Say the Truth von Anfang (Sasuke/Naruto) ================================================================================ Prolog: Facts ------------- Titel: Say the Truth Autor: AceOfSpades E-Mail: kairi_123@hotmail.de Kapitel: 1/15 Inhalt: Romantik, Schônen-ai, Blut, Gewalt, ggf. Lemon Pairings: Sasuke x Naruto | In der Story erwähnte Pairings: Sakura x Lee, Kakashi x Iruka Disclaimer: Alle Charaktere und Orte gehören Masashi Kishimoto. Lediglich die Story ist von mir. Sonstige Anmerkungen: Eine FF, die aus Langeweile und Frust über mich selbst entstand. Es war mir wichtig, ohne Stress an dieser FF zu wachsen, der Druck, der mir bei anderen FF's gemacht wurde hat mir nämlich nicht gut bekommen und und mich in eine Schreibblockade geführt. Hier also das erste selbstständige Werk - nach der Blockade. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Er behielt geradezu krampfhaft seine nichtssagende Miene aufrecht, die nun schon so lange auf seinem Gesicht verharrte, dass er meinte, sie habe sich dort eingekeilt. Das schummrige Licht einer Fackel warf zuckende Schatten auf das beinah abnormal blasse Gesicht. Sie spendete ebenso wenig Wärme wie Licht und so war es in der Höhle, in der er sich befand, bitterlich kalt. Ihm war fast danach seine eigene Dummheit zu belächeln. Es war eine Schmach für seinen Stolz sich diese Schwäche eingestehen zu müssen. „Sasuke.“ Angesprochener hob langsam den Kopf sodass ihm einige schwarze Strähnen fettigen Haares ins Gesicht fielen. Er hatte die sich nähernden Schritte nicht einmal bemerkt. „Orochimaru“, bemerkte er kühl. Desinteressiert blickten fast schwarze Augen in ein markantes Gesicht, das eindeutig ein Lächeln zeigte. Doch eher eine emotionslose Fratze, die vom flackernden Fackelschein besonders als solche untermalt wurde. „Genießt du meine Gastfreundschaft?“ Der Spott war eindeutig und nicht zu überhören, doch Sasuke ließ sich davon nicht beeindrucken. „Aufs Äußerste. Ich werde wohl vorerst keine Klimaanlage gebrauchen, danke.“ Tatsächlich spürte Sasuke einen kurzen Anflug von Genugtuung, als er eine schmale Augenbraue hinaufschnellen sah, bevor sie in dem Moment indem er begriff wieder hinab sank. „So stolz wie immer. Und dann dieser Zynismus.“ Orochimaru paarte einen gespielt resignierten Seufzer mit einem Kopfschütteln wogegen eine Reaktion Sasukes gänzlich ausblieb. „Stolz ist das Einzige, was einem bleibt.“ Sein Blick wanderte zum Höhleneingang. Dunkle Schatten und Konturen wiegten im Nachtwind, lockten Sasuke mit dem süßen Duft von Freiheit. Unerreichbarer Freiheit. Egal, wie unheimlich es dort aussehen mochte, egal wie gefährlich es dort sein mochte, Sasuke hätte vieles darum gegeben, sich jetzt dort draußen den würzigen Geruch von Harz um die Nase wehen zu lassen. Selbst wenn er es mit dem Wind von Flucht in den Haaren hätte tun müssen. „Sicherlich, Uchiha. Ich wünsche dir noch einen schönen Aufenthalt. Keine Sorge, er wird nicht mehr lange dauern.“ Leise gesprochen und doch so laut wie ein Peitschenhieb, der Sasuke immer noch in den Ohren dröhnte. Ein letztes Zischeln und ein hohles Auflachen, bevor Orochimaru sich zum Gehen wandte und mit wippender Schleife gen Ausgang schritt. Jener leuchtete kurz blau auf und mit einem Sprung war er in den Weiten es Waldes verschwunden. Ein weiterer Seufzer. Es war nur ein Jutsu. Ein simples Jutsu, das ihn vom Gehen abhielt. Der Höhleneingang war flankiert von zwei Wachen, die ihr Chakra konzentrierten und wohl jeden, der es wagte, durch das Tor zu treten, grillen würden. Seufzen. So einfach und so wirkungsvoll, dass es Sasuke beinahe grausam demütigend vorkam, sich nicht befreien zu können. Er richtete den Blick zurück auf den Boden. Ja, er lächelte und ja, er lächelte über sich selbst. Er lächelte mit dem gleichen Zynismus, der ihn für seine jungen Jahre auszeichnete. Er war so besessen gewesen. So besessen von dem Willen seinen Bruder zu töten, dass er sich manchmal wirklich vor sich selbst erschreckt hatte. So besessen von dem Wunsch zu rächen, dass er auf die mit zarter Stimme frohlockenden Angebote eingegangen war, die eigentlich keine waren. Er war so geblendet von der Aussicht auf Blut, dass er das hinterhältige Hervorzüngeln der gespaltenen Schlangenzunge nicht einmal bemerkte, welches ihn geradewegs hinein in sein Verderben geleitet hatte und nun saß er da, in der Vorstation Hölle Nummer 1, wie man es ihm prophezeit hatte. Im Moment wünschte sich Sasuke doch gewisse Parallelen zur richtigen Hölle, denn hier war es einzig und allein die Kälte die durch seine zerrissene und teils schmutzige Kleidung drang und ihm das Gefühl gab, innerlich langsam zu verbrennen. Seine Situation war so lächerlich verzwickt und er hielt sich nun zum Dutzendsten mal vor, dass es seine eigene Schuld war. Er hoffte schon lang nicht mehr auf Hilfe. Von wem auch. Er lehnte sich gegen die feuchte Felswand und lauschte dem Züngeln der Flammen, dem Rauschen der Bäume und dem fast übertönten Summen des Chakratores. Er verfluchte sich und doch hatte er schon mit sich selbst abgeschlossen. Er hätte vielleicht von Anfang an wissen müssen, dass es Orochimaru nur um seinen Körper ging, dass er in ihm nie einen wahren Verbündeten gefunden hatte, doch wieder hatte ihm die Sucht nach Blut die Sicht genommen. Und eigentlich hatte er es auch gewusst. Er war blind gewesen. So blind, dass er den Freund zu einem Feind ernannt hatte. Des Öfteren hatte er sich gefragt, was wohl aus ihm geworden war, ob er wohl schon seinen Traum erreicht hatte und dergleichen. Dinge, die ihm eigentlich egal zu sein hatten und manchmal, in einsamen Nächten überkamen ihn Zweifel und Schuldgefühle an seiner Handlung. Er war wie ihm Rausch gewesen. Er hatte ihn durchflutet, er hatte ihm die Macht gegeben die er immer haben wollte. Er hatte die Mittel, er hatte die Kraft aber er hatte Gefühle. Gefühle, die an einem toten Platz wie Sasukes Herzen nichts mehr verloren hatten und er war wieder geblendet von dem Wunsch, den Weg zu seinem Bruder frei zu machen. Und das, was sich nun beinah vor Kälte zitternd gegen die Höhlenwand lehnte, war schlussendlich aus ihm geworden. Ein Verstoßener. Von beiden Seiten. Ein wertloser Körper ohne Zuflucht. Er schloss die Augen. Es war zwecklos, sich den Kopf darüber zu zerbrechen. Es würde sowieso bald zu spät sein und mit diesem letzten Gedanken ließ er sich vom Schlaf übermannen, der ihn mit warmen und sanften Händen in sein Reich aufnahm. Möglicherweise der einzige Ort, an dem er noch willkommen war. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ MiharuEndoh Kapitel 1: Rescue ----------------- Dunkelheit vor ihm. Dunkelheit unter ihn. Dunkelheit hinter ihm. Dunkelheit zu allen Seiten. Nasse Zweige und Äste schlugen ihm ins Gesicht, hinterließen ihre schmerzenden, blutenden Spuren darauf doch es war ihm egal. Schritt ging auf Schritt, Äste brachen, Zweige knackten doch er ließ sich nicht beirren und setzte seinen Weg fort. Wie ein Rausch trieb es ihn voran. Das Bild seines Freundes war der Auslöser. Nebel hüllte sein Denken ein, vertrieb Erschöpfung, Angst und Bedenken, ließen nur den Gedanken an das Ziel zurück. Sasuke Er hatte lange gewartet. So lange gewartet. Das erste Mal in seinem Leben hatte er geduldig auf seine Chance gewartet und heute Nacht, bald, sollte es soweit sein. Das Warten sollte sich bezahlt machen. Seine Füße trugen ihn weiter, die Kälte war ihm egal. Nur das Ziel – Sasuke, der Wille ihn zu finden, der Wille, seinen Freund wieder bei sich zu haben, der Wille, ihn wieder auf die richtige Seite zu ziehen, der Wunsch, Sakura nicht mehr weinen sehen zu müssen. Um ihn. Echter Nebel breitete sich aus und auch das grimmig entschlossene Grinsen auf Narutos Gesicht weitete sich. Nebel – Schutz, eine weitere Erleichterung seines Plans – seiner Mission. In Konoha herrschte Krieg. Schon wieder. Krieg zwischen Otogakure und Konohagakure. Krieg zwischen Orochimaru und Tsunade. Was für eine Schwächung würde es doch für Orochimaru sein, wenn ihm Sasuke – Sasukes Körper, als Kraftquelle entzogen würde. Und das war folglich Narutos Mission. Selbst wenn es nicht seine Mission sein würde, selbst wenn jemand anderes für diese Mission eingeteilt worden wäre, seine Zeit war gekommen, das Warten zuende, Sasuke gehörte wieder ihm. Er hatte es versprochen! Sasuke gehörte wieder ihm. Und wieder schlich das Grinsen auf sein Gesicht. Was für ein Gedanke. Sasuke würde sich wehren, er würde Zeter und Mordio tun wenn er sich und Narutos Nähe wieder fand, wenn Naruto versuchen würde, ihn wieder nach hause zu holen. Die Überzeugung, dass es einen Kampf geben würde war nicht fraglich, es war vorprogrammiert, er war sich sicher und er war vorbereitet. Wie es dabei wirklich um Sasuke stand, dass dieser gerade alles darum gegeben hätte, überhaupt einen Ort sein Zuhause nennen zu können, wusste er nicht. Und doch hatte er Zweifel. Sinnloses überlagerte seinen Verstand. Wie ging es ihm? Wie sah er aus? War er sehr viel Stärker geworden? Und etwas, woran Naruto nur mit einem enormen Drang zum Zähneknirschen denken konnte; Wie viele Menschen hatte er schon getötet. Würde man es ihm ansehen können? Würde man es spüren können? War er so geworden, wie er niemals werden wollte? War er so, wie sein Bruder? Naruto schüttelte den Kopf, ballte die Hände zu Fäusten und legte noch an Tempo zu. Er hätte nervös sein sollen. Vielleicht hätte er auch Angst haben sollen doch das Einzige, was Naruto in sich fand war eine kindliche Vorfreude. Etwas lächerliches wie die utopische Vorstellung, Sasuke würde sich freuen ihn zu sehen, würde ihm um den Hals fallen und ihm sagen, wie sehr er ihn doch vermisst hatte und ihm damit bestätigen, dass nicht nur er es war, der des Nachts in seinem Bett gelegen hatte, daran denkend, wie einsam er war, wie viel ihm Sasuke am Ende doch bedeutet hatte. Tränen wegwischend, die sich den Weg in die blauen Augen gesucht hatten und starben, bevor sie ein einziges Mal im Mondlicht glitzern durften. „Ich lass dich nicht sterben.“ Jede Mission, jede Aufgabe, jeder Kampf, alles war nur eine Vorbereitung auf das hier gewesen. Training. „Ich lass nicht zu, je wieder einen Freund sterben zu sehen!“ Sie hatten so oft miteinander – für einander gekämpft. Sie hatten so oft am Krankenbett des Anderen gewacht, gebangt. Mein Freund. Mein bester. Mein einziger. Naruto schüttelte energisch den Kopf, vertrieb die lästigen Gedanken und hätte wegen seines eigenen abrupten Stoppens fast das Gleichgewicht verloren. Mit den Armen wedelnd hielt er sich auf dem Ast, von dem aus er das schummrige Licht gesehen zu haben glaubte. Er ging in die Knie, hoffte, das Schimmern durch die dichten Blätter der Bäume so deutlicher zu sehen und tatsächlich war ein kleines Licht, im Nebel verschwindend winzig in der Ferne zu sehen, lockte geradezu. Ein fast unmerkliches Zucken seiner Mundwinkel und schon hatte er den nächsten Ast erklommen. Weiter vorwärts. Weiter dem Licht entgegen, unwillkommene Gedanken vertreibend und die Nervosität kam, steigerte sich, war am Höhepunkt angekommen, als er in sicherem Abstand zu einer kleinen Höhle stehen blieb. Sein Herz ging schnell, sprang hart in seiner Brust, pochte gegen seine Rippen. Naruto versuchte seinen Atem trotzdem ruhig zu halten, schob das Herzklopfen auf den Spurt und verdrängte den kurz aufflackernden Gedanken, es könnte die Wiedersehensfreude sein. Er wischte sich die blonden Strähnen aus der verschwitzten Stirn und erblickte erst spät die Wachen am Eingang. Diese schienen sich wohl sehr zu konzentrieren, hatten die Augen geschlossen. Einen Moment brauchte Naruto noch um sich vollkommen zu beruhigen, bis er sich die Umgebung ansah. Einige Meter unter ihm befand sich die Höhle, aus der schwaches Licht drang. Es versetzte ihm einen leichten Stich, dass Sasuke dort wahrscheinlich gefangen war doch verlor es an Bedeutung, als er sich wieder vor Augen führte, dass er gekommen war um dies zu ändern. War Sasuke wirklich dort drin, so hätte er sich mit nur zwei Wachen problemlos fertig werden können. Sie mussten also einen Weg gefunden haben, Sasuke am Gehen zu hindern. Nirgendwo waren Fallen gewesen, der Weg hier war also fast ein Spaziergang. Sie waren entweder dumm, sehr von sich und ihrem Versteck überzeugt oder hinterhältig. Ein Angriff aus dem Hinterhalt war mehr als unmöglich, da sich eine Felswand über der Höhle erstreckte, ein Angriff von den Seiten war also genauso offensichtlich wie eine Frontalattacke. Leises Flüstern durchbrach die Stille und einige kleine Rauchwolken erschienen zu beiden Seiten Narutos. Kage Bunshin no Jutsu. Naruto rückte entschlossen sein Stirnband zurecht und sandte seine Doppelgänger dann nach Rechts und Link aus, bemühte sich um das Auflachen zu unterdrücken und wartete auf das Zeichen seiner Mitstreiter. Angriff von allen Seiten. Und ein Mal mehr war er dankbar darüber, dieses Jutsu bis zur Perfektion zu beherrschen. Sein Körper war bis zum zerreisen angespannt. Wie eine Katze, zum Sprung bereit, hockte er auf dem Ast und er vermochte das Flüstern des Windes beinahe zu hören, das heimlich und doch laut nach Angriff schrie. Die Blätter raschelten aufgebracht, als sich drei Körper – im Licht des Mondes nur Schatten auf die Wachen stürzten. Kunais sausten auf die Gegner zu, Shuriken zerrissen die kalte Nachtluft und ein Stöhnen zerschnitt die friedliche Ruhe. Langsam sickerte Blut in den moosigen Boden. Diese Nacht war noch so jung uns hatte doch schon ihren Tribut gefordert. Zwei Rauchwölkchen neben der Silhouette des Siegers verabschiedeten sich mit einem Ploppen und ließen den jungen Mann allein zurück, der das kurze Auflachen diesmal nicht zurück halten konnte. Das Stirnband wurde mit sicherer Hand wieder zurechtgerückt und das Grinsen war unweigerlich größer denn je. „Und was war schon alles ...“ Spöttisches Flüstern, bevor Naruto letzte Bedenken beiseite schob und die Höhle zum Kampf bereit betrat. Seine Hände klammerten sich unweigerlich fester um die Griffe der Kunais, als die ersten Schritte auf den Steinboden klopften. Beißender Gestank von Urin stieg ihm in die Nase, ließ ihn kurz die Nase rümpfen. Dann - Ein Klirren auf dem Boden. Seine Augen weiteten sich, konnten das Bild was sich ihm zeigte nicht an das Gehirn weiter leiten um es zu verstehen. Seine Hände waren leer, die Kunais auf den Boden gefallen und sein Blick auf das Häufchen Stoff gerichtet, das sich an der Wand zusammenkauerte und scheinbar schlief. Alles hätte er erwartet. Alles, nur nicht den Anblick, der sich ihm nun bot. Bevor er wirklich begriffen hatte, kniete Naruto schon neben dem offensichtlich bewusstlosen Sasuke. Er hatte sich scheppernde Waffen gewünscht. Er hatte sich einen hämisch grinsenden, spottenden Sasuke gewünscht, der mit seiner blassen Haut so kalt und unnahbar wie eh und je ausgesehen hätte. Einen Sasuke, dessen schwarzes Haar bei jedem neuen Angriff grazil geweht hätte. Einen Sasuke, der sich mit vor Kampfeslust blitzenden Augen auf ihn gestürzt hätte. Was er fand, war ein Sasuke der zusammengesunken, abgemagert und kränklich an einer Wand kauerte. Gerötete Wangen zeugten von bitteren Nächten, ebenso wie die kalten, klebrigen Schweißtropfen auf seiner Stirn. Die Augen geschlossen, die Augenbrauen wie als sei er in Schmerzen zusammengezogen und fettiges, ausgeblichenes Haar im ausgemergelten Gesicht. Naruto legte eine zitternde Hand auf die verschwitzte Stirn, zuckte dann erschrocken zurück, als sich das Fieber unter seine Fingerspitzen schlich und der Schweiß daran klebte. Sasuke war unterkühlt, wirkte leblos. Wie Gift durchströmte die Erkenntnis Narutos Hirn. Es war nur ein Wort. Ein schlagendes, erschlagendes Wort. Schwach! Der Körper in seinen Armen war schwach. Zerbrechlich. Verstoßen. Benötigte Hilfe. War darauf angewiesen. Das Gift begann mit dem aufkommenden Wissen zu sieden. Sie mussten hier raus, verschwinden! Naruto griff nach Sasukes kalten, schwitzigen Händen, hievte den schweren Körper auf seinen Rücken und klemmte ihm seine Arme in die Kniekehlen. Sasukes Arme hingen stützend über Narutos Schultern, lagen schlaff auf seiner Brust, völlig haltlos. Sasukes verschwitzter Körper presste sich schwer gegen Narutos Rücken, die erhitzte Stirn drückte zwischen seine Schulterblätter. Schnellen Schrittes hatte Naruto die ersten Wipfel erreicht. Er erschrak bis in die Knochen, als schwache Hände mit langen Fingern die Kraft aufbrachten sich in seine Jacke zu krallen als suchten sie Halt. Der Körper auf seinem Rücken schmiegte sich stärker an diesen und verlor so an Gewicht. So, als würde der zugehörige Geist bald wieder erwachen. Der Schock ließ langsam wieder nach und auf das Adrenalin das in seinen Adern zu pulsieren schien folgte die Erleichterung die ihn frisch und willkommen durchströmte. Sasuke lebte. Niemand folgte ihnen. Ebenso wie die Erleichterung kam schleichend die Gewissheit, die Erkenntnis, dass es wirklich Sasuke war, den er hier nach hause brachte und ließ ihn lächeln. Wie von selbst hievte er den vertrauten, den vermissten Körper höher auf seinen Rücken und verstärkte den Griff. ~*~ Die Wärme war höchst erwünscht, war unheimlich tröstlich und willkommen. Wo immer sie her kam, sie durfte bleiben. Im Kontrast fuhr ihm kalter Wind durch das Haar, prickelte auf den heißen Wangen und der Stirn. Unbewusst drängte er seinen Körper näher an die schützende, Halt gebende Wärme. Es schaukelte kaum merklich. Wie auf Wellen, auf Wasser, Watte. Watteweicher Nebel polsterte sein Hirn. Der frische Duft von Moos kitzelte seine Nase. Nur gedämpft wie durch diese rosa roten Wattebauschen hörte er Prasseln neben sich, ein Rauschen über sich, es war egal. Es war in Ordnung. Süße Schwärze verhängte seinen Verstand. Egal, Willkommen. In Ordnung. ~*~ Die Schwärze lag immer noch auf ihm wie Blei, presste sich auf seine Lider und verhinderte das Öffnen der Augen. Nur ganz langsam und zähflüssig erreichte das Verständnis sein Hirn. Er hatte sich das Prasseln nie eingebildet. Es war real. Es war Feuer. Ebenso wie die beruhigende, einlullende Wärme nie nur ein Gespinst aus Traum und Einbildung gewesen war. Real war auch der Schlafsack in dem er sich befand und das kalte Tuch auf seiner Stirn. Er wusste nicht wo er war, was er dort tat, geschweige denn, wie er dort hingekommen war. Ein kleiner, minimal und verschwindender Teil reagierte panisch, wollte aufspringen und die Flucht ergreifen, doch der andere, wesentlich größere Teil war müde, war erschöpft und sogar zu träge, die Augen zu öffnen. Wie hätte er also flüchten sollen? Ein heiseres Stöhnen entkam seiner trockenen Kehle, als sein Geist endlich aus dem Kokon heraus brach, indem er gefangen gewesen war. Er hustete. Sein Hals gab ihm das Gefühl, Nägel geschluckt zu haben. Und er war unendlich dankbar für die Hand, die seinen Kopf leicht anhob, ihn stützte und die andere die ihm dann eine Flasche an die Lippen legte. Kühl, erfrischend und wohltuend wie samtiges Balsam glitt das Wasser seine Kehle hinab, verlor sich auch an den Mundwinkeln und perlte am Kinn hinab. Sasukes Kehlkopf hüpfte glücklich, als er den letzten Schluck tat. Vorsichtig wurde sein Kopf wieder gebettet. Sanfte Finger streiften an seiner Stirn entlang, legten fürsorglich ein neues Tuch darauf, das ebenso wohltuend wirkte, wie das Wasser. Ein letztes Husten bevor er die Lider öffnete. Über sich sah er als erstes gähnende Dunkelheit, vermochte dann aber Äste und Blätter zu erkennen, die in vielen dunklen Grüntönen den Blick zum Firmament verwehrten. Neben sich fand er ein Feuer, das beruhigendes Prasseln aussandte. Bei der Gestalt aber, die er dann sah, die sich gerade an einem Rucksack zu schaffen machte stockte ihm der Atem. Bei dem Versuch zu schlucken musste er erneut husten. Das Tuch rutschte ihm von der Stirn, war unwichtig, gleichgültig, war wie nie vorhanden, als sein Blick sich mit blauen Iriden traf, die erst einen Moment aufblitzten, ehe sie ihre beruhigende Friedlichkeit zurück gewannen, die ihm gepaart mit hochzuckenden Mundwinkeln entgegenlächelten. „Ist Schneewittchen aufgewacht?“ Er klang fröhlich. Fast glücklich. Sasukes gesamtes Innenleben zog sich schmerzhaft plötzlich zusammen. Er hatte Schwäche gezeigt. Er war schwach. Sein Unbehagen überspielend unternahm er den Versuch, sich aufzusetzen, spürte dann aber Hände auf seiner Brust, die ihn zurück zu drücken versuchten. Mit der auflodernden Flamme des Eigensinns, des Sturheit schlug er die Hände fort. „Fass mich nicht an!“ Er selbst fragte sich, woher der barsche Ton auf einmal kam, mit dem er das diffuse Blitzen in seinen Augen noch unterstrich. Trockene Kehle und schmerzende Glieder hin oder her, er wollte sich keine Blöße geben. Und trotzdem war das unterdrückte Verlangen danach, sich zu entschuldigen unweigerlich vorhanden. „Wir werden doch nicht gleich wieder zickig werden.“ Geradezu belustigt klangen die Worte. Gesprochen in dem Moment, indem Sasuke zurück gedrückt wurde, die Protestlaute übertönend, der er versuchte von sich zu geben. „Wer hat dir gesagt, dass du mich retten sollst?“ Eine blonde Augenbraue wanderte in die Höhe. „Ich rette dich nicht. Ich hol’ dich zurück nach Hause.“ Wenn auch ungewollt entfuhr Sasuke ein verächtliches Schnauben und er tat sich keinen Hehl dabei, es zu unterdrücken. „Tse. Und wer hat dir gesagt, dass du das tun sollst?“ Naruto nahm ihm das Tuch wieder vom Kopf, wrang es aus. „Niemand ...“ Und da war es wieder, das hämische, spöttelnde Auflachen. Freudlos und hohl. „Und du hast es trotzdem getan.“ Mehr eine Feststellung als eine Frage. „Genau.“ Ihm wurde mit einem Klatschen das nasse Tuch wieder zurück ins Gesicht geworfen was jeden weiteren Ton erstickte. ~*~ Narutos Rücken war ihm zugedreht. Er starrte ins Feuer. Es war still. Gerade ein paar Stunden vereint und schon konnten wie sich wieder streiten wie zuvor. Es war immer noch zu frisch, zu surreal für Naruto, dass Sasuke wirklich wieder bei ihm war. Er hatte nicht an Arroganz und Überheblichkeit verloren oder gemisst. Er wollte immer noch nicht schwach sein, wollte immer noch nicht sein volles Vertrauen in jemanden legen und doch hatte er sich zurück auf sein Lager drücken lassen ... Es wirkte schon fast erschreckend normal ... ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ *Sich Sorgen um die Charas mach* MiharuEndoh Kapitel 2: Burst ---------------- Ein lautes Klatschen schallte durch den Wald, erhielt als Antwort das aufgebrachte Kreischen einiger Vögel, die erschreckt und aufgescheucht in den hellblauen Himmel flogen. Die Morgendämmerung hatte eingesetzt, vertrieb die Nacht mit ihrem diffusen Licht und Farbenspiel aus Violett und Rot. Nahm ihnen den Schutz. Aber auch wenn es noch Nacht gewesen wäre, das wütende Zetern zweier Ninjas hätte jeden im Umkreis auf den Plan gerufen. „Lass mich los, Dobe!“ „Nein!“ „Ich kann allein laufen!“ „Ja, Baka. Das hab ich gesehen.“ „Grins nicht so!“ „Benimm du dich nicht wie ein stures Kleinkind!“ Luft wurde scharf angezogen worauf sich ein noch größeres Grinsen auf dem jugendlichen Gesicht eines Blonden zeigte. Dieser stützte einen anderen, der sichtlich eingeschnappt versuchte, sich aus dem Armen des Blonden zu befreien. „Naruto. Lass mich los.“ Aus zusammengebissenen Zähnen wurden die Worte herausgezischt. Sasuke versuchte unbewusst vielleicht auch ein Wenig respekteinflößend auszusehen, brachte aber nur eine Grimasse zustande. Wie sollte man auch Respekt vermitteln wenn man sich von jemandem wie Naruto stützen lassen musste? „Nein. Ich will dich nicht vom Boden aufsammeln müssen.“ Der strenge Ton war für Naruto sehr untypisch und er schien darauf aus, die Diskussion an diesem Punkt zu beenden. Er bekam als Antwort nur ein mürrisches Knurren. Mit den Augen rollend seufzte er. „Du bist so stur.“ Wieder erhielt er ein spottendes Schnauben. „Das sagt der Richtige.“ Naruto schüttelte nur den Kopf als er Sasuke half, auf seinen Rücken zu klettern. Er hatte sich nur schwer überwunden, aber mit der Gewissheit, dass es eben nicht anders ging, ließ er sich helfen. Sasuke wurde Narutos Rucksack in die Hand gedrückt. Wenn er schon den Komfort genießen durfte getragen zu werden (wenn auch nicht ganz freiwillig, um nicht zu sagen, vollkommen gegen seinen Willen) sollte er doch etwas als Gegenleistung tun. Und er murrte nicht. ~*~ Ast folgte auf Ast. Nur das Gewicht auf seinem Rücken machte Naruto langsam aber merklich zu schaffen. Es zu zeigen würde Narutos Stolz nah an die Klippe treiben. Das Gesicht eines schadenfreudigen Uchiha ließ ihm die Galle hochkommen also mühte er sich nach Kräften, das Tempo beizubehalten. Er wurde in die Realität zurück befördert, als er eine federleichte Berührung auf seiner linken Wange spürte. Noch meinte er, es wäre nur ein Ast gewesen, als er jedoch den Kopf drehte fand er dort Sasukes Hand. Kurz dachte Naruto wirklich, Sasuke wollte ihn kratzen. „Hat es sehr weh getan?“ Einen Moment musste Naruto nachdenken was Sasuke meinte, war dann aber verblüfft. Unternahm der Uchiha hier gerade ernsthaft einen Versuch, nett, oder gar feinfühlig zu sein? Wenn ja, war sein Tonfall doch noch etwas zu eisig als das es wirklich ehrlich klang und doch freute sich Naruto unvergleichbar darüber. Er meinte die Ohrfeige, die Naruto erhalten hatte nachdem er Sasuke bei seinem kläglichen Versuch allein aufzustehen aufgefangen hatte. „Ein Wenig ...“ Wieder strichen Finger an der Stelle entlang. Einen kurzen Moment meinte Naruto sogar sein Geist würde ihm das Wort „zärtlich“ zuflüstern wollen. „Es ist ganz rot ...“ „Das wird wieder.“ Ein Lachen brachte Narutos Körper zum beben und er meinte fast, Sasukes fragenden Blick in seinem Nacken zu spüren. „Du benimmst dich schon wie Sakura. Erst Ohrfeigen verteilen und dann ein schlechtes Gewissen haben.“ Der empörte Einwurf kam sofort. „Tse. Ich hab kein schlechtes Gewissen.“ Und wieder lachte Naruto. Konnte die keimende Freude nicht mehr bei sich halten und das selige Grinsen welches schon in der Nacht auf seinem Gesicht gelegen hatte reichte bei Weitem nicht mehr, um seiner Freude eine Gestalt zu geben. Wie sehr hatte er diese Streitereien doch vermisst. Wie sehr hatte er Sasuke doch vermisst. „Ach ja. Du hast ja kein Gewissen.“ Folglich wurde der Weg still fortgesetzt. Für eine kurze, irrsinnige Sekunde hatte Naruto das Gefühl, Sasuke mit seinen Worten irgendwie getroffen zu haben. Er schüttelte kaum merklich den Kopf. Es war eben doch irrsinnig. Einen Uchiha konnte man nicht treffen. Trotzdem meinte er, der Stille etwas Bedrückendes abgewinnen zu können. „Schmollst du?“ Uzumaki Naruto und sein Wille, alles gleich wieder ins Lot zu bringen waren also wieder da, erhielten aber nur ein kurzes Murren. „Ein Uchiha schmollt nicht.“ „Also bist du kein Uchiha?“ Wann genau hatte Naruto gelernt solche Wortgefechte auszutragen? Diese Zeit gehörte definitiv aus dem Kalender gestrichen, denn Sasuke befand sich gerade in einem der wenigen Momente, in denen er nicht wusste, was er erwidern konnte. „Ich schmolle nicht. Zufrieden, Dobe?” „... Hat sich viel verändert?“ Es war merkwürdig, wie Naruto es schaffte, seine anfänglich naive Vorfreude auf jemanden wie den Uchiha zu übertragen. Denn die Abspannung in ihn wuchs mit jedem Schritt. Fast glückselig begann Naruto zu plaudern. Mit dieser fröhlichen, selbstverständlichen Art, die Sasuke tatsächlich dazu brachte, aufmerksam zuzuhören. Vielleicht war es aber auch die kühle, Distanz bewahrende Art für einen Uchiha, sich zu entschuldigen. „Sakura hat wirklich was aus sich gemacht. Sie ist bei Tsunade in der Lehre und hat echt was drauf. Sie ist noch hübscher geworden aber ich glaube, sie hat was mit Lee angefangen.“ Er lachte kurz auf. „Naja, Kakashi. Du kennst ja Kakashi. Er ist immer noch ganz scharf auf sein Icha-Icha-Paradies. Er hielt es sogar für nötig, mir einen ganzen Karton zu schenken.“ Naruto stockte einen Moment. Es fiel rapide auf, wie unsicher er auf einmal war und sein Tonfall fiel einige Oktaven tiefer. „Ja und Kakashi ist jetzt offiziell mit Iruka zusammen ... Es ist etwas merkwürdig, aber ich freu mich schon für sie.“ Sasuke hörte Narutos Geplapper nur noch mit halbem Ohr zu, denn wenn er wirklich wahrgenommen hätte, was Narutos letzte Aussage beinhaltete, wäre seine Reaktion mit Sicherheit anders gewesen. Er wollte das Rauschen in seinen Ohren durch Narutos Worte auf keinen Fall missen. Es war fast wie eine Bestätigung dass er wirklich da war. Das alles wirklich real war. Er hatte seinen Kopf gegen Narutos Schulter gelehnt. Döste. Hoffte, das Naruto seine Anspannung nicht bemerkte. ~*~ Sasuke schreckte erst aus seinen Tagträumen, als der Redeschwall versiegte und Naruto stoppte. Unsicher blickte er auf die Tore Konohas, die sich nun vor ihnen aufbauten. Sasuke hob genervt den Kopf, blinzelte etwas verwirrt und stöhnte dann auf. „Was ist los? Erzähl mir nicht, du hast dich verirrt.“ Naruto schüttelte nur etwas abwesend den Kopf, schüttelte damit auch den Spott von sich. „Ich meine, willst du da wirklich rein gehen. Die Leute werden sich die Augen ausgaffen.“ Sasuke schnaubte. „Mich hat nie jemand gefragt, ob ich da wieder rein will. Aber es spricht mir doch mehr zu da jetzt rein zu gehen als vor den Toren zu übernachten.“ Ein stummes Nicken folgte und Naruto setzte sich in Bewegung. „Sasuke?“ „Was?“ „Also ... ähm na ja ...-“ „Was willst du?“ „Weißt du, du könntest auch einfach so tun als wärst du bewusstlos ...“ „Bitte was?!“ „Naja ...“ Naruto war spürbar kleinlaut geworden und wusste sichtlich nicht wie er die Worte für das finden sollte, was er doch scheinbar so dringend mitzuteilen hatte. Sasuke seufzte entnervt. „Sag an!“ „Ich glaube, es wäre angenehmer, wenn du nicht gefragt werden würdest, warum du dich von mir so seelenruhig hast wieder ins Dorf tragen lassen.“ Wenn Naruto gerade versuchte, vorausschauend oder verständnisvoll zu sein, musste Sasuke (wenn auch ungern) leider zugeben, dass es ihm in gewisser Weise gelang. Sasuke nickte. Und auch, wenn er wusste, das Naruto es nicht sehen konnte, war er sich sicher, dass er es spürte. Der Rucksack wurde wieder seinem rechtmäßigen Besitzer in die Hand gedrückt und der Kopf auf Narutos Schulter gebettet. Es war doch recht merkwürdig, sich bewusstlos zu stellen. Entspant auszusehen oder eben einfach bewusstlos. Vielleicht aber doch nicht so schwer. Es war doch recht bequem auf dieser Schulter. An seiner Wange spürte das zarte Muskelspiel unter Stoff und Haut, leichtes Schwingen des Armes, einen Duft, den nur Naruto hatte. Eine seltsame Erfüllung ... ~*~ Trotz geschlossener Augen wusste, spürte Sasuke, dass sie das Tor passiert hatten. Erstes Murmeln drang an seine Ohren. Er kannte dieses Murmeln. Gaffende Schaulustige, Mädchen, alte Frauen, die auf jeglichen Klatsch und Tratsch aus waren. Sie würden sich die Mäuler wund und fusselig reden können, wenn der Erste dem Nächsten berichtete, dass der Uchiha Sasuke zurück war. Zurück gebracht von Uzumaki Naruto. Oh ja, das würden sie, denn Eines war sicher: diese Geschehnisse fielen nicht mehr in die Rubrik „jeglicher Klatsch und Tratsch“. Das hier, bekam einen Sondertitel. „Manchmal bist du gar nicht so dumm, wie du aussiehst“, spöttelte Sasuke leise. Möglichst darauf bedacht, die Lippen nicht all zu sehr zu bewegen. „Wärst du jetzt nicht ‚bewusstlos’ würde ich dir dafür eine rein hauen.“ „Dazu bist du gar nicht in der Lage.“ „Das werden wir ja sehen ...“ „Tse.“ Naruto blieb wie vom Blitz getroffen stehen, als er einige der Windungen hinter sich gelassen hatte. Seine Augen waren weit geöffnet, der Atem gestockt und trotzdem meinte er, das Herz in seiner Brust rasen zu hören. Zerstörung. Überall wo er hinblickte Trümmer. Menschen, die darauf umher kletterten. Ein Bruch in der Mauer des Dorfes. Er begriff das Bild nicht, welches sich ihm bot. Es war schrecklich und doch beeindruckend. Trümmer, Zerstörung, bröckelnde Existenzen wohin das Auge reichte und ehe er wusste, was er tat, gingen seine Füße weitere Schritte, ließen die gaffenden Mengen hinter sich, vergessend, das er Sasuke auf dem Rücken trug, verdrängend, das er manche Menschen anrempelte, die sich empört und dann erstaut umsahen. Sein Ziel war Tsunade. „Wusstest du davon?“, zischte Naruto gereizt dem etwas verwirrten Sasuke zu. „Wusste von was?“ Er hatte die Augen immer noch geschlossen, krallte aber, wenn auch ungewollt, die Nägel tiefer in Narutos Schultern. „Das Dorf scheint angegriffen worden zu sein.“ „Tse“, empörte er sich. Als er aber das wütend klingende Knurren vernahm, ließ er sich zu einer ausführlicheren Antwort breit schlagen. „Orochimaru hat mir am Ende gar nichts mehr gesagt. Vielleicht erinnerst du dich vage daran: Du hast mich gerettet.“ „Das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt für deinen verdammten Stolz!“ „Tse.“ Seine Schritte gingen immer noch schnell, hatten immer noch das Ziel vor Augen, das langsam Gestalt annahm. Er hatte bald die Hokage-Villa erreicht und sah schon Shizune am Eingang winken, als er meinte zu erkennen, dass sich ihre Augen weiteten und sie aufgekratzt davon stürmte. Erst, als am Eingang angekommen war, verlangsamte er sein Tempo und atmete schwer. „Sasuke? Du kannst die Augen jetzt wieder aufmachen.“ „Ich glaube ich kann mittlerweile auch wieder laufen.“ „Wenn nicht, schleif ich dich eben die Treppe hoch.“ Vorsichtig rutschte Sasuke von Narutos Rücken und ließ sich ohne zu murren stützen, als sie die Villa betraten. Heiseres Kreischen erfüllte das gesamte Gebäude „TSUNADEEE! NARUTO IS ZURÜCK! TSUNADE!“ und ebenso heiseres Kreischen war die Antwort. „Bring sie her!“ Sich gegenseitig einen skeptischen Blick zuwerfend erklommen sie in angemessenem Tempo die Stufen und wurden prompt von Shizune in Tsunades Büro geschoben. Die Tür wurde verriegelt. Eine Tsunade, so jung wie eh und je jedoch mit tiefen Sorgenfalten im Gesicht saß hinter ihrem Schreibtisch, hatte eine undurchschaubare Miene aufgesetzt und stützte den Kopf auf ihren Händen. Es war, als verdunkelte sich ihr Antlitz, als der arg angeschlagenen Sasuke neben Naruto durch die Tür geschritten kam. „Setzt euch.“ Vor ihrem Schreibtisch standen zwei Stühle, auf die sie deutete. ~*~ Ob es nun der Scham war, der Sasuke dazu brachte, kontinuierlich auf den Boden zu starren konnte Naruto nicht sagen, doch genau dies war während der gesamten Ansprache Tsunades der Fall. Er nickte das ein und andere Mal und machte den Eindruck, als sei ihm nicht wohl in seiner Haut. Zuerst war das Lächeln noch auf seinem Gesicht verharrt, doch Naruto meinte es erschreckend schnell bröckeln zu sehen. Vieles wurde ihm vorgeworfen. „Du hast dein Dorf betrogen, Sasuke.“ „Du hast uns betrogen, Sasuke.“ „Du hast dich selbst verleumdet, Sasuke.“ „Das werden wir nicht so schnell und einfach vergessen können, Sasuke.“ Jedes mal war die Antwort nur ein stummes Nicken. Naruto begriff die Situation nicht richtig. Oft schielte er Sasuke aus den Augenwinkelen an während dieser auf seinem Stuhl immer weiter zusammensank, beinahe zu schrumpfen schien. Ob er es bereute? Ob er sich schämte? Ob er sich bewusst war, was er getan hatte? Dieses Nicken sagte nichts. Es war nichts. Nur eine Geste. Bald wieder vergessen. War dann alles wieder wie es einmal war? „Wir werden dich bestrafen müssen, Sasuke.“ Ein Vorwurf. Ein Nicken. „Wir werden dich überwachen lassen, Sasuke.“ Ein Nicken. Naruto wollte es nicht mehr hören. Versuchte sein Gehör abzuschirmen. Er wollte die endlosen Beschlüsse, die nie enden wollenden Vorwürfe nicht hören, war nicht mehr in der Lage dazu. Ihm gefiel dieser Sasuke nicht. Dieser Sasuke, der sich alles aufbürden ließ. Dieser Sasuke, der mit der ganzen Last seines Tuns konfrontiert wurde und darunter zusammensackte. Er wurde belehrt wie ein kleines Kind. Ein kleines naives Kind, das eine Dummheit getan hatte. Naruto selbst fühlte sich auf einmal selbst wie das kleine Kind, das mit einem Lächeln so stur gegen jeden Vorwurf angekämpft hatte. Das danach heimlich weinte. Und er wollte diesen schwachen Sasuke neben sich nicht sehen. Er wollte den Sasuke sehen, der allem hämisch und spottend entgegengetreten war. Der allen zeigte, wer er war, was er konnte. Er konnte diesen zerdrückten Sasuke nicht sehen, wollte es nicht, sah zur Seite und versuchte nicht zuzuhören. „Naruto?“ Er schreckte auf, sah Tsunade aus großen Augen an. Sie sah etwas besorgt aus, hatte nach der Tirade von Sasuke abgelassen, der zwar immer noch deutlich zerknirscht wirkte aber langsam sein bröckelndes Pokerface wieder aufzufangen versuchte. War es wirklich so einfach? Belehrungen und das war alles? Waren sie wirklich noch die Kinder, die man mit einem Klaps abtun konnte? Es war zu einfach. Zu unwirklich. „Naruto? Ist dir nicht gut?“ Er schüttelte den Kopf. Nur eine Geste ... „Nein.“ „Hör mal, das mag dich jetzt sehr treffen, aber ich muss dir etwas sagen ...“ Naruto war noch immer nicht ganz bei sich, fühlte sich durch diese Worte auch nicht in seinem Seelenfrieden bedroht, bis sie ihm die Wahrheit um die Ohren dröhnte. „Das Dorf wurde von Orochimaru angegriffen ...“ Naruto nickte. Wieder nur eine Geste ... „Ja, ich habe es gesehen ...“ Naruto war sich sicher, dass das Blitzen in Tsunades Augen als sie den Namen ‚Orochimaru’ aussprach Sasuke galt, der sicher versuchte es zu ignorieren. Sasuke war jedoch nebensächlich, wenn Naruto den Ton, den sie angeschlagen hatte genauer analysierte. „Dein Wohnung, sie wurde bei dem Angriff ... zerstört.“ „Was?“ fragte Naruto nur heiser. Nun war er es, der kraftlos auf seinem Stuhl zusammensank. Die Augen, die eben noch groß gewesen waren, zeigten nun einen verdächtig feuchten Schimmer. Da war kein Platz für Wut, kein Platz für die Trauer die er hätte fühlen sollen. Da war nur Unglaube, ein Unglaube der bleiben sollte bis man ihm sagte, alles sei nicht wahr. Alles wäre wieder in Ordnung wenn er es nur nicht glaubte. Seine gesamte Existenz, sein Leben, seine persönlichen Dinge, alles, alles war in dieser gottverdammten Wohnung gewesen. Nur langsam, zähflüssig, mit allen Klumpen und widerlich schleimig erreichten nach und nach die Folgen seines Wohnungsverlust sein Gehirn. Er saß auf der Straße, hatte keinen Schlafplatz, kein Eigentum, kein Geld, keine Erinnerungstücke mehr ... „Das ist alles, was wir retten konnten.“ Ihm wurde ein Leinenbeutel gereicht, den er mit zitternden Händen entgegen nahm. Fahrig öffnete er ihn und war beinahe erleichtert, das kleine Stoffbein seines heißgeliebten Froschportmonees darin zu finden. Es war nicht voll aber doch klapperte etwas darin. Des Weiteren fand er das Gruppenbild von Team 7 mit einem Riss im Foto und einem Sprung im Glas. „Naruto?“ Er sah hoch, umklammerte das Foto mit erkalteten Fingern, wusste nicht was er sagen sollte. „Hast du einen Platz wo du unterkommen kannst? Wie steht es mit Iruka?“ Er schüttelte den Kopf. „Sakura?“ Er lachte freudlos auf, signalisierte damit ein ‚Nein’. Die ganze Situation war einfach zu ironisch. „Er kann zu mir kommen!“ Zwei Augenpaare wanderten auf Sasuke, der sich plötzlich in das Gespräch eingemischt hatte. Seine Miene war wieder kalt, war beinahe abweisend und doch hatte er dieses aufopferungsvolle Angebot gemacht. War es seine Art danke zu sagen? Es war nicht die Art, die Naruto geholfen hätte. Woher kam die Wut, die sich ihn ihm aufbäumte wie ein bockiger Esel? Woher kam die Wut, die ihm ekelerregend bitter und gallig den Hals hinauf kroch, dort langsam anfing zu kochen und Bläschen zu schlagen? Woher kam die Wut, die sich so plötzlich entlud, als er mit der Faust dröhnend laut auf den Schreibtisch schlug? Blätter segelten friedlich zu Boden, raschelten und blieben liegen. „Einen Teufel wird ich tun! Ich komm schon klar. Das hab ich immer!“ Nein, das war sein Stolz. Das einzige was ihm blieb. Es war zu stolz, um sich aufnehmen zu lassen. Er schulterte seinen Leinenbeutel und war schon durch die Tür gerauscht, achtete nicht darauf das sie knackte als er das Schloss kaputt brach und schob eine verdutzte Shizune beiseite, ehe er aus dem Gebäude verschwand und endgültig seinen Weg einschlug. Vielleicht war das keimende Gefühl das kam das schlechte Gewissen. Darüber, dass er das großzügige Angebot des sonst so reservierten Uchiha auf diese Art ausschlug. Dass er so undankbar war ... ~*~ „Fünf ANBU Einheiten bringen Sasuke nach Hause. Und jemand kümmre sich um Naruto!“ ... ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Miharu Endoh Kapitel 3: Pride ---------------- Er fand sich nach dem Verschwinden der ANBU´s allein und in der Sicherheit, sie seien noch irgendwo in der Nähe auf dem Eingangspodest seines Hauses wieder. Momente, in denen sich seine Muskeln vor Anspannung fast zum Zerreisen versteiften verharrte er, ehe er die Hand auf die Klinke legte, deren Metall sich kalt und abweisend an seine Finger schmiegte. Er schauderte. Er hielt beim Aufstoßen der Tür unwillkürlich die Luft an, wollte sich nicht gleich von dem süßlich ekelerregenden Geruch nach Blut übermannen lassen, der in seiner Nase brannte, wenn immer er das Haus betrat. Blut, das schon lange nicht mehr da war. Blut, das schon lang getrocknet und weggewischt worden war, ohne jemals wirklich aus Sasukes Augen verschwunden zu sein. Er meinte auf den ersten Blick den Staub auf dem Blut kleben zu sehen, den Glanz verdeckend, der Sasuke jedes Mal geradezu spöttisch entgegenblitzte, es zu spüren, zu fühlen wie es provozierend in seiner Nase kitzelte. Aber sah doch weder Blut noch Staub. Das Haus war gesäubert worden, wurde ein weiteres Mal von Blut befreit ohne wirklich gereinigt zu worden zu sein. Noch immer sah Sasuke die dunklen Tropfen stechend genau auf dem Holzboden, brannten sich tiefer in seine Netzhaut, waren schon so lange da und gingen nicht mehr fort. Nie mehr ... Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss, klang laut im großen Flur, hallte durch das ganze Haus und ließ Sasuke zusammenfahren. Einbildung! Alles nur Einbildung! Und es war eben nicht nur Einbildung! Jeder Tropfen Blut, jedes Detail, alles war real. Vergangen zwar, aber dennoch real. Es war, als würde er wieder einmal von dem Sog aus Blut und Erinnerung gefangen werden, eingezogen, sich nicht wehren könnend gegen den Strudel. In Trance versetzt durch den sich windenden, gierenden Schlund. Er spürte, etwas war nicht in Ordnung, etwas war anders. Der Drang, fort zu laufen war da, doch es siegte die ängstliche Neugier, die ihn die Treppe hinauf trieb. Er folgte den dunklen Spritzern auf dem glänzenden Holz, ließ sich führen, war sich sicher, die immer größer werdenden Pfützen aus Blut zu sehen, sie unter seinen baren Füßen zu spüren, als er aus versehen hinein trat und das Blut klebrig und widerlich an seinen Fußsohlen hängen blieb. Noch war es warm, noch roch es süßlich nach köstlichem Leben, noch roch es nach Verrat und Mord. Das Keuchen, das in Sasukes Kehle wuchs wurde nie ausgestoßen, konnte nie Bahn brechen, denn zu entsetzt war er, als er wahrlich begriff, dass es Blut war, das ihm an den Gliedern klebte. Beklommenheit, fressende, maßlose Angst erfasste ihn und er krallte die klamm gewordenen Finger hilflos und Halt suchend in den ungekannt weichen Stoff seiner Hose. Mit jedem winzigen Schritt den er tat, mit jeder Stufe die er auf der Treppe erklomm, fühlte er sich kleiner, jünger, hilfloser, als sei sein 16 jähriger Geist zurück in den schwachen Körper des Neunjährigen gebannt worden, als sei der Geist nicht in der Lage, den Schrei auszustoßen, der in seiner Kehle brannte, zusammen mit bitteren Tränen der Furcht. Wie Säure ätzte sich der Gestank in seine Schleimhäute, zersetzte sein Denken, nahm ihm die Reaktionsfähigkeit und machte ihn noch kleiner, noch schwächer. Noch anfälliger gegen die erdrückende Angst. Da war kein Blut mehr. Da war schon so lange kein Blut mehr. Und doch sah er es auf dem Wänden, sah, wie es sich langsam, quälend hindurch fraß, seine Existenz fraß, Stützbalken verschlang, vor Kälte schützende Wände fortätzte und bald, bald würde alles über ihm zusammenbrechen wie ein Kartenhaus im Wind. Er zwang seine vor klammernder Furcht steifen Beine sich in Bewegung zu setzten und konnte den kurzen Aufschrei diesmal nicht unterdrücken, als seine baren Füße in eine erschreckend große Blutlache tapsten und er ausrutschte. Blut tränkte den Stoff seiner Hose, als er mit letzter Kraft darin kniete, das Blut dickflüssig zwischen seinen Fingern spürend. Es stank. Es stank so erbärmlich, das er meinte er könnte den salzig metallischen Saft schon schmecken. Dicke, stumm fließende Tränen tropften von seiner Nasenspitze in die Lache unter ihm. Ein kleines, unscheinbares Rinnsal aus roter Flüssigkeit lief stetig, vergrößerte den Pfütze nur noch und langsam, stockend, mit einer schrecklichen, Angst vor Erkenntnis hob Sasuke den Kopf. Haltloses Zittern erfasste seinen ausgelaugten Leib, als er die vertrauten Körper vor sich sah. Ausdruckslose Gesichter, emotionsleere Augen. Leblose Glieder, fein säuberlich über einander geschichtete Leiber jener, die er als Familie erkannte. Bevor er die Augen ein letztes Mal Schloss sah er jemanden vor sich treten ... „Ni-san ...“ Plötzlich, als wäre er aus einem Traum erwacht, schreckte er zusammen, als sich eine eisigkalte Türklinke unter seine Finger schlich, meinte, sein Geist sei mit einem Ruck zurück in seinen eigenen, gegenwärtigen Körper geschubst worden. Das Herz stolperte schwer in seiner Brust, pochte hart gegen seine Rippen. Er atmete schwer, wusste nicht was geschehen war und wusste einen Moment nicht, vor welcher Tür er stand. Als habe er sich verbrannt riss er die Hand fort, stolperte einen Schritt zurück, als sich in sein Gehirn brannte vor wessen Tür er stand. „Ni-san ...“ Der Strudel aus Blut und Angst hatte es geschafft, ihn in seinen Bann zu ziehen, ihn zu fressen mit Haut und Haaren ... mit Leib und Seele ... Noch immer meinte er das Blut an seinen Händen kleben zu sehen und hielt sie sich vor Augen. Er hatte nicht auf dem Boden gekniet. Er hatte nicht geweint. „Alles nur Einbildung …” flüsterte sich selbst zu, wusste, dass er sich mit einer Lüge beruhigte, dass er sich Dinge einredete, die nicht stimmten. Wusste aber auch, dass er sein Rache suchendes Verlangen nicht anders unter Kontrolle bringen konnte. Immer noch pumpte sein schmerzhaft schlagendes Herz stechende Überdosen Adrenalin durch seine Venen, die mit zu pulsieren schienen. Als habe er einen Albtraum hinter sich gebracht ... Er war kein kleines Kind mehr, das sich schwach vor den toten Eltern niederkniete. Kein Kind mehr, das seinen Bruder aus großen Augen anstarrte und um Hilfe anflehte. Sasuke schüttelte den Kopf, schüttelte auch den kleinen Sasuke von sich, der sich wieder in ihn hineinfressen wollte, sich kraftvoll in seine Waden biss ... Auf dem Absatz kehrte er sich herum, rannte mit klatschenden, schnellen Schritten ins Bad, riss dir Tür auf um sich selbst wie geschubst hindurchzuscheuchen und sie wieder zu knallen zu lassen ... keuchend gegen die Tür lehnend und dann den Schlüssel im Schloss herum drehend. Kein Blut ... Er entkleidete sich hastig, riss sich den getränkten Stoff beinahe vom Leib und war erleichtert, als die weiße Sterilität sich an seinen immer noch bebenden Körper schmiegte, ihm das Gefühl gab, die Krusten aus Blut auf seiner Haut würden langsam bröckeln. Fahrig und ungeduldig drehte er den Hahn des warmen Wassers auf und keuchte, als sich der erste Strahl Wasser beinahe siedend heiß auf seinen Rücken ergoss. Er sah hinab in den Strudel des Abflusses, und es war, als blitzte das Bild von Blut wieder vor seinem inneren Auge auf. Auch wenn das Wasser frisch, sauber und kristallin von ihm hinab perlte, meinte er zu sehen, wie es sich dunkel rot färbte, fast schwarz vor Schmutz und Blut, das er von sich wusch. Es verlor sich im gierenden Schlund des Abflusses wie seine Gedanken. „Willkommen zuhause, Sasuke ...“, murmelte er zu sich selbst. Und doch hatte er nie hierher zurückkehren wollen. Hatte beinahe gewusst, was es bedeuten würde, sich wieder dem Blut und der Angst hinzugeben, die ihm seinen Charakter stahl, die ihn immer wieder, egal wie oft es nötig war, zeigte, wie schwach er wirklich war. Wie unfähig er gewesen war. Nichts, rein gar nichts hatte sich verändert, seitdem er fort gegangen war. Das Blut war immer noch da, wollte sich nicht entfernen lassen, als hätte es einen Willen, aufgebürdet von jemandem, der ihm seine Schwäche wieder und wieder vor Augen führen wollte. Er wusste, er hätte dankbar sein sollen, wusste, er sollte dankbar dafür sein, dass das Wasser, was ihn von Blut befreite immer noch floss und doch zitterte er, geschüttelt von der Wut, das immer noch alles so war wie damals. Er hatte fliehen wollen. Hatte sich stark fühlen wollen. Nie hatte er dem Blut fremder Beachtung geschenkt, welches nach einem Kampf - nach einem Mord an seinen Händen klebte. Er konnte es fort waschen, vergessen, es mit dem Gefühl der Reue in Wasser ertränken und musste die Schreie jener, denen er das Leben gestohlen hatte nicht hören, wenn er nur nicht an sie dachte. Das triumphierende Lachen des Wahnsinnigen, der ihm die Macht gab, die er brauchte ließ keinen Platz für die schwache Stimme der Vernunft, tötete den summenden Anflug von Gewissen mit einem Klatschen der Peitsche, unter der Sasukes Geist jeden Tag litt. Es war eben doch nicht die Welle der Dankbarkeit gewesen, die an der Klippe seines Fühlens brach, sondern die Flut aus Angst, allein wieder hier her zurück kehren zu müssen, die ihn dazu brachte, Naruto mit dieser zerzweifelt unterdrückten Suche nach Nähe zu sich einzuladen. Und er hatte abgelehnt. Weil sein vermaledeiter Stolz es ihm verbot. „Stolz, ist das einzige, was einem bleibt ...“ ~*~ Das Treiben im Dorf hatte schon längst an Geschäftigkeit und Hektik abgenommen, war ruhiger und entspannt geworden. Würzige Gerüche der Restaurants und Ramenbuden erfüllten die schwüle Luft. Noch hatte der offizielle Abend nicht begonnen, aber man spürte beim Durchschreiten der Straßen schon die glückliche Vorfreude auf den Feierabend. Aus den Abendlokalen schimmerten schon die ersten Lichter, wogegen in anderen Geschäften Stände und Waren zurück in den Laden gebrachten wurden. Naruto schritt jeden Tag um diese Zeit durch das Dorf, war meist ausgelaugt und erschöpft, dazu noch verschwitzt und froh, nach einem anstrengenden, aber erfolgreichen Training nach Hause zu kommen und sich dort eine ausgiebige Dusche zu gönnen. Jeden Abend war auch seine kleine Wohnung von dem herrlich verführerischen Duft nach Ramen erfüllt gewesen und eine Nase hatte mit Vorfreude danach geschnuppert, während ungeduldige Hände das letzte Hindernis zwischen Warten und Genuss hinfort rissen. Es waren immer nur drei Minuten gewesen und doch kamen sie ihm meist vor wie die Ewigkeit. Selbst dann, wenn er meinte, die dreiminütige Ewigkeit sei überstanden, waren die Nudeln meist noch etwas zu hart. Er schüttelte sich die nassen Haare aus dem Gesicht, bevor er sich über sein Leibgericht hermachte, ignorierend, dass die Nudeln noch nicht die gewünschte Konsistenz hatten. In solchen Momenten war er glücklich. Freute sich über solch unwichtige Kleinigkeiten die für ihn so groß und wichtig waren, wie die Welt. Der Leinenbeutel wippte leicht auf seiner Schulter, während Naruto die Straßen durchkämmte, Kinder beobachtete, die sich von ihren Eltern an der Hand nach Hause bringen ließen. Mit der Wehmut kam die Eifersucht und noch nie war sie so groß, wie in den Moment, in dem wirklich begriff, was das Wort Zuhause für eine weitreichende Bedeutung hatte. Erst, als der würzige Geruch wirklich in seiner Nase kitzelte, sah er vom Boden auf und fand sich neben seinem Lieblingslokal Ichirakus wieder. Eher aus Gewohnheit fuhr er sich während des Stehenbleibens über die Erhebung des Portmonees in seiner Hosentasche, seufzte dann, als er die Blenden zur Seite schob und das offen, freudige Lächeln des Besitzers nur müde und schwach erwiderte. Er nickte nur, als ihm seine verlockend riechende Schüssel unter die Nase geschoben wurde. Es roch gut, verlockend, erfüllend wie immer und trotzdem drang es nicht bis zu seinem Gehirn durch. Dort war es wie leer gefegt, abgestumpft gegen jegliches Gefühl. Er warf das Geld auf den Tresen und begann fast abwesend die Suppe in sich hinein zu schlürfen. Es war eben nicht das Gleiche. Da war kein Sofa auf das er sich werfen konnte. Kein Fernseher, den er für den Rest des Abends in Beschlag nehmen konnte um zu verdrängen, wie sich der Kater mit pulsierenden Pfoten in seine Muskeln schlich. Es war ihm wirklich schleierhaft, wo die letzten zwei Tage geblieben waren. Es war als sehe er Sasukes Rettung, den Rückweg und seinen Ausraster bei Tsunade durch einen dichten Schleier, so dicht wie der Dunst den seine Suppe immer noch aussandte. Seinen Gedanken nachhängend schlürfte er die Suppe weiter. Er war stur gewesen. Er war stolz gewesen. Und es würde seinem Stolz das Genick brechen, wenn er jetzt doch noch zu Sasuke gehen würde um Entschuldigung zu bitten. Es war nicht seine Art. Ebenso wie der Tag war auch die Suppe verschwunden und Naruto stand auf, winkte mit einen gekünstelten Lächeln zum Abschied und ging. Die Szenerie draußen hatte sich ein wenig verwandelt. So zeigte der Horizont sein stolzes Farbenspiel und auch die Menschenzahl auf den Straßen hatte sich verringert. Es war still. Irgendwie friedlich und doch tobte in Narutos Gedanken die Fragen um einen Schlafplatz. Nach seinem genehmigten Ramen war er pleite. Kurzzeitig fragte er sich auch, wieso er der Hokage so egal war, dass diese es nicht für nötig hielt, sich auch nur ein wenig um ihn zu kümmern, dieser Gedanke wurde eingeholt von altbekanntem Selbstmitleid. Wer würde sich für jemanden wie ihn interessieren? Niedergeschlagen und mit dem Klumpen Gefühl im Magen, er wurde sich das erste Mal in seinem Leben nicht allein zurechtzufinden, ließ er sich auf eine Bank fallen. „Naruto?“ Sein Kopf ruckte hoch, als er eine altbekannte Stimme hörte. „Komm mit!“ Was sollte der bestimmende Ton? Kalt wie eine Eisklinge und eben so scharf schnitt sie durch die warme Abendluft. „Warum?“ er war zu verdutzt um noch mehr zu sagen. „Willst du dir hier lieber den Arsch abfrieren?“ Und der Trotz kam. Die Wut stieg und die Empörung eröffnete sich, als er mit geballten Fäusten und verzerrtem Gesicht von der Bank sprang. „Du bist grade mal ein paar Stunden zurück und meinst, du könntest gleich wieder einen auf Obermotz machen. Aber das machst du nicht mit mir!“ „Schön. Wenn du eingesehen hast, das ich nicht ‚Obermotz’ spiele, sondern ‚Obermotz’ bin dann komm endlich.“ Und ohne ein weiteres Wort drehte er sich davon, ließ einen verdutzten Naruto zurück, der sichtlich nicht wusste, was er davon halten sollte. Fast wie die versteckte Aussage, er dürfte kommen wann immer er wollte, er wäre willkommen wann immer ihm danach war, klangen die Worte in seinem Ohr und er verfluchte Sasuke dafür. Was dachte er sich dabei, so anherrschend freundlich zu sein? So verdammt überzeugend zu sein? ~*~ Er wusste es! Er ließ einen verdutzt blickenden Naruto hinter sich. In der Sicherheit, er hatte erreicht, was er wollte. Darum kam es ihm auch nicht so furchterregend vor, alleine nach Hause zurück zu kehren. Um diese Zeit was das Haus noch düsterer als zuvor. Trotzdem brannte nur eine kleine Lampe, spendete wenig Licht und setzte den Rest des Raumes in verzerrtes Licht. Vor ihm lag ein altes Buch, zerknittert und vereinzelt verschmutzt von kleinen Tröpfchen Blut. Sie waren da. Materiell aber für jeden durch ihre Winzigkeit unsichtbar. Irgendwie musste er sich die Zeit vertreiben, immerhin würden noch einige Minuten vergehen. Und doch wusste er es. Ein Naruto Uzumaki war zwar stur, doch nicht besonders beharrlich. Erst schüchternes, dann energischeres Klopfen ließ in von seinem Buch aufsehen. Er erhob sich von seinem Stuhl, schritt geradezu gelassen durch den dunklen Flur zur Tür und öffnete sie. Eine Faust schnellte auf ihn zu, blieb Sekunden vor seinem Gesicht hängen und ein Gewicht presste schlagartig die Luft aus seinen Lungen, drückte ihn gen Boden, ließ ihn unfreiwillig keuchen. Und doch konnte er das Grinsen, welches seine Lippen kräuselte nicht unterdrücken. „Wärst du so freundlich, wieder von mir runter zu gehen?“ „Das ist kein Trick Sasuke. Keine Verarsche?! Wenn ich irgendwas Derartiges rausfinde, bist du dran!“ „Wie du meinst. Und jetzt geh von mir runter!“ ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ *In die Runde strahl* MiharuEndoh Kapitel 4: Weakness ------------------- „Keine Tricks?“ „Nein, und jetzt geh von mir runter!“ Sasukes kräftige Hände drückten auf Narutos Brust, stießen ihn fort. Hastig rappelte er sich wieder auf die Beine. Darauf bedacht, es möglichst gewandt zu tun um den Rest seines Stolzes zu behalten, den er aufgegeben hatte, als seine Füße ihn hier her trugen, sein Geist sich aber immer noch mit sich selbst haderte. Ohne es zu merken hatte er geklopft. Ohne es zu realisieren war er eingetreten. Ohne es zu wollen hatte er sich auf Sasuke gestürzt ... und würde es gleich noch einmal tun, wenn das wissende Lächeln nicht bald gleich, sofort aus seinem Gesicht verschwand ... „Ich wusste, du würdest kommen.“ Diese maßlos vorgeführte Dreistigkeit nahm Naruto beinahe die Luft, bevor er sich aus seiner Sprachlosigkeit befreite und seine Zähne aufeinander mahlen ließ. Er hatte sich nur schwer überwunden und dann wurde ihm seine ‚Schwäche’ noch unterbreitet. Es war ihm egal, dass er genau wusste das er sich einer albernen Lächerlichkeit preis gab und doch wollte er es nicht auf sich sitzen lassen, wollte sich nicht als jemand hinstellen lassen, der immer tat was man ihm sagte. So war er nie gewesen. „Ich tu das nicht ganz freiwillig!“ Seine Hände verkrampften sich kurz. „Ich weiß noch nicht mal, wieso ich mich von nem´ Großkotz wie dir hab überreden lassen!“ Sasuke sog durch eine kleine Lücke zwischen zusammengepressten Zähnen scharf zischend die Luft ein, ehe er gepresst hervor brachte: „So redest du nicht unter meinem Dach mit mir!“ „Dann red’ ich eben gar nicht mehr mit dir. Ich kann auch gehen, wenn du so verbissen darauf bist, mich gleich wieder loszuwerden!“ Demütigung zu allen Seiten! Umzingelnd! Fassend! Naruto war zornesrot und unter der Gefahr, sein Kiefer würde sich selbst zermahlen, wenn er dieser Situation nicht bald entkam, preschte er gen Ausgang. „Nein!“ Abrupt, wie geschlagen blieb er stehen. Gefesselt und gepeitscht von der verzweifelten Hilflosigkeit, die ihn mit eisernen Bändern umschlang und ihn vom Gehen abhielt. Wie eine Welle schlug die Angst, die Panik, die ungehaltene Verzweiflung über ihm zusammen, die Sasukes sonst so kalter und beherrschter Stimme eine Schwäche gab, die Naruto erschrocken nach Luft schnappen ließ. Langsam, verwirrt und beinahe entsetzt drehte er sich herum und fand einen ausgestreckten Arm knapp neben seiner Hand in der Luft hängen. Fast sah es so aus, als wolle Sasuke immer noch nach ihm greifen. Er riss den Arm jedoch stürmisch zurück, als Naruto länger darauf starrte. In Narutos Blick lag fliegend kurze Sekunden lang Fassungslosigkeit die sich jedoch zu Unglauben wandelte, als sich Sasukes entgleiste Gesichtszüge wieder verhärteten. Kurz huschte seine Wahrnehmung über Sasukes Augen. Noch nie waren sie ihm so stürmisch vorgekommen. Noch nie hatten sie diesen unendlich unrettbar tiefen Eindruck gemacht. Noch nie war es so offensichtlich gewesen, dass Sasuke im Sturm der Gefühle in seinem eigenen Inneren zu ertrinken drohte. Er senkte den Blick, schirmte seine Augen durch schwarze Haarsträhnen ab und sprach leise. „Draußen ist es kalt und du hast keinen Ort an den du sonst gehen kannst ...“ Stetig, quietschend und nervenzerreisend langsam fiel die vergessene Tür ins Schloss und durchbrach die bedrückend lastende Stille mit einem Knallen. „Komm, ich zeig dir dein Zimmer ...“ Sasuke sah nicht vom Boden auf, als er sich der Treppe zu wandte, die ihn ins unbeleuchtete Obergeschoss führte. Narutos Nicken sah er nicht. Dieser war in diesem Moment zu bestürzt, um Widerworte zu geben. Überhaupt konnte er nichts sagen und ebenfalls bläute im sein untrüglich schlechtes Bauchgefühl ein, es sei durchaus das Richtige, jetzt zu schweigen. So legte sich die Stille wie ein unsichtbares Pflaster auf seine Lippen und versiegelte sie, während er Sasuke mit bedächtig leisen Schritten folgte. Es kam ihm unendlich falsch vor, jetzt in diesem Haus zu sein. So unendlich widerspenstig und verbissen verharrte sein Geist auf dem rettenden Glauben, er sei nur auf einen Besuch hier und könne in Kürze wieder gehen. So unendlich befremdend war der Moment, in dem Sasuke eine Tür vor ihm aufstieß und ihm muffiger Geruch nach Staub entgegenrollte, als er eintrat. Aber es war so verdammt richtig, genau jetzt, genau hier zu sein, als Sasukes Atem in seinem Nacken prickelte, als dieser hinter ihm das Zimmer betrat ... Und doch war es beinah erschreckend, wie eben jenes Gefühl der Richtigkeit schlagartig abstarb, als Sasuke mit einem überdimensional laut wirkenden Klicken den Lichtschalter betätigte und den Raum in hellem Licht entflammen ließ. Naruto warf die sonderbare Empfindung in seinem Inneren, die sich immer noch gegen das Sterben wehrte, so lange Sasuke hinter ihm stand mit einem Kopfschütteln von sich und betrat den Raum mit aufkommender Neugier, die die Wut, die Bestürzung und den Stolz vergessen machte. „Sasuke, das Zimmer ist fast größer als meine Wohnung ...“ „Dann pass auf, dass du dich nicht verläufst.“ Langsam erwachte in Naruto ein seltsames Hochgefühl. Wer hatte den Uchiha schon so erlebt? Denn es machte fast den Eindruck, als versuche er den Moment in die Länge zu ziehen, während er nach passenden Worten suchte. Auf den Gedanken, er wüsste einfach nicht, was in diesem Moment zu sagen war, kam Naruto in seinem Rausch aus Freude nicht. „Also, das Bad findest du von allein. Mein Zimmer ist nebenan. Wenn du von der Treppe fällst, weißt du, dass du in der Küche bist und wenn du sonst noch was brauchst, dann ...“ Er hielt inne, schüttelte den Kopf und ignorierte Narutos erwatenden Blick. „... hilf dir selbst!“ Prompt fiel die Tür ins Schloss. Narutos Hochgefühl stürzte in schwarze Tiefen und zerbarst in tausend kleine Scherben. So war ein Uchiha also privat. Ein Bastard. Unterschwellig fragte Naruto sich ernsthaft, was genau er erwartet hatte. Sicher nicht einen Sasuke, der sich offen und fröhlich gab und doch war sich nicht ganz sicher, ob das derzeitige Verhalten noch ins Normale fiel. Er war schlichtweg enttäuscht. Noch nicht einmal so konnte man einen Teil der Menschlichkeit erhaschen, die Naruto schon lange in Sasukes sonst so reservierter Persönlichkeit suchte. Bisher vergeblich. Resigniert und den Gedanken verdrängend, er könnte Sasuke einfach so lange auf die Nerven gehen, bis dieser sich ihm von allein offenbarte, nahm er das Zimmer in Augenschein. Den Mittelpunkt des Zimmers bildete das offensichtlich frisch bezogene Bett. Eine hohe Bücherregalwand aus dunklem Holz säumte den linken Teil des Zimmers. Ebenso bildete eine Platte aus dunklem Holz einen Schreibtisch. Seichter Wind bauschte die hellen Vorhänge am großen Fenster zu Narutos Rechten. Es war groß. Es war beeindruckend. Und es war so nicht Narutos Kragenweite. Zu groß. Zu prunkvoll. Zu respekteinflößend. Und er fühlte sich in diesem Zimmer erbärmlich klein, deplatziert und unwürdig, es seines nennen zu dürfen. Dementsprechend bedacht und leise waren die Schritte, die ihn zum Bett führten und die Gesten, mit denen er sich darauf setzte. Etwas zaghaft ließ er sich auf die weiche Decke fallen, die sich unter seine erschöpften Muskeln schmiegte, als sei sie nur für ihn gemacht. Wie egal es doch auf einmal war, wie hell erleuchtet der Raum war. Wie egal es doch auf einmal war, dass er nicht hier hinein passte. Und wie willkommen war doch auf einmal der Gedanke, er dürfe sich hier zur Ruhe betten. Der ausgelaugte Körper ruhte selig und lauschte dem gleichmäßig wiegenden Geräusch seines eigenen Herzschlages, während er mit sanften Fingern des lauen Windes und des aufkommenden Gefühls der Trägheit gestreift wurde. Sein Körper wurde langsam von eben jenen Fingern samt der freundlich wohlgesonnen Hand umfasst. Zwar waren sie noch zu schwach um ihn zu tragen, doch stark genug, seinen Geist entkommen zu lassen und ihm in Gestalt von Träumen eine grenzenlose Freiheit zu geben. Und während er dorthin entfloh, vermochte er den heiß prickelnden Atem in seinem Nacken schon beinah wieder zu spüren. Ebenso wie jene starken Hände, die sich auf seine Brust pressten. Stark, jedoch nicht gewillt zu schmerzen. Im Einklang mit grazilen Bewegungen und leicht sichtbaren Sehnen an wohlgeformten Armen, aufreizendes Muskelspiel unter Stoff und Haut ... Schwärze. Tiefe, Schwärze in der man zu ertrinken drohte, wie jener Besitzer dieser faszinierenden Iriden jeden Tag mehr in der eigenen Dunkelheit ertrank ... Er war ein Mysterium. Zwar noch nicht als solches anerkannt und ungelöst und doch war er das dunkle Rätselaufgebende Element in Narutos Leben, das ihm die Leidenschaft gab, es auf seine Art weiterzuleben. Ein Mysterium. Eine wieder entstandene Konstante ... ~*~ Ein heiseres Stöhnen zerschnitt störend und unwillkommen die einlullende Stille, die im Raum herrschte. Eben jenes Stöhnen wurde untermalt von einem erschrockenen Keuchen aus demselben Mund, vor den geradezu panisch Hände geschlagen wurden, um jeden weiteren ungebetenen Laut zu ersticken. Erst, als Naruto begriff, dass er es gewesen war, der die Laute ausgestoßen hatte, sickerte das Wissen um einen Traum zu seinem aufgeregt schlagenden Herzen durch, das sich langsam zu beruhigen versuchte. Fahrig und in der Hoffnung, er möge nichts spüren fuhr er sich mit zitternden Fingern über die sich heftig hebende Brust und Erleichterung durchströmte ihn, als dort tatsächlich nichts weiter als seine eigenen Hände zu fühlen waren. Noch bis vor kurzem wurden seine Träume geleitet von schemenhaften Gestalten die auf Kampf aus waren. Aus Rache seine Spur verfolgten und ihn niederstreckten, ohne das er in der Lage war, sich zu wehren oder überhaupt das Gesicht seines Angreifers in dichtem Nebel zu erspähen. Nur der Nebel war aus diesen Träumen geblieben. Jetzt suchte ihn ein Gespinst aus weichem dunklen Haar und schwarzen Tiefen heim und es war zutiefst verstörend, dass Naruto als erstes Sasukes Gesicht vor Augen hatte, als er sich von eben jenem Gespinst berühren ließ ... ~*~ Auch als er sich die Schuhe von den Füßen gestreift hatte und nur noch Shorts, leichte Oberbekleidung und die frisch duftende Daunendecke seinen Körper bedeckte, war es ihm nicht möglich, sich wieder der Müdigkeit anzubieten. Sie wollte ihn nicht annehmen, denn zu groß war der innerliche Widerwille. Zu groß war die Angst vor einem erneuten absonderlichen Traum und ebenso raubte es ihm den Schlaf, zu wissen, dass eben jene Traumgestalt nur durch eine Wand getrennt neben ihm schlief. Zu absurd war der Gedanke, dass er ebenfalls mit solch irrelevanten Belanglosigkeiten zu kämpfen hatte. Für Naruto jedoch waren sie dermaßen relevant, dass das laue Lüftchen, welches durch das offene Fenster wehte nicht mehr ausreichte, um seine hitzigen Gedanken abzukühlen. Lediglich seiner verschwitzten Stirn kam es zugute. So erhob er sich resigniert und hoffend, er möge es nicht bereuen von seinem Nachtlager, tapste über den Holzboden und öffnete, höchst darauf bedacht es leise zu tun, die Tür. Dunkel und abweisend lag der Flur vor ihm. Er wirkte gespenstisch. Und auch wenn Naruto nicht gesehen hatte, wenn er gar nicht sehen wollte welche Untaten hier einst geschehen waren, meinte er, lauernde Schatten als noch dunklere Umrisse auf den ohnehin schon dunklen Wänden zu sehen, die furchterregend schnell an ihm vorbei huschten und ihn dann zu verfolgen schienen, wie sein eigener Schatten. Unwillkürlich beschleunigte er seine Schritte, stoppte jedoch ruckartig, als er die Leere vor sich spürte und beinahe das Gleichgewicht verlor. Sein Fuß tastete nach einer Treppenstufe und er hastete die Treppe beinahe gehetzt hinunter. Es war also doch kein Scherz gewesen, dass Sasuke ihn davor gewarnt hatte, von der Treppe zu stürzen. Es musste ihm wohl des Öfteren passiert sein, als er genauso versucht hatte, vor den gierenden Schatten zu fliehen. Und zum ersten Mal seit langer Zeit verspürte er aufrichtiges Mitleid und einen wachsenden Respekt Sasuke gegenüber, der trotz der Angst die ihn hier in diesem Haus immer verfolgen musste, noch nicht verrückt geworden war. Als Naruto endlich die letzte Stufe überwunden hatte, wusste er einen Moment nicht, wohin er sich zu wenden hatte. Würde er die Eingangstür nehmen und fiele diese zu, hätte er sich unweigerlich selbst ausgesperrt dabei drängte sein Geist so verzweifelt nach frischer Luft und einem ruhigen Alleinsein, dass er kurzzeitig meinte, daran ersticken zu müssen. Bis er die Tür entdeckte, durch die helles Mondlicht schien und die Küche mit silbrig kaltem Licht flutete. Und zu seiner Verwunderung war diese Offen. Leise schritt er auf die offene Glastür zu, verharrte jedoch, als er den Schatten sah, der auf der Veranda hockte und den Mond anstarrte. Kindlich freudiger Wind spielte zärtlich mit feinen Haarsträhnen und trieb sie in der kühlen Nachtluft umher. Ihr Besitzer jedoch schien sich daran nicht zu stören. Jedoch versteifte sich sein Körper und strafften sich seine Schultern, als er die tapsenden Schritte auf dem Holz hörte, die sich ihm näherten und hinter ihm verstummten. „Was machst du hier?“ „Ich konnte nicht schlafen. Ich geh mal davon aus, dass es dir genauso ging.“ Naruto sah auf Sasuke hinunter, der sich nicht viel anders gab als sonst. Er wandte den Blick nicht ab. Auch nicht, als sich Naruto in gebührendem Abstand zu ihm setzte. Die Beine anwinkelnd betrachtete er Sasuke. Schon immer hatte ihn die bedrückende und doch so feierliche Melancholie die Sasuke umgab, fasziniert. Es gab ihm einen großen Teil der Kälte, die alles in seiner Gegenwart verstummen ließ, dass eine gewisse Trauer ihn überall hin begleitete. Noch nie hatte er sie ganz abstreifen können. Nie gab ihm jemand Widerworte denn niemand wollte diese traurige Akzeptanz, die Sasukes wirkliche, aufbrausende, temperamentvolle Seele verbarg und ihm den Anschein von Stärke gab, zerstören. Als schlage in seiner Brust nur noch ein erkalteter Stein ohne jegliches Gefühl. Trist, grau und durch scharfe Kanten geschützt, die jedem die Finger einschnitten, der es wagte, ihn berühren zu wollen. Seine Haut wirkte im Mondschein blass, wenn nicht sogar fahl. Abweisend und unnahbar. Kalt und erfroren. Schwarzes Haar und ebenso schwarze Augen mit kalkweißer Haut bildeten einen makaberen Kontrast zueinander. Genauso wie die dunkele Kleidung, hinter der er sich wie durch sein Image zu verstecken versuchte. Noch nie hatte Naruto solch leere und ausdruckslose Augen gesehen, die nun in die seinen stachen. „Was ist Dobe? Warum starrst du mich an?“ „Es ist nichts.“ Und Naruto lachte, hörte jedoch nicht auf, Sasuke anzusehen. Er wirkte wie ein bildschönes Gemälde in die Landschaft eingefügt, jedoch fand Naruto einen Makel selbst in einem solch perfekten Bild. Er stützte sich auf alle Viere bevor er Sasuke krabbelnd näher kam und ihn offensichtlich betrachtete. Zögerlich hob er die Hand, und als keine Beschwerden des Anderen bekam, strich er vorsichtig, beinahe penibel den Kragen des blauen Shirts zur Seite, das Sasuke stets und zu allen Anlässen trug. Beinahe grotesk zeichnete sich das Fluchsiegel auf der bizarr blassen Haut ab und schrie ihn beinahe an, sprang ihm förmlich ins Gesicht. Zerkratzte es mit dem Wissen, das er der Träger der Schuld an allem war. Und das Schlimmste daran war, dass Naruto es nicht hatte verhindern können. Dass er so unmächtig und schwach gewesen war. Und vielleicht war dies ein Grund gewesen, Sasuke so verbissen und mit allen Mitteln die es benötigte wiederhaben zu wollen. Und trotzdem kam ihm die absonderliche Art, mit der er mit Sasuke umgehen konnte, erschreckend normal vor. Behutsam ummalte er mit den Fingerspitzen ganz leicht das Mal jedoch ohne es zu berühren. So, als könne er sich daran verbrennen. Er zuckte jedoch zeitgleich zurück, als Sasuke es auch tat. Und dies gab ihm eine solch überwältigende Menschlichkeit, dass es Naruto die Luft nahm. „Hat es weh getan?“ Stille. Erst, als sich Sasuke nach einem erschlagenden Moment der Ruhe erhob und ein letztes Mal mit einem diffusen Blitzen des Mondes in seinen Augen zu Gehen wandte, zerschellte die Melancholie. „Ich geh wieder schlafen. Sei leise, wenn du wieder rein kommst.“ Und wirklich ließ er Naruto zurück. Noch nie hatte er sich so erbärmlich allein und verlassen gefühlt wie jetzt. Noch nie hatte er sich so schuldig daran gefühlt wie jetzt. Und noch nie hatte eine Nacht eine solch fressende Kälte wie diese. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ MiharuEndoh Kapitel 5: Madness ------------------ Brauchst du mich? Sag glaubst du nicht dass es besser ist du lebst dein leben ohne mich Erkennst du mich? Verstehst du nicht? Warum bist du überhaupt noch hier? Was willst du noch von mir? ~*~ Mit der körperlichen Verfassung eines schweren Marmorsteins quälte sich Sasuke am nächsten Tag aus dem Bett, war sich um das Wissen sicher, auch so blass wie jener Stein auszusehen und seine derzeitige geistige Leistungsfähigkeit damit vergleichen zu können. Von Träumen verfolgt hatte er sich durch die Nacht gequält, hatte seinen vor Angst schwitzenden Körper in den Laken gewälzt und war dementsprechend zerknautscht aufgeschreckt. Seine Brust hob sich in ungleichmäßigem Takt und sein Herz flatterte durch den Nachhall des Traumes, während er sich die Hände vor den geöffneten Mund schlug, um den Schrei zu ersticken, der Bahn brechen wollte. Er wollte Naruto nicht wecken. Wollte ihm nicht das Gefühl geben, es ginge ihm schlecht. Mit der festen Überzeugung, sein Körper würde mit kleinen Elektroschocks malträtiert werden, schüttete er, dank zitternden Fingern den größeren Teil des starken, schwarzen Kaffees auf die Anrichte anstatt in seine Tasse. Er war zu müde, um sich über sich selbst aufzuregen, zu erschöpft um darauf zu achten, dass der Kaffee den Rändern der Tasse schwappend gefährlich nahe kam als er sich an den Küchentisch setzte und war zu ausgelaugt, als dass er den Kaffee wirklich hätte trinken wollen. Eher starrte er auf die Oberfläche des trüb schwarzen Getränks und der Dampf erhitzte sein Gesicht, ließ es an leicht schimmernder Farbe gewinnen, die in seinem Gesicht aufdringlich und unpassend wirkte. Ein Poltern auf der Treppe ließ in aufschrecken und ein leises ‚Autsch’ trieb seine Augenbraue in die Höhe. „Naruto?“ „Alles klar.“ Zwar sah Naruto nicht ganz so eingedellt aus wie Sasuke aber auch er machte den Eindruck, als habe er seine Nacht nicht vollkommen unbefangen durchlebt. Das sonst so typische Grinsen trug auch seine Makel und er rieb sich verschmitzt den schmerzenden Hinterkopf während Sasuke sich nur kopfschüttelnd seinem Kaffee widmete. Ein Stuhl schabte über den Boden, Naruto setzte sich darauf und zog eine Schmollmiene die sich eindeutig auf Sasuke bezog der sich der totalen Stille hingeben hatte. Er gähnte. Er drehte Däumchen. Er gähnte wieder. Er scharrte mit den Füßen auf dem Boden. Sasuke schlürfte seinen Kaffee. Naruto zog seine Lippe vor. „Naruto! Du nervst!“, fuhr er Naruto an. Naruto schnappte sich Sasukes Tasse und beäugte sie. „Man Sasuke. Du bist echt langweilig.“ Er nahm einen Schluck und verzog angewidert das Gesicht. „Bääh. Das schmeckt ja eklig.“ Sasuke entriss ihm die Tass wieder „Dann trink es nicht!“ und tat demonstrativ selbst einen Schluck. Er musste sich stark zusammenreißen, um keine Miene zu verziehen und das Getränk nicht einfach wieder auszuspucken. Es schmeckte wirklich scheußlich. „Wie lange willst du eigentlich bleiben?“ Einen Moment sah Naruto Sasuke unverwandt an. Er begriff nicht richtig. Er verstand nicht. Erst hatte Sasuke ihn fast gezwungen, her zu kommen, hatte ihn aufgehalten, wollte ihn bei sich behalten, jetzt wies er ihn wieder ab, schickte ihn fort, distanzierte ihn ... „Wie ... wie meinst du das?“ „Ich meine, dass du nicht ewig hier bleiben kannst.“ Natürlich nicht. Ein Uchiha wollte keine Gesellschaft. Keinen Naruto, der ihm am Bein hing. Nicht wie ein Haustier. Aufgenommen und egal wie stubenrein und niedlich es war, gleich wieder ausgesetzt. „Das kann nicht dein Ernst sein! Erst holst du mich hier her und schmeißt mich gleich wieder raus?“ Ein Klopfen an der Tür ließ beide aufsehen, Sasuke aufstehen und Naruto aufspringen. Er wollte Sasuke schlagen, ihn zurück halten. Er wollte die Worte aus seinem Mund hören ‚Ich brauch dich nicht, Naruto’ sie hallten ihn ihm. Unausgesprochen. ‚Ich will dich nicht, Naruto’ brüllte es ihn an und er brüllte zurück. Stumm. Er wollte nicht gehen. Wollte nicht, dass Sasuke ging. Vielleicht aus Trotz. Vielleicht aus Angst, er könne eine Abweisung nicht ertragen. Sasuke schritt zur Tür, als habe er nichts bemerkt, als habe er nicht gesehen, wie sich das Blau in Narutos Augen kurz änderte, es ihm feurig entgegenblitzte. Derweil sackte Naruto wieder auf seinem Stuhl zusammen, hing darauf, als wolle er ihm mit seinem ganzen Körper beherrschen und nicht wieder hergeben. Zeitgleich wirkte er, als sei ein scharfsinnig lauernder Fuchs in ihn erwacht, der aufmerksam mit gespitzten Ohren wartete. Bereit, zu flüchten, bereit, sich bei dem Versuch eines Rauswurfes zu wehren und bereit, hemmungslos zu beißen ... „Naruto?“ „Was!?” „Für dich.” Nach dem Klicken der Tür fand Naruto Sasuke im Türrahmen wieder, der ihm ein kleines Pergament entgegenstreckte. Die Wut, die dick und schlackig durch den Raum gewabbert war verpuffte als kleine Rauchwolke über Narutos Kopf, als seine Augen flink über den Text flogen. Er sprang auf. Ihm war nicht nach Lachen. Ihm war nicht nach Reden. Ihm war nicht nach Grinsen. Und doch grinste er Sasuke lachend entgegen und fuchtelte mit dem Papier und unter seiner Nase herum. „Mission.“ Er wandte sich zum Gehen, schloss die Tür hinter sich und kam sich in dem Moment, indem ihm die kühle Morgenluft entgegenschlug, so ausgesperrt vor, wie selten zuvor. Er bemerkte gar nicht, dass er lief, dass er rannte, dass er floh. Fort von der Unwillkommenheit in diesem Haus. Sasuke war erst darauf aus, ihn bei sich zu haben, ihm das Gefühl von einem Zuhause zu vermitteln und nun wurde er wieder zu dem stolzen Bastard, den es Naruto nicht auszumerzen gelang. Da war nie ein Zuhause gewesen, nie das Gefühl von Geborgenheit, nie eine heimelige Wärme. Da war nur Sasuke. Und das war das Einzige, was Naruto brauchte, um zurückkehren zu wollen. Das war auch der Grund, warum er nicht zurückkehren sollte. Was immer er falsch machte, es machte ihn wütend. Geknebelt, mundtot gemacht, gefesselt und verbissen kämpfte die Wut sich windend um Freiheit. Neben dem Zorn war die Angst, die Furcht davor, Sasuke zu nah gegangen zu sein. Dass er selbst Schuld an Sasukes Eiseskälte trug. Er hatte Sasuke berührt, hatte sich an den scharfen Kanten seines Herzens geschnitten und sah sein Blut vor seinem inneren Auge wie eine Warnung aufschreien ... ~*~ Etwas planlos stand Sasuke noch im Türrahmen der Küche, besah sich den verwaisten Stuhl auf dem Naruto gesessen hatte. Er war nur eine Minute fort. Nur eine Minute und die aufdringlich tickende Uhr füllte als einziges Geräusch den trostlosen Raum. Sasuke fuhr sich geistesabwesend mit der Hand durchs Haar, am Hals entlang und berührte das Juin. Es war ihm einen kurzen, irrsinnigen Moment lang so, als fühle er dort nicht nur seine eigenen Finger. Er schüttelte den Kopf, zog die Hand fort. Niemand ... Ob er es nun zugeben wollte oder nicht, die Stille in diesem verlassenen Haus war erdrückend, erstickte jegliches Leben und es war Sasuke wirklich so, als lege sich die Stille wie ein Seil um seinen Hals, zog sich weiter zu, je öfter die Uhr tickte, je öfter sein Herz schlug. Ziellos wanderte er im Haus umher, fand sich letztendlich in Narutos Zimmer ... im Gästezimmer wieder und als er die Tür hinter sich schloss, war es ihm das erste Mal so, als bliebe die Stille und Bedrückung draußen. Wie ein Teil Narutos Selbst wirkte der Raum warm und lebendig, wirkte durch gebauschte Vorhänge, warmes, frisches, morgendliches Sonnenlicht und fluffige Bettdecken angenehm beruhigend, fröhlich. Ein gesprungener Bilderrahmen zog sein Augenmerk auf sich und das gebrochene Glas blitzte im Licht, als Sasuke sich auf Narutos ... auf das Gästebett niederließ. Team 7. Er besaß das Bild schon lang nicht mehr und es war ihm, als sei es ein Leben her, eine Welt vergangen, seit er in dieser glücklich kindlich freudigen Zeit gelebt hatte. Vielleicht tat es ihm auch ein wenig leid, Naruto so angezetert zu haben. Ein Bisschen. Ein Bisschen bereute er es auch, dass Naruto gegangen war. Vielleicht. Vorsichtig stellte er das Bild zurück auf seinen Platz und es kam ihm vor, als fühlte er eine gewisse Trauer darum, dass das von Naruto so gehütete Bild einen Riss zeigte ... Er hätte ihn wirklich nicht so ankeifen sollen ... ~*~ „Ich soll was?“ „Ich denke du hast mich verstanden. Es ist am besten so.“ „Ich glaube nicht, dass die Idee so gut ist ...“ „Warum?“ „Weil ich denke, dass Sasuke nicht besonders begeistert davon sein wird.“ „Das ist meine endgültige Entscheidung. Davon muss er nicht begeistert sein.“ „Wie soll ich das denn verstehen?“ „Pass einfach auf ihn auf.“ Mit gesenktem Kopf und den Gedanken im Nirgendwo verließ Naruto Tsunades Büro und begab sich auf seinen Streifzug. Er wollte nicht zurück zu Sasuke. Nicht jetzt. Ihm war nicht wohl bei dem Gedanken, einfach wieder bei ihm aufzukreuzen und somit war ihm seine ‚Mission’ noch unliebsamer. „Sasuke ist unberechenbar und du müsstest das am besten wissen.“ Tsunade zog die Stirn in Falten, während sie mit verschlungenen Fingern Naruto betrachtete. „Es war wirklich unverantwortlich von dir, Sasuke einfach so ins Dorf zu schleppen. Das Dorf ist in Alarmbereitschaft. Orochimaru wird ihn suchen. Keiner traut ihm mehr. Ich will keinen Aufstand riskieren.“ Naruto nickte, auch wenn er die Kernaussage der vielen Worte nicht verstand. „Ich denke, dass es noch unverantwortlicher ist, ihn allein zu lassen. Er ist nicht der Sasuke, der er war und das kannst du nicht bestreiten. Ich will, dass du eine Weile bei ihm wohnst und ihn beobachtest. Ich will, dass du auf ihn aufpasst. Wer weiß, was in seinem Hirn vorgeht. Er kommt auch so nicht aus dem Dorf, aber das muss er nicht unbedingt wissen.“ Sie machte eine Pause und schloss einen Moment die Augen. „Ich werde in nächster Zeit auf seine Strafe zurückkommen. Außerdem will ich, dass du ihm die hier gibst.“ Tsunade schob eine kleine Dose von weißer Farbe und runder Form über den Tisch und Naruto betrachtete sie fragend. „Was ist das?“ „Pillen, die Sasukes Juin abschwächen und seine Kraft eindämmen. Er wird sie nicht freiwillig nehmen. Es ist deine Aufgabe, dass er sie nimmt.“ Ein kraftvoller Ruck und ein fester Griff holten ihn plötzlich schnell aus seinen Gedanken, die Welt um ihn wurde dunkel und die Luft roch leicht modrig, als er gegen eine feuchte Wand in einer abgelegenen Gasse gedrückt wurde. Nur das grüne Blitzen vor ihm verriet, dass er nicht allein war. „Sakura?“ „Wie geht es Sasuke?“ Der Griff um seinen Kragen wurde stärker, als eben jene grüne Augen bittend zu ihm aufsahen, flehend. So voller Wut, Trauer ... Hoffnung. „Er benimmt sich, als würde es ihm bestens gehen.“ „Du wohnst bei ihm?“ Ja? Nein? Mission ... Wie von selbst flogen seine Gedanken zu dem kleinen Behälter in seiner Tasche. „Ja.“ „Aber wieso fragst du nicht einfach Tsunade ...“ „Sie sagt mir nichts.“ Und ihre Augen flehten, baten um Aufklärung, ihre Finger waren klamm. Erwartungsvoll zitterte sie, als ihre Augen begannen, verräterisch zu glitzern. Vielleicht war da das kurze Denken an ein Lachen, eine Andeutung von Freude. Kurz nur. Eine Träne. Sie weinte. Schon wieder. Schon wieder wegen ihm. ... Um Sakura nicht mehr weinen sehen zu müssen ... „Du hast mir Sasuke wiedergebracht. Du hast ihn mir wirklich wiedergebracht. Sag mir bitte, was ist mit ihm?“ Und die Wut in Naruto platzte aus ihrem Gefängnis, sprengte die Fesseln und schrie sich frei, warf den Knebel fort und schrie, bis ihr die Lungen zu platzen drohten. Fest, mit dem Aufkeuchen Sakuras in dem Wissen, dass es schmerzte, packte er ihre Hände um seinen Kragen und presste seinen Zorn durch die Zähne hervor, ihre kalten Fingern nach und nach lösend. „Er ist so arrogant“, einen „so stolz“, zwei „so selbstverliebt“, drei „so stur“, vier „so kalt“, fünf „so undankbar“, sechs „so unnahbar“, sieben „und so aufgeblasen wie vorher“ acht „glaub mir“, neun „du wirst ihn lieben“, zehn Und er stieß sie von sich, ließ den schwarzen, glitschigen und pulsierenden Klumpen Sarkasmus, den Naruto herausgewürgt hatte wie triefenden Schleim vor ihren Füßen liegen, als er davon ging. Da war kein ‚Gut gemacht, Naruto’. Nie! Da war kein ‚Danke für alles, Naruto’. Nie! Da war nur ein neonhelles ‚Sasuke’ das ihn in den Schatten stellte. ~*~ Du weißt nicht was dich treibt Was am Ende für dich bleibt Warum bist du so blass So kalt so herzlos Ganz tief in meinem Herz Ist noch ein Platz für dich Ich suche dich Ich sehne mich Nach dem was ich geliebt hab Doch ich find es nicht ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Artist: Megaherz Song: 5 März MiharuEndoh Kapitel 6: Escape ----------------- Drive me crazy You're the one without no ending Drive me Baby I wanna be like Your ... Fever Fever I will burn in the sun when You take me again Fever Fever You will learn in the Sun when You take me away ~*~ Die zitternden Hände in den Taschen vergrabend starrte er kontinuierlich auf den Boden und trat einen Kieselstein vor sich her. Fröhlich sprang er umher, kam nicht zur Ruhe und jedes Mal trat Naruto energischer. Er konnte der lodernden Wut, die durch seine Venen schoss nicht mit einer solch kleinen Bewegung Raum geben um sich zu entfalten. Seine Hände verkrampften sich um den Flakon doch er wollte nicht brechen. Sasuke. Sollte er doch ... sollte er doch gehen, wenn er wollte. Sollte er ihn doch fortjagen, wenn er wollte. Er wollte ... Sasuke bitten ... ihn anflehen ihn nicht rauszuwerfen, nicht gehen müssen ... Ob er zu Hause war? Ob er sich einsam fühlte? Er war doch nicht einsam ... nicht mehr. Naruto schüttelte den Kopf. Sollte er doch einsam sein wenn er es wollte, sollte er Naruto doch vor die Tür setzen wenn ihm danach war. Mit einem gezielten Tritt und der rot aufblitzenden Wut in seinen Augen stieß er den Kiesel weiter, verfolgte ihn mit den Augen und blieb stehen, als er gegen fremde Ninja-Sandalen prallte und protestlos liegen blieb. Seine Augen wanderten höher, an kräftigen Waden entlang, Oberschenkel umfangen von sandfarbenen Hosen, mündend in ein blaues Hemd, das die angespannten Schultern umspielte. Die Sehnen an den Armen traten durch die verkrampfte Anspannung der geballten Fäuste hervor und die Schulterblätter waren deutlich sichtbar. Kühl hatte der Tag begonnen, an Kälte gewann er, als Narutos Blick an schwarzem Haar hängen blieb, dass ihm Wind leicht wehte. Spitz aufgerichtet präsentierte es sich und Naruto wagte es nicht, näher an die Person heran zu treten. Nur den Arm streckte er zaghaft vor und in ihm hallte ein Name. „Sasuke?“ Der Hals spannte sich an und das schwarze Haar peitsche brutal durch die laue Luft, als sein Kopf herum flog. Angespannte Gesichtsmuskeln und beharrlich zusammen gepresste Lippen zogen Narutos volles Augenmerk auf sich. Schwarze Iriden voller Wehmut und Melancholie, voller nostalgischer Entschlossenheit, schlugen ihm ins Gesicht, als der maskuline Körper sich in Bewegung setzte und knirschende Schritte in rasendem Tempo dem Ausgang des Dorfes entgegenpreschten. „SASUKE!“ Ein Schrei, geladen mit explodierenden Emotionen gellte durch das wie erstarrte Dorf, als Naruto den Arm ruckartig zurückriss und seine Schritte eben so schnell folgten. Es kam näher. Seine Sicht verschwamm, als er die pompösen Tore des Dorfes aufragen sah. Menschen die schrien, Menschen die stumm zusahen, Kinder, von Eltern an der Hand zurück gehalten waren nur noch eine Behinderung. Schwarzes Haar flog und schnelle Bewegungen steuerten zielstrebig auf die Tore zu. Näher. Näher. Er bemerkte das Summen nicht. Er hörte nur den stummen Schrei, als die Tore aufleuchteten, als ein schwerer Körper durch die Luft geschleudert wurde und mit einem dumpfen Geräusch auf dem harten Boden aufkam. Naruto stoppte abrupt, als der Körper vor ihm zum Liegen kam und er überhörte das erstickte aufkeuchen als er Sasuke am Kragen packte und auf die Beine zog. Keine Zeit für jegliches Mitleid, für den Schmerz der durch Sasukes Körper schoss. Er schüttelte ihn und fühlte die zähe Wut, die sein Gemüt erhitzte und er mochte die roten Funken beinahe zu sehen, die aus seinen Augen stoben. Kaltes Schwarz, erschreckend kalt, erschreckend schwarz sah zurück, wandelte sich kurz in stechendes Rot. „Warum?! Warum schon wieder?!“ Langsam, fast zärtlich legten sich lange, dürre, weiße Finger um Narutos gespannten Hals, drückten dann plötzlich schnell zu und die Sehnen an Sasukes Arm traten wieder etwas vor. Fingernägel bohrten sich gemächlich langsam in das empfindliche Fleisch von Narutos Hals während Sasuke immer fester zudrückte. Woher kam die Wand, gegen die Naruto plötzlich prallte, ohne losgelassen zu werden, ohne selbst den Halt gebenden Kragen loszulassen? „Warum Sasuke? Du bist doch erst zurück nach Hause gekommen ...“ Zähne mahlten, als Sasuke antwortete. „Das hier ist nicht mehr mein Zuhause.“ „Du willst das doch gar nicht.“ Langsam löste Naruto seine klamm gewordenen Finger von Sasukes Kragen, legte sie zärtlich um dessen Arm, spürte die erhitzte Haut und das aufgeregte Muskelspiel. Er kniff keuchend die Augen zusammen, als sich Sasukes Griff kurz verkrampfte. „Du willst mir doch gar nicht wehtun. Du willst doch hier bleiben. Du willst doch gar nicht wirklich zurück-“ er wurde abgewürgt von dem Griff, der ihm die nötige Luft verwehrte, nach der er verzweifelt zu schnappen versuchte. Wut. Blanke Wut. Giftig wurde sie ihm zischend ins Gesicht gespuckt. „Rede nicht von Dingen, von denen du keine Ahnung hast!“ Narutos Finger strichen hinauf zu Sasukes Händen hin und unter Mühe lächelte er den Hass in Sasukes Augen fort. „Du weißt doch, dass du zu Hause bist. Komm, lass uns gehen. Du willst das alles hier doch gar nicht.“ Er legte seine Hand um Sasukes, streichelte vorsichtig die zum zerreisen gespannten Finger. Langsam löste sich der unbarmherzige Griff und die ungehaltene Wut zügelte sich. Ging zurück, bis sie nur noch ein Nachhall war. Langsam zog Naruto seine Hand zu sich zurück. Kraftlos senkte Sasuke den Blick, starrte auf seine zitternden Finger. Vielleicht sogar beschämt, wenn Naruto es hätte sehen können. Dieser holte rasselnd die Luft ein, die ihm verwehrt geblieben war. Auf seinem Hals zeichneten sich nun rot Druckstellen von Fingern und Nägeln ab. Etwas zittrig und brüchig drang Sasukes Stimme an Narutos Ohr. „Wa... was war das eben?“ „N’ ... kleiner Ausbruch würde ich sagen.“ Naruto orientierte sich kurz und nach nur einem kleinen erblickten Radius, spürte er die bohrenden Blicke und seine Miene verfinsterte sich. „Komm Sasuke.“ Er hob die Stimme und legte einen Arm um Sasukes Hüfte. „Das Gaffen wird mir langsam zu armselig.“ Einige Dorfbewohner zuckten getroffen zusammen, stürmten davon und einigen war das Schauspiel so nahe gegangen, dass sie sich nicht rührten. Ein kleines Mädchen, ängstlich am mütterlichen Rock geklammert wurde fort gezogen. Sich gegenseitig stützend fanden sie den Weg zurück zu dem Uchiha Viertel. Es war ausgestorben, leer und trostlos, als sie zu Sasukes Haus schritten. Dagegen war das Innenleben Konohas bebend laut. Der Wind fegte kalt durch die Straßen, fegte ihre Haare zu allen Seiten davon. „Es ist ... so still hier ...“ „Natürlich ist es still hier, Baka. Es ... wohnt ja auch keiner mehr hier.“ „Sasuke?“ „Hm?“ „Ach nichts ...“ Mit einem Klicken öffnete sich das Schloss der Tür, Sasuke und Naruto schubsten sich gegenseitig hindurch und blieben dann etwas planlos im Flur stehen, sahen sich an und wussten schon, was der andere dachte. „Ähm ... und jetzt?“ Sasuke schüttelte nur den Kopf und tat den schon den ersten Schritt auf die Treppe, ehe er sprach. „Mann, du wohnst hier. Mach, was du willst.“ ~*~ Der Flur wirkte leer, nachdem Sasuke ihn hier zurück gelassen hatte. Zwar klangen die Worte noch in seinem Ohr doch begreifen konnte er sie nicht. Die Euphorie wuchs in ihm, je öfter die Worte in seinem Kopf echoten. „Mann, du wohnst hier. Mach, was du willst.“ Er grinste. Tatsächlich musste er noch nicht einmal Gebrauch von Tsunades Auftrag machen um hier bleiben zu können. Immer noch war er hier fremd, immer noch passte er nicht in die Stimmung dieses Hauses und doch passte er nicht unwillkommen nicht hier hinein. Er war erwünscht. Er merkte nicht einmal, wie sein Grinsen ungekannte Ausmaße annahm, als er die Treppe hinauf stapfte. Es war sein Zimmer, dessen Tür er aufstieß und hineintrat. Es war sein Bett auf das er sich voller Glückseligkeit warf. Und es war sein Sasuke, der nebenan, in unmittelbarer Nähe war. Zumindest für eine Zeit. Vielleicht nur kurz, aber vorhanden, jederzeit erreichbar. Er sprang auf, holte vorsichtig den Flakon aus seiner Tasche. Darin klapperten immer noch die Pillen, die Sasuke einnehmen sollte. Bedacht platzierte er ihn auf einem der großen, hölzernen Regale und betrachtete ihn lächelnd und in Gedanken versunken. Er würde sie ihm geben ... später. Nicht jetzt, wo eine gewisse Harmonie zwischen ihnen herrschte. ~*~ Unruhig pirschte Sasuke in seinem Zimmer auf und ab. Suchte nach einer Antwort, grub danach und fand sie doch nicht, egal wie verzweifelt bemüht er darum war. Nur Schatten geisterten in seinem Hirn umher, verstopften mit schwarzem Schleim sein Hirn und machten das Denken, das notwendige Erinnern unmöglich. Er war wie in Trance gewesen, wurde von Blutgier in seinem Inneren, von pulsierender Rachsucht in seinen Adern beherrscht. Es war dunkel um ihn herum, es war schwarz, es war unendlich kalt und er meinte, sein Herz müsste jeden Moment aufhören zu schlagen. Das Erste, an das er sich erinnern konnte, waren seine Finger an Narutos Hals. ‚Zu fest, zu fest’ sein Hirn hatte ihn angeschrien, doch seine Muskeln waren steif gewesen, hatten ihm nicht gehorchen wollen. Erdrückend schwer war es gewesen, die Hände zu lösen. Irgendwas hatte ihn nicht los lassen wollen, etwas wollte weiterhin diese angenehme Wärme unter seinen Fingern fühlen. Niedergeschlagen seufzend setzte er sich auf das Bett, stützte die Ellenbogen auf den Knien ab und vergrub das Gesicht in den Händen. Was auch immer es war, es durfte nicht wieder passieren. Was wäre gewesen, wenn er ... wenn er Naruto etwas noch schlimmeres angetan hätte als das ... verheerend wäre es allemal gewesen. Verheerend und unverantwortlich. Er streckte sich auf dem Bett aus, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und starrte abwesend an die Decke, hing seinen Gedanken nach. Und es gefiel ihm nicht, an wen er dachte. Braun gebrannte Finger auf seinem Arm, zärtliches Streichen an seiner Haut, warm und willkommen in Tiefe und Blut, in Schwärze und Angst, alles woran er sich klammern konnte. Er fühlte das pulsierende Leben unter seinen Fingerspitzen ... wollte, dass es verstummte, wollte, dass es verging, dass es nicht mehr so schmerzend gegen seine eigenen kalten Finger pochte. Er hatte hier kein Leben mehr, keine Wärme mehr und er versank. Warm, tröstlich, einlullend und unendlich gewollt war dann da das kleine Licht. Berührung, Wärme und er brach heraus aus all dem Dunkel, aus der Angst. Blondes Haar glänzte im Licht und die blauen Augen sprühten vor Mitgefühl, vor Verständnis vielleicht. Der dünne Körper wirkte zerbrechlich und der Griff mit dem er ihn hielt macht ihm selbst Angst, so dünn, so zerbrechlich und doch strotzte er vor Stärke, vor Optimismus. Er war so leicht durchschaubar, so offenherzig und doch meinte Sasuke in ruhigen Momenten mehr als nur den Schalk zu sehen. Manchmal war er ein offenes Buch. Manchmal ein Mysterium. Auf jeden Fall war er eines der Dinge, die ihm den Willen weiterzuleben und all die Schmerzen zu überstehen gaben. Eine treibende Kraft. Eine wieder entstandene Konstante ... ~*~ Er erwachte erschreckt, aufgeschreckt durch absurde Träume die absurde Gedanken abgelöst hatten. Irgendwie und irgendwann hatten ihn die Schatten los gelassen und als sie ihn übertrugen zu verstörenderen Träumen, war es schon zu spät gewesen, um sich zu wehren. Er massierte sich die Schläfe während er versuchte zu verdrängen, was er gesehen hatte, dass sich ein bitterer Geschmack beimischte, als er an Naruto dachte. Da war immer noch Angst, denn er zitterte, aber da war Wärme. Ein Halt. Er würde nicht fallen, er würde aufgefangen werden. Er fröstelte unwillkürlich als kühler Wind durch das Fenster strömte, doch es vermochte seine blutroten Wangen nicht abzukühlen, ebenso nicht sein aufgewühltes Gemüt, das sich durch unaufhaltsam rasende Gedanken nur noch mehr aufheizte. Seine Gedankenbahnen waren blockiert von einem Bild. Je mehr er versuchte zu vergessen, desto mehr kamen die Erinnerungen wieder ... Mit der Aussicht auf entspannende Ruhe huschte er durch das dunkle Treppenhaus und ignorierte die Schatten, hastete die Treppe hinunter und fand sich im düsteren Flur wieder. Sein Blut pochte vor Erwartung auf Stille, Ruhe und frische Luft, die ihn befreien würde, von den Gedanken und der Hitze, dich sich in seinem Körper ausbreitete. Der volle Mond schickte kaltes, abweisendes Licht in die Küche welches durch die zugezogenen Vorhänge noch gedämpft wurde. Abweisende Schatten an den Wänden trieben Sasuke seinem Ziel entgegen und er erschrak ein wenig, als sich die Tür, auf dessen Klinke er drücken wollte, von allein aufschwang und den Blick auf die mondgeflutete Veranda frei gab. Kurz protestierte sein Geist, als er sah, dass er nicht allein war. ~*~ Er wusste schon wer es war der sich des Nachts durch das grauenerregende Haus quälte um frische Luft zu schnappen. Vielleicht war das auch einer der Gründe, warum Naruto das Gleiche tat und sich schon vor Stunden auf die Veranda gesetzt hatte um den Vollmond zu genießen, um zu warten ... Lächelnd sah er in das blasse Gesicht auf, welches verstimmt auf ihn hinab blickte. Sasukes Haare standen ungekannt ab, hatten nichts mehr von der einst ordentlichen Widerspenstigkeit sondern wirkten einfach nur noch wirr. Schon auf dem ersten Blick sah man, dass er schlecht geschlafen hatte und unwillkürlich erinnerte sich Naruto an den Traum der letzten Nacht. „Konntest du wieder nicht schlafen oder was machst du wieder an meinem Platz?“ „Ich wollte mir den Mond ansehen.“ Sasuke schnaubte. Natürlich, den Mond ansehen. Nach einem letzten Blick in den Himmel setzte er sich neben Naruto und es war ihm auf eine merkwürdige Art egal, dass sich ihre Knie berührten. „Naruto?“ „Hm?“ „Du kannst länger bleiben, wenn du möchtest.“ Und Narutos Augen blitzten mit dem kalten Licht des Mondes erstaunlich warm und erfreut auf, als die Worten ruhig gesprochen und doch aufgewühlt wirkend gesagt wurden. „Dankeschön.“ „Hab ich dir eigentlich sehr weh getan?“ Naruto machte ein etwas verwirrtes Gesicht, wusste nicht recht, wohin er die Frage zuordnen sollte. Bis ihm der Vorfall im Mittag wieder einfiel. Zwar waren die Male die Sasukes Finger an Narutos Hals hinterlassen immer noch sichtbar, doch würden bald verblassen und schmerzten nicht mehr. Er schüttelte den Kopf und wusste instinktiv, dass Sasuke es gesehen hatte. Vielleicht wirkte er ausgeglichen und ruhig, ja geradezu gelangweilt und doch meinte Naruto das Wellen schlagende Meer in ihm zu fühlen, es zu hören, wie die Sorge durch die Worte nach draußen schwappte. „Sasuke? Warum wolltest du eigentlich wieder abhauen?“ Er besann sich, wollte seine Zunge unter Kontrolle bringen, doch schaffte es nicht mehr. „Rache.“ Narutos Kopf flog herum, seine Stimme klang aufgebracht, als er antwortete. „Bei dir heißt es immer nur Rache. Wie wäre es dann mal, darüber nachzudenken, deinen Klan wieder aufzubauen, als sein vorletztes Mitglied auszulöschen.“ Sasuke schüttelte nur den Kopf. Es war, als drangen die Worte gar nicht zu ihm durch und doch schwappte eine eiskalte Welle mit den Worten. „So einfach ist das nicht! Ich kann nicht einfach Friede, Freude Eierkuchen spielen, wenn ich weiß, dass der Mörder meines gesamten Klans irgendwo da draußen rumläuft.“ „Aber ... du kannst doch glücklich sein oder nicht ... vielleicht kannst du irgendwann darüber hinweg kommen ... irgendwann?“ Und wieder schüttelte er nur den Kopf. „Aber Sasuke. Es gibt so viele andere Dinge im Leben, als nur Rache. Ich kann sie dir zeigen, wenn du mich nur lä-“ Helle, grelle Lichtblitze explodierten, als sein Kopf mit einem gemeinen Geräusch gegen die Wand donnerte. Brutal legten sich Hände um seine Armgelenke, drückten sie gegen jeglichen Widerstand gegen die Wand in seinem Rücken. Soviel Wut dass es ihn beinahe erschlug entlud sich durch die schwarzen Augen. So kalt. Jene Augen wurden geschlossen, zusammengepresst, als würden sie sich selbst verabscheuen für das, was sie nicht sehen wollten. Fassungslos und wie erstarrt, vereist durch den Hass der ihn traf klebten Narutos Augen auf dem Gesicht vor sich. Verzerrt, mit Schatten versetzt und makaber wie eine Fratze wirkte die helle Haut. Es schnellte auf ihn zu. Mit einer schnellen, heftigen Bewegung pressten sich raue Lippen gegen seine, verschlossen sie, mit einer solch immensen Verzweiflung. Das war nicht ein ‚ich mag dich Naruto’. Es war brutal, nicht zärtlich. Keine Zuneigung. Nur Verzweiflung. Verachtete Verzweiflung. Der Moment währte ewig und immer noch fassungslos starrte Naruto auf das Nahe Gesicht. Zähne gruben sich in das zarte Fleisch seiner Lippen und er spürte das Blut, warm, metallisch auf seiner Zunge. Warm, heiß, strich Atem an seiner Wange entlang. ‚Sei still!’ Gewaltsam verstummt. ‚Sag nichts!’ Mörderisch mundtot gemacht. ‚Schweig!’ und er schwieg, bis sich Sasuke wieder von ihm löste. Einen Moment war es, als wolle Sasuke es noch einmal tun dann jedoch erwachte sein Geist wieder, sein Stolz, und er flehte in seinem Innerem darum, sich alles nur eingebildet zu haben. Er fiel zurück, schüttelte fassungslos den Kopf und sein Gemüt wirkte auf einmal seltsam wirr und durcheinander. Er fasste sich mit großen Augen an seine Lippen, strich daran entlang und schüttelte wieder den Kopf. Ängstlich diesmal. Mit einem letzten, gehetzten Blick zurück auf Naruto sprang er auf, stolperte hastig davon und strauchelte über seine eigenen Füße, die ihn nicht tragen wollten, ließ Naruto vollkommen allein im Mondschein zurück. Schon wieder. ~*~ Einen Moment noch hörte er das Poltern der sich überschlagenden Schritte auf der Treppe ehe ihn die Stille wieder einholte. Er hob die Hand, fühlte seine eigene Lippe, blutig, rau und geschwollen unter seinen zitternden Fingern. Zu unwirklich war der vergangene Moment, als dass er ihn begreifen konnte. Das war kein Kuss gewesen. Kein echter Kuss, so, wie er zu sein hatte. Er war gestohlen gewesen, mit Gewalt genommen. Mit zärtlicher Gewalt, nur, um Naruto nicht noch mehr Schmerzen zuzufügen. Rote Abdrücke an seinen Handgelenken zeugten ebenfalls von dieser verzweifelt zärtlichen Gewalt. Mit dem Willen, ihn zum Schweigen zu bringen ohne ihm weh zu tun hatte Sasuke eine Flamme entfacht, die Naruto von innen heraus verbrannte. Entstanden aus der erloschenen Glut, die in Naruto weiter gelebt hatte. Und eben so heiß kochte in ihm Erkenntnis auf. Sasuke war geflohen. Vor Naruto. Vor sich selbst. ~*~ Fever I will burn in the Sun when you take me again Fever You will learn in the Sun when you take me away Fever Fever You will learn in the Sun when you take me away again. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Artist: Sandra Nasic Song: Fever Vielleicht entdecke ich dank Sasuke meine sadistische Ader ôO MiharuEndoh Kapitel 7: Reason ----------------- Do you think that You are hard? Really harder than the Other? Man You're acting cold Hide Your Face forever Dream and search forever Night and Night You feel Nothing There's no Way outside of my Land ~*~ Ein Grund. Er brauchte nur einen Grund. Hektisch flogen seine Augen im Zimmer auf und ab, suchten nach etwas, etwas unbestimmten mit bestimmten Zweck. Seine Füße wollten nicht still stehen, wollten sich nicht beruhigen und er lief weiter, mit klopfenden Schritten über den glänzenden Boden. Gedankenverloren strich er sich über die geschwollenen Lippen. Verdammt noch mal, ein Grund! In ihm herrschte Chaos. Seine Gedanken flogen, rasten ohne bestimmtes Ziel und es machte ihn wahnsinnig nicht zu wissen, was Sasuke dazu gebracht hatte. Ein falscher Satz? Eine falsche Geste? Er wollte schreien, wollte Sasuke rütteln, wollte ihn fragen ... wollte ihm so vieles antun, dass er sich auf seinen Gedankenbahnen überschlug. Darunter, irgendwo unter all der wütenden Ratlosigkeit, unter all der Verwirrung die sich an den Tag kämpfte lag die Verbitterung, die Empörung, wirkte so unglaublich fehl am Platz, dass Naruto sich beinahe dafür schämte ihre Ansätze zu fühlen. Sasuke hatte ihn bestohlen. Wieder. Auf eine solch rücksichtslose Weise. Mit voller Absicht. Wenn er in schon unbedingt küssen musste dann doch wenigstens ... richtig. Bastard ... ~*~ Es war ihm egal, dass der Flur düster und unheimlich wirkte. Egal, dass er nicht wusste, was er sagen sollte. Seine Hände zitterten ungehalten, als er sie auf die Klinke legte. Und die Wut stieg, als sie sich abweisend unter seine Hand legte. Kalt und feindlich verwehrte sie ihm den Einlass und bewegte sich unter seinen suchenden Fingern nicht. Verschlossen. Natürlich. Voller aufkommendem Zorn biss er die Zähne zusammen als er die Hand zur Faust ballte mit dem innerlichen Bitten um Willensstärke und Beherrschung möglichst ruhig gegen die Tür klopfte. Keine Reaktion. Er holte aus, wollte schon schlagen, wollte sie schon brechen, wollte hineinstürmen, klopfte doch nur etwas stärker. Und er wollte schon schreien, wollte schon brüllen, sprach doch nur ruhiges Bitten. „Sasuke? Mach die Tür auf.“ ‚Weil du mir eine Erklärung schuldig bist!’. Doch er sprach es nicht aus, horchte nur in die Dunkelheit und Stille hinein, bis sein Herz einen Aufschrei tat. Das Klicken des Türschlosses war zu hören und das blasse Gesicht Sasukes erschien in einem kleinen Spalt der Tür, stach mit seiner blassen Farbe aus der Dunkelheit. „Was willst du von mir?“ „Vielleicht möchtest du reden?“ „Wenn ich reden wollte, wäre die Tür offen.“ Und Naruto sah schon, wie sich die Tür in sein Sichtfeld schob, wie sie das Holz langsam wieder von einander trennte, wie sie sich als Mauer aufbaute und ihn aus Sasukes Leben ausschloss. Wie sich Sasukes Gesicht zur Dunkelheit zurück wandte. „So nicht!“ Und schon schob er seinen Fuß in den Türrahmen, hielt sie offen und einen Moment blitzte es in der Dunkelheit gefährlich und vielleicht in kleinen Teilen erstaunt auf. „Findest du nicht, dass du es dir verdammt einfach machst?!“ Mit einem Tritt war die Tür vollends offen, knallte mit einem plumpen Geräusch gegen die Wand und eine Sekunde später fand sich Naruto in unmittelbarer Nähe zu Sasuke wieder. „Du bist ein Feigling!“ Eine Hand schnellte auf ihn zu, packte ihn am Kragen und das dunkle Schwarz funkelte gefährlich, wollte ihn zum verstummen bringen doch Naruto lächelte nur, lächelte überheblich durch die Erkenntnis, durch sein bestätigtes Wissen. „Du rennst weg Sasuke. Du rennst nicht vor deiner Vergangenheit weg. Sondern vor dir selbst!“ Eine Faust traf ihn hart im Gesicht, ließ wieder bunte Funken sprühen doch Naruto lächelte weiter, wusste dass er recht hatte und es war ihm egal, dass der Schmerz seinen Körper lähmen würde, dass er schon metallisch, salzig das Blut in seinem Mund schmecken, fühlen konnte. Es war egal, er musste es gar nicht verhindern, er wusste er hatte recht, und er wusste dass Sasuke sich weigerte, es einzusehen. Naruto sah verschwommen wie weiße Zähne in der Dunkelheit geblekt wurden, wie sie aufeinander trafen und er wurde näher zu dem vor Wut aufgebrachten Körper gezogen, so nah, dass er Sasukes warmen, rasselnden Atem an seiner Wange spüren konnte, als er sprach. „Du machst es dir einfach, Naruto. Du weißt nichts, gar nichts über mich!“ „Dann sag mir endlich was, verdammt! Aber weißt du was? Du kannst es mir nicht sagen. Weil du Angst hast! Angst davor, dass dich tatsächlich jemand verstehen könnte! Dann wärst du nämlich nicht mehr der große, unnahbare Uchiha. Damit könntest du nicht leben oder? Das ist der wahre Grund!“ Nur ganz kurz, nur Bruchteile einer unnennbar kurzen Zeit, nicht mal einen Lidschlag lang erweichten seine Gesichtszüge und er zuckte zusammen, bis sein Kopf jedoch wieder hoch ruckte und er die Zähne zusammenbiss. Die Haare hingen in seinem Gesicht, verdeckten die angespannten Wangenknochen. „Was denn? Hast du gesehen dass ich recht habe?“ „Halt - den - Mund!“ Wieder wollte die Faust auf ihn zu schnellen, wollte ihm weh tun, wollte ihn verstummen lassen, anders als das letzte Mal, Sasuke wollte Blut sehen, wollte den Triumph sehen, wollte verdrängen, dass er wirklich fürchtete, dass Naruto Recht haben könnte. Dieser lächelte nur, fing die Faust gelassen und ruhig ab. „Ich hab' Recht oder? Weißt du, wenn du so weiter machst wirst du noch wie dein Bruder.“ „Du solltest nicht nur aufgrund des äußeren Erscheinens über andere Menschen richten!“ Mit einer schnellen, vollkommen unerwarteten Bewegung riss er die Hände fort, schlug sie sich in heilloser Panik vor den Mund, schien erschreckt von seinen eigenen Worten. Naruto begriff es nicht, begriff nichts in dem Moment. Sasukes Augen waren weit geöffnet, seine Miene ungläubig und Naruto horchte auf, als Sasukes Stimme zittrig wie seine Hände gedämpft zu ihm drang, die ganze Fassungslosigkeit verriet, die in ihm aufwallte. „Das ... das hat Itachi gesagt ...“ Naruto atmete zitternd aus, versuchte die weitreichende Bedeutung dieser Worte zu verstehen, doch es gelang ihm nicht. „Willst du jetzt endlich reden?“ Und zu Narutos Verwunderung nickte Sasuke, erklärte sich tatsächlich bereit, sich ihm zu öffnen, sich ihm zu offenbaren ... Zaghaft setzte er sich auf das Bett und Naruto sah es als Aufforderung, es ihm gleich zu tun. „Sasuke? Wovon hab ich keine Ahnung?“ „Rede nicht von Dingen, von denen du keine Ahnung hast!“ Sasuke hockte nun im Schneidersitz auf dem Bett, wirkte etwas abwesend und starrte mit glasigem Blick auf die Decke vor ihm. Im kalten Mondlicht wirkte er geradezu apathisch, wirkte so, als verliere er sich in seiner Vergangenheit, in seiner fressenden Erinnerung und einen Moment lang war Naruto kurz davor zu bereuen, dass er Aufklärung wollte. „Du hast keine Ahnung, wie es ist, wenn du den Ansprüchen nie genügen kannst. Du hast keine Ahnung wie es ist, wenn du dir alle Mühe gibst, es aber trotzdem nicht schaffst. Du hast keine Ahnung wie es ist, von der Person verraten zu werden, die dir am meisten bedeutet ...“ Naruto schüttelte den Kopf, ließ Sasuke inne halten und dieser sah aus stumpfen Augen zu ihm. „Das stimmt nicht ...“ Naruto lehnte mit dem Kopf gegen die Wand, während er sich Sasuke im Schneidersitz gegenüber setzte und diesen ansah. Das blonde Haar viel ihm in die Augen und er pustete es unwillkürlich fort, als er begann zu sprechen. „Ich weiß genau, wie es ist, von der Person die einem am meisten bedeutet, verraten zu werden ... Ich weiß, dass es weh tut, wie sehr es weh tut. Ich weiß, wie es sich anfühlt, allein gelassen zu werden. Und ich weiß, dass man sich immer und immer wieder fragt, wieso diese Person es getan hat. Aber das Schlimmste dabei ist, dass man einfach keine Antwort findet ...“ „Ich hatte Angst ... Ich wollte Rache. Ich wollte, dass ich ihn so sehr hassen kann, wie ich es gern tun würde, aber ich konnte nicht, ich kann es immer noch nicht. Ich hatte Angst, dass du es tatsächlich schaffen würdest, mich zurück zu halten ...“ Naruto seufzte. Es war doch ... lächerlich. Er griff nach einem Kissen hinter sich, wog es in der Hand und grade als Sasuke wieder beginnen wollte zu sprechen, warf er es, traf Sasuke Gesicht dessen Worte verstummten, sein Gesicht wirkte mehr als überrascht, fragend, verwirrt, empört. „Du bist dumm, Sasuke. Was wäre so schlimm daran gewesen, einfach mal fröhlich zu sein?“ Blasse Hände fuhren über die weiche Decke, sahen aus wie kleine Spinnen, auf der Pirsch nach dem geworfenen Kissen, fassten es und wogen es ebenso ab. „Könntest du fröhlich sein, wenn der Mörder deiner Eltern irgendwo da draußen rumrennt?“ Das Kissen traf nicht, wurde abgefangen, Naruto war schneller. „Bist du es jetzt denn nicht?“ kurz stoppte Sasuke in der Bewegung, fragte sich um eine Antwort, ehe er seufzte. „Nicht wirklich.“ Das Kissen traf, als er einen Moment die resigniert die Augen schloss. „Du bist echt gemein, Sasuke“ - „Nein, nur realistisch.“ „Zu realistisch, wenn du mich fragst ...“ „Und wovon hab ich deiner Meinung nach keine Ahnung?“ Eine blonde Augenbraue wanderte unter blondes Haar, als Naruto seine Verwunderung ausdrückte. Offenes Interesse? Ehrliches, offenes, Interesse? Ein Anfang ... Er überlegte. „Du hast keine Ahnung, wie es ist, wenn man niemanden hat, der Ansprüche an einen stellt. Du hast keine Ahnung wie es ist, wenn dich alle hassen. Du hast keine Ahnung, wie es ist, wenn du dich schon beweisen musst, wenn du nur auf die Straße gehst. Und du hast keine Ahnung wie es ist, mal nicht von Mädchen angehimmelt zu werden.“ Naruto lachte auf, Sasuke sagte darauf nichts mehr, antwortete nur mit einem spöttischen Schnauben. Dass sich der Abstand zwischen ihnen während ihrem Kissengefecht verringert hatte war beiden nicht, oder wenn, dann nur am Rande aufgefallen, es war ihnen egal, nicht von besonderem Belang. Naruto legte den Kopf schief, als er Sasuke einen Weile betrachtete. „Du hast mir meine Frage noch gar nicht beantwortet“, er nickte zu Sasukes Hals hin. „Tut es weh?“ Er antwortete nicht, eine ganze Weile nicht, erst, als Naruto schon gar keine Antwort mehr erwartete, erhielt er sie, wenn auch leise, wenn auch so, als wolle Sasuke gar nicht, dass Naruto sie hörte. „Ein Bisschen ... es brennt ... manchmal ...“ „Lass mal sehen ...“ Auf Knien krabbelte er zu Sasuke, ignorierte sein protestierendes Hirn, dass ihm aufgebracht Deja-vü entgegen schrie, als er sich neben Sasuke setzte und mit vorsichtigen Fingern behutsam den hochgeschlagen Kragen beiseite schob. Ein letztes Mal sah er in Sasukes angespanntes Gesicht, bevor er seine Fingerkuppen bedacht über die blasse Haut, über das makabere Schwarz fahren ließ. Weich und warm war Sasukes Haut unter seinen Fingern und er bemerkte das kurze Zucken, als er das Juin direkt berührte. Nachdenklich sah er es an. „Pillen, die Sasukes Jiun abschwächen und seine Kraft eindämmen. Er wird sie nicht freiwillig nehmen. Es ist deine Aufgabe, dass er sie nimmt.“ Naruto schmunzelte, als er abrupt aufsprang und sich Sasuke fragenden Blick einfing. „Warte, ich hab da was für dich ...“ Und er stürmte davon, in sein Zimmer, durch den dunklen Flur. Von wegen nicht freiwillig nehmen. Er würde ihn schon dazu bekommen. Irgendwie. Sollte er sie ihm wirklich ..? Jetzt schon ..? Er griff nach dem Flakon und fand Sasuke abwartend auf dem Bett sitzend, fragend blickend, als Naruto unmittelbar vor ihn auf das Bett sprang. „Hier!“ Er hielt Sasuke den klappernden Behälter unter die Nase und fügte doch noch eine Erklärung hinzu, als Sasuke keine Anstalten machte. „Gegen das Brennen ...“ Mit einem Peitschen seiner Haare drehte Sasuke den Kopf nach rechts und verschränkte abweisend die Arme vor der Brust. „Wer weiß, was das wirklich ist.“ „Es wird dich schon nicht umbringen, mir einmal zu vertrauen.“ „Das kann man nie so genau wissen.“ Er meinte wirklich, Naruto hätte in geschlagen, als Schwindel seine Sicht verschwimmen ließ. Er spürte warmen, feuchten Atem auf seinem Gesicht, filigrane Hände auf seiner Brust und es brauchte einen Moment bis er begriff, dass er ausgestreckt auf der Matratze lag und dass es Narutos Hände waren, die ihn weiterhin in die weichen Kissen drückten. Triumphierend blitzten die hellen Augen in der Dunkelheit, hämisch zogen sich die geschwollenen, die wundgeküssten Lippen zu einem Grinsen und spöttisch klang das Lachen. „Komm schon, nimm sie. Ist doch nett gemeint.“ „Nein!“ Als sich Narutos Händen von Sasukes Brust entfernten meinte er wirklich einen kleinen, hell leuchtenden Moment sich befreien und fliehen zu können, doch er erlosch erschreckend schnell als er sich des vollen Gewichts bewusst wurde, das auf seinen Hüften hockte. Sein Geist protestierte mehr als aufgebracht gegen die Situation, gegen ihre Ausweglosigkeit und er nahm gar nicht wahr, dass Naruto eine der kleinen Pillen aus dem Flakon schüttelte und sie in der Hand verbarg, so verbissen wollte er sich befreien, sich dieser Unterwerfung, im wahrsten Sinne, nicht mehr preis geben. Seine Beine waren eingekeilt von Narutos schlanken Waden, nahmen ihm jeglichen Fluchtweg. Bedrohlich langsam schoben sich schelmisch blaue Augen in Sasukes Sichtfeld. Blondes Haar fiel vornüber und Sasuke war wie erstarrt, als Narutos Gesicht seinem so nahe war, dass er den warmen Atem spüren, die dunklen Sprenkel in den hellen Augen sehen, den Duft von herben Gewürzen riechen und die spitzen Haarenden auf seiner Stirn entlang streichen fühlen konnte ... So unglaublich nahe ... Wann genau hatte er die Hand gehoben? Wann genau war das Verlangen aufgetaucht, das, im Mondlicht gelb schimmernde Haar zu berühren? Ruckartig, hinterhältig, gemein und laut wurde ihm eine Hand auf den Mund geklatscht und er spürte das kleine, runde Etwas, welches sich in seinen Hals zwängte. Erschreckt durch den mehr als plötzlichen Wandel, verschluckte er sich und hustete haltlos, hörte darüber hinaus noch Narutos Lachen. Er würde ihn erschießen, aufhängen, von der Klippe stoßen. Er würde ihn aufspießen, mit eigenen Händen erdrosseln wenn ... wenn er nicht zuerst selbst erstickte. Es brachte ihm nur minimalen Trost, dass sich Naruto von ihm herunter rollte und schadenfreudig lachend gegen die Wand lehnte. „Dir zu vertrauen hat mich fast umgebracht!“ „Und? Brennt es wenigstens nicht mehr?“ „Nein. Hätte es nichts gebracht wärst du jetzt nicht mehr am Leben.“ „Warst du wenigstens jetzt mal fröhlich?” Fröhlich ... Er hatte für einen kurzen Moment vergessen können. Wirklich vergessen können, nicht auf brutale Weise verdrängen nur um mit einer schlimmeren Wiederkehr der bitteren Realität erschlagen zu werden. „Bis ich fast krepiert wäre ...“ ~*~ Don't split Your Mentality Without thinking twice Your Voice has got no Reason Now is the Time to face Your Lies Open your Eyes open Your Mind Proud like a God don't pretend to be blind Trapped in Yourself, break out instead Beat the Machine that works in Your Head ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Artist: Guano Apes Song: Open Your Eyes Sicher fanden es einige langweilig aber sie mussten reden. 1. Nein, Sasuke wird nicht der Uke, das geht meiner Meinung nach gar nicht. 2. Ja, ich werde tatsächlich zur Sadistin. *Peitsche schwing* 3. Itachi hat diesen Satz wirklich gesagt. Ehrlich gesagt hat dieser Satz mich auf die Idee zu diesem Kapitel gebracht. 4. Und jetzt ein kleines Quiz an alle die noch Kommis schreiben: Einige wollten ja, dass es langsam mal zur Sache geht. In etwa so? Kapitel 8: Weird ---------------- Your dangerous Mind It's in Your Eyes What's on Your Mind I fear Your Presence I'm frozen inside I just have to know While I still have Time Do I have to run? Or hide away from You? ~*~ Beruhigende Still hüllte sie ein. Die Umgebung, das Haus, die Menschen. Nur stille Zeugen einer vergangenen Nacht. Stimmen, geflüsterte Worte, vereinzeltes Lachen, lautloses Fluchen und die jugendliche Unruhe, der Drang nach Wissen, die durchlebte Nacht und die befreienden Gespräche waren nur noch ein verschwindender Nachhall, vertrieben von dem Licht des jungen Tages, das sich mit seichten Pastelltönen durch die hellen Vorhänge schlich, Licht verteilend auf unschuldig erweichten Gesichtern zweier Jungen. Mitgenommen von Wind waren die leisen Stimmen, mal fröhlich, mal bedrückt, die die Nacht untermalt hatten und die zuckenden Schatten an den Wänden waren schon vergangen, existierten nur noch in beider Erinnerung. Bis in die frühen Morgenstunden zeichneten die Schatten ihre Geschichte an die Wände, bis nur noch die Stille ihre Geschichte verkündete. Als wolle er sie mit vorsichtigen Fingern wecken strich der Wind durch das allzeit geöffnete Fenster, umtrieb die weißen Vorhänge die sich mit dem gelben Licht malerisch bauschten, die Briesen ins Zimmer wehen ließen. Die Klänge des Lebens draußen umwehten die beiden Körper, die sich in ruhigen Einverständnis aneinander lehnten. Das Licht vertrieb die Schatten auf ihren Gesichtern und sie entspannten sich, wussten von der Nähe des Anderen. Auch der weit, weit entfernte Klang der Menschen, die irgendwo in einem anderen Teil des Dorfes schon auf den Beinen waren, der Geschäftigkeit nachgingen war nicht von Belang, störte das Einvernehmen nicht. Laue Gerüche von Gras, von Blumen, von harzigen Bäumen, von dem vorangehenden Leben, seicht und fast nicht ausmachbar wie die Wärme die von den Beiden ausging, füllten den lichten Raum. Schwarzes Haar trieb wie von Wellen genommen hin und her, verdeckte zeitweilig noch die geschlossenen Augen und die entspannten Gesichtsmuskeln. An der Wand gelehnt war Sasuke irgendwann eingeschlafen, konnte sich nicht einmal mehr daran erinnern, was das Letzte war, dass er mit heiser kratziger Stimme über die trockenen Lippen gebracht hatte ‚Gute Nacht Naruto’ Oder doch eher ‚Halt endlich den Mund und sei still Naruto’. Ebenso wusste er nicht, wann Naruto das letzte Mal ins Dunkel hineingelächelt hatte. Die Schatten würden es ihm nicht mehr verraten können. Er behielt die Beine angewinkelt und seine schlaffen Arme hingen ohne bestimmtes Ziel entspannt herab. Seine geöffnete Hand trieb irgendwo auf der Matratze, ohne das er es bemerkte in der Nähe der braun gebrannten Finger eines anderen, der vor einnehmender Müdigkeit seinen schweren Kopf auf den Schultern Sasukes gebettet hatte. Auch Sasukes Haupt war irgendwann hinab gesunken, gelegt in herb duftendes, blondes Haar, das jetzt seine Wange kitzelte. Unruhig rümpfte er die Nase, schlief jedoch weiter. Erst, als ihm ein besonders starker, fast aggressiver Windstoß geradezu über das Gesicht fuhr, öffnete er vermehrt blinzelnd die Augen und war vorerst etwas verwirrt über seine Umgebung. Als sehe er das Zimmer in dem er sich befand das erste Mal, blickte er sich um, entdeckte dann das Gewicht auf seiner Schulter und hob skeptisch eine Augenbraue, als er erkannte, wessen Haar seine Nase kitzelte, seine Sinne mit ihrem würzigen Duft berührte. Noch nie hatte dem Raum eine solche Lebendigkeit beigewohnt, als in den Momenten, in denen Sasuke beobachtete, wie Naruto auf seiner Schulter schlief. Er war schon fast dabei, ihn zu wecken, seine Hand zu heben und ihn zu rütteln, doch hielt er inne und betrachtete den sich hebenden Brustkorb. In gleichmäßigen Zügen atmend sandte Naruto mit dem warmen Atem, der über seine halb geöffneten Lippen floss eine Gänsehaut über Sasukes ausgestreckten Arm. Er wusste nicht, woher die Skrupel kamen. Vielleicht ging es ihm nur um den kurzen Moment der Ruhe, den er hier mit Naruto verbrachte. War er doch sonst nicht zur Stille zu bewegen. Und vielleicht war dies nur eine unschuldige Ausflucht die die Wahrheit, mit der Tatsache, dass er von der merkwürdigen ruhigen und doch so lebendigen Aura angetan war, vertrieb. Narutos blondes Haar glänzte, die Haut war warm und weich und Narutos Wagen schmiegten sich zart an Sasukes Schulter. Eine Weile beobachtete er Naruto dabei, wie dieser seelenruhig schlief, wurde jedoch aufmerksam, als Narutos Hand neben seiner unruhig zu zucken begann, fast meinte er, sie suche Halt und wolle nach seiner greifen, folglich riss er sie wie aus Reflex fort. Es war ihm, als würde sich der Raum unmerklich verdüstern, die Schatten wieder erscheinen und sich auf Narutos Gesicht legen, dass nun unweigerlich tiefe Falten und Kerben aufwies. Als habe er Schmerzen zogen sich seine Augenbrauen zusammen, als habe er Angst strömte der Atem nun erschreckend schnell über seine Lippen, flutete seinen Arm wieder mit einer kalten Gänsehaut und dementsprechend hastig hob sich auch seine Brust. Jegliche Ruhe war vergangen, als seine Pupillen unter den zuckenden Lidern zu rollen begannen und Sasuke fühlte sich auf einmal merkwürdig hilflos und gefangen in der Situation. „Naruto?“ Er rüttelte ihn, packte ihn an der Schulter und es war ihm schleierhaft woher die Sorge kam die in ihm und in seinen Worten die Wut darüber, dass er hier in seinem Bett, auf seiner Schulter geschlafen hatte, vertrieb. Naruto begann langsam, sich zu wälzen, das Einzige was an ihm still blieb war die Wange, die immer noch beharrlich auf Sasukes Schulter ruhte. „Naruto? Hör auf damit!” Verzweifelt klammerte er sich an den Glauben, es sei nur ein Scherz, alles nicht ernst, so, wie es für Naruto üblich war. Und er wusste, dass er sich selbst belog. Er begriff in diesem Moment nicht, was ihn so mitnahm, dass er sich tatsächlich eingesperrt in dieser Situation fühlte, dass er sich tatsächlich Sorgen machte und dass er sich tatsächlich nicht nur hilflos fühlte, sondern hilflos war. „Naruto? Wach auf!“ Er jappste erschreckt auf, als Narutos schmale Hand sich so fest in seinen Haarschopf krallte, dass er zurück fiel und Narutos Körper schwer und ungewandt auf ihm landete. Es überspülte ihn eiskalt. Die abgrundtiefe, schier fressende und verschlingende Verzweiflung, die er zu spüren glaubte, als Naruto sich auf ihm wand. Wie Wasser in trockenen Boden sickerte es in ihn hinein und umso verbissener, umso krampfhafter versuchte er Naruto zu wecken. Was auch immer er träumte, was auch immer er sah, Sasuke fühlte es, fühlte es durch sich hindurchströmen und wollte sich selbst aus diesem Gefühlsstrom befreien, wollte Naruto hinaus ziehen, ihn wecken. Es gehörte weder in seine Traumwelt, noch gehörte es in die Realität. „Naruto“, schrie er schon fast, krallte seine Hände in Narutos schmale Schultern und rüttelte ihn. Unglaubliche Erleichterung, frisch, warm, gleichzeitig kalt und erweckend überkam ihn, wie ein kalter Sommerregen, als ihm blaue Augen verwirrt und mehr als verschlafen ins Gesicht sahen. Das blonde Haar stand Naruto wirr vom Kopf ab, fiel ihm wegen dem fehlenden Stirnband sogar in die Augen und er pustete sie fort, zauberte mit dem Licht einen goldenen Glanz auf sie. Wieder konnte Sasuke die dunklen Sprenkel in Narutos wasserblauen, klaren Augen sehen, sie zählen, wie in Trance. Wieder erkannte er die Lippen, über die der Atem wieder floss wie klares, kühles Wasser eines Gletscherflusses durch sein Tal. Seine Haut wirkte so zart. Sein Haar so weich. Seine Augen so naiv und freundlich und sein Duft benebelnd, einnehmend ... Seine Haare waren weich, seine Haut war unglaublich zart, als Sasukes die Hand hob, und ihm eine besonders widerspenstige Strähne von der errötenden Wange strich. Er nahm das erschreckte, das fragende Blitzen und Narutos Augen nur zum Teil wahr und es war egal, eine Erklärung, die ihm sowieso nicht eingefallen wäre, weniger als nicht angebracht. Sekunden, vielleicht schon Minuten war sein Hirn wie leer gefegt, wie ausgestorben zog die Umgebung, die Realität an ihm vorbei wie ein Strom aus Farben. Einem Strom aus Farben, die er nicht zu erkennen vermochte. Er hob wie von selbst seine Hand, legte sie zaghaft in Narutos Nacken, spürte dort die zarte Haut, den Ansatz seiner Haare, der ihm zwischen den Fingern entlang glitt. Narutos Duft hatte ihn gefangen genommen, ihn eingehüllt, hielt ihn fest umklammert, würde es auch tun, wenn Sasuke sich zu wehren versuchte. Sein Herz sprang vor glückseligem Unglaube erfreut auf, als er das zaghafte Muskelspiel unter seinen Fingerspitzen fühlen konnte, als er wahrnahm, wie Narutos warmer Atem über seine erhitzten Wangen hinwegstrich, wie er immer näher kam ... Seine Finger griffen wie durch äußeres Einverständnis in die blonden Haare, verschlangen sich hoffnungslos mit einzelnen Strähnen. Sein Inneres schrie. Brüllte, mit der Hilfe des aufgelebten Verstandes an, ließ Naruto auf einmal erschreckend nah erscheinen, nah, zu nah, viel zu nah, als das es in Ordnung, normal sein konnte ... „Geh von mir runter, Uzumaki!“ Mit einem erstickten Aufkeuchen Narutos, stieß er die Fingernägel in dessen schmale Schultern, wollte sich selbst noch befehlen, es nicht zu schmerzhaft zu tun, den dünnen Körper nicht zu zerbrechen. Schlagartig lief die still gestandene Zeit wieder, drehte sich die angehaltene Welt in ihren eigentlichen Bahnen. Mit einem Donnern und einem mehr als weiblich klingenden Schrei purzelte Naruto vom Bett, sah den fassungslosen Sasuke mehr als erstaunt an, wirkte sogar, als müsse er gegen den Zorn ankämpfen, der sich in ihn hineinfressen wollte. Ob des unterbrochenen Moments wegen, oder dem pochenden Schmerz, der sich in seinen Kopf schlich, man hätte es nicht sagen können. Sasuke war derweil mehr als nur außer Atem, fehlte ihm einen Moment wirklich jegliche Reaktionsfähigkeit. Sein Puls ging schnell, sein Herz schlug hart, tat fast weh in seiner Brust, sprengte schon fast die Gefäße durch die es das kochenden Blut pumpte ... ‚Uzumaki’ lange war es her, dass er es aus Sasukes Mund gehört hatte. Lange Zeit, in der er schon vergessen hatte, wie es aus seinem Mund klang, bis zu diesem Moment hin, in dem ihn der kalte Ton beinahe mit seiner schmerzenden Schärfe zerschnitt. „Komm. Gehen wir frühstücken.“ Sasuke wartete nicht, ging davon und ließ Naruto zurück, wusste er würde folgen ... Was ein kleiner Moment doch alles zerstören konnte. Obwohl es nichts war ... fast nichts ... sein Nacken hatte sich gebeugt ... Mit einem Kopfschütteln folgte Naruto Sasuke, eher der glänzenden Spur aus Eis, die er meinte zu sehen und die dahin ging, wohin Sasuke auch gegangen war. Ob er wohl ausrutschen, einbrechen würde, würde er sich auf das knirschende Eis wagen, welches ihn direkt mit Sasuke verband? ~*~ Würzig und warm, angenehm und appetitlich stieg Naruto der Geruch etwas bekanntem in die Nase. Etwas sehr bekannten. Etwas geliebten. „Ramen?!“ „Nein, Nudelsuppe.“ Bemerkte Sasuke sarkastisch kopfschüttelnd, stellte zwei dampfende Schüsseln auf den Tisch, ehe er auf Narutos eingeschnapptes Gesicht mit einem Seufzer reagierte. „Natürlich Ramen, Baka. Als ob man was anderes in deinen übergroßen Magen reinbekommen würde ...“ Sasuke murrte nur noch leise, würde abgewürgt von einem glücklich strahlenden Naruto, der versuchte Sasuke in den Schwitzkasten zu nehmen und durch die sowieso schon hoffnungslos wirren Haare zu fahren. „Wow. In dir steckt ja doch noch ein Mensch.“ Doch Sasuke antwortete weder mit Mine noch mit Worten, entfernte Narutos Arm nur penibel bedacht darauf es aussehen zu lassen, als wäre es ihm unangenehm von seinem Hals und bugsierte ihn zu seinem Platz. Während Sasuke schon vor sich hin schlürfte, einen Ellenbogen auf dem Tisch und den Kopf darauf stützend betrachtete Naruto seine Suppe immer noch glücklich, blähte die Nasenflügel und sog den Geruch gierig ein, brach dann die Stäbchen auseinander und sein warnender Kampfschrei ‚Itadaikimasu’ gellte durch das Haus, ehe sein Gesicht in der Schüssel verschwand, zwischendurch zum Luft holen auftauchend, alles beobachtet von Sasukes skeptischem Blick. Er tauchte mit vor Dampf geröteten Wangen wieder aus der Schüssel auf, als er sie geleert hatte und sah Sasukes noch fast volle Schüssel sehnsüchtig an. Sasuke bemerkte den Blick zu spät, als das er sein Frühstück noch hätte retten können. „Isst du das noch? Nein? Dann kann ich es doch haben oder? DANKE!“ Und im nächsten Moment sah Sasuke sich schon mit den Stäbchen den Tisch pieksen. Er beobachtete Naruto dabei, wie er auch seine Schüssel herunter schlang, wie er dabei selig lächelte wie ein kleines naives Kind. Eben doch ein Baka, wie er im Buche stand, oder ehe vor ihm saß, sich freuend über eine solche Kleinigkeit. Ein abgrundtiefer Seufzer bildete sich in Sasukes Kehle. Ohne, dass er jemals ausgestoßen wurde. Fast konnte man Naruto um diese Leichtigkeit, Unbeschwertheit und Sorgenlosigkeit mit der er durch das Leben schritt schon beineiden ... Naruto verschluckte sich, wurde unter Sasukes Blick dabei beobachtet wie er fast an einer quergelegten Nudel erstickte ... aber eben doch nur eigentlich ... „Schaschuke? Esch hat geklopscht.“ Er ruckte hoch, tauchte aus seinem Gedanken auf, als sei er aus eiskaltem Wasser gebrochen und sah Naruto einen Moment unverwandt an „Hä? Was?“ Er sah Narutos Kehlkopf hüpfen, als dieser hart eine viel zu große Portion schluckte. „Es hat geklopft.“ Vor der Tür fand er nur einen Zettel, wollte ihn grade auffalten, als er Naruto hinter sich näher kommen hörte und wartete, bis er ihm über die Schulter sehen konnte. Gemeinsam huschten ihre Augen über den kurzen Text. Sasuke Ich erwarte dich in meinem Büro. Du sollst heute den ersten Teil deiner Strafe erhalten. Ich wünsche ebenso um Narutos Anwesenheit. Mit dem Siegel der 5. Hokage. Tsunade. ~*~ It's in Your Eyes What's on Your Mind I see the Truth That You've buried inside It's in Your Eyes What's on Your mind There is no Mercy Just anger I find ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Artist: Within Temptation Song: Dangerous Mind Das ich es auch immer wieder im letzten Moment umspringen lassen muss... Es muss euch nerven... ich bin eben doch eine Sadistin. Nicht nur Naruto gegenüber. Also dann, im nächsten Kapitel speise ich euch nicht einfach so ab versprochen 1. Ja, der Ramen-Teil hat eine Bedeutung und ich fand ihn auch ganz gut gelungen. 2. Ja, das nächste Kapitel wird länger. MiharuEndoh Kapitel 9: Pain --------------- Vielleicht würde es das Kapitel interessanter machen, sich die ersten 3 Minuten der Naruto Folge 6 noch einmal anzusehen ;-) ~*~ I was walking in the Shadow So nobody cares You dmile at me from the Distance And we felt there's more to share All these Memories They come back when I'me asleep You've taken my Dreams ~*~ Sie drückten sich durch feuchte Gassen, spähten aus modrigen Ecken auf die Straßen, waren die kurzeitigen Bewohner der Schandflecken Konohas. Sie sahen Kinder lachen, spielend an ihren Verstecken vorbei traben, hörten das freudige Lachen bald in der Menge verklingen. Gemurmel der Schlenderer, baumelnde Einkaufskörbe, gehetzte Blicke derer, denen die Zeit fehlte. Deren wehende Roben zogen an ihnen vorbei. Hätten die Menschen nur einmal hingesehen, hätten sie bemerkt, dass sie beobachtet wurden. Schwarz glänzte in der Dunkelheit. Blau verriet sich mit einem Funkeln. Immer noch kitzelten die umherfliegenden, die sich mischenden Gerüche in ihren witternden Nasen doch es drang nicht ganz zu ihnen vor. Zu feucht war es in der Gasse, in der sie sich nebeneinander kauerten. Hinter einer überquellenden Mülltonne verriet sich eine Katze ebenfalls durch das Aufleuchten ihrer grauen Augen. „Wieso machen wir das?“ „Weil uns Tsunade sonst beiden den Kopf abreist, wenn wir einfach so durchs Dorf spazieren.“ „Von wegen uns. Eher mir ...“ „Dann sei doch still.“ Plötzlich, sodass Naruto Sasukes schnelle Bewegungen nur noch als Schemen und Farben ausmachen konnte, stieß er ihn in den Schatten einer Mülltonne, horchte auf, als eine Mädchenstimme, hauchzart, vom geruchgetränkten Wind getragen zu ihnen herüber wehte. Graue Katzenaugen huschten zum Ausgang der Gasse und Sasukes schwarze Iriden glitten flink hinterher. „Naruto?“ Weit weg. Gekannt. In diesem Moment jedoch erschreckend nah, ungewünscht vertraut und höchst gefährlich. „Naruto?“ Hart presste sich Sasukes Körper gegen Narutos, schnell ging der Atem, der an seinem Ohr entlang rauschte, wie das Blut, das auf einmal viel schneller zu fließen schien. Rauschte wie Wellen in seinem Körper und schien in seinen Adern zu schwappen. Er spürte die schwarzen Haare auf seinem erhitzten Gesicht, strichen daran vorbei, kitzelten. In seinem Rücken die kalte Wand. Feucht und rau. Undurchdringlich und hart. Einsperrend. Sasuke hielt die Luft an, kniete vor Naruto, war erstarrt und lugte an der Mülltonne vorbei, während er ihn gegen die Wand drückte. Durch seine dunkle Kleidung waren sie nur Schatten, verschmolzen mit der Wand. Sasukes Gesicht war angespannt, suchte nach der Quelle des Geräusches, dass er ausgemacht zu haben glaubte. Sakura hatte sie entdeckt. Mit Sicherheit. Seine Augen waren wach, blitzten wieder aus der Dunkelheit, versuchten zu sehen, versuchten vielleicht sogar zu hören. „Sasuke, was ..?“ Ein leises „Schhh“ an sein Ohr geraunt. Heißer Atem an seinem Hals. Der warme Körper vor ihm. Gefangen. Und trotzdem behielt er seine Hände auf dem schmutzigen Boden. Sie fühlten sich auch unter dem Willen, Sasuke von sich zu stoßen, aus dieser Situation zu entkommen erschreckend steif an, wollten Naruto nicht gehorchen. „Was soll das?“, presste er hervor, spürte dann zwei Finger auf seinen Lippen, verstummte. Einen Moment schielte er darauf, bis er das funkelnde Schwarz direkt vor sich sah. „Sei still“ - „aber wieso-“ - „Herr Gott nochmal“, herausgezischte Resignation umwehte Naruto, vertrieb seine Verständnislosigkeit. Das Gesicht war ihm so nah, offenbarte sich Naruto in all seinen Formen. Sasukes Augenbrauen waren schön geschwungen, schmal. Die Nase blähte sich auf, sog den widerlich feucht, fauligen Geruch der Hintergasse auf und Naruto konnte seine Wimpern zählen, als Sasuke die Augen schloss. Wie von allein drückte Naruto seinen Kopf gegen die feuchte Wand hinter sich, presste sich mit sich weitenden Augen fester dagegen und seine Hände gruben sich in den Dreck der Gasse. Weiß traten die Knöchel hervor. Ohnmacht befing ihn. Und wieder pressten sich raue Lippen unbarmherzig auf seine, verschlossen sie, machten ihn stumm. Nahmen ihm den Atem, nahmen ihm die Reaktion. Kein Ausweg. Kein Entkommen. Sekunden war er erschreckt, erstaunt, überrumpelt, wurden die Gefühle jedoch von auflodernder Wut verbrannt, waren bald nur ein Nachhall der Reaktionslosigkeit. Mit Mühe befreite er seine Finger aus dem knirschenden Staub, presste seine Hände gegen Sasukes Brust, hörte das Aufkeuchen als Sasuke sich von ihm löste, diffuse Wärme mit sich nahm und einige Zentimeter entfernt vor Naruto landete. Erschreckt flog sein Kopf nach links, peitschte das Haar durch die feuchte Luft und die eben noch gespannten Gesichtsmuskeln entspannten sich. Eben noch zog sich die gebleichte Haut wie Leder über die markanten Wangenknochen, im nächsten wirkten sie wieder schlaff und weich. Noch sah er den roten Saum eines Rockes verschwinden, rosane Haarspitzen vorbei rauschen und atmete zitternd aus, als die letzten Schritte in der Menge verklungen waren. Er schloss die Augen, beruhigte sich, spürte aber Narutos stechend, fragenden Blick mit seiner Intensität durch seine eigenen Lider bohren. „Das war knapp ...“ „Aber wieso denn das Ganze? Das war doch nur Sakura-Chan.“ „Wenn sie als Erste erfahren hätte, dass ich wieder da bin, wüsste es bald das ganze Dorf.“ Naruto schüttelte den Kopf, leckte sich die Lippen und legte dann den Kopf schief. „Nein. Sie weiß es. Sie hat mich abgefangen und mich gefragt wie es dir geht ...“ Kurz zuckten Sasukes Mundwinkel nach oben, so schnell jedoch, dass Naruto schon meinen könnte, es sei nur ein Schattenspiel gewesen. „Und was hast du gesagt?“ „Dass es dir bestens geht ...“ Es klang bitter, und mit eben dieser Bitterkeit sah Naruto zu Boden. Dann schoben sich blassweiße Finger in sein Sichtfeld, reckten sich ihm einladend entgegen. Verwundert sah Naruto darauf, hoch in Sasukes Gesicht. Es war, als habe ein Windstoß jegliche Emotion aus seinem Gesicht gewischt, als Naruto nach der Hand griff, um sich helfen zu lassen. Kurz blickte Sasuke sich um, sah dann den buschigen Schwanz der Katze in der Dunkelheit entgegengesetzt zum lauten Treiben verschwinden, winkte Naruto hinter sich und folgte ihr auf leisen Sohlen. Und Sasuke entwickelte eine Sympathie für Katzen, da es dieser gelang, sie um alle menschenverstopften Straßen herum zu führen, die sie hätten passieren müssen. Ein leises Flüstern durchbrach die sonst nur von leisem Atem gesäumte Stille. „Ein Stück noch, gleich sind wir da“, doch Sasuke erhielt keine Antwort, blieb deshalb stehen und wurde von ungeduldigen Katzenaugen gemustert. „Naruto?“ Und wieder vernahm er nichts, denn an Narutos Nase war ein Duft geströmt, der seine Füße fesselte, der seinen Sinn stahl und gefangen nahm. Sehnsüchtig blickte Naruto an einer Hauswand entlang auf die Straße, beachtete die Menschen nicht, die ihm die Sicht zu dem kleinen Lokal versperrten, dass er so begehrte. Sasuke stellte sich neben ihn und er schnappte nach Luft, als auch ihm der Geruch nach Ramen in die Nase stieg. „Naruto!“, zischte er ihn flüsternd an „das kann doch nicht dein Ernst sein! Komm jetzt!“ und er nahm Naruto an der Hand, schloss seine warmen Finger um die goldgebräunte Haut, zog ihn weiter, leises Fluchen vor sich hin murmelnd. Naruto ließ sich willenlos hinterher ziehen, ließ sich protestlos an der Hand nehmen denn zu versunken war er in seinen Gedanken. Mehr strauchelnd als laufend, mehr schlecht als recht trabte er hinter Sasuke her, schwebte zwischen Wut und gänzlicher Apathie. Noch immer fühlte er die Lippen auf seinen und wusste nicht, ob es ihn ärgerte oder nicht. Bald bog die Katze ein letztes Mal in die Dunkelheit, verschwand dann und Sasuke schlug helles Licht ins Gesicht, als er aus der dunklen Gasse hinaus trat, dort empfangen wurde von dem Anblick des imposanten Gebäudes, blinzelnd wanderte sein Blick hoch zum Felsen der Hokage. „Komm.“ Sekundenlang versteifte sich Sasukes Griff um Narutos Hand doch es war nur so kurz, dass Naruto dem keine Beachtung schenkte und neben Sasuke das Gebäude betrat, die warme Hand losließ um sich im nächsten Moment merkwürdig verlassen zu fühlen. Am Treppenabsatz winkte eine fröhlich wirkende Shizune und wartete schon auf ihre Ankunft, genauso wie Tsunade, mit der sie in ihrem Büro allein gelassen wurden. Kurz verengte Tsunade die Augen, musterte Sasuke ausgiebig dabei, wie er wiederum die Wand musterte und die Arme abweisend vor der Brust verschränkte. Jede Zutraulichkeit, die Naruto zu Teil geworden war schloss er wieder in sich ein. Den Schlüssel hinterherwerfend. „Wie ich sehe, geht es dir bestens“, begann Tsunade lächelnd, achtete nicht auf Sasukes Schnauben. Vielleicht, weil sie in der Lage war, durch seine Fassade aus Sturheit hindurch zu blicken und sah, wie Unruhig sein Gemüt war, wie unangenehm ihm die Situation war, in der er sich untergeben gezwungen fühlte. Und vielleicht wusste Sasukes dies auch, schluckte den Schlüssel zu seiner Reue noch weiter in dunkle Tiefen um sich nicht der Last der Schuld auf seinen Schultern ergeben zu müssen, die er unweigerlich trug. „Ich möchte, dass du mir ... uns, deinem Dorf etwas Loyalität beweist und dich an Missionen beteiligst. Damit du nicht denkst, das wäre eine Chance für dich wieder abzuhauen, wird Naruto dir Gesellschaft leisten-“ abwehrend hob Tsunade eine Hand, als sie das enthusiastische Funkeln des Wiederspruchs in den Augen der beiden, sah, die sich gleichzeitig vorbeugten nur um stumm wieder zurückzusinken. „Eure Missionen werden ausschließlich innerhalb Konohas stattfinden. Ihr werdet nur D und C-Rang Missionen erhalten. Ohne Entgeld, natürlich.“ Sie legte die Finger zusammen, sah die beiden mit einem süßlichen Lächeln an, ohne einen Hehl daraus zu machen, dass die Schadenfreude schleimig und dick von ihren Mundwinkeln tropfte. Sie genoss es und trieb Sasuke so an die Grenzen seiner Selbstbeherrschung. Unmerklich biss er die Zähne zusammen. „Aber das ist Genin Niveau! Ich bin Chuunin verdammt! Das is’ doch nicht dein Ernst!“, fuhr Naruto ihr entzürnt über den Mund, ließ seine Faust auf den Tisch donnern. Friedlich raschelnd segelten einige Dokumente zu Boden. Und Tsunade lächelte weiter, blickte Naruto mit einem Funken Desinteresse in die Augen. „Du bist Chuu-nin. Aber Sasuke nicht. Egal wie weit er es in Oto gebracht hat, hier war er ein Abtrünniger und verbleibt somit auf dem Rang des Genin.“, geschlagen und doch noch in höchstem Maße entzürnt ließ sich Naruto wieder auf den Stuhl plumpsen, sah schmollend zur Seite. „Na, dann. Wenn wir uns einig sind, könnt ihr euch unten bei Shizune schon die erste Mission für heute abholen.“ ~*~ Die Nostalgie schwebte im Raum wie dichter, undurchdringlicher Nebel, war nicht zu durchbrechen. Es hatte sich nichts verändert, seit Sasuke den Raum das letzte Mal betreten hatte, so waren die Wände immer noch vergilbt, so blätterte die blaue Farbe auf den Fensterrahmen immer noch ab und es schien nicht so, als würde sie in nächster Zeit gestrichen werden. Durch die Fensterfront fiel das Licht mit großen Strahlen in das Zimmer und der Staub der aufwirbelte, als Naruto die Flügeltür aufstieß tanzte mit den hellen Fingern der Sonnenstrahlen. Immer noch stand der lange Tisch vor den Fenstern, immer noch saßen daran die gleichen Menschen, stapelten vor sich die Missionen und diverse Informationsblätter. „Naruto?“ Kurz blinzelte Naruto gegen das Licht an, und sein Gesicht hellte sich auf, als er erkannte wer ihn mit einem der Missionszettel zu sich winkte. „Iruka-kun“ Ob es daran lag, dass Iruka mit dem Rücken zu den Lichtstrahlen saß, die auf seinen Rücken malten war nicht auszumachen, doch die Schatten, die sich auf sein junges Gesicht legten wurden deutlich, als sein Blick auf Sasuke hängen blieb. Und plötzlich wirkte es kalt im Raum. Das Sonnenlicht schien grau, als Iruka Sasuke ein kühles Nicken schenkte, sich dann wieder Naruto zuwandte und ihm das Pergament in die Hand drückte. „Wie ich sehe, hast du deine letzte Mission erfüllt ...“, knurrte er. Naruto sah zur Seite, fast als sei er beschämt. Sein Blick blieb an der Dame hängen, deren verschmierte Schminke wie eine Maske auf ihrem Gesicht wirkte. Aus ihrem rot geschminkten Mund drangen leise Schluchzer, die sie mit Taschentuch zu ersticken versuchte. Eine hilflose Shizune stand daneben, behielt die Taschentücher griffbereit, reichte ihr eines und nahm ein anderes zurück. Iruka nickte ein letztes Mal „Ich wünsche euch viel Erfolg.“ ~*~ Der Auftragszettel knisterte in Narutos Hand, als er diese zur Faust ballte. Er wirkte wütend, murmelte unnennenswerte Verwünschungen an Tsunades Hals, während er sich die Worte des Zettels noch einmal durch den Kopf gehen ließ. Vielleicht wäre seine Situation nicht so nervenraubend, würden zwei Aspekte darin fehlen. Die Mission. Und Sasuke. „Machen wir es so, wie das letzte Mal?“, fragte Naruto mit knirschenden Zähnen an Sasuke gewandt. Dieser behielt eine ausdrucklose Mine, entzürnte Naruto damit nur noch mehr. „Von mir aus.“ Naruto sah sich um, als sie aus dem Haus der Hokage traten. „Und wo fangen wir an?“, „Ich hab da so einen Verdacht ...“, „Und der wäre?“ - „Komm.“ Sasuke griff nach Narutos Hand, schleifte ihn hinter sich her in eine bekannte Richtung. Dabei überkamen ihn die Wellen der Nostalgie, die ihm schon bei Betreten des Raumes, in dem er die Mission erhielt entgegengeschwappt waren. Wie eine nie versiegende Brandung umspülten sie kalt seine Knöchel. Es hatte sich nichts verändert. Weder die Menschen, noch die Missionen, so auch nicht die Schwäche, die er hegte wenn er hier blieb. Die Hand in seiner war warm, war vertraut und fast zärtlich waren die Finger die sich mit seinen verbanden. Nein, es hatte sich wirklich nichts geändert. ~*~ Ein zweites Mal an diesem Tag blähte Sasuke die Nasenflügel und ließ die modrige Luft durch seine Lunge strömen. An seinen Wangen bezeugten Schmutz und Striemen die Anstrengungen dieser Mission. Der Fakt war, er war genervt. Er war schmutzig, er war müde und er war genervt und diese Kombination machte ihn explosiv. Er umfasste das Walkie Talkie an seinem Ohr und sprach leise in das Rauschen hinein. „Punkt A. Bin angekommen.“ Er wartete. Und wartete. „Naruto?“ „Punkt B. Bin angekommen.“ „Du bist echt langsam.“ „Egal jetzt. Siehst du sie?“ „Ja, du?“ „Nein... oh oh warte, doch ich seh’ sie.“ „Auf drei?“ „Eins“ „Zwei“ „Drei!“ Ein Kampfschrei schallte durch die dunkle Gasse, als die beiden Ninjas sich auf ihr Ziel stürzten, bestätigt wurden von einem lauten Fauchen. Zufrieden hielt Naruto sich das braune Fellknäuel mit der roten Schleife hinter dem rechten Ohr vor dir Augen, lächelte es herablassend an. „Du magst besser werden, aber gegen einen Naruto Uzumaki kommst du nicht an.“ Doch bevor er sich versah, wurde das Grinsen mit scharfen Krallen aus seinem Gesicht gewischt und lautes Fauchen und Schreien hallte durch das Dorf. Sasuke schüttelte den Kopf. Naruto hatte sich ebenfalls nicht verändert. „Lass uns dieses Theater beenden.“, und er setzte in Gedanken noch ein „das ist doch lächerlich“ hinzu. Naruto folgte Sasuke auf den Schritt, nachdem er es geschafft hatte, die Katze mit einem Fesseljutsu zu belegen. Er trug sie unter dem Arm, sah dem Farbenspiel an dem einst blauen Himmel zu. Und die Nostalgie stand Sasuke schon schäumend bis zu den Knien, als er mit in den Taschen vergrabenen Händen neben Naruto herschritt, in den Schatten des Hokagefelsen eintrat und leise ausatmete. Sasuke lehnte mit geschlossenen Augen gegen der Wand, während Naruto der Dame im Zimmer die Katze überreichte. Ein lautes „Ohh meine liebe gutzi gutzi Tora-chaaan. Endlich hab ich dich wieder. Tu Mami das nie, nie wieder an ja.“ Und sie drückte das fauchende und sich sträubende Tier an ihre Brust, wirkte glücklich. Mit einem Nicken zeigte Naruto, dass sie gehen könnten und Sasuke stieß sich von der Wand ab, folgte ihm. Die Farben am Himmel draußen vermischten sich freudig und spielten miteinander wie die eines Aquarells. Die Stimmung im Dorf beruhigte sich zunehmend sowie die morgendlichen Gerüche voller Frische und sanfter Unbeständigkeit verschwanden, übertönt wurden von den Gewürzen der Lokale, in denen schon die ersten Lichter schimmerten. Kühler werdende Briesen fegten ihnen durch das Haar während sie sich auf den Rückweg machten, es genossen, erfrischt zu werden. Sie beide wirkten erschöpft, so fraß sich die auch Müdigkeit in ihre Glieder. „Ich hatte schon ganz vergessen, wie anstrengend D-Rang Missionen sein können.“ Naruto legte die Hände hinter den Kopf, ließ seinen Gang fröhlich federn. Sein Blick lag im Himmel, in dessen Aquarell immer mehr dunkles Blau sickerte. Sasuke Blick lag auf den grauen Asphalt und er antwortete nur mit einem leisen „Hm.“ Als sie das Uchiha-Viertel betraten, führte ihr Weg sie an einem Teich vorbei, der mit seiner ruhigen Oberfläche sofort Narutos Aufmerksamkeit auf sich zog. Nur ab und an, durch kleine Briesen wellte sich das Wasser, kräuselte sich im Licht des zunehmenden Mondes. Auch wenn er lange nicht betreten worden war, sah der Steg noch recht stabil aus, selbst wenn sich der braune Lack langsam von dem knarrenden Holz pellte. Wie von selbst schritt Naruto darauf zu, ließ die Erinnerungen daran zurückkehren, wie er hier einst mit Sasuke saß. Sasuke war still gewesen. Und er selbst war es auch, blickte hinaus auf das blassblaue Wasser, manchmal hoch in Sasukes nachdenkliches Gesicht. Sie waren Kinder gewesen und es war ihnen egal, dass ihre Hände ebenso kindlich, unschuldig und vertrauensvoll miteinander verschlungen waren. Ohne jeglichen Hintergedanken. Sie ließen sich den Wind durch die Haare fahren, beobachteten die ziehenden Wolken und sogen den sanften Geruch von Blumen und frischem Gras in sich auf, speicherten es als Erinnerung, wie das Gefühl der sich berührenden Finger. Dieser Naruto, der erwachsene Naruto, der Naruto der mit einem seichten Lächeln auf seinem Gesicht daran zurückdachte stellte sich an das nahe Ende des Steges und sah auf das tiefschwarz wirkende Wasser hinaus, sah über sich die ersten Sterne aufgehen. Und neben ihn trat ein Sasuke, ein erwachsener Sasuke der mit Wehmut in den Augen an diese Zeit des inneren Friedens zurückdachte. Schon damals wuchs der kleine gesäte Keim in ihm auf, fand dort fruchtbaren Boden. Alles wirkte so, als sei es beim Alten geblieben in Wahrheit jedoch, beherrschten nun andere Privilegien die angebrochene Zeit. „Fast wie früher oder?“, durchbrach Naruto die Stille und auch wenn er flüsterte, wenn der Wind seine Stimme hätte mitnehmen können wirkte sie deplaziert und laut. „Nein“, Sasuke schüttelte den Kopf und langsam widmete Naruto ihm seinen Blick. „Nichts ist mehr so, wie es war. Und es wird nie mehr so sein. Egal, wie sehr du es dir wünscht.“ Naruto war sich in diesem Moment sicher, dass Sasuke zu sich selbst sprach. So viel Trauer lag in seiner Stimme, dass sie fast in Naruto hineinsickerte. „Was hast du dir dabei gedacht, einfach so zu gehen?“ „Du würdest es nicht verstehen.“ „Woher willst du das wissen? Wenn es nach dir geht, versteht dich niemand. Du gibst mir ja nicht einmal die Chance dich zu verstehen.“ Sasuke seufzte. „Vielleicht hast du recht und ich will nicht, dass ihr mich versteht ...“ „Aber das ist doch ... dumm. Wieso denn?“ Sasuke Blick lag in weiter Ferne, nicht hier und ohne Ziel. „Ich will nicht dass ihr wisst, wie es ist, von Rachegelüsten zerfressen zu werden. Wenn ihr morgens aufsteht, mit dem Wissen, an diesem Tag wieder nicht euer Ziel erreichen zu können. Zu wissen, dass alles was ihr heute macht sinnlos ist, euch nicht weiterbringt. Was bringt es mir denn, einer Katze hinterher zu jagen ..?“ „Spaß ...“ Sasuke schnaubte „Spaß? Hilft mir Spaß dabei, meinen Bruder zu töten?“ Narutos Stimme bebte, als er antwortete und Sasuke erschrak tatsächlich, als er das verdächtige Glänzen in Narutos Augen sah. „Denkst du immer nur an deinen Bruder? Weißt du wobei dir Spaß hilft? Um nicht so zu werden wie er. Eigentlich bist du schon längst tot. Sie dich mal an. Und weißt du was? Du hast niemals an uns gedacht. Bei allem was du gemacht hast, hast du nie an deine Freunde gedacht. Weißt du eigentlich, wie verraten wir uns gefühlt haben? Nein! Aber was sag ich da ...“, seine Stimme wurde leiser, wurde fast von dem Säuseln des Windes übertönt der durch die Bäume strich. „es hat dich damals nicht interessiert, es interessiert dich jetzt auch nicht ...“ Er wirkte wie ein Kind. Verlassen. Einsam. Und zum ersten Mal seit Sasuke fort gegangen war, traf ihn sein Egoismus wie ein Schlag ins Gesicht. Zum ersten mal seit er zurück war, wurde ihm das Maß seiner Rachgier und Blutsucht so heftig bewusst, dass er meinte den Boden unter den Füßen zu verlieren. Wie ein fortgezogener Teppich der ihm bei einem missglückten Zaubertrick das Gleichgewicht verlieren ließ. Er spürte schon den Körper, der sich an ihm vorbei drängen wollte und packte aus einem Reflex, ausgelöst von der drückenden Schuld die seine Schultern ergeben herab hängen ließ nach dem schmalen Handgelenk. Keine Reaktion. Der Blick blieb gesenkt. Erst, als Sasuke Naruto zu sich ziehen wollte, wehrte er sich. Schlug um sich. Wie ein verletztes Tier aus einem Schutzreflex heraus. Er war verletzt. So tief verletzt. So tief verankert war sein Schmerz. So gut versteckt hatte er sein Leid. Er hatte es nie verdient allein zu sein. Nicht damals. Und erst recht nicht jetzt. Sasuke presste seine Lippen auf Narutos, doch sein Kopf flog mit peitschendem Haar zur Seite, als die schallende Ohrfeige mit reißendem Schmerz seine Wange traf. „Du kannst mich nicht einfach küssen, wenn es dir nicht passt, was ich sage. Man küsst Menschen nicht einfach so.“ Und er spuckte Sasuke die Worte mit soviel Wut ins Gesicht, dass diesem einen Moment die Worte fehlten. Er ließ das zitternde Gelenk jedoch nicht los, griff etwas fester darum und zog Naruto näher an sich. Wütend, traurig, so voller explodierender Emotionen war das Blau in Narutos Augen, wandelte sich kurz zu brennendem Rot. Langsam, langsam genug, als dass Naruto ihn wieder hätte von sich stoßen können näherte er sich Narutos Gesicht, doch dieser tat nichts, beobachtete nur das Funkeln der schwarzen Augen, die ihm immer näher kamen. Er spürte schon den heiß gehauchten Atem, der über Sasukes geöffnete Lippen floss. Näher. Immer näher kamen die Lippen seinen, immer mehr schlossen sich die Augen und Momente, fliegende Momente später fühlte Naruto die Lippen auf seinen. Weich und warm. Anders, als die Male davor. Zärtlich und bittend. Bittend um Ruhe, um das Einverständnis, jetzt still zu sein. Und er ließ ihn gewähren. Sie fielen, sie verloren sich, fielen hintenüber in eisigkaltes Wasser welches in schwappenden Wellen über ihren Köpfen zusammenbrach und sie umgab, sie einschloss. ~*~ I don't need no Fakes around me All I want is you to be with me Here I am All these Words have lost their Meaning I just hope you hear my silent Scream ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Artist: Cinema Bizarre Song: Silent Scream Woah Leute, das war Knochenarbeit. Und ich will gar nicht hören, dass es 'von der Story her nötig war.' Ich hab mich sehr schwer getan bei dem Song ... Und außerdem ... ich hab die Naruto Folgen 1-6 nochmal geschaut um den Namen dieser dummen Katze rauszufinden *pöbel* Naja, ich hoffe das hat eure Ansprüche für ein Kapitel gestillt ... Ich fand die Vorstellung von Sasuke und Naruto als Kinder händchenhaltend am Teich so romantisch und niedlich, dass sie da rein musste ... MiharuEndoh Kapitel 10: Selfcontrol ----------------------- My Hands are searching for you My Arms are outstretched towards you I feel you on my Fingertips My Tongue dances behind my Lips for you ~*~ Das Wasser rauschte in seinen Ohren, wie das pochende, pulsierende Blut in seinen Adern. Sein aufgeregtes Herz schlug viel zu schnell in seiner Brust, prallte hart gegen seine Rippen und brachte das Blut in Wallungen. Sasuke kniff die Augen zusammen, keuchte, als er auf stechend kalte Oberfläche prallte, die nachgab, die ihn sinken ließ. Jegliche Wärme, die er zu fühlen geglaubt hatte verflüchtigte sich schlagartig, als Naruto sich von ihm löste und neben ihm ins Wasser fiel. Nur noch von zwei Fingern gehalten verloren sie sich nicht in Kälte und Dunkelheit. Jene Finger waren verschlungen miteinander, waren der Beiden einziger Halt in absoluter Verlorenheit. Als Sasuke die Augen aufschlug, brennenden Schmerz ignorierend wegblinzelnd, der ihm in die Augen schwappte, sah er verschwommen den Körper neben sich. Das orange Schimmern seiner wellenden Kleidung. Das blonde Haar glitt weich und seidig glänzend durch die unsichtbaren Finger des kalten Wassers. Sasuke erschrak, als sich der Halt zu lösen versuchte, als Narutos Finger sanft und gefährlich an seinen entlang streiften, sah schon, wie sie sich aus seiner Reichweite entzogen, von ihm verschwanden und in aufwallender Panik versteifte er den Griff um die Finger, zog den leichten Körper näher an sich heran, keinen Widerstand spürend, als er seine Hand in das Kreuz des Anderen drückte, die Körper zusammenstoßen ließ, in unendlicher Leichtigkeit. Erst in diesem Moment drang es zu ihm vor, wie schlank der Körper eigentlich war, wie dünn, geradezu schmächtig und es war ihm unbegreiflich, welch eine starke Persönlichkeit darin lebte, wie diese es schaffte, nicht die Grenzen seines Körpers zu sprengen. Er wollte ihn halten, ihn beschützen ... Das Wasser tötete jeden Laut, nahm sie aus Narutos Mund, nahm sie in seinen Eigenen und verschluckte sie selbst und so verschwanden sie. Sasuke war dankbar für diese Stille. In seinen Ohren hallten die Worte, die immer wiederkehrenden Vorwürfe, wie von einem kaputten Grammofon verzerrt immer wieder gespielt und wiederholt. Wie ein Seil schlang sich die Melodie um seine Knöchel, nahm ihm die Möglichkeit, zu laufen, zu fliehen, vor sich selbst zu fliehen ohne zu stolpern, zu fallen, in dem Klang der Vorwürfe zu versinken und daran zu ersticken. Und er wusste, er würde Naruto nicht zum Schweigen bringen können, würde er es mit der gleichen, konsequenten Gewalt versuchen, mit der er alles Andere in seinem Leben zerschlagen hatte. Denn Naruto passte nicht in die Bahnen, die Sasukes Leben führten und vielleicht war dies eines der Dinge, die Sasuke dazu brachten, die Hand an Narutos Rücken entlang streifen zu lassen, voller Begehren die Wirbelsäule zu ertasten, daran entlang zu fahren. Es wirkte unmöglich, dass Narutos Körper trotz kaltem Wasser immer noch einen Hauch Wärme ausstrahlte, so begehrte Sasuke ihn noch mehr, war sich der Gefahr, sich zu verbrennen bewusst, aber verdrängte es, wollte sie auskostend genießen. Er sah über sich schon, wie das Licht langsam durch die dünner werdende Wasserdecke brach, und fast, als habe er Angst, Naruto würde wieder etwas sagen, ihm etwas vorwerfen, bot sich ihm die nächste Gelegenheit dazu, schloss Sasuke die Augen, drückte seine Lippen auf Narutos, vorsichtig, fühlte keinen Widerstand. Eher ein erwünscht stummes Einverständnis und begriff; er hatte den Zwang aus seinen Taten gehen lassen, durfte sich der Sehnsucht hingeben, in Schuld ertrinken. So gab er sich der Empfindung hin und unter seinen eigenen fühlten sich Narutos Lippen erstaunlich kühl an. Zusammen brachen sie durch die mondbeschienene Wasseroberfläche. Sie lösten sich von einander, mit einem Hauch Widerwillen, schnappten dann nach verwehrter Luft, welche ihre Gemüter kühl und etwas befremdend nach dem Gefühl des Wassers erfrischte. Naruto schüttelte den Kopf wie ein Hund. Das Haar flog, ließ kleine Wassertropfen davon steben, auf Wasser fallen und zerspringen, auf Sasukes Gesicht spritzen, ihn zurückweichen lassend. Sasuke indes wandte sich ab und egal, wie schnell er schwamm, sein Gewissen, sein Denken war in all seinen Farben und Facetten zurück auf ihn niedergeprasselt, eisigkalt wie Herbstregen. Er hatte sich Sehnsucht und Verlangen eingestanden, war erschreckt über sich selbst. Hinter sich hörte er das Platschen Narutos Überhasteter Bewegungen im klaren Wasser, waren darum bemüht, ihm nachzukommen, ihn nicht entkommen zu lassen. Sasuke betrat das erreichte Ufer ohne Rückblick auf Naruto, der ihm stolpernd hinterher hastete, neben ihm trabte, sprühend vor lebhaftem, jugendlichem Enthusiasmus. Sasuke vergrub die Hände in den Taschen, sah den Wassertropfen zu, die von seiner durchnässten Kleidung auf die Steine tropften und glänzend wie kleine Diamanten darauf zerbarsten. Neben ihm Naruto. Fröhlich grinsend und auch, wenn er still war, wenn die wundgeküssten Lippen geschlossen waren, er brüllte seine Glückseligkeit mit seiner ganz eigenen unschuldigen Naivität in allen Farben und Klängen in die graue Welt, sodass diese sich schon fast selbst erhellte. Kindlich glaubend, alles war in Ordnung, oder dies war Sasukes Weg, die Situation zu verstehen. In der Hoffnung, Sasukes sei es ernst mit ihm. Im Licht einer Laterne wischte sich Sasuke eine nass glänzende Strähne von der Stirn. Beobachtet von Naruto. Wie von selbst reckte er den Arm, als Sasuke seinen sinken ließ, stieß mit seinen Fingern sanft fordernd Sasukes an, spürte die kalte Haut und zu seiner Freude ebenfalls keinen Widerstand, so wollte er seine Finger um Sasukes schlängeln, die blasse Hand in seiner wissen, doch die Hand entzog sich ihm, flüchtete sich zurück in die durchweichte Hosentasche, klebend an Sasukes Körper. Narutos verwundeter Ausdruck weilte nur Momente, so machte er gute Mine zu bösem Spiel, redete sich ein, Sasukes wortloser Rückzug sei darauf zurückzuschieben, dass er Zeit brauche. Und Naruto hoffte, dass das wachsende Gefühl von Selbstbetrug von allein sterben würde. Im schlimmsten Fall abgetötet werden konnte. ~*~ Gemeinsam betraten sie das Uchihaanwesen, ließen sich mit der Wärme und Dunkelheit ein, die sie hier empfing. Waren dankbar, dass das Bibbern der Kälte etwas nachließ. Und ebenso gemeinsam stiegen sie die Treppe zum Obergeschoss empor, in dem Naruto verwundert zusah, wie Sasuke das Badezimmer betrat und grade als er die Hand auf die Klinke seines Zimmers legen wollte, flog ihm etwas ins Gesicht. Weich und angenehm fiel es ihm in die Hände. Verdutzt blickte Naruto von dem Flanellhandtuch in seiner Hand auf, in Sasukes Gesicht, welches im Türrahmen auftauchte. „Trockne dich ab. Du tropfst auf den Boden.“ Sich selbst abtrocknend schritt Sasuke bemüht lässig über den Flur und grade, als Naruto ein Wort des Einspruchs erheben wollte, fiel die Tür hinter ihm ins Schloss, ließ Naruto mit einer erdrückend stillen Gleichgültigkeit allein im Flur zurück. Er betrat allein sein Zimmer, sparte es sich, das Licht anzumachen. Sein Gemüt aufzuhellen, vermochte es ohnehin nicht. Er selbst fragte sich, welchen Gedanken er nach, in einer solchen Situation nachgehen sollte, nachgehen durfte. Nachdenklich trocknete er sich die Haarspitzen, öffnete den Kleiderschrank und der Geruch von gewaschener Wäsche zog ihm in die Nase, zusammen mit dem alten Staub auf den Möbeln, machte es das aufkommende Gefühl der Trostlosigkeit komplett. Und letztendlich war er sich seiner Gedanken klar; Er wollte Sasuke. Sasukes Lippen auf seinen. Aus dem Schrank fischte er mit vorsichtigen Fingern ein sauberes Shirt. Schwarz. Zog es über und war sogleich umhüllt von einem nur zu bekannten Geruch. Frisch und angenehm, Sehnsucht weckend. Unbewusst blähte er die Nasenflügel, sog den Duft gierig ein, spürte schon fast Sasukes Präsenz und seine einstige Anwesenheit, als er sich den raschelnden Stoff durch die Finger gleiten ließ. Nun war ihm die Sehnsucht, die er spürte nicht mehr ganz so rätselhaft. ~*~ Ihm kam die Situation gespenstisch bekannt vor. Die Klinke war kalt unter seinen Fingern, der Flur war dunkel und die spottenden Schatten an der Wand drängten ihn dazu, den Raum endlich zu betreten. Mehr noch als das Unwohlsein, trieb ihn seine Sehnsucht, suchend nach Berührung, nach Zuneigung, nach ...- Sasuke. Doch weder das Eine noch das Andere war stark genug, um sich helfend auf seine Hand zu legen um die Klinke herunter zu drücken. Woher kam nur diese Scheu? Diese Schüchternheit? In Anbetracht der Geschehnisse, kam es Naruto sowieso lächerlich vor, diese Hemmungen zu haben. Noch eine ganze Weile stand er so da,- regungslos. Nicht merkend, dass die Kälte seine Knöchel hinauf kroch und erst, als sie sein Hirn kühl und feindlich erreichte, wandte er sich seufzend ab, trottete die Treppe hinab, suchte nach einem Fluchtort. Etwas, das seine fressende Sehnsucht zu stillen vermochte, ohne Sasuke damit zu belasten. Denn nach seinem Empfinden, war Sasuke selbst noch nicht bereit, für ein erneutes Zusammentreffen. Er kannte die Situation ebenfalls, als er die letzte Stufe zum Flur übersprang, gefolgt von Schatten in die Küche eintauchte, die Glastür öffnete und mit klopfenden Schritten auf das rau, splitternde Holz der Veranda trat. Er blickte in den Garten, an dem dichten Gestrüpp entlang und meinte mit einem Lächeln, den buschigen Schwanz einer Katze verschwinden zu sehen. Just in dem Moment, in dem Naruto auf seinen Platz hinab sah, sich dort niederlassen wollte, schob sich eine Wolke vor den Mond, nahm den letzten Anflug des einstigen Glanzes aus Sasukes Augen, die ausdruckslos zu Naruto aufsahen. Und Naruto freute sich auf eine naive Art und Weise, ihn zu sehen, setzte sich neben Sasuke. Es war Naruto ein Rätsel wie facettenreich das sonst so kalte Gesicht Sasukes aussehen konnte, welch rätselhafte Regungen es zeigen konnte. Waren doch bis jetzt nur Funken der Wut und des Hasses aus den schwarzen Augen gestoben, verspürte Naruto den Drang, die Sehnsucht darauf, den Iriden einmal ein Feuerwerk der Freude, des Verlangens oder der Euphorie, der Zuneigung zu entlocken, es in all seiner Hitze zu spüren, in all seinen Farben zu sehen. Langsam hob er die Hand, reckte sie nach Sasukes blasser Haut, berührte mit vorsichtigen Fingern Sasukes Wange, weich und warm schmiegte sich die Haut unter seine Finger. Warm und gerötet von der Mission des Tages, von dem Erlebnis im Teich, wirkte sie so anders und nicht zu Sasuke passend. In Gedanken nannten sie die Geschehnisse beide nicht beim Namen. Langsam schloss Naruto die Augen, genießend sog er Sasukes frischen, bekannten Geruch ein, der vor ihm her schwebte, von dem er umhüllt war und war wie verzaubert von dem prickelnden Moment, kurz bevor sich ihre Lippen ein weiteres Mal treffen wollten. Doch dann spürte er zwei schmale, knochige Finger auf seinen Lippen, öffnete die Augen wieder, verdutzt, erstaunt, fragend, als er Sasuke trotz der Zurückweisung so nah sah. „Nicht.“ „Warum?“ „Weil es falsch ist.“ „Aber-“ „Und du weißt das!“ „Vier mal?“, entrüstete sich Naruto, versuchte die aufkommende Wut und Verzweiflung zu verstecken, doch es gelang ihm nicht. Wie sehr ihn diese merkwürdige Gleichgültigkeit, gespielt oder nicht, verletzte, wollte er nicht zeigen. Lieber zeigte er seine Aggression die entbrannte und in seinen Augen lodernde Form annahm. Wie zähflüssiges Eisen floss die Wut durch seine Adern, verbrannte dort mit der aufkommenden Hitze alles an Reue, alles an Resignation. Es zerfraß seinen Verstand, und er sah nichts mehr, nur rot lodernde Wut, nur aufkommenden Schmerz in seinem Inneren, der den klaren Verstand überspülte, sich auf ihn legte und erstickte. Alles was er noch sah war glühendes Verlangen. Sasuke, der langsam vor ihm zurückwich. Er verstand die Angst nicht, die sich in Sasukes Augen spiegelte, warum dieser über den splitternden Boden zurückrutschte und doch genoss er diese Macht die er zu haben glaubte. Er hörte das Echo der Worte die er einst Gedacht hatte. Er spielt nur mit mir. Wie ein stiller Triumph blähte er die Nasenflügel, gierig roch er den Schweiß, der Sasuke ausbrach und erkannte ihn als Angstschweiß. Er biss sich auf die Lippen, war fast verwundert, als er dort Blut schmeckte, salziges Blut, von metallischem übergangen. Er spürte, wie seine scharfen Eckzähne über seine Lippen kratzten, wie er sie fletschte, den Mund nicht mehr ganz schloss. Er wollte sie in Sasukes weiche Lippen rammen, dessen Blut schmecken, den keuchenden, abgehackten Atem hören, spüren, wie er sich warm und feucht mit dem Blut vermischen würde, das er allein von der warmen Haut lecken durfte. Er bewegte sich mit federnden, katzenhaften Schritten über das Holz, flink wie ein lauernder Fuchs, spürte wie Nägel von ungekannter Länge aus seinen Fingerspitzen brachen, wie sie über den Boden kratzten, den Lack noch weiter fortkratzten, als er lief, den letzten Abstand zu Sasuke überbrückte. Wie ein Echo aus einer anderen Welt, eines, das wie durch Nebel gedämpft zu seinem Ohr drang und darin hallte, hörte er immer wieder einen Namen. Gesprochen mit dem explosiven Feuerwerk an Gefühlen, welches Naruto schon immer aus Sasukes Zügen lesen wollte. Explosive Angst. „Naruto! Komm wieder zu dir!“ Langsam, langsam fühlte er den Körper unter sich, er berührte die feste Brust, spürte unter seinen empfindlichen Fingerspitzen das ängstlich schnell schlagende Herz. Aufgeregt und ungehalten floss das rauschende Blut. Er roch Sasuke stärker denn je, spürte, wie er sich unter ihm wand, als er sich auf seine Hüften setzte, die kräftigen Beine neben seinen spürend. Die Stimme, immer wieder rufend, herrisch, voller Angst, voller Sorge. „Naruto!“ Hände griffen nach seinen Schultern, Hände rüttelten ihn und er nahm die heraustretenden Adern an Sasukes Armen wahr, doch ließ er sich davon nicht beirren, ignorierte die Fingernägel die sich verzweifelt in seine Schulter gruben. Er senkte sich zu Sasuke hinab, sah fliegende Momente lang in das sonst so ausdruckslose Schwarz, das nun wirkte, als verliere sich der Besitzer langsam in eben jener Farbe. Naruto schmeckte Blut. Köstliches Blut, ersehnt, erreicht auf seiner Zunge, er hörte Sasukes schmerzvolles Aufkeuchen, als er dem Gesicht unwahrscheinlich nah war, seinen Atem über die Haut gleiten ließ und dann seine Zähne genüsslich langsam in die weichen Lippen Sasukes bohrte und innerlich seufzte die Lust erleichtert auf, als er das Blut weiter von Sasukes Kinn leckte. Wieder wurde er gerüttelt, die Nägel in das Fleisch seiner Schultern gedrückt, und plötzlich, mit einem Klatschen und einem reißenden Schmerz in seiner Wange, wirkte das panisch geschrieene „Naruto!“ erschlagend laut. Als würde sich sein Magen umdrehen, als würde ihm alles was er je in seinem Leben zu sich genommen hatte dick und schlackig wieder hochkommen, übernahm ihn der Brechreiz. Auf einmal wirkte das Blut auf seiner Zunge, das herablaufende Blut an seinem Kinn nicht mehr süß, nicht mehr köstlich sondern widerwärtig. Das Eisen, das in ihm gelodert hatte, kühlte ab, blieb kalt und klumpig in seinen Adern liegen und Naruto fühlte sich beschmutzt, fühlte sich, als müsse er eingetrocknete Krusten Blut von sich waschen, fort kratzen bis er sein eigenes Blut sehen konnte. So erbrach er sich über die Veranda. Die Stille wirkte erdrückend laut, als er sich keuchend und zitternd auf allen Vieren hielt, auf seine Hände starrte deren Krallen sich langsam zurück zogen. Kalt und wohltuend legte sich eine Hand auf seine Stirn und er schloss die Augen, um nur dies zu fühlen, nur zu fühlen, wie ihn warme Arme umschlossen, ihn einfach fest hielten. Warm und ignorierend, dass er bitter salzig und ätzend riechend nach erbrochenem Speichel schmeckte legten sich Lippen auf seine. Beruhigend. Einlullend. Etwas, das er noch nie in Sasukes Anwesenheit spüren durfte und so legte er seinen Kopf auf Sasukes Schulter, sog den beruhigenden Geruch ein. „Was ist passiert?“, fragte er erschöpft. Sein Kopf pochte. Seine Glieder schmerzten. „Kyuubi ...“ ~*~ I can feel you all around me Holding on to what I'm feeling Savoring this Heart that's healed Take my Hand I give it to you Now you own me ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Wer das Feuer sucht, der verbrennt sich daran. Wer das Eis sucht, der erfriert daran. Und wer die Rache sucht, der zerbricht daran. - Hermann Hesse | Der Steppenwolf ~*~ Artist: Flyleaf Song: All around me War das überhaupt irgendwie verständlich ôo Kapitel 11: Losing ------------------ I'm holding on your Rope Got me ten Feet off the Ground And I'm hearing what you say But I just can't make a Sound You tell me that you need me Then you go and cut me down But wait ... I'd take another Chance, take a Fall, take a Shot for you ~*~ Die Hand in seiner war warm, war angenehm und haltend, schenkte einen süßen Trost. Sasuke zog Naruto hinter sich her, zurück zu den einkreisenden Wänden und das erste Mal seit langem war es Sasuke egal, dass die Schatten ihn verfolgten. Alles was er wollte, für sich und für Naruto, war es, den bitter widerlichen Nachgeschmack des Geschehenen davon zu waschen, so tun zu können, als sei es nie passiert. Das erste Mal war es nicht der Gedanke um seine Schwäche, der in Sasuke Kopf kreiste, sondern der um seine Dummheit. Denn eben jene war es gewesen, die Naruto dazu gebracht hatte, sich missverstanden, vor den Kopf gestoßen und unerwünscht zu fühlen. Alles was er wollte war ein Kuss. Sie strauchelten gemeinsam die Treppe herauf und jedes Mal, wenn Naruto zurück blieb, wenn er stolperte, wenn er Gefahr lief, seine Finger von Sasukes zu lösen, fasste dieser stärker und zerrte Naruto näher an sich. Noch immer hatte sein Atem sich nicht vollends beruhigt. Sein Ziel war das Badezimmer, durch dessen Tür er Naruto vorsichtig geleitete, nachdem sie die Hürde der Treppe hinter sich gelassen hatten. Als er das Licht entflammte, wirkte der Raum auf eine unpersönliche Art steril und kahl, sodass Sasuke blinzeln musste um sich wirklich in dem Raum wieder zu finden, in dem er zu sein glaubte. Bevor er den blassen Naruto auf dem Rand der Badewanne platzierte, ängstlich darum, dass seine Kräfte nachgeben könnten und er hintenüber fiel, sah er sich selbst einen Moment im Spiegel. Wie ein Geist, blass, fast weiß im Gesicht. Nur seine Lippen waren von merkwürdig Rot leuchtender Farbe, waren spröde und bildeten Krusten, die geradezu danach verlangten, wieder fortgekratzt zu werden. Er leckte sich fahrig darüber. Er ließ Wasser ein. Feuchter Dunst stieg in Schwaden auf und verteilte sich langsam im Raum. Der Spiegel beschlug und es war Sasuke so nicht mehr möglich, sich vor seiner eigenen Gestalt zu erschrecken. Vielleicht hätte er nachtragend sein sollen, wenn er Naruto betrachtete. Vielleicht hätte er sich vor ihm ekeln, ihn verabscheuen sollen doch es war ihm, als sei es nicht Naruto gewesen, der stinkenden Atem an seinem Hals, an seinem Gesicht entlang gesandt hatte. Die Person, der er das Hemd über den Kopf zog war eine vollkommen andere, wehrlos, fast hilflos, die entkräftet von Wut mit sich machen ließ, was immer man plante. Der Stoff raschelte, als Sasuke ihn in seine Hände nahm um ihn zu der anderen Schmutzwäsche zu werfen. Der Geruch von beißendem Schweiß stieg ihm in die Nase. Naruto saß nun halb entkleidet auf der Badewannenkante, krallte sich daran fest sodass seine Knöchel im silber – abweisenden Licht der Deckenleuchte weiß und hart heraus schimmerten. „Naruto. Zieh dich aus. Steig in die Wanne. Ich seh’ nicht hin.“ Tatsächlich sah er in den Momenten fort, in denen sich Naruto die stinkenden, verschwitzten Kleider vom Leibe schälte und mit einem Platschen und seichtem Wellenschlagen des Badewassers in die Wanne stieg. Schaum stieg herauf und einzelne Bläschen zogen gen Decke, um dort leise zu zerplatzen. Sonst zerfraß ihn eine Begierde danach, denn dünnen, schönen Körper des Anderen zu mustern, dessen Anatomie und Muskelspiel zu beobachten vielleicht sogar anzufassen, wenn sich die Möglichkeit bot und er hätte geschielt, wenn sie sich unter normalen Umständen befunden hätten. Jetzt war Naruto, in der Badewanne, mit nassen Haarspitzen, halb herabgesunkenen Lidern und immer noch leicht aufgeregt bibberndem Körper nichts weiter als ein Kind, das nach Schutz suchte. Und hingegen aller Vorsätze und Kenntnisse, die Menschen über Sasuke Uchiha gemacht zu haben glaubten, war er bereit, diesen Schutz zu geben, fürsorglich zu sein. All diese Gedanken schwirrten in seinem Kopf, während er sich mit der Zahnbürste den Mund ausschrubbte, mit beißend schmeckender Paste versuchte den Geschmack des Ekels davon zu putzen, der sich wie festgebrannt auf seinen Lippen anfühlte. Er achtete darauf, dass Naruto nicht einfach das Bewusstsein verlor und im Schaummeer ertrank doch je länger Sasuke ihn ansah, desto sicherer war er sich des Wissens, dass Narutos Lebensgeister langsam wieder zurückkehrten, der Glanz in seinen Augen wieder zu funkeln begann und sich das Licht brach, wenn vor seinen Augen eine Seifenblase platzte. Seine Finger tanzten auf dem Wasser, als er versuchte die Bläschen einzufangen. „Sasuke“, sagte Naruto, während seine blauen Augen glänzend auf dem Wasser lagen. Sasuke spuckte aus und blickte Naruto fragend an. „Entschuldige.“ Er lächelte ein herzerwärmendes Lächeln. Sasuke brachte es nur dazu, die Gesichtszüge ein wenig zu entspannen. Wenn er derzeitig in der Lage wäre, sich vollkommen zu kontrollieren, hätte er schon jene kleine Gefühlsregung nicht mehr zugelassen und Zähneknirschend verkündet, dass sie ihm und seinem Wesen nicht im Geringsten entsprach. Was eigentlich auch die Wahrheit war. Doch jetzt, mit Naruto neben sich, noch geschwächt und kindlich aussehend, nach vergänglichen Seifenblasen jagend musste er sich eingestehen, dass er sich geändert hatte, dass er das Gefühl hatte, eben eine dieser Seifenblase hätte auf seine Brust gedrückt und wäre mit einem letzten Glänzen fröhlich und freudwillig geplatzt, Freiheit zurückgebend. Aber eben nur, so lange Naruto da war, um die vielen ölig schwarzen Bläschen aus Hass, Rachegelüsten und Blutsucht von eben jenem Talk und Teer reinzuwaschen und durch nur eine kurze Berührung zum Platzen zu bringen. Sasuke seufzte und gab verspätet seine Antwort. „Schon gut.“ Andere hätten jetzt sicher gelächelt. Sasuke schüttelte den Kopf und vertrieb den Gedanken an die anderen, an die Normalen aus seinem Kopf. Er lehnte sich gegen das kalte Waschbecken, beobachtete Naruto dabei, wie er mit dem Schwappen des Wassers wieder aus dem Schaum auftauchte und sich das nasse Haar aus dem Gesicht strich. Eigentlich waren sie beide nicht normal. Eigentlich war nichts um sie herum vollkommen normal. Ein Schatten des Wahnsinns vorfolgte Sasuke im Traum und in der Realität. Ein Schatten mit Namen Orochimaru. Und Naruto war labil durch das Wesen in ihm, durch all den Schmerz, den es auszuspucken versuchte und es war immer möglich, dass Kyuubi dafür sorgte, dass Naruto die Kontrolle über sich – über seine Gefühle – noch tief verschlossen, verlor. Und eigentlich, wenn Sasuke all dass betrachtete, sich selbst ansah und Naruto neben sich, war es unmöglich, dass es normal aussah, die gebräunte, warme Hand in seine zu nehmen. Eigentlich war in Sasukes Leben gerade sowieso alles unmöglich. Er warf ein weißes Handtuch für Naruto auf den Rand der Badewanne und verschwand in sein Zimmer, mit der Absicht wenige Momente allein zu sein, Geschehenes etwas sacken zu lassen und den dicken Schleim, der sein Denken immer wieder um Naruto leitete, etwas zu verflüssigen. ~*~ Naruto pustete Seifenblasen fort, die seiner Nase zu nahe kamen und sah ihnen dabei zu, wie sie davon flogen oder platzten. Das Zittern seines Körpers hatte nachgelassen und auch die Eiskristalle, die in seinen Venen gesteckt hatten schmolzen durch mollige Wärme, die ihn umgab. Schlacke und Schmutz des schlechten Gewissens, der seinen Körper verkrustet hatten sowie der Schweiß der körperlichen und seelischen Anstrengung der ihn unfähig gemacht hatte, sich zu bewegen war davon gebrochen und fiel von ihm ab, während er sich immer weiter ausfüllen ließ von Wohlsein und die Klumpen des Ekels und die der Schuld um das fließend gemachte Blut floss aus seinen Venen. Er hatte die Wut in seinem inneren explodieren lassen und jetzt war er nur noch ausgelaugt, wollte hier liegen und dem Knistern des Schaums zuhören. So lange, bis das Wasser um ihn herum kalt wurde, oder noch länger. Er fasste nach dem Handtuch, drückte es sich gegen die Nase und roch dort den Geruch von frischer Wäsche, von Sasuke. Überall roch es nach Sasuke, vielleicht noch ein Bisschen nach sanfter Seife und süßer, dicker Honig des puren Genusses floss nun in ihm. Nach all den Dingen, die er in den letzten Tagen erleben, durchleben, überleben musste war es eine Wohltat jetzt einfach nur da zu liegen. Zu wissen, dass Sasuke mit Sicherheit noch da war, gleich nebenan, wenn er es doch schaffen sollte, seinen schweren Körper aus der Wanne zu hieven. „Naruto? Bist du in der Wanne ertrunken oder was“, hallte Sasukes Stimme durch den Flur und durch das Knistern des Schaums hindurch zu Naruto, der eines der genießerisch geschlossenen Augen einen Spalt breit öffnete um nicht doch noch einzuschlafen. „Nein, ich bin ok.“ Er pustet wieder ein paar Bläschen weg und tauchte bis zur Nasenspitze hinunter. Es war so schön, so schön, so schön ... ~*~ „Naruto!“ Er blinzelte wild, spürte Kälte um sich herum und als er den Arm hob, spürte er flüssiges, schwappendes durch seine Finger gleiten. Er blinzelte wieder und öffnete dann die Augen, sah an sich herab und bemerkte, dass er noch immer in der Wanne lag, dass Sasuke neben ihm stand und dass sich – zu seinem Erschrecken – schon der größte Teil des Schaums verflüchtigt hatte. Er riss die Augen auf, setzte sich hin und brachte das Wasser in hektische Bewegung, versuchte Blöße zu bedecken. Sasuke schüttelte nur den Kopf, sah resigniert zu Naruto hinunter. „Du hast es echt geschafft in der Wanne einzuschlafen“, sagte er mit eben so resignierter Stimme, wie seine Gesichtszüge anmuteten und riss noch ein Handtuch von der Heizung, warf es Naruto auf den Kopf. „Raus jetzt.“ Wieder bibbernd, diesmal vor Kälte wartete er, bis Sasuke sich aus dem Bad entfernte und er aus der Wanne stieg, das Wasser an sich herab tropfen ließ und sich dann trocknete. Peinlichkeit. Er war so zufrieden gewesen, von Wärme umgeben, dass er sich tatsächlich hatte gehen lassen. Vor Sasuke. Vielleicht sogar beobachtet von Sasuke. Naruto schluckte. Er schlich sich möglichst schnell durch den Flur, da nur ein Handtuch seine Hüfte umfing. Er tropfte auf den dunklen Boden und war froh, diesen bald hinter sich gelassen zu haben. Er wusste genau, dass es ihn wieder zu Sasuke drängen würde, hätte er sich einmal angezogen und er kannte schon das süße Gefühl, wenn er sich neben ihn setzen würde, nur um sich anzusehen, vielleicht um zu reden, vielleicht um sich zu berühren. Vielleicht waren Sasukes Mauern auch schon ein wenig gefallen. Oder hatten wenigstens begonnen zu bröckeln. Naruto riss ein Shirt aus dem Schrank und roch wieder den so bekannten Duft. Auch eine Shorts fand er noch und aufgeregt wie ein Kleinkind schritt er durch den Flur. Die Tür zu Sasukes Zimmer war geöffnet und als er vorsichtig den Kopf hinein steckte, fand er Sasuke auf dem Bett liegend, die Hände hinter dem Kopf verschränkt an die Decke starrend. Trotz der zugezogenen Vorhänge erkannte er, dass auf den Himmel draußen wieder bunte Wasserfarben geschüttet wurden, die langsam verliefen. Es dämmerte. „Du hast mir eine Nacht schlaf gekostet“, sagte Sasuke tonlos. Er hatte Naruto in seiner Tür schon längst bemerkt und vielleicht war das Gefühl der Süße, das durch seine Venen floss, Freude. Ungezeigt. Naruto hockte sich neben Sasuke auf das Bett und beobachtete das beschattete Gesicht. „Ich sagte schon, entschuldige.“ „Und ich sagte schon, schon gut.“ „Warum nölst du mich dann an?“ Sasuke hob skeptisch eine Augenbraue und sah Naruto verschleiert an. „Naruto. Du hast mir fast deine Zähne in den Hals gerammt. Und das wegen einer Kleinigkeit. Willst du mich jetzt wegen so was anfallen?“ Naruto sah beschämt zu Boden, dann auf seine Hände. „Hör doch einfach mal auf, so ein Arschloch zu sein.“ „Hör du auf, so naiv zu sein.“ „Ich bin nicht-“ Eine Hand griff nach seiner, drückte sie und Naruto sah Sasuke aufgesetzt neben sich, den Blick in seine Augen gebohrt. „Es ist schon naiv von dir zu glauben, du seist es nicht.“ Sasuke wollte darüber reden. Vielleicht wollte er Naruto auch ein wenig seiner Schwäche vorwerfen. Naruto hasste es, zu reden. Zumindest über dieses Thema, so und mit Sasuke. „Hör mal ich ... es tut mir leid ok. Können wir das jetzt bitte sacken lassen.“ Er bat sonst nie mit solchen Nachdruck. Wenn er dann einmal um etwas bat. Sasuke um etwas bat. Doch zu groß war der Ekel, den er von diesem Thema hegte und er wollte für heute nicht mehr an den bittersalzig metallischen Geschmack von Blut auf seiner Zunge erinnert werden. „Hm. Du kannst nicht vor dir selbst weglaufen.“ „Das sagt der Richtige“, murmelte Naruto. Immer musste jede Unterhaltung in einem Streit enden. Vielleicht damit beginnen oder sich zu einem entwickeln. Der Streit war unvermeidbar, war immer in der Nähe, war immer auf der Lauer und es ging einfach nicht, ihn in seiner dunklen Ecke zu belassen, ihn dort vertrocknen zu lassen, weil er keinen Nährstoff fand. Denn den fand er immer. Und auch, wenn in beiden der stille Wunsch hallte, sie nicht zu streiten, einmal ein stilles, friedliches Beisammensein zu genießen, blieb der Wunsch stumm. Er wand sich zwar in beiden, brachte Magenverstimmung und Kopfschmerzen doch konnte die schweren Ketten aus Stolz nicht sprengen. Und dann waren da Lippen auf Narutos. Weich. Mit leichtem Druck pressten sie Stromstöße durch seinen Körper. Und ebenso kurz wie ein Stromstoß, zog sich Sasuke zurück, einen Nase lang entfernt nur, sah in Narutos Gesicht, als dieser blinzelte. Verwirrt, immer noch etwas sprachlos vor Überraschung, die in ihm hin und her sprang wie ein mit zu viel Wucht geworfener und nicht wieder eingefangener Gummiball. „Wie ... ich meine was ... ich meine ... warum“, stotterte sich Naruto überrascht zu recht, leckte sich fahrig über die Lippen und meinte immer noch die spröde Haut des anderen zu fühlen. Trocken und doch irgendwie angenehm, anschmiegsam, angenehm, erstrebenswert ... „Sieh es als ... Entschuldigung an.“ Weil er es wollte und er es ihm nicht gegeben hatte. Weil er nur deswegen diesen Ausbruch hatte. Weil er es auch wollte. Weil er des Streitens müde war. Doch ausgesprochen hatte und würde er es nie, denn damit hätte er seinem Stolz den Gnadenstoß gegeben, und sich selbst die Klippe hinab gestoßen. Außerdem hätte ihm der Kitsch dick und ölig wie Schlamm von den Mundwinkeln getropft und dies war einfach nicht sein Styl. Zudem ging jedes weitere Wort unter einer neuen Berührung unter, die Schläge durch seinen Körper sandte, die sich an seinen Fingerspitzen anfühlten, als würde er zucken müssen, um den Schlägen die erschlagende Wirkung zu nehmen. Fast waren ihre Berührungen Keusch, schüchtern, hatten nicht diese verzweifelte Leidenschaft, dieses Verlangen, diese unendlich, unrettbar verlierende Sucht. Noch nicht. „Entschuldigung angenommen.“ Naruto war sich wohl über den Klischeegehalt dieses Satzes im Klaren, doch es war ihm in diesem Moment vollkommen egal, jegliches Interesse an seiner Umgebung, an allem und jedem, außer dem vor sich ging verloren, verpuffte in kleine Rauchwölckchen über seinem Kopf, durch Hitze und Gleichgültigkeit. Zusammen fielen sie hintenüber, sahen Sternchen durch die schnelle Bewegung, doch die Augen wurden schnell wieder geschlossen, um all die anderen Dinge aufzusaugen, die im Raum, zwischen ihnen aufwallte. Noch nie, so kam es ihm vor, roch Naruto Sasuke wie in dem Moment, in dem sie zusammen auf der Matratze, in den weichen Laken landeten, die nachgaben und eine Welle von frischem Duft um sie herum aufwallen ließen. Ganz plötzlich, vollkommen unerwartet, nur durch eine solch winzige Berührung ausgelöst kamen all die Gefühle, Süchte hoch, denen sich Naruto nur Momente zuvor enthalten gefühlt hatte. Die Sucht, Sasuke, seine blasse Porzellanhaut zu berühren. Und berührt zu werden von den weiß – blassen Spinnenfingern. Er spürte eben jene Finger in seinem Nacken, spürte immer wieder Lippen auf seinen, Atem gehaucht in sein Gesicht. Wie seidiges Wasser, kühl und noch feucht glitten Narutos blonde Strähnen durch Sasukes Finger und er zog ihn näher, führte einen Kampf. Naruto kniete über ihm und er spürte die schlanken Waden an seinen eigenen. Oft hatte er in dieser Situation gesteckt, doch noch nie in dieser Ausführung, nie hatte er solch ein Verlangen danach gefühlt, sich näher an Naruto zu pressen. Einst flüchtige Berührungen gewannen den Tiefe und flammender Leidenschaft, die durch Beider Venen rauschte wie ungehaltenes Gletscherwasser Talabwärts, heiß wie Feuer. Narutos Finger krallten sich erst in die Laken, verloren dann jedoch den Halt, als Sasuke sich herum schwang und es waren nun seine Waden, die die von Naruto auf die Matratze drückten. Er presste seine Lippen mit beherrschender Bestimmtheit auf Narutos. Seine Finger steiften jeden Zentimeter Haut, den sie erhaschen konnten, ließen ihn das Prickeln fühlen, als sei er unter Starkstrom angeschlossen. Eben noch Angezogenes, frische Kleidung, noch immer riechend nach Waschmittel flog fort und blieb im Raum liegen, gefolgt von seinen Artgenossen. Blasse Finger strichen über Narutos gebräunte Brust und auch seine Finger suchten den dunklen Stoff, der unter seinen Fingerspitzen raschelte. Es war so unendlich schwer, normal zu sprechen, dank der Spannung, die ihre Körper zu innerlicher Vibration und Euphorie brachte doch so unendlich einfach, sich zu berühren, Scham und Schuld zu vergessen, zu vergessen, dass es falsch war, was sie taten, dass sie noch kurze Zeit zuvor voreinander zurückgeschreckt waren wie scheue Lämmer. So einfach, Dinge zu tun, die sich nicht gehörten und es konnte nie gleichgültiger sein, als in diesem Moment. Es war ein merkwürdig aufreizendes Gefühl, Narutos Hosenbund zu berühren, Knöpfe zu öffnen und Dinge zu tun, bei denen sich der Himmel zur Dämmerung vor Empörung und Scham rot färbte. Es war in diesem Moment von Vorteil, dass die Vorhänge noch immer den Einblick verboten ... ~*~ Erschöpft sanken die Körper aufeinander, blieben trotzt der noch unbequemen Lage ruhig liegen und nur ungleichmäßiger Atem füllte den Raum, ließ es ansonsten merkwürdig still wirken. Sasuke kam zur Hälfte auf Naruto zum Liegen, da das Bett kaum Platz für eine Person ihres Alters, geschweige denn für zwei bot und hauchte seinen warmen Atem an Narutos Halsbeuge. Trotzdem wirkte es kalt, denn salzig kühler Schweiß perlte an Narutos Hals herab. Zufrieden seufzte Naruto, sah ein letztes Mal in Sasukes Gesicht, hatte das Gefühl die einst schwarzen Iriden aufleuchten zu sehen und dann, im letzten Moment, bevor sich ihr Atem in den Schlaf wog, wirkten die Augen tiefschwarz und glänzend wie geschmolzener Onyxstein. ~*~ I loved you with a Rire red, now it's turning blue And you say Sorry like the Angel Heaven let me think was you, But I'm afraid I'd take another chance, take a fall, take a shot for you ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~^ Artist: Timbaland pres. One Republic Song: Apologize Lang nichts von mir gehört. Internet war kaputt, das Kapitel jedoch schon fertig und jetzt endlich hochgeladen. MiharuEndoh Kapitel 12: Past ---------------- Im sinking Wont be long before I'm too deep to run We are the dead ones We are the lost cause We are the bend before the break Our steps seal our fate ~*~ Durch das dichte Blätterdach drang kein Licht mehr, denn zu schwach war der Mond am Firmament. Wie schwarze Wellen verhängten die rauschenden Blätter den Himmel, gaben Raum für das nächtliche Flüstern und Wispern des seichten Windes. Wie ein schlafendes Monster, den Rachen geöffnet und die Krallen zur Ruhe gelegt wirkten die Schemen eines steinernen Eingangs auf einer Lichtung des Waldes und der Herrscher über eben jenes Monster stand vor dessen Rachen, die verbundenen Arme verschränkt, die von violetter Farbe umrandeten Augen geschlossen und angelehnt an die kalte Steinwand. Sein Lehrling hatte sich entschieden, heute Nacht zu gehen. ~*~ Seine Schritte hallten von den feuchten Steinwänden wieder, wirkten in der Stille laut. Sein Gesicht wurde von zuckendem Licht einiger Fackeln beschattet, die in kurzen Abständen in die Wände eingelassen waren, die grauen Wände in rötliches Licht tauchten und trotz ihrer großen Anzahl in diesem Labyrinth weder Wohlsein noch Wärme verbreiteten. Dies war ein kalter, trostloser Ort, voll von Erinnerungen an Blut und Schmerz, an Verrat und Betrug. Und mitten darin, die Aura der Gleichgültigkeit, aufgebaut innerhalb von einem Jahr, geschaffen um all dies von einem Geist fernzuhalten, der in diesem Loch aus Schwärze das Wissen nach Stärke suchte. Sasuke. Er fuhr mit den Fingern über den Griff seiner Katana, langte nach den Kunais in seiner Tasche, befühlte die Shuriken, bevor er in die dunkle Kälte der Nacht trat, empfangen von kalten Brisen. Er spürte Orochimarus Präsenz ganz genau, ignorierte sie jedoch und ging auf dem weichen Gras einige Schritte. „Vergiss nicht unsere Abmachung. Dieser eine Kampf ...“, surrte Orochimarus zischende Stimme durch die Nachtluft an Sasukes Ohr und er blieb stehen. „Ich weiß“, sagte er emotionslos, ehe er als Schatten im Geäst eines Baumes verschwand. Kurz zischte eine lange Zunge hervor, leckte über schmale Lippen die sich Momente später zu seinem Lächeln wandelten. Bald würde er haben, was er wollte. ~*~ Innerlich fühlte sich Sasuke verraten von seinem Meister. Mehr noch. In ihm wuchs und gedieh das Verlangen, seinem Verfolger die Katana in den Leib zu stoßen, zu sehen wie das Blut im langsam aus dem Mund quoll, die Schneide genüsslich herum zu drehen und den Schmerzensschrei laut und lang durch den Wald hallen zu hören. Er sprang zurück auf den moosigen Waldboden, blieb dort stehen und hörte hinter sich deutlich das Rascheln eines Busches. „Komm raus, Kabuto. Ich weiß schon längst, dass du mich verfolgst.“ Kabuto schlich wie eine Katze um ihn herum, wachsam, langsam, mit federnden Schritten. Er rückte seine Brille zurecht und in ihr brach sich ein schmaler Streifen Licht, der durch ein winziges Loch im dichten Blätterdach fiel. Er lächelte. „Orochimaru vertraut dir nicht ...“ „Er hat nur Angst, sein Schüler könne ihn übertreffen. Ich bin ein Uchiha. Ich halte mein Wort.“ „Man weiß nie, Uchiha“, schnarrte Kabuto spottend. „Vielleicht liegt dir doch mehr an deinem armseligen Leben, als dir lieb ist.“ „Werd nicht albern. Deines ist das armselige Leben von uns beiden.“ Sasuke beobachtete Kabutos Bewegungen aus den Augenwinkeln. „Meinst du, ich bin der Einzige, den er ausnutzt? Er benutzt dich nur, nutzt dich aus, saugt dich aus wie die Schlage die er ist und irgendwann, wenn er keinen Nutzen mehr in dir sieht, wird er dich töten. Vielleicht kommst du noch zu der Ehre, die Hülle für seinen Geist zu sein. Vielleicht für ... einen Tag. Oder zwei ... Und dann wird er dich verscharren, wie all die anderen ...“ Er hatte einen wunden Punkt getroffen, hatte verbal darin rumgestochert. Kabutos Augen blitzten hinter den runden Gläsern zornig auf und plötzlich spürte Sasuke Kabutos Griff in seiner Robe, sah das wütende Funkeln in der Dunkelheit genau vor sich. „Lügner!“ „Bring mich nicht zum Lachen. Soviel Naivität traf ich bis jetzt nur einmal. Lass mich los, Kabuto. Ich habe noch einige Dinge zu erledigen.“ Scharrend zog Sasuke die Katana aus der reich geschmückten Scheide, ließ das scharfe Metall kurz in spärlichen Mondlicht glänzen, ehe er den moosigen Boden rot färbte, vor sich den schweren Körper fallen hörte und ihn noch eine Weile mit stummer Abscheu betrachtete. Abscheu vor soviel Naivität. ~*~ „Das hättest du nicht tun sollen, Sasuke ...“ Zischend. Bedrohlich. Der einzige Laut in friedlicher Ruhe. Dunkelheit. Von dicken, watteweißen Wolken verdeckter Mondschein. Trotzdem grau in dieser Nacht. Sasuke spürte einzig und allein, dass er da war, dass er nah war. Spürte einzig und allein, dass er der Herrscher über die plötzliche Stille war, dass er es war, die jegliches Leben in der Umgebung gespannt den Atem anhalten ließ um zu lauschen, um zuzusehen. Und es wurde eisigkalt um ihn herum. Atmen. Er befohl sich nur zu atmen, nicht an der dünner werdenden Luft zu ersticken, die Gänsehaut zu ignorieren, die seine Arme hinauf kroch. Atmen. Weiteratmen. Er sah zu Boden, erinnerte sich daran, was ihr Sensei ihnen einst gesagt hatte und spitzte die Ohren, versuchte das rauschende Blut zu ignorieren, das er als einziges hörte. Er spürte genau, wie das Blut in seiner Halsschlagader pulsierte und bemerkte doch, wie es durch die aufkommende Kälte anhalten wollte, wie es sich ausdehnen wollte. Eisigkalter Schweiß perlte auf seiner Stirn, machte seine Handflächen feucht und die winzig kleinen Tropfen, unscheinbar und noch nicht einmal glänzend, fühlten sich an wie kalte Scherben auf seiner Haut, das erhitzte Fleisch zerschneidend. „Hast du deinen Hass gefüttert? Schwacher, kleiner Bruder ...“ Sasuke biss die Zähne zusammen. So fest, dass sie knirschten, so fest, dass sich die Haut wie Leder über die Wangenknochen zog, straff und gefährlich nah daran, zu zerreisen. Und doch, so gern er es wollte, so sehr er sich auch zwang, er konnte sich nicht bewegen. Wie in einem Tunnel, den Ausgang vor den Augen, doch ängstlich davor, das Ende nicht zu erreichen verschwand seine jahrelange Vorbereitung, der Hass, der geschürte Zorn und zurück blieb ein neunjähriger Junge, die Waffe an seinem Gürtel, unfähig sie zu ziehen im Angesicht seines Bruders. „Lachhaft. Erbärmlich und lächerlich. Du bist es nicht wert, auch nur einen Kunai zu ziehen ...“ Ein heiserer Aufschrei, ein lauter Flügelschlag in der Dunkelheit und Schwarm von Raben zog an Sasuke vorbei, ließ ihn mit großen Augen stehen und so schnell wie der Spuk begann, so schnell endete er. Wie ein Traum war die Begegnung, verzerrt wirkend und verschwindend kurz. Er war noch unfähig sich zu bewegen, spürte die kleinen Eiskristalle in seinem Blut schmelzen, hörte seinen rasselnden Atem, spürte wie sich sein Brustkorb hob, wie das Herz darin schlug, spürte das pulsierende Leben in sich und war doch nicht wirklich am Leben. So sehr hatte er für diesen Moment gekämpft und so erschreckend schnell war er vergangen, so erschreckend schwer war es gewesen, die Angst zu überwinden. „Wie ich sehe, hast du versagt ...“ „Das war nicht mein Kampf.“ „Du hast versagt, Sasuke. Das hätte ich nicht von meinem Schüler erwartet.“ Er sah die Bewegung, wollte darauf reagieren, wollte sich wehren, war jedoch noch zu träge, zu schwer war sein Körper, als dass er sich hätte verteidigen können. „Und du hast mir eines meiner liebsten Spielzeuge genommen ...“, zischte es an seinem Ohr. Eine Zunge leckte darüber, ließ ein Gefühl des Ekels zurück. Ein Schlag. Und Schwärze hüllte ihn ein. ~*~ Every step I take I leave a small piece of myself behind Soon there will be nothing left Every breath I take I feel my lungs fail This breeze feels more like shards of glass I'm more scars than skin ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Artist: AlexIsOnFire Song: This could be anywhere in the World Ich bin mir im Klaren, dass das Kapitel zu kurz ist. Absicht. Und ich weiß, dass der Song in seinem eigentlichen Zusammenhang nicht dem Sinn der FF entspricht. Aber ich wollte diese Textstellen >__< Kapitel 13: Circle ------------------ You said that we would always be Friends But all you gave to me were Scars on my Heart All you did to me was tear my World apart And as you left you left these Scars on my Heart ~*~ Es war noch früh. Noch waren es die Geister des Vortages, die als Schatten durch die Stadt schlichen und sich wie dunkle Sonnenstrahlen durch die Gassen wanden. Noch waberte nur Nebel über den staubig stillen Boden und leckte an den blanken Fenstern. Trotz der hellen Farben, die sich langsam tanzend am Morgenhimmel wanden war die Szenerie dunkel und verleitend, die Türen gegen die Kälte geschlossen zu halten. Im stillsten Teil des Dorfes, gebrandmarkt und gesäumt von weiß-roten Ornamenten an den einkreisenden, trist grauen Steinmauern schien sich der Nebel am wohlsten zu fühlen, drückte sich mit feuchter Gestalt gegen die Wände der Häuser und es schien, als seien sogar die früh morgendlichen Vögel, die zu Frühlingszeiten wiederkehrten so respektvoll zu wissen, dass es hier keine Verwendung für ihre fröhlichen Melodien gab. Dunkle Vorhänge wurden raschelnd von blasser Hand beiseite geschoben und dunkle, glanzlose Augen spähten in den weißen Rachen des Nebels, der sich auch gegen dieses Fenster presste. Die Hand zog sich zurück, ließ den Vorhang zurück schwingen, als die Iriden genug gesehen zu haben glaubten. Er betrachtete seine weiße Haut und bemerkte erst, dass er fror, als er die Gänsehaut sah, die die feinen Härchen auf seinen sehnigen Armen zu Berge stehen ließ. Leise quietschend öffnete sich eine Schranktür und heraus strömte ein zu bekannter Geruch nach Alter und Staub, war reizend, als sich Nasenflügel blähten und ihn einatmeten. Ihm war fast danach, zu husten oder zu niesen, doch er schloss die Schranktür und atmete abgehackt ein, um kein lautes Geräusch von sich zu geben. Durch seine Spinnenfinger floss der weiche, seidige Stoff eines schwarzen T-Shirts, das er sich raschelnd über die nackte Brust zog und sofort den zarten Duft von Seife in der Nase spürte. Er hörte das sanfte Knistern einer Bettdecke, leises, tiefes Einatmen und einen Seufzer, der über leicht geöffnete Lippen floss, fuhr herum und starrte einen Moment des gestockten Atems auf das Knäuel aus Körper und Stoff, das sich auf seinem engen Bett zusammenkauerte. Er atmete die Luft, die sich in seinen Lungen gesammelt hatte aus und sein Brustkorb senkte sich merklich vor Erleichterung. Sein blasses Gesicht entspannte seine Züge, die Iriden öffneten sich ein Stück weiter und die breiten Schultern sanken entspannt herab. Naruto schlief noch und Sasuke konnte gehen. ~*~ Als er aufwachte, war er allein. Und er erschrak zutiefst, dachte, er müsse von Tausenden Ziegelsteinen auf einmal getroffen worden sein und fiel zurück auf das harte, protestierend laut knarrende Bett. Er horchte, schloss die Augen und sah den grünen Punkten zu, die fröhlich vor der inneren Schwärze seiner Augen explodierten. Die eisern kalten Bänder, die sich für einen Moment wie ein Schraubstock um seine Lungen geschlungen hatten, lösten sich langsam und er atmete tief, ganz tief ein. Er war nicht allein. Zumindest nicht vollkommen. Neben sich sah er einen kleinen Stapel Kleidung, fein säuberlich zusammengelegt, weich, nach Seife und unverkennbar nach Sasuke duftend. Einen Moment noch blieb er mit hinter dem Kopf verschränkten Armen ruhig liegen, atmete, roch, saugte durch die Nasenflügel, blähte die Lungen, ließ seinen Brustkorb anschwellen und atmete langsam, zischend und ein wenig zitternd wieder aus, bevor er die dünne Decke beiseite schob und zusammenzuckte, als die Kälte seine Brust umgab. Für einen Frühlingsmorgen, an dem die Vögel hätten singen sollen und die Sonne schon längst unschuldig glänzenden Tau hätte trocknen sollen, war er merkwürdig ruhig und merkwürdig kalt. Er riss die Vorhänge von dem halb geöffneten Fenster und blickte direkt in den weit geöffneten Rachen des morgendlichen Nebels, der ihm wie zu einem morgendlichen Gruß die Zähne entgegenstreckte. Er stampfte müde die Treppe hinab, sah die ersten Strahlen der Sonne, die so stark und mutig war, sich durch den Nebel zu kämpfen unter der Tür hindurch schleichen und den Flur erhellen, bevor er in die Küche trat. Und dort umfing ihn die Dunkelheit wie eine schwere Decke aus festem Stoff. Er strängte die Augen an und seine Pupillen wurden merklich größer. Er horchte in die Stille hinein, hörte leises Atmen, ein Herz, das mit seinem in einem Takt schlug. Er musste die Augen zusammenkneifen, als ein leises Fauchen ein Wenig Helligkeit in den Raum zauberte und eine rote Kerze flackernd zu leben begann. Der Raum zuckte in rötlich warmer Feierlichkeit, als auch die letzten Strahlen sich einen Weg gesucht hatten. Hämische, unechte Romantik umschlich wie eine borstige Katze Narutos Knöchel, wog schwer auf seinem Gemüt und es machte ihm auf eine kindliche Art Angst. Fenster und Türen waren verdeckt mit schwarzen Stoffen. Nicht einen einzigen Lichtstrahl ließen sie hindurch. Sollte es doch so sein, verschlang sie das Licht der Kerze. „Sasuke?“ Vom Sofa, dessen Lehne dem Raumeingang zugedreht war, erhob sich eine Gestalt, richtete sich zu voller Größe auf und ihre stattliche Figur wurde vom Licht der Heimeligkeit in eine ungekannt furchterregende Szene gesetzt. Im Schimmer jenes Lichts zeigte Sasukes Gesicht eine gespannte Straffheit, und so wirkten Wangenknochen und die blutroten Lippen hart und kalt, blass und gefährlich. Auch Narutos Züge spannten sich, während er Sasukes blasse Hände beobachtete, die trotz seiner zum Absprung bereiten Pose lässig in den Taschen steckten. Naruto war sich seiner nicht sicher und blickte gehemmt in das spitzgezogene Gesicht. „Sasuke? Was soll das?“ Die Luft knisterte, als Sasuke langsam die Augen schloss, zu Boden sah und sein Antlitz kurz von schwarzem, aufgestelltem Haar verdeckt wurde. Und dann ruckte sein Kopf hoch, das Sharingan zeigte sich und ein furchterregender Glanz ließ Naruto scharf Luft holen. Zaghaft, fast ängstlich machte er einen Schritt auf Sasuke zu, streckte die Hand nach ihm aus und fühlte eine große Welle der Enttäuschung in sich aufwallen, als Sasuke nur den Kopf schüttelte. Das glänzende Haar rahmte sein Gesicht fast gänzlich ein und gab seiner Blässe einen unerahnten Höhepunkt. „Naruto, wir müssen reden.“ Seine Stimme wirkte so viel tiefer, so viel kratziger als sonst, als sei sie heiser oder weigerte sich gegen das, was man mit ihr zu verkünden suchte. „Setz dich.“ Aus irgendeinem Grund zitterten Narutos Beine, als er sich auf dem Sofa niederließ. Es hätte noch so weich sein können, er hatte das Gefühl, auf Nadeln zu sitzen. Er zog sein Knie an, drückte seine Nägel hinein, damit Sasuke nicht sah, dass seine Hände unruhig und glänzend vor Angstschweiß waren. Doch auch mit dieser Maßnahme lagen Sasuke stechend rote Iriden auf den braunen gebrannten Fingern und sie zuckten unruhig. „Hör mir zu. Ich meine, bleib sitzen und hör mir zu.“ Sasuke sah das Aufhüpfen Narutos Kehlkopf erstaunlich deutlich, als er hart schluckte. Zuckende Schatten tanzten in makaberen Bewegungen über sein angespanntes Gesicht. „Vielleicht verstehst du es nicht. Vielleicht wirst du dich wieder verraten fühlen, aber es hat nichts mit Verrat zu tun.“ Als ob er wüsste, was folgen würde schüttelte Naruto widerwillig den Kopf. „Ich muss gehen. Ich habe noch eine Rechnung offen, die ich so nicht stehen lassen kann.“ „Aber wieso denn gerade jetzt ... Das ist nicht fair.“ Sasuke schnaubte. „Das Leben ist nicht fair. Das solltest du am besten wissen. Du musst gar nicht erst versuchen, mich aufzuhalten. Ich werde gehen. Ob du willst oder nicht.“ Narutos Finger krampften sich kurz zusammen und Sasuke spürte fast den Schmerz durch seinen eigenen Körper zucken, den Naruto fühlte, als sich seine Fingernägel ein Stück tiefer in sein Knie bohrten. Naruto blickte auf, ein langen Moment lang, ehe er sich mit einer plötzlichen Bewegung auf Sasuke stürzte. Trotz seines Sharingans tat er nichts dagegen, spürte nur, wie die Luft schlagartig und mit einem unfreiwilligen Keuchen aus seinen Lungen gepresst wurde, Narutos Körper hart auf seinem landete und die beiden mit zu viel Schwung vom Sofa rollten und mit einem dumpfen und in seinem Rücken schmerzenden Aufschlag auf dem Holzboden landeten. Aus den Augenwinkeln, sah er, hörte wie aus einer anderen Dimension schallen, den Tisch umfallen, die Kerze mit einem Fauchen davon rollen und doch brannte sie weiter. Glänzendes Wachs, rot und rein tropfte auf den matten Holzboden. Von Schmerz verzerrt war Narutos Mine, als er die Faust hob, als diese zitternd über Sasukes Gesicht zu stehen kam, als sich das erste Salz in seinen Augenwinkeln sammelte, als er das erste Mal nicht versuchte, die Erbärmlichkeit seiner Selbst in sich zu verschließen und das Kind, das sich unverstanden und verraten fühlte mit vollem Gewicht auf Sasukes Brustkorb fallen ließ. Er wollte kämpfen, wollte Sasuke jeden einzelnen Knochen brechen um ihn hier zu behalten, wollte ihn zwingen, wollte den Gegenwillen in Sasukes Augen brechen sehen und wollte doch ... dass Sasuke seinetwegen freiwillig blieb. Und er verstand nicht, wieso das Wesen unter ihm ihm immer weniger vorkam wie ein Mensch, wie der Mensch, den es zu retten wert war. Denn den Wert verlor er stetig. „Wir drehen uns in einem verdammten Kreis! Ich komme immer wieder bei dir an, sehe dich immer wieder, treffe auf der Linie immer dich! Wieso willst du weg laufen, wenn du weißt, dass es so ist. Wieso ... Weißt du nicht, dass er dich töten wird! Weißt du nicht, dass du zu schwach bist! Oder willst du es einfach nur nicht begreifen! Sasuke!“ „Vielleicht kann ich ihn nicht töten. Aber dich kann ich es allemal.“ ~*~ You took my Love away past of the Line You took this broken Heart and you made it mine But I don't need your Sympathy No I don't need one damn Thing ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Artist: Element Eighty Song: Scars Ja, die Story hat immer noch einen Plot und nein, ich habe nicht vor, die Story abzubrechen, dazu ist sie mir viel zu wichtig. Aber ich kann derzeitig einfach nicht schreiben ... MiharuEndoh Kapitel 14: Breaktrough ----------------------- ... Es ist vollbracht. Es hat gedauert, es hat weh getan, es hat Spaß gemacht, es hat erlebt wie ich abgenommen und zugenommen habe und ich bin gewachsen. Die FF ist nicht mehr das, was sie zu Beginn war ... sie ist mir in etwa das Wichtigste Werk. Ich habe lange gebraucht, mein ganzes Herz steckt darin, die einen werden es hassen, die anderen auch ... aber es ist wie es ist und nicht anders, das ist gut so. Etwas anderes wäre einfach ... falsch gewesen. ~*~ Stille kehrte ein, eine vollkommene, tötende Stille, die Naruto durch jede Faser ging, die ihn lähmte, kalt machte und schlimmer in sich selbst umkommen ließ, als der wahre Tod es jemals gekonnt hätte, als Sasukes Hand es jemals wahrlich hätte vollbringen können. Innerlich war es Leben und Tod, das gegeneinander kämpfte. Das weinende Kind des Lebens, das sich beißend wehrende Nichtsterbenwollen im bitteren Widerstand gegen den Mann in ihm, gegen den zu Schafott stolzierenden Krieger, dem es sofort in Herz, Geist und Faser überging, jetzt zu sterben und getan zu haben, was nötig war. Naruto stand da, blickte in ein blutig rotes Sharingan und fühlte es in sich übergehen, in ihm sein, wohnen, ballte die Hand zur Faust. Der Krieger sprach und das Kind plärrte. „Wenn es das ist, was du willst, alles in Scherben schlagen, was du hast, alles in Scherben schlagen, was du dir gewünscht hast um dann nur noch Scherben zu finde, dann mach weiter so. Dann bring mich um, bring deinen Bruder um, bring dich selbst um.“ Was auch immer er sich erhofft hatte, es traf nicht ein. Gegen alles, gegen das blutig rote Auge, gegen die seidenschwarze Farbe der Wahrheit wurde er gleichgültig. Wollte man ihn in jenes todschwarze Tuch einspannen, sollte es doch geschehen. Er saß auf dem dunklen Holz des Wohnzimmers, sah aus dunkler werdenden Augen auf sein Gegenüber, beruhigte das weinende Kind in sich mit sorgsam gewählten Worten und wünschte sich, es möge endlich Ruhe geben. Das Leben, das Leid, sein eigener Kopf. „Ich habe dir von Anfang an gesagt, irgendwann wirst du es bereuen, Naruto. Aber du wolltest mir nicht glauben.“ „Wer hat gesagt dass ich es jetzt bereue. Die Situation gestaltet sich nur als etwas ... schwieriger.“ Die Stimmen in seinem Hirn gaben nach, es wurde still. Fauchend und mit einem letzten weiß rötlich aufflackernden Versuch am Leben zu bleiben erlosch die Kerze auf den Boden, ließ niemals gesehen Rauch aufsteigen und gab dem Raum eine herbe Note, es roch nach erloschenem Kampfgeist, nach Ruhe und Schwere. Sasuke blinzelte, kurz, verbannte blutiges Rot aus seinem Blick, ließ tiefes Schwarz zurück und verschwand in der Dunkelheit des Raumes. Sein Kopf fiel bis sein Kinn seine Brust berührte, die Linie malte einen weißen, unsichtbaren Kreis in die Luft und Naruto und Sasuke trafen sich an den Enden. „Du hast Recht, wir drehen uns im Kreis und wir treffen uns immer wieder.“ Naruto war erschöpft, war müde, fühlte sich hohl von all dem auszehrenden Wiederholen der Dinge, von der Ausweglosigkeit aus dem strahlend weißen Kreis der sich immer und immer wieder in die Dunkelheit um sie beide herumzeichnete und sie gefangen hielt, ihnen den Blick auf die Welt dahinter verwehrte. Sie waren im Sturm, auf unruhigem Gewässer das sich nur beruhigte um Kraft zu sammeln, um von neuem hohe Wellen aufschlagen zu lassen. Dieser Sturm verkörperte sich vor allem in Sasukes dunkler, aufgewühlter Seelenwelt, zermürbt und zermatert von Bedenken, Sehnsüchten, Wünschen, von Naruto der nicht in die Dunkelheit hinein passte. Er sprengte ihn von innen heraus. Sasuke brauchte ihn und konnte ihn nicht ertragen, suchte ihn und versuchte trotzdem nicht ihn zu finden. Es war der Kreis. Sie blickten sich an, atmeten, entspannten sich, wussten keine Worte zu sprechen und kamen sich näher. Es war einfache Verzweiflung, Verzweiflung in ihrer schwärzesten Form, ein sehniger, aus vielen Fäden bestehender Klumpen, widerlich, und doch ganz einfach, unkompliziert, für jeden verständlich, wie dunkles Fleisch. Und sie war der Grund, aus dem Sasuke seinen schweren Kopf in Narutos Halsbeuge legte, warum er den beißenden Geruch von erloschenen Kerzen und langsam trocknendem Angstschweiß auf warmer Haut tiefer einsog und sich wünschte, er wisse nicht was kommen würde. Er wollte beides haben, Rache und Wärme, den Hass ... und das was Naruto zu geben vermochte. Mit so etwas einfachem wie einer Berührung seines Rückens, durch Stoff, durch trennende Materie, was auch immer es auch sein mochte was es war, das er von Naruto erhielt, wenn dieser voller Mitleid und Verständnis, Abscheu und Ekel über sein Juin strich. „Naruto“, kratzte es in der Stille, heiser, leiser, fast gebrochen. „Du begreifst immer noch nichts. Gar nichts.“ Es gab nicht das Gefühl des ziehend reißenden Schmerzes in Narutos Magengegend, nicht das Gefühl seine Eingeweide müssten zu einer kleinen pochenden Masse zusammenschmelzen das es wohl geben wollte. Naruto war zu müde um wütend, um auch nur empört zu sein. „Vielleicht hast du Recht. Vielleicht habe ich keine Ahnung. Vielleicht ist es mir auch einfach egal.“ Naruto schüttelte langsam den Kopf, ganz langsam, seine Haare streiften Sasuke Gesicht ganz kurz, er atmete aus, seufzte, trocknete den letzten Tropfen Schweiß in Sasukes Nacken. Vielleicht war es Abschied, vielleicht Neugeburt, ein Durchbrechen des Kreises oder ein weiteres Einschließen, aber es war nur ein Augenblick wie viele andere, vielleicht später genauso verwerflich. Vielleicht genauso falsch verwerflich wie der Moment in dem sie sich das erste Mal anstarrten, in denen kühler moosgetränkter Wind ihnen beiden über das Gesicht strich, in denen Sasuke das erste Zeichen von Schwäche gegeben hatte ... „Sasuke, ich ... ich“ – „Ich weiß.“ Es verletzte nicht, es war einfach da, diese Erkenntnis, das Nichtrückgängigmachenkönnen in seiner Stimme. „Seit wann weißt du es?“ „Ich glaube ich habe es von Anfang an geahnt-“ „Und nichts dagegen unternommen?“ „Hast du etwas dagegen unternommen?“ „... Nein.“ Es war wie geschmolzenes Wasser, es floss durch ihre Körper, die Erkenntnis – sie hatten es nie abwenden können und es war von Anfang an zu spät gewesen. Von einem Anfang an, dessen Grenzen sich mit dem Folgenden verwischt hatten. „Sasuke, was willst du jetzt tun. Ich werde dich nicht gehen lassen.“ „Und ich werde dich nicht töten.“ „Wirst du es ... aufgeben?“ „Er wird mich suchen, wenn es zu lange dauert. Und ich werde wohl freiwillig sterben, wenn er durch die Hand eines anderen stirbt. Aber ich werde noch nicht gehen. Nicht ... jetzt.“ So saßen sie da, Sasuke, seine trotz warmer Wangen abkühlende Stirn an Narutos Schulter gelehnt, die Augen geschlossen. Naruto die Hand auf Sasuke gekrümmten Rücken, die Augen geschlossen. Es war einvernehmen. Und irgendwie, irgendwie war es sogar ... Liebe. „Sasuke ...?“ „Ich weiß Baka, ich dich auch ...“ ~ ENDE ~ Ich danke euch allen aus tiefstem Herzen. MiharuEndoh Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)