Wahrheit oder Pflicht von Haleine ================================================================================ Kapitel 1: Kankurous Prolog --------------------------- Man darf nicht denken, dass Sabaku no Kankurou kein Interesse an Liebesbeziehungen hegte. Er, der stolze Sohn des vierten Kazekage, kannte sich in allen Bereichen des Lebens gut genug aus, um zu wissen, dass die Liebe manchmal eine größere Rolle spielt, als angerostete Marionettengliedmaßen aneinander zu leimen. Nein... Er war in Sachen Liebe einfach nur hoffnungslos dumm. Sein Liebesleben nahm einen etwas katastrophalen Anfang, als er im zarten Alter von fünf Jahren allen seinen Freunden stolz verkündete, er werde eines Tages seine Schwester Temari – damals als das schönste Mädchen des Dorfes bekannt – zur Frau nehmen. Daraufhin hatte Temari, die zufällig vorbeigekommen war, ihm eins mit ihrem Spielzeugfächer verpasst. Es tat so weh, dass Kankurou zwei Tage lang nichts essen konnte. Dann, als Kankurou etwas älter wurde, versuchte er ein anderes Mädchen aus seinem Dorf zu beeindrucken, indem er ihr sein Karasu vorführte. Unglücklicherweise war sein Karasu aber zu hässlich, sodass die Katze des Mädchens sich im Angesicht dessen zu Tode erschrak. Aus dieser Liebe wurde also auch nichts. Kankurous nächste Liebe verging genauso schnell, wie sie aufgeflammt war. Er traf das Mädchen im Wald und wollte sie gerade fragen, ob sie nicht auf Marionetten stand, als Gaara ihm zuvorkam. Ein Sabaku Kyuu später war das Mädchen tot. Aber in der zweiten Runde der Chuunin-Examen durfte man an so etwas wie „Liebe auf den ersten Blick“ eben nicht denken. Und allzu sauer durfte man auf Gaara auch nicht werden, wenn man sich der Folgen bewusst war. So hatte Kankurou es also bis dato nicht geschafft, das Herz eines Mädchens für sich zu gewinnen. Daran sollte sich schleunigst was ändern, denn er hatte es satt, mit 18 immer noch Solo singen zu müssen. Ein Klopfen an seiner Tür riss Kankurou aus seinen pubertären Gedanken. Grummelnd öffnete er die Tür, gerade so viel, dass er sehen konnte, wie Temari mit einem Handtuchturban auf dem Kopf vor ihm stand. „Was ist?“fragte er schlecht gelaunt. „Nur nicht so freundlich, kleiner Bruder. Ich weiß auch so, dass du mich heiß und innig liebst.“ Hochverehrtes Publikum, ein Applaus bitte für Temari, die ihren Sarkasmus wiedergefunden hat! Danke, danke. Gelangweilt fuhr Temari fort: „Diese – wie hieß sie gleich nochmal? – Setsuko, der du letztens was zum Geburtstag geschenkt hast...sie ist unten und will was von dir. Frag mich nicht, was.“ Damit verschwand Kankurous große Schwester auch schon Richtung Badezimmer. Zuerst stand Kankuro etwas belämmert da. Doch dann hellte sich sein Gesicht auf und ein hoffnungsvoller Schimmer machte sich in seinen Augen breit. Setsuko war die Cousine einer seiner Schützlinge aus der Ninja-Akademie. Oder auch die Freundin der Schwester des Schützlings. So was in der Richtung eben. Bestimmt war sie gekommen, um sich für mein tolles Geschenk zu bedanken! dachte er glücklich. Er schloss die Augen und atmete tief ein. Hmm...du süßer Duft des Ruhms...der Hochzeitstorte... Voller guten Dinge warf sich der Marionettenspieler einen Morgenmantel über, nahm sich kaum Zeit, Schuhe anzuziehen, holperte die Treppenstufen hinunter, als ginge es um Leben und Tod und stürmte binnen Sekunden zur Haustür raus. Was werde ich ihr sagen? Hallo? Nein, viel zu primitiv...wie wär’s damit: Na, so früh am Morgen schon auf? Ja, das klingt cool, das werde ich sagen! „Na, so fr-“ „...Anti-Falten-Creme schenken?!“ WUMMS. Kankurou blinzelte. Er war noch nicht mal zur Mitte seiner Begrüßungsformel gekommen, als auch schon ein blondes Etwas ihn eingehend anbrüllte und ihm volle Kanne ein Glasdöschen ins Gesicht warf, woraufhin das Döschen sich öffnete und den Inhalt überall auf Kankurous Antlitz verspritzte. 200 ml Creme tropfte von seinen Haaren, rannte seinem Kinn hinunter und das Döschen rutschte einige Zentimeter an seiner Wange nach unten, bevor es zu Boden segelte und zerbrach. „Du hättest wenigstens Danke sagen können“, rief Kankurou – soweit das möglich war mit seinen cremeverschmierten Lippen – in die Richtung, aus der immer noch hektisches Geschrei von wegen „Unheilbar verblödeter Idiot“ zu hören war. Ein paar spielende Kinder zeigten mit den Finger auf Kankurou und lachten sich schief über ihn. Mühsam wischte sich Kankurou sich die Augen frei und hob die Einzelteile des Döschens vom Boden, während er versuchte, nicht an dem süßlich parfümierten Geruch der Creme zu ersticken. Dann suchte er nach einer Scherbe, wo die Aufschrift noch einigermaßen zu lesen war. Anti-Falten-Creme. Denn erst mit dem Alter werden Sie schön! Ein pinker Schmetterling daneben. Na phänomenal. Hätte er sich es doch nur durchgelesen, bevor er es verpackt hatte. „Zieh dich um, Kankurou.“ Gaaras tiefe Stimme, die am Morgen immer etwas rauchig klang, ertönte hinter ihm. „Du siehst bescheuert aus.“ Kankurou wunderte sich jedes Mal aufs Neue, wie man ein Wort wie „bescheuert“ mit soviel Würde aussprechen konnte, wie Gaara es tat. Dieser behielt selbst jetzt, wo Kankurou sich umdrehte und sein Clownsgesicht in voller Pracht präsentierte, eine steinerne Miene auf. Er runzelte lediglich die Stirn. „Was soll das?“fragte Gaara und musterte seinen älteren Bruder von oben bis unten. Kankurou zog es vor nicht zu antworten, ging an Gaara vorbei ins Haus und schmiss die Überreste des Geburtstagsgeschenks in den nächstbesten Mülleimer. Dann suchte er das Bad auf und war heilfroh zu sehen, dass Temari sich nicht mehr darin befand. Einen abschätzigen Kommentar war das Letzte, was er an diesem verkorksten Morgen noch gebraucht hätte. Nachdem er die Anti-Falten-Creme mehr oder weniger abgewaschen hatte, starrte Kankurou betrübt in den Spiegel. Er sah seinem Vater zum Verwechseln ähnlich, eine Tatsache, die ihn als kleines Kind immer sehr stolz gemacht hatte. Jetzt war er sich jedoch nicht mehr so sicher, ob er stolz darauf sein sollte. Es war so verdammt ungerecht, diese Vererbungsregeln! Wieso durfte Temari das engelsgleiche Gesicht ihrer Mutter erben? Wieso – das fand Kankurou immer noch am ungerechtesten – sah Gaara weder wie Vater noch wie Mutter aus und durfte sich trotzdem große Beliebtheit bei den ganzen Mädchen erfreuen? Und wieso zum Sandkranich sah Kankurou so aus wie sein Vater, der bei Gott nicht schön aussah?! „Aaaaah!“ SCHEPPER. „Um Gottes Willen, Kankurou!“ Mit Lichtgeschwindigkeit bewegte sich Temari auf ihren Bruder zu, der keuchend auf seine zur Faust geballten Hand sah. Die eben erst entstandenen, feinen Wunden begannen nun zu bluten, auf dem ganzen Boden lagen Glasscherben verstreut. Die einzigen Überreste des Spiegels. „...kriege ich dafür eine Erklärung oder hast du nur wieder einen deiner...“ Temari hustete. „...deiner Tage?“ Kankurou sagte nichts. Er hielt es für das Beste, nichts zu sagen. Überhaupt wäre das ganze Leben einfacher, wenn er einfach auf die Straße gehen, sich ein Mädchen aussuchen und sie küssen würde, nur um danach wortlos wieder zu verschwinden. Möge ihn doch bitte jemand schlagen, seine Einsamkeit machte gerade gewaltig an seiner Psyche zu schaffen. „Wie auch immer...“versuchte Temari fortzufahren, während ihr Blick praktisch an Kankurous blutender Faust festgenäht war. „Ich wollte dir eigentlich nur sagen, dass wir in zwei Stunden nach Konoha gehen. Gestern habe ich die Einladung zu Inos Geburtstagsparty bekommen und wir...sollten eben hingehen, finde ich.“ Inos Geburtstagsparty? Geburtstagsparty klang gut, da würden sich doch zumindest ein, zwei nette Mädchen einfinden, die gaaaanz zufällig noch Singles waren? Kankurou schien vor Verzweiflung fast zu platzen, als er sich Temari zuwandte. „Aber keine Angst“, fügte Temari hastig hinzu, „um das Geschenk hab ich mich schon gekümmert. Und nein, es ist keine Anti-Falten-Creme.“ Kankurou nickte bloß noch einmal niedergeschlagen. Er fragte gar nicht erst nach, woher seine Schwester von dem peinlichen Vorfall erfahren hatte, er war ihr dankbar genug, dafür, dass sie ihn nicht auslachte. Wie jeder andere es an ihrer Stelle getan hätte. „...aber, du sahst mit der Creme im G-Gesicht echt genial aus, solltest du...solltest du unbedingt mal wiederholen, hihihi...“ ...er brauchte wirklich eine Freundin. Und Ablenkung. Jetzt, hier, sofort, auf der Stelle! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)