Pokémon Quest [Buch 1] von xRajani (Das Erbe des Giratina) ================================================================================ Kapitel 45: Das Geschenk ------------------------ Nächstes Kapitel. Hoffe es gefällt euch. ^^ Nächstes wird hoffentlich dieses Wochenende folgen. 45. Kapitel Das Geschenk Fieberhaft wartete Hikari im Pokémon Center mit ihren Freunden auf die Bekanntgabe der Ergebnisse. Die Stunden schlichen quälend langsam fort und erschienen dem Mädchen als würde eine Ewigkeit vergehen. Vor Aufregung ging ihr Atem unregelmäßig und die Hände waren feucht und kalt. Als Haruka dem Mädchen eine Hand auf die Schulter legte, zuckte die Blauhaarige erschrocken zusammen. „Du wirst es schon schaffen.“, sprach Haruka aufmunternd, aber Hikari teilte nicht diesen Optimismus. Traurig schaute sie Haruka an. Ihr war gewiss, dass Haruka ohne Probleme in die nächste Runde käme. Solch ein dummer Anfängerfehler würde ihr niemals passieren. Aber sie selbst? Viel zu einfach ließ sich Hikari von ihren Gefühlen leiten. Oftmals traf sie dabei falsche Entscheidungen oder beschwor bei wichtigen Dingen eine wahres Missgeschick hervor, was sich das Mädchen nicht hätte leisten können. Schließlich ließ Hikari den Kopf wieder sinken und schaute trübselig auf den Monitor. Noch immer waren die Ergebnisse unbekannt. „Dir nützt es nichts hier auszuharren, Hikari. Du solltest etwas an die frische Luft gehen.“, schlug Satoshi dem Mädchen vor. Eisern schüttelte Hikari jedoch den Kopf. Was sollte dies bringen? Sollte dies bezwecken ihren Kopf von ihren vielen Sorgen frei zu machen? Wieder fühlte Hikari, das ihr Tränen in den Augen lagen. Sie war verzweifelt. Ihr fehlte nur noch ein Band um ihr endgültiges Privileg am großen Festival teilzunehmen. Warum ließ sie sich bloß so beherrschen? „Man bist du ein Jammerlappen.“, sagte Rika kühl, ohne den Blick dem Mädchen zuzuwenden. „Pass auf, dass du nicht in deinen Kummer ersäufst.“ In Satoshi flammte plötzlich Wut auf. Wut auf diese Fremde, die es wagte sich über die Gefühle seiner engsten Gefährtin lustig zu machen. „Was fällt dir ein?“, donnerte Satoshi. Die Schwarzhaarige blickte erst überrascht, dann aber wandelte sich ihre Gesichtszügen, sie wurden hart und ausdruckslos. Rika dämpfte ihre Stimme, die nun ein beunruhigendes Flüstern war: „Was mischst du dich da ein, Grünschnabel? Ich sage nur die Wahrheit.“ Hikari blickte Rika nahezu eingeschüchtert an. War es ihre düstere Verkleidung oder doch das Fünkchen Wahrheit in ihren Worten, die sie ängstigte? Satoshi tobte innerlich. Ob es klug oder dumm war das Mädchen herauszufordern, scherte den jungen Trainer nun nicht. „Ob es die Wahrheit ist oder nicht, du hast kein Recht darüber zu urteilen. Und wenn doch…“ Rikas Augen wurden gefährlich schmal. „Du willst mir drohen?“, lachte die Schwarzhaarige, amüsiert über Satoshis Torheit. Der Angesprochene zückte augenblicklich einen rot-weißen Pokéball hervor, ohne etwas zu erwidern. Rika verzog die Mundwinkel zu einem gehässigen Lächeln. „An dir mache ich meine Finger sicherlich nicht schmutzig.“, gab Rika in einem zischenden Tonfall zurück, der einem Arbok gleich kam. Satoshi schaute Rika finster an. Als sich diese wieder auf ihren alten Platz niedersetzte und sich in Schweigen hüllte, atmete Satoshi erleichtert auf. Trotzdem herrschte eine gedämpfte Stimme. Niemand vermochte diese unangenehme Stille zu brechen, bis es Hikari mit einem Seufzen tat. „I-Ich gehe etwas raus…“, sagte die Blauhaarige hastig, dann erhob sie sich und ging rasch ins Freie. Der Wind peitschte ihr augenblicklich ins Gesicht und trieb ihr die Tränen erneut in die Augen. Die Luft war kühl, aber die Frische tat ihr gut, ihre Gedanken beruhigten sich. Mit langsamen Schritten ging sie hinunter zum See, dessen Oberfläche im Sonnenlicht funkelte. Auch wenn sich das Chaos in ihren Inneren allmählich gelegt hatte, so vergaß sie nicht vollkommen ihre Sorgen. Die Angst, an der nächsten Runde nicht teilnehmen zu können, blieb. Schließlich erregte ein dunkler Schatten, der sich im Wasser widerspiegelte, ihre Aufmerksamkeit. Dieser war kaum wahrzunehmen, die Umrisse waren verschwommen und kaum erkennbar. Hikari hob den Kopf, doch sie konnte nur noch einen kurzen Blick auf die Gestalt erhaschen, bevor die Bäume die Gestalt verschlangen. Violettes Haar schimmerte auf, ehe die Person aus ihrem Blickfeld verschwunden war. Für einen Moment glaubte Hikari, ihr Herz würde einen Augenblick aufzuhören zu schlagen als ihr bewusst wurde, wer diese Person war. Sie rang nach Luft, während ihr Herz einen Hüpfer unternahm und ihre Gedanken abermals ins Chaos stürzte. Ob er in einem Zimmer im Pokémon Center wohnte? Vielleicht konnte sie ihn wenigstens sehen, ohne mit ihm reden zu müssen, denn für Letzteres fühlte sich das Mädchen kaum imstande. „Rika? Musste das eben sein?“, durchbrach Shuu die neue Stille und blickte das Mädchen ernst an. Diese schaute ihn in gespielter Unschuld an. „Was? Ich habe nur die Wahrheit gesagt, Shuu.“ Sie spürte Satoshis wütenden Blick auf sich und in diesem Moment wusste Rika, das es bald böses Blut zwischen ihnen geben würde. „Hikari wird sich schon erholen.“, murmelte Rika schließlich, schloss für einen Moment die Lider. Auch sie war angespannt, ob sie in die nächste Runde käme. Mikuri schien von ihrer Performance begeistert gewesen. Verhalf ihr diese positive Wertung in die nächste Runde? Haruka schaute die Freundin nachdenklich an. „Rika?“, kam es von ihr. Mürrisch öffnete die Angesprochene die Augen und neigte den Kopf zu dem braunhaarigen Mädchen. „Du siehst unheimlich aus.“ Ein unsicheres Lächeln zierte Harukas Gesicht, unwissend wie die Schwarzhaarige reagierte. Diese hüllte sich vollkommen ein, bedeckte das Leder, welches sich an ihren Körper schmiegte. „Es passt zu dir.“, lobte Shuu, während seine Augen auf dem Mädchen ruhten. „Das will Haruka damit sagen.“ Ein Grinsen huschte über Rikas Gesicht, dann wandte sie ihren Blick ab. Es gefiel ihr, dass ihre Verkleidung tatsächlich abschreckend wirkte und ihrer kühlen Persönlichkeit gleichkam. Haruka kümmerte die einkehrende Ruhe nicht weiter. Das Mädchen umsorgte Psiana, die zufrieden auf Harukas Schoss eingerollt hatte, und die sanften Bürstenstriche genoss. Ein wohliges Seufzen entrann der Lichtkatze. Dies brachte Haruka zu einem schwachen Lächeln, auch wenn sie innerlich betrübt war. Anderseits war sie sehr glücklich über die Gewissheit, das Psiana trächtig war, aber auf der anderen Seite verlor sie somit ein wichtiges Teammitglied. Shuu fühlte mit Haruka mit. Er legte fürsorglich eine Hand auf die Schulter und versuchte seine Freundin mit dieser stummen Geste aufzumuntern. Ihm war bewusst, dass Psiana ein bedeutsames Pokémons ihres Teams war. Kein Anderes von Harukas Pokémon besaß so viele Erfahrungen wie Psiana. Oder doch?! Haruka hob augenblicklich den Kopf. Shuu sah sie verwirrt an. „Was hast du?“, wollte der Junge wissen, bekam jedoch keine Antwort. Shuu wurde ungeduldig. „Haruka!“ Sein ernster Ton ließ das Mädchen zusammen zucken. „Ich muss telefonieren.“, erwiderte sie schnell um den Grünhaarigen mit ihrem Schweigen nicht zu kränken. Nachdem Haruka ihrem Liebsten Psiana anvertraut hatte, erhob sie sich schließlich und ging rasch davon. Ebenso irritiert, wie es Shuu war, fragte Takeshi: „Was hat Haruka?“ Shuu spürte die Augen Satoshis und Takeshis auf sich. Ob es mit seiner Vermutung richtig war, dass es Haruka Unbehagen bereitete Psiana nicht mehr einsetzen zu können? Der Junge seufzte. „Psiana ist trächtig und“, er sah auf die Lichtkatze, die sorgsam ihr Fell säuberte. „Haruka kann ihr daher keine Kämpfe mehr zumuten. Es stimmt sie traurig dies nicht tun zu können.“ Takeshi und Satoshi wirkten überrascht. Man merkte Shuu an, dass er Haruka liebte und er sich Sorgen um sie machte. Rika hingegen grinste bloß. „Toll, dann haben wir bald einen Kindergarten.“, meinte diese sarkastisch. Satoshi sah das Mädchen ausdruckslos an, sagte jedoch nichts. Takeshi nickte zustimmend. „Ich denke Haruka hat Recht. Sie kann Psiana nicht kämpfen lassen, auch wenn sie ihr bestes Pokémon ist.“ Shuu strich Psiana über den Kopf, die sie reckte und sich offensichtlich wohl fühlte, und er nickte schweigsam. Atemlos kehrte Hikari in das Pokémon Center zurück. Ihr kam es so vor als würde ihr Herz ihren Brustkorb sprengen wollen. Ob vor Freude oder aus Panik, sie wusste es nicht. Ein kurzer Blick vergewisserte Hikari, das die Ergebnisse noch immer nicht bekannt waren. Doch dies beschäftigte das Mädchen im Geringsten. Hastig ging Hikari auf Schwester Joy zu, während sie sich selbst zur inneren Ruhe zwang. „Schwester Joy!“ Einen Augenblick glaubte Hikari ihre Emotionen im Griff zu haben, doch sie täuschte sich. Ihre zittrige Stimme verriet das Mädchen vor Aufregung. Die Rosahaarige wandte sich beunruhigt zu Hikari, lächelte sodann. „Hikari.“, sagte Joy freundlich, ehe diese zur Wort kommen konnte. „Es wurde etwas für dich abgeben. Es schien wichtig zu sein.“ Hikaris Anspannung verrauschte. „Für… mich?“, fragte sie vorsichtig nach um sicher zu stellen, dass ihre Ohren sie nicht täuschten. Die Krankenschwester nickte, zog dann einen Briefumschlag aus der Innentasche ihrer Kleidung. Diesen übergab sie völlig an den Adressaten. Verunsichert nahm Hikari den Umschlag an, der keinen Absender hatte. Zudem wog dieser mehr als ein gewöhnlicher Brief. Noch immer zweifelte Hikari, das dieser für sie bestimmt war. Unentschlossen öffnete das Mädchen den Umschlag um dessen Inhalt zu lüften. Als sie schließlich hineingriff, fühlte sie etwas Rundes in ihren Fingern und ließ diesen Gegenstand in ihre Hände fallen, gleichzeitig schwebte ein zusammengefaltetes Blatt zu Boden, welches Hikari nicht realisierte. Ihre Aufmerksamkeit galt dem runden Gegenstand. Es war ein blauer Pokéball. Ein Superball. In Hikari regte sich unerwartet eine unwiderstehliche Neugier, die das Gefühl der Unsicherheit verbannte. Was wohl in seinem Inneren war? Und wer vermochte ihr einen Superball zu schenken? Dann gab sich Hikari dieser Ungeduld hin. Mit einer geschmeidigen Geste warf sie den mysteriösen Superball in die Höhe. Das grelle Licht blendete das Mädchen für wenige Sekunden, erkannte dennoch, dass sich aus dem Superball die Umrisse eines fuchsähnlichen Pokémon sich abzeichneten. „Vulpix.“, kam es von dem Pokémon, der sich genüsslich streckte und Hikari mit einem durchdringenden Blick musterte. Schließlich erhob sich Vulpix und nahm behutsam den Brief in das Maul, den das Mädchen übersehen hatte. Das Mädchen kniete nieder, nachdem sie die erste Verwirrung überwunden hatte. Vulpix legte Hikari den Brief in die hand und zog sich anstandsmäßig zurück. Unwohl blickte das Mädchen das Stück Papier an, faltete dieses jedoch sorgsam auseinander, dann rang sie nach Luft. Hikari, dumm war es von mir dich im Kraterberg angetroffen zu haben. Noch dümmer war es, dich in meiner Nähe zu geduldet zu haben. Verzeih. Als Wiedergutmachung für diese Fehler schenke ich dir dieses Vulpix. Shinji Einfühlsam strich Hikari über das Papier, las immer wieder seine Worte, die sie eigentlich verletzten sollten, bis sie diese auswendig konnte. Eine Träne rann ihr über das Gesicht und benetzte das Papier. Diese krakelige, fast unlesbare Handschrift gehörte tatsächlich zu Shinji. Denjenigen, den sie so sehr vermisste… Und er hat ihr dieses Vulpix geschenkt. Allmählich spürte Hikari, wie das Leben in ihren Körper strömte, ließ ihre Freude und Unbekümmertheit wiederauferstehen. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, welches einem unerwarteten Schrecken Platz machte. Der Blick schnellte zu Schwester Joy. Shinji konnte noch nicht weit sein, wenn ihr Gefühl sie nicht täuschte und er es wirklich am See war! „Wann ist er gegangen?“, wollte das Mädchen panisch wissen. Schwester Joy dachte nah. „Gar nicht lange her. Vielleicht vor einer Viertelstunde?“ Ein schwacher Hoffnungsschimmer durchzog ihr Sein. Augenblicklich begann Hikaris Herz abermals zu rasen, beraubte dem Mädchen jeglichen Verstand. Sie kehrte der Krankenschwester den Rücken zu und rannte davon. Hinaus! Hinaus ins Freie um ihn zu suchen, ihn zu sehen! Dieser Wunsch ließ jeglichen Kummer verpuffen an dem Shinji verantwortlich war. Treu ergeben folgte Vulpix dem Menschenmädchen, das völlig aufgelöst und schnell erschöpft war. Hikari rang nach Luft. „Shinji…“, hauchte sie und spürte Tränen in den Augen. All ihre Kräfte mobilisierend, legte sie diese in ihre Stimme. „SHINJI!!“ Erschrocken flohen die Vögel in den Baumwipfeln. Das Mädchen sah ihnen seufzend nach. Dann folgte eine qualvolle Stille, die Hikari einen Stich ins Herz gab. Leises Schluchzen ertönte. Sie hatte Shinji verpasst! Tröstend zupfte Vulpix am Saum ihres Kleides. Die Füchsin legte den Kopf schief als Hikari zu ihr hinunter sah. Dennoch betrachtete Vulpix das Mädchen mit wissenden Augen, gerade so als wüsste sie, was Hikari fühlte. „Oh Vulpix…“, wisperte Hikari bekümmert als sie sich niederkniete und dem Pokémon über das warme Fell streichelte. Ihr wurde klar, dass Vulpix ein Geschenk Shinjis war. Ausgerechnet ihr, die sein schlechtes Gewissen geweckt hatte. „Danke.“, sagte das Mädchen leise. Das Pokémon schaute Hikari mit lieblichen Augen an. „Vul!“, erwiderte es aufmunternd. Schließlich erhob sich Hikari, ließ Vulpix in den Superball zurückkehren, bevor sie sich auf den Rückweg machte. „Wo warst du, Hikari?“, wollte Nozomi vorwurfsvoll wissen. „Die Ergebnisse sind bekannt.“ Hikari hob gedankenverloren den Kopf, betrachtete Nozomis Blick für einen Moment. Dann begriff sie. Ihre Augen schnellten umher und starrten auf den Monitor. „Herzlichen Glückwunsch. Du bist weiter.“, strahlte Satoshi freudig. Hikari schien nicht zu verstehen. Ihr Griff um den Superball wurde stärker. Sie hielt den Atem an. „Atmen nicht vergessen.“, riet Nozomi lächelnd. Schließlich sah Hikari die Rothaarige erstarrt an. „Ich bin… weiter!“, entfuhr das Mädchen. „So ist es.“, kam es von Rika. „Du hast dir unnötige Sorgen gemacht, Hikari.“ Für einen Augenblick schloss Hikari zuversichtlich die Augen. Shinji tauchte in ihrem Geiste auf, nickte ihr stumm zu. Eine Vorstellung, die die Blauhaarige allzu gern in der Realität erleben würde. „Die Runde wird ziemlich anstrengend.“, erklang Kentas sanfte Stimme und fesselte die Anwesenden. Sein trüber Blick traf auf Rika, die angespannt auf den Bildschirm starrte. Sie war seine Gegnerin. Doch es herrschte nun ein allgegenwärtiges Schweigen, das wie ein unwahrnehmbares Gewicht auf ihnen lastete. Dieser Wettbewerb war ein Konkurrenzkampf unter Freunden. Weggefährten, die man allzu gut kannte und mit ihnen lebte. Selbst innige Freundschaftsbande wurden auf eine harte Probe gestellt. Rivalität. Wie würden die Kämpfe wohl ausgehen? Und welche Wirkung hatte dieser Wettkampf auf die Kameradschaften unserer Freunde? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)