Der Weg zurück von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 13: Taten der Vergangenheit ----------------------------------- So wie versprochen, gibt es nun schon das nächste Kapitel! Ich denke, dass es euch echt gefallen wird, weil es mehr aus der Vergangenheit erzählt und ihr wollt ja schließlich ALLES wissen. Ich danke wie immer meinen lieben Kommi-schreiber Kurosaki-Kun1 Rezielle Zink-chan Mizu_Kawajashi Nimril für ihre lieben Kommis! Wer übrigens benachrichtigt werden will, wenn ein kapitel online gestellt wird, sagt mir bitte bescheid! Ich amche nicht mehr jeden einen GB-Eintrag, weil ich dafür einfach nicht mehr die Zeit habe. Die, die aber gerne eine wollen, kriegen natürlich eine. schreibs mir einfach ins kommi oder ne ens! wie ihr wollt! schreibt mir auch ob ihr gb oder ens haben wollt, damit ich bescheid weiß! so jetzt aber genug gelabert!!! viel Spaß beim Lesen!!!! 13. Kapitel Harry saß in einem der Sessel in der Bibliothek der Rumtreiber. Auf seinen Schoß lag ein Buch über Defensivmagie. Heute waren sie wieder in Sirius Haus zurückgekehrt. Sie hatten den Auror, der die Informationen an Voldemort weitergegeben hatte, schnell gefunden und nach einem kurzen Verhör mit Veritaserum hatte er alles gestanden. Er war sofort nach Askaban gebracht worden und hatte dort vermutlich sogar den Kuss des Dementors erhalten. Genaueres wusste Harry nicht. Es hatte ihn auch nicht weiter interessiert. Er war noch immer völlig durcheinander, wegen den Dingen, die er in den hallen der Weisheit erfahren hatte. Noch immer fiel es ihm schwer überhaupt einen klaren Gedanken zu fassen. Als sie am nächsten Tag endlich Hogwarts den Rücken zugekehrt hatten, fühlte Harry eine Last von seinen Schultern gleiten. Noch immer wirkte auf ihn Hogwarts so und er hasste es. In Sirius Haus angekommen, hatte Sirius erklärt, dass er noch einige Dinge im Ministerium zu klären hatte und vor Einbruch der Dunkelheit wahrscheinlich nicht zurück sein würde. Eine Weile war Harry, allein wie er war, ziellos durchs Haus gezogen und hatte sich am Ende wiedereinmal in der Bibliothek der Rumtreiber wiedergefunden. Das Portrait der Rumtreiber und seiner Mum war leer und so hatte Harry sich durch die Massen an Bücher gestöbert und schließlich irgendeines genommen und versucht sich so abzulenken. Doch es half nichts. Immer wieder musste Harry an Melinda und damit auch an früher denken. Wenn Harry heute an die Zeit im Haus der Seelen dachte, wusste er nicht, ob er lachen oder weinen sollte. Er wusste nur, dass es eine schwierige Zeit war. Für alle. »-ry! Harry! Hörst du mir überhaupt zu?« Harry sah von seinem Buch auf und blickte in das verärgerte Gesicht seiner besten Freundin Hermine Granger. Sie trug ein langes Sommerkleid, darüber eine weiße Bluse. Ihr langes Haar hatte sie zu einen strengen Zopf zurückgebunden, nur einzelne Strähnen fielen ihr ins Gesicht. Es war Sommer und sie saßen zusammen auf einer der vielen Terrassen des Haus der Seelen. Ron lag neben Harry in einem Liegestuhl. Er trug die Sonnenbrille, die Hermine ihm aus Frankreich mitgebracht hatte, Shorts und ein ärmelloses T-Shirt. Auf seinen Knien lag ein Buch, doch er hatte seit mehr als zehn Minuten die Seite nicht umgeblättert und Harry vermutete, dass er eingeschlafen war. »Ja, Hermine, ich höre dir zu.« Harry machte einen Knick in die Seite des Buches und schlug es zu . Hermine sah dies bissbilligend mit an, sagte aber nichts. Immerhin las er etwas, hatte sie das letzte Mal nur dazu gesagt. »Wirklich Harry, hör auf Remus. Rede mit ihm darüber, wenn du nicht mit uns reden willst. Aber du musst mit jemanden darüber reden. So kommst du nie über Sirius Verlust hinweg.« Hermine legte ihre Hand auf seine und lächelte ihn sanft an, doch Harry zog sich rasch zurück und stand auf. Er trat ein paar Schritte von ihren Sitzgelegenheiten weg und wandte Hermine den Rücken zu. »Hermine, wie oft soll ich euch das noch erklären? Ich will und brauche nicht darüber zu sprechen, okay?! Sirius ist tot! Daran kann ich nichts mehr ändern! Worüber soll ich also reden?« Er sah sie wieder an und deutete auf Ron. »Übrigens ist Ron eingenickt.« Hermine wandte sich an Ron und riss ihm etwas unsanft die Sonnenbrille von der Nase. Allerdings ließ er sich davon nicht stören und schlief seelenruhig weiter. Während sich Hermine nun daran machte Ron auszuschimpfen, setzte sich Harry unauffällig ab. Sein Weg führte ihn zu den Pferdeställen. Hier war es düster und kühl. Leise wieherten die Pferde in ihren Boxen. Harry beachtete sie kaum. Nur die letzten beiden Boxen waren für ihn von Interesse. In der einem lag Seidenschnabel auf dem Boden und knabberte an den Resten eines toten Tieres. Harry machte eine Verbeugung und trat zur letzten Box. Als die Stute Harry sah, wieherte sie erfreut auf und raschelte nervös mit dem Heu. »Ruhig, Starlight.« Harry schob das Gitter zurück und trat in die Box. Die Stute kam Harry entgegen und blieb direkt vor ihm stehen. Die Augen des Pferdes waren jetzt genau auf einer Höhe mit denen von Harry. Harry lehnte seinen Kopf an den von Starlight und verharrte so einige Sekunden. Die Stute schnaubte nur leise und schubste Harry fast schon ermutigend an. »Ja, schon gut«, lachte Harry. »Jetzt reiten wir aus.« Er war bereits dunkel, als Harry endlich von seinem Ausflug zurückkehrte. Das Haus lag ruhig da. Viele der wenigen Bewohner des Hauses schliefen bereits und so schlich Harry leise durch die Flure. Vor seinem Zimmer hielt er inne. Es brannte Licht. Wahrscheinlich war Hermine wieder einmal verrück vor Sorge gewesen und hatte darauf bestanden in seinem Zimmer auf ihn zu warten. Mit Ron an ihrer Seite versteht sich. Etwas unschlüssig stand er vor seiner Tür. Er hatte jetzt nicht die geringste Lust sich wieder mit ihnen zu streiten. Er konnte ihre Worte schon hören. Du hast dich verändert Harry. Du entfremdest dich immer mehr von uns. Er konnte es nicht mehr hören. Das schlimmste war wohl, dass sie Recht hatten. Er distanzierte sich wirklich immer mehr von seinen besten Freunden, etwas was er selbst hasste, aber es war einfach nicht leicht für ihn. Die ganze Situation machte ihm zuschaffen und er hatte das Gefühl, dass er mit niemandem darüber reden konnte. Mit Sirius hatte er über alles reden können, doch nun war er allein. Sirius war tot. Seinetwegen. Abrupt drehte er sich um und ließ sein Zimmer hinter sich. Er fand seinen Weg zu einen der drei Aussichtsplatten, die das Haus besaß. Müde lehnte er sich gegen die Wand und ließ sich zu Boden gleiten. Sein Blick glitt in Richtung Himmel. Er war sternenklar. Lange saß er so da. Die Welt um sich herum vergessend. Die Zeit. Die Probleme. Hier oben schien all dies keine Rolle zu spielen. Dann erhob er sich wieder und trat an den Rand der Plattform. Von hier oben waren es gut zweihundert Meter in die Tiefe. Wer von hier fiel, war am Boden nur noch... »Brei. Nichts anderes.« Er trat einen weiteren Schritt nach vorne. Seine Fußspitzen ragten bereits über den Abgrund. Wenn er jetzt sprang, wären alle seine Probleme vergessen. Vergessen wäre Voldemort. Vergessen seine Schuld an Sirius Tod. Vergessen seine große Aufgabe. »Einfach springen«, murmelte Harry leise. »Tu es nicht!« Überrascht drehte Harry sich um. Am Fuße der Treppe stand ein Mädchen, etwa sein Alter. Sie hatte eine zierliche Figur, trug nur Shorts und ein Top, darüber lag eine dünne Jacke. Ihre langen schwarzen Haare fielen ihr über die Schultern und umrahmten das schmale Gesicht. Blaue Augen musterten ihn besorgt. Er trat einige Schritte vom Rand der Plattform weg und lächelte sie traurig an. »Keine Angst, ich wäre schon nicht gesprungen.« Das Mädchen sah ihn einen Moment verwirrt an. »Das sah eben noch ganz anders aus«, behauptete sie zweifelnd. Harry lachte leise und drehte sich wieder zum Rand der Plattform um. »Wollte ich wirklich springen, hätte ich es schon viel früher getan.«, sagte er leise, kraftlos, müde. Ja, er hatte wirklich darüber nachgedacht. Nach Sirius Tod, noch während sein fünftes Schuljahr zu Ende ging, stand er jede Nacht auf dem Astronomieturm und wollte springen. Doch er hatte sich nicht getraut. Er war zu feige gewesen. »Du bist nicht feige. Es zeugt von viel Mut und Kraft, wenn man sich für das schwere Leben entscheidet.« Er sah das Mädchen einem Moment vollkommen verwirrt an, dann verstand er, dass er laut gedacht hatte. »Mutig, hm? Na ja, wenn du das sagst...« Das Mädchen lächelte ihn sanft an. »Ich bin übrigens Melinda Potus.« Sie streckte ihm die Hand entgegen und nach kurzen Zögern ergriff er sie. »Harry Potter, freut mich.« „Möchtest du einen Kakao, Harry? Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber mir ist kalt und ich könnte jetzt wirklich einen gebrauchen.« Melinda sah ihn lächelnd an. Harry wusste, dass sie das nur tat, um ihn von hier oben weg zu bekommen. Sie glaubte wahrscheinlich immer noch, dass er springen würde, wenn sie ihn allein ließ. So nickte er nur und folgte ihr durch die unzähligen Gänge des Hauses. Sie führte ihn nicht, wie Harry erwartet hatte, in die Küche, sondern in eines der Zimmer, dass für das Personal der Krankenstation da war. Etwas skeptisch blickte sich Harry in dem kahlen Zimmer um. Das erste was er getan hatte, als er damals angekommen war, war sein spartanisch eingerichtetes Zimmer etwas mehr Wärme zu geben, die fehlte hier jedoch. Melinda bemerkte seinen zweifelnden Blick und sah ihn etwas verlegen an. »Ich weiß, es sieht alles noch sehr unfreundlich aus, aber ich bin erst vor ein paar Stunden angekommen und war ehrlich gesagt einfach zu müde, noch etwas einzurichten, das hatte ich mir für morgen aufgehoben.« Sie zuckte lächelnd mit den Schultern und entfachte den kleinen Kamin mit einem Wink ihres Zauberstabs. Angenehme Wärme verbreitete sich langsam durchs ganze Zimmer. »Du bist heute erst angekommen? Warum bist du überhaupt hier?«, fragte Harry und bereute seine Wortwahl im nächsten Moment schon wieder. Er war in letzter Zeit wirklich unausstehlich geworden, wurde ihm wieder mal klar. »Versteh mich nicht falsch, aber normalerweise haben hier nur Ordensmitglieder Zutritt und nur die wenigstens wohnen hier.« »Ich bin die Verstärkung für Madam Quinn. Da sie nicht mehr die jüngste ist, soll ich ihr helfen, wo ich kann. Außerdem nimmt sie mich gleich in die Lehre.«, erklärte Melinda lächelnd und ließ sich vor dem Kamin auf der großen Couch nieder. Harry setzte sich zu ihr. »Madam Quinn, du meist die Heilerin von der Krankenstation?« Melinda nickte und starrte ins Feuer. Harry tat es ihr gleich und für eine Weile sagte keiner von den beiden etwas. Nur das Knistern des Feuers erfüllt den Raum. Dann lachte Melinda auf. »Das hätte ich ja fast vergessen, ich hab dir doch einen Kakao versprochen.« Sie stand auf. »Warte kurz, ich geh uns schnell einen holen – hoffentlich finde ich den Weg noch zur Küche.« Sie wollte schon losgehen, doch Harry hielt sie zurück. »Warte, ich kenne einen Weg, wie es schneller geht.« Melinda sah ihn fragend an. Harry lächelte und sagte dann laut und deutlich. »Dobby?« Ein leisen Ploppen war zu hören und der kleine Hauself stand vor Harry. »Was wünschen, Harry Potter, Sir?« Harry lehnte sich vor und lächelte Dobby an.»Hallo Dobby, würdest du uns zwei Kakao bringen?« Dobby nickte eifrig. »Ja natürlich, Harry Potter, Sir. Dobby wird das sofort erledigen. Das macht Dobby gerne für Harry Potter, Sir.« Und schon war er wieder verschwunden. Melinda sah ihn lächelnd an und setzte sich wieder. »Der Kleine scheint ja einen Narren an dir gefressen zu haben.« Harry nickte nur leicht, als er an ihre erste Begegnung im Haus der Dursleys dachte. »Ja, er hat sogar versucht mir das Leben zuretten und das obwohl er sich dafür danach bestrafen musste.« Melinda sah ihn verständnislos an, doch ehe sie ihre Frage stellen könnte, erschien Dobby auch schon wieder und reichte beiden den Kakao. Als er wieder verschwunden war und beide an dem heißen Getränk nippten, sah Melinda Harry erwartend an. Harry sah sie leicht gequält an. »Das ist eine lange Geschichte«, erklärte er. Melinda lächelte breit. »Ich habe Zeit.« Und so begann Harry zu erzählen. Erzählte von Dobbys ersten Auftauchen im Ligusterweg, von seinen wütenden Verwandten. Erzählte von Ginny und dem Basilisken. Und Melinda lauschte stillschweigend der ganzen Geschichte. Ihr Blick war die ganze Zeit ins Feuer gerichtet, nur ab und zu konnte Harry im Schein des Feuers Reaktionen auf seine Erlebnisse erkennen. Als er fertig war, lehnte er sich in der Couch zurück und schloss fast schon erschöpft die Augen. Wieder trat Stille ein. Harry wollte nichts mehr sagen und Melinda fehlten wohl einfach die Worte. Erst nach Stunden wie es Harry vorkam, fand sie ihre Stimme wieder. »Ich habe ja schon viel über dich gehört, aber das es jetzt so von dir zu hören, ist doch etwas ganz anderes.« Sie sah ihn ernst an. »Dir ist ein wirklich schweres Schicksal auferlegt worden.« Harry lachte leise auf und sah wieder ins Feuer. »Das ist, glaube ich, noch die Untertreibung des Jahres.« Er warf einen Blick auf die Uhr und stellte etwas erschrocken fest, dass es vier Uhr durch war. Ob Hermine und Ron noch immer in seinem Zimmer warteten? Er erhob sich. »Ich glaube, ich sollte jetzt gehen. Es ist schon spät – oder früh, wie man es sehen will. Gute Nacht, Melinda.« »Gute Nacht Harry.« Er hatte bereits die Tür erreicht, als er sich noch einmal umdrehte und fragte: »Kann ich wiederkommen?« Sie sah ihn einen Moment verwirrt an. »Ich meine, ich könnte dir ja beim einrichten deines Zimmers helfen, wenn ich darf?« Melinda lächelte und nickte. »Gerne.« So verließ Harry ihr Zimmer und schlich leise durchs schlafende Haus. Das Licht in seinem Zimmer brannte nicht mehr, als er es erreichte und als er es öffnetete und vorsichtig hineinspäte, stellte er erleichtert fest, dass es leer war. Schnell zog er sich um und ließ sich dann in sein weiches Bett gleiten. Das Gespräch mit Melinda zog noch einmal in Gedanken an ihm vorbei. Er war überrascht, dass er einer völlig fremden Person einfach so, sein halbes Leben ausschütten konnte. Aber eins musste er zugeben. Es hatte gut getan. Darüber zureden mit jemanden, der nicht in das Geschehen auf die ein oder andere Art involviert war. In dieser Nacht schlief Harry seit langem wieder einmal durch und auch die Albträume blieben diesmal aus. »Wo warst du gestern Nacht Harry? Wir haben bis halb zwei auf dich gewartet?« Hermines Stimme durchbrach die morgendliche Ruhe. Es war gerade erst einmal acht Uhr, doch Harry saß bereits im Speisesaal und genoss sein Frühstück. Der Morgen war bis jetzt so gut verlaufen. Niemand war bis jetzt wach gewesen, Ruhe erfüllte den Raum und Harry fühlte sich so gut wie lange nicht mehr. Bis jetzt. Harry sah von seinem Buch auf und sah Hermine direkt in die Augen. Lange ohne ein Wort zu sagen. Sie setzte sich und seufzte. Oh ja, Harry wusste wie er Hermines Wut den Gar ausmachte. »Reg dich bitte nicht auf, Hermine, ich war ausreiten und hab dann einfach die Zeit vergessen«, erklärte er ihr. Hermine sah ihn mit funkelnden Augen an. »Du warst bis halb zwei Uhr in der Nacht oder noch langer ausreiten?«¸ fragte sie entsetzt. »Harry, weißt du eigentlich wie gefährlich das ist? Was ist, wenn du dich verletzt hättest, wir hätten dich nie gefunden!« »Hermine, jetzt reg dich mal ab!«, fuhr er sie an. »Ich war kurz nachdem die Sonne untergegangen war, wieder hier. Danach war ich noch oben auf dem Turm und hab dort die Zeit aus den Augen verloren.« Hermine sah ihn einen Moment schockiert an, dann wurde ihr Blick wehmutig und sie legte ihre Hand auf die von Harry. »Harry, bitte rede mit uns. Du hast dich-« »Verändert, ja ich weiß, Hermine. Wie oft willst du mir das noch vorhalten. Mein Gott, der einzige Mensch, den ich je als wirkliche Familie gesehen habe, der mit meiner Vergangenheit in direkter Verbindung stand, ist tot und das wegen mir. Da ist es doch wohl normal, dass man sich verändert oder? Dazu kommt, dass wir hier seit Wochen sind und nicht einmal rausduften zu anderen Leuten! Ich glaube, da würde sich wohl jeder verändern!« Harry schloss das Buch mit einem Knall und schob seinen Teller weg. Dann stand er auf und wollte gehen. »Harry! Wo willst du hin?«, fragte Hermine. Er drehte sich nochmals zu ihr um und sah sie sauer an. »Mir ist der Hunger vergangen. Falls ihr mich suchen solltet, ich bin in der Bibliothek und erledige die Hausaufgaben für diese Woche.« »Er ist so anders geworden, Ron!« Harry hörte ihre Stimme noch durch die verschlossene Tür. »Manchmal wünschte ich, dass Dumbledore uns nicht hierher geschickt hätte, sondern in Hogwarts gelassen hätte. Vielleicht wäre dann alles anders gekommen?« »Ja, Hermine!« Ron Stimme klang resignierend. »Vielleicht.« Er beobachtete sie – schon eine ganze Weile. Sie lief immer wieder von einem Kessel zum nächsten, rührte darin herum, überprüfte mittels eines Zaubers die Temperatur oder gab noch eine Zutat hinzu. Ihre langen schwarzen Haare waren zu einem strengen Zopf nach hinten gebunden. Ein paar Spangen hielten die restlichen Haare vom Gesicht fern. Sie trug den weißen Kittel, der ihr eindeutig zu groß war, offen, darunter ein dunkles Top und Jeans. Ihr Zauberstab steckte in einer speziellen Halterung am Gürtel. Harry musste zugeben, sie war wirklich talentiert, was Zaubertränke anging. Nicht dass er genug davon verstand, um so etwas wirklich gut beurteilen zu können, aber wer an sechs Kesseln gleichzeitig arbeitete und bis jetzt noch nichts in Luft gesprengt hatte, der verdiente Harrys Respekt. Harry streckte sich auf dem Besen. Er hatte eigentlich nur ein paar Runden drehen wollen. Ein wenig Luftschnappen, aber inzwischen war er gut eine halbe Stunde hier draußen und beobachtete sie. Langsam wurde ihm kalt auf dem Besen und seine Beine wurden steif. Er könnte stundenlang fliegen, aber stundenlang auf der Stelle stehen war doch anstrengender, als er gedacht hatte. Dann öffnete sich die Tür zur Krankenstation und Madam Quinn, die Krankenschwester vom Haus der Seelen, betrat die Krankenstation. Sie warf Melinda ein aufmunterndes Lächeln zu. Dann inspizierte sie alle Kessel und lächelte Melinda abermals zu. Harry war sicher, dass sie Melinda gerade lobte. Da fiel ihr Blick durch das Fenster direkt auf Harry. Erschrocken wollte Harry sich aus den Staub machen, doch ehe er den Besen drehte konnte, hatte Madam Quinn auch schon eines der großen Fenster geöffnet und sah Harry halb lächelnd halb tadelnd an. »Mister Potter, sollten sie nicht in der Bibliothek sitzen und lernen, anstatt andere Leute bei der Arbeit zu beobachten. Noch dazu in solchen dünnen Sachen. Frieren sie nicht?« Harry grinste schief. »Ähm ja und ja um beide Fragen zu beantworten, aber ich brauchte mal eine Pause, deswegen wollte ich ein paar Runden drehen.« Er zuckte mit den Schultern und sein Blick glitt zu Melinda. »Hey Melinda.« Melinda kicherte. »Hey Harry.« Madam Quinn sah kurz zwischen beiden hin und her und lächelte dann. »Oh, sie kenne sich bereits. Wie schön.« Aufmunternd sah sie Harry an. »Wollen Sie nicht hereinkommen, Mister Potter? Ich konnte ihnen etwas Warmes anbieten. Eine heiße Schokolade vielleicht?« Sie sah Melinda aufmunternd an. »Wir wollten sowieso gerade Pause machen, nicht wahr Melinda?« Einen Moment hing Harry noch unsicher in der Luft, dann lenkte er seinen Besen geschickt durchs offene Fenster und landete neben den dampfenden Kesseln. Harry mochte Madam Quinn. Sie war zu ihm bis jetzt immer sehr freundlich gewesen und erinnerte ihn an die alte liebevolle Großmutter, die er nur aus Geschichten im Fernsehen oder von Freunden kannte. Sie hatte auch nichts dagegen, dass sich Harry ab und zu hier auf der Krankenstation ausruhte oder seine Hausaufgaben machte. Madam Quinn verschwand im Büro und bereitete dort den Kakao vor. Melinda und Harry sahen ihr kurz ratlos nach, dann ließen sie sich nebeneinander auf eines der Betten nieder. »Warum bist du nicht bei deinen Freunden?«, fragte Melinda. »Ich... ich hatte Streit und brauchte etwas Zeit um mich wieder abzuregen«, sagte er und lächelte schwach. Melinda nickte. »Und wie lange hättest du noch dort in der Luft gehangen und mich beobachtet?« Harry sah sie gequält an. »Du hast mich bemerkt?« Melinda ließ sich nach hintern fallen und lachte. »Schon vor einer halben Stunde.« »Aber du hast dich nicht ablenken lassen!«, sagte Harry und ließ sich ebenfalls nach hinten fallen. Sein Blick glitt an die verzauberte Decke, die gerade eine römische Sage wiederspiegelte. Er mochte die Idee, dass die Patienten hier während sie sich hier auskurierten, wenigstens unterhalten wurden. »Na hör mal, hätte ich das getan, waren mir wahrscheinlich alle Tränke misslungen und mindestens einer wäre explodiert.« Sie lachte. »Wenn man einen Zaubertrank herstellt, darf man sich von nichts und niemanden ablenken lassen. Man darf sich nur auf den Trank konzentrieren.« »Ach deswegen gelingt mir nie ein Trank. Ich lasse mich viel zu leicht ablenken.« Harry lachte, tat dann aber so als würde er grübeln. »Nein, das kann es auch nicht sein. Ich bin eigentlich immer sehr konzentriert. Hm.« Er tat als müsse er überlegen. »Ah jetzt weiß ich es. Es liegt an der Fledermaus.« Melinda drehte sich auf die Seite und stütze ihren Kopf auf ihren Arm. »Welche Fledermaus?« Harry Miene verdunkelte sich. »Dem Schrecken aller Schüler auf Hogwarts, meinem alter Zaubertranklehrer, Severus Snape.« »Du hattest Unterricht bei Severus Snape? Dem berühmten Zaubertrankmeister?« Melinda klang begeistert. Harry sah sie entgeistert an. »Berühmt? Findest du den etwa gut?« »Oh Harry, Severus Snape zählt zu den besten Zaubertrankmeistern in ganz Großbritannien, manche behaupten sogar ganz Europa! Du hattest so ein Glück durch ihn unterrichtet zu werden.« »Stopp, Stopp, Stopp! Reden wir wirklich von selbem Mann. Dem Mann, der einst einmal Todesser war? Den Mann, der ständig schlechte Laune und fettige Haare hat? Dem Mann, der mich wohl am meisten in seinem Leben hasst?« Melinda sah ihn lächelnd an. »Oh Harry, das ist nicht dein ernst? Ist er wirklich so schlimm? Ich war nie auf Hogwarts und kenne nur die Artikel über ihn. In den Fachzeitschriften wird er als begnadetster Zaubertrankmeister der heutigen Zeit bezeichnet.« »Oh man, Melinda, wenn du ihn kennen würdest, so wie ich ihn kenne, würdest du danach dein ach so schönes Bild von ihm revidieren. Aber keine Sorge, er müsste sowieso bald mal wieder hier vorbeischauen, um ein paar Tränke vorbeizubringen. Bei der Gelegenheit kannst du ihn dann bestimmt gerne kennen lernen.« Melinda drehte sich wieder auf den Rücken und starrte zu Decke. »Und warum nennst du ihn Fledermaus?« Harry lehnte sich vor und amte eine Geste aus einem Horrorfilm nach. Er streckte Melinda die Hände entgegen, als ob er Klauen besitzen würde und verzog sein Gesicht zu einer gruseligen Fratze. »Weil er genauso durch die Gänge von Hogwarts läuft und unschuldige Schüler hinterrückst überfällt und ihnen Strafarbeiten aufdrückt.« Melinda sah ihn einen Moment vollkommen perplex an, dann lachte sie los. »Also wirklich Harry, so spricht man nicht über einen Lehrer.« Harry lachte und Melinda stimmte mit ein. Harry wurde in genau diesem Moment eins bewusst: Hier mit Melinda war er so frei und unbeschwert. Er hatte nicht wie sonst diese düsteren Gedanken und war sofort unfreundlich, wenn man mit ihm sprach. Hier mit Melinda war er einfach nur er selbst und alles andere – all die schlechten Dinge, die um ihn herum passierten – war unwichtig geworden. »Ich weiß nicht, Harry. Ich meine, bist du sicher, dass da nichts passieren kann? Was ist wenn es mich abschmeißt?« Melinda sah Harry fast schon verzweifelt an. Harry lachte und strich Starlight über das Fell. »Hörst du das, meine Süße, sie hat Angst, dass du sie abschmeißt.« Die Stute wieherte leise auf. Sie waren in den Ställen und wollten ausreiten. Der Winter stand bereits kurz vor der Tür und der heutige Herbsttag war noch so warm, dass Harry beschlossen hatte, mit Melinda auszureiten. Harry hatte lange gebraucht um Melinda überhaupt in die Ställe zu bekommen. Aus unerfindlichen Gründen hatte sie panische Angst vor Pferden. Er trat zu ihr und legte die Arme um ihre Hüfte. »Mel, wie oft soll ich es dir noch sagen, Starlight wird dich sicherlich nicht abwerfen. Sie ist sehr gut dressiert. Außerdem ist sie ein magisches Pferd und damit klüger, als die Pferde, die du vielleicht kennst.« Melinda sah immer noch unsicher zu Starlight. »Ach, Harry wirklich. Ich mache ja wirklich alles mit, aber müssen wir unbedingt reiten? Ich weiß ja, dass das Reiten deine neue Lieblingsbeschäftigung ist, weil du ja hier kein Quidditch spielen kannst, aber wollen wir nicht lieber...« Sie schien zu überlegen, doch es fiel ihr nichts ein. »Nein, meine Liebe und jetzt hoch mit dir!« Harry hob seine Freundin an den Hüften hoch und setzte sie auf Starlight. Diese blieb völlig ruhig stehen und wartete scheinbar darauf, dass sich Melinda beruhigte. Harry schwang sich vor ihr in den Sattel und lächelte sie über die Schulter an. »Leg deine Hände um meine Hüften und halt dich fest. Dann kann nichts passieren.« Harry spürte, wie Melinda ihre Arme rasch um seine Hüften legte und sich festhielt. Sie drückte sich fest an Harrys Rücken und schloss die Augen, als Harry langsam in den Trapp überglitt. Er lächelte. »Melinda mach deine Augen auf!«, forderte er sanft, doch sie schüttelte nur den Kopf. »Nein, Harry, ich habe Angst.« Harry lachte laut. »Melinda, das brauchst du aber nicht. Wir reiten noch nicht mal schnell. Mach die Augen auf oder ich gehe ins Galopp über.« Das wirkte. Erbost riss Melinda die Augen auf und sah ihn sauer an. »Harry James Potter, das würdest du nicht wirklich tun!« Er lachte wieder. »Nein, natürlich nicht, aber jetzt hasst du die Augen wenigstens offen.« Sie sah ihn böse an. »Sieh dich um, Melinda, dass ist wohl der letzte schöne Herbsttag. Wir sollten ihn genießen.« Melinda lehnte sich wieder an Harry, ließ die Augen diesmal aber offen. »Wie geht es Hermine und Ron?«, fragte sie. Harry zuckte mit den Schultern. »Gut. Wir haben bald unsere Prüfungen. Wenn wir die hinter uns haben, haben wir das 6. Schuljahr beendet.« »Harry, wie lange seit ihr jetzt schon hier im Haus der Seelen?« Harry überlegte kurz. »Im Winter ist es etwa ein halbes Jahr. Warum fragst du?« »Na ja, ist es für euch nicht schwierig? Ich meine, ihr habt ständig Unterricht und dann nebenbei noch den Kampfunterricht. Stört dich dieses hektische und anstrengende Leben nicht manchmal?« Harry schwieg eine Weile, dann erklärte er: »Doch manchmal schon, aber ich sehe es auch so: Es ist das erste Jahr in dem ich nicht von Voldemort oder seinen Leuten heimgesucht werde. Es für mich das erste ruhige Schuljahr, dass ich habe. Und obwohl ich das wirklich genossen habe, als ich noch jünger war, diese ganzen Abenteuer und so, ist diese Ruhe, doch für mich persönlich viel besser, denke ich.« »Aber sie bereiten dich doch letztendlich nur auf den Kampf mit Voldemort vor. Stört es dich nicht, dass sie dein ganzes Leben schon so dermaßen durchgeplant haben?« Harry hielt Starlight an und sprang ab. Dann half er Melinda runter und ließ seine Stute grasen. »Natürlich ist es scheiße, dass ich keinen wirklichen freien Willen habe. Aber wenn ich mich über etwas aufregen müsste, dann wäre es doch eher über Voldemort und diese dämliche Prophezeiung. Sie hat mich letztendlich zu dem gemacht, was ich jetzt bin. Die Menschen, die meine Zeit jetzt so bestimmt durchplanen, wollen nur das beste für mich und dass ich eines Tages Voldemort besiegen kann.« Harry hatte sich während des Erzählens von Melinda abgewendet und über die Wiese, auf der sie standen, geschaut. Jetzt zwang Melinda ihn sie anzusehen. »Eben Harry, sie wollen doch nur, dass DU Voldemort besiegst. Interessiert es sie überhaupt, dass du eigentlich noch viel zu jung dafür bist. Dass du in diesen Alter eigentlich etwas anderes machen solltest, als die verschiedensten Kampftechniken, Flüche und Defensivzauber zu lernen?« Harry sah sie traurig an. »Nein wahrscheinlich nicht.« »Tragt ihn hier rüber!« Melinda Stimme überschlug sich fast. » Tessa leg ihm bitte einem Verband an und schau dann nach den Anderen!« In der Krankenstation herrschte Chaos. Überall lagen Verletzte, fast alle der insgesamt dreißig Betten waren belegt. »Melinda, wir haben Harry!«, rief Melinda jemand zu. Harry selbst nahm die Stimmen nur weit entfernt wahr. Wo war er? Was war passiert. Es wusste noch, dass sie auf eine Mission gegangen waren. Doch irgendwas musste verdammt schief gegangen sein. Harry öffnete schwerfällig die Augen. Rote Haare fielen ihm ins Gesicht. Ron. »Halt durch, Alter. Melinda ist hier, sie wird dir helfen.« Ron Stimme zitterte. Warum? Sorgte er sich? Etwa um ihn? »Harry?« Melinda trat in sein Blickfeld. Ihr Blick war besorgt, ja fast ängstlich. Sah er so schlimm aus? Melinda verschwand wieder aus seinem Blickfeld, dann hörte er ihre Stimme. »Leg ihn hier aufs Bett, Ron! Vorsichtig, schön langsam!« Müde schloss Harry die Augen. Die Dunkelheit griff nach ihm und Harry war gewillt sich ihr hinzugeben. Schlafen. Ruhe und alles um sich herum vergessen. »Harry! Schlaf mir jetzt bloß nicht ein, hörst du? Wach bleiben!« Die scharfe Stimme von Melinda riss Harry aus der Dunkelheit. Wieder öffnete Harry die Augen. Melinda sah dies scheinbar mit Erleichterung, dann setzte sie ihm eine Phiole mit einer roten Flüssigkeit an die Lippen. Harry schluckte es herunter. Es schmeckte scheußlich und er würgte kurz. Dann griff die Dunkelheit wieder nach ihn und diesmal war Harry nicht stark genug ihr zu widerstehen. Als Harry wieder zu sich kam, herrschte Stille auf der Krankenstation. Um sich herum konnte er die leisen Atemgeräusche von vielleicht einem Dutzend Menschen ausmachen. Schwerfällig öffnete er die Augen und sah sich um. Zu seiner rechten saß Melinda auf einem der Stühle, leicht nach vorne gebeugt und die Arme vor der Brust verschränkt. Sie schlief. Er lächelte und beobachtete sie eine ganze Weile still. Doch plötzlich regte sie sich und öffnete langsam die Augen. Ihr erster Blick fiel auf Harry und sie rutschte fast vor Überraschung vom Stuhl. »Du bist schon wach?«, fragte sie mit einer Spur Fassungslosigkeit in ihrer Stimme. Harry lächelte ihr sanft zu. »Du weißt doch, ich bin so schnell nicht tot zu kriegen. Was ist passiert, Mel?«, fragte er mit kratzender Stimme. Melinda beschwor ihm ein Glas Wasser und half ihm beim Trinken. Währenddessen begann sie zu erklären. »Ihr wart doch auf dieser Mission, erinnerst du dich?« Sie stellte das Glas beiseite, Harry nickte und setzte sich langsam auf. »Nun es ist so ziemlich alles schief gelaufen, was schief laufen konnte. Es war eine Falle, die von Seiten der Todesser äußerst gut durchdacht war. Apparierschranken im gesamten Haus und doppelt so viele Todesser wie ihr. Dann haben sie euch auch noch getrennt – das hat mir Ron erzählt – und dich von den anderen isoliert. Sie haben dich ganz schön zugerichtet, Harry. Als Ron dich Reingetragen hat, dachte ich im ersten Moment, du wärst tot.« Sie seufzte und lehnte sich zu ihm herunter. Sanft küsste sie ihn auf die Wange. »Sie haben dich mindestens einmal mit dem Cruciatus verflucht, wenn nicht öfter. Du hattest unzählige Schnittwunden am ganzen Körper und wirst wohl auch einige Narben dadurch behalten.« Sie sah ihn traurig an. »Es tut mir so leid, Harry.« Harry schüttelte leicht den Kopf. »Nicht, Mel. Gib dir nicht die Schuld für so etwas.« »Aber-« »Nein!« Harry schnitt ihr das Wort ab. »Du hast am allerwenigstens Schuld.« »Aber ihr wart dort nur, weil sie meinen Eltern wichtige Tränke und Bücher gestohlen hatten. Wäre ich nicht so egoistisch gewesen und hätte euch darum gebeten, wäre niemand verletzt worden.« Harry schüttelte den Kopf und griff schwerfällig nach ihrer Hand. »Melinda, der Orden hat zugestimmt, diese Bücher zurückzuholen, weil sie erstens in den Händen der Todesser eine zu große Gefahr bedeuten und zweitens für uns sehr wertvoll sind. Allein, was in den Büchern steht bringt uns einen großen taktischen Vorteil gegenüber Voldemort und das weißt du.« Er grinste breit. »Also wenn du mich fragst meine erste Mission vom Orden aus hätte nicht besser laufen können!« Melinda sah ihn einen Moment völlig entsetzt an, dann begann sie noch immer weinend zu lachen. »Wie lange sitzt er da schon so?«, fragte eine fremde und doch bekannte Stimme. »Ich weiß nicht, als wir kamen war er schon da, er scheint erschöpft zu sein. Er schläft jetzt schon seit mehr als vier Stunden.«, antwortete eine weibliche Stimme, seine Mutter. Harry schreckte hoch. Das Buch über Defensivmagie rutschte ihn von den Knien und landete laut auf dem Boden. Leicht irritiert sah er sich um und versuchte die Situation einzuordnen. Wo war er und wer war bei ihm? Das wer konnte er schnell beantworten. Vor seinem Sessel standen seine Eltern und Remus, von Sirius war jedoch keine Spur. Jetzt wurde ihm auch klar, wo er war. In der Bibliothek der Rumtreiber. Sein Blick fiel auf das Bild über dem Kamin, doch es war noch immer leer. »Ganz ruhig. Alles in Ordnung.« Seine Mutter trat einen Schritt zu ihm und lächelte ihn freundlich an. »Sirius hat uns gebeten nach dir zu sehen. Er kommt heute nicht aus dem Büro raus und wollte nur sichergehen, dass es dir gut geht.« Harry hob das Buch vom Boden auf und stand auf. Sein Blick fiel zu Remus, der neben seinem Vater stand und ihn mit Argwohn beobachtete. Harry wurde bei diesem Blick unwohl und er wandte sich wieder an seine Mutter. »Das hättet ihr aber nicht machen müssen. Mir geht’s gut. Es ist alles in Ordnung.« Er trat zu einem der Bücherregale und schob das Buch über Defensivmagie wieder an seinen alten Platz. Dabei spürte er die ganze Zeit Remus bohrenden Blick auf sich. Er trat von dem Regalen weg und stand etwas unschlüssig im Raum. James und Remus schienen ebenfalls nicht zu wissen, was sie jetzt tun sollten, so nahm Lily die Zügel in die Hand. »Na jetzt sind wir ja schon mal hier, dann kann ich uns auch etwas schönes kochen. Was haltet ihr davon?« James nickte und Remus bejahte ebenfalls. Lilys Blick fiel auf Harry. Dieser stand immer noch unruhig an der selben Stelle. Sein Blick hutschte wieder zu Remus. Da war es schon wieder. Dieses Gefühl, dass der Werwolf etwas wusste. Etwas, was er nicht wissen durfte. »Ich hab eigentlich keinen Hunger«, sagte Harry deswegen nur. Dass das eine blanke Lüge war, wiederlegte sein Magen jedoch im nächsten Moment schon wieder. Er knurrte laut und Harry spürte, wie er rot im Gesicht wurde. Lily trat zu ihm. »Komm schon, Chris. Du musst ja nicht viel essen, aber wenigstens etwas.« Sie musterte ihn kurz. »Du bist sowieso viel zu dünn.« Damit legte sie einen Arm um seine Schulter und schob ihn so sanft mit sich. Harry gab seufzend nach und beugte sich Lily. »In Ordnung.« Diese strahlte. »Sehr schön.« So verließen sie die Bibliothek der Rumtreiber und machten sich auf dem Weg zur Küche. Als sie an Harry Zimmer vorbeikamen, erklärte er, dass er noch kurz etwas zu erledigen hätte und verschwand in seinem Zimmer. Die Tür hinter sich verschlossen, rutschte Harry zu Boden und blieb dort erst einmal sitzen. Wieder bereute er die ganze Situation. Dass Sirius wusste, wer er war und dass er jetzt nicht hier war. Dass Dumbledore bereits Verdacht schöpfte und ihn vermutlich jetzt überwachen ließ. »Scheiß Leben!«, ließ Harry in den leeren Raum verlauten und stand auf. Unschlüssig stand er in seinem Zimmer. Langsam trat er zu seinem Bett und ließ sich rückwärts darauf fallen. Langsam kehrten die Erinnerungen aus seinem Traum zurück. Seine erste Begegnungen mit Melinda und seine erste Mission mit dem Orden. Oh ja, er war damals unter einigen Flüchen gequält worden. Mit der Zeit waren die Erinnerungen zurückgekommen und es waren leider keine schönen gewesen. Ein Großteil seiner Narben auf dem Rücken hatte er aus dieser Nacht und manche von ihnen schmerzten noch immer. Nur Einbildung, wie Harry wusste, doch sehr starke Einbildungen. Warum lief Harrys Leben eigentlich immer so beschissen? TBC... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)