy und richtete nun ihren Blick auf Shuu. „Was ist mit Sheinux, Joy-san?“ Auf dem Gesicht der Krankenschwester lag ein Hauch von Ernst. Dieser Ausdruck ließ Shuu etwas zurückschrecken. „Deinem Sheinux geht es gut. Es muss sich nur ausruhen. Allerdings darf es in der nächsten Runde nicht kämpfen.“, erwiderte sie. Der Grünhaarige senkte seinen Kopf. Er war zu hart gewesen. Warum hatte er nicht weiterversucht den Dickkopfs Sheinux’ in den Pokéball zurück zu bringen? Dann wäre es gar nicht so weit gekommen! „Joy-san! Dürfen wir zu Sheinux?“, fragte Haruka. Schwester Joy, die sich gerade zum Gehen gewandt hatte, drehte sich mit dem Oberkörper zu den Jugendlichen. „Natürlich. Aber nicht lange. Sheinux braucht Ruhe.“ Gehorsam gaben Shuu und Haruka ihr Einverständnis und gingen nun gemeinsam zu Sheinux, welches im Bett lag und schlief. Shuu wurde mit einem Mal sehr ruhig. Schon einmal hatte er eines seiner Pokémon sehr Unterdruck gesetzt. Er hatte Angst, das Sheinux sich ebenso gefühlt hat, wie Absol damals… Suchend griff Shuu nach Harukas Hand. „Ich bin zu weit gegangen, Haruka. Ich habe Sheinux weiterkämpfen lassen, obwohl es am Ende war.“ Er schmiegte sich an Haruka – ein unnatürliches Phänomen für Haruka. Für einen Augenblick wusste Haruka nicht, was sie ihm sagen sollte, schließlich sagte sie mit leiser Stimme: „Dich trifft keine Schuld. Es hat dich für dich gekämpft.“ Diese Einsicht kam Shuu ebenfalls und er beruhigte sich etwas mit diesen Gedanken. „Na komm, bald ist dein Kampf. Du willst ihn doch nicht verpassen.“ Haruka war erleichtert, dass ihre Worte Shuu scheinbar aufgemuntert hatten. „Darauf kannst du wetten!“ Shuu lächelte insgeheim und Haruka gemächlich hinterher. Leise schlossen sie die Tür hinter sich. „Im nächsten Kampf wird mich Roselia sicherlich unterstützen.“, sagte Shuu. „Ich bin mir sicher, dass es das tut, Shuu. Du brauchst gar nicht so ein unglückliches Gesicht ziehen.“ Arrogant, wie immer fuhr sich Shuu durch die grüne Haarpracht. „Ach ja, tu ich das?“ Kaum hatte er zu Ende gesprochen, spürte er einen stechenden Schmerz an seiner Seite. Blitzartig hatte Haruka ihn in die Seiten geboxt. Die Jugendlichen unterbrachen ihre Kabbelei, da Schwester Joy zu ihnen kam. „Haruka? Es ist ein Anruf für dich.“ Haruka horchte überrascht auf. „Für mich?“ Sie blickte Shuu an, der nur mit den Schultern zuckte. „Beeil dich. Bald fängt dein Kampf an.“ „Mach dir keine Sorgen! Ich komm schon nicht zu spät!“, sagte sie rasch und ging mit schnellen Schritten zu den Telefonen. Zurück blieb ein schmunzelnder Shuu. „Keine Sorgen machen, huh?“ Auf seinem Gesicht lag ein breites Grinsen. ‚Du kommst doch immer zu spät, wenn ich nicht dabei bin.’, fügte der Junge in Gedanken hinzu. Schließlich wandte er sich um und verließ das Pokémon Center Richtung des Turnier Stadions. Haruka war sichtlich überrascht als das lächelnde Gesicht des Professors aus Hoenn sie begrüßte. „Hallo Haruka! Überrascht, dass ich dich anrufe?“ „Ähm… So ziemlich, Professor!“, erwiderte das Mädchen. Professor Birk lachte schallend auf. „Du siehst gut aus, Haruka! Die Luft in Shinou scheint dir gut zu tun!“ Der Professor kannte sie wirklich zu gut. Haruka fühlte sich tatsächlich sehr wohl in Shinou. Vielleicht lag es auch an Shuu? Na ja, was wohl der Grund lag wohl hinter dem Anruf? „Professor, woher wissen sie, dass wir in Ewigenau sind?“ Der braunhaarige Professor kratzte sich am Hinterkopf. „Deine Mutter hat mir erzählt, dass Shuu und du in Ewigenau seid.“ Stimmt, Shuu hatte ja am Vorabend mit ihr gesprochen. Als Haruka zu schweigen schien, ergriff der Professor wieder das Wort. „Sag mal Haruka, ist dein Schiggy bei dir?“ Verblüfft hob Haruka den Kopf. „Wie? Ja, Schiggy ist bei mir. Woher wissen sie da-?“ Bevor das Mädchen zu Ende sprechen konnte, fiel ihr der Professor ins Wort. „Deine Mutter hat Schiggy zu mir gebracht, darauf habe ich das Pokémon zu Professor Eibe geschickt, damit er es dir geben kann. Aber scheinbar ist es dem Kollegen abgehauen.“ Ah, so war es also… Schiggy wollte wieder zu Haruka. Die Erwägung, das Schiggy von Hoenn aus bis nach Shinou geschwommen war, war also überflüssig. Und wenn, es war für Schiggy sowieso unmöglich solch eine gewaltige Strecke zu bewältigen. Ein Gong riss Haruka aus ihren Gedankengängen. Sie musste los, sonst kam sie wirklich noch zu spät zu ihrem Kampf, auch wenn gerade erst der 5. Kampf begann. Was würde Shuu denken? „Danke, Professor! Ich habe mich schon gewundert, wie Schiggy mich gefunden hat.“, sagte Haruka rasch. „Aber ich muss jetzt los. Tschüss!“ Mit diesen Worten brach sie das Gespräch ab. Nur ein „Tschüss“ des Professors drang noch zu ihr. Anschließend rannte sie im zügigen Tempo aus dem Pokémon Center hinaus. Shuu erwartete sie bereits ungeduldig vor dem Trainerraum. Er hatte sich an die Wand gelehnt und die Arme vor der Brust verschränkt. Einwenig außer Atem kam Haruka zum Stehen. „Du bist gerade richtig. Dein Gegner in der nächsten Runde ist anscheinend ein Mädchen, welches ihre Pokémon Aufzucht ziemlich versteht.“, sprach er genervt. „Aber dafür musst du erstmal in die nächste Runde kommen.“ In seiner Stimme schwang ein Unterton von Sarkasmus mit. „Hast du dir schon wenigstens eine Strategie überlegt?“ Haruka schwieg und verneinte die Frage, indem sie den Kopf schüttelte. Der Grünhaarige seufzte augenblicklich. „Na gut. Es ist ja deine Sache.“ „Und die Siegerin des fünften Qualifikationskampfes ist Kiara aus Blizzach!“, ertönte die volle Stimme des Bürgermeisters. Er verstand wirklich viel von seinem Werk. Nicht nur, dass er die Trainer zu ihrer Höchstform angestachelt, Mr. Arakawa schaffte es, dass Publikum mit seinen energiegeladenen Sprüchen bei Laune zu halten. Shuus Blick schweifte zu Haruka wieder. „Du hörst es. Jetzt bist du dran.“ Haruka nickte selbstsicher und ernst. Sie wandte sich wortlos von ihm ab und kehrte ihm den Rücken zu als er ihr Handgelenk packte und sie mit einem Ruck zu sich zog. Leise flüsterte er ein „Viel Glück“ in ihr Ohr und ließ sie nun davon ziehen. Shuu letzte Worte vor ihrem Kampf hatten sie reichlich motiviert diesen Kampf für sich zu entscheiden, auch wenn er vorher etwas kühl zu ihr war. Nun war sie völlig gelassen, obwohl sie keine Strategie hatte für diesen Kampf. Jetzt hieß es einen kühlen Kopf zu bewahren. Es würde schon irgendwie klappen und das wichtigste war, dass sie ihren Pokémon vertraute. Shun. So hieß ihr Gegner. Er hatte rotbraune Haare und sanfte, blaue Augen. Er wirkte zierlich und eher schmächtig. Haruka war sich sicher, dass dieser Junge noch nicht lange ein Trainer war. Aber täuschte vielleicht das äußerliche Aussehen? „Nun treten Shun und Haruka gegeneinander! Los geht’s Trainer!“, sagte Mr. Arakawa. Shun holte einen blau-weißen Superball hervor. „Stollrak, raus mit dir!“ Aus dem Superball sprang ein metallischer Drache, der sich auf zwei Beinen fortbewegte. „Schiggy! Komm raus!“ Harukas Wahl fiel auf Schiggy, welches dem Stahl und Gestein Pokémon überlegen war. „Beginnt!“ Haruka, die völlig überzeugt und selbstsicher dem schnellenn Sieg über diesen Jungen war, ergriff zuerst das Kommando. „Schiggy! Aquaknarre!“ Harukas Schildkröte sprang in die Luft und spie einen Wasserstrahl auf Stollrak. „Damit habe ich gerechnet. Schutzschild und danach Schockwelle!“ Um Stollrak flackerte eine grünliche Barriere auf, die Schiggys Aquaknarre reflektierte und so das Pokémon unbeschadet den Angriff überlebte. Anschließend stieß es eine Schockwelle aus, die Schiggy kalt erwischte. „Was?! Eine Elektro Attacke? Mist, damit habe ich nicht gerechnet.“, fluchte Haruka. Innerlich bestrafte sie sich für ihren eigenen Leichtsinn und für ihr unvorsichtiges Tun. Wenn sie nicht so schnell, wie möglich etwas dagegen tat, dann würde Schiggy nicht noch mehr Treffer einstecken können. Es sah schon jetzt, nach dem einzigen Angriff Stollraks sehr mitgenommen aus. „Turbodreher!“, befahl die Braunhaarige rasch, bevor Stollrak wieder angriff. Schiggy keuchte erschöpft, begann aber schließlich wild zu rotieren und pustete den Sand um sich herum weg. Dabei kam ihr eine Idee. Shun grinste spöttisch. „Dieser Angriff ist völlig sinnlos. Stollrak, noch einmal Schockwelle!“ Jetzt wurde es brenzlig für Schiggy. „Kontere mit Eisstrahl!“ Dem schützenden Panzer entschlüpfte Schiggy rasch und mobilisierte einen heftigen Strahl aus Eis, der die Schockwelle von sich abhielt. Für das Erste war Schiggy knapp davon gekommen. Allerdings keuchte es schon zunehmend. „Stollrak, lange wird es dieses Spiel nicht mehr durchhalten! Bodycheck!“ Obwohl das Pokémon ziemlich plump und träge wirkte, donnerte Stollrak auf Schiggy zu und rammte es gegen die Wand. Schiggy stieß einen kurzen Schrei aus und landete wieder auf den Füßen. „Alles in Ordnung mit dir?“ Von Schiggy kam ein vertrautes und überzeugtes „Schiiiiggy!!“ Haruka nickte nur und befahl soeben: „Beeil dich! Aquaknarre!“ Stollrak konnte nun nicht schnell genug ausweichen und bekam den Wasserstrahls Schiggy zu spüren. Einwenig verärgert war es nun, aber auch geschwächt durch Schiggys Attacke. „Pah. Wieder Bodycheck!“, konterte Shun. Haruka, die den Jungen, dank seiner äußeren Erscheinung, völlig unterschätzt hatte, rief nur: „Mit Turbodreher ausweichen und wieder Eisstrahl!“ Schiggy zog sich in den Panzer zurück und hüpfte, wie ein Flummiball in die Luft. In der Luft kroch es aus seinem Versteck heraus und schoss einen gewaltigen Eisstrahl auf Stollrak, der sofort durch die Attacke gefror. Nach wenigen Sekunden ließ das Pokémon das Eis mit Leichtigkeit zerspringen. „Schockwelle!“ Stollrak stieß abermals gelbliche Stromwellen aus, die Schiggy zum Verhängnis wurden. Erschöpft sank es zu Boden. „Oh nein, Schiggy! Alles in Ordnung mit dir?“, sagte sie sanft, während sie neben der Schildkröte hockte. „Du hast dir eine Pause verdient.“ Shun verzog selbstgefällig das Gesicht. Das sich hinter dieser zarten Maske, solch ein starker Gegner verbarg, hatte sie nicht erwartet. „Hochmut kommt vor dem Fall, nicht wahr?“, rief er ihr höhnisch lachend zu. Haruka erwiderte gehässig seinen Blick. „Dann muss ich eben schwere Geschütze auffahren!“, drohte das Mädchen. „Oh ho, das Mädchen wird sauer.“ Haruka steckte Schiggys Pokéball in ihre Hüfttasche zurück und zückte nun Gallopas rot-weißen Ball. „Gallopa! Ich brauche dich!“ In einem Lichtschein vom hellen Licht und auflodernden Flammen erschien das Feuerpferd. Wild und aufgebracht scharrte es auf dem Boden herum. „Das wird mich auch nicht schlagen können. Stollrak, schwäche es mit Schockwelle.“ Stollrak gehorchte dem Befehl seines Trainers und führte den Angriff durch Schockwelle durch. Doch Gallopa schien von diesem Angriff nichts zu spüren. Gelangweilt gab Haruka ihrem Pokémon den Befehl „Flammenwurf“. Beide Attacken lieferten sich einen erbitterten Machtkampf. „Und dreh noch mal so richtig auf, Gallopa!“ Und dies tat das Feuer Pokémon. Es heizte all die Wärme im Körper auf um mit der gespeicherten Energie einen vernichtenden Flammenwurf zu erzeugen. Stollrak war dieser Attacke völlig machtlos gewesen und war besiegt. Shun holte sein erschöpftes Pokémon zurück in den Superball. „Glaub nicht, dass du mich dadurch beeindruckt hast.“ Folglich zog er einen anderen Pokéball hervor. „Entoron, zeig was du kannst!“ Ein blaues entenähnliches Pokémon entsprang seinem Behältnis. Es schien gut trainiert zu sein. Also sollte sie es nicht unterschätzen. Gallopa war Entoron im Nachteil. Nun Ruhe bewahren, hieß nun die Devise. „Wir haben leichtes Spiel, Entoron! Hydropumpe!“ Ein gewaltiger Wasserstrahl des Wasser Pokémons schoss auf Gallopa zu, doch dieses wich spielend leicht dem Angriff aus, dank seiner Schnelligkeit. Nun war der Boden nass und aufgeweicht. Diese Tatsache machte sich Shun anschließend zum Vorteil. „Eisstrahl auf den Boden!“ Der eisige Strahl ließ den durchnässten Boden in sekundenschnelle gefrieren. Daraufhin hatte Gallopa Schwierigkeiten sich auf den Beinen zu halten. „Und jetzt Hydropumpe!“ Entoron setzte zu seinem finalen Schlag aus, doch rasch zückte Haruka den Ball des Pokémons hervor. „Komm zurück, Gallopa!“ Die Hydropumpe ging ins Leere, dank des schnellen Rückrufs Harukas. „Da hattest du aber noch rechtzeitig reagiert. Sonst wäre dein Gallopa baden gegangen.“, spottete der Junge. Haruka konnte diesen Jungen nicht ausstehen. Liebend gerne würde sie ihm so richtig eines auswischen, aber wie? Ihr letztes Pokémon war Psiana. Ob es gegen Entoron gewinnen konnte? Um das herauszufinden, musste sie es versuchen. „Psiana! Los!“ Aus dem Lichtschein löste sich die lilafarbene Katze. „Nachdem Haruka ihr Gallopa zurück gerufen hat, wählt sie nun Psiana. Wird es noch eine Wendung geben? Wenn nicht, dann ist es aus…“, rief Mr. Arakawa aus. Haruka achtete nicht auf die Kommentare des Bürgermeisters. Wieso auch? Um sich seine dummen Sprüche anzuhören? „Der Boden ist noch gefroren. Denkst du dein Psiana kann sich auf den Beinen halten?“, verspottete der Junge sie weiter. „Hydropumpe, aber volle Kraft!“ Entoron sprang in die Höhe und spie einen heftigen Wasserstrahl auf Psiana. „Mit Ruckzuckhieb ausweichen!“ Diesmal machte sich Haruka das von Eis überzogene Kampffeld zum Vorteil. Psiana schlitterte regelrecht über die Fläche, stieß sich an der Wand wieder ab und flitzte zur nächsten Wand. Entorons Angriffe gingen immer wieder daneben, bis es allmählich erschöpft war. „Was für ein genialer Schachzug von Haruka! Das Eis, was ihr vorher zum Verhängnis wurde, kehrte sich nun in einen Vorteil für sie um!“, röhrte der Bürgermeister voller Begeisterung. „Stopp es mit Psychokinese!“, befahl Shun und der Juwel auf Entorons Kopf begann zu funkeln. Durch die Psychokräfte wurde Psiana erfasst. Völlig wehrlos strampelte es in der Luft. „Spukball!“ Mit einem Mal hörte Psiana auf zu zappeln und formte stattdessen einen Schattenball im Maul, den sie auf Entoron schleuderte. Dadurch verlor es die Kontrolle über die Psychokinese und Psiana landete leichtfüßig auf den Boden. „Klasse Arbeit, Psiana!“, lobte Haruka ihr Pokémon. „Jetzt greif es wieder mit Ruckzuckhieb an!“ Geschwind bewegte sich Psiana über die Eisfläche. Nach kurzer Zeit gewann es an Schnelligkeit, sodass Entoron gegen die Wand gepresst wurde, nachdem Psiana es mit ganzer Kraft gerammt hatte. „Spring jetzt nach hinten und Blitzkanone!“ Mit einem kräftigen Sprung schnellte Psiana empor und erzeugte eine Blitzkanone, die von schwarz-gelben Blitzen umgeben war. „Entoron, weich aus! Schnell!“ Doch es war zu spät. Die Blitzkanone entzog den letzten Funken Kraft in Entorons Körper. Letztendlich brach es schließlich zusammen. „Verdammt, komm zurück, Entoron. Ruh dich aus.“ Somit kehrte das entenähnliche Pokémon in seinen Pokéball zurück. Jetzt stand war Haruka wieder in Führung, trotz ihres anfänglichen Übermuts. Über Shuns Gesicht huschte ein Lächeln. „Du bist besser als ich gedacht habe.“ Der Junge zückte einen weiteren Pokéball. „Piondragi, auf geht’s!“ Aus dem Pokéball kam ein lilafarbener Skorpion gesprungen. „Das ist mein stärkstes Pokémon. Bereite dich schon mal vor, Mädchen!“ Haruka erstarrte vor Erstaunung. Bisher hatte sie dieses Pokémon noch nie gesehen. Es war wohl eines der shinou’schen Pokémon. Sie musste aufpassen, denn Haruka kannte weder die Attacken noch die Fähigkeiten dieses Pokémons… Shun schien ihre Gedanken zu lesen und verzog seine Lippen zu einem widerlichen Grinsen. „Piondragi, greif mit Giftstreich an!“ Die Klauen des Pokémons glühten in einem giftlila auf und es griff blitzschnell Psiana an. Dieses schüttelte sich, war aber von dem unerwarteten Angriff etwas mitgenommen. „Psychokinese, Psiana!“ Der Juwel Psianas stieß eine rötliche Aura aus, doch es schien keine Wirkung auf Piondragi zu haben. „Piondragi ist ein Gift Pokémon mit Zügen des Unlicht Typs. Die Psychokräfte deines Pokémon sind wirkungslos.“ Nervös biss sich Haruka auf die Lippen. Was sollte sie nun tun? Psiana zurückgerufen und Gallopa kämpfen lassen? Aber was ist, wenn Piondragi auch noch Gallopa besiegt? Dann hatte sie keine andere Wahl und müsste dann mit Psiana weiterkämpfen. Nein! Psiana kämpfte weiter. Schließlich sind Vor- und Nachteile belanglos, wenn man seine Strategie nur geschickt anwendete. „Ruckzuckhieb jetzt!“ Psiana duckte sich und schnellte vor um den Skorpion mit vollem Körpereinsatz zu rammen, doch Piondragi spürte den Angriff kaum. „Eisenschweif!“ Gleich darauf leuchte der Schwanz auf und schleuderte Psiana gegen die Wand. „Beende es mit Finsteraura!“ Piondragi stieß eine dunkle, und äußerst böse Aura aus, die Psiana sehr zu Schaden schien. Völlig entkräftet sackte es zu Boden. „Psiana!“, schrie Haruka besorgt und nahm ihr Pokémon auf den Arm, welches leise noch miaute, bevor es ohnmächtig wurde. Haruka sendete Psiana zurück in ihren Pokéball. Nun hatte sie nur noch ein Pokémon übrig – Gallopa. All ihre Hoffnungen lagen nun in Gallopa. „Ich brauche dich!“ Aus dem Lichtschein trat Gallopa, wilder und entschlossener den je. „Und der spannende Kampf geht in die entscheidene Phase, liebes Publikum!“ Harukas Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Jetzt ging es um alles oder nichts. Doch Shun schien anscheinend nicht zu warten und befahl: „Piondragi, setz Giftstreich ein!“ Piondragi näherte sich mit seinen Giftklauen. „Flammenwurf!“ Im letzten Moment spie das Feuerpferd einen gewaltigen Flammenstrahl, indem Piondragi eingefangen war. Es konnte sich nicht mehr bewegen und war den Flammen hilflos ausgeliefert. Es sank zu Boden als Gallopa den Flammenwurf beendete. „Piondragi! Eisenschweif!“ Tapfer stand der Skorpion wieder auf und griff mit einem leuchtenden Schweif an. Das Feuerpferd wurde auf den Boden gedrückt. „Gut gemacht, jetzt Giftstreich!“ Die Klauen Piondragis glühten abermals auf und verletzten Gallopa stark. Mit wackligen Beinen erhob sich das Feuerpferd wieder. „Kannst du noch, Gallopa?“, erkundigte sich die Braunhaarige nach dem Zustand ihres Pokémons. Doch dieses wieherte bejahend. „Na dann! Furienschlag!“ „Nochmals Giftstreich!“ Gallopa stürmte mit gesenktem Haupt auf Piondragi zu, doch dieses bereitete sich auf einen erneuten Angriff mit Giftstreich vor. Geschickt schaffte es Gallopa der Attacke auszuweichen und erteilte dem Skorpion mehrere harte Schläge mit dem spitzen Horn. Keuchend erhob sich Piondragi wieder. „Wir beenden es mit Feuersturm!“ Eine züngelnde Flamme entsprang aus dem Maul des Feuerpferds und formte letztendlich das riesige Flammenkreuz, welches dem Skorpion nach misslungener Flucht, doch noch erwischte. Erschöpft fiel das Pokémon zu Boden. „Und der Gewinner dieses Kampfes ist Haruka! Herzlichen Glückwunsch!“ Haruka fühlte sich nach ihrem Kampf völlig erschöpft. Sie war in der nächsten Runde, auch wenn es ein anstrengender Weg war bis dahin. Immerhin hatte sie diesen Sieg ihren Pokémon zu verdanken. Ihre Blicke schweiften durch den Raum. Im Zimmer der Trainer befanden sich nur die Trainer, die in der nächsten Runde waren oder noch ihre Kämpfe vor sich hatten. In einer Ecke des Raumes saß Rika und wartete gespannt auf ihren bevorstehenden Kampf. Shuu brachte Haruka ein kühlendes Getränk. Sie hatte es sich redlich verdient. „Nun? Wir geht’s dir?“, erkundigte er sich. Haruka blickte ihn an. „Ich bin erschöpft.“ Der Grünhaarige lächelte. „In drei Stunden ist das Viertelfinale. Bis dahin kannst du dich einwenig ausruhen.“, meinte dieser. Es folgte ein Jubelschrei. Haruka und Shuu blickten zum Monitor. Inzwischen war auch der siebte Kampf beendet. Nun folgte Rikas Kampf… Rika trat ihrem Gegner mit emotionsloser Miene gegenüber. In ihr regte sich nichts. Ihre Nerven waren angespannt. Ihr Gegner war ein blondhaariger Junge, der ungefähr vier Jahre jünger war als sie selbst. Rika schätzte, dass er erst vor kurzem seine Reise begonnen hatte. „Dies ist der letzte Kampf der Qualifikationsrunde! Gibt euer Bestes, Trainer!“, sagte Mr. Arakawa und eröffnete mit den Worten „Beginnt!“ den Kampf. „Elekid, du bist dran!“, rief der Junge namens Orito. Rika schien völlig ruhig zu sein. Langsam hob sie ihre Hand und strich eine Strähne aus dem Gesicht. Schließlich holte sie einen Pokéball hervor und vergrößerte ihn per Knopfdruck. „Onix, ich brauche dich!“ Aus dem Lichtschein löste sich brüllend die Felsennatter. „Elekid, Sternschauer!“ Elekid schoss einige scharfkantige Sterne auf Onix. „Steinpolitur und dann Eisenschweif!“ Onix’ Körper glühte in einer silbergrauen Farbe auf und attackierte dann blitzschnell mit Eisenschweif. Elekid wurde auf den Boden geworfen, stand aber rasch wieder auf. „Power-Punch!“ Mit erhobener Faust rannte das gestreifte Pokémon auf Onix zu und schlug heftig gegen den Kopf des riesigen Pokémons. Onix schlug auf den Boden auf und ließ den Erdboden erzittern. „Steh auf, Onix!“ Die Felsennatter gehorchte Rika und erhob sich wieder. „Noch mal Power-Punch, Elekid!“ Das schwarzhaarige Mädchen grinste fies. „Nochmals Steinpolitur und dann Feuerodem!“ Wieder glänzte Onix’ steinharte Haut auf. Anschließend erzeugte es einen grünlichen Atem, der Elekid wie nichts wegblies. „Und jetzt Steinwurf!“ Onix riss einige Stücke aus dem Boden und schleuderte sie Elekid entgegen. Durch die Wucht wurde Elekid gegen die Wand geworfen und fiel ohnmächtig zu Boden. „Komm zurück, Elekid.“, sagte Orito. Sein Pokémon kehrte in den Pokéball zurück und schon hatte der Junge erneut einen Pokéball in der Hand. „Mantax, auf geht’s!“ Ein fliegender Rochen erschien auf dem Kampffeld. „Auch wenn du im Vorteil bist, sind wir trotzdem immer noch stärker!“, sagte Rika selbstbewusst. „Feuerodem!“ Wieder spie Onix einen grünlichen Atem, aber Mantax wich geschickt der Attacke aus. „Blubbstrahl, Mantax!“ Aus Mantax’ Maul schoss ein Strahl von Blubberblasen heraus. Onix war dieser Attacke völlig ausgeliefert. „Steinwurf um dich zu schützen!“ Onix errichtete vor sich eine Wand aus Felsbrocken und entkam so dem Blubbstrahl. „Hydropumpe auf die Wand!“ Mantax formte einen gewaltigen Wasserschwall, der mit Leichtigkeit die Steine zertrümmerte und Onix den Rest gab. „Ruh dich aus, Onix. Du hast gut gekämpft.“ Die Felsnatter kehrte in seinen Pokéball zurück. „Frizelbliz! Komm raus!“ Ein grünlicher Hund betrat gleichdarauf das Kampffeld. „Angriff mit Bodycheck, Mantax!“ Der Rochen raste auf Frizelbliz zu. „Spring auf seinen Rücken und dann Funkensprung!“ Bevor Mantax das flinke Pokémon erreichte, war es in die Luft gesprungen und landete wieder auf Mantax’ Rücken. Anschließend bekam das Wasser Pokémon die gewaltige Wirkung von Frizelbliz’ Funkensprung zu spüren. Doch Mantax war nicht danach einfach aufzugeben und schüttelte den grünen Hund von seinem Rücken. „Setz Konfustrahl ein!“ Ein lilafarbener Strahl traf Frizelbliz, was folglich eine Verwirrung auslöste. „Verdammt.“, flüsterte Rika leise. „Und jetzt noch mal Bodycheck!“ Diesmal traf die starke Körperrammattacke und Frizelbliz stieß mit dem Kopf auf den Boden. Langsam richtete sich Frizelbliz knurrend wieder auf. Die Verwirrung war durch den Aufprall auf dem Boden aufgehoben worden. „Ruckzuckhieb und dann Funkensprung!“ Zuerst sprintete Frizelbliz auf Mantax zu, tackelte es kräftig und schockte es schließlich mit Funkensprung. Das Wasser Pokémon ging zu Boden und wurde anschließend von seinem Trainer in den Pokéball zurückgerufen. „Marcargo! Los!“ Die Wahl von Rikas Gegner war ein Magcargo, ein Feuer Pokémon, welches Züge eines Gestein Pokémons besaß. „Frizelbliz! Wir beginnen mit Funkensprung!“ Wie befohlen lief Frizelbliz auf Magcargo los um es mit der Elektrizität, die es umgab, zu schädigen. „Steinwurf!“ Die feurige Schnecke warf Steine in den Weg, sodass Frizelbliz an seinem Angriff gehindert worden war. „Hmpf, Ruckzuckhieb!“ Doch dieses ließ sich nicht davon abhalten und raste auf Magcargo los. Aber der Angriff zeigte keine Wirkung auf das Feuer Pokémon. „Setz jetzt Flammenwurf ein!“ „Ausweichen und Funkensprung!“ Bevor die Attacke Frizelbliz traf, war das Pokémon schon in die Luft gesprungen um gleich darauf Magcargo heftig zu rammen und seine geladene Energie entlud. „Mach es fertig mit Flammenwurf!“ Sofort spie Magcargo züngelndes Feuer auf Frizelbliz. Auch wenn es noch nicht besiegt war, holte Rika den Pokéball hervor des Pokémons hervor und rief es zurück. „Zurück!“, und befestigte ihn wieder am Gürtel. „Chelcarain!“ Ihre Wahl fiel auf Chelcarain, ihr erstes Pokémon, was sie erhalten hatte. „Ein Pflanzen Pokémon? Machst du Witze?“ Rika schnippte eine Strähne aus dem Gesicht. „Sehe ich so aus?“, kam die kühle Erwiderung. „Kämpfe lieber als Reden zu schwingen!“ Für ein paar Sekunden herrschte Stille bis Rika den Arm hob und befahl: „Tackle Angriff!“ Das scheinbare plumpe Chelcarain rannte auf Magcargo zu um es mit vollen Körpereinsatz zu tackeln. „Wir wollen es ja nicht übertreiben. Glut!“ Kleine Feuerbälle trafen Chelcarain, aber schienen keine große Einwirkung auf das Pokémon zu haben. Stattdessen rammte es Magcargo, welches gleich darauf gegen die Wand gedrückt wurde. Da es schon von Frizelbliz’ Funkensprung angeschlagen war, dauerte es nicht mehr lange bis Rika den Sieg sicher in der Tasche hatte. „Egelsamen!“ Bräunliche Samen bepflanzten Magcargo und saugten ihm die Energie aus. „Gut gemacht, und jetzt Rasierblatt!“ Scharfkantige Blätter zerrissen die Zweige des aufgekeimten Egelsamens. Magcargo schien sichtlich erschöpft von diesem Angriff zu sein. „Beenden wir es mit Tackle.“ Abermals rammte Chelcarain das Pokémon und versetzte ihm so den Gnadenstoß. Magcargo war unfähig weiterzukämpfen. Das Publikum applaudierte. Mr. Arakawa räusperte sich. „Ein brillanter Abschluss der Qualifikationsrunde. Aber es ist keinesfalls Schluss. In drei Stunden wird das Viertelfinale beginnen!“ Kapitel 17: Das Ewigenauer Turnier - Das Viertelfinale! ------------------------------------------------------- ÜBERRASCHUNG!! Direkt zwei Kapitel! :) Eigentlich sollte das ganze ein Kapitel werden, habs aber dann geteilt. xD Viel Spaß. 17. Kapitel Das Ewigenauer Turnier – Das Viertelfinale! (Teil 2) Haruka ruhte sich einwenig aus, wie Shuu es ihr aufgetragen hatte. Auch wenn diese Ruhe nicht lange währte, fühlte sich das Mädchen nach kurzer Zeit wohler und beschloss nach ihrem Freund zu suchen. Dieser hatte ihr zwar Bescheid gesagt, dass er weg müsste, aber wohin wollte er? So entschied Haruka nach ihm zu suchen. Weit konnte er ja nicht gekommen sein… Ihre Suche begann in der Halle des Pokémon Centers. Einige junge Leute waren versammelt, wohl die übrigen Teilnehmer oder diejenigen, die bereits ausgeschieden sind. Der Instinkt des Mädchens sagte ihr, dass sie Shuu nur an einem Ort finden konnte und das war das Krankenzimmer, indem sich Sheinux ausschlafen sollte. Und so fand sie den Grünhaarigen rasch auf. Er saß am Bett des schlafenden Pokémons. Sein Kinn ruhte auf den Handrücken. Er sah wirklich müde und erschöpft aus. Schon in der ersten Runde gab es solch eine Aufregung. Was geschah dann in den nachfolgenden Runden? Shuu merkte nicht, dass Haruka hinter ihm stand und ihn einige Momente beobachtet hatte. Erst als sie bemitleidend die Hand auf den Rücken legte, schreckte er aus seiner Trance auf. „Haruka! Du bist es…“, sagte er tonlos. „Ich wollte dich nicht erschrecken.“, erwiderte diese. „Ich hab dich gesucht.“ Es kam keine Antwort von Shuus Seite. „Ich wollte nach dir sehen. Geht’s dir gut?“ Besorgt blickte Haruka ihren Freund an. Noch nie hatte er ihr seine verletzliche Seite gezeigt. Umso mehr beunruhigte sie dieser Zustand. Dieser hob den Blick. „Keine Sorge. Mit mir ist alles in Ordnung. Wie geht’s dir?“, kam die Gegenfrage. Haruka zuckte die Schultern. „Ist doch egal. Mir geht’s wieder besser. Ich mach mir Sorgen um dich.“ Shuu lachte leise auf. „Ich bin froh, wenn dieses Turnier zu Ende ist. Ich habe meinen Pokémon zu fiel zugemutet.“ Fragend blickte Haruka den Grünhaarigen an. „Darum nehme ich in der nächsten Runde Roselia. Sheinux braucht Ruhe.“ Haruka nahm auf seinem Schoss Platz. „Ich dachte, dass hätten wir schon vorher besprochen.“ In der Zwischenzeit öffnete Sheinux die Augen. Haruka und Shuu bemerkten nichts davon. „Ich weiß, aber mir ist es nochmals klar geworden. Sheinux braucht Schlaf, Ruhe, wie wir alle. Roselia ist meine einzige Möglichkeit.“ Haruka neigte den Kopf zur Seite. Diese Erklärung ergab Sinn. Es war wirklich das Beste für das Pokémon. Shuu gab Haruka einen zärtlichen Kuss auf die Wange. „Keine Sorge, das wird schon. Zerbrech dir nicht den Kopf darüber.“ Haruka schmiegte sich an Shuus Brust. „Auf Roselia kannst du dich immer verlassen. Es ist eine gute Wahl.“ Shuu strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht und nickte zustimmend. Im diesem Moment ertönte das barsche Knurren Sheinux’, welches kurz darauf vom Bett sprang und aus der Tür lief, die spaltbreit geöffnet war. Der weiße Verband, den Schwester Joy angelegt hatte, hing einwenig lasch herunter. Shuu stand mit einem Mal auf seinen Füßen. „Sheinux!“, schrie er. „Bleib hier, Sheinux!“ Ohne auf Haruka zu achten, stürmte der Grünhaarige aus dem Zimmer. Haruka blieb hilflos zurück. Was sollte sie nun tun? Hier bleiben und auf Shuu warten? Ihre Blicke ruhten auf der Uhr. Bald war es 16 Uhr! Das Viertelfinale begann in einer halben Stunde! Es blieb keine Zeit, denn Shuu trat im zweiten Kampf an. Haruka folgte Shuu augenblicklich aus dem Pokémon Center, da Sheinux ins Freie gelaufen war. Schon nach einigen Minuten der pausenlosen Verfolgung ging Haruka die Puste aus. An einem Baum lehnte sich das Mädchen an und rang Haruka nach Luft. Wo sollte sie jetzt suchen? Shuu konnte überall Sheinux nachgelaufen sein. Und Pokémon? Weder sie noch Shuu hatten welche dabei. Es war riskant, nein, es war lebensmüde. Doch darum kümmerte sich Haruka im Moment nicht. Auch wenn ihre Muskeln wieder ermüdeten, rannte Haruka wieder los. „Shuu! Sheinux! Wo seid ihr?“, brüllte sie. „Shuu!!!“ Shuu rannte unermüdlich weiter. Seine Beine begannen zu schmerzten, doch dies berührte ihn nicht. Die Sorge um Sheinux war stärker gewesen. Es war verletzt und konnte keine lange Auseinandersetzung mit einem Pokémon überstehen. Innerlich machte sich der Grünhaarige starke Vorwürfe. Warum hatte Shuu Sheinux einen solch harten Kampf austragen lassen? Warum hatte er gesagt, dass er sich auf Roselia mehr verlassen konnte? Konnte er seinen anderen Pokémon nicht genug Vertrauen geben? Oder hatte Shuu als Trainer versagt? Er hätte mit dieser Reaktion sogar rechnen können! Sheinux hang sehr an seinem Trainer und gab im Kampf alles für ihn. Und jetzt, jetzt fühlte es sich von Shuu verraten. Durch seine wirre Gedanken und aufgewühlten Gedanken wurde Shuu unachtsam und stolperte über einen Stein. Hart auf den Boden aufschlagend, versuchte er sich gleich darauf wieder aufzustemmen. Doch seine Kräfte verließen ihn. Mutlos blieb der Grünhaarige auf dem Boden liegen. Was sollte er nur bloß tun? Er musste Sheinux finden! So schnell wie möglich. Mit verzerrter Miene drehte sich Shuu auf den Rücken. Seine Schulter schmerzte. Auch wenn die Wunde schon lange verheilt sein müsste, tat sie manchmal noch weh. Shuu hatte sich diese Verletzung zugezogen als er Haruka beschützte. Haruka… Kurz danach hatte er sie vor dem Kopf gestoßen. Und nun hatte er Sheinux’ Gefühle verletzt. Schließlich hörte er, wie jemand seinen Namen rief. Erst leise, dann immer lauter – klarer und deutlicher. Es war eindeutig Harukas Stimme. Shuu hob den Kopf. Er war froh sie zu sehen. Haruka ließ sich mit den Knien neben ihn auf den harten Boden fallen. „Shuu! Shuu!“, ertönte ihre zitternde Stimme. „Shuu! Hast du dich verletzt?“ Langsam kehrten in Shuus Körper die Kräfte zurück, somit auch seine Stimme. Zögernd stemmte er sich vom Boden ab. „Mir… Mir geht’s gut.“ Seine Stimme zitterte ungewöhnlich. „D-Du weinst ja.“, wisperte Haruka leise. Ungläubig strich sich Shuu über die Augen. Tränen. Es waren tatsächlich Tränen der Hilflosigkeit. Schlagartig wurde Haruka klar, wie sehr Shuu sich die Schuld an Sheinux’ Zustand gab. Noch nicht Mal sie mit ihren tröstenden Beistand konnte diese Last nicht von ihm nehmen. Das Einzige, was ihr übrig blieb, war für ihn da zu sein. Der Grünhaarige versuchte nach Außen hin kühl und lässig zu wirken, doch es gelang ihm nicht. Haruka legte den Arm um ihren Freund, daraufhin legte er seinen Kopf auf ihre Schulter und schloss für einige Augenblicke die Augen. „Wir werden Sheinux schon finden, Shuu. Mach dir keine Sorgen.“, flüsterte Haruka mit angenehm sanfter Stimme. Shuu blickte ihr in tief in die blauen Augen. Sie wirkten rein und gaben ihn unendlich viel Kraft. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. „Weißt du, wie sehr ich dich liebe?“ Haruka wurde aufgrund des erneuten zärtlichen Liebesgeständnis Shuus sehr verlegen. Doch Shuu küsste sie sanft auf die Lippen und spülte somit jegliche Bedenken von Harukas Seite hinfort. Kaum kam das Paar sich näher, schreckte Haruka hoch. Der Kampf! „Shuu, du musst sofort los. Dein Kampf beginnt bald.“ Auch Shuu sprang alarmiert auf die Füße, aber er wankte zwischen der Entscheidung, ob er zu seinem Kampf gehen sollte oder besser weiter nach Sheinux suchen sollte. Haruka spürte die innerliche Unsicherheit Shuus und umarmte ihn fest. „Mach dir keine Sorgen. Geh nur.“ Shuu nickte Haruka schweigend zu und gab ihr einen Kuss, bevor er zurück in die Stadt lief und Haruka alleine zurück ließ. Noch rechtzeitig hatte Shuu es geschafft noch einmal ins Pokémon Center zu laufen um seine übrigen Pokémon zu laufen. Immer noch plagte ihm das schlechte Gewissen gegenüber Sheinux. Doch falls Nachtara, Roselia und Bamelin diese innerliche Krise bemerken sollten, dann würden sie sich von seinen Gefühlen verunsichern lassen und diese Tatsache wollte Shuu nicht. Er war soweit gekommen. Warum sollte es nun so enden? Ein feiger Trainer wäre er, wenn er diese Hürde nicht überstehen würde. Shuu dachte an Haruka, die ihm Kraft und Mut dazu gegeben hatte. Schon ihretwegen wollte der Junge nicht verlieren. Wie stände er dann Haruka gegenüber? „Und jetzt findet das zweite Match der Viertelfinalrunde statt!“, brüllte der Bürgermeister so laut, dass Shuu zusammen zuckte. „Es treten Shuu und Mai gegeneinander an, die uns in der vorherigen Runde einen spannenden Kampf geliefert hatten!“ Shuu musterte seine Gegnerin. Sie hatte schulterlanges beigefarbenes Haar und braune Augen. Passend zu ihrer Haar- und Augenfarbe trug sie Kleidung in Rot- und Brauntönen. Auch wenn Shuu dieses Mädchen nicht kannte, fand er, dass sie Geschmack hatte. „Beginnt!“ Shuu holte einen Pokéball hervor. Er musste an Sheinux denken. Wo es wohl war? Und wie erging es ihm wohl? Haruka befand sich nicht im Stadion. Sie hatte keine ruhige Minute seit Shuu zu seinem Kampf gegangen war. Unbedingt musste sie Sheinux finden, sonst würde Shuu sich hinterher noch mehr Sorgen machen, wenn es nicht bis dahin zurück war. Nachdem Haruka jedoch jegliche Straßen, Gassen und Winkel abgesucht hatte, verließ sie immer mehr die Hoffnung Sheinux zu finden. Sie mochte sich nicht ausdenken, dass dem Pokémon etwas geschehen war und wie Shuu auf diese Nachricht dann reagieren würde. Klar, Shuu war der Typ, der zu seinen Pokémon eine einzigartige, aber dennoch tiefe Freundschaft pflegte, die Haruka nicht verstand. Trübsinnig schlich Haruka durch die Straßen. Lustlos wieder zurückzukehren zum Turnier und schließlich Shuu gegenüber zu stehen. Wie sollte sie sich bloß verhalten? ‚Tut mir Leid Shuu, aber Sheinux wird wohl nicht wiederkommen. Du musst dich damit abfinden.’ Nein, Haruka wollte Shuu nicht die Wahrheit sagen, dass Sheinux wohl endgültig weggelaufen war. Sie lief weiter die Straße hinunter bis sie an einen kleinen Teich inne hielt. Die Oberfläche kräuselte sich leicht im Wind, somit tauchte auch plötzlich ein Spiegelbild eines Pokémon auf. Haruka glaubte, dass ihr Herz einen wahrhaftigen Hüpfer machte. Es war Sheinux! Deutlich zu erkennen durch den weißen Verband, der nun mehr oder weniger schlaff herunter ging und sich beinahe vollständig löste. Freudig lief Haruka auf das Pokémon zu, doch es sprang knurrend auf. Das Mädchen kam zum Stehen. „Sheinux, ich bin’s. Sei bitte nicht mehr sauer.“ Sheinux ließ sich keinesfalls besänftigen, stattdessen fauchte es erzürnt. Haruka ließ sich davon nicht verängstigen. Diese Reaktion war allzu sehr vertraut, denn dieses Verhalten war oft, wenn der Trainer seine Pokémon behandelte. Die Pokémon wollten damit selbst seinen Trainern eine Lektion erteilen. „Es ist nicht mehr lustig!“, begann Haruka in einem ernsteren Ton zu reden. „Shuu macht sich Sorgen um dich. Und was machst du? Du stolzierst durch die Gegend herum.“ Sheinux war irritiert von Harukas bitteren Tonfall, fauchte aber dann wiederum verstört auf. „Du fehlst Shuu, Sheinux. Er macht sich tierische Vorwürfe, weil er dich zu hart kämpfen ließ.“ Gleich darauf schlug Haruka wieder einen leiseren, gar sanften Tonfall ein. Ihre Worte brachten Sheinux zum Nachdenken. Nun konnte es seine kühle und verletzte Fassade kaum mehr aufrechterhalten. „Du bedeutest ihm genauso viel, wie seinen anderen Pokémon. Du gehörst zu seinem Team.“ Sheinux senkte den Kopf und zitterte erbärmlich. Es wusste nicht, was es glauben sollte. Schließlich hob das Pokémon den Kopf und fauchte leise. Aber auf der anderen Seite wollte es Shuu nicht unglücklich machen. „Sheinux, bitte. Gib Shuu wenigstens eine Chance es dir zu beweisen. Er ist unglücklich darüber, dass du weggelaufen bist.“ Das blaue Pokémon regte sich nicht. Sheinux erwiderte keinen Ton darauf. Haruka drehte sich folglich um und ließ es alleine zurück.. Sie hatte dem Pokémon nichts mehr zu sagen. Schließlich war es Sheinux’ Entscheidung, ob es zu Shuu zurückkehrte oder nicht. Zunächst folgte Sheinux dem Mädchen nicht, doch dann merkte sie, dass das Pokémon ihr letztendlich folgte. Auf Harukas Gesicht lag ein erleichtertes Lächeln. „Rihorn! Ich wähle dich!“ Das Mädchen Mai rief das nashornähnliche Pokémon aus dem Pokéball. Es stampfte wütend auf. Shuu starrte währenddessen immer noch auf seinen Pokéball in der Hand. „Na mach schon!“, drängte das Mädchen ihn. Der Grünhaarige hob den Kopf und schloss den Ball fest in seine Hand. „Bamelin! Auf geht’s!“ Der Meereswiesel erschien aus seinem Pokéball und war bereit zum Kampf. „Pah. Rihorn! Mach es mit Bodycheck platt!“ Donnernd rannte das schwerfällige Pokémon auf Bamelin zu. „Aquaknarre auf den Boden.“ Bamelin schoss einen Wasserstrahl auf den Boden, doch Rihorn erwischte es und rammte es mit vollem Körpereinsatz. Das Wasser Pokémon knallte hart auf dem Boden auf. „Bamelin!“ Das Pokémon stand wankend wieder auf. Rihorn wühlte wütend den Boden unter sich auf. „Und jetzt Furienschlag!“ Das graue Pokémon attackierte Bamelin mit seinem spitzen Horn. Allerdings konnte das Wiesel jedem Schlag gekonnt ausweichen. „Wasserdrüse.“, befahl Shuu knapp. Von Wasser umhüllt, raste nun Bamelin auf Rihorn zu und stieß es zurück. Der direkte Treffer mit Wasserdrüse wirkte bereits. „Pff. Felsgrab, los!“ Rihorn brüllte auf und erschuf einige scharfkantige Felsen, die Bamelin völlig einschlossen. Es konnte sich keinen Zentimeter rühren. „Und jetzt Bodycheck!“ Durch die Masse Rihorns wurden die Felsen weggesprengt und Bamelin flog meterweit gegen die Stadionwand. Es war kampfunfähig. Niedergeschlagen holte Shuu das Pokémon in den Pokéball zurück. Für einen Augenblick hielt Shuu inne und besann sich darauf Ruhe zu bewahren. „Roselia, ich brauche deine Hilfe!“ Das Pflanzen Pokémon hüpfte aus seinem Pokéball und war bereit für Shuu zu kämpfen. „Sonnentag!“ Roselias Kraft bewirkte, dass die Kraft der Sonne intensiviert wurde. Der glühende Feuerball verströmte jede Menge Energie. „Bodycheck, Rihorn! Die Sonne hält uns nicht auf!“, befahl Mai. Über Shuus Gesicht huschte ein schwaches Lächeln. „Das war ein Fehler.“, sagte er ruhig. „Solarstrahl!“ Dank der Sonne war die nötige Energie für den Solarstrahl schnell gesammelt und Rihorn bekam diese unglaubliche Kraft zu spüren. Es konnte sich kaum mehr auf den Beinen halten nach dieser heftigen Attacke. Letztendlich brach es zusammen. Mai lobte ihr Pokémon für seine Arbeit und rief es schließlich zurück. „So leicht gebe ich mich nicht geschlagen! Ibitak! Los!“ Aus dem Pokéball, den Shuus Gegnerin hervorzog, erschien ein großes, braunes Flug Pokémon. Es kreischte laut auf. „Ibitak! Angriff mit Bohrschnabel!“ Sofort stürzte sich das geflügelte Pokémon mit seinem spitzen Schnabel auf Roselia. „Ausweichen und dann Blättertanz!“ Mit einem eleganten Tanz entging das Pflanzen Pokémon dem gefährlichen Angriff Ibitaks und schoss gleich darauf rosafarbene Blätter auf es. „Fege die Blätter mit deinen Flügeln weg! Und dann Aero-Ass!“ Ibitaks erzeugte mit den Flügeln einen heftigen Windstoß und blies den Blättertanz fort. Anschließend griff es mit der Speed-Attacke Aero-Ass an und schleuderte Roselia auf den Boden. Schwermütig stand es wieder auf. „Roselia! Gib nicht auf!“ Haruka stürmte ins Stadion und rannte die Treppe zu den Tribünen hinauf, samt Sheinux auf dem Arm. Das Publikum jubelten Shuu und seine Gegnerin zu, obwohl es für Shuu es schlecht stand. Zwar hatte jeder Trainer schon ein Pokémon verloren, aber Roselia würde den Angriffen des kräftigen Ibitaks nicht länger standhalten können. Haruka war über Shuus Zustand geschockt, denn er war unkonzentriert und nervös. Diesen Anblick konnte sich Haruka nicht länger bieten. „Shuu! Shuu!“ Überrascht schweiften seine Blicken über die Tribünen der Zuschauer und entdeckte schließlich Haruka. Der Junge entdeckte Sheinux auf den Arm Harukas und war nun mehr als verwundert, aber gleichzeitig auch sehr froh darüber, dass seinem Pokémon nichts passiert war. Einen Augenblick schloss der Grünhaarige die Augen. Seine aufgewühlten Gefühle, wegen Sheinux’ Ausriss, schwanden vollständig. „Dieser Kampf ist für Sheinux, Roselia! Wir dürfen nicht verlieren!“ „Ros-Rose-lia!“ Shuu grinste selbstsicher. „Denkst du wirklich, dass du gewinnen wirst? Roselia, Zauberblatt!“ Sofort schoss das Pflanzen Pokémon mehrere grünliche Blätter auf Ibitak. „Wehr die Attacke ab, Ibitak!“ Das Pokémon erzeugte wieder einen Windstoß, doch die Blätter trafen trotzdem das Ziel. „Weißt du nicht, dass Zauberblatt eine Attacke ist, die immer ihr Ziel trifft?“ Shuu strich sich arrogant durch die Haare. „Roselia, Solarstrahl!“ Roselias Energie für den Solarstrahl war schnell gesammelt, da die Sonne noch helles Licht ausstrahlte von dem vorherigen Sonnentag. Nach einer halben Minute schoss es den siebenfarbenen Strahl auf Ibitak ab. Geschwächt überstand das Pokémon den Solarstrahl. „Oh nein! Ibitak!“, rief Mai. „Das wirst du büßen! Hyperstrahl!“ Ibitak mobilisierte einen mächtigen Hyperstrahl im Schnabel. „Ausweichen und dann Zauberblatt!“ Im letzten Moment wich Roselia dem gebündelten Energiestrahl aus und beschoss Ibitak daraufhin mit Zauberblatt. Das geflügelte Pokémon ging zu Boden. Ibitak löste sich im rötlichen Licht des Pokéballs auf und kehrte in das Innere des Balls zurück. „Shnebedeck, los!“ Ein bizarr aussehendes Pokémon sprang aus dem Pokéball. Shuu kannte es nicht und hatte auch keine Zeit darüber nachzudenken, denn Mai ließ ihm keine Gelegenheit dazu. „Eissplitter, los!“ Shnebedeck formte einzelne Kristalle aus Eis und beschoss Roselia damit. Da das Pokémon schon sehr angeschlagen war, war es der Attacke völlig schutzlos gegenüber und wurde von Shuu zurück gerufen, ehe es entkräftet ohnmächtig wurde. „Na gut, jetzt liegt es an dir, Nachtara!“ Das nachtschwarze Pokémon rief Shuu aus seinem Pokéball. „Rasierblatt!“ „Eine Pflanzen Attacke? Egal, mit Ruckzuckhieb ausweichen und dann Angriff mit Eisenschweif!“ Blitzschnell schoss Nachtara an Shnebedeck vorbei und griff es schließlich hinter dem Rücken mit Eisenschweif an. Durch den Schlag wurde das Eis Pokémon auf den Boden gedrückt. Shuu wollte keine Zeit mehr verlieren und seiner Gegnerin Gelegenheit bieten, ihn anzugreifen. „Spukball!“ Nachtara erzeugte einen Schattenball im Maul und schleuderte ihn letztendlich auf Shnebedeck. „Eissturm, beeil dichl!“ Das Pokémon erzeugte einen eisigen Sturm, wodurch der Spukball aufgehalten wurde. „Greif es schnell mit der Ruckzuck-Eisenschweif Kombination an!“ Nachtara gehorchte und führte die spezielle Kombination aus Schnelligkeit und den darauf folgenden Angriff aus. Shnebedeck konnte nicht schnell genug reagieren und wurde abermals weggeschleudert. „Und jetzt Spukball!“ Nun folgte ein weiterer Schattenball, der Shnebedeck K.O. werden ließ und Shuu der Sieger war – trotz anfänglichen Schwierigkeiten. Shuu kam Haruka und Sheinux entgegen gerannt. Er war heilfroh das Pokémon wohlauf wieder zu sehen. Das blaue Pokémon sprang ihm freudig in die Arme. Haruka lächelte über dieses Bild der Wiedersehensfreude. Sie taten so als hätten sie sich Tage nicht gesehen. Nun wandte sich Shuu an die Braunhaarige. „Was mach ich bloß ohne dich?“, lachte er und schloss Haruka in die Arme. „Ich bin ja noch rechtzeitig gekommen.“, nuschelte das Mädchen verlegen. Sheinux hüpfte um die Beiden herum und zerrte an Harukas Hosenbein. „Oh! Mein Kampf!“ Rasch löste sich Haruka aus Shuus Armen. „Wir sehen uns später!“ „Liebe Zuschauer! Jetzt treten Haruka und Kei gegeneinander an! Möge der Kampf beginnen!“, röhrte Mr. Arakawa ins Mikrofron, das einem die Ohren weh taten. Ihr Gegner war ein Junge, Kei. Sein Haarschopf war dunkelbraun, und einige Strähnen waren schwarz gefärbt. „Los Gallopa!“ Haruka entschied sich für ihr Feuer Pokémon. Der Junge grinste unverhohlen. „Maschock, mach sie fertig!“ Ein muskelbepacktes Maschock betrat das Kampffeld und demonstrierte seine kräftigen Arme. „Gallopa, wir beginnen mit Furienschlag!“ Gallopa wieherte schrill und versuchte Maschock mit Furienschlag zu attackieren. „Karateschlag!“ Doch das Pokémon verpasste Gallopa einen sauberen Karateschlag. „Alles in Ordnung?“ Gallopa bejahte die Frage mit einem Schnauben. „Flammenwurf!“ Das Feuer Pokémon mobilisierte eine züngelnde Flamme, die Maschock daraufhin völlig einschloss. „Spring daraus und dann Kreuzhieb!“ Mit Leichtigkeit sprang das Kampf Pokémon aus den Flammen heraus und stürzte sich mit überkreuzten Armen auf Gallopa zu, welches vom Kreuzhieb vollständig erwischt wurde. „Gallopa! Konter wieder mit Flammenwurf!“ Gallopa erholte sich rasch von der direkten Attacke und spie abermals einen Flammenstrahl auf Maschock. „Das wird nicht funktionieren. Karateschlag, Maschock! Greif es dann mit Geowurf an!“ Das Pokémon lief gegen den Flammenwurf an und zerteilte ihn mithilfe des Karateschlags. Schließlich packte Maschock Gallopa am Hals und schleuderte es auf den Boden. Gallopa bewegte sich zunächst nicht, doch dann erhob es sich schweratmig. „Gallopa, komm zurück!“ Haruka beförderte ihr Pokémon zurück in den Pokéball und holte Psianas Pokéball hervor. „Auf geht’s, Psiana! Ich brauche dich!“ Psiana machte sich bereit zum Angriff. „Maschock! Wuchtschlag!“ Das Kampf Pokémon griff Psiana mit seiner bloßen Faust an. Doch Psiana war dank seiner Größe sehr flink und wich mit einem geschickten Sprung aus. „Eisenschweif!“ In der Luft drehend, stürzte sich Psiana auf Maschock und verpasste ihm einen heftigen Schlag. „Und jetzt setz noch etwas mit Spukball drauf!“ Nachdem Psiana elegant auf den Boden gelandet war, erzeugte es einen Schattenball. Maschock jedoch drückte leicht den Spukball zurück und schleuderte ihn auf den Boden, sodass sich dieser in Luft auflöste. „Greif es mit Karateschlag an und lass nicht locker!“ Ein Hagel aus Schlägen erfolgte nun, den Psiana immer wieder auswich bis es schließlich mit dem Rücken zur Wand stand. „Und jetzt Kreuzhieb!“ Maschock überkreuzte seine Arme, während es den Angriff vorbereitete. „Schleuder es mit Psychokinese von dir weg!“ Psiana entfesselte ihre Psychokräfte und ließ Maschock in der Luft zappeln. Schließlich stieß Psiana es von sich weg. Somit knallte Maschock mit dem Kopf gegen die Wand und war sofort ohnmächtig. „Komm zurück, Maschock!“ Der Junge steckte den Pokéball seines Pokémon weg und zückte einen Neuen hervor. „Raichu! Ich brauche dich!“ Ein mausähnliches Pokémon mit orangefarbenen Körper und einem langen, schwarzen Schweif entsprang dem rot-weißen Pokéball. „Jetzt wirst du kein leichtes Spiel mehr haben!“ Haruka lachte leise. „Das werden wir ja noch sehen. Psiana, Spukball!“ Die Psychokatze schoss einen schwarzen Spukball auf Raichu, welches sich seelenruhig auf den Boden setzte. „Doppelteam.“ Raichu sprang auf und vervielfältigte sich in Sekundenschnelle. Der Spukball traf stattdessen nun ein Trugbild Raichus. „Power-Punch!“ Nun verpasste das echte Raichu Psiana einen heftigen Schlag mit Power-Punch. Das Psycho Pokémon kam hart auf den Boden auf, konnte aber schnell wieder aufstehen. „Ruckzuckhieb, Psiana!“ „Raichu! Du auch Ruckzuckhieb!“ Beide Pokémon rasten aufeinander zu und lieferten sich einen hartnäckigen Zweikampf. „Donnerblitz!“ Raichu schockte Psiana mithilfe des Donnerblitzes, welches nun daraufhin erschöpft zu Boden glitt. „Psiana, du hast gut gekämpft. Erhol dich gut.“ Psiana maunzte leise und wurde nun in den Pokéball zurück gesogen. „Gallopa!“ Nach dem kurzen Kampf mit Maschock hatte sich das Feuerpferd wieder schnell erholt und war nun wieder in der Verfassung zu Kämpfen. „Raichu, Donnerblitz!“ Haruka reagierte schnell und delegierte Gallopa mit einem „Ausweichen“ zu einem raschen Manöver. „Jetzt Flammenwurf!“, befahl Haruka schließlich. Raichu wandte sich zu Gallopa um, und wurde daraufhin vom Flammenwurf erfasst. „Mach es mit Furienschlag müde!“ Raichu wich Gallopas Angriffen mit dem Horn geschickt aus, wurde aber zunehmend erschöpfter. „Power-Punch, Raichu!“ Die Elektromaus sammelte ihre letzte Kraft und rannte mit erhobener Faust auf Gallopa zu. „Ein Fehler die Deckung so zu vernachlässigen! Flammenwurf!“ Eingeschlossen in Gallopas Flammen konnte Raichu weder ausweichen noch angreifen. Es war gegen die Attacke völlig machtlos und kippte schließlich nach hinten um. „Oh Raichu! Ruh dich aus.“ Kei blickte Haruka an und schien nachzudenken. „Nicht schlecht.“, sagte er und hielt einen Pokéball in der Hand. „Scherox! Los!“ Haruka war überrascht. Warum setzte er ein Käfer/Stahl Pokémon gegen einen Feuer Typ, wie Gallopa ein? War er wahnsinnig oder war ihm der Sieg sowieso egal? „Ein leichtes Spiel. Flammenwurf!“ Abermals spie Gallopa einen glühenden Flammenwurf auf das gegnerische Pokémon. „Eisenabwehr!“ Der Körper Scherox’ glänzte metallisch auf und der Flammenwurf prallte an seinem Panzer ab. „Schlitzer!“ Nun griff das Pokémon blitzschnell Gallopa mit seinen Scheren an und verpasste dem Pokémon einen kräftigen Schltzer-Angriff. „Kannst du noch kämpfen, Gallopa?“, erkundigte sich Haruka besorgt nach dem Zustand ihres Pokémons. Das Feuerpferd schnaubte nur. „Gut, dann greifen wir wieder mit Flammenwurf an!“ „Gleiche Taktik, Scherox! Eisenabwehr und Angriff mit Schlitzer!“ Das Käfer Pokémon wehrte wieder den Flammenwurf mit Eisenabwehr ab und griff wieder blitzschnell mit Schlitzer an. Gallopa war auf diesen raschen Angriff nicht vorbereitet gewesen und ging zu Boden. „Zurück, Gallopa!“, rief Haruka. „Und los Schiggy! Aquaknarre!“ Kaum war das Schildkröten Pokémon aus dem Pokéball erschienen, griff es sofort mit einem gebündelten Wasserstrahl an und traf Scherox zielsicher. „Scherox, Eisenschädel!“ Das Käfer Pokémon rannte auf Schiggy zu um es mit seinem harten Kopf zu stoßen. „Turbodreher und dann Eisstrahl!“ Schiggy benutzte Turbodreher um wie ein Flummi sich vom Boden abzustoßen. Aus der Luft feuerte das Wasser Pokémon einen Eisstrahl ab, verfehlte jedoch Scherox. Doch dafür gefror der Boden sofort und Scherox rutschte auf den glatten Bodenbelag aus. „Gut gemacht, Schiggy! Schädelwumme!“ Schiggy gewann mehr und mehr Energie für seine Schädelwumme und rammte Scherox mit voller Kraft gegen die Wand. „Zum glorreichen Abschluss, Aquaknarre!“ Mit Aquaknarre besiegelte Schiggy die Niederlage Scherox’. Somit ging Haruka siegreich aus diesem Kampf. „Der Sieg geht ganz klar an Haruka!“ Die Zuschauer jubelten laut auf und Haruka verbeugte sich vor ihnen. Anschließend verließ das Mädchen das Feld. „Hervorragender Kampf. Du hast das Scherox glatt auf Eis gelegt.“, lobte der Grünhaarige die Braunhaarige lachend. „Du hast den Sieg verdient.“ Das Mädchen lehnte sich erschöpft an Shuus Schulter. Es war wirklich ein harter Tag gewesen. Zuerst die Qualifikationsrunde und dann Sheinux’ Ausriss. „Ich will nur noch ins Bett.“, nörgelte sie und schlief schon fast an seiner Schulter ein. Shuu lächelte und streichelte ihr über die Wangen. „In 10 Minuten wird der letzte Kampf beginnen. Die müssen noch das Feld auftauen.“ Haruka blickte auf. Sie war gespannt auf den letzten Kampf, denn die schwarzhaarige Rika trat an. „Gehen wir auf die Tribünen?“, fragte das Mädchen. Shuu nickte wortlos. Der Kampf hatte bereits begonnen. Rika hatte mit Onix die Oberhand in den Kampf gewonnen. Ihr Gegner war ein blondhaariges, junges Mädchen, Arina. „Vibrava!“ Ihr Drachen Pokémon Vibrava ging durch einen Volltreffer mit Feuerodem zu Boden und wurde gleich darauf in den Pokéball gerufen. „Austos!“ Austos. Ein Pokémon, welches stark an eine Muschel erinnerte. „Greif es sofort mit Aurorastrahl an!“ Rika blieb ruhig und gelassen. „Schütz dich mit Felsgrab!“ Onix brüllte auf und erschuf eine Wand aus Stein. Der Aurorastrahl prallte daran ab. „Und jetzt Eisenschweif!“ Onix kam aus seiner schützenden Zone heraus und attackierte Austos mit seinem aufglühenden Schweifspitze. „Schnell Panzerschutz!“, befahl Arina. Ihr Wasser Pokémon zog sich in seinen harten Panzer zurück und nahm keinen Schaden durch Onix’ Eisenschweif. „Dornkanone!“ Austos’ Stacheln wurden spitz und prasselten auf Onix’ harten Kopf. Die Felsnatter wand sich und versuchte sich dem unangenehmen Angriff zu entziehen. „Und jetzt Eisstrahl!“ Rasch öffnete Austos seinen Panzer und schoss einen gezielten Eisstrahl gegen Onix. Blitzschnell war dieses vollständig eingefroren. „Onix, du hast gut gekämpft.“, sagte Rika und holte die Felsnatter in den Pokéball zurück. „Frizelbliz, du bist dran.“ Gegen Austos war Frizelbliz eine gute Wahl, denn das gegnerische Pokémon hatte nicht nur Züge eines Eis Typs, sondern auch die eines Wasser Pokémons. „Austos, Dornkanone!“, rief Arina ihrem Pokémon zu. „Ausweichen mit Funkensprung und dann Angriff!“ Frizelbliz entging den dornähnlichen Stacheln mit einem Sprung und wurde daraufhin von Funken umgeben. Anschließend griff es Austos an. „Greif mit Aurorastrahl an!“ Diesmal erwischte es Frizelbliz kalt und knallte rücklings auf den Boden. „Kannst du noch?“ Frizelbliz stand wieder auf und nickte. „Dann weitermachen mit Ruckzuckhieb!“ Austos verzog sich jedoch in seinen Panzer und ließ das Elektro Pokémon abprallen. „Und wieder Dornkanone!“ Das Blatt schien sich zu wenden. Frizelbliz wurde von den Dornen erwischt und stark zugesetzt. „Und jetzt die Donnerwelle. Gib nicht auf!“ Frizelbliz schoss einen bläulichen Strahl auf Austos. Durch die Wirkung der Donnerwelle wurde es gelähmt und konnte sich nicht mehr bewegen. „Gut so, und jetzt Funkensprung!“ Frizelbliz beendete diesen Kampf mit einem gekonnten Angriff mit Funkensprung, den Austos den Rest gab. „Jetzt wirst du es nicht mehr leicht haben.“, warnte das gegnerische Mädchen. „Ursaring!“ Ein mächtiges Bären Pokémon betrat das Feld mit einem Kampfesgebrüll. Frizelbliz zuckte unwillkürlich zusammen und duckte sich vor Furcht. Zwischen den kämpfenden Pokémon war ein gewaltiger Größenunterschied. Doch Rika vertraute ihrem Pokémon blind. „Fürchte dich nicht, Frizelbliz. Wir schaffen das!“, munterte sie das grüngefellte Pokémon auf. „Pah. Ursaring! Hyperstahl! Los geht’s!“ Um Ursarings Maul schien sich Energie zusammeln für einen gebündelten Energiestrahl. „Frizelbliz! Ausweichen! Schnell!“ Aber das Elektro Pokémon schaffte dieses Manöver nicht mehr und wurde von der Schockwelle des Hyperstrahls erfasst. „Verdammt.“, fluchte das Mädchen leise und rief mit verfinsterten Miene ihr Pokémon zurück. Nun hatte jeder Trainer nur noch ein Pokémon übrig. Rika holte einen Pokéball hervor. „Ich brauche deine Hilfe. Los Hundemon! Wir machen sie fertig!“ Zum Vorschein kam ein dunkles Pokémon mit gekrümmten Hörnern. Es heulte furchterregend auf. Haruka sah gebannt auf das Kampffeld hinunter. Sie erinnerte sich an die Geschehnisse im Wald. Dort hatte das Mädchen ein Hunduster an ihrer Seite. Konnte es möglich sein, dass sich das Pokémon entwickelt hatte? Es strotzte nur vor Kraft und Wildheit. Gleichzeitig fiel ihr die Größe des Pokémons auf. Es war um einiges größer als Pokémon der gleichen Art. Shuu konnte ebenfalls den Blick nicht von dem aufregenden Kampf lassen. „Es wird spannend.“, flüsterte er leise. „Was soll es schon gegen Ursaring ausrichten?“, spottete Arina gehässig. Rika grinste finster. „Das wirst du schon noch sehen…“, erwiderte sie kühl. „Pah! Hyperstrahl!“ Abermals entfesselte der Bär einen gebündelten Hyperstrahl auf das gegnerische Pokémon. „Spukball.“, sagte Rika ruhig. Hundemon erschuf in Sekunden einen großen Schattenball. Der Hyperstrahl und der Spukball explodierten heftig und der Rauch verdeckte die Sicht auf das Kampffeld. „Flammenwurf, Hundemon! Volle Power!“, ertönte Rikas Stimme. Hundemon knurrte erbost auf und entfachte einen gewaltigen Feuerstrahl, der die Rauchwolke wegpustete und Ursaring in Flammen aufgehen ließ (Bitte nicht grausam denken. Ich fackel doch keine Teddys ab xD). Arina war sprachlos, genauso wie die gesamten Zuschauer. Schließlich fing sich das Mädchen wieder als ihr Pokémon geschwächt brummte. „Ursaring, halt durch! Erholung!“ Das Normal Pokémon gönnte sich eine Auszeit und regenerierte sich von den Angriffen zuvor. Nach wenigen Sekunden erwachte es wieder und schien wie neu geboren zu sein. „Schlitzer, mach es fertig! Die kann uns nicht besiegen.“ Ursaring stürzte sich mit gespreizten Krallen auf Hundemon. Rika lachte leise. „Es wird Zeit, das ich dich in deine Schranken weise.“, fauchte Rika und war nun nicht mehr so ruhig wie zuvor. „Fass, Hundemon!“ Die Gestalt des Hunde Pokémons attackierte ebenfalls und schnappte nach Ursarings Tatze. So stoppte es seinen Angriff und brüllte schmerzerfüllt auf. Mit einem kräftigen Zurückziehen des Kopfes warf Hundemon das schwere Bären Pokémon auf den Boden. Mit der krallenbesetzten Pfote stemmte sich Hundemon knurrend auf Ursarings Brust. „Beenden wir das Theater!“, sagte die Schwarzhaarige gereizt. „Heiz es mit Flammenwurf ein!“ Das Unlicht Pokémon hob seinen Kopf. Um sein Maul sammelten sich grelle Flammen, die fürchterlich stanken, und schließlich zu einem kleinen Feuerball heranwuchsen. „Ursaing! Komm zurück, schnell!“ Ursaring gehorchte und löste sich in dem rötlichen Strahl auf, ohne sich zur Wehr zu setzen. Somit war Rika die Siegerin des Kampfes, dank ihres Hundemons. Gemeinsam verließen sie das Kampffeld. Es war bereits Abend und Shuu und Haruka waren zum Pokémon Center zurückgegangen. Sie gaben ihre Pokémon ab, damit sie in den Endrunden des Turniers fit waren. Shuu kannte seinen Gegner nicht. Nach seinen vorherigen Kämpfen würde es aber ein harter Kampf werden. Und Haruka… Im gleichen Moment ertönte die Stimme Rikas. Haruka wandte sich zu ihr um und blickte in ihre grün funkelnden Augen. „Bereite dich bloß auf morgen vor!“, äußerte sich dich Schwarzhaarige kühl. „Oder ich werde ich auseinander nehmen!“ Haruka ballte wütend ihre Faust. Wie konnte sie nur? Doch ehe sie etwas erwidern konnte, beschwichtigte der Grünhaarige sie, indem er seine Hand auf ihre Schulter legte. „Das werden wir ja noch sehen.“, zischte die Braunhaarige nur. Rika lächelte kühl und wandte sich zum Gehen. Innerlich schrie Haruka vor Wut und liebend gerne hätte sie nun hier und jetzt mit Rika gekämpft. „Spar dir deine Kraft für morgen auf.“, meinte Shuu und zehrte sie mühsam in ihr Zimmer mit. Im Inneren schloss Shuu die Tür. Harukas Zorn flaute allmählich ab, nachdem sie sich auf Bett fallen ließ und gleich darauf einschlief. Vorsichtig deckte Shuu sie zu und legte sich ebenfalls schlafen. Kapitel 18: Das Ewigenauer Turnier - Der Showdown! -------------------------------------------------- Neun Word Seiten und ich bin K.O.! XD Ich kann keine Kämpfe mehr sehen ey. Und sicherlich wird es von Fehlern nur so wimmeln. Wollte es heute noch unbedingt on bringen! xx Hoffe euch gefällt der finale Kampf. ^^ Kann euch schon mal sagen, dass in den folgenden Kapitel keine Kämpfe erstmal mehr stattfinden. ~_~ 18. Kapitel Das Ewigenauer Turnier – Der Showdown! (Teil 3) Der nächste Morgen kam rasch. Haruka war schon bereits wach als Shuu aufstand. Sie konnte einfach nicht mehr schlafen und hatte bereits ihre Pokémon von Schwester Joy abgeholt. Sie war nervlich etwas angespannt. Heute fanden die letzten Runden des Turniers statt. Im Halbfinale wurde derjenige ermittelt, die im Finale kämpfen durften. Insgeheim hoffte sie darauf in der letzten Runde gegen Shuu anzutreten. Doch ihre Gegnerin war niemand anderes als Rika. Dieser Kampf wurde alles andere als leicht. Die Schwarzhaarige war eine starke Gegnerin, die man nicht unterschätzen sollte. Sie trainierte ihre Pokémon mit großem Fleiß und nutzte geschickt die Fähigkeiten ihrer Partner. Den Ärger über das Mädchen konnte Haruka nur schwer verbergen. Aber Haruka entschied sich letztendlich diese Differenzen auf dem Kampffeld zu klären. Schließlich war es so üblich, seine Streitigkeiten in einem fairen Pokémon Kampf zu klären. Sie schreckte aus den Gedanken hoch als sie plötzlich Shuus Hand auf ihrer Schulter spürte. „Guten Morgen.“, begrüßte er sie und gab ihr einen sanften Kuss auf die Wange. „Konntest du nicht mehr schlafen?“ Haruka seufzte. „Ich mach mir einfach Sorgen um den Kampf.“, erwiderte sie leise. Shuu setzte sich zu ihr. „Das wird schon. Auch wenn du nicht gewinnen solltest, hast du es wenigstens versucht.“ Auch wenn diese Worte Haruka nur ungemein aufbauten, glaubte sie sich einwenig besser zu fühlen. „Na komm. Gehen wir was essen. Oder hast du schon gefrühstückt?“ Haruka schüttelte den Kopf. „Nein. Und ehrlicherweise muss ich sagen, dass ich keinen Bissen runter kriegen werde.“ Doch im diesem Moment knurrte ihr Magen. „Dein Magen scheint aber eine andere Sprache zu sprechen.“, grinste der Junge und fasste seine Freundin an der Hand als er sich erhob. „Mit leerem Magen kämpft es sich schlecht. Das solltest du kennen.“ Über Harukas Gesicht huschte ein Lächeln – wenn auch nur ein Schwaches. Schließlich gab sie sich geschlagen. Es war soweit. Das Halbfinale sollte bald beginnen. Die restlichen Vier des Turniers fanden sich im Vorbereitungsraum der Trainer ein. Harukas Konkurrentin, Rika, war bereits schon vor ihnen dort. Haruka mied den Kontakt zu ihr so gut es ging. Schließlich musste sie sich auf den vorherigen Kampf konzentrieren und Shuu die Daumen drücken. Sein Kampf begann in 15 Minuten. Shuu bereitete sich gut auf das Halbfinale vor. Allerdings war er sehr verschlossen gegenüber Haruka. Doch diese Tatsache kümmerte sie nur wenig. Auch wegen ihrem eigenen Kampf machte sich die Braunhaarige Gedanken. Doch Shuus Verhalten verstand sie nur zu gut. Sie mochte es ebenfalls nicht, wenn man jemand sie nach ihrer Strategie fragt – Ausnahme war natürlich Shuu. Aber er verhielt sich meistens so vor wichtigen Kämpfen. Darum wollte sich Haruka nicht einmischen. Die Schwarzhaarige trat zu Haruka an den Tisch und sah auf Haruka hinab. Diese regte sich zunächst nicht, da sie die Anwesenheit Rikas zu ignorieren versuchte. Als jedoch die Stimme des Mädchens ertönte, hob Haruka den Kopf. „Ich wünsche dir viel Glück und hoffe, dass wir einen fairen Kampf austragen.“, äußerte sich Harukas Gegnerin, ohne einen Ton von Spott in der Stimme. Haruka war aufgrund der plötzlichen Freundlichkeit des Mädchens misstrauisch. Doch sie versuchte so natürlich wie möglich rüber zu kommen. „Na-Natürlich.“, erwiderte Haruka, während sie sich ein gezwungenes Lächeln aufzwängte. „Dann ist ja alles klar.“, sagte Rika. „Bis später.“ Mit diesen Worten ließ die Schwarzhaarige eine verblüffte Haruka zurück. Diese schüttelte den Kopf. Hatte sie sich das Gespräch nur eingebildet? Na ja, sie hatte nun wichtigeres im Kopf und das war Shuus Kampf. Dieser begann nämlich soeben… Die Zuschauer rasten vor Spannung – obwohl das Halbfinale noch nicht begonnen hatte. Dies erinnerte Shuu an die großen Festivals, an denen er teilgenommen hatte und allgemein war es ein schönes Gefühl für ihn im Mittelpunkt des Spektakels zu stehen. Mr. Arakawa räusperte sich. „Wir befinden uns im Halbfinale unseres Turniers! Es haben vier Kandidaten die letzten Runden erreicht! Der Showdown beginnt!!“ Durch seine feierlichen Worte begann das Halbfinale. Shuus Gegner war ein Junge. Er war ungefähr im selben Alter, wie er. Sein rotes Haar schimmerte im Licht der Sonne und seine Augen waren dunkelbraun. Schon in den vorherigen Runden hatte dieser Trainer sein feuriges Können unter Beweis gestellt. So war es für Shuu klar, dass es alles andere als leicht wurde. Aber aufgeben war für Shuu ohnehin keine Option. Er würde bis zum Umfallen kämpfen. Mit ruhiger, aber innerlich angespannter Miene, blickte der Grünhaarige seinem Gegner Keito entgegen. „Bereit?“, erkundigte sich der rothaarige Junge. Shuu bejahte die Frage mit einem kurzen Nicken, während er einen Pokéball hervor holte. Das Gleiche tat Keito. „Los!!“, riefen beide gleichzeitig. Aus den Pokébällen traten die Gestalten von Bamelin und die Hariyamas. „Okay Hariyama, wir legen mit Armstoß los!“ Das kräftige Pokémon donnerte auf den Meereswiesel zu, der sich leicht duckte. „Aquaknarre gegen den Boden!“ Bamelin führte dieses Ausweichmanöver mit Bravur durch. „Und jetzt Wasserdüse!“ Shuus Pokémon wurde mit Wasser umgeben und schnellte geschwind auf Hariyama los, dass kurz darauf die Balance verlor. „Gegenschlag, Hariyama!“ Noch während Bamelins Angriffs mobilisierte das Kampf Pokémon einen Gegenangriff. Die Faust Hariyamas leuchtete auf und schlug Bamelin von sich weg. Das Pokémon schlug mit dem Rücken auf dem Boden auf. „Wuchtschlag jetzt!“ Abermals attackierte das gegnerische Pokémon Bamelin mit seiner rohen Kraft. Shuu biss sich auf die Lippe. Ihm musste schnell etwas einfallen, sonst war der Kampf womöglich für ihn gelaufen! „Ich mach dich kalt!“, schrie Keito. „Du kannst einpacken!“ Und da fiel der Groschen. Shuu musste Bamelins Größe ausnutzen. Dagegen war Hariyama plump und langsam. „Man sollte den Tag nicht vor dem Abend loben.“, erwiderte Shuu grinsend. „Lauf ihm Zickzack, Bamelin! Und dann Aquaknarre!“ Bevor Hariyama Bamelin erreichte, war der Wiesel flink ausgewichen und rannte wild im Zickzack umher. Das Kampf Pokémon war so desorientiert, dass ihm schwindelig wurde. Schließlich kam der Angriff Bamelins. Die Aquaknarre traf Hariyamas Rücken und ließ es ins Stolpern geraten. Doch das schwere Pokémon fand schnell sein Gleichgewicht wieder. „Das hast du dir zu einfach vorgestellt.“, meinte Keito. „Hariyama! Jetzt Geowurf!“ Schnell erfasste das Pokémon Bamelin und warf es mit ganzer Kraft auf den Boden. Bamelin war sehr geschwächt von dieser kraftvollen Attacke. Doch tapfer erhob sich das Wasser Pokémon wieder und war bereit weiter zu kämpfen. Es gab nicht auf. Niemals! Diese Einstellung gefiel Shuu, aber natürlich wollte er es nicht überanstrengen. „Kannst du noch, Bamelin?“ Es nickte zustimmend. „Okay, Aquaknarre noch mal!“ Ein weiteres Mal spie Bamelin einen Wasserstrahl auf Hariyama, der auf es abprallte. „Und jetzt wieder Wuchtschlag!“ „Kontere mit Wasserdüse!“, erwiderte Shuu. Bamelin rannte auf Hariyama zu, während dieses mit seiner Faust angriff. Beide Attacken prallten aufeinander und es schien als ob Bamelin den Druck nicht standhalten würde. „Prima! Nun Aquaknarre!“ Unerwartet schoss Bamelin eine Aquaknarre aus nächster Nähe auf Hariyama, wodurch es einen schweren Gleichgewichtsverlust erlitt. „Vollenden wir es!“, rief der Grünhaarige feierlich. „Nochmals Wasserdüse!“ Bamelin landete soeben wieder auf dem Boden und griff blitzschnell das zu Boden fallende Hariyama an. Dieses war der Attacke schutzlos ausgeliefert, sodass es auf den Rücken knallte und besiegt war. „Hariyama ist kampfunfähig!“, brüllte der Schiedsrichter. „Bamelin trägt den Sieg davon.“ Shuu hob selbstbewusst das Haupt. „Sei nicht übermütig. Der Spaß fängt erst richtig an.“ Keito hatte Hariyama in den Pokéball zurück gerufen. „Granbull, los!“ Ein Pokémon mit beeindruckenden Kiefern erschien aus dem Pokéball. Es ähnelte sehr einer Bulldogge. „Das ist kein Problem, Bamelin!“ Dieses keuchte schwer, verheimlichte aber vor seinem Trainer seine Erschöpfung und wollte unbedingt weiterkämpfen. „Ein leichtes Spiel.“, äußerte sich Keito gelangweilt. „Kopfnuss.“ Granbull nahm Anlauf und rammte Bamelin mit dem Kopf. Dieses rutschte über den Boden und fing sich gerade noch ab. „Aquaknarre, Bamelin!“ Ein Wasserstrahl schoss auf Granbull zu, doch dieses machte keine Anstalten der Attacke auszuweichen. „Hyperstrahl!!“ Granbull sprang zurück und entfachte aus seinem Maul einen kraftvollen Hyperstrahl, der die Aquaknarre davon pustete. Bamelin konnte der Attacke nur knapp entgegen. Es wurde allerdings von Minute zu Minute schwächer. „Granbull!! Wir beenden dieses Theater!“, brüllte Keito, während sein Pokémon ebenfalls mit einstimmte. „Donnerblitz!“ Um Granbulls kraftvollen Körper sammelten sich gelbe Funken und zischten schließlich auf Bamelin los. Das Wasser Pokémon kippte vor Erschöpfung nach hinten um und war sichtlich K.O. „Mist. Bamelin, komm zurück und ruh dich aus.“ Das Pokémon löste sich im rötlichen Licht auf. Der Grünhaarige hob den Blick und schaute den Rotschopf an. Zwischen seinen Fingern befand sich nun Nachtaras Pokéball. „Ich brauche dich nun! Nachtara!!“ Die schwarze Nachtkatze sprang aus seinem rot-weißen Ball. „Attackier es mit Bodycheck!“ Granbull rannte auf Nachtara zu, welches sich geschmeidig zu einem Sprung ansetzte und so auswich. „Kopfnuss!!“ Allerdings hatte es nicht damit gerechnet, dass das Pokémon stehen blieb um nach oben zu springen. Nachtara wurde hart auf den Boden geschleudert. „Eisenschweif, Nachtara!“ Nachdem das Unlicht Pokémon wieder auf die Pfoten kam, leuchtete dessen Schweif auf. Anschließend lief es flink auf Granbull zu und verpasste es einen kraftvollen Schlag mit dem Eisenschweif. „Und dann noch ein Ruckzuckhieb hinterher.“, befahl Shuu, denn er wusste, dass er auf Nachtaras Schnelligkeit zählen konnte. Und so raste Nachtara mit hoher Geschwindigkeit zu Boden und rammte es gegen die Wand. Granbull war schon einwenig lädiert nach den Angriffen Nachtaras. Doch es stand durchaus wieder auf. „Donnerblitz!“ Granbull gelang es Nachtara mit dem Donnerblitz einzufangen. Dieses befreite sich schließlich aus der Elektro Attacke als es dementsprechend Energie verbraucht hatte. „Hyperstrahl!!“, schrieen beide Kontrahenten beinahe gleichzeitig. Ihre Pokémon erzeugten einen mächtigen Energiestrahl, der eine üble Explosion erzeugte beim Aufprall. Durch die Druckwelle der explodierten Energiesträhle wurden Nachtara und Granbull weggefegt. Allerdings schaffte es Nachtara wieder auf die Beine zu kommen – auch wenn es einige Verletzungen erlitten hatte. Granbull dagegen sah nur noch Sternchen. Shuu lobte sein Unlicht Pokémon für diese besondere Anstrengung. Keito holte einen neuen Pokéball hervor, nachdem er Granbull in den Pokéball zurück befördert hatte. „Magbrant, auf geht’s!“ Magbrant… Die Weiterentwicklung eines Magmars. Keine schlechte Wahl, aber für Shuu wurde es jetzt so richtig hart. „Magbrant! Sonnentag!“ Durch Magbrants Sonnentag wurde das Sonnenlicht gestärkt und schien nun grell auf das Kampffeld. Nachtara mochte den hellen Sonnenschein nicht, es war ja schließlich ein Nacht Pokémon. „Ruckzuckhieb!“, ordnete Shuu an. Allmählich gewöhnte sich Nachtara nach wenigen Sekunden an das Sonnenlicht und flitzte auf das Feuer Pokémon zu. „Flammenwurf!“ Magbrant spie einen glühenden Flammenstrahl auf Nachtara. Nur knapp entging es dem Flammenwurf und konnte mit Ruckzuckhieb einen Treffer landen. Allerdings schien er kaum etwas zu bewirken. „Feuerschlag, Magbrant!“ Ehe Nachtara reagieren konnte, umhüllten Flammen Magbrants Faust und schlugen das Unlicht Pokémon zu Boden. Tapfer erhob es sich nach wenigen Sekunden. Allerdings schien Nachtara schon geschwächt zu sein durch die Attacken Magbrants. „Wieder Flammenwurf!“, befahl der Rothaarige. Magbrant erschuf eine kleine, flammende Kugel. Shuu musste schnell handeln. Falls diese Attacke treffen sollte, war es aus mit Nachtara. „Kontere mit Hyperstrahl!“, erwiderte der Grünhaarige rasch, ohne über die Konsequenzen der beiden Angriffe nachzudenken. Nachtara hob den Kopf. Um sein Maul sammelte sich der gelbliche Strahl. Schließlich schleuderte das Unlicht Pokémon den Hyperstrahl auf den Flammenwurf, der auf Nachtara zu raste. Beide Attacken riefen eine Explosion hervor als sie aufeinander trafen. Dichter Rauch verhüllte das Kampffeld. Beide Trainer konnten nicht sagen, wie es ihren Pokémon erging. Es dauerte einwenig bis sich der Staub wieder gelegt hatte. Doch für Shuu kam die Enttäuschung. Nachtara war aufgrund der Druckwellen beider Attacken zusammen gebrochen. Magbrant stützte sich mit einer Hand auf den Boden. Auch das Feuer Pokémon hatte viel einstecken müssen. „Gute Arbeit, Nachtara. Jetzt ruh dich aus.“ Nachtaras Konturen lösten sich im rötlichen Lichtschein auf. Einige Augenblicke blickte er auf Nachtaras Pokéball hinab. Er grübelte. Welches Pokémon sollte er nun einsetzen? Ohne weiterhin darüber nachzudenken, zückte der Grünhaarige einen Pokéball hervor. „Ich zähle auf dich! Sheinux!“ Der blaue Luchs sprang aus dem Pokéball. Es strotzte nur vor Energie, nachdem es sich ausgiebig erholt hatte von den vorherigen Kämpfen. „Wir beginnen!“, kündigte Shuu in einem drohenden Ton. „Funkensprung, los geht’s!“ Sheinux’ Körper wurde von Blitzen umhüllt, während es mit hoher Geschwindigkeit auf Magbrant zu rannte. Magbrant stemmte sich gegen den Funkensprung, wurde aber dennoch zunehmend zurück gedrängt. Sheinux sprang flink von Magbrant weg als die Blitze erloschen. Dieses konnte sich kaum bewegen, da der Funkensprung es anscheinend paralysiert hatte. Es konnte sich kaum bewegen auf der Lähmung. Shuu grinste siegessicher. Er musste schnell handeln, damit er diesen Kampf für sich entscheiden konnte. „Sheinux! Eisenschweif, los!“ Der Luchs konnte Magbrant mit einem kraftvollen Schlag des silbern leuchtenden Eisenschweifes außer Gleichgewicht bringen. Da die Paralyse sich immer noch nicht gelöst hatte, konnte das Feuer Pokémon den Aufprall nicht verhindern. Das Blatt hatte sich nun wieder, zugunsten Shuus, geändert. „Jetzt Tackle!“ Sheinux nahm Anlauf und gewann schnell an Geschwindigkeit, die Magbrant schließlich zum Verhängnis geworden war. Kaum hatte sich das Pokémon mühselig wieder auf die Beine gerappelt, wurde es auch schon wieder von dem kleinen Pokémon zu Boden gestoßen. Nun blieb Magbrant erschöpft liegen, die Paralyse machte ihm zu schaffen. So war der Kampf entschieden. Shuu erreichte das Finale dank Sheinux’ Hilfe. Es war während des Turniers um einiges stärker geworden. Shuu begegnete auf dem Flur Haruka, die nun gegen ihre Rivalin Rika antreten musste. Er sah ihr an, dass sie angespannt war. Kein Wunder, sie wollte unbedingt ins Finale kommen. Doch wer wollte das nicht? Es kam nur zu einem kurzen Gespräch zwischen den Beiden. Shuu wünschte Haruka für ihren Kampf viel Glück – mehr nicht. Dazu reichte die Zeit nicht. Die Braunhaarige betrat das Stadion. Die Zuschauer jubelten als beide Mädchen ihre Positionen eingenommen hatten. „Und hier ist der zweite Kampf! Lasst es krachen, Mädels!“ Dies ließ sich Rika nicht zweimal sagen. Sofort hatte sie einen rot-weißen Ball auf den Boden geworfen aus dem Chelcarain entsprang. Haruka dachte nach. Chelcarain war ein Pflanze- und Bodentyp. Mit Schiggys Eisstrahl würde sie also einen doppelten Vorteil haben… Allerdings hätte sie auch gegen Chelcarain einen Nachteil… „Okay, ich wähle dich – Schiggy!“, rief sie. Aus dem Lichtschein löste sich die kleine Schildkröte. „Chelcarain, Rasierblatt!“ „Aquaknarre!“ Der Wasserstrahl von Schiggy hielt die rasiermesserscharfen Blätter auf, die das Pflanzen Pokémon auf Schiggy schleuderte. „Egelsamen!“ Winzig kleine Samen schleuderte Chelcarain auf Schiggy. „Ausweichen, schnell! Und dann Aquaknarre!“ Schiggy hetzte zur Seite um den Egelsamen auszuweichen. Hinter dem Rücken des Pflanzen Pokémon attackierte Harukas Pokémon schließlich mit Aquaknarre. Der Wasserstrahl drückte Chelcarain gegen die Wand. „Schleuder Rasierblatt auf Schiggy!“, befahl die Schwarzhaarige ohne zu Zögern. Wieder rasten messerscharfe Blätter auf das Wasser Pokémon zu. „Spring in die Luft!“ Rika grinste. „Jetzt nach oben zielen!“ Nun leitete Chelcarain seine Rasierblätter in die Luft und traf Schiggy zielsicher. „Gut gemacht! Tackle!“ Haruka sah mit an, wie Chelcarain auf Schiggy zu rannte, welches sich mühsam aufrichtete. Als es in Schiggys unmittelbarer Nähe war, rief Haruka: „Eisstrahl!“ Der eisige Strahl Schiggys erwischte Chelcarain kalt. Nun keuchte das Pflanzen Pokémon zunehmend. „Megasauger!“ Chelcarain feuerte dornenartige Geschosse auf Schiggy, die es umwickelten und nicht mehr los ließen. Energie wurde dem Wasser Pokémon nun entzogen. „Verdammt! Eisstrahl!!“ Schiggy schaffte es sein maul zu öffnen und mobilisierte abermals einen Eisstrahl, der sich seinen Weg über die Stränge des Megasaugers suchte. Chelcarain brach, trotz der gesammelten Energie, zusammen. Aber auch Schiggy keuchte schwer. Rika holte ihr Pokémon schweigend in den Pokéball zurück und holte einen neuen hervor. „Frizelbliz, ich wähle dich! Der grüne Elektrohund hüpfte aus seinem Pokéball und knurrte Schiggy drohend an. Haruka biss sich auf die Unterlippe. Schiggy war ermüdet und konnte einen längeren Kampf nicht mehr standhalten. Frizelbliz hatte dann auch noch einen großen Vorteil gegenüber dem Wasser Pokémon. Nun musste sie Ruhe bewahren. Rika allerdings gönnte ihre keinesfalls eine Atempause. „Funkensprung!“ Frizelbliz rannte auf Schiggy zu und wurde von einem gelblichen Licht umgeben. Schließlich zuckten kleine Funken um es herum. „Turbodreher, Schiggy! Los!“ Schiggy kroch in seinen Panzer und begann nun wild zu rotieren. Die Attacke bewirkte einen Wirbel aus Sand, welchen das Elektro Pokémon in die Augen bekam. Verzweifelt versuchte es mit den Pfoten den Sand aus den Augen zu bekommen. Haruka freute sich über das Resultat ihrer Attacke und nutzte diesen Moment für einen Gegenangriff! „Aquaknarre jetzt!“ Gerade hatte Frizelbliz seine Augen sauber bekommen als auch schon der Wasserstrahl auf es zu raste und es gegen die Wand prallen ließ. Das Elektro Pokémon lag auf dem Boden, konnte aber nach einer halben Minute seine Kraft sammeln um Aufzustehen. Schiggy keuchte. Es war nicht mehr zu leugnen, dass das Pokémon nicht mehr lange einem Kampf durchhalten konnte. Dies erkannte auch Harukas Gegnerin. „Frizelbliz, verwirr es mit Ruckzuckhieb!“ Rikas Pokémon gehorchte und raste wild um Schiggy herum. Dieses konnte nicht mehr vorausahnen, wo sich das Elektro Pokémon befand. „Funkensprung!!“ Unerwartet griff Frizelbliz von der Seite mit Funkensprung an. Schiggy erlag sofort der Wirkung der Attacke. Haruka holte ihr Schiggy in den Pokéball zurück. „Du hast toll gekämpft. Jetzt ruh dich aus.“, sagte sie leise, und steckte den Pokéball weg. Dafür zückte das Mädchen nun einen anderen Pokéball. „Gallopa! Los!“ Das Feuerpferd erschien aus dem weißen Lichtschein und scharrte auf dem Boden herum. „Greif es mit Furienschlag an!“ Gallopa stürmte los um Frizelbliz mit dem Horn zu attackieren. Dieses wich geschickt jedem Schlag aus und entfernte sich mit einem Sprung von Gallopa. „Du musst auf Distanz gehen, Frizelbliz! Pass auf sein Horn auf.“ Frizelbliz hörte der Belehrung Rikas geduldig zu und nickte anschließend. „Pah! Wir können auch aus Distanz kämpfen. Flammenwurf!“ Ein Feuerstrahl fegte auf Frizelbliz zu. „Funkensprung dagegen!“ Das Pokémon Rikas setzte wieder Funkensprung ein und konnte die Flammen durch die Energie der Elektrizität verdrängen. Die Attacke erzielte einen Volltreffer auf Gallopa. „Klasse gemacht, Frizelbliz.“, lobte die Schwarzhaarige ihr Pokémon. „Und jetzt Tackle!“ Rika ließ Haruka keine Zeit einen weiteren Befehl zu erteilen und befahl einen erneuten Angriff. Doch die Braunhaarige grinste nur diabolisch. „Sprungfeder!“ Mit einem gewaltigen Satz katapultierte sich das Feuer Pokémon in die Höhe. Frizelbliz stoppte augenblicklich und blickte hinauf zum gegnerischen Pokémon. „Und jetzt Flammenwurf, dann Furienschlag!“ Gallopa spie einen Feuerstrahl auf Frizelbliz hinab, welches panisch die Flucht ergriff. Doch das Feuerpferd erwischte schließlich Frizelbliz mit den Hornschlägen, nachdem es wieder gelandet war. Das Elektro Pokémon wurde durch die Luft geworfen und landete hart auf dem Boden. Rika musste ihr grünes Pokémon in den Pokéball zurück rufen. „Nicht schlecht.“, gab Rika schließlich zu. „Aber jetzt wird’s nicht mehr einfach sein! Hundemon! Auf geht’s!“ Hundemon, Rikas beeindruckendes Hunde Pokémon erschien aus seinem Pokéball mit einem unheimlichen Geheul. „Wir lassen uns nicht verängstigen! Furienschlag, Gallopa!“ Harukas Feuer Pokémon rannte auf Hundemon zu, welches sich bereit machte für einen Gegenangriff. „Knirscher!!“ Hundemon wich im letzten Moment aus, stellte sich auf die Hinterbeine und biss sich in Gallopas Hals fest. Das Feuerpferd wieherte schrill vor Schmerz auf als Hundemons Fänge sich fest um den Hals des Pokémon legten. Schließlich brachte das Unlicht Pokémon seine gesamte Energie auf um das Feuerpferd auf den Boden zu werfen. Fassungslos starrte Haruka auf Rikas Pokémon. „Gut so, Hundemon. Jetzt Spukball!“ Der schwarze Hund reckte seinen Hals. Um sein Maul sammelte sich schwarze Energie, die zu einem dunklen Spukball anwuchs. Gallopa verfiel in Panik im Angesicht des Schattenballs, ebenso Haruka. „Gallopa! Schnell! Du musst da weg!“ Doch es war zu spät Gallopa konnte nicht rechtzeitig aufstehen um der Attacke auszuweichen. Das Feuer Pokémon bekam den kraftvollen Spukball zu spüren und brach schließlich zusammen. Die Braunhaarige senkte niedergeschlagen den Kopf und hob Gallopas Pokéball um es zurückzurufen. Rikas Hundemon war wirklich ausgezeichnet trainiert, dass gab Haruka zu. Aber keinesfalls hatte die Braunhaarige vor zu verlieren. „Psiana! Los!“ Die Psychokatze löste sich aus dem weißen Schimmer des Lichts und wurde von den Funken noch glitzernd umgeben. ‚Psychokinese hat keine Wirkung. Das kann ich vergessen.’, schoss es Harukas durch den Kopf. Rika hob den Arm. „Flammenwurf!“ In Hundemons Rachen brodelte es und schließlich formte sich ein rötlicher Feuerstrahl. „Mit Ruckzuckhieb ausweichen!“ Psiana gewann an Geschwindigkeit und rannte auf Hundemon zu, während es dem Flammenwurf elegant auswich. Psiana rammte den schwarzen Hund und entfernte sich blitzschnell wieder von ihm. „Spukball, Hundemon.“ „Du auch!“, konterte Haruka. Der Kampf erreichte nun seinen Höhenpunkt. Haruka und Rika schenkten sich nichts. Und ihre Pokémon ebenfalls. Hundemon und Psiana erschufen einen Spukball, die schließlich beim Aufprall kollidierten. Dichter Rauch verhang die Sicht auf das Feld. Doch Psiana hatte aufgrund ihrer Fähigkeit einen Vorteil, es konnte die Energien ihrer Gegner orten. „Benutze deinen Ruckzuckhieb!“ Rika konnte nur einen weißen Schimmer wahrnehmen als Psiana auf Hundemon zu schnellte und es auf den Boden stieß. Der Hund knurrte erbost und erhob sich rasch wieder. Der Staub hatte sich immer noch nicht gelegt. „Verdammt, Flammenwurf!“ Hundemon glich einem Tier, welches in der Falle saß und wild um sich biss. Einem Feuerstrahl nach dem Anderen schoss es ab, in der Hoffnung Psiana zu erwischen. Jedoch entging die Psychokatze jedem der Flammenwürfe gekonnt. Endlich war die Sicht auch wieder frei geworden. Hundemon war aufgrund der Attacken, die ihm Energie gekostet hatten, ermüdet. Psiana schien noch recht fit zu sein. „Blitzkanone, Psiana!“ Aus Psianas Juwel trat ein gelblich-schwarzer Energieball hervor. „Scheisse.“, fluchte die Schwarzhaarige. „Mit Flammenwurf dagegen halten!“ Hundemon spie einen Feuerstrahl, der die Blitzkanone abfing und zum Explodieren brachte. „Spukball hinterher!!“, befahl Haruka siegessicher. „Bleib ruhig, Hundemon. Konzentrier dich nicht auf deine Augen, sondern auf dein Gehör und deinen Geruch.“, beruhigte Rika ihr Pokémon. Hundemon schloss die Augen und vereinigte seine Sinne. Das Zischen des Spukballs nahm es war und wich dem Angriff mit einem Sprung aus. „Jetzt Flammenwurf!“ Es spie abermals einen Flammenwurf und traf schließlich Psiana. Dieses hatte sich zu sicher in den Sieg gewogen und wurde dafür bestraft. „Knirscher!“ Und nun erfasste der schwarze Hund Psiana und schleuderte es durch die Luft. Das Psycho Pokémon schlug mit dem Kopf auf dem Boden auf und war kampfunfähig. Shuu blickte fassungslos auf das Kampffeld. Psiana lag am Boden und rührte sich nicht. Es war vorbei. Rika hatte Haruka besiegt – hart, aber fair. Seine Freundin musste sich mit der Niederlage abfinden. Sie hatte wirklich alles gegeben, aber Rika hatte wohl mehr getan für diesen Sieg. Haruka hatte verloren. Trübsinnig starrte sie auf Psiana, die zu Boden gegangen war und sich nicht mehr bewegte. Warum musste sie ausgerechnet gegen Rika verlieren? Warum? Noch nie hatte eine Niederlage so wehgetan, wie diese… Mal abgesehen der Niederlagen gegen Saori damals in Kanto. Rasch verdrängte Haruka diese Gedanken aus ihrem Kopf. Die Stimme des Bürgermeisters schallte kräftig über das Feld. „Somit treten in der nächste Runde Shuu und Rika gegeneinander an! Es wird ein spannendes Ereignis werden!!“, brüllte er laut. Schließlich musste sie sich um das Wohlbefinden ihres Pokémons kümmern. Sie kniete sich neben die Psychokatze, die langsam wieder zu sich kam. Psiana miaute niedergeschlagen und sah schuldbewusst ihre Trainerin an. Haruka lächelte. „Dich trifft keine Schuld. Du hast toll gekämpft.“ Froh darüber, dass Haruka ihr keine Vorwürfe machte, schmiegte sich Psiana an sie heran. Die Braunhaarige erhob sich, richtete ihren Blick auf das Publikum und verneigte sich. Anschließend schweiften ihre Augen zu der Schwarzhaarigen ab. Diese lobte Hundemon und erwiderte Harukas Blickkontakt. Dann wandten sich die Mädchen um und gingen getrennte Wege. Der Misserfolg ihres letzten Kampfes schmerzte Haruka im Nachhinein doch sehr. Freiwillig gab das Mädchen ihre Gefühle gegenüber der Niederlage nicht zu. Noch nicht Mal Shuu erzählte sie ihren Kummer, obwohl er für sie da war. Haruka schmiegte sich an den Grünhaarigen und schloss für einen Moment die Augen um alles, was um sie war, zu vergessen. Shuu streichelte ihr beruhigend über die Haare. Schon seit Beginn des Turniers war sich das junge Paar nicht mehr so nahe gekommen. Shuu genoss ihre Nähe, ihren Duft und ihre Wärme. Schließlich stützte sich Haruka auf und zog Shuu durch ihre tiefblauen Augen in den Bann. „Dein Kampf… Wann findet er statt?“, wisperte sie. Shuu schwieg und zog ihr Kinn an seine Lippen. Ein sanfter Kuss gab der Grünhaarige ihr auf den Mund, den sie zuerst zögerlich erwiderte. Nach einer Minute trennten sie sich wieder voneinander. „Mein Kampf? Der fängt erst in einer Stunde an…“ Wieder presste Shuu seine Lippen auf Ihre. Shuu blickte in die grün funkelnden Augen seiner Gegnerin – Rika. Das Mädchen war alles andere als schwach. Sie konnte die Fähigkeiten ihrer Pokémon geschickt nutzen um im Kampf ihre vollkommene Perfektion zu erlangen. Jedes ihrer Pokémon war etwas Einzigartiges auf seine Weise. Shuu gab zu, dass alle anderen Gegner gegen die er bisher im Turnier angetreten war mit Rika nicht zu vergleichen waren. Der junge Koordinator schloss die Augen um seine Gedanken für den bevorstehenden Kampf zu sammeln. Dabei kam ihn Haruka in den Sinn, die ihm nun zuschaute. Sie gab ihm Kraft. Noch nie hatte sich der Junge mit ihr so verbunden gefühlt. „Bist du bereit?“, erkundigte sich die Schwarzhaarige. Shuu hob den Kopf und bejahte mit einem kurzen Kopfnicken. „Gut.“ Mit diesen Worten zückte sie einen Pokéball hervor. „Staravia!“ Das Mädchen warf den Pokéball auf den Boden, der sich nun öffnete. Staravia erschien, ein Flug Pokémon. Auch Shuu warf einen Pokéball in die Luft. „Roselia, komm raus!“ Das Pflanzen Pokémon betrat das Kampffeld. Den leeren Ball fing Shuu mit Leichtigkeit wieder auf. Auch wenn Shuu durch die Wahl seines Pokémon im Nachteil war, würde er Rika niemals die Gelegenheit dazu geben über den Kampf zu bestimmen. „Staravia, Ruckzuckhieb!“ Das Flug Pokémon gewann an Geschwindigkeit und rammte damit Roselia. Doch dieses fing sich in der Luft ab. „Zauberblatt, Roselia. Los!“ Das Pokémon wand sich in der Luft und schoss grünliche Blätter auf Staravia zu. „Ausweichen!“, befahl Rika. Staravia legte die Flügel an und entging der Attacke, indem es sich zur Seite rollte im Flug. „Benutz Blättertanz.“, konterte der Grünhaarige. Roselia drehte sich um die eigene Achse und feuerte rosafarbene Blätter auf das Flug Pokémon. Rika lächelte. „Flieg höher und weich aus!“ Wieder führte Staravia dasselbe Manöver aus. Es rollte sich zur Seite und stieg höher und höher. „Gut gemacht! Jetzt Flügelschlag!“ Die Flügel des Pokémons leuchteten auf und Staravia raste mit hoher Schnelligkeit auf Roselia zu. „Zauberblatt wieder.“, sagte Shuu ruhig. Roselia beschoss Staravia wieder mit scharfkantigen Blättern. „Zieh schnell hoch und weich aus!“ Shuus Lippen umspielten ein verspieltes Grinsen. „Albern ich mit mir herum!“, warnte der Junge Rika. Diese schreckte zurück. Was sollte das? Warum war er so siegessicher? Doch dann geschah es. Die Zauberblatt verfolgte Staravia bis in den blauen Himmel. Die Attacke setzte dem Flug Pokémon sehr zu. Es strauchelte erschöpft. „Verdammt. Aero-Ass!“ „Solarstrahl!!“ Beide Pokémon brauchten ihre Zeit um ihre Attacken vorzubereiten. Staravia schien aber den ersten Zug machen zu können und raste auf Roselia am Boden zu. Das Pflanzen Pokémon wurde zurück geworfen, doch im diesem Moment hatte Roselia genug Energie für den Solarstrahl. Staravia bekam die gesamte Energie des Strahls aus nächster Nähe ab. „Staravia!!“, rief Rika, die zusah wie ihr Pokémon gegen die Wand geschleudert wurde. Aufgewirbelter Staub verdeckte die Sicht und nachdem sich dieser verzogen hatte, offenbarte er, dass beide Pokémon kampfunfähig auf dem Boden lagen. Shuu lachte kurz auf und holte dabei Roselias Pokéball hervor, ebenso Rika. „Guter Kampf!“, rief sie ihm zu. Shuu stimmte ihr mit einem Lächeln zu. „Nachtara, los!“ „Onix! Raus mit dir!“ Shuus schwarze Nachtkatze betrat das Feld, sowie Onix, die Felsnatter. „Nachtara, Spukball.“ Nachtara sprang in die Luft und erzeugte einen Schattenball. „Steinwurf!“ Onix riss einige Steinbrocken aus dem Boden und warf diese gegen den Spukball. „Eisenschweif!“, rief das Mädchen ihrem Pokémon zu, welches daraufhin mit dem glühenden Schweif angriff. „Du ebenfalls!“ Nachtara sprang in die Luft und attackierte Onix ebenfalls mit Eisenschweif. Beide Attacken ließen Funken zur Seite fliegen. „Weiter machen mit Feuerodem!“ Onix entfachte den grünlichen Drachenatem und fegte Nachtara von sich hinfort. „Ruckzuckhieb-Eisenschweif-Kombination!“, entgegnete Shuu rasch. Nachtara war gegenüber Onix mit seiner Geschwindigkeit klar im Vorteil. Es rannte an Onix vorbei und dieses konnte nicht schnell genug reagieren um den nachfolgenden Eisenschweif etwas entgegen zu setzen. Es schwankte durch die Attacke Nachtaras. „Und noch mal Eisenschweif!“, rief der Grünhaarige. Daraufhin griff das Unlicht Pokémon wieder mit Eisenschweif an. „Felsgrab, beeil dich!“ Hohe Felsen sprießen aus dem Boden, wie Blumen und ließen Nachtara von der harten Wand abprallen. „Und wieder Feuerodem!“ Onix brach mit Leichtigkeit durch die Felsen hindurch und spie abermals einen grünlichen Atem auf Nachtara. „Schnell ausweichen!“ Doch das Manöver misslang, Nachtara wurde an der Flanke gestreift und schrie schmerzerfüllt auf. „Steinwurf, schnell!“ Onix beförderte abermals einige Felsbrocken in Nachtaras Richtung. „Spring auf die Steine und greif mit Ruckzuckhieb an!“ Die Nachtkatze sammelte ihre Kräfte um geschickt auf die Steine zu springen, die Onix aus dem Boden gerissen hatte. Nachtara prallte jedoch am Kopf von Onix ab und landete auf dem Boden. „Wieder Feuerodem!“, befahl Rika. Shuu biss sich auf die Unterlippe. „Katapultiere dich mit Eisenschweif in die Luft!“, konterte der Junge. Nachtara daraufhin schlug den Schweif gegen den Boden um so in die Luft zu schnellen. „Hyperstrahl!“ Um Nachtaras Maul wurde von orangefarbenem Licht umhüllt und schließlich sammelte sich der gewaltige Hyperstrahl. „Schnell! Kontere mit Feuerodem!“ Der Feuerodem Onix’ versuchte den gebündelten Strahl abzuhalten, jedoch wurde dieser mit Leichtigkeit zerteilt und Onix bekam die Kraft zu spüren. Die Felsnatter brach letztendlich zusammen. Nachtara war aufgrund der Folgen des Kampfes auch müde geworden und keuchte zunehmend. Rika rief ihr Pokémon zurück und warf schließlich einen neuen Pokéball auf dem Boden. Hundemon löste sich aus dem Licht und schlug mit dem Schweif auf und ab. „Nicht schlecht.“, gab Rika zu. „Du bist wahrhaftig ein würdiger Gegner.“ Shuu lächelte. „Danke für die Ehre.“, erwiderte Shuu. „Aber denke nicht, ich schenke dir den Sieg! Nachtara, Ruckzuckhieb!“ Blitzschnell raste Nachtara auf den dunklen Hund zu und rammte ihn mit vollem Körpereinsatz. Doch dieser schien davon noch nicht Mal etwas zu spüren. „Flammenwurf.“ Um Hundemons Maul entsprangen kleine Flammen und entfachte schließlich einen züngelnden Feuerstrahl, den Nachtara zu Boden warf und dieses nicht mehr aufstand. „Nachtara!“, rief Shuu besorgt. „Du hast genug gekämpft. Ruh dich aus!“ Das schwarze Pokémon wurde in den Pokéball zurück gesogen als es versuchte aufzustehen. „Du bist meine einzige Hoffnun… Sheinux! Los!“ Das Elektro Pokémon erschien im weißen Lichtschein des Pokéballs auf dem Kampffeld. Nun trat die heiße Phase des Matches ein, jeder Trainer hatte nur noch ein Pokémon übrig. Der Sieger dieses Kampfes war der Gewinner dieses Turniers. Für Shuu war dieses Turnier eine Bereicherung an Erfahrung – sowohl positive als auch negative. Der Sieg oder eher gesagt der Preis interessierte ihm im Geringsten. Er kämpfte für den Spaß und an das Freundschaften schließen. Das machte doch die Pokémon Kämpfe aus – neue Freunde kennen lernen. Shuu hatte viele neue Bekanntschaften geschlossen. Zwar waren diese keine richtigen Freundschaften, sondern eher flüchtige Bekanntschaften. Er hatte neue Pokémon, Strategien und vor allem eine Vielzahl von hervorragenden Trainern gesehen. Eine halbe Minute verging, ohne das Rika und Shuu sich rührten. Sie warteten auf den Befehl des Anderen um dagegen zu wirken. Schließlich schienen sich beide zu regen. „Sheinux! Funkensprung!“ „Flammenwurf, heiz ihnen ein!“ Hundemon spie wieder einen Flammenwurf, während Sheinux mit Funkensprung dem schwarzen Hund entgegen sprang. Dem Feuerstrahl wich der Luchs geschickt aus und schockte Hundemon bei Berührung. Dieses schüttelte sich daraufhin und knurrte verärgert. „Spukball!“ Hundemon hob den Kopf und erschuf einen Schattenball, dessen Inneres lilafarben funkelte. Dieser monströse Spukball schleuderte schließlich Hundemon auf Sheinux, das nicht mehr der Attacke ausweichen konnte. „Gut gemacht! Jetzt pack es mit deinen Zähnen!“ Hundemon stand über das kleine Sheinux und packte es mit spitzen Fängen. Dieses versuchte sich vehement dagegen zu werfen. Nun schlug Hundemon Sheinux mehrere Male hintereinander hart auf den Boden bis Shuu dieses Drama nicht mehr mit ansehen konnte. „Funkensprung!“ Sheinux sammelte seine Energie und entlud seine gesamte gespeicherte Elektrizität als Hundemon es auf den Boden schlug. Der schwarze Hund taumelte zurück und ließ den Luchs sofort los. Es strauchelte gefährlich aufgrund der harten Schläge Hundemons. „Flammenwurf!“ Sofort attackierte das Unlicht Pokémon wieder mit einem Flammenstrahl. Daraufhin brach Sheinux entkräftet zusammen. Reglos blieb es liegen. „Sheinux! Sheinux! Nein!“, schrie der Grünhaarige. Doch durch Shuus verzweifelten Rufe erhob sich das Pokémon wieder. Es atmete schwer, wollte aber um keinen gottverdammten Preis aufgeben. Im diesem Moment leuchtete Sheinux’ Körper auf… Der Körper Sheinux’ wurde völlig neu geformt, es wuchs ihm ein mähnenartiges Fell auf dem Kopf, seine Beine und allgemein der Körperbau wurde kräftiger. Nun verblich der grelle Glanz wieder und vor Shuu stand ein neues Pokémon. „Lux-io Luxio!“ Der Grünhaarige war über die Entwicklung seines Pokémons verblüfft, schlug aber dennoch den PokéDex auf: „Luxio – Das Funkelaugen-Pokémon: Seine Krallen können Elektrizität abgeben, die stark genug ist um jemanden bewusstlos zu machen. Durch diese Impulse ist es in der Lage mit seinen Artgenossen zu kommunizieren.“ Die Stimme des Pokémon Lexikons verstummte. „Herzlichen Glückwunsch.“, sagte das schwarzhaarige Mädchen. „Können wir dieses Theater nun zu Ende bringen?“ Shuu bejahte mit einem kurzen Nicken. „Aber klar doch!“, gab er zurück. Rika grinste. „Denk nicht, dass du gewinnen kannst, nur weil dein Sheinux sich entwickelt hat!“ Shuu, der sich eine Strähne aus dem Gesicht schnippte, erwiderte ihr Grinsen mit seiner üblichen arroganten Miene gegenüber Fremden. „Das werden wir ja noch sehen. Sheinux, äh Luxio, sofort Eisenschweif!“ Sogleich sprang Luxio mit einem Satz in die Luft, sein Schweif strahlte hell und es raste blitzartig auf Hundemon zu. „Schnell! Ausweichen!“ Doch Hundemon konnte nicht der Attacke entgegen und bekam die neu gewonnene Kraft Luxios zu spüren. Es wurde hart auf den Boden geschmettert. Rika erstaunte, überspielte jedoch ihre Sprachlosigkeit mit einem gezwungenen Lächeln. Hundemon rappelte sich schwermütig erneut auf die Beine und knurrte leise. Luxio dagegen fauchte es drohend an. „Hundemon! Wir müssen es schnell besiegen. Benutze deinen Flammenwurf.“, befahl Rika. Daraufhin formte der dunkle Hund einen Feuerstrahl auf Luxio. „Eisenschweif gegen den Boden und dann Funkensprung!“, konterte der Grünhaarige. Luxio schlug seinen erhärteten Schweif gegen den Boden um so sich mit Leichtigkeit in die Luft zu katapultieren. Hundemons Flammenwurf verfehlte sein Ziel, dafür jedoch kam Luxio zu seinem elektrisierenden Frontalangriff. Hundemon knallte gegen rücklings gegen die Wand. Das Blatt wendete sich – zu Shuus Gunsten. „Scheisse, ich verliere die Kontrolle.“, fluchte die Schwarzhaarige und richtete ihren Blick auf Hundemon, welches sehr zu keuchen schien. „Spukball, Hundemon! Das ist unser letzter Versuch!“ Der Schattenhund reckte seinen Kopf in die Höhe. Eine dunkle Kugel formte sich im Maul. „Nochmals Eisenschweif und dann Tackle!“ Luxio rannte auf Hundemon zu, sein Schweif glühte bereits. Der Spukball raste geradewegs auf den Luchs zu. Doch dieses sprang kurzzeitig in die Luft und zerteilte den Schattenball mit Leichtigkeit. Kleine Fünkchen rieselten zu Boden und umringten Luxio als es landete. Kaum auf dem Boden rannte es weiter auf Hundemon zu und tackelte es mit voller Kraft. Hundemon ging jaulend zu Boden und erhob sich nicht wieder. Das Publikum jubelte vor Begeisterung und vor Freude über Shuss Sieg und sie standen sogar von ihren Sitzplätzen auf um dem Grünhaarigen zu applaudieren. Shuu fuhr sich mit der rechten Hand durch seine smaragdgrünen Haare und seufzte erleichtert. Fassen konnte er es zwar nicht, aber gewonnen war gewonnen. Die Schwarzhaarige konnte währenddessen ihren Augen nicht trauen, dass sie verloren hatte. Jedoch gab sie sich geschlagen und zückte Hundemons Pokéball. Der Schattenhund erhob sich grollend. Keinesfalls wollte er aufgeben. „Es reicht Hundemon. Wir haben verloren.“, brachte Rika ihr eigenwilliges Pokémon zur Vernunft. „Du musst dich ausruhen.“ Hundemons Muskeln entspannten sich einwenig als es vom roten Lichtstrahl des Pokéballs eingefangen wurde. Eines letzten Blickes schaute sie zu Shuu hinüber, der sein Luxio ausgiebig lobte. Dann wandte sich das Mädchen zum Gehen. „Und der Sieger des diesjährigen Ewigenauer Turnier ist Shuu aus LaRousse City!“, jubelte der (verrückte) Bürgermeister lauthals. „Herzlichen Glückwunsch, mein Junge!“ Der Mann reichte Shuu die Hand. „Danke. Jedoch ist es nicht mein Verdienst, das ich gewonnen habe.“ Er blickte auf seine Pokémon, die neben ihm standen. Nachtara, Roselia, Bamelin und Luxio hatten sehr viel für diesen Sieg getan. Der eigentliche Preis interessierte Shuu nicht im Geringsten. Er hatte ja seine Pokémon. Mr. Arakawa lächelte. Diese Antwort stellte ihn zutiefst zufrieden. „Das hört man doch gerne.“ Er klopfte dem Grünhaarigen mit einem kräftigen Schlag lachend auf den Rücken. Shuu hüstelte etwas daraufhin und blickte sehnsüchtig über die Zuschauer. Schließlich erblickte Shuu Haruka und sprang vom Podest um sich zu ihr zu drängen. Ihr Lächeln begrüßte ihn als sie ihn kommen sah. „Du hast es tatsächlich geschafft! Glückwunsch!“ Shuu nickte unmerklich. Er blickte nur in ihre blauen Augen und glaubte sich in ihnen zu verlieren. „Dank dir, mein Engel.“, wisperte er, sodass nur Haruka ihn hörte… Kapitel 19: Der Untergrund-Mann ------------------------------- Das nächste Kapitel ist endlich da!! Hoffe es gefällt euch. 19. Kapitel Der Untergrund-Mann Den Tag nach dem Turnier wollten Haruka und Shuu gemeinsam genießen. Nach Shuus Sieg hatten sie sich diese Pause redlich verdient. Doch sie beschlossen nicht mehr lange in Ewigenau zu bleiben. Schließlich hatten sie einen wichtigen Auftrag und der nächste Wettbewerb sollte auch bald wieder stattfinden. Am nächsten Morgen schliefen Haruka und Shuu lange durch, obwohl die Sonne bereits das Zimmer erhellte. Von dem grellen Licht wurde Shuu letztendlich langsam wach und stützte sich auf seine Ellenbogen. Seine Lippen verzogen sich zu einem sanften Lächeln. Harukas Augen waren noch immer geschlossen. Ihre Brust hob und senkte sich gleichmäßig. Der Grünhaarige beschloss Haruka schlafen zu lassen und schob behutsam die Decke weg um Aufzustehen. Auf dem Tisch im Zimmer lagen die Pokébälle von Shuu und Haruka. In diesem Moment als Shuu aufstand, erzitterte einer von ihnen und öffnete sich daraufhin. Im Lichtschein erschien das silbern-glänzende Baby Lugia. Es quiekte lauthals und empört dar Shuu es nicht beachtete. Dieser verschwand nebenan im Bad und ließ es im Zimmer alleine. Lugia tapste ihm leise hinter und zupfte ihm an seiner Boxershort. „Hey!“, zischte Shuu erschrocken. „Lass das!“ Shuu senkte seine Stimme um Haruka nicht zu wecken. Doch Lugia ließ nicht locker und stupste ihn weiter an. Shuu verdrehte lustlos die Augen. „Hm? Was ist?“ Lugia blickte den Grünhaarigen fragend an und gab einen leisen wimmernden Ton ab. Shuu wandte sich kurzerhand wieder ab, wurde aber daraufhin ins Bein gezwickt, zwar nur leicht, aber genug um Shuu zu einem Fluchen zu veranlassen. „Argh! Hör auf!“ Shuu war verärgert und verängstigte somit das Baby. Es wollte wieder ins Zimmer huschen als plötzlich Haruka auftauchte. „Huh?“ Haruka realisierte aufgrund ihrer Schlafbetrunkenheit nicht wirklich, was vorgefallen war. „Morgen.“, nuschelte sie und tätschelte Lugias Kopf. Shuu betrachtete Haruka grinsend. Ihr Gesicht wirkte verschlafen, ihre Haaren waren zerzaust, und die Krönung war, dass sie in ihrer Unterwäsche vor Shuu stand. „Gute Aussicht.“, bemerkte der Grünhaarige spitz und verließ mit einem breiten Grinsen das Badezimmer wieder. Schließlich verstand, warum ihr Freund so grinste. „Na warte!“, fauchte sie, lief ihm hinterher und schnappte sich ein Kissen, was auf dem Boden lag. Diese „Waffe“ schleuderte die Braunhaarige Shuu entgegen und traf ihn als er sich zu ihr umwandte im Gesicht. „Na warte!“ Shuu hob das Kissen auf und warf es wieder auf Haruka zurück, die sich gerade noch ins Bett retten konnte. Shuu sprang ihr hinterher und beugte sich über sie. „Du bist ein hinterhältiges Biest.“, flüsterte er. Haruka hob den Kopf und verwickelte ihn in einen zärtlichen Kuss. Shuu erwiderte ihn leidenschaftlich. Kurz neigte er den Kopf zur Seite. Lugia starrte neugierig zu Haruka und Shuu. „Es guckt uns zu.“. meinte er trocken. Haruka schubste Shuu kurzerhand sanft von sich herunter und kletterte aus dem Bett. Shuu blickte ihr stirnrunzelnd nach und erhob sich schließlich ebenfalls. Er umarmte sie von hinten uns küsste ihren Nacken. Haruka genoss die Zärtlichkeit und drehte sich zu ihm um. „Gehen wir frühstücken?“ Shuu bejahte mit einem knappen Nicken. Nun saßen Haruka und Shuu im Restaurant des örtlichen Pokémon Centers. Lugia saß unter dem Tisch und fraß seine Portion Pokémonfutter, welches Haruka meist nun selbst zu bereitete. Darin hatte sie mehr Talent als bei der Herstellung von PokéRiegel. Aufgrund der Anwesenheit Lugias zogen Haruka und Shuu somit einige skeptische oder gar neidische Blicke anderer Trainer auf sich. Die Braunhaarige achtete darauf keinesfalls. Solange sie nicht aufdringlich wurden, war es ihr egal. Schließlich konnte Haruka Lugia nicht ewig einschließen. Doch das Mädchen hatte andere Gedanken. Sie stocherte lustlos in ihrem Essen herum. Shuu hob seinen Kopf. „Schmeckt es dir nicht? Oder hast du keinen Hunger?“, erkundigte er sich. Sein Blick verriet, dass er besorgt war. Haruka schüttelte direkt den Kopf. „Ach nein, nein. Es ist alles in Ordnung. Ich denke nur nach.“, erwiderte sie und versuchte zu lächeln. Shuu spürte, dass dies nicht so war. „Ich seh es dir an, wenn es dir nicht gut geht.“ Haruka schaute ihrem Gegenüber schweigsam an, senkte dann jedoch den Blick um einige Happen ihres Frühstücks zu essen. Der Grünhaarige beobachtete sie weiterhin. Er legte die Gabel nieder und suchte nach ihrer Hand. Shuu traute ihren Worten keinesfalls. Doch ehe sie etwas erwidern konnte, spürte sie Lugias kleinen Kopf auf ihrem Oberschenkel. Es quiekte leise und blickte Haruka mit seinen perlenähnlichen Augen an. Sie musste lächeln. Die Bindung, die zwischen Haruka und Lugia, war wahrlich sehr vertraut. Sie war anders als die Beziehung zu ihren anderen Pokémon. Sie war einzigartig und nicht mit der Freundschaft zu ihren anderen Teamkameraden zu vergleichen. Lugia schaffte es immer wieder Haruka auf andere Gedanken zu bringen. Es genoss das ausgiebige Streicheln von Haruka sehr und gab leise wohltuende Geräusche von sich. Anschließend hob das Mädchen den Kopf und schaute Shuu an, der immer noch schwieg. „Findest du nicht, dass wir langsam weiter sollten?“ Die unerwartete Stimmungswechsel Harukas irritierte Shuu. Zögerlich nickte er. „Du hast Recht.“ Harukas Lippen umspielten nun ein fröhliches Lächeln und der Hunger schien auch wieder die Oberhand zu gewinnen. Shuu lehnte sich zurück und beobachtete das Mädchen mit amüsierter Miene. Haruka blickte auf. „Der Bürgermeister hat irgendetwas gesagt, dass wir zu einem alten Mann gehen sollen. Er hatte ihn Untergrund-Mann genannt. Hast du überhaupt Interesse daran?“ Shuu faltete seine Hände und stützte sein Kinn auf den Handrücken. „Nein. Eigentlich nicht. Für mich ist der Preis nicht wichtig, wie ich es bereits gesagt habe.“ Haruka sah ihn ratlos an. Wofür hatte er dann überhaupt mitgemacht? Manchmal wurde sie einfach aus ihrem Freund nicht schlau… Nach dem Frühstück hatte Shuu die Schlüssel ihres gemeinsamen Zimmer Schwester Joy abgeben. Doch bevor sie Ewigenau verlassen wollten, mussten sie neue Vorräte für die Reise einkaufen. Der Weg zur nächsten Stadt war lang. Um nach Herzofen zu gelangen, mussten sie den Kraterberg durchqueren um auf die andere Seite der shinou’schen Insel zu gelangen. Der Kraterberg war ein heiliger Berg in Shinou. Er teilte die Region in zwei Hälften, Ost- und West-Shinou. Nach der Legende nach, sollen mysteriöse Pokémon auf dem Gipfel des Berges leben. Doch niemand hat jemals eines dieser sagenumwobenen Wesen gesehen. Da sich Haruka und Shuu auf der Westseite von Shinou befanden, gab es keine andere Möglichkeit um zu Shinous Osten zu gelangen als den Kraterberg zu durchqueren. Aufgrund der wenigen Informationen über den Kraterberg wollten sie kein Risiko eingehen und wollten einige Vorräte dabei haben, falls sie sich verlaufen sollten. Bevor die jungen Trainer jedoch in den Supermarkt gingen, schlenderten sie einwenig durch die Stadt. Einiges, was ihnen zuvor nicht aufgefallen war, betrachteten sie mit einem Hauch von Bewunderung. Zwei Staturen, die Abbilder zweier Pokémon, ragten mächtig und stolz in den Himmel empor. Die Oberfläche glänzte matt und rein. Haruka strich mit den Fingerspitzen über die feine Fläche. Lugia hatte sich vor den Staturen gesetzt und betrachtete diese mit einer großen Erstaunen. Es quiekte erdrückend unter dem Schatten dieser Denkmäler. „Dialga und Palkia… Die Herrscher über Raum und Zeit.“ Die unerwartete Stimme ließ Haruka und Shuu zusammen zucken. Rika stand hinter ihnen, ihre schwarzen Haare hatten einen leichten Glanz im Licht. Die grünen Augen fixierten die Staturen, die Dialga und Palkia symbolisierten. „Die Götter Shinous… Einzigartig, nicht wahr?“ Nun ruhten ihre smaragdgrünen Augen auf Haruka und Shuu. Sie wirkten anziehend, aber gleichzeitig auch geheimnisvoll und gefährlich. Haruka versuchte ihre negative Einstellung zu dem Mädchen zu unterdrücken. „Was… tust du hier?“, fragte Haruka zögernd. Rika schloss ihre Augen für einen Moment und lachte leise. „Nichts Besonderes.“, erwiderte das Mädchen. „Ich wollte…“ Ihre Blicke schweiften zu Lugia hinab, dass sich hinter Haruka versteckte und schüchtern hervorlugte. Auf ihrem Gesicht lag ein Hauch von Verblüffung. Schnell fasste sich jedoch die Schwarzhaarige und musterte Haruka eisern. Einige Sekunden herrschte Stille zwischen den weiblichen Trainern bis Rika das Wort ergriff. „Ich hab dich wahrlich unterschätzt.“, begann sie mit ernstzunehmender Stimme. „Wenn du selbst in der Lage bist ein Lugia zu zähmen, bist du wirklich eine ausgezeichnete Trainerin.“ Haruka schwieg überrumpelt. Es war kein Misstrauen gegenüber Rika, eher eine Art Sprachlosigkeit. Die wenigen Tage, die sie Rika kannte, hatte Haruka sie als eine verschlossene und kühle Person aufgefasst. Schließlich überwand Haruka ihre starre Haltung Rika gegenüber. „Ich…“ Doch diese schüttelte den Kopf. „Nein, keine Ausflüchte.“, entgegnete sie und blickte wieder Lugia an, welches sich hervor traute um Rika zu mustern. Die Schwarzhaarige ging in die Hocke und streckte die Handfläche dem kleinen Pokémon entgegen. Es quiekte aufgeregt. Auf Rikas Gesicht lag ein schwaches Lächeln. Rika strahlte nach Außen hin eine gewisse Kühle, die einigen Menschen zu Vorurteilen verhalf. Doch im Grunde genommen war die Schwarzhaarige eine freundliche und eine durchaus faire Person. Sie liebte Pokémon, das erkannte Haruka rasch. Rika ging sehr behutsam mit Lugia um, damit sie es nicht verschreckte. Schließlich erhob sich das Mädchen wieder. „Es ist noch sehr jung.“ Haruka nickte nur stumm. „Haruka und ich haben es in der Nähe von Route 202 gefunden. Wir vermuten, dass es in diesem Sturm von seiner Mutter getrennt worden war.“, berichtete Shuu. „Kann gut möglich sein.“, sagte Rika. Wieder trat ein kurzweiliges Schweigen ein. „Nun, ich werde dann auch aufbrechen.“ Sie wandte sich zum Gehen um als Shuu sie nach kurzem Nachdenken aufhielt. „Warte!“ Haruka und Rika blickten den Jungen überrascht an. „Wie wäre es, wenn du mit uns zu diesem Untergrund-Mann gehst? Immerhin benötigst du noch eine Entschädigung, das du uns damals im Wald geholfen hast.“ Rika war über die Einladung sehr irritiert. Ihre zweite, kühle Seite schien wieder die Oberhand zu gewinnen. „Das war noch gar nichts.“, meinte sie schulterzuckend. „Nun gut. Ich nehme die Einladung dankend an.“ Das Haus des Untergrund-Mannes lag außerhalb der Stadt. Das Äußere des Hauses schien trist und alt zu sein. In anderen Worten, es sah nicht gerade einladend aus. Rika erzählte Haruka und Shuu, dass der Mann recht unfreundlich war. Er war gegenüber der heutigen modernen Zeit sehr verhalten. Eben ein Mann, der aus einer alten Generation stammte. Haruka klopfte zögernd gegen die schwere Holztür. Im Inneren schien sich nichts zu regen. Noch mal pochte sie an die Tür, diesmal lauter und länger. Einen Moment war es still und die Braunhaarige wollte soeben noch einmal klopfen als im Haus etwas herunterfiel und zerschellte. Grollende, böse Fluchen ertönte darauf folgend in der Hütte. Dann öffnete sich jedoch die Holztür. Haruka zuckte leicht zusammen, aufgrund des Aussehens des Mannes. Die besagte Person sah wahrhaftig ungemütlich aus. Seine Stirn lag in Falten und das Gesicht war dreckig. Die Kleidung war zerschlissen und die Haut an den Händen war grob. Sein schmieriges, weißes Haar hing leblos herunter. Es wies einige graufarbene Schattierungen auf, wenn Licht darauf fiel. „Was wollt ihr?“, donnerte die raue Stimme des Mannes. „Ich verkaufe euch Bälgern nichts.“ Er wollte gerade schon die Tür wieder zu schlagen als Rika blitzschnell den Fuß in den Spalt stellte und sie mit der Hand festhielt. „Halt!“ Der alte Mann musterte das Mädchen abweisend. „Was wollt ihr?“, wiederholte der Greis. „Wir sind hierher gekommen, weil sie eine Führung in den Untergrund leiten.“, erwiderte Shuu, der den Mann genauso kühl ansah. „Hm.“ Der ältere Herr begutachtete Haruka, Shuu und Rika genau. „Dann kommt rein. Ich nehme an, der junge Mann ist der Gewinner des Turniers?“ Shuu nickte. „Korrekt.“, bestätigte er und wandte sich schließlich an Haruka und Rika. „Und das hier sind meine Freunde.“ Auf der Visage des Mannes huschte ein ekelhaftes Grinsen. „So, so…“, hüstelte er und machte die Tür frei, sodass das Trainer Trio hereinkommen konnte. Die Hütte wurde nicht gerade gut beleuchtet. Eine abgebrannte Kerze stand auf dem hölzernen Tisch, auf dem vielerlei Karten herum lagen. An der Wand hingen einige Stücke, die anscheinend zu einer Bergbau Ausrüstung angehörten. Sie waren genauso verstaubt, wie die übrigen Möbelstücke. Der Alte setzte sich auf einen der gräulichen Stühle. Dieser knackste und verbog sich gefährlich unter dem Gewicht des Mannes. Er stützte die Hände auf den Tisch. „Ihr wollt also in den Untergrund…“, räusperte sich der Mann. Sein kühler Blick ruhte auf Haruka, die sehr distanziert wirkte. „Mein Name ist Nobuo, aber ich werde stets der Untergrund-Mann genannt.“ „Shuu ist mein Name und das…“ Er schob Haruka etwas vor. „ist Haruka, meine Freundin.“ Nobuo nickte nur und seine Augen hefteten sich auf das schwarzhaarige Mädchen, die an das hölzerne Gemäuer gelehnt war. Siesah zuerst Shuu, dann Haruka an. „Rika.“, fügte sie knapp hinzu. Der alte Mann erhob sich wieder. Seine Finger streiften über die kostbare Ausrüstung an der Wand. „Seit ihr euch im Klaren, welche Gefahren auf euch zu kommen?“ Diese Worte hallten in den Köpfen der Jugendlichen wider. Haruka vermutete, dass der Mann sie einfach ängstigen wollte. Dennoch war Harukas Interesse geweckt. „Welche Gefahren?“, erkundigte sich die Braunhaarige. Nobuo wurde schlagartig ernst. „Es leben einige Pokémon dort, die nicht gerade erfreut sind über menschlichen Besuch.“ Er machte eine kurze Pause. „Außerdem können die Tunnel einstürzen. Und wenn das geschieht, gibt es nichts mehr zu Lachen.“ Haruka und Shuu schwiegen und blickten sich verunsichert an. Doch Rika stieß sich lachend von der Wand ab. Ihre typische Art strahlte eine ungewöhnliche Kühle aus. „Kann es sein, dass sie uns nur Angst einjagen wollen? Wir leben schließlich nicht mehr im letzen Jahrhundert, in dem sie vielleicht noch im Bergbau gearbeitet haben.“ Die barschen Worte des Mädchens verärgerten den Mann verwunderlicher Weise nicht. Im Gegenteil, sie amüsierten ihn nur. „Du scheinst ganz schön mutig zu sein, junge Dame.“ Er lachte rau. „Ihr scheint ja wild entschlossen zu sein, da kann ich als Experte euch nicht abbringen.“ Rika blickte Nobuo kühl an. Er war ihr einfach unsympathisch, aber schließlich konnte sie nun die Geste von Shuu und Haruka nicht mehr ausschlagen. Nobuo ging um sie herum, nahm einige der Ausrüstungsstücke ab und sortierte sie auf den Tisch. Dabei achtete er nicht auf die Karten, die darauf ausgebreitet waren. „Ich werde euer Exkursionsleiter sein. Ohne jemanden, der sich da unten auskennt, seid ihr aufgeschmissen.“ Diesmal war es Haruka, die die Abneigung gegenüber dem Mann kundtat, indem sie die Augen verdrehte. Doch dieser schien es nicht zu bemerken, denn er blühte regelrecht auf in der Freude wieder in den Untergrund zu gehen. „Jeder von euch sollte ein Pokémon mitnehmen. Zur Sicherheit.“Stumm nickten Haruka, Shuu und Rika und gingen im Gedanken durch, welches Pokémon sie wohl begleiten wird. Durch ein metallisches Klirren, das beim Schultern des Inventars ertönte, riss sie wieder aus den Gedanken. „Jeder von euch nimmt eine Fackel und dann kann es losgehen!“ Der Alte lachte bebend auf. Die alte Nobuo führte Shuu und die Mädchen zu einem Eingang, der ähnlich gebaut war wie der einer Miene. Dieser war jedoch höher erbaut und mit Lampen versehen, die bei Dunkelheit helles Licht ausstrahlten. Dazu wirkte er stabil und ungefährlich. Trotzdem machte sich ein beklemmendes Gefühl in Haruka breit. Es gab oft Berichte und Gerüchte über Menschen, die in einer Miene verschüttet worden sind und nie mehr das Tageslicht erblickten. Sie zögerte und ließ Rika und Shuu zuerst in den dunklen Gang eintreten. Shuu blickte zurück und streckte seine Hand nach Haruka aus. Unsicher fasste sie nach seiner Hand. Sie spürte, wie ein Gefühl der Sicherheit in ihr aufkeimte. Sanft ließ sie sich zu ihm ziehen um den Weg ins Innere des Tunnels mit ihm zu gehen. Rika ging zielstrebig weiter, ohne ein Gefühl der Angst nach Außen hin auszustrahlen. Ihre Körperhaltung strömte schon einen Hauch von Selbstsicherheit aus. Schließlich blieb Nobuo ruckartig stehen und veranlasste die Jugendlichen ebenfalls notgedrungen stehen zu bleiben. „Wir dringen jetzt in ein Tunnelsystem, was das Territorium mancher Boden Pokémon ist. Eure Pokémon sollten ab hier an eurer Seite sein.“ Mit diesen Worten holte der alte Mann einen orange-schwarzen Hyperball heraus. Aus dem Licht formte sich ein Geowaz. Es hatte kurze Beine, und Arme, war aber dafür ein kraftvolles Pokémon. Shuu und Rika zückten ebenfalls ihre Pokébälle aus denen im grellen Licht die Gestalt von Hundemon und Luxio abzeichneten. Genüsslich streckte sich der blaue Luchs und warf einen finsteren Blick dem Schattenhund zu. Dieser schien jedoch Luxio zu ignorieren. Es gähnte gelangweilt. Als gerade Haruka einen ihrer Pokébälle zückte, befreite sich aus einen der rot-weißen Bälle das silbern geflügelte Pokémon Lugia. Es quiekte erfreut und verspielt und hopste um seine Ersatzmutter herum. Haruka warf dem Baby ein ratloses Lächeln zu. „Meinst du das ist die richtige Entscheidung?“, erkundigte sich die Schwarzhaarige. Shuu sah Haruka, dann Rika an. „Es wird schon nichts passieren.“, versuchte er das Mädchen zu beschwichtigen, die jedoch nur die Schultern zuckte. „Wie ihr meint.“ Der alte Nobuo warf Haruka einen kurzen Blick zu, bevor er schließlich voran ging. Lugia sauste sofort in den nächsten dunklen Gang. Verspielt wie es war, bemerkte es dabei nicht die kommende Dunkelheit in dem Tunnel. Plötzlich spürte es die Einsamkeit und suchte ängstlich nach Haruka. Shuus Luxio kam hinterher gerannt um nach dem Baby zu sehen. Die Gestalt des Luchses beschwichtigte Lugia einwenig. Gehorsam wartete Lugia bis Haruka wieder in Sichtweite war, stürmte wieder zu ihr um dann schließlich mit wedelnden Flügel wieder wegzulaufen. Dies alles war für ihn eine Art Spiel, jedoch konnte dieses Spiel schnell zum gefährlichen Ernstfall werden. Haruka war besorgt deswegen und ließ ihren Liebling nicht aus den Augen. Nobuo würdigte dem Baby Lugia keines Blickes und setzte seinen Weg fort. Rika folgte ihm. Unerwartet blieb Rikas Schattenhund stehen. Ein leises Knurren entrann seiner Kehle. Automatisch blieben Luxio ebenfalls stehen und horchte. Lugia drängte sich ängstlich an Luxios Körper heran. Nobuos Geowaz schien ebenso etwas zu spüren. „Was ist, Geowaz?“ In diesem Moment erzitterten leicht die Wände unter dem Brüllen eines Pokémons. Haruka blickte furchtsam zu Shuu, der regungslos da stand und umher spähte. Dann jedoch verstummte das Brüllen des Pokémons ebenso jäh, wie es gekommen war. Die angriffsbereite Haltung der Pokémon schien sich wieder zu lösen. „Was war das?“, wollte Rika wissen. Nobuo zuckte ahnungslos die Schultern. „Keine Ahnung, was in diesen Tunneln alles herum kriecht.“, erwiderte er. „Los kommt.“ Folgsam trotteten Haruka, Shuu und Rika dem alten Mann hinterher. In Gedanken waren sie jedoch bei dem mysteriösen Pokémon, welches in den Gängen des Untergrunds sein Unwesen trieb. Auf ihrem weiteren Weg kam es jedoch zu keinen Zwischenfällen mehr. So tollte Lugia verspielt herum, ging Luxio und Hundemon gewaltig auf die Nerven bis das Unlicht Pokémon dieses barsch anknurrte. Haruka fand die Gestalt des Pokémons sehr faszinierend. Es war um einiges kraftvoller gebaut als normale Exemplare. Die Hörner waren seltsam stark gekrümmt und trotzdem wirkte die Statur des Hundes geschmeidig. Die rubinroten Augen verliehen Hundemon einen furchterregenden Ausdruck. Noch nie hatte sie ein solch wunderschönes Pokémon gesehen, dass Kraft und Schönheit in einem verband. Besonders fiel der Braunhaarigen der Charakter des Pokémons auf. Es war eigenwillig, wild und stolz, doch war es seiner Trainerin gegenüber äußerst loyal. Haruka sah Rika an. „Woher hast du eigentlich dein Hundemon?“, brach sie das Schweigen letztendlich. Rika sah zu Hundemon hinunter, welches neben ihr her trottete. „Hundemon war mein zweites Pokémon. Deshalb liegt er mir sehr am Herzen. Ich habe ihn in der Nähe von Route 201 gefunden.“, erwiderte die Schwarzhaarige. „Es war verletzt und konnte nicht mehr laufen. Ich habe ihn bis zum nächsten Pokémon Center getragen.“ Rika machte eine kurze Pause. Hundemon stupste sie zärtlich an. Zwischen Trainer und Pokémon bestand eine feste Freundschaft. „Dort habe ich erfahren, dass ein Rudel Hunduster in der Gegend war. Sie machten einigen Ärger in der Stadt und in der Umgebung.“ Shuu und Haruka lauschten interessiert. Sie vermuteten, warum Rika es verletzt aufgefunden hat. „Ein Streuner hatte seinen Platz im Rudel streitig gemacht, und natürlich verloren. Es dauerte eine Weile bis ich sein Vertrauen gewonnen hatte.“ In Gedanken an die Tage kraulte sie Hundemons Kopf. Es verging einige Zeit, in der die Jugendlichen kein Wort sprachen. Haruka beschäftigte noch lange die besondere Beziehung zwischen Haruka und ihrem Pokémon Hundemon. Diese Art der Freundschaft war vergleichbar mit ihr und Lugia. Hundemon vertraute Rika bedingungslos und umgekehrt bestand das gleiche Vertrauen. Im den Tunnelsystemen ging Harukas Zeitgefühl völlig verloren. Die Fackeln warfen tanzende Schattenbilder an den Wänden. Sie waren wunderschön, aber auch gleichzeitig mysteriös und unheimlich. Manchmal blieb die Gruppe stehen, horchten und versuchten das leistete Geräusch wahrzunehmen. Es gelang ihnen jedoch nicht. Schließlich wanderten sie Nobuo weiter – still und schweigsam. Dann aber brach Haruka die Stille mit einem lauten Seufzer, der in dem, nun schmaleren Tunnelsystem, widerhallte. Rika blickte das Mädchen an. Plötzlich zerriss ein erschrockener Aufschrei die geruhsame Stille. Haruka wirbelte herum. Das war Lugia! Ihr Herz pochte wild und ihre Gedanken schienen einen Höhenflug zu erleben. Alarmiert rannte sie los, so schnell sie konnte. Sie merkte nur noch, wie Shuu und Rika ihr hinterher liefen. Nobuo blieb dagegen teilnahmslos zurück. Nochmals jammerte die Stimme Lugias laut auf. Luxio hatte sich vor das Baby gestellt um es zu schützen, doch plötzlich traf den Luchs ein heftiger Windstoß. Sofort ging das Pokémon zu Boden. Shuu rannte zu seinem Pokémon, das sich versuchte aufzustehen, doch immer wieder wegknickte. Schließlich ertönte abermals ein heller Schrei und die Gestalt eines Panzaeron erschien vor der Gruppe. Lugia zitterte vor Angst. Es jammerte furchtsam. Der beeindruckende Stahlvogel landete vor Lugia. Wieder kreischte es aufgebracht. Es hob den Kopf. Seine Flügel glänzten unerwartet – ein Stahlflügel. Lugias jammervolles Geschrei wurde noch erbärmlicher und angstvoller. Haruka war wie gelähmt. Das Mädchen konnte einfach nichts tun. Sie war hilflos. Doch plötzlich wurde sie ungeniert von Rika zur Seite geschubst. „Hundemon, Flammenwurf, beeil dich!“ Hundemons Schnauze wurde in eine rötliche Aura getaucht, und schoss schließlich ein gebündelter Feuerstrahl aus dem Maul. Der unerträglichen Hitze, der dieser ausstrahlte, war nun Panzaeron schutzlos ausgeliefert. Zäh widersetzte sich doch das Panzeron und spie eine Salve gold funkelnder Sterne auf Hundemon herab, die aus dem Nichts erschienen. Die Attacken kollidierten und verursachten eine Explosion. Die Wände wackelten unter der Erschütterung. „Pff. Mach es fertig!! Spukball!“, befahl die Schwarzhaarige. Einen dunklen Schattenball erschuf Hundemon, der von einer lilafarbene Aura strahlte umgeben war. Panzaeron brach nach dieser Attacke erschöpft in sich zusammen. Haruka taute aus ihrer Erstarrung aus. Erst jetzt realisierte sie, dass die Gefahr gegangen war. Lugia saßen der Schreck und die Furcht immer noch in den Knochen. Die Braunhaarige schlang die Arme um Lugias Hals und schmiegte ihr Gesicht gegen seinen Nacken. Es wimmerte leise und war erleichtert, dass es vorbei war. Rika währenddessen zückte einen Pokéball hervor. Der rot-weiße Strahl fing das besiegte Panzaeron ein. Nach einigen Augenblicken blieb der Pokéball regungslos liegen. Nobuo war ebenfalls anwesend und beobachtete das Geschehen mit einer Art von Erstaunen. „Sagenhaft… Dieses Panzaeron hat schon seit einiger Zeit die Arbeiter in Angst und Schrecken gehalten. Einige Pokémon sind daran schon gescheitert gegen es zu kämpfen.“, berichtete der alte Mann und blickte Rikas Schattenhund an. „Aber dein Hundemon hat es mit Leichtigkeit besiegt.“ Rika schwieg und machte auch keine Gestalten darauf etwas zu antworten. Still besah sie Panzaerons Pokéball. Das Pokémon wollte nur seinen Lebensraum beschützen, doch in diesem Wahnsinn hätte es fast ein junges Baby Pokémon angegriffen und schwer verletzt. Haruka erhob sich. Der Schreck war nun vollkommen verschwunden. „Danke, du hast Lugia das Leben gerettet.“ Die Schwarzhaarige wandte sich zu dem Mädchen um. Ihr Blick war finster und ernst. „Hast du vielleicht schon mal daran gedacht deinem Pokémon das Kämpfen beizubringen?“ In ihrer Stimme schwang ein harter Tonfall mit. „Dann wäre es niemals so weit gekommen.“ Haruka blickte Rika fassungslos an. „Es ist doch noch ein Baby!“, protestierte das Mädchen. Rika zuckte die Schultern. „Was glaubst du, wann ein junges Pokémon selbstständig wird? Es wird nicht ewig von der Mutter beschützt. Das solltest du wissen als Lugias Ersatzmutter.“ Rikas Worte klangen hart, aber sie sprachen auch die Wahrheit. Lugia hatte noch nie gekämpft, ausgeschlossen der Kampf als Haruka es gefangen hatte. Damals waren die Attacken des Pokémons eher eine Art Notwehr. Sie dienten nur als Verteidigung, weil es keinen Ausweg mehr gefunden hatte. Shuu legte seine Hand auf ihre Schulter. Doch diese war in Gedanken versunken. Rika fuhr sich durch ihre schwarzen Haare. Sie blickte Haruka nicht mehr an. Ihre Worte hatten Haruka zum Nachdenken gebracht. Die Gruppe blieb einige Zeit stumm. Schließlich riss ein metallisches Hämmern sie aus der Trance. Sie blickten sich um. Der alte Nobuo saß auf der Erde und hatte seinen Bergbau Inventar neben sich gelegt. In der Hand lag ein kleiner Hammer, der am Kopf spitz zu lief. Er war fein und übte nicht viel Druck auf die Wand aus. Dagegen war der Hammer in der anderen Hand schwer und geeignet für große Flächen aufbrechen. Mit dem großen Hammer klopfte Nobuo vorsichtig die Wand auf. Etwas Glitzerndes kam zum Vorschein, jedoch war nur die Hälfte des Schatzes erkennbar. Mit dem feinen und leichten Hammer befreite der alte Mann einen goldgelblichen Stern. Er erhob sich und präsentierte den Jugendlichen den Schatz. „Wisst ihr was es ist?“ Die Angesprochenen schüttelten den Kopf. „Das ist wonach wir Untergrund-Arbeiter suchen! Ein seltenes Sternenstück.“ Der Mann war sichtlich stolz auf seinen Fund und steckte ihn anschließend in einen Beutel am Gürtel. Nun wandte sich der Mann an die Jugendliche. „Es gibt einige Gründe, warum man im Untergrund gräbt. Erstes, wegen dem Kohle Abbau und zweites wegen der Schätze. Bisher wurden Entwicklungssteine, wie Donner-, Feuer-, Wasser- und Blattsteine hier gefunden.“ Haruka hob die Augenbraue. Beachtlich war es, was man hier ausgraben konnte. Sie fand es interessant zu wissen, dass die bekannten Steine, die zur Entwicklung eines Pokémon dienen, aus dem Untergrund stammen. Nun beugte sich Nobuo über sein Sortiment. Er gab jedem der Jugendlichen zwei Hämmer, die er selbst zuvor ebenfalls benutzt hatte. Anschließend händigte er ihnen noch drei Schürzen aus, die sie um die Hüfte banden, damit sie sich nicht schmutzig machten. „Ich werde euch jetzt einige Techniken zeigen, die ihr zum Ausgraben von Gegenständen braucht.“ Haruka, Shuu und Rika viel über den Bergbau und über die Ausgrabung von antiken und wertvollen Gegenständen. Noch dazu konnten sie das Gelernte schnell anwenden. Ihnen machte es großen Spaß nach Gegenständen zu graben. Dabei hatten sie auch mehr oder weniger Glück. Zwar waren es keine wertvollen Dinge, wie Steine oder andere Dingen, jedoch waren es nützliche Dinge, wie Beleber oder Top-Beleber. Trotz eher dieser kleinen Erfolge schaufelten sie mit Hingabe weiter bis Haruka schließlich auf etwas Hartes stieß. Sie stieß einen überraschten Ausruf aus. Nobuo hob den Kopf und ließ seine Werkzeuge auf den Erdboden fallen. Der Alte betrachtete Harukas Fund, nahm ihr den leichten Hammer aus der Hand und klopfte einen sichelartigen Gegenstand frei. Dieser hatte die Form einer Klaue und war seltsam gekrümmt. Haruka blickte fasziniert auf die Sichelklaue. „Eine Scharfklaue…“, flüsterte Nobuo. „Ein seltener Fund.“ Shuu hob den Kopf. Der Schweiß rann ihm über die Stirn. Mit der Hand wischte er diesen weg. Die Braunhaarige legte die Scharfklaue auf ein Tuch neben sich und arbeite weiter. Sie war richtig stolz darauf etwas Seltenes ausgegraben zu haben. Mit neuem Ehrgeiz schlug Haruka sanft die Wand auf, allerdings mit leichtem Druck, damit die Schläge nicht die Wand zusammen brechen ließen. Rika und Shuu hatten weniger Erfolg, das Glück war ihnen einfach nicht hold. Das Einzige, was sie fanden, waren Gegenstände, die gar nichts wert waren oder nur vom Geringen wert waren. Shuu war leicht genervt. Sein Blick fiel auf kurz auf die Pokémon, die ein Nickerchen hielten. Luxio und Lugia hatten sich aneinander gekuschelt, dagegen ruhte Hundemon einige Meter von ihnen weg. Sie beachteten ihre Trainer nicht und relaxten ganz einfach. Schließlich setzte Shuu eher lustlos die Arbeit fort. Die wand bröckelte leicht ab. Unerwartet stieß er auf einen harten Untergrund in der Wand. Das Gestein dort war etwas heller und leicht gräulich gefärbt. Eine Art Einkerbung war darauf zu sehen. Behutsam entfernte der Grünhaarige das überflüssige Gestein. Mit einem dumpfen Geräusch fiel der Brocken auf den Boden. Dieser hatte die Form eines Kopfes, und war klein. Shuu hob den antiken Fund interessiert auf. Rika blickte zu Shuu und beugte sich leicht über seine Schulter. „Ein Fossil…“, murmelte die Schwarzhaarige. Der junge Koordinator blickte sie verwirrt an. Fossile waren antike Funde von ausgestorbenen Pokémon, die in der Urzeit gelebt hatten. Sie waren nicht nur selten, sondern auch sehr kostbar. Sammler zahlten für Fossile ein halbes Vermögen. Ein schwieriges Unterfangen war, mithilfe der DNA-Spuren, welches in den Fossilien vorhanden war, diese Pokémon wieder zu beleben. Nobuos Augen funkelten argwöhnisch, nachdem er das Fossil unter Augenschein genommen hatte. „Es handelt sich hierbei um ein Kopffossil.“, meinte er kühl. „Von welchem antiken Pokémon es allerdings handelt, weiß ich leider nicht.“ Shuu betrachtete das rundliche Gestein, was angeblich ein Fossil sein soll. Schmale Furchen durchzogen das graue Gestein und darüber hinaus hob sich eine leichte Erhebung ab. Eher skeptisch war er, dass es sich tatsächlich um ein Fossil handelte. Sorgfältig wickelte Shuu das Fossil in einen Stofffetzen. Das Urgestein war zerbrechlich und sollte nicht beschädigt werden. Nobuo räumte die Werkzeuge zusammen. „Es wird Zeit.“, sagte er trocken. Es kam ihnen vor wie eine Ewigkeit bis sie endlich an der Oberfläche wieder angekommen waren. Das Trio hätte nicht sagen können, wie lange sich schon im Untergrund gewesen waren. Zurück an der Oberfläche, sogen sie die frische Luft in ihre Lungen. Unter der Erde war es erdrückend warm gewesen und erleichterte keinesfalls das Atmen. Das Licht der untergehenden Sonne blendeten Shuu, Haruka und Rika. Im Haus des alten Mannes verabschiedeten sich von Nobuo und bedankten sich für die Begleitung in den Untergrund. Schließlich gingen Haruka, Shuu und Rika wieder zurück in die Stadt. Bestürzt stellten Haruka und Shuu jedoch fest, dass es nicht lohnen würde, sich auf den Weg zur nächsten Stadt zu machen. Stattdessen beschlossen sie noch eine Nacht im Pokémon Center zu übernachten und am nächsten Morgen weiterzureisen. In der Eingangshalle verhaarten die beiden Koordinatoren und Rika schließlich. „Danke, dass du mitgekommen bist.“, sagte Shuu und lächelte. Rika erwiderte dieses Lächeln nur einen Augenblick. „Und vielen Dank, dass du Lugia beschützt hast.“, fügte Haruka hastig hinzu. „Kein Problem.“, erwiderte das Mädchen. Mit diesen Worten wandte sich Rika zum Gehen und verschwand aus der Tür. Haruka und Shuu schauten sich an. Sie fanden keinen Anlass das Mädchen aufzuhalten. Der Grünhaarige zog Haruka an sich heran und berührte sanft ihre Lippen. Diese war von der unerwarteten Zärtlichkeit vollkommen überrascht. Verwirrt blickte sie in seine grünen Augen. Beschämt schlug Haruka die Augen nieder. „Zu blöd, dass wir nicht heute nicht weitergekommen sind…“, flüsterte Shuu. „Doch dafür können wir noch etwas Hier bleiben…“ Somit zogen sich Shuu und Haruka für diesen Abend in ihr Zimmer zurück um ungestört zu sein… Kapitel 20: Das Fossil ---------------------- Das voerst letzte Kapitel vor unserem Umzug. Ich denke ich schaff nicht noch eins zu schreiben, besondeers weil ich grad keine Ideen hab für das 20. Kapitel. XD' Hoffentlich gefällt es euch! 20. Kapitel Das Fossil Der nächste Morgen kam rasch. Haruka und Shuu standen schon sehr früh auf um diesmal weiter zu ziehen um zur nächsten Stadt zu gelangen. Doch dieser heutige Tag war kalt und windig. Ein Sturm kündigte sich schon wieder an. Doch laut der Wettervorhersage sollte dieser nicht schlimm werden. Dennoch entschlossen sich Haruka und Shuu weiter zu reisen. Sie verloren einfach zu viel Zeit, wenn sie einen weiteren Tag in Ewigenau blieben. Haruka und Shuu frühstückten hastig im Restaurant des Pokémon Centers. Von Schwester Joy erfuhren sie, dass im Süden der Stadt eine Fahrrad-Ausleihe war, um den Fahrradweg zu überqueren. Shuu betrachtete das runde Urgestein nachdenklich. Welche DNA wohl in diesem Brocken sich verbarg? Mit den Fingerspitzen strich er über die glatte, feine Oberfläche. Schließlich wickelte Shuu den Stein wieder in ein Tuch, sodass das Fossil keinen Schaden davon trug. Weiter wartete Shuu geduldig auf Haruka, die kurz zu Schwester Joy gegangen war um den Zimmerschlüssel zurückzugeben. Als sie letztendlich kam, stand er schweigend auf. Haruka fiel sofort seine nachdenkliche Miene auf. „Was ist los?“ Shuu blickte ihr in die saphirblauen Augen. „Nichts, ich war in Gedanken.“ Nun musterte Haruka ihn eindringlich. Doch dieser zog Haruka nur schweigend an sich und gab ihr einen sanften Kuss auf die Lippen. Auf ihrem Gesicht machte sich ein fragender Ausdruck breit. „Für was war das?“, erkundigte sich die Braunhaarige grinsend. „Für deine unendlich Neugier.“, erwiderte er zärtlich. Haruka lächelte. Schließlich entfernte sich Shuu grinsend, und fuhr sich arrogant durch seine grünen Haare. Haruka mochte diese einbildete Geste von ihm nicht besonders, doch trotzdem fand sie, dass dies einfach zu seiner Persönlichkeit dazu zählte. Gespielt beleidigt wandte die Braunhaarige ihm den Rücken zu und ging stumm aus der Tür des Pokémon Centers. Shuu blickte ihr verwundert nach. „Haruka! Warte!“, rief er. ‚Verdammt! Was hab ich jetzt schon wieder gemacht?’, schoss es ihm durch den Kopf, während er hinter Haruka nach lief. Doch diese machte nicht den Anschein auf ihn zu warten. „Was hab ich jetzt schon wieder verbrochen?“, wollte er wissen. Haruka antwortete nicht und ging einfach – ohne einen Schimmer, wohin sie ging – weiter. „Wo gehst du eigentlich hin?“, rief Shuu, der stehen blieb. Haruka neigte ihren Kopf zu ihm. „Zur Fahrradleihe geht es in die andere Richtung.“ Haruka stieg die Schamesröte ins Gesicht. Sie hatte wirklich null Orientierung und jetzt blamierte sie sich auch noch vor Shuu. „Ähh… Echt? Ähh…“, redete sich Haruka heraus. Verlegen kratzte sie sich am Hinterkopf. Shuu setzte sein übliches arrogantes Grinsen auf. Haruka hasste es. Doch sie unterdrückte das Bedürfnis ihn anzuschnauzen. „Werte Dame, gestatten Sie das ich die Führung übernehme, da ich befürchte, dass sie eine völlige Fehlorientierung besitzen?“, bat er höflich. Trotzdem besaß Shuu noch immer sein arrogantes Grinsen im Gesicht. „Shuu! Du eingebildeter-!“ Weiter kam Haruka nicht. Shuu legte ihr sanft den Zeigefinger auf die Lippen. „Pssscchht. Wenn du dich aufregst, kriegst du Falten.“ Klatsch! Haruka verpasste Shuu eine saftige Ohrfeige. Dieser hielt sich die besagte Wange. Ihr Handabdruck zeichnete sich rötlich ab. Betroffen von Harukas schlagfertiger Reaktion blickte er betrübt drein. Die Leute starrten ihn kopfschüttelnd an. Shuu war eindeutig zu weit gegangen! Bis zu einem gewissen Maß ertrug Haruka seine spielerischen Sticheleien, aber dies ging zu weit. Dies sah er ein – widerwillig. Schmerzlich erkannte der Grünhaarige, das sich in ihren Augenwinkeln Tränen angesammelt hatten. „Haruka…“, wisperte er, ängstlich darüber was nun folgte. Eine Standpauke? Ein heftiger Wortwechsel? Nein! Gar nichts kam! Harukas Schweigen löste in Shuu unwillkürlich Panik aus. „Haruka! Sag doch was! Schrei mich an! Beschimpf mich! Aber bitte sag was!“ Plötzlich umspielten ein schmales Lächeln ihre Lippen. „Schlechtes Gewissen, was?“ Shuu wusste nicht, was er darauf antworten sollte. „Ist dir schon einmal in den Sinn gekommen, dass ich auch noch Gefühle habe?“, tobte die Braunhaarige. „Eine einfache Entschuldigung tut es nicht, nehme ich an?“, erwiderte Shuu mit gedämpfter Stimme. Haruka sah ihn einige Momente wütend an. „Du bist ein Idiot, Shuu! Merk dir das!“ Mit diesen Worten nahm Haruka seine Entschuldigung an. Sie konnte ihm nie auf ihn lange wütend sein. Der Grünhaarige seufzte erleichtert. Haruka konnte, obwohl sie ihm nicht lange böse sein konnte, auch manchmal sehr nachtragend sein. Er beschloss sie keinesfalls mehr zu reizen. Nach knappen zehn Minuten waren sie schließlich an der Fahrradausleihe angekommen. Dort liehen sich Haruka und Shuu zwei Fahrräder aus um über den Radweg zu fahren. Die nächst gelegende Stadt war Erzelingen, die aufgrund des Kohlenabbaus berühmt geworden war. Im Osten, auf Route 207, die an Erzelingen und dem Radweg anschloss, grenzte der Kraterberg, der den Kontinent Shinou in zwei Hälften teilte. Erzelingen lag nicht auf ihren Weg. Darum beschlossen sie diese Stadt zu umgehen und an einem späteren Zeitpunkt die Stadt zu besichtigen. Ihr nächstes Ziel war Herzofen, eine der größten Städte in ganz Shinou. Es rankten sich viele Berichte über die Wettbewerbe dort und über die reichen Einkaufzentren dort. Haruka freute sich schon darauf und diese Tatsache ließ sogar ihr Tempo steigern. Es war jedoch reger Betrieb auf dem Radweg. Er war breit um genügend Passanten Platz zu bieten. Der Wind blies ihnen ins Gesicht. Sie fuhren gegen den Wind, was das Fahren nicht leichter machte. Doch es machte ihnen Spaß. Shuu machte einige Faxen um Haruka zum Lachen zu bringen. Er hielt den Fahrradlenker nicht fest um freihändig zu fahren, aber das gesamte Fahrrad kam ins Trudeln, sodass Shuu beinahe gegen die Leitplanke gefahren war. Haruka amüsierte sich köstlich über Shuu. Doch plötzlich ertönte Kampflärm und Haruka und Shuu blickten sich um. En glühender Flammenstrahl schoss in die Luft. „Steilflug nach oben!“, befahl eine weiblich, bekannte Stimme. Schließlich tauchte ein fliegendes Pokémon auf und stieg höher und höher in den Himmel. „Und im Sturzflug Sternschauer!“ Das silbern-glänzende Pokémon, es war ein Panzaeron, stürzte sich gleich darauf vom Himmel herab. Es öffnete den Schnabel und formte golden leuchtende Sterne, die aus dem Nichts auftauchten. Das gegnerische Pokémon hatte keine Chance auszuweichen. Das Pokémon Vulpix knallte gegen die Wand und blieb erschöpft liegen. Die junge Trainerin des Feuer Pokémons kümmerte sich um ihr Pokémon und flüchtete so schnell, wie sie konnte aus der Nähe ihrer Gegnerin. Panzaeron landete auf dem Geländer. Es kreischte erhaben. Das Pokémon hatte nur leichte Blessuren davon getragen, leichte Verbrennungen an den Beinen, sonst war es soweit unbeschadet. Das schwarzhaarige Mädchen blickte zu ihrem Pokémon hinauf. Es hatte wirklich Fortschritte gemacht. Schließlich sah sie Haruka und Shuu auf sich zu kommen. „Welch eine Überraschung.“, rief sie ihnen zu. „Und schon treffen wir uns wieder.“ Ein Lächeln lag auf dem Gesicht des Mädchens. Die Angesprochenen hielten an. Haruka lachte. „Guter Kampf!“, lobte die Braunhaarige, während sie Panzaeron musterte. Rika nickte dankend. Shuu starrte Rika starr an. „Kann es sein, dass du nicht gerade weit gekommen bist?“ Rika nickte abermals. „Ich habe im Freien übernachtet, jedoch habe ich die halbe Nacht trainiert mit Panzaeron.“ Sie blickte stolz das Resultat ihres harten Mitternachtstrainings an. Panzaeron öffnete halb den Schnabel und ein zischendes Geräusch entkam dem stählenden Vogel. Der Grünhaarige wusste, dass Rika eine sehr ehrgeizige Trainerin war, die hart an sich und ihren Pokémon arbeitete. Niederlagen duldete sie nicht. „Aus welchem Grund?“ Rika lachte kurz auf. „Aus welchem Grund schlägt man sich wohl die Nacht um die Ohren?“, kam es von ihr zurück. „Panzaeron brauchte dringend Training.“ Shuu grinste. „Du hast einen Kampf verloren.“, stichelte der Junge. Rika wich seinem Blick aus. „Pah!“, sagte sie beleidigt, stritt aber den Vorwurf auch nicht ab. Haruka schaute Shuu und Rika abwechselnd an. Ihr Freund besaß ein gutes Gespür auf empfindliche Stellen zu stoßen. Er neigte sehr schließlich jemanden damit aufzuziehen. Diese Tatsache hatte Shuu oft getan als sie sich zum ersten Mal in Hoenn getroffen hatten. In Kanto allmählich nahmen seine Anspielungen schließlich ab. Nun wandte sich die Braunhaarige wieder zu Rika. „Hat es denn etwas gebracht?“, wollte sie wissen. Die Augen für einen Moment schließend, erwiderte Rika: „Willst du es nicht herausfinden?“ Haruka war für einen Augenblick verblüfft. „Du forderst mich heraus?“ Das Mädchen stimmte nickend zu. „Wie wär’s mit einer Revanche, hm? Hier und jetzt?“ Zweifelnd blickte Shuu sie an. Es war gefährlich mitten auf dem Radweg zu kämpfen, aber Haruka lehnte die Herausforderung nicht ab. „Angenommen.“ Rikas Lippen umspielten ein leichtes Grinsen. Panzaeron breitete seine Schwingen aus und brach in kreischendes Kampfgeschrei aus. Es stieg in die Luft empor und kreiste über ihren Köpfen. „Mein Pokémon ist doch wohl klar, oder?“, rief Rika ihrer Gegnerin zu, die sich von ihr entfernt hatte. Schweigend nickte Haruka, während sie in Gedanken grübelte, welches Pokémon sie einsetzen sollte. Schließlich zog die Koordinatorin einen Pokéball hervor. Der Grünhaarige schaute Haruka konzentriert an. Welches sie wohl gewählt hatte? Es war schwierige Wahl, da Panzaeron die Fähigkeit hatte zu fliegen. Doch Haruka war keinesfalls unsicher über ihre Entscheidung. Sie warf den rot-weißen Ball in die Luft, der sich daraufhin öffnete. „Gallopa! Ich wähle dich!“ Aus dem Licht löste sich das Feuerpferd. Es wieherte schrill. Panzaerons Schrei erfüllte abermals die Luft. Rika blickte Haruka ernst an. „Ich überlass dir den Anfang.“ Haruka nickte. „Was für eine Ehre.“, erwiderte sie. „Gallopa! Starte mit deinem Flammenwurf!“ Gallopa mobilisierte in seinem Maul den Flammestrahl und spie diesen auf Panzaeron. „Ausweichen mit Agilität!“ Mit rasender Geschwindigkeit verschwand der Stahlvogel vor Harukas Augen. „Und jetzt deinen Sternschauer!“ Hinter Gallopa tauchte Panzaeron unerwartet auf. Der Vogel öffnete seinen Schnabel und schoss mehrere goldene Sterne auf das Feuerpferd herab. Dieses war dem Angriff schutzlos ausgeliefert und konnte sich dadurch die wehren. „Verdammt.“, fluchte Haruka leise und richtete ihren Blick auf das fliegende Pokémon. „Deinen Stahlflügel, Panzaeron!“ Die Flügel Panzaerons glühten weiß auf, während es auf Gallopa zu raste. „Feuersturm!“ Ehe der stählende Vogel den Angriff ausführen konnte, spie Harukas Pokémon ein mächtiges Flammenkreuz auf es. Nur knapp konnte Panzaeron der Attacke gerade noch entgehen. „Der Kampf ist interessanter als ich dachte.“, gestand die Schwarzhaarige. „Aber Schluss mit der Spielzeit! Luftschnitt!“ Abermals sperrte Panzaeron seinen Schnabel auf. Doch diesmal rasten und verletzten einige Luftklingen Harukas Feuerpferd. Dieses wirkte schon sehr angeschlagen, trotz der kurzzeitigen Dauer des Kampfes. „Flammenwurf, schnell!“, befahl Haruka. Gallopa spie einen weiteren glühenden Flammenstrahl auf Panzaeron. „Du weißt, was du zu tun hast!“ Rikas Pokémon verstand. Panzaeron wich nochmals dem Flammenwurf durch Agilität aus und griff anschließend mit Stahlflügel an. „Scheisse!“, schrie Haruka lauthals, jeglichen Anstand abwerfend. „Mit Sprungfeder ausweichen! Beeil dich!“ Das Feuerpferd nahm Anlauf, nur durch wenige Schritte bekam es eine hohe Geschwindigkeit, und setzte zum Sprung an. Mit Leichtigkeit übersprang es Panzaeron und war somit über ihm. „Was?! Verdammt. Damit habe ich nicht gerechnet!“ Haruka grinste. „Flammenwurf!!“, brüllte das Mädchen. Für Panzaerons Ausweichmanöver war es bereits zu spät. Rika jedoch befahl ihm hastig als Gegenangriff Sternschauer einzusetzen. Beide Angriffe, der Flammenwurf und der Sternschauer, prallten aufeinander und lösten einen lauten Knall aus. Der darauf entstehende Rauch verdeckte ihnen die Sicht auf ihre Pokémon. Nach wenigen Augenblicken verzog sich der Rauch und enthüllte somit den Zustand ihrer kämpfenden Pokémon. Beide lagen am Boden und rangen mit ihrem Gleichgewicht. Keines wollte aufgeben. Shuu schaute zuerst zu Gallopa und Panzaeron, dann anschließend zu Haruka und Rika. „Ihr müsst den Kampf beenden!“, schrie der Junge. „Oder wollt ihr, dass sie sich ernsthaft verletzen?“ Nein, das wollten sie nicht. Jeder verantwortungsbewusste Trainer wusste, wann sein Pokémon unfähig war weiterzukämpfen. In dieser Verfassung könnten Gallopa und Panzaeron nicht einmal richtig auf den Beinen stehen. Auf einen Sieg kam es nicht drauf an, genauso wie bei einer Niederlage – egal wie groß die Demütigung auch war. Die Mädchen liefen zu ihren Pokémon, die entkräftet zusammenbrachen, als sie neben ihnen knieten. Haruka streichelte Gallopa über die feurige Mähne, die schwach loderte. Ein sanftes Lächeln erschien auf dem Gesicht des Mädchens. „Du hast gespürt, was ich fühle, nicht wahr? So ist es doch, Gallopa?“ Das Feuerpferd blickte Haruka sanftmütig und klug, wie es war, aus seinen roten Augen an und stupste es leicht an. „Du hast dir eine Pause verdient.“ Mit diesen Worten zog Haruka den Pokéball hervor. Gallopa schloss die Augen als es von dem rötlichen Strahl erfasst wurde und zurück ins Innere des Balles gesogen wurde. Rika schaute ihr Pokémon mit kühler Miene an. Panzaeron blickte sie beschämt an. Unsicher darüber, wie seine Trainerin reagieren würde, wich es ihrem Blick aus. Doch ihr Blick wurde sanft. „Du hast wunderbar gekämpft. Danke, Panzaeron!“ Verwirrt schaute der Vogel seine Trainerin an, die es schließlich an sich drückte. Verlegen entwand sich das Pokémon aus dem Griff. „Erhol dich etwas!“ Panzaeron kehrte ebenfalls in den Pokéball zurück um sich auszuruhen. Das Trio hatte sich gemeinsam auf den Weg gemacht. Es war bereits Mittag. Die Sonne hatte ihren höchsten Punkt erreicht, allerdings herrschte trotzdem ein kalter Wind, der alle Drei erzittern ließ. Glücklicherweise regnete es nicht, sonst wäre die Reise durchaus unangenehmer gewesen. „Haben die nicht irgendetwas mit Sturm gesagt?“, fragte Haruka, die gegen den aufpeitschenden Wind fuhr. Rika zuckte die Schultern. „Heute Nacht war es ebenfalls windig. Aber von einem Sturm habe ich nichts gehört.“ „Kein Wunder, du hast auch nicht im Pokémon Center übernachtet.“, erwiderte der Junge darauf. Die Schwarzhaarige antwortete ihm daraufhin nicht, stattdessen schlug sie ein neues Thema an. „Was ist mit deinem Fossil? Hast du es schon wieder beleben lassen?“ Der Angesprochene schüttelte den Kopf. „Nein.“, antwortete Shuu. Rika neigte den Kopf zur Seite. Sie dachte nach. „In Erzelingen ist ein berühmtes Museum. Ich habe gehört, dass sich die Forscher dort auch auf die Wiederbelebung von antiken Pokémon spezialisiert haben.“ Haruka warf Shuu einen kurzen Blick zu. „Erzelingen, huh? Eigentlich wollten wir diese Stadt zu einem anderen Zeitpunkt besuchen.“, sprach das Mädchen. Das Trio schwieg. Der Wind wurde noch heftiger. Es wurde zunehmend schwieriger dagegen anzufahren. Dazu noch sammelten sich am Himmel langsam dicke, dichte Wolken, die Regen vorhersagten. Shuu schaute in den wolkenverdeckten Himmel. „Egal, wie müssen wohl oder übel nach Erzelingen.“, entschied der Grünhaarige schließlich. Haruka und Rika nickten. Es war wohl das Beste bei dem kommenden Sturm im Trocknen zu sein. Schließlich begann es in strömen zu regnen. Der Himmel war schwarz, pechschwarz. Der eisige Wind fegte über den Kontinent hinweg. Von weitem konnten sie durch den Regen die Lichter der Stadt wahrnehmen. Dies verhieß, dass es nicht mehr weit war nach Erzelingen. Haruka erinnerte sich an das damalige Unwetter an ihrer Überfahrt nach Shinou. Es war schrecklich und für das Mädchen eine schreckliche Erinnerung, die sie belastete. Ungern dachte sie daran zurück, dass sie dem Tod knapp entkommen waren. Besorgt blickte Shuu seine Freundin einige Zeit an. Sie war sehr still geworden, nachdem sie die Fahrräder an der Durchführung zur Route 207 passiert hatten. Rika blickte in den dunklen Himmel. „Wir sollten uns besser beeilen.“, meinte das Mädchen. Shuu nickte und packte Haruka am Handgelenk. Sie zuckte zusammen und schrak aus ihren Gedanken hoch. Das Trio rannte durch den kalten Regen. Die Nässe war ihnen bereits bis auf die Haut vorgedrungen. Sie waren vollständig durchgefroren als sie endlich das Pokémon Center von Erzelingen erreichten. Die Eingangshalle war gefüllt. Einige Trainer suchten ebenfalls Schutz vor dem Sturm. Viele von ihnen waren in Wolldecken eingehüllt. Schwester Joy kam auf Haruka, Shuu und Rika zugelaufen. Sie hatte Wolldecken in der Hand. Anscheinend hatte die Krankenschwester jede Menge zutun. „Ihr seid ja völlig durchnässt!“, sagte sie. „Wärmt euch erstmal auf.“ Die Jugendlichen nahmen dankend die Decken an. Haruka neigte den Kopf Schwester Joy zu. „Sind alle Zimmer ausgebucht?“, erkundigte sich das Mädchen. Die Krankenschwester nickte zustimmend. „In der ganzen Umgebung sind die Pokémon Centren aufgrund des Sturmes ausgebucht.“, erwiderte die Krankenschwester und blickte aus dem Fenster. Die Regentropfen prasselten donnernd gegen die Scheibe. Shuu senkte den Kopf. Es gab keine andere Möglichkeit als hier zu bleiben und abzuwarten. Schwester Joy war gegangen und ließ das Trio wieder alleine zurück. Nicht nur Menschen suchten im Pokémon Center Schutz, sondern auch einige verletzte Pokémon suchten nach Schutz. Haruka war ruhiger geworden. Eine dunkle Vorahnung schoss ihr durch den Kopf. Shuu schaute sie besorgt an. „Was ist los?“ Die Braunhaarige blickte ihn an. „Nichts. Ich muss telefonieren.“ Mit diesen Worten war sie auch schon gegangen. Rika sah Haruka nach, und wandte dann ihren Blick zu Shuu. „Was ist mit ihr?“ Der Angesprochene schwieg einen Moment. „Der letzte Sturm war kein normales Unwetter.“, begann Shuu schließlich. „Ihr glaubt, es war die Kraft eines Pokémons?“, unterbrach ihn die Schwarzhaarige. Shuu nickte widerwillig. „Nur ein einziges Pokémon, was ich kenne hat eine unglaubliche Kraft…“ Sie hatte den Kopf zu Boden geneigt, hob ihn aber schließlich gleich darauf wieder. „Du meinst doch nicht etwa-“ „Lugia.“, ergänzte der grünhaarige Koordinator. Rika schwieg betroffen. „Nur ein Lugia ist dazu imstande.“, murmelte sie schließlich. „Ihr denkt, dass dieses die Mutter von dem Kleinen ist?“ Abermals bestätigte Shuu ihre Frage mit einem Kopf nicken. „Wir sind im Auftrag von Professor Eibe unterwegs. Unsere Aufgabe ist es Lugia zu finden und das Junge zu seiner Mutter zu bringen.“ Zwischen Shuu und Rika kam allmählich Stille. Rika begriff die Bedeutung dieser Mission nach langem Schweigen. Das Mädchen beneidete Haruka und Shuu. Sie hatten eine Aufgabe, die sie zu erledigen hatten. Doch die Mission hatte auch ihre Schattenseiten. Was war, wenn sie Lugia gefunden hatten? Was würde aus dem Baby werden? Wie würde es Haruka ergehen? Shuu mochte an die quälenden Fragen gar nicht denken. Haruka hing sehr an dem kleinen Lugia. Sie waren unzertrennlich. Haruka kehrte zu Shuu und Rika zurück. Der Junge bemerkte noch nicht mal, dass sie wieder bei ihnen war. „Du siehst nachdenklich aus.“, sprach sie ihn an. „Was ist?“ Ihre Stimme riss Shuu aus seinen Gedanken. Er blickte sie einen kurzen Moment ernst an, bevor er aufstand und ihr den Rücken zugekehrt hatte. „Ich habe es Rika erzählt.“ „Hä?“ Haruka wirkte überrascht. Shuu entfernte sich von den beiden Mädchen. „Wo gehst du hin?“, rief seine Freundin ihm hinterher. Dieser hob nur die Hand und ging weg. Haruka seufzte. „Er muss sicher nur allein sein.“, versuchte Rika das Mädchen aufzuheitern. Wieder seufzte Haruka. „Jetzt sitzen wir hier fest.“ Rika grinste. „Besser als klitschnass zu sein.“ Das Mädchen lachte. Der Sturm hielt noch bis zum späten Abend an. Es war kalt. Der Regen hatte niedrige Temperaturen mit sich gebracht. Doch das Unwetter war harmloser als zuvor erwartet wurde. Im Pokémon Center war es jedoch leerer geworden. Einige Trainer waren wieder aufgebrochen, nachdem das schlimmste des Sturmes überstanden war. Rika und Haruka saßen immer noch in der Eingangshalle. Allmählich freundeten sich die beiden Mädchen an, trotz ihrer anfänglichen Abneigungen füreinander. Von Shuu fehlte immer noch jede Spur. Er war schweigend weggegangen. Rika glaubte, dass er einfach für sich sein wollte. Eine andere Möglichkeit als sich damit abzufinden, gab es sowieso nicht. Shuu war jedoch nach einigen Stunden wieder zurückgekommen. Haruka war irgendwie darum, denn sie hatte erwartet, dass sie ihn in irgendeiner Weise verärgert hatte. Doch diese Befürchtungen traten nicht ein. Er setzte sich schweigend zu ihnen und blickte die erwartungsvollen Mädchen an. „Ihr scheint euch angefreundet zu haben.“, bemerkte der Junge und lächelte leicht. Rika blickte Haruka an und nickte zustimmend. Beide begannen zu kichern – wie immer mädchenhaft. Shuu verdrehte die Augen. Er stützte sich auf seine Knie und seufzte. Die Schwarzhaarige wurde wieder ernst. „Ihr habt eine ziemlich wichtige Mission vor euch.“, sagte Rika, während sich das Mädchen zurück lehnte. Haruka schaute Rika betrübt an. „Na ja, ihr habt wenigstens eine Aufgabe, an der ihr festhaltet.“ Shuu musterte das Mädchen und zuckte mit den Schultern. „Allerdings.“, gab er zurück. „Was ist dein Traum?“ Bei dieser Frage lachte das Mädchen auf. „Mein Traum?“ Rika fuhr sich durch die Haare. „Amtierender Pokémon Champ zu werden. Das ist mein Traum.“ Haruka und Shuu schauten Rika schweigend an. Beide waren fasziniert davon, wie sehr Rika an diesem Ziel festhielt. Das Mädchen hatte einen weiten Weg vor sich. Schließlich wandten sie ihre Blicke ab und sahen nun Schwester Joy auf sich zu kommen. „Ich habe nun ein Zimmer frei. Ich nehme an, ihr gehört zusammen?“ Die Augen wanderten zwischen Shuu, Haruka und Rika umher. Diese bestätigten ihre Frage mit einem gleichzeitigen „Ja.“. Die Krankenschwester lächelte. „Folgt mir.“ Somit war der heutige Tag beendet für das Trio. Sie waren erschöpft und kaum lagen sie im Bett, fielen ihnen auch schon die Augen zu… Haruka, Shuu und Rika waren bereits auf den Beinen. Der Sturm hatte wenig Schaden angerichtet. In der Nacht hatte es aber noch geregnet. Dafür war am darauf folgenden gleißender Sonnenschein. Ein perfekter Tag weiterzuwandern in Richtung Kraterberg. Doch zuvor besuchten sie das örtliche Museum. Es war berühmt, wie Erzelingen selbst, aufgrund des Kohlenabbaus. Um der Rezeption des Museums standen einige Männer herum. Sie sahen aus wie Arbeiter. Ihre Kleidung war staubig und dreckig. Rika kannte das Museum bereits und wusste daher, wer für die Fossilien zuständig war. Ein braunhaariger, junger Mann wandte sich um und blickte das Trio an. „Oh! Bist du das nicht, Rika?“ Der Mann hob die Hand und kratzte sich am Kopf. Er hatte einen roten Helm auf seinem Kopf. Es war Hyouta, der örtliche Arenaleiter. Rika kannte ihn. Gegen ihn hatte sie bereits gekämpft – und gewonnen. Er war ein sehr guter Arenaleiter, der Gestein Pokémon trainierte. Rika lächelte. „Hallo Hyouta.“, begrüßte sie ihn. Der Angesprochene blickte kurz zu den Museumsangestellten, und dann wieder zu Rika. „Was machst du hier? Du hast doch schon deinen Orden!“ Er lachte schallend auf. Die Schwarzhaarige deutete auf Haruka und Shuu. „Darf ich vorstellen? Shuu und Haruka. Ich habe sie in Ewigenau kennen gelernt.“ Der Arenaleiter gab den beiden Koordinatoren die Hand. „Freut mich.“ Er wandte sich wieder zu Rika. „Du hast meine Frage noch nicht beantwortet.“ „Shuu hat ein Fossil gefunden.“, gab die Schwarzhaarige zurück. „Darum sind wir hier.“ Hyoutas Interesse war geweckt als das Wort ‚Fossil’ fiel. „Ein Fossil also?“ Er schaute den Grünhaarigen an, der das Fossil aus dem Tuch nahm. Hyouta begutachtete das Steingebilde. „Ein Kopffossil.“, bestätigte er Rikas Vorahnung. „Ich nehme an, es soll wieder belebt werden?“ Shuu willigte an. „Gerne.“ „Okay. Dann folgt mir.“ Hyouta nickte und ging zu einer Hintertür in einem Bereich, der für Besucher gesperrt war. Haruka, Shuu und Rika folgten dem Arenaleiter. Gemeinsam betraten sie einen großen Raum in dem eine ebenso massige Kapsel stand, die bis zur Decke reichte. Es arbeiteten einige Wissenschaftler in diesem Raum. Es war eine faszinierende Arbeit und eine äußerst interessante dazu. Schließlich blieben sie vor der großen Kapsel stehen. „Das ist eine hochtechnologische Maschine, die aus dem Gestein der Fossilien die antiken Pokémon wieder beleben kann.“, erzählte Hyouta, während seine Hand über die Oberfläche strich.. „Es hat lange gedauert bis wir sie entwickelt haben.“ Haruka, Shuu und Rika blickten beeindruckt auf die Maschine. Zwei junge Wissenschaftler kamen auf die kleine Gruppe zugelaufen. „Hyouta! Können wir dir helfen?“ Der Angesprochene nickte. „Dieser Herr hat ein Fossil, der es wieder beleben möchte.“ Shuu hielt das besagte Fossil in den Händen. „Dann werden wir das Wiederherstellungsprogramm laden!“, beschloss einer der jungen Männer, der in einem weißen Kittel gekleidet war. „Leg das Fossil in die Maschine.“ Der zweite Wissenschaftler betätigte in der Zeit einige Knöpfe und bereitete die Maschine vor. Shuu gehorchte und legte das Urgestein auf den Boden der Maschine. Die Tür schloss sich und auf dem Bildschirm des Gerätes erschien ein Balken, der sich zunehmend rot färbte. Haruka, Shuu und Rika warteten gespannt. Zwar sahen sie von diesem Vorgang nichts, doch trotzdem schauten sie interessiert zu bis die Leuchte oberhalb der Tür auf grün sprang. Die Tür öffnete sich und ein weißer Nebel behinderte die Sicht. Dann kam ein graues Pokémon hervor, dessen eisenharter Schädel blau gefärbt war. Shuu befragte den PokéDex: „Koknodon – Das Kopfstoß Pokémon: Es lebte vor 100 Millionen Jahren im Dschungel und schlug seine Beute mit seinem eisenharten Schädel.“ Die Stimme des PokéDexes verstummte. Der Grünhaarige schaute das Pokémon an. Es machte wahrhaftig einen starken Eindruck. Es strotzte vor Energie. Shuu zückte einen Pokéball und schleuderte diesen auf Koknodon. Dieses war noch so überrascht, dass es sich gegen den Sog des Balles nicht widersetzte. Klirrend fiel der Pokéball auf den Boden und wackelte einige Momente bis er bewegungslos liegen blieb. Der Junge hob den rot-weißen Ball auf und begutachtete ihn. Es war tatsächlich im Besitz eines antiken Pokémons. Die einzigen Urzeit Pokémon, die er kannte waren Aerodactyl, Kabutups und Amoroso. Diese drei waren wohl auch die Bekanntesten. Hyouta lachte. „Jetzt bist du im Besitz eines starken Pokémons.“ Er klopfte dem Grünhaarigen auf die Schulter. Wortlos nickte Shuu und blickte schließlich zu den beiden Mädchen. „Es war mal interessant eine Wiederbelebung eines Fossil Pokémons zu sehen.“, meinte Haruka. Rika stimmte mit einem kurzen Nicken zu. „Stimmt. Es ist als würde sich ein Pokémon entwickeln.“ Auf den Lippen des Arenaleiters lag ein Lächeln. „So war es auch als ich ein Kopffossil gefunden habe und hier wieder belebt habe.“, erwiderte der Braunhaarige. Shuu blickte zuerst Hyouta an, dann wieder den rot-weißen Pokéball. Er ließ den Ball aufspringen, sodass Koknodon aus dem Pokéball erschien. Das Pokémon schaute Shuu überrascht an, und erkundete schließlich den laborartigen Raum. „Koknodon sind sehr gute Kämpfer. Allerdings wachsen sie extrem langsam.“, erzählte der junge Arenaleiter. Shuu wandte sich Hyouta zu, nachdem er Koknodon in den Pokéball zurückgerufen hatte. „Danke für deine Hilfe.“ Dieser lachte abermals. „Gern geschehen.“ Das Trio und der Arenaleiter gingen wieder ins Museum zurück. Haruka und Shuu verabschiedeten sich von Hyouta, der sich schließlich noch kurz mit Rika unterhielt, die sich dann auch von ihm abwandte. Hyouta schaute dem Mädchen nach. „Rika!“ Die Schwarzhaarige hielt inne und blickte den Arenaleiter an. „Hast du Lust auf eine Revanche?“ Shuu und Haruka warteten vor dem Museum. Sie schauten Rika und Hyouta abwartend an. Rika jedoch schüttelte den Kopf. „Nicht heute. Ein andern Mal, Hyouta.“ Mit diesen Worten drehte sich Rika von Hyouta, dem Arenaleiter vollständig weg um Haruka und Shuu hinterher zu gehen. Diese wartete geduldig auf das Mädchen. „Du hättest ruhig die Herausforderung annehmen sollen.“, meinte Haruka. Rika schüttelte wieder den Kopf. „Ist schon in Ordnung. Ich halte euch doch nur wieder auf.“ Das Trio machte sich nun auf den Weg zum Kraterberg, den mächtigen Berg, der den Kontinent teilte. Es war ein Weg, der anstrengend war und einen halben Tagesmarsch beanspruchen sollte… Kapitel 21: Erinnerungen ------------------------ Überraschung! =D Ein neues Kapitel! 21. Kapitel Erinnerungen Der Wind brachte eisig, kalte Luft mit sich. Die Landschaft war schneebedeckt und der große See war halb zugefroren. Es setzte dichter Schneefall wieder ein. Eben typisch für Blizzach, einer Stadt, die im hohen Norden Shinous sich befand. Die Menschen die dort lebten hatten sich an das frostige Wetter gewöhnt. Mit den kalten Temperaturen zu leben war für sie schon normal. Selbst die Pokémon passten sich an das Wetter an. Am Tag schien meistens die Sonne. Um den Schnee im Norden zu tauen, hatte sie jedoch nicht genügend Kraft. Die Nächte in diesen Schneegebieten waren eisig kalt. „Ich werde mich nie an dieses Wetter gewöhnen!“, jammerte ein blauhaariges Mädchen namens Hikari, die ihre Arme um den Körper geschlungen hatte um sich zu wärmen. Sie war eine Koordinatorin, und eine recht junge noch dazu. Ihr Gefährte, ein schwarzhaariger Junge, verdrehte die Augen. „Du jammerst zu viel.“, erwiderte Satoshi kühl. Das Mädchen strafte ihn mit einem giftigen Blick. In Hikaris Begleitung waren Satoshi und Takeshi, Harukas beste Freunde. Sie war lange Zeit mit ihnen durch Hoenn und Kanto gereist. Doch sie hatten sich getrennt als Satoshi entschied nach Shinou zu reisen. Damals hatte sich Haruka entschieden nach Johto zu gehen. Und jetzt? Jetzt war sie selbst in Shinou unterwegs, zusammen mit Shuu. Ihre Freunde persönlich wunderten sich, dass Haruka und Shuu bislang streitfrei miteinander auskamen. Sie wussten zu gut, wie Shuu Haruka gekonnt auf die Palme bringen konnte. Sicherlich gab es zwischen den beiden ab und an kleinere Sticheleien, die auch schnell wieder vergessen waren. Sie hätten ihre gerne alte Freundin wieder gesehen, nachdem sie das letzte Mal beim Johto Festival aufeinander getroffen waren und Haruka und Shuu beim Flori Wettbewerb gesehen hatte. Beide hatten teilgenommen, nur Haruka hatte gegen niemanden anderen als ihren Freund verloren. Hikari wusste einiges bereits über Haruka und Shuu, da Satoshi und Takeshi viel über sie redeten. Ihr war klar, dass beide sehr schwere Gegner waren, wenn sie gegen einen von ihnen im großen Festival antreten musste. Sie mochte daran nicht besonders gern denken, auch wenn sie keine Anfängerin mehr war. Ihre Fähigkeiten als Koordinatorin waren, während der Reise, besser geworden. Der Schneefall war heftiger als sonst. Gemischt mit Hagel und teilweise sogar Regen war das Wetter besonders unangenehm. Dazu kam der heftige Wind, der den leichten Schnee aufwirbelte, sodass man so gut wie nichts durch den Schnee sah. Doch Satoshi, Takeshi und Hikari kämpften sich durch den hohen Schnee. Schließlich kamen sie bei einem großen Steingebäude aus. Staunend blickte das Trio das Gebäude empor. Zwei mächtige Säulen standen am Eingang, die herrlich verziert waren und von einer leichten Eisschicht überzogen waren. Es war der berühmte Tempel von Blizzach. Der Tempel spiegelte eine wilde Art der Schönheit wider, aber gleichzeitig war diese Schönheit auch unheimlich. Bevor das Trio jedoch eindringen konnte, erschien eine Person vor ihnen im Schnee. „Halt!“, rief diese. „Keinen Schritt näher!“ An ihrer Seite war ein Sniebel mit wundervoll gewundenen Klauen. Irritiert blickten Satoshi, Takeshi und Hikari schweigend auf die Gestalt vor ihnen. Es war ein Mädchen mit schwarzen Zöpfen, sie war sommerlich gekleidet. „Ihr habt keine Befugnis in den Tempel zu gehen!“ Takeshi war – mal wieder – völlig hin- und weg als er das Mädchen erblickte. Diese schreckte vor der Reaktion Takeshis zurück. Sofort war jedoch sein Glibunkel zur Stelle um ihn mit einem kräftigen Gifthieb zu bestrafen. Satoshi und Hikari ignorierten ihren Freund, der bei jeder hübschen Frau direkt durchdrehte. „Wir wollten doch nur-“ Hikari wurde abrupt von dem Mädchen unterbrochen. „Keine Ausflüchte! Verschwindet oder es knallt!“, giftete sie das Trio an. „Aber wir-“, begann Satoshi. „Sniebel, verjag die Eindringlinge! Eisstrahl, los!“ Das Pokémon erschuf im Maul eine kleine Eiskugel, die schließlich zu einem gebündelten Strahl zusammen wuchs. Nur knapp konnten die Jugendlichen dem Angriff ausweichen. „Was soll das?“, schrie Satoshi. „Wir haben doch nichts verbrochen!“ Das Mädchen schaute Satoshi wütend an, sagte aber nichts. „Man hat uns gesagt, dass die Arenaleiterin hier ist. Darum sind wir hier!“, erklärte Hikari, bevor das Mädchen etwas entgegen setzen konnte. Diese schaute nun verwundert. „Was? Ihr wolltet also nichts Böses?“, erkundigte sie sich. Das Trio verneinte mit einem Kopfschütteln. Das Mädchen schlug die Hand vor dem Mund. „Tut mir Leid!“ Satoshi, Takeshi und Hikari lächelten. „Kein Problem. Mein Name ist Satoshi, und das sind meine Freunde Takeshi und Hikari.“, sagte der schwarzhaarige Junge. „Freut mich. Ich bin Suzuna, ich bin die Arenaleiterin, die ihr wohl sucht.“ Satoshi musterte Suzuna eingehend. Sie sollte die Arenaleiterin von Blizzach sein? Satoshi, Takeshi und Hikari waren bereits wieder im Pokémon Center. Suzuna hatte sie wieder zurückgebracht und sich schließlich verabschiedet. Da die junge Arenaleiterin für den Schutz des Tempels verantwortlich war, war Suzuna von ihren Pflichten abhängig. Der schwarzhaarige Junge war seit dem Zusammentreffen mit ihr sehr nachdenklich. Es war keine Frage, ob Suzuna stark war oder nicht. Ihr Sniebel war schon sehr gut trainier. Wie waren dann ihre anderen Pokémon? Waren sie vielleicht noch stärker? Strategien waren nicht gerade Satoshis Stärken, da diese eng mit taktischem Nachdenken verbunden waren. Auch wenn Taktiken nur eine andere Kampfart waren, die Satoshi bevorzugte, er wollte kein Risiko eingehen. Bereits sechs Orden hatte sich der Junge erkämpft. Es waren harte, aber faire Kämpfe. Hikari erschien neben ihn und hielt ihm einen dampfenden Tee unter die Nase. Er erschrak aus seinen tiefen Gedanken und schaute sie erschrocken an. „Du in Gedanken?“, kicherte das Mädchen. Doch er ignorierte sie. Niemals würde er sagen, dass Hikari lästig war, vielleicht am Anfang. Immerhin war sie eine Anfängerin, aber sie hatte sich wenigstens klüger angestellt wie Haruka in ihrer Anfangsphase als Trainerin. „Trink etwas.“, sagte sie aufmunternd zu ihm. „Deine Lippen sind total blau.“ Satoshi nahm die Tasse zwischen die Hände. Wohltuende Wärme stieg in ihm auf. Vorsichtig nippte er an der warmen Tasse und trank einen Schluck. Die Flüssigkeit tat wirklich gut, sie wärmte ihn regelrecht von ihnen. Schließlich setzte Satoshi seine Tasse ab und blickte Hikari an. „Was ist los?“, fragte der Schwarzhaarige. Hikari wich seinem Blick aus. Starr schaute er ihr nach. Das Gespür für die Gefühle eines Mädchens hatte er nie gehabt. Doch dank Kasumi, seiner Freundin, war er in dieser Beziehung feinfühliger geworden. Zwar interessierte es ihn nicht besonders, aber was sollte man machen? Ein Todesurteil war allerdings auch ein Mädchen derart zu bedrängen. Satoshi schloss die Augen und erhob sich schließlich. Er ging schweigend an der Blauhaarigen vorbei, sagte aber dann: „Du musst es ja wissen.“ Mit diesen Worten entfernte sich der Junge. Hikari schaute ihm nach. Sie fand sein Verhalten sehr seltsam. „Was ist mit ihm los?“, wollte sie von Takeshi wissen, der soeben zu ihr stieß. Der Angesprochene schwieg daraufhin einige Sekunden. „Kasumi.“, meinte er knapp. „Hä?“ „Er hat einen Anruf von ihr bekommen. Keine Ahnung, was sie gesagt hat. Da musst du Satoshi schon selber fragen.“ Hikari zuckte nun mit den Schultern. In diesem Zustand über Kasumi reden? Nein, dass wollte Hikari nicht eingehen, bei aller Freundschaft. „Ich geh draußen trainieren.“, meinte das Mädchen. „Das Wetter scheint sich gerade etwas zu bessern.“ Takeshi nickte. „Ich rede mit ihm. Keine Sorge.“ Hikari lächelte. „Pachirisu! Funkensprung! Und du Sternschauer, Ambidiffel!“, befahl die Blauhaarige ihren Pokémon. Um das Elektroeinhörnchen floss eine gelbe Aura und setzte eine gewaltige, statische Energie frei. Das affenartige Pokémon Ambidiffel schoss eine Salve Sternschauer in die Luft, allerdings zu langsam. Das Timing klappte nicht, wie es Hikari eigentlich geplant hatte und so wurde Ambidiffel von Pachirisus Funkensprung hart getroffen. Der Affe ging sofort hoch, wie eine Bombe und drohte dem kleinen Pokémon. Pachirisu ließ sich nicht einschüchtern, im Gegenteil, es warnte das Pokémon mit einigen Funken, die aus seinen Wangen sprangen. Schließlich kam es zur Rauferei zwischen den Pokémon. „Hört sofort auf, ihr Beiden!“, rief sie gegen sie an. Aber sie hörten nicht auf ihre Trainerin. „Hey! Seid ihr schwerhörig?“ Plötzlich erklang ein Lachen hinter ihr. Es hallte in ihrem Kopf wider. Es hatte einen kalten Klang. Hikari erschrak sich furchtbar und wirbelte aufgebracht herum. Unerwartet sah sie in die dunklen Augen Shinjis. Sofort zierte ein leichter Rotschimmer ihre Nase. „Shi-Shinji!“, stammelte sie verlegen. Dieser grinste stumm. Mit seiner rechten Hand strich er durch seine kinnlangen Haare. Schweigend blickte Shinji Hikari an, schaute dann jedoch sich die raufenden Pokémon an. Zwischen seinen Fingern tauchte ein Pokéball aus dem sein Ursaring erschien. „Bring die Pokémon auseinander!“ Ursarings Arme glühten auf und schlug diese Pachirisu und Ambidiffel entgegen, sodass sie gegen einen Baum knallte. Schnell waren sie wieder auf den Beinen und hatten sich von der Attacke wieder erholt. Shinji rief sein Pokemon dann schließlich in den Pokéball zurück und wandte sich an Hikari. „Du solltest auf deine Pokémon aufpassen.“, sagte er knapp. Hikari senkte den Kopf und erwiderte nichts. Durch Shinjis Belehrungen fühlte sich das Mädchen immer unfähig. Dieser schien darauf nicht länger mehr einzugehen. „Wo sind die Anderen?“, fragte er schließlich. Seine Stimme erklang freundlicher, gar sanfter. Hikari zuckte die Schultern. Es interessierte sie im Moment nicht sonderlich. „Du bist also alleine, hm?“ Hikari richtete ihre Augen auf den Jungen vor ihr. „Ja, wieso?“, erwiderte das Mädchen. Shinji schwieg und dachte nach. „Ich fordere dich heraus.“ Hikari blieb regelrecht die Sprache weg. Sie konnte nicht glauben, was sie soeben gehört hatte. Shinji forderte sie zu einem Kampf heraus? Shinji wurde ungeduldig. „Was ist nun?“ Seine Augen fixierten immer noch das blauhaarige Mädchen, die ihm in die Augen sah. „O-Okay…“, gab sie ihr Einverständnis. Shinji zückte zwei Pokébälle. „Zwei-gegen-zwei Doppelkampf!“, sagte dieser. Hikari nickte abermals und schaute zu ihren beiden Streithähnen, die sich allmählich wieder beruhigt hatten. „Seid ihr in Ordnung?“ Pachirisu und Ambidiffel gaben ihrer Trainerin mit einem Nicken zu verstehen, dass sie bereit waren. Auf Shinjis Seite erschienen Snibunna und Magmar. Der Junge ließ Hikari den Kampf beginnen. Schließlich war er ja kein Unmensch und kannte die Bedeutung von dem Wort ‚Anstand’. Die Blauhaarige atmete tief durch. Sie war noch viel zu überrascht über die Herausforderung Shinjis als einen klaren Gedanken zu fassen. Immerhin wusste sie noch nicht Mal, ob sie eine Chance gegen Satoshis Erzrivalen hatte. „Pachirisu! Ruckzuckhieb und du Ambidiffel Doppelschlag auf Magmar!“ Sofort sprang der Affe auf das Feuer Pokémon zu. Dagegen raste das Elektroeichhörnchen mit rasender Geschwindigkeit auf Snibunna zu. Shinji schien nicht sonderlich beeindruckt zu sein. „Feuerwirbel und Blizzard!“ Magmars Feuerwirbel und der Blizzard Snibunnas verschmolzen zu einem wahrhaftigen Eis-Feuer-Tornado. Dies war eher ein Versehen als ein geplanter Kampfzug gewesen. Doch es kam Shinji ganz gelegen. Den Kampf wollte er so schnell wie möglich wieder beenden. Was hatte er sich eigentlich bei der Herausforderung gedacht? Die vernichtende Attacke erfasste Hikaris Pokémon und schleuderte diese im hohen Bogen auf den Boden. „Pachirisu! Ambidiffel!“, rief Hikari. Shinji lachte leise und wollte sich gerade vom Kampf abwenden als er erkannte, dass ihre Pokémon wieder auf die Beine kamen. „Jetzt versuchen wir es noch mal! Funkensprung, Pachirisu! Und jetzt Sternschauer, Ambidiffel!“ Das Pokémon setzte abermals eine statische Aura frei. Ambidiffel schleuderte einige golden funkelnde Sterne in die Luft. Diesmal verbanden sich beide Attacke und trafen Snibunna und Magmar schmerzhaft. Der Junge blickte fassungslos auf seine Pokémon, die sich wieder auf die Beine kämpften. Doch sie keuchten. Schließlich wanderten seine Blicke zu Hikari und ihren Pokémon. Sie grinste selbstbewusst. Shinji lächelte. Das Mädchen gefiel ihm. Sofort schüttelte er aber den Kopf. Scheisse, was dachte er da nur? „Pachirisu! Ruckzuckhieb!“ Das weiße Pokémon flitzte flink auf Snibunna zu, welches sich noch nicht erholt hatte und so keinen Gegenangriff starten konnte. „Magmar! Feuerschlag!“ Pachirisu wurde von der flammenden Faust Magmars weggeschleudert und landete hart auf dem Boden. Pachirisu war sofort kampfunfähig. Innerlich fluchte Hikari, versuchte aber die Nerven zu behalten. „Ambidiffel, Doppelschlag auf Snibunna! Beeil dich!“, rief sie, während sich Ambidiffel vorbereitete. Das Affen Pokémon sprang über Snibunna hinweg, und verpasste dem Gegner einen harten Kinnhaken. Darauf folgte ein zweiter heftiger Schlag, der Snibunna den Rest gab. Shinji lachte leise. Er hatte selten so Spaß bei einem Kampf. Beide hatten ihre besiegten Pokémon in ihre Behausungen zurück gerufen. Die jungen Trainer blickten sich gegenseitig in die Augen und versuchten zu erahnen, was der Andere gerade dachte. Shinji schien jedoch die Initiative zu ergreifen. „Feuerwirbel!“ Ein heftiger Tornado aus lodernden Flammen brauste auf Ambidiffel zu. Es machte den Anschein als wäre Hikaris Pokémon dem Angriff schutzlos ausgeliefert. Doch Shinji irrte sich. Hikari gab nicht so einfach auf. „Sternschauer, Ambidiffel! Du schaffst es!“ Abermals entfachte das Pokémon ein Hagel aus Sternschauer. Diesmal diente die Attacke zur Abwehr um Ambidiffel vor dem Feuerwirbel zu schützen. Hikaris Plan ging auf. Einziger Nebeneffekt war nun der dicke, dichte Rauch, der durch die kollidierten Angriffe entstanden war. Shinji ließ sich durch den Rauch nicht beeinflussen. „Magmar, Feuerschlag!“ Nur einen wagen Schatten nahm Hikari wahr als der Befehl ihres Gegners gefallen war. Allein diese Tatsache bewegte Hikari zu einem direkten Gegenangriff. „Es ist direkt über dir! Power-Punch!“ Das Vertrauen zwischen Trainer und Pokémon war stark. Ambidiffel griff einfach an, ohne Magmar mit den Augen zu erfassen. Nochmals trafen die Attacken aufeinander und schleuderten beide Pokémon gegen den Boden. Ambidiffel und Magmar waren dadurch zeitgleich besiegt. Schluss aus. Nach fassungslos über den Ausgang des Kampfes, begann Shinji leise zu lachen. Ein Unentschieden? Normalerweise gab es für ihn kein unentschieden. Für ihn zählte ein klares Ergebnis des Kampfes. Entweder Sieg oder Niederlage. Ein Unentschieden akzeptierte Shinji nicht. Doch es schien ihn in keineswegs zu stören. Er fand es eher… amüsierend. Hikari begriff die Situation auch nicht wirklich. Sie hatte gegen Shinji ein Unentschieden erreicht? Träumte sie? Schließlich begriff das Mädchen, das es wahrlich die Realität war. Hikari brach in ein kurzes Jubelgeschrei aus und umarmte Ambidiffel dankend. Shinji lächelte. Nach ihrem Kampf, der in einem Unentschieden geendet hatte, saßen Shinji und Hikari auf einem umgeknickten Baumstamm am See in der Nähe von Blizzach. Der See der Stärke war einer von den drei mystischen Seen in Shinou. Einige Legenden handelten von ihnen. Hikari und Shinji schwiegen sich einige Zeit an. Keiner sprach ein Wort oder wendete gar dem Anderen den Blick zu. Nein, sie saßen einfach stumm auf dem Baumstamm – wenige Zentimeter voneinander entfernt. Shinji fühlte sich durch Hikaris Anwesenheit nicht gestört, im Gegenteil, er genoss es, dass er nicht alleine war, wie so oft auf seiner Reise durch die Region. Hikari fühlte ebenso. Auch wenn sie stets in Begleitung war durch Satoshi und Takeshi, verspürte sie manchmal die Einsamkeit. Aus den Augenwinkeln schielte die Blauhaarige zu Shinji hinüber. Er wirkte sehr ernst und angespannt. Ihre zaghaften Blicke blieben nicht unbemerkt. Er neigte ihr den Kopf zu. Seine Augen besaßen ein gewisses dunkles Schimmern. Den Kopf wieder zu Boden senkend, wich Hikari diesem Blick aus. Shinjis Augen ruhten dennoch immer noch auf dem Mädchen. Hikari. Ihr Name bedeutete ‚Licht’. Zu anfangs konnte sich der Junge noch nicht Mal diesen einfachen Namen merken. Natürlich hatte er dann das Temperament des Mädchens zu spüren bekommen. Plötzlich rieselten kleine, weiße Schneeflocken herab. Hikari und Shinji blickten in den weißen Himmel. Die Wolken hatten die schwache Sonne wieder verdeckt. „Es schneit!“, wisperte Hikari fasziniert über den Schnee. Durch die verdeckte Sonne war die Kälte wieder zu spüren. Es fröstelte Hikari. Dummerweise hatte sie ihre warme Jacke im Pokémon Center vergessen. Shinji erhob sich und legte dem Mädchen seine blaufarbene Jacke über die Schultern. Hikari flüsterte ein leises „Danke.“, während seine Hände einen Augenblick auf ihren Schultern ruhten. Dann zog er sie hastig weg. Erneut schweigend sahen beide Jugendliche auf den zugefrorenen See. Schließlich merkte Hikari, wie Shinji wortlos davon ging. Das Mädchen sprang auf die Füße. „Shinji! Deine Jacke!“, brüllte die Blauhaarige ihm nach. Doch der Wind war allmählich zu heftig, sodass er ihre Worte noch verstehen konnte… Shinji sah mit leeren Blicken hinaus. Der leichte Schneefall hatte sich zu einem heftigen Sturm zusammen gebraut. Doch diese Tatsache nahm Shinji kaum wahr. Er war tief in Gedanken versunken. Shinji dachte an Hikari. Er konnte sie einfach aus seinem Kopf verbannen – sie einfach vergessen. Doch seine Gedanken kehrten immer wieder zu dem aufgeweckten Mädchen zurück. Ihr aufgeschlossenes Gesicht. Ihr warmherziges Lachen. Ihre aufmerksames Augen. Shinji fasste sich an den Kopf. Er fluchte. Was war bloß los? Warum konnte er Hikari einfach nicht vergessen? Warum?! Hikari saß in einem Sessel vor einem Kamin im Pokémon Center. Sie war alleine. Satoshi und Takeshi waren nicht da. Hikari hatte keine Ahnung, wo sie waren. Das Mädchen sah hinaus, dann wandte sie sich dem Kamin zu. In ihren Händen hielt sie Shinjis blaue Jacke. Die lodernde Flamme spiegelte sich in ihren müden Augen wieder. Ihre Lider wurden schwerer und fiel schließlich in einen erholsamen Schlaf, ihren Kopf in Shinjis Jacke gekuschelt. Der Junge erhob sich abrupt und riss wütend einen Teller vom Tisch. Dieser zerbrach augenblicklich in seine Einzelteile. Shinji fuhr sich schließlich mit den Fingern durch die Haare. Was war in ihn gefahren? Shinjis Gefühle waren aufgewühlt, sodass diese ihn zu einem unkontrollierten Wutausbruch verleitet hatten. Er konnte einfach nicht damit umgehen. Zudem fühlten sich seine Wangen heiß an. Hatte er vielleicht Fieber? Erschöpft ließ sich Shinji auf sein Bett nieder, sein Kopf war zu Boden gesenkt. Langsam hob er sein Haupt und sah an die Wand. Sein gerötetes Gesicht spiegelte sich im Spiegel wieder, der an der Wand hing. Shinji glaubte vor diesem Spiegelbild zurückzuschrecken, doch stattdessen warf er sich auf sein Bett und blickte zur Decke hinauf. Halb schloss Shinji seine Augen. Das Flackern des Kamins nahm er nebensächlich wahr. Plötzlich verfiel der Junge in gellendes Lachen. Er musste einfach über sich Lachen über diese derartigen Ausbrüche. Dann verließ ihn die Kraft und Shinji beruhigte sich allmählich wieder. Vor seinem geistigen Auge sah Shinji plötzlich Hikari vor sich. Er lächelte. ~*~ FLASH BACK BEGIN ~*~ Shinji war alleine unterwegs nach Blizzach. Dafür musste er den Kraterberg passieren. Auch Satoshi, Takeshi und Hikari waren zu diesem Zeitpunkt im Kraterberg. Doch er hatte einen größeren Vorsprung als das Trio. Durch eine Explosion, die von Team Rocket ausgelöst wurde, wurde Hikari allerdings von ihren Freunden getrennt. Selbst Shinji hatte den furchtbaren Knall noch mit bekommen. Unglücklicherweise jedoch brach Hikari durch den Boden, da dieser durch die Erschütterung massiv beschädigt war. Dadurch verstauchte Hikari sich den Knöchel und konnte unmöglich alleine ihre Freunde suchen gehen. Jede einzelne Bewegung trieb schon Höllenschmerzen durch ihren Körper. Dennoch quälte sich Hikari und schleppte sich in eine Richtung des Tunnels. Schon nach wenigen Metern brach das Mädchen geschwächt wieder zusammen. Dagegen fand Shinji die Unfallstelle. Unter Shinjis Füßen brach der spröde Boden abermals. Unversehrt kam er auf dem steinigen Boden aus. Von Hikari fehlte jedoch jede Spur. Schließlich fand Shinji das Mädchen in einem dunklen Tunnel, dank seiner Pokémon. Eine hand ruhte auf dem angeschwollenen Knöchel. Gerade erfreut darüber war er nicht gerade, doch er konnte sie unmöglich sie einfach hier liegen lassen. ~*~ FLASH BACK END ~*~ Der Junge öffnete wieder die Augen und sah weiterhin an die Decke. So hatte damals alles begonnen…Er fand Hikari wirklich in einen erbärmlichen Zustand vor. Team Rocket hatte mal wieder eine tolle Leistung gebracht. ~*~ FLASH BACK BEGINN~*~ Hikari hob ihren Kopf, der schon leicht schmerzte. Auch wenn Satoshi und Takeshi sie nicht gefunden hatten, war sie dennoch froh. „Shi-Shinji!“ Der Angesprochene musterte das Mädchen kühl. „Was ist passiert?“, fragte er desinteressiert. Hikari senkte den Kopf. „Ich bin von den Anderen getrennt worden.“, erwiderte sie auf Shinjis Frage. Dieser schaute auf ihren Fuß. „Kannst du aufstehen“ Hikari sah ihn verblüfft an. „Ich… Ich weiß nicht…“ Sie versuchte sich mit den Armen hochzustemmen, dabei belastete Hikari den geschwollenen Fuß und brach sofort wieder zusammen. „Au…“ Ihre Hand stabilisierte den angeschlagenen Fuß. Shinji verzog die Lippen, und kniete sich neben dem Mädchen nieder. „Leg deinen Arm um meinem hals.“, forderte er sie auf. Hikari schaute ihn verunsichert. Na mach schon! Oder willst du hier versauern?“, keifte Shinji. Die Blauhaarige gehorchte. Folgsam schlang Hikari den Arm um seinen Hals. Shinji umfasste ihre Hüfte und zog sie behutsam auf die Beine. Schließlich konnten Shinji und Hikari ihren Weg fortsetzen. Sie kamen nur sehr langsam voran. Auch wenn es ihnen gar nicht lange vorkam, irrten sie eine ganze Weile in den Gängen des Kraterbergs herum. Die Blauhaarige lauschte den Atem ihres Retters aufmerksam. Shinjis Atem war angestrengt und er schwitzte leicht. Plötzlich spürte sie, wie Shinji schwächer wurde und dann geschah es. Shinji stolperte, verlor das Gleichgewicht und fiel auf den Boden, samt Hikari. Genervt schubste der Junge sie weg und setzte sich gegen die Wand. Seine linke Hand presste er auf die andere Schulter. Er verzog das Gesicht. „A-Alles in Ordnung?“, erkundigte sich Hikari. Shinji ignorierte denn pochenden Schmerz in der Schulter. Er nickte gequält. „Und dir?“, kam es von ihm. Hikari schloss kurz die Augen. „Es geht schon…“, flüsterte sie leise. Hikari kam sich vor, wie eine Last für ihn. Dank ihr war Shinji hier mit ihr. Doch das Mädchen fühlte ihre Erschöpfung und merkte, wie ihre Augen zufielen. Ihr Kopf landete auf Shinjis Schulter. Der Junge war zunächst verärgert und wollte sie von sich weg schubsen, doch er hielt inne. Ihr Atem ging unregelmäßig. Shinji legte seine Handfläche auf ihre Stirn. Sie war heiß! Hikari fieberte und brauchte dringend ärztliche Versorgung. Dazu kühlte auch noch ihr Körper schnell aus. Abermals fluchte Shinji laut. Er zog die Blauhaarige auf seine Knie. Ihr Kopf lag auf seinem Schoss. Seine Arme schlangen sich um den fiebernden, zitternden Körper. ~*~ FLASH BACK END ~*~ Ihren zarten, fiebernden Körper… Er vergaß ihn nie. Er war Hikari so nah gewesen, dass er ihrem Atem lauschen konnte. Verdammt! Warum konnte diese Nähe, körperlich oder nicht, ihn so dermaßen außer Fassung bringen? Unruhig setzte sich Shinji auf. Was sollte er nun tun?! - - - - - - - - - - Nachwort: Shinji ist nach meiner Meinung zu sehr OOC! xx Sagt bitte eure Meinungen dazu auch noch, die die Folgen von DP kennen! >< Es war schwierig ihn zu schreiben... Kapitel 22: Satoshis Niederlage ------------------------------- Suprise! Suprise! Das passiert, wenn ich eigentlich lernen sollte, und keine Lust dazu habe~~... 22. Kapitel Satoshis Niederlage Hikari wurde unsanft aus dem Schlaf gerissen. Sie wusste gar nicht, wie ihr geschah. „Wie? Was? Wo?!“ Takeshi stand vor ihr, und Satoshi etwas im Abseits. Seine gelbe Elektromaus, Pikachu, saß auf seiner Schulter. „Pika-Pikachu!“ „Was’n los?“, nuschelte Hikari müde und schaute die beiden Jungen an. „Wir wollen in die Arena gehen. Kommst du mit?“, wollte Satoshi wissen. „Klar.“, erwiderte Hikari und sprang auf. Ihr Knöchel war nicht mehr ganz so empfindlich. Darüber war das Mädchen ziemlich froh. „Mach dich erstmal fertig. Wir warten auf dich.“ Mit diesen Worten ließen Satoshi und Takeshi die Blauhaarige alleine. Diese setzte sich erstmal zurück in den Sessel. In ihre Hände nahm sie Shinjis Jacke und zog seinen angenehmen Geruch in die Nase. Wenige Augenblicke später ging HIkari aus dem Zimmer hinaus. Satoshi und Takeshi warteten bereits ungeduldig auf sie. „Was hast du noch gemacht?“, fragte Takeshi grinsend. Hikari wusste nicht, worauf er anspielte. Hatte er Shinjis Jacke erkannt? „Ich weiß nicht, was du meinst.“, erwiderte sie kichernd. „Mädchen brauchen immer länger als sie sagen.“, erwiderte Satoshi schulterzuckend. In diesem Moment bog Shinji aus dem Nebenflur ab. Er hielt inne und blickte Hikari an. Diese schien ihm gar nicht so bemerken. Darauf verließ sie das Pokémon Center, gemeinsam mit ihren Freunden. Shinji seufzte. Das Trio war nun in der Arena der Stadt. Der Innenraum war von Eis überzogen. Nur ein schmaler Weg führte zum Kampffeld, das nicht von Eis bedeckt war. Suzuna war bereits dort. „Hallo Satoshi! Ich habe dich bereits erwartet!“, begrüßte die Arenaleiterin den Jungen aus Alabastia. Der Schwarzhaarige nickte zur Begrüßung. Suzuna nahm nun ihren Platz ein. Satoshi tat es ihr gleich. „Bist du bereit?“, erkundigte sich die Zopfträgerin. „Klar!“, kam es von ihm. Der Schiedsrichter des Kampfes hob zwei Fahnen. „Dieser offizieller Arenakampf ist ein drei-gegen-drei Kampf! Der Herausforderer darf seine Pokémon wechseln.“, sagte dieser und eröffnete den Kampf. Suzuna zückte einen Pokéball. „Shnebedeck! Auf geht’s!“ Aus ihrem Pokéball sprang ein weißes Pokémon, was Satoshi bisher noch nicht gesehen hatte. Er befragte den PokéDex: „Shnebedeck – das Forstbaum Pokémon: Es lebt im Schnee der Berge. Im Frühjahr wachsen um seinen Baum nahrhafte Beeren. Das Pokémon ist sehr neugierig, da es selten Kontakt zu Menschen hatte.“ Die Stimme verstummte. Hilfreich war diese Information nicht gerade, und nahm somit Satoshi die Pokémon Wahl ab. Dennoch entschied er sich für sein Pikachu. „Wir beginnen mit Eissplitter!“, befahl Suzuna ihrem Pokémon. Dieses erschuf einige scharfkantige Eiskristalle und schleuderte sie auf Pikachu. „Mit Ruckzuckhieb ausweichen!“ Mit Leichtigkeit konnte die Elektromaus den Splittern gekonnt ausweichen. „Eissturm!“ Doch nun fegte ein heftiger, eisiger Sturm über das Feld und Pikachu regelrecht vom Boden wischte. Doch Pikachu ließ sich nicht so einfach unterkriegen. „Donnerblitz!“ Aus seinen roten Backentaschen löste sich ein furchtbarer Blitzschlag, der jedes Pokémon glatt umhauen konnte. Doch Shnebedeck war nur leicht benommen von dieser kraftvollen Attacke. „Was?! Wieso hat die Attacke keine Wirkung?“ Suzuna grinste verschmitzt. „Shnebedeck ist ein Pokémon, welches die Typen von Eis und Pflanze in sich vereint!“ Satoshi musste sich eine Strategie ausdenken. Elektro Attacken waren nicht sonderlich wirkungsvoll gegen Pflanzen Pokémon. „Pikachu, deinen Eisenschweif!“ Das Pokémon hüpfte in die Luft. Sein Schweif glühte und es raste auf Shnebedeck zu. Der Schlag mit dem Schweif brachte das Eis Pokémon aus dem Gleichgewicht. „Ruckzuckhieb! Schnell!“ Kaum landete Pikachu auf dem Boden, so griff es abermals mit seiner Speed-Attacke an. Shnebedeck drohte nach hinten zu kippen durch den Aufprall. Suzuna schien diese Situation zu nutzen. „Holzhammer, Shnebedeck!“ Der Arm des Pokémons schimmerte weiß und schleuderte diesen Pikachu entgegen. Das Pokémon wurde durch die Luft geschleudert. Es war der Attacke wehrlos ausgeliefert. Angeschlagen konnte es den Kampf jedoch fortsetzen. Lange hielt es aber nicht mehr durch. „Wir beenden es! Blizzard!“ Ein stürmischer Schneesturm wurde von Shnebedeck erschaffen. Dieser war um einiges stärker als die Attacke Eissturm. Pikachu prallte gegen die Wand und war kampfunfähig. „Pikachu ist nicht mehr kampffähig!“ Vorsichtig hob Satoshi sein Pokémon auf und trug es zu Takeshi und Hikari, die sich sofort um das kleine Pokémon kümmerten. „Na Satoshi? Welches Pokémon wählst du jetzt?“, rief Suzuna zu ihm herüber. Satoshi hatte seine Wahl getroffen und warf einen Pokéball auf dem Boden. Darauf löste sich Staraptor, ein großes Flug Pokémon. „Ein Staraptor… Interessant.“, sagte Suzuna leise. „Schon mutig ein Flug Pokémon gegen ein Eis Pokémon einzusetzen!“ Satoshi kümmerte sich herzlich wenig über die Vor- und Nachteile eines Pokémons. „Du wirst ja noch sehen, Suzuna.“, erwiderte er. „Aero-Ass!“ Staraptor flog steil nach oben um Shnebedeck blitzschnell anzugreifen. Kurz vor dem Pokémon verschwand es und tauchte hinter ihm auf. Es knallte auf den Boden und kam schwerfällig auf die Beine. „Du bist gut!“, lobte die Arenaleiterin. „Shnebedeck! Lawine!“ Über Staraptors Kopf erschienen große Eisbrocken, die auf das Pokémon herunter rieselten. „Verdammt! Ruckzuckhieb!“ Verzweifelt versuchte der Vogel auszuweichen, doch wurde von einigen Brocken gestreift. „Nochmals Lawine!“, befahl Suzuna ihrem Pokémon. „Ein zweites Mal funktioniert das nicht.“, rief Satoshi. „Schlag die Brocken mit Flügelschlag weg!“ Staraptors Schwingen wurden in Licht getaucht und schleuderte anschließend die dicken Eisbrocken zurück auf den Anwender. Dieses war zu langsam um seiner eigenen Attacke auszuweichen. Es erlag sofort den Folgen des Gegenangriffes. „Oh nein! Shnebedeck!“ Suzuna war besorgt. Somit war der Kampf wieder ausgeglichen. Alles stand noch offen. Suzuna holte ihr Pokémon in den Pokéball zurück und zückte nun einen anderen Ball hervor. „Sniebel! Los!“ Satoshi hatte erwartet, dass sie ihr Sniebel in diesem Kampf einsetzen würde. Er behielt stattdessen Staraptor im Kampf. „Noch mal Flügelschlag!“, befahl der Schwarzhaarige. Staraptor raste somit auf Sniebel zu. Seine Flügel waren dicht an den kräftigen, schlanken Körper angelegt. Suzuna wartete auf einen günstigen Moment, bevor sie einen Gegenangriff anordnete. „Ausweichen und dann Metallklaue, Sniebel!“ Mit großer Schnelligkeit sprang Sniebel in die Luft. Es war mit Staraptor auf gleicher Höhe. Doch nun griff Sniebel mit seiner stählenden Klaue an. Durch die Wucht des Schlages wurde Staraptor auf den Boden geschleudert. Es war erschöpft, so holte Satoshi den Pokéball hervor und fing es mit dem roten Lichtstrahl wieder ein. „Ruh dich etwas aus.“ Er blickte zu Suzuna herüber. „Panpyro, los!“ Aus dem Pokéball entsprang ein feuriges, affenähnliches Pokémon – ein Panpyro. „Ein Feuer-Pokémon… Kluge Entscheidung! Aber ob es dir nützt?“, stichelte Suzuna. „Sniebel, greif es mit Eisstrahl an!“ Auf Panpyro kam ein gebündelter Strahl aus Eis zugerast. Es machte nicht die Anstalten von selbst auszuweichen. „Halt mit Flammenwurf dagegen!“ Das Pokémon spie einen glühenden Feuerstrahl auf den Eisstrahl, sodass dieser sich unter der Hitze auflöste. „Und jetzt schnell Tempohieb!“ Panpyro war über Sniebel gesprungen und griff es aus der Luft an. Seine blitzschnelle Faust katapultierte das Pokémon gegen die Wand. Schwerfällig kam es wieder auf die Beine. Die Attacke hatte wohl deutliche Spuren hinterlassen. „Ruckzuckhieb!“, befahl die Arenaleiterin. Sniebel fokussierte seine Energie und griff Panpyro flink an. „Jetzt schnell Schlitzer!“ Anstatt es jedoch mit Ruckzuckhieb angriff, schnellte nun seine Klaue hervor und verletzte das Feuer-Pokémon. Panpyro taumelte. „Flammenrad!“ Helle Flammen umgaben Panpyro und attackierten schließlich Suzunas Pokémon. „Ausweichen! Beeil dich!“ Doch Sniebel schaffe es nicht rechtzeitig. Es wurde stark gestreift und strauchelte zunehmend. „Zum Abschluss Tempohieb!“ „Konter mit Schlitzer!“, brüllte Suzuna ihm entgegen. Panpyro und Sniebel lieferten sich ein hartes Duell. Ihre Attacken prallten aufeinander. Sie waren so dermaßen kraftvoll, dass eine Druckwelle entstand und die Pokémon davon fegte. Panpyro keuchte schwer. Sniebel jedoch war sofort kampfunfähig. „Nicht schlecht!“, lobte Suzuna. „Aber kannst du auch dagegen ankommen?“ Sie zückte einen Pokéball, nachdem sie Sniebel zurückgerufen hatte, und warf diesen auf den Boden. „Rexblisar! Du bist meine letzte Hoffnung!“ Ein bizarres Pokémon erschien aus dem Pokéball. Es hatte ein weißes, zotteliges Fell und wirkte von seiner Gestalt sehr plump und träge. „Rexblisar – Das Frostbaum Pokémon: Die Weiterentwicklung von Shnebedeck… Rexblisar bedeckt weite Gebiete in den Bergen mit Schnee, da es ständig von Blizzards begleitet wird. Daher nennt man es ‚Das Eismonster’.“, ertönte die Stimme des PokéDexes als Satoshi das Pokémon Lexikon befragte. Rexblisar war ein sehr ernstzunehmender Gegner. „Panpyro, Temphieb!“, rief er seinem Pokémon zu. Dieses griff erneut mit seiner flinken Faust an. „Holzhammer!“, konterte Suzuna ruhig. Rexblisar hob gemächlich den Arm und schleuderte diesen dem angreifenden Panpyro entgegen. Satoshis Pokémon knallte gegen den Boden, erhob sich aber gleich darauf wieder. „Jetzt sind wir dran!“, sagte Suzuna grinsend. „Blizzard!!“ Rexblisar öffnete sein Maul und entfachte einen stürmischen Eissturm. Dieser war so heftig, dass sich Panpyro kaum von der Stelle rührte. Als der eisige Wind nachließ, konnte sich das Feuer-Pokémon kaum noch auf den Füßen halten. „Benutz deinen Flammenwurf!“ Panpyro blickte seinen Trainer einen Moment an, bevor bewusstlos auf den Boden fiel. Satoshi holte sein besiegtes Pokémon in den Pokéball zurück. Nun war nur noch Staraptor übrig und dies war noch sichtlich erschöpft von dem Kampf gegen Sniebel. Aber der Schwarzhaarige hatte keine andere Wahl als es wieder einzusetzen. „Staraptor, los!“ Abermals löste sich aus dem Lichtschein das kräftige Flug Pokémon. Es wirkte schon angeschlagen und nicht mehr ganz auf der Höhe seiner Kraft. „Setz Sturzflug ein, Staraptor!“ Es gehorchte, breitete seine Flügel aus und hob ab. Schnell gewann es an Geschwindigkeit als es sich auf Rexblisar stürzte. Es wurde von Flammen umgeben. Rexblisar stand der Attacke schutzlos gegenüber. Plötzlich wandelte sich das Licht in eine bläuliche Aura um und der Gegner wurde hart getroffen. Selbst die kraftvolle Druckwelle die dadurch war deutlich zu spüren. Staraptor drehte sich in der Luft, war jedoch nun bewegungsunfähig durch kleine Schockwellen, die den Körper umflossen. Staraptor erholte sich nur langsam von dem Rückstoßeffekt des Sturzfluges. Rexblisar dagegen erholte sich schnell und war wieder bereit zum Angriff. „Blizzard, Rexblisar! Beenden wir es!“, schrie Suzuna. Ein erneuter heftiger Blizzard brauste über das Kampffeld hinweg. Das Flug Pokémom versuchte der gewaltigen Eisfront auszuweichen, wurde jedoch erfasst und durch die gesamte Arena katapultiert. Es landete hart auf den Boden und war besiegt. Suzuna rief ihr relativ unverletztes Rexblisar zurück in den Pokéball zurück. „Komm wieder, wenn du stärker bist!“, meinte das Mädchen und wandte sich zum Gehen um. Satoshi hatte verloren. Seinen siebten Kampf um den vorletzten Orden. Er war sichtlich niedergeschlagen, konnte kaum etwas essen oder sich gar etwas Ruhe gönnen. Takeshi und Hikari standen bei ihm und bedauerten ihn. Satoshi war mit soviel Elan an die Sache herangegangen und würde dafür bitterlich bestraft. Satoshi mochte im Moment keine Gesellschaft. Er empfand seine Freude als störend und missachtete ihre tröstenden Worte. Er wollte einfach seine Ruhe haben. „Könnt ihr mich bitte alleine lassen?“, bat der Schwarzhaarige sie. Takeshi blickte Hikari an. „Ich bleib schon hier.“, sagte dieser zu ihr. Hikari nickte und ging aus dem Zimmer. Aus ihrer Tasche zog sie dann Shinjis Jacke. ‚Ich sollte ihm die Jacke vielleicht wieder zurückbringen…’, dachte sie und ging zu Schwester Joy an den Tresen. Die Jacke versteckte sie vor Schwester Joys Blicken. „Was möchtest du?“ „Ich suche jemanden. Shinji ist sein Name und müsste hier im Center wohnen.“ Schwester Joy blätterte ihre Unterlagen durch und sah nach. „Ja, Shinji wohnt hier. Er ist in Zimmer 24 untergebracht.“, erwiderte die Krankenschwester. Hikari fiel regelrecht ein Stein vom Herzen. „Dankeschön!“ Mit diesen Worten lief das Mädchen zu Shinjis Tür. Die Ziffer 24 stand darauf. Plötzlich packte sie die Unsicherheit. Was wenn er sie wegschickte oder die Tür gar nicht öffnete? Shinji traute sie im Grunde genommen alles zu… Zögernd hobn die Blauhaarige ihre Hand um Anzuklopfen als die Tür auf aufsprang. Shinji rannte sie beinahe Hikari um, weil er sie zu spät gesehen hatte. „Was lungerst du vor meiner Tür rum?“, fragte er genervt. Hikari musterte Shinji. „Störe ich…?“, kam es zaghaft von ihr. Shinji rollte mit den Augen und schaute sie ausdruckslos an. „Nein, äh… Ja!“, erwiderte der Junge. Innerlich ohrfeigte sich Shinji für sein dummes Verhalten. „Was willst du?“ Hikari zeigte ihm die blaufarbene Jacke. „Ich wollte sie dir zurück bringen.“ Shinji nahm sie schweigend entgegen und warf diese auf das Bett. Hikari senkte den Blick und trat unruhig von einem Fuß auf den Anderen. Shinji schaute das Mädchen weiterhin an. „Komm rein.“, meinte er leise und machte die Tür frei. Hikari ging zögernd in das Zimmer. Es war ein kleiner Raum. An der Wand stand ein Regal Auf der anderen Seite war das benutzte Bett mit einem Nachtischchen. Darauf lagen sechs verkleinerte Pokébälle in einer Schale. Unter dem Fenster stand ein Tisch mit einem Stuhl. Hikaris Augen schweiften zu Shinji. An einer Hand lief Blut herunter und wies kleinere Schnittwunden auf. „Du blutest!“, meinte das Mädchen. „Hast du dich geschnitten?“ Shinji schwieg und wich ihrem Blick aus. „Ja, an den Scherben.“, erwiderte er trocken und deutete auf den zersplitterten Teller. Hikari sah zunächst hinüber zu den Scherben und fixierte dann schließlich Shinji wieder. „Zeig mal!“, sagte sie und griff nach seiner leicht blutenden Hand. Dieser zog seine Hand ruckartig weg als er Hikaris zarte Finger spürte. „Das ist nichts!“ „Halt doch mal still!“, nörgelte Hikari. Shinji verdrehte wieder die Augen und versuchte ihre Berührungen zu ertragen. „Anscheinend sind Splitter in der Wunde.“, fügte sie hinzu. „Soll ich sie raus machen?“ Nun entzog Shinji Hikari den zärtlichen Hautkontakt und schüttelte den Kopf. Er ging zum Tisch. „Stört es dich, wenn ich erst duschen gehe, Frau Doktor?“, feixte der Junge. Hikari schüttelte den Kopf. „Nei-Nein.“ Shinji nickte zufrieden bei ihrer Antwort. Schließlich zog der Junge sein SHirt über den Kopf und offenbarte seinen Oberkörper. Seine Muskulatur zeichnete sich leicht ab. Hikari sog scharf die Luft und und versuchte die Augen von Shinji zu nehmen. Es gelang ihr aber nicht. Nun drehte sich Shinji zu ihr um. Seine Blicke streiften sie. Ihre Wangen waren zart gerötet. „Warte hier.“, murmelte er leise. Gehorsam nickte Hikari, während der Junge im Badezimmer verschwand. Hikari ärgerte sich über sich selbst. Jetzt stand sie hier – in einem fremden Zimmer, das ausgerechnet Shinji bewohnte – und dieser war duschen. Hikari seufzte und wartete. Und wartete… Nach ungefähr 15 Minuten wurde sie vom Warten erlöst. Shinji kam aus dem dampfenden Badezimmer. Seine Haare waren durch die Nässe dunkel-violett. Um seine Hüften war nur ein weißes Badetuch gebunden. „Hätte nicht gedacht, dass du wartest.“, sagte Shinji. Hikari empfand, dass er ganz anders aussah als sonst. Nicht so ernst und finster… Oder irrte sie sich?! Der Junge setzte sich auf den Stuhl. „Willst du jetzt die Splitter raus machen?“ Hikari schreckte hoch. „Ja klar.“, stammelte sie leicht beirrt und suchte einen Stuhl. Doch es gab nur einen Stuhl in diesem Raum und darauf saß Shinji. „Hast du keinen zweiten Stuhl?“ Der Angesprochene schüttelte seine nassen Haare. „Nein.“ Hikari seufzte. „Setz dich auf meinen Schoss.“, forderte Shinji sie kühl auf. Die Blauhaarige zögerte, setzte sich aber dann auf seine Oberschenkel. Sie zog sich eine Haarnadel aus dem Haar. „Halt jetzt still. Das kann jetzt etwas wehtun.“, sagte das Mädchen. Sie musste sich gehörig zusammen reißen. Sie saß auf dem Schoss Shinjis, dessen Oberkörper unbekleidet war und dazu nur mit einem Tuch gekleidet war. Bei diesem Anblick konnte man schon ziemlich viel falsch verstehen. Shinji richtete seinen Blick gegen die Decke und konzentrierte sich auf einen Punkt. Dabei ignorierte er die Tatsache, das Hikari tatsächlich auf seinem Schoss saß. Nur ein kurzes Stechen zog sich durch seine Hand und schmerzte leicht nach dem Entfernen der Splitter. „Sie sind draußen.“, sagte Hikari. Sie wandte den Kopf zu Shinji. Beide blickten sich in die Augen. Langsam hob Shinji seine unversehrte Hand und strich ihr mit einem Finger über ihre Wangen, dann ihr Kinn. Leicht zog er dieses zu sich heran. Nur wenige Millimeter trennen Hikari und Shinji voneinander. Doch ehe es zu einer Berührung kam, sprang die Blauhaarige auf die Füße. „I-Ich muss gehen!“ Flüchtend verließ das Mädchen Shinjis Zimmer. Die Tür fiel hinter ihr ins Schloss. Seufzend lehnte sie ihren Kopf gegen die Tür. Himmel! Was war bloß los?! Hikari bog um die Ecke und prallte beinahe mit Takeshi zusammen. „Da bist du ja! Ich habe dich gesucht.“ Das Mädchen hob ihre verschleierten Augen. Ihre Gedanken waren immer noch bei Shinji. „Gesucht…?“ Takeshi nickte, und musterte sie gleich darauf. „Sag mal… Alles in Ordnung?“ Hikari straffte ihre Schultern. „Mir ging es noch nie besser!“, log sie. „Gut. Hast du Hunger?“ Das Mädchen nickte stumm und folgte Takeshi anschließend. Shinji blieb alleine in seinem Zimmer zurück. Sein Blick fixierte die Tür. Hikari war schon seit 10 Minuten aufgebracht aus dem Zimmer gestürmt. Seine rechte Hand ballte er zur Faust. Wütend schlug er diese fluchend auf die Tischplatte und erhob sich ruckartig. Seine andere Hand fuhr durch die nassen Haare. Was hatte er dabei gedacht Hikari einfach küssen zu wollen? Da hätte er gleich etwas anderes Dummes machen können. Zunächst verbannte Shinji Hikari aus seinen Gedanken so gut es ging und griff nach seinem Shirt. Dann ging er wieder ins Badezimmer und knallte die Tür hinter sich zu. Hikari saß schweigend im Restaurant des Pokémon Centers. Lustlos stocherte sie in ihrem Essen herum. Irgendwie war ihr Hunger nicht so groß, wie sie gedacht hatte. Satoshi war ebenso lustlos und stumm, wie Hikari. Die Niederlage nahm ihn immer noch ziemlich mit. Takeshi schaute seine Freunde an. Sie waren nicht gerade eine sonderlich gute Gesellschaft, empfand er. „Geht es euch gut?“, fragte er, bekam aber keine Antwort. „Euer Essen wird kalt.“ Wieder keine Antwort. Takeshi gab es somit wieder auf sie aufmuntern zu wollen. Hikari neigte den Kopf zu Seite und blickte hinaus. Es begann wieder zu Schneien. Schließlich erkannte sie im Schnee Shinji, der das Pokémon Center verließ. Ihr Herz begann schneller zu schlagen. Doch der Junge schien sie nicht zu sehen als er am Fenster vorbei kam und verschwand dann schließlich aus ihrem Blickwinkel. Enttäuscht stocherte sie von neuem in ihrem Essen herum… - - - - - - - - Nachwort: Wieder Shinji zu OOC... xX Inspiration: http://i191.photobucket.com/albums/z299/xXPaulsgirlXx/OHNOTHETDIDNT.jpg?t=1206741957 Kapitel 23: Bilder der Vergangenheit ------------------------------------ Yeah! Aki is back! Umzug ist abgeschlossen. XD Und direkt wieder ein neues Kapitel. Es ist diesmal leider etwas kurz geworden. Hoffentlich stellt es euch trotzdem zufrieden. Die nächsten Kapis werden spannend! ^_^ 23. Kapitel Bilder der Vergangenheit Das Trio war seit einem Tag bereits im Kraterberg unterwegs. Dort war es finster und unheimlich. Nur langsam kamen Haruka, Shuu und Rika voran. Der Wag recht steinig und anstrengend, da sie manchmal vor wütenden Pokémon flüchten mussten. Anscheinend fühlten sich diese durch das Trio gestört. Darum entschieden sie sich einen sicheren Ort zu suchen um zu Rasten. Dieser befand sich an einem See, aus dem sie Wasser schöpfen konnten. Der Platz war von Felsen gut geschützt und somit vor Angriffen von Pokémon geschützt. Das einzige Problem war, dass logischerweise kein Brennholz vorhanden war und so konnten sie sich dadurch nicht aufwärmen oder sich gar etwas zu Essen machen. Doch Rika hatte dafür eine Lösung. Sie hatte einen Campingherd mit und stellte drei Fertiggerichte darauf, die leicht vor sich hin brodelten. „Nicht gerade ein fünf Sterne Menü.“, meinte Haruka als sie hungrig nach der warmen Dose griff. Diese fühlte sich nicht heiß an, sodass man sich die Finger verbrannte. „Immerhin besser als gar nichts.“, erwiderte Shuu und begann zu essen. Schweigend taten sie es ihm nach. Es war keine sonderlich große Portion, die richtig satt machte. Das Trio war damit vollkommen zufrieden und hatten so sie wenigstens etwas im Magen. Schließlich holte Shuu einen Reiseführer hervor. „Weißt du wo wir sind, Rika?“, fragte die Braunhaarige, während sie Shuu zuschaute. Die Angesprochene hob den Kopf. „Ungefähr.“, antwortete die Schwarzhaarige. „Noch zwei oder drei Stunden werden wir hier sicherlich noch verbringen.“ Sie zuckte mit den Schultern. Haruka seufzte. Sie hatte nicht wirklich hier weiter herum zuirren. Rika erhob sich. „Ich werde mich hier etwas umsehen.“ Shuu blickte das Mädchen an. „Alleine?“ Sie nickte. „Ihr solltet euch solange ausruhen bis ich wieder da bin.“ Rika wandte ihnen somit den Rücken zu. „Bist du denn gar nicht erschöpft?“, fragte Haruka verunsichert. Abermals schüttelte das Mädchen. „Ich bin nicht müde. Ich kann sowieso nicht still sitzen bleiben.“ Somit verließ Rika den versteckten Rastplatz um sich Umzuschauen. Haruka blickte ihren Freund an. „Denkst du, dass ist eine gute Idee?“ Dieser zuckte mit den Schultern. „Muss sie selbst entscheiden.“ Rika war schon seit einiger Zeit alleine im Kraterberg unterwegs und durchkämmte die Umgebung. Ob es Tag oder Nacht war, wusste das Mädchen nicht. Laut des Pokétch war es allerdings schon spät Abend. Dennoch strich das Mädchen einsam durch die karge Felsenlandschaft des Berges. Sie hielt inne und zog einen Pokéball hervor. Hundemon, Rikas dunkler Schattenhund, kam aus dem Lichtschein hervor. „Schaust du dich einwenig hier um? Vielleicht finden wir eine Abkürzung.“ Hundemon grollte zur Antwort und verschwand in der Finsternis. Eine Weile blickte Rika ihm nach, setzte sich dann wieder in Bewegung. Die Dunkelheit holte auch Haruka und Shuu nun ein. Die schwache, lodernde Flamme des Campingkochers erhellte den Platz kaum. Es war ein unangenehmes Gefühl keine Lichtquelle zu haben. Unfreiwillig klammerte sich Haruka ängstlich an Shuus Arm. Dabei quetschte das Mädchen seinen rechten Arm ziemlich. Schmerzhaft sog Shuu die Luft zischend ein. „Willst du mich umbringen oder was?“, fauchte der Grünhaarige. Augenblicklich ließ Haruka locker. Stille trat zwischen den Koordinatoren ein. Man konnte regelrecht die Boden Pokémon in der Erde hören, so still war es im heiligen Berg. Die Flamme des Kochers erlosch und Shuu erhob gleich sich unter Harukas Augen, die ihn verfolgten. „Verdammt. Das Öl ist leer.“, fluchte er. „Kannst du nicht mit Gallopa uns etwas Licht verschaffen?“ Haruka lehnte sich vor und zog einen Pokéball heraus. Daraufhin erschien Gallopa bei ihnen und erhellte die Umgebung. Es wieherte schrill. „Sollten wir nicht Rika suchen gehen? Sie ist schon eine ganze Weile nicht zurückgekommen.“ Doch Shuu schüttelte nur den Kopf. „Nein. Wir bleiben hier. Sie wird schon irgendwann zurückkommen.“ Es war üblicherweise keine Menschenseele im Kraterberg, außer sie und ihre Freunde. Oder irrte sie sich vielleicht? Nach einer Weile blieb Rika stehen. Sie blickte sich um. Die Finsternis war unerträglich und seltsam drückend. Rika aber verspürte keine Angst in der Dunkelheit. Trotzdem erfüllte sie ein seltsames Gefühl. War es Angst? Nein. War es nicht. Eher eine flaue Vorahnung. Die Schwarzhaarige entschied weiter zu gehen. Plötzlich blieb sie wie angewurzelt stehen. Schritte! Waren ihr etwa Haruka und Shuu gefolgt? Nein, es war nur eine Person, erkannte sie. Rika beschleunigte ihren Gang, ebenso das fremdartige Geräusch wurde lauter. Letztendlich blieb Rika abermals abrupt stehen. Sie horchte und schloss für einen Moment die Augen. Die unheimlichen Geräusche kamen näher. Immer näher… Rika atmete tief ein und ballte ihre Faust. Schließlich erkannte sie die schwachen Konturen eines Menschen vor sich. Er verströmte eine kalte Aura, die von Rika Besitz zu ergreifen schien. Bilder ihrer Kindheit rauschten an ihr vorbei. Bilder, die sie verdrängt hatte. Das Mädchen lehnte sich vehement dagegen auf. Sie wollte nicht schwach werden – sich nicht daran erinnern. Verzweifelt verschloss Rika ihre Augen vor der Realität. Warum?! Warum griffen plötzlich solche Gedanken nach ihr? Die schroffe Eiswand, kalt und unüberwindbar, begann zu bröckeln. Sie spürte, wie ihre Kraft ihre Beine verließ. Einen Moment ergab sich Rika dieser geheimnisvollen Macht und sackte in sich zusammen. Jäh vernahm sie ein zischendes Geräusch und eine unerträgliche Hitze. Rika öffnete die Augen. Ein gleißender Flammenwurf war an ihr vorbei gerauscht, und hielt einen tiefschwarzen Schattenball auf. Beide Attacken lösten sich in einer Explosion auf, die beinahe im gesamten Kraterberg zu hören war. Haruka und Shuu schraken gleichzeitig hoch. Eine Explosion! Weit entfernt konnte sich nicht gewesen sein, doch allzu nah war diese nun auch wieder nicht. Gleich darauf schoss ihnen Rika in den Kopf. Ihr musste etwas zu gestoßen sein. „Wir müssen zu ihr!“, sagte Haruka in Panik. Shuu schwieg. Nur ungern wollte er den Unterschlupf verlassen. Was, wenn ihr gar nichts zugestoßen war und sie zurückkehrt, während sie sie suchen gingen? Shuus Zögern ließ Haruka ungeduldig werden. „Shuu! Was zögerst du noch? Vielleicht braucht sie Hilfe!“ Seine Bedenken verschwanden schließlich und er nickte zustimmend. Daraufhin erschienen der Luchs und seine Schattenkatze Nachtara. „Luxio und Nachtara werden sie schon finden!“ Haruka nickte, und packte hastig zusammen. Beide Pokémon fanden rasch Rikas Spur und stoben davon, während Haruka und Shuu ihnen hinterher lief. Der Staub lichtete sich langsam. Es waren einige Felsen zertrümmert. Rika saß zusammen gekrümmt da und spürte die Kälte in ihrem Körper. Ihr ganzer Leib zitterte. Vor Angst, vor Kälte, und… vor der Wahrheit. Noch nie musste sie sich ihrer Vergangenheit stellen, geschweige denn den Mut dazu finden. Warum gerade jetzt?! Ein verärgertes Knurren ertönte neben der Schwarzhaarigen und riss sie aus ihrem Gedankenstrom. Zwei rote Augen blitzten hervor und eine schwarze, schmale Schnauze kam zum Vorschein. „Hundemon…“, wisperte Rika tonlos. Ihre Arme schlangen sich um ihr vertrautes Pokémon. Dieses blickte sie wissend an, drehte sich dann grollend zu der mysteriösen Person. Neben ihr stand ein Gengar, ein Geist Pokémon. Rika konnte nun deutlich die Gestalt sehen. Sie war dunkel gekleidet und trug eine Maske, aus dem sich das schwarze, lange Haar heraus wellte. Diese hob nun den linken Arm und befahl irgendetwas, was Rika nicht verstehen konnte. Doch sie konnte sich weder bewegen, noch sprechen. Eine finsterte, magische Energie wirkte auf sie ein. Gengar sammelte währenddessen in seinen Händen einen weiteren dunklen Energieball, der von einer grünlichen Aura umschwirrt wurde. Rika erstarrte geschockt als sie realisierte, dass Gengar scheinbar die Attacke auf sie lenkte. Der Energieball spiegelte sich im Angesicht des Angriffs in ihren Augen wider. Abermals spürte Rika die aufsteigende Hitze in ihrem Körper. Der schwarze Schattenhund war ohne zu zögern vor seine Trainerin gesprungen um sie zu beschützen. Egal was passieren würde, Hundemon würde dennoch weiterkämpfen um sie zu verteidigen. Der glühend heiße Flammenwurf erhitzte den Energieball dermaßen schnell, sodass dieser sich wieder in einem Knall auflöste. Doch gleich darauf schossen gelbe Blitze auf Hundemon und Rika zu. Der Schattenhund drehte sich zu Rika um und stieß sie zur Seite. Dafür traf der Blitzschlag nun aber Hundemon. Ein dunkles Grollen erfolgte darauf, nachdem es sich wieder erhob und vor seinem Maul in Sekundenschnelle ein schwarzer Spukball geformt hatte. Dieser raste nun auf Gengar zu und schmetterte den Geist gegen einen Felsen. Dann rannte Hundemon blitzschnell auf Gengar zu und setzte seine krallenbesetzte Pfote auf Gengars Brust. Ein drohendes Knurren entrann seiner Kehle und schließlich sammelte sich wieder ein Spukball in seinem Maul. Ehe Hundemon seinen Angriff durchführen konnte, war der Geist vor seinen Augen verschwunden und griff es hinterhältig mit Donnerblitz an. Hundemon jaulte kurz auf, fing sich gleich darauf wieder und wirbelte herum. Ein erneuter Feuerstrahl entsprang seinem Maul und fegte auf Gengar zu. Dieses war dem unerwarteten Angriff ausgeliefert, konnte aber als Gegenangriff abermals einen Energieball erschaffen. Beide Pokémon wurden in eine dicke, dichte Staubwolke gehüllt. Rika hustete und kniff die Augen zusammen. Nur Hundemons wage Gestalt konnte sich im Rauch ausmachen, der sich langsam lichtete. Von Gengar und der mysteriösen Gestalt fehlte jede Spur. Nun schweiften Rikas Blicken zu Hundemon herüber. Es war angeschlagen, wollte jedoch keine Schwäche zeigen. Hinkend kam der schwarze Hund zu seiner Trainerin und stupste sie an. Rikas Gliedmaßen fühlten sich an als bestanden sie aus Blei. Nur schwer fand die Schwarzhaarige ihre Balance zurück. Doch plötzlich packte sie ein Schwindelanfall und zog sie hinab in das Loch der Bewusstlosigkeit. Verschwommene Bilder ihrer Kindheit brausten an ihr vorbei, bevor eine komplette Finsternis sie ergriff… Rika durchtauchte die Tiefen ihres Bewusstseins. Ihr begegneten Erinnerungsbilder aus ihrer Kindheit, auch Bilder ihrer Freunde. Plötzlich tauchten aus der Dunkelheit ein Duo schwach zuerkennende Gestalten auf. Bilder zweier Personen – ihre Eltern, die jedoch ihr den Rücken zu kehrten. Rika freute sich ihre Familie zu sehen, begann zu schreien, doch sie konnte nicht. Ihre Stimme versagte kläglich. Unerwartet lösten sich ihre Eltern im Nichts auf und ein neues Gebilde schien sich vor der Schwarzhaarigen aufzutürmen. Sie schreckte zurück. Vor ihr tauchte das Gesicht ihres Bruders auf. Ryo, der perfekte Sohn, den ihre Eltern schon immer geliebt hatten. Unbändiger Hass erfüllte Rika plötzlich. Ryo lachte. Sein kaltes Lachen würde Rika nie vergessen. Schließlich verstummte ihr Bruder. „Du bist ein Feigling. Du wirst mich niemals schlagen können. Niemals… niemals…“ Rika öffnete plötzlich die Augen und erwachte aus dem Albtraum. Die Dunkelheit umhüllte sie vollständig, dennoch fühlte stieg die Wärme in ihr auf. Die Schwarzhaarige versuchte sich aufzusetzen, aber ihre Kräfte waren scheinbar nicht zurückgekehrt. Schwermütig setzte sich das Mädchen auf und fuhr sich mit einer Hand zum Kopf. Es hämmerte wie verrückt in ihrem Kopf. „Du bist endlich wach!“, ertönte es hinter ihr. Rika neigte ihren Kopf zu der Stimme, die eindeutig zu Haruka gehörte. „Wie… Wie lange… war ich schlafen…?“ Rika war überrascht über sich selbst. Ihre Stimme war kraftlos, wie ihr gesamter Körper. „Du hast die ganze Nacht geschlafen. Wir konnten dich nicht wecken.“ Nun nahm die Schwarzhaarige auch Shuus Gestalt wahr. Sie versuchte erneut aufzustehen, aber ihre Beine ließen nach, sodass der Grünhaarige sie im letzten Moment vor einem Sturz bewahren konnte. Behutsam legte er sie auf die weiche Unterlage. „Wie habt ihr mich… gefunden?“, wollte Rika wissen. Haruka lächelte. „Hundemon hat über dich gewacht und so haben wir dich gefunden.“ Rika schloss die Augen. Sie spürte eindeutig die Anwesenheit ihres Hundemons. Sanft legte der Schattenhund seine Schnauze auf Rikas Arm und pustete ihr ins Gesicht. Das Mädchen lächelte und erleichtert, dass es bei ihr war – ihr bester Freund. Haruka und Shuu blickten sich besorgt an und wandten sich wieder der Schwarzhaarigen zu, ungewiss was überhaupt geschehen war. „Rika… Was ist passiert…?“, fragte die Braunhaarige. Rika setzte sich erneut auf und fasste sich an den schmerzenden Kopf. „Ich… Ich weiß es nicht…“, stotterte sie. Ihre Stimme zitterte. Hundemon schaute sie mitfühlend an. Es spürte, wie aufgebracht Rika war und wie schmerzlich diese Erinnerungen waren. Es stupste sie vorsichtig an. Das Mädchen umarmte die Schnauze des Schattenhundes und schmiegte ihr Gesicht an den Hals des Pokémons. „Rika… Bitte sag uns was passiert ist!“ Rika schwieg weiterhin und wich ihren prüfenden Blicken aus. Ihre Vergangenheit ging niemandem etwas an. Der Schattenhund richtete seinen stechenden Blick auf Haruka und Shuu. Ein tiefes, warnendes Knurren stieg aus seiner Brust auf. Haruka und Shuu verstummten augenblicklich. Sie waren zu weit gegangen. Es hatte keinen Sinn Rika zu bedrängen. Dies bewirkte stets nur das Gegenteil. Shuu erhob sich still und nahm eine kleine Schüssel aus seiner kleinen Tasche. Dampf stieg auf als er schließlich eine warme Flüssigkeit darin eingoss. Der Junge gab die dampfende Suppe an Rika weiter. „Iss, damit du wieder zu Kräften kommst.“ Rikas Hände umfassten die warme Schüssel. Langsam schlürfte sie den Inhalt genüsslich aus. Die Wärme der Suppe erfrischte ihre trockene Kehle und erhitzte sie von Innen. Anschließend stellte das Mädchen die Schüssel beiseite. Haruka und Shuu waren noch immer besorgt. „Tut mir Leid, das ich mal wieder meinen Dickkopf durchsetzen musste.“, entschuldigte sich die Schwarzhaarige für ihren Alleingang. Doch ihre Gefährten schüttelten nur den Kopf. „Dir muss es nicht Leid tun.“, erwiderte Haruka. Rika schwieg. Ihre Gedanken schweiften zurück zu der geheimnisvollen Gestalt. Warum fügte dessen Anblick ihr nur solch ein Chaos in ihrem Kopf zu?! Abermals fuhr sich Rika mit der Hand an den Kopf. Wieder tauchten die Erinnerungen auf, die sie bislang aus ihren Gedanken verbannt hatte. Dann kam ihr der Traum wieder in den Sinn. Ryo. Ihr Bruder… Seine Worte würde Rika niemals vergessen. Ihre Hand krampfte sich in die weiche Unterlage und biss sich auf die Lippe. Nur schwer konnte das Mädchen ihrer aufsteigenden Wut widerstehen. Abrupt erhob sich Rika darauf. Ihre Hände nahmen die Gestalt von Fäusten an und ihre Blicke wirkten finster. „Wir sollten aufbrechen.“, meinte das Mädchen kühl. „Aber…!“ Rika brachte Haruka mit einem düsteren Blick zum Schweigen. „Mir geht’s gut. Wir haben schon zuviel Zeit verloren.“ Das junge Koordinatorenpaar hatte wohl keine andere Wahl als sich Rikas Entscheidung zu fügen. Ungern wollten sie Rika verärgern, und besonders dann nicht, wenn es ihr sowieso nicht gut ging. „Na gut. Dieser Berg macht mich noch verrückt.“ Rikas harte Gesichtszüge wurden weicher. Sie lächelte. Nachdem die Entscheidung gefallen war, machte sich das Trio wieder auf den Weg. Es dauerte noch lange bis sie endlich aus dem Kraterberg heraus kamen. Rikas Gedanken unternahmen noch immer eine Achterbahnfahrt. Wer um Arceus’ Willen war die finstere Gestalt? Warum hatte sie auf Rika solche Wirkung? Kapitel 24: Herzhofen – Die Stadt des Reichtums ----------------------------------------------- Yay, es wird höchste Zeit für ein neues Kapitel! Und taaaaadaaaaaa. Hier ist es. :) Ist ziemlich langsam wieder mal geworden. ^^° Auch weil zwei neue Personen hinzu gekommen sind. Have Fun! P.S. Rika und Ryo stehen in ganz anderen Verhältnissen gegenüber als die Charaktere von Digimon Tamers. Sie sind nicht miteinander zu vergleichen. Aber mir ist diese Namensverwandschaft auch aufgefallen. xD 24. Kapitel Herzhofen – Die Stadt des Reichtums Völlig überwältigt kamen Haruka, Shuu und Rika in Herzhofen, einer der größten und reichsten Städte Shinous, an. Die Gebäude waren einfach beeindruckend. Einige waren davon waren wirklich riesig, selbst die Wohnhäuser waren sehr groß gebaut. Auf einem großen Platz mitten in der Stadt türmten sich große Springbrunnen. Es war reger Menschenbetrieb in den Straßen. Haruka und Shuu waren völlig fasziniert über die große Stadt. Rika war schon öfters in Herzhofen gewesen. Die Großstadt war ein Paradies für Shopping Touren. Viele Menschen kamen nur hierhin um in einem der Einkaufzentren einkaufen zu gehen. Neben dieser Attraktion gab es in Herzhofen eine große Küche, die sich auf die Herstellung von Knurspe spezialisiert hatte. Knurspe waren eine Spezialität für Pokémon in Shinou. Sie ähnelten der PokéRiegel, die in Hoenn als Feinkost bekannt waren. Die Knurspe waren dagegen Kekse und waren für Pokémon eine sehr nahrhafte Leckerei. Doch die größte Sensation war die fantastische Wettbewerbshalle in Herzhofen. Das rundliche Gebäude befand sich oberhalb der Stadt, die Kuppel der Halle überragte selbst die Hochhäuser. In diesem atemberaubenden Halle sollte der nächste, berühmte Wettbewerb von Herzhofen stattfinden. Die Entscheidung von Haruka und Shuu war sofort gefallen. Sie mussten an dem Wettbewerb teilnehmen! Rika war nicht der Typ für Wettbewerbe, sie gehörte eher zu den kämpferischen Trainern. Ihr Ziel war es acht Orden zusammen für die Shinou Liga. Zwei von acht Orden besaß sie bereits. Das schwarzhaarige Mädchen begleitete dennoch die jungen Koordinatoren zur Wettbewerbshalle. Noch nie war sie in einem der Gebäude gewesen, da diese nie ihre Aufmerksamkeit erregt hatte. Oft hatte Rika nur Berichte über die Wettbewerbe im Fernsehen gesehen. Im Gebäude der Herzhofen Halle war ebenfalls noch nie gewesen. Von Innen wirkte die Halle noch gigantischer als von Außen. In der Eingangshalle befand sich die Anmeldung. Die junge, hübsche Dame begrüßte Haruka und Shuu freundlich. „Guten Tag! Ihr wollt euch sicher für den Wettbewerb einschreiben?“ Das Mädchen und Shuu bestätigten die Frage mit einem kurzen Nicken und reichten ihr anschließend ihre Ausweise. In wenigen Sekunden erschienen auf dem Monitor ihre Passbilder. Sie waren eingeschrieben und bekamen nun ihre Pässe zurück. „Ihr seid eingeschrieben. Der Wettbewerb beginnt übermorgen um 13 Uhr.“ Haruka und Shuu verabschiedeten sich von der Empfangsdame und verließen die Halle wieder. Rika seufzte. „Was ist los?“, fragte Shuu. „Nichts.“, erwiderte das Mädchen. „Ich bin nur müde.“ Haruka blickte das Mädchen von der Seite an und musterte sie eingehend. Rika wirkte wirklich erschöpft, aber auch sie selbst und Shuu waren müde. „Dann sollten wir zum Pokémon Center gehen.“, meinte die Braunhaarige. Shuu schaute Haruka an, er wäre lieber weiterhin in der Stadt geblieben, aber er sah ein, dass ‚seine’ Mädchen erschöpft waren. „Na dann. Gegen euch habe ich sowieso keine Chance.“ Im selben Moment wandte sich Rika um. „Wenn das nicht die Rika ist?“, lachte ein blondhaariger Junge mit blassgoldenfarbenen Augen sie an. Rika blickte zuerst einige Momente die Person vor ihr an bis das Mädchen realisierte, dass es Kyouji, ein alter Freund aus ihrer Kindheit, war. Haruka und Shuu schauten die beiden Jugendlichen interessiert an. Rika begann zu Grinsen. „Kyouji! Du bist es!“ Das Mädchen streckte ihm die Faust entgegen. „Für dich noch Mr. Hagami!“ Der Blondhaarige ballte seine Hand ebenfalls zur Faust und begrüßte Rika mit einem leichten Faustschlag. „Schön dich zu sehen.“, fügte der Junge hinzu. Rika strich sich durch die Haare. „Es ist lange her…“ Ihre grün funkelnden Augen fixierten den Jungen, der ihr zu nickte. „In der Tat.“, meinte dieser. Nun schweiften seine Augen zu Haruka und Shuu ab. Fragend blickte er wieder zu Rika herüber. „Stellst du mir deine neuen Freunde auch mal vor?“ Die Angesprochene schaute kurz abwechselnd zu Haruka, Shuu und Kyouji. „Haruka, Shuu, darf ich euch mit Kyouji, einem guten Freund von mir, vorstellen?“ Kyouji räusperte sich und lehnte sich auf Rikas Schulter. „Ich korrigiere, einen sehr guten Freund.“, feixte er und stieß seine Faust gegen die Schulter der Schwarzhaarigen. Haruka und Shuu lächelten unsicher. „Und das sind Haruka und Shuu, zwei Koordinatoren, die ich in Ewigenau kennen gelernt habe.“ Der Blonde straffte sich und nickte nur, bevor er sich wieder zu Rika wandte. Seine aufmerksamen Augen musterten das Mädchen von Kopf bis Fuß. „Du siehst müde aus, nicht wahr?“ Die Schwarzhaarige widerstand seinem prüfenden Blick. „Wir sind soeben erst in Herzhofen angekommen und wollten uns auf den Weg ins Pokémon Center machen.“, erwiderte Rika. Kyouji schaute Haruka und Shuu einen Augenblick an. „Warum gehen wir nicht zusammen hin?“ Dann neigte er Rika wieder den Kopf zu. „Und wir können mehr reden.“ „Reden? Über was?“, kam es von dem Mädchen. Ahnungslos zuckte Rika die Schultern. Der Blonde verzog grinsend die Mundwinkel und entfernte sich von dem Trio. Einen kurzen Moment hielt er noch inne. „Und? Kommt ihr jetzt?“ Rika folgte Kyoujis Anweisung. Haruka und Shuu zögerten kurz, gingen aber dann schließlich den beiden Freunden hinterher. Später im Pokémon Center saßen Shuu, Haruka, Rika und ihr Freund Kyouji im Restaurant des Centers. Haruka und Shuu hörten dem Gespräch zwischen den beiden Freunden aufmerksam zu. Es handelte sich dabei über nebensächliche Sachen, die in der Ansicht der Koordinatoren keinen Sinn ergaben. Doch der Vorteil war, dass sie mehr über Rika selbst herausfanden. Sie kam aus einer angesehenen Familie in Zweiblattdorf. Ihr Vater war ein Archäologe, der antike Gebäude studierte und Rikas Mutter arbeitete als Polizistin, hatte aber ihren Beruf an den Nagel gehängt als ihr Sohn Ryo geboren wurde. Später dann, genauer gesagt nach fünf Jahren, kam Rika auf die Welt. Sie war nicht mit derselben Liebe aufgewachsen, die ihre Eltern ihrem Bruder zugeteilt hatten. Das Mädchen begann sich immer mehr vor ihrer vertrauten Umgebung sich zu verschließen. Ein Eispanzer begann sich vor Rikas Gefühlen aufzutürmen. Seit je her entwickelte sich in ihr ein Hauch von Hass auf ihren Bruder, der schier keine Grenzen mehr kannte. Den einzigen Menschen auf der Welt denen Rika wirklich vertraute, waren ihre Freunde. Sie wussten, was das Mädchen fühlte oder dachte. Nie verschloss sich die Schwarzhaarige vor ihnen. Kyouji lehnte sich zurück und musterte Rika eingehend. „Du bist um einiges erwachsener geworden seit dem ich dich vor eineinhalb Jahren gesehen habe.“, meinte der Blonde. Diese schaute Kyouji mit böse funkelnden Augen an. „Was denkst du schon wieder? Ich meine nicht nur vom Äußerlichen!“, fügte Kyouji schnell hinzu. Er konnte sich jedoch sein Grinsen nicht verkneifen. Rika fixierte ihn mit ihren grünen Augen. Sie seufzte. Es trat ein kurzer Moment des Schweigens ein. Doch Kyouji brach die Stille mit einer unvorsichtigen Frage. „Hast du wieder mal etwas von Ryo gehört?“ Rikas Hand ballte sich zur Faust. Ihre Fingernägel bohrten sich in das Fleisch ihrer Handflächen. Sie wandte sich von Kyouji ab. Rika mochte nicht gerne über ihre Familie reden, schon gar nicht über ihren Bruder. Kyouji bereute seinen Fehler, denn er wusste, wie Rika auf ihren Bruder reagierte – negativ. Er räusperte sich. „Hast du eigentlich mal wieder etwas von unserem Nesthäkchen gehört?“, brach der Blonde die unerträgliche Stille. Rika schüttelte wortlos den Kopf. Ihre abweisende Haltung lockerte sich gleich darauf wieder einwenig. Kyouji atmete auf. „Zu dumm.“, seufzte der Junge und schlug lässig die Arme hinter dem Kopf zusammen. Haruka und Shuu schauten Rika und Kyouji still an. Ihnen war es unangenehm still neben ihnen zu sitzen und ihnen einfach bei privaten Gesprächen zu zuhören. „Anfangs hatten wir noch regelmäßig Kontakt. Dann ist er irgendwie abgebrochen.“ Die Schwarzhaarige richtete ihre smagardfarbenden Augen auf den Blonden. „Du bist mit Kenta in Kontakt geblieben?“ Der Angesprochene nickte. „Wie gesagt, anfangs. Jetzt nicht mehr.“ Rika blickte aus dem Fenster. Das Pokémon Center von Herzhofen lag sehr zentral. Die Straße war sehr belebt in den Mittagsstunden. Kyouji blickte Rika einige Zeit lächelnd an, welches gleich wieder verschwand als die Schwarzhaarige sich ihm wieder zuwandte. „Wie ist es dir ergangen? Bis jetzt haben wir nur über mich gesprochen.“, fragte Rika. Kyouji grinste. „Gut. Ich habe mir bereits drei Orden erkämpft! Musste allerdings zurück nach Herzhofen, weil der Professor mir einen Auftrag gab.“ Rika und auch die beiden Koordinatoren, die sich ziemlich überflüssig fühlten, horchten gespannt auf. „Einen Auftrag?“, kam es neugierig von Haruka. Kyoujis Blicke schweiften zu Haruka und Shuu ab. „Ein Paket, das nach Schleiede gehen soll. Mehr weiß ich selbst nicht.“ Rika lachte kurz auf. „Besonders begeistert bist du ja nicht gerade.“, bemerkte das Mädchen frech grinsend. Kyouji zuckte die Schultern. „Ob Umweg oder nicht. So wären wir uns nicht zufällig nach eineinhalb Jahren wieder über den Weg gelaufen.“, erwiderte der Junge. Nun wandte sich Kyouji zu Haruka und Shuu. „Und ihr seid Koordinatoren, nehme ich an?“ Der Grünhaarige nickte. „Sind wir.“, kam es von ihm. Dieses Mal lachte Kyouji. „Dachte ich es mir doch. Rika ist nicht der Typ für Wettbewerbe.“ Rika erhob sich und zog somit die Blicke von Haruka, Shuu und Kyouji auf sich. „Ich möchte einwenig alleine sein.“, sagte sie und wandte sich von ihnen ab. Kyouji sprang ruckartig auf. „Warte! Hab ich etwas Falsches gesagt?“ Doch Rika entfernte sich wortlos. Rika mochte die Einsamkeit. In ihrer Kindheit war sie schon oft alleine gewesen. Dadurch war sie daran gewöhnt alleine zu sein. Doch die Einsamkeit hatte auch etwas Gutes an sich. Es ermöglichte Rika über einige Dinge in Ruhe nachzudenken, die sie in den letzten erfahren hatte. Das Mädchen fand es amüsiert, dass sie ausgerechnet Kyouji über den Weg gelaufen. Jetzt, nach eineinhalb Jahren… Vielleicht war es auch das Schicksal? Rika und Kyouji kannten sich schon seit ihrer Kindheit an. Sie waren gemeinsam in den Kindergarten gegangen, und ebenso in die Trainerschule, die in Jubelstadt lag. Für Rika war Kyouji so eine Art Bruder. Hinzu kam noch der junge Kenta, der in Jubelstadt wohnte und mit ihnen zur Schule ging. Er war ziemlich schüchtern und fühlte sich in Gegenwart von Menschen eher unbehaglich. Das Trio war unzertrennlich gewesen bis Kyoujis Mutter verstarb, und Kyouji nach Johto reisen musste. So blieben Rika und Kenta alleine zurück, jedoch nicht für lange Zeit. Kenta begann seine eigene Pokémonreise. Rika vereinsamte ohne ihre Freunde. Doch zu diesem Zeitpunkt, genauer gesagt, nach einem Jahr, erfuhr Rika, dass Kyouji zurückgekehrt war. Auch er hatte bereits seine Reise begonnen. Ohne ein Wiedersehen mit Rika. Das Gefühl, das ihre Freunde sie vergessen hatte, nagte lange Zeit an ihr. Manchmal betrübte sie der Gedanke, dass sie es bereits getan hatten. Doch kurz bevor Rika selbst aufbrach, bekam sie ein mysteriöses Päckchen zugeschickt. Darin verbarg sich ein Andenken ihrer Freunde – zwei Fotos und ein Anhänger auf dem ein Strauß Vergissmeinnicht abgebildet war. Rika fasste sich in die enge Rocktasche und zog diesen Anhänger heraus. Sie strich behutsam über die glatte, feine Oberfläche. Das Licht spiegelte sich darin wider. Auf dem Anhänger war eine Art Inschrift eingraviert. Vergiss niemals, was dir wichtig ist, denn sonst werden wir auch vergessen… Das Amulett schien anmutig zu funkeln, während Rika die Gravierung las. Das Mädchen lächelte. Die Schwarzhaarige blieb noch bis zum späten Nachmittag den Anderen fern. Sie hatte sich auf eine Parkbank nieder gesetzt und blickte in den dunkelblauen Himmel. In einem grellen Lichtstrahl zeichnete sich die Gestalt Hundemons ab. Das Mädchen strich dem Schattenhund über die Schnauze. Ein leises Brummen kam von dem Pokémon. Rika war nie wirklich alleine, denn ihre Pokémon waren bei ihr. Manchmal war ihr die Gegenwart von Pokémon sogar lieber als die von Menschen. Hundemon sprang ebenfalls auf die Bank und ließ sich nieder. Der schmale Kopf ruhte auf ihren Knien. Rika kraulte Hundemons Stirn. Nur zu ihr duldete der Schattenhund eine so innige Nähe. Hundemon seufzte gelassen, während sein Kopf langsam zur Seite kippte. Das Mädchen grinste vergnügt, und lehnte sich entspannt zurück. „Da bist du ja!“, ertönte unerwartet Kyoujis Stimme. Rika schreckte hoch, ebenso Hundemon. Es sprang auf die Pfote und hob den Schweif an. Dabei erzitterte die Brust, während ein warnendes Knurren aus der Kehle entwich. Kyouji wich erschrocken zurück. „Hey, hey, pfeif dein Pokémon zurück! Ich tu doch nichts!“ Rika lachte leise, während sie sich aufsetzte und Kyouji einen kurzen Moment stumm anschaute. Schließlich erhob sich das Mädchen. „Hundemon ist nur wachsam. Es greift nicht ohne meinen Befehl ein.“ Hundemons Knurren erstarb als es Rikas Hand auf den Kopf spürte. Kyouji blickte den Schattenhund respektvoll an. „Beruhigend…“ Ungern wollte er mit dem Pokémon in Konfrontation geraten. „Und? Was ist jetzt?“, kam es von der Schwarzhaarigen. Kyouji wandte seinen Blick nun auf die erwartungsvolle Rika. „Hast du Hunger?“, wollre der Blonde wissen. Rika nickte. „Klar.“ „Dachte ich es mir doch. Haruka und Shuu warten bereits.“ Der Abend verging rasch, während Rika, Kyouji, Haruka und Shuu wieder im Restaurant des Pokémon Centers saßen. Shuu und Kyouji schienen sich anzufreunden. Sie redeten über verschiedene Trainingsmethoden und natürlich über ihrer eigenen Auffassung des Trainings. Haruka und Rika langweilten sich. Das Thema interessierte sie überhaupt nicht. Beide Trainerinnen waren müde. Shuus Kopf schweifte wieder zu den Mädchen. „Es ist schon spät. Wir sollten jetzt mal ins Bett gehen.“, unterbrach er Kyoujis Redeschwall. Kyouji legte eine Pause ein. „Na dann. Alles klar.“ Somit erhob sich das Trio und verabschiedete sich von Kyouji. „Gute Nacht.“, sagte dieser zum Abschied. Bevor Rika mit Haruka und Shuu das Restaurant verließ, blickten sich Kyouji und das Mädchen kurz in die Augen. Dann wandte Rika den Blick ab und folgte ihren Freunden. Kyouji blickte ihnen nach und erhob sich nun ebenfalls. Haruka ließ sich erschöpft auf der weichen Matratze nieder. Für einen Moment schaute sie Shuu an. Sie waren alleine im Raum. Rika war nebenan im Badezimmer verschwunden vor wenigen Minuten. „Was hälst du von Kyouji?“, wollte die Braunhaarige wissen. Shuu zuckte mit den Schultern. „Wir wissen doch fast gar nichts.“, erwiderte dieser. „Außer das er Rika schon einige Zeit kennt.“ Haruka seufzte. „Und das das Verhältnis zu ihrem Bruder angekratzt ist.“, fügte Haruka flüsternd hinzu. Der Grünhaarige wandte sich zu Haruka, er beugte sich zu ihr herunter und sagte mit gedämpfter Stimme: „Du hast doch gesehen, wie sie reagiert. Sprich diesen Namen nicht in ihrer Gegenwart aus.“ Shuu hatte Recht. Es war ziemlich dämlich Rika darauf anzusprechen. Der Junge schaute in Harukas blaue Augen. Er konnte sich anders als ihre Lippen zärtlich zu berühren. Haruka ließ sich von seiner Annäherung mitreißen. Sie fanden sich in einer innigen Umarmung wieder. Rika hatte sich an den Türrahmen gelehnt. Sie fühlte, dass sie nicht willkommen war. Das Mädchen räusperte sich. „Ich störe euch wohl? Ich werde mich ein eigenes Zimmer nehmen, damit ich es nicht mehr tue.“ Haruka und Shuu schraken verschreckt auf. Sie hatten völlig vergessen, dass sie nicht wirklich alleine gewesen waren. Noch mehr bestürzt waren sie darüber, dass Rika sich durch sie vertrieben fühlte. Ihr Schweigen deutete Rika als eine positive Antwort auf ihre Frage. Sie schnallte sich den Gürtel wieder um die Hüfte und schulterte ihren Beutel. Ebenso stumm verließ die Schwarzhaarige das Zimmer. Haruka und Shuu konnten überhaupt nicht protestieren. „Rika! Warte!“, rief Shuu hastig, doch da fiel schon die Tür ins Schloss. Die beiden Koordinatoren schauten sich verunsichert an. Hatten sie Rika jetzt gekränkt und dadurch vertrieben? Seufzend lehnte sich Rika gegen die Wand. Warum musste sie gerade jetzt die Rücksichtsvolle spielen? Doch sie mochte auch nicht die Schuldige sein, die das Pärchen hinderte Zärtlichkeiten auszutauschen. Jedenfalls war Rika nun ‚zimmerlos’. Im Pokémon Center selbst war kein Platz mehr frei, dank des nahenden Wettbewerbs. Es war überhaupt Glück gewesen, dass Haruka und Shuu eines bekommen hatten. Gemächlich setzte sich die Schwarzhaarige in Bewegung, nicht wissend, was sie jetzt tun sollte. Es bestand ja auch keine Hetze. Wieso auch? Es war ja mitten in der Nacht und Rika war Gott verdammt hundemüde. Sie hätte sich in diesem Moment gerne selbst eine Ohrfeige geben können. Doch leider knallte sie beinahe mit Kyouji zusammen. „Hoppla! Keine Augen im Kopf, was?“, sagte der Blonde tadelnd. Rika hob den Kopf. „Rika!“ Er hatte sie auf dem ersten Blick gar nicht erkannt. „Was machst du hier? Ich dachte, du bist bei Haruka und Shuu!“ Die Schwarzhaarige schüttelte den Kopf. „Siehst du doch, dass ich es nicht bin.“, erwiderte Rika bissig. Kyouji sah das erschöpfte Mädchen an. „In meinem Zimmer ist noch ein Bett frei.“, sagte der Blonde und ignorierte ihre ‚Unfreundlichkeit’. „Es sei den Madam will draußen schlafen.“ Die Schwarzhaarige blickte Kyouji düster an. „Danke.“, sagte sie leise. „Kein Problem, Süße.“, feixte der Blonde und führte sie zu seinem Zimmer. Der Raum war klein und schlicht eingerichtet. Trotzdem versprühten die Farbe der Wände eine gewisse Wärme aus. Rika legte ihren Beutel auf dem Tisch ab, nachdem sie sich umgesehen hatte. „Willkommen im meinem Reich.“, sagte Kyouji. „Fühl dich ganz wie zu Hause. Meine Unordnung kennst du ja.“ Rika war jetzt nicht in Stimmung auf seine Scherze. Sie war müde und wollte schlafen. „Ich bin müde, Kyouji. Bitte behalte deinen Sarkasmus für dich.“ Das Mädchen ging wieder ins Badezimmer um sich Umzuziehen. Der Blonde fuhr sich durch die Haare und warf sich anschließend auf sein Bett. Wenige Minuten später öffnete sich die Badezimmertür wieder. Rika war nun in einer dunkelblauen Boxershort gekleidet, das Oberteil war ebenso dunkelblau. Sorgfältig legte Rika ihre Anziehsachen auf den Tisch. Daneben ihren Gürtel mit den sechs, kleinen Pokébällen. Schließlich legte sich ins Bett und zog die Decke über den Kopf. Kyouji beobachtete sie im Dunkeln eine Weile. „Rika…?“ Ein genuscheltes ‚Ja’ kam wenig später von ihr. Kyouji schwieg kurz. „Nimmst du mir übel, dass ich dich vorhin auf deinen Bruder angesprochen habe?“ Es trat eine Stille des Schweigens ein bis Rika sich halb aufsetzte. Kyouji konnte ihre Smaragdgrünen Augen erkennen. „Schon gut.“, erwiderte Rika. „Letzte Nacht ist mir Ryo im Traum begegnet.“ Rika spürte den fragenden Blick Kyoujis auf sich. „Mir ist klar geworden, dass mein Ziel wohl ist, ihn zu besiegen.“ Kyouji blieb stumm. Er rang mit einer Antwort. „Du willst doch nur deinen Hass befriedigen.“, kam es gehässig von dem Blonden. Rika lachte leise. „Vielleicht hast du Recht…“ Kyouji richtete sich auf. „Mach was du willst, Rika.“, meinte der Blonde mit ernster Stimme. „Aber tu es dann auch gefälligst!“ Rika lächelte schweigend. Kyouji ließ sich wieder auf die Matratze fallen. „Und jetzt schlaf endlich.“, murrte er und drehte sich um. Rika legte sich ebenfalls wieder hin. „Schlaf gut.“, flüsterte sie leise. Der nächste Morgen kam rasch. Das Wetter war betrübt und windig. Die Wolken hingen tief und verhießen schlechtes Wetter. Es wehte eine kühle Brise. Haruka und Shuu waren jedoch bereits wach. Der Ehrgeiz hatte sie geweckt. Morgen sollte der Wettbewerb von Herzhofen stattfinden. Ein großer Tag für die Koordinatoren. Sie mussten alles geben, wenn sie hier erfolgreich sein wollten. Doch somit wurden Haruka und Shuu wieder zu Rivalen. Es war ein unangenehmes Gefühl für die beiden nicht füreinander zu kämpfen, sondern gegeneinander. Ihnen blieb jedoch keine andere Wahl. So ließen sie sich es nicht nehmen zu trainieren. „Das war ganz schön schwach, Shuu!“, rief Haruka grinsend. „Bist du heute etwa mit dem falschen Fuß aufgestanden?“ Der Angesprochene fuhr sich durch die grünen Haare und warf der Braunhaarigen einen verächtlichen Blick zu. Er musste sich zur Konzentration zwingen. Das Mädchen machte aus ihm einen Waschlappen – einen Schwächling. In ihrer Nähe konnte er nicht mehr klar denken. Er wollte diese Tatsache keinesfalls zugeben. „Pah.“, kam es von dem Jungen. „Koknodon! Kopfnuss auf Psiana, und du Luxio, greif Schiggy mit deinem Funkensprung an!“ Harukas Pokémon sprühten vor Energie und bereiteten sich auf den gegnerischen Angriff vor. Koknodons harter Schädel verströmte eine bläuliche Aura, während Psiana der Attacke mit Leichtigkeit auswich. Nun sprang Luxio auf Schiggy zu. „Abwehren mit Eisstrahl!“ Eine schimmernd blaue Eiskugel erschuf Schiggy im Maul und schleuderte diesen auf den Luchs. Dieses schüttelte sich benommen und war dank seiner eigenen Attacke unversehrt geblieben. „Jetzt bin ich dran!“, rief das Mädchen. „Eisenschweif, Psiana! Und Aquaknarre hinterher! Greift Luxio an!“ Psiana und Schiggy griffen gemeinsam Luxio an, welches den beiden Attacken schutzlos ausgeliefert war. Doch dabei vergaß das Mädchen Koknodon. „Ha! Kopfnuss, los!“ Das antike Pokémon katapultierte sich in die Höhe, indem es seinen Schwanz auf den Boden schlug, und fiel nun von oben herab auf Psiana. Die Lichtkatze wurde hart getroffen. „Und Luxio, jetzt Eisenschweif!“ Schiggys Wasserstrahl wurde in zwei geteilt. Feine Tröpfchen stoben zur Seite und brachten Luxio in eine anmutige Position. Shuu trainierte seine Pokémon nicht nur auf kraftvolle und dabei anmutige Ausführung der eigenen Attacken, sondern auch perfekte Manöver von gegnerischen Angriffen. „Zu früh gefreut, Süße.“, feixte der Grünhaarige. „Bodycheck, Koknodon! Luxio, deinen Tackle hinterher!“ Koknodon stürmte zuerst auf das leichtere Schiggy zu, welches keine Chance sich gegen den kraftvollen Angriff entgegen zu stemmen. Es wurde von dem Frontalangriff erfasst und gegen den Boden geschleudert. Gleich darauf folgte Psiana, die schutzlos Luxios Tackle-Angriff ausgeliefert war. Durch die Hitze des Gefechts bemerkten Haruka und Shuu nicht die Anwesenheit von Rika und Kyouji. Sie standen teilnahmslos im Hintergrund und beobachteten den Kampf mit gelassener Miene. Haruka sah nur hilflos der Wende des Kampfes zu. Sie war einfach zu überheblich gewesen – zu locker heran angefangen. Ein großer Fehler, der ihr nicht unterlaufen sollte. „Glaub ja nicht, dass ich einfach so aufgeben, Shuu!“, meinte die Braunhaarige giftig. „Psiana! Zeig ihm deine Psychokinese!“ Psianas Körper wurde durch eine fließende Aura umhüllt, während der Juwel selbst schimmernd aufleuchtete. Die unsichtbare Kraft erfasste Koknodon und Luxio und ließ beide Pokémon ungeschützt in der Luft zappeln. „Schenk ihnen einen Freiflug!“ Die Lichtkatze lenke die Psychokräfte so, die Shuus Pokémon festhielt, dass sie hart auf den Boden aufkamen. Luxio und Koknodon wirkten genauso angeschlagen, wie Psiana und Schiggy. Nun ging wohl der Kampf in die entscheidende Runde. Wer würde wohl den kühlsten Kopf bewahren? Haruka oder Shuu?! Shuu kannte Harukas Kampfstil zu gut. Sie konnte ihre Taktiken jeder Situation beliebig anpassen. Der Junge beobachtete angespannte Braunhaarige. Wie wird sie wohl handeln? Jedenfalls wartete sie. Sie wartete auf einen günstigen Augenblick zum Angreifen. Die Zeit dehnte sich bereits über ganze drei Minuten hinweg. Der Grünhaarige schloss kurz die Augen. Er spürte das Vertrauen seiner Pokémon, das sie ihm hatten. Schwach und kaum wahrnehmbar war jedoch Koknodons Verlass auf Shuu. Luxio dagegen glaubte felsenfest an seinen Trainer. Haruka nutze diesen Moment. Sie wollte keinesfalls, dass ihre Chance verstrich. „Psiana! Deine Blitzkanone! Schiggy, setz Eisstrahl ein!“ Der Juwel der Lichtkatze glühte auf und eine magische Energie wurde daraufhin freigesetzt. Ein tiefschwarzer Donnerball, der von Funken umhüllt wurde, erschien vor Psianas Maul und hatte schon nach wenigen Sekunden eine beachtliche Größe erreicht. Schiggy formierte währenddessen einen Eisstrahl in seinem Maul. Shuu öffnete die Augen und realisierte die Attacken von Harukas Pokémon. „Koknodon! Deinen Flammenwurf! Und Luxio, Funkensprung!“ Koknodons Maul wurde in flammendes Licht getaucht. Ein heißer Glutstrahl raste auf Schiggy zu, löste den Eisstrahl vollkommen auf und traf letztlich die Schildkröte. Psianas Blitzkanone näherte sich rasend schnell Luxio, doch das Pokémon griff nun selbst furchtlos an. Der Körper des Luches wurde komplett von statischer Energie umgeben. Die Aura des Funkensprungs schützte Luxio vor der Explosion, die beim Aufprall der Attacken entfacht wurde. Das blaue Elektro Pokémon wurde durch die Druckwelle fort katapultiert, konnte jedoch auf dem Boden wieder Halt finden. Shuu grinste. Er ließ Haruka und ihren Pokémon keine Verschnaufpause. „Kopfnuss! Und Luxio, deinen Tackle!“, befahl der Junge. Abermals griffen seine Pokémon Psiana und Schiggy direkt an. Haruka sah jedoch nicht einfach still zu. „Psiana! Schütze Schiggy vor Luxio! Ruckzuckhieb!“ Die Lichtkatze duckte sich und schnellte auf Luxio zu, welches das Wasser Pokémon angriff. Koknodon behaarte nun nicht mehr darauf Schiggy anzugreifen und attackierte stattdessen die Lichtkatze von der Seite. Psiana knallte mit voller Wucht gegen einen Baum. Schon sprang Luxio über das verschreckte Schiggy hinweg. Der Schweif leuchtete glühend auf. Ein Eisenschweif. Haruka biss sich nervös auf die Unterlippe. Sie musste handeln. Und zwar schnell. Sonst war der Kampf endgültig vorbei. „Schütze dich mit Turbodreher!“ Schiggy verzog sich gehorsam ins Innere seines harten Panzers zurück und begann wild zu rotieren. Durch Luxios Eisenschweif wurde Schiggy in die Luft geschleudert. „Und jetzt Aquaknarre!“ Schiggy spie einen Wasserstrahl aus nächster Nähe auf Luxio ab, sodass dieses mit Koknodon zusammen prallte. Alle vier Pokémon rangen mit dem Atem. Sie waren mehr besiegt als fähig den Kampf weiterzuführen. Rika und Kyouji klatschten. „Hervorragender Kampf.“, lobte der Blonde. Haruka und Shuu neigten ihre Köpfe zu ihnen. „Hätte nicht gedacht, dass Koordinatoren so gut kämpfen können.“ Rika lachte. „Was denkst du denn? Sie sind genauso Trainer, wie wir. Nur das sie anders ihre Pokémon aufziehen.“, sprach die Schwarzhaarige. Shuu und Haruka musterten die jungen Trainer, die sie im Grunde genommen kaum kannten. Dann vernahmen sie das leise Keuchen ihrer Pokémon und wandten sich ihnen zu. Beide lobten und flüsterten beruhigende Worte ihnen zu. Schließlich erhoben sich Shuu und Haruka wieder und riefen die Pokémon in ihre Pokébälle zurück, damit sie sich eine Pause gönnen konnten. Rika strich eine ihrer schwarzen, langen Strähnen aus dem Gesicht weg. „Ihr seid gut auf den Wettbewerb vorbereitet.“, meinte das Mädchen. Kyouji stimmre zu, indem er mit dem Kopf nickte. „Zeigt uns wieder einen solchen Kampf!“ Shuu lachte. „Falls wir überhaupt gegeneinander kämpfen. Dann gerne.“ Der Junge grinste. Schon im letzten Wettbewerb von Flori waren Shuu und Haruka im Finale angetreten. Es war ein spannender Kampf gewesen, den Haruka letztlich verloren hatte. Sie nahm Shuu den Sieg nicht übel. Schließlich waren sie ein Paar. Beide mussten damit klar kommen. Es konnte immer nur einer den Sieg davon tragen. Kyouji kribbelte es. Er rieb sich über die Arme. Rika wandte sich daraufhin ab. Ihren Blick hob sie dem getrübten Himmel entgegen. An diesem Tag sollte noch ein heftiger Regenguss einsetzen. Haruka schaute ebenfalls hinauf in den Himmel. „Wie wäre es, wenn wir noch etwas durch die Straßen ziehen?“, schlug Haruka vor. „Bevor es anfängt zu regnen…“ Rika sah die Braunhaarige kurz an, bevor sie nickend einwilligte. „Einige Läden sind hier ziemlich gut.“, sagte sie. „Es lohnt sich.“ So war es beschlossene Sache, das Haruka und Rika ihren Bedürfnissen als Frau nachgingen. Shuu und Kyouji dagegen hatten das Nachsehen. Sie seufzten. Na toll, jetzt wurden sie sicherlich zum Schleppesel auserkoren… Rika und Haruka amüsierten sich prächtig. Beide liebten es in die Schaufenster der verschiedensten Geschäfte zu blicken, zu schwärmen und vor allem sich selbst durch den Dschungel der Läden zu schlagen. Haruka war jedoch von ihnen die größere Fanatikerin. Die Schwarzhaarige hielt sich schweigsam zurück. Rika hielt sich viel von typischen Frauenkleidung, wie lange Kleider, Röcke und was es sonst noch gab. Jedenfalls hatte die Braunhaarige ihren Spaß und am kommenden Ende ihrer Einkaufstour hatte Shuu alle Hände voll zutun. Kyouji kam nochmals glimpflich davon; er trug nur drei Tüten in den Händen, die zu Rika gehörten. Auf dem Rückweg zum Pokémon Center lästerte der Blonde lautstark über die Kaufwut der Frauen. Natürlich war dies unüberhörbar gewesen. „Warum müsst ihr immer so viel kaufen?! Als gäbe es nichts Besseres!“, motzte Rikas Jugendfreund. Einige Touristen blickten die Vier kopfschüttelnd nun an. Schließlich platzte Rika endgültig der Kragen. Sie hasste es einfach, wenn die Leute auf der Straße sie angafften als sei sie nichts Menschliches. „Was gafft ihr denn so?“, knurrte die Schwarzhaarige giftig zwei Kinder an, die sich furchtbar erschraken und letztendlich wegliefen. Kyouji schaute den beiden Kindern nach. „Musste das sein, Rika?“ Doch er bekam keine Antwort, dafür aber einen finsteren Blick von ihr. Er schluckte schwer… Die meisten Menschen, die ihnen flüchtig über den Weg liefen, gingen Rika stets aus dem Weg und mieden den Blickkontakt mit ihr. Rika war nun hochgradig schlecht gelaunt – aus welchem Grund auch immer. Selbst Kyouji versuchte nicht sie aufzumuntern; er wusste nur zu gut, dass sie in diesem Zustand so explosiv, wie ein Lektroball war. Kurz bevor sie auf dem großen Platz des Pokémon Centers ankamen, hielten Haruka und Shuu inne. Kyouji hob den Kopf und blieb ebenfalls stehen. „Was ist? Warum bleibt ihr stehen?“, fragte er, ließ seinen Kopf kurz zu Rika wandern, die immer noch düster drein blickte. Haruka fixierte den Vorplatz des Centers. „Seht mal.“ Das Mädchen deutete auf eine Menschenansammlung. Sie standen genau vor dem Eingang. Die Rufe hallten bis zu ihnen herüber. Kyoujis Interesse wurde daraufhin geweckt. „Hey, da wird gekämpft. Lasst uns mal gucken gehen.“, drängte der Blonde. Rika verdrehte die Augen, sagte jedoch nichts dazu. „Ja, lasst uns nachsehen.“, stimmte die Braunhaarige ein. Auch sie war neugierig zu sehen, wer das Interesse von den Menschen auf sich gelenkt hatte. „Na und? Bestimmt sind es nur Kinder.“, entgegnete nun Rika genervt. Shuu zuckte mit den Schultern. Er wusste nicht so recht, was er davon halten sollte, ging dennoch der Menge entgegen, gefolgt von Haruka und Kyouji. Rika blieb alleine zurück. „Tse…“ Sie strich sich durch die Haare und folgte dem Trio letztlich doch. Der Blonde verschaffte sich auf unübliche Art den nötigen Platz den er brauchte, indem er die Menschen, die ihm im Weg waren, einfach wegzudrängen. Einige pöbelten ihn wütend an, wodurch diese dann von Kyouji selbst beschimpft wurden. Haruka und Shuu folgten ihm. Für Rika machten die Leute freiwillig Platz. Von dem Mädchen ging eine merkwürdige Spannung aus, die sie verscheuchte. Schließlich erhaschten die Vier doch noch einen Blick auf die Ursache der Unruhe. Es wurde gekämpft. Zwei Jungen standen sich gegenüber, der eine hatte kurze, braune Haare und war kräftig. Dagegen war der andere Junge eher schmächtig. Er hatte lavendelfarbene Haare und wirkte sehr kindlich, hatte aber dennoch das Alter eines Teenagers. Der Unbekannte hatte seinen Gegner genau im Visier. Der Körper des Jungen war angespannt und zitterte leicht, hatte ihn aber unter Kontrolle. Als sich der Braunhaarige nicht regte, hob der Junge seinen Arm. „Dunkelklaue, Snobilikat! Absol, Klingensturm!“, befahl der Junge. Die geschmeidige Rassekatze fauchte warnend, sprang mit einem kräftigen Satz in die Luft um das gegnerische Kicklee mit der Klaue anzugreifen, die vom dunklen Licht umhüllt wurde. Währenddessen schleuderte Absol eine Salve von scharfkantigen Pressluftklingen auf ein Glibunkel, das sofort besiegt war. Kicklee bekam es mit Snobilikats Dunkelklaue zutun und hatte wahrhaftig große Probleme. Es rappelte sich entkräftet wieder auf. „Verdammte Scheisse!“, fluchte der fremde Trainer. „Kicklee, Fegekick auf Snobilikat!“ Der Braunhaarige war mehr als verzweifelt. „Ausweichen und Aquawelle!“ Die beigefarbene Katze wich geschickt aus und formte im Maul einen blauen Wasserball, der beim Aufprall zerschellte und Kicklee den Rest gab. Absol und Snobilikat kamen zu ihrem Trainer zurück. „Gut gemacht.“, flüsterte er leise. Der Junge lächelte. Kyouji und Rika quetschten sich durch die Menschen, gefolgt von Haruka und Shuu. Rika konnte ihren Augen nicht trauen, ebenso Kyouji. „Kenta!“, riefen beide aus einem Munde. Der Angesprochene neigte den Blick zu den Trainern, die anscheinend seinen Namen wussten. Auf seinem Gesicht schlich sich ein Lächeln. Langsam erhob sich der junge Trainer und glitt mit einer Hand über seine Kleidung um die Falten zu entfernen. Letztendlich wandte er sich nun seinen Freunden zu. „Rika! Kyouji!“, sagte er mit feierlicher Stimme. „Lang nicht mehr gesehen.“ Kyouji ging zielstrebig auf den Jungen zu. Er war ungefähr eineinhalb Köpfe größer als Kenta. Mit seiner Faust gab der Blonde dem alten Kindheitsfreund einen Klaps. Kenta stolperte einen Schritt zurück, auch wenn es nur einen sanften Boxschlag des Blonden gewesen war. Rika stand wenige Zentimeter hinter Kyouji. Sie strahlte eine emotionslose Miene wider, die Kenta einwenig erschreckte. Schüchtern wich er ihrem gar vorwurfsvollen Blick aus. Das Mädchen strich sich durch die Haare und musterte Kentas Pokémon, die wenige Meter hinter ihm saßen. „Wie ich sehe, bist du ein guter Trainer.“, meinte Rika mit ruhiger Stimme. Kenta hob den Kopf und nickte zögernd. Kyouji klopfte dem Jungen auf die Schultern. „Warum so zurückhaltend?“, lachte der Blonde und lehnte sich lässig gegen Rikas Schulter. Kenta sah seine Freunde schweigsam an, dann schweiften seine Augen zu Haruka und Shuu. „Du musst Kenta sein. Wir haben schon von dir gehört.“, begrüßte Haruka den Jungen, doch er senkte nur scheu wieder seinen Blick. Die Schattenkatze erhob sich von seinem Platz, ging zu Kenta herüber und stupste ihn mit der kühlen Nase an. „Ab-sol!“, kam es von dem Pokémon. Der junge Trainer sah auf sein Pokémon herab, wandte sich dann aber wieder zu Haruka und Shuu. „Ha-Hallo! Mein Name ist… Kenta.“, erwiderte der Junge stockend. Haruka lächelte ihn an. „Ich heiße Haruka.“ Sie deutete auf Shuu, der neben ihr stand. „Und das ist…“ Der Grünhaarige unterbrach Haruka mit einem Räuspern. „Ich kann mich immer noch selbst vorstellen.“, brummte er. „Mein Name ist Shuu.“ Kenta lachte leise. „Ihr seid ein Pärchen, nicht wahr?“ Haruka und Shuu blickten sich verdutzt an und liefen prompt rot an. Der Junge hatte den Nagel auf dem Kopf getroffen! Kenta grinste vergnügt. „Ich habe wohl Recht!“ Kyouji blickte sich um. Noch immer waren die Menschen um sie. Unbehagen keimte ihn im auf. „Ich fühle mich hier so beobachtet…“, meinte der Blonde, während er um sich sah. Rika ließ ihre Blicke umherschweifen. „Wir sollten ins Pokémon Center gehen.“, sagte sie kühl und ging vorab. Kenta und Kyouji drängten sich durch die Menschen hindurch um dem schwarzhaarigen Mädchen zu folgen. Haruka und Shuu kamen direkt hinterher. Im Gebäude war es ruhiger, sodass sich die Vier es in der Launch des Pokémon Center es sich gemütlich machen konnten. Zum Glück verfolgten die aufdringlichen Leute von der Straße sie nicht. So ersparten sich die Vier unliebsamen Blicken. Nur Schwester Joy kam zu ihnen um sich nach dem Wohlbefinden der Trainer zu erkundigen. Chaneira brachte jedem ein Glas Saft, den sie genüsslich austranken. Kyouji lehnte sich ins Sofa zurück und musterte Kenta neugierig. „Und? Wie ist es dir ergangen?“, wollte er wissen. „Wie viele Orden hast du schon gesammelt?“ Kenta senkte den Kopf. „Keine Orden…“, murmelte der Junge. Er holte eine kleine, glänzende Schatulle heraus und öffnete sie. Zwei verschiedenfarbene Bänder kamen zum Vorschein. „Ich bin ein Koordinator.“ Kyouji war überrascht zu hören, dass der Junge keine Orden sammelte, wie es eigentlich jeder männliche Trainer tat. Mal abgesehen von Shuu… Beide Koordinatoren blickten mit gemischten Gefühlen auf die Bänder, die Kenta bereits gewonnen hat. Dies bedeutete wohl, dass Haruka und Shuu ihren ersten Rivalen kennen gelernt hatten. Und Kenta war alles Andere als ein Schwächling. Doch Rika schien von der Tatsache nicht überrascht zu sein. Sie hatte es geahnt, dass der zarte Junge kein Typ für harte Kämpfe war. Kyouji und Kenta unterschieden sich komplett. Kyouji war ein rauer und widerstandsfähiger Trainer, dagegen war Kenta eher schmächtig und wirkte zerbrechlich. „Mach dir nichts draus.“, tröstete Rika ihn. „Jeder wählt selbst seinen Weg erfolgreich zu werden.“ Auf dem Gesicht der Schwarzhaarigen schlich sich ein schwaches Lächeln. Kyouji schien allerdings nicht so viel Verständnis für Kenta aufzubringen. Er ließ seinem Unmut freien Lauf. „Das hätte ich von dir gar nicht erwartet!“, lachte der Blonde. „Das passt zu dir, echt. Du bist solch ein-“ Rika unterbrach Kyouji mit einem finsterten Blick und verpasste ihn in einem Moment der Unaufmerksamkeit einen Tritt ins Schienbein. „Au!“ Er hielt sich das besagte Schienbein, welches vor Schmerz eine leichte Rötung bekam. „Für was sollte das denn sein?!“, fauchte Kyouji. Die Schwarzhaarige warf dem Jungen einen tödlichen Blick zu. „Unsensibler geht’s nicht.“, giftete Rika zurück. Kyouji schnaubte wütend und erhob sich ruckartig. „Ach ja? Was mischst du dich denn da ein?!“ Rika behielt die Ruhe. Sie war besonnener als Kyouji und verschaffte sich durch ihre Gelassenheit ein gutes Durchhaltevermögen. Das Mädchen schenkte dem Blonden einen frostigen Blick, erhob sich dann jedoch gelassen und starrte ihm stechend in die Augen. Es war ein Machtkampf, wer zuerst den Blick abwenden musste. Kenta rutschte nervös auf seinem Platz herum. „Streitet euch nicht. Bitte!“, fiepte er kleinlaut. Haruka und Shuu fühlten sich ebenso hilflos, wie der Junge mit den lavendelfarbenen Haaren. Rika und Kyouji schauten sich weiterhin böse an. „Wir und streiten?! Das ich nicht lache!“, fauchte der Blonde. Rika grinste kaltblütig. „Warum klären wir diese kleine Meinungsverschiedenheit nicht in einem fairen Kampf? Zwei-gegen-Zwei?“ Kyouji wich erschrocken zurück. „Ei-Einen Kampf?“ Rika fuhr sich durch die Haare und nickte zustimmend. „Oder hast du etwa Angst gegen mich zu verlieren?“, spottete Rika gehässig. Diesmal lachte Kyouji. „Ha! Ich und Verlieren? Du machst Witze!“, erwiderte der Blondhaarige. Rika zuckte nur mit den Schultern. „Ob ich wirklich Witze reiße, wirst du ja dann noch sehen…“ Ihre Mundwinkel verzogen sich zu einem schmalen, fiesen Lächeln. Kyouji schluckte schwer, Rika machte tatsächlich ernst! Langsam holte Kyouji die Furcht ein. Er wusste nur zu gut, dass Rika sehr rücksichtslos sein konnte. Ungnädig zeigte sich die Schwarzhaarige keinesfalls, selbst gegenüber ihrem besten Freund. Im Gegenteil zu Kyouji, schien Rika die Ruhe selbst zu sein. Er zögerte, während er sie schweigend ansah. Doch das Mädchen zog nur geringschätzig die Mundwinkel hoch zu einem Grinsen. „Wird das heute noch was?“, rief sie provozierend. Kyouji biss sich auf die Lippe. Niemals würde er gegen Rika klein bei geben! Der Blonde zückte zwei Pokébälle, vergrößerte sie per Knopfdruck und warf diese in die Luft. „Fukano und Dratini! Zeig’s ihr!“ Aus dem Lichtschein der geöffneten Pokébälle kam ein rot gefellter Hund heraus und eine Schlange, dessen Haut bläulich schimmerte, hervor. Nun warf Rika ebenfalls zwei ihrer Pokébälle in die Luft, die sich mit einem Klick öffneten. „Frizelbliz und Hundemon!“ Auf Rikas Seite erschienen ihr Elektrohund Frizelbliz und ihr unheimliches Hundemon. Kenta, Haruka und Shuu saßen als Zuschauer auf einer Parkbank. Sie waren etwas irritiert über den Grund des Kampfes, jedoch warteten sie gespannt das Ergebnis dieser kleinen Meinungsverschiedenheit ab. Rika strich sich durch die Haare. „Wie heißt es so schön? Lady’s first!“, rief sie zu Kyouji herüber, der nun leise lachte. „Du und eine Lady? Du bist eher ein… Wie soll ich sagen…?“ Kyouji brach ab als er realisierte, dass sich Rika bereits zum Kampf rüstete. „Hundemon, Spukball!“ Der Schattenhund mobilisierte im Maul einen finsteren Ball, der von violetter Farbe umgeben war. Schnell ergriff der Blonde angemessene Gegenmaßnahmen. „Schnell Flammenwurf, Fukano!“ Fukanos kraftvoller Flammenwurf hielt Hundemons Spukball effektiv. Doch dadurch kam es beim Aufprall zur einer Kollision und so wurde die Sicht von dichtem Staub behindert. Rika schien dies nicht zu interessieren. „Tackle, Frizelbliz, los!“ Der grüne Elektrohund rannte in die Staubwolke um schließlich Dratini anzugreifen. „Wickel, Dratini!“ Der Rauch verzog sich allmählich und offenbarte, dass Frizelbliz’ Tackle ins Leere gegangen war. Stattdessen hatte der schlangenartige Drache sich um das Elektro Pokémon gewickelt, sodass sich dieses nicht mehr bewegen konnte. „Du sitzt in der Klemme, Rika!“, feixte Kyouji überheblich. Rika erwiderte sein Grinsen mit einem schwachen Lächeln. „Funkensprung, Frizelbliz.“, befahl sie ruhig. Um Frizelbliz’ Körper floss eine gelbe Aura, die nun Dratini veranlasste von dem Elektro Pokémon abzulassen. Die Elektro Attacke hatte jedoch kaum Wirkung auf den Drachen. „Drachenwut auf Frizelbliz!“ In Dratinis Maul sammelte sich ein bläulicher Energieball, der von weißem Licht umschwirrt wurde. Dieser raste auf Frizelbliz blitzschnell zu. „Ruckzuckhieb!“ Doch konnte Frizelbliz rechtzeitig ausweichen. Die Drachenwut ging daneben. Kyouji lachte. „Da hattest du aber noch mal Glück gehabt.“, sagte der Junge. „Fukano, jetzt deinen Flammenwurf!“ Rika hob ihre Hand um sich eine Strähne aus dem Gesicht zu schnippen. „Hundemon, du weißt, was du zu tun hast.“ Der Schattenhund knurrte leise, sprang vor Frizelbliz und wurde dadurch voll von Fukanos Flammenwurf getroffen. Es rührte sich keinen Zentimeter. Dann öffnete es sein Maul und schien die Hitze des Flammenwurfs in sich hinein zu saugen. „Und jetzt zeig ihm, was ein richtiger Flammenwurf ist!“, rief Rika. Hundemons Maul wurde in rötliches Licht getaucht, bevor es einen machtvollen Flammenwurf auf Dratini und Fukano spie. Beide Pokémon wurden von der Attacke schwer in Mitleidenschaft gezogen. Kyouji fehlte die Sprache. Wie konnte es sein, dass eine solche Attacke eine dermaßen Kraft hatte?! Rika fühlte, was in seinem Kopf herum schwirrte. „Hundemon hat die Fähigkeit jegliche Feuer Attacken zu absorbieren und dadurch seine eigenen Attacken zu verstärken.“, erklärte die Schwarzhaarige. Kyouji begriff. Es hatte etwas mit den Fähigkeiten der Pokémon zutun. Jedes Pokémon hatte eine individuelle besondere Fähigkeit, die sich entweder negativ oder positiv in einem Kampf auswirken konnte. In diesem Fall war es, dass Hundemons Fertigkeiten sich positiv auf den Kampf auswirkten. Kyouji ließ sich dadurch nicht einschüchtern. ‚Wir können nicht sie nicht mit Feuer Attacken angreifen, sonst lässt sie wieder Hundemon die Attacken absorbieren.’, dachte sich der Blonde im Stillen. Er beobachtete Rika. Sie war vollkommen gelassen. Kyouji lachte leise. Rika schaute ihn irritiert an. „Du bist wahrhaft eine gute Trainerin, Rika.“, lobte der Junge. „Aber jetzt werde ich dir zeigen, was ich drauf habe!“ Die Schwarzhaarige blickte ihn erwartungsvoll an. „Spring Fukano!“ Der rote Hund gehorchte und schnellte ihn die Luft. „Eisenschweif!“ Fukano rollte sich in der Luft ab, sein Schweif leuchtete auf und traf Hundemon unerwartet. „Windhose, Dratini!“ Dratini beschwor einen heftigen Tornado, der Frizelbliz und Hundemon erfasste und den Boden unter ihnen regelrecht wegzog. Nachdem die geballte Kraft fast ihre gesamte Energie aufgezehrt hatte und Rikas Pokémon hart auf dem Boden aufschlugen, erhoben sie sich gleich darauf wieder. Hundemon wurde nun rasend vor Wut und fletschte bösartig die Zähne. Selbst Frizelbliz beschlich langsam die Furcht vor dem Schattenhund. „Spukball und Funkensprung!“ Der Schattenhund öffnete sein Maul und schleuderte einen dunklen Ball auf Dratini, welches gegen einen Baum knallte. Frizelbliz schüttelte die Angst vor Hundemon schnell wieder ab und rannte flink auf Fukano zu, während sein Körper von statischer Energie umgeben war. Auch der rot gefellte Hund prallte am Boden ab und blieb für einen Moment bewegungslos liegen. Doch Kyoujis Pokémon rappelten sich langsam wieder auf. Der Blonde wollte sich soeben wieder zum Kampf rüsten als Rika die Pokébälle ihrer beiden Pokémon hervor holte. „Es reicht. Kommt zurück.“ Die roten Lichtstrahlen fingen Hundemon und Frizelbliz ein und ließ die Konturen der Pokémon verblassen. Kyouji schaute verwirrt Rika an. „Was? Warum brichst du den Kampf ab?“ Rika lachte. „Du bist viel zu besessen mich zu besiegen. Schau dir deine Pokémon an. Sie können kaum mehr aufrecht stehen.“, belehrte das Mädchen den Blonden. „Du bist ein guter Trainer, Kyouji. Du solltest aber mehr auf das Wohlergehen deiner Pokémon sorgen.“ Das Mädchen wandte sich von Kyouji ab um zu Gehen. „Warte, Rika!“, rief der Blonde ihr hinterher. Rika hielt inne. „Wer hat nun gewonnen?“ Die Schwarzhaarige zuckte mit den Schultern. „Seh es als Unentschieden an.“, erwiderte das Mädchen lächelnd und ging. Kyouji bewegte sich langsam auf Kenta zu, der neben Haruka saß. „Ich schulde dir wohl eine Entschuldigung.“, sagte der Blonde kleinlaut. Kenta lächelte. „Schon gut.“ Nun wandte sich der blondhaarige Junge an das Koordinatorenpärchen. „Und? Was macht ihr jetzt?“ Shuu zuckte die Schultern. „Keine Ahnung.“ Haruka stand auf. „Ich werde noch trainieren gehen.“ Shuu schaute sie ungläubig an. „Jetzt noch?!“ Das Mädchen nickte. „Ja.“ Sie beugte sich vor und gab Shuu einen zärtlichen Kuss. „Bis später.“ Haruka verschwand so schnell, dass Shuu keinen Einspruch gegen ihr Vorhaben erheben konnte. So ließ er das Mädchen von Dannen ziehen. Er blickte ihr hinterher. Kyouji grinste. „Da ist aber einer ganz schön verliebt.“, feixte der Junge. Shuu erhob sich schweigend und würdigte dem Blonden keines Blickes. Wortlos ließ er Kenta und Kyouji alleine zurück. Kapitel 25: Harte Konkurrenz ---------------------------- Neues Kapitel. Unsere Koordinatoren wieder in Aktion! Yay! Ein bisschen enttäuscht beim letzten Kapitel war ich als ich so wenige Kommentare von meinen Stammlesern bekommen hab. Da denkt man sich, ob ihr überhaupt noch Interesse an der FF habt? Na ja, have Fun. ^^ 25. Kapitel Harte Konkurrenz Es war spät Abend als Rika ins Pokémon Center zurückgekehrte. Kyouji war immer noch wach und hatte auf sie gewartet. Als er die Tür hörte, sprang der Blonde auf die Füße. Rika schaute ihn überrascht in die Augen. „Was ist los?“ Kyouji strich sich durch die Haare. „Ich hab mir Sorgen gemacht!“ Die Schwarzhaarige lächelte schwach, erwiderte jedoch nichts und legte schweigend ihren Gürtel mit den Pokébällen ab. Ihr Schweigen brachte Kyouji beinahe um den Verstand. „Wo warst du, verdammt noch mal?!“, wollte er wissen. Seine blassgoldenen Augen ruhten auf dem Mädchen, das sich nicht regte. Zögernd drehte sich Rika zu Kyouji um und versuchte ihm so ausdruckslos, wie möglich in die Augen zu sehen. Es gelang ihr jedoch nicht. „Spazieren.“, murmelte sie leise, drängte sich an dem Jungen vorbei um sich in ihr Bett zu werfen. Sie schloss die Augen. Kyouji fasste sich an den Kopf und atmete tief durch. „Und wo?“, wollte der Junge wissen. Noch immer schwieg die Schwarzhaarige. „Wo warst du, Rika?“, wiederholte der Junge. Rika richtete sich abrupt wieder auf und sah ihn zornig an. „Du tust so als wären wir verheiratet!“, zischte sie ihn an. „Ich war spazieren, nichts weiter.“ Mit diesen Worten ließ sich Rika wieder nieder und zog die Bettdecke über sich. Kyouji starrte einige Sekunden auf die Decke, wandte sich dann stumm ab um sich ebenfalls ins Bett zu legen. Schließlich schaltete er das Licht aus… Der Tag des Wettbewerbs war gekommen und somit kam auch die Aufregung. Haruka war jedoch diese gewisse Nervosität bereits gewöhnt. Es war nichts Bedenkliches. Sobald sie auf der Bühne stand, verschwand die Aufregung vollkommen. Shuu war ebenfalls, wie beim letzten Wettbewerb, wieder verschwunden um sich in Ruhe alleine auf seinen Auftritt vorzubereiten. Haruka und Rika saßen gemeinsam auf einer Parkbank vor der großen Halle. Noch immer zeigte die Braunhaarige keine Anzeichen von akuter Nervosität. Rika bewunderte das Mädchen im Inneren. Die Schwarzhaarige lehnte sich zurück und starrte in den Himmel. Haruka seufzte und Rika blickte sie an. „Bist du nervös?“, wollte das Mädchen wissen, aber Haruka schüttelte nur den Kopf. „Es ist nicht wirklich Nervosität…“, erwiderte sie. Rika grinste. „Eher eine Art von Anspannung, oder?“ Haruka bejahte mit einem stummen Nicken. „Hey! Da seid ihr ja!“, rief Kyouji von Weitem. Rika schaute hoch. Neben dem blondhaarigen Jungen ging Kenta. Er nahm ebenfalls am heutigen Wettbewerb teil. Diese Tatsache machte Rika die Entscheidung nur umso schwerer, wen sie anfeuern sollte. Immerhin waren alle drei Koordinatoren ihre Freunde, auch wenn sie Kenta länger kannte als Haruka und Shuu. Der lavendelhaarige Junge blieb vor den Mädchen stehen. „Du kommst doch mit, oder?“, wollte Kenta wissen. Rika zierte sich und zögerte Kenta eine sofortige Antwort zu geben. Doch sie konnte seinem flehenden Blick nicht widerstehen. „Du gibst ja keine Ruhe, wenn ich ‚nein’ sagen würde.“, meinte sie knurrend. Kentas Augen glänzten regelrecht. „Danke! Ich-“, sagte der Junge, wurde aber von der Schwarzhaarigen zuvor unterbrochen, bevor er weiter sprechen konnte. „Schon gut, aber verlange nicht von mir, dass ich in den nächsten Sekunden mich entscheiden werde, wen ich anfeuere.“, sagte sie schroff und erhob sich. Kyouji blickte währenddessen auf die Uhr. Der Platz um die große Wettbewerbshalle hatte sich nun gefüllt. Kein Wunder, es war bereits 12 Uhr und die Stimmung war geladen. „Es wird wohl Zeit.“, meinte der Blondhaarige. Haruka stand ebenfalls nun auf. Kyouji strich sich nervös durch die Haare. Kenta musterte seinen Freund. „Meinst du es war die richtige Entscheidung dich für den Wettbewerb einzuschreiben?“ Der Angesprochene bejahte mit einem Nicken und realisierte, dass Rika ihn irritiert ansah, dann aber wieder den Blick abwandte. „Kommt mit. Ich kann euch gute Plätze sichern.“ Kenta folgte Haruka ohne zu zögern, er wusste schließlich selbst davon, dass Freunde der Teilnehmer gute Chancen auf bessere Plätze hatten. Rika entschied sich ihnen rasch nach zu gehen, doch Kyouji packte sie am Handgelenk. „Warte“, raunte der Junge leise. Kühl blickte das Mädchen ihn an. Seit gestern Abend hatten beide kein richtiges Wort miteinander gesprochen, zur Verwunderung der Anderen natürlich. „Was willst du?“, fauchte Rika. „Mit dir reden.“, erwiderte der Blonde und versuchte so gleichgültig wie möglich zu wirken. Die Schwarzhaarige wandte sich dem Jungen zu und fixierte ihn. Erwartungsvoll straffte sie ihre Schultern. „Warum behandelst du mich als sei ich Luft?“ Rika atmete tief ein. „Wer hat denn gestern mich nicht in Ruhe gelassen?“, erwiderte das Mädchen. Kyouji lachte. „Und deswegen nimmst du dir das Recht mich zu ignorieren?“ Die Schwarzhaarige ballte ihre Faust zusammen um nicht völlig durchzudrehen. „Und du nimmst dir das Recht dich in mein Leben einzumischen!“ Ihre Stimme wurde lauter. Abermals lachte Kyouji leise vor sich hin. Rika gefiel sein Lachen ganz und gar nicht. Das Gefühl, das er sie auslachte, befiel Rika allmählich. Schließlich konnte das Mädchen ihren Ärger nicht mehr unterdrücken und schlug ihn mit geballter Faust gegen die Brust. Kyouji taumelte leicht, konnte sich aber wieder abfangen. „Was sollte das denn?“ Er grinste belustigt. Rika schnaubte wütend und holte erneut aus für einen Schlag, doch Kyouji fasste um ihr Handgelenk. Der Blonde grinste sie an. „Nana, du wirst doch nicht um dich schlagen?“ Er fasste fester um ihr Handgelenk und drückte es nach hinunter. Rika zischte etwas, was er nicht verstehen konnte. Doch ehe er ihr ernsthaft wehtat, ließ er es los. Rika rieb sich das Handgelenk, der durch den Druck Kyoujis leicht rot war. Rika schaute dem Jungen giftig in die Augen. „Frieden?“, fragte er. Rika sah ihn einen Moment schweigend an, nahm aber seine Entschuldigung mit einem zögerlichen Kopfnicken an. Kyouji war sichtlich erleichtert. Mit Rika war nicht zu spaßen, besonders wenn sie sauer war. Doch so schnell wie sie in Rage war, war sie auch wieder ruhig und still, wie ein Lamm. „Was soll eigentlich die Aktion?“, fragte die Schwarzhaarige. „Welche Aktion?“ Das Mädchen stieß ihm mit dem Ellenbogen in den Bauch. „Du weißt, was ich meine!“ Kyouji hielt sich den Bauch. „Anders glaubst du mir ja nicht, dass es mir wirklich Leid tut.“ Der Blonde schaute Rika einige Momente in die Augen. Dann Rika sah, wie der Kopf Harukas aus der Türspalte lugte. „Alles in Ordnung bei euch?“, rief das Mädchen. Die Schwarzhaarige wandte sich zu ihr. „Ja, alles okay.“, erwiderte sie und rannte auf Haruka zu. Kyouji zögerte. „Kommst du?“ Der Blonde lächelte und folgte Rika gemächlich. Schließlich war es soweit. Der Wettbewerb begann. Rika hatte, dank Harukas Hilfe, einen sehr guten Platz ergattert. Gespannt wartete die junge Trainerin auf die Eröffnung des Wettbewerbs. Eine junge, sehr elegant gekleidete Frau trat auf die Bühne. „Liebe Damen und Herren! Ich begrüße Sie zu unserem heutigen Wettbewerb in Herzhofen!“, dröhnte die Stimme der Moderatorin ins Mikrofon. „Mein Name ist Marilyn und werde Euch durch den Wettbewerb begleiten!“ Applaus zwang die Moderatorin zu einer Pause, doch sie behielt die Ruhe und lächelte. „Es ist Zeit für eine spannende Show!“, kämpfte ihre frauliche Stimme gegen die Menge an, die wahrhaftig gespannt war. Rika überraschte diese Tatsache sehr. Sie fühlte sich in den Reihen gar befremdlich. Was fanden die Leute an Wettbewerben? Was war spannender als ein echter Pokémon Kampf? „Natürlich sind unsere Juroren auch wieder mit dabei! Mr. Contesta! Mr. Sukizu und unsere geliebte Schwester Joy!“ Die Zuschauer waren schon jetzt nicht mehr zu halten. „Unser erster Teilnehmer am heutigen Tag ist… Ito! Begrüßen wir einen tollen Beginn dieses Wettbewerbes!“ Haruka, Shuu, Kenta und auch der angespannte Kyouji befanden sich im Trainerraum der Teilnehmer. Sie starrten gespannt auf den ersten Auftritt, der von einem Jungen eröffnet wurde. Nach Marilyns Eröffnung konnte es nun beginnen! Doch leider drehte sich somit auch Kyoujis Magen vollständig um vor Aufregung. Ein merkwürdiges Kribbeln erfüllte den Jungen. Kenta sah kurz zu den Blonden herüber. Allmählich legte sich Kyoujis Nervosität wieder; er war viel zu fasziniert von der Vielfalt, wie man Attacken anwenden konnte. Beruhigt konnte sich Kenta wieder abwenden. Nach der ersten Vorführung war nun Kenta an der Reihe. Beinahe lautlos und ruhig verließ der Junge den Raum. „Und hier ist unsere Nummer 2!“, rief die braunhaarige Moderatorin. „Kenta!!“ Der schüchterne Junge betrat die Bühne und wurde von einem Jubelruf empfangen. Er schluckte schwer und musste sich vollkommen darauf konzentrieren, dass er keinen Fehler machte. Es wäre fatal gewesen, wenn er jetzt einen Fehler machte. Schließlich warf er einen Pokéball in die Luft, der in einer Ballkapsel eingebettet war. „Auf geht’s! Snobilikat!“ Seine geschmeidige Rassekatze erschien in einem Wirbel von Kirschblüten. Ein „Ahh“ ging durch die Reihen des Publikums. Kenta grinste insgeheim. „Deine Aquawelle!“ Snobilikat wurde von einer bläulichen Aura vollkommen umgeben und löste gleich darauf einen heftigen Wasserwirbel aus. „Und jetzt deine Dunkelklaue!“ Das Katzen Pokémon sprang in die Höhe. Seine Klauen wurden von einem finsteren Licht umschlossen. Den Wirbel zerschnitt es mit Leichtigkeit mit wenigen Krallenhieben. Feine Wassertröpfchen stoben zur Seite. Anschließend verbeugten sich Kenta und sein Snobilikat. Die Zuschauer klatschten, trotz der ‚einfachen’ Vorführung. „Wundervoll! Eine Präsentation aus Schönheit und wilder Stärke!“ Nach Kentas Perfomance waren einige Teilnehmer, die kaum an seinen Punktestand herankamen. Zwar hatten viele großartige Pokémon, konnten aber ihre Attacken nicht entsprechend einsetzen. Doch nun war der Zeitpunkt gekommen, an den nun Shuu antreten sollte. Völlig gelassen betrat er die Bühne mit einem Pokéball in der Hand. „Und hier unser nächster Teilnehmer! Shuu! Top-Koordinator der Johto Region!“ Der Grünhaarige warf den Pokéball. „Bamelin, los!“ Das Wasser Pokémon entsprang dem Pokéball mit einem Sturm aus Konfetti. „Sternschauer!!“ Der Wiesel spie eine Salve von goldglänzenden Sternen in die Luft. „Aquaknarre!“ Darauf folgte nun ein Wasserstrahl, der den Sternschauer hoch empor schleuderte. „Zum Abschluss Ultraschall!“ Bamelin sprang in die Luft und seine beiden Schweife erzeugten mehrere Windklingen. Die scharfkantigen Klingen trafen mit den Sternen zusammen, die sofort zerbarsten. Sternenstaub rieselte auf Bamelin hinab. Die Zuschauer tobten. Shuu und Bamelin verneigten sich ruhig und verließen anschließend die Bühne. Kyouji hielt angespannt auf der Bühne inne. Er ließ seine Augen umher schweifen bis sie schließlich einen Punkt im Publikum gefunden hatte – Rika. Ein tiefer Atemzug füllte seine Lungen und beruhigte ihn. Marilyn rief währenddessen: „Und hier kommt ein Neuankömmling aus Sandgemme!“ Die Zuschauer begrüßten den Blonden, der noch immer regungslos da stand bis er grinsend einen Pokéball hervor zog. „Jetzt knallt’s!“, sagte der Blondhaarige. „Tauboga! Zeig ihnen unseren Stil!“ Ein gefiedertes Vogel Pokémon schoss aus einem Meer aus Sternen in die Luft. Es schien bewegungslos in der Luft zu schweben. „Daunenreigen!“ Tauboga schoss einen Hagel aus bombenartigen Federn als es seine Schwingen ausbreitete. Der Blonde grinste. „Windhose!“ Der Vogel erschuf mit einigen starken Flügelschlägen einen gewaltigen Tornado. Die glühenden Federn im Inneren der Windhose wurden durch die Luft gewirbelt. Marilyn staunte durch die Stärke der Attacke. Doch es war noch lange nicht das Ende von Kyoujis Vorstellung. „Luftschnitt!“ Scharfe Windklingen zerteilten die Windhose mit Leichtigkeit, somit auch die Daunenreigen, die durch die Windhose in der Luft gehalten wurden. Tauboga landete auf Kyoujis Unterarm und breitete kämpferisch seine Flügel aus. „Bemerkenswert.“, sagte Mr. Sukizo seinen berühmten Satz. Mr. Contesta und Schwester Joy schlossen sich ihm an. Seine Performance war nicht gleichwertig, wie die von Kenta oder Shuu, war er dennoch mit dem Ergebnis zufrieden, was er erreicht hatte. Folgend war nun Haruka, die die Bühne betrat. „Hier ist Haruka, ebenfalls Top-Koordinatorin von Johto!“ Applaus spendeten die Zuschauer, bevor das Mädchen mit ihrer Performance begann. Einige Momente verharrte Haruka regungslos, bis sie schließlich andächtig einen rot-weißen Pokéball hervor zog und diesen in die Luft katapultierte. Während sich dieser öffnete, rief das Mädchen: „On Stage! Lugia!!“ Umringt von blauen Blitzen kam das silberne Pokémon zum Vorschein. Schweigen breitete sich in der Halle aus. Selbst die Jury und Marilyn waren sprachlos vor Verwunderung. Selbst Shuu, der sich unter die Zuschauer gemischt hatte, starrte ungläubig auf die Bühne. Was zum Himmelswillen war in sie gefahren? Ihr Schützling hatte überhaupt keine Wettbewerbserfahrungen, geschweige denn beherrschte es den Kampf! Der Grünhaarige ballte seine Fäuste zusammen vor Anspannung. Innerlich hoffte er, dass Haruka was sie tat, sonst war ihre Niederlage vorherbestimmt. Lugia war völlig überwältig, aufgrund der großen Ansammlung von Menschen. Ein verschrecktes Quietschen erfüllte die Halle. Hilflos, wie ein Baby, sah es zu ‚seiner Mama’ hinauf. Doch Haruka nickte ihm aufmunternd zu. Das Mädchen strahlte eine vollkommene Sicherheit aus, die Lugia Kraft und Mut gab. Es war nichts Bedrohliches auf einer Bühne zu stehen vor so vielen Menschen. Seine Furcht wurde von Harukas großem Selbstvertrauen davon gespült. Dabei achtete die Braunhaarige nicht auf das bedächtige Schweigen. „Na dann los! Zeigen wir ihnen, was in uns steckt!“, rief Haruka aus. Lugia ließ einen kämpferischen Laut von sich. „Aquawelle!“ Lugia reckte seinen Kopf in die Luft. Ein bläulicher Wasserball formte sich in seinem Maul. „Deine Schockwelle!“ Lugia stieß eine kraftvolle Schockwelle auf, die den aus Wasser geformten Energieball im Inneren leicht gelblich färbte. Funken umschwirrten ihn. Haruka lächelte. Es lief alles wie geplant. „Und nun die Krönung!“, kündigte das Mädchen an. Sternschauer!“ Das Kleine schoss einige goldene Sterne auf die elektrisierende Aquawelle. Die Sterne umtanzten den Wasserball und wurden durch die aufgeladene Energie an- und abgestoßen, bis sich schließlich die Aquawelle in einem Knall auflöste. Daraufhin regnete es feine Tropfen und Sternenstaub auf die Zuschauer hinab, und ebenso auf Haruka und ihrem Adoptivkind nieder. Das Publikum war begeistert. Sie erhoben sich von ihren Plätzen und applaudierten. Haruka war geehrt und verneigte sich. Lugia ahmte sie nach und tat es dem Mädchen nach. Das Ergebnis der ersten Runde stand noch nicht fest. Es traten einige sehr gute Koordinatoren mit ihren Pokémon an. Derjenige der zu schlagen galt in diesem Wettbewerb, war nicht Shuu oder Haruka, sondern Kenta. Er war ein ausgezeichneter Koordinator, der das unglaubliche Potenzial hatte schnell zu den Besten zu zählen. Haruka war auf den Weg zum Trainerum und traf dort mit Shuu zusammen. Er wartete bereits ungeduldig auf sie. Als der Junge sie kommen sah, erhob sich Shuu rasch und kam schnellen Schrittes auf sie zu. „Was hast du dir dabei gedacht?“, fauchte er sie an. Haruka hielt inne und blickte ihm überrascht ins Gesicht. Sie blieb stumm und senkte den Blick. „Das war reiner Wahnsinn, was du gemacht hast!“ Er fuhr sich arrogant durch die Haare. „Du kannst von Glück sagen, dass du eine gute Performance hinbekommen hast!“ Die Braunhaarige hob den Kopf. „Bist du fertig?“, kam es von ihr. „Nein! Noch lange nicht!“ Haruka blickte ihn kühl an. „Denkst du etwa, ich lass mir von dir in meinen Stil rein pfuschen?!“, schrie sie ihn mit geballter Stimme an. Shuu sah sie erschrocken an. Haruka drehte sich wütend von ihm weg und verließ wieder den Raum. Beinahe stieß sie mit Rika in der Tür zusammen, konnte dem Mädchen aber noch rechtzeitig ausweichen. „Was ist hier los?“, wollte sie wissen, während sie Haruka nach blickte. Shuu wandte sich schweigend ab. Kyouji erhob sich. „Streit.“ Rika schaute den Blonden fragend an, der nur mit den Schultern zuckte. Die Schwarzhaarige fand sich damit ab, dass sie nicht mehr erfuhr und drehte sich nun vollkommen den Übrigen zu. „Ihr wart gut. Ich hab mich selten so amüsiert.“, sagte sie. „Ich bin beeindruckt.“ Rika lächelte. Shuu lachte leise. „Das wirst du noch öfters sehen.“ „Davon bin ich überzeugt.“, erwiderte sie. Nun wurden anschließend die Ergebnisse bekannt gegeben. Auf dem ersten Platz rangierte Kenta, kurz danach Haruka. Shuu platzierte den dritten Platz und Kyouji erwischte unglücklicherweise nur den sechsten Platz, doch er war noch nicht ausgeschieden. Es folgte nochmals eine Vorführungsrunde in der die Koordinatoren die Attacken ihrer Pokémon präsentieren mussten und somit bekam der Wettbewerbsneuling eine Chance seine Fehler wieder auszubügeln. So standen alle Entscheidungen wieder offen. Nach einer kurzen Pause ging es weiter und die erste Aufführung galt wieder Kenta in der zweiten Runde. „Hier kommt Kenta!!“, brüllte die Moderatorin und deutete auf Kenta, der bereits einen Pokéball zückte. „Panpyro, los!“ Ein affenartiges Pokémon sprang im Rauch auf die Bühne. Sein feuriger Schweif schlug es aufgeregt auf- und ab. „Feuerwirbel!“, rief er, holte nun eine Frisbeescheibe hervor und warf diese in die Luft. Panpyro spie gezielt einen wirbelnden Feuerstrahl auf die Frisbeescheibe, die von züngelnden Flammen umschlossen wurden. Kenta richtete seine Augen auf die Scheibe. Er hob die Hand. „Tempohieb!“, befahl der Junge mit den lavendelfarbenen Haaren. Sein Pokémon katapultierte sich mit Leichtigkeit in die Luft. Es rotierte um seine eigene Achse. Schließlich glühte seine Faust auf und zerschlug die Frisbeescheibe und die Flammen. Leichtfüßig landete es wieder auf dem Boden. Kenta verbeugte sich gentlemanartig und ebenso sein Feueraffe Panpyro. Rika war zu Beginn der zweiten Runde wieder auf ihren Platz zurückgekehrt und wartete geduldig bis Marilyn die Zuschauer zur nächsten Runde begrüßte. Kenta demonstrierte den Zuschauern wieder sein Können als Koordinator und bot ihnen eine perfekte Darbietung. Das Publikum war begeistert und wurde durch die Performance beinahe von ihren Sitzen gerissen. Rika blickte fasziniert zu dem Jungen hinunter, den Kyouji und sie selbst oft ‚Nesthäkchen’ nannten, da er verschlossen und schüchtern war. Nie zuvor hatte Kenta seinen Freunden seine selbstbewusste Seite gezeigt. Und dies geschah nur, wenn Kenta mit seinen Pokémon auf der Bühne stand. Die Schwarzhaarige lehnte sich zurück. „Nicht schlecht, Kenta. Das hätte ich nicht von dir gedacht.“, grinste Rika zufrieden. Sie hatte genug gesehen um die Fertigkeiten ihres Freundes einzuschätzen. Nun interessierten Rika die Fähigkeiten von den restlichen Teilnehmern, auch die von Kyouji, Haruka und Shuu… „Hier ist Shuu!“ Der Grünhaarige betrat das Rampenlicht und warf sofort einen Pokéball in die Höhe. „Roselia! Los!“ Aus dem rot-weißen Ball befreite sich Shuus wertvollstes Pokémon, Roselia. „Deinen Blättertanz!“ Das Pflanzen Pokémon beförderte einige rosafarbene Blüten in den Himmel. „Sonnentag, Roselia!“ Roselia glühte regelrecht auf und ein ebenso silberner Strahl, der in den Himmel heraus schoss, vertrieb die Wolken am Himmel. Dieses Schauspiel fesselte die Blicke der Zuschauer. Der Blüten tanzten regelrecht im Wind und erstrahlten in glitzernden Farben. Doch es war noch nicht alles! Noch lange nicht! Shuu strich sich durch die Haare. „Und jetzt das Finale… Solarstrahl!“ Durch das intensivierte Sonnenlicht brauchte die stärkste Attacke der Pflanzen Pokémon nur wenige Sekunden um sich zusammeln. Roselia schoss einen glanzvollen Solarstrahl der Sonne entgegen, der in den verschiedensten Farben funkelten. Dieser wurde bei zunehmender Höhe immer schmaler und löste sich schließlich im feinen Funken auf. Zusammen mit den unversehrten Blütenblättern, die wilder umher tanzten, rieselten die Funken zu Boden. Shuu und Roselia verneigten sich vor dem Publikum. Kyouji war der Nächste, der an der Reihe war. Die anfängliche Anspannung, die er bei Beginn der Runde 1 gezeigt hatte, war von ihm gewichen. Allmählich gewöhnte er sich an die Blicke der Zuschauer. „Unser Neuling Kyouji!“ Kyouji zückte einen Pokéball. „Stollrak, raus mit dir!“ Ein drachenartiges Pokémon auf vier Beinen erschien aus dem Pokéball und erfüllte die Halle mit einem lauten Gebrüll. „Aquawelle! Und dann Eisenabwehr!“ Zuerst formte Stollrak einen enormen Wasserball, der sich zu einer riesenhaften Flutwelle zusammenbraute. Dann legte sich um den Körper des Pokémons eine Art Eisenpanzer, die das Wasser abhielt. „Metallsound!“ Stollrak öffnete sein Maul aus dem ein ohrenbetäubendes Geräusch erklang, dass sogar die Flutwelle in Zwei teilte. „Metallklaue!“ Das Pokémon hüpfte kurz hoch, seine Klauen glühten bereits und zerschlugen die Wassermassen mit einer solchen Schnelligkeit, die man dem Boden gar nicht zutraute. Mit einem dumpfen Aufprall landete das energiestrotzende Pokémon wieder auf dem Boden. „Und hier ist… Haruka!!“, brüllte Marilyn, die Moderatorin. Die Braunhaarige war eine der letzten Teilnehmer, die noch antreten musste. Sie zückte einen Pokéball. „Schiggy! Stage on!!“ Die Schildkröte entsprang dem Pokéball in einem Wirbel aus Seifenblasen und landete auf dem Boden der Bühne. „Turbodreher und dann Aquaknarre!“ Schiggy begann wild zu rotieren. Es nahm immer mehr Geschwindigkeit auf. Dann spie es Aquaknarre, die sich jeder Bewegung von dem Wasser Pokémon fügte. Haruka beobachtete Schiggy und passte den richtigen Moment ab für das kommende Finale ihrer Vorführung. „Blubber und dann Eisstrahl!“, befahl sie. Schiggy sprang in die Luft, kroch aus seinem Panzer und feuerte Blubber den Boden. Zu guter Letzt beendete er es mit Eisstrahl und formte so eine skurrile Eisskulptur aus der vorherigen Aquaknarre und dem Blubber. Schiggy saß auf der Spitze der Skulptur. Es wurden die Ergebnisse bekannt gegeben, wer nun in die erste Kampfrunde eintrat. Dazu zählten Kenta, der noch immer den ersten Platz besetzte, Shuu war ihm dicht auf den Versen und war auf dem zweiten Platz. Haruka qualifizierte sich für den dritten Platz und Kyouji hatte den fünften Platz erreicht. Somit waren nun acht weitere Trainer in der nächsten Runde und mussten ihre Kampftechniken unter Beweis stellen. Doch wer würde gegen wen im Finale antreten? Es blieb spannend… Kapitel 26: Haruka legt los! ---------------------------- Ich bin wieder Mal schneller als ne Rakete... xD Der Stress ist weg! So hab ich viel mehr Lust zu Schreiben. Darum setze ich mich direkt ans neue Kapitel. 26. Kapitel Haruka legt los! Es begann nun endlich die heiße Phase des Wettbewerbs. Diese Runden entscheiden, wer in das Halbfinale einziehen würde und wer sich bis ins Finale durchschlug. Doch nun war den Koordinatoren erstmal eine Pause gegönnt, in der sie ihre Pokémon für die nächsten Runden auswählen konnten. Dazu durften sie die Pokémon einsetzen, die sie zuvor schon eingesetzt hatten oder noch ein Neues hinzu wählen. „Kenta wird wieder die nächste Runde eröffnen.“, bemerkte Kyouji knapp, während er auf den Monitor starrte, der noch immer die Ergebnisse und die nächsten Kampfpaarung anzeigte. Der Junge schwieg und grübelte nach. „Hey Kenta!“ Der Blonde schlug die Hände vor ihm auf den Tisch. Der Angesprochene blickte irritiert auf. „Das du nicht verlierst!“ Kenta lächelte trocken, erwiderte jedoch nichts darauf. Haruka schaute kurz zu Shuu hinüber, der ebenfalls kein einziges Wort verlor. Diese Runde wird hart.“, meinte das Mädchen. „Wenn wir Vier in die nächste Runde kommen, müssen wir gegeneinander antreten…“ Haruka hatte Recht, es war nicht zu vermeiden. Sie waren alle gute Koordinatoren, mal abgesehen von Kyouji. Er hatte reines Glück. Sein Gegner war nicht gerade stark, so hatte der Trainer keine Probleme ins Halbfinale zu kommen – wenn er sich natürlich klug anstellte. „Und hier sind wir wieder! Und beginnen direkt mit einen spannenden Kampf!“, rief Marilyn begeistert. Und hier sind Kenta und Hana!“ Kentas Gegnerin war ein hübsches, junges Mädchen, die viel von Pokémon Aufzucht verstand. „Mach dich bereit zum Verlieren!“, drohte diese und warf einen ihrer Pokébälle. „Los Smettbo!“ Ein wunderschöner Schmetterling erschien aus dem Pokéball. Seine Flügel glitzerten anmutig Kenta lächelte freundlich und erwiderte nichts auf die Warnung seiner Gegnerin. „Snobilikat, auf geht’s!“ Abermals erschien die elegante Rassekatze. Gelassen setzte sich Snobilikat hin, es war unbeeindruckt von seinem Gegner, was Hana natürlich aufregte. „Zeig’s ihnen, Smettbo! Psystrahl!“ Ein siebenfarbener Strahl schoss auf Snobilikat zu. „Spukball.“, konterte der Junge knapp. Snobilikat formte einen Schattenball im Maul, ohne aufzustehen, und warf schleuderte diesen dem Psystrahl entgegen. Ein Knall lösten beide Attacken aus und der Rauch verdeckte die Sicht. „Silberhauch, Smettbo!“ Der Schmetterling entfachte einen starken Windhauch, der Snobilikat reaktionsunfähig machte. Kenta blieb selbst in dieser Situation ruhig. „Mit Dunkelklaue abwehren.“ Die Rassekatze entwand sich dem Sog des Silberhauches und sprang hoch. Mithilfe der Dunkelklaue durchschnitt es den Silberhauch mit Leichtigkeit. Smettbo geriet erheblich in Panik als sich Snobilikat rasend dem Schmetterling näherte. Gleich darauf bekam Hanas Pokémon die Kraft der Dunkelklauen zu spüren. „Oh nein, Smettbo!“ Ihr Pokémon ließ die Flügel schlaff hängen. „Energieball!“ Mit dem letzten Stück Kraft, was sich in Smettbos Körper noch befand, erschuf der Schmetterling einen schwarz-grünen Energieball. Snobilikat fauchte und hob den Schweif in die Höhe, ein Zeichen, das es wütend wurde. Es machte sich abwehrbereit. „Mach dem Theater mit Aquawelle ein Ende!“, sagte der lavendelhaarige Junge. Sein Pokémon gehorchte ihm. Eine gewaltige Flutwelle hielt den Energieball ab und schließlich davon spülte. Es war sofort K.O. „Was für ein Kampf!“; schwärmte die Moderatorin. „Kenta ist ganz klar der Sieger!“ Der zweite Kampf folgte direkt. Shuu war nun an der Reihe. Mit ihm betrat ein älterer Junge die Arena. „Los geht’s, Koordinatoren!“, feuerte Marilyn die Kontrahenten. „Glumanda! Los!“, rief der unbekannte Junge namens Dai. Ein orangefarbener Minidrache kam zum Vorschein. Es sah furchtsam zu seinem Trainer. „Enttäusch mich nicht!“ Shuu blickte den jungen Trainer irritiert an. Wie konnte er sein Pokémon nur so unter Druck setzen? Doch kümmerte sich nicht weiter darum. „Roselia!“ Dai lachte leise. Er war klar im Vorteil. Allerdings sollte man sich nicht allein darauf verlassen. „Glumanda! Deinen Feuerwirbel!“, befahl er. Sein Pokémon spie einen wirbelnden, glühenden Feuerstrahl auf Roselia, die sich kampfbereit duckte. Der Grünhaarige blieb locker. Nervosität war fehl am Platze. „Blättertanz!“ Mit Leichtigkeit schlug Roselias kraftvoller Blättertanz den Feuerwirbel zum Anwender zurück. „Zauberblatt, Roselia!“ Dai konnte gar nicht schnell genug reagieren als Shuus Pokémon wieder eine neue Attacke vorbereitete. „Setz schnell Glut ein!“, brüllte der Junge. Dank Glumandas schneller Reaktion prallte die Glut auf die schimmernden Zauberblätter. Shuu lachte leise. „Keine Chance.“ Glut erhitzte Roselias Attacke und hagelte nun regelrecht auf Glumanda nieder. Der Feuerdrache war diesen Rückschlag hilflos ausgeliefert. Außerdem zitterte es leicht. Nachdem es sich einigermaßen wieder erholt hatte, keuchte es dennoch schwer. Der Kampf hatte schon deutliche Spuren hinterlassen. „Schlag mit deiner Drachenwut zurück, Glumanda! Nach mach schon!“ Eingeschüchtert durch seinen Trainer, gehorchte es ihm und sammelte Energie für eine mächtige Drachenwut. Shuu war noch immer gelassen. Dass er den kampf gewinnen würde, war offensichtlich. „Weich aus und dann Stachelspore!“, sagte der grünhaarige Koordinator. Mit einem gewandten Tanz wich Roselia geschickt aus und verstreute schließlich einen feinen, orangefarbenen Staub. Sofort war Glumanda bewegungsunfähig. „Roselia, Solarstrahl! Beenden wir es!“, er grinste und Roselia bereitete die vernichtenden Attacke vor. Sein Gegner biss sich auf die Unterlippe. „Reiß dich zusammen!“, schrie Dai sein Pokémon an. Doch der Feuerdrache war nicht in der Lage seine Lähmung zu überwinden. Die Situation wurde allmählich brenzlig. Die benötigte Energie für den Solarstrahl war vollständig vorhanden. Der gebündelte Strahl fegte Glumanda regelrecht weg und prallte rücklings gegen die Wand. Es blieb ohnmächtig liegen. Dai fluchte leise, gab sich aber geschlagen und holte sein besiegtes Pokémon zurück in den Pokéball. „Schwach.“, murmelte dieser leise und wandte sich ab. Shuu blickte dem Koordinator hinterher, kümmerte sich dann aber um Roselia, die wirklich ganze Arbeit geleistet hatte. „Bühne frei für Kyouji und Maki!“, rief die Moderatorin und eröffnete den dritten Kampf dieser Runde. Kyouji musterte das junge Mädchen. Sie hatte dunkelbraune Haare, ebenso wie ihre Augen. „Hubelupf, los!“, das Mädchen schickte ein grünes Pokémon in den Kampf. Es wirkte sehr sanft und freundlich, so war die Natur der Pflanzen Pokémon. Kyouji blickte das Pokémon an, es sah nicht sonderlich stark aus. „Schnapp es dir, Tauboga!“ Der braune Vogel stürmte in die Luft, nachdem es aus seinem Pokéball befreit wurde. „Greif mit Flügelschlag an!“ Tauboga legte die Flügel eng an den Körper und brauste auf Hubelupf los, dabei begannen seine Schwingen zu glühen. „Schutzschild!“ Das Pflanzen Pokémon errichtete eine schimmernde Barriere vor sich, wodurch Tauboga schmerzhaft abprallte, sicher aber schnell davon wieder erholte. „Erteil ihnen eine satte Kugelsaat!“, befahl Maki. Kleine Kügelchen prallten dem gefiederten Pokémon entgegen, die in Kopfnähe explodierten. Hart knallte Tauboga auf den Boden und kam schwerfällig wieder auf die Beine. Mit wenigen Flügelschlägen war es wieder in der Luft. Kyouji grinste. „Von so was lassen wir uns nicht beeindrucken! Windhose!“ Ein starker Tornado wurde mithilfe von Taubogas kraftvollen Flügelschlägen erzeugt. Hupfelupf war dieser Attacke hilflos ausgeliefert. Letztendlich verzog sich der Wirbel und Hupfelupf kam wieder zum Vorschein, war allerdings stark geschwächt. „Nochmals Kugelssat!“ Wieder schossen einige harte Kügelchen auf Tauboga zu. „Ein weiteres Mal fallen wir nicht auf diesen Trick herein! Daunenreigen!“ Der Vogel öffnete seine Schwingen und feuerte einige Federn, wie Geschosse auf die nahende Kugelsaat. Beide Attacken explodierten und tauchten das Kampffeld in dichten Rauch. „Luftschnitt!“ Scharfkantige Klingen durchschnitten den Rauch und trafen das Pflanzen Pokémon heftig. Es knallte gegen den Boden und war besiegt. Tauboga landete auf der Schulter des Blonden. „Gut gemacht.“, lobte Kyouji sein Pokémon und strich mit dem Finger über seine Brust. Haruka und ihr Gegner waren die letzten der Runde, die noch einen Kampf austragen mussten. Ihr Gegner hieß Junji und hatte vorher den vierten Platz erreicht. Er war also ein ernstzunehmender Gegner. „Psiana, stage on!!“ Ihre Lichtkatze betrat miauend die Bühne. Der Schweif erzitterte leicht. „Quiekel!“ Ein Pokémon, was an einem Ferkel erinnerte, erschien. Sein Trainer verlor keine Zeit und befahl: „Eissturm, Quiekel!“ Ein eisiger Windhauch machte Psiana für kurze Zeit bewegungsunfähig. „Deinen Spukball!“, konterte die Braunhaarige, in der Hoffnung ihr Pokémon dadurch zu befreien. Schließlich schleuderte Psiana den Schattenball auf Quiekel. „Schlammbombe!“ Das Pokémon antwortete mit einer Salve von übel riechenden Schlammbomben. Beide Attacken trafen in der Luft aufeinander. „Eissplitter!“ Gleich darauf schleuderte Quiekel scharfkantige Eisfetzen auf Psiana. „Ausweichen mit Ruckzuckhieb! Schnell!“, rief Haruka. Psiana sprang über die scharfen Eisstücke hinweg und tackelte das Pokémon mit voller Kraft. Dieses strauchelte kurz, erholte sich aber schnell wieder. „Blitzkanone!“ Psiana formte eine energiegeladene Blitzkanone, doch Quiekel spürte die Attacke noch nicht Mal. Junji grinste. „Bombardiere es mit Schlammbombe!!“ Die Lichtkatze hatte keine Chance sich zu erholen oder gar selbst zu einem Gegenangriff überzugehen. Doch es konnte Quiekels ununterbrochenen Geschossen geschickt ausweichen. Haruka kaute nervös auf ihrer Unterlippe herum. Wenn das so weiter ging, würde Psiana bald schon völlig erschöpft sein. „Ich muss es versuchen.“, murmelte das Mädchen. „Nochmals Blitzkanone!“ Ihr Gegner lachte leise. Die Lichtkatze sprang in die Höhe. Aus Psianas Juwel trat eine knisternde Blitzkanone hervor. Doch wieder erbrachte die Attacke kaum Wirkung auf das Eis Pokémon. Allerdings war es von der Heftigkeit der Elektroattacke kurzzeitig gelähmt. „Blitzkanone!! Volle Kraft!“ Quiekel war abermals für wenige Sekunden gelähmt. „Spukball, beeil dich!“ Diesmal erschuf einen dunklen Schattenball, der sein Ziel keinesfalls verfehlte. Quiekel wurde zurückgeschleudert. „Psychokinese!“, rief Haruka. Psiana ergriff das Eis Pokémon mittels ihrer Psychokräfte und beförderte es zum anderen Ende der Bühne. Durch den harten Aufprall war es schließlich kampfunfähig. Die Entscheidung stand also fest. Haruka, Shuu, Kenta und auch Kyouji standen im Halbfinale des Herzhofen Wettbewerbs. Dies bedeutete, dass die neuen und auch alten Freunde gegeneinander antreten mussten… Mithilfe eines Zufallsgenerators wurden die Paarungen bekannt gegeben: Kenta vs. Shuu und Haruka vs. Kyouji „Und hier sind zwei hervorragende Koordinatoren!!“, brüllte Marilyn so laut, dass ihre laute und begeisterte Stimme einige Zuschauer fast aus den Sitzen gerissen hätte. „Hier sind… Kenta und Shuu!“ Ein lauter Applaus begrüßte die beiden jungen Trainer auf der Bühne. Doch sie nahmen diese Tatsache nur nebensächlich auf; sie waren mit ihren Gedanken bereits beim Kampf. Schließlich wurde dies ein sehr harter Kampf werden – für beide! „Schenkt uns einen Kampf, den wir so schnell nicht wieder vergessen werden!“, richtete die Moderatorin ihr Wort an die Jungen. „Los geht’s!“ Kenta zog einen Pokéball hervor und warf diesen auf den Boden. „Panpyro, los!“ Sein Feueraffe boxte in die Luft und ging in Kampfstellung über. Shuu dachte kurz nach, hielt aber an seiner bisherigen Taktik, die er sich bereits ausgedacht hatte, fest. „Ich brauche deine Hilfe, Luxio!“ Fauchend kam das blaue Luchs Pokémon zum Vorschein. Kenta grinste. „Tempohieb!“ Blitzschneller sprang das Feuer Pokémon über Luxio und griff es mit seiner Faust an. „Eisenschweif, schnell!“ Dagegen ging Luxio in die Defensive und beförderte sich mit einem gezielten Schlag auf den Boden in die Luft. Dadurch erlitt der Punktestand Kentas einen Sinkflug. Shuu grinste. Doch Kenta war viel zu weit gekommen um kampflos aufzugeben. „Feuerwirbel und lass es nicht entkommen!“ Panpyro gehorchte seinem Trainer und schloss Luxio in einem wirbelnden Feuertornado völlig ein. Schmerzerfüllt schrie der Luchs auf. „Eisenschweif gegen die Flammen!“ Luxios Schweif glühte auf und zerteilte den Wirbel aus glühenden Flammen bravourös. „Weiter machen mit Funkensprung!“ Von statischer Energie umhüllt, rammte das Elektro Pokémon Kentas Pokémon gegen eine Wand und entlud dadurch die gesammelte Ladung. Panpyro erholte sich nur langsam von der kraftvollen Attacke Luxios. Shuu ließ Kenta jedoch keine Zeit. „Tackle!“ Luxio rannte auf Panpyro zu, welches sich noch immer mit den Knöchel aufstützte. „Ausweichen und Flammenrad!“ Der Affe erhob sich blitzschnell und wurde schließlich von lohenden Flammen umgeben. Luxio wurde durch diesen Angriff schwer zugesetzt, konnte aber durchaus noch weiterkämpfen. Doch für Shuu wurde es langsam eng – viel zu eng. Er musste etwas tun, sonst hatte Kenta ihn besiegt. Dieser war, seit dem Beginn des Kampfes, recht ruhig geblieben, auch wenn sein Pokémon schon harte Treffer einstecken musste und vor allem sein Punktestand. Jedoch fiel auch Shuus Vorsprung immer kleiner aus. „Funkensprung, Luxio! Volle Kraft!!“, befahl der grünhaarige Koordinator ohne Rücksicht auf Verluste. Voller Entschlossenheit stürzte sich Luxio auf Panpyro, das unbeeindruckt und schutzlos der Attacke gegenüber stand. „Schlag mit Flammenrad zurück!“, konterte der schüchterne Junge. Ebenso Panpyro ergriff die Initiative und raste auf Luxio zu. Die aufprallenden Attacken lösten sich in einem Knall auf und die Pokémon wurden über die Bühne geschleudert bis schließlich die Wand sie aufhielt. Nachdem sich die ziehenden Rauchschwaden die Sicht wieder freigaben, waren beide Pokémon am Boden und kämpften mit der Schwerkraft. Luxio und Panpyro waren beide sehr schwach. Doch Luxio konnte sich anscheinend wieder zurück auf die Beine kämpfen, aber seine Beine erzitterten stark unter seinem Gewicht, sodass es wieder zusammenbrach und liegen blieb. Im Gegenteil zu Luxio, hielt sich Panpyro auf den Beinen und so hatte Kenta und sein Pokémon den harten Kampf gewonnen. Shuu hatte seinen Kampf verloren. Doch es war kein peinlicher Sieg gewesen für den man sich schämen musste. Haruka trat mit vollem Selbstvertrauen in ihre Fähigkeiten als Koordinatorin an und beschloss ihr Bestes zugeben. Schließlich wollte sie nun Shuu zeigen, dass sie es besser konnte als er! Diese Chance ließ sich das Mädchen keinesfalls entgehen. Kyouji grinste das Mädchen schelmisch an. Auch wenn Haruka schon so etwas war, wie ein Profi, schüchterte den Jungen diese Tatsache nicht ein. Nein, es stachelte ihm sogar an die Top-Koordinatorin der Johto-Region zu schlagen! „Gebt euer Bestes, Koordinatoren und legt nun los! Die Bühne gehört euch!!“, rief Marilyn. Kyouji holte einen Pokéball hervor, ebenso Haruka. „Denke nicht, dass ich es dir leicht mache!“, rief die Braunhaarige warnend. „Auch wenn du Rikas bester Freund bist, werde ich kein Pardon kennen.“ Mit diesen Worten beförderte sie ihren gewählten Pokéball in die Luft. „Schiggy!!“ „Das erwarte ich auch nicht von dir, Schnucki!“, feixte der Blonde breit. „Stollrak! Ab geht die Post!“ Stollrak gegen Harukas kleines Schiggy. Dies würde ein spannender Kampf werden – Haruka lag im Vorteil. Stollrak war ziemlich allergisch gegen Wasserattacken. Der Blonde fuhr sich durch die Haare, eine Geste und Gewohnheit, die sie von Shuu kannte und immer wieder auf die Palme bringen konnte. „Schiggy! Aquaknarre!“, befahl die Braunhaarige ohne zu zögern. Schiggy hüpfte in die Höhe und spie dem Stahldrachen einem Wasserstrahl entgegen. „Eisenabwehr!“, konterte Kyouji. Die Haut Stollraks wurde eisenhart und so spürte es kaum die Wirkung der Aquaknarre. „Jetzt Aquawelle!“ Sofort attackierte Stollrak das kleine Schiggy mit einem großen Wasserball. Beide Wasserattacken prallten aufeinander und lösten sich schließlich in einem Regen auf. „Greif mit Metallklaue an, los!“ Schon griff Stollrak flink mit seinen erhärteten Klauen an und katapultierte Schiggy gegen die Wand. Das Pokémon schüttelte sich und war wieder bereit. „Aquaknarre noch mal!“ Nochmals spie Schiggy einen Wasserstrahl auf Stollrak, doch dieses erhärtete sich wieder nach Kyoujis Befehl Eisenabwehr einzusetzen. So hatte es eine knallharte Verteidigung gegenüber Wasserattacken. „Aquawelle!“, rief der Blonde seinem Pokémon zu, welches sofort wieder einen kraftvollen Wasserball auf Schiggy schleuderte. Dieses war gegen die Attacke so wehrlos, dass es gegen die Wand knallte. „Schiggy!“ Besorgt über den Zustand ihres Pokémon zog Haruka in Erwägung, das sie diesen Kampf verlieren könnte. Doch nein! Ihr Stolz verbot es im Halbfinale zu versagen. „Steh auf, Schiggy!“, forderte die Braunhaarige zweifelnd ihr Pokémon auf. „Ich weiß, du schaffst das! Lass mich nicht im Stich!“ Schiggy spürte den Drang seiner Trainerin zu gewinnen. So wollte es ebenfalls nicht kampflos aufgeben! „Jetzt Eisstrahl, Schiggy!“, befahl Haruka grinsend. Ihre Schildkröte gehorchte und mobilisierte einen eisigen Eisstrahl, der geradewegs auf Stollrak zuschoss. „Aquawelle dagegen!!“ Eine Rauchwand stieg auf, nachdem beide Attacken aufeinander geprallt waren und dabei eine Kollision verursacht hatten. „Turbodreher!“ Schiggy drang in den Rauch ein und fegte diesen mit seinen rasanten Drehungen hinweg. Es befand sich genau über Stollrak. „Aquaknarre schnell!“ Kyouji hatte nicht mit einer solchen Reaktion gerechnet; sein Pokémon in eine solche Ungewissheit zu schicken war riskant. Doch er beneidete Haruka darum ein solches Risiko einzugehen. „Verdammt, schnell Aquawelle, Stollrak!“ Doch es war zu spät. Eine solche kraftvolle Aquaknarre aus nächster Nähe schwächte Kyoujis Pokémon sehr. Es hatte Mühe noch überhaupt auf den Beinen zu stehen. „Zum Abschluss Eisstrahl!“, wollte Haruka diesen Kampf so schnell wie möglich beenden. Kyouji lachte leise. „Ich gebe nicht so einfach auf, nachdem ich soweit gekommen bin…“ Haruka blickte ihn neugierig an. „Flammenwurf, Stollrak!!“ Im maul des Stahldrachens entstand ein kleiner Feuerball, der zu einem glühenden Flammenstrahl wurde und den Eisstrahl wegfegte und Schiggy gegen die Wand beförderte. Doch die Attacke war zuviel für Stollrak – es brach entkräftet zusammen und blieb liegen. Kyouji wollte zuerst nicht wahrhaben, dass er verloren hatte, aber dann lächelte er über diesen Kampf. Es war ein toller Kampf gewesen. Haruka und Kyouji reichten schließlich die Hand. „Wow, was für ein Sportsgeist!“, schwärmte die Moderatorin. „Aber nun dürfen wir das langersehnte Finale einläuten!!“ Haruka traf, kurz bevor das Finale begann, auf Shuu. Er hatte auf sie gewartet. Haruka war froh ihn zu sehen, auch wenn sie wegen ihm nicht diesen Kampf nicht verlieren wollte. Es war seltsam… Zwischen ihnen war immer noch die altbekannte Rivalität geblieben; sie wollten um keinen Preis verlieren oder irgendeine Art von Schwäche dem Anderen gegenüber. Haruka spürte, wie Shuu seine Arme um sie legte und das Mädchen einige Augenblicke wortlos im Arm hielt. Das Pochen seines Herzens in seiner Brust löste in der Braunhaarigen ein Gefühl der Geborgenheit aus. Schließlich lösten sie sich wieder voneinander und Shuu sah sie trüb an. „Viel Glück.“, hauchte der Grünhaarige wortlos. „Da ich verloren habe, hast du jetzt die Chance das Band zu gewinnen.“ Die Enttäuschung über seiner Niederlage begleitete seine Stimme. Haruka sah ihn zärtlich an. „Shuu… Ich werde für dich gewinnen!“ Der Grünhaarige lächelte. „Ich weiß.“, er zog sie wieder an sich heran und küsste sie sanft auf die Lippe. „Willkommen zum Finale des Herzhofen Wettbewerbs!“, rief Marilyn und wandte sich nun den Finalisten zu. „Legt los, Koordinatoren und schenkt uns einen tollen Kampf!“ Kenta lächelte Haruka an. Er war etwas nervös darüber gegen Haruka anzutreten, immerhin war sie die Top-Koordinatorin der Johto-Region und galt als junge und erfolgreiche Koordinatorin. „Absol, raus mir dir!“, sagte der Freund Harukas und jetziger ernstzunehmender Gegner. Die beeindruckende Schattenkatze kam aus dem Pokéball heraus. Haruka war in ihrer Entscheidung unsicher geworden, nachdem Kenta sich für sein Absol entschieden hatte. Klar, sie hatte schon öfters gegen Shuus Schattenkatze gekämpft. Doch Kenta hatte seine Pokémon auf eine besondere Weise aufgezogen und somit beherrschte sein Absol auch andere Attacken. Schließlich warf Haruka ihren gewählten Pokéball in die Luft aus dem Lugia erschien. Das Kleine blickte zuerst etwas irritiert auf das Absol, welches sich nun in Angriffsstellung begab. Furchtsam schaute es Haruka an, die Kenta ernst musterte. „Absol, wir beginnen mit Eisenschweif!“, befahl dieser. Daraufhin lief die Schattenkatze mit glühendem Schweif auf die Miniaturausgabe von Lugia zu und sprang in die Luft. Das silberne Pokémon quiekte verschreckt über die Schnelligkeit des weißen Pokémons. Haruka biss sich auf die Lippe; sie durfte nicht verlieren. Sie hatte Shuu versprochen, dass sie gewinnen würde. Doch leider hatte Lugia so gut wie keine Kampferfahrungen, jedenfalls keine, die einen Wettbewerb entsprechen. „Sternschauer, schnell!“ Lugia gehorchte und warf eine Salve von goldgelben Sternen auf Absol, die bei Berührung eine kleine Explosion verursachten. Aber Absol landete wieder elegant auf den Pfoten. „Klingensturm!“ Die Schattenkatze neigte den Kopf zur Seite, die Klinge an der Seite begann bedrohlich zu glühen und sofort rasten scharfkantige Klingen auf Lugia zu. Diesmal traf Absols Attacke zielsicher und Lugia wurde einige Meter zurückgeschleudert. „Lugia! Alles in Ordnung?“ Zur Antwort wimmerte das Kleine jammervoll, aber kam wieder auf die Beine. „Aquawelle, Lugia!“ Das silberne Pokémon erschuf einen knisternden Wasserball, der Absol gefährlich nahe kam. „Mit Eisstrahl abwehren!“, konterte Kenta und daraufhin gefror die Schattenkatze die Aquawelle mithilfe des Eisstrahls. „Und jetzt Klingensturm!“ Die Windklingen zersplitterten die gefrorene Aquawelle und nun wurde Lugia in Beschuss von scharfkantigen Eissplittern genommen. „Sternschauer!“ Lugias Sternschauer hielten einige der Splitter auf, doch die anderen trafen Lugia wieder heftig. Schwer keuchend erhob sich Lugia wieder. Die Flügel hingen schlaff an den Seiten herunter. „Ein Lugia, das nicht fliegen kann, ist wie ein Porenta ohne seine Lauchstange!“, lachte Kenta. (Dummer Vergleich… ») Haruka erwiderte nichts und blickte auf Lugia, welches gereizt knurrte. Das Kleine richtete sich wieder auf um weiterzukämpfen. Seine ‚Mama’ lächelte. „Schockwelle!“ Lugia stieß eine starke Schockwelle aus, die Absol schwer zu setzte. „Schnell Sternschauer!“ Abermals raste ein Schauer aus Sternen auf die Schattenkatze zu und machte es reaktionsunfähig. „Absol! Schnapp es dir mit Eisenschweif!“, rief Kenta seinem Pokémon zu. Die schlanke Schattenkatze stieß sich kräftig vom Boden ab, während der Schweif wieder aufleuchtete. Lugia beobachtete Absol mit wachsamen Augen, doch es half nichts. Der kraftvolle Schlag warf Lugia an die Wand, wo es erstmal liegen blieb. „Lugia!!!“, schrie Haruka verzweifelnd. Ihr stiegen Tränen in die Augen. War es zuviel für Lugia gewesen? War sie zu hart gewesen? Das silberne Pokémon kehrte in die Wirklichkeit zurück und stemmte sich mit den Flügeln auf den Boden ab. Von einer gelblichen Aura umgehen, erholte sich Lugia vollständig – es setzte Genesung ein. Absol knurrte verächtlich. „Setz noch mal Klingensturm ein, Absol!“ Wieder rasten scharfe Klingen auf Lugia zu. „Kontere mit Aquawelle!“ Lugia rüstete sich mit einer enormen Aquawelle, die den Klingensturm aufhielt. Schließlich schleuderte das silberne Pokémon nochmals einen Wasserball, der die Schattenkatze gegen die Wand knallen ließ. „Und jetzt Sternschauer!!“ Nun war es Lugia, das über Absol sprang und es mit einem Sternenhagel attackierte. Völlig wehrlos gegen diese kraftvolle Attacke aus nächster Nähe erlag es dem Angriff. „Und die Siegerin des Wettbewerbs ist… HARUKA!!!“, brüllte Marilyn. Die Zuschauer jubelten dem Mädchen und ihrem Lugia zu. Diese war in diesem Moment so glücklich, dass sie Lugia um den Hals fiel. Dieses quietschte erschrocken. „Du warst toll, Lugia! Dein erster, richtiger Kampf!“, Haruka freute sich so sehr, dass ihr die Tränen in den Augen standen. Lugia stupste sie zärtlich an und kuschelte sich an sie. Kenta kniete sich währenddessen neben seiner Schattenkatze und streichelte ihr über den Kopf. Absol ließ niedergeschlagen den Kopf hängen. Der Junge erhob sich und ging, zusammen mit Absol, zu Haruka und Lugia. „Ein toller Kampf!“ „Danke.“, lächelte Haruka. Das Publikum applaudierte heftig, während die Schiedsrichter des Wettbewerbs vorsichtig Lugia die Rosette ansteckte. Dies quiekte so unerwartet, dass Mr. Contesta leicht zusammen zuckte. Haruka kicherte leise und kraulte ihrem großen Baby über den Kopf. Es war noch klein und verspielt, sodass es keine Gelegenheit verstreichen ließ indem es andere erschrecken konnte. „Du hast in diesem Wettbewerb dein Können unter Beweis gestellt…“, begann schließlich der Direktor der Pokémon Wettbewerbe. „…außerdem hast du uns ein wunderschönes Pokémon präsentiert, was sich hoffentlich großartig entwickeln wird.“ Er sah zu Baby Lugia herunter, welches ihm im diesem Moment gegen die Hand stieß. „Darum überreichen wir, dir und deinen Pokémon, das Band von Herzhofen.“ Mit diesen Worten nahm Haruka das rötliche Band entgegen und betrachtete es mit glitzernden Augen. Ihr erstes Shinou Band!! Haruka traf hinter der Bühne auf Shuu, der zu ihr gekommen war, nachdem sich die Halle lehrte und nur noch die Teilnehmer im Gebäude waren um ihre Trostpreise abzuholen. Shuu und sie waren alleine, was Haruka um einiges lieber war, als dass mehrere Trainer noch im selben Raum waren. Der Grünhaarige schlang wortlos die Arme um Haruka und ließ sie einige Minuten nicht mehr los, bis sich die Braunhaarige aus seinen Armen entwand. „Gut gemacht.“, sagte er und strich sich durch die Haare. „Du scheinst in Lugia jedoch ziemlich viel Vertrauen zu legen… Kein Wunder, das es über sich hinaus wächst.“ Haruka fiel ein Stein vom Herzen als Shuu sie und ihr Baby Lugia sogar für diesen Kampf lobte, den sie auch glatt verloren hätten, wenn Lugia nicht Genesung gelernt hätte! Das Mädchen lächelte ihn dankbar an und fiel ihm um den Hals. Beide küssten sich schließlich leidenschaftlich. Später am Tag trafen sich die erschöpften Koordinatoren mit Rika im Pokémon Center. Sie wartete bereits auf ihre vier Freunde, die soeben erst von der Wettbewerbshalle kamen. „Ihr habt euch einen tollen Kampf geliefert.“, lobte die Schwarzhaarige ihren Freund und Haruka. Schließlich kniete sich Rika zu Lugia herunter. „Und du warst auch klasse. Hat es dir Spaß gemacht?“ Lugia quietschte wieder zur Antwort und schmiegte sich zutraulich an Rikas Hand. Anschließend erhob sich die Schwarzhaarige wieder und sah Kyouji einige Sekunden an. Der Junge fuhr sich durch die Haare. Kenta blickte seine beiden Freunde an. „Es wird Zeit. Ich werde jetzt nach Weideburg aufbrechen.“, sagte er und wartete geduldig auf die Reaktion Rikas und Kyoujis. Der Blonde lachte. „Dann können wir dich schlecht aufhalten! Mach’s gut und pass auf dich auf.“, erwiderte er und klopfte seinem Kumpel freundschaftlich auf die Schulter. Dann wandte sich der Junge mit de lavendelfarbenen Haaren an Rika. „Pass du auch gut auf dich auf, Rika.“ Diese nickte. „Und viel Glück bei deinem nächsten Arenakampf in Schleiede.“, fügte er hinzu. Dann wandte sich der Junge von der Gruppe ab, nachdem er sich von Haruka und Shuu noch verabschiedet hatte. Nun waren nur noch Haruka, Shuu, Rika und Kyouji übrig. Doch Rika spürte, dass auch Kyouji bald wieder aufbrechen würde. Der Blonde merkte Rikas traurigen Blick. „Jetzt wird es auch für mich Zeit.“, er machte eine kurze Pase und umarmte die Schwarzhaarige (ganz XD) kurz. „Ma-Mach’s gut.“, sagte er. Rika lächelte ihn an. „Bis bald.“, flüsterte sie leise. Haruka und Shuu warfen sich viel sagende Blicke zu, verkniffen sich jedoch keine unpassende Bemerkung. So verließ auch Kyouji die kleine Gruppe und machte sich wieder auf den eigenen Weg. Doch er drehte sich nochmals um und winkte ihnen zu. Rika musste insgeheim lächeln. Kapitel 27: Das ungeliebte Pokémon ---------------------------------- Die zweite Version des Kapitels. XD Musste es neu schreiben, weil mir die erste Version des Kapitels nicht gefiel. Hoffentlich gefällt es euch! Viel Spaß damit! 27. Kapitel Der ungeliebte Pokémon Das Trio begab sich am nächsten Morgen auf die nächste Route, die vor ihnen lag. Route 209 führte geradewegs nach Trostu, einem kleinen, friedlichen Dorf. Am frühen Morgen waren einige Trainer unterwegs, zusammen mit ihren Pokémon. Es war ein herrlicher Tag; der Himmel war strahlend blau, keine einzige Wolke war zu sehen und die Sonne war warm und wohltuend. Manchmal blieben sie stehen und schauten Trainern zu, wie sie kämpften. Ihre Pokémon waren voller Energie und brannten nur auf einen Kampf. Rika fühlte ebenfalls die Lust nach einem Kampf, doch in ihren Augen lohnte es sich nicht gegen einen dieser Straßen-Trainern zu kämpfen. Sie lehnte sogar ab als soeben jemand gefragt hatte, ob sie Lust auf einen Kampf hätte. „Rika?“, sprach Haruka das Mädchen an. Die Angesprochene neigte den Kopf zu dem Mädchen. „Was ist?“ Die Braunhaarige erwiderte den Blick Rikas. „Warum hast du abgelehnt? Er schien Recht stark zu sein…“ Die Schwarzhaarige seufzte und hielt inne. „Es sollte sich schon lohnen gegen sie zu kämpfen.“ Shuu schaute das Mädchen interessiert an. „Was nützt ein Kampf, wenn der Gegner es nicht wert war?“ Haruka und Shuu blieben wortlos, so wandte sich Rika lachend ab. „Na klar, man sollte keine Vorurteile gegenüber anderen Menschen haben. Schließlich habe ich diese Erfahrung mit euch gemacht.“, fuhr Rika fort. Schließlich war das Thema durch und sie konnten ihren Weg weiter fortsetzen. Zuvor hatten Haruka und Shuu ihre Pokémon aus ihren Pokébällen befreit. Fröhlich sprangen Psiana und Nachtara umher; liebkosten sich gegenseitig und huschten davon. Rika sah den beiden Pokémon hinterher und entschied ebenfalls ihren Pokémon die frische Luft zu gönnen. „Kommt alle raus!“ Aus dem Lichtschein der Pokébälle erschienen Hundemon, Panzaeron, Chelcarain, Onix, Frizelbliz und ein blaues Nidoran. „Nido-ran Ni-do!“, sagte es ängstlich als es Rikas Team um sich sah. Haruka und Shuu blickten Rika überrascht an. „Seit wann hast du ein Nidoran?“, wollte Shuu wissen. „Und wo hast du dein Staravia gelassen?“ „Ich habe es vorletzte Nacht gefangen und Staravia habe ich zu Professor Eibe geschickt.“, erwiderte Rika, während sie Nidoran anschaute. Dieses setzte sich gerade zu Wehr als ein neugieriges Lugia ihm zu nahe kam. Es fauchte leise und stellte den Giftdorn gefährlich auf. „Lugia! Pass auf!“, sagte Haruka streng. Das Kleine schaute zu Haruka auf. „Du sollst doch andere Pokémon nicht so bedrängen.“ Ihr tadelnder Ton gefiel Lugia nicht; so ließ es den Kopf trüb hängen und trottete Luxio und Hundemon hinterher. Die Braunhaarige blickte ihrem Findelkind seufzend nach. Shuu grinste. „Die Erziehung von Kindern ist halt schwer!“ Haruka warf ihm einen so irritierten Blick zu, dass sie beinahe über ihre eigenen Füße stolperte. Der Grünhaarige amüsierte sich darüber und feixte weiterhin. „Wie wird es wohl bei unseren Kindern sein?“ Haruka spürte, wie ihr das Blut in den Kopf schoss und ihre Hand gefährlich zuckte. Shuu blieb diese Tatsache nicht unbemerkt und ging zu Haruka auf Sicherheitsabstand, denn wenn Haruka ungemütlich wurde, dann musste man mich schlagkräftigen Erwiderungen rechnen… Rika konnte sich kein Grinsen verkneifen. Es war einfach herrlich, wie Shuu und Haruka sich gegenseitig ärgerten und dabei sich hinterher immer wieder vertrugen. „Du Idiot!“, fauchte die Braunhaarige ihren Freund wütend an, der immer noch breit grinste. Arrogant fuhr sich der Junge auch noch durch die Haare und schaute sie nun provozierend an. Rikas Blicke schweiften von der kleinen Auseinandersetzung ab zu den Pokémon. Ihre Sechs waren noch da, doch wo waren Psiana und Nachtara geblieben? Ehe Haruka ernsthaft dabei war Shuu für seine ungeschickte Bemerkung zu strafen, hielt Rika sie davon ab. „Stop! Auszeit, ihr Lieben!“, mischte sich Rika mit lauter Stimme ein. „Ist euch aufgefallen, dass Psiana und Nachtara ausgebüxt sind?“ Haruka und Shuu schauten sich schweigend um. Tatsächlich! Es fehlten zwei aus ihren Reihen. „Wo könnten die Beiden schon wieder sein?“, fragte Haruka. Shuu zuckte ahnungslos mit den Schultern. Rika verschränkte die Arme vor der Brust. Ihr Schattenhund blickte sie kurz an, lief dann Richtung Gebüsch und streckte die Schnauze in die besagte Richtung. Die Geste bedeutete, dass die Menschen ihm folgen sollten. Rika nickte Haruka und Shuu wortlos zu, aber auch ohne Worte verstanden sie das Mädchen und folgten ihrem Hundemon. Atemlos rannten die beiden Koordinatoren und Rika durch die Gebüsche. „Wo führt uns Hundemon hin?“, rief Haruka zu dem Mädchen, die direkt hinter Hundemon war. Doch Harukas Frage erübrigte sich; Hundemon hielt an einem schmalen Fluss inne. Psiana und Nachtara hoben die Köpfe und schauten zu ihren Trainern, die erleichtert auf seufzten. Der Grünhaarige ging zu Nachtara, welches ihm schuldbewusst ansah. „Rennt nie wieder weg!“, sagte er streng, kraulte aber die beiden Pokémon über den Kopf. Er konnte ihnen nicht böse sein. Haruka seufzte erlöst und setzte sich auf einen Stein, nahe am Wasser. „Sollen wir nicht eine kleine Pause einlegen?“, fragte sie und ließ ihre Beine ins herrlich frische Wasser baumeln. Shuu willigte nach einem kurzen Grübeln ein und schaute zu Rika, die sich noch nicht entschlossen hatte. „Ich glaube, ich werde mich einwenig umsehen.“, erwiderte sie seinem erwartungsvollen Blick. „Keine Sorge! Ich geh nicht wieder verloren!“, lächelte die Schwarzhaarige, während sie die Blicke ihrer Freunde deutete. So ließen Haruka und Shuu das Mädchen die Gegend alleine erkunden; sie war nur in Begleitung von Hundemon und Nidoran. Ihre restlichen Vieren blieben bei den Anderen. Schnell war Rika wieder auf der Hauptstraße angelangt, die direkt nach Trostu führte. Sie hatten nach Psianas und Nachtaras Versteckspielchen diese Straße verlassen. Die Schwarzhaarige blieb einen Augenblick angewurzelt stehen. Sie konnte von weitem einen großen Turm auswendig machen, der von einem unheimlichen Nebelschleier eingehüllt war. Auch wenn das schattenhafte Gebäude ihre Aufmerksamkeit erweckt hatte, konnte sie sich nicht weit von ihrem Rastplatz hinfort bewegen. Kurz schaute das Mädchen auf ihre beiden Begleiter hinunter. „Folgt mir.“, sagte sie leise und setzte sich in Bewegung. Hundemon folgte seiner Trainerin ohne Zögern und blickte nach einigen Metern zu Nidoran zurück, welches sich hingekauert hatte und dem Mädchen nicht folgte. Hundemon bellte auffordernd, wartete einen kurzen Moment bis das weibliche Nidoran aufraffte um ihnen zu folgen. Es zuckte erschrocken zusammen als plötzlich ein gelbes Etwas auf sie zugestürmt war und sie aufhielt. „Halt!“ Das kleine Mädchen in einem Pokémonkostüm begutachtete Rika und ihre Pokémon. „Du bist eine Trainerin!“, bemerkte das Mädchen beinahe geschockt. Die Schwarzhaarige überwand ihre kurzweilige Überraschung und musterte das Mädchen geringschätzig, ebenso das kostümierte Mädchen. „Ich fordere dich heraus!“, das Mädchen zückte unverfroren einen Pokéball. Rika zuckte nur mit den Schultern. „Warum nicht?“ Ihre Gegnerin warf ihren Pokéball in die Luft aus dem ein Pichu erschien. „Nidoran.“, sagte das schwarzhaarige Mädchen. Das blaue Gift Pokémon willigte ein und begab sich in Kampfstellung. „Donnerschock, Pichu!“ Nidoran wurde von dem schwachen Stromstoß in Schach gehalten, sodass es nicht agieren konnte. Schließlich ließ die Wirkung nach und Nidoran taumelte kurz. „Sofort Kratzer!“ Rikas Pokémon gehorchte, rannte auf Pichu zu und ließ diesem ihre scharfen Krallen spüren. Pichu schüttelte sich kurz. „Doppelkick!“, befahl Rika ohne auf die Reaktion ihrer Gegnerin abzuwarten. Nidoran sprang hoch und erteilte Pichu zwei heftige Tritte. Das gelbe Pokémon knallte gegen einen Baum und war besiegt. Rikas Gegnerin saß neben ihrem Pichu. Sie hatte Tränen in den Augen. „Hier. Damit wird sich dein Pichu wieder schnell erholen“, Rika warf dem Mädchen einen trank entgegen und wandte sich schließlich ab. Hundemon und Nidoran folgten ihr abermals. Auf ihrem Weg begegneten Rika und ihren Pokémon einige Trainer, die kämpften oder eine Herausforderung suchten, aber viele unterschätzten ihre Fähigkeiten als Trainer und bekamen eine satte ‚Strafe’ von Rika erteilt. Doch plötzlich zog ein verzweifelter Schrei die Aufmerksamkeit von Rikas Pokémon auf sich. Nidoran lief davon und folgte diesem Ruf. Rika fluchte leise. „Nidoran! Bleib hier!“ Doch ihre strenge Anordnung ignorierte das Pokémon. Nach einigen Metern hielt es inne und schaute sich kurz zu Rika und Hundemon um, die ihr gefolgt waren. Rika erfuhr nun den Grund über Nidorans Aufgebrachtheit. Es wurde gekämpft, besser gesagt, der Kampf ging zu Ende. Ein rotes Pokémon, ein Glumanda, brach erschöpft zusammen. Rika sah nur noch, wie die Gestalt eines Geowaz im Sog des Pokéballs verschwand und dann dessen Trainer sich abwandte. Rika konnte nicht sein Gesicht erkennen, es war ihr auch egal. Mit starrem Blick fixierte sie den Trainer, der sich nicht um sein Pokémon kümmerte. Hundemon knurrte erbost als der Unbekannte mit dem Fuß sein verletztes Pokémon trat. „Du nutzloses Pokémon!“, hörte sie ihm sagen. „Du bist zu nichts zu gebrauchen.“ Rika ballte wütend ihre Faust zusammen und wollte in dieses Szenario soeben einschreiten als der Weißhaarige sie bemerkte und sein Pokémon wortlos in seinen Pokéball zurückrief. Er wandte sich ab und verschwand daraufhin. Rika war vor innerlichen Zorn unfähig sich zu bewegen. In ihren Kopf drehten sich die Gedanken. Wie konnte man seine Pokémon nur so behandeln? Wie? Das Mädchen schaute auf Hundemon hinunter. Ihre Pokémon würden all ihre Befehle mit großer Freude ausführen. Jedes einzelne von ihnen wusste, dass sie sich auf Rika verlassen konnten, umgekehrt genauso. Sie empfand nur Hass gegenüber jener Personen, die ihre Pokémon wie Dreck behandelten. In ihren waren Pokémon Tiere, die ihren Herren zu gehorchen hatten. Nichts weiter. Rika konnte ihnen einfach nicht verzeihen, wie sehr sich das Mädchen bemühte die Gedanken dieser Personen nachzufühlen. Ihr Schattenhund riss sie aus ihrer Gedankenwelt. Lächelnd blickte sie ihr Pokémon an. „Lasst uns zurückgehen.“, forderte Rika sie mit trockener Stimme auf. Haruka und Shuu saßen mit den Rücken gegeneinander gelehnt auf einen Stein und schwiegen sich an. Die Braunhaarige war gekränkt. Shuu war einfach wieder zu weit gegangen, auch wenn seine Gedankengänge im Nachhinein für sie recht logisch erklangen, wer garantierte ihnen, dass ihre Beziehung so lange anhielt? Haruka seufzte innerlich und zog die Beine an sich heran um ihren Kopf auf den Knien ruhen zu lassen. Das beruhigende Plätschern des Flusses veranlasste Haruka die Augen zu schließen. Shuu erkannte sein Fehlverhalten nicht. War es etwa verboten einen Blick in die nahende Zukunft zu werfen? Dem Grünhaarigen gefiel die Vorstellung, doch ohne das Haruka in die Luft ging, konnte Shuu diese Gedanken seiner Freundin keinesfalls anvertrauen. Warum sollte er sich entschuldigen, wenn es keinen Grund dafür gab? Wenn er nur seine Gedanken ausgesprochen hatte? Seine Blicke schweiften abwesend umher und fixierten im gleichen Moment Rika, die aus dem Gebüsch unerwartet auftauchte. Sie war seltsam farblos im Gesicht, was Shuu kurz stutzig machte. Gleich darauf sprang er auf, wodurch Haruka irritiert den Kopf hob. „Was ist passiert?“, fragte der Junge besorgt. Die Schwarzhaarige schüttelte den Kopf. „Nichts. Alles okay.“, murmelte sie. Wieder schweiften ihre Augen ab. „Wirklich?“, kam es diesmal von Haruka. Rika nickte wortlos, doch in Wahrheit war sie mit ihren Gedanken fernab der Gegenwart. Rika strich sich durch die schwarzen Haare um sich wieder zu besinnen. „Wir sollten wieder aufbrechen…“, meinte das Mädchen tonlos. Haruka und Shuu schauten sie weiterhin bedacht an, willigten aber letztendlich ein. Auf den kürzesten Weg kehrte das Trio auf die belebte Hauptstraße zurück und setzten ihren gewohnten Weg fort. Das Wetter frischte etwas auf, es wehte ein kühlerer Wind, der ihnen die Gänsehaut über die Haut jagte. Rika blickte über die Schultern auf Haruka und Shuu. Ihr missfiel keinesfalls die Tatsache, das sich das Pärchen keines Blickes würdigten. Die Schwarzhaarige hielt schließlich ruckartig an, ihr war es egal, dass beide Trainer aus ihren Gedanken gerissen wurden und nun überrascht aufblickten. Das Mädchen wandte sich mit ausdrucksloser Miene dem Liebespaar zu. „Ist eine Entschuldigung zuviel verlangt?“, wollte das Mädchen überaus genervt wissen, dabei unterzog sie beide eines strengen Blickes. Shuu und Haruka warfen sich nervöse Blicke zu und fühlten sich augenblicklich unwohl unter Rikas wachsamen und kalten Blicken. Doch sie machten keine Anstalten mit der Sprache herauszurücken. Rika zollte ihnen ihre Ungeduld; sie knackste demonstrativ mit den Fingern. „Okay…“, sie seufzte innerlich auf. „Wir haben Zeit… Genügend Zeit…“ „Rika! Aber…!“, versuchte Haruka schließlich zu widersprechen, doch Rika brachte sie mit einem missbilligenden Blick doch wieder zum Schweigen. „Wir sind hier nicht im Kindergarten.“, erwiderte sie mit einem süffisanten Unterton. Shuu lachte leise. „Du bist so ein Dickkopf.“, sagte dieser und hatte Haruka wieder Anlass gegeben dagegen zu protestieren. Er legte ihr den Zeigefinger an die Lippen. „Aber dafür liebe ich dich ja.“ Die Braunhaarige betrachtete ihn verblüfft. Ihre Wangen wurden von einem leichten Rotschimmer geziert. „Du bist mir nicht böse?“ Shuu schüttelte daraufhin den Kopf. „Wir sind noch jung und brauchen uns um die Zukunft nicht zu kümmern.“, erwiderte der Junge lächelnd. Zufrieden verschränkte Rika die Arme vor der Brust und drehte sich wieder um. ‚Geht doch.’, grinste sie. Schlagartig erstarrte das Mädchen und Hundemon begann neben ihr die Zähne zu blecken als ihnen der weißhaarige Trainer wieder begegnete. In Rika stieg wieder jener Hass auf, den sie zuvor gespürt hatte. Die Schwarzhaarige ballte die Faust und fasste mit ernster Miene einen Entschluss. Shuu und Haruka waren in diesem Moment so beschäftigt, dass sie nichts bemerkten. Der unbekannte Trainer schien das Mädchen zu bemerken; er hielt inne und fixierte sie mit einem fiesen Grinsen Hundemon knurrte weiterhin leise, während seine Trainerin auf den Unbekannten zuging. Missbilligend musterte der junge Mann sie. „Was willst du und wieso verfolgst du mich?“, fragte er kühl. Rika ignorierte ihn und sprach: „Ich fordere dich heraus. Oder bist du zu feige um meine Herausforderung anzunehmen?“ Ihr Gegner grinste höhnisch und willigte mit einem stummen Nicken nun ein. Shuu und Haruka blickten Rika nun überrascht an. Der Grünhaarige musterte den Weißhaarigen. „Dich kenne ich doch…“, murmelte er leise. „Dai!“ Dieser ergriff grinsend einen Pokéball. „Worauf wartest du noch?“ Rika holte tief Luft als der Junge sein gewähltes Pokémon aus dem Pokéball befreite. Es handelte sich dabei um jenes Glumanda, welches er bis zur Erschöpfung kämpfen gelassen hatte und zuvor im Wettbewerb schlecht behandelt hatte. Rika schickte Hundemon in den Kampf und schaute den Trainer in die Augen, während abermals in ihr leichter Zorn aufkeimte. Dais Glumanda konnte sich kaum auf den Beinen halten; so erschöpft war es, außerdem zeigte sein geschwächter Körper einige blutige Wunden auf. Der Atem des Pokémons war schwer und beinahe sogar unregelmäßig. Doch darauf achtete Dai nicht. „Drachenwut!“, befahl der Trainer. Glumanda sammelte mühsam seine restlichen Kräfte in seinem Körper und formte einen gelblichen Energieball. „Mit Spukball abwehren!“, konterte Rika mit wütender Stimme. Doch auch ihr Schattenhund war aufgebracht. Shuu konnte Rikas Gedanken nur zu gut nachempfinden. Auch er spürte einen leichten Zorn in sich. Hundemons Schattenball prallte gegen die Drachenwut und beide Attacken lösten sich auf. „Ich kann dir nicht verzeihen! Siehst du nicht, dass dein Pokémon völlig am Ende ist?“ Doch Rika bekam nur ein abschätziges Lachen zu hören. „Flammenwurf, Hundemon!!“ Das Pokémon spie einen heißen Flammenstrahl auf Glumanda, den es nicht mehr ausweichen konnte. „Drachenwut nochmals!“ Der kleine Feuerdrache konnte nur knapp eine Drachenwut mobilisieren um den Flammenwurf abzuwehren. Durch die Explosion wurde das geschwächte Pokémon weggeschleudert. Glumanda blieb kraftlos liegen. „Du schwaches Pokémon! Steh auf oder soll ich dir Beine machen?“, schrie der Weißhaarige sein Pokémon hasserfüllt an. Glumanda regte sich nicht. Es war zu erschöpft um sich wieder auf die Beine zu rappeln. Dais Drohung ließ es völlig unberührt. Wütend stapfte dieser auf sein Pokémon zu, kniete sich neben ihm und packte es. „Du erbärmliches Pokémon!“ Er holte zu einem Schlag aus, doch da hielt Shuu das Handgelenk des Jungen fest. „Schlag dieses Pokémon nur einmal und du kriegst es mit mir zutun.“, warnte Shuu mit rauer Stimme. „Kümmer dich um deinen Scheiss!“, gab der Weißhaarige zurück. „Was geht dich das überhaupt an?“ Er ließ Glumanda unsanft auf den Boden fallen, was sich vor Schmerz leicht krümmte. Gleich darauf wollte er auf Shuu mit seiner nun freien Hand einschlagen. Unerwartet sah er sich plötzlich dem Zähne fletschenden Schattenhund gegenüber. „Das würde ich lassen.“, sagte Rika trocken. „Ich nehme keine Verantwortung dafür, wenn Hundemon angreift.“ Dai brummte irgendetwas Unverständliches und riss sich von Shuu los. Er musterte das Trio mit einem verächtlichen Blick, bevor er verschwand und dabei Glumanda zurück ließ. Der Pokéball des Pokémons hatte er ebenfalls liegen gelassen. Rika und Shuu schauten dem Trainer nach, während sich Haruka über Glumanda gebaut hatte. „Es ist ernsthaft verletzt!“ Shuu wandte sich augenblicklich Haruka und dem Glumanda zu. Er fluchte leise. Die Flamme war sehr geschwächt. „Wir müssen zu einem Pokémon Center. So schnell wie möglich.“, sagte der Grünhaarige und schaute Rika hoffnungsvoll an. „Das nächste Pokémon Center ist in Trostu!“ Kapitel 28: Der Turm der Ruhenden --------------------------------- Ich bin mal wieder krank, joa. Und mit der Stimmung ziemlich am Boden. Trotzdem gibt es ein neues Kapitel. Hoffentlich gefällt es euch. ^^ 28. Kapitel Der Turm der Ruhenden „Rika… Wie weit ist es noch nach Trostu?“, fragte der Grünhaarige. Rika dachte kurze Zeit nach. „Drei Stunden ungefähr.“ Entschlossen schulterte Shuu das Glumanda Der Kopf des Pokémons hing schlaff an seinen Schultern herunter. Behutsam musste er darauf achten, dass er die Flamme genügend Sauerstoff bekam. Er streichelte es vorsichtig über den Kopf und blickte schließlich seine beiden Gefährtinnen an. Haruka schaute ihren Freund ungläubig an. „Du kannst doch nicht Glumanda den ganzen Weg auf deinem Rücken tragen!“, widersprach sie. Shuu erwiderte ihren Blick. „Doch, ich kann, nein, ich muss es tun!“, sagte dieser. Haruka blickte ihn wortlos an, wandte dann ihren Blick zu Rika ab. „Das ist die einzige Möglichkeit.“, meinte diese. Die Braunhaarige musste sich geschlagen geben; es war tatsächlich die einzige Möglichkeit die sie hatten. Rika raffte sich auf. „Okay, dann los.“ Das Trio war schon seit einer gefühlten Stunde unterwegs. Shuu lang weit hinter ihnen. Die Last auf seinen Schultern war zwar nicht sehr belastend, doch die Dauer des Gewichts, welches auf seinen Schultern lastete, war ermüdend. Shuu wollte keine Schwäche gegenüber Rika und Haruka zeigen. Er hielt tapfer durch. Glumanda erwachte aus dem Schlaf und hob neugierig den Kopf. Es nahm seine Umgebung sorgfältig in Augenschein. Über seinen Träger war die rote Echse einwenig verblüfft. „Seht mal. Glumanda scheint es etwas besser zu gehen.“, bemerkte Haruka, während sie das rote Pokémon ansah. Sein Atem ging allmählich ruhiger und die Flamme an der Schweifspitze begann wieder stärker zu lodern. Rika schwieg die meiste Zeit. Ihr ging einfach nicht dieser Trainer aus dem Kopf, der Glumanda so abgrundtief schlecht behandelt hatte. Shuu schwitzte leicht unter der Last Glumandas. Immerhin trug er das Pokémon die ganze Zeit über auf dem Rücken. „Alles okay?“, erkundigte sich die Braunhaarige. Shuu nickte. „Keine Sorge.“ Rika hielt kurz inne und blickte sich um. Leichter Nebel zog auf. Hundemon brummte leise neben ihr. Es spürte etwas; etwas was ihnen gefährlich werden konnte. „Woher kommt jetzt dieser Nebel?“, Haruka war dadurch offensichtlich verunsichert. „Keine Ahnung. Aber wir müssen weiter. Los!“, trieb Shuu die Mädchen weiterhin an. Rika gab Shuu mit einem kurzen Nicken Recht. Der Nebel konnte ihnen zum Verhängnis werden. Im schlimmsten Fall würden sie von ihrem Weg abkommen. Und dies wäre fatal, denn das rote Pokémon brauchte dringend ärztliche Hilfe. Während sie ihren Weg fortsetzten, nahm der Nebel immer mehr zu. Hundemon wurde immer unruhiger, bis schließlich ein Knurren aus seiner Kehle entwich. Rika schaute ihr Pokémon verblüfft an. „Was ist los?“ Doch Hundemon starrte in den dichten Nebel. Eine bizarre Steinsäule zeichnete sich vor ihnen im Nebel ab. Doch diese war völlig zerstört. Rika blickte ernst. „Darum ist Hundemon so unruhig…“ Sie spähte umher. Haruka schaute die Schwarzhaarige fragend an. „Was ist das für eine Säule dort?“ Rika legte Haruka die Hand vor den Mund. „Psst.“ Plötzlich schoss ein gewaltiger Hyperstrahl auf das Trio zu. „Runter!“, brüllte die Schwarzhaarige und legte sich mit dem Bauch auf den Boden. Doch Shuu wurde von der Druckwelle des Hyperstrahls weggeblasen und knallte hart auf den Boden auf. Glumanda rollte von Shuus Rücken herunter. Rikas Schattenhund knurrte aufgebracht und spie einen Flammenwurf in den Nebel. Ohne Wirkung. Plötzlich sirrte ein Schattenball auf Hundemon zu und erfasste das Pokémon. „Hundemon!“, rief die Schwarzhaarige besorgt und rannte auf ihr Pokémon zu, welches sich zunächst nicht rührte. Daraufhin erschien ein schwebender Stein vor ihnen, dessen Gravierung violettfarben glühte und sich ein Pokémon darauf formte. Doch Hundemon war zu stolz um kampflos aufzugeben. Es erhob sich wieder und formte einen Schattenball im Maul. Doch das geisterhafte Pokémon wich flink aus. Haruka holte ihren Pokédex hervor: „Krypuk – das verbotene Pokémon: Es wurde, aufgrund von vielen Sünden, die es vor 500 Jahren begangen hatte, in eine Steinsäule verbannt worden. Sein Körper ist an einem Spalt eines mysteriösen Steines gebunden.“ Das Pokémon Krypuk erschuf abermals einen gewaltigen, gebündelten Energiestrahl. Rika fluchte leise. „Hundemon! Spukball dagegen!“ Shuu keuchte schwer und blickte besorgt zu Haruka, dann zu dem verletzten Glumanda. „Warum greift uns das Pokémon bloß an?“, fragte die Braunhaarige verzweifelnd. Shuu erwiderte nichts. Der Schattenhund gehorchte und schleuderte gegen den Hyperstrahl den Spukball, welcher daraufhin zur Explosion führte. Nochmals griff das verrückte Pokémon mit Hyperstrahl an. Hundemon reagierte schnell und stieß seine Trainerin schützend zur Seite, ehe es mit Flammenwurf konterte. Aber es konnte den Hyperstrahl nicht abhalten und wurde durch die Luft geschleudert und prallte an einem Baum ab. Rika prallte mit dem Kopf hart gegen den Boden auf und krümmte sich vor brennenden Schmerz. Hundemon wurde nun rasend vor Wut und spie einen gewaltigen Flammenwurf auf Krypuk, sodass dieses in den nahe gelegenen Fluss fiel. Doch das Pokémon erholte sich rasch und kam wieder aus dem kühlen Wasser heraus geschossen. Der Schattenhund knurrte wütend und sammelte Energie für einen erneuten Angriff mit Flammenwurf, aber verfehlte Krypuk knapp. Stattdessen schleuderte das unheimliche Pokémon einen weiteren Hyperstrahl auf den Schattenhund, der ratlos dem Angriff entgegen sah. Rika kam allmählich wieder zu Kräften und hob den Kopf. „Hundemon! Smog!“, schrie sie. Hundemon nickte entschlossen und öffnete sein Maul aus dem eine Giftwolke kam. Diesen Moment nutzte das schwarze Pokémon um zu Rika zu laufen. „Alles in Ordnung.“, sagte sie zu Hundemon, nachdem sie sich hustend aufgesetzt hatte. Ihr treues Pokémon wandte dennoch nicht den Blick von ihr ab. Vorsichtig strich Rika über seine Schnauze und entdeckte dabei eine lange Verwundung an der Schulter Hundemons. „Du bist verletzt…“ Es grollte leise als die Finger seiner Trainern über die blutende Wunde strichen. Es begann abermals zu knurren als Krypuk vor ihnen schwebte. Es machte keine Anstalten erneut anzugreifen. Doch unerwartet leuchtete eine kleine Energiekugel auf, die abermals sich zu einem Hyperstrahl formte. Shuu reagierte schnell; er sprang auf die Füße und stützte sich mit den Fingern am Boden ab, mit der freien Hand warf er einen Pokéball in die Luft. „Nachtara! Eisenschweif!“ Die schwarze Katze kam aus dem Lichtstrahl hervor und attackierte sofort Krypuk mit seinem eisernen Schweif. Es katapultierte das Pokémon gegen einen Stein, sodass der Hyperstrahl ins Leere ging. Lange dauern würde es nicht bis das Pokémon wieder zu Kräften gekommen war… So schaute as schwarzhaarige Mädchen alarmiert um sich. „Wir müssen fliehen!“, presste sie unter ihrem keuchenden Atem hervor. Haruka und Shuu blickten sie wortlos an. „Haruka, kümmer dich um Glumanda.“, ordnete der Grünhaarige seine Freundin an, die gehorsam nickte und die zitternde Echse auf den Arm nahm. Krypuk war aufgebrachter den je, nachdem es sich wieder erholt hatte und mobilisierte einen weiteren Hyperstrahl, einen stärkeren und gewaltigeren als je zuvor. Shuus Blicke wanderten zu Rika hinüber, die ihm zu nickte und dann wieder Krypuk fixierte, das den gebündelten Energiestrahl auf die jungen Trainer schleuderte. „Hundemon!“ „Nachtara!“ Beide schwarzen Pokémon machten sich bereit. „Flammenwurf!“ „Hyperstrahl!“ Die Schattenkatze konterte mit einem eigenen Hyperstrahl, und Hundemon spie einen glühenden Feuerstrahl auf Krypuk. Beide Attacken nahmen ein gewaltiges Ausmaß an Kraft, das sie Krypuks Hyperstrahl davon fegten und den Anwender schwer zu setzten. Eine dichte Staubwolke, gemischt mit Nebel, verdeckte ihnen die Sicht. „Rückzug!“, sagte Rika mit gedämpfter Stimme. Das Trio war dem wild gewordenen Krypuk nur knapp entkommen, nachdem es die jungen Trainer überraschend angegriffen hatte. Hundemon, welches vor Wut beinahe durchgedreht war, wurde in der kurzweiligen Auseinandersetzung verletzt. Es keuchte erschöpft und schleppte sich mühsam hinter seiner Trainerin her. Es blieb kurz stehen, fühlte jedoch nicht, dass Krypuk ihnen folgte. „Hundemon, komm in deinen Pokéball zurück um dich auszuruhen.“, die Schwarzhaarige zückte seinen Pokéball hervor um es zurückzurufen, aber Hundemon sprang weg und knurrte wütend. Nein! Es wollte nicht in seinen Pokéball zurückkehren und damit Rika der Gefahr überlassen, die ihnen noch immer im Nacken saß. Es schüttelte den Kopf und bellte keifend. „Hundemon…“ Haruka sah sich nach ihnen besorgt um. „Hey! Da ist ein Turm!“, rief Shuu und zog somit die Aufmerksamkeit auf sich. Die Mädchen richteten ihre Blicke auf das große Gebäude, was vom Nebel geheimnisvoll umhüllt wurde. „Dieser Turm… Er kommt mir so bekannt vor…“, murmelte die Schwarzhaarige. Haruka tastete sich vorsichtig vor und betrat das dunkle Gebäude. „Kommt, hier können wir Zuflucht finden.“ Zögernd folgten Shuu und Rika dem Mädchen ins Ungewisse. Der Raum in dem sie sich nun befanden, war bedrückend dunkel und von Trauer gefüllt. Der Nebel umschlich die grünen, von moosübersäten Grabsteine und verlieh diesem Ort eine erschreckende Atmosphäre - die des Todes. Rika schaute sich trübe gestimmt um. „Dies ist der Turm der Ruhenden…“, bemerkte die Schwarzhaarige. „Hier ruhen Pokémon, die diese Welt bereits verlassen haben…“ Haruka und Shuu blickten das Mädchen verwirrt an. „Ein Friedhof?“, fragte die Braunhaarige furchtsam nach. Ihr vorheriger Mut war allmählich verschwunden. Nun spähten ihre Blicke unruhig im Raum umher; blieben mal dort hängen, dann beim leisesten Rauschen des Windes richtete die ihre Augen in die Richtung aus dem das unheimliche Heulen des Windes kam. Die Schwarzhaarige setzte ihren Weg unbekümmert weiter. „Ich denke, wir sollten hier den Nebel abwarten…“, meinte das Mädchen. Haruka schaute sie erschüttert an. „Hi-Hier bleiben?“, kam es ängstlich von ihr. Shuu strich sich durch die Haare. „Hast du eine besondere Idee, Haruka?“, erwiderte der Junge. Die Angesprochene senkte den Blick. Nein, sie hatte keinen anderen – besseren – Einfall. Rika musterte Haruka kurz, wandte sich dann an Shuu. „Kommst du mit um den Turm zu erkunden?“, fragte sie den Jungen. Dieser willigte mit einem kurzen Nicken ein. „Haruka, du wartest hier.“, ordnete Shuu seiner Freundin an, die ihn ungläubig anstarrte. „Ich soll alleine hier bleiben? Und was, wenn Krypuk auftaucht?“ Die Schwarzhaarige grinste unverhohlen. „Dann nimmst du deine Beine in die Hand und läufst weg.“, erwiderte sie sarkastisch. „Wozu hast du deine Pokémon?“ Haruka blieb auf Rikas spitze Anspielung wortlos und gab ihren beiden Freunden mit einem kurzen Nicken Bescheid, das sie hier warten würde auf sie. Shuu und Rika stiegen die Treppen hinauf in den ersten Stock des Turmes. Dieser war genauso trostlos wie der Raum, in dem sie vorher waren. Die Gräber waren hier ebenso grau und von Moos bedeckt. Rika betrachtete einen der grauen Steine, in dem eine Gravierung eingeschlagen war. Leise bewegte sie ihren Mund, erhob dann ihre Stimme, damit ihre Begleitung sie ebenfalls hörte: „Hier ruht Togepi…“ Weiter konnte sie die Schrift nicht lesen; ihre Stimme versagte. „Es war so jung…“, flüsterte sie als sie Shuus Arm um ihrer Schulter spürte, entzog sich gleich darauf der Annäherung. Das Mädchen wollte ungern zeigen, dass sie im Inneren trauerte. Shuu schaute sie bekümmert an, er wollte ihr nicht zu nahe treten. Rika war der Typ, der nicht seine Emotionen gegenüber anderen zeigte. Das einzige Mal hatte das Mädchen ihre Gefühle im Kraterberg gezeigt – Angst. Eine tiefe Angst, die die Fassade Rikas eingerissen hatte. Der Grünhaarige wandte seinen Blick von ihr ab. „Komm, lass uns weitergehen.“ Sanft zog er die Trainerin am Arm mit sich. Auch Hundemon stupste sie energisch weiter. Rika schaute sich mit einem flüchtigen, getrübten Blick die dunklen Gräber an. An einigen von ihnen standen frische Blumen, an Anderen dagegen verwelkte und vertrocknete Pflanzen. Die Schwarzhaarige musste die Augen abwenden um nicht völlig in ihrer inneren Trauer zu versinken. „Es ist schrecklich, wenn geliebte Pokémon… oder Menschen sterben…“, sagte Rika mit leicht zittriger Stimme. Sie wischte sich kurz über die Augen mit dem Handrücken und versuchte sich ein Lächeln auf das Gesicht zu zwingen. „Ein Junge in Zweiblattdorf… Er hatte schon früh sein erstes Pokémon bekommen… Ich erinnere mich gut daran, wie glücklich er war…“ Rika hielt kurz inne und richtete wieder ihren Blick auf einen bestimmten Grabstein. „Doch sollte die Freude nicht lange andauern…“ Der Grünhaarige hörte wortlos ihren Worten, die aus tiefem Kummer kamen. „Eines Nachts ereilte ein Unfall den Jungen, den er wunderlicherweise überlebt hatte…“ Shuu sah sie fragend an als Rika still lächelte. „Sein Pokémon hatte sich vor das Auto geworfen um den Jungen zu schützen. Beide wurden verletzt, doch das Pokémon verstarb noch in derselben Nacht…“ Aus Rikas Kehle entkam ein unterdrücktes Schluchzen. „Ich kannte ihn gut. Kein Wunder, wir wohnten auf der gleichen Straße…“ Ihren Blick richtete das Mädchen angestrengt gegen die hohe Decke. „Doch ich erkannte ihn nicht mehr wieder, nachdem er aus dem Krankenhaus entlassen wurde… Er war ein anderer Mensch geworden…“ Lautlos kniete sich das Mädchen über den Grabstein, den sie zuvor längere Zeit angeguckt hatte. Shuu blickte sie mitfühlend an. Ihre Finger strichen über die raue Oberfläche des Steins. „Ein Pokémon, was sich selbst für seinen eigenen Trainer opfert…“, murmelte Rika leise und spürte, wie Hundemon seine Schnauze auf ihre Schulter legte. Das Mädchen strich lächelnd über die Schnauze des Pokémons und erhob sich. „Lass uns weiter.“ Shuu schaute sie ein paar Sekunden betreten an, willigte dann jedoch mit einem kurzen Nicken ein. Haruka verschränkte die Arme vor der Brust und rannte auf- und ab. Psiana blickte ihre Trainerin ungeduldig an. Maunzend wollte die Lichtkatze ihre Trainerin beruhigen – ohne Erfolg. Die Nervosität ihrer Trainerin übertrug sich nun auf Psiana. Es stand unruhig auf und der geteilte Schweif zuckte lebhaft umher. Die Braunhaarige blieb stehen. „Wo bleiben die nur?“, murmelte sie leise und warf immer wieder ihren Blick auf die nahe Treppe. Plötzlich zog ein kühler Wind durch das Gebäude und verursachte ein scheußliches Geheule. Es war so als würde der Turm weinen. Haruka schlug die Hand vor dem Mund um nicht wie eine wahnsinnige los zu kreischen. Der Schreck saß ihr tief in den Knochen, das sie sich einen geeigneten Platz suchte und sich dort erstmal niederließ. Ihre Hände zitterten und sie wünschte nichts Sehnlicheres als das Shuu kam und sie sich in seine Arme schmiegen konnte. „Shuu! Wo bist du verdammt noch Mal?“, jammerte Haruka und war den Angsttränen nahe. Noch immer erkundeten Shuu und Rika die Grabstätte der Pokémon. Es war ein trauriger Ort. Doch es war ihre einzige Möglichkeit Schutz zu finden bis der Nebel sich wieder verzogen hatte. Ungern wollten die Jugendlichen, das sie nochmals auf Krypuk trafen. So wäre ein Kampf wieder um umgänglich. Die Schwarzhaarige wandte sich zu Shuu um, der auf den Boden blickte. „Wir sollten Haruka nicht allzu lange alleine lassen.“, sagte sie zu ihm. Der Angesprochene schrak aus den Gedanken hoch und nickte schweigend. Plötzlich ertönten ein jaulendes Geräusch, was Shuu und Rika kurz zusammen zucken ließ. „Was wollt ihr? Was sucht ihr?“, umgab eine geisterhafte Stimme die Trainer. Diese blickten konzentriert in jede Richtung um hervorahnen zu können, woher diese Stimme herkam. „Uhhhhh, wollt ihr die Ruhe der Pokémon stören?“ Unerwartet sprang eine weiße Gestalt vor ihnen. Sie hatte einen Stab in der Hand an dessen Ende Papier befestigt war. „Verschwindet, ihr bösen Geister! Lasst uns in Ruhe!“, jammerte die Exorzistin. Wild fuchtelte sie mit dem Stab umher und drängte Shuu und Rika mehr und mehr in die Enge. Hundemon grollte die Exorzistin an, wodurch sie leicht zurückschreckte. In diesem Moment wurde für einen Bruchteil von Sekunden eine Erscheinung sichtbar, die allerdings gleich darauf wieder vor ihren Augen verschwand. „Ein Pokémon?“, murmelte das Mädchen leise und grinste schließlich. „Ich verstehe…“ Der Grünhaarige sah sie verwirrt an. „Hundemon! Flammenwurf!“, befahl sie. „Bist du verrückt?“, mischte sich Shuu ein, doch Rika legte ihm den Zeigefinger auf die Lippen. Auf Hundemons Lippen zeichnete sich etwas wie ein Grinsen ab, bevor es einen Flammenwurf auf die Person lenkte. Eine schwebende Gestalt wurde sichtbar als der Feuerstrahl es traf. Ein Traunfugil löste sich aus der Unsichtbarkeit und flog umher. „Traun… fugil… Traunfugil!“ Augenblicklich löste sich der Bann über der Frau und verwirrt schaute sie sich um. „Was… Was ist geschehen?“, fragte die Frau verunsichert. Dann starrte sie mit geweiteten Augen Shuu und Rika an als hätte sie beide noch nie gesehen. Shuu deutete auf das Traunfugil, welches munter durch die Lüfte schwebte. „Das Traunfugil hat von ihnen Besitz ergriffen.“, erklärte er. „Oh!“, erwiderte sie nur und wandte geistesabwesend den Blick ab. Rika fand die Exorzistin seltsam, beinahe schon gruselig. Aber laut aussprechen würde sie den Gedanken nicht. Schließlich wandte sich die Frau wieder den Jugendlichen zu. „Was macht ihr an einem solchen Ort?“ Die Augen der Exorzistin funkelten argwöhnisch. Shuu blickte kurz seine Begleiterin an. „Wir suchen einen Unterschlupf, solange bis sich der Nebel verzogen hat.“ Die dunkelhaarige Frau nickte abwesend und neigte den Kopf zur Seite. „Gut, gut… Seid hier alleine?“ Diesmal meldete sich das schwarzhaarige Mädchen zu Wort. „Nein, im Erdgeschoss wartet noch jemand auf uns. Sie hat ein verletztes Pokémon bei sich.“ Der Blick der Exorzistin fiel auf Rikas Hundemon. „Dein Pokémon ist anscheinend auch verletzt.“, bemerkte die Frau und wollte Hundemon über die Schnauze streichen, doch dieses knurrte leise. „Wir wurden von einem Pokémon angegriffen. Ein Krypuk war es.“, antwortete der Grünhaarige. „Ein Krypuk sagst du…?“ Harukas vertraute Lichtkatze stupste mit der Nase gegen ihren Unterarm um das Mädchen zu beruhigen. Der Versuch scheiterte kläglich. Doch Psiana konnte spüren, wie sehr sie aufgewühlt war. Psiana wandte sich von ihr ab und tapste zwischen den Gräbern umher. Sie drehte sich auf halber Strecke um und blinzelte Haruka an, die immer noch einwenig zitterte. Ob vor Angst oder Kälte konnte die Lichtkatze nicht so deuten. Plötzlich zerriss eine heftige Erschütterung die Stille und durch die Druckwelle wurde Haruka unsanft auf den Boden geworfen. Sie krümmte sich etwas und hatte nach kurzen Sekunden das Bewusstsein durch den harten Aufprall verloren. Psiana fauchte alarmiert. Es wollte so schnell wie möglich zu seiner Trainerin, doch ein nächster gewaltiger Energiestrahl zischte durch die Luft und schleuderte die Lichtkatze gegen eine Wand. Im dunklen Rauch zeichnete sich die Gestalt eines schwebenden Pokémons ab – Krypuk. „Haruka!“ Shuu und Rika hatten in der gleichen Sekunde denselben Gedanken. Haruka war in Gefahr. Die Explosion war im gesamten Turm zu hören und brachte diesen zum Wanken. Sofort rannten die Jugendlichen los, gefolgt von Nachtara und Hundemon. Sie scherten sich nicht darum, dass die Exorzistin zurückgeblieben war. „Nachtara! Lauf vor! So schnell wie du kannst!“, rief Shuu seiner Schattenkatze zu, die einwilligte und davon stob. „Hundemon, du auch!“ Nachtara und Hundemon folgten den Befehlen ihrer Trainer. Sie rannten so schnell wie sie konnten die Treppen hinab und kamen schließlich im Erdgeschoss an. Immer noch bedeckte eine Staubwolke den Boden und behinderte die Sicht. Hundemon begann zu knurren als Krypuk aus dem Rauch zum Vorschein kam. Gerade formte es einen Schattenball vor sich und schleuderte diesen auf die Pokémon zugleich erwiderte der dunkle Hund den Angriff mit einem heftigen Flammenwurf, der die Attacke auflöste. Shuus Schattenkatze hatte derweil Haruka und Psiana entdeckt. Beide waren nicht ansprechbar. Unter der Braunhaarigen lag das keuchende Glumanda, was sich nicht zu regen schien. Shuu blickte sich gehetzt um und bekam einen Schock als er Haruka und Psiana entdeckte. Rika fluchte leise neben ihm. „Verdammt.“ Der Grünhaarige blickte auf und sah sich Krypuk gegenüber, dass soeben einen Hyperstrahl entfesselte. „Zwirrklop! Schutzschild!“ Eine grünliche Barriere schützte Shuu, Haruka und Rika vor dem Angriff des Geist Pokémons. Rika neigte die Augen zur Treppe und erspähte die Exorzistin auf dem Treppenabsatz. Krypuk ließ nichts unversucht und wurde von silbernen Kugeln umgeben. Es bereitete sich auf Kraftreserve vor. Rika biss sich auf die Unterlippe. „Dann wollen wir das ein für alle mal klären.“, sagte die Schwarzhaarige leise. „Hundemon! Spukball!“ Der Schattenhund erzeugte einen tief schwarzen Spukball, der die Kraftreserve glücklicherweise aufhielt. „Jetzt Flammenwurf!“ Ein glühender Flammenstrahl verfehlte sein Ziel nicht. Krypuk war für kurze Zeit nicht fähig eine Attacke zu erwidern. Schließlich schleuderte es abermals einen gewaltigen Hyperstrahl ab. Nun erschien die dunkelhaarige Exorzistin neben Rika und mischte sich ebenfalls in dem Kampf ein. „Nochmals Schutzschild!“ Doch zu spät. Zwirrklop war zu langsam und wurde aufgrund der Druckwelle davon geschleudert. Es knallte gegen die Wand und blieb liegen. Rika blickte auf Hundemon herab. Sein Zustand verschlechterte sich immer mehr. Wenn es so weiter ging, würde Hundemon noch entkräftet zusammen brechen und genauso enden, wie das Glumanda, das sie unbedingt ins Pokémon Center bringen mussten… Shuu musterte währenddessen ebenfalls Rika, die ziemlich angespannt war aufgrund der brenzligen Situation. Inzwischen wachte Haruka allmählich auf und hielt sich den brummenden Kopf. „Haruka!“, sagte Shuu wie befreit und kniete sich neben ihr. Rika schaute ebenfalls kurz zu ihrer Freundin und vergewisserte sich, dass es ihr gut ging. Diesen Moment nutzte Krypuk aus und entfesselte abermals einen mächtigen Hyperstrahl. „Rika! Pass auf!“, schrie Shuu, aber Rika war unfähig sich zu bewegen. „Sumpex! Hydropumpe dagegen!“, meldete sich eine unbekannte Jungenstimme und ein gebündelter Wasserstrahl hielt den Hyperstrahl vom Schlimmsten ab. „Und jetzt Eishieb!“ Ein gewaltiges Wasser Pokémons sprang auf Krypuk zu und traf dieses mit einem eiskalten Schlag. Durch die Wucht wurde Krypuk auf den Boden geschleudert. Im seichten Staub tauchte plötzlich der weißhaarige Trainer auf – Dai. „Du?!“, fauchte die Schwarzhaarige, der sie grinsend anblickte. Sich wieder zu Krypuk wendend, hob er den Arm: „Sumpex, Hydropumpe!“ Das echsenartige Wasser Pokémon stellte sich auf alle Vieren. „Sum… pex!“ Ein gewaltiger Hochdruck Wasserstrahl traf Krypuk so heftig, dass es vor Erschöpfung nicht mehr schweben konnte. Dai nutzte diese Chance und warf einen gold-schwarzen Pokéball auf das Pokémon, aber es wollte nicht einfach so aufgeben und befreite sich nach einigen Sekunden. Es sammelte nochmals einen Schattenball um seinen neuen Gegner anzugreifen. Shuu und Rika sahen einfach wie betäubt zu, wie der verhasste Trainer Krypuk einfach so in den Boden stampfte. Doch dieses schien keinesfalls aufgeben zu wollen, was Dai verärgerte. „Sumpex! Hau es mit Eishieb zu Boden!“ Sumpex willigte gehorsam ein und beförderte Krypuk in die Schwärze der Bewusstlosigkeit. Gegen den Sog des Hyperballs wehrte sich Krypuk diesmal nicht. Rika konnte sich nicht rühren, aber ihr entkam ein erleichtertes Seufzen, ebenso Haruka und Shuu. Dai wandte sich zu dem Trio um, die ihm dazu genötigt hatten sein Glumanda freizulassen. Auch wenn er nun die Chance hatte sein Pokémon wieder an sich zu nehmen, zollte er ihm kein Interesse. Haruka krabbelte mit kraftlosen Beinen zu Psiana, welches ebenfalls wieder der Gegenwart einkehrte. Besorgt stand es auf und stupste regungslose Glumanda an. „Shuu! Glumanda hat hohes Fieber! Wir müssen sofort los!“, drängte seine Freundin. Der Grünhaarige fluchte leise. Zuviel Zeit hatten sie inzwischen verloren. Dai lachte nur leise und schaute verächtlich auf sein ehemaliges Pokémon. Dann wandte sich der Junge ab. „Warte!“, rief die Schwarzhaarige hinterher. Der Trainer hielt inne. „Fühlst du dich gar nicht schuldig für den Zustand von Glumanda?“ Der Angesprochene drehte sich zu Rika um und sah ihr kalt in die Augen. „Wieso? Wenn es zu schwach ist, dann hat Glumanda es verdient.“ Mit diesen Worten ließ Dai eine erzürnte Rika zurück. Haruka und Shuu konnten seine Reaktion nicht erklären. Vor allem nicht, dass Glumanda ihm so egal war, wie schlecht es dem Pokémon ging. „Wie kann man nur so herzlos sein?“, Rika versuchte ihre aufgesteigene Wut zu unterdrücken. Doch die fremde Frau, dessen Namen sie immer noch nicht kannten und nun auch irgendwie überflüssig war, legte beschwichtigend den Arm um ihre Schulter. „Es gibt auch böse Menschen, Kind.“ Diese Tatsache vermochte das Mädchen nicht gerade ihren Zorn gegen Dai fallen zu lassen, aber sie beruhigte sich etwas und kümmerte sich nun um Hundemon. „Es tut mir Leid, das ich dich so hart kämpfen gelassen habe.“, flüsterte sie ihrem Schattenhund zu. Damit es sich ausruhen konnte, rief Rika Hundemon zurück. Sie sah, wie Shuu Glumanda wieder behutsam auf den Arm hob. „Los geht’s!“ Die beiden Mädchen willigten mit einem kurzen Nicken ein. Die dunkelhaarige Exorzistin lächelte: „Dann beeilt euch. Trostu ist nicht mehr weit. Ihr werdet es noch heute Abend erreichen.“ Kapitel 29: Das Wichtigste auf der Welt --------------------------------------- 29. Kapitel Das Wichtigste auf der Welt Trostu war in der Tat nicht mehr weit gewesen. Am frühen Abend kamen sie im Pokémon Center an. Es war klein, im Vergleich zu dem Center in Herzhofen. Schließlich war Trostu nur ein kleines Dorf, umrandet von Wäldern und dem dahinter liegendem Kraterberggebirge. Da war ein großes Pokémon Center unnötig gewesen. Und obwohl es Abend war, herrschte es kaum Betrieb. Nur einzelne Trainer, die wohl auf der Durchreise waren, saßen im Wartezimmer neben der Eingangshalle. In Trostu gab es keine Arena. So hielten sich die Trainer im Dorf nicht lange auf und reisten in Richtung Nordosten. Im Pokémon Center war ruhig. Die wenigen Trainer, die sich in der Eingangshalle und im Wartezimmer aufhielten, schauten kurz die Neuankömmlinge an, wandten sich jedoch gleich wieder ihren vorherigen Beschäftigungen zu. Schwester Joy stand hinter dem Tresen und blätterte ein kleines Büchlein durch, indem sie die Notfälle notierte. Sie hob den Kopf als sie die Schritte des Trios auf den Fliesen hören konnte. Sofort ließ sie alles liegen, was sie in der Hand hatte. „Chaneira! Wir haben ein Notfall!“ Währenddessen wandte sich die junge Frau an die Trainer. „Was ist passiert?“, fragte sie. Nun begann Haruka von dem rücksichtslosen Trainer namens Dai zu erzählen, der Glumanda so schlecht behandelt hatte, dass es nun in einem sehr ernsten Zustand befand. „Wie schrecklich!“, sagte Schwester Joy und sah, wie ein rosafarbenes Pokémon mit einer Trage heran eilte. Behutsam legte Shuu die rotorange Echse darauf. Unerwartet befreite sich Rikas Hundemon aus seinem Pokéball. Es schwankte stark und kippte beinahe um, kurz bevor seine Trainerin es auffangen konnte. Mit den Fingerspitzen fuhr sie über Hundemons Verwundung an der Schulter. Diese war inzwischen rötlich gefärbt und angeschwollen. Außerdem schwitzte es leicht. „Verdammt. Ich habe Hundemons Verletzung völlig unterschätzt.“, fluchte Rika. Schwester Joy betrachtete den stark hechelnden Schattenhund und erkannte ebenfalls den Ernst. „Chaneira! Wir benötigen noch eine Trage!“ „Chan-Chaneira-eira!“, willigte das Pokémon ein und verschwand um eine Barre zu holen. Wenige Sekunden später kam Chaneira mit dem quietschenden Wagen. Rika grub ihre Arme unter Hundemon und erhob sich, mitsamt des Pokémons und legte es auf die Trage. Kurz strich sie über Hundemons Körper, der unnormal erhitzt war. Das Pokémon bekam diese Tatsache nicht mehr klar mit. Schwester Joy und ihre Assistentin Chaneira eilten in den Operationssaal, über dem nun rötlich eine Spritze erhellt wurde. Rika schaute Hundemon nach, in ihrem Inneren strafte sie sich für ihr Verhalten, das der Schattenhund so stark kämpfen musste. Sie fühlte sich schon fast wie jemand der seine Pokémon gänzlich zur Erschöpfung trieben. Genau wie Dai. Als Haruka dem Mädchen die Hand auf die Schulter legte, zuckte sie leicht zusammen. „Es wird schon wieder…“, wisperte Haruka. Rika hatte nicht das Bedürfnis auf Gesellschaft. Sie wollte alleine sein um sich selbst für den Zustand ihres Pokémons die Schuld zu geben. Shuu lachte leise. „Du hast wirklich ein hervorragendes Pokémon, Rika. Es kämpft für dich bis zum bitteren Ende, auch wenn es bedeutet, dass es sich in Gefahr bringt.“ Die Schwarzhaarige schaute Shuu schweigend an. Dieser ahnte, dass das Mädchen sich die Schuld gab. Aber sie war es nicht. Hundemon wollte Rika mit allen Mitteln beschützen. Der Schwarzhaarigen wurde dies klar, was Shuu damit ausdrücken wollte. Sie lächelte. Es verging einige Zeit. Erst eine Stunde, dann zwei und dann auch drei Stunden wartete das Trio vor dem Saal. Haruka merkte Rika und Shuu an, dass sie besorgt und nervös waren. Dagegen blieb die Braunhaarige gelassen. Sie kraulte Psiana, die sich auf ihrem Schoss bequem gemacht hatte. Die Lichtkatze genoss es in vollen Zügen. Als jedoch die Tür aufsprang und Schwester Joy erschien, erhob sich Haruka ruckartig und vergaß dabei Psiana. Die Lichtkatze landete verstört maunzend auf dem Boden und huschte in Sicherheit. Auch Shuu und Rika wandten sich sofort der jungen Krankenschwester zu. „Was ist mit den Pokémon?“, erkundigte sich Shuu. Schwester Joy lächelte. „Sie schlafen. Ich habe ihnen Medikamente gegeben, damit sie sich gesund schlafen können.“ Augenblicklich waren die Jugendlichen erleichtert diese Nachricht zu hören. Trotz des Zwischenfalls hatten sie es noch rechtzeitig ins Pokémon Center geschafft. „Können wir zu ihnen?“, fragte Haruka vorsichtig. Schwester Joy musterte Shuu, Rika und dann auch Haruka. Alle Drei sahen ziemlich erschöpft aus. „Ihr solltet jetzt schlafen gehen. Ihr seht sehr erschöpft aus.“ Haruka wollte schon protestieren als ein verschlafenes Gähnen sie einholte. Sie waren wirklich müde, nachdem sie vor Krypuk geflüchtet waren. Schließlich willigte das Trio ein und die Krankenschwester übergab ihnen ein Schlüssel, damit sie ihr Zimmer beziehen konnten. Es war wirklich schon sehr spät, vor Mitternacht war es bereits. Rika setzte sich auf das Bett, zog die Schuhe aus und merkte noch nicht einmal, wie der Kopf auf das Kissen fiel. So erging es auch Haruka und Shuu, die sich nicht Mal in ein Bett gekuschelt hatten. Beide schwebten in getrennten Betten in die Traumwelt… Ein gellender Dodrischrei riss Haruka und Shuu abrupt aus den Träumen. Dieser war so markerschütternd gewesen, dass Haruka vor Schreck beinahe aus dem Bett gefallen wäre. Schließlich quälten sie sich aus ihren Betten. Harukas Blick schweifte zu Rikas Schlafplatz der völlig leer war. Die Decke war bereits aufgeschlagen und ihre Sachen waren ebenfalls nicht mehr dort, wo das Mädchen sie am vorherigen Abend gelassen hatte. „Wo ist Rika?“, fragte die Braunhaarige, aber Shuu zuckte nur mit den Schultern. Rika war bereits früher aufgestanden. Sie hielt nichts davon so spät aufzustehen und somit den ganzen Tag zu verpennen. Nachdem beide nun zum Aufbruch bereit waren, verließen sie das Zimmer in Richtung Eingangshalle. Dort herrschte am frühen Vormittag schon reger Betrieb, es kamen einige Trainer in der Tür herein und Andere gingen hinaus. Haruka und Shuu hielten kurze Zeit inne und blickten suchend nach Rika um, die sie schließlich im Wartezimmer des Pokémon Centers entdeckten, zusammen mit ihrem Hundemon. Haruka und Shuu gingen zu ihr, woraufhin sie ihren Kopf hob. „Morgen.“, sagte sie und strich Hundemon weiter mit einer weichen Bürste über das kurze, dunkle Fell. Diese besondere Behandlung gefiel dem Schattenhund und genoss es gänzlich. „Wie ich sehe, geht es Hundemon wieder besser?“, stellte der Grünhaarige lächelnd fest. Das Mädchen nickte und legte nun die Bürste neben sich. Ernst blickte Rika ihre beiden Gefährten an. Hundemon folgte Rikas Bewegungen mit wachsamen Augen. „Glumanda geht es nicht gut.“, berichtete die Schwarzhaarige ihnen. „Seine Wunden beginnen zwar bereits abzuheilen, aber es ist psyisch angeschlagen.“ Shuu war in Gedanken besorgt um Glumanda. Die Ablehnung seines Trainers nahm ihn offenbar sehr mit. Es war überhaupt ein Wunder, das es trotzdem, nach allem was geschehen war, an ihm hing. Der Grünhaarige strich sich durch die Haare. „Wo ist Glumanda?“, wollte der Junge wissen, worauf Rika nun in die Richtung des Behandlungszimmers deutete, indem Hundemon und Glumanda zuvor gewesen waren. „Und wie geht es ihm?“ „Es schläft noch.“, erwiderte die Schwarzhaarige. „Es war zwischendurch mal wach, hat aber kaum etwas gefressen.“ Haruka und Shuu waren erfreut, dass es Glumanda wieder gut ging, aber die Sorge blieb. „Guten Morgen!“, begrüßte die rosahaarige Krankenschwester die Neuankömmlinge. Haruka lächelte Schwester Joy an. Shuu nickte ihr bloß zu. „Wie geht es Glumanda wirklich, Schwester Joy?“, wollte der Junge wissen. Schwester Joy blickte erst Haruka, dann den Grünhaarigen an. „Körperlich ist Glumanda wieder völlig in Ordnung.“, erzählte die Krankenschwester. „Der geistige Zustand Glumandas ist jedoch gestört. Es wird einige Zeit dauern bis es diese seelischen Wunden überstanden hat.“ Haruka und Shuu blieben nach der Diagnose Schwester Joys schweigsam. Es war schwierig ein verstörtes Pokémon zu beruhigen. Die Braunhaarige hatte diese Erfahrung schon einmal bereits gemacht, damals als sie in Blütenburg City im Pokémon Center arbeitete. Das Mädchen richtete ihre Augen auf die Krankenschwester. „Kann man etwas dagegen tun?“ Schwester Joy lächelte. „Glumanda braucht einen neuen Trainer, aber dazu muss es wieder Vertrauen können.“ Kaum hatte Schwester Joy ausgesprochen, kam ihre Assistentin Chaneira zu ihnen. Es teilte ihnen mit, dass Glumanda aufgewacht war. „Nun, Glumanda ist aufgewacht. Wollt ihr zu ihm?“ Das Trio nickte zustimmend und folgte nun der jungen Frau in Glumandas Krankenzimmer. Glumanda würdigte ihnen keines Blickes. Es starrte mit leerem Blick aus dem Fenster hinaus. Die Flamme an seiner Schwanzspitze loderte schwach, war aber in keinem bedenklichen Zustand. Die Flamme von Glumandas zeigte seine momentane Gefühlslage. Schwester Joy ließ Haruka, Shuu und Rika mit dem roten Feuerdrachen alleine, in der Hoffnung, das sie Glumandas Vertrauen gegenüber Menschen wieder erwachen ließen. Doch in der jetzigen Situation zeigte das seelisch angeschlagene Pokémon seine kalte Schulter. Haruka tastete sich vorsichtig vor, indem sie sich neben Glumanda niederließ. Das Pokémon registrierte diese Tatsache nebensächlich, ohne den Kopf zu ihr zu neigen. Auf die sanften und beruhigenden Worte des Mädchens reagierte das Pokémon nicht. Haruka biss sich auf die Unterlippe. Dies würde schwieriger werden als sie dachte! Und sie wagte einen unbedachten Annäherungsversuch und kassierte dafür einen schmerzhaften Krallenhieb. „Glu-manda manda Glu!“, fauchte das Pokémon warnend. Warum ließ dieses Menschenwesen es nicht einfach in Ruhe? Es wollte nicht bemitleidet werden! Niemals! Haruka blickte auf die oberflächliche Kratzspur auf ihrer Hand. Glumanda wollte ihr nicht wehtun, dass wusste sie, aber das Pokémon war geblendet vor Verwirrung und vor Schmerz. Das Mädchen wollte einen erneuten Versuch starten, doch Glumanda grollte leise und spreizte die Krallen – bereit für einen erneuten schmerzenden Angriff! Es machte ihr unmissverständlich klar, dass es alleine sein wollte und nichts auf die Gesellschaft von Menschen legte. Shuu legte Haruka die Hand auf die Schulter. „Es hat keinen Sinn. Noch nicht.“, flüsterte der Junge ihr zu. Haruka blickte Shuu trüb an, der ihr über die Wange strich. Er empfand genau wie Haruka, das Glumanda geholfen werden musste. „Es hat wirklich keinen Sinn Glumanda zu bedrängen.“, erklang Rikas vernünftige Stimme, die sich bisher im Hintergrund gehalten hatte. „Gib ihm Zeit, dann wird es von alleine kommen.“ Die Braunhaarige willigte zögernd ein. Rika und Shuu hatte Recht, es machte keinen Sinn Glumanda ihren Willen aufzuzwängen. Das Trio unternahm in den folgenden Stunden nichts. In ihren Gedanken waren sie bei Glumanda, das nun jedem Menschen misstraute. Sie hatten einfach keine Lust etwas zu unternehmen. Weiterreisen konnten sie nicht, ohne dem Wissen, was mit Glumanda geschehen würde. Schwester Joy beriet die Jugendlichen, wie man mit solch traumatisierten Pokémon umging. Shuu überließ diese Angelegenheit den beiden Mädchen einen Weg dafür zu befinden. So grübelten Haruka und Rika, wie sie Glumanda am Besten helfen konnten. Der Grünhaarige ging unterdessen zu Glumandas Krankenzimmer um nach ihm zu sehen. Er öffnete die Tür einen Spalt breit. Sogleich wehte ihm ein zügiger Windstoß ins Gesicht. Alarmiert riss der Junge die Tür auf und schaute sich im Zimmer um. Keine Spur von Glumanda! Sein Blick schweifte zum Fenster. Ein kleines Loch war dort eingebrannt, so groß, dass Glumanda hindurch passte. Shuu entdeckte vor dem Fenster die Fußspuren des Pokémons in der aufgeweichten Erde. Weit konnte es nicht sein! „Nachtara, ich brauche deine Hilfe!“, sagte Shuu zu seiner Nachtkatze, die vor ihm stand. „Du musst Glumanda finden.“ Nachtara verstand Shuu und nickte gehorsam. Es zwang sich durch das kleine Loch und rannte dann den Spuren nach. Shuu blickte Nachtara nach bis es aus seinem Blickfeld verschwunden war. Schließlich informierte der Grünhaarige Schwester Joy über das Verschwinden von Glumanda, bevor er zu den Mädchen zurückging. Diese warteten bereits auf ihn. „Da bist du ja!“, rief seine Freundin ihm zu. „Wir haben etwas, womit wir Glumanda aufheitern können.“ Haruka übersah Shuus ernste Miene. Rika dagegen nicht. „Was ist los?“, kam es von der Schwarzhaarigen. Erwartungsvoll richtete nun auch Haruka ihre Augen auf Shuu. „Glumanda ist verschwunden.“ „Was?!“, entfuhr es den beiden Mädchen. „Wir müssen den Fußspuren folgen!“, sagte Shuu im Hinausrennen aus dem Pokémon Center. Er zeigte den Mädchen Fährten in der Erde. „Vielleicht können wir Nachtara noch einholen!“, hoffte die Braunhaarige. Das Trio folgte den Fußstampfen, die sich teilweise mit Nachtaras Abdrücken überlagerten. Sie rannten bis sie schließlich zu einer Geröllwand ankamen. Von dort verliefen die Spuren an der Wand entlang. Die Fährten verblassten allmählich und machte es ihnen unmöglich ihnen noch zu folgen. „Hundemon, du musst Glumandas und Nachtaras Spuren finden.“ Das Schattenhund verstand seine Trainerin und suchte auf dem Boden nach den Gerüchen von den Pokémon. Nachtara rannte und rannte. Nur sein Geruchssinn zeigte ihm den Weg, den Glumanda gegangen war. An einer Weggabelung hielt die Schattenkatze kurz inne. Es schloss die Augen um seine Konzentration nur auf den Geruch zu legen. Der Geruch des Feuerdrachens wurde zwar intensiver, erschwerte jedoch Nachtara die rechte Richtung zu finden. Unerwartet zuckten die großen Ohren des Pokémons. Es nahm einen verzweifelten Schrei ganz in der Nähe wahr. Ob das Glumanda war? Nachtara überlegte nicht länger und folgte dem klagenden Ruf. Die Bäume und Büsche verschwanden mit der Zeit. Vor der Schattenkatze erstreckte sich nun eine hohe Felswand. Abermals erklang ein mutloser Schrei und Nachtaras scharfe Augen fixierten Glumanda… und ein Geowaz. Das kolossartige bedrohte das Feuer Pokémon, welches bereits kleinere Kratzer hatte. Da sich Geowaz durch Glumanda gestört fühlte, sprang es auf das wehrlose Pokémon zu. Doch Nachtara katapultierte sich flink in die Luft, der Schweif glühte auf und verpasste Geowaz einen kraftvollen Schlag mit Eisenschweif, der das Pokémon aus dem Gleichgewicht brachte. Schließlich konnte Geowaz seine Balance zurückgewinnen. Nachtara stellte sich schützend vor Glumanda und fauchte bedrohlich. Geowaz scherte sich nicht um die Drohgebärden der Schattenkatze und rannte auf den neuen Eindringling zu. Nachtara hob den Kopf, sammelte im Maul einen Spukball um diesen als Warnung vor die Füße des Kolosses zu werfen. Unbekümmert griff Geowaz nun Nachtara an. Dieses formte laut fauchend einen Hyperstrahl im Maul und feuerte diesen auf Geowaz herab. Durch die Druckwelle wurden ganze Felsbrocken zerstört und Geowaz wurde gegen die Felswand geschleudert. Daraufhin floh das Pokémon! Der Aufprall des Hyperstrahls war bis zu Haruka, Shuu und Rika hörbar gewesen. Sie waren vom Ort des Geschehens nicht mehr weit entfernt. Die Truppe hielt kurz inne. „Ein Hyperstrahl!“, rief Haruka. Shuu rang nach Luft. „Das war Nachtara!“, hauchte der Junge atemlos. Es stand fest, dass sich auch Glumanda bei Nachtara aufhielt. Die Trainer begriffen, dass die Pokémon in Gefahr sein mussten, wenn Nachtara einen Hyperstrahl entfesselte. Sie setzten die Verfolgungsjagd fort. Nachtara keuchte leicht. Der Staub vernebelte kurze Zeit die Sicht und erschwerte das Atmen. Erleichtert stellte die Schattenkatze jedoch fest, dass Geowaz anscheinend geflohen war. Es wandte sich nun zu Glumanda, das noch immer auf dem Boden lag. Es war von Staub bedeckt. „Tara Nachtara tara!“, sagte das schwarze Pokémon und stupste das Pokémon sanft an. Glumanda rührte sich nicht. Es wimmerte angstvoll. „Nach-Nachtara Tara Nachtara!“, versuchte das Pokémon das aufgebrachte Glumanda zu beruhigen. Dieses regte sich langsam und erhob sich. Es vergewisserte sich, ob die Gefahr vorüber war. Nachtara versuchte Glumanda zur Rückkehr ins Pokémon Center zu bewegen. Doch es weigerte sich. Es drehte der Schattenkatze den Rücken zu. Nachtara wollte Glumanda von einer erneuten Flucht abbringen, doch dieses spie eine schwache Glut vor Nachtaras Pfoten. Diesen Moment nutzte Glumanda um Wegzulaufen. Nachtara aber war der Feuerechse dicht auf den Fersen. Das Trio fand eine Schneise der Verwüstung vor. Ganze Felsbrocken waren zerstrümmert und kennzeichneten den Weg des Hyperstrahls. Von Nachtara und Glumanda fehlte jede Spur. Waren sie zu spät gekommen? „Verdammt. Wir haben sie verpasst.“, stieß Shuu einen leisen Fluch aus. In ihm wallte immer mehr die Sorge auf. Haruka ließ ihre Augen umher schweifen. „Wir müssen nach irgendwelchen Anhaltspunkten suchen.“, meinte das Mädchen. Rika schwieg. Der Schattenhund begann heftig anzubellen. „Hundemon hat eine Spur!“, rief die Schwarzhaarige Haruka und Shuu zu. Folglich deutete sie auf einen schmalen Pfad auf dem sich leichte Fußabdrücke hervorhoben. „Los, weiter!“, forderte die Braunhaarige die Truppe auf. Nachtara durchstrich das dichte Unterholz. Die Fellzeichnung war am Tag so sehr auffällig, dass einige wilde Pokémon flohen als sie das nachtschwarze Pokémon entdeckten. Doch die Schattenkatze empfand kein Hungergefühl, sodass diese Pokémon vor ihm Angst haben mussten. Das schwarze Pokémon hielt inne. Eine sanfte Brise trug den Geruch Glumandas an Nachtara heran. Die Echse war wieder geflohen, obwohl die Schattenkatze den Auftrag hatte Glumanda wohlbehalten zurück zu bringen. Was würde wohl Shuu sagen? Diese Gedanken abschüttelnd, konzentrierte sich das Unlicht Pokémon auf die Suche nach Glumanda. Es hielt sich ganz in der Nähe versteckt, dass spürte das Pokémon. Es war nur eine Frage der Zeit, das Nachtara es aufspürte… Auf leisen Pfoten setzte Nachtara die Suche fort, nur dem Geruch folgend. Plötzlich drehte der Wind und der eigene Geruch der Schattenkatze wurde fort geweht. Alarmiert wirbelte Nachtara herum als ein verräterisches Rascheln hinter ihm ertönte und Glumanda heraussprang um es zu Attackieren. Diese hinterhältigen List konnte die Nachtara gerade noch flink mit einem Sprung ausweichen. „Nachta-rra?“, kam es von der überraschten Katze, welches nun einem feindlich gesinnten Glumanda gegenüber stand. Wollte es etwa kämpfen? In der Verfassung, die Geowaz ihm erbracht hatte? Das war reiner Leichtsinn! Doch für Nachtara standen die Chancen auf einen erfolgreichen Sieg in den Sternen. Es war viel zu auffällig am Tag. Verdammt, warum war es denn nicht Nacht? Rasch war Glumanda hinter seinen Feind geschlichen. Jener wusste um diese Finte nicht Bescheid, da die Schattenkatze mit seinen Gedanken ganz woanders war. Nachdem es Glumandas Verschwinden bemerkte, sah es sich noch für einige Momente in seiner Umgebung um. Sie war still geworden. Wo war es? War es schon wieder geflohen? Wie aus dem Nichts kommend durchfuhr Nachtaras Körper ein stechender Schmerz. Wie ein Lähmungsmittel war dieser in seine Knochen gefahren. Es konnte sich nicht bewegen. Das wird sein Gegner ihm bezahlen! Nachtara blickte an seiner Schulter hinab. Eine schmale Wunde klaffte dort. Das leichte Blut floss dickflüssig an der Wunde entlang. Glumanda spreizte abermals die Krallen, bereit für einen weiteren vergleichbaren Angriff. Es wollte nicht einfach so aufgeben. Niemals! Nicht von einem verweichlichten Pokémon, das den Menschen gehorchte! Menschen brachten Verderben; Verderben und Unglück! Nie waren sie dankbar für eine erbrachte Tat! Was hat sein Trainer für es getan? Nichts! Und diesen Zorn musste Nachtara spüren! Ein rötliches Glimmen umgab Glumandas Maul und schließlich es entfachte einen grellen Feuerstrahl, den Nachtara mit Leichtigkeit auswich. Die Schattenkatze sprang in Höhe und rollte sich zusammen, dabei begann der Schweif silbern zu glänzen. So schnell wie die Katze auch war, spürte Glumanda, wie es gegen einen Baum knallte und einige Sekunden einfach liegen blieb. Nachtara stand über ihm. „Tarr~a!“ Die Krallen in die Erde schlagend, richtete sich die Feuerechse wieder auf. Es wankte leicht, fand jedoch rasch das Gleichgewicht wieder. Darauf gefasst, dass Glumanda wieder angreifen würde, spannte Nachtara die Muskeln in seinem Körper an. Eine kleine Flamme entsprang dem Maul des Feuerdrachens schließlich. Die Schattenkatze versuchte auszuweichen, dieser Versuch missglückte allerdings und Nachtara knallte hart mit dem Kopf auf eine Wurzel. Leichter Schwindel packte die Schattenkatze. „Man~da!“ Siegreich über Nachtara machte sich Glumanda davon, es scherte sich nicht darum, dass das Pokémon wehrlos dort liegen blieb. Es verabscheute Pokémon, die von Menschen versklavt wurden! Die Flucht stellte sich schwieriger dar als die Feuerechse gedacht hatte. Durch Nachtaras starken Eisenschweif pochten seine Beine vor Schmerz und erschwerten ihm den langen Lauf. Wohin es überhaupt lief, war ihm unklar. Die Bäume und Büsche sahen doch sowieso alle gleich aus… Da machte es keinen Unterschied wo es war. Doch Glumanda fühlte sich in der Wildnis einsam. Es vermisste die Gesellschaft eines gutmütigen Menschen. Schon lange nicht mehr war es wirklich glücklich gewesen. Niemand wollte die kleine Feuerechse. Es wurde stetig herumgeschubst, hatte nie einen Ort, den es ‚sein Zuhause’ bezeichnen konnte. Glumanda wurde nur enttäuscht, von all seinen Trainern. Warum sollte man also eine tiefe, innige Freundschaft zu einem Menschen aufbauen? Glumanda fühlte, wie eine kühle Brise über die glatte Reptilienhaut strich. Das Pokémon hob den Kopf und ließ seine Blicke umher schweifen. Es befand sich auf eine große Lichtung auf der ein kleines Haus stand, eingesäumt durch einen Zaun. In diesem Garten spielten einige Pokémon. Bei ihnen war eine ältere Dame; sie lachte und die Pokémon waren glücklich und zufrieden. Dieser Anblick verärgerte Glumanda. Die Pokémon waren eindeutig Sklaven der Menschen! Warum ließen sich die Pokémon so verweichlichen? Schließlich spürte die Feuerechse, wie die Menschenfrau ihn ansah, nachdem sie aufgestanden war. „Wen haben wir denn da?“, sprach diese mit einer sanften Stimme, die Glumanda die Gänsehaut über den Rücken fahren ließ. „Hast du dich verlaufen?“, kam es von ihr. Die Unbekannte streckte die Hand nach ihm aus, doch Glumanda wich leicht grollend zurück und spreizte die Krallen. Die Frau lächelte nur. „Hab ich dich erschreckt?“ Glumanda blickte die Frau unschlüssig an. Konnte man ihr trauen oder war sie genau wie alle anderen menschlichen Wesen? „Tarr~a!“, erklang es hinter der Feuerechse. Die Schattenkatze war Glumanda gefolgt, nachdem es sich einigermaßen wieder erholt hatte. Leicht war es dem Geruch gefolgt, den Glumanda verströmte. „Hast du noch einen Freund mitgebracht?“, fragte die Frau freundlich gesonnen und ging in Richtung des Hauses. „Na kommt, ihr seht hungrig aus. Na kommt schon!“ Glumanda sah kurz knurrend zu der Schattenkatze, die der Frau ebenso ratlos hinterher blickte, wie die Feuerechse es schließlich tat. Nachtara konnte jedoch deutlich spüren, dass die Alte ihnen nicht feindlich gesonnen war und folgte ihr letztendlich. „Glu~manda?“ Die Schattenkatze blickte den Feuerdrachen schweigend an, bevor es in das gemütliche Haus eintrat. Das zurückgebliebene Pokémon schaute hilflos um, rannte dann Nachtara jedoch hinterher. Das Trio der Trainer fand durch Hundemons Hilfe den Ort, wo sich Nachtara und Glumanda einen Kampf geliefert hatten. An den Bäumen waren einige Äste abgeknickt und dort an der Stelle wo Nachtara gelegen hatte, war die Erde noch aufgewühlt. Kurz berieten sich die Trainer, was sie nun tun sollten. Sie mussten die Pokémon unbedingt finden, bevor der Abend hereinbrach! Es war bereits Nachmittag und es sollte nicht mehr lange dauern bis der Abend hereinbrach. Sonst würde die Dunkelheit die Suche nur noch erschweren. Währenddessen suchte Hundemon nach weiteren Indizien für den Aufenthaltsort von beiden verschwundenen Pokémon. Es neigte den Kopf zu den Menschen, ein aufforderndes Bellen erklang aus der Kehle. Es wollte abermals, dass die Jugendlichen ihm folgten und deutete in mit der Schnauze in die besagte Richtung. Anschließend durchbrach der Schattenhund die Gebüsche und folgte stets seiner feinen Nase. Ab und an hielt Hundemon inne und streckte seine Schnauze gen Himmel. Die baumlose Lichtung erstreckte sich vor ihnen. Somit auch das Haus, was dort stand. Eine Brise wehte über das saftige Gras und ließ dieses bedächtig mitschwingen. Unschlüssig, was sie nun tun sollten, sahen sich Rika, Haruka und Shuu an. „Ob Nachtara und Glumanda hier Zuflucht gefunden haben?“, fragte die Braunhaarige ahnungslos. Die Schwarzhaarige zuckte nur mit den Schultern und ging näher zu dem Haus hin. Die Koordinatoren folgten dem Mädchen zögernd. Ob das eine so gute Idee war? Ob der Besitzer nicht verärgert sein würde, wenn sie sein Grundstück betreten würden? Just in diesem Moment schlug die Haustür zur Seite. Wie angewurzelt blieb das Trio stehen als die alte Dame zu ihnen blickte. Shuu schnippte sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Entschuldigen Sie, wir suchen zwei entlaufende Pokémon…“ Weiter kam der Grünhaarige nicht. Neben der Frau erschien seine Schattenkatze. „Nachtara!“, rief der Junge erleichtert. Als das Pokémon seinen Trainer bemerkte, rannte es auf Shuu zu und schmiegte sich an seine Hand. „Gott sei Dank ist dir nichts passiert.“ Das schwarze Pokémon blickte ihn wissend an. „Nachta~rra tara!“ Die alte Dame lächelte freundlich. „Dann ist es also dein Pokémon?“ Shuu blickte kurz auf und nickte bloß. Auch Glumanda kam zum Vorschein und schaute zu, wie sich Trainer und Pokémon über das Wiedersehen freuten. Ein Hauch von Sehnsucht erfüllte die Feuerechse. Noch nie wurde es so zärtlich behandelt, wie Nachtara die Aufmerksamkeit seines Trainers genoss. Verächtlich wandte sich Glumanda um, doch da spürte es, wie Haruka auf ihm zugelaufen kam. „Glumanda! Wir haben uns schreckliche Sorgen gemacht!“ Sorgen? Warum machte sich dieses Menschenwesen Sorgen um es? Es war doch so nutzlos. Warum sollten sich die Menschen ausgerechnet Sorgen um es machen? Das angesprochene Pokémon drehte sich schließlich um und schaute in die Augen des aufrichtigen Mädchens. Es war innerlich wie zerrissen. Sollte es ihr glauben? Hatten sich die Menschen wirklich Sorgen gemacht? Ehe Haruka eine Reaktion Glumandas bekam, mischte sich die alte Frau ein. „Wie ich gemerkt habe, ist Glumanda sehr misstrauisch gegenüber Menschen. Es ist euch weggelaufen.“ Shuu erhob sich und nahm Nachtara auf den Arm. „Sein Trainer hat es schlecht behandelt. So haben wir es aufgenommen.“ Die Grauhaarige blickte Glumanda einige Zeit an. „Verstehe… Na ja, kommt erstmal mit herein.“ Die Frau verschwand in ihrem Heim und bat mit einer freundlichen Geste die Jugendlichen und Glumanda in ihr Haus ein. Die Einrichtung war grazil und war dem Stil einer alten Frau angemessen. Die Möbel waren schon sehr alt, ungefähr 50 Jahre alt. An dem hellen Wohnzimmer schloss sich ein schöner Wintergarten an, der mit dem eigentlichen Garten verbunden war. Dort spielten einige Pokémon. Bei ihnen saß auch ein älterer Herr, sehr wahrscheinlich der Gatte von der unbekannten Dame. Die Frau trat in den überdachten Garten ein und holte von dort ein Ei, das eine schöne Musterung aufwies. Dieses Ei war nicht das einzige Ei, was die Frau besaß. Auf einem Regal befanden sich noch mehr Eier, die völlig verschieden waren in ihren Farben und Musterungen. Rika hatte sich kurz umgesehen. „Sind sie nicht die Pensionsleiterin?“, fragte die Schwarzhaarige. Die Angesprochene lächelte und nickte schließlich. „Genau. Mein Mann und ich nehmen die Pokémon von Trainern auf um sich um sie zu kümmern.“ Mit der Hand strich die Frau über die blaue Schale, die sich wunderbar kühl anfühlte. „Das Vertrauen zwischen Pokémon und Trainern ist besonders wichtig für ein friedliches Zusammenleben. Oft beginnt die tiefe Freundschaft, wenn man das Pokémon aufzieht seitdem es aus dem Ei schlüpft.“, begann die Frau zu erzählen, während es das Ei liebkoste. Glumanda lauschte der Frau aufmerksam. Die Stimme war wohltuend und lockte sein Interesse. „Doch wenn das tiefe Vertrauchen zerstört wird, wird es nur langsam wieder heilen diese seelische Wunde in dem Herzen des Pokémons. Versteht ihr, was ich meine? Glumanda ist enttäuscht, enttäuscht und wütend über die Menschen. Es fühlt sich verraten.“ Allmählich begriffen Haruka, Shuu und auch Rika, was in der Feuerechse vorgehen muss. Es legte kein Vertrauen mehr in die Menschen, so sehr, dass es schließlich an Hass zu grenzen schien. Dieses Wissen bestürzte die Jugendlichen natürlich, da sie selbst zu jedem einzelnen Pokémon eine besondere Bindung aufgebaut hatten. Haruka schielte kurz hinaus; das Sonnenlicht wurde allmählich schwächer. Es wurde Zeit, das sie gingen. „Vielen Dank, das sie Nachtara und Glumanda aufgenommen haben. Nun müssen wir zum Pokémon Center zurück.“ Die Frau namens Ema lächelte abermals. „Wollt ihr nicht zum Essen noch bleiben, bevor ihr zum Pokémon Center zurückgeht?“ Unsicher ob sie es wirklich tun sollten, blickten sich die Trainer unentschlossen an. „Warum nicht?“, sagte Rika schließlich. „Durch die Suche sind wir alle hungrig geworden. Proviant hatten wir ja auch nicht.“ So war es nun beschlossen. Haruka, Shuu und Rika blieben bei der alten Frau, die ihnen ein herrliches Abendessen zubereitete. Nicht nur die Trainer bekamen eine großzügige Portion, sondern auch die Pokémon. Ema war eine sehr fürsorgliche Frau, die mit Pokémon besonders gut umgehen konnte. Die Pokémon vertrauten ihr sofort und dieses Gefühl spürte auch Glumanda in sich zum ersten Mal wieder aufkeimen. Doch es bevorzugte sich etwas zurückzuziehen. Nur Shuus Nachtara duldete es in seiner Nähe. „Danke für das leckere Essen. Es war köstlich.“, lobte der Grünhaarige. Die Alte lächelte glücklich. „Danke, dass hört man doch gerne.“, sie erhob sich und begann das Geschirr zusammen zustellen. „Könnt ihr mit vielleicht beim Abwaschen behilflich sein?“, fragte der Mann der Frau. Rika und Shuu willigten hilfsbereit ein. Während Shuu und Rika Emas Ehemann beim Abwaschen halfen, ging Haruka zu Ema um ihr zu helfen. Psiana tapste neben ihr her. Die Frau beschäftigte sich mit den Pokémon Eiern. Jedes von ihnen bekam von Ema eine einzigartige Aufmerksamkeit. Sie schenkte den Eiern Hingabe und den Pokémon darin von Anfang an ein Gefühl der Geborgenheit. Haruka lächelte insgeheim. Sie wusste gut, wie man ein Ei behandelte, welche Fürsorglichkeit dann in einen aufkeimte. Schließlich war einst ihr Psiana aus dem Ei geschlüpft. Damals war es noch ein Evoli. „Haruka, mein Kind, setz dich doch zu mir.“, bat Ema, die Alte. Die Braunhaarige tat, wie geheißen und setzte sich neben die Dame. „Dieses Ei ist etwas ganz besonderes.“ Haruka blickte sie fragend an. Woher wusste sie das? „Ich habe es einfach im Gefühl…“, fügte sie hinzu. Das strahlend blaue Ei, welches noch schwarz umrandet war an der Spitze, machte nicht den Anschein, das es besonders wertvoll war, aber Haruka schenkte den Phantasien einer alten Frau Glauben. Jedes Ei war auf seine eigene Art kostbar. Harukas Lichtkatze legte ihre Pfoten auf die Knie ihrer Trainerin und blickte sie aus schwarzen Augen an. Das Mädchen strich Psiana sanft über die Stirn, was in der Lichtkatze ein gurgelndes Schnurren auslöste. „Du und dein Psiana habt eine starke Bindung zueinander, nicht wahr?“, merkte Ema an. Haruka nickte zustimmend. „Psiana ist vor einiger Zeit aus einem Ei geschlüpft. Damals war es noch ein Evoli.“ Ema rieb weiterhin über die Schale des Eies in ihren Armen. „Vertrauen ist das Wichtigste auf der Welt. Das gilt nicht nur zwischen Trainern und Pokémon, sondern auch unter Menschen.“ Die Braunhaarige schwieg. Die Worte der Alten machten sie nachdenklich. Sie klangen weise und verständnisvoll. Unrecht hatte Ema auf keinen Fall. Haruka wusste, dass sie sich auf Shuu immer verlassen konnte. Und auf Rika? Nun ja, Haruka kannte das geheimnisvolle Mädchen kaum. Doch sie wusste, dass man Rika vertrauen konnte. In diesem Moment erschien lugte Shuus Kopf durch die Tür. „Haruka? Wir wollen zum Pokémon Center zurück.“ Das Mädchen schreckte abrupt aus ihren Gedanken auf. Stumm schaute sie ihren Freund an, erhob sich dann und ging zu ihm. „Alles in Ordnung?“, fragte dieser. Die Feuerechse stand abseits von Haruka und Shuu; es beobachtete das Mädchen interessiert. Doch anstatt, dass Haruka ihm antwortete, drehte sie sich zu Ema herum. „Danke für alles!“ Die Frau lächelte still. Der nächste Tag begann müde und verschlafen. Das Trio war erst spät zum Center zurückgekehrt, da sie sich nochmals verlaufen hatten, dank Harukas nicht existierenden Orientierungssinnes. Beim Pokémon Center angekommen fielen sie nur noch erschöpft ins Bett. Nur Haruka blieb noch einige Zeit lang wach. Noch immer dachte sie über Emas Worte nach über das Wichtigste auf der Welt – Vertrauen. In der Eingangshalle kam Schwester Joy auf das Trio zugelaufen. Diese diskutieren momentan, was sie nun tun sollten. „Haruka?“, kam es von der Krankenschwester. Die Angesprochene wandte sich zu der jungen Frau. „Ja?“ Shuu und Rika verstummten ebenfalls als Schwester Joy dem Mädchen ein gläsernes Gefäß übergab. „Das kam heute Morgen im Pokémon Center an. Es ist für dich.“ In der Glaskuppel befand sich das blaue Ei aus der Pension. Es glänzte wunderschön. Ein Zeichen, das es gut gepflegt wurde. Haruka lächelte. Es war ein Geschenk. Ein Wunderbares. Welches Pokémon wohl schlüpfen mag? ~~~ Kapitel 30: Das Ruinen-Unglück ------------------------------ Wieder ein langes Kapitel, yay! Hoffe es gefällt euch. EDIT [22.06.08]: Ende überarbeitet! 30. Kapitel Das Ruinen-Unglück Haruka aber hatte durch das geschenkte Ei eine neue Aufgabe. Mit Liebe und Hingabe pflegte sie das blaue Ei, was sie von Ema, der Pensionsleiterin, bekommen hatte. Welches Pokémon wohl schlüpfen würde? Ja, dass fragten sich auch Shuu und Rika. Wie dem auch sei, Haruka freute sich auf diesen Zeitpunkt. Das Trio war noch immer in Trostu, einem kleinen Dorf zwischen Herzhofen, Schleiede und dem entfernten Elyses. Sie könnten sich in dem idyllischen Dorf eine Ruhepause nach den Geschehnissen der letzten Tage. Haruka interessierte sich nicht sonderlich, dass sie durch den nun länger geplanten Aufenthalt in Trostu mehr Zeit verlieren würden. Das Mädchen widmete sich gänzlich der Pflegung des Eies und dem Training Lugias. Doch die Auszeit empfanden die Trainer als eine geruhsame Zeit; sie mussten nicht vor irgendwelchen verrückten Pokémon flüchten oder sich über die andere Trainer aufregen. Glumanda erholte sich in dieser Zeit gut; es schöpfte neue Kraft und sogar ein wenig Vertrauen zu dem Trio. Aber noch immer war sein Herz tief verletzt. Den Menschen zollte es weder Vertrauen noch Respekt. Es litt unter der Ablehnung vielerlei Menschen, die ihm etwas bedeutet hatten. Shuu beobachtete Nachtara und die Feuerechse. Beide Pokémon schlossen allmählich Freundschaft, trotz der anfänglichen Auseinersetzung. Für Glumanda war die Schattenkatze so etwas wie eine Vertrauensperson. Nur zu Luxio, Bamelin, Koknodon und Roselia hatte es weniger ein gutes Verhältnis. Glumanda respektierte sie einfach nicht. Der Grünhaarige erhob sich, langsam ging er zu den Pokémon hin und kniete sich neben sie. Er streichelte Nachtara über den Kopf, das ihm sichtlich gut tat. Misstrauisch wich Glumanda jedoch vor den Jungen zurück. Ein leises Grollen kam aus der Kehle der Echse. „Keine Sorge, ich komm dir nicht zu nahe.“, sagte der Junge und wandte sich nun der Schattenkatze wieder zu. Mit einer weichen Bürste glitt Shuu über das schwarze, glatte Fell und zauberte einen herrlichen Glanz auf den Pelz. Nachtara genoss die Pflege seines Trainers sehr, es entlockte ihm ein erleichtertes Schnurren. Die Feuerechse musterte Shuu aufmerksam, wandte sich dann jedoch von ihm ab und suchte das Alleinsein. Unerwartet kamen einige junge Trainer ins Pokémon Center und störte den Frieden des Trios, die ihre Zeit dafür verwendeten für ihre Pokémon zu sorgen. Shuu und Haruka interessierte diese Tatsache weniger. Nur die Schwarzhaarige Rika blickte neugierig in die Richtung der Trainer, die alle aufgeregt zu Schwester Joy sprachen. Alle samt machten sich große Sorgen, da ihre Pokémon von mysteriösen Pokémon schwer verletzt worden sind. Moment mal… Mysteriöse Pokémon? Gab es solche etwa in Trostu? Mit einem kurzen Blick auf ihre Freunde vergewisserte sich Rika, das Shuu und Haruka völlig vertieft war in ihre Aufgaben, so schlenderte sie seelenruhig zu der Ansammlung der Trainer, gefolgt von Hundemon. Diese schienen das Mädchen nicht zu registrieren, sodass der Schattenhund ein kurzes Knurren von sich gab. Respektvoll traten die Jugendlichen, die ungefähr Rikas Alter waren, zur Seite. Aber sie redeten weiterhin auf Schwester Joy ein, die keinem von ihnen hinterher kam. Die Schwarzhaarige schaute jeden einzelnen missbilligend an; sie wirkten leicht verängstigt und ob sie die Wahrheit sprachen, fand das Mädchen auch fraglich. Schließlich erhob Rika ihre kalte Stimme: „Ihr wollt ein geheimnisvolles Pokémon hier in Trostu gesehen haben? Das ich nicht lache!“ Mit dieser Aussage zog Rika die Aufmerksamkeit auf sich und erntete verspottende Blicke, was sie im Geringsten beachtete. „Wo wollt ihr es gesehen haben, hä? Mitten im Dorf? Oder im Turm der Ruhenden? Oder habt ihr euch allesamt die Geschichte nur ausgedacht?“, sprach das Mädchen weiter. „Was weißt du schon? Dein Pokémon wurde ja auch nicht verwundet!“, rief einer von den Trainern, die empört über ihr Verhalten waren. Rika lachte leise auf. „Wenigstens geben meine Gefährten nicht so leicht auf!“, erwiderte sie höhnisch. „Vielleicht habt ihr nur ein Pokémon gesehen, was ihr noch nicht kennt? Wer sagt euch, dass es mysteriös und geheimnisvoll ist, wie ein legendäres Pokémon?“ Ein beklemmendes Schweigen breitete sich aus. Rikas Mundwinkel verzogen sich zu einem leichten Grinsen. „Und jetzt noch mal langsam… Wo wurden eure Pokémon verletzt?“ Wieder begann das Getuschel und Rika hörte, wie sie alle „In den Ruinen“ murmelten. In der Zwischenzeit waren auch Haruka und Shuu zu dem Mädchen gestoßen. Sie musterten die jungen Trainer, die besorgt waren um ihre Pokémon. „Was ist passiert?“, erkundigte sich die Braunhaarige. Das Mädchen strich sich eine Strähne aus dem Gesicht, bevor sie Haruka antwortete: „Ihre Pokémon wurden von mysteriösen Pokémon besiegt.“ Nun schaute Haruka Rika verwirrt an. „Ruinen?“, fragte sie vorsichtig nach. Die Angesprochene blickte Haruka nicht an; sie schwieg. „Am Rand des Dorfes ist der Eingang zu den Ruinen.“, erwiderte jemand auf Harukas Frage. Haruka, Shuu und Rika kümmerten sich nicht weiter um die Trainer, dessen Pokémon angeblich von geheimnisvollen Pokémon besiegt worden sind. Welches Pokémon könnte man als mysteriös einstufen, wenn sie nicht gerade legendär sind? Diese Frage ließ das Trio einfach nicht in Ruhe, sodass sie nun Schwester Joy nach den Ruinen fragten. „Die Ruinen? Sie sind eine antike Stätte, die ganz in der Nähe von hier sich befinden.“, entgegnete die junge Frau. „In letzter Zeit geschieht es häufig, dass die Pokémon von Trainern dort schwer verwundet werden.“ Shuu war diese Antwort nicht ausreichend. Es gab ihnen noch immer nicht die Antwort darauf auf die zahlreichen verletzten Pokémon. „Wissen Sie welche Pokémon dort leben?“ Die Krankenschwester schüttelte den Kopf. „Nein, tut mir Leid.“, sagte diese. Bekümmert ließen Haruka, Shuu und Rika den Kopf hängen. „Gestern war ein blondhaariger Junge mit einem Arkani hier. Er ist zu den Ruinen gegangen. Bis jetzt ist er aber noch nicht wieder zurück.“ Ein blondhaariger Junge? Das konnte doch nicht sein… Rika ballte die Faust zusammen. Shuus Augen schweiften zu dem Mädchen ab. Was war mit ihr? Rika biss sich leicht auf die Unterlippe. Die Geschichte mit den Ruinen beunruhigte sie zunehmend. Klar, sie wollte sich nichts anmerken lassen, aber die Sorge breitete sich immer mehr in ihr aus. Der Grünhaarige legte eine Hand auf die Schultern des Mädchens. Er merkte, wie sie leicht zusammenzuckte. „Was ist los, Rika?“ Das Mädchen entzog sich schweigsam seiner Hand. „Wir haben keine andere Wahl als hier auf den Jungen zu warten.“, sagte die Schwarzhaarige tonlos. Rika erntete verwirrte Blicke über ihre unbeschreibliche Besorgnis, die in ihr aufkeimt war. Welchen Grund hatte diese Sorge und war diese etwa mit dem Jungen verbunden? Auf die Fragen gab es keine Antwort; jedenfalls keine Brauchbare. Die Gedanken der Schwarzhaarigen tanzten umher, wie tausende Lichter in der Dunkelheit. Sie konnte einfach nicht bei klarem Verstand bleiben. Was wenn etwas passiert war? Was wenn er… Nein! Er war nicht hier! Davon war Rika fest überzeugt und warum sollte er sich so leicht unterkriegen lassen? Unerwartet spürte sie etwas Kaltes über ihre Hand laufen; sie zuckte erschrocken zusammen und blickte in Harukas Augen. „Was ist los?“, fragte die Freundin. Die Schwarzhaarige wandte sich ab; Haruka und sie begannen zwar Freundinnen zu werden. Aber es war anders; anders als wenn sie mit Kenta und Kyouji zusammen war. „Ni-Nichts.“, erwiderte sie zögernd. Ehe Haruka widersprechen konnte, erklang das bekannte Geräusch der automatischen Tür des Pokémons Centers. Rika neigte instinktiv den Kopf in die Richtung und stockte! Neben einem großen Arkani von beeindruckender Schönheit und Eleganz, ging ein blondhaariger, junger Mann. Sein Pokémon neben ihm überragte ihn ungefähr zwei Köpfe. Es war… Kyouji! Rikas inniges Gefühl hatte ihre Vermutung bestätigt. Ihn wohlauf zu sehen, machte Rika glücklich. Sie seufzte leise. Shuu und Haruka lächelten sich viel sagend an. Schließlich beobachteten sie den Jungen, der mit Schwester Joy einige Worte wechselte. Den Inhalt des Gesprächs konnte das Trio auf der Distanz nicht mit anhören. Der Blonde schien die Anwesenheit der drei Trainer nicht zu bemerken. Selbst Schwester Joy wies ihn nicht darauf hin; so setzte sich der Junge schweigsam ins Wartezimmer neben ihm sein Feuerhund Arkani. Haruka und Shuu erhoben sich von ihren Plätzen und gingen zu Kyouji herüber, der gutmütig auf Arkani zusprach. Rika folgte ihnen auf Abstand. Der Blonde hob den Kopf als er Haruka und Shuu bemerkte. Zunächst begriff er nicht, wer vor ihm stand, dann lachte er lauthals. „Hey ihr!“, rief Kyouji lachend; er erhob sich. „Auch ihr?“ Shuu und Haruka lächelten und nickten. „Wir wurden auf dem Weg aufgehalten.“, erwiderte der Grünhaarige. Er blickte auf Arkani, das gehorsam immer noch neben Kyouji saß. „Du hast ein Arkani?“ Kyoujis Blicke wanderten zu Rika herüber, die einwenig distanziert hinter ihnen stand. Er war erfreut sie zu sehen. „Rika!“ Ohne auf Shuu zu achten, wurde seine Aufmerksamkeit gänzlich auf das Mädchen gebannt. Die Angesprochene blieb stumm; sie war zu sehr verwirrt über ihre eigenen Gefühle um Freude zu zeigen. Shuu verzerrte seine Lippen zu einer leichten Mischung aus Grinsen und Lächeln. „Als wir erfahren hatten, dass du in der Stadt bist und zu den Ruinen gegangen bist, hat sich Rika totale Sorgen gemacht.“ Rika warf Shuu einen giftigen Blick zu, bevor sie Kyouji still ansah. Wie konnte er es nur wagen?! Nun versuchte Kyouji Rika am Handgelenk zu packen, was ihm gänzlich misslang. „Ist das wahr?“, feixte der Junge. Die Schwarzhaarige hätte Shuu am liebsten den Hals umgedreht, aber ändern hätte es Rika sowieso nicht mehr können. Also was soll’s? „Red keinen Scheiß!“, giftete das Mädchen den Blonden an. Sie drehte ihm die kalte Schulter zu, was ihm noch mehr den grinsenden Ausdruck auf seinem Gesicht einbrannte. Mit erhobenem Haupt entfernte sich das Mädchen von ihnen. Bevor sie jedoch das Pokémon Center verließ, warf sie Shuu einen finsteren Blick zu. Kyouji wollte ihr nach, doch Haruka schüttelte den Kopf. Diese fand die Tat Shuus äußerst ungerecht. „Lass sie lieber. Rika beruhigt sich schon wieder.“, sagte sie mit gedämpfter Stimme und sah etwas besorgt dem wütenden Mädchen hinterher. Jetzt wandte sich die enttäuschte Haruka ihrem Freund zu; sie blickte ihn böse an, sagte aber nichts. „Das war doch nur die Wahrheit.“, widersprach Shuu, der von den Gefühlen von Mädchen mal wieder keine Ahnung hatte. Haruka seufzte. Sie musste ihm noch viel mehr beibringen in Sachen Mädchen! Die Feuerechse gesellte sich zu dem Trio. Es zog Shuus und Harukas Aufmerksamkeit auf sich. Allerdings schreckte es zurück als Kyouji sich zu ihm beugte und es streicheln wollte. „Gehört es euch?“, wollte der Junge wissen, aber Haruka schüttelte den Kopf. „Wir haben es aufgefunden. Es war ziemlich schwer verletzt und nun hat es kein Vertrauen zu den Menschen mehr.“, erzählte das Mädchen ihm. Kyouji sah Glumanda schweigsam an; es war wahrhaftig misstrauisch gegenüber ihn. Zu Haruka und Shuu hatte es allerdings ein besseres Verhältnis. Kyouji, Haruka und Shuu verließen das Pokémon Center. Sie genossen die frische Luft, wenn auch ohne Rika, die immer noch wütend auf Shuu und auf sich war. Dem Blonden war bereits klar geworden, dass er zu weit gegangen war. Doch von Rika war nichts zu sehen. Wie sollte er sich also entschuldigen? Und außerdem… Rika regte sich immer leicht auf, und kam dann genauso schnell wieder herunter. Arkani, Kyoujis Pokémon, folgte seinem Trainer folgsam. Diese Spezies war von Natur aus seinen Trainern sehr treu, konnten aber durchaus ernstzunehmende Gegner sein! Kyouji hielt inne. „Shuu, was hältst du von einen Kampf?“, der Junge warf ihm einen auffordernden Blick zu. Der Grünhaarige mochte ungern die Herausforderung ablehnen, so nickte er einwilligend. „Natürlich.“ Haruka blickte die beiden Trainer abwechselnd an, auch Glumanda musterte die Jungen. Es war seltsam aufgeregt. Es stand fest, dass Kyouji mit Arkani kämpfen würde. Was es wohl konnte, nachdem es sich aus Fukano entwickelt hatte? „Koknodon, raus mit dir!“ Shuus dinosaurierartiges Koknodon sprang aus dem Pokéball; es war regelrecht heiß auf den Kampf. „Ich lass dir den Vortritt, Shuu!“, entschied Rikas Jugendfreund. ‚Das wirst du bereuen.’, schoss es in der Stille durch den Kopf des Grünhaarigen. Koknodon scharrte angriffslustig auf den weichen Boden herum. Es war mehr als bereit! „Zen-Kopfstoß!“ Nachdem der Befehl gefallen war, stürmte Koknodon sofort voran um Arkani anzugreifen. „Bleib.“, Kyouji war seiner Sache sicher; er blieb ruhig und gelassen, was Shuu kurz zurück schrecken ließ. Währenddesen hielt sich Rika noch immer im Pokémon Center auf. Ihre Wut verpuffte allmählich und die Langeweile hielt Einzug. Wo wohl sich die Anderen befanden? Egal! Um dies herauszufinden, musste sie wohl suchen gehen… So verließ die Schwarzhaarige das Pokémon Center durch die quietschende Tür. Das Dorf war nicht allzu groß, sodass die Suche nicht allzu lange dauern düfte. Schnell vernahm sie die Stimmen von Kyouji und Shuu in der Fern. Rika entschied sich in die besagte Richtung zu gehen. In einiger Entfernung beobachtete sie den Kampf der beiden Jungen, die völlig in dem Kampf vertieft waren. Haruka schien sie ebenfalls nicht zu bemerken. Der Feuerhund setzte sich seelenruhig hin, während Koknodon immer näher kam. Der Kopf des antiken Pokémons verströmte eine bläuliche Aura. Blitzschnell erhob sich Arkani und wich dem Angriff aus. „Flammenwurf!“ Gefangen in dem glühenden Feuerstrahl war Koknodon unfähig zurückzuschlagen. „Jetzt deinen Bodycheck!“, befahl Kyouji weiterhin. Shuu musste etwas unternehmen und das Blatt wenden, wenn er nicht verlieren wollte. Was konnte er also tun? Da kam ihm plötzlich eine Idee… „Spring hoch, Koknodon!“, konterte Shuu, eher zweifelnd ob sein Vorhaben gelingen würde. Aber Koknodon stieß sich mit seinen kräftigen Beinen vom Boden ab, bevor Arkani Chance dazu hatte ihm ernsthaft zu verletzen. Es war schnell und flink; so wie man ein Gestein Pokémon nicht einschätzen würde. Die Sprungkraft von Shuus Pokémon war beeindruckend. Durch bloße Kraft konnte es hoch springen. „Kopfstoß!“ Über Arkani, das nun hilflos zu sah, wie Koknodons Körper stark zu glühen begann als zuvor, ließ sich das Gestein Pokémon regelrecht fallen. Dadurch verfehlte es den Feuerhund nicht, der nun schmerzerfüllt aufjaulte. Der Grünhaarige grinste. Glumanda tänzelte neben Haruka erregt. Im vollen Gange war der Kampf und erweckte in der Feuerechse die Lebensgeister wieder. Kyouji lächelte leicht. „Denk bloß nicht, dass ich aufgebe.“, meinte dieser. „Arkani, mit Aero-Ass in den Himmel!“ Shuu schrak zurück. Aero-Ass? Aero-Ass war die Attacke eines Vogel Pokémons! Arkani rannte auf Koknodon zu; es wurde rasant schnell und verschwand plötzlich vor Koknodons Augen. Wenig später durchfuhr ein stechender Schmerz Koknodons Körper. Doch es konnte sich wieder aufrichten. Kyoujis überhebliches Grinsen machte Shuu wütend. Es ließ sich nicht einfach so besiegen! „Na? Gibst du auf?“, fragte der Blonde. Shuu ballte die Faust zusammen. „Niemals!“, zischte er. „Bodycheck!“ Koknodons stieß ein Brüllen aus und rannte auf Arkani zu, ohne Rücksicht auf Verluste. Der Feuerhund knurrte erbost. „Aero-Ass dagegen!“ Abermals verblasste Arkanis Körper vor Koknodons Augen, aber es ließ sich nicht beirren. Dem darauf folgenden Schlag Arkanis hielt Koknodons hartnäckig Stand. Die Klauen gruben sich in den Boden ein und hinterließen eine tiefe Kratzspur. „Zen-Kopfstoß!“ Arkani hatte keine Chance auszuweichen als der harte Eisenschädel auf seinen Kopf donnerte. Der Feuerhund schlitterte auf den Boden entlang bis es aufgrund eines Baumes zum Liegen kam. Schweramtig erhob sich Arkani knurrend. „Wieder Flammenwurf, Arkani!“ Nickend hob Arkani seinen Kopf und formte einen Flammenwurf im Maul, der schließlich auf Koknodon zu zischte. Das dinosaurierartige Pokémon machte sich bereit. „Weich aus!“, konterte der Grünhaarige. Knapp konnte Koknodon dem flammenden Strahl ausweichen, indem es in Sicherheit sprang. „Bodycheck!“, rief Arkanis Trainer schnell und daraufhin stürmte der Feuerhund los. Während des Kampfes wurde der Waise Glumanda unruhig. „Manda Glu~manda manda!“, die Feuerechse konnte nicht mehr still halten. Es war erfüllt von Kampfeslust, das es am liebsten sich eingemischt hätte. Shuu blieb im Angesicht des Angriffs ruhig. Würde er nervös werden, würde auch Koknodons dies fühlen. So unterdrückte er diese Emtionen; er hatte es in den Jahren, die er schon Koordinator war, gelernt. „Du auch Bodycheck, Koknodon!“ Mit voller Wucht prallten die Pokémon aufeinander; sie waren gleichstark trotz des Größenunterschiedes. Keines von ihnen wollte aufgeben. Doch allmählich gingen ihnen die Kräfte aus und so ließen sie wieder voneinander ab. Mit zittrigen Beinen versuchten sich Arkani und Koknodon weiterhin kampfbereit zu erscheinen, aber ihre Körper konnten einfach nicht mehr. So brachen sie zeitgleich zusammen – ein entschiedendes Unentschieden. Kyouji kniete sich neben den Feuerhund, seine Hand strich über das weiche, rote Fell. „Gut gemacht, ruh dich aus.“ Somit löste sich Arkani in dm roten Strahl auf. Shuu lobte sein Pokémon ebenfalls. Er war Stolz auf Koknodons Leistung, auch wenn der Schmach des nicht gewonnenen Kampfes ihm wehtat. „Gute Arbeit. Du hast dir deine Pause verdient.“ Auch Koknodons Umrisse verblassten und das Gestein Pokémon zog sich in die wohlige Wärme des Pokéballs zurück. Haruka lächelte die beiden Jungen an, die dem Anderen nichts den Sieg geschenkt hatten. Glumanda sprang unerwartet auf Shuu zu. „Man~da Glu~Glumanda manda!“ Die Feuerechse stellte sich dem Grünhaarigen in den Weg. Dieser wusste nicht, was Glumanda von ihm wollte. „Ruhig, Glumanda.“, forderte Shuu das Pokémon auf. Zu seiner Verwunderung gehorchte Glumanda ihm; es beruhigte sich allmählich. Die aufgestaute Energie war jedoch noch immer nicht aus seinem Körper befreit. Sonst hörte Glumanda nie auf die Befehle von Haruka oder Rika, die bei unfolgsamen Pokémon recht ungemütlich werden konnte. „Es war von eurem Kampf völlig begeistert.“, erzählte die Braunhaarige. „Ich denke in Glumanda ist die Leidenschaft für den Kampf entfacht.“ Shuu musterte die Feuerechse, dies ergab durchaus Sinn, das Glumanda nach der Pause wieder kämpfen wollte. Doch was waren Glumandas Ambitionen? Nun stieß auch Rika wieder zu der kleinen Gruppe. Das Mädchen hatte den Kampf zwischen den beiden Jugend aus wenigen Metern Entfernung zugewiesen und wurde dennoch nicht bemerkt von ihren Freunden. Sie waren viel zu vertieft in ihrem Kampf. Der Blonde blickte das Mädchen schweigend an. Ihre Gesichtszüge wirkten wieder relativ entspannt; keine Spur mehr von ihrem Zorn. „Rika…?“, Kyouji schluckte leicht. „Vorhin ist es dumm gelaufen. Entschuldige.“ Die Schwarzhaarige neigte den Kopf zu ihrem Freund. Sie lächelte leicht. „Ich bin nicht mehr sauer.“ Erleichtert atmete auch Shuu auf, der für den kleinen Wutausbruch von Rika zum Größtenteil verantwortlich war. Gemeinsam setzten sich die Trainer in der Nähe des Dorfplatzes auf eine Parkbank. Sie genossen die Ruhe, die nun wieder eingekehrt war. Auch der Betrieb in Trostu wurde ruhiger. Es brach die Mittagszeit an. Kyouji kümmerte sich um sein Arkani. Die zeitaufwendige Fellpflege mochte der Feuerhund sehr. Eine tiefe Freundschaft knüpfte sich dadurch zwischen Trainer und seinen Pokémon. „Wann hat sich dein Fukano denn entwickelt?“, fragte die Braunhaarige interessiert, während sie dem Jungen zusah. Der Angesprochene blieb, er dachte anscheinend nach. „Durch Zufall fand Arkani einen Feuerstein auf Route 209. Nun ja, als es diesen berührt hatte, entwickelte es sich.“ Arkani streckte sich. „War der Zeitpunkt nicht zu früh?“ Shuu stimmte Haruka mit einem kurzen Nicken ein. Manche Pokémon entwickelten sich nur mit Hilfe eines bestimmten Steines. Wann war der richtige Zeitpunkt um ihnen solch einen Stein zu geben? Experten rieten den Pokémon erst einen Entwicklungsgegenstand, wie einen Donner-, Feuer-, Blatt-, Wasser- oder Mondstein, zu geben, wenn sie stark genug waren? Aber wann war dieser Zeitpunkt? Wann waren sie stark genug?! Kyouji lachte. „Gewiss, es war nicht gerade ein passender Zeitpunkt, aber ich bin trotzdem zufrieden mit Arkani.“, erwiderte der Junge. Rika erhob sich, nachdem sie sich einige Zeit im Hintergrund gehalten hatte. „Tut mir Leid, das ich euch unterbreche.“, sagte das Mädchen. Kyouji schaute sie fragend an. Die Schwarzhaarige erwiderte seinen Blick. „Du weißt doch, was sich momentan im Pokémon Center abspielt, oder?“ Kyouji nickte folglich; sie sprach von indirekt von den Ruinen. „Natürlich. Ich war doch in den Ruinen.“ „Hast du etwas herausgefunden über diese mysteriösen Pokémon von denen die Trainer reden?“, Rika verschränkte die Arme vor der Brust. Ihre schwarzen Haare glänzten im Sonnenlicht leicht. Der Blonde stand auf und zuckte mit den Schultern. „Ich habe nichts Besonderes entdeckt, aber…“ Seine Blicke wurden ernst. „…irgendetwas ist nicht Ordnung.“ Rika war zufrieden mit der Auskunft. So schulterte sie ihren dunklen Beutelsack und hatte einen Pokéball in der Hand.Irritiert blickte Shuu das Mädchen an. Sie wollte doch nicht etwa…? „Rika! Du willst doch nicht…“ Ehe der Grünhaarige den Satz beenden konnte, unterbrach ihn Rika mit einer Handbewegung. „Oh doch! Ich will jetzt wissen, was sich dort abspielt und so viele Pokémon verletzt sind.“ Shuu empfand schon schwer genug gegen Harukas Sturkopf anzukämpfen. Aber Rikas Dickschädel war genauso schwierig dagegen anzukommen. Kyouji war von der selbstbewussten Art Rikas überzeugt. Für ihn stand fest, dass er sie nicht alleine gehen ließ. „Ich komme mit.“, entschied er. Haruka war verunsichert. Was sollte sie tun? Alleine bleiben wollte sie auf keinen Fall! „Ohne uns.“, meinte Shuu. „Haruka und ich kommen nicht mit euch.“, er sah kurz zu seiner Freundin. Dankbar über seine Antwort lächelte sie ihn an. Rika warf Kyouji einen kurzen Blick zu. Sie war sich nicht sicher, ob dies eine gute Idee von dem Blonden war, sie zu begleiten. Doch ihre Meinung ändern, konnte sie nun nicht mehr. „Lass uns gehen.“ Die Ruinen erhoben sich vor Rika und Kyouji. Es war ein kunstvolles Gebäude, dessen Mauern aus Stein gehauen war. Vor der langen Treppe, die zum Eingang führte, thronten die Staturen von Dialga und Palkia. Eine seltsame Inschrift war auf dem Sokel der Staturen eingeritzt. Den beiden Jugendlichen interessierten sich nicht für alte Artefakten. Mehr aber fanden sie Interesse hinter dem Geheimnis der Ruine zu kommen, denn viele Pokémon wurden verletzt. Ihre Trainer behaupteten auf seltene Pokémon getroffen zu haben. Aber ob das die Wahrheit war? Welches Geheimnis steckte wohl dahinter? Diese Fragen schwirrten besonders im Kopf der Schwarzhaarigen herum. Welche Gefahren sie wohl erwarten würden? Inzwischen waren sie bereits am großen Portal angekommen und hielten kurz inne. Kyouji neigte den Blick auf Rika, die leicht angespannt war. „Rika? Meinst du es ist eine gute Idee gewesen?“, erkundigte er sich. Das Mädchen erwiderte den Blickkontakt. „Hast du jetzt etwa Angst?“, grinste sie. Kyouji brummte. „Nein! Jetzt beantworte meine Frage!“, sagte er leicht verärgert. Rika grinste hämisch. „Falls du denkst, ich habe Angst, dann irrst du dich.“ Mit diesen Worten passierte Rika den Eingang und ließ den Jungen irritiert zurück. Dann folgte er ihr in den dunklen Gang. Es war seltsam still, keine Anzeichen von Gefahr lauerten auf sie. Der Gang, in dem sie sich befanden, erstreckte sich sehr weitläufig, endete aber jedoch schließlich in einer kleinen Kammer. Nun führte eine lange Treppe hinunter in die dunklen Räume der Ruinen. Noch immer war es ruhig, nur der kalte Wind blies durch die steinernen Flure. Kyouji und Rika konnten wahrhaftig nicht sagen wie lange sie bereits herum irrten ohne eine bedeutende Spur zu finden. Die schweigsamen Minuten erstreckten sich, nach Gefühl, bis auf Stunden aus. Plötzlich hielt Rika inne und lauschte den wenigen, hörbaren Geräuschen. Doch nichts. Es herrschte Stille, beinahe schon gruselige Stille, die Rika eine Gänsehaut verschaffte. Auf Kyouji übte diese totenähnliche Ruhe negative Emotionen aus. Er wurde unruhig, zwar verspürte er noch keine Furcht, aber die Unruhe packte ihn. Plötzlich blendete sie ein gellendes Licht und vor ihnen tanzten einige schattenartige Wesen umher. Ihr ruhiges Verhalten wandelte sich jäh in Aggressivität um; ein roter Strahl bündelte sich zusammen und zielte geradewegs auf das schwarzhaarige Mädchen. Rika neigte den Kopf zur Seite und starrte mit flimmerndem Blick, als sei sie halb bewusstlos, in die lodernden Energiestrahlen. Sie kniff die Augen leicht zusammen und erwartete, dass die Energie sie schwer verletzen würde. „Rika!! Pass auf!“ Alarmiert versuchte der Blonde Rikas Arme zu packen. Dies gelang ihm und er schloss schützend die Arme um sie. Das Mädchen vernahm nur ein dumpfes Aufkeuchen als ihr Beschützer gegen die harte Steinmauer prallte. Der Griff um ihre Hüften lockerte sich und gab Rika nun vollständig wieder frei. Rika, die noch etwas benommen war, beugte sich über den reglosen Körper des Blonden. „Kyouji!“, wisperte das Mädchen tonlos. Ihre Stimme zitterte leicht vor Angst. Ja, sie hatte Angst. Angst um ihn - ihren besten Freund. (Haha, wer’s glaubt… XD) Zu Rikas Erleichterung spürte sie nun eine Hand, die sich auf ihren Rücken legte. „Rika…?“ Kyouji richtete behutsam seinen Oberkörper wieder auf. Er fasste sich an den Kopf, der vor Schmerz pochte. „Ist… Ist alles in Ordnung… bei dir?“, fragte er besorgt, war aber sehr benommen. Rika nickte und lächelte froh. „Du bist ein Dummkopf!“ Kyouji grinste keck. „Wieso? Es ist doch nichts passiert.“ Er konnte sich einfach nicht sein Grinsen verkneifen, immerhin standen leichte Tränen in Rikas Augen – und dieses Phanomän sah man selten bei dem Mädchen. Rika wandte wütend ihren Blick von ihm ab. Sie sah schwarze Pokémon, die seltsam geformt waren. Dem Anschein nach waren ihre Körper geformt als wären sie Buchstaben. Dazu noch wirkten die Pokémon aufgebracht und abermals sammelten sie Energie. Der Blonde packte Rika grob an der Hand; er achtete nicht auf seine eigenen Schmerzen, die er durch den harten Aufprall erlitten hatte. Rika gab einen verstörten Aufschrei wider. So schnell wie ihre Beine sie nur trugen, flüchteten sie ohne zu wissen, wohin sie überhaupt rannten. Trotzdem war diese Flucht ihnen nicht gegönnt, denn die Pokémon tauchten rasch vor ihnen auf und versperrte ihnen den Weg. Auch der Weg aus dem sie kamen, war versperrt durch die wütenden Icognito. Es waren ungefähr 20 von ihnen. „Verdammt!“, fluchte Kyouji. „Jetzt haben wir die Unruhestifter gefunden!“ Rikas Augen wanderten suchend umher. „Was jetzt?“, kam es von ihr, aber Kyouji erwiderte nichts. Nochmals sammelten die Pokémon den roten Energiestrahl, der zu den Trainern zischte. Kurz bevor er sie traf, zertrümmerte der Strahl den Boden, sodass Rika und Kyouji durch das entstandene Loch fielen und dumpf aufkamen. Durch den Rauch, den sie aufgewirbelt hatten, waren die Pokémon orintierungslos. Dadurch waren die Jugendlichen zunächst sicher vor erneuten Angriffen. Der Blonde lehnte sich an die kühle Steinwand. Die Pause hatten sie nach der längeren Flucht vor den Pokémon reglich verdient. Rika rieb ihre Arme um sich zu wärmen. Es war kalt und der Wind machte es nur noch schlimmer. „Was jetzt?“, fragte das Mädchen. Kyouji zuckte die Schultern. „Warten bis die Pokémon sich wieder beruhigt haben?“, kam es von ihm. Rika gab sich mit dieser Antwort nicht zufrieden. Warum sollte sie ihr rumsitzen und warten? Warten bis die Pokémon sie erneut angreifen würden? „Warum kämpfen wir nicht?“ Kyouji wandte den Blick an. „Ich habe nur Arkani bei mir.“ Fluchend schlug das Mädchen gegen die Wand. „Mist, ich habe meine Pokémon im Center gelassen. Ich trage nur Hundemon bei mir.“ Kyouji lachte leise. „Toll, gutes Timing.“, sagte er mit einem sarkastischen Unterton. Für ihren Leichtsinn bestrafte sich Rika mit einigen wütenden Schlägen gegen die Wand bis ihre Hände schmerzten. Kyouji musterte das Mädchen. „Mach dir keinen Vorwurf. Himmerhin haben wir ein Pokémon bei uns.“ Doch da kam Rika eine Idee in den Sinn. Warum baten sie nicht einfach um Hilfe? Rika stellte sich vor ihren Freund, der sie neugierig musterte. „Schick Arkani zu den Anderen.“, forderte sie ihn auf. Haruka und Shuu saßen auf einer Bank am Pokémon Center. Sie genossen die gemeinsame Ruhe, die sie durch Rikas und Kyoujis Abwesenheit nun hatten. Doch Haruka konnte die Ruhe nicht wirklich genießen. Sie machte sich Sorgen um die beiden Freunde. Immerhin waren sie in die gefährlichen Ruinen gegangen. Shuu bekümmerte diesen Gedanken nicht. Er kümmerte sich weiterhin um Glumanda, dem es immer besser erging und allmählich Vertrauen zu Haruka und Shuu aufbaute. Wieso sollte er sich Ängste darüber zeigen, dass ihnen etwas geschah? Rika und Kyouji waren beide gute Trainer und sie hatten ja ihre Pokémon dabei… In diesem Augenblick öffnete sich die Schiebetür des Pokémon Centers. Schwester Joy kam zu ihnen. „Hallo!“ Haruka und Shuu neigten ihre Köpfe zu der Krankenschwester herum. „Wo sind eure Freunde?“ Das Mädchen war verwirrt. „Wie? Ist irgendetwas nicht in Ordnung?“ Schwester Joy lächelte. „Die Pokémon eurer Freunde sind wieder fit. Sie können wieder abgeholt werden!“Die neue Erkenntnis musste erstmal wirken… „Bitte, WAS?“, schrien der Grünhaarige und Haruka, die Ruhe wegwerfend. „Ich soll was?“, erwiderte der Junge entgeistert. „Was sollte dies bewirken, Rika?“ Die Angesprochene schlich vor seinen Augen auf und ab. „Was denn wohl?“, knurrte das Mädchen. „Arkani ist schnell; es wird den Weg hieraus schnell finden! Und alleine erregt es vielleicht nicht so viel Aufregung.“ Kyouji wusste nicht, was er von der Idee halten sollte. Schließlich hätten sie dann nur noch Hundemon übrig, auch wenn der Schattenhund alles tat um Rika zu beschützen. Jedes Pokémon hatte seine Grenzen. Letztendlich gab er schließlich doch auf. Sie hatten keine andere Wahl. „Okay, du hast gewonnen, Rika.“, entgegnete er ihren strengen Blicken. Erleichtert seufzte die Schwarzhaarige. Kyouji befreite daraufhin den Feuerhund aus seinem engen Pokéball. Freudig über die Freiheit, die das Pokémon verspürte, streckte es sich. Sein Trainer legte ihm die Handfläche auf die Brust. „Arkani, hör mir zu.“, bat der Blondhaarige. Der Feuerhund musterte seinen Trainer mit verwirrten Blicken über seine Ernsthaftigkeit im Gesicht. „Du musst Hilfe holen! Such Haruka und Shuu!“ Der Feuerhund verstand, was Kyouji von ihm wollte. Es nickte. „Gut, und jetzt los!“ Arkani stob nun bellend davon. So blieben nun Rika und der Junge wieder alleine zurück. Der Blonde beäugte Rika und sah ihr an, dass sie fror. „Komm her, wenn dir kalt ist.“, meinte er. Die Schwarzhaarige wusste nicht wirklich, ob sie auf das Angebot eingehen sollte. Ein komisches Gefühl aus Schüchternheit und Beklemmenheit verbot ihr diese Annäherung zu Kyouji. Kyouji griff nach ihrer Hand und zog Rika an sich heran. An seiner Brust legte sie ihren Kopf und schloss die Augen. Geborgenheit und Wärme erfüllte den Körper des Mädchens. Es verging eine ganze Weile, das Rika und Kyouji solcher Nähe ausgesetzt waren. In Haruka breitete sich Panik aus! Rika und Kyouji waren losgezogen nur mit einem Pokémon, trotz der Gefahren über die sie Bescheid wusste? Waren sie lebensmüde? Shuu versuchte, nachdem der erste Schock überwunden war, Schwester Joy die Situation zu erklären. „Schwester Joy… Wann haben Rika und Kyouji ihre Pokémon abgegeben?“ Die Krankenschwester dachte angestrengt nach. „Wann das war? Nun ja, kurz bevor Kyouji im Pokémon Center eintraf. Und Rika hatte ihre Pokémon zum Durchchecken abgegeben als sie alleine war.“, antwortete die Frau. „Was hat es damit zutun?“ Haruka war sich sicher, dass die Krankenschwester auch nicht begeistert war, wenn sie von Rikas und Kyoujis übereilter Aktion erfuhr. „Nun, die Beiden sind in den Trostu-Ruinen und haben jeweils nur im Besitz eines Pokémon mitgenommen.“ Schwester Joy war nun auch mehr als überrascht. „Wie bitte?! Wie kann man nur so nachlässig sein? Ich muss die Polizei benachrichtigen!“ Doch es stellte sich heraus, dass es unnötig war die Polizei hinzu zuziehen. Arkani kam schnurstracks auf Haruka und Shuu zugestürmt. Sein Zustand war normal; es hatte unverletzt die Ruinen wiedder verlassen. „Arkani!“, rief Haruka. „Das ist doch Kyoujis!“ Shuu nickte. Es handelte sich um das Pokémon des blonden Trainers. Der Feuerhund bellte aufgebracht, zerrte an Shuus Ärmel und wollte ihn mit sich ziehen. Als der Trainer dies noch immer nicht verstand, legte es sich vor ihnen nieder und signalisierte ihnen, dass Haruka und Shuu auf seinen Rücken aufsteigen sollten. Nachdem das Pärchen Arkanis Wunsch erfüllt hatte, erhob sich das majestätische Pokémon. Atemlos bestaunten sie diese Eleganz des Pokémons. Verkrallten sich jedoch als Arkani schließlich loshetzte. Shuu fühlte sich erinnert von seinem letzten Ritt auf einem laufenden Pokémon. Auf einem Gallopa. Das schnellste Pokémon auf dem Lande was existierte (in der Luft ist es Panzaeron mit 300 km/h). Rasch kamen Haruka und Shuu am imposanten Gebäude der Ruinen an, dank Arkanis Schnelligkeit. Haruka war einwenig eingeschüchtert von der Erscheinung des Gebäudes. Arkani betrat die Ruinen und folgte dem Weg, den Rika und Kyouji vorher gegangen waren. Plötzlich überraschten einige Icognito das Pokémon und schossen die rötlichen Strahlen auf es ab, doch Arkani wich flink aus, auch wenn Haruka und Shuu etwas durchgeschüttelt wurden. Der Feuerhund entfachte nun einen Flammenwurf und vertrieb die Pokémon. Arkani konnte nun seinen Weg wieder fortsetzen bis sie schließlich zu der Stelle kamen, an der Kyouji und Haruka von den Icognito angegriffen wurden. Leichte Spuren waren von der Auseinandersetzung zu sehen. Die Einbruchstelle fanden sie ebenfalls schnell auf. Von Rika und Kyouji fehlte jedoch jede Spur. „Rika? Kyouji?“, rief Haruka in die Dunkelheit. Die Rufe hallten in den weiten Fluren wider und wider… Shuu hielt Haruka den Mund mit der Hand zu. „Pssst, bist du bescheuert?“, zischte der Grünhaarige. Rika schreckte hoch. Stimmen! Sie sprang hastig auf die Füße. „Kyouji!“ Der Angesprochene reagierte nicht. „Kyouji! Da war etwas!“ Träge hob der Junge seinen Kopf. Im Unterbewusstsein hatte er ebenfalls etwas gehört. Schemenhaft und undeutlich. Aber da war etwas gewesen! „Mein Plan ist aufgegangen!“, sagte sie. „Arkani hat Haruka und Shuu hierher gebracht!“ Kyouji streckte sich und schüttelte seinen Kopf um wieder bei klaren Gedanken zu sein. „Komm, wir gehen ihnen entgegen.“, meinte der Blondhaarige und nahm Rika an der Hand. Mit sanften Druck zog er sie mit sich, auch wenn dies nicht von Nöten gewesen. Rika folgte ihm auch ohne, dass er sie mit zog. Die Gänge schienen ihnen noch düsterer vorzukommen als bei ihrer Ankuft. Sie rannten einfach los, nur ihrem Gefühl folgend. Doch plötzlich schnitten wieder einige Icognitos ihnen den Weg ab. Sie waren verärgert. Rika und Kyouji suchten vergeblich nach einem Ausweg aus dieser Misere. Der Blonde fasste einen heiklen Plan; sie mussten die Pokémon abschütteln! „Komm mit!“, forderte Kyouji atemlos. Zögernd blieb Rika stehen. Ihre Furcht verbot es diesem Plan nachzugehen. Aber Kyouji ließ ihr keine andere Wahl. „Komm schon!“ Der Junge packte ihr Handgelenk und rannte wieder los, ohne auf die Pokémon zu achten. Rika hatte keine Chance dagegen zu protestieren. Die Icognitos folgten ihnen und feuerten zornig mehrere Energiesträhle hintereinander ab. Das Ziel verfehlten sie nur knapp. Ein gleißender Feuerstrahl umringte die seltsamen Pokémon und machte sie schadlos. „Ar~kani! Ark-ani!“, der Feuerhund sprang vor Rika und Kyouji und knurrte erbost die neuen Feinde an. „Perfektes Timing, Arkani!“, lobte sein Trainer und Arkani antwortete ihm mit einem wilden Gebell und Knurren. Das Mädchen wandte sich um, nachdem in ihr Ohr so etwas wie Schritte erklangen. „Haruka! Shuu!“, rief Rika einwenig erleichnert. Haruka und Shuu hielten inne. „Was war das denn für eine Aktion, hä?“, tadelte Haruka. „Einfach ohne Pokémon loszurennen!“ Rika und Kyouji grinsten breit. „Jetzt sollten wir erstmal unsere Haut retten.“, meinte der Grünhaarige und stoppte weiteren Tadel seiner Freundin. „Quatschen könnt ihr hinterher auch noch.“ Die Icognitos wurden beim Auftauchen neuer Eindringlinge noch wütender. „Los!“, riefen Haruka, Shuu und Rika und warfen ihre Pokébälle in ihre Höhe. Aus der Lichtflut sprangen Hundemon, Psiana, Nachtara und auch Lugia – wenn auch unfreiwillig. Es hatte sich wieder aus seinen Pokéball befreit. Das Kleine schmiegte sich daraufhin an Harukas Hosenbein und zerrte zaghaft daran. „Lugia! Wir haben keine Zeit zum Spielen!“, sagte Haruka panisch als die Psycho Pokémon abermals einen Angriff versuchten. „Arkani!“ „Hundemon!“ Kyouji und Rika stellten sich nebeneinander. „Flammenwurf!“, schrien beide Jugendlichen. Ihre Pokémon entfachten einen glühenden Flammenwurf, der die Vielzahl von den Icognitos ausschaltelte. Aber es kamen wieder umso mehr von ihnen nach. „Psiana! Pyschokinese! Lugia, Aquawelle!“, rief Haruka ihren Pokémon zu. Aus Psianas Juwel trat eine magische Energie von Psychokräften aus und hielten die Icognitos in der Luft. Anschließend überflutete Lugia die Pokémon mit seiner Aquawelle und besiegte somit einige von ihnen. „Los, dass ist unsere Chance!“, brüllte Shuu seinen Freunden zu. Diese bejahten mit einem kurzen Nicken und folgten Shuu schließlich. Ihre Pokémon rannten ihnen hinterher. Die Gruppe wurde weiterhin von einigen Icognitos verfolgt, die immer wieder die Truppe angriffen. „Nachtara, Spukball!“ Die Schattenkatze bremste ab, drehte sich um und schleuderte einen Schattenball auf die angreifenden Icognitos. „Psiana! Du auch!“ Auch Psiana formte einen Spukball, der beim Aufprall explodierte. Durch den aufgewirbelten Rauch konnten die Jugendlichen nun weiterhin die Flucht ergreifen. Dank Hundemon und Arkani waren sie auch auf den richtigen Weg. „Wir haben es bald geschafft!“, keuchte Kyouji als sie kurz inne hielten. Sie waren erleichtert, dass ihre Verfolger sie anscheinend in Frieden ließen. Aber zu früh gefreut! Die Icognitos umzingelten dieses Mal, sodass es keine Möglichkeit für die Vier gab um zu entkommen. Wieder formten sie rötliche Energiestrahlen. „Flammenwurf, Hundemon, beeil dich!“, sagte Rika hastig. Der Schattenhund gehorchte und mobiliserte einen flammenden Strahl, der sich seinen Weg durch die Pokémon bahnte. „Gut gemacht, Rika!“, lobte die Braunhaarige. Gemeinsam setzten sie ihren Rückzug aus der Ruine fort. Es dauerte nicht lange bis sie endlich Tageslicht erblicken konnten. Im Freien sanken sie erschöpft auf den Boden. Die Icognitos waren erfreut zu sehen, dass die Fremdlinge ihr Territorium wieder verlassen hatten. Kyouji blickte zu Rika herüber, die auf einem Felsen hockte. Sie hielt sich die Hand. „Rika, alles in Ordnung?“ Er griff nach ihren Händen, doch das Mädchen riss rasch die Finger weg. Die Schwarzhaarige schaute den Jungen düster an. Warum mischte er sich überall? Reichte es ihm nicht, dass sie sich umsonst Sorgen um ihn gemacht hatte in den Ruinen? „Rika! Was ist los?“, keifte der Junge. Rika erhob sich ruckartig. Ihre Gesichtszüge waren hart und eiskalt. „Komm mir nicht in die Quere, Kyouji! Du hast dich schon zu sehr in meine Angelegenheiten eingemischt. Falls du es doch wagen solltest, dann wirst du es bereuen!“ Kyouji war durch die Kälte von Rika und der Drohung sprachlos. Wie konnte Rika ihn nur so zurückstoßen? Warum? Auch Haruka und Shuu begriffen nicht den Grund Rikas derartiger Reaktion. Was war vorgefallen zwischen Rika und Kyouji? Sie würden es nie erfahren, was sich dort in der Ruine abgespielt hatte zwischen den Beiden… Zurück im Pokémon Center holten Rika und Kyouji ihre zurückgelassenen Pokémon ab. Sie schwörten sich auf Schwester Joys Standpauke, das sie niemals mehr so leichtsinnig handelten. Schließlich hatten sie sich in größte Gefahr begeben, obwohl sie wussten, welch Unheil dort auf sie wartete. An diesem Abend sprachen Rika und Kyouji nicht mehr miteinander. Sie gingen sich aus dem Weg oder schwiegen sich nur an. „Das wird schon wieder.“, versicherte Haruka dem Blonden. „Rika wird sich schon wieder zur Vernunft kommen.“ Der Angesprochene lächelte über Harukas Zuversicht, teilte aber diese nicht. Dazu kannte er sie zugut. Rikas Hass gegenüber ihren Bruder ließ sie völlig erkalten. Sie duldete selbst ihre engsten Freunde nicht mehr in ihrem Umkreis. So blind war sie vor ihren Rachegefühlen. Um auf andere Gedanken zu kommen, zupfte die kleine Feuerechse an Shuus Hosenbein. „Glu~! Glumanda Glu~manda!“ Der Grünhaarige blickte das Pokémon an. „Hm?“ Das verwaiste Pokémon spreizte die Klauen und wurde immer ungeduldiger. Warum die Menschen etwa so blöd? (XD) Kyoujis Lippen verzogen sich zu einem schmalen Lächeln. „Weißt du was, Shuu?“ Der Grünhaarige musterte den Blonden fragend. „Ich denke, Glumanda sieht dich als ebenbürtiger Gegner an. Es will mit dir kämpfen.“ Shuu starrte einige Momente die rote Echse an. Sie war wirklich in Topform; voller Selbstvertrauen und vor allem schenkte es wieder den Menschen seinen Glauben – zumindenstens ihm und den beiden Mädchen in seiner Begleitung. „Glumanda, ich nehme deine Herausforderung an!“ Die Feuerechse wetzte seine blanken Klauen an einem Felsen. Schließlich spreizte es die messerscharfen Waffen und blickte abwartend zu Shuu herüber. „Shuu, glaubst du, dass du gewinnst?“, fragte Haruka vorsichtig. Es war unklar, wie stark Glumanda war. Diese Tatsache verängstigte das Mädchen einwenig. Der Grünhaarige vergrößerte per Knopfdruck einen gewählten Pokéball. „Klar, was denkst du denn?“, erwiderte er grinsend. „Auf geht’s, Koknodon!“ Koknodon löste sich aus der Lichtenergie, die der Pokéball freisetzte. Entschlossen stampfte es auf den Boden und wirbelte Staub auf. Kaum war Shuus Pokémon bereit zum Kampf, griff auch schon Glumanda mit eisenharten Metallklauen an. „Kopfnuss!“ Der blaue Saurier reagierte flink und katapultierte sich in die Höhe. Gleich darauf ließ es Glumanda seinen harten Schädel spüren. Aber die Feuerechse war alles andere als schwach. Nein, sie gab nicht auf! Eine züngelnde Flamme umschmeichelte den Körper des Gestein Pokémon. Auch wenn ihm die Hitze nicht ernst verletzen konnte, so war es bewegungslos in dem Feuerwirbel gefangen. Glumanda nutzte die Chance für einen kraftvollen Schlag mit den Metallklauen und fügte Koknodon erhebliche Schmerzen zu. Die Feuerechse war seinem Sieg so zuversichtlich gegenüber, dass es beinahe schon übermütig wurde. Shuu blieb diese Tatsache nicht verborgen und machte sich Glumandas Leichtsinn zum Vorteil. „Koknodon, bleib wo du bist.“ Der Saurier willigte mit einem kurzen Nicken ein; es entspannte sich völlig um so ruhig wie möglich zu wirken, damit sich Glumanda sicher fühlte. Der Plan schien tatsächlich funktionieren; Glumanda begann abermals einen Angriff mit den Klauen und begab sich somit in Koknodons Nähe. Es unterschätzte die hohe Reaktionsfähigkeit des Pokémons, denn Koknodon konnte blitzschnell angreifen. „Zen-Kopfstoß!“ Das Pokémon attackierte Glumanda mit einem heftigen Stoß mit dem glühenden, harten Schädel. Die Feuerechse rutschte über den Boden, konnte aber noch weiterkämpfen. „Wir beenden es, Koknodon!“, sagte Shuu selbstsicher. „Kopfstoß!“ Glumanda war wie erstarrt. Es war noch nicht Mal in der Lage noch rechtzeitig auszuweichen. Im Angesicht dieser rücksichtslosen Attacke durchströmten Glumanda neuartige Gedanken. Nicht nur das Feuer Pokémon würde sich schwer verletzen, sondern auch der Angreifer würde unter den Folgen des Angriffes erheblich zu leiden haben. Wie konnte Shuu sein Pokémon solch einer Gefahr aussetzen? Vertraute Koknodon ihm so sehr? War er wahrhaftig ein guter Trainer, der seine Pokémon mit Hingabe und Liebe pflegte? Bei diesen Gedanken wurde Glumanda warm ums Herz. Wie sehr hatte sich das kleine Pokémon einen solchen Trainer gewünscht? Jetzt wurde sein sehnlichster Wunsch nach Geborgenheit erfüllt. Selbst den Schmerz des Kopfstoßes verspürte die Echse als weniger qualvoll und bitter. Mit verschleiertem Blick nahm Glumanda nur noch die schemenhaften Umrisse Shuus wahr, der sich besorgt über ihn beugte und es auf den Arm nahm. Glumanda fühlte sich zum ersten Mal in seinem leidvollen Leben gehütet. „Glu… Glu~manda?“ „Keine Sorge, ich werde dich nie im Stich lassen, Glumanda.“, flüsterte Shuu nur für die Feuerechse hörbar. Auf Glumandas Gesicht erschien wieder ein erfreutes Lächeln. „Du bist doch mein Pokémon.“ Für Haruka, Shuu und Rika war es an der Zeit am nächsten Morgen wieder zur nächsten Stadt aufzubrechen. Zuviel Zeit hatten sich bereits verloren durch den längeren Aufenthalt in Trostu und der Zwischenfällen, die sich ereignet hatten. Kyouji entschied sich jedoch noch an diesem Abend aufzubrechen, zusammen mit Arkani an seiner Seite. Haruka und Shuu vermuteten nur wage den Grund seines sofortartigen Aufbruchs – Rika. Er war verletzt darüber, dass sie nicht wollte, dass Kyouji sich in ihre Entscheidungen drängte. Für Rika war er ein Rivale; ob Kyouji ihr bester Freund war, scherte sich Rika nicht darum. „Pass auf dich auf, Kyouji. Und handle nicht wieder so überstürzt.“, tadelte ihn Shuus Freundin. Kyouji grinste. „Das war nicht meine Idee, Haruka!“, erwiderte er und bestieg Arkanis Rücken. Sein Blick suchte nach Rika, doch sie war nicht hier draußen um sich von ihm zu verabschieden. Enttäuscht drehte er sich wieder zu Haruka und Shuu. „Also dann, bis bald, Leute. Und Shuu? Pass auf gut auf Glumanda auf!“ Der Angesprochene lachte und gab den Blonden einen freundschaftlichen Klapps. „Adios Amigos! Wir sehen uns.“, rief dKyouji und hielt sich an dem Nackenfell des Feuerhundes fest. Haruka und Shuu traten von Arkani zurück. Blitzartig schoss Arkani jaulend los und entfernte sich rasch von dem Pärchen. Rika trat aus dem Schatten des Pokémon Centers hervor und blickte Kyouji einige Zeit nach. Hatte sie richtig gehandelt? Ging etwa ihr Stolz mit ihr durch? Kapitel 31: Er liebt mich, er liebt mich nicht?! ------------------------------------------------ Here it goes. Das nächste Kapitel ist da! Ich weiß nicht, ob der Titel so Recht passt. Macht euch einfach ne eigene Meinung dazu. ^^° Es war sehr schwarz das Kapitel zu schreiben. Tausende Wiederholungen, Kitsch und Gefühle sind vorhanden. XD 31. Kapitel Er liebt mich, er liebt mich nicht?! Satoshi hatte gegen Suzuna seinen vorletzten Orden der Shinou Liga erkämpft. Es war ein langer und anstrengender Kampf gewesen, den schließlich der Junge aus Alabastia für sich entscheiden konnte, trotz einer Niederlage, die er beim ersten Kampf gegen die Arenaleiterin erlitten hatte. Verdanken hatte er diesen Sieg seinen Pokémon, die in dem Rematch ihr Bestes gegeben hatte. Schließlich hegten auch sie den Traum ihres Trainers. Blizzach verließen Satoshi, Hikari und Takeshi schon vor einigen Tagen und mussten den langen Weg zurücklegen den sie auch gekommen waren. Vor ihnen lag der Kraterberg. Es dauerte zwei Tage bis sie diesen nach langem Herumirren verlassen hatten. Elyses war das nächstgelegene Dorf auf ihrem Weg. Auch wenn sich in der Siedlung keine Arena befand, war sie berühmt für eine alte Ausgrabungstätte von wertvollen Artefakten. Wissenschaftler waren stets daran diese Stätte zu erforschen, denn an ihrem Eingang waren alte Malereien von Dialga und Palkia. Den legendähren Pokémon von Shinou sagte man nach, dass sie an der Entstehung der Insel, die sich heute Shinou nannte, mitgewirkt habe. Doch in der Legende war auch von einem dritten Pokémon die Rede. Der Name war den Bewohnern unbekannt. Sie kannten noch nicht Mal dessen Gestalt. „Oh man, wie lange ist es noch?“, jammerte Satoshi, der dazu noch von Hungergefühlen geplagt wurde. Takeshi blätterte im Trainerguide umher. „Elyses ist bald zu sehen.“, meinte der Braunhaarige, der gerade völlig vertieft war. „Dort werden wir wohl Übernachten und am nächsten Tag direkt weiterziehen. Unser nächstes Ziel ist Sonnewik, eine Stadt in der Nähe des Hotels am Kühnheitsufer.“ Der Schwarzhaarige raufte sich die Haare. „Was? So weit?“, rief er entgeistert aus. Sie hatten schon einige Tage, gar Wochen gebraucht um das Blizzach zu kommen. Und jetzt? Jetzt mussten sie von Blizzach nach Sonnenwilk, das südöstlich von Shinou lag. Es war Satoshis letzte Hürde vor der Liga. So musste er diese Strecke zurücklegen, ob er wollte oder nicht. Hikari benötigte ebenfalls nur noch ein Band, was sie für das große Festival von Shinou qualifizierte. Freunde wurden plötzlich zu Rivalen. Und außerdem standrn ihr knochenharte Gegner bevor, wie Haruka und Shuu, die weitaus mehr Erfahrung hatten als sie selbst. Ob sie überhaupt eine Chance hatte? Und… Ob er bei ihr war um sie anzufeuern, ihr beizustehen in dieser schwierigen Zeit? „Hikari? Huhu?“, Satoshi stupste das Mädchen an, die schreckhaft aus den Gedanken gerissen wurde. „Nimmst du uns überhaupt noch wahr?“ Auch Pikachu, welches auf seiner Schulter saß, schaute das Mädchen besorgt an. „Pika?“ Die Blauhaarige starrte dem Jungen ungläubig ins Gesicht. „Was? Wa-Was soll schon los sein…?“ In ihren Gedanken war sie weit ab von der Realität, dass sie überhaupt nicht mehr ihre Umgebung wahrnahm. Immer konnte sie nur an eine Person denken, nur an ihn. Was er wohl gerade tat? Wo er wohl war? Was er wohl fühlte? „Du bist in den letzten Tagen dauernd irgendwie komisch… So angespannt.“, meinte der Schwarzhaarige. Hikari atmete tief durch und zwang sich das freundlichste Lächeln auf der Welt auf die Lippen. „Du irrst dich, Satoshi!“, stritt sie ab. „Mit mir ist alles in Ordnung.“ Die Blauhaarige stampfte davon und ließ ihre Gefährten weiter hinter sich. Takeshi steckte den Trainerguide in seine Jackentasche und zuckte ahnungslos mit den Schultern. „Wenn du mich fragst, ist da etwas nicht in Ordnung.“, meinte der ehemalige Arenaleiter. „Ich rieche es, wenn Frauen unglücklich sind und das ist sie.“ Satoshi blickte seiner Freundin einige Zeit besorgt nach. Seitdem er in Blizzach verloren hatte, benahm sich Hikari seltsam. Zu dieser Zeit war auch sein Rivale Shinji in der Stadt gewesen. Ob es vielleicht mit ihm zutun hatte? Hinter einem Hügel war endlich Elyses zusehen. Die Straßen und Gassen waren, obwohl das Dorf nicht sehr groß war, belebt. Da der Abend einkehrte, waren einige Menschen auf den Heimweg um den Abend mit ihrer Familie zu verbringen. Außer Geschrei von einer Kindermeute, die an Satoshi, Takshi und Hikari vorbeirannten, war es sonst in der Siedlung recht ruhig. Genauso wie Hikari. Sie kehrte wieder zu ihren allbekannten Gedanken zurück – zu ihn. Seitdem er in Blizzach weggegangen war, hatte sie nichts von ihm gehört. Kein Anruf, keine eMail, nichts! Ihr Herz wurde bei dieser Erinnerung schwer. Warum tat er es ihr nur an? War er etwa verletzt darüber, dass sie ihn abgestoßen hatte, was ihr vom Herzen Leid tat. Wie sollte sie sich bei Shinji bloß entschuldigen? „Wir sollten uns ein Nachtquartier suchen.“, ertönte Takeshis Stimme. Unwillkürlich kehrte Hikari aus ihrer eigenen Welt wieder zurück. Erst jetzt merkte, wie müde sie war. Ihre letzte Rast war am heutigen Morgen gewesen oder war ihre Pause schon etwa länger her? Sie konnte es sich wahrlich nicht mehr daran erinnern… Die Blauhaarige folgte ihren Freunden schweigsam zum Eingang des Pokémon Centers. Sie vermisste ihn und das Schlimmste war, sie konnte mit niemandem über ihre Gefühle reden. Nicht mit Takeshi. Nicht mit Satoshi. Sogar nicht mit ihrer Mutter. Mit niemandem. Das Mädchen fühlte sich im tiefsten Inneren ihres Herzens einsam; so einsam und verlassen, dass sie am liebsten geweint hätte. Hikari versuchte ihre trübsinnigen Gedanken wenigstens für einen Moment von sich abzuschieben. Das Trio betrat das Pokémon Center und Takeshi war mal wieder hin und weg als er Schwester Joy vor sich erblickte. Das Mädchen schmunzelte leicht. Typisch Takeshi! Bei ihm gab es keine feste Liebe; für ihn war jede Frau eine Schönheit. Ob es bei Shinji auch so war? „Wir sollten erstmal etwas Essen gehen.“, sagte die Blauhaarige, während sie sich mit den Fingern durch die Haaren fuhr. Satoshi grinste. „Immerhin hast du in diesem Moment aufgepasst!“, meinte dieser. Hikari zuckte achtlos die Schultern. Ihr war es so was von Schnuppe, das Satoshi sich über ihr Verhalten lustig machte. War er es denn nicht, der in Blizzach trübsellig war wegen Kasumi? Wenige Minuten später saßen Hikari und die beiden Jungen im Restaurant des Centers und genossen das gute Essen, was Schwester Joy und Chaneira ihnen zubereiteten. Der Schwarzhaarige verlor seine guten Tischmanieren beim Anblick des guten Essens. Kein Wunder, er war ja auch sehr hungrig gewesen. Hikari hatte nicht wirklich Apettit; sie musste immer wieder an Shinji denken. Egal wie sehr sie versuchte sich diesen Gedanken zu widersetzen. Ihre Gedanken kehrten immer wieder zu dem Jungen zurück. „Hikari, was ist los? Du isst ja kaum etwas!“, bemerkte Takeshi und schaute das Mädchen besorgt an. Sie verhielt sich seltsam in letzter Zeit. Sehr sogar. Sonst war die junge Koordinatorin sehr aufgeweckt, fröhlich und unterhaltsam. Aber jetzt? Die Angesprochene neigte ihren Kopf zu dem Braunhaarigen. „Tut mir Leid. Ich hab keinen Hunger.“, sagte Hikari tonlos und erhob sich. Sie musste hinaus! Hinaus an die frische Luft! Es kam ihr plötzlich so warm hier im Gebäude vor, dass sie beinahe erstickte. Der dichte Nebel lichtete sich allmählich. Ein junger Trainer konnte endlich den Blick auf das Dorf erhaschen. Seine violetten Haare wehten im seichten Abendwind. In Elyses gab es nichts Bedeutendes was ihn, Shinji, interessieren mochte. Doch es war notwendig um seinen letzten Orden für die Meisterschaft zu erringen. Eine andere Möglichkeit besaß er nicht. Seitdem er jedoch aus Blizzach abgereist war, fühlte sich Shinji schlecht. Ihm war inzwischen alles und jeden egal. Es kam ihm so vor als hätte er etwas Wichtiges verloren, oder gar vergessen. Waren es seine Gefühle? Oder etwa die Erinnerungen, die er an eine bestimmte Person hatte? Genau diese Person hatte es geschafft sein Herz zu öffnen; sie hatte ihn Dinge gelehrt, die er nicht für möglich gehalten hätte. Ihr Gesicht strahlte eine solch Wärme aus, die Shinji glatt das Herz erweichen ließ. Aber was tat Hikari? Sie stieß ihn von sich, enttäuschte ihn somit, obwohl er so nah dran gewesen war, ihr seine wahren Gefühle zu offenbaren. Unerwartet stieg eine unbändige Wut in ihn auf, dass er seine Faust gegen den nächsten Baum schmetterte. Er verzog das Gesicht als der stechende Schmerz durch die Hände zuckte. „Ele?“, kam es von seinem Pokémon Elektek neben ihm. Die Besorgnis seines Pokémons bekümmerte ihn nicht. Er ignorierte Elektek einfach. Was konnte es schon ausmachen? Es konnte nicht seinen Schmerz lindern! Achtlos ging er weiter. Abermals suchte ihm eine Welle des Zorns auf und ließ nochmals einen Baumstamm leiden. In diesem Moment trat eine Gestalt aus dem Schatten. „Hat der Baum dir etwas getan?“, kam es amüsierend von der Person, dessen Gesicht halb verdunkelt war. Der Angesprochene zuckte leicht zusammen, konnte aber seine finstere Fassade beibehalten. Shinji blickte ihr nur emotionslos entgegen. Wer wagte es ihn so zu überraschen? „Was geht dich das an?“, erwiderte der Violetthaarige kühl. Die Person trat ins fahle Licht einer Straßenlaterne, die bereits angesprungen war. Er hatte braune Haare, die zu einer stacheligen Frisur gestylt waren. Auf dem Gesicht war ein leichtes Grinsen zu erkennen. Der Unbekannte schien es nicht für nötig zu erhalten Shinji eine Antwort zu geben, was Shinji nur noch reizbarer machte. „Wer bist du?“, knurrte der Violetthaarige genervt. Konnte er nicht einmal in Ruhe gelassen werden?! „Das brauchst du nicht zu wissen.“, sagte sein Gegenüber. Mit diesen Worten wandte er sich ab. „Hey, warte verdammt noch mal!“ Doch der Unbekannte hob nur eine Hand, während seine Gestalt allmählich zwischen den Bäumen verschwand. Zurück blieb ein wütender Shinji. Er wandte sich schnell ab um in Richtung Elyses zu gehen. Shinji sehnte sich nach einer warmen, nächtlichen Unterkunft. Hikari saß an einem kleinen Teich. Ihr Kopf ruhte auf den Knien und starrte geistesabwesend auf die sanfte Oberfläche. Es wurde kühler, aber die Blauhaarige schien diese Tatsache im Geringsten zu spüren. Warum konnte sie nicht für einen Moment Shinji aus ihrem Kopf zu verbannen. Sie sollte sich langsam ernsthafte Gedanken über ihren letzten Wettbewerb machen. Noch nicht einmal kannte sie dessen Daten, wann und wo er stand fand. Wurde sie etwa nur vom Pech verfolgt in letzter Zeit? Nicht nur das sie nicht im Stande war so jemanden wie Team Rocket in die Flucht zu schlagen. Nein, ihre Pokémon schienen das zu tun, was ihnen gerade passte. Bekümmert seufzte sie schwer und schloss für einen kurzen Moment die Augen. Da spürte sie schon eine Hand auf ihrem Rücken und ließ sie heftig zusammen zucken. In zwei dunkle Augen blickte sie. Ein leichter Rotschimmer zierte ihr Gesicht. „Shi-Shigeru!“, kam es überrascht von ihr. „Wa-Was tust du hier?“ Der Braunhaarige lächelte. „Ich war in der Gegend…“, erwiderte dieser. „Ich bin auf Nachforscherungen meines Großvaters hier.“ Er bemerkte Hikaris Verlegenheit nicht. Gott sei Dank, dachte Hikari im Stillen. Klar, Hikari mochte Shigeru. Er war ein ausgezeichneter Pokémon Trainer und dazu noch der Enkel des berühmten Professor Eich… Man musste ihn einfach nur mögen! Stop! Was dachte sie da? Schließlich empfand sich nichts für ihn, sondern für Shinji! „A-Aso…“, brachte sie verwirrt hervor. Hikari konnte ihre eigenen Gefühle nicht wirklich deuten. „Du bist alleine. Wo sind die Anderen?“ „Im Pokémon Center. Ich brauchte etwas frische Luft.“, sagte Hikari leise. „Shigeru? Bist du das?“, ertönte eine Stimme hinter ihm. Ihr Gespräch wurde unterbrochen als Satoshi und Takeshi sich zu ihnen gesellte. Der Angesprochene drehte sich zu seinem einstigen Rivalen und dessen Freund um. „Hey Satoshi, hallo Takeshi.“, begrüßte der Braunhaarige. „Was machst du hier?“, fragte Takeshi. „Wir haben uns lange nicht mehr gesehen!“ Shigeru lächelte leicht. „Nun ja, das Gleiche hat mich Hikari auch gefragt.“, er blickte kurz zu ihr. „Großvater hat mich her geschickt. Ich soll mir die Ausgrabungsstätte näher ansehen. Bisher habe ich die Malereien an den Wänden analysiert und herausgefunden, dass sie so etwas wie ein Portal sind. Mehr weiß ich noch nichts darüber.“ Satoshi und Takeshi nickten nur. Es war schon Ewigkeiten her, dass sie etwas aus Alabastia, dem Heimatort von Satoshi, gehört hatten. Dort im Labor des berühmten Professor Eichs hatte der Schwarzhaarige sein erstes Pokémon Pikachu erhalten. Shigeru schaute wieder zu Hikari. Das Mädchen war irgendwie anders gewesen beim letzten Treffen. Um einiges fröhlicher und heiterer. „Shigeru?“, kam es von seinem schwarzhaarigen Freund. „Würdest du uns mit zur Stätte nehmen?“ Der Enkel des Professors nickte leicht. „Natürlich, aber es wird bald dunkel. Wir sollten ins Pokémon Center.“, erwiderte der Junge. Die beiden Jungen und auch letztendlich Hikari rafften sich auf um zum warmen Pokémon Center zurückzukehren. Die Luft kühlte allmählich ab und der Wind wurde zunehmend unangenehmer. Zurück im Center begrüßte Schwester Joy den jungen Forscher. „Hallo Shigeru! Na? Heute schon etwas Neues herausgefunden?“ Dieser schüttelte den Kopf. „Nein, aber dazu braucht man Zeit und Geduld.“ Schwester Joy lächelte. „Wie Recht du hast. Dasselbe gilt für die Pokémon Aufzucht, nicht wahr?“ Shigeru nickte. Er war schon sehr lange Pokémon Trainer. Vor Satoshi hatte der Junge seine Reise durch Kanto begonnen. Sein damaliges erstes Pokémon war Schiggy, was nun zu einem kraftvollen und mächtigen Turtok entwickelt war. Schon lange war Shigeru nicht mehr interessiert daran in Arenen anzutreten um das Privileg zu erhalten an der Meisterschaft der Shinou Liga teilzunehmen. Dazu entschieden hatte er sich damals als Shigeru im Halbfinale der Johto Silberkonferenz von Satoshi geschlagen wurde. Von da an widmete er sich der Lehre der Pokémon Wissenschaft um in die Fußstampfen seines Großvaters zu treten. Es war ein beschwerlicher Weg gewesen dorthin zu kommen, was Shigeru nun erreicht hatte. Satoshi gähnte herzhaft. Er war müde. Nicht nur von seinem großen Hunger den er gezeigt hatte, sondern auch der langen Reise. „Shigeru, wir sehen uns morgen, nicht wahr?“ Der Angesprochene nickte. „Natürlich. Ruht euch gut aus.“, erwiderte er. Zu seiner Verwunderung blieb Hikari dort wo sie war. Ihre Gedanken waren wieder völlig durcheinander. „Hikari? Kommst du mit?“, fragte Takeshi. Das Mädchen schüttelte schweigend den Kopf. Daraufhin ließen ihre beiden Begleiter das Mädchen und Shigeru alleine. „Hälst du es für eine gute Idee, Hikari?“, kam es von Shigeru. Hikari schluckte schwer und versuchte seinem Blick standzuhalten. Am Ende wich sie seinem wissenden Blick direkt wieder aus. Die Blauhaarige wusste wahrlich nicht, was sie fühlte. Mochte sie Shigeru oder waren ihre unterdrückten Gefühle zu Shinji doch um einiges stärker? „Sei vernünftig, Hikari. Du siehst sehr erschöpft aus.“, redete der Braunhaarige ihr ins Gewissen. Hikari blickte Shigeru einige Zeit still an. „O-Okay.“, sagte sie leise. Shigeru lächelte und streckte die Hand nach ihr aus. „Na komm.“ Hikari blickte zuerst seine dargebotene Hand an, dann wieder Shigeru. Ein leichter Rotschimmer zierte ihre Wangen, worauf der Junge nur leicht lächelte. Schließlich griff Hikari nach seiner Hand und wurde unglücklicherweise mit einem Ruck in Richtung seiner Arme gezogen. Hikari schluckte. Warum fühlte es sich so an als würde sie etwas Falsches tun? Was verbot ihr leichte Gefühle für Shigeru zu haben? Oder eher gesagt, wer?! Genau in diesem Augenblick kam Shinji zur Tür des Pokémon Centers herein. Hikari und Shigeru waren kaum zu übersehen, dass der Violetthaarige sie sofort in die Augen fasste. Ein leichter Stich zog sich durch sein Körper als er Hikari, seine Hikari, in den Armen eines Anderen sah. Und die Saat der Eifersucht begann langsam zu keimen… Schließlich verschwanden Shigeru und Hikari aus seinem Sichtfeld und er beschloss ihnen heimlich hinterher zu spionieren. Er hörte nur noch wie Hikari ihm nur noch „Gute Nacht“ wünschte, bevor die Tür hinter ihr zu fiel. Shigeru grinste. Irrte er sich oder war Hikari irgendwie… komisch zu ihm? Er strich sich kurz durch die Haare, bevor der Junge wieder zurückging. Shinjis Anwesenheit blieb ihm jedoch verborgen. Der Junge ballte seine Faust zusammen. Shigeru war der Unbekannte, den er vorher getroffen hatte… Und war er etwa der Grund, das Hikari ihn abgelehnt hatte? Falsche Gedanken nahmen in seinem Kopf Einzug und ließen ihn wieder zu seiner üblichen kalten Fassade zurückkehren. Eifersucht?! Tse! Das er nicht lachte! Nie würde er solche unsinnigen Gefühle zeigen. Hikari bedeutete ihm nichts. Kein bisschen! Dieses Weib hatte ihn schon einmal enttäuscht. Am nächsten Morgen ging es Hikari schon um einiges besser. Zwar hatte sie in der Nacht kaum ein Auge zu gemacht, weil ihre Gedanken sie abermals beschäftigt. Dafür hatte das Mädchen nun endlich eine Entscheidung getroffen. Eine Entscheidung, die von größter Wichtigkeit war! Vor dem Pokémon Center trafen sie schließlich Shigeru, der auf sie zuging. Er hob grüßend die Hand. „Guten Morgen.“, sagte er. „Morgen.“, erwiderten Takeshi, Satoshi und Hikari. Der Blick des Braunhaarigen fiel auf Hikari, die in fröhlich anlächelte. Lag es an ihm oder überspielte sie ihre traurige Fassade? „Folgt mir. Ich zeige euch meinen Arbeitsplatz.“, meinte er. Der weiße Kittel war unverkennbar. Ein typisches Merkmal, das er im Dienst war. Folgsam gingen Hikari und die Jungen Shigeru. Sie stiegen eine Treppe hinab ins Innere des Dorfes. Es war kaum zu übersehen, dass die Ausgrabungsstätte, sein Arbeitsplatz, zentral im Dorf lag. Zwar hatte er reichlich Zuschauer, besonders Kinder, die seine Arbeit begleiteten. Er duldete es, konnte sich glücklicherweise aber noch in Ruhe im Pokémon Center zurückziehen um dort über dem Schreibtisch zu grübeln. Shigeru erzählte dem Trio über die Ergebnisse seiner Forschungen. Er berichtete ihnen über die besagten Legenden und Myten Shinous und über die bekanntesten legendären Pokémon der Region, Dialga und Palkia. Der junge Forscher bestätigte die Aussage, die in den Legenden erzählten wurde, dass es noch ein drittes Pokémon die Macht über Shinou hat. Ein weitaus mächtigstes Pokémon, das das Universum erschaffen hat und über Leben und Tod entschied. Ein Gott. Ein allmächtiger Gott, der über die Region Shinous herrschte, aber nie seine Gestalt offenbarte. Noch kein Mensch hatte sein Anlitz erblickt… Als sie schließlich die Ausgrabungsstätte verließen, gingen sie auf eine Wiese und ließen sich dort nieder. Die Sonne war zwar von einigen Wolken verdeckt, aber es war kein Regen angesagt. Die Jugendlichen schwiegen eine ganze Weile bis der Forscher die Blauhaarige anblickte. „Hikari?“, kam es unerwartet von Shigeru, der neben ihr saß. „Du nimmst doch am großen Festival teil, habe ich Recht?“ Das Mädchen bejahte die Frage mit einem verwirrten Blick. „Ja, wieso?“ Anscheinend interessierte sich Shigeru für ihre Fortschritte?! Doch Hikari fand diese Tatsache sehr fraglich… Shigeru sah sie von der Seite an. „Wie viele Bänder hast du bereits?“, wollte der Junge wissen. „Mit fehlt noch eins, damit ich teilnehmen darf.“, antwortete sie ihm. Der Braunhaarige blieb stehen. „Ich habe gehört, dass am See der Kühnheit in ein paar Wochen ein Wettbewerb stattfinden soll. Wieso nimmst du nicht an dem teil?“ Satoshi und Takeshi verfolgten das Gespräch still. „I-Ich weiß nicht.“, sagte sie. „Meine Pokémon und ich sind in letzter Zeit nicht mehr so gut in Form.“ Shigeru lachte. „Das kann man ändern, Hikari!“ Das Mädchen sah ihn ungläubig an. War das etwa eine Art Herausforderung? „Du willst… Du willst… kämpfen? Gegen mich?!“, stotterte geschockt. Shigeru nickte abermals. „Warum nicht?“ Der Junge erhob sich, ließ dabei Hikari nicht aus den Augen. Takeshi und Satoshi schwiegen. Sie wussten nicht so Recht, ob Hikari wirklich eine Chance gegen ihn hatte. „Warum wartest du noch?“, fragte Shigeru, der inzwischen einen Pokéball in der Hand hatte. Hikari wusste nicht, ob sie die Herausforderung Shigerus annehmen sollte. Aber hatte sie eine Wahl?! Sie konnte nicht mehr ablehnen, so musste sie kämpfen! Die Blauhaarige atmete tief durch, bevor sie einen Pokéball hervor zog. „Pliprin! Scheinwerfer!“ Aus dem geworfenen Pokéball sprang ein blau gefiederter Pinguin. Seine Federn glänzten im Sonnenlicht. Ein Zeichen, das es gut gepflegt wurde. „Ein tolles Pliprin hast du.“, lobte der Braunhaarige. „Aber jetzt komm ich! Turtok!“ Turtok… Shigerus bestes Pokémon. Hatte sie überhaupt einen Hauch einer Chance?! Das Wasser Pokémon ängstigte Hikari einwenig. Aber es war ein Kampf! Sie musste Ruhe bewahren! „Turtok, Hydropumpe!“, befahl Shigeru ohne Rücksicht, das Hikari auf diesen Angriff nicht vorbereitet war. Schon zielte das mächtige Panzer Pokémon mit seinen Hydrokanonen auf Pliprin. Zwei starke Wassersträhle trafen den Pinguin und drückten ihn gegen einen Baum, der durch den Wasserdruck zersplitterte. „Pliprin!“, schrie Hikari. Das Pokémon kam wieder schwerfällig auf die Beine. „Jetzt schlagen wir zurück! Pliprin, Blubbstrahl!“ Doch anstatt es Blubbstrahl benutzte, rannte der Pinguin auf Turtok zu und setzte Schnabel ein! „Pliprin! Nein!“ Shigeru wunderte sich, dass Hikaris Pokémon nicht mehr auf die Befehle seiner Trainerin gehorchen wollte. Darauf Rücksicht nahm er jedoch nicht. „Turbodreher!“ Bllitzschnell verzog sich Turtok in seinen Panzer und begann wild zu rotieren, wodurch Pliprin am Panzer abprallte. „Und jetzt Biss!“ Pliprin schrie schmerzvoll auf als Shigerus Pokémon sich in der Schulter des Pokémons verbiss und nicht mehr los zu lassen schien. „Pliprin! Wehr dich! Du musst da raus!“ Hikaris Verzweiflung war ihr deutlich ins Gesicht geschrieben. Ihre starke Entschlossenheit schmolz dahin, wie ein Eis in der Sonne. Was sollte sie nun tun?! Sie fühlte sich hilflos, genau wie damals als sie verletzt im Kraterberg war. Doch da hatte Shinji sie gerettet… Wo war er nur, wenn sie ihn brauchte?! „Pliprin! Bitte, tu was ich dir sage. Ich flehe dich an!“, bat sie ihr Pokémon, welches Hikaris aufgewühlte Gefühle spürte. Wütend über seine Schwäche befreite sich Pliprin mit Metallklaue aus Turtoks festem Biss. Pliprins neue Attacke, Metallklaue, hatte auf Turtoks Kopf einen blutigen Kratzer hinterlassen. „Pli! Pliprin-Pli!“, rief das Wasser Pokémon und schöpfte neue Energie. Hikari freute über Pliprins mentaler Rückkehr. Sie war nun auch wieder voll einsatzbereit! „Pliprin! Whirpool!“ Das Pokémon leuchtete und erschuf einen Wasserwirbel, der Turtok bewegungsunfähig machte, aber die Attacke machte einem Wasser Pokémon, wie ihm, nichts aus. Shinji gesellte sich zu den Jugendlichen mit einigen Metern Abstand und lehnte sich gegen einen Baum. Er wurde von den Trainern nicht bemerkt. So konnte er in Ruhe Hikaris Kamof verfolgen. Shigeru lächelte. „Schön, dass ihr wieder bereit seid.“, meinte der Junge. „Hydropumpe!!“ Turtok befreite sich aus dem Whirpool und richtete nun seine Kanonen auf Pliprin. Es konnte der Attacke nicht mehr entkommen. So wurde es von dem Wasserdruck weggefegt. „Pliprin!!“, rief Hikari, rannte auf ihr Pokémon zu um es aufzufangen, wurde aber nun auch die Blauhaarige gegen einen Baum geschleudert. Dafür war ihr Pokémon unbeschadet… Shigeru rannte auf Hikari zu. „Hikari! Ist dir etwas passiert?!“, fragte der Braunhaarige besorgt. Hikari hob ihren Kopf und lächelte. „Es… es ist schon okay… Glaub mir.“ Die ehrliche Antwort ließ Shigeru aufatmen. Zwar hätte Hikari eine Menge passieren können, aber er war letztendlich froh, dass sie ihre Rettungsaktion überstanden hatte. Er streckte ihr die Hand entgegen, die Hikari dankend annahm. Einen Moment blickte Shigeru dem Mädchen in die Augen, worauf Hikari den Boden zu Boden neigte. Shinji konnte das vertraute Zusammensein nicht mehr ertragen. Seine Eifersucht gewann Überhand. Schweigsam ging er auf die Gruppe zu. Satoshi richtete seinen Blick auf den Violetthaarigen. „Shinji!“, rief er überrascht, bekam jedoch keine Aufmerksamkeit von ihm. Für ihn war Satoshi nur ein blinder Nichtsnutz… Sein kühler Blick fixierte Shigeru. Er nahm Hikari kaum war, die neben ihm stand… Der Anblick Shinjis ließ Hikaris Herz rasen. Er war hier… Sie war froh ihn zu sehen, aber er war komisch… Sein Blick war kalt und ohne Emotionen. Ganz anders als sie ihn in Blizzach erlebt hatte. „Wer bist du?!“, knurrte Shinji. Shigeru ließ sich von der Kühlheit nicht beeindrucken. „Moment… Habe ich dich nicht gestern Abend schon getroffen? Du bist…?“ Shinji schien ihn nicht zu beachten. "Hey, wenn du den Mut dazu hast, wie wäre es wenn du mir mal deine Pokemon zeigst, anstatt irgendwelche Reden zu schwingen.", seine Mimik strahlte pure Kälte aus, die nicht daraufhinwies das es ein freundschaftliches Match werden würde. Shigerus Mimik schien sich nicht zu regen. Er war eher überrascht… Ehe er jedoch antworten konnte, stellte sich Hikari vor Shinji und breitete ihre Arme aus. „Shinji! Hör auf! Man kann doch über alles reden!“, bat das Mädchen ihn. Ohne darauf zu achten, dass Satoshi und Takeshi die Wahrheit erfuhren über den Grund ihres abwesenden Verhaltens in letzter Zeit. Der Junge neigte seine Augen auf das Mädchen, das der Grund dieses Kampfes war. Was sollte er nun tun? Würde er trotzdem kämpfen, würde sie ihn sehr wahrscheinlich dafür hassen und wenn er seine Herausforderung zurückzog? „Bitte Shinji! Kämpf nicht!“, sagte das Mädchen ohne ihre Augen von ihm abzuwenden. Shinji schloss kurz die Augen und sah Hikari erneut entgegen. „Warum sollte ich es tun?“, wollte er wissen. „Warum sollte ich auf dich hören?“ Hikari schreckte über die Kälte in seiner Stimme furchtsam zurück. Der Junge verängstigte sie mehr als zuvor. „I-Ich weiß nicht.“, stammelte das Mädchen. Shinji lachte leise. „Deine Meinung würde mich sowieso nicht interessieren.“ Er wandte sich ab um zu gehen, ohne den Anspruch auf den Kampf zu erheben. Hikari schaute ihn ungläubig an. In ihren Augenwinkeln sammelten sich Tränen, Tränen der Wut und der Trauer. Was hatte er gesagt?! Hikari liebte Shinji doch, aber sie war sich nicht mehr sicher, ob er etwas für sie empfand. Plötzlich brachen all die aufgestauten und zurückgestellten Gefühle aus ihr heraus. Sie sackte in sich zusammen und ihre Fingernägel vergruben sich in der weichen Erde. „SHINJI!!! DU VOLLIDIOT!“ Kapitel 32: Frizelbliz und Voltenso ----------------------------------- Mir gefällt der Titel nicht so Recht. Aber mir ist kein besserer eingefallen. Gomen Nasai. qq 32. Kapitel Frizelbliz und Voltenso „Bis nach Schleiede ist es noch weit.“, gab Rika bekannt, die vor Haruka und Shuu ging. Sie war voller Energie. Bald war es soweit! Ihr dritter Orden rückte ihn greifbarer Nähe. So näherte sie sich auch ihrem Traum. Ihren Traum an der Shinou Liga teilzunehmen und schließlich ihrem Bruder zeigen, was in ihr steckte! Wie sehr sich das Mädchen auf diesen Augenblick freute. Haruka und Shuu waren erschöpft. Sie hetzten ständig hinter der Schwarzhaarigen her, die nun nichts anderes mehr im Kopf hatte als die nächste Arena. Unbedingt brauchten ihre Begleiter eine Verschnaufspause und wenn es so weiter ging, würden Rikas Kräfte kurz vor ihrem Ziel ausgehen. „He Rika, können wir auch mal eine Pause einlegen?“, rief der Grünhaarige ihr hinterher, die sich daraufhin zu ihm wandte. „Wieso?“, erwiderte sie. „Wieso?“, kam es verärgert von Haruka. „Wir sind müde, haben Hunger und ehe wir in Schleiede angekommen sind, bist du erschöpft!“ Die Schwarzhaarige seufzte. Sie wollte sich keine Pause gönnen, aber schließlich musste sie auf den Wunsch ihrer Freunde eingehen. Auf einer Lichtung, umrandet von hohem Gras, machte das Trio schließlich Rast. Haruka versuchte ein kleines Mittagessen vorzubereiten. Sie hatte viel über das Kochen von Takeshi gelernt und machte sich daran ihre erlernten Kochfähigkeiten anzuwenden. Auch wenn es ihr erster Versuch war für ihre Freunde zu kochen, gelang dieses Experiment sogar Recht gut. Rika und Shuu aßen zufrieden ohne an ihrer zubereiteten Suppe herum zu meckern. Darüber hinaus machten Haruka, Rika und Shuu noch länger Pause als geplant. Das braunhaarige Mädchen nahm ihr Pokémon Ei aus der Kuppel und kümmerte sich liebevoll um ihr blaues Ei, welches bald schlüpfen sollte. Shuu sah seiner Freundin schweigend bei der Pflege des Eies zu. Er hatte noch nie ein Ei gehabt und war sich der Verantwortung, die man dann besaß, nicht vertraut. Haruka besaß schon einmal ein Ei und hatte von Takeshi gelernt, wie man Eier pflegte. Dieses Wissen war für einen angehenden Pokémon Züchter, wie Takeshi, sehr wichtig. Anstatt tatenlos herum zu sitzen, erhob sich Rika schließlich und entfernte sich etwas von ihnen. Haruka und Shuu sahen auf und folgten mit ihren Blicken der Schwarzhaarigen, die nun zwei Pokébälle zwischen den Fingern hatte. „Nidoran, Frizelbliz, komm raus.“ Zum Vorschein kam Rikas grüne Elektrohündin Frizelbliz und Nidoran heraus. „Nido?“ Das Gift Pokémon gähnte herzhaft. Es hatte so schön geschlafen, warum weckte Rika sie jetzt bloß? Dagegen sah Frizelbliz ihre Trainerin neugierig an. Was hatte sie vor? Nach Rikas Gesichtsausdruck hieß es nichts Gutes… „Ihr braucht mal etwas Training.“ Dabei fiel ihr strenger Blick auf Frizelbliz, was leicht zurück schreckte. Es war ein sehr schüchternes Pokémon, was das Kämpfen nicht gerade sehr mochte und sich dadurch nie so wirklich anstrengte. Rika versuchte immer wieder in ihr den Kampfgeist und die Begeisterung für Kämpfe zu wecken – bisher ohne Erfolg. Doch sie gab das Frizelbliz nicht auf. Es brauchte nur etwas Training und einen Anreiz um stärker zu werden. „Frizelbliz, mit dir fange ich an.“, sagte sie kühl und achtete darauf nicht, dass Frizelbliz eingeschüchtert wirkte. „Reiß dich diesmal zusammen.“ Das Elektro Pokémon ließ den Kopf sinken. Es wollte Rika kein Klotz am Bein sein, geschweige denn ihr Sorgen zu bereiten. Doch es hatte Angst. Angst vor dem Kampf. Einfach nur Angst. „Funkensprung gegen den Baum, los!“, befahl die Schwarzhaarige. Aber Frizelbliz rührte sich nicht. Es zitterte am ganzen Körper. „Na mach schon, Frizelbliz oder soll ich dir Beine machen?“ Rika sah es notwendig in diesem Moment Frizelbliz so streng und kalt zu behandeln. Sonst bevorzugte das Mädchen eine andere Art der Kommunikation mit ihrem Pokémon. Diese Botschaft verstand Frizelbliz wenigstens und so setzte es Funkensprung gegen den Baum ein, prallte jedoch zurück. „Du musst da mehr Power reinstecken, Frizelbliz! Deine Gegner sind nicht aus Zucker, das sie ohne weiteres nachgeben!“ Die Elektrohündin gehorchte und setzte abermals Funkensprung gegen den Baum ein. Diesmal weniger beherzt und fügte dem Baum bereits eine Kerbe zu. „Gut gemacht. Und jetzt Ruckzuckhieb!“ Frizelbliz’ Ruckzuckhieb ließ ein Knirschen durch den Baum fahren. Gott sei Dank war dieser Baum nicht von Bibor bewohnt, so blieben jegliche Angriffe von verärgerten Pokémon aus. „Funkensprung!“ Frizelbliz sprang in die Luft und wurde von statischer Energie umflossen. Der Baum bekam schließlich einen breiten Riss im Stamm, sodass dieser halb abknickte. Die Elektrohündin war völlig außer Atem. „Gut. Aber noch nicht gut genug.“, meinte Rika. „Ruh dich jetzt aus.“ Somit wendete sie sich nun Nidoran zu. „Da ich deine Stärken und Schwächen noch nicht kenne, wirst du jetzt gegen Hundemon antreten.“ Mit diesen Worten befreite sie wohl ihr stärkstes Pokémon aus dem Pokéball. Der Schattehund Hundemon stellte sich nun Nidoran entgegen, welches nicht eingeschüchtert war. „Fangt an.“, sagte Rika und setzte sich auf einen Felsen um ihre beiden Pokémon zu beobachten. Hundemon blieb dort wo es stand und machte keine Anstalten anzugreifen. Nidoran attackierte darauf wild entschlossen mit ihren Krallen. Mit Kratzfurie heizte es Hundemon ganz schön ein. Doch der Schattenhund schien davon ziemlich unbeeindruckt zu sein. Es hob eine Pfote und schlug Nidoran leichtfertig weg. Dann schleuderte es einen Spukball hinterher, welchen Nidoran nur knapp entgegen konnte. Anschließend rannte es nochmals auf Hundemon zu, sprang vom Boden ab und erzielte zwei starke Fußtritte. Knurrend richtete sich der Schattenhund wieder auf und entfachte seine Feuerkraft, was dem blauen Nidoran den Rest gab. Rika erhob sich nach diesem kurzen Kampf. Nidorans Training würde auch noch länger dauern als sie erwartet hatte. Eine sonderliche gute Abwehr gegen spezielle Attacken, wie Flammenwurf, besaß Nidoran anscheinend nicht. Diese Tatsache erschwerte für Rika nur die richtigen Methoden zum Training zu finden. Doch nun wandte sie sich wieder Frizelbliz zu, welches sich einiermaßen erholt hatte. Shuu und Haruka verfolgten schweigsam ihr Trainig. Rika bereitete sich wohl auf ihren dritten Orden vor, der nicht gerade einfach wurde, denn die Arenaleiterin von Schleiede war eine erfahrene Karatemeisterin und setzte ausgehend nur Kampf Pokémon ein. Da musste Rika ebenso starke Pokémon einsetzen, die den schnellen Angriffen von Kampf Pokémon gewachsen waren. „Frizelbliz, die vorherigen Übungen waren nur zum Aufwärmen. Jetzt kommen wir zum harten Teil des Trainings.“ Die Elektrohündin sah sie etwas ängstlich an. Es war misstrauisch, was ihre Trainerin nun vorhatte. Ungern wollte Frizelbliz sie enttäuschen. Die Schwarzhaarige suchte nach einem geeigneten Objekt, das zum Trainieren dienen konnte. Ihr Blick fiel auf einen großen, runden Stein, der ungefähr zweimal größer war als Frizelbliz selbst. „Ruckzuckhieb gegen den Felsen.“ Frizelbliz schreckte im ersten Moment durch die Größe des Brockens zurück, gehorchte aber Rika schließlich belanglos. Beim Aufprall spürte es, wie der Fels einen Gegendruck ausübte und Frizelbliz zurückstieß. Hart knallte es mit dem Rücken auf den Boden auf, erhob sich aber direkt wieder und schüttelte sich. „Was soll das, Frizelbliz? Ruckzuckhieb ist eine Attacke, du musst sie kraftvoller einsetzen!“ Eingeschüchtert durch die Härte in Rikas Stimme, duckte es sich, führte dann aber den Befehl zum zweiten Mal aus. Auch dieser Versuch schlug fehl und ließ die Elektrohündin gegen einen Baum prallen. Je mehr Versuche es machte, desto länger konnte es dem Druck des Felsens widerstehen. Aber der Versuch den Felsen in seine Einzelteile zu zerschmettern, gelang nicht. Rika seuftre, „Es hat keinen Sinn weiterzumachen. Wir versuchen etwas anderes.“ Frizelbliz entspannte ihren schmächtigen Körper, der einige Kratzer und andere Blessuren aufwies. „Gegen das gleiche Ziel Funkensprung einsetzen.“ Frizelbliz nickte gehorsam und rammte den Felsen, umhüllt von Elektrizität. Dieses Mal konnte die Elektrohündin den Gegendruck standhalten, verlor aber den Halt unter den Pfoten, sodass es letztlich abprallte. Rika ging zu ihrem erschöpften Pokémon. Frizelbliz ließ den Kopf hängen. Hatte es Rika jetzt enttäuscht? Warum konnte sie nicht einfach ihre Angst besiegen um stärker werden?! „Lass den Kopf nicht hängen.“, sagte Rika leise und streichelte über den Körper des Pokémons. Sie zwar nicht zufrieden mit dem Training, geschweige denn Frizelbliz’ nicht vorhandene Fortschritte, aber ändern konnte sie es nicht. Ihr Pokémon war viel zu erschöpft um weiterzumachen. Die Schwarzhaarige holte eine rötliche Flasche aus ihrem Beutel, öffnete dessen Verschluss und sprühte den kühlenden Inhalt auf Frizelbliz’ Wunden. „Halt doch still.“, raunte sie ihrem Pokémon zu. „Dann geht’s dir besser.“ Frizelbliz blickte ihre Trainerin in die Augen. War sie nicht enttäuscht? Unerwartet ertönte hinter Rika und ihrem Pokémon ein verächtliches Lachen. „Was für ein schwächliches Pokémon!“ Rika wirbelte erzürnt herum. Wer wagte es Frizelbliz schlecht zu machen?! Vor ihr stand ein Junge mit dunkelbraunem Haar, gekleidet in einer orangefarbenen Jacke. Neben ihm stand ein gelb-blaues Pokémon. Ein Voltenso, Frizelbliz’ Weiterentwicklung. „Vol-Voltenso so!“, knurrte das Pokémon, was Frizelbliz offensichtlich wütend machte. „Dein schwäches Frizelbliz würde nie gegen mein Voltenso eine Chance haben!“ Angelockt von dem Auftauchen des Jungens gesellten sich Haruka und Shuu zu ihnen. Rikas Blick fiel auf Frizelbliz, das sich aufgerappelt hatte und nun aufgebracht Voltenso anstarrte. Das Mädchen fixierte wieder den Jungen. „Ach ja? Willst du es wirklich wissen?“ Der Junge lachte nur. „Mein Name ist Sho! Merk ihn dir gut bei deiner Niederlage!“ Haruka und Shuu schauten ihre Freundin ungläubig an. Frizelbliz war viel zu müde um einen Kampf zu bestreiten, geschweige denn ihn zu gewinnen! Frizelbliz gegen Voltenso. Welches war wohl stärker? Für Rika stand fest, dass sie nicht verlieren durfte gegen einen solchen Schnösel! Doch sie bezweifelte, dass Frizelbliz genügend Kraft schöpfen konnte um gegen ein Voltenso zu kämpfen. „Tse, fang an!“, meinte Sho schulterzuckend. Rika ärgerte sich über das Verhalten des Jungen. „Funkensprung!“ Frizelbliz knurrte leise und rannte schließlich auf Voltenso los. Mit großer Kraft rammte es Voltenso, doch dieses spürte von dem Angriff gar nichts. Rika biss sich auf die Unterlippe. Sho grinste nur. „Ladungsstoß!“ Voltenso schlug mit einer weitaus kraftvolleren Attacke als Frizelbliz’ Funkensprung. Die Elektrohündin schlug gegen einen Baum und kam nur schwer wieder auf die Beine. ‚Verdammt. Frizelbliz is noch zu erschöpft.’, schoss es durch Rikas Kopf. Sho wartete nicht darauf, dass Rika einen neuen Befehl gab. „Jetzt Eisenschweif!“ Der ausgewachsene Elektrohund sprang in die Höhe und griff mit seinem eisenharten Schweif an. Frizelbliz spürte, wie ein stechender Schmerz durch den Körper floss. Aber es wollte keinesfalls aufgeben! „Ruckzuckhieb, Frizelbliz!“ Das Pokémon verstand und raste mit großer Geschwindigkeit auf seine Weiterentwicklung zu. Voltenso konnte den Stoß so gu abfedern, dass es die Attacke kaum spürte. Frizelbliz schlug auf den Boden auf und konnte sich durch den vorherigen Schlag mit Eisenschweif nicht bewegen. „Was für ein Trauerspiel…“, sagte Sho höhnisch. „Beenden wir es!“ Voltenso knurrte verächtlich und schlug seine Vorderpfoten auf Frizelbliz’ Brust. Es jaulte schmerzvoll auf. „Hitzekoller!“ Im Maul des Elektrohundes formte sich ein Feuerball zu bilden, der schier keine Grenzen kannten. Die Flammen loderten in sanften Orangetönen. Rika war unfähig sich zu bewegen, genauso wenig wie einen weiteren Befehl zu geben. „Rika! Frizelbliz muss da weg!“, schrie Shuu im Hintergrund. Der Ruf des Freundes riss Rika wieder in die Realität zurück. Doch es war bereits zu spät. Der segende Hitzekoller traf Frizelbliz aus nächster Nähe und verbrannte sogar die Erde. „Friz… el… bliz…“ Es starrte auf Voltenso. Wut auf sich selbst erfüllte die Elektrohündin, ehe sie das Bewusstsein verlor. „Frizelbliz!“, schrie das Mädchen und rannte auf ihr Pokémon zu. Es spürte nicht mehr, wie Rika es auf den Arm nahm und es an sich drückte. Das Fell des Pokémons war an einigen Stellen schwarz und völlig verbrannt. Zornig blickte Rika auf Sho, der geächtet über sie und ihr Pokémon lustig machte. Der Junge ging einfach fort. Haruka und Shuu standen über dem Mädchen, die Frizelbliz an sich drückte. „Ich schwöre dir… Er wird es büßen…“ Ein kleines Pokémon Center befand sich auf Route 210. Schwester Joy kümmerte sich sofort um das schwerverletzte Frizelbliz. Es wurde ins Behandlungszimmer transportiert. Rika konnte nur wehrlos zu sehen, wie Schwester Joy Frizelbliz’ Wunden versorgte. Plötzlich verschlechterte sich Frizelbliz’ Zustand schlagartig. Die Werte sanken unter dem befindlichen Wert. Frizelbliz schwebte in akuter Lebensgefahr. Rika fühlte sich schrecklich hilflos als Schwester Joy um Frizelbliz’ Leben kämpfte. Mithilfe von Elektroschocks versuchte die Krankenschwester die Elektrohündin wiederzubeleben. Rikas Trauer schwang plötzlich in große Hoffnungslosigkeit um, die sie beinahe verzweifeln ließ. Leichte Tränen sammelten sich in ihren Augenwinkeln. Sie krampfte ihre Hände zusammen. „Du darfst nicht sterben! Frizelbliz!“ Wie ein Wunder stieg Frizelbliz’ Herzsequenz wieder. Der Zustand stabilisierte sich zunehmend. Rika lächelte und spürte auch die Erleichterung von Haruka und Shuu. „Schwester Joy? Wie geht es Frizelbliz?“ Die Krankenschwester wandte sich zu Rika. „Es ist auf dem Weg zur Besserung. Es hatte wirklich viel Glück gehabt.“ Rika war erfüllt von Wut auf sich selbst und auf diesen Trainer. Er hatte in Kauf genommen, dass er Frizebliz lebensgefährlich verletzt. Warum waren die Menschen nur so grausam?! „Darf ich zu ihm?“, fragte das Mädchen. Nickend gab Schwester Joy ihr Einverständnis. „Es darf sich noch nicht aufregen. Achte bitte darauf.“ Rika willigte mit einem kurzen Nicken ein und betrat den Raum, in dem Frizelbliz lag, gefolgt von Haruka und Shuu, die sich im Hintergrund hielten. Die Elektrohündin blickte geschwächt auf, freute sich dennoch Rika zu sehen. Das Mädchen setzte sich an das Krankenbett. Sie suchte die richtig gewählten Worte um Frizelbliz munterer zu stimmen. „Es war ganz schön knapp, nicht wahr?“, ihre Stimme zitterte leicht. Dem Mädchen ist erst jetzt wirklich bewusst geworden, dass das Leben ihres Pokémons am seidenen Faden gehangen hatte. Es war noch gerade glimpflich ausgegangen. Außer den Verbrennungen, die es erlitten hatte und noch regelmäßig versorgt werden mussten, war Frizelbliz’ Zustand stabil und zufrieden stellend. Rika zwang sich ein Lächeln auf die Lippen um ihe Wut auf Sho und sein Voltenso zu verdrängen. „Es ist halt dumm gelaufen… Daran kann man nichts ändern…“ Frizelbliz starrte ihre Trainerin abwesend an. Vergessen wie schmerzlich diese Niederlage war, konnte das Pokémon nicht einfach so leichtfertig. Sie musste stärker werden! Um jeden Preis! Es sprang unerwartet auf die Pfoten. „Friz! Frizel-bliz Frizel!“, bellte das Pokémon verärgert, kehrte Rika schließlich den rücken um aus dem geöffneten Fenster zu entkommen. Doch Rika durchkreuzte Frizelbliz’ Plan. Sie konnte ihr Pokémon noch rechtzeitig davon abhalten. „Dafür ist es noch zu früh!“ Die Elektrohündin knurrte Rika erbost an. „Ich verstehe deine Gefühle, aber du musst wieder zu Kräften kommen!“ Frizelbliz wich ihrem Blick aus. Sie unterdrückte die Schmerzen, die bei jeder Bewegung durch den zierlichen Körper jagten. Letztendlich gab es sich geschlagen. Das Pokémon rollte sich auf dem Bett zusammen, legte ihren Kopf auf ihre Vorderpfoten und versuchte ihren Körper zu entspannen. „Rika, lass Frizelbliz ausruhen.“, sagte der Grünhaarige. Die Angesprochene sah ihn etwas trüb an, nickte dann aber. Der Schlaf war notwendig damit Frizelbliz wieder zu Kräften kommen konnte. Das Mädchen hörte, wie Haruka und Shuu sie alleine ließen. Noch einige Momente blieb Rika am Bett sitzen bis Frizelbliz eingeschlafen war. Behutsam strich sie über den Kopf des Pokémons. Dann folgte sie ihren Freunden leise. Es dauerte zwei volle Tage bis Frizelbliz’ Verbrennungen einigermaßen verheilt waren. Auch so verbesserte sich der Zustand von Rikas Pokémon immer mehr. Es wurde wieder lebhafter, obwohl der Qual der Niederlage ihm immer noch auf der Seele lag. Allerdings es in den vergangenen Tagen genügend Kraft geschöpft um einem bevorstehenden Rematch siegreich aus dem Kampf zu gehen. „Deinem Frizelbliz geht es sehr gut. Du kannst es wieder mitnehmen.“, sagte Schwester Joy, während hinter der verschlossenen Tür etwas polterte und anscheinend in mehrere Einzelteile zerbarst. „Und wie du hörst, nimmt es bereits das Zimmer auseinander.“ Die Krankenschwester öffnete die Tür. Auf dem Boden lagen überall Scherben von einer Vase, die darinstehenden Blumen flogen überall im Raum herum und die restlichen Möbelstücke waren soweit unversehrt. Die Verantwortliche hob den Kopf, nachdem es versuchte ein Kissen zu zerreißen und dessen Inhalt kreuz und quer durch das Zimmer zu schleudern. Freudig kam es auf Rika zu und ließ sich problemlos auf den Armen nehmen. Frizelbliz gefiel das Kraulen hinter dem Ohr sichtlich. Rika freute sich über das gute Ende, was sich nach dem Kampf erübrigt hatte. Es hätte um einiges schlimmer ausgehen können. Im schlimmsten Fall sogar mit Frizelbliz’ Tod. So konnte sich das Trio wieder auf den Weg nach Schleiede machen. Währenddessen verschwand die Sonne hinter einer grauen Wolkendecke. Es kündigte sich Regen an, der spätestens am Abend niederprasseln würde. Haruka, Shuu und Rika ließen sich dadurch nicht abschrecken. Sie setzten ihre Reise dennoch fort um nicht unnötige Zeit zu vergolden durch ihren längeren Aufenthalt im Pokémon Center. Plötzlich Haruka hielt inne. Das Ei in ihren Armen strahlte unerwartet gleißend. Doch das Licht erlosch gleich wieder nach einigen Sekunden. Die Braunhaarige lachte fröhlich. „Es schlüpft bald! Mein Ei schlüpft bald!“, rief sie freudig. Sie konnte einfach nicht ihren Blick von ihrem wohlbehüteten Ei nehmen! Haruka hatte sehnsüchtig auf diesen Zeitpunkt gewartet. Nun war es bald soweit! Kapitel 33: Das Ei ist weg! --------------------------- Nach einiger Wartezeit gibt es ein neues Kapitel. Es tut mir Leid, wegen der Verspätung. Aber ich hatte viel privaten Stress, da eine gute Freundin verstorben ist. Ich fühlte mich einfach nicht imstande etwas niederzuschreiben... Sorry... 'Iku ze' heißt 'Los geht's'. ^^" 33. Kapitel Das Ei ist weg! Der erwartete Regen kam früher als das die Jugendlich es gedacht hatten. Das kühle Nass spendete erfrischende Kühle, tränkte den Boden, der durch die Wärme wie ausgedörrt war. Selbst die Pokémon in der Umgebung genossen den Regen in vollen Zügen. Sie hatten sich während der langen Hitzeperiode versteckt um nicht unnötige Energie am Tage zu verschwenden. Erst in der Nacht, in der die Temperaturen deutlich sanken, machten sich die Pokémon auf Futtersuche. Der Regen war regelrecht ein Geschenk Arceus’. Haruka, Shuu und Rika freuten sich über die wohltuende Abkühlung, die der Regen mitbrachte. Ein geschütztes Plätzchen suchten sie, wo sie lange abwarten konnten bis das Schlimmste des Wolkenbruches vorbei gezogen war. Ihr gewählter Ort war eine verlassene Höhle. Bevor sich das Trio dort niederließ, versicherten sie sich, dass sie unbewohnt war. Haruka holte behutsam das Ei aus der Kuppel heraus und strich mit einem Lappen über die blaue Schale bis es förmlich glänzte. Sie pflegte ihr Ei mit liebevoller Hingabe, welches erste Anzeichen gegeben hatte, dass es bald schlüpfen würde. Aber es sollte noch etwas dauern. Schließlich waren es nur wage Andeutungen, das es Ausschlüpfen würde bald. Rika und Shuu beobachteten das Mädchen schweigsam, wandten dann ihre Blicke gegen den wolkenverhangenen Himmel. Es bestand keine Aussicht, das der Regen bald aufhören würde. Der Grünhaarige neigte den Blick zu Rika, die ihr Frizelbliz auf dem Schoss kraulte. Das Pokémon hatte sich gut erholt. Er spürte noch immer die Erleichterung von Rika. Schließlich erhob sich Shuu und zog somit Rikas Aufmerksamkeit auf sich. „Rika, hast du Lust auf einen Kampf?“, fragte der Junge auf dem Kopf zu. Die Angesprochene starrte Shuu irritiert an. „Jetzt kämpfen? Bei dem Wetter?“, entgegnete die Schwarzhaarige skeptisch. Aber Shuu ließ sich nicht beirren, er nickte nur. Rika betrachtete Frizelbliz nachdenklich, das soeben auf die Pfoten gesprungen war. Dieser Kampf war die Chance zu beweisen, was in ihr steckte! Das Mädchen nickte ihrem Pokémon aufmunternd zu. Sie wollte Frizelbliz diese Chance nicht verweigern und hatte stattdessen vollstes Vertrauen in ihr. Und dieses Vertrauen wollte die Elektrohündin keinesfalls erschüttern! Frizelbliz zog leicht die Lefzten hoch und zeigte ihre prachtvollen Zähne. „Wir werden es dir nicht leicht machen!“, rief die Schwarzhaarige, begleitet von Frizelbliz’ Knurren. „Friz-el!“ Haruka blickte ihre beiden Freunde an. War es eine gute Idee gewesen Frizelbliz jetzt kämpfen zu lassen? Schließlich waren noch nicht viele Tage vergangen, nachdem es schwer verletzt war… „Übertreibt es nicht.“, ermahnte sie die Kontrahenten. Shuus Blicke streiften zu seiner Freundin. „Keine Sorge, Haruka.“, beschwichtete Rika das Mädchen. Sie wusste, was geschehen würde, wenn Frizelbliz noch nicht bei Kräften wäre. „Ich weiß was ich tue.“ Sie wandte sich nun vollends ihrem Gegner zu, der sich ebenfalls auf den Kampf nun konzentrierte. Der Grünhaarige zückte einen Pokéball hervor und befreitete daraus die rote Feuerechse. „Glumanda, los!“ Frizelbliz knurrte Shuus neues Pokémon barsch an. Es wollte nicht verlieren, Rika zuliebe. Das Gleiche galt ebenso für Glumanda. Dies war der erste Kampf an Shuus Seite! „Metallklaue!“, befahl der Koordinator, sobald Trainer und Pokémon bereit gewesen waren. Und dann begann auch schon der Kampf, die Feuerechse stürmte auf Frizelbliz los. Die Krallen waren gespreizt und waren bereit Frizelbliz schlimm zu verletzen. Durch den Körper der Elektrohündin ging ein angespanntes Zittern. Der Boden unter ihnen war durch den Regen aufgeweicht und rutschig. Diese Tatsache sollte den Kampf schwieriger gestalten als sie geplant hatten. Rika blieb im Angesicht des nahenden Angriffs gelassen. Es nützte weder ihr noch Frizelbliz etwas, wenn sie unbedachte Befehle gab. Es war nicht ihre Absicht somit Frizelbliz in Panik zu versetzen. So beharrte Rika auf ihre Taktik, die sie sich zurechtgelegt hatte. „Achte auf deine Verteidigung.“, sagte die Schwarzhaarige mit ruhiger Stimme. „Speichere deine Energie so gut wie möglich.“ Frizelbliz gehorchte, es blieb wie angewachsen stehen. Nur die Mähne war von kleinen Funken umgeben. Hochkonzentriert wich die Elektrohündin jedem Krallenhieb Glumandas aus, ohne viel Energie zu verbrauchen. Diese Taktik zahlte sich aus. Glumanda ermüdete durch die mehrfachen Angriffe rasch. Frizelbliz dagegen zehrte von der gespeicherten Energie und war noch im guten Zustand. Rika lächelte. Ihr Sorgenkind war nun voll anwesend im Kampf. „Gut gemacht.“, lobte das Mädchen ihr Pokémon. Ihr Lob tat dem Pokémon sichtlich gut. Es fühlte sich stärker und vor allem aber spürte sie Rikas Vertrauen. „Aber jetzt sind wir an der Reihe!“ Haruka sah dem Kampf gespannt zu. Momentan hatte Rika die Nase vorne, aber warum sollte sich das nicht noch ändern? „Ruckzuckhieb!“ Rikas Pokémon begann einen schnellen Angriff. Es nutzte die aufgenommene Geschwindigkeit so, dass es um Glumanda herumspringen konnte. Dazu passte es den richtigen Zeitpunkt einer Finte ab. Glumanda aber fühlte sich verwirrt und unsicher. Es spähte wehrlos um sich, konnte nicht hervorahnen aus welcher Richtung Frizelbliz angreifen würde. Shuu biss sich vor innerlicher Unruhe auf die Unterlippe. Was sollte er bloß tun? Glumanda ins Ungewisse rennen lassen? Doch es war zu spät. Unerwartet hatte die Elektrohündin zugeschlagen. Glumanda wurde schmerzhaft an der Seite getroffen und fiel in den Matsch. Nach einigen Schwierigkeiten mit der Schwerkraft konnte Glumanda jeodch wieder aufstehen und weiterkämpfen. Es fauchte bedrohlich. Nachdem die geladene Energie verbraucht war, begann auch Frizelbliz zu keuchen. „Glumanda, nochmals Metallklaue!“, befahl Shuu, der keineswegs den Kampf aufgab. Die Feuerechse ging daraufhin mit Frizelbliz in einen Nahkampf. Diesmal hatte Glumanda die besseren Trefferchancen. Frizelbliz musste einige schwere Hiebe. Schließlich wurde es gegen einen Baum geworfen, an dem es erschöpft liegen blieb. Nur wage konnte es die Umrisse Glumandas erkennen, welches vor ihr stand. „Frizelbliz!“, rief Rika besorgt. Ihr Pokémon war angeschlagen und konnte den Kampf nicht mehr weiterführen. Sollte sie nun aufgeben oder abwarten, ob Frizelbliz wieder zu Kräften kam? Wütend ballte das Mädchen die Faust. ‚Verdammt! Was mache ich nur? Soll ich Frizelbliz etwa ins offene Messer rennen lassen?!’ Shuu grinste triumphierend. Der Kampf war sogut wie entschieden. „Glumanda!“, seine Stimme rüttelte Rika wieder wach. „Setz dem ein Ende! Flammenwurf!“ Glumanda formte im Maul eine Feuerkugel. Die Hitze umgab beide Pokémon und nun spuckte es einen segenden Flammenwurf auf, Im Angesicht der Flammen riss Frizelbliz die Augen auf. Es wollte nicht verlieren! Niemals gab es auf! Niemalls! Eine gewaltige Druckwelle setzte die Elektrohündin frei und stieß Glumanda einwenig zurück. Ihr Kampfgeist war im Anlitz der Hitze erblüht! Kaum war Frizelbliz wieder auferstanden, rannte es auf den Flammenwurf und Glumanda direkt zu. Die freigewordene Energie umspielte währenddessen Frizelbliz’ angespannten Körper und nahm ein Ausmaß von ungeheurer Größe an. Es war eine weitaus stärkere Attacke, nämlich Ladungsstoß. Mühelos ließ Frizelbliz den Feuerstrahl von sich abprallen, es war geschützt von statischer Energie. In Panik versuchte die Feuerechse dem Angriff zu entkommen, es war jedoch bereits zu spät. Die Funken lähmten Glumanda einen Augenblick lang, bevor es ohnmächtig zu Boden fiel. Es war nicht ernsthaft verletzt worden, sondern war nur erschöpft und müde. Frizelbliz keuchte und rang nach Luft. Erstarrt über die Kräfte, die in ihrem Körper schlummerte, konnte die Elektrohündin nicht begreifen was soeben geschehen war. Rika jedenfalls war stolz auf die Leistung ihres Pokémon. Nicht nur, dass es eine neue Attacke von sich aus gelernt hatte, nein! Frizelbliz hatte ihre eigene Angst bezwungen und war dadurch stärker geworden. „Toll gemacht. Ich bin stolz auf dich, Frizelbliz.“, die Schwarzhaarige hatte ein Lächeln auf den Lippen, während sie mit den Fingerspitzen über das Fell des Pokémons fuhr. „Du hast dir eine Pause verdient.“ Freudig kehrte das Pokémon in den Pokéball zurück. Rika erhob sich nun, steckte den rot-weißen Ball zurück an den Gürtel und ging zu Shuu und seinem Glumanda. „Wie geht es Glumanda, Shuu?“ War Frizelbliz vielleicht etwas hart mit Shuus neuem Pokémon umgegangen? Der Grünhaarige streichelte über die schuppige Haut der Echsendame. Inzwischen war Glumanda wieder zu sich gekommen und hatte sich bereits etwas erholt. „Alles in Ordnung. Es muss sich nur ausruhen.“ Mit diesen Worten stand Shuu auf, mied aber den Augenkontakt mit dem schwarzhaarigen Mädchen. Es ärgerte sich, dass er gegen sie verloren hatte, obwohl es nur ein Trainingsmatch gewesen war. Zwar war es Glumandas ersten Kampf an Shuus Seite gewesen, aber trotzdem fühlte er einen Hauch von Enttäuschung in sich aufkeimen. Schon auf kurzer Distanz konnte Rika fühlen, dass er etwas zu verbergen hatte. Und geradeso als würde sie seine Gedanken lesen, sagte sie: „Es war nur ein Trainingskampf! Nichts weiter. Mach dir keine Gedanken über die Niederlage.“ Shuu sah sie verwirrt an, nickte ihr dann aber zu. „Hey! Was macht ihr da? Tuschelt ihr etwa?“, ertönte Harukas neugierige Stimme. Shuu musste grinsen. War da etwa ein winziger Anteil von Eifersucht zu hören? Nach einer kurzen Rast machte sich das Trio anschließend wieder auf den Weg, weiter in die Richtung Schleiedes. Der eingeschlagene Pfad im hohen Gras führte sie geradewegs auf eine Weggabelung zu. Die nördliche Route führte nach Elyses, die Östliche dagegen brachte Haruka, Shuu und Rika auf direktem Weg an ihr Ziel. Während des Marsches verzogen sich die dunklen Wolken nicht. Der Regen prasselte unentwegt auf die Erde hinab, verwandelte die Pfade in matschige Pfützen und machten das Reisen allgemein sichtlich ungemütlich. So sehr sich die Jugendlichen auch den Regen gewünscht hatten, wo sehnten sie sich genauso schnell die Sonne wieder herbei. Aber ohne Erfolg. Daher zog das Trio die Bänder ihrer Regenmäntel mehr um ihren Körper, damit die Nässe und die Kälte ihnen fern blieben. „Kann dieser verdammte Regen nicht mal ein Ende haben?!“, schimpfte Haruka, die in die Schwärze des Himmels blickte. Es bestand keine Aussicht auf Besserung. Rika lachte leise. „Sag es lieber nicht allzu laut. Sonst ziehst du den Zorn des Gottes auf dich.“ Inzwischen genoss das Mädchen das gemeinsame Reisen mit ihren Gefährten. Zuvor hatte Rika dies gemieden, da sie nicht auf Andere angewiesen war. Doch darin irrte sich die Schwarzhaarige, man war bis zu einem gewissen Punkt aufeinander angewiesen. Aber im Grunde genommen war jeder Trainer sich selbst verpflichtet. Es war ein angenehmes Gefühl nicht alleine zu sein und die Sorgen, die man im Herzen mit sich trug, mit jemandem teilen zu können. Zwar war die Beziehung zu Haruka und Shuu etwas anderes als die Freundschaft, die sie mit Kyouji und Kenta verband, schließlich war sie mit ihnen groß geworden. Haruka neigte den Kopf zu Rika, die deren Blicke nachdenklich in der Umgebung umher tanzten. Ihr blieb es nicht verborgen, dass Rika offensichtlich über etwas sehr Wichtiges nachdachte. „An was denkst du?“, wollte die Braunhaarige wissen. Das Mädchen schwieg, dann aber zog sie die Kapuze noch tiefer ins Gesicht als der Regen ihre Haut befeuchtete. Sie zauderte kurze Zeit ihnen ihre Gedanken preiszugeben, überwand aber letztlich ihrem inneren Widerstand. „Ich denke über Kyouji und Kenta nach. Vergleiche die Beziehung, die ich zu ihnen habe, mit euch…“, sie schaute auf, in den dunklen Horizont verirrten sich ihre Augen. „Nun ja. Zu Kyouji und Kenta habe ich eine ganz andere Art von Freundschaft.“ Das Mädchen wunderte sich schon selbst über ihre eigenen Gedankengänge. Noch nie hatte sie ihre eigene Loyalität gegenüber ihren Freunden infrage gestellt. Haruka lächelte das Mädchen schweigend an. Ihr gefiel, dass Rika ganz offen mit ihnen darüber sprach. Immerhin geschah es nicht allzu oft, dass sie über ihre Gedanken sprach. Shuu lachte leise. „Du bist mit ihnen aufgewachsen. Du hast ganz andere Dinge mit ihnen erlebt.“, sagte der Junge. Rika war dankbar über die Antwort Shuus. Es stimmte sie ruhiger, dass beide ihre Gedanken verstanden. Sie lächelte stumm. In diesem Augenblick klarte der Himmel wieder auf. Die Sonnenstrahlen brachen durch die Wolken, berührten den Boden und ließ das Licht in wundersamerweise tanzen. Die Luft war erfüllt von erfrischender Feuchtigkeit. Haruka, Shuu und Rika zogen weiter. Nach einer Weile waren sie auf einer hellen Lichtung angekommen. Es war seltsam still. Fast zu still. Eine innerliche Unruhe befiel die Schwarzhaarige plötzlich. Sie hatte das Gefühl, das sie verfolgt wurden. Aber von wem? Wer würde so hinterhältig sein und das Trio hinterlistig anzugreifen? Da kam ihr nur Team Galaxy in Frage… Ehe das Mädchen Haruka und Shuu ihre Zweifel nahe legen konnte, war es schon geschehen. In den Büschen um sie herum raschelte es und maskierte Gestalten traten hervor, begleitet von schwarz-grauen Pokémon, Magnayen. Ihr tiefes Knurren erfüllte die Luft. Rika fluchte leise. Warum hatte sie die Anwesenheit dieser Gestalten nicht schon vorher bemerkt? Schließlich besaß sie ein gutes Gehör. War sie etwa zu sehr mit ihren Gedanken beschäftigt gewesen? Das Mädchen wollte auch schon einen Pokéball zücken um gegenüber der Überzahl wenigstens nicht schutzlos ausgeliefert zu sein. Die Gruppe war ungefähr zu zehnt, dazu kamen noch ihre sechs Magnayen und acht Golbats. „Das würde ich nich tun.“, raunte eine gehässige Stimme in ihr Ohr. „Sonst wird deine Freundin hier leiden müssen.“ Der Unbekannte presste seinen Arm gegen Harukas Kehle. Rika hielt inne und fluchte leise. Was sollten sie bloß tun? „Haruka!“, rief Shuu, der nicht einfach so zusehen konnte, wie dieser Dreckssack seine Freundin bedrohte. Doch die Schwarzhaarige hielt ihn mit einem strengen Blick zurück. „Rühre dich nicht vom Fleck!“, befahl sie ihm. „Sonst wird er ihr noch etwas antun.“ Das Oberhaupt der maskierten Gruppe lachte schallend. „Kluges Mädchen.“, säuselte er mit hasserfüllter Stimme. Rika krampfte sich beim Ton der Stimme der Magen zusammen. Sie hasste es so machtlos zu sein und zusehen, wie alles um ihr zusammenbrach. „Was wollt ihr?“, fauchte die Schwarzhaarige angriffslustig. Shuu versuchte so ruhig wie Rika zu bleiben. Aber er konnte es nicht. Schließlich presste einer seiner Komplizen Haruka die Hand auf den Mund und hatte den Arm an ihre Kehle gelegt. Die Braunhaarige kämpfte mit den Angsttränen. Der Mann, dessen Gesicht Rika durch die tiefgezogene Kapuze und der Maske nicht erkennen konnte, wandte sich wieder dem Mädchen zu. Rika wich furchtsam zurück, zeigte dem Unbekannten aber ihre Angst nicht. „Was wir wollen?“, kam es höhnisch von ihm zurück. „Was wollen Diebe wie wir wohl?“ Rika wurde schlagartig klar, was das Ziel der Diebesbande war – die Pokémon! Wieder fluchte das Mädchen innerlich. Wie konnte sie bloß verhindern, dass diese schmierigen Gestalten nicht die Pokémon mitnahmen? Der Mann mit dem schwarzen Umhang schnippte mit den Fingern. Sogleich standen ihm zwei ebenso finstere Männer gegenüber. „Sorgt dafür, dass sie still sind.“, ordnete er mit herrischer Stimme an. So taten sie, was ihnen befohlen wurde. Einer von ihnen zwang Shuu dazu sich wehrlos zu ergeben. Der Andere probierte sein Glück bei Rika, die sich nicht geschlagen gab. Doch plötzlich packte der Kopf der Bande das Mädchen an den Oberarm, quetschte diesen bis Rika einen Schrei unterdrücken musste. „Gibst du wohl auf, Mädchen? Oder willst du das deine Freunde leiden müssen?“ Rika schloss die Augen und biss sich auf die Unterlippe. Was sollte sie tun? Sie hätte sich mit Leichtigkeit befreien können und aus dem Staub machen können. Doch dies würde bedeuten, dass sie Haruka und Shuu zurücklassen musste! Plötzlich ertönte ein scheuerliches Geheul, der Ruf des Todes! Als Rika die Augen wieder geöffnet hatte, erkannte das Mädchen, das sich ihr Schattenhund befreit hatte. Es knurrte bösartig. Und noch rasender wurde Hundemon als es erkannte, dass Rika in Gefahr war! Mit langsamen Schritten trat es auf Rika und den Maskierten zu, der zurückwich. „Verdammt!“ Der schwarze Hund blieb stehen, öffnete sein Maul und präsentierte ihm das prachtvolle Gebiss, bereit zuzuschlagen. Ein tiefes, scheuerliches Knurren ertönte. Aus Furcht ließ der Anführer Rika frei und wich weiterhin angstvoll zurück. Die Schwarzhaarige umarmte kurz ihr Pokémon zu, erhob sich dann aber und war nun beinahe so aufgebracht, wie ihr Hundemon. „Ich rate euch, lasst meine Freunde frei! Sonst werdet ihr erleben was die wahre Bedeutung von Angst ist!“, warnte das Mädchen von Zorn erfüllt. Unsicher ob Rika ihre Drohung wahrmachen wollte, blickten Haruka und Shuu ihre Freundin an, die sie nicht mehr wieder erkennen konnten. Die Diebesbande aber verstand nicht den Ernst der Lage in der sie sich befanden. Sie lachten lauthals darüber. „Ha! Wieso sollten wir einem kleinen Mädchen wie dir Glauben schenken?!“, machte sich das Oberhaupt lustig. Auf Rikas Lippen lag ein fieses Lächeln. „Das war die falsche Antwort…“, erwiderte sie spöttisch. „Hundemon, zeig ihnen, was du drauf hast.“ Der Schattenhund heulte laut auf. Seine Stimme war voll und unheimlich. Und nun formte sich ein dunkler Spukball im Maul, den es in die Richtung eines seiner Komplizen schleuderte. Der Mann wurde erfasst und gegen einen Baum geschleudert. Stöhnend brach er dort zusammen. Stille trat ein auf der Lichtung, bis Rika kurz auflachte. „Ich habe euch gewarnt, aber ihr musstet ja meine Worte nicht ernst nehmen…“ Ihre Stimme, ihre Erscheinung, einfach alles an ihr, wirkte plötzlich kalt. Beiname gespentisch und unwirklich. Der Anführer der Bande kämpfte währenddessen mit seiner Wut. „Was fällt dir, du verfluchte Göre?“, schimpfte der Mann. „Schnappt sie euch!“ Er hetzte ihr folglich die Magnayen und die Golbats auf den Hals. Rika grinste höhnisch, befreite Panzaeron und Onix aus ihren Pokébällen. Haruka und Shuu konnten nur atemlos zusehen, was nun geschah. Desinteressiert hob Rika die Hand. „Deinen Flammenwurf, Hundemon.“ Knurrend öffnete der Schattenhund sein Maul und entfachte einen segenden Flammenstrahl, der drei der Golbats außer Gefecht setzte. Die Übrigen waren in alle Himmelsrichtung ausgebrochen „Panzaeron, Stahlflügel und Onix, Feuerodem!“ Der Stahlvogel erhob sich kreischend in die Luft, seine Flügel wurden von einem metallischen Glanz überzogen und trafen nun zwei weitere Golbats aus der Luft. Währenddessen gingen zwei Magnayen unter Onix’ grünlichen Odem zu Boden. Der Anführer fluchte leise. Die Worte des Mädchens waren kein leeres Geschwätz gewesen. Sie machte tatsächlich ihre Drohung wahr und nichts konnte er dagegen tun. „Rückzug!“, befahl er, kehrte der Schwarzhaarigen und den Koordinatoren den Rücken. Die Golbats ließen Rikas Pokémon ab, stießen dafür Dunkelnebel aus. Der dichte Rauch brannte in den Augen und in der Lunge. „Was zur Hölle-?“, kam es hustend von Shuu. Rika hielt sich die Hand schützend vor dem Mund, damit sie den Rauch nicht einatmete. „Panzaeron!“ Das Pokémon schlug so heftig mit den Flügel, sodass es mit Leichtigkeit den Rauch wegpusten konnte. Doch die Diebesbande war verschwunden. Keine Spuren, keine Andeutungen, nichts. Shuu rannte mit schwachen Beinen auf Haruka zu, die sich hustend den Hals halt. Besonders ihr saß der Schreck in den Gliedern. „Haruka!“ Das Mädchen war erleichtert sich in Shuus Armen zu wissen. Sie schloss für einen Moment die Augen um wieder zur Ruhe zu kommen. Doch plötzlich plagte sie ein erbitterlicher Gedanke. Ihr Ei! Wo war es? Panisch riss das Mädchen sich von Shuu los. „Shuu! Mein Ei! Es ist weg!“, ihre Stimme zitterte vor Angst. Die Schwarzhaarige atmete tief ein um ihren Zorn unter Kontrolle zu bringen. Sie hatten es tatsächlich geschafft etwas zu stehlen. Vielleicht sogar eines ihrer wertvollsten Habseligkeiten! Auch Shuu fluchte leise. Wie konnte das nur passieren? Als er seine Freundin ansah, überfiel ihn das Gefühl der Schuld. „Haruka…“, das Mädchen schaute Shuu an, der sonst so ruhig war. Aber nun war er aufgebracht und unterdrückte seine Wut. „Ich schwöre dir, ich hol dein Ei zurück! Auch wenn es das Letzte ist, was ich tue!“ Die Braunhaarige sah ihn ungläubig in die Augen. „Oh Shuu…“, wisperte sie leise und streichelte über seine Wange. Rika riss die Koordinatoren mit einem kurzen, gehässigen Lachen auf. „Dann mal los! Weit gekommen dürften sie ja nicht sein.“ Ihre Stimme klang kühl und ernst. Dankbar lächelte Haruka und ließ sich kurzerhand von Shuu auf die Beine ziehen. Rika zückte Panzaerons Pokéball und warf diesen augenblicklich in die Luft. „Panzaeron, wir brauchen deine Hilfe.“ Klickend löste sich stählerne Vogel aus dem Licht. Es flog in die Luft empor, nachdem Rika ihm kurze Anweisungen gegeben hatte, bezüglich der Diebesbande und dem Ei, was sie suchten. Und ebenso Hundemon heftete sich an die Fersen der Bande und nahm die frische Fährte von ihnen auf. Das Trio folgte dem Schattenhund, während Panzaeron die Gegend aus der Luft absuchte. Gänzlich verließen sich Haruka, Shuu und Rika auf Hundemons Geruchssinn. Panzaeron zog über ihren Köpfen weite Kreise und nahm mit seinen Adleraugen jede einzelne Bewegung am Boden wahr. So erspähte der Vogel die gesuchte Gruppe, fernab von der Hauptstraße nach Schleiede. Sofort kehrte Panzaeron zu den Jugendlichen zurück und konnte ihnen erfreuliche Nachrichten überbringen. Dank Hundemon waren sie ebenfalls auf der richtigen Spur. Rika lobte ihr Pokémon, indem sie den Hals des Pokémons streichelte. Der Körper fühlte sich, aufgrund des Stahls, kalt an, war aber nicht unangenehm. „Gute Leistung, Panzaeron.“, sagte das Mädchen. Schließlich wandte sich Rika an ihre Freunde. „Die Diebesbande hat wohl hier eine Art Unterschlupf. Sehr wahrscheinlich treffen wir sie dort an.“ Kurzes Schweigen hielt an. Doch die Braunhaarige konnte nicht länger warten. Sie musste ihr Ei aus den Klauen der Diebe befreien! „Worauf warten wir noch?“, wollte Haruka grinsend wissen. „Boss!“, es war die Stimme jenen Mannes, der die Bande auf der Lichtung angeführt hatte und das Trio in ernsthafte Schwierigkeiten bereitet hatte. Die Augen des dunkelhaarigen Mannes starrten eine eingehüllte Person an, die mit dem Rücken zu ihm saß. Erst als die Gestalt die Stimme des Mannes erkannte, wandte sie sich ihm zu. Es war ein Junge, nur seine dunkelbraunen Haare waren unter der Kapuze zu erkennen. Der Unbekannte hob den Kopf und der Mann ihm gegenüber erahnte auf seinem Gesicht so etwas wie ein Lächeln. „Sato!“, sagte der maskierte Junge feierlich. „Hast du mir etwas Wertvolles mitgebracht?“ Unruhig und nervös ging er auf seinen Anführer zu. Der Kopf der Bande war gerade mal ein Jugendlicher. 16 Jahre alt und dennoch angsteinflößend. Bevor er Harukas Ei aus der Kuppel hervor holte, nahm er einen tiefen Luftzug und überreichte ihm das blauschimmernde Ei. „Dieses Exemplar habe ich einer Gruppe von dümmlichen Trainern abgenommen.“ Geduldig wartete er nun auf eine positive Reaktion seines Meisters. Der Mann, Sato nannte ihn der Anführer, war erleichtert als dieser das Ei annahm. „Was soll ich mit einem nutzlosen Ei?“, erhob der maskierte Unbekannte seine Stimme. Der Fremdling machte Anstahlten das kostbare Ei achtlos gegen einen Baum zu werfen um es zu zerschmettern. „Aber!“, versuchte der Dieb des Eies zu widersprechen. „Vielleicht ist etwas Wertvolles darin, Meister!“ Einen Moment verharrte der Jugendliche. „Du hast Recht…“ Seine Arme legten sich um das Ei als sei es sein Eigentum. Mit der rechten Hand fuhr er über die makellose Schale. „Ja… Es lässt sich für viel Geld verkaufen…“ Anschließend legte er das Ei behutsam in die Kuppel zurück und erhob sich ruckartig. Der Umhang flatterte leicht. „Es ist Zeit aufzubrechen, meine Freunde!“, rief er laut. „Hier ist nichts mehr für uns zu holen.“ Er lachte schallend. „Das denke ich nicht!“, ertönte plötzlich die Stimme Rikas, mitsamt von Haruka und Shuu. Erschrocken über das Auftauchen des Trios war der Anführer sprachlos, fing sich dann aber gleich darauf wieder und grinste höhnisch. „Gebt mir mein Ei zurück!“, schrie Haruka wütend. Sato lachte böse. „Würden wir alles tun, was kleine Mädchen sagen, wären wir keine Diebe, Kleine!“, erwiderte der Mann schadenfroh. Rika ging mit bedachten Schritten auf sie zu. „Erfüllt unsere Anforderungen und wir werden euch laufen lassen!“, drohte das Mädchen. Shuu blickte die Schwarzhaarige fassungslos an. „Was?! Du willst sie laufen lassen und riskieren, dass sie noch mehr Trainer bestehlen?“ Die Angesprochene schwieg und blickte den unbekannten Jungen starr an. Dieser lachte leise. Er hob seine Arme um langsam seine Kapuze herunterzuziehen und sein Gesicht zu offenbaren. „Und was wenn nicht…?“, antwortete der Junge grinsend. Rika konnte vor Sprachlosigkeit kein Wort herausbringen, ebenso Haruka und Shuu. „DU?!“, schrie das schwarzhaarige Mädchen. Es war Sho, der ihnen gegenüber stand. Jener Trainer, der mit Absicht Frizelbliz lebensgefährlich verletzt hatte. Wieder erklang das scheußliche Lachen Shos. „Und? Wie geht es inzwischen deinem schwächlichen Frizelbliz? Ist es vielleicht nicht mehr in dieser Welt?“ Rikas Verblüffung schlug abrupt in blinde Wut um. „Halt’s Maul, du Dreckskerl!“, schrie das Mädchen. „Das wirst du mir büßen!“ Sho grinste nur bösartig, während er auf Rika zuging. Sie konnte seinen warmen Atem auf ihrem Gesicht spüren. „Ach ja? Im Moment sieht es schlecht für dich und deine Freunde aus.“ Seine Gefolgsleute hatten das Trio umstellt. Es gab kein Entkommen. Unruhig blickte Haruka um sich. „Rika! Was nun?“ Doch die Schwarzhaarige nahm Haruka und Shuu gar nicht mehr wahr. Das Einzige, was sie fühlte, war ihre Wut und diesmal war es Rika die auflachte. „Du bist so feige. Warum klären wir unsere Meinungsverschiedenheit nicht in einem Kampf?“, flüsterte sie mit drohender Stimme ihm zu. „Derjenige der gewinnt, erhält das Ei!“ Als Antwort kam ein widerliches Grinsen. „Warum nicht? Wenn du wieder verlieren willst!“, entgegnete Sho. Rika lächelte spöttisch. „Schwing keine Reden und kämpfe lieber!“ Das Mädchen hatte bereits einen Pokéball gezückt, während Sho sein starkes Voltenso aus dem rot-weißen Pokéball befreit hatte. Auch Rika warf wortlos ihren Pokéball aus dem Frizelbliz erschien. „Du kriegst deine Chance auf Rache, Frizelbliz.“ Shoo grinste nur. „Willst du, dass ich dein Pokémon zugrunde richte?“ Ungläubig über ihre Entscheidung blickten Haruka und Shuu das Mädchen an. „Rika! Frizelbliz hat keine Chance! Wähl ein anderes Pokémon!“, redete der Grünhaarige ihr ins Gewissen. Außerdem stand Harukas Ei auf dem Spiel! Doch Rika konnte sich nicht mehr für ein anderes Pokémon entscheiden. Mit Chelcarain oder Hundemon hätte sie weitaus bessere Chancen gehabt gegen Sho zu gewinnen als mit Frizelbliz anzutreten. „Voltenso! Mach dich bereit diese Flasche ein für alle Mal auszuschalten! Eisenschweif!“, befahl der Junge ohne weiteres Zögern. Der gelbe Elektrohund sprang in die Luft um Frizelbliz mit seinem glühenden Schweif anzugreifen. „Frizelbliz, ausweichen!“ Frizelbliz sprang blitzschnell weg und brachte sich so in Sicherheit vor einem heftigen Schag mit dem Eisenschweif. „Frizelbliz ist schnell.“, bemerkte Haruka. „Viel schneller als im letzten Kampf.“ Shuu nickte wortlos. „Voltenso, weitermachen mit Eisenschweif!“, erwiderte Sho, der durch Frizelbliz’ geschicktes Ausweichmanöver nicht beeindruckt war. Rika lächelte nur. „Ruckzuckhieb!“, entgegnete die Schwarzhaarige. Die Elektrohündin verschwand mit verblüffender Schnelligkeit immer wieder vor Voltenso Augen. „Verdammt schnell…“, fügte der Grünhaarige hinzu. Sho biss sich auf die Lippe. „Mit ausweichen wirst du nicht gewinnen!“, meinte der junge Dieb höhnisch um seine aufkeimende Nervosität zu unterdrücken. „Ladungsstoß, Voltenso!“ Der Elektrohund wurde von einer gelblichen Aura umgeben, und raste auf Frizelbliz zu. „Ebenfalls Ladungsstoß und geb alles was du hast!“ Frizelbliz sprang Voltenso entgegen und beide Pokémon lagen in einem dichten Nahkampf. Keines der beiden Pokémon wollte schwächer sein. Nur Sho fühlte sich schon zu siegessicher. „Spring mit Ruckzuckhieb um es herum und dann Tackle!“, befahl Rika ruhig. Frizelbliz raste im vollen Tempo um Voltenso herum, welches panisch umher spähte. Die gleiche Taktik hatte Rika bereits gegen Shuu eingesetzt – und hatte gewonnen. Voltenso schüttelte sich und war wieder angriffsbereit. „Schnapp es dir!“, rief Sho seinem Pokémon zu. Blitzschnell sprang Voltenso auf Frizelbliz zu und ließ es nicht mehr entkommen. Fies grinsend hob er seine Hand. „Mach es fertig mit Hitzekoller!“ Der Elektrohund mobilisierte einen segenden Feuerstrahl im Maul, der sogut wie alles in Schutt und Asche versetzen konnte. Falls dieser Angriff wieder aus nächster Nähe treffen sollte, wäre es vorbei. Diesmal war Rika jedoch darauf vorbereitet und wusste einen Ausweg aus dieser brenzlingen Situation. „Ladungsstoß, schnell!“ Um sich selbst vor dem Hitzekoller zu schützen, entlud Frizelbliz seine statische Energie und beschwor so eine Explosion. Nachdem der aufgewirbelte Staub sich gelegt hatte, offenbarte er, dass Frizelbliz den vernichtenden Angriff unbeschadet überstanden hatte. Die Schwarzhaarige lächelte, während Sho sich eingestehen musste, dass in diesem ‚schwächliche’ Pokémon, wie er es genannt hatte, doch einiges drin steckte. „Iku ze, Frizelbliz! Ruckzuckhieb!“, ordnete das Mädchen an. Und ihr Pokémon rannte mit enormer Schnelligkeit auf Voltenso zu. „Und Ladungsstoß!“ Während des Ruckzuckhiebs wurde der Körper Frizelbliz’ von elektrischer Energie durchströmt und umfloss dessen Körper. Voltenso hatte dem rasanten Angriff nichts entgegen zu setzen und wurde hart zurückgeschleudert. Sein Atem war schwer und ging unregelmäßig. „Voltenso! Ladungsstoß!“ „Du auch, Frizelbliz!“ Voltenso und Frizelbliz preschten aufeinander los und knallten Kopf an Kopf gegeneinander. Die ausgelöste Druckwelle blies beide Pokémon wie nichts weg. Unversehrt fanden sie wieder Halt auf dem Boden. „Eisenschweif, Voltenso, los!“ „Ruckzuckhieb!“ Wieder stürzte sich der gelbe Elektrohund mit Eisenschweif auf seinen Gegner, aber Frizelbliz konnte rechtzeitig mit Ruckzuckhieb ausweichen, wandelte aber sein Ausweichmanöver in einen starken Angriff zu. Voltenso knallte hart auf dem Boden, und erholte sich diesmal nicht mehr. Frizelbliz war der Sieger. Freudig rannte die Elektrohündin auf Rika zu, die sich niederkniete und Frizelbliz auf den Arm nahm. „Ich bin unheimlich stolz auf dich, Frizelbliz!“, sagte das Mädchen und drückte das Pokémon an sich. „Friz-el!“, bellte es und schleckte ihrer Trainerin über die Wange. „Tse. Du hattest Glück. Nur verdammtes Glück.“, redete der Dunkelhaarige sich ein. Rika lachte kurz. „Was ist mit unserer Abmachung, Sho? Du hast sie doch nicht vergessen?“, erwiderte das Mädchen. Sho erwiderte nichts und übergab dem Mädchen die versprochene Trophäre für ihren gewonnen Kampf. „Ich benötige es sowieso nicht.“ Mit diesen Worten machte sich Sho mit seiner Bande aus dem Staub, ehe sich das Trio nochmals anders entschied und sie der Polizei übergab. Es kehrte wieder Ruhe ein, nachdem die Diebesbande abgehauen war. Rika seufzte erleichtert, dass es vorbei war. Nicht nur sie war froh darüber, dass die Situation gut ausgegangen war. Auch Shuu und Haruka waren es. Der Junge legte ihr die Hand auf die Schulter. „Das war ein toller Kampf.“, lobte Shuu das Mädchen. Dankbar lächelte Rika. Es war wirklich ein guter Kampf gewesen. Vor allem darum, dass Frizelbliz endlich den Ernst eines Kampfes verstanden hatte. Nun ging Rika zu Haruka und übergab ihr Eigentum. „Das gehört wohl dir.“, sagte sie mit einem Lächeln auf den Lippen. Auch Haruka musste Lächeln. „Danke.“, sagte sie leise. Das Mädchen sah auf ihr Ei hinab, welches unerwartet zu leuchten begann. Mal setzte das Glänzen aus und im nächsten Moment glühte es wieder auf. Intensiver als zuvor. „Es schlüpft! Es schlüpft aus!“ Und es schlüpfte tatsächlich. Es formte sich die Gestalt eines Pokémon und schließlich erlosch das Leuchten. „Rio! Riolu!“, sagte das blaue Pokémon, welches soeben geschlüpft war. Haruka konnte ihre Augen nicht von dem Pokémon lassen. „Wow. Ein Riolu. Eine wirkliche Seltenheit.“, meinte Rika. „Es wäre wirklich dumm gewesen, wenn wir die Diebe nicht gefunden hätten.“ Sie kratzte sich am Hinterkopf und grinste. „Riolu – Das Wellenspiel-Pokémon: Der Körper des Pokémons ist schlank, aber kräftig. Es hat eine hervorragende Ausdauer.“ Die Stimme des PokéDexes erstarb. Und Haruka lächelte glücklich. Kapitel 34: Außer Rand und Band ------------------------------- Verdammt, hab ich mich beeilt, damit Darki es noch lesen kann. x_x *ihr es geschickt hat* Aber ihr dürft euch natürlich jetzt auch freuen! Was Fehler betrifft... War sehr unter Zeitdruck! ^^" Hoffe es gefällt euch. 34. Kapitel Außer Rand und Band Der frühe Abend kam rasch. Es war deutlich kühler als am Vorabend und weit und breit war kein Pokémon Center in Sicht. Wo sollte das Trio bloß übernachten? Unter freiem Himmel hätten sie den Tod gefunden. Haruka, Shuu und Rika hatten keine andere Wahl als weiter östlich Richtung Schleiede zu gehen, in der Hoffnung, das sie auf ein Pokémon Center oder ein anderes Haus treffen würden. Nur Rika fühlte anscheinend keine Erschöpfung und der Anschein war gerade so als ob sie wüsste, wohin ihr Weg sie führten. Sie spornte ihre Freunde an, dass es nicht mehr weit war. Haruka und Shuu zweifelten daran, dass sie tatsächlich eine Herberge für das Trio hatte. Um die Truppe herum tanzte fröhlich Harukas neues Pokémon, Riolu. Es war vor kurzem aus dem geheimnisvollen Ei geschlüpft. Es war munter und sehr verspielt. Es war der perfekte Spielpartner für Harukas Akdoptivkind Lugia. Das junge Pokémon versuchte das Trio bei Laune zu halten. Doch zu Harukas und Shuu Missbilligung, wurde es zunehmend ländlicher und umso auswegsloser ihre Lage. Die Wege waren keine festen Straßen mehr, sondern waren nur noch Kies und Sand. Endlich zeichneten sich in der Ferne die Umrisse mehrerer Gebäude ab. Sie schienen nicht allzu weit entfernt voneinander zu sein. Somit zogen sich bald lange Weiden an ihrer rechten und linken Seite entlang auf der einige Ponita grasten. Die Feuerpferde hoben ihre Köpfe als sie die Fremdlinge erspähten. Ein scheues Wiehern gaben die majestätischen Pokémon von sich. Einige von ihnen trotteten zutraulich auf sie zu, andere machten sich im wilden Galopp davon. Nachdem sie dem Weg weiter gefolgt waren, betraten sie nun ein Privatgrundstück. Haruka und Shuu zögerten. Es war schließlich selbstverständlich, dass man fremdes Gelände nicht einfach so betreten durfte. Aber Rika drängte ihre beiden Freunde dazu ihnen zu folgen. Die Ponita waren ihrem Weg bislang gefolgt, was die Koordinatoren sehr wunderlich fanden. Warum waren die Pokémon so zutraulich?! Der Pfad endete und mündete in einen Innenhof hinein, der umringt von Gebäuden und einem kleinen Wäldchen oberhalb war. Es waren ingesamt drei große Gebäude vorzufinden. Zur Rechten befand sich das Wohnhaus und auf der anderen Seite war ein großes Gemäuer. Es handelte sich hierbei um die Scheune. Unterhalb des Wohnhauses und der Scheune befanden sich die Stallungen, die an die Weiden grenzte. Gegenüber dem Pfad, den das Trio gegangen war, war die Hauptstraße. Sie befanden offensichtlich sich auf einer Farm. Die Schwarzhaarige trat an den Zaun, über den ein Ponita den Kopf streckte und Rika freundlich anstupste. Das Mädchen streichelte dem pferdeartigen Pokémon die Stirn. Haruka und Shuu standen unsicher neben ihr. „Rika! Was machen wir hier?“, stellte Haruka die Jüngere zur Rede. Sie war unruhig. Sie waren nicht befugt den Hof, geschweige denn das Gründstück zu betreten. Was wenn der Besitzer ungemütlich wurde? Doch das Mädchen schwieg nur. Ein metallisches Klappern eines Eimers riss Haruka und Shuu jäh aus den Gedanken. Für einen Moment hielten beide die Luft an als die ältere Frau die Jugendlichen bemerkten. Nicht nur durch die Gestalt der Dame, sondern auch durch zwei Fukanos an ihrer Seite. Auch Rika wandte sich zu der grauhaarigen Frau um. Sofort sprangen beide Hunde bellend auf das Mädchen zu, freudig und schwanzwedelnd. Dennoch zuckten Haruka und Shuu zusammen und wichen furchtsam zurück. Die Fukano aber waren freundlich gesinnt und schmiegten sich an Rika, die sich zu ihnen hingekniet hatte. Doch sie schreckte auf als die alte Frau den Eimer fallen ließ und dessen Inhalt, die Milch, auslief. „Ri-Rika! Bist du das?“, kam es von der Frau namens Mayu. Die Angesprochene erhob sich wieder und lächelte freundlich. „Es ist eine Weile her, Oma!“ Sie umarmten sich innig gegenseitig. Schließlich lag ihr letztes Zusammentreffen schon einige Jahre zurück. Vielleicht vier oder gar noch mehr? Haruka und Shuu verfolgten die Szene mit stummer Verwunderung. Sie kannten sich? Und die alte Frau war Rikas Großmutter? „Du bist groß geworden, mein Kind!“, sagte Mayu überrascht als sie ihre Enkelin musterte. Sie hatte Rika noch als Kind in Erinnerung. Aufgeweckt, aber dennoch anders als andere Kinder in ihrem Alter. Und jetzt war sie eine junge Dame. Rika lachte, während sie von der Milch rettete, was noch zu retten war. Doch sie war fast vollständig verschüttet. Anschließend sah sie in die verwirrten Gesichter ihrer beiden Freunde. „Darf ich euch vorstellen? Das ist meine Großmutter.“, nun wandte sich das Mädchen an ihre Großmutter. „Und das sind meine Freunde Haruka und Shuu. Sie sind beide Koordinatoren.“ Haruka grinste. „Deswegen warst du davon so überzeugt, wohin wir gehen und hast uns so gehetzt!“ Wieder lachte Rika leise. „Tut mir Leid.“, erwiderte das Mädchen, ihrer Schuld bewusst. Sie hatte gewusst, wohin ihr Weg das Trio hinführte und hatte es ihnen dennoch verschwiegen. „Du hättest uns wenigstens sagen können, wohin wir irren.“, fügte der Grünhaarige hinzu, während er eine Strähne aus dem Gesicht schnippte. Nun mischte sich Mayu in das Gespräch ein. „Ihr seht erschöpft und hungrig aus.“, sprach Rikas Großmutter liebenswürdig. Diese Einladung ließen sich Haruka, Shuu und Rika nicht entgehen und nahmen dankend an. Während des Mahls lernten Shuu und Haruka auch Rikas Großvater Junzo kennen. Seine Frau und er waren die Besitzer dieser Farm auf den sie schon sehr lange lebten und dennoch noch sehr glücklich mit diesem einfachen Bauernleben waren. Die Zutaten des vorzüglichen Gerichtes waren allesamt aus eigenem Anbau. Vor dem Haus befand sich noch große Bete an Gemüse. Halt alles, was man zum Leben brauchte. Getreide baute Rikas Großvater ebenfalls an, was einen erheblichen Ertrag zum Leben abwarf. Hinzu kam noch, dass das Pärchen noch einige Pokémon besaßen, die ebenfalls ihren Teil der Arbeit erfüllten. Die Miltanks brachten einen großen Teil an Milch, die Voltilamm und die Waaty schenkten Mayu und Junzo im Winter die Wolle, nachdem sie geschworen wurden und die Ponita halfen ihnen dabei die Waren nach Schleiede zu bringen, wo sie dann schließlich vermarktet wurden. Mayu hatte das Essen mit großer Hingabe zubereitet, was sich gelohnt hatte. Haruka, Shuu und Rika waren allesamt satt und zufrieden. Eine Weile saßen sie noch am Tisch und Rika berichtete über ihre bisherigen Abenteuer. Sie erzählte von ihren Kämpfen in den Arenen und von der Begegnung mit Haruka und Shuu beim Turnier in Ewigenau. Rikas Großeltern hörten gespannt zu, bis ihre Enkelin schließlich endete. Nun wandten sich Junzo und Mayu an die beiden Koordinatoren, die bislang stumm gewesen waren. „Ihr seid Koordinatoren? Woher kommt ihr?“, wollte Mayu interessiert wissen. Shuu hob den Kopf. „Wir kommen aus Hoenn. Ich komme aus LaRousse City und Haruka…“, er schweifte mit seinem Blick zu dem Mädchen ab, die ihm in die Augen blickte. „…Haruka kommt aus Blütenburg City.“, vollendete er seinen Satz, nur schwer konnte sich der Junge dem Bann ihrer Augen entfliehen. Junzo und Mayu missfiel es nicht, dass Haruka und Shuu ein Pärchen waren. Die Zuneigung, die sie sich aneinander ohne Worte zu sprachen, war zu offensichtlich. „Wie habt ihr euch kennengelernt?“, brach die nächste Frage über sie hinein, die weitaus unangenehmer war. Zumindestens für Shuu, er äußerte nicht gerne darüber, auch wenn es die ersten Momente ihrer Liebe waren. Haruka hatte ihr erstes Treffen noch sehr gut vor Augen. Sie erinnerte sich immer wieder daran und seine Worte von damals würde sie nicht vergessen. Ihre Rivalität, die schließlich zu einer engen Beziehung führte. „Wir haben uns bei einem Wettbewerb kennen gelernt, es war mein Erster überhaupt gewesen.“ Das Mädchen blickte zu Shuu, und lächelte ihm zu. Ihre Rivalität hatte beide geprägt, Shuu hatte sich geändert und Haruka hatte ihn allmählich als ein guter Freund akzeptiert. Rika stützte ihr Kinn auf den Handrücken und hörte ruhig zu. Gewusst, wie sich Haruka und Shuu kennen gelernt haben, hatte sie nicht. Aber es überraschte sie nicht, dass sie letztlich zu einem Paar geworden waren. Rivalitäten… So etwas hinterließ Spuren. „Hilfst du mir beim Abwaschen, Rika?“, bat ihre Großmutter sie. Das Mädchen neigte den Kopf zu ihrer Großmutter. Sie mochte nicht gerne im Haushalt helfen, aber willigte mit stummer Miene ein. Es gehörte beim Zusammenleben mit einer Familie dazu aneinander zu helfen. Shuu und Haruka blickten das Mädchen an. „Sollen wir dir helfen?“, wollte der Grünäugige wissen, aber Rika verneinte, indem sie den Kopf schüttelte. „Ruht euch lieber aus! Es war ein langer Tag.“ Während Haruka und Shuu sich ausruhen durften, nutzten sie die Gelegenheit sich einwenig umzusehen. Junzo zeigte ihnen ihr gemeinsames Gästezimmer, was sie zu zweit bewohnten. Das Zimmer war kahl und war seit längerem nicht benutzt worden. An den Wänden hingen verstaubte Bilder, die die Farm und die Vorfahren der Familie zeigten. In einer Ecke des Raumes stand ein alter Heizhofen, in dem Rikas Großvater bereits einige Holzstücke geworfen hatte um das Feuer anzufachen. Nach kurzer Zeit waren bereits die Temperaturen in dem unbenutzten Zimmer einwenig angestiegen. Haruka ließ sich auf das Bett nieder, was einwenig knarrte. Shuu setzte sich neben seine Freundin. „Ich bin müde.“, sagte das Mädchen und lehnte sich an Shuus Schulter. Shuu sah zu ihr hinab. Seit langem hatte sich ihre Beziehung einwenig verändert, hatte ihren Zauber verloren. Lag es daran, dass das Pärchen nicht mehr alleine reiste? Haruka schloss für einen Moment die Augen und genoss Shuus Nähe. Dieser legte seine Arme um sie herum und zog das Mädchen mehr an sich heran. Rika seufzte. Endlich hatte sie den Abwasch vollendet und das Geschirr dorthin gebracht, wohin es gehörte. Sie freute sich bereits auf einen angenehmen Abend und vor allem auf ein weiches Bett in gewohnter Umgebung. Es war zwar schon lange her, dass sie in ihrem eigenen Zimmer bei ihren Großeltern geschlafen hatte, aber umso freute Rika sich. Gerade alls die Schwarzhaarige auf dem Treppen Absatz stand, blickte ihr Opa um die Ecke. „Rika, mein Schätzchen?“ Die Angesprochene wandte sich genervt um. „Ja, Opa?“, erwiderte das Mädchen, unterdrückte aber den Missfallen in ihrer Stimme. „Kannst du die Ponita reinholen? Heute Nacht ist es kalt.“ Das Mädchen seufzte. „Alles klar.“ Sie sprang die Treppe herunter, zog sich hastig eine Jacke über und dazu noch Stiefel. „Saya! Maya! Kommt!“ Die Fukanos ihrer Großeltern hüpften sofort auf die Pfoten und bellten freudig. Sie waren eifrige Mitarbeiter auf der Farm und verließen mit Rika das Haus. Shuu und Haruka hatten nur kurz mit angesehen, wie Rika sich die Jacke übergeworfen hatte und mit den Fukanos das Haus verlassen hatte. Von draußen hörten sie nur ihr lautes Gebelle, was durch die angebrochene Nacht hallte. Es dauerte eine Weile bis Rika ihre Arbeit erledigt hatte. Der Abend war bitterkalt und dazu fiel noch leichter Regen. Rika spürte, wie die Müdigkeit langsam Einzug hielt. Auch sie war genauso erschöpft und müde, wie Haruka und Shuu es waren. Das Schwarzhaarige streckte sich genüsslich, nachdem das Trio noch etwas wach geblieben war und ihnen so langsam die Augen zufielen. „Es wird langsam Zeit, was?“, stellte Haruka gähnend fest. Shuu nickte zustimmend. Rika erhob sich. „Na dann, gute Nacht. Wir sehen uns morgen früh.“, verabschiedete sich und stieg dann die Treppe hinauf. Haruka und Shuu blieben noch kurz sitzen, ehe sie dann ebenfalls sich in ihr Zimmer zurückzogen. Haruka saß auf ihrem Bett, sie hatte bereits ihren Pyjama an und kämmte sich nur noch die Haare, bevor sich das Mädchen unter die Bettdecke verkroch. Shuu schnallte den Gürtel mit den Pokébällen ab und legte diesen neben sein Bett. Anschließend zog er sein Shirt über den Kopf und entblößte seinen Oberkörper. Während Haruka ihn anstarrte, bemerkte dieser selbstverständlich ihren fanatischen Blick und grinste höhnisch. „Seh ich so gut aus?“, feixte er. Es machte Shuu Spaß seine Freundin einwenig aufzuziehen. Und es gelang ihm auch immer wieder! Haruka wandte den Blick beleidigt von ihm ab, nur damit er nicht ihren Rotschimmer nicht bemerkte. „Red keinen Quatsch!“, kam es leicht wütend von ihr. Der Grünhaarige schnippte sich eine Strähne aus dem Gesicht. „Das würde ich eher einer zweitklassigen Koordinatorin raten!“, war Shuus Antwort. Und für diese Antwort bekam er Harukas Kopfkissen zu spüren. Mitten ins Gesicht landete es und Shuu war auf eine solche Reaktion nicht gewappnet gewesen, dass er beinahe das Gleichgewicht verlor. Doch er erholte sich rasch und sann auf Rache. „Na warte!“, zischte er, wie ein wütendes Arbok. Er warf ebenfalls sein Kopfkissen nach ihr, was sie ins Gesicht bekam und nach hinten überkippte. Haruka sprang mit einem Satz in Shuus Bett und krallte ihr Kissen wieder um ihn damit zu schlagen. Die Kissen waren zum Glück sehr weich und taten nicht allzu weh. Aber Shuu und Haruka genossen die Toberei ausgiebig. Shuu musste nach Luft schnappen. Haruka war einfach ein schlechter Gegner für ihn, er wurde immer schwach ihr gegenüber. Er fiel müde ins Bett und zog die Decke über sich. Haruka überlegte kurz. Sollte sie in ihr Eigenes oder bei Shuu bleiben? Das Mädchen entschied sich für Letzteres. Das Mädchen hob die Decke an und kuschelte sich an Shuus warmen Körper. Dieser blickte kurz an Haruka hinab, die die Augen geschlossen hatte und nach wenigen Momenten eingeschlafen war. Behutsam legte er seinen Arm um sie und zog das Mädchen an sich heran. Haruka war schon sehr früh am nächsten Morgen wach und konnte einfach nicht mehr einschlafen. So entschied sie sich aufzustehen und sich einwenig auf dem Hof umzusehen. Sie war noch nie auf einer Farm gewesen. Kurz bevor Haruka das Zimmer verließ, blickte sie auf Shuu zurück, der immer noch seelig schlief. Ihn wecken mochte sie nicht. So verließ sie leise das Zimmer und stieg die Treppe hinab. Im Erdgeschoss lief ihr Junzo über den Weg. „Guten Morgen. So früh wach?“, begrüßte er das Mädchen. Haruka zögerte, bevor sie antwortete. „Ich kann nicht mehr schlafen.“ Rikas Großvater lächelte. „Die Jugendlichen heutzutage gönnen sich keine Ruhe mehr!“ Haruka schaute ihn fragend an. „Rika ist auch schon wach.“, fügte er hastig hinzu. Die Braunhaarige stutzte. Warum war Rika schon wach? Um diese Uhrzeit? Es war schließlich gerade mal fast 7 Uhr morgens. Haruka entschied nach ihr zu sehen. Immerhin hatten sie nach der Ankunft auf der Farm nicht viel miteinander gesprochen.Aber Moment! Wo konnte sie Rika finden? „Wo kann ich sie finden?“, fragte das Mädchen, bevor der ältere Mann auch wieder verschwand. Auf seine Antwort musste Haruka nicht lange warten. „Hinter der Scheune auf dem Platz!“ Haruka dankte ihm, zog sich hastig ihre Schuhe und warf sich Shuus Jacke über die Schulter, die an der Garderobe hing. Er hatte sicherlich nichts dagegen, dass Haruka sich diese kurz auslieh. „Frizelbliz! Ladevorgang!“, befahl die Schwarzhaarige ihrem Pokémon. Das grüne Pokémon akzeptierte das Kommando mit einem kurzen Nicken, wandte dann aber den Blick ab um sich zu konzentrieren. Die Elektrohündin spannte ihren Körper an, es zuckten kleine Blitze um ihren Körper herum. Rika starrte Frizelbliz ebenso angespannt an, bis es seine höchste Ladung erreicht hatte. „Jetzt Ladungsstoß!“ Frizelbliz entfesselte seine aufgestaute Elektrizität um einen alten Baumstamm, den Rika als Zielscheibe verwendete, zu treffen. Aber die geladene Energie verfehlte diesen knapp. Aller Anfang war schwer. Wenigstens hatte Frizelbliz bereits gelernt Ladungsstoß auch als Distanzattacke einzusetzen, damit es nicht den Gegner frontal angreifen musste. Dies war ein erheblicher Vorteil gegenüber Kampf Pokémon, den diese waren im Fernkampf sogut wie machtlos. Im Nahkampf dagegen waren sie unschlagbar. Die Elektrohündin blickte enttäuscht zu Boden. Es war schon der fünfte Versuch diesen verdammten Stamm zu treffen! Warum funktionierte es nicht?! Es war so knapp endlich mal erfolgreich zu sein! Rika dachte nicht daran, dass es genug war. Schließlich musste Frizelbliz noch lernen, wie es seine Kräfte richtig nutzen kann. Es hatte sogut wie keine Erfahrung im Kampf, geschweige denn von einem Arenakampf. „Du darfst nicht niedergeschlagen sein, wenn das Training mal fehlschlägt, Frizelbliz. Dafür trainieren wir doch!“, belehrte das Mädchen ihr Pokémon. Ihre Stimme riss Frizelbliz aus der Enttäuschung und konzentrierte sich abermals wieder. „Das Gleiche noch mal. Zuerst Ladevorgang und dann wieder Ladungsstoß!“ Die Elektrohündin folgte dem Befehl und speicherte wieder Elektrizität in ihrem Körper, bis die Blitze über ihr Fell zucken, da dieses statisch aufgeladen war. Frizelbliz wollte nicht wieder ihr Ziel verfehlen und schloss kurz die Augen um ihren Höhepunkt an Konzentration zu gewinnen. Erst dann schleuderte das weibliche Pokémon den gewaltigen Blitz auf den Baumstamm ab, dessen obere Hälfte auf dem Boden polterte. Freudig jaulte die Elektrohündin auf und fühlte sich durch diesen geglückten Versuch sichtlich stärker. Es war nicht perfekt gewesen, aber immerhin schon ein Anfang! „Toll gemacht. Du musst dich nur konzentrieren, aber dabei darfst du nicht deine Verteidigung vernachlässigen.“ Frizelbliz saugte Rikas Lektionen wie ein Schwamm auf und verinnerlichte diese in ihren Gedanken. Das Pokémon sprang auf und wollte weiter trainieren. Es war noch viel Arbeit vor ihr! „Okay, dann sehen wir mal…“, das Mädchen holte ihren schwarzen Pokédex hervor und blätterte in den eingespeichteren Pokémondaten nach. Jedes ihrer Pokémon besaß eine eigene Datei, in denen der Trainingsstand verzeichnet war. „Wir arbeiten noch etwas an deiner Verteidigung.“ Rika blickte sich um und entdeckte einen kleinen, runden Felsbrocken, der zwar nicht allzu groß war, aber für ihre Trainingseinheit ausreichen war. „Tackle gegen den Felsen!“, sagte das Mädchen. Frizelbliz zögerte. Was sollte dies bewirken? Das Pokémon widersetzte sich Rikas Anweisungen jedoch nicht und vollführte den Angriff, prallte aber an der Oberfläche ab. Kaum war es auf dem Boden gelandet, stand Frizelbliz schon wieder und schüttelte sich. Es hatte sich nicht verletzt. „Mach weiter. Hör nicht auf. Du wirst verstehen, was dies bewirken soll.“ Die Elektrohündin fasste neuen Mut und tackelte den Felsbrocken immer wieder, scheiterte aber bei jedem Versuch. Frizelbliz zweifelte nicht an Rikas Trainingsmethode, auch wenn es einwenig seltsam war. Andere Trainer ließen ihre Pokémon gegen andere starke Herausforderer mit ihren Pokémon kämpfen um Erfahrungen zu sammeln. Rika dagegen nutzte die Natur um ihre Pokémon zu trainieren und schließlich dessen erprobten Fertigkeiten im Kampf auszukosten. Frizelbliz attackierte nochmals den leblosen Steinbrocken. Seine Pfoten wühlten den Boden völlig auf, aber es spürte, wie der Fels einen Gegendruck ausübte. War es das, was Rika bewirken wollte? „Gut gemacht. Anscheinend hast herausgefunden, was ich meine.“, lobte sie ihr Pokémon mit einer strengen Stimme, die einer Lehrerin gleichzusetzen. Frizelbliz hielt inne um ihren Worten lauschen zu können. „Der Fels übt einen gewissen Gegendruck aus, den du standhalten kannst. Diesen Druck wirst du auch spüren, wenn du mit einem Gegner aufeinanderprallst. Nutze dies um eine perfekte Position für einen Gegenangriff zu starten.“ Frizelbliz wollte wieder zur Tat schreiten als soeben Haruka auftauchte. „Rika! Hier bist du!“ Die Angesprochene wandte sich um, sah dann aber auf ihren Pokétch, der gerade Mal fünf Minuten nach sieben anzeigte. „So früh wach?“, begrüßte die Schwarzhaarige ihre Freundin. Das Mädchen fuhr sich durch die Haare und ihr fiel auf, dass sie diese noch nicht Mal gekämmt hatte. „Ich konnte nicht mehr schlafen.“, erwiderte Haruka und schaute zu Frizelbliz, die das Mädchen neugierig ansah. „Ihr trainiert?“ Rika nickte zögernd. „Ich habe mich entschieden Frizelbliz in der Arena einzusetzen.“, erzählte sie der Braunhaarigen. „Da Frizelbliz noch nie in einem solch wichtigen Kampf mitgemischt hat, habe ich mich entschieden zu trainieren.“ Haruka lächelte. „Frizelbliz sieht aus als wäre es in Topform.“, bemerkte das Mädchen mit ihren wachsamen, saphirblauen Augen. Rika kniete sich zu ihrer Elektrohündin nieder und streichelte sie. „Da hast du Recht.“, entgegnete die Schwarzhaarige. „Hast du Lust auf einen Kampf?“ Haruka zögerte mit der Antwort. Es schadete nichts ihre Herausforderung anzunehmen, aber all ihre Pokémon brauchten mal wieder ein gutes Training, bevor sie gegen einen solch starken Gegner wie Rika antraten. Die Braunhaarige schüttelte den Kopf. „Nein. Ich muss zuerst mal wieder trainieren, bevor ich gegen dich kämpfe.“ Rika war nicht wütend, dass Haruka den Kampf ablehnte. In den letzten Tagen hatten sie wahrhaftig nicht die Zeit für das Trainieren ihrer Pokémon. Es war einiges geschehen, das Wiedersehen mit Kyouji beim Herzhofen Wettbewerb, dann das verletzte Glumanda, welches letztlich Shuu als seinen Trainer auserwählt hatte und natürlich die Aufregung um Harukas Ei. Das Mädchen dachte kurz nach. „Warum trainierst du nicht dein Riolu?“, wollte die Schwarzhaarige wissen. Riolu war erst vor kurzem geschlüpft. Und es gleich trainieren? War es nicht zu früh damit zu beginnen? Immerhin waren ungefähr fünf Tage vergangen, nachdem sie Evolis Training aufgenommen hatte. So sprach sie auch ihre Zweifel aus, ob es nicht zufrüh war um damit zu beginnen, aber Rika schüttelte nur den Kopf. „Nein. Riolu ist ein Kampf Pokémon. Die wollen gefördert werden und brauchen eine starke Hand, die sie führt.“ Haruka war noch nie im Besitz eines Kampf Pokémons gewesen und hatte nicht viele Kenntnisse über die Aufzucht eines solchen Pokémons. Sie war sich nicht sicher, ob sie Riolu beginnen sollte die ersten Grundlagen des Kampfes beizubringen. Die Schwarzhaarige wollte Haruka nicht ihren Willen aufzwingen und überließ diese Überlegung ganz allein Riolus Trainerin. Haruka sah Rika hilfesuchend an. „Hilfst du mir dabei?“, erkundigte sich die Braunhaarige, ob ihre Freundin ihr dabei half. Schließlich kannte sich Rika gut mit Pokémon aus. Rika nickte. „Klar.“, erwiderte sie diese und zückte einen Pokéball aus dem das blaue, weibliche Nidoran erschien. Es gähnte herzhaft. Haruka befreite ebenfalls ihr Pokémon Riolu aus seinem rot-weißen Ball, was sich genüsslich streckte. „Können wir beginnen?“, wollte Rika wissen. Haruka nickte. Shuu streckte sich und erwachte langsam. Er suchte nach Haruka, die neben ihn geschlafen hatte. Aber sie war nicht aufzufinden. Noch verschlafen hob er seinen Kopf an und blinzelte mehrmals als er direkt in die Sonne blickte. Der Junge warf die Bettdecke zurück und ließ seine Blicke durch den Raum schweifen. Haruka schien schon aufgestanden zu sein, all ihre Sachen waren nicht mehr da und ebenso ihre Pokébälle. Der Grünhaarige dachte kurz nach. Sollte er liegen bleiben oder auferstehen? Der junge Koordinator entschied sich für Letzteres. Hastig zog er sein schwarzes Sweatshirt über und schlüpfte in seine Hose. Und mit gleicher Eile schnallte sich der Junge den Gürtel mit seinen Pokébällen um. Daraufhin verließ er das Gästezimmer. Im Haus war es ruhig. Niemand und so trat Shuu vor die Tür. Es roch nach frischer, ländlicher Luft. Shuu sah sich kurz um. Viel gesehen vom Hof hatte er nicht, da sie gestern zu müde waren um ihre Umgebung in Augenschein zu nehmen. Es war am heutigen Tag wieder wärmer geworden und einzelne Wolken zogen am blauen Himmel über seinem Kopf hinweg. Shuu ging über den Hof. Die Fukano namens Maya und Saya begrüßten ihn stürmisch als Junzo gerade aus dem Stall heraustrat. Er sah den Grünhaarigen freundlich an, während er zwei schwere Milchkannen aus dem Stall trug. Hinter ihm hörte der Koordinator den lauten Ruf eines Miltanks. Shuu war nur ein einziges Mal in seinem Leben auf einer Farm gewesen. Jedoch konnte er sich kaum an dieses Ereignis erinnern. Ihm war nur bewusst, dass die Farm von Rikas Großeltern um einiges größer war als die Farm, die er einst gesehen hatte. Junzo kam auf den Jungen zu. „Guten Morgen. Gut geschlafen?“, wollte der alte Herr wissen. Zögernd nickte der Angesprochene. „Freut mich. Rika hat mir erzählt, was ihr in den letzten Tagen erlebt habt. Und wie gesagt, ruht euch aus.“, entgegnete Junzo lächelnd. Shuu ließ die Geschehnisse der letzten Tage noch einmal in seinen Gedanken durch laufen. Zuerst war es die Aufregung um Glumanda gewesen, dann die Sorge um Frizelbliz und schließlich um Harukas Ei. Es war wirklich etwas viel auf einmal gewesen. Der alte Mann klopfte Shuu auf die Schultern, wodurch dieser aus seinen Gedanken schreckte. „Vielen Dank!“, er war Rikas Großvater Junzo wirklich dankbar über seine Gastfreundlichkeit. Dieser lachte schallend auf. „Keine Ursache, Shuu!“ Er wandte sich von dem Jungen ab, hielt dann aber doch nochmals inne. „Ach ja, falls du Haruka und Rika suchst… Die sind auf der großen Koppel hinter dem Stall!“ Shuu betrat den großen und vor allem geräumigen Stall. Der Junge rümpfte die Nase. Es lag der typische Stallgeruch in der Luft, der ihm ziemlich unangenehm in der Nase stand (Boa, wie ich den Geruch von Pferden und Ställen liebe). Der Grünhaarige blickte sich kurz um. Von mehreren Seiten war Geraschel zu hören und das leise Wiehern von Ponita zu hören. Shuu setzte sich in Bewegung und ging durch den Stall hindurch. So gelangte er auf die dahinter liegende große Weide. Suchend schaute sich der Junge um. Keine Spur von Rika und Haruka. Vielleicht hatte sich ja Junzo geirrt? Er wandte sich ab um an einem anderen Ort nach den Mädchen zu suchen, aber in diesem Moment drangen dumpfe Geräusche von Hufen in sein Ohr. Haruka, tief über den Hals ihres Gallopa gebeugt, donnerte auf das Gebäude zu, gefolgt von einem Ponita auf dem Rika saß. Als die Braunhaarige Shuu erblickte, zügelte sich Gallopas Tempo bis sich kein Muskel mehr im Körper des Pokémons regte. Ponita machte eine tollkühne Vollbremsung. „Was ist denn los? Gibst du etwa auf?“, stichelte das Mädchen leicht außer Atem. Dann streiften ihre Blicke Shuu, der sie irritiert ansah. „Ach, der Märchenprinz ist auch mal aufgestanden.“, sagte Rika spöttisch und mit einem Grinsen auf den Lippen. Das Mädchen schwang sich, zeitgleich mit Haruka, von dem Rücken des Ponitas und striff ihm die Zügel über den Kopf. Shuu gewann seine Fassung wieder, ignorierte aber Rikas beißenden Unterton. Sein Blick glitt zu Haruka, die ihn ebenso überrascht ansah, wie er sie. „Was machst du hier?“, kam es von der Braunhaarigen, die Gallopas Hals streichelte. Shuu schnippte sich eine Strähne aus dem Gesicht. „Ich habe dich nur gesucht, weil du nicht mehr neben mir lagst.“, erwiderte der Junge ruhig. Rika unterdrückte ein schelmisches Grinsen. Bei dieser Aussage konnte man wirklich etwas Falsches verstehen. Haruka wandte sich vollends ihrem Freund zu. „Tut mir Leid, das ich dich nicht geweckt habe. Konnte einfach nicht mehr schlafen und habe dann mit Rika einwenig trainiert. Sie war bereits wach gewesen.“ Am frühen Morgen schon trainiert? War Shuu etwa der Einzige gewesen, der faul im Bett gelegen hatte? Sonst war er ein Frühaufsteher gewesen und musste Haruka zum Training zwingen. „Du hättest mir wenigstens einen Zettel schreiben können!“, meinte Shuu. Rika nahm in der Zwischenzeit die Zügel des Ponitas auf und öffnete die Stalltür. Sie wandte sich kurz noch zu Haruka und Shuu herum. „Ich lass euch mal in Ruhe weiter diskutieren.“, grinste das Mädchen. „Bin im Stall.“ Mit diesen Worten verschwand Rika im Inneren des Stalls und führte das Feuerpferd zur Sattelstelle. Sie nestelte an den Riemen des Zaumzeugs herum und schlang schließlich ihre Arme um den schlanken Kopf des Pokémons. Es wehrte sich nicht gegen den Griff des Mädchens und ließ sich letztlich das Halfter überziehen. Letztlich schnallte sie den Sattel vom Rücken und legte ihn auf den Boden um ihn später wegzuräumen. „Gut gemacht, Tiora.“ Ponita scharrte auf dem Boden herum und schüttelte den Kopf. Rika tätschelte ihm den Hals. „Moment, ich weiß was du möchtest.“ Sie entfernte sich von Ponita und ging zu den Regalen herüber auf denen einige Kästen, die mit Bürsten und Striegeln gefüllt waren. Einen von ihnen nahm sie mit zu Ponita. Plötzlich hörte Rika Geraschel, fernab von den Boxen in denen die Ponita untergebracht waren. Und diese waren allesamt auf der Weide, bis auf Tiora. Die Schwarzhaarige verharrrte und lauschte. Geraschel! Schleichend ging sie zu der Box aus dem die geheimnisvollen Geräusche drangen. In der Ecke war wenig Licht, sodass sie kaum die Gestalt erkennen konnte. Nur das es ein Pokémon war, wusste das Mädchen. Es war kein unerwünschter Eindringling. Rika öffnete vorsichtig die Boxtür und trat näher an das Wesen heran. Unerwartet schwenkte ein Paar von feurigen Augen zu ihr herüber. Geschockt und gleichzeitig reglos vor Verwirrung stolperte Rika zurück. „Das… Das kann nicht sein…“ Sie war völlig wehrlos als sie von dem unbekannten Pokémon zur Seite gestoßen wurde und dieses hinaus in die Freiheit rannte. Die Schwarzhaarige wusste nicht, wie ihr geschah und blieb eine Weile am Boden liegen bis sie realisierte, dass es wirklich wahr war, was sie gesehen hatte. Das Pokémon war ein Gallopa von unglaublicher Stärke und Eleganz. Sie kannte nur eine Person, die ein solches prachtvolles Pokémon besaß. Doch diese war tot… Rika erhob sich benommen und trat auf die Weide. Sie konnte nicht die Augen von der strahlenden Schönheit des Pokémons wenden. Das Fell des Pokémons war makellos, außer das es an Glanz verloren hatte. Seine Muskeln waren in voller Aktion, während es über die Wiese gallopierte als würde diese ganz alleine ihm gehören. „Du bist es wirklich…“, flüsterte Rika atemlos. „…Faita!“ Gallopa hielt inne und drehte den Kopf in die Richtung zu Rika. Es hörte seinen Namen, den es schon lange nicht mehr gehört hatte. War es möglich? Nein. Seine Trainerin war es nicht. „Rika!“, ertönte unerwartet die Stimme ihrer Großmutter und riss das Mädchen aus ihren wirren Gedanken. Sie wandte sich ihrer Großmutter zu, die (mehr oder weniger) angerannt kam. Rika fühlte wie ihre Emotionen aus den Fugen liefen. Sollte sie wütend sein oder nicht? „Du musst mir das erklären.“, sprach das Mädchen mit kühler Stimme. Rika deutete auf Faita, der ruhig die Menschen beobachtete. Mayu folgte ihrer Handbewegung und wurde plötzlich seltsam ernst. „Rika…“, begann sie, aber hinter ihnen kamen plötzlich Haruka, Shuu und… Kyouji! Haruka und Shuu waren einwenig außer Atem. „Rika! Alles in Ordnung?“, Kyoujis Blick wanderte zu Faita herüber. Mayu seufzte leise. Rika blickte Kyouji in die Augen, wich aber letztlich seinen besorgten Blicken aus. Sie fühlte, wie jemand ihr den Halt unter den Füßen wegzog und in die gähnende Tiefe stürzte. Haruka und Shuu musterten Gallopa aufmerksam, welches den Kopf hoch warf und daraufhin wild dadvon stürmte. Dann neigten sie gleichzeitig ihre Köpfe wieder dem Geschehen zu. „Was hat das zu bedeuten?“, fragte Haruka vorsichtig. Rika schluckte ihre aufkeimende Trauer herunter und wandte sich ihrer Freundin zu. „Faita ist das Pokémon meiner verschollenen Mutter…“, erwiderte das Mädchen trübsinnig und mit einem Hauch von Trauer. Haruka zuckte zusammen. Wie konnte sie nur eine solch blöde Frage stellen?! Noch nie hatte die Braunhaarige Rika so verletztlich gesehen. Diese starrte geistesabwesend zu Faita herüber, der wieder stehen geblieben war und ihr eisern ins Gesicht blickte. Geradeso als wolle es ihr etwas sagen. Kyouji fasste das Mädchen sanft am Oberarm, wodurch sie gleich verschreckt den Arm zurückzog. Ihre Augen blieben einige Weile auf dem sorgenvollen Gesicht haften, ehe sie sich seinen Augen wieder entzog. Doch er achtete nicht darauf, dass sie sich seiner Nähe verwehrte und legte seine Arme um seine Kindheitsfreundin. „Na komm, du musst dich erstmal erholen.“ Wenn auch mit sanften Druck, ließ sich Rika bedingungslos von dem Blonden mit sich ziehen. Ihre Freunde Shuu und Haruka folgten ihnen. Zuletzt kam ihre Großmutter hinter ihnen her. Kyouji führte Rika zu einem Sessel, der den Anschein machte sehr gebrechlich zu sein. Die Einrichtung des Wohnzimmers war allgemein alt, halt nichts Besonderes für eine Familie, die sich mit Landwirtschaft über Wasser hielten. Dafür war dieses umso gemütlicher. Der Kamin brannte vor sich hin und verströmte eine angenehme Wärme im Raum. Auf dem Sims des Kamins standen einige Fotos der Familie. Einige waren schon sehr alt, andere dagegen waren neuer. Eines von ihnen erregte Harukas Aufmerksamkeit. Es war ein Familienfoto, es zeigte vier Personen. Es zeigte zwei Kinder, Ryo und Rika. Die Erwachsenen waren ihre Eltern und hinter der jungen, schwarzhaarigen Frau stand Faita. Harukas Stimmung schwankte zwischen Trauer und Hilflosigkeit. Was war mit ihren Eltern geschehen? Eine Hand legte sich auf ihre Schulter und neigte ihren Kopf zu der Person. Sie erkannte, dass Shuu ebenfalls auf das Foto herabsah und sich seine Gedanken machte. Mayu seufzte hörbar und setzte sich nieder. Haruka, Shuu und Kyouji wandten ihre Blicke auf die alte Frau. Nur Rika war in ihren Gedanken völlig im Nichts vertieft. „Rikas Vater war ein Archäloge und daher viel auf Reisen.“, ihre Stimme zitterte leicht. „Masaru war viel zu selten zu Hause um sich mit seinen Kindern zu beschäftigen. Und seine Frau?“ Kyouji wusste bereits viel über das Verhältnis in der Familie, doch er hörte ebenso gespannt zu wie Haruka und Shuu es taten. Und so begann Rikas Großmutter weiter ihre Erzählung fortzufahren: „Sie war Polizistin, eher gesagt eine Kommisarin. Ihr bester Gefährte war Faita. Beide waren ein hervorragend eingespieltes Team. Nun ja, dann kam Ryo zur Welt und meine Tochter hat ihren Beruf aufgegeben.“ „Ihre Tochter?!“, kam es ungläubig von Haruka. Mayu nickte. „Ja, Rikas Mutter war meine Tochter. Zwar haben wir uns nicht sonderlich gut verstanden, weil sie ihre eigenen gefährlichen Wege gegangen war.“ Die Grauhaarige holte kurz Luft um schließlich weiterzusprechen ohne die Beherrschung zu verlieren. „Eines Tages hatte Masaru einen sehr guten Auftrag bekommen, leider war er auch sehr gefährlich gewesen.“ Shuu sah Mayu mitfühlend in die Augen. „Worum handelte sich bei dem Auftrag?“, wollte er wissen. „Er studierte zwar antike Gebäude der Shinou Region, aber Masaru interessierte sich sehr für legendäre Pokémon. Bei seinem Auftrag ging es um Palkia und Dialga, die mystischen und geheimnisvollen Pokémon der Shinou Region.“ Mayu seufzte traurig auf. „Trotz aller Warnungen hatte Masaru den Auftrag angenommen und war fortgegangen. Lange Zeit hatten wir nichts von ihm gehört, bis die unheilvolle Nachricht gekommen war, dass er bei diesem Auftrag ums Leben gekommen war.“ Haruka schnappte nach Luft. Rikas Vater von dieser Welt gegangen, ohne das sie sich verabschieden konnte? Wie schrecklich… Das Mädchen mochte sich gar nicht vorstellen, dass ihre Mutter oder ihr Vater tot wären… „Gemeinsam mit Faita hatte sich meine Tochter auf die Suche nach ihrem Mann gemacht. Tage, Wochen und Monate vergingen, aber auch sie kehrte nicht zurück…“ Mayu erhob sich und richtete ihren Blick hinaus. „Wenig später wurde sie als tot erklärt.“ Der Verlust ihrer Tochter schmerzte die Alte sehr. Ihre Tochter war noch jung gewesen, hatte ihr ganzes Leben vor sich gehabt, zusammen mit ihren Kindern Ryo und Rika. Stattdessen wuchsen Bruder und Schwester als Waisen auf, obwohl Rika lange Zeit bei ihrer Großmutter väterlicherseits gelebt hatte. Rika hatte die Erzählung ihrer Großmutter mit betrübter Stimmung angehört. Die Erinnerung schmerzte sie und noch mehr tat es ihr weh, dass der Partner ihrer Mutter überlebt hatte und womöglich wusste, was passiert war damals. Doch sie sollten es niemals erfahren… Die Hand zur Faust ballend, erhob sich das Mädchen. „Warum musst du immer wieder alte Erinnerungen wecken, Großmutter? Hast du Spaß daran zu sehen, wie ich leide?“, fragte Rika kalt. Der Blick der Angesprochenen traf Rikas kühlen Gesichtsausdruck und war nicht fähig etwas zu erwidern. Nun stand Kyouji ruckartig auf und fasste sie grob am Handgelenk. „Rika! Wie kannst du nur? Du bist nicht die Einzige, die eine geliebte Person verloren hat!“ Das Mädchen sah den Bloden finster an. Sie reagierte nicht darauf, was er sagte. Stattdessen entwand Rika sich seinem Griff. „Was weißt du schon? Und was machst du überhaupt hier?“, keifte sie aufgebracht. Lässig verschränkte Kyouji die Arme vor der Brust und ignorierte ihre Wut, der blinden Trauer. „Du weißt es nicht? Übermorgen ist das Pokémonrennen. Ich dachte, du wüsstest darüber Bescheid.“, erwiderte ihr alter Freund. Rika sah ihre Großmutter an, die noch immer kein Wort hervor brachte. Hilflos und im Inneren völlig zerrissen, ergriff die Schwarzhaarige letztlich die Flucht in Freie. Kyouji wollte ihr hinterher, aber der Grünhaarige hielt ihn davon ab. „Keine gute Idee.“, sagte der Junge. „Lass sie. Rika wird sich schon wieder beruhigen.“ Der Blonde sah Shuu einige Zeit nachdenklich an, sah aber ein, dass es keine Zweck hatte mit Rika ein vernünftiges Gespräch zu führen. Rika flüchtete durch den Stall und gelangte so zur Weide Faitas. Der Hengst hob den Kopf und spielte neugierig mit den Ohren. Rika versuchte hier die nötige Ruhe zu finden um Nachdenken zu können. Doch sie schaffte einfach nicht ihre Gefühle unter Kontrolle zu halten. Wenig später rollten Tränen ihre Wangen herunter. Das Mädchen schlang ihre Arme um die Beine und vergrub ihr Gesicht an den Knien. Sie ließ ihrer gezügelten Trauer freien Lauf. Kapitel 35: Hunter J -------------------- Lange musstet ihr auf das nächste Kapitel. Hier ist es nun. Ich hoffe es gefällt euch. ^^" An Kapitel 36 arbeite ich zurzeit, aber denke, dass das Kapi nur so ca. 2.000 Wörter haben wird... *grad mal erst 750 Wörter hat* ... Kommis sind gerne gesehen! 35. Kapitel Hunter J Rika kauerte eine lange Zeit an der Weide bei Faita. Ihre Tränen waren bereits auf der Wange getrocknet. Doch noch immer erfüllte Trauer ihr Herz. So genoss sie die Ruhe, die ihr dieser Ort bot, um neue Kraft zu schöpfen. Irgendwann raffte sie sich auf und ging hinein in den Stall. Es dauerte einige Zeit, bis sich die angespannte Stimmung einwenig auflockerte. Eine ganze Weile waren die Jugendlichen schweigsam gewesen. Inzwischen hatte auch Mayus Ehemann Junzo sich zu ihnen gesellt. Kyouji machte sich Sorgen um seine beste Freundin. Er wusste nicht, zu was sie mit ihrem unterdrückten Kummer fähig war. Shuu schaute den Jungen eisern an. „Sie wird sich schon wieder erholen. Nur ihr Wunsch ist es damit alleine klarzukommen.“ Kyouji erwiderte seinen Blick. „Du hast Recht.“, sagte er trocken, drehte aber den Kopf wieder weg. Haruka seufzte. Auch sie hatte sich ihre Gedanken gemacht. Es war schrecklich seine Eltern auf so grausame Weise zu verlieren. Was würde sie tun, wenn ihre Eltern oder gar ihr Bruder sterben würden? Das Mädchen versuchte ihre finsteren Gedanken zu vertreiben und die Gruppe auf andere Gedanken zu bringen. Was hatte es bloß mit dem Rennen auf sich, welches Kyouji erwähnt hatte? „Kyouji? Was meintest du mit dem Pokémonrennen?“, wollte das Mädchen aus reiner Neugier wissen. Der Blonde hob seinen Kopf als Haruka ihn ansprach. „Das Pokémonrennen? Rikas Großeltern veranstalten es alle zwei Jahre. Und übermorgen ist es soweit.“ Shuus Blicke schweiften zu Mayu umher, die ebenfalls aufblickte. „Worum geht es beim Rennen?“ „Um das Vertrauen zwischen Trainer und Pokémon, aber auch vor allem um die Teamarbeit. Es besteht natürlich auch ein gewisses Risiko für sie bei diesem Rennen.“ Shuu sah seine Freundin einige Zeit an. Er hatte den Anschein, das sie etwas vor hatte. Vielleicht wollte sie auch an dem Rennen teilnehmen? Kyouji erhob sich. „Es wird langsam Zeit für mich.“ Der Junge warf Shuu und Haruka noch einen letzten Blick zu. „Passt auf Rika auf.“ Junzo schaute zu dem Blonden hinauf. „Bleib doch hier. Wir haben genug Platz um noch einen Gast unterzubringen.“ Der Blonde hielt inne. „Vielen Dank!“ Und so kam der Abend rasch. Rika war noch immer nicht aufgetaucht. Doch Shuu hatte dies schon geahnt, dass sie alleine mit ihren Gefühlen fertig werden wollte und somit Ruhe benötigte. Es kehrte Stille im Wohnhaus ein, nachdem Mayu und Junzo nach einem ereignisreichen Tag ins Bett gegangen waren. Kyouji hatte eine lange Strecke hinter sich gebracht und musste sich ebenfalls ausruhen. Nur Haruka und Shuu lagen noch in ihren Betten und konnten nicht schlafen. In ihren Köpfen spukten die Gedanken über Rikas Eltern umher und hielt sie beide einige Zeit wach. Shuu schlug die Bettdecke zurück und setzte sich auf. „Haruka? Bist du noch wach?“ Durch den Türspalt fiel noch Licht ins Zimmer, so war der Raum nicht vollständig in Dunkelheit getaucht. Shuu konnte deutlich erkennen, dass Haruka noch nicht eingeschlafen war. „Hnn?“, kam ihre wenig gesprächige Antwort. Sie hatte ihm noch immer den Rücken zugewandt und machte auch keine Anstalten sich ihm zu zuwenden. Shuu war sich nicht sicher, ob er sie nicht einfach in Ruhe lassen sollte, aber irgendetwas beunruhigte ihn. Lag es vielleicht an der Gefahr, die Mayu vorhergesagt hat? „Hast du vor an dem Rennen teilzunehmen?“, in seiner Stimme schwang Ungeduld und Sorge mit. Haruka bewegte sich nicht und Shuu glaubte schon, dass sie eingeschlafen war. Gerade aber als er sich niederlegen wollte, wandte sie sich ihm zu und starrte dem Jungen in die Smaragdaugen. „Ich spiele mit dem Gedanken.“, erwiderte das Mädchen wahrheitsgemäß. „Machst du dir etwa Sorgen?“ Shuu kam nicht an der Tatsache vorbei ihr seine Meinung über das Vorhaben zu verschweigen. „Ja, ich mache mir Sorgen. Wie immer, wenn du solche spektulären Sprints mit Gallopa hinlegst.“ Mit starrem Blick sah der Grünhaare hinauf zur Decke. Wie würde Haruka reagieren? Sie hatte ihren eigenen Dickkopf und wenn sie etwas vorhatte, dann ließ sich das Mädchen nicht davon abbringen. Auch nicht von ihm! Er spürte, wie sich etwas Warmes an seinen Körper schmiegte. „Ach Shuu…“, hauchte Haruka leise und küsste ihn sanft auf die Lippen. Reglos ließ er ihre sachte Berührung geschehen, ehe er mit gleicher Leidenschaft ihre Lippen versiegelte und seine Hände auf Wanderschaft schickte. Seine kühlen Hände bereiteten Haruka einen Anflug von Schauer, denn sie standen so im Gegensatz zu seinen warmen Lippen. Um nicht zu ersticken, mussten sich Haruka und Shuu voneinander lösen. „Ich habe Angst um dich, denn ich will dich nicht verlieren.“, flüsterte Shuu ihr zu. Haruka lächelte. „Ich pass auf mich auf. Ich verspreche es dir.“ Mit den Fingerspitzen fuhr der Grünhaarige über ihre Wangen und hielt an ihrem Kinn inne. „Shuu, ich liebe dich.“, gestand die Braunhaarige erneut ihre Liebe zu ihm. Der Junge zog ihr Kinn nah an Seins. „Ich weiß.“, erwiderte er tonlos und sie tauchten erneut ein in einen zärtlichen Kuss voller Leidenschaft. Haruka entschied sich am Rennen teilzunehmen. Doch was kam auf sie zu? Zwar arbeitete das Mädchen schon länger mit Gallopa zusammen, aber taktisch geführt hatte sie das Pokémon noch nie. So lag ein langes Training vor Haruka. Auch Kyouji nahm an dem Rennen teil, zusammen mit seinem Arkani. Bestens vorbereitet war er, im Gegenteil zu Haruka. Die Braunhaarige hatte also einen knallharten Gegner vor sich. Und Shuu? Der Grünhaarige zweifelte immer noch an Harukas Entscheidung. Auch wenn das Mädchen ihm versprach auf sich aufzupassen, so konnte sie seine Sorgen nicht von ihn nehmen. Doch er unterstützte sie in ihrem Vorhaben so gut wie er konnte. „Die Zeit war schon ganz in Ordnung. Aber ihr wart schon Mal besser.“, sagte Shuu, der die Zeit gestoppt hatte. „Wie viel Sekunden war ich langsamer als vorher?“, wollte das Mädchen wissen, die die Zügel von Gallopa locker ließ, damit dieses seinen Hals durchstreckten konnte. Shuu blickte auf die Stoppuhr, dann auf den Block auf dem er jedes Ergebnis ihrer vereinbarten Trainingsstrecke aufzeichnete. „Du warst 21 Sekunden langsamer.“, erwiderte er trocken. Haruka seufzte enttäuscht. Das Mädchen hatte sich so angestrengt und dennoch machte sie kaum Fortschritte. „Lass dich nicht entmutigen.“, ertönte Rikas Stimme, die soeben sich lässig über den Weidezaun schwang und ruhig auf Shuu und Haruka zuging. „Rika!“, rief Haruka offensichtlich überrascht, denn sie hatte das Mädchen seit dem Vorfall am gestrigen Abend nicht mehr gesehen. Schweigend klopfte Rika den Hals Gallopas. „Wie geht es dir?“, fragte Shuu besorgt, aber er wusste, dass es unangebracht war nach ihrer Gefühlslage fragen zu wollen. Die Schwarzhaarige blickte ihn trüb an. Sie wollte sich nicht an die schmerzvollen Erinnerungen klammern, die sie einst tief in ihrem Inneren verschlossen hatte. „Wie soll es mir gehen?“, erwiderte das Mädchen säuerlich, und wich seinem Blick aus. Ein kurzes Schweigen breitete sich zwischen dem Trio aus, bis Rika den Kopf wieder anhob und Haruka anblickte. „Du willst am Rennen teilnehmen?“ Zögernd nickte die Angesprochene. „Das Training hab ich mir allerdings anders vorgestellt.“, antwortete Haruka seufzend. Rika sah Haruka und Gallopa eine Weile an und dachte nach. „Du hälst die Zügel falsch. So hat Gallopa gar keine Möglichkeit sich freizubewegen.“, korrigierte das Mädchen. Haruka sah auf ihre Hände; sie hielt die Zügel sehr verkrampft und außerdem zu kurz. „Lass sie einfach ganz locker. Gib Gallopa die Möglichkeit sich bewegen zu können.“, sagte Rika. „Und jetzt gib Gallopa nur noch Befehle mit Schenkel- und Zügelhilfen.“ Haruka nickte wissbegierig und trieb Gallopa zu einem leichten Trab an. Dann preschte es mit voller Geschwindigkeit los. Der Grünhaarige blickte die Schwarzhaarige seitlich an. „Willst du nicht am Rennen teilnehmen, Rika?“, fragte der Junge. Die Angesprochene starrte Haruka und Gallopa hinterher und in ihr verkrampfte sich etwas. Natürlich würde sie gerne teilnehmen, aber zu welchem Preis? Rika schüttelte daraufhin den Kopf. „Nein, ich möchte nicht teilnehmen.“, log sie schließlich. Der Tag des großen Rennens war gekommen! Die Umgebung der Marashiba Farm war nun kein ruhiger Ort mehr, denn viele Menschen waren gekommen. Zuschauer, und auch viele Teilnehmer waren darunter. Ein herrliches Durcheinander herrschte momentan. Shuu, Haruka und Kyouji standen eng zusammen um sich in der Menge nicht zu verlieren. Gallopa und Arkani standen neben ihren Trainern und verfolgten den Trubel mit ruhiger Gelassenheit. Die anderen Pokémon der Teilnehmer nahmen sie genau in Augenschein. Da Shuu war nicht im Rennen dabei und Haruka versprochen hatte, dass er sie einfeuern würde, mischte sich der Grünhaarige später unter die Zuschauer. Einen guten Platz hatte er bereits für sich reserviert. Kyouji schaute suchend in die Umgebung. Wo war Rika bloß? Sie hatte ihm zugesagt, dass sie beim Rennen ihm zu sehen würde… Aber anstatt seine Freundin Rika ins Auge zu fassen, merkte er eine bekannte Person auf sich zu kommen. Der Blonde verzog das Gesicht. Es war ein alter ‚Freund’ aus Kindheitstagen. „Kyouji! Du auch hier?“, sprach dieser ihn an. Der Blonde begegnete dem Jungen mit Abstand und nickte ihm bloß wortlos zu. Haruka und Shuu musterten den Jungen, der ihnen wenig älter erschien als sie selbst. Seine goldgelben Augen stachen nur so hervor und bildeten einen eigenartigen Kontrast zu seinen weißen Haaren. Außerdem hatte er ein selbstgefälliges Grinsen auf den Lippen. „Wo ist denn deine kleine Freundin?“, fragte er mit einem gewissen Unterton in der Stimme. „Wie hieß sie noch mal?“ Er fuhr sich arrogant durch die Haare; so wie es auch Shuu immer tat, wenn er gegenüber Haruka unnahbar wirken wollte. Kyouji versuchte die Ruhe zu bewahren. Noch vor dem Rennen sich aufregen, würde er nicht. Nicht für ihn! „Hiroshi, lange nicht mehr gesehen.“, erwiderte der Blonde mit desinteressierter Miene. Der Angesprochene grinste fies. Schluss mit der gespielten Wiedersehensfreude! „Du nimmst doch nicht etwa am Rennen teil?“, entgegnete Hiroshi spöttisch. Kyouji spürte, dass Hiroshi, ein ehemaliger Bekannter aus Rikas, Kentas und seiner Schulzeit, ihnen nicht wohl besonnen war. So veränderte sich auch schlagartig Kyoujis Haltung gegenüber den Weißhaarigen. „Was willst du, Hiroshi?“, knurrte der Junge. Der Angesprochene lachte leise. Es klang kalt und böse. „Was ich will? Ich will dich nur warnen!“ Mit diesen Worten wandte er sich lachend ab. Kyouji sah ihm aufgebracht nach. „Vor was?“, rief er ihm nach. Hiroshi hielt aber noch kurz inne. „Halt dich bereit, Kyouji, wenn ich dich fertig mache.“ Hiroshi verschwand wieder so schnell wie er gekommen war… Der Blonde aber ballte die Faust. Jetzt hatte er noch einen Grund dieses verdammte Rennen zu gewinnen. Shuu und Haruka hatten das rivalisierende Gespräch schweigsam verfolgt. „Kyouji, wer war das?“, wollte die Braunhaarige wissen. „Hiroshi ging mit Rika, Kenta und mir in die gleiche Schule. Er war eine Klasse über uns.“, antwortete der Junge und wandte wieder den Blick ab. Suchend strichen seine hoffnungsvollen Augen umher. Vielleicht würde wenigstens Rika ihm beistehen? Shuu sah kurz hinab auf den Póketch. „Es geht bald los. Ihr solltet langsam zum Start gehen.“, schlug der Grünhaarige vor. „Rika kommt wohl nicht mehr. Sieh es ein.“ Seufzend wandte er seinen Blick ab. „Okay, du hast Recht. Wenn wir noch länger warten, dann verpassen wir den Start.“, pflichtete er dem Koordinator bei. Und so schwangen sich Haruka und Kyouji auf den Rücken ihrer Pokémon und gingen gemächlich zum Startpunkt. Shuu begab sich währenddessen zu den Tribünen der Zuschauer. Rika befand sich zum Zeitpunkt des Rennbeginns im Stall. Genauer gesagt an der Boxtür von Faita, dem verwaisten Pokémon ihrer Mutter. Aber war das Pokémon das einzige Wesen, was eine geliebte Person verloren hatte? Die Schwarzhaarige fühlte sich seltsam leer, so ausgestorben in ihrem tiefen Inneren. Zwar versuchte das Mädchen diese Erinnerungen aus ihrem Gedächtnis zu löschen, aber es gelang ihr nicht. Sie waren doch ein dunkler Schatten, der sich durch ihr Leben zog und diese Tatsache erschwerte ihr diese Tragödie aus ihren Gedanken zu löschen… Faita riss Rika mit einem ungeduldigen Schnauben aus ihrer Trance. Das Mädchen blickte es einige Zeit schweigend an, und ebenso das Pokémon sah ihr tief in die Augen. Rika ballte entschlossen die Faust zusammen, nachdem ein Plan in ihrem Kopf heran gereift war. Sie erhob sich; suchte ein passendes Zaumzeug heraus und einen Sattel, der den Anschein machte, dass Faita ihn ohne weiteres tragen konnte. Faita beobachtete Rikas Handlung mit Misstrauen. Was hatte das Menschenwesen vor? Aber dies wurde dem Gallopa unbewusst wahr als das Mädchen an seine Box kam und die Tür aufsperrte. Mit der gleichen Entschlossenheit mit der seine Herrin ihn immer begrüßt hatte… Rika legte vorsichtig die Satteldecke auf dem Rücken auf und wartete eine Reaktion des Feuerpferdes ab. Immerhin kannte sie Faita schon lange genug um zu wissen, dass es unberechenbar war und niemanden, außer ihrer Mutter, an sich heran ließ. Doch die Gegenwehr blieb aus. Faita schüttelte den Kopf und ihm wurde schnell klar, dass es nicht seine Trainerin war, die sich an ihn heran wagte. Sondern ihre kleine Tochter! Als Rika ihm den Sattel auflegen wollte, wurde Faita unruhig und stampfte wütend auf den Boden. Die Schwarzhaarige wich kurz zurück, aber atmete tief ein. Sie zog dies nun durch! Doch Faita ließ das Mädchen nicht mehr an sich heran; es versuchte nach ihr zu schnappen oder gar nach ihr zu treten. So holte Rika ein langes Seil und knotete dieses zu einer Art Lasso. Auf diese Art hatte sie schon einigen störrischen Ponita auf sanfte Weise ihren Willen aufgezwungen. Die Schlinge zog sich fest um Faitas schlanken Hals. Empört darüber versuchte das Feuerpferd daraus zu entkommen und wehrte sich vehement dagegen. Rika wickelte das Ende des Seils, was sie noch in der Hand hielt, an einem Holzstück fest. Doch Faita zehrte so feste daran, dass das Seil zu reißen begann, ehe Rika darauf nur reagieren konnte. So wurde Rika unsanft zur Seite gestoßen und Faita preschte aus dem Stall heraus, war mit einem lockeren Sprung über den Holzzaun hinweg gesprungen und jagte in Richtung Wald. Rika fluchte leise. Zu Fuß hatte sie keine Chance Faita einzuholen. So sattelte sie in Windeseile ein verwirrtes Ponita und nahm die Verfolgung auf. Währenddessen hatte Kyouji alle Hoffnung verloren, dass Rika ihm doch noch Glück wünschte als er an die Startlinie trat. An seiner Linken stand Haruka mit ihrem Gallopa und zu seiner Rechten befand sich sein stärkster Rivale innerhalb des Rennens – Hiroshi. Dieser blickte soeben zu ihm herüber, mit einem widerwertigen Grinsen im Gesicht. Er ritt auf einem imposanten Dodri, die ebenso finster aussahen, wie ihr Trainer. „Du hast keine Chance gegen mich.“, lachte der Weißhaarige höhnisch. Kyouji erwiderte nichts und konzentrierte sich völlig auf Arkani und das Rennen. „Liebe Trainer und Trainerinnen! Herzlich Willkommen zu unserem Pokémonrennen!“, begrüßte Junzo die Teilnehmer des Rennens. „Dieses Jahr kann der Gewinner des Rennens eine Pokémonfutter für ein Jahr gewinnen!“ Das Publikum klatschte fröhlich Beifall, sodass Junzo kurz abwarten musste, bis die Jubelrufe verstummten. Dann fuhr seine Frau fort. „Wenn ihr Xatu hört, geht das Rennen los!“ Mayu deutete auf ein großes Xatu auf dessem Kopf zwei Natus saßen. Der Countdown begann also! Kyouji und alle gesamten Teilnehmer beugten sich tief über den Hals ihrer Pokémon und spannten ihre Körper und Sinne an. Zuerst breitete das erste Natu seine Flügel aus, und dann Zweite einige Sekunden später. Dann ertönte das langersehnte Signal. „Xatu!“ Harukas Gallopa machte ruckartig einen Riesensprung und agierte sich so an die erste Stelle, gefolgt von Kyoujis Arkani und Hiroshi auf seinem Dodri. „Wow! Was für ein Sprung von Harukas Gallopas! Dadurch sichert sich das Mädchen garantiert den ersten Platz!“, dröhnte Junzos Stimme ins Mikrofron. Noch lange nicht hatte Gallopa seine Höchstgeschwindigkeit von 200 Kilometer pro Stunde erreicht, denn Haruka zügelte das Tempo ihres Pokémons um sich Kräfte für den Endspurt aufzusparen. Unerwartet überholte Dodri Kyouji und Haruka und sauste mit seinem Pokémon über die markierte Rennbahn. Der Blonde war dadurch so sehr irritiert, dass er seine Kozentration verlor. Nervös biss er sich auf die Lippe. „Arkani! Kannst du noch schneller laufen?“, fragte Kyouji sein Pokémon. Der Feuerhund heulte entschlossen auf und beschleunigte schlagartig mit Turbotempo. Somit schloss er wieder mit Haruka und Hiroshi auf, die zurzeit sich ein hartes Kopf an Kopf Rennen lieferten. Faita war tief in den Wald gallopiert. Immer noch erbost über die Dreistigkeit des Mädchens, die soeben unerlaubt auf seinen Rücken steigen wollte, hielt es inne. Es schnaubte zornig und war erleichtert, dass es nicht mehr in Menschenhand war. Doch plötzlich spürte Faita die Präsenz von Menschen. Sie waren nicht weit weg. Die unbekannte Gegenwart von ihnen war beinahe zu nah. Mit ruhigen Schritten näherte sich das kluge Pokémon dem Ort, an den es die Fremden vermutete. „Dort werden einige starke Pokémon sein, Herrin.“, sprach ein dunkelhaariger Mann. Abwartend blickte er eine junge Frau an, die auf einem Stein saß und gelangweilt den Kopf auf die Hand stützte. Bei ihnen waren noch weitere Männer in gepanzerten Schutzanzügen, und ebenso ihre Pokémon standen neben ihnen. Die Frau hob den Kopf an, machte aber keine Anstalten aufzustehen. „Gut, gut. Ihr werdet euch sofort auf dem Weg machen und die Sicherheitskräfte ausschalten.“, ordnete die Grauhaarige an. Ehe sich die Männer zum Gehen wandten, wurden sie durch einen schrillen Aufschrei unterbrochen. Die unbekannte Frau richtete ihren kalten Blick auf die Störenfriede. „Hunter J! Wir haben ein starkes, wildes Pokémon gefunden!“, rief einer der Schwarzgekleideten. Die Angesprochene war zutiefst desinteressiert, welchen Grund die Männer hatten sie zu stören. „Bringt es her.“, forderte Hunter J trocken auf. Weitere drei starke Männer begannen Faita auf die Lichtung zu zehren. Wütend schlug es die Hufe in den Boden und wehrte sich gegen die Stricke, die dazu nötig waren ihn zu halbswegs bändigen. Doch Faita versuchte weiter Widerstand zu leisten, jedoch zogen sich die Stricke nur noch fester um seinen Hals. Hunter J grinste amüsiert. „Gut gemacht.“, lobte sie knapp. Auf ihren Lippen lag ein kühles Lächeln. Faita wurde ruhiger und blickte die kalte Frau wütend an. Sofort erkannte er, dass sie die böse Person repräsentierte. „Was sollen wir mit dem Biest machen?“, wollte einer der Männer wissen, der erhebliche Schwierigkeiten hatte Faita zu halten. Aber auch seine Helfer hatten große Probleme den kraftvollen Hengst im Zaum zu halten. Unerwartet vergrub das Feuerpferd seine Hufe in den bereits aufgeweichten Boden, und zog den Kopf zurück. Wenig später stieg Faita und keilte in Rage aus. Hunter Jo betrachtete Faita ruhig und unbeeindruckt. Der Körper des Feuerpferdes war derartig makellos und kraftvoll. Es strotzte nur so vor Kraft und Energie. „Du wirst uns viel Geld einbringen.“, sagte die Grauhaarige und richtete ihren Arm auf Faita aus, der von den Männern nun gezwungen sich auf den Boden zu legen. Unerwartet sprang ein Pokémon aus dem Gebüsch hervor. „Faita!!“, erklang Rikas Stimme, und stoppte das Ponita so ruckartig, dass es den Kopf nach hinten warf. Faita aber schnaubte und richtete seine schwarzen Augen auf Rika, die ihm zu Hilfe eilte. Hunter J blickte den Eindringling kühl an. „Verschwinde, Mädchen, oder du wirst es bereuen.“, warnte die Frau. Rikas Blick schweifte von Faita zu Hunter J herüber. „Wer seid ihr?!“, rief die Schwarzhaarige. Hunter J lachte nur. „Das hat dich nicht zu interessieren. Jetzt verschwinde, damit wir unsere Arbeit erledigen können.“, erwiderte sie nun ungeduldig. Rika schaute sich um; es standen einige Käfige herum mit Pokémon darin. ‚Pokemonjäger’, schoss es im Stillen durch Rikas Kopf. Und Faita sollte ihre nächste Beute sein! „Lasst das Gallopa sofort frei!“, forderte Rika wütend. Aber Hunter J grinste nur teuflisch. „Du bist nerviger als ich gedacht habe.“, sie zückte einen Pokéball. „Brutalanda, vorwärts. Räum das Mädchen aus dem Weg!“ Ein Lichtstrahl erhellte für einen Moment die Umgebung, dann löste sich ein riesenhafter, blauer Drache von monströser Gestalt aus dem gleißeden Licht. Seine dunkelroten Augen waren zu engen Schlitzen verengt. Rika schluckte. Hatte sie einen Hauch einer Chance gegen einen solch mächtigen Drachen? „Hyperstrahl!“ Der Befehl Hunter Js riss Rika aus ihrer Starre. Panisch sprang sie von Ponita herunter und zog es zur Seite, aber dann zerriss auch schon eine ohrenbetäubende Explosion die Luft. Rika fühlte wie sie mit dem Rücken auf einen harten Stein aufkam und wie die Luft in ihrem Körper entwich. Für kurze Zeit rang sie nach Luft um nicht zu ersticken. Bauchlings stemmte sich das Mädchen benommen hoch, sie hustete stark und hob ihren Kopf an. Über ihr stand der knurrende, blaue Drache, der die Zähne fletschte. Erneut sammelte Brutalanda einen machtvollen Energiestrahl, der schier alles zu zerstören vermag. Zum ersten Mal in ihrem Leben fühlte die Schwarzhaarige ein seltsames Gefühl in sich aufsteigen – Angst. Blinde Angst vor dem Tod. Die flammende Hitze schien beinahe ihre Haut verbrennen zu wollen. Rika kniff verzweifelt ihre Augen zusammen um nicht in die Augen des Drachens zu sehen. Ein warnendes Wiehern vernahm Rika nur noch. Das Wiehern von Faita. Und plötzlich zischte ein gleißender Lichtstrahl und schützte das Mädchen vor dem alles vernichtenden Hyperstrahl. Nur einen wagen Schatten vor ihr nahm sie war, bevor die enorme Druckwelle sie erneut weggeschleuderte und über einen steilen Abhang hinunter stürzte. Schmerzhaft prallte das Mädchen gegen einen Baum und blieb reglos liegen. Hunter J sah von oben auf den bewegegungslosen Körper Rikas hinab, die schließlich leicht den Kopf hob, aber ihr Blick war verschleiert und trüb. Die Grauhaarige wandte sich desinteressiert ab. „Lasst das Mädchen dort liegen und das Gallopa ist für uns nutzlos.“, waren die letzten Worte der teuflischen Frau, ehe Rika das Bewusstsein verlor. Noch immer lieferten sich die drei Favoriten Haruka, Kyouji und dessen Rivale Hiroshi einen erbitterten Kampf um den ersten Platz. Inzwischen war Haruka zurückgefallen und hatte dafür den großen, erkämpften Vorsprung bereits wieder eingebüßt. Nun war Hiroshis Dodri an der Spitze und wurde dicht verfolgt von Kyouji und Arkani. Die übrige Konkurrenz hatten sie bereits weit hinter sich gelassen, außer wenigen Ausnahmen. Zwei weitere Pokémon, ein Tauros und ein Girafarig, mit ihren Trainern hetzten den drei Spitzenreitern hinterher. Nun bogen Hiroshi, Haruka und Kyouji auf das felsige Gebiet der markierten Rennstrecke ab. Die Schwierigkeit dieser Strecke lag darin, dass der Weg nur sehr schmal war und es keine Möglichkeit war zu überholen. Hinzu kam noch, dass der Boden sehr brüchig war und einige Brocken herausbrachen. Der Blonde verdammte leise das Glück, was ihnen zustand. Diese Tatsache machte diese Strecke nur noch gefährlicher. Hiroshi blickte zurück und grinste fies. „Dodri, Bohrschnabel gegen die Wand!“ Mit ihren spitzen Schnäbeln bohrten die Dodri in den Felsen hinein, sodass dieser zu bröckeln begann. Ein Erdrutsch löste dadurch sich und donnerte geradewegs auf Kyouji und Arkani hinunter. Alarmiert stoppte Arkani und war durch diese unüberlegte Reaktion auf dem Punkt auf dem der Brocken aufkommen sollte. Da Haruka dicht hinter ihm war, wurde sie Zeugin von Hiroshi miesen Trick um seine Konkurrenz auszuschalten, egal mit welchen Mitteln. „Du verdammter Mistkerl!“, rief das Mädchen hinterher. Sie sah nur noch, wie sich dieser lachend aus dem Staub machte. Gallopa wieherte verschreckt und forderte so Harukas Aufmerksamkeit. Sie musste schnell handeln, sonst waren Kyouji und sie selbst unter dem Schutt vergraben. Aber was sollte sie tun? Dann kam der Einfall, der beide retten sollte. „Gallopa! Feuersturm gegen die Felsen! Gib alles!“ Das Feuerpferd hielt an und richtete den Kopf gegen die steinige Bedrohung. In seinem Maul sammelte sich eine gewaltige Feuerkugel, die es in die Luft schleuderte. Das Flammenkreuz sprengte die Felsbrocken und brachte sie somit aus der Gefahr. Feiner Staub rieselte zu Boden, der ihnen in den Augen und in der Lunge brannte. Schützend hielten sie die Hand vor dem Mund um das Pulver der zertrümmerten Felsen nicht einzuatmen. Als sich die Staubwolke schließlich endlich verzogen hatte, trieb Haruka ihr Gallopa einwenig an um zu dem Blonden zu kommen. „Kyouji? Bist du verletzt?“, wollte das Mädchen besorgt wissen. Dieser schüttelte den Kopf. „Nein.“, er sah die Braunhaarige prüfend an. „Und bei dir alles in Ordnung?“ Haruka nickte zustimmend und schaute in die Richtung in der Hiroshi verschwunden war. „Ja, aber Hiroshi hat einen erheblichen Vorsprung.“ Kyouji spürte, wie die Wut in sich aufkeimte. „Verdammt. Wir müssen ihn einholen!“ Abermals stimmte Haruka dem Jungen zu, der sein Arkani antrieb und aus der Gefahrenzone dirigierte. Ebenso wie Haruka und Gallopa. Dann nahmen sie wieder die Verfolgung auf und jagten Hiroshi hinterher, der bereits an einem kleinen See war. Dieser war nicht tief, sodass die Steine an der Oberfläche sichtbar waren. Mit Leichtigkeit überquerte Dodri die grauen Steine, die aufgrund des Gewichtes leicht nachgaben. Nach kurzer Zeit musste Hiroshi sehen, wie sein unfair, erkämpfter Vorsprung dahin schmolz; durch Turbotempo konnte der Feuerhund mit Gallopa ungefähr die Geschwindigkeit halten und rasten auf den See zu. Plötzlich aber zerriss ein ohrenbetäubender Knall die Luft, den sogar die Nachzügler hinter Hiroshi, Haruka und Kyouji hörten, obwohl die erst im Felsengebiet waren. Das aufgepeitschte Wasser schnitt Hiroshi den Weg über den See ab. Sein Dodri scheute, sodass sein Trainer beinahe ins Wasser gefallen wäre. Haruka und Kyouji zügelten abrupt ihre Pokémon, sodass Gallopa und Arkani noch am Ufer sofort Halt machten. Über der aufgeschäumten Gischt des Wassers schwebte ein ungewöhnlich großer Drache. Seine rubinfarbenen Flügel glitzerten blutrot im Sonnenlicht. Ein aufgebrachtes Drachengebrüll donnerte den Anwesenden entgegen. Harukas Finger klammerten sich an Gallopas Zügel als sie auf dem Ungeheuer eine Frau erkannte. Diese war in einem schwarzen Umhang gekleidet und an ihrem linken Arm trug die Frau einen seltsamen Armreif. Auf ihren Lippen lag ein niederträchtiges Grinsen, während die Jägerin die Jugendlichen und ihre Pokémon betrachtete. „Gebt mir eure Pokémon.“, forderte Hunter J mit kalter Stimme auf. „Sofort!“ Kapitel 36: Rettung naht! ------------------------- Und ich dachte das Kapitel wird kurz. Da hab wohl falsch geplant. Aber na ja. Hoffentlich mögt ihr es. Das Ende ist irgendwie... doof? Edit: Verbessert von Yurippe! 36. Kapitel Rettung naht! Ein pochender Schmerz breitete sich im Kopf der Schwarzhaarigen aus, als sie wieder zur Besinnung kam. Ihr Körper war von einer Lähmung befallen; es regte sich kein Muskel in ihrem geschundenen Körper. Langsam hob Rika den rechten Arm, um sich an den vor Schmerz pulsierenden Kopf zu fassen. Unvermittelt hielt das Mädchen inne. Mit gedämpfter Stimme kam ein leiser Fluch über ihre Lippen. Der Arm wies einige Abschürfungen auf; einige waren lediglich leichte Kratzer, aus denen Blut sickerten, andere waren mit einem schwachen Blau unterlegt. Das Mädchen konnte von Glück spreche, dass sie soweit unverletzt war. Der Sturz hätte noch weitaus anders sein Ende nehmen können. Mühsam setzte sich das Mädchen auf und spähte in ihrer unmittelbaren Umgebung her. Eine Weile ließ sie die Stille auf sich einwirken und registrierte, wie ausgestorben der Wald war. Warum war sie hier? Was war geschehen? Abrupt schreckte Rika auf, als ihr der Grund für ihren physischen Zustand zurück in den Sinn kam. Das Rennen! Es war in großer Gefahr und nicht nur das Rennen, sondern auch ihre Großeltern, Haruka, Kyouji und alle anderen Teilnehmer waren gefährdet! Das Mädchen versuchte sich hochzuraffen, doch es fand nicht die Kraft dazu; seine Beine knickten ein und es merkte, wie ein stechender Schmerz sich um seinen Fußknöchel klammerte. Entkräftet ließ sich das Mädchen wieder auf den Boden sinken. Seine Hände stabilisierten den angeschlagenen Fuß, während es den Knöchel näher betrachtete. Dieser hatte einen zarten Lilaton angenommen, wohl eine Prellung oder Verstauchung. Mit bloßem Auge konnte Rika keine genaue Diagnose stellen. Doch was sollte sie tun?! Um Hilfe schreien brachte nichts; sie war allem Anschein nach alleine im Wald. Und Gallopa hatte die Flucht ergriffen. Rika lehnte ihren Kopf gegen den Baumstamm und suchte resigniert nach einer Lösung. Eines stand jedoch fest: untätig hier herumzusitzen brachte nichts! Es lag an ihr, ob sie noch rechtzeitig ihre Freunde vor der Bedrohung warnen konnte oder nicht. So schöpfte sie neue Kraft durch den Gedanken, ihre Freunde und Familie vor der Gefahr zu schützen. Mühevoll zog sich Rika den Abhang hinauf, den sie zuvor hinuntergeschleudert worden war, mit dem letzten Funken von Kraft, die ihr noch innewohnte. Nur schleppend kam das Mädchen voran, denn jeder Muskel schrie bei jeder Bewegung vor Schmerz. Doch Rika ignorierte die Höllenqual, sie hatte nur eines im Sinn: ihre Freunde beschützen! Nachdem die erste Hürde genommen war, musste die Schwarzhaarige nach Luft ringen. Es hatte sie viel Kraft gekostet, aber nun wartete eine weitaus schwierigere Aufgabe auf Rika. Aber wie sollte sie diese bewältigen, wenn ihr Körper so ausgelaugt war? Was würde nur geschehen? Was würde auch Haruka und Shuu werden? Und vor allem aus Kyouji? Rika krallte ihre Finger in den Erdboden; sie fühlte sich, als ob sie ihre Freunde und ihre Großeltern im Stich gelassen hätte. Verzweiflung ergriff Rikas Herz und sie spürte, wie seichte Tränen über ihr Gesicht liefen. „Verdammt! Warum bin ich so schwach?“, jammerte das Mädchen. „Hatte Ryo tatsächlich Recht damit, dass ich so unbrauchbar bin?!“ In ihrer Mutlosigkeit nahm Rika nicht wahr, dass es im Gebüsch raschelte und Faita daraufhin auf das niedergeschlagene Mädchen zuging. Mitfühlend blickte er die Tochter seiner Trainerin an; Trauer und Kummer erfüllten ihr Herz. Das kluge Pokémon erkannte, dass Rika in ihrem jetzigen Zustand nicht fähig war sich zu bewegen. Behutsam stupste das Pokémon das Mädchen an, welches alarmiert zusammenzuckte. „Faita…“, wisperte Rika atemlos. Die Hand streckte die Schwarzhaarige nach seinen Nüstern aus um diese vorsichtig zu berühren. Dieser ließ die zarte Annäherung geschehen und merkte, wie erleichtert Rika war. „Ich bin so froh, dass du zurückgekommen bist“, sagte sie schwach. Erneut versuchte die Schwarzhaarige auf die Beine zu kommen, doch noch immer waren ihre Glieder wie eingefroren. Ihre innerliche Hilflosigkeit berührte das Feuerpferd. Faita legte sich auf den Boden und musterte das Mädchen auffordernd. Er schnaubte. Rika starrte Faita einige Momente fassungslos an. Wie kann es möglich sein? Faita hatte nie jemanden auf seinen Rücken gelassen, außer ihrer Mutter… „Ich soll auf deinen Rücken steigen?“, wollte das Mädchen zweifelnd wissen. Faita blies die Nüstern auf und nickte zustimmend. Unsicher dachte Rika über seine Aufforderung nach. Was blieb ihr anderes übrig? Schließlich stützte sich Rika auf Faita ab, um sich wenigstens halbwegs auf den Beinen halten zu können. Dann setzte sich die Schwarzhaarige auf seinen Rücken und hielt sich krampfhaft an Faitas flammender Mähne fest. Abwartend ließ Rika einen bevorstehenden Abwurf auf sich zu kommen. Faita richtete sich ruckartig auf, sodass Rika für kurze Zeit die Luft anhielt. Ihre Befürchtungen trafen nicht ein. Es war zwar ein atemberaubendes Gefühl, auf Faitas Rücken zu sitzen, aber würde das stolze Gallopahengst auch auf sie hören? Rika trieb mit sanfter Schenkelhilfe voran. „Los Faita, wir müssen uns beeilen“, sprach sie das Feuerpferd an und klopfte seinen Hals. Faita schnaubte, stellte sich halb auf die Hinterbeine, um im selben Moment nach vorne zu schnellen. Das Herz der Schwarzhaarigen begann vor Aufregung zu pochen, während Faita durch den Wald jagte. Die Braunhaarige schnappte nach Luft. Wer war diese Frau, die solch eine Forderung stellte? Haruka kannte zwar einige üble Organisationen, die in erster Linie Handel mit gestohlenen Pokémon betrieb, aber diese Frau hatte das Mädchen noch nie gesehen. Sie spähte zu Kyouji umher, der mit regloser Miene die Grauhaarige ansah. Hunter Js Geduld schwand mit einem Mal und wurde reagierte nun gereizt. „Soll ich sie mir etwa mit Gewalt holen?“, sie schnippte mit dem Finger und gab somit ihrem Drachen Brutalanda das Zeichen zum Angriff. Der Drache formte einen machtvollen Energiestrahl. Diesen schleuderte es auf Hiroshi und Dodri, die nur knapp der vernichtenden Attacke entgingen. Die enorme Druckwelle warf den Weißhaarigen von seinem Dodri und ließ diesen hart auf den Boden aufschlagen. Er konnte nur zusehen, wie Hunter J augenblicklich ihren Arm auf das verstörte Pokémon richtete. Dodris Körper erstarrte unerwartet zu Stein. Benommen erhob sich der Weißhaarige und ballte die Faust zusammen, wütend darüber, dass die unbekannte Frau sein Pokémon gestohlen hatte. „Gib mir mein Pokémon zurück!“ Ausdrucklos sah Hunter J auf den Jungen hinab, der eine solch absurde Forderung stellte, dass sie beinahe darüber lachte. Gallopa schnaubte nervös, die Frau verängstigte das Flammenpferd. Irgendetwas war unheimlich an ihr. Auch Haruka erahnte Böses – und sie hasste es, Recht zu haben. Hunter J verzog die Mundwinkel zu einem finsteren Lächeln. „Brutalanda, zeig ihnen, was wir mit aufsässigen Kindern machen.“ Wieder erschallte das Gebrüll des Drachens und entfachte gleich darauf einen flammenden Odem, der auf Hiroshi zu raste. Blitzartig schnellte der vage Schatten von Arkani vor Hiroshi und holte ihn aus der Gefahrenzone. Kyouji war selbst überrascht, dass er solch eine heldenhafte Tat vollbrachte, um seinen Rivalen zu schützen. „Alles in Ordnung?“, fragte der Blonde mit harter Stimme. Hiroshi straffte seine Schultern. „Tse. Auf deine Hilfe bin ich nicht angewiesen!“, keifte der Weißhaarige undankbar darüber, dass Kyouji ihm aus der Klemme verholfen hat. Mit diesen Worten wandte sich Hiroshi an Hunter J, die währenddessen von Brutalandas Rücken gesprungen war. Fauchend machte sich Brutalanda wieder kampfbereit. Haruka beobachtete angespannt die Lage. Sollte sie es wagen zu kämpfen? Oder besser ein Pokémon losschicken um Hilfe zu holen? Durch das Gebrüll eines weiteren Pokémons wurde Haruka in die Realität zurückgeholt. Der rot-weiße Pokéball strahlte ein gleißendes Licht aus, aus dem sich daraufhin ein monströses Nidoking von gewaltiger Kraft. Nur mit einem Schlag des Schwanzes konnte es einen Telegrafenmast umknicken lassen. Hunter J war amüsiert darüber, dass der Weißhaarige sie anscheinend herausfordern wollte. Diese Kampfansage ließ die Jägerin nicht ungeschehen. „Brutalanda, Flammenwurf!“, befahl Hunter J gelassen. Ein flammender Feuerstrahl sammelte sich in Brutalandas halb geöffnetem Maul, während ein leises Fauchen aus der Kehle des Drachens drang. „Hyperstrahl, Nidoking! Mach es fertig!“ Nidoking brüllte laut auf. Ein machtvoller Energiestrahl entsprang aus dem Maul des kolossalen Monsters und traf auf den Flammenwurf. Die beiden Attacken entfachten eine mächtige Explosion. Das erneut aufgepeitschte Wasser trennte beide Pokémon voneinander. Hunter J befahl ihrem erneut Drachen einen Hyperstrahl, der durch das Wasser brach. Nidoking wurde durch die bloße Kraft des Hyperstrahls auf den Boden geschleudert. Abermals richtete Hunter J ihren Arm auf das Pokémon und ließ seinen Körper zu Stein werden. Hiroshi konnte nur tatenlos zu sehen, wie der Pokémonjägerin ein weiteres Pokémon in die Fänge fiel. Die Schwarzhaarige beugte sich tief über Faitas Hals. Ein wahnsinniges Gefühl hatte sich in dem Mädchen ausgebreitet, als sie von dem treuen Pokémon ihrer Mutter akzeptiert wurde. Doch dieses Gefühl veränderte sich schlagartig; eine böse Vorahnung brach über sie hinein. „Faita! Schneller! Wir müssen noch rechtzeitig ankommen!“, trieb sie das Flammenpferd weiter zur Höchstleistung an. Faita schnaubte bestimmend. Seine Hufe donnerten auf den Waldboden; sie klangen dumpf und rhytmisch. Das Herz der Schwarzhaarige hörte nicht auf, wild zu schlagen. Irgendetwas erfüllte Rika mit tiefer Beunruhigung. War diese vielleicht berechtigt? Faita spürte den unendlichen Willen des Mädchens, der so tiefgründig in ihrem Herzen lag. Und er wollte diesen Wunsch unbedingt erfüllen! Harukas Fingern klammerten sich um die Zügel. Was sollten sie tun? Wenn es so weiterging, würde einer nach dem anderen seine Pokémon verlieren! Es waren bereits zwei Pokémon in Js Besitz! Durch Arkanis aufgebrachtes Knurren lenkte das Mädchen wieder ihre Aufmerksamkeit auf das scheinbar aussichtslose Geschehen. Fassungslos wurde ihr bewusst, dass Kyouji der Bedrohung direkt in die Arme lief. Warum tat er das? Wollte der Blonde etwa unbedingt eine Niederlage erleiden und dafür den zu hohen Preis bezahlen – sein Arkani verlieren? Sie hätten doch einfach fliehen können! Galoppa war um ein vielfaches schneller als das Brutalanda! Ungeachtet des Risikos gab Kyouji seinem Pokémon das Kommando, das die Jugendlichen noch mehr in Schwierigkeiten bringen sollte. Zähne fletschend stellte sich Arkani der drachenartigen Bestie, die fauchend sich dem neuen Gegner widmete. Blitzschnell schnellte der majestätische Feuerhund auf Brutalanda zu. Hunter J jedoch warf erneut einen Pokéball in die Luft, aus dem Piondragi erschien. „Giftstreich!“, konterte die Frau. Mit überkreuzten Klauen, die violettfarben aufglühten, stoppte der drachenartige Skorpion den Feuerhund und schlug ihn auf den Boden. „Wie unfair!“, rief Haruka empört, wodurch sie die Aufmerksamkeit Js auf sich zog. Gallopa wurde unruhig und nervös. Das Nichtstun und Zusehen, wie einer nach dem Anderen der Frau unterlag, machte das Feuerpferd beinahe verrückt! Unberührt wandte Hunter J wieder ihre Blicke dem Arkani zu, das sich inzwischen aufgerafft hatte. „Arkani! Flammenwurf, auf geht’s!“ Um Js Lippen war ein kaltes Grinsen zu sehen. Es beunruhigte Haruka; sie schwankte immer noch zwischen der Entscheidung einzugreifen oder einer Konfronation aus dem Wege zu gehen. Aber was blieb ihr anderes übrig? Die Pokémonjägerin gab nun wieder ihrem monsterhaften Drachen das Zeichen zum Angriff. Brutalanda hob den Kopf, seine Zähne wurden in orangefarbenes Licht getaucht, während im Rachen des Ungeheuers Feuer brodelte. Kurz darauf schoss eine mächtige, aufglimmende Flammenwalze auf den wehrlosen Feuerhund zu. Der übermächtige Feuerstrahl schlug vor Arkanis Pfoten in den Boden und wurde durch die ausgelöste Druckwelle auf die Erde geschleudert. Reglos blieb der Feuerhund liegen, nicht mehr fähig, seinen Körper zu bewegen. Die Druckwelle hatte eine weitaus verheerendere Wirkung herbeigeführt als ein direkter Treffer. Erzürnt musste Kyouji den Preis für diese Niederlage hinnehmen und konnte nichts dagegen unternehmen. Hunter J deutete erneut mit ihrem Arm auf das niedergeschlagene Arkani, das aufgebracht zu knurren begann. Ein Strahl aus gebündelter Energie formte sich in der Öffnung, der direkt auf den Feuerhund zielte. Doch plötzlich zischte eine gewaltige Feuerbrunst zwischen Arkani und dem Energiestrahl, der Lebewesen in Stein verwandelte. Eine schwache Erschütterung entstand dadurch. Hunter J, Kyouji, Haruka und auch Hiroshi, der wie betäubt das Geschehen betrachtet hatte, wandten nun die Blicke in die Richtung aus der der machtvolle Feuersturm kam. Auf einem kleinen Hügel stand Faita, zusammen mit Rika auf dem Rücken. Diese verzerrte die Lippen zu einem erzürnten Ausdruck. „Ich lasse nicht zu, dass du dir noch mehr Pokémon in die Hände fallen!“, rief sie erbost. Haruka und Kyouji schauten irritiert das Mädchen an, das selbstsicher auf Faitas Rücken saß. Sie wussten, dass das stolze Flammenpferd niemanden an sich heran ließ, geschweige denn es zuließ, dass sich jemand auf seinen Rücken setzte. Und nun? Hunter J jedoch betrachtete Rika kalt lächelnd. Es amüsierte die Pokémonjägerin, dass das Mädchen dem Hyperstrahl unbeschadet entkommen war. Faita ging langsam auf die erschöpfte Gruppe zu; Rika schaute zuerst Hiroshi, dann Haruka kurz an. Zuletzt fiel ihr Blick besorgt auf Kyouji. Nach diesem stummen Austausch der Blicke wandte sich Rika nun wieder der Pokémonjägerin zu. Sie sprang von Faitas Rücken herab und presste die Zähne aufeinander. Der Schmerz stach wie tausend brennende Nadelstiche in ihrem Knöchel. Doch sie ignorierte diese Qual. Belustigt sah J die Schwarzhaarige an. „Du hast zwar unsere erste Begegnung überstanden, aber was willst du gegen mich ausrichten?“, wollte die Frau wissen. Rika lachte leise, während der Schmerz immer stärker wurde. „Ich sage mal so: bei unserem ersten Treffen war ich nicht vorbereitet“, sie lächelte finster. „Dann werde ich dir nun eine Lektion erteilen müssen!“, drohte Hunter J mit ernster Stimme. „Brutalanda! Piondragi!“ Die Schwarzhaarige wandte sich zu Faita und blickte ihm in die schwarzen Augen. War er nun bereit, ihren Befehlen zu folgen? War es nun an der Zeit, dass Faita eine neue Herrin bekam? War Rika bereit dazu, ihm das Vertrauen zurückzugeben? Kyouji starrte sie wie versteinert an. Warum sah sie Faita bloß an und unternahm nichts? Sie war in Gefahr! Hatte sie überhaupt eine Chance gegen zwei Pokémon gleichzeitig? „Brutalanda. Hyperstahl! Und Piondragi, Nadelrakete!“ Die Schwarzhaarige sah Faita immer noch stumm an. Dieser war unsicher, wie er sich entscheiden sollte. Sollte er dem Mädchen vertrauen, sie beschützen? Entschlossenheit trat nun in Faitas Augen hervor; er war bereit, an Rikas Seite zu kämpfen! Bis zum bitteren Ende! Der Hengst stieg und demonstrierte allen Anwesenden seine wilde, eiserne Unerschrockenheit. Rika nickte ihm dankbar zu, lenkte dann aber ihre Aufmerksamkeit auf das Kampfgeschehen. „Faita, noch einmal Feuersturm!“, forderte das Mädchen das Flammenpferd auf. Faita schnaubte; in seinem Maul formte sich eine Feuerkugel. Das Flammenkreuz wehrte den Hyperstrahl und die Nadelrakete effektiv ab. Der dichte Rauch, der dadurch entstanden war, verschleierte jedem die Sicht, aber Rika wartete trotzdem nicht ab, bis der aufgewirbelte Staub sich verzogen hatte. „Und jetzt, Faita, deinen Solarstrahl!“ Faita hob den Kopf; im Maul entstand eine Kugel aus reinem Licht, die stetig an Größe und Kraft gewann, während das Feuerpferd weiterhin Sonnenenergie absorbierte. Die Staubwolke, die den Anwesenden den Blick auf das Kampfgeschehen verwehrte, vertrieb der reine Lichtschall mit Leichtigkeit. Dann traf diese gewaltige Kraft auf Piondragi und katapultierte den Skorpion mehrere Meter weiter. Faita scharrte kriegerisch. Es war erhitzt aufs Kämpfen. Hunter J biss sich auf die Unterlippe. Sie fühlte das erste Mal, das Panik in ihr aufstieg. Nach diesem kraftvollen Angriff stand Piondragi, ihr Pokémon, nicht mehr auf. Verlor sie, die skrupellose und kalte Pokémonjäger, etwa diesen Kampf? Aufgebracht darüber ballte sie ihre Hände zu Fäusten zusammen. „Brutalanda! Flammenwurf!“ Der Drache erhob sich fauchend in die Lüfte und spie einen glühend heißen Flammenstrahl auf Faita. Rika grinste nur; sie hatte bereits mit einem solchen Angriff gerechnet. „Sprungfeder“, sagte das Mädchen ruhig. Durch einen hohen Sprung in die Luft befand sich das Feuerpferd nun auf gleicher Höhe mit Brutalanda. Es schien, als würde Faita erhaben in der Luft schweben. Rika verfolgte das Geschehen mit angespannter Körperhaltung. Worauf wartete J bloß? „Drachenklaue, Brutalanda! Gib ihm den Rest!“, befahl die Jägerin wütend. Die Klaue des Ungeheuers wurde von einer starken Aura umspielt und schließlich raste der Drache auf Faita zu, der sich ihm zugewandt hatte. Die Drachenklaue traf das stolze Feuerpferd und schleuderte dieses hinab auf den Boden. Schon raste Brutalanda auf Faita zu, bereit für einen nächsten fatalen Angriff. Tapfer erhob sich das Pokémon wieder; eine Niederlage akzeptierte Faita nicht! Niemals! Auch in dieser Situation spielte Rika ihre völlige Gelassenheit aus und gab dabei ihre Ruhe an Faita weiter; sie hatte vollstes Vertrauen in das Pokémon ihrer Mutter. Schon unzählige Male hatte Faita ihr in ihrer Kindheit aus der Klemme geholfen, auch wenn das Feuerpferd stets unerreichbar für sie gewesen war. Jetzt war die Zeit gekommen, dass sich dies ändern sollte! Die Schwarzhaarige richtete ihren Blick starr auf Faita. „Faita, höre mir zu, ich habe Vertrauen in deine Stärke und deinen Willen! Setz deinen Gigastoß ein!“ Faita nickte dem Mädchen zu, die er bereits als seine Trainerin anerkannt hatte. Dann drehte er sich wieder zu Brutalanda herum, das ihn abermals mit seinen Klauen angreifen versuchte. Eine rote Aura umgab Faita, wurde immer größer und gewann an gewaltiger Stärke. Das Feuerpferd stürmte auf den Drachen los. Beide Pokémon trafen frontal aufeinander, aber Faita gewann die Oberhand und schleuderte den blauen Drachen mit Leichtigkeit auf den Boden. Faita schnaubte und stampfte wild auf den Boden. Brutalanda würde nicht so bald wieder aufstehen. Rika lächelte. „Ich bin stolz auf dich, Faita“, bedankte sich das Mädchen bei dem Pokémon, das seinen eigenen Stolz überwunden hatte und nun der Tochter seiner einstigen Herrin gehorchte. Hunter J jedoch fluchte leise. Ihre besten Pokémon waren kampfunfähig. Zwar hatte sie noch eines übrig, aber dieses hatte keine Chance gegen ein Feuerpokémon wie Faita. Die Schwarzhaarige wandte sich nun wieder der Pokémonjägerin zu. „Lass die Pokémon wieder frei, die du gestohlen hast!“, forderte Rika Hunter J mit ernster Stimme auf. Diese verdammte Rika im Stillen, da sie es wagte ihre Pläne zu durchkreuzen. Aber was blieb ihr anderes übrig als ihrer Anweisung nachzukommen? Ihre Niederlage war bereits besiegelt. Warum sollte sie also weiter ihren Plan verfolgen? So betätigte die Frau einen Knopf an ihrem Amreif, der die Versteinerung schmelzen ließ. Nidoking und Dodri waren wieder frei. Hunter J kehrte ihnen den Rücken zu, und bevor sie ging, warf sie Rika und Faita noch einen letzten Blick zu. Irgendwie kam ihr das Mädchen seltsam bekannt vor, auch wenn sie die Schwarzhaarige noch nie zuvor gesehen hatte. Dann wandte sich die Frau wortlos um und verschwand. Rika war erleichtert darüber, dass die Bedrohung nun endgültig gewichen war. Aber kaum war ihr dies klar geworden, begann der Schmerz in ihrem Knöchel nun, ihre Sinne zu betäuben. Faita kam ihr zu Hilfe, um sie zu stützen. „Danke Faita“, flüsterte sie dem treuen Pokémon zu. „Danke für deine Hilfe…“ Kyouji rannte auf Rika zu, nachdem er sich versichert hatte, dass es seinem Arkani soweit gut ging. „Rika!“ Die Angesprochene wandte sich zu ihm um. Sie biss sich auf die Unterlippe, um ihm nicht ihre Qual zu offenbaren. „Geht es euch allen gut?“, wollte das Mädchen wissen, dabei überspielte sie ihre eigenen Bedürfnisse. Sie war es, die Hilfe brauchte! Kyouji wandte sich zu Haruka und dann zu seinem Rivalen Hiroshi. „Ja, wir wurden nicht verletzt. Es ist noch mal alles gut gegangen“, erwiderte der Junge. Haruka gesellte sich ebenfalls zu ihnen. „Rika!“, sie war überrascht das Mädchen in so nahem Kontakt mit Faita zu sehen. „Was hat das zu bedeuten?“ Das Mädchen schüttelte bloß den Kopf und verzögerte somit die Antwort auf diese Frage, die sie selbst nicht beantworten konnte. „Das hätte weitaus schlimmer ausgehen“, wich das Mädchen der Antwort nun aus. Haruka seufzte. „Das Rennen ist wohl gelaufen“, sagte sie bekümmert. Rika schaute ihre Freundin an. „Gebt doch jetzt nicht so schnell auf. Ihr habt noch eine reelle Chance, auch wenn euer Vorsprung dahin ist.“ Skeptisch schaute Kyouji das Mädchen an. Doch dieses war keinesfalls auf Scherze ausgelegt. In seinen Augen lag Entschlossenheit, die Überzeugung, das sie es noch immer schaffen konnten. Der Blonde lachte leise in sich hinein. Haruka und Hiroshi sahen den Jungen irritiert an. „Wenn du meinst“, gab Kyouji zurück. Die Schwarzhaarige nickte ihm bloß aufmunternd zu, dann wandte sie sich an Haruka und Hiroshi zu. „Was ist mit euch? Gebt ihr so einfach auf?“, fragte Rika. Haruka zögerte. Die Pokémon waren bereits viel zu erschöpft. Würden sie noch bis zum Ziel durchhalten? Was, wenn nicht? Gallopa neigte den Blick auf ihre Trainerin, sie schnaubte und begegnete Haruka mit derselben Beharrlichkeit wie der von Kyouji. Die Braunhaarige schwankte zwischen ihrer Unsicherheit und einem sicheren Entschluss. Dann aber sagte sie schließlich: „Ich stimme zu.“ Auch Hiroshi nickte schweigsam. Somit bestiegen die Drei den Rücken ihrer Pokémon wieder. Haruka sah letztlich noch auf Rika hinab, die sich noch immer auf Faita stützte und bei einer falschen Bewegung des Knöchelns leicht das Gesicht verzerrte. „Was ist mit dir? Kommst du zurecht?“, fragte das braunhaarige Mädchen besorgt. Rika bejahte die Frage mit einem kurzen Nicken. „Macht euch um mich keine Sorgen.“ Sie schaute zu den dunklen Bergen zurück. „Eure Konkurrenz ist euch auf den Fersen. Macht, dass ihr weg kommt.“ Kyouji lächelte. Da war wieder Rikas altbekannte, kühle Art. Manchmal konnte sie zahm wie ein dressiertes Fukano sein, aber im nächsten Moment war sie ein kratzbürstiges Snobilikat. Dennoch konnte diese Feststellung ihn nicht wirklich froh stimmen. Etwas bedrückte den Blonden… „Bis später!“, hauchte Kyouji hervor, ehe Arkani losrannte. Haruka wandte ihren Blick von Rika ab und schon hetzte Gallopa hinter dem Feuerhund her. Rika schaute ihnen hinterher, neigte dann aber ihren Kopf zu Hiroshi. Sie sah den Weißhaarigen schweigend an. Was tat er noch hier? „Du hast dich verändert, Rika“, kam es von dem Jungen. Er wandte seine Augen nicht von dem Mädchen. Irgendwie mochte Hiroshi sie. Doch in Rikas Augen war ein kalter Ausdruck erkennbar – Verachtung. „Was soll das werden? Du hast schon zuviel falsch gemacht“, lachte die Schwarzhaarige verhasst. „Verschwinde oder du erhältst den letzten Platz für die Loser.“ Hiroshi gab ihr ein falsches Lächeln als Antwort. „Trotzdem danke.“ Dann verschwand auch er mit seinem Dodri. Rika atmete tief durch. Ihr Körper zitterte. Der Schmerz zerriss sie förmlich. Das Mädchen hätte ihre Qual laut herausschreien können, aber selbst ihre Stimme war bereits zu schwach. Faita sah das Mädchen sorgenvoll an. Wie viel musste Rika noch durchstehen? Hatte sie in der Vergangenheit nicht schon viel zu viel standhalten müssen? Die Schwarzhaarige schlang ihre Arme um Faitas Hals, um einen Hauch von Geborgenheit in sich aufkeimen zu wissen. Das Feuerpferd ließ auch diese Zärtlichkeit geschehen, dann aber ließ sich Faita nieder um Rika den Aufstieg zu gewähren. Haruka, Kyouji und Hiroshi erreichten zwar das Ziel, aber keiner von ihnen schaffte es rechtzeitig. Ihre Pokémon waren viel zu müde gewesen und durch den Kampf mit Hunter J hatten sie zu viel Zeit verloren. Doch der Gedanke, das sie der Pokémonjägerin entkommen waren, tröstete sie. Doch wo war ihre Retterin? Die Siegerzeremonie war bereits beendet und Rika war immer noch nicht zurückgekehrt! Hatte sie ihnen nicht versprochen, dass sie sich keine Sorgen um das Mädchen zu machen brauchten? Kyouji war nervlich sehr angespannt. Auch wenn Rika gewollt hatte, dass er sich keine Sorgen machte, so beunruhigte ihn jede Minute, die er tatenlos herumsaß. Rika hatte auf ihn solch einen schwachen Eindruck gemacht. Ja, sie wirkte beinahe schon zerbrechlich. Was war nur geschehen? Er machte sich große Sorgen um sie! „Kyouji.“ Harukas Stimme riss den Jungen aus den Gedanken. Scheu blickte er das Mädchen an, das in eine Wolldecke gewickelt war. Die kühle Abendluft war kalt und frisch. „Ihr ist schon nichts passiert.“ Neben ihr standen noch Shuu und Rikas Großeltern, die dem Mädchen nickend bei pflichteten. Im selben Moment erklangen dumpfe Hufschläge auf dem Boden, sie wurden lauter und klarer, je näher sie kamen. Im fahlen Mondschein erschien nun Faita, auf seinem Rücken saß Rika. Sie wirkte angestrengt. Mayu brachte kein Wort heraus, während sie Faita und Rika betrachtete. Ihr Blick verschwamm, ihre Sinne versuchten sie zu täuschen. War es ihre geliebte Tochter, die auf Faitas Rücken saß? So selbstverständlich wie immer? „Was…?! Das kann doch nicht sein…“, wisperte sie, aber dann wurde ihr klar, dass es Rika war, die ihrer Mutter so sehr ähnelte. Als Faita schließlich vor ihnen stehen blieb, sah Kyouji das Mädchen nur schweigend an. Eine Welle der Erleichterung überkam ihn, aber diese konnte er Rika nicht preisgeben. Entkräftet ließ sich die Schwarzhaarige von Faitas Rücken gleiten, stolperte und verlor das Gleichgewicht. Ihre Beine konnten sie einfach nicht mehr tragen, sie war zu schwach. Der Blonde konnte das Mädchen gerade noch auffangen, bevor sie Bekanntschaft mit dem Boden machte. Er betrachtete Rika, die ihn schwach anlächelte, dann fielen seine Augen auf die kleinen Kratzer an ihren Oberarmen und letztlich auch zu ihren angeschwollenen Knöcheln. Ihr gesamter Körper zitterte leicht und war warm, sehr warm! Sie fieberte! „Verdammt. Sie ist verletzt und hat Fieber!“, fluchte der Junge. Rika saß ruhig auf dem Sofa. Ihr Knöchel war in einem dicken Verband gehüllt, und verbarg dessen bedrohliche Färbung. Der Schmerz war aber nun erträglicher geworden, und das Fieber wurde auch zunehmend schwächer. Rika hatte sich einfach verausgabt. In vollsten Zügen genoss das Mädchen nun die Ruhe. Als schließlich Kyouji ins Wohnzimmer kam, neigte sie den Kopf zu ihrem Freund und lächelte. „Na? Musst du Krankenpfleger spielen?“, neckte das Mädchen ihn, doch dieser zuckte noch nicht mal mit den Mundwinkeln. Rika schaute ihm aufmerksam an. Er war zutiefst erschüttert gewesen, als er erfahren hatte, in welche Gefahr sich das Mädchen gebracht hatte. Sie hatte eine eine dumme Tat vollbracht und diese Verletzung sich selbst zuzuschreiben. „Ich wechsle dir eben den Verband“, erwiderte er trocken und fasste Rika an den verletzten Knöchel. Sie zuckte verschreckt zusammen, entspannte sich aber direkt wieder um den Schmerz zu ignorieren, der sich um den Knöchel legte, als Kyouji den alten Verband abwickelte. Rika beobachtete den Jungen eine Weile dabei, bis sie ihren Kopf gegen die Decke richtete und seufzte. „Das wird sicherlich nicht unsere letzte Begegnung sein mit Hunter J“, sagte sie leise. Kyouji merkte, wie sein leichter Zorn wieder in ihm hochstieg und wehrte sich vehement dagegen. Ihr böse zu sein, konnte der Junge nie lange durchstehen! Seine Berührungen wurden ungeduldiger, beinahe grob. Warum bemerkte Rika nicht, dass er sich Sorgen um sie gemacht hatte? War sie zu blind, um diese Tatsache zu erkennen? Ihr unterdrückter Aufschrei riss ihn wieder aus seinem Gedanken. „Verdammt, du Idiot! Das tut weh!“, fauchte Rika ihn an. Der Blonde verzog die Lippen zu einem schmalen, gereizten Grinsen. „Selber schuld. Du musst ja immer die Heldin spielen!“, erwiderte er bitter. Rika schaute ihn wortlos an. In seinen Augen lag Enttäuschung und die Schwarzhaarige fühlte sich unerwartet dafür schuldig. Rika wandte den Kopf wieder von ihm ab, um nicht in seine Augen sehen zu müssen. Eine bittere Stille breitete sich zwischen ihnen aus. Keiner sprach ein versöhnliches Wort zum anderen, bis Rika letztlich über ihren Schatten sprang. „Kyouji…“, noch immer sah das Mädchen ihn nicht an. „Es tut mir Leid. Ich habe dich enttäuscht.“ Der Blonde ließ ihre Worte in seinem Kopf wiederklingen. Die Worte wirkten wie Balsam für sein verletztes Vertrauen. Ein leichtes Lächeln umspielte Kyoujis Lippen. „Ich habe dir versprochen, bei dir zu sein, aber ich…“, fuhr Rika traurig fort. Weiter kam die Schwarzhaarige nicht, denn Kyouji brachte sie mit einem strengen Blick zu schweigen. „Du brauchst mir nichts zu erklären“, erwiderte der Junge und streichelte ihr kurz über die Wange. Dann erhob er sich schließlich und ließ das Mädchen alleine zurück. Rika schaute ihm wie in Trance hinterher. Sie war ihm dankbar, dass Kyouji ihr verziehen hatte. Ihr wurde plötzlich bewusst, dass Kyouji einer der wenigen Menschen war, der ihr wirklich wichtig war. Sie mochte gar nicht daran denken, was gewesen wäre, wenn der Streit ihre Freundschaft vielleicht zerstört hätte… Erleichtert schlief das Mädchen ein und vergaß dabei die Schmerzen in ihrem Knöchelns. Die nächsten Tage genossen Rika und ihre treuen Freunde Kyouji, Haruka und Shuu in aller Ruhe. Die Geschehnisse des letzten Tages waren beinahe nur noch ein finsterer Fleck der Erinnerungen und so hoffentlich schnell vergessen. Auch Rika hatte sich von ihrem Unfall rasch erholt und humpelte nun mit Krücken durch die Gegend. Doch das Mädchen war schon immer sehr früh auf den Beinen und traf auch nicht beim gemeinsamen Frühstück ein. Oft war sie im Stall bei Faita. Das Feuerpferd genoss die Gegenwart des jungen Mädchens sehr. Es schien ihm, als wäre es wie früher mit seiner Herrin. Nur dass es nun Rika war, die ihm Gesellschaft leistete. Aber Rika war bedrückt, irgendwie traurig. Faita bemerkte dies rasch und wollte den Grund für ihren Kummer erfahren. Mit der Nase stupste er das Mädchen an den Arm, zuerst sanft, dann aber ungeduldiger, als sie nicht zu reagieren schien. Mit einem trüben Lächeln auf den Lippen legte die Schwarzhaarige die Hand auf Faitas Stirn. „Bald ist es Zeit, Abschied zu nehmen, mein Freund. Ich setze meine Reise fort“, erklärte das Mädchen den Auslöser für ihre Traurigkeit. Es fiel ihr schwer, das Pokémon zurückzulassen. Jetzt wo sie sich angefreundet hatten… „Es gibt so viele Kämpfe, die ich noch bestreiten muss, um endlich zu beweisen, dass Ryo mich fürchten muss.“ Faita schnaubte. Auch er kannte dieses Gefühl, neue Herausforderungen, neue starke Gegner zu treffen. Dieses Gefühl berauschte den Flammenhengst - trieb ihn zu seiner Höchstleistung. Tröstend zupfte Faita an ihrer Kleidung, um sie auf andere Gedanken umzustimmen, aber es gelang ihm nicht. Rika stand wortlos auf und humpelte heraus, flüchtend. Sie wollte nur so wie möglich weit weg. Weg vom Stall sein. Der Gedanke, Faita zurücklassen zu müssen, widerte sie an. Gerade jetzt, als Faita sie zu akzeptieren schien. Aber was blieb Rika anderes übrig? Auf dem Hof begegnete das Mädchen Kyouji, der ihr irritiert ins Gesicht schaute. Dabei entging ihm auch nicht ihre Bedrücktheit. „Was ist los? Du siehst so bedrückt aus?“, wollte er wissen, denn er kannte seine Freundin gut. Zu gut! Die Angesprochene schüttelte bloß den Kopf, konnte aber kein Wort heraus bringen. Kyouji jedoch konnte ahnen, welchen Grund ihr Kummer hatte. Dabei war er nicht der Einzige, der dies bemerkt hatte. Auch ihre Großeltern kannten die Ursache ihrer trübsinnen Miene. Rika verzog die Lippen zu einem müden Grinsen, als sie sah, wie Mayu und Junzo auf sie zukamen. Hinter ihr waren Haruka und Shuu, bereit abzureisen. „Was soll das bitte werden?“, fragte das Mädchen leicht gekränkt, dass sie nicht einfach alleine sein durfte. Ihr Blick wechselten zwischen den Anwesenden hin und her, mal hafteten ihre Augen auf ihrem Opa, dann wieder auf Haruka und Shuu, und zuletzt auf ihrer Großmutter, die etwas hervor holte. „Rika… Faita war der engste Partner deiner Mutter, er hat niemanden vertraut. Keiner hat es geschafft, sein wildes Herz für sich zu gewinnen, aber du…“, in ihren Händen glitzerte eine Kette auf. Rika erkannte das Schmuckstück. „…du hast sein Vertrauen wieder erweckt. Nun sollst du diese Kette bekommen.“ Das Einzige Fundstück ihrer Mutter, die Kette, an der sie Faitas Pokéball befestigt hatte. „Oma…“, wisperte Rika lautlos, als sie den Schmuck annahm. Es musste Mayu viel Kraft kosten, das einzige Überbleibsel, abgesehen von Faita, aus ihren Händen zu geben. Während sie die goldene Kette zwischen ihren Fingern näher betrachtete, spürte Rika die vertraute Anwesenheit Faitas. Lange sah sie Faita in die schwarzen Augen und dachte über das den Vorschlag ihrer Großmutter nach. Letztlich willigte das Mädchen ein. Sie nahm Faita in ihr Team auf! So übergab Mayu ihr auch den verkleinerten Pokéball, auf dem ein kleiner Sticker haftete. Es war das typische Erkennungszeichen ihrer Mutter. Somit gehörte Faita nun ihr. Aber Rika hatte doch bereits ihr Team vollständig. Wie konnte sie also noch ein siebtes Pokémon im Team aufnehmen? „Rika! Dein Team ist doch voll!“, widersprach Shuu, nachdem Rika ihre Entscheidung gefällt hat. Die Angesprochene wandte sich lächelnd dem Jungen zu. „Da meine Mutter Faita stets an der Kette getragen hat, durfte sie sieben Pokémon mit sich führen“, erläuterte die Schwarzhaarige. Sie drehte sich wieder zu Faita um, und warf mit einem Mal die Krücken zur Seite. „Na? Bist du bereit?“, fragte sie ihren neuen Gefährten. Auf ihre Frage bekam sie eine klare Antwort: Faita wieherte schrill. Haruka grinste, zwischen ihren Fingern blitzte ein Pokéball auf. „Na dann können wir ja endlich weiter, nicht wahr?“ Ihr Grinsen war so diabolisch, dass es Shuu nicht geheuer war. Und seine Vorahnung bestätigte sich. Aus Harukas Pokéball kam ihr Feuerpferd. „Oh nein! Ich setze mich nicht noch mal auf ein Gallopa!“, protestierte Shuu, aber die Mädchen ließen sich nicht umstimmen. „Dir wird wohl nichts anderes übrig bleiben, mein lieber Shuu“, entgegnete die Schwarzhaarige. Der Grünhaarige strich sich mit den Fingerspitzen durch die Haare. „Pah! Da laufe ich lieber.“ Haruka blickte ihren Freund streng an. „Du benimmst dich wie ein Kleinkind, Shuu! So was von albern!“ Shuu erwiderte kühl ihren Blick. „Ich habe unseren letzten gemeinsamen Ausflug auf Gallopas Rücken noch in guter Erinnerung“, rechtfertigte er sich. Rika zuckte mit den Schultern und warf dabei einen Pokéball in die Höhe. „Hoffentlich hast du wenigstens keine Flugangst.“ Aus dem Schein des rot-weißen Balls erschien Panzeron, Rikas Stahlvogel. Misstrauisch starrte Shuu Panzaeron an. Es war nicht das gleiche Fliegen, wie er es mit Libelldra erlebt hatte. Aber immerhin besser auf die Rösser der Mädchen zu steigen! Schließlich kletterte Shuu auf den Rücken des Panzaerons. Kurzerhand hob der Stahlvogel ab und kreiste über ihren Köpfen. Der Blonde begann nun ebenfalls zu Grinsen. „Dann wird’s Zeit, das wir uns verabschieden, nicht wahr?“, stellte er fest. Rika schaute ihren Freund an. „Ja… Wir werden uns sicher bald wieder über den Weg laufen“, erwiderte sie leicht verlegen. Kyouji lächelte nur. „Ja, bald. Jetzt macht, dass ihr loskommt. Shuu wartet schon auf euch.“ Dies ließen sich Haruka und Rika nicht zwei Mal sagen und stiegen auf den Rücken ihrer Gallopa. Rika drehte sich zu ihren Großeltern um. „Wir sehen uns! Bis bald!“, rief sie ihnen zu. Dann jagten beide Feuerpferde los, über ihnen Panzeron. - - - - - - Anmerkung: Rika wird Faita nicht oft gebrauchen, da es einfach zu stark wäre. ^^" Kapitel 37: Schleiede --------------------- Hallo Ihrs! Nächstes Kapitel online! Wollte euch doch noch ein Kapitel abliefern, bevor ich nach Belgien fahre am Freitag Viel Spaß! Und danke an Yurippe, sie hats beta gelesen. ^^ 37. Kapitel Schleiede Das Trio machte an einem steilen Abhang, der eingezäunt war, Halt. Sie sahen auf die bunten Dächer ihres Zieles Schleiede herab. Neben den hohen Häusern, ragten auch Bäume in ihrer vollen grünen Pracht in den Himmel. Dies verlieh der Stadt einen naturverbundenen Eindruck. Andere Städte, die Haruka und Shuu bereits auf ihrer Reise gesehen hatten, waren stets eintönig und grau gewesen. Auf den Straßen unterhalb war ein reger Betrieb in der Nachmittagszeit. Einwohner und Touristen eilten durch die Straßen und Gassen. Rika und Haruka schwangen sich von dem Rücken ihrer Gallopa herunter und fassten wieder festen Boden unter den Füßen. „Endlich angekommen!“, seufzte Haruka auf und ließ ihre Augen über die Umgebung streifen. Somit trafen ihre Blicke Rika, die auf den letzten Metern der Strecke sehr ruhig geworden war. Vielleicht lag es daran, dass ihr dritter Arenakampf in greifbarer Nähe lag? Diese Ruhe war eine ganz neue Erfahrung für sie, denn Satoshi wäre in dieser Situation kaum zu bremsen! Mit schier lautlosen Flügelschlägen landete Panzaeron neben den Feuerpferden, die lebhaft begannen auf den Boden herum zu scharren. Shuu, der sehr erleichtert war, dass der Ritt auf den Gallopa der Mädchen ihm erspart wurde, sprang von Panzaerons Rücken herab. Mit einer schnellen Handbewegung fuhr er sich durch das vom Wind zerzaustem Haar. Auch er wandte sich an die Schwarzhaarige, die sehr nachdenklich wirkte. „Mit dem Kopf schon in einem Kampf, hm?“, kam es von dem Jungen. Rika schreckte aus ihren Gedanken auf als das Mädchen Shuus Stimme vernahm. Ihre Miene wurde schlagartig ernst. Ja, sie war bereits bei ihrem Kampf. Und sie wusste, dass es kein leichtes Spielchen wurde. Immerhin war die Arenaleiterin dieser Stadt berühmt für ihre Kampf-Pokémon und ihre harten Methoden. Die Schwarzhaarige wandte wortlos den Kopf wieder ab, und rief Faita zurück in seinen Pokéball. „Lasst uns gehen.“, erwiderte sie bloß. Ohne auf ihre Freunde zu achten, machte sich Rika auf den Weg in die Stadt. Den ersten Halt in der Stadt machte das Trio im örtlichen Pokémon Center. Eine Weile ruhten sie sich dort aus, während Schwester Joy die Pokémon der Freunde durchcheckte. Es war kein großer Betrieb, so war es relativ ruhig in der Eingangshalle. Aber Haruka gönnte sich keine lange Pause. Sie bevorzugte es, dass Pokémon Center einwenig in den Augenschein zu fassen. Shuu gesellte sich nach kurzer Zeit zu ihr. Seine Arme schlangen sich um ihre Taille, und seine kalten Finger strichen über ihre unbekleidete Haut. Diese Berührung jagte dem Mädchen einen kalten Schauer über den Rücken. „Deine Hände sind mir zu kalt.“, entgegnete Haruka gereizt. Leichtfertig befreite sich das Mädchen aus seinem Griff. Shuu schmunzelte einen Moment, strafte sie aber im selben Augenblick mit seiner üblichen arroganten Art. „Tse, warum bist du schon wieder so genervt?“, mit einer flinken Handbewegung schnippte der Grünhaarige eine Strähne aus dem Gesicht. Haruka sah giftig in seine smaragdfarbenen Augen. „Ist es zu viel verlangt mal ein bisschen alleine zu sein?“, erwiderte das Mädchen. Shuu grinste nur, und bevor er seiner Freundin widersprechen konnte, mischte Rika sich in das Gespräch ein. „Hey. Darf ich mal stören?“, die Schwarzhaarige blickte das Pärchen an und konnte regelrecht Harukas Gereiztheit fühlen. „Schwester Joy hat unsere Pokémon untersucht. Ihre Werte sind in Ordnung.“ Der Grünhaarige drehte sich von Haruka weg. „Gute Information.“, meinte Shuu und seine Augen streiften kurz Haruka. „Dann können wir sie wieder abholen. Rika stimmte mit einem wortlosen Nicken zu. Shuu ging gemeinsam dem Mädchen an die Rezeption des Centers. Zögernd folgte auch Haruka und nahm ihre Pokémon wieder in Empfang. Somit war ihr Arenakampf nun in baldiger Nähe und auf dieses Ereignis wollte die Schwarzhaarige optimal vorbereitet sein! „Ich gehe noch einwenig trainieren.“, entschied Rika schließlich. Haruka schaute ihre Freundin beunruhigt an. „Jetzt noch?“ Die Angesprochene nickte bloß. So war es beschlossen und Haruka konnte Rika nicht umstimmen. „Treffen wir uns wieder hier?“, wollte Shuu wissen. Rika warf einen kurzen Blick auf ihren Póketch. Dieser zeigte an, dass es noch nicht mal 12 Uhr war. „Um 14 Uhr bin ich wieder im Pokémon Center.“ Kaum hatte das Mädchen ausgesprochen, verließ Rika auch schon das Gebäude und ließ das Pärchen wieder alleine. Haruka kehrte wortlos in die Eingangshalle zurück. Shuu folgte ihr unentschlossen. Ihr Blick war seltsam betrübt. Das Mädchen seufzte leise. Es war kaum hörbar, trotzdem konnte Shuu es deutlich hören. Es klang traurig. Prüfend sah er seine Freundin an. „Haruka, was ist los?“, seine grünen Augen funkelnden das Mädchen lebhaft an. Doch die Braunhaarige wich seinem durchdringenden Blicken aus. „Nichts.“, erwiderte sie wortlos. Insgeheim hoffe Haruka, das er weiter fragen würde, aber er tat es nicht. Dieses Mal hielt sich der Junge mit seinen Kommentaren und Ratschlägen zurück. Ruhig legte Shuu seine rechte Hand auf ihre Schulter. Das Mädchen wandte sich zu ihm um. Starr blickte der Junge ihr in die Augen. „Haruka, sag was mit dir los ist!“, seine Stimme war hart und befehlerisch, aber er wollte sie nicht bedrängen oder gar zum Weinen bringen! Unwillkürlich begannen Harukas Schulter unter ihrem Schluchzen zu beben. Sie konnte nicht wirklich sagen, ob es nur wegen ihrer Aufgelöstheit oder ob der Grund Shuus strenger Ton war. Shuu blieb stumm, während seine Freundin mit den Tränen kämpfte. Doch diesen Kampf verlor Haruka, sie ließ ihrem Kummer freien Lauf. Behutsam nahm Shuu das Mädchen in den Arm, spürte wie ihre Hände sich in sein Shirt krallten und dieses benetzte. Er wog sie in seinen Armen, bis der Tränenfluss langsam abnahm und schließlich versiegte. Haruka kuschelte sich in Shuus Arme. Gerade so als fühlte sie sein Verlangen nach der Ursache für ihren Schwermut, sagte das Mädchen: „Shuu… Mir fehlt die Herausforderung… Ein echter Kampf!“ Der Grünhaarige löste sich von Haruka und schaute sie wortlos an. Leise lächelte er und strich ihr über die Wangen, die noch feucht waren. Unbewusst wusste der Junge, wie sich Haruka fühlte. Unerwartet ertönte ein lautes Klicken aus dem im Lichtschein Riolu heraus hüpfte. „Riolu Rio!“ Überrascht schaute Haruka ihr Pokémon an, welches sich unverhofft aus seinem Pokéball befreit hatte und die getraute Zweisamkeit gestört hatte. „Riolu? Warum hast du dich befreit?“ Ohne Interesse musterte das junge Pokémon seine Trainerin, drehte sich aber gleichgültig von ihr weg. Einen Augenblick harrte Riolu aus, bevor es blitzartig davon rannte. Verwirrt blickte Haruka kurz Shuu an, erst nach wenigen Momenten realisierte, was soeben geschehen war. „Riolu! Bleib stehen!“, schrie das Mädchen. Aber ihr ungehorsames Pokémon reagierte auf ihren herrischenden Ruf keinesfalls. Die Rosahaarige lehnte sich erschöpft an einen Baum. Ihr Atem ging rasch und ihr Herz pochte wild. Das Mädchen schloss die Augen und versuchte die Anspannung ihres Körpers zu lösen. Schließlich trat die Rosahaarige aus ihrem Versteck. Ein Zweig knackste geräuschvoll unter ihren Füßen. Sie harrte aus und spähte wachsam umher. Plötzlich vibrierte die Luft und ein zischender aurorablauer Energieball verfehlte das Mädchen nur knapp. Vor Schreck fiel sie auf den Boden und knallte mit dem Kopf gegen einen Baum. Nur wenige Augenblicke später sah sie sich einem menschenähnlichem Pokémon gegenüber, das einen hellblauen Stab, einem Knochen gleich, in den Händen hielt und auf ihr Brustbein hielt. „Lucario! Lass mich los!“, flehte das junge Mädchen. Doch ihr Pokémon erwiderte nur ein verächtliches Grollen. „Warum bist du so wütend auf mich?“ Sie versuchte sich aufzusetzen, aber Lucario stieß seine Trainerin achtlos auf den harten Boden zurück. Unsicher blickte das Mädchen Lucario in die Augen. „Sumomo!“, ertönte besorgt eine männliche Stimme. Die Angesprochene neigte den Blick zu jener Person hin. Erleichtert versuchte das Mädchen sich ein Lächeln auf ihr Gesicht zu zwingen. „Reiji!“ Der Violetthaarige ließ seine Augen zu Lucario streifen, welches noch immer Sumomo zu Boden zwang. „Es reicht, Lucario! Hör auf.“, verlangte Reiji. Der Knochenstab löste sich in Luft auf, während Lucario den Züchter barsch anknurrte. Dann aber lockerte es seine Haltung und wandte sich von ihm und Sumomo ab. Reiji reichte Sumomo die Hand. „Alles in Ordnung bei dir?“, wollte dieser wissen. Verwirrt sah die Rosahaarige den jungen Züchter an und nickte zögernd. „Ich denke schon…“ Sie rieb sich den Hinterkopf, der durch den Aufprall gegen den Baum schmerzte. Als Reiji Lucario anblickte, wandte es sich Sumomo und Reiji wieder zu. „Lucario ist immer noch verärgert?“ Sumomo senkte den Kopf. „Ja. Ich weiß auch nicht. Vielleicht bin ich einfach eine schlechte Trainerin?“ Es schmerzte sie diese Vermutung festzustellen. „Vielleicht wäre Lucario nicht wütend auf mich, wenn ich den Kampf gegen Satoshi gewonnen hätte?“ Reiji legte dem Mädchen eine Hand auf die Schulter. „Sumomo, hör mir zu.“, sagte der Violetthaarige ernst. „Du solltest dringend an deinem Selbstbewusstsein arbeiten.“ Sumomo starrte Reiji irritiert an. „An meinem Selbstbewusstsein?!“ Schlagartig spannte Lucario seinen Körper wieder an. Ein fauchender Laut war aus seinem halb geöffneten Maul hörbar. Reiji und Sumomo wandten sich dem Pokémon augenblicklich zu als sich dieses alarmiert zum Kampf bereit machte. Es raschelte verräterisch in einem Gebüsch. Lucario fühlte sich von dieser unbekannten Gefahr bedroht. In seinen Pfoten erschuf es einen auraauströmenden Energieball, der auf blitzartig das Gestrüpp los schoss. Ein dunkler Schatten sprang hervor und wich somit der Aurasphäre geschickt aus. „Rio-lu Rio!“, erwiderte das kleine Etwas verärgert. Verdutzt schaute Lucario das Pokémon vor sich an. Das Pokémon war um einiges kleiner als es selbst, aber eine gewisse Ähnlichkeit war trotzdem leicht erkennbar. „Ein Riolu?“, kam es erstaunt von dem Züchter. Sumomo war ebenfalls verblüfft über das Auftauchen des Pokémons. Lucario aber fühlte sich noch immer bedroht und sammelte eine weitere Aurasphäre zwischen den Pfoten. Abermals wich Riolu dem Angriff mit einem geschickten Sprung aus und pöbelte nun seinen Angreifer empört an. Lucario zog geringschätzig die Lefzen hoch und entblößte dabei seine spitzen Eckzähne. Der hellblaue Knochenstab formte sich in Lucarios Pfoten und das wolfsähnliche Pokémon stürmte auf Riolu zu. Das Kleine war völlig wehrlos und wurde durch den Stab durch die Lüfte katapultiert. Hart prallte Riolu auf den Boden auf. Vor Schreck blieb es bewegungslos liegen. Doch Lucario ließ sich nicht täuschen und sprang mit gekreuzten Armen, dessen Dornen zu messerscharfen Lichtklauen wurden. „Lucario! Hör auf! Schluss!“, wies Sumomos strenge Stimme das Pokémon zurecht. Dieses hielt inne und schaute zu seiner Trainerin. Es grollte leise, aber gehorchte der Rosahaarigen. Keuchend erhob sich Riolu und blickte zu Lucario herauf, welches nur herabsehend herunter schaute. Riolu war fasziniert von dem kraftvollen Pokémon. Sumomo näherte sich dem Pokémon achtsam. Dieses wandte seinen Kopf dem Mädchen zu. „Geht es dir… gut?“, wollte Sumomo wissen. Riolu nickte dem Mädchen nur zu. Schließlich neigte es den Kopf im halbem Winkel den Kopf. Aus den Augenwinkeln nahm das junge Pokémon wahr, dass Haruka sich näherte. „Riolu!“, es war die Stimme seiner Trainerin, genau wie Riolu ihr Auftauchen erspürt hatte. Kurz nach ihr kam Shuu heran gelaufen. Das Kleine sah zu Haruka herauf. „Warum bist du weggelaufen?“ Den wachsamen Augen seiner Trainerin entgingen nicht die kleinen, blutigen Kratzer, die Lucario ihm zugefügt hatte. „Und… Was ist geschehen?“ Riolu sah Haruka nur zaghaft an. Shuu legte seiner Freundin die Hand auf die Schultern. „Überfordere Riolu nicht. Es ist noch jung.“ Sumomo wandte sich nun lächelnd den Koordinatoren zu. „Es ist also dein Riolu?“, fragte die Rosahaarige und sah Haruka in die blauen Augen. Die Angesprochene nickte bloß wortlos. „Es tut mir Leid, das dein Riolu verletzt ist, aber mein Lucario ist auf es losgegangen.“, das Mädchen kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Haruka blickte das stolze Lucario an, das die Arme vor der Brust verschränkt hatte, und die Fremden mit unbeteiligter Miene an. Nun trat Reiji neben Sumomo. „Hast du nicht etwas vergessen?“, sagte der Züchter grinsend. Die Rosahaarige begann beschämt. „Oh verdammt! Mein Name ist Sumomo!“, stellte sich das Mädchen vor, dann drehte sie sich zu dem Violetthaarigen. „Und das ist mein Freund Reiji. Er ist Pokémonzüchter!“ „Du meinst ein Freund.“, korrigierte der Züchter das Mädchen. Um Sumomos Nase zierte ein leichter Rotschimmer ihr Gesicht. Shuu konnte sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen. Sumomo war in Reiji verliebt! Haruka ignorierte dies. Sie wandte sich direkt an Reiji. „Du bist Züchter?“ Der Angesprochene bejahte mit einem kurzen Nicken. „Genau wie Takeshi!“, fiel der Braunhaarigen auf. „Takeshi?“, kam es von Sumomo. „Seid ihr Freunde von Satoshi und Takeshi?“ Verwirrt schauten Haruka und Shuu ihre neuen Bekanntschaften an. „Ihr kennt Satoshi und Takeshi?“, erwiderte die Braunhaarige irritiert. Reiji nickte abermals. „Vor einiger Zeit sind sie hier vorbei gekommen.“, antwortete der Violetthaarige. Shuu strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. „Satoshi hat sicherlich um den Orden von Schleiede gekämpft.“ Seine Blicke streiften kurz Sumomo, die ruhiger geworden war. Das Mädchen zuckte unwillkürlich zusammen, auch wenn Shuu nicht wusste, dass sie die Arenaleiterin von Schleiede war. Reiji schaute die Rosahaarige seitlich an. „Ja, aber es war ein sehr knapper Kampf.“, bejahte der Züchter. „Beide Trainer haben ihr Bestes gegeben.“ Sumomo hob den Kopf, sie schaute Reiji wortlos an, und lächelte schließlich erleichtert. „Woher habt ihr von uns gehört?“, erkundigte sich der Grünhaarige. „Sie haben viel von euch erzählt. Und wir haben das Festival von Johto sehr interessiert verfolgt.“, gab Sumomo zurück. Haruka war überrascht. Satoshi und Takeshi hatten von ihnen berichtet? Und das Johto Festival lag bereits ein halbes Jahr zurück. Oder sogar länger? Trotzdem erinnerten sich noch die Menschen an das Ereignis. Für Haruka und Shuu war es unvergessliches Erlebnis gewesen. Reiji schaute das Pärchen aufmerksam an. „Ihr seid sicherlich hungrig, nehme ich an?“, fragte der Violetthaarige. „Kommt doch mit zu mir nach Hause!“ Haruka und Shuu wollten das Angebot ungern ausschlagen und begaben sich mit Reiji und Sumomo zum Haus des Pokémonzüchters. Es war ein schönes Gelände, das mit Zäunen eingegrenzt war. Aber es bot den Pokémon, die Reiji pflegte, eine ausgewogene Bewegungsfreiheit. Der Innenraum des Hauses war gemütlich eingerichtet. Im Wohnzimmer stand ein kleiner Tisch, umringt von weißen Sofas. Auf dem Sims des Kamins standen Bilderrahmen, in denen die Orden der verschiedenen Regionen eingefasst waren. Haruka und Shuu blieben vor ihnen stehen und blickten auf sie herab. Die Braunhaarige erinnerte sich an die schwere Reise mit Satoshi durch Hoenn und dann schließlich durch Kanto. Es war kein leichtes Stück die Orden sich zu erkämpfen. Shuu strich behutsam mit der Fingerspitze über das Glas eines Rahmens. „Sind das alles deine Orden, Reiji?“, wollte der Grünhaarige wissen. Der Violetthaarige betrachtete die Orden der verschiedenen Regionen Kanto, Johto, Hoenn und Shinou. „Schon lange her.“, erwiderte der Züchter. Haruka musterte den jungen Mann. Sie hätte nicht gedacht, dass Reiji ein solch guter Trainer war. „Hier.“, die Stimme Sumomos riss Haruka wieder aus Gedanken als das Mädchen ihr einen dampfenden Teetasse in die Hände gab. Die Braunhaarige legte ihre kalten Finger um den Becher um sie zu wärmen. Eine wohltuende Wärme breitete sich in ihr aus als sie den ersten Schluck dem schwarzen Tee nahm. Sumomo bot auch Shuu einen Becher mit Tee gefüllt an, doch dieser lehnte ab. Mit ernstem Blick fixierte der Koordinator den jungen Züchter. Reiji entging dies nicht und lächelte Shuu an. „Ich kenne diesen Blick.“, meinte der Violetthaarige ruhig. Haruka sah ihren Freund an und sein Grinsen verwirrte das Mädchen. „Reiji, möchtest du gegen mich Kämpfen?“, forderte Shuu den Züchter heraus. Seine Herausforderung kam für Haruka so plötzlich, dass sie sich an ihrem heißen Tee verschluckte und ihren Freund geschockt anblickte. Auch Sumomo war darüber überrascht. Reiji lachte. „Natürlich nehme ich deine Herausforderung an, junger Freund.“, erwiderte der Züchter. „Aber denke ja nicht, dass ich zimperlich bin!“ Shuu antwortete mit einem kühlen Grinsen. „Ganz meinerseits.“ Haruka starrte mit leerem Blick auf die ruhige Oberfläche ihres Tees. Dann hob sie ihren Kopf und sah Shuu, der völlig selbstsicher war, an. ‚Warum tut er das?’, fragte sich das Mädchen in Gedanken. Die Hände klammerten sich mehr an die warme Tasse zwischen ihren Händen. Haruka zwang sich vollends auf den Kampf zu konzentrieren. „Drei gegen drei, Shuu?“, rief Reiji zu seinem Kontrahenten, der mit einem wortlosen Nicken einstimmte. Der Grünhaarige nahm einen Pokéball in die Hand. „Okay, Bamelin! Los!“, aus dem rot-weißen Ball löste sich der braunfarbene Meereswiesel. Dieses gähnte verschlafen und streckte sich genüsslich. Der Züchter grinste. „In Ordnung, auf geht’s Bidifas!“ Aus dem Licht des Pokéball, den Reiji soeben in die Luft geworfen hatte, erschien ein biberartiges Pokémon – Bidifas, die Weiterentwicklung von Bidiza. Haruka blickte neugierig auf und befragte ihren PokéDex: „Bidifas, das Biber-Pokémon: Bidifas bauen sich Nester, indem sie Dämme in Flüssen bauen. Im Wasser kann es so schnell schwimmen, wie ein Barschwa.“ Die Stimme des PokéDexes erstarb. So verstaute die Braunhaarige das rote Gerät wieder sorgfältig in ihrer Tasche und richtete ihren Blick wieder auf das Kampfgeschehen. „Ich überlass dir den Vortritt, Shuu!“, sagte Reiji und machte eine kurze Handbewegung. Diese Geste ließ sich der Grünhaarige nicht entgehen. „Bamelin, Ultraschall!“, befahl der Junge. Bamelins Schweif glänzte auf als es empor sprang und einige weißglühende Sicheln auf Bidifas zu schossen. Der Biber spannte seine Muskeln an. „Benutze Superzahn!“ Der scharfkantige Schneidezahn Bidifas glühte auf und zerbiss die Sicheln des Ultraschalls spielend leicht. Shuu blickte verwirrt und gleichzeitig fasziniert von Reijis Kampfstil. Doch dieser wartete nicht darauf bis Shuu seine Irritation überwunden hatte. „Bidifas! Geheimpower!“ Das braune Pokémon begann violettfarben zu leuchten. Ein grünlicher Schleier löste sich vom Boden, der sich um Bamelin legte. Die Augenlider des Wiesels wurden unsagbar schwer und schließlich fiel es zu Boden. Es war eingeschlafen. Shuu fluchte innerlich. Der Koordinator hatte nicht gerade die Oberhand in diesem Kampf. Und Reiji ließ es nicht zu, dass Shuu das Blatt wenden konnte. „Bodycheck, Bidifas. Gib alles!“ Bidifas rannte auf das schlafende Bamelin zu. Das Wiesel wurde durch den heftigen Stoß gegen einen Baum geschleudert. Doch auch Bidifas trug durch diesen Angriff einige Blessuren davon. Glücklichweise war Bamelin jedoch wieder erwacht und machte sich wieder zum Kampf bereit. „Aquaknarre, Bamelin, los!“ Bamelin gehorchte und spie einen heftigen Wasserstrahl auf das erschöpfte Bidifas. Es wurde durch die Aquaknarre zurückgestoßen und der Boden weichte durch die Nässe sehr auf. Reiji grinste. Ihm gefiel dieser Kampf, aber aufgeben war für ihn, wie auch für Shuu, keine Option. „Eisstrahl!“ In Bidifas’ Maul formte sich ein gebündelter Strahl aus Eis, der auf Bamelin rasend schnell zu schoss. „Mit Ultraschall abwehren!“, konterte der Grünhaarige. Bamelin drehte Bidifas den Rücken zu und ließ seinen leuchtenden Schweif rotieren. Schimmernde Sichel prallten auf den Eisstrahl und lösten diesen in einer kleinen Explosion auf. „Und jetzt Wasserdüse!“ Bamelins Körper wurde von Wasser umspült und mit einem kräftigen Stoß in die Magengegend wurde Bidifas gegen einen Baum geschleudert. Der Wiesel landete nach dem Angriff graziös auf den Beinen wieder, aber Shuu gönnte seinem Pokémon und dem Gegner keine Pause. „Wir beenden es mit Aquaknarre!“, befahl der Junge. Bamelin nickte und formte einen Wasserstrahl im Maul, während Bidifas sich schwerfällig aufraffte. Doch es war schon zu spät um noch dem Angriff Bamelins rechtzeitig ausweichen zu können. Das Pokémon wurde durch den Druck der Aquaknarre gegen den Baum gepresst, bevor es zusammenbrach. Reiji war beeindruckt von Shuus Können. Er war nicht zu unterschätzen, dass hatte Reiji als Top-Koordinator erwartet. Aber auch er selbst sollte man nicht als leichten Gegner hinnehmen. „Sehr gut, Shuu. Ich habe nichts anderes erwartet.“, lobte der Violetthaarige und steckte Bidifas Pokéball sorgfältig fort. Shuu lächelte nur wortlos. Es war eine reine Floskel, nichts weiter. Reiji zückte einen weiteren Pokéball hervor. „Okay, los Staraptor!“, ein großer Vogel mit scharfen Klauen und einem ebenso gefährlichen Schnabel erschien aus dem Licht des Pokéballs und war zum Kampf bereit. Es war hervorragend. Dies war ihm auf dem ersten Blick anzusehen. Der Grünhaarige ballte die Faust. „Bamelin, versuche es mit Aquaknarre zu treffen!“, rief er seinem Pokémon zu, dass schon sehr müde war durch den Kampf mit Bidifas. Dennoch gehorchte der Meereswiesel seinem Trainer bedingungslos. Staraptor aber gelang es ohne Mühe jedem von Bamelins Aquaknarren geschickt auszuweichen. Nun war es an der Zeit, das Reiji den Gegenangriff befahl, der Bamelin zum Aufgeben bringen sollte. „Flügelschlag, Staraptor. Bringe es zu Ende.“ Staraptor zog einen weiten Kreis über Bamelins Kopf, dann stürzte es vom Himmel herab mit glühenden Schwingen. Shuu biss sich auf die Unterlippe. Was sollte er dagegen tun? Sollte er Bamelin ins offene Messer laufen lassen um dem Angriff nicht hilflos ausgeliefert zu sein? Der Aufschrei seines Pokémons riss den Koordinator aus seinen Gedanken. Es geschah so schnell, dass Shuu keinen Gegenbefehl geben konnte. Reiji grinste bloß. „Was ist los mit dir?“, wollte der Züchter wissen, aber Shuu erwiderte nichts auf seine Frage. Seine Augen waren auf Bamelin gerichtet, dass entkräftet zu Boden gegangen war. „Es tut mir Leid, Bamelin. Komm zurück. Du hast gut gekämpft.“, mit diesen Worten hob er den Pokéball des Wiesels und der rote Lichtstrahl sog Bamelin zurück ins Innere des Balles zurück. Dann wandte er seine Blicke auf Staraptor, das auf dem Boden gelandet war. Es war nicht zu leugnen, dass ein schwerer Gegner für ihn war. Welches Pokémon sollte er in den Kampf rufen? Schließlich zückte er einen Pokéball hervor. Er musste die Oberhand im Kampf zurückgewinnen! „Ich vertraue dir! Los Glumanda!“ Aus dem Schein des Pokéballs löste sich die rote Echsendame. Staraptor erhob sich kreischend in die Luft. „Und die nächste Runde beginnt… Staraptor, Ruckzuckhieb!“, rief der Züchter seinem Pokémon zu, dass sofort zum Angriff überging. Glumanda spannte ihre Muskeln an und die Flamme auf seiner Schwanzspitze begann stärker zu leuchten. „Glumanda, halt es mit Metallklaue auf, los!“, befahl Shuu seinem Pokémon. Die Feuerechse verstand, spreizte ihre Klauen, die metallisch zu glühen begannen. Kurz bevor Staraptor es zu Boden warf, packte der Feuerdrache das Pokémon am Schnabel und wurde einige Zentimeter zurückgestoßen. Doch das Resultat war, dass der Angriff des Vogels fehlgeschlagen war. „Und jetzt Feuerwirbel!“ Aus dem Maul des Glumanda kam ein wirbelnder Flammenstrahl, der Staraptor völlig in sich einschloss. Es gab kein Weg dieser Attacke zu entkommen. „Gut gemacht, Glumanda.“, lobte der Grünhaarige sein Pokémon. Dieses nickte ihm dankbar zu. Reiji lachte. „Du solltest den Tag nicht vor dem Abend loben.“, meinte der junge Züchter. „Staraptor! Flügelschlag!“ Das braune Pokémon beruhigte sich als es die Stimme seines Trainers erkannte. Es breitete seine Flügel aus und wehte den Feuerwirbel in Windeseile davon, bis nur noch ein leichter Glutregen auf den Boden herabfiel. „Beenden wir es! Sturzflug!“ Ein weiteres Mal erhob sich Staraptor in den Himmel und kreischte laut. Schließlich stürzte es herab, von Flammen umgeben. Glumanda warf ihrem Trainer einen kurzen Blick zu. „Manda~.“, sagte die Echse und wollte ihrem Trainer ermutigen. „Okay, warte ab und stoße dich mit Flammenwurf vom Boden ab!“ Der Körper des roten Pokémons war angespannt, während es geduldig die Bewegungen Staraptors studierte. Dann umspielten Flammen sein Maul und es katapultierte sich selbst kraftvoll in die Luft. Staraptor unterbrach seinen Angriff und spähte um sich. „Glumanda! Drachenwut!“, befahl Shuu hastig um die Verwirrung des Pokémons auszunutzen. Dies gelang ihm und Glumanda auch. Staraptor wurde von der kraftvollen Drachenwut stark verletzt. Es war kaum noch in der Lage sich in der Luft zu halten, bis es schließlich entkräftet auf dem Boden landen musste. Seine Erschöpfung war nicht zu übersehen, es keuchte schwer. „Sehr gut, Shuu. Ich habe nichts anderes erwartet.“, sagte Reiji ruhig, obwohl sein Pokémon bereits an seine Grenzen gegangen war und nicht mehr lange dem Druck des Gefechts standhalten konnte. „Nochmals Ruckzuckhieb!“ Staraptor folgte dem Befehl seines Trainers und raste, auch wenn es am Boden war, auf Glumanda zu. „Ausweichen und benutz deinen Flammenwurf!“, konterte Shuu, der sich sicher war, dass Staraptor nicht mehr lange durchhielt. Glumanda aber wich zunächst spielend leicht aus, drehte sich dann wieder dem Vogel zu um ihm einen glühenden Flammenwurf entgegen zu speien. Staraptor wurde durch den direkten Treffer außer Gefecht gesetzt. Reiji holte sein zweites Pokémon in den Pokéball zurück und warf einen kurzen Blick auf ihre Zuschauer Sumomo und Haruka. Die Mädchen verfolgten den Kampf mit einer innerlichen Unruhe. Dann drehte sich Reiji dem Kampfgeschehen wieder zu. „Und hier mein letztes Pokémon, Sengo!“ Ein weißes, katzenähnliches Pokémon auf zwei Beinen stehend, wurde aus dem Inneren des Pokéballs hervor geholt. Es hatte gefährliche Pranken, ausgestattet mit ebenso bedrohlichen Klauen. Glumanda war aber durch die Erscheinung des Pokémons nicht beunruhigt. Im Gegenteil, die Echsendame knurrte Sengo leise an. „Diesmal überlasse ich dir wieder den Vortritt, Shuu!“, rief Reiji seinem jungen Gegner entgegen. Shuu nickte ihm zu. „Glumanda, angreifen mit Feuerwirbel!“, wurde der Echse zugerufen. Es gehorchte und spie einen Tornado aus Flammen auf Sengo, das dem Angriff gelassen stand. „Wehr die Attacke mit Zermalmklaue ab!“ Sengo tat wie geheißen. Die weiße Katze spreizte seine Klauen und zerteile den Feuerwirbel mühelos. Dann attackierte es Glumanda, das durch die scharfen Klauen schwer verletzt wurde. „Nun schwäche es mit Silberblick!“ Glumanda starrte reglos in Sengos Augen, die unerwartet aufblitzten und die Feuerechse Zutiefst ängstigte. „Kratzfurie, Sengo! Es ist wehrlos!“, gab Reiji bereits den nächsten Befehl an sein Pokémon, das auf Glumanda zu stürmte. „Glumanda!“, brüllte Shuu. „Pass auf!“ Durch den Ruf ihres Trainers erwachte Glumanda aus der Erstarrung und versuchte der nahenden Katze verzweifelt auszuweichen. Doch es wurde hart zu Boden geworfen und musste mehrmals schmerzhafte Krallenhiebe einstecken. Dann entfernte sich Sengo von seinem ‚Opfer’, welches nun sich nun nicht mehr bewegte. Die Krallen der Feuerechse bohrten sich in die aufgewühlte Erde unter ihr. Mühselig erhob sich das Pokémon wieder, überall waren Kratzer an ihren Körper. „Glumanda…“, Shuu war erstaunt über die Willensstärke seines Pokémons. Aber mutete sich Glumanda nicht zu viel zu? Was wollte die Echsendame ihm beweisen? Das es ein vollwertiges Mitglied seines Teams war, dass keine Schwäche zeigte, wenn es darauf ankam? „Es reicht, Glumanda!“ Die Feuerechse blickte ihm in die Augen. Nein! Es war noch nicht vorbei! Auch sie, die Ausgestoßene, hatte ihren Stolz! Reiji blickte Shuu und Glumanda an. Zwischen ihnen bestand eine besondere Beziehung, die die Feuerechse nicht erschüttern wollte durch ihre eigene Schwäche. „Sengo, Ruckzuckhieb!“ Sengo hetzte ein weiteres Mal auf Glumanda zu, die ihre Augen erschrocken auf die Katze richtete. Shuu zückte den Pokéball Glumandas und richtete ihn auf das Pokémon. „Ich lasse nicht zu, dass seine Dickköpfigkeit dich schwer verletzt, Glumanda!“ Mit diesen Worten wurde das Pokémon in den Pokéball gesogen. Sengo hielt inne. „Die richtige Entscheidung, Shuu.“, meinte der Züchter und rief nun auch Sengo zurück in seinen Pokéball. Der Grünhaarige schaute Reiji irritiert an. „Unser Kampf ist noch nicht beendet!“, widersprach der Koordinator. Der Violetthaarige lächelte. „Ich weiß, aber du hättest den Kampf sowieso gewonnen.“, antwortete der Züchter. Shuu wich seinem Blick aus. Ob er wirklich den Kampf gewonnen hätte, nachdem Glumanda ein weiteres Mal bewiesen hatte, dass es ziemlich starrköpfig war und seinem Trainer etwas beweisen wollte. Reiji war erstaunt über die Reaktion des Koordinators. „Was bekümmert dich?“, wollte der Violetthaarige wissen, während Sumomo und die Braunhaarige sich zu ihnen gesellten. Shuu spürte Harukas Hand auf der Seinen. „Nun ja, Glumanda wurde von seinem vorherigen Trainer schlecht behandelt, aufgrund seiner angeblichen Schwäche.“, erzählte Haruka. Dies war wohl der Grund, das Glumanda ihrem neuen Trainer das Gegenteil beweisen wollte. Reiji schaute in die Ferne. „Verstehe. Solche Pokémon brauchen sehr viel Zuwendung und Geduld.“, den Kopf wieder zu Shuu wendet, fügte er hinzu: „Du bist ein ausgezeichneter Koordinator. Du wirst es schaffen.“ Shuu nickte seinem Gegenüber zu. Es machte ihm Mut Glumandas Dickköpfigkeit in den Griff zu bekommen und der Feuerechse klarzumachen, dass er jedes seiner Pokémon liebte. Haruka schaute auf ihren Pokétch, der bereits nur wenige Minuten vor 14 Uhr anzeigte. „Shuu! Wir müssen zurück ins Pokémon Center.“ Der Junge nickte. „Du hast Recht.“, er wandte sich Reiji zu. „Vielen Dank für den Kampf.“ Der Züchter lächelte. „Macht’s gut.“, erwiderte er. „Bis bald.“, sagte die Rosahaarige und winkte dem Pärchen hinterher. „Da seid ihr ja!“, nörgelte die Schwarzhaarige ungeduldig. „Ich warte bereits schon auf euch.“ Das Mädchen erhob sich Shuu grinste. „Warum so ungeduldig? Hast du dich gut auf deinen Arenakampf vorbereitet?“, er blickte Rikas Hundemon an, dass entspannt auf dem Boden lag. Rika warf ihre schwarzen Haaren nach hinten. „Was denkst du von mir?“, erwiderte die junge Trainerin kühl. Haruka war angespannt. Einem Arenakampf beizuwohnen war etwas Besonderes für sie, auch wenn ihr Vater eine Arena leitete in ihrer Heimatstadt. „Wo wart ihr überhaupt?“, fragte das Mädchen nun wieder in einem freundlicheren Ton als zuvor. Inzwischen hatte sich der Schattenhund erhoben und reckte seinen Hals. Etwas Bedrohliches erfüllte die Luft. „Wo wir waren? Wir waren-“, doch Haruka unterbrach as plötzlich Hundemon eilend davon stürmte. Rika sah ihrem Pokémon irritiert hinterher. „Hundemon, bleib hier!“, rief die Schwarzhaarige ihrem Pokémon nach, dass im Eingang des Centers inne hielt und dem Trainertrio einen Blick zu warf. Dann, als Rika hinausgerannt war, jagte es davon. Kapitel 38: Kampf mit der Unbekannten ------------------------------------- Fresschen! Wie versprochen ein neues Kapitel! Leider noch nicht betagelesen, weil ich es mal wieder überstprzt hochgeladen habe. Viel Spaß damit. ^^ 38. Kapitel Kampf mit der Unbekannten „Hundemon! Warte!“, rief Rika ihrem Pokémon nach, aber sie musste stehen bleiben um nach Luft zu ringen. Sie sah ihrem Pokémon hinterher, dass nicht Halt machte um auf seine Trainerin zu warten. Das Mädchen schaute sich um und stellte fest, dass Haruka und Shuu ihr gefolgt waren. Sie selbst war überstürzt ihrem Schattenhund nachgelaufen und hatte nicht darauf geachtet, ob ihre Gefährten die Verfolgung ebenfalls aufnahmen oder im Pokémon Center auf sie warteten. Plötzlich hörte sie einen kehligen Schmerzesschrei. Es war der Schrei eines Pokémons, das unter Qualen zu Boden ging. Rika ballte die Faust. Was ging nur vor sich? Das Mädchen schlug leicht auf die Wand, an die sich die Schwarzhaarige zuvor gelehnt hatte, bevor sie ihren Weg fortsetzte. Das Mädchen begegnete einigen Menschen auf den Straßen, die ihr aufweichen mussten. Sie blickten das düstere Mädchen erschrocken an, andere pöbelten sie an. Doch Rika lief unbeirrt weiter, bis sie in einiger Entfernung Hundemon warten sah. Als sie in Sichtweite war, lief der Schattenhund erneut los. „Verdammt! Hundemon, bleib stehen!“, schrie die Schwarzhaarige atemlos. Wieder zog sich ein verzweifelter Ruf durch die Umgebung als Rattikarl unter den Klauen des Gegners begraben wurde. Das schwarze Pokémon verzog seine Mundwinkel zu einem gehässigen Grinsen. Es war ein Glurak von unbeschreiblicher Größe und Stärke. „Ich sagte doch bereits, dass du dich nicht mit Team Galaxy anlegen sollst, Junge.“, es war eine weibliche Stimme, die den jungen verängstigten Trainer mit fester Stimme drohte. „Andernfalls wird dein Pokémon Schmerzen haben.“ Mit angstgeweiteten Augen beobachtete der Junge, wie seinem Pokémon noch mehr Leid zugefügt wurde. Mit diesen Worten wurde der Kopf des Rattikarls auf den kalten Asphalt gedrückt. Ein heiserer Schrei ertönte abermals, der nach kurzer Zeit wieder erstarb. Die Stimme des Rattikarls war bereits zu geschwächt um einen weiteren Laut aus der Kehle zu lassen. „Lasst mein Pokémon frei!“, forderte der kleine Junge mit Tränen in den Augen. „Oder ihr werdet es bereuen!“ Die maskierte Frau lachte schallend auf. „Du bist nicht in der Position Forderungen oder Drohungen auszusprechen!“, höhnte diese. Gluraks Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. Es roch förmlich die Angst des Pokémons unter seinen Klauen. Doch plötzlich erfasste ein segnender Flammenwurf das Pokémon und warf es zurück. Das Rattikarl suchte, mit letzter Kraft, sein Heil in der Flucht. Derzeit wandten sich die Augen des Gluraks gierig auf seinen nächsten Gegner, Hundemon. Nun tauchte auch Rika auf dem Schauplatz dieser qualvollen Auseinandersetzung auf. „Aufhören!“, verlangte die Schwarzhaarige. Die Unbekannte wandte sich nun Rika um. Sie erstarrte für einen Moment als sie in das junge Gesicht des Mädchens blickte. Jenes Mädchen traf sie bereits vor geraumer Zeit im Kraterberg. „Du wagst es dich einzumischen?“ Rika erkannte die unbekannte Gestalt und war schockiert. „Du?!“, entfuhr es ihr. Die Gedanken an das Ereignis im Kraterberg weckte Rika nur unangenehme Erinnerungen wach. Doch es gab kein Entkommen mehr, der Kreis schloss sich um Rika. Überall standen schwarz gekleidete Männer, die Team Galaxy angehörten. Diese grinste bloß unter ihrer Maske, die das Gesicht verdeckte, ohne ein weiteres Wort an das Mädchen zu richten. Doch sie spürte die verwirrten Gedanken des Mädchens. „Dir wird es genauso ergehen, wie deinem jungen Kollegen.“, ein teuflisches Gelächter ertönte und dann erhob sie den Arm. „Glurak!“ Das drachenartige Pokémon brüllte laut auf und trat näher auf Rikas Hundemon zu. Die Augen des Drachens strömten eine eisige Kälte aus, die die Schwarzhaarige in eine beklemmende Aura hüllten, während sie das geflügelte Pokémon atemlos betrachtete. Riesige, pechschwarze Schwingen, dessen Innenseiten wie dunkles Blut im Sonnenlicht wirkten, gaben dem Glurak einen weitaus bedrohlicheren Ausdruck. Jene Augen dieses Drachens blickten dem Schattenhund gierig und voller Hass entgegen. Rikas Hände wurden feucht vor kühler Angst, die diese kalte Schönheit in ihr hervorrief. Ein Schmerz legte sich um ihre Gedanken, doch sie konnte wahrhaftig nicht sagen, aus welchem Grund diese quälenden Erinnerungen nach ihr griffen. Das schwarze Glurak fauchte Hundemon erregt an. Der Schattenhund antwortete mit einem tiefen, grollenden Knurren mit hochgezogenen Lefzen und gefletschten Zähnen. Jenes erzürnte Knurren ließ Rika aus ihren Gedanken aufschrecken. „Drachenklaue.“, befahl die Fremde, ohne jegliche Gefühlsregung in ihrer Stimme. Rasch war der Drache vorgestürmt und spreizte seine klauenbesetzte Pfote, die in ein rötliches Licht getaucht wurde. Rika ließ nicht zu, dass Hundemon eine Niederlage erlitt! „Ausweichen, Hundemon!“ Mit einem geschickten Ausfallschritt entging der Schattenhund den scharfen Klauen des Gluraks. Doch da schnellte der Schwanz dem Pokémon entgegen und schleuderte es gegen einen Baum. „Nochmals Drachenklaue!“ Glurak presste seine Klaue an Hundemons Kehle, während die andere Pfote wieder in eine glühende Aura getaucht wurde. Der Schattenhund knurrte erbost und formte, auch ohne, dass Rika einen Befehl dazu gab, einen dunklen Schattenball, den er an Gluraks Brust platzierte. Mit einem wütenden Grollen unterbrach Glurak seinen hinterhältigen Angriff auf den Schattenhund und wurde stattdessen weggestoßen. Zum selben Augenblick trafen nun auch endlich Haruka und Shuu ein. „Rika!“, rief die Braunhaarige ihrer Freundin zu. Die maskierte Frau neigte den Kopf zu den Neuankömmlingen und ihre Gesichtszüge wurden ernst. Währenddessen ließen Shuu und Haruka ihre Blicke umherschweifen. Das graue Emblem Team Galaxys stach ihnen sofort heraus und rief nur üble Erinnerungen an das letzte Treffen mit diesen üblen Verbrechern wach. „Team Galaxy!“, flüsterte Shuu verächtlich. Rikas Gegnerin grinste kalt und wandte sich nun an ihre Lakaien. „Schnappt sie euch.“, sagte sie mit solcher Gleichgültigkeit, die Haruka und Shuu erschreckte. Nun sahen sich die Koordinatoren einer Schar von Team Galaxy Rüpel gegenüber. Shuu legte beschützerisch einen Arm um seine Freundin und zog sie an sie. „Haruka, weich nicht von meiner Seite, verstanden?“ Diese grinste bitter. „Wie soll ich dir denn weglaufen, wenn du mich fest hältst?“, gab sie schelmisch, aber befreite sich spielend leicht. Der Grünhaarige lächelte. Wenigstens kämpfte er an ihrer Seite! Dann richtete Shuu seine Augen auf die Schar der Rüpel, die ihre Pokébälle zückten und bereit zum Angriff waren. Rika spähte besorgt zu ihren Freunden herüber. Die Übermacht war viel zu riesig. Sie konnten einfach nicht gegen solch viele Gegner ankämpfen! Doch ihre Aufmerksamkeit wurde wieder auf ihre eigene Gegnerin gezogen, denn Hundemon war unter den Klauen des Gluraks zu Boden gegangen und benötigte dringend Hilfe! „Du solltest deine Konzentration auf den Kampf lenken, oder dein Hundemon wird schmachvoll untergehen.“, drangen die eisigen Worte der Schwarzgekleideten in ihre Ohren. Der Schattenhund grollte aggressiv, doch sein Zorn verhalf ihm nicht gegen die Stärke des schwarzen Drachens anzukommen. Rika biss sich auf die Lippen. „Hundemon! Halt durch!“ Harukas Blicke streiften das Mädchen für einen kurzen Moment. „Rika! Pass auf! Sie ist die Anführerin!“, warnte die Braunhaarige. Rika wandte sich genervt an das Mädchen. „Kümmert euch um euren eigenen Scheiss!“, fuhr die Schwarzhaarige ihre Gefährten gereizt an. Haruka schreckte zurück. Warum war Rika bloß nur so wütend? Was war der Grund für ihre unbändige Wut, die in ihr aufgestiegen war? Die Unbekannte kümmerte sich nicht um die Aufgebrachtheit der Schwarzhaarigen. Sie hatte nur noch baldigen Sieg vor sich. „Setz dem ein Ende, Glurak. Flammenwurf!“ Der Drache hob den Kopf, seine Fänge wurden in einen rötlichen Schein getaucht, während ein leichtes Glimmen im Maul zu sehen war. Hundemon starrte seine Trainerin in die Augen. Ließ sie etwa zu, dass beide, Pokémon und Trainer, eine solch schmachvolle Niederlage erleiden? Nein! Rika war viel zu stolz um ein sich ihre Schwäche einzugestehen! Und diese Eigenschaft seiner Trainerin gefiel dem Schattenhund an ihr. Er hatte es seit ihrem ersten Treffen gespürt, nur durch sie konnte er stärker werden um seinen verhassten Rivalen, der es gewagt hatte seinen Stolz zu verletzten, zu besiegen. Um Hundemons Körper sammelte sich eine unheilvolle Aura, die solch Finsternis ausstrahlte, die schwachgesinnten Menschen das Blut in den Adern gefrieren ließ. Diese Welle der schwarzen Energie stieß Glurak von dem Schattenhund fort. Die Schwarzhaarige blickte Hundemon irritiert an, das soeben die Attacke Finsteraura freigesetzt hatte. „Hundemon…“, sagte Rika leise. Das Mädchen war erstaunt über die Willensstärke und die Entschlossenheit ihres Pokémons. Schließlich nickte sie ihm dankbar zu. „Ts. Schwachsinnig…“, kam es nur von der unbekannten Gestalt. „Glurak, Aero-Ass! Trenn die enge Verbindung zwischen ihnen.“ Glurak kräuselte seine Lippen zu seinem verachtenden Grinsen, bevor es in die Luft schnellte um im nächsten Moment auf Hundemon herabzustürzen. Der Schattenhund sah das Pokémon auf sie zu rasen und spannte berauscht die Muskeln an. Doch vor Aero-Ass gab es kein Entkommen, die Attacke traf Hundemon schwächsten Punkt und warf es zu Boden. Mühevoll raffte sich Hundemon wieder auf die Pfoten, doch es strauchelte stark und konnte sich nur schwer auf den Beinen halten. Eine schmale, aber tiefe Wunde klaffte an der Schulter des Schattenhundes. Haruka und Shuu wehrten sich indessen tapfer gegen die Rüpel. Ihre Pokémon hatten sie bereits in die Ecke gedrängt, doch Gallopa hatte ebenso viele Pokémon von ihnen ausgeschaltet. Doch Shuu war besorgt. Rika war in ernsten Schwierigkeiten. Ob sie es schaffte gegen diese Frau zu bestehen? Immerhin war sie offensichtlich eine von den berühmten Commandern, die die Befehlsgewalt über einige Rüpelgruppen besitzen. „Macht sie alle.“, sagte einer von ihnen gleichgültig. „Windschnitt, los!“ Ihre Golbats schlugen mit den Flügeln und beschworen einen heftigen Wind. „Nachtara! Spukball!“ Die Schattenkatze erzeugte im Maul einen schwarzen Energieball, durchtränkt von einer dunklen Aura, und fegte einige der Golbats vom Himmel. „Shuu! Es sind zu viele!“, rief Haruka ängstlich. Der Angesprochene schaute seine Freundin an. „Okay, Roselia, du musst uns helfen!“ Aus dem Pokéball sprang Shuus treues Pflanzenpokémon mit dem der junge Trainer schon einige Wettbewerbe und Kämpfe bereits gewonnen hatte. „Blende sie mit Sonnentag!“ Haruka musste unwillkürlich grinsen. Sie wusste was ihr Freund vorhatte. Diese Kombination würde alle lästigen Rüpel mit einem Schlag auslöschen! Die Golbats mussten notgedrungen landen und verdeckten ihre Augen mit den Flügeln. Die Sonne war so verstärkt worden, dass ihnen das Sonnenlicht wehtat. Sie waren Nachtpokémon! Sie scheuten das Sonnenlicht nicht ohne Grund! Nun blickte Shuu zu Haruka herüber, die ihm wortlos zu nickte. „Okay, Solarstrahl, Roselia!“ „Gallopa! Feuersturm!“ Roselia schleuderte einen schillernden Energiestrahl auf die panischen Golbats, die in alle Himmelsrichtungen versuchten zu fliehen, aber es gab kein Entrinnen. Die Golbats fielen schließlich endgültig vom Himmel als die Flammenwalze den Pokémon den Rest gab. Die Rüpel waren schockiert, ihre Pokémon wurden in wenigen Augenblicken allesamt besiegt, aber ihre größte Furcht war vor der Bestrafung ihres Commanders. Diese blickte nur wortlos herüber und verfluchte in Gedanken diese Unwürdigen. Wieso anderen etwas überlassen, wenn man es gleich selbst machen könnte? Nun aber richteten sich ihre Augen wieder auf Rika, die vergeblich versuchte fieberhaft einen Weg zu finden ihre Gegnerin auszuschalten. Doch ihr Hundemon war sehr geschwächt, eine üble Wunde zierte seine Schulter. Es konnte kaum mehr aus eigener Kraft auf den Beinen stehen! Darüber musste die Maskierte stets nur grinsen. „Beende es mit Drachenklaue, Glurak!“ Der Schwarze willigte mit einem kurzen Nicken ein und lief, mit gespreizten Krallen, auf den Schattenhund zu, der unwirsch begann seine Zähne zu fletschen. Das Pokémon versuchte vergeblich auszuweichen. Gluraks messerscharfen Klauen rissen Hundemon das Fell an der Brust fort und letztlich gab der Drache seinem Konkurrenten einen niederschmetternden Schwanzhieb. Hundemon prallte, vor Schmerz stöhnend, an einem Baum ab. Gluraks mächtigen Kiefer umfassten Hundemons Hals. Mit voller Wucht schleuderte der Drache den Schattenhund gegen den nächsten Baum. Der Schattenhund jaulte vor Schmerz auf. Eins scheußliches Geräusch war zu hören als ob etwas im Inneren des Körpers zerbrach. Als Hundemons Körper schlaff zu Boden ging, ließ Glurak von seinem Opfer ab. Rika konnte nur hilflos zu sehen, wie Hundemon unter Qualen litt. Nannte sich dies etwa einen Pokémonkampf oder war es reine Mordlust? „Shuu! Rika ist in Schwierigkeit!“, schrie Haruka panisch vor Furcht. Shuu und Haruka ließen von den Rüpeln ab, die ängstlich zurückwichen und ihnen den Weg freimachten. Gemeinsam wollten sie ihrer Freundin zur Hilfe eilen! Doch plötzlich wandte sich die Schwarzhaarige um. Ihr Gesicht war wutverzerrt. „Mischt euch gefälligst nicht ein!“, herrschte das Mädchen ihre Freunde an, die inne hielten. War Rika etwa so stolz, dass sie sich eine Niederlage nicht eingestehen wollte? Ihr Hundemon war schwer verletzt! Es konnte nicht mehr weiterkämpfen! Aber sie täuschten sich; Hundemons Pfoten zuckten und zornig knurrend erhob sich wieder. Auch wenn die Beine mehrmals einknickten und es kaum sein eigenes Gewicht halten konnte. Rika war erleichtert, auch wenn es keinen Grund dafür gab. Die Schwarzgekleidete war einfach zu stark – selbst für sie, die sich niemals ihre Schwäche eingestand. Höhnisches Gelächter erklang und Rika ballte die Faust zusammen. „Beachtlich. Aber wie lange soll dein Hundemon noch durchhalten? Gib auf und gesteh dir endlich ein, dass du zu schwach bist um mich zu besiegen.“ Der schwarze Drache zog die Lippen zu einem abschätzigen Grinsen. Seine Trainerin machte eine kurze Handbewegung. Glurak verstand. Seine Krallen flackerten erneut auf und verströmten ein rötliches Licht. Es griff Hundemon erneut an! Und dieses Mal sollte es ein vernichtender Angriff werden! „Lucario! Auraspähre!“, ertönte eine weibliche Stimme so plötzlich, dass Glurak in seinem Angriff inne hielt. Das Licht um seine Kralle erlosch. Unerwartet zurrte ein kraftvoller Energieball, der reinblaues Licht ausströmte, auf den Drachen herab und hüllte diesen in eine Explosion. Nachdem sich der aufgewirbelte Staub gelegt hatte, sah es sich einem blaufarbenen Werwolf, der einem Menschen sehr ähnlich war, gegenüber. Zwischen seinen Pfoten formte sich einen Knochenstab und richtete diesen folglich auf Glurak. Sumomo war herbei geeilt und gestellte sich nun zu Haruka und Shuu. „Sumomo!“, begrüßte Haruka das Mädchen überrascht. Diese nickte ihr kurz zu. „Ich habe zufällig von Passanten gehört, dass Team Galaxy wieder Unruhe macht.“ Die Schwarzhaarige blickte das junge Mädchen an, die ihr ungewollt zur Hilfe gekommen war. Sie musste zugeben, dass der Zeitpunkt gut gewählt war um ihr Beistand zu leisen. Die maskierte Frau konnte nun nicht mehr ihre Ungeduld unterdrücken. Was wollten diese Jugendlichen, die ohnehin keine Ahnung hatten von der Welt, bewirken? „Was soll das werden? Wollt ihr Helfen spielen?!“, wollte die Unbekannte erzürnt wissen. „Oder sucht ihr schlichtweg die Niederlage?“ Der schwarze Drache grollte. Seine blauen Augen waren auf die Gruppe von Trainern gerichtet. Voller Hass und Verachtung. Ein leises Piepen ertönte. „Relena? Kehre unverzüglich ins Hauptquartier zurück.“, erklang eine raue Stimme. „Jawohl.“, willigte die Unbekannte ein und kehrte nun Rika und ihren Freunden den Rücken zu. Rika hob geschockt den Kopf und starrte die Frau an. Ihr schwarzes Haar funkelte im Sonnenlicht. „Relena…?“, flüsterte das Mädchen tonlos und senkte den Kopf zu Boden. Ehe die Unbekannte mit ihren Untertanen verschwand, richtete sie ihre dunklen Augen auf Rika. „Du solltest dich nicht in Angelegenheiten einmischen, die dich nichts angehen.“ Rika schaute die Frau wortlos an. Sie glaubte ein leichtes Lächeln unter der Maske der Frau zu sehen. „Du solltest dich um dein Hundemon kümmern.“ Mit diesen Worten verschwand diese. Niemand wagte es sie aufzuhalten. Eine unerwartete Stille trat ein. Und Rika? Sie fühlte sich zutiefst erschüttert, verwirrt. Es war so als ob jemand ihr den Boden wegzog und sie in die endlose Leere stürzte. Shuu fasste ihr an die Schulter und spürte, wie sie furchtsam zusammen zuckte. „Wir sollten schnell ins Pokémon Center.“, er deutete auf Hundemon. „Und du siehst auch nicht gerade gut aus. Ist alles in Ordnung?“ Zögernd nickte die Schwarzhaarige. Sie hatte dem Grünhaarigen nicht ihre volle Aufmerksamkeit zugeteilt. „Okay, dann kommt. Es ist Eile geboten!“, sagte die Rosahaarige hastig. Im Pokémon Center nahm Schwester Joy Hundemon in sofortige Behandlung. Rika und ihre Freunde konnten nur warten, warten bis Schwester Joy die erlösende Nachricht brachte. Das schwarzhaarige Mädchen konnte nicht sagen, wie lange sie bereits warten. Doch ihr Gefühl sagte ihr, dass es bereits eine halbe Ewigkeit war. Ihre aufgewühlten Gedanken quälten sie in dieser Zeit, nach dieser schicksalhaften Begegnung. Sie machte sich selbst Vorwürfe Hundemon nicht aufgehalten zu haben. Wie wäre der Kampf ausgegangen, wenn Sumomo nicht eingegriffen hätte? Shuu starrte auf das Licht oberhalb der Behandlungstür. Dann aber streiften seine Blicke die Schwarzhaarige. „Rika? Was ist los?“, fragte der Junge, auch wenn er keine Antwort von dem verwirrten Mädchen erwartete. Er täuschte sich. „Sie wurde Relena genannt…“, kam es wispernd von ihr, ohne den Blick zu heben. Die Anwesenden verstanden nicht. „Der Name meiner Mutter…“, fügte Rika in trauernder Stimme hinzu. Haruka starrte Shuu geschockt an. Doch der Junge verstand sie. Er bohrte nicht weiter in den aufgerissenen Wunden, nur um Antworten auf seine Fragen zu bekommen. Seine Blicke schweiften zu Sumomo herab, die neben Haruka saß. Ihr Lucario lehnte sich lässig gegen die Wand und verzog keine Miene, nach den Geschehnissen. „Sumomo?“ Das Mädchen blickte auf und schaute Shuu an. „Warum hast du eingegriffen?“ Die Angesprochene seufzte. Lucario sah sie streng an. „Ich musste es einfach tun.“, erwiderte das Mädchen. Nun hob auch Haruka interessiert den Kopf. Nun öffnete sich die Tür des Behandlungsraumes. Schwester Joy trat heraus. An ihrer Seite war Hundemon, der an Brust und Schultern einen weißen Verband trug. Rika sah auf. „Hundemon!“, flüsterte sie erleichtert. Das Mädchen stürmte auf ihren Schattenhund zu, der ihr freudig entgegen sah. Sie drückte seine Schnauze gegen ihr Gesicht und verdrückte eine leichte Träne, die ihrem Gesicht herunter rann. „Bin ich froh!“, hauchte Rika erleichtert. Hundemon grollte nur beschwichtigend. „Hundemon geht es soweit wieder gut. Die Verbände sind nur da um die Salbe nicht zu verschmieren. Es kann bald wieder kämpfen.“ Die Schwarzhaarige wischte sich kurz durch das Gesicht und erhob sich schließlich. „Danke.“ Die Krankenschwester lächelte. „Dein Hundemon ist sehr willensstark. Du solltest gut auf sein Temperament Acht geben.“, meinte diese und verabschiedete sich nun. Haruka legte ihrer Freundin eine Hand auf die Schulter. „Ganz schön gut ausgegangen, was?“, neckte das Mädchen Rika. Rika verdrängte ihre Gedanken und ein leichtes Lächeln huschte ihr über das Gesicht. „Es tut mir Leid.“ „Hm? Für was?“, entgegnete Shuu ruhig. Rika schaute ihm in die smaragdfarbenen Augen. „Das ich eure Hilfe abgelehnt habe als ich sie brauchte.“, antwortete das Mädchen. Shuu grinste und schob mit seinen Fingern eine Strähne beiseite. „Gegen Sturheit helfen keine Worte.“ Sumomo lächelte. „Nun, ich werde dann wieder aufbrechen.“, mischte sich das Mädchen wieder ein. Sie wollte sich bereits zum Gehen wenden als Rika sie aufhielt. „Du hast uns noch nicht den Grund gesagt, warum du dich eingemischt hast!“ Die Angesprochene neigte den Kopf zu den Jugendlichen. „Es war meine Pflicht als Arenaleiterin.“ Rika zuckte unwillkürlich zusammen. „Du bist die Arenaleiterin von Schleiede?!“, entfuhr es ihr. Sumomo nickte zögernd. Die Schwarzhaarige ballte die Faust. Es machte ihr nur noch schwerer diese Niederlage zu akzeptieren, auch wenn Sumomo sie vor weitaus schlimmeres bewahrt hatte als nur diesen lächerlichen Misserfolg. Lucario blickte Hundemon mit einem leichten Grinsen auf den Lippen an. Der Schattenhund zog die Lefzen hoch und knurrte erzürnt. Lucario zeigte ebenfalls seine spitzen Eckzähne. Zwischen beiden Pokémon war eine Rivalität aufgeflammt. Und schon bald sollten sie gegeneinander kämpfen. Doch Hundemon würde sich niemals den Stolz nehmen lassen! Kapitel 39: Orden Nummer 3 -------------------------- Endlich hab ich ein neues Kapitel fertig. Yay! Hoffentlich gefällt es euch. Der Kampf war etwas schwierig. ôo Bitte Kommis :o 39. Kapitel Orden Nummer 3 Es war eine klare und kühle Nacht. Der Nebel kroch durch die Gassen und Straßen und verlieh der dunkel daliegenden Stadt etwas Unheimliches zu diesen Stunden. Der eisige Wind spielte mit den Gardinen des offenen Fensters und das Mondlicht tauchte den Raum in ein helles, sanftes Licht. Es war eine friedliche Nacht, aber nicht für Rika. Sie konnte einfach nicht in den Schlaf finden. Das Licht des Vollmonds war nicht der Grund für ihre innere Unruhe. Ihre Gedanken waren sehr aufgewühlt um die selige Ruhe finden zu können. Mit starrem Blick waren ihre Augen auf die Decke gerichtet. Das Mädchen seufzte schwer, dann wandte sie ihren Blick ab und schloss die Augen. Eine Weile harrte Rika aus, sich wünschend, dass bald der Schlaf über sie käme. Doch diese Hoffnung erfüllte sich nicht. Die quälenden Gedanken des Tages kehrten immer wieder zurück, legten sich wie ein dunkler Schatten um die Schwarzhaarige, die das Mädchen stets begleiteten. Rika setzte sich kurzerhand wieder auf und hielt einige Zeit inne, während ihre Blicke zum Fenster gerichtet waren. Der Mond… Er ließ Rika melancholisch werden. Schließlich schob das Mädchen die Bettdecke beiseite, schlüpfte in ihre Schuhe, und erhob sich schwungvoll. Leise und vorsichtig schlich Rika an Harukas Bett vorbei, auf deren Decke auch das kleine Lugia schlief. Doch das Kleine erwachte, was soeben noch friedlich geschlafen hatte. Ein fragender Laut entwich dem Pokémon und ließ Rika unwillkürlich zusammen zucken. Sie drehte den Kopf herum als sie das Geraschel der Decke vernahm. „Schlaf weiter, Lugia.“, sagte das Mädchen in gedämpfter Stimme. „Es ist alles in Ordnung.“ Einige Male blinzelte Lugia schlaftrunken, ehe es wieder den Kopf niederlegte und wenige Sekunden wieder im Traumland verschwunden war. Rika atmete tief durch, bevor sie sich auf die niedrige Fensterbank setzte und mit getrübten Blick hinunter auf die finstere Straße. Um diese späte Uhrzeit, es war nach Mitternacht, streiften nur wenige Menschen umher. Nachzügler, die noch keinen Schlafplatz gefunden hatten, oder einfach erst zur späten Stunde nach Hause taumelten. Durch den seichten Nebel wirkten diese Gestalten, die ziellos umher irrten, gespenstisch und unheilvoll. Rika fröstelte es bei ihrem Anblick, sie dachte an den Kampf mit dem Commander. Doch es kamen ihr wieder nur die Tränen in den Augen und schlang somit ihre Arme mehr um die Beine um ihr Gesicht zu verbergen. Sie schloss ihre Augen, versuchend sich von den Geistern der Vergangenheit loseisen. Wenige Augenblicke verweilte Rika bewegungslos, bis sie ihren Kopf hob. Ihre Augen waren auf die helle, volle Mondscheibe gerichtet. Warum? Warum fühlte sie sich so leer, so ausgedörrt? Wieso zweifelte sie plötzlich an sich selbst? Sie hatte ihr Selbstvertrauen wieder, seit langem hatte sie wieder den Mut gefasst ihre Vergangenheit ein für alle Mal aus ihrem Leben zu verbannen. Doch nun rissen alte, verheilte Wunden wieder auf, ließen Rika den ganzen Schmerz von neuem durchleben und dies löste Zweifel aus. Zweifel an sich selbst. Warum tat es bloß so weh? Einsamkeit griff nach ihrem Herzen. So einsam wie seit langem nicht mehr. Mit niemanden konnte sie diese Einsamkeit teilen, denn sie war immer auf sich selbst gestellt, alleine. Ihre Eltern bevorzugten nicht sie, sondern ihren Bruder Ryo. Ihr wurde die Liebe, die sich Rika immer gewünscht hatte, nie zuteil. Wäre sie vielleicht ein anderer Mensch, wenn ihre Eltern sie so geliebt hätten, wie sich es Rika in ihrer Kindheit immer herbeigesehnt hatte? Plötzlich schrak Rika aus ihren Gedanken hoch als eine kalte Schnauze sich auf ihre nackten Knie legte. Aufgewühlt blickte das Mädchen in die hellen Augen Hundemons. Rika strich mit den Fingern über die Stirn des Pokémons. Dieses schloss kurz die Augen und brummte friedlich. Rika lächelte. Wie dumm konnte sie bloß sein? Sie war nicht einsam. Im Gegenteil. Sie hatte Freunde. Freunde, die jederzeit für sie da waren. Und ihre Pokémon würden ihre Trainerin niemals im Stich lassen. Ihre Freunde und Pokémon waren ihre Familie. „Ich musste blöd gewesen sein, dass ich mich für einsam halte, nicht wahr?“, sagte Rika mit leiser Stimme. Der Schattenhund hob den Kopf und grollte bestimmend. Die Schwarzhaarige lächelte abermals und lehnte den Kopf gegen die Wand. Sie dachte wieder nach. Über die Geschehnisse des Tages. Dem Kampf mit der Maskierten, die genau wie ihre Mutter Relena genannt wurde. Hundemon knurrte mahnend und riss Rika aus ihrem Gedankenstrom. „Wir sollten uns nicht von der Vergangenheit beeindrucken lassen.“, sie schloss die Augen für einen kurzen Moment und schöpfte neue Kraft aus Hundemons Zuversicht und Beistand. „Wir haben einen Arenakampf zu gewinnen.“ „Wir haben euch bereits erwartet.“, grüßte Sumomo das Trio und Harukas Riolu, die soeben die Arena betraten. Rika aber nickte bloß wortlos. Ihre Gedanken waren bereits im Kampf. Weit weg von der Realität, dem Hier und Jetzt. Es war nicht üblich, dass man ihr diese Anspannung vor einem Kampf ansehen konnte. Das Mädchen war sonst gelassen, ruhig und ohne jegliche Furcht. Doch nun schnürte ihre Unruhe beinahe den Brustkorb ab. Ihr dritter Orden war in greifbarer Nähe. Sie war fest entschlossen diesen Kampf zu gewinnen! Sumomo, die junge Arenaleiterin Schleiedes, grinste. Den letzten, erregenden Kampf hatte sie zuvor mit Satoshi ausgefochten. Doch sie war der Überzeugung, das auch dieser Kampf großartig werden würde. Haruka und Shuu beobachteten gespannt die Begegnung von Sumomo und Rika. Sie fühlten regelrecht die Anspannung, die von beiden Trainerinnen ausging. Beide jagten Ziele hinterher, Sumomo musste die Würde ihrer Arena verteidigen und Rika? Das Mädchen hatte viele Absichten. Ihr größtes Ziel galt jedoch endlich ihren Bruder zu schlagen. „Na dann zeig mal, was in dir steckt.“, forderte die Rosahaarige auf, während sie einen Pokéball bereits zwischen den Fingern hielt. Rika lächelte verschlagen. „Dies hatte ich auch vor!“ Zeitgleich mit Sumomo beförderte die Mädchen ihre Pokébälle in die Luft aus denen sich die wagen Schatten ihrer Pokémon abzeichneten. Als dieses grelle Licht verloschen war, standen sich nun Frizelbliz und ein Meditie gegenüber. Rikas Elektrohündin war genauso gewillt diesen Kampf für sich zu entscheiden, wie ihre Trainerin. Aber auch zwischen Sumomo und ihrem Meditie bestand ein großes Band des Vertrauens. Nun hob der Schiedsrichter bei Beginn die Flaggen hoch. Ein Zeichen, das es losging. „Der Kampf zwischen der Arenaleiterin Sumomo und der Herausforderin Rika kann beginnen. Es dürfen drei Pokémon eingesetzt werden. Nur der Herausforderin ist es gestattet Pokémon zu wechseln.“ Mit einer raschen Bewegung läutete der Schiedsrichter nun das Gefecht ein. Rikas Nervosität schwand und ließ sich nicht den ersten Zug nehmen. „Frizelbliz! Wir beginnen mit Ruckzuckhieb!“ Sumomo aber war darauf vorbereitet. „Konfusion!“, entgegnete das Mädchen gelassen, während Meditie die Hände hob und Frizelbliz in die Luft empor hob als wäre diese bloß ein Fliegengewicht. „Und nun schenke Frizelbliz einen Freiflug!“ Durch Medities Psychokräfte wurde die Elektrohündin auf den Boden geschleudert. Rika fluchte. „Steh auf und Tackle!“ Das Pokémon schlug schlagartig die Augen wieder auf und rannte flink auf Meditie zu. Sumomo musste, um ihr Pokémon zu schützen, schnell etwas unternehmen! „Scanner!“ Eine seltsame Aura umfloss den Körper des Kampf Pokémons, die den Körper schützen sollte. Aber Rika grinste. Sie hatte solch eine Reaktion geradezu erwartet. „Zum Ruckzuckhieb übergehen.“ Frizelbliz beschleunigte ruckartig, anstatt Meditie anzugreifen, sprang es um das Pokémon herum. Verwirrt darüber fuhr Meditie verunsichert herum. Seine schützende Hülle löste sich wieder auf. Rika war amüsiert darüber, dass ihr Plan sichtlich aufging. Es war nun der Zeitpunkt eines Angriffes gekommen! „Frizelbliz, greif es jetzt an!“ Ihr Pokémon hielt inne, wandte sich geschmeidig zu Meditie um es kraftvoll zu rammen. Dieses wurde zurückgestoßen. „Mist.“, sagte Sumomo. „Ableithieb!“ Nachdem sich Meditie einigermaßen von dem harten Tackle wieder erholt hatte, erhob es seine Faust, die in ein grünliches Licht getaucht wurde. Frizelbliz spannte ihren Körper an. Ein leises Knurren entwich ihrer Kehle. Flink sprang das Kampf Pokémon über Frizelbliz, welches erstarrte und nicht fähig war sich zu bewegen. Mit einem festen Schlag beförderte Meditie die Elektrohündin gegen die Wand. Mühsam richtete sich Frizelbliz wieder auf. Schwache Funken aber zuckten an ihrem Körper, die das Pokémon zu lähmen schienen. „Konfusion, Meditie!“, befahl die Rosahaarige, die zunehmest selbstbewusster wurde. Abermals hüllte eine violettfarbene Aura Frizelbliz ein, die es über das gesamte Kampffeld beförderte. Doch nun war die Lähmung überwunden. „Gut gemacht, Frizelbliz.“, lobte Rika. „Nun setzte deinen Funkensprung ein!“ „Stopp es mit Konfusion wieder!“, konterte Sumomo rasch. Meditie folgte ihrer Anweisung. Bevor Frizelbliz genügend Energie geladen hatte, wurde es wieder in die Luft empor gehoben. Es zappelte wild umher, wollte sich von der unsichtbaren Energie befreien, die es umgab und unfähig machte zu handeln. Die Elektrohündin war erzürnt. Dies erkannte ihre Trainerin. „Frizelbliz, beruhige dich und setze Ladungsstoß frei!“, rief Rika bestimmend ihrem Pokémon zu. Beim Erklang von Rikas Stimme beruhigte sich Frizelbliz, ließ seinen Körper von seiner Elektrizität durchfluten, die wenige Augenblicke später wie ein polterndes Donnern auf den Anwender der Psychokraft niederfuhr. Meditie sank auf die Knie und löste dadurch den Einfluss von Konfusion. Frizelbliz schlug hart auf dem Boden auf, konnte sich aber wieder mühsam aufrichten. Beide Pokémon begannen keuchten erschöpft. Bevor Rika agierte, rief Sumomo: „Ableithieb, Meditie! Los!“ Doch sie unterschätzte die Schwarzhaarige. Diese ließ Frizelbliz nicht einfach untätig ins offene Messer laufen. „Ausweichen und Funkensprung!“ Die Elektrohündin reagierte blitzartig. Das Pokémon brach zur Seite aus, haarscharf entging es der Faust Meditie, welches nun irritiert seine Balance verlor. Diesen Fehler nutzte Frizelbliz schamlos für einen zielbewussten Angriff aus. Durch den Stoß wurde Meditie gegen die Wand geschleudert, an der es reglos liegen blieb. Frizelbliz hechelte abgekämpft. Doch der Sieg berauschte das Pokémon und ließ dessen Müdigkeit völlig in den Hintergrund treten. Sie war stolz auf sich selbst. Ob Rika es auch war? Sumomo hob den Pokéball, fing Meditie wieder in seinen Pokéball ein und blickte auf diesen herunter. „Du hast gut gekämpft, Meditie.“, sie steckte ihn schließlich fort und zückte einen weiteren Pokéball heraus. „Maschock!“ Aus dem grellen Lichtstrahl formte sich ein muskulöses, durchtrainiertes Pokémon an dessen Hüfte ein schwarz-goldfarbener Gürtel prangte. Es wirkte bereits jetzt mächtig, obwohl es seine Muskeln noch nicht gestrafft hatte. „Frizelbliz, nimm dich in Acht.“, mahnte die Schwarzhaarige, denn ihr war bewusst, dass die Reserven der Elektrohündin ausgezehrt waren. Sumomo wusste dies natürlich auch. „Karateschlag, Maschock!“ Dieses gehorchte, rannte auf Frizelbliz zu, während seine linke Hand vorstreckte. Duckend wollte sich die Elektrohündin vor dem Angriff schützen, wurde dennoch hart getroffen und wurde zurückgestoßen. „Und jetzt Kreuzhieb!“ Maschocks Arme leuchteten als es diese überkreuzte und brachte Frizelbliz in arger Bedrängnis. In die Enge getrieben, war ihr jede Möglichkeit zum Flüchten verwehrt. „Greif es weiter an!“, rief die Rosahaarige, während sie mit ihren Armen den bevorstehenden Angriff beschrieb. Maschock ging ihrem Befehl nach und schlug mehrere Male hemmungslos auf Frizelbliz ein. Ihre Beine erzitterten und konnten nicht mehr das eigene Körpergewicht tragen. Entkräftet fiel Frizelbliz zu Boden. „Du hast toll gekämpft. Deine Pause hast du dir verdient, Frizelbliz.“, mit diesen Worten aussprechend, verstaute Rika den Pokéball der Elektrohündin und brachte einen Neuen hervor. „Auf geht’s! Panzaeron!“ Aus dem Pokéball formend erschien der robuste Körper des Stahlvogels. Ein gellender Schrei zog sich über das Kampffeld, bevor seine Krallen auf den Boden aufsetzten. „Ein Flugtyp, hm?“, kam es von Sumomo. „Setz Durchbruch ein! Schnell!“ Maschock lief geschwind auf Panzaeron zu, dass soeben die scharfkantigen Flügel ausbreitete und sich in die Luft erhob. Maschocks glühender Armschlag ging ins Leere. Angestrengt hob es seinen Blick auf den imposanten Stahlvogel, der anmutig in der Luft schwebte. „Stahlflügel!“ Die grauen Schwingen wurden von einem metallischen Licht reflektiert, begleitet von einem weiteren Kreischen des Panzaerons. Eines Adlers gleich, stieß der Vogel von der Luft auf Maschock herab. Nur ein leichtes Streifen der Flügel genügte bereits um dem Kampf-Pokémon eine lange Wunde beizubringen. Mit einer geschmeidigen Drehung wiederholte Panzaeron diesen Angriff. Sumomo schloss für einen Moment die Augen. Nervosität ergriff sie, die sie rasch in den Griff bekommen musste. „Maschock! Setze Kreuzhieb ein!“ Maschock überkreuzte seine Arme abermals, stieß sich dann kraftvoll vom Boden ab um in Panzaerons Reichweite zu kommen. Das schwarzhaarige Mädchen war gelassener als ihre Gegnerin. „Agilität.“, sagte Rika ruhig. „Und dann Sternschauer!“ Gerade als Maschock zuschlagen wollte, verblasste Panzaerons Körper und tauchte hinter dem Pokémon wieder auf. Folglich öffnete der Vogel den Schnabel, schleuderte goldfarbene Sterne auf Maschocks Rücken, die es zu Boden stießen. Rasch war jedoch das Kampf-Pokémon wieder auferstanden. „Benutze deinen Stahlflügel, Panzaeron!“, rief Rika ihrem Vogel zu. „Durchbruch, Maschock!“, konterte Sumomo zeitgleich. Nochmals versuchte Panzaeron einen heftigen Treffer mit Stahlflügel landen. Diesmal entging Maschock aber keine einzelne Bewegung Panzaerons. Auch das Kampf-Pokémon riskierte einen Angriff. Doch es gestaltete sich schwieriger gegen einen fliegenden Gegner zu kämpfen, der obendrein noch sehr schnell war in seinen Bewegungsabläufen. Maschock aber wartete geduldig. Als dann ein Zusammenstoß beider Pokémon nicht mehr unumgänglich war, ließ Maschock seinen Arm auf Panzaerons Genick hinabschnellen. Der Stahlvogel kam unsanft auf dem Boden auf und krümmte sich vor Schmerz. Bedeutete dies das Ende? Leichtfertig aufgeben tat Panzaeron allerdings nicht. Es kämpfte bis zum bitteren Ende. Mühsam erhob sich der Stahlvogel, breitete seine Schwingen aus und kreischte entschlossen. Rika atmete tief durch, sie musste nun Panzaerons restliche Energie klug einsetzen. Es war ihre einzige Trumpfkarte – abgesehen von ihrem Teamleiter Hundemon, das vielleicht imstande wäre gegen die Kampf-Pokémon anzukommen. Aber dieser Einsatz war ihr zu heikel als blindlings in eine Niederlage zu rennen. „Maschock! Es ist am Ende!“, stachelte Sumomo ihr Pokémon auf, dass ebenfalls bereits schwer atmete. „Durchbruch!“ „Sternschauer, Panzaeron.“, rief die Schwarzhaarige. Scharfkantige Sterne blitzten auf als Panzaeron diese auf Maschock schmetterte. Dies nutzte der Stahlvogel aus um sich wieder in die Lüfte zu erheben. „Stahlflügel, schnell!“, brüllte Rika erregt. Panzaeron stürzte mit glühenden Schwingen auf Maschock herab, dass sich soeben vom Sternschauer befreit hatte und nun einen heftigen Volltreffer einstecken musste. Maschock sank geschlagen auf die Knie, sein Atem ging stoßweise. Seine Augen wirkten plötzlich seltsam starr, wie die eines Kriegers, der im Angesicht des Todes war. Dann geschah es. Es dauerte nur wenige Herzschläge bis es bäuchlings nieder fiel und regte sich nicht mehr. Erhaben stieß Panzaeron einen Schrei aus, der Haruka und Shuu einen Schauer über den Rücken jagte. Nachdem Sumomo Maschock in seinen Pokéball zurückgerufen hatte und für seine Dienste dankte. „Wenn du denkst ich gebe einfach so leichtfertig auf, hast du dich getäuscht, Rika! In der nächsten Runde werde ich nicht zimperlich mit dir umgehen.“ Rikas Gesicht verfinsterte sich, doch Sumomos Warnung berührte sie nicht. „Es ist Zeit für mein drittes und stärkstes Pokémon! Lucario, komm raus!“, rief die Arenaleiterin. Der Lichtstrahl des erscheinenden Pokémon bündelte sich und verwandelte sich ein lebendiges Wesen. Rika war bewusst, dass sich Sumomos wohl stärkster Gefährte vor ihr materialisierte und seine Gliedmaßen streckte. Es war bei bester Gesundheit und vollends ausgeruht – im Gegensatz zu Panzaeron. Doch Rika ließ sich durch diese Tatsache nicht entmutigen. Sie hatte Vertrauen, großes Vertrauen, in ihre Pokémon. „Bist du bereit, Panzeron?“, der Stahlvogel erwiderte ein einstimmiges Kreischen. „Gut, dann nochmals Stahlflügel!“ Abermals blitzten Panzaerons Schwingen grell auf, während dieses mit unglaublicher Geschwindigkeit auf Lucario zuraste. Das werwolfähnliche Pokémon regte keinen Muskel, keine Anzeichen von Furcht merkte man ihm an. Es wartete bloß geduldig auf den Befehl seiner Meisterin. „Benutz Metallklaue dagegen!“, konterte die Rosahaarige. „Und dann Auraspähre!“ Lucario trat einen Schritt vor, die weißen Zacken an seinen Händen formten sich zu gefährlich, gebogenen Krallen, die aufblitzten als Panzaerons Angriff leichtfertig abgeblockt wurde. Der Stahlvogel krachte mit geballter Wucht auf den Boden. Versuchend sich wieder aufzurichten, bohrte der stolze Vogel seine Klauen in den Boden. Eine azurblaue Energiekugel rauschte durch die Luft und streckte Panzaeron endgültig nieder. Riolu, das soeben noch neben Haruka saß und stumm den Kampf verfolgt hatte, war nun aufgesprungen. Der Kampf erregte das kleine Pokémon. Seine Nerven waren angespannt. Mit angehaltenem Atem beobachtete Riolu die fließenden Bewegungen Lucarios. Das Pokémon faszinierte ihn; den mühelosen Parierschlag gegen Panzaeron und dem nachfolgenden Angriff, der den Stahlvogel außer Gefecht setzte… Ob es ebenso geschickt und furchteinflößend stark werden würde? Rika war über die Niederlage ihres Pokémons nicht erzürnt. Es bestürzte sie bloß, dass sie Lucarios Kräfte falsch eingeschätzt hatte und es ein solch gefährlicher Gegner war. Und nun, in dieser verbliebenen Runde, würde entscheiden, wer siegreich aus dem Kampf hervorgehen würde. Das Mädchen wollte sich kein Urteil darüber verschaffen, wer dies sein würde. Dafür war der Ausgang des Kampfes viel zu ungewiss. Trotzdem zog sie mit ruhiger Gelassenheit nun einen weiteren Pokéball und warf ihn wortlos auf den Boden. Aus dem Lichtkegel formte sich die Gestalt von Rikas treuem Hundemon. Reglos starrte es auf seinen Kontrahent. Bloß sein Schweif zuckte lebhaft durch die Luft. Als dann Lucario seinen Körper zum Angriff bereit machte, entblößte Hundemon seine spitzen Fangzähne. „Lucario! Metallklaue!“, befahl Sumomo. Blitzschnell attackierte das Pokémon den Schattenhund, der sich ebenso rasch duckte. „Deinen Spukball!“, erwiderte Rika. Dunkles, unheilvolles Licht umspielte Hundemons Schnauze als dieses einen Schattenball heraufbeschwor, den der Schattenhund auf Lucarios Brust platzierte, sodass der Werwolf zurück gestoßen wurde. „Und jetzt Flammenwurf!“ Hundemon legte den Kopf in den Nacken, während ein glimmender Feuerstrahl aus seinem Maul sprang. „Knochenhatz, schnell!“, rief die Rosahaarige nervös. Zwischen Lucarios Pfoten erschien ein Energiestab, der zu rotieren begann und den Flammenwurf teilte. Unversehrt glitten die lodernden Flammen an Lucarios Körper hinweg und hinterließen keinerlei Brandspuren. Dann sprang Lucario mit einem geschmeidigen Satz vor Hundemon, hieb mit zwei Schlägen auf die Beine des Pokémons ein, aber der Schattenhund entging jeder Attacke mit wenigen Ausfallschritten. Knurrend verbiss sich Hundemon in den Knochenstab, und presste seinen Kiefer so fest zusammen, dass sich der Stab unter dem Druck auflöste. Alarmiert darüber sprang Lucario wieder auf seinen Standpunkt. „Ist das schon alles?“, fragte Rika grimmig. Sumomo lachte. „Noch lange nicht!“, antwortete das Mädchen. „Aurasphäre!“ Lucario erschuf einen Energieball, welcher ob der gebündelten Kraft erleuchtete. Hundemon konnte diesem Geschoss nicht ausweichen. Der Hund wurde nach hinten gestoßen und zog den Kopf reflexartig zurück, verharrte aber regungslos. Kein wütendes Knurren entwich seiner Kehle. Unerwartet neigte es wieder den Kopf zu Lucario als hätte die Aurasphäre niemals getroffen. Geschweige denn gespürt. „Was?!“, entfuhr es Sumomo, die zuvor der festen Überzeugung gewesen war, dass Hundemon diese Attacke nicht lange standhalten konnte. Hundemon kräuselte bloß belustigt die Lippen. Rika fuhr sich durch die Haare, schlug diese dann zurück und schaute die Arenaleiterin grinsend an. „Ausweichen und weglaufen ist nicht unsere Art…“, entgegnete die Schwarzhaarige. „Wir kämpfen jederzeit von Angesicht zu Angesicht!“ Der Schattenhund zog die Lefzen hoch, sodass sein Gebiss sichtbar wurde, begleitet von einem dominanten, boshaften Zähne fletschen. Sumomo überwand ihre Sprachlosigkeit. „Dann kann’s weitergehen!“, rief sie entschlossen. „Knochenhatz!“ Lucario preschte auf Hundemon zu, zwischen seinen Pfoten materialisierte sich der blaue Knochenstab, schwang ihn dann mit einem Schlachtruf über den Kopf und traf den Schattenhund an der rechten Schulter. Dieses wich grollend zurück. Nachfolgend rasten weitere Hiebe auf ihn zu, die allesamt auf die Beine zielten. Doch würde der Schattenhund niemals den gleichen Fehler zweimal begehen. „Hundemon, Flammenwurf!“ Aus dem Maul des Pokémons züngelte eine rötliche Flamme. Lucario versuchte dem heißen Feuerstrahl zu entgehen, aber das Geschoss traf direkt auf seine Flanke. Kurz ließ sich Lucario auf die Knie fallen, um nach Luft zu ringen. Rasch hatte sich der Werwolf einigermaßen erholt und erhob sich wieder. „Lucario, Aurasphäre!“, befahl Sumomo, während sie mit ihren Händen einen Kreis beschrieb, den Lucario nachahmte. In der Handfläche, der zusammen geführten Pfoten, schimmerte bläuliche Energie auf und formte sich dann zu einem Energieball heran. Die Kugel schoss zischend durch die Luft auf Hundemon zu. „Hundemon! Spukball dagegen!“ Die Schnauze des Schattenhunds wurde in dunkles, schattenartiges Licht getaucht als dann der unreine Ball vor seinem Maul sich formierte. Mit geballter Wucht prallten beide Attacken aufeinander, riefen eine erschütternde Explosion herbei, die das Kampffeld in einer schweren Staubwolke hüllte. Unerwartet hörte die Rosahaarige bloß, wie Rika ihrem Pokémon trotz der schlechten Sichtverhältnisse einen Befehl zum Angreifen gab. Die Wahrscheinlichkeit, das der Angriff ihr Pokémon treffen würde, war sehr gering. Und trotzdem ließ Rika solch Wagemut walten? Die Arenaleiterin war fasziniert über den Mut der Schwarzhaarigen. Doch ihr Zögern wurde unredlich bestraft – der Flammenwurf brach durch die Staubwolke hindurch und Lucario schrie vor Schmerz auf. Durch den Schrei ihres Pokémons zuckte Sumomo zusammen und ihre Aufmerksamkeit wurde auf das Kampfgeschehen gelenkt. Schweratmig stand Lucario auf den Beinen. Der Werwolf neigte den Kopf zu seiner Trainerin. Sein mahnender Blick riss sie aus ihrer Erstarrung. „Metallklaue!“ Lucario nickte, sprang mit überkreuzten Pfoten auf, während die Zacken auf dem Handrücken aufblitzten und zu scharfen, gebogenen Klauen sich formten. Diese ließ es auf Hundemon hinabschnellen, aber der Schattenhund duckte sich schützend. Sumomo Lippen wurden von einem Grinsen umspielt. Diese Tatsache merkte die Schwarzhaarige jedoch zu spät um auf diesen verräterischen Hinweis zu reagieren. „Kraftwelle!“, ertönte ihre Stimme schallend in der Kampfhalle. Unerwartet spürte Hundemon die Pfote Lucarios auf seiner Brust, die von einem gelblichen Licht umhüllt wurde, die den Schattenhund in einem weiten Bogen zurück katapultierte. Mit dem Kopf prallte Hundemon stöhend auf den Boden auf. „Und jetzt noch mal Metallklaue, Lucario! Es ist dir ausgeliefert!“ Hundemon begann wütend und aufgebracht zu knurren als Lucario plötzlich über ihm stand und seine leuchtenden Klauen präsentierte. Rika ballte ihre Faust und über ihre Lippen kam ein leiser Fluch. Ihre Ruhe, die während des Kampfes angewährt hatte, schwand und schwang in einen unendlichen Eifer um. „Finsteraura!“, schrie das Mädchen schon fast, vom Kampfgeschehen erregt. Um den Körper des Schattenhundes sammelte sich eine Aura schwarzer Energie, die das Pokémon umhüllte und eine geisterhafte Gestalt verlieh. Plötzlich schwärmte die finstere Energie in alle Himmelsrichtungen aus und riss Lucario von Hundemon fort. Erzürnt erhob sich der Schattenhund, auch wenn seine Energiereserven beinahe aufgebraucht waren. Lucario aber war reichlich geschwächt – seine Beine zitterten als es wieder aufstand um sich Hundemon entgegen zu stellen. „Lucario! Bist du in Ordnung?“, wollte Sumomo besorgt wissen, aber ihr Pokémon nickte bloß. „Flammenwurf, Hundemon! Los!“, rief die Schwarzhaarige ihrem Pokémon zu. Den Kopf in den Nacken legend, schmetterte der Schattenhund einen lodernden Flammenstrahl auf Lucario. „Mit Kraftwelle kontern!“ Der Werwolf ließ den Flammenwurf geradewegs auf sich zu kommen, machte einen Schritt nach vorne um den Strahl mit der Pfote aufzuhalten, die von einer funkelnden Aura umgeben wurde. Der Aufprall löste wieder eine Erschütterung aus, die sowohl Lucario als auch Hundemon zurückwarf. Doch Lucario konnte sich im letzten Moment abfangen, im Gegensatz zu Hundemon, der gegen die Wand geprallt war. „Hundemon!“, es vergingen einige Sekunden bis sich der Schattenhund regte. Dieser signalisierte mit einem kurzen Zunicken darauf seiner Trainerin, das es ihm gut ginge. Rika verstand und atmete tief durch. Beide Pokémon waren angeschlagen. Sie würden der Hitze des Gefechts nicht lange standhalten. Beide. Sowohl Lucario als auch Hundemon. „Smog, Hundemon!“ Das Pokémon verpestete die Luft mit einer dichten Giftwolke, die schwer über den Boden hing. Lucario aber blieb unversehrt. Das Gas verflüchtigte sich, ein geringer Teil haftete jedoch weiterhin unbemerkt an Lucarios Körper. Sumomo lachte. „Eine Giftattacke hat auf Lucario keine Wirkung. Hast du das vergessen?“, wollte die Arenaleiterin wissen. Rika lächelte hinterhältig. „Nein, wie könnte ich?“, entgegnete das Mädchen. Die Rosahaarige hielt inne, unsicher was Rika als nächstes vorhatte. „Hundemon, Spukball!“, befahl nun die Schwarzhaarige schließlich. „Lucario, setz eine Aurasphäre dagegen ein!“, konterte Sumomo, all die möglichen Fallen vergessend. Der Schattenball glimmte im Maul des Hundemon auf, während Lucario seine Arme zurückzog um darin einen azurblauen Energieball zu formen. Als die Geschosse aufeinander los rasten, schrie Rika plötzlich: „Und jetzt mit Flammenwurf verstärken!“ Der Schattenhund ließ eine übel riechende Stichflamme aus dem Maul züngeln, die auf den Spukball trafen und seine schwarze Färbung in eine rötlich glühende Kugel veränderte. Der Feuerschattenball prallte auf die Aurasphäre und drängte diese auf den Anwender zurück. Lucario wurde von seiner eigenen Attacke getroffen und nachfolgend von dem glühenden Schattenball. Die Wirkung traf vernichtender ein als ursprünglich gedacht, denn der Körper des Werwolfes wurde in grünliche Flammen gehüllt. Als diese dann verloschen waren, war Lucarios Körper von Brandwunden geziert. Erschöpft brach das Pokémon dann zusammen. „Lucario!“, rief Sumomo und fing ihr Pokémon, das das Bewusstsein verloren hatte, auf. Auch Rika trat zu Hundemon, das sich müde niedersetzte. Ihre Hand fuhr über den Kopf des Pokémons. „Du warst klasse. Deine Pause hast du dir verdient, Hundemon.“, lobte das Mädchen den Schattenhund. Riolu war fasziniert über die Intensität des Kampfes. Mit fiebrigem Eifer hatte das Kleine das Geschehen verfolgt. Die gesamte Zeit war der Mittelpunkt seiner Aufmerksamkeit stets Lucario gewesen. Riolu war begeistert über seine Schnelligkeit und Stärke. Und es wollte genauso werden, wie Lucario es war. „Riolu! Beruhig dich.“, mahnte Haruka, die die Begeisterung toleriert hatte. „Der Kampf ist vorüber.“ Als Riolu die Stimme seiner Trainerin hörte, neigte es den Kopf zu ihr. Seine Verspannung löste sich, nachdem es tief durchatmete. Nun ging Sumomo auf Rika zu, die sich folglich aufrichtete und Hundemon neben sie erhob als die Arenaleiterin vor ihnen stehen blieb. Die Schwarzhaarige merkte, wie Haruka und Shuu hinter ihr standen. Dann holte Sumomo den funkelnden Orden hervor und legte diesen auf Rikas Handfläche. „Mit Freuden übergebe ich dir, Rika, den Bergorden. Du hast Stärke und Mut erwiesen.“, sagte Sumomo feierlich. „Der Kampf war super.“ Rika lächelte, schloss ihre Hand und spürte das kühle Metall des Ordens. „Danke Sumomo. Du warst ebenfalls eine gute Gegnerin. Es hat Spaß gegen dich kämpfen.“ Anerkennend reichte Rika der Arenaleiterin die Hand als Zeichen der Freundschaft und der Hochachtung. Diese reichte ebenfalls Rika die Hand, dann richtete sie ihr Wort an das Trio: „Euer nächstes Ziel ist Weideburg. Dort findet ein Wettbewerb statt und auch dein nächster Orden wartet dort, Rika.“ Nachdem Shuu, Haruka und Shuu die Arena verlassen hatten, genossen sie die warmen Sonnenstrahlen, die auf ihre Wangen fielen. Der kühle Wind, der aus nördlicher Richtung kam, ließ die Blätter rauschen, die sich allmählich bunt färbten. Es war erst früher Vormittag. Und ein schöner noch dazu. Sumomo begleitete sie bis zum Stadttor. „Hier trennen sich unsere Wege.“, sagte das Mädchen. Haruka lächelte. „Und viel Glück bei euren Kämpfen.“, wünschte die Arenaleiterin. „Du auch.“, entgegnete der Grünhaarige. Rika schaute auf den Pokétch. „Es wird Zeit.“, meinte das Mädchen und blickte Sumomo an. „Wir werden dich sicherlich noch einmal besuchen und dann werden wir nochmals gegeneinander kämpfen.“, versprach das Mädchen, ehe sich Rika umwandte, gefolgt von Haruka und Shuu und gen Süden ging. Und hier nächstes Ziel hieß Weideburg! Kapitel 40: Illusionen der Angst -------------------------------- Ein neues Kapitel! Hatte es zwar schon länger fertig, wollte es aber noch bisschen überarbeiten an meinem PC - hier das Resultat. Kapitel 40 und 41 sind bereits fertig, folgen auch bald. ^^ Freue mich über Kommis zu diesem Kapitel. :) 40. Kapitel Illusionen der Angst Haruka, Shuu und Rika hatten Schleiede bereits weit hinter sich gelassen. Es war ein sonniger Tag, trotz des kühlen Windes, der die bunt gefärbten Blätter von dem Bäumen blies. Der Herbst kündigte sich an. Die Luft wurde deutlich kühler und die Bäume verloren ihre grüne Blätterpracht des Sommers. Dies hinderte das Trio jedoch nicht daran schnell voran zu kommen, auch wenn der Weg zur nächsten Stadt weit war. Dort aber fand, nach Sumomos Auskunft, ein weiterer Wettbewerb statt und für Rika wartete dort ihr vierter Orden, der sie ein Stück näher zur Pokémon Liga brachte. Und somit auch zu ihrem eigentlichen großen Ziel. Rika schaute auf den funkelnden, verzierten Orden. Das polierte Metall fühlte sich kalt, aber dennoch störte sie diese Kühle nicht. Nun besaß sie bereits drei Orden der offiziellen Shinou Liga. Es war jedoch keine stolze Anzahl von gesammelten Orden, immerhin fehlten noch fünf weitere dieser Schmuckstücke. Erst dann konnte Rika stolz auf ihre Leistung sein. Aber dazu lag noch ein steiniger Weg vor ihr – es lagen fünf schwere Kämpfe vor ihr, die Kräftezehrender wurden als die Bisherigen. Seufzend legte Rika den Orden ins Etui in dem ihre bereits erkämpften Orden lagen. Das Mädchen spürte daraufhin den Blick Harukas auf sich. Sie neigte den Kopf zu dem Mädchen, schwieg jedoch. „Du bist so still. Was ist los, Rika?“, wollte die Braunhaarige wissen. Die Angesprochene wandte den Blick wieder ab. „Alles in Ordnung.“, erwiderte das Mädchen knapp, fügte dann aber nach einer kurzen Pause hinzu: „Habe nur über unbedeutende Dinge nachgedacht.“ Die junge Koordinatorin verstummte. Es half nichts weiter zu fragen, denn Rika beschäftigte sich lieber alleine mit ihren Problemen als diese mit jemandem zu teilen. Stattdessen blickte Haruka in den Himmel empor. Dichte Wolkenfelder schleppten sich vorbei und Vogel-Pokémon kreisten über ihren Köpfen am Horizont. „Im schlimmsten Fall schlägt das Wetter um.“, ertönte Shuu neben den Mädchen, der Harukas Blicken gefolgt war. Diese sah ihn an. „Glaubst du?“ Ratlos zuckte Shuu mit den Schultern. „Ich weiß es nicht.“, er hielt kurz inne. „Vielleicht, vielleicht auch nicht. Aber wenn es zum Wolkenbruch kommt, dann möchte ich bitte im Trockenem sein.“ „Da hast du Recht. Der Wind frischt auf.“, pflichtete Rika bei, während sie ihre Hände gegeneinander rieb. „Wir haben kein Glück mit dem Wetter.“ Haruka seufzte. „Was schlagt ihr vor? Mitten in der Pampa können wir leider kein Lager aufschlagen.“ Shuu ließ die Blicke umherschweifen. Vielleicht besaß er das Glück und seine Augen würden einen geschützten Unterschlupf entdecken. Aber leider ohne Erfolg. Rika zog einen Pokéball hervor. „Was hast du vor?“, fragte der Grünhaarige. Die Angesprochene reagierte nicht. Vor ihnen materialisierte sich der Stahlvogel. „Du willst aus der Luft suchen?“, erriet Haruka den Gedankengang des Mädchens. Rika nickte bloß. „Keine Sorge. Ich komme rechtzeitig zurück.“ Mit diesen Worten drehte sich die Schwarzhaarige Panzaeron zu, das plötzlich sehr angespannt war. Ein leises Zischen entwich seinem Schnabel, bevor es seine Flügel ausbreitete und kreischte. Seine Trainerin legte ihm beschwichtigend die Hand auf die Schulter. Rika spürte das Beben des Körpers, entfernte die Hand dann aber wieder. „Was ist los?“, wollte Haruka wissen, aber Rika schwieg. Sie sah sich um, suchte nach Etwas, was Panzaeron so aufregte. Das Mädchen drehte sich wieder Haruka und Shuu zu. „Nichts. Panzaeron muss sich irren.“ Der Stahlvogel begann noch lauter zu Schreien. Es war ein angstvolles Kreischen, was Rika und ihre Freunde beunruhigte. Plötzlich verdunkelte sich der Himmel als eine Wolke sich vor die Sonne schob und die Umgebung in zwielichtiges Licht tauchte.. Eine Weile war es still, kein Wind war zu spüren als dann dieser unerwartet umschlug und dem Trio ins Gesicht peitschte. Regentropfen benetzten leicht ihre Haut. „Mir gefällt das nicht.“, flüsterte Shuu den Mädchen zu, woraufhin Haruka sich an ihn schmiegte. Die Schwarzhaarige fluchte leise. „Wir sollten uns einen Unterschlupf suchen.“, meinte diese. Haruka und Shuu nickten zustimmend. Rika richtete den Blick gen Himmel. Wie konnte ihnen das Wetter nur so ein Trick spielen? Am Morgen war noch ein klarer Tag und jetzt?! ‚Moment mal… Mir ist gar nicht kalt!’ Sie ließ den Regen auf ihre offene Handfläche rieseln. Es fühlte sich nicht kalt an, nein! Sie spürte nichts. Rika schaute ihre Freunde an. Ob sie nichts davon bemerkten?! „Irgendetwas stimmt hier nicht.“, murmelte die Schwarzhaarige. Haruka und Shuu richteten schlagartig ihre Augen auf Rika. „Was meinst du?“, entfuhr es Haruka erschrocken. Mit eisernem Blick starrte Rika das Mädchen an. „Wundert ihr euch nicht, warum euch nicht kalt ist? Warum eure Kleider nicht durchnässen?“ Shuu bemerkte diese Tatsache erst als Rika ihm dies bewusst machte. Nein, er fror nicht und Haruka auch nicht. Und kaum hatte sie dieses Phänomen aufgedeckt, lichtete sich die Wolkenwand und die goldenen Strahlen der Sonne tasteten wieder hervor als wäre nichts geschehen. Rika brummte. Irgendetwas schien hier ein Spielchen mit ihnen zu spielen. Aber welches? Und vor allem wer? Nervös blickte Haruka zuerst ihren Liebsten an, dann Rika. „Wir sollten weiter.“, mahnte Shuu mit tadelndem Ton. Die Schwarzhaarige nickte und auch Haruka war derselben Meinung. Ohne zu zögern kehrte das Trio dem Schauplatz des seltsamen und zugleich unheimlichen Ereignisses den Rücken zu. Shuu, Haruka und Rika waren bereits eine Weile wieder unterwegs. Trotzdem schwiegen sie. Der Vorfall war ihnen immer noch frisch im Gedächtnis. Und ja, es beunruhigte sie. War es vielleicht das Werk von Geistern? Solch ein unheimliches Zusammentreffen hatten sie bereits im Ewigwald gehabt und teilten daran keine schönen Erinnerungen. Haruka fröstelte es dabei als sie daran dachte. Dann aber drehte sie den Kopf zu Rika, die den Blick des Mädchens nicht zu bemerken schien. Damals war sie ihnen zur Hilfe geeilt. Auf dem ersten Eindruck hatte Haruka sie für eine unnahbare Person gehalten, die nichts für ihre Mitmenschen übrig hatte. Und jetzt? Jetzt hatte das Mädchen den Eindruck, das die eisige Festung um Rikas Herz zu schmelzen begann. Zum Vorschein kam jemand, der ein gutes und warmes Herz hatte – trotz der kühlen Haltung. Rika neigte den Kopf zu Haruka. Fragend schaute sie das Mädchen an, aber Rika schwieg. Harukas Blick verwirrte sie etwas. Kaum aber hatte die Braunhaarige den Blick Rikas gemerkt, wandte sie hastig die Augen ab und starrte in die Ferne. Die Schwarzhaarige lächelte leicht. „Wir sollten Rast machen.“, schlug das Mädchen vor. Plötzlich fuhr Haruka erschrocken um. Ein tiefes Grollen, gleich dem eines Drachens, legte sich über die Gedanken des Mädchens. „Was war das?“, wisperte sie atemlos, nahm dabei intuitiv die Hand ihres Liebsten. Shuus Hand glitt durch sein Haar, so selbstbewusst wie eh und je. „Ein tiefes Knurren. Hast du das etwa nicht gehört?“ So wandte sich auch die schwarzhaarige Begleiterin an ihre Freunde. „Ich ebenfalls nicht.“ Haruka wirkte ängstlich. „Hier spukt es!“ Shuu befreite sich aus Harukas festem Handdruck. „Unsere Nerven sind überstrapaziert.“, entschuldigte er Harukas Phantasien, aber diese gab sich nicht zufrieden. „Aber Shuu-“, dieser schnitt ihr mit einer kurzen Handbewegung das Wort ab. „Lass gut sein, Haruka. Und warum sollten Geister hier Unwesen am Tag treiben?“ Zornig funkelte die Braunhaarige Shuu an. Auch wenn sie ihn liebte, so konnte Haruka in manchen Situationen dem Jungen an die Gurgel gehen. Genau wie jetzt, aber sie unterdrückte dieses Bedürfnis. „Du bist ein Idiot!“, zischte Haruka böse. Shuu aber ging auf ihre Stichelei nicht ein. Immer wenn Haruka keine passende Schimpftirade übrig hatte, so nannte sie ihn Idiot. Rika räusperte sich hörbar, wodurch die Aufmerksamkeit der Liebenden auf sich gelenkt wurde. Diese legte ihr Gepäck neben einem kleinen Stein ab und setzte sich nieder. Dann wandte sie wieder den Blick zu Haruka und Shuu. „Wollten wir nicht Pause machen?“, meinte das Mädchen mit einem kühlen Tonfall in der Stimme. Irritiert schauten beide Rika an, willigten dann aber schweigsam ein. Unmerklich zuckte Shuu zusammen als er eine Hand auf der Schulter spürte. Als er Haruka ansah, verschwand dieses Gefühl. „Wolltest du noch was?“, wollte er mit einem arroganten Tonfall wissen. Diese sah ihn giftig an. „Unsere Nerven sind überstrapaziert!“, keifte sie bloß, setzte sich neben Rika um nicht bei Shuu zu sein, der sie ohnehin nur aufziehen würde. Dieser blieb zurück, blickte unsicher um sich. Shuu hätte schwören können, dass ihn soeben jemand die Hand auf die Schulter gelegt hatte. Aber als er um sich sah, war niemand dort. Zögernd und leicht unsicher, ob an Harukas Phantasie vielleicht doch etwas Wahres war, setzte sich auch der Grünhaarige nieder. Rika schaute ihm scharf in die Augen. Sie spürte seine Unsicherheit. „Was hast du?“, wollte sie wissen, aber dieser schüttelte nur den Kopf. „Nichts. Keine Sorge.“ Plötzlich raschelte es im Gebüsch und alarmiert sprangen die jungen Trainer wieder auf die Füße. Ihnen war keine Pause vergönnt. Angespannt starrten auf das besagte Gebüsch, was sie beunruhigte. Es dauerte nur wenige Sekunden bis das Trio sich unerwartet schläfrig fühlten. Shuu strauchelte leicht, schaute zu den Mädchen, denen es nicht besser erging als ihm selbst. Sein Blick verzerrte sich, wurde irreal. Dann fiel er mit einem dumpfen Laut zu Boden, Haruka und Rika neben ihm. Haruka war allein, allein in einem dunklen Wald. Kein Licht fiel durch das dichte Blättergeflecht der Bäume. Ein sanfter Wind fuhr ihr durch die Haare und ließ die Blätter an den Bäumen rascheln. Ein leises Heulen erzeugte dieses Reiben. Wo war sie? Auf einmal vernahm sie ein leises Knurren. Jenes Knurren hatte sie zuvor gehört und niemand hatte ihr Glauben geschenkt. Harukas Blicke schossen umher. Doch die Finsternis verschlang jede Gestalt, die in diesem dunklen Gefilde stand. Ein Hauch von Angst umklammerte sie, schlang sich immer fester um ihre Kehle. Jenes Knurren kam näher, und näher. Haruka spürte den kalten Atem dieser Kreatur im Nacken, aber ihr Blick war verschleiert. Eine kalte Furcht ergriff die Braunhaarige als sie erkannte, dass sich eine gewaltige Gestalt vor ihr auftat. Die Augen jenes Wesens glühten blutrot auf. Haruka wich zurück, nicht wissend, was sie nun erwartete. Dann erhoben sich schwarze Flügel vor ihr, der Körper war blass gräulich gefärbt. Haruka behagte es gar nicht. Das Geschöpf hatte etwas Furchterregendes an sich. Die Kreatur öffnete sein Maul und die spitzen Fangzähne lugten heraus als es leise fauchte. Sein Atem stank faulig. Haruka trat einen Schritt zurück, der Drache einen Schritt nach vorne. Schließlich spürte sie, dass es kein Entkommen mehr gab als sie sich gegen die kalte Rinde eines Baumes schmiegte. Und wo waren Rika und ihr Shuu? Der Drache begann plötzlich leise zu Kichern. Die Braunhaarige war geschockt darüber, dass es sich so menschlich anhörte. Was war diese Kreatur? Das Wesen legte seine Krallen um Harukas Schulter, fest und bestimmend. „Du bist allein!“, zischte das Wesen in ihr Ohr. „Ganz allein!“ Haruka zuckte zusammen. Die kalte Stimme ließ ihr eine Gänsehaut über den Rücken fahren. Sie dachte an Shuu, der immer für sie da war, wenn sie sich einsam und verlassen fühlte. Aber wo war er jetzt? Die Augen des Drachenwesens wurden schmal. Ein diabolisches Grinsen legte sich auf sein Gesicht. „Ja! Auch dein Liebster hat dich im Stich gelassen. Für ihn bist du doch ein nichts. Ein Niemand!“ Der Griff um ihre Schulter wurde schmerzhafter. Die elfenbeinfarbenen Krallen bohrten sich in ihre Schulter. Haruka begann zu Schreien, rief nach Shuu, doch es kam keine Antwort. „Schrei nur! Es wird dich niemand hören!“, zischte die Stimme. „Du bist immer auf dich alleine gestellt. Vertraue niemanden! Nicht Mal dir selbst!“ Über ihre Wangen rannen Tränen der Verzweiflung. Sie schloss die Augen. Hatte Shuu sie tatsächlich alleine gelassen? War sie wirklich so unbedeutend für ihn? Heuchelte er ihr seine Liebe nur vor um sie schwach werden zu lassen? Die Haut des Drachens färbte sich schwarz mit jeder Sekunde, die Haruka an Shuus Liebe anzweifelte. „Ja! Empfinde Hass, sehne dich auf Rache.“ Vor ihrem geistlichen Auge erschien plötzlich Shuu, der sie anlächelte und ihr versprach, dass er sie immer beschützen wolle, egal was kommen mag. Und ihr wurde klar, dass dies, was sie zuvor gedacht hatte, nicht wahr war. Eine Illusion. Das Wunschdenken jener dracheschen Kreatur. Haruka öffnete die Augen in denen Entschlossenheit lag. Der Drache wich zurück, brüllte laut auf, aber der Zauber seiner Worte prallte an Haruka ab. Das Wesen verschwand im Inneren des tiefen Waldes, nur das Brüllen des Drachens konnte man noch aus der Ferne hören, aber Haruka ließ sich nicht mehr ängstigen. Ein Schwindelgefühl packte sie und zerrte in das bodenlose Loch der Bewusstlosigkeit. Auch Rika war zunächst alleine. Sie stand auf einem Marktplatz einer Stadt, der belebt von Menschenmassen war, aber sie schenkten dem Mädchen keine Beachtung. Das Mädchen sah sich um. Plötzlich verschwanden die Menschen um sie herum. Ihre Blicke schossen umher und sie sah auf die in schwarz gekleidete Frau. Ihr Haar wallte über ihre schmalen Schultern und der Umhang flatterte leicht im sanften Windhauch. Ihre Kleidung war schlicht, was ihre Schönheit nicht minderte. An ihrem Gürtel hingen sechs Pokébälle und neben ihnen war ein kleiner Dolch befestigt. Mit langsamen, anmutigen Bewegungen ging die Frau auf das Mädchen zu. Doch um Rikas Herz schloss sich Angst, Angst vor der kalten Wahrheit. Gehetzt wie ein Tier wich Rika vor der Gestalt zurück. „Aber Rika, warum weichst du mir denn aus?“, säuselte die liebliche Stimme der Frau. „Hast du Angst? Angst die Wahrheit zu erfahren?“ Rika wurde zornig. „Wahrheit? Welche Wahrheit?“, spie die Schwarzhaarige wütend, aber ihr Ärger berührte die Kommandantin von Team Galaxy nicht. Ein hinterhältiges Grinsen schlich sich auf ihre Lippen, und dann legte sie die rechte Hand auf ihre Maske. Rika hielt inne, wartete ab, was nun geschah. Die Frau beugte ihren Oberkörper über als sie die Maske von sich schleuderte. Ihr rabenschwarzes Haar warf die Frau zurück und offenbarte nun ihr schönes Gesicht, was zuvor unter der Maske verborgen gewesen war. Rika erstarrte vor Schreck, dann aber entrann aus ihrer Kehle ein verzweifelter Schrei, der die Frau bloß in ein böses Lachen versetzte. Dann verschwand diese so schnell, wie sie gekommen war und ließ Rika mit der schmerzenden Erkenntnis zurück… Shuu stand in einem leeren Raum. Alles um ihn herum war dunkel, wirkte unrealistisch. Er fühlte sich benommen als ob er einen Schlag auf den Kopf bekommen hätte. Die Luft war schwer, beinahe erdrückend. Die Wände waren kahl und leer. Der Raum hatte kein Fenster, es fiel kein natürliches Licht hinein. Die Finsternis war abscheulich. Etwas was Shuu zutiefst fürchtete. Wo war er bloß? Und wo zur Hölle waren Haruka und Rika? Der Trainer behagte es nicht in diesem fremden Raum zu sein, der ihm völlig entfremdet erschien. Und zu seinem Verdruss war er auf sich gestellt. Ganz alleine. Plötzlich verschwamm seine Sicht und ihm war so als würde die Bewusstlosigkeit nach ihm greifen. Der leere Raum wandelte sich, die Wände färbten sich ockerfarben, Fenster erschienen und aus grauen Rauchschwaden wandelten sich Möbelstücke – ein runder Tisch um den vier Stühle gereiht waren. Daneben befand sich die Küche, die mit brauen Fliesen gekachelt war. Der sonst kahle Raum wirkte nun wahrhaft lebhaft. Unerwartet schlug hinter Shuu die Tür auf und dieser wirbelte vor Schreck herum. Er erstarrte. Er sah in sein eigenes Gesicht. Vor ihm stand ein Junge, der ungefähr fünf oder sechs Jahre alt war. Neben ihm waren seine Eltern. Sie zu sehen schmerzte Shuu, denn dies war ein Bruchstück der Erinnerung kurz vor den Tod seiner Eltern, die in diesem Haus in einem mörderischen Feuer umgekommen waren. Shuus Blick streifte umher und blickte aus dem Fenster. Es war morgens, der Tag war wunderschön. Dann neigte er wieder den Kopf wieder zu dem Jungen. Sein Gesicht war lebhaft und aufgeweckt, so wie bei jedem Kind in seinem Alter. „Shuu! Gehst du bitte nach deiner Schwester sehen?“, bat seine Mutter, dessen Gesicht warme und weiche Züge hatte, dennoch war etwas nicht in Ordnung. Ihre Stimme wirkte merkwürdig traurig. Der Grünhaarige schreckte auf als die Stimme seiner Mutter sein Herz berührte. Der fröhliche Blick fixierte seine Mutter, er nickte und ging summend die Treppe hinauf, die in das obere Stockwerk führte. Shuu blickte diesem Trugbild seiner Selbst hinterher, bis ihm ein Schwindelgefühl packte. Er schloss für einen kurzen Moment die Augen um nicht umzukippen. Als er die Augen wieder öffnete, vernahm er das Krächzen eines Stuhles. Seine Aufmerksamkeit lenkte Shuu wieder zu seinen Eltern, die an einem Tisch saßen. Ihre Gesichter wirkten bekümmert. Plötzlich brach seine Mutter in Tränen aus, die sich nicht zurückhielten ließen. Fürsorglich nahm ihr Ehemann sie in den Arm und wog sie leicht, wie bei einem Baby gleich. Doch es half nicht. Die salzigen Tränen nahmen kein Ende. Würde ihn nicht eine unbekannte Macht fesseln, so wäre er zu seiner Mutter gerannt und die Arme um sie geschlungen. Doch er konnte nicht, irgendetwas hielt ihn davon ab. „Beruhige dich, Ayana.“, flüsterte der dunkelhaarige Mann. Die Angesprochene sah ihn aus verweinten Augen an. Sie schluchzte leise. „Wie soll ich mich beruhigen? Wir haben kaum mehr etwas zum Leben.“, ihre Stimme bebte vor Aufregung. „Wie… Wie sollen wir die Kinder ernähren?“ Shuu erschrak. Sie waren arm gewesen! Seine Eltern hatten alles aufgegeben, nur für ihn und seine Schwester. Und sein Vater und seine Mutter hatten ihn damals die heile Welt vorgespielt – alles sei in Ordnung und sie hätten nichts zu befürchten. Aber es waren nicht die Geldprobleme, die seine Mutter so sehr Kummer bereitete. Nein, es war etwas anderes. Aber nur was? Wieder begann der Tränenfluss Ayanas. „Oh Shouta! Wir haben alles für die Kinder aufgegeben, alles! Aber was ist… Was ist, wenn sie erfahren, dass sie…“, die Stimme brach ab und sie kämpfte erneut gegen die Tränen an. „…adoptiert sind?!“ Plötzlich stand alles in lichterlohen Flammen. Umhüllt von einem roten Schleier, verzerrte das Feuer das Haus seiner Kindheit. Und er stand noch immer in dem Esszimmer mit der Küche, die ebenfalls von den Flammen verschlungen wurde. Dies war der Schock, die Shuu niemals vergessen sollte. Seine Gedanken nahmen wirre Formen an, seine Erinnerungen an seine Kindheit wirkten plötzlich so absurd. Und doch überfiel ihn eine Erkenntnis, die Shuu niemals verkraften würde. Er sollte adoptiert sein? Nein! Das konnte nicht die Wahrheit sein! Er war hier in diesem Haus aufgewachsen! Als er die Augen wieder auf seine Umgebung richtete, wurde ihm klar, dass dies der Tag war an dem er seine Mutter sterben sah. Langsam schritt er zur Tür. Die Flammen verzerrten seinen Körper nicht, Shuu spürte bloß ihre Hitze, die vor ihm zurückschreckte. Dann als er die Tür öffnete, blickte auf das Andenken, was er immer versuchte hatte zu vergessen. Auf dem Boden lag seine Mutter, neben ihm saß er selbst und hielt die Hand seiner Mutter. Ihre Kleidung war zerrissen, an manchen Stellen verbrannt und verkohlt. Ihr Körper war von Verletzungen gezeichnet, die Shuu nicht zählen konnte. Ihre Atmung ging stoßweise und unregelmäßig. Der Junge neben ihr weinte, fühlte sich hilflos. Doch die Frau lächelte ihren Sohn glücklich an. „Shuu… Hör mir zu.“, sagte Ayana schwacher Stimme. „Pass auf deine Schwester auf… und auf dich.“ Der kleine Junge Shuu schluchzte. Seine Schultern bebten unkontrolliert unter dem zurückhaltenden Tränenfluss. Ayana verzerrte das Gesicht als sie sich anstrengte etwas hervorzuholen. Ihre Hand umschlossen etwas Rundes. „Hier… Das ist das letzte Geschenk, was ich dir geben kann… mein Sohn!“ Ihre Handfläche offenbarte einen rot-weißen Pokéball, der aufschimmerte als das rote Licht der Flammen sich in ihm widerspiegelte. Mit zitternden Fingern griff ihr Sohn nach dem Pokéball, schloss ihn an seine Brust als ob er ihn beschützen wollte vor den gierigen Flammen, die ihm alles genommen hatten. Ayana hustete und Shuu schaute geschockt auf seine Mutter. Er wusste, dass sie den Todeskampf ausfocht, und er konnte nur unbeholfen dabei zusehen. Ihre schwachen Augen sahen den kleinen, grünhaarigen Jungen an. „Shuu… Ich liebe dich, aber du sollst wissen, dass du…“, sie unterbrach. Ein heftiger Hustenreiz entzog ihr die letzten Kräfte, die in ihrem Körper ruhten. Die vielen Verletzungen ihres Körpers forderten nun ihren schrecklichen Tribut. Ihr Brustkorb hob und senkte sich das letzte Mal, dann schloss sie die Augen als würde sie friedlich schlafen wollen. Der Kopf fiel zur Seite. Shuu fasste seiner Mutter weinend an den Schultern, schüttelte sich, rief ihren Namen, aber sie wachte nicht mehr auf. Nie mehr sollte sie ihn in den Arm nehmen. Nie mehr konnte Shuu ihr in die wunderschönen Augen sehen und sich geboren fühlen. Nie mehr… Der Grünhaarige, der den Kampf seiner Mutter erneut durchleben musste, fasste sich an den Kopf, schloss die Augen und schüttelte heftig seinen Kopf um die quälenden Gedanken loszuwerden. Er schrie aus Leibeskräften, doch niemand erlöste ihn von seinem Leiden. Niemand gab ihm die Antworten auf seine Fragen, die er sich ersehnt hatte. Es war ein Albtraum aus dem Shuu nicht mehr aufwachen würde. „Shuu! Shuu!“, rief eine weibliche Stimme. „Wach auf!“ Der Grünhaarige spürte wie sein Geist wieder in seinen Körper zurückfloss und er das Bewusstsein wiedererlangte. Seine Gliedmaßen fühlten sich unsagbar schwer an und seine Gedanken waren wie betäubt. Zögernd öffnete er die Augen und blickte in Harukas Gesicht. „Ha-Haruka?“, keuchte er schwach und versuchte sich aufzusetzen, aber er fühlte sich dazu zu ausgelaugt. Die Braunhaarige legte den Arm um ihn und half ihn dabei seinen Oberkörper aufzurichten. Schweifperlen rannen seiner Stirn herunter. „Was ist geschehen?“, fragte Shuu, während seine Erinnerungen an dem Tod seiner Mutter noch frisch waren. Er zog jenen Pokéball hervor, den damals seine Mutter ihm zum Abschied gegeben war. Glanzvoll strahlte die Oberfläche des Pokéballs. In diesem Pokéball wohnte Roselia, jenes Geschenk, was seine Mutter ihm damals vermacht hatte. ‚Mutter…’, flüsterte in Gedanken traurig. Rika stand mit verschränkten Armen an einem Baum gelehnt. „Du hast geschrieen.“, erwiderte die Schwarzhaarige bloß und dachte dann an ihren eigenen Albtraum. Shuu hob den Kopf und schaute Haruka an, die sehr besorgt um ihn war. „Ist dir was passiert?“, wollte der Grünhaarige wissen, aber Haruka schüttelte den Kopf. „Nein. Ich weiß selber nicht, was geschehen ist, aber…“, sie unterbrach und hatte das Bild des geisterhaften Drachens vor ihren Augen. Sie bekam eine Gänsehaut bei diesen Gedanken. Rika blickte das Pärchen einige Zeit nachdenklich an, dann sagte sie unvermittelt: „Ich bin mir sicher, dass es das Werk eines Pokémons war.“ „Da hast du Recht.“, ertönte eine Stimme und ließ das Trio kurz in sich zusammen zucken. Neben einem Baum stand ein Junge, dessen Haare schwarz waren und mit einem blauen Stirnband zurückgehalten wurden. „Wie töricht muss man sein um darauf hereinzufallen.“ Rika schaute den Jungen funkelnd an. Sie hasste es, wenn sich Fremde in ihre Angelegenheiten oder die ihrer Freunde einmischte. „Wer bist du, der sich ohne Erlaubnis einmischt?“, zischte das Mädchen. Der Junge lachte bloß. „Dir sage ich sicherlich meinen Namen nicht.“, mit diesen Worten wandte er sich von ihr ab. Rika knurrte leise, schwieg aber. „Falls ihr euch fragt wessen Werk diese Täuschungen sind, dann sage ich euch, dass es Damhirplex waren. Sie sind Meister der Illusionen.“ Shuu erhob sich mit wackligen Beinen. „Woher wissen wir, dass wir dir vertrauen können?“, meinte der Grünhaarige. Auf dem Gesicht des Unbekannten war ein Lächeln zu sehen. „Tut euch keinen Zwang mir zu glauben.“, sagte dieser. Haruka, Shuu und Rika sahen sich aneinander ratlos an, dann neigten sie wieder ihren Blick zu dem Jungen, der aber spurlos verschwunden war. „Wo ist der hin?“, kam es von Haruka. Shuu und Rika zuckten bloß mit den Schultern. „Abgehauen. Das ist wohl offensichtlich.“, entgegnete Rika, die über das Verhalten des Bengels zornig war. Sie verabscheute solche Kinder, die sich für besonders klug und voraussehend hielten. Die Braunhaarige blickte sich noch einige Male um, dann seufzte sie. „Wir sollten weitergehen. Hier ist es unheimlich.“ Shuu atmete schwer. Der Schreck saß ihm noch tief in den Knochen. Seine Mutter hatte sich geopfert, nur um das Leben von ihrem Sohn und seiner Schwester zu retten. Doch zu welchem Preis? Er hatte alles verloren, was ihm wichtig war – das Haus, die glückliche Zeit und seine Eltern… Dies war ein Andenken, das lange gedauert hatte bis Shuu es verkraftet und einigermaßen gut umgehen konnte. Und jetzt, jetzt waren die Wunden wieder frisch für die er Jahre gebraucht hatte um über den Tod seiner Eltern hinweg zu kommen. „Du siehst blass aus.“, riss Rikas Stimme ihn aus den Gedanken. „Ist alles in Ordnung?“ Shuu schaute die Schwarzhaarige einen Augenblick an, dann nickte der Junge zögernd. „Ich denke schon.“ Harukas Aufmerksamkeit wurde währenddessen auf verräterisches Geraschel in den Büschen gelenkt. Sie fühlte sich plötzlich an ihren Albtraum erinnert und erwartete jeden Moment, das der Todesdrache wieder hervor kam um sie mit Lügen und Intrigen in seinen Bann zu ziehen. Doch stattdessen teilte sich das Gestrüpp und ein Rudel Damphirplex schlich heraus. Ihre Augen waren sanft, dennoch war ihr Verhalten untypisch für die ruhigen Pokémon. Sie traten auf die kleine Gruppe zu, senkten ihren Kopf mit dem prächtigen Geweih herab um Haruka, Shuu und Rika in die Ecke zu treiben. „Ich glaube wir kriegen Schwierigkeiten.“, meinte Haruka und schaute nervös zu Rika herüber, die ohne zu zögern einen Pokéball gezogen hatte. Haruka tat es ihr gleich. Shuu aber schaute nur gleichgültig und unternahm nichts um die Mädchen zu unterstützen. „Chelcarain, los!“, Rika warf den Pokéball auf den Boden aus dem ihr schildkrötenähnliches Pokémon erschien in einem grellen Lichtschein. „Schiggy, hilf ihm!“, rief die Braunhaarige und ließ das kleine Pokémon aus seinem engen Pokéball frei. Beide Pokémon machten sich kampfbereit, da die Damhirplex das Trio nun eingekreist hatte. „Chelcarain, Blättersturm!“ Um Chelcarains Körper scharrten sich mehrere grünlich glühende Blätter, die anmutig um den Körper des Pokémon tanzten, dann aber schossen sie in einem heftigen Wirbel auf die Damhirplex zu und streckte diesen mit dieser Attacke sofort zu Boden. Doch den Angriff vergolten die aufgebrachten Hirsche sofort, indem eines von ihnen mit gesenktem Haupt auf Rikas Pokémon zu rannte und ihn mit einer heftigen Zen-Kopfstoß-Attacke verletzte. Schwerfällig kam Chelcarain wieder auf die Beine, keuchte aber nun schweratmig. Ein Weiteres lief auf das bereits geschwächte Pokémon zu. „Schiggy! Schütze Chelcarain!“, befahl Haruka hastig, bedachte aber nicht, dass Schiggy leichtfertig von Damhirplex hochgeworfen werden konnte und somit einem Angriff schutzlos ausgeliefert war. „Eisstrahl!“ Das Maul des Wasser-Pokémon leuchtete als sich die Energie für den Eisstrahl aufstaute und diesen auf die Damhirplex niederschlug. Doch dieser Aufwand kostete ihm sehr viel von seiner Kraft. Nun zog sich eine kalte Eiswand zwischen Schiggy, Chelcarain und den Damhirplex. Dies ermöglichte beiden Seiten eine kurze Verschnaufpause, aber die Damhirplex wollten diese Menschen auf ihrem Territorium vertreiben. Sie sprangen über die kalte Wand hinweg und drei von ihnen griffen Chelcarain an, dass den Pokémon hilflos ausgeliefert war. „Verdammt.“, fluchte Rika und schaute auf Haruka, die sich vor Nervosität auf die Unterlippe biss. „Du musst wohl übernehmen. Dein Lover fühlt sich nicht imstande uns zu helfen.“ Haruka nickte ihr zu, dann wandte sie ihre Augen wieder auf die Damhirplex und ihrem Pokémon. „Aquaknarre, los!“ Ein Wasserstrahl fegte auf zwei angreifende Damhirplex zu, die dem Angriff gekonnt auswichen und nun Schiggy mit mehreren Huftritten zu Boden warfen. „Schiggy!“, schrie Haruka besorgt, aber ihr Wasser-Pokémon unternahm nichts gegen die Übermacht. Plötzlich glühte Schiggy auf. Seine Gestalt wurde größer und beeindrucker. Als das Licht erlosch, stand Haruka nun nicht mehr ihrem Schiggy gegenüber, sondern einem starken Schillok. Der Körper war kräftiger geworden und die Farbe hatte nun ein dunkles Blau angenommen. Die Ohren und der Schweif waren buschiger geworden und waren wunderschön geschwungen. Schillok streckte sich kurz in seinem neuen Körper. In seinen Augen flackerte Entschlossenheit auf. „Du hast dich entwickelt!“, rief Haruka glücklich. Die Schildkröte nickte ihr aufmunternd zu. „Schillok! Turbodreher!“ Das Pokémon gehorchte. Schillok zog sich in seinen harten Panzer zurück und begann wild zu rotieren. Sand wirbelte es mit dieser Attacke auf, die die Damhirplex völlig orientierungslos machte. „Und jetzt Aquaknarre!“ Nun holte Schillok zu einer heftigen Aquaknarre aus, die an Kraft und Stärke deutlich zugenommen hatte. Mit Leichtigkeit die Aquaknatte schleuderte mehrere Damhirplex hinfort. Dann stellte sich das Wasser-Pokémon auf seine Vorderpfoten und sein Schweif begann azurblau zu leuchten. Dann brach ein Wirbel Wasser hervor und ließ Schillok wundervoll anmutig erscheinen. Doch die Kraft war nicht zu unterschätzen, obgleich sie wunderschön war. Die Damhirplex wichen vor dieser Attacke zurück und flüchteten. Schillok hüpfte vergnügt. „Schillok! Was war das für eine Attacke?“, wollte Haruka fasziniert wissen, denn die Schönheit war einfach wunderbar gewesen. Rikas Blick ruhten auf Schillok. Dieses Pokémon hatte ein ungeheures Talent, was den wunderschönen Auftritt anbelangte. „Nassschweif.“, erklärte die Schwarzhaarige. „Eine äußerst gute Attacke, die sicherlich in Wettbewerben gut machen wird.“ Haruka war stolz auf ihr Pokémon, das sich entwickelt hatte und darüber hinaus noch eine neue Attacke gelernt hatte. „Du bist wunderbar, Schillok.“, lobte das Mädchen ihr Pokémon als sie die Arme um es geschlungen hatte. Shuu hatte all dies mit apathischer Miene beobachtet. Er fasste sich an den Kopf. Die Bilder, die er zuvor gesehen hatte, ließen ihn einfach nicht los. Unerwartet wurde er aus seinen Gedanken rissen und schaute ihn Harukas saphirfarbenen Augen. „Haruka…“, flüsterte er leise. Sie war besorgt um ihn, und er, Shuu, konnte sich ihr nicht einfach anvertrauen. Rika verschränkte die Arme vor der Brust, ihr Blick war müde und erschöpft, genauso wie Shuus und Harukas. „Wir sollten ein Pokémon Center aufsuchen und uns dort ausruhen.“, schlug das Mädchen. Nickend stimmten Haruka und Shuu ihr zu, rafften ihr Gepäck zusammen um diesen Ort schnellstmöglich verlassen zu können. Rika blickte auf die Karte herab und dachte kurze Zeit nach. „Es kann nicht mehr weit sein.“, sagte sie um ihre Freunde etwas aufzumuntern. Diese waren still und schweigsam geworden. Besonders Shuu schwieg, aber jeder von ihnen war seinen tiefsten Ängsten im Herzen begegnet, die die Damhirplex mithilfe von Illusionen heraufbeschworen hatten. Nachdem sie Haruka und Shuu angesehen hatte, setzte das Mädchen ihren Weg fort. Nach kurzer Zeit erhob sich vor ihnen eine kleine Hütte, die mit Symbol des Pokémon Centers gekennzeichnet war. „Da sind wir!“, sagte Haruka feierlich. Sie freute sich auf das warme Bett, was sie erwartete, wie sich auch Shuu und Rika darüber freuten. Kapitel 41: Der Hinterhalt -------------------------- Das nächste Kapitel! Wie versprochen. Viel Spaß beim Lesen. ^^ 41. Kapitel Der Hinterhalt Nachdem sich das Trio ausgiebig im Pokémon Center ausgeruht und sich von dem Vorfall des letzten Tages erholt hatte, machten sie sich auf um ihre Reise wieder aufzunehmen. Schließlich lag noch ein weiter Weg vor ihnen. In den frühen Morgenstunden verließen Shuu, Haruka und Rika das Pokémon Center. Der morgendliche Dunst lag noch in der Luft und ließ die Umgebung noch geradezu schläfrig wirkten. So fühlte sich auch die Jugendlichen, das in der Ruhe des anbrechenden Morgens ein gutes Stück ihres Weges zurücklegte. Die ersten goldenen Strahlen berührten den Boden und weckten die schlafenden Kreaturen in ihren Verstecken. Um sie herum wurde es lebendig. Wilde Pokémon trauten sich in ihre Nähe, behielten trotzdem ihre Scheu vor den Menschen. Bislang waren sie schweigsam ihren Weg entlang, ohne ein Wort miteinander zu wechseln, bis begann Haruka interessiert ihre Umgebung zu beobachten. Mit wachsender Neugier betrachtete sie die wilden Pokémon um sie herum. In ihrer Heimat, in Hoenn, lebten ebenfalls viele Pokémon, aber sie hatte noch nie die Vielfalt von diesen Kreaturen begriffen. Es waren wunderbare Wesen der Natur. Und das sie einst vor diesen Wesen tiefe Angst verspürt hatte? Dies war nur noch ein Schatten ihrer alten Persönlichkeit – vor dem Beginn ihrer Pokémonreise. Dann schaute sie zu Shuu, der eisern vor sich her starrte. Irgendetwas stimmte nicht mit ihm. Dies fühlte Haruka instinktiv. Zaghaft legte sie ihre Hand auf die Seine und spürte, wie der Junge ihre Hand mit sanftem Druck an sich drückte. Ihre Nähe spendete ihm Trost. Trost über die traurigen Gedanken, die sein Bewusstsein befielen wie dunkle Schatten. Diese Nacht hatte Shuu kaum schlafen können. Immer wieder plagten ihn Angstträume und nicht nur einmal war er schweißgebadet aufgewacht. Aber Haruka war für ihn da gewesen, wie jetzt. Als ihre zärtlichen Blicke ihn streiften, lächelte er schwach, nur dankend, dass sie bei ihm war. Auf ihrer weiteren Reise wechselten sie kein Wort. Jeder von ihnen war in sich gekehrt. Es tat gut von Zeit zu Zeit Ruhe und Abstand zueinander zu haben, aber Haruka behagte dies nicht. Shuu sah schweigend gegen das dichte Blätterdach des Waldes. Die kräftigen Bäume strotzten dem tosenden Wind, der um sie heulte und eine unerbittliche Kälte mit sich brachte. Der Regen, der nun auf den Boden herab prasselte, versteckte die grüne Schönheit und ließ sie in einem grauen Schleier erscheinen. Dieser währte bereits den gesamten Morgen an. Vielleicht war der Regen der Grund für ihre missmutige Laune? Shuu zog seine zitternde Liebste an sich und küsste sie sanft auf die Stirn. Ihre Haare waren nass und ihr Körper fühlte sich kalt an. „Vielleicht sollten wir eine Höhle oder ähnliches suchen.“, meinte Rika, die die Kapuze ihrer Jacke tiefer ins Gesicht zog. Trübselig schaute sie in den dunklen Himmel. Es gab keine Anzeichen, das der Regen bald versiegte und ebenso der eisige Wind. Der Herbst Shinous war zwar kurz, aber kalt und unerbittlich. Bloß ein Vorbote des tiefen Winters Shinous war der Herbst. Doch bald sollten bereits die ersten Schneeflocken zu Boden gleiten und die Umwelt in eine bizarre Landschaft aus Schnee und Eis verwandeln. Shuu schlang seine Arme um Haruka um sie mit seiner Körperwärme warm zu halten. „Wo gedenkst du mit der Suche zu beginnen?“, wollte der Junge mit genervter Stimme wissen, während Shuu das Zittern von Harukas Leib spürte. Rika schaute ihn forsch an. „Nicht weit von hier habe ich einen Unterschlupf gesehen, bevor dieses Unwetter uns überrascht hat.“, erwiderte die Schwarzhaarige. Shuu nickte resegniert. „Dann mal los.“ Die Höhle war nicht besonders groß, aber sie schützte vor dem Wind und dem Regen. Ein leises Feuer knisterte und wärmte sie wieder auf. Das leise Prasseln des Regens versetzte Rika in Trance und nach kurzer Zeit fiel sie in einen leichten Schlaf. Shuu aber konnte nicht schlafen. Sein leerer Blick fixierte das Feuer, das an dem Holz lechzte und in der glühenden Hitze verschlang. So wie die Flammen das Haus seiner Kindheit zerstört und ihm seine Eltern genommen hatten. Wie grausam konnte das Schicksal sein?! Es verging einige Zeit, in der Haruka den Grünhaarigen schweigsam angesehen hatte. Dann aber konnte sie diese Stille zwischen ihnen nicht mehr aushalten. „Shuu?“, Harukas sanfte Stimme zog seine Aufmerksamkeit auf die Braunhaarigen, die in seinen Armen lag. „Was ist los?“ Shuu schwieg, grübelte darüber nach, ob es klug war ihr seinen Kummer zu offenbaren. Aber würde sie ihn verstehen? Schließlich rang er sich zu einer Antwort durch und sagte mit gleichgültigem Tonfall: „Nichts.“ Doch Haruka befreite sich aus seinem Griff und sah ihn überaus vorwurfsvoll an. „Nichts? Du bist so abweisend und kühl in letzter Zeit. Und deine Antwort ist ‚nichts’?“, fuhr sie ihn enttäuscht an. Shuus Gesichtszüge wurden hart und verbittert. „Was weißt du schon?“, zischte der Grünhaarige sie an. „Du weißt doch gar nicht, wie es ist seine Eltern zu verlieren und dann daran schmerzvoll erinnert zu werden.“ Haruka erstarrte. Ihr wurde mit einem Mal klar, welcher Grund sich hinter seinem schroffen Verhalten lag. „Du hast deine Eltern verloren?“, fragte sie vorsichtig und legte den Kopf auf seine Schulter. Shuu atmete tief durch und blickte weiterhin auf die rötlichen Flammen. „Sie sind in einem Feuer ums Tod gekommen. Meine Mutter rettete mir das Leben und hat dabei diese Schuld mit ihrem Leben beglichen.“, erwiderte er traurig. Beschämt schlug Haruka die Augen nieder, sich strafend ihn nach dem Grund seiner geistigen Abwesenheit zu fragen, aber Haruka spendete ihm dem Beistand, den er brauchte, denn sie wusste, dass Worte nicht seine Trauer mindern konnten. Bloß für ihn da zu sein, bewirkte Wunder. Liebevoll zog das Mädchen den Kopf ihres Liebsten zu sich, küsste ihn sanft auf die Lippen und sah, wie leichte Tränen über die Wangen Shuus rannen. Noch nie hatte Haruka ihren Rivalen und Geliebten in einer solch verletzlichen Gefühlslage gesehen, geschweige denn hatte sie ihn jemals weinen sehen in der Zeit, in der sie sich kannten und lieben gelernt haben. Shuu streichelte Haruka über die Wangen. Er blickte in ihre Augen und verlor sich gänzlich in ihnen. Die Braunhaarige schmiegte sich eng an Shuus Körper. „Ich liebe dich.“, raunte der Grünhaarige seiner Haruka zu, die neckisch zu grinsen begann. „Ach ja? Tust du das?“, lachte sie leise. Shuu drückte sie bestimmend auf den Boden, auch wenn dies nicht gerade der passende Ort war um solche Liebesspielchen zu unternehmen. Der Grünhaarige drückte sanft seine Lippen auf ihren Mund und verwickelte sie in einen leidenschaftlichen Kuss. Als er sich von ihr lösen konnte, hielt Shuu inne. Haruka war die einzige geliebte Person, die ihm noch geblieben war und er wollte sie nicht verlieren. Nicht auf solch schmerzliche Weise, wie er seine Eltern verloren hatte. Fragend schaute Haruka ihn an. „Was hast-“, Shuu aber legte ihr einen Finger auf den Mund und versiegelte ihre Lippen. Seine kalten Hände fuhren über ihre Hüfte zu ihren Oberschenkel hinab. Da Rika eingeschlafen war, dachten sie, sie wären befreit von unredlichen Zuschauern, doch die Schwarzhaarige schlug die Augen wieder auf und begann breit zu grinsen. „Lasst euch von mir nicht stören.“, meinte Rika mit einem sarkastischen Unterton in der Stimme. Haruka und Shuu lösten die Berührung augenblicklich. Das Grinsen des Mädchens wurde noch intensiver als die Köpfe des Pärchens eine rötliche Farbe annahmen „Ich sagte doch, dass ihr euch nicht von mir stören lassen sollt.“ Shuu wandte errötet den Blick ab und starrte ins Freie. Der Regen hatte nachgelassen, nur der Wind heulte noch immer und brachte kalte Luft mit sich. „Der Regen hat nachgelassen.“, bemerkte der Junge. Die Mädchen folgten seinem Blick und seufzten erleichtert auf. Endlich konnten sie ihren Weg fortsetzen! Es war bereits Nachmittag als der Regen endlich aufgehört und die Umwelt rein gewaschen hatte. Die Wege waren matschig geworden und überall waren große Pfützen. Der kühle Wind ließ das Trio immer noch erzittern, wenn der eisige Hauch sie erfasste. Zur ihrer Rechten lag ein weitflächiges Waldgebiet, denen sie sehr nahe waren und auf der anderen Seite war felsige Ebene. Das wenige Gestrüpp, was dort vorhanden war, war vertrocknet. Die Äste krächzten in den Wogen des Windes und die gefärbten Blätter an den Zweigen rauschten verräterisch. Die Sonne neigte sich schon wieder gen Westen der Erde zu. Diese zwielichtige Stunde erweckte die Pokémon, die nachts ihre Gebiete durchstreiften. Rika blickte unruhig um sich. Von Zeit zu Zeit hatte sie das Gefühl unablässig verfolgt zu werden. Dieses Gefühl legte sich auch nicht, bis die Dämmerung bereits ansetzte. Um das Trio herum, wurde der nahe Wald in die Dunkelheit getaucht. Der Wind, der nun stärker geworden war, blies gegen ihre Rücken. Rika ließ ihre Umgebung keine Sekunde aus den Augen. Sie verfolgte jedes Geraschel in den Büschen, jeder winzige Laut erregte ihre Aufmerksamkeit. Einen Augenblick erhaschte sie sogar einen Blick, wie ein wager Schatten an sie vorbei huschte. Doch sie zweifelte daran dies wahrhaft gesehen zu haben. Ihre Nerven waren angespannt – nichts weiter. Über den Wipfeln der Bäume schreckten Vögel hoch, als ein tiefes Heulen zu vernehmen war. Verwirrt und ziellos flatterten die gefiederten Pokémon umher, ließen sich wieder in den Baumkronen nieder um gleich erneut aufzufliegen. Ein weiterer Ruf zog sich über die Bäume hinweg, klang so fern, die Vögel aber waren trotzdem beunruhigt. Das Trio hielt inne, lauschte, aber kein erneutes Heulen durchschnitt die Stille der Abendstunden ein weiteres Mal. Zögernd setzten sie ihren Weg fort, auch wenn die Ungewissheit ihnen den Magen zuschnürte. Plötzlich wichen diese Zweifel. Ihnen war klar, dass sie sich – wieder Mal –Schwierigkeiten eingehandelt hatten. Das beharrliche Rascheln kam ihnen so sonderlich klar vor. Das Geräusch von Pfoten, die in einem raschen Lauf über Moos und Farn dahin rannten, drangen an ihre Ohren. Aus der Finsternis hoben sich hundeähnliche Gestalten – Hunduster - ab, die leichtfüßig zwischen den dicht stehenden Bäumen hindurch liefen. Bald hatten sie das Trio gänzlich eingekreist. Ihre Leiber, dicht an dicht gereiht, nahmen sie die Halde ein. Noch immer gaben sie kein Laut von sich, ihre Haltung war auch nicht feindlich gestimmt – noch nicht. Das Fell der Hunduster war schwarz, an den Pfoten, Rücken, sowie am Kopf waren wulstige Auswüchse zu sehen, die die Härte von Knochen besaßen. Shuu schlang seine Arme um Harukas Hüfte und zog sie nah an sich heran. Diese schmiegte sich verängstigend an ihren Liebsten. Rika beobachtete die dunkle Schar aufmerksam. Hatten sie die Absicht einzugreifen? Was auch immer die Hunduster wollten, es gab keinen Ausweg als einen Kampf. Aber wer war ihr Alpha-Pokémon, ihr Anführer? Als die Schwarzhaarige einen Pokéball hervor holte und diesen mit einem Knopfdruck vergrößerte, begannen die Hunduster grollend zu knurren. Doch das Mädchen ließ sich davon nicht einschüchtern. „Na? Habt ihr Angst oder warum fangt ihr an zu knurren?“, murmelte die Schwarzhaarige, aber gut hörbar für die feinen Ohren der Hunduster. Ohne weiter auf das böse Grollen dieser Pokémon einzugehen, warf Rika den Pokéball auf den Boden aus dem sich die Konturen des Schattenhundes abzeichneten. Mit einem tiefen, befreiten Heulen senkte es sein Haupt auf das Rudel der Hunduster, die vor Schreck erstarrt waren. Ihr Nackenfell sträubte sich. Einige von ihnen begannen die Zähne zu fletschen, andere jaulten verwirrt, aber Hundemon ließ sich keinesfalls von diesen lächerlichen Drohgebärden einschüchtern. Ein tiefes Aufheulen erklang, und zog über das Waldgebiet hinweg. Die Schar teilte sich, wich zu beiden Seiten zurück, machte einen schmalen Weg frei. Mit Entsetzen sah Hundemon einen alten Bekannten auf sich zu schreiten. Ein Hundemon, das an Größe und Stärke jedem einzelnen der Hunduster weit überlegen war. Sein Fell schimmerte, im Gegensatz zu Rikas Schattenhund, in einem grauen Ton. Bei jedem Schritt sah man das Spiel der Muskeln unter dem Fell. Ohne Eile, Pfote vor Pfote setzend, bewegte sich der fremde Schattenhund mit ruhiger Würde voran. Seine dunklen Augen funkelten den schwarzen Schattenhund böse an. Über seinem rechten Auge prangte eine sichelförmige Narbe, die jenes Hundemon ihm zugefügt hatte. Rika beobachtete mit Gelassenheit dieses Szenario an. Sie kannte die Geschichte ihres Pokémon gut, und so begriff das Mädchen, was dieses Treffen bedeutete – dieses Hundemon war jenes, das ihren treuen Gefährten aus dem Rudel verstoßen hatte und stark verwundet hatte. Und jener Kampf sollte in wenigen Augenblicken von neuem beginnen. Haruka begann zwischen der Schar der Hunduster unwohl zu fühlen. Ihre Augen richteten sich auf Rika, die angespannt den Verlauf der Begegnung abwartete. „Rika? Was hat das zu bedeuten?“, wollte die Braunhaarige wissen. Rika starrte ihr Hundemon eine Weile an, bis sie schließlich erneut erzählte, wie sie damals Hunduster aufgefunden hatte und durch die Dorfbewohner Sandgemmes erfahren hatte, dass dies der frühere Anführer des Rudels gewesen war, bis ein Hundemon aufgetaucht war. In einem Kampf über die Herrschaft des Rudels wurde Hunduster schwer verwundet und von seinem Rudel zurückgelassen. Er war ausgestoßen worden. Rika seufzte. „Wir können nichts tun. Mir sind die Hände gebunden. Es würde bloß Hundemons Stolz brechen, wenn ich mich einmischen würde.“, beendete das Mädchen die Erzählung und richtete ihre volle Aufmerksamkeit wieder auf das Geschehen. Die Schattenhunde standen sich noch immer lautlos gegenüber. Die Gestalt der Hundemon ließ die Hunduster klein erscheinen. Dann aber, stellte sich Rikas Schattenhund seinem Rivalen breitbeinig entgegen. Er schloss einen kurzen Moment die Augen. Hunduster lag reglos auf dem Boden. Sekunden vergingen, ehe sich das Pokémon schwerfällig auf die Pfoten raffte. Unzählige Wunden zeichneten seinen Körper. Blut strömte aus einer Verletzung an der Stirn und trübte ihm den Blick. Mit einem letzten verzweifelten Aufbäumen sprang Hunduster auf seinen Gegner, der ihm an Größe und Kraft weit überlegen war. Hundemon warf sich dem Kleineren mit voller Wucht entgegen, zwang ihn zu Boden. Seine mächtigen Kiefer schlossen sich um Hundusters Kehle und schleuderten den Unterlegenen hinfort. Seine Glieder wurden schlaff, und die absolute Finsternis kehrte ein als Hunduster schmerzhaft gegen einen Baum prallte. Hundemon öffnete die Augen. Welch Qualen hatte er durch diese schändliche Niederlage erfahren müssen? Rachegefühle stiegen in dem Schattenhund auf, doch keiner von den Kontrahenten regte sich. Ein leichter Windhauch ließ die Gräser und die Blätter rauschen. Hundemon zog die Lefzen hoch, sein Nackenfell sträubte sich als es begann seine Zähne zu fletschen. Die Pupillen in den schwarzumrandeten Augen seines Widersachers verengten sich zu schmalen Schlitzen. Ohne jegliche Erregung stand das fremde Hundemon dem Gegner gegenüber. Es zeigte nicht das gewaltige Gebiss um seinen Rivalen einzuschüchtern, nicht ein Haar in seinem grauen Fell sträubte sich. Das Rudel der Hunduster verharrte reglos auf der Wiese. Selbst Haruka, Shuu und Rika standen wie erstarrt da und beobachteten unsichtbaren Kampf zwischen den Hundemon. Mit einer so raschen Bewegung, das die Augen der Menschen kaum folgen konnte, sprang Rikas Hundemon seinen verhassten Rivalen an, der ebenso schnell auswich. Die Zähne des Schattenhundes schnappten ins Leere. Wieder sprang er, wurde abgewehrt und griff von neuem an. Doch dieses Mal verbissen sich die Gegner ineinander. Als keiner den Anderen zu Boden drücken konnte, trennten sich die Hundemon voneinander. Aber nur einen Herzschlag lang, dann waren sie wieder übereinander hergefallen, mit weit geöffneten Rachen, das Gebiss entblößt. Sie kämpften stumm, bis auf ein dumpfes Knurren aus ihren Kehlen, wälzten sie sich in einem rasenden Knäuel auf dem Boden oder versuchten, auf den Hinterbeinen stehend, die Kehle des Gegners zu packen. Dies war kein Kampf, der endete, sobald der Schwächere merkte, dass er unterlegen war und sich mit einer Demutsgebärde unterwarf oder sein Heil in der Flucht suchte. Der Fremde und Hundemon kämpften nicht um die Vorherrschaft, kämpften nicht um den Stärkeren in der Rangordnung zu bestimmen – sie kämpften, weil nur einer von ihnen siegen konnte. Rika aber sah, wie die Kräfte ihres Pokémons nachließen – wie seine Bewegungen langsamer wurden. Und wie Hundemon, wenn er strauchelte, sich immer mühsamer aufraffte. An seinen Flanken und am Nacken klafften tiefe Wunden. Doch der Schmerz kümmerte den Schattenhund nicht. Wie lange dieser Kampf bereits anhielt, konnte niemand sagen. Die Zeit schien still zu stehen für die Anwesenden. Rika stand wie betäubt da, zweifelte daran, ob die Entscheidung sich nicht in diesen Kampf einzumischen doch falsch war. „Hundemon…“, wisperte die Schwarzhaarige leise, aber ihre Stimme war für den Schattenhund noch hörbar. Er schöpfte durch sie neue Kraft und Mut. Ein grollender Laut entfuhr jenem Hundemon. Unerwartet glimmte ein rötlicher Schein in seinem Rachen. Der Graugefellte jaulte schmerzerfüllt auf als der Flammenstrahl, der aus dem Maul seines Gegners entsprungen war, auf die Flanke schoss. Sogleich grollte er erzürnt und richtete seine durchdringenden Augen auf seinen Rivalen, der den Mut hatte nochmals gegen ihn anzutreten. Einen Spalt breit öffnete das graue Hundemon das Maul. Daraufhin fegte ebenfalls ein sengender Flammenatem auf Hundemon zu, der jedoch mit einem raschen Ausfallschritt auswich. Ein Schattenball, umschwirrt von einer dunklen Aura, formte sich in Maul von Rikas Hundemon. Sein Rivale taumelte verletzt als der Spukball auf seine Brust aufprallte. Eine wabernde Rauchschwade hüllte das Geschehen des Kampfes ein, verhinderte jede Sicht. Es dauerte einige Zeit, nachdem die Sicht wieder klarer wurde und so den Anwesenden einen Blick auf den Kampf gewährte. Die schwarze Wolke offenbarte, dass das graue Hundemon zu Boden gegangen war. Ohne Eile trat Rikas Schattenhund seinem Rivalen gegenüber, die Lefzen drohend hochgezogen. Mühsam erhob sich der Gefallene, blickte seinem Gegenüber stumm an, bevor es sein Gebiss entblößte. Abermals fielen sich übereinander her, versuchten die Kehle des Gegners zu packen. Achtlos darüber, dass die Zähne des Anderen das Fell zerfetzten. Das Blatt hatte sich gewendet, zugunsten für Rikas Hundemon. Mit blutenden Flanken und Seiten richtete sich der Graugefellte auf. Verzweifelt wagte es einen Angriff, seinen Letzten, denn der Schattenhund sprang ihm mit voller Wucht auf ihn und zwang seinen Rivalen zu Boden. Das Rudel der Hunduster jaulte triumphierend auf. Mit Angst geweiteten Augen sah der Unterlegene seinem Gegner in die Augen, bis Rikas Hundemon den Rachen aufriss, bereit zu töten. Furchtsam schloss der Schwächere die Augen, erwartete, dass die Dunkelheit einkehrte, doch nichts geschah. Hundemon hatte kurz vor der dargebotenen Kehle inne gehalten. Der Schattenhund fletschte bloß zornig die Zähne. Dann aber wandte er seinem Rivalen den Rücken zu, der sich mühselig aufrappelte und wütend knurrte. Aus dem Wald lösten sich zwei Schatten, die behutsam ihre Pfoten aufsetzten und auf Hundemon zu schlichen. Die Luft war vom schweren Geruch des Blutes verpestet. Diese Tatsache verschleierte ihre Witterung. „Hundemon! Pass auf!“, warnte seiner Trainerin. Knurrend wirbelte der Schattenhund herum und sah sich erneut zwei Hundemon gegenüber, die allerdings kleiner waren als ihr Anführer und er selbst. Eines von ihnen stieß Hundemon unvermittelt seine Hörner in die Schulter. Das Andere ging um den geschwächten Schattenhund herum, suchte eine geeignete Position zum Angriff, doch Hundemon ließ seinen Gegner keine Sekunde aus den Augen. Doch bevor dieses sich auf Hundemon werfen konnte, so waren die Hunduster Zähne fletschend auf die Kumpanen ihres früheren Anführers losgegangen bissen sich in ihren Leibern fest, zerrten sie von Hundemon fort und vertrieben sie schließlich, mitsamt des Unterlegenden. Die Hunduster kehrten zu Hundemon zurück, leckten ihm freudig die Schnauze ab und sprangen an ihm hoch. Es war ein Wiedersehen alter Bekannten, immerhin war Hundemon in diesem Rudel hineingeboren. Rika hielt sich währenddessen zurück und sah dem Wiedersehen nur lächelnd zu. Auch Haruka und Shuu beobachteten aufmerksam das Verhalten der Pokémon. Hundemon und das Rudel der Hunduster reckten ihre Schnauzen zum Himmel empor. Sie heulten in an- und abschwellenden Tönen. Ihre Stimmen vereinten sich und verebbten dann schließlich in der Finsternis der Nacht. Die Dämmerung brach an. Der Wald wurde in helles Licht getaucht, während die Strahlen der Sonne durch das Dickicht fielen. Das Trio hatte an diesem Ort übernachtet, umringt von ruhenden Hunduster. Hundemon hatte die gesamte Nacht auf einem Hügel gelegen und den Mond angestarrt – genauso nachdenklich wie seine Trainerin. Rika kniete am nahen Flusslauf und wusch sich das Gesicht mit dem klaren, kühlen Wasser. Sie blickte auf das Wasser hinab, und dachte an Hundemon. Noch nie hatte sie ihren Gefährten so glücklich gesehen, wie in der letzten Nacht. Der Schattenhund hatte bereits zuviel erleben müssen. Ihr Entschluss stand fest. Das Mädchen schreckte aus ihren Gedanken auf als sie Hundemons Atem spürte. Neben ihm standen Haruka und Shuu. Rika legte ihre Hand auf Hundemons Schnauze und kraulte das Pokémon, so wie sie es immer tat. In ihren Augenwinkel sammelten sich salzige Tränen- „Hundemon… Es ist besser du bleibst bei deinen Freunden.“, sagte das Mädchen, während sie darauf bedacht war zu verbergen, dass es ihr nicht diese Entscheidung nicht leicht fiel. Ihr Schattenhund blickte sie stumm an. Er konnte nicht begreifen, was Rika von ihm verlangte. Er und sie hatten so viel erlebt, so viele Kämpfe bestritten. Warum wollte Rika plötzlich, dass er hier bleibt?! Rika umfasste Hundemons Schnauze und drückte ihr Gesicht dagegen um leichten Tränen zu verbergen. Der schwarze Hund ließ es geschehen, genoss ihre Nähe, aber er wusste, was dies bedeutete - Abschied. Dann schlang Rika ihre Arme um Hundemons Hals. „Es tut mir Leid.“, flüsterte das Mädchen, erhob sich rasch und rannte weg. Hundemon blickte seiner Trainerin nur wehmütig hinterher, dann wandte er seinen Blick ab und trottete zu den Hunduster, die auf ihn warteten. Rika lehnte sich schweratmig an eine stämmige Eiche. Sie war so besinnungslos losgelaufen, von ihren Gefühlen überwältigt, dass sie kaum darauf geachtet wohin sie gelaufen war. Es schmerzte sie Abschied von Hundemon zu nehmen. Auch wenn sie sich immer kalt und rücksichtslos gab, diese Tatsache ging nicht einfach so an ihr so spurlos vorbei. Sie hatte Hundemon gepflegt als es verwundet war – als es niemanden mehr hatte. Das Pokémon war für sie immer ein treuer Gefährte. Sie konnte sich immer auf Hundemon verlassen, egal in welcher Lage sie sich je befunden hatte. „Rika!“, rief Haruka atemlos als Shuu und sie angelaufen kamen. Das Mädchen wandte sich ihren Weggefährten zu. „Warum tust du das?“, wollte Shuu wissen. Rika senkte den Blick. „Hundemon ist wieder zu Hause. Ihm wird es bei den Hundustern sicherlich besser ergehen.“, erwiderte sie, versuchte so gleichgültig wie möglich zu klingen, aber es gelang ihr nicht. Haruka und Shuu sahen sie stumm an. Die Entscheidung war dem Mädchen auch nicht leicht gefallen. „Wir sollten weiter.“, hauchte Rika leise und schulterte ihren Beutel. Das Trio sprach auf ihrer weiteren Reise kein Wort zueinander. Rika entzog sich ihren Freunden vollständig und versuchte mit dem Schmerz alleine zu recht zu kommen. Es war so als wäre plötzlich eine große Leere in ihrem Herzen. Sie versuchte ihre Gedanken auf etwas anderes zu lenken, aber sie kehrten immer wieder zu den Erinnerungen an Hundemon zurück. Rika dachte daran, wie sie Hundemon das erste Mal getroffen hatte und ihn gepflegt hatte, nachdem sie ihn schwer verletzt aufgefunden hatte. Und wie Rika von Zeit zu Zeit sein Vertrauen gewann und wie sich Hundemon damals ihr angeschlossen hatte. Die gesamten Kämpfe, die sie mit ihm gemeinsam bestritten hatte, rauschten an ihr schemenhaft vorbei. Als plötzlich Haruka und Shuu ruckartig anhielt, realisierte das Mädchen dies erst gar nicht und lief ihnen beinahe in den Rücken. Sie hob den Kopf. Der Weg wurde ihnen von drei groß gewachsenen Kreaturen versperrt. Ihr Körper wirkte katzenhaft, geschmeidig, aber dennoch bedrohlich. Stellten sie sich auf die Hinterbeine, so glichen sie einem Kind, das nicht älter war als zehn Jahre. Rubinrote Augen blitzten die Menschen kampfeslustig an, rote Zeichen durchzogen das weiße Fell der Sengo. Noch beeindruckender waren die gefährlichen schwarzen Krallen, die jederzeit zuschlagen konnten. Haruka und Shuu waren auf diese Bedrohung sofort bereit und zückten zwei Pokéball hervor. Auch Rika wollte dies tun, doch ihre Finger schnappten ins Leere. Der Platz am Gürtel, an dem normalerweise Hundemons Pokéball befestigt war, war leer. Das Mädchen fluchte leise. In Sekunden hatten die Sengo Nachtara und Psiana niedergestreckt. Die katzenartigen Wesen kreisten Haruka, Shuu und Rika ein, die nicht wussten, was sie entgegen setzen sollen. Welches ihrer Pokémon konnte sich ihnen zur Wehr setzen? Plötzlich erschallte ein tiefes, schauerliches Geheul, das die Sengo kurz erstarren ließ. Dann, blitzartig, sprang ein schwarzer Schatten vor die Trainer und knurrte erzürnt. „Hundemon…?“, kam es überrascht von Rika. Der Schattenhund streifte sie kurz mit einem raschen Blick, dann wurde er auch schon von den Katzen-Pokémon von allen Seiten attackiert. Der Hund wich zurück als es mehrere Krallenhiebe einstecken musste, aber dies vergalt es direkt mit einem glühenden Feuerstrahl, der das Fell der Sengo ansengte. Knurrend trat er an zwei der Sengo heran, die am Boden waren. Kaum waren sie aufgestanden, so versuchten die Katzen einen erneuten Angriff, der von Hundemon mit einem Schattenball zunichte gemacht wurde. Auch wenn dieser Gegenangriff kaum Wirkung zeigte, so suchten zwei der Sengo das Heil in der Flucht, während das letzte, mutige Sengo sich Hundemon entgegen stellte. Rika begriff zunächst nicht, dass Hundemon zu ihr zurückgekehrt war und sich entschieden hatte mit ihr den Weg zur Spitze bestritt. Ihre Gesichtszüge wurden ernster. „Hundemon!“, ertönte ihre schroffe, altbekannte Stimme. Der Schattenhund erwiderte ein kurzes, grollendes Zähne fletschen – seine Zustimmung, das er bereit für einen Kampf war. „Nimm dich vor den Krallen in Acht. Halte es zunächst auf Distanz.“ Kaum warnte Rika Hundemon vor den Krallen Sengos, so preschte dieses mit schräg angewinkelten Krallen vor. Der Schattenhund spannte seinen Körper an und wich im letzten Moment aus. „Pack es!“ Hundemon schloss seinen Kiefer um Sengos Genick und drückte es zu Boden, obwohl sich das katzenartige Pokémon zu wehren versuchte. Erst als die starken, ruckartigen Bewegungen erstarben, ließ der Schattenhund Sengo los. Dieses blieb reglos liegen. Schwächlich öffnete die Katze die Lieder über den blutroten Augen. Sie wirkten müde und leer, dennoch ließ der Kämpferinstinkt seine Kräfte zurückkehren. Schwerfällig erhob sich Sengo wieder, mit einer Kralle stützte es sich am Boden ab und fauchte Hundemon wütend an. Dann, blitzschnell, spurtete Sengo auf den Schattenhund los, streckte eine Kralle hervor um mit dieser anzugreifen. Hundemon hatte nicht die Absicht auszuweichen. Ein schmaler Kratzer zeichnete seine Schnauze. Auf der Zunge schmeckte er Blut als er über die schmale Wunde leckte. Ein tiefes, feindseliges Knurren entwich Hundemons Kehle. Geschockt darüber vernachlässigte Sengo seine Deckung. Ein siegessicheres Grinsen umspielte Rikas Lippen. „Beende es mit Finsteraura!“, befahl die Schwarzhaarige einem harten, unnachgiebigen Tonfall in der Stimme. Hundemons Körper wurde von einer schwarzen Aura umgeben, die den Schattenhund wie eine Welle Wassers gleich, umschloss. Mit einem Grollen, tief aus der Kehle heraus, löste sich diese Welle der schwarzen Energie und brach über Sengo hinweg. Die schlanke Katze prallte an einem Baum ab und sank erschöpft in sich zusammen. Haruka und Shuu hatten nervös den kurzweiligen Kampf verfolgt und waren überrascht darüber, dass Hundemon so unerwartet aufgetaucht war und ihnen aus der Klemme geholfen hatte. Mit Erfolg. Rika und Hundemon waren ein tolles Team. Rika dachte rasch nach, bevor sie einen leeren Pokéball warf. Sengo wandelte sich bei der Berühung in einen roten Energiestrahl um. Angespannt ballte die Schwarzhaarige die Faust zusammen. Eine Minute lang, die dem Trio wie etliche Stunden vorkamen, wehrte sich Sengo im Inneren des Pokéballs und kämpfte um seine Freiheit. Mit einem lauten Klicken erstarb das Zucken des Pokéballs. Zögernd hob Rika den rot-weißen Ball ihres neuen Pokémons vom Boden auf und betrachtete diesen einige Zeit. Ob sie mit diesem Sengo genauso Freundschaft schließen würde, wie mit Hundemon und ihren anderen Pokémon? Der Schattenhund stupste das Mädchen mit der kalten Schnauze an. Rika zuckte leicht zusammen, schlang aber dennoch die Arme um den Hals des Hundemons und schmiegte sich an das Pokémon. Dieses lenkte die Schnauze auf Rikas Schulter und blies ihr seinen warmen Atem in den Nacken. „Willkommen zurück.“, flüsterte das Mädchen erleichtert, dass ihr Team wieder komplett war – mit Hundemon. --- Wie fandet ihr den Kampf zwischen den Hundemon? Bitte um Meinung. Hilfe habe ich mir aus dem Buch 'Wolfsaga' geholt. Vielleicht kommt euch das Lied bekannt vor, ich musste es einfach verwenden, da ich dazu diese Idee bekommem habe: http://www.youtube.com/watch?v=j-kFSCS-egk Kapitel 42: Die Kraft des Wassers --------------------------------- Verzeiht die Verspätung. ^^" Durch das zwischengeschobene Kapitel hab ich mir mehr Zeit dafür genommen und außerdem hatte ich so einige Probleme mit dem 43. Kapitel, das auch bald folgen wird. Desweiteren wundert nich über die unkorrekten Kapitelzahlen, werd sie noch ändern! 42. Kapitel Die Kraft des Wassers Die Lichter einiger Häuser durchdrangen den lichten Wald der Bäume. Es dauerte bis zur Abenddämmerung noch einige Zeit. Die Gebäude standen in verschiedenster Weise, einige waren ebenerdig gebaut, andere waren auf Hügeln angebaut. Neben dieser stillen Idylle war ein großer See, der von einem Nebelschleier umgeben war. Die Luft war klar und erfrischend kühl. Dieses riesenhafte Areal war das Hotelgelände und der Schauplatz eines großen Wettbewerbs, der bald hier, an diesem Ort, stattfinden würde. Der berühmt berüchtigte Mikuri Wettbewerb, der in allen Medien lobpreist wurde. Hikari saß auf dem Balkon des Pokémon Centers und betrachtete den Himmel. Vögel zogen vorbei, oder ließen sich am Ufer des Sees nieder um zu rasten. Das Mädchen seufzte schwer. Ihr Herz fühlte sich trüb an, so unsagbar schwer und leer. Ob sie tatsächlich an diesem Wettbewerb teilnehmen sollte? Sie hatte bereits vier Bänder gesammelt. Ihr fehlte nur noch eines um ihren Traum am großen Festival teilzunehmen, wahr werden zu lassen. Doch sie fühlte sich einfach nicht bereit dafür. „Pli-Pliprin!“, riss ihr Gefährte, das pinguinartige Pokémon aus ihren Gedanken. Hikari lächelte leicht. „Pliprin? Ist es eine gute Idee an dem Wettbewerb teilzunehmen?“, wollte die Blauhaarige verunsichert wissen. Pliprin schaute seine Trainerin stumm an und nickte schließlich. „I-Ich weiß nicht…“, erwiderte das Mädchen. Wütend über Hikari blies Pliprin ihr einige sanfte Wasserblasen ins Gesicht, die an ihrem Gesicht zersprangen und die Haut mit Feuchtigkeit benetzte. Hikari sah Pliprin erschrocken an, dass seiner Trainerin immer noch eines finsteren Blickes würdigte. Lächelnd strich die Blauhaarige ihrem Pokémon über den Kopf. Sie war Pliprin dankbar, dass das Pokémon sie von Entscheidungen abhielt, die ihr nicht gut taten. Es war schon immer ihr Traum gewesen Mikuri, dem Champion der Hoenn-Liga und dem weltbesten Koordinator, gegenüberzustehen. Und dieser Wettbewerb ermöglichte ihr, ihrem Idol zu treffen! „Hikari?“, sprach eine männliche Stimme das Mädchen an. Hikari neigte ihren Kopf um. „Was ist, Satoshi?“ Ihre blauen Augen blickten den Jungen an. „Hast du nicht Lust zu trainieren für den Wettbewerb?“, fragte der Schwarzhaarige. Hikari schwieg, aber als Pliprin sie anstupste, nickte das Pokémon ihr aufmunternd zu. „Okay!“, erwiderte sie, dank ihrem Pokémon gestärkt. „Abwehren mit Ultraschall, Bamelim!“, befahl Satoshi energisch. Der Meereswiesel wandte Schlapor den Rücken zu und ließ die Schweife rotieren. Eine silbrige Windklinge löste sich, die den Eisstrahl spaltete und umlenkte. „Gut gemacht, und jetzt Aquaknarre!“ Bamelin spie einen kraftvollen Wasserstrahl auf Schlapor. „Spukball!“, konterte Hikari. Schlapor hielt die Pfoten zum Himmel empor und ein dunkler Schattenball formte sich darin, der die Aquaknarre gekonnt abhielt. Satoshi war jedoch nicht bereit leichtfertig die Hoffnung auf einen Sieg aufzugeben. „Wasserdüse, schnell!“ Umspielt von Wasser raste Bamelin auf Hikaris Pokémon und schleuderte Schlapor an auf den harten Boden. Ohnmächtig blieb der Hase liegen. Satoshi lobte Bamelin und trat nun zu Hikari herein, die etwas enttäuscht den Kopf hingen ließ. „Du bist nicht ganz bei der Sache, Hikari. Was ist los?“ Die Blauhaarige wich seinem Blick aus. Sie konnte ihm nicht sagen, welcher Grund für ihre Unkonzentration war. Es war Shinji, der in ihren Gedanken umher spukte. Nachdem sie im Streit getrennte Wege gegangen waren, dachte Hikari unentwegt an ihn. „Vergiss ihn.“, hörte die junge Koordinatorin Takeshi sagen. Aber wie sollte es gehen? Wie konnte man die Person einfach vergessen, die man gerne hat, nein, liebt?! „Sagst du so einfach…“, flüsterte Hikari kaum hörbar. Takeshi lächelte leicht. „Du wolltest mal auf andere Gedanken kommen. Wie wäre es, wenn wir zum See gehen?“, schlug der Braunhaarige vor. Satoshi lachte. „Gute Idee, Takeshi.“, erwiderte der Junge. Hikari folgte ihnen zögernd zum See, gefolgt von Pliprin. Der See war von einem Nebelschleier umgeben, der so dicht war, dass man kaum etwas sehen konnte. Die Trainer wagten sich näher an das Ufer heran. Ein sonderbarer Klang erfüllte die Luft. Satoshi hielt inne und lauschte dem friedlichen Gesang. „Hört ihr das?“ Die Blauhaarige nickte ihm zu, „Was ist das?“, flüsterte Hikari. Ihr Blick war auf einen wagen Schatten gerichtet. Der Nebel offenbarte die Gestalt. „Ein Milotic!“, erwiderte Takeshi. Hikari sah dieses edle Pokémon fasziniert an. Während das Pokémon sang, wirkte es friedlich und unsagbar schön. Als ihre Blicke dann schließlich auf eine dunkle Gestalt auf einem Felsen fiel, wurde Hikari nervös. Dort, auf dem Felsen, saß Mikuri! Ihr größtes Idol, der Superstar Hoenns und Shinous! „Das… Das kann nicht wahr sein!“, sagte die Blauhaarige lauter als sie eigentlich beabsichtigte. Satoshi und Takeshi blickten ihre Freundin irritiert an. „Was ist los, Hikari?“ Der Mann, dessen Blicke zuvor über die Landschaft streiften, neigte seinen Kopf zu dem Trio. „Oh hallo.“, begrüßte Mikuri sie, während der Nebel sich vollends lichtete und Milotics Stimme verklang. Hikari vergaß all ihren Kummer und begann zu schwärmen. „Mi-Mikuri?“, kam es stotternd aus ihrem Mund. Der türkishaarige Mann lächelte sanft. „Champion der Hoenn-Liga, Top-Koordinator – was auch immer.“, antwortete Mikuri. Hikari war sprachlos, sie konnte einfach kein weiteres Wort herausbringen. „Ich hoffe, wir stören dich nicht.“, entschuldigte sich Takeshi höflich. Mikuri lächelte bloß und schüttelte den Kopf. „Keinesfalls. Wir freuen uns über Gesellschaft.“, er streichelte über Milotics Kopf. Dieses schien glücklich und völlig entspannt zu sein. „Seit wir in Shinou angekommen sind, könnten wir wenigstens einen Tag uns entspannen.“ Mikuri seufzte. „Es ist nicht einfach berühmt zu sein.“ Mit diesen Worten sprang er von seinem Felsen herab. Milotic legte ihren Körper um den schlanken Mann. Dieser lächelte zärtlich und schmiegte sein Gesicht an sein Pokémon. „Das Wichtigste für Mensch und Pokémon ist das Vertrauen zueinander. Außerdem…“, er schaute Hikari eine Weile an, die seinem Blick auswich. „…ist der Trainer derjenige, der seinem Pokémon Zuversicht schenkt.“ Sie wusste, was er ihr damit sagen wollte und es stimmte! Seit dem sich die Gedanken an Shinji in ihren Gedanken festgesetzt hatte, so vermochte keine Performance mehr zu gelingen. Das Vertrauen ihrer Pokémon schmolz dahin. Und wer war Schuld?! Shinji! Er hatte ihr gesamtes Leben auf den Kopf gestellt, aber seitdem dem Eklat ihres letzten Treffens verspürte Hikari nur noch zwiespältige Gefühle. Zum einem verspürte sie Hass, zum Anderen Trauer und wiederum sagte ihr Herz, das sie sich nach ihm sehnte. Mikuri lächelte weiterhin, wandte sich dann aber ab um zu Gehen. „Warte, Mikuri!“, hielt Satoshi den Trainer auf, der den Jungen verblüfft musterte. „Hikari ist eine Koordinatorin und wird an deinem Wettbewerb teilnehmen.“ Hikari schaute ihn erschrocken an. „So ist das? Das würde ich gerne eine Kostprobe deiner Techniken sehen.“, bat Mikuri freundlich. Überrascht und gleichzeitig verunsichert wusste Hikari nicht so Recht, was sie davon halten sollte. Satoshi hatte doch selbst erlebt, wie unkonzentriert sie gewesen war bei ihrem Trainingskampf. Erst als Satoshi sie leicht berührte, schreckte Hikari aus ihren Gedanken hoch. „Was hältst du davon, wenn du gegen mich kämpfst, Hikari?“, wollte der Junge wissen. Die Angesprochene senkte den Blick. „Ich weiß nicht…“ Pliprin öffnete neben ihr den Schnabel und blies ihr ein weiteres Mal an diesem Tag sanfte Wasserblasen ins Gesicht. „Pli-Pliprin Pli!“, fuhr das Pokémonn sie schroff an. Hikari sah Pliprin einige Zeit an, dann nickte sie. „Okay. Ich nehme deine Herausforderung an!“, erwiderte Hikari. Satoshi nickte ihr zu. „Das Zeitlimit ist fünf Minuten, so wie beim Wettbewerb.“ Hikari stimmte zu. „Dann gehen wir auf diese Lichtung.“, schlug Mikuri vor und führte sie auf einen geeigneten Platz für einen Kampf. Satoshi holte einen Pokéball hervor und warf diesen in die Luft. „Bamelin, auf geht’s!“, sagte dieser. Aus dem Lichtschein des Balles materialisierte sich der orangefarbene Meereswiesel. „Pliprin, alles klar?“, fragte Hikari. Ihr Pokémon nickte. „Pliprin!“ Takeshi und Mikuri wohnten dem Kampf in einiger Entfernung bei. Der Top-Koordinator schaute aufmerksam zu und musterte Hikari. „Pliprin, leg los mit Blubbstrahl!“, befahl das Mädchen. Das Pokémon rannte auf Bamelin los und ein Strahl von wunderschön funkelnden Wasserblasen fegten auf Bamelin los. „Abwehren mit Ultraschall!“ Bamelin sprang ein Stück in die Höhe, seine Schweife lösten abermals eine silberne Windklinge auf den Blubbstrahl, der bei der Berührung kollidierte. „Und jetzt Aquaknarre!“ Das Meereswiesel spuckte einen kraftvollen Wasserstrahl auf Pliprin, das seinen schlanken Körper anspannte. Der schimmernde Strahl glitzerte im Sonnenlicht wunderschön. „Metallklaue, schnell!“, konterte Hikari. Pliprin überkreuzte seine Flossen, die aufglühten und mit unglaublicher Leichtigkeit die Aquaknarre zerteilten. Pliprin wurde in einen Regen aus feinen Wassertropfen gehüllt. „Pli Pliprin!“, sagte das Pokémon selbstbewusst. Mikuri war fasziniert über die Unerschrockenheit des Pokémons. Wann hatte er solch ein motiviertes Pokémon beim Kämpfen können? Satoshi rieb sich unter der Nase und rief dann bestimmend: „Bamelin, Wasserdüse!“, Wasser schmiegte sich an Bamelins Körper, welches das Pokémon völlig einschloss. Das Meereswiesel raste im Blickwinkel der Sonne auf Pliprins Angesicht zu. Mikuri sah dieser Vorführung mit ungewohnter Leidenschaft zu. „Bamelin ist wirklich gut!“ Takeshi nickte. „Hikari war vor Satoshi Bamelins Trainerin.“ Hikari dachte kurz nach, dann neigte sie den Blick auf Pliprin. „Los, Whirlpool!“ Das Wasser-Pokémon erschuf über seinem Kopf einen reißenden Wirbel aus geballter Kraft des Wassers und schleuderte diesen Bamelin entgegen. Der Meereswiesel kämpfte dagegen an, wurde jedoch abgelenkt und zu Boden geschleudert. Wassertropfen rieselten auf beide Pokémon herab und warfen sie in ein schimmerndes Licht, das von der Sonne gebrochen wurde. „Gut gemacht, Hikari.“, lobte Satoshi. „Du bist konzentrierter als bei unserem vorherigen Kampf.“ Hikari lächelte, froh über das Lob. Doch es war zu früh um Lobeshymnen zu sprechen. „Du bist auch nicht schlecht.“ Mikuri unterbrach den Kampf der jungen Trainer mit einem begeisterten Applaus. „Wundervolle Vorführung. Sehr gut.“, sprach der Türkishaarige feierlich. Er trat an Hikari und Satoshi heran. „Du hast Bamelin sehr gut aufgezogen, Hikari.“, er wandte sich an Satoshi. „Ich nehme an, du wirst ebenfalls am Mikuri Wettbewerb teilnehmen, mit Bamerlin?“, fragte der erfahrene Koordinator. „Was hältst du davon, Bamelin?“ Das Pokémon nickte seinem Trainer zu. „Bamelin!“ Mikuri sah Hikari an. „Hikari, deine Vorführung war schön, aber du konzentrierst dich zu sehr auf Pliprins Attacken an sich. Denke mehr über die Natur Pliprins nach.“ Mikuri erhob sich. „Ich werde euch zeigen, was ich damit meine!“ Hikari schaute Mikuri irritiert an. „Du zeigst uns eine Performance von dir?“, fragte das Mädchen ungläubig. Der Angesprochene nickte. „Sicher. Als Dankeschön für eine wundervolle Zeit.“ Mit diesen Worten trat Mikuri ans Ufer des Sees, verneigte sich vor seinem Publikum. Milotic durchstieß mit dem Kopf die Oberfläche des Wassers. „Lass uns beginnen mit Bodyguard!“ Das schlangenartige Pokémon tauchte wieder ab. Sein Körper glitt leise durch das Wasser und erhob sich der Kopf von der Wasseroberfläche. Milotic begann mit sanfter Stimme zu singen und der See wurde abermals in einen grünlichen Nebelschleier gehüllt. Leichte Wellen gingen von Milotics Körper aus, wirkten so friedlich und atemberaubend. „Wunderschön.“, flüsterte Hikari fasziniert. Satoshi und Takeshi waren es ebenfalls. Mikuri begleitete die Performance mit schwungvollen und eleganten Bewegungen. „Wasserring!“ Wie durch eine unsichtbare Macht erhob sich Milotics Körper aus dem Wasser, krümmte sich leicht, ehe das Pokémon kraftvoll in die Höhe sprang. Regenbogenfarbenes Licht umtanzte Milotic. Die Gestalt des Pokémons wurde in hunderte von Wassertropfen gehüllt, die im goldenen Licht der Sonne silbrig funkelten. Die Ringe legten sich um Milotics leuchteten Körper und schmiegten sich sanft ab das Pokémon. „Drachenpuls!“ Das Wasser wurde in alle Richtungen hinweg gesprengt und rieselten herab. „Beenden wir es mit Windhose!“ Milotic begann sich um ihre eigene Achse zu drehen und sog regelrecht das Wasser an sich, sodass sich dieses kraftvoll um den Körper des Pokémons legte. Ein machtvoller Wassertornado erhob sich und die heftigen Windstöße, die dadurch entstanden war, fegten die Blätter der Bäume von den Ästen und Zweigen. Dann kehrte die unglaubliche Schönheit des Wassers in seine ursprüngliche Form zurück. Milotic schwebte noch immer anmutig über dem Wasser. Takeshi begann lobend zu klatschen. „Wunderbare Performance, Mikuri.“ Dieser lächelte. „Es wird Zeit für mich zu gehen.“, er sprang auf den kleinen Felsen. „Wir sehen uns beim Wettbewerb.“ Mit einem kraftvollen Sprung landete der würdevolle Mann auf dem Rücken seines Milotics und brauste davon. Zurück im Pokémon Center kümmerte sich Hikari liebevoll um ihre Pokémon. Es war bereits Abend gewesen. Es war nicht mehr lange, bis der Wettberb begann und somit eine unruhige Zeit für die Trainer anbrach. Für Hikari jedoch stand fest: sie würde ihr Bestes geben. Mikuris Worte und seine Vorführung hatten ihr Mut und Kraft gegeben. Auch Satoshi und Takeshi waren bei ihr. „Hikari, nimmst du dir die Worte von Mikuri zu Herzen?“, fragte Takeshi, während sie von der Pflege ihrer Pokémon aufblickte. „Natürlich. Er hat ja Recht. Ich kümmere mich viel zu sehr darum, wie meine Pokémon aussehen.“ Das Mädchen senkte den Blick und konzentrierte sich darauf das Fell Keifels angemessen zu bürsten. Doch ihre Gedanken waren woanders, ganz woanders. Satoshi blickte Hikari forschend an, dann aber wurde seine Aufmerksamkeit auf die Eingangshalle gezogen. Es traten drei Trainer ein – zwei Mädchen und ein grünhaariger Junge. Sein Gesicht hellte sich auf. „Na sieh mal einer an.“, sagte er erfreut. Hikari und Takeshi folgten überrascht seinem Blick. Zur Tür des Pokémons Center trat Shuu ein, an seiner Seite waren Haruka und ein Mädchen, das keiner von Satoshis Sippe kannte. „Haruka und Shuu! Was für ein Zufall!“ Kapitel 43: Zusammenkunft ------------------------- Und nun das nächste Kapitel! Viel Spaß damit. 43. Kapitel Zusammenkunft Harukas Blick wirbelte umher als sie eine bekannte Stimme vernahm. Als ihre Augen den vertrauten Freund sahen, lächelte sie fröhlich. Lange Zeit war sie mit ihm gereist und der Abschied war ihr schwer gefallen. Doch von ihrer Entscheidung nach Johto zu gehen, konnte niemand sie abbringen. Und nun war sie selbst hier, in Shinou, um am diesjährigen Festival des Landes teilzunehmen – zusammen mit Shuu. Jetzt war die Freude größer als die Erinnerungen, die in ihrem Kopf umher schwirrten. „Schau mal, wer da ist, Shuu!“, sagte Haruka. Der Grünhaarige erblickte nun ebenfalls die alten Freunde seiner Liebsten. Ihm bedeuteten Harukas Freunde nicht viel. Sie hatten sich damals oft bei Wettbewerben getroffen und Shuu hatte nie eine wirkliche Freundschaft mit ihnen geschlossen. Harukas Blick streifte kurz die Schwarzhaarige. Rika neigte den Kopf zu ihren Gefährten und nickte ihr bloß zu. „Geht nur. Ich habe noch ein paar Dinge zu erledigen. Wir sehen uns später.“ Mit diesen Worten trat Rika an den Tresen des Pokémon Centers und ließ Haruka und Shuu alleine. Zögernd gingen sie auf Satoshi, Takeshi und Hikari zu, die ihnen bereits entgegen kamen. „Haruka! Schön dich zu sehen.“, begrüßte Satoshi seine Freundin und einstige Wegbegleiterin. Shuu nickte ihm schweigsam zu. „Lange nicht gesehen, Shuu.“, sagte der zukünftige Pokémonzüchter. Shuu strich sich durch seine Haare. „Seit unserem Aufbruch nach Johto, nicht wahr?“, erwiderte der Grünhaarige, mit einem Hauch seines arroganten Tonfalls in der Stimme. „Satoshi hat viel von dem Festival erzählt. Übrigens herzlichen Glückwunsch ihr Beiden. Ich hätte nicht gedacht, dass ihr euch mal findet.“, antwortete Takeshi. Ein zarter Rotschimmer zierte daraufhin Harukas Gesicht. Es dauerte wahrhaftig lange bis aus ihrer Rivalität mit Shuu sich etwas Besonderes entwickelt hatte. Vielleicht war dies der Grund für die Besonderheit ihrer Beziehung? Satoshi blickte sich um. „Wer war das Mädchen, das gerade eben noch bei euch war?“, fragte der Junge interessiert. „Du meinst Rika? Wir haben sie bei einem Turnier in Ewigenau kennen gelernt.“, erzählte die Braunhaarige. „Sie nimmt an der Pokémon-Liga teil.“ Satoshi zuckte leicht zusammen. Dann war sie also indirekt eine Rivalin für ihn, neben Shinji, der ebenso an der Liga teilnahm. Shuu schaute die Braunhaarige seitlich an. „Sie ist eine ausgezeichnete Trainerin.“, fügte er hinzu. Der Schwarzhaarige grinste süffisant. „Dann werde ich mal schauen, wie gut sie in Wirklichkeit ist.“, meinte Satoshi, schon im Siegesgefühl schwelgend. Haruka gähnte. „Davon rate ich dir ab. Rika mag keine Spielchen und schon gar nicht im Moment.“, antwortete das Mädchen erschöpft und müde. Takeshi schaute Shuu und Haruka an. „Ihr seht müde aus. Was ist passiert? Hattet ihr Probleme?“ Haruka zuckte bloß mit den Schultern. „Wie man’s nimmt.“, erwiderte das Mädchen und schaute Shuu von der Seite an. „Die Pokémon auf Route 214 waren sehr unruhig und haben uns Probleme bereitet.“ Takeshi verzog sorgenvoll das Gesicht. „Die Pokémon? Ist euch etwas Ernsthaftes passiert?“, fragte der Junge, aber Shuu und Haruka schüttelten schweigend mit dem Kopf. Auch wenn sie in den Nächten kaum Schlaf gefunden hatten, so hatten sie keinen ernsten Schaden genommen. Sie waren sichtlich froh darüber, dass die Pokémon ihnen nicht getan hatten. „Zuerst haben Damhirplex uns nicht in ihrem Gebiet geduldet und heute Nacht war es ein Rudel Hunduster.“, erzählte Haruka, während sie immer noch Shuu besorgte Blicke zuwarf. Stumm musterte Hikari Shuu und Haruka. Sie hatten viel gehört von dem Pärchen, das zum ersten Mal den Bänder Cup gemeinsam gewonnen hatten. Nicht nur von Satoshi und Takeshi, sondern auch durch Medien. Ob sie wirklich so gute Koordinatoren waren, wie die Gerüchte zu sagen schienen? Im Moment wirkten Haruka und Shuu erschöpft und müde von der Reise. Während Hikari sie schweigend ansah, redete Satoshi wie besessen auf Haruka und Shuu ein als ob er nicht bemerkte, dass sie viel zu müde waren um noch zu hören zu können. So räusperte sich das Mädchen und hob ihre zierliche Stimme gegen die von Satoshi an: „Ihr wollt euch sicherlich erstmal ausruhen.“, meinte Hikari und warf Satoshi einen mahnenden Blick zu. Takeshi nickte zustimmend, doch ehe sie ihr Gespräch fortsetzen konnte, kam Rika mit anmutigen und schwungvollen Schritten zu den Freunden hinzu. Satoshi beäugte Rika abschätzig. Die Schwarzhaarige erwiderte diesen Blick mit einem kühlen und funkelnden Ausdruck in den Augen. Satoshi wandte eingeschüchtert den Kopf ab. Ebenfalls sah Takeshi Rika von der Seite an. Er schluckte hart und legte seine Hand auf die Brust. Das Blut schoss ihm in den Kopf und dies konnte der Junge nicht verhindern. Doch Rika nahm ihn nicht wahr. Sie ignorierte Takeshi leichtfertig als er ob Luft wäre. Shuu grinste. Rika war Fremden gegenüber immer sehr distanziert, gar misstrauisch. „Wo warst du, Rika?“, wollte der Grünhaarige wissen, damit das Grinsen aus dem Gesicht wich. Das Mädchen neigte ihm den Blick zu und hob zwei Schlüssel hoch. Shuu streckte selbsttätig die Hand aus als Rika einen von den Schlüsseln in seine Handfläche fallen ließ. „Habe euch einen Schlüssel besorgt.“, erwiderte Rika bloß. Shuu schloss seine Hand um das kühle Metall und blickte nachdenklich auf den Schlüssel. Rika wollte nicht die Zweisamkeit zwischen ihnen stehlen und diese Tatsache war dem Jungen bewusst. Er nickte dankbar. „Danke.“ Rika lächelte leicht, wandte ihnen den Rücken zu und wollte mit ebenso schnellen Schritten gehen, wie sie gekommen war. „Was ist mit dir?“, erklang Harukas Stimme, wodurch Rika inne hielt und auflachte. „Macht euch um mich keine Sorgen.“ Haruka hatte keine Zeit gehabt Rika am Gehen zu hindern, doch das Mädchen war schneller als Haruka hätte reagieren können. „Nun? Ihr wollt euch sicherlich ausruhen.“, meinte Takeshi. „Ihr habt einen langen Tag gehabt.“ Shuus Mundwinkel verzogen sich zu einem leichten Schmunzeln. Es war eher ein schwieriger Tag! Während er Haruka seitlich anblickte und dabei entging ihm nicht, dass seine Freundin sehr erschöpft war, antwortete der Junge: „Ja, so könnte man es bezeichnen.“ Es war ein heiterer nächster Morgen. Von der abendlichen Müdigkeit war alles verflogen, dennoch genoss Haruka die körperliche Nähe von Shuu sehr. Dieser hatte schützend seine Arme um seine Liebste gelegt und eng an seinen Körper geschmiegt. Eine wohlige Wärme umgab sie. Jene Wärme trotzte selbst vor den kühlen Herbsttagen. Verträumt schloss Haruka die Augen. Gedankenverloren zog sie Kreise auf dem nackten Bauch und seufzte zufrieden. Als sich Shuu nicht regte, hob Haruka den Kopf. „Schläfst du?“, fragte sie sanft, aber Shuu antwortete nicht. Nachdem Haruka ihren Freund einige Zeit lächelnd ansah, legte sie den Kopf nieder und schloss abermals die Augen. Shuu öffnete gemächlich die Lider über den smaragdfarbenen Augen. Sie hatten einen besonderen Zauber, den Haruka so sehr liebte. Niemals wollte das Mädchen das dieser Moment endete. Sanft küsste Shuu auf ihr braunes Haar. „Jetzt nicht mehr.“, kam es süffisant von ihm, aber er zog Haruka noch dichter an sich. Haruka schlug schlagartig die Augen auf und schaute in sein Gesicht. Ein Grinsen umspielte seine Lippen. „Warum sieht es immer so aus als hätte hier ein Sturm getobt, wenn wir alleine sind?“, fragte er neckisch, dabei betonte der Junge sehr deutlich das Phanomän, das sie sich ihrer Liebe wieder alleine hingeben konnten. Haruka wich beleidigt seinem spöttischen Blick aus und setzte sich mit verschränkten Armen auf. „Du bist so... so…“, das Mädchen suchte ein passendes Wort, doch vergebens. Sein Grinsen wurde noch breiter. „…so ein Idiot?“, beendete Shuu den Satz. Haruka neigte den Kopf wieder in seine Richtung und schaute ihren Liebsten finster an. Dieser stützte seinen Arm auf die Matratze und legte das Kinn in die Handfläche. Seine wachsamen Blicke ließen Haruka keine Sekunde aus den Augen. Haruka öffnete den Mund, ihre Augen fielen auf seinen entblößten Oberkörper und brachte das Mädchen völlig aus der Fassung. Sie schloss den Mund wieder und wandte errötet den Kopf weg. „Da-Das musst du-du wieder gu-gut machen.“, brachte das Mädchen stotternd heraus. Shuu setzte sich nun ebenfalls auf. Sein Grinsen war verschwunden und blickte Haruka nun ernst an. Bevor diese auch nur reagieren konnte, packte Shuu ihre Handgelenke und drückte sie zurück in die Matratze. „Shuu!“, kam es erschrocken von dem Mädchen, aber diese drängte bloß seinen Körper eng an Haruka. Seine Fingerspitzen fuhren über ihren Bauch, während sich ihre Lippen zu einem leidenschaftlichen Kuss vereinten. Zunächst versteifte sich Haruka, doch eher vor Schreck als vor Abneigung. Dann genoss auch die Braunhaarige seine bestimmende, aber zärtliche Berührung, indem sie ihre Augen schloss und sich vom Strom der Gefühle mitreißen ließ. Als sich die Lippen voneinander lösten, schaute Shuu in ihre saphirblauen Augen, die ihn erzürnt anfunkelten. „Ist das eine Entschuldigung genug?“, hauchte Shuu zart, sodass Haruka seinen Atem auf dem Gesicht spürte. Das Mädchen grinste schwach. „Nein.“, erwiderte sie gespielt wütend, nahm dann aber sein Gesicht zwischen ihre Hände, zog ihn an sich und versiegelte seine Lippen. Shuu ließ sich nicht lange bitten und vergalt den Kuss mit seiner tiefen Zuneigung. Shuu löste sich von ihren Lippen, die dem Geschmack von Erdbeeren gleich kamen. Er legte sich neben sie, mit dem Ellenbogen auf die Matratze gestützt und den Kopf auf der Hand ruhend. „Wofür hab ich das verdient?“, fragte der Junge und strich dem Mädchen eine Strähne aus dem Gesicht. Haruka kuschelte sich an seine Brust, schloss halb die Augen und erfreute sich an die Wärme seines Körpers schweigend. Shuus Blick wanderte derzeit zum kleinen Wecker, der neben ihnen auf dem Nachtisch stand. Ein leises Stöhnen entrann seiner Kehle – es war Zeit aufzustehen. „Haruka?“, seine Stimme war sanft, vermochte aber, dass Haruka schlagartig den Blick ihm zuwandte. „Wir müssen aufstehen.“ Nun klagte auch Haruka mit einem genervten Stöhnen und ließ den Kopf wieder auf Shuus Brust sinken. Sie schaute ihm in die schönen Augen. „Müssen wir wirklich?“, kam es von ihr. Shuu nickte kaum merklich. „Leider.“ Haruka setzte sich auf und fuhr sich benommen durch das zersauste Haar. „Geh schon Mal, du brauchst immer so lange.“, sagte Shuu und fing sich einen anklagenden Blick Harukas ein. „Vielen Dank, ich kann nichts dafür, dass ich eine Frau bin.“ „Und eine Wunderschöne noch dazu.“, ergänzte Shuu sarkastisch, nur abwartend, wie Haruka darauf reagierte. Diese beugte sich herunter, hob sein Shirt und seine Hose vom Boden und schmiss diese ihm ins Gesicht. „Du kommst jetzt mal schön mit!“, keifte das Mädchen. Diese wartete bis Shuu sich aus dem Bett bewegte. „Los! Aufstehen!“, triezte sie ihn. „Ich komm ja schon.“, brummte der Junge mit einem Grinsen, gehorchte aber dann letztendlich. Ungern wollte er sich am frühen Morgen mit Haruka anlegen, denn sonst war sie den gesamten Tag beleidigt. Als sich Haruka und Shuu ins Bad begaben, hob Psiana in ihrem Körbchen den Kopf und legte diesen auf den Rand. Nachtara lag außerhalb und hatte den Kopf auf die Seite der Lichtkatze gelegt. Er schlief noch. Shuu hielt inne und schaute auf Psiana herab. Er musterte das Pokémon unter dem verwirrten Blick seiner Freundin. Dann sah er Haruka ernst an. „Fällt dir nicht auf, dass Psiana in letzter Zeit etwas träge ist?“, wollte der Grünhaarige wissen. Haruka sah ihn giftig an. „Wage es nicht mein Pokémon zu beleidigen, denn sonst-“, warnte sie ihn, aber Shuu schüttelte bloß den Kopf. „Nein, im Ernst!“, schnitt er ihr grob das Wort ab. „Psiana ist rundlicher geworden, findest du nicht auch?“ Nun schaute Haruka irritiert zu Psiana herunter, die sie glückselig anblickte, dann wieder auf Shuu. Auf ihrem Gesicht lag ein Ausdruck von Entsetzen. „D-Du meinst…?“ Der Grünhaarige nickte. „Wenn du denkst, was ich denke, dann sag ich ja.“, kam es unvermittelt von ihm. Shuu ging schließlich ins Bad, so wie es das Mädchen ihm aufgetragen hatte. Haruka blickte ihm fassungslos nach. Konnte er sich etwa an den Gedanken gewöhnen, dass Psiana sehr wahrscheinlich von seinem Nachtara trächtig war? Nun aber hob auch Nachtara den Kopf, blinzelte verschlafen, dann richteten sich seine Augen auf Haruka. Auf seinem Gesicht huschte ein leichtes, fröhlich Grinsen. Die Schattenkatze wandte sich dann Psiana zu und leckte ihr fürsorglich über den Kopf. Die Braunhaarige beobachtete einen Moment die zärtliche Vertrautheit der beiden Pokémon, dann musste auch Haruka lächeln. Sie waren füreinander bestimmt, so wie es sie und Shuu es waren. Warum sollten sie nicht ihre Liebe leben können? Das Mädchen beugte sich lächelnd vor und strich Psiana über den Kopf. „Freut mich für euch Beiden.“, dann streichelte Haruka Nachtaras Kopf, das zufrieden maunzte. Schließlich betrat sie das Badezimmer. Hikari saß in der Eingangshalle. Alleine. Das Mädchen wirkte betrübt, ihre Gedanken waren weit weg von der Realität. Mit einem abweisenden Blick wandte sie ihren Kopf zum Fenster. Es war bezauberndes Wetter. Die Sonne schien und einige Trainer bereiteten sich auf den Wettbewerb vor. Doch die Blauhaarige verspürte nicht den Drang zu trainieren. Sie war furchtbar lustlos, auch wenn sie wusste, dass keine Vorbereitung auf den Wettbewerb fatal sein würde. Aber würde sie es überhaupt in die Endrunden schaffen? Ihre Konkurrenz war hart. Viel härter als sich Hikari zuerst erhofft hatte. Zu ihrem Leidwesen nahmen auch Haruka und Shuu an diesem Wettbewerb teil. Hatte sie dann noch Chancen das Band zu gewinnen? Schließlich raffte sich das Mädchen auf, trat aus dem Pokémon Center heraus und spürte die warmen Strahlen der Sonne auf ihrer Wange. Sie schritt langsam durch die belebten Straßen. Der Wettbewerb wurde bereits sehnlichst erwartet. Es war kein Wunder, immerhin wurde dieser von Superstar Mikuri veranstaltet. Er galt für jeden Koordinator als größtes Idol. Spielende Kinder rannten an Hikari vorbei. Der Luftzug streifte das Mädchen sanft. Gedankenverloren schaute sie hoch in den Himmel und beobachtete wie Luftballons höher trieben. Das Mädchen seufzte. Was brachte es Gedanken an ihn zu verlieren, wenn er sowieso doch nur ein blinder Idiot war, der nichts von Gefühlen verstand?! „Hallo Hikari.“, ertönte unerwartet eine weibliche Stimme hinter dem Mädchen, die beim Klang ihres Namens merklich zusammenzuckte. Hikari wirbelte herum und blickte in das Gesicht eines rothaarigen Mädchens. „No-Nozomi?“, kam es überrascht, dann fiel ihr Blick auf ihre Begleitung. Nun war ihre Überraschung größer als die Tatsache, das sie auf Nozomi getroffen war. „Kengo!“ Dieser lächelte und hob bloß eine Hand zur Begrüßung. „Hallo!“, sagte der Junge schüchtern. Hikari schaute verwirrt auf Nozomi und Kengo. „Was macht ihr hier?“ Kengo lachte. „Du scheinst sichtlich überrascht zu sein. Was der Grund ist? Hast du erwartet, dass deine Konkurrenz vielleicht schwächer ausfällt als du es dir erhofft hast?“, erwiderte der Braunhaarige grinsend. Hikari senkte den Kopf. „Nein.“, murmelte das Mädchen. „Natürlich nicht. Es ist schon schwer genug.“, sie hob wieder den Blick. „Haruka und Shuu aus Hoenn nehmen an diesem Wettbewerb teil.“ Nozomi lächelte vergnügt. „Dann wird es mal wieder ein spannender Wettbewerb werden.“, sagte die Rothaarige daraufhin. Hikari nickte kaum merklich. Sie war gar nicht richtig anwesend. Ihre Gedanken kreisten momentan zu sehr um klar im Kopf zu sein. Kengo räusperte sich. „Ich gehe ins Pokémon Center. Man sieht sich.“, schon war der Kindheitsfreund Hikaris auch schon verschwunden. Das Mädchen wusste, dass es wegen ihr war. Kengo hatte ihr vor längerer Zeit seine Gefühle gestanden und was tat sie? Sie hatte ihn abgelehnt, nur wegen ihm, in der Hoffnung, er würde bald seine wahren Gefühle für Hikari nicht mehr verbergen. Doch nun war ein tiefes Loch in der Brust, das von Tag zu Tag sich weiter in sie hinein fraß. Der Schmerz war unerträglich. Was hätte Hikari gegeben um ihn nur zu sehen? Aber ihr Stolz verbat es ihr ihn zu verzeihen. Nozomi schaute ihre Freundin schief an. „Was hast du? Du bist so bedrückt.“, meinte das Mädchen, die auf dem ersten Augenschein erkannte, dass es Hikari nicht sonderlich gut ging. Die Blauhaarige wandte sich hernach Nozomi zu. „Gehen wir ein Stück? Dann erkläre ich es dir.“, antwortete das Mädchen. Nozomi stimmte mit einem kurzen Nicken zu, harkte sich bei der Freundin ein und, während Hikari begann von Shinji und sich zu erzählen, schlenderten sie zusammen durch die Gassen. Nozomi hörte sich den Kummer der Freundin aufmerksam an. Hikaris Augen füllten sich leicht mit Tränen als sie schließlich von Shinjis übertriebener Eifersucht erzählte. War es überhaupt Eifersucht, die ihn dazu getrieben hatte? Schließlich gelangten Nozomi und Hikari am Pokémon Center wieder an. Dort hielten die Mädchen kurz inne. „Möchtest du meine Meinung hören?“, wollte Nozomi wissen. Hikari schaute das Mädchen zaghaft an und nickte zögernd. „Du solltest ihn vergessen. Immerhin hat er dir sehr wehgetan.“, Nozomis Augen wanderten umher, dabei musterte sie kurz jeden Menschen der an ihnen vorbei rauschte. Dann fügte sie in einem ernsten Ton hinzu: „Konzentrier dich auf den Wettbewerb. Lässt du zu, dass er dir diesen Wettbewerb zunichte macht und somit auch deine Zulassung für das große Festival aufs Spiel setzt?“ Hikari biss sich auf die Unterlippe. Wie stellte sich Nozomi dies vor? Sie konnte einfach nicht ihre Gefühle abschalten, wann es ihr beliebt. Dafür war die tief klaffende Wunde in ihrer Brust viel zu schmerzhaft um sie zu verdrängen. „Und wenn ich ihn nicht vergessen will?“, fragte Hikari mit erstickter Stimme. „Und nicht kann?“ Nozomi lächelte schwach. „Du wirst darüber hinweg kommen. Glaub mir.“ Hikari versuchte ebenfalls ein glaubwürdiges Lächeln sich auf die Lippen zu zwingen, doch es gelang ihr nicht. „Nun. Jetzt trainieren wir gemeinsam.“, meinte Nozomi selbstbewusst und in einem motivierenden Ton. Leicht zuckte die Blauhaarige zusammen. „Jetzt?!“ Nozomi bestätigte ihre Annahme mit einem zustimmenden Nicken. Hikari stöhnte daraufhin lautlos. Ein sanfter Windhauch ließ das schwarze, seidige Haar Rikas wehen. Auch wenn dieser kalt und unerbittlich war, so hatte das Mädchen fest die Augen geschlossen und genoss die Ruhe. Die Gewissheit sich ihrer einstigen Einsamkeit hinzugeben, schenkte Rika Zeit ihre Gedanken schweifen zu lassen. Ihre Erinnerungen klammerten sich an jene Ereignisse, die in jüngster Vergangenheit lagen. Erinnungen, die sie zu verdrängen versuchte. Jeden Kampf wollte das Mädchen ohne fremde Hilfe gewinnen - jedes Ziel alleine erreichen, aber sie vermochte es nicht zu schaffen. Dinge, mit denen sie in ihrer Vergangenheit hervorragend gelebt hatte, waren plötzlich so absurd. Niemanden offenbarte Rika ihre Sorgen, doch ihre neuen Freunde – Haruka und Shuu – hatten ihr etwas Wichtiges gelehrt: zu vertrauen. Schlagartig öffnete Rika die Augen auf. Sie blinzelte in das grelle Sonnenlicht und hielt sich die Hand vor die Augen. Diese Gedanken… Sie schienen Rika so fremd zu sein. Den Glauben an geliebten Menschen hatte die Schwarzhaarige beinahe verloren. Doch nun hatte sie wieder die Gewissheit vertrauen zu können. Hernach schweiften ihre Gedanken ab. Sie dachte über den Wettbewerb nach, an den einige Koordinatoren teilnehmen würden, so auch Haruka und Shuu. Dies veranlasste Rika über ihre eigenen Techniken des Kampfes nachzudenken. Wie Haruka oder Shuu ihre Kämpfe führten, war einfach faszinierend für das Mädchen. Dagegen war ihr Kampfstil nichts, denn sie ging in jedem von ihren bisherigen nach dem gleichen Schema, schnelles K.O.-Gehen ihres Gegners. Vielleicht sollte sie es wagen an diesem Wettbewerb teilzunehmen? Vielleicht würde es ihr helfen ihren eigenen Stil zu wandeln? Ein erschöpftes Seufzen entrann ihr und sie schlug wieder halb die Augen nieder. Unerwartet beugten sich rubinfarbene Augen über das Mädchen und starrten sie grinsend an. Erschrocken riss Rika die Augen weit auf und setzte sich rasch auf. Ihr Blick glitt nun auf einen Jungen, der in einem sanften Ton auflachte. Die Gesichtszüge Rikas entspannten sich. „Kenta!“, rief erfreut. „Du hast mich erschreckt.“ Ihre Stimme klang nun vorwurfsvoll, jedoch nicht anklagend. Dieser strich sich kurz durch seine Haare und lächelte zaghaft. „Ich wollte dich nicht erschrecken.“, beschwichtigte der Junge reumütig. Rika erhob sich. Sie grinste. „Was machst du hier?“, sie hielt kurz inne, dann fiel ihr wie von selbst der Grund ein. „Du willst beim Wettbewerb mitmachen?“ Kenta nickte zustimmend. „So ist es.“, erwiderte er knapp. „Und du? Was tust du hier?“ Die Schwarzhaarige ließ die Augen umher schweifen. Ihre Unentschlossenheit ließ sie einen Moment schweigen, denn sie hatte noch immer nicht entschieden, ob es eine weise Wahl war an dem Wettbewerb tatsächlich teilzunehmen. Immerhin war es für Rika eine vollkommene neue Erfahrung. Als das Mädchen ihre Augen auf Kenta wandte, blickte er seine Freundin fragend an. Sie wusste nicht, was sie erwidern sollte, geschweige denn, ob sie selbst die Antwort kannte. Schließlich atmete die Schwarzhaarige durch. „Ich spiele mit den Gedanken, ob ich bein Wettbewerb mitmache.“ Kenta schaute Rika verdutzt an, es passte nicht zu ihrer Art an einem Wettbewerb teilnehmen zu wollen. Dann aber wandelte sich sein Gesichtsausdruck in ein überzeugtes Lächeln. „Das wirst du schon hinkriegen, Rika!“ Diese erwiderte bloß ein Schmunzeln über Kentas Optimismus. War sie sich überhaupt sicher, ob sie teilnahm? „Kenta.“, sagte Rika zurechtweisend. „Ob ich am Wettbewerb teilnehme oder nicht, dass steht momentan noch gar nicht fest.“ Kenta seufzte. „Zu schade. Wäre sicherlich für dich sehr nützlich.“, meinte der Junge mit den lavelfarbenen Haaren. Rika gab ein leises, missbilligendes Brummen von sich. Kenta machte es ihr nur noch schwerer eine treffende Entscheidung zu fällen, warum drängte er sie zur Teilnahme? „Lass uns zurück zum Pokémon Center gehen.“, sagte Rika trocken, wandte sich ab um zu Gehen. Kenta grinste. „Okay, dann kann ich dich vielleicht überzeugen am Wettbewerb teilzunehmen.“ Streng warf das Mädchen dem Jungen einem finsteren Blick zu. „Versuch’s doch.“ „Psianas Trächtigkeit ist noch in einem frühen Stadium und verläuft ganz normal. Sorgen sind daher unangebracht.“, erklärte Schwester Joy, während sie das Ultraschallgerät abschaltete und Psiana den Bauch trocken rieb. All dies unter der wachsamen Augen Nachtaras. Erleichtert seufzte Haruka. Sie hatte befürchtet durch die späte Erkenntnis wäre diese Untersuchung zu spät um einen eventuellen Fehlverlauf festzustellen. Doch die Besorgnis löste sich soeben in Luft auf. Nun fühlte Haruka bloß, wie das Glück ihres Pokémons auf sie übergriff. Das Mädchen hätte Shuu um den Hals fallen können als ob sie diejenige wäre, die ein Kind erwarten würde. Doch Haruka behielt ihre Euphorie für sie und blickte stattdessen Shuu seitlich an. Sein Unbehagen fiel von herab, machte stattdessen einer Art Hochstimmung Platz. Er lächelte Haruka freudig an. „Wir sind sehr froh.“, antwortete der Junge, dabei blickte in die schönen Augen seiner Freundin, die Harukas Freude nicht vor ihm verbergen konnten. Schwester Joy erwiderte sein Lächeln. „Zu sehen, wie sich Trainer über den Nachwuchs ihrer Pokémon freuen, finde ich sehr schön.“, sie schaute zu Haruka. „Bei euch ist es etwas Anderes.“ Ein leichter Rotschimmer erschien auf Harukas Gesicht. Sie verstand die Andeutung. Ihr war bewusst, dass Nachtara und Psiana ein Symbol für ihre Beziehung mit Shuu waren. Shuu nickte der Krankenschwester anerkennend zu. Ob er auch so verstand, wie sie? Sein Gesichtsausdruck war ihr momentan ein Rätsel. „Nachtara, komm.“, sagte der Grünhaarige. Die Schattenkatze gehorchte und erhob sich. Haruka folgte ihm zögernd. Psiana ging ihr mit leisen Samtpfoten hinterher. „Die Anderen warten sicherlich bereits.“, meinte Shuu, ohne auf Harukas fragenden Blick zu achten. Mit schnellem Schritt ging er in die Eingangshalle. Dort, wie er erwartet hatte, warteten bereits Satoshi, Takeshi, Hikari und Nozomi. Rika und Kenta waren noch nicht eingetroffen, die jedoch soeben zur Tür herein traten. „Tut mir Leid. Wir mussten noch was erledigen.“ Mit diesen Worten streifte Rika kurz Kenta, der neben ihr stand und sie anlächelte. Shuu und Haruka begrüßten Kenta und wechselten wenige Worte mit diesem. „Du nimmst am Wettbewerb teil?“, stellte Haruka wissend fest. Kenta nickte bloß. „Ja.“, war seine Antwort. Interessiert musterte Hikari den Jungen an Rikas Seite, dessen Gesichtszüge eher feminin waren. Nun ergriff Nozomi das Wort: „Dann werden die nächsten Tage wohl turbulent.“, ihr Blick neigte sich zu Hikari, dessen Kopf zu Boden geneigt war. Dann schwankten ihre Augen wieder zu den anderen Teilnehmern des Wettbewerbs. Es war eine bedrückte Stimmung. Diejenigen, die soeben Freundschaft geschlossen hatten, mussten diese in den folgenden Wettkämpfen in den nächsten Tagen auf die Probe stellen. Shuu strich sich mit einer flinken Handbewegung durch die Haare. „Morgen wird ein anstrengender Tag. Gebt alle euer Bestes.“ „Denk nicht, ich werde es dir einfach machen, Shuu! Nur weil du glaubst, du könntest uns aufmuntern.“ Den Kopf zu seiner Freundin neigend, grinste der Angesprochene. „Dich werde ich sofort aus dem Wettbewerb schmeißen, Süße.“, seine Stimme klang gedämpft und verführend. Haruka sah ihn böse funkelnd an. „Shuu Takasagi! Pass auf, was du sagst, sonst mach ich dich zur Schnecke!“ Die Anwesenden verzogen grinsend das Gesicht, nur um zu verhindern laut zu lachen. Doch wenig später brach zuerst Satoshi, dann fielen auch die Übrigen in das Gelächter ein. Haruka verzog missbilligend die Lippen. „Vielen Dank auch, Shuu.“ „Hallo liebe Koordinatoren! Seid ihr ebenso gespannt, wie ich?“, rief Marilyns klare Stimme dem Publikum entgegen. „Diesmal aus der schönen Umgebung des Kühnsheitssees!“ Ein Jubelansturm kam der Moderatorin entgegen, während sie eine feierliche Rede zum Beginn des Wettbewerbs hielt. Dann hob sie ihren rechten Arm. „Nun begrüßen wir unseren Gast, der einst Arenaleiter, dann war er Champions Hoenns und nun kennen wir ihn als Top-Koordinator. Und ihr kennt alle seinen Namen?“ In diesem Moment begann das Wasser des Pools zu brodeln, bis es in einer Fontäne in die Luft schoss. Als sich das Wasser teilte, schwebte die wundersame Gestalt Milotics in der Luft, umgeben von einem Ring aus perlenartigen Tropfen. Mit sanfter Stimme schien es zu singen. Schließlich öffnete Milotic die Augen. Zwei Wellen, die wie von Geisterhand geleitet, prallten aufeinander. Milotic begann sich zu winden und schickte die Wasserringe auf die Wasserfronten. Diese wurden zu sanften Wirbelstürmen aus der geballten Kraft des Wassers. Hernach verschwand der Wirbel und gewährte dem Publikum den Blick auf die Gestalt des Wasserillusionskünstlers, der in würdevoller Verbeugung niedergekniet war. Nun wurde er in einem Ring aus Wasser gehüllt. „Er ist ein wahrhaftes Genie, ein Künstler! Mikuri!“, schrie Marilyn begeistert. Das Publikum jubelte als der junge Mann sich erhob, seinen Mantel von sich warf und den Zuschauern entgegen rief: „Hallo Shinou und einen herzlich guten Morgen!“ Gegen das Kreischen der weiblichen Fans war nicht gegen anzukommen. Sie waren kaum zu Bremsen. „Ich freue mich euch beim Mikuri Wettbewerb begrüßen zu dürfen und in diesem wunderschönen See der Kühnheit!“ Er ließ den Blick über die Zuschauer gleiten. Etwas, was ihm schon zur Gewohnheit geworden war. Doch es erfüllte ihn immer wieder mit Freude. „Steht alle auf und freut euch mit mir!“ Geballte Frontänen schossen gen Himmel, umgaben Mikuri vollständig, aber dies steigerte bloß die ungeheure Schönheit dieser Eröffnung. Neben den Superstar schwebte Milotic herab. Sein Körper hatte einen wundervollen Glanz. „Wer hat das Können einer der Besten zu werden?“, er deutete mit den Finger auf das Publikum. „Ich bin hier um es herauszufinden.“ Auf den Lippen lag ein herausforderndes Lächeln. Schließlich trat Marilyn neben ihn. „Vielen Dank für dieses besondere Jurymitglied! Und nun kommen wir zu unseren Juroren!“, ihre anmutigen Bewegungen glichen denen eines Tanzes. „Jemanden, den ihr alle kennt – Mister Contesta!“ Dieser lächelte. „Ich freue mich auf viele wundervolle Vorführungen der Koordinatoren!“ „Der Nächste, Vorsitzender des Pokémon Fanclubs, Mister Sukizo!“ „Einfach bemerkenswert!“, war sein Kommentar, während er auch den Zuschauern ein Lächeln schenkte. „Und nun unsere altbekannte Schwester Joy!“ Nun wandte sich Marilyn wieder dem Publikum zu. „Und jetzt möchte ich euch den Preis zeigen – das wunderbare Aqua-Band!“ Sie hob ein Band hoch, das eine wunderschöne, blaue Farbe hatte. „Und für dieses Band kämpfen in den nächsten Tagen einige junge Koordinatoren! Und wie ihr wisst, benötigt jeder von ihnen fünf Bänder um am großen Festival teilzunehmen!“ Jubelrufe schlugen Marilyn entgegen. „Okay, lasst uns sehen, was die Koordinatoren und ihre Pokémon können! Und hier unser erster heutige Kandidat… Shuu aus LaRousse City!“ Kapitel 44: Der Mikuri-Cup beginnt! ----------------------------------- Here I am! Ein neues Kapitel ist da. Hoffe es gefällt euch. Vielen, vielen Dank an Charizard. Sie hat mir mit einigen Vorführungen geholfen. *hätte nicht so gute Ideen gehabt* x_x 44. Kapitel Der Mikuri-Cup beginnt! Shuu trat mit anmutiger Würde auf die Bühne. Der weiße Umhang raschelte bei jedem Schritt und die eisenbeschlagenen Stiefel gaben einen klangvollen Ton von sich. Der Junge war in einem schwarzen Anzug gekleidet, die Nähte waren hingegen weiß. Unter den metallischen Platten an seinen Schultern wallte ein weißer Umhang hervor. Eine Rose war an Shuus Brust befestigt, die Haruka ihm gegeben hatte. Ein Glücksbringer. Auch wenn der schwarze Anzug, dem eines wunderbaren Prinzen gleich, Haruka zum Schmunzeln gebracht hatte, so betrachtete sie ihn nach kurzer Zeit mit Wohlwollen. Shuu nahm einen Pokéball zwischen Finger und hielt jenen flüchtig vor sich. „Glumanda, los!“ Mit einer eleganten Umdrehung warf Shuu den Pokéball vor sich. Jener Lichtstrahl, umgeben von blauen Sternen, formte ein reptilähnliches Wesen. Ehrfürchtig betrachtete Glumanda die tobende Ansammlung von Menschen. Nervosität griff nach dem Herzen der Feuerechse und doch war es erfüllt von Shuus Selbstbewusstsein. „Glumanda.“, seine Stimme holte das Echsenmädchen in die Gegenwart zurück. Diese spannte bereitwillig die Muskeln an. „Feuerwirbel.“ Flammen glimmten in Glumandas Rachen auf, die sich wenig später um ihren Körper legten, wie ein Strudel Wassers gleich. Unzähligemale waren sie die Durchführung durchgegangen und doch entschied sich die Feuerechse für diese schöne, aber auch wilde Art. „Und nun Schlitzer!“ Die scharfen Krallen spreizend und die Eckzähne zu einem schauerliches Grollen entblößte, fuhren jene sanft durch die wirbelnden Flammen. Loderner Glutregen fiel auf die Bühne herab und ließ das Echsenmädchen ungezügelt erscheinen. „Finale!“, rief Shuu, öffnete dabei die Arme. Sein Umhang flatterte. „Drachenwut!“ Glumanda formte einen hellblauen Energieball im Maul, schleuderte diesen mit geballter Kraft auf die Wasseroberfläche auf. Gischt stob auf und regnete auf die Zuschauer herab. Zum ersten Mal ihres schweren Lebens fühlte Glumanda wieder Spaß und das Gefühl etwas Wunderbares vollbracht zu haben. In den Reihen des Publikums herrschte eine schweigende Stille. Dann aber währte ein jubelnder Beifall an. Glumanda neigte den Kopf zu Shuu, der ihr aufmunternd zunickte. Dann legte die kühne Echsendame den Kopf in den Nacken und spie einen glühenden Flammenball in die Höhe. Es war eine geglückte Eröffnung! Dies spiegelte sich in der Bewertung der Jury wider: einundneunzig Punkte. Auf dem Gang begegnete Shuu Haruka, die ihn unruhig anblickte. Aber der Grünhaarige schaute sie nicht an, obwohl sie sich gegenüber standen. Zwischen ihnen war wieder die alte Rivalität zu spüren. Wortlos streckte Haruka ihre Hand aus und berührte zärtlich seine Wange. Seine Haut war weich und anschmiegsam, aber reflexartig zog die Braunhaarige die Hand wieder weg. Angst abgewiesen zu werden, legte sich um ihre Gedanken. Mit gesenktem Haupt ging Haruka rasch auf die Bühne um ihre Vorführung zu vollziehen. „Und hier kommt aus Blütenburg City Haruka!“, rief Marilyn, sobald Haruka ins Freie trat. Das Mädchen atmete nochmals tief durch, ehe sie aus den Schatten trat und sich den Zuschauern offenbarte. Der Stoff ihrer Kleidung schmiegte sich geradezu zärtlich an ihren zierlichen Körper. Dieser war aus reinster Seide gesponnen und seine liebliche Farbe ergänzte die rötliche Farbe ihres Oberteils. Der darunter liegende weiße Stoff bewahrte vor unliebsamen Blicken, da jener leicht durchscheinend war. Der rosafarbene Schleier war unter einem Goldreif befestigt. Ihre Augen schloss sie ein letztes Mal besinnend, ehe sie ihren Pokéball zückte und diesen in die Höhe warf. „Schillok! Stage on!“ In einer Flut aus Bläschen materialisierte sich der Körper der Schildkröte. Das Licht brach sich in den Blasen, die Schillok einhüllten, während dieses sich in der Luft wand und schließlich einen Handstand vollführte als dieses den Boden berührte. Haruka, die allen Kummer verdrängte, ließ sich durch das Gefühl, welches ihren Körper durchströmte, wenn sie auf der Bühne stand, mitreißen. Sie hob anmutig den Arm und rief mit fester Stimme: „Beginne mit Turbodreher!“ Schillok hüpfte behände in die Luft, zog sich zurück in seinen schützenden Panzer, der gleich darauf zu rotieren begann und über die seichte Oberfläche zu schießen. Das kühle Nass spritzte empor als Schillok auf das Wasser für einen kurzen Moment aufsetzte. Bevor Schillok in die Luft sich katapultierte, rief Haruka: „Nassschweif!“ Aus seinem Panzer erscheinend, wirbelte das Pokémon Wasser auf und verursachte einen wunderschönen Fächer, der sanfte Tropfen herumwarf und die gesamte Vorführung etwas Mystisches verlieh. „Und jetzt beende es!“ Schillok kam auf seine Trainerin zu, machte einen Überschlag und schlug den Schweif auf den Boden, sodass das Wasser zu jeder Seite spritzte. Die Braunhaarige legte die Handflächen aufeinander und verbeugte sich vor den Zuschauern, während Schillok auf seinen Schweif saß und mit einer schwachen Aquaknarre einen Regenbogen zauberte. Das Pokémon fühlte sich wohl im Licht der Bühne. Ebenso wie das Publikum war auch die Jury vollkommen zufrieden mit Harukas Performance, dennoch lag sie nur knapp hinter Shuu: achtundachtzig Punkte. Das Mädchen hätte ein besseres Ergebnis erwartet, aber sie ließ sich nicht unterkriegen. Es folgten einige Vorführungen, die Shuu als ‚mittelrangig’ einstufte und nicht gerade bedeutend für den Konkurrenzkampf in Frage kämen. Sie schnitten deutlich schlechter ab als Haruka und Shuu zuvor. Doch wie jedes Mal gab es Ausnahmen und diese sollte nun der nächste Teilnehmer sein: Kenta. Marilyn bewegte sich elegant über das Podium zwischen den verschiedenen Vorführungen und hielt dabei das Publikum stets bei Laune. „Und hier liebe Zuschauer ein begabter Koordinator aus Jubelstadt, Kenta!“ Selbstbewusst schritt der feminine Junge auf die Bühne, gekleidet in einem azurblauen Kimono, der an den Seiten mit einem geschwungenen Blumenmuster bestickt war. Ihm war bewusst, dass viele Augenpaare auf ihn gerichtet waren und diese folgten jede seiner Bewegungen, die er mit einer sonderbaren Abwägung tat. Der Fächer, den er in einer Hand trug, verdeckte sein Gesicht um sich nicht von dem Publikum ablenken zu lassen. Doch als er zwischen seinen Fingern einen Pokéball nahm, senkte er diese ab. Mit einer schwungvollen Bewegung warf er diesen in die Luft. „Absol, los!“ Aus dem Licht des Pokéballs formte sich die anmutige Schattenkatze. Das schneeweiße Fell glänzte wohl gepflegt. Nun streckte sich Absol in seinem schlanken Körper und stieß ein kämpferisches Brüllen aus. Kenta klappte den Fächer geräuschvoll zusammen und befahl gleich darauf: „Klingensturm!“ Die Schattenkatze spannte die Muskeln, warf den Kopf nach hinten, während die seitliche Klinge an der Stirn zu glühen begann. Scharfkantige Klingen schossen daraufhin auf die Oberfläche des Wassers, sodass eine gewaltige Wand aus dem kühlen Nass sich aufbaute. Obwohl diese drohte auf Kenta und sein Pokémon herabzustürzen, blieb Kenta ruhig und hob die Hand. Mit den Fingern schnippsend, öffnete Absol sein Maul. „Nun Eisstrahl, Absol!“ In seinem Rachen begann es zu leuchten, dann formte sich eine kleine, glasklare Kugel vor seiner Schnauze. In Sekunden war aus der kraftvollen Welle eine skurile Statur entstanden, die begierig über Kenta und Absol langte. „Und jetzt das Finale! Eisenschweif!“ Mit einem kräftigen Satz in die Luft schlug die Schattenkatze mit einer sonderbaren Härte den säbelartigen Schweif gegen das Eisgebilde, was einen klirrenden Klang abgab und schließlich in tausend funkelnde Teilchen sprang. Ein irritiertes Schweigen herrschte an, bloß ein bezauberndes Raunen ging durch das Publikum als dann sich der Applaus in die Luft legte und auch die Jury schien zufrieden zu sein, denn Kenta führte nun mit fünfundneunzig Punkten. Nozomi war die nächste Teilnehmerin nach Kentas atemberaubender Show. Ihre Anspannung verflog augenblicklich als sie mit Selbstvertrauen die Bühne betrat. Der dunkelrote Smoking raschelte als das Mädchen einen Pokéball zwischen den Fingern nahm und in geübter Weise auf den Boden warf. „Lumineon, los gehts!“ Zwischen einem Hagel aus glimmender Glut materialisierte sich die Gestalt eines wunderschönen, blaufarbenen Fisches, der sich um seine eigene Achse drehend, in das Wasser sprang. „Benutze deinen Silberhauch!“ Lumineon katapultierte sich wieder an die Luft und erschuf einen silberfarbenen Windstoß, der das Wasser zu teilen schien und schließlich prallte eine Welle eine Wand. Gischt stob zur Seite. „Und jetzt Bodyguard!“ Der anmutige Körper Lumineons wurde in einen grünlichen Glanz gehüllt, ehe es in die Tiefe hinab tauchte und das gesamte Wasser in derselben Farbe aufleuchtete. „Aquawelle!“ Die Augen des Pokémons erstrahlten. Eine mächtige Wassersäule stob in die Luft, während Lumineon hinauf sauste und in die Höhe sprang. Ein glänzender Schein umspielte den zierlichen Körper des Fisches. Dann tauchte es wieder ins Wasser ein und breitete seine flügelartigen Flossen aus. Nozomi hielt ebenfalls feierlich die Arme. Mikuri lobte, wie seine Vorgänger, diese wunderbare Vorführung. Stolz lächelte die Rothaarige, ehe sie von der Bühne ging. Satoshi betrat die Bühne. Schon lange war die Nervosität seinem Selbstbewusstsein gewichen. Viele Augenpaare richteten ihren Blick auf den jungen Trainer, doch dieser störte sich nicht daran. Bloß war es ungewohnt jenen schwarzen Smoking zu tragen, welchen er auch bei seinem vorhergehenden Wettbewerb getragen hatte. Er sah jedoch gut in ihm aus, zuminderst bestätigten ihm dies andere Koordinatoren. „Bamelin!“, rief Satoshi aus, warf den Pokeball in einstudierter Geste vor sich. Ein Wiesel, welcher in einem orangefarbenen Fell gewandt war, wurde ob des roten Lichtstrahles geformt. Wasserblasen, in dem einfallenden Licht eines Prismas gleich funkelnd, umgaben Bamelin. Sie kreisten um ihn, schienen für wenige Momente ihn vor der Sicht der Zuschauer verbergen zu wollen. „Aquaknarre Bamelin!“ Sich um seine eigene Achse drehend, spie der Wiesel einen Wasserstrahl aus seinem Maul. Die Blasen zerplatzten, legten sich als kleine Tröpfchen in die Luft um die Zuschauer zu umschmeicheln. „Bamelin, spring in das Wasser.“ Rasch sprang das Wasser-Pokémon ab, tauchte unter die Wasseroberfläche. Bloß die Silhouette seines Körpers blieb nicht im Verborgenen. „Wasserdüse!“ Die selbstbewusste Stimme seines Trainers, für Bamelins sensible Ohren selbst unter Wasser klar und deutlich vernehmbar. Sich mit einem dichten Schleier aus Wasser umgebend, stürmte er nach vorne. „Anhalten Bamelin!“ Der schiere Kragen des Wasserpokémon stoppte das Wasser-Pokémons ruckartig. „Benutz deinen Klingensturm!“ Bamelin befolgte treu die Anweisungen seines Trainers. Sich mit einem starken Energiesichel abstoßend, sprang es nach vorne, repräsentierte zugleich Anmut und Kraft. Die Blicke der Zuschauer folgtem dem Wiesel, als dieser für einen Moment in der Luft zu stehen schien. „Nocheinmal deinen Klingensturm Bamelin.“ Der Schweif des Pokemon formte abermals einen Sichel, schoss die Energie hinab in das Element in dem er sich geborgen fühlte. So spaltete Bamelin das Wasser. Einer kontrollierbaren Form gleich schwappte es zu beiden Seiten in die Höhe, bildete so um Satoshi einen Kreis, der allmählich in ein Herz, geformt aus Wasser, überging. Bamelin hüpfte hinab, sprang vor die Beine seines Trainers. Dies war die Endposition. Sollten sich die Zuschauer an diese Position, Trainer und Pokémon umgeben von einem Kreis aus Wasser, zurückerinnern sollten sie dies mit seinem Auftritt assoziieren. Satoshi lächelte stolz. Mikuri schloss schließlich die lobenden Worte seiner Vorgänger ab und so spurte der junge Trainer mit einer letzten Verbeugung von der Bühne. In dem langen Koridor traf Satoshi auf Hikari, die mit langsamen Schritten ihm entgegen kam. „Hikari!“ Seine Stimme riss das Mädchen aus den Gedanken. „Du und Bamelin waren klasse, Satoshi.“, lobte Hikari den Jungen. „Danke, Hikari.“, erwiderte er. „Und nun zeigst du, was in dir steckt, versprochen?“ Sie nickte halbherzig. „Versprochen.“, sagte sie leise, hob dann aber die Hand und klatschte in Seine ein. Schließlich eilte sich Richtung Bühne. „Und nun ist es Zeit für unsere nächste Teilnehmer, Hikari!“, kündigte die Moderatorin gutgelaunt. Ein weiteres Mal teilte sich der Vorhang. In Hikari stieg die panische Nervosität auf. Dürre Finger der Selbstzweifel griffen nach ihrem Herz, während viele Augenpaare auf sie gebannt waren und die Unsicherheit nur noch schürte. Sie schloss voller Angst die Augen. „Hikari.“ Plötzlich sah sie vor ihrem geistigen Auge Shinji, der sie mit regungslosem Blick anstarrte. Doch seine Augen hatten einen seltsamen Ausdruck. Mit einer flehenden und bittenden Art, die Hikari einen eiskalten Schauer bereitete. „Hikari.“, wiederholte sich seine raue Stimme. „Habe keine Angst.“ Schlagartig öffnete sie ihre Augen und war vom grellen Licht der Sonne geradezu geblendet. Obwohl seine Stimme das Mädchen aus ihrer Starre befreite, verwirrte der Gedanke an ihn sie nur noch mehr. Hikari vermisste ihn so sehr, dass sie sich seine Stimme bereits einbildete. Hastig verdrängte das Mädchen diesen lächerlichen Gedanken und zückte Hikari einen Pokéball, der ihr beinahe aus der Hand entglitt. Marilyn war irritiert, da sie erwartete, dass Hikari in bester Verfassung war. Doch sie täuschte sich. „Alles in Ordnung?“, fragte die Moderatorin vorsichtig. Erschrocken blickte Hikari Marilyn an und nickte zögernd. „J-Ja, a-alles in Ordnung.“, gab die Blauhaarige zurück, atmete tief durch. „Pachirisu! Spotlight!“ Der Lichtstrahl formte ein eichhörnchenähnliches Pokémon, welches sich keck auf seinen Schweif setzte und leicht wippte. Doch das kluge Pokémon fühlte das Chaos in Hikaris Innerem und rutschte unglücklicherweise aus. „Oh nein! Pachirisu, ist alles okay?“, wollte das Mädchen wissen, verfluchte sich jedoch im selben Moment. Das Eichhörnchen starrte erstreckt auf die schwiegenden Zuschauer. „Pachi?“ Ängstlich schloss es die Augen und begann orientierungslos auf der Bühne im Kreis zu laufen. „Pachirisu! Du musst dich beruhigen!“, rief Hikari mit zitternder Stimme ihren Partner zur Ordnung. Doch Pachirisu schien als ob ihre Worte das aufregte Pokémon nicht zu besänftigten. Unruhig biss sich Hikari auf die Unterlippe, überlegte fieberhaft wie sie diese Vorführung noch retten konnte. Schließlich kam dem Mädchen die rettende Idee. Aus der kleinen eingenähten Tasche ihres rosafarbenen Kleides zog Hikari einen kleinen pinken Keks. „Zeit für ein bisschen Knursp!“, rief Hikari und warf dabei den Leckerbissen in die Höhe. Pachirisu hält inne, hob den Blick gen Himmel und beruhigte sich. Blaufarbene Funken umspielten das kleine Energiepaket und dann schoss es dem Knursp entgegen. Mit Bravur fing Pachirisu diesen und landete elegant wieder auf den Boden der Bühne. Genüsslich knabberte das Pokémon an dem schmackvollen Leckerbissen. Hikari atmete erleichtert auf. Das Schlimmste war überstanden! Doch noch immer musste das Mädchen eine Vorführung zu Ende bringen. „Und jetzt Ladevorgang“ Pachirisu duckte sich, eine Welle aus flüssiger Elektrizität baute sich hinter dem Eichhörnchen, wie eine Wand, auf. Diese erschien dem Publikum wie eine Welle des Wassers gleich: herabstürzend, aber von einer atemberaubender Schönheit, die sich nicht als wahr bezeichnen ließ. In dem Moment als die blaufarbene Elektrizität sich um Pachirisu zierlichen Körper legte, vernahm das Pokémon seinen nächsten Befehl: „Ladungsstoß!“ Pachirisu entlud die gewaltige Welle der Elektrizität, die zu allen Seiten hinfort gespült wurde. Tausend kleine Funkensterne erhellten das gesamte Stadion. „Und jetzt das Finale! Bitterkuss!“ Pachirisu bezauberte das Publikum mit Luftküssen, die große Herzen erschufen und schließlich mit einem Schweifschlag über das gesamte Stadion verteilt wurde. Trotz Hikaris anfänglicher Unkonzentration legte sich nun ein begeisterter Applaus in die Luft. Das Mädchen und Pachirisu verbeugten sich dankbar. „Hinreißend! Du hast bewiesen, dass du deine Nerven im Zaum halten kannst!“, lobte Mikuri. Doch trotzdem fühlte Hikari, das ihr gesamtes Ergebnis nicht gut war. Dafür war sie viel zu abgelenkt gewesen um eine zufrieden stellende Punktzahl zu erlangen. Dennoch erhielt sie einhundachzig Punkte. Rasch verließ Hikari die Bühne und rannte beinahe zurück in den Trainerraum. Tränen lagen in ihren Augenwinkeln. Es waren Tränen der bitteren Enttäuschung. Warum?! Warum beherrschte Shinji bloß ständig ihre Gedanken? Es war Dummheit. Dummheit ihn zu lieben! Wieso musste sie so starke Gefühle für ihn empfinden? „Hikari?“, kam es leise von Nozomi. Hikari schreckte hoch und sah ihre Freundin und Rivalin vor sich. Sie war so in ihren Gedanken vertieft, dass sie nicht bemerkte, dass sie bereits im Trainerraum war, die Hand auf den Türknauf gelegt. „Ist alles okay mit dir?“, fragte die Freundin besorgt. Auch Satoshi und Takeshi sahen das Mädchen bekümmert an. Hikari senkte den Kopf und biss sich auf die Unterlippe. Sie wollte nicht ihren Tränen freien Lauf lassen, doch nun übermannte der schmerzliche Kummer das Mädchen. Sie sackte in sich zusammen und weinte. Nozomi schlang fürsorglich die Arme um die Blauhaarige und drückte sie tröstend an sich. Beruhigend strich diese ihr über denRücken, auch wenn sie nicht wusste, was der Grund war. Ob Shinji oder der missglückte Auftritt. Oder vielleicht Beides? Schließlich verrauchte Hikaris Kummer. Nur das dumpfe Schluchzen verriet Nozomi, das sie noch aufgewühlt war. „Ich habe versagt, Nozomi! Ich habe an Shinji gedacht… und… und versagt!“ Tränen kullerten über Hikaris gerötenen Wangen. Sie fühlte sich so unsagbar niedergeschlagen. Doch sie war froh, dass sie nun nicht allein war. „Unser nächster Koordinator...“, rief Marilyn freudig aus. „...heißt Kengo.“ Diese Worte veranlassten die Bühnentechniker den Vorhang abermals für einen Teilnehmer zu öffnen. „Simsala!“ Ohne Umschweife rief er den einem Zauberer gleichen Pokémon auf die Bühne. "Lichtschild!" Simsala umgab eine Wand aus rotierendem Licht. Mal leuchtete sie in einem strahlenden Blau, sodann wechselte sie flink zu einem matten Rosa. „Psystrahl!“, befahl Kengo seinem Pokémon. Ein Regenbogenstrahl durchtraf den Schild, sowie ein Stein eine Fensterscheibe einwarf. Klirrende Scherben legten sich zu Kengos Füßen. „Psychokinese!“ Den Befehl befolgend hoben die magischen Kräfte des Pokemon die Scherben an, ließ sie eines lebendigen Wesens gleich um sich rotieren. „Los, schieß sie von dir.“ Simsala nickte knapp. Dirigierend streckte das Pokemon, welches in einem ockerfarbenen Fell gekleidet war, die Arme aus. Hunderte Scherbenstückchen folgten seinem Befehl, ließen sich in das Wasserbecken vor ihm schießen. Zu schnell waren die Scherben des einstigen Schildes gekommen als dass sie keine Wirkung auf die Oberfläche ausgeübt hätten. Fontänen schossen in die Höhe. „Psychokinese.“ Der Zauber des Pokemon ließ die Fontänen in unzählige Blasen verwandeln. Sie alle spielten mit dem Licht so wie es bloß es Prisma vermochte zu schaffen. So langsam als würden sie auf Wolken schweben glitten sie zu Boden oder zur Wasseroberfläche zurück. Auch bei Kengo schloss Mikuri, der Namensgeber des Wettbewerbes, mit lobenden Worten ab. „Sie wird wohl doch nicht teilnehmen.“, meinte Shuu mit trockener Stimme. „Ja, ich denke die Runde ist zu Ende.“ Haruka nickte einstimmend. „Zu unserem letzten Teilnehmer.“, rief Marilyn mit fester Stimme. Der Monitor des Trainerraumes zeigte eine professionelle Moderatorin in offener Haltung. „Eine Trainerin, auf Arenakämpfe spezialisiert, versucht sich an dem Mikuri-Cup. Begrüßt Rika und ihr Hundemon!“ Der Vorhang glitt ein letztes Mal an diesem Tag zur Seite. Haruka sah erst still auf den Monitor, war beinahe erschrocken ob ihrer Verkleidung. „Rikas Verkleidung.“, kommentierte sie ihre Verwunderung. Die Kapuze des schwarzen Umhangs war tief bis in ihr Gesicht gezogen, gab bloß Kinn und Mund preis. Jener Umhang reichte bis zum Boden, besaß ja gar eine schwarze Schleppe. Doch er war nicht zugeknöpft, mochte nicht das schwarze Leder ihres Körpers verbergen. Sie kam einer dunklen Kriegerin gleich. Mit quälend langsamen Schrittes betrat sie die Bühne, hob zur keiner Zeit den Kopf. Neben ihr stolzierte der Schattenhund mit den gebogenen Hörnern auf seinem Haupt. Um seinen Hals legte sich eine Halskette mit Totenkopfzeichen. Vollendete Stille war eingekehrt. „Hundemon.“, befahl sie mit finster belegter Stimme. „Spukball.“ Ein dunkler Ball, dessen Innerstes lilafarben leuchtete, bildete sich vor dem Schattenhund, von so manchen Menschen mit Zerberus gerufen. „Abschießen!“ Sodann streckte sie den Arm vor sich. „Flammenwurf!“ Lohende Flammen umgaben den Spukball, erinnerte die Zuschauer an einen unheilvollen Metoriten. So traf jener auf der Wasseroberfläche auf, schoß eine gigantische Welle von sich, welche zu beiden Seiten aufschwappte. „Das war... außergewöhnlich.“, rang Mikuri um die passenden Worte. „Deine Aufführung...“ Der Topkoordinator suchte ihren Blick, doch Rika vermied es ihre Indentität preiszugeben. „...unbekannte Fremde war gefüllt von Anmut und einer seltsam unbekannten Atmosphäre. Ich hoffe du wirst dich in Zukunft ebenfalls auf Wettbewerbe konzentrieren.“ Bloß langsam kam das Publikum seinem Enthusiasmus nach und wagte es allmählich der unheimlichen Fremden zu applaudieren. Rika nickte dem Publikum knapp zu, zeigte trotz ihrer Freude den Zuschauern keine Emotionen. So wandte sie sich um und verließ mit ihrem treuen Gefährten an ihrer Seite die Bühne. Dieser Auftritt sollte jeden Einzelnen von ihnen im Gedächtnis bleiben. Kapitel 45: Das Geschenk ------------------------ Nächstes Kapitel. Hoffe es gefällt euch. ^^ Nächstes wird hoffentlich dieses Wochenende folgen. 45. Kapitel Das Geschenk Fieberhaft wartete Hikari im Pokémon Center mit ihren Freunden auf die Bekanntgabe der Ergebnisse. Die Stunden schlichen quälend langsam fort und erschienen dem Mädchen als würde eine Ewigkeit vergehen. Vor Aufregung ging ihr Atem unregelmäßig und die Hände waren feucht und kalt. Als Haruka dem Mädchen eine Hand auf die Schulter legte, zuckte die Blauhaarige erschrocken zusammen. „Du wirst es schon schaffen.“, sprach Haruka aufmunternd, aber Hikari teilte nicht diesen Optimismus. Traurig schaute sie Haruka an. Ihr war gewiss, dass Haruka ohne Probleme in die nächste Runde käme. Solch ein dummer Anfängerfehler würde ihr niemals passieren. Aber sie selbst? Viel zu einfach ließ sich Hikari von ihren Gefühlen leiten. Oftmals traf sie dabei falsche Entscheidungen oder beschwor bei wichtigen Dingen eine wahres Missgeschick hervor, was sich das Mädchen nicht hätte leisten können. Schließlich ließ Hikari den Kopf wieder sinken und schaute trübselig auf den Monitor. Noch immer waren die Ergebnisse unbekannt. „Dir nützt es nichts hier auszuharren, Hikari. Du solltest etwas an die frische Luft gehen.“, schlug Satoshi dem Mädchen vor. Eisern schüttelte Hikari jedoch den Kopf. Was sollte dies bringen? Sollte dies bezwecken ihren Kopf von ihren vielen Sorgen frei zu machen? Wieder fühlte Hikari, das ihr Tränen in den Augen lagen. Sie war verzweifelt. Ihr fehlte nur noch ein Band um ihr endgültiges Privileg am großen Festival teilzunehmen. Warum ließ sie sich bloß so beherrschen? „Man bist du ein Jammerlappen.“, sagte Rika kühl, ohne den Blick dem Mädchen zuzuwenden. „Pass auf, dass du nicht in deinen Kummer ersäufst.“ In Satoshi flammte plötzlich Wut auf. Wut auf diese Fremde, die es wagte sich über die Gefühle seiner engsten Gefährtin lustig zu machen. „Was fällt dir ein?“, donnerte Satoshi. Die Schwarzhaarige blickte erst überrascht, dann aber wandelte sich ihre Gesichtszügen, sie wurden hart und ausdruckslos. Rika dämpfte ihre Stimme, die nun ein beunruhigendes Flüstern war: „Was mischst du dich da ein, Grünschnabel? Ich sage nur die Wahrheit.“ Hikari blickte Rika nahezu eingeschüchtert an. War es ihre düstere Verkleidung oder doch das Fünkchen Wahrheit in ihren Worten, die sie ängstigte? Satoshi tobte innerlich. Ob es klug oder dumm war das Mädchen herauszufordern, scherte den jungen Trainer nun nicht. „Ob es die Wahrheit ist oder nicht, du hast kein Recht darüber zu urteilen. Und wenn doch…“ Rikas Augen wurden gefährlich schmal. „Du willst mir drohen?“, lachte die Schwarzhaarige, amüsiert über Satoshis Torheit. Der Angesprochene zückte augenblicklich einen rot-weißen Pokéball hervor, ohne etwas zu erwidern. Rika verzog die Mundwinkel zu einem gehässigen Lächeln. „An dir mache ich meine Finger sicherlich nicht schmutzig.“, gab Rika in einem zischenden Tonfall zurück, der einem Arbok gleich kam. Satoshi schaute Rika finster an. Als sich diese wieder auf ihren alten Platz niedersetzte und sich in Schweigen hüllte, atmete Satoshi erleichtert auf. Trotzdem herrschte eine gedämpfte Stimme. Niemand vermochte diese unangenehme Stille zu brechen, bis es Hikari mit einem Seufzen tat. „I-Ich gehe etwas raus…“, sagte die Blauhaarige hastig, dann erhob sie sich und ging rasch ins Freie. Der Wind peitschte ihr augenblicklich ins Gesicht und trieb ihr die Tränen erneut in die Augen. Die Luft war kühl, aber die Frische tat ihr gut, ihre Gedanken beruhigten sich. Mit langsamen Schritten ging sie hinunter zum See, dessen Oberfläche im Sonnenlicht funkelte. Auch wenn sich das Chaos in ihren Inneren allmählich gelegt hatte, so vergaß sie nicht vollkommen ihre Sorgen. Die Angst, an der nächsten Runde nicht teilnehmen zu können, blieb. Schließlich erregte ein dunkler Schatten, der sich im Wasser widerspiegelte, ihre Aufmerksamkeit. Dieser war kaum wahrzunehmen, die Umrisse waren verschwommen und kaum erkennbar. Hikari hob den Kopf, doch sie konnte nur noch einen kurzen Blick auf die Gestalt erhaschen, bevor die Bäume die Gestalt verschlangen. Violettes Haar schimmerte auf, ehe die Person aus ihrem Blickfeld verschwunden war. Für einen Moment glaubte Hikari, ihr Herz würde einen Augenblick aufzuhören zu schlagen als ihr bewusst wurde, wer diese Person war. Sie rang nach Luft, während ihr Herz einen Hüpfer unternahm und ihre Gedanken abermals ins Chaos stürzte. Ob er in einem Zimmer im Pokémon Center wohnte? Vielleicht konnte sie ihn wenigstens sehen, ohne mit ihm reden zu müssen, denn für Letzteres fühlte sich das Mädchen kaum imstande. „Rika? Musste das eben sein?“, durchbrach Shuu die neue Stille und blickte das Mädchen ernst an. Diese schaute ihn in gespielter Unschuld an. „Was? Ich habe nur die Wahrheit gesagt, Shuu.“ Sie spürte Satoshis wütenden Blick auf sich und in diesem Moment wusste Rika, das es bald böses Blut zwischen ihnen geben würde. „Hikari wird sich schon erholen.“, murmelte Rika schließlich, schloss für einen Moment die Lider. Auch sie war angespannt, ob sie in die nächste Runde käme. Mikuri schien von ihrer Performance begeistert gewesen. Verhalf ihr diese positive Wertung in die nächste Runde? Haruka schaute die Freundin nachdenklich an. „Rika?“, kam es von ihr. Mürrisch öffnete die Angesprochene die Augen und neigte den Kopf zu dem braunhaarigen Mädchen. „Du siehst unheimlich aus.“ Ein unsicheres Lächeln zierte Harukas Gesicht, unwissend wie die Schwarzhaarige reagierte. Diese hüllte sich vollkommen ein, bedeckte das Leder, welches sich an ihren Körper schmiegte. „Es passt zu dir.“, lobte Shuu, während seine Augen auf dem Mädchen ruhten. „Das will Haruka damit sagen.“ Ein Grinsen huschte über Rikas Gesicht, dann wandte sie ihren Blick ab. Es gefiel ihr, dass ihre Verkleidung tatsächlich abschreckend wirkte und ihrer kühlen Persönlichkeit gleichkam. Haruka kümmerte die einkehrende Ruhe nicht weiter. Das Mädchen umsorgte Psiana, die zufrieden auf Harukas Schoss eingerollt hatte, und die sanften Bürstenstriche genoss. Ein wohliges Seufzen entrann der Lichtkatze. Dies brachte Haruka zu einem schwachen Lächeln, auch wenn sie innerlich betrübt war. Anderseits war sie sehr glücklich über die Gewissheit, das Psiana trächtig war, aber auf der anderen Seite verlor sie somit ein wichtiges Teammitglied. Shuu fühlte mit Haruka mit. Er legte fürsorglich eine Hand auf die Schulter und versuchte seine Freundin mit dieser stummen Geste aufzumuntern. Ihm war bewusst, dass Psiana ein bedeutsames Pokémons ihres Teams war. Kein Anderes von Harukas Pokémon besaß so viele Erfahrungen wie Psiana. Oder doch?! Haruka hob augenblicklich den Kopf. Shuu sah sie verwirrt an. „Was hast du?“, wollte der Junge wissen, bekam jedoch keine Antwort. Shuu wurde ungeduldig. „Haruka!“ Sein ernster Ton ließ das Mädchen zusammen zucken. „Ich muss telefonieren.“, erwiderte sie schnell um den Grünhaarigen mit ihrem Schweigen nicht zu kränken. Nachdem Haruka ihrem Liebsten Psiana anvertraut hatte, erhob sie sich schließlich und ging rasch davon. Ebenso irritiert, wie es Shuu war, fragte Takeshi: „Was hat Haruka?“ Shuu spürte die Augen Satoshis und Takeshis auf sich. Ob es mit seiner Vermutung richtig war, dass es Haruka Unbehagen bereitete Psiana nicht mehr einsetzen zu können? Der Junge seufzte. „Psiana ist trächtig und“, er sah auf die Lichtkatze, die sorgsam ihr Fell säuberte. „Haruka kann ihr daher keine Kämpfe mehr zumuten. Es stimmt sie traurig dies nicht tun zu können.“ Takeshi und Satoshi wirkten überrascht. Man merkte Shuu an, dass er Haruka liebte und er sich Sorgen um sie machte. Rika hingegen grinste bloß. „Toll, dann haben wir bald einen Kindergarten.“, meinte diese sarkastisch. Satoshi sah das Mädchen ausdruckslos an, sagte jedoch nichts. Takeshi nickte zustimmend. „Ich denke Haruka hat Recht. Sie kann Psiana nicht kämpfen lassen, auch wenn sie ihr bestes Pokémon ist.“ Shuu strich Psiana über den Kopf, die sie reckte und sich offensichtlich wohl fühlte, und er nickte schweigsam. Atemlos kehrte Hikari in das Pokémon Center zurück. Ihr kam es so vor als würde ihr Herz ihren Brustkorb sprengen wollen. Ob vor Freude oder aus Panik, sie wusste es nicht. Ein kurzer Blick vergewisserte Hikari, das die Ergebnisse noch immer nicht bekannt waren. Doch dies beschäftigte das Mädchen im Geringsten. Hastig ging Hikari auf Schwester Joy zu, während sie sich selbst zur inneren Ruhe zwang. „Schwester Joy!“ Einen Augenblick glaubte Hikari ihre Emotionen im Griff zu haben, doch sie täuschte sich. Ihre zittrige Stimme verriet das Mädchen vor Aufregung. Die Rosahaarige wandte sich beunruhigt zu Hikari, lächelte sodann. „Hikari.“, sagte Joy freundlich, ehe diese zur Wort kommen konnte. „Es wurde etwas für dich abgeben. Es schien wichtig zu sein.“ Hikaris Anspannung verrauschte. „Für… mich?“, fragte sie vorsichtig nach um sicher zu stellen, dass ihre Ohren sie nicht täuschten. Die Krankenschwester nickte, zog dann einen Briefumschlag aus der Innentasche ihrer Kleidung. Diesen übergab sie völlig an den Adressaten. Verunsichert nahm Hikari den Umschlag an, der keinen Absender hatte. Zudem wog dieser mehr als ein gewöhnlicher Brief. Noch immer zweifelte Hikari, das dieser für sie bestimmt war. Unentschlossen öffnete das Mädchen den Umschlag um dessen Inhalt zu lüften. Als sie schließlich hineingriff, fühlte sie etwas Rundes in ihren Fingern und ließ diesen Gegenstand in ihre Hände fallen, gleichzeitig schwebte ein zusammengefaltetes Blatt zu Boden, welches Hikari nicht realisierte. Ihre Aufmerksamkeit galt dem runden Gegenstand. Es war ein blauer Pokéball. Ein Superball. In Hikari regte sich unerwartet eine unwiderstehliche Neugier, die das Gefühl der Unsicherheit verbannte. Was wohl in seinem Inneren war? Und wer vermochte ihr einen Superball zu schenken? Dann gab sich Hikari dieser Ungeduld hin. Mit einer geschmeidigen Geste warf sie den mysteriösen Superball in die Höhe. Das grelle Licht blendete das Mädchen für wenige Sekunden, erkannte dennoch, dass sich aus dem Superball die Umrisse eines fuchsähnlichen Pokémon sich abzeichneten. „Vulpix.“, kam es von dem Pokémon, der sich genüsslich streckte und Hikari mit einem durchdringenden Blick musterte. Schließlich erhob sich Vulpix und nahm behutsam den Brief in das Maul, den das Mädchen übersehen hatte. Das Mädchen kniete nieder, nachdem sie die erste Verwirrung überwunden hatte. Vulpix legte Hikari den Brief in die hand und zog sich anstandsmäßig zurück. Unwohl blickte das Mädchen das Stück Papier an, faltete dieses jedoch sorgsam auseinander, dann rang sie nach Luft. Hikari, dumm war es von mir dich im Kraterberg angetroffen zu haben. Noch dümmer war es, dich in meiner Nähe zu geduldet zu haben. Verzeih. Als Wiedergutmachung für diese Fehler schenke ich dir dieses Vulpix. Shinji Einfühlsam strich Hikari über das Papier, las immer wieder seine Worte, die sie eigentlich verletzten sollten, bis sie diese auswendig konnte. Eine Träne rann ihr über das Gesicht und benetzte das Papier. Diese krakelige, fast unlesbare Handschrift gehörte tatsächlich zu Shinji. Denjenigen, den sie so sehr vermisste… Und er hat ihr dieses Vulpix geschenkt. Allmählich spürte Hikari, wie das Leben in ihren Körper strömte, ließ ihre Freude und Unbekümmertheit wiederauferstehen. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, welches einem unerwarteten Schrecken Platz machte. Der Blick schnellte zu Schwester Joy. Shinji konnte noch nicht weit sein, wenn ihr Gefühl sie nicht täuschte und er es wirklich am See war! „Wann ist er gegangen?“, wollte das Mädchen panisch wissen. Schwester Joy dachte nah. „Gar nicht lange her. Vielleicht vor einer Viertelstunde?“ Ein schwacher Hoffnungsschimmer durchzog ihr Sein. Augenblicklich begann Hikaris Herz abermals zu rasen, beraubte dem Mädchen jeglichen Verstand. Sie kehrte der Krankenschwester den Rücken zu und rannte davon. Hinaus! Hinaus ins Freie um ihn zu suchen, ihn zu sehen! Dieser Wunsch ließ jeglichen Kummer verpuffen an dem Shinji verantwortlich war. Treu ergeben folgte Vulpix dem Menschenmädchen, das völlig aufgelöst und schnell erschöpft war. Hikari rang nach Luft. „Shinji…“, hauchte sie und spürte Tränen in den Augen. All ihre Kräfte mobilisierend, legte sie diese in ihre Stimme. „SHINJI!!“ Erschrocken flohen die Vögel in den Baumwipfeln. Das Mädchen sah ihnen seufzend nach. Dann folgte eine qualvolle Stille, die Hikari einen Stich ins Herz gab. Leises Schluchzen ertönte. Sie hatte Shinji verpasst! Tröstend zupfte Vulpix am Saum ihres Kleides. Die Füchsin legte den Kopf schief als Hikari zu ihr hinunter sah. Dennoch betrachtete Vulpix das Mädchen mit wissenden Augen, gerade so als wüsste sie, was Hikari fühlte. „Oh Vulpix…“, wisperte Hikari bekümmert als sie sich niederkniete und dem Pokémon über das warme Fell streichelte. Ihr wurde klar, dass Vulpix ein Geschenk Shinjis war. Ausgerechnet ihr, die sein schlechtes Gewissen geweckt hatte. „Danke.“, sagte das Mädchen leise. Das Pokémon schaute Hikari mit lieblichen Augen an. „Vul!“, erwiderte es aufmunternd. Schließlich erhob sich Hikari, ließ Vulpix in den Superball zurückkehren, bevor sie sich auf den Rückweg machte. „Wo warst du, Hikari?“, wollte Nozomi vorwurfsvoll wissen. „Die Ergebnisse sind bekannt.“ Hikari hob gedankenverloren den Kopf, betrachtete Nozomis Blick für einen Moment. Dann begriff sie. Ihre Augen schnellten umher und starrten auf den Monitor. „Herzlichen Glückwunsch. Du bist weiter.“, strahlte Satoshi freudig. Hikari schien nicht zu verstehen. Ihr Griff um den Superball wurde stärker. Sie hielt den Atem an. „Atmen nicht vergessen.“, riet Nozomi lächelnd. Schließlich sah Hikari die Rothaarige erstarrt an. „Ich bin… weiter!“, entfuhr das Mädchen. „So ist es.“, kam es von Rika. „Du hast dir unnötige Sorgen gemacht, Hikari.“ Für einen Augenblick schloss Hikari zuversichtlich die Augen. Shinji tauchte in ihrem Geiste auf, nickte ihr stumm zu. Eine Vorstellung, die die Blauhaarige allzu gern in der Realität erleben würde. „Die Runde wird ziemlich anstrengend.“, erklang Kentas sanfte Stimme und fesselte die Anwesenden. Sein trüber Blick traf auf Rika, die angespannt auf den Bildschirm starrte. Sie war seine Gegnerin. Doch es herrschte nun ein allgegenwärtiges Schweigen, das wie ein unwahrnehmbares Gewicht auf ihnen lastete. Dieser Wettbewerb war ein Konkurrenzkampf unter Freunden. Weggefährten, die man allzu gut kannte und mit ihnen lebte. Selbst innige Freundschaftsbande wurden auf eine harte Probe gestellt. Rivalität. Wie würden die Kämpfe wohl ausgehen? Und welche Wirkung hatte dieser Wettkampf auf die Kameradschaften unserer Freunde? Kapitel 46: Und die nächste Runde! ---------------------------------- Hoffentlich gefällt euch wieder dieses Kapitel. Es hat Spaß gemacht, besonders das Ende. *g* Viel Spaß! Fehler ausgebessert. Word macht keine Rechtschreibüberprüfung mehr. Q_Q 46. Kapitel Und die nächste Runde! „Und hier sind zwei Freunde aus Kindheitstagen!“, rief Marilyn erfreut. „Begrüßt Kenta und Rika!“ Donnernder Applaus schlug ihnen entgegen als die Kontrahenten sich gegenüber traten und folglich ihre Plätze einnahmen. „Rika, gib dein Bestes.“, bat der schmächtige Junge. Rika, noch immer gewandt in ihrer düsteren Ledermontur, erwiderte nur ein leichtes Lächeln. Die Kapuze war tief ins Gesicht gezogen und verdeckte dieses, vermochte zu keiner Zeit die wahre Identität des Mädchens preiszugeben. „Möge der Bessere gewinnen.“, war ihre Antwort. Mit diesen Worten hob Rika den Arm, winkelte diesen vor ihrem Körper an, bevor sie in einer gewandten Drehung einen Pokéball zur Erde warf. Kenta tat es dem Mädchen dies gleich. Eine Lichtflut offenbarte einen Affen, der in einem dunklen orangefarbenen Fell gewandt war, und am Schwanzende eine lodernde Flamme glühte, ebenso enthüllte der geballte Lichtstrahl einen kraftvollen Stahlvogel, dessen eisenharte Panzerung in der Sonne fabelhaft funkelte. Seine Flügel waren makellos geschwungen und scharf wie ein Schwert. Ein markerschütternder Schrei legte sich über das Stadion. „Panpyro!“, rief Kenta, zuversichtlicher durch seinen Vorteil. „Beginne mit Sonnentag!“ Das gleißende Licht der Sonne war so stark wie noch nie. Dieses fiel auf Panzaerons Stahlpanzer und wirkte nahezu wie ein Reflektor. Schützend bedeckte Panpyro das Gesicht. „Panzaeron! Sternschauer!“, konterte Rika rasch. Der Vogel öffnete seinen Schnabel und scharfkantige Geschosse, die die Form von Sternen besaßen, prasselten auf den Affen nieder, der geblendet vom Licht den Angriff ohne Gegenwehr geduldig abwartete. „Richte deinen Feuerwirbel gegen Panzaeron, Panpyro!“, befahl Kenta sogleich. Panpyro schöpfte Kraft, suchte ruhig nach einer geeigneten Angriffsposition, dann sprang es in die Höhe. Lichterlohe Flammen entsprangen aus dem Maul des Pokémons, umschlungen die sternenförmige Geschossen und erhitzte diese so sehr, bis diese sich in einem Knall auflösten. „Gute Gegenwehr, Kenta.“, lobte die Schwarzhaarige grinsend. „Aber denkst du, ich mache es dir einfach? Stahlflügel!“ Unter den starken Flügelschlagen Panzaerons schwappte das Wasser zu beiden Seiten auf als der Stahlvogel knapp über der Oberfläche auf Panpyro zu raste, begleitet von einem durchdringenden Kreischen. Seine Schwingen wurden von einem metallischen Glanz überzogen und ließen den Schmerz im Körper des Feuerwesens auflodern. Panpyro sank auf die Knie und musste einen Augenblick um Atem ringen. Welch Intensität dieser Kampf besaß und die Fäden hatte Rika vollkommen in den Händen, konnte diesen steuern, wie ein Marionettenspieler seine Puppen bewegte. „Wieder Stahlflügel!“ Kentas Blick fiel auf den Punktestand, der mangels von Gegenwehr erheblich an Größe einbüßte. Der junge Koordinator biss sich auf die Unterlippe. Falls er diesen Kampf gewinnen wollte, so musste er handeln und zwar schnell! „Panpyro!“, seine Stimme holte das Pokémon in die Gegenwart zurück. „Solarstrahl!“ Durch das noch immer verstärkte Sonnenlicht war die mächtige Attacke rasch geladen. Ein grünlicher Energieball sammelte sich vor Panpyros Maul und bahnte sich seinen Weg auf Panzaeron zu. Rika sah gebannt auf den machtvollen Strahl, gebündelt aus reinem Licht. „Verdammt.“, fluchte das Mädchen leise. „Du musst da weg, Panzaeron! Agilität!“ Panzaeron hielt ruckartig an. Wasser umwirbelte den Vogel, bevor sein Antlitz verblasste. Der Solarstrahl schien das Wasser zu spalten und prallte geballt gegen die Wand. Gischt spritzte auf und rieselte über dem Kampffeld nieder. Nun büßte auch Rika einige Punkte ein, ließ sich aber davon nicht beeindrucken. Ein Grinsen umspielte ihre Lippen. Dem Mädchen war bewusst, welches Element Kentas Pokémon war. Feuer und Kampf vereinte dieses Pokémon in sich, welches aufgrund des Feuerelements Panzaeron überlegen war, aber auch der Stahlvogel lag im Vorteil. Wer würde wohl gewinnen? Panzaerons Schwingen schlugen ruhig auf und ab, vertraute vollends auf das schnelle Reaktionsvermögen seiner Trainerin. „Flammenwurf, Panpyro!“ Erneut zügelten Flammen aus seinem Maul, solange bis diese stark genug waren um als kraftvoller Strahl entfesselt zu werden. „Ausweichen!“, vernahm Panzaeron Rikas Befehl und gehorchte. Mit einem kräftigen Flügelschlag erhob sich der Panzaeron weiter in die Lüfte, umkreiste den Feuerstrahl, bis dieser sich schließlich im Himmel verlor. „Luftschnitt!“ Wie ein Adler stürzte sich Panzaeron auf Panpyro, begab sich dabei in höchster Gefahr. Dann stoppte der stählerne Vogel plötzlich und formte mit einem Flügelschlag eine sichelförmige Klinge. Panpyro wurde zurückgeschlagen, erholte sich jedoch rasch wieder. „Angreifen mit Tempohieb!“ Flink, wie der Affe war, hastete Panpyro auf Panzaeron los, mit der Faust eng an den Körper gewinkelt. Sich vom Boden abstoßend, gelangte das geschickte Pokémon in die Reichweite Panzaerons. Seine Faust schlug auf dem Stahlkörper auf und obwohl dieser eine solche Härte besaß, strauchelte Panzaeron einen Moment. Seine Schwingen aber fingen das verlorene Gleichgewicht wieder, auch wenn die Schläge langsam und angestrengt waren. „Nochmals Luftschnitt, Panzaeron.“, befahl Rika ein weiteres Mal mit ruhiger Stimme. Eine Luftklinge, die so scharf war, dass diese mit Leichtigkeit einen Baum zerteilen konnte, sauste auf Panpyro zu und ließ einen brennenden Schmerz in seinen Körper aufsteigen. Leichte Kratzer oder gar blutige Schürfwunden zeichneten seine Gestalt. „Zurückschlagen mit Feuerwirbel!“ Ein wirbelnder Flammentornado erhob sich in die Luft, legte sich um Panzaerons Körper und ließ es nicht entkommen. Ein verzweifelter Schrei durchschnitt das Stadion. Dann löste sich der glühende Feuerwirbel auf. Panzaerons Flügelschlagen waren geschwächt. Quälend versuchte sich der erhabene Vogel in seinem Element zu halten, doch es spürte wie die Kraft seinem Körper entwich und es in die Bewusstlosigkeit fiel. Krachend schlug es auf einer Platte auf, die auf der Oberfläche des Wassers schwamm. Kenta kniete neben Panpyro nieder, lobte seinen treuen Gefährten, während Rika ungläubig auf Panzaerons reglosen Körper starrte. Verloren. Sie hatte gegen Kenta verloren. „Was für ein Kampf!“, schrie Marilyn, hingerissen von der Spannung des Gefechts. Auch die Jury war begeistert gewesen und klatschte bloß Beifall. Die Stimme der Moderatorin riss Rika aus den Gedanken. Sie verneigte sich hastig, ebenso ihr erschöpftes Panzaeron. Dann kehrten sie dem Stadion den Rücken zu. „Was für ein klasse Kampf.“, empfing Haruka die Kontrahenten nach ihrem hervorragenden Kampf. „Ihr wart beide klasse.“ Rika lächelte enttäuscht. „Zu dumm, dass ich verloren habe. Wettbewerbe liegen mir nicht.“, erwiderte das Mädchen rasch. Kenta sah Rika vorwurfsvoll an. „Du weißt, dass es nicht stimmt, Rika. Du bist talentiert. Mikuri hat es selbst gesagt.“ Funkelnd warf die Schwarzhaarige dem Jungen ihren Blick zu. Doch Rika sagte jedoch nichts, da sie ihrem Freund nicht seiner Fantasien berauben wollte. „Der nächste Kampf beginnt…“, teilte Shuu dem Trio mit. Haruka, Kenta und Rika wandten sich nun dem Monitor zu. Nun waren Kengo und Hikari an der Reihe. Wie wohl das Mädchen ihren Kampf meisterte? Selbstsicher betrat Kengo, gekleidet in einem grünlichen Anzug, die Bühne und sah auf seine langwierige Freundin. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht als der Braunhaarige das Mädchen musterte, dass er so sehr mochte und doch gab ihm dies einen heftigen Hieb. Hikari schloss die Augen, besann sich die Nervosität zu unterdrücken. Nein, sie würden diesmal keinen dummen Anfängerfehler begehen. Nicht wie in der ersten Runde! „Und unser Kampf in dieser Runde. Hikari und Kengo, beide aus dem schönen Zweiblattdorf!“, begrüßte die Moderatorin die Koordinatoren. Hikari und Kengo hoben den Blick und sahen sich eine Weile in die Augen, bis Marilyn das Zeichen gab, dass der Kampf begann. „Schlapor! Spotlight!“, rief Hikari freudig, bedacht jede ihrer einstudierten Bewegungsabläufe korrekt zu folgen. Der Lichtstrahl formte ein anmutiges Hasen-Pokémon, dessen gut gepflegtes Fell im hellen Schweinwerferlicht vollends zur Geltung kam. Kengo grinste und zückte einen Pokéball hervor. „Kapilz, auf geht’s!“ Ein reptilähnliches Pokémon, welches auf zwei Beinen aufrecht stand, materialisierte sich. Seine Arme waren, im Gegensatz zu seinem Körper, kurz, jedoch bestückt mit gefährlichen, roten Krallen. „Beginnt!“, erklang Marilyns laute Stimme. Kengo ließ sich nicht lange um den ersten Angriff bitten. „Tempohieb!“, war sein Befehl. Schlapor spannte ihren geschmeidigen Körper an, bereit den Schlag schmerzlos zu ertragen. „Ausweichen und Irrschlag!“, konterte Hikari gleich darauf. Schlapor gehorchte und wich tanzend aus. Als dann das Pokémon schließlich auf Kapilz zu hastete, leuchteten seine geballten Pfoten auf. Mehrfache Schläge musste Kapilz einbüßen, verlor daraufhin immer mehr an Halt unter seinen Füßen. „Kapilz, pack es und schleudere es auf den Boden!“ Das Reptil reagierte sofort, hinderte Schlapor daran weitere Hiebe auszuteilen, indem es die Hasendame mit beiden Krallen griff und zu Boden schleuderte. Mühevoll richtete sich das Pokémon wieder auf, verärgert darüber, dass die Pflege ihres Fells nun vollends unnötig gewesen war. „Schlapor!“, rief Hikari besorgt, aber dieses realisierte ihrer Trainerin das der Kampf weitergehen konnte! Wieder umspielte ein höhnisches Grinsen Kengos Lippen. Hikari war naiv. Naiv zu denken, dass er sich tatsächlich zurückhalten würde. „Kapilz, erteil ihnen einen Lektion mit Energieball!“ Eine grünliche Aura sammelte sich vor Kapilz’ Maul, ein pulsierender Energieball, dessen Innerstes hell glühte. Mit jeder Sekunde, die verstrich, wurde dieser stärker, größer. Dann raste dieser zischend auf Schlapor zu. „Abwehren mit Eisstrahl!“, erwiderte Hikari hastig. Ein Kältehauch umfing die Hasendame als eine klare Kugel in ihrem Maul sich sammelte, bis diese bereit war als Strahl entfesselt zu werden. Der gebündelte Strahl traf auf den Energieball, schien diesen für einen Augenblick aufzuhalten, dann aber teilte die unheilvolle Attacke den Eisstrahl und traf auf dessen Anwender. Schlapor prallte auf den Boden. Schwache Funken zuckten an Schlapors Körper, während kurze Momente dieses erschöpft liegen blieb, bevor die Hasendame sich aufrichtete. „Sehr gut gemacht, Kapilz. Der Sieg ist so gut wie unser.“, wog sich Kengo in bereits in seiner Errungenschaft. „Himmelhieb!“ Er täuschte sich. Hikari gab nicht so einfach auf, warf jenes weg, was sie sich so hart erkämpft hatte. Auch wenn Kengo ein guter Freund war, sie konnte ihm nicht einfach so den Sieg schenken. „Schlapor! Power-Punch!“ Während Kapilz auf Schlapor zu rannte, mit den Krallen nach vorne gestreckt, erhob Schlapor die rechte Faust, die vom Licht eingehüllt wurde und somit bedrohlich wirkte. Sekunden später prallten diese kraftvollen Attacken aufeinander und verursachten eine Art Druckwelle, die das Wasser um ihre Plattform verdrängte. Ein erbitterter Machtkampf entfachte, indem niemand Schwäche zeigen wollte. Unerwartet schien sich das Blatt zu wenden, zugunsten von Hikari. Schlapors Power-Punch schien sich zu befreien. Ein weit ausgeholter Schlag der anmutigen Hasendame katapultierte ins Wasser. Hilflos strampelte das reptilähnliche Pokémon umher und suchte nach dem rettenden Boden. Ein fataler Fehler war aufsteigende Kapilz’ Panik, denn je mehr zappelte, desto unruhiger, unkonzentriert wurde es. „Kapilz, beruhige dich!“, schalt Kengos Stimme zu seinem Pokémon. „Du musst dich beruhigen!“ Hikari biss sich auf die Unterlippe. Sollte sie angreifen und diese Schwäche ausnutzen, die ihr zum Sieg helfen würde? Auch wenn Kengo ihr dies sicherlich nicht verziehen würde? Heftig schüttelte das Mädchen den Kopf um den Nebel aus ihren Gedanken zu vertreiben. „Schlapor!“ Die entzückende Hasendame, die die Zuschauer in ihren Bann zog, wandte sich zu Hikari. Ihr topasfarbenen Augen funkelten ihre Trainerin lebhaft an, alsdann sie zustimmend nickte als ob Schlapor wüsste, was in Hikari vorging. „Hilf Kapilz, los!“ Schlapor gehorchte und stürmte auf das Wasser zu. Mit flinken Sprüngen gelangte an jene Stelle wo sich Kapilz befand. „Schla~por!“ Ihre Pfote streckte das Pokémon vor, damit Kapilz nach jener greifen konnte, aber Kengos Gefährte war wie von Angst gelähmt. Nur, dass seine Arme immer noch aufgewühlt umher ruderten. Kengo schaute versteinert dem Szenario zu. Versuchte Hikari tatsächlich sein Pokémon zu retten, obwohl sie eigentlich Gegner waren, die dasselbe Ziel hatten? Wie auch er, war das Publikum überrascht über Hikaris Entschluss, doch sie unterstützten Schlapor und ihre Trainerin mit lauten Rufen. „Streng dich an, Schlapor. Du schaffst es!“, feuerte Hikari das braungefellte Pokémon an. Doch es schien als ob auch Schlapor Kapilz nicht aus dem fremden Element retten konnte. Schließlich kam Hikari eine rettende Idee. „Frier das Wasser mit Eisstrahl zu, Schlapor, aber pass auf, dass du Kapilz nicht verletzt.“ Abermals befolgte die Hasendame den Befehl, ließ das Wasser zu Eis erstarren, sodass nur noch eine einzige Stelle eisfrei war. Darauf konnte Schlapor Halt finden um Kapilz auf die dicke Schicht des Eises zu ziehen. Seiner Kräfte beraubt, ließ sich Kapilz erschöpft auf den Boden fallen. Seine Atmung war stockend, unregelmäßig. Sofort eilte Schwester Joy dem Pokémon entgehen um es rasch zu untersuchen zu können. Kengo schaute regungslos der Krankenschwester zu, während diese fieberhaft Kapilz’ schwachen Puls fühlte, der sich zögernd wieder erholte. Schwester Joy atmete erleichtert auf. „Kapilz ist durch seinen Panikanfall völlig übermüdet. Es muss sich dringend im Pokémon Center ausruhen.“ Der Kampf war entschieden. Hikari gewann den Kampf, aber für Kengo war der Wettbewerb vorbei. Diesmal freute sich das Mädchen wenig an ihrem Sieg, denn wer hätte ahnen können, dass Kapilz im Element Wasser eine Panikattacke bekam? Nun wandte sich Mikuri an Hikari, die langsam den Kopf hob und den Top-Koordinator schüchtern ansah. Seine Gesichtszüge strahlten wärmende Freude aus. „Du hast Mut und Entschlossenheit gezeigt, indem du des Gegners Pokémon vor dem Ertrinken gerettet hast. Meinen ehrwürdigen Respekt hast du verdient, junges Mädchen.“ Nun taute auch Kengo aus seiner Zurückhaltung auf und trat Hikari lächelnd entgegen. „Es war… nett von dir, dass dein Schlapor Kapilz aus dem Wasser gefischt hat.“, bedankte sich der Braunhaarige zögernd. Das Mädchen erwiderte dies bloß verhalten, erwiderte dann: „Das hättest du doch auch getan, oder?“ Kengo schwieg. Die Offenheit seiner Kindheitsfreundin überraschte ihn immer auf das Neue, und doch konnte er auf ihre Frage, die eher eine Feststellung war, nicht beantworten. Mit gesenktem Haupt, ohne dem Jungen einen weiteren Blick zu würdigen, verließ Hikari die Bühne. Aufgeregt trommelte Marilyn gegen das Mikrofon, holte tief Luft um dann schließlich den nächsten Kampf zukündigen. „Und hier, meine lieben Zuschauer, betreten Satoshi…“, sie deutete schwungvoll auf die rechte Seite des Kampffeldes. „…und Shuu die Bühne!“ Selbstbewusst trat Shuu dem ehemaligen Gefährten Harukas entgegen. Auch wenn er nicht sonderlich davon ausging, dass Satoshi ein begabter Koordinator war, wie er oder Haruka es war, so musste sich Shuu dennoch in Acht nehmen. Satoshi war ein sehr guter und erfahrender Trainer. Dies war nicht zu verleugnen. Ruhig holte Shuu einen Pokéball hervor, hielt diesen kurz vor sich. „Roselia, los!“, rief der Grünhaarige, bevor der rot-weiße Ball in die Höhe geworfen wurde. Aus dem Lichtstrahl formte sich explosionsartig Roselia, umgeben von zartrosafarbenen Blüten. „Bamelin!“ Der Wiesel, umgeben von einem tanzenden Funkenregen, befreite sich aus dem engen Gefängnis des Pokéballs. Shuu nickte dem Jungen aufmunternd zu. „Du darfst beginnen.“, sagte der Grünhaarige auffordernd. Satoshi wirkte überraschte, überwand diese jedoch rasch. „Bamelin, Wasserdüse!“ Eingehüllt in einem dichten Schleier von Wasser raste Bamelin geradewegs auf Roselia zu. Ein undurchdachter Angriff. So fuhr sich mit den Fingerspitzen durch die Haare. „Blättertanz.“ Wie eine elegante Tänzerin wich Roselia dem Meereswiesel spielend leicht aus. Gleich darauf schossen hellfarbene Blätter Bamelin hinterher. Als dieses sich zu Roselia umwandte, trafen ihn diese frontal und Bamelin fiel auf eine Plattform herab. Shuus Gesicht zierte ein selbstgefälliges Grinsen. „Roselia, Zauberblatt.“, rief er ruhig. Abermals schossen scharfkantige Blätter aus den Blütenköpfen. Diese schienen wundervoll im Scheinwerferlicht zu schimmern. „Abtauchen!“, befahl Satoshi. Der Wiesel gehorchte und sprang sofort auf, dann glitt sein Körper graziös unter die Wasseroberfläche und entging der unheilvollen Attacke, die zu jeder Zeit ihr Ziel traf. Auch nun war der erfahrene Koordinator nicht aus der Ruhe zu bringen, obwohl das Wiesel unter Wasser unerreichbar war. Die Sonne warf ihr Licht auf die Oberfläche und ließ dieses wie einen flüssigen Edelstein funkeln, dabei offenbarte es den Schatten Bamelins. Satoshi missfiel, dass Shuu bloß den richtigen Moment für einen weiteren Angriff abwartete. „Bamelin, Klingensturm!“ Das orangegefellte Wiesel stieß in nächster Nähe zu Roselia aus dem Wasser. Aufmerksam folgte das Pflanzen-Pokémon seinen Bewegungen, wartete nur auf Shuus rasches Kommando. Dann vernahm es deutlich den Befehl: „Zauberblatt!“ Satoshi blickte Shuu schockiert an, denn er war gar nicht auf einen Angriff vorbereitet gewesen. „Was?!“, entfuhr es dem Jungen. „Bamelin, du musst da weg!“ Zu spät. Roselias Blättersalve schleuderten Bamelin einige Meter fort, bis es ins Wasser fiel und benommen immer weiter in die Tiefe tauchte. Satoshi fluchte über seine eigene Dummheit Shuu unterschätzt zu haben. Nicht nur das er ein ausgezeichneter Koordinator war, – davon mal abgesehen – war Shuu einer seiner wohl härtesten Gegner. Nun neigte der Schwarzhaarige den Kopf auf das Wasser und sah erleichtert, dass Bamelin wohlauf auf eine schwimmende Plattform sprang „Nicht schlecht, Satoshi.“, meinte Shuu lächelnd. „Du bist ein zäher Gegner. Aber nun ist Schluss mit Spielzeit.“ Ein bloßes Fingerschnipsen veranlasste Roselia wieder ihren Blütenarm auf das Wiesel zu richten, der Satoshi flüchtig ansah. Dieser nickte. „Abwehren mit Klingensturm!“, konterte der Schwarzhaarige. Bamelins geteilter Schweif glühte auf, dann raste auch schon eine silbrige Sichel auf Roselia, die eine schwache Explosion hervorrief als dieses von der Attacke hart zurückgeschleudert wurde. „Und jetzt Aquawelle!“ Funkelnd glimmte ein bläulicher Schein zwischen den Pfoten Bamelins auf, wuchs heran zu einer Kugel, dessen Innerstes aus Wasser war. Diese Kraft schien sich vollkommen zu entfallen als die Kugel auf Roselia traf und diesem ihre Kraft raubte. Mühevoll raffte sich Roselia wieder auf und schien nicht aufgeben zu wollen. Dies Verbot ihr Stolz. Shuu war überrumpelt und reagierte zu langsam. Satoshis nächster Befehl hallte durch das Stadion. Ein zischender, gebündelter Wasserstrahl bahnte sich seinen Weg und verfehlte knapp jedoch dessen Ziel. Abermals war Roselia mit einem geschmeidigen, nahezu fließenden Tanz ausgewichen. Satoshi fluchte in seinen Gedanken, gab sich aber nach außen hin ruhig und Herr der Situation. Bloß einen kühlen Kopf musste der Junge bewahren. „Richte deine Aquaknarre gegen Roselias Beine!“, rief Satoshi hoffnungsvoll. Shuu grinste. „Soweit wird es nicht kommen, Satoshi. Blende sie mit deinem Sonnentag!“, konterte der Top-Koordinator Johtos. Die Arme überkreuzend, begann feiner, schimmernder Staub Roselia einzuhüllen. Ein Lichtkegel fiel auf Roselia hinab, wirkte als ob dieser von ihrer Schönheit angezogen wurde, dann aber richtete sich dieser gegen Bamelin, der geblendet von der Sonne, die Augen verzweifelt schloss. Shuu hob die Hand, sodass die innere Fläche zum Himmel zeigte. „Und jetzt das Finale, Roselia!“, rief dieser mit fester Stimme. „Solarstrahl!“ Ein Energieball formte sich vor Roselia, gewann so schnell an Größe, wie noch nie zuvor. Gebündelt aus reinem Licht der Sonne prallte der Energiestrahl auf Bamelin. Schmerzerfüllt richtete dieses seinen klagenden Schrei zum Himmel, ehe es kampfunfähig zusammen brach. Marilyn applaudierte, dann aber gab die Moderatorin bekannt: „Ein schneller Sieg, der an Shuu fällt!“ Niedergeschlagen rief Satoshi Bamelin zurück in seinen Pokéball, lächelte den Zuschauern freundlich entgegen und senkte den Kopf. Shuu tat es ihm gleich; er legte einen Arm unter die Brust und verbeugte sich dankend, ehe der Top-Koordinator Johtos die Bühne verließ. Im Trainerraum wurden Shuu und Satoshi bereits erwartet. Shuu aber schien bloß körperlich anwesend zu sein. Seine Gedanken hingen bei Haruka, die wohl im diesem Moment auf dem Weg zur Bühne war. Welch dumme Entscheidung seiner Freundin für ihren nächsten Kampf kein Glück zu wünschen. Was war er bloß für ein Freund? Seufzend lehnte sich der Junge, wartete bis Haruka das Stadion betrat und dieses mit ihrer Anwesenheit bezauberte. Shuu wurde kümmerlich bewusst, dass er jene Gedanken zuvor beim Kanto-Festival gehegt hatte. Damals waren ihre enormen Fortschritte vor seinen Augen. Noch immer sah er dieses unbekümmerte, tollpatschige Mädchen vor sich, die mit der Zeit verfeindet und stets zu spät gekommen war. Shuu selbst verachtete dieses Mädchen anfangs, doch mit jedem erneuten Aufeinandertreffen, wuchs das Können Harukas, bis es zu einer schmerzlichen Niederlage gegen jenes Mädchen kam. Shuu akzeptierte diese und sah ein, dass diesmal Haruka besser war als er selbst, aber trotz allem tat diese Erfahrung weh. Damals beim Johto-Festival war er glücklich über ihren gemeinsamen Sieg. An jenem Festival wurde ihnen klar, dass etwas Starkes sie verband: Liebe. Und nun war Haruka ein junges, hübsches Mädchen geworden, die eine hervorragende Koordinatorin war. Nur wenige konnten sich wohl mit ihrem Talent messen. ‚Meine Haruka.“, waren seine letzten stolze Gedanken. „Und hier die letzten Koordinatorinnen des heutigen Tages!“, rief Marilyn. „Haruka und Nozomi!“ Angespannt traten die Mädchen vor, sahen sich einander in die Augen, bevor sie nach ihren Pokébällen griffen. „Charmian!“ Eine graugefellte Katze sprang freudig aus ihrem Pokéball. Sie drehte sich um ihre eigene Achse und landete elegant auf den Pfoten. Haruka atmete tief durch und verdrängte ihre wirren Gedanken. „Papinella, on stage!“ Langsam formte der Lichtstrahl eine wunderschöne Schmetterlingsdame, deren Flügel fein glitzerten. „Charmian! Eisenschweif!“, befahl Nozomi rasch. Charmians Schweif glühte auf als dieses sich bereit für einen kraftvollen Sprung machte. „Papinella, Silberhauch!“, konterte die Braunhaarige sogleich. Eine Energiesalve, umspielt von einem heftigen Windstoß, überraschte die Katze so sehr, dass sich diese verzweifelt am Boden fest krallen musste um nicht fort zu wehen. „Charmian! Spring!“ Charmian musste all ihre Kräfte mobilisieren um aus dem Silberhauch zu entkommen durch den Nozomi ein Viertel Punkteverlust einbüßen musste. Doch nun war die graue Katze in die Höhe geschnellt und war mit Papinella nahezu auf einer Ebene. Die Schmetterlingsdame betrachtete das flinke Pokémon erschrocken, die Flügelschläge dadurch beschleunigt. „Eisenschweif!“, rief die Rothaarige laut. Ein harter Schlag mit dem erhärteten Schweif fuhr auf Papinella herab und schleuderte dieses auf die Wasseroberfläche zu. Im letzten Moment konnte das Pokémon den Sturz abfangen und erhob sich wieder in die Luft. „Mit Psychokinese zurückschlagen!“ Nozomi blickte Papinella angespannt an, während die Augen des geschmeidigen Pokémons leuchteten und schließlich ein blauer Energiestrahl sich formte. Nozomi reagierte schnell, da ihr bewusst war, dass diese starke Psycho-Attacke verheerende Folgen haben könnte: „Abwehren mit Dunkelklaue!“ Eine schemenhafte Kralle, getaucht in einer bösen, schwarzen Aura, umgab Charmians Pfote und repräsentierte Anmut und Stärke zugleich. Die Psychokräfte wurden von jener Kralle regelrecht gepackt und auf dessen Anwenderin zurückgedrängt. Papinella aber unterbrach rasch den Energiefluss um sich mit einem Aufschlag ihrer Flügel in Sicherheit zu bringen. Haruka war hochkonzentriert, bedachte jede Lücke in Charmians Defensive und ihrer Eigenen, die Nozomi bloß nur auszunutzen wusste. „Und jetzt Windstoß!“ Haruka spürte den schneidenden Wind auf ihren Wangen als Papinella einen Wirbelsturm entfachte. „Nochmals Dunkelklaue!“, entgegnete die Rothaarige erneut. Mühelos zerschnitt Charmians Schattenklaue den Windstoß und raste geradewegs auf die Schmetterlingsdame zu. Flink wie diese war, konnte sie Charmian ausweichen. Nozomi grinste überheblich. „Charmian!“ Die geschmeidige Katze wusste, was zutun war. Die Kralle ins Wasser stoßend, schoss das dieses in die Höhe, hielt Papinella wie in einem unheilvollen Käfig gefangen. „Schockwelle!“ Um Charmians Körper legte sich eine gelbe Welle Elektrizität, die unheilvoll hervorbrach und vom Wasser auf Papinella weitergeleitet wurde. Taumelnd versuchte sich die Schmetterlingsdame in der Luft zu halten. Etwas, was ihre Konzentration abverlangte. Charmian sprang währenddessen aus dem Wasser. Bläuliche Blitze zuckten an ihrem Körper, aber diese verliehen der Katze eine kämpferische Seele. Mikuri und die übrigen Jury waren begeistert von dieser Darbietung, ließen aber Haruka die Gesichtszüge erhärten. „Papinella, alles in Ordnung?“, wollte das Mädchen besorgt wissen. Papinella nickte zustimmend. „Charmian! Hochsprung und Kratzfurie!“ Der Schweif Charmians diente hervorragend als Sprungfeder. Es schoss abermals hoch in die Luft, dann aber spreizte es seine Klauen um diese auf Papinella widerfahren zu lassen. Zu flink waren die Krallen als das ein menschliches Auge diese wahrnehmen konnten. Bloß ihre Gegnerin vernahm jede Bewegung, wich einigen von ihnen aus, doch andere verfehlten ihr Ziel nicht. Papinella benötigte rasch Harukas Befehl! „Ausweichen!“ Wendig konnte die Schmetterlingsdame Charmians nächstem Krallenhieb elegant ausweichen. Doch jenes Pokémon war nach diesem heftigen Angriff sehr angeschlagen. „Morgengrauen!“, befahl Haruka, während sie Papinellas Bewegungen folgte. In grelles Licht wurde der Schmetterling getaucht, ließ die unzähligen Wunden der Krallen rasch heilen und gab ihr neue Kraft. Nachdem das Licht schwand, wurden die Flügel mit einem hellen Glanz überzogen. Nozomi biss sich auf die Unterlippe um ein Fluchen zu unterdrücken. „Eisenschweif!“ Haruka musste diesen Kampf zu Ende bringen. Es waren nur noch wenige Sekunden, bis dieser entschieden war. „Windstoß ins Wasser!“ Ein Windstoß fuhr ins Wasser herab und Charmian verfehlte schockiert Papinella, die plötzlich neben der Katze auftauchte als jene durch das Wasser brach. Haruka fühlte sich zunehmest selbstsicherer und nun erfüllte ihr letzter Befehl das Stadion: „Energieball, Papinella! Beende es!“ In helles Licht wurde die Schmetterlingsdame gehüllt, während sich ein Energieball, dessen Inneres grünlich leuchtete, vor ihr bildete und rasch an Größe und Kraft gewann. Eine Erschütterung ließ die Luft des Stadion erbeben und hüllte das Kampffeld in dichten Rauch, der wabernd über den Boden zog. Charmian war so überrascht gewesen, dass seine Verteidigung nachgelassen hatte und kampfunfähig war. In diesem Moment endete auch das Zeitlimit und der Sieg ging an Haruka und ihrem Papinella. Mikuri, Mr. Contesta, sowie Mr. Sukizo und Schwester Joy lobten und gratulierten der Siegerin, ebenso Nozomi bekam einige anerkennende Worte Mikuris. Schließlich umarmte das Mädchen freudestrahlend ihre langwierige Freundin. „Du bist die Beste!“, hauchte sie. „Nella~“, erwiderte das Pokémon fröhlich. Die Anspannung der Kämpfe war den jungen Trainern nun gänzlich abgefallen und sie saßen entspannt im Restaurant des Pokémon Centers beisammen. Es herrschte eine ausgelassene Stimmung, obwohl für Haruka und Shuu, ebenso für Kenta und Hikari der nächste Tag anstrengender werden würde. Immerhin mussten sie nun gegeneinander kämpfen. „Rika hat sich gut geschlagen! Auch wenn es ihr erster Wettbewerb war!“, vernahm Rika die lobenden Worte ihres besten Freundes. Jene Anerkennung, die sie an diesem Tag schon zu oft gehört hatte, vor allem aus dem Mund Kentas. Sie warf bloß einen genervten Blick dem Jungen zu. „So gut war ich auch nicht.“, erwiderte das Mädchen gleichgültig. Shuu lachte lebhaft. „Haruka hat sich bei ihrem ersten Wettbewerb dümmer angestellt als du es warst, Rika!“ Einen zornigen Blick seiner Freundin spürte er plötzlich auf sich und warf dieser ein breites Grinsen zu. „Musst du das überall herum erzählen? Das ist unter den peinlichsten Erlebnissen abgespeichert, du Blödmann!“ Sein Grinsen wurde noch intensiver, während er Haruka ansah, die schmollend die Mundwinkel verzog. Schließlich legte Shuu seine Arme um das Mädchen und zog sie eng an seinen Körper. „Du bist zu niedlich, wenn du dich schämst.“ Haruka sah ihn verwirrt an. Zu schnell kam sein unerwarteter Strategiewandel. Ein leichter Rotschimmer zierte ihre Nase. „Shuu!“ Rika grinste. Sie kannte inzwischen die Neckereien zwischen dem Pärchen und fand dies immer wieder auf das Neue amüsierend. Obwohl Hikari und Kenta sich eher zurückhaltend verhielten, begannen sie in das schallende Gelächter Satoshis und Takeshis einzusteigen. Haruka kam sich von Shuu bloßgestellt vor und würdigte ihm, während der Junge sie fest im Griff hielt, keines Blickes. Während sich die Anderen wieder ins folgende Gespräch vertieften, spürte Haruka Shuus warmen Atem ihrem Hals und schließlich seine sanften Lippen. Ein Gefühl seiner Begierde fühlte Haruka und irritierte sie zunächst, dann aber schloss sie die Augen um seine Nähe vollends zu genießen. Den gesamten Abend lag Haruka in seinen Armen und hörte aufmerksam Satoshis Erzählungen über seine bisherigen Reise durch Shinou. Der Junge beschrieb die Städte, die er mit Hikari und Takeshi gemeinsam gesehen hatte, besonders aber schwärmte der Trainer Alabastias über die Bekanntschaften, während seiner Kämpfe und von den Pokémon, die er getroffen hatte. Das Mädchen fühlte sich in jene Zeit zurückversetzt als sie mit Satoshi, Takeshi und ihrem kleinen Bruder Masato zusammen gereist war. Es war eine schöne Zeit gewesen, die aber schließlich, mit der Entscheidung nach Johto zu gehen, ihr Ende fand. Den Fortlauf der Erzählungen bekam Haruka kaum mehr mit. Die Worte Hikaris und Takeshis, die nun fortfuhren, klangen so fern. Ihre Lider wurden schwerer und ihr eigener Körper verlangte nach Ruhe. Ein Gähnen ihrerseits zog Shuus Aufmerksamkeit auf sich. „Bist du müde?“, hauchte er ihr sanft ins Ohr. Die Angesprochene schlug die Augen auf. „Nein. Ich… ich bin nicht müde.“, nuschelte Haruka. Shuu lächelte und strich ihr über die Wangen. „Es ist schon spät. Wir gehen jetzt ins Bett, verstanden?“, erwiderte der Junge. Haruka wandte schmollend den Kopf ab. Ja, ihr Körper war erschöpft, aber nicht sie selbst! „Gute Nacht“, wünschten die Anwesenden dem Pärchen einstimmig. Shuu nickte ihnen kurz zu, bevor er sich erhob und Haruka die Arme um die Hüfte schlang. „Bis morgen!“, rief halblaut. Sanft zog Shuu das Mädchen mit sich. „Ich kann selbst laufen, Shuu!“, fuhr sie ihn kurz an, grinste aber schließlich. Dann verließ das Pärchen das Restaurant. „Ein schönes Pärchen.“, schwärmte Kenta, während er Shuu und Haruka nachblickte. Rika lachte leise. „Nach meiner Meinung zanken sie zu oft.“ Satoshi grinste. „Ich kenn das irgendwo her…“, meinte der Junge. Die Schwarzhaarige schaute in die erschöpften Gesichter der Anwesenden. „Ich denke die Runde ist aufgehoben.“, entschied Rika. „Wir sind alle müde.“ Nacheinander nickten sie einstimmig, erhoben sich stumm und klaubten ihre Halbseligkeiten zusammen. Schließlich verabschiedeten sie sich und gingen nun ihre eigenen Wege. Shuu beobachtete schweigend Haruka, während sich das Mädchen ihre brünetten Haare kämmte. Ihm kamen seine Gedanken wieder in den Sinn, die ihm kurz vor ihren Kampf durch seinen Kopf gegangen waren. Sie war, seit das Johto Festival vorbei war und sie zusammen reisten, reifer geworden. Nicht nur körperlich, sondern auch ihre Persönlichkeit hatte sich verändert. Als ihm die Tatsache bewusst wurde, dass am nächsten Kampf sie gegeneinander kämpften, versetzte ihm dies ein Stich ins Herz. Gequält verzog er das Gesicht, worauf Haruka aufmerksam wurde. „Was ist los?“, fragte sie besorgt. „Du siehst so nachdenklich aus.“ Shuu fuhr sich rasch durch die Haare. „Nichts.“, log er. Haruka musterte ihn skeptisch, wandte sich dann aber von ihm, jedoch legten sich Shuus Hände um ihre Handgelenke. Seine Gedanken zum Teufel schickend, zog Shuu sie ruckartig an seinen Körper. „Haruka…“, er sah ihn ihr fragendes Gesicht. Es kostete ihm eine Menge Überwindung diese Worte, die ihm soeben in den Sinn kamen, auszusprechen, dann aber fasste er erneut seinen Mut zusammen. „Du bist die hübscheste und talentierteste Koordinatorin, die ich getroffen habe… Ich-“ Auf Harukas Gesicht schlich sich ein Grinsen. „Du hast mir doch etwas zu sagen!“ „Haruka.“, mahnte Shuu zurechtweisend. „Ich versuche dir gerade eine Liebeserklärung zu machen und was machst du? Du machst dich lustig!“ Es kränkte den Jungen, dass Haruka ihn missverstanden hatte. Harukas überraschtes Schweigen gab ihm jedoch die Zeit jene Worte zu finden, die er auszusprechen versuchte. „Haruka… Du hast meinem Leben einen Sinn gegeben, du hast mein Herz in ein Flammenmeer verwandelt, wenn ich dich nur ansehe.“, in seiner Stimme schwang eine Hauch seiner Unsicherheit mit. „Du gehörst zu den Menschen, die ich niemals verlieren will. Ich liebe dich, Haruka, verlasse mich nicht.“ Haruka spürte ein Kribbeln, das durch ihren Körper lief. Quälende Sekunden des Schweigens gaben Shuu unzählige, feine Nadelstiche. Dann aber drängte sich Haruka an seinen Körper, stellte sich auf die Zehenspitzen und nahm, sein Gesicht in beide Hände, sodass ihre Nasenspitzen sich nahezu berührten. Der warme Atem des Anderen kitzelte ihnen im Gesicht. „Niemals!“, hauchte Haruka. „Niemals verlasse ich dich, Shuu! Ich liebe dich, Schatz!“ Ihre Lippen senkten sich auf Shuus Mund. Ein leidenschaftlicher Kuss entflammte, während Shuus Hände über ihre entkleideten Seiten strich und diese unter ihr Shirt schob. Das Mädchen schlang ihre Arme um seinen Hals und erwiderte seinen Kuss aus vollster Erregung. Sie genoss jede Minute, jede Sekunde. Jede Berührung. Jeden Atemzug. Ihre Küsse wurden wilder, heißer. Herausfordernder. Shuu und Haruka konnten ihr Vorgehen nicht verfolgen. Zu schnell wurden sie von ihrer Leidenschaft überrascht. Zu schnell hatten sie die Kleider von ihren Leibern… Kapitel 47: In der Hitze des Gefechts ------------------------------------- Ein neues Kapitel ist da. :) Hoffe es gefällt euch. Wenn Fehler drin sind, entschuldige ich mich vielmals. Eigene Fehler finde ich äußerst selten. XD Nächstes Kapitel ist bereits fertig. ^^ Und Kapitel 50 in Arbeit. 47. Kapitel In der Hitze der Gefechts Es war Mitternacht. Das kalte Licht des Halbmondes warf mattes Licht auf den Boden, allerdings war jenes nicht so hell wie das des Vollmondes. Haruka lag in dem Arm ihres Freundes, in denen sie eingeschlafen war. Ihr Brustkorb hob und senkte sich gleichmäßig. Shuus Gesichtszüge verzerrten sich und ein leises Keuchen, als ob er Schmerzen erlitt, verriet, dass sein Schlaf unruhig war. Gestört von Etwas, was sein Bewusstsein attackierte. Dichter Nebel umfing ihn, trübte seinen Geist, sodass er keinen klaren Gedanken fassen konnte. Die Sicht wurde ihm verwehrt, aufgrund des nebligen Dunstes, der die Luft erfüllte und diese feucht und kalt erschienen ließ. Das Licht des Mondes war spärlich, dennoch war ihm bewusst, dass er sich auf einer Lichtung befand. Laublose Bäume umzingelten und schienen ihn nicht entfliehen lassen zu wollen. Ihre Stämme jedoch waren verkohlt als ob ein Brand das Leben aus ihnen gesaugt hätte. Sein Blick fiel auf den schwarzen See, der verpestest war von einer spüren, dunklen Energie. Es war ein trostloser Anblick, der Shuu beunruhigte befiel, jedoch konnte er seinen Blick nicht abwenden. So als ob eine unsichtbare Macht ihn davon abhielt. Ihm war es so, dass dieser Ort ihm bekannt vorkam, wie in einer Art Traum erinnerte er sich daran, konnte aber sich nicht ins Gedächtnis rufen, ob dies die Wahrheit gewesen war. Unerwartet verzerrte sich dieses Bild der Verwüstung, wurde seltsam irreal. Shuu kniff die Augen zusammen als ein grelles Licht ihn blendete. Ein mysteriöses Wesen schwebte anmutig vor seinen Augen. Jene Kreatur war so rein wie das Licht selbst, welches es ausstrahlte. Dennoch trübte dieser Schein. Blut klebte an seinem Körper und verunreinigte diese schöne Gestalt. Es wirkte gehetzt, gejagt. „Menschenwesen.“, erklang eine uralte Frauenstimme, die so alt war, wie die Welt und die Menschheit selbst. Als diese Stimme seine Gedanken sanft berührte, erstarrte Shuu. Das Lichtwesen lächelte sanft, obgleich der Reaktion des Jungens. „Menschenwesen… Du bist auserwählt, auserwählt mir zu helfen.“ Sie schlug die Augen nieder und wirkte plötzlich sehr erschöpft. „Zerstörung wird Shinou heimsuchen. Nichts wird so sein, wie es einst war… Alles Leben wird ausgelöscht. Eine Welt voller Tod und Blut wird geboren, wenn das Zeitalter gekommen ist…“ Grausame Bilder des Krieges begannen in Shuus Bewusstsein einzudringen, gezeugt von Machtgier und Hass. Jene Bilder zeigten zerstörte Dörfer und Städte, die in den Flammen untergingen. Trauer, Leid und den Tod unzähliger Menschen spürte Shuu deutlich und erschreckte ihn zutiefst. Plötzlich sah er das Haus seiner Eltern vor sich, eingehüllt in einem vernichtenden Flammenmeer. Das Schreien seiner Eltern hallte durch seinen Kopf. „Hilf mir.“, hallte die geheimnisvolle Stimme in seinem Kopf leise, bis diese allmählich verklang. Erschrocken fuhr Shuu aus dem Schlaf hoch. Sein Körper war schweißgebadet, seine Muskeln angespannt und seine Atmung kam stoßweise hervor. Beunruhigt jagten seine Blicke umher auf der Suche nach diesen grauenvollen Bildern. Zu viele Gedanken drängten sich in den Vordergrund, verwirrten den Grünhaarigen vollkommen. Haruka stützte sich auf, nachdem sie aufgewacht war. Besorgnis lag in ihren Augen. Als sie mit den Fingerspitzen sanft über Shuus Handrücken fuhr, zuckte der Junge zusammen. Er sah sie erschrocken an, doch auch ein willkürlicher Schmerz war ihm anzusehen. Jener Schmerz, den sie erst vor kurzem erfahren hatte: der Tod seiner Eltern. Behutsam legte Haruka den Kopf auf seine unbekleidete Brust und horchte seinem beschleunigten Atem. „Alles ist gut. Du hast geträumt, Shuu.“, sagte sie sanft und küsste ihm auf die Brust. Haruka spürte bloß, wie die Umarmung fester wurde. Abermals stützte sich Haruka auf und küsste ihm zärtlich auf die Stirn. „Schlaf jetzt, mein Schatz. Ich bin bei dir.“, sagte sie mit gedämpfter Stimme. Shuu lächelte sie müde an und strich ihr über die Wangen. Ein kurzer Kuss gab er ihr auf den Mund, ehe sich das Mädchen wieder an seinen Körper drängte und die Augen schloss. Ein zufriedenes Lächeln zierte ihre Lippen. Shuu betrachtete Haruka nachdenklich. Sollte sie von seinem Traum erzählen? Was würde Haruka dazu sagen? Dass dies ein blöder Traum war oder war er die Realität? Schließlich hob er langsam den Kopf. „Haruka…?“, seine Stimme war nur ein leises Flüstern in der Stille der Nacht. Doch die Braunhaarige regte sich nicht. Sie war bereits zurück in dem Land der Träume. So legte Shuu den Kopf zurück und wartete, dass bald der Schlaf über ihn kam. Nach wenigen Minuten war dies geschehen und er folgte Haruka. Erste Sonnenstrahlen weckte Shuu aus dem leichten Schlaf. Noch immer hatte er die Arme um ihren Körper gelegt und sie eng sich gedrückt, so als ob Bedrohung seines Traumes über ihnen schwebte. Shuu grübelte eine Weile über die Worte des Wesens. Eine vollkommene Zerstörung? Welch absurdes Gerede. Ein wohliges Summen kam von Haruka, die sich genüsslich streckte und die Lider über ihren blauen Augen aufschlug. Ihre Blicke trafen auf Shuu, der sie lieblich anschaute. „Du bist schon wach?“, kam es fragend von ihr. Seine Finger strichen durch ihr wirres Haar. Ein sanftes Grinsen, welches er nur ihr zeigte, zierte seine Lippen. „Dir auch guten Morgen, Schlafmütze.“ Shuu küsste sie sanft auf das Haar und schlang seine Arme um ihren Körper. Haruka legte den Kopf zurück, sodass sie in seine schönen Augen sehen konnte. Während er den Blick umher streifen ließ, wurde sein Gesicht breiter. „Es sieht schon wieder so aus als wäre eine Bombe eingeschlagen.“, meinte Shuu süffisant und strich ihr über das Kinn hinab zum Hals. Ein dunkler Fleck zeichnete sich auf ihrer hellen Haut ab. Haruka entwand sich seinem Griff und beugte sich unerwartet über ihn. Ihre warmen Saphire funkelten ihn neckisch an als wären diese blitzende Katzenaugen. „Die Nacht war schön…“, hauchte Haruka zärtlich und fuhr mit den Lippen über seinen Hals. „Sehr sogar…“ Shuu schloss die Augen, konzentrierte sich bloß auf die zarten Lippen, die mehr Zuneigung verlangten und sein Blut zum Brodeln brachte. Schließlich hob Haruka den Kopf und ließ diesen auf das kleine Nachttischchen zu Shuus Rechten schweifen. Ein leises Stöhnen stieg in ihrer Brust auf und sie setzte sich mit verschränkten Armen auf. „Aufstehen.“, stellte Haruka empört fest. Shuu schlug schlagartig die Augen auf und blickte in ihr enttäuschtes Gesicht. Ohne ihn eines weiteren innigen Blickes zukommen zu lassen, erhob sich Haruka und suchte rasch ihre verstreuten Kleidungsstücke zusammen, die in ihrem Zimmer verstreut herumlagen. Ein Grinsen schlich sich auf Shuus Gesicht, doch verleugneten, dass diese Nacht – abgesehen von seinem Traum – wunderschön war, konnte er nicht. Seit langem war er ihr wieder so nah gewesen und beide, Shuu und Haruka, hatte diese genossen. Jeder Kuss und jede Berührung geschah aus tiefster Liebe zueinander. Ihr Kopf lugte aus dem Badezimmer hervor. „Shuu? Kommst du? Alleine baden ist langweilig.“, sagte das Mädchen grinsend. Shuu verzog leicht den Mund. Zu dieser Aufforderung ließ er sich nicht zweimal bitten! „Ihr seid spät.“, bemerkte Rika knapp, die soeben einen Blick auf die Uhr warf. Das Grinsen in ihrem Gesicht war nicht zu übersehen. Allesamt waren sie bereits im Trainerraum versammelt, bloß darauf wartend, dass das Halbfinale begann. Es waren nur noch wenige Minuten. Marilyns feierliche Stimme dröhnte aus dem Monitor. Shuu strich sich eine smaragdgrüne Strähne aus dem Gesicht und blickte in die Gesichter seiner erwartungsvollen Freunde. „Wir haben verschlafen.“, knurrte der Junge und distanzierte sich von Haruka, die sich derweil versuchte ihre Gedanken an die letzte Nacht verdrängte um diese vollends auf den Wettbewerb zu lenken. Rika grinste bloß schweigend, dann aber unterbrach die laute und klare Stimme der Moderatorin das morgendliche Gespräch. Shuu verschränkte die Arme vor der Brust und starrte überlegt auf den Monitor. „Nun beginnt unsere spannendste Phase des Mikuri Cups!“, rief Marilyn energisch. „Das Halbfinale! Begrüßt Hikari aus Zweiblattdorf und Kenta aus Jubelstadt!“ In diesem Moment richtete sich das Scheinwerfer auf die weinroten Vorhänge. Sodann das grelle Licht auf die Koordinatoren gerichtet war, die soeben die Bühne betraten. Kenta trat vor, in der linken Hand hielt er einen weißen Fächer, der sein Gesicht zum Teil verdeckte und so konnte er einen abschätzenden Blick auf Hikari werfen, die leicht unsicher auf die Bühne trat. Doch die Aufregung verschwand sogleich als sie das Jubeln der Zuschauer hörte, was schließlich verstummte. In anmutiger Gestik warfen die Koordinatoren nun ihre Pokébälle auf den Boden. „Snobilikat, es wird Zeit!“ „Pliprin, Spotlight!“, rief Hikari erfreut. Ihre Worte folgten einem sich öffnenden Pokéball. Eine geschmeidige Rassekatze formte sich aus dem Lichtstrahl des Pokéballs, umhüllt von einem schwarzen Blütenregen. Das Juwel auf der Stirn Snobilikats funkelte feurig auf. Sie blickte den Pinguin, der sich genüsslich streckte, gierig an als ob sich Pliprin eine Beute war, die es zu fangen galt. „Pliprin, Blubbstrahl!“, befahl Hikari sodann. Pliprin gehorchte, hüpfte in die Höhe und drehte sich um seine eigene Achse, während ein Strahl Wasserblasen auf die elegante Katze zuschoss. „Spring!“, konterte Kenta bloß. Mit den Pfoten am Boden abstoßend, machte Snobilikat einen kraftvollen Satz nach vorn. „Und jetzt Dunkelklaue!“ Die Pfote der Katzendame wurde in eine schwarze Aura getaucht, die auf Pliprin niedersauste und den Pinguin zurück stieß. Schnell war das Wasser-Pokémon jedoch wieder auf den Beinen gesprungen. „Spukball!“ Ein dunkler Schattenball, dessen Inneres violettfarben glühte, formte sich vor Snobilikats Maul, wurde stetig größer. Hikari reagierte schnell: „Abwehren mit Metallklaue!“ Von einem metallischen Glanz überzogen, überkreuzte Pliprin seine Flossen und hielt dem zischenden Spukball mühelos stand. „Whirpool!“, rief Hikari rasch, bevor Kenta einen weiteren Befehl geben konnte. So entschloss sich Hikari kurzerhand die Fäden des Kampfes in die Hände zu nehmen. Pliprin leuchtete bläulich auf. Ein reißender Strudel bildete sich, der Snobilikat mit sich riss. Zufrieden lächelte Hikari, doch Snobilikat war sehr viel stärker als das Mädchen angenommen hatte. Den Körper der Rassekatze zierten bloß einige leichter Kratzer, die Snobilikat nur gering störten. „Unterschätz uns nicht, Hikari.“, meinte Kenta mit sanfter Stimme. „Snobilikat! Aquawelle!“ Auf Pliprin raste nun ein blauer Wasserball, der mit voller Wucht aufschlug. Zwar war der Schaden, den dieser anrichtete, gering, dennoch wurde der Pinguin hart zurückgeschlagen. Dessen Benommenheit nutzte nun Kenta ein: „Kratzfurie und dann Eisenschweif!“ Ein anmutiger Sprung katapultierte Snobilikat in die Luft, seine Krallen, die bedrohlich aufblitzten auf und fuhren wie tausende Lichtblitze auf Pliprin herab. Unzählige blutige Kratzer überzogen nun den Körper des Pinguins. Dann aber traf der eisengehärtete Schwanz das Pokémon. Pliprin ging kurz zu Boden und krümmte sich leicht vor Schmerz. Mühevoll erhob sich das Pokémon wieder auf. „Nochmals Blubbstrahl!“ Eine Salve von Wasserblasen spie Pliprin auf Snobilikat, sodass jenes nicht fähig war der Attacke ausweichen zu können. Der Wirbel der Blasen hielt die Katze in einem eisernen Griff. „Und jetzt angreifen mit Bohrschnabel!“ Pliprin rannte auf Snobilikat zu. Dieses richtete stolz wieder auf. Seine dominante Haltung gegenüber dem Wasser-Pokémon wurde nur allzu deutlich als Snobilikat seinen Schwanz in die Höhe streckte und seine Reißzähne entblößte. Ein Zeichen dafür, dass die anmutige Katzendame nicht daran dachte aufzugeben. „Spukball, mein Mädchen!“ Einen unheilvollen Spukball schleuderte Snobilikat auf Pliprin, der mit jener Attacke zusammenstieß. Eine schemenhafte Mauer erhob sich zwischen den Pokémon und trennte sie voneinander. Hikari hielt kurz inne und dachte angestrengt nach. Jene Art dieser Situation war ihr in einem ihrer vergangenen Wettbewerbe begegnet. Damals war sie so sehr überrascht, dass diese Attacke ihr zum Verhängnis geworden war. Sie hatte verloren. Doch nun kannte sie einen Ausweg! „Blubbstrahl, Pliprin!“ Entschlossen spie ihr Gefährte einen weiteren Blubbstrahl, der durch Pliprins besonderer Eigenart die Attacke vorzuführen, verstärkt wurde. Snobilikat knurrte verdrossen als ein weiteres Mal die herum wirbelnden Blasen sie in der Gewalt hatte. Benommen schüttelte sich die Katze und strauchelte einen Moment. „Unterschätze mich auch nicht.“, sagte Hikari lächelnd. Der feine Riss ihres Selbstbewusstsein, der Shinji bei ihr hinterlassen hatte, schien sich zu schließen. Kenta erwiderte das Lächeln bloß Schweigend, gab aber dennoch nicht auf. „Nochmals Dunkelklaue, Snobilikat!“ „Kontern mit Metallklaue!“ Von Hikaris Zuversicht erstärkt, stürmte Pliprin vor. Seine rechte Flosse weit nach vorne gestreckt und von einem Glänzen umgeben, prallten die Attacken aufeinander. Die Pokémon wurden von einer Druckwelle weggerissen und schlugen hart auf dem Boden auf. Zunächst reglos blieben sie liegen, beide waren dem Ende ihrer Kräfte nahe. Doch es war nur noch eine halbe Minute zu kämpfen. Die Zeit rannte Kenta und auch Hikari davon. „Pliprin! Steh auf!“, flehte Hikari mit zittriger Stimme. „Du schaffst das. Halt durch, Snobilikat!“, sprach Kenta ermutigend. Die Anfeuerungen ihrer Trainer hinterließ tatsächlich Wirkung. Pliprin und Snobilikat erhoben sich und gewannen die Auseinandersetzung mit der Schwerkraft. „Sehr gut.“, lobte Kenta. „Aquawelle!“ Hikari biss sich auf die Unterlippe. Nur noch eine Attacke konnte helfen, doch jene hatte Pliprin nur schwer unter mäßiger Kontrolle. Aber sie musste handeln! „Pliprin!“, holte Hikari mit ihrer Stimme laut aus. „Hydropumpe!“ Der Pinguin stieß einen kurzen, kämpferischen Schrei aus, ehe in seinem Schnabel eine Kugel, gefüllt mit Wasser, sich formte. Durch den massiven Druck des Wasserstrahls verlor Pliprin den Halt und drohte den Boden unter den Füßen zu verlieren. Doch der Hochdruck-Wasserstrahl bahnte sich seinen Weg, prallte auf die Aquawelle und beide Attacken schienen sich gegenseitig abzufangen. Dann aber drückte die Hydropumpe die Aquawelle auf Snobilikat zurück. Anschließend schleuderte der Wasserstrahl die Katzendame gegen die Wand und blieb regungslos liegen. „Ein grandioser Sieg für Hikari und Pliprin! In den letzten Sekunden haben sie den Kampf für sich entschieden!“, schrie Marilyn fröhlich. Hikari schaute Kenta an, der noch überrascht war über die unerwartete Wendung, lächelte sodann freundlich. Während Shuu und Haruka gemeinsam zur Bühne schritten, schwiegen sie nachdenklich. Vor dem dunkelroten Vorhang blieben sie stehen und warteten geduldig ab. Die Worte Marilyns drangen deutlich und klar in ihre Ohren, doch diese schienen Haruka in tiefe Gedanken zu stürzen. Besorgt warf Shuu Haruka einen kurzen Seitenblick zu und griff nach ihrer Hand. Diese drückte die Seine sanft, dann aber fiel auch schon der Vorhang zur Seite. „Viel Glück, Süße.“, wünschte Shuu grinsend. Haruka lächelte bloß. Dann traten sie aus dem Schatten und die Zuschauer begannen laut zu jubeln, so wie damals beim großen Festival als sie gemeinsam das Kampffeld betreten hatten. „Und hier liebe Zuschauer die Top-Koordinatoren Johtos! Begrüßt Haruka und Shuu!“, schrie die Moderatorin gegen die begeisterten Rufe des Publikums an. Mit gesenktem Blick nahmen die Jugendlichen ihre Plätze ein und schauten sich ein letztes Mal tief in die Augen. Dann verdrängten sie jegliche Zuneigung zueinander, die in einem Kampf nur hinderlich waren. „Glumanda, los!“ Mit einer fließenden Bewegung warf Shuu den Pokéball in die Höhe. Aus dem Licht formte sich eine reptilähnliche Kreatur, gewandt in orangeroten, harten Schuppen. Kampfeslustig flackerten die Augen der Echsendame auf. Haruka schloss besinnend die Augen und atmete tief durch, ehe sie zwischen ihren Fingern ein Pokéball nahm. „On Stage – Enekoro!“ Ein Katzenwesen, gewandt in einem beigefarbenen Fell, verließ in einem Funkenregen den Pokéball. Graziös landete Enekoro auf den Pfoten. Schon an unzähligen Wettbewerben war sie beteiligt gewesen und verzauberte das Publikum stets mit ihrem Charme. Enekoro war den Zuschauern nur in guter Erinnerung. Shuu war dies nur allzu bewusst. „Glumanda, Feuerwirbel!“ Flammen glimmten im Rachen der Echsendame auf. Als sie sodann stark genug waren um entfesselt zu werden, legte sich der Wirbel um Enekoros Körper. „Befreie dich! Dann Eisenschweif!“, konterte Haruka. Die geschmeidige Katze durchbrach den Feuerwirbel mit Leichtigkeit. Ein schwacher Glutregen umhüllte Enekoro als es in die Luft sprang und sein Schweif zu glühen begann. „Ausweichen und Drachenwut!“ Glumanda machte einen kurzen Ausfall, formte dann in seinem Maul einen blaufarbenen Energieball, der Enekoro davon stieß. „Und jetzt Schlitzer!“, rief Shuu selbstsicher. Haruka lächelte sanft. „Hättest du wohl gerne. Finte!“ Während Glumanda auf Enekoro zu rannte, verschwamm der Körper der Katze vor seinen Augen und tauchte unerwartet im Totenwinkel der Echse auf. Ein heftiger Schmerz durchzog Glumandas Flanke. „Gut gemacht, und jetzt Zuschuss!“ Shuu fluchte leise. Er hasste es, wenn sich Haruka auf ihr verdammtes Glück verließ. Diese Attacke wählte willkürlich ein Angriff von ihren Team-Pokémon. Doch welche? Dies war wohl dem blinden Zufall überlassen. Enekoro hob den Kopf. Eine unheilvolle, schwarze Kugel trat aus dem Maul des Pokémons hervor. Gelbe Blitze zuckten lebhaft und die Energie des Balles wurde in jeder Sekunde kraftvoller. Als diese nun ihre vollständige Kraft erlangt hatte, schleuderte Enekoro Psianas Blitzkanone auf Glumanda, welches von der Kugel erfasst und gegen eine Wand geschleudert wurde. Schwerfällig rappelte sich die Echsendame auf die Beine, keuchte leicht, aber es bedachte nicht aufzugeben. „Glumanda? Alles in Ordnung?“ Die Echsendame knurrte zur Antwort leise und spreizte angriffslustig die Krallen. „Gut. Auch eine Antwort. Flammenwurf!“ Zügelnde Flammen loderten auf und schossen als gebündelter Strahl auf Enekoro. Rasch erfolgte Harukas Gegenbefehl: „Ausweichen, dann Duplexhieb!“ Enekoro kräuselte die Lippen zu einem schelmischen Grinsen, dann wich sie flink aus, indem sie zur Seite sprang und auf Glumanda zu rannte. Kurz bevor beide Pokémon zusammen krachten, hieb Enekoro mit dem Schweif einige Male auf die Echse ein. „Pack es, Glumanda!“ Die Echsendame bekam Enekoros Hinterläufe zu fassen um sie schließlich ruckartig wegzuziehen. Hart fiel die Katze auf den Boden und blickte nun in das Angesicht Glumandas. Shuu fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. Eine Geste, die sich in Harukas Gedächtnis geprägt hatte und nur Schlechtes mit ihr verband. „Drachenwut!“, sagte er gleichgültig. Ein freudiges Grinsen machte sich auf den Lippen der Echsendame breit, bevor ein schwaches Glimmen verriet, dass sich Energie anstaute und zu einer blauen Kugel sich formte. Enekoro schaute Hilfe suchend ihre Trainerin an, die fieberhaft nach einem Ausweg suchte. Schließlich rief sie: „Puste die Drachenwut mit Blizzard weg!“ Leichter Puderschnee sammelte sich im Rachen der Katze und wurde zu einem frostigen Eissturm, der die Drachenwut und auch Glumanda wegfegte. Rasch war Enekoro wieder auf den Pfoten und beobachtete die Echsendame als es mühsam auf die Füße kam. Glumanda zog die Lefzen hoch, sodass die kleinen Fangzähne sichtbar wurden. „Benutze deinen Flammenwurf!“ Glumanda legte den Kopf zurück und entfesselte einen glühenden Feuerstrahl, der auf Enekoro zu raste, welches er Attacke entgehen wollte, jedoch nicht mehr das Ausweichmanöver schaffte. Der Flammenwurf prallte auf ihre Brust. „Und jetzt Schlitzer!“ Entschlossen stürmte Glumanda vor und winkelte die blanke Kralle neben seinem Körper an. Enekoro richtete ihren Blick auf die Echsendame und wurde schwer getroffen. Die Kralle riss ihr eine schmale Wunde an der Schule auf. Sie blutete nicht stark, doch sie schmerzte bei jeder Bewegung, die Enekoro unternahm. Haruka musste also den Kampf so rasch wie möglich beenden um Enekoro zu schonen! „Zuschuss, Enekoro!“, befahl sie sodann. Nochmals setzte Haruka auf das Glück. Diesmal aber legte sich eine gelbe Färbung um Enekoros Gestalt, wie Wasser den Körper umschloss. Dann aber raste eine gelbliche Welle auf Glumanda und die Elektrizität floss durch ihren Körper. Geschwächt sank die Echsendame zu Boden, stützte sich bloß auf den Boden und keuchte schwer. Shuu verlor immer weiter an Punkte, bis diese nur noch auf ein Viertel zusammen geschrumpft war. Haruka hatte im Laufe des Gefechts ebenfalls erhebliche Punkteverluste einstecken müssen. Im Gegensatz zu Shuu, hatte Haruka die Gewalt über den Kampf und konnte so einen deutlichen Punkteverlust rechtzeitig vorbeugen. Sie hatte viel gelernt von ihrem einstigen Rivale und nun ihrem Freund. Doch dann ertönte ein schrilles Signal. Die Zeit war abgelaufen. Der Kampf vorbei. Und Haruka entschied diesen für sich! Sie hatte gegen ihren geliebten Rivalen gewonnen! Die Zuschauer applaudierten lautstark, sodass Marilyn mit ihrer Stimme gegen sie ankommen musste: „Die Zeit ist um und Haruka ist der Sieger dieses Kampfes!“ Haruka schaute zu Shuu, der sie zunächst überrascht ansah, dann aber zufrieden lächelte. Die Niederlagen gegen seine Freundin ärgerten ihn schon lange nicht mehr. Ihm wurde umso mehr bewusst, welch gute Koordinatorin sie geworden war. Der grünhaarige Koordinator und sein Glumanda verbeugten sich dankbar. Lobende Worte Mikuris ehrten Shuu, bevor er die Bühne verließ, gefolgt von Haruka. Kapitel 48: Sieg oder Niederlage? --------------------------------- Neues Kapitel da! Viel Spaß damit. ^^ 48. Kapitel Sieg oder Niederlage? Hikari saß in einem Nebenzimmer des Trainerraumes und gönnte sich wenige Minuten der Ruhe. Bald würde das große Finale beginnen. Bald würde sich entscheiden, ob sie gut genug für das große Festival war. Dieser Kampf stellte Hikari auf eine harte Probe, denn ihr war bewusst, dass Haruka eine phantastische Koordinatorin war. Hikari schloss die Augen. Selbstzweifel und Nervosität ergriff ihr Herz und stürzte sie in eine Flut wirrer Gedanken. Ob sie diese Prüfung bestand? Und was geschah, wenn nicht? Würde dann ihr Traum am großen Festival teilzunehmen ein für alle Mal zu Ende sein? „Vul!“ Die mahnende Stimme Vulpix riss Hikari aus ihren Gedanken. Mit einem durchdringenden Blick sah die Füchsin das Mädchen an und schien sie mit bloßem Blick tadeln zu wollen. All ihre Gedanken waren unnötig. Hikari lächelte sanft. „Du hast Recht, Vulpix.“, erwiderte das Mädchen. Augenblicklich blinzelte Vulpix zufrieden und genoss die sanften Bürstenstriche. Hikari hielt inne. Erneut sah Vulpix auf. Die Entscheidung, ob es klug war auf Vulpix zu vertauen, so wie sie es bei ihren anderen Kameraden tat, quälte Hikari. Gegenseitiges Vertrauen war der Schlüssel zum Sieg und bei einem Wettbewerb war dies von größter Wichtigkeit. Fehlte dieses Vertrauen, so war Hikari zu einer schmerzvollen Niederlage verdammt. Das Mädchen senkte den Kopf. „Vulpix? Akzepierst du mich als deine Trainer? Auch wenn ich keine sonderliche Koordinatorin bin?“, wollte Hikari wissen. Ohne einen Moment zu zögern, nickte die Füchsin. „Vul!“; stimmte sie zu und stupste Hikaris Hand zärtlich an. Das Mädchen lachte befreit. „Verdammt.“, fluchte Haruka leise, während sie Enekoros Wunde in Augenschein nahm. „Ich kann Enekoro nicht in den Kampf schicken.“ Traurig ließ die Katze den Kopf sinken. Shuu streichelte das Pokémon. „Es ist nicht deine Schuld.“ Die Wunde, die Glumanda Enekoro zugefügt hatte, war zwar nicht sonderlich tief, behinderte aber die Katze bei jeder Bewegung. Hilfesuchend schaute Haruka ihren Freund an, der ihr zu jeder Zeit mit einem mehr oder weniger guten Ratschlag zur Seite stand. „Was jetzt?“ Der Angesprochene zuckte mit den Schultern. „Du musst dir wohl ein anderes Pokémon auswählen. Enekoro muss sich erstmal auskurieren.“ Erneut fluchte Haruka. Lugia sah das Mädchen fragend an. Warum war sie bloß so unglücklich? Aufmunternd stupste Lugia Haruka an, die erschrocken auf ihr Findelkind schaute. „Ich würde dich ja gerne einsetzen, aber es würde noch mehr Aufmerksamkeit erregen.“, sagte Haruka. Lugia wandte den Kopf rasch zu Enekoro und spürte, dass die Gefährtin Schmerzen erlitt. Sanft berührte das mysteriöse Pokémon die Schulter Enekoros. In ein grünliches Licht wurde die Schnauze Lugias getaucht und durchflutete den Körper der Katze. Jegliche Kratzer schlossen sich, auch jene Wunde an der Schulter verblasste nach wenigen Sekunden. Dann schwand das seltsame Licht. Enekoro streckte sich genüsslich in ihrem erholten Körper. Sogleich ließ sich Lugia erschöpft auf die kalten Fliesen nieder. Haruka betrachtete Enekoro überrascht. „Lugia? Wie hast du das gemacht?“, wollte das brünnette Mädchen wissen. Rika grinste. „Genesung.“, erwiderte die Schwarzhaarige. „Lugias Genesung hat Enekoros Wunden geheilt.“ „Lugias Kraft scheint von Tag zu Tag zu wachsen.“, meinte Shuu. Haruka sah ihr Findelkind dankend an. „Du bist der Beste!“ Verlegen verdeckte Lugia sein Gesicht unter einem Flügel. Zuviele Augen starrten ihn fasziniert an! Haruka lachte und umarmte das Kleine liebevoll. Man musste das Jungtier einfach lieb haben. Shuu sah auf den Monitor. „Dein Kampf fängt bald an.“, bemerkte der Grünhaarige knapp. „Bist du soweit, Haruka?“ Die Brünette sah auf und erhob sich. „Ja, ich bin soweit.“, erwiderte sie und rief Lugia in seinen Pokéball zurück. Der Koordinator grinste. „Gut. Und verliere bloß nicht, verstanden?“ Haruka stemmte die Hände in die Hüfte. „Kümmere dich um deinen Kram und mach mich nicht verrückt.“, sagte das Mädchen streng, aber anstatt, dass Shuu konterte, zog er Haruka an sich. „Viel Glück.“, wünschte er leise. Haruka lächelte. „Danke.“ „Nun beginnt das langersehnte Finale des Mikuri Cups!“, gab Marilyn laut bekannt. „Bühne frei für Haruka und Hikari!“ Gigantische Geysire schossen in den Himmel empor. Frischer Dunst verwehrte den Zuschauern die Sicht auf das Kampffeld. Als dann sich der Nebel verflüchtigt hatte, erschienen Haruka und Hikari. Mikuri erhob sich. „Willkommen im Finale!“, sagte der Top-Koordinator Hoenns. „Ihr habt, während des Wettbewerbs eure Fähigkeiten unter Beweis gestellt und ebenso habt ihr gezeigt, dass ihr wandelbar seid.“ Er hob die Arme. „Und nun verzaubert das Stadion mit eurer Eleganz!“ „Okay!“, sagten Haruka und Hikari einstimmig. Die Braunhaarige zog ihren Pokéball hervor. „Enekoro! Stage on!“ Enekoro verließ in einer geschmeidigen Umdrehung den Pokéball und landete graziös auf dem Boden. All die Schwürfwunden des letzten, harten Kampfes waren verschwunden. Nun zückte Hikari den blauen Superball hervor und warf diesen selbstsicher in die Höhe. „Vulpix! Spotlight!“ Der Lichstrahl formte einen Fuchs, gewandt in einem roten Fell, und umgeben von bläulichen Flammen. Haruka schaute Hikaris Vulpix irritiert an. Seit wann besaß Hikari solch ein schönes Vulpix? Diese unwichtigen Gedanken abschüttelnd, rief sie dann: „Tackle, Enekoro!“ Gehorsam nickte Enekoro und sprang flink über die schwimmenden Plattformen auf Vulpix zu. „Ausweichen und Feuerwirbel!“, konterte Hikari rasch. Schnell entging Vulpix dem Tackle, indem sie mit einem Ausfallschritt zur Seite wich. Dann legte die Füchsin den Kopf in den Nacken. Flammen loderten auf. „Zuschuss!“ Enekoro drehte sich um und schaute auf die flackernden Feuerringe. Die Augen der Katze glühten kurz auf, ehe der Feuerwirbel zurückgedrängt wurde und schließlich auf Vulpix traf. Doch der Fuchs schien dies in geringsterweise zu schaden. Vulpix schien die Feuerkraft regelrecht zu absorbieren. Hikari grinste zufrieden. „Ruckzuckhieb!“ Geschwind raste Vulpix auf Enekoro zu um es mit ihrem gesamten Körpereinsatz zu rammen. „Finte, schnell!“, rief Haruka. Vor Vulpix’ Augen verblasste Enekoros Körper. Sofort stoppte die Füchsin und ihre Blicke schossen alarmiert umher, aber dann spürte Vulpix einen heftigen Schlag an der linken Flanke. „Jetzt Eisenschweif!“ Enekoro stieß sich vom Boden ab und schnellte die Höhe. Den eisenharten Schweif ließ die Katze auf Vulpix’ Kopf herabfahren. Abermals war dies ein heftiger Treffer, der die Füchsin für einen kurzen Moment das Augenlicht raubte. Doch Vulpix' Kampfgeist war stärker, so stark wie das innere Feuer in seinem Herzen, loderte ihr Selbstbewusstsein. „Flammenwurf!“, befahl Hikari. Bevor Enekoro mit den Pfoten den Boden berührte, traf sie ein gebündelter Feuerstrahl. Mühsam erhob sich die Katze wieder. Die Beine zitterten leicht unter dem Gewicht ihrer Beine. „Irrlicht, Vulpix!“ Blaue Flämmchen tanzten verspielt um Vulpix’ Körper. „Jetzt Abschießen!“ Wie durch Geisterhand gelenkt, prallten die Irrlichter auf Enekoro hinab. „Und Feuerwirbel!“ Segende Flammen sammelten sich um dann anschließend als geballter Flammenstrahl entfesselt zu werden. „Zuschuss, Enekoro!“ Zuschuss wurde zu einem kraftvollen Silberhauch, der die lodernen Flammen teilte und Vulpix in arge Bedrängnis brachte. „Vulpix!“, rief Hikari besorgt, aber die Füchsin erhob sich wieder rasch. Das Mädchen atmete auf. „Konfustrahl!“ In Vulpix’ maul formte sich ein violettfarbener Strahl, der Enekoro frontal erwischte. Dieser schien zunächst keine Wirkung zu zeigen. „Enekoro? Alles in Ordnung bei dir?“ Die Worte Harukas erreichten Enekoro nicht mehr. Der Verstand des Pokémon schwand. Nun begann die Wirkung des Konfustrahl sich vollends zu entfalten. Enekoro war nicht mehr bei Sinnen. Sie strauchelte und konnte sich kaum mehr aufrecht auf den Beinen halten. Hikari lächelte. „Gut gemacht. Wieder Feuerwirbel!“ Ein loderne Flammentornado klärte Enekoros Verstand. Doch die Katze war am Ende ihrer Kräfte. „Los, Flammenwurf!“, befahl das blauhaarige Mädchen. Abermals spie die Feuerfüchsin einen glühenden Flammenstrahl, der sich seinen Weg auf Enekoro bahnte. „Abwehren mit Blizzard!“, konterte Haruka selbstbewusst, auch wenn es ein riskanter Gegenzug war. Feuer und Eis waren gegensätzliche Elemente, die stets verfeindet waren. Der heftige Eissturm brauste über die Wasseroberfläche hinweg und ließ diese erstarren. Der Flammenwurf wiederum taute das Eis. Als diese gegensätzliche Attacken aufeinander trafen, lieferten sie sich einen erbitterten Machtkampf, den doch keiner zu gewinnen schien. „Verstärken mit Blizzard!“ Ein weiterer Schneesturm stieß auf den Feuer-Eis-Sturm zusammen und schien diesen noch weiter anzufachen. Die Flammen verloren immer weiter an Stärke. „Energieball, Vulpix!“ Ein grünlicher Energieball formte sich und brachte den Sturm zu einer machtvollen Explosion, der die beiden Pokémon hinfort schleuderte. Sie blieben einen Moment erschöpft liegen, dann aber erhoben sich Vulpix und Enekoro und starrten sich schweratmend in die Augen. Dann geschah es: Enekoro brach zusammen, nur wenige Sekunden später fiel auch Vulpix nieder. „Und die Siegerin des Mikuri Cups ist…“, die Koordinatorinnen warfen fieberhaft ihre Blicken auf den Monitor. Sie hatten beide nur noch sehr wenige Punkte. Haruka und Hikari schienen beinahe auf Gleichstand zu sein, aber doch hatte eine der Mädchen die Nase vorn. „…Hikari mit ihrem Vulpix!“ Enekoro ließ niedergeschlagen den Kopf hängen. „Enekoro, mach dir keine Sorgen.“ Sie hob den Kopf und schaute zu Hikari. „Herzlichen Glückwunsch Hikari!“ Diese schien noch nicht zu verstehen, dass sie den Kampf für sich entschieden hatte. „Wir… Wir haben gewonnen!“ Sie hatte leichte Tränen in den Augen. Doch es waren keine Tränen der Trauer, sondern des Glücks. Vulpix sprang seiner neuen Trainerin in die Arme und schmiegte sich an sie. „Vielen Dank, Vulpix! Du bist die Beste!“ Nun erhoben sich die Jury und ehrten Hikari mit einem begeisterten Applaus. „Ein spannender Kampf von Schönheit und Stärke!“, kommentierte Mr. Contesta. „Ja, wirklich bemerkenswert.“, lobte Mr. Sukizo knapp. Schwester Joy lächelte freundlich. „Vulpix und Enekoro haben ihr Bestes gegeben um ihre Koordinatoren glücklich zu machen.“ Wenige Momente später folgte dann auch schon die Siegerehrung. Hikari fühlte sich großartig und stolz zugleich. Sie hatte ihr Können bewiesen und die Top-Koordinatorin Johtos geschlagen. Ein umwerfendes Gefühl empfand sie dies. Auch war Hikari stolz auf ihre Pokémon, die hervorragend gewesen waren in diesem Wettbewerb. „Und nun ist es Zeit, das Mikuri einige Worte an unsere tolle Siegerin Hikari richtet!“, sagte Marilyn feierlich. Ein donnernder Jubel brach aus, der sich bald darauf legte als Mikuri seine lobenden Worte aussprach: „Es war wundervoll. Du hast wahre Eleganz präsentiert. Ein liebevolles Ende für einen Wettbewerb. Danke dir!“, sagte er. „Hikari, du bist eine sehr gute Koordinatorin. Ich freue mich dir dies übergeben zu dürfen.“ In Mikuris Handfläche lag ein blau-weißes Band. „Nun gehört das Aqua-Band dir.“ Milotic hob das Band mit einem wundervollen Wasserring hoch und legte es in Hikaris Hände nieder. Freudig tanzten Hikaris Pokémon um ihre Trainerin herum und schienen genauso glücklich zu sein, wie sie selbst. „Wow. Danke, Mikuri!“ Dieser lächelte bloß und wandte sich nun dem Publikum zu. „Ich bin erfreut darüber so viele gute Koordinatoren mit ihren Pokémon gesehen zu haben und natürlich über die vielen hervorragenden Freunde. Und mein Wunsch ist irgendwann an diesem Ort uns wieder zu treffen. Für einen erneuten aufregenden und wundervollen Mikuri Cup!“ Milotic spie eine Hydropumpe zum Himmel empor, die sich teilte und feine Tropfen auf das Publikum herab regnete, welches sich nun nicht mehr halten konnte. An diesem Abend feierten die Jugendlichen noch lange den Sieg Hikaris und das sorgenlose Zusammensein. Es herrschte eine ausgelassene Stimmung. Die Rivalitäten, die während des Mikuri Cups entstanden waren, lockerten und lösten sich dann schließlich vollständig. Auch der Alkohol floss an diesem Abend. Zwar nicht in reichlichen Mengen, aber die Freunde gönnten sich ein Glas Sekt zu diesem Anlass. Und so fand nun der Mikuri Cup sein Ende. Ein wundervolles Ende. Hikari hatte ihr letztes Band gewonnen, welches sie nur noch einen Schritt vom großen Festival abgehalten hatte. Kapitel 49: Gehorsam und Selbstzweifel -------------------------------------- Endlich ein neues Kapitel, nachdem ich eine kleine Pause gemacht habe. Hope you like it 49. Kapitel Gehorsam und Selbstzweifel Nachdem Nozomi und Kengo bereits aufgebrochen waren, war eine bedrückende Stimmung zwischen den Jugendlichen entstanden. Niemand vermochte das Schweigen zu brechen, nur um die Nähe der Freunde zu genießen. Schließlich aber hob Haruka den Kopf und blickte in die Gesichter ihrer einstigen Gefährten. „Es ist Zeit Abschied zu nehmen, hm?“, stellte Haruka mit einem wehmütigen Lächeln fest. Sie hasste es Abschied zu nehmen. Es tat immer wieder sich von Menschen zu verabschieden, die man sehr schätzte, auch wenn dies nur von kurzer Dauer war. Satoshi nickte zögernd. Ihm war bewusst, dass es Haruka schwer fiel nach ihrem Wiedersehen erneut getrennte Wege zu gehen. Ihr Seufzen versetzte den Jungen in die Erinnerungen an ihre gemeinsame Reise. „Wir sehen uns sicher bald wieder.“, sagte Satoshi schließlich lächelnd. Kentas Blick huschte zu Rika, die an einer Wand gelehnt der Szene beiwohnte. Genervt verdrehte das Mädchen die Augen. Kenta grinste. Takeshi räusperte sich um an Aufmerksamkeit zu erlangen. „Satoshi hat Recht.“, pflichtete der Züchter mit einem Nicken bei. Haruka erwiderte das Lächeln und hob die Hand um dem Pikachu, das stets auf Satoshis Schulter saß, die Wangen zu streicheln. „Pika-pii!“, sagte die gelbe Maus genießend. „Pass gut auf Satoshi auf, dass er keinen Unsinn macht, Pikachu.“, sagte das Mädchen. Pikachu nickte daraufhin. Dann wandte sich die Braunhaarige an Hikari, die ihr freundlich zulächelte. Trotz der Niederlage waren Haruka und Hikari gute Freundinnen geworden. „Passt auch auf euch auf.“, sagte Hikari und umarmte das Mädchen kurz. Shuu nickte. „Natürlich.“, sagte dieser knapp. Rika schaute den Jungen skeptisch an, strich sich dann kurz durch die Haare und grinste. „Keine Sorge, ich werde auf die Streithähne schon aufpassen.“ Rika blickte auf die Uhr ihres Pokétch. „Ihr solltet euch auf den Weg machen.“, meinte diese. „Ihr vertrödelt nur unnötige Zeit.“ Takeshi nickte bloß zustimmend und verabschiedete sich mit kurzen Worten vom dem Trio. Dann kehrten Satoshi, Takeshi und Hikari ihnen den Rücken zu und wanderten in Richtung Route 222, die nach Sonnewilk führte. Rika wandte sich nun an Kenta, der sie musternd ansah. „Wo wirst du hingehen?“, fragte das Mädchen ihren Freund. Der Angesprochene zuckte die Schultern, sagte dann aber: „Ich benötige für mein Team noch etwas Verstärkung. Vielleicht finde ich im Großmoor ein passendes Pokémon.“ Rika nickte bloß. „Warum begleitest du uns nicht bis dahin? Wir sind auf dem Weg nach Weideburg.“, erwiderte die Schwarzhaarige. Kenta freute sich über das Angebot. „Gerne!“, stimmte der Junge ein. „Rika? Was ist das Großmoor?“, kam es von Haruka, die das Mädchen und Kenta irritiert anschaute. Rika lächelte. „Das Großmoor ist eine Safari Zone, in der man einige seltene Pokémon fangen kann.“, erklärte das Mädchen. „Und diese liegt direkt auf unserem Weg.“ „Dann solltet wir uns auf den Weg machen.“, meinte der Grünhaarige und wandte sich zur Passage, die zu Route 213 führte, um das Reservat des Hotelgeländes zu verlassen, gefolgt von Rika, Kenta und Haruka. Während die Gruppe schweigend einem Pfad entlang der Küste folgte, pfiff der kalte Herbstwind ihnen in den Ohren und ließ sie regelrecht erschaudern, wenn dieser sie ergriff. Man spürte immer deutlicher, dass die sommerlichen Temperaturen vorbei waren und nun der Herbst seine stürmisch, kühle Winde mit sich brachte. Wunderschöne Sanddünen lagen zur ihrer Linken und verloren sich in der Weite. Der feine Sand wurde vom Wind aufgeweht und wirbelte herum, ebenso wog der Wind sanft die Pflanzen und ließ diese jedes Mal erzitterte, wenn der Wind an ihnen zehrte. Geschwängert von salziger Meeresluft, verkündete dieser Bote, das das Wasser nicht mehr weit war. Dies veranlasste, dass eine euphorische Freude sich in den Jugendlichen breit machte, auch wenn nicht das Wetter herrschte für einen Badetag im Meer. Schließlich konnte man einfach auf das Meer hinaus blicken und seinen Gedanken nachhängen. Haruka genoss die frische Seeluft, die durch ihre Haare fuhr und eine wohltuende Kühle mit sich brachte. Der Küstenwind war zwar sehr viel kälter und heftiger als im Landesinneren, aber das Mädchen fühlte sich an die frischen Herbsttage in Hoenn zurück erinnert, die sie immer sehr genossen hatte. „Zu schade, dass wir nicht im Sommer hierher gekommen sind, nicht wahr, Rika?“, meinte Kenta, während seine Blicke über die Sanddünen schweiften. Es war ein schöner Ort an denen wohl viele Erinnerungen der Kindheit hingen. Bevor Kenta und Kyouji auf ihre Reise aufgebrochen waren, hatten sie sehr viel Zeit an diesem Strand verbracht. An warmen Sommertagen war dies der beliebteste Aufenthaltsort der Menschen, die in Shinou lebten. Es war der einigste, schöne Strand, den es in der Region gab. Das Mädchen fühlte sich ebenso an die schönen Tage, die sie mit Kenta und Kyouji verbrachte, zurückerinnert. Ein Grinsen huschte über ihr Gesicht und sie nickte bloß. „Wir können ja trotzdem am Strand Rast machen.“, schlug Rika vor. Begeistert schaute Kenta seine Freundin an. „Toll!“, rief er freudig, zückte seine Pokébälle und warf diese in die Höhe. „Pause, meine Freunde!“ Im grellen Lichtschein der Pokébälle tauchten die vier Pokémon des Jungen auf: Panpyro, Staravia, Absol und Snobilikat. Genüsslich streckte sie ihren Körper und sogen die klare Luft des Meeres in ihre Lungen. Der Grünhaarige umschloss mit den Händen seine Pokébälle. „Kommt raus!“, kam es von Shuu, während dieser seine Pokémon aus ihren Bällen ließ. Rika tat es den Jungen nach und warf ihre Pokébälle in die Höhe, die sich mit einem klickenden Geräusch öffneten und daraus die Pokémon des Mädchens sich formten. Haruka lächelte. „Ihr seid alle dran!“, rief sie erfreut und sah sich ihren Pokémon gegenüber, die sie freudig begrüßten. Bloß Riolu hielt Abstand zu der Gruppe und nahm auch nicht an der Freude der Pokémon teil. Die vier Trainer folgten ihren Pokémon hinab zum Strand. Der dunkle Sand gab bei jedem ihrer Schritte leicht nach und knirschte unter ihren Füßen. Einige Zeit sahen sie ihren Pokémon hinterher, die wie befreit umher tollten. Nachtara und Psiana begannen eine spielerische Rauferei. Sie zwickten und versuchten sich in einem Fangspiel zu erhaschen. Doch das vergnügte Spiel besaß nicht seine übliche Intensität, denn Nachtara behandelte die Lichtkatze mit zärtlicher Vorsicht als ob das Wesen die Veränderung seiner Partnerin spürte. Das Baby-Lugia versuchte in der Zeit Shuus Luxio zu einem Spiel zu animieren, aber dieses kümmerte sich nicht um das sanfte Stupsen des jungen Pokémons. Beleidigt kehrte Lugia ihm den Rücken zu und sah Schillok und Bamelin im Wasser sich vergnügen. Freudig tapste Lugia auf das Wasser zu, wich jedoch vor dem kühlen Nass, was soeben seine Füße benetzt hatte, zurück. Wie nass es doch war und vor allem so kalt! Lugia schüttelte sich heftig. Enttäuscht blickte das Kleine zu Bamelin und Schillok, die versuchten das Baby aufzumuntern – ohne Erfolg. Abermals wandte sich Lugia ab um einen neuen Spielgefährten zu suchen. Dagegen schritt Hundemon ruhig mit anmutiger Würde am Wasser entlang, gefolgt von seinen Teamgefährten Frizelbliz, Chelcarain, Nidoran und Onix. Sie spielten nicht miteinander, genossen bloß die kühle Luft des Meeres. Kenta lächelte. „Den Pokémon scheint der Strand ebenso zu gefallen.“, sagte der Junge. Haruka sah sich um. „Sag mal, Rika… Wo hast du Panzaeron und Sengo?“ Die Angesprochene schaute Haruka eine kurze Zeit an. „Ich habe sie zu Professor Eibe geschickt, damit sie sich ausruhen können. Hundemon hat Sengo schwer zugesetzt und Panzaeron ist sehr erschöpft. Sie brauchen eine Auszeit.“, erwiderte das Mädchen. Haruka nickte. Sie spürte, wie sie ungeduldig wurde. „Warum stehen wir eigentlich hier herum? Sollen wir uns nicht Mal hinsetzen?“, fragte sie. „Meine Füße tun weh!“ Shuu lachte leise. „Okay.“, der Junge stellte seinen Rucksack in den Sand und fischte eine Decke aus dem Inneren. Diese breitete er aus und strich die Falten sorgfältig glatt. Haruka schaute ihn irritiert an. „Ich bin immer wieder überrascht.“ Ein leichtes Grinsen umspielte seine Lippen. „Worüber? Diese Decke hat mir deine Mutter mitgegeben, kurz bevor wir in Hoenn aufgebrochen sind.“ Haruka seufzte. „Wie schön, dass ich davon auch etwas weiß.“, meinte das Mädchen. Ihr Freund lachte schallend auf. „Für deine Eltern bin ich doch schon beinahe der Schwiegersohn!“ Harukas Gesicht nahm eine rötliche Farbe, während sie den Blicken ihrer Freunde versuchte auszuweichen. „Pah!“ Grinsend setzte sich Rika auf die Decke nieder, neben Kenta, der aus seiner Tasche Proviant heraussuchte. Jedem gab er ein Reisbällchen in die Hand. „Du kannst es nicht leugnen, Haruka.“, sagte Shuu, der sich neben seine Freundin setzte und ihr einen leichten Kuss gab. Die Braunhaarige seufzte. „Leider.“, gab sie mit einem süffisanten Ton zurück und erwiderte seinen Kuss. Kenta und Rika wandten anstandsmäßig den Blick ab und schauten hinaus auf das glitzernde blaue Meer, welches in kalten Herbsttagen beinahe grau erschien. Als sich Shuu und Haruka voneinander lösten, lag auf den Lippen des Mädchens ein Grinsen. „Hast du Lust auf einen Kampf? Ich schulde dir noch eine Revanche.“, flüsterte das Mädchen und zog den Jungen an sich. Shuu drückte Haruka leicht von sich weg. „Ein anderes Mal, Haruka. Ich bin müde.“ Enttäuschung war auf dem Gesicht des Mädchens zu sehen, doch sie verstand und bedrängte ihn nicht weiter. Haruka seufzte. Rika erhob sich und strich sich die Kleidung mit einer schnellen Bewegung glatt. Ernst schaute sie Haruka an. „Wenn dein lieber Freund zu faul ist, dann würde ich gerne die Herausforderung annehmen.“ Shuu erkannte, dass Haruka zögerte. Das schwarzhaarige Mädchen war eine Trainerin, die ihr Handwerk verstand und diese Tatsache jagte Haruka wohl einen Hauch von Furcht ein. Dennoch war ihre Entscheidung rasch getroffen: „Einverstanden.“ Am nahen Wasser wählten die Mädchen den Platz für ihren Kampf aus. „Wähle du dein Pokémon zuerst, Rika!“, rief Haruka. Diese nickte bloß und sagte mit ruhiger Stimme: „Chelcarain!“ Das träge Pokémon, welches einer Schildkröte ähnelte, trat vor. Einst war dieses Wesen das erste Pokémon, das Rika erhalten hatte und doch kam dieses kaum zum Einsatz. Daher konnte Haruka schlecht seine Stärke abwägen. Harukas Wahl war rasch getroffen. Ihre Augen fielen auf das blaue, kleine Riolu. „Bist du bereit?“ Dieses erwiderte ihren Blick desinteressiert. Die verschränkten Arme vor der Brust unterstrichen die Ablehnung gegen seine Trainerin mehr als Haruka annahm, jedoch war es dem Kampf nicht abgeneigt. Kenta und Shuu musterten beide Mädchen und schätzten die Chancen der Gegnerinnen ab. Doch hatte Haruka einen Hauch von Möglichkeit auf einen Sieg, denn immerhin schien es als ob Riolu sie noch immer nicht akzeptierte? „Chelcarain, Tackle, los!“, befahl die Schwarzhaarige, ohne auf diese Tatsache Rücksicht zu nehmen. Kampf war Kampf und dies bedeutete, dass man seine Entscheidung nicht rückgängig machen konnte. „Schnell! Ausweichen, Riolu und Ruckzuckhieb!“, konterte die Braunhaarige, während Chelcarain auf Riolu zu lief. Doch Riolu rührte sich nicht. Das Pokémon wurde vom Tackle erfasst und zu Boden geworfen. Haruka fluchte. Warum hörte Riolu noch immer nicht auf ihre Befehle? War sie nicht würdig seine Trainerin zu sein? „Chelcarain!“, holte Rikas Stimme das Mädchen aus ihren Gedanken. „Rasierblatt!“ Eine Salve von messerscharfen Blättern raste auf Riolu zu. Leichte Kratzer übersäten seinen schlanken Körper, dennoch erhob sich Riolu rasch wieder. „Nochmals Tackle, Chelcarain!“ Haruka biss sich auf die Unterlippe. „Riolu! Weich mit Ruckzuckhieb aus!“ Doch abermals ignorierte das werwolfsähnliche Pokémon das Mädchen und harrte reglos aus. Eine schwache, rötliche Energie umgab Riolu als Chelcarain auf ihn prallte. Einen Augenblick schienen beide Pokémon sich keinen Zentimeter zu rühren, aber dann wurde Chelcarain zurückgedrängt. „Ausdauer.“, murmelte Rika überlegt, sogleich schlich sich aber ein schmales Grinsen auf ihre Lippen. „Fege es mit Blättersturm von dir weg!“ Blätter umschwirrten die schwerfällige Schildkröte, die grünlich glühten, dann aber braute sich ein heftiger Blättertornado zusammen, der Riolu ins Meer katapultierte. „Riolu!“, schrie Haruka und rannte in die Wellen, dabei achtete sie nicht darauf, dass ihre Schuhe und ihre Hose völlig durchnässten. Riolu aber stützte sich auf und keuchte schwer. Sein Blick wurde hart und verbittert. Die Arme zitterten vor Anstrengung als das Pokémon versuchte sich zu erheben. Er wollte nicht aufgeben. Niemals! Dabei merkte er noch nicht Mal seine Trainerin, die sich besorgt zu ihm hinunter beugte. „Riolu! Geht es dir gut?“, wollte die Braunhaarige wissen, aber Riolu beachtete das Mädchen nicht. Mühsam richtete sich das Pokémon auf und zuckte zusammen als ein stechender Schmerz durch seinen rechten Arm fuhr. „Du bist verletzt!“, sagte Haruka und streckte die Hand nach ihrem Pokémon aus. Doch Riolu stieß die Braunhaarige grob zurück und rannte, nicht seine Schmerzen beachtend, blitzartig auf Chelcarain zu. Die linke Pfote vor seinen Körper gestreckt, stoppte er kurz vor Chelcarain, welches so überrascht war, dass es sich nicht rühren konnte. Unter Riolus Pfote aber erschien grelles Licht, welches Chelcarain kraftvoll zurückstieß und seinen Körper lähmte. Abermals begann Riolu einen weiteren Angriff, ungeachtet seiner Verletzung am Arm. „Verdammt. Chelcarain, Rasierblatt!“, rief Rika ihrem Pokémon zu. Doch Chelcarain agierte zu langsam und wurde von Riolus blitzschnellem Ruckzuckhieb hart getroffen. Als der kleine Werwolf wieder den Boden berührte, drehte er sich geschwind um und lief nochmals auf Chelcarain zu, die Pfote vor seinen schmächtigen Körper gereckt. „Riolu! Es reicht, komm zurück!“, rief Haruka und streckte seinen Pokéball vor. Der rote Lichtstrahl des Pokéballs fing Riolu auf, bevor Unheil geschah. Erst als Haruka auf den rot-weißen Ball sah und ihr klar wurde, dass Riolu im Inneren dieser magischer Kugel war, konnte sie aufatmen. Warum gehorchte Riolu ihr bloß nicht? War sie solch eine schlechte Trainerin? Das Mädchen war so in ihren Gedanken versunken, dass sie Rika, Kenta und auch Shuu neben sich gar nicht realisierte. „Haruka, alles in Ordnung?“, erkundigte sich der Grünhaarige besorgt um ihr Wohlsein. Die Angesprochene hob den Blick. „Shuu?“, Harukas Stimme zitterte vor offenkundiger Unsicherheit, während sie den Jungen ernst ansah. „Bin ich eine gute Trainerin?“ Shuu schwieg überrascht. Sein Schweigen deutete Haruka als Bestätigung ihrer Angst und senkte daraufhin den Kopf zu Boden. „Schweigen ist auch eine Antwort.“, seufzte das Mädchen. „Verdammt noch mal, Haruka!“, fuhr es wütend aus Shuu heraus, sodass das Mädchen furchtsam zusammen zuckte. Grob packte Shuu Haruka an den Schultern und sah ihr streng in die blauen Augen. „Du bist eine gute Trainerin, sogar eine verdammt gute Trainerin und Koordinatorin. Du pflegst deine Pokémon sorgsam und ziehst sie liebevoll auf. Sie würden alles für dich tun, Haruka. Verstehst du?“ Haruka schaute ihn einige Zeit irritiert an, dann aber neigte sie den Blick zur Seite. „Warum befolgt dann Riolu nicht meinen Befehlen?“, fragte sie kleinlaut. Bevor Shuu Worte formen konnte, ergriff Rika das Wort: „Riolu vertraut dir nicht. Dies ist der springende Punkt.“ Shuu nickte zustimmend. „Du bist zwar eine gute und fürsorgliche Trainerin, jedoch könntest du deinen Pokémon mehr Strenge und Folgsamkeit beibringen.“, meinte der Junge als er Haruka los ließ und seine Schultern straffte. Einige Zeit schwiegen Haruka und Shuu sich gegenseitig an und wichen dabei sorgsam den Blicken des Anderes aus. Ja, es verletzte Haruka, das Shuu verlangte, dass sie mehr Strenge im Training ihrer Pokémon zeigen sollte um somit ihre Autorität als Trainerin – als Herrin – klar herauszustellen. Mit diesem Vorwurf bekräftigten sich ihre Sorgen und sie zweifelte mehr an sich als zuvor. Doch es widerstrebte ihr auf solche Methoden zurückzugreifen. War denn ihre offene, freundschaftliche Art nicht genug? Diese Stille ließ Unbehagen in Kenta aufkommen. Streit widerte ihn an. Der Grund für seine tiefe Ablehnung war, dass er dies schon zu oft miterleben musste. In der Vergangenheit hatten seine Eltern oft Auseinandersetzungen, bis seine Mutter ihrem Mann, Goyo war sein Name, vorgeworfen hatte, dass ihm seine Karriere wichtiger war als die Familie. Diese heftige Meinungsverschiedenheit führte dazu bei, dass sich Kentas Eltern geschieden hatte. Seine Mutter zog aus und ließ ihren Sohn im Stich als ob es ihn niemals gegeben hätte. Dann wurde sein Vater befördert und wurde das stärkste Mitglied der Top 4. Und Kenta kam zu seiner Großmutter väterlicherseits, aber auch wenn ihm der Streit seelisch stark zugesetzt hatte, so fand er Trost bei Kyouji und Rika, die ihm in dieser schwierigen Zeit zu Seite gestanden waren. Während dieser Gedanken schlug sein Unbehagen in Ärgernis um. „Könnt ihr euch nicht vertragen?“, kam es unerwartet von ihm. Seine sanfte Stimme zitterte, ob vor Wut oder vor Ärger über diesen belanglosen Streit. Er spürte sodann die verwirrten Blicke von dem jungen Paar und auch von Rika, die als Einzige den wahren Grund für seinen Ärger kannte. Doch sie nickte nur zustimmend. „Kenta hat Recht. Dieses Schweigen bringt nichts.“, bestärkte das Mädchen den ‚Ausbruch’ ihres besten Freundes, der erleichtert aufatmete. Prüfend sah Shuu seine Freundin an, trat näher zu ihr und nahm dabei ihre Hände in Seine. „Es tut mir Leid, Haruka. Ich hätte dich nicht bedrängen dürfen, vor allem weil du strenge Trainingsmethoden ablehnst.“, entschuldigte er sich. Die Lippen des Mädchens verzogen sich zu einem schwachen Lächeln. „Schon gut.“, erwiderte sie mit belegter Stimme, die Shuu nicht zu überzeugen schien. Daraufhin zog der Junge das Mädchen an seinen Körper und strich eine Strähne aus dem Gesicht. „Wirklich vergeben und vergessen?“, fragte der Grünhaarige behutsam nach. Haruka seufzte. „Du bist ja sowieso nicht locker.“, sagte das Mädchen bissig. „Ich muss ehrlich sagen, du bist mir als mein Rivale lieber als der fürsorgliche Freund.“ Ein Grinsen huschte über sein Gesicht, aber er antwortete nicht und legte bloß die Arme um Haruka. Sie duldete dies, auch wenn seine Worte eine schmerzvolle Nachwirkung hinterlassen hatte. Kapitel 50: Lugia in Gefahr --------------------------- Endlich ist es fertig! Ich habe mir so viele Mühe gegeben mit diesem Kapitel, welches eigentlich über 9.000 Wörter haben sollte... Aber so ist es doch schöner. *fies grins* Der nächste Teil des Kapitels kommt am WE. =) Hoffe ihr mögt es! 50. Kapitel Lugia in Gefahr „Habt ihr etwas Interessantes entdeckt?“, schalt eine weibliche, frostige Frauenstimme, die auf zwei junge Männer blickte. Ihre Gesichter waren von Kapuzen verdeckt. Sie hatten ehrfürchtig die Köpfe gesenkt, um der Frau nicht ins Gesicht sehen zu müssen. Bloß ein aufforderndes Zischen der Kobra an Js Seite hallte durch den Raum. Die schlitzartigen Schlangenaugen folgten jeder Bewegung der Männer. „Nein, ha-haben wir nicht, Herrin…“, stammelte einer der Männer, noch immer wich er den kalten Augen seiner Vorgesetzten aus. Unerwartet spürte dieser als er zur Wand gestoßen wurde. Seine schreckensgeweiteten Augen starrten in die roten Augen der Kobra, die fauchend ihr Maul öffnete. Entsetzen zeichnete sich auf des Mannes Gesicht wider. Mit quälend langen Schritten trat die unheilvolle Frau den jungen Mann näher. „Ihr enttäuscht mich…“, sagte Hunter J mit monotoner Stimme. Sein Gesicht war totenblass, als ein kalter Schauer seinem Rücken herunter rann. Furcht ergriff den Mann, aber es gab kein Entkommen. „Wollt ihr nicht eure Antwort überdenken, meine Herren? Sonst muss ich mir andere, fähige Männer suchen, die meine Befehle ausführen…“, säuselte die gespielt bedauernde Stimme Js. „Nicht… Herrin, bitte!“, jammerte der Mann kläglich. Hunter J hob elegant die Hand, fuhr mit den Fingern über sein Kinn, dann aber holte die Frau aus und schlug ihn mit der Faust ins Gesicht. Blut tropfte aus der Nase des Mannes. Die Jägerin lachte bloß leise auf, wurde sodann aber wieder ernst. „Du wagst es deinen Auftrag nicht zu erfüllen, und erhebst dich dann in die Stellung mich anzuflehen?“, donnerte Hunter J drohend. Doch der Angesprochene schwieg, denn er wusste, dass es zwecklos war sich ihr zu widersetzen. Ein zufriedenes Lächeln zierte Js Lippen, dennoch verhärtete sich im selben Moment ihre Gesichtszüge. „Ich habe für dich keine Verwendung mehr… Arbok!“ Die Kobra baute sich vor dem Mann auf, während die Schlange das Maul aufriss und die spitzen Zähne entblößte, dessen Gift jedes Leben aushauchte. „Bitte nicht…“, hauchte der junge Mann abermals als er in die blutroten Augen der Kobra starrte. Sein Tod war ihm bewusst, und dieser sollte schmerzvoll verlaufen. „Giftzahn.“, befahl Hunter H mit einer wegwerfenden Handbewegung. Blitzschnell stieß Arbok vor. Seine Zähne vergruben sich tief in die Halsbeuge des Mannes. Seine Gesichtszüge wurden gequält, erbleichten, während des stillen Todeskampfes. Viel zu schnell war das Gift in den Blutbahnen und gelangte anschließend zum Herz. Dort entfaltete das Gift seine volle Wirkung; die Gliedmaßen des Mannes wurden schlaff, seine Atmung kam stoßweise. Zeichen, das der stille Kampf um die Lebenserhaltung bald vorbei war. Eine kalte Totenblässe legte sich auf sein Gesicht, dann war sein Leben ausgehaucht und sein Körper fiel mit einem dumpfen Aufschlag zu Boden. Befriedigt musterte Hunter J den Leib des jungen Mannes, wandte ihren Blick an seinen Kamerad, der den Todeskampf schockiert beigewohnt hatte. Grausamkeit zeichnete seine Herrin aus. Selbst vor einem Menschenleben machte diese fürchterliche Frau keinen Halt. Sie kannte keine Skrupel. Hatte Hunter J überhaupt ein Gewissen?! Doch solch große Furcht, die sein Körper ergriff, hatte er noch nie verspürt. Die Angst um sein eigenes Leben. Mit bestürzter Verschwiegenheit betrachtete der junge Mann den Leichnam. Hunter J stellte den rechten Fuß auf den Oberkörper des Mannes und bohrte den Absatz ihrer Stiefels fest in seine Schulter. „Dein Name!“ „Ta-Taka…“, erwiderte der Mann zögernd. „Nun? Bist du willig meinen Befehlen zu meiner Zufriedenheit auszuführen?“ Schüchtern bejahte der Mann vor ihr. „Ja, Herrin.“, erwiderte Taka mit offenkundiger Untergebenheit. Sich dieser Frau zu widersetzen, bedeutete für ihn ebenso einen brutalen Tod, wie für seinen Kamerad, der sein Freund gewesen war. „Gut.“, gab Hunter J knapp von sich. Schließlich deutete sie mit einem Fingern auf den Toten vor sich. „Schaff die Leiche hier weg. Sofort.“ Der junge Mann zögerte. Ein widerwärtiger Geschmack legte sich in seinen Mund, welcher einen Würgereiz auslöste. Die Hand auf den Mund pressend, versuchte Taka dies zu verhindern. Schwäche zu zeigen vor Hunter J war ein großer Fehler. Dies blieb Hunter J nicht unbemerkt. „Nichtsnutziger Trottel.“, formten Js Lippen verärgert. Ihre Lippen verzogen sich als sich eine Falltür unter seinen Füßen sich öffnete. „Adieu.“, flüsterte sie leise. Der Boden wich unter Takas Füßen und er fiel herab, konnte jedoch den Rand der Falltür umfassen. Verzweifelt versuchte der sportliche, junge Mann sich hinauf zu ziehen, doch Hunter J machte ihm dies zunichte. Sie trat mit den Absätzen auf seine Hände und quetschte diese, bis man ein Knacken der Finger zu vernehmen war. Taka unterdrückte einen schmerzvollen Schrei, während er spürte, wie die Kräfte ihn verließen. Dem Ende seines Lebens war ihm vollends bewusst. Während seines ersichtlichen Endes lag ein teuflisches Grinsen auf den Lippen der Frau, dann stieß sie den Leichnam von sich weg, der ebenso in die Tiefe stürzte. Doch dieser sollte den schmerzvollen Aufprall nicht mehr spüren, Taka hingegen empfand den Tod bei vollstem Bewusstsein. Ein grausamer Schmerz sollte ihn ereilen, bevor er einem qualvollen, aber schnellen Todes starb. Dann wandte sich Hunter J ab und trat zu ihrem Sitz um Platz zu nehmen, den Blick auf den Monitor gerichtet. Mit einem raschen Knopfdruck betätigte sie diesen. „Bozan!“ Das Profil eines Mannes erschien auf dem Bildschirm. „Herrin, was wünschen Sie?“ „Habt ihr den Jungen mit dem gewünschten Pokémon gesichtet?“, erkundigte sich die Jägerin autoritärem Tonfall. Bozan schüttelte selbstbewusst den Kopf. Er besaß Js vollstes Vertrauen und war ebenso ein ergebender Handlanger. „Nein, das gesuchte Objekt ist auf unserem Radar verschwunden.“, erwiderte der dunkelhaarige Mann. „Taka und Nobu sollten ihn verfolgen, aber sie haben versagt.“ Die Frau grinste diabolisch. „Ich weiß. Sie weilen nichts mehr unter uns.“, sagte J unberührt. Nachdem Bozan für einen kurzen Moment sich in Schweigen hüllte, sagte er: „Dafür haben wir eine andere Trainergruppe am Strand ausgemacht. Sie haben ein wertvolles Pokémon bei sich.“ Interessiert hob Hunter J den Blick. „Auf den Monitor.“ Bozan nickte und übermittelte seiner Herrin diverse Aufzeichnungen, die eine vierköpfige Gruppe mit ihren Pokémon zeigten. Dabei umfassten ihre schlanken Finger angespannt die Armstütze. Die Knöchel ihrer Hand wurden weiß als J jene schwarzhaarige Person erkannte, die ihr ins Auge fiel. Dann aber zoomte die Kamera auf jenes Pokémon heran, welches ihre Begierde wecken sollte. Gefesselt beugte sich Hunter J vor. „Lugia.“, formten ihre Lippen nahezu lautlos. Bozan, Js rechte und ausführende Hand, grinste siegessicher. „Wie lautet der Befehl, Herrin?“ Hunter J lehnte sich, mit einem diabolischen Grinsen auf den Lippen, zurück. „Landen.“, befahl sie harsch. Bozan nickte gehorsam, bevor der Monitor schwarz wurde und Stille einkehrte, welche bloß von Arboks erregtem Zischen durchbrochen wurde. J stützte ihr Kinn auf den Handrücken. Auf ihrem Gesicht lag ein kaltes Grinsen. „Ihr werdet mir nicht entkommen.“, flüsterte die Frau kühl. Am Boden landete das mächtige Luftschiff Js. Würdevoll schritt J die geöffnete Luke herunter und wurde von Bozan, der weitere Befehle erwartete, empfangen. Mit einer knappen Verbeugung begrüßte er seine Vorgesetzte um dann schließlich gehorsam ihren Auftrag anzunehmen. „Wie lautet euer Befehl?“, fragte er untergeben. J hielt inne und ließ ihre Blicke über die Gefolgschaft schweifen, die bereitwillig ihre Befehle ausführten. Schließlich wandte sich die Frau an den treu ergebenden Mann. „Ich werde mich selbst darum kümmern.“ Bozan schien irritiert zu sein. „Aber-!“, versuchte er zu widersprechen, brach jedoch erschrocken ab als die kalten Blicke Js ihn trafen. „Du wirst Truppe A übernehmen und stellst sicher, dass sich niemand einmischt oder keiner von ihnen fliehen kann.“, befahl die Jägerin rau. Die Gruppe stimmte schüchtern ein. Sie zögerten, ob vor Angst um ihr Leben, falls sie versagten. Strengen Blickes würdigte Hunter J ihre Gefolgschaft, musterte jeden, der furchtsam den Kopf gesenkt hatte. „Ich dulde kein Versagen oder ist hier jemand, der sich nicht fähig fühlt meinen Befehlen Folge zu leisten?“, sagte sie mit schneidender Stimme. „Falls doch, werdet ihr bestraft.“ Untertänig verneinten ihre Handlanger, darauf bedacht nicht in die urteilenden Augen der Frau zu fallen. Zufrieden lächelnd über das unterwürfige Verhalten ließ die Jägerin abermals den Blick über die Gefolgschaft, die bloß aus Furcht jener Frau dienten, wandern. „Abtreten!“, kommandierte J harsch. Nahezu erleichtert begaben sich die Männer an ihre aufgetragene Arbeit, nur um nicht mehr in der Nähe Js zu sein. Ihnen war bewusst, dass jene, die versagten mit dem Tod bezahlen mussten. Gnade walten lassen, gehörte nicht in Hunter Js Natur. Auch Bozan schickte Hunter J mit einer wegwerfenden Handbewegung weg. Zwar konnte sich J nur auf ihn verlassen, doch er bedeutete ihr nichts. Er war bloß ein Werkzeug, der zu gehorchen hatte. Und so fügte sich Bozan der Order seiner Herrin und begab sich mit seiner Gruppe, die er befehligte, auf den Weg. Nun wandte sich Hunter J vollends ab und zückte einen Pokéball hervor, nachdem sie Arbok in seinen Pokéball rief. „Brutalanda.“ Js muskulöser Drache materialisierte sich im Lichtschein der magischen Kugel. Ein unheilvolles Knurren entrann seiner Kehle. Hunter J schwang sich auf den Rücken des Drachens, der bereitwillig das Kommando seiner Trainerin erwartete. „Abfliegen.“, befahl die Frau mit bissiger Stimme. Doch Brutalanda gehorchte. Als treues Pokémon war es seine Pflicht Folge zu leisten. So wirbelten die blutroten Flügel des Drachens Staub auf als es in die Höhe schnellte. Die rhythmischen Flügelschläge ließen Hunter J in eine Trance fallen. Sie war eine Person, die Gnade und Reue verloren hatte. Und doch empfand sie so manches Mal Mitleid mit ihren Opfern, obwohl ihr Herz kalt und hart geworden war. Das erregte Knurren Brutalanda riss J aus ihren Gedanken. Die Jägerin hob den Blick als der Strand als ein ferner Landstrich in Sicht kam. Rasch beschleunigte Brutalanda die Schläge seiner Flügel. Ein diabolisches Grinsen umspielte ihre Lippen, während sie die Dünen bereits erreichte und ihre Opfer befanden sich ahnungslos in der Falle. Es gab kein Entkommen, dafür würde sie, Hunter J, sorgen. Als Brutalandas Silhouette am Himmel klare Formen annahm, hob Hundemon instinktiv den Kopf und ein warnendes Grollen aus der Kehle stieg auf. Alarmiert über dieses frühzeitige Signal, hoben nun Haruka, Shuu und Kenta die Köpfe. Rika agierte rasch auf das Knurren ihres Partners, erstarrte jedoch. „J.“, presste das Mädchen hervor. „Flammenwurf, Brutalanda.“, sagte J gleichgültig. Der Drache warf seinen Kopf in den Nacken, würgte den Brei heraus, der sich auf der Zunge entzündete. Lodernde Flammen stießen aus seinem Maul. In Sekunden stand die karge Vegetation in lichterlohe Flammen. Dichter Rauch lag in der Luft, der keine klare Sicht zuließ. Über den Flammen schwebte der große Drache, der auf Js Geheiß landete. Schließlich stieg die Frau hinab und ging langsam auf die Gruppe zu, die über den unerwarteten Angriff aus der Luft zutiefst erschrocken waren. Rika drückte die Hand auf dem Mund um den schweren Rauch nicht einzuatmen. Doch sie war nicht die Einzige, der gleichermaßen so erging. Haruka, Shuu und Kenta litten ebenso unter dem Rauch, der in den Lungen brannte. Die Arme um Haruka legend, presste Shuu ihr ein Taschentuch auf dem Mund, welches er zuvor hastig mit Wasser übergoss. „So wird dir das Atmen leichter fallen.“, raunte er seiner Freundin leise zu, die unter einem quälenden Hustenreiz litt. Verschreckt von den Flammen, drückte sich Lugia ängstlich an Shuus Beine. Ein jammervolles Wimmern ihres Schützlings lag Haruka und Shuu in den Ohren. „Hunter J!“, zürnte Rika wütend, während diese auf sie zuging. Nur wenige Meter von der vierköpfigen Gruppe entfernt, blieb J stehen. Die Flammen flackerten matt auf ihrem harten Gesicht. „Werdet ihr mir Lugia freiwillig aushändigen oder muss ich es mir mit Gewalt holen?“, rief Hunter J kühl, begleitet vom aggressiven Knurren ihres Brutalandas. „Niemals!“, erwiderte Shuu, der den zitternden Körper Harukas los ließ. Daraufhin verzog J bloß amüsierend die Lippen. „Falsche Antwort, Junge! Hyperstrahl!“ Brutalanda erzeugte einen machtvollen Energiestrahl, der vor den Füßen der Jugendlichen aufprallte. Die Druckwelle dieser gewaltigen Attacke schleuderte die Trainer hinfort. Für einen kurzen Moment wurde ihnen schwarz vor Augen. Benommen hob Shuu den Kopf und suchte nach seiner Freundin, die wenige Meter von ihm entfernt lag. „Ha-Haruka!“, wisperte er besorgt, doch das Mädchen regte sich nicht. Langsam erhob sich Rika, dessen Blick auf Kenta gerichtet war, der sich stöhnend zur Seite wälzte. Großes Glück war ihnen beschert, denn der Hyperstrahl hätte ebenso als Tribut eines ihrer Leben verlangen können. Sich dieser Sache bewusst, stand Shuu mit zitternden Beinen auf. Er war ebenso zornig, wie Rika es war. Der einzige Unterschied war bloß, dass er nicht zögerte und das Vergehen der Frau duldete. „Nachtara! Hyperstrahl!“, rief er entschlossen. Im Maul der Schattenkatze braute sich ein Energiestrahl zusammen, der Brutalandas Hyperstrahl ebenbürtig war. J grinste bösartig. „Hyperstrahl!“ Mächtige Attacken prallten aufeinander, die an Stärke gleichwertig waren. Die Konzentration der beiden Pokémon ließ in keiner Sekunde nach. Ein zäher Machtkampf zehrte an ihren Kräften. „Hundemon!“, rief die Schwarzhaarige. „Spukball!“ Ein dunkler Ball, dessen Innersten violett schimmerte, erzeugte Hundemon vor seiner Schnauze, der die gebündelten Energien zu einer reißenden Explosion brachte. Eine weitere Druckwelle fegte über die Anwesenden hinweg, verlor jedoch zunehmest an Kraft. „Hundemon!“, schalt Rikas Stimme durch die Wolke. Doch plötzlich ertönte ein zischendes Geräusch, welches einer Schlange glich. Doch es ging alles zu schnell als das ein menschliches Auge dieser raschen Bewegung hätte auch nur folgen können. Flink glitt Arbok über den weichen Sandboden. Sein schlanker Körper legte sich um Kenta, der erschrocken schrie als die Giftzähne der Kobra aufblitzten. Grinsend wandte sich Hunter J an Rika, die fluchend inne hielt, bevor sie ihrem Schattenhund einen Befehl geben konnte. „Willst du etwa das Leben deines Freundes auf’s Spiel setzen?“, säuselte J lieblich. Rika grollte leise. Doch sie war machtlos. Niemals könnte das Mädchen das Leben eines Menschen riskieren, der ihr nahe stand. Vor allem aber konnte sie nicht wagen das Leben ihres besten Freundes in Gefahr zu bringen. Zufrieden grinste Hunter J und wandte sich nun an Shuu, der Haruka auf die Beine half. Lugia kauerte neben ihnen und schaute die unheilvolle Frau verachtend an. „Ihr habt keine Chance, daher erspart mir doch dieses lächerliche Theater und gebt mir Lugia.“, drohte Hunter J böswillig. „Niemals!“, keuchte Haruka atemlos, die sich an Shuus Schulter klammerte um ihr Gleichgewicht zu halten. Hunter J lachte bloß. „Dummes Mädchen!“, sagte sie finster. „Flammenwurf, Brutalanda!“ In Brutalandas Maul züngelten lodernde Flammen auf, die sich ihren Weg auf Shuu und Haruka bahnten. Schock lag auf ihren Gesichtern, während der Feuerstrahl auf sie zu raste. Shuu blickte Haruka nur wenige Herzschläge ins Gesicht, bevor der Junge sich auf seine Freundin warf und diese zur Seite stieß. Dann ging Shuu zu Boden. Haruka prallte mit dem Kopf hart auf dem Boden und verlor nur für wenige Sekunden das Bewusstsein. Es war alles so rasch ineinander übergelaufen, dass Haruka nicht begriff, was soeben geschehen war, bis sie das leise, schmerzerfüllte Stöhnen ihres Freunds hörte. „Shuu!“, flüsterte sie schwach, bevor sich das Mädchen aufrichtete. Sie wankte auf den geschwächten Beinen. Doch da sah sich das Mädchen dem großen Drachen gegenüber, der Zähne fletschend sich zwischen Shuu und ihr stellte. „Du musst hier weg! Flieh, Haruka!“, keuchte der Junge. „Nimm Lugia und flieh!“ In Harukas Augenwinkel sammelten sich leichte Tränen. Wie konnte Shuu nur verlangen, dass sie ihn alleine ließ? Sie liebte ihn und Haruka konnte aus diesem Grund nicht von seiner Seite weichen! „Kümmert euch nicht um uns!“, rief Kenta, nur um den Mädchen Antrieb zu geben, nicht mehr an diesem Ort zu verweilen. Haruka zuckte zusammen als Rika sie rüde am Arm packte. „Sie haben Recht.“, sagte sie mit gedämpfter Stimme, sodass dies bloß für Haruka hörbar war. Das Mädchen wusste nicht, was sie tun sollte. Ob ihr Gewissen diese Flucht rechtfertigte, wenn sie Shuu und Kenta zurücklassen mussten? Und wieso konnte Rika diesen Gedanken so leichtfertig ertragen? Mit dem Handrücken wischte sich Haruka die Tränen von den Wangen. „Okay.“, stimmte sie mit zittriger Stimme ein. Hunter J verzog die Lippen zu einem finsteren Grinsen. Sie ahnte das Vorhaben der Mädchen. „Ich verschaffe dir einwenig Zeit.“, erklärte Rika. Unsicher schaute Haruka das Mädchen an. „Geh!“, befahl die Schwarzhaarige schroff. Die Brünette nickte, wandte sich ab, um sich in Sicherheit zu bringen, gefolgt von Lugia. Ein schallendes Gelächter legte sich in die Luft. „Ihr wollt fliehen? Brutalanda! Halt sie auf!“ „Nicht so schnell!“, rief Rika und lenkte so die Aufmerksamkeit auf sich. Es war ein primitiver Trick, der ihr gelingen sollte. „Hundemon, Spukball!“ Brutalanda wurde von einem finsteren Schattenball getroffen und kam in kurzes Straucheln. „Und jetzt Flammenwurf!“, fuhr Rika fort. In Flammen wurde der Drache gehüllt als der Feuerstrahl Hundemons es traf. Für einen Moment regte sich Brutalanda nicht. Dies gab Rika Gelegenheit Haruka nachzulaufen. J ließ ihnen den Genuss des Vorsprungs. Emotionslos blickte sie auf Shuu herab, der seine Hand auf den rechten Arm presste. „Steh auf.“, forderte sie ruhig, aber als der Junge nicht zu reagieren schien, wurde auch der Tonfall der Jägerin schärfer. „Los! Steh auf!“ Gehorsam erhob sich Shuu, so wie es J von ihm verlangte. Rüde packte sie Shuu am Arm, der schmerzhaft das Gesicht verzog, und presste diesen an den Rücken. Die Jacke war an einer Stelle verbrannt und die Haut darunter gerötet. Shuu versuchte sich noch immer J zu entwinden, doch ihr Griff ließ es nicht zu. „Keine Dummheiten.“, zischte sie ihm ins Ohr. Seine Gegenwehr wurde schwächer. J wandte sich zufrieden gestellt an ihren Drachen. „Schneide ihnen den Weg ab, damit sie uns nicht entkommen.“, befahl sie schroff. Brutalanda fauchte zustimmend, dann erhob sich der muskulöse Drache in die Luft, während Haruka und Rika einem Abhang hinauf kletterten, der von den Flammen unberührt geblieben war. Doch plötzlich entfachte eine lodernde Feuerwand. Jeder Fluchtweg war ihnen verwehrt. Js Plan schien aufzugehen. „Rika!“, sagte Haruka atemlos. Die Angesprochene schwieg und suchte nach einer Möglichkeit aus dieser heiklen Situation zu entfliehen. Doch ihre Gedanken waren zu aufgewühlt als das sie Ruhe bewahren konnte. Schließlich fiel ihr Blick auf einen Felsen, der aus dem Boden ragte und für einen Augenblick Schutz bieten konnte. „Wir suchen dort Schutz!“, erwiderte die Schwarzhaarige, während die Haruka mit sich zog. Dort ließen sie sich im Sand nieder und keuchten schwer. Ängstlich drückte sich Lugia an Haruka, die schützend ihre Arme um das Kleine legte. Die Lippen der Jägerin verzogen sich zu einem gehässigen Lächeln. Glaubten sie etwa, dass sie ihnen auch nur einen Moment der Ruhe gönnte? „Euren Freunden wird es schlecht ergehen, wenn ihr mir nicht sofort Lugia ausliefert.“, sagte J drohend, begleitet vom Fauchen Arboks und Brutalandas. „Rika? Was sollen wir tun?“, fragte Haruka. Panik lag in ihrer Stimme, die zitterte. Js Brutalanda trieb die Mädchen als wären sie seine Beute, die nicht entkommen konnte. Und nun saßen sie fest, ihre Rücken an einem kalten Felsen gelehnt. Doch Rika schwieg. Entsetzen lähmte das Mädchen. Die Jägerin hatte keine Scheu ein Menschenleben zu riskieren, um ihre Ziele zu erreichen. Nur mit knapper Not war Shuu dem glühenden Flammenwurf entronnen. Das Brüllen des aufgebrachten Drachens riss Rika vollends aus den Gedanken. „Wollt ihr, dass eure Feigheit euren Freunden das Leben kostet?“, erklang die frostige Stimme Js abermals. Noch immer herrschte Stille. „Na los! Kommt heraus aus eurem Loch!“ Haruka schaute die Schwarzhaarige voller Panik ins Gesicht. Sie hatte Angst um Shuu. Furchtbare Angst. Rika jedoch biss sich verzweifelt auf die Unterlippe. Ihre Finger spielten mit dem roten Pokéball, der plötzlich so schwer um ihren Hals lag. Sie hatte sich geschworen diesen Schritt niemals zu gehen. Doch nun war die Not größer als die Vernunft. Faita war das stärkste Pokémon der Gruppe, aber auch das Unberechenbarste von ihnen. Noch immer war er das Pokémon ihrer Mutter und zollte nur jener Person sein vollstes Vertrauen. Dieser Gedanke erfüllte Rika mit Sorge. Zwar hatte sich Faita ihr angeschlossen, jedoch wer gab ihr Gewissheit, ob Faita auf sie hörte? „Rika!“, flehte die Brünette bittend. Das Mädchen hob den Kopf. Entschlossenheit lag in ihren Augen. „Wir werden kämpfen.“, entschied Rika. „Was?!“, entglitt es Haruka irritiert. Rika blickte sie an. „Du hast schon verstanden.“, sagte die Schwarzhaarige und erhob sich. Haruka folgte ihr zögernd. „Bleibt wo ihr seid!“, rief Kenta. „Es ist eine Falle!“ Doch zu spät. Plötzlich wurde Haruka von Piondragi gepackt und Js Ariados umwickelte Rika mit den klebrigen Fäden. Lugia gab einen erschrocken Laut von sich. Hunter J lachte böse auf. „Ich habe euch gewarnt. Nun werde ich mir Lugia mit Gewalt holen.“, sagte die Jägerin ruhig. Haruka blickte ihren Schützling an, der nicht von ihrer Seite wich. „Lauf weg, los!“, befahl sie ihm. Doch das silberne Pokémon verstand sie nicht. „Du musst weglaufen!“ Doch Lugia rührte sich noch immer nicht. Hunter J grinste. Sie richtete den Arm auf Lugia, dessen Körper sich in Stein verwandelte. „Lugia!!“, schrie Haruka entsetzt, doch sie war machtlos. Sie konnte es nicht verhindern, dass Lugia in Js Hände fiel. Siegessicher lächelte J als sie auf die Versteinerung Lugias herab sah. „Mission abgeschlossen.“, sprach sie feierlich, dann legte J behutsam Lugia auf den Rücken ihres Brutalandas. Sie wandte sich an Haruka, Shuuu, Rika und Kenta, die sie zornig anfunkelten. „Ihr hättet mir den Zeitaufwand ersparen können, indem ihr sofort mir Lugia ausgehändigt hättet.“, sagte Hunter J kalt, während sie Piondragi, Ariados und auch Arbok zu sich rief. „So schnell wirst du nicht abhauen!“, keifte Rika wütend. J drehte sich der Schwarzhaarige zu. „Ach ja? Wollt ihr mich noch immer aufhalten? Arbok und Brutalanda, Hyperstrahl.“ Gebündelte Energien schlugen vor den Füßen der Jugendlichen ein und schleuderten sie abermals weg. Diesmal verloren sie durch den Aufprall das Bewusstsein. „Die werden erstmal einwenig schlafen.“, lachte J auf. Dann drehte sie sich zu Brutalanda, auf dessen Rücken das versteinerte Lugia lag, und bestieg den Drachen, der in die Höhe stieg. Kapitel 51: Jäger und Gejagte ----------------------------- Der zweite Teil des Monsterkapitels. XD Viel Spaß beim Lesen, meine Freunde! P.S. Das nächste Kapitel wird wieder etwas später kommen, weil ich zurzeit kaum weiterkomme... » 51. Kapitel Jäger und Gejagte Stöhnend wälzte sich Rika auf dem harten Boden und schlug langsam die Lider über den Augen auf. Für einen Moment fehlte ihr völlig die Orientierung, als die Sonne sie einen kurzen Moment blendete. Wo war sie? Was war geschehen? Dann aber kam ihr wieder in den Sinn was geschehen war: Hunter J hatte Lugia entführt und dabei sogar die Leben ihrer Freunde riskiert, um an ihr Ziel zu kommen. Zögernd setzte sich das Mädchen auf und sah sich verwirrt um. Sie waren nicht mehr am Strand, sondern befanden sich auf einer flachen Ebene, die mit Gras bewachsen war, die wahllos von Bäumen umsäumt war. Ein kalter Lappen fiel auf ihren Schoss und ließ sie kurz zusammen zucken. „Alles in Ordnung?“, fragte eine fremde, weibliche Stimme, die Rika nicht kannte. Sie klang jedoch freundlich und klar. Irritiert schaute Rika jenes Mädchen an, welche ihr unsicher ins Gesicht blickte. „Mein Name ist Hitomi.“, stellte sich das braunhaarige Mädchen lächelnd vor. „Ich habe euch bewusstlos gefunden.“ Kenta, der das Mädchen ebenso besorgt ansah, stimmte Hitomi nickend zu. „So ist es.“, erwiderte Junge mit den mädchenhaften Gesichtszügen. „Sie hat uns gefunden.“ Resigniert wandte das Mädchen den Blick ab und ließ ihn ruhelos umher streifen. Ihr war es gleich, ob Hitomi ihnen gut oder böse gesinnt war. Die schmerzende Niederlage gegen J lag schwer auf ihrem Bewusstsein. Was würde bloß mit Lugia geschehen? Und wie konnten sie das Kleine aus den Klauen dieser hinterhältigen Jägerin befreien? Während den wirren Gedankengängen spürte Rika ein leichtes Pochen und veranlasste, dass ich Rika die Hand an die Stirn fasste und leise aufstöhnte. „Geht es dir wirklich gut?“, fragte Kenta sorgenvoll, der sich neben sie kniete. Rika nickte zögernd, während sie in das Gesicht ihres Freundes schaute. In ihren Gedanken brannte eine einzige Frage. Kenta schien ihre Besorgnis zu spüren; er schlug die Augen nieder, offentsichtlich war der Junge erschöpft. „Arbok hat mich nicht gebissen.“ Rikas Körper, der zunächst angespannt war, lockerte sich zunehmst. Dennoch blieb die Belastung von ihren Muskeln, als sie die Gewissheit hatte, dass Kenta nichts passiert war. Shuu stieß ein unterdrücktes Fluchen aus. „J ist uns entkommen.“, fauchte dieser zornig, der seine leichte Verletzung am Oberarm abtastete und leicht zusammen zuckte. „Verdammt!“, ein aufgebrachtes Zischen entwich seiner Kehle und schlug mit der Faust gegen den weichen Sandboden. Haruka jedoch ließ den Blick traurig gesenkt. Es fühlte sich an, als ob ein wichtiger Teil ihrer Persönlichkeit verloren gegangen wäre. Rika hasste sich für ihre Hilflosigkeit und fällte rasch eine Entscheidung. Das Mädchen erhob sich benommen und ballte die Faust. „Wir müssen sie verfolgen. Sehr weit gekommen, kann sie nicht.“, meinte die Schwarzhaarige. „Und wie willst du das anstellen?“, fragte Kenta, mit den Armen vor der Brust verschränkt. „Sie kann überall sein! Wir brauchen ein Flug-Pokémon, allerdings hast du Panzaeron zum Professor geschickt.“ Anklagend blickte Rika ihren Jugendfreund an. „Machst du mir etwa Vorwürfe?“, keifte das Mädchen wütend. Doch bevor ein ernster Streit begann, ertönte die sanfte Stimme Hitomis. „Vielleicht kann ich euch helfen?“, fragte das Mädchen zaghaft. Haruka sah das Hitomi hoffnungsvoll an. Nun wandte Rika sich auch wieder dem zierlichen, braunhaarigen Mädchen zu und musterte sie. Die Gestalt verriet Hitomis sanftmütige Persönlichkeit. Dies widerte Rika insgeheim an. „Du willst uns helfen?“, erwiderte das Mädchen kühl. Hitomi senkte den Blick. „Ja.“, antwortete das Mädchen. „Ich habe dasselbe Recht mich an dieser Frau zu rächen, wie ihr es habt.“ Interessiert sah Shuu das Mädchen an, die gegenüber Rikas nahezu ablehnender Gestik völlig hilflos aussah. Die Schwarzhaarige lachte leise auf. „Ach ja?“ Schnellen Schrittes näherte sich Shuu dem Mädchen und schaute Rika streng an. „Es reicht.“, sagte er knapp und wandte sich nun Hitomi zu. „Erzähl, was du über J weißt.“, forderte Shuu auf. Hitomis Blicke huschten unruhig umher, bis sie zuletzt auf Rika ruhten, die sie verächtlich ansah. Als sie jedoch schwieg, wurde Rika ungeduldig. „Los, sag schon!“, fauchte sie, doch Shuu brachte das Mädchen rasch zum Schweigen. Nun verzog Rika ihre Lippen zu einem vorgetäuschten Lächeln. „Sag uns, was du weißt.“, sagte sie gespielt freundlich, während ihre Augen das schüchternde Mädchen anfunkelten. Hitomi senkte das Haupt. „I-Ich hab meinem Vater bei der Arbeit… geholfen…“, das Mädchen schluckte hart. „Vater hat mich nur kurz allein gelassen… Da kam plötzlich diese Frau… und forderte mein Ampharos... Als ich mich weigerte, hat sie mich niedergeschlagen…“ erzählte Hitomi mit zittriger Stimme. „Sie… Sie hat… mein Ampharos mitgenommen… Mein erstes Pokémon…“ Tränen war in den Augenwinkeln des Mädchens und zeugten vor unterdrückter Traurigkeit und Wut. Rika sah das Mädchen stumm an und empfand Mitleid mit ihr. Würde man ihr Chelcarain oder Hundemon wegnehmen, so würde sie dasselbe fühlen, wie Hitomi. Hass stieg in Rika auf. Doch nicht auf jenes Mädchen, was vor ihr stand, sondern auf die kaltblütige Frau Hunter J. „Ein Grund mehr sie zu finden.“, meinte Rika entschlossen und schaute ihre Gefährten an, die ihr zögernd zu nickten. Kenta strich sich eine Strähne hinter das Ohr und blickte Hitomi freundlich lächelnd an. „Und wie kannst du uns helfen, Hitomi?“, wollte Kenta wissen. Hitomi lächelte. „Ich besitze ein Flug-Pokémon.“, erwiderte die Braunhaarige, während sie eine kleine Pfeife herausholte und in diese pfiff. Ein leiser, kaum wahrnehmbarer Ton erklang. Plötzlich schoss ein dunkler Schatten aus einer Baumkrone und flatterte um Hitomi herum. Ein Krächzen entrann dem kleinem Wesen. Seine geschwungenen Flügel waren schwarz gefellt, der Bauch dagegen weiß und das Gesicht der zarten Kreatur war rötlich. Das Pokémon war in einem Topzustand. „Ein Schwalbini!“, kam es überrascht von Haruka. Hitomi nickte und kraulte Schwalbini, als dieses sich auf ihre Schulter niedersetzte. „Schwalbini war noch ein Jungtier als ich es vor einem halben Jahr gefangen habe.“, sagte das Mädchen. „Aber er wird uns helfen J zu finden.“ Haruka bejahte mit einem zustimmenden Nicken. „Dann mal los.“ Schwalbini krächzte entschieden und breitete die gerundeten Flügel aus. Flink stieß das geflügelte Wesen von der Schulter seiner Trainerin ab und zog weitere Kreise über den Köpfen. „Flieg voraus, Schwalbini!“ Hunter J stand vor dem kolossalen Luftschiff, flankiert von ihrem Arbok und Brutalanda. Erzürnt blickte ein Ampharos sie an, doch diese verhassten Blicke ließen die Frau kalt. „Erhoffst du dir deine Trainerin würde kommen, um dich zu befreien?“, lachte J kalt. Ein kurzes Knurren entwich Ampharos’ Maul. Diese Frau konnte ihm nicht die Zuversicht zerstören. Seine Trainerin Hitomi würde kommen! Soeben versuchte einer ihrer Männer das widerspenstige Lugia ins Innere dieses Schiffes zu bringen. Doch das Pokémon wandte all seine Kräfte auf um sich gegen diesen kräftigen Mann zu behaupten. Rasch gab dieser auf und stand mit gesenktem Blick vor seiner Vorgesetzten. „Jämmerlich! Du lässt dich von einem Jungtier an der Nase herumführen!“, zürnte die Jägerin. Ihr Arbok zischte begierig und lenkte sich mit der gespalteten Zunge über die Lippen. Erstarrt blickte der Mann die Frau und ihre Kobra furchtsam an, die kalt zu grinsen schien „Du weißt, was ich mit Versagern wie dir tue, oder?“ Stumm nickte der hoch gewachsene Mann, der der Frau mit seiner Körpermasse überlegen war und doch besaß er einen tiefgründigen Respekt vor ihr, welcher seiner Glieder taub werden ließ. Hunter J wurde zornig. All ihre Untergebenen waren bloße Waschlappen, die sich von ihrer Angst beherrschen ließen. „Antworte!“, fuhr J sie an. Ihre Autorität ließ keinen Widerspruch zu. „J-Ja!“, antwortete er rasch um seine Vorgesetzte zu beschwichtigen, versuchend das Zittern seiner Stimmen zu unterdrücken. Die Augen der Jägerin funkelten böse. Die Nüstern des Drachen und der Kobra blähten sich als ihnen die Welle der Furcht des Mannes entgegen schlug. Ein tiefes Grollen entrann Brutalandas und Arboks Kehle. Ein aufregendes Fauchen der Kobra jenen Mann in kalten Schweiß ausbrechen. Musste er um sein Leben fürchten? Doch J machte bloß eine wegwerfende Handbewegung. „Du bist unnütz. Ich benötige deine Dienste nicht weiter. Geh wohin du willst, ehe ich meinen Entschluss ändere.“ Es verstrichen einige Sekunden. Sein Herzschlag schien ihm in den Ohren zu dröhnen. Der Dienst seiner Beine versagte ihm. Nahezu mechanisch verbeugte er sich dankbar, dann wandten der Mann sich ab und rannte davon. Ein unheilvolles Grinsen legte sich auf die Lippen der Jägerin. Gnade? Dieses Wort kannte die Frau nicht. „Arbok, verfolge ihn und mache ihm den Gar aus.“ Arbok zischte gehorsam. Sein Körper glitt flink dem Mann hinterher, bloß seinen Instinkten folgend. Jener Mann war nicht weit gekommen. Immer wieder stolperte er vor Aufregung, glücklich dieser Gefahr entkommen zu sein. Als jedoch er das Zischen der Schlange an seine Ohren drang, wurde ihm bewusst, dass er nun ein Gejagter war. Die imposante Gestalt der Kobra baute sich vor ihm auf, wickelte sich um seine Gestalt, dabei entblößte Arbok die todbringenden Giftfänge. Alles, was nun folgte, verging rasch. Ein gellender Schrei legte sich in die Luft, ehe der geschwächte Körper des Mannes zu Boden sank. Im stillen Fieberwahn des Giftes krampfte er, dann wurde sein Gesicht totenblass. Als Arbok zu seiner Herrin zurückkehrte, lobte sie ihn mit knappen Worten. Das unermüdliche und klägliche Jammern Lugias gewann ihre Aufmerksamkeit. Doch auf Js Gesicht war bloß in boshaften und gnadenloses Grinsen. „Schrei nur, aber sie werden dich nicht hören.“, sagte sie mit klirrender Kälte in der Stimme. Lugia starrte sie aus klugen, aber angstvollen Augen an. Die Jägerin neigte ihren Kopf zur Seite als sie merkte, dass Bozan neben ihr stand, den Kopf zu Boden gerichtet. Knapp verbeugte sich dieser, ehe sein Blick auf das legendäre Lugia fiel. Vielen Legenden und Mythen rankten sich um dieses Pokémon, denn es war die Gottheit des Ozeans. Ein solch mächtiges Wesen, welches die Kraft besäße, dass es eine Naturkatastrophe herauf beschwören könne. Bloß den Schatten dieseer Kreatur hatten bislang Menschen zu Gesicht bekommen als diese in höchster Not waren. Bozan ordnete rasch seine Gedanken. „Herrin, diese Kreatur… Es ist so… so… klein.“, bemerkte er forsch. J lachte auf. „Dieses Lugia ist noch ein Jungtier.“, erwiderte die Frau amüsiert. Bozan überrascht, aber dann ernst an. „Ein Jungtier? Wo befindet sich dann die Mutter?“, erwiderte der Dunkelhaarige. „Vielleicht wissen diese Jugendlichen den Aufenthaltsort der Mutter.“ Ein kurzes Rascheln veranlasste, dass J den Blick auf ein Gebüsch richtete. Dieses verräterische Geräusch erstarb sogleich. „Herrin, ist alles in Ordnung?“, erkundigte sich Bozan besorgt um das Wohlsein der Frau. Genervt legte sie die Fingerspitzen an die Stirn als Lugia abermals begann zu jammervoll zu schreien. „Ja.“, sagte sie barsch. Das Schreien Lugias war kaum zu ertragen. „Bozan, schaffe dieses Vieh hier weg. Sofort!“ Ergeben nickte dieser und trat auf Lugia zu. Die schweren Stiefel ergaben einen dumpfen Klang vor dem Lugia zurückwich. Bozan nahm jedoch, ohne auf Lugias Jammern zu achten, die klirrende Metallkette in die Hand. Schroff zog er an jener, die sich enger um Lugias Hals zog als das Pokémon Widerstand leistete. „Kommst du schon?“, keifte der Mann. Sein Zerren an der Kette wurde stärker, wodurch Lugia keuchend nach Luft schnappen musste, da die Kette wie eine Schlinge wirkte. Plötzlich schoss ein schwarzer Schatten aus den Bäumen auf Bozan hinab, und hakte auf ihn herum. Dieser zog heftiger an der Kette, die Lugia hinderte sich in Sicherheit zu bringen, denn er versuchte vergeblich dieses lästige Etwas wegzuscheuchen, ohne die Kette fallen zu lassen. Abermals ertönte jenes Geräusch, welches zuvor Hunter Js Aufmerksamkeit erregt hatte. „Aufhören!“, schrie eine weibliche Stimme als die Gestalten einer vierköpfigen Gruppe auftauchte. Jene Stimme war Harukas Stimme gewesen, die Lugias Augen aufleuchten ließen. Hunter J neigte ihren Kopf zu ihnen. „Ich hätte es mir denken können, dass ihr es seid. Und ihr habt sogar noch eine neue, schwache Verbündete.“, stellte sie belustigt fest. „Ihr seid lästiger als ich dachte. Brutalanda!“ Ein tiefes Knurren, welches in ein lautes Drachengebrüll überging, erschallte. Brutalanda war zu jederzeit bereit die Befehle seiner Trainerin ausführen. Unruhig glitten Harukas Blicke zu Shuu, der ihr aufmunternd zu nickten. Sie mussten Ruhe bewahren. um den Plan nicht zu gefährden. Die Braunhaarige atmete tief durch, um die Schläge ihres Herzens zu drosseln, die ihr beinahe den Verstand raubten. „Schillok!“ Freudig befreite sich Schillok aus dem engen Gefängnis des magischen Balles, und sah sich nun einem wütenden Drachen gegenüber. „Hyperstrahl.“, formten die Lippen der Jägerin kalt. So kalt, dass es Haruka einen kalten Schauer über den Rücken laufen ließ. Schnell aber verjagte Haruka diese Gedanken um sich auf die Befreiung ihres Schützlings zu konzentrieren. „Eisstrahl!“, sagte sie hastig, aber Schillok gehorchte widerspruchslos. Eine eisige Kugel glühte hell im Maul des Pokémon aus, bevor es sich zu einem Strahl bündelte, der den Hyperstrahl kurze Zeit aufhielt. Dann aber sprengte der Eisstrahl die gebündelte Energie des Hyperstrahls. Hunter J hob schweigend die Hand. Ein lautlosen Zeichen für ihre Handlanger, sich um die Jugendlich zu stellen. Es gab kein Entkommen aus dem undurchdringlichen Kreis. Ängstlich drängte sich Hitomi an ihre neuen Freunde, die Rücken an Rücken zueinander standen um jeden ihrer Feinde im Auge behalten zu können. Doch sie waren bloß die Ablenkung. „Verdammt!“, fluchte die Frau als sie merkte, dass Rika fehlte. Nun war ihr gewiss, dass ihre Freunde sie bloß ablenken sollte. „Wollt ihr mich an der Nase herumführen? Wo ist sie?“ „Hier.“, erklang die ernste Stimme Rikas, zu der sich J umwandte, jedoch sogleich hart zu Boden gestoßen wurde. An Js Ohr drang ein zorniges Knurren, jederzeit zum Angriff bereit. Hunter J versuchte sich zu regen, doch das Knurren Hundemons wurde aggressiver. Bozan, der zunächst regungslos dastand, während Rika triumphierend grinste, trat auf seine Vorgesetzte zu, um ihr zur Hilfe zu eilen. Ebenso löste sich der Kreis um die Jugendlichen herum auf, sodass die Handlanger ebenfalls die Jägerin zu unterstützen. „Keine falsche Bewegung!“, zischte Rika warnend. Bozan und die dunkel gekleideten Männer erstarrten. Ihnen war bewusst, dass sie handeln mussten, aber sie durfte niemals seine Herrin in Gefahr bringen. Ob überhaupt Gefahr von diesem Mädchen ausging? J aber gönnte Rika den kurzen Triumph ihres überraschenden Angriffs, dann kehrte die kalte Fassade der Jägerin zurück. „Arbok!“ Blitzschnell jagte die Kobra auf Hundemon zu, schlug die Zähne in seinen Körper, das der Schattenhund schmerzerfüllt aufjaulte. Das Pokémon strauchelte benommen. Strömte das Gift durch seinen Körper? Nein, durch seine Adern floss bereits Gift. So konnte das Gift Arboks ihm kaum etwas anhaben. „Hundemon!“, rief Rika besorgt, dann aber stand sie Hunter J gegenüber, die sie kaltherzig angrinste. „Es war ein dummer Fehler mich herauszufordern, Mädchen!“ Die Schwarzhaarige wich zurück, die Frau trat einen Schritt vor. Sie grinste kühl. „Brutalanda, Flammenwurf!“, befahl J ohne zu zögern. Doch unerwartet sprang Hundemon dazwischen, die Zähne zu einem furchterregenden Knurren gefletscht. Der Flammenwurf traf mit voller Wucht auf den Schattenhund, doch das Feuer schien ihn nicht zu verletzten, sondern wurden von Hundemons Körper regelrecht absorbiert. Nun huschte über Rikas Gesicht ein selbstgefälliges Grinsen. „Flammenwurf, Hundemon!“ Der schwarze Hund, der von manchen Menschen als Zerberus betitelt wurde, legte den Kopf in den Nacken und riss sein Maul auseinander, das in einen rötlichen Schein getaucht wurde, während nun Feuer im Rachen brodelte und kochte. Eine aufglimmende Flammenwalze zischte auf die in Panik geratene Kobra und traf auf den weit gefächerten Schild, der in grelle Farben, die als Warnung dienten. Das scharfe Fauchen Arboks erstarb, während die Kobra in Flammen gehüllt wurde. Unzählige Brandverletzungen unterschiedlichen Grades zierten Arboks schlanken Körper und ließen die Schlange erhebliche Schmerzen leiden. Erschöpft brach Arbok letztlich zusammen. Stille trat auf der Lichtung ein. Ein Raunen ging durch die Zeugen des Kampfes, die zusammengedrängt hinter J standen. Hatte dieses Mädchen soeben der grausamen Hunter J die Stirn geboten? Ein leises, erzürntes Grollen entrann der Kehle der Frau. Sie duldete kein Versagen und besonders kein Zweifel an ihrer Stärke. „Euch wird es Leid tun, wenn ihr bloß nur eine Sekunde an mir zweifelt.“, drohte J mit gedämpfter Stimme, die beinahe ein leises, bedrohliches Flüstern war. Ihre hohe Autorität ließ keinen weiteren Bedenken zu. Falls jemand den Mut und Verstand aufbrauchte, so würde Hunter J richten und derjenige müsse mit seinem Leben bezahlen. Sofort verstummte das schwache Wispern. Zufrieden kehrte Hunter J ihren Untergebenen den Rücken zu. Auf ihren Lippen lag wieder jenes eiskalte Lächeln, welches großes Unheil verhieß. „Brutalanda, Hyperstrahl!“ Ein Strahl bündelte sich im Maul des Drachens. Dieses Glimmen ließ Rika unweigerlich erstarren. Nur wenige Sekunden später raste dieser gewaltige Energiestrahl auf Hundemon zu, bereit zu töten. Alarmiert riss Rika den Kopf zu ihrem treuen Pokémon. „Hundemon!“, rief sie erschrocken als diese erkannte, dass ihr Pokémon in großer Gefahr schwebte. Reflexartig sprang sie vor Hundemon, umfasste mit den Armen seinen Hals und sprang zur Seite, bevor der gebündelte Hyperstrahl eine verheerende Wirkung anrichten konnte. Trotz des schnellen Sprungs war die Druckwelle deutlich zu spüren. Durch den harten Aufprall auf den Rücken krümmte sich Rika vor Schmerzen und stieß den Sauerstoff aus ihren Lungen. „Alles… in Ordnung, mein Freund?“, brachte Rika schwer atmend hervor. Hundemon fixierte die Schwarzhaarige starr. Was es nicht seine Aufgabe das Mädchen zu beschützen, mit seinem eigenen Leben? Doch nun stand Hundemon in ihrer Schuld. In einer Schuld, die sich nicht einfach begleichen ließ. Das Mädchen hatte ihr Leben riskiert, um ihn zu retten. Welchen Gegenwert konnte der Schattenhund dagegen aufwenden? Rika richtete sich auf, obwohl ihr Körper ihr nicht zu gehorchen schien. Dabei schob sie Hundemon leicht von sich, der sie eindringlich musterte. Nun war die Grenze Rikas Zorns erfüllt. Sie konnte nicht mehr die Taten Hunter Js ungeschehen lassen. Andächtig legten sich ihre Finger um den Pokéball, der an der Kette um ihren Hals befestigt war. Es war an der Zeit das Handeln Js zu unterbinden! „Rika!“, rief Haruka, die auf sie zu rannte, gefolgt von Shuu, Kenta und Hitomi, die vor Schreck blass war. Die Angesprochene neigte den Blick in ihre Richtung; ihre Gedanken waren bei dem bevorstehenden Höhepunkt dieses Kampfes und schließlich erhob sich Rika. „Ist dir etwas passiert?“, fragte Kenta, der sie besorgt ansah. Doch Rika schüttelte den Kopf. „Nein.“, erwiderte sie knapp. Ihr Blick verdüsterte sich als sie das schallende Gelächter Js vernahm. Ihr Blick richtete auf diese verhasste Frau. Nun festigte sich ihr Entschluss eisern. Es war an der Zeit J das Handwerk zu legen. Ihre Finger straffen den Pokéball Faitas aus der Fassung, hielt diesen einen Augenblick neben sich als ob Rika ihre Gedanken sammelte. Unerwartet jedoch legte Haruka ihre Hand auf den Arm des Mädchens. „Warte, Rika! Du solltest dich schonen.“, sprach Haruka ernst. „Ich übernehme!“ Entsetzen lähmte Shuu, zugleich erfüllte ihn aber große Sorge um seine Haruka. „Was?!“, fauchte der Koordinator ungläubig. J aber hatte bloß ein spöttisches Grinsen für dieses große Wagnis übrig. Töricht war Harukas Vorhaben. Doch bevor Shuu reagieren konnte, als Shuu dies begriff, schritt Haruka zur Tat. „Gallopa und Schillok! Los!“ Ein mechanisches Klicken verriet, dass sich ein Pokéball öffnete. Im grellen Licht formte sich die Gestalt eines Pferdes, dessen Mähne und Schweif lichterloh loderten. Selbst in den Augen Gallopas brannte ein Feuer; das Feuer der Entschlossenheit, die es durch ihre Trainerin verspürte. Als Gallopa ausamtete, stieg eine gräuliche Rauchwolke aus den Nüstern auf. „Gallopa! Flammenwurf!“, rief Haruka selbstsicher. Daraufhin spie das Feuerpferd einen flackernden Feuerstrahl auf Brutalanda, welches bloß leise fauchte. Hunter J lachte bloß boshaft auf. „Ausweichen und Hyperstrahl!“ Mühelos wich der große Drache dem Flammenwurf aus, dann aber bündelte sich eine gewaltige Energie vor seinem Maul, die den Boden unter Gallopas Hufen aufriss und Felsbrocken in die Höhe schleuderten, die so groß wie Tennisbälle waren. Gallopa war dem Hagel jener Steine wehrlos ausgeliefert. So schmolz Harukas Selbstbewusstsein dahin, wie Eis in der Sonne. Nun drängten sich Zweifel in den Vordergrund. Hatte sie die richtige Entscheidung getroffen? Doch nein! Sie musste Lugia befreien, koste es, was es wolle! Js gehässiges Grinsen widerte Haruka an. Sie lachte ihnen überheblich ins Gesicht. Nun verstand Haruka Rikas unterdrückte Wut, die sie in den Augen des Mädchens gesehen hatte. „Gallopa, Feuerwirbel! Schillok, Aquaknarre!“ Schillok spuckte einen Wasserstrahl auf Brutalanda, umringt von Gallopas leuchtenden Flammenwirbel, der sich um die Aquaknarre wandte und Haukas berüchtigte Feuer-Wasser-Kombination bildete. Diese Vereinigung zweier gegensätzlicher Attacken vermochte eine verheerende Wirkung zu hinterlassen, doch Brutalanda konterte mit einem mächtigen Hyperstrahl, der das Schlachtfeld in dichten Rauch hüllte, nachdem die Attacken aufeinander geprallt waren. Haruka hielt daraufhin den Unterarm vor ihr Gesicht, und kniff die Augen zusammen, denn der aufgewirbelte Staub brannte und schmerzte. „Drachenklaue.“, erklang die gleichgültige Stimme Js. Dies schreckte Haruka auf. Riskierte J selbst einen Angriff bei schlechten Sichtverhältnissen? Blitzartig stieß Brutalanda durch den schweren Rauch. Die weiten Pupillen zeugten von seiner Aggression. Seine Klauen schimmerten in einem rötlichen und geheimnisvollen Licht auf, ehe sie auf Schilloks ungeschützten Bauch niederfuhren. Ein schmerzvoller Schrei legte sich in die Luft. Haruka stand wie gelähmt da. Ihre Glieder rührten sich nicht. Wie konnte dies bloß sein? Wie konnte diese teuflische Frau einen solch genau koordinierten Befehl geben? „Haruka!“, riss Shuus Stimme aus den Gedanken. Wie in Trance glitten ihre Blicke in jene Richtung, und schauten in die Gesichter ihrer Freunde. In ihnen sah sie Sorge, Hoffnung, besonders Rikas Augen waren ein Spiegel ihrer Gefühle: Zorn, Hass und große Hoffnung lag in ihnen. Die Emotionen ihrer Gefährten gab Haruka neue Kraft. Doch ehe sie einen erneuten Entschluss gefasst hatte, wurde das Mädchen grob gepackt und ihre Hände gegen den Rücken gepresst. „Keine Tricks mehr!“, zischte die Stimme Bozans in ihr Ohr. Nun war Haruka klar wovor Shuu sie warnen wollte. Wie unachtsam dies von ihr war! Wie sollte sie nun aus dieser Lage wieder herauskommen? „Verdammt! Lass meine Freundin frei!“, schrie Shuu, der inzwischen von zwei Männern in Zaum gehalten werden musste. Es versetzte ihn in blinde Rage, das Bozan Haruka in einem solch festen Griff hielt, sodass er dem Mädchen Schmerzen zufügte. „Lasst mich los!“, fauchte Rika auch erbost, dessen Zorn eines aggressiven Snobilikats gleichkam. Die Schwarzhaarige wehrte sich heftig, aber sie hatte keine Chance. Die stämmigen Männer waren zu stark und bald war auch Rikas Widerstand erloschen. Bloß Kenta leistete keine Selbstverteidigung. Der Junge verabscheute Gewalt, und so wurde Kenta rasch überwältigt. Hunter J grinste bösartig; sagte schließlich: „Wer nicht hören will, muss fühlen.“, und trat auf Haruka zu. „Übergib mir deine Pokébälle.“ Die Braunhaarige zögerte. Sogleich wurden Haruka für ihr Zögern bestraft; Bozans fester Griff trieb ihr die Tränen in den Augen. Warum? Warum strebten Menschen nach Macht und fügten dabei Anderen Leid und Verderben zu? Warum war die Menschheit nicht mit den Gegebenen zufrieden? Wollten sie die absolute Herrschaft erlangen, um die Menschheit und die Pokémon zu unterdrücken? Widerwillig gab Haruka die Gegenwehr gegen Bozan auf, der für einen Augenblick das Mädchen freigab, damit sie ihre Pokébälle in die Handfläche der Jägerin legen konnte. Eine stumme Träne rollte über ihre Wange. Doch unerwartet durchzog ein funkelnder das Dunkle: Im Lichtschein eines Pokéballs materialisierte sich die humanoide Gestalt Riolus. J sah geringschätzig auf das Pokémon herab, welches es wagte sich gegen sie zu stellen. Ein knappes Handzeichen bedeutete Brutalanda des Angriffs. „Riolu!“, entrann Haruka schluchzend. „Lauf! Lauf weg! Ich bitte dich!“ Würde Riolu den tief liegenden Sinn ihres Wunsches erkennen und Gehorsamkeit zeigen? Oder war ihr Pokémon zu ewiger Sklaverei verdammt? Riolu aber rührte sich nicht, starrte Haruka bloß in ihr flehendes Gesicht. Tränen lagen in ihren Augen. Erwachte dort etwas in dem Pokémon? Das leise Lachen erregte Riolus Aufmerksamkeit; das Pokémon wandte sich der Jägerin zu. Ungerührt und ohne jegliche Anzeichen von Furcht sah Riolu Hunter J an. „Riolu! Bitte lauf weg!“, flehte Haruka weiter. Über ihre Wangen rannen weitere Tränen. Ein leises Schluchzen ihrerseits brachte Riolus Gleichgültigkeit ins Wanken. „Brutalanda, Flammenwurf!“ Riolus Blicke bohrten sich in die Augen des Drachen. Blitzartig stieß Riolu plötzlich vor und stürmte auf J zu, ungeachtet des rasenden Drachens. Eine Lichtkugel formte sich in einer Pfote, die er gegen Js Bauch richtete. Die starke Kraftwelle erfasste die Jägerin und schleuderte sie zwei Meter weg. Das Gesicht war vom Schmerz verzerrt als Hunter J hart auf den Boden prallte. Sie stöhnte keuchend als die Luft in ihren Lungen herausgepresst wurde so als ob sie einen kraftvollen Faustschlag in den Bauch bekommen hätte. Zunächst herrschte unangenehme Stille; bloß das Wälzen Js war zu vernehmen. Fluchend stießen die Lakaien der Jägerin die Gefangenen von sich als die Männer erkannten, das ihre Herrin ernsthaft verletzt war. Eilend kamen sie ihrer Vorgesetzte zur Hilfe. Währenddessen stand die fünfköpfige Gruppe der jungen Trainer beklommen da und schienen das Szenario nicht annähernd zu begreifen. Harukas Blicke waren auf Hunter J gebannt, die vor ihr auf dem Boden lag und sich vor Schmerzen wand. Welcher Wahnsinn war in Riolu gefahren? Sie zuckte zusammen als sie Shuus Hand auf ihren Schultern spürte. „Ist mit dir alles in Ordnung?“, fragte der Grünhaarige voller Sorge. Doch Haruka nickte schweigend. Sie sah auf Lugia, welches ängstlich die Auseinandersetzung verfolgte. Riolu war aber bei ihm und zertrümmerte mühelos die Ketten, die das silberne Pokémon gefangen hielten. Freudig stürmte Lugia auf Haruka zu, die an sich schmiegte. „Lugia…!“, schluchzte sie. Das Kleine stupste gegen ihre Wange und fing eine salzige Träne mit der Schnauze auf. Auch Hitomi stürmte zu ihrem geliebten Ampharos, und schlang ihre Arme um den Hals des Pokémons. Große Erleichterung überkam das Mädchen. Ein leises Schluchzen ertönte, aber Ampharos summte bloß beruhigend. Dies ließ Hitomi aufschrecken und überlegte fieberhaft, wie sie ihr Pokémon von den Ketten befreien sollte. Suchende Blicke huschten über den Boden, bis sie einen Stein fand, der in die Hand eines erwachsenen Menschen passte. Ampharos beobachtete seine Trainerin mit wachsamen und klugen Augen. „Keine Angst, Ampharos! Ich befreie dich!“, sagte das Mädchen gequält als sie den Stein anhob und mit diesem gegen die Ketten. Ampharos schnaubte bloß missbilligend. Angst? Warum sollte er Furcht verspüren, wenn seine Trainerin bei ihm war? Rasch waren die einzelnen Elemente der Kette verbogen, und gaben schließlich rasselnd nach. Ampharos streckte sich genüsslich als er von den kühlen Fesseln befreit war. Nach dem J sich erholte, stemmte sie sich keuchend mit den Händen von Boden ab um sich aufrichten zu wollen. Noch immer waren ihre Gesichtszüge schmerzverzerrt. Bozan beugte sich zu J herunter und bat ihr seinen Arm an. Schroff wies sie ihn jedoch zurück. „Zurück!“, fauchte die Frau ihn an, während sie stöhnend ihren Oberkörper aufrichtete. Die Kraftwelle Riolus lähmte J; ihre Gliedmaßen schienen ihr nicht gehorchen zu wollen. „Ihr verfluchten Mistgeburten… Es wird euch noch Leid tun…“, flüsterte die Frau boshaft. Rika verschränkte die Arme vor der Brust und lächelte kühl. „Für Drohungen bist du nicht in der Position.“, erwiderte die Schwarzhaarige ungerührt. Wütend drehte sich Bozan zu Rika um, um sie für ihr vorlautes Mundwerk zum Schweigen zu bringen. „Was fehlt dir ein, du missratene Göre?!“ Ein kehliges Knurren Hundemons schalt ihn auf Abstand. Furchtsam wich der stämmige Mann vor rot glühenden Augen zurück, die ihn angriffslustig anfunkelten. „Pfeif’ deinen Köter zurück!“, keifte Bozan panisch. Die rüden Worte des Mannes verärgerten den Schattenhund; das Pokémon riss sein Maul auf, das Gesicht war vor Zorn verzerrt. Aggressiv fletschte Hundemon die Zähne. „Hundemon.“, ertönte Rikas Stimme. „Genug.“ Das Mädchen vollführte eine beschwichtigende Handbewegung. Hundemons Zorn flaute ab, aber die angriffsbereite Haltung blieb aufrecht. Mühsam erhob sich Hunter J und ließ ihre Blicke umherschweifen. Bloß die kaltherzigen Augen zeugten von ihrer Autorität und ließen das leise Raunen unter den Untergebenen sogleich verstummen. Lugia spürte das Unheil, welches J umgab und presste sich eng an Harukas Beine, während Riolu seinen Körper anspannte und die Eckzähne zeigte. Die Frau schien sonderlich ruhig, auch wenn sie den rechten Arm um ihren Leib geschlungen hatte und ihr Gesicht noch immer verkrampft wirkte. Inzwischen spürte Haruka, das Shuu neben ihr stand und ihre Hand nahm. An seiner Seite stand Rika, die Arme verschränkt und mit einem überheblichen Ausdruck auf dem Gesicht; flankiert von Kenta und Hitomi. Ihre Haltungen wirkten wie eine undurchdringliche Barriere, deren Aufgabe es war, das drohende Unheil abzuhalten. Hunter J verzog bloß die Lippen zu einem schmalen Grinsen. „Ihr tut alles, um dieses Lugia zu beschützen?“, grollte die Frau. Haruka neigte unsicher den Kopf zu Shuu, der ihre Hand fester drückte, während er J zu nickte. „Für uns ist das Kleine wie ein Kind, das von Schaden bewahrt werden muss.“, erwiderte der Grünhaarige, während er Harukas Hand drückte. Gerührt sah Haruka ihren Freund an, der ihre Gefühle besser verstand als jeder Andere. Ja, Lugia war für sie wie ein Kind. Und er, Shuu, war ein Teil dieser kleinen Familie. J lachte schallend auf und blickte zu ihrem Brutalanda, welches leise fauchte. Ihr Blick wanderte wieder zu der kleinen Gruppe. Schützend stellte sich diese vor Haruka und Lugia. Zwischen ihren Fingern blitzte die weiße Oberfläche der Pokébälle auf, die Shuu, Rika, Kenta und Hitomi vor die Brust hielten. Sie waren jederzeit bereit sich gegen die Jägerin zu behaupten! Zu einem kalten Lächeln verzogen sich Js Lippen als sie jeden einzelnen der Gruppe musterte. Die Gesichtszüge der jugendlichen Trainer zeugten von felsenfester Entschlossenheit. Sie würden sich nichts und niemanden von ihrem Handeln abbringen lassen. So kehrte J ihnen den Rücken zu und spürte den Blick Bozans auf sich. „Abziehen!“, befahl sie schroff, dann schritt sie langsam in die Richtung ihres mächtigen Luftschiffes. „Aber Herrin!“, versuchte Bozan der Frau zu widersprechen, doch jene brachte ihn mit einer raschen Handbewegung zum Schweigen. „Wir haben hier nichts mehr zutun.“, erwiderte Hunter J. Bozan verbeugte sich tief und trieb die Männer mit lauten Befehlen an. „Los! Bewegt euch. Geht das nicht etwas schneller?“ Bevor Bozan mit seinen Handlanger an Bord des Luftschiffes ging, warf er Hunter J einen kurzen, unsicheren Blick zu, dann verschwand er im Inneren. Hunter J ging ihnen mit bedächtigen Schritten hinterher, hielt jedoch kurz inne und wandte sich wieder zu den jungen Trainern. „Beim nächsten Mal solltet ihr mir aus dem Weg gehen, denn ich werde nicht wieder Gnade mit euch haben.“, warnte J, dann aber betrat sie das Luftschiff und die Lucke schloss sich. Die Motoren des gewaltigen Luftfahrzeuges ließen einen scharfen Wind aufkommen. Rasch hob dieses vom Boden ab und verblasste zunehmest. Kenta schaute Js Luftschiff nach und seufzte erleichtert. „Es ist vorbei!“ Auch Shuu, Rika und Hitomi lockerten ihre Körperhaltung und ließen die Pokébälle sinken. Der Spuk war wirklich endlich vorbei, ebenso auch der freie Strandtag, den sie sich gönnen wollten. „Herrin!“ Die Stimme Bozans riss Hunter J aus ihren tiefen Gedanken. Sie neigte den Kopf zur Seite. „Ich kann mich nicht erinnern dich gerufen zu haben.“, grollte die Jägerin missbilligend. Bozan verbeugte sich, während er entschuldigend sagte: „Es tut mir Leid, Herrin. Ich wollte mich bloß um Euren Zustand erkundigen.“ J wandte den Blick ab und starrte in die Ferne. Der Arm war noch immer um den Leib geschlungen. Das schmerzende Pochen ihres Körpers nahm nur langsam ab, jedoch lehnte die Frau ärztliche Hilfe ab. „Danke, aber du bist umsonst gekommen. Mir geht es gut.“, erwiderte J kühl. „Geh!“ Der Befehl war wie das wütende Fauchen ihres Arboks, das kurz bevor eines Angriffes war. Die Kälte in ihrer Stimme ließ Furcht in Bozan aufkommen, sodass er ohne weitere Worte sich zurückzog. Das Kinn auf die Hand stützend, blickte die Jägerin wieder in die Ferne. Zuletzt war ihr Blick auf Rika haften geblieben, deren Gesicht sie an eine Person erinnerte, die sie vor nicht allzu langer Zeit begegnet war. Es war bloß ein flüchtiges, geschäftliches Treffen, jedoch hatte Hunter J gespürt, dass die schwarzgekleidete Frau einen bedrohlichen Einfluss auf ihre Umgebung ausgeübt hatte. Keiner ihrer Lakaien vermochte sich ihr zu widersetzen. Die Augen jener Person spiegelten eiskalten Hass wider. Wer war Rika und was hatte sie mit dieser ominösen Frau zutun? Der grünhaarige Koordinator wandte sich zu Haruka um, die neben Lugia kniete und das Baby freudig an sich drückte. Auch Shuu beugte sich zu Lugia herunter, welches ihn aus kindlichen Augen ansah und ein leises Quieken von sich gab. Shuu lächelte als er dem Pokémon über den Kopf strich. „Wie geht’s ihm?“, fragte Kenta vorsichtig, noch immer war er erschüttert, was sich soeben abgespielt hatte. Mit eigenen Augen hatte er beobachtet, wie Hunter J ein Leben beendet hat. Keine Reue spiegelte sich in ihren Augen wider. Nein, noch nicht Mal Gnade. Haruka schaute den Jungen abwesend an. „Ihm fehlt soweit nichts…“, sagte sie schwach. Rika verschränkte die Arme vor der Brust. „Schwester Joy sollte sich Lugia trotzdem ansehen. Es könnte einen psyischen Schaden erlitten haben.“, meinte Rika, während sie die Brünette streng musterte. Haruka nickte abwesend und warf Shuu einen seitlichen Blick zu. Sie hatte das Bedürfnis ihm zu danken, aber es kam ihr lächerlich vor, dies zutun. Als Shuu ihre Blicke auf sich spürte, neigte er den Kopf zu ihr. „Wie fühlst du dich?“, kam es von ihm. Haruka stieg die Schamesröte ins Gesicht, auch wenn sie dagegen ankämpfte. „Gu-Gut.“, entgegnete sie und wich seinen eindringlichen Augen aus. Shuu lächelte sanft, dann erhob sich der junge Koordinator und klopfte sich den Dreck von der Hose. Seine Blicke schweiften umher, auf der Suche nach einem Hinweis, in welche Richtung sie gehen sollten. „Wir sind ziemlich vom Weg abgekommen.“, bemerkte Shuu mürrisch. „Was nun?“, wollte Kenta wissen, der seine Freunde zaghaft anschaute. Rika seufzte. „Im Freien übernachten ist unmöglich.“, das Mädchen sah zum Himmel empor. Dunkle Wolkenfetzen trieben am Himmel und verhüllten die wärmende Sonne. „Die Nacht wird kalt.“ Beklommen blickte Kenta auf den Boden. Auch Shuu und Haruka wirkten getrübt, obgleich der Entscheidung, die sie treffen mussten. Wo sollten sie nächtigen? Eine schwere Stille breitete sich zwischen den Jugendlichen aus, während jeder von ihnen fieberhaft nach einer Lösung für das Problem suchten. Hitomi, die die Unterhaltung stumm beigewohnt hatte, lächelte und brach das Schweigen. „Ich bin euch so dankbar, dass ihr mir geholfen habt mein Ampharos zu befreien!“ Rika, Shuu, Haruka und Kenta blickten das brünette Mädchen leicht irritiert an. „Daher möchte ich, dass ihr mich nach Hause begleitet. Es ist genügend Platz, das ihr dort schlafen könnt!“, fuhr sie feierlich fort. „Einverstanden?“ Unsicher schauten sich die Trainer an. Es war großzügig von Hitomi ihnen einen warmen Ort anzubieten, an denen sie schlafen konnten. Aber sie zögerten mit der Antwort. „Warum nicht? Wir werden wohl keinen besseren Platz finden.“, sagte Haruka, während sie versuchte die stummen Mienen ihrer Freunde zu deuten. Shuu nickte zustimmend. „Haruka hat Recht. Die Alternative wäre im Freien eine unruhige Nacht in der Kälte zu ertragen.“ Nun stimmten auch Kenta und Rika mit ein, überzeugt und dankbar über die Einladung Hitomis. „Wir danken dir.“, meinte Kenta freundlich. Hitomi grinste. „Ich danke euch.“ Ihre leuchtenden Augen wanderten auf Ampharos, das sich genüsslich streckte und die Luft in die Lungen sog. Es war offenkundig, dass Hitomi ihr Ampharos sehr liebte. „Dann machen wir uns am Besten auf den Weg, bevor die Dunkelheit uns überrascht.“, meinte Rika, die die Sonne betrachtete, die sich bereits zum Untergang neigte. Hitomi summte fröhlich. „Ich werde euch den Weg zeigen! Es ist nicht weit. Versprochen!“ Kapitel 52: Das Großmoor-Abenteuer ---------------------------------- Erstmal möchte ich mich entschuldigen, dass ihr fast zwei Monate auf ein neues Kapitel warten musstest. x_x Ich hatte ein wirklichen Tiefpunkt meiner Kreativität erreicht, und dann kam meine persönliche Yugioh 5Ds Hysterie (die ab den 13.05. sich wieder voll entfalten wird XD). Aber nun hab ich endlich geschafft ein neues Kapitel auf die Beine zu stellen. Hoffe ich habe keine Szenen vergessen... *hust* @.@ Viel Spaß damit, und freue mich über Reviews. Yay! 52. Kapitel Das Großmoor-Abenteuer Der späte Nachmittag war bereits angebrochen. Das wärmende Licht der Sonne begann zu schwinden. Als das Abendrot seinen Höhepunkt erreichte, tanzten orangerote Flammenzungen an den zerklüfteten Felswänden des Kraterbergs, der trotz der weiten Ferne gut zu sehen war. Sodann fegte ein beißender Wind umher, und wirbelte die farbenfrohen Blätter der Bäume umher, bis diese dann still wieder auf dem Boden lagen. Dieser Wind war so eisig, wie der Atemhauch eines Arktos; unerbittlich und frostig. Doch das Ziel war nicht mehr in weiter Ferne; Vorboten der Häuser Weideburgs kündigten sich an, vermehrten sich rasch, bis ebenso die Umrisse der Häuser im schwindenden Tageslicht auftauchten. Abgelegen von der Zivilisation der Stadt lag ein einzelnes Haus, umgeben von Bäumen, aus dessen Schornstein dichte Rauchschwaden aufstiegen. Die Begleiterin des Quartetts, Hitomi, wandte sich an die Jugendlichen. „Dort ist mein zu Hause; es ist nicht gerade großzügig eingerichtet, aber für die Verhältnisse für meinen Vater und mich genügt es.“, sagte sie erfreut, während das brünette Mädchen auf die kleine Haus deutete. „Anscheinend hat mein Vater schon Abendessen zubereitet.“ Sie lächelte fröhlich. Harukas Blick war auf die Hütte gerichtet, welche bloß von der Natur geschützt war. Die Lage des Hauses war ungewöhnlich. Warum war es so weit abgeschieden von der Stadt? Falls sie auf schnelle Hilfe der Stadtbewohner angewiesen waren, konnten diese die Familie keinesfalls rechtzeitig erreichen. „Warum wohnt ihr soweit außerhalb?“, wollte Haruka neugierig wissen. Hitomi lächelte gezwungen. „Mein Vater ist der Wärter des Großmoors. Wir haben nicht das Geld, um in der Stadt wohnen zu können. Daher ist diese Wohnlage angemessener für uns.“, äußerte sich Hitomi hastig, aber senkte die Stimme, als sie von ihrer Armut sprach. Haruka sah sie mitfühlend an, doch trösten vermochte nicht ihr zu gelingen, denn sie kannte das Gefühl der Geldsorgen nicht. Ihre Eltern waren beide berufstätig; ihr Vater erhielt als Arenaleiter ein gewisses Gehalt gutgeschrieben und ihre Mutter arbeitete halbtags als Kindergärtnerin. Shuu blieb stehen. „Der Wärter des Großmoores?“, kam es überrascht von dem Grünäugigen. Hitomi nickte. „Ja, unsere Aufgabe ist es für Ordnung im Reservat zu sorgen. Ich helfe meinem Vater dabei viel bei der Arbeit. Vielleicht werde ich später sogar mal Rangerin.“, erwiderte das junge Mädchen mit einem verschmitzten Grinsen. Ihr heimlicher Wunsch war ein Pokémon Ranger zu werden. Schließlich erreichte die Gruppe schweigend das Haus. Ein undeutlicher Schatten huschte hinter den Gardinen und verschwand. Dann schwang auch schon die Holztür auf. Ein kräftiger, schon älterer Mann lehnte am Türrahmen. Seine Gesichtszüge, umrandet von kurzen dunkelbraunen Haaren, wirkten hart und ernst, trotzdem aber konnte man die Sorge in seinen Augen erkennen. „Wo warst du, Hitomi?“, herrschte Katsuo das Mädchen an, sodass aber erhaschte er ein Blick das Antlitz der Trainer, die seine Tochter begleiteten. Seine Gesichtszüge entspannten sich. „Oh, du hast Besuch.“, stellte der dunkelhaarige Mann trocken fest. Hitomi nickte. „Ja, Vater.“, erwiderte sie lächelnd. Die Jugendlichen lächelten freundlich. „Guten Abend.“, sagten sie im Einklang. Katsuo trat zur Seite und vollführte eine einladende Geste. „Kommt doch herein. Es ist genügend Essen zubereitet.“ Unentschlossen sahen sie aneinander an. Wie schnell das Gemüt eines Menschen sich wandeln konnte! Doch schließlich betraten sie die kleine Hütte. Ein würziger Duft hing in der Luft, und ebenso der schwere Geruch von nassem Leder. Der Eingangsbereich war schlicht; vor der Tür lag eine borstige Fußmatte, unter der schmalen Holztreppe stand ein hölzerner Schrank, der für die Schuhe gedacht war. Hitomi entledigte sich ihrer Schuhe, und stellte diese in diesen Schrank ab, während sich Shuu, Haruka, Rika und Kenta umsahen. „Zieht eure Schuhe aus, und kommt rein.“, forderte sie auf. Sie wartete. Rasch taten die vier Trainer dem Mädchen ihr es nach und folgten ihr in das Esszimmer, welches an der Küche und ebenso an das gemütliche Wohnzimmer grenzte. Ein Karmin, dessen Flammen aufflackerten, war die unsichtbare Wand in diesem großen Raum, der den Wohnbereich vom Esszimmer trennte. Ein kleiner, runder Tisch, um den vier Stühle standen, befand sich in der Mitte des Raumes. Katsuo deckte rasch weiteres Gedeck für den Besuch auf, ebenso holte er zwei weitere Stühle aus der kleinen Küche heran und stellte diese zum Tisch dazu. „Setzt euch doch.“, bat der Mann. „Sonst wird die Suppe kalt.“ „Danke für ihre Gastfreundschaft.“, bedankte sich Rika höflich, dann setzten sich die Jugendlichen schweigend und waren dankbar für das warme Suppe, die sie begierig löffelten. In den zähen Minuten, die schweigsam verbracht wurden, stellten sich die vier Jugendlichen Hitomis Ziehvater vor, und schilderten ihn mit knappen Worten das vergangene Geschehen. Katsuo sah seine Tochter ernst an, die schüchtern den Kopf senkte. „Du hast dumm gehandelt, Hitomi. Du hättest Officer Rocky einschalten sollen, als dich selbst in Gefahr zu begeben.“ Hitomi nickte schwach. „Ich weiß.“, erwiderte sie leise. Die Gesichtszüge ihres Vaters wurden weicher. Sodann aber ertönte ein leises Wimmern. Katsuo erhob sich, gefolgt von Hitomi, und sie schritten zu den schäbigen Sofas. Das braunhaarige Mädchen Hitomi blickte auf ein Stoffbündel in dem ein kleines Kangamababy gewickelt war. Es jammerte leise, und schien vollkommen verschreckt zu sein. Hitomi blickte in das sorgenvolle Gesicht ihres Vaters, als er Kangamajunge betrachtete. „Es wurde von seiner Mutter getrennt.“, sagte der Mann zweifelnd. Auch das Quartett der Jugendlichen erhob sich, und sie schauten mitfühlend das Pokémon an. Jung war es; gerade mal zwei Wochen alt, würde Rika schätzen. Der Körper wirkte babyhaft, so zerbrechlich. Aus welchem Grund war dieses Geschöpf, welches noch so abhängig war, von seiner Mutter getrennt worden? Katsuos Stirn wurde von besorgten Falten durchzogen, und auch seine Tochter war beunruhigt. „Was geht bloß im Großmoor vor sich?“, murmelte Katsuo leise, jedoch noch für die Anwesenden verständlich. „So müssen wir das morgige Turnier absagen.“ Hitomi sah ihn schockiert an. „Das können wir nicht, Vater! Wir brauchen das Geld!“ Katsuo lächelte. „Natürlich. Wir brauchen es, aber wir dürfen keine Trainer in Gefahr bringen.“, erwiderte er sanft. Niedergeschlagen senkte den Kopf. Nicht nur ihr Vater machten die Geldsorgen Probleme, sondern auch Hitomi fühlte die Sorge um ihre Existenz. „Welches Turnier?“, wollte Kenta vorsichtig wissen. „Wir wollten nämlich ins Großmoor, um nach Pokémon zu suchen.“ Katsuo antwortete nicht; er legte das Kangamababy behutsam auf die Wärmedecke nieder, und bedeckte jenes sorgfältig mit einer Wolldecke. Schützend, als ob einer der Anwesenden seinen Schützling im nächsten Moment entführen könnte, legte er seine Hand auf den schwächlichen Körper. Schließlich straffte Katsuo seine Schultern, und wandte sich dem zarten Jungen zu. „Jedes Jahr um diese Zeit findet im Großmoor eine Art Turnier statt.“, er hob den Zeigefinger. „Aber es wird nicht gekämpft! Derjenige, der das stärkste Pokémon fängt, gewinnt dieses Jahr einen Metallmantel.“ Wieder glitten seine Blicke zu dem Pokémon, welches seine Mutter verloren hatte. „Wie es aussieht wird es nicht stattfinden.“, fügte er belustigt zu. „Welch Ironie des Schicksals!“ Seine Stimme klang spöttisch, gar gereizt. Durch die Sorgenfalten auf der Stirn schien der Mann noch älter zu wirken, als er war. Rika löste ihre verschränkten Arme „Was genau ist geschehen?“ Ihr ernster Blick war auf den Mann gerichtet. Ein raues Lachen ließ die Brust erzittern, dann verfinsterte sich seine Miene schlagartig. „Mysteriöse Überfälle, sobald ein Trainer es wagt die Großmoor Reserverate zu besuchen.“, antwortete Hitomis Ziehvater. „Personen sind nie direkt zu Schaden gekommen. Bloß ihre Pokémon.“ Skeptische Blicke Harukas wanderten umher, und blieben an ihren Freunden haften. „Js Werk?“, kam es argwöhnisch von dem Mädchen. Shuu zuckte die Schultern. „Gut möglich, aber dies klingt eher nach dem Werk eines besitzergreifendem Pokémon.“, schlussfolgerte der Junge. Rika lachte markant, und grinste daraufhin. „Mit Spekulationen kommen wir nicht weiter.“, meinte das Mädchen kühl. „Dieses Turnier ist eine Gelegenheit dieses mysteriöse Rätsel zu lösen. Irgendjemand muss es ja treffen.“ Die Anwesenden schwiegen nachdenklich. Dieser Plan war gut, aber gefährlich. Was würde geschehen, wenn dieses Mal Menschen zu Schaden kommen? Doch Rika sah diese Gefahr nicht. Sie schien von ihrem Einfall sehr überzeugt zu sein. „Es ist zu gefährlich.“, widersprach Kenta seiner Freundin, die ihn finster ansah. „Weglaufen, wenn es gefährlich wird?“, knurrte Rika fragend. „So wird dieses Problem nie gelöst, wenn man sich dem Problem nicht in den Weg stellt!“ Haruka schaute in das Gesicht der Schwarzhaarige, und musste zugeben, dass sie Recht hatte; mit Vermeidung von Gefahren konnten keine Konflikte gelöst werden. Es galt bloß zu Handeln. Aber ließ sich auch der Wärter des Großmoores von diesem Einfall hinreißen? Jener Mann, Katsuo, hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Obwohl er schwieg, sprachen seine kritischen Blicke seine inneren Zweifel aus. Als er jedoch in die Gesichter der Jugendlichen, die vollkommen selbstsicher wirkten, traf Katsuo eine Entscheidung. Er schloss besinnlich die Augen, nickte dann, und lächelte zuversichtlich. „Auch wenn ich dagegen sprechen würde, würde mein Urteil keine Auswirkung auf eure Entschlossenheit haben.“, seine Blicke glitten zu seiner Tochter. „Zeigst du unseren Gästen nach dem Essen ihre Nachtquartiere?“ Hitomi unterdrückte das Gefühl ihrer Begeisterung freien Lauf zu lassen; sie lächelte glücklich, aber ihre Stimme konnte die Freude nicht verbergen: „Ja, Vater!“ Nachdem das schlichte Essen beendet war, begleitete Hitomi ihre Gäste die Treppe hinauf. Es war nur kleiner, einzelner Raum, den das Mädchen für sich beanspruchte. Gegenüber dem Treppengeländer stand ein kleiner, hölzerner Schrank, das Bett war unter dem Fenster platziert, daneben ein kleiner Schreibtisch auf dem Ordnung herrschte, und der Boden war von einem Teppich bedeckt. Die Einrichtung von Hitomis Zimmer war sehr bescheiden, doch der Grund für die Einfachheit war die Geldnot; ihr Vater besaß nicht das Geld, um seine Ziehtochter die Bedürfnisse zu erfüllen, die andere Jugendliche ihres Alter hatten. „Habt ihr Schlafsäcke?“, fragte Hitomi. Die Vier nickten. „Ja, haben wir.“, erwiderte Haruka lächelnd. Schließlich machten Haruka, Shuu, Kenta und Rika ihr nächtliches Lager vorzubereiten. Erst jetzt spürten sie die tiefe Erschöpfung in ihren Knochen. Doch sie unterhielten sich noch, bevor sie vollends ins Traumland einkehrten. Kenta wandte den Kopf in seinem Schlafsack, sodass er zu Hitomi aufblickte. „Sag mal, Hitomi… Wie wird das Turnier morgen ablaufen?“ Die Antwort der Angesprochenen kam beachtlich rasch. „Jeder Teilnehmer erhält einen Parkball. Mit diesen versucht man ein Pokémon zu fangen.“, antwortete das Mädchen. „Also nur ein Ball, den man verwenden darf? Ganz schön hart.“, kommentierte Haruka murmelnd. „Wie viel Zeit bleibt uns ein Pokémon zu fangen?“, fragte Kenta wieder. „Das Turnier wird um 11 Uhr beginnen, und um 14 Uhr ist offiziell vorbei.“ Kenta legte wieder den Kopf nieder, und grübelte. Ob er im Großmoor Verstärkung für sein Team fand? In diesem Moment knarrte das Holz der Treppe unter den schweren Schritten des alten Mann. „Schlaft jetzt.“, bat Katsuo schroff. „Ihr hattet einen anstrengenden Tag.“ Hitomi stützte sich auf den Ellbogen. „Ja, Vater. Gute Nacht.“ „Gute Nacht.“, raunte dieser, und verschwand wieder. Rika streckte sich genüsslich, um sich gleich darauf in ihren Schlafsack einzurollen, so wie es eine Katze tat. Sie schwiegen eine Weile, bloß die Klänge der Nacht drangen durch das geöffnete Fenster ins Zimmer. „Haruka? Shuu? Kenta?“, kam es von Hitomi. „Ihr seid doch Koordinatoren? Haruka hob irritiert den Kopf. „Ja, warum?“, entgegnete die Braunhaarige. „In zwei Tagen, also wenn man den heutigen Tag nicht mehr dazu zählt, findet in Weideburg ein Wettbewerb statt.“ „Wirklich? Dann werde ich dort mein nächstes Band gewinnen.“ Dieses Mal war es Shuus Stimme, der sein Schweigen brach. „Ach ja? Wer sagt denn, dass du gewinnst?“, kam es von Haruka, die ihr Kissen schnappte, um ihn damit ins Gesicht zu schlagen. Dieser hatte jedoch angenommen, dass Haruka auf seine Bemerkung reagierte, und war bereits auf diese Reaktion vorbereitet. Er richtete seinen Oberkörper auf, und fing das Kissen ab, nur um es anschließend wieder zu Haruka zu werfen. „Wenn sich Zwei streiten, dann freut sich der Dritte.“, kommentierte Kenta schüchtern, der drohend sein Kissen hob. Shuu und Haruka hielten inne, und begannen zu lachen, auch Kenta, und Hitomi stimmten ins gedämpfte Gelächter. Die Müdigkeit zehrte an ihnen, sodass sie folglich wieder ruhiger wurden. „Wir sollten jetzt schlafen…“, meinte Haruka. „Gute Nacht.“, erwiderte Rika gähnend. „Schlaft gut, und bis morgen!“, wünschte Shuu den Freunden, die es sich in ihren Schlafsäcken gemütlich machten. Am nächsten Morgen war ein reger Betrieb in der Umgebung von Weideburg. Junge Menschen drängten sich an den Ständen, um ihre Anmeldung auszufüllen, begleitet von den Rufen eines stämmigen Mannes, der die Gespräche der Trainer übertönte. „Liebe Damen und Herren! Es sind nur noch wenige Minuten, bis das langersehnte Turnier beginnt!“, brüllte jener Mann, der in einem weißen Umhang gekleidet war. Verstohlen blickte Shuu in seine Richtung. Das Werben des Mannes war schwer zu überhören. „Wer ist das?“, raunte der Grünhaarige. „Das ist der Arenaleiter von Weideburg. Man nennt ihn Wellenbrecher Maxi.“, erwiderte Rika ruhig, während sie das Treiben an den Ständen beobachtete. Harukas Augen wanderten ebenfalls zu dem froh gestimmten Arenaleiter. „Und dann bist du so ruhig, wenn dein bevorstehender Gegner in der Nähe ist?“ Das Mädchen dachte an Satoshi zurück, der nie auf seine Arenakämpfe verzichten konnte, und diese auch stets eingefordert hatte. Desinteressiert zuckte Rika mit den Schultern. „Na und? Meine Herausforderung würde jetzt sowieso keine Wichtigkeit haben.“ „Heh, Leute!“ Hitomi winkte ihnen vom Wegesrand entgegen. „Das Turnier beginnt jetzt. Macht euch bereit.“ Die vierköpfige Gruppe nickte, und schließlich gingen sie gemeinsam zum Eingang des Großmoors, an denen bereits einige Teilnehmer mit ihren Pokémon auf Einlass warteten. Katsuo trat unvermittelt hervor. „Trainer, haltet euch bereit. Die Herausforderung des Großmoores liegt vor euch.“, sagte der Mann mit rauer Stimme, während er jedem Trainer den Parkball in die Hand gab. „Viel Erfolg bei der Jagd.“, wünschte Katsuo knapp, ehe die Teilnehmer auseinander gingen. Zunächst gemeinsam betraten Haruka, Shuu, Kenta und Rika das Reservat, und verweilten an einer Weggablung. Rika, die ihre Freunde ernst ansah, sagte selbstbewusst: „Hier trennen sich unsere Wege. Gebt euer Bestes, und passt auf euch auf.“ Ein knappes Nicken entgegneten sie, und trennten sich mit diesen Worten von der Gruppe. „Mist!“, fluchte Haruka, und sah sich hilflos um. „Warum bin ich nicht bei Shuu geblieben?!“ Bloß das ruhige und unablässige Schlagen von Papinellas Flügel vermittelten dem Mädchen ein leichtes Gefühl der Sicherheit. Doch fremdartige Geräusche ließen die Braunhaarige stets ängstlich zusammen zucken. Die langen, unheimlichen Schatten, die die Bäume auf den Boden warfen, bereiteten Haruka sichtlich Unbehagen. Wo war sie bloß? Es war kein menschliches Wesen, geschweige denn ein Pokémon, der Grund für ihre Teilnahme, in diesem gottverdammten Wald! Nur Bäume! Und der Wind, der durch das Blätterwerk fuhr, und die Äste ächzen ließ. „Es ist zu grün.“, stellte Haruka trocken fest. Eine missmutige Grimasse lag auf ihrem Gesicht. „Nella~“, gab die Schmetterlingsdame von sich, um ihre Trainerin zu beruhigen. Haruka seufzte, um sich selbst zu beruhigen. Gedankenlos trat das Mädchen einen Stein ins Gebüsch. „Papinella? Kannst du gucken, wo wir uns-“, Haruka stockte, als ein verräterisches Rascheln hinter ihr zu vernehmen war. Erschrocken sprang das Mädchen zurück, bereit für alles, was kommen mochte. Ein Sirren vieler Flügel erfüllte unerwartet die Luft. Dann erhoben sich aus dem dichten Gestrüpp geflügelte Käfer, so zahlreich, wie die Kiesel in einem Fluss. Ihre Körper waren gelb-schwarz gestreift, und an ihrem Hinterleib war ein spitzer Stachel, der warnend aufblitzte. „Bibor!“, schrie Haruka entsetzt. „Weg hier, Papinella!“ Panisch rannte Haruka fort, nicht mehr darauf achtend, in welche Richtung sie überhaupt lief, gefolgt von dem Bibor-Schwarm. Natürlich hätte Papinella gegen die Bibor kämpfen können, aber gegen den ganzen Schwarm dieser wütenden Käfer hatte die Schmetterlingsdame keine Chance. Sie musste fliehen. Aber wohin, wenn sie nicht wusste, in welche Richtung sie überhaupt rannte?! Mit den Bibors im Nacken blieb Haruka auch keine Zeit darüber nachzudenken. Sie fühlte sich wie eine gejagte Beute. Nach kurzer Zeit keuchte das Mädchen bereits; das Atmen fiel ihr schwer. Sie strauchelte benommen. Und dann geschah es: Haruka stolperte über einen unscheinbaren Kieselstein, und stürzte! Direkt war die Bibor-Schar über ihr. Papinella stellte sich ihnen mutig in den Weg, auch wenn die Niederlage gewiss war. Ein warnendes Fauchen gab das Pokémon von sich. „Glumanda.“, befahl eine vertraute Stimme. „Flammenwurf.“ Daraufhin schoss ein zischender Feuerstrahl auf den Schwarm zu, der rasch dem Angriff auswich, und das Heil in der Flucht suchte. Shuu trat grinsend an Haruka heran, die Hände lässig in den Taschen verborgen. „Alles in Ordnung?“ „Shuu!“, gab das Mädchen erleichtert von sich, aber zugleich auch sehr überrascht. Mit einer fahrigen Gestik strich der Grünhaarige eine Strähne aus dem Gesicht. „Ich habe deinen Schrei gehört.“, meinte dieser ruhig, aber ein bitterer Unterton seiner Arroganz schwang in seiner Stimme. Dazu beunruhigte Haruka sein amüsiertes Grinsen auf den Lippen. „Kaum lässt man dich alleine, gerätst du schon in Schwierigkeiten.“ Der Junge schwieg eine kurze Zeit. „Wie habe ich es geschafft dich alleine durch Johto reisen zu lassen, ohne vor Sorgen zu sterben?“ Funkelnd starrte Haruka ihren Freund an. „Ich habe dich nicht um deine Hilfe gebeten!“, fauchte sie. „Und außerdem waren wir in Johto noch nicht Mal zusammen, mein Lieber!“ Shuu lachte, und reichte ihr die Hand. Haruka zögerte einen Moment, dann aber griff sie nach jener, und landete mit einem Ruck in Shuus Armen. „Nicht so stürmisch.“, bat Shuu feixend. „Bild dir nichts darauf ein!“, fauchte die Braunhaarige wieder. Daraufhin drückte Haruka schroff den Jungen von sich, und stapfte beleidigt los. Shuu folgte ihr schweigend. Er wollte Haruka nicht noch mehr provozieren. Dies wäre töricht von dem Jungen gewesen, wenn er einen Streit vermeiden wollte. Aufgebracht fuhr die Braunhaarige herum. „Ich brauche keinen Babysitter!“ „Da bin ich aber beruhigt.“, gab Shuu lächelnd zurück. „Aber ich lasse dich nicht noch mal alleine herumirren, Haruka. Irritiert blickte das Mädchen ihn an. Der sarkastische Unterton war verschwunden. Seine Stimme war nun ernst und beherrscht. „Mach was du willst.“, murmelte Haruka, und kehrte Shuu den Rücken zu. Sonnenstrahlen fielen auf den Boden herab, und erschufen bizarre Lichtkegel auf dem Boden. Ein sanfter Windhauch ließ die Blätter an den Bäumen rascheln. Leise setzte der Schattenhund Pfote um Pfote auf den Boden, blieb aber dann unerwartet stehen, und lauschte den Klängen des Waldes. „Hast du etwas gehört?“, wollte Rika wissen. Hundemon knurrte tadelnd, nachdem die Schwarzhaarige seine Konzentration gestört hatte. „’tschuldige, mein Freund.“, sagte die Schwarzhaarige rasch, aber mit einem Lächeln auf dem Lippen. Das Geräusch, so schwach, aber trotzdem vernehmbar für die Ohren Hundemons, war verschwunden. Der Schattenhund bemühte sich dieses Rascheln erneut zu erhaschen, aber ohne sichtlichen Erfolg. Rika seufzte. Sie war einfach nicht geschaffen für die sorgfältige Pokémonjagd. Dafür war ihre Geduld viel zu schnell überlastet. „Nicht so schlimm, Hundemon, war ja nicht deine Schuld.“, sie streichelte Hundemon über den Kopf, und ging den bewucherten Pfad schließlich weiter, gefolgt von ihrem Gefährten. Plötzlich blieb Hundemon aber stehen, und zog die Lefzen hoch. Irgendetwas lag in der Luft, und bereitete dem Feuer-Pokémon Sorge. War es Gefahr? „Hundemon?“, Rika schaute sich unruhig um. „Was ist los? Sogleich bereute die Schwarzhaarige ihre voreilige Frage bereits; der Schattenhund knurrte grollend. Dies bedeutete nichts Gutes! Schweigsam gingen Shuu und Haruka nebeneinander her. Den Angriff der Bibor hatte das Mädchen unbeschadet überstanden, dank Shuu, der ihr zur Hilfe geeilt war. Doch seit der geglückten Rettung sprachen sie kein Wort miteinander. Haruka wusste es nicht, ob dies wahrhaftig Zufall gewesen war, oder ob sich Shuu wirklich Sorgen um sie gemacht hatte. Das Mädchen vermochte wohl darauf keine Antwort zu finden. Manchmal sogar fühlte sich ihr geliebter Rivale gar fremd an, obwohl sie sich schon knapp zwei Jahre kannten. Während Haruka verträumt ihren Gedanken nachhing, verfolgte Shuu mit Bestimmtheit einen Weg. Er übernahm die Führung, und seine Freundin musste mit ihm Schritt halten. Haruka merkte es kaum, weil sie noch immer in Gedanken war. Doch unerwartet blieb Shuu stehen. Haruka, die abrupt aus ihren Gedanken gerissen wurde, stieß gegen seine Schulter. Die junge Koordinatorin hob den Blick. Vor ihnen lag eine bräunliche, wässrige Fläche, aus der einzelne Kiefern ragten. Ein Feuchtgebiet, das ein hervorragender Lebensraum für Pokémon darstellte. Auf der gegenüberliegenden Seite des Moorgebietes standen dichte Baumreihen, durch die sanftes Sonnenlicht herab fiel. Die hiesige Luft war erfüllt von friedlichen Summen, sanftes Geraschel, aber auch von den tiefen Rufen einiger Pokémon. Haruka wurde bewusst, dass Shuus Ziel von Anbeginn ihres Aufbruchs dieser Ort gewesen war. Es war das Herzland des Großmoors. Hier lebten die Pokémon abgeschieden von menschlicher Zivilisation, und in unberührter Natur. Shuu blickte Haruka tief in die Augen. „Wir müssen auf die andere Seite.“, meinte der Junge, und sah zum anderen Ufer. Haruka folgte unauffällig seinen Blick. „Was?! Wir müssen durch diese Suppe?“ Zwischen ihnen lag das Moor in dem man bloß knietief einsank. Es bestand keine Gefahr, das man vollends darin versank, aber dennoch missfiel Haruka dieser Einfall. Shuu nickte bloß, und achtete nicht auf die Zweifel seiner Freundin. Er betrat den unbekannten Boden, der unter seinen Füßen nachgab, aber Shuu konnte problemlos vorsichtige Schritte wagen. „Komm schon, Haruka, oder kneifst du etwa?“ Energisch schüttelte die Braunhaarige den Kopf. „Na dann komm. Nicht ohne Grund haben wir diese Schutzanzüge bekommen.“ An ihren Leib trugen die Jugendlichen einen grünlichen, gummiartigen Anzug, der sie vor der Nässe und den Schmutz schützte. Ihre Beine und Füße befanden sich in Stiefel, die die Feuchtigkeit fernhielt. Noch immer zögerte Haruka, aber Shuu streckte ihr erneut den Arm entgegen. „Komm, nimm meine Hand.“, bat der Koordinator. Gehorsam fasste Haruka seine Hand, die ihr Sicherheit gab, bevor sie in den weiche Morast trat, welcher schließlich ihre Füße verschlingen drohte. Es war ein seltsames Gefühl keinen wirklichen Halt finden zu können, da der Boden unter dem Gewicht des Körpers nachgab. „Es ist… weich.“, bemerkte Haruka. Sie fühlte sich, wie ein Kind, das etwas Neues entdeckt hatte. Shuu lächelte. „Können wir?“ Sie blickte auf, und nickte zustimmend. Verunsichert schritt Kenta durch den Wald, begleitet von seinem geschmeidigen Absol, welches nicht von seiner Seite wich. Die Einsamkeit des großräumigen Gebietes schien erdrückend auf ihn einzuwirken. Er fühlte sich, mit Absol, jedoch sicher, und murmelte stets vor sich her, dass er sich nicht zu fürchten brauchte. „Absol~.“, erklang die raue Stimme seiner Schattenkatze. Kenta wandte den Kopf zu seinem Pokémon, das auf einen unscheinbaren Pfad deutete. Natürlich, Absol hatte den besseren Orientierungssinn, als er jenen besaß. Absol wusste schon, was es tat. Der junge Koordinator vertraute seinem Pokémon. Plötzlich aber durchschnitt ein gellender Schrei die Stille des Waldes. Mensch und Pokémon hoben alarmiert den Kopf. Aus welcher Richtung kam dieser Schrei?! Erneut ertönte ein verzweifelter Ruf; ganz in der Nähe! Absol schwenkte fauchend den Kopf herum. Die geschmeidige Schattenkatze rannte in jene Richtung aus der dieser Schrei gekommen war. „Absol! Warte!“, rief Kenta seinem Pokémon hinterher, hastete aber schließlich Absol nach. Zu Kentas Erleichterung hielt Absol unerwartet inne, und schien auf seinen Trainer zu warten. Keuchend rang der Koordinator nach Luft. Die Schattenkatze sträubte angriffsbereit das Nackenfell. „Absol! Was ist lo-“, Kenta sog scharf die Luft zwischen den Zähnen ein, und stieß diese langsam wieder aus. Auf einer kleinen Lichtung befand sich ein purpurfarbener Skorpion, dessen dolchartigen Klauen bedrohlich aufblitzten im Sonnenschein. Es war ein Piondragi. Schließlich fiel Kentas Blick auf ein kleines Mädchen, das auf dem Boden lag, und vor Angst weinte. Einige Meter entfernt lag ein ohnmächtiges Rattikarl, das stark verletzt war. Kenta verstand rasch den Ernst dieser Lage. „Absol! Schnell Eisstrahl auf Piondragi!“ Fauchend hob die Schattenkatze ihren Kopf, und bündelte einen eisigen Energiestrahl, der Piondragi gegen einen Baum schleuderte. Sofort eilte Kenta auf die Lichtung, und kniete sich zu dem Mädchen, das ihn erschrocken ansah. „Alles in Ordnung mit dir? Kannst du laufen?“, wollte der Junge wissen. Unsicher richtete die unbekannte Trainerin, die jünger war als er selbst, ihren Oberkörper auf, und besah sich ihrem Körper, der auf dem ersten Augenschein soweit unversehrt geblieben war. „Ich… Ich glaube schon…“, erwiderte sie zitternd. Kenta nickte abweisend, und spähte auf Piondragi, das sich vom Eisstrahl langsam zu erholen schien. Es erhob sich, und grollte sein neues Opfer böse entgegen. Panik ergriff ihn, als ihm bewusst war, dass jenes Pokémon für die Unruhen im Großmoor verantwortlich war. „Los! Du musst hier weg.“, befahl er dem Mädchen schroff, dass ihn schockiert anblickte. „Bring dich in Sicherheit!“ Diese rappelte sich rasch auf, rief ihr Rattikarl zurück in den Pokéball, und lief, ohne weiter auf Kentas Wohlergehen zu achten, weg. Währenddessen kam Piondragi drohend auf Kenta zu, und breitete seine Arme aus. Fieberhaft dachte der Koordinator über einen Ausweg nach. Da fiel sein Blick auf den Baum unter dem Piondragi stand. „Klingensturm auf die Äste, Absol!“ Die Klinge am Kopf des Pokémons glühte, und entfachte mehrere scharfkantige Windklingen, die die Äste abtrennten. Schließlich fielen diese auf Piondragi herab, aber der Skorpion schlug diese unbeeindruckt von sich weg. Dann begannen seine Klauen zu leuchten, und es griff Absol direkt an. Die Schattenkatze prallte auf dem Boden auf, aber fing den Sturz gekonnt ab. Kenta fluchte. Sein Plan war zunichte. Wie sollte er nun entkommen? „Absol!“, mit einem kräftigen Ruf riss das Pokémon seinen Trainer aus den Gedanken. Schnell fasste Kenta einen Entschluss: sie mussten kämpfen! „Nochmals Eisstrahl!“ Abermals formte sich ein eisiger Strahl, der Piondragi gegen einen Baum prallen ließ. Einen kurzen Moment regte sich das Pokémon nicht, dann aber löste es sich vom Stamm des Baumes, und zerbrach unter seinen Füßen Eis. „Es ist festgefroren!“, murmelte Kenta. „Absol! Lenke es mit Klingensturm ab!“ Die Windklingen schlugen auf Piondragis Körper krachend auf, wodurch sich eine dichte Rauchwolke bildete. Bloß der Schatten des Skorpions zeichnete sich ab, und verriet dessen Standort. „Und jetzt Eisstrahl!“ Eis bildete sich an Piondragis Gebeinen, und kletterte, wie Ranken, seinen Körper herauf, um es bewegungsunfähig zu machen. Piondragi versuchte sich zu befreien, doch erfolglos. Bis es sich aus dem Eis befreien konnte, so mochte einige Zeit vergehen. Nun war es Zeit, das Kenta und Absol die Flucht ergriffen, um diesen Ort rasch zu verlassen. „Wir müssen die Anderen warnen!“, rief Kenta gehetzt. Absol nickte bloß, während das Pokémon neben seinem Trainer rannte. Hundemon hastete durch ein Gebüsch, gefolgt von Rika, die sich durch die spitzen Zweige die Haut aufschürfte. Das Mädchen fluchte leise, aber sie hielt nicht inne, um sich den Ausmaß ihrer oberflächlichen Verletzung anzusehen. Rika hetzte ihrem Schattenhund hinterher, bis er schließlich stehen blieb. Sie war über den folgenden Anblick überrascht. Auf dem Boden lag ein Sichlor, die Augen waren geschlossen. Sein Körper zitterte, und von Wunden übersäht war. Es war schwer verletzt. „Ein Sichlor!“, sagte Rika leise. Dann wurde dem Mädchen bewusst in welchem Zustand das Pokémon war. Die Schwarzhaarige kniete neben Sichlor. „Sichlor! Bist du bei Bewusstsein?“ Der Käfer hob träge den Kopf, und öffnete die Augen über den kalten, blauen Augen. Es sah Rika hasserfüllt an. Dann raffte es sich unerwartet auf. Die Flügel trugen ihn einige Meter weiter, doch sein Körper war zu geschwächt, um sich in der Luft halten zu können. Sichlor stieß die rechte Sichel in den Boden, um nicht sein Gleichgewicht zu verlieren. „Wir wollen dir helfen, Sichlor!“ Aber Rikas Worte drangen nicht zu dem Pokémon hindurch; drohend hob es die messerscharfen Klingen. Es war bereit anzugreifen. Hundemon stellte sich schützend vor Rika und knurrte. In seinem Maul formte sich ein Schattenball, der auf Sichlor zuschoss, und jenes gegen einen Baum stieß. Sichlor strauchelte, wollte aber noch immer nicht aufgeben, und versuchte sich tapfer auf den Beinen zu halten. Es zischte Hundemon wütend an. Sichlors körperlicher Zustand befand sich in einer miserablen Verfassung. Es musste zum Pokémon Center gebracht werden. Es gab nur eine Möglichkeit, um Sichlor zu helfen: Rika musste das Pokémon fangen. Doch wie? Sichlor konnte nicht gegen Hundemon kämpfen. Der Schattenhund würde es zu sehr verletzen; ohne einen Kampf würde Rika Sichlors Stolz verwunden. Hundemon aber entblößte seine Fangzähne, und grollte. Flammen bildeten sich im Rachen des Schattenhundes. „Nicht Hundemon! Dein Feuer würden Sichlor stärker verwunden!“ Die Flammen erloschen, als Hundemon das Maul schloss, und blickte Sichlor funkelnd an. „Es muss einen anderen Weg geben, um es zu fangen…“ Der Schattenhund schloss für einen kurzen Moment die Augen. Ihm war klar, dass es falsch war den Anweisungen seiner Trainerin nicht zu gehorchen, aber das Pokémon musste etwas unternehmen! Hundemon legte den Kopf in den Nacken. Ein Spukball formte sich vor seinem Maul, der von dunklem, violettfarbenen Licht umschwirrt wurde. Sichlor versuchte jenen Schattenball abzublocken, als Hundemon den Spukball auf es schleuderte, aber es hatte keine Kraft mehr. Abermals wurde Sichlor gegen einen Baum geschleudert, und blieb ohnmächtig liegen. Es war jedoch nicht allzu schwer verletzt. Die Schwarzhaarige rannte zu Sichlor. Sie achtete nicht darauf, dass sich Hundemon ihren Befehlen widersetzt hatte. Vorsichtig strich sie über den Kopf des Sichlors. „Gut gemacht.“, lobte Rika Hundemon hastig. Sie griff nach dem Parkball, und zweifelte einen kurzen Moment, ob dies der rechte Weg war. Rasch schüttelte sie diese Gedanken ab. „Verzeih, Sichlor. Ich sehe keine andere Möglichkeit.“ Der Parkball öffnete sich, und sog Sichlor ins Innere. Sein Wackeln erlosch. Der Käfer war gefangen. Rasch nahm Rika den Parkball in die Hand, und drückte diesen an sich. Ihr Blick fiel anschließend auf Hundemon. „Los! Wir müssen zurück zum Haupteingang!“ Haruka tat einen vorsichtigen Schritt nach dem Anderen. Sie musste stets darauf achten nicht ausversehen den Halt unter ihren Füßen zu verlieren, sonst würden sie, Haruka und Shuu, womöglich in den Matsch fallen. Shuu ließ ihre Hand nicht los, aus Furcht, das sie ohne die zärtliche Bindung ihren Mut verlieren würde. Papinella tanzte um die beiden Trainer herum. Sie tolle ausgelassen im Freien herum; mal fiel die Schmetterlingsdame hinter Shuu und Haruka, dann aber im nächsten Moment flog sie ihnen voraus. „Nella~!“ Haruka hielt inne, und sah ihrem Pokémon lächelnd zu. „Dir gefällt es, nicht wahr?“ Papinella nickte eifrig, schwebte zu Shuus Echsendame herab, die sich durch den Morast kämpfte, bedacht nicht ihre Flamme nicht in die wässrige Flüssigkeit zu tauchen. Sie musste stets darauf achten, nicht in tiefere Stellen des Moores zu treten. Shuu schaute auf Glumanda herab, welches dickköpfig seine Hilfe abgelehnt hatte. „Alles in Ordnung, Glumanda?“, wollte der grünhaarige Koordinator vorsichtig wissen. Die Echsendame straffte ihre Schultern. Sie ging weiter, und ignorierte die besorgte Frage ihres Trainers. Shuu schüttelte bloß den Kopf. Solch ein Sturkopf von einem Pokémon! „Komm lass uns weiter.“, sprach der Junge, und ging weiter. Haruka nickte in Gedanken, und versuchte ihren Fuß aus der Umklammerung des Moores zu befreien, doch es gelang ihr nicht. Sie versuchte es abermals, aber ihr rechter Fuß steckte fest. „Shuu!“, rief das Mädchen, während sie noch immer versuchte ihren Fuß zu befreien. „Verdammt, ich stecke fest!“ Der junge Koordinator wandte seinen Oberkörper zu seiner Freundin, deren Versuche sich zu befreien kläglich scheiterten. Ein vergnügtes Grinsen huschte über seine Lippen. „Kaum passt man auf, steckst du in Schwierigkeiten…“, er fasste sich an den Kopf, und schüttelte diesen bloß. „Steh da nicht so blöd herum! Hilf mir lieber!“, fauchte Haruka. Papinella schwebte um Haruka herum, und kicherte ebenfalls belustigt. Shuu grinste breit. „Sogar dein Pokémon macht sich über dich lustig, Haruka…“, sagte der Junge, und versuchte sich das Lachen zu verkneifen. Haruka wurde wütender, was ihr nicht aus dieser ausweglosen Situation half. „Shuu!“, brüllte das Mädchen ihren Freund zornig an. Shuu zuckte leicht erschrocken zusammen, und reichte schließlich Haruka die Hand. „Komm, halt dich fest.“ Haruka gehorchte, während Shuu versuchte ihren Fuß ruckartig aus dem Matsch zu ziehen. „Pass auf, sonst landen wir beide im Matsch!“ „Genau, dann wissen wir ja, wer Schuld daran ist.“, erwiderte Shuu feixend. Haruka krallte zur Bestrafung ihre Fingernägel in seine Schulter. „Autsch! Schon gut, ich nehme es zurück!“, und konzentrierte sich darauf Haruka nun endgültig zu befreien. Als es ihm schließlich gelang, keuchte Shuu leicht. Es war schwerer gewesen, als er angenommen hatte. „Kannst du mich bitte loslassen, Klammeräffchen?“, fragte Shuu. Verlegen löste sich Haruka von Shuu. „Ähh… Oh ja…“, sie blickte Shuu an. „Danke.“ Shuu nickte. „Bevor du wieder stecken bleibst, gehen wir weiter.“, er deutete auf das Ufer, das nicht mehr weit weit. „Wir sind bald angekommen. Komm.“ Haruka seufzte erleichtert, und umfasste Shuus Hand. „Zum Glück!“ Auf der anderen Seite angekommen, ruhten sich Haruka und Shuu kurze Zeit aus, bevor sie sich auf den weiteren Weg machten. „Ob wir überhaupt noch Pokémon finden werden?“, fragte Haruka nach einer Weile. Shuu ließ sich Zeit mit der Antwort. Er zuckte die Schultern. „Ich weiß nicht, aber wir sollten-“ Plötzlich schoss ein Schatten aus dem Gebüsch, der blitzschnell Harukas Papinella packte, und es auf dem Boden schleuderte. Haruka sprang reflexartig auf die Füße, neben ihr stand Shuu. „Papinella!“ Die Schmetterlingsdame versuchte zu fliehen, doch das unbekannte Pokémon verhinderte dies, indem es mit der Klaue Papinella am Boden festnagelte. „Ein Piondragi!“ Während er dies aussprach, begriff Shuu, um welches Pokémon es sich handelte. Dies musste das Pokémon sein, das solche Unruhen im Großmoor verursachte! Vollkommen abgehetzt erreichte Rika den prachtvollen Haupteingang des Großmoores. Trainer, die bereits die Jagd aufgegeben hatten, sammelten sich dort, und warteten darauf, dass die übrigen Teilnehmer zurückkehrten. Die Schwarzhaarige schenkte ihnen keine Beachtung, sondern schlug die Tür des Wärterhäuschens auf. Irritiert blickten die Insassen auf. Katsuo, der sich soeben mit Schwester Joy und seiner Tochter unterhalten hatte, starrte das Mädchen überrascht an. „Rika! Was ist los?“ Auch Schwester Joy und Hitomi waren über das unerwartete Erscheinen des Mädchens sehr überrascht. „Gut, dass sie hier sind, Schwester Joy! Ich brauche eure Hilfe! Ich habe ein schwer verletztes Sichlor im Großmoor gefunden!“, sagte das Mädchen hastig, und zog den Parkball hervor. Im Lichtschein materialisierte sich Sichlor, welches bereits wieder vollstes Bewusstsein erlangt hatte, jedoch konnte es sich kaum auf dem Beinen halten. „Ich werde mich darum kümmern!“, sagte die Krankenschwester, und ging langsam auf das Käfer-Pokémon zu. Aber dieses hob warnend die Sichel. „Sich-Sichlor!“, zischte es drohend. Doch seine Beine gaben unter dem Gewicht seines geschwächten Körpers nach, sodass es rücklings auf dem Boden fiel. Die Schmerzen schienen seinen Körper zu lähmen. „Sichlor!“, rief Rika besorgt, aber Schwester Joy kniete sich bereits neben das Pokémon. Sie sah die Schwarzhaarige ernst an. „Ich müsste es ins Pokémon Center bringen, aber dafür fehlt uns die Zeit. Ich werde es hier nur erste Hilfe leisten können.“ Rika nickte abwesend, und sah bloß zu, als Katsuo einen ungenutzten Schreibtisch frei machte, damit Sichlor darauf behandelt werden konnte. Hitomi stand plötzlich neben Rika, und legte ihr die Hand auf die Schulter. Das Mädchen zuckte daraufhin zusammen. „Ist dir etwas passiert?“ Rika schüttelte den Kopf, und lächelte leicht. „Nein. Ich bin nur erschöpft.“ Während Schwester Joy die Flügel Sichlors stabilisierte, indem sie jene an den Körper des Pokémon banden, damit es nicht fliehen konnte, war Sichlors kalter Blick auf Rika gerichtet. Geduldig ließ der Käfer die zahlreichen Verletzungen an seinem Körper verbinden. „Die Wunden sind nicht so stark, wie ich zunächst angenommen hatte. In einigen Tagen ist Sichlor vollkommen gesund.“, sagte Schwester Joy abschließend. „Es muss sich nur ausruhen.“ Rika schreckte auf. „Wunderbar.“, erwiderte das Mädchen knapp, und wandte ihre Augen wieder Sichlor zu. „Seine körperlichen Wunden werden schnell heilen, aber was seinen geistigen Zustand angelangt, kann ich nicht helfen. Sein Stolz ist verletzt.“, meinte die Krankenschwester streng, aber verstand, dass Rika keine andere Wahl geblieben war, als den Stolz des Sichlors zu brechen. „Gott sei Dank ist Sichlors Wille stark!“, erleichtert blickte Hitomi die Schwarzhaarige an, die sie jedoch nicht beachtete. Das Mädchen trat an Sichlor heran, welches den Kopf hob, um sie zu mustern. „Es tut mir Leid, Sichlor. Vielleicht kannst du irgendwann verstehen, warum ich dich fangen musste. Ich konnte dich nicht liegen lassen.“, flüsterte die Schwarzhaarige. Plötzlich schwang die Tür der Hütte abermals auf. Vollends nach Atem ringend, betrat Kenta den Raum. Hilfe suchend huschten seine Blicke umher, und verweilten bei Rika, die ihren Oberkörper auf richtete, und ihren Kindheitsfreund irritiert ansah. „Kenta! Was ist passiert?“ „Rika!“, keuchte der Koordinator. „Ich habe es gesehen!“ „Was hast du gesehen?“, erwiderte Rika stirnrunzelnd. Sie verstand nicht, was Kenta so aus der Ruhe bringen konnte. Auch Hitomi schien sichtlich verwirrt zu sein. „Piondragi! Ein Piondragi ist das Pokémon, was die Pokémon im Großmoor in Unruhen versetzt!“ „Was?!“, kam es von Katsuo, der die Faust auf den Tisch schlug. „Erzähle näheres, Junge!“ Kenta zwang sein wild schlagendes Herz zur Ruhe, und versuchte ruhig zu atmen. „Wir hatten einen Schrei irgendwo im Wald gehört. Absol ist losgerannt. Schließlich sind wir auf Piondragi gestoßen, dass ein junges Mädchen bedroht hatte. Ihr Pokémon war bereits bewusstlos. Absol konnte Piondragi ablenken, aber dann griff dieses wild gewordene Pokémon Absol an. Mit knapper Not sind wir entkommen.“, vollendete Kenta schließlich seinen Bericht. Während die Anwesenden schweigend den kurzen Bericht Kentas zuhörten, weiteten sich Sichlors Augen. „Die Sicherheit der Trainer hat höchste Priorität.“, sagte Katsuo zögernd. „Aber nun sind alle Teilnehmer in höchster Gefahr.“ Rika nickte einstimmig. „Wir sollten Haruka und Shuu suchen gehen.“, meinte Hitomi, und sah ihren Vater bittend an. Dieser verstand, und reichte Kenta und Rika die Gürtel an denen ihre Pokébälle befestigt waren. Jeder Trainer, der am Turnier teilnehmen wollte, musste zuvor seine Pokébälle in Gewahrsam lassen. „Die werdet ihr brauchen.“, meinte der ältere Mann. „Vielen Dank.“, antwortete Kenta rasch, und schlang sich den Gürtel um die Hüfte. Rika spürte, dass die Luft leicht vibrierte. Sie wandte sich zu Sichlor, das soeben seine Flügel ausbreitete. Die Verbände, die jene an seine Körper gepresst hatten, zerrissen. „Sichlor, warte! Du bist viel zu schwach!“ Aber Sichlor ignorierte Rika, und entfloh aus der geöffneten Tür. „Verdammt!“, fluchte die Schwarzhaarige. „Kenta, Hitomi! Kommt!“ Papinella lag am Boden, und regte sich nicht mehr. Auch Glumanda vermochte nichts gegen Piondragi auszurichten. Die Echsendame wurde immer weiter in die Ecke gedrängt, sodass es keine Möglichkeit mehr gab, zu fliehen. „Was sollen wir tun?“, wollte Haruka wissen. In ihrer Stimme lag Angst und Panik. Aber Shuu, der stets einen Ausweg wusste, war ebenso ratlos, wie seine Freundin. „Glumanda, nochmals Flammenwurf!“, befahl er. Doch Piondragi vereitelte diesen Plan; es stieß pfeilschnell auf das Feuer-Pokémon zu, und packte die Kehle der Echsendame. Verzweifelt versuchte sich Glumanda zu befreien, aber es war aussichtslos. „Du musst etwas unternehmen, Shuu!“, rief die Braunhaarige hysterisch. Shuus Geduldsfaden spannte sich. Schroff stieß der Koordinator das Mädchen von sich, und blickte sie wütend an. „Was soll ich tun, Haruka?“, herrschte er sie an, aber die Koordinatorin schwieg betroffen. Zu sehr war sie von Shuus Aggression in seiner Stimme erschüttert. Als Glumanda ihre Gegenwehr aufgab, warf Piondragi sie desinteressiert gegen einen Baum. Vor Schmerz krümmte sich die Echsendame, und konnte sich kaum regen. Anschließend widmete sich der Skorpion den Menschen, die in sein Territorium eingedrungen waren, und nun versuchten, sich selbst zu retten. Shuu wich zurück, und hielt schützend seine Arme vor Haruka, die hinter seinem Rücken stand. Er konnte nicht zu lassen, dass dieses verrückte Pokémon ihr etwas antat. Piondragis Klauen glühten, als es seine Arme überkreuzte, und plötzlich auf Shuu zu sprang. Rasch wandte er sich Haruka zu, und stieß sie zu Boden. Hart prallte Haruka auf. Der Grünhaarige stöhnte vor Schmerz auf, als die Kreuzschere den Stoff seines Anzuges zerfetzte, und oberflächlich seinen Rücken aufschürfte. Er prallte auf den Boden, konnte sich aber rechtzeitig abrollen, um Schlimmeres zu verhindern. Haruka stützte sich mit ihren Händen ab. „Shuu!“, schrie das Mädchen entsetzt, als sich ihr Freund einen Moment nicht rührte. Fassungslos schrie auch Glumanda auf, die jenen Moment schockiert erlebte, als ihr Trainer zu Boden ging. Dies erweckte den Beschützerinstinkt der schmächtigen Echsendame zum Leben; sie regte ihre schmerzenden Glieder, um sich schwerfällig auf die Füße zu erheben. Ihr Oberkörper wankte, und einen Augenschlag erschien es, als würden die Kräfte Glumandas versiegen, aber mit einer letzten Anstrengung richtete sich das Pokémon auf. Einen kurzen Augenblick taumelte Glumanda, ehe sie sicheren Halt unter den Füßen innehatte. Ein Kampfesschrei verließ die Kehle Glumandas, dann erstrahlte ihr geschundener Körper in einem grellen Licht auf, und schien Piondragis Augen zu blenden. Glumandas Gestalt wurde größer, kräftiger. Als sodann das Lichtschleier entschwand, streckte sich die Echsendame genüsslich in ihrem neuen Körper. „Glu~texo!“ All die Verletzungen, die Piondragi ihr zugefügt hatte, waren verschwunden. Die Haut der Echsendame, die nun ein kräftiges Glutexo war, war nahezu blutrot, und ihre Augen stahlblau, die Klauen so blank, wie poliertes Elfenbein. Shuu, der sich an Harukas Schulter festhielt, um seinen Oberkörper aufrecht zu halten, blickte verwirrt auf die Echsendame, die nun nicht mehr schmächtig wirkte. Ihr Körper war sonderbar kräftig, betont von den Muskeln. „Es hat sich entwickelt…“, stellte der grünäugige Koordinator ungläubig fest. Nun aber wandte sich Piondragi dem neuen, stärkeren Feind zu, und fauchte angriffslustig. Unbeeindruckt neigte Glutexo dem Skorpion den Kopf zu, zeigte aber keine Aggressionen gegenüber dem gegnerischen Pokémon. Als Piondragi blitzschnell angriff, bewegte sich Glutexo mit einer überraschenden Wendigkeit, die Haruka und Shuu zutiefst faszinierten. Sie vollführte einen Ausfallschritt, und ließ Piondragi für einen Moment ins Stolpern kommen. Unerwartet verzerrte sich das Gesicht der Echsendame; wütend fletschte sie die Zähne, hob sodann die rechten Klauen, die in blutiges Licht getaucht wurde. Blitzartig schnellten die Klauen herab, und brachte dem Skorpion eine schwere Wunde bei. Piondragi schrie jammervoll auf, und wandt sich vor Schmerzen. Doch Glutexo gönnte dem Pokémon, welches gewagt hatte ihren Trainer zu verwunden, keine Ruhe. Sie legte den Kopf in den Nacken, während sie ihr Maul aufklappte. Flammen brodelten im Rachen, die Piondragi vollends in ihrer Hitze einschlossen. Bloß der markerschütternde Schrei des Pokémons lag in der Luft. Als sodann die Flammen erloschen, strauchelte Piondragi erheblich. Das Pokémon versuchte Glutexo abermals anzugreifen, als es wieder bei Sinnen war, jedoch spie jene eine weitere Feuersbrunst auf das geschwächte Pokémon, welches schließlich aufgebracht floh. Ungläubig starrte Shuu auf die Echsendame, die sich ihm nun zuwandt, und auf ihn zuging. Ihre Fangzähne blitzten hervor, als sie ihn wütend anfauchte. Shuu stutzte über die plötzliche Stimmungsschwankung seines Pokémons. „Gibt es ein Problem?“, fragte der Grünhaarige. Kaum hatte der Junge diese Frage gestellt, da drückte die Echsendame ihren Trainer mit den Klauen zu Boden. Tiefes Grollen stieg in ihrer Kehle auf. „Verdammt! Was ist los?“ Er versuchte sich zu befreien, aber das Glutexomädchen war zu stark für ihn. Ihre Augen waren wie aus Stein, und funkelten ihn boshaft an. Shuu zuckte unter diesem unbarmherzigen Blick furchtsam zusammen. „Lass mich los! Ich bin kein Kind mehr!“, flehte Shuu schwach. Glutexo knurrte und schnappte dicht an seinem Ohr zu. Schließlich aber wandelte sich der Ausdruck in ihren blauen Augen. Tiefe Besorgnis lag in blauen Iriden. Letztlich gab Glutexo ihren Trainer wieder frei, sodass dieser aufstehen konnte. Shuu klopfte sich den Dreck von der Kleidung, und stöhnte leicht als er den Rücken durchstreckte. „Shuu! Haruka!“ Während das Rufen näher kam, wurde die Gestalt eines Sichlors sichtbar, gefolgt von Rika, Kenta und Hitomi. „Rika! Kenta!“, rief Haruka ihnen erfreut entgegen, als sie schließlich stehen blieben. Sichlor hielt neben Rika inne. „Sind wir zu spät gekommen?“, wollte Kenta atemlos wissen. Schweigend sah sich Rika um, bis ihr Blick auf Glutexo inne hielt. Sie stockte. „Glumanda… Es hat sich entwickelt!“, erkannte das Mädchen ungläubig. Shuu bejahte die Feststellung mit einem kurzen Nicken. „Ja. Glutexo konnte Piondragi verjagen. So schnell wird es wohl keinen Schaden mehr anrichten.“ Hitomi seufzte erleichtert. „Bist du sicher?“, fragte das Mädchen beunruhigt. „Ja. Es ist verletzt, und wird sich einen anderen Ort suchen.“, meinte der Junge. „Wenigstens ist euch nichts passiert.“, kam es freudig von Kenta. „Nicht ganz.“, widersprach Haruka. „Shuu wurde verletzt.“ Kenta, Rika, und Hitomi sahen den Jungen prüfend an. „Leicht verletzt.“, korrigierte der grünhaarige Koordinator brummend. Die Echsendame verschränkte die Arme vor ihrer Brust, und blickte Shuu tadelnd an. Ihre Eckzähne schauten hervor, als sie leise knurrte. Rika grinste. Offenbar war Glutexo anderer Meinung. Als Sichlor sich keuchend auf seine Sicheln stützte, neigte das Mädchen besorgt ihren Blick auf das Pokémon. Forschend blickte das Mädchen den Käfer an. War es von Piondragi so schwer verletzt worden? War dies der Grund, warum Sichlor fortgelaufen war? Sie legte die Arme um ihr Pokémon, um es zu stützen. „Geht es, Sichlor?“ Verwirrt schaute Sichlor Rika in die Augen, duldete aber, dass das Mädchen ihm abermals half. „Hast du es gefangen?“, fragte die Braunhaarige überrascht. Die Angesprochene schüttelte den Kopf. „Nein… Nicht wirklich.“ „Nicht wirklich?“, kam es von Shuu, der sie kritisch ansah. „Es war kein fairer Fang. Sichlor war verletzt.“, erwiderte das Mädchen. „Ich musste es fangen, um es zu Schwester Joy zu bringen.“ Shuu zuckte die Schultern. „Gefangen ist gefangen.“ Energisch schüttelte Rika den Kopf. „Nein, so denke ich nicht.“, antwortete die Schwarzhaarige. „Wir sollten zurück. Sichlor muss sich ausruhen.“, mischte sich Hitomi ein. Ihre Blicke streiften Shuu, der ebenso versuchte seine Verletzung herunter zu spielen. Das Quartett stimmte mit einem kurzen Nicken zu. Anschließend machten sie sich auf den Rückweg zum Haupteingang des Großmoors. Somit war das Turnier beendet. Wer wohl gewonnen hatte? Als die fünfköpfige Gruppe zum Haupteingang zurückgekehrt war, trat Hitomis Vater Katuso auf die Jugendlichen zu, die er bereits erwartet hatte. Auch Schwester Joy stand neben ihn. „Da seid ihr ja wieder.“, grüßte der Wärter des Großmoors. „Was ist geschehen? Was ist mit Piondragi?“ Hitomi hob beschwichtigend die Arme. „Es ist alles gut. Piondragi wird keine Unruhe mehr stiften. Shuus Glutexo hat es verjagt.“ Die Echsendame verschränkte die Arme vor der Brust, und reckte stolz den Kopf. Rauch quoll aus ihren Nüstern. „Ist einer von euch verletzt worden?“, wollte Schwester Joy besorgt wissen. Die braunhaarige Koordinatorin nickte. „Shuu ist durch Piondragi leicht verletzt worden.“, erwiderte Haruka. Genervt blickte Shuu seine Freundin an. „Es sind nur Kratzer.“, gab er von sich. Schwester Joy lächelte, und wandte sich an Rika, die Sichlor den Weg gestützt hatte. „Wie geht es Sichlor?“ Ernst schaute das Mädchen die Krankenschwester an. „Nicht gut. Es hat Fieber, und ist sehr erschöpft.“ Schwester Joy nickte wissend. „Schaffst du es noch bis zum Pokémon Center?“ Rika zögerte. Es war nicht weit bis nach Weideburg, aber ob Sichlor noch in der Verfassung war einen solchen Weg zu überstehen? Doch es gab keine andere Möglichkeit. Nur dort konnte Schwester Joy Sichlor rasch Medikamente zu verabreichen, die den Käfer helfen konnten. „Sichlor benötigt dringend ärztliche Behandlung.“, sprach Katsuo eindringlich. Rika lächelte Katsuo flüchtig an. „Okay. Ich werde es wohl schaffen müssen.“, das Mädchen blickte zu Haruka, Shuu und Kenta. „Wir kommen mit. Vielleicht kannst du Unterstützung brauchen.“, sagte Kenta. „Danke!“, antwortete die Schwarzhaarige hastig. Eilends begab sich die Gruppe nach Weideburg in das örtliche Pokémon Center. Leise schloss Rika die Tür hinter sich, und betrat Sichlors Krankenzimmer. Nachdem Schwester Joy dem Pokémon die notwendigsten Medikamente gegeben hatte, damit es sich schnell erholte, hatte Chaneira Sichlor in sein Zimmer gebracht. Anschließend wurde Rika informiert, dass sie Sichlor besuchen konnte. Als der Käfer die Anwesenheit des Mädchens an seinem Bett spürte, hob es denn Kopf, und schaute sie funkelnd an. „Sichlor, wie geht es dir?“ Ablehnend fauchte das Pokémon sie an. Sichlor verzieh dem Menschenmädchen nicht, dass sie ihn gefangen hatte! Rika senkte den Kopf. „Ich weiß, wie niedergeschlagen du bist, weil ich dich gefangen habe, ohne gegeneinander gekämpft zu haben.“ Sichlor legte den Kopf nieder, und starrte gegen die Wand. „Ich bin Trainerin, Sichlor, daher konnte ich dich nicht einfach so liegen lassen.“ Das Käfer-Pokémon schwieg, und würdigte Rika keines Blickes. Das Mädchen hatte seinen Stolz gebrochen. Welche Worte könnten diesen Vertrauensbruch entschuldigen?! In diesem Augenblick klopfte es an der Tür, und Rika hob seufzend den Blick. „Herein.“, bat sie barsch. „Stören wir?“, fragte Haruka zaghaft. Hitomi trat hinter ihr hervor. Rikas ernste Gesichtszüge entspannten sich, und sie schüttelte den Kopf. „Nein, kommt ruhig rein.“ Haruka und Hitomi traten hervor, und blickten auf Sichlor. Sie merkten die Verachtung des Pokémons gegenüber Rika. Diese Tatsache war bereits zu spüren. „Wird Sichlor wieder vollkommen gesund?“, wollte Haruka besorgt wissen. Schwarzhaarige erhob sich, und nickte zögernd. „Ja, wird es, aber ich werde es wieder freilassen, sobald es gesund ist.“ Hitomi blickte das Mädchen irritiert an. „Was? Das geht nicht. Nicht vor der Bekanntgabe des Siegers.“, widersprach die Jüngste der anwesenden Mädchen. „Du bist eine der Besten im Turnier, Rika!“ Die Schwarzhaarige lachte höhnisch. „Mein Fang zählt wohl nicht. Es war gegenüber Sichlor nicht fair.“ „Seit wann zählt für dich Fairness?“, fragte Haruka unerwartet. Rika schaute die junge Koordinatorin funkelnd an, doch blieb stumm. Hitomi zuckte bloß die Schultern. „Um 17 Uhr wird der Sieger bekannt gegeben.“, meinte das Mädchen, und wandte sich zum Gehen. Haruka blieb noch. Ob Rika nun wütend war auf sie? „Ist mit Shuu alles in Ordnung?“, wollte Rika nach Momenten des Schweigens wissen. „J-Ja. Nur Schürfwunden, die in wenigen Tagen verheilt sind. Nichts Ernsthaftes.“, erwiderte das Mädchen. „Ein Glück.“, sagte Rika monoton, während sie auf Sichlor blickte. Der Käfer war eingeschlafen. Die Trainerin lächelte sanft. „Sichlor schläft.“ Haruka sah das Mädchen ernst an. „Sichlors Wut verletzt dich, nicht wahr?“ Sie zögerte. „Ja.“, sagte sie zögernd. „Sichlor möchte mich nicht verstehen, aber ich kann seine Gefühle nachvollziehen. Ich kann ihm keinen Vorwurf machen.“ Haruka neigte nachdenklich den Blick ab, und sah aus dem Fenster. Gab es eine Möglichkeit Sichlors Zorn zu besänftigen? Wie konnte Rika es schaffen, dass Sichlors Vertrauen zu gewinnen? „Rika!“, die Stimme Harukas riss die Angesprochene abrupt aus ihren Gedanken. „Sichlors sind doch von Natur aus sehr stolze Pokémon, nicht wahr?“ Ein zögerliches Nicken erwiderte Rika, schien aber von Harukas Zuversicht eher überrascht zu sein. Worauf wollte das Mädchen hinaus? „Warum kämpfst du dann nicht gegen Sichlor, wenn es wieder genesen ist?“ Rika starrte für einige Sekunden Haruka schweigend an. An diesen Ausweg hatte die Schwarzhaarige gar nicht gedacht, aber ob Sichlor einen Kampf einwilligen würde, wenn sie ihm bereits die Freiheit versprochen hatte? Seufzend fuhr sich die junge Trainerin durch die langen, schwarzen Haare, während sie ihre Lippen missmutig verzog. Ein quälender Gedanke jagte den Nächsten. Sie mochte nicht mehr darüber nachdenken. Haruka merkte, wie Rika zweifelte, welcher Entscheidung die Richtige war. „Ich lasse dich mal alleine.“, sprach das Mädchen, und verließ den Raum. Die Schwarzhaarige blieb alleine zurück, ihr Blick auf den Himmel gewandt. Sichlor öffnete die Augen, und sah Rika schweigsam an. „Wo bleibt sie nur?“, ungeduldig warf Hitomi einen Blick auf ihre Armbanduhr. „Die Verkündung des Siegers beginnt bald.“ Die Blicke der jungen Trainerin wanderten umher. Es hatten sich bereits alle Teilnehmer auf dem Marktplatz Weideburgs eingefunden, um der Bekanntgabe beizuwohnen. Katsuo war bereits auf das Podest getreten, und sprach einige einleitende Worte. Darüber hinaus verkündete er, dass die Unruhen im Großmoor endgültig gebahnt waren. Die Mitarbeiter des Reservates suchten Piondragis momentanen Aufenthaltort, und kümmerten sich darum, dass bald das Pokémon in ein anderes Territorium umgesiedelt werden konnte. Anschließend begann der Wärter mit der Auswertung der gefangenen Pokémon. Bloß sieben von insgesamt neunzehn Trainern hatten es geschafft ein Pokémon zu fangen. Katsuo las die Trainer vor, die eine erfolgreiche Jagd hatten, und bat jene auf die Bühne zu kommen. Schließlich war er bei Rika angelangt. „Und nun die letzte Teilnehmerin. Die Nummer 18, Rika Marashiba!“, rief der ältere Mann durch die Zuschauermenge. Seine suchenden Blicke versuchten die Schwarzhaarige zu erhaschen. „Ja! Hier!“, ertönte die Stimme des Mädchens, während sie sich keuchend durch die Menschen drängte, um leichtfüßig die Treppen hinauf zu steigen. Sie reihte sich neben einen Jungen ein, der ein Kangama fangen konnte. Wirklich ein beachtlicher Fang, denn Kangamas galten als launische, und reizbare Pokémon, doe obendrein schwer zu zähmen waren. Unter Pokémon-Jägern waren sie eine wahre Rarität. Die übrigen Pokémon waren minderer Seltenheit. Ihre Trainer wirkten enttäuscht, als sie erkannten, dass ihre Pokémon Kangama nicht würdig waren. Haruka, Shuu, Kenta, und Hitomi seufzten erleichtert, dass Rika es noch rechtzeitig geschafft hatte. Katsuo lächelte sich erleichtert an. „Und hier ist unsere Teilnehmerin, die der Nummer 10 starke Konkurrenz machen könnte.“, sprach der Dunkelhaarige. „Rika hat ein Sichlor gefangen, welches sie verletzt aufgefunden hat.“ Die Schwarzhaarige streifte flüchtig Katsous Antlitz. Es rief abermals ihr schlechtes Gewissen gegenüber Sichlor hervor. Schließlich aber hob sie den grünen Parkball des Käfers. „Zeig dich, Sichlor!“ Im Licht löste sich der Schattenriss eines Pokémon, welches stolz seinen Körper reckte. Sichlors Sichel blitzten im Sonnenlicht auf. All die Verletzungen seines Körpers waren durch Schwester Joys Medikation fast gänzlich geheilt. Nur kleine Narben blieben als Andenken zurück. Sichlor war ein wirklich prachtvolles Pokémon; es strotzte vor Energie, auch wenn Rika erkannte, dass es noch nicht vollkommen gesund war. „Kangama und Sichlor sind seltene Pokémon, wie jedermann weiß.“, sagte Katsuo mit feierlichen Stimme. „Aber welcher Trainer hat den Sieg verdient? Wie wäre es mit einem Kampf?“ Rika blickte den Jungen neben sich an, der sie herausfordernd ansah. Sie erwiderte bloß ein kühles Grinsen. „Ja, ich nehme die Herausforderung an!“, entschied Rika, ohne weiteres Zögern. Schließlich musste sie das triumphierende Lächeln dem Jungen aus dem Gesicht wischen! - - - - - - - - - - - - - - - - - - http://www.youtube.com/watch?v=O_POFJbsQzg Bei Glumandas Entwicklung musste ich einfach dieses Lied hören. |D Auf Youtube existierte eigentlich auch mal ein AMV für Glumanda/GLutexo/Glurak, aber es wurde gelöscht. Q_Q Kapitel 53: Willkommen zurück, Libelldra! ----------------------------------------- Eigentlich sollte das Kapitel gestern online kommen, aber mein Vater hatte Geburtstag, daher war ich kaum online. Und da auch noch mein PC momentan internetlos ist, sitze ich wieder am Laptop meines Vaters. Und eigentlich sollte das Kapitel nicht so lang werden, aber ihr kennt mich ja. *lol* Und ich hoffe, dass ich die erkennbaren Fehler alle erwischt habe... *am Kopf kratz* 53. Kapitel Willkommen zurück, Libelldra! „Da Sichlor noch stark geschwächt ist, müsst ihr ein anderes Pokémon einsetzen.“ Die jungen Trainer willigten mit einem kurzen Nicken ein. „Jeder Trainer darf ein Pokémon einsetzen, sobald ein Pokémon kampfunfähig ist, ist der Kampf beendet.“, trug Katsuo die Worte eines Schiedsrichter den Kontrahenten vor, die mit einem kurzen Nicken abermals zustimmten. Die Zuschauer schauten konzentriert auf die Trainer und ihre Pokémon. Besonders Sichlors Blicke waren fest auf Rika gerichtet. „Yanmega, auf geht’s!“, rief der Junge, dessen Name Masami war. Ein libellenartiges, rotes Pokémon schwirrte in der Luft. Rika lächelte kühl. „Hundemon!“ In vollkommener Ruhe trat der Schattenhund vor. Stolz reckte er seinen Kopf, und hob seinen peitschenden Schwanz. „Beginnt!“ Masami ließ keine Sekunde verstreichen. „Leg los mit Ultraschall!“ Yanmegas Flügel erschufen sichelförmige Schneiden, die auf Hundemon rasten. Mit einem raschen Ausweichen des Schattenhundes verfehlte die Attacke ihr Ziel. „Ha! Jetzt sind wir an der Reihe! Hundemon, Flammenwurf!“ Den Kopf in den Nacken legend, brodelte es im Rachen des Feuer-Pokémons. Sodann verformte sich der Feuerball zu einem lodernden Strahl, der Yanmegas Flügel streifte. Der Käfer kreischte schmerzerfüllt, und sank in Richtung des Bodens, schaffte aber zu seinem regelmäßigen Rhythmus zu finden. „Das war nur Glück. Spukball, Hundemon!“ Rika gönnte dem Jungen keine Sekunde der Pause. Masami sollte erfahren, was es bedeutete sich mit ihr anzulegen – wohl auf die grobe Art und Weise musste er dies lernen. „Doppelteam!“ Bevor der düstere Schattenball Yanmega treffen konnte, vervielfältigte sich der Agrion (eine Libellenart, soweit ich weiß) rasant. Hundemon hielt inne, und betrachtete die Abbilder Yanmegas. Welches war das Echte unter den Täuschungen? „Und jetzt Luftschnitt!“, befahl der dunkelhaarige Junge rasch. Die Yanmega-Täuschugen schossen in die Höhe, und verschmolzen mit dem wahren Pokémon, welches messerscharfe Windsicheln auf Hundemon schleuderte. Der Schattenhund war so überrascht, dass die Klingen auf seinen Körper prallten, und ihn wegschleuderten. Als es sich langsam wieder aufrichtete, hob Hundemon knurrend den Kopf, und fixierte Yanmega. Masami beachtete diese Tatsache nicht, sondern wurde leichtsinnig den Zorn des gegnerischen Pokémons zu ignorieren. „Jetzt Schlitzer!“ Der Agrion schoss blitzschnell auf Hundemon herab, um ihn mit den spitzen Zähnen zu attackieren, aber das Feuer-Pokémon sprang Yanmega entgegen. „Pack es dir mit Knirscher!“, rief Rika grinsend. Hundemon vereitelte Yanmegas Flucht, und packte seinen Hinterleib. Ruckartig warf der Schattenhund den Kopf herum, und schlug den Agrion auf den Boden. Schmerzhaft schrie der Käfer auf, und schlug heftig mit den Flügeln, sodass der Schattenhund es rasch frei ließ. Fluchtartig erhob es sich in den Himmel. Es keuchte schwer. Masami merkte, dass mehr und mehr Rika die Kontrolle über den Kampf gewann, und um dies zu verhindern, musste er das Mädchen in wahre Bedrängnis bringen! Doch wie? Sie schien sein Vorhaben bereits zu kennen, bevor er Yanmega einen Befehl geben konnte. „Yanmega, Antik-Kraft!“ Eine unscheinbare Aura schien Yanmegas Körper zu umgeben, als sich sodann Felsbrocken aus dem Boden lösten, die durch eine geheimnisvolle Macht auf Hundemon geschleudert wurden. Einer dieser Brocken war groß genug, um den Schattenhund auf der Stelle zu erschlagen. „Abwehren mit Flammenwurf!“, konterte Rika hastig, doch sie musste Nerven behalten! Der Kampf schien seinen Höhepunkt zu erreichen. Dies verbot ihr Unruhe zu zeigen. Mit Leichtigkeit sprengte Hundemon den Felsbrocken, aber nun rieselten kleinere Bruchstücke des Felsens auf den Schattenhund herab. „Heh, Yanmega! Nachthieb!“ Hundemon schüttelte die Steine von sich, und blickte auf Yanmega, welches abermals einen Angriff auf ihn versuchte. Bloß einen Spalt öffnete der Schattenhund sein Maul, aus dem ein schwacher, flimmernder Feuerschein kam. Geduldig wartete Rika, um Masami in Sicherheit zu wiegen. Dann rief das Mädchen mit fester Stimme: „Flammenwurf!“ Flammen bündelten sich, formten sich zu einer machtvollen Feuersbrunst, die Yanmega vollends umgaben. Überall zierten Verbrennungen den Körper des Pokémons, als es erschöpft zu Boden sank. Triumphierend hob Rika den linken Arm in die Höhe. Sie hatte gewonnen. Was für ein Kampf! „Rika hat den Kampf gewonnen! Und somit ist sie die Gewinnerin des Turniers! Herzlichen Glückwunsch!“ Die Schwarzhaarige hielt den rechten Arm unter der Brust, und verbeugte sich würdevoll. „Guter Kampf, Rika!“, lobte Kenta, und klopfte ihr auf die Schulter. „Hundemon und du seid wirklich ein beängstigendes Team.“ Die Schwarzhaarige lächelte verschmitzt. „Vielen Dank.“, erwiderte das Mädchen. „Herzlichen Glückwunsch zum Sieg, Rika.“, sagte Katsuo, während er auf einem kleinen Tablett der jungen Trainerin ihren Preis präsentierte. „Und hier ist dein Preis, ein Metallmantel! Dazu darfst du dein gefangenes Pokémon behalten.“ Rika nahm den Preis dankend an. „Ich werde ihn gut verwahren. Dankeschön.“ Das Mädchen zweifelte an der Tatsache, ob Sichlor sie begleiten wollte. Sie trat neben den Käfer, welches sich noch immer ernst anblickte. Rika wüsste gerne, welche Gedanken das Pokémon hatte, aber jedes Wesen hatte das Recht der eigene Herr seiner Gedanken zu sein. Zum Abschied applaudierten die Zuschauer und die übrigen Teilnehmer, bevor sich die Menschenmenge teilte, und ihre eigenen Wege gingen. Nachdem sie die Tribüne verlassen hatte, trat Makishi, der Arenaleiter, vor. Daraufhin hob Rika den Kopf, und blickte zu jenem kräftigen Mann hinauf. „Dies war ein hervorragender Kampf, junge Dame!“, sagte der Arenaleiter anerkennend. Sein Körper bebte, als er zu lachen begann. Rika verzog bloß angewidert die Lippen. „Vielen Dank. Und sie sind der Nächste.“, sprach die Schwarzhaarige monoton. Makishi schaute Rika einige Zeit an. „Soll das heißen, du forderst mich heraus?“ Das Mädchen strich sich eine Strähne zurück, und sah Makishi abwertend an. „Ja, ich fordere sie heraus!“ Makishi lächelte. „Na schön, Kleine! Ich erwarte dich in drei Tagen in meiner Arena!“ Sein Lachen erfüllte die Luft, bis er schließlich verschwunden war. Rika befand sich am Rande des Großmoores. Sie war alleine, bloß Sichlor war bei ihr. „Ich lass dich frei, Sichlor.“, sprach die Schwarzhaarige zu dem Käfer. In ihrer Stimme lag Bitternis. Ihre Augen musterten das Pokémon, welches die vertraute Umgebung des Großmoors betrachtete. Sichlor aber wandte sich wieder zu Rika, und schüttelte bloß den Kopf. „Sich~! Sichlor!“, kam es zischend von dem Pokémon. Rika schaute den Käfer überrascht an. „Ich hab dich nicht ehrenhaft gefangen, daher entlasse ich dich deiner geliebten Freiheit. Los, geh!“ Sichlor schaute tief in Rikas smaragdgrüne Augen. Das Pokémon versuchte ihre Absichten zu ergründen. Ihre Aufrichtigkeit brachte Sichlor ins Wanken. Natürlich, er liebte die Freiheit, und seinen Stolz, und doch hielt ihm irgendetwas ab Rika den Rücken zu zukehren. Besinnend schloss Sichlor seine Augen, und erinnerte sich an die letzten Stunden, die Rika an seinem Bett verbracht hatte, um es gesund zu pflegen. Sie tat es nicht Berechnung, sondern aus Zuneigung getan. Und auch wenn Sichlor nicht gegen das Mädchen gekämpft hatte, hatte der Käfer das Können Rikas gesehen. Rika war würdig Sichlors Trainerin zu sein. „Sich~lor, Sichlor!“, widersprach das Pokémon. Er zollte ihr seine Untergebenheit, indem sich Sichlor vor Rika kniete. „Sichlor…“, flüsterte das Mädchen. Das grüne Pokémon hob den Kopf, und betrachtete Rika mit schlitzförmigen Augen. „Nein, verbeuge dich nicht vor mir, Sichlor.“, bat das Mädchen lächelnd. Rika war bewusst, dass Sichlor sie nun akzeptierte, egal welche Beweggründe auch Sichlor zu dieser Entscheidung gedrängt hatten, und respektierte diese. Sichlor erhob sich auf ihr Geheiß, seine Sicheln schimmerten matt im Sonnenlicht. Rika nickte ihm zu, und hob nun den normalen rot-weißen Pokéball. „Sichlor, komm zurück!“ Der Käfer streckte seinen Körper, und stieß ein lang gezogenes Brüllen aus, als der rote Lichtstrahl seine Gestalt verblassen ließ, und ins Innere des Pokéballs sog. Es dämmerte bereits; das Sonnenlicht schwand, und tauchte den Himmel in orangerotes Zwielicht. Im örtlichen Pokémon Center fanden sich die reisenden Trainer ein, um die Nacht in der Obhut des Centers zu verbringen, um am nächsten Morgen weiterziehen zu können. Haruka betrat das gut gefüllte Restaurant des Pokémon Centers, und ging strebte den hintersten Tisch an. Dort saß Shuu, den Kopf nachdenklich auf die Hände gebettet. „Ist alles in Ordnung?“, fragte Haruka, die sich zu dem Grünhaarigen gesellte. Dieser zuckte unmerklich zusammen, lächelte das Mädchen aber grüßend an. „Gut.“, erwiderte der Koordinator knapp. Haruka schmunzelte; seine karge Antwort stimmte sie keinesfalls zufrieden. Irgendetwas schien ihn zu beschäftigen. Aber was? „Du bist so nachdenklich. Was ist los?“, wollte die Braunhaarige besorgt wissen. Shuu strich ich rasch eine störende Strähne zurück, und blickte in die saphirblauen Augen seiner Freundin. „Hast du den Wettbewerb vergessen, der übermorgen stattfindet?“ Beschämt senkte das Mädchen den Blick. Peinlich! Und ausgerechnet Shuu musste sie daran erinnern. Shuu grinste. „Du hast ihn vergessen…“, stellte der Junge trocken fest. „Ja, habe ich!“, brummte Haruka mürrisch. Durch die Aufregung des Tages hatte sie diesen vollkommen vergessen! „Ich mache mir Gedanken über meine Performance.“, sagte Shuu nach kurzer Weile ernst. Überrascht sah Haruka Shuu an. Noch nie sprach Shuu mit ihr über seine Vorführungen. Dies war die einzige Tatsache in der ihre Rivalität noch deutlich zu spüren. Natürlich war es für Haruka schwer diese Grenzen nicht zu überschreiten, obwohl Shuu, neben ihrer Familie, der wichtigste Mensch war. Der Grünhaarige ballte die Faust, und schlug diese auf die Tischplatte. „Verdammt!“ Haruka zuckte erschrocken zusammen, entspannte sich sogleich, und lächelte ihn zärtlich an. Ihre Finger strichen über seine Hand. „Morgen ist auch noch ein Tag.“, sagte das Mädchen leise. „Was für ein Trost!“, antwortete der Junge, griff nach ihrer Hand, und drückte diese. „Komm, lass uns schlafen gehen.“ Haruka lächelte ihn an. „Gute Idee! Ich bin so müde!“ Shuu beugte sich vor, und küsste das Mädchen zärtlich auf den Mund. Als er sich von ihr löste, streichelte der Junge über ihre Wange. „Weißt du, wie sehr ich dich liebe?“ Haruka grinste leicht. „Ich denke schon.“, entgegnete die Braunhaarige mit gedämpfter Stimme. Lächelnd erhob sich Shuu, und legte seine Jacke über Harukas Schultern. Dann schritten sie aus dem Restaurant in die Halle des Pokémon Centers. Haruka blickte in Schwester Joys Richtung, die am Tresen saß, und noch zu arbeiten schien. Als die Krankenschwester hochblickte, nickten Haruka und Shuu ihr grüßend zu, bevor sie in den Flur abbogen, auf dem ihr Zimmer lag. Vor der Tür blieben sie stehen. „Hast du den Schlüssel?“, fragte Haruka. Shuu erwiderte ein kurzes Nicken. „Natürlich. Ich bin nicht so vergesslich, wie du.“ Die Braunhaarige lehnte sich an den Türrahmen, und schmollte gespielt. Sie blickte Shuu verliebt an, als dieser seine Hände in der Hosentasche vergrub, um den Zimmerschlüssel hervor zu holen. Nachdem ein kurzes Klicken zu vernehmen war, stieß Shuu die Tür auf, und betrat den Innenraum des gemeinen Zimmers. Hinter ihnen fiel die Tür leise ins Schloss, nachdem Haruka sie mit dem Fuß zugestoßen hatte. Anschließend ließ sich Haruka seufzend auf ihr weiches Bett fallen, und starrte gegen die Decke. Shuu sah sie grinsend an, während dieser sein dunkles Shirt über den Kopf zog. Haruka richtete den Oberkörper wieder auf, und blickte Shuu ebenfalls verschmitzt grinsend an. „Mein oder dein Bett?“, fragte sie mit einem süffisanten Lächeln auf den Lippen. Ein tadelnder Blick entgegnete Shuu dem Mädchen, sodann schüttelte er ungläubig den Kopf. „Also Haruka… Deine Gedanken!“ Haruka blickte ihn unschuldig an. „Was denn?“ Lachend ging der Grünhaarige ins Bad, Haruka folgte ihm, und schlang ihre Arme um seine Taille. „Du bist fies…“, raunte sie ihrem Freund in die Ohren. Shuu löste sich grinsend von ihr, und schaute Haruka grinsend an. „Ach ja?“, erwiderte er. Stürmisch versiegelte Shuu ihre Lippen. Keuchend stützte sich das Mädchen auf den Beckenrand, um nicht ihr Gleichgewicht zu verlieren. Der Koordinator sah Haruka herausfordernd an. „Mehr…“, wisperte sie, und schlang ihre Arme hingebungsvoll um seinen Hals. Sanft dirigierte Shuu das Mädchen aus dem Badezimmer in die Richtung ihres Bettes. Als sich Haruka auf das Bett niederlegte, beugte sich Shuu über ihr. Seine Lippen sanken auf ihren Hals herab, und fuhren zärtlich, aber bestimmend über ihren Hals entlang. Der Koordinator lächelte. „Ich hab' dich verdammt lieb!“, stieß er hervor. Haruka keuchte wohlig, und lächelte. „Ich dich noch viel mehr.“ Leidenschaftlich küsste Shuu das Mädchen; seine Hände fuhren ihre Hüfte hinauf, und glitten unter ihr Shirt, welches dem Jungen im Weg war. Haruka begriff rasch sein Vorhaben, und richtete ihren Oberkörper wieder auf, sodass Shuu das Shirt über ihren Kopf ziehen konnte. Gleich darauf drückte er sie wieder ins Bett. Seine Lippen fuhren über ihre nackte Haut, und hinterließen eine feurige Spur. Haruka genoss die Zärtlichkeit seinerseits in vollsten Zügen. Sie fasste Shuus Wangen, als sie sich vorbeugte, um ihn liebevoll zu küssen. „Shuu!“, hauchte sie leise. „Ich… Ich…“ Der Koordinator legte ihr einen Finger auf die Lippen. „Du denkst zu viel nach…“, sprach er wispernd, und küsste sie schließlich verlangend. Haruka kam dieser Zärtlichkeit nach, schloss genießend die Augen, während sie den Kuss innig erwiderte. Als sie sich voneinander lösten, sah sich das Pärchen tief in die Augen. Noch nie fühlte Shuu eine solche Zuneigung zu dem Mädchen, wie an diesem Abend. Und auch Haruka war mit Schmetterlingsgefühlen erfüllt. So als ob dies der erste Abend ihres Zusammenseins wäre. Immer wieder entdeckten Shuu und Haruka neue Tiefen ihrer innigen Beziehung. Sie liebten, und brauchten aneinander. So wie der Mensch und die Pokémon Sauerstoff zum Atmen brauchten, brauchten Shuu und Haruka sich gegenseitig. Dies war ein Gesetz der Natur, was niemals zerbrechen sollte… Die Braunhaarige gähnte herzhaft, und blickte Shuu beschämt an. „’tschuldige. Ich… Ich bin müde.“ Sein Grinsen wandelte sich zu einem milden Lächeln. „Nein, ich muss mich entschuldigen. Für dich war es heute ein aufregender Tag.“ Haruka legte sich nieder, und betete ihren Kopf auf Shuus Brust. „Oh ja. Jage mir nie wieder solch einen Schreck ein.“ Dieser schlug wortlos die Bettdecke über sich und Haruka. „Das kann ich dir leider nicht versprechen.“, sprach Shuu ernst. Er würde immer wieder Haruka beschützen, daher konnte Shuu ihr keine Versprechungen machen. „Schlaf jetzt.“ „Gute Nacht, Shuu!“ Shuu küsste ihr auf die Stirn. „Gute Nacht.“ Haruka schloss die Augen, und kuschelte sich eng an seine Körper. Ein dunkler Nebelschleier verwehrte Shuu den Blick auf die düstere Lichtung. Jener wabernde Dunst schien seine Füße verschlingen zu wollen, und rief ein beunruhigendes Gefühl in ihm wach. Der kalte, beißende Wind zehrte an seiner Kleidung, als ob dürre Finger nach ihm greifen wollten. Dieser trostlose Ort wurde bloß von einem finsteren Zwielicht erhellt, und gab einen undeutlichen Schattenriss preis. In diesem Moment wurde ihm klar, dass es die Kreatur aus seinem letzten Traum war. Und dieser Ort erschien ihm plötzlich so vertraut. Doch das Licht war getrübt, schien immer mehr seine Schönheit zu verlieren. Unerwartet schlug die Kreatur die Augen auf, sah den Jungen flehend an. „Hilf mir! Hilf mir, Shuu! Nur du kannst mich retten!“, erklang abermals die Stimme in seinen Gedanken. „Hilf mir…“ Die Worte, so klar und rein, verklangen in der Ferne. Sodann überkam Shuu ein Gefühl des Schwindels, als eine unbekannte Macht in seine Gedanken eindrang, und ihm schier den Verstand raubte. Seine Beine gaben nach, dann umgab ihn eine tiefe Schwärze… Schweißgebadet fuhr Shuu aus dem Schlaf. Sein Oberkörper war von leichten Schweifperlen bedeckt, die über seine Haut rannen. Noch immer umfing ihn ein Gefühl des Schwindels, und er fasste sich an den Kopf. Sein Atem entströmte nur schwer seinen Lippen. Kalte Finger griffen nach ihm, und er erschrak. „Shuu…“, wisperte das Mädchen neben ihn. Haruka schlug die Augen auf, und blickte in die gequälten Gesichtszüge des Grünhaarigen. Besorgt richtete sie ihren Oberkörper auf. „Was ist los?“, fragte Haruka. Shuu schwieg, starrte sie bloß ausdruckslos an. „Ich… Ich habe geträumt…“, erwiderte er kühl, abweisend. Die Braunhaarige blickte ihren Freund sorgenvoll an. Was ängstigte Shuu so sehr, dass er nicht darüber sprechen wollte? Sodann lächelte das Mädchen sanft, und zog Shuu an sich. Der Koordinator ließ dies geschehen, und legte seinen Kopf auf ihre Brust nieder. „Es war nur ein Traum.“, sagte sie tröstend. Haruka küsste seine Stirn, und schlang beschützend ihre Arme um ihn. Hernach schloss Shuu die Augen, vertrieb die dunklen Gedanken, und schlief nach einiger Zeit wieder ein. Haruka erwachte am nächsten Morgen, als das Sonnenlicht auf ihr Gesicht fiel. Sie streckte sich genüsslich, und tastete nach Shuu, der diese Nacht, wie gewöhnlich, neben ihr verbracht hatte. Die Wärme seines Körpers fehlte allerdings, was die Braunhaarige beunruhigte. Allmählich erhob sich das Mädchen, und stieg aus dem Bett. Ihr Blick fiel auf den Nachttisch auf dem sie am gestrigen Abend ihre Pokébälle abgelegt hatten. Shuus Pokébälle fehlten. „Ich hätte mir denken können, dass er trainieren gegangen ist.“, murmelte das Mädchen leise. Abermals streckte sich das Mädchen, ehe sie das Badezimmer betrat, um sich frisch zu machen, und schließlich anzuziehen. Dabei dachte sie an das Geschehene der letzten Nacht. Es war nichts Ernstes zwischen Shuu und ihr passiert, aber doch… Es war schön gewesen. Sie merkte zum ersten Mal wieder, dass sich wohl ihre Gefühle für ihn nicht änderten. Ob Shuu genauso darüber dachte? „Koknodon, streng dich gefälligst an!“, forderte Shuu kühl. „Zen-Kopfstoß!“ Der Schädel des kleinen Dinosauriers glühte, und verströmte einen klaren Lichtschleier. Jedoch erfüllte diese Attacke nicht Shuus Anforderungen. Nervös biss sich der Koordinator auf die Lippen. Er war unzufrieden. Unzufrieden mit sich, und Koknodon. Gewiss, Koknodon war stark, und schnell. Der Dinosaurier eignete sich für Pokémon-Kämpfe, aber nicht um Wettbewerbe zu bestreiten. „Shuu!“ Es war Haruka, die ihn rief. Grinsend wandte er sich dem Mädchen zu. „Auch ausgeschlafen, Schlafmütze?“ „Natürlich, aber ich hab dich vermisst, als ich aufgewacht bin.“, gab Haruka zurück. „Entschuldige, ich hätte dir einen Zettel hinterlassen sollen.“, sagte Shuu, und konnte seine Enttäuschung nicht vor seiner Freundin verbergen. Haruka schaute ihn ernst an. „Was ist los?“, fragte das Mädchen. Shuu warf Koknodon einen kurzen Blick zu, welches beschämt die Augen zu Boden richtete. „Es funktioniert nicht so, wie ich es mir vorstelle.“, meinte der Junge. Haruka lächelte hilflos. Schließlich konnte sie zur Verbesserung nicht verhelfen. „Du wirst es schon schaffen.“, flüsterte das Mädchen. Abweisend nickte der Koordinator. „Was tust du jetzt?“ „Auch trainieren gehen.“, antwortete die Braunhaarige ohne zu Zögern. „Schließlich muss ich ein Band gewinnen.“ Sie warf Shuu einen kurzen, grinsenden Blick zu, bevor sie verschwand. Einige Zeit blickte er dem Mädchen hinterher, widmete sich dann aber wieder Koknodon. „Bist du bereit weiterzumachen?“ Der graue Dinosaurier blickte Shuu verunsichert an, nickte aber. „Okay, Koknodon, setz-“, er unterbrach, denn in diesem Augenblick eilte Schwester Joy auf ihn zu. Shuu! Telefon für dich!“, rief die Krankenschwester, und schwenkte das kabellose Telefon in der Hand. Shuu knurrte lautlos. Immer mussten Störungen ihn unterbrechen. „Ich komme.“, sagte der Grünhaarige, und ging zurück ins Pokémon Center. Das freundliche Gesicht von Harukas Mutter strahlte dem Jungen entgegen. „Shuu! Wie schön, dass es dir gut geht!“, sagte die Frau. Shuu war verwirrt über den Anruf Mitsukos. Diese lächelte bloß. „Wie ergeht es Haruka und dir in Shinou?“, wollte die braunhaarige Frau wissen. „Und… Wo ist meine Tochter überhaupt?“ „Uns geht es gut. Morgen findet unser nächster Wettbewerb statt, daher ist Haruka trainieren.“, erwiderte der Junge. Mitsuko blickte ihn entschuldigend an. „Oh! Hab ich dich etwa gestört?“ ‚Ja.’, dachte der Junge, aber sprach es nicht aus, stattdessen schüttelte er den Kopf. „Nein…“, sagte Shuu, und lächelte bedrückt. „Doch was ist der Grund für ihren Anruf?“ „Shuu! Du sollst mich duzen!“, tadelte Mitsuko den Jungen. Der Grünhaarige nickte bloß. Auch wenn er für Mitsuko und Senri bereits zur Familie gehörte, tat er sich noch immer schwer sie zu duzen. Die braunhaarige Frau räusperte sich. „Und mein Grund… Jemand möchte dich gerne sehen.“ Mit diesen Worten trat sie zur Seite, und offenbarte den Kopf eines grünen Drachens. Der Junge schaute verdutzt. „Libelldra!“, begrüßte Shuu seinen alten Teamkameraden. Libelldra schien sehr erfreut zu sein, als der Drache seinen Trainer erblickte. „Wie geht es dir?“ „Libelldra ist wieder vollkommen gesund, und demoliert den gesamten Garten.“, erzählte Mitsuko lächelnd. „Dein Pokémon vermisst dich sehr.“ Shuu schwieg, und sah in die sehnsüchtigen Augen des grünen Pokémons. Natürlich freute er sich ebenfalls sein Libelldra wieder zu sehen, aber dennoch hielten Zweifel ihn zurück. Sein Team war bereits vollzählig, und er mochte ungern ein Pokémon zurücklassen. Shuu sah auf sein Koknodon. In Wettbewerben war der Dinosaurier vollkommen unerfahren. Ihm fehlte die Eleganz, obwohl Koknodon alles Andere als schwach war. Und Libelldra? Libelldra zählte zu seinen besten Pokémon. „Mitsuko, mein Team ist voll. Ich kann keine neuen Pokémon aufnehmen.“ Als Shuu dies aussprach, sah Libelldra ihn enttäuscht an, und der Koordinator bereute seinen Entschluss sogleich. „Keine Sorge, wir werden uns um deine Pokémon ebenso kümmern, wie wir Harukas Pokémon pflegen.“, sagte Mitsuko. „Du brauchst dir keine Sorgen machen.“ Dankbar nickte der Junge Harukas Mutter zu. „Vielen Dank.“, entgegnete Shuu, dann kniete er sich neben Koknodon. Sein Entschluss war gefallen. „Koknodon… Es tut mir Leid, aber ich werde dich zu ihr schicken. Dort kannst du es dir gut gehen lassen.“ Einen kurzen Moment glaubte Shuu in den Augen des Dinosauriers eine Art Schmerz zu sehen, sodann aber nickte Koknodon, und kehrte in das Innere seines Pokéballs zurück. Shuu erhob sich, und sagte feierlich: „Libelldra! Komm nach Hause!“, und legte Koknodons Pokéball in den Transfer. Libelldra jaulte Shuu entschlossen entgegen. Dann verschwand der Erddrache im Inneren seines Pokéballs. Als Mitsuko Libelldras Pokéball ebenfalls in den Transfer legte, und die Übertragung startete, glühten die Behältnisse auf, ehe sie verschwanden, und sogleich die Umrisse eines erneuten Pokéballs sich abzeichneten. „Abgeschlossen.“, sagte Mitsuko. „Koknodon ist gut angekommen. Kümmere dich gut um Libelldra, Shuu! Bis bald!“ Harukas Mutter verabschiedete sich so rasch, dass Shuu gar nicht so schnell reagieren konnte, um ihr nochmals zu danken. Schließlich aber nahm er den Pokéball. „Libelldra!“ Der Schattenriss eines schlanken Drachens zeichnete sich im Lichtschein ab, bis dieses Libelldra vollends enthüllte. „Li-Libelldra-da!“ Die einstige Verletzung am linken Flügel war vollkommen verheilt. Die einzige Erinnerung waren die hellen Narben, die zurückgeblieben waren. „Willkommen zurück, Libelldra!“, begrüßte Shuu seinen Drachen, und umarmte ihn kurz. Libelldra summte leise vor sich hin. Er war froh wieder an Shuus Seite zu sein. „Sehr schön, Papinella! Deinen Silberhauch, und mit Feuerwirbel kombinieren!“ Haruka war in höchster Konzentration. Silberhauch und Feuerwirbel hatte sie noch nie kombiniert. Ob dies ihre Vorstellungen entsprach, und vor allem den Anforderungen der Juroren erfüllte?! Gallopa stieß Rauchwölkchen aus den Nüstern aus, dann sammelte sich ein faustgroßer Feuerball im Maul des Pokémons. Ein flammender Wirbel wurde daraufhin entfesselt. Es waren wunderschöne Flammen, die kraftvoll loderten. Papinella vollführte nun einen Luftsalto, bevor die Schmetterlingsdame ein silberfarbener Windstoß gen Himmel entfachte. Doch plötzlich wurde Gallopa von einem unbekannten Pokémon gerammt. Das Feuerpferd verlor die Kontrolle über den Feuerwirbel, die drohten Papinella zu erfassen. Panisch, und vor Schreck gelähmt, betrachtete sie das Dilemma: der Flammentornado drohte Papinella zu verglühen! „Ibitak! Stahlflügel!“ Ein schrilles, entschlossenes Kreischen war zu vernehmen, dann auch schon schoss ein braun gefiederter Vogel blitzschnell auf die unkontrollierten Flammen zu. Seine Schwingen erhellten sich in einem silbrigen Licht, und zerschlugen den lodernden Tornado. Würdevoll, und anmutig glitt Ibitak durch die Lüfte. Die Flügel legten sich leicht an den Körper, und der Vogel begab sich in einen ausholenden Sinkflug. „Hey! Alles in Ordnung mit dir?“, rief ein junges Mädchen, die zu Haruka herbeieilte. Ibitak landete neben dem grünhaarigen, unbekannten Mädchen. Diese wurde ruckartig aus ihren Gedanken gerissen. „…ja.“, erwiderte Haruka zögernd, und schaute ihre Pokémon besorgt an. Papinella wirkte verängstigt, und das Feuerpferd zutiefst empört. Welches Geschöpf traute sich eine solche Störung zu erlauben? „Es tut mir Leid.“, sprach das grünhaarige Mädchen. Verwirrt schaute Haruka auf. „Wieso?“, und sah ein kleines, braunes Pokémon, welches beschämt den Kopf gesenkt hatte, hinter dem Mädchen. „Hoothoot ist mir entwischt. Es tut mir sehr Leid, das mein Pokémon euch gestört hat!“ Sie wandte sich an das Flug-Pokémon, welches den Kopf hob, um seiner Trainerin ins Gesicht zu blicken. „Schäm dich, Hoothoot! Dein Übermut tut keinem gut!“ Hoothoot senkte wieder sein Haupt, und gurrte entschuldigend. Lächelnd betrachtete Haruka das Pokémon. „Schon gut.“, erwiderte sie, und kniete sich vor Hoothoot. Vorsichtig kraulte das Mädchen den brauen Vogel. „Ich hoffe Hoothoot hat niemanden verletzt.“, sprach die Fremde unerwartet. Haruka erhob sich wieder, und musterte das fremde Mädchen, dessen Name ihr noch immer nicht bekannt war. Ihr Körper war schlank, so erlaubte ihre Figur bauchfreie Kleidung zu tragen. Das Mädchen wirkte freundlich, offen und liebenswürdig. Aufgrund ihrer grünen Augen und Haare musste die Braunhaarige unwillkürlich an Shuu denken. Flink hüpfte Hoothoot auf den rechten Oberarm des Mädchens. Sie kraulte die Eule vertraut, und Hoothoot gurrte genießend. Haruka sah das Mädchen überrascht an, lächelte aber sodann. „Ist nichts passiert.“, erwiderte die Koordinatorin. Die Unbekannte wandte sich Gallopa, und Papinella zu. „Du bist eine Koordinatorin?“ Irritiert stimmte Haruka zu. „Woran erkennst du, dass ich eine Koordinatorin bin?“ Das Mädchen lächelte freudig, so als ob sie sich geehrt fühlte, aufgrund dieser Frage. „Deine Pokémon sind in einem sehr guten Zustand.“, antwortete sie. „Wie heißt du?“ „Haruka. Und wer bist du?“ „Sora. Freut mich, dass ich meine Konkurrenz nun kenne.“, die Grünhaarige namens Sora lächelte fröhlich über den verwirrten Gesichtsausdruck der Braunhaarigen. „Ich bin ebenfalls Koordinatorin, und werde am Wettbewerb teilnehmen.“ Haruka nickte bloß, doch bevor sie etwas erwidern konnte, unterbrach Sora sie: „Tut mir Leid, ich muss weg. Wir werden uns morgen beim Wettbewerb sehen. Ciao!“ Sora war so rasch verschwunden, wie sie gekommen war. Noch immer war Haruka aufgewühlt. Sie konnte nicht klar denken. Diese Ähnlichkeit verwirrte Haruka. „La-Lass uns zum Pokémon Center gehen.“, sprach das Mädchen zu ihren Pokémon, die sorgenvoll ihrer Trainerin zustimmten. „Libelldra! Sandsturm!“ Die Flügel des Erddrachens erschufen einen tosenden Sandsturm, der stärker denn je zu sein schien. Leise Klänge erfüllten den Sturm, während Libelldras auf- und abschlagende Flügel den Drachen in der Luft hielt. „Und nun Flammenwurf!“, befahl Shuu. Libelldra legte den Kopf in den Nacken, als eine Feuerkugel in seinem Rachen sich bildete, um schließlich als flammenden Feuerstrahl entfesselt zu werden. Der Sand erhitzte sich rasend schnell durch den heißen Flammenwurf Libelldras. Jedoch nahm die Stärke des Sandsturmes schnell ab, bis er sich vollständig gelegt hatte. Libelldra landete neben Shuu, welcher das Pokémon lobte. Dann aber verfiel der Koordinator in Gedanken. Wie könnte er den glühenden Sandsturm auflösen? Inzwischen war es Nachmittag – ihm lief die Zeit davon! „Hallo Shuu!“, riss eine weibliche Stimme den Jungen aus den Gedanken. Der Angesprochene blickte auf Rika, die ihn irritiert ansah. Sichlor stand neben ihr. „Woher hast du dieses Libelldra?“, fragte das Mädchen. „Rika? Seit wann bist du schon hier?“ Die Schwarzhaarige lächelte säuerlich. „Schon lange genug, um einzuschätzen, dass dein Training nur mäßige Fortschritte macht.“, erwiderte Rika trocken. „Aber du hast meine Frage nicht beantwortet.“ „Libelldra wurde schwer verletzt als er gegen ein Garados kämpfte, als wir die Fähre nach Shinou nehmen wollten. Daher musste ich es in Hoenn lassen.“, erzählte Shuu knapp. „Aber nun ist es wieder gesund.“ „Freut mich. Ach ja, weißt du, dass dieser Wettbewerb in Doppelkämpfen ausgeführt wird?“ Shuu schüttelte den Kopf. „Nein.“, erwiderte der Junge überrascht. Die Schwarzhaarige lächelte abermals. „Dann weißt du es jetzt.“ Gleichzeitig richteten die Trainer den Blick auf Sichlor, welches genüsslich seinen Körper streckte, um seine Muskeln zu entspannen. „Und Sichlor? Ist es vollkommen gesund?“, fragte nun Shuu. Rika nickte zustimmend. „Ja, und nun ist es ein Mitglied meines Teams.“ Shuu wandte den Blick einen Moment lang ab. Er blickte nachdenklich in den Himmel, ehe er seine Augen auf Rika richtete. „Rika.“ Das Mädchen schaute ihn überrascht an. Seine Stimme klang ernst, und hatte eine seltsame Festigkeit. „Akzeptierst du meine Herausforderung zu einem Doppelkampf? Schweigsam starrte das Mädchen den grünhaarigen Koordinator an, bevor sie mit einem zögerlichen Nicken ihr Einverständnis signalisierte. Auf dem Platz vor dem Pokémon Center nahmen die Trainer ihre Kampfpositionen ein. „Wähle du deine Pokémon zuerst. Schließlich bist du der Herausforderer.“, grinste Rika den Grünhaarigen an. Dieser nickte bloß. „Libelldra, und Bamelin!“ Der Meereswiesel löste sich aus dem Schein des Pokéballs, und trat neben Libelldra, welches knapp über den Boden schwebte. „Auf geht es, Sichlor, und Frizelbliz!“, rief Rika, und warf Frizelbliz’ Pokéball in die Höhe. Die Elektrohündin streckte sich, als sich der Pokéball öffnete. Shuu legte den Kopf in den Nacken, während seine Finger durch sein grünes Haar strichen. „Lady’s first.“, sagte der Koordinator mit schmeichelnder Stimme. Doch schließlich grinste er heimtückisch. Rika erwiderte ebenfalls ein kühles Grinsen. „Dein Fehler.“, gab das Mädchen von sich. „Frizelbliz, Ladungsstoß! Und du, Sichlor, Klingensturm!“ Sichlor überkreuzte seine Sichel, die von einem metallischen Glanz überzogen wurden, und schleuderte daraufhin messerscharfe Windsicheln auf Shuus Team. Währenddessen wurde Frizelbliz in Funken eingehüllt, und rannte schließlich auf Bamelin zu, welches in einer Abwehrhaltung dem Elektro-Pokémon gegenüberstand. Shuu wartete geduldig, bis der richtige Zeitpunkt gekommen war, rief aber sodann: „Libelldra! Sandsturm, und Bamelin, Wasserdüse!“ Libelldra gab einen schrillen Schrei von sich, während der Erddrache einen heftigen Sandsturm auslöste, der Frizelbliz gegen eine Parkbank schleuderte. Der Meereswiesel wurde indessen von einem dichten Wasserschleier umgeben, wich dem Klingensturm geschickt aus, und traf Sichlor hart. Sichlor rammte seine rechte Sichel in den Boden, um den Stoß abzufangen. Ein hässliches Quietschen erfüllte die Luft. Shuu gab nicht die Gelegenheit für einen Gegenangriff. „Flammenwurf auf Sichlor, Libelldra!“ Die Schwarzhaarige biss sich auf die Unterlippe. „Sichlor, Schwerttanz!“, befahl das Mädchen. Dieses Manöver war riskant. Sichlor würde starke Verbrennungen erleiden, wenn Schwerttanz nicht die Wirkung erzielte, die Rika bezwecken wollte. Doch Sichlor stürzte sich furchtlos dem Drachen entgegen. Abermals überkreuzte das Pokémon die Sicheln, und begann um seine eigene Achse zu rotieren. Rasch nahm der Käfer an Geschwindigkeit zu, und auch der Wind, welcher erzeugt wurde, wurde stärker. Die glimmenden Flammen erreichten Sichlor nicht, sondern spalteten sich, und glitten, wie aus Zauberhand am Körper des Mantis vorbei. „Und jetzt Schlitzer!“ Sichlor hielt inne, dann blitzten seine Sicheln auf, als er Libelldra frontal angriff. Der Erddrache stieß einen kurzen Schrei aus, dann aber fing er sich wieder. „Ruckzuckhieb, Bamelin!“, konterte Shuu ohne zu Zögern. Das Meereswiesel willigte mit einem Nicken ein, bevor sie auf Frizelbliz zu raste, aber Sichlor schirmte die Elektrohündin ab. „Nochmals Schlitzer!“ Bamelins Zögern gab Sichlor eine Gelegenheit zum Angriff; das Pokémon hob seinen Sichelarm, und ließ diesen blitzartig herabschnellen. Bamelin jaulte schmerzerfüllt auf. Shuu fluchte leise. Dieses Weib! Sie brachte den Jungen ziemlich ins Schwitzen. „Bamelin, alles in Ordnung?“ Bamelin erhob sich schwerfällig, und nickte ernst. Shuu grinste. Etwas Anderes hatte er auch nicht erwartet. „Ultraschall, Bamelin!“ Das Meereswiesel stieß sich vom Boden ab, vollführte einen Salto, und schleuderte eine silbrige Windsichel auf Frizelbliz, und Sichlor. „Feuerodem, Libelldra!“, fügte der Koordinator hinzu. Mit wenigen Flügelschlägen erhob sich Libelldra in die Luft. Einen feurigen Drachenatem stieß der Erddrache aus seinem Maul, der mit Ultraschall verschmolz. Rika starrte ungläubig auf diese kraftvolle Kombinationsattacke, dann streckte sie den Arm auf, als ihr Blick ihre Pokémon fixierte. Auf ihrem Gesicht stand Panik. „Ausweichen! Schnell!“ Doch die gewaltige Druckwelle wusste dieses Vorhaben zu verhindern; Sichlor und Frizelbliz wurden erfasst, und bekamen die Wucht der Attacke indirekt zu spüren. Shuu lächelte. „Beenden wir es! Drachenklaue!“ „Tse, denk nicht, wir geben so schnell auf. Frizelbliz, Ladevorgang, und Sichlor, Klingensturm!“ Funken verbargen den klaren Blick auf Frizelbliz, bis schließlich kleine Blitze um ihren Körper zuckten. Währenddessen stellte sich Sichlor vor Frizelbliz, um sie Hündin vor dem Erddrachen zu schützen. Messerscharfe Klingen rasten auf jenes Pokémon zu, welches unfähig war diesem Angriff zu entgehen. „Und nun Ladungsstoß!“, befahl die Schwarzhaarige. „Wasserdüse, Bamelin!“ Sichlor sprang zur Seite, als Frizelbliz auf Bamelin zu hastete. Die gespeicherte Energie wurde mit einem Mal entladen, und entfaltete so die gesamte Kraft. Beide Pokémon jagten, und prallten aufeinander. Es war ein Machtkampf, ein Kopf-an-Kopf-Kampf. Keines von ihnen wollte einen Zentimeter nachgeben, doch schließlich riss eine Explosion Bamelin und Frizelbliz auseinander. Sie prallten hart auf den Boden auf, und waren nicht fähig den Kampf weiterzuführen. „Unentschieden.“, stellte Shuu trocken fest, und lobte seine Pokémon mit knappen Worten. Rika nickte zustimmend. „Danke für den Kampf.“ Das Mädchen kniete sich schließlich neben ihre Pokémon, und dankte auch ihnen für die Leistung, die sie erbracht hatten. Schließlich kehrten die Pokémon in ihre Pokébälle zurück. Rika warf einen kurzen Blick auf ihren Pokétch. „Wir sollten langsam zum Pokémon Center zurückgehen. Haruka wird schon sicher warten.“, meinte das Mädchen. Shuu nickte, war aber noch immer in Gedanken. Ungeduldig wandte sich das Mädchen dem Jungen zu, als dieser ihr nicht folgte. „Shuu! Kommst du?“ Dieser schaute Rika abwesend an. „J-Ja.“, erwiderte Shuu. Das Mädchen schüttelte bloß den Kopf. „Auf welchem Planeten bist du denn?“, lachte sie leise. Haruka wartete bereits auf Shuu und Rika. Nervöse Blicke wanderten immer wieder zur Wanduhr des Pokémon Centers, die bereits 18 Uhr zeigte. Sie waren um 17.30 Uhr verabredet gewesen! Jetzt war sie schon Mal pünktlich, und was war? Shuu und Rika verspäteten sich. Doch anstatt sie suchen zu gehen, ließ sich das Mädchen erschöpft auf einen Stuhl sinken. Auch sie hatte hart trainiert für den morgigen Wettbewerb. Ihr Team war bereit für die Herausforderung. „Ri-Riolu!“, sagte das blaue Kampf-Pokémon an ihrer Seite. Haruka blickte Riolu lächelnd an. Er besaß durchaus einen ehrgeizigen Willen, und das Potenzial zu einem starken Mitglied ihres Teams. Fleißig hatte Riolu trainiert. Doch noch mehr überraschte Haruka die Folgsamkeit des Pokémons. Noch vor einigen Tagen gehorchte Riolu nicht ihren Worten, und nun? Das Pokémon schien Vertrauen zu dem Mädchen zu fassen. Haruka hob den Kopf, als soeben zwei Trainer das Pokémon Center betraten. Es waren Shuu und Rika, die das Mädchen sofort erblickten, und auf sie zugingen. „Entschuldige für die Verspätung.“, sagte Shuu. „Wie lange hast du schon gewartet?“ Haruka schaute auf die Uhr. „Eine halbe Stunde? Immerhin waren wir um halb sechs verabredet…“ Beschwichtigend hob Rika die Arme. „Stopp, bevor ihr euch die Augen auskratzt. Shuu und ich haben gekämpft.“ „Gekämpft? Wieso?“, kam es von Haruka. „Wir haben zusammen trainiert.“, erwiderte Shuu unverbunden. „Können wir jetzt bitte Essen gehen? Mein Magen randaliert.“ Rika grinste. „Jetzt erinnerst du mich an Kyouji.“, sprach die Schwarzhaarige leise lachend. „Ich habe auch riesigen Hunger!“, gestand die Braunhaarige kleinlaut. „Gehen wir?“ Rika schaute sich um. „Moment. Wo ist Kenta?“, fragte das Mädchen. „Und Hitomi?“ „Er sitzt im Restaurant schon, und Hitomi hatte einen harten Tag im Großmoor.“, erwiderte Haruka. „Sie warten bereits. Wir haben schon bestellt. „Prima!“, sagten Shuu und Rika im Einklang. Sie sahen sich an, und grinsten. Haruka schmunzelte skeptisch. „Willkommen, liebe Zuschauer, und Zuschauerinnen! An diesem herrlichen Tag beginnt der Weideburg Wettbewerb! Nun werden wir wieder Zeuge eines wunderbaren Spektakels!“, sagte Marilyn mit erhobener Stimme. Das Publikum spendete der Moderatorin ein begeistertes Klatschen, während sie über die Bühne schritt, und nun links von den Juroren stehen blieb. „Und nun stelle ich euch unsere Schiedsrichter vor!“, rief die Moderatorin. „Hier unser Direktor, Mr. Contesta, und direkt neben ihn Mr.Sukizo, der Vorsitzende des Pokémonfanclubs!“, anschließend tänzelte Marilyn zur anderen Seite. „Und unsere dritte Jury kennen wir alle: unsere Schwester Joy!“ Applaus und Jubel unterbrachen die einleitenden Worte der Moderatorin abermals. Sie lächelte dem Publikum freundlich entgegen, bevor sie wieder ihre Stimme erhob: „Unser erster Teilnehmer dieses Tages ist ein Koordinator, der bei den Mädchen wohl sehr beliebt ist. Hier kommt Shuu aus LaRousse City!“ Kapitel 54: Koordinatoren in Hochform! -------------------------------------- Das nächste Kapitel ist da! Yay. Ich hoffe es gefällt euch - wieder Mal ein Wettbewerb. XD War etwas anstrengend, hat aber auch Spaß gemacht. Freue mich auf eure Kommis. :) Edit: Gomen. Falsche Kopie hochladen. Die Fehler müssten weitgehend berichtigt sein. 54. Kapitel Koordinatoren in Hochform! Würdevoll trat Shuu auf die Bühne. Nie zuvor fühlte er diese Anspannung, die die Nervosität ihn in wach rief, aber der Koordinator drängte dies in den Hintergrund, um sich vollständig auf diese eingeübte Performance zu konzentrieren. Er genoss für einen kurzen Augenblick den Jubel der Fans - besonders der Weiblichen - und konnte kein Grinsen unterdrücken. Ob Haruka wohl eifersüchtig war, dass er solch eine große, weibliche Fangemeinde hatte? Sodann aber ignorierte Shuu das Publikum, als der Scheinwerfer sich auf ihn richtete. Anmutig hob der Koordinator den Arm. Zwei Pokébälle befanden sich zwischen Ring- und Mittelfinger, sowie zwischen Mittel- und Zeigefinger. Mit einer geübten Handbewegung warf er diese in die Höhe. „Roselia und Libelldra!“ Roselia, die die Arme überkreuzt hatte, wurde in ein Blütenmeer aus zartrosafarbenen, und violetten Blättern gehüllt. Das Pokémon wirkte anmutig, jede ihrer Bewegungen war mit Bedacht gewählt. Libelldras Anblick konnte man bloß nur erahnen, denn der Drache verschwand pfeilschnell in einer dichten Rauchwolke. Nur manchmal blitzte etwas Grünes in dem Rauch auf. Shuu gefiel der Auftritt seiner Pokémon: schön und geheimnisvoll. „Libelldra, Sandsturm!“, befahl der Junge. „Und Roselia, Blättertanz!“ Der schlanke Drache schoss in die Höhe. Der Rauch zog sich, wie ein dunkler Schleier hinterher. Dann entfachte Libelldra einen heftigen Sandsturm. Roselias glitzernden Blüten legten sich um den tosenden Sturm, wirbelten umher und glänzten im Licht der Scheinwerfer. Der Erddrache selbst befand sich im windsstillen Auge. Doch seine schlagenden Flügel erzeugten einen vibrierenden, summenden Ton, der sich in die Luft legte. Jener Ton glich einem unheimlichen, geisterhaften Gesang, der den Zuschauern eine Gänsehaut verschaffte. Dies war der Grund, warum Libelldra auch Geist der Wüste genannt wurde. Bloß diesen Gesang hörten Wanderer auf ihrer Reise durch Wüsten und so bezeichneten sie diese Erddrachen als Wüstengeister. Shuu belächelte triumphierend sein Werk, hob dann seine rechte Hand, und rief: „Auflösen mit Flammenwurf und Drachenklaue! Und du, Roselia, Zauberblatt!“ Flammen glommen im Inneren des Sturmes auf, färbten den Sand blutrot, ehe Libelldras Krallen aufglühten und den Sandsturm teilten. Glühende Funken stoben zu allen Seiten, während Roselia in die Höhe sprang, umgeben von grünlichen, zauberhaften Blättern, und ließ sich auf Libelldras Rücken nieder. Engelgleich landete der Erddrache auf dem Boden, während die kleinen Flämmchen und die Blüten auf Roselia und Libelldra herabregneten. Würdevoll verbeugte sich Shuu vor dem Publikum, welches in jubelnden Applaus ausbrach. Auch die Juroren waren von seiner Performance überzeugt. „Was für ein mysteriöser und bezaubernder Auftritt. Ein glorreicher Beginn des Weideburg Wettbewerbs!“ Shuu kehrte in den Trainerraum zurück. Dort erwartete bereits Haruka ihren Freund und sprang sogleich auf die Füße, als sie ihn kommen sah. „Shuu! Du-Du warst hervorragend!“, lobte sie den Koordinator. Dieser erwiderte bloß ein Lächeln. „Aber seit wann hast du Libelldra?“ Die Blicke des Grünhaarigen glitten zu Haruka. Er lächelte. „Deine Mutter hat es mir gestern geschickt. Koknodon habe ich bei ihnen gelassen.“ Haruka sah ihn irritiert an. „Warum?“ Shuu strich sich mit den Fingern durch die Haare und blickte Haruka in die blauen Augen. „Koknodon fehlte die nötige Eleganz. Libelldra hat weitaus mehr Erfahrung.“ Die Braunhaarige verschränkte die Arme vor der Brust. Sie war unzufrieden mit seiner Antwort und vor allem mit seiner Entscheidung. Doch sie konnte ihm nicht vorschreiben, welches Pokémon er im Team behielt und welches nicht. Natürlich, sie waren ein Paar, aber Haruka wusste, dass Shuu niemals ihre Einmischungen akzeptieren würde. „Shuu! Das kannst du doch nicht machen.“, sprach das Mädchen, auch wenn ihr Verstand ihr verbot, ihn zur Rede zu stellen. Ernst schaute der Koordinator das Mädchen an. Schon sein düsterer Blick ließ Haruka schweigen. Sie setzte sich nieder und starrte auf den Monitor. Shuu musterte Haruka, die sich auf die Vorführung eines Mädchens konzentrierte. Ihm war wohl bewusst, was in ihr vorging. Ob sie nun beleidigt war? Da erregte ein junges Mädchen seine Aufmerksamkeit, die auf ihn zu schritt. Sie hatte ebenso grüne Haare, wie er selbst. War diese Ähnlichkeit Zufall?! „Hey! Du warst gar nicht Mal so schlecht!“, sprach das Mädchen. Sie schaute kurz zu Haruka, die aufblickte. „Du?!“, entkam es aus dem Munde Harukas. „Hallo Haruka. Schön dich zu sehen!“, begrüßte das Mädchen sie und blickte anschließend zu Shuu. Der Blick des Mädchens musterte ihn einige Zeit, dann aber wandte sie sich rasch wieder ab. „Woher kennt ihr euch? Bist du ebenfalls Koordinatorin?“, wollte Shuu wissen. Diese nickte. „Ja, aber bin erst seit Kurzem wieder in Shinou, weil ich jemanden suche.“, antwortete das Mädchen. „Haruka habe ich gestern kennen gelernt.“ Der Junge warf Haruka einen kurzen Blick zu, die ihm dies mit einem knappen Nicken bestätigte. „Wie ist dein Name?“, erkundigte sich Shuu. Das Mädchen lächelte. „Oh, tut mir Leid! Mein Name ist Sora.“, stellte sich das Mädchen vor. „Und wie ist dein Name?“ „Shuu.“, erwiderte dieser knapp, bloß aus reiner Höflichkeit. Sora schwieg betroffen. Sie wurde nervös. Nun ergaben all ihre Gedanken einen Sinn! „Ich will euch ja nicht stören, aber Kenta ist gleich dran.“, unterbrach Haruka ihren Freund und Sora. Grob fasste Rika ihrem Jugendfreund an die Schulter. Ihre smaragdgrünen Augen fixierten ihn fest. „Du schaffst das!“, sprach Rika zuversichtlich. „Du hast soviel trainiert. Soll das umsonst sein? Nein!“ Beunruhigt schaute Kenta das Mädchen an. Er konnte nicht sagen, warum er unerwartet solche Zweifel hegte, aber warum war Rika so zuversichtlich? Das Mädchen kannte Kenta gut - zu gut - denn sie wusste um seine Unsicherheit. Sie wurde ernst. „Du gehst jetzt da raus, und zeigst ihnen, was in dir steckt.“, Rika deutete auf den Vorhang, der Kenta nur noch wenige Meter von der Bühne trennten. Dumpfer Applaus erschallt. Es waren nur noch wenige Momente, bis sein Auftritt begann. Mit gesenktem Haupt wartete Kenta vor dem Umhang. Einen kurzen Lidschlag schaute der junge Rika an, die ihn aufmunternd zu nickte. „Und hier ist Kenta aus Jubelstadt!“, gab die Moderatorin nahezu schreiend von sich. Ihre Worte drangen laut und klar an seine Ohren. Die Frau wusste, wie man das Publikum begeisterte. Diese jubelten, als das Scheinwerferlicht sich auf den zierlichen Jungen richtete. Nervös betrat Kenta die Bühne, als die Vorhänge zur Seite glitten. Unsicher flogen seine Augen über die Zuschauertribünen, schloss aber sodann die Augen, um sein Herz zu beruhigen, welches schon fast schmerzhaft seinen Brustkorb zerspringen ließ. In einer eingeübten Gestik hob er elegant den Arm; zwei Pokébälle, die in Ballkaspeln gelegt waren, hatte der Junge zwischen seinen Fingern. „Absol, und Snobilikat!“ In einem Schauer aus Blitzen sprang die geschmeidige Rassekatze aus ihrem Pokéball. Würdevoll machte sie einen Salto und landete anmutig auf den Pfoten. Aus dem anderen Pokéball lösten sich die Umrisse Absols ab, welches von blauen Flammen umgeben war, die den Körper vor unliebsamen Blicken verbarg. Die Schattenkatze warf den Kopf in den Nacken und zerbarst die Flämmchen, sodass blitzende Funken auf Snobilikat und Absol herab regneten. Die Katzen strotzten vor Kraft, und wilder Schönheit. Ein leises Raunen ging durch den Saal. Und Kenta wusste, dass es seinetwegen war. Oftmals wurde ihm nachgesagt, dass er schwach sei, aber die Menschen würden schon für ihre Vorurteile bestraft werden! „Snobilikat!“, holte Kens selbstsichere Stimme die Zuschauer in die Gegenwart zurück. „Aquawelle!“ Ein azurfarbener Wasserball wuchs rasant in Snobilikats Maul. Das Licht spiegelte sich auf dessen Oberfläche und ließ das Wasser im Inneren nahezu lebendig wirken. „Abschießen!“ Snobilikat legte den Kopf in den Nacken und schleuderte die Aquawelle in die Luft. Zischend prallte sie an die Decke der Wettbewerbshalle und tosende Wassermassen drohten auf das Publikum zu stürzen. Jene blickten mit Faszination und Entsetzen hinauf. Kenta wartete einige quälende Sekunden. Der Zeitpunkt musste stimmen, sonst würde er die Kontrolle über seine Performance verlieren. Dies durfte ihm nicht geschehen, sonst wäre seine Teilnahme umsonst gewesen! Schließlich streckte Kenta den Arm nach rechts, seine Augen waren auf Absol gerichtet. „Und du, Absol, Eisstrahl!“ Eine klare Eiskugel, die von kühlem Licht umhüllt war, sammelte sich und entlud sich als ein gebündelter Strahl. Das Wasser erstarrte, formte sich zu einer bizarren Gestalt, die verlangend nach den Zuschauern geiferte. Das Licht der Scheinwerfer brach sich und wandelte sich in ein wunderschönes Farbenspiel - blau, rosa, grün. Es hatte all die schönen, kunstvollen Facetten, die das gebrochene Licht hervorbringen konnte. Nun breitete Kenta seine Arme aus, und strahlte freudig. „Und nun beginnt das Finale! Absol, Schlitzer! Und Snobilikat, Dunkelklaue!“ Elegant stieß sich die Schattenkatze vom Boden ab, um blitzartig in die Luft zu schnellen. Seine Krallen wurden in Licht getaucht und funkelten durch das Farbenspiel des Eises. Snobilikat fauchte entschlossen; seine Pfote wurde von einer dunklen, erdrückenden Aura umgeben. Das Eis zersplitterte unter den kraftvollen Hieben Snobilikats und Absols. Feines Pulver, und Splitter wirbelte in der Luft. Snobilikat und die Schattenkatze landeten vor Kenta, während der feine Kristallstaub auf sie herab rieselte. „Der Abschluss, Absol! Blitz!“ Gleißendes Licht bündelte sich um Absols Körper. Die Funken des zersplitterten Eises schimmerten fantastisch und brachten so das würdige Ende für Kentas Vorführung. Der Koordinator verbeugte sich synchron mit seinen Pokémon, während das Publikum in begeisterten Jubel ausbrach. Mr. Contesta stand auf, und hob beschwichtigend die Arme. Sofort kehrte Stille im Saal ein. „Solch eine Performance habe ich noch nie gesehen! Wirklich atemberaubend!“ Dankend verneigte sich Kenta abermals vor dem Direktor, und verließ die Bühne. Rika befand sich im Warteraum der Koordinatoren, um Kenta zu empfangen. Dieser betrat den Raum mit apathischer Miene. „Kenta! Du warst hervorragend!“, lobte die Schwarzhaarige ihn. Der Koordinator hob den Blick. „Da-Danke.“, wisperte Kenta und lächelte anschließend. Seufzend setzte er sich auf einen Stuhl,und fühlte sich erleichtert seinen Auftritt endlich hinter sich zu haben! Haruka und Shuu schauten ernst auf den Jungen, der geschickter mit den Talenten eines Pokémon umgehen konnte, als sie angenommen hatte. Die braunhaarige Koordinatorin spürte Besorgnis. Ob sie genauso gut war, wie Shuu und Kenta? Immerhin waren sie die Führenden im Wettbewerb… Nur noch zwei Teilnehmer, dann musste sie auf die Bühne! Unerwartet merkte Haruka die Hand Shuus auf ihrer Schulter. Irritiert schaute das Mädchen zu ihm hinauf. „Mach dir keine Gedanken, Haruka.“, flüsterte der Junge ihr zu. Haruka lächelte. Durch seine Worte fühlte sich das Mädchen besser. „Und hier ist eine Koordinatorin, die viel in der Welt herumgereist ist; sei es Hoenn, Kanto, oder Johto! Nun ist sie in Shinou! Begrüßt die Prinzessin Hoenns - Haruka aus Blütenburg City!“ Das grelle Licht der Scheinwerfer fiel auf Haruka hinab, die wieder in ihr seidenes Kleid war. Das Mädchen nahm einen tiefen Atemzug, bevor sie mit federnden Schritten auf die Bühne trat. „Gallopa, und Papinella! Stage on!“ Ein funkelnder Sternenhagel hüllte das stolze Feuerpferd ein, den Gallopa mit wenigen Hornschlägen zu feinem Sternenstaub zertrümmerte. Papinella materialisierte sich in lieblichen Blüten, die im Scheinwerferlicht anmutig durch den feinen Staub schimmerten. „Gallopa, Feuerwirbel!“ Im Maul des Feuerpferdes spie einen wirbelnden Tornado im dessen Inneren Papinella, und Gallopa sich verbargen. „Und jetzt, Windstoß, Papinella!“ Mit anmutigen Bewegungen und schlagenden Flügel begann die Schmetterlingsdame um ihre eigene Achse zu rotieren. Der Flammentornado legte sich um den Körper Papinella, welches aber vom schützenden Wind eingehüllt wurde. Gallopa und Papinella bildeten den Mittelpunkt im windstillen Auge des lodernden Tornados. Dies erforderte die höchste Konzentration. Sollte nur ein Fehler Haruka und ihren Pokémon unterlaufen, so würde die Performance besonders für Papinella gefährlich. Aber die Braunhaarige bewahrte Ruhe. Vielleicht lag es an Shuus Worten vor ihrem Auftritt - sie wusste es nicht mit Bestimmtheit. „Mit Silberhauch sprengen!“ Schimmernde Fäden, die das Feuer, wie flüssiges Silber erscheinen ließ, spielten mit dem Licht. Die Jury liebte schöne Kombinationen. Ob jene ihnen auch gefiel? Eines pulsierenden Kokons gleich zog sich der Flammentornado zusammen. Schließlich explodierten die silbernen Flammen. „Gallopa, in den Himmel! Sprungfeder!“ Gallopa wieherte schrill und schnellte blitzartig in die Höhe. „Und nun Psychokinese, Papinella!“ Papinellas Augen glühten auf. Kleine Flämmchen schwebten durch die Psychokraft der Schmetterlingsdame. Schließlich flogen die geisterhaften Flammen empor und umtanzten das Feuerpferd. „Und jetzt, Gallopa, das Finale! Furienschlag!“ Gallopa warf das Haupt herum. Das spitze Horn pulverisierte die Flammen zu feinen Glutfunken. Die Schmetterlingsdame klammerte sich an das Horn des Feuerpferds. Die Funken rieselten auf Papinella und Gallopa schließlich herab, als diese sich synchron mit Haruka verbeugten. „Was für ein Auftritt! Ein würdiger Abschluss für diese Runde!“, lobte Mr. Contesta. „Einfach bemerkenswert!“, kommentierte Mr. Sukizo wie üblich. Schwester Joy lächelte Haruka an. „Diese Kombination bedarf sehr viel Training und Teamwork zwischen den Pokémon. Sehr schön.“ Dankend verneigte sich die Braunhaarige abermals, und lächelte erleichtert. „Die Jury hat gesprochen, und nun geht es an die Auswertung, meine verehrten Zuschauer!“ Haruka kehrte in den Warteraum zurück. Sie versuchte Shuu unter den rund zwanzig Teilnehmern zu finden, aber der Raum war zu voll. Alle Koordinatoren waren dort versammelt, denn schon bald sollten die Ergebnisse bekannt gegeben werden. Bloß Acht von ihnen sollten in die nächste Runde kommen. Ein klammes Gefühl machte sich in Haruka breit, als sie an die bevorstehende Entscheidung dachte. Ob sie weiterkam? „Haruka.“, eine bekannte Stimme nannte ihren Namen. Das Mädchen drehte sich jener zu. „Du hast dich selbst übertroffen.“, lobte Shuu. Haruka blickte ihn überrascht an, doch bevor sie etwas sagen konnte, hielt er ihr eine rote Rose unter die Nase. Wie lange war es her, dass sie eine Rose von ihm geschenkt bekam? Etwa über ein halbes Jahr? Shuu und Haruka hatten sich kaum in Johto gesehen. Bloß bei Wettbewerben, aber der Junge hatte es vorgezogen Haruka sie stets zu tadeln. Ihr stieg die Röte ins Gesicht. „Danke, Shuu.“, flüsterte sie, und schaute ihn liebevoll an. War dies eine Entschuldigung des Streites? Schließlich dröhnte die Stimme Marilyns aus den Bildschirm des Trainerraumes: „Aufgepasst! Hier sind die Koordinatoren, die in die nächste Vorrunde vorrücken!“ Die Frau deutete auf den obigen Monitor, der nun begann die Porträts der Teilnehmer aufzulisten. „Wa-Was?“, flüsterte die Braunhaarige beinahe lautlos. Haruka blieb vor Erstaunen die Stimme weg. Sie war die Erstplatzierte! Hinter ihr folgten Kenta und dann Shuu. Noch nie war das Mädchen in einer Wettbewerb-Vorrunde besser als Shuu! Haruka wusste nicht, ob sie vor Glück jubeln, weinen, oder einfach ihren Freund um den Hals fallen sollte. Ja, ihre Freude war groß! Shuu blickte das Mädchen an, und lächelte schwach. Haruka sah ihm seine Enttäuschung, aber auch die Anteilnahme zu ihrer Platzierung. „Dein Auftritt… Er war fantastisch!“, wisperte Kenta begeistert. „Glückwunsch, Haruka!“, wünschte Sora, die unerwartet neben ihnen stand. „Dein Ruf eilt dir voraus.“ Die Stimme der Moderatorin zog ihre Aufmerksamkeit wieder auf sich. „Nun folgen die Kampfpaarungen!“, kündigte Marilyn an. „Und hiiiier sind sie!“ Gespannt starrten die Koordinatoren auf den Bildschirm. Haruka atmete erleichtert auf, als sie erkannte, dass keiner ihrer Freunde ihr Gegner war. Doch nun war ihnen eine kurze Erholungspause gegönnt, um in Ruhe über die bevorstehenden Kämpfe nachzudenken. Diese wurden ebenfalls als Doppelkämpfe ausgeführt. Jeder Trainer hatte zuvor drei Pokémon für die Teilnahme angemeldet, denn das dritte und letzte Pokémon war gewissermaßen ein Ersatz. Im Halbfinale wurde bereits klar, welche Koordinatoren eine harte Konkurrenz darstellten. Jene kamen ohne weitere Probleme in die nächste Runde. Unter ihnen befanden sich Shuu, Haruka, Kenta, und Sora, die diese auch mit Bravur meisterte. So war nun Harukas Gegnerin Sora. Jenes Mädchen, welches sie am Tag davor kennen gelernt hatte, und ihrem Freund Shuu verblüffend ähnlich sah. Sora besaß ein erstaunliches Talent. Haruka erkannte ihr ausgeglichenes Gemüt. Haruka zweifelte, ob diese Gleichheit zwischen Shuu und Sora wahrhaftig Zufall war. Doch sie konnte keine weiteren Gedanken mehr daran verschwenden. Sora war sicherlich keine einfache Gegnerin! Mit gemischten Gefühlen trat die Braunhaarige vor, unwissend was dieser Kampf bringen mochte. In ihrem letzten Kampf zuvor hatte Sora bereits bewiesen, dass sie Zuneigung zu den himmlischen Kreaturen pflegte, den Flug-Pokémon. Sie begrüßte Haruka mit einem freundlichen Lächeln. „Der erste Kampf im Halbfinale, liebe Zuschauer! Auf der rechten Seite steht Sora, die, die mit den Vögeln tanzt, und auf der Linken ist Haruka, die Prinzessin Hoenns!“, rief Marilyn mit lauter, voller Stimme. „Ihr kennt die Regeln – ein fünfminütiges Limit! Auf los geht’s los: Los!!“ „Ibitak und Bisaknosp! Raus mit euch!“ Langsam formten sich die Umrisse zweier Pokémon im dichten Rauch. Ein kehliger Schrei erfüllte die Luft, als sodann ein braun gefiederter Vogel in die Luft stieg. Hernach materialisierte sich ein Pokémon mit einer Knospe auf dem Rücken – ein Bisaknosp. Haruka zögerte nicht; sie hob die Hand und vollführte eine rasche Geste. „Gallopa, und Schillok! Stage on!“ Im Schein des Lichtes lösten sich das würdevolle Feuerpferd und Schillok, welches die Sterne mit dem Schweif zertrümmerte. „Das verspricht ein spannender Kampf zu werden! Beginnt!“, sagte Marilyn. „Ibitak, Aero-Ass auf Schillok!“ Ibitak gab ein schrilles Kreischen von sich, bevor es flink höher stieg und dann im Sturzflug auf Schillok zu raste. „Es ist schnell!“, flüsterte Haruka. „Schillok! Aquaknarre gegen den Boden!“ Die Schildkröte gehorchte, und spie einen Wasserstrahl auf den Boden. Daraufhin wurde Schillok in die Luft katapultiert. Ibitak verfehlte Schillok nur knapp. „Ha, nicht schlecht!“, gab das grünhaarige Mädchen von sich. Haruka lächelte geschmeichelt. „Und du, Gallopa, Feuerwirbel!“ Das Feuerpferd wieherte schrill. Rauch quoll aus den Nüstern. Hernach spuckte das Pokémon einen Flammenwirbel auf Ibitak, aber der Vogel brauchte bloß einen Flügelschlag, um sich elegant in die Lüfte zu erheben. „Bisaknosp! Energieball!“, befahl Sora grinsend. Ein grünlich pulsierender Energieball formte sich, der auf Gallopa zu schnellte, und das Feuerpferd zurückstieß. Allerdings vermochte diese Attacke kaum Schaden anzurichten. Sora hob den Blick. „Bohrschnabel!“ Kreischend raste der braun gefiederte Vogel, sich um seine eigene Achse rotierend, auf Schillok zu, welches schutzlos dem heftigen Angriff ausgeliefert war. Die Schildkröte fiel auf den Rücken, und ruderte hilflos mit den Armen. „Das nennt man Pech, was?“, neckte Sora die Braunhaarige. Haruka biss sich auf die Lippen. Sie war hartnäckiger, als sie gedacht hatte… „Schillok! Beruhige dich, dann Turbodreher auf Bisaknosp!“ Schillok beruhigte sich, als das Pokémon die Stimme seiner Trainerin vernahm, und begann sich wild zu drehen. Blitzartig fegte das Wasser-Pokémon auf Bisaknosp zu, welches hart gerammt wurde. Das Pflanzen-Pokémon wurde schwer getroffen, und strauchelte einen kurzen Moment. Nun stand aber Schillok wieder auf. „Du hast wohl Ibitak vergessen! Furienschlag!“ „Und du Gallopa, Sora.“, erwiderte Haruka. „Flammenwurf!“ Ein gleißender Feuerstrahl zischte plötzlich zwischen Schillok, und Soras Ibitak. Der Vogel geriet in Panik, und stieg wieder in die Höhe. „Bisaknosp, Rasierblatt!“ „Panzerschutz!“ Scharfkantige Blätter rasten auf Schillok zu, welches sich in seinen Panzer verzog: Rasierblatt prallte ab. „Schnapp’ es dir, Ibitak!“, befahl Sora ihrem Pokémon. „Und du, Bisaknosp, Energieball dann!“ Ibitak stieß einen kreischenden Laut aus, und packte Schillok mit ausgefahrenden Klauen. Mit einem kräftigen Flügelschlag erhob sich der Vogel wieder in die Höhe. Bisaknosp absorbierte Energie, die sich in seinem Maul zu sammeln begann. Schillok zappelte hilflos, und konnte nichts dem Energieball entgegen setzen. Er stürzte zu Boden. „Sprungfeder, du musst Schillok auffangen!“ Gallopa sprang in die Höhe, und befand sich auf unmittelbarer Augenhöhe mit Ibitak. Erschöpft klammerte sich Schillok am Hals des Feuerpferdes. „Gallopa, Feuerwirbel auf Ibitak!“ Ein Flammentornado schloss den überraschten Vogel ein. Es kreischte laut, und versuchte sich zu befreien, stürzte aber krachend zu Boden. Gallopa landete elegant auf den Boden, und Schillok sprang von ihrem Rücken. Ibitak raffte sich auf, und breitete schreiend die Flügel aus. „Bisaknosp! Energieball! Ibitak, Hyperstrahl!“ Ibitak legte den Kopf in den Nacken. In seinem spitzen Schnabel braute sich eine mächtige Energie zusammen, ebenso in Bisaknosps Maul. Zwei kraftvolle Attacken, die Gallopa und Schillok auf der Stelle besiegen konnte. Wenn dies geschah, so war Haruka aus dem Wettbewerb ausgeschieden! „Gallopa! Feuersturm! Und du Schillok, Eisstrahl!“ Das Feuerpferd erschuf ein flammendes Kreuz. Die stärkste Attacke der Feuer-Pokémon verschmolz mit Schilloks eisigen Strahl. Die Luft knisterte förmlich, als diese neu geformte Attacke auf die Gegnerische traf. Ein Machtkampf entstand, doch schließlich zerriss eine ohrenbetäubende Explosion die Die Wettbewerbshalle. Die eisblau gefärbten Flammen lösten sich kraftvoll aus, geschaffen aus zwei Attacken, die gegensätzlicher nicht sein konnten. Harukas neue Kombination schleuderte Ibitak und Bisaknosp, ebenso wie ihre eigenen Pokémon hinfort. Als sich die dichte Rauchwolke lichtete, zeichneten sich die Konturen von Gallopa, und Schillok ab, die erschöpft, aber unversehrt waren. Ibitak und Bisaknosp allerdings waren unfähig den Kampf weiterzuführen. Sie waren bewusstlos. Ein beunruhigendes Schweigen währte unter dem Publikum. Was hatte sich soeben vor ihren Augen abgespielt? Marilyn riss jene mit ihrer Stimme aus ihren Gedanken. „Somit ist dieser spannende Kampf beendet! Die Siegerin ist… Haruka!“ Jenes Mädchen hielt regungslos inne, und ließ ihre Blicke über die Tribünen schweifen. „Haruka. Du hast dir den Sieg wirklich verdient.“, sprach Sora anerkennend, nachdem sie zu ihr gegangen war. Haruka schaute Sora einige Zeit schweigsam an, lächelte aber sodann. „Danke!“ Mit einer flinken Bewegung strich sich Sora eine längere Haarsträhne aus dem Gesicht. Auch sie lächelte Haruka freundlich an, die aufgrund dieser Gestik schmunzeln musste. Kam ihr dies nicht bekannt vor?! Als Sora ihr kameradschaftlich die Hand reichte, zögerte Haruka einen Lidschlag, gab aber dem grünhaarigen Mädchen schließlich ebenfalls die Hand. Nun erhoben sich Jubelrufe in den Zuschauerreihen. Würdevoll verbeugten sich Haruka, und Sora, und schritten gemeinsam von der Bühne. Haruka musste sich beeilen, um Shuu noch vor seinem Kampf zu sehen. Auf dem Flur des Warteraumes erblickte die Brünette jedoch Rika, die an der Wand gelehnt an die Decke starrte. Als jenes Mädchen Haruka kommen sah, stieß sie sich ab, und schritt ihr entgegen. „Shuu ist bereits weg.“, sagte die Schwarzhaarige. „Ich soll dir das geben.“ Rika holte eine rote Rose hervor. Haruka nahm diese dankend an, und blickte liebevoll auf die Rose Shuus herunter. Vor dem Beginn der Kampfrunden hatten sie sich gestritten… Als sie wieder den Kopf hob, um sich bei Rika daher zu erkundigen, schritt diese davon. „Rika, warte!“, rief Haruka dem Mädchen hinterher. „Hat Shuu noch etwas gesagt?“ Aber Rika hob nur die Hand zum Gruß und ließ Haruka alleine zurück. „Damen und Herren! Nun werden sie Zeuge eines Kampfes zweier hervorragender Koordinatoren – Shuu und Kenta! Der Sieger wird ins Finale kommen und gegen Haruka Matsuki kämpfen!“, rief die Moderatorin Marilyn. „Ihr habt fünf Minuten Zeit, um die Punkte des Gegners zu reduzieren! Los!“ Shuu hob seine rechte Hand, und warf seine gewählten Pokébälle in die Höhe. „Libelldra! Bamelin! Auf geht’s!“ Ein Funkenhagel umwarb den grünen Erddrachen, während jene flinke Kreatur in die Höhe schoss. Aus dem zweiten Pokéball entsprang das Meereswiesel, welches von Wasserblasen, die durch das Licht wie Diamanten funkelten, umgeben wurde, und ließ jene durch den Schweif zerplatzen. „Absol und Snobilikat, los!“, rief Kenta entschlossen. Die Katzen, eingehüllt durch grünliche Funke, und hellem Rauch, materialisierten sich vor den Augen der Zuschauer. Ihre Erscheinung wirkte erhaben und geschmeidig. Shuu würde kein einfacher Gegner war. Doch auch seine Pokémon waren dies nicht. „Libelldra! Flammenwurf, und du, Bamelin, Ultraschall!“ Ein schriller, entschlossener Drachenschrei erfüllte die Luft. Anschließend formte sich ein Feuerstrahl im Maul Libelldras, der auf Absol und Snobilikat geschleudert wurde. Währenddessen stieß sich das Meereswiesel kraftvoll vom Boden ab. Sein geteilter Schweif glühte, dann raste eine scharfe Windsichel herab. Snobilikat und die Schattenkatze verharrten unbeeindruckt. „Absol, abwehren mit Klingensturm! Und Snobilikat, Dunkelklaue!“ Snobilikat sprang anmutig in die Höhe. Ihre Klaue wurde in finsteres Licht getaucht, sodann nahm die Aura Gestalt einer dunklen Kralle an, die Ultraschall auflöste. Die Rassekatze schnellte auf Bamelin herab, und warf das Pokémon in die Höhe. Absol legte den Kopf in den Nacken, während ein metallischer Glanz die schräge Sichel erleuchtete. Eine Salve scharfer Klingen prallte auf den Flammenwurf, und brachte jenen zur Explosion. Bamelin, welches hilflos von Snobilikat in die Luft geworfen war, wurde von der Druckwelle erfasst und auf den Boden geschleudert. Schwerfällig rappelte sich das Pokémon wieder auf. „Absol, Eisenschweif auf Libelldra!“ „Bamelin, Wasserdüse!“ Absol gehorchte seinem Trainer. Die Schattenkatze rannte auf den Erddrachen zu. Doch Bamelin wurde in einen dichten Wasserschleier gehüllt und raste blitzschnell auf Absol zu, welches den Angriff Bamelins nicht entgehen konnte. Doch Shuu ließ nicht zu, dass das Meereswiesel ungeschützt dem Angriff gegenüber stand und handelte! „Feuerodem, Libelldra! Schnell!“ Unerwartet tauchte der Erddrache vor Absol auf und breitete seine Flügel aus. Im Rachen Libelldras brodelten bläuliche Flammen. „Gar nicht mal so schlecht. Snobilikat! Aquawelle!“ Fauchend erschuf die Rassekatze einen azurfarbenen Wasserball, der als eine gewaltige Flutwelle entfesselt wurde und Libelldra davon spülte. Rasch fing sich der geflügelte Drache nach wenigen Flügelschlägen wieder, dabei stieß Libelldra ein verächtliches Knurren aus. Shuu lächelte zufrieden. Libelldras Kampfgeist war nicht so leicht zu löschen. „Ultraschall, Bamelin!“ Abermals schleuderte Bamelin scharfkantige Windsicheln auf Snobilikat und Absol, die bereits ihre Körper anspannten, ob für einen Gegenschlag oder ein Ausweichmanöver. Sie vertrauten auf Kenta und diese Tatsache war dem jungen Koordinator bewusst. „Benutz’ Kratzfurie um zu Kontern, Snobilikat!“ Eine fauchende Bestätigung kam von dem Katzen-Pokémon, bevor sich Snobilikat kraftvoll vom Boden abstieß. Die Krallen des Pokémons blitzten auf und zerschlugen die Sichel mit Leichtigkeit. „Jetzt Wasserdüse, Bamelin!“, rief Shuu seinem Meereswiesel zu, welches sodann von Wasser eingehüllt wurde, um anschließend Snobilikat entgegen zu flitzen. „So leicht mache ich es dir nicht! Schlag mit Dunkelklaue zurück!“ Snobilikat drehte sich mit einer geschmeidigen Bewegung Bamelin zu. Eine schattenartige Klaue umgab die rechte Pfote des Pokémons, die das Meereswiesel zu packen schien. Shuu lächelte verstohlen. „Libelldra! Deinen Stahlflügel!“ Nun schoss der Erddrache auf Snobilikat zu. Seine Flügel glänzten silberfarben im Scheinwerferlicht. Kenta starrte Shuu einen kurzen Lidschlag finster an. Warum konzentrierte er sich so sehr auf Snobilikat? Doch er wusste dies zu verhindern! „Eisstrahl, Absol!“, konterte Kenta rasch. Eine kühle Eiskugel wuchs im Maul der Schattenkatze heran und wurde als gebündelter Strahl entfesselt, dem Libelldra nicht ausweichen konnte. Der Drache prallte krachend auf den Boden und regte sich zunächst nicht. Dann allerdings zuckten seine Muskeln unter der Drachenhaut und Libelldra erhob schwer atmend, die Flügel eng an seinen Körper gepresst. Sein Körper bebte. Shuu wollte diesen Kampf gewinnen, aber Kenta war geschickt, denn er wusste, wie er die Fähigkeiten seiner Pokémon optimal entfalten konnte. Um zu gewinnen musste Shuu nun Ernst machen! Egal ob Kenta ein Freund war, oder nicht! „Bamelin, abermals Ultraschall, und du, Libelldra, Feuerodem!“, befahl der Grünhaarige entschlossen. Der Schweif Bamelins glühte auf, und entsendete eine Salve Windsicheln. Hernach spie Libelldra seinen Drachenatem auf jene Sicheln, die dadurch einen bläulichen Glanz erhielten. „Diese Kombination… Shuu hatte diese auch in unserem Kampf verwendet.“, bemerkte Rika ungerührt. Auch Sora, die ebenfalls anwesend war, starrte auf den Bildschirm. Sie war fasziniert. Haruka blickte angespannt auf den Monitor und erinnerte sich an das Halbfinale des Kanto Festivals zurück. Damals hatte er eine vergleichbare Kombination verwendet – seine gefürchtete Drachenformation, zusammengesetzt aus Libelldra und seinem Absol. Dies war bloß eine schwächere Version seiner damaligen Kreuzung von Attacken. „Ich kenne diese Kombination.“, flüsterte Haruka. Rika und Sora schauten die Braunhaarige neugierig an und erwarteten eine Antwort ihrerseits. „Erinnert ihr euch an das Kanto Festival?“, sie blickte die beiden Mädchen ernst an, die zögernd nickten. „Dies ist seine abgewandelte Version seiner Drachenformation.“ Haruka sah wieder auf den Monitor. Ihr Freund wirkte unerwartet entschlossen. ‚Hast du zuvor mit Kenta nur gespielt?’, fragte sich das Mädchen in Gedanken, und ballte ihre Hände zu Fäusten. Ein Gefühl sagte ihr, dass sie in der nächsten Runde gegen Shuu antreten musste. Ob dies die Wahrheit war? Immerhin hatte ihr Herz sie noch nie im Stich gelassen. Ungläubig starrte Kenta auf diese unerwartete Kombination, blickte aber hernach panisch zu seinen Pokémon. „Los, weicht aus, schnell!“ Snobilikat und Absol versuchten dieser kraftvollen Verschmelzung auszuweichen, aber die Druckwelle erfasste sie und schleuderte sie auf den Boden. „Oh nein! Geht es euch gut?“ Absol und die Rassekatze erhoben sich schwerfällig. Ihre Beine zittern leicht. „Bamelin! Wasserdüse, los!“ „Absol!“ Das Pokémon nickte, und spannte die strapazierten Muskeln im Körper an. „Klingensturm!“ Der Sturm scharfer Klingen fegte auf Bamelin zu, als jenes Pokémon von einem Wasserschleier umgeben wurde. Klingensturm prallte auf das Meereswiesel, und schmetterte Bamelin gegen die Wand. Erschöpft sank Bamelin zu Boden. Shuu fluchte innerlich, verbarg dies jedoch gekonnt vor Kenta. „Drachenklaue!“ Sogleich stürzte sich der Erddrache im Sturzflug auf Absol, welches vor Libelldras Angriff ungeschützt war. Seine Klauen wurden in rotes Licht getaucht, und fuhren hernach auf die Schattenkatze herab. Das Pokémon war bereits zu erschöpft, um sich erneut aufzuraffen. „Wow! Nun heißt es Eins-gegen-Eins! Welches Pokémon wohl den Kampf übersteht?“, rief Marilyn begeistert. „Du hast gute Arbeit geleistet. Ruhe dich aus, Absol!“, sagte Kenta lobend, als er den Pokéball seines Gefährten betrachtete. „Danke, Bamelin. Klasse.“, sprach Shuu, dann richtete beide Koordinatoren ihre Blicke auf ihre Partner. Beide Pokémon, sowohl Snobilikat, als auch Libelldra keuchten schwer. Kenta und Shuu sahen sich gegenseitig in die Augen, abwartend, was der nächste Schritt des Gegners sein könnte. Der Jüngere scheiterte an dieser Geduldsprobe des grünhaarigen Koordinators. „Aquawelle, Snobilikat!“, schrie Kenta. Ein Wasserwirbel umgab das Pokémon, dann brach eine tosende Flutwelle auf Libelldra herab. „Stahlflügel, Libelldra, los!“ Libelldra starrte verunsichert auf diese gewaltige Aquawelle, jedoch spürte das Pokémon das Vertrauen Shuus. Entschlossenes Kreischen legte sich in die Luft. Die Flügel des Erddrachens erstrahlten in einem silberfarbenen Licht. Anschließend brachen seine Flügel die Flutwelle und Gischt stob umher. „Beende es! Los!“ Libelldra durchdrang die gebrochene Flutwelle, und flog rasant auf Snobilikat zu, welches ungläubig dem Angriff gegenüberstand. Stahlflügel riss die Rassekatze zu Boden, und so blieb das Pokémon regungslos liegen. „Snobilikat ist K.O.! Ein aufregender Kampf ist zu Ende gegangen! Und Shuu steigt ins Finale auf!“ Haruka ballte krampfhaft die Hände zu Fäusten. Ihr Herz zog sich schmerzvoll zusammen. Das Mädchen zwang sich zur Ruhe, aber sie war zu angespannt, um sich beruhigen zu können. ‚Shuu ist mein Gegner! Ich hätte es wissen müssen, dass er gewinnt.’, ging es dem Mädchen durch den Kopf. Ihr war vollends bewusst, dass nun das Finale sehr hart werden würde. Shuu war noch immer ein starker Gegner, auch wenn sie den Jungen sehr gut kannte. Ihr behagte die Tatsache nicht, gegen ihn kämpfen zu müssen. „Haruka.“, sprach Rika das Mädchen ruhig an. Jene starrte der Schwarzhaarigen aufgeschreckt in ihre Augen. „Rika!“, flüsterte Haruka aufgebracht, aber diese schenkte ihr nur ein kurzes, sanftes Lächeln. „Haruka.“, wiederholte Rika abermals, wirkte nun aber ernst. „Shuu ist zwar dein Freund, aber ihr bleibt Rivalen.“ Es waren keine schöne Worte, die Rika aussprach, aber sie hatte Recht: sie waren Rivalen! Haruka musste Shuu, ihren Freund und geliebten Rivalen, schlagen. Die Braunhaarige nickte und senkte den Blick, beschämt darüber, dass sie an ihrem Können gezweifelt hatte. „Du hast Recht, Rika. Ich muss ihn besiegen!“ Ein schwaches Lächeln zierte Rikas Lippen. „Shuu wird genauso darüber denken.“, meinte sie und hob die geballte Faust. „Gib ihm Saures, Haruka! Zeige ihm, was in dir steckt!“ „Jetzt beginnt das große Finale! Und ein großartiger Kampf zwischen Haruka, und Shuu beginnt in wenigen Sekunden, liebe Zuschauer! Beide Koordinatoren haben in den vorherigen Runden all ihr Können gezeigt. Nun aber wird sich entscheiden, wer das Band von Weideburg mitnehmen darf!“ Shuu sah seine Freundin einige Minuten tief in die Augen. Wie lange war es bereits her, dass sie in einem Wettbewerbsfinale sich gegenüber standen? Seit Flori? „Ihr habt fünf Minuten Zeit! Los, wählt eure Pokémon!“ „Gallopa! Papinella! Stage on!“, riss die entschlossene Stimme Harukas den Grünhaarigen aus seinen Gedanken wach. Die Konturen Gallopas verbargen sich in einem dunstartigen Rauch. Hernach erschien Papinella, umworben von zarten rosafarbenen Herzen, die mit einer drehenden Windung ihrer Flügel den Rauch fort wirbelte. Somit lösten sich, die von den Stickern auf den Ballkapseln Herzen auf, und zersprangen in kleine funkelnde Teilchen. „Libelldra! Roselia! Los geht’s!“ Abermals wurde Libelldra in leuchtende Funken gehüllt, während Roselia aus ihrem Pokéball sprang, umgeben von den schimmernden Wasserblasen, die das Licht brachen. „Fünf Minuten ab…“, Marilyn starrte auf den digitalen Countdown. „JETZT!!“ Einen tiefen Atemzug nahm Haruka, bevor das Mädchen den ersten Angriff ihren Pokémon befahl. „Papinella! Starte mit Aero-Ass!“ Die Schmetterlingsdame stieg mit wenigen Flügelschlägen in die Luft, vollführte nun einen anmutigen Salto, bevor sich das Pokémon sturzflugartig auf Roselia, und Libelldra stürzte. Shuu lächelte amüsiert. „Libelldra! Sandsturm, vorwärts!“ Die Flügel des Erddrachens erzeugten einen machtvollen Sandsturm, welcher Papinella vollends in sich einschloss. Als sich hernach der Tornado auflöste, strauchelte Papinella benommen, fing sich aber sogleich wieder. „Drachenklaue, Libelldra!“ Nun war es Haruka, die lächelte. „Bodycheck!“ Die Hufe des Feuerpferdes donnerten auf den Boden, während das stolze Feuer-Pokémon auf Libelldra zu galoppierte. „Roselia! Blättertanz! Und Sandsturm!“ Libelldra vollzog einen steilen Aufstieg in die Höhe und ahmte Papinellas vorherigen Salto geschickt nach. Haruka stutzte darüber und starrte Shuu irritiert an. Das Zögern bestrafte die Braunhaarige sogleich, denn Libelldra schwebte nun über Gallopa. Abermals erschuf der Drache einen Sandtornado, an dem sich nun Roselias Blättertanz entlang schlängelten. Gallopa stoppte und wurde in dieser machtvollen Attacke gefangen gehalten. Das Pokémon war unfähig sich aus diesem Sandsturm zu befreien. „Papinella! Du musst Gallopa daraus helfen! Los!“ Ein knappes Kopfnicken signalisierte Haruka das Einverständnis der Schmetterlingsdame. Anschließend schoss sie, sich um ihre eigene drehend, in den Sandsturm. Der entstandene Luftwirbel ihrer Flügel schützte Papinella. „Mit Silberhauch sprengen!“ Silberne Fäden durchzogen den Sandsturm, dann ließen seine Kräfte nach, bis jener Sturm sich gänzlich löste. Schimmernde Sandkörner stoben zur Seite und rieselten auf den Boden herab. Shuu starrte ungläubig auf das Szenario. Haruka hatte mit sonderlicher Souveränität gehandelt, die den Jungen überraschte. „Denkst du, ich bin auf den Kopf gefallen, Shuu?“, fragte das Mädchen grinsend. Der Gefragte erwiderte ebenfalls ein Grinsen. „Nein.“, erwiderte dieser knapp. „Roselia! Auf Libelldras Rücken! Dann Stahlflügel und Zauberblatt!“ „Nun Bodycheck, Gallopa, los!“ Gallopa galoppierte Libelldra, dessen Flügel von metallischem Glänzen erstrahlten, zu, während Roselia grünliche Blätter auf das Feuerpferd schoss. „Jetzt, Gallopa!“, rief Haruka freudig und grinste. Gallopa schnaubte. Das Pokémon stieß sich kraftvoll vom Boden ab und schnellte in die Höhe. „Aero-Ass, Papinella!“ Pfeilschnell jagte nun die Schmetterlingsdame, die sich im Schatten Gallopas im Verborgenen gehalten hatte, auf Libelldra zu. Im letzten Moment sprang Roselia vom Rücken des Drachens. Libelldra und Papinella stießen zusammen und beide Pokémon wurden hart zurückgeschleudert. „Wirklich nicht schlecht, Haruka.“, lobte Shuu das Mädchen. „Es geht noch weiter, Shuu! Gallopa, Feuerwirbel und Papinella, Psychokinese!“ In Gallopas Rachen brodelten Flammen, während Papinella das Feuerpferd elegant umtanzte. Als jenes Pokémon den Flammenwirbel entfesselte, glommen die Augen Papinellas auf. Der glühende Wirbel wurde abgefangen, dann aber verstärkte sich seine Wucht und kamen als wütender Flammentornado daher. Shuu zögerte nicht lange, sondern handelte: „Abwehren mit Blättertanz, Roselia!“ Nun aber traf ein tanzender Blättersturm auf diesen verstärkten Feuerwirbel und drängte jenen ab, bis kleine Flammen zur Seiten stoben und sich die Attacke auflöste. „Das ist es! Papinella, wieder Psychokinese!“ Abermals kontrollierte der Käfer die Flammen durch ihre mysteriösen Psychokräfte und lenkte jene auf Libelldra. „Zauberblatt, Roselia, los!“ Schützend sprang das Pflanzen-Pokémon vor Libelldra und begann zu rotieren, dabei wurde sie in einen grünen Wirbel der Zauberblätter gehüllt, die die Flammen abfingen. Dadurch fing Zauberblatt Feuer und stoben in die Höhe. „Sandsturm, Libelldra!“ Wieder erhob sich ein tosender Sandtornado in die Luft, und schloss Harukas Team in sich ein, die durch die umherwirbelnden, und brennenden Blätter reglos waren. Schließlich legte sich der Sandsturm, und gab die erschöpften Pokémon Harukas preis. „Gibst du auf, Haruka?“, kam es von Shuu. Energisch schüttelte das Mädchen den Kopf. Nein! Sie wollte nicht verlieren, nicht gegen Shuu! Zu keinem Preis überließ Haruka ihm das Band. Sie wollte, nein, sie musste gewinnen! „Ich werde nicht aufgeben, Shuu! Kampflos werde ich das Band sicherlich nicht überlassen!“, rief das Mädchen. „Dann werde ich dich zwingen müssen. Libelldra, Flammenwurf!“ Ein schriller Drachenschrei entgegnete Libelldra und formte einen lodernden Feuerstrahl, der auf Papinella zu raste. Haruka blickte zu Gallopa, welche verächtlich Rauchwölkchen ausstieß. Knapp nickte das Feuerpferd ihrer Trainerin zu. Diese erwiderte ihr Nicken ebenfalls. So raffte sich Gallopa rasch auf, um vor Papinella zu springen. Das Haupt senkte das Feuerpferd herab, und zerteilte die Flammen, sodass jene an ihrem Körper vorbei glitten. Was geschah? Gallopa absorbierte die Kraft der Drachenflammen, verschlang diese, um sich derer Macht zu bemächtigen. Haruka lächelte triumphierend. „Feuersturm! Und du, Papinella, Energieball“ Gallopa warf den Kopf herum, und stieß ein markerschütterndes Wiehern aus. Hernach durchflutete unerträgliche Hitze die Halle, als das Pokémon Energie für ihre stärkste Feuer-Attacke sammelte. Einen flackernden, roten Feuerball, der sich immer schneller in ein fünfzackiges Kreuz wandelte, erschuf das Feuerpferd, um jenes Flammeninferno zu entfesseln. Die bloße Hitze des Feuersturms ließ die Luft flimmern. Libelldra heulte vor Schmerz auf, als der Erddrache die geballte Kraft des Feuersturms erfuhr. Selbst der glühende Hauch, der einem sanften Atem gleich kam, streifte Roselia, und ließ jene auf die Knie sinken. Papinellas Flügel wurden von einem zarten Grün überzogen und leuchteten wunderbar auf, als sich ein pulsierender Energieball formte, der, als jener auf Roselia zuschoss, das Pflanzen-Pokémon von den Füßen riss und gegen die Wand drückte. „Nein… Das… Das kann nicht sein…!“, flüsterte Shuu leise. Eine Schweißperle rann ihm die Stirn herunter. Beide seiner Pokémon waren zu erschöpft, um wieder aufzustehen. Doppeltes K.O.! Nun ertönte das Geräusch, welches Shuu signalisierte, dass er verloren hatte. Diese Tatsache erschütterte ihn zutiefst, aber schließlich musste der Koordinator lächeln. Haruka hatte wirklich alles gegeben! Sie hatte sich den Sieg verdient. Shuus Pokémon rafften sich letztlich auf, um sich synchron mit ihrem Trainer zu verbeugen. Haruka und ihre Gefährten taten es dem Jungen gleich und verneigten sich. Gebührender Applaus belohnte die Koordinatoren für ihren mühseligen Kampf. Anschließend folgte die Siegerehrung. Haruka stand auf dem Podium, flankiert von Gallopa und Schillok. Papinella schwebte anmutig neben ihren Teamkameraden, machte es sich aber nun auf dem Kopf ihrer Trainerin bequem. „~Nella!“ „Ein Wettbewerb geht zu Ende und nun überreicht Mr. Contesta unserer fabelhaften Gewinnerin das Weideburg-Band!“, sagte Marilyn feierlich und machte Platz für den Vorsitzenden der Pokémon-Wettbewerbe. Dieser, Mr. Contesta, übergab Haruka das glanzvolle, orangefarbene Band der Stadt. „Herzlichen Glückwunsch zum deinem Sieg. Eine wundervolle Vorführung, und ein hervorragender Finalkampf.“, sprach der Mann anerkennend. „Du wirst sicherlich noch mehr Bänder gewinnen, um im großen Festival antreten zu können.“ „Vielen Dank.“, bedankte sich Haruka lächelnd, und verneigte sich kurz. Folglich ließ die Braunhaarige ihre Blicke umherschweifen. Die Zuschauer hatten sich erhoben, und klatschten, um Haruka für ihren Ruhm zu loben. Kapitel 55: Strategie und Taktik -------------------------------- Endlich ein neues Kapitel; hoffentlich hat es weniger Fehler - habe es mir echt dreimal durchgelesen! XD' Sorry, dass nicht zum Updatedatum erschienen ist, aber mein PC hat wieder rumgezickt. Wünsche viel Spaß mit diesem Kapitel! 55. Kapitel Strategie und Taktik Die Abendstunden waren kürzlich angebrochen. Die letzten Sonnenstrahlen berührten den Boden, ehe sie vollends hinter dem Kraterberg schwanden. Zu jener Zeit saßen die Jugendlichen im Restaurant des Pokémon Centers und genossen das Ende eines ereignisreichen Tages. Selbst Sora gesellte sich einige Stunden zu ihnen. Der gemeinsame Abend war bereits fortgeschritten; es war halb elf. Noch immer fühlte sich Haruka, wegen des Sieges über Shuu, im Mittelpunkt stehend. Der Koordinator hatte die Arme um ihre Hüfte geschlungen und zog das Mädchen an sich, während der Kopf Lugias auf ihrem Schoss ruhte. Es war ein schönes Gefühl, aber die Braunhaarige konnte keine vollendete Ruhe finden. Sie konnte bloß lächeln über Shuus Zärtlichkeit. Eine Art Enttäuschung hinderte Haruka ausgelassene Freude zu zeigen. Der Grund war, dass sie nicht vollzählig waren. Rika war nicht bei ihnen. Stattdessen trainierte das Mädchen für ihren morgigen Kampf gegen Arenaleiter Makishi. „Sie wird schon ihre Gründe haben.“, spürte sie unerwartet den sanften Hauch Shuus an ihrem Ohr. Haruka blickte auf und sah ihren Freund irritiert an. „Wer?“ Shuu lächelte sanft. „Du weißt, wen ich meine.“, erwiderte der Koordinator. „Rika hatte schon immer ihre Eigenarten.“, pflichtete Kenta Shuu bei und lächelte. „Mach dir keine Sorgen darüber.“ Haruka seuftze bloß. Natürlich, sie verstand die Anspannung Rikas, aber konnte sie nicht wenigstens eine Stunde mit ihnen feiern? Immerhin war Rika ihre Freundin und sie wollte, dass jene ebenfalls ein Teil dieser kleinen Feier war. Doch nein! Rika musste trainieren. Die Schwarzhaarige konnte so dickköpfig sein! Mit diesem Gedanken entwand sie sich Shuus Griff und schob Lugia zu ihrem Freund. Das Kleine protestierte laut stark und blickte Haruka beleidigt an. Diese erhob sich hastig, ohne auf das Jammern ihres Schützlings zu achten. Shuu musterte sie nun skeptisch. „Was hast du vor?“, wollte ihr grünhaariger Freund wissen. „Ich werde Rika suchen gehen.“ „Nicht nötig.“, hallte es plötzlich durch das Restaurant, sodass einige Trainer kurz neugierig die Köpfe hoben, aber sodann sich wieder ihrem Gesprächspartner widmeten – sollten diese nicht alleine sein. Haruka wirbelte umher und blickte der Schwarzhaarigen entgegen, die nun mit langsamen Schritten näher kam. Rika war in jene schwarze Tracht gekleidet, die sie einst beim Mikuri Cup getragen hatte. Der dunkle Umhang knisterte geräuschvoll. Einen kurzen Herzschlag wich das Mädchen einen Schritt vor dieser Gestalt zurück. Auf Rikas Lippen legte sich ein schmales Grinsen. Hernach strich sie aber die Kapuze zurück, sodass ihre schwarzen Haare darunter zum Vorschein kamen. Neben ihrer Trainerin erschienen Hundemon, Frizelbliz, Chelcarain und Sichlor, deren Körper die deutlichen Spuren des harten Trainings preisgaben. Schwäche zeigten sie jedoch nicht. Kenta schenkte ihren Pokémon ein bemitleidenes Lächeln. „Demnach wie deine Pokémon aussehen, hat sich das Training sicherlich gelohnt.“ Es war keine Frage, sondern eine Feststellung, die Rika mit einem knappen Nicken bestätigte. „Ist noch ein Platz frei?“, fragte sie Haruka freundlich. Diese freute sich über den Entschluss ihrer Freundin. „Natürlich!“, und rückte somit Shuu wieder auf die Pelle – was ihn sicherlich gefiel, denn er schlang wieder seine Arme um seine Freundin. Lugia schmiegte sich zufrieden an Harukas Körper, die ihre Arme um das Kleine legte. Rika schnappte sich das letzte Glas und goss sich grosszügig dieses Gefäß mit Sekt ein. Anschließend erhob sie das Glas mit den Worten: „Lasst uns auf Harukas großartigen Sieg anstoßen!“ Ihre Freunde folgten ihrer feierlichen Geste und griffen nach den Gläsern, um jene zu erheben. „Und natürlich auf Shuus blamable Niederlage!“, vollendete die Schwarzhaarige feixend den Satz. Die Anwesenden konnten sich kein leises Kichern verkneifen, auch Haruka musste grinsen und versuchte beschämt das Lachen zu unterdrücken. Shuu ballte die Faust und blickte Rika finster an. Er fühlte sich in seinem Stolz gekränkt. Um dies jedoch zu verbergen, strich der Koordinator eine störende Haarsträhne aus seinem Gesicht. „Rika… Wie immer humorvoll, nicht wahr?“, entgegnete der Junge bissig. Diese lächelte gespielt kühl. „Natürlich.“, meinte sie. „Aber nimm’s nicht so tragisch. Haruka war halt besser.“ Ein Grinsen umspielte ihre Lippen. Die Braunhaarige schenkte ihr einen flüchtigen Seitenblick. Rika wirkte sonderbar gelassen und ruhig. So als ob der morgige Tag nichts Besonderes wäre. Sie war sogar zu Späßen aufgelegt, obwohl ihr Stolz es sicherlich verbot zu verlieren. Zu diesem Zeitpunkt erhob sich Sora und zog somit die Aufmerksamkeit der Anwesenden auf sich. „Du gehst schon?“, fragte Kenta irritiert. Das Mädchen blickte den Jungen an und nickte. „Ich möchte morgen früh los.“ „Schade, dass du schon gehst, Sora.“, sprach Shuu. Die Angesprochene lächelte und machte eine kurze abweisende Gestik. „Wir werden uns sicherlich noch bei einem Wettbwerb sehen.“ „Da bin ich mir sicher.“, erwiderte Haruka. „Bis bald!“ „Wir sehen uns, Leute!“, verabschiedete sich das Mädchen winkend und warf ihren Beutel über die Schulter, während sie aus dem Restaurant ging. Einige Zeit blickte die zurückgelassene Gruppe dem Mädchen hinterher, dann widmeten sie sich wieder ihren Gesprächen. Haruka seufzte wohlig und legte den Kopf auf Shuus Schulter. Sie genoss die feierliche Stimmung, auch wenn sie merkte, dass sie vom Tag doch erschöpft war. „Ich habe dich bereits erwartet, Rika!“, begrüßte Arenaleiter Makishi das schwarzhaarige Mädchen. Sie nickte ihm nur abweisend zu. Haruka, Shuu, Kenta und Hitomi saßen auf den Tribünen, und blickten auf das große Wasserkampffeld herab. Auf der Oberfläche des Wassers schwammen kleine und auch große Plattformen. Rika wirkte konzentriert und starrte den kräftigen Mann bloß an. „Dann wissen sie auch, dass ich sie hiermit herausfordere!“, erwiderte das Mädchen kühl. Der Arenaleiter nickte knapp. „Der Kampf zwischen der Herausforderin Rika aus Zweiblattdorf und dem Arenaleiter von Weideburg, Wellenbrecher Makishi, wird in wenigen Augenblicken beginnen!“, rief der Schiedsrichter. Makishi schlug seinen weißen Umhang zurück und warf jenen in die Luft. Sein nackter Oberkörper war muskulös und entsprach seiner kräftigen Figur. „Ich akzeptiere deine Herausforderung, Rika!“, entgegnete er dem Mädchen. „Jeder Trainer darf drei Pokémon einsetzen. Der Kampf ist beendet, sobald ein Trainer keine kampffähigen Pokémon mehr hat. Nur der Herausforderer ist befugt seine Pokémon zu wechseln!“ „Es ist meine Pflicht als Arenaleiter die Kraft und die Fähigkeit deiner Pokémon und dir herauszufinden!“, sagte Arenaleiter, während in seiner Hand nun ein rot-weißer Pokéball lag. „Garados! Auf’s Wasser!“ Ein gewaltiger Wasserdrache materialisierte sich im Lichtschein des Pokéballs. Wütendes Brüllen legte sich in die Luft, als jenes Pokémon sich zu seiner vollen Größe aufrichtete. „Ein Garados, hm?“, sie hielt einen Pokéball vor sich und warf ihn in die Höhe. „Auf geht’s, Frizelbliz!“ „Ein Garados!“, keuchte Haruka. „Ob Frizelbliz damit fertig wird?“ Shuu verschränkte die Arme vor der Brust und sah angespannt auf den beginnenden Kampf herab. „Hm…“, gab der Koordinator überlegt zurück. „Ich weiß nicht. Zwar ist Frizelbliz im Vorteil, aber wie wird es auf Garados reagieren?“ Kenta schaute besorgt auf Rikas Pokémon herab. Shuu hatte Recht. Frizelbliz war von schreckhafter Natur. Wie würde sie mit dem Gegner umgehen? Ängstlich blickte die Elektrohündin zu Garados hinauf. Sie wich einen Schritt vor dem Wasser-Pokémon zurück, als es wieder ein leises Knurren von sich gab. „Ein ängstliches Frizelbliz? Ob das eine gute Wahl war?“, fragte Makishi, doch Rika antwortete nicht. So fuhr der Arenaleiter fort: „Dann kann’s ja losgehen!“ „Der Kampf beginnt… JETZT!“, rief der braunhaarige Schiedsrichter aus. „Garados, wir beginnen mit Drachenwut, los!“ „Frizelbliz!“, ertönte Rikas strenge Stimme und ließ das Pokémon furchtsam zusammen zucken. Die Elektrohündin hob den Blick. „Du musst ausweichen!“, nahm das Pokémon ihre Stimme wahr. In Garados’ Maul sammelte sich ein geballter Feuerball. Nur knapp konnte Frizelbliz mit einem flinken Sprung ausweichen. „Weiter machen mit Drachenwut. Lass Frizelbliz keine Pause zum Angriff!“ Garados ließ Frizelbliz keine Gelegenheit zum Angreifen. Immer wieder spie es Drachenwut und jagte das Elektro-Pokémon, bis es keinen Ausweg mehr gab. „Stoß dich von der Wand ab und dann Ladungsstoß!“, befahl Rika ihrem Pokémon. Die Elektrohündin wartete einen kurzen Augenblick, sprang dann gegen die Wand, um sich gleich darauf kraftvoll abzustoßen. Funken stoben umher und hüllten das Pokémon vollends ein. Mit gänzlichem Körpereinsatz rammte Frizelbliz den Wasserdrachen. Anschließend landete das Pokémon auf einer der treibenden Inseln und keuchte leicht. Aufgrund der statischen Ladung, die Frizelbliz auf Garados geleitet hatte, konnte sich das Pokémon zunächst nicht bewegen. Doch unerwartet schüttelte es die kurzzeitige Lähmung mit Leichtigkeit ab und fauchte scharf. „Eine kluge Entscheidung mit einem Elektro-Pokémon gegen mein Wasser-Pokémon anzutreten, aber mein Garados wird sich diese Tatsache nicht gefallen lassen. Hydropumpe!“ Garados legte den Kopf zurück und stieß einen feinen, aber dennoch kraftvollen Wasserstrahl ab. „Und Frizelbliz wird nicht so leicht zu schlagen sein. Schnell, Ruckzuckhieb!“, konterte Rika rasch. Frizelbliz duckte sich unter der Hydropumpe hinweg und sprintete von einer Insel zur Anderen, bis sie schließlich in die Höhe schnellte und auf Garados’ Nacken sprang. „Und jetzt Biss!“, fügte die Schwarzhaarige hinzu. Die Elektrohündin biss Garados in den Nacken, welches sodann sich zu winden begann, aber Frizelbliz’ Zähne vermochten nicht durch die harte, schuppige Haut des Wasser-Pokémons zu dringen. „Und jetzt tauche!“, rief Makishi grinsend seinem Pokémon zu. Garados brüllte und sein Körper glitt seicht durch die Wasseroberfläche, um in die Tiefe des Pools zu tauchen. Dies geschah so schnell, dass Frizelbliz nicht mehr rechtzeitig entkommen konnte und wurde in die Tiefe gezogen. Der Sauerstoff wurde dem Elektro-Pokémon grob aus den Lungen gepresst, sodass diese panisch versuchte an die Oberfläche zu schwimmen. Frizelbliz stieß einen gereizten Husten aus. „Lass es nicht entkommen, Garados! Biss!“, befahl Arenaleiter Makishi. Pfeilschnell schoss der Wasserdrache Frizelbliz hinterher und packte das hilfslose Pokémon. Mit einer ruckartigen Bewegung schleuderte Garados Frizelbliz in die Luft, welche einen Salto vollführte, um wieder anmutig auf einer schwimmenden Insel zu landen. Allerdings knickten ihr die Beine weg. Ihr Atem kam stoßweise und unregelmäßig. „Frizelbliz, es ist genug!“, sprach Rika. Energisch schüttelte die Elektrohündin den Kopf und spannte stattdessen ihren Körper an. Knisternd legten sich Funken um den Körper Frizelbliz’ und speicherte diese Energie in ihrem Inneren. „Ladevorgang…“, murmelte Rika. Ein unheilvolles Grinsen umspielte ihre Lippen. „Nochmals Hydropumpe!“ Rika begann zu lachen. „Darauf habe ich gewartet! Ladungsstoß!“ Mit einem lauten Knurren löste die Elektrohündin eine gewaltige Schockwelle aus, dessen flüssige Elektrizität sich wie ein Schleier um Frizelbliz’ Körper gelegt hatte. Nun brach jene Energie hervor und prallte auf die Hydropumpe, die die Elektrizität in sich aufnahm. Schmerzhaft bekam Garados diesen Stromschlag, der durch den Ladevorgang und durch das Wasser verstärkt wurde, zu spüren. Der Wasserdrache fiel bewusstlos auf eine Plattform und war K.O. „Garados kann nicht mehr weiterkämpfen! Somit hat Frizelbliz den Kampf gewonnen!“, rief der Schiedsrichter und riss die grüne Flagge für Rika in die Höhe. „Sehr gute Arbeit, Frizelbliz. Du hast tapfer gekämpft.“, lobte die Schwarzhaarigre die Elektrohündin, die stolz ihren Kopf reckte. „Garados, zurück. Du hast gut gekämpft.“, sprach Makishi und richtete folglich seinen Blick auf Rika. „Du hast einen faszinierenden Kampfstil. Aber handelst du auch aus Liebe zu deinen Pokémon? Los Morlord!“ Ein blaufarbener Lurch entschlüpfte dem Pokéball und streckte sich genüsslich. „Ein Morlord, hm? Da sie zu den Boden-Pokémon gehören, sollte ich ein anderes Pokémon wählen.“, murmelte Rika. „Frizelbliz, ruhe dich aus.“ Widerwillig gehorchte die Elektrohündin und kehrte an Rikas Seite zurück. „Und los, Chelcarain!“ Die Pflanzen-Schildkröte Chelcarain löste sich aus Rikas Pokéball. „Kluge Entscheidung mit einem Pflanzen-Typ zu kämpfen, aber das wird dich nicht weiterbringen.“, sagte der Arenaleiter. Rika lächelte. „Ach ja? Chelcarain, du weißt, was zutun ist.“ Das Pflanzen-Pokémon nickte bloß und öffnete sein Maul, in dem sich ein grünlicher Energieball formte. Doch Morlord wich flink aus. „Ins Wasser, Morlord!“, befahl Makishi. „Jetzt kämpfen sie wohl im Wasser, hm? Du musst in Bewegung bleiben!“ Während Morlord herab tauchte, sprang Chelcarain von Insel zu Insel, um stets in Bewegung zu bleiben. Das Pokémon, trotz seines Gewichtes, war erstaunlich gewandt. „Morlord kann selbst im Wasser hören, daher weiß es zu jeder Zeit, wo sich dein Pokémon befindet! Matschbombe, los!“ Das Wasser-Pokémon spie eine Salve von Matschbomben, die durch die Wasseroberfläche drangen und Chelcarain zielsicher trafen, sodass jenes Pokémon auf eine Insel prallte. Schwerfällig erhob sich Chelcarain wieder. „Alles in Ordnung?“, und Chelcarain nickte Rika zu. „Jetzt Eisstrahl, Morlord!“, rief Rikas Gegner seinem Pokémon zu. „Eisstrahl?! Energieball dagegen!“ Doch Rikas Befehl kam zu spät! Chelcarains Körper wurde zu Eis, als der frostige Strahl ihr Pokémon traf. „Und nun beende es! Matschbombe!“ Abermals trafen die braunen Kugeln das Pokémon und befreiten Chelcarain aus dem Eis, doch das Pokémon war unfähig weiterzukämpfen. „Chelcarain ist nicht mehr in der Lage weiterzukämpfen. Somit geht diese Runde an Wellenbrecher Makishi!“ „Das Morlord kann Eisstrahl?“, sprach Shuu verwundert. Hitomi nickte. „Makishi erhofft sich, dass seine Herausforderer Pflanzen-Pokémon verwenden und mit Morlord kann er diese Strategie aushebeln.“, erläuterte das Mädchen. Haruka sah Shuu besorgt an, der noch immer auf das Kampffeld blickte. „Dann sitzt Rika in der Klemme. Welches Pokémon sie wohl jetzt nimmt?“ „Rika wird es schaffen.“, meinte Kenta zuversichtlich. „Seht ihr das Grinsen auf den Lippen? Sie hat einen Plan.“ Tatsächlich zierte ein Grinsen Rikas Lippen, nachdem sie Chelcarain lobte und dieses in den Pokéball zurückrief. „Damit habe ich nicht gerechnet. Aber nun gut, jetzt bin ich an der Reihe! Sichlor, los!“ Blitzschnell schoss der Käfer in die Höhe, als sich jenes aus dem Pokéball löste und sanft auf einer der Inseln landete. „Dein Sichlor, hm? Zeig, was du kannst!“ „Mit Vergnügen, Makishi!“, erwiderte die Schwarzhaarige. „Beginne mit Klingensturm!“ Sichlor überkreuzte die Sichelarme, während jene aufglühten. Anschließend rasten messerscharfe Klingen auf Morlord zu. „Ausweichen, los!“ „Schlitzer.“, sprach Rika nüchtern. So flink wie ein Ninja schnellte Sichlor auf das Wasser-Pokémon zu und verpasste diesem eine lange Strieme mit seiner rechten Sichel. „Was für eine Geschwindigkeit!“, stellte der Arenaleiter irritiert fest. „Aber denkst du mit Schnelligkeit wirst du diesen Kampf dominieren? Eisstrahl, Morlord!“ Abermals formte Morlord eine Eiskugel, die von kühlem Licht umschwirrt wurde und bündelte diese, die schließlich auf Sichlor zu raste. „Doppelteam!“ In wenigen Lidschlägen vervielfältigte sich Sichlor rasant und umkreiste Morlord mit einer faszinierenden Geschwindigkeit. Eisstrahl ging ins Leere und löste nur eine Täuschung in Luft auf. Morlord blickte panisch und verunsichert umher. Makishi hob seinen Blick und grübelte angestrengt. Schließlich wurde ihm bewusst, was das Mädchen vorhatte. „Ins Wasser, Morlord, schnell!“ Ein schmales Lächeln der Überlegenheit legte sich auf Rikas Lippen. Dieses Manöver würde das Pokémon auch nicht mehr helfen. „Klingensturm!“ Sichlors wahres Angesicht verschmolz mit denen der Trugbilder, aber Morlord erkannte dies zu spät und wurde durch Klingensturm gegen die Wand geschleudert. Träge erhob sich Morlord, war jedoch sehr erschöpft. Rika erwartete, dass der Lurch jeden Augenblick zu Boden fiel, als dies nicht geschah, hallte auch schon ihr Befehl durch die Halle: „Nachthieb!“ Erschrocken hob Morlord den Kopf, als Sichlor plötzlich vor es erschien und die leuchtende Sichel herabfahren ließ. Morlord strauchelte und kippte erschöpft um. „Morlord kann nicht mehr weiterkämpfen. Sichlor hat den Kampf gewonnen!“ „Zurück, Morlord!“, rief Makishi. „Du hast dein Sichlor gut auf den Kampf vorbereitet. Beachtlich und alles innerhalb eines Tages.“ Rika schenkte dem Arenaleiter bloß ein kühles Lächeln. „Können wir fortfahren, bitte?“ Makishi lachte bloß. „Ungeduldig? Dann geht’s weiter! Los Bojelin!“ Ein orangegefelltes Meereswiesel sprang aus dem Lichtschein des Pokéballs und streckte sich. Es schien vor Kraft zu strotzen. „Bojelin ist mein bestes Pokémon. Ich lasse dir den Vortritt.“, gab Makishi von sich. Rika lachte gehässig. „Dummer Fehler. Sichlor! Schlitzer!“ Der Käfer willigte mit einem knappen Nicken ein, bevor er auf Bojelin zu jagte. Seine Klingen blitzten schillernd auf. „Spring!“, befahl der Arenaleiter. „Und dann Eiszahn!“ Elegant stieß sich das Meereswiesel vom Boden herab und schnellte in die Höhe, während seine Fangzähne bläulich schimmerten. Sichlor stoppte ruckartig seinen Angriff, als sich der Käfer Bojelin gegenüber sah. Das orangegefellte Wasser-Pokémon legte den Kopf zurück. Hernach trafen eisblaue Blitze, die an gefährliche Reißzähne erinnerten, Sichlor. Jenes Pokémon prallte auf eine treibende Plattform, stemmte sich aber wieder auf die Füße und versuchte seinen Körper durchzustrecken, zuckte jedoch schmerzhaft zusammen. Rasch erkannte Rika die Ursache des Schmerzes: der Rücken des Käfers war vereist und behinderte so seine fließenden Bewegungen. „Was?! Verdammt!“, fluchte die Schwarzhaarige und ballte wütend die Faust. Makishi lachte. „Beende es! Whirlpool!“ Bojelin erschuf einen gewaltigen Strudel und schleuderte jenen auf Sichlor zu, welches sich dem gewaltigen Sog nicht entwinden konnte. Erschöpft sank das stolze Pokémon auf die Knie, als Whirlpool sich auflöste, und atmete schwer. „Sichlor ist nicht in der Lage weiterzukämpfen! Somit geht diese Runde an Wellenbrecher Makishi!“ Weiteres Fluchen stieß Rika aus und hob Sichlors Ball. „Zurück, Sichlor!“ Die Konturen Sichlors färbten sich rot, bis diese gänzlich verschwanden. Schließlich richtete Rika ihren Blick auf Makishi, der sie noch immer herausfordernd angrinste. Sie senkte den Kopf. Nun hatte das Mädchen nur noch ein Pokémon übrig: Frizelbliz. Rika atmete tief ein und stieß die Luft langsam wieder aus, während sie entschlossener denn je den Kopf hob. „Jetzt liegt es an dir, Frizelbliz!“ Freudig erschien die Elektrohündin aus dem Pokéball und schien sich gut erholt zu haben. „Dein Kampfstil gefällt mir immer mehr. Du bist wahrlich eine kluge Trainerin.“, lobte Makishi das Mädchen. Rika lächelte. „Auf sinnloses Draufhauen stehe ich nicht. Strategie und Taktiken bevorzuge ich eher.“, entgegnete die Schwarzhaarige kühl und hob fließend den Arm. Ihre Lippen formten rasch den nächsten Befehl: „Ruckzuckhieb!“ Flink hetzte die Elektrohündin auf Bojelin zu, welches lässig und unbeeindruckt dem Angriff entgegen sah. „Bojelin, Klingensturm! Zerstöre den Standort von Frizelbliz!“ Klingen rasten auf Frizelbliz zu, als sie sich abstoßen wollte, um Bojelin zu rammen. Doch zu jener Zeit traf der Klingensturm die Elektrohündin und katapultierte diese in die Höhe. „Und jetzt wieder Eiszahn!“, rief Makishi seinem Meereswiesel zu, welches abermals seinen Kopf in den Nacken legte, um blitzartige Fangzähne abzusondern. Hart prallte Frizelbliz auf der Wasseroberfläche auf und klammerte sich an den Rand einer treibenden Plattform. Langsam zog sich Frizelbliz aus dem Wasser und schüttelte sich das Nass auf dem Fell. „Nun Ladevorgang!“ Dem Arenaleiter war bewusst, was Rika nun beabsichtigte. „Lass Frizelbliz keine Pause! Wasserdüse!“ Rika lachte leise auf. „Gib ihm eine Antwort a lá Ladungsstoß, Frizelbliz!“, konterte die Schwarzhaarige. Mit einem knappen Nicken willigte Frizelbliz ein und sie spannte sodann ihren Körper an, der von Elektrizität umflossen wurde. Währenddessen legte sich ein Wasserschleier um Bojelin und das Meereswiesel jagte auf Frizelbliz zu, welches geduldig abwartete. Schließlich sprang die Elektrohündin Bojelin entgegen, dabei setzte sie all ihre kürzlich gespeicherte Energie frei. Hernach stießen Frizelbliz und Bojelin aufeinander und die freigesetzten Energien der Kollision schleuderten beide Pokémon durch die Luft. Geschickt konnte die Elektrohündin den Sturz an der Wand abfangen und landete sicher auf den Pfoten. Bojelin war jenes Glück nicht beschieden. Das Wasser-Pokémon kam auf einer Plattform auf und konnte sich bloß schwerfällig wieder erheben. Es keuchte schwer, richtete sich trotzallem wieder vollends auf, aber seine Gliedmaßen wirkten träge und müde. Makishi starrte auf die glitzernde Wasseroberfläche. Das Element in dem sein Pokémon die wahre Stärke zeigen konnte, war das Wasser. So entschied sich der Arenaleiter im Wasser nun zu kämpfen! „Ins Wasser, Bojelin!“ Das Meereswiesel tauchte mit einem raschen Sprung ins Wasser. Immer tiefer glitt sein Körper ins Wasser. Rika blickte ins Wasser herab, ebenso Frizelbliz, die sich nervös umher sah. „Du musst auf der Hut sein. Es könnte überall wieder auftauchen.“ „So ist es!“, lachte Makishi unerwartet. „Eiszahn, Bojelin!“ Die Elektrohündin wirbelte herum, konnte jedoch nichts mehr gegen die Attacke tun: sie wurde ins Wasser geworfen. „Schnapp es dir!“ Bojelin setzte Frizelbliz hinter und packte das Elektro-Pokémon. Wie Garados zuvor, zog das Meereswiesel sie herab in die Tiefe. „Frizelbliz!“, rief Rika besorgt. Panik ergriff die Elektrohündin und wehrte sich nach Leibeskräften gegen den Griff Bojelins. Doch vermochte sich Frizelbliz nicht dem gegnerischen Pokémon zu entkommen. War sie nun zum Verlieren verdammt? „Beiß zu, Frizelbliz und lass Bojelin nicht los!“, beruhigte die Stimme ihrer Trainerin die Elektrohündin. Gehorsam vergrub Frizelbliz ihre spitzen Fangzähne in Bojelins Arm und tat, wie ihre Trainerin befahl: sie ließ nicht mehr los. Das Meereswiesel begann sich zu winden, versuchte sich aus dem schmerzvollen Biss zu befreien und stieg so wieder an die Wasseroberfläche. Mit einer ausholenden, wegwerfenden Bewegung schaffte Bojelin Frizelbliz hinfort zu schleudern. Erschöpft hechelte die Elektrohündin, und stieß einen kurzen, knurrenden Laut aus. „Dein Frizelbliz hält sich tapfer, doch es ist müde. Bojelin, Aquaknarre!“ Vor seinem Maul bündelte sich ein Wasserstrahl, der Frizelbliz gegen die Wand spülte. Stöhnend prallte sie ab und blieb liegen. Für einen Augenblick erschien es, als würde Rika diesen Kampf verlieren. Da aber regte sich der Körper Frizelbliz’. Tapfer versuchte sich die Elektrohündin strauchelnd aufzuraffen. Makishi konnte dem Pokémon bloß bewunderte Blicke zu werfen. Ein Knurren Frizelbliz’ riss den Arenaleiter aus seinen Gedanken. „Wasserdüse, Bojelin. Beende diesen Kampf!“ Bereitwillig knurrte die Elektrohündin ein weiteres Mal. „Du musst da weg, Frizelbliz! Ausweichen, los!“ Doch das Pokémon widersetzte sich der Anweisung seiner Trainerin und blieb dickköpfig stehen. Sie wollte Rika nicht enttäuschen! Eine Niederlage wäre unverzeihlich! Blitze zuckten schließlich um Frizelbliz’ Körper und bündelten sich zu einem mächtigen Energiestrahl, geformt aus furchteinflößender Elektrizität. Diese gewaltige Kraft bekam Bojelin deutlich zu spüren und schmetterte das Meereswiesel gegen die Wand. Nun war es das Wasser-Pokémon, welches kraftlos zu Boden glitt und nicht mehr fähig war weiterzukämpfen. „Bojelin kann nicht mehr weiterkämpfen. Somit ist die Siegerin dieses Kampfes die Herausforderin Rika!“, gab der Schiedsrichter bekannt. Rika schien vollends erstarrt zu sein. Das Mädchen regte sich nicht, bis die Stimme des Schiedsrichters sie aus ihren Gedanken riss. Ungläubig starrte die junge Trainerin ihr Frizelbliz an. Die Elektrohündin konnte sich kaum auf den Pfoten halten. So sprang Rika hastig zu ihrem Pokémon und fing sie im letzten Moment auf. „Frizelbliz… Du warst fantastisch.“ Frizelbliz jaulte dankend. Vollkommen entkräftet fühlte sich ihr Körper an. So leer, so ausgelaugt! Die Elektrohündin gab sich einem erholsamen Schlaf hin. „Rika?“ Es war die Stimme Makishis, der vor ihr stand. Das Mädchen ließ Frizelbliz in ihren Pokéball zurückkehren, und erhob sich hernach. „Du hast wirklich sehr gut gekämpft. Dein Pokémon hat Willensstärke gezeigt und dir deine Zuneigung gezeigt, indem es eine neue Attacke gelernt hat.“ Abwesend nickte Rika bloß. Stimmte dies? Empfand Frizelbliz solche Liebe zu ihr, dass sie eine neue Attacke – Ladungsstrahl – gelernt hatte? Oder handelte es sich hierbei um reiner Zufall?! „Nun darf ich dir den Fennorden überreichen. Als Zeichen, das du in meiner Arena gekämpft und gewonnen hast.“, auf seiner Handfläche funkelte der Orden. „Du wirst sicherlich noch einige Kämpfe bestreiten, bis du in der Liga teilnehmen wirst. Bedenke: deine Gegner werden stärker sein, als ich es bin.“ Rika nahm den Fennorden an sich, und blickte auf das funkelnde Schmuckstück nachdenklich an. Es gab noch wahrlich viele Gegner, die stärker waren, als ihre bisherigen Errungenschaften. Ihr war ein harter, steiniger Weg zu ihrem Ziel beschieden. „Danke.“, lächelte Rika freundlicher als zuvor. „Es war ein guter Kampf.“ Der stämmige Arenaleiter lachte bloß. „In Herzhofen wartet die nächste Arena auf dich. Arenaleiterin Melissa wird eine schwere Prüfung für dich und deine Pokémon sein. Sie hat sich auf Geist-Pokémon spezialisiert.“ Rika kniete neben Frizelbliz und ihrem Chelcarain. Sie schienen wieder vollkommen in Ordnung zu sein. Sie wirkten noch etwas erschöpft. „Frizelbliz und Chelcarain werden sich bald erholen. Nur Sichlor bereitet mir Sorgen. Sein Zustand hat sich zwar gebessert, aber durch den geschwächten Körper wird es sich einige Zeit ausruhen müssen.“ Rika erhob sich und ballte die Faust. Sie hätte es wissen müssen! Sichlor war noch nicht ganz genesen gewesen! Schuldgefühle kamen in ihr auf. Hatte sie den Käfer zu hart kämpfen lassen? „Es ist nicht deine Schuld. Sichlor glaubte, dir etwas beweisen zu müssen.“, versuchte die junge Krankenschwester Rika aufzumuntern. Abweisend nickte das Mädchen. „Das Problem ist, dass meine Freunde und ich noch heute wieder aufbrechen wollen. Können sie vielleicht zu Professor Eibe schicken?“ „Natürlich.“, bejahte Schwester Joy. „Sobald sich Sichlor erholt hat, werde ich es tun.“ „Vielen Dank.“, erwiderte Rika, während sie Frizelbliz, und Chelcarain in ihre Pokébälle zurück rief und sich nun an Sichlor wandte. „Du hast toll gekämpft, aber du hast es gehört, Sichlor. Erhol dich gut.“ Der Käfer nickte seiner Trainerin zu. „Sich~lor!“, gab das Pokémon von sich und hob zum Abschied die Sicheln. „Bis bald! Tschüss, Schwester Joy. Und danke.“, verabschiedete sich Rika und verließ so das Pokémon Center. Shuu, Haruka, Kenta, und Hitomi erwarteten die Schwarzhaarige bereits. „Tut mir Leid. Ich musste noch etwas mit Schwester Joy besprechen.“, sagte das Mädchen rasch. „Sichlor hat sich anscheinend doch nicht gut erholt, wie ich erhofft hatte. Ich werde es hier im Center lassen müssen.“ „Oh.“, Kenta sah Rika mitfühlend an. „So schlimm?“ „Und wie geht es Chelcarain und Frizelbliz?“, wollte Haruka besorgt wissen. Rika lächelte. „Ihnen geht es gut. Sie sind nur müde und schlafen in ihren Pokébällen.“ „Dann können wir ja weiter.“, sprach Shuu und wandte sich an Hitomi. „Ich wünsche euch viel Erfolg bei euren Wettbewerben.“, Hitomi blickte nun Rika an. „Und dir bei deinen Arenakämpfen. Du wirst es schon schaffen!“ Rika lächelte das junge Mädchen dankend an. So sehr sie Hitomi zuvor nicht mochte, so sympathischer wurde sie der Schwarzhaarigen. Hitomi war ein aufrichtiges Mädchen, die große Träume hatte. „Danke, Hitomi.“, erwiderte das Mädchen und wandte sich nun an ihre Freunde. „Bis bald, Hitomi. Vielleicht sehen wir uns ja bei Wettbewerben.“, sagte Haruka zu ihrer Freundin, die leicht errötete. „So, lasst uns aufbrechen.“, forderte Rika ihre Freunde auf und schulterte ihren Beutel. Shuu, und Haruka nickten dem Mädchen zu, und folgten ihr. „Wartet!“, hielt Kentas Stimme sie zurück. Irritiert drehte sich Rika zu Kenta um. „Was ist los? Warum kommst du nicht?“ Beschwichtigend hob der Koordinator die Arme. „Ich bleibe noch ein paar Tage hier. Du weißt, ich hab noch immer keine Verstärkung für mein Team.“, entgegnete Kenta. Zweifelnd sah Rika den Jungen an. „Glaubst du, du findest dieses Pokémon hier?“ Kenta zuckte bloß mit den Schultern. „Vielleicht habe ich das Glück. Vielleicht auch nicht.“ Rika schaute Kenta nicht überzeugt an, lächelte aber sodann. „Schade, ich hätte mich gefreut, wenn du noch bei uns gewesen wärst.“ Dieser erwiderte ihr Lächeln und wandte sich hernach an Shuu, und Haruka. „Wir stehen uns bei einem Wettbewerb wieder gegenüber. Bis bald!“ „Sicherlich.“, gab Shuu von sich. Mit diesen letzten Worten verabschiedete sich die Jugendlichen voneinander und gingen nun getrennte Wege. Kapitel 56: Vater und Sohn -------------------------- Tut mir Leid für die Verspätung. Ich hatte eine kleine Krise, was dieses und auch das nächste Kapitel (was inzwischen zu 3/4 fertig ist) betrifft. :/ Konnte mich nicht entscheiden, welches zuerst kommen sollte und vorallem welche Shinji-Idee. Aber danke an meine Darki, die mir in dieser Hinsicht sehr geholfen hat. *knuff* Ah ja... DANKE FÜR 400 KOMMENTARE!!! Ich liebe euch. XD Und hoffe, dass ihr weiterhin kommentarfreudig dabei bleibt. XD P.S.: Ich hoffe ich habe diese ganzen schändlichen Tippfehler erwischt. Es hat wieder Mal nur so davon gewimmelt. lol 56. Kapitel Vater und Sohn Schwere, dunkle Wolken hangen am Horizont und beraubten den Menschen ihrer Sonne. Nichts Guten sollte in den nächsten Stunden folgen. Doch von diesem Ereignis war kaum, bis auf den ungeduldigen Wind, zu spüren. Unentwegt wogen sich die Blätter, raschelten geheimnisvoll und wirbelten umher. Ein junger, violetthaariger Trainer erreichte die Stadt zu dieser Stunde. Jene lag unterhalb eines Hügels von dem er nun herab blickte. Zu dieser Stunde herrschte noch reger Betrieb in den Straßen; Menschen, die einen anstrengenden Tag hinter sich hatten und nach Hause strebten. Ohne Hast begab sich der heimkehrende Trainer zum Abstieg und streunte rastlos durch die Straßen der vertrauten Stadt. Flüchtige Grüße empfangen den Jungen, doch er schenkte ihnen keine sonderlich große Beachtung. Erst als er eine Stimme vernahm, die seinen Namen rief, hielt er inne. „Shinji!“ Der Angesprochene neigte seinen Kopf in die Richtung. Es war Sumomo, jene Arenaleiterin, die er einst geschlagen hatte und in seinen Augen nicht würdig für dieses Amt war. Shinji nickte ihr kurz grüßend zu, als sie vor ihm stehen blieb und freudig lächelte. „Willkommen zu Hause! Bist du auf den Weg zu deinem Bruder?“ Wieder nickte der Violetthaarige wortlos. Er war nicht sonderlich in Plauderstimmung. Zu frisch war die vernichtende Niederlage gegen Pyramid King Jindai. Sumomos Lächeln erstarb. „Reiji hat mir von dem Kampf gegen Jindai erzählt.“, sagte sie behutsam. Ihre Absicht war nicht ihn zu reizen. „Es tut mir Leid.“ Ja, die Niederlage machte ihn wütend. Vielmehr aber noch die Tatsache, das Satoshi, sein Rivale, Jindai einst besiegte. In seinen Augen war dieser Junge bloß ein Schwächling; zu weich, um sich Trainer nennen zu dürfen. Shinji hob den Blick. „Na und? Was geht dich das an?“, kam es kühl von ihm. Ohne ihr weitere Beachtung zu schenken, setzte Shinji seinen Weg fort. Sumomo folgte ihm schweigsam. Doch als er bereits den großen Garten erblickte und seine lästige Verfolgerin ihm noch immer auf den Fersen war, riss Shinji endgültig der Geduldsfaden. „Du bist ja immer noch da. Verpiss dich, du Verliererin!“ Sumomo schürte bloß die Lippen und ignorierte die beißende Bemerkung seinerseits. „Hat dir Reiji nicht erzählt, dass ich bei ihm wohne?“ Ungläubig starrte Shinji das junge Mädchen an. „Du machst was?“, fauchte der Violetthaarige ausgebracht. „Bei euch wohnen.“, wiederholte Sumomo kleinlaut. Shinji schnaubte verächtlich, schwieg jedoch. Dies musste sein Bruder schon selbst sagen! Reiji war im Garten und versorgte die Pokémon, die Trainer bei ihm abgegeben hatten. Diese scharten sich vertrauensvoll um ihn, als jedes von ihnen eine eigene Futterschale erhielt. Mit einem zufriedenen Lächeln stellte der Züchter fest, dass den Pokémon sein Futter schmeckte. Diese Tatsache erfüllte den jungen Mann immer wieder mit Freude. „Reiji!“ Es war Sumomos Stimme, die er vernahm und wandte seinen Kopf in ihre Richtung. Zu seiner Überraschung war die Arenaleiterin nicht alleine. Shinji, sein kleiner Bruder, begleitete sie. Den geleerten Futtereimer stellte er rasch ab, wischte sich die Hände an seiner Schürze ab und trat auf Shinji und Sumomo zu. „Shinji! Das ist aber eine Überraschung.“, begrüßte der Züchter den Jüngeren. Der Angesprochene nickte ihm knapp zu. „Reiji, seit wann wohnt diese Verliererin hier?“, fragte er ohne Umschweife. Reiji fasste sich an den Kopf und seufzte. Wie sollte er Shinji schonend diese Tatsache beibringen? Doch er entschied sich letztlich für die direkte Wahrheit: „Sumomo und ich sind verlobt.“ Diese schlichten Worte lösten in Shinji etwas aus, was seine aufgestaute Aggressivität hervorbrachte. „Ihr habt WAS?!“, fauchte der Violetthaarige aufgebracht. Seine Augen trafen auf Sumomo, die irritiert neben Reiji stand. Dieser hob beschwichtigend die Arme. „Reg dich ab, Shinji!“ Aber er ging nicht auf seine beruhigende Versuche ein. „Seit wann?“ „Bitte?“ Shinji blickte seinen Bruder kalt an. „Seit wann seit ihr verlobt, verdammt noch mal!“, herrschte der Junge den Älteren an. „Kurz bevor wir uns in Blizzach getroffen haben.“, erwiderte Reiji knapp. „Und dann hast du mir noch nicht Mal als nötig empfunden mir davon zu erzählen?!“ Sumomo wagte es, sich in den eskalierenden Streit der Brüder einzumischen: „Shinji! Du solltest dich freuen, dass dein Bruder verlobt ist und bald heiratet wird, anstatt dich darüber aufzuregen.“, versuchte Sumomo auf Shinji einfühlsam einzugehen, der jedoch wütend auf ihre Einmischung reagierte. „Mit dir habe ich nicht geredet!“ „Lass Sumomo in Ruhe, verstanden, Shinji? Ich muss dich ja nicht fragen mit wem ich zusammen bin.“, wies Reiji seinen Bruder zurecht. Wütend wandte sich Shinji von Sumomo und Reiji ab, verletzt darüber, dass sein Bruder ihm diese Neuigkeit verschwiegen hatte. Gab es nicht Mal eine Zeit zwischen ihnen, in dem sie sich alles erzählt hätten?! Schweigen trat zwischen den Brüdern und Sumomo ein, bis Reiji diese Stille brach: „Ich bin gerade mit der Fütterung fertig. Das Essen steht auf dem Tisch.“, sagte er, ohne seinen kleinen Bruder anzusehen. „Hast du Hunger?“ „Ja.“, nickte der Violetthaarige wortkarg und folgte ihm und Sumomo in das Haus. Die Inneneinrichtung war schlicht, auch wenn das Äußere sehr modern war. An den Wänden hingen einige Fotos und zeigten Reiji und Shinji in ihrer Kindheit, zusammen mit einigen Pokémon. Sogar ein Bild ihrer Mutter hing dort, die Shinji kaum kannte. Ein alter grüner Teppich bedeckte den Boden des Wohnzimmers auf dem ein hölzerner Wohnraumtisch stand. Zwei gelbe Stühle und ein gemütliches Sofa waren um den Tisch gestellt. Shinjis Blick glitt zum Karminsims. Eingerahmt standen dort die Orden aller Regionen von seinem Bruder, ebenso hatte dieser um die Symbole der Kampfzone gekämpft, jedoch hatte Reiji gegen Pyramid King Jindai verloren. Dies war der Grund, das Reiji zum Züchter wurde. Als sie die Küche, die klein und gemütlich war und genügend Platz für Reijis Kochkünste bot, betraten, erstarrte Shinji sogleich. Ein blauhaariger Mann, dessen Körperbau kräftig und stämmig erschien, stand am Fenster und wandte sich zu den Jugendlichen um. Seine Gesichtszüge waren streng und ausdruckslos. „Vater.“, kam es von Shinji, dessen Stimme kühl und gleichgültig klang. In Wahrheit war er sich nicht klar, ob er beunruhigt sein sollte seinen Vater zu sehen. Immerhin hatte er nie ein gutes Verhältnis zu diesem Mann gehabt, den er als Vater bezeichnen sollte. Sein Vater, Nobuo war sein Name, wandte sich seinem jüngeren Sohn zu. „Lange nicht gesehen, mein Sohn.“ Shinji harrte aus, während Reiji, Sumomo und Nobuo sich an den gedeckten Tisch setzten. „Setz dich doch, Shinji.“, bat sein Vater. Noch immer zögerte der Violetthaarige. Hatte er sich nicht geschworen mit diesem Mann nicht mehr an einem Tisch zu sitzen? „Setz dich endlich!“, sagte Nobuo ungeduldig. Shinji verzog das Gesicht. Den Gedanken, das sein Vater sich vielleicht verändert haben könnte, verwarf er sogleich wieder, kam aber seiner Aufforderung nach und setzte sich an den Tisch. „Guten Appetit!“, wünschte die Arenaleiterin lächelnd. Shinji starrte auf seinen Teller herab, den Reiji bereits mit Spagetti gefüllt hatte. Seine Blicke glitten zu seinem Vater, der ihm gegenüber saß. Der Junge verzog leicht das Gesicht. Irgendwie war ihm der Appetit vergangen, seit er mit diesem Mann in einem Raum war… Jedoch ließ er sich von seiner Antipathie nichts anmerken, nahm das Besteck in die Hand und begann zu essen. „Was machst du hier in Schleiede, Shinji?“, wollte Reiji wissen, während er das Besteck ruhen ließ. Seine Augen waren auf den Jüngeren gerichtet. „Bist du auf dem Weg nach Sonnewik?“ Dieser blickte auf und nickte. Die letzte Arena befand sich in Sonnewik. „Ich bin zur Durchreise hier. Ich brauche nur noch einen Orden um für die Championships qualifiziert zu sein.“, erwiderte Shinji. Ein raues Lachen Nobuos zog die Aufmerksamkeit der Brüder und Sumomos auf sich. „Du willst wirklich an den Championships teilnehmen? Du solltest vorher erstmal trainieren!“ Wieder lachte sein Vater auf, was Shinji in Rage versetzte. Wütend erhob sich Shinji, wodurch der Stuhl polternd zu Boden krachte. „Was?“, donnerte der Violetthaarige aufgebracht. Nobuo hob bloß den Blick, der eine ungewöhnliche Kälte ausstrahlte. „Du bist schwach, mein Sohn. Sonst hättest du nicht gegen Pyramid King Jindai verlieren dürfen.“, erwiderte sein Vater ruhig, jedoch mit einem provokanten Unterton, der Shinji rasend machte. „Ach ja? Was weißt du schon?“, er blickte auf die Bierflasche, die auf dem Tisch stand. „Von dir lasse ich mir nichts sagen, besoffener, alter Sack!“, sagte Shinji furchtlos mit erhobener Stimme. Nun war es sein Vater, der sich ruckartig erhob und hasserfüllt auf seinen Sohn herab blickte. Alarmiert sprang Reiji auf, um Shinji und seinen Vater zu beruhigen. „Es reicht!“, wies er sie zurecht, aber sie ignorierten den Züchter. Plötzlich zuckte Nobuos geballte Faust vor, die mit ganzer Kraft auf Shinjis Gesicht traf und nur knapp die Nase des Jungen verfehlte. Durch den Hieb zog der Violetthaarige den Kopf schlagartig zur Seite, doch hernach glitt er wieder zurück. Sofort trennten Sumomo und Reiji Nobuo, der mit Genuss auf seinen Sohn herabsah, von Shinji. Während dieser sich das tropfende Blut mit seinem Handrücken wegwischte, blickte er seinen Vater kalt an. „Sei froh, dass du nur Nasenbluten hast!“, lachte Nobuo. „Sonst hätte ich dich windelweich geschlagen für deine Unverschämtheit!“ Shinji grollte leise und spuckte seinem Vater vor die Füße. Er war nicht mehr gewillt nach dem Willen seines Vaters zu handeln! Zu lange hatte dieser Mann sein Leben bestimmt! Nun wollte er endgültig die Fesseln niederwerfen, die sein Vater ihm in seiner Kindheit angelegt hatte, kurz nachdem seine Mutter, aufgrund der Gewalttaten ihres Mannes, verschwunden war. Reiji blickte seinen kleinen Bruder ungläubig an. „Shinji!“, flüsterte der Züchter beunruhigt. Er ahnte nicht Gutes voraus, was nun folgen mochte… Nobuo wurde durch provozierende Gestik zornig und schubste Reiji zur Seite, um auf Shinji zu zutreten. „Du kleines Dreckskind!“, tobte der Mann. Während dieser die Hand hob, materialisierte sich aus dem Pokéball des Jungens Ursaring, das brüllend Nobuo entgegen trat. Shinji wich keinen Zentimeter zurück. „Schlag mich doch, wenn du dich traust.“, grinste der Violetthaarige. „Oder hast du etwa Angst?“ „Du kleiner Wurm! So schwach, dass du dich hinter deinem Pokémon verstecken musst!“, höhnte sein Vater, aber Shinjis blieb standhaft. „Schwach?! Ich zeige dir, wer schwach ist!“, erwiderte Shinji. Eine kurze Pause trat ein. „Vater! Ich fordere dich heraus!“ Nobuo lachte bloß auf. „Du willst gegen mich kämpfen? Dann zeig, was du kannst!“ „Mit dem größten Vergnügen, Vater.“, zischte Shinji. Shinji und sein Vater waren in den Garten gegangen, gefolgt von Reiji und Sumomo, die beunruhigt diesem Kampf zu sehen mussten. Jener Kampf ermöglichte ihm endlich sich von seinem Vater loszureißen! Die Chance würde sich Shinji nicht nehmen lassen! Diese Tatsache war dem Züchter bewusst, denn Shinji hatte unter der Erziehung Nobuos gelitten und er nie wirklich eine Beziehung zu seinem Vater hatte, bis der Junge schließlich begann ihn zu hassen. „Ich mache für euch den Schiedsrichter.“, entschied Reiji, der sich nun zu ihnen gesellte. „Ich fange an, um es dir leichter zu machen!“, schalt Nobuos Stimme zu ihm herüber, dann erklang sein widerliches Lachen. Entschlossen ballte Shinji die Faust. Sein Stolz verbot es ihm diesen Kampf zu verlieren. Falls doch konnte er sich selbst nicht mehr in die Augen schauen! „Garados!“, riss der Ruf seines Vaters ihm aus den Gedanken. Hernach baute sich eine riesenhafte, geschuppte Wasserschlange vor ihm auf, deren Brüllen wohl in der ganzen Stadt zu hören war. Furchtlos schaute Shinji diesem Pokémon auf. Ein unscheinbares Grinsen umspielte seine Lippen. „Jeder von euch darf drei Pokémon einsetzen. Auswechseln ist verboten.“, trug Reiji die Worte eines Schiedsrichter vor. Wortlos nickte der Violetthaarige seinem Bruder zu und warf einen rot-weißen Ball in die Höhe aus dem sich der braungefellte Bär materialisierte. Ursaring hob trotzig die Arme und erwiderte das Kampfesgebrüll Garados’. Sollte sein Vater doch im Glauben sein zu Siegen! „Greif an, Vater!“, schalt Shinjis Stimme zu ihm herüber. Reiji und Sumomo schauten zu dem blauhaarigen Mann, der wieder rau auflachte. „Garados! Fege Ursaring mit Hyperstrahl weg!“, befahl Nobuo seinem Pokémon, das schließlich den Kopf in den Nacken legte, während sich Energien in seinem Maul zusammenbrauten. „Auch Hyperstrahl, Ursaring!“ Im Maul des Bären bündelten sich ebenfalls Energien, die sich hernach zu einem Strahl verformten. Jene machtvollen Attacken prallten aufeinander, erzeugten bereits zu diesem Zeitpunkt eine Druckwelle, die eine Fensterscheibe des Hauses zerspringen ließ, und schließlich entfernten sich die Energien in einer Explosion voneinander. Dichter, unheilschwangerer Rauch hüllte das Kampfesfeld ein, ließ niemanden eines klaren Blickes darauf werfen, als ob jene dunkle Wolke die Kämpfenden voneinander fern halten wollte. Doch erfolglos… „Windhose!“, durchdrang die Stimme Nobuos den Lärm, der durch die Explosion entstanden war. Felsbrocken waren aus dem Boden gerissen worden, die daraufhin von den gewaltigen Energien pulverisiert wurden. Rauschende Blätter kündigten das bevorstehende Schauspiel an, als ein schwaches Licht, die Stirn Garados’, aufglomm. Ein demütiges Funkeln warnte Shinji vor diesem Ereignis, während eine azurfarbene Aura sich nun um die schlangenartige Gestalt des Wasserdrachens legte. Ein Brüllen dieser Kreatur vermochte sich die Naturgewalt des Windes zu seinem Untertan machen zu wollen. Jener Wind, der ungeduldig zu werden schien, zehrte an den Leibern der Anwesenden, bis dieser sich zu einem tobenden Tornado wandelte, der alles in seiner Umgebung in sein Inneres saugen wollte. Verzweifelt versuchte der Bär dem Sog zu widerstehen, verlor jedoch die Standfestigkeit unter seinen Pranken. „Bleibe diesem lauen Lüftchen standhaft!“, schalt Shinji sein Pokémon. Gepeinigt von den Anstrengungen brüllte Ursaring schmerzhaft auf, gab dem Widerstand gegen die Windhose reumütig nach und wurde nun von der Gewalt des Windes im Zaum gehalten. Als der Wirbelsturm sich nach schleppenden Minuten legte, fiel Ursaing geschwächt auf die Knie, hielt den Oberkörper jedoch würdevoll aufrecht. Shinji gab bloß einen auffälligen Laut von sich, als sein Pokémon vor Garados auf die Knie fiel. „Schwach, Ursaring! Das hättest du besser machen können.“, belehrte der Violetthaarige sein Pokémon, welches ein kurzes Grollen ausstieß. „Nein, Shinji! Nicht dein Pokémon ist schwach, sondern sein Trainer, mein Sohn!“, höhnte sein Vater, der nur ein überhebliches Grinsen übrig hatte. Shinji erwiderte nichts, sondern verfiel bloß seiner inneren Wut, die er zu verbergen versuchte. „Garados! Gebe dem Teddy den Gnadenstoß! Hydropumpe!“ „Dieser Teddy wird dir noch Schwierigkeiten machen!“, gab Shinji aufgebracht zurück. „Fokusstoß!“ Zwischen seinen Pfoten glomm ein leichtes Schimmern auf, der stetig heranwuchs und rasch an Größe und Kraft gewann. Mit einem erzürnten Grollen schleuderte Ursaring jenen Energieball auf den Hochdruck-Wasserstrahl, welcher unerwartet aufgehalten wurde und sich anschließend zu beiden Seiten ergoss, als sich Fokusstoß vorkämpfte. Garados bekam die geschwächte Wucht dieser Attacke zu spüren, nachdem seine Hydropumpe abgelenkt worden war. „Hammerarm!“, kam sofort der nächste Befehl Shinjis. Mit einem Wutschrei stieß sich Ursaring vom Boden ab, die Arme, die folglich aufglühten, in die Höhe gerissen. Nobuo lachte leise auf. Wie naiv musste man glauben diesen Kampf noch gewinnen zu können! „Abwehren, Garados, und anschließend Nassschweif!“ Garados fauchte erregt, dann wickelte sich sein Schweif, der in zartes, bläuliches Licht getaucht wurde, um den Körper des Bären und nun hilflos in der Luft zappelte. Anschließend schleuderte der Wasserdrache seinen Gegner brutal auf den Boden. Ein geräuschvolles ein Knacken war nun zu hören. Hernach erhob Garados’ seinen Schweif und ließ jenen blitzartig auf Ursaring niederschnell. Eine Flutwelle ergoss sich über Ursaring und dies ließ das Pokémon erschöpft zusammenbrechen, nachdem der Bär versuchte sich aufzuraffen. „Ursaring ist nicht mehr fähig weiterzukämpfen. Garados hat gewonnen. Es steht eins zu null für Vater.“, verkündete Reiji. Er sah seinen Bruder bittend an, als ob der Ältere Shinji bat diesen Unsinn zu beenden, aber dieser war nicht bereit dazu! Dieser Kampf hatte gerade erst begonnen! „Schwache Vorstellung, Shinji! Und du wolltest mich besiegen? Ha!“, tönte Nobuo selbstherrlich. Stumm hob Shinji Ursarings Pokéball und rief den Bären, wie immer wortlos, ins Innere der magischen Kugel zurück. „Dir wird das Lachen noch vergehen.“, erwiderte Shinji ruhig. „Elektek!“ Ein Lichtstrahl brachte eine löwenähnliche Kreatur hervor und eröffnete die zweite Runde des Kampfes. „Dieses Mal beginnen wir!“, rief Shinji. „Donnerblitz, Elektek!“ Elektrizität legte sich um den Körper des Pokémons, welches die Arme heranzog. Fauchende Blitze schossen nun hervor und rasten auf den Wasserdrachen zu. „Abwehren mit Hydropumpe, Garados!“ Garados versuchte einen Wasserstrahl auf seinen Gegner zu richten, doch zu spät. Elekteks Stromschlag legte sich in beklemmende Enge um das Pokémon. Die Elektrizität veranlasste Garados ein schmerzverzerrtes Brüllen auszustoßen. Nach sechs schier endlosen Sekunden war jener Spuk vorüber und Garados keuchte schwer. „Wie schmeckt das, Vater?“, rief Shinji dem Mann entgegen, der sein Leben stets bestimmt hatte. „Dein Elektek ist nicht schlecht, aber ist es auch stark genug?“, erwiderte Nobuo ruhig. „Garados! Zeig meinem Sohn deinen Flammenwurf!“ Fauchend richtete sich der Wasserdrache zu seiner vollen Größe auf, während in seinem Maul ein schwaches Glimmen zu sehen war. Hernach reckte Garados seinen Kopf gen Himmel, nur um diesen ruckartig nach vorne zu schleudern. Ein lodernder Flammenstrahl raste auf Elektek zu! „Ausweichen und dann Donnerschlag!“, konterte der Violetthaarige flink. Furchtlos rannte Elektek auf Garados zu, seine rechte Faust an den Körper gewinkelt. Kaum hatten die Füße des Löwen den Grund verlassen, verbrannte auch schon der Flammenwurf jene Stelle und hinterließ schwarze Rußflecken. „Und jetzt greife an!“ Geschickt landete Elektek auf dem schlangenartigen Leib und kletterte blitzschnell hinauf, während der Drache unruhig wurde. Elektrizität umgab seine rechte Faust. Ein präziser Schlag traf Garados am Hals und schien dieses gewaltige Pokémon wegzuschleudern. Behände sprang Elektek ab und erfasste den vertrauten Boden unter den Füßen. Donnernd krachte Garados auf den Boden. „Garados kann nicht mehr weiterkämpfen. Diese Runde geht an Shinji.“, rief Reiji. „Somit steht es eins zu eins.“ „Genug, Vater?“ „Zurück, Garados.“, er blickte auf den Pokéball herab, dann umspielte ein Grinsen seine Lippen und er steckte wortlos diesen fort. „Nein, Shinji. Dieser Kampf hat gerade erst begonnen. Absol!“ Das Tierwesen streckte sich genüsslich, nachdem es den engen Pokéball verließ. Herablassend schaute die Katze zu seinem Gegner herüber. „Lass uns diese Runde eröffnen, Absol!“ Fauchend spannte die Schattenkatze ihre Muskeln unter dem weißen Fell an. „Schlitzer!“ Geschwind stieß sich Absol vom Boden ab und sprang in die Lüfte. Bedrohlich blitzten die Krallen des Pokémons auf. „Ausweichen!“, befahl Shinji schroff. Doch Elektek reagierte zu langsam. Die Klauen rissen die Haut und Fell des Pokémons vom Leib und hinterließen blutige Striemen. „Deine Reaktion war zu langsam!“, schimpfte der Violetthaarige. Elektek blickte seinen Trainer betrübt an. „Jetzt konzentriere dich gefälligst auf den Kampf, Elektek!“ Nobuo lachte. „Ich will euch ja nicht stören, aber sieh nach oben!“ Shinjis Augen folgten den Blicken seines Vaters. Absol raste mit ausgefahrenen Krallen und einem glühendem Schweif auf Elektek zu! „Schutzschild!“ „Verdammt.“, grollte Nobuo. Nichts schien seinen Sohn so einfach aus der Ruhe zu bringen. Elektek streckte die Arme aus. Eine magische, undurchdringliche Barriere erbaute sich einer Mauer gleich um seinen Körper. Und so prallte Absol an dem Schutzschild ab und wurde zurückgeschleudert. „Jetzt schlagen wir zurück! Donnerschlag!“ Abermals winkelte Elektek die Faust an seinem Körper an, während die Kreatur auf die Schattenkatze zu rannte. Ein mächtiger, elektrisierender Schlag traf Absols Wange. Mit einem erzürnten Fauchen kam das weißgefellte Katzenwesen auf ihren Beinen auf. „Bringen wir es zu Ende! Donner!“ Risse im Boden kündigten diese machtvolle Attacke an, während Elektek die Arme an seinen Körper legte. Eine Kugel, bestehend aus Elektrizität, umgab den Löwen. Beständig wuchs diese lebendig wirkende Kugel heran, die sich zusammenzog, um sich beim nächsten Lidschlag in einem ohrenbetäubenden Knall aufzulösen. Dies war gewiss der Sieg! „Sieh hin, Shinji.“, forderte sein Vater auf. Irritiert schaute Shinji auf. Funken sprangen zwischen faustgroßen Energiekugeln umher, die die Energien des Donners bereitwillig absorbierten. Jene umgaben Absols Antlitz und bewahrten die Schattenkatze vor Schaden. „Und jetzt Eisenschweif!“ Mit einem fauchenden Knurren verließ Absol den Boden, vollführte einen Salto um jene Energiekügelchen auf Reisen zu schicken. Elektek konnte sich vor Kraftreserve, die von seinem eigenen Donner gestärkt wurde, nicht schützen. Anschließend fuhr Absols Schweif auf Elektek nieder und schleuderte das hilflose Pokémon gegen einen Baum. Kraftlos sank Elektek nieder. „Elektek kann nicht mehr weiterkämpfen. Es steht eins zu zwei für Vater.“ Shinji unterdrückte den Ärger. Der Sieg war ihm durch seine eigene Unachtsamkeit genommen worden! Schweigend beorderte der Junge sein Pokémon in den Pokéball zurück. Nun hatte er nur noch ein Pokémon zur Verfügung. Auf welches Pokémon konnte er sich vollends verlassen? Doch Shinji war der Ansicht, das seine Pokémon das Vertrauen ihres Trainers nicht verdient hatten. Jedes von ihnen hatte ihn oftmals enttäuscht. Wie sollte er ihnen also so etwas wie Vertrauen schenken?! „Kramshef!“ Das weiße Licht erlosch und gab einen schwarz gefiederten Vogel preis, dessen Schwingen ihn in den Lüften trug. Die Gestalt Kramshef war imposant; weißes Gefieder zierte seine starke Brust und umgab den kräftigen Schnabel. „Aero-Ass, Kramshef!“ Ein müheloser Flügelschlag genügte, dass sich der Vogel flink in die Höhe erheben konnte, nur im selben Augenblick sich auf die Schattenkatze herab zu stürzen. „Mit Klingensturm abwehren!“, konterte Nobuo. Messerscharfe Sichel rasten auf Kramshef zu, welches seinen linken Flügel anlegte und geschickt dieser Attacke auswich. Hernach stieß die Krähe auf Absol herab! Ein schwaches Grinsen zierte Shinjis Lippen. „Himmelsfeger.“, sagte der Violetthaarige arrogant. Abermals erhob sich Kramshef in die Lüfte, verweilte dort einen Augenblick, während eine silberne Aura sich um den Körper der Krähe legte. „Kramshef kann erstmal nicht angreifen. Absol! Donnerblitz!“ Während der schwarze Juwel demütig zu funkeln begann, wurde der Leib der Schattenkatze eines Schleiers gleich in Elektrizität gehüllt. Dieser wuchs rasch heran, verweilte für einen vergänglichen Moment, bevor Blitze hervor schossen. Doch Kramshef stürzte sich mit einem schrillen Vogelschrei auf Absol, wich den Stromschlägen elegant aus, dann erfasste das schwarze Pokémon die Schattenkatze und schleuderte diese gegen einen Baum. Erschöpft sank Absol zu Boden und gab sich dem erholsamen Schlaf hin. „Absol ist nicht mehr fähig weiterzukämpfen. Diese Runde entscheidet Kramshef. Es steht zwei zu zwei.“, äußerte sich Reiji. Triumphierend krächzte Kramshef über den Sieg Absols. „Feiern kannst du später, Kramshef. Noch haben wir nicht gewonnen.“, tadelte Shinji sein Pokémon. Nobuo rief sein Absol in den Pokéball zurück und hob nun den Blick. „Nicht schlecht.“, kam es von Shinjis Vater. „Aber leider wirst du jetzt diesen Kampf verlieren! Los Maschock!“ Dem Pokéball entsprang ein muskulöses Pokémon, welches Züge eines Menschen besaß. Seine Arme, Beine und seine Brust waren mit Muskeln bepackt. Es schien vor Kraft nur zu strotzen. Shinji biss sich auf die Unterlippe. Nun war Kramshef im Nachteil, doch auch das Pokémon seines Vaters war besaß eine Schwäche gegen die Flug-Attacken seines Pokémons. Wie mochte Nobuo sein Pokémon einsetzen? „Kramshef! Nachthieb!“ Kreischend preschte Kramshef auf Maschock herab, während der linke Flügel zu leuchten begann. „Spring! Und dann Karateschlag!“ Maschock spannte seinen Körper an; die kräftigen Beine stießen es vom Boden herab, sodass es Kramshefs Angriff geschickt auswich. Schließlich sauste die flache Hand auf Kramshef nieder und schlug es hart in den Nacken. Der Vogel prallte auf dem Boden auf. „Gut gemacht. Jetzt Wuchtschlag!“ Kaum hatten die Füße Maschocks den Boden herab, rannte das Pokémon mit erhobener Faust seinen Gegner an. „Steh auf und flieg weg!“ Kramshef raffte sich auf, breitete seinen Schwingen aus und flog davon. „Aero-Ass!“ Flink wie ein Staravia jagte Kramshef auf Maschock zu, welches seine Beinmuskeln anspannte um den Stoß abzufangen. „Nochmals Karateschlag!“ Wieder ließ Maschock Kramshef einen kräftigen Schlag spüren und stieß es zurück. „Weitermachen mit Karateschlag!“ Harte Schläge, die nacheinander folgten, musste Kramshef erleiden. Nach jedem Schlag spürte das Pokémon, wie die Kraft seinen Leib verließ. „Und jetzt Kreuzhieb!“ Kramshef taumelte erschöpft, als Maschock die Arme überkreuzte und sich für seine nächste, verhängnisvolle Attacke vorbereitete. „Dunkelnebel!“ Dichten, schwarzen Rauch stieß Kramshef aus, der nun das Kampffeld von unliebsamen Blicken bewahrte. Diesen nutzte die Krähe um in die Luft zu steigen und war so zunächst vor Maschocks physischen Angriffen sicher. „Glaube nicht, dass dein Pokémon sich vor meinen Angriffen schützen kann!“, spottete sein Vater. Dieser ignorierte die Bemerkung Nobuos. „Himmelsfeger, Kramshef!“ Ein schwaches Schimmern durchdrang den Dunkelnebel. Doch diesen Schein bemerkte Maschock zu spät und wurde von der machtvollsten Attacke der Himmelsgeschöpfe zu Boden geworfen. Keuchend erhob sich Maschock wieder und hob den Blick. „Schnell! Wuchtschlag!“ „Ausweichen!“, konterte Shinji. Sein Pokémon wollte soeben in die Luft aufsteigen, als Maschock einen Fausthieb bloß antäuschte. Hernach aber traf der wahre Wuchtschlag das geflügelte Pokémon. Nun standen sich die keuchenden Pokémon gegenüber und sahen sich fest in die Augen. Wer würde den siegreichen Schlag ausführen? „Kramshef! Reiß dich zusammen! Gib ihm den Rest mit Aero-Ass!“ Die Krähe spreizte krächzend die Flügel und erhob sich wieder in die Luft. Der Vogel schien auf den Winden zu schweben, während es an Geschwindigkeit gewann. „Fange Kramshef ab, Maschock!“ Das kräftige Pokémon hob die muskulösen Arme, um die Krähe aufhalten zu können. Doch dieses entschwand plötzlich vor seinen Augen und tauchte nur wenige Zentimeter vor Maschock wieder auf. Ein heftiger Schmerz durchfuhr das Kampf-Pokémon. Es kämpfte gegen die Schwäche an, welche an seinen Kräften zehrte. „Kreuzhieb!“ Mit letzter Kraft griff Maschock Kramshef an und erteilte dem Pokémon zwei heftige Schläge gegen den Kopf, die es gegen einen Baum schleudern ließ. „Steh auf, Kramshef!“, forderte Shinji sein Pokémon auf, nicht darauf achtend, dass es kaum mehr stehen konnte. Kramshef bemühte sich dem Wunsch seines Trainers nachzukommen. Beide Pokémon rafften sich auf, obwohl sie zu erschöpft waren, um zu ihrer Stärke zurück zu finden. Dann geschah etwas Unerwartetes: Kramshefs und Maschocks Beine gaben nach und sie fielen zeitgleich auf den Boden. Dies war das Ende des Kampfes! „Maschock und Kramshef können nicht mehr weiterkämpfen. Es steht drei zu drei, somit ist dieser Kampf unentschieden ausgegangen.“ „Das hättest du besser machen können.“, tadelte Shinji sein Pokémon, während er sein Kramshef in den Pokéball zurück rief. Mit einem kalten, hasserfüllten Blick betrachtete Nobuo das Pokémon zu seinen Füßen. „Scheiss Vieh.“, murmelte der Mann. Er zügelte sich nicht an den Gedanken sein Pokémon zu treten. Die Tat, die daraufhin folgte, war für Nobuo erlösend und stellte Nobuo zufrieden, als er erkannte, dass sein schwächliches Pokémon nicht die Kraft hatte sich zu wehren. „Vater!“, rief Reiji empört. Ungläubig beobachtete der Züchter diese schändliche Tat und konnte nicht zusehen, wie sein eigener Vater sein Pokémon demütigte. Fest packte Reiji Nobuo am Arm. „Hör auf! Maschock kann sich nicht wehren.“ Doch sein Vater riss sich grob los und schubste seinen Ältesten zur Seite. „Erspare mir deine Moralpredigten, du Heiliger.“ Dann wandte sich der Mann wütend an Shinji: „Eine erbärmliche Leistung, mein Sohn. Und deine Pokémon sind genauso armselig wie du es bist.“ Schließlich hob er den Blick und starrte seinen Vater an, der ihn überheblich angrinste. Ein Unentschieden gegen seinen Vater! Wie erniedrigend. Warum hatte er nicht siegen können? Wie sehr er sich wünschte diesem Mann das widerliche Grinsen aus dem Gesicht zu wischen! „Wie willst du Champion Shinous werden, wenn du kein Niveau hast? Willst du zu dem erbärmlichen Abschaum gehören, der seinen Alltag mit Nichtstun bewältigt? Willst du so werden wie Reiji?“ „Du meinst wohl eher solch ein Versager, wie du Vater!“, erwiderte Shinji furchtlos. Dies erzürnte seinen Vater. Sein Sohn sollte nicht den Mut haben ihn einen Versager zu nennen! Mit erhobener Faust ging Nobuo auf seinen Sohn zu. „Bastard! Du kleiner mieser Bastard!“ Shinji blieb ruhig und ließ sich nicht vom Machtgehabe seines Vaters beeindrucken. „Willst du mich jetzt wieder schlagen oder was? Fällt dir besseres ein, als mich zu beleidigen oder zu schlagen?“, antwortete Shinji provokant. „Du bist erbärmlich, Vater.“ Reiji trat zwischen seinen Vater, bevor dieser auf seinen kleinen Bruder losgehen konnte. „Es reicht.“, sagte er mit einem strengen Tonfall. Der Züchter schaute seinen Vater zurechtweisend an. Reiji galt unter den Söhnen als sein Liebling, der, obwohl er gegen Jindai damals verloren hatte, nie grob behandelt wurde. Daher würde Nobuo es nicht wagen ihn zu schlagen. Der Mann riss sich bloß los, warf Shinji einen verächtlichen Blick zu und ging. Der Violetthaarige sah seinem Vater hinterher, wandte sich jedoch ab und schulterte seinen Rucksack, der an einem Baum lehnte. „Shinji, willst du schon gehen?“, wollte der Ältere wissen. Dieser schaute seinen Bruder an. „Es tut mir Leid, Reiji, aber ich kann nicht hier bleiben, solange dieser Mann den Sauerstoff in diesem Raum verpestet.“ Unglücklich verzog Reiji die Lippen, auch wenn ihm bewusst gewesen war, dass die friedliche Stimmung nicht lange andauern sollte. Reiji willigte überzeugt ein. „In Ordnung. Ich akzeptiere deine Entscheidung.“, meinte der Züchter lächelnd. „Ich habe ihm Kühlschrank noch drei fertige Baguetten. Nimm bitte die doch wenigstens mit.“ Dankbar nickte Shinji. „Danke.“, antwortete er knapp. Dann war sein Bruder bereits verschwunden, um den besagten Proviant zu holen. Sumomo trat an Shinji heran, der geduldig auf Reiji wartete. „Tut mir Leid, das es so kommen musste.“, kam es zaghaft von der Rosahaarige, die der junge Trainer mit einem kurzen Blick ansah. „Erspar dir dein Mitleid.“, erwiderte er bloß. In diesem Moment kehrte Reiji zurück und gab seinem Bruder die in Papier eingewickelten Baguetten. „Hier. Frisch heute Morgen gemacht.“ Dankend nahm Shinji seinen Proviant an und verstaute ihn in seinem Rucksack. „Wir sehen uns.“, verabschiedete sich Shinji und wandte sich ab. „Schade, dass er gehen wollte.“, raunte Sumomo ihrem Verlobten zu, während sie dem Violetthaarigen hinterher sah, der rasch das Grundstück seiner Familie rasch hinter sich, beinahe mit einem erleichterten Gefühl nicht mehr in der Nähe seines Vaters sein zu müssen. „Vielleicht besser so.“, sanft schaute Reiji Sumomo an. „Wenn Shinji hier geblieben wäre, würde der Haussegen ziemlich schief hängen.“ Während Shinji zum südlichen Stadttor ging, blieb er nicht stehen. Sein einziger Gedanke galt nur noch so schnell wie möglich die Stadt zu verlassen. Warum war er auf die dumme Idee gekommen, seinen Bruder zu besuchen? Shinji ärgerte sich diesen Entschluss gefasst zu haben. Doch eines wusste der Violetthaarige: fortan würde er sich nicht mehr von seinem Vater beeinflussen lassen! Dieser hatte in seinem Leben schon zu vieles zunichte gemacht. Kapitel 57: Donner und Blitz ---------------------------- Hurra! Hurra! Ein neues Kapitel. XD Wäre eigentlich länger, aber ich hab beschlossen dieses Kapitel zu teilen. Das Nächste wird ein sehr ruhiges Kapitel. ^^ Have Fun. 57. Kapitel Donner und Blitz Der Weg zu Rikas fünften Orden, somit zurück nach Herzhofen, führte das Trio durch das feuchte Moorgebiet der Umgebung von Weideburg. Wabernde Nebelschwaden zogen dicht am Boden umher und hingen unheimvoll über den Mooren der Route 212. Haruka fröstelte es und spähte vorsichtig umher. Sie traute dieser Umgebung keineswegs. Es war seltsam dunkel, als ob die Sonnenstrahlen nicht stark genug waren, um das Blätterdach der Bäume zu durchdringen. „Wie weit ist es noch?“, fragte das Mädchen ungeduldig. Shuu starrte auf die Landkarte und schwieg. Es war ein langer Weg, der sich sicherlich Tage hinziehen würde. „Nach Herzhofen wird es noch ein langer Weg werden.“, sprach Shuu trocken. Rika blickte den Grünhaarigen aufmerksam an. „Wie lange schätzt du?“ Dieser zuckte bloß mit den Schultern. „Zwei oder drei Tage? Keine Ahnung.“ Haruka seufzte. „Wir sollten uns ein Nachtlager suchen.“, meinte das Mädchen. Shuu warf seiner Freundin einen kurzen Blick zu. „Ein warmes Bett wirst du nicht haben.“, er sah Rika an, die vorneweg ging. „Was meinst du?“ Rika blieb stehen und schaute in den Himmel empor. Der Wind zehrte an ihren Kleidern und die Feuchtigkeit verbesserte diese Tatsache nicht. Der Stoff sog die Nässe in sich auf, wurde klamm und sie begannen zu frieren. Ihre Lippen verzogen sich missmutig bei dem Gedanken in der Kälte schlafen zu müssen. Der diesjährige Herbst war zwar besonders mild gewesen, aber die Bäume verloren allmählich ihre Blätter und es würde nicht mehr lange dauern, bis die Kälte einbrechen würde. „Wir sollten das Nachtlager aufschlagen.“, gab die Schwarzhaarige von sich. „Uns bleibt ja nichts anderes übrig.“ Shuu gab Haruka seinen Rucksack. „Ich gehe Holz sammeln.“, sagte er zu den Mädchen. Haruka und Rika erwiderten ein knappes Nicken. „Pass auf die wilden Pokémon auf. Es wird Nacht und einige werden auf Jagd sein.“, warnte Rika den Jungen. Lag ein Feixen auf ihren Lippen? Nachdem Shuu gegangen war, schlugen die zurück gebliebenen Mädchen die Schlafsäcke auf. „Ich glaube Shuu wird sich Ärger einhandeln.“, grinste Rika, als sie sich auf ihren schwarz-roten Schlafsack niedersetzte. Haruka tat es ihr nach. „Wieso?“ Die Schwarzhaarige zuckte mit den Schultern. „Ich habe in der Zeitung mal gelesen, dass eine junge Trainerin, die ihre Reise vor kurzem begonnen hatte, von einem Pokémon auf Route 212 angegriffen wurde und nur knapp davon gekommen war.“ „Shuu hat seine Pokémon dabei und ein Anfänger ist er auch nicht mehr.“, sprach Haruka ihre Zweifel aus. Es vergingen einige Minuten, die die Mädchen mit belanglosen Gesprächen füllten, bis Shuu mit brennbarem Holz zurückkehrte. „Und? Hat dich ein Pokémon angefallen oder warum hast du so lange gebraucht?“, fragte die Schwarzhaarige grinsend. Dabei fiel ihr Blick auf den zerrissenen Ärmel, der nur noch in Fetzen seinem Arm herabhing. Rikas Grinsen wurde breiter, fieser. „Es ist schwieriger als du denkst trockenes Holz zu finden.“, widersprach Shuu und ignorierte ihre Anspielungen. „Ach ja? Und dein Ärmel ist zufällig zerrissen, nicht wahr?“ Dieses Mal war es Haruka, die sich keine spitze Bemerkung verkneifen konnte. All die Indizien sprachen gegen ihn. Oder war es einfach der männliche Stolz keine Schwäche zu zeigen? „Tse.“ Eine rasche Gestik strich eine störende Strähne seinerseits zur Seite und beachtete das Geschwafel der Mädchen nicht weiter. Das gesammelte Holz legte er auf dem Boden und hortete dieses zu einem Haufen zusammen. Drumherum platzierte Shuu Steine, die er in der Nähe fand, um eine sichere Feuerstelle zu schaffen. „Du hast uns noch immer keine Antwort gegeben.“, sagte Rika, während sie den Jungen ernst ansah. „Was ist passiert?“ Nun war jeglicher Sarkasmus in ihrer Stimme verschwunden. Aufrichtige Besorgnis lag in ihrer Stimme, die auch Haruka verspürte. Shuu aber schüttelte bloß abweisend den Kopf. „Nichts.“, erwiderte der Grünhaarige. „Wirklich?“, harkte Haruka nach, aber Shuu bejahte mit einem wortlosen Nicken. Sie seufzte. Nun gaben Rika und sie das Nachfragen auf. Schließlich konnte man niemanden zu einer Antwort zwingen. Eine dunkle Wolke trieb am Himmel und verdunkelte für einen Lidschlag den Mond, der die Sonne vertrieben hatte. Dunkelheit legte sich über die Landschaft. Bloß die Geräusche der Nacht drangen an ihre Ohren. Nach wenigen Sekunden wurde der Mond wieder sichtbar und spendete kühles Licht. Haruka spähte nervös umher. Die Finsternis bereitete ihr Unbehagen, zumal war der Wind eisig kalt. Shuu vollendete den Kreisring um die Feuerstelle und richtete sich hernach auf. „Glutexo, los.“ Der Wald wurde von einem kurzen Lichtschein erhellt, der ebenso jäh wieder erlosch. Genüsslich streckte sich die Echse. „Glut auf das Holz.“ Glutexo neigte den Kopf zu ihm. Was sollte sie tun? Ihre Augen glitten zu dem Holzhaufen, dann aber wandte sie sich wieder ab. Trotzig verschränkte das Pokémon die Arme vor der Brust und blies Rauch aus den Nüstern. „Glutexo!“ Belustigt kräuselte das Pokémon die Lippen. Es war zu schön ihn an der Nase herumzuführen! Haruka und Rika begannen zu grinsen, als sich die Echsendame seinen Befehlen widersetzte. Shuu konnte es nicht fassen! Sein eigenes Pokémon wollte ihn auf den Arm nehmen! Sollte er sich nun gänzlich zum Affen machen? „Glutexo? Würdest du bitte so freundlich sein uns Feuer zu machen?“, fragte er höflich. Er ignorierte das provokante Kichern der Mädchen. Nun legte die Echsendame die Schnauze in Falten, so als würde diese Mimik ein Lächeln darstellen. Geht doch! Eine freundliche Bitte und sie tat, was Shuu ihr befahl. Ein faustgroßer Feuerball formte sich im Rachen Glutexos, der sich zu einem schwachen, glimmenden Feuerstrahl bündelte. Eine Stichflamme entzündete zischend das Holz. Eine Haarsträhne Shuus verglomm in der Hitze jener Flamme. „Glutexo!“, wies er sein Pokémon zurecht, aber dieses blickte ihn unschuldig an. Ihre Augen funkelten reumütig. Shuu starrte das Pokémon bloß kopfschüttelnd an. Die Persönlichkeit Glutexos schien sich zu wandeln. Nichts erinnerte ihn mehr an das verstörte Glumanda, was er einst aufgenommen hatte. „Jetzt haben wir es wenigstens warm.“, sprach Haruka zufrieden und hielt ihre Hände, die dank der Kälte schon beinahe taub waren, ans Feuer heran. Shuu und Rika taten es ihr nach. Sogleich kribbelte wohltuende Wärme in ihren verkühlten Gliedern und vertrieb die eingeschlichene Kälte. Nach einer spärlichen Mahlzeit, die mehr kalt, als warm war, machten sie sich es in ihren Schlafsäcken bequem. So blieb die Kälte der anbrechenden Nacht von ihnen fern. „Wir haben morgen einen langen Weg vor uns. Legen wir uns hin.“, meinte Rika, die zum finsteren Himmel empor blickte. Die Sterne funkelten am Firmament und schienen über das Trio zu wachen. Rika musste unwillkürlich an ihren nächsten Orden denken. Geist-Pokémon… Dieser Kampf würde alles Andere als leicht werden. Was sie wohl erwartete? Es war der Wind, der ihnen am nächsten Morgen zu schaffen machte. Er war am allem schuld, was ihnen Unbehagen bereitete. Das unablässige Heulen und Stürmen begleitete sie den gesamten Tag. Am Mittag nahm der Wind sogar noch zu, anstatt schwächer zu werden. Da es nirgends einen Unterschlupf gab, konnten Shuu, Haruka und Rika nicht rasten, um abzuwarten, bis der Wind abflaute. So aber konnten sie bloß ihre Jacken fester um den Körper zurren um gegen die Kälte, die der Wind mit sich brachte, zu trotzen. „Der Weg wird anstrengender werden als ich dachte.“, sprach Shuu gereizt. „Der Wind durchkreuzt all unsere Pläne.“ Die Mädchen blickten besorgt zu den Wolken empor und verzogen das Gesicht. Unheilvolle, schwarze Gewitterwolken türmten sich vor ihnen auf. „Normalerweise würde ich nicht in einen solchen Sturm hineinlaufen.“, sagte der Koordinator und schaute die Mädchen an. „Aber uns bleibt keine andere Möglichkeit. Nass werden wir sowieso.“ Als sie die Sturmfront erreichten, war es noch ruhig. Nur das Heulen, das sie inzwischen gewöhnt waren, lag in ihren Ohren. Rika schaute auf, sobald sie in den Schatten der eindrucksvollen Gewitterwolken traten. Der Wolkenberg hatte eine bizarre Form, die sich stets zu Wandeln schien. Schließlich senkte sie wieder den Blick. Sodann sah das Trio, wie eine riesige Welle das Gras niederwalzte. Es dauerte einen Moment, bis sie begriffen, dass es gewaltiger Windstoß war. Sie erschauderten und zögerten ihren Weg fortzusetzen, zogen aber ihre Schultern hoch, um gegen den Sturm gewappnet zu sein. Die Wucht des Sturmes traf sie wie ein Hammerschlag, als das Unwetter direkt über ihnen war. Ohrenbetäubendes Heulen gellte in ihren Ohren. Mit langen, dürren Fingern zerrte der Wind an ihren Leibern, doch Haruka, Shuu und Rika hielten stand. Haruka klammerte sich an Shuus rechten Arm. „Alles… Alles in Ordnung?“, schrie dieser zu der Schwarzhaarigen, die ihn fragend anblickte. Der Sturm trug alle Worte hinfort. „Was?“ „Seht!“, Haruka deutete auf einen grauen, dunklen Regenvorhang, der herabprasselnd auf sie nieder strömte. „Was denn noch?“, rief Shuu entnervt und zog seinen Mantel enger um seinen Körper. Der stechende Regen war eiskalt. Nach wenigen Minuten waren sie bis auf die Haut durchnässt und zitterten vor Kälte. Unerwartet durchbohrten Blitze den Himmel, flackerten auf, um im selben Augenblick wieder zu verlöschen. Gewaltige blaue Blitze tanzten am Horizont, gefolgt von Donnerschlägen, die den Erdboden erschütterten. Dieses Schauspiel der Elemente war wunderschön, doch diese Schönheit war lebensgefährlich. Doch plötzlich zuckten Blitze auf, die nach wenigen Augenblicken wieder verloschen, dann aber erhellten weitere die Umgebung. Auf magische Weise zogen diese die Himmelsblitze an und schienen ihre Energien zu absorbieren. Jener Ursprung war ein felsige Erhebung, der rund 20 Meter von ihnen entfernt war. Haruka wich zurück. „Wa-Was war… das?“ Im Licht eines grellen Blitzes tauchte plötzlich ein Schattenriss eines Menschen vor ihnen auf. An ihrer Seite war ein Pokémon, aber ihr Antlitz verblasste sodann wieder. Haruka schrie vor Schreck auf und drängte sich ängstlich an Shuus Körper. Dieser gab einen genervten Laut von sich. „Angsthase.“ „Was macht ihr hier?“, ertönte eine weibliche Stimme, die daraufhin auf das Trio zu schritt. Als die Fremde näher kam, konnten sie das schlanke Mädchen, welches vor ihnen stand, genauer in Augenschein nehmen. Dunkelblondes Haar wallte über ihre Schultern bis zu ihren Brüsten herab und die Farbe ihrer Augen waren blaugrau. „Es ist lebensgefährlich schutzlos in einem solchen Gewitter zu reisen.“, sprach die Unbekannte, während das Trio sie noch immer stumm musterten. „Lux~tra!“, bejahte ihr Pokémonpartner an ihrer Seite. „Wir haben keine andere Möglichkeit.“, entgegnete Rika unverwandt. „Schutz vor dem Sturm haben wir nicht gefunden. Außerdem… Was tust du hier in einem Gewittersturm?“ Das Mädchen grinste schwach. „Arbeiten.“ Shuu, und Haruka sahen sie nun überrascht an. Rikas Haltung dagegen blieb abweisend wie zuvor. „Arbeiten? Bei einem solchen Wetter?“ Die Braunhaarige konnte ihre Neugier nicht im Zaum halten. Ein sanftes Lächeln umspielte die Lippen der Fremden. „Als Hirtin einer Voltilamm-Herde ist es meine Pflicht auf sie aufzupassen. Dieses Gewitter ermöglicht die Energiereserven meiner Elektro-Pokémon wieder aufzufrischen und außerdem fördert es das Wachstum ihrer Wolle.“, erläuterte sie. „Ach ja, mein Name ist Momoko. Tut mir Leid, das ich euch erschreckt habe.“ Ihr Blick glitt zu Haruka, die nur zögernd Shuus Arm freigab. Die Braunhaarige sah zu Rika, die in reservierter Haltung Momoko gegenüber stand. Sie mochte es nicht, wenn Menschen ihr vorschrieben, was sie zutun hatte. „Folgt mir doch. Vielleicht könnt ihr mir ja behilflich sein.“, meinte Momoko und lächelte. Haruka und Shuu willigten mit einem kurzen Nicken ein. „Typisch.“, murmelte Rika leise und warf das nasse Haar zurück in den Nacken. Leichte Tropfen rannen ihrem Gesicht herab, aber dies störte die Trainerin nicht. Gemächlich folgte sie ihren Freunden mit Abstand. Shuu schaute auf das Pokémon neben Momoko, welches ihr nicht von der Seite wich. Blaues Fell bedeckte den Körper, konnte aber nicht die kräftige Gestalt des Pokémons verbergen. Es wirkte imposant und stark. Sie gelangten auf ein felsiges Plateau, das ihnen nur wenig Schutz vor dem Gewitter bot. Der beißende Sturm war an diesem Ort besonders zu spüren. Der Wind zog heftig an ihren Kleidern. „Da sind wir.“ Die Voltilamm fühlten die Anspannung, drängten sich aneinander und warteten ob des nächsten Blitzes. Furchtsam hob Haruka den Kopf zum Himmel empor. Ein gleißender Blitz erhellte den schwarzen Himmel, darauf folgte ein mächtiger Donnerschlag. Unwillkürlich drängte sich das Mädchen an Shuus Seite, der sie kurz ansah und den Arm um sie legte. Es grenzte bereits an Wahnsinn ungeschützt auf diesem Hügel zu stehen, auch wenn das Gewitter sie noch nicht erreicht hatte. Momoko schien jedoch nicht beunruhigt zu sein. Sie blickte bloß abwartend und nachdenklich zum Himmel empor. Ihre Voltilamm wurden unruhig, so wandte sie dann ihre Blicke dem Trio zu. „Es ist soweit.“, kündigte das Mädchen an und schaute Shuu, Haruka und Shuu an. Momoko deutete auf einen hohen Felsen, der ihnen genügend Schutz vor den grellen Blitzen, dem Wind und den Regen bot. „Wir sollten da hinten in Deckung gehen.“ Hernach kauerten sie sich in den Schatten des Felsens, wobei Momokos wachsame Blicke noch immer auf den Himmel und ihren Voltilamm gerichtet war. Irgendetwas war anders am heutigen Tag… Doch da erhellte wieder ein Blitz den dunklen Himmel, verlosch im selben Augenblick, als das Donnergrollen nahezu die Erde beben ließ. Unbewusst drängte sich Haruka an Shuus Körper heran. Noch nie war sie einem Gewitter so nah gewesen. Plötzlich fuhr ein Blitz auf die Voltilamm nieder. Jener Blitz erhellte die trübe Umgebung für einige Sekunden. Die Pokémon jedoch speicherten die Energie in ihrem Körper, während ihre Wolle rasch anwuchs. Lautlos brachen unerwartet einige Voltilamm zusammen; andere sanken bloß erschöpft zu Boden und rangen um Luft. Obwohl ihre Körper mit statischer Energie ausreichend aufgeladen waren, hielt der gewaltige Blitzschlag sie weiterhin gefangen. „Was passiert da?“, wollte Shuu wissen, der dieser Szene ungläubig beiwohnte. Momoko ballte die Faust. Ihr Gefühl bestätigte ihre Vorahnung: dies war kein normales Gewitter! „Keine Ahnung…“, wisperte das Mädchen, unfähig eine Lösung für das Problem zu finden. „Die Voltilamm sind in Gefahr. Solch eine gewaltige Ladung wird sie umbringen.“, sagte Rika ungerührt. Ihre Hand glitt zu ihren Pokébällen herab. „Wir müssen sie schützen.“ Mit diesen Worten hob sie zwei Pokébälle warf das Mädchen in die Höhe. Ein Lichtstrahl ließ die trübe Umgebung erstrahlen, sodann aber formten sich Hundemon und Frizelbliz aus ihnen. Mit einem wortlosen Nicken bejahte Shuu ihren Entschluss. „Luxio und Libelldra! Ihr müsst uns helfen.“ Entschlossenes Fauchen seiner beiden Pokémon begrüßten den Koordinatoren, die ihren Freund niemals im Stich ließen würden. „Ich helfe euch!“, entschied Haruka, die soeben einen Pokéball in die Hand nahm. Jäh erhellte abermals ein Lichtschein die Umgebung. Die Schuppen jenes Pokémons waren hell wie ein Stern am dunklen Himmel. Irritiert ließ sie den Pokéball wieder sinken, denn sie soeben gezückt hatte und sah nun in das lebhafte Gesicht Lugias, welches keck den Blick hob. Ein tiefes Grollen entkam dem Himmelsfirmament, das Lugia veranlasste erschrocken aufzuspringen und sich hinter Haruka zu verbergen. Ihr Leib zitterte. „Lugia! Das hier ist kein Spielplatz!“, wies Haruka ihren Schützling zurecht, auch wenn sie aus ihrem Heim gesprungen war, um zu helfen. „Komm zurück, Süße!“ Verlegen räusperte sich das Mädchen und hob wieder ihren Pokéball. „Gallopa, stage on!“ Ein Wiehern durchdrang das Tosen des Sturmes. Rauch quoll aus den Nüstern des Feuerpferdes, welches wütend die Hufe in den Boden stemmte. Nun schaute Haruka zu Rika, die ihr aufmunternd zu nickte. „Was hast du jetzt vor?“, rief die Braunhaarige ihr entgegen. „Wir müssen die Blitze ablenken. Auf mein Kommando müssen wir die Voltilamm fortschaffen!“, erwiderte die Schwarzhaarige, richtete nun ihre volle Aufmerksamkeit dem nächsten Donnergrollen. Der Blitzschlag folgte rasch. „Hundemon! Flammenwurf und Frizelbliz, Ladungsstoß!“ Mit vereinten Kräften kamen Rikas Pokémon dem Befehl nach; Frizelbliz erzeugte Energie, die sie gegen den Blitzstrahl richtete, und der Feuerstrahl des Schattenhundes unterstützte sie mit Leibeskräften. „Gallopa, Flammenwurf!“ Während das Feuerpferd eine dichte Rauchwolke aus den Nüstern ausstieß und sodann den Kopf hob, um einen Flammenstrahl zu entfesseln, schaute Haruka zu Shuu, der seinen Pokémon ebenfalls Anweisungen gab, die sie ausführten. Libelldras Hyperstrahl und Luxios Ladungsstoß verschmolzen zu einer kraftvollen Konterattacke, die den Blitzstrahl abfingen und zu einer Explosion brachten. „Jetzt!!“, schrie Rika, rannte mit diesem Ausruf los, kniete neben zwei Voltilamms, die bewusstlos waren. „Wir schaffen euch hier weg!“ Schließlich erhob sich das Mädchen wieder, wankte einen kurzen Moment, ob des Gewichts, welches auf ihren Armen lastete und rannte hinter den Felsvorsprung hinter dem Momoko zusammengekauert saß. Dort legte sie die Pokémon nieder. Wütend ballte Rika die Faust. „Verdammt! Wir brauchen jede Hilfe, die wir zur Verfügung haben und was machst du? Du verkriechst dich! Feigling!“ Haruka legte der Schwarzhaarigen die Hand auf die Schulter. „Sei nicht so streng. Momoko steht unter Schock.“, versuchte sie ihre Freundin zu besänftigen. Rika wandte mit einem verächtlichen Laut den Blick ab und widmete sich wieder ihren Pokémon. „Streng euch an! Nur noch ein bisschen!“ Gestärkt durch die Worte seiner Trainerin spie der Schattenhund weiterhin lodernde Flammen auf die herabkommenden Blitze, die durch die Voltilamm magisch angezogen wurden. Frizelblizs Kräfte ließen langsam nach, doch die Elektrohündin wollte keine Schwäche zeigen. Stark sein musste sie! Doch Rika sah ihre Bemühung nicht. Für die Trainerin zählten nur Erfolge. Was geschah, wenn sie schwächelte? „Weitermachen!“, bellte sie schroff, sah zu Shuu und Haruka, die an ihre Seite zurückkehrten, um den Blitzschlägen Einhalt zu gebieten. Wieder gingen die Attacken ihrer Pokémon in Explosionen über, die ihren Trainern genügend Zeit verschafften, um die Voltilamm in Sicherheit zu bringen. Plötzlich fühlte Frizelbliz, wie die Energie sie verließ. Ihr Körper wurde immer schwächer, auch wenn sie sich gegen die Erschöpfung wehrte, die sie zu übermannen drohte. Grob wurde Frizelbliz zur Seite gestoßen und prallte hart auf dem Boden auf. Überrascht hob sie den Blick; Hundemon sah tadelnd auf sie hinab, während sein Körper die Elektrohündin vor den Blitzen schützte. Verlegen wandte Frizelbliz den Blick ab. War sie schon so schwach, dass Hundemon sie beschützen musste?! Verächtlich blickte Rika auf Momoko zurück, die sich nur aus ihrem Versteck traute, flankiert von Luxtra. „Du hast Recht. Ich sollte euch nicht die ganze Arbeit machen lassen.“, sie richtete ihre Augen auf den kräftigen Löwen, dessen Augen aufzuflackern schienen. „Mache dich bereit! Ladevorgang und Ladestrahl!“ Als Luxtra seine Muskeln anspannte, legte sich die statische Energie wie ein Schleier um seinen Körper, während sich in seinem Rachen beständig die Elektrizität sammelte und sich zu einem Strahl verformte. Hernach zuckte ein greller Blitz aus seinem Maul. Kraftvoll und verheerend. Fasziniert von der Stärke jener Attacke konnte Rika den Blick nicht abwenden. Im Arenakampf hatte Frizelbliz sich unbewusst dieser erstaunlichen Attacke bedient! „Frizelbliz!“, rief sie kühl. „Ladestrahl!“ Die Augen Shuus, Harukas und Momokos spürte das Mädchen brennend auf sich. Merkte Rika denn nicht, dass Frizelbliz am Ende ihrer Kräfte war? Ungläubig starrte das geschwächte Pokémon ihre Trainerin an. Beharrlich schüttelte Frizelbliz den Kopf. „Friz~el!“ Taub fühlte sich ihr Leib an, wollte nicht mehr ihrem Willen gehorchen, so sehr sie sich die Elektrohündin auch bemühte. Kühl sah Rika auf Frizelbliz herab. Die Elektrohündin wich von ihr zurück. „Was?“ „Rika! Frizelbliz ist am Ende ihrer Kräfte! Willst du sie umbringen?“, rief Shuu ihr zu. „Was geht dich das an?“, erwiderte das Mädchen wütend, dann schaute sie wieder auf Frizelbliz zurück und hob ihren Pokéball. „Zurück.“ Dieser Befehl war eine Befreiung von einer endlosen Qual. Seufzend gab sie dem Sog nach, der Frizelbliz ins Innere des Pokéballs zog. „Das letzte Voltilamm ist in Sicherheit! Jetzt sollten wir schnell sehen, dass wir hier wegkommen!“, sagte Shuu hastig. Haruka nickte ihm zu und auch Rika folgte ihm in den Schutz des Felsens zurück. Der Koordinator blickte zu seinen Pokémon, die, so tapfer wie sie waren, die Blitzen aufhielten. „Es reicht, ihr Beiden!“ Rika wandte sich zu ihrem Schattenhund. „Genug.“ Fauchend gab der Erddrache Luxio und Hundemon zu verstehen, dass sie sich zurückziehen sollten. Die Luchsin nickte Libelldra dankbar zu, sodann sprang sie zurück während der grüne Drache noch immer den Energiestrahl auf den Blitz richtete, der sich in einer Erschütterung auflöste. Erschöpft kehrten die Pokémon zu ihren Trainern zurück, die ihren Partnern lobende Worte zukommen ließen, bevor sie in ihren Pokébällen sich Ruhe gönnen konnte. „Was machen wir jetzt?“, wollte Haruka wissen. „Warten, bis der Sturm vorbei ist.“, erwiderte Rika, die ihre Finger durch ihre Haare fahren ließ. „Uns bleibt nichts anderes übrig.“ Shuu blickte die Schwarzhaarige starr an. „Schutzlos?“ „Keine Sorge, uns wird nichts passieren!“, meinte Momoko. „Schutzschild, Luxtra!“ Mit einem kurzen Fauchen sprang der König der Katzen auf den Felsen, während sich ein grünlicher Schutzwall um erschöpften die Menschen und die Pokémon legte um jene vor dem gefährlichen Naturschauspiel abzuschirmen. Haruka schaute Luxtra einige Zeit an, dann neigte sie ihren Kopf zu Momoko. „Wird Luxtra denn so lange durchhalten?“ Die Hirtin nickte lächelnd. „Natürlich.“ Shuu schaute besorgt zum Himmel empor. Das Grollen des Donners verklang in der Weite des Himmels, bloß das Leuchten der Blitze erhellte das Firmament. Einzelne Sonnenstrahlen durchdrangen die undurchdringliche Wolkendecke, vertrieben die Finsternis, die der Gewittersturm über die Umgebung gebracht hatte. Die untergehende Sonne verströmte einen leuchtenden Glanz. Buntes Licht warf das Sonnenlicht auf die Wolken und zauberte scharfe Kontraste auf die Landschaft: von einer Seite wurde alles in Licht getaucht, während die andere Seite von einem tiefen Dunkel durchzogen wurde. „Das Schlimmste ist überstanden.“, stellte Momoko fest. Während das Gewitter abzog, erwachten die ersten Voltilamms, die durch das Gewitter bewusstlos geworden waren. Verunsichert starrten die verstörten Pokémon umher. „Die Voltilamm wachen wieder auf!“, stellte Haruka mit einem kurzen Blick fest. Erleichtert seufzte Momoko. „Ich wüsste nicht, was ich ohne eure Hilfe gemacht hätte. Wollt ihr mich auf meine Farm begleiten?“ „Sehr gerne.“, antwortete Haruka und schaute zu Shuu. „Oder nicht? Shuu nickte. „Natürlich. Das Angebot nehmen wir sehr gerne an. „Eine Pause wäre durchaus angenehm.“, meinte Rika. „Meine Arme tun besonders weh.“ „Luxtra, du kannst aufhören. Danke.“, rief Momoko ihrem Pokémon zu. Mit einem Schnurren kehrte Luxtra an Momokos Seite zurück. „Hat jemand zufälligerweise Shampoo mit?“, fragte Rika keck, während sie ihre nassen Haare ausquetschte. „Dann kann ich mir das Duschen vielleicht ersparen.“ Sie warf mit einem süffisanten Grinsen ihre Haare zurück. „Das Auskämmen wird ein Spaß werden!“ „Duschen könnt ihr selbstverständlich auch bei mir.“, bot Momoko dem Trio an. Das wärmende Wasser würde gewiss die Kälte in den Gliedern vertreiben! Kapitel 58: Auszeit ------------------- Ein neues Kapitel! Aber langsam frage ich mich, wie ich das Wörtchen 'kurz' definiere. XD Leider ist dieses Kapitel nur ein Übergangskapitel, weniger spannend, daher klagt nicht, dass es langweilig und keine wirklich Handlung hat. XD 58. Kapitel Auszeit Das Farmgelände befand sich abseits der Route 212 und wurde nur selten von reisenden Trainern aufgesucht. Die Farm war klein, bestand aus dem kleinen Wohnhaus und dem Stall, der an die einzäunte Wiese grenzte. Momokos Bauernhaus war nicht gerade groß, aber für ihre minderen Verhältnisse sehr behaglich - die Möbel des Wohnzimmers waren aus Eibenholz gefertigt, zahlreiche Kerben zierten die Oberfläche und ließen die Möbel abgenutzt erscheinen. Die Küche, in dem auch der Esstisch stand, war durch eine Trennwand vom Wohnzimmer abgesondert. Das Bade- und Schlafzimmer waren separate Räume. Was brauchte man schon mehr, wenn man ein solches Leben führte? Als das Quartett durch die Türe getreten war, ertönte ein drohendes Fauchen, welches Haruka furchtsam zusammen zucken ließ. Hernach umschmeichelte sie unerwartet ein graziler Körper, begleitet von einem dominanten Mauzen. Lieblich funkelten die Augen der geschmeidigen Katzenseele Haruka an, die hochgezogenen Lefzen und die darunter liegenden Eckzähne freilegend, sollten wohl ein höhnisches Grinsen darstellen. Wie schreckhaft diese Menschen doch waren! „Entschuldigt das Verhalten von Snobilikat. Sie hat eine eigenartige Art Fremde zu begrüßen.“, sagte Momoko, während sie die flache Hand auf den Kopf des Pokémons legte. Snobilikat gab ein vertrautes, liebevolles Mauzen von sich, dann begann die Katze selig zu schnurren. „Kein Problem. Ich war nur nicht darauf vorbereitet.“, entgegnete Haruka lächelnd und blickte Snobilikat an. Hochmütig erwiderte die Katze ihren Blick, gar mit einem unheimlichen Schimmern in den Augen. Erregt zuckte die Schwanzspitze, als Snobilikat weiterhin die Fremden betrachtete. Der Körper jener Katze, in einem beigefarbenen Fell gewandet, war makellos und betonte das anmutige Erscheinungsbild. Dennoch sollte sich das menschliche Auge nicht vom Äußeren täuschen lassen. Gewiss war dieses Wesen eine Schönheit, doch waren schöne Dinge nicht auch gefährlich? Die Pfoten, bestückt mit dolchartigen Krallen, und das scharfe Gebiss waren Waffen, die Gegner nicht unterschätzen sollten. Jene Tierwesen war verschrien für ihre Brutalität. Hinter den lieblichen Augen steckte eine heimtückische Kreatur, stets zum Sprung bereit und bloß darauf wartete ihre Gegner zu zerfetzen. „Kommt doch herein.“, bat Momoko, nachdem sie in das Wohnzimmer, welches an den Flur grenzte. Snobilikat wandte den Kopf. Als Licht auf den rubinroten Juwel, welcher auf der Stirn prangte, funkelte dieser wundersam. Gemächlich erhob sich die Katze und folgte in Würde ihrer Trainerin, einen verächtlichen Blick den Fremden zuwerfend. „Hm. Unter einer Begrüßung stelle ich mir etwas Anderes vor.“, meinte Rika, ehe sie den Koordinatoren nachging. Das warme Wasser hatte gänzlich die Kälte vertrieben, die sich eingeschlichen hatte. Das Nass glich einer erfrischenden Wohltat. Rika genoss diese vollends. Die schwarzen Haare klebten an ihrem Körper, während der sanfte Strahl auf ihr Gesicht nieder rieselte. Sie war in Gedanken versunken. Die Ereignisse der letzten Stunden beschäftigten das Mädchen noch immer. Noch mehr aber brannte ihre unüberlegte Tat auf ihrer Seele. Warum hatte sie Frizelbliz einen Befehl erteilt, obwohl sie vollkommen entkräftet war? Wollte Momoko etwas beweisen, einem Mädchen, die sie bloß einige Stunden kannte? Schließlich schüttelt Rika den Kopf. Welch absurder Gedanke! Sie drehte das Wasser ab und trat aus der Dusche. Sie griff nach dem großen Tuch, das auf dem Boden lag, und wickelte es sich um den Körper. Während sie sich im Spiegelbild betrachtete, trocknete sich Rika die Haare, legte das feuchte Handtuch, um sich ihre bereitgelegten Kleidungsstücke anzuziehen; eine zerschlissene alte Jeans und ein schwarzes, langärmeliges Sweatshirt. Erneut griff sie nach dem Handtuch. Doch sie ließ es gleich darauf wieder sinken und stützte sich auf den Beckenrand, den Kopf gesenkt und leise fluchend. Warum hatte sie das getan? Warum hatte sie Frizelbliz etwas befohlen, was ihr Pokémon nicht ausführen konnte? War sie nun eine furchtbare Trainerin, weil sie nicht erkannte, dass es ihrem Pokémon schlecht ging? Mit Gewalt riss sich Rika von diesen Gedanken los und ging ins Nebenzimmer, in die Wohnstube. Dort sah sie Haruka an einem Tisch sitzen, die in ein Buch oder etwas Anderes – genau konnte es Rika nicht erkennen - vertieft war. Sonst war niemand im diesem Raum. „Wo ist Shuu?“, fragte Rika, als die Koordinatorin nicht auf ihr Kommen reagierte. Schweigen. War Haruka, wie Shuu, genauso wütend auf sie? „Er hilft Momoko beim Scheren der Voltilamm.“, sie hob den Kopf und schaute die Freundin fest an. Rika wusste, was nun kommen mochte. „Du kannst froh sein, dass Frizelbliz nichts weiter geschehen ist.“ Haruka deutete auf Frizelbliz, welches sich auf der Couch einen erholsamen Schlaf gönnte, nachdem Momoko mithilfe einer Maschine ihre statische Energie wieder aufgeladen hatte. Rika konnte das Unverständnis Harukas Worten spüren. Sie missbilligte ihr vergangenes Tun, genauso wie ihr Freund es tat. Wortlos trat das Mädchen an die Couch heran und kniete sich vor Frizelbliz, welches die Anwesenheit eines Menschen im Unterbewusstsein spürte und daraufhin erwachte. Irritiert schaute die Elektrohündin ihre Trainerin an. Sie winselte leise. „Es tut mir Leid, Frizelbliz. Ich habe nicht auf deinen Zustand geachtet.“, sagte sie flüsternd. „Tut mir Leid…“ Frizelbliz sah Rika einige Zeit an, dann erhob sich die Elektrohündin und stupste das Mädchen zärtlich an, während sie die Pfoten unterhalb ihres Brustkorbs stemmte. „Frizel~!“ Rika lächelte schwach. Hatte sie das Vertrauen und die Zuneigung, die Frizelbliz ihr gab, überhaupt verdient? Abermals berührte die Nase der Elektrohündin das Gesicht des Mädchens, erst sanft, dann aber zunehmest stürmischer. Der traurige Ausdruck in ihrem Gesicht mochte Frizelbliz nicht. „Nicht so wild, junge Dame.“, flüsterte Rika. „Solltest du dich nicht ausruhen?“ Entschlossen schüttelte die Elektrohündin den Kopf. Ein Bellen gab das Pokémon von sich. Lächelnd legte Rika Frizelbliz die Hand auf den Kopf. „Du solltest dich nicht überanstrengen.“ Haruka sah Rika und ihr Pokémon nachdenklich. Hatte sie das tiefe Vertrauen ihres Pokémons überhaupt verdient? Die Schwarzhaarige stand auf und sah auf das Elektro-Pokémon herab. „Wenn du dich erholt genug fühlst, dann komm mit.“ Dies ließ sich Frizelbliz nicht zweimal sagen; das Pokémon sprang freudig auf und schmiegte sich an ihre Trainerin. Lange Zeit sah Haruka Rika noch nach. Etwas in dem Mädchen sagte ihr, dass sie ihre egoistische Tat bereits bereute. Und obwohl die Trainerin die Vergebung ihres Pokémons nicht verdient hatte, hatte Frizelbliz ihr verziehen. Schließlich versuchte Haruka wieder sich auf die Karte, die sie auf dem Tisch ausgebreitet hatte, zu konzentrieren. Doch es wollte ihr nicht mehr gelingen, sodass sie diese mit einem Seufzer beiseite legte. „Vielen Dank, das du mir beim Schoren geholfen hast.“, bedankte sich Momoko. Sie wischte sich die Stirn mit einem Handtuch trocken und reichte diesen anschließend an den Koordinator weiter. „Sonst brauche ich immer Tage für diese Arbeit.“ Shuu legte das Handtuch über einen Zaunpfahl und lächelte. „Es hat mir Spaß gemacht.“, erwiderte er, während der Koordinator seine grünen Haaren zurecht strich und wenige Reste des Strohs heraus sammelte. „Wie kann ich dir danken?“, fragte das Mädchen. Abwesend fuhren die Blicke des Koordinators auf die Voltilamm-Herde zurück, die von Luxtra zurück in die Stallungen getrieben wurden. „Dein Luxtra… Es ist sehr stark.“, meinte der Junge nachdenklich. Überrascht schien Momoko über dieses Kompliment zu sein, aber sie lächelte bloß. „Danke. Dein Luxio scheint aber auch gut trainiert zu sein.“ Shuu lachte kurz auf. „Nicht annähernd so gut, wie dein Luxtra.“, antwortete der Koordinator. Momoko lachte ebenfalls. „Weißt du, Shuu? Ich war vor einigen Jahren selbst Koordinatorin, kämpfte gegen starke Gegner, so wie du es heute tust. Mal gewann ich, ein anderes Mal erlitt ich eine Niederlage. Solche Erfahrungen prägen Trainer und Pokémon.“ Irritiert sah der Grünhaarige das Mädchen an. „Du warst Koordinatorin?“ Ein bestätigendes Nicken kam als Erwiderung. „Schon lange her.“ Seine grünen Augen wanderten zurück auf Luxtra und ruhten eine Weile auf den kräftigen Löwen, der sich neben seine Trainerin setzte. Die Muskeln zeichneten sich unter seinem glänzenden Fell ab. Ein Kampf gegen dieses Geschöpf würde sein Luxio sicherlich stärker machen! Entschlossen ballte Shuu die Faust und wandte sich hernach an Momoko. „Du fragtest mich, wie du mir danken kannst… Kämpe gegen mich als Dank.“, bestand der Junge. Überrascht schien Momoko nicht zu sein. Nein, viel mehr spürte sie die Entschlossenheit des Koordinators. „Denke nicht, du hättest leichtes Spiel!“, sagte sie. „Es mag zwar einige Jahren bereits zurückliegen, dass ich gegen einen Koordinator gekämpft habe, aber ich sage dir: unterschätze mich nicht!“ Shuu schnippte sich mit einer fließenden Gestik eine Haarsträhne aus dem Gesicht und warf seinen Kopf zurück. „Natürlich.“, formten seine Lippen eine arrogante Erwiderung. Es wäre töricht einen Gegner zu unterschätzen. „Luxtra!“ Die blaufarbene Kreatur trat einen Schritt vor, die imposante Mähne betonte die Kraft des Pokémons. Ein kurzes Fauchen entkam seiner Kehle. Shuu spürte die Blicke seines Pokémons auf sich ruhen. Ein Kopfnicken seines Trainers bestätigte den Verdacht der halbstarken Löwin. „Ich überlasse dir den Vortritt, Shuu!“, rief Momoko. Luxtra spannte mit diesen Worten seinen Körper an. „Bereit, Luxio?“ Funken umhüllten die Löwin. „Lux~io!“ „Luxio! Tackle!“ Luxio nickte. Ihre Pfoten trugen sie in Luxtras Richtung, welches unberührt stehen blieb. „Wehr dich mit Bodycheck!“, entgegnete Momoko rasch. Luxtras Pfoten stießen ihn vom Boden ab. Hernach prallten die Pokémon aufeinander, doch Luxtra war größer und vor allem schwerer. Luxio wurde weggestoßen und fiel unsanft auf den Boden. Shuu ballte die Faust. Eine Niederlage konnte er sich nicht erlauben! Bloß das Beste geben, war dem Koordinator nicht genügend. „Aufstehen, Luxio!“, befahl er schroff. Das Pokémon gehorchte. Schwerfällig erhob sich Luxio, die Beine zitterten unter dem Gewicht ihres Körpers. In jenem Moment trat Rika aus dem Haus. Frizelbliz hielt inne und ihr Kopf wandte sich zum Kampfgeschehen hin. „Was ist los?“ Rikas Blicke folgten ihrem Pokémon, deren Augen Luxio und Luxtra fixierten. Sie hob die Nase in die Luft, vermochte jedoch keinen verräterischen Geruch zu wittern. Aggression lag keineswegs in der Luft. Warum kämpften sie dann? Die Schwarzhaarige entschied nach kurzen Momenten des Zögerns näher zu treten um Momoko und Shuu zur Rede zu stellen. „Warum kämpft ihr?“, riss ihre Stimme die Kämpfenden aus der Konzentration. Besorgnis schwang in ihrer Stimme mit. Verärgert wandte Shuu seinen Kopf auf das Mädchen. Momoko kam ihm jedoch zuvor. „Ein Übungskampf.“, erwiderte sie lächelnd. „Ist das nicht offensichtlich?“, kam es von Shuu. Ein Hauch von seiner eisigen Arroganz spürte das Mädchen in seiner Stimme. Ihre Augen glitten auf Shuu. Unter seinen kühlen und strafenden Blicken zuckte das Mädchen zusammen. Noch immer schien der Koordinator nicht versöhnlich zu sein. Nahm er ihr Verhalten gegenüber Frizelbliz übel? War es nicht die Sache eines Trainers, wie dieser mit seinen Pokémon umging? Schließlich tadelte Rika den Jungen nicht, wenn er seine Pokémon mit strenger Hand führte. Warum war er so verbittert ihr gegenüber? „Übrigens… Möchtest du den Schiedsrichter spielen, Rika?“ Verwirrt schaute Rika Shuu an. Sollten dies nun seine Worte der Versöhnung sein? Zögernd willigte sie mit einem Nicken ein. „Nun gut.“, ihre Augen wanderten auf Frizelbliz. „Pass gut auf, du wirst sicherlich von diesem Kampf viel lernen. Ein kurzes Wuffen entkam der Elektrohündin, die nun folgsam ihren Kopf in die Richtung Luxios und Luxtras wandte. „Weiter geht’s!“, rief Momoko. „Luxtra, Ladestrahl!“ Das blaugefellte Pokémon hob den Kopf. In seinem Maul sammelten sich Funken. Hernach zuckte ein Blitz über das Kampffeld. „Ausweichen!“, bellte Shuu hastig. Luxio sprang zur Seite; Ladestrahl verfehlte bloß knapp das Pokémon, welches ins Stolpern geriet und auf den Boden fiel. Schnell erhob sich die Halbstarke wieder. „Ladungsstoß!“, befahl Momoko. „Abwarten!“, rief Shuu. Abwartend spannte sich der Körper des Pokémons. Zweifel? Diese hatte sie nicht. Luxio vertraute ihrem Trainer, obwohl Luxtra von Elektrizität umflossen wurde und sie nun angriff. Jener Attacke auszuweichen war schier ausweglos. Gewiss würde der Löwe nun einen Treffer landen! „Funkensprung!“, konterte Shuu überraschend. Luxio zog die Lefzen hoch; ihre Fangzähne beschrieben ein verschmitztes Lächeln, ob Luxtras Selbstsicherheit, die nun dahin schmolz, als sie dem Pokémon unerwartet entgegen sprang. Abermals prallten die Pokémon aufeinander und entfesselten ihre statischen Kräfte. Doch dieses Mal schien die Kleinere stärker zu sein. Luxtra knallte unglücklich mit dem Rücken auf den Boden, zu schockiert über Luxios raschen Angriff zuvor. „Nicht aufgeben, Luxtra. Wir können noch gewinnen!“, munterte Momoko ihr Pokémon auf. Luxtra erhob sich wieder. Durch die Worte seiner Trainerin schien jenes Pokémon neuen Mut gefasst zu haben. „Ach ja? Luxio, Ruckzuckhieb!“ Entschlossen landete die Löwin auf den Boden und sprintete auf Luxtra zu. Das Pokémon wurde mit vollem Körpereinsatz gerammt und konnte bloß mühsam den Stoß abfangen. Warnend knurrte der Löwe Luxio an. Dieses ließ sich keineswegs einschüchtern. Ihr Fell sträubte sich, betonte die schmächtige Gestalt der Halbstarken. Sich so einfach besiegen lassen, würde es sich nicht! Schon lange nicht von einem Luxtra! „Wir sind wieder im Spiel!“, rief Momoko erfreut. „Eisenschweif!“ Luxtras Schweif wurde von einem metallischen Glanz überzogen, als es in die Höhe sprang und auf Luxio herab fuhr. Shuu warf den Kopf in den Nacken und strich sich mit einer fahrigen Bewegung durch das Haar. „Eisenschweif!“, war sein einziger Befehl an sein Pokémon. Die Pfoten Luxios stießen das Pokémon vom Boden ab. Ihr Schweif wurde von einem grellen Schimmer umhüllt, welches jenen zu der Härte von Eisen verhalf. Abermals gerieten Luxtra und Luxio aneinander. Ein metallisches Klirren ertönte, als Stahl auf Stahl traf. Die Funken stoben zu allen Seiten hinweg. Hernach trennten sich die Pokémon wieder voneinander. Elegant fanden sie sich auf dem Boden wieder. Ein schweres Keuchen erfüllte die Luft, so als ob das Ende des Kampfes in greifbarer Nähe wäre. „Luxtra ist erschöpft, Luxio. Greife es mit deinem Funkensprung an!“, befahl Shuu, nicht sehend, dass ein verschmitztes Lächeln auf Momokos Lippen lag. Luxios Tatzen hinterließen Spuren, während jene die Löwin geschwind zu ihrem Gegner trugen, der dem Angriff hilflos gegenüber stand. Doch Luxtra verspürte keine Furcht. „Schutzschild.“ Ein ruhig gesprochenes Wort. Die Bindung zwischen Trainer und Pokémon beruhte auf ein tiefgründiges Vertrauen. Niemand vermochte es zu zerstören. Gleichsam einer undurchdringlichen Wand hüllte die silberne Barriere den ausgewachsenen Löwen ein. Und so prallte Luxio ab und wurde hernach zurückgeschleudert. Mit zitternden Beinen erhob sich die Löwin wieder. „Und jetzt Ladungsstoß!“ Elektrizität umschmeichelte den grazilen Katzenkörper und so hastete der Löwe auf seine Gegnerin zu. Shuus Nerven spannten sich, ob des kommenden Finales des Kampfes. Niemals dürfte er zu diesem Zeitpunkt unüberlegte Taten sprechen lassen. In der Ruhe lag die Kraft, lautete das Sprichwort. Und so atmete er tief ein um seine angespannten Glieder zu lockern, versuchte jegliches Gefühl der Ruhe auf Luxio zu leiten. „Funkensprung!“ Strom stieß auf Strom, rangen um die Herrschaft, die niemand erringen sollte. „Biss!“ Die halbstarke Löwin gab ihre prachtvollen Fangzähne preis, die sie hernach in Luxtras Schulter versenkte. Ein Schrei, so schmerzverzerrt und nervenaufreibend, legte sich in die Luft, ging über in ein jammervolles Jaulen. Beinahe hatte der Koordinator mit jenem Pokémon Mitleid empfunden. Welch schreckliche Qualen musste das Mädchen nun erleiden im Angesicht des Schreis? „Ablassen!“, rief Shuu, als er die Antwort auf Momokos schockiertem Gesicht fand. Sodann ließ Luxio von ihrem Rivalen ab. Jener erhob sich als der pochende Schmerz in seiner Schulter nachließ. Erleichtert stellte Shuu fest, dass sich Momokos Gesichtszüge wieder entspannten. Zweifel, ob er zu hart war, befielen ihn, jedoch zerstreute die Hirtin rasch seine Bedenken. „Jetzt zahlen wir es euch heim! Ladevorgang!“ Jede Muskelfaser in Luxtras Körper spannte sich. Schwache Blitze zuckten um die geschmeidige Katzengestalt. Jener Vorgang dauerte bloß wenige Augenblicke. „Ladestrahl!“ Shuu verstand ihr Vorhaben bloß durch aufmerksames Beobachten. „Ausweichen!“, entkam den nächsten Befehlen seiner Kehle. Ein Funkenschwarm sammelte sich um Luxtra, bündelte sich zu einem verheerenden Blitzstrahl, der so rasch geladen war wie noch nie. Dichter Rauch hüllte das Kampfesfeld nun ein. Jeder Muskel in Shuus Körper war angespannt. Sicher war Luxio dem Angriff ausgewichen! Folglich lichtete sich der Staub. Jeder Hoffnungsfunke entglitt dem Koordinator. Luxio war am Boden! „Luxio ist nicht mehr in der Lage weiterzukämpfen! Somit gewinnt Momoko und ihr Luxtra!“ Rikas Blicke bedachten Shuu für wenige Lidschläge, der sich neben seinem Pokémon kniete und empfand gar ein Hauch von Mitleid. Momoko trat an Shuu heran, der sich soeben aufrichtete. „Ihr habt gut gekämpft.“, lobte sie ihn. Shuu war enttäuscht über diese Niederlage, obwohl Luxio keineswegs schlecht gekämpft hatte und doch… Und doch betrübt darüber. „Danke.“, erwiderte der Koordinator freundlich. Rika entschied sich im Hintergrund zu halten. Immerhin wollte sie keineswegs Shuu weiter gegen sich aufbringen. „Rika, geht es Frizelbliz wieder besser?“, fragte Momoko sie unerwartet. Die Angesprochene sah das Mädchen einen kurzen Moment schweigend an. Sie spürte Shuus Blicke auf sich und konnte jene nicht deuten, ob diese sie noch immer kühl und herablassend musterten. Sie fühlte sich doch selbst schlecht bei dem Gedanken! „Frizelbliz geht es besser, ja.“, antwortete die Schwarzhaarige, ohne einen weiteren absurden Gedanken an Shuus Verhalten zu vergeuden. Momoko lächelte erfreut. „Zum Glück.“, meinte sie, blickte sich dann suchend um. „Wo ist Haruka?“ Rika deutete auf das Haus. „Sie ist im Haus. Wir sollten mal zurückgehen und besprechen, wann wir wieder aufbrechen…“ Während Shuu nur zustimmend nickte, schwieg Momoko und schien nachzudenken, folgte jedoch Rika und Shuu zurück ins Haus. Als Rika, Shuu und Momoko durch die Tür kamen, neigte Haruka ihnen den Kopf zu. „Wo wart ihr so lange?“, wollte sie wissen. Ihr Blick fiel auf Luxio und Luxtra, die sehr erschöpft wirkten. „Ist etwas passiert?“ Ihre Stimme klang unerwartet besorgt ob des Anblicks. Shuu hob bloß beschwichtigend die Hände. „Alles gut.“, er trat zu ihr und legte zärtlich seine Lippen auf ihren Mund. Der sorgenvolle Ausdruck Harukas blieb, trotz des beruhigenden Kusses. „Momoko und ich haben nur gekämpft. Nichts weiter.“, lächelte der Koordinator besänftigend. Rika, die die Arme vor der Brust verschränkt hatte, warf ihr feuchtes Haar zurück. „Wir sollten langsam wieder aufbrechen. Sonst wird es zu spät.“, meinte sie und betrachtete ihre Gefährten gewissenhaft. Haruka und Shuu schwiegen, nicht wissend, ob dieser Einwand der Richtige war, um das Thema zu wechseln. Schließlich aber nickten die Koordinatoren. So erhob sich die Braunhaarige, beugte sich hastig hinab um ihre Hüfttasche und ihren Beutel aufzuheben. Rasch verstaute sie den Reiseführer und die Karte, die noch immer ausgebreitet auf dem Tisch lag. Verwirrt starrte die Gastgeberin das Trio an. „Warum die plötzliche Eile?“, wollte Momoko wissen. „Es wird bald dunkel. Gerne könnt ihr hier übernachten.“ Haruka, Shuu und Rika hielten inne. Ihre Blicke trafen aufeinander, unwissend, was sie nun antworten sollten. Doch es war Shuu, der das Wort ergriff: „Wir wollen dir keine weiteren Umstände machen, daher-“ Mit einer ausholenden Gestik brachte Momoko den Koordinator zum Schweigen. „Ach was! Ihr seid mein Gast für diese Nacht. Also macht es euch hier bequem. Ich freue mich über Gesellschaft.“ Auf Rikas Lippen schlich sich ein leichtes Lächeln. „Vielen Dank. Aber…“, sie schaute Haruka und Shuu an. „…wir können dieses Angebot nicht annehmen. „Oh doch. Ihr habt soviel für mich getan. Nehmt dieses Angebot als Dank an.“, antwortete Momoko rasch. Shuu und Haruka sahen sich verunsichert an, dann nickten sie gleichsam. „In Ordnung.“, formten Shuus Lippen. „Aber nur mit einer Bedingung!“ „Und die wäre?“, fragte die Gastgeberin irritiert. „Haruka und ich übernehmen das Kochen.“, sagte der Koordinator. Rika verdrehte die Augen. „Das kann ja heiter werden.“, grummelte sie. „Wie sagt man so schön? Bei versalzendem Essen war der Koch verliebt. Oder die Köche in unserem Fall.“ Ein verschmitztes Grinsen umspielte die Lippen der Schwarzhaarigen, während sie dem Pärchen einen herausfordernden Blick zuwarf. „Bitte konzentriert euch auf’s Kochen, nicht aufeinander, ja?“ Haruka erwiderte den Blick der Freundin finster und hob die Hand, in der sie noch immer die Hüfttasche hielt. „Übernehme du doch das Kochen!“ „Wenn ihr verkokeltes Zeug haben wollt, gerne.“ Momoko zeigte dem Pärchen die Küche, erklärte ihnen in welchen Schränken sich die wichtigsten Utensilien befanden und war sichtlich froh an diesem Abend nicht kochen zu müssen. Stattdessen überließ sie Haruka und Shuu ihre Küche, die sich wahrlich auf diese Aufgabe freuten, was Rika, am Türrahmen gelehnt, mit besorgter Miene verfolgte. Lugias Kopf lugte ebenfalls hervor. „Was machen wir?“, wollte Shuu von seiner Freundin wissen, die ihn nachdenklich ansah. „Einen Nudelauflauf nach einem Rezept meiner Mutter.“ Sorgenvoll verzog sich die Stirn des Koordinators. „Ach ja?“ Jenen zweifelnden Gesichtsausdruck ignorierte Haruka. „Setzt du das Wasser auf für die Nudeln? Hinterher kannst du dann Schinken zerschneiden.“ Sie deutete auf eine Packung. „In Streifen schneiden und dann würfeln.“ Shuu nickte und kam ihrer Aufforderung wortlos nach. Er nahm den größten Topf, den er finden konnte, füllte warmes Wasser hinein und schließlich auf die Herdplatte stellte. Während Shuu Salz ins Wasser tat und sich seiner anschließenden Aufgabe widmete, suchte Haruka nach einer Schüssel. Der Grünhaarige sah auf und legte das Messer beiseite. „Was suchst du? Eine Schüssel?“, fragte Shuu, der Haruka grinsend ansah. „Steht da.“ Er schob ihr die Schüssel zu ihr. Haruka blickte auf. „Oh. Hoppla. Danke!“ Lächelnd sah der Koordinator sie an. Ein lebendiges Quieken forderte Shuus vollkommene Aufmerksamkeit. Sanft schmiegte sich ein Kopf an seinen Oberschenkel, erst forsch, dann zunehmest verlangend. „Ich hab jetzt keine Zeit mit dir zu spielen, Lugia!“ Empört jaulte das verspielte Wesen auf, schubste dabei ihren Kopf energisch gegen seinen Ellenbogen, wodurch das Brett verschoben wurde und Shuu beinahe das Messer aus der Hand fiel. Daraufhin segelte ein Schinkenstreifen zu Boden, den Lugia mit einer raschen Bewegung ihres Kopfes auffing. Gierig schlang das Pokémon das Stückchen herunter. Shuu fluchte, als er den Verlust bemerkte und sah zu Lugia herab. Die Lefzen leicht hochgezogen, wirkte es, als würde das junge Wesen über ihre Tat amüsiert grinsen. „Lugia! Jetzt ist Schluss!“, schimpfte Shuu scharf, entspannte sich jedoch sogleich. Der Jungdrachin konnte man einfach nicht böse sein! Ihr flehender Blick ließ selbst das Herz des Koordinators dahin schmelzen. Welch süße Augen! Doch für jenen Gedanken strafte sich Shuu sogleich. Dieser Blick würde ihn nicht erweichen! Schroff schob Shuu Harukas Schützling zur Seite, welches mit einem wütenden Quieken zur Seite sprang und ihn entrüstet ansah. „Was hat sie angestellt?“, wollte die Braunhaarige wissen. „Schinken geklaut.“, murmelte Shuu verärgert. „Du solltest Lugia besser erziehen.“ „Warum ich? Du bist ihr Papa!“, entgegnete Haruka. Als der Grünhaarige selbst diesen protestierenden Ausruf ihrerseits keine weitere Beachtung schenkte, neigte Lugia den Hals zur Seite, den nächsten Unsinn bereits wieder im Kopf. Vielleicht sollte sie mal bei Haruka ihr Glück versuchen? Vielleicht gab es ja dort etwas Schmackhaftes…? Sachte zupfte das Drachenweibchen an ihrer Kleidung und quiekte leise. Haruka wandte sich dem jungen Pokémon lächelnd zu. „Bei mir gibt es nichts zu holen.“, sprach Haruka sanft. „Und vor allem sollst du nichts vom Tisch klauen, Lugia!“ Beleidigt wandte sich das Pokémon ab, entfernte sich einige Meter von Haruka und Shuu, die durch ihre Anwesenheit angespannt waren. Lugia schnaubte entrüstet ob der Vorhaltung Harukas. Sie und klauen! Shuu war doch für seine Unachtsamkeit selbst verantwortlich. Warum hätte sie diese Chance verstreichen lassen sollen?! „Hast du die Uhr für die Nudeln überhaupt gestellt?“, Haruka sah Shuu an, der die restlichen Schinkenwürfel auf einen Teller lud. „Nein, aber die müssten jetzt fertig sein.“, entgegnete Shuu und stellte den Teller in den Kühlschrank, wohl wissend, dass dort Lugia nichts stibitzen konnte. „Die Soße hab ich fertig. Willst du mal probieren?“, fragte Haruka und rührte mit einem Löffel in der Schüssel. „Gerne. Ich gieße eben nur die Nudeln ab.“ Als das heiße Wasser auf die kalte Spüle traf, stieg zischend Dampf auf. Shuu verzog das Gesicht und pustete, während er das Sieb hin- und her schwenkte, damit das Wasser abtropfen konnte. Haruka tauchte den Löffel in die Soße, ließ diesen kurz abtropfen und trat zu Shuu. „Mach deinen Mund auf.“, forderte sie ihn auf. Kritisch schmeckte Shuu ab. „Könnte noch etwas mehr Salz ran.“ „Noch mehr?“ „Wenn’s im Ofen ist, dann verschwindet der Salzgeschmack oft.“, erläuterte Shuu. „Wenn du meinst.“ Haruka stellte die Schüssel auf dem Tisch, wandte sich ab um den Salzstreuer zu holen. Lugia, die nach Harukas Standpauke sich zurückhaltend verhalten hatte, hob den Kopf und schnüffelte. Der leicht salzige Duft lag dem Pokémon auf der Zunge. Köstlich! Mit einem freudigen Quietschen – eigentlich sollte dies ein Quieken sein, kam aber durch den überschwänglichen Tatendrang abhanden – sprang das Drachenweibchen auf und stieß sich vom Boden ab, segelte einen Augenblick hilflos durch die Luft, bevor sie über den Tisch schlitterte und die Schüssel mit sich zu Boden riss. Haruka, die durch den Lärm alarmiert umher wirbelte, stieß einen erstickten Schrei aus. Die Flüssigkeit ergoss sich über den gesamten Fliesenboden und bekleckerte Lugia von Kopf bis Fuß, welches sein Schuppen mit der rauen Zunge leckte. „Lugia! Jetzt reicht’s!“, war es nun Haruka, die ihre Stimme erhob. „Raus hier! Raus!“ Wütend zog das Drachenweibchen die Lefzen hoch und stieß ein warnendes Grollen aus, widmete sich dann aber wieder der Pflege ihrer Schuppen. „Werd’ nicht frech!“, drohte die Koordinatorin, aber Lugia ignorierte ihre Ziehmutter. „Heh! Wage es nicht mich zu ignorieren!“ Selbst Momoko und Rika kamen herbei, durch das Gepolter in der Küche aufmerksam gemacht. Sie ließen ihre Augen umher gleiten, sahen, dass Lugia auf dem Boden saß, die Flügel von sich gestreckt und die Soße aufleckend. Die Schwarzhaarige blickte Haruka an, die weiterhin mit Lugia schimpfte, gab dies jedoch auf, als sie auf taube Ohren stieß. „Ist was passiert?“, wollte das Mädchen vorsichtig wissen. Haruka seufzte. „Lugia hat den Tisch abgeräumt.“, erwiderte sie knapp. „Ich werd’ dann mal einen Eimer holen.“ „In der Abstellkammer im Eingangsflur!“, rief Momoko ihr hinterher. Sie lächelte leicht. „Danke.“ „Ich mach dann mal die Soße.“, entschied Shuu. „Und Rika?“ „Hm?“ „Kannst du dich um Lugia kümmern?“, fragte Shuu hoffnungsvoll. „Sonst wird das Essen länger dauern, wenn unsere Chaotin mitmischt.“ Immerhin hatte die Drachin bereits genügend Schaden angerichtet. Und jene schien noch nicht Mal ihrer Schuld bewusst zu sein! „Natürlich.“, sie wandte sich dem Pokémon zu, die zu ihr aufblickte. „Kommst mit, Lugia? Ich mach dich sauber, dann spielen wir zusammen, ja?“ Wieder entkam ein freudiger Laut aus Lugias Kehle und verschwand schließlich mit Rika, die nun zu ihrem Spielopfer wurde. Shuu schaffte es immer wieder seine Freundin zu erstaunen. Sie hätte sich niemals vorstellen können, dass ihr Freund kochen konnte. Wie wenig man über den Anderen doch wusste! „Woher kannst du eigentlich kochen, Shuu?“, fragte sie ihn unerwartet, nachdem der Koordinator den Auflauf aus dem Ofen holte, diesen auf den Tisch stellte und die Topflappen beiseite legte. „Ich habe es gelernt, wie jeder Andere auch.“, erwiderte Shuu trocken und blickte sie an. „Ich bin trotzdem… überrascht.“, meinte Haruka und lächelte. „Du schaffst es immer wieder mich zu faszinieren, Shuu.“ Dieser strich sich eine Strähne aus dem Gesicht, während ein süffisantes Grinsen auf seinen Lippen lag. „Ich bin eben eine Wundertüte, Süße.“ „Dafür liebe ich dich ja auch.“, sagte Haruka mit gedämpfter Stimme. „Euch ist wohl bewusst, dass das Essen kalt wird, wenn ihr euch weiterhin so verliebt anstarrt?“, riss die Stimme Rikas die Koordinatoren aus ihren Träumereien. Irritiert sah Haruka die Schwarzhaarige an. Sogleich trat die Schamesröte dem Mädchen ins Gesicht, als sie das breite Grinsen ihrer Freundin bemerkte. „Mhm~. Das duftet ja köstlich!“, meinte Momoko, die einen Stuhl zurück schob und sich niedersetzte. Sie beugte ihren Oberkörper über den Teller um einen Blick auf den Auflauf werfen zu können. „Und lecker sieht es auch noch aus! Lasst uns endlich Essen.“ „Hoffentlich schmeckt’s auch noch gut.“, kommentierte Rika Momokos Aussage. Sie sah zu Haruka und Shuu, die sich, bevor sie sich setzten, einen flüchtigen Kuss gaben. Wohl wissend, dass Rikas Lippen sich nun zu einem kurzen Grinsen verformten. „Guten Appetit!“, wünschte Momoko, die sich wahrlich über den Auflauf her gemacht hatte. „Ebenso.“, sagte Haruka gleichsam, blickte hernach zu Rika, die bereits skeptisch einen Bissen nahm. „Mhm~. Tatsächlich lecker. Hätte nicht gedacht, dass ihr euch sogar auf’s Kochen konzentriert, anstatt aufeinander.“ Ein böser Blick des Grünhaarigen traf Rika und sie verzog amüsiert die Lippen. „Hey, bleib’ mal locker. Verstehst du keinen Spaß?“ Es war Haruka, die leise zu Kichern begann. Rika, die versuchte Shuu ernst anzuschauen, stimmte in das Lachen ihrer Freundin ein. Nachdem Rika und Momoko den Abwasch erledigt hatten, da Haruka und Shuu bereits gekocht hatten, ließen die vier Jugendlichen den Abend in vollkommener Ruhe ausklingen. Der Tag war anstrengend und nervenaufreibend genug gewesen. Warum durften sie nicht also nicht Mal einen Abend in völliger Entspannung verbringen? Zudem war Momoko eine herzliche und freundliche Person, die sich über ihre Gesellschaft sehr freute. Haruka neigte den Kopf der neuen Freundin zu. „Shuu erzählte mir, dass du vor einigen Jahren Koordinatorin warst.“, merkte sie an, abwartend welche Antwort Momoko gab. Ohne zu zögern, nickte diese. „Zwei Jahre ist es her, seitdem ich aufgehört habe.“, erwiderte diese. Es schien als betrübten sie die Erinnerungen, die wohl jeder an vergangene Tage besaß. „Warum hast du aufgehört?“, fragte Rika, die die Hirtin interessiert ansah. Sicherlich hegte Momoko Träume. Doch niemals konnte sich die Schwarzhaarige vorstellen ihre Ziele aufzugeben. All die Mühen wären umsonst gewesen. Momoko zögerte, ertappte sich selbst einen kurzen Moment, in dem sie sich fragte, warum sie das Koordinatorendasein aufgegeben hatte. Schließlich aber begann sie zu erzählen: „Es war der letzte Wettbewerb vor dem großen Festival. Ich musste einfach diesen Wettbewerb gewinnen. Doch ich war so geblendet, dass ich bloß an mich gedacht habe…“, sie senkte den Kopf, sprach mit gedämpfter Stimme weiter. Eine halbe Minute! Sie durfte nicht verlieren! Eine Niederlage war nicht zu akzeptieren. Das letzte Band! Dann befand sich ihr Ziel, das große Festival, in greifbarer Nähe! Doch Momoko war geblendet, vergiftet von den Gedanken des Sieges. Bloß das höhnische Lachen ihres Kontrahenten, ihres verhassten Rivalen, klang in ihren Ohren. Sie ballte die Faust. Dieses widerliche Grinsen wischte sie ihm schon auf dem Gesicht! „Snobilikat! Schlitzer!“ Ein erschöpftes Keuchen entkam jenem anmutigen Geschöpf, welcher sich kaum mehr auf den Pfoten halten konnte. Geschwind stieß sich die Katze vom Boden ab. Bedrohlich fuhren die Krallen auf den Gegner herab. „Ausweichen.“, befahl Kaito gelassen, wissend, dass ihm der Sieg gehörte. Rasaff, ein muskulöses Pokémon in einem sandfarbenen Fell gewandet, vollführte einen raschen Ausfallschritt und entging dem Krallenhieb Snobilikats. „Und jetzt beenden wir. Nahkampf!“ Kaitos Pokémon grunzte und verzog sein Gesicht zu einer hässlichen Fratze, während seine geballten Fäuste auf Snobilikat herab fuhren und jenes traktierten. Hernach beugte Rasaff das rechte Bein. Ein gezielter Tritt unter die Kehle gab der Katze den Gnadenstoß. Ein Schmerzensschrei besiegelte die Niederlage und Momokos Band rückte in weite Ferne. Jener Schrei würde die Koordinatorin wohl niemals vergessen…! Verzweifelt schloss das Mädchen die Auge, wollte die Erinnerungen an diesen Tag endgültig vergessen, aber sie konnte nicht! Der Schmach dieser Niederlage war unvergesslich. Doch vor allem: was hatte sie bloß ihrem Pokémon angetan? Plötzlich spürte Momoko, wie ein schlanker Körper sich an sie schmiegte, begleitet von einem beruhigenden Schnurren. Snobilikats funkelnde Katzenaugen sahen sie eindringlich an. „Ich kenne dieses Gefühl.“, sprach Haruka mit einem tröstlichen Lächeln auf den Lippen. „Niederlagen sind schmerzvoll, jedoch habe ich gelernt, dass man sich nicht entmutigen lassen sollte.“ Sie fühlte sich an die Niederlage gegen Saori zurück erinnert. Damals hatte sie jeden Antrieb verloren ihre Karriere als Koordinatorin fortzuführen. Shuu blickte seine Freundin an und nickte ihr zustimmend zu. Haruka war reifer geworden, erwachsener. Sie war an allen Erfahrungen, die sie gesammelt hatte, gewachsen. „Haruka hat Recht. Deine Pokémon unterstützen dich zu jederzeit und jede Herausforderung, sei es ein Sieg oder eine Niederlage, ist kostbar.“ Abwesend blickte Momoko ihr Pokémon an, vollkommen in Gedanken versunken, während sie Snobilikat über den Kopf streichelte. „Es ist spät. Ich geh ins Bett.“, meinte Rika, die aufmerksam zugehört hatte und dem Gesagten bloß beipflichten konnte. Rasch verdrängte Momoko ihre Gedanken und wenige Momente später, lächelte sie bereits. „Schlaft doch etwas aus. Ihr seht müde aus.“, bat sie sorgenvoll. „Aber wir können uns doch unmöglich hier einquartieren!“, entgegnete Haruka zweifelnd. Unsicher warf sie Shuu einen hilfesuchenden Blick zu. Dieser sah seine Freundin bloß an und schwieg. Momoko lächelte freundlich. „Doch, könnt ihr!“, bestand die Hirtin vehement auf ihr Angebot. Rikas Lippen formten ein dankbares Lächeln. „Danke.“ Sie war von den Ereignissen des letzten Tages wirklich erschöpft! Noch lange Zeit lag Haruka wach, spähte durch den finsteren Raum und war zu aufgewühlt um in den Schlaf zu finden. Beunruhigt dachte das Mädchen über die Begebenheiten des vergangenen Tages nach. Dieses Unwetter… Es war kein normales Gewitter gewesen, wie sie zu dieser Zeit wohl üblich waren. Wärmegewitter, die entstanden, wenn die spärliche Wärme des vergangenen Sommers auf die Herbstkühle traf. Doch sie versuchte jene Gedanken von sich zu schieben, indem sie abermals die Augen schloss und auf den erlösenden Schlaf wartete. Ohne Erfolg. Seufzend setzte sie sich auf und spähte auf Shuu herab. „Shuu?“, flüsterte die Koordinatorin. Keine Regung. „Shuu?! Bist du wach?“, wiederholte das Mädchen abermals, einwenig lauter als zuvor. Als wieder keine Regung neben ihr war, wollte Haruka beinahe schon die wage Hoffnung aufgeben, dann aber raschelte es. „Nhh… Jetzt schon.“, er gähnte und richtete sich auf. „Warum schläfst du noch nicht? Und warum weckst du mich überhaupt?“ „Ich kann nicht schlafen.“, wisperte Haruka, blickte Shuu an, der schließlich schwach lächelte. „Komm her.“, sagte der Koordinator und zog Haruka in eine feste Umarmung, die nun ihren Kopf auf seine Brust legte. „Und warum kannst du nicht schlafen?“, wollte er wissen. Haruka zog nachdenklich Kreise auf seinem Bauch. „Erinnerst du dich an dem Tag, an dem wir nach Shinou übergesetzt hatten und in den Sturm gerieten?“ Überrascht sah er hinab. „Natürlich.“, bejahte der Grünhaarige. „Aber wie kommst du jetzt darauf?“ Um ihn in die Augen sehen zu können, hob Haruka ihren Kopf und stützte sich mit dem Ellenbogen ab. „Der gestrige Sturm war kein normales Unwetter. Professor Eibe sagte, dass solche Stürme bloß von der Wut eines Lugias entfacht werden können.“ Shuu schaute seine Freundin nun ebenso nachdenklich an, wie sie es war. „Und welches Lugia-?“ „Lugias Mutter.“, unterbrach Haruka den Grünhaarigen. Sie war überzeugt, dass es sich hierbei um ein Unwetter handelte, welches von einem Lugia erzeugt wurde. Bisher hatte sie bloß einmal solch einen Sturm erlebt, dennoch fühlte sich das Mädchen in ihrer Annahme bestätigt. „Wisst ihr eigentlich wie spät es ist?“, raunte Rika, die sich aufrichtete. „Schlaf weiter.“, meinte Haruka. Die Schwarzhaarige grummelte, legte sich jedoch wieder nieder und binnen weniger Sekunde war sie bereits eingeschlafen. Haruka kuschelte sich an Shuus Brust, der seinen rechten Arm um seine Freundin legte. „Du meinst, dies könnte ein Indiz sein, das auf Lugias Aufenthalt schließen könnte?“ „Sicher bin ich mir nicht, denn viele Fragen sind noch immer ungeklärt. Beispielsweise, ob es Zusammenhänge gibt, warum der Sturm ausgerechnet hier wütete.“ Shuu schwieg und dachte über ihre Worte nach. Freilich war dies ein Werk eines Pokémons. Und doch zweifelte er noch immer an ihre Annahme. Zuviele Lücken wies ihre Theorie auf, als das dies wohl der Wahrheit entspreche konnte. „Wir kommen jetzt nicht dahinter.“, sprach Shuu und gab Haruka einen Kuss auf die Stirn. „Schlaf jetzt.“ Die Sonne riss die Jugendlichen abrupt aus dem Schlaf. Das Trio fühlte sich nicht ausgeruht, ihre Glieder schmerzten bei jeder Bewegung. Der nächste Morgen war viel zu früh gekommen! „Guten Morgen.“, nuschelte Haruka, die nur zu gerne weiter in Shuus Armen schlafen wollte. Rika schnaubte. „Unter ‚guten Morgen’ verstehe ich etwas Anderes.“, kam es von ihr. Sie streckte sich und fluchte. „Ich habe Muskelkater, verdammt!“ Haruka und Shuu erging es nicht besser. Auch sie wurden von überstrapazierten Muskeln geplagt. Dennoch verließen sie das nächtliche Lager, packten ihre Schlafsäcke zusammen, denn, obwohl sie gerne noch einige Zeit hier geblieben wären, mussten sie weiter. Die Zeit drängte, sie hatten schon einen Tag durch den Sturm verloren. Kostbare Zeit! Daher zogen sie sich rasch an, nahmen sich dennoch ein ausgiebiges Frühstück zu sich, bevor sie das Haus verließen und Momoko erblickten, die bereits ihre Voltilamms versorgte, denn jene hatten einige, leichte Verletzungen davongetragen. „Schon auf den Beinen?“, fragte Shuu lächelnd, als Momoko sie mit einem Winken begrüßte. „Natürlich. Die Arbeit erledigt sich ja nicht von selbst.“, erwiderte das Mädchen. Haruka glaubte einen kurzen Augenblick ein Hauch von Traurigkeit in ihrer Stimme und in ihren Augen zu erkennen. Oder irrte sie sich etwa? „Wir wollten uns für deine freundliche Gastfreundschaft herzlich bedanken.“, sagte Rika. „Aber es wir müssen weiter.“ Missmutig verzog Momoko die Lippen. „Ich verstehe, hoffe doch, ihr habt euch gut ausgeruht.“ Nickend bejahte das Trio. „Ich wünsche euch viel Erfolg bei euren Wettbewerben und dir, Rika, bei deinen Arenakämpfen. Melissa ist eine schwierige Gegnerin. Gebt niemals auf.“ Mit diesen Worten kehrten Shuu und Rika ihrer neuen Bekanntschaft den Rücken zu und schritten voran. Bloß Haruka hielt inne. „Momoko… Ich hatte sehr viele Herausforderungen, gewann und verlor.“, begann die Koordinatorin, als sie die Blicke Momokos auf sich spürte. „Aber weißt du, was ich gelernt habe? Auf meine Pokémon zu vertrauen und niemals aufzugeben, egal wie steinig der Weg auch war.“ Irritiert schaute die Hirtin das Mädchen an. Was sollte Haruka ihr damit sagen? Doch bevor sie diese Frage an ihre Freundin richten konnte, verabschiedete sich Haruka nun. „Ich bin mir sicher, wir werden uns wieder sehen.“ Dann rannte sie Shuu und Rika hinterher, die bereits auf sie warteten. Vollends in ihren Gedanken vertieft, kehrte Momoko ins Haus zurück. Sie versuchte die Worte von Haruka zu vergessen, doch sie konnte nicht. Doch jene beschäftigten sie so sehr, als das sie diese einfach verdrängen könnte. Was wollte sie bloß mit den Worten bezwecken? Snobilikat schmiegte sich an ihre Beine und hob den Kopf. Der starre, apathische Blick beunruhigte die Rassekatze. Ein kurzes Fauchen riss das Mädchen aus den wirren Gedanken. Besorgt funkelten ihr rötliche Iriden entgegen. „Es ist nichts.“, bekräftigte sie. Erregt peitschte der Schwanz durch die Luft, während Snobilikat die die Lefzen hoch zog und ein brummendes Knurren von sich gab. Niemals! Niemals glaubte die kluge Katzenseele ihrer Trainerin! Sie konnte fühlen, dass etwas Momoko in den Bann zog. Als Momoko auf eine Kommode zu schritt, die aus altem Eibenolz gefertigt war, auf der einige Fotos standen. Ihr Blick jedoch fiel auf ein Foto, welches sie selbst mit ihren Pokémon zeigte. Es war zu jener Zeit entstanden, als Momoko noch Koordinatorin war. Welch schöne Erinnerungen sie doch an diese Zeit hegte! Hernach wanderten ihre Finger zum Knauf der obersten Schublade. Behutsam zog sie diese auf. Eine alte, verstaubte Schatulle lag darin. Geistesabwesend fuhren die Fingerspitzen über die Oberfläche und hinterließen sanfte Spuren. Offenbart wurde das Zeichen des großen Festivals - das verschlungene Band. Momoko zögerte. Unbehagen griff nach ihr. Unzählige Erinnerungen teilte sie mit diesem Stück und doch fürchtete sie sich. Mit zittrigen Fingern nahm sie die Schatulle und öffnete diese. Vier Bänder, im unversehrten Zustand, lagen darin. Wie lange sie diese Errungenschaften nicht mehr angesehen hat! Entschlossenheit trat in Momokos Gesichtszüge, spürte, wie ihr Kampfgeist in ihre Seele zurückkehrte und wie ihr Herz gegen ihren Brustkorb hämmerte. „Haruka hat Recht. Man darf seine Träume nicht aufgeben.“ Kapitel 59: Der Stolz eines Drachens ------------------------------------ Lang ist's her. Genauer gesagt sind zwei Monate vergangen, seit dem ich das letzte Kapitel hochgeladen habe. =/ Es tut mir schrecklich Leid, das ihr so lange warten musstest, aber irgendwie kam immer etwas dazwischen. Klausuren, Schreibblockade und PC-Panne genauer gesagt. x_x" Na ja, hier ist es nun - Kapitel 59! Ja, Kapitel 59! xD Und es werden noch viele folgen. *hust* Viel Spaß. >_< 59. Kapitel Der Stolz eines Drachens Stunden waren vergangen, seitdem das Trio aufgebrochen war. Obwohl die Herbstsonne mittlerweile ihren höchsten Stand erreicht hatte, spendete sie bloß wenig Wärme und Licht. Die Kraft der Sonne wurde schwächer, angesichts der Tatsache, dass die Tage allmählich kürzer wurden. Die beschrittenen, verschlungenen Pfade waren von der Zerstörungswut des gestrigen Sturmes verwüstet. Oftmals wurden ihre Wege durch Hindernisse versperrt; Äste, die die Beschaffenheit eines ausgewachsenen Stahlos besaßen, und gar umgestürzte Bäume behinderten das Trio. Der Wind trug kühle, feuchte Luft heran, sodass feiner Dunst von den Mooren aufstieg. Dieses Schaubild versetzte das Unterbewusstsein der Jugendlichen in Unruhe. Auch wenn die Bäume bereits begannen ihre Blätter bunt zu färben, war ihr Blätterwerk dicht. Feiner Sonnenglast tanzte auf der Erde, sobald der Wind mit den Blättern spielte. Doch dieses Bild wich, als sie das Moorgebiet, welches sich um Weideburg erstreckte, verließen und betraten eine wundersame Landschaft, die von den Farben des Herbstes dominiert wurde. Gelb. Orange. Rot. All diese Farben zauberten wundersame Kontraste. Bloß der Spitzturm eines Gebäudes ragte zwischen den hohen Baumwipfeln hervor und mochte das Antlitz dieser Landschaft stören. Nachdem ihre müden Glieder begannen zu schmerzen, entschied sich das Trio zu rasten, in der Nähe eines kleinen Sees, der vom hohen Gras umgeben war. Noch immer überragte der Spitzturm das Gebiet, als wäre jener ein uralter Wächter dieser Landschaft. Haruka erschauderte bei diesem Gedanken und ließ sich auf einen umgestürzten Baumstamm nieder. „Meine Füße tun weh!“, jammerte das Mädchen, schaute Rika und Shuu an, die in den bedeckten Himmel sahen. Wolken trieben am Himmelsfirmament. Nichts erinnerte an das Unwetter, das hier gestern getobt hatte. Hernach glitten Shuus Blicke zu Rika hinab, die sich neben Haruka niedersetze. „Rika.“, begann er. „Kennst du den Turm in der Ferne?“ Überrascht blickte das Mädchen auf. „Natürlich.“, erwiderte die Schwarzhaarige. „Es ist das Landgut eines Adelsmannes aus Shinou.“ Sie schaute nun ebenfalls den Turm in der Ferne an. „Nachdem seine Frau gestorben war, widmete er sich vollends den Pokémon. Er schuf einen großen Garten, den die Bewohner Shinous auch Trophäengarten nennen, aber dieser Mann ist ein Angeber, denn er prahlt gerne mit der Vielfalt an Pokémon in seinem Garten an.“ Abermals schweiften die Augen des Koordinators ab und hielten an dem rot überdachten Turm inne. Welche groteske Vorstellung in dieser Landschaft ein großes Anwesen zu wissen! Die Braunhaarige räkelte sich in der Sonne und seufzte. Es war herrliches Wetter! „Wir sollten unseren Pokémon einwenig Auslauf geben.“, meinte das Mädchen und erhob sich mit diesen Worten. Demnach umfassten mit ihren Finger die sechs Pokébälle am Gürtel und warf jene empor. „Genießt das schöne Wetter!“ Augenblicklich erhellte das gleißende Licht der Pokébälle die Umgebung für einige Momente, bis sich die Körper der Pokémon materialisierten. Rika und Shuu schauten auf Haruka zurück. Zeitgleich warfen der Koordinator und die Schwarzhaarige ihre Pokébälle in die Lüfte, die die Pokémon im Inneren der magischen Kugeln offenbarten. Hernach streckten sich die Pokémon genüsslich im Sonnenlicht. Das milde Wetter war angenehm. Endlich konnten sie ihre Lungen mit frischer Luft füllen! Psiana strich um Harukas Beine umher. Ihre klugen Augen waren auf ihre Trainerin gerichtet, die sie mit einem vertrauten Maunzen aufforderte, sie hochzuheben. Lächelnd kam das Mädchen dieser Forderung nach und hob vorsichtig die werdende Mutter hoch. Ihr Bauch war erheblich runder geworden. Ab und an glaubte Haruka Bewegungen zu spüren. Lange durfte die Geburt nicht mehr auf sich warten lassen. Doch wann war es soweit? Beruhigend streichelte das Mädchen Psiana über den Rücken und entlockte der Lichtkatze ein entspannendes Schnurren. Nein. Sollte die Geburt in Bälde erfolgen, so wäre Psiana nicht so entspannt. Nicht so ruhig. Haruka legte den Kopf in den Nacken, versuchte sich zu erinnern, was ihr Schwester Joy gesagt hatte, nachdem sie erfahren hatte, dass Psiana trächtig war. Was waren die ersten Anzeichen einer Geburt? Sie hatte es vergessen! Unsicher glitten ihre Blicke zu Shuu, der den Pokémon Futter zubereitete. Jedem Pokémon mischte er sein eigenes Futter an; Riolu, Lugia und Psiana bekamen ein spezielles Kraftfutter, das den Körper stärkte. Sein Wissen war vielfältig. Überraschend viel kannte er die Bedürfnisse von Pokémon, wusste, welches Futter die verschiedenen Arten mochten. Haruka war froh mit ihm zu reisen. Shuu war ein guter Koordinator, besser als sie jemals erwartet hätte. Ein Lächeln umspielte ihre Gesichtszüge. Früher hätte sie sich diese Tatsache niemals zugestanden! Ja, die Liebe veränderte die Menschen, machte aus Rivalen Menschen, die sich liebten. Wütende Rufe erregten die Aufmerksamkeit des Trios. Wenige Herzschläge später entkam ein Schnauben aus Faitas Nüstern, während der Hengst die Ohren streng nach hinten legte. Vorsicht war geboten! Ein kurzes Aufbäumen und ein schrilles Wiehern unterstrichen seinen Zorn. Der Boden erzitterte unter den donnernden Hufen. Knapp verfehlten die harten Horngebilde die Köpfe der sich streitenden Pokémon. Töricht war es sich um Nahrung zu zanken! Und noch törichter war es, regungslos zwischen den Hufen eines wütenden Gallopas zu verharren! Doch wer nicht hören wollte, musste fühlen! Rasch war Rika auf die Füße gesprungen und eilte an die Seite des Hengstes. Sie versuchte ihn zu beruhigen, doch ihre Worte vermochten nicht das Feuerpferd zu beschwichtigen. „Faita, es reicht!“, befahl das Mädchen, die sich nun gegen seine Brust stemmte um ihn von jeglicher Tat abzuhalten. Faita ließ sich nicht beruhigen. Vollkommen in ihrer Angst erstarrt, blickten Nidoran und Riolu empor, obwohl Gallopa nervös tänzelte und die Hufe gefährlich nahe kamen. „Macht das ihr hier weg kommt!“, zischte Rika ihnen zu, die daraufhin ihren Worten Folge leisteten und die Flucht ergriffen. Hernach sprach Rika beruhigend auf den Hengst ein. Bloß mühselig ließ sein leicht reizbares Gemüt nach. Schließlich atmete das Mädchen auf, klopfte Faita auf den Hals und wandte sich nun wieder von ihm ab. Während Haruka sich vergewisserte, ob Riolu und Nidoran nichts geschehen war, senkte der blaue Hase beschämt den Kopf. Sie spürte den brennenden, verächtlichen Blick von Rika. „Lass es.“, sagte Rika zu ihrer Freundin. „Ich kümmere mich schon um Nidoran.“ Zweifelnd sah Haruka das Mädchen an. Keinesfalls blieb die Kühle ihrer Stimme ihr verborgen, ebenso das wütende Funkeln ihrer Augen. Ihr Zögern verriet ihre inneren Bedenken, doch Rika schaute die Brünette bloß auffordernd an, die sich nun schweigsam erhob. Nidoran wimmerte leise und legte die Ohren an, traute sich nicht den Blick zu heben. „Ja, genau. Schäm dich, Nidoran. Du hast nicht nur Faita aufgeregt, sondern auch Riolu in tödliche Gefahr gebracht durch deinen Leichtsinn!“, tadelte Rika ihr Pokémon hart. „Und du bist ein nu-“ Plötzlich erfüllte ein scharfes Fauchen die Luft. Psiana hatte ihr Fell gesträubt, knurrte, während der Schwanz umher peitschte. Bloß wenige Herzschläge später erfüllte ein schmerzvoller Schrei die Luft. Aufschreckt sprang Haruka auf die Füße. „Psiana!“ Sorge schwang in ihrer Stimme mit, als sie sofort erkannte, wessen Schrei es war. Sie erstarrte. Ein Pokémon wandte das Haupt den Trainern zu, seine Reißzähne freilegend, und das Maul zu einem überheblichen Grinsen verzogen. Seine schimmernden Schuppen kamen in einem zartem blau daher. Die Gestalt jener Kreatur wirkte schlank, schmächtig und schwach. „Ein diebisches Kindwurm.“, stellte Rika trocken fest. „Das hat mir noch gefehlt.“ Der kleine Drache entblößte drohend seine Fangzähne. Eine Warnung. Nein, eine Herausforderung! Shuu grollte abwertend. „Nicht mehr lange. Nachtara! Ruckzuckhieb!“ Nur zu gerne kam die Schattenkatze seinem Befehl nach. Nachtara hatte die Ohren zurückgelegt, während ein aufgebrachtes Fauchen seine Kehle verließ. Dieses Vergehen würde Nachtara niemals unbestraft lassen! Nachtara rannte auf den Drachen zu, der seinen Kopf ruckartig zu dem schwarzen Pokémon wandte, und durch einen kraftvollen Stoß zurückgeworfen wurde. Kindwurm aber schlug die Krallen in den Boden, um die Wucht des Ruckzuckhiebes zu mindern. Zornig fauchte der kleine Drache, öffnete das Maul, in dem sich nun faustgroße Feuerkugeln bildeten. „Ausweichen!“, war bloß der Befehl Shuus. Geschickt duckte sich Nachtara unter den ersten Gluthagel hinweg, dann brach die Katze nach links aus. Kindwurms Kopf folgte den Bewegungen Nachtaras. So musste sich jenes Pokémon verzweifelt zur anderen Seite werfen, um Glut erneut entkommen zu können. Nachtaras Atmung wurde schwerer. Er durfte nicht verlieren! Kindwurms Angriffs würde Nachtara zu bestrafen wissen! „Greife es nun wieder mit Ruckzuckhieb an, Nachtara!“ Nachtara nickte bloß. Die Schattenkatze beschleunigte dann ihren Lauf. Kindwurm spannte seinen Körper an und sprang seinem Gegner entgegen. Kopf an Kopf prallten die beiden Pokémon zusammen, aber durch den harten Steinschädel Kindwurms wurde Nachtara weggeschleudert. Shuu fluchte. Dieses Pokémon war stärker, als er gedacht hatte! „Eisenschweif, schnell!“ Nur einen kurzen Lidschlag berührten Nachtaras Pfoten, bevor er wieder auf Kindwurm zu schnellte, dessen Maul von bläulichem Licht umtanzt wurde. Der Schweif wurde in metallischen Glanz eingehüllt. Doch plötzlich entsprang Kindwurms Maul ein blauer Flammenstrahl. Nachtara schrie auf. Sodann prallte das Pokémon auf den Boden auf. „Nachtara!“ Shuu rannte zu seiner Schattenkatze und hob das Pokémon behutsam auf den Arm. Der Kopf hing regungslos herab. Nachtara war ohnmächtig geworden. Provokativ bleckte Kindwurm die Zähne und stieß ein triumphierendes Knurren aus. Jener Hochmut verärgerte Rika. Es war ein Rebell, ein Unruhestifter, der zur Rechenschaft gezogen werden musste! Nachdem Kindwurm Psiana und Nachtara verletzt hatte, würde es keinesfalls straflos entkommen mögen! „Nidoran!“ Das Pokémon blickte auf. Ein beißender Unterton schwang in Rikas Stimme mit. Sollte diese Strenge nun die Bestrafung für ihren Ungehorsam sein? Doch Rikas Lippen wurden von einem spöttischen Grinsen umspielt. „Jetzt wirst du beweisen können, wie stark du wirklich bist!“ Nidoran stierte ihre Trainerin im Unglauben an. Wie oft hatte sie sich gewünscht, dass Rika sie anerkannte?! Bloß ein knappes Nicken entgegnete das Weibchen und wandte sich Kindwurm zu, das das Pokémon überheblich anstarrte. Sie durfte um ihrer Ehre willens nicht gegen Kindwurm verlieren! „Mach dich bereit, Kindwurm!“, warnte Rika. Dieses erwiderte ein Knurren, dann öffnete es sein Maul. Sein Rachen glühte rötlich im Feuerschein. Hernach schuf es faustgroße Glutkugeln, die Nidoran drohten zu verletzen. „Ausweichen.“, schalt Rika. „Dann Kratzer.“ Das blaue Pokémon spannte den Körper, sprang zur Seite, um dem Flammenhagel entgehen zu können. Als Kindwurms Glut erlosch, preschte Nidoran vorwärts, richtete sich mit dem Oberkörper auf und spreizte die kurzen, dennoch scharfen, Krallen. Rötliche Striemen zeichneten nun Kindwurms Gesicht, das nun ein erzürntes Fauchen ausstieß. „Biss!“ Eine Rangelei entfachte, als die Pokémon Körper an Körper miteinander kämpften. Nidoram bäumte sich auf, um sich in Kindwurms Schulter zu verbeißen, aber jenes versuchte sich seinen Flammenatem gegen die Häsin zu richten. Doch dies gelang ihm nicht. So duckte sich der Drache zu Boden und gleich darauf traf eine harte Kopfnuss die Gegnerin. Der Schmerz plagte das Pokémon, als es einige Meter zurückgeschleudert wurde. Halt fanden ihre Krallen auf dem aufgeweichten Boden. So leicht würde sie nicht besiegen lassen! Jenen Moment der Schwäche nutzte Kindwurm und rannte auf Nidoran zu. „Mach schon!“, bellte Rika umbarmherzig. „Und stoppe es mit Giftstachel!“ Schwerfällig erhob sich Nidoran, wankte einen kurzen Lidschlag, dann aber fand es zu ihrer Balance zurück und formte ein Hagel von violett schimmernden Stacheln. Sofort hielt Kindwurm inne und schleuderte erneut Feuerkugeln auf das hasenähnliche Pokémon. In der Hitze jener Glut verschmorten die Giftstachel und trafen auf Nidoran, welches einen spitzen, klagenden Schrei ausstieß. Taumelnd versuchte sich Nidoran aufrecht zuhalten, während Kindwurm mit faszinierender Geschwindigkeit sich auf sie zu bewegte. „Reiß dich zusammen!“, schalt ihre Trainerin erneut und erweckte Nidoran aus dem Dämmerzustand. „Doppelkick!“ Vorspringend ergriff nun Nidoran die Gegenwehr. Ein Duo harter Tritte beförderte den Drachen in den Staub. Keuchend starrte der Hase ihren Gegner zu Füßen an. Das Hochgefühl des Sieges schlich sich in die ermüdeten Glieder. Hatte sie gewonnen?! Nein! Langsam sich Kindwurm, stemmte seine Arme gen Boden und richtete sich auf. „Beende es, Nidoran! Kratzfurie!“ Rasch verließen ihre Pfoten den Boden. Bedrohlich fuhr Nidoran die Krallen aus. Plötzlich wurde sie aber von einer zart bläulich durchzogenen Flammenzunge eingehüllt. Einen gellenden Schrei stieß Nidoran aus, bevor es lautlos zu Boden ging und in einen erholsamen Schlaf sank… Flammenfunken stieß Kindwurm aus den Nüstern, die sogleich verglühten. Fluchend blickte Rika auf Nidoran herab. Ihr Hochmut hatte das Pokémon unvorsichtig werden lassen! Ohne weitere Beachtung dem ohnmächtigen Pokémon zu schenken, wandte sich Rika dem Drachen zu, der ihren Blick starr erwiderte, bevor er das Diebesgut zusammen klaubte und dann im Gebüsch verschwand. „Warte, du verdammter Dieb!“, rief Rika wütend, doch Kindwurm hielt nicht inne, sondern kicherte bloß vergnügt über sie! „Das mag Kindwurm wohl nicht aufhalten.“, sprach plötzlich eine fremde, rau klingende Stimme. Jene veranlasste das Trio erschrocken herum zu wirbeln. Ein älterer Mann von gedrungener Gestalt stand vor ihnen. Das Haar war aschgrau und schien gepflegt zu sein. Besänftigend lächelte dieser die Jugendlichen an. „Entschuldigt. Ich wollte euch nicht erschrecken.“ Noch immer angespannt, fragte Haruka: „Wer sind sie?“ Das Lächeln des Mannes war beherzt freundlich. „Mein Name ist Mr. Fukuba, der Besitzer des Landguts und der umliegenden Ländereien.“ Stumm sah sich das Trio aneinander an, entspannten sich jedoch. Solch einen bedeutsamen Mann hatten sie mit Misstrauen empfangen! Haruka räusperte sich. „Wir wussten nicht-“ Beschwichtigend hob der alte Herr die Hände. „Schon gut, schon gut. Ich habe euch überrumpelt. Wie heißt ihr?“ „Mein Name ist Haruka.“, antwortete die Brünette. „Und das ist…“ „Rika.“ „Und ich bin Shuu.“, beendete der Koordinator mit einem höflichen Lächeln auf den Lippen. „Es freut mich, euch unversehrt anzutreffen.“, sagte Mr. Fukuba erleichtert. „Ich hoffe, dass Kindwurm hat euch nicht allzu große Plagen bereitet hat?“ Verächtlich schnaubte Rika. „Dieses Biest hat drei unserer Pokémon verletzt hat und noch wichtigen Proviant geklaut.“ Bestürzt schaute Mr. Fukuba die jungen Trainer an. Wie konnte er ihnen bloß helfen? „Dass tut mir Leid. Darf ich euch zu einem Essen in meinem bescheidenem Heim einladen?“ Abermals schauten sich Haruka, Shuu und Rika unsicher an. Gewiss waren sie hungrig. Ihre Vorräte waren knapp und würden nur unter strengem Aufteilen bis nach Herzhofen reichen. Doch konnten sie diese großzügige Einladung bedenkenlos annehmen? Oder war es unhöflich dieses Angebot abzulehnen? Sie entschieden sich rasch. „Wir nehmen dankend an.“, sprach Shuu, während Mr. Fukuba zufrieden lächelte. Nachdem sie durch ein Tor gegangen waren, das von steinernen Arkani bewacht wurde, beschritten die Jugendlichen nun zögerlich einen großen Garten. Ihr Weg war von Blumenbeeten gesäumt, die, obwohl der Winter nahte, noch nahezu ihre sommerliche Pracht trugen. Gedämpftes Surren erfüllte die Luft. Liebevoll kümmerten sich Käfer- und Pflanzen-Pokémon um die Herrlichkeit der Blumen. Trotz der fürsorglichen Pflege aber begann die Schönheit der Blumen langsam zu welken. Haruka und Shuu wandten die Blicke ab. Erstaunt hielten sie inne und starrten das große Gebäude an, dessen Gemäuer aus dunkelrotem Ziegelstein war. Ihre Augen betrachteten die schönen Verzierungen der Fassaden. An Stahlseilen rankte sich Efeu entlang, kletterten die Wände empor und umgaben die in Stein geschlagenen Abbilder erhabener Pokémon. Diese Erscheinung ließ das Gebäude nahezu märchenhaft erscheinen. Ohne dem Anwesen eines Blickes zu würdigen, schritt Rika voran. Diese Schönheit ließ das Mädchen kalt. Was bedeutete Reichtum, wenn man in völliger Einsamkeit, abgeschieden von der Zivilisation, lebte? Schließlich folgten Shuu und Haruka der Schwarzhaarigen und passierten eine hölzerne Tür, die überraschenderweise schlicht gehalten war. Diese Einfachheit wurde jedoch vom Prunk der Eingangshalle wettgemacht. In die oberen Etagen führten zwei Treppen, die rechts und links lagen. Die Stufen waren von einem weinroten Teppich bedeckt und die Wände wurden von teuren Gemälden geschmückt. „Willkommen in meinem bescheidenen Heim.“, sagte Mr. Fukuba feierlich. Rika sah sich um und stieß ein gedämpftes „Ts“ aus. Bescheiden nannte er dieses Ambiente? Dieser Mann hatte wohl eine Zuneigung zu Untertreibungen! Shuu ließ ihr einen finsteren Blick zukommen, den das Mädchen fest erwiderte. Dann wandte sich mit einer ruckartigen Bewegung den Kopf ab, als eine junge Frau herbeieilte, die ein schlichtes Kleid trug. „Herr! Ihr seid von Ihrem Spaziergang wieder zurück?“, begrüßte das Dienstmädchen rasch den Hausherrn, der ihr ein freundliches Nicken schenkte. „Shizuka, würdest du unseren Gästen ein Mahl richten lassen?“ Diese bejahte mit einem knappen „Jawohl“, nachdem sie das Trio aufmerksam gemustert hatte. Sie trat zurück und ging vornehmen Schrittes davon. Mr. Fukuba räusperte sich, als er sich wieder zu den Jugendlichen drehte. „Tretet doch ins Wohnzimmer ein. Ihr wollt euch sicherlich ausruhen.“ Haruka, Shuu und Rika sahen sich aneinander an. Gewisslich waren die letzten Stunden ermüdend gewesen. Eine kleine Ruhepause würde ihnen sichtlich gut tun. Einige Stunden waren vergangen, nachdem Mr. Fukuba die Jugendlichen in sein getrautes Heim eingeladen hatte. Während sich Shuu eine Erholung gönnte, kümmerte sich Haruka um Psiana. Rika war nicht bei ihnen. Doch diese Tatsache berührte Haruka nicht. Vielmehr war sie in Sorge um Psiana. Vorsichtig tastete sie den Körper ihres Pokémons ab, erwartete zu jeder Zeit, das Psiana vor Schmerz aufjaulen würde. Doch diese schien bloß einige Schürfwunden durch den Kampf gegen den Drachen erlitten zu haben. Ihr ruhiger, flacher Atem, als würde Psiana schlafen, beunruhigte Haruka. Sie wirkte apathisch und schien ihre Umgebung nicht wirklich wahrzunehmen. Hatte sie vielleicht etwas übersehen? War Psiana vielleicht in Lebensgefahr und sie erkannte diese Tatsache nicht? Haruka erschrak, als Shuu seine Arme um den Hals seiner Freundin legte und ihr einen Kuss auf den Nacken hauchte. „Shuu.“, wisperte sie erschrocken. „Du hast mich erschreckt.“ Obwohl Haruka nicht das Gesicht ihres Freundes sah, wusste sie, dass er lächelte und sie konnte sich einwenig entspannen. Durch seine Gegenwart fühlte sich die Koordinatorin fast wie befreit von ihren Ängsten. Shuu löste seine Umarmung und setzte sich neben Haruka, die ihren Kopf auf seine Schulter legte. „Mach dir keine Sorgen.“, sprach der Koordinator, während er Psiana über das glatte Fell strich. „Ihr wird schon nichts Schlimmes passiert sein. Sie ist nur erschöpft.“ Ja, Psiana war bloß erschöpft, nichts weiter, versuchte sich Haruka einzureden, aber ihre Furcht um ihr Pokémon war trotz allem stärker. Die Brünette hob den Blick. „Wie geht es Nachtara? Ist er stark verletzt?“, wollte sie sorgenvoll wissen. Shuu schüttelte den Kopf. „Nein, nur ein paar bedeutungslose Kratzer.“, erwiderte er, während seine Augen auf sein Pokémon schweiften, welches friedlich auf einem Kissen lag. „Nachtara schläft jetzt fest.“ Erleichtert schloss Haruka die Augen und seufzte. Großes Glück hatten sie gehabt, denn dieser Kampf hätte auch andere Folgen haben können. Immerhin erwartete Psiana Junge! Wohl aus diesem Grund hatte Nachtara Psiana beschützen wollen und war trotzdem verletzt worden. Haruka hob wieder den Kopf und sah ihm in die smaragdgrünen Augen, als sie an diese Tatsache dachte. Sie hatte ihm gar nicht bedankt! „Du? Ich habe mich gar nicht für deine schnelle Reaktion vorhin bedankt.“, meinte das Mädchen. „Meinetwegen ist Nachtara auch verletzt.“ Lächelnd verzogen sich die Mundwinkel des Grünhaarigen. „Bedanke dich nicht bei mir, sondern bei Nachtara. Es war sein eigener Wunsch gewesen Psiana zu beschützen.“ Die Augen der Brünetten glitten zur Nachtkatze, dessen Bauch sich bei jedem Atemzug ruhig und langsam hob und wieder senkte. Haruka lächelte. „Streng dich mehr an, Nidoran!“, trieb Rika ihr Pokémon unablässig an, welches keuchend Hundemon gegenüber stand und kaum mehr stehen konnte vor Erschöpfung. Leichte Blessuren zeichneten den gedrungenen Körper von Nidoran. Der Schattenhund stand reglos da. Sein Körper war unberührt, kein Kratzer minderte die Anmut des Pokémons. Bloß seine Augen fixierten starr den blauen Hasen. Das Zittern des zierlichen Körpers und die Angst, die Hundemon witterte, blieben dem Schattenhund zu keiner Zeit verborgen. Eine Brise wog sanft die Blumen, spielte mit den dunklen Haaren des Mädchens, deren Lippen einen knappen Befehl formten. Die Schnauze war in Falten gelegt, als das Pokémon sein Maul öffnete. Flackerndes, rotes Licht schimmerte in seinem Rachen auf, dann verformte sich dieses unscheinbare Flimmern in eine Flammenkugel. Nidoran stand wie betäubt diesem Angriff gegenüber. Ihre Gedanken überschlugen sich. Doch sie nahm all ihren Mut zusammen und sprang zur Seite. Nur mit knapper Not konnte Nidoran dem glühenden Feueratem Hundemons entgehen, der neben ihr niedergegangen war, und doch wurde die Luft aus ihren Lungen gepresst, als sie sich kopfüber überschlug und gegen einen Baum prallte. Schwerfällig, mit pochenden Schmerzen in den Gliedern, rappelte sich Nidoran auf die Pfoten. „Du musst dich besser koordinieren, Nidoran! Keine kopflosen Aktionen mehr!“, tadelte Rika erneut. Sie ballte ihre Faust, öffnete diese jedoch wieder. Ihre Geduld glich einem seidenen Faden. Diese Niederlage gegen Kindwurm würde sich das Mädchen nicht bieten lassen! „Spukball!“ Eine finstere Aura umschwirrte die schlanke Schnauze Hundemon, als sich ein Energieball aus purer schwarzer Kraft bündelte. Nach wenigen Herzschlägen schleuderte der Schattenhund jenen auf seine Gegnerin. Ein kehliger Schrei entfuhr dem Hasen. Meterweit wurde Nidoran zurück geschleudert und drohte hart auf den Boden zu prallen. Doch geschmeidig wand sich das Wesen in der Luft und landete auf den Pfoten, die leicht unter dem Gewicht nachgaben. Nidoran hechelte erschöpft, verbarg aber diese Schwäche vor ihrer Trainerin. Mit Verachtung strafte Rika ihr Pokémon. Und diese Bestrafung wollte Nidoran nicht hinnehmen. So war der Angriff, der nun folgte, unerwartet und verblüffte Rika in ihrem Sein. Hundemons Kehle entkam gedämpftes Grollen, als Nidoran sich geschwind vom Boden abstieß und schließlich zwischen die Schulterblätter des Schattenhundes sprang. Tief versenkten sich die Schneidezähne im Hals Hundemons, das nun ein knurrendes Jaulen ausstieß und versuchte Nidoran zu Boden zu schleudern. Doch das schmächtige Pokémon ließ sich nicht leichtfertig abschütteln, sondern bohrte die spitzen Krallen ins Fell des Schattenhundes. Die Schwarzhaarige starrte Nidoran schweigend an, während sich dieses noch immer verbissen gegen Hundemon zu behaupten versuchte, rutschte jedoch ab, sodass der Schattenhund ein Hinterlauf zu packen bekam, und den Hasen auf den Boden schleuderte. Dann strauchelte Hundemon. Seine Pupillen wurden zu schmalen Schlitzen und stierten Nidoran an, das wenige Augenblicke reglos liegen blieb, bis die Kampfgeister das Pokémon die nahende Ohnmacht verhinderten. Schwer keuchend erhob sich Nidoran wieder und stieß ein zischendes Fauchen aus. Hundemon sträubte das Nackenfell und erwiderte die Drohgebärden mit grollendem Zähnefletschen. „Hundemon, genug. Das Training ist zu Ende.“, schalt die Trainerin den Schattenhund, der nun seine Haltung lockerte und Nidoran den Rücken kehrte. Erleichtert über das Ende des zehrenden Trainings ließ sich das Nidoranweibchen nieder. Hechelnd rang sie um Luft und leckte die zahlreichen Wunden an ihrem Körper. Verstohlen, gar mit einem Hauch von Neid, betrachtete Nidoran aus den Augenwinkeln, das sich Rika neben ihren treuen Gefährten kniete und die Wunden an den Schultern in Augenschein nahm. Als ihre Finger die tiefen Kratzer behutsam berührten, entblößte der Schattenhund die Fänge unter den Lefzen. Leise sprach Rika lobende Worte zu ihm, bevor sich das Mädchen schließlich erhob. Jene geflüsterten Worte verachtete Nidoran und wandte den Blick mit einem traurigen Flackern ab. Hoffentlich fühlte Hundemon nun jene Schmerzen, die ihren Körper beinahe taub werden ließen! Nidorans Ohren zuckten und neigte den Kopf. Erschrocken stieß sie ein Quietschen aus, während sie zurück wich, die Ohren eng an den Körper gepresst. „Halt still.“, sagte Rika mit gedämpfter Stimme. „Sonst kann ich deine Wunden nicht anschauen.“ Nachdem der Schreck überwunden war, stellten sich langsam die Ohrmuscheln Nidorans wieder auf. Kein Geräusch, keine Bewegung entging ihrer Aufmerksamkeit. Bloß ein angenehmes, wohliges Prickeln durchrann den gedrungenen Körper, als Rikas Finger vorsichtig über ihre glatte Haut tasteten. Ihre Nase blähte sich unter dem Geruch Rikas, der ihr, obwohl sie seit einiger Zeit das Mädchen begleitete, noch so fremd war. Wie sehr Nidoran sich immer diese Nähe gewünscht hatte! Unerwartet riss ein brennender Schmerz das Pokémon aus den Gedanken. Einen spitzen Schrei stieß Nidoran aus. „Ruhig. Es geht vorbei.“ Nidorans Augen glitten herab und betrachteten etwas Feuchtes auf ihrer Wunde am rechten Bein. Obwohl sie noch immer das quälende Pochen fühlte, merkte Nidoran, das der Schmerz allmählich abflaute. Das Mädchen kraulte die Häsin zwischen den Ohren, dann erhob sich Rika. „Du solltest dich-“, begann sie, stockte, als jemand ihren Namen rief. „Rika!“ Die Schwarzhaarige erkannte die Stimme. Haruka. Die Brünette blickte auf Hundemon und Nidoran, die neugierig ihre Köpfe hoben, und das Mädchen musterten. „Du trainierst?“, stellte Haruka fragend fest. Ihre Blicke waren auf Nidoran geheftet, das in den letzten Stunden von Rika grob behandelt worden war. Und obwohl es Verletzungen durch Kindwurm erlitten hatte, trainierte Rika mit ihr?! Ein knappes Nicken erwiderte Rika. „Ja, aber für heute reicht es. Nidoran ist erschöpft und sollte sich ausruhen.“ Haruka blieb stumm. Würde sie Rika nun tadeln, würde die Freundin es nicht schätzen. Rasch verdrängte das Mädchen diese Gedanken. Rika wusste, was sie tat! „Mr. Fukuba hat uns angeboten hier zu übernachten.“, berichtete Haruka rasch auf den fragenden Blick der Schwarzhaarigen. Diese seufzte nun. Es gefiel ihr nicht, dass sie erneut an diesem Ort gefesselt waren. Sie verloren so viel Zeit! Teilnahmslos zuckte Rika die Schultern. Es war ihr gleichgültig, welche Entscheidung sie trafen. „Somit hätten die Pokémon Zeit sich gänzlich auszukurieren.“, merkte sie an. Dass dem Mädchen dieses Angebot nicht fiel, wusste Haruka. Sie erwiderte bloß ein knappes Nicken und verfiel in Gedanken. Gewiss, die Zeit drängte, denn in einigen Monaten begannen das große Festival und die Championsships. Ob sie es wohl noch schafften ihre Bänder und Orden zu erringen, um teilnehmen zu dürfen? Rika schritt in jene Richtung aus der Haruka soeben gekommen war. Gemächlich folgten Hundemon und Nidoran ihrer Trainerin, die inne hielt und zurück blickte. „Kommst du nicht mit, Haruka?“ Die Angesprochene schaute hoch. „Doch, ich war nur in Gedanken.“, antwortete sie rasch. Das Mädchen beschleunigte ihre Schritte um zu Rika aufzuschließen. Diese verzog die Lippen zu einem schwachen Lächeln. „Wie geht es Psiana und Nachtara?“, erkundigte sich Rika, während sie durch die Eingangshalle gingen. „Glücklicherweise wurden sie nicht ernsthaft verletzt. Aber sie sind auf dem Weg zur Besserung.“ Harukas Augen schweiften ab und erblickten Shuu, der am Türrahmen des Speisezimmers lehnte. Anscheinend hatte er auf ihre Rückkehr bereits gewartet. „Da seid ihr ja wieder.“, ertönte die Stimme Shuus. Der Koordinator schaute zu Haruka, die neugierig den Kopf zu ihm wandte, als sie den schwachen, bissigen Unterton seiner Stimme aufschnappte. „Dein Minidrache hat mal wieder den Tisch abgeräumt.“ Ein Stöhnen entkam Haruka. Ihr wurde schlagartig bewusst, aus welchem Grund Shuu sonderlich gereizt war. Der Koordinator schätzte es nicht, wenn sie ihm die Verantwortung über Lugias Tun übergab. Nun aber verspürte sie einen Hauch von Furcht, als sie das Speisezimmer betrat. Was erwartete sie? Pures Chaos? Sogleich fluchte das Mädchen, als sie sich in ihrer Annahme bestätigt fühlte. Der Raum war vollkommen verwüstet. Haruka wollte den Blick beschämt abwenden, doch sie konnte nicht. Ungläubig ließ sie ihre Augen schweifen. Einige Stühle waren umgestürzt. Das edle, braune Holz war gesplittert. Scherben übersäten den durch Flüssigkeit getränkten Boden und blitzten unheilvoll zwischen dem soeben gekochten Essen auf. Belustigt verzogen sich die Lippen Rikas zu einem Grinsen. „Sollten Lugia eigentlich nicht in der Lage sein zu fliegen?“ Jene Bemerkung ignorierte das Mädchen. Langsam glitt Harukas Blick auf Lugia, das zitternd im Zentrum ihres verursachten Chaos saß. Zorn ergriff Haruka, doch als das leise Jaulen ihres Schützlings an ihre Ohren drang, verlor sie sich aber schließlich in beklemmende Sorge. „Lugia!“, keuchte die Brünette mit erstickter Stimme. Die Jungdrachin schien Haruka nicht zu bemerken. Ihr angespannter Körper bebte vor schockierter Furcht. Entsetzt jaulte sie auf, als Haruka sie aus den Trümmern zehrte. Nun war es wieder der Aufgebrachtheit, die Überhand gewann. „Was hast du dir dabei gedacht?“, herrschte Haruka ihr Pokémon an. Ihr Tonfall war schroff, sodass Lugia furchtsam zusammen zuckte. Die Augen der Koordinatorin funkelten zornig und sahen Lugia fest an. Noch immer zitterte das silberne Pokémon, doch nicht aus Angst bebte ihr Körper. Seichte Blutschlieren rannen über den rechten Flügel des jungen Pokémons und tropften unablässig auf den Boden. Ein Glassplitter war in ihre Schulter gerammt. Höllische Schmerzen vergifteten Lugias Körper. „Du bist verletzt!“, stieß Haruka schuldbewusst aus. Ihr schwindelte, als sie den schweren, unangenehmen Blutgeruch einatmete. Sie spürte, dass ihr Magen wütend gegen diesen Anblick rebellierte. Benommen sah sich Haruka um, fühlte aber nur, wie sie am Arm gepackt wurde und weggezogen wurde. Shuu sah sie sorgenvoll an, schätzte ab, ob seine Freundin den Anblick des Blutes noch ertragen konnte. Als ein leises Stöhnen von ihr kam, schlangen sich Shuus Arme um ihre Hüfte und zogen das Mädchen endgültig von ihrem Schützling fort. „Wir müssen die Blutung stoppen.“, hörte die Brünette Rika ruhig sprechen. Kühl richtete sich das Mädchen auf und schnappte kurze Blicke der Bediensteten auf, die scheu die Augen abwandten und wie erstarrt auf die Unordnung stierten. „Was stehen Sie so rum?“, fauchte Rika scharf. „Holen Sie einen Erste Hilfe Kasten!“ Ein wütender Blick Shizukas wurde der Schwarzhaarigen zugeworfen, die den Blick fest erwiderte. Ihre Gesichtszüge waren ausdruckslos und wirkten kühl. Shizuka schnaubte. Was erlaubte sich dieses arrogante Mädchen bloß? Doch es war ihre Pflicht zu gehorchen. So neigte das junge Dienermädchen das Haupt und eilte hinaus. Bloß nach wenigen Augenblicken kehrte Shizuka zurück. Einen kleinen roten Koffer trug sie bei sich, den Rika ohne dankbare Worte an sich nahm. Sie ließ sich auf den Knien vor Lugia nieder, welches noch immer zitterte. „Shuu? Hilfst du mir? Du musst sie etwas beruhigen.“ Knapp nickte der Koordinator, warf einen besorgten Blick Haruka zu, während sich sein Griff lockerte. Vor Entsetzen war ihr Gesicht blass, dann aber wandte er sich Rika zu und schritt zu ihr. „Kannst du so was?“ Lächelnd sah sie ihn an. „Erste Hilfe Kurse im Pokémon Center sind ganz hilfreich, wenn man eine Reise antritt.“, erwiderte sie amüsiert. Behutsam fasste das Mädchen an den Flügel, der blutüberströmt war, während Shuu beruhigende Worte zu dem Pokémon sprach. Leise wimmernd klagte Lugia ihre Schmerzen. Durch Shuus Worte milderte sich ihre Angst. Trotzdem war durch den Blutverlust Eile geboten! Hastig öffnete die Schwarzhaarige die rote Kiste, griff nach den Einmalhandschuhen und zog diese über, bevor sie drei Kompressen-Verpackungen nahm. Diese riss Rika eilig auf und legte diese auf die Wunde. Den Splitter konnte Rika nicht rausziehen. Es war zu gefährlich, dass die Blutung durch einen Druckverband nicht mehr zu stoppen war. Hernach öffnete sie ein kleines Päckchen, das ein dreieckiges Tuch beinhaltete und faltete dieses in eine krawattenähnliche Form. Rika führte das Tuch unter Lugias Flügel hindurch, legte ein restliches Verbandspäckchen dazwischen und verknotete es nun fest. Dabei ignorierte sie Lugias schmerzhaftes Jammern, als Druck durch das Verbandspäckchen auf die Wunde ausgeübt wurde. Dadurch dass verletzte Gefäße zusammengedrückt wurden, sollte die Blutung somit gestillt werden. „Zunächst genügt es, aber wir sollten so schnell wie möglich zum Pokémon Center aufbrechen.“, sprach Rika, nachdem sie sich erhoben hatte. Ernst schaute sie Haruka an, die noch immer, wie gelähmt auf Lugia starrte. Dann aber bemerkte die Koordinatorin den Blick ihrer Freundin. Abwesend nickte sie. Shuu bemerkte die Anwesenheit ihres Gastgebers, der geschockt durch den Raum sah. „Es tut uns Leid für dieses Chaos.“, entschuldigte sich der Koordinator, hoffte aber inständig, dass Mr. Fukuba sie nicht sofort aus seinem Heim schmiss. Jede vernünftige Person würde dies wahrscheinlich tun. Doch der Mann begegnete Shuu mit einem gutmütigen Lächeln. „Lugia ist ein junges, ungezügeltes Pokémon.“, erwiderte der Hausherr gespielt freundlich. Rika neigte ihren Kopf zur Seite. Ihre Blicke trafen Mr. Fukuba und musterten ihn aufmerksam. Sie erkannte das leichte Zittern seiner Hände und ihr wurde bewusst, dass seine Freundlichkeit nur eine Fassade war. Ob Shuu diese Tatsache ebenfalls bemerkte? Gewiss, Shuu senkte demütig das Haupt. Ihm war es unangenehm, dass Lugia stets solche Probleme verursachte. Der Jungdrachin fehlte es an Erziehung und doch behielt der Hausherr Recht: Lugia war jung und ungestüm. Ein ohrenbetäubendes Knallen zerriss die Luft. Das Glas zerbarst und ergoss sich klirrend auf dem Boden. Durch den Lärm aufgeschreckt, wirbelten Mr. Fukuba und die jungen Trainer erschrocken herum. Sie erstarrten, als sich Kindwurm aus den Scherben erhob. Fauchend reckte es seinen Kopf und entblößte dabei seine Fangzähne. Der Schattenhund trat mit gesenktem Haupt vor, die Lefzen hochgezogen und das Nackenfell gesträubt. Zornig bleckte Hundemon die perlweißen Fänge. Ohne auf den Befehl seiner Trainerin zu warten, stieß sich Hundemon kraftvoll vom Boden ab. Kindwurm erwiderte mit einem tiefen Grollen, während es seinen Kopf in den Nacken legte und das Maul öffnete. Bläuliches Licht tanzte in seinem Rachen, bündelte sich zu einer Flammenzunge, die den Zerberus bloß knapp verfehlte. Hundemons Kiefer umschlossen den schmächtigen Leib des kleinen Drachens. Einer willenlosen Puppe gleich wurde Kindwurm durch die Luft geschleudert. Erneut erklang das klirrende Geräusch von berstendem Glas. Benommen schlug Kindwurm mitten in einem Beet von Blumen auf. Rasch stand Hundemon über Kindwurm. Knurrend stemmte das Pokémon die Pfoten auf die Brust des am Boden liegenden Gegners und drückte den Drachen in den Staub. Plötzlich aber traf etwas Blaues auf Hundemons Flanke und brachte den Schattenhund aus dem Gleichgewicht. Er strauchelte, begann zu wanken, wandte sich dann aber grollend um und starrte auf Nidoran, das ebenfalls fauchend vor ihm stand. „Ni-Ni-Nido~ran!“, gab die Häsin von sich. Die angespannte Abwehrhaltung des Pokémons ließ zu keiner Zeit nach, während sie starr dem Zerberus in die roten Augen sah. Dieser bedachte Nidoran mit einem kurzen Blick, dann lockerten sich seine Muskeln und das gesträubte Nackenfell legte sich glatt wieder an den Körper an. „Hundemon! Nidoran! Hört auf!“ Den Kopf neigte Hundemon zur Seite. Es war die Stimme ihrer Trainerin, die ihnen zurechtweisend zurief. Der Schattenhund gehorchte und trat von Kindwurm zurück. Nidoran aber harrte aus, schaute auf den Drachen herab, der sich auf die Beine rappelte und den Mut hatte, um ein drohendes Knurren ausstieß, welches Nidoran mit einem wütenden Fauchen erwiderte. Das Weibchen stieß sich mit den Pfoten vom Boden ab und rammte Kindwurm unerwartet, sodass es einen kurzen Herzschlag die Balance verlor. „Nidoran!“, rief Rika erneut streng, aber das Pokémon beachtete seine Trainerin nicht. Ihre Augen waren auf Kindwurm gerichtet, das seine Oberlippe warnend kräuselte. Harukas Augen schweiften wenige Sekunden zu Nidoran hinüber, dann sah die Brünette Rika an. „Es scheint, als wolle Nidoran kämpfen.“, äußerte Haruka ihre Gedanken. Rika aber schwieg, beobachtete ihr Pokémon, das, obwohl sie durch das Training verletzt war, kämpfen wollte. Sollte sie Nidoran diesen Wunsch gewähren oder das Pokémon in ihrem Stolz kränken? „Nidoran, mach dich bereit!“ Das Mädchen spürte die überraschten Blicke von Shuu und Haruka auf sich, aber sie machte sich keine weiteren Gedanken über diese Tatsache. Vielmehr fokussierte Rika ihre Konzentration auf den bevorstehenden Kampf. Als das Nidoranweibchen die geschundenen Muskeln anspannte, den Hals hochmütig reckte und ein zustimmendes Fauchen gab, legte Kindwurm den Kopf in den Nacken. Sein Rachen wurde in glimmendes Licht getaucht, während sich faustgroße Glutbälle formten. „Weich aus, dann Kratzfurie!“, befahl Rika. Flink stieß sich Nidoran vom Erdboden ab und begab sich in die Lüfte. Bedrohlich fuhr die Häsin die Krallen aus, verletzte die ungeschützte Flanke des kleinen Drachens, der daraufhin ein wütendes Fauchen ausstieß. Einen kurzen Moment taumelte es. Nun war es Kindwurm, das sich kraftvoll vom Boden abstieß. Noch bevor Nidorans Pfoten wieder die Erde berührten, traf der harte Schädel ihren Bauch. Mit dem Rücken knallte das Nidoranweibchen auf, während die Luft gewaltsam aus seinen Lungen herausgepresst wurde. Einige Sekunden rang Nidoran um Atem. „Lass dich nicht unterkriegen, Nidoran!“, munterte Rika ihr Pokémon auf. Keinesfalls duldete Nidoran eine mögliche Niederlage, sondern sie rappelte sich tapfer auf die Beine, obwohl die Beine unter ihrem Gewicht leicht zu zittern begannen. Nicht zu übersehen war, dass es die Blessuren des Trainings, die Nidorans Schwäche verursachten. Kindwurm ließ der Häsin keine Zeit um sich kurz auszuruhen, sondern griff rücksichtslos wieder an. Abermals reckte der Drache den Kopf vor, bereit für eine niederschmetternde Kopfnuss. „Schnell, Giftstachel!“ Als Nidoran rasch zur Seite sprang, spie das Pokémon einen Hagel giftiger Stacheln auf Kindwurm, das in seinem Angriff inne hielt, um mit seinen Ärmchen sein Gesicht zu schützen. Einige verletzten leicht die Haut, andere bohrten sich ins Fleisch, doch Kindwurm zog diese ohne zu zögernd heraus, bevor sie ihre Giftwirkung hätte entfalten können. Nidoran grollte missbilligend über den Fehlschlag ihres Angriffs, wurde jedoch durch einen Befehl ihrer Trainerin wieder aufmerksamer. „Es ist beschäftigt, Nidoran, greife es mit Biss an!“ Nidoran neigte den Kopf zu Rika und nickte ihr zu. Dann sprang das Pokémon. Kindwurm folgte der Bewegung, öffnete das Maul, in dem nun ein glühender Feuerball sich bündelte. Jener spaltete sich in einen Gluthagel, als der kleine Drache die flammende Kugel auf Nidoran schleuderte. Glimmende Feuerfunken streiften die Schultern des Pokémons, das mit einem Aufschrei auf die Erde fiel. Bloß wenige Herzschläge blieb Nidoran regungslos liegen, bis sie, schwer keuchend und vollkommen erschöpft, ihre Beine gegen den Boden stemmte. Jede Faser ihres zierlichen, müden Körpers begehrte rebellierend auf. Der Drache stieß ein Brüllen aus, dann preschte Kindwurm auf Nidoran zu, das durch den steinharten Kopf gegen die Hauswand gerammt wurde. „Rika, ruf Nidoran zurück, es ist am Ende!“, drängte Haruka besorgt. Mit jedem vergangenen Moment wuchs die Angst, das Nidoran nicht ohne schwere Verletzungen diesen Kampf überstehen würde. Schweren Herzens beobachtete Rika all die Bemühungen ihres Pokémons, das wehrlos am Boden lag und von Kindwurm malträtierte wurde. Jeden Schmerz empfing Nidoran mit großer Freude, bloß um Anerkennung bei ihrer Trainerin zu gewinnen. Nachdem sich Kindwurm mit einem triumphierenden Grinsen abwandte, blieb die Häsin bewegungslos liegen. Zahlreiche Wunden zierten ihren schmächtigen Körper. Rika rannte auf ihr Pokémon zu, ignorierte das Glas, das unter ihren Schuhsohlen hässlich quietschte, hielt jedoch inne, als sich Nidoran unerwartet regte. Die Beine zuckten, dann drückten sie sich mühevoll vom Boden ab, während die Blicke des Pokémons hasserfüllt auf Kindwurm gerichtet waren. Eine innere Flamme trieb Nidoran an, flüsterte ihr zu, nicht aufgeben zu dürfen. Eine Niederlage gab es für Nidoran nicht. Nein! Durfte es nicht geben! „Nidoran, hör auf!“ Schwer atmend rappelte sich Nidoran auf, schwankte einen kurzen Moment, beachtete ihre Trainerin aber nicht. Stolz warf Nidoran den Kopf in den Nacken und stieß einen entschlossenen Schrei aus der Kehle. Dann erstrahlte plötzlich ein greller Lichtkranz, umschloss eines Schleiers gleich das Pokémon, dessen Körper sich nun zu wandeln begann; die Ohren wurden größer, in ihrer Form abgerundet, Brust und Beine muskulöser, die Krallen kraftvoller und an der Wirbelsäule zogen sich spitze Stacheln entlang. Als das Licht entschwand, streckte sich das Pokémon erhaben in seiner neuen Gestalt. Alle Wunden, die Kindwurm ihr zugefügt hatte, waren verblasst. Und nun war die zarte blaue Farbe ihrer Haut einem Türkisblau gewichen, während der Bauch in der Farbe der Reinheit blieb. „Rrrina!“ „Nidoran hat sich …“, sprach Rika stockend, um ihre Gedanken zu ordnen. „…in Nidorina entwickelt.“ Verächtlich knurrend neigte Kindwurm den Kopf, das Nidorina mit einem scharfen Fauchen erwiderte. Sie zögerte nicht, sondern hetzte geschwind auf den Drachen zu, der von diesem Angriff überrumpelt zu sein schien. Ein tiefer, schmerzhafter Kratzer zog sich nun über Kindwurms Gesicht. Das Blut, das aus dem Schnitt sickerte, ließ den Blick des Drachens verschwimmen, gar unwirklich erscheinen. Unbeugsam bleckte Kindwurm die Zähne, die von einem Feuerschein aufglimmten. Sogleich züngelte ein bläulicher Flammenatem aus seinem Maul, den Nidorina mit neu gewonnener Flinkheit geschickt ausweichen konnte. Sie wandte den Kopf zu Rika, erwartete den nächsten Befehl seiner Trainerin, den sie mit größter Freude ausführen würde. Diesem aufgeblasenen Drachen würde sie schon die Leviten lesen! Rika blickte Nidorina in die Augen. Sie nickte ihr zu und war überzeugt vom Elan ihres Pokémons. „Nidorina“, sagte Rika mit fester Stimme. „Doppelkick!“ Während sich die Häsin vom Boden abstieß, entkam ein willensstarkes „Rriina!“ ihrer Kehle. Nidorina vollführte einen Salto in der Luft, dann schnellten ihre Hinterbeine auf Kindwurm herab, das durch den ersten kräftigen Tritt einige Schritte nach hinten taumelte. Als Nidorina ihren zweiten Tritt an Kindwurms Brust platzieren wollte, duckte sich der kleine Drache. Seine dolchartigen Krallen winkelte es an den Körper, die nun von einem blutigen Schimmer umspielt wurde. Dann schnellten diese auf Nidorinas Brustkorb zu, trafen auf jene mit solcher Heftigkeit, das die Häsin zu Boden geschleudert wurde. „Nidorina!“, rief das schwarzhaarige Mädchen besorgt, aber Nidorina stand schnell wieder auf. Eine Wunde klaffte an ihrer Brust, die das Pokémon allem Anschein nach nicht sonderlich belastete. Eine Niederlage war ihrer Würde nicht angemessen! Kindwurm klappte das Maul auf. Ein schwacher Schimmer glomm auf, als es in seinem Maul zu brodeln begann und schließlich eine bläuliche Flammenzunge daher kam. Nidorina fauchte beharrlich. Dann wurde plötzlich ihre rechte Pfote in den Farben der Nacht gehüllt, umgeben von einem bedrohlichen Violett. Jene schnellten vor, spalteten den Drachenatem, sodass dieser schadlos an ihren Flanken entlang strich, und traf schließlich den Drachen. Kindwurm brüllte vor Schmerz auf und prallte hart auf dem Boden auf. Rika erkannte die Attacke. Kentas Snobilikat beherrschte jene. „Dunkelklaue?!“, flüsterte das Mädchen. Nidorina hatte eine neue Attacke gelernt! Keuchend erhob sich Kindwurm, strauchelte einen Moment erschöpft, fand aber seine Balance wieder. Nidorina kräuselte warnend die Oberlippe, neigte aber den Kopf zu ihrem Menschenmädchen. „Rriina!“, holte sie ihre Trainerin aus den Gedanken. Spöttisch funkelten ihre Augen. Diese Menschen! Sie waren so leicht zu verblüffen! Rika aber nickte ihrem Pokémon zu. „Beenden wir es! Kratzfurie!“ Auf diesen Befehl hatte sie gewartet! Mit großer Freude warf sich Nidorina auf Kindwurm und schlug ihre Klauen in seine Haut. Die Krallen verursachten auf den rauen Drachenschuppen ein metallisch schleifendes Quietschen, das so scheußlich war, dass sich den Zuschauern die Nackenhaare aufstellen, während Nidorina Kindwurm mit ihren krallenbestückten Pfoten regelrecht bearbeitete. Entsetzt schrie Kindwurm auf, als es die scharfen Krallen spürte, die seine Schuppen aufschlitzten und verletzten. „Biss und dann Doppelkick!“ Nidorinas Kiefer packten den Hals des Drachens und katapultierte diesen in die Lüfte. Dann drückte sich die Häsin vom Boden ab, trat Kindwurm zweimal hintereinander, sodass dieser gegen die Hauswand gestoßen wurde. Erschöpft sank der kleine Drache auf die Knie nieder. Verschwommen war das Bild vor seinen Augen, dann glitt Kindwurm lautlos zu Boden. Hochmütig drückte Nidorina ihren Gegner in den Staub, warf den Kopf in den Nacken und schnaubte triumphierend. Sieg! „Nein, Nidorina. Ich möchte nicht, dass du deinen Gegner demütigst.“, tadelte das Mädchen ihr Pokémon. Die Häsin hielt in ihrer Bewegung inne. Es schien, als würde Nidorina einen Moment nachdenken, zog es aber vor zu gehorchen und kehrte an Rikas Seite zurück. Rika beugte sich zu Nidorina herab, liebkoste ihren Kopf und lächelte. Nidorina genoss das Streicheln und gab einen zufriedenen Laut von sich. „Gut gemacht, Nidorina.“ Ein barsches Knurren ertönte. Rika wandte ihren Kopf in jene Richtung und starrte auf Kindwurm, das sich röchelnd auf die Füße rappelte. Stolz hob es sein Kinn und schien gegen Nidorina und ihrer Trainerin trotzen zu wollen. „Rika, was sollen wir mit Kindwurm tun?“, wollte Shuu wissen. „Wir können es unmöglich in dieser Verfassung sich selbst überlassen.“ Das Mädchen schwieg, starrte auf den Drachen, dessen Ehrgeiz und Tapferkeit die Trainerin bewunderte. Ihr war bewusst, dass Kindwurms Wunden in freier Natur keiner angemessenen Behandlungen zuteil wurden. Sie konnte es nicht zurücklassen! So griff Rika nach einem Hyperball und warf jenen goldenen Ball auf Kindwurm, um sein Schicksal zu besiegeln. Das Pokémon jaulte voller Empörung auf. Nun erzitterte die Kapsel einige Male unter dem Freiheitssinn des Drachens, sodann aber ertönte ein Klicken und der Ball blieb regungslos liegen. Shuus Blicke ruhten auf Rika, die den Hyperball mit einem Gefühl des Ungehagens vom Boden aufhob. Das Mädchen fühlte sich nicht wohl bei dem Gedanken Kindwurm die Freiheit gestohlen zu haben. Sie hatte diesen Wunsch, gar den verletzten Stolz, in den Augen des Pokémons erkannt, als sie den Hyperball nach ihm geworfen hatte. Der Koordinator legte der Schwarzhaarigen die Hand auf die Schulter. „Du hast die richtige Entscheidung getroffen.“, sprach er aufmunternd. Dankbar lächelte Rika. „Shuu? Shuu!“, rief Haruka unerwartet mit zitternder Stimme. Beunruhigt wandten sich Shuu und Rika zu der Brünetten um, die ihre Freunde ängstlich ansah. „Ich… Ich glaube… Psiana bekommt ihre Jungen!“ Kapitel 60: Genie und Wahnsinn ------------------------------ Neues Kapitel. Eigentlich will ich immer eines im Vorrat schreiben, aber momentan klappt es nicht wirklich mit dem Schreiben an Kapitel 61. Ich habe so viele Ideen... @_@ Na ja, viel Spaß beim Lesen. Edit: Fail! Hab gestern die nicht überarbeitete Version hochgeladen. Hier nochmal die Verbesserung. ^^ 60. Kapitel Genie und Wahnsinn Der Korridor wurde in dunkles Zwielicht getaucht, erleuchtet von wenigen Laternen, die bloß spärliches Licht spendeten. Tanzende Schatten warfen jene auf die Wand, wirkten geheimnisvoll, ja gespenstisch. Im Flur hallten Schritte wider. Ehrfürchtige, gar scheue Blicke, wurden jener Frau zugeworfen, die den Gang mit selbstsicheren Bewegungen herab wanderte, begleitet von einem geräuschvollen Rascheln ihres schwarzes Umhangs, der von einer Brosche gehalten wurde. Eingefasst in diesem Schmuckstück war ein Onyx, einem schwarzen Edelstein, der von weißen Äderchen durchzogen war. Die Kapuze jener Tracht verdeckte das Gesicht, gab bloß die kalten Augen und den Mund preis, der sich zu einem höhnischen Grinsen verzog, als die Frau die ängstlichen Blicke auf ihrem Antlitz spürte. Kaum hatte das Gefolge jenes unheilvolle Lächeln bemerkt, senkten sie rasch die Köpfe zu Boden um den kühlen Iriden auszuweichen. Niemand wagte in ihrer Gegenwart zu tuscheln! Bildeten sie sich dies nur ein oder wurde jene Frau wahrhaftig von einer dunklen Aura umgeben, die jeden Anwesenden einzuschüchtern vermochte? Schließlich hielt die schwarzhaarige Frau vor einer hölzernen Tür inne. Ihre rechte Hand legte sie auf die kühle Klinke, die sich mit einem sanften Druck gegen das Holz öffnen ließ. Nun betrat sie einen Raum, der trist und dunkel war. Ihre Blicke waren auf das Schreibpult gerichtet, der in der Mitte des Zimmers stand. Ein Mann, dessen Aussehen nahezu kränklich wirkte, saß hinter jenem Tisch, seine Ellenbogen auf das Holz gestemmt. Die Wangenknochen waren eingefallen, die Haare grau und seine Augen ausdruckslos. Doch ein Lächeln erschien auf dem Gesicht des Mannes, als er die Schwarzhaarige erblickte und breitete begrüßend die Arme aus. „Relena!“, rief er erfreut. „Wir haben bereits auf dich gewartet!“ Die Frau neigte das Haupt ehrwürdig. „Verzeiht meine Verspätung, Meister Akagi“, entgegnete Relena knapp. „Pünktlichkeit ist ihr auch ein Fremdwort“, tuschelte eine rothaarige Frau kaum hörbar. Jupiter, eine Kommandantin Galaktiks und Mars’ Kameradin, pflichtete ihr mit einem Nicken bei. Sogleich spürte Relena feindselige Blicke auf sich ruhen. Blicke voller Abscheu und Neid. „Ich freue mich, dass ihr erschienen seid, meine Getreuen!“, hob Akagi feierlich die Stimme. „Ihr wisst, dass Team Galaktik große Pläne schmiedet. Pläne, die die Welt verändern werden.“ Seine Blicke streiften die fünf Anwesenden. Jene, die sich seinem Vertrauen gewiss waren. Jeder war unentbehrlich und durfte sich als Teil des großen Planes nennen. In seinen Augen waren sie nur bloße Werkzeuge, die sich oftmals als nützlich erwiesen hatten. Und wenn sie ausgedient hatten, wurden sie unbrauchbar, nutzlos. Und doch schien dieser kalte, durchdringende Blick eine Prüfung darzustellen. Eine Prüfung, um die Loyalität seiner Untergebenen abzuwägen. Waren sie wahrhaftig seine treuen Diener, die sie vorgaben zu sein? Gemächlich erhob sich Akagi. Seine Augen schweiften geistesabwesend durch den Raum. Doch etwas Teuflisches flackerte in seinen kalten Iriden auf, das in Relena ein Gefühl des Unbehagens wach rief. Hernach wanderte sein Blick zurück auf sein Gefolge, seine engsten Vertrauten. „Ihr habt, genau wie ich es tat, eure Existenz Team Galaktik verschrieben“, begann er. „Unser Ziel ist es, die alte, bestehende Welt zu vernichten. Und die alten Götter Dialga und Palkia werden uns beistehen. Ihr seid die Auserwählten, die ihre Gnade empfangen werdet, um in der neuen, besseren Welt leben zu dürfen.“ Ein beunruhigender Moment des Schweigens währte im Raum an, bis Akagi mit fester Stimme fortfuhr. „Eine neue Welt, in der es weder Traurigkeit, Pech und Leid noch Freude, Glück und Fröhlichkeit geben wird.“ Ein zarter Schauder überkam Relena. Eine Welt ohne Emotionen war ein Ort immerwährender Finsternis. Jene Welt würde weder tot noch lebendig sein. Sie verbarg die Zweifel, die sie begann gegen Team Galaktiks Lügen zu hegen. Es galt als Verrat nicht die Ansichten Galaktiks zu teilen. Welche Folgen würden sie plagen, wenn sie in Ungnade fiel? Ausgerechnet sie, die höchste Kommandantin und rechte Hand Akagis, die von jedem gefürchtet wurde? Durch die feierliche Stimme wurde seine Gefolge in einen Bann, der einem finsteren Fluch gleichkam, gezogen. Seine Worte klangen wie Musik, eine Hoffnung, die sich erfüllte, wenn sie ihm Glauben schenkten, sei seine Wahnvorstellung noch so absurd! „Doch es gibt Menschen, die uns aufhalten wollen… Menschen, die nicht die Intelligenz besitzen unser Wissen zu begreifen. Und diese…“, seine vor Wahnsinn leuchtenden Augen streiften ruhelos sein Gefolge. Er senkte seine Stimme, bis sie nur noch ein leises Flüstern war. „Diese Menschen sind nicht befugt zu leben. Sie dürfen niemals existieren!“ Schweigen hüllte die Anwesenden ein. Sekunden, in denen sie seine Worte in sich aufnahmen. Pluto brach die Stille, der Wissenschaftler Galaktiks, jener, der alles objektiv behandelte. Er war die forschende Seele der Organisation. Durch einige geniale Erfindungen hatte er Team Galaktik zum Erfolg gebracht. Für ihn zählten Fakten – keine beschönigenden Worte! „Wie lautet ihr Plan, Meister Akagi?“ Über das Gesicht des Grauhaarigen huschte ein verschmitztes Lächeln. „Die neue Welt kann nur existieren, wenn die Existenz der Alten ausgelöscht ist. Nichts darf weiter existieren. Jede Kreatur wird gejagt und vernichtet.“ Abermals erschauderte Relena. Welch utopische Vision! Akagi wollte eine neue Welt schaffen, die frei von lästigen Emotionen war! Und er? Er sollte der Schöpfer dieser Welt werden! „Und die Antwort unserer Träumen… Die Antwort liegt bei den Gottheiten Dialga und Palkia. Sie werden uns dienen unsere Pläne zu verwirklichen.“ Dialga und Palkia. Die Götter der Zeit und des Raumes, die nach einer uralten Legende eine blutige Fehde führten und schließlich vom Antlitz der Welt verbannt wurden. Sollten diese Titanen aufeinander treffen, so würde die Welt dem Untergang geweiht sein. Welches Schicksal würde die Welt ereilen, sollte dieser Wahnsinn Realität werden? Relena schloss besinnlich die Augen, versuchte ihren Gefühlen wieder Herrin zu werden. Sie durfte keine Zweifel hegen. Niemals! Akagis abwesende Blicke starrten ins Leere, verirrte sich in seiner Gedankenwelt, in seinen Visionen der neuen Welt, dann aber schien er in die Gegenwart zurück zu kehren. „Ich nehme an ihr kennt die Legenden Shinous?“, fragte er höhnisch. „Jedes verweichlichte Kind kennt sie! Für die Unwissenden…“ Er würdigte seinen Untergebenen eines strengen Blickes. Ein Grinsen umschmeichelte seine Lippen. „Arceus, die oberste Gottheit, schuf das Universum und entsandte uns die Götter Dialga und Palkia. Als ihre Herzen begannen zu schlagen, dehnten sich Raum und Zeit aus. Doch zwischen Raum und Zeit gab es seit Anbeginn der Welt eine bittere Rivalität“, Akagis Brust hob sich unter einem Atemzug. Seine Hand ballte sich zur Faust. „Und als ein Krieg entfachte, wurden Kinder geboren, die von Giratina erwählt waren, um sein Werk zu vollenden. Sie versiegelten ihre Kräfte, trennten Körper und Seelen voneinander und bannten ihre Körper…“ Er schwieg einige Augenblicke, ließ diese Worte wirken, ehe der Anführer weiter sprach: „Man sagt, die Kobolde seien die Hüter Dialgas und Palkias. Daher werden sie der Schlüssel zum Erfolg sein. Man sagt, sie leben in den Seen dieser Region.“ Er hielt inne, nahm einen Atemzug, bevor er forhtfuhr: „Es wird wieder ein durch Giratina erwählter Wächter erwachen, der-“ „Warum bringen wir ihn nicht direkt um?“, schnaubte Mars hochmütig. „Dann haben wir einige Probleme weniger.“ Relena schüttelte ihr glänzendes, schwarzes Haar. „Du solltest nachdenken, bevor du sprichst, Mars“, sprach sie ruhig, nachdem sie sich der Kommandantin zugewandt hatte. Als sich die Blicke der Rivalinnen begegneten, war wieder das böswillige Funkeln in den Augen der Rothaarigen. „Eine falsche Entscheidung und alle Mühe waren umsonst. Willst du es zulassen, dass du uns ins Verderben stürzt?“, fragte die Schwarzhaarige. Es war nicht ratsam Relena keinen Gehorsam zu zollen. Jene Frau durfte sich als engste Vertraute, die rechte Hand, Akagis betiteln. Zahlreiche Privilegien wurden ihr zuteil, die ihr oder den anderen Kommandanten, Jupiter, Saturn oder Pluto, verwehrt blieben. Und es widerte Mars an den Worten ihrer verhassten Vorgesetzten zu gehorchen. Doch niemand in diesem Raum wagte es Relena herauszufordern. Niemand schien den Mut zu besitzen, sich ihr zu widersetzen oder gar ihre Stärke infrage zu stellen. Jene, die es in der Vergangenheit versucht hatten, hatten wohl ein qualvolles Ende gefunden. Akagi lächelte, welches seltsam freudlos wirkte. „Nahe Herzhofen… Dort befinden sich einige Plagen, die es zu beseitigen gilt“, meinte er kühl, während der Anführer gemächlich um den Schreibtisch schritt und einen Schalter betätigte. Sodann erhellte sich der Bildschirm, zu dem sich der Grauhaarige wandte. Es war ein Überwachungsvideo, aufgezeichnet am Tage, als Relena jene Begegnung mit einem schwarzhaarigen Mädchen hatte, an dessen Seite ein Hundemon gewesen war. Schmerzhaft krampfte sich Relenas Magen bei diesem Anblick zusammen. Das durfte nicht wahr sein! „Dieses Mädchen… Sie besitzt etwas, was ich begehre“, sagte Akagi beiläufig. „Eine Kette“ Er hob den Blick und musterte seine Untergebende. „Es ist einfach: bringt mir die Kette. Was mit den Kindern geschieht, ist mir vollkommen egal. Sollten sie Probleme machen, dürft ihr sie aus dem Weg räumen.“ Mars’ Lippen verzogen sich zu einem vergnügten Grinsen. „Wir dürfen sie umnieten?“ Desinteressiert zuckte Akagi mit den Schultern. „Es ist mir gleichgültig.“ Donnernd schlugen Relenas Hände auf den Tisch. „Nein, das dulde ich nicht!“, fauchte sie. „Ich werde nicht dulden, dass Kinder Opfer unserer Pläne werden! Verschont sie!“ Unsichere Blicke tauschten die Kommandanten aus, nicht wissend, wessen Befehle nun wirksam waren. Nie hatten sie Akagi und Relena in Uneinigkeit erlebt. Einige Zeit starrte der Anführer die schwarzhaarige Frau an und jene glaubte, er würde sie nun für ihr unachtsames Handeln bestrafen, doch die einzigen Worte, die er mit einem lächelnden Ausdruck hinzufügte waren: „Befolgt ihren Befehl.“ Eines tiefen Atemzuges beköstigte sich Relena, um ihre angespannten Nerven zu besänftigen. Jede Faser ihres Körpers war seit jenem Tag gestimmt, wie die Saite einer Violine, aber die Agentin hatte gelernt die kalte, emotionslose Maske stets aufrecht zu erhalten. Niemand vermochte sich Einblick in den wahren Gefühlen der Frau zu verschaffen. „Pluto?“ „Ja, Meister?“, erwiderte dieser. „Du kennst bereits deinen Auftrag.“ „Natürlich.“ Anschließend schaute Akagi Mars und einen jungen Mann an. „Mars, Saturn“, sprach er jene an. „Ihr werdet dem See der Kühnheit und der Stärke aufsuchen“ Diese nickten, begleitend von einem unterwürfigen „Jawohl.“ „Jupiter.“ Auch jener Name der Kommandantin wurde ruhig gesprochen. „Ja, Sir?“ „Kümmere dich um das Mädchen, anschließend begebe dich zum See der Wahrheit.“ Knapp vorbeugte sich die Violetthaarige. „Jawohl!“ Jupiter warf Relena einen gehässigen Blick zu, bevor die Kommandanten im Eilschritt den Raum verließen. Jeder war seiner Aufgabe bewusst – und den Folgen ihres Versagens. Relena sah ihnen nicht nach, sondern senkte den Kopf um ihr Antlitz zu verbergen. Gefühle, die sie versuchte zu unterdrücken, verwirrten die Frau. Diese hatte sie seit jenem Tag nicht mehr gefühlt, seit sie Team Galaktik diente, „Relena, ich hoffe, du vergisst nicht die Wichtigkeit unserer Mission, aufgrund der Sorge um irgendwelche Kinder“, sprach Akagi, während er nachdenklich den Monitor betrachtete. Eines kurzen Augenblicks wandelte sich sein Gesicht in einen überraschten Ausdruck, so als hätte er soeben eine plötzliche Erkenntnis errungen. Doch jener Gesichtsausdruck verschwand so rasch, wie er gekommen war. „Natürlich, Meister Akagi“, erwiderte Relena, jegliche Emotion aus ihrer Stimme verbannt. „Ich werde euch nicht enttäuschen.“ Akagi lächelte. „Du weißt, dass ich Ungehorsamkeit nicht dulde, auch von dir nicht!“, sagte der Anführer. „Aber ich vertraue dir.“ Relena fühlte sich geschmeichelt. Niemanden kam Akagis vollstes Vertrauen zuteil. Untergeben neigte sie den Kopf. „Irgendwelche Befehle, Meister?“ „Du wirst das Kampftraining der Anwärter übernehmen.“ Innerlich fluchte die Schwarzhaarige. Ihr war gewiss, dass Akagi dies nur tat, um sie unter Beobachtung zu stellen. „Du darfst gehen.“ Relena nickte, verbeugte sich aber nicht. Würdevoll trat sie einige Schritte zurück, dann verließ die Frau mit erhobenem Haupt den Raum. Niedere Mitglieder kreuzten ihren Weg, doch jene erweckten nicht die Aufmerksamkeit Relenas. Sie war in ihren Gedanken vertieft. Gefühle wühlten die kühle Kommandantin Galaktiks auf. Es war eine Sorge, die durch die Feindselig Jupiters, geweckt worden war. Es war kein Geheimnis, das diese und Kommandantin Mars einen hasserfüllten Groll gegen Relena hegten. Ihr war gewiss, dass Jupiter sich ihrem Befehl widersetzen würde. Was wäre, wenn der Tod dieser Kinder ein Missgeschick wäre? Dem Mädchen durfte nichts geschehen! Ihr Weg führte die Schwarzhaarige zu einem Raum, der in finsteres Zwielicht getaucht war. Relena machte sich nicht die Mühe jenes Zimmer zu erleuchten, schritt eilig zum Balkon und öffnete die Türe. Ihr schwarzer Drache erwartete sie bereits und grüßte seine Trainerin freundlich grollend. Nachdenklich kraulte sie sein Maul. „Was hast du vor, Relena?“, erklang unerwartet eine Stimme, die die Agentin umher wirbeln ließ. Sie starrte in die kalten Augen eines Jungen, kaum älter als achtzehn Jahre mochte jener nicht sein. Weißblondes Haar umrandete sein ausdrucksloses Gesicht und fiel ihm strähnig über die Schulter. „Dai“, fauchte Relena aufgebracht. „Was tust du hier?“ Der Angesprochene zuckte mit den Schultern, während er langsamen Schrittes das Zimmer betrat. „Ich hatte da so ein eigenartiges Gefühl…“, entgegnete der junge Mann ruhig. Auf seinen Lippen trat ein höhnisches Lächeln. „Du willst dich doch nicht aus dem Staub machen, um diesem Pack von Kindern zur Hilfe zu eilen?“ Relena schaute Dai kühl an. „Ich wüsste nicht, was dich diese Tatsache angehen mag.“ „Relena, Relena…“, tadelte er belustigt. „Dein Vorhaben wird der Boss gar nicht gutheißen. Aber vielleicht flüstert ihm ein kleines Mäuschen diese Information zu, dass seine rechte Hand Untreue begeht?“ Rasch schnellte Relena vor und presste den Jungen grob gegen die Wand. Ihr eiserner Griff um seinen Kragen ließ zu keiner Zeit nach. „Pass auf, was du sagst, Junge!“, zischte die Schwarzhaarige warnend. „Sonst wird es schnell böse enden!“ Langsam lösten sich die Finger der Agentin und entfernte sich einen Schritt zurück. Kühl betrachtete sie Dai, der sie noch immer amüsiert ansah. „Sollte dieses Mädchen wirklich die Trägerin des Ethaveon-Kristalls sein, so wird sie uns ein Dorn im Auge sein“, provozierte Dai die Agentin Team Galaktiks weiterhin. „Jupiter wird hoffentlich so schlau sein, sie zu töten.“ Relena ballte ihre Hand zur Faust, auf welcher nun die Knochen weiß hervortraten. Sie zögerte einen Moment, versuchte den Zorn zurück zu halten, der ihre Gedanken vergiftete, doch schließlich, als die Frau das spöttische Grinsen auf Dais Lippen erblickte, wurde sie vom Feuer der Wut überwältigt. Als Relena ihm mit aller Kraft ins Gesicht schlug, neigte sich sein Kopf nach hinten und hörte mit Genuugtung ein herrliches Knacken. Blut rann nun aus Dais Nase, welches er mit dem Handrücken versuchte aufzuhalten. „Wage noch einmal meine Loyalität infrage zu stellen, werde ich dir sämtliche Knochen brechen!“, zischte die schwarzhaarige Frau bedrohlich. Relena wandte sich ab und trat ins Freie heraus. Gluraks kalter Blick ruhte auf Dai. Warnend kräuselte der schwarze Drache seine Lefzen, kauerte sich aber auf Geheiß seiner Trainerin nieder. Während sich die Krallen in den Boden fraßen, fächerte der schwarze Drache die Flügel, und stieß sich kraftvoll vom Boden ab. Mit wenigen Schlägen seiner Schwingen stieg Glurak in die Lüfte empor. Sein dunkler Körper verschmolz mit der nahenden Finsternis der Nacht, begleitend vom Flattern des dunklen Umhangs. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)