Der Wolf im Schatten der Natur von Akkasuka (Teil 1: Die Katastrophenzeit) ================================================================================ Kapitel 5: Wycho ---------------- Ich hörte, wie ein starker Wind außerhalb unseres Hauses tobte und ein eiskalter Schauer jagte mir über den Rücken. „Ist das die nächste Naturkatastrophe?“, dachte ich geschockt. „Arcon“, flüsterte ich, „was ist los?“ Während meine Ellenbogen auf meinen Knien ruhten vergrub ich mein Gesicht in meinen Händen. Stürme und plötzlicher Wetterumschwung waren bei uns in der Gegend nichts Ungewöhnliches. Es gab sogar schon Tage, an denen die Schule aufgrund der starken Böen oder im Winter wegen zu starkem Schneefall ausfiel. „Was ist da draußen los?“, hörte ich meine Mutter rufen. „Ein Orkan oder so was“, meinte mein Vater ruhig. Ein angenehmer Lufthauch striff meinen Körper. Ich blickte auf und meine Augen erfassten Arcon. Erschrocken wich ich mit meinem Oberkörper zurück. Arcons Fell hatte ein helles Grau angenommen und war aufgestellt. Von ihm verbreitete sich ein seltsamer Windhauch, der durch meine Haare wehte. Seine Pfoten waren von einer Art Windböe umschlossen, in seinem Gesicht breitete sich ein schwarzes Muster um seine Augen und Ohren aus, das bis zu seinen Pfoten verlief und diese schwarz färbten. „Das muss seine Windform sein“ dachte ich. „Arcon“, stieß ich sogleich entsetzt aus, „soll das heißen...“ „Ja, ein Tornado kommt auf uns zu“, schloss er den Satz, „rühr dich nicht, ich mach das schon“ Er rannte an mir vorbei, so schnell, das ich rückwärts umkippte und mit meinem Rücken auf eine Treppenkante fiel. Grummelnd rieb ich die schmerzende Stelle. „Warte mal!“, schrie ich ihm hinterher, ohne zu bedenken, dass Alex oder meine Eltern mich hören können. „Bleib hier unten“ hörte ich ihn noch sagen. Seufzend starrte ich die leere Treppe hinauf. Mein Magen rumorte, als ich meine Hand darauf legte schoss ein Gefühl durch meinen Körper und ich wusste, dass es falsch war nun einfach hier zu sitzen und zu warten. Nach einem kurzen Zögern stand ich auf und rannte die Treppe hinauf. Rasch schlüpfte ich in das nächste Paar Sandalen und huschte aus dem Haus. Als ich um die Ecke in unserem Hof lief stieß mir ein heftiger Windstoß entgegen und ich versuchte mit aller Gewalt voran zu kommen. Schützend hielt ich meine Arme vor das Gesicht, als mir in paar Äste entgegen flogen. Durch eine Lücke zwischen den Armen sah ich auf den Hof und unseren Garten. Überall lagen Äste umher, unser Basketballkorb war umgekippt und die große Tanne wog sich schwerfällig im starken Wind. Vor mir stand Arcon, sein Schweif war drohend in die Höhe gerichtet, einige Meter weg wirbelte der Tornado in unserer Hofeinfahrt Äste und Steine in die Luft. „Seltsam“, dachte ich, „Ich dachte immer, Tornados wären stärker“ Trotzdem machte mir der Wind große Schwierigkeiten vorwärts zu kommen. Mit aller Gewalt zwang ich meine Beine vorwärts. „Arcon!“, rief ich verzweifelt. Arcon, der mit dem Rücken zu mir dem Tornado gegenüberstand, blickte sich um und starrte mich fassungslos an. „Geh zurück ins Haus! Es ist viel zu Gefährlich!“, schrie er wütend und ließ seine Augen blutrot aufleuchten. „Nein!“, wehrte ich mich. Der Wolf schloss seine Augen, richtet seinen Kopf wieder von mir weg und duckte sich. Erst jetzt fiel mir auf, dass er die Zeit stillgelegt hatte, denn die Äste, die gegen die Häuser schlugen prallten einfach ab und die Tannen wogen sich zwar im Wind, wurden aber nicht von der Macht des Tornados entwurzelt. „Ich wusste nicht, dass in der Zeitspanne auch Gegenstände eingeschlossen sind“, murmelte ich. Arcon wurde von hellem Licht umgeben und Blätter und Sand wurden um ihn herumgewirbelt. Ich hörte sein entferntes grollendes Knurren und ich spürte, wie die Windstärke um mich herum nachließ. Der Tornado schien sich langsamer zu drehen und bewegte sich kaum voran. Arcon stellte sich ruckartig in eine feste Position, starrte mich mit einem drohenden, durch dringenden Blick an und sprintete dann dem Tornado entgegen. „Arcon!“, schrie ich und rannte ihm nach. Während er blitzschnell auf den gewaltigen Wirbelsturm zu lief blickte er zurück, lies seine Augen aufblinken und ich spürte, wie sich ein starker Gegenwind auf mich richtete. Ich musste stehen bleiben und hatte große Mühe gegen den Wind an zu kommen. „Lauf zurück! Und -“, hörte ich Arcons Stimme, die nun im Tornado versank. Widerwillig blieb mir, auf Grund des kräftigen Windes, keine andere Wahl als ihm zu gehorchen. Nach den wenigen Metern, die ich zurückgelaufen war, wurde der Wind wieder schwächer. Besorgt starrte ich auf den Tornado, der sich auf der gleichen Stelle drehte. Plötzlich hörte ich ein leises Geräusch, als würde etwas an einer Platte abprallen und zuckte zusammen. Vor Aufregung zitternd beobachtete ich, wie etwas kleines, graues aus dem Tornado in meine Richtung flog. „Arcon!“, hauchte ich erschrocken. Das Graue landete mit einem plumpen Geräusch auf unserem Dach. Ein weiteres Mal löste sich etwas von Tornado und steuerte blitzschnell auf mich zu. Es sah genauso aus wie der Wasserdan von dem Tsunami, nur Grau. „Ein ähm... Wind...dan?“, flüsterte ich und zog mein Kopf und meinen Oberkörper in letzter Sekunde gen Rücken, ehe mich der Windstrahl traf, wobei ich prompt auf den Hintern fiel. „Lass mich in Ruhe du dummes Vieh!“, schrie ich wütend und suchte mit einem flüchtigen Blick die Gegend nach Arcon ab. Ein zischendes Rauschen kam von hinten, rasch sah ich mich um, bemerkte, dass der Winddan wieder auf mich zu kam. Erschrocken starrte ich darauf. Jeden Moment erfasste es mich. Ein grollendes Knurren gefolgt von einem Tiefen brüllen, das sich fast wie ein Hundegebell anhörte, ertönte und der Winddan schien, ebenso wie ich, zusammen zu zucken. Von oben fühlte ich einen sanften Wind. Der hellgraue Windwolf landete neben mir und starrte den Winddan verachtend böse an. Ein rascher Sprung und ein heftiger Tatzenschlag folgten und der willenlose Elementardämon zerfiel in tausend winzige, leicht schimmernden Körner. „Hab ich dir nicht gesagt, du sollst im Haus bleiben? Da drinnen bist du geschützt, weil das Haus durch meine Zeitspanne geschützt ist!“, raunte Arcon wütend. „Ich wollte dir doch nur helfen...“, wimmerte ich und zog meine Hände dicht an mich ran. „Die Katastrophenzeit ist kein Kinderspiel!“, rief Arcon mit roten, blitzenden Augen, während er sich wieder dem Tornado zuwandte und diesen direkt ansteuerte. „Ich wollte dir doch nur helfen“, flüsterte ich leise und stand langsam auf. Ein donnerndes Brüllen Arcons hallte aus dem Tornado, gefolgt von einem klagendem Jaulen und abermals wurde Arcon aus dem Wirbelsturm geschleudert. Doch er fing sich noch in der Luft, krallte sich in eine Tanne und stieß sich mit den Hinterpfoten an deren Stamm ab. Staunend sah zu, wie er sich laut knurrend und mit erhobenen Schweif auf den Tornado stürzte. Ein Schatten im Inneren des Tornados kämpfte sich langsam gen Boden, wurde jedoch immer wieder hinauf getrieben. Gebannt und zitternd hoffte ich, dass Arcon es schnell schaffen würde, andernfalls... ich wollte gar nicht daran denken. Ein Winddan löste sich vom Tornado und stürzte auf mich zu. Im ersten Moment geschockt, flüchtete um die Hausecke, rannte weiter, um die nächste Ecke. Mein Blick fiel auf eine recht breite, nicht all zu große Holzplatte, die an der Hauswand rechts von mir lehnte. Ich griff nach dieser, während ich vorbei rannte, und nahm sie bequem in beide Hände. Ich atmete einmal tief durch, stoppte meinen Lauf abrupt und drehte mich um. Keuchend wartete ich auf den Winddan. Mein Herz pochte laut. Nervös schielte ich neben mich, stellte mich mit dem Rücken zur Hauswand. Links von mir trennte mich nur eine Hausecke davon den Tornado wieder sehen zu können. Zögernd wendete ich mich wieder nach rechts und ging einige vorsichtige Schritte vorwärts, zurück an die Ecke. Mein Magen verkrampfte sich, schwer atmend erwartete ich, dass der Winddan jeden Moment um die Ecke kommen konnte. Mein ganzer Körper zitterte, Herzschlag und Atmung verdoppelten ihre Geschwindigkeit. Noch ein Schritt, noch ein Schritt, nervös versuchte ich das Holzbrett zu kneten, das ich schlagbereit in meinen Händen hielt. Ich entfernte mich einige Schritte von der Hauswand, um besser um die Ecke sehen zu können. Ein großer Schritt und... nichts. Die Längsseite des Hauses war gähnend leer. Ich wusste nicht, ob ich glücklich sein sollte, dass das Winddan nicht mehr da war oder ob ich Angst haben sollte, dass er plötzlich auftauchte. Ich vernahm das ferne Knurren Arcons und beobachte misstrauisch die Sträucher neben mir. Aufgeregt knetete ich noch immer das Brett mit meinen schwitzenden Händen. Ein verzweifelter, schmerzerfüllter Aufschrei Arcons vermischt mit einem tiefen Grollen ertönte. Aus meiner Konzentration aufgeschreckt, rannte ich die Hauswand entlang, wieder um die Ecke und sah, dass Arcon sich aus dem Gras aufrappelte und abermals unerschrocken auf den Tornado zu rannte. Ich hatte den Eindruck, als wäre der Wirbelsturm kleiner als zuvor. Plötzlich hörte ich Äste knacken, dann ein Rauschen von hinten, ich drehte mich ruckartig um, holte gleichzeitig mit dem Brett aus und schleuderte meine Arme auf die andere Seite meines Körpers. Ein heftiger Widerstand stieß gegen das Brett und lies meine Arme zittern. Doch durch die Wucht meiner plötzlichen Drehung durchstieß ich den Widertand und es regnete einen feinen Staub vor mir nieder. Erleichtert lächelte ich den Staubregen an. Meine Hand pulsierte. „Ganz schon stark“, murrte ich, während ich auf meine Hand starrte und mich wieder dem Tornado zuwandte. „Er ist wieder kleiner geworden“, bemerkte ich. Meine Augen suchten den dunklen Schatten im Tornado. „Du scheiß Teil! Lass mich endlich durch! VERDAMMT!“, fluchte Arcons Stimme aus dem Tornado. „So hab ich ihn ja noch nie erlebt“, flüsterte ich grinsend. Endlich fand ich den Schatten, der dem Boden innerhalb des Tornados bedrohlich nahe gekommen war. „Scheiße!“, schrie Arcon, als er wieder ein Stück weiter nach oben getrieben wurde. „Was ein Kampfgeist“, belächelte ich den Schatten und bemerkte zwei Winddans, die aus dem Tornado auf mich zukamen. Doch diese Dans waren keine Strahlen, sondern eher Bälle. Ohne zu überlegen fasste ich das Brett wieder kampfbereit und schlug auf den ersten Winddan ein, der mir zu nahe kam. „Weg da!“, rief ich und schleuderte auch dem zweiten Dämonen das Brett entgegen. Abermals regnete feiner Staub auf die Erde. Schmerzhaft lies ich das Brett fallen und sah auf meine Hände. Zwischen Daumen und Zeigefinger begann die Haut aufzureißen, es brannte höllisch und war rot. Arcon jaulte auf. Mein Herz raste, mein Blick fiel auf den Tornado. Zwei Strahl-Winddans stießen Arcon aus dem Wirbel und ein dritter Schlug ihn erst zu Boden und kam dann als Ball auf mich zu. Ich presste meine Augen zusammen, biss auf meine Lippe, während ich meine Hände zur Faust ballte, meine Hände schmerzten. Schnell öffnete ich ein Auge, griff nach dem Holzbrett vor meinen Füßen und schlug in rechten Augenblick gegen den Dan, welcher krachend eine Beule in das Holz rammte und sogleich in abertausende von feinen Staubkörnern zersplitterte. Die Schmerzen an meinen Händen trieben mir Tränen in die Augen, ich sackte in die Knie, ließ das Brett fallen und starrte auf meine pulsierenden Hände. Als meine erste, ungewollte Träne mein Gesicht hinunter rann huschten meine Augen über den Hof. Arcon hatte sich wieder gefasst und rannte humpelnd auf den Tornado zu. „Arcon, du musst es schaffen, bitte!“, flehte ich leise. „Verdammt, ich will doch gar nicht weinen!“, flüsterte ich ebenso leiste und starrte wütend auf meine Hände. Grob wischte ich meine Träne aus dem Gesicht und sah hoffnungsvoll auf den Tornado. „Tia!“, keuchte Arcons Stimme laut, „Geh ein paar Schritte zurück!“ Gehorsam stand ich auf und folgte Arcons Befehl. „Noch weiter! Hinter die Hausecke!“ Ohne weitere Fragen zu stellen lief ich hinter die Ecke und lugte an dieser vorbei. Arcons Schatten war nur noch wenige Zentimeter, so schien es, innerhalb des Tornados über dem Boden. „ARGH! Nur noch ein kleines Stück!! Naaa, komm schon!!“, schrie Arcon voller Wut und einem Hauch Verzweiflung. Doch er kam nicht voran. Der Tornado schrumpfte wieder ein kleines Stück und war jetzt sogar kleiner als die Tanne im Garten. Arcon brüllte jähzornig auf und ich sah ein rotes Blitzen im Tornado an der Stelle, wo Arcon war. Er schaffte das letzte Stück bis zum Boden und heulte ein triumphierendes Wolfsgeheul. Winddans schossen aus dem Tornado, kehrten wieder um und rasten mit wahnsinniger Geschwindigkeit auf Arcon zu. Doch sie wurden wieder aufgesaugt. Keiner schaffte es an ihn ran zu kommen. Aufgeregt verließen die Dans den Wirbelwind, durchquerten ziellos den Garten, der Tornado schien seine Drehgeschwindigkeit noch einmal kräftig zu beschleunigen, ehe er selbst, mit samt seinen Winddämonen, in Millionen feinste Staubkörner zerplatzte, die durch eine gewaltige Druckwelle schimmernd in alle Himmelsrichtungen verstreut wurden. Die Luftwelle kam auf mich, nahm Äste, Steine und Staub mit und huschte am mir vorbei, während ich rasch meinen Kopf um die Ecke zog und den Atem anhielt. „Jetzt weiß ich, warum mich Arcon hinter die Ecke geschickt hat“ keuchte ich mit weit aufgerissenen, geschockten Augen. „Er hat’s geschafft“, bemerkte ich dann und atmete tief ein und wieder aus. Vorsichtig steckte ich meinen Kopf um die Ecke, als nichts mehr an mir vorbei flog. Alles war ruhig. Ein Blick nach rechts zeigte mir, dass die Steine und Äste durch den kaputten Zaun in das Nachbargrundstück geflogen waren. Ich grinste kurz und suchte dann besorgt nach Arcon. Er stand, den Kopf nach unten gebeugt, Noch auf der gleichen Stelle, wo er eben den Tornado bezwungen hatte. „Arcon!“, rief ich und lief auf ihn zu. Ich hob seinen Kopf hechelnd, die Ohren seitlich hinab gebogen. Er begann auf mich zu zutraben. Als wir uns erreichten fiel ich ihm um den Hals. „Du warst Großartig Arcon“ lobte ich ihn und vergrub meinen Kopf in sein weiches Fell. „Tia...“ „Sag nichts Arcon“, bat ich ihn. „DU warst großartig“, meinte er ohne auf meine Worte zu achten, „Du bist viel mutiger als damals bei der Flutwelle... Aber eines ist dennoch seltsam“ Ich hob meinen Kopf und kraulte die Ohren des Wolfs. „Erstens hab ich gar nichts gemacht und zweitens: Was ist seltsam?“ „Der Tornado… Mein Meister hat mir mal erzählt, dass Tornados für uns am schwersten zu bezwingen sind, aber ich hab mich mit diesem Tornado, oder Whycho, wie wir ihn nennen, leichter getan als mit der Tsunami…“ „Ah…Was?“, fragte ich verwirrt „Man spricht es Wi-tscho aus“, erklärte er. „Aha“, meinte ich gleichgültig. „So nennen wir Tornados. Bei uns gab es eine alte Sprache, von denen nur noch ein paar Wörter Gebrauch haben. Ähnlich wie bei euch die Sprache Latein ist diese Sprache, Conless, um genau zu sein, auch eine tote Sprache. Bei uns wird Conless allerdings nicht mehr offiziell gelernt. Nur diese Speziellen Begriffe“ Ich nickte, um zu zeigen, dass ich verstanden hatte. „Wir sollten reingehen“, flüsterte ich dann und stand auf. Eine seltsame Grimasse breitete sich auf Arcons Gesicht aus, als zwei Arme auf meine Schulter langten, mich umdrehten und dann umarmten. Geschockt starrte ich an dem Kopf mit den kurzen, braunen Haaren vorbei. Die Arme ließen mich los und drückten mich sanft von dem Körper. Noch immer geschockt starrte ich in das Gesicht meiner Mutter, die sogleich losschimpfte: „Bist du verrückt? Wir haben von unten diesen gewaltigen Orkan gehört. Der hat im ganzen Garten gewütet! Haben dich alle guten Geister verlassen, dass du bei so einem Sturm das Haus verlässt?“ Ich wandte meinen Blick seitlich nach unten antwortete nur: „Der war gar nicht so stark, als ich herauskam, war er schon fast vorbei“ Bevor man mich weiter schimpfen konnte, fügte ich noch hinzu: „Es war übrigens ein Tornado und Arcon hat in bezwungen, aber das glaubt ihr ja eh nicht…“ Ich befreite mich von der Hand meiner Mutter, die meine Schulter festhielt und sah ihr wieder in ihre grün-grauen Augen. Meine Mutter öffnete den Mund und wollte mich weiter schimpfen, schloss ihn dann wieder und wir starrten uns ein paar Augenblicke an. Schließlich senkte sie den Kopf, hob ihn nach einer Weile wieder und sagte: „Die Hauptsache ist, dass dir nichts passiert ist…“ Ich nickte, umarmte sie während ich an ihr vorbei ging und schaute in das fassungslose Gesicht meiner Schwester. Mein Vater sah mich mit erleichtertem Blick an und umarmte mich. Ich erwiderte die Umarmung wortlos ehe wir alle zurück zum Haus gingen. Verdattert sah ich durch unseren Zaun und den groben Büschen des Nachbarn in dessen Grundstück: Von Ästen und Steinen war nichts mehr zu sehen. Nur ein feiner Staub wurde durch eine weiche Brise hinfort getragen. „Irgendwie …ich weiß nicht… soll ich jetzt das mit Arcon glauben, oder nicht? Weil... na ja...“ stammelte Alex als wir im Haus waren, doch sie konnte den Satz nicht beenden. Ich schaute sie an und meinte anschließend: „Tja, wie du meinst… Ich an deiner Stelle würde meiner kleinen Schwester glauben…“ Grinsend ging ich an ihr vorbei, stieg die Treppe hoch und betrat mein Zimmer. Seufzend schloss ich die Tür, schloss meine Augen und lehnte mich tief ausatmend daran. „Was war jetzt deine Frage?“, fragte Arcon. Ich blickte stutzend auf das Sofa, auf dem Arcon, in seiner gewohnten Form, ruhig lag, seine Vorderpfoten überkreuzt und die Hinterpfoten seitlich weggestreckt. Sein Fell war noch ein wenig dreckig von dem Tornado, doch er schien sich schnell erholt zu haben. „Äh, welche Frage?“, antwortete ich. „Na die, die du mir vor dem Tornado stellen wolltest…“ Ich grinste verlegen und meinte: „Hehehe... hab ich vergessen!“ „Menschen…“, murmelte Arcon und lächelte. Ich setzte mich zu ihm und kraulte ihn. „Schön, dass es dir gut geht“ Arcon entspannte sich. „Wie gesagt, fiel mir der Whycho leichter als der Tyroji“ „Tyroji ist dann in Con-dings Flutwelle?“, fragte ich. „Ja, Conless“, antwortete er knapp und legte seinen Kopf entspannt auf mein Bein. „Mir fällt die Frage echt nicht mehr ein, aber egal. Wie geht es auf eurer Schule weiter?“ „Wenn wir das alles beherrschen und wissen, haben wir noch einmal längere Zeit, um alles noch einmal zu wiederholen und die Techniken zu üben...“ Er unterbrach sich, um ein wohltuendes Stöhnen von sich zu geben, als ich begann ihn am Bauch zu kraulen. „...für die Abschlussprüfung“ schloss er. „Aber die hast du noch nicht, oder?“, fragte ich und fuhr mit meinen Fingern wieder sanft zu seinem Kopf. „Du verstehst es echt, ein Tier glücklich zu machen“, grinste er entspannt. „Ich hatte ja selbst zwei Hunde“, meinte ich. „Was ist mit ihnen passiert?“ „Sie wurden vor 3 Jahren vergiftet“, hauchte ich leise. „Oh“, meinte Arcon, „dass tut mir Leid“ „Schon gut, du kannst ja nichts dafür... und ändern kann man das auch nicht mehr“, seufzte ich und kuschelte mich in sein wolliges Fell. „Aber, was ist jetzt mit deiner Abschlussprüfung?“, hinterfragte ich nach einer Weile der Stille. „Es stimmt, ich habe meine noch nicht, aber da ich ein wirklich guter Schüler bin, hat der Hedshyn bei mir und bei noch jemandem eine Ausnahme gemacht.“ „Wer ist der andere Schutzgeist?“, fragte ich neugierig. Arcon lachte und meinte: „Ich darf und werde es dir nicht sagen“ „Och bitte“, bettelte ich. „Nö, keine Chance“, sagte er stur, „das ist ein Gesetz, ich darf niemandem sagen wer noch welchen Schutzgeist hat!“ „Du bist fies!“, beklagte ich mich lachend und durchfuhr Arcons Fell mit gespreizten Fingern. „Hey das kitzelt!“, lachte Arcon, als ich ihn bei seinen Rippen leicht kratzte. „Was hier?“, fragte ich lachend und kraulte ihn fester. „Hey!“ Wir lachten Tränen, bis ich mich nach einer ganzen Weile Spaß und Freude entspannt zurücklehnte, er sich ruhig auf den Rücken legte und ich ihn sanft am Bauch streichelte. „Wärst du eine Katze würdest du jetzt schnurren, oder?“, stieß ich lachend aus. „Wahrscheinlich schon, ja“, gab Arcon grinsend zu. Plötzlich donnerte es laut, ich erschrak, Arcon richtete sich knurrend auf dem Sofa auf und ehe ich fragen konnte was das war, schoss ein schwarzer Blitz durch meine Balkontür auf mich zu. Ich konnte mich nicht mehr rühren. Hosted by Animexx e.V. 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